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Full text of "Archiv für Naturgeschichte"

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ARCHIT 

FÜR 

NATURGESCHICHTE 


GEGRÜNDET  VON  A.  F.  A.  WIEGMANN, 
FORTGESETZT  VON  W.  F.  ERICHS ON. 


IN    VERBINDUNG    MIT 


PROF.  DR.  GRISEBACH  IN  GOTTINGEN , 

PROF.  DR.  VON  SIEßOLD  IN  BRESLAU,  PROF.  DR.  A.  WAGNER 

IN  MÜNCHEN    UND   PROF.   DR.  LE  UCK  ART   IN  GIESSEN. 


HERAUSGEGEBEN 


VON 


Dr.  f.  H.  TROSCHEX.^ 

PROFESSOR    AM    DBR    FRIEDRICH-WILHELMS-UNIVERSITÄT    ZU    BONN. 


SECHZEHNTER  JAHRGANG. 

Zweiter  Band« 


BERLIN,   1850. 

VERLAG    D  ER    NICOLArSCHEN     BUCHHANDLUNG. 


Bericht  über   die  Iiei§tuiig:eii   in  der  ]|[atur> 

geiscliiclite  der  Säug^thiere  ATälireiid  de» 

Jaiires  1S49. 


Von 
Prof.  Andr«  ^Vagner 

in  München. 


Eine  neue  systematische  Eintheilung  der  Säugthiere  ist 
von  F.  J.  C.  Mayer  vorgelegt  worden. 

Sie  findet  sich  in  seinem  „System  des  Thierreiches  oderEinthei- 
lung  der  Thiere  nach  einem  Princip.«  Bonn  1849  (aus  den  Verhand- 
lungen des  naturhistorischen  Vereins  der  Preussischen  Rheinlande  und 
Westphalens).  Der  Verfasser  will  ,  wie  er  sagt,  dem  Bedürfnisse  des 
menschliehen  Geistes  nach  Einheit  entgegenkommen  und  das  gesanimte 
Thierreich  nach  einem  Princip  eintheilen.  Als  Grundlage  dieser  Ein- 
theilung  könne  aber  kein  anderes  Organ  in  Berücksichtigung  kommen 
als  das  der  willkührlichen  Bewegung  ,  indem  letztere  das  unterschei- 
dende und  charakteristische  Merkmal  der  Thierwelt  bilde.  Darnach  er- 
richtet er  nun  12  Klassen.  Dasselbe  Princip  soll  dann  weiter  für  die 
Ordnungen  und  wo  möglich  auch  für  die  Unterordnungen  und  Familien 
geltend  gemacht  werden  ;  die  Unterschiede  der  Gattungen  und  Arten 
könnten  aber  von  irgend  andern  Merkmalen  hergenommen  werden. 

Die  Säugthiere  (von  ihm  Cathetomelea  benannt)  theilt  der  Verf. 
in  folgende  8  Ordnungen  :  I)  Chiropoda  mit  3  Unterordnungen  :  1)  Qua- 
drumana,  2)  Pedimana  (Beutelthiere)  und  3)  Valgimana  (Faulthiere).  — 
II)  Pleropoda  mit  2  Unterordnungen :  1)  Microdactyli  (Galeopithecus) 
und  2)  Megadactyli  (Fledermäuse).  —  III)  Harpopoda,  die  bisherigen 
Ferae,  mit  3  Unterordnungen:  1)  Plantigrada  ,  2)  Digitigrada  und  3) 
Pinnigera  (Lutra,  Latax).  —  IV)  Scaptopoda  mit  4  Unterordnungen: 
1)  Pholidophora  (Dasypus,  Ghlamidophorus  ,  iVlanis),  2)  Kentrophora 
(Ornithorhynchus,  Tachyglossus),  3)  Acanthophora  (Erinaceus,  Centetes), 
Archiv  f.  Naturgescb.  XVI.  Jahrg.  2.  Bd.  A 


2  Wagner:  Bericht  über  die  Säugthiere 

4)  Rhynchophora  (Myrmecophaga ,  Orycteropus  ,  Myogale  ,  Condylura, 
Chrysochloris,  Scalops,  Talpa,  Sorex,  Macroscelides).  —  V)  Halmatopoda, 
die  bisherigen  Wager ,  mit  4  Unterordnungen  :  1)  Subpollicata  (Chiro- 
rays,  Arctomys,  Spermophilus,  Myoxus,  Tamias,  Pteroniys,  Sciurus,  La- 
gidium,  Echimys,  Hystrix,  Chinchilla,  Eriomys,  Cricetus,  üipus ,  Merio- 
nes,  Capromys,  Mus).  2)  Subfalcata  (Spalax,  Saccomys  ,  Georhychus, 
Balhyergus,  Ascomys ,  Hypudaeus).  3)  Subungulata  (Cavia  ,  Coeloge- 
nys,  Dasyprocta  ,  Pedetes  ,  Lagomys  ,  Lepus,  Hyrax,  Lipura).  4)  Sub- 
pinnala  (Castor,  Myopotamus ,  Hydromys ,  Fiber).  —  VI)  Cheleopoda, 
die  bisherigen  Multungula,  mit  5  Unterordnungen:  1)  Decachelea  (Ele- 
phas),  2)  Octochelea  (Hippopotamus),  3)  Heptachelea  (Tapirus),  4)  He- 
xachelea  (Rhinoceros),  5)  Anisochelea  (Sus  ,  Dicotyles ,  Babyrussa).  — 
VII)  Hopleopoda  mit  2  Unterordnungen:  1)  Dioplea,  die  Zweihufer,  und 
2)  Monoplea ,  die  Einhufer.  —  VIII)  Pterygopoda  mit  2  Unterordnun- 
gen :  1)  Unguipinnae  und  zwar  a)  Tetrapterygii ,  nämlich  Phoca,  Tri- 
chechus  und  b)  Dipterygii,  nämlich  Halicore ,  Manatus ,  Rhytina  ,  und 
2)  Laevipinnae,  die  eigentlichen  Walle. 

Nach  den  Schranken  ,  die  Ref.  für  den  Umfang  seines  Berichtes 
gesteckt  sind,  kann  er  hier  auf  eine  Besprechung  des  Princips  ,  nach 
welchem  der  Verf.  die  Klassification  des  Ihierreichs  vorgenommen  hat, 
nicht  eingehen  ,  sondern  muss  sich  auf  einige  Bemerkungen  über  die 
bei  den  Säugethieren  aufgestellten  ünterabtheilungen  beschränken.  So 
sehr  nämlich  Ref.  von  der  Wichtigkeit  der  Berücksichtigung  der  Be- 
wegungsorgane bei  der  Klassifikation  des  Thierreichs  überzeugt  ist,  und 
so  gerne  er  den  Scharfsinn  anerkennt,  mit  dem  sie  am  genannten  Orte 
im  Allgemeinen  durchgeführt  ist,  so  kann  er  doch  diese  Organe  allein 
nicht  für  ausreichend  ansehen  ,  um  darnach  die  Ordnungen  und  Fami- 
lien mit  der  nothwendigen  Schärfe  festzusetzen  ,  und  es  kann  dann 
nicht  fehlen,  dass  Gruppirungen  erfolgen,  denen  die  Therologen  nicht 
durchgängig  beistimmen  werden.  So  kann  z.  B.  Ref.  nicht  einsehen, 
warum  die  Känguru's  bei  den  „Handfüssern"  eingereiht  werden ,  da 
ihnen  doch  die  Handbildung  ganz  und  gar  abgeht.  Eine  solche  Zu- 
sammenstellung verträgt  sich  weder  mit  einem  natürlichen  ,  noch  mit 
einem  künstlichen  System.  Ref.  kann  sich  ferner  nicht  überzeugen, 
dass  der  Verf.  bei  Errichtung  seiner  4ten  Ordnung  „einem  Finger- 
zeige der  Natur"  gefolgt  ist  ,  wenn  er  Zahnlücker  und  Insektenfresser 
in  eine  Ordnung  ,  Orycteropus  und  Macroscelides  sogar  in  eine  Unter- 
ordnung zusammenstellt.  In  diesem  Falle  überwiegt  denn  doch  die 
Summe  der  Unähnlichkeiten  über  die  der  Aehnlichkeiten  in  einem  sol- 
chen Maasse,  dass  wenigstens  Ref.  mit  einer  derartigen  Combination 
sich  nicht  befreunden  könnte.  Eben  so  wenig  wird  die  Vereinigung 
der  Einhufer  mit  den  Zweihufern ,  der  Robben  mit  den  Wallen  ei- 
nen sonderlichen  Eingang  finden.  Bei  den  Wagern  aber  würde  die 
ganze  grosse  Arbeit,  welche  in  den  letztern  Jahren  zur  genauen  Kennt- 


w&hrend  des  Jahres  1849.  3 

niss  ihres  innern  Baues,  namentlich  ihres  Knochengerüstes  ,  unternom- 
men wurde,  so  ziemlich  für  eine  naturgemässe  Eintheilung  dieser  Ord- 
nung verloren  gehen  ,  wenn  die  Therologen  zur  Anerkennung  der  hier 
vorgeschlagenen  Unterabtheilungen  sich  verstehen  wollten.  Wie  ge- 
sagt, Ref.  erkennt  in  vollem  Maasse  das  Verdienstliche  von  der  uns 
hier  durch  May  er  vorgelegten  Klassifikation,  aber  es  würde  die  scharfe 
Bestimmung  der  Unterabtheilungen  verloren  gehen,  wenn  nicht  andern 
wichtigen  Organen  auch  die  gehörige  Berücksichtigung  zu  Theil  würde. 

F.  Kr  au  SS  hat  von  seinem  Werke:  „das  Thierreich  in 
Bildern  nach  seinen  Familien  und  Gattungen«  die  2te  und 
3te  Lieferung  erscheinen  lassen.  Der  Text  bringt  den  Schluss 
der  Fledermäuse,  die  Raubthiere  und  den  Anfang  der  Beutel- 
thiere;  die  Tafeln  enthalten  die  Raubthiere,  Beutelthiere  und 
den  Anfang  der  Nager. 

Von  Schinz  Monographie  der  Säugethiere  sind  ausge- 
geben worden  Heft  23,  24  und  25.  Das  letzte  Heft  befasst 
sich  im  Text  noch  mit  den  Antilopen  und  auf  den  Tafeln  eben- 
falls noch  mit  diesen  und  den  Hirschen. 

Die  Verhandlungen  der  zoologischen  Gesellschaft  in 
London  erscheinen  nun  auch  in  einer  illustrirten  Ausgabe 
unter  dem  Titel :  The  Proceedings  of  the  Zoological  Society 
of  London,  with  illustrations.  Der  Iste  Band,  den  Jahrgang 
1848  umfassend,  aber  erst  im  Laufe  von  1849  erschienen, 
ist  bereits  vollendet.  Wir  werden  in  unserem  Berichte  die 
Abbildungen  der  Säugethiere  am  geeigneten  Orte  citiren. 

„Der  Führer  im  zoologischen  Garten  zu  Berlin«  giebt 
eine  kurze  Uebersicht  über  die  daselbst  im  Jahre  1849  ge- 
haltenen Thiere,  woraus  man  entnimmt ,  dass  daselbst  schon 
eine  ziemliche  Anzahl  interessanter  Säugethiere  befindlich  ist. 

In  den  Würtemberg.  nalurwissensch.  Jahresheften  VL  1.  S.  85 
setzte  G.  vonMartens  seine  interessanten  Bemerkungen  über  die 
von  Zeit  zu  Zeit  in  Stuttgart  sich  einfindenden  Menagerien  fort. 

Burmeister  beförderte  zum  Druck  ein  „Verzeichniss 
der  im  zoologischen  Museum  der  Universität  Halle  -  Witten- 
berg aufgestellten  Säugethiere,  Vögel  und  Amphibien;«  was 
sehr  zweckmässig  verfasst  ist,  und  eine  ansehnliche  Zahl  Säu- 
gethiere nachweist. 

Aufmerksam  möchten  wir  noch  machen  auf  die  History 
of  the  Royal  Society  with  memoirs  of  the  Presidents.    Com- 


4  Wagner:  Bericht  über  die  Säugthiere 

piled  from  aulhentic  documents  by  Ch.  R.  Weld.  In  two 
Volumes.  London  1848.«  Da  diese  Gesellschaft  einen  sol- 
chen bedeutenden  Einfluss  auf  die  Entwicklung  aller  natur- 
wissenschaftlichen Fächer  ausgeübt  hat,  so  lohnt  es  sich,  mit 
ihrer  Geschichte  in  genauere  Bekanntschaft  zu  kommen.  In 
den  137  Bänden,  die  vom  Jahre  1665  bis  1847  erschienen 
sind,  sind  unter  andern  enthalten  420  Abhandlungen  aus  der 
Zoologie  und  1020  aus  der  Anatomie  ,  Physiologie  und  Me- 
dicin.  Eine  Anzeige  von  diesem  Werke  findet  sich  in  den 
Münchner  gel.  Anzeigen.  Band  XXX.  S.  73  u.  f. 

Die  Anzeige  einer  kleinen  Schrift  des  Prof.  Dr.  d  e  Nan- 
zio,  betitelt:  „Intorno  al  concipimento  ed  alla  figliatura  di 
una  mula,"  begleitete  R.  Wagner  mit  einigen  wichtigen  Be- 
merkungen über  die  Fortpflanzungsfähigkeit  der  Bastarde  (Nach- 
richten von  der  G.  A.  Univers,  und  der  K.  Gesellsch.  der 
Wissensch.  zu  Göttingen.  1848.  N.  13  S.  169). 

Die  Thatsache,  welche  Nanzio  berichtete,  besteht  darin,  dass 
in  der  Gemeinde  Anzana,  Provinz  Capitanata,  am  15.  Juli  1844  eine 
Maulthierstute  ,  die  von  einem  Pferdehengst  besprungen  worden  war, 
ein  männliches  Fohlen  warf.  Zugleich  fügte  der  Verf.  die  Untersu- 
chung der  Genitalien  eines  andern  weiblichen  Maulthiers  bei,  woraus 
sich  ergiebt,  dass  sowohl  das  primitive  Ei  mit  Keimbläschen  und  Keim- 
fleck ,  als  Eileiter  und  Uterus  mit  Flimmerepitheliura  ,  ganz  wie  bei 
Pferde-  und  Eselsstulen  ,  versehen  sind  und  eine  anatomische  Bedin- 
gung der  Sterilität  überhaupt  nicht  nachzuweisen  ist.  R.  Wagner 
erinnerte  bei  dieser  Gelegenheit  daran,  dass  vorliegende  Untersuchung 
seine  frühern  Angaben  von  Bastarden  bei  Vögeln  bestätige,  dass  in  den 
keimbereitenden  Geschlechtstheilen  der  weiblichen  Bastarde  weniger 
Verschiedenheiten  von  den  weiblichen  Stammthieren  vorkommen  als  in 
den  männlichen  Theilen.  So  hätten  Hebenstreit,  Bonnet,  Glei- 
chen, Prevost  und  Dumas  bei  männlichen  Maulthieren  niemals 
die  Bedingungen  eines  zeugungskräftigen  Samens  gefunden;  Brugnone 
sei  der  einzige  Schriftsteller,  der  bei  Maulthierhengsten  bewegliche  Sa- 
menfäden gefunden  haben  will.  Nach  Hausmanns  Beobachtungen 
wäre  bei  rossigen  Stuten  ,  welche  im  Gestüte  zu  Behre  von  Maulthier- 
hengsten wiederholt  bedeckt  wurden,  nie  Trächtigkeit  erfolgt.  Die 
Samenflüssigkeit  eines  12jährigen  feurigen  Maulthierhengstes,  nach  dem 
Bespringen  einer  Stute  untersucht,  hätte  durchaus  keine  Spermatozoen 
enthalten.  R.  Wagner  zieht  daraus  den  Schluss:  „dass  ,  wo  von 
fruchtbarer  Begattung  von  Bastarden  wirklich  Beispiele  vorkommen,  diess 
immer  bloss  weibliche  Thiere  waren,  und  den  männlichen  Bastarden  die 


während  des  Jahres  1849.  Ö 

Zeugungsfähigkeit  wahrscheinlich  ganz  ahgeht  ,  jedenfalls  aber  hier 
unendlich  viel  seltner  und  nur  dann  vorkommen  dürfte  ,  wenn  es  zu 
einer  wirklichen  Produclion  von  beweglichen  Spermatozoen  kommt." 

Genaue  Untersuchungen  über  einige  der  an  der  Basis 
des  Schädels  der  Säugethiere  vorkommenden  Löcher  wurden 
von  H.  N.  Turner  angestellt  (Ann.  of  nat.  bist.  III.  p.  397). 

An  Beiträgen  zur  Kenntniss  einzelner  Faunen  sind  uns 
folgende  bekannt  geworden  : 

Th.  Erhard 's  Beiträge  zur  Thiergeographie  (in  den 
Abhandl.  des  zoologisch-mineralogischen  Vereins  in  Regens- 
burg I.  S.  1413  befassen  sich  bloss  mit  den  Säugthieren.  Der 
Verf.  versucht  zuerst  die  Aufstellung  eines  neuen  Schematis- 
mus für  diese  Klasse;  alsdann  geht  er  zu  einer  ausführli- 
chen und  fleissig  gearbeiteten  Erörterung  des  Vorkommens 
der  Säugthiere  Europas  in  der  urweltlichen  und  gegenwär- 
tigen Zeitperiode  über. 

Im  Korrespondenz-Blatt  des  zoologisch-mineralog.  Ver- 
eins in  Regensburg  Jahrg.  1849  S.  21  hat  J.  Ja  ekel  schätz- 
bare Bemerkungen  über  das  Vorkommen  einiger  Säugthiere 
in  Bayern  mitgetheilt. 

Sie  beziehen  sich  auf  Cervus  capreolus  und  elaphus,  Felis  ca- 
tus,  Ursus  arctos,  Canis  lupus,  Lutra  vulgaris  ,  Meles  laxus,  Lepus  cu- 
niculus,  Vesperus  discolor  und  Rhinolophus  ferrum  equinum. 

Die  Säugthiere  der  deutschen  Ostseeländer:  Holstein, 
Meklenburg,  Pommern  und  Rügen  sind  von  Ernst  Boll  (im 
Archiv  des  Vereins  der  Freunde  der  Naturgesch.  in  Meklen- 
burg Heft  2  S.  10}  verzeichnet  worden. 

An  wildlebenden  Arten  sind  aufgeführt :  Vespertilio  auritus,  se- 
rotinus,  discolor,  noctula,  pipistrellus  ,  murinus  ,  Daubentonii  und  bar- 
bastellus.  —  Erinaceus  europaeus.  Sorex  araneus,  fodiens  und  pyg- 
maeus.  Talpa  europaea.  —  Meles  taxus.  Mustela  martes,  foina,  puto- 
rius,  erminea  und  vulgaris.  Lutra  lutreola,  selten.  Lutra  vulgaris.  Ca- 
nis vulpes;  der  Wolf  ist  ausgerottet,  nur  noch  als  vereinzelter  Flücht- 
ling. Felis  catus  ferus,  in  Pommern  ausgerottet,  in  Meklenburg  soll 
vor  2  Jahren  noch  ein  Exemplar  erlegt  worden  sein ;  der  Luchs  ist 
ausgerottet.  —  Sciurus  vulgaris  häufig,  fehlt  aber  auf  Rügen.  Myoxus 
glis  in  Meklenburg  nur  sehr  selten  ,  M.  nitela  und  avellanarius  eben- 
falls sehr  selten.  Mus  ratlus  wird  immer  mehr  durch  M.  decumanus 
verdrängt  ;  M.  musculus,  sylvalicus,  agrarius  und  minutus  ,  letzterer  in 
Holstein  häufig.  Cricetus  vulgaris,  zweifelhaft;  nach  Homeyer  in 
Pommern^  nach  Creplin  nicht.     Hypudaeus  terrestris  ,  araphibius,  ar- 


6  Wagner:  Bericht  über  die  Säugthiere 

valis  und  hercynicus.  Lepus  timidus.  —  Sus  scrofa ,  vermindert  sieh 
immer  mehr ,  in  Holstein  sehr  selten ,  auf  Rügen  gar  nicht.  ~  Cervus 
elaphus,  dama  und  capreolus. 

Von  den  südspanischen  Gebirgen  machte  Schimper 
die  Bemerkung,  dass  ihre  vegetabilische  und  zoologische  Phy- 
siognomie ganz  mit  der  der  benachbarten  Berge  der  afrika- 
nischen Küste  übereinstimme ,  so  dass  man  sagen  könne , 
dass  von  der  Sierra  Morena  an  diese  Partie  Spaniens  ein 
afrikanisches  Land  sei  (Instit.  p.  192). 

Etliche  Notizen  über  oberindische  Säugthiere  sind  von 
Hodgson  in  die  Ann.  of  nat.  bist.  III.  p.  202  eingerückt 
worden;  noch  viel  mehrere  finden  sich  von  ihm  im  Journal 
of  the  Asiat.  Society  of  Bengal.  Vol.  XVI  u.  XVII.  Es  sind  uns 
diese  Bände,  welche  die  Jahreszahlen  1847  u.  1848  tragen, 
erst  vor  Kurzem  zugekommen ,  und  sollen  daher  hier  nach- 
träglich geeignete  Berücksichtigung  finden.  Leider  kennt  H. 
zu  wenig  die  europäischen  Thiere  und  deren  Literatur  und 
ist  allzu  sehr  auf  die  Gattungsmacherei  A^ersessen;  dagegen 
ist  sein  unermüdlicher  Fleiss  in  allen  Ehren  anzuerkennen. 

A.  Smith's  Illustrations  of  the  Zoology  of  South  Africa 
sind  nunmehr  mit  dem  28sten  Hefte  geschlossen  worden. 

Leider  ist  diess  viel  früher  geschehen  als  sein  gesammeltes  Ma- 
terial es  nothwendig  gemacht  hätte.  Der  Schluss  ist  so  übereilt  wor- 
den, dass  von  den  53,  den  Säugthieren  bestimmten  Tafeln  nicht  ein- 
mal die  dazwischen  fehlenden  Nummern  18  und  37  nachgeliefert  wur- 
den. Wir  bedauern  es  sehr,  dass  dem  Verf.  nicht  vergönnt  war,  alle 
seine  neuen  Beobachtungen  und  Entdeckungen  zur  Publicität  zu  brin- 
gen, da  damit  ein  bedeutender  Beitrag  zur  Kenntniss  sowohl  der  Süd- 
afrikanischen Thierwelt  als  der  geographischen  Verbreitung  der  Thiere 
überhaupt  geliefert  worden  wäre.  Nun  wir  nicht  Alles  bekommen, 
wollen  wir  dem  Verf.  wenigstens  dankbar  sein  für  das,  was  er  uns 
geboten,  und  insbesondere  wollen  wir  es  ihm  noch  nachrühmen  ,  dass 
er  in  der  Ausstattung  seines  Werkes  sich  nicht  von  dem  heillosen  Lu- 
xus, den  andere  englische  Zoologen  auf  Unkosten  des  Publicums  mit 
ihren  Bekanntmachungen  treiben,  hat  berücken  lassen. 

Der  Vlllte  Band  von  der  United  States  exploring  Ex- 
pedition, during  the  years  1838—1842,  under  the  command 
of  Ch.  Wilkes  hat  uns  die  Bearbeitung  der  Säugthiere 
und  Vögel  von  Titian  R.  Peale,  einem  der  Naturforscher 
genannter  Expedition,  gebracht. 


während  des  Jahres  1849.  7 

Als  neue  Arten  werden  aufgeführt:  Pteropus  vociferus  und  sa- 
moensis.  Dysopes  aurispinosus.  VespertUio  semicaudatus.  •—  Arvicola 
montanus,  occidenialis  und  californicus.  Mus  exulans ,  vitiensis  und 
peruvianus.  Cricet  opidus  (nov.  gen.)  parvus.  Sciurus  fossor.  — 
Halichoems  antarcticus.  —  Phocaena  pectoralis  und  australis.  Delphi- 
nus  albimanus ,  albirostratus  und  lateralis.  Delphinapterns  borealis.  — 
Die  Abbildungen  zu  diesem  Bande  sind  uns  noch  nicht  zugekommen, 
weshalb  wir  über  die  Gültigkeil  der  neuen  Arten  nicht  immer  ein  si- 
cheres Urtheil  uns  bilden  können,  da  dazu  der  Text,  nicht  in  jedem  Falle 
ausreicht  ,  indem  er  etwas  zu  kurz  gehalten  ist,  und  keine  Rücksicht 
auf  die  Unterscheidung  der  als  neu  aufgestellten  Species  von  länger 
bekannten  verwandten  Formen  nimmt.  Insbesondere  hätte  auch  der 
Beschaffenheit  des  Gebisses  eine  genauere  Berücksichtigung  zu  Theil 
werden  sollen  ,  es  würde  uns  dadurch  das  Verständniss  der  neuen  Ar- 
ten sehr  erleichtert  worden  sein.  Höchst  erfreulich  ist  es,  dass  nun- 
mehr auch  die  Vereinigten  Staaten  durch  wissenschaftliche  Seereisen 
zur  Förderung  der  Naturgeschichte  ihren  Beitrag  leisten,  und  diess  thut 
um  so  mehr  Koth,  je  weniger  in  nächster  Zeit  in  gedachter  Beziehung 
von  den  europäischen  Kontinentalstaaten  zu  erwarten  steht  Von  aus- 
gezeichneter Güte  und  Schönheit  sind  Druck  und  Papier  dieses  Werkes. 

Auch  in  Chile  hat  sich  die  Regierung*  beeifert  zur  Kennt- 
niss  der  naturhistorischen  Verhältnisse  ihres  Landes  einen 
Beitrag  zu  liefern.  Diess  ist  geschehen  durch  die  Historia 
fisica  y  politica  de  Chile,  segun  documentos  adquiridos  en 
esta  republica  durante  doce  anos  de  residencia  en  ella  y 
publicada  bajo  los  auspicios  del  supremo  gubierno  por  Clau- 
dio Gay,  wovon  der  Zoologie  3  Bände  gewidmet  sind. 

Diese  Fauna  ist  von  Gay  mit  Beihülfe  mehrerer  französischer 
Zoologen  in  Paris  bearbeitet  worden  und  ein  schöner  Atlas  ihr  beige- 
geben ;  Alles  auf  Kosten  der  Regierung  der  chilischen  Republik  ,  der 
dieses  Werk  keine  geringe  Summe  gekostet  haben  wird.  Die  Bear- 
beitung der  Säugethiere  scheint  Gay  selbst  übernommen  zu  haben  und 
sie  ist  ziemlich  ausführlich  gehalten,  da  sie  im  ersten  Bande  182  Sei- 
ten einnimmt.  Sie  trägt  zur  Erläuterung  des  Werkes  von  Molina 
wesentlich  bei  ,  obgleich  wir  bei  einigen  dubiösen  Thieren  dieses 
Schriftstellers  so  wie  Poeppig's  befriedigendere  Aufschlüsse  erwar- 
tet hätten.  Bei  Berücksichtigung  der  deutschen  Literatar,  die  von  dem 
Verf.  so  ziemlich  ganz  ausser  Acht  gelassen  worden  ist,  würden  auch 
manche  Bestimmungen  seiner  Arten  schärfer  ausgefallen  sein. 

Unter  den  palaeontologischen  Arbeiten,  die  hier  in  kurze 
Erwähnung  kommen  sollen,  ist  voranzustellen  der  Index  pa- 


8  Wagner:  Bericht  über  die  Säugthiere 

laeontologicus  oder  Uebersicht  der  bis  jetzt  bekannten  fossi- 
len Organismen,  unter  Mitwirkung  der  H.  H.  Göppert  und 
H.  von  Meyer  bearbeitet  von  Bronn. 

Dieser  Index  besteht  aus  2  Abiheilungen  ,  die  als  Nomenciator 
palaeontologicus  und  Enumerator  palaeontologicus  betitelt  sind.  Erste- 
rer  führt  in  alphabetischer  Ordnung  alle  Namen  der  urweltlichen  Gat- 
tungen auf,  und  diesen  sind  wieder  nach  derselben  Reihenfolge  die 
Artnamen  untergeordnet,  wobei  die  Synonyme  so  vollständig  wie  mög- 
lich aufgeführt  sind.  Die  zweite  Abtheilung  enthält  in  tabellarischer 
Form  die  Aufführung  der  Galtungen  mit  den  ihnen  angehörigen  Arten 
in  systematischer  Anordnung  ,  mit  Angabe  der  Welltheile  und  geogno- 
stischen  Formationen;  am  Schlüsse  werden  allgemeine  Resultate  gezo- 
gen. Von  Säugthieren  sind  708  Arten  aufgestellt.  Es  ist  diess  eine 
Arbeit,  die  von  der  umfassendsten  Sachkenntniss  und  dem  beharrlich- 
sten Fieisse  ihrer  Verfasser  ein  ehrenvolles  Zeugniss  giebt;  eine  Arbeit, 
die  von  nun  an  jedem  Palaeontologen  ein  höchst  erwünschtes  Hülfs- 
mittel  abgeben  wird,  wie  es  oft  ersehnt,  aber  bisher  nicht  dargeboten 
wurde. 

H.  V.  Meyer  macht  im  Jahrb.  für  Mineralogie  S.  547 
auf  mehrere  neue  Funde  von  Säugthierresten  von  Egerkin- 
gen  und  Oberbuchsiten  in  der  Schweiz,  von  Günzburg,  Ulm, 
Wiesbaden  und  Linz  aufmerksam. 

Von  den  in  der  Sammlung  von  Sack  aufbewahrten 
fossilen  Säugthier-Knochen  aus  der  Sundwicher-Höhle  theilte 
Giebel  eine  vollständige  Aufzählung  mit  und  fügte  dieser 
interessante  Bemerkungen  bei  (Jahrb.  für  Mineralog.  S.  56). 

Folgende  Thiere  sind  hier  verzeichnet:  Elephas  primigenius, 
Tapirus,  Rhinoceros  tichorhinus,  Cervus  eurycerus  und  C.  elaphus  fos- 
silis,  Equus  fossilis,  Lepus  diluvianus,  Hypudaeus  spelaeus  ,  Ursus  spe- 
laeus ,  Canis  familiaris  fossilis  und  C.  spelaeus,  Hyaena  spelaea  ,  Felis 
spelaea,  Gulo  spelaeus,  Meles  antediluvianus. 

Nach  einer  Bemerkung  von  G.  Jäger  (Würtemb.  na- 
turwissensch.  Abh.  V.  S.  124)  werden  in  Stuttgart  fossile 
Knochen  vom  Pferde  und  eine  Hirschart  aus  dem  Thale  von 
Marathon  aufbewahrt. 

Mit  Hinsicht  auf  die  von  Nilsso n  in  seiner  2ten  Auf- 
lage der  „Skandinavisk  Fauna  Ista  Delen,  Däggdjuren"  ange- 
stellten Untersuchungen  über  die,  hauptsächlich  in  Torfmoo- 
ren und  Mergellagern  aufbewahrten,  urweltlichen  Thierüber- 
reste  in  Skandinavien,    hat   auch  Steenstrup    eine  kurze 


•••  '♦•vwährend  des  Jahres  1849.  '9 

Mittheilung  über  die  .in  Dänemark  aufgefundenen  derartigen 
Ueberreste  gemacht  (Oversigt  over  det  K.  danske  Vidensk. 
Selskabs  Forhandlinger.  1849  S.  1). 

Zoologie  et  Paleontologie  frangaises  (animaux  verte- 
bres)  ou  nouvelles  recherches  sur  les  animaux  vivanls  et 
fossiles  de  la  France  par  M.  Paul  Gervais.  Paris  1849. 
fol.     Bis  jetzt  2  Lieferungen. 

üie  beiden  ersten  Hefte  befassen  sich  bloss  mit  urweltlichen 
Wirbelthier-Ueberresten  und  zwar  fast  ausschliesslich  mit  solchen  von 
Säugthieren.  Nach  den  vorliegenden  Frohen  werden  wir  durch  diese 
Arbeit  schätzbare  Beiträge  zur  Kenntniss  der  antediluvianischen  Säuge- 
thier  -  Fauna  Frankreichs  erhalten  ,  zumal  da  auch  die  lithographirten 
Abbildungen  sehr  lobenswerth  sind.  Die  erheblicheren  Beiträge  wer- 
den wir  im  Verlaufe  unsers  Berichts  besonders  anführen. 

Von  demselben  Verfasser  ist  der  pariser  Akademie  eine 
Abhandlung  über  die  Vertheilung  der  fossilen  Säugthiere 
in  den  verschiedenen  Tertiärbildungen  von  Frankreich  vor- 
gelegt worden.  (Comptes  rendus  XXVIII.  p.  546  u.  643).  Er 
nimmt  mindestens  7  Faunen  oder  Zeitperioden  für  die  urwelt- 
lichen Säugthiere  an  ,  von  denen  jede  ihre  eigenthümlichen 
Arten  hat.  Einige  Einwendungen,  die  dagegen  Raul  in  er- 
hob (a.  a.  0.  S.  766),  suchte  Gervais  in  denselben  Blät- 
tern (XXIX.  p.  31)  abzuweisen  ,  worauf  ersterer  mit  einer 
kurzen  Replik  (p.  222)  antwortete.  Wie  gewöhnlich  blieb 
jeder  der  beiden  Streitenden  auf  seiner  anfänglichen  Mei- 
nung stehen. 

Ueber  die  Knochenhöhle  von  Saint  -  Julien  bei  Alais 
(Gard)  so  wie  über  die  Säugthierknochen  ,  welche  bei  Pe- 
zenas  (Herault)  gefunden  wurden,  machte  Gervais  Mitthei- 
lungen an  die  Akademie  in  Montpellier  (Institut  p.  187  und 
189).  —  Desgleichen  Marcel  de  Serres  (a.  a.  0.  S.  188) 
über  die  Diluvialablagerungen  und  Süsswassergebilde  bei 
Montpellier. 

Auf  die  von  ihm  früher  übersehenen  Notizen  von  Po- 
mel  über  die  im  Allier  -  Departement  entdeckten  fossilen 
Thierüberreste  ist  Ref.  erst  durch  das  Jahrb.  für  Mineralog. 
S.  872  aufmerksam  gemacht  worden.  Als  neue  Gattungen 
werden  angekündigt:  Plesiogale,  Lutrictis  und  Palaeochoerus. 


10  Wagner:  Bericht  über  die  Säagthiere 

fSimiae. 

Für  Todd's  Cyclopaedia  of  Anatomy  and  Physiology 
(Part.  XXXI.  p.  194)  hat  W.  Vrolik  den  Artikel  Quadru- 
mana  bearbeitet. 

Eine  vortreffliche  Bearbeitung  dieser  Ordnung ,  die  sich  sowohl 
mit  ihrer  systematischen  Abtheilung  in  Familien  und  Gattungen,  als  ins- 
besondere mit  den  Verhältnissen  ihres  innern  Baues  befasst.  Mit  ziem- 
licher Ausführlichkeit  wird  namentlich  die  Beschaffenheit  des  Knochen- 
gerüstes behandelt  und  viele  Abbildungen  von  Schädeln ,  vom  Schim- 
panse ,  Mandrill  und  Siamang  aber  auch  die  Abbildungen  des  ganzen 
Knochengerüstes  gegeben.  Auch  vom  Gehirn  verschiedner  Affen  wer- 
den mehrere  bildliche  Darstellungen  geliefert.  Zahlreiche  eigne  Be- 
trachtungen sind  vom  Verf.  beigefügt.  Bemerklich  wollen  wir  hier 
insbesondre  machen,  was  er  nach  eignen  und  fremden  Untersuchungen 
über  die  Beschaffenheit  des  Kehlkopfs  beibringt.  Von  den  Affen  der 
alten  Welt  ist  es  darnach  dargethan,  dass  1)  Säcke  am  Kehlkopf  beim 
Orang-Utan,  Schimpanse,  Siamang,  der  Gattung  Semnopithecus ,  Cerco- 
pithecus  ,  Inuus  und  Cynocephalus  vorkommen ;  2)  dass.  sie  bei  den 
Männchen  grösser  als  bei  den  Weibchen  sind  ;  3)  dass  sie  mit  dem 
Alter  der  Thiere  wachsen  und  deshalb  bei  den  ältesten  am  grössten 
sind ;  4)  dass  sie  hauptsächlich  eine  Erweiterung  der  Laryngealventri- 
kel  beim  Orang-Utan  und  Schimpanse  sind  ,  dass  sie  aber  bei  den  an- 
dern Affen  in  direkter  Verbindung  mit  der  Höhle  des  Kehlkopfs  ,  ver- 
mittelst einer  Oeffnung  am  Grunde  des  Kehldeckels,  stehen;  5)  dass  sie 
den  Gibbons,  dem  Cercopithecus  radiatus  und  C.  mona,  so  wie  dem 
Cynocephalus  porcarius  fehlen.  Den  Affen  der  neuen  Welt  gehen  im 
Allgemeinen  solche  Säcke  ab;  man  kennt  nur  zwei  Ausnahmen,  näm- 
lich von  Uapale  Bosalia  und  Ateles  paniscus.  Schliesslich  ist  noch  zu 
erwähnen,  dass  der  Verf.  den  Galeopilhecus  den  Haibaffen  anreiht,  und 
dass  er  auch  nicht  abgeneigt  ist  den  Chiromys  ebenfalls  dahin  zu  ver- 
weisen ,  doch  müsse  man  noch  vor  definitiver  Entscheidung  eine  ge- 
nauere Kenntniss  von  der  Organisation  dieses  Thieres  abwarten. 

Vom  Troglodytes  Gorilla  hatte  J.  Wyman  noch  zwei 
Schädel  zur  Besichtigung  erhalten  und  diess  gab  ihm  Gele- 
genheit seiner  frühern  Abhandlung  über  diesen  Affen  einige 
nachträgliche  Bemerkungen  nachfolgen  zu  lassen  (Sillim. 
americ.  journ.  IX.  p.  34),  Im  Widerspruch  mit  Owen  be- 
hauptet Wyman,  dass  Tr.  Gorilla  vom  menschlichen  Typus 
sich  weiter  als  Tr.  niger  entferne. 

Schätzbare  Bemerkungen  über  den  Ban  des  Orang-Utan- 
Schädels  wurden  von  M  a  y  e  r  in  unserem  Archiv  1849  S,  352 
mitgetheilt. 


während  des  Jahres  1849.  ** 

Wichtige  Bemerkungen  über  die  Unterschiede  mehrerer 
indischer  Affen  finden  sich  von  Blyth  im  Journ.  of  the 
Asiat,  soc.  of  Bengal  XVI.  1.  p.  361  Anmerk.,  2.  p.728  und 
1271  niedergelegt. 

Sie  betreffen  hauplsächlich  den  Hylobates  Hulock  u.  H.  Lar, 
Seranopithecus  Entellus  und  die  ihm  verwandten  Arten ,  S.  Phayrei,  S. 
Barbei,  S.  obscurus  und  S.  cephalopterus. 

Cercopithecus  Pluto  wurde  von  J.  E.  Gray  als  neue 
Art  aufgestellt  (Proceed.  1848  p.  56  tab.  3 ;  Ann.  of  nat.  bist. 
III.  p.  305). 

Stammt  von  Angola  und  ist  leicht  erkennbar  durch  die  tief 
schwarze  Färbung  des  Hinterhaupts  und  der  Gliedmassen  ,  die  breite 
weisse  Stirnbinde  und  den  grossen  weisslich  gesprenkelten  Fleck  auf 
dem  Rücken. 

Unter  den  Brüllaffen  unterschied  Gray  ebenfalls  eine 
besondere  Art  als  Mycetes  palliattis  (Proceed.  1848  p.  138 
tab  6;  Ann.  of  nat.  bist.  IV.  p.  376). 

„Schwarzbraun;  Haare  des  Mittelrückens  und  Obertheils  der  Sei- 
ten gelbbraun  mit  schwarzen  Spitzen  ,  des  üntertheils  der  Seiten  ver- 
längert und  bräunlichgelb ,  eine  Art  Mantel  jederseits  bildend.«  Von 
Caraccas. 

Aus  Apolobamba  in  Bolivia  brachte  Dr.  Weddell  einen  kleinen 
Affen  mit,  den  Deville  in  der  Rev.  Zool.  p.  55  als  Midas  Weddellii 
also  charakterisirte:  „Vordertheil  des  Körpers  schwarz,  Stirne,  Augen- 
braunen und  Umkreis  der  Lippen  weiss  ;  Seitenhaare  des  Unterkiefers 
länger  und  einen  Bart  bildend  ;  Hintertheil  lebhaft  roth  ,  auf  dem  ün- 
tertheil  des  Rückens  schwarz  geringelt  ;  Hände  ,  Füsse  und  Schwanz 
schwarz." 

Im  südlichen  Frankreich  sind  abermals  Ueberreste  ur- 
vt^eltlicher  Affen  namhaft  gemacht  worden. 

Sie  sind  von  Gervais  in  seiner  Zoologie  et  Paleontologie  fran- 
^aises  unter  dem  Namen  Semnopithecus  monspessulanus  aufgeführt  und 
auf  Tab.  1  Fig.  7 — 12  abgebildet.  Diese  Ueberreste  wurden  erst  im 
vorigen  Jahre  im  Justizpallaste  von  Montpellier  in  den  dortigen  Ter- 
tiärablagerungen gelegentlich  von  Grundarbeitern  gefunden  ;  es  sind  un- 
tere Eckzähne,  3ter  ,  4ler  und  5ter  unterer  Backenzahn,  und  oberes 
Ende  des  Ellenbogenbeins.  Gervais  hielt  anfänglich  das  Thier,  dem 
diese  Stücke  angehörten ,  für  zunächst  den  Makaken  verwandt ;  nach 
weiterer  Untersuchung   fand   er  sich  aber  veranlasst )    es   der  Gattung 


12  Wagn  e  rTlBericht  über  die  Säugthiere 

Semnopithecus ,  ähnlich  dem  S.  nemaeus  ,  zuzuweisen.  In  einer  den 
Compt.  rend.  XXVIII.  p.  789  einverleibten  Notiz  macht  er  noch  be- 
nieriüich,  dass  Christel  in  den  Meeressand  Ablagerungen  von  Mont- 
pellier eine  ähnliche  Entdeckung  wie  er  gemacht  habe. 

Genauere  Aufschlüsse  über  die  Tertiärablagerungen ,  in  welchen 
die  eben  angeführten  fossilen  Affenreste  ausgegraben  wurden,  sind  von 
Marcel  de  S  er  res  beigebracht  worden  (Oompt.  rend.  XXVIII.  p.  785). 

Cliiroptera. 

Frugivora.  Die  Gattung  Pteropus  wurde  von  Peale 
mit  2  Arten  vermehrt. 

1)  Pt.  vociferus  (Unit.  Siat.  explor,  expedit,  Mammalia  p.  19 
tab.  1)  ;  „Haare  des  Kopfs,  Halses  und  Leibs  weich  ,  wollig  und  roth- 
braun, am  dunkelsten  an  den  Seiten  ;  Rücken  dunkelbraun  mit  kurzen, 
geraden  und  glatten  Haaren;  Flughaut  in  der  Mitte  grau,  die  Blutge- 
fässe dunkler  ;  Schnauze  lang,  schmal,  die  Nasenlöcher  gespalten; 
Backentaschen  (??)  geräumig;  Hodensack  nicht  sichtlich;  Iris  braun" 
Von  der  Schnauze  bis  zum  After  8",  Vorderarm  4  Vio  Zoll.  Auf  der 
Insel  Mangsi ,  in  der  Balabac- Strasse.  —  2)  Pt.  samoensis  (a.  a.  0. 
S.  20  tab.  2) ;  „Kopf  kurz,  robust,  falb,  mit  grauer  Stirne;  Ohren  klein, 
rundlich,  schwarz;  Hals  bei  Allen  roth  ,  bei  Jungen  falb;  Unterseite 
röthlichbraun;  Haare  aufgerichtet  und  etwas  wollig,  am  glattesten  auf 
dem  Rücken  ;  Flughaut  schwarz,  Iris  braun.«'  8"  lang,  Vorderarm  öVio 
Zoll.  Zahlreich  auf  allen  Eilanden  der  Samoan-Gruppe.  Von  beiden 
Arten  sind  die  Schädel  im  Holzschnitt  dargestellt. 

Istiophora.  Von  den  Blattnasen  trennte  J.  E.  Gray 
eine  neue  Gattung  unter  dem  l^amen  Nyctiplanus  ab  (Pro- 
ceed.  1848  p.  58;  Ann.  III.  p.  306). 

Gray  unterscheidet  diese  Gattung  von  Phyllostoma,  mit  der  sie 
in  der  Form  des  Nasenblattes  übereinstimmt  ,  durch  den  Mangel  der 
Schenkelflughaut  ,  von  Diphylla  und  Stenoderma  ,  mit  denen  er  sie  in 
letzterer  Hinsicht  für  übereinkommend  erklärt ,  trennt  er  sie  durch  das 
kaum  erhöhte  Nasenblatt ,  das  sich  bei  diesen  Galtungen  findet.  Die 
Art  nennt  er  N.  rotundalus  und  soll  aus  Brasilien  stammen.  Mit  den 
vom  Ref.  aufgestellten  neuen  brasilischen  Arten  hat  Gray  diese  nicht 
verglichen.  Es  gilt  diess  auch  für  eine  andere ,  von  ihm  (a.  a.  0.) 
aufgeführte  Art,  Arctibeus  leucotmis  benannt. 

Eine  dritte  Art  Blattnasen  wurde  von  Gay  (Hist.  de  Chile.  Zool. 
I.  p.  30  tab.  1)  als  Stenoderma  chilensis  bezeichnet,  mit  der  Diagnose: 
St.  statura  mediocri,  capite  griseo ,  dorso  pedibusque  brunneis,  satura- 
tioribus  ;    corpore    infra  dilutiore ;   amictis    humeralibus    cinnamomeis ; 


während  des  Jahres  1849.  13 

pilis  ad  basin  cinereis;  auriculis  ovalibus  obtusis  ,  longioribus  quam 
latis ;  trago  parvo  obtuso."     Vorderarm  21'".     Aus  Chile. 

Von  einer  neuen  Ziernase  gab  Hodgson  unter  dem  Namen 
Megaderma  schistaceum  eine  ausführliche  Schilderung  (Journ.  of  the 
Asiat.  Sog.  of  Bengal  XVI.  2.  p.  889  tab.  39).  Ohren  gross,  rundlich, 
nackt,  bis  zur  Hälfte  ihrer  Länge  miteinander  verbunden  ;  Klappe  in 
eine  scharfe  Spitze  auslaufend  ,  an  der  Basis  mit  einem  kurzen  abge- 
rundeten Lappen;  aufrechtes  Nasenblatt  elliptisch,  der  Länge  nach  durch 
eine  Mittelrippe  getheilt.  Färbung  oben  schieferblau,  unten  schmutzig 
gelblich  (buff),  Flughäute  dunkelbraun,  Länge  des  Körpers  S'/j"  ?  <^er 
Ohren  ly^"  ,  des  Vorderarmes  2^.^".  Im  nördlichen  Bengalen  aufge- 
funden und  scheint  identisch  zu  sein  mit  unserem  Megaderma  Spectrum, 
das  Baron  von  Hügel  in  Kaschmir  entdeckte. 

ßlyth  (a.  a.  0.  S.  863)  machte  bemerklich,  dass  Elliot's  Mega- 
derma carnatica  identisch  ist  mit  M.  lyra. 

Blyth  sonderte  von  den  Kammnasen  eine  neue  Art  ab, 
der  er  den  Gattungsnamen  Coelops  beilegte  (a.  a.  0.  XVII.  1. 
p.  251). 

Sie  hat  den  allgemeinen  Charakter  von  Rhinolophus  ,  aber  der 
Schwanz  und  die  Sporen  (calcanea)  fehlen  und  die  Schenkelflughaut 
ist  scharf  ausgeschnitten  ,  bis  zur  Tiefe  einer  geraden  Linie  mit  den 
Enieen.  Die  Ohren  sind  gross,  breit,  gerundet,  ohne  Ausschnitt.  — 
Die  Art  bezeichnet  Blyth  als  C.  Frithii;  sie  ist  russig  oder  schwärz- 
lich, die  Haare  oben  mit  trüb  aschbraunen  Spitzen  ,  unten  blasser  und 
etwas  weisslich  aschfarben.  Körper  VJq"  ,  Schenkelflughaut  in  der 
Mitte  */4  Zoll.     Bewohnt  die  Sonderbunds  von  Nieder-B,engalen. 

Noch  führt  Blyth  einen  Hipposideros  ater  von  Ceylon  nach 
den  Angaben  Temp  let  o  n's  an  ,  die  jedoch  zu  seiner  Wiedererken- 
nung nicht  ausreichend  sind. 

Gymnorliina.  Vom  Drüsensack  ,  der  sich  im  Winkel 
des  Ellenbogens  der  Männchen  von  Emballonura  canina  fin- 
det,  gab  Reinliardt  (Ann.  of  nat.  bist.  III.  p.  386)  eine 
Beschreibung,  die  ganz  mit  den  Angaben  übereinstimmt, 
welche  ich  nach  Natterer's  Notizen  publicirl  habe  (Abb. 
der  kön.  bayer.  Akadem.  der  Wissensch.  V.  S.  151  tab.  3. 
flg.  6,  7). 

Dysojjes  anrispinosns  wurde  von  Peale  als  neue  Art  der  Gräm- 
1er  aufgestellt  (Unit.  Stat.  expl.  expedit.  Mammal.  p.  21  tab.  3  fig.  1). 
Lippen  stark  gerunzelt,  Ohren  gross,  über  der  Slirne  vereinigt,  an  der 
Falte  eine  Beihe  von  6  bis  8  hornigen  Spitzen;  Pelz  sepiabraun,  un- 
ten lichter,  mit  blauem  Schimmer,    Ohren  und  Flughäute  schwarz    ins 


14  Wagner:  Bericht  über  die  Säuglhiere 

Purpurfarbige  spielend.  Ganze  Länge  4Va"j  Schwanz  14/5,  Flugweite 
l^'y/j".  Wurde  am  Bord  des  Schiffes  an  der  Küste  von  Brasilien,  süd- 
lich am  Cap  St.  Boque  gefangen  ,  und  zwar  ohngefähr  100  engl.  Mei- 
len vom  Land  enlfernt. 

Ebenfalls  eine  Entdeckung  P  e  a  1  e's  ist  der  Vespertilio  semicau- 
dolus  (a.  a.  0.  S.  23  tab.  3  fig.  2).  Ohren  schmal,  schwach  gerundet, 
Klappe  kurz,  erweitert  und  am  Ende  abgerundet  ,  Lippen  hängend  ; 
Schenkelflughaut  gross  und  nackt,  Schwanz  bis  zur  Hälfte  ihrer  Länge 
sich  erstreckend  ;  Pelz  oben  dunkel  russbraun ,  unten  lichter,  Flughaut 
hellbraun.  Körper  l^s"  >  Schwanz  V5 ,  Ohren  Vs"«  Auf  den  Samoan- 
Inseln. 

Ueber  Vorkommen  und  Lebensweise  einer  Fledermaus  ,  die  er 
für  Vespestilio  emarginatus  ansieht,  theilte  Tom  es  Bemerkungen  mit, 
denen  er  mehrere  Ausmessungen  beifügte  (Ann.  of  nat.  bist.  IV.  p.  149). 

In  einer  wenig  befriedigenden  Bearbeitung  des  Artikels  Vesper- 
tilio für  das  Dict.  univ.  d'hist.  nat.  (XIII.  p.2l4)  erkennt  Paul  Ger- 
vais den  von  Crespon  aufgestellten  Vespertilio  nigrans  (!)  als  eigne 
Art  an,  weiss  ihn  aber  von  V.  pipistrellus  nur  durch  geringere  Grösse, 
dunklere  Färbung  und  dadurch  zu  unterscheiden,  dass  sein  kleiner  obe- 
rer Backenzahn  minder  gedrängt  ist  im  Innern  Winkel  des  Eck-  und 
Reisszahns ,  die  nicht  in  unmittelbarer  Berührung  stehen ,  wodurch  er 
zum  Theil  von  der  Aussenseite  sichtlich  wird.  Er  hält  ihn  übrigens 
für  identisch  mit  Gene's  und  Bonaparte's  V.  nigricans;  ein  Name,  der 
wenigstens  die  Sprachrichtigkeit  für  sich  hat. 

Vom  Kopf  und  Gebiss  des  Vespertilio  velatus  und  V.  chiloensis 
hat  Gay  in  seinem  Atlas  Mamal.  tab.  1  fig.  2  u.  3  Abbildungen  bei- 
gebracht. 

Poeppig's  beide  Arten  von  Nycticejus  aus  Chile,  nämlich  N. 
varius  und  N.  macrotis ,  hat  Gay  (a.  a.  0.  S.  37)  ausführlicher  be- 
schrieben ,  doch  bleibt  er  in  Zweifel,  ob  letzterer  wirklich  die  von 
Poeppig  also  bezeichnete  Species  ist. 

Als  Plecotus  homochrous  wurde  von  Hodgson  (Journ.  of  the 
Asiat,  soc.  of  Beng.  XVI.  2.  p.  859)  eine  Art  unterschieden,  die  zwar 
nahe  verwandt  dem  PI.  auritus  sei  ,  von  letzterem  aber  differire  durch 
getrennte  Ohren  (Innenränder  sich  berührend  ,  aber  nicht  verwachsen), 
weniger  Backenzähne  (|) ,  flaches  inneres  Ohr,  kürzern  Pelz,  nackte 
Ohren  und  einförmigere  Färbung;  letzterer  ist  einförmig  düsterbraun. 
Körper  lyg",  Ohren  l%".  Aus  der  Centralregion  des  Sub-Himalaya. 
—  Koch  bringt  Hodgson  a.  a.  0.  eine  andere ,  von  ihm  aufge- 
stellte Art,  Noctilinia  lasiura  in  Erwähnung. 

Insectivora. 

Die  geographische  Verbreitung   der  lebenden  und  fos- 


während  des  Jahres  1849.  lÖ 

silen  Insektenfresser   wurde  von  A.  Pomel    (im  Bull.  geol. 
1848,  b,  VI,  p.  56)  besprochen. 

In  eine  kurze  Uebersicht  zusammengedrängt  findet  sich  das 
Wesentliche  dieser  Abhandlung  auch  im  Jahrb.  für  Mineralogie  1849 
S.  763.  Der  Verf.  führt  HO  lebende  und  24  fossile  Arten  auf.  Verglei- 
chungen  der  Anzahl  der  lebenden  und  ausgestorbenen  Arten  dieser 
Ordnung  können  zur  Zeit  noch  wenig  Werth  haben  ,  da  selbst  die  er- 
steren  in  den  andern  Welltheilen  noch  nicht  die  gehörige  Berücksich- 
tigung erfahren  haben ,  und  daher  der  Umstand ,  dass  bisher  alle  ur- 
weltlichen Species  nur  in  Europa  gefunden  wurden  ,  keineswegs  zur 
Annahme  berechtigen  könnte  ,  dass  solche  den  andern  Conlinenten 
abgingen.  Uebrigens  geben  wir  Bronn  Recht  ,  wenn  er  darüber 
klagt,  dass  „wir  hier  abermals  eine  gute  Last  alter  und  neuer  Warnen 
erhalten  ,  die  grossentheils  unanwendbar  wegen  fehlerhafter  Bildung 
und  zum  Theil  für  Genera  bestimmt  sind,  wo  wir  bessere  schon  hatten." 

Unter  einer  Sendung  von  Borneo  fand  J.  E.  Gray  eine 
neue  Gattung-  Insektenfresser  auf,  der  er  den  Namen  Ptilo. 
cercus  beilegte  (Proceed.  1848  p.  23  tab.  2;  Ann,  of  nat. 
bist.  III.  p.  222). 

Sie  ist  nahe  verwandt  dem  Spitzhörnchen  (Cladobates),  aber  von 
ihm  durch  die  Form  des  Schwanzes  und  Schädels  verschieden.  Der 
lange  Schwanz  ist  nämlich  im  grössten  Theil  seiner  Länge  mit  Ringen 
von  Schuppen  wie  bei  den  langschwänzigen  Ratten  besetzt,  sein  Ende 
aber  ist  jederseits  mit  starren  Haaren  ,  gleich  dem  Federbarte  eines 
Pfeils,  eingefasst.  Die  Spitzhörnchen  haben  ferner  hinter  der  Mille  des 
Jochbogens  eine  grosse  längliche  Oeffnung,  während  bei  Ftilocercus 
nur  ein  kleines  rundes  Loch  vor  dieser  Mitte  sich  findet.  Das  Zahn- 
system giebt  Gray  also  an:  Schneidezähne    _J 1 L_j    Eckzähne __ 

3  .  3  0—0» 

7-7 
Backenzähne .  —  Die  Art  bezeichnet  er  als  Ft.  Loioii;  die  Färbung 

ist  schwärzlich  braun ,  fein  gelblich  gesprenkelt ;  Unterseite  gelblich  ; 
Schwanz  schwarz  ,  Fahne  weiss.     Körper  S'/j",    Schwanz  6*4 "• 

Ein  junges  Spitzhörnchen  von  Malakka,  das  Blyth  zu  Clado- 
bates javanicus  rechnet  ,  erklärte  er  für  identisch  mit  Cl.  peguanus 
Less.  von  Arracan  und  Tenasserim,  aber  völlig  verschieden  von  dem 
auf  der  malayischen  Halbinsel  gewöhnlich  vorkommenden  Cl.  ferrugi- 
neus  Raffl.  (Journ.  of  ihe  Asiat,  soc.  of  Bengal.  XVII.  1.  p.  84), 

H.  von  Meyer  verwahrte  sich  im  Jahrb.  für  Min.  S.  549  ge- 
gen P  0  m  e  l's  Behauptung,  dass  der  Dimylus  paradoxus  von  Weissenau 
auf  einem  Unterkiefer  von  Talpa  brachychir  beruhe  ,  dem  zufällig  der 
dritte  Backenzahn  fehle. 


16  Wagner:  Bericht  über  die  Säugthiere 


Carnivora. 

Eine  neue  Eintheilung  der  Fleischfresser  versuchte  H. 
N.  Turner  (Ann.  of.  nat.  hist.  III.  p.  407). 

Sie  ist  in  erster  Linie  auf  Merlimale  begründet ,  die  bisher  in 
der  Schematik  dieser  Ordnung  grösstentheils  gar  nicht  in  Berücksich- 
tigung kommen  und  ist  folgender  Art. 

I.  Farn.  VRSIDAE.  Paukenblase  plötzlich  an  ihrer  Innenseite 
aufsteigend  und  gegen  den  Gehörgang  mehr  oder  weniger  abgeplat- 
tet. Paroccipital  -  Frocess  vorspringend  und  weder  an  der  Oberfläche 
der  Pauke,  noch  seitlich  zusammengedrückt.  Foramen  condyloideum 
exponirt ;  Foramen  glenoideum  beträchtlich.  Kein  Blinddarm ,  keine 
Cowper'schen  Drüsen.     Prostata  nicht  vorspringend. 

a)  Subfam.  Ürsina  (von  allgemeiner  geograph.  Verbreitung).  Ca- 
nalis  ali-sphenoidalis  deutlich  ;  ächte  Backenzähne  jederseits  |.    Ursus. 

b)  Subfam.  Ailurina  (auf  Indien  beschränkt).  C.  ali-spheooid. 
deutlich  ;  ächte  Backenzähne  jederseits  |.   Ailurus. 

c)  Subfam.  Procyonina    (auf   Amerika  beschränkt).    C.    ali-sphe-' 
noid.  keiner;    ächte    Backenzähne  |.      Procyon,    Nasua  ,    Cercoleptes, 
Bassaris. 

d)  Subfam.  Mustelina  (von  allgemeiner  Verbreitung).  C.  ali- 
sphenoid.  keiner;  ächte  Backenzähne  |.  Arctonyx ,  Meles ,  Taxidea, 
Mydaus,  Mephitis  ,  Gulo,  Helictis  ,  Meliivora  ,  Grisonia ,  Galera  ,  Vison, 
Mustela,  Maries,  Lutra. 

IL  Farn.  FELIDAE.  Pawke  gerundet  ,  häufig  Anzeigen  von 
Theilung  in  zwei  Theilc  darbietend.  Paroccipital-Process  verflacht  und 
dem  Hintertheil  der  Pauke  angelegt.  Foramen  condyloideum  mehr  oder 
minder  versteckt  ;  f.  glenoideum  sehr  klein  oder  fehlend.  Blinddarm 
klein  oder  massig ,  einfach  ;  Cowper'sche  Drüsen  vorhanden  ,  Prostata 
vorspringend. 

a)  Subfam.  Viverrina.  (auf  die  alte  Welt  beschränkt).  C.  ali- 
sphenoid.  deutlich  (mit  sehr  wenig  Ausnahmen).  Pauke  deutlich ,  et- 
was abgetheilt.  Canalis  caroticus  deutlich,  doch  bisweilen  nur  wie 
eine  Grube.  Aechte  Backenzähne  jederseits  |.  Galictis  ,  Rhyzaena, 
Cynictis,  Herpestes,  Arcticlis  ,  Cynogale  ,  Paradoxurus ,  Prionodon ,  Ge- 
netta,  Viverra. 

b)  Subfam.  Uyaenina  (auf  die  alte  Welt  beschränkt).  C.  ali- 
sphenoid.  keiner ,  Theilung  der  Pauke  kaum  merklich  ,  C.  caroticus 
undeutlich  oder  sehr  klein.  Aechte  Backenzähne  {  oderf ,  Vorbacken- 
zähne ^.     Proteles,  Hyaena. 

c)  Subfam.  Feiina  (von  allgemeiner  Verbreitung).  C.  ali-sphe- 
uoid,    keiner  ,    Theilung    der    Pauke    schwach    oder    kaum    merklich. 


während  des  Jahres  1849.  17 

C.  caroticus  undeutlich  oder  nicht  merklich.  Aechte  Backenzähne  *, 
Vorbackenzähne  ».   Felis. 

III.  Farn.  CANIDAE.  C.  ali-sphenoid.  deutlich  ;  foramen  gle- 
noideum  beträchtlich  ,  Pauke  abgerundet  ,  ungetheilt.  Innere  Carotis 
nach  dem  Austritt  aus  ihrem  Canal  wieder  äusserlich  erscheinend  und 
rückwärts  sieh  wendend  zum  Eintritt  in  den  Schädel.  ParoccipitaU 
Process  seitlich  zusammengedrückt  ;  foramen  condyloideum  exponirt  ; 
Blinddarm  auf  sich  selbst  gefaltet,  keine  Cowper'schen  Drüsen,  Pro- 
stata vorspringend.     Canis,  Otocyon. 

Wenn  ich  dieses  Schema  mit  dem  vergleiche,  was  meiner  Bear- 
beitung der  Fleischfresser  im  Schreber'schen  Werke  zu  Grunde  liegt, 
so  ergiebt  sich  allerdings  eine  merkliche  Differenz  hinsichtlich  der 
Rangordnung,  die  wir  den  Gruppen  angewiesen  haben,  aber  die  Grup- 
pen selbst  sind  fast  durchgängig  in  ihrer  alten  Begrenzung  geblieben. 
Es  ist  diess  ein  Beweis  ,  dass  eben  diese  Gruppen  wirklich  natürliche 
sind,  und  dass  deshalb  ihr  Gruppencharakler  auch  noch  in  andern  Stük- 
ken  als  in  denen,  die  bisher  hauptsächlich  berücksichtigt  wurden,  sich 
ausspricht.  Dabei  glaube  ich  aber  doch  im  Rechte  zu  sein  ,  wenn  ich 
den  von  der  Beschaffenheit  des  Gebisses  und  der  Füsse  hergenomme- 
nen Gruppenmerkmalen  eine  höhere  Rangordnung  zuerkenne  ,  als  den 
Kennzeichen,  welche  Turner  von  einzelnen  Theilen  der  Schädelbasis 
hergeleitet  hat.  Nur  etliche  wenige  Gattungen  sind  bei  Turner  an- 
ders gestellt  als  bei  mir.  So  z.  B.  habe  ich  Bassaris  noch  zu  den 
Viverrinen  gebracht ,  weil  damals  die  Beschaffenheit  des  innern  Baues 
dieser  Galtung  nicht  bekannt  war  ;  seitdem  man  nun  aber  weiss,  dass 
ihr  der  Blinddarm  abgeht,  kann  sie  nicht  mehr  bei  den  Viverrinen  ge- 
lassen werden.  Arctictis  ist  von  mir  zu  den  Ursinen,  von  Turner 
zu  den  Viverrinen  gestellt;  es  steht  aber  diese  Gattung  zwischen  bei- 
den Familien  dermassen  in  der  Mitte ,  dass  nur  das  Vorkommen  oder 
der  Mangel  des  Blinddarms  über  ihre  rechte  Stellung  entscheiden  kann. 
Galictis  wird  von  Turner  zu  den  Viverrinen,  von  mir  zu  den  Muste- 
linen  gezählt;  letztere  Stellung  aber  ist  die  richtige,  weil  ihr  der 
Blinddarm  fehlt.  Consequent  hätte  wohl  Turner  ihr  auch  denselben 
Platz  anweisen  müssen  ,  da  er  gerade  Galictis  als  Ausnahme  bei  den 
Viverrinen  anführt. 

Ursina.  Ueber  äussern  und  innern  Bau  von  Ailurus 
lieferte  H  o  d  g  s  o  n  wichtige  Aufschlüsse. 

Sie  finden  sich  im  Journ.  of  the  Asiat,    soc.    of  Bengal  XVI.  2. 

5  .    5 
p.  1115,  XVII.  2.  p.  475  u.  573.     Backenzähne  sind  q — g"  vorhanden, 

doch  fällt    im  Unterkiefer    mit  dem  Alter    der   erste    Zahn    gewöhnlich 

5.5 
aus  ,  so  dass  dann  nur  r 7  vorhanden  sind.      So  lange  sie  nicht  zu 

Archiv  f.  Naturgesch.  XVI.  Jahrg.  2.  Bd.  ß 


18  Wagner:  Bericht  über  die  Säuglhiere 

stark  im  Gebrauche  sind,  zeigen  sie  auf  ihrer  Kaufläche  zahlreiche  ko- 
nische Höcker,  die  hinreichend  vorspringend  ,  aber  stumpf  sind.  An 
einem  jungen  Männchen  fand  der  Verf.  7  Hals-,  15  Rücken-,  5  Len- 
den- ,  3  Kreuz-  und  18  Schvvanzwirbel.  An  einem  altern  Weibchen 
war  die  Anzahl  der  Wirbel  7,  14,  6,  3,  18  ;  demgemäss  waren  auch 
bei  jenem  Exemplare  15,  bei  diesem  nur  14  Rippenpaare.  Das  Brust- 
bein bestand  aus  7  cylindrischen  Stücken.  Der  Darmkanal  hat  keinen 
Blinddarm  ;  Analdrüsen  sind  ebenfalls  nicht  vorhanden.  Bärmutter  zwei- 
hörnig;  Zilzcn  4  Paare.  Gallblase  ist  vorhanden.  Die  Pandos  oder 
Wahs  scheinen  [ausschliesslich  den  subhimalayischen  Bezirken  anzu- 
gehören ,  wo  ihr  Wohnplatz  auf  die  Strecken  zwischen  7  oder  8  ,  und 
12  oder  13,000  Fuss  Höhe  beschränkt  ist.  Hodgson,  der  bekannt- 
lich mit  neuen  Namen  nicht  sparsam  ist,  giebt  der  von  ihm  beobach- 
teten Art  den  Namen  Ailurus  ochraceus ,  doch  will  er  auch  fragweise 
den  A.  fulgens  gefunden  und  ihn  daran  erkannt  haben  ,  dass  sich  die 
ockerrothen  Haare  in  goldige  Spitzen  endigten.  Beigegeben  ist  diesen 
Abhandlungen  die  Abbildung  des  Thieres  und  Schädels  mit  dem  Ge- 
bisse; auch  sind  auf  Tab.  31  abgebildet  die  Sohlen  von  Ursus  tibeta- 
nus ,  Ursitaxus  inauritus ,  Paradoxurus  nipalensis ,  Taxidea  leucurus, 
Urva  cancrivora ,  Helictis  nipalensis,  Herpestes  auropunclatus ,  Viverri- 
cula  indica. 

üeber  die  Lebensweise  eines  jungen  Arctictis  Binturong  (Ictides 
aler)  gab  Blyth  a.  a.  0.   XVL  2.  p.  564  Auskunft. 

Musteliiia.  Eine  ungewöhnliche  Entdeckung  will  H  o  d  g- 
son  in  der  Auffindung  einer  zweiten  Art  von  Taxidea,  und 
zwar  in  Tibet ,  gemacht  haben  (Journ.  of  Ihe  Asiat.  Soc.  of 
Beng.  XVL  2.  p.  763). 

Wie  er  sagt,  hofft  er,  „dass  die  Zoologen  mit  Erstaunen  und 
Freude  die  Entdeckung  eines  wesentlich  occidentalischen  Typus  in 
dem  entfernten  Osten  begrüssen  werden."  Diese  Entdeckung  beruht 
auf  einem  Exemplare  ,  das  in  der  Nähe  von  Lassa  in  Tibet  erlegt  und 
ihm  mit  dem  vollständigen  Schädel  überschickt  wurde.  Obwohl  Hodg- 
son selbst  gesteht,  dass  dieser  tibetanische  Dachs,  in  seiner  Heimath 
Tumphä  genannt  ,  mit  dem  europäischen  hinsichtlich  der  Färbung  so 
auffallend  übereinstimmt ,  dass  es  schwer  fiele  eine  Differenz  ausfindig 
zu  machen,  so  könne  er  doch  nicht  mit  diesem  ,  sondern  nur  mit  dem 
amerikanischen  Dachs  (Meles  s.  Taxidea  labradoria)  in  Verbindung  ge- 
bracht werden,  weil  der  tibetanische  Dachs  nur  ^  Backenzähne  jeder- 
seits  habe,  der  europäische  dagegen  ^.  Schon  in  dieser  Beziehung  ist 
aber  H.  in  Lrthum  ,  denn  beide  genannte  Arten  haben  ursprünglich 
gleiche  Anzahl  von  Backenzähnen  ,  mit  dem  Alter  fällt  aber  gewöhn- 
lich der  erste,  überaus  kleine  Lückenzahn  aus  ,  und  diess  mag  manch- 
mal wohl  auch  dem  zweiten  untern  begegnen — wie  diess  bei  Ho  dg- 


während  des  Jahres  1849.  19 

son's  Exemplar  die  Lücke  deutlich  anzeigt  — ,  so  dass  demnach  letz- 
teres in  der  Zahl  der  Backenzähne  keine  typische  Abweichung  weder 
vom  europäischen  noch  vom  amerikanischen  Dachse  zeigt.  Vergleicht 
man  nun  aber  die  ausführliche  Beschreibung,  die  H.  vom  Schädel  und 
Gebiss  seines  tibetanischen  Dachses  giebt,  und  zieht  man  die  genauen 
Abbildungen,  die  er  auf  Tab.  30  von  diesen  Theilen  vorlegt,  zu  Rathe, 
so  sieht  man,  dass  Schädel  und  Gebiss  der  neuen  Art  in  all  den  Stük- 
ken  ,  in  welchen  der  amerikanische  Dachs  vom  europäischen  difFerirt, 
ebenfalls  von  letzterem  abweicht,  dagegen  in  allen  Merkmalen  mit  die- 
sem übereinstimmt.  Zur  Galtung  Taxidea  kann  demnach  die  angeblich 
neue  Art  nicht  gezählt  werden  ,  sondern  sie  ist  eine  ächte  Meles.  Da 
nun  aber  auch  die  Färbung  derselben  ganz  mit  unserem  europäischen 
Dachse  übereinstimmt ,  so  ist  es  wohl  zur  Evidenz  klar  ,  dass  wir  in 
dieser  Taxidea  leucurus  nur  unsern  gemeinen  Dachs  (Meles  vulgaris  s. 
M.  Taxus)  zu  begrüssen  haben. 

Von  der  Lutra  felina,  die  Molina  schon  als  Mustela  felina, 
Bennett  und  Waterhouse  als  Lutra  chilensis  beschrieben  haben, 
lieferte  Gay  in  seiner  Hist.  de  Chile  Mammal.  lab.  2  eine  schöne  Ab- 
bildung des  Thieres  ,  so  wie  des  Schädels  und  Gebisses.  —  Dagegen 
weiss  er  uns  keinen  Aufschluss  zu  geben  über  Molin  a's  problema- 
tischen Castor  Huidobrius,  und  obwohl  er  ihn  in  gedachtem  Werke  als 
Lutra  Huidobrius  aufführt  ,  bezweifelt  er  doch  selbst  die  Richtigkeit 
dieser  Zusammenstellung. 

Von  einem  höchst  seltnen  und  kostbaren  Thiere ,  der  Enhydris 
marina,  deren  Skelet  die  Münchner  Sammlung  von  Sr.  Kaiserl.  Hoheit 
Herzog  von  Leuchtenberg  zum  Geschenk  erhielt,  hat  Ref.  die 
hauptsächlichsten  Verhältnisse  des  Knochengerüstes  erörtert  und  die 
Verwandtschaft  mit  der  Fischotter  nachgewiesen  (Münchn.  gel.  Anzeig. 
XXVHL  S.  664  ;  daraus  in  unserm  Archiv  S.  39). 

Viverrina.  Mit  2  Arten  wurde  diese  Familie  durch  J, 
E.  Gray  vermehrt. 

Die  eine  ist  Herpestes  ochraceus  von  ihm  benannt  (Proceed.  p.  138 
tab.  8;  Ann.  of  nat.  hist.  IV.  p.  376)  und  stammt  von  Abyssinien,  ist 
aber  von  allen  durch  Rüppell  von  da  mitgebrachten  Arten  verschie- 
den. Sie  ist  blass  bräunlichgelb  und  mit  einem  dunklern  Ton  sehr 
fein  punktirt ;  Unterseite  blasser,  nicht  punktirt  ;  Schwanzende  hell 
gelb  mit  einer  verlängerten  schwarzen  Spitze. 

Die  andere  Art  ist  von  Gray  als  Galidictis  vittala  bezeichnet 
(Proceed.  p.  21  tab.  1)  und  kommt  von  Madagaskar.  Sie  ist  sehr  ähn- 
lich der  G.  striata  ,  aber  der  Schwanz  ist  nicht  wie  bei  dieser  weiss, 
sondern  von  derselben  Färbung  wie  der  Rücken  und  selbst  deutlicher 
schwarz  und  weiss  gescheckt. 

Bezüglich  der  geographischen  Verbreitung  der  gemeinen  benga- 


20  Wagner:  Bericht  über  die  Säuglhiere 

lischen  Zibethkatze  (Viverra  Zibetha)  machte  Blyth  (Journ.  of  the 
Asiat.  Soc.  of  Beng.  XVII.  1.  p.  344)  bemerldich  ,  dass  diese  Art, 
welche  sich  an  der  Ostseite  der  Bay  von  Bengalen  südwärts  in  die 
malayische  Halbinsel  (wo  sie  jedoch  viel  seltner  als  V.  Tanggalanga 
ist)  hinabzieht,  und  auch  in  Assam  und  dem  Thal  von  Nepal  gefun- 
den wird,  nicht  auf  der  indischen  Halbinsel  vorzukommen  .scheint, 
ausgenommen  theilweige  im  N.  0.  an  der  bengalischen  Grenze  ;  dass 
sie  aber  im  äussersten  Süden,  wie  in  Travancore,  durch  eine  verwandte 
Rasse  repräsentirt  wird ,  welche  ganz  der  afrikanischen  V.  Civetta 
gleicht,  mit  der  Ausnahme,  dass  der  Rückenkamm  sich  nicht  vorwärts 
bis  zwischen  die  Ohren  erstreckt. 

Zu  erwähnen  ist  noch  eine  Liste,  welche H  od  gson  zurVerglei- 
chung  der  Namen,  die  von  Gray,  Cantor  und  ihm  den  Arten  von 
Faradoxurus  beigelegt  wurden  ,  in  dem  angeführten  Journ.  XVI.  2.  p. 
1129  einrücken  liess, 

Caniiia.  Ein  der  Violdrüse  des  Fuchses  entsprechen- 
des Gebilde  hat  Retzius  aufgefunden. 

Er  nahm  dasselbe  bei  einem  frisch  geschossenen  Thier  wahr. 
Auch  auf  dem  Schwanzrücken  des  Wolfs,  aber  weiter  entfernt  von  der 
Schwanzwurzel  zeigt  die  Haarbekleidung  einen  schwarzen  Fleck.  Theilt 
man  selbige  auseinander ,  so  findet  man  die  Haare  ganz  grob  ,  steif 
und  weiss,  und  ganz  innen  sieht  man  einen  Fleck  der  Haut  ohne  AVolle 
und  ganz  kleine  zerstreute  Oeffnungen  von  Hautdrüsen  zeigend.  Un- 
tersucht man  die  Haut  von  der  Innenseite  ,  so  trifft  man  jedoch  keine 
compacte  Drüsenmasse  wie  beim  Fuchs  an ,  sondern  die  Drüsen  liegen 
beim  Wolf  dünn  ausgesäet  in  der  Lederhaut  eingebettet ,  sind  gespal- 
ten, mehrflockig,  und  sondern  einen  gelblichen  Stoff  ohne  merklichen 
Geruch  ab.  Retzius  fand  auch  an  mehreren  ausgestopften  Fuchsar- 
ten denselben  schwarzen  Fleck,  dieselbe  Haarbildung  und  dasselbe 
gelbe  Secret  (Öfversigt  af  K.  Vet.  Ak.  Förhandl.  1848  p.  46  ;  Mül- 
ler's  Archiv  S.  429). 

Plieninger  lieferte  in  den  Würtemb.  naturw.  Jahresheften  V. 
S.  216  tab.  1  fig.  8  die  Abbildung  eines  bei  Kirchberg  aufgefundenen 
Backenzahnes,  auf  den  H.  v.  Meyer  seine  Amphicyon  intermedius 
begründete.  In  einem  andern  Zahn,  Fig.  9,  glaubt  P.  eine  neue  Art 
zu  erkennen,  der  er  den  Namen  Amphicyon  Eseri  beilegte. 

Feiina.  lieber  die  Luchsarten  des  Nordens  und  ihre 
geographische  Verbreitung  von  Leopold  Schrenk.  Dor- 
pat  1849.  68  S.  8. 

Es  ist  diess  eine  Inaugural-Disserlation,  die  mit  grossem  Fleisse 
und  genauer  Sachkenntniss  bearbeitet  ist ,  und  sowohl  zur  Feststellung 
der  nordischen  Luchsarten  als  zur  Bestimmung  ihrer  geographischen 
Verbreitung  einen  dankenswerthen  Beitrag    gebracht  hat.     Bekanntlich 


während  des  Jahres  1849.  üi 

hatte  zuerst  Geoffroy  den  kanadischen  Luchs  als  F.  canadensis  von 
F.  Lynx  getrennt.  Später  unterschied  Temminck  zwei  ausschliess- 
lich der  alten  Welt  eigne  Arten  ,  F.  cervaria  und  F.  Lynx  ,  und  eine 
dritte,  F.  borealis,  synonym  mit  F.  canadensis,  die  beiden  Welten  zu- 
kommen sollte,  jedoch  von  den  späteren  Beobachtern  in  der  alten  durch- 
aus nicht  aufgefunden  werden  konnte.  Nilsson  erkannte  die  F.  cer- 
varia an ,  aber  von  F.  Lynx  sonderte  er  eine  F.  virgata  ab ;  in  der 
neuen  Ausgabe  seiner  Skandinavisk  Fauna  1847  erklärte  er  sich  jedoch 
dahin ,  dass  diese  3  von  ihm  unterschiedenen  Arten  für  bloss  zufällige 
Farbenabänderungen  einer  einzigen  Art,  F.  Lynx  anzusehen  seien.  Zu 
derselben  Ueberzeugung  gelangte  der  Verf.  durch  Untersuchung  der  in 
der  akademischen  Sammlung  von  Petersburg  aufgestellten  Exemplare, 
so  wie  der  in  den  Pelzlagern  dieser  Hauptstadt  befindlichen  Luchs- 
bälge. So  sind  wir  denn  jetzt  berechtigt  ,  für  den  Norden  der  alten 
Welt  nur  eine  einzige  Art,  F.  Lynx,  anzuerkennen,  und  die  F.  borea- 
lis Temm.  (F.  canadensis  GeofTr.)  auf  den  Norden  Amerika's  zu  be- 
schränken. 

Blyth  zeigte  im  Journ.  of  the  Asiat.  Soc.  of  ßeng.  XVL  2. 
p.  865,  879,  XVIL  1.  p.  84 ,  dass  Felis  Charltoni  Gray  (F.  Ogilbyi 
Hodgs.)  nur  eine  Varietät  von  F.  bengalensis  ist.  An  letzterem  Ort 
machte  er  auch  auf  einige  Unterschiede  zwischen  F.  marmorala  und 
F.  macrocelis  aufmerksam. 

Eben  derselbe  erklärte  a.  a.  0.  XVIL  1.  p.  249  Gray's  Leo- 
pardus  Ellioti  (F.  nipalensis  Hodgs.)  nur  als  eine  leichte  Farbenabän- 
derung von  F.  bengalensis.  —  Hutton' s  Exemplare  von  Felis  chaus 
aus  Afghanistan  betrachtet  er  (S.  346)  als  zur  verwandten  Art  F.  Jac- 
quemontii  gehörig. 

Eine  Abbildung  von  Felis  pajeros  lieferte  Gay  in  der  Hist.  de 
Chile  Mamif.  p.69  lab.  4  ,  dagegen  weiss  er  uns  über  die  von  Molina 
und  Poeppig  aufgestellten  Arten  :  Felis  guigna ,  colocollo  und  tigrillo 
keine  Auskunft  zu  geben. 

Zähne  von  Felis  Christolii  und  einer  andern  Art  bildete  Ger- 
vais ab  in  der  Zool.  fran^.  tab.  8  fig.  2,  3. 

Marsupialia. 

Gould  hat  angekündigt,  dass  er  sein  Werk:  TheMam- 
mals  of  Australia  nunmehr  rasch  fortsetzen  wolle. 

Es  soll  aus  7 — 8  Lieferungen  bestehen,  jede  mit  15  Tafeln,  und 
um  den  Preis  von  Lst.  3,  3  Sh. ,  also  abermals  ein  Luxuswerk  ,  dem 
wir  für  unsere  Klasse  nicht  viele  Nachfolger  wünschen,  weil  die  wis- 
senschaftliche Bedeutung  solcher  Prachteditionen  nicht  im  Verhältniss 
zu  ihrer  Kostspieligkeit  steht.  Das  erste  Heft  ist  schon  1845  erschie- 
nen, uns  aber  erst  jetzt  zugekommen.  Es  stellt  folgende  Arten  in  al- 
lerdings vortrefflichen  Abbildungen  dar:    Tarsipes  roslralus ,    Perameles 


2t  Wagner:  Bericht  über  die  Säuglhiere 

myosuros  Wagn.  (P.  arenaria  Gould)  ,  Belideus  flaviventer,  B.  sciureus, 
Podabrus  (Phascogale)  crassicaudatus  Gould ,  Phascogale  penicillata, 
Ph.  calura,  Dromicia  gliriforniis  ,  Dr.  concinna  ,  Myrmecobius  fasciatus, 
Antechinus  apicalis,  Peiameles  lagotis,  Choeropus  castauotis  ,  Hapalotis 
longicaudata,  H.  Mitchellii. 

Zur  Anatomie  des  Sarcophilus  ursinus  lieferte  Mayer  wichtige 
Beiträge  in  D'Alton's  und  Burmeister's  Zeitschr.  für  Zoolog.  I.  S.  181. 
—  An  Leisering's  Beobachtungen  über  die  Fortpflanzung  des  Kän- 
guruhs braucht,  als  in  unserm  Archiv  S.  18  u.  f.  enthalten,  nur  erin- 
nert zu   werden. 

Nach  Pomel's  Untersuchungen  (Bullet,  geol.  1847  p.  385,  Jahrb. 
für  Min.  S.  874)  ist  Pterodon  Pom.  (nee  Blainv.)  einerlei  Gattung  mit 
Taxotherium  und  Hyaenodon,  und  gehört  nicht  zu  Subursus  und  Canis, 
wohin  ßlainville  die  Arten  brachte  ,  sondern  stimmt  vielmehr  mit  den 
Beutelthieren  und  insbesondere  mit  Dasyurus  überein.  Diese  Galtung 
enthält  nach  Pomel  4  Arten:  Pterodon  parisiensis  Blv. ,  Pt.  (Taxothe- 
rium) Cuvieri ,  Pt.  (Hyaenodon)  leptorhynchus  Laiz. ,  Pt.  (Hyaenodon) 
brachyrhynchus  Dujard. 

Kocleiitia. 

Sciurina.  Die  Gattung  Sciurus  ist  abermals  mit  neuen 
Arten  vermehrt  worden. 

Von  Gray  wurde  (Proceed.  p.  138  tab.  7,  Ann.  of  nat.  bist.  IV. 
p.  376)  der  Sciurus  dorsalis  aufgestellt:  „weiss,  Haare  schwarz  mit  mehr 
oder  minder  langen  weissen  Spitzen;  Augenbraunen,  Hinterkopf,  Nak- 
ken  und  Rückenmitle  bräunlich  schwarz ,  eine  sehr  breite  und  scharf 
abgegrenzte  Rückenbinde  bildend."  Von  Caraccas.  Gray  vermuthel 
selbst,  dass  dieses  Eichhorn  nur  Varietät  einer  andern  amerikanischen 
Art  sein  möchte,  doch  waren  sich  die  beiden  Exemplare  gleich. 

In  den  südlichen  Theilen  des  Oregongebietes  fand  Peale  ein 
Einhörnchen,  das  im  Boden  Höhlen  gräbt,  aber  auch  mit  Leichtigkeit 
Bäume  besteigt  und  deshalb  von  ihm  (Unit.  St.  explor.  expedit.  Mam- 
mal.  p.  55  tab.  14)  Sciurus  fossor  benannt  wurde.  „Erster  oberer  Bak- 
kenzahn  rudimentär,  Schwanz  buschig  und  so  lang  wie  der  Körper; 
Färbung  oben  grau ,  unten  weiss ,  Füsse  oben  grau ,  Schneidezähne 
vorn  dunkel  orange ;  Rückenhaar  am  Grunde  dunkel  bleifarbig  ,  dann 
schwarz  mit  weisser  Binde  gegen  die  Spitze;  Schwanzhaare  grau  mit 
schwarzer  Binde  und  weisser  Spitze."  Körper  14",  Schwanz  mit  Haa- 
ren  16". 

Blyth  unterwarf  die  indischen  Arten  von  Pteromys, 
Sciurus  und  Arctomys  einer  umfassenden  Prüfung  (Journ.  of 
the  Asiat.  Soc.  of  Beng.  XVL  2.  p.  864). 

Sie  trägt  zur  Berichtigung  der  Synonymik  dieser  Arten,   so  wie 


während  des  Jahres  1849.  23 

2ur  Kenntniss  ihrer  geographischen  Verbreitung  wesentlich  bei,  ist  aber 
zu  umfangreich  ,  als  dass  wir  hier  ihren  Inhalt  vollständig  anzeigen 
könnten.  Als  neue  Arten  sind  aufgeführt:  Sciuropterus  villosus,  Sc. 
fuscocapillus  und  Sc.  spadiceus  tab.  36  fig.  1  ;  ferner  Sciurvs  chryso- 
notus  tab.  37  fig.  1  ,  Sc.  Barbei  tab.  36  fig.  3  und  Sc.  alrodorsalisl 
Gray  tab.  37  fig.  2.  Ueber  letztere  giebt  Blyth  weitere  Auskunft 
a.  a.   0.  XVII.  1.  p.  345. 

Mj'oxina.  üass  Myoxus  glis  im  nördlichen  Aleklenburg  nicht 
blos  einheimisch  ,  sondern  daselbst  stellenweise  sogar  in  Menge  ange- 
troffen wird,  wurde  durch  L.  Vor  tisch  zur  Kenntniss  gebracht  (Ar- 
chiv des  Vereins  der  Freunde  der  Katurgesch.  in  Meklenb.  1849  S.  219). 
—  Dass  Graf  Tysen  hau  s  den  Myoxus  Dryas  auf  seinen  Gütern  an 
der  Wolga  in  Lithauen  angetroffen  hat,  berichtete  die  Rev.  Zool.  p.431, 

Dipoda.  Mit  dem  Namen  Cricetodipus  wurde  von 
Peale  eine  Gattung  belegt,  die  zur  Abtheilung  der  nord- 
amerikanischen, mit  äussern  Backentaschen  versehenen  Sprin- 
ger gehört  (Unit.  St.  expl.  expedit.  Mammal.  p.  52  tab.  13 
flg.  2). 

Kopf  und  Rumpf  fast  gleich  gross  ;  grosse  äussere  Backentaschen, 
Ohren  klein,  rundlich ;  Vorderfüsse  kurz  mit  4  Zehen  und  einem  Dau- 
men mit  Plattnagel,  Hinterfüsse  lang  und  Szehig;  Schwanz  lang,  all- 
mählich sich  verdünnend  und  mit  kurzen  weichen  Haaren  besetzt.  Obere 

3.3 
Schneidezähne  längsgefurcht;  Backenzähne  t; — ö'  jeder  mit  6  rund- 
lichen Höckern.  —  Die  Art  wird  bezeichnet  als  Cr.  parvus ,  oben  se- 
piabraun, unten  weiss ,  unter  den  Augen  durchzieht  eine  dunkle  Linie 
die  Wangen.  Kopf  und  Rumpf  iy,o"  ?  Schwanz  *X^Iiq">  Ein  einziges 
Exemplar  wurde  im  Oregongebiete  gefangen  ;  es  zeigte  im  Unterkiefer 
jederseits  die  Rudimente  eines  vierten  Backenzahns,  der,  wie  Peale 
meint,  den  bereits  stark  abgeriebenen  vordem  Backenzahn  ersetzt  ha- 
ben dürfte.  Demnach  war  es  wohl  bloss  ein  ganz  junges  Thier  und 
seine  Gattungsberechtigung  bedarf  jedenfalls  weiterer  Bestätigung. 

Gambel's  Beschreibung  von  Dipopodomys  agilis  ist  nun  auch 
in  die  Ann.  of  nat.  hist.  III.  p.  318  aufgenommen  worden. 

Chinchillina.  Molina's  Lepus  Viscacha  ist  durch  Gay 
genauer  als  Lagotis  criniger  charakterisirt  worden  (Hist.  de 
Chile  Mamif.  p.  92  tab.  5,  Thier,  6  fig.  6  Schädel). 

Von  3  Exemplaren,  in  deren  Besitz  Gay  gekommen  war,  ge- 
langte das  eine  in  das  pariser  Museum,  wo  es  Lesson  sah  und  in 
seinem  Katalog  als  L.  criniger  citirte  ,  ohne  es  zu  beschreiben  ,  wobei 
er  es  fälschlich  als  Molina's  Mus  maulinus  und  als  von  Buenos  Ayres 
herkommend  ausgab.    Die  Diagnose  lautet:    „L.    supra  fusco  -  griseus, 


24  Wagner:  Bericht  über  die  Säugthiere 

infra  subpallidior,  vellere  molli  ;  mystacibus  paucis  rigidis,  longissimis, 
lustrosis,  aliis  nigris,  aliis  albidis;  cauda  elongata  seligera  :  setis  fusco- 
nigris ,  quandoque  albidis ,  longissimis."  Die  grösste  Art.  Körper  1' 
7"  lang,  Schwanz  1'  3%"  ohne  Haare,  Ohren  2"  4"'  lang.  Gehört  den 
chilischen  Cordilleren  an. 

Miirina.  Hodg-son  hat  eine  neue  Gattung  Neodon 
angekündigt  (Ann.  of  nat.  liist.  III.  p.  203). 

Das  aus  dem  brittischen  Museum  eingesendete  Exemplar,  dem  H, 
den  Namen  JY.  sikiinensis  gab,  hat  Gray  mit  andern  indischen  Mäusen 
verglichen  und  es  nahe  verwandt  mit  Arvicola  Roylei  befunden;  doch 
kommen  bei  Neodon  einige  Differenzen  in  den  Falten  der  Backenzähne 
vor.  —  Zugleich  hat  H.  noch  3  neue  Arten  angekündigt:  Mus  aequi^ 
caudalis  ,  M.  caudatior  (!!),  M.  darjilingensis.  Wir  wünschen,  dass 
diese  Arten  besser  charakterisirt  werden  als  die,  welche  H.  früher  be- 
kannt gemacht  hat. 

Gay  hat  ebenfalls  in  seinem  oft  angeführten  Werke 
diese  Familie  mit  etlichen  Arten  vermehrt. 

1)  Oxymijclerus  scaiops(Mamif.  p.  108  tab.  6  fig.  3.  Backenzähne)  ; 
„0.  supra  obscure  cinnamomeo-fuscus  ,  sublus  obscure  griseus  ;  pedi- 
bus  pallide  cinnamomeis ;  cauda  corpore  raulto  breviore,  obscure  cinna- 
momeo  concolore;  rhinario  producto;  unguibus  fossoriis  inaequalibus." 
—  Länge  des  Körpers  5",  des  Schwanzes  2.".  Bewohnt  die  Felder  der 
mittlem  Provinzen. 

2)  Mus  rupestris  Gerv.  (tab.  6  fig.  1.  2.  Zähne  ;  tab.  7  fig.  1  Thier); 
„M.  molares  subradiculati,  formam  8  subreferentes  ;  vellere  molli,  gri- 
seo  flavescente  mixto;  cauda  pilosa  subpenicillata."  Körper  4"  10"', 
Schwanz  3"  8'".  Mit  einigem  Bedenken  bezieht  Gay  sein  Thier  auf 
den  Mus  rupestris,  den  Gervais  bloss  nach  einem  Schädel  aufgestellt 
hat.  IJebrigens  ist  zu  bemerken,  dass  diese  und  die  folgende,  so  wie 
alle  ursprünglich  südamerikanischen  Mäuse  nicht  der  Gattung  Mus  im 
jetzigen  Sinne,  sondern  Hesperomys  angehören. 

3)  Mus  lutescens  (tab. 6  fig.  4.  Zähne;  tab.  7  fig.  2.  Thier)  ;  „M. 
dentibus  M.  brasiliensi  affinis  ;  corpore  toto  lutescente ,  supra  flavo- 
lavalo ,  cauda  squamosa  longa,  pilis  raris."  Körper  5"  8"',  Schwanz 
ebenso. 

Auch  Peale  hat  in  der  Unit.  St.  expl.  expedit.  Mam- 
mal.  mehrere  neue  Arten  aus  dieser  Familie  vorgeführt,  die 
wir  nur  kurz  anzeigen  wollen. 

1)  Mus  exulans  (p.  47  tab.  12  fig.  1);  bewohnt  in  Menge  alle 
Koralleninseln  der  Südsee  und  kommt  mit  M.  decumanus  in  der  äussern 
Beschaffenheit  und  in  dem  Zahnbaue  so  sehr  überein ,  dass  sie  sich 
nur  durch  geringere  Grösse  unterscheidet. 


während  des  Jahres  1849.  25 

2)  Mus  vitiensis  (p.  49  tab.  12  fig.  2),  oben  sepiabraun,  unten 
fast  weiss,  Körper  4",  Schwanz  4^/2"  lang.  Zur  grossen  Plage  fast  in 
allen  Häusern  von  Fidschi.  Obschon  über  den  Zahnbau  nichts  gesagt 
ist,  wird  diese  Art  doch  noch  zur  Gattung    Mus  der  Neuern  gehören. 

3)  Mus  peruvianus  (\>.  61  tab.  13  fig.  1);  gelblichbraun,  Unterseile 
und  Füsse  weiss,  Schwanz  blass  fleischfarbig,  oben  mit  brauner  Längs- 
linie. Körper  2yio"5  Schwanz  3y,o".  Von  Callao  in  Peru.  Obwohl 
auch  bei  dieser  Art  des  Zahnbaues  nicht  gedacht  ist,  so  kann  sie  doch, 
ihrer  Heimath  wegen,  nicht  Mus  angehören,  sondern  wird  Hesperomys 
zufallen.  Führt  Peale  doch  noch  selbst  die  amerikanische  Feldmaus 
als  Mus  leucopus  auf,  während  ich  schon  lange  diesen  Irrthum  berich- 
tigt habe. 

4)  Arvicola  monlanus  (p.  44)  ;  Ohren  fast  unterm  Pelz  versteckt, 
Farbe  oben  braun  und  schwarz  gemischt ,  unten  bleifarbig.  Körper 
4%,  Schwanz   ly^"-     Vom  Rio  Sacramento  in  Californien. 

5)  Arvicola  occidentalis  (p.  45  tab.  11  fig.  1)  ;  Ohren  versteckt, 
Schwanz  kurz  behaart  und  etwas  zusammengedrückt,  Farbe  oben  schön 
braun,  unten  licht  bleifarbig.  Körper  4^10»  Schwanz  2*/io"'  Vom  Puget 
Sund,  Oregon. 

6)  Arvicola  californicus  (p.  46  lab.  11  fig.  2);  robuster  als  vorige 
Art,  Pelz  gröber  und  lichter,  Schwanz  rund;  Grösse  fast  die  nämliche. 
Wicht  selten  in  der  ßay  von  San  Francisco, 

Ueber  die  Fortpflanzung  und  Auferziehung  der  weissen  Mäuse 
theilte  G.  R.  v.  Struve  einige  Bemerkungen  in  Froriep's  Notizen 
IX.  S.   193  mit. 

Castorina.  Nach  Vergleichungen  ,  die  Eigenbrodt  zwischen 
den  Skeielen  des  Caslor  Werneri  und  des  gemeinen  Bibers  vornahm, 
fällt  der  Unterschied,  welchen  Cuvier  von  dem  Verhalten  der  Nasen- 
beine  angegeben  hat,  fast  ganz  weg,  und  die  Maassverschiedenheiten 
in  den  übrigen  Skelettheilen  von  denen  des  gemeinen  Bibers  erweisen 
sich  auch  nicht  grösser  als  zwischen  verschiedenen  Individuen  des  letz- 
tem selbst  (Bullet,  de  Mose.  XXI.  p.  541). 

Werthvolle  Beiträge  zur  Anatomie  und  Physiologie  des  Bibers 
von  E.  H.Weber,  nebst  einer  vergleichenden  Analyse  der  Castoreum- 
Sorlen  von  Lehmann  finden  sich  in  Froriep's  Notizen  IX.  S.  97. 

Von  seinem  Castor  (Chalicomys)  sigmodus  lieferte  Gervais  in 
seiner  Zool.  fran9.  tab.  1  fig.  13,  tab.  8  fig.  10  Abbildungen  der  Schneide- 
und  Backenzähne. 

Aciileata.  Eine  neue  indische  Art  von  Stachelschwei- 
nen wurde  von  Hodg-son  als  Hystrix  alophos  beschrieben 
(Journ.  of  the  Asiat.  Soc.  of  Beng-.  XVI.  2.   p.  771    tab.  32). 

Eine  von  Hystrix  cristata  wie  von  H.  hirsulirostris  (H.  leucurus) 
scharf  unterschiednc  Art,  durch  weit  geringere  Grösse,  gänzlichen  Man- 


26  Wagner:  Bericht  über  die  Sängthiere 

gel  eines  Borstenkammes  auf  dem  Kopfe,  Halse  und  Schultern,  kürzere 
und  minder  zahlreiche  Stacheln  und  durch  nur  schwache  Andeutung 
des  weissen  Halsbandes.  Länge  des  Körpers  22—24",  Schwanz  ohne 
Stacheln  4".  Kopf  ,  Kacken  und  Vorderhälfte  des  Rückens  sind  bloss 
mit  2 — 3"  langen  Borsten  besetzt  ;  nur  die  Hinterhälfte  des  Rückens 
und  der  Schwanz  sind  mit  Stacheln  bewaffnet.  Die  Borsten  sind  schwarz, 
am  Kopf  ins  Uraune  ziehend;  die  Stacheln  weiss,  mit  nur  einem  ein- 
zigen ,  fast  miltelständigen  schwarzen  Ring ,  die  der  Unterseite  des 
Schwanzes  ganz  weiss.  Die  Stachelschweine  sind  ungemein  zahlreich 
in  den  subhimalayischen  Gegenden,  doch  ist  H.  alophos  viel  seltner 
als  H.  leucurus.  Sie  haben  ein  vortreffliches  Fleisch  und  lassen  sich 
leicht  zähmen. 

Duplicidentata.  Eine  sehr  ausführliche  Beschreibung  des  Lepus 
hispidus  Pears.  ,  begleitet  von  einer  Abbildung  und  von  Bemerkungen 
über  seine  Lebensweise  und  Verbreitung  hat  Hodgson  in  demselben 
Journal  XVL   1.  p.  572  tab.  14  geliefert. 

Eudes-Deslongchamps  erwähnte  in  den  Mem.  de  la  Soc. 
Linneenne  de  IVormandie  VIIL  p.  XX  eines  Hasen  ,  der  vom  Melanis- 
mus befallen  war.  Es  war  ein  erwachsenes  Thier  ,  an  welchem  die 
falbe  Färbung  durch  ein  dunkles  Schwarz  ersetzt  war.  E.  D.  fügte 
die  Bemerkung  bei  ,  dass  er  in  den  ihm  zugänglichen  zoologischen 
Werken  keine  Erwähnung  von  einem  schwarzen  Hasen  gefunden  habe. 
Ref.  kann  hier  indess  zusetzen,  dass  Bechstein  allerdings  eine  sol- 
che Varietät  aufführt  ,  freilich  ohne  nähere  Angabe  von  Beispielen. 
Dagegen  gesteht  Schreber,  dass  ihm  weder  eine  weisse,  noch  eine 
schwarze  Abänderung  von  unserm  Hasen  bekannt  geworden  sei. 

Eclentata* 

Blyth  glaubte  2  neue  Arten  von  Schuppenthieren  unter- 
scheiden zu  dürfen  (Journ.  of  the  Asiat.  Soc.  of  Beng.  XVI. 
2.  p.  1273). 

1)  Manis  leptura,  Schwanz  so  lang  wie  Kopf  und  Leib  ,  unter- 
wärts anfänglich  mit  Querreihen  von  7  ,  dann  6  Schuppen  ;  die  seitli- 
chen Schuppenreihen  des  Schwanzes  sind  angedrückt,  so  dass  der  Rand 
desselben  nicht  gezackt,  sondern  glatt  ist.  Heimath  unbekannt.  ~  2) 
Manis  leucura  ,  Schwanzende  weisslich  ,  Krallen  an  den  Vorder-  und 
Hinterfüssen  ziemlich  gleich  entwickelt,  Ohren  deutlich  ;  auf  dem  Rumpfe 
15  —  17  Schuppenreihen,  an  den  Schwanzseiten  28  ;  Schuppen  nur  an 
den  Leibesseiten  und  den  Hinterbeinen  gekielt.  Ueber  3'  lang,  wovon 
der  Schwanz  17"  wegnimmt.  Gemein  in  Arracan  und  wohl  auch  in 
Sylhet  vorkommend. 

Ausführliche  anatomische  Untersuchungen  über  den  Schuppen- 
panzer der  Gürtcltbiere,  insbesondere  der  mit  demselben  iu  Verbindung 
stehenden  Muskeln  wurden    von   A.    Alessandrini    angestellt  (Novi 


während  des  Jahres  1849.  27 

commentarii  Acad.  scientiarum  Instiluti  Bononiensis.  IX.  1849  p.  393 
mit  Kupfertafeln).  —  An  H.  Meyer's  Abhandlung  über  den  Bau  der 
Haut  des  Gürtelthiers  im  Archiv  für  Anatom.  1848.  S.  226  soll  nach- 
träglich erinnert  werden. 

Burmeister  will  in  seiner  Zeitung  für  Zool.  S.  199  den  Da- 
sypus  novemcinclus  nach  andern  Merkmalen  als  bisher  berücksichtigt 
wurden,  in  2  Arten  scheiden.  Bei  der  einen  Art,  welche  er  aus  drei 
Exemplaren  von  Guiana  kennt,  liegen  1)  die  Augen  mehr  rückwärts, 
der  6ten  oder  7ten  Schilderreihe  von  hinteuher  entsprechend  ;  2)  die 
Schilder  der  Gürtel  haben  gebogne  Seiten  ,  namentlich  auch  die  mitt- 
lem jedes  Gürtels  und  sind  im  Umriss  golhischen  Kirchenfenstern  ähn- 
lich ;  3)  die  Mitte  des  Lendenpanzers  besieht  aus  mehr  kreisrunden 
Schildern,  um  welche  schon  in  der  Jugend  6  ,  selten  7  Schilder  so 
herum  liegen,  dass  in  der  Richtung  gerade  ein  Schild  liegt;  diese 
kleinern  Schilder  werden  allmählich  so  gross  wie  das  mittlere  ;  4)  der 
Schwanz  hat  12 — 14  bewegliche  Gürtel,  der  erste  sehr  schmal;  die 
äusserste  Spitze  fein  beschuppt.  —  Bei  der  andern  Form  ,  die  in  Bra- 
silien lebt  ,  sind  die  Augen  mehr  vorwärts  ,  entsprechend  der  9ten 
Schilderreihe ;  2)  die  dreiseitigen  Schilder  der  Gürtel  haben  gerade 
Seiten  und  erreichen  mit  ihrer  vordersten  Spitze  die  Basis  des  Gürtels, 
was  bei  der  ersten  Form  nicht  der  Fall  ist;  3)  die  Schilder  des  Len- 
denpanzers sind  von  viel  ungleicherer  Grösse,  die  grossen  verkehrt  ei- 
förmig, hinten  breiter  und  von  8—9  kleinen  umgeben,  die  im  Wachs- 
thum  zurückbleiben  ;  4)  der  Schwanzpanzer  beginnt  mit  einem  breiten 
Gürtel  und  hat  nur  10  bewegliche  Gürtel ;  die  Endspitze  ist  in  der  Ju- 
gend fein  beschuppt,  wie  sie  im  Alter  ist,  kennt  B.  nicht.  Diese  Form 
meint  B.  könnte  vielleicht  der  Dasypus  uroceras  sein  ,  die  erste  will 
er  als  D.  Peba  bezeichnen. 

AufMayer's  Beiträge  zur  Anatomie  des  Ornithorhynchus  und 
Tachyglossus  braucht  hier,  da  sie  in  unserm  Archiv  S.  81  aufgenommen 
sind,  nur  aufmerksam  gemacht  zu  werden. 

ISolidung^ula* 

Von  dem  bisher  sehr  unsicher  gekannten  Kiang  von 
den  Hochebenen  Tibets  entwarf  H.  Walker  nach  einem  le- 
benden Exemplare  eine  kurze  Beschreibung  und  eine  Ab- 
bildung (Journ.  of  the  Asiat.  Soc.  of  Beng.  XVII.  2.  p.  1 
tab.  1). 

Es  ist  ein  Männchen,  das  zum  Theil  noch  mit  seinem  Winterpelz 
bedeckt  war.  Sein  Habitus  ist,  mit  Ausnahme  des  grossen  Kopfs,  mehr 
der  eines  Pferds  als  Esels.  Nase  gebogen ,  Ohren  von  Mittelgrössc, 
zwischen  denen  des  Pferds  und  Esels ,  aber  am  Grund  mehr  genähert 
als  bei  diesen;  Mähne  aufgerichtet;    am  Schwänzende  eine  dicke  Qua- 


Ö8  Wagner:  Bericht  über  die  Säuglhiere 

ßte,  die  jedocii  nicht  auf  das  Ende  beschränkt  ist ,  sondern  sich  zur 
Hälfte  gegen  die  Schwanzvvurzel  hinauf  zieht.  Farbe  oben  isabeli  mit 
einem  braunen  oder  falben  Ton;  unten,  und  an  der  Nase  gelblichweiss; 
der  ganze  Rumpf  mit  einem  blaulichen  Anfluge;  Mähne,  Rückenbinde 
und  Schwanzquaste  braunschwarz,  Iris  grau.  Schulterhöhe  3'  10".  — 
Mit  Recht  hält  Walker  diesen  Kiang  für  identisch  mit  Equus  Hemio- 
nus  Fall.,  und  macht,  wie  wir  es  schon  öflers  gelhan  haben,  darauf 
aufmerksam,  dass  die  unter  diesem  Namen  nach  Paris  und  London  ge- 
brachten Thiere  es  nicht  sind,  sondern  dem  VVildesel,  Gurkhur ,  ange- 
hören. Ganz  richtig  bezeichnet  Wa  1  k  e  r  als  Differenzen  zwischen  bei- 
den, 1)  dass  der  Kiang  wie  ein  Pferd  wiehert,  der  Wildesel  von  Sind 
wie  ein  Esel  yant;  2)  dass  beim  Kiang,  er  sei  alt  oder  jung,  sich 
keine  Zebrastreifen  finden,  während  solche  Querstreifen  beim  Wildesel 
sich  an  der  Schuller,  zumal  bei  den  Füllen.,  zeigen,  und  manchmal 
auch  das  Schulterkreuz  vorkommt;  3)  gehört  der  Kiang  den  Hochebe- 
nen Tibets  an,  der  VVildesel  von  Cutch  den  schwülen  Ebenen  an  der 
Mündung  des  Indus.  Schon  Moor  er  oft,  der  zuerst  den  Kiang  in 
Tibet  sah,  erklärte  ,  dass  er  gewiss  nicht  einerlei  sei  mit  dem  Gurkhur 
oder  Wildesel  von  Sind.  —  Schliesslich  macht  noch  Walker  bemerk- 
lich, dass  Hodgson  den  Kiang  mit  einem  neuen  Namen  Equus  po~ 
lyodon  beschenkt  habe,  weil  er  einen  vordem  Lückenzahn  bei  ihm  ge- 
funden ;  es  komme  aber  dieser  Zahn  bei  2  Pferdeschädeln  im  Museum 
der  Asiatic  Society  ebenfalls  vor  und  fehle  dagegen  dem  dort  aufbe- 
wahrten  Schädel  des  Kiang. 

Auch  ßlyth  wies  nach  a.  a.  0.  XVI.  p.  354,  dass  das  Merk- 
mal, worauf  Hod  g  s  0  n  seinen  Equus  (Asinus)  polyodon  begründen 
wollte,  keine  Gültigkeit  habe. 

Ein  Backenzahn  vom  Equus  americanus  Gerv.  wurde  in  Gay's 
Hist.  de  Chile  Mamif.  tab.  8  fig.  7   abgebildet. 

Unter  den  vom  Hipparion  bei  Cucuron  (Vaucluse)  aufgefundenen 
Zähnen  will  Paul  Gervais  3  Arten  unterscheiden  :  Hipparion  meso- 
stylum,  proslylum  und  diploslylum  (Compt.  rend.  XXIX.  p.  284). 

Pachycleriiiata. 

Eine  neue  Classifikation  der  Pachydermen  wurde  von 
Christol  zur  Sprache  gebracht  (Compt.  rend. XXIX.  p.  363). 

Er  giebt  sie  unter  der  Aufschrift:  parallele  Classification  der  Pa- 
chydermen mit  Backenzähnen  ohne  Cement  und  der  Pachydermen  mit 
Backenzähnen  mit  Cement,  die  erstem  nennt  er  Acementodonten, 
die  letztern  C ement  o  donten,  und  verlheilt  darnach  folgendermassen 
die  Dickhäuter.  I.  Rüsselträger:  a)  Acementodonten,  Mastodon ; 
b)  Cementodonten,  Elephas.  —  II.  Ei g en t  liehe  Pachydermen: 
a)  Acem.  Anoplotherium,  Anthracotherium,  Sus,  Phacochoerus;  b)  Cem. 
Palaeotherium  ,  Rhinoceros  ,  Eiasmotheriura.    —    III.   Einhufer:    a) 


wahrend  des  Jahres  1849. 


29 


Acem.  Hipparitherium ;  b)  Cein.  Hipparion,  Equus.  —  IV.  Amphi- 
bien-Pachydermen:  a)  Acem.  Manalus,  Melaxytherium  ;  b)  Sub- 
cemenlodonten:  Halicore. 

Die  Aceinenlodonten  unterscheidet  der  Verf.  von  den  Cemenlo- 
donten  nicht  sowohl  durch  das  Cement  als  vielmehr  durch  folgende 
Merkmale.  Bei  den  A.  ist  1)  der  Schaft  der  Krone  sehr  wenig  über 
die  Wurzel  erhöht  und  sein  Wachsthum  ist  frühzeitig  beendigt;  2)  die 
Wurzeln  sind  sehr  getheilt ,  sehr  entwickelt  und  ihr  Wachsthum  be- 
ginnt früh  nnd  endigt  spät ;  3)  zwischen  dem  Schaft  und  den  Wurzeln 
giebt  es  im  Allgemeinen  eine  plötzliche  Abschnürung  oder  einen  oft 
sehr  markirten  Schmelzwulst ,  so  dass  die  Unterscheidung  zwischen 
Schaft  und  Wurzeln  deutlich  wahrnehmbar  ist.  Bei  den  C.  dagegen 
finden  diese  Verhältrisse  in  umgekehrter  Richtung  statt :  1)  der  Schaft 
ist  sehr  in  die  Höhe  entwickelt  und  diese  Entwicklung  dauert  sehr 
lange  ;  2)  die  Wurzeln  sind  verhältnissmässig  sehr  wenig  entwickelt 
und  wenig  getheilt,  und  diese  Entwicklung  beginnt  erst  spät;  3)  zwi- 
schen Schaft  und  Wurzeln  giebt  es  gewöhnlich  weder  eine  vorsprin- 
gende Schmelzwulsl,  noch  eine  plötzliche  Abschnürung. 

Harri  son  machte  auf  einen  eigenthümlichen  Muskel  beim  Ele- 
phanten  aufmerksam  (Proceed.  of  the  R.  Irish  Academy  IV.  1.  p.  132), 
der  den  Hintertheil  der  Luftröhre  mit  dem  Vordertheil  des  Oesophagus 
verbindet.  Er  legte  ihm  den  Namen  des  Trachea-oesophageal-Muskel 
bei  und  erläuterte  diese  Verbindungsweise  durch  eine  Abbildung. 

P.  Gervais  wies  das  Vorkommen  zweier  urweltlichen 
Arten  von  Elephas  und  Mastodon  in  Algerien  nach  (Compt. 
rend.  XXVIII.  p.  362). 

Man  hatte  bisher  nur  wenig  Nachweisungen  von  fossilen  Säug- 
thier-Ueberresten  aus  Algerien.  M.  Edwards  und  Bl  ain  ville  mach- 
ten auf  Bärenreste  aufmerksam,  die  in  den  Knochenbreccien  von  Oran 
gefunden  worden  waren.  Das  pariser  Museum  besitzt  eine  schöne 
Tropfsteinplalle  aus  der  Grotte  der  Bir- Mandreis  ,  südlich  von  Algier, 
welche  Reste  eines  Ochsen  von  kleiner  Statur,  eines  Pferdes  mittlerer 
Grösse  und  eines  Fleischfressers ,  so  gross  wie  ein  Fuchs  ,  enthält. 
Endlich  citirt  Renou  die  Gattungen  Katze,  Hund,  Hyäne,  Rhinoceros, 
Phacochoerus,  Schaf  und  Antilope,  als  von  B  la  i  n  vill  e  aus  den  Höh- 
len in  Algerien  bestimmt.  Neuerdings  nun  hat  Gervais  von  Guyon 
die  Zeichnung  eines  Mammuth-Backenzahns  erhalten,  die  eine  Art  an- 
zeigt,  welche  dem  Elephas  primigenius  und  meridionalis  näher  steht 
als  dem  lebenden  afrikanischen  Elephanten.  Dieser  Zahn  wurde  bei 
Cherchell  in  der  Provinz  Oran  gefunden.  Eine  nicht  minder  wichtige 
Entdeckung  ist  die  von  Mastodon-Üeberresten  an  den  Ufern  des  Smen- 
dou  in  geringer  Entfernung  von  Constantine  ;  sie  bestehn  in  einem 
Backenzahn  mit  4  Hügeln  und  einer  Rippe.      Sie  gehören   einem  Ma- 


&Ö  Wagner:  Bericht  über  die  Säuglhiere 

stodon  an,  und  zwar  einer  Art ,  die  dem  Maslodon  brevirostre  oder  M. 
arvernensis  näher  steht  als   dem  M.  angustidens. 

Von  seinem  Mastodon  brevirostre  lieferte  Gervais  in 
der  Zoolog,  frangais  tab.  1  fig-.S— 6,  tab.  3  fig-.  7 — 9  Abbil- 
dungen von  Zähnen ,  einem  Unterkiefer-Fragment ,  Ellenbo- 
genbein und  Femur. 

In  den  beigegebenen  Notizen  unterscheidet  G.  diese  Art  von  M. 
angustidens  oder  longirostre  durch  die  Kürze  der  Symphyse  des  Un- 
terkiefers, durch  eine  gewisse  Anordnung  der  Höcker  der  Backenzähne 
und  einige  Eigenthümlichkeiten  in  der  allgemeinen  Form  der  Knochen, 
namentlich  des  Femurs  ,  wodurch  gewissermassen  die  neue  Art  den 
amerikanischen  Mastodonten  angenähert  würde.  Die  Ueberreste  dieses 
Äl.  brevirostre  sind  bei  Montpellier  nicht  seilen  und  auf  sie  ist  fälsch- 
lich der  Elephas  primigenius  und  meridionalis  in  die  Liste  der  Vor- 
kommnisse im  dortigen   Meeressande  eingetragen  worden. 

Abbildungen  eines  Backenzahns  und  etlicher  Knochen  am  Ma- 
slodon andium  sind  in  Gay's  Hist.  de  Chile  Mamif.  tab.  8  erschienen. 

Ref.  machte  in  den  Münch.  gel.  Anz.  XXX.  S.  29  aufmerksam, 
dass  Blumenbach  es  war,  welcher  in  Volkmann's  Uebersetzung  von 
Bruce's  Reisen  im  5ten  Bande  auf  Tab.  45  die  erste  Abbildung  von 
dem  in  hiesiger  Sammlung  aufgestellten  Rhinoceros  cucullalus  lieferte. 

Mit  neuen  Materialien  versehen,  kam  Duvernoy  in 
einer  sehr  gründlichen  Abhandlung  auf  die  Unterscheidung 
mehrerer  Arten  von  Flusspferden  zurück  (Compt.  rend. 
XXXVIIL  p.  681,  XXIX.  p.276}. 

Schon  früher  hatte  D.  zu  zeigen  versucht,  dass  zwar  das  abys- 
sinische  und  senegalsche  Flussplerd  zu  einem  und  demselben  Typus 
gehörten ,  dass  aber  das  südafrikanische  eine  davon  verschiedne  Art 
bilden  dürfte.  Weder  Is.  Geoffroy,  noch  Blainville  wollten  in- 
dess  den  von  D.  hervorgehobenen  Differenzen  die  Berechtigung  zur 
Begründung  einer  zweiten  Art  zuerkennen ,  und  diess  veranlasste 
ihn  ,  nachdem  er  einen  neuen  Schädel  von  Natal  erhalten  hatte  ,  die 
Vergleichung  desselben  mit  abyssinischen  und  senegal'schen  Schädeln 
vorzunehmen.  Diese  Vergleichung  hat  sein  früheres  Resultat  bestätigt 
und  er  giebt  nun  folgende  HauptdifTerenzen  zwischen  dem  südafrika- 
nischen Flusspferd  einerseits  und  den  abyssinischen  und  senegal'schen 
andrerseits  an.  1)  Die  grössere  Proportion  oder  der  grössere  Durch- 
messer der  mittlem  unlern  Schneidezähne  beim  südalrik.  F.  und  das 
allmähliche  Ausfallen  der  seillichen  Schneidezähne  im  erwachsenen  Al- 
ter, während  sie  beim  abyss.  und  seneg.  bleibend  sind.  2)  Die  wink- 
lige Form  der  obern  mittlem  und  vordem  Schneidezähne  mit  mehre- 
ren breiten  Furchen  ,  wenigstens  bei  den  Männchen  des  südafrik.  F. 
3)    Die  grössere   Dimension    nach   der   Breite    der    gemeinschaftlichen 


während  des  Jahres  1849.  31 

Oeffnung  der  Nasenlöcher  bei  den  abyss.  und  seneg. Schädeln;  während 
der  grössere  Durchmesser  dieser  Oeffnung  bei  den  natal'schen  und  cap- 
schen  Schädeln  senkrecht  ist.  Die  gedrängte  Form  des  JMittellheils  der 
Schnauze  beim  natal'schen  F.  von  oben  gesehen.  5)  Die  grössere 
Länge  der  Oberkieferbeine  in  Bezug  auf  die  Zwischenkiefer-  und  Gau- 
menbeine bei  dem  natal'schen  Schädel.  6)  Die  Kaht  des  Jochbeins  mit 
dem  Jochbein  des  Schläfenfortsatzes  näher  an  der  Gelenkfläche  des 
letztem  bei  dem  natal'schen  Schädel.  7)  Die  Anzahl  der  Rückenwir- 
bel und  Rippen  ,  welche  beim  cap'schen  Skelet  nur  15  und  bei  den 
beiden  seneg.  Skelelen  16  beträgt ,  während  bei  beiden  Typen  4  Len- 
denwirbel  vorkommen.  Diese  Angaben  verdienen  eine  sorgfältige  Be- 
achtung, um  zu  weitern  Untersuchungen  zu  veranlassen  ,  ob  aus  ihnen 
und  aus  andern  auFzuPindenden  die  Berechtigung  hervorgeht,  das  süd- 
afrikanische F.  als  eine  verschiedne  Art  vom  abyss.  und  seneg.  anzu- 
erkennen. Nach  dem  Verf.  würde  man  nunmehr  9  Arten  von  Hippo- 
potamus  annehmen  dürfen,  nämlich  3  lebende  und  6  ausgestorbene. 

Zuletzt  giebl  noch  D.  eine  ausführliche  Miltheilung  von  einer 
neuen  Arbeit  Morton's  über  das  in  Liberia  vorkommende  Flusspferd, 
das  dieser  früher  Hippopotamus  minor  benannte  und  nunmehr  als  H. 
liberiensis  bezeichnen  will.  Gedachte  Arbeit  ist  in  den  Froceed.  of 
the  Acad.  of  Philadelph.  1849  enthalten  ,  uns  aber  noch  nicht  zuge- 
kommen. Dieses  Flusspferd  ist  jedenfalls  eine  eigenthümliche  Art,  was 
schon  daraus  hervorgeht  ,  dass  sie  nur  halb  so  gross  wird  als  die  an- 
dern Flusspferde.  Duvernoy  bildete  aus  ihr  die  Untergattung  Di- 
protodon. 

Hodgson  versuchte  eine  neue  Gattung  unter  den 
Schweinen,  Porcula,  mit  dem  Beinamen  salvania ,  zu  be- 
gründen (Journ.  of  the  Asiat.  Soc.  of  Beng.  XVI.  1.  p.  423, 
593  ;  XVII.  2.  p.  480). 

Die  erste  Beschreibung  ,  die  er  unter  Zufügung  einer  Abbildung 
des  Thieres  (tab.  12)  und  des  Schädels  (tab.  13)  lieferte,  beruhte  auf 
einem  jungen  Thiere  ,  das  er  indess  für  ausreichend  erwachsen  ansah, 
um  seine  fixen  Nerkmale  aufzuzeigen.      Darnach  gab  er  folgende  Gat- 

l  .  1    ,.     ,        ...      6.6 
tungskennzeichen:  Schneidezähne  .^,  Eckzähne  ^— ^' «^aciienzahne^^ 

=  40.  Eckzälme  klein,  gerade,  scharfschneidig,  aber  nicht  gewöhnlich 
über  die  Lippen  vorragend;  an  allen  Füssen  4  kleine,  ungleiche  Ze- 
hen ;  Schwanz  sehr  kurz,  aber  deutlich."  Die  Farbe  gedachten  Thie- 
res war  bräunlichschwarz ,  schwach  und  unregelmässig  mit  schmutzig 
Ambra  überlaufen.  Länge  18—20"  ,  Schwanz  '/q  Zoll.  Bald  darauf 
erhielt  er  ein  schönes  altes  Männchen"  ,  das  22 — 24"  lang  war  und 
44  Zähne  wie  bei  unserm  Schweine  zeigte,  womit  also  schon  ein  wich- 
tiges Unterscheidungsnierkraal  von  der  Gattung  Sus  wegfiel;   auch  von 


32  Wagner:  Bericht  über  die  Säuglhiere 

den  Eckzälinen  hiess  es  nur  noch :  kleiner  und  gerader  als  bei  jenem. 
—  Später  erlangte  H.  ein  anderes  „altes  Männchen",  das  26  Zoll  lang 
war,  und  von  dem  er  (XVII.  2.  tab.  27)  Kopf,  Fuss  und  Magen  abbil- 
dete. Seine  Färbung  war  hell  ambrabraun,  Pelz  reichlich,  gewöhnlich, 
keine  Mähne,  ein  stark  markirter  Schnurrenbüschel  (mystaceal  tuft), 
6  Brustwarzen.  Vom  Gebiss  desselben  wird  nichts  gesagt,  doch  zeigt 
die  Abbildung  die  Eckzähne  nicht  bloss  vorragend,  sondern  auch  etwas 
mehr  gekrümmt  als  bei  den  vorhergehenden.  Dafür  hat  H.  ein  Merk- 
mal aufgefunden  ,  das  seine  neue  Gattung  in  der  allerauffallendsten 
Weise  von  allen  andern  Säugthieren  unterscheiden  würde ;  er  hat  näm- 
lich bei  ihr  nur  5  (sage  fünf)  Halswirbel  wahrgenommen.  Obwohl 
nun  H.  es  für  einen  unberechtigten  Ausspruch  der  eminentesten  Ana- 
tomen und  Physiologen  erklärt ,  dass  sie  auf  der  Zahl  7  der  Halswir- 
bel bestehen  ,  so  kann  doch.  Ref.  auch  nicht  anders  als  sich  letztern 
anschliessen  und  die  wohlberechtigte  Meinung  aussprechen,  dass  dem 
Verf.  beim  Präpariren  seines  Exemplars  von  Porcula  von  den  7  Hals- 
wirbeln, die  diese  im  Leben  besitzt ,  2  abhanden  kamen.  Die  Zahlen 
der  andern  Wirbel  sind:  14  Rücken-,  6  Lenden-,  5  Kreuzbein-  und 
10  Schwanzwirbel.  Die  letzte  Zahl  mag  richtig  sein,  da  der  Schwanz 
auch  bei  dem  zweiten  Exemplar  nur  yg  Zoll  lang  ist.  —  Wach  Vorste- 
hendem ist  kein  triftiger  Grund  vorhanden  ,  die  Gattung  Porcula  beste- 
hen zu  lassen,  dagegen  ist  durch  sie  eine  neue  Art  angezeigt,  die  sich 
von  Sus  scrofa  und  S.  cristatus  schon  gleich  durch  die  rudimentäre 
Beschaffenheit  des  Schwanzes  und  von  letzterem  überdies  'durch  den 
Mangel  eines  Backenbartes  unterscheidet.  Diese  Art ,  Sus  salvianus, 
findet  sich  im  Tarai  von  Sikim  und  Nepal  und  wird  wahrscheinlich 
nordwestlich  und  südöstlich  sich  so  weit  ausbreiten  wie  sich  die  Sal- 
Buschwerke  (saul  forest)  erstrecken. 

Sus  provincialis  ist  von  P.  Gervais  als  neue  fossile  Art  un* 
terschieden  worden  und  hat  er  von  ihr  in  seiner  Zool.  fran9aise  tab.  3 
fig.  1  —  6  und  tab.  8  fig.  9  Backenzähne  ausgebildet.  Blainville 
hatte  diese  Zähne  dem  Sus  larvatus  zugeschrieben  ,  womit  jedoch  G. 
nicht  einverstanden  ist  und  die  Unterschiede  zwischen  beiden  nachweist. 

Aus  J.  Leidy's  Bemerkungen  über  die  in  der  Sammlung  der 
Akademie  zu  Philadelphia  von  Dr.  Carpenter  niedergelegten  Ueber- 
reste  des  Tapirus  americanus  fossilis  (Proceed.  Acad,  nat.  of  Philadelph. 
IV.  p.  180)  ist  hervorzuheben  ,  dass  der  eine  Rest  ein  von  Carpenter 
in  Silliman's  Journal  beschriebener  Zahn  ist ;  die  beiden  andern  sind 
Bruchstücke  des  Ober-  und  Unterkiefers,  die  an  den  Ufern  des  Flusses 
Brasos  bei  S.  Fillipe  in  Texas  gefunden  und  von  C.  a.  a.  0.  1846  be- 
schrieben wurden.  Der  nach  einem  in  Kentucky  aufgefundenen  Bak- 
kenzahn  von  Harlan  aufgestellte  Tapirus  maslodontoides  bietet,  wie 
Leidy  meint,  nicht  definitive  Merkmale  genug  dar,  um  darnach  eine 
von  der  lebenden  spezitisch  verschiedene  Art  zu  unterscheiden. 


während  des  Jahres  1849.  33 

Untersuchungen  über  die  fossilen  Säugliiiere  aus  den  Gattungen 
Palaeotherium  und  Lophiodon  und  über  andere  Thiere  derselben  Klasse, 
welche  man  mit  ihnen  im  südlichen  Frankreich  gefunden  hat,  wurden 
von  P.  Gervais  der  pariser  Akademie  zugesendet  (Compt.  rend.XXlX. 
p.  381). 

Falaeocho  erus  ist  von  Pomel  als  neueGaltung  unterschieden 
worden  (vgl.  Jahrb.  für  Mineral.  S.  873).  Eben  derselbe  versichert, 
dass  nunmehr  das  Knochengerüste  von  Cainotherium  (iMicrotheriuni)  bis 
in  die  kleinsten  Details  geschildert  werden  könne. 

HuiiiiBiantia. 

Tylopoda.  Is.  Geoffroy  setzte  seine  Bemühungen  um 
Einführung  der  Lamas  in  Frankreich  fort,  und  theilte  bei  die- 
ser Gelegenheit  Bemerkungen  über  das  sogenannte  Alpa- 
vigogne  oder  Bastard  von  Alpaco  und  Vicunna  mit  (Compt. 
rend.  XXVIII.  p.  53,  XXIX.  p.  513). 

Von  Wichtigkeit  zur  Lösung  der  Frage  von  der  Fruchtbarkeit  der 
Bastarde  sind  nachstehende  Miltheilungen  von  J.  Geoffroy,  wobei 
im  Voraus  zu  bemerken ,  dass  dieser  sich  schon  früher  für  bejahende 
Beantwortung  dieser  Frage  entschieden  hatte.  Zu  seinen  Gunsten  be- 
zieht er  sich  erstlich  auf  das  Zeugniss  des  Don  F.  de  Theran  ,  Direk- 
tors eines  zu  Anfang  dieses  Jahrhunderts  errichteten  Acclimalisations- 
Gartens  in  Andalusien.  Derselbe  hatte  eine  Heerde  Lama's  aus  Peru 
kommen  lassen ,  und  es  hatten  auf  der  Reise  verschiedne  Kreuzungen 
stattgefunden,  woraus  3  Bastarde  vom  Alpaco  und  der  Yicunna,  3  Al- 
pa-vigonhas  ,  wie  sie  Th.  nennt,  hervorgingen,  deren  Wolle  so  fein 
wie  die  der  Vicunna's  war.  Nach  der  Aussage  des  Kapiläns,  der  diese 
Heerde  nach  Spanien  zu  bringen  hatte  ,  sollen  die  Alpa-vigonhas  als 
fruchtbar  erkannt  worden  sein.  —  Erheblicher  als  diese  unbeglaubigte 
Aussage  sind  die  nun  folgenden  Berichte  von  Gaste  In  au  und  insbe- 
sondere von  Weddell.  Ersterer  theilte  nach  den  officiellen  Angaben 
der  peruanischen  Regierung  den  Fall  mit,  dass  ein  Einwohner  von  Ma- 
cucani  von  einem  Alpaco-Wännchen  mit  4  Vicunna- Weibchen  23  Ba- 
starde erlangt  habe.  Weddell  zog  an  Ort  und  Stelle  genauere  Er- 
kundigungen ein  und  stattete  davon  Bericht  ab.  Es  war  ein  Pfarrer 
Cabrero  in  gedachtem  Städtchen  ,  der  durch  Kreuzung  des  Alpacos  mit 
der  Vicunna  einen  Mittelschlag  zu  erzielen  hoffte,  der  von  ersterem 
die  Länge,  von  letzterer  die  Feinheit  der  Haare  haben  möchte.  Allein 
mehrere  Jahre  hindurch  waren  alle  Versuche  vergeblich,  bis  endlich 
einer  gelang  und  daraus  nicht  bloss  ein  Bastard  hervorging,  sondern 
dieser  zugleich  fruchtbar  war.  Nun  verschaffte  sich  Cabrero  sehr  junge 
Vicunna-Weibchen  ,  welche  er  zugleich  mit  jungen  Alpaco- Männchen 
aufwachsen  liess.  Erwachsen  liess  er  sie  dann  sich  untereinander  ver- 
paaren,  was  auch  gelang,  aber  die  Weibchen  blieben  alle  unfruchtbar, 
Archiv  f.  Naturgesch.  XVI.  Jahrg.  2.  Bd.  Q 


34  Wagner;  ßericht  über  die  Säagthiere 

Schon  wollte  er  fast  das  Experiment  aufgeben  als  vor  ungefähr  acht 
Jahren  eineVicunna  trächtig  wurde,  und  der  von  ihr  zur  Welt  gebrachte 
Bastard  ist  der  Vater  der  Heerde  von  Paco-vicuiias  geworden,  die  nun 
Cabrero  besitzt.  Zur  Zeit,  wo  Weddell  diese  Heerde  besichtigte, 
zählte  sie  schon  43  Stück.  Der  Bastard  befruchtete  nach  und  nach 
alle  Weibchen  ,  wurde  aber  so  wild  ,  dass  er  castrirt  w  erden  musste. 
Die  Vicunnas  hatten  indess  einen  neuen  Bastard  ,  der  ihnen  ähnlicher 
als  dem  Alpaco  war,  gesetzt ;  und  die  Weibchen,  die  aus  dieser  zwei- 
ten Kreuzung  hervorgingen  ,  mochten  sie  nun  von  ihrem  Vater  oder 
von  Alpacos  belegt  werden ,  lieferten  den  Stamm  von  jener  vorhin  er- 
wähnten Heerde.  Der  Bastard  vom  Alpaco  und  der  Vicunna  gleicht 
mehr  in  seiner  allgemeinen  Form  dem  gewöhnlichen  Lama  als  einem 
der  Aeltern  ,  aber  die  Ohren  sind  gerade  wie  beim  Alpaco.  Durch 
seine  Haare  unterscheidet  er  sich  von  allen  andern  Arten :  sie  sind 
etwas  kürzer  als  die  des  Alpaco  ,  aber  unendlich  feiner  und  kerniger, 
ihr  einziger  Fehler  ist  etwas  mit  Stichelhaaren  (jar)  vermengt  zu  sein, 
ein  Fehler,  der  von  der  Vicunna  herrührt,  —  Is.  Geoffroy  spricht 
auf  diese  Angabe  hin  die  Fruchtbarkeit  der  Bastarde  unbedingt  aus; 
wir  sind  nicht  ohne  Weiteres  dieser  fileinung  ,  denn  der  Angelpunkt 
der  Streitfrage  ,  ob  die  Bastarde  nicht  bloss  durch  Anpaarung  mit  ei- 
nem der  älterlichen  Stämme,  sondern  lediglich  unter  einander 
(mit  Ausschluss  der  älterlichen  Stämme)  sich  in  ihrer  weitern  Kach- 
kommenschaft als  permanent  fruchtbar  erweisen,  ist  dabei  gar 
nicht  berührt.  Auch  genügen  uns  in  obigem  Falle  die  einfachen  Ver- 
sicherungen, dass  der  Bastard  die  ganze  Heerde  befruchtet  habe,  nur 
dann,  wenn  dargethan  wird  ,  dass  jeder  Verkehr  mit  andern  Männchen 
unmöglich  gemacht  worden  war.  Man  weiss  von  Maulthierhengsten, 
wie  ausserordentlich  geil  sie  sind,  und  kann  daher  durch  den  Anschein 
der  Belegung  leicht  getäuscht  werden. 

Noch  berichtete  I  s.  Geoffroy  a.  a.  0.  XXIX.  p  513,  dass  die 
Regierung  eine  Heerde  von  30  Lamas  angekauft  habe,  nämlich  15  ei- 
gentliche Lamas  ,  12  Alpacos  von  verschiedenen  Varietäten  ,  1  wildes 
Lama,  oder  wenigstens  ein  solches,  das  alle  Merkmale  des  ursprüngli- 
chen Typus  an  sich  trage  ,  und  2  Individuen  ,  von  diesem  und  einem 
gewöhnlichen  Lama  erzeugt.  —  Koch  finden  sich  daselbst  S.  217  No- 
tizen über  das  Lama  von  Wisse,  die  jedoch  fast  nur  das  schon  Be- 
kannte wiederholen. 

Cervina.  Beiträge  zur  Charakteristik  von  verschiednen 
Gattungen  dieser  und  der  folgenden  Familie  erschienen  von 
H  0  d  g  s  0  n  im  Journ.  of  the  Asiat.  Soc.  of  Beng.  XVI.  2.  p.  685, 
XVII.  2.  p.48o. 

Ein  guter  Theil  dieser  Galtungen  ist  von  ihm  selbst  aufgestellt; 
einzelne  Bemerkungen  sind  beachtenswerth. 


während  des  Jahres  1849.  '35 

Aus  einem  Bericht,  den  Is.  Geoffroy  in  der  pariser  Akademie 
erstattete,  ersieht  man,  dass  Pucheran  eine  Monographie  der  Galtung 
der  Hirsche  bearbeitet  hat,  der  von  dem  Berichterstatter  grosse  Lobes- 
erhebungen  gespendet  werden  (Compt.  rend.  XXIX.  p.  773). 

Einige  INotizen  über  den  innern  Bau  des  Stylocerus  Ratwa  lie- 
ferte Hodgson  im  Journ.  of  Beng.  XVII.  2.  p.  483.  Gallblase  fehlt; 
Rückenwirbel  13,  Lenden vv.   7,  Kreuzbein w.  5,  Schwanzw.  13 — 14. 

Blyth  sprach  die  Meinung  aus,  dass  Hodgson's  Pseudocervus 
bloss  auf  einem  dreijährigen  Cervus  Wallichii  beruhe  (a.  a.  0.  XVI.  1. 
p.  355).  Eben  derselbe  versicherte  ,  dass  Hodgson's  Cervus  affinis  gar 
nicht  aus  Nepal  herstamme  ,  wogegen  sich  jedoch  letzterer  verwahrte 
(XVII.   2.  p.  487). 

Dass  die  Brunstzeit  der  Rehe  im  August  eine  wahre 
fruchtbare  sei,  haben  im  Korrespondenzblatt  des  zoologisch- 
mineralog.  Vereins  in  Regensburg  (S.  34)  fünf  Zeugen  an 
einem  evidenten  Fall  bestätigt. 

„Vor  5  Jahren,  Anno  1843,  wurde  in  einem  geschlossenen  Hof- 
raume  von  64  Schritten  Länge  und  6  Schritten  Breite  ,  unter  freiem 
Himmel  im  Schlosse  zu  Waldau,  k.  Landger.  Vohenstrauss ,  ein  einge- 
fangenes Rehgeiskitz  aufgezogen.  Zwei  Jabre  darauf,  im  Juni  1845, 
ward  hiezu  ein  Bockkitz  gestellt.  Im  Jahre  1847  setzte  die  Geis  zur 
regelmässigen  Zeit  ein  Geiskitz,  welches  aber  einging.  Im  vorigen 
August  1847  nahm  der  Bock  die  sogenannte  Geilbrunst  vor  ,  veren- 
dete aber  bald  darauf  im  September  desselben  Jahres.  Heuer,  nämlich 
1848  im  Mai  ward  die  Geis  eines  besondern  Ereignisses  wegen  getöd- 
tet,  und  was  Niemand  vermuthet  hätte  ,  das  fand  sich  beim  Aufbruche. 
Die  Geis  ,  welche  seit  September  vorigen  Jahres  gattenlos  war  ,  hatte 
2  vollkommen  ausgebildete,  gesunde,  gefleckte  Kitze  im  Leibe,  welche 
in  2  Tagen  gesetzt  worden  wären.  Es  ward  also  die  Geis  unläugbar 
im  August  belegt,  und  9  Monate  darnach  war  die  Frucht  reif." 

Von  den  lange  Zeit  hindurch  räthselhaften  Arten,  welche 
Molina  mit  dem  Namen  Capra  Pudu  und  Equus  bisulcus 
bezeichnete,  sind  nunmehr  von  Gay  in  seiner  Hist.  de  Chile 
Mamif.  Abbildungen  mit  Beschreibungen  geliefert  worden. 

Leider  sind  letztere  nicht  so  vollständig  wie  es  zu  wünschen 
wäre,  da  G  a  y  über  das  männliche  Geschlecht  von  beiden  Arten  kei- 
nen Aufschluss  zu  geben  vermag.  Aus  der  Capra  Pudu  ist  nun  der 
Cervus  Pudu  geworden  ,  von  dem  auf  Tab.  9  zwei  Weibchen  und  auf 
Tab.  10  der  Schädel  eines  jungen  Thieres  abgebildet  ist.  Diese  Art 
wird  hier  für  identisch  mit  ßennett's  Cervus  humilis  erklärt  und  von 
ihr  die  Diagnose  entworfen:  „C.  parvus,  breviceps,  vinaceo-rufescens; 
facie  brevi ;  sinu  lacrymali  mediocri ;  dentibus  laniariis  superioribus 
exiguis ;    cauda  subnulla."     Körper  kaum   2  Fuss    lang.      Bewohnt    die 


36  Wagner:  Bericht  über  die  Säugthiere 

Cordilleren.  —  Die  andere  Art  ,  der  Equus  bisuicus  Mol.  ,  ist  schon 
früher  von  Gay  und  Gervais  als  Cerviis  chilensis  bezeichnet  wor- 
den; er  ist  abgebildet  auf  Tab  11  und  der  Schädel  eines  noch  nicht 
erwachsenen  Thieres  auf  Tab.  10.  Die  Diagnose  lautet:  „C.  fulvo- 
fuscus  ,  pilis  annulatis  robustis  ;  cauda  infra,  uropygio  mentoque  albe- 
scentibus  ;  cornibus  parvulis  et  bifurcatis?"  Länge  3'  8".  Die  Männ- 
chen sollen  kurze  und  zweigabelige  Hörner  haben.  Diese  Art,  die 
ebenfalls  nur  auf  den  Cordilleren  wohnt  ,  ist  sehr  nahe  mit  dem  G. 
antisiensis  verwandt,  und  es  ist  wünschenswerth,  dass  genauere  Unter- 
suchungen hierüber  genügenden  Aufschluss  erlheilen   möchten. 

Vom  urweltlichen  Cervus  australis  Serr.  bildete  P.  Gervais  in 
seiner  Zool.  fran9.  lab.  7  fig.  1 ,  2  Geweih  und  einen  Zahn  ab.  Die 
Geweihe  sind  einfach  gegabelt ,  ähnlich  denen  des  C.  dicranocerus, 
höchstens  so  lang  wie  die  des  Rehes ;  die  Backenzähne  weisen  auch 
auf  eine  diesem  analoge  Art  hin. 

Cavicornia.  Der  Zugang  neuer  Arten  zu  der  grossen 
Gattung  der  Antilopen  ist  spärlich  gewesen. 

Eine  gar  schöne  Antilope  ist  es,  von  der  unter  der  Benennung 
Tragelaphus  Angasii  Gray  G.  F.  Angos  eine  kurze  Beschreibung  und 
die  Abbildung  beider  Geschlechter  lieferte  (Proceed.  p.  89  tab.  4,  5  ; 
ann.  of  nat.  bist.  III.  p.  310).  Sie  bildet  ein  Mittelglied  zwischen  dem 
Kudu  und  Buschbock.  Das  Männchen  erreicht  eine  Länge  von  7^^ 
Fuss  und  seine  Hörner  werden  1'  10"  lang.  Bewohnt  die  niedrigen, 
mit  Mimosen  bewachsenen  Hügel  an  der  Kordküsle  der  Lucia-Bay  im 
Sulu-Lande. 

Hodgson's  neu  aufgestellte  Antilope  picticaudata  ,  die  Blyth 
anfänglich  mit  A.  gutturosa  für  identisch  erklärte,  wollte  er  später  doch 
für  verschieden  von  ihr  ansehen  (Journ.  of  ßeng.  XVI.  1.  p.  365;  2. 
p.  725. 

Elliot's  Tetraceros  subquadricornis  wurde  von  Hodg  son  (a.  a.  0. 
XVII.  1.  p.  560)  nicht  als  eine  von  Antilope  quadricornis  verschiedne 
Art  angesehen,  indem  er  sich  überzeugte,  dass  bei  letzlerer  die  Hörner 
oft  in  einem  rudimentären  Zustande  verbleiben. 

Abbildungen  von  Hörnern,  Backenzähnen  und  verschiedenen  Kno- 
chen der  Antilope  recticornis  wurden  in  der  Zool.  frang.  von  Ger- 
vais beigebracht  (tab.    1  u.  7). 

Eine  ausführliche  Abhandlung  über  die  verschiednen 
Rassen  der  zahmen  Schafe  und  Ziegen,  welche  in  den  sub- 
himalayischen  Gegenden  und  in  Tibet  gehalten  werden,  rückte 
Hodgson  ins  Journ.  of  Beng.  XVI.  2.  p.  1004  ein. 

Es  ist  diess  eine  sehr  dankenswerthe  Arbeit  ,  da  bisher  auf  die 
verschiedenen  ausländischen  Rassen  der  Hausthiere  von  den  meisten 
Reisenden  zu  wenig  Rücksicht    genommen  worden  ist.      H.  beschreibt 


während  des  Jahres   1849.  37 

hier  mit  grosser  Genauigkeit  4  Schaf-  und  eben  so  viel  Ziegenrassen, 
und  gicbt  von  ihnen   auf  7  Tafeln  gut  gezeichnete  Abbildungen. 

Einige  spitzige  Bemerkungen  von  H  o  dg  s  o  n  über  dievonBlyth 
aufgestellten  Arten  von  Wildschafen  haben  letzteren  zu  einer,  ziemlich 
animos  gehaltenen  Erwiederung  veranlasst,  die  indess  doch  auch  einige 
beachtenswerlhe  Bemerkungen  hervorgerufen  hat  (a.  a.  0.  XVI.  p.  357). 

Hutton  beschrieb  ebendaselbst  S.  568  ein  Fäärchen  von  Hodg- 
son's  Ovis  ammonoides;  wir  sind  indess  mit  Blylh  überzeugt,  dass  die- 
ses Schaf  identisch  ist  mit  Ovis  ammon  Fall. 

Nilsson's  Beschreibung  der  erloschenen  und  existirenden  Rin- 
derarten von  Skandinavien  ist  aus  seiner  Skandinavisk  Fauna.  1.  Dägg- 
djuren  in  die  Ann.  of  nat.  bist.  IV.  p.  256,  349,  415  aufgenommen  w^or- 
den.  Sie  behandelt  folgende  Arten  :  1)  Bos  urus  (B.  primigenius),  2) 
Bos  frontosus  n.  sp.,  3)  Bos   longifrons  Owen,  4)  Bos  Bison. 

Beiträge  zur  Anatomie  des  lithauischen  Wisents  (Bos  Bonasus) 
lieferte  Owen  in  den  Ann.  of  nat.  bist,  IV.  p.  288.  Von  besonderer 
Wichtigkeit  ist,  was  er  über  den  Charakter  des  14ten  Rippenpaars  die- 
ser Art,  so  wie  über  den  Bau  der  Knochen-  und  Hinterfüsse  beibringt. 

Ueber  die  Jagd  auf  Wisente  im  Walde  von  Bialowieza  und  über 
die  Aufziehung  der  Kälber  theilte  Dimitri  von  Dolmatoff  seine 
Erfahrungen  mit  (Ann.  III.  p.  148). 

Piunipedia. 

Nach  ähnlichen  Principien,  wie  die  Fleischfresser,  theilte 
Turner  die  Ruderfüsser  ab  (Ann.  of  nat.  hist.  III.  p.  422). 

Er  charakterisirte  seine  drei  Unterfamilien  in  folgender  Weise: 
l.  Ärclocepkalina,  ein  hinterer  Orbitalfortsatz,  ein  Canalis  ali-sphenoideus. 
Zilzenfortsatz  stark  und  vorspringend,  von  der  Pauke  abstehend.  Ota- 
ria,  Arctocephalus.  —  II.  Trichecina ,  kein  hinterer  Orbitalfortsatz, 
Canalis  ali-sphenoideus  deutlich ;  Zitzenfortsalz  stark  und  vorspringend, 
seine  Oberfläche  zusammenhängend  mit  der  Pauke.  Trichecus.  —  III. 
Phocina ,  kein  hinterer  Orbitalfortsatz ,  kein  Canalis  ali-sphenoideus ; 
Zitzenfortsatz  angeschwollen  und  einen  Theil  der  Pauke  zu  bilden  schei- 
nend.    Phoca,  Halichoerus  etc. 

Halichoerus  antarclicus  ist  von  P  e  a  1  e  als  neue  Art  aufgestellt 
worden  (Unit.  St.  expl.  exped.  Mammal.  p.  30  tab.  5).  Kann  nicht  zu 
dieser  Gattung  gehören,  denn  die  Angabe:  „four  posterior  molar  teelh 
in  both  jaw^s  double-rooled ,  their  crowns  manylobed,"  schliesst  die 
Gattung  Halichoerus  aus.     Das  beschriebene  Exemplar  ist  4'  lang. 

Ein  von  Sr.  Kaiserl.  Hoheit  dem  Herzog  von  Leuchtenberg 
der  hiesigen  Sammlung  zugekommenes  Geschenk  von  3  Skeleten  der 
Otaria  ursina  ,  wovon  die  Thiere  an  der  St.  Paulsinsel  im  Behrings- 
meere  erlegt  worden  waren,  benutzte  Ref. ,   um   darnach  die  charakte- 


38  Wagner:  Bericht  über  die  Säugthiere 

rislischen  Merltmale    des  Knociiengerüstes    zu    schildern   (Münchn.  gel. 
Anzeig.  XXVIII.  S.  66^;  Archiv  für  JNaturgesch.  S.  39). 

Cetacea. 

Sirenia.  Ueber  eine  neue  Art  von  Lamantin,  Manatus 
nasutus,  gab  Jeffries  Wyman  weitere  Aufschlüsse  (Sil- 
lim.  Americ.  Journ.  IX.  p.  45). 

Schon  in  den  Proceed.  of  the  Boston  Soc.  II.  p.  198  findet  sich 
eine  Notiz  Perkin's  von  einem  im  Cavalla-Flusse  in  Westafrika  gefan- 
genen Thiere,  das  den  Eingebornen  als  Ke-hu-le  bekannt  ist;  nach 
der  Zahl  der  Backenzähne  und  nach  der  Abwesenheit  der  Nägel  an 
den  Flossen  wurde  es  für  verschieden  von  der  andern  afrikanischen 
Art  angesehen  und  Manatus  nasutus  benannt.  Aus  neu  erlangten  Ma- 
terialien ergab  es  sich,  dass  die  Zahl  der  Backenzähne  falsch  angege- 

10  .  10 
ben  worden  war,  indem  sie-T^ — TtT  beträgt ;  dagegen  wurde  ihre  Ver- 
schiedenheit von  den  andern  Arten  nach  der  Beschaffenheit  der  Zähne, 
des  knöchernen  Gaumens,  der  Jochbeine,  Stirngegend  und  des  Hinter- 
hauptloches bestätigt.  Zugleich  wird  bemerklich  gemacht  ,  dass  die 
von  Blainville  bestrittene  Arlanerkennung  des  Manatus  latirostris 
demnächst  von  Agassiz  nachgewiesen  werden  wird. 

Ueberreste  des  Halytherium  (Melaxytherium)  Serresii  aus  dem 
Meeressande  von  Montpellier  Hess  P.  Gervais  in  seiner  Zool.  fran9. 
tab.  4,  5  und  6  abbilden.  Nach  seiner  Meinung  bilden  die  in  Frank- 
reich aufgefundenen  fossilen  Ueberreste  der  Sirenen  mehrere  Arten, 
unter  welchen  sich  leicht  unterscheiden  lassen:  1)  die  von  der  Loire, 
welche  Cuvier  als  Manatus  fossilis  bezeichnete  und  gewöhnlich  Ha- 
lytherium (oder  Melaxytherium)  Cuvieri  benannt  werden ;  2)  die  von 
Etrichy  bei  Etampes,  welche  Blainville  als  Manatus  Guettardi  auf- 
führte, und  3)  die  von  Montpellier  ,  denen  G.  den  Namen  Halytherium 
Serresii  beilegt.  Letztere  sind  früher  von  M.  de  Serres  und  Christol 
als  Manatus  und  Halichore,  von  letztgenanntem  auch  als  Hippopotamus 
minor  und  Melaxytherium  Cuvieri  bezeichnet  worden.  Die  Verschie- 
denheit von  den  verwandten  Arten  wird  von  G.  ausführlich  nachge- 
wiesen. 

Ccte.  Zoologisch- anatomisch -physiologische  Untersu- 
chungen über  die  nordischen Wallthiere  von  D.  F.  Eschri  cht. 
I.  Band  mit  15  Tafeln.  —  Untersuchungen  über  die  V\^all- 
thiere  ,  7te  Abhandlung  von  Demselben ,  in :  Det  K.  Danske 
Videnskabernes  Selskabs  Skrifter.  Femte  Raekke.  Naturvi- 
densk.  og  mathem.  Afdeling.  I.  p.  85  u.  f. 

Zwei  wichtige  Arbeiten  von  Eschricht,  von  denen  die  letztere 
zum  Theil   schon    in  der  erstem   enthalten  ist,    und  das  Uebrigc  wohl 


während  des  Jahres  1849.  39 

in  deren  Forlsetzung  aufgenommen  werden  wird,  so  dass  wir  hier  zu- 
nächst nur  die  deutsche  Bearbeitung  ins  Auge  fassen.  Der  erste  Band 
derselben  besteht  aus  7  Abhandlungen  :  1)  lieber  die  Wallthierkunde 
im  Allgemeinen.  Hier  ordnet  der  Verf.  die  Walle  nach  ihrer  INabrungs- 
weise  folgendcrmassen  :  a)  Sarkophagen,  Orca;  b)  Teuthophagen  (Din- 
tenfischfresser),  Physeter  ,  Rhynchoceti  (Schlegel's  zahnlose  Delphine), 
Monodon,  Beluga,  Globiceps  ;  c)  Ichthyophagen  :  Phocaena  ,  Delphinus, 
Plalanista,  Ogmobalaena  (Balaenoptera  ;  d)  Pleropodophagen,  Leiobalaena. 
Die  beiden  letzten  Gattungen  Leiobalaena  und  Ogmobalaena  bilden  die 
Bartenwalle,  die  übrigen  die  Zahnwalle. — 2)  Die  Schnabelwalle  (Rhyn- 
choceti) im  Aligemeinen  und  der  Entenwall  (Chaenocetus  rostratus)  im 
Besondern.  Hieher  zählt  der  Verf.  nur  2  Arten  ,  den  Delphinus  eden- 
lulus  (D.  bidens,  Hyperoodon  etc.)  und  den  D.  micropterus ,  jeden  ei- 
ner besondern  Gattung  Chaenocetus  und  Micropteron  zuweisend.  — 
3)  Ueber  die  äussern  Formen  zweier  nordischen  Röhrenwalle  :  a)  des 
Keporkak  als  Typus  der  Pflockfische  oder  Buckelwalle  (Cyphobalaena) 
und  b)  des  Vaagequal  als  Typus  der  Finnfische  oder  Finnwalle  (Ptero- 
balaena).  Die  Unterschiede  beider  Arten  werden  an  den  Foetus  sehr 
ausführlich  und  genau  nachgewiesen.  Dann  zeigt  er,  dass  sowohl  bei 
den  eigentlichen  Wallfischen  als  auch  bei  den  Röhrenfischen  im  Foe- 
tuszustande  Zähne  in  beiden  Kiefern  gefunden  werden.  —  4)  Ueber 
die  Bauch-,  Brust-,  Nasen-  und  Mundhöhle  mit  deren  Eingeweiden  beim 
Vaagewall  und  Keporkak.  —  5}  Beschreibung  des  Skelets  der  Röhren- 
walle, und  namentlich  des  Vaagewalls,  in  Beziehung  auf  die  Alters- 
verschiedenheiten. Sehr  genaue  Beschreibungen  der  Skelete  dieser 
Thiere,  wobei  Ref.  die  Bemerkung  beifügen  will  ,  dass  während  der 
Verf.  dem  Vaagewall  (Balaena  rostrata  Fabr.)  nur  48  Wirbel  zuschreibt, 
das  in  hiesiger  Sammlung  aufgestellte  Skelet  von  dieser  Art  einen 
Schwanzwirbel  mehr  besitzt,  der  das  Endstück  bildet ,  freilich  nur  als 
ein  ganz  kleines  Knöpfchen  von  4  Linien  im  Querdurchmesser.  —  6) 
Vom  Keporkak  ,  als  dem  Repräsentanten  der  Humpback-Whales  ,  Buk- 
kelwalle  (Cyphobalaena)  oder  Pflockfische.  Der  Verf.  stimmt  mit  dem 
Ref.  überein  ,  dass  man  bis  jetzt  nicht  berechtigt  sei ,  mehrere  Arten 
anzunehmen.  —  7)  Von  den  Zwergwallen.  Die  Unterschiede  des  ein- 
zigen bisher  mit  Sicherheit  bekannten  Vaagewalls  (Balaena  rostrata 
Fabr.,  Pterobalaena  minor  Eschr.)  von  den  andern  Finnwallen  werden 
genau  auseinander  gesetzt. 

Eine  kurze  Uebersicht  über  seine,  hauptsächlich  der  Untersuchung 
der  im  nördlichen  Deutschland,  Holland,  Belgien,  Frankreich,  England 
und  Schottland  aufbewahrten  Wall  -  Skelete  gewidmeten  Reise  findet 
sich  eingerückt  in  der  Oversigt  over  det  K.  danske  Vidensk.  Selskabs 
Forhandlinger.   1848  p.  1 . 

Hehn   schrieb  eine  Inaugural-Dissertalion 
tione  barbae  Balaenae.«  Dorpat  1849.  4.  mit  zwei  Tafeln. 


40  Wagner:  Bericht  über  die  Säugtiiiere 

Nach  etlichen,  zur  sichern  Bestimmung  freilich  nicht  ausreichen- 
den fossilen  ,  bei  Linz  im  Tertiärsand  gefundenen  Ueberresten ,  schloss 
II.  V.  Meyer  auf  ein  wallartiges  Thier,  dem  er  einstweilen  den  Na- 
men Balaenodon  Linlianns  beilegte  (Jahrb.   für  Mineralog.  S.  550). 

Aus  fossilen  Zähnen  schloss  Gervais  auf  einen  urweltlichen 
Pottfisch,   Physeler  anliqmis  (Zool.  frang.  tab.  3  fig.  10,    11). 

Die  Gattung:  der  Delphine  ist  mit  vielen  Beiträgen  be- 
dacht worden. 

In  der  Unit.  St.  expl.  expedit.  Mammal.  sind  6  neue  Arten  un- 
terschieden worden.  1)  Fhocaena  pectoralis  (p.  32  tab.  6  fig.  1),  blau- 
schwarz ,  unten  röthlichweiss ;  ein  weisser  Fleck  jederseils  vor  den 
Brustfinnen.  8'  8"  lang.  An  der  Insel  Hawaii.  —  2)  Fhocaena  auslralis 
(p.  33  tab,  6  flg.  2),  dunkel  schieferfarben,  an  den  Seiten  heller,  unten 
weiss  ;  gegenüber  dem  Hinterrande  der  Rückenfinne  verläuft  eine  weisse 
Linie  bis  zum  Schwanz.  7'  lang.  An  der  Küste  von  Palagonien.  — 
3)  Delphinus  albimanus  ,  oben  blauschwarz,  Unterleib  und  Bruslfinnen 
weiss,  Seiten  blass  falb.  6'  6".  An  der  Küste  von  Chile.  —  4)  Del- 
phinus albirostralus  (p.  34  tab.  7  fig.  2) ,  Rückenfinne  sehr  nahe  am 
Kopf;  Oberseite  dunkel  blaugrau,  am  Rücken  fast  schwarz,  Schnau- 
zenende weiss.  6'  7".  Im  stillen  Ocean.  —  5)  Delphinus  lateralis  (p.  35 
tab.  7  fig,  1),  dick,  hinten  zusammengedrückt ,  oben  hell  röthlichgrau, 
unten  weiss  ,  mit  dunkler  gefleckter  Seitenlinie.  7'  6".  Im  stillen 
Ocean.  —  6)  Delphinaplerus  borealis  (p.  35  tab.  8  fig.  2)  ,  gestreckt, 
Schnauze  schwach  vorspringend ,  Farbe  schwarz  ,  mit  einem  weissen 
lanzettförmigen  Fleck  an  der  Brust ,  der  sich  bis  zum  Schwänze  aus- 
dehnt. 4'.     Im  nördlichen  stillen  Ocean  unter  46'^  n.   Breite. 

Einen  in  der  Bay  von  Bengalen  gefangenen  Delphin  betrachtete 
El  Hot  als  neue  Art,  und  gab  ihm  den  Namen  Delphinus  pcrniger. 
Blyth  fand  dieses  Exemplar  sehr  ähnlich  dem  D.  hastalus,  doch  fehlte 
ihm  die  eigenthümliche  Zeichnung  auf  dem  Unterleib  (Journ.  of  Ihe 
Asiat.  Soc.  of  ßeng.  XVII.   1.  p.250). 

Ein  an  der  Küste  von  SufFolk  gefangener  Delphinus  tursio  wurde 
von  Clark  e  in   den  Ann.  of  nat.   bist.  IV.  p.  100  beschrieben. 

In  der  Zool.  fran^.  liess  F.  Gervais  auf  Taf.  9  Ueberreste  von 
urweltlichen  Delphinen  abbilden  und  zwar  unter  Fig.  2  den  Schädel  des 
Delphinus  pseudodelphis  Gerv.  und  Fig.  4 — 6  Zähne  und  ein  Unlerkie- 
ferstück  des  D.  brevidens  Gerv.,  wobei  indess  Ref.  bemerken  muss,  dass 
der  Beiname  pseudodelphis  bereits  durch  VViegmann  an  eine  lebende 
Art  vergeben  ist. 

Von  Stannius  erschien  eine  ausführliche  Beschreibung  der 
Muskeln  des  Tümmlers  (Delphinus  phocaena)  im  Archiv  für  Anatom.  S.l. 

Der  Angabe  von  Mayer,  dass  an  dem  Becken  des  Delphins 
(D,  phocaena)  ausser  den  seitlichen  und  länglichen  Knochen  auch  noch 


während  des  Jahres  1849.  4 

ein  zweiter  rundlicher  Knochen  vorkomme,  war  von  Rapp,  Slannius 
und  Vrolik  widersprochen  worden;  die  beiden  letzlern  memtcn  sogar, 
dass  den,  Skelel  ein  hemder  Knochen  angesetzt  worden  sem  durfte. 
Mayer  fand  indess  an  Wcingeist-Präparaten  ebenfalls  -»"^-B-'-;- 
knochen,  ansser  den  seitlichen,  und  verweist  dabei  auf  Esc  r.cbt,  er 
bei  denBöhrenwallen  auch  ein  zweites  Paar  von  Beckenknochen  wahr- 
genommen habe  (Archiv  für  Anatora.  S.  583). 

Zfu-lodo..tfs.  Ueber  die  fossilen  Reste  der  Zeuglo- 
donlen  von  Nordamerika  .nit  Rücksicht  auf  die  europäisclien 
Reste  aus  dieser  Fatnilie ,  von  Joh.  Müller.  Berlin  1849 
mit  27  Steindrucktafeln. 

Diese  höchst  bedeutende  klassische  Arbeit    beruht  auf  dem  Ske- 
let    welches  Koch  aus  den  von  ihm  im  Jahre   1845  in  Alabama  aufge- 
fun'denen  fossilen  Knochen  zusammensetzte   und  unter  dem  Kamen  Hy^ 
clrarchus  in  mehreren  norddeutschen  Städten  zur  Schau  ausstellte.    Ca- 
vus  hatte  das  Thier,  von  dem  dieses  Skelet  herrührte,    für  ein    Reptil 
erklärt;    Joh.  Müller    und    Bur  meist  er    wiesen   mit    Evidenz   die 
Säuffthier-Natur  desselben  nach.      Indem  hierauf    durch    die  Munificenz 
des  Königs  von  Preussen  das  Koch'sche  Skelet  nebst  einer  Menge  ein- 
zelner zIuglodon-Knochen  für  die  öffentlichen  Museen  in  Berlin   ange- 
kauft worden  war,  hatte  Müller  Gelegenheit  dasselbe  genau  zu  stu- 
diren,  und  die  Unterstützung  der  Akademie  machte  es  ihm  möglich,  die 
Resultate  seiner    umfassenden    Forschungen    in    dem    benannten  Werke 
vorzulegen  und  durch  27  lilhographirte  Tafeln    zu  erläutern.      Auf  das 
Detail  können  wir  hier  nicht  eingehen,    sondern   nur  in  der  Kurze  die 
Hauptergebnisse  aufführen.     Es  zeigte  sich  sehr  bald  ,    dass  das  Koch'- 
sche Skelet  nicht  von  einem  Individuum  herrühren  konnte,  sondern  als 
eine  grosse  Sammlung  von  Zeuglodon-Knochen  anzusehen  war,  aus  der 
sich  sicher  2  bestimmte  Arten    herausfinden   Hessen,    denen  Müller  den 
Namen    Zeuglodon   macrospondylus   und  Z.  brachyspondylus  gab.     Aus- 
serdem fand  M.  in    der  Koch'schen  Sammlung   noch    eine  Reihe  Wirbel 
von  einem  kleinen  Zeuglodon,    die  entweder  das  Junge    des  Z.  macro- 
spondylus  oder    eine   eigne  kleine  Art  (Z.  pygmaeus'i)  ist.     Die  Länge 
des  Z.    macrospondylus   dürfte    nach  M.  auf   60-70  Fuss    zu    schätzen 
sein,  während  Koch  aus  seinem  llydrarchus  ein  Skelet  von  etwas  über 
90  Fuss  zusammengesetzt  hatte.       M.  hält   die  Familie  ,  wozu  die  Zeu- 
glodonten  gehören,  für  eben  so  eigenthümlich  wie  die  der  Manatis  neben 
den  ächten  Cetaceen:  „die  Familie  der  Zeuglodonten  steht  mitten  zwi- 
schen  den  Seehunden  und  ächten  Cetaceen,  aber  innerhalb  der  Ordnung 
der  Cetaceen  im  weitern  Sinn,  und  ist  eine  Combination,  die  wohl  die 
Fantasie  sich  erlauben  konnte,  wenn  sie  hin  und  wieder  die  Seehunde 
als  den  Cetaceen  verwandt  hinstellte,  deren  Wirklichkeit  aber  die  Um- 
wälzungen der  Erdrinde  bis  jetzt  verborgen  gehalten  haben.« 


42   Wagner:  Bericht  über  die  Säuglhiere  während  des  Jahres  1849. 

Der  vortheilhafte  Verkauf  seines  Skelels  trieb  Koch  zu  einer 
zweiten  Reise  nach  Alabama  an,  wo  er  so  glücklich  war,  abermals 
eine  Menge  Knochen ,  und  darunter  einen  fast  vollständigen  Schädel, 
auszugraben.  An  diesen  Materialien  erkannte  nun  auch  Carus  die 
Säugthier-lNatur  des  fraglichen  Thieres,  was  er  in  seiner  1849  erschie- 
nenen Abhandlung  „Ueber  das  Kopfskelet  des  Zeuglodon  Hydrarchos" 
aussprach.  Koch  hat  aus  diesen  neuen  Ueberresten  ein  zweites  Ske- 
let  zusammengesetzt,  mit  dem  er  gegenwärtig  abermals  in  Deutschland 
herumreist ,  und  hat  auch  „Bemerkungen  über  die  aus  mehreren  Arten 
bestehende  Familie  der  Hydrarchen«  publicirt  ,  die  hauptsächlich  nur 
Wiederholungen  von  Carus  und  Müller  sind  und  hier  bloss  wegen  der 
kurzen  Notizen  über  die  Lokalitälsverhältnisse,  unter  welchen  diese 
Knochen  gefunden  wurden,  in  Erwähnung  gebracht  werden. 

Backenzähne  des  Squalodon  Grateloupii  wurden  von  Gervais 
in  der  Zool.  fran9aise  tab.  8  fig.  11,  12  abgebildet. 


Bericht  über   die  lieistuiig^eii  in  der  llfatiip- 

g^ei§cliichte  der  l^ö§^el  wäiireiid  des 

Jahres  1§49. 


Von 

Or«  O.  Hartlaub 

in  Bremen. 


Unter  der  Anzahl  mehr  oder  weniger  umfangreicher 
Arbeiten,  welche  während  des  verflossenen  Jahres  den  Fort- 
schritt der  Ornithologie  in  nicht  unerheblichem  Maasse  för- 
dern halfen ,  hatten  sich  namentlich  die  Lokalfaunen  reicher 
und  wichtiger  Beiträge  zu  erfreuen.  Ein  an  diesem  Orte 
mehrfach  besprochenes  systematisches  Prachtwerk  „Gray's 
Genera  of  Birds"  gedieh  zum  Schlüsse  ,  ein  zu  ähnlichen 
Zwecken  unternommenes ,  jedoch  nach  ungleich  bescheidne- 
rem Plane  angelegtes  Buch,  R  e  i  c  h  e  n  b  a  c  h's  „Avium  Systema 
naturale"  nahm  seinen  Anfang.  Kaup  war  in  diesem  Archiv 
bemüht  seine  eigenthümlichen  Ansichten  von  Systematik  ge- 
gen den  Vorwurf  irgend  welcher  Verwandtschaft  mit  dem 
„Quinary  System"  englischer  Zoologen,  zumal  S  w  a  i  n  s  o  n's, 
dessen  System  er  als  „ohne  den  geringsten  Sinn  aufgestellt«^ 
zu  bezeichnen  sich  nicht  scheut,  zu  wahren.  Abgesehen 
davon,  dass  dieser  knappe  Jahresbericht  gewiss  den  ungeeig- 
netsten Platz  für  jede  wenn  auch  rein  wissenschaftliche  doch 
unmöglich  kurz  zu  absolvirende  Polemik  abgäbe  ,  fühlt  sich 
Ref.  in  der  That  ausser  Stande  den  philosophischen  Höhe- 
punkt zu  gewinnen  ,  welcher  zur  richtigen  Verständniss  und 
Würdigung  der  Ansichten  Kaup's  erforderlich  sein  dürfte, 
muss  also  auch  wenigstens  zunächst  die  gewünschte  specielle 
Widerlegung  derselben  ablehnen.   Die  Arbeiten  Kaup's  ver- 


44  Hartlaub:  Bericht  über  die  Vögel 

rathen  Geist,  Consequenz  und  Kenntnisse  und  sind  eben  da- 
durch wissenschaftlich  bedeutend.  Vieles  berührt  in  densel- 
ben als  wahr  und  treffend.  Die  Grundlage  seiner  Systema- 
tik bilden  aber  die  naturphilosophischen  Principien  Oken's, 
und  nur  deren  Anhänger  werden  Kaup's  systematische  An^ 
sichten  aufrichtig  theilen  können.  —  Wir  mögen  diese  ein- 
leitenden Worte  nicht  abschliessen  ohne  zuvor  des  in  das 
Jahr  1849  fallenden  Todes  Lesson's  gedacht  zu  haben. 
Wenngleich  in  vielen  seiner  Schriften  mit  Recht  der  Ober- 
flächlichkeit und  Ungründlichkeit  beschuldigt,  hat  sich  Les- 
son  doch  durch  den  von  ihm  bearbeiteten  Theil  des  Textes 
der  „Voyage  de  la  Coquille"  so  wie  durch  sein  „Manuel 
d'Ornithologie"  eine  gute  und  dauernde  Stelle  in  den  Anna- 
len  der  Vögelkunde  gesichert,  und  dieser  Zweig  der  Zoolo- 
gie verliert  in  ihm  einen  seiner  eifrigsten  und  thätigsten 
Förderer.  —  Bei  dem  speciellen  Theile  dieser  Arbeit  ist  G. 
R.  Gray's  System  zu  Grunde  gelegt  worden. 


Von  T  h  i  e  n  e  m  a  n  n's  „Rhea"  erschien  ein  zweites  Heft, 
an  Gehalt  und  Interesse  dem  ersten  nicht  nachstehend.  Das- 
selbe enthält  neben  dem  Protokol  der  zweiten  und  dritten 
Versammlung  deutscher  Ornithologen  in  Dresden  und  Halle 
eine  ausführliche  und  dankenswerthe  Arbeit  des  Herausge- 
bers „Geschichtlicher  Abriss  der  Ornithologie"  von  Aristote- 
les bis  Gesner.  Am  Schluss  dieser  Periode  lassen  sich  etwa 
230  Species  kenntlich  sondern,  darunter  15  aussereuropäische. 
Ferner:  C.  Bald  am  us  „Ornithologisches  aus  meinem  Reise- 
tagebuche" ;  eine  anziehende  Schilderung  des  Vogellebens 
auf  der  Insel  Sylt ,  nebst  einem  Verzeichniss  der  dort  vor- 
kommenden 45  Arten.  Sodann:  T.  Fr.  Naumann  „Ueber 
die  Verminderung  der  Vögel  in  der  Mitte  von  Deutschland." 
Den  Grund  dieser  beklagenswerthen  Thatsache  findet  N. 
hauptsächlich  in  der  gesteigerten  Industrie  und  einträglichen 
Benutzung  des  Bodens.  —  C.  F.  v.  Homeyer  „Ueber  den 
Federwechsel,  namentlich  der  Wasservögel."  Aller,  Brutge- 
schäft, Witterung  und  geographische  Verbreitung  wirken  auf 
die  Zeit  der  Mauser  ein.  Eine  günstige  Witterung  beschleu- 
nigt dieselbe  und  bildet  die  Farben  höher  aus.   Je  näher  der 


rährend  des  Jahres  1849. 


Brutplatz  eines  Vogels  dem  Pole,  desto  später  allen  der  Zug 
und  die  Mauser.  _  W.  Thienemann  ,Zur  Kennlmss  der 
oologischen  Litteratur"  auf  S.  192.  Nur  von  e.nem  Sachken- 
ner wie  T.  liess  sich  die  glückliche  Deutung  so  mancher 
unvollkommenen  älteren  Abbildung  erwarten.  Und  endhch: 
V  Home y er  „Ein  Ausflug  nach  dem  Dreussensee  bei  El- 
bing."    Hier  wurde  das  Brutgescliäft  von  Larus  mmutus  be- 

obachtet.  , .  , ,     ,  _ 

F.  A.  L.  Thienemann  ,Fortpflanzungsgeschichle  der 

gesammten  Vögel."  Heft  4.  .„   ,      ^ 

Dieser  neue  Theil  eines  der  ausgezeiehnelslen  Werke,  deren  w,r 
hier  .u  gedenken  haben,  e„tl,äU  auf  Tafel  31  bis  40  die  Abbildungen 
d  Eier  der  Gattungen  Lanius  und  Thamnophilus  ,  der  F-g.".de", 
Smrniden  und  eines  Theils  der  Corviden.  Der  Text  geht  b,s  .u  S  m 
„Id  umfasst  die  Sylvien,  Meisen,  Malurus ,  Tyrannulus  u^s.  w,  Drm- 
gend  fordern  wir  den  Verfasser  auf,  seinen,  schönen  E.erwerke  em 
ähnliches  über  die  Nester  der  Vögel  folgen  lassen  zu  wollen 

G.  R.  Gray's  „Genera  of  Birds«  sind  mit  der  oOsten 
Lieferung  zum  Schlüsse  gediehen. 

Die  letzten  Hefte  dieses  wichtigen  systematischen  Werkes  ent 
halten  einen  sehr  reichhaltigen,  wenngleich  ohne  absonderliehe  Knt.k 
zusammengetragenen,  Appendix  zu  den  Speciesl.sten  -'  -'-  -«^ 
wesentlichen  Verbesserungen,  Berichtigungen  und  «-"'"P"  '  f""  ' 
sehr  werthvolle  systematische  Indexe  zu  BulTon's  Planehes  Enlum  - 
Les"  Temmink's  „Planehes  eolorices",  sämmtlichen  Kupferwerken  Le- 
vama;t?  Edwards';  und  Vieillofs,  und  endlich  ein  sehr  voUstand.ges 
und  bequem  eingerichtetes  Register. 

Avium  Systema  Naturale.  Das  natürliche  System  der 
Vöo-el"  Mit  100  Tafeln  Abbildungen  der  Kennzeichen  der 
bis  jeizt  entdeckten  925  Galtungen  aller  Welttheile"  ist  der 
Tite  eines  in  Grossquarto  erscheinenden  neuen  Werkes  Re  i- 
chenbach's,  dessen  erste  Hälfte,  50  Kupfertafeln  umfas- 
send, vor  uns  liegt.  Der  Text  fehlt  noch  und  somit  die  Be- 
rechtigung zu  einem  eigentlichen  Urtheil. 

R  giebt  zur  Erläuterung  einer  Gattung  die  schatt.rte  Pronian- 
sicht  dc's  Kopfes  einer  Art  derselben,  welche  aber  leider  nicht  (w,e 
e  Gray^  naLhaft  gemach,  wird,  ferner  die  Ansicht  des  Schnabels  von 
oben  und  häufig  auch  vonunten,  der  Füsse,  der  Flügel  und  des  Schwan- 
t  "dem  wL  „och  bei  den  kleineren  Vögeln  die  Schnabelsp.tze  ... 
ve  rössertcn  Umrissen  dargestellt;  ein  entschiedener  Vorzug  vor  Gray 
wo  gerade  dieser  Theil  nicht  selten  undeutlich   erschein,.     Be.  we.tem 


"  Harllaub:  Bericilt  Aber  die  V6gel 

der  grössle  Theil  der  Abbildungen  desReichenbachschen  Werkes  wurde 
nach  der  Nalur  angefer.ig,.     Wenn   manche  derselben   elwas    .u  wü„. 
sehen  ubng  lassen,  so  verdient  doch  die  grosse  Mehrzahl  als  .„t  und 
ken„.l,c     alles  Loh.      Of.  steh,  zuviel  auf  einer  Tafel.     In   dem  sü 
genenschen  Abgruppiren  der  Vögel  geht  Reichenbach  lür  uns  zu  weit 
«m  so  mehr  als  das  nicht   ohne   abermaligen  Aufwand   von  neuen  Ka- 
men geschehen  konnte.      Diese    erste  Hälfte    des  Werkes  illustrirt  die 
Oa  tungen    der  Schwimmvögel    auf  Taf.  1  bis  10,    der  Sumpfvögel  auf 
raf.   11  b,s  18,  der  Hühnervögel  auf  Taf.  19  bis  32    und  der  „Späher« 
(Invesfgatores)  auf  Taf.  33  bis  51.  Des  Verfassers  Absich.,  du,'eh  die- 
ses Buch    (dessen   Preis  nur  1-/,  Thlr.  beträgt)   das  Studium  der  Orni- 
.  olog,e  auch  denen  erleichtern    zu  wollen  ,    welchen  Graj's  nahe  an 
200  fhaler  kostendes  Prachtwerk  unzugänglich  ist,  verdien,  gewiss  die 

Von  Desmurs  „Iconographie  Ornithologique«  isl  mit 
dem  zwo  ften  Hefte  ,1er  erste  Band  und  damit  wohl  das  ganze 
schone  Werk  beendigt.  Wir  beklagen  die  nur  durch  Man- 
gel an  Betheiligung  von  Seiten  des  Publicums  unierbrochene 
Fortsetzung  desselben  auf  das  lebhafteste  und  hoffen  mit  den 
Verfassern  auf  bessere  Zeiten. 

Nachträglich  möge  hier  der  uns  erst  jetzt  zu  Gesicht 
gekommene  zoologische  Theil  der  „Voyage  de  la  Venus" 
Erwähnung  finden.  Die  Ornithologie  wurde  von  Des  Murs 
und  Fl.  Prevost  mit  lobenswerther  Gründlichkeit  bearbeitet 

Die  gesaramten  Vögel    stammen  von  verschiedenen  Punkten    der 
Wesauste  America's,  von  den  Galopagos  und  von  den  Sandwichsinseln. 
Der  Te.xt  behandelt  4!  Arten,    worunter  folgende   als   neu  verzeichnet 
stehen:     Grallaria   squamigera    und    gualemalemis ,    Callüie   ruRvartex, 
Embema  bmrcuala,  rnlimpus  Temminkü,  mmoemh ,  Nebouxn ,  Mer- 
eiem  und  CUmentinae.     Des  Murs  sondert  diese  sich  an  Columba  pur- 
p..rata  anschliessende  Arten    generisch    unter    dem  unpassenden  Mamen 
,,Curucurn"    und    behandelt    diese  Gruppe    zugleich   monographisch. 
D.e  abgebildeten  Arten  sind  Hemignathus  Incidus,   Licht,  (pl.  i,    Mel 
Jisuga  Costae,  Gray  auf  pl.  2,  Grallaria  squamigera  auf  pl.  3     g'  £ua. 
lemalensis  auf  pl.  4,  Call.  ruHvertex  und  labradorides  auf  pl    5  '  £mb 
b-arcuata  auf  pL  6  ,  Zenaida  gallopagoensis  auf  pl.  7,  Anous  ciuereus 
aut  pi.  y  und  Larus  furcatus,  Neb.  auf  pl.   10. 

Von  Sir  William  Jardine's   „Contributions   to    Or- 
nithology«  erschien  ein  zweiter  Band. 

Derselbe  enthält  ausser  zahlreichen  ihres  Orts  näher  zu  berück. 


während  des  Jahres  184^  ^7 

sichtigenden  Beiträgen  zu  den  Lokalfaunen  und  Specieslisten,  verschie- 
dene bisher  nicht  veröffentlichte  Briefe  Linne's  an  den  Geistlichen 
Jühn  White,  und  Refer.  publicirte  darin  einen  systematischen 
Index  zu  123  in  Temminks  „Catalogue  systematique  du  cabinet  d'Or- 
nithologie  etc.»  im  Jahre  1807  ausführlich  beschriebenen  aber  nur  fran- 
zösisch benannten  Vögelarten,  deren  erste  Bekanntmachung  in  diesem 
seltenen  und  fast  in  Vergessenheit  gerathenen  Büchlein  Temmink's  Vie- 
len neu  sein  dürfte.  So  findet  man  darin  z.  B.  die  früheste  Beschrei- 
bung von  ürlhonyx  spinicauda ,  von  Erythrogonys  cinctus  ,  Gould  ,  von 
Jodopleura   fusca,  V.   u.  s.  w. 

G.  R.  Gray  lieferte  von  seinem  musterhaften  „List  of 
the  Specimens  of  Birds  in  tlie  collection  of  the  Britisch  Mu- 
seum« einen  neuen  Theil,  seine  „Fissirostres«  enthaltend. 

C.  L.  Ström  „Naturhistorisk  Laesebog  for  Menigmand. 
Fugle.«  Zweite  Auflage.  Wir  kennen  dieses  Buch  nicht  selbst. 
In  dem  etwas  zu  populär  gehaltenen  Journal  „The  Zoo- 
logist« sucht  ein  Dr.  Morris  die  Farbe  der  Dunen  der 
Wasservögel  als  specifisch  wichtiges  Unterscheidungszeichen 
zu  begründen.  Die  Sache  verdient  wohl  weitere  Beachtung. 
G.  Schrenk  „de  formatione  pennae.«  4to.  Mitau.  Wir 
vermogten  uns  diese  Abhandlung  nicht  zur  Ansicht  zu  ver- 
schaffen. 

Dr.  E.  F.  Gurlt's  „Anatomie  der  Hausvögel«  mit  5 
lithogr.  Tafeln.  8vo.  Berlin,  finde  an  diesem  Orte  die  rühm- 
lichste Erwähnung,  ist  aber  keines  gedrängten  Auszuges  fähig. 
Die  auf  Seite  482  der  „Revue  Zoologique«  mitgelheil- 
ten  Vorlesungen  Duvernoy's  „sur  l'hisloire  naturelle  des 
corps  organises«  beschäftigen  sich  mit  den  Circulations- 
und  Digestionsorganen  der  Vögel. 

Unter  den  zahlreichen  Beiträgen  zu  den  Lokalfau- 
nen,  denen  wir  in  diesem  Jahresberichte  zu  gedenken  ha- 
ben, befinden  sich  mehrere  von  hervorragendem  Interesse. 

Europa. 
Sehr  wichtig  ist:  C.  D.  Degland  „Ornithologie  eu- 
ropeenne  ou  Catalogue  analytique  et  raisonne  des  oiseaux 
observes  en  Europe.^-  2  vol.  8vo.  Die  innere  Einrichtung 
dieses  Buches  erinnert  an  Temmink's  „Manuel  d'Ornithologie.« 
Von  jeder  Art  wird  eine  sehr  kurze  Diagnose  gegeben  mit  An- 
gabe der  Totallänge  und    mit  besonderer  Be  rücks  ichti- 


48 


Hartlaub:  Bericht  über  die  Vogel 


g«ng   der    r  el  a  ti  ven  M  aasse   einzelner    Theile;    dann  folgt 
die  sich  auf  das  wichtigste  beschränkende  Synonomie  ;    dass  hier  Nau- 
mann fehlt  ist  selbst  einem  Franzosen   nicht    zu    verzeihen;    dann  die 
ziemlich    ausführliche  Beschreibung    des    alten    und    jungen  Vogels    in 
den  verschiedenen  Farbenkleidern;    bei  der  Angabe  des  Wohnorts  und 
der  Verbreitung    ist  Frankreich    besonders    berücksichtigt;    man  erfährt 
2.  ß.  viel  Neues    und  Interessantes  über  die  Vögel  der  Pyrenäen;    von 
der  Lebensweise    wird    endlich    nur    das  Hauptsächlichste   beigebracht, 
wobei   wir  die  Farben  -    und  Messungsangaben    der  Eier    als    sehr  er- 
wünscht  hervorheben.     Unter  den  507  als  europäisch  aufgeführten  Ar- 
ten sind  natürlich  viele  von  nur  accidentellem  Vorkommen.     Des  Ver- 
fassers   Unbekanntschaft   mit    der   deutschen    Litteratur    macht    sich    in 
einer    für   das    übrigens    gute   Buch    sehr    unvortheilhaften   Weise    be- 
merklich. 

V.  Kettner  „Darstellung-  der  ornithologischen  Verhält- 
nisse des  Grossherzogthums  Baden«  in  „Beiträge  zur  rheini- 
schen Naturgesch.  herausgeg.  von  der  Gesellsch.  zur  Beför- 
derung der  Naturwiss.  zu  Freiburg  im  Breisgau  I.  S  39 « 
Eine  hübsche  fleissige  Arbeit,  welche  sich  an  Wa lehne r's 
Ornithologie  des  Bodenseebeckens  anschliesst. 

Die  Einleitung  giebt  eine  gedrängte  Schilderung  der  physicali- 
sehen  Verhältnisse  Badens  und  der  für  die  Vögel  des  Landes  wichtig- 
sten Localitäten  insbesondere.  Von  den  318  namhaft  gemachten  Arten 
kommen  viele  nur  als  grosse  Seltenheiten  vor. 

P.  H.  Gosse  „Populär  British  Ornithology  containing 
a  familiär  and  technical  description  of  the  Birds  of  Ihe  Bri- 
tish  Isles«  324  S.  in  8vo  ,  mit  19  Kupfertafeln.  Des  durch 
seine  „Birds  of  Jamaica"  rühmlich  bekannt  gewordenen  Ver- 
fassers Talent  für  lebensvolle  Darstellung  bekundet  sich  auch 
in  diesem  Buche. 

William  Thompson  „The  Natural  History  of  Ire- 
land«  vol.  1  und  2:  Vögel. 

Der  erste  Band  dieses  höchst  anziehend  geschriebenen  Werkes 
umfasst  die  Raptores  und  Insessores  ,  der  zweite  die  Rasores  und 
Grallatores.  Thompson  hat  sich  seit  einer  langen  Reihe  von  Jahren 
um  die  Zoologie  seines  Vaterlandes  hoch  verdient  gemacht.  Die  vor- 
liegende umfang-  und  gehaltreiche  Arbeit  enthält  gewissermassen  das 
Resultat  seiner  ebenso  beharrlich  als  erfolgreich  fortgesetzten  Bemühun- 
gen. Zu  den  reizendsten  biographischen  Schilderungen  zählen  wir  die, 
wo  der  Verfasser  Gelegenheit  findet,  seine  Bekanntschaft  mit  südlicher 
Scenerie  einzuflechten ,  so  z.  B.  bei  Merops  apiastor,  welchen  T.  an 
der  Quelle  der  Egeria  in  der  Nähe  von  Rom  beobachten  konnte. 


während  des  Jahres  1849.  49 

A.  E.  Knox  „Ornithological  rambles  in  Sussex,  wilh 
a  systematic  Catalogue  of  the  birds  of  Ihat  country  and  re- 
marks  of  their  lokal  distribution.«  8vo.  Wir  kennen  dieses 
in  England  mit  Anerkennung  aufgenommene  Buch  nur  dem 
Namen  nach. 

John  Blackwall  „Ornithological  notes.«  Ann.  and 
Magaz.  of  Nat.  Hist.  vol.  4  p.  18. 

Ganz  hübsche  biographische  Bemerkungen  über  verschiedene 
englische  Vögel,  als  Lanius  excubitor  und  collurio  ,  Sylvia  phragmitis, 
Caprimulgus  europaeus,  Columba  palumbus,  u.  s.  w^. 

Dr.  E.  Eversmann's  „Beiträge  zur  Ornithologie  des  rus- 
sischen Reichs",  erschienen  in  dem  Bullet,  de  la  Soc.  d'hist. 
nat.  de  Moscou  für  1848  p.  186 ,  haben  wir  hier  nachträg- 
lich zu  berühren  ,  werden  aber  im  Einzelnen  erst  bei  dem 
speciellen  Theile  dieses  Berichts  darauf  zurückkommen.  Eine 
wichtige  und  interessante  Arbeit,  welche  sich  sehr  natürlich 
an  des  Verfassers  verdienstvolle  „Addenda  ad  Zoographiam 
Rosso-Asiaticam'*  anschliesst. 

Asien. 

Von  Temmink's  und  Schlegel's  trefflicher  „Fauna 
Japonica"  erschien  das  9te ,  lOte  und  Ute  Heft  der  Vögel. 
Das  zwölfte  wird  das  Werk  beschliessen. 

Edw.  Blyth  „Catalogue  of  the  Birds  in  the  Museum 
of  the  Asiatic  Society  of  Bengal.«  8vo.  Calcutta  1849. 

Unter  dem  Titel  „Plan  of  Indian  Ornithology"  lässt 
Blyth  seit  1847  für  Privatvertheilung  unter  seine  Freunde 
eine  Reihe  von  Monographien  indischer  Vogelfamilien  drucken. 

Diese  Monographien  enthalten  viele  werthvolle  critische  Bemer- 
kungen über  zahlreiche  von  ihm  selbst  und  Anderen  in  den  früheren 
Jahrgängen  des  Journal  of  the  Asiat.  Society  of  Bengal  beschriebene 
Arten.  Blyth  lässt  dieselben  unter  seinen  Freunden  circuliren  ,  um 
von  ihnen  weitere  Aufschlüsse  und  Mittheilungen  zu  erhalten  ,  w^elche 
er  in  dem  von  ihm  beabsichtigten  grösseren  Werke  über  die  Wirbel- 
thiere  Indiens  zu  benutzen  gedenkt.  Bis  jetzt  wurden  in  dieser  wich- 
tigen Arbeit  monographisch  behandelt  die  Familien  Trogonidae,  Cer- 
thiadae,  Cypselidae,  Cnculidae,  Bucconidae  ,  Hirundinidae ,  Motacillidae 
und  die  mit  den  Fomalorhinus  verwandten  Formen. 

Ferner  publicirte  Blyth  im  Journal   of  the  Asiat.  Soc. 

Archiv  f.  Naturgesch.  XVI.  Jahrg.  2.  Bd.  J) 


50  Hartlaub:  Bericht  über  die  Vögel 

of  Bengal  ein  Verzeichniss  vieler  ihm  von  Malherbe  zuge- 
sandter ,  aus  Algerien  und  Südeuropa  herstammender  Vögel, 
welches  namentlich  dadurch  nicht  unwichtig  erscheint,  dass 
sich  Blyth  bei  Vergleichung  dieser  mit  nahe  verwandten 
indischen  Arten  verschiedene  unvermuthete  Aufschlüsse  hin- 
sichtlich der  Gleichartigkeit  oder  Verschiedenheit  beider  er- 
gaben. 

Darnach  sei  seine  Athene  bactriana  (J.  A.  S.  ß.  XVI.  p.  776) 
nichts  als  noctua ,  Ceryle  rudis  aus  Griechenland  sei  identisch  mit  va- 
ria  Slrickl. ,  Passer  hispaniolensis  stimme  überein  mit  Exemplaren  aus 
Afganistan  ;  Alauda  chendoola  und  Boysii  seien  bestimmt  verschieden 
von  cristata  ;  dagegen  sei  A.  brachydaclyla  identisch  mit  A.  dukhu- 
nensis  ,  Sykes  (Ember  baghaira  Fr.) ,  sein  Petrocossyphus  longirostris 
sei  nur  cyaneus  ,  seine  Saxicola  leacura  (J.  A.  S.  ß.  XVI ,  131)  sei 
sehr  verschieden  von  der  ächten  leucura  aus  Algerien  und  heisse  jetzt 
opistholeuca  Strickl.,  auch  seine  Sax.  atrogularis  (ib.  p.  131)  sei  nicht 
gleich  mit  stapazina,  ßudytes  melanocephala  besitze  er  aus  Kabul,  Süd» 
Indien  und  Kandahar  ,  Curruca  orphea  sei  verschieden  von  C.  Jerdoni 
(der  orphea  Jerd.),  Cisticola  schoenicola  sei  kaum  zu  unterscheiden  von 
indischen  Exemplaren,  u.  s.  w. 

Africa. 

Capt.  W.  Allen  and  Dr.  Thomson  „Narrative  of 
an  Expedition  to  the  river  Niger'*  2  vol.  in  8vo.  In  einem 
Appendix  zum  zweiten  Bande  dieser  höchst  interessanten  Rei- 
sebeschreibung werden  die  45  während  der  Expedition  be- 
obachteten und  eingesammelten  Vögelarten  beschrieben. 

Mit  wenigen  Ausnahmen  (Hirundo  nigrita,  Corythaix  macrorhyn- 
cha  und  Musophaga  gigantea)  wurden  diese  Beschreibungen  von  Frä- 
ser, Slrickland,  Thomson  und  Sir.  W.  Jardine  bereits  anderer  Orten 
veröffentlicht.  ües  Neuen  bietet  mithin  dieser  Anhang  nur  wenig. 
Aber  im  Texte  der  Reise  selbst  finden  sich  viele  auf  die  Lebensweise 
und  geographische  Verbreitung  einzelner  Arten  bezügliche  Notizen  von 
Wichtigkeit.  Auf  der  kleinen  zuvor  zoologisch  völlig  undurchforsch- 
ten  Ilha  das  Rollas  fanden  die  Reisenden  von  Vögeln  JVlelaenornis  edo- 
lioides  Sw.  ,  Laniarius  Icterus  Cuv.  und  chrysogaster  Sw.  ,  Treron 
crassirostris,  Columba  guinea,  Turtur  semitorquatus  und  Peristera  chal- 
cospilos.     Musophaga  gigantea  wurde  auf  Fernando  Po  beobachtet. 

•.  Den  wichtigsten  Beitrag  zu  unserer  noch  so  sehr  ge- 
ringen Bekanntschaft  mit  der  Lebensweise  der  Vögel  West- 
africas  verdanken  wir  aber  dem  englischen  Wundarzte  C.  A. 


Während  des  Jahres   1849.        "  51 

Gordon,  welcher  in  Jardine's  „Contributions  to  Ornitho- 
logy"  „Bemerkungen  über  die  Lebensweise  einiger  um  Cap 
Coast  gesammelter  Vögel'«  mittheilt. 

Es  wurden  31  Arten  beobachtet,  darunter  die  bisher  nur  als 
abyssinisch  bekannten  Schwalbenarten  Hirundo  melanocrissus  und  strio- 
lata,  Rüpp.  Sir  W.  Jardine  revidirte  die  Bestimmungen.  Die  Vögel- 
fauna der  Westküste  zeigt  weit  mehr  üebereinstimmung  mit  der  TNord- 
ost-  als  mit  der  Südafricas.  Viele  der  dort  vorkommenden  Arten  sind 
migratorische.  Ueber  die  Richtung  und  Ausdehnung  dieses  Wanderns 
stehen  aber  weitere  AuFsclilüsse  noch  zu  hoffen. 

Der  ornithologische  Theil  von  Th.  Lefevre  „Voyage 
en  Abyssinie"  hat  0.  Des  Murs  und  Fl.  Prevost  zu  Verfas- 
sern, und  befindet  sich  im  6ten  Bande  dieses  wichtigen  Rei- 
sewerkes. 

Die  daselbst  ausführlich  behandelten  und  abgebildeten  Arten  sind: 
Aquila  Verrauxii,  Less.  p.  49,  pl.  1,  Helotarsus  ecaudatus,  p.  Ö6,  pl.  2, 
Bubo  Dillonii,  n.  sp.  p.  73,  pl-  3,  ütus  cinerascens ,  Guer.  p.  74,  pl.  4, 
Merops  Lefeburii,  Guer.,  Sylvietta  brachyura,  Lafren.  p.  89,  pl.  6,  üfo- 
tacilla  Ophthalmien,  n.  sp.  p.  94,  pl.  7,  Lanius  excubitorius,  n.  sp.  p  99, 
pl.  8,  Ploceus  melanops  u.  superciliosus,  Rüpp.  p.  110,  pl.  9,  Euplectes 
Petiti  sp.  n.  und  ßucco  undatus ,  R.  $,  pl.  10,  Perdix  Erkelii ,  Rüpp. 
p.l44,  pl.   11  und  P.  Clappertonii,  p.  146,  pl.  12. 

Amerika. 

P,  H.  Gosse's  „Illustrations  of  the  Birds  of  Jamaica** 
sind  mit  dem  13ten  Hefte  geschlossen.  Die  Abbildungen 
scheinen  uns  nicht  von  gleichem  Werthe  zu  sein. 

Die  Proceed.  of  the  Acad.  of  Natur.  Sciences  of  Phi- 
ladelphia für  1849  enthalten  die  zweite  Hälfte  von  J.  Gas- 
si n 's  „Verzeichniss  von  Vögeln«  gesammelt  und  beobachtet 
von  W.  S.  Pease  während  des  Marsches  der  americ.  Armee 
von  Vera  Cruz  nach  Mexico. 

Richard  Schomburgk  „Versuch  einer  Fauna  von 
Britisch  Gujana,  Vögel  bearbeitet  von  Joh.  Cabanis"  Reisen 
lil  Brit.  Gujana,  Band  3,  p.  662  bis  765,  ist  die  wichtigste 
Arbeit,  deren  wir  diesesmal  auf  dem  Gebiete  der  Localfaunen 
zu  gedenken  hätten. 

^  '  ^  I>ie  Vägel  Gujana's  gehören,  wie  dies  bei  der  überreichen  Na- 
tur des  Landes  erklärlich  wird,  zu  den  farbenprächtigsten  und  glanz- 
vollsten aller  Zonen.     Schomburgk  sammelte  deren  424  Arten,  von 


5^  Hartläub:  Beticht  über  die  Vögel 

welchen  sich  31  als  neu  herausstellten.  Diese  neuen  Arien  sind  kurz 
beschrieben  ;  von  den  übrigen  wird  nur  der  Hauptname  und  höchstens 
ein  Paar  der  wichtigsten  Synonymen  angeführt ,  allen  aber  sind  von 
Schomb.  verfasste  Bemerkungen  über  die  Lebensweise  beigefügt.  Dass 
Gujana  Zugvögel  besitze,  möchte  S.  bezweifeln;  es  fehlt  dazu  an  den 
erforderlichen  Bedingungen;  wohl  aber  beobachtet  man  bei  vielen  Ar- 
ten ein  regelmässiges  an  das  Verschwinden  oder  Reifen  gewisser  Früchte 
oder  an  den  temporären  Wasserreichthum  einer  Gegend  geknüpftes 
Streichen.  Schomb.  fand  die  Brütezeit  der  Vögel  Gujana's  allerdings  an 
eine  bestimmte  Jahreszeit  gebunden.  Auffallend  gering  ist  die  Zahl 
der  Eier;  denn  die  meisten  Vögel  legen  deren  nur  zwei,  wie  dies  von 
den  Vögeln  Brasiliens  schon  der  Prinz  von  Neuwied  berichtet.  Bei 
den  hühnerartigen  Vögeln  findet  man  höchstens  acht  ,  eine  sehr  kleine 
Anzahl  manchen  europäischen  Arten  gegenüber.  Die  meisten  und  in- 
teressantesten seiner  neuen  Formen  fand  Schomb.  am  Roraimagebirge. 
Bei  der  systematischen  Anordnung  ist  Cabanis's  neues  System  zu 
Grunde  gelegt  worden. 

E.  Deville  hat  angefangen  die  zuvor  unbeschriebe- 
nen Vögelarten  der  Castelnau'schen  Expedition  in  Südamerica, 
welcher  er  als  Sammler  und  Präparateur  beigesellt  war,  be- 
kannt zu  machen.  Rev.  et  Magaz.  de  Zool.  I.  p.  55.  Diesel- 
ben stammen  sämmtlich  aus  dem  Gebiete  des  Amazonenflus- 
ses her. 

Claudio  Gay's  ^^Historia  fisica  y  politica  de  Chili  se- 
gun  documentos  adquiridos  en  esta  republica  durante  doze 
anos  de  residencia  en  ella ,  y  publicada  bajo  los  auspicios 
del  supremo  gobierno  por  C.  Gay,  cuidadano  chileno«  ist 
noch  immer  nicht  in  den  Buchhandel  gekommen.  Der  orni- 
thologische  Theil  wurde  von  Des  Murs  bearbeitet  und  um- 
fasst  bis  jetzt  folgende  Arten:  Sarcorh.  condor,  p.  194,  pl. 
(Osteolog.),  Polyborus  vulgaris,  p.  207,  pl.  1  ,  Elamis  dispar, 
p.  233,  pl.  2,  Ulula  fasciata,  p.  252  ,  Sylciorthorhynchus  Des- 
murii,  Gay  p.  316,  pl.  3,  Regulus  omnicolor,  p,  319,  pl.  4 
(c.  nido),  Leistes  americanus,  p.  350,  pl.  5,  Zenaida  souleye- 
tiana,  p.  380,  Fenster a  aurtculata,  p.  381,  pl.  6,  Attagis  Gayi 
p.  384,  pl.  7,  Nothura  pundulata,  p.  391.  Es  werden  nur 
noch  wenige  Abbildungen  schon  bekannter  Arten  erscheinen. 

Lafrenaye  berichtet  ausführlich  und  critisch  über 
den  ornithologischen  Theil  von  Tschudi's  „Fauna  Peruana«« 
Rev.  et  Mag.  de  Zool.  I.  p.  97. 


während  des  Jahres  1849.  53 

Sir  W.  Jardine  berichtet  über  eine  kleine  Vögel- 
sendung- von  den  Andes  Quito's  :  Contribut.  to  Ornilhol.  p.  41. 

Dieselbe  umfasste  folgende  8  Arten  :  Ampelis  arcuata,  Lafr.  aus 
der  VValdregion  der  Westseite  des  Pichincha,  Taenioptera  alpina,  Jard., 
bewohnt  den  höchsten  Kamm  der  Andes ;  Phrygilus  unicolor  ,  Lafr. 
Hochtriften  der  Andes,  13000  bis  14000'  hoch;  Limnornis  sp.  Hoch- 
triften des  Pichincha  ;  Diglossa  cyanea,  Lafr.  Kalte  Waldregion  der  Ost- 
seite des  Pichincha,  Trochilus  ensiferus  ,  11000  bis  12000'  hoch  am 
Pichincha  in  der  Region  der  Sträucher;  Columba  boliviana,  Lafr.  Hoch- 
triften  der  Andes  bis  14000',*  Oreolrochilus  Jamesonii ,  Jard.  vom  Gi- 
pfel des  Pichincha  ;  sucht  seine  Nahrung  in  den  Blüthen  von  Chuque- 
raga  insignis. 

Die  sehr  wenig  bekannte  „Ornithologie  der  Bermudas" 
bildet  den  Gegenstand  einer  ausführlichen  und  interessanten 
Mittheilung  von  Sir  W.  Jardine:  Contrib.  to  Ornith.  p.  67. 
Dieselbe  gründet  sich  auf  die  Beobachtungen  der  dort  meh- 
rere Jahre  hindurch  ansässigen  Herren  Wedderburn  und 
Tristram ,  welcher  letztere  ein  Verzeichniss  der  von  ihm 
während  des  Jahres  1847  bemerkten  Arten  drucken  Hess. 

Die  Vögel  der  Bermudas  sind  durchgängig  nordamericanische. 
Nur  wenige  sind  constante  Bewohner  der  Inseln  :  Sialia  Wilsonii,  Mi- 
mus  carolinensis,  Guiraca  cardinalis,  Vireo  noveboracensis,  Corvus  ame- 
ricanus ,  Chamaepelia  passerina,  Gallinula  galeata  und  Ortyx  virginia- 
nus.  Vielleicht  auch  noch  Picus  varius.  Eine  grosse  Menge  von  Vö- 
gelarten berühren  dagegen  die  Bermudas  auf  ihrer  Herbstwanderung 
nach  Süden  und  wiederum  bei  ihrer  Rückkehr  im  Frühling ,  während 
viele  der  noch  höher  nördlich  brütenden  Stelz-  und  Schwimmvögel  dort 
den  Winter  zubringen,  wo  ihnen  die  Küsten  und  Sümpfe  Obdach  und 
Nahrung  bieten.  Als  solche  Herbst-  und  Winterbesucher  werden  88 
Arten  namhaft  gemacht,  nämlich  9  Rapaces,  15  Passeres,  2  Scansores, 
eine  Taube  ,  34  Graliatores  und  27  Natatores.  Nur  drei  Arten  werden 
als  constante  Sommerbewohner  der  Inseln  aufgeführt,  nämlich  Phaeton 
flavirostris  ,  Sterna  Dougalii  und  St.  hirundo.  Mitunter  wurden  euro- 
päische Vögel  dorthin  verschlagen,  so  einmal  Saxicola  oenanthe,  Crex 
pratensis  und  Scolopax  gallinago.  —  Trochilus  colubris  erschien  im 
Herbste  des  Jahres  1814  in  ungeheurer  Anzahl  auf  den  Bermudas ; 
viele  überwinterten  auf  David's  Island,  verschwanden  aber  dann  sämmt- 
lich,  und  die  Art  ist  seitdem  nie  wieder  beobachtet  worden.  Von  Bu- 
teo  vulgaris,  Ectopistes  migratoria,  Tringa  Bartramia  ,  Larus  marinus 
und  Sterna  anglica  wird  das  Vorkommen  auf  den  Bermudas  zweifel- 
haft gelassen. 


54  Hartlaub:  Bericht  über  die  Vögel 

Aus  tr  alie  mai  i>ii> 

Ch.  Sturt  „Narrative  of  an  Expedition  inlo  Central 
Auslralia  etc.,  witli  ornithological  notes  by  J.  Gould."  Die- 
ses Werk  enthält  schöne  Abbildungen  von  Milvus  affmis, 
Cinclosoma  cinnamonieum  und  einigen  Tauben.  Uebrigens 
konnte  G  o  u  1  d  die  nicht  unwichtigen  ornithologischen  Ent- 
deckungen dieser  Reise  noch  in  seinen  „Birds  of  Australia« 
benutzen. 

Von  dem  die  Vögel  umfassenden  Theile  der  Zoologie 
von  Dumont  d'Urville's  „Voyage  au  Pol  Sud«  sind  die 
Kupfertafeln  vollständig  erschienen.  Der  Text  fehlt  leider  noch 
immer ,  und  das  ist  um  so  mehr  zu  beklagen ,  als  den  Ab- 
bildungen auf  den  Tafeln  nur  französische  Namen  beigefügt 
sind.  Man  sollte  im  Interesse  der  Sache  selbst  die  Bearbei- 
tung des  ornithologischen  Textes  Lafrenaye  übertragen  ,  er 
w^äre  dann  in  besseren  Händen  als  bei  den  Herren  Hombron 
und  Jacquinot.  , '  ;"       '  ' 

Reichenba  ch's  Uebersetzung  von  Gould's  „Birds  of 
Australia«  ist  unter  dem  Titel  ^Die  vollständigste  Naturge- 
schichte der  Vögel  Neuholland's"  nun  vollendet  erschienen, 
und  wir  müssen  diese  Arbeit ,  wenngleich  die  Uebersetzung 
nicht  immer  vollkommen  gelungen  zu  nennen  ist,  als  eine 
sehr  nützliche  willkommen  heissen.  Goul  d's  unerschwing- 
liches Prachtwerk  ist  dadurch  den  deutschen  Gelehrten  we- 
nigstens einigermaassen  zugänglich  geworden ,  und  wird  es 
durch  die  in  R  e  i  c  h  e  n  b  a  c  li's  „Synopsis  Avium"  reprodu- 
cirten  Abbildungen  noch  mehr  werden. 

Accipitres.  3J,. 

Vulturidae.  J.  Cassin  veröffentlichte  in  den  Proceed." 
of  the  Academy  of  Natur.  Sc.  of  Philadelph.  einen  guten 
nach  Art  der  Gray'schen  „List  of  Specimens«  u.  s.  w.  ein- 
gerichteten Catalog  der  Vulturiden  des  Museums  der 
Academie,  und  ebendaselbst  auf  S.  158  eine  critische  „Exa- 
mination«  derselben. 

Falconidae.  Ueber  die  Raubvögel  des  südlichen 
Ural  schreibt  sehr  inslructiv  E.  Eversmann:  Bullet.  Mose. 
1848,  p.  203. 


während  des  Jahres  1849.  55 

■  *  Aquila  imperialis  ist  dort  häufig,  während  ihn  weiter  nordwärts 
A.  chrysaetos  vertritt.  Die  schwer  zu  fassenden  Unterschiede  beider 
Arten  werden  ausführlich  erörtert.  Für  das  zuverlässigste  Unterschei- 
dungsmerkmal hält  E.  die  Stellung  der  Nasenlöcher.  —  Aquila  leuco- 
rypha  kam  ihm  nur  einmal  aus  der  Songarei  zu,  wo  auch  Faico  lana- 
rius  und  Circus  cineraceus  vorkommen. 

Lafrenaye  schreibt  über  die  Synonymie  von  Buteo 
tricolor  d'Orb.  Rev.  et  Magaz.  I.  p.  385.  Man  vergleiche 
damit  Kaup's  Bemerkungen  über  denselben  Gegenstand;  fer- 
ner über  Falco  albidtis  als  jungem  Vogel  von  Haematornis 
undulatus  Vig.  —  Thienemann:  Fortpflanzungsgeschichte 
des  Circ.  gallicus :  Rhea,  II.  p.  227. 

Neue  Arten:  JSisus  hiogaster,  Müll. Amboina.  —  Aslur  Irinola- 
tuSf  Temm.  und  Aslur  griseiceps  Temm.  Kaup,  Isis  1849  ,  p.  773.  — 
Buteo  abbreviatus  ,  (Licht.)  Caban.  Schomb.  Voeg.  p.  739.  Steht  dem 
Harlani,  Audenb.  nahe.  ,      ', 

Abbildung.  Spizaetos  braccatus,  Spix :  Desm.  Iconogr.  p!.67. 
— *  Falco  tinnunculus  japonicus:  F.  Jap.  Av.  t.  I.  und  I.b. 

Strigidae.  Kaup  giebt  eine  systematische  „Uebersicht 
der  Eulen«  auf  S.  753  der  Isis. 

Er  theilt  dieselben  in  die  Subfamilien  Tageulen  (Surninae)  und 
Nachteulen  (Striginae).  Erstere  werden  characterisirt  durch  den 
schönsten  und  rundesten  Schädel  mit  der  geringsten  Fneumaticität;  Zy- 
goma  nach  hinten  breit  und  einen  Processus  zeigend,  um  das  Auge 
schliessen  zu  helfen  ;  Gefieder  härter  ,  mehr  conturirt,  selten  gelbrost- 
farbig und  niemals  fein  linienartig  quergebändert;  keine  Federhörner. 
Die  letzteren:  Schädel  weniger  schön  und  mehr  pneumatisch;  Ge- 
fieder weicher,  mehr  gelbrostfarbig  getüpfelt  und  häufig  querliniirt; 
Schwingen-  und  Schwanzschäfte  weicher;  bei  ihnen  tritt  das  grösste 
Ohr  mit  operculum  ,  der  deutlichste  Schleier  und  Federhörner  auf;  sie 
sind  alle  mehr  iVachlthiere.  Die  Surninae  zerfallen  in  die  5  Gattungen 
Glaucidium  (5  Arten)  ,  ^yctale  (2  A  ) ,  Ninox  (8  A.)  ,  Surnia  (5  A.), 
und  Athene  (9  A.);  die  Striginae  in  die  5  Gattungen  Scops  (13  A.), 
Olus  (7  A.),  Bubo  (13  A.},  Strix  (7  A.)  und  Syrnium  (13  A.).  —  Eine 
.sehr  bemerkenswerthe  Arbeit. 

Pucheran  setzt  seine  dankenswerlhen  Miltheilungen 
über  die  »Types  peu  connus«  des  Pariser  Museums  fort:  Rev. 
et  Mag.  I.  p.  1. 

Nach  ihm  wäre  Strix  persica  Vieill.  nur  blasse  Varietät  von 
passerina  ,  S.  superciliaris  ,  V.  gleich  Sonnerati  Temm.  ,  S.  fusca,  V. 
gleich  Maugaei  Temm.,  Noclua  frontata  Less.  gleich  Athene  fortis, 
Gould  ;  Scops  lopholes  Less.  wird  sehr  ausführlich  und  genau  beschrie- 


56  Hart  1  au b:  Bericht  über  die  Vögel 

ben  ;  wohl  eine  gute  Art  ;  Scops  javanicits  Less.  sei  wahrscheinlich 
S.  noctula,  Reinw.,  und  Bubo  suUaneus  Less.  sei  gleich  lacteus,  Temm. 

Neue  Arten:  Athene  melanotos  ^  Pucher.  Brasilien:  Rev.  el 
Mag.  I.  p.28.  Steht  der  torquata  Daud.  nahe.  —  Scofs  rutilus^  Pu- 
cher. ib.  von  Madagascar.  —  Nyclale  Harrisiij  Cass.  Südamerica.  Proc. 
Acad.  Philad.  1849;  p.  157.  —  Athene  leucopsis,  nob.  von  St.  Thome: 
Rev.  et  Mag.  1.  p.  496.  —  Bubo  Dillonii  Desm.  Lefevre,  Abyssin    pl.  3. 

Abbild.     Strix  hirsuta  japonica:  Fauna  Jap.  Aves,  t.  IX.  b. 

Passeres. 

Fissirostres. 

Caprimulgidae.  Sehr  interessante  Mittheilungen  über  die  Lebens- 
weise von  Podargus  cinereiis  und  die  Podargi  überhaupt  verdanken  wir 
J.  Verreaux  Rev.  et  Mag.  L  p.  95.  —  Capr,  Wiederspergii,  Rei- 
chenb.  ist  nur  virginianus :  Rhea,  p.  8.  —  Gosse  giebt  eine  Abbil- 
dung seines  Nyctibius  pallidus:  lUustrat.  ßirds  of  Jam.  Heft  11.  — 
Herminier  beschreibt  Ei  und  Nest  des  Guacharo  :  Rev.  et  Mag.  I. 
p.  322. 

Neue  Arten:  Capr.  nigrescens ,  Cab.  aus  Gujana :  Schomb. 
Voeg.  p.  710.  —  Nyctibius  rufns,  Cab.  ib.  Gujana. 

Hirundinidae.  C  Sundeval  „über  den  Winteraufent- 
halt der  Schwalben«  Öfvers.  af  Kongl.  Vetensk.  Acad.  Handl. 
1849,  p.  181.  S.  meint,  zu  der  alten  Sage,  dass  die  Schwal- 
ben den  Winter  auf  dem  Grunde  eines  See's  zubrächten, 
könnten  die  Larven  der  grösseren  Netzflügler  Veranlassung 
gegeben  haben! 

Neue  Arten:  Hirundo  puella ,  Schleg.  Guineaküste:  Fauna 
Japon.  Av.  pag.  33.  —  H.  nigrita,  Thoms.  vom  Niger :  Allen  et  Thoms. 
Exped.  Nig.  II.  pag.  498.  —  H.  albigularis  ,  Strickl.  vom  Cap  :  Jard. 
Contrib.  to  Ornilh.  c.  ic, 

Abbild.  Acanthylis  collaris,  Pr.  Max:  Gosse  Illust.  Birds  of 
Jam.  pl.  8.  —  Hirundo  euchrysea,  Gosse,  ibid.  Ist  doch  verschieden 
von  thalassina  Sw. 

Coraciadae.  Abbild.  Prionites  gularis,  Lafr.  in  Jard.  Contrib. 
—  P.  Lessonii:  Desm.  Iconogr.  pl.  62.  —  Reichenbach  änderte 
den  Namen  Hylomanes  sehr  willkührlich  in  Momolula  um:  Syst. 
Av.  nat.  t.  48. 

Trogonidae.  Neue  Art:  Tr.  ramonianus ,  Desm.  Pampa  del 
Sacramento:  Rev.  et  Mag.  I.  p.  331.  —  Tr.  meridionalis  Sw.  wurde 
bei  St.  Maria  am  obern  Amazonas  erlegt:  Deville,  Rev.  et  Mag.  I.  p. 
333.  Das  Weibchen  wird  zuerst  beschrieben;  Gould  bildete  dafür 
den  jungen  Vogel  ab. 


während  des  Jahres  1849.  57, 

Alcedinidae.  Neue  Arten:  Tacamerops  Isidori,  Dev.  vom 
Ucajale  (Pampa  del  Sacramenlo) :  Rev.  et  Mag.  I.  p.  55.  —  Galbula 
chalcocephala,  Dev.  ibid.  Ebendaher.  —  Galbula  cyanescensy  Dev.  ib. 
p.56,  vom  Amazonas. 

Abbild.   Alcedo  bengalensis  :  Fauna  Japon.  Av.  pl.  38.  —  Bucco 
lanceolaluSf  Dev.  Pampa  del  Sacram.  1.  c.  p.  56. 

Tenuirostres. 

Promeropidae.  Cabanis  ändert  den  allgemein  recipirten  Na- 
men Coereba  in  Arbelorhina  um:  Schomb,  Guj.  III.  p.  675.  — 
Eine  schöne  Lokalrasse  von  Nectarinia  natalensis  von  Zanzibar  bildet 
Sir  W.  Jardine  ab:  Conlribut.  to  Ornith.  IL  —  Es  ist  eine  zv^^eite 
Art  von  Ptiloris  in  Neuholland  entdeckt  worden:  Gould  in  litt. 

Trochilidae.  Gould's  fortgesetzte  Studien  über  diese  Familie 
führten  zu  den  Gattungen  Helianthea  (eos  ,  Bonapartei  u.  s.  w.), 
i4  ^  ?  a  c  «cNs  (caumatonotos,  pamela),  Heliang  elus  (Clarissae,  Spen- 
cei,  strophianus,  mavors,  amethysticollis)  ,  Th  alurania  (viridipectus, 
furcatus  ,  nigrofasciatus,  Waterlonii)  ;  Proceed.  Zool.  Sog.  p.  11.  Fer- 
ner Hello  doxa  (jacula,  rubinoides,  Leadbeateri).  —  Reichenbach 
dagegen  creirt  in  seinem  „Av.  System.  Natur."  für  Troch.  recurviro- 
stris  u.  s.  w.  die  Gattung  Av  oc  ettula^  für  stephanoides  die  Gatt. 
Eust  ephanus  ,  für  platura  u.  s.  w.  die  Gatt.  Steganurus,  für 
aquila  die  Gatt.  Eutox  eres,  für  Underwoodii  die  Gatt.  Eriocne^ 
mis  (Spathura  ,  Gould)  u.  s.  w.  —  Jedenfalls  wird  es  die  schönste 
Confusion  geben. 

Neue  Arten:  Trochilus  Maria,  Gosse  Ann.  and  Mag.  III.  p. 
258  und  lllustr.  Birds  of  Jam.  13.  Jamaica.  —  Orn.  Lindenii,  Par- 
zudh.  von  Merida,  14000'  hoch:  Mag.  de  Zool.  pl.  8.  —  Orn.  Catha^ 
rinae,  Säle  von  Domingo  :  Rev.  et  Mag.  p.  498.  —  Eriopus  simplex, 
Gould  von  St.  Fe  de  Bogota:  Proceed.  p  96.  —  Heliodoxa  jacula^ 
G.  ebendaher:  ib.  —  Oreolrochilus  Jamesonii ,  Jard.  iContrib.  to  Or- 
nith. vom  Gipfel  des  Pichincha.  Diese  Art  ist,  um  dies  gleich  hier  zu 
bemerken,  identisch  mit  Troch.  pichincha,  Bourc.  Rev.  et  Mag.  I.  p. 
624.     Lebt    fast    ausschliesslich    auf   dem    Strauch  Chuquiraga  insignis. 

—  Campylopterus  hyperythnis,  Gab.  6000'  hoch  am  Roraima:  Schomb. 
Reise  III.  p.  709. 

Abbild.     Trochilus  mango  t   Gosse  lllustr.  Birds  ofJam.  pl.  18. 

—  T.  eos,  Gould,    lllustr.  Proceed.  Z.  Soc.  I.    pl.   1.    —    T.  mavors, 
Gould,  ibid.  pl.  2. 

Certhidae.  Neue  Arten:  Anabates  flammulalus,  Eyton  von 
Neugranada  :  Jard.  Contrib.  to  Ornith.  II.  —  Anab.  pyrrhodes,  Gab. 
Gujana.  Schomb.  Reise  III,  p.689.  —  Nasica  Bridgesii ,  Eyton,  Boli- 
vien: Contrib.  to  Ornith.  fig.  opl.  —  Xiphorhynchus  Pucherani,  Desm. 


58 


Hartlaub:  Bericht  über  die  Vögel 


Lafr.  Iconogr.  pl.  69,  von  St.  Fe  de  Bogota,  —  Dendrocolaptes  lacri- 
miger,  Lafr.  Desm.  Iconogr.  pl.  71.  Mexico.  -^  Premnocopus  (Dendro^ 
cops  Sw.)  undulatm ,  Caban.  vom  Canutugebirge:  Schomb.  Reisen 
III.  p.  689.  ~-  Diglossa  major,  Caban.  6000'  hoch  am  Roraima :  ibid. 
676.  —  Thnjothorm  albipectus,  Cab.  Gujana ,  ib.  673.  ~  Troglodijtes 
rufulus,  Cab.  Gajana  ib.  672.  —  Brehni  sucht  in  Burmeister's  „Zei- 
tung für  Zoologie  u.  s.  w."  zu  beweisen,  dass  Linne's  ursprüngliche 
Sitta  europaea  ein  dem  hohen  Norden  ausschliesslich  angehöriger  Vo- 
gel sei.  —  Für  Orthonyx  icterocephalus  Lafr.  (Muscic.  ochrocephala 
Gm.)  creirt  Reichenbach  die  Gattung  Clilonyx  ,  obgleich  auch 
schon  Less.  diesen  Vogel  unter  dem  Namen  Mohoua  generisch  geson- 
dert hatte:  Av.  Syst.  Natur,  t.  38.  r-,  üeber  die  Lebensweise  von  Me~ 
nura  superba  schreibt  höchst  interessant  Jules  Verreaux:  Rev.  et 
Mag.  I.  p.  113.  Auch  er  fand  niemals  das  Nest  dieser  Art.  Als  be- 
sonders wichtig  wollen  wir  hier  anlicipirend  die  Entdeckung  einer 
zweiten  Art  von  Menura  mittheilen. 

DentirostreSi     .^.vrn^a  ,-:i::...  :..j...!^  ,. , ; 

Lusciniadae.  Eversmann  hält  seine  Sylvia  scila  (Addend. 
fasc.  III.  p.  12)  jetzt  für  identisch  mit  S.  caligata,  Licht.  Bullet.  Mose. 
1848,  p.  225.  Es  gehöre  aber  die  salicaria  des  Pallas  nicht  dahin, 
sondern  diese  sei  nur  arundinacea.  —  Über  die  Fortpflanzungsgeschichte 
der  3  schwirrenden  Rohrsänger,  StjUia  locustella,  luscinioides  und  flu^ 
tiatUis  schreibt  sehr  anziehend  Thienemann:  Rhea  1.  —  Zander 
über  Calamoherpe  pinetorum  und  deren  Unterschiede  von  C.  palustris 
und  arundinacea  :  Arch.  des  Vereins  der  Freunde  d.  Naturg.  in  Mek- 
lenb.  I.  p.  8,  und  Rhea  II.  p.  187.  —  Thienemann  über  Anthus 
pensylvanicus,  A.  cervinus,  Fall,  und  A.  Richardi:  Rhea  II.  p.  172. 

Neue  Arten:  Drymoica  .  erythroptera  ,  Jard.  Conlrib.  to  Or- 
nith.  II.  Cap.  Coast.  —  Phylloscopus  trivirgatus ,  Temm.  Jard.  Con- 
trib.  fig.  Java.  —  Salicaria  brunniceps,  Temm.  F.  Japon,  Av.  pl. 20.c. 

—  Saxicola  opistholeuca,  Strickl.     Contrib.  to  Ornith.    II.  fig.    (leu- 
cura  Blyth.)  —  Motacilla  ophthalmica  Desm.  Lef,  Abyssin.  pl.  7. 

Abbild.  Drymoica  mentalis,  Fräs.  Contrib.  to  Ornith.  II.  — 
Lusciola  aurorea,  P.  Fauna  Japon.  Av.  10.  —  L.  ahahige,  T.  ibid.  — 
Salicaria  turdoides  orientalis,  S  c  h  1  e  g.  ibid.  —  Erythaca  flavooUva- 
eea,  Hodgs.  Jard.  Contrib.    to  Ornith.  II.    (Janthia  flavooliv.  Blyth.) 

—  Janthia  hyperythra,  Blyth  (J.  As.  S.  B.  XVI)  ibid.  von  Darjeeling 

Turdidae,  C.  F.  v.  Homeier  schreibt  recht  inslructiv  über  die 
in  Europa  angetroffenen  Drosse  1  art  e  n,  nämlich  über  Turdus  varius, 
P.,  lunulatus,  Lath.,  auroreus,  P.,  Pallasii,  Cab.,Wilsonii,  Bon.,  Swain- 
sonii ,  Cab.,  viscivoros  ,  muslcus,  pallens,  P. ,  Werneri,  Gene,  iliacus, 
Kaumanni,  fuscatus,  Fall.,  ruficollis,  P.,  atrigularis ,  Sibiriens,  P.  (atro- 


während  des  Jahres  1849.  «» 

cyaneus,  v.  Hom.),  pilaris,  migratorius,  merula  und  torquatus.  -  Den 
Tnrdus  viscivorus  ,  Hodgs.  ,  vom  Himalaja  nennt  er  als  verschiedene 
Art  T.  Hodgsonii.  Gray  identificirt  diese  Drossel  irrthümlicher  Weise 
mit  T.  mollissimus ,  Blyth.  Dieser  letztere  dagegen  sagt  (Journ.  As. 
Soc.  of  Beng.  1847,  p.  26):  „Ihe  European  Mis  s  elth  r  u  sh  is  com- 
mon in  the  N.  W.  Himalaja."  Wahrscheinlich  wird  sich  dieser  Vogel 
als  Lokalrasse  (Turdus  visciv.  himalajensis)  herausstellen. 

Weue  Arten:  Trichosfoma  celebense,  Strickl.  Jard.  Contrib. 
to  Ornith.  II.  flg.  —  T.  vmbralile,  S.  ibid.  fig.  Borneo.  —  Goldana 
capistratoides,  Str.  ibid.  fig.  Borneo.  -  Brachypteryx  poliogenys,  (Boie) 
Strickl.  ibid.  Borneo  (fig.)  Diese  merkwürdige  Art  beschrieben  wir 
nach  einem  uns  von  Singapore  zugekommenen  Exemplar  unter  dem  Na- 
men B.  malaccensis:  Verz.  derBrem.  Samml.  p.  40.  ^  Holocnemis  nae^ 
via,  (Gm.)  Strickl.  ibid.  fig.  (^  $•  Surinam  und  Trinidad.  -  Co- 
nopophaga  angnstirostris,  Cab.  Schomb.  Reisen  III,  p.  685.  —  Dasy- 
cephalu  uropygialis,  Cab  an.  ibid.  Gujana.  —  Turdns  gymnophthalmus, 
Cab.  ib.  665.  Caraccas.  Ist  identisch  mit  T.  nudigenys,  Lafren.  —  T. 
phaeopygus,  Cab.  ibid.  666.  Gujana.  Cajenne.  —  Cinclosoma  casta- 
neothorax,  Gould,  Ann.  Mag.  IV.  p.  377.  Illustrat.  Proceed.  Av.  pl. 
6,  p.  139.  N.  Auslral.  —   Turdus  vulpinus.  nob.  Caraccas.  Rev.  et  Mag. 

I.  p.  276. 

Abbild.      Orpheus  amaurotis ,    Teram.  F.  Japon.  Av.    10.    ,rs^, 

Cinclus  Pallasii,  T.  ibid.  Japan.  •■■■■ 

Muscicapidae.  Neue  Arten:  Elaenia  cotla,  Gosse  Ann.  and 
Mag.  III.  p.257.  Id.  Illustr.  B.  of  Jam.  13.  Jamaica.  —  Onychorhyn- 
chvs  Caslelnaui,  D  e\i\]e  Rev.  et  Mag.  I.  p.  56.  Pampa  del  Sacra- 
mento.  Unterscheidet  sich  von  regius  durch  den  kürzeren,  stärkeren, 
gekielten  schwarzen  Schnabel,  die  weissliche  Kehle  u.  s.  w.  —  Seto- 
phaga  castaneocapilla,  Caban.  Schomb.  Reisen  HI.  667;  7000'  hoch 
am  Roraima.  —  Copurus  poecilonotus,  Cab.  1.  c.  702.  Gujana.  —  Pe- 
ricrocolus  minulus,  Strickl.  Contrib.  to  Ornith.  fig.  Borneo.  —  Tae~ 
nioptera  alpin a  ,  Jard.  ibid.  fig.  Quito.  —  Pycnosphrys  grammiceps, 
Strickl.  ibid.  fig.  Java.  Dieser  kleine  Vogel  hat  die  Gestalt  und  Fär- 
bung einer  Sylvia,  den  Schnabel  eines  Fliegenfängers  und  das  lange 
weiche  Dorsalgefieder  einer  Timalia.  Strickland  will  ihn  zu  den 
Muscicapiden  gebracht  sehen. 

Abbild.  Myiobius  stolidus,  Gosse,  Illustr.  Birds  of  Jam.  11. 
—  Muscipeta  princeps,  Temm.  Faun.  Japon.  Av.  pl.  17. E. 

Cabanis  erhebt  den  „Contramaeslre  coronado^'-  Azara's  (Sylvia 
vermivora,  Veill.)  zur  Gattung  B  a  sileulerus:  Schomb.  Reisen  III. 
p.  666,  3  bis  4000'  hoch  am  Roraima. 

Laniadae.  Neue  Art:  Lanins  excubitorius  D  e  s  m.  L  e  f.  Abys- 
sin.  pl.  8. 

Ampelidae«  Neue  Arten:  Pacbycephala  macrorhynchay  SltickU 


60  Wagner:  Bericht  über  die  Säugthiere 

Contrib.  lo  Ornith.  fig.  von  Amboina.  In  der  Färbung  ist  diese  schöne 
Art  kaum  verschieden  von  der  neuholländischen  gutluralis.  -^  P.  or^ 
pheus,  Slrickl.  ibid.  fig.  von  Timor.  —  Ampelis  fortnosa  ,  nob.  Rev, 
et  Mag.  I.  p.275.  Caraccas.  Der  von  Lafrenaye  Pyrrhorhynchus  ,  ge- 
nannten Untergattung  (viridis,  aureopectus  etc.)  als  5te  Art  angehörig. 
—  Dicrurus  modestns ,  nob.  Rev.  et  Mag.  I.  p.  495.  Ilha  do  Principe. 
Könnte  mit  dem  vom  Herzog  von  Wfirtemberg  in  Sennaar  beobachte- 
ten D.  ertjthropthahnus,  welcher  noch  unbeschrieben  ist,  identisch  sein. 
Abbild.  Jodopleura  pipra  und  J  Emiliae:  Desm.  Iconogr.  pl.  68. 

Ueber  die  Lebensweise  von  Casmarhynchvs  carunculalus  schreibt 
sehr  interessant  Rieh.  Schomburgk:  Reisen  in  Gujana,  III.  p.  692. 

Sir  W.  Jardine  theilt  in  seinen  Contribut.  to  Ornithol.  wich- 
tige und  ausführliehe  Bemerkungen  über  die  systematische  Stellung 
der  Galtung  Artamus  mit.  Er  wünscht  diese  Form  zu  den  Fissirostres 
in  die  unmittelbare  Nähe  von  Hirundo  gebracht  zu  sehen  ,  und  es  ist 
in  der  That  nicht  zu  leugnen,  dass  sich  bei  aufmerksamer  Vergleichung 
des  inneren  und  äusseren  Körperbau's  so  wie  der  Lebensweise  beider 
Vögel  zahlreiche  und  höchst  merkwürdige  Analogien  herausstellen. 
Wir  erinnern  uns,  dass  Fr.  Boie  vor  mehreren  Jahren  bei  einem  Be- 
suche in  der  Bremer  Sammlung  gegen  uns  äusserte,  die  Artami 
seien  Schwalben.  Auch  Bonaparte  hat  in  der  so  eben  erschiene- 
nen zweiten  Ausgabe  seines  „Conspectus  Systematis  Ornithologiae"  die 
Hirundinidae  und  Artamidae  neben  einander  gestellt. 

Conirostres. 

Corvidae.  Neue  Arten.  Fica  thibetana ,  Hodgs.  Ann.  and 
Mag.  3.  p.  203.  Ob  verschieden  von  P.  megaloptera  Blylh  ?  grösser 
als  unsere  Elster.  —  Corvus  thibelanus,  Hodgs.  ibid.  steht  unserem 
Corax  nahe,  hat  aber  einen  grösseren  und  stärkeren  Schnabel.  —  iVw- 
cifraga  muUipunctala,  Gould  Proceed.  p.  23  von  Tenasserim. 

Abgebild.  Cyanocorax  nanus,  Dub.  Jard.  Contrib.  to  Or- 
nith. II.     Ein  rabenartiger  Vogel  von  Drosselgrösse.     Guatemala. 

Sturnidae.  Drei  lebende  Ptilonorhynchus  holosericeus  kamen 
in  den  Besitz  der  zoolog.   Gesellschaft  in  London. 

Neue  Arien  sind:  Onychognalhiis  fulgidus  ^  nob.,  eine  neue 
merkwürdige  Form  der  Lamprotorninen  von  der  westafricanischen  In- 
sel St.  Thome:  Rev.  et  Mag.  L  p.  495  ,  pl.  14  (Kopf  und  Tertiär- 
schwinge). —  Cassicus  Oseryi,  Dev.  Rev.  et  Mag.  I.  p.  57  Amazonen- 
fluss.  —  Icterus  melanopterus,  nob.  ibid.  p.275.  Caraccas.  —  Molo- 
thrus  alronitens,  Gab.  Schomb.  Reisen  III.  p.  682.  Gujana.  —  Chalco- 
phanes  minor,  Cab.  ib.  683.  —  L  amprops  ar  gujanensis  ,  Gab  an. 
ib.  Diese  neue  Gattung  steht  den  Molothrus  am  nächsten,  hat  aber  ei- 
nen längeren  geraderen  schwächeren  und  schmaleren  Schnabel,    merk- 


während  des  Jahres  1849.  61 

lieh  kürzere  und  mehr  abgerundete  Flügel   und    einen    längeren  stufi- 
gen Schwanz. 

Fringillidae.  Heft  47  von  Gray's  ,.Genera  of  ßirds"  enthält 
den  verbesserten  Text  zu  den  Ploceinen  :  Textor  3  Arten ,  Hyphantor- 
nis  33,  Syeobius  9,  Ploceus  27,  Philetaerus  1,  Kigrila  2,  Plocepasser  3, 
Vidua  12  und  Chera  1  Art.  —  Thienemann  möchte  Loxia  curviro- 
stra,  leucoptera  und  pytiopsiltaeus  für  nur  eine  Art  halten:  Rhea  II. 
p.  165.  Wir  sind  anderer  Meinung.  —  E.  Eversmann:  Ueber  die 
Lerchen  des  russischen  Reichs:  Bullet.  Mose.  1848,  p.  219.  Alauda 
pispoletta  PaW.  bewohnt  die  ödesten  Steppen  am  caspischen  Meere  und 
streift  bis  zum  Aralsee  ;  A.  leucoptera? nW.  ist  häufig  umJlezk;  eben- 
daselbst findet  man  zwei  Varietäten  von  A.  alpestris ',  A.  calandra  und 
larlarica  werden  gewöhnlich  in  denselben  Gegenden  angetroffen. 

Neue  Arten  sind:  Alauda  longipennis,  Eversm.  1.  c.  p.  219, 
aus  der  Songarei.  Sieht  der  pispoletta  zunächst,  —  Fringilla  altaica, 
Ev.  ib.  steht  Passer  arctous  nahe;  südlicher  Allai.  —  Syeobius  scuta- 
tus,  Ca  s  sin  von  Sierra  Leone  :  Proc.  Acad.  N.  Sc.  Philadelph.  1849, 
p.  157.  Ann.  and  Mag.  4.  p.  76.  —  Coccoborus  ater,  Caban.  Schomb. 
Guj.  IIL  p.  678.  —  Sporophila  castaneiventris,  Gab.  ib.  679.  —  Sycalis 
minor,  Caban.  ib.  679.  —  Hypothlypis  callophrys,  Caban.  ibid. Brasilien. 
Hypothl,  nennt  Cab.  die  Gattung  Tanagrella  Sw.  Die  Art  steht  unse- 
rer iridina  sehr  nahe.  —  Saltalor  olivaceus,  Cab.  ib.  676.  Gujana. — 
Arremon  personatus,  Cab.  ib.  678.  Lebt  6500'  hoch  am  Roraima.  — 
Euphone  minuta,  Cab.  ib.  671.  Wohl  identisch  mit  affinis  Less.  von 
Realejo.  —  Emheriza  hiarcuala  Desm.  Ois.  Venus  pl.  6.  Nordwestl. 
America. 

Die  Gattungsnamen  Paroaria  und  Lanio  ändert  Caban is  in  Ca^ 
lyptrophorus  und  P  o  gono  Ihr  aupis  um,  1.   c.   p.  678  und  669. 

Abbild.  Ploceus  personatus  ,  V.  Jard.  Contrib.  to  Ornith.  — 
Fhrygilus  unicolor,  v.  Tschudi:  ibid.  Quito.  —  Pijrrhula  RoUnsonii^ 
Gosse,  lUustrat.  Birds  of  Jam.  Heft  11.  —  Crilhagra  brasiliensis,  ib.  — 
Tanagrella  ruficollis,  Gm.  ibid.  —  Euphone  jamaica,  L.  ibid.  Heft  13. 
^  und  2'  —  Estrelda  erythronota,  V.  Gray  Gen.  of  Birds,  pl.  HO. 
—  Amadina  sanguinolenta^  Temm.  ibid.  fig.  2. 

Musophagidae.  lieber  Musophaga  giganlea  auf  Fernando  Po  vgl. 
AI  len  et  Th  o ms.  Expedit.  INig.  IL  ip.  bO^.  —  Corylhaix  macrorhyncha^ 
Fräs,  wurde  häufig  auf  der  Insel  ßimbia  und  in  dem  Lande  Cameroons 
beobachtet :  ibid.  p.  505.  Bei  dem  ganz  alten  Vogel  ist  die  grüne 
Haube  mit  purpur  gesäumt,  bei  dem  weniger  alten  mit  weiss;  der 
junge  Vogel  trägt  sie  ungesäumt  grün. 

Psittacidae.  Neue  Arten  sind:  Coracopsis  personata ,  Gray 
lllustr.  Proceed.  1.  pl.  3.  Neuguinea?    —    Fionus  fuscicapillus ,   Verr. 


ß2  Harllaub:  Bericht  über  die  Vogel 

von  Zanzibar.  —  Conurus  erythro  chlor  m,  nob.  von  Caraccas :  Rev.  et 
Mag.  I.  p.274.  —  Tionus  Rüppellii  ,  Gray  vom  Nunezfluss  :  lllustrat. 
Proceed.  I.  pl.  5,  p.  125.  —  PsUtacula  modesla,  Caban.  Schomb.  Guj. 
111.  p.  727.  —  Pionus  Guilielmi,  Jard.  aus  Congo :  Contrib.toOrnilh.il. 

Abbild.  Ära  rubrogemjs ,  Lafren.  Desra.  Iconogr.  Ornith. 
pl.  72.  Bolivien. 

Picidae.  Eine  ausführliche  critische  „Notiz"  über  Capito  perU' 
vianus ,  C.  erythrocephalus  und  eine  intermediäre  Varietät  oder  neue 
Art  (Cap.  amazonicus'i)  lieferten  DeviUe  und  Desmurs:  Rev.  et 
Mag.  I.  p.  161. 

A.  Malherbe  „Nouvelle  Classification  des  Picinees  ou 
Pics  devant  servir  de  base  ä  une  Monographie  de  ces  oiseaux 
grimpeiirs,  accomp.  de  planches  peintes"  ist  der  Titel  einer 
ursprünglich  in  den  Memoires  de  l'Acad.  des  Sc.  nat.  Metz 
erschienenen  Abhandlung,  welche  als  die  erste  reifere  Frucht 
von  des  Verfassers  langjährigen  Studien  über  die  Spechte 
und  zugleich  als  Prodromus  zu  einem  umfassenden  monogra*. 
phischen  Werke  zu  betrachten  ist. 

Die  17  Gattungen,  in  welchen  Malherbe  die  Spechte  unter- 
bringt, sind  die  folgenden  :  1)  Megapicos  (principalis  etc.)  ,  2) 
D  ryopicos  (martius,  Hodgsonii  etc.),  Picus  (major,  querulus  etc.), 
4)  Picoides  Lam.  (tridactylus  etc.),  5)  Micropicos  (concretus 
etc.),  6)  Celeopicos  (flavescens,  multicolor,  rubiginosus  Sw.  etc.), 
7)  Phaiopicos  (brachyurus,  V.,  tristis  etc.),  8)  Dendropicos  (my- 
staceus,  V.  etc.).  9)  Mesopicos  (goertan,  passerinus  etc.)  ,  10)  In- 
dopicus  (sultaneus,  goensis  etc.),  \\)  Br  ahmapicus  (aurantius  etc.), 
12]  Chloropicoides  (tiga,  Raffiesii,  grantia  etc.),  13)  Chlor  opicos 
(miniatus,  viridis,  aurulentus  etc.),  1^)  C  hry  sopicos  (nubicus  ,  ca- 
jennensis  etc.),  15)  Geopicos  (carapeslris,  auratus,  arator  etc.),  16) 
Zebrapicus  (carolinus  etc.),  17)  i»/e  Umj)i  cos  (hirundinaceus,  Her:^ 
minieri ,  erythrocephalus  ,  doininicanus  etc.).  Diese  Galtungen  werden 
ausführlich  characterisirt ,  wobei  unter  andern  auf  die  Seitenfur- 
chen des  Schnabels  besonders  Gewicht  gelegt  wird.  Dagegen 
weist  Mal  herbe  das  Längenverhältniss  der  einzelnen  Schwungfedern 
zu  einander  als  ein  wenig  constantes  nach.  Er  fand  dasselbe  bei  vollr 
kommen  ausgefiederten  Exemplaren  derselben  Species  keineswegs  im- 
mer  gleich.  Die  Mehrzahl  der  Malherbe'schen  Spechtgattungen  zerfällt 
in  Unterabtheilungen,  welche  aber  glücklicherweise  unbenannt  bleiben. 
Man  erkennt  in  dieser  Arbeit  ein  sehr  sorgfältiges  Studium.  Aber  die 
Wamen  !  ! 

Neue  Arten  sind:  Picus  Wilsonii,  Malherbe,  Rev.  et  Mag. 
I.  p.  529.  Monterey.  — Picus  Temminkiif  Malh.  ib.  Celebes.  Steht  dem 


während  des  Jahres  1849.      ;!  63 

Kisuki  von  Japan  nahe.  —  P.  Mitchellii ,  Malh.  ib.  530,  Nepaul ; 
steht  dem  scintilla  zunächst.    -   P.  einer eigula ,    M.  ib.  531.    Madras. 

-  Dendropicus  Hartlanbii,  Malh.  ib.  532.  Zanzibar.  Steht  dem  Hem- 
prichii  nahe.  —  D.  Lafrenaijei,  M.  ib.  Africa.  —  Celeopicus  smarag- 
dinicollis,  M.  ib.  534.  Cajenne.  —  Phaeopicus  Blijlhii,  M.  ib.  (=  Mi- 
cropternus  phaeoceps,  Blyth,    J.   A.  S.   B.  XIV.   195),    Arracan ,   Nepal. 

—  Ph.  Jerdonii,  M.  ib.  535  (Meiglyptes  gularis,  Jerd.)  Indien.  —  Me- 
sopicus  Desmurii ,  M.  ib.  537.  Südaraerica.  —  M.  Cecilii ,  M.  ib.  Co- 
lurabien.  Dem  Kirkii  nahe  stehend.  —  Chrysopicus  Cailliaudii ,  M.  ib. 
540.  Africa.  $.  —  Geopicus  campestroides ,  M.  ib.  541.  Südamerica. 
_  Zebrapicus  Pucherani ,  M.  ib.  542.  Tobago.  —  Melampicus  ßavi- 
gula,  M.  ib.  Steht  dem  melanopogon ,  Kalter,  nahe.  —  Capilo  suU 
phureus,  Eyton:  Jard.  Conlrib.  to  Orn.  descript.  —  C.  capislralus, 
Eyton:  ibid.  Südamerica.  Ersterer  ist  dem  C.  Richardsonii,  Gray 
nahe  verwandt. 

Abbild.  Capito  Bourcierii,  Lafr.  Rev.  et  Mag.  I.  pl.  4.  — 
Cap.  Hartlaubii,  Lafren.  ibid.   pl.  6.Jmi    aftod'rgiy/       .ifJ?,  iJaSOV/ 

Cuculidae.  Neue  Arten  sind:  Cultrides  rwßpeHnis'\  Gray, 
Illusr.  Proceed.  I.  pl.  10.  p.  63.  Mexico.  —  Coccyzus  helvitentris,  Ca- 
ban.  Schomb.  Reis.  III.  p.  714.  Gujana. 

Den  Gattungsnamen  Piaja  tauft  Cabanis  in  Pyrrhococcyx 
um:  1.  c.  p.  713.  —  Reichenbach  bildet  für  Pkoenicophaeus  Cm- 
tninqii  die  Gattung  Levido  grammus:  Av.  Syst.  Natur,  t.  47 

Columbae. 

Columbidae.  Von  Strickland  wurden  interessante 
nachträgliche  Notizen  über  denDodo  bekannt  gemacht:  Ann. 
and  Mag.  III.  p.  136  und  335.  Dem  „Autograph  diary  of 
Thom.  Crossfield«  zufolge  existirte  einst  ein  zweiter  Dodo 
in  Oxford,  welchen  ein  gewisser  C  am  den  der  Anatomie- 
schule schenkte.  —  Die  Affinität  des  Do^^o  zu  den  Tauben 
wird  bestätigt  durch  beider  eigenthümliche  geringe  Anzahl 
sclerotischer  Plättchen  (11).  —  Ueber  den  Solitaire  auf 
Rodriguez  wird  ein  wichtiger  neuer  historischer  Beweis  bei- 
gebracht. Ein  gewisser  d'Heguerty,  Präsident  der  Societe 
des  Sc.  et  belies  lettres  de  Nancy,  um  1734  Gouverneur  von 
Bourbon,  erzählt  im  ersten  Bande  der  Memoiren  dieser  Ge- 
sellschaft auf  S.79,  dass  im  Jahre  1735  der  Solitaire  noch 
auf  Rodriguez: existirte,  dass  man  denselben  zähmen  könne, 
dass  man  Bezoarsteine  in  ihm  finde  u.  s.  w.  —  Dann  wer- 
den zwei  schön  erhaltene   Metatarsalknochen   des    Solitaire, 


64  Hartlaub:  Bericht  über  die  Vögel 

von  Mauritius  stammend  und  in  der  Sammlung  der  Roy.  Soc. 
öf  Arts  and  Sc.  of  Maurit.  befindlich ,  beschrieben.  —  Dr. 
Ca  bot  hält  den  Didus  auch  für  eine  gigantische  Taube: 
Boston  Journ.  of  Natur.  Hist.  V.  p.  490.  —  Es  muss  eine 
Familie  Dronte  existirt  haben  oder  noch  existiren,  wie 
Strickland  aus  einem  ihm  bekannt  gewordenen,  die  Figur 
des  Dodo  zeigenden  Wappenbilde  schliesst.  —  Der  Schiffs- 
chirurg J.  Joliffe  berichtet  aus  seinem  Journal,  dass  Herr 
Dumarele,  zur  Zeit  Passagier  an  Bord  des  „Geyser",  als 
sie  eben  unweit  der  Küste  Madagascars  gewesen ,  erzählt 
habe,  in  Port  Leven,  am  Nordwestende  dieser  Insel,  seien 
einmal  die  Eingebornen  auf  sein  Schiff  gekommen  und  hät- 
ten ein  Ei  producirt,  welches  13  Quart  Flüssigkeit  gefasst 
hätte,  und  dessen  Schaale  von  der  Dicke  eines  Dollars  ge- 
wesen sei.  Vergebens  habe  er  sich  bemüht,  dieses  Ei  in 
seinen  Besitz  zu  bringen.  Man  finde ,  so  hiess  es ,  derglei- 
chen nur  sehr  selten  im  Jungle,  und  noch  seltner  sähe  man 
den  Vogel  selbst.  Eine  sehr  merkwürdige  Nachricht,  die 
man  unwillkührlich  mit  dem  „Vouron-patra«  Flacourts  in 
Einklang  zu  bringen  sucht.  Herr  Dumarele  wird,  um  dies 
noch  hinzuzufügen,  als  ein  höchst  glaubwürdiger  Mann  ge- 
schildert. 

INeue  Arten:  Turtur  simplex,  nob.  von  St.  Thome:  Rev.  et 
Magaz.  I,  p.  497.  —  Zenaida  plumbea,  Gosse,  Illustr.  Birds  of  Jam. 
Heft  13.  —  Plilinopus  (Kuruhuru)  Temminckii  Desm.  Zool.  Venus, 
Ois.  — P.  samoensis  Desm.  ib.  —  P.  Mercierii  Desm.  ib.  —  P.  JVe- 
houxii,  Desm.  ib. 

Abbild.  Didunculus  slrigirostris,  Jard.  Gray  Gener.  of  Birds, 
part.  50.  —  Carpophaga  janthintty  Temm.  Fauna  Japon.  Av.  pl.  60.  c. 
—  Turlur  gelastes,   Temm.  ibid.  pl.  60b. 

Oallinae. 

Phasianidae.  Gallus  TemminchU,  Gray,  lUustrat.  Froceed.  Zool. 
Soc.  I.  pl.  7  und  8,  p.62.     Zwei  Varietäten  von  Java. 

Tetraonidae.  Zwei  neue  Arten  sind:  Ortyx  thoracicus,  Gamb. 
von  Mexico  (Jalappa) :  Proceed.  Acad.  Nat.  Sc.  of  Philad.  IV.  p.  77  ; 
Ann.  and  Mag.  III.  p.  317. —  Coturnix  histrionica,  nob.  Rev.  et  Mag. 
I.  p.  495.  Diese  ausgezeichnet  schöne  neue  Wachtelart  stammt  von 
der  weslafricanischen  Insel  St.  Thome.  Sie  ist  möglicherweise  iden- 
tisch mit  der  sehr  unvollständig  beschriebenen  C.  Delegorguei.  —  Tra- 
chijpelmus  subcristahis,    Gaban.   Schomb.  Gujan.  III.  p.  749.     Diese 


während  des  Jahres  1849.  65 

neue  geneiische  Gruppe  unifasst  ausserdem  Tinamus  lao,  major,  canus. 
Die  Art  unterscheidet  sich  von  lao  durch  die  schopfförmig  verlängerten 
Hinterhauptsfedern. 

Grrallae. 

Charadridae.  Eine  neue  Art  ist  Glareola  nuchalis,  Gray  lUu- 
slrat.  Proceed.  Z.  Soc.  I.  pl.  9,  p.  63.     Vom  5ten  Cataract  des  Nil. 

Ardeidae.  Anatomische  Details  über  Aramus  scolopaceiis  giebt 
l'H  erminier:  Kev.  et  Mag.  I.  p.  325.  Er  nennt  diesen  Vogel  „une 
veritable  grue."  —  Ebenderselbe  über  Eurypyga  helias ,  welchen  er 
gezähmt  besass. 

Weue  Arten:  Ardea  leucopkaea,  Gould.  Indien  und  Austra- 
lien. Unterscheidet  sich  sehr  wenig  von  A.  cinerea  ,  ist  aber  grösser 
Ann.  and  Mag.  III.  p.  306.  —  Platalea  major,  Temm.  Fauna.  Japon. 
Av.  pl.  75.  —  Platalea  minor,  Temm.  ibid.  pl.   76.  Japan. 

In  der  Fauna  Japon.  sind  abgebildet:  Grus  monachus,  t.  34.  G. 
leucogeranns ,  av.  jun.  t.  73  und  G.  cinerea  longirostris  ,  t.  72.  —  Ibis 
nippon  :  ibid.  t.  71.  —  Ardea  goisagi,  Temm.  ib.  t.  70. 

Rallidae.  Lafrenaye  sucht  zu  beweisen,  dass  sein  Gallirallus 
brachypterus  identisch  sei  mit  Rallus  australis  ,  Lath.  ,  Rallus  troglody- 
tes  Forst,  und  G.  luscus,  Dub.:  Rev.  et  Mag.  I.  p.  433.  Die  Gleich- 
artigkeit dieser  Vögel  scheint  uns  kaum  noch  Zweifel  zuzulassen.  — 
Desraurs  giebt  zum  ersten  Wale  eine  richtige  und  genaue  Beschrei- 
bung der  Eier  von  Porphyrio  hyacinthinus,  T.  —  Cabanis  ändert  den 
Gattungsnamen  Aramides,  Pucher.  in  Orty g  ar  c hus  um. 

JMeue  Arten  sind:  Podica  personata  ,  Gray:  Ann.  and  Mag. 
III.  p.  311.  Illustrat.  Proceed.  I.  pl.  4,  p.  90.  Malacca.  Die  Entdeckung 
der  bisher  für  ausschliesslich  weslalricanisch  gehaltenen  Gattung  Podica 
in  Ostindien  ist  in  zoologisch-geographischer  Hinsicht  recht  merkwür- 
dig. In  Australien  sind  die  Heliorninae,  soviel  bekannt,  nicht  vertre- 
ten. —  Gallinula  erytkrothorax ,  Temm.  Fauna  Japon.  Av.  pl.  78.  — 
Crex  Schomburgkii,  Caban.  Schomb.  Reis.  111.  p.  245.  Gujana. 

Abbild.   Fulica  alra  japonica,  Schleg.  Fauna  Japon.  Av.  pl.  77. 

/tiisereis. 

Anatidae.  Lafrenaye  schreibt  über  eine  weibliche  Anas  bo- 
schas,  Weichesich,  nachdem  das  Fortpflanzungsgeschäft  aufgehört  hatte, 
in  die  männlichen  Farben  zu  kleiden  anfing ;  sodann  über  einen  Ba- 
stard von  Anas  boschas  und  Anas  acuta:  Rev.  etMag.  de  Zool.  I.  p.  179 
John  Davy  über  eine  Eigenthünilichkeit  der  Structur  der  Aorta  des 
wilden  Schwans:   Proceed.  Z.  Soc.  p.  28. 

Abgebiid.      Anser   cygnoides   ferus ,   Schleg.    Fauna    Japon. 
Archiv  f.  Naturgesch.  XVI.  Jahrg.  2.  Bd.  JE 


66     Hartlaub:  Bericht  über  die  Vögel  während  des  Jahres  1849. 

Av.  t.  81.  rr-   Anas  poecilorhyncha  (hybrida)  ibid.  t.  82.  —  Anas  for- 
mosa  ,  Gm.  (^  und  $ ,  ibid.  t.  82,  c.  und  82,  b. 

Colymbidae.  Reiehenbach  erhebt  Podiceps  gularis  von  Neu- 
holland zur  Gattung  Jachybapttis:  Av.  System.  Natur,  t.  2. 

Abbild.      Vodiceps  rubricoUis  major,    Schleg.    Fauna    Japon. 
Av.  pl.  78.  b. 

AIcidae.  In  der  Fauna  Japonica,  Aves,  sind  abgebildet:  Uria 
antiqtia,   Fall,  auf  t,  80  und   U.  wumhusume,  T  e  m  m.  auf  t.  79. 

Procellaridae.  Thalassidroma  pelagica  brütet  auf  der  kleinen 
Insel  Soy  bei  Jona,  und  zwar  in  Höhlen  der  grasigen  üferabfälle: 
Jard.  Contrib.  to  ürnithol.  II.  —  Die  Fauna  Japonica  bildet  ab:  Dio~ 
medea  brachyura,  C.  av.  jun.  auf  t.  87.  —  Puffinus  leucomelas,  Temm. 
ibid.  t.  85  und  P.  tenuirostres,  Temm.  ib.  t.  85. 

Laridae.  Larus  melanurus,  Krusenst.  Fauna  Japon.  t.  88. — 
Sterna  fuliginosa,  Gm.  ib.  t.  89.  —  Rhynckops  melanurus  scheint  auch 
Cabanis  für  verschieden  von  niger  zu  halten:  Schomb.  Reisen  III. 
p.  761. 

PelecaiÜdae.  Die  Fauna  Japonica  bildet  ab  :  Carbo  bicrislalus, 
Pall.  alt  und  jung  auf  t.  84  und  84,  b.  —  Carbo  capillalus ,  Temm. 
alt  und  jung,  ibid.  t.  83  und  83,  b. 


Bericht  über  die  lieistuiig^e^a  in   der  Herpe« 
tologie  währeiifl  des  Jahres  fl§49. 

Vom 
Herausgeber. 


In  F.  I.  C.  Mayer's  „System  des  Thierreiches  oder 
Eintheilung  der  Thiere  nach  einem  Princip  entworfen"  (Ver- 
handl.  des  naturhist.  Vereins  der  preuss.  Rheinlande  1849. 
p.  189)  bleiben  die  hergebrachten  vier  Ordnungen  der  Am- 
phibien, sie  erhalten  nur  andere  Namen. 

Die  Malacopoda  (Bratracliier)  zerfallen  dann  in  1)  Anouri 
(Hyla,  Kana,  Bufo,  Pipa)  und  2.  Urodeli:  a)  Uolodactyli  (Pleurode- 
les,  Salamandra,  Axolotis  ,  Menobranchus  ,  31enopoma)  b)  Colobodactyli 
(Amphiuma,  Proleus,  Siren).  — Die  Porpopoda  (Saurier)  zerfallen  in 
1.  PI  anicaud  ati,  2.  Te  reticaud  ati.  —  Die  Tylopoda  (Che- 
lonier)  zerfallen  in  1.  Baeno  dactyli  Schreitzeher  (Testudo  ct.),  2. 
Er  ess  0  da  ctyli  Schwimmhautzeher  (Emys,  Trionyxct.),  3.  Ptero-- 
dactyli  Flossenzeher  (Chelonia  et ).  —  Die  Pleuropoda  (Ophidier) 
zerfallen  in  1.  Ophisauri  mit  Beckenrudiment:  a)  M  a  er  ouri 
(Pseudopus,  Anguis,  Ophiosaurus,  Acontias)  ,  b)  Brachyuri  (Tortrix, 
Eryx,  Python  ,  Boa,  Typhlops  ,  Amphisbaena  ,  Caecilia ,  Lepidosternon, 
Blanus,  Cephalopeltis,  Trogonophis  ,  Rhinophis  ,  Uropeltis).  2.  Ophi- 
dii  ohne  Beckenrudiment  (Coluber,  Bungarus,  Triraesurus,  Vipera,  Cro- 
talus,  Hydrus). 

In  den  Schriften  der  Gesellschaft  zur  Beförderung  der 
gesammten  Naturwissenschaften  zu  Marburg  enthält  Bd.  VII. 
1849  die  Topographie  des  Physicats-Bezirks  Eschwege,  worin 
sich  p.  118  ein  Verzeichniss  der  dort  lebenden  Amphibien- 
Arten  findet.    Es  besteht  aus  14  Arten. 


68      Tr  ose  hei:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Herpetologie 

In  „Sarawak,  its  inhabitants  and  productions  being-  no- 
tes  during  a  residence  in  that  country  with  H.  H.  the  Rajah 
Brooke  byHugh  Low.  London  1848"  ist  ein  Anhang  „Ani- 
mals  of  Borneo"  enthalten.  Es  werden  hier  22  Amphibien 
genannt. 

Von  dem  bereits  im  vorigen  Berichte  erwähnten  Werke : 
Historia  fisica  y  politica  de  Chile  por  Claudio  Gay  ist  der 
zweite  Band  der  Zoologie  beendet,  in  ihm  ist  zunächst  der 
Schluss  der  Reptilien  enthalten.  Die  drei  neuen  Batrachier 
sind  unten  berücksichtigt.  Von  fossilen  Reptilien  ist  Plesio- 
saurus  chilensis  beschrieben  und  abgebildet. 

Ferd.  Roemer  zählt  in  seinem  „Texas  mit  besonde- 
rer Rücksicht  auf  deutsche  Auswanderung  und  die  physischen 
Verhältnisse  des  Landes.  Bonn  1849.  8."  in  einem  natur- 
wissenschaftlichen Anhange  19  Amphibien  als  von  ihm  in  Texas 
gesammelt  auf.  Es  sind  4  Schildkröten,  6  Eidechsen,  8  Schlan- 
gen und  1  Frosch.  Unter  den  Eidechsen  ist  eine  Amewa  n. 
sp.?,  welche  Ref.  als  neue  Gattung  der  Iguanini  unter  dem 
Namen  Cophosaurus  in  diesem  Jahrgange  unseres  Archivs 
beschreiben  und  sie  auf  Tab.  VL  abbilden  lassen  wird.  Sie 
ist  zunächst  mit  Callosaurus  Dum.  Bibr.  verwandt,  wird  aber 
durch  das  Fehlen  äusserer  Ohren  wichtig. 

Das  Augustheft  1848  der  Cyclopaedia  of  Anatomy  and 
Physiology  by  Todd  enthält  p.  264— 325.  den  Artikel  Repti- 
lia,  bearbeitet  von  Rymer  Jones. 

Monografia  del  systema  sanguigno  degli  animali  rettili, 
e  SU  qualche  particolarita  ravvisata  nelle  rane  (Rendiconto 
deir  Accademia  Napolitana  delle  scienze  1847.  p.  173 — 210; 
1848.  p.  151— 171.) 

Duvernoy  veröffentlichte  neue  Beobachtungen  „sur 
les  organes  genito  -  urinaires  des  reptiles  et  des  amphibies 
(vergl.  dies  Archiv  1845.  II.  p.  184.).  Sie  beziehen  sich 
auf  Blasensteine  der  Chelonier,  auf  die  Spermatozoiden  der 
Salamander  und  auf  die  Epididymis  und  Ureteren  der  Sala- 
mander und  Tritonen  Institut  1849.  p.  29.  und  p.  36). 


während  des  Jahres  1849.  69 

Berthold  erklärt  alle  erzählten  Fälle  von  dem  angeb- 
lich dauernden  Aufenthalt  lebender  Amphibien  im  Menschen 
für  falsch,  namentlich  weil  die  Amphibien  keine  nasse  Tem- 
peratur von  290  auch  nur  wenige  Stunden  ertragen  können, 
(Müller's  Archiv  1849.  p.  430.). 

Cheloiiii. 

R.  Owen  machte  seine  Ansichten  über  die  Entwicke- 
lung  und  Deutung  des  Rücken-  und  Bruslschildes  der  Schild- 
kröten bekannt.  (London  philosophical  Magazine  1849.  nro. 
229.;  Annais  III.  p.  422;  Schieiden  und  Froriep  Notizen  X. 
p.  217.).  —  Eine  hierauf  bezügliche  Bemerkung  von  Paul 
Gervais  findet  sich  im  Institut  1849.  p.  188.  —  Die  ausge- 
führte Abhandlung  mit  in  den  Text  gedruckten  Holzschnitten 
und  einer  Tafel  steht  in  dem  ersten  Theil  der  „Philosophical 
Transactions  of  the  Royal  Society  of  London'^  für  das  Jahr 
1849.  p.  151.  — 

Eine  Notiz  über  Schildpadd  von  Celebes  ist  aus  den 
„Verhandelingen  van  het  Bataviaasch  Genootschap  van  Kün- 
sten en  Wetenschapen  Vol.  XVII.  p.  1.  in  das  Journal  of  the 
Indian  Archipelago  and  Eastern  Asia,  April  1849,  übersetzt 
und  von  da  in  Annais  IV.  p.  297  übergegangen. 

Peters  konnte  seine  frühere  Vermuthung,  dass  auch 
Chelydra  serpentina  Moschusdrüsen  besitze,  nicht  bestätigen. 
(Müller's  Archiv  1849.  p.  172). 

J.  E.  Gray  bildete  aus  einer  neuen  Schildkröte  von  Mexico, 
weil  sie  nur  drei  Krallen  an  den  Hinterfüssen  besitzt,  eine  neue  Un- 
terabtheilung der  Gattung  Cistudo,  die  er  Onychotria  nennt.  Die 
Art  C.  mexicana  hat  eine  längliche  dunkelbraune  Schale  mit  hellen 
Flecken  und  Strahlen  ;  Vertebralschilder  mit  einem  fast  zusammenhän.. 
genden  Kiel ,  zwischen  das  vierte  und  fünfte  schiebt  sich  eine  kleine 
Platte  ein  ;  Hinterrand  scharf  umgeschlagen ;  Kopf  hellbraun  ;  Vorder- 
beine gelb  oder  orange  gefleckt,  mit  fünf  ungleichen  Krallen;  Hinter- 
beine einfarbig  braun  mit  nur  drei  Krallen,  Brustbein  flach,  die  Gular- 
schilder  vorn  breit,  hinten  plötzlich  verschmälert.  (Froc.  Zool.  soc, 
Febr.   1849.). 

In  der  Wernerian  Nal.  hisl.  Society  gab  Robert  Neill  Nach- 
richt von   de»  Lebensweise   der  Chelodina  hngicollis   aus  Keuholland, 


70      Troschel:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Herpetologie 

und  zeigte  zugleich  ein  lebendes  Exemplar  vor,  das  er  mitgebracht 
halte.  Sie  lebt  in  süssem  Wasser.  Wenn  sie  nur  den  Kopf  aus  dem 
Wasser  streckt,  gleicht  sie  so  sehr  einer  schwarzen  Giftschlange,  wie 
sie  in  dortigen  Gegenden  vorkommen,  dass  selbsl  die  Eingebornen  da- 
durch getäuscht  werden.  Sie  nährt  sich  von  Froschlaich ,  Froschlar- 
ven und  kleinen  Krebsen.  Ihr  Fleisch  wird  gegessen  und  gleicht  dem 
von  zartem  Geflügel.  Im  Winter  vom  Juni  bis  August  verkriecht  sie 
sich.  Anfangs  Februar,  in  Australien  in  der  Mitte  des  Sommers  kommt 
sie  Nachts  aufs  Land,  gräbt  ein  Loch  im  Sande  und  legt  12 — 18  Eier 
von  der  Grösse  der  Taubeneier  hinein,  und  bedeckt  sie.  Die  Eingebornen 
suchen  dieselben  auf  und  essen  sie  ;  sie  sollen  am  Feuer  geröstet  sehr 
gut  schmecken.  (Jameson  Edinburgh  new  phil.  Journ.  Vol.  XLVI.  p.  371.) 

P.  H.  Gosse  theilte  (Proc.  Zool.  Soc.  1848.  June;  An- 
nais IV.  p.  64.)  die  Schilderung  der  Lebensweise  einer  neuen 
Eidechse,  Cyclura  lophoma,  welche  er  seinem  Freunde  Ri- 
chard Hill  verdankt,  der  zoologischen  Gesellschaft  in  Lon- 
don mit. 

Die  Art  wird  zunächst  folgendermassen  charakterisirt :  „die  Schnau- 
zenschilder sind  durch  kleine  Schuppen  getrennt ;  Schnauze  mit  4  viel- 
seitigen, convexen,  ungekielten  Platten  jederseits,  die  vordere  und  hin- 
tere sehr  gross,  die  dazwischenliegenden  kleiner,  kurz  aber  breit;  die 
Kopfschilder  sind  von  unregelmässiger  Gestalt,  ein  mittleres  gross;  Un- 
terkiefer mit  einer  Reihe  grosser,  rhombischer  gekielter  Schilder  unmit- 
telbar neben  den  Lippenschildern.  Der  Rückenkiel  ist  hoch,  ununter- 
brochen über  den  Schultern,  unterbrochen  über  den  Hinterbeinen.  Sie 
wird  drei  Fuss  lang,  während  der  Schwanz  21  Zoll  misst.  Die  Farbe 
ist  grünlich  grau,  mit  schwarzen ,  netzartig  verfliessenden  Flecken.« 
Sie  ist  pflanzenfressend.  Gereizt  nimmt  sie  eine  drohende  Stellung  an, 
und  braucht  ihren  Schwanz  als  Waff'e,  dessen  oberer  gezähnter  Rand 
wie  eine  Säge  schneidet ;  sie  schwimmt  auch.  Sie  lebt  auf  Jamaica 
längs  der  Küste  bei  Kingston. 

Tropidolepis  scincicauda  wird  von  Skilton  iu  Silliman's  Ame- 
rican Journal  Vol.  VII.  1849.  p.  202  als  neue  Art  beschrieben  und  ab- 
gebildet ;  sie  ist  schlank,  Schwanz  viel  länger  als  der  Körper,  cylin- 
drisch  ;  Schuppen  an  Körper  und  Schwanz  oberhalb  gekielt,  unterhalb 
glatt,  die  gekielten  in  neun  Reihen ,  oben  dunkelgrün,  unten  hellasch- 
farbig, jöderseits  eine  Reihe  kleiner  dunkler  Flecke,  eine  andere  Reihe 
kleinerer  Flecke  längs  dem  Rucken;  einige  der  dunklern  Schuppen  an 
den  Seiten  weisslich  getupft.     In  den  Thälern  von  Columbia. 

P.   H.  Gosse   schildert  in  den  Aimals  IIL  p.  307.  die 


während  des  Jahres  1849.  71 

Lebensweise  einer  scinkartigen  Eidechse   von  Jamaica  Ma-- 
boyia  agilis. 

Sie  heisst  bei  den  dortigen  Bewohnern  Schlangen-Bursche  oder 
Wald-Sklave  ,  lebt  zwischen  Felsenspalten  ,  lässt  sich  schwer  fangen  ; 
ihr  Schwanz  bricht  leicht  ab;  das  Augenlid  hat  in  der  Mitte  der  Pu- 
pille gegenüber  eine  durchsichtige  Stelle.  Sie  gebärt  lebendige  Junge. 
In  dem  länglichen  Magen  fanden  sich  Fragmente  von  Insecten.  Verf. 
zweifelt  nicht ,  dass  dies  Sloane's  Lacerta  minor  laevis  sei  ,  fragt  aber 
ob  M.  Sloanei  Dura.  Bibr.  wirklich  specifisch  verschieden  sei  ? 

Joseph  Leidy  fand  am  Ursprung  der  intercostalen 
Nerven  von  Boa  constrictor  Körperchen,  welche  den  pacini- 
schen  Körperchen  des  Menschen  und  anderer  Säugthiere  gli- 
chen (Proc.  Philad.  IV.  p.  27.  1848.)  Dieselben  sind  abge- 
bildet. 

Die  von  einer  illuminirten  Abbildung  begleitete  Beschreibung  ei- 
ner neuen  Art  Onychocephalus  Liberiensis  veröffentlichte  Hallo  well 
Philad.  Proc.  IV.  p.  59.  Die  Länge  des  Schwanzes  gleicht  dem  Quer- 
durchmesser  des  Kopfes;  der  Schwanz  ist  gekrümmt,  konisch  ,  und  en- 
det in  einen  Dorn  ;  der  obere  Theil  des  Schnauzenschildes  ist  sehr  con- 
vex,  vierseitig,  sein  scharfer  Rand  ist  schwach  gebogen,  nicht  über  die 
Schnauze  vorragend  ;  die  Farbe  ist  oben  schwärzlich  ,  die  Unterseite 
gelblich,  mit  schwarzen  Flecken    an  der  Seite. 

Eine  neue  Art  Eryx  maculatus  von  Madras  wurde  von  demsel- 
ben ib.  p.  184.  beschrieben  und  abgebildet.  Der  Kopf  ist  massig  gross, 
niedrig,  mit  Schuppen  bedeckt,  die  vorn  grösser  sind;  Schnauzenschild 
gross,  dreieckig  ;  eine  einzige  Nasalplatte  jederseits  ;  Nasenlöcher  klein, 
13  Labialschilder  am  Oberkiefer;  Pupille  vertical,  das  Auge  umgeben 
von  einem  Kranze  von  Schildern,  Iris  braunrolh;  Hals  so  breit  wie  der 
Hinterkopf;  der  Körper  wird  gegen  den  Schwanz  etwas  dünner  als  in 
der  Mitte;  Schuppen  klein,  gekielt;  eine  Reihe  unpaariger  Schuppen 
unler  dem  Schwänze,  auf  welche  einige  paarige  folgen ;  Schwanz  kurz, 
abgestutzt  (verstümmelt?).  Oben  hellbraun,  mit  zahlreichen  dunklen 
kleinen  Flecken. 

Derselbe  beschrieb  ferner  ib.  HL  p.  278.  1847)  eine  neue  Schlange 
Coluler  tenustus.  Kopf  klein,  Nacken  dünn,  Farbe  röthlichbraun  mit 
einem  aschfarbigen  Rückenstreifen  vom  Hinterhaupt  bis  gegen  das  Ende 
des  Schwanzes  ,  vier  schmale  rothlichbraune  Binden  vom  Nacken  bis 
zum  ^Anfang  ^  des  Schwanzes,  mit  zwei  zwischenliegenden  weniger 
deutlichen  Binden,  eine  aschfarbige  Binde  an  jeder  Seite  des  Bauches; 
Bauch  kupferfarbig,  Schwanz    kurz-.      Michigan,   am  Ufer    des  Oberen 


72       Troschel:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Herpetologie 

See's.     Ist  abgebildet.     Wach  einer  späteren  Notiz   desselben  Verf.  (ib. 
IV.  p.  245.  1849.)  ist  diese  Schlange  lebendig  gebärend. 

Derselbe  giebt  endlich  eine  ausführliche  Beschreibung  und  eine 
Abbildung  von  einer  Schlange,  die  er  für  Shaw's  Coluber  nasicornis 
hält,  und  nennt  sie  Cerasles  nasicornis.  Sie  stammt  von  Liberia  (Proc. 
Philad.  IIL  p.  319,  1847.).  —  S  avage  macht  Bemerkungen  über  die 
Lebensweise  dieser  Schlange  bekannt  (ib.  IV.  p.  37.),  sie  ist  sehr  giftig. 

J.  E.  Gray  stellte  in  den  Annais  IV.  p.  246.  drei  neue 
Gattungen  von  Schlangen  auf: 

1.  Cynop  his.  Kopf  massig,  verlängert,  etwas  zusammengedrückt; 
Scheitel  flach,  geschildet,  4  Fronlalschilder,  die  vorderen  klein,  die  hin- 
teren grösser  ;  Vertebralschild  verlängert,  hinten  schmaler ;  Superciliar- 
schild  vorn  schmal,  hinten  breiter,  Occipitalschilder  gross,  länglich, 
dreieckig;  Nasenlöcher  ziemlich  gross,  seitlich,  zwischen  zwei  Schil- 
dern ;  Zügelschilder  massig ;  ein  sehr  grosses  viereckiges  ,  fünfseitiges 
vorderes,  und  ein  kleines  hinteres  Augenschild.  Schläfen  mit  längli- 
chen Schildern,  deren  ein  oberes  das  Occipitalschild  begrenzt ;  Schnau- 
zenschild  ziemlich  breit  und  hoch,  dreieckig  ,  convex  ;  obere  Lippen- 
schilder ziemlich  gross  ,  die  vordem  fünf  ziemlich  schmal  und  hoch, 
das  sechste  und  siebente  breiler ,  unter  dem  Auge  liegend  ;  das  untere 
Schnauzenschild  klein,  die  ersten  vier  untern  Labialschilder  schmal, 
das  5te  und  6te  viel  grösser  und  breiter,  die  hinteren  ziemlich  schmal  ; 
2  Paar  Kinnschilder.  Augen  ziemlich  gross,  Pupille  rund.  Körper  lang- 
streckig, zusammengedrückt ;  Rücken  rund,  Bauch  platt ;  Schuppen  lan- 
zettförmig, eng  dachziegelartig,  glatt.  Schwanz  kurz  ;  Subcaudalschilder 
in  zwei  Reihen.     Gleicht  einer  kleinen  Boa.  C.  bistrigalus  von  Ceylon. 

2.  Alo  p  ecop  his ,  Kopf  länglich,  an  den  Seiten  etwas  flach; 
Scheitel  platt,  geschildet,  4  Stirnschilder,  Vertebralschild  breit,  hinten 
schmaler;  Superciliarschild  gross,  hinten  breiter;  Occipitalschild  gross, 
dreieckig,  Nasenlöcher  seitlich  zwischen  zwei  fast  gleichen  Schildern  ; 
Zügelschild  länglich  ,  schmal  ;  vorderes  Augenschild  sehr  gross  ,  drei- 
eckig, zwei  hintere  Augenschilder,  von  denen  das  obere  gross,  das  un- 
tere sehr  klein  ,  Schläfenschilder  länglich  ,  die  beiden  oberen  begren- 
zen das  Occipitalschild  ;  Schnauzenschild  sehr  breit,  niedrig,  oben  con- 
vex, Labialschilder  beider  Kiefer  ähnlich,  das  6.  und  7.  etwas  grösser, 
und  unter  dem  Auge;  2  Paar  Kinnschilder,  die  hinteren  kleiner.  Augen 
ziemlich  gross,  Pupille  rund.  Körper  etwas  zusammengedrückt,  Rüßken 
rund,  Bauch  platt;  Schuppen  lanzettförmig,  dachziegelartig,  glatt; 
Schwanz  etwa  ein  Drittel  der  Länge  des  Körpers ,  Subcaudalschilder 
zweireihig.  Diese  Galtung  unterscheidet  sich  vornämlich  von  der  vor- 
hergehenden durch  die  längliche  Geslall  des  Zügelschildes,  die  Höhe 
des  vorderen  Augenschildes,  die  zwei  hintern  Augenschilder,  und  durch 
die  grössere  Gleichheit  der  Lippensthilder.  A,  chalybaeus  von  Mauritius. 


während   des  Jahres  1849.  73 

3.  Megaerophis  aus  der  Familie  der  Elapsinen.  Kopf  klein, 
kaum  breiter  als  der  Körper,  vorn  abgerundet,  Scheitel  platt;  Nasen- 
löcher gross,  offen,  seitlich.  Augen  seitlich ,  gross  ;  kein  Zügelschild  ; 
deutliche  Gützähne ,  wenige  Kieferzähne.  Körper  dreieckig  ,  Schuppen 
an  den  Seiten  länglich,  sechsseitig,  fünf  in  jeder  schiefen  Reihe,  Wir- 
belschuppen sehr  breit,  quer ;  Subcaudalschuppen  ganz.  Die  Gattung 
hat  die  Beschuppnng  von  Bungarus  und  den  kleinen  Kopf  von  Kaja 
und  Elaps  M.  formosus  von  Borneo. 

Batracliii. 

Klein  lieferte  „Beiträge  zur  Anatomie  der  iingeschwänz- 
ten  Batrachier."  Die  Untersuchungen  beziehen  sich  auf  Bufo 
agua  ,  margaritifer  ,  variabilis  ,  Cystignathus  ocellatus  ,  Rana 
teraporaria,  Hyla  palmata,  arborea,  Pipa  americana.  Zuerst 
werden  einige  osteologische  Bemerkungen  gegeben,  dann  folgt 
von  p.  8  bis  82  die  Myologie,  der  Verf.  besonders  seine  Auf- 
merksamkeit zugewendet  hat;  den  Beschluss  endlich  machen 
einige  Bemerkungen  über  die  Eingeweide  der  Unterleibshöhle. 
(Würtembergische  Jahreshefte.  Jahrg.  VI.  p.  1.  1849.). 

In  dem  ersten  Theil  der  Philosophical  Transactions  of 
the  Royal  Society  of  London  für  das  Jahr  1849  findet  sich 
p.  139  ein  Aufsatz:  Minute  structure  of  the  papillae  and  ner- 
vös of  the  tongue  of  the  frog  and  toad.  By  Augustus 
Waller  mit  einer  Tafel. 

Burnetl  theilte  mit,  dass  der  „Peeping  frog"  Neu  Englands 
nicht,  wie  die  Herpetologen  gewöhnlich  annehmen,  Hyla  squirella  sei, 
sondern  Hylodes  Fickeringii.  Dieser  drosch  vermag  seine  Farbe  will- 
kührlich  zu  ändern,  vornämlich  nach  seiner  Umgebung.  Der  Ton  wird 
von  beiden  Geschlechtern  hervorgebracht,  im  Sommer  verliert  er  die 
Stimme  und  zieht  sich  in  die  Wälder  zurück,  wo  er  vom  Inseclenfang 
lebt  (Boston  Proceed.  1848.  p.  63.). 

Denlrobates  lateralis  Guichenot  bei  Gay  1.  c.  corpore  supra 
flavescente  albo;  lateribus  parum  aureis,  punclulis  fuscis  irrigatis,  cum 
linea  fusca  an  subnigra  ab  apice  rostri  ad  extremilatem  corporis  pro- 
ducta.    Bei  Valdivia, 

Bufo  lineo  '  maculatus  Guichenot  ib.  corpore  fusco -olivaceo, 
nigro  maculato;  membris  omnibus  vittis  Iransverse  obscure  olivaceis 
impressis;  digitis  apice  roseis.  —  B.  ritbropnnctatus  corpore  obscuriore 
fusco  supra,  cum  rubris  fuscis  verrucis  nigro  -  marginalis;  membris  ad 
apiceni  nigro  flavoque  macnlatis;  digitis  flavis  vel  aureis;  subtus  nigro- 


74      Tr  0 s  c h e  1 :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Herpelologie 

maculalis    an     punclatis     numerosis    irregulariter     ornato.      Beide    von 
Valdivia. 

Eine  neue  Art  Salamander  Salamandra  luguhris  von  Ober-Californien 
macht  Edward  H  a  llow  el  1  bekannt,  (Proc.  Philad.  IV.  p,  126.,  Annais 
IV.  p.77.)  Kopf  gross,  Augen  stark  vortretend,  Schwanz  etwas  länger  als 
der  cyllndrische  Körper,  oberhalb  dunkel  olivenfarbig,  unten  heller, 
eine  unregelmässige* Reihe  gelblicher  Flecken  jederseits,  einige  kleine 
Flecke  von  derselben  Farbe  am  Nacken,  dem  oberen  Theil  des  Schwan- 
zes, und  an    den  Hintergliedmassen.     Länge  4"  7"'. 

S  k  i  1 1  0  n  beschrieb  in  Silliman's  American  Journal  VII.  1849.  p.  202. 
als  neue  Art  Salamandra  (Triton)  granulosa :  Schwanz  von  der  Länge 
des  Körpers  ,  zusammengedrückt  und  gekielt ,  das  Thier  überall  grob 
granulirt  mit  Ausnahme  des  Schwanzendes;  oben  röthlich  brauu,  unten 
orange.  S'/j  Zoll.  Oregon. 

D'Alton  sprach  in  der  Gesellschaft  der  Naturforscher 
und  Aerzte  zu  Aachen  1847  über  die  aus  zwei  durch  einen 
soliden  Mitteltheil  verbundenen  Abtheilung-en  der  Lungen  von 
Proteus.  Beide  lassen  sich  einzeln  aufblasen,  ohne  dass  es 
möglich  ist,  sie  zusammen  aufzublasen,  weil  niemals  die  Luft 
das  Mittelstück  ausdehnt.  Verf.  vergleicht  sie  mit  den  dop- 
pelten durch  eine  Einschnürung  getrennten  Schwimmblasen 
der  Fische.  (Amtlicher  Bericht  über  die  25.  Versammlung  der 
deutschen  Naturforscher  und  Aerzte  in  Aachen  im  Septem- 
ber 1847.  Aachen  1849.  p.  158). 

Fried  reich  und  Gegenbaur  beschrieben  den  Schä- 
del des  Axolotl,  (Siredon  pisciformis)  in  dem  zweiten  Bericht 
von  der  zootomischen  Anstalt  zu  Würzburg.  Leipzig  1849. 
p.  28.  und  bildeten  ihn  ab. 


Bericht  über  die  lieistung^en  in  der  Ichthyo- 
log;ie  während  des  Jahres  1$40. 

Vom 
Heraiisg-elber« 


In  den  Proceedings  of  the  Boston  Society  of  natural 
history.  Vol.  I.  1841—1844.  und  Vol.  II.  1845—1847  sind 
folgende  neue  Fische  aufgestellt,  die  in  den  früheren  Berich- 
ten übergangen,  hier  in  der  Kürze  nachgeholt  werden : 

In  Vol.  I.     Myliobatis  bispinosus  Stör  er  von  Massacliusets  p.  53. 

—  Carcharias  griseus ,  Myliohalis  acuta ,  Gasierosteus  7nille''punctatus, 
Fundulus  fuscus  Ayres  von  ßrookhaven  p.  65.  —  Diodon  nigrolinea- 
tus,  Colins  variabilis  Ayres  von  ßrookhaven  p.  68.  —  Hydrargyra 
formosa  Stör  er  von  Boston  p.  76.  —  Leuciscus  nasutus  Ayres  von 
Connecticut  und  Massachusets  p.  130.  —  Platessa  glabra  Stör  er  von 
Boston  p.  130.  —  Leuciscus  Slorerianus  Kirtland  vom   Ohio  p.  199. 

—  p.  120  machte  Stör  er  kritische  Bemerkungen  über  De  Kay's  Bericht 
über  die  Fische  von  New-  York ,  sofern  sie  sich  auch  in  Massachusets 
finden. 

In  Vol.  II.  Elheostoma  coerulea  Clark  aus  dem  Fox  River,  Il- 
linois p.  47.  —  Leuciscus  croceus,  prolixus ,  obesus,  gibbosus,  Elheosto- 
ma tessellala,  cinerea  Hentz  von  Alabama  p.  48.  —  Exoglossum  du- 
bium  Kirtland  vom  Ohio  p.  49.  —  Poecilia  oUvacea  Hentz  von  Ala- 
bama p.  51.  —  p.  71.  machte  S  to  re  r  Bemerkungen  über  ein  leben- 
des Exemplar  von  Torpedo  occidentalis.  —  Syngnathus  californiensis 
S  t  o  r  er  p.  73.  —  Leptocephalus  gracilis  S  tore  r  von  Cherryfield,  Maine, 
p.  76.  —  Prionotus  pileatus  Stör  er  von  Massachusets  p  77.  — Argy- 
reiosus  unimaculalus  Batchelder  von  Saco  ,  Maine  p.  78.  —  p.  103 
stellte  Stör  er  ein  Verzeichniss  der  Fische  des  Staates  Ohio  nach  den 
Aufsätzen,  die  von  Kirtland  in  dem  Journal  der  Gesellschaft  zu  Bo. 
ston,  was  mir  leider  nicht  zugänglich  igt ,  erschienen  sind,  zusammen ; 


76       T  r  0  s  c  h  e  1 :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Ichthyologie 

es  enthält  66  Arten  in  32  Galtungen  und  12  Familien.  _  Nach  Slo- 
rer  kommt  Esox  lucius  im  Connecticut  River  vor  p.  106.  —  Leio- 
don  echinatum  Wood  nov.  Gen.  mit  vierekigeo  Zähnen  im  Oberkie- 
fer, lanzettförmigen  im  UnterkiefcM-,  nicht  divergirend  von  der  Mitte  und 
alle  glatt,  p.  174.  —  Die  ichthyologischen  Thatsachen  vom  Jahr  1847 
und  1848  sind   diesem  Berichte  einverleibt. 

In  F.  J.  C.  Mayer's  „System  des  Thier-Reiches  oder 
Einlheilung-  der  Thiere  nach  einem  Princip  entworfen"  (Ver- 
handl.  des  naturhist.  Vereins  der  preuss.  Rheinlande  1849. 
p.  199.)  werden  die  Fische,  die  hier  Sporadomelea  heis- 
sen,  in  zehn  Ordnungen  getheilt. 

Es  sind  dies  folgende:  A.  Eupterygii  mit  wahren  Flossen,  a 
llolopterygii  Gangflosser.  «.  Arthropterygii  Gelenkflosser,  bei  denen  die 
blossen  besondere  Bewegungsfähigkeit  zeigen.  1.  Aidopterygü  Schaam- 
fussflosser  (Squalus,  Raja  ,  Rhinobates ,  Chimaera).  2.  ßdelloplerygii 
Saugflosser  (Cyclopterus,  Lepadogaster,  Gobius,  Callionymus,  Comepho- 
lus).  3.  ßaenopterygii  Gangflosser  (Chironectes ,  Lophius ,  Batrachus, 
Platystacus,  Cataphractus,  Mystus,  Aspredo,  Loricaria,  Cottus,  Scorpius^ 
Gobio,  Silurus,  Malapterus,  Anabas,  Asphronemus,  Ophicephalus).  4.' 
Fteroplerygii  Flugflosser  (Trigla,  Fterois,  Exocoetus).  ß.  Orlhoplerygii] 
bei  welchem  die  Flosse  nur  einfache  Bewegungen  zeigt.  5.  Monople- 
rygii  Einflosser  ,  ohne  Bauchflossen  (Syngnathus,  Solenostomus ,  Pega- 
sus, Hippocampus,  Balistes,  Ostracion  ,  Dioden,  Triodon,  Tetrodon,  Or- 
thagoriscus,  Centriscus,  Anarrhichas).  6.  Anisopterygü  Ungleichflosser, 
Bauch  -  und  Brustflossen  ungleich  (Gadus,  Blennius,  Pleuronectes,  Cenl 
tronotus,  Gepola,  Trachinus,  Uranoscopus,  Lepidopus,  Lophotes).  7.  %- 
popterygii  Unterflosser  (Echeneis,  Coryphaena  ,  Scorpaena,  Zeus,  Chae- 
todon,  Sparus,  Labrus,  Sciaena  ,  Perca,  Gasterosteus,  Scomber,  IVIuUus). 

8.  Ephexopterygii  Hinlerflosser  (Cobitis ,  Loricaria,  Salmo ,  Fistularia, 
Elops,  Argentina,  Atherina,  Mugil  ,  Polynemus,  Clupea,  Cyprinus).     h. 

9.  Colobopterygii  Stumpfflosser  (Muraena,  Conger  ,  Gymnothorax,  Gym- 
notus  ,  Trichurus  ,  Ammodytes  ,  Ophidium  ,  Lepidosiren  ,  Muraenophis, 
Apterichthys  ,  Synbranchus.  ß.  Pseud  o  pterygii  Afterfloser.  10. 
Cercopfert/^w  Schwanzflüsser  (Petrorayzon,  Amraocoetes ,  Gasterobran, 
chus,  ßdellostoma,  Amphioxus). 

Mit  dem  22.  Bande  hat  Valenciennes  die  berühmte 
Histoire  naturelle  des  poissons  parCuvier  et  Valencien- 
nes geschlossen,  wenigstens  die  erste  Abtheilung.  VVenn- 
gleih  hierin  noch  einige  Aussicht  auf  das  Erscheinen  einer 
zweiten  Reihe  liegt,  so  darf  man  wohl  für's  Erste  sich  einer 
solchen  Hoffnung  nicht  hingeben.  Verf.  verspricht  jedoch  in 
der  Vorrede  auch  die  noch  rücjiständigen  Familien  zu  bear- 


während  des  Jahres  1849.  '1 

beiten  und  sie  nach  der  Vollendung-  zu  veröffentlichen,  auch 
durch  Supplemente  die  erste  Abtheilung  zu  vervollständigen 
und  zu  ergänzen.  In  dem  in  Rede  stehenden  Bande  sind  als 
Fortsetzung-  der  Lachsfamilie  besonders  diejenigen  Fische  be- 
handelt, die  die  Familie  der  Characinen  bilden,  die  jedoch 
Verf.  nicht  als  hinreichend  verschieden  ansehen  will,  um  sie 
als  besondere  Familie  zu  trennen.  Andere  der  Lachsfamilie 
ähnHche  Fische,  die  von  J.  Müller  und  Andern  als  besondere 
Familien  angesehen  sind,  handelt  Verf.  am  Schluss  der  Lachs- 
familie ab.  Ich  halte  mich  für  berechtigt  unten  einige  kri- 
tische Bemerkungen,  namentlich  über  die  Familie  der  Chara- 
cinen zu  geben.  Ein  Index  über  alle  in  den  22  Bänden  dieses 
Werkes  enthaltenen  Fische  bildet  den  Schluss. 

„Horae  ichthyologicae.  Beschreibung  und  Abbildung  der 
Fische  von  J  o  h.  Müller  und  F.  H.  Troschel  S.Heft  mit 
5  Kupfertafeln.  Berlin  1849.«  Dieses  Heft  enthält  neue  Arten 
aus  den  Familien  der  Siluroiden ,  Gymnotinen,  Discoboli, 
Percoiden ,  Pseudochromiden,  Sciaenoiden ,  Maenoiden  und 
Scomberoiden ,  über  welche  unten  am  systematischen  Orte 
näher  berichtet  wird. 

In  den  Schriften  der  Gesellschaft  zur  Beförderung  der 
gesammten  Naturwissenschaften  zu  Marburg.  Bd.  VH.  1849  : 
Topographie  des  Physikatsbezirks  Eschwege  von  Schrei- 
ber ist  p.  118  auch  ein  Verzeichniss  der  Fische  enthalten; 
es  umfasst  14  Arten. 

Paul  Gervais  beobachtete  im  südlichen  Frankreich 
Barbus  caninus  Bonap.  Blennius  varus  und  eine  Art  Cottus 
verschieden  von  C.  gobio,  dessen  Kopf  schmäler  und  weni- 
ger warzig  ist.  D.  6—17;  A.   12.  (Institut  1849.  p.  252.) 

Ein  Verzeichniss  von  22  Arten  von  Fischen  aus  der 
Nachbarschaft  vcn  Richmond  ,  Indiana,  machte  Plummer 
bekannt.  (Boston  Proc.  1848.  p.  54.). 

Ferd.  Roemer  lässt  sich  in  dem  naturwissenschaftli- 
chen Anhange  zu  seinem  „Texas"  Bonn  1849.  p.  458.  nur 
insoweit  auf  die  Klasse  der  Fische  ein ,  als  er  im  Allgemei- 
nen erwähnt,  dass  ein  breitköpfiger  Pimelodus  und  eine  Art 
Catostomus  am  häufigsten  sind  und  gegessen  werden.  Sehr 
verbreitet  seien  in  Texas  zwei  Arten  der  Gattung  Lepidosteus, 


78      Troschel;  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Ichthyologie 

nämlich  Lep.  osseus  Mitch.  (L.  bison  de  Kay)  und  Lep.  fe^ 
rox  Raf.  —  Bei  dieser  Gelegenheit  wird  eine  Synopsis  of 
the  fishes  of  North  America  von  Stör  er  citirt,  welche  in 
den  Memoirs  of  the  Academy  of  nat.  Sc.  of  Philadelphia  1846 
enthalten  sei.  Dieselbe  ist  leider  in  dem  entsprechenden  Jah- 
resberichte nicht  erwähnt,  weil  mir  die  Schriften  der  Aca- 
demie  von  Philadelphia  nicht  zugänglich  waren. 

Agassiz  begann  in  Boston  Proc.  1848.  p.  61  Bemer- 
kungen über  die  Fische  des  Oberen  See's,  mit  einigen  Lachs- 
arten; sie  betreffen  Saltno  amethystus  und  S.  siskiwit  Ag.  — 
ib.  p.  80.  kündigte  er  vorläufig  zwei  neue  Gattungen  an,  die  eine 
Percopsis  nach  einem  Fisch,  der  die  Fettflosse  der  Lachse, 
die  Kiefer  und  die  Ctenoidschuppen  der  Barsche  hat,  die 
zweite  Rhinichthys  hat  eine  lange  Schnauze,  den  Mund 
unterhalb,  und  gehört  zu  den  Cyprinen,  dahin  gehören  Leti^ 
ciscus  nasutus  Ayres  und   L,  atronasus  Mitch. 

„Historia  fisica  y  politica  de  Chile  segun  documentos 
adquiridos  en  esta  republica  durante  doce  anos  de  residencia 
en  ella  y  publicada  bajo  los  auspicios  del  supremo  gobierno 
por  Gl  a  u  d  i  0  Gay.  Zoologia."  In  dem  zweiten  Bande  des  der 
Zoologie  gewidmeten  Theiles  dieses  schönen,  mit  vielen  Ab- 
bildungen gezierten  Werkes  ist  ausser  den  bereits  im  vor- 
jährigen Bericht  und  oben  besprochenen  Amphibien  die  Klasse 
der  Fische  enthalten.  Alle  Arten  sind  in  lateinischer  Dia- 
gnose charakterisirt,  mit  der  wichtigsten  Synonymie  versehen 
und  dann  in  spanischer  Sprache  beschrieben.  Die  neuen  Ar- 
ten, deren  Zahl  nicht  gering  ist,  sind  abgebildet,  ausserdem 
aber  auch  manche  andere  Arten.  Nach  dieser  Aufzählung 
besitzt  die  Chilesische  Fauna  108  Fische,  nämlich  74  Acan- 
thopterygier  (Percoiden  15,  Scorpaenoiden  3,  Sciaenoiden  II, 
Sparoiden  1,  Maeniden  3,  Squamipennen  2,  Scomberoiden  11, 
Atherinoiden  2,  Mugiloiden  4,  Gobioiden  19,  Pediculaten  1, 
Labroiden  2  ) ,  14  Malacopterygii  abdominales  (Siluroiden  6, 
Lucioiden  [Galesoxaxias  Scombresox]  3,  Clupoiden  5),  5  Mala- 
copterygii subbrachii  (Gadoiden  1 ,  Pleuronecten  1 ,  Disco- 
boli  3),  4  Malacopterygii  apodes ,  2Lophobranchier,  2  Ple- 
clognathen,  7  Knorpelfische. 

Von  Bleeker  erhielten  wir  einen  Beitrag  zur  Kennt- 
niss  der  ichthyologischen  Fauna  von  Sumbawa.     Das  Mate- 


während  des  Jahres  1849.  79 

rial  dazu  lieferte  besonders  die  Sammlung  von  Zollinger. 
Alle  Fische  wurden  im  Meere  bei  Bima  gefangen,  sie  bilden 
also  wohl  nur  einen  kleinen  Theil  der  Fauna  von  Sumbawa. 
Diese  Sammlung  besteht  aus  47  Arten,  die  35  Gattungen  und 
19  Familien  angehören;  sie  sind  aufgezählt.  Von  diesen  47 
Arten  gehören  21  zur  Fauna  von  Java;  10  sind  neu,  die 
übrigen  sind  zweifelhaft.  Die  neuen  Arten  sowohl,  wie  die 
zweifelhaften ,  sind  durch  ausführliche  Diagnosen  kenntlich 
gemacht.  Wir  führen  unten  nur  die  neuen  Arten  und  eine 
neue  Gattung  an  (The  Journal  of  the  Indian  Archipelago  and 
eastern  Asia.  Edited  by  Logan.  Vol.  II.  Singapore  1848.  p.  632.) 

Auch  zur  Kenntniss  der  ichthyclogischen  Fauna  von 
Celebes  lieferte  Bleeker  einen  wichtigen  Beitrag  in  dem- 
selben Journal  of  the  Indian  Archipelago  and  eastern  Asia. 
Vol.  III.  1849.  p.  65.  In  früheren  Schriften  fand  er  93  Ar- 
ten erwähnt,  die  er  aufzählt;  diese  Zahl  erhöht  er  durch 
eine  ihm  von  Zollinger  zugegangene  Sammlung  auf  108, 
von  denen  64  auch  bei  Java  gefunden  sind.  Er  hält  die 
Fischfauna  von  Celebes  für  sehr  reich,  und  schätzt  die  be- 
kannten 108  Arten  als  etwa  den  achten  Theil.  In  diesem 
Aufsatz  werden  4  neue  Gattungen  und  ausserdem  8  neue 
Arten  gegründet ;  sie  sind  unten  näher  bezeichnet. 

In  „Sarawak,  its  inhabitants  and  productions  being  no- 
tes  during  a  residence  in  that  country  with  H.  H.  the  Rajah 
Brooke  by  Hugh  Low.  London  1848."  ist  in  einem  Anhanget 
Animals  of  Borneo  ein  Verzeichniss  von  22  Fischen  enthal- 
ten ;  es  ist  fast  werthlos,  da  meist  nur  Gattungsnamen  darin 
enthalten  sind. 

Das  peripherische  Nervensystem  der  Fische,  anatomisch 
und  physiologisch  untersucht  von  Dr.  Hermann  Stannius. 
Mit  5  Steintafeln.  Rostock  1849.  4. 

Descrizione,  anatomia  e  potere  elettrico  del  Gimnoto 
della  Real  Casa  :  Memoria  di  S.  delle  Chiaie  (Rendiconto 
deir  Accademia  Napolitana  delle  scienze  VII.  1848.  p.  208.) 

Matteucci  machte  fortgesesetzte  Beobachtungen  über 
die  Eleclricität  der  Fische  bekannt.  (London  philos.  magaz. 
1849,   Schieiden  und  Froriep  Notizen  X.  p.  289.). 

Hyrtl   hielt   in   der  Wiener  Academie  einen  Vortrag 


80      Troschel;  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Ichthyologie. 

„lieber  einige  interessante  Abweichungen  der  unteren  Wir- 
belbogen der  Fische.«  Dieselben  beziehen  sich  auf  Centro- 
notus,  Gunnellus,  Gymnolus  und  Ophicephalus  und  Merluccius 
vulgari  s  (Sitzungsberichte  der  Acad.  d.  Wiss.  zu  Wien  1849. 
I.  p.  79. 

Er  dl  beschrieb  das  Skelet  des  Gymnarchus  niloticus, 
nebst  Vergleichung  mitSkeleten  formverwandter  Fische;  dazu 
eine  Tafel.  (Abhandl.  der  bayerischen  Academie.  Bd.  V.  p. 
211.  1847.) 

Ueber  die  Bewaffnung  der  Kiemenbogen  stellte  Refe- 
rent in  diesemArchiv  1849.  Bd.  1.  p.  376  Vergleichungen  an. 

Im  9-  Bande  der  Novi  Commentarii  Academiae  scien- 
tiarum  instituti  Bononiensis  1849  findet  sich  p.  371  eine  Ab- 
handlung über  Fischschuppen  etc.  von  Alessandrini:  De 
intimo  squamarum  textura  piscium,  deque  scutulis  super  co- 
rio  scatentibus  crocodili  atque  armadili.  Sermo  habilus  die 
19.  Decembris  1844.  Dazu  einige  Tafeln  mit  Abbildungen. 
Von  Fischschuppen  sind  Cyprinus  carpio  und  Labrax  lupus 
bildlich  dargestellt. 

On  the  microscopic  slruclure  of  the  scales  and  dermal 
teeth  of  some  Ganoid  and  Placoid  fish.  By  Williamson 
(Philosophical  transactions  of  the  Royal  Society  of  London 
for  the  year  1849.  Part.  IL  p.  43.). 

In  der  Naturforscher- Versammlung  zu  Aachen  beschrieb 
Duvernoy  den  Lungensack  des  Silurus  Singio.  Dieser  Sack, 
welcher  seiner  Function  nach  an  die  Aushöhlungen  der  oberen 
Schlundknochen  der  Labyrinthfische  erinnert,  von  Taylor 
schon  gekannt,  liegt  unter  der  Wirbelsäule  und  ist  nicht  un- 
ähnlich den  Backenlaschen  beim  Hamster.  Er  ist  sehr  aus- 
gedehnt und  empfängt  eine  grosse  Menge  von  Gefässen;  die 
Arterie  kommt  von  der  letzten  Kiemenarterie.  Die  Wände 
desselben  sind  drüsig  und  er  ist  von  einem  von  Querfasern 
gebildeten  Muskel  umgeben.  Der  Sack  enthält  Wasser,  wel- 
ches vermittelst  des  Muskels  in  die  Kiemen  getrieben  wird  und 
sie  feucht  hält,  wenn  das  Thier  sich  ausserhalb  des  Wassers 
aufhält.  (AmtHcher  Bericht  über  die  Gesellschaft  der  Natur- 
forscher und  Aerzte  zu  Aachen  1847.  Aachen  1849.  p.  155.) 

Hyrtl  beschrieb  (Sitzungsber.  d.  Acad.  zu  Wien  1849. 


während  des  Jahres  1849.  81 

I.  p.  331)  eine  Eigenthümlichkeit  der  Schwimmblase  bei  der 
Gattung  Caranx.  Bei  C.  xanthurus  fand  er,  dass  die  hinteren 
Verlängerungszipfel  der  Schwimmblase  röhrenförmige  Aus- 
läufer in  die  drei  ersten  untern  Caudalwirbeldornen  senden; 
die  letzteren  sind  hohl.  Einige  Angaben  über  die  Schwimm- 
blase anderer  Fischgattungen  werden  hinzugefügt. 

Derselbe  wies  ib.  II.  p.  9  bei  vielen  Fischgattungen 
die  Harnblase  nach,  bei  denen  sie  bisher  vermisst  war. 

Schloesser  schrieb  eine  Inaugural -  Dissertation  de 
Petromyzontum  et  Anguillarum  sexu.  Dorpat  1848. 

Hyrtl  Iheilte  der  Wiener  Academie  seine  Beobachtun- 
gen über  die  weiblichen  Sexualorgane  der  Fische  mit,  sofern 
sie  die  Uebergänge  der  doppelten  Ovarien  in  die  einfachen 
betreffen.  Er  fand,  dass  bei  mehreren  Gattungen  (Auxis, 
Cobitis,  Mormyrus,  Perca,  Poecilia)  ,  deren  linksseitige  Ova- 
rien für  einfach  gehalten  wurden ,  sich  deutliche  Rudimente 
einer  ursprünglichen  Duplicität  nachweisen  lassen ,  und  dass 
bei  anderen  (Ammodytes  tobianus)  der  scheinbar  einfache 
rechtsseitige  Eierstock  ein  entschieden  paariger,  mit  doppel- 
ten Oviducten  versehener  ist  (Sitzungsberichte  der  Acad.  d. 
Wiss.  zu  Wien   1849.  I.  p.  249). 

Derselbe  erörterte  (ib.  p.  357)  die  Structur  des  bis- 
her für  doppelt  gehaltenen  Eierstockes  von  Ophidium  barba- 
tum,  und  erwies  die  Existenz  von  sogenannten  Peritoneal- 
Canälen  bei  Mormyrus  oxyrhynchus.  Letztere  kommen  gleich- 
zeitig mit  wirklichen  Oviducten  vor,  ein  Fall,  der  bisher  nur 
bei  Lepidosirea  annectens  bekannt  war. 

He  ekel  Beiträge  zur  Kenntniss  der  fossilen  Fische 
Oesterreichs.  Wien  1849. 

Hier  wird  in  der  Familie  der  Halecidae  eine  neue  Gattung  Chi- 
rocentrites  aufgestellt  mit  drei  neuen  Arten  :  Ch.  Coroninii  aus  dem 
schwarzen  bituminösen  Kalkschieler  der  Kreideformation  von  Goriansk 
bei  Görz  ;  gracilis  aus  derselben  Formation  ;  microdon  aus  dem  litho- 
graphischen Kalkschiefer  der  Insel  Lesina.  —  Ein  Rückenflossenstrahl 
aus  einem  tertiären  Sande  des  Biharer  Comitales  wird  für  einem  Pime- 
lodus  (P.  Sadleri)  angehörig  gehalten.  —  Eine  neue  Gattung  Sauro- 
ramphus,  für  den  Typus  einer  neuen  Familie  unter  den  Ganoidei 
Holostei  gehalten,  ist  auf  einer  neuen  Art  <S.  Fretjeri  aus  dem  schwar- 
zen bituminösen  Kalkschiefer  des  Trassgebirges  bei  Comen  gegründet, 
Archiv  f.  Naturgescli.  XVI.  Jahrg.  2.  Bd.  f 


82       Tr  ose  hei;  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Ichthyologie 

AniphisUe  Heinrichi  aus  bituminösem  Mergelschiefer  in  Galizien.  —  Aus 
der  Familie  der  ülupeiden  werden  als  neue  Arten  beschrieben:  Melelta 
sardinites  aus  dem  grauen  Mergelschiefer  von  Radoboy  in  Croatien, 
M.  longimana  aus  dem  Schieferthone  von  Mautnitz,  M.  crenata  aus 
einem  v\^eichen  tertiären  Sandstein  der  Karpathen,  Clnpea  Haiditigeri  aus 
dem  Steinbruche  von  Margarethen.  —  von  Scorabriden  sind  beschrie- 
ben :  Lepidopides  leptospondylus  aus  dem  bituminösen  Mergelschiefer 
zu  Krakowiza  in  Galizien  und  L.  hrevispondylus  aus  w^eissem  dünnblät- 
terigen Kalkniergel  in  der  Gegend  von  Ofen.  —  Lepidotus  sulcatus 
macht  den  Schluss. 

M'Coy  legte  der  Philosophical  society  of  Cambridge  eine  Ab- 
handlung über  neue  fossile  Fische  der  Kohlenformation  vor.  Darin  wer- 
den 12  neue  Gattungen  aufgestellt :  Jsodus,  Cenlrodns,  Colonodus,  Osteo- 
plax,  Eris7nacanthus,  Plalycanthus,  Dipriacanthus,  Polyrhizodus,  Glosso~ 
dus,  Climaxodus,  Chirodus,  Pelrodus  (Institut  1849.  p.  22). 

Teleostei. 

Acanthopteri. 

Ferca  fernandeziana  Guichenot  bei  Gay  1.  c.  corpore  ob- 
longo,  rostro  elongatiusculo,  rolundato,  oculis  majusculis,  dentibus  ve- 
lutinis,  creberrimis  ;  dorsalis  parte  moUi  rotundata,  basi  squamosa, 
pectoralibus  subparvis,  acutiusculis  ,  anali  caudalique  quadratis,  corpo- 
ris colore  rubescente- fusco,  dorsum  versus  saturiore  ,  abdomine  albi- 
cante  D.  10  ;  A.  3.  10.  Die  Zahl  der  weichen  Strahlen  der  Rücken- 
flosse ist  nicht  angegeben.     Insel  Juan  Fernandez. 

In  der  Familie  der  Fercoiden  stellten  Müller  und  T  rose  hei 
Hör,  ichtli.  p.21.  eine  neue  Gattung  Cnidon  auf.  Sie  stimmt  in  der 
Körperform  und  in  dem  fast  völligen  Mangel  der  Fseudobranchien  mit 
der  Gattung  Lates  überein,  unterscheidet  sich  aber  von  derselben  durch 
den  völlig  glatten  unteren  Rand  der  Praeoperculum's,  während  der  hin- 
tere Rand  gezähnelt  ist,  und  unten  einen  Stachel  trägt ;  die  Nasenlöcher 
sind  entfernt  von  einander  ;  der  Schulterknochen  hat  nur  einen  Stachel, 
der  Suborbitalknochen  ist  beinahe  glatt.  Dahin  gehört  eine  neue  Art 
Cn.  chinensis  von  Manila,  U^/j  Zoll  lang.  D.  7  —  1.  13;  A.  3.  9. 

Apogon  melas  Bleeker  Journ.  Ind.  Archip.  II.  p.  635.  corpore 
oblongo  compresso,  dorso  elevato,  altitudine  corporis  3*^2  in  eius  lon- 
gitudine ;  capite  aeque  longo  ac  corpore  alto  ;  linea  roslro-dorsali  re- 
ctiuscula  ;  pinnis  dorsali  secunda  rotundata  ,  caudali  margine  posteriore 
concava;  colore  nigro.  D.  8 — 1.  8  ;  A.  2.   9.  Bima. 

Serranus  semifasciatus  Guichenot  bei  Gay  Chile  corpore  elon- 
gato,  supra  cinereo  -  coerulescente  transverse  vittis  rubris  fasciato ;  ca- 
pite lateribusque  frequentibus  parvulis  maculis  rubescentibus  variega- 
tis;  abdomine    albicante- coerulescente ;  dorsali  medio  emarginata  cau- 


während  des  Jahres  1849.  83 

dalique  fuscis  rubro-punclatis ;  pecloralibus  rufis ;  ventralibus  ac  anali 
nigrescenlibus ;  oculis  niediocribus ,  riibris.  —  S.  pardalis  Bleeker 
Journ.  Ind.  Archip.  II.  p.  635.  nahe  verwandt  mit  S.  faveatus  Cuv.  Val., 
doch  verschieden  durch  die  Zahl  der  Flossenstrahlen.  D.  11.  18;  A. 
3.  9.  Biraa. 

Bei  Gay  Chile  finden  sich  drei  neue  Arten  Aplodactylus  unter  der 
Autorität  von  Valenciennes:  A.  regina  corpore  elongato,  crassiusculo, 
supra  rubescente,  infra  rosaceo-albo  ;  lateralibus  pinnisque  fuscis  ma- 
culis  notatis,  venlrali  analique  exceptis  ;  capile  paululum  elongato,  an- 
tice  tumido  ;  linea  laterali  flexiuscula ;  oculis  pro  magnis;  rostro  ob- 
tuso,  rotundato  ;  caudali  leviter  emarginala  ;  linibo  praeoperculari  et 
interoperculo  nudis ;  squamis  mediocribus.  D.  15 — 1.  21;  A.  3.  8. 
Valparaiso.  11  Zoll.  —  A.  vermiculatus  corpore  elongatiusculo  ,  paulu- 
lum alto,  supra  fusco  griseo,  infra  albicante,  fusco-vermiculato  ;  pinnis 
maculis  fuscis  pictis;  oculis  satis  anipiis ;  squamis  parvis;  rostro  antice 
tumido;  rictu  mediocri ;  linea  laterali  conspicua,  recta,  pinnae  pro  elon- 
gata  pectoralis.  D.  15—1.  20;  A.  3.  8.  Valparaiso.  6  Zoll.  —  A. 
gultatus  corpore  fere  gracile  flavescente  ,  undique  albidis  vel  argenteis 
guttulis  irrigalo  ;  rostro  antice  vix  tumido  ;  nucha  modice  arcuata ;  pin- 
narum  radiis  longis ,  pro  magnitudine  corporis  ,  linea  laterali  primum 
flexiuscula,  deinde  recta.  D.  15 — 1.  19  vel  20;  A.  3.  7.  An  den  Kü- 
sten Chile's.     3  Zoll. 

Trachinus  cornulus  Valenc.  bei  Gay  Chile  corpore  elongato, 
compresso;  praeoperculo  infra  validis  mucronibus  quatuor  instructo ; 
Spina  recurva  sublonga  utrinque  ante  oculos ;  colore  cinereo-obscnriore. 
D.  7—25;  A.   1-27.  Chile.  3'J^  Zoll. 

Holocenlrum  leonoides  Bleeker  (Journ.  Ind.  Archip.  III.  p.  71.) 
silberfarbig  roth,  ohne  Binden  und  Flecke,     ü.   11 — 1.   14;   A.  3.   10. 

Die  Horae  ichthyologicae  von  Müller  undTroschel 
enthalten  p.  22.  eine  kleine  Monographie  der  Pseudochro- 
miden. 

Diese  Familie  wird  so  charakterisirt  :  Beschuppte  Fische  mit  ei- 
ner langen  Rückenflosse,  mit  Kiefer-  und  Gaumenzähnen,  ohne  Bewaff"- 
nung  des  Kiemendeckels,  mit  unterbrochener  Seitenlinie,  und  mit  dop- 
pelten unteren  Schlundknochen.  Hechelartige  Schlundzähne.  Sechs 
Strahlen  in  der  Kieraenhaut.  Kammartige  Nebenkiemen.  Sie  enthält 
3  Gattungen  :  1.  Plesiops  Cuv.  mit  drei  Arten  PI.  nigricans  Rüpp.,  Cir- 
riptera  corallicoia  Kühl  et  v.  Hasselt,  PI.  coeruleo-lineatus  Rüpp.  —  2, 
Pseudochromis  Rüpp.  mit  vier  Arten  l's.  olivaceus  Rüpp.  ,  flavivertex 
Rüpp.,  fuscus  n.  sp.  braun  von  Celebes  ,  adustus  n.  sp.  oben  dunkel- 
rauchbraun  unten  gelblich  von  den  Philippinen.  Beide  neue  Arten  sind 
abgebildet.  —  3,  Cichlops  M.  T.  nov.  Gen.  Charaktere  der  Gattung 
Pseudochromis,  nur  die  hecheiförmigen  Zähne    an  den  Gaumen  fehlen; 


84      Troschel:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Ichthyologie 

der  Vomer  besitzt  eine  Reihe  Zähne  ;  der  Magen  bildet  einen  kurzen 
Blindsack,  Blinddärme  fehlen;  einfache  Schwimmblase.  Die  einzige 
neue  Art  C.  cyclophthalmus  ,  deren  Auge  von  einem  schwarzen  Ringe 
umgeben  ist,  von  den  Sunda-Inseln,  ist  abgebildet. 

Apistus  Zollingeri  ßleeker  (Journ.  Ind.  Archip.  II,  p.  236.)  mit 
2  Suborbital-  und  4  Präoperculardornen,  ohne  Cirren,  mit  kaum  sichtba- 
ren Schuppen  ,  ohne  freien  Bruslflossenstrahl  ,  die  dornige  Rückenflosse 
in  zwei  Abtheilungen  getheilt,  die  vordere  mit  3  Dornen;  überall  braun 
und  schwarz  genebelt.  D.   14.  7;   A.  3.  6.     Bima. 

Cheilodactylus  Tschudii  ^lüW.  Trosch.  Hör.  ichth.  p.  25.  ist 
aus  Versehen  nach  alten  Manuscripten  hier  aufgenommen,  er  ist  von 
Tschudi  bereits  in  der  Fauna  peruana  als  Ch.  cinctus  beschrieben. 

Polycentrus  Schomburgkii  Müll.  Trosch.  ist  Hör.  ichlh.  p.  25. 
näher  beschrieben  und  abgebildet  (vergl.  den  vorjährigen  Bericht). 

Eine  neue  Gattung  aus  der  Familie  der  Sciaenoiden  wurde  zu- 
erst 1844  von  Bleeker  Bydr.  t.  d.  geneesk.  Topograph,  v.  Batavia 
Heterodon  zonatus  genannt,  später  aber  von  dem  Verf.  in  Helerogna- 
thodon  xanlhopleura  umgetauft.  Im  Journ.  Ind.  Archip.  II.  p.  636.  wird 
diese  Gattung  Heterognathodon  so  charakterisirt :  Pinna  dorsi  unica; 
membrana  branchiostega  radiisö;  pinna  pectoralis  radiis  fissis  ;  ossa 
suborbilalia  glabra;  praeoperculum  dentatum  ;  dentes  maxillares  supe- 
riores  setacei  ,  pluriseriati ,  caninis  anticis  4 ;  inferiores  antici  setacei, 
pluriseriati,  caninis  2  curvatis ,  postici  conici  uniseriati.  Hierzu  wird 
als  neue  Art  H.  bifascialus  Bleeker  von  Bima  beschrieben,  wozu 
Scolopsides  caninus  C.  V.  als  fragliches  Synonym  citirt  wird. 

Von  der  bereits  in  einem  früheren  Bericht  (dies  Archiv  1848. 
II.  p.  205.)  erwähnten  neuen  Sparoidengattung  Boxaodon  hat  Gui- 
chen ot  bei  Gay  1.  c.  eine  weitere  Beschreibung  und  Abbildung  ge- 
geben. Die  Gattungsdiagnose  lautet:  Corpus  elongatum,  subrotundatum, 
squamis  parvis  tectum ;  caput  aple  magnum ;  roslrum  breve ;  os  mini- 
mura,  non  protaclile  ;  dentes  undique  nulli;  dorsales  duae,  spinis  plu- 
rimis  liberis  inter  pinnas;  ossa  opercularia  nee  serrata,  nee  spinosa  ; 
oculi  magni,  orbiculares  ;  pinnae  ventrales  thoracicae,  minutae  ;  aper- 
tura  branchiarum  ampla,  membrana  sex  radiis.  Die  einzige  Art  heisst 
cyanescens.  D.  8—5—10  ;  A.  2.   12.  Valparaiso.  5  Zoll. 

Dipterygonotus  ßleeker  nov.  Gen.  (Journ.  Ind.  Archip.  III. 
p.  71.).  Dentes  maxillares,  vomerini  et  palatini  nulli;  ossa  opercularia 
non  dentata,  operculo  spina  unica  plana;  os  in  tubum  horizontalem 
prolractile;  pinnae  dorsales  duae  distantes,  non  squamatae;  genae  squa- 
matae,  membrana  branchiostega  radiis.  7.  Die  Art  D.  leucogrammicus 
hat  im  Habitus  Aehnlichkeit  mit  Caesio  tile,  die  Farbe  ist  blau  mit  drei 
weissen  Längsbinden;  zwischen  den  Rückenflossen  4  freie  niedrige  Dor- 
nen. D.   10-4—1.  9;  A.  3.  10.  Macassar. 

Apogonoides  Bleeker  nov.  Gen.  ib.   Dentes  maxillares  se- 


während  des  Jahres  1849.  85 

lacei,  palalini  et  vomerini  nulli ;  ossa  opercularia  non  dentata,  operculo 
Spina  nulla  ;  os  parum  protractile  ;  pinnae  dorsi  2  disfantes,  non  squa- 
matae  ;  membrana  branchiostega  radiis  6,  A.  macassariensis.  ü.  6—1. 
9;  A.  2.   11   Macassar. 

Von  der  GaUung  M endo soma  Guichenot  aus  derMaeniden- 
familie  gilt  dasselbe,  wie  von  Boxaodon.  Verf.  giebt  1.  c.  folgende 
Diagnose:  Corpus  oblongum  ,  compressum,  squamatum ,  Maenae  facie  ; 
Caput  parvum  ;  os  protractile,  apertura  minima;  denies  plurimi  conici 
soluni  ad  apicem  maxillae  superioris,  ad  maxillam  inferiorem  ac  vome- 
rem  nulli;  pinnae  dorsales  contiguae  ,  vel  una  ad  basin  valde  emargi- 
nata  ;  ventrales  thoracicae,  squamis  longis,  acutis  destitutae  ;  membrana 
branchiostega  sex  radiis.  Hierher  gehören  drei  neue  Arten:  M.  U~ 
neata  oben  grünlich  mit  braunen  Längslinien  ,  Flossen  bräun,  nur  die 
Schwanzflosse  schwarz  gefleckt.  D.  22 — 1.  24;  A.  3.  18.  Valparaiso. 
—  M.  coerulescens  Oberseite  blau ,  Unterseite  und  die  Flossen  grau. 
Chile.  —  M.  fernandez'ianm  oben  grau,  unten  silberfarbig,  alle  Flos- 
sen schwärzlich ,  an  den  Seiten  deutliche  braune  Linien.  Insel  Juan 
Fernandez.     Alle  drei  Arten  von  gleicher  Grösse,  5  Zoll. 

Acharnes  speciosus  Müll.  Trosch.,  der  bereits  in  Schomburgk's 
Reise  (vergl.  den  vorjährigen  Bericht)  erwähnt  ist,  ist  in  den  Hör. 
ichth.  p.  27.  genauer  beschrieben  und  abgebildet. 

Brama  chilensis  Guichenot  bei  Gay  1.  c.  postice  corpore  ex- 
celso ,  acuto ;  pinnis  dorsi  analique  apice  altis  ;  pectoralibus  longis, 
acutis;  maxilla  inferiore  ultra  maxillam  superiorem  producta ;  colore  toto 
gviseo,  supra  obscuriore  ;  pinnis  fuscis,  concoloribus.  Valparaiso.  28Zon. 
Scorpis  chilensis  Guichenot  bei  Gay  1.  c.  corpore  ovato  -  ob- 
longe; supra  fusco,  infra  flavescente ,  etiam  omnibus  pinnis;  rostro 
brevi,  rolundato  ;  fronte  lato,  transversaliter  rotundato  ;  limbo  prae- 
operculi  levissime  denticulato ;  dentibus  maxillaribus  velutinis ,  serie 
externa  fortiori,  aculeiformi ;  pinnis  dorsali  analique  ante  haud  acutis, 
caudali  bifurca,  lobis  subaequalibus  ,  acuminatis  ;  linea  laterali  primum 
leviter  arcuata,  deinde  recta.  D.  10.27;  A.  25.  Insel  Juan  Fernandez, 
9  Zoll. 

Lichia  albacora  Guichenot  bei  Gay  Chile:  dorsi  pinna  ante- 
riore spinis  tribus  instructa ;  squamis  parvissimis  ;  dentibus  velutinis, 
seriebus  duabus  dispositis;  pectoralibus  fere  ovalibus;  vertralibus  lon- 
gis ac  acutis;  dorsali  secunda  et  anali  apice  acutis,  caudali  furcata; 
supra  lucido  coeruleo,  infra  atque  lateralibus  argentatis ;  pinnis  omnibus 
obscuro-viridibus.   Valparaiso.  45  Zoll. 

Caranx  chilensis  Guichenot  bei  Gay  corpore  oblongo  ,  argen- 
teo  ;  oculis  mediocribus  ;  dentibus  obtusis  ,  aequalibus  ,  distinctis,  in 
maxilla  ulraque  uniseriati ,  in  vomere  ac  palatinis  velutinis  ,  minutissi- 
mis;  Spina  reclinata  ante  primam  dorsalem  parva;  linea  laterali  antice 
deflexa,  postice  recta,  ad  caudam  laminis  carinatis  tecla ;  pectoralibus 
longissimis,  falcatis ;   caudnli  bifida,  lobis  aequalibus   et  acuminatis;  pin- 


86      Troschel:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Ichthyologie 

nis  fuscis,  macula  operculo  nigra.  U.  8 — 1.  26;  A.  2.  22.  Insel  Juan 
Fernandez.  18  Zoll.  —  C.  pseudopterygius  Bleeker  (Journ.  Ind.  Ar- 
chip.  III.  p.  71.  oberhalb  bläulich,  unterhalb  silberfarbig,  alle  Flossen 
gelblich,  keine  schwarze  Flecken.  D.  1  liegender  Dorn.  8—1.  32.  — l; 
A.  2—1.  27.  Macassar.  —  AuchHyrtl  erwähnt  (Sitzungsberichle  der 
Acad.  zu  Wien  I.  p.  331.)  gelegentlich  einer  neuen  Art:  C.  himacula- 
tus,  die  sich  durch  zwei  schwarze  Flecke  am  Kiemendeckel  und  vier 
falsche  Flossen  hinter   der  Rückenflosse  auszeichnet. 

Caprophonus  aurora  Müll.  Trosch.  ist  in  den  Hör.  ichlh. 
p.  28  ausführlicher  beschrieben  und  abgebildet.  Diese  neue  Gattung  ist 
bereits  in  Rob.  Schomburgk's  History  of  Barbados  (vergl.  den  vorjäh- 
rigen Bericht)  von  den  Verfassern   aufgestellt  worden. 

Die  bereits  im  Jahresbericht  über  das  Jahr  1847.  p.  205.  er- 
wähnte Gattung  S  eriolella  Guichenot  wird  bei  Gay  Chile  folgen- 
dermassen  charakterisirt :  Corpus  oblongum  ,  compressum  ,  squamis  te- 
nuissimis  tectum  ;  caput  parvum,  compressum  ;  dentes  maxillares  acuti, 
compressiusculi ,  modice  arcuati,  distantes,  uniseriati,  vomere  velutinis  ; 
palatum  glabrum  ,  edentulum ;  praeoperculum  ciliatum  ;  antice  analem 
Spinae  duae  liberae;  pinnae  dorsales  duae  ,  anterior  brevis,  hurailior, 
aculeata,  posterior  protensa;  ante  dorsalem  primam  haud  spina  recli- 
nata;  ventrales  thoracicae  ;  spuriae  nullae  ;  linea  lalerali  nee  carinata  ; 
membrana  branchiostega  sex  radiis.  S.  porosa  corpore  oblongo,  com- 
presso;  rostro  turgido  ;  genis  venosis  ;  cute  corporis  rugatis  porosisque 
confertis  notala ;  maxiila  inferiore  vix  longiore;  caudali  emarginala  ; 
dorso  coerulescente,  lateribus  et  ventre  griseo-argentato,  pinnis  griseis. 
D.  8 — 1.  38;  A.  2 — 1.  24.  Valparaiso.  8  Zoll.  —  AI.  violacea  corpore 
ovato-oblongo,  compresso,  rostro  acutiusculo,  concavo;  genis  haud  ve- 
nosis; maxiila  inferiore  vix  longiore;  cute  poris  destituta  ;  caudali  qua- 
drata  ;  colore  corporis  supra  violaceo  splendente ,  infra  sordide  argen- 
tato;  pinnis  fuscescentibus.  Valparaiso.  5  Zoll.  —  S.  caerulea  corpore 
ovato,  brevi,  paululum  alto,  supra  intense  coeruleo  ;  squamis  minutis- 
simis;  dentibus  velutinis,  parvulis;  anali  longa,  subsquamala,  etiam  basi 
dorsalis  mollis ;  pectoralibus  acutiusculis  ;  ventralibus  brevibns;  caudali 
emarginala.  Insel  Juan  Fernandez.  4  Zoll. 

Atherina  bimanensis  Bleeker  (Journ.  Ind.  Archip.  II.  p.  637.) 
corpore  elongato  compresso  altitudine  ö^A  in  eins  longitudine  ;  capite 
compresso  4  in  longitudine  corporis,  fronte  obliqua,  oculis  diametro 
2^2  in  longitudine  capitis ;  praeoperculo  margine  posteriore  exciso  ; 
squamis  magnis  ;  pinna  pcctorali  5  in  longitudine  corporis,  acuminata; 
pinna  dorsali  prima  a  medio  pinnas  ventralis  inter  et  analem,  colore 
corpore  ex  flavescente  argenteo,  guttis  lateralibus  pluribus  nigris,  se- 
riatis  ;  pinnis  flavescente,  basi  pinnae  pectoralis  Stria  nigra.  D.  5 — 1.7; 
A.  1.9.  ßima.  —  Ä.  argyrotaeniala  Bleeker  ib.  III.  p.  72.  D.  6  —  1.9. 
A.  1.  10.  verwandt  mit  A.  Forskalii  Rüpp.  ,  aber  durch  die  Form  des 
Kopfes  und  die  Zahl  der  Aflerflossenstrahlen  verschieden.  Macassar. 


währeiifl  des  Jahres  1849.  87 

John  Reid  lieferte  eine  Beschreibung  und  Anatomie  von  Vo- 
gmarus  islandicus  (Trachypterus  l3ogmarus  Cuv.  Val.),  nach  einem  Ex- 
emplar von  5  Fiiss  4  Zoll,  welches  in  dem  Firth  of  Forth  ans  Ufer 
geworfen  war  (Annais  III.  p.  456.).  Auf  die  äussere  Beschreibung  des 
Fisches  folgt  die  der  Eingeweide  ,  der  knorpligen  aus  97  Wirbeln  be- 
stehenden Wirbelsäule,  des  Muskelsystems,  und  der  Haut.  Auf  einer 
beigegebenen  Tafel  ist  ein  Theil  des  Üarmkanals  dargestellt ,  die  übri- 
gen Figuren  sind  bestimmt,   die   Structur  des  Skeletes    zu  erläutern. 

Hancock  und  Embleton  machten  (ib.  IV.  p.  1.)  einen  in- 
teressanten Aufsatz  (Account  of  a  Ribbon  Fish  (Gymnetrus)  taken  off  the 
coast  of  Northumberland)  bekannt.  Die  Verf.  halten  die  Art  für  G.  Banksii 
Cuv.  Val.  üas  Exemplar  hatte  eine  Länge  von  12Fuss  3  Zoll,  und  eine 
Höhe  von  li^/^  Zoll.  Es  wird  genau  beschrieben  und  auch  die  Ein- 
geweide werden  geschildert.  Auf  den  beiden  zugehörigen  Tafeln  ist 
der  Fisch  nebst  Eingeweiden,  Blulkügelchen  ,  und  schuppenähnlichen 
Körperchen  der  silberglänzenden  Haut  abgebildet. 

Clinus  fernandezianus  Guichenot  bei  Gay  1.  c.  corpore  elon- 
gato,  compresso  ;  capite  convexo;  tentaculis  supercilii  palmatis,  paulu- 
lura  longis  ;  dorsali  inaeqiiali,  supra  nucham  incipiente  ;  anali  longa, 
pectoralibus  caudaque  rotundatis ;  corporis  colore  griseo  flavescente ; 
laleribus  maculis  irregularibus  obscure  fuscis  adspersis;  macula  nigra 
albo  marginata  in  utroque  caudae;  pinnis  pectoralibus,  dorsali,  anali 
caudalique  fusco  punctulatis.  Insel  Juan  Fernandez. 

Gobiiis  chiloensis  Guichenot  bei  Gay  1.  c.  corpore  elongato, 
capite  sublongo;  rostro  obtuso  ;  oculis  magnis;  pinna  prima  triangulari, 
secunda  protensa  ;  pectoralibus  latis,  rotundatis;  cauda  leviter  eniargi- 
Data  ;  supra  colore  subgriseo,  transverse  nigricante-lineato  ;  infra  albi- 
cante,  fusco-punctulato ;  omnibus  pinnis  viridibus  ;  capite  obscure  fu- 
scescente,  frequentibus  nigris  punctulis.  D.  8 — 16 ;  A.  12.  Insel  Chi- 
loe.  9  Zoll. 

Aus  der  Gruppe  Discoboli  beschrieben  Müller  und  T  r  o- 
schel  in  den  Horae  ichlh.  p.  17.  die  von  ihnen  bereits  1843 
in  diesem  Archiv  aufgestellten  Gattungen  näher  mit  den  dahin 
gehörigen  Arten  (Vergl.  dies  Archiv  1844.  II.  p.  237.  und 
1847.  II.  p.  352.) 

Die  Gattung  Gohiesox  enthält  nur  eine  Art  G.  dentex  Cuv. — 
Die  Gattung  Cotylis  (Chorisochismus  Bris  out)  hat  5  Arten,  näm- 
lich Lepadogaster  nudus  B 1.  Sehn.;  Cot.  Stamm  n.  sp.  dunkelbraun 
marraorirl.  D.  8.  A.  6.  von  Brasilien ;  Cot.  fimbriata  n.  sp.  mit  vielen 
kleinen  franzenartigen  Hautläppchen  am  Rande  des  Ober-  und  Unter- 
kiefers. D.  11 ;  A.  8 — 9.  aus  dem  indischen  Ocean  ;  Gohiesox  niarnio- 
ralus  Jenyns  und  Gohiesox  poecilophthalmus  Jenyns.  C.  nuda  und 
Stannii  sind  nebst  Gebiss  abgebildet.  —  Von  der  Gattung  Sicyases 
(Tomicodon   Brisout)  ist  S.  sanguineus   von  Chili  abgebildet 


88      Troschel:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Ichthyologie 

Guichenot  übergeht  bei  Gay  1.  c.  die  neueren  Gattungen,  ob- 
gleich ihm  die  Arbeit  von  Brisout  de  Barnevilie  bekannt  ist,  und  stellt 
die  ihm  bekannten  Arten  von  Chile  zu  Gobiesox  ,  so  G.  chilensis,  der 
jedenfalls  von  unserem  Sicyascs  sanguineus  (Tomicodon  chilensis  Bri- 
sout) verschieden  ist;  D.  7 ;  A.  6;  grau.  —  G.  brevirostris  scheint  da- 
gegen unser  Sicyases  sanguineus  zu  sein. 

Anacanthini. 

Merlus  Gayi  Guichenot  bei  Gay  I.  c.  dentibus  maxillaribus  vo- 
merinisque  breviusculis ;  maxilla  inferiore  vix  longiore ;  pinnis  pecto- 
ralibus  longis,  ventralibus  paulo  brevibus  ;  oculis  magnis,  colore  ver- 
sus dorsum  fusco-griseo,   abdomine  argentato.     Valparaiso.  1  Fuss. 

Stör  er  legte  der  Society  of  nat.  bist,  zu  Boston  eine  neue  Art 
Molella,  M.  caudacula  vor,  ohne  sie  jedoch  näher  zu  charakterisiren. 
(Boston  Proc.  1848.  p.  5.) 

Derselbe  beschrieb  in  den  Boston  Proc.  1847.  p.  242.  eine 
neue  Art  Plalessa  quadrocellata  von  Provincetown.  Der  Körper  ist 
länglich,  die  Farbe  grau,  braun  gefleckt,  auch  an  den  Flossen,  unter 
der  Rückenflosse  und  über  der  Afterflosse  liegen  zv\'ei  grosse,  fast 
schwarze  Augenflecke,  umgeben  von  einem  nelkenfarbigen  (pinkish) 
Hof,  am  Grunde  der  Schwanzflosse  sind  zwei  ähnliche  kleinere  Augen- 
flecke. 16  Zoll.  D.  86;  A.   76. 

Pharyngognathi- 

Scarus  sumbawensis  Bleeker  (Journ.  Ind.  Archip.  II.  p.  638) 
D.  9.  4;  A.  3.  10.  Kiefer  rosenfarbig,  leicht  crenulirt,  ohne  Zahn  am 
Mundwinkel  ;  grün  mit  rothen  Schuppenrändern  ,  ohne  Binden  ;  Brust  - 
und  Bauchflossen  orange,  Rücken  -  und  Afterflosse  röthlich,  violett  ge- 
Fandet,  Schwanzflosse  violett.     Bima. 

Aus  der  Rüppell'schen  Gattung  Pristotis  beschreibt  Bleeker 
(Journ.  Ind.  Archip.  II.  p.  637.)  zwei  neue  Arten:  F.  violascens  D.  13. 
11 ;  A.  2.  11.  violett  mit  schwarzem  Fleck  an  der  Brustflossen-Basis; 
P.  trifasciatus.  D.  13.  10;  A.  2.  12.  der  erste  Brustflossenstrahl  in 
einen  Faden  ausgezogen ;  grünlich  mit  drei  senkrechten  schwarzen 
Binden.     Beide  von  Bima. 

Physostomi, 

In  den  Horae  ichthyologicae  von  Müller  und  Troschel  Heft 
in.  p.  1.  wird  die  Gattung  Callophtjsus  charakterisirt  (vergl.  dies 
Archiv  1843.  I.  p.  318.) 

Von  der  Gattung  Pimelodus  sind  ib.  p.  2.  acht  neue  Arten  be- 
schrieben, nämlich  F.  Sellonis  von  Brasilien,  P.  Stegelichii  ^von  Suri- 
nam, F.  Deppei  von  den  Sandwich-Inseln  ,  P.  lateristrigus  von  Brasi- 
lien, P.  musculus  aus  Amerika  von  Bloch  mit  Silurus  erythropterns 
verwechselt;  P.  cristalus ,  foina  und   eqties  aus  Guiana  sind  bereits  in 


während  des  Jahres  1849.  89 

Rieh.  Schomburgk's    Reisen    in  Guiana  III.   p.  628.  aufgeführt ,  ebenso 
P.   Stegelichii. 

Die  Gattung  Bagrus  ist  in  den    Hör.  ichth.    von  uns  in  weiterem 
Sinne  gefasst,  als  von  Agassiz  und  Valenciennes  ,  weil  die  Charaktere 
unmerkllich  in  einanander    übergehen.      Es  sind  folgende  Untergattung 
gen  unterschieden  :    1.  Bagrus    s.  slr.    Die  Gaumenzähne    bilden  eine 
zusammenhängende  gebogene  Binde;  aus  dieser  Abtheilung  zwei  neue 
Arten  B.  ramentosus  aus  Amerika  und   ß.   coelestinm  aus  Guiana  schon 
bei  Schomburgk  Reisen  III.  p.  627.  angeführt.  -  2.  Platystoma  Agass. 
der  Vorderkopf  verlängert  und  deprimirt,    die  Binde    der  Gaumenzähntj 
auf  Gaumen  und  Vomer   in  Stücke   getheilt.   -    3.   Galeichthys  Val, 
Kopf  abgerundet ,    der    erste  Strahl    der    Rückenflosse    in  einen  platten 
Faden  verlängert;    die  Gaumenzähne  in    einer  schmalen  Binde  auf  Vo- 
mer und  Gaumenbeinen   durch  schmale  Zwischenräume  in  vier  Abthei- 
lungen getheilt  (Galeichthys    feliceps  Val.  ist    zu  Bagrus    9.  slr.  gezo- 
gen). —.  ^.  Sciades  MüW.    Trosch.    Die  Gaumenzähne  bilden  eine 
quere  Binde,  ausserdem  weiter    nach    hinten  zwei  Haufen.      Dahin  Sc. 
emphyseliis   aus  Surinam  und  Guiana   (Schomb.  1.  c.)  und  Sc.  pictus     mit 
sehr    hoher    Rückenflosse,    ist  abgebildet.    —      5.  Ariodes    Müller 
T  rose  hei.     Die  Gaumenzähne    bilden    zwei    voneinander    getrennte 
Haufen  ;  zuweilen  viel  weiter  nach  hinten    jederseits  noch  ein  Haufen. 
Zwei  neue  Arten  A.  arenarius  aus  China  und  A.  Meyenii.  —  6.  Arius 
Müll.  Trosch.  Arius  Val.  zum  Theil.  Die  pflasterartigen  Gaumenzähne 
bilden  zwei  grosse    einander  genäherte  Längsplatten,  welche   vorn  zu- 
weilen zusammenfliessen.  —7.  Eutropius  Müll.  Trosch.  Am  Gau- 
men und  Vomer  eine  zusammenhängende  Binde  von  Zähnen,  Kopf  klein^ 
Kacken  hoch  und    der  Körper  schon   hinter   dem  Kopfe    nach  oben  hin 
seillich  comprimirt,  Schwanz  lang  und  hoch,  stark  comprimirt  mit  sehr 
langer  Afterflosse,  Fettflosse  sehr  klein  (Bagrus  schilboides  Val.  und  Ver- 
v/andte). 

Die  Gattung  Euanemus  und  deren  Art  E.  colymhetes  Müll. 
Trosch.  (dies  Archiv  1843.  II.  p.  109.)  wurde  in  den  Horae  ichthyol. 
p.  11.  näher   beschrieben  und  abgebildet. 

Ebenda  wurde  bemerkt,  dass  Auchenipterus  furcatus  Val.  identisch 
sei  mit  Silurus  nodosus  Bloch  ,  und  dass  demnach  Arius  nodosus  Val. 
als  Art  zu  streichen    sei. 

Ein  kleiner  Fisch  aus  Assam  gab  ebenda  p.  12.  Gelegenheit  zur 
Aufstellung  einer  neuen  Gattung  :  E  r  ethistes  Müll.  Trosch.  Enge 
Kiemenspallen;  Kopf  gross,  breit,  vorn  spitz,  rauh;  ausser  dem  Hinter- 
hauplsfortsatz  jederseits  noch  ein  ähnlicher;  der  Schultergürtel  hat  über 
und  unter  der  Brustflosse  einen  langen  knöchernen  Fortsatz;  Maul 
klein;  hecheiförmige  Zähne  im  Ober-  und  Unterkiefer;  keine  am  Gau- 
men ;  der  erste  Strahl  der  Rücken  -  und  Brustflossen  ein  bewafl'neter 
Dorn;  Rückenflosse  über  den  ßauchtlossen,  ausserdem  eine  Feltflosse; 
Afterflosse  klein.     E.  pusillus  1  Zoll  10  Lin.  lang  ist  abgebildet. 


90      Troschel:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Ichthyologie 

Trichomycterus  inermis  Guichenot  bei  Gay  1.  c.  corpore  elon- 
galo,  flavescente,  maculis  fuscis  consperso;  rostro  rotundato,  cirris  longis, 
nasalibus  exceptis  ;  oculis  subparvis  ;  dentibus  conicis,  parvis  acutisque; 
dorsaii  sub  medio  dorsi  sita;  operculum  spiiiis  nuUis  ,  pinnis  Omnibus 
rolundalis;  labiis  tenuibus.  D.  9.  A.  9.  Chile.    11  Zoll. 

Ayres  gab  Aiifschliiss  über  einen  bisher  dunklen  Punkt 
in  def  Anatomie  der  Gattung  Leuciscus.  Hier  sind  die 
Schlundknochen  mit  starken  Zähnen  bewaffnet ,  die  durch 
kräftige  Muskeln  einander  genähert  werden,  um  die  Nahrung 
vor  ihrem  Eintritt  in  den  Magen  zu  kauen.  Lange  hat  Ayres 
vergebens  nach  einem  Ansatzpunkt  für  die  kleinen  Muskeln 
gesucht ,  die  diese  Knochen  wieder  von  einander  trennen. 
Endlich  hat  er  entdeckt,  dass  dies  ein  Paar  äusserst  kleiner 
nadeiförmiger  Knochen  seien ,  die  senkrecht  an  den  kleinen 
Knochen,  welche  die  Kiemenbogen  verbinden,  articulirt  sind. 
Die  Spannung  wird  an  diesen  zarten  Knochen  durch  zwei 
kleine  Ligamente  unterstützt ,  die  sich  von  ihren  Enden  an 
der  den  Muskeln  entgegengesetzten  Seite  an  die  Munddecke, 
wie  die  Taue  (backstays)  an  einem  Mast,  ausspannen.  Die 
Untersuchung  wurde  an  L.  pulchellus  angestellt.  (Boston  Proc. 
1848.  p.  46).  —  Derselbe  bemerkte  in  derselben  Zeitschrift 
p.  87.,  dass  in  der  Gattung  Catostomus  dieselben  Muskeln  im 
Schlünde  vorhanden  sind,  wie  bei  Leuciscus,  dass  aber  ihre 
Insertion  verschieden  sei;  sie  inseriren  direct  an  dem  zwei- 
ten Kiemenbogen;  die  nadelähnlichen  Knochen  sind  nicht 
vorhanden. 

Wie  bereits  im  Eingange  dieses  Berichtes  erwähnt  ist, 
enthält  der  22.  Band  der  Histoire  naturelle  des  poissons  par 
Cuvier  et  Valenciennes  als  einen  Theil  der  Lachsfami- 
lie die  Characinen.  Verf.  hat  hierin  vielfach  die  von  Müller 
und  Troschel  herausgegebenen  Horae  ichthyologicae  Heft  1 
und  2.  1845  besprochen,  und  die  Zahl  der  Gattungen  und 
Arten  vermehrt.  Folgende  Bemerkungen  mögen  hier  ihre 
Stelle  finden. 

Für  die  Spix'sche  Gattung  Anodus  will  Verf.  den  Guvier'schen 
Namen  Curimatus  herstellen ,  obgleich  Cuvier  diesen  Kamen  in  viel 
weiterem  Sinne  anwendete.     Den  Anodus  Gilberti  Quoy,  den  wir  in  den 


während  des  Jahres  1849.  91 

Hör.  ichlh.  als  fragliches  Synonym  zu  unserem  A.  alburnus  zogen,  hält 
Verf.  nach  den  Originalexemplaren  für  specifisch  verschieden.  A.  eden- 
tulus  wird  zu  cyprinoides  gezogen.  Cur,  amazonura  und  taeniurus  sind 
der  Gattung  Prochilodus  angehörig.  C.  laiicejjs  ist  eine  neue  Art  von 
der  grossen  Lagune  von  Rlaracaibo.  —  Die  Galtung  Leporinus  besteht 
aus  10  Arten ,  indem  Verf.  seinen  Curimalus  obtusidens  als  verschieden 
von  acutidens  (Frederici)  behauptet ,  und  als  neue  Arten  Leschenaulli, 
villatus,  pachyurus ,  elongatus  aufstellt;  auch  wird  der  Anostonuis  des 
Gronovius  als   Lep.  anostomvs  hierher  gezogen. 

Unsere  Gunungcn  Epicyrtus  und  E  xodon  werden  unbegreif- 
licher Weise  und  durch  einen  Irrthum  vereinigt;  Verf.  beschreibt  die 
Zähne  seines  Ep.  gibbosiis  so,  dass  die  Verniuthung  nahe  liegt,  er  habe 
gar  keinen  E.  gibbosus  ,  sondern  eine  neue  Art  Exodon  vor  sich  ge« 
habt;  wogegen  er  unsern  E.  gibbosus  zu  einer  neuen  Gattung  Cyno" 
polamus  als   C.  gibbosus  stellt. 

Die  Gattung  Parodon  ist  neu,  im  Oberkiefer  stehen  die  Zähne 
beweglich  an  der  Lippe  und  sind  am  Rande  gezähnelt,  der  Unterkie- 
fer trägt  nur  seitlich  Zähne.     Eine  Art  P.  suborbitale  von  Maracaibo. 

Der  Verf.  begehl  eine  Inconsequenz  ,  indem  er  den  Salminus 
brevidens  Ag.  (Hydrocyon  brevidens  Cuv.)  in  S.  Cuvieri  nur  aus  dem 
Grunde  umtauft,  weil  der  Name  nicht  unterscheidend  sei  ,  während  er 
ähnliche  Gründe  bei  Anderen  nicht  anerkennt ;  ich  erinnere  nur  an 
Anodus,  welcher  Gattung  er  den  Cuvier'schen  Namen  Curimatus  erhal- 
ten will.  S.  maxillosus,  Hilarii  und  Orbignyanus  (Hydrocyon  brevidens 
Val.  apud  d'Orb.)  werden  als  neue  Arten   beschrieben. 

Die  Gattung  Pacu  Spix,  für  die  der  Name  Prochilo  dus  Agas- 
siz,  ebenfalls  inconsequent,  angewendet  wird  (man  denke  an  Arapaima 
Müll.,  für  die  er  den  Cuvier'schen  Namen  Vastres  herstellen  will;  vgl. 
dies  Archiv  1847.  IL  p.  362),  wird  reich  an  Arten,  indem  Cur.  amazo- 
num  unter  dem  Namen  Pr.  Humboldti  und  taeniurus  dahin  gezogen 
werden,  und  durch  Hinzufügung  neuer  Arten:  costalus,  dobulinus ,  brama 
und  reticulatus. 

In  der  Gattung  Citharinus  will  Verf.  C.  latus  nicht  für  verschie- 
den von  GeofTroyi  anerkennen.  Viel  schlimmer  noch  ist  die  Herbeizie- 
hung von  unserem  Chilodus  punctatus  in  diese  Gattung,  die  doch  wahr- 
lich verschieden  genug  ist. 

Die  Gattungen  Piabuca  Cuv.  und  Schizodon  Agass.  werden  ver- 
einigt, was  sich  ebensowenig  rechtfertigen  lässt;  eine  neue  Art  P.  vit- 
lata  gehört  in   die  Gattung  Schizodon. 

In  der  Gattung  Hemiodus  stellte  Valenciennes  eine  neue  Art  H. 
nolalus  auf,  an  deren  Verschiedenheil  von  unserem  H.  unimaculatus  er 
jedoch  selbst  zweifelt;  ich  kann  jetzt  unsere  Originalexemplare  nicht 
mit  der  Valeiiciennes'schen  Abbildung  vergleichen  ,  bin  aber  von  der 
üebercinstiiiimiing  überzeugt. 


92       Troschel:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Ichthyologie 

Die  Zahl  der  Arten  der  GaUung  Tetragonopterus  steigt  hier  auf 
20,  indem  "Verf.  Iheils  die  von  uns  als  synonym  angesehenen  Fische 
der  verschiedenen  Autoren  zu  eigenen  Arten  erhebt,  theils  neue  hin- 
zufügt. 

Bry cinus  ist  eine  neue  Galtung  aus  dem  Nil,  den  Tetragono- 
pterus entsprechend  ,  der  Körper  ist  langslreckig ,  die  Zähne  ähnlich 
wie  bei  Tetragonopterus,  doch  sind  die  beiden  Reihen  des  Zvvischen- 
kiefers  weiter  von  einander  entfernt;  Rücken-  und  Afterflosse  sind 
hoch.      Einzige  Art:   B.  macrolepidotus. 

Eine  andere  neue  Gattung  erhält  den  Namen  Piabucina ,  sie 
hat  einen  langstreckigen  Körper,  Zähne  wie  Tetragonopterus,  jedoch 
oben  nur  eine,  unten  zwei  Reihen.  Die  Art  P.  erylhrinoides  stammt 
aus  den  Flüssen  von  Maracaibo.  Gasteropelecus  bleibt  unverändert, 
ebenso  Distichodus. 

In  der  Gattung  Alestes  erklärt  Verf.  den  Myletes  Allenii  Bennett 
für  identisch  mit  A.  nurse,  und  fügt  eine  neue  Art  A.  sethenle  aus  dem 
Senegal   hinzu. 

In  der  Gattung  Myletes  erklärt  Verf.  den  M.  aureus  Agass.  für 
identisch  mit  M.  duriventris  Cuv.  Die  Verrauthung,  dass  unser  M.  la- 
tus mit  M.  rhomboidalis  identisch  sei,  scheint  um  so  weniger  gerecht- 
fertigt, als  nach  Rüppell's  Älittheilung  M.  rhomboidalis  Cuv.  ein  echter 
Myleus  sein  soll  (vergl.  Horae  ichth.  Heft  HI.  Berichtigungen)  ;  frei- 
lich entsteht  hierbei  die  Frage,  wer  den  echten  M.  rhomboidalis  un- 
tersucht hat,  da  Valenciennes  auch  keine  üriginalexemplare  besessen 
zu  haben  scheint.  Als  neue  Arten  werden  beschrieben  M.  acanthoga- 
ster,  lobaius,  Palometa  (nur  Vermuthungen  über  den  Palometa  Hum- 
boldt's),   divaricalus,  Orbignyamts,  luna,  doidyxodon. 

In  der  Nähe  von  der  Gattung  Myleus,  die  unverändert  angenom- 
men wird,  gründet  Valenciennes  zwei  neue  Gattungen  :  Tom  et  es  zwei 
Zahnreihen  im  Zwischenkiefer,  die  der  äusseren  meisselförmig,  in  der 
innern  sind  die  mittleren  abgestutzt,  die  seitlichen  schneidend;  im  Un- 
terkiefer hinter  der  vorderen  Reihe  zwei  kleine  scharfe  Zähne.  Die 
Arten  trilobalus,  unüobatus  und  altipinnis  sind  sämmtlich  neu.  —  M y- 
lesinus  Schneidezähne  in  zwei  Reihen  mit  breiter  Krone  und  einem 
Einschnitt  jederseits,  dicht  hinter  dem  Raum  zwischen  den  beiden  Mit- 
telzähnen stehn  zwei  abgestutzte  Zähne;  keine  Zähne  hinter  der  Zäh- 
nen des  Unterkiefers.  M.  Schomburgkii  ist  eine  neue  Art.  Mir  schei- 
nen beide  Gattungen  nicht  hinreichend  ,  die  erstere  von  Myletes  ,  die 
letztere    von  Myleus  unterschieden. 

Unsere  Gattung  Brycon  wird  in  Chalceus  Cuv.  umgetauft,  und 
unsere  Galtung  Chalceus  wird  Chalcimis  genannt,  ein  herrliches  Mit- 
tel um  Verwirrung  anzurichten!  In  der  Gattung  Brycon  (Chalceus  Val.) 
sind  neue  Arten  ararapeera,  Orbignyanus,  rodopterus  ,  carpophaga;  der 
amazonicus  Spix   wird  zu  opalinus  Cuv.   gezogen,  und  unser  amazoni- 


während  des  Jahres  1849.  93 

cus  wegen  des  schwarzen  Fleckes  an  der  Schwanzflosse  zu  einer  neuen 
Art  Hilarii  gemacht.  Darüber  lässt  sich  schwer  entscheiden.  In  diese 
Gattung  verweiset  Verf.  auch  eine  Art  aus  dem  INil  den  Myieles  guile 
Joannis,  als  Ch.  guile,  den  wir  für  identisch  mit  Alesles  nurse  gehalten 
hatten.  Die  Gattung  Chaiceus  (^C halcinus  Val.)  wird  durch  zwei 
neue  Arten  Ch.  brachipomus  und  auritus  bereichert. 

Der  Galtung  Serrasalmo  (Verf.  schreibt  S  errasalmus)  werden 
humeralis  und  caribe  als  neue  Arten  hinzugefügt ;  auch  S.  marginatus  Val. 
wird  als  eigene  Art  behauptet.  In  der  Gattung  Pygocentrus  wird  P. 
Palometa  als  neue  Art  angeführt,  ebenso  in  der  Gattung  Pygoprislis  : 
P.  serrulatus.     Die  Gattung  Catoprion  bleibt  unverändert. 

Von  Hydrocyon  wird  eine  neue  Gattung  C  yn  op  otamus  durch 
zwei  Reihen  spitzer  Zähne  im  Zwischenkiefer  unterschieden,  der  Gau- 
men ist  ebenfalls  zahnlos ;  dahin  Hydrocyon  argenteus  und  humeralis 
Val.,  die  uns  nur  aus  der  Abbildung  bekannt  waren  ,  und  eine  neue 
Art  C.  gibbosns ,  in  der  ich  unsern  Epicyrtus  gibbosus  erkenne ;  bei 
einem  Exemplare  des  Eonner  Museums  finde  ich  in  der  That  zwei  Rei- 
hen Zähne  im  Zwischenkiefer,  die  Berliner  Exemplare  kann  ich  nicht 
vergleichen.  Unsere  Gattung  Hydrolycus  wird  mit  Raphiodon  Agass. 
vereinigt,  weil  auch  die  letztere  Gaumenzähne  besitze;  ich  lasse 
es  dahingestellt,  ob  die  übrigen  DifiTerenzen  nicht  geeignet  sein  möch- 
ten, die  Trennung  zu  rechtfertigen  ,  zumal  wir  die  Arten  der  Gattung 
Raphiodon  nicht  aus  eigener  Ansicht  kennen.  Der  Name  Cynodon  Spix 
wird  hergestellt,  trotzdem  er  bereits  bei  den  Pflanzen  vergeben  ist. 
Auch  der  Käme  Xiphorhynchus  Ag.  wird  statt  unseres  Xiphoramphus 
wieder  hergestellt  ,  obgleich  er  bereits  in  der  Ornithologie  verwendet 
ist;  wie  weit  soll  das  gehen?  Unser  X.  pericoptes  wird  für  identisch 
mit  hepsetus  erklärt. 

Agoniales  bleibt  unverändert  ;  Xiphostoma  wird  durch  3  Arten 
ocellalum,  maculatum  und  hujeta  bereichert. 

Diesen  Gattungen  reiht  sich  unmittelbar  die  Gattung  SalanxCuv., 
in  welche  auch  Leucosoma  Reevesii  Gray    als  zweite  Art  gehört,  an. 

In  einem  folgenden  Kapitel  werden  dann  die  Gattungen  Gono- 
stoma  Raf.,  Chauliodus  ßl.  ,  Argyropelecus  Cocco,  Sternoptyx  Herrn., 
üdontostoma  Cocco,  Scopelus  Cuv.  abgehandelt,  —  ferner  in  einem 
folgenden  Kapitel  die  Galtung  Saurus  Cuv.,  von  der  eine  neue  Gattung 
Saurida  abgetrennt  wird,  weil  sich  an  den  Gaumenbeinen  eine  dop- 
pelte Zahnreihe  findet ;  auch  sind  die  inneren  Strahlen  der  Bauchflos- 
sen nicht  so  verlängert,  wie  bei  Saurus  ;  dahin  2  Arten  Salmo  tombil 
Bloch  und  Denlex  nebulosus   Solander, 

Farionella  ist  eine  neueGatlung,  die  äusserliche  Aehnlichkeit 
mit  trutta  hat,  doch  mehr  an  Saurus  sich  anschliesst.  Der  Zwischen- 
kiefer bildet  den  ganzen  Mundrand,  der  sehr  kleine  Oberkiefer  ist  ganz 
dahinter  verborgen  und  ist  ohne  Zähne,  die  Zähne  im  Zwischenkiefer, 


94      Troschel:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Ichthyologie 

Unterkiefer  und  Gaumen  in  einer  Reihe,  auch  auf  der  Zunge  steht 
jederseits  eine  ähnliche  Reihe.  Die  Art  F.  Gayi  lebt  in  Brasilien.  — 
Die  Galtung  Aulopus  erhielt  von  Valenciennes  eine  neue  Art  ^. 
Milesii,  auch  die  Gattung  Chlorophlhalmus  Bonap.  wird  als  A.  Agasshi 
hieher  gezogen.  —  Den  Beschluss  des  Bandes  macht  die  Gattung  Ale- 
pisaurus    Lowe  mit  einer  neuen  Art  A.  amreus. 

St  an nius  zeigte  der  Versammlung  der  Naturforscher 
zu  Aachen  bei  einem  Salme,  wie  der  für  einfach  angesehene 
Ductus  choledochus  aus  zwei  Gängen  bestehe,  von  denen 
der  eine  der  Gallengang  ,  der  andere  der  Ductus  pancreati- 
cus. (Amtlicher  Bericht  ct.  Aachen  1849.  p.  163.) 

Martins  zeigte  der  societe  philomatique  de  Paris  an, 
dass  Haxo  ihm  brieflich  mitgetheilt ,  wie  die  Vermehrung 
von  Salmo  trutta  durch  künstliche  Befruchtung  den  besten 
Erfolg  gehabt  habe  (Institut  1849.  p.  77). 

Ayres  stellte  (Boston  Proc,  1848.  p.  69.)  eine  neue  Gattung 
Malacosteus  auf,  nach  einem  Fisch,  der  südlich  von  der  grossen 
Bank  von  Neu-Fundland  gefangen  wurde  ,  und  Aehnlichkeit  mit  Sco- 
pelus  haben  soll;  die  Art  heisst  M.  niger.  Sein  Kopf  nimmt  den  vier- 
ten Theil  der  ganzen  Länge  ein  ;  Mund  und  Kiemenspalten  sind  unge- 
heuer gross;  lange  scharfe  Zähne  im  Unterkiefer;  kleine  Flossen; 
keine  Schuppen  ;  ein  eigenthümlicher  Fleck  an  der  Wange  unter  dem 
Auge,  grosse  Weichheit  der  Gräten;  keine  Kiemenstrahlen  (?)  ;  nur 
ein  Rudiment  von  Schulterknochen.  Die  vollständige  Abhandlung  im 
Journal  of  the  Boston  Soc.  nat.  hist.  Vol.  VI.  no.  I.  ist  dem  Ref.  un- 
bekannt. 

Bleeker  bereicherte  die  Clupeenfamilie  durch  mehrere 
neue  Arten  und  eine  neue  Gattung  (Journ.  Ind.  Archip.  III. 
p.  72)  : 

Clupea  macassariensis  corpore  elongato  conipresso ,  allitudine  7 
in  eins  longitudine,  capite  acute  4%  in  corporis  longitudine;  ore  an- 
tico  edentulo;  squamis  magnis  ;  linea  laterali  recta  ;  ventrepaulum  ca- 
rinato;  pinna  dorsali  medio  dorso  posita;  colore  dorso  coeruleo,  late- 
ribus  et  ventre  argenteo,  basi  caudae  striis  4  coeruleis  longiludinalibus. 
D.  2.  9  ;  A.  1.  8.  —  C.  argyrotaeniata  corpore  elongato  conipresso, 
altitudine  7  in  eins  longitudine;  capite  acuto  5  in  corporis  longitu- 
dine; ore  antico  edentulo;  squamis  magnis;  linea  laterali  inconspicua  ; 
ventre  paulum  carinato;  pinna  dorsali  medio  corpore  posila  ;  colore  ex 
flavescente  hyalino,  vilta  laterali  nitente  argentea  lata,  D.  1.  9;  A.  1. 
12.  vel  1.  13.  —  C.  gibbosa  corpore  elongato  conipresso  4'/2  in  eins 
longitudine,  dorso    medio    in  gibbam  elevalo  ;    capite    5  in  longitudine 


wählend  des  Jahres  1849.  95 

corporis  ;  ore  antico  edentulo  ,  venire  valde  car-'nalo  serralo  ;  pinnis, 
dorsali  poslice  in  anteriore  corporis  parte  sita,  subquadrata  radio  pen- 
ultimo  paulum  longiore  ;  ventralibus  analique  parvis;  squamis  medio- 
cribus  striatis;  linea  laterali  conspicua;  colore  corporis  dorso  coeruleo, 
lateribus  venlreque  flavescente  argenteo ,  pinnis  flavicante.  D.  2.  15; 
A.  1.  20. 

Amhltj  gaster  nov.  gen.  Ossa  intermaxiilaria  parva,  maxiU 
laria  os  maxima  parte  constituentia  ;  corpus  elongatum  compressum, 
venire  obluso  rotundalo  non  serrato  ;  denies  nulli  ;  capul  supra  nudum ; 
oculi  niembrana  seniitecti  ;  genae  venosae ;  inembrana  branchiostega 
radiis  5.  A.  clupeoides  Rücken  blau  ,  Seiten  und  Bauch  gelblich  sil- 
berfarbig, Schnauze  schvi'arz  ,  Flossen  gelblich,  die  vorderen  Strahlen 
der  Brustflossen  hinten  braun,  ü.  3.  15;  A.   1.   16  vel  1.   17. 

Engraulis  Zollingeri  Rückenflosse  zwischen  Bauch  -  und  After- 
flosse ;  Farbe  grün  (colore  viridi-^hyalino)  mit  breiter  silberner  Längs- 
binde, Flossen  gelblich.  D.  2.  11;    Ä.   17. 

Storer  stellte  zwei  neue  Arten  der  Gattung  Alosa  auf  (Boston 
Proc.  1847.  p.  242),  beide  von  Provincetown  :  A.  cijanonoton  oben  bläu- 
lich, an  den  Seiten  und  an  den  Kiemendeckeln  kupfrig,  unterhalb  sil- 
berfarbig, ein  grosser  schwarzer  Fleck  an  der  Schulter.  10  Zoll.  D. 
17;  A.  17.  —  A.  lineata  Seiten  silberfarbig  mit  6  —  8  undeutlichen 
bläulichen  Längslinien,  Brust  -  und  Schwanzflossen  dunkelbraun,  After- 
und  Bauchflossen  fast  weiss,  Unterkiefer  vorstehend.  15  Zoll.  ü.  17; 
A.  20.  —  Bei  Bleeker  (Journ.  Ind.  Archip.  IL  p.  638.)  findet  sich 
ebenfalls  eine  neue  Art  dieser  Gattung  A.  brems  corpore  oblonge,  com- 
presso;  altiludine  3  fere  in  eius  longitudine;  capite  4  in  longitudine 
corporis,  ore  edentulo;  maxilla  superiore  inferiore  longiore;  oculo 
diaraetro  3  in  capitis  longiludine,  dorso  venlreque  convexis,  venire  cul- 
trato  Spinoso,  pinna  caudali  non  squamosa ,  profunde  excisa ,  colore 
dorso  coeruleo,  lateribus  venlreque  flavescenle  argenteo,  pinnis  flavo. 
D.   1.  17;  A.    1.  17?  Bima. 

Kölliker  beschrieb  die  electrischen  Organe  des 
Mormyrus  longipinnis,  die  zuerst  von  Rü p  p  e  1 1  entdeckt,  dann 
von  Gemminger  und  Er  dl  (Münchener  gelehrte  Anz.  1846. 
p.  405.)  für  electrische  Organe  erklärt  waren,  und  erläuterte 
die  Beschreibung  durch  Abbildungen  (Zweiter  Bericht  von 
der  zootoinischen  Anstalt  zu  Würzburg.  Leipzig  1849.  p.  9). 
Diese  Organe  liegen  zu  den  Seiten  des  Schwanzes  und  zer- 
fallen jederseits  in  ein  oberes  und  unteres  Organ.  Jedes 
stellt  eine  längliche  Kapsel  dar ,  welche  durch  viele  quere 
Seitenwände   in   Fächer    gelheilt  wird,  und  lässt  sich  daher 


9Ö       Troschel:  Bericht  über  die  Leistungen   in  der  Ichthyologie 

mit  einer  einzigen  horizontal  liegenden  Säule  des  electrischen 
Apparates  des  Zitterrochens  vergleichen. 

Conger  chilensis  Guichenol  bei  Gay  1.  c.  corpore  brevi,  po- 
slice  valde  attcnuato,  rubro,  fusco  niarmoralo,  capite  eiongalo,  denti- 
bus  acutis,  conicis,  siiperioribus  recurviuscuh's ;  pinna  dorsi  fere  supra 
medium  pecloraiium  capiente,  caudali  acuta,  pinnis  capiteque  plus  rai- 
nusve  fuscis,  abdomine  pallide  rubro.  2  Fuss. 

Einen  neuen  \a\  Muraena  macrocephala  bildete  Rapp  ab  (Wür- 
tembergische  Jahreshefte.  Jahrg.  IV.  p.  142.  Taf.  2.  1848.)  Leib  schlan- 
genförmig,  Kiefer  abgestumpft,  Unterkiefer  länger;  alle  Zähne  von  glei- 
cher Länge  ;  auf  jeder  Seite  des  Oberkiefers  ein  kurzer  Fülilfaden  ;  das 
vordere  Nasenlocli  viel  kleiner  als  das  hintere;  Kopf  sehr  dick.  Die 
Rückenflosse  beginnt  über  dem  Anfang  der  Afterflosse;  Rücken-, 
Schwanz-  und  Afterflosse  zusammenfliessend.  KiemenöfTnuug  vor  der 
Brustflosse.  Unter  der  überhaut  liegen  sehr  schmale  und  lange  Schup- 
pen in  Zickzacklinien.  Seitenlinie  am  Schwanz  deutlich.  Gleichför- 
mig lebhaft  dunkelbraun,  an  der  untern  Seite   heller.   28  Zoll.   Katal. 

Muraenophis  appendiculata  Guichenot  bei  Gay  1.  c.  pinna 
caudalis  lata,  truncata  quadrataque  ;  appendicibus  subtus  quam  subinae- 

qualibus  duabus  ;  colore  corporis  fusco-obscuro.   1  Fuss.  M.  porphy- 

reus  ib.  maxillarum  dentibus  parvis,  acutis,  haud  curvatis,  biseriatis,  ad 
palatum  una  caeteris  validiere,  rostro  prominente,  corpore  elongato, 
flavescente,  rufo-niarmorato.  3  Fuss. 

Müller  und  Troschel  charakterisirten  in  den  Horae  ichth.  IlL 
p.  13.  die  Galtungen  der  Familie  der  Gymnotinen  näher  (vergl.  den 
vorjährigen  Bericht)  ,  und  fügten  ihrer  Gattung  Sternopygus  eine  fer- 
nere neue  Art  St.  tumifrons  aus  Südamerika  hinzu  ;  sie  ist  einfarbig, 
der  Unterkiefer  ist  länger  als  der  Oberkiefer.  8  Zoll.  —  Sternarchus 
oxyrhynchus  ist  ib.  abgebildet. 

Plectognathi. 
Observations  sur  l'osteologie  du  poisson  appele  Triodon 
macroptere  parCamille  Dar  est e  (Annales  des  sc.  nal.  XII. 
p.  68.)  enthält  eine  Beschreibung  des  Skeletes  dieses  sehr 
seltenen,  von  Reinwardt  entdeckten  und  von  Lesson  und  Gar- 
not in  derVoyage  de  la  Coquille  kurz  beschriebenen  Fisches. 
Besonders  ist  auf  die  Abweichungen  von  Diodon  und  Tetro- 
don  hingewiesen.  Verf.  sagt  ani  Schluss  :  „Obgleich  Triodon 
grosse  Analogien  mit  den  Gymnodonten  zeigt,  so  entfernt  er 
sich  doch  durch  ziemlich  scharfe  Charaktere,  und  man  möchte 
vielleicht  gezwungen  werden  bei  gründlicherer  Kenntniss,  ihn 


während  des  Jahres  1849.  97 

ZU  einer  besonderen  Gruppe  zu  erheben.  Er  stimmt  mit  den 
Gymnodonlen  in  dem  knöchernen  Kopf,  in  dem  Zungenbein 
und  Kiemenapparat,  den  vorderen  Gliedmassen  und  in  der 
Beschaffenheit  der  Kiefer  überein,  er  entfernt  sich  von  ihnen 
durch  die  Bildung  der  Wirbelsäule,  das  Vorhandensein  sehr 
entwickelter  Rippen  und  die  Gegenwart  eines  beweglichen 
Knochens  zum  Heben  und  Senken  der  Wamme.«« 

Tetraodon  papua  Bleeker  (Ican  Papoea  djanlan.  Valentyn  Ind. 
Amb.  III.  p.  249.)  ist  Journ.  Ind.  Archip.  II.   p.  638.  charaklerisirt. 

Parlby  schilderte  den  Fang  eines  Orthagoriscus  mola  von  6 
Fuss  3  Zoll  Länge  an  der  Chesil-Bank ,  Dorselshire.  (Proc.  zool.  soc. 
Jan.  1849). 

Batistes  melanopleura  Bleeker  (Journ.  Ind.  Arch.  III.  p.  73)  am 
Schwanz  drei  Reihen  Stacheln,  oberhalb  grün,  unterhalb  gelb  mit  drei 
blauen  Binden  von  den  Brustflossen  zur  Stirn,  und  einem  grossen  schwar- 
zen Fleck  über  dem  After;  Flossen  rosenrölhlich  gelb,  Rücken-  und 
Afterflosse  am  Grunde  violett  mit  2  blauen  Längsbinden.  D.  3 — 3.  23; 
A.  2.   21.  (Valentyn  Ind.  Amb.  III.   p.  400.  fig.  173.)  Macassar. 

Eine  neue  Gattung  Po  gonognathus  stellte  Bleeker  (Journ. 
Ind.  Archip.  III.  p.  73.)  mit  folgenden  Charakteren  auf:  Corpus  elon- 
galum  valde  compressum ,  villosiusculum  ;  pinnae  dorsalis  primae  loco 
filum  osseum  tenue  unicum  ;  ossa  pelvis  sub  cute  occulta  ;  maxilla  in- 
ferior cirro  carnoso  unico  magno;  dentes  in  singulis  maxillis  4  acuti ; 
mas  pelvi  producta.  Die  Art,  welche  Veranlassung  zur  Aufstellung  die- 
ser Gattung  gegeben  hat,  ist  P.  barbatus  (Aluthera  barbala  S.  iMüll.); 
Verf.  ist  ungewiss,  in  welcher  Beziehung  Aluteres  cryptacanthus  Cuv. 
(Renard  II.  part.  p.  1.  2.  fig.  284)  und  Anacanthus  barbatus  Gray  Ind. 
Zool.   Vol.  I.  tab.  84.  fig.  2.  zu  seiner  Art  stehen. 

Oslracion  Valentini  Bleeker  (Ikan  Peli,  Valentyn.  Ind.  Amb.  III. 
fig.  36.)  ist  Journ.  Ind.  Archip.  II.  p.  639.  aufgestellt. 

Granoiflei. 

Sodoffski  hielt  im  naturforschenden  Verein  zu  Riga 
(Correspondenzblatt  desselben  1849.  p.  41.)  einen  Vortrag  über 
die  Störgattungen  des  caspischen  und  schwarzen  Meeres. 
Es  werden  vier  Arten  beschrieben  und  abgebildet :  A.  huso, 
slurio,  stellatus,  ruthenus.  Daran  schliesst  sich  eine  Schil- 
derung der  Störjagd  auf  dem  Uralflusse. 

Selachil. 

ScylUum  chilense  Guichenot  bei  Gay  1.  c.  Omnibus  pinnis  ro- 
Archlv  f.  Naturgesch.  XVI  Jahrg.  2.  Bd.  Q 


98  Troschel:  Bericht  über  die  Leistungen  u.  s.  w. 

tundatis,  caudali  emarginata,  colore  corporis  griseo-fusco,  maculis  nigris 
obscurius  punclato.  2  Fuss  lang. 

Spinax  fernandezianus  Guichenot  bei  Gay  1.  c.  corpore  te- 
reli,  parte  superiore  griseo-cinerea,  inferiore  albicante,  pinnis  omnibus 
subcinereis,  hierzu  werden  als  fragliche  Synonyme  Squalus  fernandinus 
Molina  und  Squale  aeguillat  Lacep.  gezogen. 

Stör  er  erkannte  den  Hammerfisch  von  Frovincetown  als  eine 
neue  Art  Zygaena  subarcuata  ,  Kopf  noch  einmal  so  breit  wie  lang, 
vorn  convex,  hinten  concav;  die  Entfernung  der  Schnauze  von  der  er- 
sten Rückenflosse  gleicht  dem  vierten  Theil  der  ganzen  Länge.  2  Fuss 
lang.  (Boston  Proc.  1848.  p.  70.). 

Derselbe  gründete  ib.  p.  71.  auch  eine  neue  Art  Carcharias 
Atwoodi  von  Frovincetown;  oben  bleigrau,  unten  weiss,  Körper  vor 
den  Bauchflossen  sehr  kurz  ,  Brustflossen  gross ,  Afterflosse  hinter  der 
zweiten  Rückenflosse,  Zähne  oben  und  unten  gross  ,  dreieckig,  gesägt, 
die  des  Unterkiefers  kleiner,  etwa  24  Zähne  in  jeder  Reihe. 

Raja  chilensis  Guichenot  bei  Gay  1.  c.  rostro  subelongato, 
acuto,  aculeis  versus  anguloruni  pinnarum  pectoralium  in  maribus  sim- 
pliceque  eorum  serie  in  cauda ,  pectoralibus  angulosis  ,  corporis  colore 
fusco-rubescente. 

Ein  grosser  Roche  von  19  Fuss  Breite,  mit  zwei  Reihen  Zähne 
im  Munde  wurde  im  Golf  von  Californien  gefangen,  und  ihm  vonNew- 
man  der  Name  B  rachioplilon  Hatniltoni  beigelegt.  Eine  nähere 
zoologische  Beschreibung  muss  abgewartet  werden.  (The  zoologist.  No. 
74.  1849;  daraus  in  Schieiden  und  Froriep's  Notizen  IX.    p.  328.). 

Torpedo  chilensis  Guichenot  bei  Gay  1.  c.  corpore  omnino  ro- 
tundato,  fusco-nigricante. 

Cyclostoini. 

Quatrefag-es  theilte  der  Soc.  philomatique  de  Paris 
die  Resultate  seiner  anatomischen  Untersuchungen  an  Ammo- 
coetes  branchialis  mit,  diese  beziehen  sich  vorzüglich  auf  das 
lückenhafte  Circulationssystem  (Institut  1849.  p.  220.). 


Bericht  über  die  lieistung^en  im  Oebiete  der 

maturg^eschichte  der  Mollusken  während 

des  Jaiires  M$49. 


Vom 
Heransg-eber« 


In  der  interessanten  Schrift  von  R.  Leuckart:  „lieber 
die  Morphologie  und  die  Verwandtschaftsverhältnisse  der  wir- 
bellosen Thiere ,  Braunschweig  1848.  S.^  ist  auch  den  Mol- 
lusken ein  Abschnitt  gewidmet.  Am  Schluss  spricht  Verf. 
seine  Ansicht  über  das  System  der  Mollusken  dahin  aus,  dass 
er  4  Klassen  annimmt:  1.  Tunicata  mit  den  Ordnungen  1) 
Ascidiae,  2)  Salpae.  II.  Acephala  mit  den  Ordnungen  3) 
Lamellibranchiata,  4)  Brachiopoda.  III.  Gasteropoda  mit  den 
Ordnungen  5)  Heterobranchiata  (in  der  die  Hypobranchiata, 
Pomatobranchiata  und  Pteropoda  vereinigt  sindj,  6)  Dermato- 
branchiata  (Gymnobranchiata  und  Phlebenterata),  7)  Pulmo- 
nata,  8)  Heteropoda,  9)  Clenobranchiata,  10)  Cyclobranchiata, 
(die  Aspidobranchiata  will  Verf.  aullösen,  indem  er  Halyotis 
zu  den  Ctenobranchiaten,  Fissurella  und  Emarginula  vielleicht 
zu  den  Pomatobranchiaten  bringen  will,  welche  Trennung  je- 
doch gewiss  unstatthaft  ist;  Ref.  vereinigt  sie  mitTrochoiden 
und  Neriten  zu  einer  eigenen  Ordnung  Rhipidoglossata.  lie- 
ber die  Stellung  der  Cirribranchiaten  und  Tubulibranchiaten 
spricht  sich  Verf.  unbestimmt  aus).     IV.  Cephalopoda. 

In  F.  J.  C.  Mayer's  „System  des  Thier- Reiches  oder 
Eintheilung  der  Thiere   nach  einem  Princip"  (Verhandl.  des 


100        Troschel:  Bericht  über  die  Leistungen  im  Gebiete  der 

nat.  Vereins  d.  Preiiss.  Rlieinlande  1849.  p.  205.)  wird  das 
was  man  sonst  unter  Mollusken  versteht,  zweien  Klassen  ein- 
verleibt. 

Die  7te  Klasse  nämlich  heisst  S  tomalom  elea  Mundglieder- 
thiere  und  enthält  vier  Ordnungen:  1.  Cotyleopoda  Napffüsser  (Argo- 
nauta,  Octopus  ,  Eledone ,  Loligo  ,  Onycholeulhis ,  Sepia,  Spirula).  2. 
Gymnopoda  (Nautilus).  3.  Bostrychopoda  Schnurrenfüsser  (Lepas,  Ba- 
ianus, Coronula,  Tubicinella ,  Orion,  Pollicipes).  4.  Brachiopoda  Arm- 
füsser  (Lingula,  Orbicula,  Crania,  Terebratula) ;  —  die  8te  Klasse  heisst 
G  asteromelea  Bauchgliederthiere  ;  sie  besieht  aus  5  Ordnungen:  1. 
Palmatopoda  Sohlengänger.  2.  Pelecypoda  Beilfüsser.  3.  Heteropoda 
Kielfüsser.  4.  Pieropoda  Flossenfässer.  5.  Apoda  Ohnefüsser  (Tu- 
uicala). 

Die  „Proceedings  of  the  Boston  society  of  natural  hi- 
story",  welche  von  1841  an  erschienen  sind,  haben  leider 
bisher  nur  sehr  unvollständig  für  die  Jahresberichte  benutzt 
werden  können.  Die  Jahre  1841 — 1844  bilden  ein  erstes, 
die  Jahre  1845  —  1847  ein  zweites  Bändchen,  u.  s.w.  Wenn- 
gleich ein  vollständiges  Nachholen  nicht  wohl  thunlich  er- 
scheint, so  möchten  den  Lesern  dieser  Berichte  doch  einige 
Andeutungen  über  den  die  Mollusken  betreffenden  Inhalt  will- 
kommen sein. 

Band  1.  J.  W.  Mighels  stellte  25  neue  Arten  aus  Neu-England 
auf  p.  48.  aus  den  Gattungen  Thracia,  Cyclas,  Nucula,  Pecten,  Chiton, 
Cemoria  ,  Bulla,  Fhysa,  Limnaea  ,  iVlargarila  ,  Trochus,  Cingula,  Turri- 
tella,  Pleurotoma  ,  Fasciolaria,  Fusus.  —  ßinney  stellte  p.  51.  eine 
neue  Gattung  von  Limacinen  unter  dem  Namen  Tebennophorus 
auf,  deren  Mantel  den  ganzen  Körper  bedeckt  (T.  Carolinensis  Bosc.) 
und  beschreibt  zwei  neue  Arten  Limax  campestris  und  Philomycus  dor- 
salis.  —  Gould  über  die  Locomotion  von  Mytilus  edulis  p.  72.  — 
p.  104.  Kritische  Bemerkungen  über  die  Arten  der  Gattung  Pupa  aus 
den  vereinigten  Staaten.  —  p.  129.  Mighels  beschrieb  7  neue  Ar- 
ten :  Astarte  Portlandica,  Bulla  perlenuis  ,  Limnea  ampla ,  Phasianella 
sulcosa,  Margarita  minutissima,  Delphimda  coarclata.  —  p.  138.  Neue 
Arten  von  Gould  Cyclostoma  catenatum,  pernohilis,  sectilabrnm,  Conus 
eastrensis,  Unio  tavoyensis,  crispata,  foliacea,  exolescens  und  einige  He- 
liceen ,  die  in  PfeifTer's  Monogr.  Heliceorum  berücksichtigt  sind.  — 
p.  144.  Gould:  Paludina  doliaris,  petrosa,  Mclania  batana,  varicosa. 
—  p.  154.  VVyman  anatomische  Bemerkung  über  Tebennophorus  und 
Giandina.  —  p.  157.  Gould  Helix  pellucida,  Bulimus  rubicundulus,  in- 
terslinctus,  Achatina  torrida,  involuta ,  Pupa  pumilio,  capitata,  Melania 


Naturgeschichte  der  Mollusken  während  des  Jahres  1849.      101 

mutans  von  Africa.  —  p.  160.  Goiild  Anodonta  Salireniana  und  in- 
oscularis  aus  dem  Fluss  Salwen  in  Britisch  Burmah.  Aus  beiden  Arten 
nebst  A.  edentula  und  Stewarlii  wird  ein  besonderes  Subgenus  Pseu- 
dodon  aufgestellt  wegen  eines  zahnartigen  Vorsprunges  in  jeder 
Schale.  —  p.  174.  Helix  setigera  und  stelhda  Gould  von  den  Sand- 
wlchinseln.  —  p.  187.  Ali  gh  eis:  Pupa  costulata,  Helix  subtneris, 
Osteodesma  aeruginosa ,  Teilina  elucens,  Mytilus  minganensis,  Bulla  in- 
cincta ,  Cypricardia  nodulosa,  corrugata,  Pleurotoma  insculpta,  Schizo- 
stoma  cylindracea,  curla.  Nach  Gould  ib.  p.  189.  ist  P.  costulata  = 
Helix  harpa  Say  und  C.  nodulosa  =  Carditamera  Floridana.  —  p.  204. 
Lea  stellte  auf:  Pholas  semicostata ,  Bulla  biplicata  ,  Littorina  lunala, 
Cingula  robusta ,  modesta,  turriculus. 

Band  2.  p.  1.  giebt  Adams  eine  Synopsis  von  neuen  Conchy- 
Jien  von  Jamaica ,  mit  70  marinen  Arten ,  worunter  eine  neue  Gat- 
tung Thetis  verwandt  mit  Astarte,  aber  mit  vorderem  entfernten  Sei- 
tenzahn in  jeder  Schale,  und  kaum  angedeuteter  Mantelbucht,  mit  zwei 
Arten;  48  Landschnecken,  von  denen  die  Heliceen  in  PfeifFer's  Monogr, 
Helic.  berücksichtigt  sind  ,  und  3  Süsswasserschnecken.  —  p.  18.  be- 
schreibt Mighels  51  Arten  Schnecken  von  den  Sandwicbsinseln  (nur 
Sigarelus  filicatus  ist  von  Zanzibar).  —  p.  26.  finden  sich  12  Arten 
ebendaher  von  Gould.  —  p.  37.  zeigte  Gould  7  Arten  von  Liberia  an. 
—  p.  53.  Unio  paludicolus  und  papyraceus  von  Gould.  —  p.  59.  fin- 
det sich  die  Angabe,  dass  Leidy  bei  Tebennophorus  carolinensis  und 
Planorbis  parvus  den  Liebespfeil  gefunden  habe.  —  p.  83.  glaubt  Gould 
auch  die  Schalen  von  Lottia  und  Patella  unterscheiden  zu  können,  in- 
dem sich  bei  ersterer  vorn  an  der  linken  Seite  eine  schwache  Grube 
oder  Undulation  finde,  die  in  directer  Fortsetzung  vom  seitlichen  Rande 

des  Nackentheils  des  Muskeleindrucks  zu  dem  Schalenrande  verlaufe.  

p.  98.  charakterisirt  Gould  folgende  neue  Arten  von  Tavoy  in  Birmanien 
Helix  saturnia,  refuga,   honesta,  Bulimus  moniliferus,  Pupa  mellUa,  Suc~ 

cinea  semiserica^  Melania  herculea,  Amnicola  cincta,  Nucula  turgida. 

p.  101.  Bulimus  turnix  von  Brasilien.  —  p.  102.  füfifte  Adams  der 
Aufzählung  der  Mollusken  von  Jamaica  fünf  Arten  hinzu.  —  p.  133. 
machte  Adams  Bemerkungen  über  die  Mollusken  Jamaica's,  er  kennt 
im  Ganzen  365  Arten  in  97  Gattungen.  —  Ueber  die  neuen  Mollusken 
von  der  United  States  exploring  expedition,  die  Gould  in  diesem  Bande 
von  p.  141—192.  aufstellte  ,  ist  im  Berichte  über  das  Jahr  1846  be- 
richtet. Das  in  den  Proc.  Boston  Soc.  vom  Jahr  1847  und  1848  ent- 
haltene Material  ist  unten  am  entsprechenden  Orte  aufgenommen,  weil 
es  noch  nicht  zu   alt  ist. 

Von  Philippi's  „Abbildungen  und  Beschreibungen 
neuer  oder  wenig  bekannter  Conchylien.  Cassel.«  erschienen 
im  Jahr  1849  die  4.  5.  und  6.  Lieferung  des  dritten  Bandes. 
Die  in  diesen  drei  Heften    enthaltenen  Tafeln    sind  den  Gat- 


102      Troschel:  Bericht  über  die  Leistungen  im  Gebiete  der 

tungen  Cerithium,  Dolium,  Buccinum,  Fasciolaria,  Palella  und 
Acmaea,  Bulimus  ,  Achatina,  Unio  ,  Area  ,  Cyrena ,  Venus, 
Teilina  und  Pholas  gewidmet. 

Von  dem  „Systematischen  Conchylien-Cabinet  von  Mar- 
tini und  Chemnitz,  neu  herausgegeben  von  Küster"  erschie- 
nen im  Jahr  1849  die  Lieferungen  80 — 89.  Sie  enthalten 
grösstentheils  neue  Tafeln,  die  den  besten  Abbildungen  aus 
dem  Felde  der  Conchyliologie  an  die  Seite  gesetzt  werden 
können.  Die  Abbildungen  stellen  Arten  aus  den  Gattungen 
Trochus,  Helix,  Cyclostoma,  Pupina,  Callia,  Pterocylos,  Geo- 
melania,  Acicula,  Turbo,  Natica  dar.  Der  Text  enthält  Bogen 
10  von  Turbo,  Bogen  6 — 15  von  Trochus,  Bogen  1 — 2  von 
Natica,  Bogen  26—36  von  Helix  und  Bogen  13-— 26  von  Cy- 
clostoma, Pterocyclos,  Pupina,  Callia,  worüber  auf  die  unten 
am  entsprechenden  Orte  gemachten  Angaben  verwiesen  wird. 

Von  G.  B.  Sowerby's  Thesaurus  Conchyliorum  er- 
schien während  des  Jahres  1849  Part.  X.  mit  Monographien 
der  Gattungen  Pholas,  Triomphala,  Xylophaga  und  Neritina. 
Von  der  Gattung  Pholas  sind  42  Arten  abgebildet.  Die  Gat- 
tung Triomphalia  (neue  Gattung  s.  unten)  enthält  3,  die  Gat- 
tung Xylophaga  nur  2  Arten.  Die  Gattung  Neritina  hat  hier 
116  Arten. 

Schmerzlich  muss  ich  es  bedauern,  über  Reeve's  ge- 
rühmte Conchologia  iconica  in  diesen  Berichten  keine  näheren 
Angaben  machen  zu  können,  da  mir  dieses  kostbare  Werk 
nicht  zugänglich  ist,  obgleich  ich  alljährlich  wegen  dieser 
Berichte  eine  Reise  nach  Berlin  unternehme. 

Gould  setzte  die  Beschreibungen  neuer  Arten  von  der 
Exploring  Expedition  ,  wie  sie  im  Jahr  1846  begonnen  wa- 
ren, während  des  Jahres  1847  u.  1848  in  den  Proc.  of  Boston 
Soc.  nat.  bist,  fort,  theilte  auch  andere  neue  Arten  von  Con- 
chylien  mit,  die  um  somehr  unten  angeführt  zu  werden  ver- 
dienen, als  die  Heliceen  unter  ihnen  noch  nicht  in  Pfeiffer's 
Monographie  haben  aufgenommen  werden  können.  Leider 
verbietet  es  der  R^um,  ausführlichere  Angaben  über  sie  zu 
machen. 


Naturgeschichte  der  Mollusken  während  des  Jahres  1849.       103 

Von  der  „History  of  britisch  Mollusca  and  Iheir  Shells 
by  E.  Forbes  and  Sylvanus  Hanley.  London  8.«  er- 
schienen im  Jahr  1849  die  Lief.  13—24. 

Sie  behandeln  die  Familien  Cardiadae  (Cardiura),  Lucinidae  (Lu- 
cina, Diplodonta) ,  Kelliadae  (Monlacula  ,  Turtonia,  Kellia,  Leplon,  Ga- 
leomma),  Cycladidae  (Cyclas,  Pisidium),  Unionidae  (Unio  mit  Margari- 
tana  vereinigt,  Anodonta),  Mytilidae  (Dreissena,  Mylilus,  Modioia,  Cre- 
nella),  Arcadae  (Nucuia,  Leda,  Area,  Pectunculus),  Aviculaceae  (Avicula, 
Pinna),  Ostreadae  (Lima,  Pecten  ,  Ostrea  ,  Anomia);  —  Terebratulidae 
(Hypolhyris  ,  Terebratula  ,  Megathyris) ,  Craniadae  (Crania).  Hier  fol- 
gen Supplementary  notes  on  the  Acephala,  die  sich  fast  ausschliesslich 
auf  Tunicaten  beziehen.  —  Dann  schliessen  sich  die  Pteropoda  (Hya- 
laea,  Spirialis)  an.  —  Hierauf  die  Gasteropoda  Prosobranchiata  :  Chi- 
tonidae  (Chiton),  Patellidae  (Patella,  Xcmaea,  Pili  diu  m  n.  gen.,  Pro- 
pilidium  n.  gen.),  Dentaliadae  (Dentalium) ,  Calyptraeidae  (Pileopsis, 
Calyptraea),  Fissurellidae,  (Fissurella  ,  Puncturella  Lowe,  Emarginula). 
Jedes  Heft  ist  von  vier  schönen  Tafeln  begleitet.  Die  neuen  Galtun- 
gen und  Arten  sind  unten  näher  angezeigt. 

William  Thompson  fügt  der  Fauna  von  Irland  17 
Molluskenarten  hinzu  (Annais  IIL  p,  351.). 

J.  G.  Jeffreys  legte  der  British  Association  Sept. 
1849  einige  (6)  von  George  Barlee  bei  Lerwick  gefangene 
Mollusken  vor ,  unter  ihnen  eine  neue  Rissoa  (Annais  IV. 
p.  299.). 

In  den  Annais  III.  p.  507.  ist  von  Robert  Mac  An- 
drew ein  Verzeichniss  von  Mollusken  aus  der  Bucht  von 
Vigo  im  nordwestlichen  Spanien  bekannt  gemacht,  welches 
176  Arten,  die  jedoch  nicht  alle  der  Species  nach  bestimmt 
sind,  enthält.  Die  Molluskenfauna  nähert  sich  mehr  der  Bri- 
tischen als  der  Mittelmeerischen  ,  während  die  vom  Cap  St. 
Mary  ganz  mittelmeerisch  ist. 

Von  der  „Histoirc  naturelle  des  Mollusques  terrestres  et 
d'eau  douce,  qui  vivent  en  France  par  Tabbe  Dupuy"  (vgl. 
dies  Archiv  1848.  IL  p.  218)  ,  ist  im  Jahr  1848  auch  die 
zweite  Lieferung  erschienen.  Sie  enthält  die  Gattung  Helix, 
von  der  59  Arten  beschrieben  werden. 

„Verzeichniss  der  im  Herzogthum  Nassau,  insbesondere 
in  der  Umgegend  von  Wiesbaden   lebenden  Weichthiere  von 


104       Troschel:  Bericht  über  die  Leistungen  im  Gebiete  der 

Thomae"  (Jahrbücher  des  Vereins  für  Naturkunde  im  Her- 
zogthum  Nassau.  Heft  IV.  1849.  p.  206.).  Es  werden  hier 
110  Arten  aufgezählt,  unter  denen  94  Schnecken  ,  16  Mu- 
scheln. 64  Arten  sind  Landbewohner,  46  Arten  leben  im 
Wasser. 

In  den  Schriften  der  Gesellschaft  zur  Beförderung  der 
gesammten  Naturwissenschaften  zu  Marburg.  Bd.  VII.  1849. 
p.  117.  „Topographie  des  Physikatsbezirks  Eschwege  von 
Schreiber«  findet  sich  ein  kleines  Verzeichniss  der  dort 
lebenden  Mollusken.     Es  besteht  aus  30  Arten. 

Von  einer  Schrift  „Systematisches  Verzeichniss  der  in 
der  Provinz  Krain  vorkommenden  Land-  und  Süsswasser- 
Conchylien ,  mit  Angabe  der  Fund -Orte,  von  Ferd.  Joh. 
Schmidt,  in  Schischka ,  Laibach  1847.  8.  27  S."  habe  ich 
nur  durch  die  Anzeige  von  M  e  n  k  e  in  der  Zeitschr.  f.  Ma- 
lak.  1849.  p.  161.  Kennlniss  bekommen.  Es  finden  sich  hier- 
nach im  Herzogthum  Krain  im  Ganzen  197  Arten,  unter  de- 
nen 127  Landschnecken,  48  Süsswasserschnecken  und  22  Mu- 
scheln. —  Ebenso  kenne  ich  nur  aus  derselben  Anzeige  die 
Schrift:  „Besuch  der  Seleer  Grotte,  der  Berg-Ruine  Fried- 
richsstein bei  Gottschee  und  der  Grotten  von  Podpetsch,  Kom- 
polje  und  Laschitz  im  August  1848.  3  Quartseiten,  Schischka 
1849.  F.  J.  Schmidt  sen.« 

In  der  Revue  zoologique  1849.  p.  254  ist  nach  dem 
Tode  des  Verfassers  ein  Verzeichniss  in  Ungarn  lebender  Mol- 
lusken von  Porro  abgedruckt. 

Bemerkungen  über  einige  Land-  und  Süsswasser-Mol- 
lusken  Russland's  machte  Siemaschko  in  den  Petersburger 
Bulletins  VII.  no.  15.  p.  225.  bekannt.  Der  Aufsatz  ist  von 
einer  Tafel  mit  Abbildungen  begleitet,  auf  der  die  neuen  Ar- 
ten und  ausserdem  Dreissena  polymorpha  und  alba  dargestellt 
sind.  Schliesslich  giebt  Verf.  eine  Tabelle,  in  welcher  die  An- 
zahl der  Arten  von  Petersburg,  Oslseeprovinzen ,  Preussen, 
Schweden,  Grossbritanien  und  Sibirien  vergleichend  zusam- 
mengestellt sind. 

Unter  dem  Titel  ^^die  Meeresmollusken  Russlands  in  ih- 


Nalurgescbichte   der  Mollusken  während  des  Jahres  1849.     105 

ren  Beziehungen  zur  zoologischen  und  physikalischen  Geo~ 
graphie«  machte  v.  Middendorf  sehr  interessante  Mitthei- 
lungen cBullet.  de  Petersburg.  T.  VIII.  no.  5.). 

Es    werden    folgende    Faunen -Gebiete    unterschieden:     1)    das 
AraUKaspische,  es  ist  unvergleichlich   arm,   enthält  nur  10  Arten, 
von  denen  5  der  Galtung  Pholadomya,  5  der  Gattung  Cardium  angehö- 
ren    die  Aral-Fauna  scheint    eine    verarmte  Kaspische ;   das    Faunenge- 
biet ist  ein  völlig  selbstständiges.     2)  Das   P  ontische  ,  reicher  doch 
noch  höchst  arm,  umfasst  64  Arten  in  34  Galtungen,  und  ist  eine  ver. 
armle  Mittelmeerfauna,    hat  mit  dem    vorigen  Gebiete    2  Arten  Phola- 
domya gemein.     3)  D  a  s    Baltische    enthält  nur    9  Arten  in   7  Gat- 
tungen, ist  eine  höchst    verarmte  Europäisch  -  boreale  Fauna.     4)  Das 
Polare  besitzt  173  Arten,  welche  im  Polarbocken  sowohl  als  auch  im 
Allantischen  und  Berings  -  Arme  vorkommen.      Von  ihnen  sind  45  Ar- 
ten circumpolar,  werden  also  in  beiden  Armen  gefunden,  ausserdem   hat 
der  Atlantische  Arm  noch    34'',  der  Berings  -  Arm    noch    36  andere  Ar- 
ten, die  polare  genannt  werden  ;  ausserdem  hat  der  Berings-Arm  noch 
58  Arten ,    deren    Verbreilungsheerd    seinen  Miltelpunkt  weiter    südlich 
findet:  Boreale  Wordwestamerikani  sehe  Fauna.  —  Aus  Man- 
gel an  Kaum  enthalte  ich  mich  weiterer  Angaben,  auf  die  Schrift  selbst 
verweisend. 

Von  V.  Middendorff  erschienen  auch  von  den  »Bei- 
trägen zu  einerMalacozologia  rossica"  (Mem.  scienc. 
nat.  de  l'Acad.  Imp.  de  Petersbourg  Tome  VI.)  die  zweite  und 
dritte  Abtheilung. 

In  der  Einleitung  zur  zweiten  Abtheilung  geht  Verf.  in  nä- 
here Erörterungen  über  die  Grenzen  der  Arten  und  der  Varietäten  ein. 
Als  die  wichtigsten  Varietäten  werden  die  „geographischen«  und  „Ba- 
ßtardvarietäten"  angesehen.  Von  geringerer  Bedeutung  seien  die  Va- 
rietäten der  Gestalt,  (Mündungshöhe,  Convexilät  der  Windungen,  Ka- 
nalgeslaltung)  Skulptur,  Farbe  undDicke  oderSchwere;  doch 
werden  auch  sie  für  wichtig  genug  gehalten,  um  sie  nicht  zu  über- 
sehen, und  wünscht  Verf.,  man  möge  sich  darüber  vereinigen,  sie 
nach  der  angegebenen  Ordnung  mit  Buchstaben  zu  bezeichnen,  um  so 
eine  Einheit  in  das  Ganze  zu  bringen.  Er  schlägt  dafür  folgendes 
Schema  vor : 

forma normalis  A,  elatior  A',  depressior  A- 

altit.   anfr.  ult.  normalis  a,  altior  a',  brevior  a^ 

anfr.  convexitas  normalis  «,  intlata  «S  applanata  «^ 

canalis  forma  normalis  u,  producta  a',  abbreviala  a= 


106       Troschcl:  Bericht  über  die  Leistungen  im  Gebiete  der 
sculptura ß  ^,  g, 

b  b»  b2 

co'or  concolor  C  c»  c^ 

piclus  c  C»  0.2 

fasciatus  muItiF.  C,  unifasc.  ^i,  bifasc.  ^2 
pondus  s.  consistentia  normalis  D,  ponderosior  D«,  levior  1)2 
Verf.  wünscht,  es  möchte  in  jeder  Localfauna,  wo  grosse  Reihen  von 
Exemplaren  vorlagen  ,  die  formulirte  Angabe  der  beobachteten  Varia- 
tionscombinationen  beigefügt  werden,  und  meint,  dergleichen  wäre  ein 
kostbares  Material  für  kritische  Fälle  der  zoologischen  Geographie.  Die 
Bastardvarietäten  möchte  Verf.  nach  einem  gemeinsamen  Principe  be- 
zeichnet sehen,  und  schlägt  vor  sie  als  Varietät  einer  der  beiden  ver- 
wandten Arten  (Mutterarten  ?)  aufzuführen,  indem  man  dem  Namen 
der  zweiten  verwandten  Art  die  patronymische  Endung  „aea«  anhängt; 
also  z.  B.  entweder  Bucc.  tenue  var.  ovaea,  oder  Bucc.  ovum  var! 
tenuaea.  Die  practische  Schwierigkeit  ,  genau  zu  unterscheiden,  was 
Bastardvarielät,  was  neue  Art  ist,  erkennt  Verf.  selbst.  —  Auch  eine 
neue  Art  die  Maasse  anzugeben,  führt  Verf.  ei...  Er  entnahm  sich  aus 
den  charakteristischen  Formen  jeder  Gattung  ein  typisches  Maassver- 
hältniss,  annäherungsweise  in  grossen  Brüchen   ausgedrückt  z.  B. 

Long.         Lat.         Alt.  anfr.  ult.  Lat.  apert. 

iiatica         1 

Littorina      (  ^         '     'A       -  ^  :  % 

Tritonium  1         :     %       :  '/j  :  «/ 

und  giebt  bei  jeder  Art  mit  Hülfe  der  Zeichen  +  oder  —  an,  um  wel- 
chen Bruchtheil  ihr  Maassverhältniss  das  für  die  Gattung  angenommene 
typische  übertriflFt  oder  hinter  demselben  zurückbleibt. 

Diese  zweite  Abtheilung  enthält  dann  ferner  die  Aufzählung  und 
Beschreibung  der  zur  Meeresfauna  Russlands  gehörigen  Einschaler  nebst 
10  Steindrucktafeln. 

Die  dritte  Abtheilung  ist  der  Aufzählung  und  Beschreibung  der 
zur  Meeresfauna  Russlands  gehörigen  Zweischaler  gewidmet,  und  ist 
von   11  Steiudrucktafeln  begleitet. 

Alle  vom  Verf.  als  neu  aufgestellten  Arten  werden  unten  nam- 
haft gemacht.  Bei  vielen  Arten  ist  auf  des  Verf.  Reisewerk  Band  IL 
Mollusken  verwiesen,  das  jedoch  noch  nicht  erschienen  zu  sein  scheint. 

Einen  Beitrag  zur  Mollusken  -  Fauna  von  Bathurst  auf 
der  Insel  Sl.  Marie  an  der  Mündung  des  Gambia  gabMenko 
durch  eine  Aufzählung  von  17  Meeres  -  Mollusken.  Die  drei 
neuen  Arten  sind  unten  namhaft  gemacht  (Zeitschr.  für  Ma- 
lakozoologie  1849.  p.  35.). 


Naturgeschichte  der  Mollusken  während  des  Jahres  1849.       107 

In  dem  Journal  of  the  Indian  Archipelago  and  eastern 
Asia.  Vol.  I.  Singapore  1847.  p.  226.  findet  sich  eine  Abhand- 
lung- von  William  Traill:  a  few  remarks  on  conchology 
and  malacology,  mit  Bemerkungen  über  manche  interessante 
Mollusken.  Cerithium  lineolatum  Gray  ist  an  einem  Faden 
von  einem  Zweige  herab  hangend  und  mit  dem  Thier  abge- 
bildet. Den  Beschluss  macht  ein  Verzeichniss  der  Conchylien 
von  Singapore.  Es  enthält  179  Arten  Muscheln,  294  Schnecken, 
2  Cephalopoden.  Es  sind  jedoch  nur  die  Gattungen  und  die 
Zahl  der  Species  einer  jeden  angegeben ;  von  mehreren  Gat- 
tungen sind  auch  einige  Species  genannt. 

Albert  M  o  u  s  s  o  n  lieferte  einen  sehr  schätzenswerthen 
Beitrag  zur  Molluskenfauna  von  Java  „Die  Land,  und  Süss- 
wasser-Mollusken  von  Java.  Nach  den  Sendungen  des  Herrn 
Seminardirektors  Zollinger  zusammengestellt.  Zürich  1849.  8.^^ 
mit  21  Steindrucktafeln. 

In  der  Einleitung  ergeht  sich  Verf.  über  den  Begriff  der  Species 
in  derConchyliologie,  und  setzt  die  Art  als  die  Gesammtheit  der  durch 
Abstammung  und  Begattung  verbundenen  Individuen  ,  unter  Erhaltung 
der  vollkommenen  Fortpflanzungsfähigkeit.  —  Dann  folgt  die  Aufzäh- 
lung und  Beschreibung  der  Arten,  von  denen  die  meisten,  auch  ausser 
den  neuen  viele  der  bereits  bekannten  auf,  den  beigegebenen  Tafeln 
recht  hübsch  abgebildet  sind.  Im  Ganzen  sind  107  Arten  von  Java 
nach  Europa  gekommen;  davon  waren  35  schon  früher  bekannt,  36 
sind  durch  die  Winter'schen  Sendungen  bekannt  geworden  und  von  v.  d. 
Busch,  Philippi,  Pfeiffer  und  Dunker  beschrieben ,  und  Verf.  fügt  aus 
den  Zollinger'schen  Sendungen  wieder  36  neue  hinzu.  72  Arten  schei- 
nen Java  eigenlhümlich,  48  sind  terrestrisch  und  59  gehören  dem  süssen 
Wasser  an.  Nach  den  Gattungen  verlheilen  sich  die  Arten  folgender- 
massen  :  Nanina  6,  Helix  8,  ßulimus  9,  Clausilia  7,  Limnaeus  2,  Pla- 
norbis  1,  Auricula  4,  Scarabus  1,  Cyclostoma  10,  Ampuliaria  2,  Palu- 
dina  2,  Paludestrina  1,  Pirena  1  ,  Melanopsis  1,  »lelania  25,  Nerilina  11, 
Kavicella  1,  Cyrena  6,  Unio  6,  Alasmodonta  3,  Anodonta  1.  Die  neuen 
Arien  werden  unten  namhaft  gemacht;  von  einer  näheren  Bezeichnung 
derselben  stehe  ich  hier  um  so  mehr  ab,  als  bei  der  grossen  Billigkeit 
der  Schrift  (2  Thlr.),  dieselbe  Jedem  zugänglich  ist.  —  Ein  erster  Nach- 
trag handelt  über  die  Gruppe  des  Bulimus  perversus  und  laevus,  in  er- 
sterer  unterscheidet  Verf.  8,  in  letzterer  5  Arten.  —  Ein  zweiter  Nach- 
trag bringt  einige  neue  Arten,  welche  Zollinger  von  der  Insel  Bima 
und  dem  südlichen  Celebes  einsandte,  nebst  einigen  Zusätzen  über  frü- 


108       Troschel:  Bericht  über  die  Leistungen  im  Gebiete  der 

here  Arten.     Auch  diese  neuen  Arien  sind  abgebildeC,  und  werden   un- 
ten genannt  werden. 

In  der  Zeitschr.  f.  Malakoz.  p.  177.  macht  Verf.  „Nach- 
trägliche Bemerkung-en  zu  meinen  Land-  und  Süsswasser- 
mollusken  von  Java«  bekannt,  die  beim  Gebrauche  des  Buches 
wohl  zu  beachten  sind. 

Unter  dem  Titel  „Contributions  to  Conchology«  lässt 
Adams  in  Amherst  kleine  Heftchen,  wie  es  scheint  in  schnel- 
ler Folge,  erscheinen.  Dieselben  haben  den  Zweck  neue 
Arten  von  Conchylien  aus  Jamaica  als  Vorläufer  einer  Mo- 
nographie der  Mollusken  dieser  Insel  bekannt  zu  machen,  und 
die  grosse  Menge  derselben  zeigt,  wie  wenig  bisher  die  Mol- 
luskenfauna derselben  bekannt  war,  und  erregt  grosse  Hoff- 
nungen auf  das  Erscheinen  der  versprochenen  Monographie 
selbst,  die  zweifelsohne  durch  Abbildungen  doppelt  wichtig 
werden  wird.     Im  Jahr  1849  sind  drei  Nummern  erschienen. 

Die  erste  Nummer  enthält  Beschreibungen  von  44  niuthmasslich 
neuen  Arten  und  Varietäten  gedeclielter  Landschnecken  von  Jamaica  und 
einen  Catalog  der  in  Jamaica  lebenden  Deckel  -  Landschneckeu  ,  wel- 
cher 100  Arten  aus  den  Gattungen  Cyclostoma ,  Helicina  ,  Trochatella, 
Lucidella,  Stoastoma,  (s.  unten)  und  Truncatelia  enthält.  —  Die  zweite 
Nummer  liefert  51  Beschreibungen  neuer  Arten  von  Heliciden  aus  den 
Gattungen  Geomelania  ,  Cylindrella  ,  Achalina  ,  Bulimus  und  Helix.  — 
Die  dritte  Nummer  fügt  ihnen  23  Arten  der  Gattungen  Helix,  Pupa  und 
Succinea  hinzu,  enthält  ferner  einen  Catalog  der  in  Jamaica  lebenden 
Heliciden  ,  in  welchem  157  Arten  genannt  sind  ;  giebt  dann  die  Be- 
schreibungen von  zwei  neuen  Auriculiden  Jaraaica's,  nebst  dem  Cata- 
log der  dort  lebenden  7  Auriculiden  ,  so  wie  neun  neuer  Arten  von 
Süsswasser-Conchylien  Jamaica's  aus  den  Gattungen  Paludina,  Valvata, 
Flanorbis  und  Cyclas  ,  denen  wieder  ein  Catalog  von  18  Arten  Süss- 
wasser-Mollusken  folgt.  Den  Beschluss  machen  „Bemerkungen  über 
die  Verbreitung  der  Land  -  und  Süsswasser-Mollusken  Jamaica's,"  des- 
sen Ende  jedoch  in  die  vierte  Nummer  vom  Jahr  1850  hineinreicht. 
Auffallend  ist  der  grosse  Reichthum  an  Landschnecken,  deren  265  Ar- 
ten aufgezählt  sind,  und  die  Verf.  auf  400  schätzt,  weil  viele  Gegenden 
der  Insel  noch  nicht  erforscht  sind.  Während  nur  wenige  (10— lö^/o) 
der  See-Mollusken  Jamaica  eigenlhümlich  sind  ,  welchem  Gesetze  auch 
die  Meerischen  Gattungen  Truncatelia,  Fedipes  und  Melampus  folgen, 
sind  fast  alle  echten  Landschnecken  der  Insel  eigenthümlich,  nur  6 — 9»/, 
kommen  auch  auf  anderen  Inseln  vor.  Die  Gattung  Geomelania  ist  aus- 
schliesslich auf  Jamaica  zu   Hause.   Von  den  250  Arten  überhaupt  wer- 


Naturgeschichte  der  Mollusken  während  des  Jahres  1849.       109 

den  nur  22  auch  ausser  Jamalca  gefunden.  Najaden  giebt  es  nicht; 
von  den  übrigen  Süsswasser-Mollusken  sind  die  der  Gattungen  Limnaeus, 
Physa,  Ancylus,  Ampullaria  nicht  von  denen  anderer  Gegenden  specifisch 
zu  unterscheiden.  Die  Flüsse  sind  meist  Gebirgswässer  und  nicht  dem 
Leben  der  Mollusken  günstig. 

Ferd.  Roemer  zählt  in  einem  naturwissenschaftlichen 
Anhange  zu  seinem  „Texas.  Bonn  1849.^^  91  Arten  von  ihm 
in  Texas  gesammelter  Mollusken  auf,  die  von  Philippi  und 
Pfeiffer  bestimmt  v^orden,  und  von  denen  auch  die  neuen,  unten 
zu  erwähnenden  Arten  mit  Diagnosen  versehen  sind.  Die 
meerische  Molluskenfauna  von  Galveston  zeigt  eine  grosse 
Uebereinstimmung  mit  der  von  den  Küsten  von  Südcarolina. 
Die  Binnenfauna  enthält  manche  eigenthümliche  Arten ;  die 
meisten  wurden  bei  Neu-Braunfels  gesammelt.  Der  Verf.  hat 
alle  dem  naturhist.  Museum  zu  Bonn  überlassen. 

Einige  neue  Süsswasser- Mollusken  (Unio,  Margaritana, 
Melania)  beschreibt  T.  A.  Conrad  (Annais  IV.  p.  300.). 

Die  Beobachtungen  von  Milne  Edwards  über  die 
Circulation  bei  den  Mollusken  sind  von  schönen  Abbildungen 
begleitet  in  den  Memoires  de  l'academie  des  sciences  de  l'In- 
stitut  de  France  Tome  XX.  Paris  1849  erschienen,  und  zwar 
in  zwei  Abhandlungen  :  „Observations  et  experiences  sur  la 
circulation  chez  les  MoUusques  par  M.  Milne  Edwards  p.  443;" 
und  „Nouvelles  observations  sur  la  Constitution  de  l'appareil 
de  la  circulation  chez  les  MoUusques  par  MM.  Milne  Edwards 
et  Valenciennes.«  Beide  sind  in  der  Academie  bereits  im 
Jahr  1845  gelesen. 

In  einem  Anhange  zu  „Narrative  of  the  Voyage  of  H. 
M.  S.  Samarang  during  the  Years  1843-46  employed  sur- 
veying  the  Islands  of  the  eastern  Archipelago  by  Capt.  Sir 
Edwards  Belcher  1848.  8."  macht  Art  hur  Ad  am  s  unter  dem 
Titel:  „Notes  on  the  natural  history  of  the  Islands"  zahlreiche 
Beobachtungen  über  das  Leben  der  Thiere  aus  allen  Klassen 
bekannt.  Auch  den  Mollusken  ist  Aufmerksamkeit  geschenkt. 
Einzelne  auffallende  Beobachtungen  sollen  unten  mitgetheilt 
werden;  alle  anzuführen,  würde  zu  weit  führen,  und  muss 
auf  das  lebendig  geschriebene  Werk  selbst  verwiesen  werden, 


110      Troschel;  Bericht  über  die  Leistungen  im  Gebiete  der 

In  der  British  Association  zu  Birmingham  1848  brachte 
Bäte  von  Neuem  die  Bohrfähigkeit  der  Mollusken  zur  Spra- 
che. Er  glaubt,  sie  werde  durch  im  Meerwasser  aufgelöste 
Kohlensäure  bewirkt,  und  das  Thier  habe  nur  den  Strömungen 
die  Richtung  zu  geben,  was  Iheils  durch  die  Athmung,  theils 
durch  Wimpern  geschehe.  Als  Beweis  für  die  chemische 
Einwirkung  zeigte  er  ein  von  vielen  Mollusken  und  Anneli- 
den durchbohrtes  Stück  rothen  Kalk,  der  weiss  geworden 
war,  und  der  aus  kohlensaurem  Kalk  in  sauren  kohlensauren 
Kalk  übergegangen  war.  Hancock's  Kieselpartikelchen  hat  er 
nicht  gefunden,  und  glaubt  Hancock  habe  dafür  Seesalzkry- 
stalle  gehalten,  die  durch  Verdunsten  des  Meerwassers  ent- 
standen seien.  Forbes  stimmte  ihm  bei  (Institut  1849.  p.  383). 

Im  Januar  1849  erschien  in  Todd's  Cyclopaedie  p.557 
—566.  ein  Artikel  „Shell«  von  Carpenter,  in  welchem  sehr 
hübsche  Abbildungen  von  Durchschnitten  der  Molluskenscha- 
len in  Holzschnitt  gegeben  sind. 

Unter  dem  Titel  „Bemerkungen  zur  Schalenlehre«  ver- 
sucht Forst  er  zu  erweisen,  dass  für  die  Species- Unter. 
Scheidung  das  Thier  nicht  zu  brauchen  sei;  er  glaubt  dage- 
gen den  Urtypus,  den  die  Natur  der  Molluske  beim  Bau  des 
Hauses  gegeben  hat,  entdeckt  zu  haben,  und  ihn  mit  dem 
Transporteur  messen  zu  können.  Der  Aufsatz  ist  nicht  be- 
endet. (Korrespondenzblatt  des  zool.  mineral.  Vereins  in  Re- 
gensburg. 1.  Jahrgang  1847.  p.  61. 3. 

In  der  Instruction  von  Richard  Owen  für  das  Sam- 
meln und  Aufbewahren  wirbelloser  Thiere  ist  auch  den  Mol- 
lusken ein  Abschnitt  gewidmet.  (The  admiralty  manuel  of 
scientific  enquiry  1849;  daraus  Jameson  new  Edinburgh  phil. 
Journ.  XLVIL  p.  290.). 

Cephalopofla. 

Memoire  sur  la  locomotion  des  Cephalopodes.  Remar- 
ques comparatives  sur  celle  du  Calmar  (Loligo  vulgaris  Lam.), 
de  la  Seiche  officinale  (Sepia  officinalis  Lin.),  et  du  Poulpe 
commun  (Octopus  vulgaris  Lam.);  par  Robin  et  Segond. 
(Revue  zool.  1849.  p.  333.). 


Naturgeschichte  der  Mollusken   während    des  Jahres  1849.     lH 

Die  Verfasser  haben  ihre  Aufmerksamkeit  namenlich  auf  die  Be- 
wegungen des  Loligo  gerichtet,  den  sie  als  den  geschicktesten  Schwim- 
mer unter  den  genannten  Cephalopoden  erkannten.  Dazu  machen  ihn 
nicht  allein  die  entwickelten  Flossen  und  das  zugespitzte  Hinterende 
des  Körpers  ,  sondern  auch  die  Beweglichkeit  und  die  verhältniss- 
mässig  grössere  Verengung  des  Trichters  ,  und  eine  stark  entwickelte 
innere  Lippe  am  Ausgange  des  Trichters.  Durch  verschiedene  W^en- 
dungen  des  Trichters  können  diese  Thiere  leicht  ihre  Richtung  verän- 
dern, und  können  auch  mit  nach  vorn  gerichtetem  Kopf  schwimmen. 
Weniger  gut  schwimmt  Sepia,  am  schlechtesten  Octopus  ,  bei  dem  die 
Flossen  ganz  fehlen  und  bei  dem  die  üefFnung  des  Trichters  sehr  weit, 
und  ohne  jene  innere  Lippe  ist, 

Kölliker  machte  in  dem  zweiten  Bericht  von  der  Kö- 
niglichen zootomischen  Anstalt  zu  Würzburg  ,  Leipzig  1849. 
4.  p.  67.  eine  merkwürdige  Entdeckung  bekannt ,  indem  er 
nachweist,  dass  die  bisher  für  Schmarotzerthiere  gehaltenen 
Hectocotylus  Argonautae  Delle  Chiaje  und  Hectocotylus  Tre- 
moctopodis  Köll.  die  Männchen  derjenigen  Cephalodenweib- 
chen  seien,  auf  denen  sie  schmarotzend  leben. 

Beide  Thiere  werden  zunächst  nach  ihrer  äusseren  Beschaffen- 
heit und  inneren  Structur  beschrieben.  Sie  bestehen  aus  einem  Vordcr- 
leib,  der  auf  der  Bauchseite  mit  zwei  Reihen  von  Saugnäpfen  ganz 
ähnlich  denen  der  Arme  ihrer  Cephalopoden,  bei  Hect.  Tremoctopodis 
auf  der  Rückenseite  mit  Kiemenblättchen  besetzt  ist,  —  und  aus  einem 
Hinterleib,  der  einen  Hoden  in  sich  einschliesst  und  einen  langen  Pe- 
nis trägt.  Dass  diese  Thiere  die  Männchen  der  Cephalopoden,  auf  de- 
nen sie  schmarotzend  leben,  sind,  beweist  Verf.  vornämlich  dadurch, 
dass  1)  die  bis  jetzt  untersuchten  Argonauten  und  Tremoctopus  alle 
Weibchen  sind;  nichts  desloweniger  können  die  Männchen  nicht  selten 
sein,  da  die  Weibchen  mit  befruchteten  Eiern  versehen  sind  ;  da  die- 
selben trotzdem  nicht  gesehen  wurden  ,  so  weichen  sie  wahrscheinlich 
io  Grösse  und  Gestalt  von  den  Weibchen  ganz  ab,  worauf  auch  der 
beständige  Mangel  von  Spermatophoren  in  den  Weibchen  hindeutet. 
2)  Dass  die  Hectocotyli  alle  Männchen  sind,  nur  auf  den  Cephalopoden 
vorkommen,  von  denen  keine  Männchen  bekannt  sind,  in  der  Nähe  der 
Sexualorgane  leben  und  vermöge  ihrer  Organisation  zur  Befruchtung 
derselben  vollkommen  geeignet  sind.  Sie  weichen  durch  das  Vorkom- 
men von  Arterien  und  Venen ,  von  einem  Herzen  und  Kiemen,  von 
contractilen  Pigmentzellen  wesentlich  von  den  Entozoen  ab;  sie  stim- 
men durch  ihre  contractilen  Pigmentzellen,  durch  den  Bau  ihrer  Saug- 
näpfe und  des  muskulösen  Leibesrohres,  so  wie  durch  ihre  hisliologi- 
schcn  Verhältnisse  mit  den  Cephalopoden,  und  zwar  jeder  Hectocotylus 
speciell  mit  dem  Cephalopod,  auf  dem  er  lebt,  überein.     3)  Der  Hecto- 


112      Troschel:  Bericht  über  die  Leistungen  im  Gebiete  der 

colylus  Argonaulae  entwickelt    sich  in  gewissen  Eiertrauben  der  Argo- 
naula  Argo. 

Adams  erklärt  in  der  Voy.  of  H.  M.  S.  Samarang  Vol. 
II.  p.  523.  die  Schale  von  Argonaula  luberculata  und  hians 
für  eine  Art  Nest,  welches  die  Mutter  baue,  um  ihre  Eier 
darin  zu  schützen ;  beunruhigt  verlasse  sie  es,  und  könne 
dann  nicht  wieder  in  dasselbe  gelangen;  die  Männchen  wur- 
den stets  ohne  Schale  gefangen. 

V.  Middendorff  beschreibt  Beilr.  II.  p.  186.  eine  neue  Art 
Onychotheutis  Kamtschatica ,  zu  der  Georgi  Beschr.  des  Russ.  Reichs, 
und  Steiler  Beschr.  von  dem  Lande  Kamtschatka  cilirl  werden  ;  auf 
Taf.  XII.  flg.  1 — 6.  sind  die  Flosse,  das  Ende  eines  Fangarms ,  eine 
Kralle,  und  das  Hornstück  abgebildet.  Diese  Art  scheint  der  On.  Fa- 
bricii  L.  sehr  nahe  zu  stehen,  deren  kurze  Arme  jedoch  nur  Saugnäpfe 
tragen  sollen. 

In  einer  Note  „sur  les  spermatophores  de  la  Seiche" 
(Bull,  de  Moscou  1848.  p.  474.)  spricht  G.  Gros  seine  An- 
sichten über  diese  Organe  aus.  Nach  seinen  Beobachtungen 
sind  die  Spermatophoren  immer  durch  einen  röhrigen  Faden 
verbunden  ,  der  in  ihr  Inneres  eindringt;  dieser  Faden  sei 
der  Samengang  (cordon  spermatozoeux),  welcher  sich  in  die 
Needhamsche  Tasche  hineinschiebt.  Von  den  beiden  grossen 
Drüsen,  welche  die  Weibchen  vorn  am  Bauch  haben,  glaubt 
er,  dass  sie  die  Eier  mit  Schleim  überziehen;  die  Befruch- 
tung derselben  geschehe  nach  dem  Ablegen. 

Conrad  stellte  (Journ.  of  the  Acad.  of  Philadelphia  I.  sec.  ser. 
p.  213.)  eine  neue  Art  Nautilus  perforatus  auf,  die  einen  weniger  wei- 
ten Nabel  als  umbilicatus  hat,  und  deren  Strahlen  viel  dunkler  sind,  sie 
gleicht  mehr  dem  pompilius,  aber  der  Nabel  und  die  engere  Mündung 
unterscheiden  ihn. 

Pteropoda. 

In  Todd's  Cyclopaedia  May  1848  ist  der  Artikel  „Plero- 
poda^'  bearbeitet  von  Rymer  Jones  enthalten.  Die  Ana- 
tomie von  Clio  ist  nach  Eschricht,  die  vonHyalaea  undPneu- 
moderma  nach  Cuvier  gearbeitet. 

Forbes  und  Hanley  stellten  in  ihrer  Hist.  of  British  Mol- 
lusca zwei  neue  Arten  von  Spirialis  auf:  S.   Mac  Andrei  (?  Turbo  lu- 


Naturgeschichte  der  Mollusken  während  des  Jahres  1849.       113 

naris  Gmel.)  thurmförmig  spindelförmig,  die  letzte  Windung  nicht  so 
lang  wie  die  Spira.  —  S.  Jeffreysii  last  scheibenförmig ,  Gewinde  sehr 
niedrig,  Lippe  sehr  scharf,  zugespitzt. 

Oasteropoda. 

Pulmonaia  operculata. 

In  Küster's  Conchylien-Cabinett  ist  die  Familie  der  Cy- 
clostomaceen  beendigt,  und  sind  in  dem  Text  216  Arten  der 
Gattung  Cyclostoma  im  weiteren  Sinne  beschrieben  ;  ausser- 
dem 5  Arten  Pterocyclos,  10  Arten  Pupina,  1  Art  Callia  (Pu- 
pina  lubrica).  Eigentlich  neue  Arten  sind  hier  nicht  aufge- 
stellt, doch  sind  mehrere  hier  zum  erstenmal  abgebildet,  und 
jedenfalls  ist  hier  die  Familie  der  Cyclostomaceen  von  Pfeif- 
fer auf  das  Vollständigste  und  Gründlichste  bearbeitet. 

Von  Gould  wurden  in  Boston  Proc.  1847.  p.  204.  9  Arten  Cy- 
clostoma aufgestellt  ;  C.  tiara,  strigatum  und  plicatum  von  Upolu,  ob- 
ligatum  von  Matea,  diatrelum  und  rosemn  von  den  Fidschi-Inseln,  tere- 
brale  und  scilulum  von  Taheili  und  vallalum  von  Tongalaboo.  —  M  ous- 
son  beschreibt  6  Arten  von  Java  als  neu:  C.  opalinum,  corniculum,  exi- 
mium,  Zollingeri,  Charpentieri ,  cilifemm ;  die  beiden  ersteren  gehören 
zu  der  Gattung  Aperostoma  Trosch. ,  die  drei  folgenden  zu  Cyclopho- 
rus  Ffr.,  und  die  letzte  zu  Leptopoma.  —  Die  von  Adams  Contrib.  I. 
aufgestellten  35  neuen  Arten  dieser  Gattung  von  Jamaica  sind  fol- 
gende:  C.  Chittyi,  spinuloswn,  aculeosum,  amabile,  amandiim,  Blandia- 
nmn,  variabile,  concentricum,  serriferum,  decussaliilum,  mirandum,  mori^ 
bundutn,  inlermedinm,  monstrosum,  Wilkinsonii,  avena,  modestiim,  Jmja~ 
num  (im  Text  solidura  genannt,  aber  später  p.  50.  umgetauft),  Augu- 
slae^  proximum,  Newkombianum  ,  nitens,  tenuistriatum,  ignilabre,  pisum^ 
hyacinthinutn ,  Redfieldianum  ,  tectilabre,  armalum  ,  mulicum,  fecundum, 
aurora  ^  mordax ,  quinquefasciatum ,  crenulosum  ,  pauperatum.  —  So- 
werby  beschrieb  (Proc.  zool.  soc.  Febr.  1849.)  zwei  Arten:  C.  for- 
mosum  und  apluslre  von  öladagascar.  —  Desgleichen  Pfeiffer  (Zeit- 
sehr.  f.  Alalak.)  C.  paradoxum   und  tricolor   von  Zanzibar. 

Pterocyclos  biciliahtm  Mousson  Java  unterscheidet  sich  durch 
eine  doppelte  Borstenreihe. 

Vier  neue  Arten  von  Truncatella  finden  sich  von  Gould  in  Bo- 
ston Proc.  1847.  p.  208  :  T.  auranlia  von  Borneo,  vüiana  von  den 
Fidschi-Inseln,  porrecla  von  Taheiti  und  roslrala  von  Rio  Janeiro. 

Adams  fügte   in   seinen  Contrib.    no.  II.    der    einzigen  FfeifFer'- 
schen  Art  von  Geomelania  drei  neue  Arten,  ebenfalls  von  Jamaica,  hin- 
Archiv  f.  Naturgesch.  XVI.  Jahrg.  2.  Bd.  ,  H 


114      Troschel:   Bericht  fiber  die  Leistungen  im  Gebiete  der 

zu:  G.  minor,  expansa  und  elegans.  Auch  er  lässt  es  ungewiss,  ob 
das  Thier  einen  Deckel  besitze,  bezweifelt  es  aber,  da  er  nie  einen 
gesehen  hat.  in  no.  IV.  1850.  p.  55.  zeigt  er  jedoch  an,  dass  sein 
Freund  Edward  Chitty  einen  Deckel  bei  Geomelania  entdeckt  habe. 
Es  is  also  die  Gattung  schliesslich  bei  den  Pulmonata  operculata  unter- 
zubringen. —  Dafür  spricht  sich  auch  schon  Pfeiffer  selbst.  (Zeit- 
schr.  Malak.  1849.  p.  115.)  aus,  der  einen  Deckel  gefunden  hat.  Die 
Adams'sche  G.  minor  ist  mit  Pfeiffer's  minor  identisch. 

Gould  gründete  7  neue  Arten  Hclicina  Boston  Proc.  1847.  p. 
201.,  Dämlich  H  fulgora  und  musiva  von  Upolu  und  Manua  ,  troc/ilea 
von  Matea,  muUicolor  von  Tongataboo  ,  uherta  von  3Iaui  und  Oahu, 
beryllina  und  pallida  von  den  Fidschi- Inseln.  —  Adams  beschrieb 
Contrib.  I.  p,  13.  als  neue  Arten  von  Jamaica:  H.  palUala,  Hollandi, 
macilenta,  albolabris  ,  cürinolabris ,  megasloma ,  Josephinae.  Letztere 
beide  Arten  werden  als  zu  Trochatella  gehörig  bezeichnet.  —  Pfeif- 
fer stellte  (Proc.  Zool.  Soc.  1848.  July  ;  Annais  IV.  p.  219.)  29  Arten 
auf,  sämmtlich  aus  der  Cuming'schen  Sammlung,  nämlich  H.  acuta  von 
der  Zebuinsel,  Adamsiana  von  Jamaica,  amoena  von  Honduras,  Besckei 
von  Brasilien,  campamda  von  Cuba,  concentrica  von  Venezuela,  con~ 
Stricia  vonOtaheite,  convexa,  Ciimingiana ,  Dysoni  von  Cumana,  exigiia 
von  Honduras,  Funcki  von  Neu  Granada,  gonochila  von  Venezuela,  Gos- 
sei  von  Jamaica,  Guildingiana,  Hanleyana  von  New -Orleans,  Kieneri 
Lindeni  aus  Mexico,  Orbignyi  von  Cuba,  Oweniana  von  Mexico,  plica- 
tula  von  Martinique ,  Reeveana  von  Cuba  ,  Rohri  von  den  Marquesas, 
sanguinea,  semilirata  (Trochatella)  von  Venezuela,  Sowerbijana  von  Gua- 
timala,  tenuilabris,  tenuis  von  Yukatan,  unidentala  von  Honduras. 

In  einer  besondern  kleinen  Schrift  „Monograph  of  Stoastoma,  a 
new  genus  of  new  operculated  land  shells.  Amhersl,  Massachusetts 
1849"  gründete  C.  B.  Adams  eine  neue  Gattung  Sfoasf  om« :  testae 
apertura  accurate  semicirculari,  ora  crassa  ;  labro  produclo  ,  regulariter 
curvato,  haud  refiexo ;  labio  vix  curvato;  operculo  calcareo,  percon- 
cavo,  exile  et  irregulariter  lamellifero.  Alle  Arten  sind  von  kuglig- 
conischer  oder  scheibenförmiger  Gestalt ,  und  sehr  klein,  die  kleinste 
S.  Blandianum  ist  0,64  Mill.,  die  grössle  S.  pisum  3,56  Mill.  lang.  Die 
11  Arten  sind  sämmtlich  neu,  und  Verf.  hat  hier  Gelegenheit  genommen, 
seine  conchyliologischen  Freunde  zu  verewigen;  sie  heissen:  St.  GouU 
dianum,  Blandianum,  Fadyenianum,  Pfeifferianum,  Cumingianum,  Chit- 
tyanum,  pisum,  Lindsleyanum,  Redfieldianum,  Jayanum,  Leanum.  Alle 
stammen  von  Jamaica.  Am  Schlüsse  sind  die  Maasse  tabellarisch  zu- 
sammengestellt; hier  ist  auch  die  mittlere  Divergenz  der  Spira,  d.  h. 
der  Winkel,  den  zwei  Linien  vom  Apex  nach  der  Peripherie  der  letz- 
ten Windung  gezogen  bilden,  angegeben,  er  ändert  in  den  Arten  von 
1550  bis  750.  —  Pfeiffer  bemerkt  zu  der  vorstehenden  Monographie 
(Zeitschr.  Malak.  p.  114),  dass  Cyclostoraa  succineuni  Sow.  als  zwölfte 
Art  in  die  Gattung  Stoastoma  gehöre. 


Naturgeschichte  der  Mollusken    während  des  Jahres  1849.     115 

AmpuUaria  columellaris  Gould  (Boston  Proc.  1848.  p- 74 )  von 
Peru  soll  sich  durch  die  Festigkeil,  die  längliche  Gestalt,  das  Kehlen 
des  Nabels  und  eine  Columella  wie  bei  den  Bulimus-ähnlichen  Helices 
auszeichnen.  — A.  sculala  yi  o  u  s  s  o  n  von  Java.  —  A.  pachijstoma  von 
Brasilien,  pallens  von  Ostindien,  aperla,  speciosa  von  Ostindien,  teres 
sind  von  Phiiippi  Zeitschr.  Malakoz.  p.  17.  aufgestellt. 

Cienobranchiata. 

Taenioglossata. 

Vahata  pygmaea  Adams  Contrib.  III.  p.  42.  von  Jamaica.  — 
V.  Schmidtii  Menke  Zeitschr.  Malak.    p.  166.   aus  Krain. 

Paludma  jamaicensis  Adams  Contrib.  III.  p.  42.  ist  eine  neue 
Art  von  Jamaica. 

Nematura  piinctiadala  G  ould  (Boston  Proc.  1847.  p.  220.)  klein, 
rhombisch,  hellgrün,  unter  der  Lupe  in  Reihen  punktirt,  5  Windungen, 
die  letzte  an  der  Mündung  stark  eingezogen.  Tavoy. 

Paludinella  cingulata  Midd.  Beitr.  II.  p.  48.  von  der  grossen 
Schantar-Insel. 

Amnicola  badia  und  egena  sind  zwei  neue  Arten  von  Neu- See- 
land, welche  Gould  in  Boston  Proc.   1848.  p.  74.  bekannt  machte. 

Vier  neue  Melanien  stellte  Gould  in  Boston  Proc.  1847.  p.  219. 
auf:  HI.  pagodula  und  haccata  aus  dem  Thoungyin  River,  einem  Ne- 
benflusse des  Salwen ,  humerosa  von  Manco ,  Tavoy  und  fluctuosa  von 
Kewville  ,  Tavoy.  —  Desgleichen  ib.  p.  222.  zwölf  Arten  :  M.  cybele^ 
telrica,  Terpsichore  von  den  Fidschi -Inseln ,  corolla  von  Neu-Seeland, 
lutosa  von  Upolu,  corporosa  von  Taheiti  ,  Scipio  von  den  Fidschi-In- 
seln, Vainafa  von  den  Vainafa-Fällen ,  Upolu,  scilula  von  Upolu,  sili- 
cula  von  Nisqually,  Oregon,  hulbosa  vom  Columbia- River ,  furfurosa 
von  Manila.  —  Die  in  Java  so  artenreiche  Gattung  Melania  wurde  durch 
Mousson  I.e.  um  4  neue  Arten  vermehrt  iW.  infracoslata,  sulcospiray 
unifasciata  und  cylindracea.  —  31.  perfecta  Mousson  ib.  im  Nach- 
trage von  Celebes.  —  5  neue  Arten  stellte  Con  r  ad  (Proc.  Philad,  IV. 
p.  J54.  ;  Annais  IV.  p.  302.)  aus  dem  Savannah- River  in  Georgia  auf: 
M.  coelaiiiva,  perangulnta ,  nebulosa,  percarinala ,  symmelrica.  Diese 
Arten  sind  nebst  einer  andern  neuen  M.  sublirata  im  Journ.  of  Ihe 
Acad.  of  Philadelphia  I.  sec.  ser.  p.  277.   pl.  38.  abgebildet. 

Ueber  die  Stellung  der  Gattung  Phorus  (Xenophorus)  findet  sich 
bei  Adams  Voy.  of  H.  M.  S.  Samarang  II.  p.  249.  eine  Notiz.  Ihre 
sitzenden  Augen,  der  getheilte  F'uss ,  und  die  ßeschafi'enheit  des  Dek- 
kels  stellen  sie  in  eine  andere  Familie  als  Imperator.  In  dem  Iheil- 
weise  freien  Deckel  nähert  sich  die  Schnecke  an  Solarium,  während 
der  kurze  getheilte  Fuss,  der  cylindrische  Körper  und  die  lange  aus- 
dehnbare Schnauze  an  das  Thier  von  Janthioa  erinnert.  Sie  sind  klein 
im  Verhältnisse   zu   ihrer  Schale    und  haben    mehr  das  allgemeine  An- 


116      Troschel:  Bericht  über  die  Leistungen  im  Gebiete  der 

sehen  von  Strombus,  nur  sind  ihre  Augen  sitzend.  —  Aus  dieser  Schil- 
derung scheint  wenigstens  soviel  hervorzugehen,  dass  diese  Thiere  nicht 
zur  Familie  der  Trochoiden  ,  sondern  zu  den  Lillorinen,  wie  das  auch 
wohl  anderwärts  schon  vermuthet  ist,  gehören. 

Eine  neue  Littorina  i,.  cincta  von  Fuget  Sound  beschrieb  Gould 
Boston  Proc.  1847.  p.  252.  —  Desgleichen  ib.  1848.  p.  83.  sechs  Arten 
derselben  Gattung:  L.  patitla  von  San  Francisco,  lepida  und  scutulata 
von  Fuget  Sound  ,  caliginosa  von  Terra  del  Fuego ,  acuminata  von 
Mangsi,  plena  von  San  Francisco.  —  L.  grandis  Mi dd.  ßeitr.  11.  p.  57. 
aus  dem  Ochotzkischen  Meere  und  von  Kamtschatka.  —  L.  sublenebrosa 
Alidd.  ib.  p.  61.  Beide  sind  zuerst  in  den  Bull,  de  Fetersb.  Yll.  no.  16. 
nebst  L.  Kurila  veröffentlicht  worden. 

In  einer  Note  zu  seinen  Beitr.  II.  p.  67.  erklärt  Mi  dden  dor  f  f 
sich  in  Beziehung  auf  Fhilippi's  Abb.  Taf.  VII.  dahin,  dass  die  bei  Fhi- 
lippi  abgebildeteten  L.  vittata  Fh.  fig.  11,  fabalis  Turl.  fig.  18,  palliata 
Say  flg.  27  und  fig.  29  Varietäten  von  L.  obLusata  Linn.  seien,  ferner 
limata  Loven  fig.  13,  saxatilis  Johnst.  fig.  16  ,  obligata  Say  fig.  19»,  ar- 
ctica  MöU.  fig.  24.  25.  26.  und  palliata  Say  fig.  28  Varietäten  von  L. 
tenebrosa  Mont. 

William  Clark  beobachtete  zwei  Arten  der  Gattung 
Caecum  Flem.  lebend,  deren  Schalen  Aehnlichkeit  mit  Denta- 
lium  haben  ,  und  denen  Verf.  die  systematische  Stellung  in 
der  Nähe  von  Rissoa   anweist.  (Annais  IV.  p.  180.). 

C.  trachea  Mont.  ist  der  Jugendzusland  von  imperforalum  Mont. 
das  Thier  ist  cylindrisch ,  gebogen,  rein  weiss,  der  Mantel  fleischig, 
Kopf  flach,  vor  dem  Fuss  ,  Mundspalte  senkrecht  ,  Kiefer  hellgelb  und 
elliptisch,  Zunge  nicht  beobachtet;  Tentakeln  kurz,  neben  ihnen  die 
sitzenden  Augen  ;  links  am  Kacken  liegen  zwei  kleine  Kiemenbläller, 
ein  grösseres  und  ein  kleineres,  zu  denen  ein  Sipho  das  Wasser  führt. 
Auch  der  Magen,  der  lange  Darm,  die  Leber,  das  Ovarium  sind  beob- 
achtet. Der  Fuss  ist  kurz,  schmal,  vorn  abgestutzt,  hinten  stumpf 
zugespitzt  und  trägt  einen  kreisförmigen,  hornigen,  schwarzbraunen 
Deckel,  der  glatt  und  conisch  an  der  dem  Fuss  zugewendeten  Seite, 
concav  und  mit  7  oder  8  Spiralen  Linien  an  der  Aussenseite  ist.  Die 
Spitze  der  Schale  wird,  wie  bei  vielen  Mollusken,  abgeworfen,  und 
durch  eine  neue  Kalkwand  geschlossen.  —  Die  andere  Artist  C.  glabrum 
Mont.  Sie  unterscheidet  sich  von  der  vorigen  durch  etwas  andere 
Farben,  etwas  längere  Fühler,  der  Deckel  ist  gerade  umgekehrt,  am 
Fuss  concav,  aussen  conisch  erhaben  und  mit  6  —  7  hellgelben  Spiral- 
windungen. Diese  kleinere  Art  von  '/jo  ^oH  Länge  besiegte  bei  einem 
Wettlauf  die  andere  grössere  Art,  indem  sie  in  55  Secunden  einen  Weg 
von  2  Zoll  zurücklegte. 


Naturgeschichte  der  Mollusken  während   des   Jahres  1849.     1 17 

Litiopa  decussala  Gould.  Boston  Proc.  1848.  p.  75.  stimmt  gut 
mit  L.   striata  PfeifF.,  ist  aber  weniger  als  halb  so  gross. 

Lacuna  carinata  Gould  Boston  Proc.  1848.  p.  75.  von  Puget 
Sound  hat  einen  fadenförmigen  Kiel  auf  der    letzten  Windung. 

Odontostomia  erythraea^  doliaris,  decorala,  solidiila,  subnlala  und 
suturalis  Philip  pi  sämmtlich  aus  dem  rothen  Meere,  Zeilschr.  Malak. 
p.  29. 

Rissoa  cerithitia,  delicala,  semistriata  (üescr.  de  I'Egypte  coq.  3. 
fig.  27.),  virgala  (ib.  fig.  29.)  Philippi  Zeilschr.  Malak.  p.  33.  sämmt- 
lich aus  dem  rothen   Meere. 

Shenea  Culleriana  Clark  von  der  Devonköste  bei  Exmouth. 
(Annais  IV.   p.424.). 

Tnrritella  Eschrichtii  Midd.  Beitr.  II.  p.  68.  Taf.  XI.  fig.  1.  von 
Sitcha. 

Solarium  egenum  Gould.  Boston  Proc.  1848.  p.  84.  Verf.  ist  selbst 
zweifelhaft  über  die  Galtung,  in  welche  diese  Art  gehört. 

Drei  neue  Arten  JXalica  stellle  Gould  (Boston  Proc.  1848.  p.  239;. 
auf:  JV.  Lewisii  von  Puget  Sound,  caurina  von  der  Strasse  De  Fuca, 
soluta  ohne  Angabe  des  Fundortes.  —  Ebenda  p.  263.  beschrieb  der- 
selbe eine  N.  fossala  von  der  Küste  von  Florida.  —  Ferner  ib.  1848. 
p.  73.  zwei  neue  Arten  JV.  algida  vom  Rio  Negro  und  JV.  dilecla  ohne 
Angabe  des  Fundortes.  —  JV.  Äercw/e«  M  i  dd.  Beitr.  II.  p.  96.  Taf.  VII. 
fig.  5 — 7.  von  der  Kolonie  Boss  in  Neu-Californien  zeichnet  sich  durch 
eine  der  Naht  parallel  laufende  Doppelrinne ,  und  riesenhafte  Grösse 
aus.  124  Mill.  —  JV.  texasiana  Philippi  in  Roemer's  Texas  p.  457. 
von  Galveston ,  eine  schöne  grosse  Art  von  26'"  Durchmesser.  —  JV. 
obstructa  Menke  von  Bathurst  Zeilschr.  Malak.  p.  36.  —  Bei  Küster 
Conchylien  -  Gab.  begann  der  Text  für  die  Gattung  Nalica  ;  die  ersten 
11  Arten  sind  daselbst  beschrieben. 

Velutina  cryplospira  Midd.  Bull,  de  Petersb.  VIII.  no.  2.;  Beitr. 
II.  p.  106.  a.  von  den  Schantar-Inseln. 

Von  der  Gattung  Grepidula  bildete  v.  Middendorff  Beitr.  II. 
p.  100.  Taf.  XI.  drei  neue  Arten  ab:  C.  süchana  und  minula  von  Sit- 
cha, grandis  von  der  St.  Pauls-Insel  im  Behrings-Meere;  dieselben  sind 
zuerst  Bull,  de  Petersb.  VIII.  no.  2.  angezeigt. —  Cr.  excisa  Philippi 
von  Mergui  Zeilschr.  Malak.  p.  24. 

Gould  stellte  (Boston  Proc.  1847.  p.  225.)  eine  Melanopsis  ze- 
landica  von  Neuseeland  auf. 

Firena  Cecillii  Philippi  von  Madagaskar  Zeilschr.  Malak.  p.  28. 

Die  Gattung  Cerilhium  wurde  von  Gould  in  Boston  Proc.  1849. 
p.  118.  um  10  neue  Arten  vermehrt:  C.  {Polamis)  sacratum  aus  dem 
Sacramento  River  in  Californien,  C.  aduncum  von  Mindanao,  irroralumy 
sordidulum  ohne  Fundort ,  invaginalum  von  den  Fidschi-Inseln  ,  caela- 
tum  Couthouy  MS.  von  Terra  del  Fuego,  ßlosum  von  Puget -Sound, 


118  T  rose  hei:  ßericM  über  die  Leistungen  im  Gebiete  der 
puMum  von  den  Sandwichinseln,  egennm  von  Wilson's  Insel,  ianthi. 
lum  von  Clermont  Tonnere.  -  Cerithiun  CeoilUi  Philipp.  vonCluna 
(zm-  r.atlung  Batillaria  Bens,  gehörig).  Zeilschr.  Malak.  p.  23.  -  Unter 
J9  bei  Fhilippi  Abbild.  Heft  5.  dargestellten  Arten  dieser  Gattnng  sind 
neu:  C.  sulurale,  diaUucum,  ravidum  ohne  Angabe  des  Fundortes,  da- 
tum  von  Mergui,  guinaicum  von  Guinea. 

Planaxk  lineolalus  Gould  ist  eine  kleine  'A  Zoll  lange  Art  von 
Wilson's  Island  (Boston  Proc.  1849.  p.  118.) 

J  E  Gray  hatte  Gelegenheit  neue  Exemplare  von  Cyrraea  um- 
i.7Jcal«'z«'sehen,  wodurch  sich  die  Verschiedenheil  von  C  panlherinä 
bestätigt;  sie  sowohl  wie  C.  eximia  gehören  in  des  Verf.  Gattung  Cy- 
provula,  die  sich  durch  eine  nabelartig  vertiefte  Spira  auszeichnet  Für 
C.  eximia  sind  30  Pfnnd  Sterling  gefordert.  (Proc.  zool.  soo.  1849. 
November;  Annais  V.  p.  514.). 

Gaskoin  theilte  (Proc.  zool.  Soc.  1848.  June  ;  Annais  IV.  p.  66  ) 
Beschreibungen  von  8  neuen  Cypraeen  mit:  C.  TUrsües,  marginala, 
Ucolor  von  Neuholland,  gracilis,  oUcura  von  Nord- West- Austral.en, 
,ulcala  von  Manilla,  .Urea  von  den  Philippinen  und  ^ranrfo  von  Ma- 
cula. Ferner  werden  daselbst  Varietäten  von  C.  flaveo  a  «nd  quadn. 
„.acnlata  beschrieben;  von  C.  pulla  werden  als  Vaterland  d.e  Gallapa. 
gos-Inseln  und  die  Bay  von  Guayaquil  bezeichnet ;  ausserdem  macht 
lert.  Ben,erkungen  über  C.  pulicaria  Reeve,  nivea  Gray  und  produc.a 
Jask  -  Ib.  1849  Febr.  beschrieb  derselbe  zwei  Arten:  C.  cMm 
aus  dem  Mit.elmeer  und  C.  puiiois  Var.  ohne  Angabe  des  Vaterlandes. 
_  C    capul  anguis  und  farvula  Pbilippi  Zeitschr.  Malak.   p.  24. 

Die  8  neuen  Arten  von  Ovulum,  welche  G.  B.  Sowerby  in 
den  Proc.  Zool.  soc.  »848.  Nov.  beschrieben  hat,  sind  in  dessen  The- 
saurus pl.  100.  abgebildet. 

Oli.a  rroralula  Conrad.  (Proc.  Philad.  IV.  p.  155.  ;  Annais  IV 
p.  231.  von  Oberkalifornien  und  Peru  ist  abgebildet  imJourn.  of  Phil.  I. 

p.  280.  pl.  39.  flg.  7. 

Scalaria  gracilenta  von  der  Insel  Mangsi ,  und  Sc.  Ua:^ura,a  ohne 
Angabe  des  Vaterlandes  sind  von  Gould  Boston  Proc  1847.  p.253 
beschrieben.  -  Sc.  Ocholensis  Midd.  Bull,  de  Pe.ersb  VIII.  no,  2.; 
Beilr.  II.  p.  98.  von  den  Südkflsten  des  Ochotzkiscben  Meeres. 

Toxoglossala. 
Das  Thier  von  Conus  aulicus  hat  eine  bunte  Schnauze,  roth  und 
weiss,  und  auf  dem  Rücken  des  Fusses  einen  kleinen  viereckigen  Dek- 
Kel.  Sein  Biss  ist  giftig,  und  schmerzhaft,  und  macht  eine  tiefe  drei- 
Lkige  Wunde,  worauf  sich  eine  Wasserblase  bildet.  Auf  der  kleinen 
I  sef  Meyo,  einer  der  Molukken  bei  Ternate,  wurde  Sir  Edward  Belcher 
durch  eine;  von  diesen  Conus  gebissen,  welcher  plötzlich  seine  Schnauze 
vorstreckte,  als  er  ihn  ans  dem  Wasser  zog,  und  er  vergleicht  das  Ue- 


Naturgeschichte  der  Mollusken  während  des  Jahres  1849.     119 

fühl,  welches  er  empfand  mit  dem  ,  welches  durch  Verbrennen  von 
Phosphor  unter  der  Haut  erzeugt  wird.  Das  Werkzeug,  welches  die 
Wunde  macht,  muss  die  Zunge  gewesen  sein,  welche  bei  diesem  Älol- 
lusk  lang  und  mit  zwei  Reihen  spitziger  Zähne  bewaffnet  ist.  (Adams 
in  Voy.  of  Samarang  II.  p.  356. 

Pleurotoma  seminifera  Gould  Boston  Proc.  1849-  p.  140.  unbe- 
kannten Vaterlandes  wird  mit  PI.  interrupta  Lam.  verglichen.  —  PL 
Schanlaricum  und  PI.  simplex  Midd.  ßeitr.  II.  p.  il8.  stammen  beide 
von  den  Südküsten  des  Ochotzkischen  Meeres,  und  sind  bereits  in  den 
Bull,  de  Petersb.  beschrieben.  —  PL  exilis  und  mica  Philippi  aus 
dem  Rothen  Meer,  Zeitschr.  3Ialak.  p.  31. 

Mangelia  cithara  Gould  Boston  Proc.  1849.  p.  140.  von  den 
Fidschi-Inseln. 

Proboscidea. 

Gaskoin  beschrieb  (Proc.  zool.  soc.  Febr.  1849.)  8  neue  Ar- 
ten Marginella:  M.  quadrilineata,  jmdica  von  Centralamerika,  triplicata 
von  den  Philippinen,  serrala  von  Mauritius,  contaminata,  linealolabrum, 
pulcherrima  von  Westindien.  —  M.  gramim  Philippi  aus  dem  Ro- 
then Meere;  Zeitschr.  Malak.  p.  27.  —  M.  azona  Menke  von  ßathurst 
ib.  p.  37. 

Columbella  exilis  und  hordeacea  Philippi  aus  dem  Rothen  Meer. 
Zeitschr.  Malak.  p.  23. 

Murex  {Trophon)  fruticosus  Gould  Boston  Proc.  1849.  p.  143. 
wird  mit  M.   noduliferus  Sow.  verglichen. 

Phos  varicosus  Gould  Boston  Proc.  1849.  p.  143.  von  den  Phi- 
lippinen hat  die  wulstige  Spira  von  Triton,  aber  die  unzweideutige 
Mündung  von  Phos. 

Die  Gattung  Tritonium  fasst  v.  Middendorff  Beitr.  II.  p.  122. 
in  dem  weiten  Müller'schen  Sinne ;  die  folgenden  neuen  Arten  sind 
bereits  in  den  Bullet,  de  Petersb.  VII.  no.  16.  aufgestellt  :  Tr.  (Fusus) 
Schanlaricum  von  den  Schantar-Inseln  steht  Tr.  islandicum  nahe  ;  Tr. 
(Fusus)  Behringii  aus  dem  Behrings  -  Eismeer  ist  mit  norvegicum  zu- 
nächst verwandt;  Tr.  [Fusus)  Baerii  aus  dem  Behrings-Meer  ist  durch 
die  niedrige  Spira  ausgezeichnet ;  Tr,  (Fusus)  Sitchense  von  Sitcha, 
kommt  dem  Bucc.  viverratum  Kiener  am  nächsten  ;  Trit.  luriduni  von 
Sitcha  ist  der  vorigen  Art  verwandt ;  Tr.  (Bucc.)  simplex  von  der  gros- 
sen Schantar-Insel ;  Tr.  (Bucc.)  Ochotense  aus  dem  Ochotzkischen  Meere  ; 
Tr.  (Bucc.)   ooides  aus  dem  Tugurbusen  des  Ochotzkischen  Meeres. 

Triton  brasilianum  von  Rio  Janeiro  und  mundum  von  den  Sa- 
moa-Inseln,  stellte  Gould  Boston  Proc.  1849.  p.  142.  auf:  Tr.  perfo- 
Talus  Conrad  (Proc.  Philad.  IV.  p.  155.  ;  Annais  IV.  p.  230.  und  abge- 
bildet Journ.  of  Philad.  I.  p.  280.  pl.  39.  fig.  6.)  von  Peru.  —  Der- 
selbe zerlegt  (Journ.  of  the  Acad.  of  Philadelphia  Vol.  I.  p.  211.)   Tr. 


120      Troschel:  Bericht  über  die  Leistungen  im  Gebiete  der 

tuberosus  in  zwei  Arten  :  tuberosus  hat  ein  olivengrünes  Thier  mit  gros- 
sen Flecken,  und  einem  gekrümmten  schiefen  Sipho,  pyriformis  hat  ein 
aschfarbiges  Thier  mit  kleinen  Flecken  und  einen  weniger  schiefen  und 
geraderen  Sipho.  —  T.  variegatus  zerlegt  derselbe  ib.  p.  212.  in 
drei  Arten  :  T.  trilonis  Spira  mit  grob  granulirten  Streifen,  Labrum  er- 
weitert, weit  umgeschlagen,  Rand  tief  wellig,  Spindel  mit  breiten  Fal- 
ten und  braunen  Gruben  dazwischen,  Ostindien.  T.  nobilis  erweitert, 
bauchig,  höckerig  am  obere  Theil  der  letzten  Windung,  an  ihr  sind  die 
drei  Rippen  vorspringend,  abgerundet,  Westindien.  T.  variegatus,  dick 
und  schwer,  schlank ;  obere  Windungen  mit  fein  granulirten  Linien, 
Spindel  braun  mit   weissen  Falten. 

Gould  bereicherte  in  Boston  Proc.  1849.  p.  l4l.  die  Gattung 
Fusus  um  sechs  neue  Arten:  F.  liralus  Couth.  MS.  und  F.  crispus 
Couth.  MS.,  beide  bei  Orange  Uarbor  gefischt,  F.  incisus  ohne  Fund- 
ort, F.  ßdicula  von  Puget-Sound  ,  F.  orpheus  ebendaher ,  F.  sublutus 
ohne  Angabe  des  Vaterlandes.  —  F.  Branscombi  Clark  Annais  IV.  p. 
425.  von  der  Devon  Küste  bei  Exmoutb. 

Aus  der  Gattung  Fasciolaria  sind  bei  Philip  pi  Abb.  Heft  6. 
F.  clava  Jonas,  purpurea  Jonas  n.  sp.  vom  Cap  und  crocata  Phil, 
dargestellt. 

Trichotropis  insignis  Midd.  Bull,  de  Petersb.  VIII.  no.  2.;  Beitr. 
II.  p.  107.  Taf.  X.  fig.  7 — 9.  aus  dem  Behringsmeere. 

Cartcellaria?  arctica  Midd.  ßeitr.  II.  p.  112.  aus  dem  Eismeer 
der  Behringsstrasse.  —  Sechs  neue  in  den  Proc.  zool.  soc.  1848.  Nov. 
von  Sowerby  aufgestellte  Arien  sind  indessen  Thesaurus  abgebildet. 

BuUia  ampullacea  Midd.  Beitr.  II.  p.  179.  ist  bereits  in  dem 
Bull,    de  Petersb.  VII.  no.  16.  aufgestellt. 

Purpura  decemcostataM idd.  Bull,   de  Petersb.  VIII.  no.  2.;  Beitr, 
II.  p.  116.  Taf.  IX.  flg.  1—3.  aus  dem  Eismeer  der  Behringsstrasse. 
Ricinula  papulosa  Philippi  Zeitschr.  Malak.  p.  32. 

In  Heft  5  der  Abbild,  von  Philippi  sind  17  Arten  Buccinum 
abgebildet,  unter  denen  ausser  mehreren  von  Philippi  und  D  unk  er 
bereits  aufgestellten  Arten  auch  einige  neue:  B.  crassum  Koch  von 
China  und  gemma  Phil.  —  Desgl.  in  Heft  6  ausser  13  Dunker'schen 
Arten  B.  caperatum  ?hi\.,  Burchardi  Dkr.  von  Adelaide,  mitrula  Dkr. 
von  Manila,  exlensum  Dkr.  von  Java. 

Ib.  Heft  4  sind  Dolium  ampullaceum  Phil,  und  melanostomum  Jay 
abgebildet;  auch  ist  hier  eine  neue  Art    D.  amphora  Phil,  angezeigt. 

Conrad  glaubt  (Journ.  of  the  Acad.  of  Philad.  Vol.  I.  sec.  ser. 
1849.  p.  210.),  dass  unter  Cassis  cornuta  L.  zwei  Arten  confundirt  seien, 
eine  von  Ost-,  die  andere  von  West-Indien,  und  sondert  die  Synony- 
mie  von  C.  cornuta,  labiata  Chemn.,  tuberosa  und  flammea. 


Naturgeschichte  der  Molluslicn  während   des  Jahres  1849.     121 

Rhipidoglossata. 

Delphinula  exigua    Philippi    aus    dem  rothen  Meere.  Zeitschr. 
Walak.  p.  25. 

Gould  stellte  (Boston  Proc.  1848.  p.  90.)  aus  der  Gattung  Tro- 
chus  acht  Arten  als  neu  auf:  T.  pnmimis  von  der  Auckland-Insel,  tex^ 
turahu  von  Neu-Seeland,  ligatus  von  Puget-Sound ,  pupillus  von  ^eu^ 
Seeland,  JMCMnrfMs  ebendaher,  gradalus  von  den  Südsee-Inseln  (Pacific 
Islands),  acinosus  von  Neu-Seeland  ,  elisus  von  Singapore.  —  Derselbe 
ib.  1849.  p.  106.  fügte  acht  andere  Arten  hinzu:  T.  bicrenatus  ohne 
Angabe  des  Vaterlandes  ,  circumsutus  von  Madagascar  ?  ,  spurcus  von 
Madeira,  amoenus  von  den  Fidschi-Inseln,  — .  colubrinus  von  Madeira, 
inslrictits  (Pacific  Islands),  atropurpureus  von  den  Schifferinseln,  rolel- 
linus  von  der  Insel  Maogsi,  die  letzteren  vier  angeblich  der  Gattung 
Monodonta  angehörig.  —  T.  tantillus  Gould  von  den  Sandwichinseln 
wird  ib.  p.  118  beschrieben,  sein  Durchmesser  beträgt  nur  ^Jq  Zoll.  — 
Midd  endorff  unterschied  Beitr.  II.  p.  85.  zwei  neue  Arten:  Tr.mO' 
deshis  Taf.  X.  fig.  16--18.  von  Sitcha  und  Tr.  Schanlaricus,  —  Von 
Philippi  befinden  sich  Diagnosen  mehrerer  neuer  Trochus  ,  die  be- 
reits im  Conchyiien -Cabinet  von  Martini  Chemnitz  edirt  von  Küster 
abgebildet  sind,  in  Zeitschr.  f.  Malak.  p.  146,  168.  und  187.  —  In  dem 
ebengenannten  Conchylien-Cabinet  sind  die  Arten  der  Gattung  Trochus, 
von  Philippi  bearbeitet,  im  Text  von  38  bis  zu  137  fortgeführt;  un. 
ter  ihnen  finden  sich  folgende  neue  Namen:  Tr.  heliacus  Phil,  (bei 
Knorr,  Seba,  Chemn.  abgebildet),  aster  Phil.  (Chemn.  f.  1718—20, 
Turbo  calcar  Gmel.),  chloritis  Phil,  (viridulus  Mke.),  CÄemmfzü  Phil. 
(Chemn.  f.  I59l.),  Gualterianus  Phil,  (laevigatus  Phil,  olim),  persona-- 
tus  Phil.  (Monodonta  ringens  Ph.  olim),  allernalus? hi\.  n.  sp.  woher?, 
lepidus  Koch  von  der  Westküste  Neuhollands,  nobilis  P  h.  (gemmosus 
Mke.),  solidus?h.  n.  sp.,  amoenus  Koch,  acutangultts  Mke.,  erubescens 
Ph.,  caperatus  Ph.,  exaltatus  Ph.,  catenulalus  Ph.,  nocturnus  P  h., 
festivus  Ph.,  sämmtlich  unbekannten  Aufenthaltsortes. 

Turbo  confragosus  von  der  Insel  Dean  aus  der  Paumotu- Gruppe, 
sirius  von  Neuholland  und  laciniatus  von  Manila  wurden  von  Gould 
Boston  Proc.  1848.  als  neue  Arten  charakterisirt.  —  Lovell  Reeve 
machte  die  Diagnosen  von  20  Arten  bekannt  (Proc.  zool.  Soc.  March 
1848. ;  Annais  III.  p.  227.),  nämlich  :  T.  nalalensis  (wohl  identisch  mit 
T.  natalensis  Krauss)  von  Port  Natal ,  saxosus  von  Westcolumbien,  la~ 
miniferus  von  Neuholland,  murreus  ^  corallinus  ,  trochoides,  pustulatns, 
turcicus  von  den  Philippinen,  pyropus,  gemmatus,  liigubris,  nivosus  von 
den  Philippinen,  tumidulus,  circularis,  porcalus  von  Nordaustralien,  ar- 
ticulatus,  japonicus  von  Japan,  mililaris  von  der  Insel  Annaa ,  histrio, 
fluctualus  von  Westcolumbien.  —  Von  dieser  Galtung  sind  bei  Küster 
1.  c.  durch  Philippi  die  Arten  6l  bis  68  beschrieben;  unter  ihnen 
einige  neue:   T.  Hemprichii  Trosch.    aus  dem  rothen  Meere,  califor-. 


122      Troschel:  Bericht  über   die  Leistungen   im  Gebiete  der 

nicus  Troäch.  aus  Californien  ,  piisio  Anton,  laetus  PhW.  von  der 
Ostküste  Afrika's,  virens  Anton  ,  patulus  Phil,  aus  dem  chinesischen 
Meere  und  von    den  Philippinen. 

Phasianella  splendida  Philip pi  aus  dem  rolhen  Meere.  Zeitschr, 
Malak.  p.  30. 

Nerita  articulala  Gould  (^Boston  Proc.  1847.  p.  220.)  verwandt 
mit  W.   lineata,  Tavoy.   —   iV.  musiva  ib.  p.  237.  w^oher  ? 

Neritina  Webbei  Recluz.  (Rev.  zool.  1849.  p.  70.)  mit  14  Va- 
rietäten. Westafrika.  —  JV.  capilhlata  Gould  (Boston  Proc.  1847 
p.  220.)  von  Tavoy.  —  Von  demselben  linden  sich  ib.  p,  237.  sechs 
neue  Arten  :  N.  porcata  ohne  Angabe  des  Vaterlandes,  cholerica  von 
den  Fidschi-Inseln,  chrysocoUa  von  Upolu,  helvola  und  siderea  von  den 
Fidschi-Inseln,  amoena  ohne  Angabe  des  Vaterlandes.  —  N.  Iris  und 
rarispina  M  o  u  s  s  o  n  von   Java. 

Navicella  maculifera  Mousson  1.  c.  von  Java.  —  N.  parva 
Mousson  ib.   im  Nachtrage  von  der  Insel  Bimah. 

Haliotis  crispata  Gould  Boston  Proc.  1847.  p.  251.  von  Neu- 
Holland. 

Stomatella  decolorata  von  der  Insel  Mangsi ,  und  St.  tiimida  von 
China  und  den  Molukken  sind  beide  von  Gould  Boston  Proc.  1848. 
p.  74.  beschrieben. 

Cyclobranchiata. 

lieber  den  Unterschied  von  Lotlia  und  Patella,  wie  ihn 
Gould  gefunden  zu  haben  glaubt,  vergl.  oben  p.  101. 

Patella  [Acmaeal)  personoides,  aeruginosa,  pileolus ,  Asmi  Mid- 
dendorff,  die  schon  in  den  Petersb.  Bullet.  VI.  no.  20.  angezeigt 
waren,  sind  Beitr.  Taf.  1.  abgebildet.  —  Bei  Philippi  Abbild.  Hefl4 
sind  P.  cymbularia  Lam.,  Kocht  Phil.,  hyalina  Phil.,  vilrea  Phil.,  De- 
lessertii  Phil,  (cymbularia  Deless.)  abgebildet  —  Desgl.  ib.  Heft  5 
zwölf  Arten,  unter  denen  F.  (Acmaea?)  pallescens  Phil.,  P.  {Acmaea'^) 
discors  Phil,  von  Mexico  als  neu.  —  Ferner  ib.  Heft  6  drei  Arten, 
unter  denen  P.  consplcua  Phil,  von  Guinea  und  limbata  Phil,  von 
NeuhoUand  als  neu. 

Auf  Patella  fulva  Müll,  begründen  Forb  es  und  Hanley  (Hist. 
Brit.  Moll.)  eine  neue  Gattung  Pilidium:  Schale  eiförmig,  conisch, 
mit  excentrischem  nach  vorn  gelegenen  Apex  ,  Oberfläche  mit  strahlen- 
förmigen Streifen,  innen  mit  einem  mondförniigen  Muskeleindruck,  der 
in  der  Kopfgegend  unterbrochen  ist.  Thier  mit  zwei  pfriemförmigen 
Fühlern,  ohne  Augen;  Mantelrand  einfach  ;  Kiemenfeder  am  Nacken  ; 
Fuss  breit,  eiförmig,  mit  flachen  Seiten;  Zunge  mit  einer  Reihe 
viereckiger  Platten  ,  auf  deren  jeder  ein  einziger  dreilappiger  Zahn 
entspringt  ,  jederseits  von  zwei  deutlichen  Nebenzähnen  begleitet. 
Unterscheidet  sich  von  Acmaea    durch    das   Fehlen   der   Augen ,   ganz- 


Naturgeschichte  der  Mollusken   während  des  Jahres  1849.     123 

randigen  Mantel,  und  die  eigenthümliche  Bewaffnung  der  Zunge.  — 
Eine  verwandte  neue  Gattung  derselben  Verf.  ist  Propilidium: 
Schale  verkehrt  eiförmig,  conisch  mit  excenlrischem  nach  hinten  gele- 
genen Apex,  Überfläche  mit  strahligen  Streifen,  innen  mit  einem  mond- 
förmigen  Muskeleindruck,  der  in  der  Kopfgegend  unterbrochen  ist.  Thier 
mit  zwei  pfriemförmigen  Fühlern,  ohne  Augen;  Mantelrand  einfach, 
Kienienfeder  (zwei  ?)  am  Nacken  ;  Fuss  breit ,  kreisförmig  mit  flachen 
Seiten  ;  Mundmasse  mit  hornigen  Kiefern  und  einer  Zunge  ähnlich  wie 
Pilidium.  Die  Art  Avlrd  T.  ancijloides  genannt,  und  Pal.  coeca  Müll., 
ancyloides  Forb.  ,  Candida  Couth.  ,  cerca  Moll,  und  exigua  Forb.  sind 
als  zweifelhafte  Synonyme  dazugezogen.  Soweit  sich  nach  den  Be- 
schreibungen urlheilen  lässt,  müssten  wohl  die  Gattungen  Pilidium  und 
Propilidium  vereinigt  bleiben  ,  die  Lage  des  Apex  ist  die  einzige  we- 
sentliche Differenz. 

William  Clark  beobachtete  und  beschrieb  (Annais 
IV.  p.  321.)  das  Thier  von  Dentalium  tarenlinuni. 

Seine  Ansichten  in  Betreff  der  Deutung  der  Organe  weichen  von 
denen  Deshayes'  bedeutend  ab.  Besonderes  Gewicht  legt  Verf. 
darauf,  dass  die  hintere  Oeffnung  nicht  Afteröffnung  sei,  sondern  Alhem- 
öffnung.  Was  D.  für  Leber  hält,  nimmt  er  für  Kiemen,  und  die  Gal- 
lengänge für  Kiemenvenen.  D.'s  Kiemen  sieht  er  für  Speicheldrüsen 
an.  Auch  hält  er  die  Ansicht  D's  in  Betreff  der  Kauorgane  für  irr- 
thüralich. 

Pulmonata, 
Eine  Fortsetzung  der  Nachträge  zu  L.  Pfeiffer's  Mo- 
nographia  Heliceorum  findet  sich  Zeitschr.    für  Malak.  p.  66, 
81  und  106.     Hier  werden  theils  Citate,  theils  zahlreiche  Ar- 
ten nachgetragen. 

In  einer  Note  über  die  Zeugung  der  Helices  kommt 
Pi  erre  Gratiolet  zu  dem  Resultate,  dass  die  gestielte 
Blase  in  der  That ,  wie  Deshayes  angiebt,  eine  Samentasche 
sei,  dass  die  Samenfäden  in  der  Geschlechtsdrüse  nicht  von 
einem  fremden  Individuum  stammen ,  sondern  mit  den  Eiern 
durch  das  Vas  deferens  in  den  Uterus  gelangen  ohne  frucht- 
bar zu  sein,  und  dass  eine  Begattung  mit  sehr  seltenen  Aus- 
nahmen durchaus  erforderlich  ist;  ferner  dass  die  unfrucht- 
baren Samenthierchen  in  der  Samentasche  eine  Metamorphose 
eingehen,  wodurch  sie  fruchtbar  werden ,  und  dass  die  Be- 
fruchtung nicht  im  Ovarium  geschieht ,  sondern  wie  bei  den 


124     Troßchelj  Bericht  über  die  Leistungen  im  Gebiete  der 

Batrachiern,  in  dem  Moment,  wo  die  Eier  abgelegt  werden. 
(Institut  1849.  p.  220.). 

Davy  stellte  Beobaclilungtn  an  einer  grossen  westindischen 
Landschnecke  (Helix  oblonga  L.  ?)  an.  Sie  lebt  in  der  trocknen  Jah- 
reszeit  in  Höhlen  unter  der  Erde  und  kommt  nur  bei  feuchtem  Wetter 
zum  Vorschein.  Die  2  Zoll  langen  Eier  besitzen  eine  Schale  aus  koh- 
lensaurem Kalk,  etwas  thierischer  Materie  und  einer  Spur  phosphorsau- 
ren Kalks;  das  Innere  bestand  aus  Eiweiss.  In  den  Excremenlen  fand 
Davy  Harnsäure,  und  schlägt  vor  die  Schnecken  als  Düngungsmitlel  zu 
benutzen.  Die  Temperatur  dieser  Schnecken  fand  er  um  eine  Kleinig- 
keit höher  als  die  umgebende  Luft  ,  etwa  %  Grad.  In  einem  durch 
Wasser  abgesperrten  Raum,  der  24mal  so  gross  war  als  sie  selbst, 
starben  sie  nach  3  Tagen ;  sie  halten  %  des  Sauerstoffs  verbraucht. 
(The  Edinburgh  new  philosophical  Journal  1848.;  Schieiden  und  Fro- 
riep  Notizen  1849.  IX.  p.  54.). 

Die  23  neuen  Arten  von  Vitrina,  welche  Pfeiffer  aus  Cuming's 
Sammlung  (Proc.  zool.  soc.  1848.  June,  Annais  IV.  p.  69.)  beschrieben 
hat,  sind  bereits  in  dessen  Monogr.  Helic.  enthalten. 

Von  Gould  finden  sich  in  Boston  Proc.  I848.»p.  37.  zwei  neue 
Arten  Succinea,  von  denen  die  eine,  S.  luteola  aus  'Texas,  sich  durch 
ihre  goldgelbe  Farbe  auszeichnet,  die  andere  S.  concordialis  lebt  in  der 
JNähe  des  Concordia-See's.  —  Ebenso  von  Adams  Contrib.  III.  p.  38 
S.  lalior  und  anguslior  von  Jamaica.  —  S.  texasiana  Pfeiffer  in 
Roemer's  Texas  p.  456.  gleicht  am  meisten  der  S.  chiloensis,  ist  sehr 
häufig  auf  der  Insel  Galveston. 

H.  E.  Strickland  erhielt  3  Exemplare  von  Nanina  vitrinoides 
aus  Indien,  von  denen  eine  noch  lebte,  obgleich  sie  ein  Jahr  lang  hin- 
ter drei  falschen  Deckeln  verborgen  zugebracht  hatte.  Ihr  Fuss  war 
hinten  abgestutzt,  sie  hatte  die  hornähnliche  Erhabenheit  auf  dem  Rük- 
ken  des  Fusses  und  zwei  längliche  spitze  Lappen  am  Mantelrande,  die 
immer  ganz  eng  an  die  Schale  gelegt  waren.  Sie  liebte  es,  sich  mit 
dem  hinteren  Theile  des  Fusses  an  die  Decke  ihres  Behälters  anzuhän- 
gen, dann  den  vorderen  Theil  umzubiegen  ,  so  dass  das  vordere  Ende 
des  Fusses  die  eigene  Schale  berührte,  und  mit  dem  Munde  an  ihr  zu 
lecken.  Verf.  vergleicht  die  Schnecke  mit  einer  Katze,  die  sich  be- 
leckt, und  erklärt  hierdurch  die  Glätte  der  Schale.  (Proc.  zool.  soc. 
1848.  Dec,  Annais  IV.  p.  379.). 

Auch  Mo  US  so  n  sieht  1,  c.  die  Gattung  Nanina  als  wohlbegrün- 
det an,  er  stellt  eine  neue  Art  N.  centralis  von  Java  auf.  —  Dersellje 
beschreibt  ib.  im  Nachtrage  JV.  bimaensis  aus  den  Wäldern  der  Insel  Bi- 
mah,  und  N.  halata  von  Dompo. 

A.  Schmidt  entscheidet  die  Frage  über  die  Arienverschieden- 
heit von  Helix  nemoralis  und  horlensis  bejahend  ,  indem  die  Liebes- 
pfeile  constant  verschieden  seien.  (Zeitschr.  Malak.  p.  49.). 


Nalurgeschichle  der  Mollusken  während  des   Jahres   1849.     125 

Forst  er  erklärt  sich  für  die  specifische  Verschiedenheit  von 
Helix  pulchella  und  coslata  (Korrespondenzblalt  des  zoologisch  -  minera- 
logischen Vereines  in  Regensburg    Erster  Jahrgang  1847.  p.  41.). 

Gould  beschrieb  eine  neue  linksgewundene  scheibenförmige //e- 
lix  anguina  von  Manko  bei  Newville,  Provinz  Tavoy  (Boston  Proc. 
1847.  p.  218.).  —  Derselbe  stellte  ib.  1848.  p.  38.  fünf  neue  Ame- 
rikanische Helices  auf:  H.  selenina  blass  opalarlig  gefärbt,  mit  kleinem 
tiefen  Nabel,  scheibenförmiger  Spindel,  und  verengter  Mündung.  Vs  Zoll. 
Georgia  und  Florida;  —  H.  rolula  durchsichtig  bernsteinarlig,  schei- 
benförmig, Nabel  tief,  Mundrand  einfach.  ^5  Zoll.  Tenessee  ;  —  H. 
maxillala  linsenförmig ,  Mündung  linienförmig  ,  hinter  dem  umgeschla- 
genen Labrum  eine  Lamelle ,  an  der  Spindel  eine  gerade  nach  oben 
gabiige  Lamelle.  ^j\  Zoll.  Tenessee,  —  H.  leporina  linsenförmig,  haa- 
rig, zwei  Zähne  am  Labrum,  an  der  Spindel  eine  schiefe,  durch  eine 
linienförmige  Schwiele  mit  dem  oberen  AVinkel  der  Mündung  verbun- 
dene Falte,  '/s  Zoll.  Missisippi  undArcansas;  —  H.  vultuosa  zwischen 
fallax  und  texasiana  in  der  Mitte ,  weit  genabelt,  zwei  Zähne  am  La- 
brum, deren  einer  in  der  Mitte  tiefer  nach  innen  liegt ,  die  Spindel- 
falte den  Schlund  fast  schliessend.  V5  Zoll.  Arcahsas  und  Texas  ;  — 
daran  schliessen  sich  noch  zwei  Formen,  deren  eine,  als  Var.  von  thy- 
roidus  angesehene,  Gould  H.  bucculenta,  die  andere  mit  H.  appressa 
und  palliata  verwandte  H.  abjecta  nennt ;  erstere  lebt  in  Georgia  und 
Texas  ,  letzlere  in  den  südwestlichen  Staaten.  —  H.  smironetisis  und 
helicinoides  Mousson  von  Java.  —  Ebenda  finden  sich  von  demsel- 
ben Verf.  H.  raregullata  von  ßimah,  colorala  und  bulbus  von  Celebes.  — 
Adams  vermehrte  diese  Gattung  Contrib.  IL  p.  29.  und  ilL  um  30  für 
neu  gehaltene  Arten  von  Jamaiea  :  H.  patina  (vielleicht  Var.  von  acutissi- 
raa  Lam.) ,  fluctuala ,  cara,  ChittyanUy  picturata,  slrangulala,  torrefacta, 
epishjliulum,  pila,  lamellifera,  graminicola,  MacMurrayi,  munda,  tunicalaf 
sulp  hur  e  a  *),  virginea ,  fuscocincla,  similis,  Hollandi ,  ambigua,  Antho» 
niana,  bretis,  simulans,  fuscula,  diminuta,  apex,  immunda,  perdepressa, 
angustispira,  inconspicua.  —  Pfeiffer  beschrieb  in  Roemer  Texas  p.  455. 
zwei  neue  Arten  Helix,  nämlich  H.  hippocrepis  von  Neu-Braunfels,  und 
H.  Roemeri  aus  dem  Thal  des  San  Saba.  —  H.  Slrangei  Pfeiffer  von 
Neu-Süd-Wales  (Annais  IV.  p.  78.).  -  H.  viteUina,  gemina,  subfusca, 
vargasiatia,  calcarea,  casla,  anomala  Pfeiffer  (Proc.  zool.  Soc.  1848, 
Annais  IV.  p.  146.)  sind  in  dessen  Monogr.  Hei.  nicht  enthalten.  —  H. 
oculus  Pfeiffer  von  China.  Zeitschr.  Malak.  p.  144.  —  H.  rufula  Pfr. 
ib.  p.  I6ü.  von  Jamaiea.  —  In  Küsler's  Conch.-Cab.  1.  c.  hat  Pfeif- 


*)  In  den  Contrib.  VI.  p.  98.  giebt  spüler  der  Verf.  an,  dass  diese 
vermeintliche  Helix-Art  vielmehr  der  Embryo  Zustand  von  Dolium  per- 
dix  sei ;  er  will  hieraus  zugleich  ableiten,  dass  die  Heliceen  auf  einer 
niedrigeren  Stufe  stehen,  als  die  Purpuraceen. 


126       Troschel:   Bericht  über  die  Leistungen  im  Gebiete  der 

fer  die  Gattung  Helix  im  Text  von  der  167.  bis  zur  278.  Art  fort- 
geführt. 

Sowerby  beschrieb  als  neue  Art  Tomigerus  principalis  von 
Pernambuco  (Froc.  zool.  soc.  Febr.  1849.);  sollte  dies  nicht  H.  gib. 
berula  ßurrow  sein  ,  die  dasselbe  Vaterland  hat,  und  von  Pfeiffer  Mo- 
nogr.  fraglich  bei  T.  clausus  citirt  wird? 

Anostoma  Boysii  Bens,  erhebt  Pfeiffer  zur  eigenen  Gattung 
Boysia  testa  conico-globosa,  tenuis,  rimata  ,  anfractu  ultimo  arcuatim 
ascendente  ;  apertura  obliqua,  sursum  reclinata,  subrotundata,  continua, 
edentula.     Die  Art  heisst  B.  Bensoni.    Zeitschr.  Malak.  p.  104. 

Eine  neue  Art  der  Gattung  Streptaxis  von  Pfeiffer  St.  uberi- 
formis  aus  Brasilien  findet  sich  Proc.  zool.  soc.  June  27.  1848.,  An- 
nais IV.  p.  79. 

lieber  die  Monographie  der  Gattung  Bulimus  in  Reeve's 
Conchologia  iconica  machte  Pfeiffer  in  der  Zeitschr.  für 
Malak.  p.  4,  42,  63  und  120  kritische  Bemerkungen,  —  In 
Philippi's  Abbild,  sind  Heft  4  neun  Pfeiffer'sche  Bulimus- 
Arten  abgebildet,  die  bereits  in  Zeitschr.  für  Malak.  aufge- 
gestellt  waren. 

„lieber  Bulimus  perversus  L.  und  die  Gruppe  der  mit 
ihm  zunächst  verwandten  Arten«  gehl  Pfeiffer  (Zeitschr. 
Malak.  p.  125  u.  129.)  in  Erörterungen  ein,  und  unterschei- 
det hier  12  Arten. 

Mousson  (Java)  gründete  6  neue  Arten  der  Gattung  Bulimus 
von  Java:  B.  purus,  furcillalus,  porcellanus,  galei'iculum,  glandula,  apex, 
die  sämmtlich  abgebildet  sind.  —  B.  rusticus  Mousson  ib.  im  An- 
hange stammt  ebenfalls  von  Java.  —  Adams  bereicherte  die  Galtuung 
Contrib.  II.  p.  27.  um  7  neue  Arten:  B.  nilidiusculus,  pauperculus,  fc- 
rebella,  anomalus,  mitwnus ,  monodon,  mirahilis.  —  B.  irroratits  Lo- 
vell  Reeve  ohne  Angabe  des  Vaterlands  (Proc.  zool.  soc.  Febr. 
1849.).  —  Derselbe  beschreibt  ib.  July  1849  sechzehn  neue  Arten, 
die  von  William  Lobb  in  den  Anden  von  Peru  entdeckt  worden  sind: 
B.  clausilioides ,  nigropiiealus  ,  foveolatus ,  depslus  ,  scilulus ,  cuzcoensis, 
praetexlus,  Lobbii,  purpuratus,  rhodolarynx,  decvssaliis,  myristicus,  alto- 
peruvianus  ,  alutaceus,  pritmdaris  und  coliimellaris.  —  Menke  tauft 
seinen  Scarabus  fusiformis  in  Bul.  vermiculatus  um.  Zeitschr.  Malak. 
p.  176.  —  B.  helicoides  Pfeiffer  von  den  Philippinen,  ib. 

Fischer  von  Wald  heim  gründete  eine  neue  Gallung  Chi- 
lonopsis  y  der  er  ihre  Stellung  in  der  Nähe  von  Bulimus  anvs^eist: 
testa  turrita  spiris  septem  convexis  ;  umbilicata  ;  aperlura  elongata,  an- 
gustata,  inaequali,  columella  valde  dilatata,  intus  et  infra  sinuata,  extus 


Naturgeschichte  der  Mollusken  während    des  Jahres  1849.     127 

marginala,  basi  canalem  coecum  cum  labio  dextro  intumido,  exlus  tri- 
plicato  formanle.  Die  Art  Ch.  sulcata,  6  Millini.  lang  von  St.  Jage,  ist 
abgebildet.  Sie  scheint,  nach  der  Abbildung  zu  schliessen,  eher  in 
die  Familie  der  Auriculaceen  zu  gehören. 

Gould  stellte  in  Proc.  Boston  1847.  p.  197.  einige  Arten  Pupa 
auf,  welche  Gattung  er  im  weiteren  Sinne  fasst:  P.  [Vertigo)  lantilla 
von  Taheiti  ,  P.  peponum  von  den  Sandwich- Inseln,  P,  (Megaspirä) 
elata  von  Brasilien,  kleiner  ,  mehr  cylindrisch,  zarter  gestreift  mit  en- 
geren Windungen,  einer  Falte  weniger  als  bei  elatior  —  Ebenda  p.  263. 
findet  sich  eine  neue  Pupa  vom  Oberen-See  mit  vier  Zähnen  der  Mün- 
dung, P.  decora    Gould,    die  in  Holzschnitt  abgebildet    ist.    Dann 

enthalten  auch  dieselben  Proceed.  1848,  p.  40.  zwei  Arten  von  Pupa, 
ebenfalls  von  Gould;  P.  variolosa  sehr  klein,  mit  einem  Zahn  an  der 
Spindel,  y^,  Zoll,  Florida  ;  —  P.  modica  sehr  ähnlich  wie  fallax,  aber 
nur  halb  so  gross,  y^o  Zoll,  Florida.  —  Auch  Adams  bringt  Contrib. 
III.  p.  37.  einige  neue  Arten  von  Jamaica  :  P.  jamaicensis,  lala,  he- 
xodoti,  exilis.  —  Um  vier  neue  asiatische  Arten  bereichert  Benson 
(Annais  IV.  p.  125.)  diese  Gattung:  P.  regia  43  Millim.  lang  von  Nan- 
king, China,  Huttoniana    und  plicidens    vom  Himalaya  ,    brevicostis    von 

Bengalen.      Letzterer    fehlen    die    kürzeren  Fühler  wie  Vertigo.  P. 

ascaniensis  A.  Schmidt  ist  in  Zeitschr.  für  Malak.  p.  140.  aufgestellt. 
~  P.  Freijeri  F,  J.   Schmidt  ib.  p.  166, 

Vertigo  Büllneri  Siemaschko  Bull,  de  Petersbourg p. 234.  fig. 4. 

Balea  peregrina  Gould  Boston  Proc.    1848.  p.  40. 

Partula  conica  (vielleicht  bulimoides  aber  grösser) ,  zebrina  und 
pusilla  Gould  Proc.  Boston  1847.  p.  196.,  beide  erstere  von  den  Sa- 
moa-Inseln,  letzlere  von  der  Matea-Insel. 

Adams  Contrib.  II.  p.  24  fügte  der  Gattung  Achatina  11  neue 
Arten  von  Jamaica  hinzu  :  A.  procera ,  elegans  (vielleicht  Var.  von 
Philippiana  Pfr.),  nemorensis,  ligata,  angiostoma,  Ingallsiana,  unicolor, 
laevis  (vielleicht  Var.  von  pellucens),  micans,  striosa,  inusitata.  —  Bei 
Philip  pi  Abbild.  Heft  5.  sind  A.  suturalis  Phil.  n.  sp.  ,  rhodostoma 
Phil,  n.  sp  ,   fulica  Desh.;  und  variegata  ßoissy  abgebildet. 

Glandina  bullala  Gould  Boston  Proc.  1848.  p.  64.  von  Louisiana 
ist  sehr  zart,  mit  kurzer  Spira  und  5  Windungen,  fein  längsgestreift, 
milchweiss.   Vu  Zoll. 

Gould  stellte  in  Boston  Proc.  1847.  p.  200.  neue  Arten  Acha- 
tinella  auf,  natürlich  sämmtlich  von  den  Sandwich-Inseln:  A.  marmo- 
rata,  ellipsoidea,  acuminata  (aus  den  klaren,  zarten  Arten  mit  nur  ei- 
nem Schein  von  Columellar-Falte  ist  Verf.  geneigt  eine  besondere  Gat- 
tung Leplachatina  zu  bilden)  cerealis,  giittida. 

Auch  die  Gattung  Cylindrella  ging  nicht  leer  aus  an  neuen  Ar- 
ten, Gould  gründete  zwei  in  Boston  Proc.  1848.  p.  40.:  C,  ponlifica 
grau  und  braun  marmorirt,    mit  zahlreichen   schiefen  Rippchen,  die  al- 


128       Troschel:  Bericht  über  die  Leistungen   im  Gebiete  der 

ternirend  die  Naht  durchsetzen ;  C.  jejuna  kleiner,  dunkler  und  mit  con- 
vexeren  Windungen  als  lactaria.  Florida. —  Adams  Contrib.  11.  brachte 
dercQ  15  C.  Beardsleana  ,  Agnesiana ,  alba,  coslulata,  montana^  Gra^ 
vesii,  ambigua,  aspera,  columna  (vielleicht  Var.  von  brevis  Pfr.),  tnor- 
natOf  Simplex,  Hydeana  (Buliraus  Gossei  Ffr. ;  ist  aber  ein  richtiger  ßu- 
limus),  similis  (vielleicht  Var.  von  Dunkeri  Pfr.),  tenella ,  tenera.  Von 
ihnen  sind  C.  Beardsleana  und  eine  bereits  1845.  aufgestellte  C.  py- 
gmaettf  später,  ib.  VI.  1850.  p.  89.  als  Geomelanien  erkannt.  Pfeif- 
fer benannte  eine  C.  Roemeri  zu  Ehren  des  Entdeckers  in  dessen 
Texas  p.  456. 

Clausilia  Moritzii  Mousson  1.  c.  von  Java. 

Aus  der  Familie  der  Limnaeaceen  stellte  Gould  neue  Arten  aus 
fast  allen  Gattungen  auf  (Boston  Proc.  1847.);  so  p.  214.  Physa  tabu^ 
lata  von  Neu -Seeland,  gibbosa  von  Neu  Süd-Wales,  sinuala  von  den 
Fidschi- Inseln  ,  reficw/afa  von  den  Sandw^ich- Inseln  (wahrscheinlich 
identisch  mit  Limnaeus  oahuensis  Souleyet)  virginea  von  Californien, 
venustula  von  Lima.  Ib.  p.  263.  Ph.  vinosa  vom  Oberen-See,  in  Holz- 
schnitt abgebildet. 

Ferner  ib.  p.  212.  Planorbis  opercularis  von  Ober  -  Californien, 
vermicularis  aus  dem  innern  Oregon.  — Neue  Arten  von  Adams  Contr. 
III.  p.  43.  von  Jamaica  sind:  PL  MacNabianus  ,  Redfieldi,  Haldemani, 
decipiens  und  affinis. 

Gould  beschrieb  1.  c.  p.  211.  Dombeya  fasciala  verwandt  mit 
Chilina  fluctuosa  d'Orb.  aber  regelmässiger,  bauchiger  und  solider,  und 
D.  obovala  weniger  breit  und  mit  flacheren  Nähten  als  D.  major  Gray, 
grösser  und  hinten  bauchiger  als  Ch.  pulchra  d'Orb.  Beide  aus  dem 
Concon   River  in  Chili, 

Endlich  p.  211.  Lhnnea  volutata  von  Oahu  und  L.  lepida  vom 
Vancouver-See  in  Oregon.  —  Desgleichen  ib.  p.  64.  L.  lanceala  von 
dem  nördlichen  Ufer  des  Oberen-See's,  soll  einer  grossen  rechtsgewun- 
denen Physa  hypnorum  gleichen.  —  L.  longulus  Mousson  1.  c.  von 
Java.  —  L.  ventricosus  Siemaschko  Bull,  de  Petersbourg  p.229.  hg.  5. 

Unter  dem  Namen  Guti  dl  acliia  stellte  Pfeiffer  eine  neue 
interessante  Gattung  auf:  testa  tenuis ,  ancyliformis,  non  spirala  ,  obli- 
que conica,  vertice  retrorsum  inclinato;  latere  basali  lamina  plana,  ho- 
rizontali  ad  duos  trientcs  clauso;  apertura  antica,  horizontali,  semicir- 
culari.  Operculum  nulluni.  Die  Art  G.  ancyliformis  lebt  im  süssen 
Wasser  Cubxi's.  Zeitschr.  für  Malak.  p.  97.  Hinzugefügt  sind  die  Er- 
gebnisse der  Untersuchung  des  Referenten  an  dem  in  der  Schale 
eingetrockneten  Thier.  Diese  sprechen  für  die  systematische  Stellung 
in  der  Nähe  der  Limnaeaceen. 

Auricula  sulculosa  und  granifera  Mousson  Java. 

Melampus  coronalus  Adams  Contrib.  III.  p.  41.   von  Jamaica. 

Pedipes  ovalis  Adams  Contrib.  III.  p.41.  von  Jamaica  (wahr- 
scheinlich Var.  von  quadridens  Ffr.). 


Naturgeschichte  der  Mollusken  während  des  Jahres   1849.       129 

Ringicula  acuta  Philippi  aus  dem  rolhen  Meere.  Zeitschr.  Ma- 
lak.  p.  33. 

In  der  Familie  Carychiadae  stellte  Benson  (Annais  IV.  p.  193.) 
eine  neue  Galtung  Diplommalina  auf:  tesla  vix  rimata,  tenui,  sub- 
ovata;  spira  elongata;   anfractibus  convexis,  costalis,    ultimo  subascen- 
dente  ;  apertura  edentula,  subcirculari ;  peristomate  duplicato,  expanso  , 
marginibus  callo  parietali  appresso  iunctis  ;  operculo  nullo.     Dahin  ge- 
hören Bul  folliculus    Pfr.  Monogr.  IL    p.  81.    und    Z).  coslulalum  Nutt. 
MS.  eine  neue  Art  vom  Himalaya.     Das  Thier  hat    nur  2  lange  faden- 
förmige Tentakeln  ;    die  Augen    liegen    hinten  an    der  Basis  derselben, 
und  sind  aus  zwei  Lappen  zusammengesetzt:  der  eine  sitzt  tief  an  dem 
ientakel    und    ist  breiter    als    der   andere   Lappen,  der  als  ein   kleiner 
schwarzer   Punkt    an    der   Aussenseite    des    grösseren    Lappens    an  die 
Oberfläche  kommt.     Der  Fuss  ist  kurz.     Das  Vaterland  von  D.   follicu- 
lus wird  berichtigt,  diese  Art  findet  sich  am  Simla,  nicht  in  Bengalen. 
Carychium    indicum  Benson  ib.  p.  194.  ist  eine   neue  Art  vom 
Simla  und  Landour. 

Notobranchia. 

V.  Middendorff  erwähnt  in  seinen  Beiträgen  II.  p.  1 84. 
anhangsweise  einiger  Nacktkiemer,  ohne  sie  näher  zu  be- 
stimmen; drei  von  ihnen,  deren  zwei  abgebildet  sind,  gehören 
der  Gattung  Doris  an,  zwei  andere  sollen  in  des  Verf.  Rei- 
sewerke Bd.  II.  Mollusken  näher  beschrieben  werden. 

VonAlbany  Hancock's  undDennis  Embleton's 
Anatomie  von  Eolis  erschien   in  den  Annais   III.  p.  183.  die 
Fortsetzung  (vergl.  den   vorigen  Bericht   p.  96.),  welche  der 
Schilderung  des  Nervensystems  und  der  Sinnesorgane  gewid- 
met ist.     Die  Nervensysteme    von   E.   papulosa,  Drummondi 
und  coronata  sind    abgebildet;  am  ausführlichsten  beschrie- 
hen  und  am  weitesten  verfolgt  ist  das  erstere.  Von  den  fünf 
Ganglienpaaren  sind  das  obere    und  seitliche  die  grossesten 
das  untere  oder  BuccaU Ganglion  ist  viel  kleiner,  und  trägt 
an  seiner  vordem  Seile  ein  noch  kleineres,  das  Gastro -oe- 
sophageal-Ganglion;  ein  fünftes  Paar  am  Grunde  der  dorsa- 
len Tentakeln  wird,  gewiss  mit  Recht,  als  Riechganglion  be- 
zeichnet,  es  entspringt  von  dem  oberen  grossen  Ganglienpaar. 
Ausser  den  Commissuren  wurden  33  Nervenpaare  verfolgt.  — 
Was  die  Sinne  betrifft,  so  werden  die  Mundtentakeln  als  em- 
pfindliches  Tastorgan   bezeichnet;    für  den   Geschmackssinn 

Archiv  f.  Naturgesch.  XVX.  Jahrg.  2.  Bd.  jr 


130      Troschel:  Bericht  über  die  Leistungen  im  Gebiete  der 

möchten  die  Falten  hinter  der  Zunge  und  vielleicht  die  Lamel- 
len am  Anfang  des  Schlundes  dienstbar  sein.     Dass  die  dor- 
salen Fühler  Geruchsorgane  seien,  wird  hier  sehr  wahrschein- 
lich gemacht.     Das  Vorhandensein  eines  Ganglions  am  Grunde 
jedes  Tentakels,  die  eigenthümliche  Ausbildung  bei  den  Nackt- 
kiemern,  das  Wimpern   der  Oberfläche   in   entgegengesetzter 
Richtung  als  an  den  Kiemenfortsätzen,   nämlich  von  der  Spitze 
nach  dem  Körper  zu,  sprechen  dafür,  dass  diese  Organe  spe- 
ciellen  und  wichtigen  Functionen  dienen.  Dass  sie  für  den  Ge- 
ruchssinn gehalten  werden  müssen,  dafür  wird  die  lamellenartige 
Struktur  im  Vergleich  mit  den  Geruchsorganen  von  Nautilus, 
der  Fische  und  selbst  der  höheren  Thiere ,  geltend  gemacht, 
welcher  Vergleich  noch  schlagender  in  den  Fällen  wird,  wo  der 
lamellentragende  Fühler  in  eine  Scheide  zurückgezogen  wer- 
den kann.     Selbst  die  Lage  der  Ganglien  spricht  dafür,  weil 
sie  bei  den  Fischen  und  übrigen  Wirbelthieren  vom  vorder- 
sten Ganglienpaar  entspringen,  und  die  vordersten  von  allen 
Nerven  sind.     Zwei  Augen  sind  vorhanden,    dicht  hinter  je- 
dem eine  kleine  Gehörskapsel.     Schliesslich  wird  angedeutet, 
dass    es    mit    dem    sogenannten  Phlebenterismus  nichts   sei, 
und  dass  die  Eolididae  nicht  auf  der  niedrigen  Stufe  stehen, 
auf  welche  sie  von  einigen  Forschern  gestellt  sind. 

Blanchard  setzte  seine  „Recherches  sur  l'organisa- 
tion  des  mollusques  gasteropodes  de  l'ordre  des  Opisthobran- 
ches"  (vergl.  den  vorigen  Bericht  p.  95.)  fort,  indem  er  sich 
zu  den  einzelnen  Typen  wendet.  Die  Familie  der  Eolidier 
theilt  Verf.  in  zwei  Tribus,  je  nachdem  der  After  sich  am 
Rücken  gegen  das  hintere  Ende  des  Körpers  QJanidae), 
oder  vorn  an  der  rechten  Seite  (Eolididae)  öffnet.  In  die 
erste  dieser  Tribus  gehören  die  Gattungen  Janus  Verany 
und  Procionotus  AI  der  Hancock.  Janus  Spinolae  wird 
als  Typus  ausführlich  beschrieben.  (Annales  des  sc.  nat.  XL 
p.  74.) 

Janus  Spinolae  Verany  (Eolidia  crislata  Delle  Cliiaje)  ist  30-- 
40  Mill.  lang,  gelblich  rosenfaibig,  mit  weisslicher  Mittellinie,  Kiemen 
gelb  mit  bläulicher  Spitze.     Der  Sclilundring   besteht   aus  6  Ganglienj 


Naturgeschichte  der  Mollusken   wahrend    des  Jahres  1849.    131 

vom  oberen  und  vorderen  Paar  entspringen  die  Fühlernerven,  mit  einer 
Anschwellung   in  jedem  Fühler  (Verf.  bezweifelt,  dass  sie  dem  Geruch 
dienen)  die  kurzen  Augennerven  ,  und    hinter  diesen    liegen  die  Gehör- 
organe.    Es   sind  zwei    gezähnte    seitliche    Kiefer  vorhanden,  zwischen 
Ihnen  liegt  die  Zunge  mit    fein  gezähnelten  Querleisten.     Der  Schlund 
ist  gerade,   der  Magen  aufgeschwollen.  Der  Darm  krümmt  sich  ein  we- 
nig nach  hnks  ,  dann   ein  wenig   nach  rechts,  und    geht  ohne  eigent- 
liche Windungen  zum  After.     Am  Magen  öffnet   sich  jederseits  ein  Le- 
bergang, der  nahe  dem  Magen  einen  Ast  nach  vorn,  einen  anderen  nach 
hinten  sendet;  diese  Aeste  entsenden  wiederum  in  ihrer  ganzen   Länge 
Zweige,  von  denen  einige   blind  enden,  andere  in   die  Kiemen  dringen. 
Die  hinteren  Leberäste  vereinen  sich    vor  dem  After  durch  einen  que- 
ren Kanal.     Das  Herz  liegt  in  der  Mitte  des  Körpers  auf  dem  Eierstock- 
die  Gefasse  sind    sehr  deutlich  abgebildet.     Die  Kiemen  sind  sehr  zart' 
sie  haben  jedoch  keine  Endöffnung.     Die  Geschlechtsorgane  öffnen  sich 
in  einem  gemeinsamen   Höcker.     Der  Hoden  ist  ein  zusammengeknäuel- 
ter  Schlauch,  der  in  ein  Vas  deferens  ausläuft,  und  in  einer  kurzen,  ko- 
nischen Ruthe    endet.      Der  Eierstock    ist    ein   grosser  Sack,  mit  sehr 
kurzem  Eileiter.     Die  Eier  sind  sehr  zahlreich. 

Ueber  die  Entwickeliing  des  Tergipes  lacinulatus  von 
M.  S.  Schultze  vergl.  dies  Archiv  p.  268. 

Die  bereits  im  Jahr  1844  aufgestellte  Gattung  Lomanotus  Ve- 
rany  ist  in  Rev.  et  Mag.  de  Zoologie  1849  Decbr.  von  Neuem  be- 
schrieben.  Die  Art,  die  nunmehr  den  Kamen  L.  Genei  erhält,  ist  ab- 
gebildet (vergl.   dies  Archiv  1845.  IL  p.  312.). 

Eine  neue  Art  Pyramidella  amhigua,  %  Zoll  lang,  von  Clermont 
ronnere  Island  beschrieb  Gould  Boston  Froc.  1849.  p.  118    -  P   mi 
nuta  Fhilippi  aus  dem  Rothen  Meer,  Zeilschr.  Malak.  p.'32. 

Tornatella  hullata  Gould  Boston  Froc.   1847.  p.251.    von  Pata- 
gonien. 

Stüifer  acicula  Gould  ist  eine  neue  Art,    welche  in  einer  Ho- 
lolhurie  von    den  Fidschi-Inseln    gefunden  wurde.    (Boston  Froc.   1848. 

Bulla  parallela  Gould  Boston  Froceed,  1847.  p.  251    unbekann 
ten  Vaterlandes.  _  B.  mucronata  Fhil  i  p  pi  aus  dem  rothen  Meer,  Zeit- 
schr.  Malak.  p.  22. 

Monopleurobranchia. 

Ancylus  aduncus  Gould  Boston  Froc.  4847.  p.  910.  aus  den  ßers- 
strömen  Madeira's.  ^ 


1 3Q       T  r  0  s  c  h  e  1 :  Bericht  über  die  Leistungen  im  Gebiete  der 

Acephala. 

Brachiopoda. 

V.  Middendorff  beschreibt  Beitr.  III.  P-  2.  eine  neue  Art  Te- 
rehratula  frontalis. 

Lamellibranchiata. 

An  die  Beobachtungen  von  Loven  über  die  Enlwicke- 
luno-  der  Muscheln  (Om  utvecklingen  af  Mollusca  acephala  af 
S  Loven -Öfversigt  af  K.  Vet.  Akad.  Förhandl.,  Dec.  1848.) 
ist  hier  nur  zu  erinnern,  da  sie  in  diesem  Jahrgang  1.  p.  312. 
in  der  Uebersetzung  von  Creplin   milgetheilt  sind. 

Der  unten  besprochene  Streit  zwischen  W.  Clark  und 
Joshua  Alder  in  den  Annais  III.  und  IV.  über  Kellia  ru- 
bra veranlasste  den  letzteren  auch  andere  Muscheln  m  Be- 
ziehung auf  die  Kiemenslröme  zu  untersuchen.  Modiola  vul- 
garis, Modiola  nigra  und  Maclra  elliptica  bestätigten  ihm,  dass 
der  Wasserstrom  nur  durch  die  Athemröhre  ein-  und  durch 
die  Afterröhre  ausgehe.  Er  behauptet,  dass  diese  Streuun- 
gen nur  durch  Ciliarbewegung  geschehen,  ohne  Bewegung  der 
Schalen  (Annais  IV.  p.  242.). 

In  Folge  davon,  dass  Dr.  Fleming  gefunden  haben  will, 
der  sammtartige  Ueberzug  bei  der  Gattung  Trigona  Megerle 
bestehe  aus  Spitzchen  von  kieseliger  Natur,  und  sei  nicht  ein 
ProductdesThieres,  sondern  eine  parasitische  Spongie,  spricht 
J  E  Gray  seine  Meinung  dahin  aus,  dass  dieser  Ueberzug 
.  wie  bei  so  vielen  anderen  Seemollusken,  dem  Thiere  eigen- 
thümlich  und  nicht  parasitisch  sei.  CAnnals  IV.  p.  296.). 

Die  Auster  ist,  nach  Quatrefages'  Untersuchungen, 
getrennten  Geschlechts  Cinstitut  1849.  p.77.;  American.  Jour- 
nal ct.  Vol.  VII.  no.21.;    Schieiden  und  Froriep  Notizen  XI. 

^'  'unter  dem  Titel:  On  the  geographica!  distribution  and 
uses  of  the  common  oyster  (Ostrea  edulis)  ist  in  Jameson  s 
New  Edinburgh  phil.Journ.  Vol.  XLVll.  p.  239.  ein  Abschnitt 
aus  Forbes  und  Hanley  History  of  british  Mollusca  abge- 
druckt worden. 


i 


Naturgeschichte  der  Mollusken  während  des  Jahres  1849.       133 

lieber  die  Arten  der  Gattung  Placenla  Retz.  machte  J.  E.  Gray 
eine  Notiz  in  den  Proc.  zool.  Soc.  1848.  July,  Annais  IV.  p.  151.  be- 
kannt. Die  Gattung  zerfällt  in  2  Sectionen  :  I.  Placuna  Lam.  Schale 
purpurfarbig,  wenig  durchscheinend,  Schlossleisten  divergiren  von  ein- 
ander unter  einem  Winkel  von  45<>,  Muskeleindruck  unter  der  Mitte  des 
Schlosses,  die  Schlossleisten  fast  gleich  lang  Dahin  PI.  Sella,  papy- 
racea  und  Lincolnii  n.  sp.  flach,  fast  kreisförmig ,  Schlossleisten  lang, 
länger  als  ihre  Entfernung  von  einander  am  Grunde.  Australien.  ,11, 
Placenta  Schum.  Schale  halbdurchscheinend,  flach,  fast  kreisförmig, 
Schlossleisten  sehr  allmählich  von  einander  divergirend,  die  hintere 
Leiste  länger,  Muskeleindruck  vor  der  Mitte  des  Schlosses.  Dahin  PI, 
orbicularis   Retz.  (Placuna  placenta  Lam.) 

Plicatula  regularis  Philip  pi  von  der  Insel  Formosa  ,  Zeitschr. 
Malak.  p.  31. 

Pecten  fuscopurpureus  Conrad  von  der  Tampa-ßay  (Journ.  Phi- 
lad.  I.  p.  209.  1849.)  ist  abgebildet.  —  Ebenso  P.  fragosus  Conrad 
ib.  p.  214.) 

Unter  dem  Namen  Hemipec  ten  bildeten  Ar  t  h  ur  Adams  und 
Lovell  Reeve  eine  neue  Gattung  der  Pectinaceen,  die  eine  dünne 
glasartige  Schale  hat,  wie  Anomia,  mit  convexer  Oberschale,  und  de- 
ren Unterschale,  gleich  Pecten,  durch  ein  vorspringendes  Ohr  mit  tie- 
fem gezähnten  Einschnitt  an  der  linken  Seite  ausgezeichnet  ist.  Das 
Schloss  hat  wie  Pecten  ein  dreieckiges  Ligament  in  einer  Grube  jeder 
Schale.  Die  Art  H.  Forbesianus  wurde  während  der  Reise  des  Schiff's 
Samarang  durch  Capt.  Reicher  im  Sooloo  -  Meere  auf  einer  Koralle  ge- 
funden.  (Proc.  zool.  Soc.   1848.  Nov.;  Annais  IV.  p.  371.) 

Avicula  Chemnitzii  (Chemn.  fig.  1720.)  von  China ,  aluco  von 
Cuba  ,  laticauda,  marmorala  und  pica  von  China,  psittacus  von  den  An- 
tillen, radiata  Leach  ,  vai\  canarina  von  Yukatan  ,  strix  aus  dem  Sar- 
gassichen  Meer  Philippi  Zeitschr.  Malak.  p.  19. 

Pectunculus  septentrionalis  Midd.  Beitr.  III.  p.  67.  von  der  Insel 
Ukmok  an  der   Nordwestküsle  Amerika's. 

Der  Galtung  Area  ist  bei  Philippi  Abbild.  Heft  6  eine  Tafel 
gewidmet;  auf  ihr  sind  sieben  Arten  dargestellt,  unter  denen  A.  ob- 
longa  und  hispida  von  Mergui,  Listeri  (Lister  tab.  231.  fig.  65\  criiciata 
aus  dem  Indischen  Ocean  neu  sind. 

Eine  kurze  Beschreibung  des  'fhiers  von  Trigonia  von  Huxley 
wurde  der  zoologischen  Gesellschaft  in  London  durch  E.  Forbes  mit- 
getheilt.  Zur  Vergleichung  ist  die  Beschreibung  von  Ouoy  und  Gai- 
mard  mit  abgedruckt;  beide  weichen  ein  wenig  von  einander  ab.  Nach 
Huxley  ist  der  Mantel  ganz  offen,  die  Kiemen  bestehen  aus  drei  Stäm- 
men, die  an  einem  Ende  befestigt,  am  andern  frei  sind,  und  von  wel- 
chen an  einer  Seite  der  ganzen  Länge  nach  Fäden  herabhängen ;  die 
Mundlappcn  sind  zionilich  lang,  laiizeltförmig  und  leicht  kammarlig.  Der 


134     Troschel:  Bericht  über  die  Leislnngen  im  Gebiete  der 

Mudd  fahrt  durch  einen  kurzen  Oesophagus  in  einen  weiten  birnfirmi- 
gen  Magen,  der  von  einer  baumförmigen  Leber  umgeben  .st      Der  Sla- 
Ln  verengt  sich  zu  einem  langen  Darm,  welcher  in  dem  Abdomen  der 
ganzen  Länge  nach  hinabsteigt,  und  in  der  Geschlechtsdrüse  e,ne  oder 
Lei  Schlingen  bilde.,    dann  steigt  er    wieder  auf   zum  Magen    durch- 
bohrt das  Herz,  und  endet  in  dem  After.  (Proc.  zool.  soe.  March  1849.) 
Ouatrelages  fand  bei  Unio   die  Zahl    der  Männchen  geringer 
als  die  der  Weibchen;  unter  44  Individuen  waren  32  weiblich  und  nur 
12  männlich.  Mehrere  Weibchen  hatten  schon  Eier  in  der  K.eme,  wah- 
rend der  Eierstock  noch  eine  Menge  enthielt;  daraus  schhesst  der  Verf. 
auf  das  allmähliche  Ablegen  derselben.     Verf   fand  auch  h.er  dre  Fur- 
chung in  den  nicht  befruchteten  Eiern  bestätigt  (Institut  1849.  p.  229.). 
-Derselbe    legte   der  Pariser  Academie    einige  Bemerkungen    über 
die  Embryogenie  von  Unio  vor,  in  denen  die  Enlwickelung  dieser  Th.ere 
als  sehr  ähnlich  mit    den  Anodonten  bezeichnet   wird  (Comptes  rendus 

Tome  XXIX.  p.  82.). 

Offenbar  durch  ein  Versehen  ist  bei  Roemer  Texas  p.  454. 
Unio  tecomatensis  Lea  als  ein  Synonym  von  ü.  lugubris  angegeben; 
es  sind  dies  zwei  völlig  verschiedene  Arten,  die  unter  verschiedenen 
Nummern  hätten  aufgeführt  werden  sollen. 

Unio  generosm  Gonld  (Boston  Proc.  1847.  p.  220.)  von  ISew- 
ville  TavoY  -  V.  ewnescens  .  mulatus,  produefm ,  %«(a  beschrieb 
Mou'sson  Java  als  neu  ;  nach  ihm  soll  auch  U.  tumidus  in  Java  vor- 
kommen,  die  Abbildung  zeigt  allerdings  viel  Aehnlichkeit  mit  unserer 
einheimischen  Art  _  T.  A.  Conrad  vermehrt  diese  Galtung  um  9 
neue  Arten  aus  Georgia,  V.  securiformis,  slagnalis,  Ogeecheenm,  oratus, 
rosacms,  conivarius,  nucleopsis ,  Umalulus ,  aralm  (Philad.  P'-oj- »V-  P- 
152  •  Annais  IV.  p.  300).  Diese  Arten  sind  im  Journ.  of  the  Acad. 
If  Philadelphia  1.  sec.  se.  p.  275.  pl.  37.  und  38.  abgebildet.  U.  ara- 
tus  ist  hier  in  fUolrofhovm  umgetauft.  Auch  U.  perplicatus,  nodife- 
rus  und  mississippensis  sind  hier  abgebildet.  _  ^^'f^' "'«»";• /^'""- 
ruM  und   me^can»    Philipp!   sind    in  dessen  Abbild.    Heft  4  abge- 

Auch  von  der  Galtung  Alasmodonta  kommen ,  nachMousson, 
zwei  neue  Arien  in  Java  vor,  A.  ZoUingcri  und  o^^^r'^'"--  «"''S''"- 
tana  Etowaemis  Conrad  von  Georgia   (Annais  IV.  p.  302.). 

Ancäon,«  Du„i  Ray  et  Drouet  (Rev.  zool.  1849.  p.  29.)  von 

.       Troyes  ist  abgebildet.    -  A.   polü«  Mousso«   1.  c    von   Java.  -JL 

Jako^ü    Si'emaschko  Bull,  de  Petersbourg  p  236.  «g.l.    aus  dem 

Gänsesee  bei  Werkhneudinsk.  -  A.   Middendorffn  ib.  p.  237.  fig.  2.3. 

von  Orel  und  von  Dieppe? 

flrei«e„«SalJeiRecluz    (Rev.    zooL  1849.    p.  69.)  von  Ona.i- 

raula.     Sie,  bohrt  in  Stein. 

Recluz  gab  eine  Forlsetzung  seines  Aufsatzes  über  die  Gattung 


Naturgeschichte  der  Mollusken  wühreud  des  Jahres  1849.     135 

Septifer  (Vergl.  den  vorigen  Bericht  p.  101.)  in  der  Rev.  zool.  1849. 
p.  117.  Verf.  hat  nun  die  Litteratur  sorgfältiger  benutzt,  und  zieht 
zu  seiner  Gattung  Septifer  6  Arten,  nämlich:  S.  bilocularis,  Kraus- 
sii  (Tichogonia  Kraussii  Küster),  fuscus  von  Madagaskar,  excisus  (Tichog, 
excisa  Wiegni.)  ,  virgatus  (Tichog.  virgata  VViegm.  Mytilus  bifurcalus 
Conrad),  Cumingii  n.  sp.  von  der  Insel  Annaa  bei  Panama.  Schliess- 
lich erklärt  Verf.  die  fossile  Gattung  Cong  eria  Partsch  (Annalen  des 
Wiener  iMuseums  1835.  p.  93.)  für  identisch  mit  Tichogonia  und  Dreis- 
sena,  und   giebt  ihr  also  die  Priorität. 

Modiola  siliqua  Philippi  von  Liewkiew.  Zeitschr.  Malak.  p.  28. 

Modiolaria  vernicosa  Midd.  ßeitr.  III.  p.  20.  aus  dem  Ocholz- 
kischen  Meere. 

Lithophagtts  caperatns  Philippi  von  Liewkiew.  Zeitschr  Ma- 
lak. p.  25. 

Cyclas  Veatleyi  und  pygmaea  sind  zwei  neue  Arten  von  Ada  ms 
Coiitrib.  III.  p.  44.  von  Jamaica. 

Unter  dem  Namen  Astarte  scotica.  Mat.  et  Rack.  vereinigt  v. 
Middendorff  A.  scotica  und  semisulcala  (ßeitr.  III.  p.  44.). 

Galathea  versicolor  iMorelet  Rev.  zool.  1849.  p.  383.  unter- 
scheidet sich  von  A.  radiata  Lam.  durch  die  minder  keilförmige  Gestall, 
die  breiteren  und  runderen  Wirbel ,  die  runzlige ,  vielstrahlige  Epider- 
mis und  die  variable  Färbung    der  Perlmutter.  Loanda. 

Cyrena  pulchella  und  expansa  von  Java  wurden  von  Mousson 
1.  c.  bekannt  gemacht.  —  Bei  Philippi  Abbild.  Heft  6  sind  fünf  Ar- 
ten abgebildet,  unter  denen  C.  suborbicularis  v.  d.  Busch  von  Manila, 
Buschii  Phil.,  triangiila  v.  d.  Busch    als   neu  aufgeführt  werden. 

Lucina  Dunheri  M  enke  Zeitschr.  Malak.  p.  41   von  Bathurst. 

Cytherea  suppositrix  von  Peru  und  pudica  Menke  Zeitschr.  Ma- 
lak. p.  145. 

Venus  astartoides  B  e  c  k  wird  bei  Middendorff  Beitr.  p.  56. 
als  neue  Art  charakterisirt;  Südküste  des  üchotzkischen  Meeres  und 
Cap  Espenberg  im  Behrings- Eismeere.  —  V.  intapurpurea  Conrad 
Journ.  Philad.  I.  p.  209.  ist  abgebildet.  ~  Bei  Philippi  Abbild.  Heft 
4  sind  5  Arten  dieser  Gattung  abgebildet,  darunter  F.  interrupta  als 
neu.  — Desgl.  ib.  Heft  5  vier  Arten,  unter  denen  F.  astartoides  Beck 
neu.  —  Ferner  ib.  Heft  6  sechs  Arten,  worunter  F.  hyalina  Phil.  neu. 

Artemis  scahra  Philippi  Zeitschr.  Malak.  p.  19.  von  der  Insel 
Liewkiew. 

Philippi  bildete  in  seinen  Abbild.  Heft  5  Tellina  birmanica 
Phil.  n.  sp.  und  immaculala  Phil.  n.  sp.  vor  Mergui  und  ausserdem 
T.  Gruneri  und  strigilata  Ph.  ab, 

Donax  protracta  Conrad  Journ.  Philad.  I.  p.  208.  von  der  Küste 
von  Florida  ist  abgebildel, 

Petricola  gibba  Midd.  Beitr.  ill.  p.  57.  Taf.  XVIII.  fig.  5— 7.  von 


136        Troöchel:  Bericht  über  die  Leistungen  im  Gebiete  der 

Sitcha.  —    P.  sinuosa  Conrad.  Proc.    Philad.  IV.  p.  155. ;  Annais  IV. 
p.  229.)  von  Peru,  ist  Journ.  of  Philadelphia!,  pl.39.  fig.  2.  abgebildet. 

Mactra  Cecillii  von  der  Insel  Bali,  ehurnea  von  Liewkiew,  sene- 
galensis  vom  Senegal,  Philippi  Zeitschr.    Malak.  p.  26.  27. 

Lulraria  senegalensis  Recluz  (Rev.  zool.  1849.  p.  67.)  West- 
africa.  —  L.  maxima  Midd.  Beitr.  III.  p.  66.  Taf.  XIX.  fig.  1—4.  von 
Sitcha,  139  Millini.  —  L.  ChemniuU  Philippi  (Chemn.  fig.  237.)  von 
Ostindien,  Zeitschr.  Malak.  p.  26. 

Die  Beschreibung,  welche  AI  der  in  den  Annais  II.  p.  217.  von 
Kellia  rubra  gegeben  hatte  (vergl.  den  vorjährigen  Bericht  p,  103),  hat 
einige  Bemerkungen  hervorgerufen,  welche  in  den  Annais  III.  nieder- 
gelegt sind.  S.  293.  bestätigte  William  Klark  in  einem  Briefe  an 
Edward  Forbes  zwar,  dass  die  Röhre  unten  offen  sei,  leugnete  aber, 
dass  sie  zur  Athraung  diene,  sondern  behauptete,  sie  unterstütze  nur  die 
Locomotion,  indem  sich  der  Fuss  mit  ihr  gleichzeitig  bewege,  und 
keine  Wasserströmung  durch  sie  weder  ein-  noch  ausgehe;  die  Kie- 
menöffnung liege  vielmehr  als  eine  ovale  Spalte  über  der  Röhre,  und 
werde  regelmässig  erweitert  und  contrahirt.  Aus  ihr  sah  er  zugleich 
das  kleine  Afterröhrchen  seine  Ausleerungen  machen.  So  diene  also 
die  Oeffnung  beiden  Functionen  gleichzeitig.  —  Dagegen  bemerkte 
AI  der  ib.  p.  383,  dass  er  bei  wiederholter  Beobachtung  Ströme  habe 
in  die  untere  offene  Röhre  eingehen,  aus  der  oberen  Oeffnung  nur  aus- 
gehen sehen.  Er  bemerkt  zugleich,  dass  dies  nach  der  Analogie  mit 
den  übrigen  Äluscheln'richtig  sein  müsse,  da  der  untere  Sipho  immer  nur 
Wasser  einführe,  der  obere  dasselbe  ausführe  und  zugleich  den  Excre- 
menten  den  Ausgang  gestatte,  beide  seien  also  Athemröhren,  die  untere 
die  Mund'Athemröhre,  die  obere  die  After-Athemröhre.  —  Damit  giebt 
sich  William  Clark  noch  nicht  zufrieden,  er  bringt  ib.  p.  452.  wie- 
derum allerhand  Gründe  für  seine  Erklärung  bei,  die  jedoch  ziemlich 
nichtig  erscheinen.  So  meint  er  bei  den  Muscheln  mit  offenem  Mantel 
trete  das  Wasser  leicht  zu  den  Kiemen ,  werde  aber  grösstentheils  auf 
demselben  Wege  wieder  ausgeführt,  auch  bei  Kellia  rubra  sei  der  Man- 
tel unten  offen  ;  bei  den  Muscheln  mit  geschlossenem  Mantel  trete  das 
Wasser  durch  beide  Siphonen  ein  und  aus,  u.  s.  w.  Dass  übrigens  die 
Mantelfalte,  oder  unten  offene  Röhre  gleichzeitig  mit  der  Locomotion 
im  Zusammenhange  stehe,  mag  gern  zugestanden  werden.  Der  Streit 
führt  sich  noch  ib.  IV.  p.  48.  und  142.  weiter  fort. 

Solecardia  Conrad  nov.  Gen.  (Proc.  Philadelphia  IV.  p.  155.; 
Annais  IV.  p.  229.).  Schale  zweischalig ,  gleichschalig;  Schloss  mit 
zwei  divergirenden  Schlosszähnen  und  einer  linienförmigen  Ligament- 
grube dazwischen ,  Schlossplatte  an  jeder  Seite  des  Zahns  tief  ausge- 
höhlt ;  zwei  kleine  rundliche,  von  den  Rändern  ,  besonders  dem  unte- 
ren, entfernte  Muskeleindrücke ;  Manteleindruck  ganz.  S.  ehurnea  Peru 
(ist  Journ.  of  Philadelphia  I.  p.  279.  pl.  39.  fig.  1.  abgebildet). 

Per  Gattung  Pholadomya  gow.  gchenlU  Middendorff  Böitr.  ilL 


Naturgeschichte  der  Mollusken  während  des  Jahtes  1849. 


137 


p  70  eine  nähere  Aufmerksamkeit,  da  er  Gelegenheit  halle  einige  Ab- 
bildungen des  Thieres  aus  dem  Tagebuche  des  Herrn  Menetries  zu  se- 
hen die  auch  Taf.XX.  fig.  8-10.  copirt  sind;  sie  beziehen  sich  auf 
Ph  'laeviuscula  und  vilrea.  Sie  haben  lange  verwachsene  Röhren,  und 
einen  zungenförmigen,  nach  vorn  gestreckten  Fuss,  müssen  also  jeden- 
falls von  Cardium  ,  mit  denen  sie  Eichwald  vereinigte,  entfernt,  und 
mehr  in  die  Nähe   von  Panopaea  gebracht  werden. 

Middendorff  bildete  Beitr.  III.  Taf.  XXI.  fig.  4.  das  Thier 
von  Machaera  costata  Say  ab  ,  verweist  aber  im  Text  p.  78.  auf  den 
zweiten  Band  seines  Reisewerkes.  Aus  der  Erklärung  der  Abbildungen 
ergiebt  sich,  dass  der  Manlelrand  mit  liederförmig  gewimperten  Franzen 
beletzl  ist,  dass  der  Sipho  eine  körnig  rauhe  Hülle  hat,  dass  der  Fuss 
knieförmig  gebogen  und  lang  ist,  und  in  eine  abgestutzte  Fläche  aus- 
läuft ;  die  Mundlappen  (Verf.  nennt  sie  vordere  Kiemen)  sind  dreieckig, 
spitz  und  quergestreift,  die  Kiemen  dicht  quergefaltet. 

Conrad  bildet  aus  seiner  Sphaenia  californica  eine  eigene  Gat- 
tung Cryptomya:  Schale  zweischalig,  schliessend  oder  hinten  wenig 
klaffend;  Schloss  wie  bei  Mya;  Manteleindruck  ohne  Bucht,  bildet  hin- 
ten  einen  rechten  Winkel.  (Proc.  Philad.  IV.  121.  ;  Journ.  Philad.  I. 
1849.  p.  208.). 

Description  de  l'animal  du  Tugonia  Tugon  Nob.  (le  Tugon  Adans.) 
et  comparaison  de  ce  mollusque  avec  celui  des  Anatines  et  des  Myes ; 
par  Recluz.  Rev.  zool.  1849.  p.  391.).  Nach  einer  ausführlichen  Be- 
schreibung genannter  drei  Gattungen  macht  Verf.  den  Schluss,  dass  sie 
drei  besondere  Familien  bilden  müssen,  unter  denen  die  der  Tugoniden 
die  Mitte  hält. 

Cyathodonta  Conrad  nov.  gen.  Proc.  Philad.  IV.  p.  155., 
Annais  IV.  p.  230.  Muschel  ungleichschalig,  Schloss  mit  einer  breiten, 
nicht  sehr  vorragenden  Ligamentgrube  ,  die  nahe  dem  Rande  gekielt 
ist;  Muskeleindrücke  rundlich,  undeutlich;  Manteleindruck  mit  einer 
grossen  runden  Bucht.     C.  undulata  von  Peru. 

Auf  seine  Pholas  californica  (Ph.  Janelli  Desh.)  gründet  Con- 
rad eine  neue  Gattung  Farapholas:  Schale  Pholas-ähnlich ;  2  ähn^ 
liehe  accessorische  Schalen,  eine  erstreckt  sich  vom  Wirbel  zum  hin- 
teren Ende  ;  die  andere  ist  mit  der  Basis  vereinigt,  Schloss  flach  und 
dick,  Schliessrauskeleindrücke  länglich.  (Proc.  Philad.  IV.  p.  121.  1848  ; 
Journal  Philad.  I.  p.  214.).  Eine  zweite  Art  P.  bisulcata  ist  Proc. 
Philad.  IV.  p.  156.  beschrieben  und  im  Journ.  of  Philad.  I.  p.  297.  pl.  39. 
fig.  3.  abgebildet. 

Bei  Philippi    sind  Heft   5  Pholas    birmanica   Phil.  n.  sp.  von 

Merqui,  ferner  manilensis  Ph.,  anlipodum  Ph.,  chiloensis  Mol.  aufgestellt. 

Pholadopsis   Conrad    nov.    gen.   (Proc.  Philad.  IV.    p.  155.; 

Annais  IV.  p.  230.)  ungleichschalig;  rechte  Schale  hinten  vorgezogen, 

linke  Schale  über  die  rechte  übergreifend  j  Ligament  liegt  an  einer  vor- 


138      Troschel:  Bericht  über  die  Leistungen  im  Gebiete  der 

ragenden  Schwiele.  P.  pectinata  von  Peru,  im  Journ,  of  Philad.  I, 
p.279.  pl.39.  fig.  2.  abgebildet. 

Penitella  Wilsonii  Conrad  ib.,  ebenfalls  im  Journ.  of  Philad.  I. 
p.279.  pl.39.  flg.  5.  abgebildet. 

Quatrefag-es  veröffentlichte  zwei  Abhandlungen  über 
Teredo  in  den  Annales  des  sc.  nat  XI.  p.  19.  und  p.  202. 
Erstere  behandelt  das  Zoologisch  -  anatomische  ,  letztere  die 
Embryogenie  dieser  Thiere. 

In  der  ersten  Abhandlung  werden  zuerst  die  Arten  beschrieben 
und  unterschieden.  Aus  der  Abtheilung  mit  einfachen  Palraulae  {Te- 
redo) kennt  Verf.  5  Arten,  nämlich:  T.  fatalis  n.  s^.  von  La  Uochelle, 
T.  Deshaii  (T.  navalis  Desh.)  von  Algier,  T.  pedicellatus  n.  sp.  aus  dem 
Hafen  von  Los  Passages  an  der  Spanischen  Küste  ,  T.  truncata  n.  sp. 
von  Amboina,  T.  elongata  n.  sp.  aus  dem  Indischen  Ocean ;  aus  der 
Abtheilung  mit  gegliederten  Palmulae  (Xylotyra)  drei  Arten  :  T. 
Stutchburyi  Leach ,  T.  palmulata  Adans.  beide  aus  dem  Indischen 
Ocean  und  T.  bipennatalnrl.  aus  den  europäischen  Meeren.  —  Darauf 
wird  die  Naturgeschichte  abgehandelt;  in  der  Erklärung  der  ßohrl'ähig- 
keit  stimmt  Verf.  im  Wesentlichen  mit  Hancock  überein;  das  Einboh- 
ren geschieht  ungemein  schnell,  in  Zeit  von  4  Monaten  wurde  ein  un- 
tergegangenes Pool  vollständig  wurmstichig  gefunden,  und  Planken  und 
Balken  waren  unbrauchbar.  Aus  ihrer  Höhlung  genommen  leben  diese 
Thiere  recht  gut;  sie  athmen  das  Wasser  durch  die  Athemröhre  ein, 
und  stossen  es  durch  die  Afterröhre  wieder  aus,  was  Verf.  durch  ge- 
färbtes Wasser  erkannte,  die  Kränzen  am  Sipho  dienen  zum  Erkennen 
fremder  schädlicher  Körper.  Die  Schiffsbohrwürmer  legen  Eier,  die  in 
der  Kiemenhöhle  durch  die  mit  dem  Athmen  eingezogenen  Samenthier- 
chen  befruchtet  werden.  Die  Zahl  der  Männchen  ist  gering,  Verf. 
schätzt  sie  zur  Zahl  der  Weibchen  wie  1  :  20.  Ihr  Alter  hält  Verf. 
für  sehr  gering,  da  die  meisten  im  Winter  sterben.  —  Ein  zweiter  Ab- 
schnitt enthält  die  Anatomie.  Die  einzelnen  Organe  werden  immer 
mit  den  Angaben  vonDeshayes  verglichen,  und  die  Abweichungen  her- 
vorgehoben. Auf  zwei  Tafeln  sind  namentlich  das  Nervensystem  und 
die  Circulationsorgane  erläutert. 

Die  zweite  Abhandlung  über  die  Embryogenie  von  Teredo  be- 
steht aus  zwei  Abschnitten,  die  Entwickelung  der  Eier  und  Spermato- 
zoen  in  den  Geschlechtsorganen  ,  und  die  Entwickelung  des  Eies  be- 
handelnd, bei  welcher  lelzleren  vier  Perioden  unterschieden  werden, 
von  denen  die  beiden  ersten  in  den  ersten  11  Stunden  beendet  wer- 
den, und  bis  zur  Entwickelung  der  Cilien  reichen.  (Vergl.  den  vori- 
gen Bericht  p.  104.).  Eine  Tafel  ist  beigegeben.  Ein  Auszug  aus  der 
letzteren  Abhandlung  findet  sich  auch  im  Institut  1849    p.   105, 

Teredo  Petitii  Recluz  (Rev.  zool.  1849  p.  64.)  von  Westafrika. 
^♦cheint  von  den  Quatrefages'schen  Arten  verschieden. 


Bericht  über  die  lieist&iiigeii   in    der  Eiito- 
inologie  wäiireiid  des  Jahres  1849. 

Von 
Dr«  Hermann  Scltaum« 


Einen  interessanten  Vortrag  über  die  Geschichte  der 
Insecten  hat  Heer  in  der  Versammlung  Schweizer  Natur- 
forscher in  Frauendorf  (Vers.  d.  Schweiz,  naturforsch.  Ges. 
in  Frauend.  S.  78—97)  gehalten. 

In  der  Entwicklungsgeschichte  der  Erde  erscheinen  zuerst  die 
Insecten  mit  unvollkommner  Verwandlung,  und  zwar  sind  in  der  Stein- 
kohlenformation  und  im  Trias  bis  jetzt  nur  Blatten  und  Heuschrecken 
beobachtet  worden«).  Auch  in  der  Juraperiode  spielen  die  hemimeta- 
bolen  Insecten  noch  die  Hauptrolle,  sie  treten  in  sehr  grossen  Heu- 
schrecken und  Libellen,  in  ein.  paar  Termiten  und  vielen  Hemipteren 
auf,  daneben  erscheinen  einige  Fliegen  ,  einzelne  Ameisen  und  Käfer ; 
Biegen  und  Schmetterlinge  fehlen  noch.  In  der  Kreidezeit  und  der 
Terliärperiode  erscheint  die  Insectenwelt  in  allen  Ordnungstypen  und 
in  grösserer  Formenmannichfaltigkeit,  die  Insecten  mit  unvollkommner 
Verwandlung  verhalten  sich  aber  zu  denen  mit  voUkommner  noch  wie 
1  :  3.  Hier  kommen  auch  Schmetterlinge  und  Bienen  vor  ,  sie  schei- 
nen jedoch  selten  gewesen  zu  sein. 

Verfolgt  man  die  einzelnen  Inseclenordnungen  durch  die  ver- 
schiedenen Formalionen  hindurch,  so  sind  die  Hemipteren  im  Jura 
durch  grosse  Wasserwanzen,  einige  Landwanzen  und  Cicaden  vertre- 
ten, in  der  Kreide  kommen  Blattläuse  hinzu  ,  in  den  tertiären  Gebilden 
linden  sich  grosse  Cicaden  -  und  Cercopisarten  neben  zahlreichen  Wan- 


'=•)  Für  die  Angabe,  dass  Heuschrecken  in  der  Steinkohle  vor- 
kommen, möchte  zur  Zeit  ein  bestimmet  Nachweis  noch  fehlen,  indem 
derjenige  Abdruck,  in  welchem  Ger  mar  früher  die  Flügel  eines  Acri- 
dium  zu  erkennen  glaubte,  sieh  gegenwärtig,  nachdem  besser  erhaltene 
Stücke  aufgefunden  worden  sind,  als  der  Ünterflügel  einer  ßlatla  aus- 
gewiesen hat.  (S.  Germar  Verst.  d.  Steinkohlengeb.  v.  Wetliu.  HeflVIL 
S.  87.) 


140    Si*h«nTO:  Borlch»  übor  Jio  I  eistnn§:<»n  in  der  Kntomoloyi* 

«en.  —  Von  tie«  Orthopteren  er^ioKeine«  die  BKtHen  schon  in  der 
SJeutkohl«  M»^  i^en  durch  «lle  l'ciiodon  bis  »uf  die  (.»oirenNMirt  hin- 
durch .  die  l.ib^lluliden  und  Termiten  bejrinnen  im  Jura,  sind  mhlreich 
in  der  Kreide  und  in  der  lerliärieit.  die  LibelluUdeu  sind  im  Jur«  be- 
Si>«d(Nr«  Aeschne»  und  A^onen,  erst  «u$  der  Kreide  sind  echte  Übel- 
len  bekuMiit.  —  l'oter  den  Dipteren  trete«  die  Maorvu-era  tuerst  «uf 
und  bleiben  »n /v«hl  ent.<ohieden  Yorwiciiend,  »\^hrend  sie  i;ejjeu\>ärti^ 
etwa  nur  «  ,  dieser  Ordnung  »usm»eheu  ♦>  ;  in  der  Tertiirieil  erschei- 
nen die  Bibionen  in  ijrv^sser  Menije.  Stechmücken ,  Bremen  .  Bremsen 
und  l.«ustlieireo.  wie  überhaupt  solche  Flie^ren,  die  WTirmes  Blut  trinken, 
»ind  Bivh  nicht  fossil  vor|rekommen.  —  Lepidopteren  erscheinen 
erst  spÄt  uud  sind  noch  in  der  VertiÄrieit  selten.  —  Die  Hvmenopte- 
ren  weisen  einen  «usserv^rdentlichen  Reichthum  von  Ameisen  in  der 
Tcrüär«eit  «uf,  unter  denen  fast  »Ue  liaUun^eu  der  Jetilwelt  und  eine 
ueue  iw-W/^rt  sich  nachweisen  lassen;  die  übri^M»  Familien  sind  spär- 
lich vertrete«,  von  Grabwespen  ist  erst  eine  ,  von  Schlupfwespen  sind 
erst  nenn  Arten  bekannt  sT'fworvlen.  die  Seltenheit  der  letileren  steht 
mit  der  der  Schmelterlini^  im  Zusammenhange.  Unter  den  Schlupf- 
wespen kommen  auch  diejenige«  fossil  vor.  die  vvieiler  in  Schlupfwes- 
pen parasitisch  leben  )^Hemitflfs\  .\uch  Bienen  ,  Blattwespcn  und  ei- 
IjentUche  \Ye*peu  sind  selten.  —  Von  den  Co  leop  t er eu  erscheinen 
luerst  die  fflanienfre^ser,  und  iwar  donainireu  Curculiünen,  C^rambyci- 
M«i  u«4  SienMixea  in  der  Juraieil.  In  der  Kreide  sind  Curculionen. 
Steni«Xf4i  ««4  Pftipieortueu  am  lahlreichsten.  in  der  Tertiärseit  Stcrno- 
xen.  dann  folj^^n  Curculionen,  Lamellict>rnien.  Chrvsomelinen.  Clavicor- 
nien.  Talpieoroien.  Carsbicinen.  Von  den  Slernoxen  sind  besonders  die 
Bupresten  durch  jpros^e  Arten  in  der  Tertiärieit  vertreten ;  nächst  die- 
sen sind  es  die  Hydrophilen,  welche  in  merkwürdigen  Formen  exislirt 
haben;  eine  sehr  eigeulhümliche  liattuug  derselben.  KjscJben*«,  ist  jetil 
ausgestorben,  die  H>drv»cantharen  scheinen  daire^^en  weit  seltner  gewe- 
sen SU  sein.  ^Die  Antraben  des  Verf.  würden  namentlich  hinsichtlich  der 
Hvmenopteren  mehrfache  Abänderungen  erlitten  habfn  ,  wenn  er  seine 
Untersuchungen  auf  die  in  Bernstein  eingeschlossenen  lusecten  hätte 
««^dehnen  kC»nnen.  Uebersehen  ist  von  ihm.  dass  bereits  aus  der  Stein- 
kohlenformation  ein  paar  Rüsselkäfer  uud  eine  Corydalis  bekannt  ge- 
macht sind.     S.  Buckland's  Geol.  übers,   v.  Agassi«   Bd.  :2.  Taf.  4Ö.  S.o.) 

Blanch«rii's  Fohauptunir,  d«ss  die  Bliittlüssiirkeit  bei  ileii 
Inseeten  iwisehen  den  Traeheenhäiiten  eireulire,  hat  in  Frank- 
reich lu  einer    lebharten  Polemik  Veranlassunir   ceireben,  an 


♦)  Diesses  Verhältnis^  gilt  allerdings  von  den  beschriebenen  Ar- 
te», in  der  ?iatur  stellt  sich  aber  die  Z«M  der  >lacrocera  lu  der  der 
l^ehvTer«  mindestens  wie  1  :  3.  Anm.  des  Ref. 


währtf.d    de»  Jahre»  IHVJ.  141 

welcher  .sich  i..  Dufour,   iJujarcJin,  Nicolei  und  ßlan- 
chard  helhcih^l  hahen.  rCornpl.  rend.  t.  XXVlIl.j 

L.  IJ  li  f  o  u  r   <a.  a.  0.  S.  28.  101.  lO.'i.  ausführlicher  in  den  Acte»  de 
la  Soc.   Linn.  de  liordeaux   t.  XVI.,   sucht  die  Circulation    zwischen  den 
Tracheenhäuten   iheil.H  au«  phyBiologischen  Gründen,  theils   durch  directe 
Beobachtung  zu  widerlegen.  Nach  lilanchard  »oll   da«  lilut  nahe  an  den 
Stigmen,   wo  nur  die  innere  Haut  der  Tracheen  in  die  Epidermig  über- 
gehl,  /.wischen    die  Membranen    derselben  eintreten ;    e«    mu«»  aber  an 
denselben   Stellen  auch   wieder  austreten,  um  in    die   Körperhöhlen  zu- 
rück zu  gelangen  ;  da  e»  nun  nach  iil.   in  dem  Zwischenraum  der  Tra- 
cheenhäutc  oxydirt  wird,  uo  würde  ein  venöges  IJiut  hier  beständig  ein-, 
ein  arterielle»  beständig  auautrömen,   ohne  durch  eine  analomiache  Vor- 
richtung   irgendwie  geschieden  zu   sein.     Auch    ist  der  Spiralfaden  der 
Tracheen   fest  mit  der    äussern    und    innern  Haut  verwachsen  ,    so  das» 
also    kein  Haum    für    die  Blutüüssigkeit    vorhanden   ist,    noch  weniger 
lässt  sich   eine  Circulation    in    den  Tracheenhlasen  ,  wo  der  Spiralfaden 
verschwindet    und  die  beiden    Häute    fest  zusammenhängen,  begreifen. 
Ganz  unerklärt    lägst  Bl.   ferner  ,  wie    bei    den    mit  Kiemen  athmenden 
Larven  das  Blut    zwischen  die  Tracheenwände    gelangen  kann.  —  Bei 
Injeclionen  einer  gefärbten  Flüssigkeit  in  die  Hinterleibshöhle   von   In- 
secten  hat  der  Verf.    nie  beobachtet,    dass    die  sämmtlichen    Tracheen- 
Stämme  sich    färben,    er    erhielt  immer  nur   partielle  Colorationen    und 
diese  beruhen  auf  einer    Infiltration   der  Flüssigkeit  in  zerrissene  Tra- 
cheenslämme.  —  Der  Verf.  beharrt  auch  hier  auf  seiner  frühem  Ansicht, 
dass  bei  den  Insecten   eine    bestimmte  Blutcirculation  nicht  nachzuwei- 
sen sei,  und  dass  das  vas  dorsale  nicht  als  eigentliches  Herz,  als   Cen- 
tralorgan  der  Circulation  fungire;   er  giebt  indessen  jetzt  doch  zu,   dass 
gewisse  Strömungen  des  Blutes  stattfinden,  er  räumt  selbst  ein,  dass  die 
Fulsationen  des  vas  dorsale  darauf  Eintluss    haben    könnten,  und  nennt 
dasselbe,  „un  veslige  de  coeur.* 

Dujardin,  der  (s.  unten;  die  Existenz  eines  Zwischenraums 
zwischen  den  Tracheenwänden  in  Abrede  stellt,  behauptet,  dass  in  den 
Fräparaten  von  BI.  die  injicirte  Flüssigkeit  sich  nur  in  den  Vertiefun- 
gen abgelagert  habe,  die  sich,  dem  Verf.  zufolge,  auf  der  innern  Haut 
der  Tracheen  hnden  (a.  a.    0.   S.  675.) 

Nicolet  (ebenda  S.  540. ,  vollständiger  in  der  Kev.  et  Mag.  d. 
Zool.  S.  190.)  weist  gegen  L.  Dufour,  durch  Beobachtung  an  der  trans- 
parenten Larve  von  Cyjjkon  Ihidus  nach  ,  dass  das  Kückengefäss  aller 
dings  als  Centralorgan  der  Circulation  fungire  ,  spricht  sich  aber  eben- 
falls gegen  eine  Circulation  zwischen  den  Häuten  der  Tracheen  au«. 
Uai  Bückengeläss  jener  Larve  ist  ein  einfacher  Schlauch,  ohne  die 
von  Strauss-Dürkheim  beschriebenen  Kammern,  der  Herztheil  desselben 
hat  die  Gestalt  einer  länglichen  Birne,  erstreckt  sich  nicht  über  die 
zwei  letzten  Hintedeibssegmente  hinaus,  und  hat  an  seiner  hinlern  Mün- 


142    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

düng  zwei  concave,  über  einander  gestellte  Klappen  ,  die  sich  bei  der 
Dilatation  öffnen,  bei  der  Contraction  an  einander  legen;  der  Aorlen- 
theil  zieht  sich  vom  sechsten  Hinterleibsringe  bis  zum  Kopfe  hin  und 
ist  nur  am  letzten  Thoraxsegmente  angeheftet.  Bei  jeder  Füllung  in 
Folge  der  Dilatation  schwingt  der  frei  bewegliche  Theil  des  Rük- 
kengefässes  in  seitlicher  Richtung,  wie  ein  Pendel,  und  in  Folge  des 
Drucks,  welchen  diese  Schwingung  auf  das  im  Rückengefäss  enthaltene 
Blut  ausübt,  soll  sich  dasselbe,  dem  Verf.  zufolge,  von  vorn  nach  hin- 
ten bewegen.  —  Gegen  Blanchard's  Behauptung  macht  N.  geltend,  dass 
die  Quantität  des  Bluts,  die  zwischen  den  Tracheenhäuten  oxydirt  wer- 
den könne,  nur  einen  sehr  geringen  Theil  der  ganzen  Blutmasse,  die 
sämmtlich  der  Oxydation  bedürfe,  ausmache,  und  dass  in  den  feinsten 
Endästen  der  Tracheen  eine  Blutbewegung  zwischen  den  Wänden  nicht 
mehr  stattfinden  könne;  er  erklärt  die  Resultate,  die  Bl.  bei  seinen  In- 
jeclionen  erhalten  hat ,  aus  einer  Imbibition  der  injicirten  Flüssigkeit 
durch  das  Gewebe  und  durch  einzelne  Risse  der  äussern  Tracheenmem- 
bran in  den  Zwischenraum  der  Tracheenhäute. 

ßlanchard  hat  Conjpt.  rend.  S.  76  gegen  Dufour  und  S.  757 
gegen  Dufour  und  Dujardin  replicirt,  ohne  indessen  gerade  auf  die 
wichtigsten  Einwendungen  Dufour's  näher  einzugehen. 

Guerin-Meneville  stellte  Untersuchungen  über  das 
Blut  der  Seidenraupen  im  gesunden  und  kranken  Zustande  an, 
und  gelangte  dabei  zu  dem  überraschenden  Resultate,  dass 
sich  die  Elemente  der  Blutkörperchen  in  Wurzeln  der  Mus- 
cardine  umwandeln  (Compt.  rend.  XXIX.  S.  499.,  Rev.  et  Mag. 
d.  Zool.  S.  565,)  „Observations  sur  la  composition  du  sang 
chez  les  insectes  et  surtout  chez  les  vers  ä  soie,  en  sante 
et  en  maladie  et  sur  la  transformation  des  elements  vivants 
des  globules  de  ce  sang  en  rudiments  de  vegetal  qui  con- 
stitue  la  muscardine." 

Das  Blut  der  Seidenraupen  enthält  im  gesunden  Zustande  eine 
ausserordentliche  Menge  von  Kügelchen  in  verschiedenen  Entwick- 
lungsstadien, die  neugebildeten  kleinern  haben  in  ihrem  Centrum  nur 
einen,  mehr  oder  weniger  transparenten  Punkt,  im  Centrum  der  grös- 
sern, von  0,01  Millim.  im  Durchmesser,  sieht  man  einen  Kern  mit  meh- 
reren Körnern,  die  sich  später  von  einander  trennen,  an  die  Peripherie 
gelangen,  in  die  Blutflüssigkeit  übertreten  und  hier,  indem  sie  sich  mit 
einer  Membran  umgeben,  neue  Blutkügelchen  bilden.  —  Im  pathologi- 
schen Zustande,  auch  wenn  die  Raupe  längere  Zeit  gehungert  hat, 
nimmt  die  Menge  der  Blutkügelchen  sehr  ab ,  die  Blutflüssigkeit  ent- 
Jiält  dann  eine  grosse  Menge  kleinerer  Körperchen  von  y^^^  Millim.  im 


während  des  Jahres   1849.  143 

Durchmesser,  die  iiichls  als  jene  Körner  der  Blutkügelchen  und  somit 
die  Elementartheiie  der  letzleren  sind,  eine  grosse  freie  Beweglichkeit 
haben  und  vom  Verf.  Haematozoiden  genannt  werden.  Von  diesen 
letztern  will  er  nun  beobachtet  haben,  dass  sie  sich  in  kleine,  anfangs 
sehr  kurze  kahnförmige  Körperchen  umwandeln  ,  welche  die  Wurzeln 
der  Botrytis   bassiana  werden. 

Duj  ardin  hat  (Conipt.  rend»  S.  674)  Untersuchungen 
über  die  Struktur  der  Tracheen  mitgetheilt,  deren  Resultate 
mit  allgemein  als  richtig  anerkannten  Thatsachen  in  entschie- 
denem Widerspruch  stehen. 

Der  Verf.  behauptet  1.  dass  der  Spiralfaden  der  Tracheen  nicht 
ein  besonderes  Gebilde  sei,  sondern  nur  in  faltenartigen  Verdickungen 
der  innern  Tracheenhaut  bestehe,  und  dass  die  äussere  Haut  eine  Lage 
von  anfangs  weicher  und  homogener  Sarcode  sei,  die  von  der  innern 
abgesondert  werde;  2.  dass  die  innere  Haut  nicht  aus  Zellen  bestehe, 
sondern  der  Flügelhaut  analog  und  selbst  mit  Haaren  und  Dornen  be- 
setzt sei;  3.  dass  kein  Zwischenraum  in  der  Dicke  der  Wand  bestehe, 
wie  dies  Blanchard  annimmt;  4.  dass  die  innere  Haut  quere  Rinnen  zei- 
ge, die  den  Zwischenräumen  der  nach  aussen  vorragenden  Spiralfaser 
entsprechen. 

Die  verschiedenen  Arten  der  Respiration  bei  Insecten 
hat  L.  Dufour  (Compt.  rend.  XXIX.  S.  763.)  besprochen. 

Das  erste  Capitel  über  die  Athmung  der  Insecten  im  Wasser 
durch  Kiemen  enthält  nichts  Neues.  Das  zweite  über  die  Athmung  im 
Wasser  durch  Luftlöcher  beschäftigt  sich  besonders  mit  einem  kleinen 
Rüsselkäfer  der  Gattung  Phißobius,  welcher  in  allen  Verwandlungssta- 
dien tief  unter  Wasser  an  den  Stengeln  von  Myriophyllum  spicatum  lebt, 
nie  an  die  Oberfläche  kommt,  dessen  Körper  ganz  mit  Schuppen  be- 
deckt ist,  keinen  Haarüberzug  hat  und  von  keiner  Luftblase  umgeben 
wird  ;  er  spatziert  im  Wasser  von  einer  Pflanze  zur  andern  und  be- 
wegt,  auch  wenn  er  fest  an  der  Pflanze  sitzt,  häufig  seine  mittleren, 
bisweilen  auch  seine  andern  Beine  schwingend  hin  und  her.  Der  Verf. 
glaubt,  dass  durch  diese  Bewegungen  die  im  Wasser  enthaltene  Luft 
frei  wird  und  zur  Respiration  mittelst  der  Stigmen  dient. 

„Ueber  die  Entwicklung  des  Fettkörpers,  der  Tracheen 
und  der  keimbereilenden  Geschlechtstheile  bei  den  Lepido- 
pteren"  von  Prof.  H.  Meyer  (Zeitschr.  f.  wiss.  Zool.  von 
Siebold  u.  Köll.  I.  S.  175.) 

Der  wesentliche  Inhalt  dieser  Abhandlung  ,  soweit  sie  sich  auf 
die  Entwicklung  des  Fetlkörpevs  und  der  inneren  Geschlechtsorgane 
bezieht,  ist  bereits  im  vorigen  Jahresberichte   (S.  116)  nach  einer  vom 


144    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

Verf.  in  den  Züricher  Gesellschaftsberichten  gegebenen  Darstellung  mit- 
getheilt  worden,  es  sind  daher  hier  nur  noch  die  Beobachtungen  über 
die  Entstehung  der  Tracheen  anzuführen.  —  In  der  ausgebildeten  Tra- 
chee  liegt  der  Spiralfaden  im  Innern  einer  scheinbar  structurlosen  Mem- 
bran. Bei  jungen  Raupen  findet  man  zwischen  dieser  Membran  und 
dem  Spiralfaden  deutliche,  alternirend  gestellte,  granulirte  Kerne,  die 
in  der  ausgebildeten  Raupe  nur  noch  als  vereinzelte  dunkle  Striche  in 
der  Tracheenmembran  existiren  und  im  vollkommenen  Insecte  ganz  ver- 
schwinden. Die  Anwesenheit  dieser  Kerne  weist  darauf  hin,  obwohl 
es  nicht  durch  direcle  Beobachtung  nachgewiesen  werden  konnte,  dass 
die  mittlem  und  grössern  Tracheenstämme  sich  durch  Vereinigung  lon- 
gitudinal  angeordneter  Zellenreihen  zu  einem  Schlauche  bilden,  in  des- 
sen Innern  der  Spiralfaden  abgelagert  wird.  Die  feinern  Tracheenäste 
entstehen  in  seitlichen  Auswüchsen  der  Zellen  des  Hauptstammes.  Der 
Spiralfaden  scheint  nicht  als  solcher  abgelagert  zu  werden,  sondern  ur- 
sprünglich eine  homogene  Membran  darzustellen  ,  die  erst  später  nach 
geschehenem  Luftzutritte  sich  in  einen  Spiralfaden  spaltet. 

Die  Knochenkörperchen,  welche  Platner  in  der  Haut 
der  Seidenraupe  beobachtet  hatte  CWll.  Arch.  1844)  ,  sind 
nach  Meyer  nur  das  Erzeugniss  einer  optischen  Täuschung. 
(Zeitschr.  für  wiss.  Zool.  v.  Sieb.  u.  Köll.  I.  S.  267.) 

Die  ganze  Haut  der  Seidenraupe  ist  mit  kleinen  cylindrischen 
Stacheln  von  höchstens  0,003717'"  Länge  dicht  besetzt,  deren  Wurzeln 
durch  ein  enges  Netzwerk  von  Fältchen  unter  einander  verbunden  sind. 
Die  Stacheln  erscheinen,  bei  etwas  hoher  Einstellung  des  Mikroskops, 
als  dunkle  Funkte,  die  Fältchen  als  dunkle  Striche,  und  eine  solche 
Ansicht  scheint  Plalner  zu  der  Annahme  veranlasst  zu  haben,  dass  Kno- 
chenkörperchen in  die  Bildung  der  Haut  der  Seitenraupe  eingehen. 
Platner's  Angabe,  dass  bei  Anwendung  von  Salzsäure  die  von  ihm  an- 
genommenen Knochenkörperchen  unter  Aufbrausen  verschwinden ,  hat 
sich  dem  Verf.  nicht  bestätigt. 

Die  Entwicklung  der  Aphiden  ohne  Befruchtung  ist  von 
Victor  Carus  in  seiner  Schrift  „Zur  näheren  Kenntniss  des 
Generationswechsels«  auf  S.  20—26  behandelt  worden. 

Der  Verf.  Iheilt  die  allgemein  angenommene  Ansicht  Steenstrups, 
dass  die  Vermehrung  der  Blattläuse  ohne  Befruchtung  mit  dem  in  den 
niederen  Thierklassen  so  häufigen  Generationswechsel  in  Verbindung 
zu  bringen,  und  dass  die  lebendig  gebärenden  Individuen  als  Ammen 
zu  betrachten  sind.  Sein  eignen  Untersuchungen  sind  besonders  dar- 
auf gerichtet  gewesen,  über  das  Verhällniss  der  ohne  Befruchtung  sich 
entwickelnden  Keime  zu  den  Ammen  und  den  ausgebildeten  Thieren 
Aufschiuss  zu  gewinnen  und  die  völlige  Uebereinstimmung  des  bei  den 


während  des  Jahres  1849.  145 

Aphiden    vor    sich    gehenden  Processes   mit  dem  bei  den  Distomen  er. 
raittelten  nachweisen. 

Mehr  noch  als  die  von  Siebold  zuerst  beobachtete  Verschieden- 
heit der  Geschlechtsorgane  bei  den  viviparen  und  Oviparen  Blattläusen 
spricht  die  Natur  und  die  Entwicklung  des  keimfähigen  Inhalts  der  Eier- 
slocksröhren  für  die  Aufgabe  der  viviparen  Individuen,  die  Aufammung. 
Während  nämlich  bei  den  eierlegenden  Aphiden  eine  Zelle  mit  Kern 
und  Kernkörperchen  die  Grundlage  des  Individuums  ist,  treten  in  den 
innern  Geschlechtsorganen  der  lebendiggebärenden  nur  Keimkörner  auf, 
die  bloss  aus  einer  structurlosen  Membran,  einem  flüssigen  Inhalte  und 
kleinen  in  diesem  suspendirlen  Molecularkörperchen  bestehen,  allmählig 
unter  Zunahme  ihres  feinkörnigen  Inhalts  grösser  werden,  aber  niemals 
einen  Kern  zeigen,  daher  keine  Zellen  bilden  und  sich  demgemäss  auch 
nicht  furchen.  An  diesen  Keimen  bilden  sich  zuerst  die  Beine  und  die 
Fresswerkzeuge  aus  ,  dann  treten  die  Anlagen  der  Leibesringe  hervor; 
die  Hauptmasse  des  Keiminhalles  dient  den  Fortpflanzungs  -  und  Ver- 
dauungsorganen zur  Grundlage.  Die  Fortpflanzungsorgane  stellen  acht 
längliche,  mit  feinkörnigem  Inhalt  gefüllte  Röhren  dar,  deren  Ausfüh- 
rungsgang ohne  Anhänge  an  der  untern  Fläche  des  Schwanzes  mün- 
det. Das  Letzte  ,  was  vollendet  wird ,  ist  das  Auge  ,  mit  dem  Auf- 
treten desselben  ist  die  Entwicklung  der  Amme  beendet ,  bald  darauf 
wird  sie  geboren  und  es  fangen  die  vordersten  Keime  in  den  Keimröh- 
ren derselben  schon  an,  sich  zu  vergrössern.  —  Im  Gegensatze  zu  der 
erwähnten  Röhrenform  der  keimhaltenden  Organe  der  lebendig  gebä- 
renden Ammen,  bilden  sich  die  Eierstöcke  der  eierlegenden  W^eibchen 
mehr  bläschenförmig,  und  gleichzeitig  tritt  als  Anhang  der  Scheide  das 
receptaculum  seminis  auf.  —  Die  Beobachtungen  des  Verf.  sind  an 
Aphis  rosae  und  einer  braunen,  den  Epheu  bewohnenden  Art  angestellt. 

Die  Richtigkeit  der  eben  mitgetheilten  Beobachtungen 
von  V.  Carus  hat  Dr.  F.  Leidig  „Einige  Bemerkungen  über 
die  Entwicklung  der  Blattläuse"  (Sieb,  u  Köll.  Zeitschr.  Bd.  2. 
S.  62)  bestritten.  Dieser  Aufsatz  ist  zwar  erst  1850  erschie- 
nen, schliesst  sich  aber  zu  genau  an  die  Schrift  von  Carus 
an,  um  hier  nicht  gleich  mit  besprochen  zu  werden. 

Nach  den  Untersuchungen  des  Verf.  entwickelt  sich  der  Keim  der 
Blattläuse  ebenfalls  aus  Zellen  und  es  ist  durchaus  irrig,  wenn  V.  Ca- 
rus behauptet,  dass  der  aus  einem  Keim  hervorgehende  Embryo  sich 
bloss  aus  Keimkörnern  bildet,  und  dass  nur  beim  Embryo,  der  einem 
befruchteten  Ei  seinen  Ursprung  verdankt,  Zellen  das  Baumaterial 
liefern. 

Bei  wiederholten  Beobachtungen  fand  der  Verf.  stets  in  der  hin- 
tersten Kammer  der  Keimröhren  eine  Anzahl  primärer  Zellen  mit  deut- 
Archiv  f.  Naturgesch.  XVI.  Jahrg.  2.  Bd.  J{ 


146    Schaum:  Bericht  üiber  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

h'chem  Kern,  eine  dieser  Zellen  wächst,  steigt  in  die  Keimröhre  herab 
und  umgiebt  sich  hier  mit  einer  Lage  von  äusserst  feinen  Eiweiss- 
tröpfchen.  Dies  ist  der  erste  Beginn  der  Embryonalbildung.  In  der 
darauf  folgenden  Kammer  sind  die  Eiweisströpfchen  verschwunden  und 
der  ganze  Inhalt  derselben  besteht  in  einem  Haufen  von  Zellen  ,  die 
kleiner  sind,  als  die  primäre  aus  der  obersten  Kammer  herabgestiegene  ; 
es  unterliegt  daher  wohl  keinem  Zweifel,  dass  hier  eine  Zellenvermeh- 
rung erfolgt,  die  dem  Furchungsprozesse  des  befruchteten  Eies  analog 
ist,  wenn  schon  die  Art,  wie  diese  Vermehrung  zu  Stande  kommt,  nicht 
beobachtet  werden  konnte.  Aus  diesem  von  einer  eignen  Membran  ein- 
geschlossenen Haufen  kleiner  Zellen  entwickelt  sich  der  Aphisembryo 
in  derselben  Weise  weiter,  wie  jedes  andere  Gliederthier.  — ■  Aus  dem 
späteren  Embryonalleben  der  Blattläuse  bemerkt  der  Verf.  noch  Folgen- 
des. Die  Krystallkegel  des  Auges  bilden  sich  durch  einfache  Verlan- 
gerung  primärer  Zellen.  Der  Darm  besteht  bei  reifen  Embryonen  aus 
Zellen  mit  Kern  und  Kernkörperchen  ,  die  Tracheen  sind  noch  ohne 
Spiralfaden  und  stellen  bloss  einfache  Uöhren  dar,  die  Keimröhren  sind 
zweikammerig,  die  hintere  dieser  Kammern  enthält  eine  Anzahl  Zellen 
von  demselben  Aussehen,  wie  die  der  hintersten  Kammer  im  ausgebil- 
deten, bereits  gebärenden  Thier ,  die  zweite  Kammer  ist  mit  kleineren 
Zelten  und  Eiweisströpfchen  erfüllt. 

Mehrere  Hermaphroditen  aus  der  Ordnung  der  Lepido- 
ptera  sind  von  Wing  (Trans,  of  the  ent.  Soc.  V.  S.  119. 
Taf.  14)  bekannt  gemacht  worden. 

Die  abgebildeten  Exemplare  von  Colias  Edusa,  Anthocharis  Car- 
damines,  Smerinthus  Populi,  Acronycta  Aceris  und  ürgyia  antiqua  sind 
vollständige  Zwitter,  bei  den  vier  ersten  ist  die  linUe  Hälfte  männlich, 
die  rechte  weiblich,  bei  der  letzten  ist  die  linke  weiblich,  die  rechte 
männlich,  überdem  der  rechte  Vorderflügel  verkrüppelt  ;  bei  einer  Dia- 
phora  mendica  ist  die  Form  der  Flügel,  der  Körper  und  die  Fühlhör- 
ner männlich,  die  Färbung  aber  die  des  Weibchens  ;  bei  einem  i\läiin- 
chen  von  Biston  prodromaria  ist  das  rechte  Fühlhorn  weiblich,  bei  ei- 
nem Weibchen  von  Nyssia  zonaria  das  linke  männlich.  Alle  diese  Ex- 
emplare sind  in  England  gefangen  worden. 

Zwei  Fälle  von  Hermaphroditismus  bei  Ichneumonen 
machte  Wes  mael  (Bull,  de  i'Acad.  d.  Brux.  1849.  H.  S.  378) 
bekannt. 

Der  eine  Fall  betrifft  einen  Ichneumon  comitator,  bei  dem  Beine 
und  Thorax  weiblich,  der  übrige  Körper  männlich  ist;  der  zweite  einen 
weiblichen  Ichneumon  migratorius  mit  männlichem  Kopf  und  Fühlern. 

Missbildungen   von  Insecten  wurden   von   Wes  mael 


während  des  Jahres  1849.      w;  :  n  <  ;  i         147 

(Bull.  d.  l'Acad.  de  Brux.  1849.  II.  S.  378)  und  von  Rou- 
zet  (Ann.  d.  1.  soc.  ent.  d.  Fr.  S.  437.  Taf.  14.  Nr.  1)  be- 
schrieben ;  einige  andere  auch  im  Bull.  d.  1.  soc.  ent.  d.  Fr. 
von  Fairmaire,  Lucas,  Jacquelin-Duval  zur  Spra- 
che gebracht. 

Der  von  VVesmael  bekannt  gemachte  Fall  betrifft  eine  Melolon- 
tha  vulgaris  mit  Trifurcation  des  rechten  Fühlers,  das  zweite  Glied  hat 
hier  die  Gestalt  eines  unregelmässigen  ßogens  ;  von  dem  vordem  Ende 
dieses  Bogens  entspringen  drei  Glieder,  ein  mittleres  sehr  kleines  End- 
glied, ein  nach  vorn  gerichtetes,  welches  eine  siebenblättrige,  nur  durch 
geringere  Länge  von  einer  normalen  abweichende  Keule  trägt,  und  ein 
nach  hinten  gerichtetes  mit  vierblättriger  Keule.  Am  hintern  Ende  des 
bogenförmigen  zweiten  Gliedes  entspringt  ebenfalls  ein  Glied  ,  welches 
auch  eine  vierblättrige  Keule  trägt.  Die  supernumerären  Keulen  sind, 
wie  dies  in  solchen  Fällen  allgemeines  Gesetz  ist,  gegen  einander  ge- 
richtet. Ausserdem  ist  an  jenem  Exemplare  noch  die  Spitze  des  linken 
Vorderbeins  verkümmert ,  die  Schiene  ist  verkürzt ,  und  es  ist  nur  ein 
Fussglied  vorhanden.  —  W.  glaubt,  dass  diese  Monstrosität  sich  beim 
Uebergange  der  Larve  in  den  Puppenzustand  gebildet  hat,  wo  die  Füh- 
ler eine  andere  Form  annehmen ,  und  dass  ein  zufälliges  Zuströmen 
von  überflüssigem  Ernährungsplasma  nach  jenem  Organe  die  Veranlas- 
sung der  Missbildung  gewesen  sei. 

Auch  der  von  Rouzet  beschriebene  Fall  bezieht  sich  auf  die 
Trifurcation  eines  Fühlers  bei  Scraptia  fusca.  Die  fünf  ersten  Glieder 
sind  normal,  das  sechste  und  siebente  sehr  breit,  auf  dem  letztern  sitzen 
drei  Aesle,  von  denen  zwei  aus  vier  und  einer  aus  drei  Gliedern  be- 
steht. —  Die  im  Bull.  d.  1.  soc.  ent.  aufgeführten  Missbildungen  betref- 
fen ein  Calosoma  sycophanta  mit  verkürzten,  nur  den  halben  Hinterleib 
bedeckenden  Flügeldecken  (S.  IV) ;  eine  Anisoplia  floricola,  deren  Kopf- 
schild in  zwei  Lappen  gespalten  ist  (S.  LX.)  ;  einen  Carabus  cancella- 
tus ,  dessen  linkes  Hinterbein  verkümmert  ist  ,  offenbar  in  Folge  einer 
Verletzung,  die  der  Käfer  im  Puppenzustande  erhalten  hat  (S.  LXL) ; 
einen  Cur.  punctato-auratus,  mit  einem  hornigen  Fortsatze  oberhalb  des 
Trochanters  des  rechten  Vorderbeins,  der  wahrscheinlich  die  Bedeutung 
eines  verkümmerten  supplementären  Beins  hat  (S.  LXXXVII.);  und  ein 
Calosoma  sycophanta  mit  unregelmässiger  Sculptur  (S.  IV.) 

Eine  gleiche  Fühlerbildung  bei  einem  in  copula  begriffenen  Pär- 
chen \on  Melolontha  vulgaris  wurde  von  Gemming  er  (Ent.  Zeit.  S.  63) 
beobachtet. 

Die  Liste  der  Insecten,  in  denen  Fadenwürmer  vorkom- 
men, ist  von  Cornelius  (Ent.  Zeit.  S.  62  und  von  Gem- 
ming er  (ebenda  S.  63)  vermehrt  worden. 


148    Schaum:  Bericht  über  die Leistangen  in  der  Entomologie 

Catalogue  des  insectes  reciieillis  par  feu  M.  Lehmann 
avec  les  descriptions  des  nouvelles  especes  par  M.  Mene- 
tries  (Seconde  et  derniere  partie)  (Mem.  de  l'Acad.  de  Pe- 
tersb.  t.  VI.) 

Der  erste  Theil  dieser  Abhandlung  ist  bereits  im  vorjärigen  Be- 
richte (S.  129)  angezeigt  worden,  der  gegenwärtige  enthält  den  Schluss 
der  Käfer  und  die  übrigen  Ordnungen.  In  einem  Anhange  wird  die 
Reise,  welche  Lehmann  in  Centralasien  gemacht  hat  und  die  geogra- 
phische Yertheilung  der  von  ihm  gesammelten  Inseclen  besprochen. 
Lehmann  halte  im  Jahre  1840  von  Orenburg  aus  zwei  Ausflüge  in  das 
Land  der  Baschkiren  und  nach  Turcomanien  unternommen,  im  J.  1841 
trat  er  ebenfalls  von  Orenburg  eine  Reise  durch  das  Land  der  Kirgisen 
nach  der  Bucharei  an,  auf  der  er  besonders  in  den  grossen  Sandwüsten, 
Kisil-Koum  genannt,  nördlich  vom  See  Aral,  eine  reiche  und  interes- 
sante Ausbeute  machte  (der  Laufkäfer  Harpactes  Lehmanni ,  Capnodis 
excisa  und  der  schöne  Tagschmetterling  Ismene  Helios  wurden  hier  in 
der  Nähe  des  Flusses  Jan  üaria  entdeckt).  Von  Bockhara,  der  Haupt- 
stadt der  Bucharei,  aus,  drang  er  bis  Samarkand  vor,  und  kehrte  dann 
im  Frühjahre  1842  auf  demselben  Wege  nach  Orenburg  zurück.  Bald 
darauf  scheint  er  gestorben  zu  sein.  Vorzugsweise  haben  Coleopteren 
und  Lepidopteren  seine  Aufmerksamkeit  in  Anspruch  genommen,  die 
übrigen  Ordnungen  wurden  ziemlich  vernachlässigt.  —  Auf  zwei  Ta- 
bellen hat  Menetries  die  numerischen  Verhältnisse  der  einzelnen  Käfer- 
und  Schmetterlingsfamilien  und  die  der  einzelnen  Localitäten,  in  denen 
gesammelt  worden  ist,  dargestellt.  Unter  707  Arten  Coleopteren  be- 
fanden sich  107  neue;  186,  darunter  29  neue,  stammen  aus  Turcoma- 
nien, 117,  darunter  16  neue,  aus  Baschkirien  ;  103  aus  dem  Lande  der 
Kirgisen,  von  denen  nur  2  neu  waren;  105  aus  der  Bucharei,  darunter 
36  neue;  99  aus  Sibirien,  sämmtlich  bekannt;  47  von  Orenburg,  darun- 
ter 2  neue;  49,  darunter  22  neue,  aus  den  Wüsten  von  Kisil-Koum. 
Besonders  zahlreich  in  Arten  und  Individuen  sind  die  Carabicinen  (185 
Arten,  darunter  23  neue)  und  die  Melasomen  (95  A.,  darunter  29  neue). 
Unter  215  Lepidopteren  befanden  sich  10  neue  Entdeckungen,  der  oben 
genannte  Tagschmelterling  Ismene  Helios  und  9  Eulen;  98  Arten  der- 
selben wurden  in  Baschkirien,  33  in  Sibirien,  40  in  Turkomanien,  31 
im  Lande  der  Kirgisen,  8  bei  Bokhara  gefangen.  — 'Die  Fauna  von 
Turkomanien,  der  Bucharei  und  der  Wüsten  von  Kisil-Koum  hat  einen 
gemeinschaftlichen,  aber  sehr  eigenthümlichen  Charakter,  und  lässt  sich 
nur  mit  der  Wüstenfauna  des  nördlichen  Afrikas  vergleichen  ;  die  Aehn- 
lichkeit  beider  spricht  sich  hauptsächlich  in  dem  Vorkommen  verwand- 
ter Formen  von  Melasomen,  zahlreicher  Arten  der  Curculionengattung 
Cleonus  und  in  dem  spärlichen  Auftreten  von  Cerambycinen ,  Chryso- 
melinen  und  andern  pflanzenfressenden  Familien  aus ,  Eigenthümlich- 
keiten,  welche  sich  leicht  aus  den  terrestrischen  Verhältnissen  erklären. 


während  des  Jahres  1849.  149 

Die  Exploration  scientifique  de  l'Algerie  etc.  Histoire 
naturelle  des  animaux  articules  par  H.  Lucas  ist  mit  dem 
dritten  Bande  geschlossen  worden. 

lieber  den  ersten  Band,  welcher  die  Crustaceen,  Arachniden  und 
Myriapoden,  sowie  über  den  grössten  Theil  des  zweiten ,  welcher  die 
Käfer  enthält,  ist  bereits  1846  berichtet  worden;  gegenwärtig  liegt  der 
Schiuss  des  zweiten  Bandes  und  der  dritte  ,  in  welchem  die  übrigen 
Insectenordnungen  behandelt  sind,  vor.  —  Das  Werk  zeichnet  sich 
ebenso  sehr  durch  seinen  innern  VVerth  als  durch  die  Ausführung  der 
Kupfertafeln  vor  den  übrigen  naturhistorischen,  auf  Kosten  der  franzö- 
sischen Regierung  herausgegebenen  aus.  Die  Bearbeitung  des  sehr 
reichhaltigen,  meist  vom  Verf.  selbst  gesammelten  Materials  ist  in  allen 
Theilen  gleichmässig  genau  und  gründlich.  Zu  bedauern  ist  nur,  dass 
auf  die  Fauna  der  übrigen  Küstenländer  des  Mittelmeers  keine  Rück- 
sicht genommen  ist ,  dass  selbst  bei  solchen  Arten,  wie  Aromia  rosa- 
rum  Dahl.  ,  Pachnephorus  cylindricus  HofPm.  u.  A. ,  welche  in  Europa 
schon  von  langer  Zeit  entdeckt,  hier  aber  zuerst  beschrieben  sind,  des 
anderweitigen  Vorkommens  gar  nicht  gedacht  wird.  Die  Untersuchung 
und  Beschreibung  der  Dipteren  hat  der  Verf.  Hrn.  Macquarl ,  die  der 
Microlepidopteren  Hrn.  Guenee,  den  tüchtigsten  Kennern  dieser  Ordnun- 
gen in  Frankreich,  übertragen.  Ausserdem  sind  die  Anthiciden  von  La- 
ferte- Senectere,  die  Libellen  von  Selys- Longchamps,  die  beide  gerade 
mit  Monographien  dieser  Familien  beschäftigt  waren,  bearbeitet  worden, 
die  Abbildungen  der  Libellen  von  Vaillant  sind  von  ausgezeichneter 
Schönheit.  —  Die  Namen  der  vielen  neuen  hier  beschriebenen  Arten 
habe  ich  diesem  Berichte  einverleibt,  ebenso  sehr,  weil  Erichson  damit 
den  Anfang  gemacht  hat,  als  weil  wohl  die  Mehrzahl  der  deutschen 
Entomologen  wenigstens  nur  auf  diese  Weise  einige  Kenntniss  von  dem 
reichen  Inhalte  dieses  kostbaren  Werkes  erhält. 

Voyage  en  Abyssinie  execute  pendant  les  annees  1839 
—  1843  par  Th.  Lefebure,  public  par  ordre  de  gouverne- 
ment.  T.  VI.  Zoologie.  Avec  un  atlas.   Paris. 

Die  Insecten  sind  in  diesem  Werke  von  Guerin-Meneville 
bearbeitet ,  die  bekannten  Arten  meistens  nur  namhaft  gemacht ,  die 
neuen  beschrieben,  die  ausgezeichneteren  auch  abgebildet.  Die  Abbil- 
dungen sind  kenntlich,  erheben  sich  aber  wenig  über  die  Mittelmässig- 
keit.  Bei  den  einzelnen  Arten  hat  der  Verf.  in  der  Regel  die  geogra- 
phische Verbreitung  über  andere  Theile  Africa's  berücksichtigt;  zu  be- 
dauern ist  aber  ,  dass  er  die  so  gewonnenen  Besultate  nicht  in  einem 
allgemeinen  Ueberblick  über  die  abyssinische  Fauna  zusammengefasst 
hat.  Neben  einer  ansehnlichen  Zahl  eigenthümlicher  Arten  hat  Abys- 
sinien  auch  viele  mit  der  afrikanischen  Westküste    (Senegal    und  Gui- 


150    Schaum:  Berichf  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

nea),  andere  mit  den  südöstlichen  Theilen  Africa's  (Port  Natal  und  den 
angrenzenden  Ländern)  gemein,  ein  neuer  Beweis,  dass  der  grosse 
afrikanische  Continent  mit  Ausnahme  der  Mittelmeerküsten  nur  ein  ein- 
ziges Faunengebiet  bildet.  Auf  die  neuen  Gattungen  und  Arten  werde 
ich  bei  den  einzelnen  Familien  zurückkommen,  und  dabei  nur  diejeni- 
gen Käfer  übergehen,  welche  der  Verf.  schon  1847  in  der  Revue  zoo- 
logique  veröffentlicht  hat. 

Von  dem  entomologischen  Theile  der  „Historia  fisica  y 
politica  de  Chile  publicada  bajo  los  auspicios  del  supremo  go- 
bernio  par  Claudio  Gay«  ist  bisher  nur  eine  Anzahl  Ku- 
pfertafeln erschienen,  und  zwar  3  mit  Coleopteren,  4  mit  Le- 
pidopteren ,  1  mit  Orthopteren ,  3  mit  Hymenopteren,  1  mit 
Neuropteren,  1  mit  Hemipteren,  2  mit  Dipteren.  Es  sind  auf 
denselben  viele  neue  Gattungen  aufgestellt,  der  Bericht  über 
dieselben  bleibt  aber  besser  bis  zum  Erscheinen  des  Textes 
ausgesetzt. 

Specimen  faunae  subterraneae.  Bidrag  til  den  unterjor- 
diske  Fauna  ved  J.  C.  Schiödte.  Med  fire  Kobbertavler 
(Kgl.  Dansk.  Vidensk.  Selsk.  Skrift.  5.  Raekke  naturvid  Afd. 
2.  Bind.  Kjöbenhavn  1849). 

Eine  sehr  splendid  ausgestattete  Abhandlung,  deren  wesentlicher 
Inhalt  bereits  im  vorjährigen  Berichte  S.  120  nach  einem  vom  Verf. 
veröffentlichten  Auszuge  mitgetheilt  worden  ist.  —  Die  in  den  unter- 
irdischen Höhlen  lebenden  Thiere  werden  hier  ihrem  Vorkommen  nach 
in  vier  Kategorien  getheilt.  1.  Seh  attenthi  er  e  ,  Arten  lichtscheuer 
Gattungen,  welche  im  Eingange  der  Höhle  angetroffen  werden,  die  sich 
aber  auch  sonst  in  schattigen  kühlen  und  feuchten  Orten  finden  ;  die- 
jenigen unter  ihnen,  welche  fliegen,  gehen  oft  tief  in  die  Höhle  hinein. 
2.  Dunk  e  1  th  iere  ;  hierher  rechnet  der  Verf.  ein  paar  den  Höhlen 
eigenthümliche,  aber  verbreiteten  Gattungen  angehörige  Arten,  welche 
keine  Flügel  und  nur  kleine  Augen  besitzen,  und  die  noch  in  der  Nähe 
des  Eingangs  der  Höhlen ,  aber  tiefer  als  die  vorigen  vorkommen. 
Fristonychus  elegansDej.,  Homalota  spelaea  Er.  3.  Höhlenthiere, 
sind  grösstentheils  eigenthümliche  Gattungen,  flügellos,  von  hellen  Far- 
ben und  leben  im  völligen  Dunkel  ;  die  Landthiere  sind  blind  ,  die  im 
Wasser  lebenden  Wirbelthiergattungen  Hypochthonund  Amblyopsis  haben 
Lichtempfindung.  Hierher  sind  alle  in  den  nordamerikanischen  Alam- 
muthhöhlen  lebenden  Thiere  zu  rechnen,  von  den  Krainer  Höhlenthie- 
ren  Anophthalmus  ,  Bathyscia  ,  wahrscheinlich  auch  Anurophorus  stilli- 
cidii  und  die  erwähnte  Fischmolchgattung  Hypochthon.    4.  Tropfstein- 


während  des  Jahres  1849.  151 

hö  hlent  hier  e,  besondere  Gattungen,  welche  flügellos,  blind  und  von 
heller  Körperfarbe  sind*);  sie  kommen  nur  in  Tropfsteinhöhlen  vor  und 
sind  zum  Iheil  so  gebaut,  dass  sie  die  Säulen  besteigen  können.  Hierher 
gehören  von  Inseclen  die  Gattung  Stagobius,  von  Arachuiden  die  Gat- 
tungen Blothrus  und  Stalita,  von  Crustaceen  IXiphargus  und  Titanethes. 
Ueber  die  hier  beschriebenen  und  abgebildeten  Käfer  Bathyscia 
und  Stagobius,  sowie  über  die  neue  Art  der  Thysanurengattung  Anuro- 
phorus,  wird  unten  berichtet 

Geographie  entomologiqiie  ou  liste  d'un  certain  nombre 
d'insectes  les  plus  marquants  de  Maine  et  Loire  par  M.  Mil- 
let  Qlem.  d.  1.  soc.  d'agr. ,  scienc.  et  arts  d' Angers  1849. 
Vol.  VI.  livr.  3et4.  p.  157). 

Ist  ein  Verzeichniss  von  196  Arten  aus  allen  Insectenordnungen, 
die  sich  in  den  Umgebungen  von  Angers  finden  ;  ich  kenne  dasselbe 
nur  aus  einer  brieflichen   Alittheilung  meines  Freundes  Mulsant. 

Von  0.  Heer  ist  der  zweite  Theil  seines  ausgezeich- 
neten Werkes  „die  Insektenfauna  der  Tertiairgebilde  von 
Oeningen  und  von  Radoboj  in  Croatien«  (Leipzig  4to  264  S. 
mit  17  lithogr.  Tafeln)  erschienen,  in  welchem  die  Heuschrek- 
ken,  Florfliegen,  Adlerflügler,  Schmetterlinge  und  Fliegen  be- 
handelt werden. 

Es  sind  darin  38  Arten  Gyranognathen,  3  A.  Neuropteren,  80  A. 
Hymenopteren,  9  A.  Lepidopteren  und  80  A.  Dipteren  beschrieben  und 
abgebildet.  Bemerkenswerth  ist  die  grosse  Menge  von  Termitinen 
(20  Arten)  Libellulinen  (38  A.)  und  Forraicarien  (62  A.)  und  unter  den 
Fliegen  die  der  Bibionen  33  A.).  Es  bestätigt  das  ganze  Werk  die 
schon  aus  dem  Studium  der  Coleoptereii-Theile  hervorgegangene  That- 
sache ,  dass  sich  die  Insekten  der  Tertiairgebilde  zunächst  an  die  In- 
sekten der  wärmeren  Länder  der  nördlichen  Hemisphäre  ,  namentlich 
der  des  mittelländischen  Meeres  und  der  südlichen  Staaten  Nordameri- 
ka's  anschliessen  ,  ohne  einen  eigentlich  tropischen  Charakter  und  we- 
sentlich abweichende  generische  Unterschiede  darzubieten.  Als  neue 
Gattungen  werden  vom  Verf.  aufgestellt:  Jmhoffia,  aus  der  Familie 
der  Forsniciden  mit  einknotigem  Hinterleibsstiel  ,  und  kurzem  ersten 
Fühlergliede  ,  so  dass  die  Fühler  nicht  gebrochen  zu  sein  scheinen  ; 
Attopsis,  ebenfalls  eine  Ameise,  aus  der  Gruppe  der  Myrmicinen,  mit 
zweiknoligem  Hinterleibsstiel,  zwei  Cubitalzellen  und  einer  Discoidal- 


*)  Der  Verf.  vermuthet ,  dass  diese  lichte  Körperfarbe  in  einem 
Mangel  von  Chitin  ihren  Grund  hat,  es  werden  aber  wohl  nur  die  mit 
dem  Chitin  verbundenen  Pigmente  fehlen. 


152     Schaum:  Bericht  aber  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

zelle;  C  ephites ,  der  Tenthredinen-Gatlung  Cephus  verwandt,  aber 
wie  es  scheint,  durch  einen  noch  längeren  Hinterleib,  grössere  area 
scapularis  und  längere  über  das  Stigma  hinausreichende  erste  Radial- 
zelie  verschieden;  Bibiopsis,  unmittelbar  an  Bibio  anschliessend, 
aber  die  zarter  gebauten,  ungedornten  Vorderbeine  und  einige  Abwei- 
chungen im  Aderverlaufe  rechtfertigen  die  Trennung;  Protomyia, 
ebenfalls  Bibio  und  noch  näher  Bibiopsis  verwandt,  aber  von  beiden 
im  Aderverlaufe  abweichend;  Dipterites,  nach  einem  sehr  unvoll- 
ständigen Exemplare  aufgestellt,  das  in  der  Flügelform  den  Limnobien 
ähnelt,  aber  durch  die  ganz  kurzen  Beine  sich  mehr  den  kurzhorni- 
gen Fliegen  anschliesst.  —  Weiter  auf  das  Einzelne  einzugehen  halte 
ich  für  überflüssig,  da  das  Werk  für  Jeden,  der  sich  mit  fossilen  In- 
secten  beschäftigt,  unentbehrlich  ist.  Nur  das  will  ich  noch  bemerken, 
dass*das  vom  Verf.  als  Unterflügel  einer  Locustites  maculata  benann- 
ten Locustarie  abgebildete  Stück  (Taf.  1.  Fig.  3.)  den  Unterflügel  einer 
Blatta  darstellt. 

Einig-e  andere  fossile  Insekten  aus  den  Braunkohlen  und 
dem  Süsswassermergel  von  Aix  hat  Ger  mar  (Zeitschr.  der 
deutsch,  geolog.  Gesellsch.  Ir  Bd.  Is  Heft.  Berlin  1849)  be- 
schrieben und  abgebildet. 

Es  sind  hier  aufgeführt:  eine  Chrysobothris  ,  ein  Geotrupes y  ein 
muthmasslicher  Spondylis,  eine  sehr  deutliche  Trogosita  (Alindria),  eine 
zu  den  Anthraciden  und  eine  zu  den  Apiarien  gehörige  Art  aus  der 
Braunkohlenformation  ,  an  nordamerikanische  Formen  erinnernd;  dage- 
gen aus  Aix  ein  Rüsselkäfer,  der  sich  an  die  neuholländische  und  süd- 
africanische  Gattung  Hipporhinus  anschliesst  ,  und  ein  anderer,  der  mit 
der  amerikanischen  Gattung  Pandeletejus  zunächst  verwandt  zu  sein 
scheint. 

Coleoptera. 

Catalogue  synonymique  des  Coleopteres  d'Europe  et 
d'Algerie  par  J.  Gaubil.  Paris  1849. 

Catalogus  Coleopterorum  Europae.    Bautzen  1849. 

No.  1.  ist  eine  sehr  fleissige  Arbeit  ,  welche  sich  namentlich 
durch  Angabe  der  Synonymie  und  des  Vaterlands  empfiehlt.  Bei  der 
Aufnahme  der  Arten  scheint  der  Verf.  keine  bestimmten  Grundsätze  be- 
folgt zu  haben,  man  stösst  auf  eine  grosse  Menge  von  Namen,  welche 
nur  durch  die  vor  Jahren  erschienenen  Kataloge  verschiedener  zum 
Theil  nicht  immer  sorgfältig  bestimmter  Sammlungen  bekannt  gewor- 
den, und  die  auf  dem  gegenwärtigen  Standpunkte  der  Entomologie  rei- 
ner Ballast  sind.     In  Hinsicht  der  Synonymie  wäre  eine  grössere  Aus- 


während  des  Jahres  1849.  153 

wähl  und  selbstständige  Kritik  von  Seiten  des  Verf.  zu  wünschen  ge- 
wesen. Die  Familien  sind  nicht  nach  dem  bei  den  Landsleuten  des 
Verf.  gangbaren  Lalreille'schen  Systeme  geordnet,  sondern  genau  wie 
in  Redtenbacher's  Fauna  Austriaca  begrenzt  und  aneinandergereiht. 

No.  2.  ist  ein  einfaches  Namensverzeichniss  ohne  Vaterlandsan- 
gaben und  nur  in  wenigen  Fällen  mit  Erwähnung  einzelner  Synonyme. 
An  der  Ausarbeitung  desselben  haben  sich  Dohrn  ,  v.  Kiesenwetter, 
Märkel,  Suffrian  und  Referent  betheiligt.  Der  ursprüngliche  Plan  war, 
nur  beschriebene  Arten  aufzunehmen  ,  in  vielen  Familien  ist  indessen 
davon  abgewichen  worden.  Zahlreiche  Druckfehler  und  Auslassungen 
haben  den  Werth  dieses  Verzeichnisses  sehr  verringert.  Eine  Liste 
von  Berichtigungen  und  Nachträgen  hat  Ref.  in  der  Ent.  Zeit.  S.  105 
mitgetheilt,  es  Hesse  sich  dieselbe  indessen  noch  weiter  vermehren. 

Die  Käfer  Europa's  nach  der  Natur  beschrieben  von 
Dr.  Küster  mit  Beiträgen  mehrerer  Entomologen.  Heft XVI 
—XIX. ,  jedes  Heft  mit  2  Kupfertafeln. 

Zu  dem  I8ten  und  IQten  Hefte  hat  Apetz  die  Beschreibungen 
einiger  bekannter  Dytisciden  ,  in  dem  löten  v.  Kiesen  weiter  die 
einiger  Staphylinen  und  Pselaphier  beigesteuert.  —  Das  Werk  kostet 
gegenwärtig  bereits  19  Thaler.  In  den  bisher  erschienenen  19  Heften 
sind  etwas  über  250  neue  Arten  aufgestellt,  welche  wohl  in  vielen 
Fällen  einer  genauen  Nachprüfung  bedürfen,  da  der  Verf.  keine  grös- 
sere, gut  bestimmte  Sammlung  hat  vergleichen  können.  Nach  den  hier 
gelieferten  Beschreibungen  sind  dieselben  keineswegs  mit  Leichtigkeit 
und  Sicherheit  zu  erkennen,  indem  die  specifischen  Charaktere  oft  nicht 
mit  der  nöthigen  Schärfe  hervorgehoben,  dafür  aber  viele  überflüssige, 
der  ganzen  Gattung  oder  doch  einer  Reihe  verwandter  Arten  zukom- 
mende Kennzeichen  erwähnt  werden.  Dieser  Uebelstand  ist  eine  noth- 
wendige  Folge  des  vom  Verf.  befolgten  Plans,  nur  Arten  zu  beschrei- 
ben, ohne  auf  die  Charakteristik  von  Gattungen  oder  auf  Begründung 
von  Unterabtheilungen  innerhalb  der  Gattungen  einzugehen.  Der  Nut- 
zen, welchen  die  Beschreibungen  bereits  hinlänglich  bekannter  Arten 
gewähren,  ist  um  so  geringer  anzuschlagen,  als  ohne  vorherige  Kennt- 
niss  des  Gegenstandes  sich  wohl  Niemand  aus  den  einzelnen  Blättern 
vielen  Aufschluss  verschaffen  wird. 

Dr.  J.  Sturm's  Deutschlands  Insecten,  fortgesetzt  von 

J.  H.  C.  F.  Sturm.    20stes  Bändchen  (Käfer).    (Nürnberg  bei 

dem  Verf.) 

Es  ist  sehr  erfreulich,  dass  dieses  treffliche  Werk  nach  Sturm's 
Tode  von  dem  Sohne  desselben  ,  welcher  bereits  seit  dem  17.  Hefte 
den  Stich  der  Kupfertafeln  ausgeführt  hat ,  ganz  in  der  frühern  Weise 
fortgesetzt  wird.      Das  vorliegende  Böndchen  erläutert  in  musterhaften 


154    Schaum:  Bericht  über   die  Leistungen  in  der  Entomologie 

Abbildungen  die  Familie  der  Colydier  und  die  merkwürdige  ,  in  den 
Slalactitengrotten  Krain's  vorkommende,  vom  Verf.  zu  den  Scydmaeni- 
den  gestellte  Gattung  Leptodirus  (s.  vor.  Jahresber.  S.  150). 

Käferfauna  der  preussischen  Rheinlande  mit  besonderer 
Rücksicht  auf  Nord-  und  Mitteldeutschland  von  M.  B  a  c  h. 
Erste  Lieferung.   Coblenz  1849. 

Enthält  die  in  Erichson's  Käfern  der  Mark  und  Käfern  Deutsch- 
lands behandelten  Familien  und  ist  nur  ein  Auszug  aus  den  SchriCten 
anderer  Entomologen  ,  namentlich  aus  denen  Erichson's  und  Reclten- 
bacher's. 

Eine  Uebersicht  der  Käfer-Fauna  der  Rheinprovinz  hat 
Förster  (Verh.  des  naturforsch.  Ver.  d.  Rheinlande.  Bd.  Vi. 
S.  383—500)  veröffentlicht. 

Obgleich  eigentlich  nur  erst  der  nördliche  Theil  der  Rheinpro- 
vinz, namentlich  die  Gegenden  von  Aachen,  Crefeld,  Elberfeld  und 
Düsseldorf  sorgfältig  durchforscht  sind  ,  im  südlichen  Theile  bloss  bei 
Boppard  gesammelt  ist,  so  beläuft  sich  die  Gesammtzahl  der  aufgefun- 
denen Arten  doch  schon  auf  2747.  Diese  sind  hier  einzeln  namhaft 
gemacht  und  mit  ihren  Fundorten  versehen.  Für  die  systematische 
Anordnung  ist  Redtenbacher's  Fauna  austr.  zu  Grunde  gelegt;  die  Rich- 
tigkeit der  Bestimmungen  ist  wohl  nur  in  wenigen  Fällen  zu  bezwei- 
feln. (Die  selten  in  den  Sudeten  und  Karpathen  einheimische  Platysma 
lalihula  St.,  die  hier  unter  Adelosia  aufgeführt  wird,  dürfte  z.  B. 
schwerlich  bei  Düsseldorf  sich  finden  ;  auch  bezweifle  ich  sehr  ,  dass 
Anthicus  bimaculatus  ,  ein  Bewohner  des  Ostseestrandes  ,  bei  Aachen 
vorkommt.)  Einige  Mal  ist  dieselbe  Art  unter  zwei  Namen  aufgeführt 
(z.  ß.  Hydroporus  platynotiis  unter  diesem  Namen  und  als  H.  murinusSt.  ; 
Hydr.  pubescens  Gyll.  als  solcher  ,  als  H.  piceus  St.  und  wahrschein- 
lich auch  unter  der  irrigen  Bestimmung  H.  melanocephalus  Gyll.,  Eu- 
plectus  signatus  als  solcher  und  als  E.  Kirbyi).  Es  hat  dies  wohl  darin 
seinen  Grund,  dass  der  Verf.  manche  Namen  nach  brieflichen  Mitlhei- 
lungen  aufzunehmen  genöthigt  war,  ohne  die  Käfer  selbst  gesehen  zu 
haben.  —  In  einem  Nachtrage  ist  eine  Anzahl  neuer  Arten ,  nament- 
lich aus  der  Gattung  Meligethes,  beschrieben. 

V.  Siebold  hat  in  der  Entom.  Zeit.  S.  306,  die  Dia- 
gnosen der  neuen  Käferarten  abdrucken  lassen  ,  welche  L. 
Dufour  in  einer  1843  erschienenen  Abhandlung  „Excursion 
entomologique  dans  les  montagnes  de  la  vallee  d'Ossau  (Bull, 
d.  l  soc.  d.  scienc,  lettr.  et  arts  de  Pau)«  veröffentlicht  hatte, 

Erichson  hatte  Jahresb.  1844  S.  8^  mit  Recht  bemerkt,  dass  diese 


während  des  Jahres   1849.  155 

Arten  nach  den  kurzen  Diagnosen  des  Verf.  nicht  zu  bestimmen  seien, 
über  viele  derselben  hat  Referent  in  der  Ent.  Zeit.  1850.  S.  181. 
Aufschlüsse  ,  welche  sich  auf  die  Vergleichung  typischer  Exemplare 
gründen  ,  niitgetheilt. 

Coleopteres  regus  d'un  voyage  de  M.  Handschuch  dans 
le  midi  de  l'Espagne ,  enumeres  et  suivis  de  notes  par  V.  de 
Motschoulsky  (Bull.  d. Mose.  P.  II.  S.  52). 

In  einem  Vorwort  hat  der  Verf.  die  coleopterologische  Fauna 
von  Carthagena,  wo  Handschuch  vorzugsweise  gesammelt  hat,  mit  der 
von  Astrabad  ,  welches  unter  gleichem  Breitengrade  am  Caspischen 
Meere  in  Persien  liegt,  in  der  Weise  verglichen  ,  dass  er  die  Zahl  der 
Gattungen  sich  gegenüberstellt,  durch  welche  die  einzelnen  Familien 
an  den  beiden  Orten  vertreten  sind.  Auch  werden  17  Arten  namhaft 
gemacht,  welche  beiden  Faunen  gemeinschaftlich  sind.  Dieser  Vergleich 
ist  ziemlich  werthlos,  da  er,  wenigstens  was  die  Fauna  von  Carthagena 
anlangt,  auf  ein  sehr  dürftiges  Material  gegründet  ist.  Dann  folgt  die 
Aufzählung  der  einzelnen  (250)  Arten.  Unter  diesen  befinden  sich  viele 
angeblich  neue  ,  welche  durch  einige  „un  peu  plus"  oder  „un  peu 
moins«  von  nahe  verwandten  und  bereits  bekannten  sehr  oberflächlich 
unterschieden  werden.  Wenn  die  hier  mitgetheilten  Angaben  diesel- 
ben kenntlich  machen  sollen,  so  verfehlen  sie  meistens  diesen  Zweck, 
sollen  sie  dies  nicht,  so  sind  sie  ganz  zwecklos.  Ich  bin  nur  dadurch 
in  den  Stand  gesetzt  worden,  mir  ein  Urtheil  über  diese  Arten  zu  bil- 
den, dass  ich  sie  aus  derselben  Quelle  wie  der  Verf.,  von  Handschuch, 
erhalten  habe,  und  vermag  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  in  ihnen  nichts 
als  geringfügige  individuelle  oder  locale  Abänderungen  zu  erkennen. 
So  ist  Cicindela  hesperica  nicht  von  aegyptiaca,  Daptus  labialus  nicht 
von  viltatus  ,  Parallelomorphus  hispanus  nicht  von  Scarites  laevigatus, 
Orthomus  hespericus  nicht  von  Feronia  barbara  zu  trennen ,  etc.  etc. 
Bisweilen  scheint  der  Verf.  ohne  Weiteres  diejenigen  Arten  als  neu 
angesehen  zu  haben,  welche  er  nicht  aus  dem  Kopfe  oder  in  seiner 
Sammlung  zu  bestimmen  vermochte.  Dies  gilt  z,  ß.  von  den  neuen 
Cetonien,  welche  sämmtlich  bereits  in  den  Werken  von  Mulsant,  ßur- 
meister  oder  Erichson  sehr  kenntlich  charakterisirl  sind,  indem  Ceto- 
nia  hesperica  =  metallicae  var.  Muls.  Er. ,  C.  cuprina  von  Constanti- 
nopel  ebenfalls  Varietät  von  metallica,  C.  corvitia  =  opaca  Fabr.  Gor. 
et  Perch.  Burm,  Cardui  Schöuh.  Muls.,  C.  viridißua  =  deserticola  Waltl 
=  Aethiessa  floralis  var.  Burm.  C.  flavospila  aus  Algier  =  A.  floralis 
Burm.  Cet.  Aupick  Gor.  et  Perch.  und  Varietät  von  C.  floralis  Fabr.  ist. 
Ich  halte  es  unter  diesen  Umständen  für  gerechtfertigt  ,  wenn  ich  die 
neuen  Arten  dieses  Aufsalzes  bei  den  einzelnen  Familien  mit  Still- 
schweigen übergehe.  Beschreibungen  einzelner  Insecten  haben  bei  dem 
heutigen  Stande  der  Entomologie  ohnehin  schon  einen  sehr  zweifelhaf- 


156    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

ten  Werth  ;  wenn  sie  aber  veröffentlicht  werden ,  ohne  dass  sich  der 
Verf.  durch  sorgfältiges  Studium  der  ganzen  Gattung  und  grösserer  Rei- 
hen von  Exemplaren  ein  Unheil  über  die  specifische  oder  individuelle 
Bedeutung  der  etwa  beobachteten  Unterschiede  gebildet  hat,  so  werden 
sie  geradezu  nachtheilig,  und  erschweren  nur  einem  spätem  Monogra- 
phen  die  Arbeit. 

Insectes  Colepteres  de  la  Siberie  Orientale  nouveaux  ou 
peil  connus  par  M.  le  comte  Mannerheint  (Bull.  d.  Mose, 
tom.  XXII.  P.  I.  S.  220). 

Es  sind  hier  20  Arten  beschrieben  ,  welche  ich  bei  den  einzel- 
nen Familien  aufgeführt  habe. 

Einen  Beitrag  zur  Fauna  von  Mosambik  hat  B  e  r  t  o  1  o  n  i 
geliefert,  indem  er  in  drei  Dissertationen,  die  unter  dem  Titel 
„Illustratio  rerum  naturalium  Mozambici.  Bononiae  1849.  4to" 
vereinigt  herausgegeben  sind .  81  von  Fornasini  gesammelte 
Käfer  aufzählt. 

Die  erste  Dissertation  enthält  22  Arten,  deren  Namen  bereits 
früher  (Nuov.  Ann.  d.  Scienz.  Nat.  2  Ser.  IV.)  vom  Verf.  mitgetheilt 
und  von  Erichson  in  den  Jahresbericht  für  1845  aufgenommen  sind,  in 
der  zweiten  sind  33,  in  der  dritten  26  aufgezählt,  die  schon  bekann- 
ten sind  nur  mit  Diagnosen  versehen,  die  neuen  ausführlich  beschrie- 
ben und  ,  freilich  in  sehr  mittelmässiger  Weise  ,  abgebildet.  —  Das 
Schriftchen  giebt  leider  keine  besonders  zuverlässige  Grundlage  für  eine 
Beurlheilung  der  Fauna  von  Mosambik  ,  da  sich  der  Verf.  in  der  Be- 
stimmung der  Arten  mehrfach  geirrt  zu  haben  scheint;  so  ist  eine 
Cicindela  als  Abänderung  von  flexuosa  bezeichnet,  die  wohl  ohne  Zwei- 
fel eine  andere  Art  ist ;  so  versteht  der  Verf.  unter  dem  Namen  Plaesio- 
rhina  cincta  Ol.  nicht  diese  Art,  sondern  plana  Wied. ;  unter  Pachnoda 
sinuala  seiner  Diagnose  zufolge  P.  flaviventris  G.  et  P.  ;  unter  DiplO' 
gnatha  gagates  wahrscheinlich  silicea  M.  L.;  sein  Tefflus  Megerlei  möchte 
wohl  Delegorguei  Guer.  sein  ;  Rhina  barbirostris  ist  sicher  nicht  die 
gleichnamige  brasilianische  Art,  sondern  vermuthlich  nigra  Drury;  eben- 
sowenig ist  Mallodon  spinibarbis  der  amerikanische  Käfer  dieses  Na- 
mens. —  Die  neuen  hier  beschriebenen  und  abgebildeten  Arten  habe 
ich  bei  den  einzelnen  Familien  erwähnt,  die  Diagiosen  derselben  habe 
ich  aber  nicht  mitgetheilt,  da  sie  nur  in  den  wenigsten  Fällen  zur  Er- 
kennung der  Art  hinreichen  möchten. 

Die  Kenntniss  der  polynesischen  Käferfauna  ist  durch 
eine  in    der  Revue    et  Magazin    de  Zoologie    veröfTentlichle 


■  während  des  Jahres*1845.  157 

Abhandlung  von  L.  Fairmaire    „Essai  sur  les  Celeopteres 
de  la  Polynesie"  in  hohem  Grade  gefördert  worden. 

Eine    sehr   vollsläadige ,    von  dem  französischen  Marinechirurgen 
Vesco  während  eines    mehrjährigen  Aufenthalles  in  Taiti  und  den  Mar- 
kesas-Inseln  zusammengebrachle  Sammlung,  gab  die  erste  Veranlassung 
zu    der  vorliegenden  Arbeit,    die  durch  Aufnahme    der    auf  den  Inseln 
Wallis,  Tonga-Tabou,  Vavre,  Hamoa  und  Nouka-Hiva  von  französischen 
Sammlern  entdeckten  und  durch  Zusammenstellung  aller  von  polynesi- 
schen  Inseln  beschriebener   Käfer  vervollständigt  ist,  und  in  der  gegen 
140  Arten  sorgfältig  beschrieben  sind.     Im  vorliegenden  Jahrgange  der 
französischen  Zeitschrift  reicht  die  Aufzählung   derselben    indessen    nur 
bis  zu  den  Curculiouiden  incl.  —  Im  Allgemeinen  haben  die  Käfer  von 
Polynesien  trotz  der  geographischen  Lage    der  Inseln  und  der  Ueppig- 
keit  der  Vegetation  durchaus  kein    tropisches  Ansehen  ,    sie  sind  meist 
von   düstern  Farben  und  geringer  Grösse,  eine   einzige  Buprestris,  Chry- 
sodema  Taijauti  Guer.,  ersetzt  die  zahlreichen  grossen  und  farbenglän- 
zenden Arten,  welche  diese  Kamille  in  Neuholland  und  Neuguinea  auf- 
weist,    die  Chrysomelinen    sind    auf  2  oder  3   unscheinbare  Arten  be- 
schränkt.   —    In    dem  wasserreichen  Taiti    ist  die  Zahl    der  Arten  und 
Individuen  grösser    als  auf  den  Sandwichs-Inseln  ,    deren  Fauna    übri- 
gens fast    ganz  mit  der    von  Taiti    übereinstimmt ,    es  finden  sich  dort 
Carabicinen  und  Staphylinen  ,    die  auf  dem  sandigen  ,  flachen  ,  wasser- 
armen Tonga-Tabou    fast   ganz    verschwinden   und    durch    zahlreichere 
Heteromeren  ersetzt  werden;  dasselbe  gilt  von  den  Wallis-Inseln,  de- 
ren Productionen  mit  denen  von  Tonga  fast  ganz  übereinstimmen,  hier 
erscheinen  die  metallischen  Arten  von  Amarygmus  ,  die  Gattungen  OZi- 
sthaena  und  Mallodon.   —    Abgesehen  von  den   cosmopolitischen  Arten 
von  Dermestes,  Corynetes ,    Margus,    Heterophaga    und  Sitophilus  ,  die 
durch  Handel  und  Schifffahrt  in  alle  Weltgegenden  verbreitet  sind,  ha- 
ben die  polynesischeu  Inseln  einige  Arten  mit  andern  Ländern  gemein 
und  zwar  mit  Nordamerika  :    Clylus  erythrocephalus  und  Flychodes  vit- 
latus  ,    der  indessen   hier    in    einer  besondern  Abänderung  auftritt ;  mit 
Südamerika:  Lagocheirus  araneiformis,  Steirastoma  stellio ,  Brentus  hi~ 
dentatus,   Tarsostenus  univittatus   (den  letztern  auch  mit  Südeuropa);  mit 
Manilla  nur:   Chlaenius  gutlatus,  Hesperophanes  luzonicits,  Figulus  fissi- 
collis  ;  mit  Neuholland  :  StaphyHnus  erythrocephalus  ,  Dendrophagus  su- 
turalis;  mit  Ostindien :  Hesperophanes  Imonicus,  Apale  religiosay  Eury- 
thyrea  scutellaris,  Tlochionus  Bonfilsii. 

Kr a atz  hat  (Ent.  Zeit.  S.  184)  ein  Verzeichniss  der 
von  ihm  bei  Berlin  in  Ameisennestern  beobachteten  Käfer 
niitgetheilt. 

Enthält  46  Arten  ,    darunter    mehrere ,    die    in  dem  Grimm'schen 


158    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

Verzeichnisse  Berliner  Myrmecophilen  fehlen ,    z.  B.  Scydmaenus  Hel- 
wigii,  Godartii,  claviger ,   Mäklini. 

Cicindeletae.  Die  Arten  der  Gattung  Manticora  hat  Klug 
(Linn.  entom.  IV.  S.  417— 424.  Taf.  1 .  u.  2.)  auseinandergesetzt.  Den 
bisher  bekannten  zwei  Arten,  M.  tubercidata  {Car.  luherculatus  Degeer., 
Mant.  maxillosa  Fabr.  ,  tibialis  ßoh.)  und  M.  latipennis  Hope  werden 
hier  drei  neue  in  der  kön.  Sammlung  in  Berlin  befindliche  hinzugefügt, 
M.  gr  anulata  aus  dem  Innern  Südafrica,  M.  scabra  und  M.  her- 
culeana,  die  beiden  letzten  von  Peters  in  Mosambik  entdeckt.  Die 
specifischen  Unterschiede  liegen  hauptsächlich  in  der  Form  und  den 
Verhältnissen  der  Körpertheile ,  in  der  sparsamem  oder  dichtem  und 
längern  Behaarung  und  in  der  Punktirung  der  Oberfläche.  Die  Weib- 
chen sind  an  dem  kleinern  Kopf  und  an  der  stärkern  Wölbung  der 
Flügeldecken  kenntlich.  Sämmtliche  fünf  Arten  sind  auf  den  zwei  bei- 
gegebenen Kupfertafeln  sehr  getreu  abgebildet. 

Die  von  Bocande  im  portugiesischen  Guinea  aufgefundenen  Ci~ 
cindelen  wurden  von  Guerin-Meneville  (Rev.  et  Mag.  d.  Zool.  II. 
ser.  I.  S.  76  und  S.  138)  bearbeitet.  Die  neuen  Arten  sind  genau  cha- 
rakterisirt,  die  Kenntniss  der  bereits  beschriebenen  wird  in  vielen  Fäl- 
len durch  Zusätze  zu  den  früheren  Beschreibungen  und  durch  Erörte- 
rung ihrer  Varietäten  vervollständigt;  überall  sind  Bocande's  Beobach- 
tungen über  das  Vorkommen  beigefügt.  Es  werden  folgende  aufge- 
führt: Cic.  (^Euryoda)  concinna  Dej.  var.  Cursor  Guer.  ,  C.  (Eur.) 
versicolor  Dej.  ,  mit  welcher  C.  Leprieurii  Dej.  als  W^eibchen  verbun- 
den wird,  C.  Brunei  Gory,  fesliva  Dej.,  saraliensis ,  B  o  candei, 
anthracina  (nach  Laferte's  Meinung  eine  einfarbig  schwarze  Varie- 
tät der  folgenden),  lugubris  Dej.,  Deyrolei,  flavosignata  Lap.  ,  sex- 
punctata  Fabr.,  cincta  Ol.,  vittata  Fabr.,  von  welcher  vittata  Dej.  eine 
Abänderung  ist,  Feisthamelii ,  interstincta  Schh.,  Catern  aul  tii, 
nysa,  Luxerii  Dej.,  polysita,  Escheri  Dej.,  minutula  ,  neglecta 
Dej.  nüidula  Dej.,  senegalensis  Dej.  ,  aegyptiaca  Klug.  ,  melancholica 
Fabr.,  Dej.,  vicina  De].  ,  Buquetii ,  flavidens ,  octogutlata 
Fabr.?  Dej.  lutaria.  Von  diesen  Arten  zeichnen  sich  Bocandei, 
anthracina,  lugubris,  Deyrolei  und  flavosignata  durch  eine  schwache 
Erweiterung  der  mittleren  Fühlerglieder  aus;  aus  Besorgniss,  dass  spä- 
ter ein  anderer  Entomolog  aus  ihnen  eine  eigne  Gattung  bilden  könnte, 
bringt  der  Verf.  schon  jetzt  den  Namen  Euryathron  für  sie  in  Vor- 
schlag;  aus  gleicher  Besorgniss  hält  er  für  C.  aegyptiaca,  perplexaDej., 
trilunaris  Kl.,  speculifera  Guer.,  bei  denen  die  Weibchen  einen  kleinen 
Spiegelfleck  auf  der  Mitte  der  Flügeldecken  besitzen,  den  Gattungsna- 
men Catoptria  in  Bereitschaft. 

Durch  Guerin's  Bemerkung,  dass  C.  Leprieurii  Dej.  das  Weibchen 
von  C.  versicolor  De],  sei,  wurde  Lafe  rt  e -S  en  e  c  ter  e  (ebenda 
S.  319)  veranlasst  ,    die  Unterschiede  beider  Arten  nach  den  typischen 


während  des  Jahres  1849.  159 

Exemplaren  nochmals  auseinandei zusetzen,   die  letztere    ist  Guerin  un- 
bekannt gewesen. 

Mann  er  heim  gab  (Bull.  d.  Mose.  S.  225)  eine  neue  Beschrei- 
bung der  echten  Cicindela  oblique fasciata  Adams  nach  einem  bei  IrUulsk 
gefangenen  Exemplare.  Die  Art  war  seit  Adams  nicht  wieder  aufge- 
funden und  die  Beschreibung  dieses  Autors  irrig  auf  C.  descendens 
Fisch,  bezogen  worden  ,  mit  welcher  C.  obliquefasciala  zwar  in  der 
Zeichnung  der  Flügeldecken  ziemlich  übereinstimmt,  von  der  sie  sich 
aber  durch  die  mehr  an   C.  germanica  erinnernde  Gestalt  unterscheidet. 

Die  schlesischen  Arten  der  Gattung  Cicindela  sind  von  Letz- 
ner  (Zeitschr.  f.  Entom.  herausgeg.  vom  Verein  f.  schles.  Insecten- 
kunde  No.  10)  beschrieben  worden,  es  sind  C  germanica  L.  ,  campe- 
strisL.,  littoralis  F.,    hybridaF.,  sylvicolaDei.,  syhatica  L.,  sinuata  F. 

Von  Lucas  wurde  (Expl.  de  l'Alg.  l.  III.  Suppl.  S.  561)  Ci- 
cindela Peletieri  beschrieben,  welche  früher  mehrfach  mit  Cic.  Rit- 
chii  Vigors  (Laphyra  Audouinii  Barth.)  verwechselt  worden  ist,  in  der 
Zeichnung  auch  ganz  mit  ihr  übereinstimmt,  sich  aber  durch  fadenför- 
mige Endglieder  der  männlichen  Fühlhörner ,  geringere  Grösse  und 
schwächere  Sculptur  unterscheidet. 

Cicindela  trilunaris  Klug,  besitzt  nach  Coquerel  (Bull.  d.  1. 
soc.  ent.  d.  Fr.  S.  LXIII.)  die  Fähigkeit  auf  dem  Meere  laufen  zu 
können. 

Cavabici.  Observalions  sur  les  genres  Procrusies ,  Procerus, 
Carabus  et  Calosoma  ,  formant  la  famille  des  Carabiens  de  M.  Brülle 
par  M.  Soli  er  (Studi  entomologioi  publicati  per  cura  di  Fl.  ßaudi  e 
di  E.  Truqui  Torino  1848.  Fase.  I.  S.  49).  —  Ich  berichte  über  die- 
sen Aufsalz  ziemlich  ausführlich,  da  das  genannte  in  Turin  erschienene 
Werk  in  Deutschland  fast  gar  nicht  bekannt  geworden  zu  sein  scheint. 
Hinsichtlich  der  Gattung  Proernstes  bemerkt  der  Verf.  ,  dass  die  Cha- 
raktere derselben,  wie  Dejean  und  Brülle  richtig  angegeben  haben,  in 
der  dreilappigen  Oberlippe  und  in  dem  abgestutzten  oder  ausgerande- 
ten  Zahne  der  Ausbuchtung  des  Kinns  liegen,  denen  man  noch  die  ge- 
ringe Grösse  der  vom  Kinnzahne  ganz  bedeckten  Zunge  hinzufügen 
könne.  Die  drei  Lappen  der  Oberlippe  sind  indessen  nicht  überall 
gleich  deutlich  ,  der  mittlere  ragt  je  nach  den  Arten  ,  nach  den  Ge- 
schlechtern, ja  selbst  nach  den  Individuen  bald  mehr  bald  weniger  vor, 
bei  Pr.  coriaceus  variirt  er  nach  den  Individuen,  bei  Pr.  Foudrasii  tritt 
er  stets  nur  wenig  vor,  bei  Pr.  Duponchelii  ist  er  im  weiblichen  Ge- 
schlechte sehr  entwickelt,  im  männlichen  fast  gar  nicht  vorhanden ;  da 
der  Kinnzahn  bei  einigen  Caraben,  wenn  auch  schmäler,  doch  ebenso 
lang  ist  als  bei  Procrustes  ,  so  verwischen  sich  somit  die  Unterschiede 
beider  Gattungen  etwas.  Die  Gattung  Procerus  lässt  sich  nur  durch 
die  in  beiden  Geschlechtern  einfachen  Vorderfüsse  charakterisiren,  der 
von  Brülle  angegebne  Unterschied,  dass  der  Kinnzahn  bei  Procerus  kür- 
zer, bei  Carabus  länger  sei  als  die  Seitenlappen  des  Kinns  ,  hält  nicht 


160    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

Stich,  indem  dieser  Zahn  bei  Car.  irregularis  und  C.  smaragdinus  eben- 
falls kürzer  ist  als  die  Seitenlappen.  Mit  der  Gattung  Carabus  macht 
der  Verf.  einen  wie  es  mir  scheint  sehr  verunglückten  Versuch  ,  sie 
in  eine  gauze  Reihe  von  Gattungen  aufzulösen  ,  w^ovon  ihn  schon  die 
Unvollsländigkeit  des  in  seinen  Händen  befindlichen  Materials  hätte  ab- 
halten sollen.  (Es  haben  ihm  z.  B.  nur  sehr  wenige  caucasische  und 
sibirische  ,  und  keine  einzige  der  grossköpfigen  spanischen  Arien  vor- 
gelegen). Diese  Gattungen  sind:  Coptolabrus,  aus  C.  smaragdi- 
nus gebildet,  der  sich  durch  seine  vorn  gerade  abgeschnittene  Ober- 
lippe und  durch  schmalen  vor  den  Augen  fast  parallelen  Kopf  von  den 
übrigen  Caraben  abgesondert;  Megodontus,  auf  C.  caelatus  ge- 
gründet, mit  grossem,  den  ganzen  Centraltheil  der  dicken  und  kurzen 
Zunge  bedeckenden  Kinnzahn  ,  das  vierte  Glied  der  Vorderfüsse  beim 
Männchen  an  der  untern  Fläche  haarlos  ,  nur  an  den  Rändern  gewim- 
pert,  die  Flügeldecken  unter  einander  und  mit  dem  Rücken  des  Meso- 
thorax  verwachsen.  {Car.  croaticus  bildet  den  vollständigsten  Ueber- 
gang  von  dieser  Gattung  zu  Carabus);  Ceroglossus,  auf  C.  chi- 
lensis  errichtet,  ebenfalls  mit  verwachsenen  Flügeldecken,  durch  den 
an  der  Basis  derselben  stark  eingeschnürten  Rumpf,  durch  wenig  vor- 
tretende Zunge  mit  sehr  schmalen,  langen  INebenzungen  und  durch  das 
wie  bei  Galosoma  dem  vierten  an  Länge  bedeutend  nachstehende  zweite 
Fühlerglied  charakterisirt  ;  Plectes  Fisch.  ,  die  Arten  der  fünfzehnten 
Dejean'schen  Gruppe  enthaltend,  mit  hinter  den  Augen  stark  zusammen- 
gezogenem Kopfe  und  zarten  Kiefertastern,  deren  letztes  Glied  schwach 
beilförmig  ,  fast  ebenso  lang  als  das  vorhergehende  und  beim  Männ- 
chen kaum  breiter  als  dieses  ist;  Pachycranion  (C.  Schönherri), 
Cechenus  Fisch.  (C  irregularis)  und  Iniop  achu  s  (C.  pyrenaeus) 
sind  durch  den  grossen  ,  hinter  den  wenig  vortretenden  Augen  stark 
angeschwollnen  Kopf  ausgezeichnet ;  die  erste  dieser  drei  Gattungen 
hat  keine  bürslenförmige  Behaarung  am  vierten  Gliede  der  männlichen 
Vorderfüsse  ,  einen  kräftigen  ,  die  Mitte  der  kaum  vortretenden  Zunge 
bedeckenden  Kinnzahn  ;  die  zweite  hat  einen  flachen  Körper  ,  einen 
ebenen  dreieckigen  Kinnzahn,  breite,  stumpfe,  aussen  mit  einer  beim 
Weibchen  mehr  vortretenden  Biegung  versehene,  innen  fast  zahnlose 
Mandibeln  ;  die  dritte  hat  ebenfalls  einen  flachen  Körper  ,  eine  dicke 
fast  linienförmige,  der  Länge  nach  gefurchte  Zunge,  schmälere,  spitzere 
Mandibeln  mit  kräftigen  inneren  Zähnen.  Der  Rest  der  Arten  bleibt 
in  der  Gattung  Carabus.  Diese  Gattungen  sind  vom  Verf.  mit  Zu- 
grundelegung der  hier  angeführten  Charaktere  auf  dreierlei  verschie- 
dene Weise  tabellarisch  angeordnet  worden.  Calosoma  endlich  ist 
durch  quergestreifte,  runzlige  xMandibeln  ,  an  der  Spitze  gerundet,  und 
unterhalb  der  Spitze  mit  einem  hornigen  Haken  versehene  innere  Ma- 
xillarlade  charakterisirt. 

„Etudes    sur    le    genre    Aepus    de    Leach    et    description    d'une 
nouvelle    espece    fran9aise    Trechus   {Aepus)    Robinii^    par   A.    La- 


während  des  Jahres  1849.     ;  161 

boulbene  (Ann.  de  I.  soc.  entom.  d.  Franc.  S.  23^ — 37.  T.  2. 
K.  I.}.  —  Der  Verf.  bespricht  zuerst  das  bekannte  Vorkommen  der 
Gattung  Aepus  an  Orten ,  welche  den  grössern  Theil  des  Tages  vom 
Meere  bedeckt  sind".  Die  Respiration  dieses  und  anderer  submariner 
Insecten  ,  während  sie  sich  unter  Wasser  befinden  ,  erklärt  er  in  der- 
selben Weise,  wie  es  Erichson  von  Elmis  und  Parnus  gethan  hat,  dass 
sie  nämlich  von  einer  Blase  atmosphärischer  Luft  umgeben  sind  ,  und 
dass  die  von  den  Thieren  entwickelte  Kohlensäure  rasch  vom  Wasser 
absorbirt  wird  ;  bei  einem  längern  Verbleiben  derselben  unter  dem 
Meere  werden  sie  zuletzt  wohl  asphyktisch  und  kommen  erst  in  der 
atmosphärischen  Luft  wieder  zu  sich.  —  Von  Trechus  weicht  Aepus 
allerdings  durch  den  grossen  Kopf  mit  kleinen  Augen,  den  Mangel  der 
Flügel  und  das  in  eine  Spitze  ausgezogene  vierte  Glied  der  Vorder- 
füsse  ab  ,  der  Verf.  hält  aber  desshalb  eine  generische  Trennung  noch 
nicht  für  gerechtfertigt.  Bei  dieser  Gelegenheit  bemerkt  er ,  dass  der 
Kinnzahn  ,  der  bei  Trechus  überall  als  einfach  beschrieben  wird  ,  bei 
Tr.  minutus  gespalten  ist.  —  Die  neue  Art  Tr.  {A.)  Robinii  ist  bei 
Dieppe  entdeckt  worden  und  unterscheidet  sich  von  dem  englischen 
Tr.  fulvescens  angeblich  durch  etwas  rundere  Hinterecken  des  Hals- 
schildes, dunklere,  glatte,  hinten  am  Innenwinkel  mehr  gerundete  Flü- 
geldecken, weniger  vorgestreckte  Mandibeln  und  kürzere,  gerade  Spitze 
an  dem  vierten  Gliede  der  Vorderfüsse. 

Als  neue  Gattungen  sind  aufgestellt  worden  : 

Phy  socrotaphus  Parry  (Trans,  of  the  ent.  Soc.  V.  S.  180. 
Taf.  18.  F.  1.),  zur  Gruppe  der  Truncatipennien  gehörig,  mit  Helluodes 
Westw.  (s.  Jahresber.  f.  1847.  S.  77)  nahe  verwandt,  hat  einen  gros- 
sen, hinter  den  Augen  angeschwollenen  Kopf,  grosse  einfache  Mandi- 
beln ,  einen  zweispaltigen  mittleren  Kinnzahn  und  eine  kurze  ,  an  der 
Spitze  quer  abgestutzte  Zunge  mit  sehr  deutlichen  Paraglossen.  Fh. 
ceylonicus  von  Ceylon. 

Camarognathus  Bocande  (Rev.  et  Mag.  d.  Zool.  S.  4Ö0. 
pl.  12),  mit  Hiletus  Schiödte  (s.  Jahresber.  f.  1847.  S.  77)  identisch. 
C.  Guerinii  und  C  Castelnaui  Bocande  aus  dem  portugiesi- 
schen Guinea. 

Guerin-Meneville  zählte  in  Lefebure's  Voyage  en  Abyssi- 
nie  die  bisher  beschriebenen  Arten  von  Anthia  auf ;  wahrscheinlich  ist 
dieses  Verzeichniss  aber  schon  vor  längerer  Zeit  angefertigt,  da  die  in 
den  letzten  Jahren  bekannt  gemachten  nicht  erwähnt  werden.  Es  sind 
hier  44  Arten  namhaft  gemacht,  von  denen  indessen  zwei;  Anthia  um- 
braculata  Fabr.  und  Ptezia  axillaris  Brülle  zu  streichen  sind,  die  erste 
ist  ein  Heiluv,  dem  H.  ferox  Er.  sehr  nahe  verwandt,  und  Piezia 
schliesst  sich  weit  mehr  an  die  Gattung  Graphipterus  als  an  Anthia 
an,  —  A.  ihoracica  F.,  slriatopunctata  Guer.  (wohl  nicht  von  thora- 
cica zu  trennen)  ,  marginipennis  Lap. ,  ciiictipennis  Dup. ,  Actaeon  Er. 
und  maxillosa  Fabr.  bilden  die  Untergattung  Anthia',  A.  sexgultata  F., 
Archiv  f.  Naturgesch.  XVI.  Jahrg.  1.  Bd.  j[^ 


162    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

Mannerheimii  Chaud.  und  oricnlaUs  Uope  gehören  zu  Pachymorpha 
Hope,  die  übrigen  Arten  zu  Thermophila  Hope,  zwei  der  letztem,  A, 
humilis  aus  Arabien  und  A.  Delegorgu  ei  Guer.  aus  dem  südöst- 
lichen Africa,  sind  neu  und  hier  zuerst  beschrieben,  die  erste  steht  der 
A,  gracilis  Dej.,  die  zweite  der  A.  sexnotata  Schönh.  am  nächsten. 

Letzner  hat  in  der  von  dem  Verein  für  schlesische  Insecten- 
kunde  zu  Breslau  herausgegebnen  Zeitschrift  für  Entomologie,  Jahr- 
gang 1849*)  eine  systematische.  Beschreibung  der  Laufkäfer  Schlesiens 
zu  veröffentlichen  begonnen  und  in  den  Heften  10,  U  und  12  folgende 
Gattungen  behandelt :  Elaphrus  (4  A.),  Blethisa  (2  A.),  die  zweite  Art, 
Bl.  borealis  {Pelophila  bor.  üej.)  ist  indessen  wohl  nur  auf  eine  irrige 
Angabe  hin  als  schlesisches  Insect  aufgenommen  worden  ,  kann  auch 
nicht  mit  der  Gattung  Blethisa  verbunden  werden) ,  Notiophilus  (3  A.), 
Omophron  (1  A.),  Nebria  (6A.,  nämlich  UividaL.,  2.  pic/corms  Fabr., 
3.  bremcornis  Fabr.,  4.  Jockischii  St. ,  5.  nivalis  Pk.  mit  den  Varietä- 
ten Gyllenhalii  Schönh.  und  arctica  Dej.  (hyperborea  Gyll.),  6.  casta- 
nea  Bon.  Das  Vorkommen  der  letztem  in  Schlesien  ist  indessen  noch 
zweifelhaft),  Leislus  (5  A.  ,  darunter  L.  rufotnarginalus  Duftschm.  und 
Fröhlichii  Duft.),  Cychrus  (2  A.)  ,  Procrustes  (1  A.)  ,  Carabus  (22  A., 
von  denen  indessen  erst  drei  hier  ausführlich  charakterisirt  sind). 

Die  in  Siebenbürgen  vorkomnienden  Arten  der  Gattung  Nebria 
hat  Fuss  (Verh.  des  naturhist.  Vereins  in  Hermannsladt)  beschrieben, 
es  sind  N.  livida,  picicornis,  brevicoUis,  Gyllenhalii,  Heegerii,  Jockischii^ 
Reichiif  fuscipes  Ziegl.,  tra7issylvanica  und  eine  neue  Art:  carpathica. 

Fünf  neue  brittische  Arten  dieser  Familie  hat  Dawson  (Ann. 
of  nat.  bist.  IL  ser.  vol.  IIL  S.  213)  bekannt  gemacht  :  Amara  v  e- 
clensis  (=A.  strenua  Er.),  Trechus  incilis,  Blemus  lap  idosus, 
(früher  von  Stephens  als  B4.  pallidus  beschrieben  ,  aber  nicht  wie  Ste- 
phens annahm,  mit  Trechus  pallidus  Sturm  identisch),  Periphus  negle- 
ctusy  dem  Bemb.  saxatile  Gyll.  und  oblongum  Dej.  nahe  verwandt, 
Lopha  Clarkiij  dem  Bemb.  Mannerheimii  Sahlb.  und  noch  mehr  dem 
ß.  assimile  Gyll.  ähnlich,  von  ersterem  durch  grössere  Gestalt,  von 
letzterm  durch  ungefleckte  Flügeldecken  abweichend. 

Einen  Gatalog  der  von  Bocande  im  portugiesischen  Guinea  ge- 
sammelten Carabicinen  mit  Beschreibung  der  neuen  Arten  hat  La  f er te- 
Senectere  (Rev.  et  Mag.  d.  Zool.  S.  349)  zu  veröffentlichen  begon- 
nen, ist  indessen,  dem  Dejean'schen  Systeme  folgend,  nur  bis  Thyreopte- 
rus  incl.  gelangt.    Die  neuen  Arten  sind  :  Stenidia  corrusca,  blanda, 


*)  Diese  Zeitschrift  erscheint  bereits  seit  dem  Jahre  1847;  in  den 
beiden  ersten  Jahren  ihres  Bestehens  ist  vierteljährlich  ein  halber  ,  im 
Jahre  1849  vierteljährlich  ein  ganzer  Bogen  ausgegeben  worden.  Die 
Jahrgänge  1847  und  1848  haben  für  die  frühern  Berichte  nicht  benutzt 
werden  können,  enthalten  indessen  auch  keine  Miltheilungen  von  wis- 
senschaftlicher Bedeutung. 


während  des  Jalues  1849.  163 

cyanea,  Odacanlha  fasciata,  Trigonodachjla  punclalo s  triata, 
Drijpta  cyanea,  Bocandei,  Calleida  debilis,  Helluo  {Acanthogenius) 
opacus,  dispar,  Thyreoptertis  lalicollis.  Ausserdem  vervollsläii- 
digte  er  durch  einige  Zusätze  die  Beschreibungen  von  Odacanlha  se- 
negalensis  Lap.  und  Zuphium  fuscum  Gory  ,  und  unterschied  von  Cal- 
leida ruficoUis  Fabr.  eine  nahe  verwandte,  am  Senegal  vorkommende 
Art  unter  dem  Namen  C.  coerulea  (dieselbe  ist  bereits  von  Chaudoir 
Bull.  d.  Mose.  1844  als  C.  erythro  dera  aufgestellt). 

Die  bis  jetzt  in  Polynesien  aufgefundenen  Arten  sind  von  L. 
Fairmaire  (Rev.  et  Mag.  d.  Zool.  S.  277)  beschrieben  worden;  es 
sind:  Plochionus  Bonfilsii  Dej. ,  Pradieri  u.  A.  ,  Lebia  bembidioi- 
des,  Chlaenius  guttatus  Eschsch.  ,  Anchomenns  anachoreta,  ere- 
mita,  monticola,  alle  von  Taiti  ,  A.  corruscus  Enchs.  (Meyen's 
Reis.)  von  den  Sandwichsinseln,  Bembidium  (Tachys)  sexguttatum 
von  Taiti. 

Als  neue  Arten  sind  ferner  aufgestellt: 

Von  Küster  (Käf.  Eur.)  :  Harpalus  pubipennis  (XVII.  9.)  aus 
Dalraatien  und  Bembidium  quadriplagiatum  (XVII.   16.)    ebendaher. 

Von  Fairmaire  (Ann.  d.  s.  soc.  ent.  d.  Franc.  S.  419.):  Cop~ 
todera  massiliensis,  bei  Marseille  entdeckt,  aber  offenbar  mit  einem 
Schiffe  dahin  gebracht,  der  brasilianischen  C.  quadripustulata  sehr  nahe 
stehend. 

Von  Lucas  (ebenda  Bull.  S.  XCII.) :  Carabus  Aumontii  aus 
der  Provinz  Oran,  durch  langen  schmalen  Kopf  und  Thorax  und  durch 
violetten  Rand  der  glänzend  schwarzen  Flügeldecken  ausgezeichnet. 

Von  Mannerheim  (Bull.  d.  Mose.  S.  226  ff.):  Carabus  Etho^ 
lenii,  dem  palustris  nahe  stehend,  von  Jakutsk  in  Ostsibirien;  C.  Klu^ 
gii,  eine  schöne,  der  zwölften  Dejean'schen  Abtheilung  angehörige  Art 
von  dunkler  Erzfarbe  mit  grüngoldnem  Rande,  von  Nertschinsk;  C.  Slo~ 
t5*«^orn-,  dem  Loschnikovii  Gebl.  ähnlich,  aber  schmäler,  mit  kurzerm 
Halsschilde  und  rother  Fühlerbasis,  von  der  daurischen  Alpe  Schibet;  und 
Taphria  breviuscula,  hauptsächlich  durch  kürzere  Gestalt  von  T. 
vivalis  verschieden,  von  Irkutsk. 

Von  Parry  (Trans,  of  the  ent.  Soc.  V.  S.  179.  Taf.  18.  Fig.  2.) 
Physodera  E schs  chol  tzii  von  Ceylon  und  den  Philippinen,  von  Ph. 
Dejeanii  Dej.  zwar  gerade  darin  abweichend,  dass  ihr  die  charakteristi- 
sche blasenartige  Anschwellung  an  den  Seiten  des  Halsschildes  fehlt, 
sonst  aber  so  übereinstimmend,  dass  Parry  kein  Bedenken  trägt,  sie  in 
dieselbe  Gattung  zu  stellen,  und  sogar  die  Mcglichkeil  andeutet,  dass 
beide  nur  sexuell  verschieden  sind. 

VonBertoloni  (111.  rer.  nat.  Mozamb.) :  Graphipterus  Sali- 
nae,  Anlhia  Spinolae,  scrobicuiata  und  Bradybaenus  pseudo- 
sc  alaris. 

Von  Salle  (Ann.  d.  1.  soc.  ent.   S.  297.  Taf.  8.  Fig.  1.)  Casno-» 


164    Schaum:  ßericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

nia  ludovici  ana ,  aus  Louisiana,  grösser  als  C.  pensylvanica,  die 
Punktirung  sparsamer,  die  Flügeldecken  hinten  mehr  abgestutzt  und 
mit  schwarzer  Querbinde  vor  der  Mitte. 

Von  West  wo  od  (Trans,  of  the  ent.  Soc.  Y.  S.  202.):  Carenum 
viridip  enne  und  in  lermedium,  zwei  ausgezeichnete  ntue  Arten 
aus  Neuholland,  die  erste  vom  Flusse  Mundarra,  die  zweite  von  Adelaide. 

Die  verschiedenen  Stände  der  Galerita  Lecontei  sind  von  Salle 
(Ann.  d,  1.  soc.  ent.  S.  298.  Taf.  8.  Fig.  2.  a.  b.  c.  d.)  bekannt  gemacht 
worden.  Die  Larve  ist  ein  der  merkwürdigsten  liäferlarven  ,  die  es 
giebt,  und  weicht  in  wichtigen  Punkten  von  den  bekannt  gewordenen 
Carabicinenlarven  ab.  Der  Kopf  hat  jederseits  fünf  Nebenaugen,  die 
Mandibeln  sind  so  lang  als  der  Kopf,  sichelförmig,  innen  gezahnt,  die 
Oberlippe  ragt  in  Gestalt  eines  gabiigen  Horns  noch  über  die  Spitze 
der  Mandibeln  vor.  Der  Körper  der  Unterkiefer  trägt  am  Ende  den 
viergliedrigen  Taster  und  die  zweigliedrige  äussere  Lade ,  die  innere 
Lade  scheint  ganz  geschwunden  zu  sein  ;  die  Fühlhörner  bestehen  aus 
drei  (?)  langen  Gliedern,  die  3  Thoraxringe  sehr  deutlich  abgesetzt,  der 
erste  lang,  vorn  in  einen  Hals  auslaufend,  von  rother  Farbe;  die  mittlem 
Hinterleibsringe  breiter  als  die  andern ;  an  dem  letzten  befinden  sich 
zwei  lange  Fäden,  die  an  die  Schwanzfäden  der  Ephemeren  erinnern; 
der  After  tritt  röhrenförmig  vor.  Die  Beine  von  einer  bei  Käferlarven 
ganz  ungewöhnlichen  Grösse,  sie  sind  nur  ungenau  beschrieben,  in  der 
Abbildung  sind  die  vordem  Coxen  mit  vier  grossen  Dornen  besetzt. 
Die  Puppe  ist  ebenso  ausgezeichnet ,  sie  ist  aber  nur  von  oben  abge- 
bildet und  so  gut  wie  gar  nicht  beschrieben  ;  das  letzte  Thorax  -  und 
die  fünf  vordem  Hinterleibssegmente  haben  einen  breiten  abgesetzten 
Rand,  an  diesem  belinden  sich  jederseits  fünf  spitze  gegliederte  An- 
hänge.  Die  Hinterfüsse  ragen  über  das  letzte  Hinterleibssegment  hinaus. 

Der  Dunst ,  welchen  die  Brachnen  ihrem  Verfolger  entgegenpuf- 
fen, soll  nach  Parzudaki  und  Reiche  im  Dunkeln  phosphoresciren. 
(Bull.  d.  1.  soc.  ent.  d.  Franc.  S.  LX.) 

»yiiscidae*  Bold  machte  (Newman's  Zool.  App.  S.  XXIV.) 
einen  neuen  britlischen  Agabus  unter  dem  Namen  Colymbetes  dispar 
bekannt;  die  Diagnose  lautet:  ovatus,  fortiter  convexus,  postice  atte- 
nuatus,  nigro-fusco-subaeneus,  subtiliter  reticulato-strigoso-subpuncta- 
tus,  ore,  labro  frontis  thoracisque  marginibus,  maculis  duabus  verticis, 
palpis  antennis  pedibusque  rufo-ferrugineis,  elytrorum  marginibus  basi- 
que  plerumque  late  testaceus.  Long.  3 — 4*/^  lin.  Das  Weibchen  ist 
von  dunklerer  Farbe  und  hat  stärker  sculpirte  Flügeldecken  ;  von  A. 
uliginosus  unterscheidet  er  sich  durch  die  Form,  die  Sculptur  und  durch 
die  dunkle  Färbung  der  Weibchen. 

Dyticus  lapponicus  kommt  nach  Guerin-Meneville  (Rev.  et 
Mag.  d.  Zool.  S.  559.)  auch  in  Frankreich  im  Dept.  des  Basses  Al- 
pes vor. 


während  des  Jahres  1849.  165 

Bupresticles.  Fairmaire  (llev.  et  Mag.  d.  Zool.  S.  353.) 
beschrieb  als  neue  A.  :  Agrihts  indignus  auf  Hibiscus  tiliacea,  von 
TaitI,  und  A.  fissifr  ons  von  Tonga-Tabou. 

L.  D  u  f  0  u  r  gab  (Ann.  d.  sc.  nat.  3.  Ser.  t.  XI.  Zool.  S.  229.  pl.V.) 
eine  neue  Beschreibung  und  niitteimässige  Abbildung  von  Buprestis 
pulchra  Fabr.,  einer  Acraaeodera  aus  Spanien. 

Die  Larve  von  Ptosima  novemmaculata  lebt  nach  Geniminger 
(Ent.  Zeit.  S.  63.)  im  Stamme  und  den  dickeren  Aesten  des  AVeich- 
selbauras. 

Klaterides*  Die  Gattung  Tetralobus  hat  ßertoloni  111.  rer. 
natur.  Mozamb.)  mit  einer  neuen  Art  T.  Rondani  bereichert. 

Küster  (Käf.  Eur.)  fügte  der  Gattung  Cryplohypnus  zwei  neue 
Arten  hinzu,  Cr.  crux  aus  Sardinien  und  Cr.  quadrisignatus  aus 
dem  südlichen  Europa. 

Von  Fairmaire  (Rev.  et  Mag.  d.  Zool.  S.  355  ff.)  wurden  auf- 
gestellt: M onoer epidius  rufan  gulus,  seri  cans,  Oophorus  instahi- 
lis,  Adelocera  pruinosa,   squalida,  alle  von  Taiti. 

Aus  dem  vorigen  Jahre  ist  noch  Cralonychus  longipennis  Kü- 
ster (XIV.  25.)  aus  Siebenbürgen  nachzutragen. 

Cebrionites.  Eine  neue  Art  dieser  Familie  ist  Cebrio  Be- 
neäicti  Fairmaire  (Ann.  d.  1.  soc.  ent.  d.  Franc.  S.  420.)  aus  Si- 
cilien,  dem  gigas  ähnlich,  aber  kleiner,  länger,  das  Halsschild  schmä- 
ler, vorn  mit  zwei  Längseindrücken  ,  die  Hinterwinkel  fast  gar  nicht 
vorstehend,  die  Flügeldecken  stärker  punktirt. 

Rliipicerides*  West  wo  od  stellte  in  der  sechsten  Liefe- 
rung von  Guerin's  Species  et  Iconographie  des  animaux  artic.  eine  neue 
Galtung  Dodecatoma  auf,  welche  mir  hierher  zu  gehören  scheint. 
Sie  ist  besonders  durch  ihre  Fühler  ausgezeichnet,  welche  zwölfglied- 
rig  und  vom  fünften  bis  elften  Gliede  gekämmt  sind.  Kiefer  und  Lip- 
pentaster kurz,  das  letzte  Glied  zugespitzt,  die  Flügeldecken  bedecken 
den  Hinterleib  nicht  vollständig  und  stehen  an  der  Nahtspilze  aus  ein- 
ander.    D.   bicolor  ist  eine  neue  Art  aus  Decan. 

Atopites*  Guerin-Meneville  hat  in  der  vierten,  sechs- 
ten, siebenten  und  achten  Lieferung  seiner  Species  et  Iconographie  ge- 
nerique  des  animaux  articules  folgende  Gattungen  monographisch  be- 
handelt : 

Dascillus  Latr.  (4eme  livr.)  enthält  D.  cervinus  L.,  cinercus  F., 
(beide  nur  die  Geschlechter  einer  Art)  elon g atus  ¥ ald  ,  dessen  Artrechte 
indessen  noch  etwas  zweifelhaft  sind;  melanop  hthalmus,  neue  Art 
aus  Nordamerika,  longicornis,  neue  Art  aus  Nepaul,  deren  Beschrei- 
bung hier  von  Westwood  mitgetheilt  ist,  und  fulvuhis.  {ßruchus 
fuhulus  Wied ).    Bei  dem  letzten   tragen   die   Mandibeln  aussen  an  dei 


166    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

Basis,  wenigstens  in  dem  einen  Geschlechte,  eine  breite  runde  Scheibe, 
die  Endglieder  der  Kieferlaster  sind  eiförmig  und  an  der  Spitze  fast  abge- 
schnitten, er  wird  daher  als  besondere  Untergattung  Fetalon  Schönh. 
abgetrennt.  Als  eine  zweifelhafte  Art  dieser  Gattung  wird,  nach  La- 
treille's  Vorgang,  noch  Cistela  livida  Fabr.  aus  Fatagonien  aufgeführt. 

Odontonyx  Guer.  (ebenda),  die  bereits  1843  (S.  Jahresber.  S. 
271.)  errichtete  Gattung,  wird  hier  ausführlich  charakterisirt.  Die  ein- 
zige hierher  gehörige  Art  ist  Atopa  ornata  Melsh.  aus  Nordamerika 
(früher  schon  von  Germar  als  Dasyles  trivittatus  beschrieben). 

Anchytarsus  Guer.  (Gerne  livr.)  mit  einer  neuen  Art,  A.  ater 
aus  Nordamerika. 

Aploglo  ssa  (7eme  livr.)  neue  Galtung,  mit  breiler  einfacher, 
in  der  Mitte  etwas  vorgestreckter  und  hier  mit  zwei  kleinen  Zähnen 
versehener  Zunge  ;  Endglied  der  Kiefertaster  einfach  ,  das  der  Lippen- 
taster beilförmig.  Drittes  Fussglied  etwas  herzförmig,  mit  einem  brei- 
Hautlappen  ;  viertes  Glied  einfach,  sehr  klein,  kaum  erkennbar.  Hierbei 
drei  neue  Arten:  A.  Sali  ei,  m  ar  ginat  a,  collaris ,  alle  drei  von 
Salle  entdeckt  ;  die  beiden  ersten  in  Caracas,  die  letzte  in  Gualimala. 

Therius  (Seme  livr.),  neue  Gattung,  Dascillus  im  Aeusseren 
nicht  unähnlich  ,  die  Mandibeln  zweizähnig  ,  der  Zahn  an  der  Spitze 
ausgerandet ;  letztes  Glied  der  Kiefertaster  stark  beilförmig,  Zunge  breit, 
vorn  ausgerandet,  zweilappig,  Lippentaster  mit  sehr  dickem  stark  beii- 
förmigen  Endgliede ;  das  vierte  Fussglied  das  kürzeste ,  in  der  Mitte 
ausgerandet,  mit  einem  breiten  Lappen  versehen.  Vier  neue  Arten  :  T. 
sutur  alis,  luridip  enni  s  ,  fulvip  e  s,  rugatus  ,  alle  aus  Süd- 
afrika; die  letzte  weicht  durch  quere  Oberlippe,  sehr  breites  halbmond- 
förmiges Endglied  der  Lippentester  und  durch  ein  das  zweite  an  Länge 
nicht  übertreffendes  drittes  Fühlerglied  von  den  drei  ersten  ab  und 
bildet  eine  besondere  Untergattung   Theriobius. 

■jampyrides.     Als  neue  Arten  sind  aufgestellt: 
Von  Guerin-Meneville    (Lefeb.  Voy.)  :  Lampyris  fuscipen~ 
nis  Guerin  aus  Abyssinien, 

Von  ßertoloni  (111.  rer.  nat.  Mozarab.)  Lycus   dissimilis. 

Telepliorides.  Der  Gattung  Cantharis  fügte  Manner- 
heim (Bull.  d.  Mose.  S.  231.)  eine  neue  Art  zu,  C.  Byto  nii  aus  dem 
Bezirke  Irkutsk ;  sie  ist  der  Rhagonycha  lapponica  Gyll.  ähnlich,  hat 
aber  einfache  Klauen,  und  ist  daher  eine  echte  Cantharis. 

Westwood  stellte  in  der  achten  Lieferung  von  Guerin's  Spec. 
et  Icon.  d.  anim.  art.  eine  neue  Galtung  Pac ä «/ wies» a  auf,  welche  mit 
Silis  verwandt  sein  soll  und  daher  vermuthlich  hierher  gehört.  Sie  ist 
besonders  durch  die  Fühlerbildung  ausgezeichnet,  das  zweite  und  dritte 
Glied  sind  länger  und  schmäler  als  das  erste,  das  vierte  bis  achte,  na- 
mentlich aber  das  fünfte  bis  siebente  viel  dicker,  wodurch  eine  Art  voa 


während   des  Jahres  1849.  167 

Spindel  gebildet  wird  ;  die  drei  letzten  fadenförmig ,  das  Halsschild  hat 
jederseits  einen  tiefen  Ausschnitt  in  der  Mitte,  und  eine  kleine  Ausran- 
dung  an    den  Hinterecken.     P.  incisa  neue  Art  aus  Brasilien. 

Ein  massenhaftes  Erscheinen  der  Larven  von  Telephorus  fuscus 
oder  einer  verwandten  Art  auf  Schnee  wurde  von  Tyzenhaus  in  Li- 
thauen  beobachtet  (Rev.  et  Mag.  d.  Zool.  S.  72.);  es  hatte  dasselbe 
zur  Sage  von  einem  Insectenregen  Veranlassung  gegeben;  der  Verf. 
glaubt  aber  ,  dass  die  Larven  aus  benachbarten  Forsten  durch  Wind- 
stürme  verweht  worden  sind. 

Iflelyrides.  L.  F  a  i  r  m  a  i  r  e's  bereits  auszugsweise  in  Guerin's 
Rev.  Zool.  veröffentlichte  und  (im  Jahresber.  f.  1847.)  angezeigte  Mo- 
nogrophie  der  Gattung  Chalcas  ist  jetzt  (Ann.  d.  1.  soc.  ent.  d.  Franc. 
S.  5 — 22.)  vollständig  erschienen.  Es  sind  hier  den  neun  früher  schon 
diagnosticirten  noch  zwei  neue  Arten:  Ch.  fumatus  und  Ch.  lugu- 
bris,  beide  von  Merida;  hinzugefügt,  der  erstere  steht  dem  Ch.  hume- 
ralis  ungemein  nahe  ,  und  unterscheidet  sich  besonders  durch  die  Ab- 
wesenheit des  queren  Eindrucks  auf  den  Flügeldecken  der  Weibchen. 
Auf  Tafel  1  sind  8  Arten  abgebildet. 

Küster  beschrieb  (Käf.  Eur.)  Charopus  nitidus  aus  Sardinien 
(XVIIL  18.),  Dasytes  pulverulentus ,  basalis,  griseiis  aus  Dal- 
matien,  pectinatus ,  lateralis  (=  cinctus  Gene.)  aus  Sardinien, 
nigropunctatus  von  Carthagena  in  Spanien  (XIX.) 

Eine  neue  Art  ist  ferner  Jtfefi/ns  olivaceus  Guerin  (Lefeb.  Voy. 
en  Abyss.)  aus  Abyssinien. 

Cleridae.  „Komenclature  of  Coleopterous  insects  in  the  col- 
leclion  of  the  British  Museum.  F.  IV.  Cleridae.^  —  Ist  ein  fast  voll- 
ständiges *)  Verzeichniss  aller  beschriebenen  Cleriden  mit  Angabe  der 
Synonymie  ,  die  in  einer  für  den  Zweck  des  Werkchens  zu  grossen 
Ausführlichkeit  aus  Klug's  und"  Spinola's  Monographien  entlehnt,  ist. 
An  der  Ausarbeitung  derselben  haben  sich  White  und  Chevrolat 
betheiligt.  Nach  Spinola's  Vorgange  haben  die  Verf.  auch  die  chilesi- 
sche  Gattung  Epiclenes  Chevr.  aufgenommenen  ,  die  gar  nicht  in  diese 
Familie ,  sondern  zu  den  Melyriden  gehört.  In  einem  Anhange  ist 
theils  von  White,  theils  von  West  wo  od  eine  grosse  Zahl  neuer 
Arten  beschrieben,  wodurch  namentlich  die  Kenntniss  der  ostindischen 
und  neuholländischen  Formen  sehr  gefördert  wird.  Sie  gehören  zu 
folgenden  Gattungen  :  Cylidriis  (1  A.) ,  Tillus  (4  A.)  ,  Priocera  (1  A.), 
Xylobius  (l  A.),  Systenodeves  (^l  \.),  Cymatodera  (1  A.),  Tillicera  (1  A.), 
Cladiscus  (3  A.),  Tenerus  (JIA.),  Serriger  (1  A.)  ,  Omadius  (l  A.) ,  Sti- 
gmatium  (5  A.) ,  Thanasinms  (1  A.) ,  Notoxus  (10  A.)  ,  Clerits  (5  A.), 
Trichodes  (1  A.),  Phloiocopus  (1  A.),  Iloplocerus  (l  A.)  ,  Hydnocera 
(5  A.),  Necrobia  (2  A.),    Opetiopalpus  (l  A.). 

"')  üebersehen  ist  Notooous  hekolus  Da!m.  Anal,  ent. 


168     Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

Von  Fairmai  re  (Rev.  et  Mag.  d.  Zool.  S.361.)  wurde  Cyli" 
drus  Vescoi,  eine  von  Vesco  auf  Taiti  entdeckte  Art,  beschrieben. 
(Vielleicht  declinirt  man  nächstens  auch  Ciceroi,  Napoleoi.) 

Synopsis  of  the  Cleridae  of  the  United  States  by  Dr.  J.  Le- 
conte,  in  einer  amerikanischen  Zeitschrift  veröffentlicht,  ist  mir  bis 
jetzt  noch  nicht  zugegangen. 

Heeger  hat  (Isis  1848.  S.  974.)  Corynetes  ruficollis  in  allen 
seinen  Stadien  ausführlich  beschrieben  und  auf  Tafel  VIII.  abgebildet. 
Die  Larve,  welche,  wie  das  vollkommene  Insect,  von  Aas  lebt,  ähnelt 
sehr  der  von  Opilus  und  Clerus,  und  hat,  wie  diese,  eine  blassroth- 
braune  Farbe ;  das  vierte  bis  zehnte  Körpersegment  sind  allmählich  er- 
weitert, so   dass  das  zehnte  um  mehr  als    '/j.  breiter  ist  als  das  vierte. 

Ptiniores.  Eine  neue  Gatttung  Tricorynus  ist  von  Wa- 
terhouse  (Proc.  of  the  ent.  Soc.  V.  S.  LXVIII.)  aufgestellt  worden, 
sie  soll  sich  von  Dorcatoma  hauptsächlich  durch  zehngliedrige  Fühl- 
hörner unterscheiden  ,  es  ist  aber  ein  Irrthum ,  wenn  der  Verf.  glaubt, 
dass  die  Zahl  der  Fühlerglieder  bei  Dorcatoma  constant  neun  ist ,  sie 
variirt  hier  nach  den  einzelnen  Arten.  T.  Zeae,  neue  Art  aus  Bar- 
bados, die  Larve  lebt  in  den  Maiskörnern  ,  ganz  wie  die  Larve  eines 
Bruchus,  und  richtet    oft  erheblichen  Schden  an. 

Mannerheim  beschrieb  (ßoll.  d.  Mose.  S.  232.)  Xyletinus  for~ 
mosus  mit  röthlichgelben,  jederseils  drei  schwarzen  Linien  tragenden 
Flügeldecken,  aus  dem  östlichen  Sibirien. 

Küster  stellte  (Käf.  Eur.  XIX.)  Anobium  parallelum  aus  Dal- 
matien  und  A.  nanum  von  Erlangen  als  neue  Arten  auf. 

Eine  neue  Art  ist  ferner  Xylopertha  appendicula  t  a  Lucas 
(Expl.  de  l'Alg.). 

Die  Unterschiede  zwischen  Hedobia  imperialis  und  regalis  hat 
Bach  erörtert  (Verb.  d.  naturhist.  Vereins  d.  Rheinl.  1849.   S.  161.) 

Die  frühern  Stände  des  Anobium  Abielis  wurden  von  Rouzet 
(Ann.  d.  1.  soc.  ent.  d.  Franc.  S.  305.  Taf.  9.  Nr.  1.)  beschrieben  und 
abgebildet ,  sie  unterscheiden  sich  wenig  von  den  bekannten  des  A. 
tesselatum  ,  die  Larve  frisst  sich  Gallerien  in  der  Rinde  der  Fichten 
und  geht  niemals  das  Holz  an.  —  D  ers.  gab  (ebenda)  eine  Beschreibung 
und  Abbilduug  von  der  Larve  des  Anobium  slriatum  A.,  welche  im  Ma- 
ronenbaum lebt.  —  Laboulbene  hat  den  Darmkanal  dieser  Larve  un- 
tersucht und  nur  sechs  malpighische  Gefässe  gefunden,  während  L.  D  u- 
four  beim  vollständigen  Insecte  acht  beobachtete. 

Lucas  bildete  (Expl.  de  TAlg.  Taf.  39.)  die  Larve  von  Apate 
francisca  F.  ab. 

Paussili*.  „Descriplion  of  seventeen  new  species  of  Paussi" 
dae  by  J.  0.  Westwood«  (Proc.  of  the  Lina.  Soc.  1849.  Jun.)  Die  hier 
beschriebeneo  Arten  sind  Cerapterus  (Orlho^terus)   Lafertei  von  der 


während  des  Jahres  1849.  1Ö9 

Westküste  von  Afrika,  Cer.  (0.)  concolor  von  Port  Natal  (eine  ein- 
farbige Abänderung  von  C.  S  mit  hü  Mac  Leay) ,  Cer.  [Arlhropterus) 
denudalus,  Wilsoni,  subsulcatus  aus  Neuholland  ,  Cer.  {Pleu^ 
ropteriis)  alternans  und  hastatus  von  Port  Natal,  (nicht,  wie  W. 
angiebt,  aus  Mosambik),  Feyitaplatarlhrvs  natalensis  (wie  der  Verf. 
selbst  ausspricht,  nicht  von  F.  paussoides  Westvv.  verschieden),  Paus- 
ms  sinicus  von  Hongkong,  P.  granulatus  von  Port  Natal,  P.  po^ 
litus  aus  Ostindien,  P.  Boioringii  und  P.  hystrix  von  Hongkong, 
P.  cucullatus,  P.  spinicoxis  und  P.  cultratus  von  Port  Natal, 
P.  s  e  tosus  aus  Guinea. 

„Die  Staphylinenfauna  des  Caucasus  und  Transcaucasiens,  bear- 
beitet von  J.  H.'Hochhuth."  (Bull.  d.  Mose.  S.  18.)  —  Es  werden 
298  im  Caucasus  und  dessen  nächster  Umgebung  einheimische  Arten 
aufgezählt,  welche  grösstentheils  von  Baron  v.  Chaudoir  und  Baron  v. 
Got'^ch  gesammelt  worden  sind;  alle  gehören  bereits  bekannten  Gattun- 
gen an  und  die  meisten  kommen  auch  im  übrigen  Europa  vor,  ein 
neuer  Beweis,  dass  viele  Arten  dieser  Familie  eine  grosse  Verbreitung 
haben.  Von  den  früher  beschriebenen  hat  der  Verf.  gewöhnlich  nur 
die  Diagnosen,  meist  nach  Erichson  ,  mitgelheilt,  44  neu  aufgestellte 
sind  dagegen  ausführlich  charakterisirt.  Die  richtige  Bestimmung  der- 
selben ist  theils  durch  das  sorgfällige  Studium,  welches  der  Verf.  die- 
ser Familie  gewidmet  hat  ,  theils  dadurch  verbürgt ,  dass  demselben 
viele  von  Erichson  untersuchte  Exemplare,  so  wie  die  Typen  der  mei- 
sten von  Faldermann  und  einiger  von  Kolenati  aufgestellten  Alten  bei 
seiner  Arbeit  vorgelegen  haben.  Die  neuen  Arten  gehören  folgenden 
Gattungen  an:  Myrmedonia  (3),  Bolitochara  (2),  Homalota  (4),  Oxy- 
poda  (2),  Aleochara  (1),  Conurus  (3),  Tachinus  (l),  Eoletobius  (2), 
Othius  (1),  Xantholinus  (2),  Slaphijlinus  (2),  Ocijpus  (6),  Philonthiis  (1), 
Quedius  (2),  Scopaeus  (1),  Stenus  (3),  Bledius  [i) ,  Oxytelus  (1),  Tro- 
gophloeus  (3),  Anthophagtis  (1). 

Eine  beträchtliche  Anzahl  neuer  Arten,  meistens  aus  Italien,  hat 
Baudi  („Alcune  specie  nuove  di  Slafilini  descritte  da  Fl.  Baudi«  Stud. 
enlom.  publ.  p.  cur.  di  Fl.  Baudi  e  di  E.  Truqui  Fase.  II.  Torino  1848) 
bekannt  gemacht:  Calodera  Mech  (sie!),  nach  einem  in  Piemont  ge- 
fangenem Exemplare  aufgestellt,  mit  folgender  Diagnose  versehen :  rufo- 
picea,  creberrime  punctata,  lenuiter  pubescens ,  thorace  oblongo,  cana- 
liculato  2'A'".  Homalota  sculpta  mit  H.  plana  sehr  übereinstimmend, 
die  Spitze  der  Schienen  und  die  Füsse  blasser.  H.  granulata  weicht 
von  H.  socialis  durch  fein  gekörnte  Flögeldecken  und  Halsschild  und 
quere  Form  des  letztern  ab.  H.  brevicollis,  ebenfalls  der  H.  so- 
cialis ähnlich  ,  aber  die  Fühler  vom  vierten  Gliede  ab  plötzlich  ver- 
dickt und  das  Halsschild  kürzer.  H.  gagatina  von  H.  oblita  Er. 
durch  schmäleres  ,  schwächer  gefurchtes  Halsschild  und  etwas  anders 
gebildete  Fühler,  von  H.  divisa  Mark,  durch  die  an  der  Wurzel  blas- 
sen, sonst  schwarzen  Fühler  unterschieden  j  alle    aus  Piemont.      Ako» 


170    Schaum:  Bericht  über  die LeisJiingen  in  der  Entomologie 

Ohara  crassa  mit  dichterer,  feinerer  Behaarung,  das  dritte  Fühlerglied 
kurzer,  die  vorletzten  ebenso  lang  als  breit;  Ocypus  Che  oral  atii  aus 
den  piemontesischen  Alpen,  zur  ersten  Erichson'schen  Familie  gehörig 
(nach  Fairmaire    =  Ocypus  brevipennis    Heer);    0.    confusns,    auch 
zur  ersten  Familie  gehörig,  von  0.  cupreus  durch  glänzenden  Kopf  und 
Halsschild,  kürzere  Flügeldecken  und  den  mit  weissen  Haaren  unregel 
massig  besetzten  Hinterleib  unterschieden;  0.  gagates,  dem  ater  ver 
wandt,  aber    mit  breiterem  Kopf  und  Flügeldecken  ,  in  die  dritte,  und 
0.  syriacus,  ebenfalls  dem  ater  ähnlich,  in   die  vierte  Abtheilung  zu 
stellen,  beide  aus  Syrien;  Belonuchus  viridipennis  aus  Neu- Valencia 
m  Columbien,  Philonthus  columbianus  ebendaher,  Ph.  consputus 
von  Turin,  von  F.  fimetarius  und  sordidus    durch  kürzere  Flügeldecken 
und  schwach  erweiterte  männliche  Vorderfüsse,  von  ersterem  auch  durch 
schwach  und  sparsam  punktirte  Flügeldecken,  von   letzterm  in  der  Ge- 
stalt des  Halsschilds  abweichend;  Ph.  cos  latus    mit  einer  erhabenen, 
das  Schildchen  umgebenden  Rippe,  ans  Sardinien;  Ph.  lividipes  eben- 
daher, dem  fulvipes  ähnlich  ,  aber  die  Schienen  schwärzlich  ,  die  Vor- 
derfüsse des  Alännchens  einfach  u.  s.  w.  ;  Ph.   lathrobioid  es  läng- 
licher als  Ph.  procerulus  ,    der  Kopf  durch    einen  schmäleren  Hals  mit 
dem  Halsschilde  verbunden,    aus  Piemont ;    Quedius  nemoralis,  dem 
Q.  infuscatus  sehr  nahe  stehend,   mit  schwärzlich  erzfarbigem  Kopf  und 
Halsschild  und  ganz  glattem  Schildchen ,  in  Fichtenwäldern  in  Piemont 
einheimisch;  Q.  flavipennis,  dem  Q.  oblitteratus  und  scintillans  ähn- 
lich, aber  mit  gelben  Flügeldecken    aus  Sardinien;    Euryporus  meri- 
dionalis   aus  Sicilien    (=    aeneiventris  Lucas),    Dolicaon    venuslus 
von  Jerusalem  ;    Scopaeus  bicolor    von    Sc.    laevigalus    durch    langen 
Kopf,  von  minutus  und  minimus  durch  längere  Flügeldecken,  von  allen 
durch    die  Bildung    des    Hinterleibs     beim    Männchen    verschieden,  aus 
Piemont;  Lithocharis  collaris  von  Venezuela;  Sunius  anguinus  mit 
einfarbigen  Flügeldecken,  aus  Piemont;  Paederus  ruficeps,  eine  aus- 
gezeichnete Art,  dem  P.  melanurus  verwandt,  und  wie  dieser  mit  roth- 
gelbem Kopfe  ,    aber  mit    blauen  Flügeldecken  ,    von  Turin  :  Pinophilus 
longicornis    von  Beirut;  Stenus  äff  aber,    dem    ater  sehr  ähnlich, 
von  Damascus  ;  S.   callidus    ebendaher,  aus    der  Verwandtschaft  des 
nitidus  und  carbonarius  ;  S.  cyaneus  ebenfalls  von  Damascus  ;  Bleditis 
triangulum  aus  Piemont,  (dem  arenarius  in  der  Zeichnung  der  Flü- 
geldecken sehr    ähnlich ,  mit  deutlich  gefurchtem  ,  ledernarbigem  Hals- 
schilde und    blasseren  Schienen  und  Füssen),  Platystethus  cribricol- 
lis,  dem  spinosus  ähnlich,  aber  der  Kopf  des  Männchens  unbewaffnet; 
Trogophloeus  opacus  und  nitidus,  die  drei  letzten  aus  Piemont,   und 
Anthobium  Rhododendri    auf  den  Blüthen  des  Rhododendron  in   den 
piemontesischen  Alpen  (scheint  mir  nicht  von  A.  Sorbi  verschieden).  — 
Ders.    bemerkt    (ebenda  S.  144.),  dass  Bledius  morio  Heer  das  Männ- 
chen   und  El.    tibialis  Heer  das  Weibchen  derselben  Art  ist. 


während  des  Jahres  1849.  171 

* 

Kiesenwetler  slellte  (in  Küster's  Käf.  Eu".  17.  19.)  Vhilonthus 
filum  als  neue  Art  von  Venedig  und  Dalmatien  auf. 

Von  Förster  (Verh.  d.  naturf.  Ver.  d.  Rheinl.  Bd.  VI.)  sind 
Tachyporus  posticus  und  Oligotoma  pent  atoma  als  neue  Arten 
aus  der  Rheinprovinz  durch  kurze  Diagnosen  charakterisirt  worden  ; 
der  erstere  könnte  vielleicht  nur  Farbenveränderung  von  T.  collaris  sein. 

Die  auf  Taili  vorkommenden,  von  Fairmaire  (Rev.  et  Mag.  d. 
Zool.  S.  287.)  beschriebenen  Arten  dieser  Familie  sind:  Bolilochara  in- 
sulana,  Placusa  scapular  is,  Philonthus  nauticus,  corallicola, 
Gunius  brunnic  ep  s,  Lispinus  i7np  r  e  ssithor  ax  ,  Isomalus  api- 
cipennis.  Ausserdem  findet  sich  dort  auch  der  europäische  Fhilon- 
ihus  varians. 

Referent  hat  in  der  Ent.  Zeit.  S.  372  handschriftliche  Bemer- 
kungen Erichson's  veröffentlicht,  welche  über  viele  der  von  Gyllen- 
hal,  iVIannerheim  und  Sahlberg  beschriebenen  nordischen  Staphylinen 
einen  auf  Vergleichung  typischer  Exemplare  gegründeten  Aufschluss 
geben. 

Die  schon  längst  gemachte  Beobachtung ,  dass  Quedins  dilalatiis 
in  Hornissennestern  seine  Verwandlung  durchmacht,  wurde  von  Hens- 
low  (Newman's  Zoolog.  S.  2585.)  bestätigt;  die  Larven  scheinen  die 
Hornisseniarven  zu  verzehren. 

Pselapliii*  Eine  neue  ausgezeichnete  Gattung  dieser  Familie 
C  entrot  oma  hat  v.  Heyden  in  der  Ent.  Zeit.  S.  182  bekannt  ge- 
macht. Die  Fühler  sind  denen  von  Chennium  ähnlich,  linsenförmig  ge- 
gliedert, an  dem  Stirnfortsatz  eingefügt.  Die  Maxillartaster,^  welche  als 
dreigliedrig  bezeichnet  werden,  an  denen  aber  wahrscheinlich  das  kleine 
Wurzelglied  übersehen  ist,  tragen,  wie  bei  Ctenistes,  dornartige  Fort- 
sätze an  den  kugelförmigen  Gliedern.  C.  lucifuga  wurde  vom  Verf. 
in  Nestern  von  Myrmica  caespitum  bei  Frankfurt  a.  M.  entdeckt. 

V.  Kiesenwetter  beschrieb  (Küster  Käf.  Für.  X\I.)  mehrere 
Arten  der  Gattung  Bythinus,  darunter  folgende  neue  aus  Oberkrain :  B. 
longulus ,  in  der  Fühlerbildung  des  Männchens  dem  B.  crassicornis 
Motsch.  ähnlich  ,  aber  durch  die  längliche  flache  Gastalt  an  Euplectus 
erinnernd,  B.  Er  ichsonii,  die  grösste  bekannte  Art,  und  B.  mus- 
corum,  beide  besonders  dadurch  ausgezeichnet,  dass  die  zwei  ersten 
Fühlerglieder  des  Männchens  erweitert  und  gezähnt  sind. 

Förster  stellte  nach  einem  einzelnen  Exemplare  eine  neue 
Bryaxis  B.  emarginala  auf,  welche  durch  das  hinten  ausgerandete 
erste  und  das  vorn  mit  einem  spitzen  Zahn  versehene  zweite  Hinter- 
leibssegment charakterisirt  wird,  aber  wahrscheinlich  nur  eine  abnorme 
Form   des  Männchens  von  Br.  haemoplera  ist. 

Eine  von  Dr.  J.  Leconte  in  einer  amerikanischen  Zeitschrift 
1849  veröffentlichte  Ahthandlung    „Ün    the    Pselaphidae    of    the   United 


172    Schanra.  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

stä'.erü.ie'r'r"??,''!,'    "»»■■"-"'  -?»g-gen,    es    Uan'n  daher  erst 
spater  über  den  Inhalt  derselben  berichtet  werden. 

I  ai,.,.*m'*'"r""*''**     "'^  ^^haratitere  dieser  Familie,  welche  seit 
„ich    .1      '',/'*■"'""'    "'^""'''"    ''"g™''""»ene„,    aber   noch 
n.ch,  gehörig  begründet  ist,  hatSchiödte  (Spec.  faun.  sublerr.  S   13  ^ 
fesgestelit.     Seine  Diagnose  lautet:    Antennae  11-articulatae,  clav'atae 
Ocul    aggregat..      St.pites  palporun.  labialium  maximi,  detecti,  connati 
L,gua  parva  Cornea,  paraglossis  liberis  ,    elongatis  ,  pectinatis.     Goxa^ 
antcae  con.cae,  exsertae ;  posticae  conicae  distantes.  Tarsi  5-articula,i. 
Abdomen  segmenns  ventralibus  Septem.    -    Die  Unterschiede  von  den 
S.lphalen,  m.t    denen  Erichson  in  seinen  Käfern  der  Mark  die  Gattung 
Scydmaenus  verbunden  hat,  liegen    besonders   in  den  Mund.heilen    di! 
ganz  anders  gebildet    sind  und    mit  denen  der  Pselaphier  viele  üeber- 
e,nst,ramung  zeigen.     Die  Oberlippe  ist   ohne  häutigen  Rand,  aber  mit 
Dornen  besetzt;  die  Mandibeln  sichelförmig,   mit  scharfen  Zähnen  „„d 
kleiner,  schwach    gegrubter  Mahlfläche,  die  Maxillen    kurz  mit  breiten 
Stammen  und  ausserordentlich  langen  Taslergliedern,  das  Ende  der  äus- 
sern Lade  hornig;  das  Kinn  sehr  klein,    vom  jederseits  tief  ausgeran- 
det,  d.e  Grundthei  e    der  Lippentaster,    welche    bei    den   Silphalen  fast 
vom  K.nn    verdeckt  sind  ,    stehen  hier  vor,  und  sind    in    ihrer  ganzen 
S    tfeTT.""'    •'■■^  """<'  Zunge    ist  hornig,   mit    einer    dornigen 
Sp.tze,  die  JNebenzungen  mehr  entwickelt    als  bei  den  Silphen,  au  der 
Sp,  ze  fre.  und    inuen  mit    einer  Reihe   gekämmter  Zähne  besetzt,  das 
M.  telgl,ed  der  Labialtaster  beträchtlich  lang.      (Gekämmte  Paraglossen 
habe  ich  be.  keiner  der  von  mir  untersuchten  Arten  beobachtet.     Auch 
Redtenbacher  erwähnt   dieselben    in    seiner    Charakteristik  der  Gattung 

Hef  rr".'-r '"""-^  ""■  ""'"''  Unterschied  liegt  auch  in  der  Gestalt 
der  .„.erhuften,  welche  conisch  sind  und  in  Folge  der  Entwicklung 
des  Metasternum  weit  von  einander  entlernt  stehen. 

Silphales.     Seh  iödle  machte    (Spec.  faun.    subterr.  S.  13  ) 
darauf  aufmerksam  ,  dass    die  Anisolomidae   bei    der  üebereinstimmung 
aller  wesentlichen    Charaktere    und    bei  der    grossen    Aehnlichkeit  der 
Larven  m.t  denen  der  Silphalen  nicht  wohl  eine  selbsiständige  Familie 
b.lden  können.     Der  Charakter,  auf  den  Erichson   (dies.  Arch.  1847.  I. 
S.  285)   hauptsächlich  Gewicht  legte,    dass    die  Anisotomide»    im  voll- 
Kommeuen    und  im    Larvenzustande  eine   Mahlfläche   an  den   Mandibeln 
Besitzen,  hält  nicht  Stich,  da  sich  eine  solche  und   zwar  weit  enlwik- 
helter  als  bei  ihnen  auch  bei  Catops  findet.     Die  übrigen  von  Erichson 
angeführten  Unterschiede  rechtfertigen  nur,  dass  man  die  Anisotomiden 
als  eine    besondere    Gruppe   in    der  Familie   der    Silphalen    betrachtet, 
(■uricbson  selbst  hatte  bereits   im  Jahresber.  für  1847.  S.  92.  geäus- 
sert, dass  die  Abweichungen  zwischen  Silphalen  und  Anisotomiden  kaum 
ausreichen  möchten,  die  Uebereinstimmungen  zu  überwiegen). 

Eine  drille  Gruppe  Slajobiinae  bildet  in  dieser  Familie  naeh 


während  des  Jahres  1849.  173 

Schiödte  (1.  c.  S.  16.)  die  merkwürdige,    in  den   Krainer  Tropfstein- 
höhlen vorkommende  Galtung  Stagobius    dieses  Verf.,  über  welche  be- 
reits  im  vorigen  Jahre  berichtet  wurde.     Mundtheile  ,    Fühler  ,    Coxen 
und  Hinterleib    sind  wie  bei  den    Silphalen    gebildet,  das  sehr  schmale, 
fast  walzenförmige  Halsschild,  welches  in  Verbindung  mit  den  verwach- 
senen blasenartig  geschwollenen    Flügeldecken   dem  Käfer  ein  von  den 
übrigen  Silphalen    so    abweichendes  Ansehen  giebt ,    das    stark    in  die 
Breite  entwickelte  Metaslernum  und  die  in  Folge  davon  weit  auseinan- 
der stehenden  Hinlerhüften  sind  die  Charaktere  dieser  Gruppe.     Stago^ 
gobius  troglodytes  ist  hier  ausführlich  beschrieben  ,  und  Taf.  1.  Fig.  1. 
in  allen  Theilen  sehr    gut  dargestellt.       (Die  Mundtheile  sind,  der  Ab- 
bildung zufolge,  denen  von  Pteroloma  ausserordentlich  ähnlich).    —  Ich 
habe   bereits  im  vorigen  Berichte  erwähnt ,  dass    dasselbe  Insect  im  J. 
1849  auch  von  Sturm  (Deutschi.  Faun.  XX.  S.  93.  Taf.  376.;  unter  dem 
Namen  Leptodirus    Hohe7iwartii  Schmidt  beschrieben   und  ausgezeichnet 
schön  abgebildet    worden  ist.      Zu    verwundern  ist    es ,    dass    die  von 
Sturm  erwähnte  Geschlechtsdifferenz  in  der  Gliederzahl  der  Vorderfüsse 
einem  so  guten  Beobachter,  wie  Schiödte,  entgangen  ist,   da  ihm  doch, 
seiner  eignen  Angabe  zufolge,  beide  Geschlechter  vorgelegen  haben. 

Schiödte  hat  (ebenda  S.  10.)  die  Gattung  Bathyscia  (=  Ade- 
lops  Tellk.)  und  die  zwei  dahin  gehörigen  Arten  ß.  byssina  und  mon- 
tana,  über  welche  ebenfalls  bereits  im  vorigen  Jahre  berichte  wurde, 
ausführlich  charaktcrisirt  und  auf  Tafel  2  Mundtheile  ,  Beine  und  die 
Fühlhörner  beider  Arten  abgebildet.  Die  hier  gelieferte  Gattungsdia- 
gnose weicht  von  der  frühern,  im  vorigen  Berichte  mitgetheilten  inso- 
fern ab,  als  von  den  Maxillen  jetzt  gesagt  wird:  „mala  inleriori  spinulis 
terminata,«  während  es  dort  hiess  :  „mala  interiori  unco  terminata  corneo.« 
Von  der  nahe  verwandten  Gattung  Catops  unterscheidet  sich  Bathyscia, 
ausser  durch  den  Mangel  der  Augen,  besonders  durch  gezahnte  Mandi- 
beln,  Abwesenheit  des  hornigen  Zahns  am  Kaustück  der  Maxillen  und 
viergliedrige  Vorderfüsse. 

Als  neue  Arten  wurden  von  Küster  (Käf.  Eur.  XVII.  26.  27.) 
Silpha  hispanica  Dej.  aus  Spanien  und  S.  alpicola  aus  Sieben- 
bürgen beschrieben. 

Hisierini.  Eine  neue  Art  Taromalus  Rouzeli  wurde  von 
Fairmaire  (Ann.  d.  scc.  entom.  d.  Fr.  S.  421.)  aufgestellt;  sie  ist 
bei  Bondy  in  Frankreich  in  einem  Ameisenhaufen  entdeckt  worden,  und 
unterscheidet  sich  von  F.  troglodytes  Pk.  durch  glatten  Kopf,  kürze- 
ren Naht  -  und  unterbrochenen  zweiten  Streif ,  die  Flügeldecken  sind 
blutroth  mit  dunklerer  Naht. 

Küster  beschrieb  (Käf.  Eur.  XVII.)  als  neue  Arten:  Saprinus 
puncticollis  aus  Spanien  und  Sardinien,  und  S.  melas  von  Cav- 
[ena  ;  der  letztere  ist  mit  ;S.  detersus  111.  identisch. 


174    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

Vricliopteryg-ia.  Von  Förster  (Verh.  d.  naturh.  Ver.  d. 
Rheinl.  Bd.  VI.)  wurde  Ftilium  fuscipenne  als  neue  Art  von  Aachen 
aufgestellt;  sie  ist  dem  Ft.  fuscum  verwand«,  aber  Kopf  und  Halsschiid 
smd  fast  schwarz,  die  Flügeldecken  bräunlich  ,  das  neunte  Fählerglied 
sehr  klein. 

Lucas  (Expl.  de  l'Alg.)  beschrieb  Ptenidinm  corpulentum. 

Plialacricles.  Von  Menetries  (Ins.  rec.  p.  Lehm.)  wurde 
Phalacrus  bisignatus  als  neue  Art  aus  Turcomanien  beschrieben  und 
Taf.  5.  Fig.  15.  abgebildet,  sie  ist  dem  Olibrus  bicolor  sehr  nahe  ver- 
wandt, aber  von  mehr  ellyptischer  Gestalt,  und  der  rothe  Fleck  der 
Flügeldecken  steht  weiter  nach  vorn. 

Lucas  (Expl.  de  l'Alg.)  stellt  Phalacrus  striatipennis  ^h 
neue  Art  auf. 

IVitidulariae«  Eine  ansehnliche  Zahl  neuer  Arten  der  Gat- 
tung Meligethes  hat  Forst  er  (Verh.  d.  naturh.  Ver.  d.  Rheinl.  ßd.  VI) 
sorgfältig  beschrieben:  M.  co  erul  eovirens  auf  Caltha  palustris  ge- 
funden, haemorrhoidalis,  carbonarius,  qua  dristriatus,  bi, 
tuberculatus,  cristatus,  luctuosus,  exaratus,  tenebro- 
sus,  ebeninus,  carinulatus,  decolo  ratus ,  atr amentarius, 
quadridens,  funebris,  melanarius;  die  meisten  derselben  sind 
nach  einzelnen  Exemplaren  aufgestellt,  was  in  dieser  schwierigen  Gat- 
tung immerhin  etwas  Missliches  hat. 

Ausserdem  sind  als  neue  Arten  bekannt  gemacht: 

Von  Küster  (Käf.  Eur.  XVIII.  29.)  Brachypterus  unicolor 
aus  Sardinien. 

Von  Lucas  (Expl.  de  l'Alg.):   Rhizophagus  unicolor. 

Von  L.  Fairmaire  (Rev.  et  Mag.  d.  Zool.  S.  362  ff.) :  Carpo- 
philus  flavidus,  mutabilis,  von  Taiti ,  NÜidula  littoralis  yon 
den  Radak- Inseln,  EpMraea  ocularis,  Omosita  nigrovaria  von 
Talli. 

Colydii.  Sturm  (Deulschl.  Ins.  XX.  S.  13.  Tab.  362.  Fig.  a-M.) 
stellte  Diodesma  picea  als  zweite,  in  Rheinbaiern  und  Baden  einheimi- 
sche Art  der  Gattung  auf,  welche  mir  indessen  von  D.  subterranea  nicht 
hinreichend  verschieden   zu  sein  scheint. 

Von  Fairmaire  (Rev.  et  Mag.  d.  Zool.  S.  448.)  wurde  eine 
neue  Gattung  Emmaglaeus  errichtet,  die  im  Kleinen  ganz  die  Ge- 
stalt eines  Nosoderraa  hat;  sie  ist  nicht  genau  genug  charakterisirt.  Dem 
Verf.  zufolge,  kommt  sie  neben  Coxelus  zu  stehen  ,  indessen  sind  die 
Schienen  innen  und  aussen  mit  einem  Enddorn  versehen;  sonst  ist  die 
Fühlerkeule  dreigliedrig,  die  Fühlergruben  schwach.  E.  no  soder- 
moideSf  neue  Art  von  Tonga-Tabou. 

Cucujipes.  Neue  Arten  sind:  Laemophloeus  nigricollis, 
rufipes,  suberis,  elongatus  Lucas  (Expl.  de  l'Alg.) 


während  des  Jahres  1849.  175 

Laemophloeus  clemaiidis  Er.  findet  sich  nach  Bach  (Ent.  Zeit. 
S.  200.  und  Verh.  d.  natuihist.  Ver.  d.  Rheinl.  1849.  S.  161.)  bei  Bop- 
pard  am  Rhein  in  Clemalis  vilalba. 

Die  früheren  Stande  des  Syhajius  sexdenlalus  wurden  von  Blis- 
son  (Ann.  d.  1.  soc.  ent.  S.  163-172.)  sehr  ausführlich  geschildert 
und  (pl.  VI.  Nr.  1.)  abgebildet.  In  einem  Nachworte  bemerkte  Co- 
querel,  dass  Larve  und  Puppe  bereits  von  Westwood,  die  erstere 
auch  von  Erichson  beschrieben  ist. 

l»ermes«iui.  Küster  beschrieb  Anthrenus  minutus  ?Arr. 
aus  Portugal    und  Sardinien. 

Heteroceridae.  Als  neue  Art  hat  Küster  (Käf.  Eur.  XVII. 
37.)  Heterocerus  bifasciatus,  von  Carthagena  in  Spanien,  be- 
schrieben. 

Hydropliilii.     Ein  vortreffliche  Monographie  der  Gattung  Hy 
draena  h»t   v.  Kiesen wetter    (Linn.    entom.    IV.    S.  156-^190.    und 
S.  425—427.)    veröffentlicht.      Die  Zahl   der  hier    beschriebenen  Arten 
beträgt  21,  welche,  mit  Ausnahme  von  zwei  amerikanischen,  sämmtlich 
in  Europa  einheimisch  sind;  sie  sind  nach  Mulsant's  Vorgange  auf  fol- 
gende Weise  gruppirt  :   A.    Melasternum    mit    drei  Kielen :   H.  testacea 
Curt.     B.  Melasternum  ohne  Kiele,     a.  Flügeldecken  zwischen  Naht  und 
Schulterwinkel    mit    mehr  als  sechs  Streifen.     H.  pensylvanica  aus 
den  Vereinigten  Staaten,  palustris  Er.,  sicula  aus  Sicilien,  carhona- 
ria  aus    den  Pyrenäen  ,  riparia  Kug. ,    morio    aus  Oberkrain  ,  rugosa 
Muls. ,  nigrila  Germ.,  curla  aus  den  Pyrenäen,  anguslala    St.  {inter- 
media  Rosenh.)  ,  angulosa   Muls.,  mar  ginic  ollis  von  den  westindi- 
schen Inseln    und  Neu- Orleans,     b.  Flügeldecken  mit  höchstens  sechs 
Punktstreifen.     «.  Die  Punktreihen  regelmässig.    H.  polita  aus  Ohex- 
WiQm  ,  planata    {angusiata  \ioWn.)    vom  Caucasus  ,    dentipes   Germ., 
lapidicola  aus  den  Kärnthner  Alpen,    gracilis  Germ.,  flavipes  St.     ß. 
Die  Punktreihen    namentlich    auf    der  äussern  Hälfte    der  Flügeldecken 
unregelraässig.    H.  pulchella  Germ.,  lata  Kiesvv.      Der  Name  der  letz- 
tern wird  im  Nachtrage  in  den  von  H.  Sieboldii,  unter  welchem  sie  be- 
reits früher  von  Rosenhauer    beschrieben    war,    umgeändert.      Die  Ge- 
schlechtsverschiedenheilen    sind    sehr    mannichfaltig    und    bei    den  Be- 
schreibungen der  einzelnen  Arten  vom  Verf.  sorgfältig  berücksichtigt. 

Küster  beschrieb  (Käf.  Eur.  XVIII.)  Hydrobius  politus  von 
Carthagena,  der  mir  nicht  von  H.  tnarginatus  Duft,  abzuweichen  scheint, 
und  H.  ferrugineus  aus  Südfrankreich,  welcher  wohl  mit//,  bicolor 
Fabr.  identisch  und  von  Mulsant  als  Varietät  von  H.  melanocephalus 
angesehen  worden  ist. 

Von  L.  Fairmaire  (Rev.  et  Mag.  d.  Zool.  S.  412.)  wurde  Cy- 
vlonotum  subquadralum  von  Taiti  aufgestellt. 


176    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

Scarabaeides.  Cetoniadae.  Referent  hat  eine  grös- 
sere Abhandlung  über  diese  Gruppe  Ann.  d.  1.  soc.  ent  S  241-295 
veröffentlicht  (Observations  critiques  sur  la  famille  des  Lamellicorncs 
me  itophiles.  Seconde  partie).  Sie  enthält  vorzugsweise  synonymische 
Aufschlüsse  ,  die  fast  überall  auf  Vergleichung  der  Originalexemplare 
öeruhen,  trägt  aber  auch  zur  Kennlniss  der  Arten  bei,  indem  mehrfach 
die  Unterschiede  zwischen  nahe  verwandten  auseinandergesetzt  und  in 
vielen  Fällen  die  Abänderungen,  die  in  Grösse,  Färbung,  Zeichnung 
und  Sculptur  vorkommen,  namentlich  wenn  sie  als  eigne  Arten  aufge! 
stellt  worden  sind,  erörtert  werden.  Ausserdem  sind  die  in  den  letz- 
ten Jahren  neu  beschriebenen  Arten  sämmtlich  aufgeführt. 

G  u  e  r  i  n  -  M  e  n  e  V  i  1 1  e  hat  (Lefeb.  Voy.)  drei  abyssinische  Ar- 
ten  als  neu  aufgestellt:  Pachnoda  so  rar,  vom  Ref.  in  dem  vorer- 
wähnten Aufsatze  unter  dem  Kamen  F.  CaiUaudi  von  C.  olivacea  F 
getrennt,  Diplognatha  antkracina,  deren  Unterschiede  von  D  sili 
ceaM.  L  und  gagates  Fabr.  nicht  genügend  hervorgehoben  sind;  der 
Beschreibung  nach  scheinen  sie  vorzugsweise  in  der  Sculptur,  der  Ab- 
bildung nach  in  der  kürzern  Gestalt  zu  liegen:  und  Oxythyrea  MuU 
santii  eine  zierliche  neue  Art  von  schön  grüner  Färbung. 

Von  Bertoloni  (111.  rer.  nat.  Mozamb.)  ist  Tephraea  mozam^ 
bica  als  neu  beschrieben.  Aus  der  sehr  miltelmässigen  Abbildung  geht 
nur  so  viel  mit  Sicherheit  hervor,  dass  die  Art  mit  Unrecht  zu  Tephraea 
gestellt  ist  ,  sie  gehört  entweder  zu  Oxythyrea  oder  in  die  nächste 
Verwandtschaft  von  Cetonia  fnrfurosa  ßurm.  _  Ausserdem  sind  von 
Bertoloni  abgebildet  worden:  Cetonia  Alessandrini  Bart.  (=  Phoxo 
mela  abrupta  des  Ref.  und  Varietät  von  C.  umbrosa  G.  et  P.),  Amauro^ 
rodes  Passerinii,  und  eine  durch  rothe  Farbe  der  Oberseite  ausgezeich- 
nete Abänderung  vo^n  Ceratorhina  Burkei  Westw. ,  die  der  Verf  un- 
passender Weise  mit  einem  besondern  Kamen  var.  Hopei  belegt.  ' 

Mit  einer  Anzahl  neuer  Arten  aus  Nordind/en  wurde  diese  Gruppe 
durch  Westwood  (Trans,    of  the  ent.  Soc.  V.  S.  144.    Taf  16)    be 
reichert:    Helerorhina  porphy retica,    der    amoena    Hope  verwandt, 
Protaetia   piperina,     Pr.    Bensoni,     Anoplocheila    coenosa,    A. 
A.?  argentifera,  Anthracophora  Bo  hemani,  Clinleria 


brunn 
H 


r  seiana 


Derselbe  setzte  (ebenda  Proc.  S.  LXXXVII.)  nach  einem  von 
Melly  mitgetheilten  Exemplare  die  Unterschiede  der  Dicranorhina  mi. 
cans  {Scarabaeus  micans  Drury)  von  der  allgemein  damit  verwechselten 
V.  camfrons  Westw.  {micans  Oliv.,  G.  et  P.  ,  Burm.)  auseinander,  sie 
liegen  hauptsächlich  in  der  Bildung  des  Kopfes,  der  bei  der  echten  D. 
micans  Drury  seiner  ganze  Länge  nach  von  einem  Mittelkiel  durchsetzt 
wird,  auch  sind  die  Hörner  des  Kopfschildes  anders  gebildet. 

Zwei  neue  Arten  dieser  Gruppe  sind    ferner    von  Parry  Trans 
of  the  ent.    Soc.  V.  S.  181.    Taf.  XVIIL    Fig.  3.  4.)    bekannt    gemacht 


i 


während  des  Jahres  1849.  177 

werden:  Macronola  albo  guttata  aus  Ostindien  und  Trichius  ma^ 
gnificus  aus  Mexico;  der  letzlere,  eine  prächtige  Art,  schwarz  mit 
lasurblauen  Binden  und  Flecken,  weicht  von  den  typischen  Trichien 
durch  tief  gespaltenes  Kopfschild  ,  lange  dünne  Füsse  und  glänzende 
Zeichnung  ab  und  bildet  eine  besondere  Untergattung  Dialithus. 

Referent  gab  (Proc.  of  the  ent.  Soc.  V.  S.  XLIV.)  eine  kurze 
Notiz  über  die  ihm  bekannten  (12)  nordamerikanischen  Arten  der  Gat- 
tung Cremaslocheilus. 

R  u  t  e  1  i  d  a  e.  M  a  n  n  e  r  h  e  i  m  beschrieb  (ßull.  d.  Mose.  S.  236.) 
Anomala  daurica  aus  dem  östlichen  Sibirien,  der  A.  Julii  Fabr.  und 
Vitis  Fabr.  ähnlich  ,  aber  von  beiden  durch  etwas  längere  Gestalt,  viel 
feinere  Punktirung  und  kürzeres,  breites  Schildchen  unterschieden. 

Guerin-Meneville  stellte  (Lefeb.  Voy.)  als  neue  abyssini- 
sche  Arien  Anomala  Lucasii  und  Anisoplia  basalis  auf. 
Melolonthidae.  Als  neue  Arten  sind  aufgestellt: 
Von  Küster  (Käf.  Eur.):  Serica  elata  von  Montenegro,  Uoma. 
lopliapruinosa  aus  Dalmaüen,  H.  alt  ennat  a  aus  6er  Imkei  H 
substriata  von  Algier  (XVIII  39-44.),  Hoplia  pubicollis  Dej. 
aus  Sardinien,  H.  pulverosa  Er.  von  Kiew   (XVII.  62.  63.) 

Von  Mannerheim  (Bull.  d.  Mose.  S.  237  ff.)  :  Rhüotrogus  Se- 
dakovii,  von  der  Gestalt  des  R.  ater  Fabr.,  Rh.  intermedius  und 
Sahlbergii,  alle  drei  aus  dem  östlichen  Sibirien,  der  zweite  fast  nur 
durch  stärkere  und  sparsamere  Punktirung  des  Halsschildes  und  die  an 
der  Spitze  einzeln  gerundeten  Flügeldecken  vom  ersten  unterschieden. 
Von  Guerin-Meneville  (Lefeb.  Voy.):  Omaloplia  vittata 
und  0.  soror  aus  Abyssinien. 

Von  Bertoloni  (111.  rer.  nat.  Mozamb.):  Rhhotrogus  tr urica- 
ti  fron  s. 

Von  Salle  (Ann.  d.  1.  soc.  ent.  d.  Franc.  S.  300.  Taf.  8.  Fig.  3.) 
Ancistrosoma  farinosum,  bei  Caracas  einheimisch,  nur  halb  so  gross, 
als  die  bereits  bekannten  Arten  derselben  Gattung. 

Rhizotrogus  marginipes  Muls.  ist  von  Rosen  h  au  er  bei  Erlan- 
gen aufgefunden  und  im  Corespondenzblalt  d.  zool.  Vereins  in  Regens- 
burg  S.  173  beschrieben  worden. 

G 1  a  p  h  y  ri  d  ae.  Amphicoma  et  Eulasia  insectorum  coleoptero- 
rum  genera  ab  Eugenio  Truqui  monographice  disserta  (Studi  entomo- 
log.  publ.  per  cura  Fl.  ßaudi  e  di  E.  Truqui.  Fase.  I.  S.  5.  Torino  1848.) 
Ueber  den  Inhalt  dieser  Monographie  ist  bereis  im  J.  1847  von  Erich 
son  nach  einem  von  dem  Verf.  in  der  Revue  Zoolog,  veröffentlichten 
Auszuge  berichtet  worden.  Die  Arten  sind  hier  nebst  ihren  Abände- 
rungen genau  beschrieben  und  auf  2  Kupfertafeln  abgebildet  worden. 

Coprides.      Drei    neue  abyssinische  Arten    dieser  Gruppe  He~ 
hocopnsDillonii,   Copris  furcillatus  und  C.  orphanus  sind  von 
Guerin-Meneville  {Leieb.   Voy.)  aufgestellt  worden. 
Archiv  f.Natursesch.  XVI.  Jahrg.  2.  Bd.  jy| 


178    Schaum:  ßericHt  i^ber  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

Onitis  Chevrolatü  Lucas  (Expl.  d.  TAIg.)  ist  nach  Reiche  (Bull, 
d.  1.  soc,  ent.  d.  Franc  S  LVl.)  das  Männchen    von  0.  menalcas. 

Aphodiidae.     Als  neue  Arten  sind  beschrieben: 

Von  Küster  (Käf.  Eur.  XVllI.)  Ammoecius  transsylv  anicus 
aus  Siebenbürgen,  A.  nitidus  von  Montenegro  ,  Psammodius  inscul- 
'ptus  aus  Sardinien,  Ps.  ciliatus  von  Carthagena  in  Spanien. 

Von  Manne  rheim  (Bull,  d  Mose.  S.  233.):  Aphodius  inda- 
gator,  zur  Abtheilung  Colobopterus  Muls.  gehörig,  von  der  Grösse 
des  A.  scrutator ,  aber  ganz  schwarz,  und  A.  fimbriolatus ,  dem 
A.  nitidulus  Fabr.  ähnlich,  jedoch  von  kürzerer  Form,  beide  aus  dem 
Bezirke  Irkutsk. 

Von  K.  Fairmaire  (Rev.  et  Mag.  d.  Zool.  S.  413.)  Aphodius 
costulatus  ,  Oxyomus  dilutus  von  Taiti. 

Lucanidae.  Eine  neue  Gattung  Alcimus  wurde  von  L. 
Fairmaire  (Rev.  et  Mag,  d.  Zool.  S.  416.)  errichtet;  sie  unterschei- 
det sich  von  Aegus  durch  dreidornige  Hinterschienen,  kurze  Mandibeln 
und  ganz  abweichende  Gestalt.  A.  dilatatus,  neue  Art  von  der  In- 
selgruppe Wallis. 

Eine  neue  Art  von  Tonga -Tabou,  die  kleinste  der  Gattung,  nur 
8  millim.  lang,  ist  Figulus  fissicolli  s  Fairmaire  (a.  a.  0.  S.  414.) 

Tene1irioiiite§*  Von  Menetries  (Ins.  rec.  p,  Lehmann) 
sind  vier  neue  Gattungen  in  dieser  Familie  errichtet  worden  : 

Lachno gy a,  der  Gruppe  der  Tentyrides  angehörig  und  in  die 
Nähe  von  Thinobatis  Eschsch.  zu  stellen  ,  besonders  ihres  mit  einem 
Schuppenkleide  versehenen  Körpers  und  der  mit  Dornen  besetzten  Schienen 
wegen  bemerkenswerth ,  mit  folgenden  Charakteren  :  labrum  exsertum 
intumidum  apice  rolundatum,  mandibulae  arcuatae  ,  occullae,  palpi  lili- 
formes,  articulo  ult.  longitudine  penultimi  ,  ovali ,  apice  subtruncalo, 
mentum  apice  subtruncalo,  menlum  apice  emarginatum,  in  medio  trans- 
versim  carinatum  ;  corpus  supra  squamis  dense  obtectum,  ibique  et  sub- 
tus  pilis  rigidis  remotis  hirsutum  ;  pedes  mediocres,  tibiis  anticis  robu- 
stis,  apice  extrorsum  dente  valido  curvato  munitis,  tibiis  intermediis  et 
posticis  acute  sed  remote  spinosis  et  hirsulis,  larsis  compressis,  spi- 
nulosis.  L.  squamosa,  neue  ^'A'"  lange  Art  von  Bakka-Koum  (S.  13. 
Taf.  3.  Fig.  16.) 

Alcinoe  Dej. ,  eine  Tentyridengattung,  mit  Microdera  in  der 
Mnndbildung  und  auch  sonst  nahe  verwandt,  aber  die  Glieder  der  Fühl- 
hörner sind  sehr  lang  ,  vergrössern  sich  gegen  die  Spitze  hin,  die  vier 
letzten  sind  fast  sägeförmig,  und  das  allerletzte  eiförmig  und  am  Ende 
zugespitzt. 

A.  helopioides  Mannh.  ^y^'"  lang,  von  Tchakyr-Ata  (Taf.  4. 
Fig.  2.) 

Platamodes y  neben  JPachychila  zu  stellen,  von  sehr  flacher 
Gestalt,  die  Beschreibung    der  Mundtheile  lautet:    labrum  brevissimum, 


während  des  Jahres  1849.  179 

occullum  truncatum,  dense  ciliatum  ;  mandibiilae  validae  ,  valde  arcua- 
tae  ;  palpi  art.  ultimo  longitudine  penultimi,  subcylindrico ,  penultimo 
paulo  crassiore  subinflalo;  mentum  transversurn  subquadrangulaie,  con- 
vexiusculum,  punctatum,  apice  truncatum,  labium  emarginatum,  p/den- 
ft^es,  ly^"'  lang,  bei  Tioumen-Bai  entdeckt  (Taf.  4.  Fig.  4.) 

Sphenaria  Mannh.  ,  mit  Epitragus  und  Imatismus  verwandt: 
labrum  exsertum,  transversurn,  punctatum,  apice  rotundatum ,  ciliatum; 
mandibulae  arcuatae  occultae;  palpi  filiformes ,  art.  ultimo  penultimo' 
duplo  longiorc,  obconico ,  apice  oblique  truncato,  labiales  brevissimi, 
art.  ultimo  penultimo  paulo  longiore  subcylindrico,  apice  truncato;  men- 
tum lateribus  rotundatum,  apice  emarginatum,  carina  transversa  in  duas 
partes  divisa  ,  antica  transversim  rugata  ,  postica  sublaevigata  ,  medio 
excavata;  labium  emarginatum,  ciliatum.  Sph.  elongata,  5'"  lang  und 
Sph.  Karelinii  Mannh.  S/^'"  lang,  beide  aus  Turcomanien. 

Als  neue  Arten  stellte  Menetries  (a.  a.  0.)  auf:  Erodius  fim- 
briatus,  Zophosis  scahriuscula,  r  o  tundata  mmnh. ,  Capnisa 
elliptica,  Pterocoma  brevicollis,  Trigonoscelis  gemmulata,  se- 
riata,  pygmaea,  Lasiostola  minima,  Adesmia  L  ehmanni,'  Dic- 
sia  Fischeri,  Oogaster  Lehmanni,  Tagenia  sulcicollis,  pu'silla, 
Microdera  globulicollis,  Anatolica  nasuta,Blaps  titanus  Mannh.] 
pulvinata,  vicina  Mannh.,  obliterata,  Heliopathes  latiuscul 
Ins,  pusillus,  Penthicus  sub  c  ijlindri  cus  Mannh.,  granulosus, 
Opatrum  minutum,  Microzoum  fulvipes,  Helops  perplexus  Dej.,' 
gilvipes,  luridus,  fragilis,  tantillus,  sämmtlich  vonLehmaun 
in  Centralasien  entdeckt  und  auf  Tafel  3  u.  4  abgebildet. 

Eine  neue  Gattung  und  viele  neue  Arten  sind  auch  von  Fair- 
maire  (Rev.  et  Mag.  d.  Zool.  S.  445.)  aufgestellt  worden.  Die  erste 
Diphyrhynchus  genannt,  gehört  zur  Gruppe  der Diaperiden,  islHoplo- 
cephala  und  Platydema  verwandt,  unterscheidet  sich  aber  durch  die 
Ausrandung  des  Kopfes  beim  Männchen  ,  erweitertes  zweites  und  drit- 
tes  Glied  der  vier  vordem  Füsse,  und  längere  Basalglieder  der  Fühler. 
D.  chalceus  von  den  Wallis-Inseln  und  Tonga-Tabou.  Die  neuen  Arten 
sind:  Opatrinus  convexus  ,  Leichenum  verrucosum,  impictum, 
pingue,  Bolilophagus  amicorum,  costatus,  Amarygmus  hydro- 
philoides,  tuberculiger,  Olisthaena  cnprina,  planicollis, 
IJloma  cavicollisj  encausta. 

Sehr  gross  ist  die  Zahl  der  in  Küster's  Käfern  Europa's  (Heft 
16—19)  beschriebenen  Tenebrioniten;  zu  bedauern  ist  aber,  dass  die  Ar- 
ten nirgends,  selbst  in  Galtungen,  wie  Opatrum,  nicht,  wo  der  Verf. 
die  meisten  ihm  bekannt  gewordenen  behandelt  zu  haben  scheint,  über- 
sichtlich nach  ihren  Verwandtschaften  gruppirt  sind.  Die  hier  errich- 
teten neuen  Arten,  die  ich  indessen  nicht  Zeit  gehabt  habe,  näher  zu 
prüfen,  sind:  Asida  setulifera  aus  Montenegro,  A.  lineatocollis 
aus  Dalmatien,  A.  terricola  ebendaher  (Heft  16.  25—27.);  31  Arten 


180     Schaum:  Bericht  über  die  Lei^tunge«  in  der  Entomologie 

von  üpatrum.  die  ich  nicht  cirzeln  namhaft  mache  ,  von  denen  indes- 
sen Opatrum  perlatum  sciion  unter  demselben  Kamen  von  Geruiar  be- 
schrieben ist,  Leichenum  pulchellum  Kl.  aus  Italien,  L.  variega- 
tum  von  Carthagena  in  Spanien,  L.  mucronalinn  aus  Mesopotamien 
(16.  65 — 67.),  Cistela  aterriina  (18.  58.)  aus  Steiermark  und  Ungarn, 
Omophlus  rugicollis  (19.  60.)  aus  Deutschland,  0.  flar  ip  ennis 
(19.  57.)  aus  der  Türkei,  0.  curvipes  Dej.  (19.  58.)  aus  Süd- 
frankreich. 

Eine  Bearbeitung  der  Bl  a  pi  d  eu-Gruppe  hat  Solier  in  den 
Studi  entomol.  publ.  p.  cura  di  Fl.  Baudi  e  di  E.  Truqui  Fase.  II.  To- 
rino  18-48  geliefert ,  welche  sich  den  frühern  in  den  Ann.  d.  1.  soc. 
ent.  d.  Franc,  t.  III — X  und  in  den  Memorie  della  Reale  Academia  delle 
Scienze  di  Torino  2  serie  t.  VI,  veröffentlichten  Monographien  dessel- 
ben Verf.  anschliesst.  —  Trotzdem  ,  dass  Solier  ausser  seiner  eigenen 
Sammlung  auch  die  von  Spinola  hat  benutzen  können  und  31itlheilun- 
gen  von  Gory  und  Dupont  erhalten  hat,  ist  seine  Arbeit  nichts  weniger 
als  vollständig  ;  von  den  zahlreichen  neuholländischen  Arten  dieser 
Gruppe  hat  er  z.  B.  nur  vier  gekannt.  Die  Anordnung  und  Begren- 
zung der  Unterabtheilungen  und  Gattungen  wäre  ohne  Zweifel  mehr- 
fach eine  andere  geworden ,  und  manche  Art  wäre  wohl  nicht  aufge- 
stellt, wenn  dem  Verf.  reichhaltigere  Mittel  zu  Gebote  gestanden  hät- 
ten. In  dem  unzureichenden  .Material  liegt  auch  grossenlheils  die  Ur- 
sache, dass  sich  die  von  Solier  beschriebenen  Arten  keineswegs  mit 
Leichtigkeit  und  Sicherheit  ermitteln  lassen.  Auf  12  Kupfertafeln  sind 
zwar  die  Repräsentanten  der  einzelnen  Gattungen  dargestellt  ,  das  Er- 
kennen derselben  wird  hierdurch  aber  nur  wenig  erleichtert ,  da  eine 
willkührliche  und  ganz  unregelmässige  Stellung  der  Beine  und  Fühl- 
hörner (sie  ist  genau  so,  wie  das  dem  Verf.  vorliegende  Exemplar  diese 
Theile  gerade  getragen  hat)  den  Tolaleindruck  verwischt  und  eine  un- 
richtige Schattirung  die  Sculplur  oft  uukennlich  macht.  Völlig  unzu- 
länglich sind  aber  die  literarischen  Hüifsmiltel  des  Verf.  gewesen.  Die 
in  den  letzten  25  Jahren  in  Deutschland  ,  England  und  Russland  er- 
schienenen Schriften  sind  ihm  last  ohne  Ausnahme  unzugänglich  gewe- 
sen, selbst  die  französischen  Werke  hat  er  nicht  alle  benutzt.  Seine 
Komenclatur  bedarf  daher  einer   durchgreifenden  Umgestaltung. 

Die  Gruppe  zerfällt  bei  Solier  in  zwei  Abtheilnngen.  In  der  er- 
sten ,  den  Enoplopiden  ,  sind  die  Fühlhörner  fadenförmig  ,  das  3te  und 
lOte  Glied  mehr  oder  weniger  verlängert.  Sie  enthält  12  Gattungen, 
bei  den  acht  ersten  ist  das  letzte  Glied  der  Lippentaster  beilförraig 
oder  wenigstens  am  Ende  walzig,  immer  sehr  bemerkbar  abgestutzt,  bei 
den  vier  letzten  ist  es  am  Ende  stark  zusammengezogen  ,  oval ,  spitz 
oder  nur  wenig  abgestutzt.     Diese  Gattungen  sind  : 

1.  Entomo gonus.  Die  ersten  Glieder  der  vier  Vorderfüsse 
erweitert,  Halsschild  halbkreisförmig  ,  hinten  plötzlich  mit  einem  Ein- 
schnitt an  jeder  Seite.  E.  B  arlhelemyi  neue  Art  aus  Syrien. 


während  des  Jaliies   1849.  181 

2.  E  noplopus  (Acanthopiis  I\Ieg.  Lalr.).  Körper  eiförmig, 
Schulterecken  scharf,  Halsschild  flachgedrückt,  Vorderschenkel  stark  ge- 
zähnt. 1.  E.  denlipes  Fanz.  [caraboides  (jerm.)  aus  Dalmatien  und  2. 
J5.  ?  capensis  vom  Gap  (=  Acanthomerus  helopioides  Guer.  Mag.  d. 
Zool.  IV.). 

3.  Psorodes  üej.  (Acanlhomera  Latr.).  Halsschild  gewölbt, 
Schulterecken  gerundet,  Vorderschenkel  stark  gezähnt:  1.  Ps.  trape- 
zic  Ollis  n.  A.  2.  Ts.  calcarata  Fabr.  Guer.  3,  Ps.  in  (lata  {Phy~ 
socoelus  inßatus  Dej.  =  Meracanlha  canadensis  Kirby).  4.  Ps.  substriata 
Guer.  5.  Ps.  gratilla  Herbst.  Guer.  6.  Ps.  dentipes  Fabr.  (=■  Pim. 
mamillala  Herbst).  7.  Ps.  Boyeri.  8.  Ps.  Duponti  (sind  beide 
wahrscheinlich  Varietäten  von  Ps.  dentipes).  ,  9.  Ps.  e  chinata  Kl. 
10.  Ps.  D ej eanii,  bei  dieser  Art  sind  die  Vorderschenkel  zahnlos.  — 
Mit  Ausnahme  der  dritten,  nordamerikanischen,  sind  alle  Arten  vom  Cap. 

4.  Micrantereus.  Hinterbeine  weit  auseinanderstehend,  letz- 
tes Glied  der  Lippentasler  am  Ende  walzig,  Miltelschenkel  des  Männ- 
chens gezähnt,  ebenso  die  Vorderschienen  an  der  Innenseile.  M.  ano- 
malus  {^Acanthomerus  a.  Guer.)   vom  Senegal. 

5.  Cymathotes  Dej.  Körper  walzig.  Schildchen  sichtbar:  C. 
opacus  Chevr.  ,  co  arct  atus  Chevr. ,  undalus  Chevr, ,  drei  unbe- 
schriebene Arten  aus  Mexico. 

6.  Misolampus  Latr.  Der  Körper  wird  hinten  breiter,  das  Schild- 
chen ist  nicht  sichtbar.  M.  gibbulus  Herbst  [Hoffmanseggii  Latr.)  aus 
Portugal,  M.  Ramburii  Dej.  aus  Spanien  (von  de  Breme  schon  un- 
ter demselben  Namen  beschrieben) ;  M.    Goudotii  Guer.  Er.  aus  Algier. 

7.  Laena  Meg.  Die  Basis  des  Halsschildes  von  der  Basis  der 
Flügeldecken  abgerückt,  Augen  klein,  halbkreisförmig.  1.  L.  pimelia 
Fabr.,  viennensis  St.  (Helops  pimelia  Fabr.  gehört  nicht  hierher,  son- 
dern in  die  Gattung  Anorops  Dej.,  daher  verdient  der  Sturm'sche  Art- 
name den  Vorzug).  2.  L.  pubella  Ziegl.  aus  der  Türkei  und  Süd- 
russland. (Unter  diesem  Namen  scheint  der  Verf.  mehrere  Arten  ver- 
mengt zu  haben). 

8.  Adelium  Kirby.  Die  Basis  des  Halsschildes  von  den  Flügel- 
decken abgedrückt,  Augen  quer  ,  Halsschild  mit  treitem  ,  abgesetztem 
Rande  (ist  nicht  Adelium  Kirby,  sondern  die  Gattung  Thoracophorus 
Hope).  A.  Kirbiji  Hope  ist  angeblich  aus  Ostindien,  stammt  aber  aus 
Keuholland. 

9.  Dies  tecopus.  Oberlippe  abgestutzt,  Kinn  schmal,  letztes 
Glied  der  Kiefertaster  sehr  breit,  Schildchen  verborgen.  D.  erodioi- 
des  Reiche  vom  Cap. 

10.  Helop  inus.  Körper  walzig,  Kinn  vorn  dreilappig,  Ober- 
lippe und  Kopfschild  ausgerandet ,  Vorderschienen  des  Männchens  ge- 
krümmt, missgestaltet,  mit  drei  Dornen.  H.  co  Status  aus  Arabien. 

U.     fter aulus.    Letzteg  Glied  der  Lippentasler  länger  als  die 


182    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

beiden  vorhergehenden,  Maxillartasler  lang  mit  beilförmigem  Endgliede. 
Oberlippe  ausgerandet,  Augen  quer.  Pt.  cris  latus  und  Pt.  sulca- 
tip  enn  is  Dup.  vom  Cap. 

12.  Menedere  s.  Mittlerer  Kinnlappen  vorstehend,  sehr  breit, 
stark  abgestutzt.  Halsschiid  mit  sehr  abgerundeten  Hinterecken.  M. 
rufilab  ris  vom  Cap. 

In  der  zweiten  Abtheilung  (den  eigentlichen  Blapiden)  sind  das 
9te  und  lOte  Fühlerglied  kurz,  kugelig  oder  quer  oder  zusammenge- 
drückt. Von  den  24  hierher  gehörigen  Galtungen  haben  die  8  ersten 
erweiterte  Vorderschienen  ,  wenigstens  in  einem  Geschlechte  ,  die  l6 
letzten  schmale  dünne  Vorderschienen  von  verkehrt  kegelförmiger 
Gestalt. 

13.  Platyscelis  Latr.  Die  vier  Vorderfüsse  des  Männchens  er- 
weitert. Halsschild  genau  an  den  Flügeldecken  anliegend :  P.  hypoli^ 
thus  Fall.,  P.  rugifrons  Fisch.,  P.  Spinolae  Sol.,  P.  melas  Fisch.,  P, 
gages  Fisch.,  alle  aus  dem  südlichen  Russland  oder  aus  Sibirien. 

14.  Ps  ectrapus.  Die  vier  Vorderfüsse  des  Männchens  erwei- 
tert. Basis  des  Halsschildes  von  den  Flügeldecken  abgesetzt.  Ps.  b  i~ 
partitus  vom  Cap. 

15.  Oncotus  Dej.  Vier  Vorderfüsse  des  Männchens  einfach: 
0.  farctus  111.,  0.  tardus  111.  (der  als  Abänderung  beschriebene 
0.  pedellus  ist  eigene  Art),  0.  capensis ,  0.  t  esta  c  eus,  0.  oh- 
scuricollis,  alle  vom  Cap. 

16.  Amphidora  Eschsch.  Körper  parallel  und  behaart ,  letztes 
Fühlerglied  kuglig,  an  der  Spitze  abgestutzt.  Halsschiid  an  der  Basis 
verengt.     A.  liltoralis  Eschsch.  aus  Californien. 

17.  Ölig  0  cara.  Die  sechs  letzten  Fühlerglieder  bilden  eine 
längliche  durchblätterte  Keule,  Vorderschienen  des  Männchens  schmal, 
innen  der  Länge  nach  ausgehöhlt  und  mit  einem  dreieckigen  Zahn  ver- 
sehen ,  an  der  Spitze  gekrümmt ,  Lippentaster  nach  dem  Geschlechte 
verschieden.     0.  nitida  aus  Chili. 

18.  Gotiopus  Latr.  Durch  die  eigenthümliche  Schienenbildung 
charakterisirt :  G.  tibialis  Fabr.,  sulcatus  Klug,  puncticollis  SoL, 
c  or  dicollis  Sol.  (=   Tenebrio  plumosus  Thunb  ),  alle  vom  Cap. 

19.  Eleodes  Eschsch.  Drittes  Fühlerglied  fast  so  lang  als  die 
beiden  folgenden,  mit  20  A.  aus  Mexico  und  Californien. 

20.  Eulabis  Eschsch.  Drittes  Fühlerglied  kaum  länger  als  das 
vierte,  Halsschild  in  der  Mitte  seiner  hintern  Ausrandung  gelappt.  E. 
bicarinata  Eschsch.   aus    Californien. 

21.  Centronopus.  Halsschild  hinten  ausgerandet.  Vorder- 
schienen des  Männchens  innen  mit  einer  Ausrandung  und  einem  Zahne. 
C  extensicollis  Chevr.  aus  Mexico. 

22.  Polpo  sipus.  Beine  sehr  lang,  einander  fast  gleich,  Schie- 
nen am  Ende   stark    gebogen.     Fühler    zusammengedrückt,  Mandibeln 


während  des  Jahres   1849.  183 

breit  abgestutzt.     P.  her culeanus ,  30  mill.  lang,  mit  strahligen  Flü- 
geldecken, ist  aus  Bengalen. 

23.  M acello  cerus  {Dolichoderiis  Klug).  Fühler  gegen  die 
Spitze  hin  plötzlich  erweitert,  eine  zusammengedrückte  Keule  bildend, 
Halsschild  sehr  lang,  schmal  und  cylindrisch.  M.  acuminahts  Kl.  und 
Klugii  Sol.  aus  Madagascar. 

24.  Nycterinus  Eschsch.  von  Eleodes  durch  das  vorn  nicht  drei- 
lappige, sondern  nur  ausgerandete  Kinn  und  durch  dickere  Fühlhörner 
unterschieden:  N.  ehenimis  von  Mexico,  thoracicus  Eschsch.,  suh- 
striatus  Dej.  ,  abdominalis  Eschsch.,  elo  ngatus  Dej.,  Genei  Sol., 
M annerheimii  So\.  von    Chili. 

25.  Gnaptor  Meg.  {Petrobivs  Brüll.)  mit  der  bekannten  Art  Gn. 
spinimanus  Fall,  aus  Ungarn. 

26.  Coelo  m  etopus.  Drittes  Fühlerglied  nicht  länger  als  das 
vierte,  Flügeldecken  an  den  Schultern  nicht  eingeschnürt:  C.  clypea~ 
tus  aus  Portugal  (=  Blaps  clypeala  111.,  Germ.) 

27.  Tagona  Fisch.,  durch  grosse,  gewölbte  Augen  und  die  Füh- 
lerbildung von  allen  andern  Gattungen  unterschieden:  T.  acuminata 
Fisch,  und  macrophthalma  Fisch,  aus  Turcomanien ,  die  wahrscheinlich 
die  beiden  Geschlechter  einer  Art   sind. 

28.  Nyctipates  Dej.,  durch  das  eiförmige  letzte  Glied  der 
Lippentaster,  die  vier  zusammengedrückten  langen  Hinterfüsse  von 
Blaps  unterschieden:  JV.  carinata  Dej  und  coriacea  Dej.  aus  Tur- 
comanien. cylindrica  Herbst  und  pastica  Fisch.,  aus  Südrussland,  sind 
je  zwei  und  zwei  die  beiden  Geschlechter  einer  Art. 

29.  Blaps  mit  45  Arten  ,  von  denen  ich  hier  nur  die  europäi- 
schen namhaft  mache.  B.  Chevrolatii  (oifwsa  Sturm,  mortisaga  Ol.) 
in  ganz  Europa  verbreitet  ,  B.  mortisaga  L.  Fabr.  aus  Nordeuropa,  B. 
fatidica  Hl.  (^similis  Latr.)  aus  Südfrankreich,  B.  mu  er  o  nat  a  Cristof. 
ebendaher,  B.  graeca  aus  Griechenland,  B.  proxima  aus  Südfrank- 
reich, B.  r e flexicoliis  Z\egl.  aus  Südrussland,  B.  Dahlii  (panno^ 
nica  Dahl.)  aus  Ungarn,  B.  producta  Dej.  Brüll,  aus  Spanien,  ß.  au~ 
stralis  Dej.  in  Südeuropa,  weit  verbreitet,  B.  hispanica  Dej.  aus 
Spanien,  B.  gagesY&hv.  aus  Südeuropa,  B.  plana  nus  Spanien,  B.  ab- 
breviata  Dej.   ebendaher. 

30.  Sphenog  enius,  vorn  in  der  Mitte  abgeschnitten,  die  Sei- 
tenecken vorstehend,  der  Hinterrand  jederseits  neben  den  Ecken  aus- 
gerandet,  der  mittlere  Lappen  breit  und  abgestutzt.  Augen  in  der  Mitte 
sehr  verengert:  Sph.  clalhratus  {Nyctezoilus  obesusl  Guer.)  aus 
Neuholland. 

31.  Cilibe  Latr.  Kopf  und  Halsschild  mit  abgesetztem  Rande, 
letztes  Fühlerglied  fast  kreisförmig:  C.  costatus  (=  Saragus  laevi- 
collis  Fabr.  Er.)    und  C.  marginatus  aus  Neuholland. 

32.  Gyriosomus  Guer.   Oberlippe  tief  ausgerandet,   in-  der  Kör- 


184    Schaum;  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

perform  den  Nyctelien  sich  nähernd,  aber  nach  der  Bildung  der  Zunge 
und  der  Fühlhörner  zu  den  Blapiden  gehörig  ;  G.  impressus  Guer  ,  lae~ 
vigalus  Guer.,  Luczolii  Guer  ,  Hopei  Gray,  semipunct a  tiis  Sol.,  ca- 
rinatus  Sol.  (==  Bridgesii  Waterh.). 

Als  Anhang  ist  noch  Eleodes  Iplanata  aus  Spanien  be- 
schrieben. 

Berloloni  machte  (111.  rer.  nalur.  Mosamb.)  eine  neue  Art 
von  Odonlopus  unter  dem  Namen  0.  Pas  ser  inii  bekannt,  welche  be- 
sonders durch  zwei  grosse  Zähne  an  den  Schenkeln  ausgezeichnet  ist 
und  mir  besser  unter  Iphicerus  zu  stehen  scheint. 

Von  Guerin-Meneville  (Lefeb.  Voy.)  sind  Zophosis  Rei- 
chei,  Tagenia  sabulos a  und  Opalrinus  costulatus  aus  Abyssinien 
als  neue  Arten  aufgestellt. 

Salle  beschrieb  (Ann.  d.  1.  soc.  ent.  d.  Fr.  S.  301.  Taf.8.  Fig.  4.) 
eine  neue  Art  von  Zopherus,  Z.  Jourdani ,  welche  Z.  Bremei  Guer, 
in  der  Grösse  nur  wenig  nachsieht. 

Zwei  neue  Gattungen  der  Helopier  wurden  von  Westwood 
(Trans,  of  the  ent.  Soc  V.  S.  205  und  206.)  errichtet:  Prophanes, 
der  Gattung  Cyphalaeus  Hope,  Westw.  nahe  verwandt,  aber  von  flache- 
rer Gestalt  und  minder  runzliger  Oberfläche  ,  soll  einigermassen  das 
Ansehen  eines  schmalen  metallischen  Colymbetes  haben.  Pr.  acu- 
leatus,  me  lallescens ,  simplex,  striatopun  c  latus ,  4  neue 
Arten  aus  Neuholland;  die  beiden  ersten  sind  auf  Taf.  22.  Fig.  4  und  5 
abgebildet.  —  Platyphanes,  der  Gattung  Prophanes  nahe  verwandt, 
hat  einen  breiten,  fast  halbkugellörmigen  Körper ,  das  letzte  Glied  der 
Lippentaster  stark  beilförmig,  die  Fühlhörner  kurz,  das  Proslernuni  nach 
hinten  vorragend  ,  in  einen  gespaltenen  Fortsatz  des  Mesosternum  auf- 
genommen. PL  gibbosus  (Taf.  22.  Fig.  6.)  und  PL  vittatus  Klug 
aus  Neuholland. 

Heeger  hat  (Isis  1848.  S.  982.)  die  frühern  Stände  von  Cistela 
ceramboides  ausführlich  beschrieben  und  Tafel  VIII.  abgebildet.  Seine 
Darstellung  stimmt  ganz  mit  der  früher  von  Westwood  gegebenen 
überein. 

Helandryadae»  Fairmaire  beschrieb  (Ann.  d.  1.  soc. 
ent.  d.  Franc.  S.  423.)  als  neue  Art  Dircaea  griseoguttat  a  von 
Paris ,  der  triguttata  Gyll.  sehr  ähnlich,  aber  mit  grauen  Halsschildrän- 
dern und  einer  grauen  Querbinde  auf  den  Flügeldecken. 

Pyrocliroides*  Eine  neue  Art  ist  Pyrochroa  Kies  enwet- 
teri  Fairmaire  (Ann.  d.  1.  soc.  ent.  d.  Fr.  S.  423.)  aus  Sicilien, 
von  der  Gestalt  der  P.  rubens,  aber  mit  schwarzem  Kopfe. 

liSg-riariae«  Eine  neue  Art  ist  Eutrapela  suturalis  Lu- 
cas (Expl.  de  l'Alg.) 


während  des  Jahres  1849.  185 

Tllordellonae.     Als  neue  Arten  sind  beschrieben  : 

Von  Küster  (Käf.  Eur.) :  Mordella  leucaspis  (16.  80.)  ans 
Dalmatien. 

Von  Manner  heim  (Bull.  d.  Mose.  240.):  Mordella  plagiata 
von  Irkutsk. 

Von  Menetries  (Ins.  rec.  p.  Lehm.):  Evaniocera  Fischeri, 
sie  ist  doppelt  so  gross  als  F.  Dufourii  Latr.  und  bei  Nova  Alexan- 
drovskaia  entdeckt  worden. 

Von  Lucas  (Expl.  de  l'Alg.)  :  Evaniocera  Boryi  und  Mordella 
in  si  diosa. 

Von  Fairmaire  (Rev.  et  Mag.  d.  Zool.  S.  453.)  :  Mordella  ar- 
gentifer  a  von  Taiti. 

Oedemerides.  Küster  beschrieb  (Käf.  Eur.  18.  70.)  als 
neue  Art  Oedemera  basabis  von  Carthagena  in  Spanien,  glänzend 
erzgrün,  die  Flügeldecken,  mit  Ausnahme  der  Basis,  weisslich. 

Von  Lucas  (Expl.  de  l'Alg.)  wurden  Oedemera  viridana  und 
tibialis  aufgestellt. 

Fairmaire  (Rev.  et  Mag.  d.  Zool.  S.  454.)  machte  Nacerdes 
kanack,  decolor,  bicolor  ,  Selenopalpus  lateritius  von  Taiti 
bekannt. 

Antliicides*  „Monographie  des  Anthicus  et  genres  voisins  par 
M.  F.  de  la  Ferte-  Senectere."  Paris.  Eine  sehr  fleissige,  mit 
einem  äusserst  reichhaltigen  Material  unternommene  Arbeit,  in  welcher 
gegen  300  Arten  beschrieben  sind.  Die  hier  behandelten  Galtungen 
sind  in  folgender  Weise  angeordnet :  L  Flügeldecken  mehr  als  zweimal 
so  lang  als  breit:  Pseudo  ~  anlhiciles.  A.  Hals  breit,  erscheint  eher  als 
eine  hintere  Verlängerung  des  Kopfes,  denn  als  ein  von  letzterem  ver- 
schiedenes Stück.  a.  Letztes  Glied  der  Maxillartaster  kreisförmig.  1. 
Eurygenius  neue  Gatt,  mit  einer  ebenfalls  neuen  Art  E.  Reich  ei 
aus  Brasilien,  b.  Letztes  Glied  der  Kiefertaster  messerförmig.  2.  Sle- 
r  eop  alpus  n.  Gatt.  S.  Mellii  n.  A.  aus  Nordamerika.  B.  Hals 
stielförmig,  erscheint  als  ein  vom  Kopf  verschiedenes  Stück,  a.  Die 
drei  letzten  Fühlerglieder  unverhältnissmässig  lang,  die  vorhergehenden 
sehr  kurz  und  stark  perlschnurförmig.  3.  Steropes  Stev.  (Blastanus 
111.)  wieder  nur  mit  1  A.,  S.  caspius  Stev.  {Bl.  Colon  Hl.),  b.  Die  drei 
letzten  Fühlerglieder  massig  lang,  die  vorhergehenden  fadenförmig,  JW«- 
crarthrius  Newm.  Hierher  Dircaea  murina  Fabr.  und  acht  neue  Arten 
aus  Amerika  und  Ostindien.  —  II.  Die  Länge  der  Flügeldecken  über- 
trifft die  Breite  derselben  selten  um  mehr  als  das  Doppelte.  Anlhiciles. 
A.  Das  Halsschild  vorn  in  eine  Spitze  verlängert,  a.  Vorderfüsse  nicht 
länger  als  die  Schienen.  Notoxus  GeofFr. ,  32  A.  ,  darunter  JV.  brachy- 
cerus  Fald.  (major  Schmidt),  monoceros  L.,  cavifrons  (=  excisiis  Küst.), 
platycerus  HofTra.,  sicidus,  cornuius  F.,  miles  Schmidt  aus  Europa,    b. 


186 


Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 


Vorderfüsse  sehr  dünn,  länger  als  die  Schienen.  Mecynotarsus  n. 
Galt.  M.  rhinoceros  Fabr.,  bison  Oliv,  aus  Arabien  und  drei  neue  ost- 
indische Arten.  B.  Halsschild  vorn  abgestutzt  und  gezähnelt,  Ambly^ 
derus.  A.  scabricollis  aus  Algier  und  Ä.  truncatus  aus  Ae- 
gypten.  C.  Halsschild  vorn  gerundet,  a.  Fühler  nicht  unter  dem  Sei- 
tenrande des  Kopfschildes  eingelenkt,  f.  Flügeldecken  eifömig ,  die 
Schenkel  gleichzeitig  stark  erweitert.  *.  Flügel  fehlen.  Anthelephilus 
Hope.  A.  Imperator,  von  den  Sunda-Inseln,  ruficollisSaund.  ausOst- 
indien, und  die  dem  Verf.  nicht  bekannten  cijaneus  Hope  aus  Neuhol- 
land und  bengalensis  Wied.,  der  letztere  wohl  mit  ruficollis  Saund.  ei- 
nerlei. **.  Flügel  vorhanden,  wenigstens  rudimentär.  Formicomus, 
30  A.,  darunter  caeruleip  ennis  Laf.,  pedestris  Fabr.  und  canali- 
culatus  in  Europa  einheimisch;  die  beiden  letzten  neue  Arten  aus 
Sicilien.  ff.  Flügeldecken  nur  selten  eiförmig  und  niemals  zugleich 
die  Schenkel  verbreitert.  *.  Halsschild  stark  zweilappig,  die  Fühler 
gleichzeitig  perlschnurförmig.  Tomoderus  10  A.  ,  darunter  nur  1  euro- 
päische, compressicollis  Motsch.  (A.  cinctus  Say  ist  gewiss  nicht  von  T. 
inlerruptus  des  Verf.  verschieden).  *^  Halsschild  selten  zweilappig 
und  niemals  zugleich  die  Fühlhörner  perlschnurförmig.  Anthicus  Payk. 
mit  186  dem  Verf.  bekannten  ,  und  23  von  frühern  Schriftstellern  be- 
schriebenen, von  ihm  nicht  ermittelten  Arten;  von  den  letztern  ist  je- 
doch A.  niger  Rossi  —  morio  Laf.,  A.  basilaris  Say  =  floralis  L.  _,  ti- 
bialis  Waltl,  =  plumbeus  Laf.  ,  A.  bifasciatus  Say  =  thoracicus  Laf. 
var.,  A.  Payhulli  Schh.  =  insignis  Laf.  ,  A.  Kolenatii  Mannh.  Kol.  = 
bifasciatus  Rossi.  Die  186  vom  Verf.  beschriebenen  Arten  sind  in  18 
Gruppen  getheilt,  von  denen  einige  besonders  natürliche  mit  eignen 
Namen  belegt  sind.  A.  Rodriguei  und  verwandte  Arten  bilden  die  Gruppe 
Leptaleus;  A.  trifasciatus¥sihi\  und  vier  neue  Arten,  durch  schwach 
gedorntes  Halsschild  ausgezeichnete  Arten  aus  dem  tropischen  Amerika, 
die  Gruppe  Acanthinus  ;  A.  mtlalus  Luc,  und  zwei  ähnliche  Arten 
mit  vorn  erweitertem  Halsschild  die  Gruppe  Stenidius;  A.  insignis 
Luc.  besonders  seines  sehr  grossen  Kopfes  und  Halsschilds  wegen  die 
Gruppe  Liparo  derus;  A.  transversalis  De],  vom  Cap  und  Verwandte 
ihres  queren  ,  an  der  Basis  gefurchten  Halsschildes  wegen  die  Gruppe 
Aulaco  derus.  b.  Die  Fühler  unter  dem  Seitenrande  des  Schildchens 
inserirt:  Ochthenomus  Schmidt,  5  A.,  von  denen  0.  punctatus  Laf.,  0. 
sinuatus  Schmidt,  0.  angustatus  Laf.  [tenuicollis  Schm.)  in  Europa  vor- 
kommen. —  Anhangsweise  ist  noch  die  Gattung  Agnathus  Germ.  (A. 
decoratus)  behandelt,  die  sich  von  den  übrigen  durch  den  in  das  Hals- 
schild eingesenkten  Kopf  unterscheidet.  —  Die  Gattung  Xylophilus  Bon. 
ist  nicht  mit  bearbeitet  worden  ,  obwohl  sie  entschieden  in  diese  Fa- 
milie gehört.  Mit  der  systematischen  Begrenzung  der  letztern  hat  sich 
der  Verf.  überhaupt  fast  gar  nicht  beschäftigt.  Die  Beschreibung  der 
einzelnen  Arten  ist  genau  und  ausführlich  ,  die  Synonymie  mit  Sorg- 
falt und  fast  vollgtändig   zusammengestellt.     Die   einzelnen    Gattungen 


während  des  Jahres  1849.  187 

sind  auf  16  Tafeln  erläutert  und  in  einzelnen  Repräsentanten  gut  abge- 
bildet; wie  aus  der  oben  milgelheilten  Anordnung  hervorgeht,  unter- 
scheiden sich  aber  Anlhelephilus,  Formicomus  und  Tomoderus  nicht  hin- 
länglich von  Anthicus,  um  für  besondere  Gattungen    gelten  zu  können. 

In  der  Expl.  de  l'Alg.  sind  die  Anlicilen  ebenfalls  von  Laferte 
bearbeitet  worden,  ich  mache  die  dort  beschriebenen  Arten  aber  nicht 
namhaft,  da  sie  bereits  in  die  oben  besprochene  Monographie  mit  auf- 
genommen sind. 

Von  L.  Dufour  (Ann.  d.  sc.  nat.  3.  ser.  t.  XL  Zool.  S.229.  pl.V.) 
sind  drei  neue  spanische  Arten  aufgestellt:  A.  venato  r  ^  amici- 
tiae  und  pallicrus  ,  von  denen  der  erste  =  A.  Paykullii  Schh.  {in- 
signis  Luc.  Laf.)  ist;  die  beiden  andern  habe  ich  nicht  ermittelt,  sie 
kommen  aber  ohne  Zweifel  auch  unter  andern  Namen  in  Laferte's  Mo- 
nographie  vor. 

Auch  Küster  (Käf.  Eur.  XVL  75.  77.)  beschrieb  zwei  angeb- 
lich neue  Art. :  A.  agilis  und  lateralis  aus  Dalmatien,  die  mir  un- 
bekannt geblieben  sind,  sehr  wahrschnlich  aber  auch  sich  bei  Laferte 
unter  andern   Namen  vorfinden. 

Anthicus  oceanicus  Laf.  wurde  von  Fairmaire  (Rev.  et  Mag. 
d.  Zool.  S.  452.)  in   mehreren  Varietäten  charakterisirt. 

]!M[eloifle§»     Als  neue  Arien  sind  aufgestellt  worden: 

Von  Küster  (Käf.  Eur.  16.):  Pilaris  rufipennis  Duf.  und  S. 
melanura ;  beide  aus  Spanien,  die  zweite  auch  aus  Südfrankreich. 

Von  Menetries  (Ins.  rec.  p.  Lehm.):  Mylabris  amoenula 
(Taf.  4.  Fig.  13.)  aus  Turcomanien,  Oenas  co  ccineus  (Taf.  14.  Fig.  14.) 
von  Agalhma,  Nemognatha  flavipes  (Fig   15.)  aus  Turcomanien. 

Von  Lucas  (Expl.  de  l'Alg.):  Mijlahris  vicina,  Cantharis 
(muss  Lytta  heissen)  viridis sim  a,  cirtana  ^  Meloe  affinis^  ma- 
culi  fr  ons  ,  p  li  c  atip  ennis  ,  nana. 

Von  Guerin-MeneviUe  (Lefeb.  Voy.)  Mijlahris  Dillonii 
und  Dices  apici  c  ornis  aus  Abyssinien. 

Von  Bertoloni  (111.  rer.  natur.  Mozamb.  )  Decatoma  Bur~ 
m  eis  t  e  ri. 

Lucas  machte  (Ann.  d.  1.  soc.  ent.  d.  Franc.  Bull.  S.  LXill.) 
eine  Varietät  der  Zonitis  nigripennis  bekannt ,  bei  der  auch  das  Hals- 
schild, der  grössere  Theil  des  Kopfes  und  die  Beine  schwarz  sind. 

Brentltides«  Parry  stellte  (Trans,  of  the  ent.  Soc.  V.  S.  182.) 
eine  neue  Gattung  Cyphagogus  auf,  die  sich  von  Taphroderes  durch 
breiteren  Vorderkopf  und  durch  lange  Hinterschenkcl  unterscheidet.  C. 
Westicoodii  (Taf.  18.  Fig.  9.)  ist  eine  neue  Art  aus  Ceylon,  eine 
zweite  ist  Taphroderus  Whitei  Weslw.  (es  scheinen  der  breite  Vorder- 
kopf und  die  verlängerten  Hinterschenkel  indessen  nur  Geschlechtscha- 
raktere zu  sein.) 


188    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

West  wo  od  beschrieb  (ebenda  S.  206.)  eine  sehr  merkwürdige 
neue  Art  von  Taphroderes  ,  T.  distortus,  (Taf.  22.  Fig.  3.)  von  Port 
Natal,  die  sich  besonders  durch  missgestaltete  ,  völlig  unsymmetrische 
Oberkiefer  im  männlichen  Geschlechte  auszeichnet;  der  rechte  Oberkie- 
fer ist  klein,  an  der  Spitze  abgeschnitten,  oben  an  der  Basis  mit  einem 
rückwärts  gekrümmten  Zahne  bewaffnet,  der  linke  ist  von  der  Länge- 
des  Kopfes,  gekrümmt,  an  der  Spitze  sehr  stumpf,  auf  dem  obern 
Rande  mit  einem  stumpfen,  innen  an  der  Basis  mit  einem  kleinen  schar- 
fen Zahne  versehen.  Man  würde  vermuthen  ,  dass  hier  eine  Missbil- 
dung des  linken  Oberkiefers  stattfinde,  wenn  er  nicht  bei  mehreren 
Männchen  eine  ganz  gleiche  Gestalt  zeigte.  Die  Mandibeln  des  Weib- 
chens sind  von  gewöhnlicher  Form.  —  Bei  dieser  Gelegenheit  theilte 
Westwood  auch  Bemerkungen  über  die  Unterlippe  einiger  Brenthen  mit. 
Bei  Eutrachelus  Temminkii  Latr.  ist  das  Kinn  klein,  vorn  erweitert  und 
tief  zweispaltig,  Unterlippe  und  Lippentaster  fehlen.  Bei  Arhenodes  li- 
tigiosusDej.  ist  das  Kinn  quer,  an  der  Basis  verschmälert,  an  den  Ecken 
gerundet  und  vorn  ausgerandet;  Unterlippe  und  Lippentaster  waren 
auch  hier  nicht  aufzufinden. 

Curculionidest.  Von  Labram  und  Imhoff's  Gattungen 
der  Rüsselkäfer  sind  Liderung  16 — 18  erschienen.  In  der  I6ten  sind 
die  Gattungen  :  Stigmatrachelus  Schh.  (S.  ornatus  Ol.  und  isabellinus 
Schh.)  ,  Hypomeces  (H.  ruslicus  Fabr.  und  curtus  Schh.) ,  Anaemerus 
(A.  fuscus  Ol.)  ,  Polyclaeis  (P.  equestris  Schh.),  Tanymecus  (T.  niloli- 
cus  Schh.  und  circumdatus  Wied.),  Protenomus  (P.  saisanensis  Gebl.), 
Hadromerus  (H.  togatus  Schh.  und  atomarius  Schh.)  ,  Eudiagogus  [E. 
episcopalis  Schh,),  in  der  I7ten:  Platyomus  (P.  cultricollis  Germ.,  pra- 
sinus  Schh.,  Boisduvalii  Schh.,  perlepidus  Schh.  ,  auriceps  Schh.),  Pia- 
tyaspistes  (P.  venustus  Er.),  Eustales  (E.  circumdiictus  Germ.),  Cralopus 
(C.  perlurbatus  Schh.),  Macroplerus  (iH.  acuminatus  Schh.),  in  der  18.: 
Holonychus  [H.  acanthopus  Schh.),  Proscephaladeres  (P.  punctifrons) , 
Rhyssocarpus  (ß.  squalidus  Mac  Leay),  Atmetonyckus  (A.  peregrinus  Ol.), 
Megalostylus  (M.  Reng g  eri  neue  Art  aus  Paraguay),  Cyphus  (C.  gib- 
ber  Fabr.,  jMuencMS  Ol.,  Germari  Schh.,  Linnaei  Schh.)  abgebildet  und 
im  Texte  erläutert  worden.  Man  kann  den  Abbildungen  nicht  nachrüh- 
men, dass  sie  in  den  spätem  Heften  gewonnen  haben,  namentlich  macht 
die  seitliche  Lage,  in  der  viele  Arten  dargestellt  sind,  selten  den  rich- 
tigen Effect. 

„C.  J.  Schönherr  Genera  et  Species  Curculionidum  Catalogus 
ab  H.  Jeckel  recensus  et  ordinatus.«  Paris  1849.  Es  sind  hier  nur 
die  Namen  der  Gattungen  und  Arten  nebst  den  Vaterlandsangaben  aus 
Schönherr's  Werken  ausgeschrieben. 

Zwei  zu  den  Anthribiden  gehörige  Gattungen  sind  von  Fair- 
maire  (Rev.  et  Mag.  d.  Zool.  S.  457  u.  459.)  errichtet  worden:  Di- 
nemü}  von  Mecotarsug  haupsächlich  durch  weit   aus  einander^tehcnde 


während  des  Jahres  1849.  189 

Augen  unterschieden;  D.  filicornis  n.  A.  von  Taili.  Rhinohra- 
chysy  in  der  Gestalt  an  Platyrhinus  erinnernd,  aber  ohne  Grube  an  den 
Seiten  des  Rüssels  und  mit  kürzern,  das  Abdomen  nicht  vollständig  be- 
decken Klügeldecken;  Rh.  asp  erulus  von  Taiti. 

Als  neue  Arten  hat  derselbe  (ebenda)  bekannt  gemacht:  Tro- 
pideres  lu latus  von  Taiti,  Sphaerorhinus  r  o  tundipennis  von  Va- 
vao,  sp  ongico  llis  ,  carinicollis  von  Taiti ,  setiger  von  Tonga- 
Tabou,  Celeuthetes  griseus,  Elylrurus  C  o  qu  er  elii  von  Taiti,  olio- 
r  hynch  oides  von  Kouka-Hiva,  Acicnemis  varie  g  atus  (neue 
aber  nicht  charakterisirte  Gattung  =  Oplocnemis  Dej.  Cat.)  von  Taili, 
Cryptorhynchus?  plan  atus  von  den  Wallis-Inseln,  C.  postfascia- 
tus  von  Taiti,  Tylodes  clathr  atus ,  Acalles  amplicollis^  sehr  ge- 
mein unter  der  Schaale  fauler  Früchte  von  Inocarpus  edulis,  von  Taiti ; 
A.  sycoph  ant  a,  perjurus,  griseo  c  audatus  von  den  Wallis- 
Inseln,  Cossonus  enc  austus  von  Tonga-Tabou,  Amorphocerus  aureo- 
pilosus  von  Taiti,  Catolethrus  impressicollis  von  Nouka-Hiva,  C. 
sub  c  audatus ,  pumili 0,  Froeces  filum,  Rhyncolus  hispidulus 
von  Taiti. 

Eine  sehr  grosse  Zahl  neuer  Arten  ist  von  Lucas  (Expl.  de 
l'Alg.)  aufgestellt  worden,  nämlich:  Bruchus  plutnbeus,  flaves' 
cens,  Brachytarsus  p  an  the  rinus,  Apion  albo  pilosu  m,  Bracky" 
cerus  semituberculatus,  scut  eil  ari  s  ,  tetanicus,  Thylacites 
variegatus,  Eusomus  affinis,  Polydrusus  p  al  lip  e  s  ,  Pachyce- 
rus  rugosus  Phylonomus  lilip  utanu  s,  Rhytirhinus  variegatuSf 
humiliSf  annulipes^  impressicollis,  horridus,  Oliorhyn- 
chus  corti  calis  ,  0.?  met  alle  s  c  en  s ,  Nastus  albopunct  atu  s, 
alb  0  m  ar  gin  atus,  Lixus  Wagneri,  affinis,  brevicauda- 
tus,  bimaculatus,  coarclatus,  Larinus  bombycinus,  al^ 
bicans,  c  ar  d  o  p  a  tii  ,  nanus,  Tychius  fusco-lineatus,  ca-^ 
rinico  llis,  Sibynes  sellatus,  Baridius^  pulchellus,  Acalles 
barbarus,  p  un  et  ali  collis  ,  impr  e  s  sicollis,  Ceuthorhynchiis 
flav  Omar  gin  atus ,  Gymnetron  crassirostris,  vulpes,  Nano- 
phyes  Duriaei. 

Die  von  Menetries  (Ins.  rec.  p.  Lehm.)  beschriebenen  neuen 
Arten  aus  Centralasien  sind:  Chlorophanus  appendiculatus,  Tany- 
mecus  c  onv  exifrons  ,  vir  idan  s ,  Cleonus  L  ehmanni  ,  albo- 
line  atus ,  pu  dicu  s,  a  ust  eru  s  ,  leucophaeus,  melancho- 
Heus,  ob  s  ole  t  e  fasci  atus  ,  o  bli  qua  tus  ,  irroratus,  dissi" 
mulatus,  limis,  Minyops  rudis,  Omias  inter  r  upto  -punct  a  - 
tus,  sc  abrip  ennis,  Oliorhynchus  fasciculatus  ,  Lixus  hirti- 
c  Ollis,  Tanyrhynchus  a  sia  ticus,  Baridius  pictur  atus  ,  Gijmne- 
tron  c  ons  uetus  ;  sie  sind  sämmtlich  von  Schönherr  untersucht  und 
benannt  worden  ;  die  Mehrzahl  derselben  ist  Tafel  5.  dargestellt.  — 
Der  8.    hat    ebenda  JSrwc/iws    quadriplagialus   Wotsch.    aus    Paschkirien 


190    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

nochmals  beschrieben    und  Taf.  5.    Fig.  1.    im   männlichen    Geschlechte 
abgebildet. 

Als  neue  Arten  sind  ausserdem  aufgestellt  worden: 
Von  Küster  (Käf.  Eur.)  ßruchus  ino  malus  (XIX.  12.)  aus 
Sicilien,  Amotnphus  Dohrnii  aus  Griechenland  (=  Phaenognathus  tha~ 
lassinus  Schh.),  A.  Westringii  Schh.  von  Carthagena,  A,  concin- 
nus  ebendaher  (XVIII.  75—77.),  Süones  ocel  latus  (XVII.  60.)  von 
Carthagena,  Mohjtes  glabrir  o  stris  CXVIII.  82.)  aus  dem  südlichen 
Ungarn,  Otiorhynchus  Fussii,  Bielzii  (XVI.  88.  89.),  longiven^ 
tris  (XVIII.  87.)  alle  drei  aus  Siebenbürgen,  Cathormiocerus  varie- 
gatus  (XVIII.  85.)  aus  Sardinien. 

Von  Förster  (Verh.  d.  naturh.  Vereins  d.  Rhein!.  Bd.  VI.) 
Liophloeus  Aquisgranensis,  von  L.  nubiius  bloss  darin  abweichend, 
dass  die  Oberseite  nur  mit  sehr  kleineu,  zerstreuten,  etwas  länglichen 
Schüppchen  bedeckt  ist  (und  gewiss  nur  auf  Iheilweise  abgeriebene 
Exemplare  desselben  gegründet),  Coeliodes  congener,  mit  C.  Lamii 
und  punctulum  verwandt,  aber  von  rostrother  Körperfarbe  ;  Trachyphloeus 
anoplus,  Bagous  tessellatus,  adspersus,  Acalles  nudiuscu- 
lus  (scheint  mir  A.  misellus  Schh.  zu  sein)  ;  Polygraphus  tarsalis, 
alle  aus  der  Rheinprovinz  ;  der  letzte  soll  eine  deutlich  geringelte  Füh- 
lerkeule haben  und  scheint  daher  gar  nicht  in  die  Galtung  Polygraphus 
zu  gehören. 

Von  L.  Fairmaire  (Ann.  d.  1.  soc.  ent.  d.  Franc.  S.  424.) 
Cleonus  tessellatus  aus  Andalusien,  dem  sibirischen  Cl.  candidatus 
ungemein  ähnlich. 

Von  Coquerel  (Ann.  d.  1.  soc.  ent.  S.  449.  Taf.  14.  Nr.  IV.) 
Anchonus  cribricollis  und  Cleogonus  Fairmairei  von  Martini- 
que. Die  Larven  beider  Arten  leben  in  faulenden  Baumstämmen,  die 
des  erstem  ist  nebst  der  Nymphe  beschrieben    und  abgebildet. 

Von  Waterhouse  (Proc.  of  the  ent.  Soc.  V.  S.  LXIX.)  Crij- 
plorhynchus  Batatae,  eine  kleine,  nur  2'"  lange  Art,  die  auf  Barba- 
dos ihre  Verwandlung  in  den  Wurzeln  und  Knollen  der  Bataten  durch- 
macht und  oft  erheblichen  Schaden    anrichtet. 

Von  Bach  (Ent.  >Zeit.  S.  199.)  Bostrichus  Kaltenbachii, 
welcher  am  Rhein  in  den  Stengeln  von  Origanum  vulgare  und  Teucrium 
Scorodonia  lebt ;  er  ist  besonders  durch  die  Sculplur  der  Flügeldecken 
bemerkenswerth,  welche  hier  abweichend  von  den  übrigen  ßostrichus- 
arten,  nicht  punktirt  gestreift,  sondern  unregelmässig  punktirt  sind. 

Die  Arten  der  Gattung  ^pion,  welche  in  Nord-  und  Mitteldeutsch- 
land vorkommen,  hat  Bach  (Verh.  d.  naturh.  Vereins  d.  Rheint.  1849 
S.  349.)  behandelt.  Es  sind  82  bekannte  Arten  beschrieben,  ohne 
dass  indessen  etwas  Neues  über  dieselben  gesagt  ist. 

Von  Bach  wurde  Apion  fuscirostre  und  Bruchus  villosus  aus 
Schoten  von  Genista  scoparia,  Apion  Craccae  aus  Samen  von  Vicia  hir- 


während  des  Jahres  1849.  191 

sula,  A,  Genistae  aus  Samen  von  Genista  villosa  und  germanica,  A. 
difficile  aus  Samen  von  Genista  sagitlalis  und  germanica,  A.  ochropus 
und  Bruchus  granarius  aus  Orobanche  tuberösa  und  \icia  sepium  er- 
zogen (Verh.  d.  naturhist.  Vereins  d.  Rheinl.  1849.  S.  161.)  —  Nach 
dems.  (ebenda)  vv^ird  Peritehis  griseus  dem  VVeinslock  sehr  schädlich, 
indem  er  die  jungen  Knospen  anfrisst. 

Note  pour  servir  ä  l'histoire  des  Cionus  par  E.  Perris  (Ann. 
d.  1.  soc.  Linn.  de  Lyon.  1847—49.  S.  291.).  —  Wie  bereits  Reaumur 
und  Degeer  angegeben  haben,  finden  sich  die  Larven  der  Gattung  Cio- 
nus auf  verschiedenen  Arten  von  Verbascura  und  Scrophularia,  die  des 
C.  scrophulariae  auf  Scr.  aquatica,  die  des  G.  thapsus  F.  auf  Verbascum 
lychnitis  L.  Die  Larven,  die  hier  ausführlich  beschrieben  sind,  leben 
frei  an  den  Blättern  und  bedecken  sich  mit  einer  Lage  zähen  Schleims, 
welcher  aus  einer  Warze  an  der  Basis  des  zwölften  Körpersegmentes 
hervortritt ;  dieser  Schleim  trocknet  am  Ende  des  Larvenlebens  zu  ei- 
nem Coccon  ein,  in  dem  die  Verwandlung  zur  Puppe  erfolgt.  Schon 
nach  6—8   Tagen  kriecht  der  Käfer  aus. 

Die  Metamorphose  des  Cionus  Scrophulariae  wurde  auch  von 
Westwood  (Gard.  Chron.  S.  229.)  erläutert.  Westw.  beobachtete  die 
Larve  auf  Celsia  arcturus,  deren  Blätter  sie  ausfrass. 

Heeger  hat  (Isis  1848.  S.  979.)  die  früheren  Stände  von  P%- 
tonomtis  murinus  ausführlich  beschrieben  und  Tafel  VIII.  abgebildet. 
Die  Larve  lebt  auf  Medicago  sativa  und  stimmt  sehr  mit  den  früher  be- 
kannt gewordenen  derselben  Gattung  überein. 

Coquerel  (Ann.  d.  1.  soc.  ent.  d.  Franc.  S.  445.  Taf.  14.  N.  III.) 
erörterte  die  Verwandlungsgeschichle  von  Sphenophorus  liratus  Schh. 
Die  Larven  finden  sich  auf  Martinique  in  faulenden  Bananenstämmen. 

Preston  beobachtete  (Gard.  Chron.  S.  774.),  dass  die  Larve 
von  Otiorhynchus  sulcalus  die  W'urzeln  der  Caraelien  abfrass. 

Chavannes  bemerkte  (Bull.  d.  1.  soc.  Vaud.),  dass  die  LaTve 
von  Baris  chlorizans  Höcker  au  den  Stengeln  des  Kohls  hervorbringt, 
und  dadurch  der  Kultur  dieses  Gemüses  oft  nachtheilig   wird. 

Baridius  Irinotatus  Say  {vestitus  Schh.)  wird  nach  Westwood 
(Proc.  of  the  ent.  Soc.  V.  S.  LXXXIX.)  in  Nordamerika  den  Kartoffeln 
sehr  schädlich.  Die  Eier  werden  in  die  Blätterknospen  gelegt,  die 
Larven  graben  sich  in  den  Stengel  ein  ,  steigen  bis  zur  Wurzel  herab 
und  verursachen  das  Absterben  der  Pflanze. 

Aus  dem  vorigen  Jahre  ist  noch  nachzutragen  ,  dass  nach  K  o  1  - 
lar  Sitzungsber.  d.  Wien.  Acad.  1848.  V.  S.  3.  Silophylus  Oryzae  auch 
dem  Mais  nachtheilig  wird  ,  indem  die  Larve  die  Maiskörner  ausfrisst 
und  sich  im  Innern  derselben  verpuppt. 

Die  verschiedenen  Stände  von  Boslrichus  daclyliperda  sind  von 
Lucas  (Expl.  de  l'Alg.)  abgebildet  worden. 

Nach  einer  Mittheilung  KoUar's  (Sitz.  Ber.  d.  Wien.  Acad.  S.  4.) 


192     Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

ist  Pitttypus  cylindrus  den  Eichen  in  den  Forsten  von  Istrien  schädlich 
geworden.  —  Ders.  bemerkte  (ebenda  S.  317.)  ,  dass  Bostrichus  typo^ 
graphus  auch  die  Lärche  angreift. 

Bach  führte  an  (Ent.  Zeit.  S.  200.  und  Vcrh.  d.  naturh.  Ver, 
d.  Rheinl.  1849.  S.  161.),  dass  Bostrichus  bispinus  Duilschm.  in  Clema- 
tis  vitalba  lebt. 

Cerambycini.  Frionii.  West  wood  stellte  (Trans,  of  the 
ent.  Sog.  V.  S.  210.)  eine  neue  sehr  ausgezeichnete  Gattung  Eriche 
sonia  auf,  sie  erinnert  im  Habitus  an  manche  Colydier  (z.  B.  an  Au- 
lonium),  die  systematischen  Charaktere  bringen  sie  aber  zu  den  Ce- 
rambycinen  in  die  Nähe  von  Parandra  und  Spondylis.  (Die  nächsten 
Verwandten  hat  Westw.  übersehen,  es  sind  Torneutes  pallidipennis  Reich 
und  ein  von  Olivier  als  Ips  gigas  beschriebener  Käfer  aus  Columbien). 
Die  besonders  hervorzuhebenden  Eigenthümlichkeilen  von  Erichsonia 
sind  ein  mit  vier  hohen  Kielen  versehener  Kopf,  gesägte  gegen  die  Spitze 
hin  verschmälerte  Fühlhörner,  ein  grosser  gekrümmter  Endsporn  der 
Vorderschienen  und  schmale  sehr  behaarte  Füsse,  deren  drittes  Glied 
verkekrt  herzförmig  ist.  E.  denlifrons  5]/^  Lin.  lang,  mit  4  Längs- 
schwielen auf  dem  Mittelfelde  des  Halsschildes,  ist  aus  Mexico.  (Im  Ber- 
liner Museum  befindet  sich  ein  Käfer,  welchen  ich  für  das  Männchen 
dieser  Art  halte,  er  ist  etwa  eine  Linie  grösser  und  besonders  im  Baue 
des  Halsschildes  verschieden,  das  letztere  ist  nämlich  vorn  vor  den 
Längsschwielen  schief  abgeschnilton  und  abschüssig,  die  vordem  Enden 
dieser  Schwielen  treten  als  kleine  stumpfe  Zähnchen  an  dem  scharfen 
gebogenen  Rande  des  abschüssigen  Theiles  hervor;  zwischen  den  bei- 
den innern  Schwielen,  die  niedriger  zu  sein  scheinen  als  bei  dem  von 
Westw.  abgebildeten  Exemplare,  findet  sich  noch  eine  flache  mittlere, 
die  aber  schon  in  der  Mitte  aufhört  und  sich  jederseits  mit  den  beiden 
innern  verbindet,  vor  derselben  liegt  eine  längliche  Grube,  die  vorn 
am  Rande  des  abschüssigen  TheiJs  auch  von  zwei  kleinen  Zähnen  ein- 
gefasst  wird.) 

Eine  neue  Art  ist  Myzomorphus  scutellatus  SaUe  (Ann.  d. 
i.  soc.  ent.  d.  Franc.  S.  429.  Taf.  13.  Fig.  1)  von  Caracas,  (üas  dem 
Verf.  unbekannte  Männchen  dieser  in  der  Farbe  ungemein  veränderli- 
chen Art  hat  abgekürzte  Flügeldecken,  wie  Anacolus,  woraus  hervor- 
geht, dass  die  nur  durch  längere  Flügeldecken  charakterisirte  Gattung 
Myzomorphus  wieder  einzuziehen  ist.) 

Lucas  bildete  (Expl.  de  l'Alg.  Taf.  4l.)  die  früheren  Stände 
von  Ergates  faber  ab. 

Ceramb.  genuini.     Als   neue  Arten    sind  aefgestellt: 

Von  Fairinaire  (Ann.  d.  1.  soc.  ent.  d.  Fr.  S.  426.) :  Sapha- 
nus  cylindraceus,  aus  dem  nördlichen  Spanien,  von  S.  spinosus 
durch  fast  cylindrische  Gestalt ,  gelbe  Fubescenz  und  den  Mangel  des 
Porns  am  Halsschilde  unterschieden. 


während  des  Jahres   1849,  193 

Von  Lucas  (Expl.  de  l'Alg.  )  :  Ceramhyx'i  Levaillantii, 
Purpuricetius  Dum  e  rilii ,  b  arb  aru  s  ,  Aromia  rosarum^  Clytus 
s  exguttatus. 

Von  Alan  ne  r  li  ei  m  (Bull.  d.  Mose.  S.  241.):  Clytus  Popovii, 
eine  der  grössten  Arten  der  Gattung,  aus  Ostsibirien. 

Von  Fairy  (Trans,  ot  tlie  ent.  Sog.  V.  S.  182.  Taf.  8.):  Pachy- 
leria  bicolor  (Fig.  5.),  eine  grosse  schöne  Art  aus  Java  und  Ceram- 
byx  gracilipes  (Fig.  6,),  ohne  nähere  Bestimmung  der  Gattung,  aus 
Ceylon. 

Von  Salle  (Ann.  d.  1.  soc.  ent.  d.  Fr.  S.  430.  Taf.  13.  Fig.  2.)  : 
Fteroplahis  V  ariabilis  von  den  Gebirgen    bei  Caracas. 

L  a  m  i  a  r  i  a  e.  Eine  neue  Galtung  Calomobius  Guerin  ist 
in  der  Expl.  de  l'AIg.  auf  Sap.  gracilis  Creutz.  {marginella  Fabr.)  er- 
richtet worden  ;  sie  unterscheidet  sich  von  Agapanthia  durch  linienför- 
mige  Gestalt,  sehr  zarte  Fühler  ohne  Anschwellung  an  der  Spitze  der 
Glieder,  längeres  Halsschild  und  kürzere  Beine,  von  Hipopsis  durch 
kleine  Augen. 

Als  neue  Arten  sind  beschrieben: 

Von  Küster  (Käf,  Eur.  XVIII.  98.):  Parmena  bicincta  aus 
Dalmatien. 

Von  Mannerheim  (Bull.  d.  Mose.  S.  242.):  Phytoecia  ein- 
c  tip ennis  und  analis,  die  erstere  bei  Kiachta  auf  Abrotanum  nicht 
selten ,  die  letztere  aus  der  Mongolei  ,  beide  der  Ph.  sibirica  Gebl. 
verwandt. 

Von  Lucas  (Expl.  de  l'AIg.) :  Agapanthia  lixoideS)  Phtjtoecia 
Warnieri,  rubricollis,    erythro  cnema  ,   malachitica. 

Von  Guerin  (Lefeb.  Voy.)  :  Crossotus  lignarius  und  Xylo- 
rhiza  fasciala  aus  Abyssinien. 

Von  Bertoloni  (111.  rer.  nat.  Moz.)  Zographus  aulicus  und 
Crossotus  terreus. 

Von  Parry  (Trans,  of  the  ent.  Soc.  V.  S.  185.  Taf.  8.) :  Lamia 
aenea,  durch  messingfarbige  Flügeldecken  sehr  ausgezeichnet,  von 
Guinea. 

Parry  gab  (ebenda)  auch  eine  Abbildung  der  seltenen  Masti- 
gocera  barbicornis  [Lamia  b.   Fabr.). 

Die  verschiedenen  Localiläten,  in  6enen  Gracilia  timida  Menetr. 
aufgefunden  ist,  hat  Lucas  (Bull.  d.  1.  soc.  ent.  d.  Fr.  S.  LXVL)  zu- 
sammengestellt ,  sie  findet  sich  in  den  meisten  Küstenländern  des  Mit- 
lelmeers,  einzeln  selbst  bei  Paris.  Bei  den  von  Lucas  in  Algier  gesam- 
melten Exemplaren  ist  die  gelbliche  Binde  der  Flügeldeken  etwas  an- 
ders als  bei  den   südfranzösischen. 

Leplurinae.     Neue  Arten  sind  ; 
Leptura  melas  Lucas  (Expl.  de  l'AIg.) 
Archiv  f.Naturgesch.  XVI.  Jahrg.  1.  Bd.  J^ 


194    Schaum:  Bericht  über  di^  Leistungen  in  der  Entomologie 

Packyta  scapularis  und  an  tÄ  r«cina  M  ann  e  rh  ei  m  (Bull. 
d.  Mose.  S.  245),  die  erstere  der  F.  variabilis  ähnlich  und  wie  diese 
in  der  Zeichnung  veränderlich,  aber  mit  langem  Flügeldecken,  gewölb- 
terem Thorax  und  anderer  Pubescenz  ,  die  zweite  der  P.  marginata  F. 
und  collaris  L.  verwandt,  beide  aus  Ostsibirien. 

Clivysoiueiiiiae«  C  r  i  o  c  e  r  i  d  e  s.  Zeuyophom  collaris  wurde 
von  Laboulbeoe  (Bull.  d.  1.  soc.  eot.  d.  Franc.  S.  XLIX.)  für  eine 
Abänderung  der  Z.  subspinosa  erklärt,  da  es  Exemplare  giebt,  die  den 
schwarzen  Scheitel  der  erstem  und  zugleich  die  gelben  Schenkel  der 
zweiten  besitzen. 

Die  Verwandlungsgeschicbte  der  Lema  melanopa  wurde  von 
Westwood  (Gard.  Chron.  S.  324.)  dargestellt.  Die  Larven  leben  von 
Weizen  und  bedecken  sich  mit  einem  schleimigen  Ueberzuge. 

Cryptocephalides.  Eine  monographische  Bearbeitung  der 
nordamerikanischen  Cryptocephalen  hat  Haldeman  unter  dem  Titel: 
„Cryptocephalinarum  Boreali  -  Americae  diagnoses  cum  speciebus  novis 
musei  lecontiani«  (im  Journ.  Acad.  N.  Scienc.  New  Series.  Vol.  L  S. 
249.)  bekannt  gemacht.  -  Dieselbe  umt'asst  das  ganze  Gebiet  der  Ver- 
einigten Staaten,  zählt  aber  vorzugsweise  Arten  aus  den  östlichen  Kü- 
stenstaaten auf,  ohne  dieselben  —  nach  dem  Bestände  der  europäischen 
Sammlungen  zu  urtheilen  —  vollständig  zu  erschöpfen.  Der  Verf.  macht 
aus  diesem  Gebiete  75  Arten  namhaft,  welche  von  ihm  unter  fünf  Gat- 
tungen vertheilt  sind:  Griburius  ,  aus  Cr.  sculellnris  Fabr.  gebildet, 
der  seines  breiten ,  mit  zwei  Furchen  versehenen  ,  hinten  geeckten 
Prosternums  wegen  von  Cryptocephalus  abgesondert  wird  ;  Bassar eus, 
Cr.  clathratus  Melsh.  und  congestus  Fabr.,  (die  aber  nicht  verschieden 
sind),  enthaltend,  durch  das  hinter  den  Augen  in  beiden  Geschlechtern 
gelappte  Halsschild,  das  beim  Männchen  mit  einem  Zapfen  versehene 
Prosternum  und  die  sehr  langen  am  Ende  gedornten  Hinterhüften  des 
Männchens  charakterisirt  ;  Cryptocephalus  (51  Arten) ,  Pachybrachijs 
(17  A.)  und  Monachus  (4  A.).  Unter  jenen  75  Arten  sind  10  von  frü- 
heren Schriftstellern  aufgestellte  dem  Verf.  unbekannt  geblieben  ,  und 
desshalb  nur  namhaft  gemacht,  von  7  andern  ,  die  ihm  ebenfalls  nicht 
zu  Gesicht  gekommen  ,  werden  die  Newman'schen  allerdings  in  den 
meisten  Fällen  nicht  zu  enträthselnden  Beschreibungen  niitgetheilt ;  die 
vom  Verf.  selbst  untersuchten  reduciren  sich  dadurch  auf  58  ,  welche 
durch  Diagnosen  charakterisirt,  meist  auch  durch  hinzugefügte  längere 
oder  kürzere  Beschreibungen  noch  genauer  bezeichnet  sind.  Die  dan- 
kenswerthe  Arbeit  wird  noch  wichtiger  durch  die  Sorgfalt ,  mit  der  die 
Varietäten  und  Geschlechtsmerkmale  erörtert  sind ;  dagegen  vermisst 
man  ungern  speciellere  Mittheilungen  über  Fundort  und  Futterpflanzen. 
Die  von  den  europäischen  Autoren  (Fabricius,  Olivier  und  Germar)  be- 
schriebenen Arten  hat  der  Verf.  öfters  verkannt,  und  sowohl  desshalb, 
als  wegen  der  Benutzung  von  Kamen,  die  in  Europa  längst  andern  be- 


während  des  Jahres  1849.  195 

schriebenen  Arten  beigelegt,  oder  den  Namen  anderer  beschriebener  Ar- 
ten fast  gleichklingend  sind  ,  wird  seine  Nomenclatur  mehrfach  einer 
Aenderung  bedürfen.  So  finden  wir  hier  einen  Cr.  vitatus  (vergl.  vit- 
talus  Fabr.)  und  insertus  (neben  dem  kurz  vorher  genannten  incertus 
Oliv.),  einen  Cr.  rngicollisy  limbatus  (bei  uns  längst  vergebene  Kamen). 
—  Cr.  congestus  Fabr.  ist  als  clalhratus  Melsh.  ,  Cr.  auratus  Fabr.  als 
Cr.  viridis  iMelsh.  ,  Cr.  lativittis  Germ,  als  geminatus  Newra.  beschrie- 
ben und  jener  Name  dann  unrichtig  bei  lituratus  Fabr.  citirt.  Von  den 
dem  Verf.  unbekannten  Arten  ist  Cr.  obsolelus  Germ.  =  incertus  Hald. ; 
Cr.  jncturatus  Germ,  ein  in  der  Monographie  nicht  vorkommender  Pa- 
ckybrachys.  Auf  eine  weitere  Analyse  der  Abhandlung  und  namentliche 
Aufführung  der  einzelnen  Arten  verzichte  ich  hier  ,  da  wir  in  Kurzem 
eine  neue  Bearbeitung  der  nordamerikanischen  Cryptocephalen  aus  Suf- 
frian's  Feder  erwarten  dürfen. 

S  u  f  f  ri  a  n  hat  fünf  neue  europäische  Cryptocephaii  als  Kachtrag 
zu  seiner  in  den  beiden  letzten  Jahresberichten  angezeigten  Monogra- 
phie beschrieben  Ent.  Zeit.  S.  17  u.  S.  290.  Es  sind:  Cr.  Süffriani 
Dohrn  aus  Kärnthen  (eine  Farbenabänderung  des  früher  vom  Verf.  be- 
schriebenen Cr.  albolineatus) ;  Cr.  er  ist  atus  Dufour,  dem  hypochae- 
ridis  sehr  nahe  verwandt,  aus  den  Pyrenäen;  Cr.  centrimacul  atus , 
zwischen  C.  carinthiacus  und  Moraei  mitten  innestehend,  von  Carthagena 
in  Spanien;  Cr.  lineellus ,  aus  der  Verwandtschaft  des  C.  gracilis 
und  pygmaeus,  und  Pachybrackys  terminalis  Hoffmansegg  ;  die  bei- 
den letzten  aus  Portugal.  —  D  e  r  s.  theilte  ebenda  S.  293  synonymische 
Zusätze  und  Berichtigungen  zu  einigen  von  ihm  beschriebenen  russi- 
schen Cryptocephalen  mit ;  von  den  Berichtigungen  ist  die  wichtigste 
die,  dass  Cr.  nigritarsis  Suffr.  =  flavicollis  Fabr.  ist. 

Rouget  gab  (Ann.  d.  1.  soc.  ent.  S.  159.)  eine  Beschreibung 
des  Cryptocephalus  informis  Suffr,  nach  beiden  Geschlechtern.  Das  bis 
dahin  unbekannte  Weibchen  ist  dem  des  Cr.  floreutinus  Ol.  sehr  ähn- 
lich, es  hat  aber  statt  zweier  kleiner  gelblicher  Flecke  einen  grossen 
auf  den  Seiten  des  Halsschildes.  Die  von  Rouget  beschriebenen  Ex- 
emplare sind  bei  Brian9on  auf  dem  Mont  Genevre  auf  Brombeeren 
gesammelt  worden. 

Cassidariae.  Aspidimorpha  quadriremis  Schh,  vom  Senegal 
wurde  von  Lucas  (Bull.  d.  1.  soc.  ent.  d.  Fr.  S.  LH.)  nach  einen 
lebenden  Exemplare  beschrieben. 

Cornelius  beschrieb  (Ent.  Zeit.  S.  22.)  die  Larve  von  Cassida 
ferruginea  ;  sie  wurde  auf  einer  nicht  näher  bestimmten  Art  von  Hie- 
riiciujn  beobachtet,  und  ist  besonders  durch  einen  Randdorn  zwischen 
dein  ersten  und  zweiten  Hinterleibsringe  und  durch  den  Umstand,  dass 
sie  die  Excremente  in  einem  grossen  Büschel  trägt,  von  ihren  Gattungs- 
verwandten ausgezeichnet. 

Hispides.      Von  Salle    (Ann.  d.  1.  soc.   ent.    d.    Fr.   S.  432, 


196     Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

Taf.  J3.)  sind  als  neue  Arten  aufgestellt  worden:  Älurnus  L  ansh  er- 
gii,  Arescus  caudatus  und  quadrimaculat  us ,  die  beiden  letzten 
sind  indessen  nur  Männchen  und  Weibchen  einer  Art ,  welche  bereits 
von  Olivier  als  Hispa  monoceros  beschrieben  ist. 

West  wo  od  rechnet  zu  dieser  Gruppe  eine  neue  sehr  ausge- 
zeichnete Gattung ,  welche  er  unter  dem  (bereits  vergebenen  Namen) 
Diphyllocera  in  den  Trans,  of  the  ent.  See.  V.  S.  213,  Taf.  22.  Fig.  1. 
aufstellte;  die  wichtigsten  Kennzeichen  derselben  lauten:  Mandibuiae 
parvae,  corneae,  apice  acute  bidentatae;  maxillarum  lobus  exlernus  pal- 
piformis  et  quasi  biarticulatus ,  lobus  internus  latior ,  obtusus;  palp. 
maxill.  arliculo  basali  mimino,  secundo  et  tertio  maioribus  subaequali- 
bus,  quarlo  brevi,  crasso,  antennae  elongatae,  subincrassatae,  extus  ser- 
ratae  ,  art.  lerlio  ad  sexlum  sensim  externe  dilatalis  ,  octava  nono  et 
decimo  extus  valde  dilalatis,  ultimo  ovali.  Elylra  subovalia  prothorace 
transverso  latiora,  disco  punctis  magnis  excavatis  ,  triplici  serie  ordina- 
tis.  D.  metallica ,  b'"  lang,  grünglänzend,  hie  und  da  kupfrig  an- 
gelaufen, mit  blauen  Fühlhörnern,  ist  aus  Weuholland. 

Chrysomelariae.  Als  neue  Arten  sind  von  Menetries 
(Ins.  rec.  p.  Lehm.)  beschrieben  :  Chrysomela  discipennis  Fahl,  aus 
Turcomanien  (Taf.  14.  Fig.  14.)  und  der  Mongolei,  und  Chr.  circutn- 
du  da  aus  Baschkirien  und  Samarkand. 

Lucas  machte  Timarcha  punica,  Chrysomela  crassipes^ 
erythromera,  G aubilii,  chloris,  Helodes  distin  cta  ,  vicina 
bekannt. 

Die  von  Fabricius  beschriebenen  europäischen  Chrysomelen 
hat  Suffrian  nach  den  Exemplaren  der  Kieler  Sammlung  gemustert 
(Eni.  Zeit.  S.  74.) 

Eumolpides.  Von  Lucas  (a.  a.  0.)  sind  Colaspidea  ni- 
tidUy  Colaspidema  pul  chella,  signa  tipennis ,  Pseudocolaspis  se- 
tosa,  Pachnephorus  cylindricus  aufgestellt    worden. 

Als  neue  Art  wurde  von  Mannerheim  (Bull.  d.  Mose.  S.  247.) 
Acis  daurica  beschrieben,  die  erste  im  russischen  Reiche  aufgefun- 
dene Art  dieser  vorzugsweise  indischen  Gattung.  (Der  Name  Acis  kann 
neben  Akis  nicht  wohl  bestehen  bleiben  ;  übrigens  sind  auch  dieCha- 
raktere  der  Gattung  noch  nirgends  festgestellt.) 

Eine  neue  Art  ist  ferner  Colaspidema  apicalis  Menetries 
(Ins.  rec.   p.  Lehm.)  aus  Baschkirien. 

Galle  ruci  de  s.     Als  neue  Arten  sind  beschrieben; 

Von  Küster  (Käf.  Eur.  16.):  Adimonia  angusta  von  Cartha- 
gena  in  Spanien  und  Malacosoma  lepida  Dej.  aus  dem  südlichen 
Russland,  letztere  schon  längst  von  Krynicki  in  den  Bull,  de  Mose. 
V.   166.   als  Galleruca  cy  anoptera  beschrieben. 

Von  Guerin-Menevill  e  (Lefeb.  Voy.)  Diacanlha  C h  e v r o - 
laiii  aus  Abyssinien. 


während   des  Jahres  1849.  197 

Von  Lucas  (Expl.  de  l'AIg.)  Adimonia  viol  acea,  Galleruca 
sublineat  a ,  foveicollis. 

Halticae.  Förster  beschrieb  (Verh.  des  naturh.  Vereins  d. 
Rheinl.  Bd.  VI.)  folgende  neue  Arten  von  Aachen:  Dibolia  aurichal^ 
cea,  Psylliodes  cupronitens,  Haltica  ati'oviretis,  Longitarsus 
consociattis. 

Neue  Arten  sind  ferner  noch  : 

Phtjllotreta  rugifrons,  Psylliodes  luteipes  Küster  (Käf.  Eur. 
17,  95.  u.  96.)  aus  Sardinien;  Monolepta  cruciata  Guerin-Mene- 
viile  (Lefeb.  Voy.)  aus  Abyssinien  ;  Luperus  flavipennis ,  Altica 
punctipennis,  ru  fic  o  lli  s  Lucas   (Expl.  de  l'AIg.). 

Cocciiiellida.e«     Als  neue  Arten  sind  aufgestellt: 

Scymnus  scutellaris  Mulsant  (Ann.  d.  I.  Soc.  Linu.  de  Lyon 
1847—49.  S.  220.),  dem  Sc.  discoideus  ähnlich,  von  Lyon. 

Exochomus  collaris  Küster  (Käf.  Eur.  17.  100.),  aus  Dal- 
niatien. 

Micraspis  phalerata  Lucas  (Expl.  de  i'Alg.). 

Coccinella  contaminat  a  Menetries  (Ins.  rec.  p.  Lehm. 
Taf.  5.  Fig.  16.)    von  Samarkand. 

Epilachna  o  cell  ata  Bertoloni    (111.  rer.  nat.  iMozamb.). 

Coquerel  beschrieb  (Ann.  d.  1.  soc.  ent.  d.  Fr.  S.  452.  pl.  14. 
Nr.  VI.)  die  Larve  und  Nymphe  von  Chilocorus  uva  Schh.,  die  erstere 
lebt  in  Martinique  auf  jungen  Tamarinden. 

Heeger  hat  (Isis.  1848.  S.  968.)  die  frühern  Stände  von  Coc~ 
cidula  scutellata  ausführlich  geschildert  und  (auf  Tafel  VIII.)  abgebildet. 
Die  Larve  zeigt  viele  üebereinslimmung  mit  denen  von  Coccinella,  und 
lebt,  wie  diese,  von   Blattläusen. 

Von  IVlulsant's  Species  des  Coleopleres  Trimeres  Securipalpes 
(Annal  d.  sc.  phys.  et  nat.  de  Lyon.  11.  ser.  t.  II.)  ist  zwar  in  diesem 
Jahre  der  Anfang  (S.  1 — 450.)  gedruckt  worden,  er  ist  aber  erst  gleich- 
zeilig  mit  dem  Schlüsse  im  Jahr  1850  in  den  Buchhandel  gekommen  ; 
der  Bericht  über  diese?  Werk  bleibt  daher  besser  dem  künftigen  Jahr- 
gange vorbehalten. 

Endomycliides.  Eine  neue  Art  ist  Dapsa  barbara  Lucas 
(ExpL  de  l'Alg.). 

ßlisson  hat  die  frühern  Stände  von  Mycetaea  hirta  bekannt 
gemacht  („Description  de  la  larve  et  de  la  nymphe  du  Cryptophagus  hir~ 
Gyll.«  Ann.  d.  1.  soc.  eutom.  d.  Franc:  S.  315.  pl.  9.)  Beschreibung 
und  Abbildung  sind  wenig  genügend.  Die  Larve  weicht  von  der  Larve 
von  Endomyehus  bedeutend  ab,  die  Fühlhörner  sind  dreigliedrig,  der 
erste  Thoraxring  fast  doppelt  so  lang  als  der  zweite,  der  ganze  Körper 
mit  kleinen  haarigen  Hautfortsätzen  (villosites  tegumenlaires  subclavi- 
formes)  bedeckt,  das  letzte  Segment  mit  zwei  konigchen  Warzen  an  der 


198    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

Spitze,  die  Beine  kurz.  Das  letzte  Segment  der  Nymphe  ist  mit  einem 
Anhange  versehen,  der  an  der  Basis  konisch,  am  Ende  sich  in  eine  sehr 
lange  gabiig  gegliederte  Spitze  theilt.  Die  Larve  findet  sich  im  Som- 
mer mit  dem  vollkommenen  Insecte  zusammen  in  Kellern,  der  Puppen- 
zustand dauert  10 — 14  Tage. 

liatliridlie  Förster  beschrieb  (Verb.  d.  naturh.  Vereins  d. 
Rheinl.  Bd.  VL)  Latridius  lim  batus    als  neue  Art  von  Aachen. 

Cisidae«     Als  neue  Arten  sind  aufgestellt  : 

Von  Coquerel  (Ann.  d.  1.  soc.  ent.  d.  Fr.  S.  441.  Taf.  14. 
Nr.  n.  Fig.  1.):  Cis.  Melliei,  sie  steht  C.  laminatus  und  fissicornis 
am  nächsten,  wurde  von  Coq.  auf  Martinique  in  Polyporus  micromegas 
Montagne  entdeckt  und  ist  hier  in  allen  Ständen  beschrieben. 

Von  Mellie  (ebenda  Bull.  S.  LXXXVI.)  Cis  Wollastonii 
aus  Madera;  sie  ist  C.  alni  am  nächsten  verwandt,  ist  aber  grösser  und 
von  länglicher  Eiform. 

Von  Guerin-Meneville  (Lefeb.  Voy.)  Cis  ab  y  ssinicus, 
mit  C.  oblongus  verwandt,  aus  Abyssinien. 

Von  Lucas  (Expl.  de  l'Alg.) :  Cis  cribratus,  flavipes  und 
p  unctulatus ,  die  letzte  ist  in  allen  Ständen  abgebildet.  In  den  Cor- 
rigendis  am  Ende  des  Werkes  ist  indessen  bemerkt ,  dass  die  erste  = 
C.  bostrichoides  Duf.,  die  dritte  --  alni  Gyll.  ist.  Alle  drei  kommen 
übrigens   bereits  in  Mellie's  1848  veröfiFentlichter  Monographie  vor, 

Mellie  charakterisirte  (Ann.  d.  1.  soc.  ent.  d.  Fr.  Bull.  S.  XL.) 
die  Larven  von  Ropalodontus  perforatus  Gyll.  und  Ennearthron  cornu- 
tum  Gyll. 

Orthoptera. 

Die  bei  Freiburg  im  Breisgau  vorkommenden  Ortho- 
pteren hat  Dr.  H.  Fischer  im  fünfzehnten  Jahresberichte 
des  Mannheimer  Vereins  für  Naturkunde,  Mannheim  1849,  ver- 
zeichnet. Ein  Nachtrag  zu  dieser  Abhandlung  im  sechszehn- 
len  Jahresberichte  desselben  Vereins  ist  zwar  erst  1850  ver- 
öffentlicht worden,  ist  hier  aber  gleich  mit  berücksichtigt,  da 
er  sich  ganz  an  dieselbe  anschliesst  und  sie  in  mehrfacher 
Beziehung  ergänzt. 

Durch  eifrige  Kachforschungen  ist  es  dem  Verf.  gelungen,  in  der 
Umgegend  von  Freiburg  61  Arten  von  Orthopteren  (im  älteren  Sinne) 
nachzuweisen,  eine  Zahl,  welche  den  Reichthum  der  Freiburger  Fauna 
bekundet,  da  in  ganz  Schweden  und  Norwegen,  nach  v,  Boik,  nur 
39,  in  Preussen    nach    von  Siebold   nur    40,  bei  Berlin    nach   Philippi 


während  des  Jahres  1849.  199 

nur  4t  Orlhoplren  vorkommen.  Die  Arten  sind  einzeln  aufgeführt,  und 
in  vielen  Fällen  interessante  Angaben  über  ihre  Lebensweise,  ihre  Nah- 
rung, Begattung,  den  Rhythmus  der  Geräusche  ,  welche  sie  hervorbrin- 
gen, beigeiügl ;  mehrfach  sind  auch  die  Unterschiede  nahe  verwandter 
Arten  auseinandergesetzt  und  die  Synonyme  derselben  erörtert.  Die 
einzelnen  Familien  sind  in  der  Freiburger  Fauna  auf  folgende  Weise 
vertreten  :  Forßculariae  durch  die  3  Arten  von  Forßcula;  Blattariae 
durch  die  3  A.  Blatta  und  l  Periplaneta  ;  Mantides  durch  Mantis  re- 
ligiosa;  Acridii  durch  32  A.,  nämlich  1  Caloptenns,  4  Oedipoda,  1  Po- 
disma,  24  Gomphocerus  ,  2  Tetrix;  Locustariae  durch  16  A.  ,  nämlich 
7  Decliciis ,  1  Pterolepis,  l  Meconema,  1  Phaneropterd ,  2  Odontura^ 
2  Lociista  ,  1  Xiphidium  ,  1  Ephippigera  ;  Achetae  durch  3  GrylluSy  1 
Oecanthus  ,  l  Gryllotalpa.  Drei  von  diesen  Arten  sind  neu  und  vom 
Verf.  beschrieben  (1  Podisma ,  1  Gomphocerus  ,  1  Decticus)  ,  ich  habe 
sie  unten  in  den  Familien  der  Acridii  und  Locustariae  namhaft  ge- 
macht. 

Orthopteres  observes  dans  les  steppes  desKirguises  pai* 
MM.  le  professeur  P.  Wagner  et  le  docteuf  Kiltary  en  1846, 
delermines  et  decrits  par  M.  Ki  ttary  (Bull.  d.  Mose.  t.XXII. 
P.  II.  S.  437.) 

Es  sind  in  dieser  Abhandlung  76  Arten  augezählt,  die  gewöhn- 
lichen sind  nur  namhaft  gemacht,  die  neuen  und  einige  weniger  be- 
kannte aber  sorgfältig  beschrieben  und  auf  Tarel  VII  und  VIII  abge- 
bildet worden.  Von  diesen  76  gehören  5  zur  Gattung  Forficula  (dar- 
unter 1  neue)  ,  1  zu  Forcelisa  ,  l  zu  Stylopijga,  2  zu  PhtjUodromia,  2 
zu  Empusa,  4  zu  Mantis,  (1  neue),  1  zu  GrijUotalpa,  1  zu  Xya,  4  zu 
Grijllus,  2  zu  Lociista,  11  zu  Decticus  (3  neue),  1  zu  Xiphidium,  1  zu 
Saga,  2  zu  Onconotus,  1  zu  Truxalis,  1  zu  Calliptamus,  3  zu  Podisma, 
1  zu  Trinchus,  1  zu  Pyrgodera  ,  27  zu  Oedipoda  (darunter  2  neue),  l 
zu  Arcyplera,  l  zu  Gomphocerus  ,  2  zu  Tettic:.  Die  neuen  Arten  sind 
unten  bei  den  einzelnen  Familien  namhaft  gemacht. 

Eine  Anzahl  bei  Agen  (Dept.  Lot  et  Garonne)  gesam- 
melter Orthopteren  machte  Beliier  de  la  Chavignerie 
(Ann.  d.  1.  soc.  ent.  d.  F>anc.  Bull.  S.  VIII.)  namhaft. 

Die  Metamorphose  der  Orthoptera  saltatoria  ist  von 
Brisout  de  Barneville  (Ann.  d.  1  soc.  entom.  Bull. 
S.  XLIV.)  besprochen  worden. 

Dr.  H.  Fischer  hat  in  der  entomolog.  Zeit.  S.  34—56. 
unter  dem  Titel :  „Beiträge   zur  Geschichte    des  Orthopteren- 
Studiums,  eine  chronologische  üebersichl   der  auf  Orihopte- 


200    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

ren  (irn  älteren  Sinne)  sich  beziehenden  Litteratur  veröffent- 
licht, welche  sich  ebensowohl  durch  ihre  Vollständigkeit  als 
durch  die  sorgfältige  Analyse  der  einzelnen  Schriften  em- 
pfiehlt. 

JPorficulariae.  Als  neue  Art  wurde  von  Kittary  (Bull.  d. 
Mose.  S.  438.)  Forßcula  Hellmanni  aus  den  kirgisischen  Steppen 
aufgestellt  und  Taf.  7.  Fig.  1.  2.  in  beiden  (leschlechtern  abgebildet. 
Die  Diagnose  lautet:  fusca,  elytris  testaceis ,  margine  externe  fuscis, 
alis  rudimentariis,  forcipe  maris  basi  recta  dilatata,  interne  crenata,  das 
Männchen  ist  4 — 8,  das  Weibchen  5  Linien  lang. 

Von  demselben  wurden  (ebenda)  Forßcula  bigutlataValn.  und 
bipunctata  Fabr.  als  zwei  Arten  unterschieden  und  (Taf.  7.  Fig.  3.  4. 
5.  6.)  nach  beiden  Geschlechtern  abgebildet.  Die  mir  unbekannte  F. 
biguttata  des  Verf.  scheint  sich  allerdings  durch  schief  abgestutzte  Flü- 
geldecken und  die  nur  schwach  gabiigen  Seitenhöcker  des  männlichen 
Abdomen  von  F.  bipunctata  zu  unterscheiden,  sie  wird  aber  dann  ei- 
nen andern  Namen  erhalten  müssen  ,  da  F.  biguttata  Fabr.  das  Männ- 
chen von  F.  bipunctata  ist.  ' 

Von  Lucas  (Expl.  de  l'Alg.)  sind  Forßcesila  mauritanica 
und  F.  vicina  als  neue  Art  beschrieben  worden. 

Zu  dieser  Familie  rechnet  Sundeva  11  eine  Larve,  welche  er 
springend  unter  der  Rinde  von  bahianischem  Farbholz  antraf,  und  Con- 
dylopalama  agilis  benannte,  sie  ist  besonders  durch  sehr  grosses  er- 
stes Fussglied  und  zweigliedrigen  Afteranbang  ausgezeichnet,  und  hat  eine 
Länge  von  5  Millim.  (Förh.  ved   Skand.  Nat.  4.  Mode  p.  255.) 

Illattitriae*  Als  neue  Art  ist  Blatta  cincticollis  von  Lu- 
cas (Expl.  de  l'Alg.)  aufgestellt  worden. 

lUantides*  Manlis  Wagneri  wurde  als  neue  Art  von  Kit- 
tary (Bull.  d.  Mose.  S  447,  Taf.  7.  Fig.  9.)  beschrieben  und  abgebil- 
det ;  sie  ist  bei  Nova  Alexandrovskaia  entdeckt  und  wird  hier  durch 
folgende  Diagnose  charakterisirt:  prothorace  capitis  duplo  angustiore, 
antice  haud  dilatato,  margine  thoracis  et  coxis  anticis  iutegris.  Long. 
12  lin.  —  (Der  Beschreibung  und  Abbildung  nach  scheint  dem  Verf. 
nur  eine  männliche  Nymphe  vorgelegen  zu  haben).  —  Derselbe 
hat  (ebenda)  Manlis  religiosa  nach  beiden  Geschlechtern  beschrieben 
und  abgebildet. 

Eine  neue  abyssinische  Art  ist  Manlis  perfida  Guerin  (Le- 
feb.  Voy.). 

Spectra»  Eine  neue  Art  ist  Bacillus  lobipes  Lucas  (Expl. 
de  l'Alg.). 

AcUetae*  Zwei  neue  Gattungen  wurden  von  Guerin-Me- 
neviile  (Lebef.  Voy.)  errichtet: 


während  des  Jahres  1849.  201 

Homoeogryllus,  der  Gattung  Paragryllus  Gu6r.  nahe  ver- 
wandt, aber  der  Kopf  nicht  abgestutzt ,  die  Taster  und  Afterfortsälze 
kürzer  ,  die  Schienen  und  Füsse  ohne  starke  Dornen  und  Endanhang  ; 
auch  fehlen  die  Flügel;   H.  xanthographus  neue  Art  aus  Abyssinien. 

Ectatoderns,  von  Ornebius  Quer,  hauptsächlich  durch  den 
über  die  Flügel  und  den  Hinterleib  sich  verlängernden  Prothorax  un- 
terschieden.    E.  nigriventr  is  aus  Abyssinien. 

Die  Gattung  Spfeaerm/M  bereicherte  Lucas  (Expl.  de  TAlg.)  mit 
einer  neuen  (zweiten)  Art:  Sph.  mauritanicum. 

Kittary  gab  (Bull.  d.  Mose.  450.  Taf.  7.  Fig.  10.  11.)  eine  neue 
Beschreibung  und  Abbildung  von  Xya  vnriegata  111. 

fiOCitstariae.  Fischer  beschrieb  als  neue  Art  Decticus 
Sieboldii,  dem  D.  bicolor  Phil,  sehr  ähnlich,  aber  durch  die  in  bei- 
den Geschlechtern  regelmässig  ausgebildeten  Unterflugel  unterschieden 
(bei  D.  bicolor  sind  sie  stets  nur  rudimentär) ;  die  Diagnose  desselben 
lautet  so:  viridis,  thoracis,  elytrorum  abdominisque  dorso  testaceo,  alis 
pellucidis,  margine  anteriore  viridibus,  in  ^  linea  una ,  in  ?  dimidio 
brevioribus  quam  elytra  ,  his  abdomine  in  ^  multo ,  in  $  paulo  lon- 
gioribus;  femoribus  posticis  longis,  extus  linea  longitudinali  nigra  alba- 
que  suprapositis,  feminae  vagina  omnino  ut  in  D.  bicolore.  —  Ders. 
erörterte  im  löten  Jahresber.  S.  36  die  Unterschiede  von  D.  bicolor 
Phil,   und   D.   Irevipennis  Charp. 

Zell  er  unterschied  (Entom.  Zeit.  S.  113.)  von  dem  südeuropäi- 
schen Decticus  tesselahts  Charp.  Serv.  eine  in  Norddeutschland  einhei- 
mische, von  Philippi  und  Burmeister  mit  demselben  verwechselte  Art 
unter  dem  Namen  D.  Philippicus ,  und  beschrieb  eine  dritte,  nahe 
verwandte,  welche  von  ihm  bei  Rom  gefangen  wurde,   als  D.  strictus. 

Kittary  stellte  (Bull.  d.  Mose.  456  ff.)  drei  neue  in  den  kirgi- 
sischen Steppen  entdeckte  Arten  von  Decticus  auf,  D.  Eversmanni 
(Taf.  VIII.  Fig.  1.2.):  flavo-brunneus,  elytris  abdomine  vix  longioribus 
pallidis,  nervis  loogitudinalibus  et  maculis  quadratis  fuscis  ;  prothorace 
bicarinalo,  carinis  rectis  ,  fere  parallelis  ,  oviductu  abdomine  aequali, 
parum  curvato ,  albo  ,  supra  apiceque  valde  acuto  nigro.  ^  9  lin.,  $ 
15  lin;  D.  Trockii  (Taf.  VIII.  Fig.  3.) :  griseus  ,  vertice  pronoto  fe- 
moribusque  posterioribus  supra  viridibus,  elytris  subpellucidis,  ab- 
domine paulo  longioribus  maculis  rhomboidalibus  fuscis  notatis  ,  ovi- 
ductu abdomine  aequali,  pallido,  parum  curvato,  ^  6'/j'",  $  11'"  (ist 
mit  dem  oben  erwähnten  D.  Pbilippicus  Zell,  identisch)  ;  D.  stria- 
l  u  s  (Taf.  VIII.  Fig.  4.) :  griseo  -  fuscus ,  faries  ,  vertex  ac  superficies 
externa  femoris  postici  slriis  albis  fuscis  nigrisque  alternatim  notatis  , 
elytris  rudimentariis.  Lamina  subanalis  ecarinata,  apice  excisa.  Ovidu- 
ctus  longus  apice  tantummodo  fusco-niger.  ^  6"',  $  10'". 

Bris  out  de  Barn  eville  machte    (Bull.  d.  1.  soc.  entom.  d. 


202 


Schaum:  Bericht  über  di^  Leistungen  in  der  Entomologie 


Franc.  S.  LXXX.)  eine  neue  Locmta ,  L.  lineata  von  Paris,  be- 
kannt,  die  er  indessen  erst  im  Nymphenzuslande  beobachtet  hat  und 
daher  auch  nur  sehr  unvollständig  charakterisirl. 

Von  Lucas  (Expl.  de  I'Alg.)  wurden  als  neue  Arten  beschrie- 
ben :  Loc«sfa  S  «t,t^«t/i,  Ephippigera  pachy gaster,  costati- 
collis,  lalioollis,  nigro  mar  gin  at  a. 

Acridii.  Fischer  erörterte  (16ter  Jahresbericht  des  Mannh 
Vereins  S,  27.)  die  Charaktere  von  Podisma  frigidum  Boh.,  P.  alpinum 
(Gryllus  alpinus  Kollar),  und  beschrieb  eine  dritte  nahe  verwandle  neue 
Art  P.  sub  alpinum.  Die  erste  findet  sich  auf  den  scandinavischen 
Alpen,  die  zweite  auf  den  Alpen  von  Unteröstreich,  die  dritte  auf  den 
Bergen  bei  Freiburg  und  auf  dem  Rigi.  Die  Diagnose  der  letzten  ,  in 
welcher  der  Verf.  zuerst  (15ter  Jahresber.  d.  Mannh.  Vereins  S.  38.)  P. 
frigidum  Boh.  zu  erkennen  geglaubt  hatte,  lautet:  viride  vel  griseo- 
rufescens  ventre  pallidiore,  thorace  unicarinato  ,  lineis  tribus  alris,  in- 
terdum  evanescentibus  ;  eiytrorum  rudimentis  in  Jl  obloßgis,  in  $  elli- 
pticis;  abdomine  carinato ,  femoribus  poslicis  subtus  sanguineis  ,  intus 
nigro-bifascialis,  geniculis  nigris,  tibiis  maris  coeruleo-nigris  apice  tar- 
sisque  flavis,  feminae  tibiis  tarsisque  flavis.  tj  8"',  $  10—11'".  Die 
Flügeldecken  sind  beim  ^  über  ein  Dritttheil ,  beim  $  ein  Dritttheil 
so  lang  als  der  Hinterleib. 

Derselbe  stMlte  (15ter  Jahresb.  d.  Mannh.  Ver.  S.  43.)  eine 
neue  Art  von  Gomphocerus,  G  subsinuatus,  mit  folgender  Diagnose 
auf:  brevis,  rufofuscus ,  carinis  thoracis  parum  sinuatis  ,  elytris  fuscis, 
basi  saturatioribus,  abdominis  longitudine,  cellularum  conclavi  prirao  in 
^  et  $  basi  prominente,  secundo  conclavi  terlio  distincte  maiori,  sed 
ambobus  non  ita  dilalatis  nee  nitentibus  (ut  in  G.  biguttulo  e.  g.)  ver- 
sus apicem  in  ^  el  ^  macula  alba  obliqua  distincta,  abdominis  dorso 
dilute  rofo,  ventre  flavido.  —  Im  löten  Jahresber.  S.  33.  beschrieb 
ders.  das  bis  dahin  noch  unbekannte  Weibchen  von  Gomph.  piatypte- 
rus  Ocskay,  und  machte  auf  die  Slufenreihen  in  der  Entwicklung  der 
Ober-  und  ünterflügel  aufmerksam,  welche  zwischen  G.  brachypterus 
Ocskay,  dispar  Germ,  und  platypteriis  Ocsk.  und  zwischen  G.  parallelus 
Zett.,  montanus  Charp.   und  elegans  Charp.    stattfinden. 

Kittary  stellte  (Bull.  d.  Mose.  a.  a.  0.)  als  neue  Arten  auf: 
Oedipoda  Zinini  (Taf.  8.  Fig.  6.):  pallide  fusco-grisea ;  elytris  faäciis 
tribus  fuscis,  quarum  ultima  obsoleta;  alis  hyalinis  basi  rubris  fasciis 
duabus  transversis  lunulatis  nigris,  apice  ac  medio  notatls.  ^  U'",  $ 
1.-'"  und  O,  Clausii:  luteo- arenacea  ,  punctis  obscurioribus  nolata, 
elytns  alisque  abdomine  longioribus,  ultimis  hyalin© -coerulescenlibus, 
tibiis  posticis  citrini?,  apice  spinis  quatuor  munitis,  quarum  duae  inter- 
nae  tarso  paulo  breviores,  tarso  albo,  brevi,  filiformi.  ^7y^'",  $  10"', 
beide  aus  den  kirgisischen  Steppen.  —  Derselbe  gab  (ebenda)  eine 


während  des  Jahres  1849.  ^^^ 

neue  Beschreibung  und  Abbildung  von  Oedipoda  afßnis  Fisch.  (Ent.  I.) 
welche  Fischer  selbst  in  seinen  Orlhopteres  de  la  Russie  als  Varietät 
zu  0.  insub:ica  gezogen  hat,  welche  aber  hinreichend  von  derselben 
verschieden  ist.  Die  hier  mitgetheilte  Diagnose  lautet:  gnsea  margo 
posterior  prothoracis  prominens,  obtusus,  elytris  fusco-gnseis,  tribus  fa- 
sciis  obscurioribus  obsolete  notatis,  alis  rubro-miniatis,  apice  margineque 
anteriori  et  exteriori  nigro-cinctis. 

Die  in  der  Explorat.  de  l'Alger.  von  Lucas  bekannt  gemachten 
neuen  Arten  sind:  Pamphagns  nigr  opunctatus  ,  Oedipoda  fusco- 
cincta,  mauritanica,  alg  eriana ,  aren  aria,  virescens 
(einer  Berichtigung  am  Ende  des  Werkes  zufolge  =  hisignala  Charp  , 
albolineata,Tetrix  brachyptera,  die  letzte  im  Suppl.  aufgestellt. 
Eine  neue  abyssinische  Art  ist  Poecikcerus  Vignaudii  Gne- 
rin  (Lefeb.   Voy.). 

Das  Erscheinen  der  Oedipoda  migratoria  in  Belgien  besprach 
Selys-Longchamps  (Bull,  de  l'Ac.  d.  Belg.  t.  XVI.  P.  IL  S.  626.) 
Truxalis  proccm  Klug  kommt,  nach  Lucas  (Ann.  d.  1.  soc.  ent. 
d  Franc.  Bull.  S.  LXIX.)  auch  in  Algier  bei  Constantine  vor  ,  in  der 
Expl.  scient.  de  l'Alger.  ist  sie  noch  nicht  erwähnt.  Die  bei  Cadix 
entdeckte  Tr.  unguiculata  Ramb.  ist  raii  dieser  Art  identisch. 

Termitides.      Ueber   die  Lebensweise    der   in  Paraguay  vor- 
kommenden Termiten  sind  Rosenschöld's   Beobachtungen  von  ßohe- 
man  mitgetheilt  worden  (Öfvers.  Vet.  Ac.  Förh.  1849.  S.  59.).     Es  sind 
dort  vier  Arten   einheimisch,  von  allen  kennt  Ros.  die  geflügelten  Mann- 
chen und  Weibchen  und  die  Soldaten  ;  die  Arbeiter  erklärt  er  (wie  La- 
treille)  für  die  Larven.     Die  grösste  Art    ist  sehr  gemein  ,    und  berei- 
tet konische  Hügel   von     3  Fuss  Höhe,    die  immer   aus  einem  hartem 
Material  bestehen  als  der  Boden,  und  nicht  vom  Regen   erweicht  wer- 
den      Die  Termiten  müssen    daher  eine  gummiähnliche  Flüssigkeit  zum 
Baue  derselben  anwenden.     Von  den  Einwohnern   wird  dieses  Material 
zum  Stubenauslegen  benutzt.     Die  Hüjel  enthalten  Gänge    und  Höhlen, 
aber  keine  Vorrathskammern  und  keine  Wohnung  für  die  Königin.     Im 
November  und  December   sind    die   geflügelten    Individuen   ausgebildet, 
sie  verlassen  die  Wohnungen  durch  Risse,  weicht  die  Hügel  um  diese 
Zeit  erhalten,  schwärmen  namentlich  an  regnichten  Abenden,  und  wer- 
den meistens  von  Vögeln  verspeist.  Während   des  Schwärmens  sind  die 
Risse  von  den  Soldaten  besetzt  und  werden ,  nachdem  alle  ausgeflogen 
sind,  wieder  zugemauert.       Die  Beobachtung  eines  Vorgangs,  den  Ros. 
für  die  Copulation  hält,  verdient  hier  noch  Erwähnung.     Ros.  sah,  wie 
ein  Termit  sich  mit  emporgehobenem  Abdomen  ins  Gras  setzte,  und  wie 
bald   ein  anderes  kleineres  Individuum  ankam  und  mit  seinen  Mandibeln 
den  Hinterleib  des  erstem  fasste.      Beide    liefen    auf  diese  Weise  ver~ 
banden  herum,  worauf  bald  die  Flügel  (es  ist  nicht  klar  gesagt,  ob  die 


204    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungfen  in  der  Entomologie 

Flügel  beider  Individuen)  abfielen.  -  Eine  zweite  kleiner.  Art 
liommt  gemein  unter  Mist  und  in  Häusern  unter  dem  lehmigen  Boden 
vor,  d.e  geflügelten  Individuen  kommen  besonders  bei  Regen  zum  Vor- 
schein, vereinigen  sich  in  grossen  Schaaren  und  umfliegen  die  höchsten 
Aeste  der  Bäume;  zwei  Individuen  fallen  immer  zusammen  nieder.  _ 
Eine  dritte,  gewöhnlich  .unter  Baumrinde  vorkommende  Art  legt  sich 
bisweilen,  wie  die  Ameisen,  eine  Wohnung  in  loser  Erde  an.  Bei  die- 
sen  drei  Arten  haben  die  Soldaten  einen  grossen  Kopf  ohne  Hörn,  die 
Larven  derselben  sind  nicht  zu  unterscheiden.  _  Bei  der  vierten  Art 
.st  der  Kopf  der  Soldaten  massig  gross,  mit  einem  Hörn  versehen  ;  die 
r.arven  und  Soldaten  sind  der  vorigen  Art  sehr  ähnlich,  diese  Art  schlägt 
Ihre  Wohnungen  in  Baumästen  und  im  Holzwerk  der  Dächer  auf  die- 
selben  erscheinen  daselbst  als  Auswüchse,  sind  von  dünnen  zerbrech- 
lichen Lamellen,  wahrscheinlich  aus  schwarzer  Erde  und  Holzparlikeln 
gebildet,  und  von  ihnen  gehen  bedeckte  Gänge  aus,  durch  die  die 
iermiten    zur  Erde  gelangen,   ohne  sich  dem  Tageslichte  auszusetzen. 

Eine  historisch  -  kritische  Uebersicht  der  über  diese  Familie  er- 
schienenen Schriften  hat  Hagen  (Ent.  Zeit.  S.  27.)  gegeben. 

Kmbidae.  Von  Lucas  (Expl.  de  l'AIg.)  wurde  EmUamau^ 
ritanica  als  neue  Art  in  ihren  verschiedenen  Ständen  beschrieben 
und  abgebildet. 

Hagen  hat  in  der  Entom.  Zeit.  S.  55  die  Litteratur  dieser  Fa- 
milie zusammengestellt. 

Psocides.  Die  auf  diese  Familie  sich  beziehenden  Leistun- 
gen  früherer  Schriftsteller  hat  Hagen  (Entom.  Zeit.  S.  56.)  zusammen- 
gestellt und  beurtheilt. 

Perlariae.  Eine  neue  Art  ist  Perla  Pictetii  Lucas 
(Expl.  de  l'Alg.). 

liibellulinae.  Eine  für  die  Systematik  dieser  Familie,  noch 
mehr  aber  für  die  Nomenclatur  der  einzelnen  Gattungen  und  Arten  sehr 
wichtige  Arbeit  ist  der  reichhaltige,  mit  grossem  Fleisse  und  Kenutniss 
des  Gegenstandes  abgetasste  Bericht,  welchen  Hagen  in  der  Entom 
Zeit.  S.  59-61,  S.«6_74,  S.  141-156  u.  S.  167-177  über  die  hier- 
her  einschlagende  Litteratur  verölTeiitlicht  hat.  Besonders  dankenswerth 
ist  die  specielle  Vergleichung  der  Arbeiten  Burmeister's  und  Rambur's, 
welche  dem  Verf.  zur  Mittheilung  vieler  synonymischer  AufschlüssJ 
Veranlassung  gegeben  hat. 

In  der  Exploration  de  l'Algerie  ist  diese  Familie  von  Selys- 
Longchamps  bearbeitet  worden.  üie  neu  aufgestellten,  sehr  schön 
abgebildeten  Arten  sind:  Libellnla  separata,  t.  harhala,  L. 
Ramburii,  L,  Edwardsii,  Gomphus  Lucasii  Cpulchelhs  s'wlys. 
Mon.),  Flatycnemis  subdilatata. 


während  des  Jahres   1849.  205 

Ein  fossiles,  zu  den  Libellen  gehöriges  und  im  obern  Lias  bei 
Chellenham  gefundenes  Insect  wurde  von  Westwood  (Quart.  Journ. 
of  the  Geol.  Soc.  of  Lond.  Febr.  1849.)  als  H eterophlebia  dis- 
locala  beschrieben  und  abgebildet,  und  von  ihm  zur  Gruppe  der  Li- 
helluliden  und  zwar  in  die  Nahe  der  Galtung  Diplax  Charp.  gestellt. 
Hagen  wies  dagegen  überzeugend  nach,  dass  die  neue  Galtung  den 
Gomphiden  anzureihen  sei  und  im  Flügelgeäder  eine  Bindeglied  zwi- 
schen diesen  und  den  Agrioniden  darstelle  ,  wobei  er  zugleich  die  ty- 
pische Anordnung  des  Flügelgeäders  in  dieser  Familie  erläuterte.  (Ent. 
Zeit.  S.  226.  Taf.  1.   Fig.  1—4.) 

Kplieinerinae.  Eine  sehr  vollständige  Uebersicht  und  um- 
sichlige  Beurtheilung  aller  diese  Familie  behandelnden  Arbeiten  hat 
Hagen  in  der  Ent.  Zeit.  S.  354.  geliefert,  und  dabei  Gelegenheit  ge- 
funden, zahlreiche  synonymische  Berichtigungen  mitzutheilen. 

IVeuroptera. 

Heinerobini.  Von  Menetries  (Ins.  rec.  p.  Lehm.)  wurde 
Ascalaphus  int  ermedius  als  neue  Art  beschrieben  und  Taf.  6.  Fig.  13. 
abgebildet ;  sie  steht  zwischen  A.  ilalicus  Fabr.  und  oculatus  Brüll,  in 
der  Mitte  und  findet  sich  im  Lande  der  Baschkiren ,  bei  Lenkoran  und 
selbst  in  Ungarn. 

Pliryganides.  Hagen  hat  (N.  Freuss.  Frov.-Bltt.  Bd.  VIL 
Heft  6.  S.  421.  Art.  35.)  in  Freussen  beobachtete  Arten  dieser  Familie 
namhaft  gemacht. 

Hymenoptera. 

Ein  Verzeichniss  der  im  Königreich  Hannover,  zumal  im 
südlichen  Theile  und  am  Harze  aufgefundenen  Mordwespen 
hat  Wissmann  (Ent.   Zeit.  S.S.)  veröffentlicht. 

Es  schliesst  sich  genau  an  Dahlbom's  Bearbeitung  der  Älordwes- 
pen  an  und  zählt  115  bereits  bekannte  Arten  auf.  Ueber  eine  neue  vom 
Verf.  aufgestellte,  der  Familie  der  Spheginae  angehörige  Gattung  DahU 
bomia  wird  unlen  berichtet.  Dem  Auisatze  sind  einige  schätzbare  Mit- 
theilungen über  Oeconomie  und  Lebensweise  einzelner  Arten  ein- 
verleibt. 

^Verzeichniss  der  im  Königreiche  Sachsen  vorkommen- 
den sphexatigen  Insecten  von  H.  v.  Kies  en  wetter«  (Ent. 
Zeit.  S.  86.).  Enthält  97  bekannte  und  eine  neue  Art,  über 
die  letztere,  Rhopalum  nigrimm,  s.  unten. 


205    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

Fauna  hymenopterolog-ica  volgo-uralensis.  Farn.  III.  Sphe- 
gidae  Latr.  auct.  E.  Eversmann  (Bull.  d.  Mose.  st.  XXII. 
P.  II.  S.  359.). 

Diese  Abiiandlung  bildet  die  Forlsetzung  der  im  Berichte  für  1847 
angezeigten  Arbeit  desselben  Verf.  über  die  Blatt  -  und  Holzwespen 
des  Faunengebietes  zwischen  der  Wolga  und  dem  Ural,  sie  umfasset  die 
in  dem  ersten  Bande  von  Dahlhom's  Hymenoptera  europaea  behandelten 
Familien  und  die  Scolien  ,  und  zählt  gegen  170  Arten  auf,  von  denen 
sich  die  meisten  über  einen  grossen  Theil  von  Europa  verbreiten,  un- 
ter welchen  sich  aber  auch  viele  neue  befinden.  In  der  Systematik  und 
Nomenclatur  ist  der  Verf.  durchaus  Dahlbom  gefolgt,  die  von  Diesem 
bereits  beschriebenen  Arten  sind  nur  mit  Diagnosen  versehen,  die  neuen 
dagegen  ausführlicher  charakterisirt ;  ich  werde  diese  unten  bei  den 
einzelnen  Familien  namhaft  machen. 

Einige  neue  spanische  Hymenopteren  hat  L.  Dufour 
(Ann.  d.  sc.  natur.  3.  ser.  t.  XI.  Zool.)  beschrieben  und  ab- 
gebildet. 

Newport  hat  zwei  Abhandlungen  „On  the  anatomy  et 
development  of  certain  Chalcidae  and  Ichneumonidae,  compa- 
red  with  their  special  economy  and  instincts  P.  I  et  II.  P.  II.« 
der  Linnean  Society  vorgelegt,  von  denen  Auszüge  in  Gard. 
Chron.  S.  183.  und  in  den  Ann.  of  nat.  bist.  2.  ser.  Vol.  IV. 
S.  277  und  286  mitgetheilt  sind ,  über  die  ich  aber  erst  be- 
richten werde ,  wenn  sie  vollständig  in  den  Trans,  of  the 
Linn.  Soc.  erschienen  sein  werden. 

Grube  hat  sich  (Müll.  Ar  eh.  f.  Anat.  und  Phys.  8.47— 
74.  Taf.  1.)  mit  der  Frage  beschäftigt,  ob  den  Wespen-  und 
Hornissenlarven  ein  After  fehlt  oder  nicht ,  und  hat  dabei 
seine  Untersuchungen  auch  auf  den  Darmkanal  anderer  Hy- 
menopterenlarven,  namentlich  der  Bienenmaden  ausgedehnt. 

Jene  Frage  beantwortete  der  Verf. ,  nachdem  er  die  Angaben 
früherer  Entomotomen  übes  den  Nahrungskanal  der  Wespen  - ,  Horn- 
nissen  -  und  Bienenlarven  vorausgeschickt  hat,  dahin,  dass  allerdings  ein 
gerader,  am  Hinterende  frei  mündender  Wahrungskanal  vorhanden  ist, 
dass  aber  nur  die  Muskelhaut  desselben  ein  fortlaufendes  Bohr  bildet, 
die  Innern  Häute  des  Magens  blind  endigen,  die  innere  Haut  des  Darms 
blind  anfängt ,  und  dass  der  Darm  nur  das  Secret  der  Malpighi'schen 
Gefässe  aufnimmt,  diese  also  nichts   zur  Verdauung  beitragen  können, 


während  des  Jahres  1849.  207 

vielmehr,  wie  sich  auch  ;.us  der  Prüfung  ihres  Inhalts  ergiebt,  als  Harn- 
gefässe  zu  betrachten    sind.    —   Der  grosse,    ovale,  den  ganzen  innern 
Körperraum  einnehmende  Magen  geht  vorn  in  einen  ganz  kurzen  ziem- 
lich   starken    Oesophagus,  hinten    durch    eine    Einschnürung   in    einen 
ebenfalls  kurzen,  mit  einer  gelblichen  Flüssigkeit    gefüllten,  fast  kug- 
ligen  Darm  über,  der  zuweilen  gegen  die  Leibeswand  gedrückt  ist  und 
dann    leicht    übersehen    wird.     Die  Muskclhaut   des    Yerdauungskanals 
umgiebt  die  einzelnen  Theile,  namentlich  den  Magen,  ziemlich  lose  und 
besteht    aus    deutlichen  quergestreiften    Ringmuskeln,  bei  starker  Yer- 
grösserung  zeigt  nc  auch   Längsmuskeln.     Unter  der  Muskelhaut  findet 
sich  eine  Schicht  platter  Zellen  und  darauf  folgen  nach  innen  Epithe- 
liumlagen,  die  aus  mehreren,  oft  5—7,  Blättern  bestehen,  und  ein  gan- 
zes System  von  eingeschachtelten    hinten   geschlossenen  Säcken  bilden. 
Das  Gewebe  derselben  ist    struclurlos,    die  innerste  zeigt  in  die  Höhle 
des  Sacks    hineinragende    Längsfalten.      Die   Zwischenräume    zwischen 
diesen  Längsfallen  erscheinen  roth  carrirt  ;  dieses  soll,  nach  dem  Verf., 
daher  rühren,  dass    sich    in    den   äussern    Epitheliumblättern    zarte  mit 
einem  rothen  Inhalt  gefüllte  Kanäle  befinden,   welche    als  aufsaugende 
Gefässe    zu    betrachten    seien    und    ihre  rothe  Färbung    den    von    aus- 
sen in  den  Magen   aufgenommenen    Stoffen    verdankten.    —  Der  Inhalt 
des  Magens  ist  stets  roth  ,    er   enthält  viele  Parlikelchen    von  Insecten, 
und  der  rothe  Stoff  scheint  das  Pigment  von  Insectenaugen  zu  sein.  Aus- 
ser diesen  thierischen   Ueberbleiseln  finden  sich  zahlreiche  Pollenkörner 
darin.  —  Der  auf  den  Magen  folgende  ,  vom   Verf.   als  Darm  bezeich- 
nete blasenartig  aufgeblähte  Theil  zeigt    ebenfalls  eine   der  Muskelhaut 
anheftende  Zellenschicht,   sein  Fpithelium    besteht  aber  nur  aus  einer 
Lage;    der  Sack,    welchen    dasselbe   bildet,    mündet    hinten  durch  die 
Oeffnung ,    die    im  vollkommenen  Insecte    den    After    darstellt.     Dieser 
Sack  ist  vorn  geschlossen,  und  fungirt,  insofern  er  nur  den  Inhalt  der 
vier  grossen  grünlich  gefärbten  Malpighi'schen  Gefässe     aufnimmt,  nicht 
eigentlich  als  Darm,  sondern  als  Harnblase.  Die  Malpighi'schen  Gefässe 
der  Larven  werden,  nachdem  diese  sich  zur  Verpuppung    eingesponnen 
haben,  immer  kleiner,  und  verkümmern  allmählig,   während  die  zahl- 
reichen für  das  vollkommene  Insect  bestimmten,  den  Pylorus  wie  einen 
Kranz  weisser  Fäden    umgebenden  Harngefässe    deutlicher  hervortreten. 
—  Spinngefässe  sind  bei  den   Wespenlarven    vier  vorhanden,  jederseits 
eins  an  der  Rücken-   und  eins  an  der  Bauchseile,  sie  vereinigen  sich 
erst  zu  zwei,  dann  zu  einem  Stamme,   der  au  der  Überlippe  ausmündet ; 
sie  scheinen  zugleich  die  Stelle  dei  Speichelgefässe  einzunehmen. 

Ob  während  des  Larvenlebens  eine  Entleerung  des  Mageninhal- 
tes durcli  den  Mund  erfolgt  ,  ist  zweifelhaft.  Beim  Uebergang  in  den 
Puppenzustand  öffnet  sich  der  geschlossene  Pylorus  des  Magens,  und  es 
wird  der  ganze  Epilhelialsack  des  Magens  mit  seinem  Einschlüsse  ent- 
leert.    Der  blasenfüunige  Darm  geht   in    einen  kurzen   geraden  Kanal 


208     Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

über,  und  das  Epilhelium  des  Nahrungskanals  stellt  ein  bis  zum  After 
lorllaufendes  Rohr  dar.  Im  weitern  Verlaufe  der  Verwandlung  streckt 
sich  die  Speiseröhre  und  iässl  an  ihrem  u'itern  Ende  eine  blasige  Er- 
weiterung (den  Honigmagenj  sehen  ,  der  Magen  bildet  eine  Spiraldre- 
hung, am  Darm  tritt  eine  dünnere  und  dickere  Abtheilung  hervor. 

Der  Nahrungskaual  der  Ameisenlarven  zeigt  eine  grosse  Ueber- 
einstimmung  mit  dem  der  Wespen  ,  am  Magen  der  Eormica  herculeana 
fand  der  Verf.  nicht  weniger  als  10  Häute  ;  auch  die  Ichneumonenlar- 
veu  verhielten  sich  ähnlich,  nur  konnte  hier  bloss  eine  Epitheliumlage 
erkannt  werden.  Der  Magen  der  Bienenlarven  ging  aber  in  den  hinten 
geöffneten  Darm  über  und  zeigte  nur  eine  einfache,  ziemlich  dicke  Epi- 
theliumschicht  ;  am  Fylorus  münden  zwei  grosse  und  ein  Kranz  klei- 
ner Harngefässe.  Die  Made  von  Cynips  zeigte  wieder  viele  Ueberein- 
slimmung  mit  den  Bienenlarven. 

Tentlirediuetae.  Von  Bremi  (Ent.  Zeit.  S.  92.)  wurden 
als  neue  Arten  aufgestellt:  Lijda  H artigii,  Synairema  alpina,  JYe- 
matus  vesicator,  Lophijrus  pulchr  icornis,  Schüocera  pallipe  s 
und  inaequalis,  sämmtlich  aus  der  Schweiz.  Die  Larve  des  Nema- 
tus  lebt  in  sehr  grossen  blasenartigen  dünnwandigen  Gallen  an  dej 
Blättern  von  Salix  purpurea. 

Sundevall  beschrieb  die  Verwandlung  einer  neuen  Art  von 
Fenusa,  F.  Vlmi,  deren  Larven  im  Blattparenchym  der  Hüster  leben. 
Die  Diagnose  des  vollständigen  Insects  lautet  :  nigra,  nitida,  tibiis  4 
anterioribus  apiceque  femorum  2  anticorum  pallidis,  alis  fuscis,  pelluci- 
dis,  nigro-fusco  nervosis,  antennis  linearibus  articulis  9,  nullis  obliquis. 
Long.  4  millim.  (Forh.  ved  Skand.  INaturf.    4  möde  p.  240.) 

Eine  neue  Art  ist  ferner  Tarpa  Levaillantii  Lucas  (Expl. 
de  l'Alg.) 

VY  e  s  t  w  0  0  d  erläuterte  (Gard.  Chron.  S.  597.)  die  Naturgeschichte 
von  Foenula  pumila,  deren  Raupe  in  den  Himbeerblättern  minirt. 

IJrocerata.  Als  neue  Arten  sind  aufgestellt:  Oryssus  plu- 
micornis  von  Guerin  (Lefeb.  Voy.)  aus  Abyssinien  und  von  Port 
INatal,   Cephus  flavico  rnis  von  Lucas    (Expl.  de  l'Alg.). 

Aus  dem  vorigen  Jahre  ist  hier  nachzutragen,  dass  nach  T  is  eb- 
be i  n's  Beobachtungen  (Ent.  Zeit.  1848.  S.  160.)  Cephus  pygmaeus  und 
C.  spinipes ,  wie  dies  bereis  Klug  vermuthet  hatte,  Männchen  und  Weib- 
chen einer  Art  sind. 

Eine  Mittheilung  Doubleday's  (Froc.  of  the  zool.  Soc.  S.  95.) 
über  die  Lebensweise  der  Larven  von  Sirex  gigas  bestätigt  nur  früher 
Bekanntes. 


während  des  Jahres  1849.  209 

Iclmeumouides.  Die  Aufzählung  der  in  der  Gegend  von 
Aix  vorkommenden  Ichneumonen  hat  Boy  er  de  Fo  n  s  colombe  (Ann. 
d.  1.  SOG.  entom.  S.  211.)  forlgeselzl  (s.  Jahresber.  f.  1847.  S  133) 
Der  vorliegende  Theil  enthält  7  Arten  von  Mesoleplus,  30  von  Tryphon] 
«  von  Exochus,  1  von  Scolobates,  3  von  Tragus,  1  von  Alomya.  Sechs 
Arten  der  Gattung  Tryphon  werden  als  neu  beschrieben  ,  nämlich  Tr 
breviusculns,  rufonotalns,  Iflnvescens,  debilis,  delica- 
tus  fulvescens.  Die  Bestimmung  vieler  Arten  ist  zweifelhaft  ge- 
blieben, dieselben  werden  daher  näher  bezeichnet. 

Kevue    des  Anomalons    de    Belgique    parWesmael    (Bull.de 
1  Acad.  d.  Belg.  t.  XVI.  P.  II.  S.  115.).  -  Die  hierher  gehörigen  Arten 
werden  vom  Verf.  auf  folgende  Weise  in  fünf  Untergattungen  vertheill  : 
Sch^,oloma;    oculi  glabri,    clypeus    margine    apicali  late  reflexo  et 
bilobo  ,  mandibulae  dentibus  duobus  inter    se  valde    inaequalibus  apice 
mstructae,  tarsi  postici  articulo  primo  duplo  circiter  longiore  quam  se- 
cundo,  maris  unguibus  basi    abrupte  compresso-dilatatis,    feminae  tere- 
bra  valvis  lanceolato-linearibus.   1   A.  S.  amictum  Grav.    -  Hetero- 
pelma;  oculi  glabri,    labrum    exsertum  ,  clypeus    margine  apicali   late 
rotundato,  mandibulae  dentibus  duobus  inter  se  valde  inaequalibus  apice 
mstructae ,    tarsi    postici  art.  primo    quadruple    longiore  quam  secundo, 
maris  unguibus  basi  abrupte    dilalato-compressis,   terebra  feminae  ut  in 
praec.    H.  calcator  (A.  xanthopus?  Grav.).  -  Exochilum;    oculi 
glabri,  labrum  exsertum,  clypeus  margine   apicali  truncato  ,  mandibulae 
dentibus  duobus   inter    se  inaequalibus ,    tarsi  p.    art.  primo  duplo  circ. 
longiore  quam  secundo,  unguibus  gracilibus,  terebra  feminae  ut  in  praec. 
E    circumflexum  Grav.    _    Anomalon;    oc.  glabri,  labrum  recondilum, 
clypeus  apice  medio  acutangulo  vel  apiculalo,  mandibulae  dentibus  duo- 
bus subaequelibus ,    tarsi    p.  art.  primo  duplo   circ.    longiore  quam  se- 
cundo, ung.  gracilibus,  feminae  terebra  valvis  apicem    versus  dilatatis, 
rarissime  linearibus.    A.  armatum  (xanthopus?  Grav.),  belli  casum 
{rußcornel    Grav.),    biguttalum  Gray.  ,    heros,    cerinops    Grav.,    ni- 
gricorne,     perspicuum,    flaveolatum    Grav.,    clandestinum    Grav., 
anxtum,  unigultatum  Grav.,  varitarsum,  debile,  tenuicorne  Grav., 
brevicolle.    —    Trich o mm a ;  ocuW  h\vl\ ,    labrum  reconditum,  cly- 
peus apice  medio  acutangulo  vel  apiculato,  mandibulae    dentibus    duob. 
subaequalibus,    tarsi    p.  art.    primo  duplo  circ.   longiore  quam  secundo, 
unguibus  gracilibus,  terebra  feminae  valvis  linearibus.    T.  enecafor  Grav. 
und  fulvidens  n.  sp. 

«Notice  sur  les  Ichneumonides  de  la  Belgique  appartenant  aux 
genres  Metoptus  ,  Banchus ,  Coelocenlrus,  par  Wesmael«  (Bull,  de 
1  Acad.  de  Brux.  1849.  I.  S.  620-634).  _  Die  Charaktere  der  Gattung 
JMetop^us  werden  hier  in  folgender  Weise  festgestellt:  Facies  subcon- 
cava,  margme  elevato  circumdata;  palpi  max.  artic.  secundo  incrassato  : 
scutellum  marginibus  laleralibus  elevatis  ,  angulis  apicalibus  prominu- 
Archiv  f.Naturgesch.  XVI.  Jahrg.  1.  Bd.  q 


210    Schaum:  Bericht  Aber  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

lis ;  aiae  areola  cubitali  secunda  subrliomboidali ;  tibiae  intermediae 
calcare  unico  apice  instruclae  ;  abdomen  sessile,  subcylindricum,  tere- 
bra  feminarum  recondita.  Die  iiier  beschriebenen  belgischen  Arten 
sind  :  M.  dissectorius  Panz.  (sicarius  Grav.)  ,  fuscipennis  n.  A.  (^scrobi- 
culatus?  Ratz.),  connexorius  n.  A. ,  sehr  ähnlich  dem  M.  necato- 
rius  ;  migratorius  Grav.  ($  necatorius  Grav.),  anxius  n.  A.,  nur  im 
weiblichen  Geschlechte  bekannt,  dentatus  Fabr.  Grav.  —  Banchus  ent- 
hält 4  A.:  cojnpressvs  Gr.,  piclus  Gr.,  falcator  Gr.  ,  monileatus  Gr.,  der 
letzte  bildete  eine  besondere  Untergattung  Corynephanus,  weil  das 
letzte  Glied  der  Maxillartaster  beim  Männchen  fadenförmig,  an  der  Spitze 
geknöpft  ist.  —  Von  Coelocentrus  sind  2  A.  :  excitator  Grav.  (-71  Ma^ 
crus  croceicornis  Grav.)  und  caligatus  Grav.  aufgeführt,  die  vielleicht 
nur  Abänderungen  von  einander  sind. 

Unter  dem  Titel:  „Adnotationes  ad  descr.  Ichneumonum  Bel- 
giae«  gab  Wesmael  (ebenda  S.  37 — 44.)  Wachträge  zu  den  Beschrei-. 
bungen  von  24  in  seiner  früheren  Schrift  enthaltenen  Arten. 

Sphaetes  crassicrus  ist  als  neue  Gattung  und  Art  der  Ichneumo- 
nes  cryptici  von  ßremi  (Ent.  Zeit.  S.  95.)  aufgestellt  worden.  Das 
einzelne  Weibchen  ist  in  Graubünden  gefangen.  Die  Gatlungscharak- 
tere  hat  der  Verf.  in  der  Beschreibung  nicht  von  den  Artcharakteren 
getrennt,  ich  habe  sie  daher  hier  nicht  mittheilen  können. 

Als  neue  Arten  sind  beschrieben  : 

Von  Ratzeburg  (Ent.  Zeit.  S.  131.)  Cubocephalus  Germari, 
zur  Zeit  nur  im  weiblichen,  und  Pimpla  pr  oces  sioneae,  nur  im 
männlichen  Geschlechte  bekannt ;  beide  aus  Gastropacha  processionea 
erzogen. 

Von  Lucas  (Expl.  de  l'Alg.)  :  Mesoleptus  flavosi gnatus , 
Ichneumon  rubro-cinctus,  flavomaculatus ,  Cryptus  Levail^ 
lantiif  bicolor,  armatus,  annulico  rnis ,  Collyria  erythro-' 
gast  er,  armata,  Anomalon  affine,  Bassus  flavipes,  Lissonota 
fla-oipes,   Glypta  erythrogaster,  Pimpla'i  nigrolineata. 

Von  Guer  in- Mene  ville:  Ichneumon  frontalis  aus  Abyssi- 
nien  und  vom  Cap,  Cryptus  aus  tralis  aus  Abyssinien. 

Bracouicles*  Eine  neue  Gattung  Gastro  theca  ist  von 
Guerin-Meneviile  (Lefeb.  Voy.)  errichtet  worden,  sie  stimmt  mit 
Chelonus  und  Ascogaster  darin  überein  ,  dass  das  Abdomen  aus  einem 
Stücke  zu  bestehen  scheint,  welches  alle  andern  Segmente  bedeckt,  und 
unterscheidet  sich  von  jenem  durch  glatte  Augen  und  die  von  der  ersten 
Discoidalzelle  getrennte  erste  Cubitalzelle,  von  Ascogaster  durch  das  mit 
Dornen  besetzte  Abdomen  und  durch  die  Gestalt  der  Flügelzellen.  G. 
für c ata  neue  Art  aus  Abyssinien. 

Derselbe  beschrieb  (ebenda)  Spinaria  inermis,  neue  A.  aus 
Abyssinien. 


während  des  Jahres  1849.  211 

Von  Lucas  (Expl.  de  l'AIg.)  sind  aufgestellt:  Bracon  distin- 
ctus,  erythrothorax,  Vipio  al  giricus ,  Rogas  bicolor,  Aga^ 
thitis  Rovaei  {erythromelas  Brüll.),  Brullaei ,  thor acica,  Che- 
lonus  ruhripes,  erythro  gaster. 

Cynipseae*  Kollar  machte  (Sitzungsber.  der  Wiener  Aca- 
demie  S.  317.)  auf  die  verschiedenen  Galienformen  aufmerksam,  wel- 
che die  Knoppervvespe  Cynips  calicis  erzeugt.  Sie  bringt,  wie  be- 
kannt ,  an  Quercus  pedunculata  durch  eine  Verletzung  des  Fruchtbo- 
dens die  mit  dem  Namen  der  Knopper  belegte  Galläpfelform  hervor, 
welche  Gegestand  des  Handels  ist  .  ausserdem  aber  noch  an  anderen 
Theilen  andere  Gallformen,  welche  weniger  Gerbstoff  enthalten  und  nicht 
gesammelt  werden,  z.  ß.  sticht  sie  die  Blattknospe  an,  welche  sich  in 
einen  grossen  mit  konischen  Höckern  besetzten  Gallapfel  verwandelt. 
Dieser  Gallapfel  enthält  in  der  Milte  seines  Gewebes  eine  dünnwandige 
erbsengrosse  Kapsel,  in  welcher  die  Verwandlung  der  Wespe  vor  sich 
geht.  Hartig  hat  die  daraus  erzogene  Wespe  Cynips  hungarica  genannt, 
sie  ist  indessen  mit  C.  calicis  identisch.  Eine  eigenthümliche  Gallen- 
form erzeugt  die  Knopperwespe  ferner  an  den  jungen  Früchten  von 
Q.  sessiliflora  und  Q.  pubescens.  C.  caput  medusae  und  C.  argentea 
Hartig  sind  ebenfalls  mit  C.  calicis  einerlei,  welche  über  Ungarn,  die 
Donaufürstenthümer  ,  Oestreich  ,  Steiermark,  Mähren  und  Baiern  ver- 
breitet ist. 

Proctotrupii*  Zwei  neue  Arten  sind  von  Lucas  (Expl.  de 
l'Alg.)  beschrieben  worden:  Epyris  pulch  ellus  ,  Scleroderma  ur^ 
ficornis. 

Cfialcidiae«  Von  Newport  wurde  (Gard.  Chron.  n.  12. 
S.  183.  Ann.  of  nat.  bist.  2.  ser.  t.  IH.  S.  513.  t.  IV.  S.  278.)  eine 
neue  Gattung  und^Art,  Anthophorabia  retusa,  aufgestellt,  die  sich 
als  Parasit  in  den  Nestern  von  Anthophora  retusa  findet  und  im  männ- 
lichen Geschlecht  durch  Anwesenheit  einfacher  und  Mangel  zusammen- 
gesetzter Augen,  durch  verkürzte  Flügel,  sehr  erweitertes,  unten  aus- 
gehöhltes zweites  und  sehr  grosse  mittlere  Fühlerglieder  ausgezeichnet 
ist.  Die  Gattungsdiagnose  lautet:  Fem.:  caput  thorace  latius;  antennae 
6-articulatae,  pilosae,  articulis  2do,  3tio,  4to  ötoque  subaequalibus,  6to 
clavam  elongalo-ovalem  efformante  ,  Ihorax  abdomenque  longitudine  ae- 
quales ;  alae  vena  mediana  bifida;  tarsi  5-articulati.  Mas:  antennae 
4-articulatae ,  artic.  basali  arcualo ,  niagnopere  dilatato  ,  inferne  exca- 
vato  ,  2do  cylindrico ,  3tio  magno  globoso  ,  4to  elongato-ovali ,  oculi 
stemmatosi;  alae  abbreviatae.  —  Newp.  fand  auch  die  Larven,  ge- 
wöhnlich zu  20 — 30  in  einer  ßienenzelle,  sie  verpuppen  sich  gewöhn- 
lich zu  Ende  des  Sommers,  oft  aber  auch  erst  im  nächsten  Frühjahr. 
Da  die  Weibchen  keinen  üvipositor  haben  und  beide  Geschlechter  in 
geschlossenen    ßienenzellen    lebend    gefunden    wurden  ,    da  ferner  die 


212    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

Männchen  nur  einfache  Augen  haben  ,  so  schliesst  N.,dass  das  Weib- 
chen befruchtet  werde,  ehe  es  die  Zelle  verlässt,  und  dass  es  seine 
Eier  in  neue  Zellen  lege,  während  diese  noch  offen  sind. 

Westwood  beschrieb  (Proc.  of  the  ent.  Soc.  V.  S.  LXV.,  Card. 
Chron.  n.  19.  S.  295.,  Ann.  of  nat.  bist,  IV.  S.  288.)  dasselbe  oder  ein 
nahe  .verwandtes,  ebenfalls  in  den  Western  der  Anthoph.  retusa  leben- 
des Insect  unter  dem  Namen  M elitohia  Audouini  in  folgender 
Weise:  antennae  maris  9- articulatae ,  art.  1.  maximo ,  subtus  apice 
excavato,  art.  4.,  5.,  6.  minimis,  feminae  simplices,  8-articulatae ,  art. 
tribns  ultimis  in  utroque  sexu  clavam  ovalem  formantibus  ;  mas  coecus, 
femina  oculis  ocellisque  instructa,  alae  maris  abbrevialae,  feminae  ma- 
gnitudinis  ordinariae,  alae  vena  ordioaria  Eulophorum  lyplcorum  in- 
structae ;  tarsi  quadriarliculali.  Westw.  behauptet  die  Gattung  schon 
1847  in  den  Proc.  of  the  ent.  Soc.  durch  eine  kurze  Notiz  kenntlich 
gemacht  zu  haben  ,  und  glaubt  für  seinen  Namen  um  so  mehr  die 
Priorität  beanspruchen  zu  müssen,  als  sich  in  Newport's  Charakteristik 
verschiedene  Fehler  eingeschlichen  hätten,  wie  sich  dies  aus  der  Ver- 
gleichung  beider  Diagnosen  ergebe.  Darüber  hat  sich  eine  Polemik 
zwischen  Newport  (Ann.  of.  nat.  bist.  III.  S.  513,  IV.  S.  122.)  und 
Westwood  (ebenda  IV.  S.  39.)  entsponnen  ,  die  indessen  hinsichtlich 
der  Identität  beider  Insecten  zu  keinem  positiven  Resultate  geführt  hat. 

Newport  beobachtete  (Ann.  of  nat.  bist.  2.  ser.  vol.  IV.  S.  279.) 
auch  die  Larven  eines  Monodontomerus  ,  der  sich  nachträglich  als  M. 
obsoletus  ausgewiesen  hat,  als  Parasiten  in  den  Nestern  der  Anthophora 
retusa;  da  sie  haarig  ist,  glaubt  der  Verf.,  dass  sie  sich  nicht  im  In- 
nern der  Bienenlarven  entwickele,  sondern  von  dem  für  sie  aufgespei- 
cherten Pollen  zehre.  Das  Weibchen  durchbohrt,  um  seine  Eier  abzu- 
legen, die  schon  geschlossenen  Bienenzellen  mit  seinem  üviposilor. 

Smith  theilte  (ebenda  S.  281.)  seine  Beobachtungen  über  die- 
selben Larven  mit,  nach  diesen  schmarotzen  sie  äusserlich  an  den  Bie- 
nenlarven und  Puppen. 

F.  Walker  hat  13  von  Wollaston  auf  Madeira  gesammelte 
Chalcidier  aufgezählt  und  die  unter  denselben  befindlichen  neuen  Arten 
ausführlich  beschrieben.  Die  letztern  sind  Isosoma  Mad  er  ae  ^  Dicy" 
clus  AmagCf  Pleromalus  Carinus,  Ft.  Anaxis  ,  Pt.  Scopas,  Pl. 
Calamis,  Cerchysius  Euphranor,  Tetrastichus  fl  avifrons,  T. 
Silius  (Ann.  of  nat.  bist.  II.  ser.  vol.  IIL  S.  204.). 

Neue  Arten  sind  ferner:  Torymus  albomaculalus  und  Diplo- 
lepis  anthidiorum  Lucas  (Expl.  de  l'Alg.). 

L.  Dufour  gab  (Ann.  d.  sc.  nat.  3.  ser.  Zool.  t.  XI.  pl.  V.)  eine 
neue  Beschreibung  von  Brachymeria  pectinicornis  (Chirocera  pectini- 
cornis  Latr.)  nach  beiden  Geschlechtern  ,  und  wies  nach,  dass  die  nur 
auf  das  Männchen  gegründete  Gattung  Chirocera  Latr.  unhaltbar  sei. 


während  des  Jahres  1849.  2I3 

^     P  *  ,^*»'y***«'«««-     E'ne  Anzahl  neuer  Arten  ist  von  L  u  c  a  s  f Expl 

de  lAlg.)  beschrieben  worden:   CÄr^s.'s  tafnensis,    affinis,  veV- 
s^color,  dtves,  insignis,  barhara,  oraniensis,  Blanchardi 
umcolor,    tricolor,    cirtana,    Elampus    chlorosoma,    Hedvl 
chrum  numidicum,  mauri  tan  icum,  fastuosum,  micans    Fell 
mann i i,  Cleptes  afr  a.  ' 

Chrysis  ignila  ist  nach  Labouibene  (Bull.   d.  1.  sog.  ent    d 
Fr.  S.  XXVIII.)  ein  Parasit  von  Ptosima  noveminaculata. 

Splieginae.       Eine     neue    Gattung    Dahlhomia    errichtete 
W.ssmann  (Ent.  Zeit.  S.  9.)    auf  Mi^nesa  atra  Fabr.,  welche  genau 
zwischen  M,mesa  und  Psen  in  der  Mitte  steht.     Die  Vorderflügel  stim- 
men wegen  der  nicht  in  die  zweite,  sondern  erst  in  die  dritte  Cubital- 
Zelle   einmündenden  zweiten  zurücklaufenden  Ader  genau  mit  der  letz- 
tern Gattung,   Während  die  erste  hinter  dem  Anfange  der  Cubitalader 
und    zwar    schief,    geschlossene    Analzelle    der  Hinterflügel  mit  Mi- 
mesa übereinstimmt.      Von    beiden  unterscheidet    sich  Dahlhomia  durch 
die  auffallende  D.fformität  der  männlichen  und  weiblichen    Fühler-    sie 
scheint,  nach  den  Beobachtungen  des  Verf.,  ein  Sandbewohner  zu'sein. 
Neue  von  Evers  mann  (Bull.  d.  Mose.  XXII.  P.  II.)  aufgestell- 
ten  Arten    aus    der  Gegend  zwischen  der  Wolga   und    dem  Ural  sind  - 
Mimesa  exarata,  nigrita,  Psammophila  atrocyanea,  Sphex  mii 
cans,  songarica,  desertorum. 
Neue  Arten  sind  ferner  : 

Sphexnigrita,affinis    L  u  ca  s  (Expl.  de  l'Alg.)  ;    Pronaeus 
apicahs  Guerin  (Lefeb.   Voy.)  aus  Abyssinien. 

Ueber  die  Lebensweise  einiger  hierher  gehörigen  Arten  hat 
Smith  (Newm.  Zool.  S.  2550.)  einige  Beobachtungen  mitgelheilt. 

Pompilii.     Als  neue   Arten  sind  beschrieben: 

Von  Eversmann  (a.  a.  0.):  Pompilus  fasciatus,  rufi, 
ceps,  affvms,  variabilis,  strigosns,  Salius  Hellmanni, 
Agemafallax,   Priocnemis  flatus,   Trigonalis  aterrima. 

DediTr'''-''"  '""'""'''''    ^'^^^''    ^^^-^^    Pompilus  heros, 
JJedjaz,,    Tarnt sieri. 

fiarratae.     Neue  Arten  sind: 

Tachytes  aurifrons,  albocincla    Lucas    (Expl.  de  l'AIff  ^ 
Larva  abdominalis  Guerin  (Lefeb.  Voy.)    aus  Abyssinien. 

Bembecides.  Neue  Arten  sind:  Stizus  aberrans,  Inniger 
und  concolor  Eversmann  (a.  a.  0.). 

Crabronites.     Die  neu  aufgestellten  Arten  sind  : 
Von  Kiesenwetter  (Enf.  Zeit.  S.  91.)    Rhopalum  nigrinum 
vom  salzigen  See  bei  Eisleben,  von  H.  tibiale  durch  geringere  Grösse, 


214    Schaum;  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

einfache  schwarze  und  gelbe  Färbung ,  tiefe    Stirnfurche  u.  s.  w.  un- 
terschieden. 

Von  Eversmann  (a.  a.  0.):  Harpactes  annulatusj  Hoplisus 
puncluosus,  Gorytes  croceipes,  Fhilanlhus  decemmaculatus 
Anthophilus  Hellm  anni ,  Cerceris  elegans,  fodiens,  dorsalis, 
bracteata,  cornuta,  laminata,  fulvipes,  Crabro  (Crossoce- 
rus)  breviSf  gracilis,  Cr.  (Ceratocolus)  camelus,  hyb  riduSf 
der  letzte  zwischen  den  Untergattungen  Ceratocolus  und  Thyreopus 
Dablb.  in  der  Milte  stehend. 

Von  Lucas  (Expl.  de  l'Alg.)  Philanthus  Dufourii. 

Von  L.  Dufour  (Ann.  d.  sc.  nat.  3.  ser.  Zool.  t.  XL  pl.  5.)  Cer- 
ceris quadrimaculat  a,  t  enuivittat  a,    dorsalis  von  Madrid. 

Smith  hat  (Newm.  Zool.  S.  2550.)  von  einigen  Arten  dieser 
Familie  angegeben,  welche  Insecten  sie  als  Futter  für  ihre  Larven  ein- 
tragen. 

ücolietae*  Eversmann  beschrieb  (a.  a.  0.)  als  neue  Ar- 
ten: Scolia  sarep  tana  (=  interrupta  Fabr.  $)  ,  grisea  (=  quin- 
quecincta  Fabr.),  vetula,  concolor,  laeta,  amabilis ,  fallax 
(=  signata  Fabr.  $)  ,  Tiphia  formicula,  abn  ormis ,  Meria  sex- 
punctata,  alle  aus  dem  Gebiete  zwischen    der  Wolga  und  dem   üraL 

Eine  neue  Art  aus  dem  asiatischen  Russland  ist  Scolia  garrula 
von  Erichson  in  dem  von  Menetries  herausgegebenen  Catalogue 
des  ins.  recueillis  par  Lehmann  (S.  89.)  beschrieben. 

Lucas  macht  (Expl.  de  l'Alg.)  Scolia  distincta,  varico- 
lor ,  Myz4na  Guerinii ,  oraniensis  und  Tiphia  brevipennis 
bekannt. 

Sapyg-ites«  Zwei  neue  spanische  Arten,  Sapyga  octo gut- 
tata und  fiducaria  sind  von  L.  Dufour  (Ann.  d.  sc.  nat.  3.  ser. 
Zool.  t.  XL  pl.  V.)  beschrieben  und  abgebildet  worden. 

JHiitillariae.     Als  neue  Arten  sind  beschrieben : 
Von  Lucas  (Expl.   de  l'Alg.):  Mutilla  or aniensis ,  dorsa- 
lis, rubr  0  ein  cta,  bicolor,    capitata,    luctuosa  ,    affinis, 
unirincta,     unimacu  lata,     quadrimacul  ata,    rubricollis, 
tabida,  erythroc ephala. 

Von  Guerin-Mene ville  (Lefeb.  Voy.)  Mutilla  Brucei  aus 
Abyssinien. 

Von  Erichson  (Menetries  Calal.  d.  ins.  rec.  p.  Lehm.  S.  90.) 
Mutilla  funeraria,  nur  im  weiblichen  Geschlecht  bekannt,  von  INovaia 
Alexandrovskaia. 

F'orniicariae«     Als  neue  Arten  sind  beschrieben : 
Von  Lucas  (Expl.  de  l'Alg.):  Myrmica  algirica,  teslaceO' 
pilosUf  Typhlopona  oraniensis. 


während  des  Jahres  1849.  215 

von  G  ue  ri  n- IM  ene  vi  1  le  (Lefeb.  Voy.)  :  Jtft/rmtca  tigrecnsis, 
Ponera  abyssinica  aus  Abyssinien. 

Vespariae«     Neue  Arten  sind  ; 

Polistes  huchar ensis  Erichson  aus  derBucharei,  in  Mene 
Iries'  Catal.   d.  ins.  rec.  p.  Lehmann  S.  91.  aufgestellt, 

Synagris  mir  ab  ilis,  abyssinica ,  Odynerus  ardens  Guerin- 
Meneville  (Lefeb.  Voy.). 

Die  Lebensw^eise  und  Verwandlungsgeschichte  von  Eumenes  in- 
fundibuliformis  OWv.  (Olieveri  Lepell.)  hat  Perris  (Ann.  d.  1.  soc.  ent. 
S.  185.)  beschrieben  und  durch  Abbildungen  (1.  c.  pl.  VII.  N.  II.)  er- 
läutert. Die  Larve  und  das  Nest  haben  grosse  Aehnlichkeit  mit  denen  von 
Eumenes  coarctata,  welche  durch  Goureau  bekannt  geworden  sind ;  ein 
Irrthum  ist  es  aber,  wenn  der  letztere  den  Larven  nur  12  Körperringe 
zuschreibt,  da  sie  ohne  den  Kopt  dreizehn  haben.  (Vallot  Bull.  d.  1. 
soc.  entom.  S.  LXXIV.  ist  der  Meinung  ,  dass  das  von  Perris  beschrie- 
bene Nest  nicht  das  der  Eum.  infundibuliformis,  sondern  das  der  Cha- 
licodoma  muraria  ist.) 

Apiariae.  Als  neue  Arten  sind  beschrieben  worden  von  L. 
Dufour  (Ann.  d.  sc.  uat.  3.  ser.  t.  XL  pl.  V.):  Lithurgus  nasutus 
von  Madrid. 

Von  Lucas  (Expl.  de  l'Alg.)  :  Anthophora  nigromaculala^ 
Eucera  ruficornis,  Xylocopa  cirtana,  Andrena  dist  incta,  ine- 
lanosoma,  cirtana,  A.l  alb  opil  o  s a,  A.'i  annulipes,  Halictus 
albomaculatus ,  a  Ibo  cinctus,  Nomia  per  fo  rata,  flavilabris, 
albo  cincta,  Osmia  luctuo  sa^  metallica,  Anthidium  Klugii, 
Chelostoma  mauritanica,  Dioxys  chalicoda,  Nomada  parvula, 
flavomaculata,  variabilis,  ]V?  albomaculata. 

Von  Erichs  on  (in  Menetr.  Cat.  d.  ins.  rec.  p.  Lehm.):  Eucera 
chry  sur  a,  Nomada  dives ,  Megilla  tersa  und  monach  a. 

Von  Smith  (Newman's  Zoog.  App.  S.  XLI) :  Nomada  rubra, 
(ebenda  S.  LVIII.)  Megachile  odontura ,  Osmia  purpur  as  cens, 
Halictus  gramineus ,  Andrena  ex  tricata ,  frontalis,  constri- 
da,  similis,  alle  aus  England. 

F.  Smith  hat  (Ann.  of  nat.  bist.  vol.  IV.  S.  438.)  Herrich- 
SchäfFer's  Auseinandersetzung  der  europäischen  Nomaden  (Germ.  Zeit- 
schr.  f.  Ent.  1.  S.  267.)  einer  Revision  unterworfen  ,  welche  besonders 
in  synonymischer  Beziehung  werthvolle,  auf  den  Vergleich  der  Kirby'- 
schen  Originalexemplare  gegründete  Berichtigungen  enthält.  iV.  pleu- 
rosticta  Schaff,  wird  vom  Verf.  als  Varietät  von  N.  ferruginata  L.  an- 
gesehen ;  JY.  germanica  Panz.  ist  das  Männchen  von  ferruginata ;  zu  N. 
furva  Panz.  (minuta  Schaff.)  gehören  als  weibliche  Individuen  Apis 
rufocincta  und  Sheppardaria  Kirby  ,  während  die  von  Schäffer  hierher 
gezogene  Ap.  flavogultata  Kirby  eigne  Art,  und  A.  leucophthalma  Kirby 


216    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

Varietät  des  Männchens  von  N.  ruficornis  ist;  N.  conjungens  Schaff,  ist 
Abänderung  von  ruficornis ;  JV.  rostrala  Schaff,  das  Männchen  von  Apis 
flavoguttata  Kirby  ;  iV.  melanostoma  Schaff.  Abänderung  von  N.  lateralis 
Fanz.  ;  mit  N.  ochrostoma  Kirby  ist  Ap.  Hillana  Kirby  und  N.  vidua 
Smith  zu  verbinden  ;  N.  flava  Panz.  Männchen  von  N.  ruficornis  ;  N. 
neglecta  Schaff.  Männchen  von  N.  Roberjeotiana  Pz. ;  mit  JV.  solidagi^ 
nis  sind  A.  picta  und  rufopicta  Kirby  als  Weibchen  zu  verbinden  ;  N. 
afßnis  Schaff,  ist  Abänderung  und  N.  allernata  Kirby.,  Schaff.  Männ- 
chen von  N.    Marshamella  Kirby. 

Derselbe  theilte  (Newm.  Zool.  S.  2370.)  seine  Beobachtungen 
über  die  Oeconomie  von  Halictus  abdominalis  {^  s=  Melitta  fulvocincta 
Kirby),  H.  morio^  Andrena  nigro-aenea  und  Sphecodes  subquadratus  mit. 
Halictus  hat  zwei  Generationen,  ebenso  Sphecodes,  die  letztere  Gattung 
gilt  ziemlich  allgemein  für  parasitisch,  die  Erfahrungen  des  Verf.  spre- 
chen aber  dagegen. 

Boheman  fand  ein  fünf  Cocons  enthaltendes  Nest  von  Osmia 
aurulenta  Latr,  {Apis  Tunensis  Kirby)  in  einem  Schneckenhause  von 
Helix  hortensis  (Vet.  Öfers.   1848.   S.  118.) 

Romand  bildete  (Ann.  d.  1.  soc.  ent.  d.  Franc.  Bull.  S.  XXXIV. 
T.  7.  N.  1.)  einen  merkwürdigen  Anhang  ab  ,  welchen  der  Kopf  bei 
den  Männchen  der  Gattung  Chrysantheda  trägt;  er  sitzt  mit  einem  Stiele 
auf  der  Mitte  der  Stirn  in  einer  länglich  eiförmigen  Grube  und  scheint 
leicht  verloren  zu  gehen  ,  da  man  in  den  Sammlungen  meistens  nur 
Exemplare  ohne  denselben  antrifft. 

liepidoptera. 

H  er  r  ic  h-Sc  h  ä  ff  er's  „Systematische  Bearbeitung  der  Schmet- 
terlinge von  Europa  ist  mit  dem  37sten  bis  40sten  Hefte  fortgesetzt 
worden.  Im  Texte  ist  auf  Bogen  25 — 30  des  zweiten  Bandes  die  Be- 
arbeitung der  NoctuO'bombyces  weitergeführt  worden  ,  Bogen  11 — 16 
des  vierten  Bandes  enthalten  den  Schluss  der  Cratnbiden  und  die  Pyra- 
lididen. 

In  der  Familie  der  Noctuo  -  bombyces  ist  die  Gruppe  der  eigent- 
lichen Noctuiden,  deren  Bearbeitung  hier  begonnen  ist ,  in  folgender 
Weise  charakterisirt :  Flügel  im  Verhältniss  zum  Körper  massig  gross, 
ziemlich  robust,  ungelheilt,  die  vordem  führen  12,  seltner  nur  11  Rip- 
pen, darunter  eine  freie  Innenrandsrippe,  die  hintern  haben  acht,  dar- 
unter zwei  freie  Innenrandsrippen.  Beine  ziemlich  lang,  stark  be- 
spornt und  abstehend  behaart  oder  beschuppt,  die  hintersten  Schienen 
fast  immer  bedeutend  länger  als  die  andern.  Nebenaugen  immer  vor- 
handen. Fühler  borstenförmig,  bei  einigen  Arten  kammzähnig,  bei  fast 
allen  gcwimpert,  -—  In  dieser  Gruppe  sondern  sich  zunächst  einige 
Formen  ab,  deren  Raupen  durch  ihre  Behaarung   ein  ganz  spinnerähß- 


während  des  Jahres  1849.  217 

liches  Ansehen  haben.  Herr.-SchälT.  bildet  aus  ihnen  die  Zunft  ßom- 
bycoidae,  welche  folgende  Gallungtn  enthält  :  Denias  Steph.  (1  Art), 
Moma  H.  (1  A.),  Dipthera  0.  (1  A.),  Biloba  Boisd.  (l  A.),  Clidia  B. 
(l  A.),  Simyra  Tr.  ((4  A.),  Acronycla  0.  (l4A.),  Bryophila  Tr.  (8  A.) 
~  Eine  zweite  Zunft  bilden  die  Orlhosidae;  bei  den  meisten  dahin 
gehörigen  Gattungen  ist  die  fünfte  Rippe  der  Hinterflügel  schwächer 
als  die  übrigen,  und  Thorax  und  Hinterleib  sind  ohne  Schöpfe.  Dies 
findet  statt  bei:  Trachea  0.  (l  A.),  Asleroscoptis  B.  (2  A.) ,  Tethea  H. 
(l  A.)  ,  Milhijmna  0.  (1  A.)  ,  Grammesia  Steph.  (1  A.)  ,  Orthosia  H. 
(43  A.),  Rusina  Steph.  (l  A.),  Caradrina  0.  (19  A.)  ,  Hydrilla  B.  (2 
A.),  Slilbia  Steph.  (1  A.),  Xanthia  ü.  (7  A.),  Gorttjna  0.  (5  A.) ,  Hy- 
drooecia  Guen.  (5A.),  Mesogona  ß.  (2  A.),  Plalysienis  B,  (2  A.),  Cos^ 
mia  0.  (9  A.),  Cirrhoedia  Guen.  (2  A.),  Chilodes  n.  gen.  (2  A.  Ul' 
vae  H.  und  dubiosa  Tr.),  Leucania  0.  (36  A.) ,  Epimecia  Gueo.  (l  .'^.), 
l'roxenus  n.  gen.  (1  A.  hospes  Tr.).  —  üie  fünfte  Rippe  der  Hin- 
lerflügel ist  ebenso  stark  als  die  übrigen  bei  den  Gattungen  :  Synia 
Guen.  (1  A.),  Brithya  H.  (2  A.),  M  ycteroplus  n.  gen.  (l  A.  puni» 
ceago  Boisd.),  Nonagria  0.   (8  A.). 

Die  hier  behandelten,  zur  Familie  der  Crambiden  gehörigen  Gat- 
tungen sind  :  Nephopteryx  H.  (16  A.),  Hijpochalcia  H.  (15  A.),  Eucar^ 
phia  H.  (l  A.),  Epischnia  H.  (4  A.),  Zophodia  H.  (8  A.)  ,  Asarla  Z, 
(2  A.) ,  Ratasa  n.  gen.  (1  A.  alienalis  Eversm.),  AncylosisZ.  (1  A.), 
Trachonitis  Z.  (2A.),  MyeloisZ.  (14  A.),  Acrobasis  Z.  (8  A.),  Glypto^ 
teles  Z.  (1  A.)  ,  Cryptoblabes  Z.  (l  A.) ,  Alispa  Z.  (1  A.),  JSyctegretis 
Z.  (1  A.)  ,  Eccopisa  Z.  (l  A.)  ,  Homoeosoma  Curt.  (20  A.),  Semnia 
Guen.  (1  A.),  Anerastia  H.  (7  A.),  Epheslia  Guen.  (3  A.),  Achroea  Z. 
(lA.),   Melissoblaptes  Z.  (3A.),  Aphomia  H.  (1  A.),  Galleria  F.  (1  A.). 

Die  Familie  der  Pyralididen  wird  dadurch  charakterisirt,  dass  die 
Mittelzelle  der  Hinterflügel  deutlich  getheilt  ist,  und  dass  ihre  vordere 
Hälfte  schmäler  und  kürzer  ist  und  in  eine  Spitze  endigt,  aus  welcher 
die  sechste  und  siebente  Rippe  gemeinschaftlich  entspringen.  Ausser- 
dem findet  sich  auf  Vorder-  und  Hinter flügeln  zwischen  der  6ten  und 
7ten  Rippe  ein  grösserer  Zwischenraum.  Es  gehören  hierher  nur  die 
Galtungen  :  Aglossa  Latr.  (2  A.)  ,  Hypsopygia  H.  (1  A.)  ,  Hypotia  Z. 
(1  A.),  Asopia  Tr.  (11   A.),  Pyralis  L.  (13  A.). 

Von  Freyer's  „Neuere  Beiträge  zur  Schmetterlings- 
kunde"  ist  das  89ste  und  QOste   Heft  erschienen. 

Die  Raupen  und  Schmetterlinge  der  Wetterau  sind  von 
G.  Koch  (Isis  1848.  S.  891.)  aufgezählt  werden. 

Das  Verzeichniss  enthält  97  Arten  Papilioniden  mit  8  Varietäten, 
34  Sphinges,  109  Bombyces,  297  Noctuen  mit  3  Varietäten,  173  Geo- 
melren  mit  1  Varietät ,  54  Pyraliden  und  1  Varietät,  134  Tortrices  und 


218    Schaum:  Boricbt  Über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

4  Varietäten,  237  Tineen  nebst  2  Varietäten  und  17  Aluciten.  Die  Mi- 
crolepidoptern  sind  nur  namhaft  gemacht,  bei  den  Macrolepidopteren  sind 
in  vielen  Fällen  Angaben  über  Vorkommen  und  Lebensweise  beigefügt. 
Da  ausserdem  104  Arten  Geometren,  Tortrices  und  Tineae  zur  Zeit  noch 
unbestimmt  sind,  so  beläuft  sich  die  Gesammtzahl  der  bisher  in  der  Wet- 
terau  beobachteten  Schmetterlinge  auf  1206  Arten.  Anhangsweise  ist 
eine  neue  Art  Ypsolophus  Schmidtiellus  v.  Heyd.  beschrieben. 

Ein  Verzeichniss  der  in  der  Umgegend  von  Dessau  auf- 
gefundenen Schmetterlinge  hat  Richter  (Ent.  Zeit.  S. 80fF. 

5.  107  ff.  S.  349  ff.)  mitgetheilt. 

Es  reicht  bis  zu  den  Pyraliden  incl. ,  ohne  etwas  Neues  zu  ent- 
halten. 

Ein  Verzeichniss  der  würtemb ergischen  Lepidopteren 
hat  Seyffer  (Würtemberg.  naturw.  Jahreshefte  1849.  H.  1.) 
veröffentlicht. 

Es  umfasst  nur  die  Macrolepidopteren  und  zählt  758  Arten  auf, 
von  denen  128  auf  die  Papilioniden ,  47  auf  die  Sphingiden  ,  126  auf 
die  Bombyciden,  254  auf  die  Noctuiden  und  207  auf  die  Geometriden 
kommen. 

J.  H.  Fixsen  hat  ein  Lepidopterenverzeichniss  der  Um- 
gegend von  St.  Petersburg  angefertigt,  welches  Menetries  im 
BulL  d.  Mose.  tom.  XXII.  P.  IL  S.  164.  veröffentlicht  hat. 

Es  sind  766  Arten  aufgezählt,  welche  zwanzigjähriges  Sammeln 
als  in  der  Umgebung  von  Petersburg  einheimisch  nachgewiesen  hat ; 
eine  in  Berücksichtigung  der  nördlichen  Lage  und  des  kurzen  Som- 
mers der  dortigen  Gegend  ansehnliche  Zahl.  Einzelne  Arten  bleiben 
in  manchen  Jahren  ganz  aus  ,  auch  ist  die  Menge  der  Individuen  im 
Allgemeinen  gering.  Dankenswerth  ist  besonders  noch,  dass  dem  Na- 
mensverzeichnisse die  Erscheinungszeit  eines  jeden  Falters  und  soweit 
dieselbe  bekannt,  die  einer  jeden  Raupe  beigefügt  ist. 

Schmidt  führte  (N.  Freuss.  ProvinzialbL  Bd.VIL  Heft 

6.  S.  419.)  sieben  neuerdings  inPreussen  aufgefundene  Schmet- 
terlingsarten an,  wodurch  die  Zahl  der  in  dieser  "Provinz  bis 
jetzt  beobachteten  Macrolepidopteren  auf  752  steigt. 

Ein  Verzeichniss  der  von  Mann  beobachteten  Toscani- 
schen  Microlepidopteren  hat  Zeller  Ent.  Zeit.  S.  200—223. 
S.  231-256.  S,  275—287.  S.  312—317.  zu  veröffentlichen 
begonnen. 


während  des  Jahres  1849.  219 

Es  ist  sehr  reichhaltig  und  namentlich  durch  Mann's  genaue  An- 
gaben über  Flugort  und  Erscheinuugszeit  der  Arten  belehrend.  Im 
vorliegenden  Jahrgange  sind  148  Geometridae,  75  Pyralidae,  171  Tor- 
tricidae,  25  Crambidae,  34  Galleriae  und  Phycidae  anfgezählt,  darunter 
mehrere  neue,  welche  hier  sorgfällig  beschrieben  sind  ,  und  die  ich 
unten  bei  den  einzelnen  Familien  namhaft  machen  werde. 

Systematic  Catalogue  of  the  British  Tineidae  et  Ptero» 
phoridae  by.  H.  T.  Stainton.  London  1849. 

Ist  in  faunistischer  und  synonymischer  Beziehung  wichtig,  in  sy- 
nonymischer besonders  dadurch,  dass  wir  hier  zuverlässige  Aufschlüsse 
über  die  in  den  englischen  Schriften  beschriebenen  Arten  erhalten. 
Eine  Anzahl  neuer  Arten  und  zwei  neue  Gattungen  sind  durch  Diagno- 
sen charakterisirt,  die  auch  in  ISewman's  Zoologist  App.  S.  XLI.  abge- 
druckt sind;  ich  werde  sie  weiter  unten  namhaft  machen. 

In  den  Mem.  de  la  soc.  libre  d'emulaüon  du  Doubs. 
Vol.  III.  P.m.  livr.  5  et  6  hat  Bruand  die  Forlsetzung  eines 
Verzeichnisses  der  in  der  Franche-comte  einheimischen  Le- 
pidopteren  geliefert. 

Die  vorliegenden  Hefte  enthalten  den  Schluss  der  Tineiden  und 
einen  Nachtrag  zu  den  andern  Familien.  Durch  den  letztem  steigt 
die  Zahl  der  hier  aufgeführten  Arten  auf  1639.  Das  Verzeichniss  der 
Schaben  verliert  dadurch  sehr  an  Werth,  dass  der  Verf.  Zeller's  neuere 
Arbeiten  nicht  berücksichtigt  hat. 

Einen  Nomenciator  zu  den  von  Rösel  abgebildeten  eu- 
ropäischen Schmetterlingen  hat  Metzner  in  der  Entom.  Zeit. 
S.  134—141.  geliefert. 

„Zur  Litteratur  der  Schmetterlingskunde^'  ist  der  Titel 
eines  grössern  Aufsatzes,  den  Herrich-Schäffer  (Corr. 
Bl.  des  zool.  Ver.  in  Regensburg)  veröffentlicht  hat,  und  in 
dem  die  grösseren  lepidopterologischen  Werke  besprochen 
und  zum  Theil  kritisirt  werden. 

Papitiones.  Von  E.  Doubleday's  grossem  Werke  über 
die  Gattungen  der  Tagschmetterlinge  (The  genera  of  diurnal  Lepido- 
pler  etc.)  sind  im  J.  18i9  acht  Hefte  (24—31)  erschienen.  Glückli- 
cherweise ist  dasselbe  durch  den  im  Dec.  1849  erfolgten  Tod  des  treff- 
liehen  Verf.  nicht  unterbrochen,  sondern  1850  von  West  wo  od  fort- 
gesetzt worden. 

Papilionarii.  VonMenetries  (Ins.  rec.  p.  Lehm.)  wurde 
Parnassius  Stub  bendorfii ,  von  den  Ufern  des  Chorma  im  Distrikt 


220    S  chaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

von  Kansk  ,  jetzt  als  eigene  Ärl  beschrieben  und  Taf.  6.  Fig.  2.  abge- 
bildet; früher  war  sie  von  ihm  als  Abänderung  von  P.  Mnemosyne  an- 
gesehen worden.  (S.  Jahresber.  f.  1846.  S.  158.)  —  Derselbe  be- 
schrieb (ebenda)  mehrere  Varietäten  von  Ismene  Helios  Nickerl  und 
bildete  eine  solche  auf  Taf.  6.  Fig.  1.  ab.  Die  Angabe  von  Nickerl, 
dass  der  Falter  sich  in  den  Kirgisensteppen  finde,  wird  hier  berichtigt, 
er  ist  in  Wäldern  an  den  Ufern  des  Flusses  Jan  Daria  im  Anfang  Mai 
häufig.  Der  bereits  vergebene  Gattungsname  Ismene  wird  nachträglich 
von  M.  in  Htjpermnestra  umgeändert. 

Chavannes  bemerkte  (Bull.  d.  1.  soc.  Vaudoise  d.  sc.  nat.  t.  III. 
n.  20.)  ,  dass  die  beiden  Geschlechter  mehrerer  brasilianischer  Papilio- 
nen  als  verschiedene  Arten  beschrieben  worden  sind.  P.  Nephalion 
Boisd.  ist  das  Weibchen  von  P.  Proteus;  Pap.  Dimas  B.  $  von  Po- 
lymetus  und  P.   Tros  ?  von  Dardanus. 

Boy  er  de  Fonscolombe  sprach  sich  (Ann.  d.  1.  soc.  onl. 
d.  Franc.  Bull.  S.  XLVIII.)  gegen  die  Artrechte  des  Papilio  Feisthamelü 
ans,  er  hat  öfters  auf  den  Baupen  von  F.  Podalirius  die  braunen  Flecken 
beobachtet,  die  nach  Levaillant  (s.  vor.  Jahresber.  S,  222.)  die  Raupe 
von  P.  Feisthamelü   charakterisiren  sollen. 

Pierides.     Als  neue  Arten  sind   aufgestellt: 
Von  Lucas  (Expl.   de  l'Alg.)  Anlhocharis  nouna. 

Von  Guerin-Meneville  (Lefeb.  Voy.)  Pieris  brassicoi^ 
des  aus  Abyssinien. 

Von  Doubleday  (Proc.  of  the  ent.  Soc.  V.  S.  XL VII.)  Gone- 
pteryx    Wallichii  aus  Nordindien. 

Chavannes  (Bull.  d.  1.  soc.  Vaud.  n.  21.)  vervollständigte  die 
Kenntniss  von  Terias  Leuce  ß.  und  tenella  B.  durch  die  Beschreibung 
der  noch  unbekannten  Weibchen,  machte  auf  eine  Varietät  von  T.  gen- 
tilis  B.  aufmerksam,  bemerkte,  dass  T.  Sinoe  BoisJ.  nur  Abänderung 
von  T.  albula,  T.  Brephos  B.  von  Ehina  B.  ist,  und  stellte  zwei  neue 
Arten  T.  flavescens  und  pallida  »ui ,  beide  aus  der  Provinz  St. 
Paul  in  Brasilien. 

Acraeidae.  G  uerin-Me  ne  vil  1  e  (Lefeb.  Voy.)  stellte  ^. 
Doubledayi,  neue  Art  aus  Abyssinien,  auf,  wies  nach,  dass  unter 
Acraea  serena  Fabr.  von  Godart  und  Doubleday  zwei  Arten  als  die  bei- 
den Geschlechter  vereinigt  sind:  (1.  A.  serena  Fabr.  eponina  $  Cram. 
manjaca  Doubl,  var.  und  2.  A.  eponina,  ep.  $  Cram. ,  serena  ^  God. 
Doubl.)  und  bemerkte,  dass  A.  Sganzinii  Bolsd.  Doubl.  Abänderung 
von  A.   Lycia  Fabr.  ist. 

Nymphali  des.  In  Doubl  eday's  Gen.  of  diurn.  Lepid.  sind 
in  den  Heften  24—31  folgende  Gattungen  behandelt  worden:  Pyra- 
meis  n.  gen.  (^Atalanta,  Cardui)  10  A.  -=  Junonia  Hübn.  41  A.,  die 
in  drei  Gruppen:  Junonia    mit  16  A.    (z,  B.  Lemonia  L.),  Precis  mit 


während   des  Jahres  1849.  221 

19  A.  (Octavia  Cr.)   und  Salamis  mit    6  A.  (Sabina  Cr.)  gelheilt  wird 

—  Cynthia  FsbT.  1  A.  {Arsinoe  F.).  —  Anartia  Hübn.  4  A.  (Jatrophae 
H.).  —  Cybdelis  ßoisd.  5  A.  {Sophronia  God.).  —  Jtf  j/sceHa  Boisd. 
n.  gen.  29  A.  (Orsis  Dr.).  -  Epiphile  n.  gen.  4  A.  {Chrysitis 
Latr.).  -  Ecfimrt  n.  gen.  1  A.  (Im«  F.).  -  Peha  n.  gen.  1  A. 
{Lamis  Cr.)  ^  H a  ema\ler  a  n.  g.  2  A.  (Pyramws  Dr.  und  Thisbe  Doubl.). 

—  E«6a^is  Boisd.  16  A.  (poslverla  Cram.).  -  Callicore  Hübn.  12  A. 
(C^mina  Hübn.).  -  Perisama  n.  gen.  8  A.    {Eryc.  Oppelii  Latr.). 

Abgebildet  sind:  Apatura  erminia  Carm.,  L«casü  Doubl.,  vacuna 
God.,  ^rrtscÄnia  prors«  Hb.,  Grapta  argenleum  Doubl.,  Ffl«essa  Milberli 
God.,  cyanomelas  Boisd.,  //ypn«  Clytemtieslra  Cr,  var.,  Protogonhis  ce- 
cro/js  Doubl.,  PAi7o^nomirt  hcÄas  Doubl.,  Cymatogramma  cc/ie»»/s  Doubl., 
Pa/j/iia  glycerium  Doubl.,  philumeneD.,  pasibula  D.,  JN^arope  Cyllaslros 
B.,  Jtfencs  Geoffroyi  Guer.  ,  Minestra  Gambrisius  F.  ,  Prof/ioe  Fran/tü 
God.,  ^»mosi«  decor«  Boisd.,  Ew^rtyis  JWrteon  D.  ,  Sefafcts  D.  ,  Pe?ia 
X,amt5  Cr.,  Haematera  Thisbe  D.  ,  Cfl//icore  Meiiscus  ü.,  Iwcmm  Cad- 
»na  Dr.,  Aganisthos  Orion  F.,  Smyrnrt  Karwinshii  Geyer,  JUenem  Ttii- 
baghia  Linn. 

Morphidae.  In  Doubleday's  gen.  of  diurn.  Lepid.  ist  eine 
Anzahl  Arten  dieser  Gruppe  abgebildet  worden,  ohne  dass  indessen  der 
Text  schon  so  weit  vorgerückt  ist :  Penetes  Pamphanis  B.  ,  Dynaslor 
Napoleon  ß.,  Morpho  Polyphemus  B.,  Thaumanlis  Camadeva  W.,  Orsi- 
phanes  Boisdumlii  D.  ,  Sallei  D. ,  Reevesii  D. ,  Pavonia  rusitia  God. , 
Ajax  D. 

Brassolidae.  In  D  oub  1  e  day's  Werk  sind  Brassolis  aslyra 
God.,  Sophorae  L.,  Macrosiris  ß.    abgebildet  worden. 

Satyrides.  Auch  dieser  Gruppe  ist  schon  eine  Anzahl  Ta- 
feln in  Doubleday's  Werke  gewidmet  worden;  auf  denselben  sind 
dargestellt:  Lophoessa  suraD.,  Gnophodes  ParmenoD.,  Debis  Samio  D., 
Cyllo  lowii  D.  ,  Haetera  Larymna  D.,  Lena  L.,  Piera  L.  ,  Esmeralda 
D.,  Oressinoma  Typhle  B.,  Pronophila  Phoronea  D.,  Irmina  D.,  Thelebe 
D.,  Thaigetis  Chrysogone  D.,  Chionobas  Chryxus  D.  ,  Erebia  Mancinus 
D.,    Fesrt^Ms  D.,  Lasiommata  Salricus  D.,  ^rflfe   Clotko  B. 

Von  Guerin-Meneville  (Lefeb.  Voy.)  wurde  Satyrus  Made- 
rakal  als  neue  Art  aus    Abyssinien  beschrieben. 

Von  Standfuss  (Zeitschr.  f.  Entom.  herausgeg.  von  dem  Ver- 
ein f.  schles.  Insektenkunde  zu  Breslau.  Nr.  11.)  wurde  die  Raupe  von 
Hipparchia  Eurtjale  beschrieben  und  Taf.  1  abgebildet,  sie  ist  der  von 
H.  Ligea  so  ähnlich,  dass  die  Bedenken  über  die  specifische  Verschie- 
denheit beider  Falter  keineswegs  ungegründet  erscheinen.  Die  Futter- 
pflanze konnte  nicht  ermilttelt  werden. 

Ders.  wies  (ebenda  Nr.  12.)  ausführlich  nach,  dass  Hipparchia 
Pales  und  Arsilache  durch  Local-Verhältnisse  bedingte  Abänderungen 
einer  ^rt  sind,  welche  auf  Berghöhen  und  im  Norden  als  Pales,  in  de» 


222     Schaum:  Bericht  aber  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

wärmern  Ebene  als  Var.  Arsilache    erscheint,    die  letztere  fliegt  daher 
auch  einige  Wochen  früher. 

IVIenetries  gab  (Ins.  rec.  p.  Lehm.  Taf.  6.  Fig.  3.)  eine  Ab- 
bildung von  Erebia  Stubbendorfii  Men.  (S.  Jahresber.  f.  1846.  S.  162.), 
welche  nach  der  Ansicht  des  Verf.  wahrscheinlich  mit  Papilio  Theano 
Tausch,  identisch  ist. 

Eine  weisse  Varietät  von  Salyrus  janira  wurde  von  Be liier 
de  la  Chavignerie  (Ann.  d.  1.  soc.  ent.  d.  Franc.  Bull.  S.  VIL) 
beschrieben. 

Erycinides.  Saunders  hat  (Trans,  of  the  ent.  Soc.  V.  S. 
215  ff.)  eine  Zusammenstellung  der  bis  jetzt  bekannt  gewordenen  ge- 
schwänzten Erycinen  nebst  Synonymie  gegeben  und  zehn  neue  Arten 
genau  beschrieben  und  (Taf.  21  und  23)  schön  abgebildet.  Die  Zahl 
derselben  steigt  dadurch  auf  24 ;  da  aber  die  Geschlechter  in  Umriss 
und  Färbung  sehr  abweichen,  so  sind  vielleicht  in  einzelnen  Fällen  die 
einer  Art  unter  verschiedenen  Namen  aufgeführt;  sie  lassen  sich  in 
folgender  Weise  anordnen.  L  Flügel  nicht  transparent.  A.  Flügel- 
schwänze lang  und  schmal ,  Taster  vorragend  (^Erycina  Boisd.).  1.  E. 
Butes  Clerk.  {Licarsis  Fabr.,  God.).  2.  E.  Rhetus  Cram.  3.  E.  Thia 
Morisse.  4.  E.  Aristoderus  Boisd.  B.  Flügelschwänze  breit,  in  der 
Länge  veränderlich,  a.  Taster  etwas  vortretend  {Diorhina  Morisse.). 
5.  E.  Laonome  Morisse.  6.  E.  Dy  sonii  n.  A.  aus  Venezuela.  7. 
Psecas  n.  A.  aus  Bolivia.  8.  E.  Iphinoe  Hübn.  b.  Taster  wenig 
sichtbar  {Zeonia  Morisse).  f.  Flügel  ohne  blaue  Farben  auf  der  Un- 
terseite, *.  mit  weissen  Binden.  9.  E.  Jur  gensii  n.  A.  aus  Mexico. 
10.  E.  Penctnder  Cram.  11.  E.  Calphurnia  n.  A.  unbekannten  Va- 
terlandes; **.  mit  gelben  Binden:  12.  E.  Aulestes  Cram.  13.  E.  Gla- 
phyra  n.  A.  von  Fara.  l4.  E.  Pandama  n.  A.  von  Bahia.  15. 
E.  Tedea  Cram.  16.  E.  Lysippus  Drury.  -J-f.  Flügel  der  Männchen 
mit  blauen  Farben  auf  der  Unterseite,  *.  mit  rothen  Binden:  17.  E. 
Pyretus  Cram.  {Melibaeus  God.  Mor.).  18.  E.  lulia  n.  A.  von  Para. 
19.  E.  Montezuma  Cr.  20.  E.  Jnca  n.  A.  aus  Mexico.  II.  Flü- 
gel transparent.  21.  E.  Chorineus  Cram.  {Octavius  Fabr.  God.).  22. 
E.  Heliconides  Swains.  23.  E.  Timandra  n.  A.  aus  Brasilien.  24. 
E.  Xanthippus  Gray  {Morissei  Boisd.). 

Lycaenides.     Als  neue  Arten  sind  beschrieben: 
Von    Lucas    (Expl.  de  l'Alg.) :    Polyommalus   mauritanicuSf 
Cigarilis  siphax,  massinica. 

Von    Guerin  -  Meneville    (Lefeb.    Voy.)    Pol.    Jesous,    F. 
Amarah,  P.  Sebagadis  aus  Abyssinien. 

Von  Zeller  wurde  Polyommalus  Polysperchon  als  die  Frühlings- 
generation des  P.  Amyntas  nachgewiesen  (Ent.  Zeit.  S.  177.) 

Hesperides.    Die  Artrechte  der  Hesperia  Sylmus,  welche  ge- 


während  des  Jahres  1849. 


223 


wohnlich    als  Varietät  von  H.   Paniscus  angesehen   wird  ,   wurden  von 
Schrei  her  Ent.  Zeit.  S.  298.  verlheidigl. 

üesiariae.  Als  neue  Arten  wurden  von  Lucas  (Expl.  de 
V\\g,)Sesiasyrphiformis,   euglossaeformis,    ceriaeformis 

beschrieben.  .      „    , 

Schreiber  berichtet  (Ent.  Zeit.  S.  299.)  über  das  Vorkommen 
und  die  Zucht  von   Sesia  hylaeiformis. 

Sesia  ciinipiformis  wurde  von  Blisson  (Ann.  d.  1.  soc.  ent.  d. 
Franc.  S.  XXXV.)  aus  Gallen  erzogen,  aus  denen  sich  gleichzeitig  meh- 
rere Arten  von  Cynips  entwickelten;  die  Larven  der  Sesia  lebten  mit- 
ten  unter  denen  von  Cynips. 

Die  Naturgeschichte  der  Sphecia  bembeciformis,  deren  Raupe  im 
Holze  der  Weiden  gräbt  und  oft  nachtheilig  wird,  ist  von  W  estwo  o  d 
(Gard.  Chron.)  erläutert  worden. 

Kygaenides.  Zygaena  ludicra,  Procris  cognata,  cir- 
tana,  sind   von  Lucas  (Expl.  de  l'Alg.)  aufgestellt. 

Die  Raupe  der  Zygaena  balearica  wurde  von  Abi  cot  (Ann.  d. 
1.  soc.  ent.  S.  175.)  beschrieben  und  (Fl.  VL  Nr.  HL)  abgebildet.  Sie 
findet  sich  Mitte  Juni  auf  Eryngium  campestre  bei  Gien  (Lo.ret).  - 
Graslin  bemerkte  dazu  (ebenda  Bull.  S.  LXXXIIL) ,  dass  die  Raupe 
vollkommen  mit  der  von  Zyg.  Sarpedon  übereinstimmt,  und  dass,  wie 
Rambur  und  Boisduval  bereits  angegeben  haben,  Z.  balearica  nur  eine 
Abänderung  dieser  Art  ist. 

CHelonarll.  Von  Lucas  (Expl.  de  l'Alg.)  wurden  TricÄo. 
som«  mauritanicum  und  algiricum  als  neue  Arten  beschrieben. 
Nach  Haldeman  (Silliman's  Amer.  Journ.  11.  Ser.  V.  S.  435.) 
bringt  Ulhosia  miniala  Kirb.  oder  eine  verwandte  Art  ein  hörbares 
Geräusch  durch  Schwingen  der  Pleura  unter  den  Flügeln  hervor;  d.e- 
ser  Theil  jeigt  parallele  Linien,  die  den,  Anscheine  nach  die  Lage  von 
Muskeln  andeuten. 

Boinbyces.  Boheman  hat  eine  sehr  werthvolle 
Arbeit  über  die  schwedischen  Spinner  geliefert,  die  sich  an 
Dalman's  Monographie  der  schwedischen  Tag-  und  Abend- 
schmetterlinge anschliesst.  „Försök  tili  systematisk  uppstäU- 
ning  af  de  i  Sverige  förefommande  Nattfjärilar.«  (Kongl.  Ve- 
tensk.  -  Acad.  Handl.  1848.  S.  95-194.). 

In  der  Systematik  und  in  der  Charakteristik  der  Gattungen  ist 
der  Verf.  ßoisduval  gefolgt,  die  Arten  sind  mit  genauen  Diagnosen  und 
den  wichtigsten  Citaten  versehen,  die  weniger  verbreiteten  oder  schwie- 
rig zu  unterscheidenden  sind  sorgfältig  mit  Hervorhebung  ihrer  speci- 


224    Schaum:  Bericht  ober  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

fischen  Gliaraklere  beschrieben.  —  Im  Ganzen  sind  96  Arien  aufge- 
zählt; davon  gehören  15  (5  Gallungen),  zur  Gruppe  der  Lilhosiden  ; 
die  Chelouiden  sind  mit  4  Galtungen  und  14  A. ,  die  Lipariden  mit  2 
G.  u.  7  A.,  die  Bombycini  mit  3  G.  u.  10  A.,  die  Salurniden  mit  1  A., 
die  Endroniiden  mit  4  G.  u.  2  A  ,  die  Drepanuliden  mit  1  G.  u.  4A., 
Die  Notodontiden  mit  9  G.  und  27  A.  ,  die  Coeliopoden  mit  1  G.  und 
2  A.,  die  Zeuzeriden  mit  2  G.  und  2  A.,  die  Hepialiden  mit  1  G.  und 
6  A.  vertreten:  Neu  sind  darunter  Dicranura  borealis  aus  Lappland, 
deren  specifische  Verschiedenheit  von  D.  furcula  noch  etwas  zweifel- 
halt ist  und  Hepialus  arcticus  aus  dem  nördlichen  Schweden. 

Eine  sehr  gehallvolle,  in   alle  Einzelnheiten    eingehende  Anzeige 
dieser  Schrift  hat  Zell  er  Ent.    Zeit.   1851.  S.  12—17  veröffentlicht. 

Die  afrikanischen  Saturnieti  hat  Westwood  (Proc.  of  the  zool. 
Soc.   S.  33  ff.   Annulosa  PI.  VII— X.)  monographisch  bearbeitet.     In  der 
Einleitung   kritisirt   der    Verf.    Boisduval's    und    Hübner's    Systeme    der 
Bombycidae,  soweit    sie  sich  auf  die  Saturnien  und    verwandte  Formen 
beziehen;  das  neueste  von  ilerrich-Schäffer  scheint  ihm  unbekannt  ge- 
blieben zu  sein.      Die  hier  beschriebenen    33  afrikanischen  Arten  sind 
auf  folgende  Weise  angeordnet:  A.  Vorderflügel  sehr    sichelförmig  mit 
einem  kleinen  Augenfleck    nahe  der  Spitze,     a.  Alle  Flügel  mit  einem 
mondförmigen  Glasflek  in  der  Mitte.     S.   Vacuna  neue  Art  aus  Ashan- 
tee.     b.  Die  Vorderflügel  mit  einem  bohnenarligen  Glasfleck  in  der  Mitte, 
die  hintern  mit    einem  grossen  eiförmigen;    S.  Mylhimnia  neue  Art 
von  Port  Nalal.     B.  Vorderflügel  weniger  sichelförmig  oder  aussen  ge- 
rundet, alle  Flügel  mit  einem  Augenfleck,  a.  Hinterflügcl  ohne  Schwanz; 
5.  arala  von  Guinea  und  Port  Nalal,  S,  Beiina   \on  Port  Nalal,  S. 
Her  Silin  von  Congo  ,  S.  Menippe    von    Port  Natal  und  Südafrika, 
S.    Tyrrhea  Cramer  aus   Südafrika,    S.   Cytherea  Fabr.  vom  Cap, 
S.  Dione  Fabr.  von  Guinea,  wozu  der  Verf.  S.  Wahlbergii  ßoisd.  als 
Varietät  zieht ;  S.  Apollonia  Cramer  aus  Südafrika.  (Die  Synonymie  der 
S.  Dione  und  zweier  anderer  Arten,  die  Linne  mit  derselben  vermengte, 
wird  hier  in  lichtvoller   Weise  folgendermaassen  auseinandergesetzt:   1. 
Ä.    Paphia    Linn.    Mus.  Lud.    Ulr.  Polyphemus  Fabr.    aus  Nordamerika. 
2.  S.  Dione  Fabr.  Phalaena  guineensis  Petiver,  Ph.  Faphia  Linn.  Syst. 
Hat.  ex  parte,   B.  Petiveri  Guer.     3.  Ä.  Mylilla  Drury  Fabr.,  ß.  Paphia 
Cramer  Fabr.  aus  Ostindien).      b.  Hinterflügel  geschwänzt:  S.  Mimosae 
ßoisd.  von  Port  Natal,  S.  Argus  Fabr.  von  der  Insel  Banana.     C.  Vor- 
derflügel mit  einem  kleinen  dreieckigen  oder  viereckigen  Glasfleck  in  der 
Mitte,  Hinterflügel  mit  einem    grossen  Auge.   S.  Epimethea  Drury  aus 
Guinea,  S.  Alcinoe  Cram.   aus  dem  Kaffernlande  ,  S.  Alinda  Drury  von 
Sierra  Leona,  S.  PhaedusaDrmj  ebendaher,  S.Tyrrhena,  S.Forda, 
S.  Angasana,  neue  Arten  von  Port  Nalal,  S.  Acetes  vom  Cap  Pal- 
mas, S.  Isis  Weslw.  {Maja  Klug,  non  Maja  Drury),  S.  niclitans  Fabr. 
aus  dem  tropischen  Afrika,  S,  Alopia  und  S.Ethra  zwei  neue  Arten 


während  des  Jahres  1849.  225 

unbekannten  Valerlandes.  ü.  Flügel  ohne  Augen  und  Glasflek:  Ä.  Lu- 
cina Drury  von  Sierra  Leona ,  Ä.  Nenia  n.  A.  von  Cap  Palmas,  S, 
Uerilla  von  Sierra  Leona,  S.  Ag athylla  von  Congo.  E.  Abwei- 
chende Arten:  S.  (Uenucha)  Grinunia  Wiihü.  aus  dem  südlichen  Afrika, 
Ä,  (Henucha'^)  Delegorguei  boisil.  von  Port  Natal,  S.  [Henuclia?)  Smi- 
lax,  S.  {Urota)  Sitiope,  zwei  n.  A.  ebendaher,  S.  {Aphelia)  ApoUi' 
naris  ßoisd.  von  Port  Natal. 

Bei  dieser  Gelegenheit  beschrieb  Westwood  a.  a.  0.  S.  37.  in 
einer  Note  noch  eine  neue  sehr  schöne  Art  von  Lasiocampa,  L.  stri' 
gina  von  Sierra  Leona  und  bemerkte,  dass  Botnbyx  spectabüis  Hope 
(Linn.  Trans.  XVIIL)  =  B.  Cerlkia  Fabr.,  Walichii  Gray,  Ph.  maxima 
Petiver  ist  und  auch  zu   Lasiocampa  gehört. 

Eine  ausgezeichnete  Bereicherung  der  europäischen  Insectenfauna 
bildet  eine  neue  geschwänzte  Art  von  Sahirnia,  welche  Graells  bei 
Madrid  aufgefunden  und  unter  dem  Namen  S.  Jsab  eil  ae  (Rev.  et 
Mag.  d.  Zool.  S.  601.)  bekannt  gemacht  hat  ;  sie  ist  der  nordamerika- 
nischen S.  luna  ähnlich ,  hat  aber  weit  kürzere  Schwänze.  (Eine  mit 
einer  Abbildung  des  Schmetterlings  und  der  früheren  Stände  versehene 
ausführliche  Beschreibung  ist  1850  in  den  Annal.  d.  1.  soc.  ent.  d.  Fr. 
2.  ser.  t.  VIIL  S.  241.  pl.  VIIL  erschienen). 

Von  Doubleday  wurde  (Proc.  of  the  ent.  Soc.  V.  S.  LL)  Sa- 
lurnia  (Aclias)  Leto  als  neue  Art  aus  Ostindien  aufgestellt;  der  Schwanz 
der  Hinterflügel  ist  sehr  lang,  hinten  erweitert ,  die  Farbe  der  Flügel 
grüngelb. 

Eine  neue  Art  ist  ferner  Salurnia  ailantic  a  Lucas  (Expl. 
de  l'Alg.). 

Guerin-Meneville  (Lefeb.  Voy.)  beschrieb  Bombyx  Oubie 
aus  Abyssinien. 

ßlanchard  hat  (Compt.  rend.  XXIX.  S.  670.)  empfohlen,  die 
nordamerikanischen  Arten  von  Saturnia  behuls  der  Seidenzucht  in  Frank- 
reich zu  acclimatisiren  ;  Guerin  wies  indessen  (ebenda  S.  704.)  die 
Nutzlosigkeit  eines  solchen  Versuchs  nach  ,  da  die  nordamerikanischen 
Salurnien  keine  bessere  Seide  als  unsere  grossen  einheimischen  Arten 
geben  und  bisher  auch  ihre  Zucht  noch  nicht  durch  mehrere  Genera- 
tionen hindurch  gelungen  ist. 

Eine  Anomalie  in  der  Flugelfärbung  eines  männlichen  Bombyx  di- 
spar  wurde  von  Belli  er  de  la  Chavignerie  beschrieben  und  ab- 
gebildet (Ann.  d.  1.  soc.  ent.  S.  173.  pl.  Vi.  nr.  IL).  Der  rechte  Vor- 
derflügel zeigt  einige  weisse  Flecken  ganz  von  der  Farbe,  wie  sie  den 
Flügeln  der  Weibchen  eigen  ist,  der  linke  Vorderflügel  ist  normal. 
Der  Verf.  sieht  darin,  wohl  ohne  Grund,  den  Anfang  eines  Hermaphro- 
ditismns. 

Bemerkungen  bei  der  Zucht  \ou  Bombyx  dryophaga  hat  Straube 
(Ent.  Zeit.  S.  156.)  mitgetheilt.  Die  Raupen  wurden  im  Juni  bei  Brussa 
Archiv  f.  Nftturgesch,  XVI.  Jahrg.  2.  Bd.  p 


226    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Enlomologie 

auf  Cypressus  sempervirens  und  Tourncforlii  gefunden,  verpuppten  sich 
Mitte  Juli  und  lieferten  schon  8 — 14  Tage  später  die  Schmetterlinge. 

Schläger  theilte  (Ent.  Zeil.  S.  269.)  seine  Erfahrungen  über 
die  Waturgeschichte  und  Erziehung    der  Orgyia  selenitica  mit. 

IKToctuae.  Bruand  (Ann.  d.  1.  soc.  ent.  S.  40.)  bemerkte, 
dass  die  bisher  in  der  Galtung  Thyalhira  vereinigten  Noctua  batis  und 
derasa  zu  trennen  seien,  und  dass  die  letztere  eine  besondere  Gattung 
Gonophora  bilden  müsse.  Die  Unterschiede  setzt  der  Verf.  in  die  spit- 
zem Flügel  ,  die  kürzern  Taster  und  in  das  Flügelgeäder.  G  u  e  n  e  e 
hat  indessen  (Ann.  d.  1.  soc.  d.  Fr.  1850.  S.  108.  pl.  3.  No.  II.)  nach- 
gewiesen, dass  ßr.  sich  hinsichtlich  des  Flügelgeäders  geirrt  hat,  und 
dass  die  übrigen  Unterschiede  nur  relativ  sind  und  keine  generische  Be- 
deutung haben. 

Zwei  neue  Gattungen  Wurden  von  Wing  (Proc.  of  the  Zool. 
Soc.  S.  104.  Annulosa  PI.  XIV.)  aufgestellt:  Calig  atus  ,  die  Taster 
kurz,  aufsteigend,  dickt  beschuppt,  das  vorletzte  Glied  lang,  die  Fühl- 
hörner beim  ^  an  der  Basis  zweifach  gekämmt  und  bebarlet,  Kopf 
klein,  rund,  fast  verborgen ,  Thorax  vorn  mit  einem  breiten  scharfen 
Kamm,  Hinlerleib  lang  ,  beim  ^  mit  zwei  Haarbüscheln  am  Abdomen 
versehen,  Vorderflügel  an  der  Spitze  scharf,  breit,  gezähnt,  Hinterflügel 
abgekürzt.  C.  Angasii  neue  Art  vom  Cap ;  beim  Männchen  sind  die 
Uinterschienen  und  Hinterfüsse  mit  langen,  haarförmigen  Schuppen  be- 
kleidet und  erscheinen  desshalb  sehr  breit  und  flach.  —  Trichoma- 
plata.  Taster  kurz,  aufsteigend,  vorletztes  Glied  etwas  keilförmig, 
Fühlhörner  lang  ,  an  der  Basis  zweifach  gekämmt ,  Thorax  vorn  mit 
einem  sehr  kleinenfKamm,  die  Flügelschuppen  mit  langen  Haarbüscheln, 
der  Körper  lang,  an  der  Spitze  beim  Männchen  mit  einem  Haarbusch, 
Vörderflügel  herabhängend,  lanzenförmig  (NB.  dies  ist  die  vollständige 
Charakteristik!).     T.  vittata  neue  Art  aus  Brasilien. 

Als  neue  Arten  sind  beschrieben : 

Von.Freycr  (N.  Beitr.  Heft  89.) :  Noctua  {Gortyna)  v  i n d e ^ 
Heia  von  Augsburg,  {Ophiusa)  interp  uncta,  (Cosmia)  conlusa, 
{^Acontia)  unocula  (!)  von  Weimar;  die  Raupe  von  C.  conlusa  lebt 
auf  der  Zitterpappel. 

Von  Sodoffsky  (Ent.  Zeit.  S.  130.)  Heliothis  victorina  vom 
Caucasus,  der  H.  Delphinii  verwandt,  aber  durch  den  Mangel  des  scharf 
begrenzten  purpurnen  Wurzelfeldes  auf  den  Vorderflügeln  unterschieden 
(die  von  Kindermann  neuerdings  unter  dem  Namen  N.  Prazucvskii  aus 
Amasien  versandte  Eule  scheint  dieselbe  Art  zu  sein). 

Von  Menelries  (Ins.  rec.  p.  Lehm.):  Biloba  murin  a  (Taf. 
6.  Fig.  8.)  aus  den  Steppen  jenseits  des  Ural,  Cosmia  bombycina 
(Taf.  6.  Fig.  7.)  aus  ßaschkirien,  Hadena  trisignata  (Taf.  6.  Fig.  9.) 
aus  Turcomanien,  Catephia  ceslis  (Fig.  10.)  aus  ßaschkirien,  Ophiusa 


während  des  Jahres  1849.  227 

panaceorum  (Fig.  6.)  ,  flexuosa  (Fig.  5.),  punctata  (Fig.  4.), 
alle  drei  von  Bokhara. 

Von  Lucas  (Expl.  de  l'Alg.)  Episema  orana  und  Anlhophila 
n  uraid  a. 

H.  Doubleday  bemerkte  (Newman's  Zoologisl  S.  2364.),  dass 
nur  eine  Art  von  CucuUia,  C.  umhratica  L.,  in  England  einheimisch  ist, 
und  dass  C.  tanaceti,  lucifuga  und  laclucae  der  brittischen  Enloraolo- 
gen  nur  Abänderungen  derselben  und  nicht  die  gleichnamigen  Arten 
der  deutschen  und  französischen  Schrifsleller  sind. 

Freyer  beschrieb  (Ent,  Z»)!!.  S.  302.)  die  Raupe  von  Cosmia 
cuprea  und  (ebenda  S.  305.)  die  von  Hadena  glauca ;  die  eistere  wurde 
mit  Leondoton  Taraxacum  erzogen  ,  die  zweite  findet  sich  besonders 
auf  Gentiana  asclepiadea. 

Richter  (Ent.  Zeit.  S.  30.)  hat  die  Raupe  \0ü  CucuUia  campa- 
nulae  Freyer  bei  Dessau  und  Halle  auf  Artemisia  Absinthium  ge- 
funden. 

Oeoinetrae.  Frey  er  (N.  Beitr.  Heft  89.)  bildete  als  neue 
Arten  ab:  Geomelra  (EUopia)  rectaria  und  (^Acidalia)  albima  cu~ 
laria  von  Weimar. 

Von  Zeller  (Ent.  Zeit.  S.  203  u.  f.)  wurden  beschrieben:  Geo- 
metra  etrus  curia,  in  der  Mitte  zwischen  cloraria  und  viridata  ste- 
hend, asbestaria,  der  pinguedinata  Z.  sehr  ähnlich  und  vielleicht 
nur  Abänderung  derselben,  e  fflor  ata^  der  laevigata  am  nächsten  ver- 
wandt, alle  drei  aus  dem  Toskanischen. 

Menetries  (Ins.  rec.  p.  Lehm.)  stellte  It^t«  ciliaria  (Taf.6. 
Fig.  11.)  und  similiaria  (Fig.  12  )  als  neue  Arten  von  Bokhara  auf. 

Die  neuen  Arten  der  Expl.  de  l'Alg.  sind:  Aspitates  Dupon- 
chellaria  ,  Boarmia  Boisduvalaria,  Chesias  oranaria,  Act- 
dalia  numidaria,  cirtanaria. 

Standfuss  gab  (Schles.  Zeitschr.  f.  Entom.  No.  11.)  eine  neue 
Beschreibung  und  eine  Abbildung  von  Enpethecia  silenala  in  allen  ih- 
ren Ständen  (Taf.  1.  Fig.  3.  4.). 

De  la  Harpe  machte  (Bull.  d.  I.  soc.  vaud.  IL  nr.  20)  darauf 
aufmerksam,  dass  die  Gattung  Melanippe  Boisd.  in  ihrer  jetzigen  Zu- 
sammensetzung durchaus  künstlich  sei,  und  setzte  gleichzeitig  die  Un- 
terschiede von  M.  tristala  Hiibn.  und  funerata  Höbn.  auseinander,  wel- 
che gewöhnlich  als  Varietäten  einer  Art  angesehen  werden  ,  die  sich 
aber  im  Habitus,  Färbung  und  Vorkommen  unterscheiden.  H.  tristata 
erscheint  Ende  Mai  und  Anfang  Juni,  und  findet  sich  in  der  Schweiz, 
Frankreich  und  Deutschland  ,  H.  funerata  Ende  Juni  und  Anfang  Juli 
in  den  Schweizer  Bergen  und  im  Norden  Europa's.  (Aus  dem  hier  Ge- 
sagten scheint  die  specifische  Verschiedenheit  beider  Schmetterlinge 
noch   keineswegs   hervorzugehen  ,    dieselben    Arten   erscheinen  in  den 


228    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

wärmern  Ebenen  immer  früher  als  im  Norden  und  auf  Berghohen,  und 
diese  verschiedenen  Localitäten  bedingen  auch  häufig  kleine  Abwei- 
chungen im  Habitus  und  in  der  Färbung.) 

JPyralides*  Diese  und  die  folgenden  Familien  sind  in  der  Ex- 
plor.  de  l'AIger.  vonGuenee  bearbeitet  worden.  Als  neue  Arten  be- 
schrieb er:  Cledeobia  interjunctalis,  morhidalis,  Arnia  ner- 
vosalisy  Scopula  dilulalis,  Pionea  conqni  s  italis ,  Li  fas  Cia- 
lis, Hydrocampa  algir alis. 

Zeller  gab  in  der  Ent.  Zeit.  S.  231.  u.  S.  233  sorgfältige  Be- 
schreibungen von  Bolys  asinalis  H.  und  Nymphida  rividalis  Dup, 

Schläger  beschrieb  (ebenda  S.  271.)  die  Raupe  von  Bolys 
Umbalis,  welche  sich  bei  Jena  häufig  auf  Genista  lincloria  findet. 

Die  unter  dem  Wasser  lebende,  gleichzeitig  mit  Stigmen  und 
Kiemen  versehene  Raupe  von  Hydrocampa  slraliolalis  wurde  von  h. 
Dufour  bei  St.  Sever  (Dept.  des  Landes)  Ende  April  zwischen  Calli- 
triche  verna  aufgefunden  (Bull.  d.  1.  soc.  ent.  d.  Franc.  S.  LXXL) 

Cramlbiclsfte«  „Exotische  Phyciden  beschrieben  von  F.  C. 
Zell  er«  (Isis  1848.  S.  857.).  —  Die  Zahl  der  exotischen  Phyciden  ist 
zur  Zeit  noch  gering.  Die  Gruppe  hat  aber  in  allen  Welttheilen  Re- 
präsentanten. Ausser  Formen,  die  den  europäischen  nahe  stehen,  fin- 
den sich  auch  solche  ,  die  als  besondere  Gattungen  betrachtet  werden 
müssen.  Nicht  wenige  Arten  hat  der  Verf.,  um  sie  nicht  auszulassen, 
nach  dem  weiblichen  Geschlecht,  also  ziemlich  auf's  Gerathewohl,  ein- 
ordnen müssen.  In  Rücksicht  auf  geo<?raphische  Verbreitung  ist  es  bc- 
merkenswerth,  dass  die  in  den  Ländern  des  Miltelmeers  vorkommende 
Pempelia  Zinchenella  sich  völlig  übereinstimmend  in  Brasilien  und  den 
Vereinigten  Staaten  wiederfindet.  —  Den  Schluss  der  Abhandlung  .bil- 
det eine  systematische  Zusammenstellung  aller  bisher  vom  Verf.  be- 
schriebenen Phyciden.     Die  neu  aufgestellten  Gattungen  sind  folgende: 

D  oloe  s  sa,  zur  Abtheilung  der  Gallerien  gehörig,  Achroea  zu- 
nächst verwandt,  ab.er  mit  anderem  Flügelschnilt.  Die  Flügel  sind  breit 
und  wicklerarlig,  die  vordem  haben  einen  scharfen  fast  geradlinig  be- 
grenzten Vorderwinkel,  die  Hinterttügel  eine  deutliche  erste  Subdorsal- 
ader,  und  ihre  Franzen  haben  nur  die  gewöhnliche  Länge.  Die  weib- 
lichen Taster  haben  mehr  als  Kopfeslänge  und  ein  verlängertes,  ge- 
neigtes Endglied.  D,  viridis  neue  Art  aus  Java,  durch  lebhafte  Fär- 
bung ausgezeichnet. 

Den  nacklhornigen  Phycideen  sind  zuzuzählen: 
Piesmopoda,  deren  Charaktere  namentlich  in  den  Beinen  und 
Flügeln  liegen,  die  erstem  sind  kurz  und  an  Schenkeln  und  Schienen 
zusammengedrückt,  die  xMiltelschenkel  haben  auf  der  Mitte  der  Rücken- 
schneide einen  nach  vorn  gelegten,  fast  das  Ende  des  Schenkels  er- 
reichenden Haarbusch.      Der  Hinterrand  der   Yorderflügel  ist  sehr  con- 


während  des  Jahres   1849.  229 

vex,  iinJ  lässl  den  Vorderwinkel  sehr  hervortreten.  Anf  den  Hinler- 
flügeln ist  die  Medianader  nicht  in  drei,  sondern  in  vier  Aeste  aufge- 
löst,  der  erste  Ast  entspringt  sehr  nahe  der  Wurzel.  P.  rubicun^ 
de  Ha  aus   Brasilien. 

Cro  cidomer  a,  bei  welcher  der  Höcker  an  der  Fühlerwurzel 
von  Hornmasse  gebildet  wird  ,  und  die  Mittelschenkel  des  Männchens 
innen  mit  dicht  gedrängten  Schuppenhaaren  bekleidet  sind.  C.  tur- 
bidella  aus  Südamerika. 

Fundella,  die  Hinlerflugel  von  allen  Phyciden  abweichend, 
indem  ihnen  im  männlichen  Geschlecht  die  drei  Längsadern  zwischen 
dem  Innenrande  und  der  Medianader  bis  auf  ein  Rudiment  gänzlich 
fehlen  ;  zum  Ersatz  haben  sie  am  Innenrande  eine  länglichovale  ver- 
dickte Stelle  ,  die  nahe  an  der  Basis  anfängt  und  etwas  vor  dem  Hin- 
terwinkel aufhört.  T.  p  elhtc  e  ns  von  den  Antillen  und  aus  Süd- 
amerika. 

Pococera,  im  Baue  der  Taster  und  Fühler  mit  Myelois  über- 
einstimmend ,  aber  durch  zugerundete  Hinterflügel  von  allen  Phyciden 
abweichend.  Die  nach  hinten  stark  erweiterten  Vorderflügel  haben  das 
Queräderchen  weit  vor  der  Mitte.  P.  gibbella  aus  dem  südlichen 
Brasilien. 

Oncolabis ,  Etellia  und  Fempelia  im  Ansehen  und  Tasterbau 
ähnlich,  aber  die  männlichen  Fühler  ohne  Schuppenbusch;  das  Wur- 
zelglied trägt  an  der  Spitze  einen  dünnen,  gegen  die  Fühlerbiegung  ge- 
krümmten Hornhaken,  dergleichen  bei  keiner  Phycide  bemerkt  wird.  0. 
anticella  aus  Südbrasilien. 

Ep  icrocis ,  die  Maxillarlasler  wie  bei  Gymnancyla,  aber  die 
Fühler  ohne  Ausbuchtung  an  der  Basis,  der  Rücken  derselben  vom 
Wurzelgliede  aus  dicht  und  breit  beschuppt,  der  Schuppenslreif  verengt 
sich  und  wird  vom  3 — 7.  Gliede  rauh,  worauf  er  die  gewöhnliche  Be- 
schaffenheit annimmt.  Die  Lippentaster  ziemlich  lang  und  aufgekrümmt, 
die  Medianader   in  vier  Aeste  aufgelöst«    E.  festivella  aus  Java. 

Tetralopha,  der  Pinsel  der  männlichen  Maxillarlasler  in  zwei 
lange  Büsche  getrennt.  Die  Fühler  ohne  Krümmung  über  dem  Wur- 
zelgliede, beim  Männchen  gekerbt,  an  der  Wurzelhälfte  mit  zwei  Rei- 
hen von  Haprbüschchen  versehen.  T.  millitella  aus  Carolina  und  T. 
robustella  aus  Georgien. 

Als  neue  Arten  sind  beschrieben:  Aphomia  terrenella  aus 
Georgien  in  Nordamerika,  Anerastia  lotricella  aus  Brasilien,  rfe- 
liquella  ebendaher,  Ephestia  neuricella  von  St.  Thomas,  Homoeo- 
soma vagella  von  Adelaide,  Myelois  indig  enella  aus  Carolina, 
exsulella  aus  Kordamerika,  infusella  von  Haiti  und  St.  Thomas, 
magella  vom  Cap  ,  intextella  aus  Wesündien,  placidella  aus 
Brasilien ;  subcanella  von  Haiti,  st  er  cor  ea  aus  Brasilien,  Hypo^ 
chalcia    sanguinariella    vom  Cap  ,    Nephopteryx    gr andella  von 


230    Schaum:  Bericht  über  die  Leislungen  in  der  Enloniologie 

Para,    Pempelia  Behrii    von    Adelaide,  lignosella   aus  Nord-  und 
Südamerilia,  rubidinella  aus  Brasilien,  pelrella  aus  Carolina. 

Zeller  beschrieb  (Ent.  Zeit.  S.  312fF.)  Crambus  cassentiel- 
lus  und  superbellus  i  beide  in  Toscana ,  der  erstere  auch  in  Klein- 
asien einheimisch. 

Neue  Arten  sind  ferner : 

Crambus  Warringtonellus  Stainton  (Syst.  Cal.  of  ßril. 
Tin.  und  Newm.  Zool.  App.  S.  LXI.). 

Crambus  g  rammiculellu  s  Guenee  (Expl.  de  l'Alg.). 

Standfuss  gab  (Schles.  Zeilschr.  f.  Entom.  Nr.  12.)  eine  neue 
mit  einer  Abbildung  beider  Geschlechter  begleitete  Beschreibung  von 
Eudorea  petrophila. 

Tortricest.  Z  e  1 1  e  r  stellte  (Ent.  Zeit.  S.  237  ff.  S.  278  ff.)  als  neue 
Art  auf :  Fenthina  pruneticolana  aus  Toscana,  Grapholitha  tenebr  o~ 
sana  ebendaher  und  von  Wien,  ro  s  eticolana  und  fulvifro  ntana 
aus  Toscana,  conjugana  [Tratmiana  Schlag.)  aus  Thüringen,  rc- 
giana  aus  Schlesien,  flexana  aus  Toscana,  Phoxoptera  curvana  ^ 
Teras  quercinan  a  ebendaher,  Cochylis  dipsacean  a  aus  Schlesien, 
und  gab  genaue  Beschreibungen  von  Toririx  Dumeriliana  Dup.,  Scia^ 
phila  abrasana  Dup. ,  nuhilana  Hübu.,  Grapholifa  nebrüana  Tr. 

Als  neue  Arten  sind  ferner  beschrieben  : 

Von  Wocke   (üebers.   d.    Arb.  d.    schles.  Ges.    1849.    S.  72.): 

Coccyx  abie  gana  F.  v.  H.  ,  der  pygmaeana  sehr  ähnlich,  aus 
Schlesien. 

Von  Guenee  (Expl.  de  l'Alg.):  Toririx  insolatana,  Argy^ 
rolepia  loriculan  a. 

Schläger  wies  (Ent.  Zeit.  S.  271.)  nach,  dass  die  von  dem 
Fleische  der  Pflaumen  lebenden  Raupen  nicht,  wie  bisher  allgemein 
angenommen  war,  der  in  Aepfeln  und  Birnen  vorkoninienden  Carpocapsa 
pomonana ,  sondern  der  Grapholita  funebrana  angehören,  und  dass  so- 
mit diese  in  die  Gattung  Carpocapsa  zu  versetzen  sei. 

Stainton  bemerkte  (Proc.  of  the  ent.  Soc.  V.  S.  XLIX.),  dass 
Poecilochroma  semifuscana  Steph.  und  viUana  Curt.  Varietäten  von  P. 
piceana  Haw.  sind. 

Tineae*  „Beilrag  zur  Kenntniss  der  Coleophoren  von  P.  C. 
Zell  er"  (Linn.  entom.  IV.  S.  191— 416.).  Der  Verf.  entwickelt  im 
Eingange  die  systematischen  Verhältnisse  der  Gruppe,  welche  in  allen 
drei  Ständen  sich  scharf  von  den  übrigen  Tineaceen  absondert.  Als 
Unterscheidungszeichen  im  Larvenzuslande  hat  das  Bewohnen,  eines 
Sackes,  dann  die  dadurch  bedingte  Kürze  der  falschen  Beine  zu  gelten. 
Die  Puppen  der  Coleophoren  weichen  bedeutend  durch  die  Verlänge- 
rung der  Flügel,  Fühler-  und  Beinscheiden  von  den  Puppen  anderer 
Sackträger  ab,  das  Auskriechen   des  Schmetterlings   aus  denselben  ge- 


während  des  Jahres  1849.  231 

schieht  so,  dass  die  Puppe  nicht  aus  dem  Sacke  hervorlrilt  und  kein 
äusseres  Merkmal  den  schon  verlassenen  Sack  verräth.  Die  Falter  sind 
besonders  durch  den  Bau  der  Fühler  und  des  Hinterleibs  charakterisirt. 
Jene  sind  an  ihrem  Wurzelgliede  mit  Schuppenhaaren  bekleidet,  welche 
auf  der  vordem  Seite  länger  sind  und  abstehen ;  auf  der  Unterseile 
haben  die  Geisseiglieder  feine  längliche  kahle  Striche,  die  wahrscheinlich 
zum  Riechen  dienen.  Der  Hinterleib  trägt  auf  dem  Rücken  der  meisten 
Segmente  zwei  kahle  Längsgrübchen.  Der  Verf.  .erkennt  nur  zwei 
Galtungen  an,  Coleophora  H. :  Alae  anter.  concolores  vel  lineatae  ;  cel- 
lula  discoidalis  venas  7 — 8  emittit,  Metamorphosis  intra  saccum :  und 
Goniodomai  Antennae  penicillatae  flagello  nudo.  Alae  anteriores 
caudatae,  postice  transversim  maculalae;  cellule  discoidalis  venas  7 
emillit.     Metamorphosis  extra  saccum. 

Die  letztere  Gattung  enthält  nur  eine  Art  {aurogutlella  FR.), 
von  der  erstem  sind  hier  105  Arten,  darunter  eine  grosse  Anzahl  neuer, 
sehr  sorgfältig  beschrieben. 

Von  Zeller's  Abhandlung  über  die  mit  Augendeckeln  verse- 
henen blattminirenden  Schaben  (s.  vorjähr.  Jahresb.  S.  247.)  hat  Stain- 
ton  einen  Auszug  in  den  Trans,  of  the  enlom.  Soc.  Vol.  V.  S  121 — 142 
milgetheilt  und  mit  werlhvollen  Bemerkungen  über  das  Vorkommen  und 
die  Synonymie  der  englischen  Arten  begleitet. 

Die  Arten  der  Gattungen  Depressaria,  Orlholaelia  und  Exaerelia 
hat  Stainton  (Trans,  of  the  ent.  Soc.  V.  S.  151.)  auseinandergesetzt. 
Die  Gattung  Orlholaelia  Steph.  {Haemylis  Zell.)  enthält  nur  eine  Art; 
Sparganiella  Thunb.  Tr.  (venosa  Haw.  Steph.).  —  Exaerelia,  eine 
neue  Gattung,  ist  in  folgender  Weise  diagnosticirt :  caput  laevigatum, 
palpi  recurvi,  art.  secundo  intra  setis  instructo,  terminali  acuto.  Alae 
ant.  latae,  ante  apicem  aliquantulum  contractae,  cilia  brevia,  ad  margi- 
nem  posteriorem  emarginata ;  alae  post.  elongatae,  ovales,  emarginalae 
ad  aDguIum  analem,  cilia  brevia,  abdomen  depressum.  Die  einzige  neue 
Art  E.  A  llisell  a  stammt  aus  Yorkshire  und  Cumberland.  —  Depres^ 
saria  enthält  48  Arten,  darunter  folgende  neue:  nan  at  ella^  sub~ 
pr  op  inqu  ella  ,  caprella,  inlertnediella,  ciliellay  pul- 
cherimclla ,  DouglasellUf  Weirella  ultimella,  die  auf  Taf. 
17  abgebildet  sind. 

Derselbe  hat  (Newman's  Zoologist  App.  S.  1— XXIV.)  eine 
monographische  Arbeit  über  die  europäischen  Arten  von  Argyresthia 
veröffentlicht,  die  sich  genau  an  Zellers  Abhandlung  im  2ten  Bande  der 
Linn.  entom.  (s.  vor.  Jahresber.  S.  246.)  anschliesst ,  die  generischcn 
Charaktere  ganz  übergeht  und  grossentheils  nur  eine  freie  Uebersetzung 
der  Zeller'schen  Artbeschreibungen  ist ,  dadurch  aber  von  Wichtigkeit 
wird,  dass  hier  zuverlässige  Aufschlüsse  über  die  von  Haworth,  Stephens 
und  Wood  aufgestellten  Arten  milgetheilt  werden.  Neu  sind  nur  A. 
urpurascentella  und  die  (Nevvm,  Zool.  App.  S.  XL.)  nachträglich 


232    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

diagnosticirte  A.  aurulentella  Zell.  i.  1.  Ausserdem  fehlt  bei  Zel- 
ler semifusca  Haw.  (semipurpurella  Steph.,  Wood).  Die  Nonienclatur 
des  Verf.  stimmt  bis  auf  wenige  Fälle  mit  der  von  Zeiler  überein,  A. 
priiniella  Z.  heisst  hier  ephippella  Fabr.,  da  prunieUa  L.  ein  sehr  zwei- 
felhaftes Thier  ist,  fagelella  Z.  ist  albislria  U&w . ;  tetrapodella  Z.,  wohl 
nicht  die  gleichnamige  Linne'sche  Art,  wird  von  St.  spinosella  be- 
nannt. 

Die  brittischen  Arten  von  Gelechia  hat  Douglas  (Trans,  of  the 
ent.  iSoc.  V.  S.  173  ff.  u.  S.  195  if.)  aufgezählt.  Es  sind  40  nur  be- 
kannte Arten  mit  ihren  Synonymen  namhaft  gemacht ,  einige  derselben 
sind  beschrieben,  und  hier  und  da  einzelne  Synonyme  besprochen. 

Die  Hyponomeulen  Schlesiens  hat  Wocke  (Uebers.  d.  Arb.  der 
schles.  Gesellsch.  1843.  S.  63.)  namhaft  gemacht.  Die  Gattung  Hypo- 
nomeuta  zählt  neun,  die  Gattung  Fsecadia  fünf  Arten;  unter  den  letz- 
tern findet  sich  eine  neue  Ps.  fumitella,  welche  aber  nur  halb  so 
gross  und  leicht  kenntlich  durch  den  bis  in  die  Franzen  reichenden 
Längsstreif  der  Vorderflügel   ist. 

Von  Wing  (Proc.  of  the  zool.  Soc,  S.  105.  Annulosa  PI.  XIV.) 
wurde  eine  neue  Gattung  Palpar  ia  errichtet  und  folgenderraassen 
charakterisirt  :  Taster  gross  ,  vorletztes  Glied  mit  einem  dreieckigen, 
horizontal  sich  ausdehnenden  Schuppenfleck,  letztes  Glied  zurückge- 
krümmt, Thorax  breit,  etwas  flach  ,  Vorderflügel  eiförmig  mit  scharfer 
Spitze,  Hinterflügel  breit  gewimpcrt,  die  Spitze  scharf  eiförmig,  Hin- 
terschienen gross  und  breit.  P.  Lambertella  n.  A.  aus  Australien. 

Zwei  neue  Galtungen  Zelleria  und  Bedellia  sind  auch  von 
Stainton  (Cat.  of  Brit.  Tin.  und  Newm.  Zool.  App.  S.  LXIII.)  ge- 
gründet worden.  Die  erslerc  hat  einen  rauhen  Kopf ,  ziemlich  kurze 
rauhe  Taster,  schmale,  etwas  sichelförmige  Vorderflügel,  die  Hinterflü- 
gel breiter  als  bei  Coleophora  und  Gracilaria;  sie  enthält  drei  neue  A. : 
Z.  h  ep  ariella  Mann,  ins  ignip  ennella  und  fasciap  ennell  a. 
Bedellia  verbindet  den  rauhen  Kopf  von  Ornix  mit  den  sehr  schmalen 
Hinterflügeln  von  Cosmopteryx.   Hierher  eine  Art  B.  Orpheella. 

Als  neue  Arten  sind  ferner  aufgestellt; 

Von  Stainton  (a.  a.  0.):  Talaeporia  inconspicuella,  Ti- 
nea ar g  enteimaculella,  ruricolella,  Micropteryx  subamma  - 
nella  (ammanella?  Tr.)  ,  Nemolois  miniin  ellu  s  Mann,  Ypsolophus 
DurdhamelluSfOecophora  fusci  front  ella,  sub  aquile  a,  pseu- 
dospre  teil  a ,  incong  ruella,  Roesslerstaminia  p  erlepidell  a, 
Aechmia  subdentella,  Elachisla  S  teph  ensi  ,  p  a  tricielln  ,  ni- 
veipunctclla  y  trape  ziella,  apicipnnct  ella ,  Biicculatrix  au- 
rimacnlella,  vetust  ella,  an  gulif  asciclla,  sep  tembrella, 
'trifnrcula  s  quam  at  ella,  pulv  er  osella. 

Von  Sitcom  (Plewm.  Zool.  App.  S.  XLIL):  LilhocoUelis  fagi' 


während  des  Jahres  1849.  233 

foliella,  Nepliaila  Lonisella,  FJachisla   regificella  aus  Eng- 
land, alle  drei  auf  einem  Hulzschnilt  abgebildet. 

Von  Wocke  (Uebcis.  d.  Arb.  d.  schles.  Gesellsch.  1849.  S.  73.)'. 
Plulella  marmorosella  und  Depressaria  doronicella  aus  dem 
Ailvalergebirge  (die  zweite  ist  nach  ZeUei-  Ent.  Zeit.  1851.  S.  81. 
ebenfalls  im  J.  1849  in  der  Zeilschrift  „Illyrisches  Blatt  von  Dr.  Ulad- 
nick"  unter  dem  Namen  D.  Schmidtella  beschrieben).^ 

Von  Koch  (Isis  1848.  S.  9J4  ) :  Ypsolophus  Sc  hmidl  ellus  v. 
lleyd.  aus  der  Wellerau  ,  die  Raupe  lebt  auf  Origanum  vulgare. 

Von  Guenee  (Expl.  de  l'Alg.):  Adela  panlherella  und 
Haemylis  Jugurthella. 

Standfuss  wies  (Schles.  Zeitschr.  f.  Entom.  Nr.  12.)  Aechmia 
z-onella  Zettersl.  und  Gelechia  pniinosella  Zell,  als  schlesischen  Arten 
nach  und  gab  auf  Taf.  2.  Abbildungen  derselben  in  beiden  Geschlechtern. 
Die  Synonymie  von  Tinea  festaliella  Hübn.  erörterte  Stainton 
und  zeigte,  dass  T.  scissella  Haw.  ,  Curt. ,  angustipennella  Sieiph.  Wood 
und  Montandonella  Dup.  mit  dieser  Art  identisch  sind  (Trans,  of  Ihe 
ent.  Soc.  V.  S.  142.). 

Die  Naturgeschichte  der  Hyponotneuta  malivorella  ,  deren  Raupe 
von  den  Blättern  der  Aepfelbäume  lebt,  wurde  von  West  wo  od  (Gard. 
Chron.  S.  660.)  erläutert. 

Heeger  hat  (Isis  1848.  S.  986  ff.)  die  verschiedenen  Stände  von 
Elachista  Roeselta  L.  und  Epischnia  canella  W.  V.  ausführlich  be- 
schrieben und  Tafel  IX.  abgebildet.  Die  Raupe  der  erstem  lebt  auf 
Chenopodien,  Atripliciden  und  andern  niedern  Kräutern,  nicht  auf  Aepfel- 
bäumen,  wie  Schüfermüller ,  oder  auf  Tannen,  wie  Linne  angiebt;  die 
Raupe  der  letzlern  findet  sich  auf  Atriplex  hortensis. 

Pteropliorii.  Die  Naturgeschichte  von  Flerophorns  spiloda- 
ctylus  Dup.  (obsolelus  Z.)  und  phaeodaclylus  Z.  hal  A.  Speyer  Ent. 
Zeit.  S.  24.  geschildert.  Die  Raupen  der  erstem  Art  wurden  im  Juü 
auf  Marrnbium  vulgare  gefunden  und  lieferten  noch  in  demselben  Mo- 
nate den  Schmetterling,  die  der  letztern  leben  auf  Ononis  repens. 

Schreiber  beschrieb  (ebenda  S.  301.)  die  Raupe  von  PterO" 
phorus  galaclodactylm,  welche  gesellschaftlich  auf  Arclium  Lappa  lebt. 

Diptera* 

Von  Ze  tterstedt'sDiptera  Scandinaviae  ist  der  achte 
Band  erschienen,  welcher  ein  Supplement  zu  den  sieben  er- 
sten Theilen  dieses  Werkes  bildet. 

Er  enthält  eine  syslemalische  Aufzählung  der  früher  beschriebe- 
nen Arten  mit  Einschaltung  der  neuen  Entdeckungen  ,  und  der  nöthig 
gewordenen  Zusätze    und  Berichtigungen.      Die  Zahl  der  Galtungen  ist 


234    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

um  drei  vermehrt ,  indem  Hexatoma  Meig.  aus  der  Familie  der  Taba- 
nier,  Pachymeria  Macq.  aus  der  der  Empiden  und  Thinophilus  Wahlb. 
9US  der  der  Dolichopoden  neuerdings  in  Schweden  aufgefunden  worden 
sind.  Die  neuen  Arten  brauchen  hier  nicht  aufgeführt  zu  werden,  da 
das  Werk  für  Diplerologcn  unentbehrlich  ist. 

List  of  Ihe  specimens   of  Dipterous  insects  in  the  col- 
leclion  of  the  British  Museum.  P.  II— IV.  1849. 

Dieses  von  Wa  1  her  bearbeitete  Verzeichniss,  über  dessen  erstes 
Heft  im  vorigen  Jahre  berichtet  wurde,  ist  mit  den  hier  vorliegenden 
Bänden  vollendet  woitlen.  Der  zweite  enthält  die  Familie  der  Bom- 
byliarii  und  Asilici,  der  dritte  die  Hybotinae  ,  Empidae,  Tachydromiae, 
Inflatae,  Slralyomidae,  Syrphici,  Flatypezinae,  Megacephali,  Dolichopo- 
des,  Oxypterae,  Scenopinii,  Conopsäriae  ;  der  vierte  die  Muscariae  und 
die  auf  sie  folgenden  Familien.  Es  gewähren  auch  diese  Bände  durch 
Mittheilung  ausführlicher  Beschreibungen  von  etwa  1000  Arten,  welche 
der  Verf.  für  neu  hallen  zu  müssen  glaubt,  viel  mehr  als  der  Titel  des 
Werkes  verheisst ;  namentlich  gewinnt  die  Kenntniss  der  nordamerikani- 
schen und  neuholländischen  Dipteren  sehr  an  Umfang.  Die  Beschrei- 
bungen der  neuen  Arten  sind  ausführlich,  in  manchen  Fällen  möchte 
man  ein  grösseres  Eingehen  auf  Formenmerkmale  wünschen,  während 
die  Angabe  der  Färbung  minder  weitläufig  sein  könnte.  Die  Arlnamen 
sind  leider  auch  in  diesen  Bänden  zum  grossen  Theile  nur  willkührlich 
gebildete  Laute  ohne  allen  Sinn.  Die  grossen  Schwierigkeiten,  welche 
diese  freilich  sehr  bequeme  Art  der  Namengebung  dem  F'ortschrilte  der 
Wissenschaft  in  den  Weg  legt,  sind  so  unverkennbar,  dass  es  zu  be- 
dauern wäre,  wenn  diese  Namen  je  Eingang  fänden.  In  einzelnen 
Fällen  können  sie  überdies  leicht  zu  falschen  Vorstellungen  Veranlas- 
sung geben  ,  z.  B.  Dexia  Cerata,  Musca  Fucina,  Musca  Moneta,  Antho- 
myia  Badia  u.  s.  w.  Dass  sich  manche  der  als  neu  aufgestellten  Ar- 
ten, obwohl  die  früheren  Beschreibungen  überall  sorgtältig  verglichen 
zu  sein  scheinen  ,  auf  bereits  bekannte  werden  zurckführen  lassen  ,  ist 
mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  anzunehmen,  aber  auch  bei  der  Schwie- 
rigkeit, welche  die  Bestimmung  der  Arten  in  vielen  Gattungen  hat  und 
bei  der  Unzulänglichkeit  vieler  vorhandener  Beschreibungen  wohl  zu 
entschuldigen.  Die  Synonymie  ist  unter  Benutzung  der  vorhandenen 
Hülfsmiltel  meist  fleissig,  bei  vielen  der  bekannten  Arien  mit  einer  für 
den  Zweck  des  Buches  zu  grossen  Ausführlichkeit,  hin  und  wieder  (z.  B. 
bei  Tachina  lateralis,  Idia  felina,  Ortalis  Lamed  u.  a.)  ohne  die  nöthige 
Kritik  zusammengestellt  worden  ;  in  der  letzten  Hälfte  des  vierten  Ban- 
des fehlen  zuweilen ,  wie  z.  B.  in  der  Gattung  Sapromyza  wichtige 
Synonyme.  In  einigen  monographisch  behandelten  Gattungen  hat  der 
Verf.  scharf  geschiedene  Arten  mit  Unrecht  wiederum  vereinigt)  z.  B. 
in  der  von  Loew  bearbeiteten  Galtung  Trypeta  unter  Tr.  Serratulae, 
Artemisiae  und  solstitialis.    —    Einige  neue  Gattungen  ,  die  vom  Verf, 


während  des  Jahres  1849. 


235 


unter  den  iMuscarien  errichtet  sind  ,  habe  ich  bei  dieser  Familie  nam- 
haft gemacht. 

Eine  zweite  Auflage  würde  gewiss  viele  Älängel  des  in  ver- 
hällnissmässig  sehr  kurzer  Zeit  vollendeten  Werkes  beseitigen ,  auch 
mit  denselben  muss  es  Achtung  vor  der  Verwaltung  des  briltischen 
Museums  und  vor  dem  vom  Verf.  auf  dasselbe  verwandten  Fleisse 
erwecken. 

Esame  di  varie  specie  d'inselti  ditteri  brasiliani  di  Ca- 
millo  Rondani  (Studi  entom.  publ.  per  ciira  di  Fi.  Baiuli 
c  di  E.  Truqui.  Torino  1848.  Fase.  I.  S.  63.} 

Es  sind  hier  die  von  Ghiliani  im  nördlichen  Brasilien  gesammel- 
ten (90)  Dipteren  aufgezählt,  die  bereits  bekannten  theils  nur  namhaft 
gemacht  ,  theils  durch  Bemerkungen  und  Zusätze  zu  den  vorhandenen 
Beschreibungen  näher  charakterisirt,  die  neuen  ausführlich  beschrieben  ; 
fünf  gaben  zur  Aufstellung  neuer  Gattungen  Veranlassung  (s.  u.).  Auf 
einer  beigegebenen  Tafel  sind  die  charakteristischen  Theile  der  letztern 
abgebildet. 

Dipleres  exotiques  nouveaux  ou  peu  connus  par  M.  M  a  c- 
quarl.  4e  siipplement.  (Memoires  de  la  soc.  nationale  d. 
scienc,  de  Fagricult.  et  des  arts  de  Lille  1849.  p.  309''480. 
avec  14  planches.) 

Diese  Zeitschrift  ist  mir  in  Berlin  nicht  zugänglich  gewesen, 
der  Bericht  über  die  Macquart'sche  Abhandlung  muss  daher  vor  der 
Hand  noch  ausgesetzt  werden. 

Ueber  den  Aufenthalt  der  Dipteren  während  ihrer  frü- 
hern Stände  von  Dr.  Scholtz  (Zeitschr.  f.  Entom.  heraiis- 
gegeb.  vom  Verein  für  schlesische  Insectenkunde  zu  Breslau 
Nr.  9.  u.  10.) 

Dieser  Aufsatz,  dessen  Anfang  bereits  im  Jahre  1848.  Nr.  8  der 
genannten  Zeitschrift  veröffentlicht  worden  ist,  enthält  alle  dem  Verf. 
über  die  ersten  Stände  der  Zweiflügler  bekannt  gewordenen  fremden 
und  viele  eigne  Beobachtungen  und  ist  für  jeden  Dipterologen  sehr 
lesenswerlh.  Die  Eintheilung  in  Betrefi"  der  verschiedenen  Localitäten, 
welche  die  Dipteren  im  Larven-  und  Fuppenzusfande  bewohnen,  ist 
die  von  Bremi  in  seinen  Beiträgen  zur  Dipterenkunde  (Isis  1846.  H.  III.} 
aufgestellte. 

Citlicina*     Als  neue  Arten  sind  aufgestellt: 

Culex  maculiv  entri  s  von  iMacquart  (Expl.  de  l'Alg).  — 
C.  scapularis  und  digi latus  aus  Brasilien  von  Rondani  (SUiJ, 
ent.  S.  109.). 

Tipulariae«      Low  besprach    die  Gattung  Cylindrotoma^  als 


236    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

deren  typische  Art  Limnobia  distinctissima  anzusehen  ist,  und  von  wel- 
cher, nach  des  Verf.  Ansicht ,  die  übrigen  dort  untergebrachten  Arten 
zu  trennen  sind.  Dagegen  ist  von  ihm  eine  neue,  C.  n  igriventris, 
aus  dem  nördlichen  Russland  und  Sibirien  beschrieben  worden,  welche 
mit  C.  distinctissima  in  nächster  Verwandtschaft  steht  (Ent.  Zeit.  S.341.) 

Derselbe  beschrieb  (Ent.  Zeit.  S.  343.)  drei  neue  Arten  der 
Gattung  Dixa  ,  D.  laeta  aus  Südeuropa  und  Kleinasien,  D.  ptibe^ 
rula  aus  Sicilien  und  Ostdeutschland,  D.  obscura  aus  dem  westli- 
chen Europa  und  besprach  bei  dieser  Gelegenheit  ausführlich  mehrere 
der  bereits  früher  beschriebenen  Arten  derselben  Gattung. 

West  wo  od  stellte  (Trans,  of  the  ent.  Soc.  V.  S.  231.)  eine  neue 
Untergattung  der  Mycetophilengaltung  Platyura  Platyroptilon  auf, 
die  sich  besonders  durch  ihre  lang  gekämmlen  Fühlhörner  auszeichnet. 
F.  Miersii  aus  Brasilien  ist  Taf.  23.  Fig.  3.  abgebildet. 

Zwei  neue,  im  vorigen  Jahresberichte  nicht  erwähnte  Arten  die- 
ser Familie,  Chironomus  Waldlieimii  undTipitla  laclip  ennis,  beide 
von  Kiew,  sind  von  Gimmerthal  (Frogr.  z.  öOjähr.  Doctorjubil.  Fi- 
scher's  v.  Waldheim)  aufgestellt  worden. 

Die  Naturgeschichte  einer  noch  unbeschriebenen,  forstschddlichen 
Mücke  Lasioptera  Cerris  wurde  von  Kollar  (Sitz.  -  Ber.  d.  Wiener 
Acad.  1849.  Heft  2.  S.  4.)  geschildert.  —  Diese  Mücke ,  eine  neue, 
hier  ausführlich  beschriebene  und  abgebildete  Art ,  erscheint  in  zahl- 
reichen Schwärmen  Anfang  Mai  um  die  Zerreichsenslämme  im  Grase,  in 
welchem  sie  ihre  letzte  Verwandlung  bestanden.  Die  Weibchen  legen 
ihre  Eier  in  die  Blatlsubstanz  der  jungen  Eichenblätler,  auf  deren  Un- 
terseite sich  in  Folge  der  Verletzung  weisse  haarige  Auswüchse,  zu- 
weilen in  solcher  Menge  bilden  ,  dass  das  Blatt  damit  bedeckt  wird. 
Der  Baum,  auf  welchem  oft  kein  Blatt  verschont  bleiljt  ,  bekommt  da- 
durch ein  fremdartiges  Aussehen  ,  seine  Krone  erscheint  in  Folge  der 
zusammengerollten  Blätter  viel  lichter,  die  Aesle  sind  spärlich  belaubt, 
einzelne  Zweige  verdorrt.  Die  Gallen,  in  welchen  die  Larven  leben, 
erreichen  die  Grösse  einer  Linse,  werden  inwendig  hart  und  holzig  und 
sind  endlich  auch  auf  der  Oberseite  des  Blattes  als  kleine  konische 
Erhöhungen  sichtbar,  welche  im  Herbste  von  der  Larve  durchfressen 
werden,  diese  fällt  auf  die  Elrde  ,  gräbt  sich  einige  Linien  tief  in  den 
Boden  und  verpuppt  sich  daselbst.  Den  Winter  bringt  das  Insect  im 
Puppenzustande  zu.  Aus  diesen  Gallen  hat  der  Verf.  5. Arten  Flero- 
malinen  erzogen. 

Die  Metamorphosen  mehrerer  Tipularien  sind  von  Perris  (Ann. 
d.  1.  soc.  entom.  d.  Fr.)  sehr  weitläufig  geschildert  worden.  In  ver- 
trockneten Stengeln  von  Angelica  sylvestris  fand  er  Ende  April  12 
Millim.  lange,  cylindrische,  am  Vorderende  etwas  verdickte  Larven  von 
schmutzig  graulicher  Farbe  ,  aus  denen  sich  im  März  (?)  Limnophila 
dispar  Macq    entwickelte  (a.  a.  0.  S.  331.  T.  9.  Nr.  V.).      Aus  der  Be- 


während  des  Jahres  1849.  237 

Schreibung  der  Mundtheile  ergiebt  sich  eine  ziemlich  nahe  Verwandt- 
schaft der  Larve  mit  der  von  Bibio  und  verwandten  Galtungen.  —  Die 
Larve  von  CyUndrotoma  macroptera  Macq.^  weldie  Perris  im  November 
auffand,  gräbt  Gänge  in  dem  auf  alten  Eichen  vorkommenden  Pilze 
llydnum  erinaeeum,  sie  ist  8 — 10  millim.  lang,  weiss,  vorn  und  hinten 
etwas  verschmächtigt,  au  den  Seiten  mit  kurzen  steifen  röthlichen  Här- 
chen versehen,  sonst  aber  nackt.  Der  Bau  der  Mundtheile  scheint  von  dem 
der  meisten  bekannten  Arten  dieser  Gattung  nicht  wesentlich  abzuweichen. 
Die  Verwandlung  geschah  im  December  in  der  Erde.  Die  Mücke  erscheint 
im  Februar  und  März  (a.  a.  0.  S.  337.  Taf.  9.  Nr.  IV.)  -  Auf  Boletus 
versicolor  beobachtete  Perris  die  sich  mit  einem  schlüpfrigen  Schleim 
bedeckende  Larve  von  Sciophila  vnimaculala  Macq.,  welche  sich  gleitend 
auf  der  Oberfläche  desselben  vor  und  rückwärts  bewegt,  sie  umgiebt 
sich,  ohne  den  Pilz  zu  verlassen,  mit  zahlreichen  Fäden  und  verwan- 
delt sich  unter  einem  von  diesen  gebildeten  Netze.  Der  Puppenzusland 
dauert  nur  8—10  Tage  (a.  a.  0.  S.  341.  Taf.  9.  Nr.  VL).  —  Eine  etwas 
abweichend  gebildete  Mycetophila-Larve,  die  sich  ganz  in  ihren  eignen 
Kolh  einhüllt  und  sogar  unter  demselben  verwandelt,  fand  sich  im  Oc- 
tober  ausgewachsen  auf  der  Unterseite  eines  feuchten,  mit  Byssus  be- 
setzten Holzstückes  ,  sie  schien  sich  von  dem  Byssus  zu  nähren.  Die 
Art  hält  Perris  für  neu  und  beschreibt  sie  als  Mycelophila  scato- 
phora.  Aus  mehreren  Puppen  entwickelte  sich  eine  Art  der  Gattung 
Porizon  (a.  a.  0.  S.  51.    Taf.  3.  Nr.  L). 

L.  Duf  our  beschrieb  (Ann.  d.  1.  soc.  ent.  d.  Fr.  S.  195 — 208. 
Taf.  7.  Nr.  III.)  die  Verwandlungsgeschichte  von  Rhyphus  fenestralis 
und  Mycetobia  pallipes  Meig.  Die  Larven  von  beiden  wurden  in  einem 
breiigen  Ulmengeschwüre  beobachtet,  die  des  erstem  ist  von  der  in 
Reaumur's  Mem.  t.  V.  p.  21.  p.  IV.  Fig.  3  —  10.  abgebildeten  und  ge- 
wöhnlieh zu  diesem  Insect  gerechneten  wesentlich  verschieden.  Die 
Larve,  welche  der  Verf.  für  die  der  iMycetobia  hält,  hat  nur  vier  Stig- 
men, zwei  auf  dem  zweiten  und  zwei  auf  dem  letzten  Segment,  eine 
in  der  Gruppe  der  Mycelophiliden  sehr  auffallende  Anomalie  der  Stig- 
menlage, die  vom  Verf.  nicht  gebührend  hervorgehoben  ist,  wenn  an- 
ders hier  nicht  ein  Irrlhum  von  seiner  Seite  stattgefunden  hat. 

Wahl  her  g  hat  (Vet.  Akad.  Öfvers.  1848,  S.  128.  übers,  in  der 
Ent.  Zeit.  S.  120.)  die  Naturgeschichte  von  Ceroplalus  sesioides  geschil- 
dert. Die  Larven  leben  auf  der  untern  Seite  frischer  Feuerschwämme 
(Polyporus  fomentarius),  wie  es  scheint  bloss  von  der  sauern  Feuchtig- 
keit, welche  der  Schwamm  absondert,  ohne  in  den  letztern  einzudrin- 
gen. Sie  bilden  auf  der  Fläche  des  Schwammes  ein  dichtes  Schleim- 
gewebe, unter  dem  sie  ,  wie  unter  einem  Zelte  ,  sich  aufhalten.  Die 
Schwammfläche  belegen  sie  mit  schleimigen  Bändern,  indem  sie  Schleim- 
Iropfen  aus  dem  Munde  ergiessen  und  durch  Aufrichten  des  Vorderko- 
pfes zu  einem  Bande  ausziehen.  Wenn  sie  1 — 1*A"  lang  sind,  ver- 
lassen gie   das  Zelt    und   verpuppen  sich  im  Moose   oder  Grage,  wobei 


Q38    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

sich  dann  jede  Larve  mit  einem  aus  Schleim  gebildeten  weisslichen  Coc- 
con  umgiebl ,  der  dem  Coccon  von  Galleria  cereana  ziemlich  ähnlich 
ist.  Die  am  meisten  ausgezeichnete  Eigenschaft  der  Larven  und  Pup- 
pen ist  jedoch  die,  dass  sie  im  Dunkeln  schön  phosphorescircn. 

Apetz  beobachtete  (Ent.  Zeit,  S.  62.)  eine  Campylomyza,  wel- 
che an  einer  Raupe  von  Smerinthus  populi  nach  Art  einer  Müclve  zu 
saugen  schien. 

ßoheman  machte  (Öfvers.  Vetensk.  Ac.  Förh.  1849.  S.  155.) 
auf  das  häufige  Vorkommen  der  Trichocera  regelationis  Linn.  in  Berg' 
werksschachten  in  einer  Tiefe  von  100  Klaftern  aufmerksam. 

Aus  dem  vorigen  Jahre  ist  nachzutragen,  dassKollar  (Sitzungs- 
her.  der  Wiener  Acad.  1848.  2.  Heft)  die  Naturgeschichte  von  Simulium 
sericeum  erörtert  und  diese  Mücke  (auf  Taf.  1.  2.  3.)  in  allen  Stän- 
den dargestellt  hat. 

Talsanii.  Von  Rondani  sind  (Stud.  ent.  S.  104.)  folgende 
neue  Arten  aus  Brasilien  aufgestellt:  Chrysops  vulneratus  ,  Tabanus 
p %i n  c l u m,  p iceiventris,  Pangonia  su  turalis. 

AsiliGl.  Als  neue  zu  dieser  Familie,  und  zwar  zur  Gruppe  der 
Dasypogonen,  gehörige  Gattung  wurde  von  Rondani  (Stud.  ent.  S.  89.) 
Blepharepium  in  folgender  Weise  beschrieben:  Antennae  articulis 
tribus  instructae,  stilo  apicali  non  aut  vix  perspicuo,  duobus  primis  brevi- 
bus  subcylindricis,  crassitie  subaequalibus,  terlio  laminiformi,  superne 
distincte  ciliato.  Caput  modice  compressum.  Oculi  paulo  remoti, 
saltem  in  femina.  Abdomen  ad  segmenta  secundum  et  tertium  distincte 
coarclatum.  Alarum  vena  octava  longiludinalis  ad  transversariam  ex- 
teriorem  sistens  et  ad  marginem  non  producta.  Bl.  luri dum  neue  Art 
aus  Brasilien. 

Als  neue  Arten  wurden  ferner  von  Rondani  (ebenda):  Disco- 
cephala  macula^  inorna  ta,  Alomosia  cy  anescens ^  Mallophora 
s  emivi  olacea,  socculat  a,  Alecto,  Tisiph  ones,  Gonypes  bre~ 
viventris ,  c  l  avistilus  aufgestellt. 

Westwood  gründete  (Trans,  of  the  ent  Soc.  V.  S.  232.)  eine 
neue  Gattung  E  uscelidia  auf  einen  Leptogaster  mit  verdickten  sehr 
behaarten  Hinterschenkeln.  E.  rapax  n.  A.  niuthmasslich  aus  dem  tro- 
pischen Africa,  ist  Taf.  23.  Fig.  4.  abgebildet.  —  Ders.  beschrieb 
(ebenda  S.  233.  Taf.  23.  Fig.  5.)  Aiomosia  purpurata,  die  erste  ost- 
indische Art  dieser  bisher  nur  aus  Amerika  bekannten  Gattung. 

Von  Macquart  (Expl.  de  l'Alg.)  wurden  beschrieben:  Laphria 
bomboides,  Dasypogon  crassus,  aurifrons,  ob  scur  ip  ennis, 
rubiginip  ennis,  maurus,  apiformis,  rn  briv  entris,  py^ 
gmaeus,  nitidus,  pusio,  Asilus  hirtipes,  flavopilosus,  bi- 
p  artitu  s  f  peristelis. 

L,  Dufour  giebl  im  13ten  Bande  der  Annales  des  sciences  na- 


während  des  Jahres  1849.  239 

turelles  p.  141  ff.  Mittheilungen  über  die  Verwandlungsgeschichte  der 
Asiliden.  Sie  beziehen  sich  auf:  1)  Asilus  forcipalus  L'inn.,  2)  Laphria 
aurifera  Duf.,  3)  Laphria  auribarbis  Meig.,  4)  Laphria  nigra  Meig., 
5)  Laphria  maroccana  Fbr.  und  6)  Laphria  alra  Linn.  —  Von  allen  6 
Arien  sind  die  Puppen  beschrieben  ,  welche  viel  Uebereinstimmendes 
und  nichts  von  dem  bereits  Bekannten  Abweichendes  haben  ;  neu  dürfte 
vielleicht  nur  die  Bemerkung  sein,  dass  sich  an  den  Puppen  jederseils 
bloss  1  Thoraxstigma  und  7  Stigmen  an  den  7  ersten  Abdominalsegmen- 
ten finden.  —  Die  Larve  ist  nur  von  Asilus  forcipatus  und  von  der 
vom  Verf.  für  neu  gehaltenen  Laphria  aurifera  beschrieben  ;  zu  be- 
dauern ist ,  dass  auch  durch  des  Verf.  Angaben  über  das  vollständige 
Insect  die  Artbestimmung  des  Asilus  forcipatus  keineswegs  gesichert 
ist.  Die  Larve  von  As.  forcipatus  ist  12ringlig  (wobei  der  durch  die 
Fresswerkzeuge  gebildete  Scheinkopf  nicht  mitgezählt  ist),  glatt,  nackt, 
an  jedem  Thoraxsegmente  jederseits  mit  einem,  am  letzten  Hinterleibs- 
segmente mit  einigen  steifen  Haaren  besetzt ;  das  vordere  Stigmenpaar 
liegt  am  Hinterrande  des  Isten  Thoraxsegmentes,  das  hintere  Stigmen- 
paar auf  dem  sehr  verkürzten  vorletzten  Abdominalsegmente;  die  hor- 
nige Zange,  welche  den  Hauptlheil  der  Fresswerkzeuge  bildet,  hält  der 
Verfasser  mit  Recht ,  wegen  der  Anwesenheit  rudimentärer  Taster,  für 
die  Älaxlllen.  —  Die  Larve  von  Laphria  aurigera  hat  nicht,  wie  die  von 
As.  forcipatus  ,  einfache  Maxillen  ,  sondern  diese  Thelle  sind  bei  ihr 
überhaupt  stärker  entwickelt  und  mit  einem  äussern  Lobus  versehen, 
eine  Struktur,  welche  in  offenbarer  Beziehung  zu  ihrem  Aufenthalte  in 
mürbem  Holze  steht ,  während  die  Larve  von  As.  forcipatus  in  der 
Erde  lebt.  Der  stärkern  Entwicklung  der  Fresswerkzeuge  entspre- 
chend ist  bei  der  Larve  der  Laphr.  aurigera  das  Prothoraxsegment 
stärker  entwickelt  ;  das  seitliche  Haar  der  Thoraxsegmente,  was  sich 
bei  der  Asiluslarve  findet ,  fehlt  ihr  ;  eigenthümllch  ist  der  Bau  der  6 
ersten  Hinterleibsringe,  indem  jeder  In  2  aufeinander  folgende  wulstige 
Abtheilungen  gelheilt  ist,  deren  vorderste  mit  einer  rings  umlaufenden 
Reihe  von  (6?)  an  der  Spitze  rauhen  Schreitwarzen  besetzt  ist;  wäh- 
rend diese  Segmente  merklich  verkürzt  sind,  ist  das  7te  Abdominalseg- 
ment sehr  verlängert  und  i'i  3  etwa  gleiche  ,  glatte  'Abtheilungen  ge- 
lhellt, so  dass  es  der  Verfasser  für  3  Segmente  angesehen  hat,  was 
ihn  veranlasst,  den  Körper  der  Larve  als  Üringlig  zu  beschreiben.  Die 
Lage  der  Stigmen  ist  dieselbe,  wie  bei  der  Asiluslarve  ;  das  letzte  Hln- 
lerleibssegment  ist  am  Ende  nicht  stumpf,  wie  bei  jener,  sondern  läuft 
in  3  Spitzen  aus  ,  von  denen  die  mittelste  schärfer  und  etwas  länger 
ist.  —  Die  sehr  gelungenen  Abbildungen  stellen  die  besprochenen  Lar- 
ven und  die  Puppen  von  As.  forcipatus ,  so  wie  von  Laphr.  aurigera, 
auribarbis,  nigra  und  maroccana  nebst  manchen  anatomischen  Einzeln- 
heifen  derselben  dar. 

Kmpides*      Eine   neue  Art  ist   Empis    geniculata   31  ac- 
quart  (Expl.  de  l'Alg.) 


f^40    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

Tacliydroiniae«  Macquarl  beschrieb  (Expl.  de  l'Alg.) 
Flatypalpus  algirus. 

IJepticles.  Leplis  apicalis  Uondani  (Stud.  ent.  S.  88.)  ist 
eine  neue  der  L,  lerruginosa  Wied.  nahe  verwandte  Art  aus  Brasilien. 

Sceiiopinii*  Eine  neue  Galtung  dieser  Familie  Cerocatus 
wurde  von  Rondani  (Stud.  ent.  S.  99.)  errichtet  und  so  diagnosticirt : 
Anlennae  capite  Iransverso  longiores  prope  os  insertae ,  art.  primo 
elongato  cylindrico,  secundo  brevissinio,  tertio  longitudine  circiter  primi 
t'ompresso  mutico.  Proboscis  crassiuscula  et  erecta  contra  basin  an- 
tennarum.  Palpi  paulo  porrecti.  Alarum  venae  longitudinales  decem, 
nona  et  decima  conjunclae,  et  una  tantum  earum  margini  postico  ala- 
rum producta.  Tibiae  et  tarsi  spinulis  nonnuliis  praediti.  C.  tarsalisy 
neue  Art  aus  Brasilien. 

üolicliopodes*  Als  neue  Arten  sind  aufgestellt: 

Von  Macquart  (Expl.  de  l'Alg.)  Psilopus  algirus. 

Von  Rondani  (Stud.  ent.  S.  87.)  Fsilopus  guttipennis  (sli- 
gma  Wied.,  non  Fabr.)   aus  Brasilien. 

Bombyliarii*     Als  neue  Arten  sind  aufgestellt: 

Von  Macquart  (Expl.  de  l'Alg.):  Bombylius  maculipennis , 
leu  c  opyg  a,  albicans  ,  numida,  ar  gyropyg  a  ^  singularis, 
XJsia  ves  tita,  Amiclus  pulch  e  llus,  Anthrax  varipennis^  fas- 
civ  ent  vis,  argentifrons,  minuta,    Lomatia  app  endiculata. 

Von  Rondani  (Stud.  ent.  S.  98.)  Toxophora  aurifera  aus 
Brasilien. 

Von  West  wo  od  (Trans,  of  the  ent.  Soc.  V.  S.  233.  Taf.  23. 
Fig.  6.)  :  Systropiis  Ophioneus  aus  Ostindien. 

Stratiomydae.  Neue  von  Rondani  (Stud.  entom.  S.  tOl  iL) 
beschriebene  Arten  aus  Brasilien  sind:  Slratiomys  longi  frons ,  pel- 
lud  da,  seric  eiv  e7it  ris ,  Sargus  me  Ileus. 

Macquart  stellte  (Expl.  de  l'Alg.)  Odonlomyia  limbala  als 
neue  Art  auf. 

Syrpliici«  Zwei  neue  Gattungen  sind  in  dieser  Familie  von 
Rondani  (Stud.  entom.)  aufgestellt,  und  in  folgender  Weise  cha- 
raklerisirt 

Fhalachromyia,  genus  a  Volucellis  satis  distinctum  venis  se- 
cunda  et  tertia  longitudinalibus  non  coniunctis  antequam  costalem  at- 
lingant  ,  seu  ad  costalem  seiunctim  productis  ut  in  Sericomyis,  a  qui- 
bus  seiungendum  est  praesertim  pro  epistomate  gibboso  et  producto  et 
venula  prima  transversaria  satis  proxima  basi  areolae  sextae  exterioris. 
Ph.  submetallica  und  subroslrata,  neue  Arien  aus  Brasilien, 

Meromacrus,  genus  intermedium  Eristalibus  et  Milesiis,  ab 
his  praesertim  femoribus  posticis  valde  incrassatis  et  aus  ut  in  gen. 
Eristale  venosis;  ab  Eristalibus  facie  haud  gibbosa,  oculis  in  mare  an- 
tice  tantum  subcontiguis  ,  antennarum  art.  secundo  circiter  trilongiore 
primo,  extremo  subovato  distinguendum,  mit  einer  Art  M,  Ghilianii, 


während  des  Jahres  1849.  241 

Neue  von  demselben  (ebenda)  beschriebene  Arten  aus  Bra- 
silien sind:  Volucella  alchimista,  plorans,  testacea,  Eristalis 
cognatus,  angustatus,  Aphritis  rufiveniris,  ig  nobilis  , 
p  auper. 

Westwood  gab  (Trans,  of  the  ent.  Soc.  V.  S.  234.  Taf.  23. 
Fig.  7.)  eine  Beschreibung  und  Abbildung  der  von  Walker  (List,  of 
the  spec.  of  Dipt.  ins.  in  Coli,  Brit.  Mus.)  aufgestellten  Ceria  Daph- 
naeus. 

Macquart  beschrieb  (Expl.  de  l'Alg.):  Er{stqlis  qitinquevit- 
tatus,  Merodon  pumilus,  Syrphus  algirus,  Paragus  al girus, 
numida. 

Henopii.  Eine  neue  Galtung  Physogaster  (vergebener 
Name)  wurde  von  Macquart  (Expl.  de  l'Alg.)  errichtet,  sie  ist  durch 
tiefe  Stellung  der  Fühlhörner  und  durch  das  Flügelgeäder  charakteri- 
sirt ;  es  sind  eine  Marginal-,  eine  Submarginal-,  fünf  hintere  Zellen,  von 
denen  nur  die  erste  geschlossen  ,  die  andern  unvollständig  sind,  eine 
Discoidal  -  und  eine  Analzelle  vorhanden.  Hierher  eine  neue  Art  Ph. 
maculatus. 

Conopica*  Drei  neue  Arten  von  Conops  sind  von  Macquart 
(Expl.  de  l'Alg.)  aufgestellt  worden:  C.  fuscipennis,  C.  algira 
und  C.  ru  fiventr  is. 

Oestrides«  Joly  beschrieb  (Compt.  rend.  d.  seanc.  de  l'Acad. 
XXIX.  S.  86.)  eine  unter  der  Haut  des  Pferdes  lebende  Oestridenlarve, 
die  bereits  frühern  Schriftstellern  bekannt  und  von  Bracy  -  Clark  für 
identisch  mit  der  Larve  von  Hypoderma  bovis  gehalten  war.  Der  Verf. 
rechnet  sie  allerdings  der  Gattung  Hypoderma  zu  ,  hält  sie  aber  meh- 
rerer Abweichungen,  namentlich  einer  dreifach  geringern  Grösse  wegen, 
für  specifisch  von  H.  bovis  verschieden.  Das  vollkommene  Insect  ist 
noch  nicht  bekannt. 

Nach  Rosenschöld  (Öfvers.  Vet.  Akad.  Förh.  1849.  S.  62.) 
finden  sich  Oestruslarven  in  Paraguay  sehr  häufig  unter  der  Haut  von 
Rindern,  Ziegen  und  Hunden  ,  sollen  bisweilen  auch  im  menschlichen 
Körper  vorkommen. 

ÜHuscariae«  Als  neue  Gattungen  sind  von  Walker  (List  of  the 
Dipt.  ins.  P.  IV.)  Duomyia,  Chr  omatomyia  ^  Zona  und  Pha- 
siamyia  errichtet  worden,  die  drei  ersten  sind  unmittelbar  hinter  Go- 
nia  eingereiht,  eine  Stellung,  die  ihrer  natürlichen  Verwandtschaft  kei- 
neswegs entspricht  ,  da  ,  wie  der  Verf.  am  Ende  des  Buchs  in  einem 
Nachtrage  selbst  berichtigt,  Chromatomyia  mit  Lamprogasler  Macq.  und 
Zona  mit  Loxoneura  Macq.  identisch  ist.  Die  Gattung  Phasiamyia  lässt 
Walker  unmittelbar  vor  Ropalomera  vorhergehen. 

Eine  neue  zur  Gruppe  der  Tephritiden  gehörige  Gattung  Pte^ 
rocalla  wurde  von  Rondani  (Stud.  ent.  S,  83.)  mü  Dictia  ocellata 
Archiv  f.  Naturgesch.  XVI  .  Jahrg.  2.  Bd.  Q 


242     Schaum:  Bericht  iiher  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

Fabr.,  Trypeta  oc.  Wied.  errichtet.  Ihre  Diagnose  lautet  :  Antennae 
ad  epistomatis  marginem  non  productae  ,  articulo  lertio  ovalo  quadru- 
ple circiter  longiore  secundo.  Buccula  non  manifesta.  Proboscis  non 
elongata  nee  retro  flexa.  Alarum  vena  prima  longitudinalis  perfecta 
usque  ad  coslalem  ,  seu  prope  apicem  non  interrupta,  secunda  valde 
longo  a  prima  costalem  attingens,  tertia  extrinsecus  panlo  undulata  et 
costali  coniuncta  ante  apicem  alae ,  parte  extrema  subito  incurvata, 
quarla  parum  et  quinta  magis  dislincte  undulatae.  Venae  transversa- 
riae  valde  distantes  a  basi  alarum.     Areola  analis  postice  acuminata. 

Derselbe  beschrieb  (ebenda)  folgende  neue  Arten  aus  Brasi. 
lien:  Sarcophaga  c  ir  cnmcisa,  Lucilia  nubip  ennis ,  pr  in  ce ps, 
Musca  consanguinea,  Sapromyza  limbinerva,  Rhopalomera  p  m  n  - 
ctip  ennis,  similisj  vittifrons,  Richardia  u  nifasciata,  Rieh.? 
l  aterina,  Nerius  marginellus  {pilifer ?  Fabr.),  Cardiacephala  p o- 
dagrica. 

Die  von  Macquart  (Expl.  de  l'Alg.)  beschriebenen  Arten  die- 
ser Familie  sind:  Echinomyia  algira,  Jurinia  angus  tivent  ris , 
Nemoraea  vicina,  Exorista  nigrip  alp  i  s  ,  Miltogramma  nitidO" 
macul  ata  ,  Sericocera  algira,  fus  cip  ennis  ,  Ptiloceray  latera-. 
li$,  Dexia  lata,  Dinera  nigripe  s,  Lucilia  hirsuto  cula  la ,  Hy- 
drophoria  limbine  r  vis ,  Telanocera  algira,  ttnipunc  tat  a  ,  Uro- 
phora  radiata^  Borborus  aeneus. 

M  a  cqu  a  r  t's  Bearbeitung  der  europäischen  Tachinarien  ist  (Ann. 
d.  1.  soc.  ent.  d.  Franc.  S.  353  — 418.  T.  10—12.)  fortgesetzt  wor- 
den. Es  sind  hier  die  Gattung  Exorista  (94  A.)  und  eine  neue  Gat- 
tung Epicampocera  (l  A.  Tach.  succincla  Meig.)  behandelt,  die 
letztere  wird  durch  die  Länge  der  Zunge ,  die  Wölbung  des  dritten 
Fühlergliedes  und  die  Behaarung  der  Fühlerborste  charakterisirt.  In 
einem  Vorwort  theilt  Macq.  synonymische  Bemerkungen  über  einige 
von  Robineau-Desvoidy  beschriebene  Tachinarien  mit. 

Eine  neue,  im  vorigen  Jahresberichte  übergangene  Art  dieser  Fa- 
milie ist  noch  Panzeria  minor  Gimmerthal  von  Riga  (Progr.  zum 
ÖOjähr.  Doctorjubil.  Fischer's  v.  Waldh.) 

Robineau-Desvoidy  beschrieb  als  Mydaea  vomituratio'- 
nis  eine  Fliege,  deren  Larve  von  einem  Kranken  ausgebrochen  wor- 
den ist.  —  Zu  gleicher  Zeit  bemerkte  derselbe,  dass  er  aus  einem 
Ohrgeschwüre  die  Larve  von  Sarcophaga  haemorrhoidalis  erhalten  habe 
(Ann.  d.  l.  soc.  ent.  d.  Franc.   Bull.  S.  XVIll.) 

Hardy  hat  (Ann.  of  nat.  bist.  vol.  IV.  S.  385.)  die  verschiede- 
nen Stände  von  Phytomyza  nigra  Meig.  beschrieben ,  welche  als  J.arve 
in  den  Blättern  der  Gänseblume  minirt.  —  Ders.  glaubt  (ebenda;  die 
Gattung  Phytomyza  mindestens  in  zwei  auflösen  zu  müssen,  welche 
sich  in  der  Gestalt  der  Puppe  und  der  Lebensweise  unterscheiden : 
Chromatomyia,  deren  Arten  eine  tonnenförmige  Puppe  haben  und 


während  des  Jahres  1849.  243 

ihre  ganze  Metamorphose  im  Parenchym  der  Bläller  durchmachen,  und 
Phytomyza  ,  deren  Larven  in  die  Erde  gehen  und  sich  in  pantofFelför- 
niige  Puppen  verwandeln.  Zwischen  den  vollkommnen  Insecten  beider 
Haltungen  haben  sich  allerdings  keine  Unterschiede  auffinden  lassen. 
Zu  Chromalomyia  werden  gerechnet :  Ph.  ßavipes  Macq.,  nigra  Meig., 
obscurella  Fall  ,  nigricornis  Macq.,  llicis  Curt.  und  zwei  neue  hier  be- 
schriebene Arten  Ch.  einer  eo  fr  onsy  deren  Larve  in  den  Blättern 
der  Gerste  und  CA.  Syn  genesiae,  deren  Larven  in  den  Blättern  von 
Senecio  vulgaris,  S.  Jacobaea,  Cnicus  arvensis  und  Sonchus  oleraceus 
minirt.  Als  Arten  von  Phytomyza  sind  aufgeführt :  Fh.  flava  Fall., 
albiceps  Meig.  und  eine  neue  Art  Ph.  Aquilegi  ae,  welche  als  Larve 
in  den  Blättern  von  Aquilegia  vulgaris  lebt. 

Westwood  machte  (Trans,  of  ihe  ent.  Soc.  V.  S.  235.  Taf.  23. 
Fig.  8.  eine  neue  gigantische  Art  der  merkwürdigen  Gattung  Achiasy  A. 
ic hn eumoneus  in  beiden  Geschlechtern  bekannt,  sie  ist  7 — 9'"  lang 
und  stammt  aus  Ostindien;  die  Augensliele  der  Weibchen  sind  in  dieser 
Gattung  viel  kurzer  als  die  der  Männchen,  es  sind  jetzt  drei  Arten  be- 
kannt {A.  oculatus  Fabr.,  ichneumoneus  Westw.  und  Hör sßeldii  MV eslw.) 

„Ueber  Sciomyza  glabricula  und  ihre  nächsten  Verwandten  von 
Low«  (Ent.  Zeit,  S.  337.).  Es  werden  vom  Verf.  vier  Arten  unter- 
schieden und  ihre  Synonymie  gelichtet,  nämlich  Sc.  glabricula  Meig. 
{angustipennis  Staeg.),  nigrimana  Meig.  (albitarsis  Zett.),  von  Fallen 
mit  der  vorigen  Art  vermengt,  brevipennis  Zett.  und  atriseta,  neue 
Art  von  Posen. 

Apetz  beobachtete  (Ent.  Zeit.  S.  61.),  dass  von  den  Eiern  der 
Echinomyia  grossa,  unmittelbar  nachdem  sie  gelegt  waren,  die  Deckel- 
chen absprangen  ,  und  dass  die  so  gebornen  Maden  sich  sogleich  be- 
wegten. 

Tachina  concinnata  wurde  von  Ratzeburg  aus  Orgyia  pudi- 
bunda  erzogen  (Ent.  Zeit,  S.  133.). 

Lucas  beobachtete  bei  zwei  Exemplaren  der  in  Orgyia  pudi- 
bunda  sich  entwickelnden  Exorista  glauca  auf  der  Stirn  7—8  seiden- 
artige Fäden,  die  an  den  Seilen  gezähnelt  waren.  (Ann.  d.  1.  soc.  ent. 
d.  Franc.  Bull.  S.  XLiX.) ,  er  weiss  nicht,  wofür  dieselben  zu  halten 
sind.     (Sollten  es  vielleicht  Raupenhaare   der  Orgyia  sein?) 

Robineau-Desvoidy  bemerkt,  dass  Lucilia  dispar  Duf.  im 
weiblichen  Geschlecht  schon  früher  von  Meigen  als  Musca  regina,  von 
ihm  selbst  als  Phortnia  regina,  das  Männchen  als  Ph.  coerulea  beschrie- 
ben worden  ist.  (Ann.  d,  1.   soc.  ent.  d.  Franc.  Bull.  S.  IV.) 

Die  Verwandlungsgeschichte  der  Tetanocera  ferriiginea  hat  L. 
Dufour  (Ann.  d.  1.  soc.  ent.  S.  67— 79.)  sehr  ausführlich  geschildert 
und  Taf.  3.  Nr.  IIL)  Larve  und  Puppe  abgebildet  (S.  vor.  Jahresbericht 
S.  286.). 

Perris  beschrieb  (Ann.  d.  1.  soc.  ent.  d.  Fr.  S.  62.  Taf.  3.  N.  IL) 


S44    Schaum:  Bericht  über  die  Lcislungcn  in  der  Entomologie  ^ 

die  Verwandlung  von  Lonchaea  nigra,  die  in  den  Stengeln  von  Ver- 
bascuni  Thapsus,  piilverulentum  ,  Angelica  sylvestris  und  Carduus  lan- 
ceolalus  häufig  vorkommt.  Die  Verpuppung  geschieht  im  September. 
Die  Fliege  kommt  erst  im  nächsten  Frühjahre  aus. 

Goureau  theilte  mit,  dass  die  Zwiebeln  der  Schalotte  (Cepa 
ascalonia)  von  Fliegenlarven  zerstört  werden ,  das  vollkommne  Insect 
bestimmte  Macquart  als  Anlhomyia  platyura  Meig.  (Ann.  d.  1.  soc.  ent. 
d.  Fr.  S.  81.  Taf.  2.  Nr.  IV.) 

Die  Lebensgeschichte  von  Leucopis  argenlata  Fall,  hat  ileeger 
Isis  1848.  S.  998.  Tafel  IX.  ausführlich  geschildert.  Die  Maden  nähren 
sich  von  Blattläusen,  wie  dies  Bouche  bereits  von  andern  Arten  dieser 
Gattung  bemerkt  hat. 

Eine  Beobachtung  über  die  Verwandlung  von  Leucopis  annuli- 
pes  theilte  Boheman  (Vet.  Akad.  Öfvers.  1848.  S.  193.)  mit,  die  Ma- 
den dieser  Art  lebten  von  den  Larven  eines  neuen  Coccus. 

Robineau-Desvoidy  bestritt  die  Phosphorescenz  der  Thy- 
reophora  cynophila.  Seine  Angabe  ,  dass  die  Thyreophora-Arten  auf  die 
Cadaver  bestimmter  Thiere  angewiesen  sind ,  bestätigt  die  Erfahrung 
nicht.  Bemerkenswerth  ist,  dass  Thyr.  cynophila  im  Februar  und  März 
fliegt  (Ann.  d.  1.  soc.  ent.  d.   Franc.   Bull.  S.  V.) 

Coriaceae«  Referent  wies  (Ent.  Zeit.  S.  294.)  nach,  dass 
Ornithobia  pallida  Meig.  auf  verschiedenen  Hirscharten  lebt  und  nichts 
anders  ist  als  männliche  Individuen  von  Lipoptera  Cervi,  deren  Flügel 
noch  unverstümmelt  sind.  Weibchen  dieser  Lausfliege  mit  unversehr- 
ten Flügeln  sind  bisher  noch  nicht  beobachtet  worden.  Auch  ist  es  zur 
Zeit  noch  unbekannt,  auf  welche  Weise  die  Flügel  nahe  an  ihrer  Basis 
abgebrochen  werden.  Haemobora  pallipes  Curl.  scheint  mit  Ornithobia 
pallida  sowohl  generisch  als  specifisch  identisch  zu  sein.  —  Low  be- 
stätigte (ebenda)  die  obige  Beobachtung  und  machte  bei  dieser  Gelegen- 
heit darauf  aufmerksam,  dass  bei  allen  Gattungen  dieser  Familie,  wel- 
che auf  Vögel  angewiesen  sind  {Ornithomyia ,  Stenopteryx ,  Anapera) 
sich  dreispaltige  Klauen  finden,  während  bei  den  auf  Säugthieren  vor- 
kommenden {Hippobosca,  Olfersia^  Strebblia^  Ornilhobia  und  Melophagm) 
die  Klauen  nur  zweispaltig  sind. 

Heitiiiitera. 

Von  Her  rieh- Schaffe  r's  wanzenartigen  Insecten 
ist  das  erste  Heft  des  neunten  Bandes  erschienen. 

Mit  dem  neunlen  Bande  soll  das  Werk  geschlossen  werden.  Das 
vorliegende  Heft  enthält  eine  kurze  Einleitung  ,  die  Eintheilung  der 
Rhynchola  in  natürliche  Familien  nach  Burmeister  und  den  Anfang 
einer  üebersicht  der  Wasserwanzen. 


während  des  Jahres  1849.  245 

Eine  grössere  Abhandlung  über  einen  Theil  dieser 
Ordnung  isl  die  „Monographia  Geocorisarum  Fenniae«'  von 
R.  S.  Sahlberg.  Helsingf.  1848.  8.  154  S.,  sie  scheint  in- 
dessen nicht  in  den  deutschen  Buchhandel  gelangt  zu  sein, 
ist  mir  wenigstens  bis  jetzt  unzugänglich  gewesen. 

Bremi  veröffentlichte  in  den  Mitth.  der  naturforsch. 
Ges.  in  Zürich  1849.  n.  34  eine  Uebersicht  der  schweizeri- 
schen Rhynchoten. 

Es  sind  dem  Verf.  40  Coccina ,  120  Aphidina  ,  46  Psyllidae,  2 
Menibracina,  100  Cicadellina,  20  Fulgorina,  5  Slridulanlia  ,  10  Notone- 
ctici,  3  Kepini,  10  llydrodromici,  7  Riparii,  13  Reduvini,  127  Capsini, 
65  Lygaeodes,  32  Coreides,  60  Sculati,  36  Membranacei,  22  Peditulina, 
im  Ganzen  732  Arten  bekannt,  welche  indessen  nicht  einzeln  namhaft 
gemacht  werden. 

Pentatomides*  Dallas  hat  (Trans,  of  Ihe  ent.  Soc.  V. 
S.  186.  Taf.  19.)  eine  Anzahl  in  ßoutan  gesammelter  Penlatomiden  nam- 
haft gemacht  und  die  darunter  befindlichen  neuen  Arten  beschrieben, 
CS  sind:  Scutellera  spin'i  g  e  r  a^  Halys  [Dichelops'i)  obscura,  Pen- 
tatoma crassiventre,  Cimex?  Bou  t  an  icus  ,  Rhaphigasler  octo- 
p  iinc  latus  ,  dereine  eigne  neue  Untergattung  Prio  no  chilus  bil- 
det, Acanthosoma  {Saslragala)  cornulum,  lineatum.  "Dallas  gab 
bei  dieser  Gelegenheit  auch  eine  neue  Beschreibung  von  Arma  geome- 
trica  (Asopus  geom.  Burm.). 

Zwei  neue  Arten  \ on  Penlalonia ;  P.  plicaticolle  und  P.  fla- 
vomarginatum  wurden  von  Lucas  (Expl.   de  l'Alg-)  aufgestellt. 

B  0  h  e  m  a  n  wies  (Vet.  Acad.  Öfvers.  1848.  S.  46.)  nach  ,  dass 
Naucoris  cursitans  Fabr.  mit  Sciocoris  umbrinus  Fall,  identisch  ist. 

Eine  Miltheilung  Signoret's,  welche  sich  auf  Phricodus  hystrix 
Germ.  Spin.  (=  Stenotoma  Desjardinsii  Weslw.)  bezieht,  ist  schon  in 
dem  vorigen  Jahresbericht  S.  297  aufgenommen  worden. 

Coreides*  Neue  Arten  sind:  Coreus  Dufourii  und  Gono- 
cerus  annulipes  Lucas  Expl.   de  l'Alg. 

Ijyg-aeites«  Von  Lucas  (Expl.  de  l'Alg.)  wurden  Lygaeus 
crassicornis,  Rhyparochromus  fl  av  ip  es,  mar  ginicollis,  im- 
pres  sie  Ollis,  punctalus,  lue  luosus,  puncti  collis  als  neue 
Arten  beschrieben. 

Capsini.  Lucas  stellte  (Expl.  de  l'Alg.)  Phylocoru»  rubra- 
tnarg  in  atus,  fem  oralis,  albo  fascialus ,  inslabilis,  Capsus 
rugicollis,  minutus  als  neue  Arten  auf. 

TIng-idites.  Eine  neue  All  ist  Piestosoma  flavomaculata 
Lucas  (Expl.  de  l'Alg.). 


246    Schaum:  Bericht  fiber  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

Reditvini»  Von  Lucas  (Expl.  de  l'Alg.)  sind  als  neue  Arten 
beschrieben:  Emesa  barbara,  Harpactor  affinis,  Pirates  rufipen- 
niSf  Metastemma  quinquemacul  ata, 

Oalg^ulites.  Von  Her  rieh  -  Schaf  f  er  (a.  a.  0.)  wurden 
die  Gattungen  Pelogonus  ,  Galgulus  und  Mononyx  erläutert ;  F.  margi- 
nalus  Latr.,  Mononyx  sordidus  Germ.,  neue  Art  aus  Guinea,  M.  ba- 
dius,  u.  A.  aus  Mexico,  M.  raplorius  Fabr.  und  M.  raninus  Klug, 
n.  A.  aus  Columbien  sind  auf  Tafel  290  und  291  abgebildet. 

IVepides.  Herrich-Schäffer  (a.  a.  0.)  gab  eine  Synopsis 
der  ihm  bekannt  gewordenen  Arten  von  Nepa  und  Ranalra ,  und  er- 
läuterte durch  Abbildungen  die  Gattungscharaktere  von  Belostoma  Latr., 
Zaitha  Am.  et  Serv.,  Diplonychus  Burm.  und  Naucoris  Linn.  Nauc.  bi- 
punctulus ,  neue  Art  aus  Brasilien,  ist  Taf.  294  abgebildet. 

urcitonectides.  Herrich-Schäffer  behandelte  (a.  a.  0.) 
die  Gattungen  Anisops  Spin,  und  Notonecla  L.  Von  neuen  Arten  sind 
abgebildet:  Anisops  sardeus  aus  Sardinien  und  Aegyplen,  A.  domi- 
nicanus  aus  Haiti  und  A.  scutell  aris,  Notonecta  grandis  (Eni- 
thares  brasiliensis'i  Spin.)  aus  Brasilien,  iV.  mexicana  aus  Mexico, und 
N.  americana  Fabr.  aus  den   Vereinigten  Staaten. 

Fulgforellae.  Eine  ausgezeichnete  neue  Art  der  Gattung 
Odontoptera,  0.  Car  renoi  wurde  von  Signoret  (Ann.  d.  1.  soc. 
ent.  S.  173.  pl.  VL  Ko.  IV.)  aufgestellt;  das  Vaterland  derselben  ist  un- 
bekannt. Es  fehlt  ihr  der  Zahn  an  den  Flügeln,  welcher  die  (brasilia- 
nische) Od.  spectabilis  Carreno  so  sehr  auszeichnet,  sonst  stimmt  sie 
in  den  Gattungscharakteren  mit  derselben  überein. 

L.  Dufour  beschrieb  (Ann.  d.  scienc.  nat.  3.  ser.  t.  XL  S.  98. 
pl.  V.)  zwei  neue  Arten  der  Gattung  Dictyophora  ,  D.  longipes,  bei 
Madrid  häufig  auf  Genista  monosperma,  und  D.  Genei  aus  Sardinien, 
die  sich  beide  durch  langen  Kopfforlsatz,  verkürzte  Ober-  und  fehlende 
Unterflügel  auszeichnen ,  die  zweite  war  desshalb  auch  von  Spinola 
für  eine  Nymphe  und  zwar  für  die  der  Dict.  senegalensis  Spin,  gehal- 
ten worden.  (Nahe  verwandt,  vielleicht  selbst  einerlei  mit  derselben 
ist  Fulgora  hemiptera  Costa).  —  Duf.  beobachtete  mehrmals  die 
Puppe  eines  parasitischen  Insectes  ,  nach  Art  eines  Stylops,  zwischen 
den  Bauchsegmenten  der  D.  longipes  hervorragend ,  er  vermochte  aber 
nicht  einmal  die  Ordnung,  zu  der  dasselbe  gehört,  zu  bestimmen. 

Zwei  andere  Arten  von  Dictyophora  aus  Abyssinien,  D.  Roche- 
(ii  und  D.  Schimperii  wurden  von  Guerin-Meneville  (Lefeb. 
Voy.)  bekannt  gemacht, 

Eine  neue  Art  ist  ferner  Issus  algiricus  Lucas  (ExpK  de 
TAlgör.). 


während  des  Jalires  1849.  247 

Cicadellae.  Neue  Arten  sind:  Jassns  annulipes  nndPtye- 
lus  di  siinctus  Lucas  (Expl.  de  l'Alg.). 

i»tri«litlaiites.  „Desciiption  de  quelques  Cigales  voisines  de 
la  Cicada  atrata  Fabr.,  par  M.  Signoret.«  (Rev.  et  Mag.  d.  Zoo!. 
S.  406.  pl.  10.)  Die  hier  haupsächlich  nach  der  Gestalt  der  das  Stimm- 
organ  bedeckenden  l'latten  unterschiedenen  Arten  sind:  C.  atrata  Fabr., 
Germ.,  (nigra  OMv.),  C.  intermedia  n.  sp.,  C.  opercularis  Oliv,  nur 
aus  Stoll's  Abbildung  bekannt,  C.  acuta  n.  sp.,  vicina  n.  sp.,  m- 
maculata  Oliv.,  alle  ans  Java. 

lieber  Periodicität  und  Lebensweise  der  Singcicaden  in  Grusien 
hat  Kolenati  eiüige  Notizen  mitgetheilt  (Korr.-ßl.  d.  zool.  Vereins 
in  Regensb.^  S.  175.) 

jtpliidil'  V'  Walker  hat  in  den  Annais  of  nat.  hist.  II.  ser. 
vol.  III.  S.  43— 53,  S.  295— 304,  vol.  IV.  S.  41— 48 ,  S.  195—202.  die 
Beschreibungen  hrittischer  Apliiden  forlgesetzt.  Die  hier  sehr  ausfähr- 
lieh  in  ihren  verschiedenen  Formen  geschilderten  Arten  sind:  Aphis 
dirhoda  n.  sp.  von  verschiedenen  Rosenarten  ,  A.  Avenae  Fabr.  (^4. 
et  cerealis  Kalt.),  A.  Hieracii  Schrank,  A.  Asleris  n.  sp.  auf  Aster 
tripolium,  A.  Lactucae  L.,  A.  Ribis  L.,  A.  Galeopsidis  Kalt,,  A.  ahie- 
tina  n.  sp.,  bei  London  im  Winter  und  Frühjahr  1846  sehr  gemein  auf 
Fichten,  die  zum  Theil  in  Folge  der  Angriffe  dieser  Blattlaus  ihre  Na- 
deln verloren,  A.  Rosarum  Kalt. ,  A-  Avellanae  Schranck.  A.  Urticaria 
Kalt.,  A.  letrarho  da  n.  sp.  auf  der  Rose.,  A.  Cerasi  Fabr.,  A. 
Irirhoda  n.  sp.  ebenfalls  auf  Rosen,  A.  Brassicae  L.  ,  A.  Capreae 
Fabr.  Alle  gehören  der  19ten  Gruppe  des  Verf.  an.  (S.  vor.  Jahresb. 
S.  310.) 

Eine  sehr  grose  Anzahl  (gegen  80)  angeblich  neuer  hrittischer 
Blattläuse  ist  von  demselben  in  Newm.  Zool.  App.  S.  XXXI.  und 
S.  XLIII.,  aber  in  höchst  ungenügender  Weise  bekannt  gemacht.  Die 
kurzen  Beschreibungen  beziehen  sich  nur  auf  die  Färbung  der  Arten, 
die  hier  nicht  nach  ihrer  natürlichen  Verwandtschaft,  sondern  nach 
ihrem  Vorkommen  auf  Pflanzen  geordnet  sind,  obwohl  der  Verf.  selbst 
an  andern  Orten  nachgewiesen  hat ,  dass  die  wenigstan  Blattläuse  mo- 
nophag  sind.  Ich  mache  sie  hier  nicht  namhaft,  da  mit  derartigen  Ar- 
beiten der  Wissenschalt  nichts  genützt  wird. 

Eine  neue  flügellose,  unter  der  Erde  lebende  Gattung  SminfAu- 
rodes  wurde  vonWeslwood  (Gard.  Chron.  S.  420.)  aufgestellt.  Sie 
ist  Forda  Heyd.  verwandt,  aber  die  Fühler  haben  nur  ein  Viertel  der 
Körperlänge,  das  erste  Glied  ist  kurz,  das  zweite  und  dritte  gleich  lang, 
das  vierte  halb  so  lang  als  das  dritte  ,  da.-;  fünfte  länger  mit  einem 
kleinen  Endgliede,  Der  Körper  kurz,  feinhaarig,  mit  weissem  Puder 
bedeckt;  Füsse  zweigliedrig.  Sm.  Betae  n.  A.  fand  sich  in  kleinen 
Kolonien  an  den  Wurieln  der  gemeinen  Rübe. 


248    Sc  haum:  Bericht  ober  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

Derselbe  beschrieb  (ebenda  S.  548.)  als  neue  Art  Pemphigus 
lactucae,  die,  obwohl  geflügelt,  an  den  Wurzeln  des  Lattichs  lebt. 

Derselbe  bildete  (Gard.  Chron.  S.  755.)  eigenthümliche  Gal- 
len ab,  welche  eine  flügellose,  wie  es  scheint,  unbeschriebene,  vom 
Verf.  als  Eriosoma  pijri  aufgestellte  Blattlaus  an  den  Aesten  eines 
Birnbaums  hervorgebracht  hatte;  sie  bestehen  in  einer  grossen  Zahl  hol- 
ziger Auswüchse,  die  zu  einer  soliden  Masse  verschmolzen  sind. 

ßoheraan  bemerkte  (Vet.  Acad.  Öfvers.  1848.  S.  45.) ,  dass 
Lygaeus  hyalinaliis  Fabr.  der  Fabricischen  Sammlung  zufolge  mit  Lach- 
nus  Roboris  Kalt.  {Aphis  R.  Linn.)  identisch  ist. 

Coccides.     Dr.  F.  v.  Bärensprung  hat  (in  d'Alt.  u.  Burm. 
Zeit.  f.  Zool.,  Zoot.  u.  Palaeozool.  no.  21.  S.  165.)  die  genauer  bekannt 
gewordenen  einheimischen  Arten  dieser  Familie  zusammengeslellt,  eine 
Anzahl  neuer  hinzugefügt    und  interessante   biologische  Beobachtungen 
über  dieselben  milgetheilt.     Die  Galtung  Aspidiotns  Bouche,  deren  Na- 
turgeschichte   und  izoologische    Charaktere    hier  sorgfältig    geschildert 
werden,  enthält  ausser  einer  von  Costa  und  sieben  in  Gewächshäusern 
Vorkommenden,  von  Bouche  beschriebenen  Arten  fünf  einheimische:  1. 
A.    populi,   neue    nach    beiden    Geschlechtern  beschriebene  Art,  bei 
Berlin  und  Halle  auf  jungen  Pappeln    und  Linden    sehr    häufig.     2.  A. 
Salicis  Bouche  ,  im  Berliner  Thiergarten  auf  Weiden ,   Pappeln,  Ahorn, 
Eschen  gemein  ;    von  dieser  Art  sind   dem  Verf.    geflügelte  und  unge- 
geflügelte  Männchen    in  ziemlich    gleicher    Zahl    vorgekommen,   beide 
Formen  im  Uebrigen    ganz  übereinstimmend.      Bouche   kannte  nur  un- 
geflügelte, die  Flügel  sind  diesen  nicht  etwa    zufällig  verloren  gegan- 
gen, denn  der  Verf  sah  sie  gleich  ungeflügelt  aus  der  Puppe  kommen. 
3.  A.  Betulae,  neue,  an  jungen  Birken  vorkommende  Art,  derenMänn- 
chen  noch  unbekannt  sind.'    4.  A.  minimus,  ebenfalls  nur  im  weib- 
lichen Geschlechte  und  als  männliche  Puppe   bekannt,  die  kleinste  be- 
kannte An,  lebt  auf  der  Rinde  junger  Pappeln.    5.  A.  falciformis, 
n.  A.,  sehr  häufig  auf  der  Rinde  von  Obstbäumen,  Birken,  Flieder,  Jo- 
hannisbeeren bei    Berlin  und  Halle,   das  Männchen    ist  auch  von  dieser 
Art  noch  nicht  beobachtet  worden.     A.  Rosae  Bouche  kommt  zwar  bei 
uns  auch  im    Freien  vor,    aber    nur   auf  der    Centifolie  und    ist    daher 
nicht  als  einheimisch  zu  betrachten.  —  Bei  den  Männchen  der  Gattung 
Aspidiotus   fand  der  Verf.,  abweichend  von  Bouche,   vier  Augen,  zwei 
auf  der  obern  ,    zwei  auf   der  untern  Seite  des  Kopfes.    —    Leucanium 
Hl.      Die  Zahl    der  hierher   gehörigen    Arten"  scheint  nicht  gering  zu 
sein;  bei  der  grossen  Aehnlichkeit  der  Weiber  kann  man  aber  nur  die- 
jenigen als  hinlänglich  charakterisirt  ansehen,  deren  Männchen  bekannt 
sind.     Die  Zahl  der  Augen  wird  gewöhnlich  auf  vier  angegeben.     Der 
Verf.    fand   aber  an    den    von  ihm  untersuchten  Exemplaren  ausserdem 
noch  sechs  kleine  glänzende,  für  Augen  zu  haltende  Knöpfchen  auf  der 
Unterseite  des  Kopfes.      Hierher    1.  1.   Tiliae    neue  Art,   in   beiden 


während  des  Jahres  1849.  249 

Geschlechtern    vom  Verf.  an    einer  Linde   im    Thiergarlen  entdeckt.     2 
L.  Corni  Bouche.     3.  L.  Juglandis  ßouche.     4.  L.  Aceris  Bouche.    5. 
h.  Quercus  Reaum.     6.  L.  Oxyacanthae  Fabr.      Die  beiden  letzten  nur 
im  weiblichen  Geschlechte   bekannt.      7.   L.    racemosum  Ratz.      8.  L. 
comp  Unat  um,  neue  Art,    häufig  im  Thiergarten  auf  Acer  plalanoi- 
des,  das  Männchen  noch  unbekannt.  ~-  Coccms.  Von  aussereuropäischen 
Arten,  welche  hinreichend  und  nach  beiden  Geschlechtern  bekannt  sind, 
gehören    hierher  :   C.  Cacti  L.,  Aclonidum  L.,  tuherculalus  Bouche,  Tu- 
Uparum  Bouche,  Mamillariae  Bouche ;  von  europäischen  Arten :   C.  Ace- 
ris Curtis  und    C.  haricis   Bouche.      Diesen    fügt  der  Verf.  vier  neue 
hinzu,    kennt  aber   nur  von    der  ersten    die  Männchen.     C.    Ulmi  auf 
jungen  Rüstern  und  Ulmen.      C.  laniger  Geoffr.    scheint  mit  dieser  Art 
übereinzustimmen.     C.  Strobi  dem   C.  Laricis  verwandt,  aber  kleiner, 
bedeckt  in  grosser  Zahl  die  Stämme  und  Aesle   der  W^eihmouthskiefer, 
diese  sind    zuweilen    ganz   von   der  weissen  Wolle,  welche  die  Ober- 
fläche   dieser   Thiere    absondert,  eingehüllt.      C.  Vagi  auf  Buchen  im 
Thiergarten,  wie   die  vorige  Art  in  einen   dicken  Filz    eingehüllt.     C. 
hyslTix,  unter  Kiefernrinde    im    Thiergarten  gefunden,  nächst  Mono- 
phlebus  fuscipennis,  die  grösste  einheimische  Art.  —  Monophkbus.  M. 
fuscipennis  ßurm.  —  Dorthcsia.  D.   Vrticae.  —  Porphyrophora.    P.  po- 
lonica  und     P.  radicum    gram  in  um,  neue  Art,  nur  im  weiblichen 
Gcschlechte   bekannt,    bei  Berlin    und  Prag    an  Wurzeln    von   Gräsern 
(Foa,  Festuca),  weicht  von  der  vorigen  im  Bau  der  Fühler  und  Beine 
ab,  und  gehört  vielleicht  nicht  zu  dieser  Gattung.  ^  Aleurodes.  A.  Che~ 
lidonii  und  eine  neue  Art,  A.  Aceris,  auf  den  Blättern  von  Acer  pla- 
lanoides  entdeckt,  von   der  vorigen  durch    ansehnlichere  Grösse,  ganz 
ungefleckt    schneeweisse  Flügel   und  kürzeres  Endglied  der  überhaupt 
kürzern  Fühler,  besonders  aber  dadurch  unterschieden,  dass  nicht,  wie 
bei  A.  Chelidonii ,  zwei ,  sondern   nur  ein  grosses  schwarzes  Auge  auf 
jeder  Seite  des  Kopfes  verbanden  ist. 

AlsAnhang  zu  dieser  Abhandlung  lieferte  Burm  eis  ter  (S.  170.) 
die  Beschreibung  eines  neuen  Coccus ,  C.  pruni,  nach  beiden  Ge- 
chlechtern.  Diese  Art  lebt  in  den  Ritzen  des  Pflaumenbaums,  die 
Männchen  ercheinen  vor  Mitte  April. 

Mac  quart  beschrieb  (Ann.  d.  1.  soc.  ent.  S.  47.  Taf.  2.  N.  III.) 
eine  neue  Art,  Coccus  Salicis,  in  ziemlich  ungenügender  Weise,  und 
ohne  die  Arbeiten  von  Bouche  ,  Ratzeburg  u.  A.  zu  kennen  ;  wahr- 
scheinlich ist  sie  mit  Aspidiotus  Salicis  ßouche  identisch,  Macq.  hat 
fast  ausschliesslich  geflügelte  Männchen    beobachtet. 

Wach  Thompson  (Proc.  of  the  ent.  Soc.  V.  S.  XLVIII.)  findet 
sich  bei  Belfast  ein  Aleurodes  {A.  Phillyreae)  sehr  häufig  auf  Philly- 
rea  latifolia. 


250    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie  etc. 
TJiysanura. 

Eine  neue  ,  in  den  Stalaktitengrolten  Krains  entdeckte  Art 
er  Gattung  Anurophortis  hat  Schiödte  Spec.  faun.  subalp.  (Kgl. 
Dansk.  Vidensk.  Selsk.  Skrift.  5  Raekke  nalurvid.  Afd.  2  Bd.)  unter 
dem  Namen  A.  stillicidii  beschrieben  und  Taf.  1.  Fig.  3.  in  drei 
AUersfornien  abgebildet.  Die  Diagnose  lautet:  niveus ,  oculis  viginti 
octo,  antennis-capite  duplo  longioribus,  segnientis  thoracis  bilobis. 


Bericht  ülier  die  lieistiiiigeii  in  der  g^eog^ra« 
phiscfien  und  systematischen  Botanik  wäh- 
rend des  Jaiires  1S49. 

Von 
l>r.  Jl.  Oriseliacli  9 

ord.  Professor  an  der  Universität  zu  Göltingen. 


A.    Pflanzengeographie. 

S  c  h  0  u  w  hat  seine  Ansichten  über  den  Ursprung  der 
gegenwärtigen  Pflanzenwelt  in  der  Versammlung  der  nordi- 
schen Naturforscher  vorgetragen  (Forhandlinger  ved  de  skan- 
din.  Naturforskeres  öteMode.  Kjobenhavn,  1849.  p.  119—134.). 
Er  versucht  die  Ansicht,  dass  jede  Pflanzenart  bei  ihrer  Ver- 
breitung von  einem  einfachen  Vegetationscentrum  ausgegan- 
gen sei,  zu  widerlegen ,  jedoch  ohne  neue  Thatsachen  vor- 
zubringen. Alle  Fälla^von  intermitlirender  Verbreitung  sind 
nur  Ausnahmen  ,  ihrer  Anzahl  nach  geringfügig ,  von  dem 
allgemeinen  Gesetze/ dass  heutiges  Tags  die  Pflanzen  inner- 
halb ihres  natürlichen  Verbreitungsbezirks  geschlossene  Areale 
bewohnen,  durch  welche  ihre  Wanderung  leicht  geschehen 
konnte.  Jene  Ausnahmen  lassen  verschiedenartige  Erklärungen 
zu:  in  einigen  Fällen  sind  sie  nur  scheinbar,  sofern  die  Iden- 
tität der  Arten  nicht  selten  zweifelhaft  ist ;  bei  andern  Pflan- 
zen ist  zu  erinnern,  dass  die  Organe  ihrer  Wanderungen  noch 
viel  zu  wenig  studirt  sind ,  und  ,  was  die  den  ganzen  Erd- 
kreis umspannenden  Verbreitungsbezirke  von  kryptogamischen 
Gewächsen  beti'ifft,  so  fehlt  es  nicht  an  Thalsachen,  die  auf 
die  lange  Lebensfähigkeit  der  Sporen  hinweisen.  Auch  ist 
es  nicht  auff'allend,  wenn  so  leichte  Körper  durch  die  at- 
mosphärischen Strömungen  gleich  dem  Meteorstaub  überall- 
hin geführt  werden ,  oder   wenn   durch   das  Meer   die  Sa- 


252    Grisebach:  Bericht  üb.   d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

men  von  einigen  Süsswasserpflanzen  zu  den  Antipoden  ge- 
langen, um  da  sich  zu  entwickeln,  wo  analoge  Bedingungen 
des  Klima's  und  des  Bodens  dies  gestalten.  Die  Vergleichung 
der  Inselfloren  mit  endemischer  und  eingewanderter  Vegeta- 
tion führt  immer  entschiedener  zu  einem  Axiom,  welches  dem 
Walten  der  Natur  im  Grossen,  mit  den  einfachsten  Mitteln 
ihre  Wirkungen  hervorzubringen,  allein  angemessen  erscheint. 
—  Die  folgenden  Abschnitte  von  Sch.'s  Abhandlung  beschäf- 
tigen sich  mit  der  Frage,  ob  die  gegenwärtige  Pflanzenschö- 
pfung gleichzeitig  oder  allmählich  entstanden  sei.  Nachdem 
sich  der  Verf.  dahin  erklärt  hat,  das  die  Schöpfung  von  neuen 
Organismen  unter  den  aktuellen  Verhältnissen  nicht  mehr 
stattfindet,  sucht  er  es  wahrscheinlich  zu  machen  ,  dass  die 
verschiedenen  Floren  zu  verschiedenen  Zeiten  entstanden  seien. 
Er  vergleicht  zu  diesem  Zwecke  die  Verhältnisszahlen  der 
grossen  Abtheilungen  des  Systems  in  den  früheren  geologi- 
schen Zeiträumen  mit  denen  verschiedener  Florengebiete  und 
gelangt  zu  dem  Schlüsse ,  dass  die  Alpenflora  —  überein- 
stimmend mit  der  späten  Hebung  dieses  Gebirges  —  später 
entstanden  sei,  als  die  mitteleuropäische  und  skandinavische, 
und  dass  die  lappländische  sogar  als  die  älteste  in  diesem 
Gebiete  sich  näher  an  die  Verhältnisszahlen  der  Tertiärperiode 
anschliesse ; 


Tertiär- 
periode. 

Lapp- 
land. 

Skandi- 
navien. 

Deutsch- 
land. 

Alpen. 

Krypiogamen     . 
Monokotyledonen 
Apelalen      .     . 
Corollen-Diko- 
tyledonen.     . 

2Proc. 
13     „ 

45    „ 

40    „ 

5  Proc. 
31     „ 
9     „ 

55     „ 

3  Proc. 
26     „ 

8     „ 

63     „ 

2  Proc, 
21     „ 

8     « 

Q9     „ 

2  Proc. 
16     „ 

4    „ 

78     „ 

K.  Müller  publicirte  eine  Abhandlung  über  das  Ver- 
hältniss  der  Pflanzengeopraphie  zur  Systematik  (Bot.  Zeit.  7. 
S.  225—235.  249—258.  273—283.).  Bei  seinen  Untersuchun- 
gen über  die  geographische  Verbreitung  der  Laubmoose  stellte 
sich  heraus,  dass  nur  diejenigen  Arten  über  mehrere  Vege- 
lationsgebiete  sich  erstrecken,  welche  an  ihrem  Standort  eine 
grosse  Menge   von  Individuen  erzeugen,  z.  B.  die  fast  über 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1849.  253 

den  ganzen  Erdkreis  verbreiteten  Barbula  muralis,  Polytri- 
cliNm  juniperinum,  Ceratodon  purpureus.  Aber  eben  bei  den 
Moosen  ergaben  sich  zahlreiche  Beispiele,  dass  die  Annahme 
intermittirender  Verbreitungsbezirke  nur  auf  irriger  Bestim- 
mung der  Art  beruhte.  Bemerkenswerth  ist  auch  die  Ansicht 
des  Verfassers,  dass  Andreaea  Rolhii,  welche  Roth  auf  er- 
ratischen Blöcken  im  Bremen'schen  entdeckte  und  die  neuer- 
lich in  der  norddeutschen  Ebene  nicht  mehr  gefunden  ward, 
mit  jenen  Geschieben  aus  Skandinavien  eingewandert  sein 
möge,  wo  ste  häufiger  vorkommt. 

Messungen  über  die  mittlere  Temperatur  während  der 
Vegetationszeit  der  Cerealien  wurden  in  Freising  von  Mei- 
ster angestellt  (Regensb.  Flora  f.  1849.  S.  625—628.).  Die 
Ergebnisse  waren : 


Veg.-Zeit. 

Miltl.  Tem. 

Beobachtungszeit. 

Winterweizen 

149  Tage 

10°,7  R. 

13  Jahre. 

Sommerweizen 

120     , 

15°,1  , 

3    , 

VVinlerroggen 

137    „ 

10»,6  „ 

15    , 

Sommerroggen 

110     „ 

160,3  „ 

1  ,„ 

Gerste    .    .     . 

100    „ 

13«,8  „ 

12    „ 

Hafer    .     .    . 

110     „ 

130,7  , 

13    „ 

Erhard  Iheilt  seine  Erfahrungen  über  den  Einfluss 
des  Bodens  auf  die  Verbreitung  der  Alpenpflanzen  mit  (das. 
S.  308—316.):  dji  er  seinen  Catalog  von  Kalk-  und  „Urge- 
birgs"- Pflanzen  nicht  localisirt  hat,  wird  derselbe  kaum  zu 
benutzen  sein. 

I.     Europa. 

Von  V.  Trautvetter  wurde  ein  pflanzengeographi- 
sches Werk  über  Russland  angefangen  (die  pflanzengeogra- 
phischen Verhältnisse  des  europäischen  Russlands.  Heft  1.  Riga. 

1849.  51  S.  8.) 

Der  Verf.  beginnt  mit  einer  ausführlichen  Darstellung  der  bis- 
herigen Versuche,  die  russischen  Ebenen  nach  ihren  Waturverhältnissen 
zu  gliedern  :  die  Eintheilung  in  die  drei  Hauplregionen  der  Tundern, 
Wälder  und  Steppen  wird  von  ihm  zu  Grunde  gelegt ,  aber  die  mitt- 
lere Zone  ist  nach  der  Verbreitung  der  Waldbäume  weiter  zu  gliedern. 
Auf  der  Karle  der    russischen    Industriegebiete    (S.  16.)   ist   das  Gebiet 


254    Grisebach:    Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d,  geographischen 

der  Tundern  in  folgende  Grenzen  eingeschlossen:  Mündung  des  Ponoi, 
Meerbusen  von  Mesen,  Einfluss  der  Ussa  in  die  Petschora.  Die  Step- 
pen werden  ihrem  Umfange  nach  durch  folgende  Punkte  bezeichnet : 
Nordgrenze  des  Tschernosem  von  der  Mündung  der  Desna  in  den  Dnjepr 
zur  Mündung  der  Sura  in  die  Wolga  und  längs  der  Wolga,  Kama 
und  Bjelaja  zum  oberen  Ural  ;  Südgrenge  des  Tschernosem  von  der 
Mündung  des  Prul  über  Bender  und  Dobrjanka  am  Bug  nach  Jekate- 
rinoslaw  und  von  da  zum  asowschen  Meere  ,  welches  sie  östlich  von 
ßerdjansk  berührt,  weiterhin  längs  des  Don  und  Donetz  bis  Luganskaja 
und  über  Urjutinskaja  am  Choper  zur  Wolga,  die  sie  zwischen  Saratow 
und  Malmysch  durchschneidet,  endlich  längs  der  Wolga  und  des  gros- 
sen Irgis  zur  Mündung  der  Utwa  in  den  Ural. 

Um  die  Eintheilung  der  mittleren  Region  Russlands  zu  begründen, 
beschäftigt  sich  die  zweite  Hälfte  von  v.  T.'s  Schrift  mit  einer  Unter- 
suchung über  die  Arealgrenzen  von  13  russischen  Waldbäumen.  Die 
Hauptresultate,  denen  indessen  erst  das  reiche  Detail,  welches  der  Verf. 
gesammelt,  den  vollen  Werth  verleiht,  enthält  die  folgende  Uebersicht: 

1.  Pinus sylevstris.  Nordgrenze:  Enontekis,  Quelle  des  Iwalajoki 
(680—690)  ,  Pasvigfjord  (60«  — 70«),  Nordküste  der  Halbinsel  Kola  (70o 
—690),  Meerbusen  von  Kola  (69o — 66o),  Ostküste  der  Halbinsel  der  In- 
sel Sosnowez  gegenüber,  Mesen,  untere  Ussa  (66o — 65o),  Ural  unter 
640.  Südgrenze  in  den  Thalgründen  der  Steppenflüsse  :  Nordrand  von 
Podolien  (öO^— 49o),  Krjukow  am  Dnjepr  (49°),  Isjum  am  Donetz  (49o), 
Kreis  Woronesch  am  Don,  Nowo- Chopersk  am  Choper  (5lo),  nördli- 
cher Theil  des  Gouv.  Saratow  an  der  Wolga  (52o)  ,  Borsk  an  der  Sa- 
mara (550).  Diese  beiden  Grenzen  sind  zugleich  grösstentheils  die 
äussersten  Linien  der  Baumzone  gegen  die  Tundern  und  Steppen  Russlands. 

2.  P.  Cembra.  Sie  überschreitet  vom  Mündungsgebiete  des  Ob 
her  unter  64o  den  Ural,  von  dessen  Fusse  sie  sich  wenig  entfernt,  in- 
dem sie  z.  13.  im  Gouv.  Wologda  diesseits  der  Petschora  nur  einzeln  an- 
getroffen wird  ;  südwärts  reicht  sie  im  Ural  bis  zu  den  nördlichen  Krei- 
sen des  Gouv.  Orenburg. 

3.  jP.  Abies  L.  Nordostgrenze  (wegen  der  Verwechselungen 
mit  P.  obovata  noch  problematisch) :  östlicher  Theil  der  Halbinsel  Kola, 
Mündung  der  Wjätka  in  die  Kama  (55o — 56«).  Südgrenze :  nördliches 
Volhynien  (5lOj,  Starodul  im  Gouv.  Tschernigow  (52 — 53o),  Bjelew  an 
der  Oka  (53o— 54o) ,  Saraisk  unweit  der  Oka  (54o— 55o),  Südrand  des 
Gouv.  Kasan  (55o).  Nordgrenze  in  Lappland:  Kätkessuando,  längs  des 
Ivalajoki  nach  Kyrö,  Meerbusen  von  Kola. 

4.  F.  obovala.  Nordgrenze  :  Mündung  des  Ponoi  auf  der  Halb- 
insel Kola,  Halbinsel  Kanin  (67y'40)  ,  Pustosersk  an  der  Mündung  der 
Petschora  (67 y^«),  Ural  (64o).  Südwestgrenze:  Ponoi,  Archangel,  Ka- 
san, Orenburgscher  Ural.  Hier  breitet  sie  sich  bis  zum  Nordrande  der 
Steppe  aus,  deren  Grasboden  sich,  nach  v.  Helmersen  ,  auf  dem  Ural 
unter  53o  ausbildet. 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1849.  255 

5.  P.  Ledebourii  Endl.  (Larix  sibirica  Lad.)  Nordgrenze:  Me- 
sen,  FIuss  Ness  auf  Kanin,  von  hier  bis  zum  Ural  unbekannt.  Südwest- 
grenze: Weftküsle  des  weissen  Meeres'  Kargopol  an  der  Onega,  östli- 
cher Theil  des  Gouv.  Kostroma,  Flusslinie  der  Wolga  im  Gouv.  Nischni- 
INowgorod,  Sarapul  an  der  Kama,  Orenburg'scher  Ural  unter  54o. 

6.  P.  sibirica  Turcz.  (Abies  Led.).  INordgrenze  :  Wologda  (ÖO"), 
Kolwa-FIuss  im  Gouv.  Perm  (62^).  Südweslgrenze:  von  AVologda  durch 
den  östlichen  Theil  des  Gouv.  Kostroma,  Wolga-Linie  im  Gouv.  Kasan^ 
unterer  Sym,  Orenburg'scher  Ural. 

7.  Taonis  baccata.  üstgrenze  des  westlichen  Areals:  Liefland, 
Bjeloweser  Wald  im  Gouv.  Grodno;  südliches  Areal  beschränkt  auf  die 
Krim  und  den  Kaukasus,   nordwärts  bis  zur  Kuma. 

8.  Fagus  syhatica.  Nordoslgrenze  (den  bisherigen  Ansichten 
zuwider  zurückzuschieben):  von  Königsberg  nach  dem  östlichen  Polen 
(von  Waga  wird  sie  in  den  Provinzen  Podlachien  und  Augustowo  nicht 
mehr  abgegeben),  westliches  Volhynien,  Podolien.  In  Litthauen  wächst 
sie  nirgends  wild  ,  auch  nicht  im  Gouv.  Grodno ;  in  den  Gouv.  Kiew 
und  Cherson  fehlt  sie  ebenfalls.  Das  südliche  Areal  begreift  die  Krim 
und  den  Kaukasus,   nordwärts  bis  zum  Walde  von  Stawropol. 

9.  Carpinus  Betulus.  Nordostgrenze:  Rulzau'scher  Forst  im  süd- 
westlichsten Winkel  Kurlands,  Wilna,  Starodul  im  Gouv.  Tschernigow, 
Gouv.  Woronesch,  Uralsk   (510—52"). 

10.  Acer  pseudoplatanus.  Nordgrenze :  Polen ,  Wald  von  Bjelo- 
wesa,  Gouv.  Kiew,  Poltawa,  AVoionesch,  Pensa  und  Saratow. 

11.  Acer  campestre.  Nordgrenze:  Polen,  Wald  von  Bjelowesa 
und  Grodno,  Oka-Linie  südlich  von  Moskau,  Gouv.  Pensa. 

12.  Acer  talaricum.  Nordwestgrenze:  Podolien,  Moskau,  Mal- 
mysch  im  Gouv.  Wjätka,  Ural. 

13.  Betula  nana.  Südgrenze  :  Thorn ,  Wilna ,  Moskau  ^  Gouv. 
Kostroma. 

Systematische  Beiträge  zur  russischen  Flora :  Kirillow 
die  Loniceren  des  russischen  Reichs  (Dorpat,  1849.  72.  S.  8.) : 
Lonicera  Periclymemim  und  nigra  L.  wachsen  nicht  in  Russ- 
land ;  L.  turcomanica  F.  M.,  zu  welcher  L.  persica  J.  Sp.  re- 
ducirt  wird,  fehlt  bei  Ledebour;  —  Kaleniczenko  die 
Daphne- Arten  Russlands  (Bullet,  de  Moscou  1849.  I.  p.  293 
—317.):  die  von  Ledebour  aufgenommene  neue  Daphne  So- 
phia wächst  in  den  Gouv.  Kursk  und  Charkow  auf  Kreide-^ 
hügeln  im  Coniferenwald  ;  der  Verf.  beschreibt  die  interes- 
sante Vegetation  dieser  Gegend  (vergl.  Regensb.  Fl.  1850. 
S.  459.) 

Fries  gab  die  zweite   Abiheilung  seiner  geographi- 


256    Grisebac.h:   Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

sehen  Uebersicht  der  skandinavischen  Flora  heraus  (Summa 
Veg-etabilium  Scandinaviae.  Sectio  posterior.  Upsaliae,  1849. 
p.  261—572.  8.):  die  Pilze,  eine  neue  Bearbeitung  der  Hie- 
racien,  so  wie  die  neuen  Entdeckungen  enthaltend.  —  Von 
Hartmann's  skandinavischer  Flora  erschien  die  fünfte  Auf- 
lage (Handbok  i  Skandinaviens  Flora.  Stockholm,  1849.  144 
u.  503.  S.  8.) :  die  Pflanzen  sind  in  dieser  Ausgabe  nach 
dem  natürlichen  System  geordnet.  —  Eine  höchst  werthvolle 
ikonographische  Arbeit  über  die  skandinavisqhen  Gewächse 
wurde  von  Andersson  begonnen  und  in  der  ersten  Lie- 
ferung die  Darstellung  der  Cyperaceen  vollendet  (Plantae  Scan- 
dinaviae descriptionibus  et  figuris  analyticis  adumbratae.  Fase. 
1.  al.  tit.  Cyperaceae  in  Dania,  Suecia,  Norvegia  et  Fennia 
sponte  creseentes.  Holm.,  1849.  77  pag.  u.  8  tab.  8.). 

Beitrage  zur  skandinavischen  Flora:  Thedenius  über 
die  nervenlosen  Andreaeen  Skandinaviens  (Bot.  Notiser  f.  1849. 
S.  73— 80.  mit  e.  Taf.):'der  Text  wieder  abgedruckt  in  der 
Regensb.  Fl.  f.  1850.  (S.  502.) ;  Hartmann  jun.  eine  neue 
Mereurialis  von  Gefle  (das.  S.  66—68.) :  M.  Ladanum,  flori- 
bus  sessilibus  1 — 2  stigmatibusque  deciduis  von  M.  annua 
unterschieden.  —  Excursionsbeschreibungen :  von  Ho  Im- 
gren über  die  Umgegend  von  Jönköping  (das.  S.  89— 97.); 
von  Andersson  über  Schonen  (das.  S.  44—47.). 

Von  Watson's  Cybele  britannica  (vergl.  Jahresb.  f. 
1846.  S.  422.)  erschien  der  zweite  Band  (London,  1849.  8. 
480  pag.)  :  •  die  Reihe  der  Familien  von  den  Loranthaeeen 
bis  zu  den  Alismaceen  umfassend. 

Systematisehe  Arbeiten  über  britische  Pflanzen:  Ba- 
bington  über  Plumbagineen  (Ann.  nat.  bist.  IL  Ser.  3. 
433—443.)  Armeria  pubigera  Boiss.  vom  südlichen  England 
bis  Lsland  verbreitet;  A.  duriuscula  Bab.  von  Devonshire,  durch 
foliä  carinata  von  k,  pubescens  unterschieden ;  Statiee  reti- 
culata  Sm.  von  England  ist  St.  caspia  W.;  —  Woods  über 
Atriplex  (Proceedings  of  Linn.  soc.  1849.  Apr.)  :  kritische 
Bemerkungen  über  die  von  Babington  unterschiedenen  For- 
men;  Harvey's  Phycologia  britannica  (Part.  34—45.  London 
1849.  Taf.  199—270.  s.  Jahresb.  f.  1846.  S.423.);  Beiträge 
zur  britischen  Flora  und  Pflanzen-Topographie  in  der  neuen 
Zeitschrift   the  bolanical   gazette ,   edited   by  A.  Henfrey 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1849.  257 

(Vol.  I.  London,  1849.)   so  wie    in  den  Annais  of  nat.  bist, 
(a.  a.  0.  3.  p.  152.  4.  p.  450.) 

Brilische  Lokalfloren:  (Br  omfield)  Flora  des  Un- 
derclifF,  einer  Landschaft  der  Insel  Wight  (the  Undercliff  of 
the  isle  of  Wight,  by  G.  A.  Martin.  London,  1849.  8.  p.  297 
—351.);  T.  Salwey  Beiträge  zur  Kryptogamen- Flora  von 
Guernsey  (Ann.  nat.  bist.  a.  a.  0.  3.  p.  22 — 29.). 

Mailin's  Schiift  ist  mit  zehnjährigen,  meteorologischen  Beobach- 
tungen von  der  Südostküste  der  Insel  Wight  ausgestattet,  woraus  sich 
die  Kultur  mancher  südlicher  Gewächse  im  Freien  (z.  B.  Bupleuruni 
Iruticosum,  iMyrlus,  Aloysia  cilriodora),  so  wie  das  Vorkommen  analo- 
ger eiKheimischer  Formen  erklärt;  namentlich  sind  hervorzuheben: 
Mallhiola  incana,  Lavatera  arborea,  Hypericum  Androsaemum,  Oenanthe 
crocata,  Smyrnium  Olusatrum,  Rubia  p€regrina,  Anthemis  nobilis,  Lina- 
ria purpurea,  Salvia  Verbenaca,  Rumex  pulcher,  Daphne  Laureola,  Ta- 
mus,  Iris  foetidissima,  Narcissus  biflorus,  Ruscus  aculeatus,  Luzula  For- 
sten ,  Scirpus  Savii  ,  Gastridium  lendigerum ,  Asplenium  marinum.  — 
Mittlere  Temp.  =  5lo,72  F.  AVinter  =  4lo,8;  Frühling  =  49o,82  ; 
Sommer  =  öfjSl  ;  Herbst  =  b5°,9b.  Kältester  Monat  Febr.  =  4lo,12; 
wärmster  Aug.  =  62*^,47.     Regenmenge  =  25",94. 

Die  Flora  batava  (s.  Jahresb.  f.  1846.)  rückte  fort  bis 
7Air  158sten  Aflevering  (Deel  10.  Amsterdam  1849.  nr.  721— 
800.).  —  Die  Untersuchungen  über  kritische  Pflanzen  der 
niederländischen  Flora  von  dem  Verein  dortiger  Botaniker 
(s.  vor.  Jahresb.)  wurden  unter  dem  Vorsitz  von  v.  d.  Bosch 
und  Dozy  fortgesetzt  (Nederl.  kruidkundig  Archief.  Bd.  2. 
S.  33— 136.). 

Die  Abhandlung  von  de  Bruyn  über  Folygonum  ist  hier  wei- 
ter ausgeführt.  Unter  den  kritischen  Pflanzen  sind  zu  erwähneti  die 
von  v.  d.  Bosch  nachgewiesenen  niederländischen  Fundorte  von  Tha- 
liclrum  flexuosum  Beruh,  und  Th.  Morisonii  Gm.  (Syn.  Th.  rufmerve 
Lej.!},  Arabis  sagiltata  DG.  nnd  Gerardi  Bess ,  Avena  hybrida  Peterm. , 
Carex  prolixa  Fr. ,  tricostata  Fr.,  turfosa  Fr.,  aqualilis  Wahl.,  elytroides 
Fr.,  trinervis  Degl.  (Syn.  C.  saxalilis  fl.  balav.,  rigida  et  cerina  fl.  ley- 
dens.).  —  Der  Petersberg  bei  Mastricht  bildet  für  mehrere  Pflanzen 
die  Nordgrenze,  z.  B.  für  Clemalis  recla,  Slsymbrium  supinum,  Thlaspi 
alpestre. 

J.  D.  Hannon  gab  eine  neue  Flora  von  Belgien  her- 
aus, die,  für  den  Gebrauch  auf  Exkursionen  berechnet,  den 
wissenschaftlichen  Anforderungen  weder  in  Bezug  auf  Syste- 
matik noch  auf  Pfianzengeographie  nicht  entfernt  genügt  (Flore 

Archiv,  i",  Natiugescb.   XVI,  Jahrg.  2.  Bd.  ^ 


258    Grisebach:  Bericht  üb.  d.     Leistungen  in  d.  geographischen 

beige.  T.  1.2.3.  Bruxelles,  1849— 50.  191.,  184. u.  195p. 8.). 
—  Von  Kickx  erschien  die  vierte  Cenlurie  seiner  Kryplo- 
gamen-Flora  von  Flandern  (Recherches  pour  servir  ä  la  flore 
cryplogamique  des  Flandres  in  Nouv.  Memoires  de  Tacad.  de 
Bruxelles.  T.  23.  1849.). 

Allgemeine  Werke  über  die  deutsche  Flora :  Reichen- 
bach's  Icones  Vol.  11.  Dek.  5—10.  Vol.  12.  Dek.  1—4.  mit 
dem  Schluss  der  Saliceen,  den  Myriceen,  Belulaceen,  Cupuli- 
feren ,  Urticeen ,  Asarineen ,  Laurineen  und  dem  Anfang  der 
Dipsaceen;  Nees'  Genera Florae  germanicae,  fortgesetzt  von 
Bischoff  Heft  26  mit  Umbelliferen  (Bonn,  1849);  Sturm's 
Flora ,  Abth.  1.  Heft  93  und  94.  (Nürnberg,  1849.) :  von  J. 
Sturm's  Sohn,  J.W.  Stur  m  fortgesetzt ;  P  e  t  e  r  m  a  n  n's  Flora 
Lief.  9 — 12.  und  hiermit  zum  Schluss  geführt;  Schenk's 
Werk  Bd.  10.;  Lincke's  Publikation  Heft  76— 93.;  D.  Dic- 
trich's  Deutschlands  Flora  Heft  2. ;  dessen  Kupfertafeln  deut- 
scher Kryptogamen  ,  Schwämme,  Heft  4 — 10  u.  13.  —  Von 
Rei  chenbach's  Flora  germanica  exsiccata  erschien  die 
dritte  Cenlurie  der  Kryptogamen,  von  Rabenhorst's  Samm- 
lung getrockneter  deutscher  Pilze  die  Ute,  12te  und  13le 
Centurie ;  von  Letzterem  wurde  auch  die  Herausgabe  von 
getrockneten  Süsswasser-Algen  und  Bacillarien  begonnen  (die 
Algen  Sachsen's  Dek.  1—3.  Dresden,  1848—49.  8.  und  die 
Bacillarien  Sachsen's.  Fasz.  1.  2.  Dresden  1849.  8.). 

Beiträge  zur  Systematik  deutscher  Gewächse :  F.  Schultz 
über  einige  kritische  Pflanzen  (Regensb.  Fl.  1849.  S,  225-239.); 
C.  Brittiger  über  einige  kritische  Pflanzen  der  Gegend 
von  Steyr  in  Oberösterreich  (das.  S,  418 — 421.):  die  Re- 
duction  von  Ornithogalum  chloranthum  und  Thesium  tenuifo- 
lium  betreffend,  polemisch  erwiedert  von  Sauter  (S.  728.  vgl. 
das.  1850.  S.  370.  593.). 

Deutsche  Lokalfloren  und  Beiträge  zur  deutschen  Pflan- 
zen-Topographie:  Garcke  Flora  von  Nord-  und  Mittel- 
Deutschland  (Berlin,  1849.  392  S.  8.)  :  kompilatorisch  und  in 
geographischer  Beziehung  ohne  genügende  Quellenbenutzung, 
jedoch  für  gewisse  praktische  Zwecke  ausreichend;  Curie 
Anleitung  die  im  mittleren  und  nördlichen  Deutschland  wild- 
wachsenden Pflanzen  zu  bestimmen,  neu  herausgegeben  von 
A.B.  Reichenbach  C'^ie  Auflage.  Kiltlitz,  1849.  450S.8.)i 


und  systematischen  Botanik  wäbrend  des  Jahres  1849.  259 

C.  A.  Fechner  Flora  der  Oberlausitz  (Görlitz,  1849.  199  S. 
12.):  Eleinentarschrift ;  W  i  m  ni  e  r  Uebersicht  der  schlesl- 
schen  Weiden  (Regensb.  Fl.  1849.  S.  33—46,  und  51—57.): 
werthvoll  durch  neue  Diagnosen  und  die  Angabe  der  geo- 
graphischen Verbreitung  in  Schlesien,  zugleich  für  die  An- 
sicht des  Verf.  über  hybride  Weiden  abschliessend;  v.  Flo- 
tow  Lichenes  Florae  Silesiae  (Uebersicht  der  Arbeiten  der 
schles.  Gesellsch.  1849.  S.  98— 135.  und  1850.  S.  115— 143.); 
191  Arten,  kritisch  beleuchtet  und  nach  ihrer  Verbreitung  in 
Schlesien  dargestellt;  Cohn  und  Göppert  über  die  Oder- 
haut (das.  1849.  S.  50—53.) :  Analyse  der  Bacillarien,  wel- 
che in  einer  vorzugsweise  aus  Cladophora  viadrina  gebilde- 
ten Algendecke  im  Ueberschwcmmungsgebiete  der  Oder  vor- 
kommen ;  Wimmer  Exkursion  nach  dem  grossen  See  auf 
der  Heuscheune  (das.  S.  85 — 87.):  das  durch  Entwässerung 
verschwindende  Torfmoor  ist  mit  Pinus  uliginosa,  Salix  myr- 
lilloides  und  finmarchica  Fr.  bewachsen;  Itzigsohn  Ver- 
zeichniss  der  märkischen  Lebermoose  (Bot.  Zeit.  7.  S.  481 — 
485.):  49  Arten;  derselbe  die  märkischen  Charen  (das.  S. 
194-196.):  16  Arten;  Irmi  seh  Nachträge  zur  Flora Schwarz- 
burgs  (Jahresb.  über  das  Gymnasium  zu  Sondershausen.  1849. 
S.  29— 31.):  darunter  Potentilla  inclinata  am  Göldner;  Ro- 
bolsky  Flora  der  Umgegend  von  Neuhaldensleben  (2.  Aus- 
gabe. Neuhaldensl-,  1849.  175  S.  8.);  die  schon  im  J.  1843. 
erschienene  Schrift  mit  neuem  Titel  und ,  wie  ich  nach  Prü- 
fung der  Sammlung  des  verstorbenen  Verf.  versichern  kann, 
unzuverlässig  und  werthlos;  G.W.  F.  Meyer  Flora  hanove- 
rana  excursoria  (Göttingen,  1849.  686  S.  8.):  reich  an  sy- 
stematischen Untersuchungen,  mit  umfassender  Benutzung  der 
Quellen  bearbeitet,  auch  die  Nachbarländer  bis  Thüringen  und 
Mecklenburg  umfassend ;  S  t  e  i  n  v  o  r  t  h  Phanerogamen-Flora 
des  Fürstenthums  Lüneburg  (Lüneburg,  1849.  170  S.  8.):  ohne 
hinreichende  Kenntniss  des  Landes  entworfene  Elementar- 
schrift, in  welcher  viele  im  Lüneburg'schen  noch  nicht  ge- 
fundene Arten  als  einheimisch  aufgenommen  sind;  Lantzius- 
Beninga  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Flora  Ostfriesland's 
(Göttingen,  1849.  55  S.  4.):  die  Frucht  genauer,  botanischer 
Forschungen  in  dieser  Provinz;  Bayrhoffer  Uebersicht  der 
Moose,  Lebermoose   und  Flechten  des  Taunus   (abgedr.  aus 


260    Grisebach;  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

den  Jahrbüchern  des  Nassaiiischen  Vereins  für  Naturkunde 
Heft  5.  (Wiesbaden  1849.  101  S.  8.);  v.Martens  die  blü- 
thenlosen  Gefässpflanzen  Württembergs  (Würltemb.  Jahres- 
hefte. Bd.  4.  S.  94— 106.);  Send  In  er  Beobachtungen  von  Hö- 
hengrenzen der  Vegetation  in  den  Algäuer  Alpen  (Regensb. 
Fl.  1849.  S.  113—120.);  Tommasini  über  den  Einfluss  des 
Bodens  auf  die  Vertheilung  der  Gewächse  in  Istrien  (in  Mor- 
lot's  geologischen  Verhältnissen  Istriens.  Wien,  1848.:  von 
mir  nicht  gesehen). 

Von  neuen  Pflanzen  im'Gebiele  der  deutschen  Flora  sind  zu  er- 
wähnen; Trasfopogon  Tommasinii  Seh.  bei  Triest  (Del.  sem.  lleidelb. 
1848.),  Lemna  arrhiza,  von  Milde  bei  Klein-Grüneiche  in  Schlesien 
entdeckt,  (Arb.  der  schles.  Gesellsch.  1849.  S.  83.),  Orchis  spuria  Hchb. 
jun.  ,  von  0.  militaris  geschieden  ,  bei  Müllheim  in  Baden  (Bot.  Zeit. 
7.  S.  891.),  Carex  ligerica  Gay,  von  Doli  in  der  badischen  ßhein- 
fläche,  am  Rande  des  Waghäuseier  Moors,  gefunden  (Regensb.  Fl.  1849. 
S.  65). 

Die  Schrift  von  Lantzius-Beninga  über  Oslfries- 
land  (s.  0.)  ist  von  einer  pflanzengeographischen  Einleitung 
begleitet.^ 

Die  Flora  von  üstfriesland  gehört  zu  den  ärmsten  in  Deutsch- 
land, sie  zählt  bis  jetzt  kaum  700  Phanerogaraen.  Die  Vegetation  ist 
gegliedert  nach  den  ausgezeichneten  Gegensätzen,  welche  die  Mischung 
der  Erdkrume  daselbst  darbietet  und  wonach  die  Landschaft  in  das 
centrale  Gebiet  der  Geest,  die  peripherischen  Marschen  und  die  eben- 
falls ausgedehnten  ,  an  den  Grenzen  dieser  beid^en  Gebilde  sich  er- 
streckenden und  von  einer  älteren  Alluvion  herstammenden  Wiesenflä- 
chen (Meeden)  zerfällt.  Die  Geest  ,  durch  sandigen  oder  morastigen 
Boden  bezeichnet,  ist  grossenlheils  von  Calluna  bedeckt.  Charakteri- 
stisch ist  hier  die  Vegetation  einiger  kleiner  Eichenwälder ,  die  den 
geringfügigen  Forstbestand  Ostfrieslands  ausmachen :  hier  finden  sich, 
zum  Theil  vom  Verf.  zuerst  nachgewiesen,  Gorydalis  claviculata,  Agri- 
monia  odorata ,  Cornus  succica ,  Ajuga  pyramidalis,  Primula  acaulis, 
Agraphis  nulans.  —  Die  Meeden  besitzen  zwölf  Gräser  als  vorherr- 
schende Gewächse:  Festuca  pratensis,  arundinacea,  rubra  var.  ,  Foa 
pratensis  und  trivialis,  Agrostis  stolonifera,  vulgaris  und  canina,  Bromus 
mollis,  Aira  caespitosa  ,  Dactylis  glomerata  ,  Helens  lanatus.  Die  aus 
diesen  Gräsern  gebildeten  Wiesen  liegen  im  Ueberschwemniungsgebiet: 
ausserhalb  desselben,  an  den  Abhängen  der  Geest,  herrscht  dagegen 
Anlhoxanlhum  in  Verbindung  mit  vier  harten  Gräsern  :  Aira  flexuosa, 
Tricdia,  Festuca  ovina,  IS'ardus.  An  einer  Localität  dieser  Art  fand  L. 
Eriophorum  alpintim   auf.    --  Die  Marsch  ist  als  die  jüngste  Alluvion, 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1849.  261 

abgesehen  von  den  Halophyten,  höchst  einförmig  in  ihrer  Vegetation. 
Die  Wiesengrfiser  sind  fast  dieselben  ,  wie  auf  den  Meeden  ,  doch 
„scheint  Anlhoxanlhuni  zu  fehlen."  Den  Kalkgehalt  des  Thonbodens 
deuten  nur  wenige  Ackerpflanzen  an,  wie  Scandix  pecten,  Geraniuni  dis- 
sectuni,  Chenopodium  ficifolium.  Uebcr  die  erste  Bekleidung  des  neu 
gebildeten  Bodens  (der  Polder)  bemerkt  L.  folgendes  :  zuerst  zeigt  sich 
Salicornia  (Suite),  dann  folgen  Aster  Tripolium,  l'lantago  maritima  und 
Triglochin  marilinium ;  bald  überzieht  indessen  eine  Spielart  von  Triti- 
cnm  repens  mit  starren  Blättern  (Queller  genannt)  nebst  Agroslis  sto- 
lonifera  die  ganze  Oberfläche  und  diese  bilden  in  Verbindung  mit  den 
Glycerien  (Gl.   maritima  und   distans)  den  Wiesengrund. 

Die  Inseln  an  der  oslfriesischen  Küste,  über  deren  Vegetation 
wir  eine  ausgezeichnete,  ältere  Arbeit  von  G.  W.  F.  iMeyer  besitzen, 
haben  vor  dem  Festlande  eine  beträchtliche  Anzahl  von  I'llanzen  vor- 
aus: L.  hat  dieselbe  noch  um  einige  vermehrt. 

Sendtiier's  Höhenmessungen  von  rflanzcngrenzcn  in 
den  AUgäuer  Alpen  (s.  o.)  bezichen  sich  auf  beinahe  500 
Phanerogamen,  welche  zugleich  in  der  baierschen  Hochebene 
gefunden  werden. 

Obere  Grenzen  der  Holzgewächse  : 
Acer  pseudoplatanus  .  .  4889'  Fraxinus  excelsior  .  .  .  3840' 
als  Baum  nur  ....  4200'  Daphne  Wczereum  .  .  .  6031' 
Sorbus  aucuparia  ...  5031'  Ülmus  campestris  .  .  .  3840' 
Aronia  rolundifolia  .  .  5400'  Fagvs  syhcUica  ....  4182' 
Coloneasler  tomentosa      .     5400'  bei  westl.  Exposition    .     4251' 

Bubus  idaeus       ....     4465'        Betula  pubescens     .     .     .     4769' 

Viburnum  Lantana    .     .     .     4245'        Alnus  incana 4216- 

Calluna  vulgaris      .     .     .     5300'         Populus  trrmula  ....     4027' 

Erica   carnea       ....     6450'         rinns  Abies 5425' 

Vaccinium   Myrlillus     .     .     5119'  (Maximum  unter  14  Mes- 

V.  uliginosum     ....     6258'  sungen,  deren  Mittel  bet.    5111' 

V.  Vitisidaea        ....     6300'         P.  sylvestris 4502' 

Die  Messungen  der  meisten  Niveaugrenzen  stimmen  gut  mit  den 
Wahlenberg'schen  übercin.  Folgende  krautartige  Gewächse  fehlen  bei 
'NVahlenberg  oder  deren  obere  Grenze  ist  beträchtlich  höher,  als  in  sei- 
nen Angalen. 

Ranunculus  lanuginoFus    .  5716'  Potenlilla  Tormenlilla  .     .  5521* 

Viola  mirabilis    ....  4348'  -    Kpilobium  angustifolium    .  4536' 

Stellaria  media    ....  5012'  Astrantia  maior  ....  5300' 

Cerastiuni  triviale     ,     .     .  5500'  Pimpinella  magna    .     .     .  5550' 

Vicia  sylvatica    ....  5400'  Angelica  sylvestris       .     .  4815' 


262     Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

Laserpitium  lalifolium  .     .  5500'  Callitriche  venia      .     .     .  5573' 

Valeriana  officinalis       .     .  5400'  Potamogeton  rufescens      .  4889' 

Petasites  niveus  ....  6004'  P.  niarina        4889' 

Buphthalmuni  salicifolium  4980'  Gymnadenia  conopsca        .  5300' 

Achillea  Millefolium     .     .  4712'  Lilium  Martagon       .     .     .  5400' 

Arnica  montana  ....  5800'  Conyallaria  Polygonaliim  .  4792' 

Senecio  nemorensis      .     ,  4S89'  C.  verticillata      ....  4815' 

Cirsium  oleraceum  .     .     .  5400'  Luzula  mulliflora      .     .     .  5913' 

Carlina  acaulis    ....  5500'  L.  albida 6100' 

Centaurea  monlana  .     .     .  5400'  Juncus  alpinus    ....  5600' 

Leontodon  aulumnalis  .     .  5326'  Carex  ampullacea    .     .     .  4889' 

L.  hastilis 5400'  C.  leporlna 5269' 

Hieracium  glaucum       .     .  4701'  ölolinia  coerulea       .     .     .  4908' 

Phyteuma  orbiculare     .     .  6300'  Poa  ncrnoralis     ....  5300' 

Gcntiana  ciiiata  ....  5293'  Ftstuca  heterophylla    .     .  6500' 

Primula  officinalis    .     .     .  4850'  Avena  flavescens      .     .     .  5500' 

Origanum  vulgare    .     .     .  4465'  Anthoxanlhum  odoratum  .  5500' 

Rumex  obtusifolius       .     .  4626'  Calamagrostis  monlana      .  5300' 

Mercurialis  perennis     .     .  4465' 

A.  Braun  bearbeitete  die  Charen  der  Schweiz  (Neue 
Denkschr.  der  Schweiz.  Cesellsch.  f.  Naturvv.  Bd.  10.  Solo- 
Ihurn,  1847.;  Auszug  in  Regensb.  FJ.  1849.  S.  130—139.): 
8  Nitellen  und  9  Charen,  darunter  die  neue  Ch.  strigosa.  — 
E.  Zschokke  hat  schon  früher  ein  Verzeichniss  der  in  der 
Gegend  von  Aarau  wachsenden  Pflanzen  herausgegeberi  (Aarau 
1847.).  —  Von  Schaerer's  getrockneten  Schweizer  Liche- 
nen  wurden  Fase.  23  u.  24  ausgegeben  (Bern,  1849.):  hie- 
mit  ist  die  sechste  Centurie  geschlossen. 

Zu  den  umfassendsten  Arbeiten  des  verflossenen  Jahres 
gehört  das  pflanzengeographische  Werk  von  J.  Thurmann 
über  den  Jura  (Essai  de  phytostatique  applique  ä  la  chaine 
du  Jura  et  aux  contrees  voisines.  Tom.  1.  2.  Bern,  1849. 
444  und  373  pag.  8.  mit  7  Karten  und  mcteorol.  Tafeln). 

Wiewohl  der  Verf.  seinen  Gegenstand  allzu  dogmalisch  behan- 
delt und  durch  eine  neue  Komenklatur  der  anorganischen  Substrate,  so 
wie  durch  übermässige  Weitläufligkeit  von  dem  Eingehen  in  seine  An- 
sichten zurüdischreckt,  so  erwirbt  er  sich  doch,  auch  abgesehen  von 
dem  Reichthum  des  Details  der  Beobachtungen,  das  allgemeine  Ver- 
dienst, eine  Frage  neu  anzuregen,  die  im  Gebiete  der  Pflanzen -Topo- 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1849.  263 

griTphie  zu  den  wichtigsten  gehört.  Dies  ist  die  Frage  ,  ob  die  Ver- 
theilung  der  PUanzen  nach  ihren  Substraten  auf  der  chemischen  Mi- 
schung oder  auf  den  mechanischen  Eigenschaften  des  Bodens  beruht. 
Bei  der  Vergleichiing  des  Jura  mit  den  Vogesen  und  anderu  Nachbar- 
landschaften von  dem  bekannten  Kontrast  der  Kalk-  und  Sandsleinve- 
gelation  ausgehend,  verwirft  Th.  die  chemische  Theorie,  d.  h.  also  den 
Einfluss  der  Substrate  als  besonderer  mineralischer  INahrungsstofFe  der 
Pflanze  und  sucht  aus  den  physischen  Eigenschaften  derselben  ,  beson- 
ders aus  ihrer  verschiedenen  Permeabilität  für  das  Wasser,  die  örtlichen 
Gegensätze  der  Pflaiizenvertheilung  zu  erklären.  Für  die  Vegetation 
der  sandigen  und  thonigen  Erdkrumen  halte  ich  diese  Ansicht  gerecht- 
fertigt und  die  Beobachtungen  Th.'s  tragen  bei,  sie  fester  zu  begrün- 
den. Was  jedoch  die  Eigen thümlichkeit  der  Kalkpflanzen  betrifl"!  ,  so 
überzeugt  der  Verf  nicht.  Wenn  man  vorurtheilsfrei  die  Verbreitung 
von  Kalkpflanzen  auf  basaltische  Gesteine  würdigt,  die  Kalkantheile  in 
ihrer  Mischung  enthalten,  während  sie  bei  ihrer  Verwitterung  eine  in 
den  physischen  Eigenschaften  von  der  des  Kalkbodens  abweichende 
Erdkrume  erzeugen,  wenn  man  die  nicht  mehr  vereinzelten  Beobach- 
tungen berücksichtigt ,  wo  das  sporadische  Auftreten  von  Kalkpflanzen 
in  krystaliinischen  Gebirgen  durch  einen  Kalkgehalt  des  Gesteins  er- 
klärt wurde,  der,  durch  die  Verbindung  des  Kalks  mit  Kieselerde  ver- 
hüllt und  ohnedies  zu  geringfügig  war,  um  die  Kalur  des  Detritus  zu 
modificiren,  so  wird  man  sich  nicht  enthalten  können,  in  der  Kalkerde 
einen  Stoff"  anzuerkennen,  welcher  für  gewisse  Pflanzen  ein  ebenso  we- 
sentliches Nahrungsmittel  ist ,  wie  das  Chlornatrium  für  die  Halophy- 
ten.  Es  ist  Th.  die  Analogie  der  Vegetation  des  Jura  mit  dem  vulka- 
nischen Kaiserstuhl  im  Breisgau  nicht  entgangen  ;  er  sucht  sie  dadurch 
zu  erklären,  dass  dessen  Gestein,  ebenso  wie  der  Jurakalk,  wenig 
Erdkrume  erzeuge  und  die  atmosphärischen  Niederschläge  rasch  in 
die  Tiefe  zu  den  Quellen  ableite.  Allein  es  giebt  Basaltgebirge,  wie 
die  Rhön,  wo  auf  dem  Gestein  nicht  selten  eine  thonreiche  Erdkrume 
ruht,  die  das  Abfliessen  in  die  Tiefe  so  sehr  verhindert,  dass  Moorbil- 
dungen häufig  sind,  und  doch  hat  die  Flora  dieser  Gebirge  eine  be- 
trächtliche Anzahl  von  Kalkpflanzen  aufzuweisen,  üff'enbar  ist  die  Ei- 
genlhümlichkeit  der  Juravegetation  durch  eine  Reihe  verschiedenartiger 
Faktoren  bedingt.  Es  soll  nicht  in  Abrede  gestellt  werden,  dass  unter 
diesen  die  Trockenheit  des  Standorts  ,  durch  welche  Th.  sie  fast  aus- 
schliesslich erJilären  will,  einen  bedeutenden  Platz  behauptet,  indessen 
bedarf  es '(einer  weil  sckärfereu  Beobaehtungsmethode ,  um  diesen  Ein- 
fluss von  anderen  zu  unterscheiden.  Neben  der  Bedeutung  der  Kalk- 
erde als  eines  Nahrungsstoffes,  den  verschiedene  Pflanzen  in  ungleicher 
Menge  bedürfen,  ist  sowohl  den  klimatischen  als  historischen  Momenten 
eine  weit  umfassendere  Einwirkung  zuzuschreiben,  als  Th.  diesen  Ver- 
hältnissen einräumt.  In  seiner  AVürdigung  der  klimatischen  Pflanzen- 
gr^nzen  siebter  auf  einem  älteren  Standpunkte,  indem  er  nur  die  milt- 


264     Grisebach:  Bericht  üb,  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

Jere  Wärme  als  lUimalischen  Falitor  kennt  und  die  in  der  Verlheilung 
der  Wärme  liegenden  Unterschiede  zwischen  dem  Jura  und  den  nord- 
westlich sich  anschliessenden  Gegenden  übersieht  (vcrgl.  vorig.  Jah- 
resbericht) Was  die  historischen  oder  geologischen  Wanderungen  der 
Jurapflanzen  betrifft ,  so  finde  ich  bei  ihm  eins  wichtige  Bemerkung, 
die,  weiter  verfolgt,  zu  merkwürdigen  Aufschlüssen  führen  kann.  Th. 
bemerkt  nämlich ,  dass  die  Flora  des  Schweizer  Jura's  vollständig  in 
der  der  Kalkalpen  des  Dauphine  enthalten  ist  (1.  p.  102.),  während  die 
Uebereinstimniung  mit  den  näher  gelegenen  ,  aber  durch  das  Molasse- 
thal der  Seeen  abgesonderten  Schweizer  Kalkalpen  bei  Weitem  gerin- 
ger sich  herausstellt.  So  fehlen  der  Gruppe  des  Stockhorn  bei  Thun, 
d.  h.  dem  der  centralen  Jurakette  unmittelbar  gegenüberliegenden  Gliede 
der  Berner  Kalkalpen  von  150  Tflanzen  der  mittleren  Jurahöhen  PO, 
von  180  der  höheren  Gebirgsregion  ebenfalls  90  und  von  110  der  sub- 
alpinen Jurakämme  25  Arten  (I.  p.  246.).  Wenn  Th.  diesen  Unterschied 
klimatisch  erklärien  und  aus  dem  erkältenden  Einflass  der  nahen  Schnee- 
berge auf  den  Stockhorn  ableiten  will  ,  so  ist  zu  erinnern  ,  dass  die 
Jurapflanzen  auf  den  Kalkalpen  des  Dauphine  nicht  minder  von  Schnee 
und  Gletschern  umgeben  sind,  und  doch  in  der  ihnen  entsprechenden 
Region  vegetiren.  Aber  mit  den  Alpen  des  Dauphine  steht  der' Jura 
bei  der  Chartreuse  in  unmittelbarem  Gebirgszusammenhange  ;  hier  war 
eine  Verbreitung  der  Pflanzen  höherer  Regionen  möglich  ,  ohne  durch 
Tiefland  gehemmt  zu  sein  und  von  hieraus  hat  daher  der  Jura  ohne 
Zweifel  einen  Theil  seiner  Flora    empfangen. 

Das  Hauptergebniss  seiner  Untersuchungen  hat  Th.  in  einer  Ta- 
fel (I.  p.  275.)  vereinigt ,  deren  Erläuterung  mich  einer  speciellercn 
Darstellung  seiner  Ansichten  überhebt.  Von  den  verglichenen  Land- 
schaften, die  ich  der  Kürze  wegen  als  kalkführende  und  kalkfreie  un- 
terscheiden will,  zeigen  folgende  (die  kalkführenden)  eine  wesentliche 
Uebereinstimmung  der  Vegetation  (dispersion  semblabie)  :  Jura,  raulie 
Alp,  lothringisches  Hügelsystem  (Höhenzug  zwischen  Nancy  und  Lan- 
gres)  und  Kaiserstuhl  im  Breisgau.  Zu  den  Gegenden  mit  abweichen- 
dem Vegetationscharakter  (den  kalkfreien)  gehören :  Vogesen,  Schwarz- 
wald, .Schieferalpen,  Molassethälcr  der  Schweiz,  Württembergs,  Badens, 
Lothringeu's  und  Savoyen's.  Nun  stimmt  das  kalkführende  Gebiet  da- 
rin überein,  dass  das  Gestein  schwer  verwittert  („dysgeogcne")  aber  in 
feinpulverigen  Detritus  („peliqufs^')  zerfällt,  dass  es  für  das  Wasser  sehr 
permeabel  ist,  und  daher  die  Erdkrume  rascher  austrocknet.  Die  Folge 
dieser  Eigenschaften  ist,  dass  die  Pflanzen  trockener  Standorte  („Xero- 
philes") vorherrschen  und  diesen  Charakter  besitzt  die  Flora  des  Juras. 
Die  kalkfreien  Landschaften  dagegen  besitzen  Gesteine,  die  leicht  ver- 
wittern und  ze4rallen  („eugeogene«),  dabei  einen  sandigen  und  lehmi- 
gen Detritus  bilden  („psammiques,  pelosammiquc«)  und  wiegen  geringer 
Permcabililät  für  das  Wasser  oder  hygroskopischer  Eigenschaften  ihre 
liefe  Erdkrume  feucht  erhalten;    hier    henschen  daher   die  Gewächse, 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1849.  265 

welclie  einen  grösseren  Anspruch  an  siele  Befeuchtung  ihrer  >Yurzeln 
machen  („llygrophiles").  Ich  will  hier  nicht  auf  die  Einwendungen 
eingehen,  welche  sich  gegen  die  Allgemeinheit-  dieser  Auffassung  ma- 
chen lassen,  wobei  z.  B.  die  höchst  verschiedene  Permeabililät  des 
Sand-  und  Thonbodens  nicht  gehörig  gewürdigt  ist,  sondern  nur  die- 
jenigen Beobachtungen  des  Verf.  hervorheben,  die  mir  die. bedeutend- 
sten zu  sein  scheinen.  Dahin  gehört  für  die  Abhängigkeit  der  Sand- 
pttanzen  von  den  physischen  Eigenschaften  des  Bodens  die  bekannte 
und  hier  durch  mehrere  Beispiele  erläuterte  Thafsache,  dass  der  Kalk- 
sand dieselbe  Vegetation  erzeugt,  wie  der  Kieselsand.  So  erscheinen 
auf  den  westlichen  Abdachungen  des  Jura  gegen  Salins  ,  wo  an  die 
dichten  Schichten  des  Fortlandkalkes  sich  der  Sand  bildende  Oolilh  an- 
reiht (dans  les  parties  les  plus  graveleuses  et  desagregees)  ,  Pflanzen 
wie  Sarolhamnus  ,  Orobus  tuberosus,  Luzula  albida,  Aira  flexuosa,  die 
dem  inneren  Jura  fremd  sind  (I.  p.  270.)  :  ähnliche  Erscheinungen  wie- 
derholen sich  auf  den  Jiiesen  der  Birs,  des  Doubs ,  des  Ain  bei  dem 
Austritt  dieser  Gewässer  aus  dem  Gebirge,  so  wie  in  den  Birkengehöl- 
zen der  rauhen  Alp,  die  den  sandigen  Coralrag  oder  den  Dolomit  be- 
zeichnen (das.).  —  Sodann  sind  die  vergleichenden  Untersiuchungen  über 
die  Organisation  der  Kalkpflanzen  von  vielseitigem  Interesse.  Th.  zeigt, 
dass  die  \YurzeIbildung  der  meisten  Kalkpflanzen  einer  schwach  ent- 
wickelten und  periodischer  Dürre  unterworfenen  Erdkrume  entspricht: 
annuelle  Arten  sind  selten,  die  Rhizome  kriechen,  der  Stengel  ])leibt 
niedriger,  entwickelt  weniger  Zweige,  häuCger  ^YurzeIblätter  ;  die  hö- 
heren, dikotyledonischen  Familien  sind  artenreicher,  socielle  Gewächse 
seltener,  die  Areale  reichen  weniger  hoch  nach  Korden  (1.  p,  317.). 

Die  Darstellung  der  Vegetation  des  Jura  ist  ungemein  reich  an 
einzelnen  Beobachtungen:  in  dieser  Rücksicht  wird  Th.'s  Buch  eine 
Fundgrube  bleiben  ,  die  nicht  leicht  zu  erschöpfen  ist.  Der  Umfang 
des  von  ihm  zum  Jura  gerechneten  Gebietes  ist  grösser ,  als  die  Con- 
venienz  der  Geographen  bisher  festgestellt  hat:  denn  Th.  erweitert  die 
Südgrenze  über  die  Khone  hinaus  bis  zur  Isere  bei  Voreppe,  eine 
Neuerung,  die  höchst  naturgeinäss  erscheint,  dem  physischen  Charakter 
der  Gebirgszüge  des  westlichen  Savoyen  entspricht  und  allgemeine 
Annahme  verdient ,  indem  die  dem  Jura  so  eigenthümliche  Terrainge- 
staltung unverändert  bis  zu  den  beiden  Kalkalpen  des  Grenier  und  der 
Grande  Chartreuse,  an  welche  sich  die  südlichen  Glieder  des  Gebirgs 
anlehnen,  dieselbe  bleibt :  die  Rhone  durchbricht  den  Jura  gerade  wie 
der  Rhein.  Das  Gebirge  bildet  von  der  Isere  bis  zum  Rhein  ein  pflan- 
zengeographisches Ganzes  ,  worin  eine  weitere  Gliederung  unzulässig 
erscheint,  da  die  südlichen  Formen  des  Dauphin^  und  Savoyen's  nach 
Norden  allmählich  sich  verlieren  und  die  alpine  Vegelalion  an  die  hö- 
here Erhebung  einzelner  Kuppen  gebunden  ist.  Durch  die  regelmäs- 
sige, überall  wiederkehrende  Gestalt  der  einzelnen  Berge,  werden  dir 
Pflanzcnformalionen  gleichsam  symmetrisch  über  das  ganze  Gtbirge  ver- 


266  Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

theilt  und  besondere  Lohalbezcichnungen  für  die  topographischen  Be- 
standlheila  der  Oberfläche  entsprechen  diesen  "Verhältnissen  der  Vege- 
tation (I.  p.  161,  Taf.  3.).  Dahin  gehören  die  Combes,  eingeschlossene 
Hochthäler,  wo  der  Oxford-Thon  zu  Tage  tritt,  einen  Thonmergel  bil- 
det, dem  die  Pflanzen  feuchter  Standorte  folgen  (z.  B.  am  Mont- 
Terrible  bei  Porrentruy  Carices,  Eriophorum,  Polygonum  Bistorta  ,  Sa- 
lix aurita ,  Gentiana  verna ,  Crocus  vernus  u.  a.);  die  Crets  ,  d.h. 
Felsbrüstungen  und  Nadeln  von  Coralrag  ,  die  häufig  die  Gipfel 
bilden,  wo  die  saxicolen  Gewächse  herrschen  (z.  B.  Sessieria  cae- 
rulea, Kernera  saxatilis  ,  Athamanta  cretensis  ,  Saxifraga  Aizoon,  Co- 
sloneaster  tomentosa,  Amelanchfer,  Teucrium  montanum  ,  Draba  aizoi- 
des,  Coronilla  vaginalis,  Hieracium  humile  und  amplexicaule) ;  die  Ruz, 
d.  h.  felsige  Querschluchten  der  Kämme,  und  die  vpn  Kämmen  amphi- 
theatralisch  umschlossenen  Cirques,  zwei  Bildungen,  in  denen  die  Ge- 
birgswässer  sich  sammeln  und  wo  daher  die  Vegetation  feuchten 
Felsgrundes  sich  ansiedelt  (z.  B.  Chacrophyllum  hirsutum  ,  Moehringia, 
Arabis  alpina,  Asplenium  viride).  Der  erwähnt  Berg,  der  sich  bei  Por- 
rentruy gegen  3000'  hoch  erhebt  und  dessen  eben  genannte  Pflanzen 
als  Beispiele  der  Vegetation  für  alle  anderen  Jura-Berge  dienen  können, 
besitzt  nun  ausserdem  noch  als  die  beiden  Hauptformalionen  des  gan- 
zen Gebirges  seinen  Waldgürtel  und  seine  , trockenen  Wiesen.  Die 
Waldregion  bedeckt  die  Gehänge  und  niedrigen  Kämme,  sie  ist  aus  Pi- 
nus  Abies  gebildet  und  als  charakteristische  Pflanzen  begleiten  die 
Tanne  Hex,  Dentaria  pinnata  ,  Spiraca,  Aruncus,  Senecio  nemorensis, 
Adenostyles  albifrons ,  Prenanthes  purpurea.  Digitalis  lutea,  Festuca 
sylvatica  u.  a.  Die  trockenen  ßergwiesen  entlich  charaktcrisiren  die 
obere  Wölbung  der  Kämme  (la  voüte)  :  zu  ihren  Bestandtheilen  gehö- 
ren Trollius  ,  Polygala  amara ,  Phyteuma  orbiculare  ,  Thesium-  pratense, 
Anacamptis  ,  Carex  montana  u.  a.,  an  welche  sich  auf  höheren  Bergen 
die  subalpinen  Formen  anreihen. 

lieber  die  vertikalen  Vegetationsgrenzen  erhalten  wir,  abgese- 
hen von  den  in  dem  speciellen  Theile  (Bd.  2.)  enthaltenen  Angaben 
über  die  Verbreitung  jeder  Art,  folgende  Jlauptbestimnuingen  für  den 
centralen  Jura  (d.  h.  nach  der  Eintheilung  des  Verf.  für  das  Gebirge 
südwestlich  von  Delmont  und  Solothurn  bis  zu  einer  Linie,  die  den  Jura 
zwischen  Yverdun    und  Besan9on    schneidet)  (L  p.  73.) : 

Baumgrenze  =  1500'". 

Grenze  des  Getraidebaus  =  900i"— 1000'".  (1100'".  I.  p.  172.) 

Grenze  der  Weinkultur  =  550'". 
Leider  hat  Th.  diese  Grenzen  seiner  Eintheilung  des  Gebirgs  in  lie- 
gionen  nicht  zu  Grunde  gelegt,  sondern  eine  zum  Theil  künstliche  Glie- 
derung gewählt,  welche  den  Uebelstand  hat,  dass  die  Baumgrenze,  die 
in  jedem  Gebirge  für  sehr  viele  Arten  sowohl  als  für  das  Gepräge  der 
Vegelatioa  niveaubestimmend    ist,   in   die  Mitte    einer  seiner  Regionen 


und  systematischen  Botanik  wäiirend  des  Jahres  1849.        267 

fällt.     Seine  Regionen,  für  deren  jede  er  24  Charakterpflanzen  heraus- 
hebt, sind  folgende  (I.  p.  171—173.): 

1.  Region  hasse  —  400"^  Tiefe  Erdkr^me  (eugeogcne).  \Yein- 
hau,  Gelraidekullur ,  Obstbäume  nebst  Juglans  allgemein  ;  Wälder  von 
Eichen  und  Buchen.  Unter  den  charakteristischen  Gewächsen  finden 
sich  z.  B.  Castanea,  Quercus  Robur,  Betiila  alba;  Sarothamnus ;  Stcl- 
laria  Holostca,  Hypericum  pulchrum  ,  ürobus  tuberosus,  Senecio  aqua- 
ticus,  Ilieracium  boreale,  Luzula  albida,  Carex  brizoides,  Aira  flexuosa, 

2.  R.  moyenne.  400— 700"^  Weistentheils  schwache  Erdkrume 
(dysgeogcne).  Getraidekultur  vorherrschend,  Obstbäume  nebst  Juglans 
häutig;  Wälder  von  Eichen  und  allgemeiner  ton  Buchen;  Pinus  Abies 
im  östlichen  Jura  auftretend.  Charakteristische  Gewächse,  von  denen 
jedoch  „die  meisten  sich  auch  in  die  folgende  Region  verbreiten,"  z.  B. 
Fagas,  Quercus  pedunculata  ;  Coronilla  Emerus  ,  Amelanchier  ,  Daphne 
Laureola,  Buxus;  Hcileborus  foetidus,  Euphorbia  amygdaloides  und  ver- 
rucosa, Orobus  vernus  ,  Bupleurum  falcatum,  Melittis,  Calamintha,  Teu- 
criüm  Chamaedrys,  3  Orchideen,  Carex  alba,  Melica  ciliata. 

3.  R.  montagneuse.  700i».— 1300'".  Schwache  Erdkrume,  sel- 
ten Torfbildung.  Getraidebau  bis  zu  seiner  Grenze  grösstentheils  auf 
Hafer  und  Gerste  beschränk ;  Obstbäume  selten  und  ebenfalls  nur  bis 
1000'".;  Wälder  von  Nadelholz  vorherrschend,  die  Fichte  nicht  sel- 
ten mit  Buchen  gemischt.  Charakteristische  Gewächse,  von  denen  „die 
meisten  sich  auch  in  die  folgende  Region  verbreiten"  ,  z.  B. :  Pinus 
Abies  und  Picea  ;  Rhamnus  alpina,  Lonicera  alpigena;  Trollius,  Ranun- 
culus  aconitifolius  ,  Lunaria  rediviva  ,  Arabis  alpina  ,  Draba  aizoides, 
Geranium  sylvaticum,  Spiraea  Aruncus,  Chaerophyllum  hirsutum,  Atha- 
manta  crelensis  ,  Carduus"  defloratus,  Adenostyles  albifrons,  ßellidia- 
strum,  Campanula  pusiila,  Gentiana  lutea,  Crocus  vernus. 

4.  R.  alpestre.  1300"'.— 1700'".  Schwache  Erdkrume.  Ris 
1400"^  Wälder  von  Pinus  Picea  ,  seltener  von  P.  Abies.  Charakteri- 
stische Gewächse  :  Sorbus  chamaemespilus;  Anemone  alpina  und  narcis- 
siflora,  Ranunculus  alpeslris,  Helianthemum  oelandicum,  Alchemilla  al- 
pina, Potentilla  aurea,  Dryas,  Saxifraga  rolundifolia,  Heracleum  alpinum, 
Bupleurum  ranunculoides,  Erigeron  alpinus,  Aster  alpinus,  Sonchus  al- 
pinus,  Ilieracium  villosum,  Androsace  lactea,  Gentiana  acaulis,  Polygo- 
num  viviparum,  Rumex  arifolius ,  Nigritella,  Gymnadi*nia  albida,  Carex 
sempervirens,  Poa  alpina,  Phleum  alpinum. 

Zur  weiteren  Begründung  dieser  Einlhcilung  stellt  Th.  den  Salz 
auf,  dass  die  Grenze  der  ersten  und  zweiten  Region  im  Aligemeinen 
durch  das  Aufhören  der  Weinkullur,  die  der  zweiten  und  dritten  durch 
das  Auftreten  der  Fichtenwälder,  die  mittleren  INiveaux  der  dritten  durch 
Pinus  Picea  und  Gentiana  lutea,  die  vierte  durch  Alchemilla  alpina  be- 
zeichnet seien  (I.  p.  185.).  Ohne  die  Unbestimmtheit  dieser  Aulfas- 
sung der  Kritik  zu  unterwerfen-,  will  ich  vielmehr  auf  die  reichen  Älit- 
.  thcilungen  hinweison,  welche  Th.  bei  diesem  Aulass  über  die  Yerbrei- 


268    Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

tung  der  genannten  Gewächse  im  Jura  giebt.  Die  Weinkullur  (I.  p. 
195.)  „umgiebt  das  Gebirge,  wie  eine  Insel,  von  allen  Seiten  und 
greift  in  einige  Thäler  ein.«  An  der  ganzen  Schweizer  Södostseile 
des  Jura  wird  mit  wenigen  Ausnahmen  nur  ein  mittelniässiger  Wein 
erzeugt  und  die  AVeinberge  sind  sparsam  vertheilt ;  sie  entfernen 
sich  nicht  selten  von  den  schroffen  Abhängen  des  Gebirges,  aber 
sie  reichen  bis  zu  dem  schon  erwähnten  mittleren  Kiveau  von  550^". 
(Maximum  an  den  Seeen  von  Biel  und  Neufchatel  =  580"\),  weil 
die  Schweizer  Ebene  selbst  im  Niveau  von  400"^  J'egt,  und  da- 
her in  einer  solchen  Nähe  der  Weingrenze  jede  günstige  Lage  benutzt 
wird.  An  der  französischen  Seite  des  Jura,  wo  ein  Tiefland  sich  an- 
reiht, steigt  der  Weinbau  fast  niemals  über  400'" ,  hört  nicht  selten 
schon  bei  350'"  auf  und  eben  deshalb  wird  ein  edleres  l'rodukt  er- 
zeugt: aber  auch  die  Terrainbildung  gestaltet  es  hier  nicht,  diesen 
Kulturzweig  bis  an  seine  klimatischen  Grenzen  auszudehnen,  da  der  Ge- 
birgsrand  südlich  von  Besan(;on  bis  zur  Isere  von  500™  oder  400"^ 
unmittelbar  zu  350"^  abfällt  und  innerhalb  dieses  Randes  sofort  die 
Hochfläche  des  Gebirges  anhebt,  die  keine  geneigte,  dem  Weinbau  ent- 
sprechende Lagen  mehr  bietet.  —  Die  Fichte  (P.  Abies  I.  p.  182.) 
bildet  über  den  ganzen  Jura  einen  beinahe  zusammenhängenden 
Waldgürtel,  der  sich  zwischen  den  Niveaux  von  700™  und  1100™ 
ausbreitet:  nur  an  den  östlichen  Ketten  der  Schweiz  in  der  Gegend 
von  Aarau ,  wo  im  Aarlhal  P.  Picea  auftritt,  wird  sie  im  Gebirge 
durch  die  Buche  ersetzt.  Der  westliche  Jura  aber  liegt  wegen  der 
allmählichen  Abdachung  der  Hochfläche  gegen  den  französischen  Ge- 
birgsrand  unter  dem  Niveau  der  Fichtenwälder  und  diese  reichen 
daher ,  von  dem  östlichen  Fusse  des  Gebirges  aus  gerechnet ,  nur 
jungefähr  bis  zur  Mitte  seines  Querdurchmessers.  Aehnlich  verhält 
es  sich  am  nördlichen  Abhänge  und  so  wird  die  Aussengrenze  der 
zusammenhängenden  Fichtenwälder  etwa  durch  die  Lage  von  Lau- 
fen, Porrentruy,  Pontarlier  und  Pont  d'Ain  zu  bezeichnen  sein.  Auch 
im  südlichen  Jura  jenseits  der  Rhone  sind  die  Fichtenwälder  weniger 
aligemein  ,  indem  sie  sich  in  höhere  Regionen  zurückziehen  und  auch 
hier  sparsam  vertheilt  sind.  —  Die  Edeltanne  (P.  Picea)  bildet  eben- 
falls im  ganzen  Jura  grosse  Wälder,  jedoch  gewöhnlich  erst  über  dem 
Niveau  von  1000'".,  indem  sie  nnr  in  einige  tertiäre  Thäler,  so  wie 
östlich  in  das  grosse  Molassethal  der  Schweiz  hinabsteigt.  Gentiana 
lutea  wächst  im  Jura  in  grösster  Häufigkeit  und  begleitet  die  oberen 
Tannenwälder  durch  das  ganze  Gebirge  (dans  toutes  ces  contrees  eile 
est  tres  commune  et  surtoul  repandue  avec  une  reniarquable  uniformite 
1.  p.  184).  Ebenso  überzieht  Alchemilla  alpina  die  baumlose  Region 
(von  1300™  oder  14Ü0™  an),  in  ungemein  grosser  Zahl  von  Individuen. 
Zu  den  eigenihümlichstcn  Erschüinungen  im  Jura  gehört  auch 
die  Verbreitung  von  Buxus  sempervirens  (I.  p.  191.).  In  einigen  Ge- 
genden der   westlichen  Abdachung    wird  dieser  Strauch    so  häufig  und 


und  syslematischen  Bolanik  während  des  Jahres  1849.  269 

zu  grossen  üickichten  verbunden,  dass  er  die  Physiognomie  der  Land- 
schaft beslimnit  und  derselben  ,  namenllich  im  Gebiete  des  Ain-Thals 
einen  eigcnthümlichen  öden  Charakter  verleiht  (un  caractcre  de  pau- 
vrete  et  en  quelque  sorle  de  desclation  tout  parliculier).  Aber  in  an- 
deren, in  den  östlichen  Theilen  des  Gebirges  sind  die  Buchsbaum-  Ge- 
sträuche seilen  und  deren  zusammenhängende  Verbreitung  durch  die 
ganze  Breite  des  südlichen  und  über  die  französische  Seite  des  west- 
lichen Jura  bis  zur  Breite  von  St.  Claude  im  Nordwesten  von  Genf 
entspricht  einer  klimatischen  Vegetationslinie. 

Th.  beschäftigt  sich  sehr  ausführlich  mit  der  Vcrgleichung  des  Jura 
und  der  JNachharlandschaflen,  aber  den  absoluten  Pflanzengrenzen  wid- 
met er  weniger  Aufmerksamkeit ,  als  den  die  Physiognomie  bestim- 
menden socicllen  Verbindungen  der  Gewächse.  So  nennt  er  -gewisse 
Gruppen  von  Arien  die  den  Jura  den  Alpen,  den  Vogesen  und  dem 
Schwarzvvald  gegenüber  charakterisiren  (I.  p.  l93.):  in  seiner  zweiten 
Region  die  Gruppe  von  Buxus  ,  Fagus,  Daphne  Laureola  und  Ilellebo- 
rus  foetidus,  in  der  dritten  Pinus  Picea,  Gentiana  lutea,  Arabis  alpine 
und  Draba  aizoides,  in  der  vierten  Alchemilla  alpina  ,  Heracleum  alpi- 
num  ,  Androsace  laclea  und  Poa  alpina.  —  Bei  der  Vcrgleichung  des 
Jura  und  der  Vogesen  hebt  er  7  Jura-  und  6  Vogesenpflanzen  als  be- 
sonders charakteristisch  für  den  Gegensatz  dieser  beiden  Gebirge  her- 
vor. Die  Jurapflanzen  (I.  p.  220.)  sind:  Dianlhus  sylvestris,  Saponaria 
ocymoides,  Cytisus  Laburnum,  Daphne  Laureola,  Buxus,  Ruscus  aculea- 
tus,  Carex  alba;  die  Vogesenpflanzen  (I.  p.  26.),  die  zwar  dem  Jura 
nicht  absolut  fehlen,  aber  in  dieser  Gruppirung  ihm  fremd  sind  (il  n'est 
pas  un  seul  point  du  Jura,  oü  elles  se  monlrent  ensemble  meme  ex- 
ceptionnellement):  Sarolhamnus ,  Jasione  monlana ,  ßetula  alba,  Lu- 
zula  albida,  Aira  flexuosa,  Carex  pilulifera. 

Ueber  die  klimatischen  Grenzen  der  Pflanzen,  die  nur  im  südli- 
chen Jura  vorkommen  ,  erhallen  wir  werthvoUe  Angaben  (L  p.  191.) 
unter   denen  als  schärfer  bestimmte,  folgende  hervorzuheben  sind  : 

Acer  opuHfoliuni    ....  47°       (Solothurn). 

Rhamnus  Alaternus     .     .  _  .  45*/2*'  (Grenoble). 

Rhus  Cotinus 45yi»  (Grenoble). 

Pistacia  Tercbinlhus    .     .     .  453/4**  (Belley). 

Cytisus  Laburnum       .     .     .  47»       (Salins). 

C.  argenteus 45y2°  (Grenoble). 

ünonis  minutissima     .     .     .  ^^^/i^  (Grenoble). 

0.  Kalrix 46%?  (Genf). 

Bupleurum  junceum    .     .     .  45y20  (Grenoble). 

Laserpitium  gallicum       .     .  ^b^/i^^  (Belley). 

Loniccra  Caprifolinm      .     .  ^b^/:^^  (Belley). 

Carpesium  cernuum    .     .     .  ^b^/^^  (Grenoble). 

Senccio  Doria    •     .     .     .     .  45y:jO  (Grenoble), 


270    Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.   geographischen 

Crupina  vulgaris    ....  ^5*/^^  (Grenoble). 

Leuzea  coiiifera     ....  45 'Z^*^  (Grenoble). 

Leontodon  crispus        .     .     .  ^5*/.^^  (Grenoble). 

Scabiosa  graminilolia       .     .  ^5y^^  (Grenoble). 

Cbnvolvulus  Canlabrica  .     .  45'A<^  (Grenoble^. 

Linaria  supina 45V2°  (Grenoble). 

üsiris  alba   ......  452/4°  (Belley). 

Quercus  pubcscens.    .     .     .  47<'       (Solothurn). 

Koeleria  phleoides      .     .     .  45y2°  (Grenoble;. 

Endlich  giebt  Th.  eine  Uebersicht  von  Pflanzen,  welche  in  ge- 
wissen Tfaeilen  des  Gebirges  häufig  sind  und  in  anderen  fehlen,  ohne 
dass  Klima  oder  Bodeneinflüsse  diesen  Gegensatz  erklären  (L  p.  33.). 
Von  einigen  ist  dieses  zuzugeben  und  bei  ihnen  mögen  historische  Ein- 
flüsse zu  Grunde  liegen :  z.  B.  bei  Trollius  und  Crocus  vernus,  die 
östlich  von  Solothurn  fehlen,  bei  Meum  athamanticum,  welches  auf  den 
Jura  von  Bern  und  Neufchatel  beschränkt  ist,  bei  Buphlhalmum  salici- 
foÜum,  das  nur  in  den  Canlons  Basel  und  Aargau  vorkommt,  ferner  bei 
Heracleuni  alpinum  ,  welches  westlich  durch  die  Linie  von  \  erdun 
nach  Besan9on  und  bei  Gentiana  asclepiadea  ,  die  Räch  Westen  durch 
die  Linie  Solothurn  und  Beifort  begrenzt  wird.  Bei  einigen  Arten 
deutet  die  intermittirende  Verbreitung  auf  unbekannte  Bedingungen  des 
Standorts,  wie  bei  Pastinaca  sativa,  die  in  einigen  Gegenden  allgemein 
ist,  in  unmittelbar  angrenzenden  völlig  fehlen  soll.  Bei  anderen  Pflan- 
zen, wie  bei  Iberis  saxatiiis  und  Rhamnus  pumila  ,  weisen  die  verein- 
zelte Fundorte  auf  die  Nähe  der  absoluten  Grenze.  Und  endlich  bringt  Th. 
eine  Reihe  von  Arten  in  diese  Kategorie,  bei  denen  es  entschieden  ist, 
dass  der  Jura  für  sie  die  klimatische  Südosfgrenze  bildet :  dahin  gehö- 
ren Genista  Malleri,  Geraniiim  pratense  (auf  das  Dep.  üoubs  beschränkt 
und  in  der  ganzen  Schweiz  nicht  beobachtet),  Malva  moschata  und  vor 
Allem  Digitalis  purpurea. 

Der  zweite  Band  von  Th.'s  Werk  enthält  die  Aufzählung  der  im 
Jura  und  dessen  Umgebungen  bisher  beobachteten  Gefässpflanzeu  und 
geht  in  das  grösste  pflanzentopographische  Detail  :  für  jede  Art  sind 
die  Höhengrenzen  nach  den  vom  Verf.  angenommenen  Regionen  be- 
stimmt und  es  ist  der  Grad  der  Socialität  der  Individuen  durch  eine 
besondere  Bezeichnungsweise  ausgedrückt.  Kritische  Arten  sind  häufig 
unter  ihren  Kollektivnamen  zusammengefasst:  demohngeachtet  enthält 
diese  Flora  gegen  2000  Arten. 

Jordan  hal  seine  Publikationen  über  französische  Pflan- 
zen wieder  in  der  früheren  Form  aufgenommen  (Observations 
sur  plusieurs  plantes  nouvelles  ,  rares  ou  criliques  de  la 
France.  Fragment  7.  Paris,  1849.  44  pag.  8.).  . 


und  systematischen  Botanik  wäfirend  des  Jahres  1849.  271 

Gebersicht  des  Inhalts:  Raniinculus,  Viola,  Dianlhus,  Alsine,  Sa- 
gina, Linum,  Rhamnus  ,  Poterium,  i^otentilla,  Sempervivum,  Anthriscus, 
Chaerophyllum,  Anlhemis,  Centaurea,  Hieracium,  Tragopogon,  Typha. 

Co  SS  0  11  hat  Untersuchungen  üker  kritische  Gewächse 
der  französischen  Flora,  in  Verbindung  mit  Nachträgen  zu 
seiner  Pariser  Flora,  herausgegeben  (Notes  sur  quelques  plan- 
tes  critiques,  rares  ou  nouvelles.  Paris,  1849.  24pag.  8.  und 
Fascic.  2.  p.  4^^— 91.):  die  Arten  des  zweiten  Heftes  sind 
grösstentheils  aus  Korsika. 

Neue  Arten  der  französischen  Flora  mit  Ausschluss  von  Korsika: 
Subularia  in  den  Pyrenäen,  Ononis  brachycarpa  DC.  bei  Toulon,  Me- 
dicago  muricoleplis  Tin.  bei  Toulon,  Ambrosia  lenuifolia  Spr.  bei  Monl- 
peilier,  Specularia  pentagoina  bei  Marseille,  Phelipaea  olbicnsis  Coss. 
auf  Helichrysum  sloechas,  Podospermum  Tenorii  DC.  in  der  Provence, 
Ruppia  brachypus  Gay    (R.   maritima  var.  Mor.)  bei  Toulon. 

Desmazieres  lieferte  ei'nen  17ten  Beitrag  zur  fran- 
zösischen Kryptogamenkunde  (Annales  des  sc.  nat.  1849. 
Vol.  11.  p.  273— 285.  und  p.  339—365.):  sich  über  57  Arten 
von  Pilzen  verbreitend. 

Französische  Lokalfloren  und  Beiträge  zur  Topographie : 
Remy  Exkursion  durch  die  französischen Ardennen  (Ann.  sc. 
nat.  1849.  Vol.  12.  p.  320—334.);  A.  de  Brebisson  Flore 
de  la  Normandie,  seconde  edition  (Caen ,  1849.  12.):  darin 
einige,  Arten  als  neu  aufgestellt  (vergl.  Regensb.  Fl.  1850. 
p.  431.);  J.  M.  Delalande  une  seconde  excursion  botani- 
que  dans  la  Charente  inferieure  en  1848.  (Nantes,  1849.  64 
pag.  8.);  Grenier  botanisches  Itinerar  für  das  Dauphine 
(Discours  de  reception  ä  l'academie  de  Besangon.  1849.  76 
pag.  8.)  :  sehr  zweckmässig  eingerichteter  Leitfaden  für  bo- 
tanische Reisende  in  den  französischen  Alpen;  E.  Perris 
Lettre  sur  une  excursion  dans  les  grandes  landes  (in  den 
Mem.  de  Pacad.  de  Lyon.  Sect.  des  sciences.  1847.  Vol.  2.  p. 
433 — 506.):  Verzeichniss  der  gefundenen  Pflanzen,  übrigens 
entomologischen  Inhalts;  Spruce  die  Moose  der  Pyrenäen 
(Ann.  nat.  bist.  See.  ser.  3.  p.  81—106.,  269—293.,  358—380., 
478—503.  und  4.  p.  104— 1^0.):  387  Laubmoose,  darunter 
nur  8  neue  Formen ,  und  92  Lebermoose  mit  2  neuen  Arien 
enljjallend. 


272  Grisebacli:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

Remy's  Miltheiliingen  beziehen  sich  auf  den  noch  we- 
nig bekannten  Theil  der  Ardennen  im  französischen  Depar- 
tement dieses  Namens. 

Das  Maassthal  zwischen  Mezieres  und  Givet,  im  mittleren  Niveau 
von  400'  gelegen,  wird  von  1100'  bis  1200'  hohen  Waldbergen  einge- 
fasst  und  bietet,  gleich  den  Kebenlliälern,  eine  Reihe  pittoresker  Land- 
schaftsbilder. Die  Berge  erheben  sieh  zwischen  den  tiefen  Flussein- 
schnitten im  Inneren  des  Gebirges  bis  zu  1500',  bilden  aber  hier  ober- 
halb der  Waldregion  sumpfige  Hochflächen,  die  in  dieser  Gegend  „Kie- 
zes" genannt  werden.  So  ist  die  ganze,  grösstcntheils  auf  Thonschie- 
fern  ruhende  Gebirgslandschaft  aus  Wäldern  und  Mooren  zusammenge- 
setzt: der  Ackerbau  tritt  bei  schwacher  Bevölkerung  zurück  und  be- 
steht, wie  im  Siegen'schen,  häufig  in  einer  Feldwaldwirlhschalt,  einem 
Wechsel  von  Niederwaldkultur  und  Roggenbau  (Essarlage).  Als  cha- 
rakteristische Gewächse  der  Hauptformationen  können  folgende  gelten, 
wobei  jedoch  zu  erinnern,  dass  ich  mehrere,  deren  Bestimmung  mir 
irrig  scheint,  weglasse: 

1.  Im  Bereich  der  Laubwälder,  die  hauptsächlich  aus  Quercus 
Fagus  und  Carpinus  bestehen  :  Ranunculus  aconitifolius,  Thaliclrum  ni- 
gricans ,  Arabis  arenosa  ,  Erysimum  Cheiranthus ,  Potenlilla  inclinata, 
Crassula  rubens,  Saxifraga  Sternbergii,  Centaurea  montana,  Digitalis  lu- 
tea, Stachys  alpina,  Limodorum,  Gymnadenia  odoratissima,  Oplirys  arach- 
niles  ;  Bromus  arduennensis  (im  Getraide  bei  Givet). 

2.  In  den  Mooren  des  Ardennen-Flateau's:  Viola  lutea,  Polygala 
depressa,  Elodea  ,  Carum  verticillalum,  Wahlenbergin  hederacea,  Scu- 
tellaria  minor,  Myrica,  Gymnadenia  albida ;  Carex  lacvigata  (im  Moor 
von  Hargnies,  1500'  hoch). 

3.  Auf  Kalksubstrat:  Arabis  brassiciformis,  Hutchinsia  pelraea, 
Helianthemum  polifolium  ,  Trifolium  ochroleucum,  Fotentilla  rupestris  ; 
Saxifraga  hypnoides  (bei  Villerzies)  ,  Aitemisia  camphorata,  Linosyris, 
Hyssopus,  Buxus ,  Rumex  scutalus  ,  Himantoglossum  hircinum,  Melica 
cijiata ,  Carex  humilis. 

Die  Einleitung  zu  der  Arbeit  von  Sprue e  (s.  ,o.)  ent- 
hält ausser  den  Itinerar  des  Reisenden  einige  allgemeinere 
Ausführungen  über  die  Vertheilung  der  Moose  in  den  cen- 
tralen Pyrenäen. 

Die  vertikale  Verbreitung  der  Moose  ist  von  Spr.  auf  die  Re- 
gionen Desmoulins'  bezogen,  aber  es  sind  auch  zugleich  Reihen  von 
Phanerogamen  miJgetheilt,  die  dieselben  bezeichnen,  und  von  denen 
einige  und  besonders  die  endemischen  Arten  des  Gebirges  Erwähnung 
verdienen,  du  es  au  Niveaubestinimungen  derselben  fehlt.  Von  den  31oo- 


und  syslematischen  Botanik  während  des  Jahres  1849.  273 

sen  und    Lichenen    wähle    ich  die    von  Spr.   für  besonders  charakteri- 
stisch erklärten  aus. 

—  4200'.  Grenze  des  Ackerbaus.  Crepis  lapsanoides,  Teucrium 
pyrenaicum,  Euphorbia  hyberna.  —  Leskea  attenuata,  Hypnum  rugosum 
und  abietinum,  Isolhecium  repens  und  pratense,  Leucodon  sciuroides  ; 
Jungermannia  acuta  und  Wilsoniana  ;  Parraelia  fulgens,  chrysophlhalma 
und  Clenientiana,  Lecidea  vesicularis,  Opegrapha  cerebrina,  Verrucaria 
f)ufourei. 

—  6000'.  Obere  Grenze  von  Pinus  Abies  und  Fagus  (doch  liegt 
nach  Spr.  die  ßucheogrenze  einige  hundert  Fuss  unter  der  Fichten- 
grenze). Meconopsis  cambrica,  Cardamine  latifolia,  Viola  cornuta  (diese 
habe  ich  auch  tiefer  z.  ß.  bei  Oo  gesehen),  Saxifraga  Geum  und  aqua- 
tica,  Ramondia  ,  Lilium  pyrenaicum,  Merendera  ßulbocodium.  — Hyp- 
num crista  castrensis  und  uncinatuni  ,  ßryum  Zierii  ,  Grimmia  elatior 
und  ovata;  Ptychomitrium  polyphyllum  ;  Jungermannia  curvifolia,  nana 
und  sphaerocarpa  ;  Umbiiicaria  pustuiata. 

—  7200'.  Baumgrenze,  nach  Desm.  und  Spruce  von  Pinus  syl- 
vestris (Krummholz)  gebildet.  Ranunculus  Gouani,  Geranium  cinereum, 
Silene  ciliata,  Geum  pyrenaicum,  Potentilla  alchemilloides  ,  Eryngium 
ßüurgati,  Carduus  carlinoides  ,  Salix  pyrenaica,  Crocus  multifidus  (bis 
in  die  untere  Region  hinabsteigend).  —  Leskea  incurvata,  Tortulä  aci- 
phylla,  Desmatodon  iatifolius,  Grimmia  alpestris,  ßryum  alpinum  ;  Pel- 
tigera  crocea,  Parmelia  ventosa. 

—  8400'.  Iberis  spathulata,  Saponaria  caespitosa,  Arenaria  pur- 
purascens,  Asperula  hirta ,  Pedicularis  pyrenaica,  Carex  pyrenaica.  — 
Dicranum  Starkii,  Arctoa  fulvella ;  Gymnomitrium  concinnatum ;  Lecidea 
iMorio  und  confluens, 

—  Schneegrenze.  Potentilla  nivalis,  Saxifraga  groenlandica  Lap., 
Senecio  Tournefortii.  —  Polytrichum  juniperinura,  Desmatodon  latifolius 
var.  ;  Jungermannia  julacea ;  Lecidea  atrobrunnea ,  Umbiiicaria  pro- 
boscidea. 

Die  kryptogamische  Vegetation  der  centralen  und  westlichen  Py- 
renäen hat  im  Allgemeinen  entschiedene  Aehnlichkeil  mit  der  der  bri- 
tischen Inseln,  besonders  Irlands  (p.  105.).  Durch  häufige  Verbreitung 
zeichnen  sich  folgende  Arten  aus:  Fissidens  grandiflorus,  ein  Moos  das 
überall  auf  Kalksubstrat  in  Gemeinschaft  mit  Jungermannia  acuta,  je- 
doch ebenso  wie  in  Nordamerika  meist  nur  steril  vorkommt  (bis  jetzt 
sind  nur  am  Niagara  weibliche  und  von  Spr.  in  den.  Pyrenäen  männ- 
liche Individuen  beobachtet) ;  Isothecium  Philippianum  in  dem  centra- 
len, Soulhbya  tophacea  im  westlichen  und  ßartremia  s;tricta  im  östlichen 
Theile  des  Gebirges.  —  70  Moose  finden  in  den  Pyrenäen  ihre  Süd- 
grenze, eine  Zahl,  die  sich,  wenn  die  spanischen  Kryplogamen  bekannt 
sein  we>den,  ohne  Zweifel  beträchtlich  vermindern  wird ;  13  Arten  hat 
die  Gascogne  vor  dem  Gebirge  voraus  ,  6  westliche  Moose  finden  da- 
Archiv.  f.  Natiirgesch.   XVI,  Jahrg.  2.  Ild.  § 


274    Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.    geographischen 

selbst  ihre  Ost-,  10  östliche  ihre  Westgrenze;  folgende  4  haben  in 
den  Pyrenäen  den  nördlichsten  Standort:  Uypnuni  aureum,  Bryiim  pla- 
tyloma,  Torlula  caespUo^a  und  Soulhbya  tophacea. 

Cosson  hat  einige  neue  oder  kritische  Pflanzen  aus 
Andahisien  nach  der  ersten  Bourgeau\schen  Sammlung  aus- 
einandergesetzt  (Notes  sur  quelques  plantes  du  midi  de  i'Es- 
pagne,  im  zweiten  Heft  seiner  eben  erwähnten  Schrift  (p. 
1—48). 

Die  neuen  Arten  gehören  stu  de»  Gattungen  :  Ädonis,  Sinapis, 
Naslurtium,  Biscutclla,  Lepidium,  Helianthennim,  Cistns,  Frankenia,  Si- 
lene  (2  sp.),  Ulex,  Ononis  (2  sp.),  Galium  ,  Serratula,  Campanula,  Cy- 
noglossum,  Armeria,  Beta,  Euphorbia,  Damasonium^  (2  sp.) ,  Grammitis. 

Colmeiro's  Flora  beider  Castilien  ist  ein  systemati- 
sches Verzeichniss  der  in  diesen  Provinzen  bis  jetzt  beobach- 
teten Pflanzen,  mit  Angabe  der  Fundorte  (Apuntes  para  la 
Flora  de  las  dos  Castillas.  Madrid,  1849,  176  pqg.  8.}. 

Da  dies  die  erste  Flora  eines  grösseren  Theils  des  spanischen 
Hochlands  ist,  so  theile  ich  daraus  die  Zahlenverhültnisse  der  arten- 
reicheren Familien  mit.  Gesammtzahl  der  Phanerogamen  =  1944  sp. 
Darunter:  248  Synanthereen  (nämlich  101  Coryn.biferen ,  76  Cichora- 
ceeo  und  71  Cynareen),  172  Leguminosen,  162  Gramineen,  114  Cruci- 
eren  ,  106  Umbeliiferen  ,  101  Labiaten  ,  101  Caryophylleen  (mit  Kin- 
schluss  der  23  Paronychieen)  ,  81  Scrophularineen,  51  Banunculaceen, 
49  Bosaceen,  46  Liliaceen  (mit  Einschluss  von  5  Colchiaceen),  43  Bo- 
ragineen,  34  Bubiaceen,  31  Cistineen,  30  Chenopodeen.  Auffallend  arm 
Bind  die  Orchideen  (17  sp.)  und  die  Cyperaceen  (28  sp.).  —  Von  Kry. 
ptogamen  enthält  C.'s  Verzeichniss  177  Arten:  darunter  27  Gefässkry- 
ptogamen,  58  Moose,  42  Lichenen,  41  Pilze  und  9  Algen. 

Wel witsch  giebt  eine  Mittheilung  über  einige  für 
eingewandert  gehaltene,  in  Portugal  sehr  verbreitete  Pflan- 
zen (Regensb.  Flora  f.  1849.  S.  528.). 

Diese  Gewächse  sind:  ein  strauchartiges  Mesembryanthemum  in 
^den  heissen  Steppen  bei  Faro  in  Algarbien,"  die  Hippiee  Soliva  lusi- 
lanica  auf  feuchten  Wiesen, 'Arctotis  acaulis  Brot.,  die  das  ganze  Lito- 
ral  von  Setubal  bis  Algarbien  in  kaum  unterbrochener  Verbreitung  und 
überall  in  grösster  Individuenzahl  bekleidet,  und  Gomphoearpus  frutico- 
sns  an  Bächen  im  Alemtejo. 

Von  Bertolonk's  Flora  italica  ist  jetzt  der  siebente 
Band  vollendet,  der  die  I6(e  und  den  grösslen  Theil  der  17. 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1849.  275 

Klasse  enthält  (Bologna,  8.).  —  Von  d.  Notaris  sind  3 
neue  nordilalienische  Pflanzen  beschrieben  (Ind.  sem.  Ge- 
nuens.  1848.,  daraus  in  Ann.  sc.  nat.  III.  11.  p.  254.):  Ca- 
rex  Rolae  von  Pavia,  Heleocharis  Bartoliana  von  Novara,  Po- 
lentilla  Saxifraga  Ardnin.  von  der  Cima  di  Mera  bei  Man- 
lone.  —  v.  Flotow  hat  die  von  Rabenhorst  auf  dessen  ita- 
lienischer Reise  gesammelten  Lichenen  bearbeitet  (Linnaea. 
22.  p.  353— 382.):  beinahe  100  Arten,  mit  2  neuen  Formen. 
~  In  der  schon  erwähnten  Schrift  von  Cosson  (Notes, 
fasc.  2.)  sind  mehrere  in  Korsika  von  Kralik  entdeckte  Pflan- 
zen auseinandergesetzt:  darunter  2  neue  Arten  von  Bupleu- 
rum  und  Mercurialis;  am  interessantesten  ist  das  socielle 
und  häufige  Vorkomme^  von  Isoetes  Hystrix,  einer  Pflanze, 
die,  wie  in  Algier,  auf  trocknen,  kahlen  Flächen  Rasentep- 
piche bildet. 

Schouw  hat  die  pflanzengeographischen  Verhältnisse 
der  italienischen  Gräser  besprochen  (Forhandlinger  ved  de 
skand.  Naturf.  femte  Mode.  Kjöbenhavn,  1849.  p.  451— 456.); 
auch  sind  seine  Untersuchungen  über  die  italienischen  l3ir- 
ken  (s.  vor.  Ber.)  und  Cupuliferen  in  den  Schriften  der  dä- 
nischen Gesellschaft  erschienen  (Dansk.  Videnskab.  Selsk. 
Skrifter.  V.  1.  1849.  p.  19—52.). 

Von  Eichen  unterscheidet  Seh.  in  Italien  nur  6  Arten  ,  indem  er 
die  Gruppe  von  Quercus  Robur ,  als  aus  systematisch  noch  nicht  ge- 
^  hörig  gesonderten  Arten  bestehend,  in  seiner  geographischen  Darstellung 
zusammenfasst.  Qu.  Hex,  allgemein  an  beiden  Abhängen  der  Apen- 
ninen  und  in  Sicilien  verbreitet,  auf  den  euganeischen  Hügeln  und  längs 
der  Linie  der  Seeen  vom  Lago  maggiore  bis  Triest  wiederkehrend,  am 
Monte  Pisano  bis  2700',  in  Sicilien  bis  2500'  und  im  nördlichen  Apennin 
bis  1500'  oder  2000'  ansteigend;  Qu.  Suber,  sparsam  und  nur  südlich 
von  44^/^0  verbreitet,  namentlich  auf  dem  Monte  Pisano  im  Albaner  Ge- 
birg, durch  Kalabrien  und  Sicilien,  unter  1000'  Höhe  (über  die  Kork- 
eiche ist  zu  erinnern  ,  dass  nach  Bartling's  Untersuchung  die  kataloni. 
sehe  und  nach  meiner  Beobachtung  die  der  Gascogne  eine  von  der 
dalmatisch-albanischen  völlig  verschiedene  Art  ist,  die  dalmatische  ist 
eine  Form  von  Q.  Hex  ,  und  da  Seh.  die  italienische ,  die  ich  nicht 
kenne,  ausdrücklich  von  dieser  verschieden  erklärt,  so  gehört  dieselbe 
wahrscheinlich  zu  der  spanischen  Korkeiche);  Qu.  pseudosuber  Santi 
(vix  Desi'.),  eine  nur  in  Toskana  bei  Prato  und  auf  dem  Monte  Limone 


276    Grisebach:  Bericht  üb.  cl.    Leistungen  in  d.  geographisclien 

von  Seh.  beobachtete  Eiche,  die  ausserhalb  Italien  nicht  vorzukommen 
scheint;  Qu.  coccifera  ,  von  Seh.  nur  an  einem  Standorte  in  Sicilien 
beobachtet,  von  Tenore  auch  im  Neapolitanischen,  von  Allioni  bei  ^'izza 
(es  ist  auffalland,  dass  diese  sowohl  in  Südfrankreich  und  Spanien,  als 
besonders  in  Griechenland  und  Kumelien  häufige  Art  in  Italien  so  sel- 
ten ist)  ;  Qu.  Cerris  gehört  in  Italien  zu  den  verbreitetsten  Waldbäu- 
men, sie  wächst  am  Südrande  der  Alpen  in  der  Kastanienregion,  sodann 

*  durch  den  ganzen  Apennin  bis  nach  Sicilien  (bei  Ponlremoli  bis  2600', 
weiter  im  Süden  bis  3000'  oder  3500'  und  am  Aetna  vielleicht  bis 
4000'  ansteigend)  ;  Qu.  pejunculata  et  affin.  ,  Wald  bildende  Bäume 
durch  die  ganze  Halbinsel,  deren  Höhengrenzen  sind,  nach  Seh. 's  Be- 
stimmung, im  südlichen  Apennin  im  iMittel  3500',  ebenso  wie  am  Mont 
Cenis,  auf  dem  Aetna  hingegen  5000'. 

Die  Kastanienwälder  sind  in  Italien  vielleicht  unter  allen  Wäl- 
dern am  bedeutendsten  ;   die    schönsten    sah  Seh.  bei  Lukka  am  Monte 

.  Cimone  und  in  den  Apuanischen  Apenninen  überhaupt.  Die  Laubent- 
wickelung der  Kastanie  trat  in  der  Ebene  bei  Triest  erst  Anfang  Mai 
ein  ,  am  Fusse  des  Monte  Pisano  (43"  48')  Ende  April  und  zu  Neapel 
(40-' 54')  in  der  ersten  Hälfte  dieses  Monats.  Am  Südabhange  der  Alpen 
und  im  ganzen  Apennin  liegt  ihre  obere  Grenze  im  mittleren  Niveau  von 
3000'  (im  Innern  der  Gebirges  kommt  sie  nur  bis  2500',  auf  Montamiata 
unter  42°  54'  steigt  sie  bis  3700');  in  Sicilien  reicht  die  Kastanienregion 
von   1000'  bis  4000'. 

Die  Buchenregion  der  italienischen  Alpen  liegt,  nach  Seh.,  zwi- 
schen 2000'  und  5000'  (lokal  bis  1000'  bei  Longarone  und  bis  5500')  ; 
im  Apennin  und  Sicilien  steigt  die  untere  Grenze  nach  Süden  allmählich 
von  2500'  (Bologna)  bis  3500'  (Aetna),  die  obere  von  5500'  bis  6500'. 
Die  Laubentwickelung  der  Buche  beobachtete  Seh.  am  Nanas  in  Krarn 
bei  2000'  den  15len  Mai,  am  Pass  von  Pontremoli  (44^30')  bei  3200' 
den  Uten  Mai,  auf  den  Scalelle  (41°  42')  bei  5700'  den  I7ten  Alai,  auf 
dem  Aetna  bei  6000'  hatten  sich  die  Blätter  den  2len  Juni  eben  ent- 
wickelt. Südlich  vom  41«  verliert  die  Buche  ihr  Laub  in  der  letzten 
Hälfte  des  Oktober  (Buchen  am  Monte  Cavo  =  41«  42'  bei  2900'  meist 
blattlos  den  15ten  Okt.,  am  Monte  S.  Angelo  bei  Castellamare  =  40°  36' 
bei  4500'  den  31ten  Okt.  ,  entfärbt  auf  den  Madonie  =  37°  48'  den 
23sten  Okt.). 

Von  anderen  Oupuliferen  werden  erwähnt  ;  Carpinus  Betulus 
(südwärts  bis  40o  ,  in  den  italienischen  Alpen  bis  2500',  im  Apennin 
bis  3000';  C.  orientalis  (auf  dem  Karst  und  sporadisch  im  Apennin 
unterhalb  2000');  Ostrya  vulgaris  (in  den  östlichen  Alpen  kaum  über 
1000',  allgemeiner  im  Apennin  verbreitet  und  am  Monte  Velino  über 
2000'  ansteigend);  Corylus  Avellana  (durch  ganz  Italien,  bis  3500'  im 
Mittel  ansteigend,  noch  in  der  Breite  von  Neapel  bis  zur  Ebene  fort- 
kommendy  in  Sicilien  jedoch  auf  das  Gebirge  beachränkt). 


und  sysleraalischen  Botanik  während  des  Jahres  1849.  277 

R  a  b  e  n  h  0  r  s  t  hat  einen  vorläufigen  Bericlit  über  seine 
im  Jahr  1847  unternommene  botanische  Reise  durch  Italien 
milgetheilt  (Regensb.  Fl.  f.  1849.  S.  385.  434.  und  f.  1850. 
S.  305.  322.  338.  355.  372.  390.).  - 

Diese  MUtheilnnijen  beziehen  sich  auf  einige  der  am  wenigsten 
bekannten  Gegenden  Unteritaliens  ,  auf  das  östliche  Vorland  und  die 
östliche  Abdachung  des  Apennin  zwischen  40«  und  42":  indessen  ge- 
währt der  vorliegende  Bericht ,  der  grössJentheils  aus  Verzeichnissen 
gefundener  Pflanzen  zusammengesetzt  ist,  nur  vereinzelte  Beiträge  zur 
pflanzengeographischen  Charakteristik.  R.  untersuchte  in  den  Früh- 
lingsmonaten hauptsächlich  folgende  Landschaften:  die  Terra  di  Otranlo, 
von  wo  er  die  gegenüberliegenden,  Schnee  tragenden  Gipfel  Albaniens 
erblickte,  vollständig  ,  die  Küste  des  Busens  von  Tarent  in  der  Basili- 
cata  (Lukanien  bei  Ten.)  und  die  östlichen  Abhänge  des  Apennins  da- 
selbst, die  Provinzen  Terra  die  Bari  und  Capitanata  mit  Einschluss  des 
M.  Gargano,  endlich  einen  Theil  der  Abruzzen. 

Die  Halbinsel  von  Brindisi  (Terra  di  ütranto)  ist  reich  an  Oli- 
venpflanzungen, in  denen  Ceratonia  häufig  vorkommt ;  schöne  Orangen- 
wälder breiten  sich  am  Busen  von  Tarent  in  der  Gegend  von  Gallipoli 
ans.  Der  nicht  kultivirle  Boden  ist  grossentheils  von  iMacchien  bedeckt, 
deren  Zusammensetzung  z.  B.  bei  Lecce  angegeben  wird  (49.  S.  397.): 
die  Gesträuche  derselben  sind  :  3  Phillyreae  ,  Pislacia  Lentiscus,  Ornns, 
JMyrtus,  ülex  ,  Sambucus  racemosa  ,  Quercus  Hex  und  pubescens,  Rhus 
Cotinus  ,  Rhamnus  infecloria  ,  saxatilis  und  Alaternus,  Paliurus,  Vibur- 
num  Lanlana,  Vitex,  Colutea,  Juniperus  Oxycedrus  und  phoenicea,  Erica 
arborea  und  multiflora,  Coronilla  Emerus,  Anthyllis  barbajovis,  Smilax 
aspera  und  maurifanica,  Daphne  Gnidium  und  Laureola,  Populus  argen- 
tea  (alba  fruticosa),  Prasium,  Olea  Oleaster,  Rosmarinus,  Arbutus  Unedo, 
Euphorbia  dendroides  und  Arten  von  Sparlium,  Cytisus,  Prunus,  Cra- 
taegus, Lonicera  ,  Vitis,  Rubus,  Rosa;  gegen  Castro  (50.  S.  307.)  be- 
deckt Rosmarinus  mit  Pistacia  und  Cistus  salvifolius  die  Hügelgehänge. 
—  Die  südwestlichen  Abhänge  gegen  den  innersten  Theil  des  Meerbu- 
sens zwischen  Tarent  und  Motlola  sind  bewaldet;  der  Wald  besteht 
aus  15'  bis  20'  hohen  Eichen  und  Buchen  und  enthält  auch  Pinus  ha- 
lepensis,  die  übrigens  der  Terra  di  Otranlo    fehlen  soll  (50.  S.  340.). 

Die  ganze  östliche  Abdachung  des  Apennin's  in  Lukanien  bildet 
zwischen  Tursi  und  Allamura  einen  fast  ununterbrochenen  Wald:  starke 
Eichen  und  hochwüchsige  Buchen  setzen  ihn  hei  Tursi  zusammen  (50. 
S.  343.  u.  f.)  ;  hier  traf  R.  auch  Alnus  cordifolia  Ten.  an,  einen  Baum, 
der  sich  durch  Höhe  des  Wachsthums  auszeichnet. 

Die  Umgegend  von  Bari  bot  als  Kullurfläche  wenig  Interesse  dar : 
um  so  mehr  der  Tavogliere  di  Piiglia  ,  d.  h.  die  grosse,  wüste  Ebene 
von  Foggia  in  der  Capitanata,    wo  R.  die  Nordgrenze  der  Dallelpalmo 


278  Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

bestimnUc  (50.  S.  355.).  Diese  Fläche,  gegen  Ende  Mai  bereits  die 
Gräser  im  verdorrten  Zustande  zeigend,  ist  von  kurzem  Gestrüppe,  gröss- 
lentheils  von  Stauden  bekleidet:  die  Cynareen  und  Umbelllferen  herr- 
sehen  vor,  namentlich  ist  eine  10'  bis  12'  hohe  Ferula  liäulig  (R.  er- 
klart sie  für  F.  sulcala,  die  jedoch,  nach  Ten,,  eine  viel  niedrigere 
Staude  ist). 

Dem  Monte  Gargano  widmete  R.  eine  genaue  Untersuchung  und 
er  theilt  ein  Verzeichniss  aller  daselbst  beobachteten  Pflanzen  mit  (50. 
S.  372—383.),  unter  denen,  wie  überall,  die  Kryptogamen  eine  beson- 
dere Berücksichtigung  landen.  Die  interessanteste  Beobachtung  für  die 
italienische  Pflanzengeographie  besteht  hier  in  der  beiläuhgen  Bemer- 
kung, dass  daselbst  die  Birke  auftritt,  von  welcher  Schouw  behauptet 
hatte  (s.  vor.  Ber.)  ,  dass  sie  zwischen  den  Alpen  und  dem  Aetna  in 
ganz  Italien  fehle:  indessen  hat  sie  schon  Tenore  in  Kalabrien  auf  dem 
freilich  Sicilien  zunächst  gelegenen  Aspromonte  beobachtet.  —  Die 
ganze  nördliche  und  östliche  Seite  des  Gargano  ist  von  düsteren  Wal- 
dungen bedeckt:  diese  bestehen  aus  Fagus,  Quercus  Robnr,  pubescens, 
Cerris  ,  faginea  und  Hex,  nebst  Carpinus  und  Castanea;  minder  häufig 
sind  Pinus  halepensis,  maritima  und  Pinea,  Betula,  Ulmus  und  in  Strauch- 
form Populus  tremula. 

Unter  den  Entdeckungen  des  Verf.  verdienen  hervorgehoben  zu 
werden :  Aldrovanda  in  deu  Lagunen  von  Otranto  ,  wodurch  sich  der 
sonderbare  Verbreitungsbezirk  dieser  Wasserpflanze  weit  nach  Süden 
ausdehnt,  Cynomorium  an  der  üslküste  der  Basilicata  bei  Policoro  und 
Secalö  montanum  in  den  W^aldungen   des  Apennins  bei  Tursi. 

Nyman  vergleicht  die  siciliaiiische  Flora  niit  der  skan- 
dinavischen (Forhandl.  ved  de  skandin.  Naturf.  5te  Mode, 
p.  457 — 488.)  :  eine  statistische  Zusammenstellung-  der  Arten- 
zahl der  einzelnen  Familien  und  Gattungen,  aus  Fries'  Summa 
und  Gussone's  Synopsis  zusammengetragen  ;  von  2286  sicilia- 
nischen  Phanerogamen    wachsen  473  auch  in  Skandinavien. 

Von  Visiani's  Flora  dalmatica  (vergl. Jahresb.  f.  1842 
II.  1847.)  erschien  die  erste  Hälfte  des  dritten  Bandes  (Leip- 
zig, 1849.  190  S.  4.)  hiit  dem  Schluss  der  Monopetalen  und 
einem  Theil  der  Polypetalen ,  namentlich  der  Umbelliferen, 
Ranunculaceen,  Cruciferen  und  Caryophylleen. 

Sendtner  hat  durch  seine  treffliche  Abhandlung  über 
die  Naturverhältnisse  Bosnien's  (Ausland,  f.  1849.  S.643.  u.  f.). 
so  wie  durch  seinen  Reisebericht  (das.  1848.)  die  ersten 
sicheren  und  gründlichen  Aufschlüsse  über  dieses  Gebirgsland 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1849.         279 

^►•egcbon.  Die  syslematischo  Bearbeitung  seiner  Ausbeute 
boscliränkt  sich  bis  jelzi  auf  die  Kryploganien  und  Mono- 
kolyledüiien ,  von  denen  er  in  Verbindung  mit  Kummer 
ein  für  die  Pflanzengeographie  sehr  werlhvolles  Verzeichniss 
nebsl  Beschreibung  der  neuen  Formen  i)ublicirt  hat  (Regensb. 
Flora  f.  1849.  S.  1  —  10.  u.  753—766.):  tue  Vollendung  des- 
selben ist  höchst  wünschenswerlh. 

Durch  die  diitarische  Alpenkelte,  d.  ii.  durch  die  Wasserscheide 
der  Donau  und  des  adrialischcn  Meers ,'  welche  Bosnien  von  der  Her- 
zegovina  trennt  ,  werden  zwei  den  schroffsten  klimatischen  Gegensatz 
bezeichnende  Vegelationsgebiete  abgesondert.  Hier  endet  die  adria- 
tische  Bora,  mit  ihr  der  trockene  Sommer  und  milde  Winter  Dalma- 
liens;  jenseits  beginnt  am  Fusse  der  alpinen  Gebirgskette  sofort  das 
kontinentale  Klima  Ungarns,  ein  feuchtes  Waldland  breitet  sich  aus  mit 
hartem  Winter,  spätem  Frühjahre  und  von  mitteleuropäischem  Vegela- 
lionscharakter,  arm  an  eigenthümlichen  Ptlanzenformen.  Sendtner  ver- 
gleicht die  Flora  des  adriatischcn  Abhangs  mit  der  dalmatischen,  die 
des  inneren  Bosniens  mit  der  slavonischen    (1848.  S.  587.). 

Die  Thäler  der  Herzegovina ,  zum  Theil  gleich  dem  Zirknitzer 
Karstsee  geschlossen  und  als  Längsthäler  durch  mehrere  Parallelkellen 
begrenzt,  stellen  eine  Reihe  gesonderter  Terrassen  dar,  welche  bis  zur 
höheren  Hauptkette  reichen  und  sich  vom  dalmatischen  Liloral  bis  zu 
IViveau's  von  2  — 3000'  erheben.  Die  Gebirge  und  die  ganze  Oberfläche 
gehören  zu  der  Kreideformation  des  adiiatiscjien  Küstenlandes  und  sind 
mit  ihren  kahlen  und  dürren  Gehängen  dem  Karst  auch  in  ihrem  phy- 
siognomischen  Typus  vergleichbar.  Die  Cenlralkette  selbst  dagegen  be- 
steht aus  Schiefergesteinen  (Dioritschiefer,  Thonschiefer,  Glimmerschie- 
fer), welche  sich  im  Süden  an  die,  nach  Boue,  beinahe  9000'  hohen 
Dolomitgipfel  des  ßertiskus  anschliessen.  In  der  Breite  der  Herzego- 
vitia  behaupten  die  Pässe,  welche  über  die  Wasserscheide  führen,  Hö- 
hen von  3000'  bis  4200'  und  fallen  an  ihrer  INordostseile  steiler  zu  den 
verhältnissmässig  liefer  gelegenen  Thalsohlen  Bosniens  ab  (z.  ß.  Sko-  , 
pia  bai  Prusalz  1700',  Travnik  1790',  Foinitza  in  der  Nähe  der  ßosna- 
(Judlen  2100',  INovibazar  1250'j.  Sendtner  überstieg  die  Genlralketle 
zwischen  Kupress  (3000')  und  Prusalz  in  dem  zu  3600'  geschätzten  Passe 
Koprilnitza.  Hier  hatte  das  Gebirge  an  der  Westseite  noch  den  Karsl- 
charakter,  aber  sobald  die  Wasserscheide  überschritten  war,  ölfneie  steh 
ein  Thal  vom  Typus  der  nördlichen  Alpenthäler  mit  dichtem  IXadelwald« 
hedeckt :  Pinus  Picea  vorherrschend  ,  ausserdem  P.  Abies  und  sylve- 
stris (1848.  S.  139.  142);  unler  der  Tannenregion  folgte  abwärts  Laub- 
wald, ans  Buchen  gebildet,  nehst  Acer  platanoides  und  pscudoplalanus. 
Populus  Iremula  :  zwischen  diesen  kommen  cingemischl  auch  Pinus  I'icja^ 
P.  sylvesliis  und  P.  Laricio  vor,  und  auf  sandigem  Boden    veidiängen 


280     Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

diese  Nadelhölzer  den  Laubwald  ,  von  Erica  carnea  begleitet.  Uebri- 
gens  ist  die  Flora  der  Centralkelte  noch  unbekannt  und  verspricht,  na- 
mentlich in  ihren  südlichen  Erhebungen ,  eine  weit  reichere  Ausbeute, 
als  das  übrige  Bosnien  gewährt  hat. 

An  die  Nebenjoche  der  Centralkelte  schliessen  sich  unmittelbar 
die  waldreichen  Mittelgebirge,  welche  ganz  Bosnien  und  einen  grossen 
Theil  Serbiens  erfüllen  und  die  durch  ihre  Hauptrichtung  von  Süden 
nach  Korden  den  parallelen  Lauf  der  Flüsse  bedingen  ,  durch  welche 
diese  Landschaften  regelmässig  gegliedert  werden.  Diese  Mittelgebirge 
erreichen  meist  nur  eine  Höhe  von  2000'  bis  2500'  und  flachen  sich 
gegen  die  Sau  ab :  aber  einzelne  Gipfel  erreichen  ein  Niveau ,  wel- 
ches denen  der  Centralkette  nur  wenig  nachsteht  (so  der  von  S.  am 
genausten  untersuchte  und  von  ihm  auf  5500'  geschätzte  Ylassich  bei 
Travnik,  so  wie  die  noch  höheren  Berge,  welche  sich  unmittelbar  über 
der  Hauptstadt  Serajevo  erheben). 

Der  grösste  Th^eil  Bosnien's  ist  bewaldet ,  der  Ackerbau  auf  die 
Thalsohlen  eingeschränkt.  Da  das  Niveau  der  Sau  am  Nordrande  des 
Landes  unter  200'  liegt  und  die  Thäler  sich  allmählich  senken,  so  kann 
man  ein  nördliches  Tiefland,  die  sogenannte  Podsavina,  von  den  höher 
gelegenen,  südlichen  Landschaften  unterscheiden.  Die  unteren  Thal- 
strecken sind  nämlich  vorzüglich  durch  Eichenwälder  (Qu.  Robur  und 
wahrscheinlich  Qu.  Cerris)  charakterisirt ,  in  den  oberen  herrscht  die 
Buche  (1848.  S.  586.)  ,  an  deren  Uegion  sich 'dann  im  Gebirge  Nadel- 
wälder anreihen.  Boue,  dessen  Darstellung  überhaupt  eine  ungünstige 
Beurtheilung  findet,  hat  die  Niveaugrenzen  dieser  Bäume  unrichtig 
bestimmt.  —  Nach  S.  reichen  die  Eichenwälder  von  der  Sauniede- 
rung aufwärts  im  Gebirge  bis  3000'  (das.)  ,  die  Buchenwälder  bis 
4000'  (1849.  S.  668.) :  aber  in  den  Thälern  der  Podsavina  steigen 
die  letzteren  weit  unter  die  obere  Grenze  der  Eiche  bis  zu  500'  hinab 
(daselbst).  Auch  hierin  drückt  sich  der  oben  hervorgehobene  Ge- 
gensatz gegen  das  mittelmeerische  Klima  der  dalmatischen  Gebirgs- 
seile  entschieden  aus  ,  wo  die  Buche  nach  abwärts  schon  im  Niveau 
von  3000'  aufhört.  Die  obere  Fichtengrenze,  welche  Boue  im  nördli- 
chen Bosnien  zu  3500'  bis  4000'  angiebt,  liegt,  nach  S.,  am  Vlassicit 
bei  Travnik  im  Niveau  von  5000',  also  doch  viel  tiefer,  als  in  den  Alpen. 
Ueberhaupt  lässt  sich  eine  Depression  der  Pflanzengrenzen,  wiewohl 
darüber  nur  Schälzungen  vorliegen  ,  nicht  verkennen  :  solche  giebt  S. 
noch  von  folgenden  Bäumen  (1849.  S.  671.),  von  Tilia  argentea  bis 
1200',  Acer  tataricum  bis  1500',  Carpinus  orientalis  bis  2000',  Pinus 
Laricio  bis  3200',  Acer  oblusatum  bis  4000'.  Es  liegt  nahe,  diese  Er- 
scheinung auf  die  Kürze  der  Vegelationszeit  zu  beziehen,  wie  sie  dem 
stark  ausgeprägten,  kontinentalen  Charakter  des  Klinia's  entspricht.  So 
zeigten  sich  im  J.  1847,  als  S.  reiste  ,  erst  zu  Anfang  Mai  die  ersten 
Vorläufer  der  Frühlingsflora  und  im  Januar  war  zu  Türkisch-Brod  an 
der  Sau  eine  Kälte  von    —  18*^  (R.?)   beobachtet,    während    die  nahe 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1849.  281 

dalmatische  Küste  kaum  Frost  zu  erleiden  hat  (l849.  S.  663.):  so 
schroff  werden  zwei  Klimate  durch  die  einfache  dinarische  Alpenreihe 
geschieden.  Um  so  auffallender  erschien  dem  Reisenden  das  Vorkom- 
men von  einzelnen,  südlichen  Pflanzenformen  in  der  bosnischen  Flora: 
dahin  gehören  jedoch  ,  wie  es  scheint,  nur  solche  Arten,  die  zugleich 
im  südlichen  Ungarn  gefunden  werden,  wie  Acanlhus  mollis  (bei  Sul- 
ynska  2000'),  Ruscus  aculeatus.  Mit  Recht  bemerkt  S.,  dass  dies  Ge- 
wächse sind,  die  eine  hohe  Winterkälte  ertragen  und  hier  während  ih- 
rer kurzen  Vegetationszeit  die  Sommerwärme  des  Südens  wiederfinden. 
Es  ist  gewiss  eine  merkwürdige,  einer  weiteren  Erwägung  be- 
dürftige Thatsache,  dass  die  Fflanzengrenzen  sowohl  im  äussersten  We- 
sten, wie  auf  dem  Schnee  tragenden  Gaviarra  in  Portugal,  als  im  Osten 
des  südlichen  Europa's,  also  unter  den  entgegengesetzten  Bedingungen 
des  See-  und  Kontinental-Klima's  depriniirt  werden.  Die  Buchengrenze 
zeigt  die  Depression  im  Osten  am  deutlichsten.  Unter  gleicher  Pol- 
höhe steigt  die  Buche,  die  in  Bosnien  nur  4000'  erreicht  und  von  mir 
drei  Grade  südlicher  bis  4600'  angetroffen  wurde,  in  den  piemontesi- 
schen  Alpen  bis  5000'  und  im  Apennin  (s.  o.)  über  5500'.  Rechnet 
man,  dass  die  Grenze  dieses  Baums  sich  mit  einem  Breitegrade  um 
2—300'  erhebt,  so  is  es  1)emerkenswerth  ,  dass  unter  demselben  Meri- 
dian die  fünf  Breitengrade  von  den  Karpaten  bis  zu  den  bosnischen 
Gebirgen  die  Buchengrenze  kaum  um  100'  erhöhen,  indem  Wahlenberg 
(Fl.  carp.  p.  308.)  in  dem  äusseren  Gebirgszuge  des  Krivan  dieselbe  zu 
3905'  bestimmt,  w^ogegen  sie  in  den  Central-Karpalen,  wo  der  Gegen- 
satz der  Jahrszeilen  schärfer  ausgesprochen  ist,  sofort  auf  3000'  sinkt. 
Unzulässig  ist  die  Annahme,  dass  die  Depression  der  Buchengrenze  in 
Bosnien  und  Rumelien  ,  ebenso  wie  in  Portugal  ,  dem  Harz  und  dem 
westlichen  Norwegen  von  dem  Einflüsse  des  nahen  Meeres  auf  die 
Temperaturkurve  bedingt  sein  könne,  da  Italien  weit  entschiedener  un- 
ter dessen  Herrschaft  steht.  Vielmehr  spiegelt  sich  in  dieser  östlichen 
Depression  des  vertikalen  Areals  die  nahe,  ebenfalls  einer  Linie  des 
höher  ausgeprägten  Konlinenlal-Klima's  entsprechende  Horizontalgrenze 
der  Buchenverbreitung.  Entgegengesetzte  Ursachen  haben  hier  in  der 
That  gleiche  Wirkung:  im  Westen  die  durch  das  atlantische  Meer  ge- 
minderte Sommerwärme  ,  im  Osten  die  durch  die  schroffe  Temperatur- 
kurve verkürzte  Vegetationszeit;  in  beiden  Fällen  wird  die, Summe  der 
dem  Baumwuchs  nöthigen  Wärmesirahlen  zu  gering  und  daher  steigen 
gleiche  Baumarten,  vor  beiden  Extremen  geschützt,  in  den  mitten  inne 
liegenden   .Meridianen  am  höchsten  ins  Gebirge. 

Das  Ilinerar  dfs  Reisenden  enthält  noch  mehrere  Angaben,  wel- 
che zur  Vervollständigung  seiner  Darstellung  des  bosnischen  Natur- 
charakters dienen.  S.  reiste  vor  dem  Anbruch  des  Frühlings  von  Spa- 
lalro  nach  Travnik.  Ende  April  ging  er ,  dem  Thale  der  Bosna  fol- 
gend, in  die  Fodsavina  nach  Türkisch-Brod.   Das  Flussthai  bietet  einen 


282  Grisebach:  Bericlit  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

Wechsel  von  Maisfeldern  und  Wiesen,  es  ist  von  500'  bis  1000'  hohen 
Waldbergen  eingeschlossen  ,  zuweilen  decken  jedoch  auch  nur  Ge- 
slräuchformationen  den  Abhang.  Bei  Yrandruk  herrschte  die  ßuciic, 
stellenweise  Carpinus  oder  Juglans ;  in  der  Fodsavina  dagegen,  im  Sau- 
thale  bei  Brod  tritt  in  den  hohen  Eichenwäldern  auch  Acer  tataricuni 
auf.  In  der  ersten  Hälfte  des  Mai  wurde  die  Rückreise  nach  TravniU 
von  der  Mündung  der  Bosna  über  Gradaschatz,  Tusla  und  Schebse  be- 
werkstelligt: auch  auf  diesem  Wege  waren  die  Buchenwälder  allge- 
mein ;  ein  3000'  hoher  Berg,  der  die  Wasserscheide  zwischen  den  Thä- 
lern  der.Sprezza  und  Bosna  bildet,  trug  Nadelwald  von  Pinus  Laricio 
und  sylvestris.  —  Eine  zweite  Reise  wurde  in  der  ersten  Hälfte  des 
Juni  von  Travnik  nach  Serajevo  unternommen.  Das  Gebirge  bei  dem 
Franziskanerkloster  von  Sutynska,  über  welches  ein  zu  3600'  geschätz- 
ter Pass  führte,  besitzt  gleichfalls  Nadelholz.  Aber  im  oberen  Bosna- 
thal  und  an  der  Foinilza  reichten  gemischte  Laubwälder  bis  an  den 
Fuss  der  Genlralkette  :  diese  bestehen  aus  Eichen,  Buchen,  Acer  cam- 
pestre,  oblusatum  und  pseudoplatahus,  Carpinus,  Tilia  grandifoKa,  nebst 
Pinus  Picea  und  Sorbus  torminalis  (1848.  S.  666.). 

Am  genausten  untersuchte  S.  die  Umgegend  von  Travnik  und 
besonders  den  Vlassich  ,  bis  er  den  7ten  Juli  durch  einen  Unfall  ge- 
nölhigt  wurde,  seine  Unternehmung  aufzugeben.  An  dem  Vlassich, 
einem  steilen  Kalkberge,  unterscheidet  S.  folgende  Regionen  (1848. 
S.  514.) : 

a.  1790' — 3000'.  Eichengesträuche  (Qu.  Robur)  mit  Fraxinus  Ür- 
nus  und  Carpinus  orientalis,  weiter  oben  auch  Pinus  Laricio. 

b.  3000'— 4000'.     Buchenwald. 

c.  4000'— 5000'.     Nadelwald,  aus  Pinus  Abies  gebildet, 
d;    5000'— 5500'.     Alpine  Wiesen. 

Ausführliche  Verzeichnisse  der  ■  gefundenen  Pflanzen  sind  eine 
schätzbare  Zugabe  zu  S.'s  Reisebericht.  Neue  Formen  sind  wenig  dar- 
unter, doch  verdient  die  neue,  mit  Onosma  verwandte  Gattung  Zwack- 
hia  (das.  S.  586.)  aus  dem  Bosnathale  bei  Maglai  eine  besondere  Er- 
wähnung :  indessen  ist  sie  noch  nicht  charakterisirt  werden.  Auf  das 
systematische  Verzeichniss.  der  gesanimten  Pflanzen  werde  ich  nach 
dessen  Vollendung  zuri\ckkommen. 

Guebhardj  der  eine  Flora  der  Moldau  ankündigt^  hat 
einige  vorläufige  Nachrichten  über  den  Naturcharakter  dieses 
Landes  mitgetheilt    cBiblioth.  de   Genevc.   1849.    Fevr.    p.  89 

G.  unterscheidet  in  der  Moldau  drei  Vegetationslerrasaen,  die  sich 
von  Osten  nach  Westen,  d.  h.  vom  Pruth  gegen  die  K^rpatenketi© 
absondern,  welche  hier  im  Tschaklio  zu  7000'  ansteigt: 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1849. 


283 


1,  Die  unlere  iMoldau  (Tsara  di  üjosse)  ist  das  Flachland  zwi- 
schen dem  Sireth  und  Pruth  ,  welches  sich  nirgend  über  500'  erhebt. 
Dasselbe  theilt,  nach  G. ,  Klima  und  Vegetation  mit  den  russischen 
Steppen:  schon  vor  Ende  Mai  beginne  die  Sommerdürre.  Die  Steppe 
schreite  fort ,  im  Verhältniss  als  die  Wälder,  die  vor  nicht  langer  Zeit 
einen  grossen  Theil  der  Ebene  bedeckten,  verschwinden.  Doch  ist  auch 
von  2'  bis  4'  liefern  Humus  die  Rede,  der  hochwüchsige  Stauden,  z.  B. 
mannshohes  Conium  und  Aster  Tripolium  trägt:  dies  entspräche  also 
dem  Steppeiirande,  dem  Tschernosem.  Auch  kommen  salzhaltigfc  Steppen, 
wie  in  Russland ,  vor, 

2.  Die  centrale  Moldau  begreift  den  waldigen  Theil  des  Landes 
zwischen  dem  Sireth  und  der  Hauptketle  der  Karpaten.  Hier  ist  das 
Klima  feuchter,  es  wechseln  1000'  bis  1200'  hohe  Berge  mit  kiesrei- 
chen Thälern  und  fruchtbaren  Ebenen,  das  Substrat  ist  zum  Theil  Kalk. 
Die  dichten  und  zahlreichen  Wälder  bestehen  aus  Quercus  Robur,  ge- 
mischt mit  Buchen,  Birken  und  wilden  Obstbäumen  (Pyrus  commu- 
nis und  Malus);  seltener  kommen  Populus  tremula  und  dilalata  vor 
(letztere  scheint  dem  Verf.  also  in  der  Moldau  als  einheimisch  zu  gel- 
len). Die  Thäler,  unter  denen  die  der  Putna  und  des  Trottrouchi  die 
bedeutendsten  sind,  besitzen  eine  üferwaldung  aus  Weiden,  nebst  Po- 
pulus nigra   und  alba,  Alnus  glutinosa  und  incana. 

3.  Die  Karpalenkette  mit  dem  Thale  der  Bistritza.  Sie  scheint, 
im  Sinne  des  Verf.,  mit  ihren  Ausläufern  den  grössten  Theil  der  nörd- 
lichen Moldau  zu  umfassen  ,  indem  er  in  der  Charakteristik  dieses  Ge- 
biets auch  die  Hauptstadt  Jassy  erwähnt,  welche  800'  hoch  am  Fusse 
waldiger  Berge  liege. 

II.     A  s  i  e  IL 

Von  Gr  Jaubert's  und  Spach's  llluslraliones  plan- 
larum  orientalium  (s.  Bericht  f.  1847.)  sind  Lief.  28—30  er- 
schienen. 

Ausführlicher  bearbeitete  Gattungen :  von  Ciuciferen  Schouwia  ; 
von  Synanthereen  Sonchus,  Kalbfussia,  Koelpinia  und  einige  neu  unter- 
schiedene Galtungen;  sodann  Nilraria 

Boissier  hat  wieder  vier  Lieferungen  seiner Diagno- 
ses  plantarum  orientalium  (Fase.  8.  9.  10.  11.  Paris  1849.) 
herausgegeben,  die  grösstentheils  neue  Arten  der  asiatischen 
Türkei  (A.),  Syrien's  und  Arabien's,  aber  auch  zaldrelche 
Beiträge  aus  Persien  (P.)  Creta  (Cr.)  und  Griechenland  (Gr) 
enthalten. 


284    Griscbacli:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

Die  neuen  Arten  gehören  zu  folgenden  Familien  :  16  Ranuncula- 
ceen  (7  P.  ,  8  A.  und  1  Cr.);  2  Papaver  (P.  und  A.);  6  Fumarieen 
(4  A. ,     1  aus  Italien,    1   aus  Spanien);    55  Cruciferen  (12  P. ,    34  A., 

5  Cr.,  1  Gr.,  1  aus  Aegyplen,  1  aus  Spanien);  3  Cistineen  (A.);  6 
Violarieen  (1  P.,  3  A.,  1  Cr.,  1  Gr.);  2  Resedaceen  (A.);  66  Caryo- 
phylleen  (50  A.,  4  P.,  7  Cr.,  3  Gr.,  1  aus  Thessalien,  1  aus  Spanien) ; 
3  Lineen  (A.);  5  Malvaceen  (A.) ;  13  Hypericineen  (9  A.,  2  Cr.,  l  Gr. 
und  H.  rumeliacurn  aus  Rumelien  =  11.  harbalum  ß.  Spicil,  runi.);  8 
Geraniaceen  (A.);  9  Zygophylleen  (4  A. ,  1  P.  ,  4  aus  Aegypten)  ;  6 
Rutaceen  (4  A.,  1  P.,  1  Cr.);  1  Pistacia  (A.);  £01  Leguminosen  (124 A., 
41  P.,  3  Cr.  ,  5  Gr. ,  4  aus  Spanien  ,  1  aus  Marokko ,  4  aus  Aegypten 
und  17  Astragali  von  Kabul  aus  Griffilh's  Sammlung);  10  Rosaceen 
(6  A.,  4  P.)  ;  2  Cucurbitaceen  (A.);  2  Tamarix  (vom  kaspfschen  Lito- 
ral  und  Arabien);  1  Reaumuria  (A.) ;  1  Glinus  (A ) ;  5  Paronychieen 
(A.);  8  Crassulaceen  (6  A.  ,  1  P.,  1  Cr);  1  Ribes  (P.) ;  1  Saxifraga 
(Gr.);  56  Umbelliferen  (43  A. ,  HP.,  2  Cr);  27  Rubiaceen  (17  A., 
3   P.,  2  Cr. ,  2  Gr.,  l  vom  Alhos  ,  1  aus  Sicilien,  1  aus  Südrussland); 

6  Yalerianeen  (3  A.,  2  Gr.,  1  P.);  10  Dipsaceen  (8  A.,  2  P.);  63  Cy- 
nareen  (46  A.,  7  P. ,  5  Cr.,  l  Gr. ,  3  aus  Aegypten  ,  1  aus  Portugal) ; 
49  Corymbiferen  (31  A.  ,  14  P.  ,  2  Cr.,  1  Gr.;  l  vom  Kaukasus);  45 
Cichoraceen  (25  A.,  13  P.,  5  Cr.,  1  Gr.,  1  vom  Alhos);  27  Campa- 
nulaceen  (23  A^,  3  P. ,  1  Gr,)  ;  2  Fraxinus  (A.  und  P.) ;  1  Cyclamcn 
(A.);  3  Asclepiadeen  (2  A. ,  1  P.) ;  12  Convolvulaceen  (8  A.,  4  P.) ; 
62  Borragineen  (31  A. ,  13  P. ,  3  Cr.,  6  Gr.,  1  aus  Thessalien,  4  aus 
Spanien,  1  aus  Portugal,  1  aus  Wallis  =  Onosma  helveticum,  1  aus 
Abyssinien,  1  kultiv.) ;  1  Solanum  (A.);   1  Acanthus  (A.). 

Kralik  bearbeitete  die  orientalischen  Arten  der  Gal- 
tung Tribulus  (Ann.  sc.  nat.  III.  11.  p.  25— 320:  9  Arten. 

Koch  hat  seine  Flora  des  Orients  (s.  vor.  Jahresb.) 
fortgesetzt  und  die  Bearbeitung  einer  beträchtlichen  Anzahl 
von  Familien  vollendet  (Linnaea,  21.  S.  609—736.  22.  S.  177 
—338.  und  598—752.). 

Uebersicht  der  neuen  Formen  aus  Armenien  (A.),  Lasistan  (L.) 
und  Transkaukasien  (T.) ;  82  Cyperaceen  mit  1  Carex,  1  Scirpus  (A.), 
1  Cyperus  (L.);  20  Junceen  m.  1  Luzula  (L.),  1  Juncus  (L.);  32  Iri- 
deen  m.  4  Crocus  (T. ,  A. ,  l  aus  der  Krim  ,  1  aus  Bilhynien),  2  Gla- 
diolus  (L.  u.  T.),  2  Iris  (T.) ;  252  Labiaten  m.  1  Lycopus  (L.),  4  Men- 
tha (2L.,  eine  Form  aus  der  Krim  und  eine  andere  von  Triest) ,  7  Sal- 
via  (3  L.  und  A.,  1  T.,  l  von  Brussa,  2  aus  der  Sammlung  von  Gun- 
delsheimer),  4  Origanum  (2  T.  ,  l  A.  ,  1  =  0.  virens  Spie,  rum.)  ,  3 
Thymus  (2  L  ,  1  aus  der  Krim),  1  Satureja  (T.),  2  Micromeria  (L.  und 
1  von  Gundelsh.) ,  3  Calamintha  (IL,  1  aus  der  Krim  und  ßilhynien, 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1849.  285 

1  aus  Thracien),  5  IVepela  (4  L.  und  A.,  1  T.) ,  1  Lallemantia  (Ä.),  1 
I.agochilus  (aus  der  Kum),  1  Leonurus  (A.),   1  Galeopsis  (aus  der  Krim), 

2  Betonica  (L.  und  T.),  13  Slachys  (4  L.  und  A.,  3  T.,  2  von  Brussa, 
1  aus  Bulgarien,  1  aus  Thracien,  2  aus  älteren  Herbarien),  1  Siderilis 
(T.),  l  Älarrubium  (T.),  1  Ballota  (A),  2  Phlomis  (Kurdistan  und  Ghi- 
lan),  2  Sculellaria  (L.),  4  Teucrium  (A.  ,  T.  ,  2  von  Gundelsh.);  22 
rianlagineen  ni.  6  Plantago  (2  T. ,  1  L. ,  1  von  Gundelsh.,  l  von  Con- 
stanlinopel,  1  arkt.) ;  U  Plumbagineen  m.  1  Slalice  (A.) ;  54  Euphor- 
biaceen  m.  9  Euphorbia  (4  A.,  1  T.  ,  l  von  Brussa,  1  von  Gundelsh., 
1  aus  dem  Banat,  lohne  Standort);  9  Amarantaceen ;  1  Phytolacceae ; 
76  Chenopodeen  m.  l  Beta  (T.),  1  Panderia  (A.)  ,  1  Schanginia  (A), 
1  Snaeda  (T.),  2  Salsola  (A.) ,  1  Malimocncmis  (A.  und  T.)  ;  47  Poly- 
goneen  m.  3  Polygonum  (2  A.,  1  ohne  Standort),  6  Rumex  (3  A.,  1  L., 
1  T. ,  1  ohne  Standort);  1  Enipetrea;  4  Amaryilideen ;  100  Liiiaceen 
m.  2  Tulipa  (l  L.,  1  von  Brussa),  6  Gagea  (4  L.  und  A  ,  2  T.),  1  Fri- 
tillaria  (von  Brussa),  1  Lilium  (L.),  7  AUium  (2  A.,  3  T.,  1  aus  Kur- 
distan, 1  von  Constanlinopei) ,  4  Ornithogalum  (2  A.,  1  von  Brussa, 
1  aus  der  Krim),  2  Scilla  (A.  und  L.),  2  Muscari  (A.)  ;  4  Colchicacecn  ; 
7  Asphodeleen  mit  2  Asphodelus  (1  A  ,  l  von  Aderbeidschan);  10 
Smilaceen  mit  1  Polygonatum  (T.)  ;  2  Dioscoreen;  4  Typhaceen ;  3 
Aroideen;  1  Butomus ;  1  Alisma  ;  3  Juncagineen  mit  1  Triglochin  (T.) ; 
5  iVajaden  ;  56  Orchideen  mit  6  Orchis  (4  T.,  1  A.,  1  ohne  Standort) ; 
1  Epipactis  (von   Brussa\ 

27  Coniferen  mit  4  Pinus  (P.  heterophylla  ohne  Standort,  P. 
Kochiana  Klotzsch  und  P.  armena  aus  Armenien  ,  5500' — 7000'  hoch 
und  zwischen  P.  sylvestris  und  rotundata  stehend.,  P.  ponlica  vom 
Tschoruk  1500' — 5500',  P.  orientalis  L.  wächst  in  Lasistan  zwischen 
3000'  und  7000',  P.  Pinea  L.  eberdaselbst  bei  2500'),  3  Juniperus  (2  L., 
1  ohne  Standort);  2  Loranthaceen ;  29  Cupuliferen  mit  7  Quercus  (3  L., 

3  A.,  1  T.),  l  Corylus  (L.) ;  6  Betulaceen  mit  1  Belula  (ohne  Stand- 
ort —  Alnus  subcordata  wird  zu  A.  cordifolia  Ten.  gezogen) ;  1  Plp- 
tanns;  4  Ulmaceen  mit  1  ülmus  (ohne  Standort);  3  Celtideen;  3  Mo- 
reen  ;  11  ürliceen  mit  3  Parietaria  (2  T.  ,  1  A.);  2  Cannabineen;  16 
Thymelaeen  ni.  2  Daphne  (T.);  2  Elaeagneen;  7  Santaleen;  l  Laurus  ; 
1  Cylinus;  3  Aristolochieen ;  122  Borragineen  mit  2  Heliolropium 
(1  A. ,  1  von  H.  europaeum  gesonderte  Art),  1  Anchusa  (L),  Arne- 
\ia  (L.),  1  Alkanna  (L. ),  1  Älyosotis  (L.)  ,  1  Cynoglossum  (L.), 
1  Omphalodes  (L.  ),  2  Rindera  (IL.,  1  T  );  3  Verbenaceen ;  1 
Gymnandra  ;  3  Globularieen  mit  1  neuen  Art  (L.) ;  1  Acanthus  ;  30  Oro- 
bancheen  mit  1  Phelipaea  (L.),  4  Orobanche  (l  L.,  1  A,,  l  T.,  1  aus 
dem  Banat) ;  178  Scrophularineen  mit  2  Pedicularis  (L.) ,  1  Rhyncho^ 
corys  (L.},  l  Euphrasia  (L.) ,  6  Veronica  (3  L. ,  3  T.)  ,  4  Scrophularia 
(1  L.,  1  von  Gundelsh.,  1  von  Brussa,  1  aus  dem  Banat),  3  Linaria  (2  L., 
1  von  Gundelsh.),  7  Verbascum  (3  L.,  1  T.  ,  3  ohne  Standort},  3  Cel- 
gia  (2  A.,  1  von  Gundelsh);    \6  Solaneen  mit  l  Hyoscyamus   (L.);  24 


286    Grisebacli:  Bericht  üb.  d.  Leislungen  in  d.  geographischen 

Convoiviiiaceen    mit   3  Convoivulus  (2  L.,    1  A.),   2   Cuscuta   (L.) ;  6 
Apocyneen. 

In  der  Gesellschaft  für  Erdkunde  hat  Koch  einen  Vor- 
trag über  den  Charakter  der  Wälder  des  östlichen  Kaukasus 
gehalten  (Monatsber.  Bd.  5.  f.  1848.). 

C.  A.  Meyer  hat  die  von  Kolenati  im  centralen 
Kaukasus  ,  besonders  auf  dem  Kreuzberge  und  Kasbeck  ge- 
sammelten Pflanzen  bearbeitet  (Beitr.  zur  Pflanzenkunde  des 
russischen  Reichs.  Lief.  6.  62  S.  8.) :  das  Verzeichniss  um- 
fasst  309  Arten,  die  grossentheils  in  der  alpinen  Region  ge- 
sammelt wurden,  und  von  denen  6  neu  sind,  und  mehrere  kri- 
tische Formen  gründlich  erläutert  werden. 

A.  V.  Nord  mann  hat  die  von  ihm -in  den  westlichen 
Litoralprovinzen  Transkaukasiens  auf  seiner  früheren  Reise 
gesammelten  Kryptogamen,  unter  denen  die  Moose  von  Bruch 
verglichen  worden  waren,  zusammengestellt  (Acta  soc.  fen- 
nicae.  3.  p.  385— 306.):  1  Equisetum,  1  Lycopodium ,  1-2 
Farne  und  45  Laubmoose,  unter  letzteren  zwei  neue  Hypnum- 
Arten. 

Buhse  beschreibt  seine  Gebirgsreise  im  Elborus  vom 
Ufer  des  Sefidrud  in  Gilan  bis  nach  Asterabad  (v.  Baer  und 
Gr.  Helmersen  Beiträge  zur  Kenntniss  des  russischen  Reichs. 
Bd.  13.  S.  215— 236.). 

Im  westlichen  Elborus  erreichte  B.,  nachdem  er  über  dürres  und 
pflanzenarmes  Hügelland  die  Höhe  des  Gebirges  erstiegen,  bei  5000' 
eine  Region,  wo  saftig  grüne  Triften  mit  Eichen-  und  Buchenhainen 
wechselten.  Längs  des  Flusses  Kachrud  begab  er  sich  von  hieraus  in 
das  Litoral  von  Masenderan;  beim  Hinabsteigen  kam  er  durch  einen 
Cypressenwald ,  ehe  er  die  Wälder  der  Küste  erreichte.  Um  den  De- 
mavend  zu  besuchen ,  durchschnitt  er  sodann  auf's  Neue  den  hohen 
Gebirgskamm  und  fand  die  Wälder  und  alpinen  Wiesen  genau  bis  zur 
Höhe  des  Passes  reichend,  während  jenseits  sofort  die  dürre  Vegetation 
von  Irak  mit  „ihren  stacheligen,  in  Büschen  zerstreuten  Kräutern  und 
ihrer  grasarmen  Oberfläche«  begann  (S.  227.).  Die  versuchte  Bestei- 
gung des  üemavend  gelaug  zwar  nicht,  indessen  kam  er  bis  zu  einer 
Höhe  von  über  11000'  und  konnte  daher  die  alpine  Vegetation  dieses 
dem  Südrande  des  Elborus  angehörenden  Bergs  mit  der  des  Nordrandes 
vergleichen.  Zwar  wurde  der  Pflanzcnwuchs  um  so  niannichfaltiger, 
je  höher  er  hinanslieg,  aber  es  fehlte  das  reine  Wiesengrün  der  nörd- 


und  systematischen  Botanik  wahrend  dos  Jahres  1849.         ^87 

lieben    Abhänge,    gemischte    Farben    wurden    durch    die  Kräuter    ent- 
wickelt. 

Seemann  besuchte,  auf  einer  der  zur  Aufsuchung 
Franklin's  bestimmten  Expeditionen,  dem  britischen  Schiffe 
Herald  als  Naturforsclier  beigeordnet,  die  Bai  von  Awatscha 
in  Kamtschatka  im  August  1848.  (Hooker's  Journ.  of  Bot.  I. 
p.  144—146.). 

Nur  zwei  Bäume  wachsen  bei  Petropaulowski,  Pinus  Cembra  und 
Alans  incana,  letztere  am  häufigsten  :  denn  Sorbus  sambucifolia  (Pyrus 
rosifolia  bei  S.)  bilde  nur  ein  8'  bis  10'  hohes  Gebüsch.  S.  bemerkt, 
dass  wegen  der  Kürze  des  Sommers  nur  wenige  annuelle  Gewächse 
voiiiommen,  aber  dass  die  Vegetation  der  Stauden  um  so  üppiger  sei. 

Aus  des  verstorbenen  Gadner's  Naehlass  würden  die 
Beschreibungen  neuer  Pflanzen  aus  Hongkong  publicirt  (Hook, 
.loiirn.  of  Bot.  I.  p.  240-246.  und  308— 328.) :  17  Arten  aus 
verschiedenen  polypetalischen  und  einigen  monopetalischen 
Familien;  desgleichen  5  andere  von  Ha  nee  (das.  p.  142. 
175.). 

Sir  VV.  Hooker  spricht  die  interessante  und  weiter  zu 

verfolgende  Ansicht  aus,  dass  die  Deodara-Ceder  des  Hima- 

lajah  mit  der    syrischen    identisch  sei  und  dass  dieser  Baum 

sich   vom    Atlas   bis    zum   Altai    verbreite  (Hook.   Journ.  I. 

.p.95.). 

J.  D.  H  0  0  k  e  r's  geistreiche  Briefe  während  seiner  Reise 
in  Ostindien  wurden  von  dessen  Vater  milgetheilt  (Journ.  of 
Bot.  I.  p.  1.  41.  81.  etc.). 

Von  Kalkutta  aus  besuchte  H.  zuerst  im  Februar  1848  ,  den  an 
der  Sirasse  nach  Benares  gelegenen  Paras-Kath,  einen  4000'  hohen, 
granitischen  Berg  der  Ghauts.  Sein  Gipfel  hat  tropischen  ßaum- 
wuchs,  er  besitzt  parasitische  Orchideen,  Begonien  und  Farne,  während 
die  unteren  Regionen,  mit  Bambusengebüschen  bekleidet,  in  ihrem  Ve- 
getationscharakter das  trockene  Savanen-KIima  der  nordindischen  Ebene 
ausdrücken.  Dies  isJt  ein  Beispiel .  wie  die  grössere  Feuchtigkeit  einer 
konischen  Berg^pitze  wirkt,  die  den  Passatwind  auffängt.  Aber  auf  der 
anderen  Seite  ist  der  Unterschied  gegen  die  nur  3  Breitengrade  ent- 
fernten Vorberge  des  Himalajah  bedeutend  und  zeigt  das  viel  geringere 
Maass  der  gesammelten  Feuchtigkeit :  denn  dem  Paras-Nath  fehlen  die 
Farnbäuinc  ,  Aroidecn ,   Piperaceen    und   Laurineen  ,  auch  fast  alle  Pal- 


588     Grisebacli:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

men,  Pflanzenformen,  welche  dem  feuchteren  Klima  des  indischen  Hima- 
lajah  angehören  (S.  48.).  Auch  die.  gegen  1300'  hohe  Hochebene  der 
Ghauts ,  welche  steil  gegen  Benares  abfällt  und  sich,  der  Vindhya- 
Kelte  entsprechend,  durch  die  ganze  Breite  des  nördlichen  Indien  vom 
untern  Ganges  bis  zum  Meerbusen  von  Kambay  erstreckt ,  zeigt  einen 
durch  grössere  Dürre  bezeichneten  Kontrast,  sowohl  gegen  das  Thal 
des  Ganges  als  gegen  die  südwärts  folgenden  ,  hochtropischen  Teak- 
Wälder  (die  Verbenacee  Tectona  grandis). 

Die  Untersuchung  der  Ghauts  wurde  durch  die  Bereisung  des 
Soane-Gebiels  erweitert.  An  diesem  Flusse,  der  südlich  von  Benares 
die  Vindhya-Ketten  durchströmt,  wird  viel  Katechu  gewonnen.  In  den 
bewaldeten  Gegenden  war  die  Katechu- Acacie  nicht  selten  der  dritte 
Baum,  übrigens  herrschte  Butea  frondosa  ,  jene  schöne  und  weit  ver- 
breitete Leguminose  des  indischen  Savanen-KIima's ,  die  zu  Ende  Fe- 
bruar in  voller  Blumenpracht  stand  (S.  129.).  In  dieser  Gegend  machte 
H.  eine  Beobachtung,  die  für  die  gegenwärtig  viel  besprochene  Frage 
über  den-  pflanzengeographischen  Einfluss  des  Substrats  von  Interesse 
ist.  Die  1300'  hohe,  aber  völlig  horizontal  geebnete  Fläche  von  Shah- 
gungh  ist  in  das  etwas  höhere  Plateau  von  Behar  eingesattelt  und  in 
ihrem  Bereich  zeigt  sich  der  physiognomische  Charakter  des  Landes 
völlig  umgewandelt  (S.  133.).  An  dem  Rande  dieser  Ebene  enden 
plötzlich  die  das  dürre  Tafelland  bezeichnenden  Baumformen,  wie  Aca- 
cia  Catechu  und  die  das  Olibanum  erzeugende  Boswellia:  es  beginnen 
Reisfelder,  Pflanzungen  von  Mangobäumen  und  Tamarinden,  die  Vege- 
tation ist  mit  der  des  Ganges-Thals  zu  vergleichen.  Da  nun  das  Klima 
auf  dieser  Fläche  ebenso  trocken  ist,  wie  auf  der  übrigen  Hochebene 
so  sucht  H.  mit  Recht  die  Erscheinung  aus  der  Structur  des  Bodens  zu 
erklären.  Das  unterliegende  Gestein  ist  ein  Sandstein,  der  aber  inner- 
halb der  Horizontalebene  nicht  ansteht,  sondern  von  einem,  starken  Al- 
luvium bedeckt  wird.  Wegen  des  ebenen  Niveau's  kann  diese  Erd- 
krume von  dem  fliessenden  Wasser  nicht  abgespült  v/erden  ,  und,  da 
sie,  für  das  Wasser  wenig  permeabel ,  die  F'euchligkeit  zurückhält,  so 
kehrt  hier  die  Vegetation  und  der  Anbau  der  Stromniederungen  wie- 
der. Auf  dem  geneigten  Rande  der  Ebene  steht  derselbe  Sandstein  an, 
der  hier  durch  das  Alluvium  bedeckt  wird  :  aber  er  steht  an,  weil  das 
Wasser  den  Verwitterungsboden  in  der  nassen  Jahreszeit  fortschwemmt 
und  mit  dem  Mangel  einer  die  Feuchtigkeit  haltenden  Erdkrume  hören 
auch  sofort  die  günstigen  Vegetatioosbedingungen  auf,  es  beginnt  so- 
gleich wieder  der  Jungle  des  Soane  -  Thals,  obgleich  das  Gestein  das- 
selbe ist.  H.  zieht  hieraus  den  wohlbegründeten  Schluss,  dass  in  die- 
sem Falle  nicht  chemische  ,  sondern  physische  Eigenschaften  des  Bo- 
dens auf  die  Vegetation  wirken:  im  Hinblick  auf  Thurmann's  Theo- 
rie kann  man  ausserdem  noch  aus  seiner  Beobachtung  folgern,  dass  die 
Vegetation  des  Sandsteins  nicht   einer  Impermeabililät   dieses  Gesteins, 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1849.  289 

die  nicht  nachzuweisen  sein  dürfte,  sondern  den  Eigenschaften  der 
Erdkrume  verdankt,  weiche  auf  dem  Sandstein  ruht  und  die  nicht  über- 
all dieselbe  ist. 

Von  den  Ghauls  geht  H.'s  Bericht  bald  zum  Himalajah  über. 
Von  Alirzapur  oberhalb  Benares  fuhr  er  im  i\lärz  den  Ganges  bis  zur 
Mündung  des  Kosi  hinab,  eines  Flusses,  der  einen  gevAaltigen  Detritus 
aus  dem  Himalajah  mit  sich  führt,  indem  er  die  Gewässer  aus  dem 
ganzen  Gebirge  zwischen  dem  Gossainthan  in  Nepal  und  dem  zu  28178' 
(engl.)  bestimmten  Kinchin  -  junga  in  Sikkim  vereinigt.  Von  dieser 
K^lrommündung  bc-gab  sich  der  Beisende  nach  Darjeeling,  einer,,  im  In- 
nern des  Himalajah  von  Sikkim,  ungefähr  unter  dem  Meridian  von  Kal- 
kutta gelegenen  Station,  wo  er  sich  länger  als  ein  Jahr  der  umfassen- 
den Untersuchung  des  Gebirges  widmen  konnte.  Die  vorliegenden  Be- 
richte beziehen  sich  grösstentheils  nur  auf  die  ersten  Monate  seines 
Aufenthalts. 

Schon  bei  Parneah,  auf  halbem  Wege  vom  Ganges  zum  Hima- 
lajah, verliert  die  Vegetation  die  typischen  Formen  des  indischen  Sa- 
vanen-Klima's,  z.  B.  Zizyphus  ,  Butea,  Äcacia  Calechu,  ßoswellia  (S. 
304.).  Das  allmählich  feuchter  werdende  Klima  zeigt  sich  in  den  häu- 
figer werdenden  Farnen,  die  südlich  vom  Ganges  kaum  vertreten  sind, 
in  der  Kultur  des  ßetelpfeffers,  in  dem  verschiedenen  Typus  der  Bam- 
busen-Jungles,  in  denen  die  herrschende  Art  einen  15'  bis  20'  hohen, 
geraden  Stamm  besitzt.  Aber  weit  bedeutsamer  ist  der  schroffe  Ueber- 
gang  von  der   Vegetation  der  Ebene  zu  der  des  Himalajah  selbst. 

Das  Gebirge  wird  in  seiner  ganzen  Ausdehnung  vom  Sutledsch 
bis  Assam  von  einem  zusammenhängenden  Gürtel  ungesunden  Marsch- 
landes umgeben,  dem  Terai,  welches  inKcpal  gegen  6,  in  Sikkim  kaum 
2  geog.  Meilen  breit  ist.  Plötzlich  und  unmittelbar,  wie  der  Uebergang 
von  „der  See  zum  Festlande  ,«  tritt  der  indischen  Ebene  ,  ohne  dass 
Höhenzüge  sie  absondern,  dieses  Terai  als  eine  niedrige,  in  ihrem  feuch- 
ten Humus  die  Malaria  erzeugende,  nach  aussenhin  baumlose  Alluvial- 
ebene entgegen,  in  deren  Gras-  und  Schilfreichen  (sedgy)  Vegetation 
die  Kräuter  der  Himalajah-Flora  beginnen.  In  Sikkim  besteht  die  Te- 
rai-Marsch  aus  einem  ockerigen  ,  mit  Detritus  gemischten  Thonboden, 
über  dem  eine  starke  Humusdecke  liegt  und  in  dessen  Bereich  die  Ge- 
birgsgewässer,  durch  die  ebene  Fläche  in  ihrem  Laufe  zurückgekalten, 
einen  vielfach  verzweigten  Plexus  bilden  und  also  bei  ihrem  Sinken 
Stagnationen  zurücklassen.  In  Nepal,  wo  der  Terai  von  Hodgson 
genau  untersucht  wurde,  folgt  auf  die  entsprechende  Bildung  nach  des- 
sen Mittheilungen  in  ebenso  schrolfem  Uebergange  bis  zum  Fusse  des 
Gebirges  der  aus  der  Diplerokarpee  Shorea  robusla  zusammengesetzte, 
gigantische  Sal  -  Wald,  den  man  schon  aus  weiter  Ferne,  wie  eine 
schwarze  Linie  am  Horizont ,  erblickt.  Dieser  Wald  bedeckt  die  un- 
geheueren Detrituslager,  welche  die  Ströme  beim  Austritt  auf  den  ehe-. 
Archiv  f.  Naturgesch.  XVI.  Jahrg.  Bd.  ?.  fj^ 


290  Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

nen  Boden  aufgehäuft  haben,  und  unter  denen  nach  dem  Gebirge  zu 
eine  Hügelrcihe  von  Sandsteinen  als  Substrat  liegt,  die  ebenfalls  mit 
der  Shorea  und  bisweilen  mit  Pinus  longifolia  bekleidet  ist.  Unmit- 
telbar schliessen  sich  an  den  Sal-Wald  die  ersten  Schieferberge  des 
vorderen  Himalajah  ,  die  schroCf  zu  Höhen  von  8000'  bis  12000'  an- 
steigen, aber  von  den  innern  Schneeketten  in  Sikkim  noch  12,  im  übri- 
gen Gebirge  18  geog.  Meilen  entfernt  liegen.  Der  Terai  von  Sikkim 
entbehrt  des  Sal  -  Waldes  und  der  ihn  stützenden  Sandsleinformation : 
hier  reichen  die  Marschniederungen  unmittelbar  an  den  Fuss  der  hohen 
Abhänge,  aber  sie  sind  doch  nicht  durchaus  waldlos,  wiewohl  ihr  Wald 
durch  Abbrennen  gelichtet  ist  und  oft  zu  ärmlichem  Gesträuche  herab- 
sinkt. Auch  bestehen  diese  Waldüberrcste  nicht  aus  Shorea,  die  hier 
auf  das  Schiefersubstrat  beschränkt  zu  sein  scheint,  sondern  aus  Com- 
bretaceen ,  gemischt  mit  Ficus  elastica ,  die  hier  ihre  Westgrenze  er- 
reiche (S.  332.). 

An  dem  Abhänge  der  steilen  Schieferberge  selbst,  die  aus  Gneiss 
und  Glimmerschiefer  bestehen,  beginnt  aber  auch  hier  sogleich  ein  gi- 
gantischer Wald  von  der  ganzen  Fülle  tropischer  Natur.  Als  vorherr- 
schende Bäume  werden  die  Shorea  und  die  Barringtoniee  Careya  bezeich- 
net ,  neben  diesen  Cedrcla  und  die  Guttifere  Gordonia  Wallichii.  In 
der  winterlichen  Jahreszeil  waren  ziemlich  viel  Bäume  blattlos  ,  ein 
Charakter  ,  der  jedoch  besonders  von  einer  häutigen  Sterculia  bedingt 
erschien  ,  die  im  entlaubten  Zustande  mit  scharlachrolhen  Früchten 
prangte.  Unter  den  hochstämmigen  Bäumen  zeigt  sich  die  grösste  Man- 
nichfaltigkeit  des  Unterholzes  und  der  Gesträuche,  der  Farne,  Lianen, 
epiphylischer  Orchideen  und  Scitamineen.  Von  hervorstechenden  For- 
men sind  zu  erwähnen  z.  B.  eine  über  100'  hohe  Bambusa,  Pandanus, 
Musa,  die  im  Gesträuche  vorherrschende  Acanthacee  Thunbergia  ,  Ge- 
büsche von  Rubiaceen  und  Synanthereen  —  Slräuchern,  Palmen  sel- 
ten, besonders  durch  Calamus  veKreten ;  von  Lianen  Bauhinia,  Vitis, 
Bignonia,  Convolvulus,  Hoya  und  die  Gesneriacee  Aeschinanlhus ;  von 
Parasiten  ausser  den  Orchideen  Loranthus,  Piper,  Gnetum,  Pothos;  un- 
ter den  Kräutern  die  häufigen  Cucurbitaceen,  Impatiens,  ferner  Acantha- 
ceen,  Labiaten,  Asclepiadeen  ,  Apocyneen  und  Urticeen  ;  von  Farnen 
kamen  20  bis  30  Formen  vor. 

Zu  der  Zeit,  als  der  Reisende  diesen  Wald  zuerst  betrat,  herrschte 
der  Südostpassat  und  die  Berge  waren  stets  in  tiefen  INebel  gehüllt. 
Zuweilen  scheint  Hooker  sich  auch  in  seiner  Sprache  zu  der  Grösse 
der  Natur  zu  erheben,  die  ihn  damals  umgab.  Dahin  gehört  folgende 
Betrachtung  über  die  Bedingungen  einer  solchen  Tropenfülle,,  die  doch 
fast  unmittelbar  an  ärmliche  Savanen  grenzt.  „Nach  welch'  grossem 
Maassstabe,"  sagt  er  (S.  335.),  „wirkt  hier  die  Natur!  Wasserdämpfe, 
vom  indischen  Meere  aus  einer  Ferne  von  mehr  als  60  geog.  Meilen, 
phne  einen  Tropfen  zu  verlieren,  herbeigeführt,  entladen  sich  hier,  um 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1849.  291 

die  üppige  Kraft  der  Vegetation  dieser  entlegenen  Regionen  zu  stützen, 
kehren  dann  durch  den  Kosi  und  Ganges  zurück,  um,  auf's  Neue  ver- 
dunstet, durch  die  Lüfte  getragen,  zu  Wolken  gesammelt,  in  Güssen 
niedergestürzt  den  ewigen   Wechsel    zu  wiederholen." 

Ueher   einen    4000'  hohen  Pass   drang   II.    in  die  inneren  Thäler 
des  Himalajah  ,   wo  Darjeeling,    6  geog.  Meilen    vom  Aussenrande  des 
Gebirges    im    Gesichtskreise   des  Kinchiu -junga  liegt.      Auf  der  Höhe 
jenes  Passes  begegnete    ihm  in  einem    Rubus    das   erste    Zeichen  eines 
gemässigteren   Klima's,  dann  folgten  Eichen   und  mit  ihnen  begann  die 
mittlere  Region    sich  zu  entwickeln,    wo  die  herrschenden  Bäume  des 
Waldes  in  Sikkim  Eichen  und  Laurineen  sind.     Der  Frühling  brach   hier 
unter  denselben  Erscheinungen  an,    wie  in  Mitteleuropa,  blattlose  Ei- 
chen entwickelten  ihre    Kätzchen  ,    Birken    belaubten     sich  ,    unler  den 
Kräutern  blühten  Gattungen,  wie  Viola,  Stellaria,  Chrysosplenium,   Arum. 
Bis  zum  Kiveau   von  6000'  bilden   die  tropischen  Gewächsformen  noch 
einen  bedeutenden  Bestandtheil  des  Waldes  ;  bis  dahin  wurden  nament- 
lich Ficus,  Piper,  Pothos,  Palmen  und  Musa  bemerkt;  die  parasitischen 
Orchideen     reichten  sogar  bis  8000'    hinauf  und    der  einzige  Farnbaum 
dieser  Gegend  ,   eine  Alsophila  ,  zeigte  sich  auf   die  Region  von  4000' 
bis  7000'  beschränkt.    Hiedurch  ,  so  wie  durch  zahlreiche  andere  Far- 
ne und   die   ungemein    häufigen    Hypneen ,    Usneen    und  Borreren    er- 
schien   die    Feuchtigkeit    auch  dieser    Region  ausgedrückt.      Bei  8000' 
bestand  der  Wald  zur  Hälfte  aus  Eichen  ,   ein   Viertel  wurde  aus  Lau- 
rineen ,    das  andere    aus  Magnoliaceen    gebildet :    dazwischen  wuchsen 
einzelne  Stämme  von  Acer,  Prunus,  Pyrus,  Betula  und  Alnus.     Im  Un- 
terholz und  Gesträuch   herrschten  Corneen  ,    Caprifoliaceen ,  Araliaceen 
neben  Rhododendron  und  Vaccinium.     Auffallend  war  in  dieser  Region 
die  Abwesenheit  der  Leguminosen,  indem  deren  tropische  Formen  nicht 
so   hoch  hinauf  und   die  Astragaleen   so  wenig,  wie    die  Cruciferen  so 
lief  herabsteigen  (S.367.). 

Vergleicht  man  diese  Darstellung  mit  den  Verhältnissen  des  west- 
lichen Himalajah,  so  scheinen  Hauptunterschiede  darin  zu  liegen,  dass 
die  Wälder  in  Sikkim  dichter  und  formenreicher  sind,  und^'dass  die 
Nadelhölzer  des  Sutledsch    durch  Laubwälder  ersetzt  werden. 

Im  folgenden  Jahre,  im  Julius  1849,  gelang  es  H.  ,  von  Sikkim 
aus  die  Grenze  von  Tibet  zu  erreichen,  doch  kaum  sie  zu  überschreiten 
(S.  337.).  Die  Schneegrenze  fand  er  am  indischen  Abhänge  unter 
15000',  am  tibetanischen  über  16000'.  Die  beiden  Abhänge  des  Grenz- 
passes zeigten  einen  scharf  ausgesprochenen  Gegensatz  in  ihren  alpi- 
nen Pflanzenformen:  an  der  Nordseite  fand  IL  zwischen  14500'  und 
15500'  an  30  bis  dahin  nicht  gesehene  Arten  (10  Astragali,  8  Ranun- 
culi,  6  Pediculares,  mehrere  Fumarien  und  Potentillen).  Aber  diese 
Mannichfaltigkeit  verschwand  ,  sobald  er  die  Ebene  des  tibetanischen 
Hochlandes  betreten:   diese   scheint    hier  noch    weit   pflanzenärmer  zu 


292    Grisebach:  Bericht  üb.  d.  i.dslungen  in  d.  geographischen 

sein,  als  im  Gebiete  des  Indus.  Es  fehlte  die  Form  der  Astragalen 
,„d  Caraganen,  die  Klein  -  Tibet  charakterisir.,  der  Erdboden  ersch.en 
fast  überall  nackt,  die  gan.e  Ausbeute  bestand  aus  6  Formen  (Ranun. 
culus,  Potenlilla,  I^lorina,  Cyananthus,  Carex  und  emer  Gram.nee). 

M  a  d  d  e  n  hat  Nachträge  zu  seiner  Vegetationsskizze  von 
Kaniaon  Cs-  vor.  Ber.)  herausgegeben  (Journal  of  the  Bengal 

Asiatic  Soc.  1849.  June). 

Sir  W.  Hoolier's  Untersucliungen  über  vegetabiltsche 
Produkte  des  tropischen  Asien's  haben  zu  mehrfachen  neuen 
Ergebnissen  geführt  (Journ.  of  Bot.  1.  p.  25-28.  158.  328.); 
ebendahin  gehören  Stocks'  Nachrichten  über  die  Balsam- 
bäume in  Sind  (das.  p.  257.). 

Indische  Faserpflanzen,  die  neuerlich  für  den  Handel  wichtig  ge- 
worden sind  oder  es  zu  werden  versprechen  sind:  Oorehorns  eapsu la- 
ris  W.,  eine  jährige  Pflanze,  die  eine  dem  Flachs  ahnbche  Fase  l.e- 
flrWelche  seit  zehn  Jahren  im  Handel  unter  dem  Namen  ute  (auch 
Pai  Vorkommt  und  von  der  gegenwärtig  jährlich  für  2  »Irll.onen  1ha- 
,er  aus  Indien  nacb  England  eingeführt  werden;  Boehmer.a  mvca  lie- 
fert das  neuerlich  aus  China  eingeführte  und  zu  ^Hemden  empfohlen 
Grass  eloth;  Bochm.  Puya  Wall.  (syn.  Urtica  frutescens  Roxb)  d.e 
F  se  Puya  (Pooah),  die  von  Nepal  und  Sikkim  in  den  Handel  komm 
'„  „ach  Ve  suchen  in  der  britischen  Marine  dem  russ.schen  Hanf 
lichzustellen  ist ;  Musa  te.tilis  giebt  das  Gewebe  der  sogenannten 
M  an  a  -  Tasc  entüeh  er  ,  ihre  Faser  sei  vielleicht  d.e  zartes  e, 
man  kenne  (the  mos.  delicate  of  all  vegetable  fibres);  tercn  a 
villosa  liefert  die  Faser  Oadal,    die  bis  jetzt  nur  in  Indien  zur  Se.l- 

fabrikation  gebraucht  wird.  i„.  r  j  ,  1 1  i  „  m 

Nach  Stocks  Iwmmt  das  Gummiharz  Goognl,  das  Bdell.um 
der  Alten  von  einer  neuen,  dem  Balsamodendron  africanum  nahe  vcr- 
Idten  Irt  dieser  Gattung,  dem  B.  Mukul  Hook.  (das.  -^^  0,  -". 
4_6'  hohen  Strauch,  der  in  Sind  allgemein  und  von  da  durch  Blnd- 
schistan  und  längs  des  persischen  Meerbusens  bis  Arabien  ve,b™.et  st 
Die  Beludschen  nennen  ihn  Googul  (auch  Guggur)  -"' ^""^^'^ 
Harz  auf  den  Markt  in  Hyderabad,  von  wo  es  in  den  Handel  kommt. 

Systematische  Beiträge  zur  Flora  von  Ostindien:  J.  D. 
'Hooker  the  Rhododendrons  of  Sikkim  Himalaya  (London, 
1849.  mit  10  Taf.):  9  neue  Arten  enthaltend,  nebst  Mitthet- 
lungen  über  die  geographische  Verbreitung  der  Gattung; 
Wight  Uebersicht  der  indischen  Utricularien  (Journ.  of  Bot. 
I.  p.  372—374.):  23  Arten;  A.Braun  Bearbeitung  derCha- 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1849.  293 

ren  Ostindiens  und  einiger  Archipele  der  Südsce  (daselbst  p. 
292-301.):   12  Arten. 

Steenbille's  Reisewerk  enthält  eine  Uebersicht  der 
Flora  der  Nikobaren  (Bcretning  om  Corvellen  Galalheas  Reise 
omkring  Jorden.  1849.  p.  416— 437.). 

Auf  dem  Festlande  von  Hinterindien  wurde  ebenso,  wie 
in  Sumatra,  eine  Pinus-Art  von  M  a  s  o  n  nachgewiesen,  wel- 
che unter  17oN.Br.  im  Norden  von  Tenassarim  grosse  Wäl- 
der bildet  und  bis  zum  Niveau  von  1000'  hinabsteigt  (Journ. 
of  Bengal  Asiatic  Societ.  1849.  Jan.):  diese  Fichte  (V.  Lat- 
teriM.)  wird  50—60'  hoch  und  hat  zu  zwei  gestellte,  7—8" 
lange  Nadeln. 

Roth  hielt  in  der  Münchner  Akademie  einen  Vortrag 
über  die  britische  Niederlassung  Aden  im  Arabien  (Sitzungs- 
berichte f.  1848.  Febr.):  die  wenigen,  daselbst  vorkommen- 
den Holzgewächse  und  einige  andere  werden  genannt. 

Der  grösste,  aber  selten  vorkommende  Baum  ist  Sterculia  urens 
auch  die  Mimosenhaine  von  Acacia  planifrons  und  Poinciana  elala  fin. 
den  sich  nur  in  abgelegenen  Buchten.  Von  Sträuchern  und  Succulen- 
len  sind  Balsamodendron  Opobalsamum,  Cadaba  glandulosa  ,  Euphorbia 
triaculeala  und  Capparis  carnosa  in  den  Schluchten  des  erloschenen 
Vulkans  verbreitet. 

HI.    Afrika. 

Munby,  der  Verfasser  der  Flora  von  Algier  (Jahresb. 
f.  1847.),  schildert  die  algerischen  Kulturpflanzen  (British 
Association  at  Birmingham  und  Ann.  of.  nat.  bist.  II.  4.  p. 
426—435.). 

Die  Uebersicht  der  Kullurgewächse  zeigt  die  vollständigste  Ue- 
bereinstimmung  mit  Andalusien.  Die  Hauptgetraidearten  von  Algerien  sind 
Weizen  und  Hordeum  hexastichon  ;  unter  den  Fruchtbäumen  steht  die 
Aprikose  voran.  —  Zugleich  giebt  der  Verf.  die  Zusammensetzung  der 
wichtigsten  Formationen  aji : 

1)  Am  meisten  fällt,  wie  in  Südspanien,  die  eingewanderte  For- 
mation der  Opuntien  und  Agaven  auf,  aus  welcher  gewöhnlich  einzelne 
Daltelpalmeii'  hervorragen.  So  wie  die  Opuntie,  die  vielleicht  mit  Be- 
ziehung   auf   ihren   fremdländischen  Ursprung    Christenfeige    (Kermous 


Ö94  Grisebach:   Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

ensarah)  genannt  wird,  für  die  Araber  Wahrungspflanze  geworden  i^t, 
so  benutzen  sie  auch  von  den  Agaven  deren  Faser  zu  tecltnischeu 
Zwecken. 

2)  Chamaerops  bedeckt  grosse  Landstrecken  (covers  immense 
tracts  of  country)  und  wird  an  einzelnen  Stellen  zuweilen  bis  zu  20' 
hoch,  jedoch  ohne  einen  Stamm  zu  bilden.  In  gewissen  Jahreszeilen 
dienen  ihre  Knospen  den  arabischen  Nomaden  zur  hauptsächlichsten 
Nahrung,  auch  ihre  unschmackhaften  Früchte  werden  von  den  arabi- 
schen Schafen  gefressen.  Uebrigens  wird  sie  als  Faserpflanze  viel  all- 
gemeiner benutzt,  die  Zelte  der  Araber  bestehen  z.  B.  aus  dem  Ge- 
webe ihrer  Faser. 

3)  Der  Montebaxo  besteht  in  Algerien  vorzüglich  ans  folgenden 
Slräuchern :  Calycotome  spinosa,  Fistacia  Lentiscus,  Quercus  coccifera, 
5  Cisti  (am  häufigsten  C.  helerophyllus,  monspeliensis  und  salviColius), 
Erica  arborea  und  multiflora,  Rhamnus  Alaternus,  Arbulus  Unedo  ^  üsi- 
ris  quadridentata  ,  Fhillyrea  latifolia  und  angustifolia ,  Asparagus  acu- 
tifolius. 

4)  Die  Kräutervviesen  enthalten  treffliche  Futterkräutcr  ,  beson- 
ders häufig  sind  Leguminosen  und  unter  diesen  zeichnet  sich  Hedysa- 
rum  coronarium  zuweilen  durch  socielle  Verbreitung  als  Futterkraut 
vortheilhaft  aus  (it  grows  in  immense   quantities  in  certain  districts). 

5)  Auf  den  Marschwiesen  der  Metidscha  herrschen  Phalaris  cae- 
rulescens  und  Dactylis  glomerata ,  nebst  mehreren  Juncus  -  und  einigen 
Carex-Arten. 

Als  besonders  pflanzenrcich  bezeichnet  M.  das  Gebiet  von  Oran. 
Hier  entdeckte  er  die  zweite  mittelmeerische  Slapelie,  welche  Decaisne 
ßoucerosea  Munbyana  genannt    hat. 

Unter  dein  Titel  Niger-Flora  hat  Sir  W.  Hooker  den 
Naclilass  des  deutschen  Botanikers  Vogel  (s,  Jahresb.  für 
1846. )  in  Verbindung  mit  der  Bearbeitung  anderweitiger 
Pflanzensammlungen  aus  dem  Westen  des  tropischen  Afrika's 
herausgegeben  (Niger  Flora,  or  an  enumeration  of  the  plants 
of  western  tropical  Africa  ,  collccted  by  the  latc  Th.  Vogel, 
including  Spicilegia  Gorgonca  by  P.  B.  Webb,  and  Flora 
Nigritiana  by  J.  D.  Hoöker  and  G.  Bentham,  editcd  by 
Sir  W.  Hooker.  London,  1849.  587  pag.  8.  mit  50  Tafehi, 
einer  Karte  und  2  Landschaftszeichnungen) :  auch  das  früher 
erwähnte  Tagebuch  Vogel's  ist  hier  abgedruckt  und  von  des- 
sen Biographie  begleitet. 

Bentham  wirft  in  der  Einleitung    einen  allgemeineren  Blick  auf 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  184P.  295 

das,  was  für  die  Lösung  einiger  von  Brown  aufgeworfenen  Fragen  für 
die  Florjji  des  tropischen  Westafrika  seit  dessen  l>erühniter  Abhandlung 
in  Tuckcy's  Heise  geschehen  ist.  Allgemein  hat  sich  B.'s  Annahme 
beslätigt,  dass  die  Kulturpflanzen  der  Neger  aus  dem  Osten  stammen  : 
dies  ist  sogar  bei  einigen  ursprünglich  amerikanischen  ,  wie  dem  I\lais, 
der  Arachis ,  der  Fall,  die  so  frühzeitig  in  Asien  gebaut  worden  sind, 
dass  man  fast  glauben  muss,  sie  seien  daselbst  vor  der  Entdeckung  der 
neuen  Welt  bekannt  gewesen.  Die  meisten  Kulturpflanzen  hingegen, 
welche  in  Amerika  und  Afrika  gebaut  werden  ,  ohne  Asien  anzugehö- 
ren, sind  afrikanischen  Ursprungs  und  also  ebenfalls  in  westlicher  Rich- 
tung ausgebreitet  worden.  Dies  gilt  z.  ß.  von  einigen  Panicum-Ar- 
ten,  von  Amomiim  u.  a.  Ebenso  haben  sich  auch  die  Unkräuter,  wel- 
che dem  Menschen  auf  seinen  Wanderungen  folgen  und  ihn  in  seine 
Ansiedelungen  begleiten  ,  grösstentheils  in  westlicher  Richtung ,  also 
von  Indien  nach  Afrika  verbreitet.  —  Ausser  den  endemischen  Arten 
enthält  die  Flora  von  Nigritien  eine  Anzahl  von  peripleonischen  (den 
Erdkreis  umspannenden)  Arten :  aber  diese  sind,  wie  überall  unter  den 
Tropen  ,  entweder  Wasserpflanzen  oder  Glumaceen  und  Kryptogamen. 
Eine  andere  Reihe,  welche  das  westliche  Afrika  mit  dem  tropischen 
Amerika  gemeinschaftlich  besitzt,  zeichnet  sich  durch  den  Standort  in 
der  IVähe  der  Seeküste  aus  (does  not  penetrate  beyond  the  first  hills). 
Im  Inneren  dagegen  werden  die  indischen  Arten  in  derselben  Rich- 
tung häufiger,  als  die  amerikanischen  verschwinden.  In  Beziehung  auf 
die  endemische  Flora  macht  ß.  die  interessante  Bemerkung,  dass  eu- 
ropäische sowohl  als  südafrikaniscke  Gattungs- Typen  von  Nigritien 
vollständiger,  als  von  den  übrigen  Tropenländern    ausgeschlossen  sind. 

Bei  der  Bearbeitung  der  Flora  nigritiana  wurden  ausser  dem 
Nachlass  Vogel's  die  Herbarien  Sir  W.  Hooker's  und  ßentham's  be- 
nutzt. Die  Reihe  der  Familien  von  den  Ranunculaceen  bis  zum  Schluss 
der  Leguminosen  ist  von  J.  D.  Hooker,  das  Uebrige  von  Bentham  be- 
arbeitet. 

Uebersicht  der  Gallungen  in  der  Flora  von  Ober-Guinea  =  0"  

10"  N.  Br.  (mit  Einschlug  von  Fernando  Po  =  F.F.):  1  Ranunculacec 
(Clematis) ;  3  Dilleniaceen  (Tetracera)  ;  18  Anonaceen  (6  Anona,  von 
denen  4  kult.,  2  Ilabzelia  =  Guinea  pepper,  4  Coelocline,  Artabolrys : 
F.  P.,  5  Uvaria);  4  Menispermeen ,  bearbeitet  von  Miers  (Jateorrhiza 
n.  gen.,  3  Cissampelos) ;  1  Nymphaea;  17  Capparideen  (2  Ritchiea :  1 
F.  F.,  7  Capparis,  2  Alaerua  ,  4  Cleome,  1  Crataeva  ,  1  Stroemia) ;  3 
Flacourtianeen  (Flacourlia  ,  Oncoba  ,  Bixa) ;  4  Violaceen  (2  Jonidium, 
2  Geranihera);  1  Sauvagesia ;  8  Polygaleen  (5  Polygala,  Lopho?tyli:j, 
Carpolobia);  2  Droserae  ;  1  Mollugo ;  2  Lineen  (Hugonia);  28  Älal- 
vacecn  (Malachra  ,  Urena ,  2  Paritium  ,  2  Abelmoschus:  l  kult.,  9 
llibiscus,  Gossypium  =  G.  barbadense,  Wissadula,  3  Abulilon,  8  Sida  : 
1  F.  P.) ;  3  Bombaceen  (Adansonia,  Bombay;'  Eriodendron) ;  5  Stercu- 


296  Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

laceen  (2  Sterculia,  Cola,  2  Courlenia)  ;  2  ßyltneriaceen  (Wallheria, 
Melochia);  18  Tiliaceen  (3  Corchorus  ,  8  Triumfella  :  1  F.  P  ,  2  Gre- 
wia,  Omphacarpus,  Glyphaea  n.  g.  :  F.  P.  ,  2  Christiana,  Honckneya); 
1  Dipterokarpee  (Lophira)  ;  1  Clusiacee  (Pentadesma  ==  Tallowtree)  ; 
1  Ixionanthee  (Ochlhocosmus) ;  2  Erythroxyla;  5  Hypericineen  (3 
Psorospermiim,  Haronga,  Visniia:  kult.);  9  Malpighiaceen  (6  Acridocar- 
pus  :  1  F.  P.,  '2  Heteropteris,  Triaspis);  14  Sapindaceen  (2  Cardiosper- 
mum,  Paullinia  ,  4  Schmidelia  ,  3  Deinbollia,  Blighia,  Lecaniodiscus,  2 
üodonaea)  ;  1  Melianthee  (Natalia) ;  9  Meliaceen  (3  Turraea,  Melia  kult., 
3  Trichilia  5  Carapa ,  Khaya);  3  Auranliaceen  (Glycosmis,  Claussena, 
CitJ-us);  3  Olacineen  (Ueisteria,  Strombosia  :  F.  P.,  Raphiostylis  n.  gen.); 
18  Ampelideen  (17  Cissus:  2  F.  P.  ,  2  südlich  vom  Aequator,  Leea)  ; 
1  Cochlospermum;  1  Oxalidee  (Biophytum) ;  4  Zygophylleen  (Kallslroe- 
mia,  2  Tribulus,  Zygophyllum)  ;  7  Balanites;  2  Zanthoxyla ;  1  Simaru- 
bee  (Brucea) ;  9  üchnaceen  (2  Ochna,  7   Gomphia). 

2  Rhamneen  (Zizyphus,  Ventilago)  ;  6  Chailletiae  :  4  F.  P. ;  13 
Hippocrateaceen  (4  Hippocratea,  9  Salacia  :  1  von  St.  Thomas)  ;  1  Ce- 
tastrinee  (Catha) ;  8  Terebinthaceen  (Canarium  von  St.  Thomas,  3  Spon- 
dias :  1  kult.,  üdina,  Sorindeia,  Dupuisia,  Anacardium)  ;  11  Connaraceen 
(3  Connarus,  3  Rourea,  4  Cnestis,  Omphalobium) ;  160  Legumino- 
sen (20  Genisteen  :  Crotalaria  ;  37  Galegeen  :  Acanthonolus ,  22  Indi- 
gofera:  3  kult.,  11  Tephrosia  ,  2  Sesbania  ,  Agati  ;  17  Hedysareen  :  2 
Stylosanthes,  Arachis,  Zornia ,  2  Ormocarpum,  Aesehynomene,  Uraria, 
6  Desmodium  ,  Nicholsonia,  2  Alysicarpus  ;  30  Phaseoloen:  Centrosema, 
Clitoria,  Glycine,  2  Johnia  ,  Dioclca ,  2  Canavalia,  2  Mucuna,  2  Ery- 
thrina  ,  Phaseolus:  kult.,  9  Vigna  ,  Cyanospermum  ,  4  Rhynchosia  ,  3 
Eriosema  ;  13  Dalbergieen  :  Ecastaphyllum  ,  2  Dalbergia,  Drepanocar- 
pus  ,  Pterocarpus  ,  üstryocaipus  n.  g.  ,  2  Lonchocarpus  ,  5  Milletia  ;  6 
Sophoreen:  3  Bapliia,  Eracteolaria,  Leucomphalus  n.  g.  ,  Sophora;  20 
Caesalpinieen  etc:  Parkinsonia,  Guilandina,  Caesalpinia  kuit.,  7  Cassia  : 
1  kult.,  Tamarindus  kult.,  Afzelia,  Anlhonola,  Berlinia  n.  g  ,  Scholia?, 
ßauhinia  5  2  Cynometra  ,  2  Dialium  ;  17  JMimoseen  :  Parkia ,  Erythro- 
phloeum  ,  Pentacletbra],  Piptadenia,  Tetrapleura  ,  Mimosa  ,  Schranckia, 
Leucaena  kult.,  Acacia,  2  Albizzia,  Calliandra,  Zygia) ;  6  Clirysobala- 
neen  (4  Parinarium ,  2  Chrysobalanus)  ;  17  Combrefaceen  (Terminalia, 
Conocarpus  ,  Laguncularia  ,  4  Poivrea  :  1  F.  P.  ,  9  Combretum  ,  Quis- 
qualis);  4  Rhizophoreen  (2  Rhizophora  ,  Cassipourea,  Anisophyllum  n. 
g);  3  ünagrarieen  (Jussiaea) ;  23  AI  e  1  as  t  o  mac  ee  n  (2  Osbeckia  , 
Dissotis  n.  g.,  10  Heterolis  n.  g.,  6  Tristemma:  l  F.  P.  ,  Dinophora  n. 
g.  :  F.  P. ,  3  Spathandra:  1  F.  P.  ;  1  Memecylon  ;  9  Myrtaceen  (Psi- 
dium,  5  Eugcnia  :  1  kult.,  Jambosa,  2  Syzygiunr^  ;  1.  i^apolecna ;  3  IIo- 
nialineen  (Blackwcllia,  Dissomcria  n.  g.,  Homalium);  9  Passiüorcen  (2 
Smealhmaunia,  Crossostemma  n.  g. ,  5  Modecca:  2  F.  P.,  Kolbia);  18 
Cucurbitaceen  (2  Mclothria,  4  Bryonia  :  2  F.  P.,  Rhynchocarpa,  6  Mo- 


und  systemalischen  Botanik  während  des  Jahres  1849.  297 

mordica:  1  F.  P. ,  Luffa,  2  Adenopus  n.  g  ,  2  Cucumis);  5  Forlula- 
ceen  (2  Portulaca,  Talirium  ,  Trianlhema  ,  Sesuvium) ;  3  Paronychieen 
(Polycarpaea)  ;  1  Crassulacee  (Kalanchoe);  2  Umbelliferen  (Hydroco- 
tyle);  5  Loranlhaceen  (Loranthus). 

114  Rubiaceen  (Sarcocephalus,  Stephegyne,  Uncaria,  Ciosso- 
pteryx,  4  Gardenia  ,  3  Rolhmannia,  7  Randia,  5  Oxyanthus:  1  F.  P., 
Moreiia,  3  Stylocoryne  :  1  F.  P. ,  Heinsia ,  6  Mussaenda:  l  F.  P.,  3 
Bertiera  :  1  F.  P.  ,  3  Pouchetia:  1  F.  P. ,  2  Urophyllum:  1  F.  P.  ,  5 
Sabicea  :  2  F.  P. ,  Peltospermum  n.  g.,  Virecla,  Argostemma,  2  Pentas, 
2  Kohaulia:  1  südl.  vom  Aequator,  7  Oldenlandia  ,  Otomeria  n.  g.,  4 
Morinda,  2  Cuviera  ,  Vangueiia  ,  Cralerispcrmum  n.  g.,  Cremaspora  n. 
g.,  Baconia,  CofFea  :  C.  arabica,  wild  nach  Vogel  in  Monrovia,  2  Jxora, 
8  Pavetla  :  3  F.  P. ,  Rutidea  ,  Grumilia  ,  2  Chasalia  :  1  F.  P.  ,  8  Psy- 
chotriji:  F.  P.,  2  Cepiiaelis,  2  Glophila,  Octodon  ,  2  ßorreria,  4  Sper- 
macoce,  Alitracarpium  ,  4  Diodia  ,  Stipularia,  Hylacium  ,  Benzonia  ;  44 
Synanthereen  (11  Vernoniaceen:  Oiospermum,  Sparganophora,  Her- 
deria, 6  Vernonia,  Gymnanthemum  ,  Elephanlopus ;  3_  Eupaloriaceen: 
Ageratum,  Adenostemma,  Mikania;  4  Asteroideen:  .3  Erigeron  :  1  von 
St.  Thomas,  Microglossa ;  24  Senecionideen  :  Sphaeranthus  ,  3  Blumea, 
Epaltes,  Pegoletia  südl;  v.  Aequator,  Eciipta,  3  Coronocarpus,  Cryphio- 
spermum,  Ambrosia,  Lipotriche,  Sclerocarpus,  2  Bidens,  2  Spiianthes, 
Chrysanthellura,  4  Gynura:  2  F.F.,  Emilia  ;  2  Cichoraceen:  Cichorium 
auf  St.  Thomas,  Lactuea):  da  sich  unter  dieseti  Synanthereen  noch  eine 
beträchtliche  Anzahl  von  eingewanderten  Arten  findet,  so  bietet  die 
ungemein  spärliche  Vertretung  dieser  Familie  einen  charakteristischen 
Unterschied  von  der  abyssinischen  Flora,  woher  Richard  auf  36  Rubia- 
ceen, 181  Synanthereen  beschrieben  hat  (s.  vor.  Bcr.) ;  1  Scaevola ;  1 
Sphenoclea. 

5  Lentibulavien  (Utricularia)  ;  7  Sapoteen  (3  Chrysophyllum  :  1 
von  St.  Thomas,  Sapota,  Sideroxylon,  ßassia  ,  Omphalocarpon  ;  6  Ebe- 
naceen  (Euclea  südl.  vom  Aequator,  üiospyros,  Noitea,  3  Maba:  1  von 
St.  Thomas)  ;  3  Jasmina;  19  Apocyneen  (2  Landolphia,  Clitandra  n.  g. 
Carpodinus  ,  Carissa,  Rauwolfla,  4  Tabernaemontana  ,  Roupellia  n.  g., 
Vinca,  Holarrhcna,  Isonema,  2  Strophanlhus,  Motandra,  Oncinolis  n.  g  , 
Baissea);  14  Asclepiadeen  (Secamoae,  Cynoclonum,  Sarcoslemma,  Dae- 
mia,  Tylophora,  2  Marsdenia,  2  Gymnema,  Gongronema  von  St.  Thomas, 
Leptadenia  ,  Ceropegia  ,  Curroria  n.  g.  ,  Fergularia) ;  4  Loganiaceen 
(Slrychnos,  Usteria,  Gaertnera,  Anthocleista)  ;  1  Gentianee  (Canscora); 
6  Bignoniaceen  (5  Spalhodea,  Kigelia) ;  3  Sesameen  (Sesamum,  2  Se- 
samopleris)  ;  31  C  o  n  vo  1  v  u  1  a  c  een  (3  Balatas ,  Pharbitis,  Calony- 
ction,  20  Ipomoea,  Aniseia,  Hewittia,  Neuropellis,  Prevostia,  Breweria, 
Evolvulus) ;  1  Hydrolca;  5  Boragineeii  (Cordia,  Ehrctia,  2  Hcliolropium, 
Hcliophylum)  ;  12  Solaneen  (3  Physalis  ,  Capsicum  ,  Lycopersicnm  ,  7 
Solanum) ;  12  Scrophularineen  (Schwenckia,  Alectra,  Herpestes,  2  Van- 


298  Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d,  geographischen 

dellia,  Capraria,  Scoparia,  4Striga,  Sopubia) ;  4l  Acanthaceen  (4 
Thunbergia:  1  F.  F. ,  Meyenia  ,  Elytraria  ,  2  Briliaintaisla,  Dipteracan- 
thus  ,  5  Asystasia:  1  F.  F.,  Paulowilhelmia  ,  Whitfieldia  ,  2  Barleria, 
Asteracantha,  3  Aetheilema,  2  Teliostachya,  ßlepharis,  Cheilopsis,  Isa- 
canlhus,  Crossandra,  iiostellaria  von  St.  Thomas,  Leplostachya,  6  Ad- 
hatoda:  3  F.  F.,  2  Eranthemum  ,  2  Hypoestes,  luslicia?);  14  Verbena- 
ce.en  (Stachytarpheta  ,  Lippia  ,  Lantana ,  2  Freinna ,  5  Glerodendron,  4 
Vilex  :  darunter  nach  Trotter  das  afrikanische  Teak-Holz) ;  t  Avicennia; 
18  Labiaten  (5  Ocimum,  Flalostoma,  Moschosma,  Orthosiphon  ,  lloslun- 
dia,  Coleus  ,  Aeolanthus,  3  Hyplis  ,  Leonurus,  Leucas  ,  2Leonotis);  l 
Plunibago. 

3  Pfiytolacceen  (Mohlana,  2  Gisekia)  ;  2  Chenopodia;  2t  Ama- 
rant aceen  (4  Celosia:  1  F.  F.,  2  Amarantus,  3  Euxolus,  3  Achyran- 
Ihes,  1  Cyathula,  2  Fupalia  ,  Iresine,  3  AUernanthera,  Teianthera);  2 
Nyctagineen  (Boerhavia);  l  Folygonum;  l  Thymelee  (Dicranolepis  n. 
g.);  1  Laurinee  (Cassyta) ;  47  Euphorbiaceen  (9  Euphorbia,  Dale- 
champia,  Stillingia,  Microstachys,  5  Tragia:  1  von  St.  Thomas,  Micro- 
cocca  n.  g.  ,  5  Acalypha,  Erylhrococca  n.  g  ,  2  Claoxylon  :  1  F.  F., 
2  Alchornea,  Fycnocoraa  n.  g. :  F.  F.,  Manihot  kult. ,  2  Jatropha,  Cur- 
cas,  Astraea,  8  Fhyllanthus,  2  Glochidion  ,  ßridelia,  Cieistanthus  n.  g., 
Araanoa)  ;  1  Microdesmis ;  3  Fiperaceen  (Feperomia ,  Pothomorphe,  Cu- 
beba)  ;  5  Antidesmeen  (3  Antidesma  ,  Sarcostigma?  ,  Fyrenacantha?)  ; 
30  Urticeen  (2  Urera,  3  Fleurya :  1  F.  F.,  Fouzolsia,  Pilea?,  ßoeh- 
meria,  Musanga,  Dicranostachys  ,  Myrianthus  ,  10  ürostigma :  1  F.  F., 
bearbeitet  nebst  den  beiden  folgenden  Gattungen  von  Miquel,  3  Syco- 
morus,  Ficus,  Celtis  von  St.  Thomas  4  Sponia:  1  F.  F.)  ;  1  Cerato- 
phyllum;  1  ßalanophoree  (Thonningia). 

6  Palmen  (Calamus,  ßorassus,  Hyphaene,  Raphia,  Phoenix,  Elaeis)  ; 

1  Fandanus;  5  Aroideen  (Fistia,  Culcasia,  Fhilodenäron,  Pythonium  von 
F.  F.,  Amorphophallus) ;  1  Typha ;  1  Potamogeton;  1  Aponogeton ;  1 
Alisma;  1  Vatisneria  ;  1  Burmanniacee  (Dictyostegia);  27  Orchideen 
(3  Megaclinium,  4  Bolbophyllum,  2  Polystachya ,  2  Dendrobium?,  An- 
sellia  :  F.  F.,  3  Eulophia  ,  2  Limodorum?,  2  Galeandra,  2  Lissochilus, 
Zygopetalum,  Gymnadenia,  4Habenaria);  13  Scitamincen  (Canna,  3  Ma- 
ranta:  1  kult.,  3  Fhrynium:  2  F.  P. ,  Coslus  ,  4  Amomum  ,  Zingiber) ; 
8  Amaryllideen  (Haemanthus,  6?  Crinum  ,  Curculigo?j;  1  Bromelia;  1 
Tacca;  7  Dioscoreae:  1  kult.;  7  Liliaceen  (Gloriosa,  2  Chlorophytum, 
Allium,  Ornithogalum,  Aloe,  Sanseviera) ;    5  Asparageen  (2  Asparagus, 

2  Dracaena,  Dianella);  1  Melanthacee  (Helonias?)  ;  1  Juncee  (FlageK 
laria);  20  Commelyueen  (9  Commelyna,  2  Cyanotis,  Polyspalha  n. 
g. :  b\  F.,  Falisota,  7  Aneilcma;;  2  Restiaceea  (2  Eriocaulon} ;  2  Xy- 
ris-Arten  ;  63  Cyperaceen  (27  Cypcrus,  2  Mariscus,  6  Kyllingia, 
Remirea,  Eleocharis,  2  Fuirena,  4  Isolepis,  Nemum,  6  Fimbrislylis,  4 
Abildgaardia,  2  Lipocarpha,  Hypolytrum,  2  Rhyiichospora,  4  Scleria); 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1849. 


m 


127  Gramineen(Leersia,  üryzakull.,  Zenkull.,  6  Paspalum,  2  Olyra, 
Leplaspis,  Urochloa ,  Tricholaena,  Isachne,  39  Panicum,  Thysanolaena, 
Stenotaphrum,  2  Oplismenus,  Gyninolhrix,  3  Penniseluni,  Cenchnis,  3Ari- 
slida,  8  Sporobolus,  Agrostis,  Microchloa,  2  Ctenium,  Dactyloctenium, 
Enteropogon,  4  Chloris,  2  Eleusine,  Aira,  11  Eragrostis,  Poa.  Cenlro- 
Iheca,  Fesluca  von  St.  Thomas,  Roltboellia  ,  Alanisuris,  Perolis,  2  Sac- 
rharum:  1  kult. ,  Impciata  ,  Erianlhns  ,  Antistiria  ,  17  Andropogon, 
Sorghum). 

Zu  bemerken  ist,  dass  Benlham  auch  die  ihm  von  Senegambien 
bekannt  gewordenen  und  die  wenigen,  bis  jetzt  publicirlen  Pflanzen 
Nieder-Guinea's  stets  mitanführt:  hiedurch  steigt  die  üesammlzahl  der 
aus  dem  Westen  des  tropischen  Afrika's  hier  aufgezählten  Arten  auf 
1870  sp.,  unter  denen  jedoch  eine  beträchtliche  Zahl,  namentlich  un- 
ter den  Tonninj'schen  ,  welche  Schumacher  beschrieben  ,  zweifelhaft 
bleibt. 

Systematische  Beiträge  zur  Flora  AlVika's:  Miquel  Be- 
arbeitung der  afrikanischen  Feigen  (Verhandl.  der  eerste  Klasse 
V.  h.  nederl.  Institut.  III.  1.  1849.  p.  111—150.):  66  Arten; 
Fries  Fungi  natalenses,  quos  a.  1839— 1840.  collegit  Wahl- 
berg (Kongl.  Vetensk.  Akademieens  Handlingar  lör  1848. 
Stockholm,  1849.  p.  121  —  154.). 

IV.     Inseln  des   atlantischen  Meeres. 

Webb's  unter  dem  Titel  Spicilegia  Gorgonea  erschie- 
nene Bearbeitung  der  bis  jetzt  auf  den  Inseln  des  grünen 
Vorgebirgs  beobachteten  Pflanzen  ist  in  Hooker's  Niger-Flora 
enthalten  (p.  91  —  197.  s.  o.). 

Die  Sammlungen,  welche  W.  benutzte  und  die  nur  in  der  Kü- 
stenregion  unter  dem  Niveau  von  3000'  zusammengebracht  waren, 
stammen  von  den  Reisenden  J.  D.  tlooker  (Nov.  1839.),  Vogel  (Juni 
1841.),  Forbcs  (März  und  April  1822.)  und  einige  Pflanzen  von  Dar- 
win: auch  stand  W.,  ausser  den  bekannten  Quellen,  ein  portugiesisches 
Herbarium  zu  Gebot,  welches  St.  Ililaire  im  J.  1808  für  das  Pariser 
Museum  erwarb.  Das  ganze  Material  beläuft  sich  auf  278  Gefäss- 
pflanzen. 

Die  Zahl  der  endemischen  Formen  ist  verhältnissmässig  nicht  so 
gross,  wie  auf  dem  canarischen  Archipel,  aber  doch  nicht  ganz  unbe- 
trächtlich (58  sp.) :  die  übrigen  s4Hd  mit  den  INachbarflo.'-cn  in  dem 
Vcrhältniss  gemeinsam,  dass  y^  den  canarischen  Inseln,  ^^  den  Kü- 
sten des  Mittelmeers-  und  die  Hälfte  dem  tropischen  Fesllande  Afrika's 
zugleich  angehört. 


300  Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

üebersicht  der  endemischen  Formen:  1  Fapaver ;  2  Crucifcrcn 
(Sinapidendron);:  1  Helianthemum;  2  Caryophylleen  (Polycarpia  ,  Pa- 
ronychia);  8  Leguminosen  (5  Lotus,  Soemmeringia  ,  PJiaca,  Dolichos) ; 
2  Umbelliferen  (Tetrapleura  Parlat.);  1  Globularia ;  14  Synanthereen 
(Erigeron,  2  Conyza,  2  Phagnalon,  Jnula,  3  Asteriscus  =  Odontosper- 
mum  Wb.  ,  Artemisia,  Gnaphalium,  Schmidtia :  Strauch  auf  dem  Gipfel- 
des  M.  Verede  auf  S.  Vincent,  Sonchus ,  Rhabdotheca) ;  1  Campariula ; 
1  Cyphia  ;  1  Asclepiadee  (Sarcostemma) ;  2  Boragineen  (Echium :  strauch- 
artig);  2  Labialen  (Lavandu!a,  Micromeria)  ;  3  Scrophularineen  (Cam- 
pylanthus,  2  Linaria);  1  Phelipaea;  1  Sapota:  S.  marginata  Decs.,  nur 
in  zwei  20'  hohen  Bäumen,  bei  2000'  Höhe,  von  Hooker  auf  S.  Jakob 
beobachtet;  2  PJumbagineen  (Slatice);  1  Euphorbia:  E.  Tuckeyana, 
2—6'  hohes  Holzgewächs,  mit  einem  Blattbüschel  am  Ende  der  Zweige, 
durch  S.  Vincent  zwischen  200'  und  2500'  allgemein  verbreitet;  1 
Urticee  (Forskahlia);  1  Orchidee  (Habenaria);  6  Gramineen:  diese  Fa- 
milie ist  von  Pariatore  bearbeitet  (2  Pennisetum,  Panicum,  Sporo- 
bolus,  Eragrostis  ,  Monachyron  n.  g.),  —  2  Farne  (Adiantum,  Asple- 
nium) ;  l  Pilz  (Coniothecium) ;  1  Alge  (Liagora) :  die  Zellenflanzen  sind 
vonAlontagne  bestimmt. 

V.     Amerika. 

Seemann  schildert  die  arktische,  jenseits  der  Baum- 
g-renze  gelegene  Küste  von  Kotzebiie's  Sund  (Hook.  Journ.  of 
Bot.  I.  p.  146.). 

Eine  graue  Torffläche  überkleidet  Höhen  und  Thäler,  der  Boden 
ist  in  der  Tiefe  gefroren.  In  südlicher  Lage  kommen  Gesträuche  von 
Salix  und  Alnus  incana  vor.  Auf  dem  Torfmoor  wachsen  Betula  nana, 
Ledum,  Arctostaphylos  alpina  ,  Vaccinium  uliginosum  und  erheben  sich 
kaum  über  die  Lichenen  und  Moose,  von  denen  sie  umgeben  sind;  die 
Wasserlümpel  sind  von  Carex  und  Eriophorum  eingefasst. 

Von  Asa  Gray's  Genera  Florae  Americae  boreali- 
orientalis  (s.  vor.  Ber.)  erschien  der  zweite  Band  (New- York, 
1849.  tab.  101  —  186.):  von  den  Caryophylleen  bis  zu  den 
Tcrebinthaceen  reichend. 

Systematische  Beiträge  zur  Flora  von  Nordamerika :  A. 
Gray  plantae  Fendlerianae  "novimexicanae  (Part.  1.  116  pag. 
in  Memoirs  of  the  American  Academy.  V.  4.  1849.):  Ausbeute 
von  Sammlungen  um  Santa  Fe ,  in  der  ersten  Lieferung  bis 
zum  Schluss  des  Synanthereen  bearbeitet  und  eine  beträcht- 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1849.         301 

liehe  Anzahl  neuer  Arten  enthaltend;  Tuckermann  Bemer- 
kungen über   einige  Pflanzen  Neu-Englands   CSiUiman  Journ. 
1848.  Vol.  ö.  p.  224—232.,  fortgesetzt  in  Vol.  7.  p.  347—360)  : 
die  Bearbeitung  der  nordamerikanischen  Potamogeton- Arten 
mit  6  neuen  Formen  und  einige  neue  Glumaceen  enthaltend; 
Carey  über  einige  Chenopodiaceen  um  New -York  (das.  7. 
p.  167—171.);  Curtis  neue  und  seltene  Pflanzen,  besonders 
aus  Carolina  (das.  p.  406—411.);  T.  G.  Lea  Flora  von  Cin- 
cinnati  (Catalogue  of  plants,  collected  in  the  vicinity  of  Cin- 
cinnati,  Ohio,  between  the  y.  1834— 1844.  Philadelphia  1849.): 
darin  die  Lichenen  von  Tuckermann,  die  Pilze  von  Berkeley 
bearbeitet;  Bertoloni  Fortsetzung  seiner  Beschreibung  von 
Pflanzen  aus  Alabama  (s.  Jahresb.  f.  1847.)  cMiscellanea  bo- 
tanica.  Bologna,  1849.);  Scheele   Fortsetzung   seiner  Bei- 
träge   zur  Flora  von  Texas    (s.   vor.  Jahresb.)   (Linnaea  22. 
p.  145—168.  339—352.);  Dewey  Fortsetzung  seiner  nord- 
amerikanischen  Caricographie   (Silliman  Journ.   1848.   6.    p. 
244.);  Kunze  über  einige  nordam   Farne  (das.  p.  80 — 89.); 
A.  Braun  Diagnosen  von  2  Marsileen  (das.  p.  35.);  Sulli- 
vant   Fortsetzung  seiner  Beiträge    zur   nordamerikanischen 
Bryologie  (s.  vor.  Jahresb.)  (Memoirs  of  the  Americ.  Acad. 
Vol.  4.  1849.);  Bailey  Fortsetzung  seiner  Arbeit  über  nord- 
amerikanische Algen    (s.  Jahres,  f.  1847.)    (Silliman   Journ. 
184S.  6.  p.  37 — 45.);   Curtis  Beiträge  zur  nordamerikani- 
schen Mykologie  (das.  6.  p,  349-353.);  Curtis  und  Ber- 
keley neue  Pilze  aus  Nord-  und  Süd-Carolina  (Hook.  Journ. 
of  Bot.  I.  p.  97—104.  234—239.). 

Bromfield  (s.  vor.  Ber.)  hat  seine  Mittheilungen  über 
Excursionen  in  den  nördlichen  vereinigten  Staaten  und  Ka- 
nada forlgesetzt  (Hook.  Journ.  of  Bot.  1.  p.  15.  105.  265.). 

Seemann  besuchte  die  Küste  von  Mazatlan  am  stillen 
Meere  und  erstieg  daselbst  das  Randgebirge  des  mexikani- 
schen Tafellandes  (das.  p.  148.). 

An  der  Küste  ist  der  Tecoraatebaum  (Creecenlia  alata)  sehr  ver- 
breitet ,    eine    Bignoniacee    von  30'  Höhe  ,    die    zu  der  Vegelalion  der 


302  Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

Mangrove-Waldungen  gehört,  aber  sich  auch  im  Inlande  so  weit,  wie 
der  Seewind  reicht,  erhält.  Landeinwärts  war  das  Logwood  (llaema- 
toxylon  Campechianumj  einer  der  häutigsten  Bäume  und  giebt  vielen 
Menschen  ,  die  sich  mit  der  Ausfuhr  dieses  Holzes  beschäftigen  ,  den 
Unterhalt.  Die  ersten  Eichen  zeigten  sich  bei  2000'  Höhe,  bei  3000' 
begann  eine  Pinus-Art  den  Wald  zu  bilden. 

Liebmann  giebt  in  der  Einleitung  zu  seiner  Abhand- 
lung über  mexikanische  Farne  (s.  u.)  eine  Uebersiclit  der  bis 
jetzt  untersuchten  Landschaften  Mexiko's;  die  neueren  Unter- 
nehmungen in  den  nördlichen  Provinzen  waren  ihm  noch 
nicht  bekannt. 

Es  sind  von  den  botanischen  Reisenden  in  Mexiko  vorzüglich 
folgende  Gegenden  untersucht  worden:  die  Ostküste  zwischen  iQo  und 
23%  die  Linie  von  Vera  Cruz  nach  Mexiko  und  von  Tampiko  nach 
Guadalaxara  ,  die  Linien  von  Mexiko  nach  der  Westküste  bei  S.  Blas 
und  bei  Akapulko,  das  Hochland  der  Provinzen  Mexiko  ("Vulkan  Toluka) 
und  Mechoacan  (Jorullo),  endlich  die  Provinz  Oaxaca  von  Tehuakan  bis 
Tehuanlepek. 

In  dem  pflanzengeographischen  Anhange  unlerwirlt  L.  die  von 
Marlons  und  Galeolti  versuchte  Einiheilung  Mexiko's  in  Pflanzenregio- 
nen einer  scharfen  Kritik  und  theilt  seine  Ansicht  von  der  phytostali- 
schen  Gliederung  des  Landes  in  folgenden  Grundzügen  mit  (vgl.  Jah- 
resb.  f.  1843.  S.  424.): 

A.     Ostabhang  der  mexikanischen  Kordillere. 

1.  0'_500'.  Tropische  Küstenregion.  Feuchte  Luft,  aber  we- 
nig Regen.  Sandiger  Boden  mit  Lagunen.  Spärliche  Vegetation  von 
dürrem  Gesträuch,  nur  an  den  Lagunen  und  Flussmündungen  prächti- 
ger Wald. 

2.  500'— 1500'.  Tropische  Region.  Ausgehreitete  Grassavaoen 
und  prachtvolle  Hochwälder  (Bombax,  Carolinea,  Bignonia,  Laurineen, 
Terebinthaceen,  Palmen).  Tiefe,  feuchte  ßaranko's,  mit  üppiger  Vege- 
tation. 

3.  1500'— 3000'.  Subtropische  Region.  Mit  zunehmender  Re- 
genmenge gewinnt  die  Vegetation  an  Mannichfaltigkeit.  Charakteri- 
stisch sind  zahlreiche  Lianen  (Smilax,  Vitis,  Cissus,  Malpigheaceen,  Con- 
volvulaceen,  Asclepiadeen) ,  niedrige  Palmen,  Piperaceen,  ürliceen.  — 
Der  östliche  Theil  der  Provinz  Oaxaca,  der  Distrikt  Chinantla,  gehört 
grösstentheils  zu  dieser  Region. 

4.  3000'~6000.'  Gemässigte  Region.  Niederschläge  das  ganze 
Jahr  hindurch  ohne  bedeutende  Unterbrechung,  Regenmenge  gross. 
Immergrune  Eichenwälder    mit  Farnbäumen ,  welche   die  höheren   Pal- 


und  syslemalischen, Botanik  wahrend  der  Jahres  1849. 


303 


nien  ersetzen,    Maximum  der  Orchideen.     Dies    ist    die    lormenreichste 
Region  Mexiko's. 

5.  6000'— 9000'.  Niedere  Alpenregion.  Regenmenge  gross, 
häufige  Nebelbildungen  vermindern  die  Sommervvärme.  Die  Wintcr- 
lemperatur  sinkt  oft  auf  den  Gefrierpunkt,  aber  der  Schnee  bleibt  sel- 
ten liegen.  Nadel-  und  Eichenwälder;  Ericeen,  Umbelliferen  ,  Cruci- 
feren,  wenige  Orchideen  und  nur  Erd-Orchideen. 

6.  9000'.  —  Schneegrenze.  Obere  Alpenregion.  In  den  Monaten, 
in  denen  der  Boden  schneefrei  ist,  ziehen  die  Nebel  beständig  auf  und 
nieder  und  erzeugen  tägliche  Niederschläge ;  die  Wärme  ist  gering.  Na- 
delwälder herrschen.  Die  Eichen  verschwinden  bei  11000',  einzelne 
Coniferen  steigen  bis  14000'.  Grenze  des  Ackerbaus  bei  10000'.  (Hier 
wird  die  Absonderung  einer  Region  über  der  Baumgrenze  vermisst; 
auch  sind  die  Bezeichnungen  der  Regionen,  z.  ß.  der  vierten,  welche, 
durch  Farnbäume  charaklerisirt,  die  gemässigte  genannt  wird,  zum  Theil 
unstatthaft). 

B.  Das  Hochland  (Mexikos  Indre).  Hochebenen  und  hochlie- 
gende Thäler  wechseln  mit  steinigen  ,  waldarraen  Höhen.  Das  trockene 
Klima  bestimmt  den  Charakter  der  Vegetation  ,  die  in  eine  gemässigte 
und   kalte  Region  zerfällt. 

C.  In  der  Kordillcre  der  Westküste  ist  eine  heisse  ,  gemässigte 
und  kalte  Region  zu  unterscheiden,  deren  Grenzen  L.  nicht  näher  be- 
stimmt, 

Systemalisclie  Beiträge  zur  Flora  von  Mexiko:  Lieb- 
mann über  die  Podostemeen  Mexiko's  (Forhandiinger  ved 
de  skandin.  Naturf.  5te  Mode.  p.  508— 519.):  7  Arten  von 
Marathrum  und  Polamobryon  n.  g.;  v.  S  chl echten  dal 
über  mexikanische  Cyperaceen  (Bot.  Zeit.  7.  S.  40.  54.  80. 
97.  116.  134.  149.  161.):  darin  kritische  Bemerkungen  und 
3  neue  Arten;  Liebmann  die  Farne  Mexiko's  (Mexicos 
Bregner.  Kjöbenhavn,  1849.  174  pag.  4.:  Separatabdruck  aus 
Kong.  Danske  Videnskabernes  Selskabs  Skrifter.  V.  Natur- 
vidensk.  Afdel.  Bd.  I.);  eine  ausgezeichnete,  aus  reichhalti- 
gen Materialien  schöpfende,  gründlich  bearbeitete  und  an 
neuen  Thatsachen  reiche  Monographie,  von  einer  Uebersiclit 
der  pflanzengeographischen  Verbreitung  nach  den  Regionen 
Mexiko's  begleitet. 

Uebersicht  der  Gattungen:  20  Acrostichum,   1  Hemionitis,  4  An- 
trophyum,  l  Taenitis,  9  Gymnogramme,  1  Grammilis?,   2  XiphopteriF, 


304    Grisebacli:   Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

2Meniscium,  60  Polypodiuni  ,  5  Nolochlaena,  12  Aliosorus,  11  Pteris, 
1  Vittaria  ,  7  Lomaria ,  5  Dlechnum ,  1  Woodwardia,  33  Asplenium,  9 
Diplazium,  8  Chcilanthes,  1  Hypolepis,  5  Dicsonia,  1  Davailia,  15  Adian- 
tuni,  2  Lindsaea,  3  Nephrolepis,  9  Lastrea  ,  2  JNephrodium  ,  4  Polysli- 
chum,  1  Phaneroplebia,  3  Aspidium,  2  Cystopleris  ,  2  Alhyrium,  2  Ci- 
botium  ,  2  Woodsia  ;  —  3  Trichosorus  n.  g. ,  4  Alsophila,  2  Hemitelia, 
3  Cyathea;  —  l  Parkeria;  —  12  Hymenophyllum ,  8  Trichomanes;  — 
6  Mertensia  ;  —  1  Lygodiiim,  1  Hydroglossura  ;  —  1  Schizaea,  8  An- 
eiinia  ;  —  2  Osmunda  ;  —  3  Ophioglossum ,  2  Botrychium;  —  3  Da- 
naea ;  —  2  Maratlia.  Summe  der  Arten  (mit  Ausschluss  der  zweifel- 
haften) =  310  sp. 

Die  Beiträge  von  Klotzsch  zur  Flora  des  tropischen 
Amerika's  (Jahresb.  f.  1844.,  1847  und  1848.)  sind  fortge- 
setzt worden  (Linnaea,  ^2.):  von  mir  wurden  bearbeitet  die 
Malpighiaceen,  Trigoniaceen  und  Genlianeen  (p.  1 — 46.);  von 
H.  G.  Reichen b ach  die  Orchideen,  von  diesen  jedoch 
nur  die  neuen  Formen  (p.  809 — 858.). 

Beiträge  zur  Flora  von  Surinam:  Focke  Beschreibung 
von  Orchideen  (Tijdschr.  voor  Wetenschap.  Deel  2.  p.  194 — 
204.);  daselbst  auch  (Pi20o — 214.)  eine  vermehrte  Liste  der 
Kulturgewächse  (s.  Jahresb.  f.  1843.  S.  430.);  Fortsetzung 
der  Plantae  Kegelianae  (s.  vor.  Ber.)  (Linnaea ,  22.  p.  47 — 
80.):  bearbeitet  vonGarcke  und  von  Miquel;  Fortsetzung 
von  Miquel's  Beiträgen  (s.  vor.  Jahresb.  (das.  p.  169—176. 
und  469 — 474.) :  neue  Arten  aus  verschiedenen  Familien  ent- 
haltend, 

Beiträge  zur  Flora  von  Brasilien:  Plantae  Regnellianae 
Bearbeitung  der  von  Regneil  in  der  Provinz  Minas  geraes, 
besonders  bei  Caldas  gesammelten  Pflanzen  (Linnaea,  22. 
p.  511— 583.):  die  Bearbeiter  sind:  Bentham,  Miquel 
und  Sonder,  von  den  Verbenaceen  S  chauer,  den  Synan- 
thereen  C.  H.  Schultz,  den  Gentianeen  ich,  den  Farnen 
und  Lykopodiaceen  Kunze  und  von  den  Laubmoosen  H am pe; 
Miquel  Bestimmung  einiger  Pflanzen  aus  Blanchet's  Samm- 
lungen aus  Bahia  (das.  p.  793—807.). 

Weddell  untersuchte  den  Ursprung  der  Ipecacuanha 
und  beschrieb  ihre  Einsammlung  in  der  Provinz  Matto  grosso 
(Ann,  sc.  nat.  HL  11.  p.  193—202.). 


und  systematischen  Botanik  wäiirend  des  Jahres  1849.  305 

Man  kannte  die  Cephaelis  Ipecacuanha  bisher  nur  in  den  östli- 
chen Provinzen  Brasiliens  ,  wo  sie  sich  vom  Aequator  bis  zum  südli- 
lichen  Wendekreise  findet.  Seit  1824  aber  hat  man  sie  durch  das  ganze 
Innere  des  Reichs  bis  zu  den  Grenzen  Boliviens  nachgewiesen  und  die 
Pflanze  wächst  in  der  Provinz  Maltogrosso  in  solcher  Menge,  dass  diese 
neu  aufgefundenen  Bezirke  ihrer  Verbreitung  für  den  ganzen  Bedarf  des 
Handels  ausreichen  jvürden.  Die  Wälder,  in  denen  die  Ipecacuanha 
vorkommt  und  die  der  Verf.  selbst  besucht  hat  ,  liegen  vorzüglich  im 
oberen  Siromgebiele  des  Paraguay,  oberhalb  Villa  Maria:  sie  zeichneu 
sich  durch  einen  besonderen  Vegetalionscharakter  aus ,  den  W.  an- 
schaulich beschreibt. 

Die  Nebenflüsse  des  Rio-Caba^al  sind  von  einem  dichtbewaldeten 
Ueberschwemmungsgebiele  umgeben  :  die  Bambusen  bilden  daselbst  ein 
so  dichtes  Geflecht,  dass  sich  der  Reisende  auf  seinem  einsamen  Fuss- 
pfade  vorkam,  wie  „ein  im  Spinngewebe  gefangenes  Insekt.''  Jenseits 
dieses,  eine  Viertelmeile  breiten  Dickichts  wurde  der  sandige  Humus- 
boden trockener  ,  an  die  Stelle  der  Cocos  capitata  ,  die  die  Flüsse  be- 
gleitet, traten  andere  Palmen  auf,  die  Euterpe  oleracea  (Palmito  molle) 
und  Oenocarpus  Bacaba.  Dann  folgten  quellichte  Gründe  ,  beschattet 
von  Farnbäumen ,  von  Mauritia  und  Iriartea  exorrhiza  (Catisar)  ,  einer 
Palme,  die  sich  auf  ein  6  Fuss  hohes  Gestell  von  Luftwurzeln  stützt 
und  in  diesem  Schatten  wächst ,  zu  kleinen  Gebüschen  vereinigt,  die 
Cephaelis ,  den  kleinen  Daphnen  unserer  Wälder  vergleichbar.  Die 
Wurzeln  können  das  ganze  Jahr  gesammelt  werden  und  die  durch- 
schnittliche Ausbeute  beträgt  für  den  Arbeiter  täglich  5  bis  6  Kilo- 
gramme. In  drei  bis  vier  Jahren  erneuert  sich  die  Pflanze  aus  den 
zurückgebliebenen  Wurzeltheilen. 

SirW.  Hooker  giebt  eine  Mittheilung  über  die  Pia- 
Qaba -Faser,  die  aus  Para  eingeführt  wird  (Journ.  of  Bot.  I. 
p.  121—123.  tab.  4.);  ebenso  Balfour  (Ann.  nat.  bist.  IL 
3.  p.  153.). 

Diese  Faser  ,  in  den  vertrocknenden  Blaltstlelen  der  Palme  At- 
lalea  funifera  von  der  JNalur  uiimittelbar  dargeboten  ,  ist  wegen  ihrer 
besonderen  Brauchbarkeit  zur  Fabrikation  steiler  Besen  und  Bürsten 
ein  namhafter  Handelsartikel  geworden.  Auch  die  festen,  dicken  Sa- 
menschalen, die  zu  Drechslerarbeiten  dienen  ,  kommen  unter  dem  Na- 
men Qoquilla-Nüsse  in  den  Handel. 

Weddel,  der  Begleiter  Gr.  Castelnau's  auf  dessen 
Reisen  in  Südamerika,  hat  in  seinem  schönen  Kupferwerke 
über  die  Chinarinden  auch  die  geographische  Verbreitung  der 
Cinchonenwälder   aufgelilärt   und    die  Kenntniss  ihres  Areals 

Archiv,  f.  Natur|esch.   XVI.  Jahrf.  2.  Bd.  (J 


306     Grisebach:  Bericht   üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

durch  die  Bereisung  Boliviens  erweitert  (Histoire  naturelle 
des  Quinquinas.  Paris,  1849.  108  pag.  fol.  mit  34  Kupfer- 
tafeln). 

Es  ist  bekannt,  dass  die  westliche  KordiUere  Pern's  waldlos  ist, 
und  dass  dieCinchonenwälder  dieses  Landes  sich  auf  die  östlichen  Ab- 
dachungen der  östlichen  Kordilleren  beschränken  :  dasselbe  ist  in  Bo- 
livien der  Fall  und  hiedurch  wird  für  diesen  Abschnitt  ihrer  Verbrei- 
tung ein  zusammenhängendes  südliches  Areal  bezeichnet ,  welches  in 
südöstlicher  Richtung  vom  5ten  bis  zum  19ten  ürade  südlicher  Breite 
reicht.  Unter  dem  Parallel  von  Loxa  (4«  s.  Br.),  wo  die  östliche  Kor- 
dillere  Peru's  aufhört  und  das  Binnenplateau  beider  Ketten  sich  eben- 
falls abflacht,  findet  man  die  Cinchonenregion,  nicht  mehr  durch  die 
Trockenheit  der  Hochfläche  zurückgewiesen,  am  Ostabhange  der  Ku- 
sten-KordiUere  und  dieses  zweite  Areal,  wie  das  vorige  der  kontinen- 
talen Seite  des  Gebirgs  folgend  ,  erstreckt  sich  vom  ölen  Grade  südh- 
cher  bis  zum  3ten  Grade  nördlicher  Breite.  Ein  dritter  Abschnitt  ent- 
spricht dem  westlichen  Abhänge  der  KüstenkordiUere  und  nach  ihrer 
Bifurkation  unter  2«  n.  Br.  beiden  Abhängen  derselben  im  Umfange 
vom  zweiten  Grade  südlicher  bis  zum  sechsten  Grade  nördlicher  Breite. 
Endlich  reicht  das  vierte,  das  nördliche  Areal  vom  Magdalenenflusse  aus 
in  nordöstlicher  Richtung  den  Verzweigungen  der  Anden  nach  Vene- 
zuela folgend  bis  zur  Küste  von  Caracas  (2o--llo  n.  Br.).  Die  aus 
Gegenden  nördlich  vom  Uten  Parallel  beschriebenen  Cinchonen  gehö- 
ren nicht  zu  Cinchona,  sondern    meist  zu  Exostemma. 

Die  Vertikalgrenzen  der  Cinchonenregion  liegen  unter  dem  Ae- 
quator  zwischen  2000™-  und  2500™.,  unter  lö»  s.  Br.  zwischen  1500™- 
und  2300™--  aber  durch  lokale  Einflüsse  wird  diese  schmale  Region 
un.^emein  erweitert  und  die  extremen  Werlhe  sind  1200™-  (Wedd.) 
und  3270™-  (nach  Caldas).  -  Der  horizontale  Durchmesser  der  Re- 
gion bestimmt  durch  den  Neigungswinkel  der  KordiUere  und  deren 
Detail  -  Konfiguration,  beträgt  in  Bolivien  ,  wo  er  am  grössten  ist,  nir- 
gends viel  über  2  Längengrade  (p.  28.).  Ungeachtet  des  beträchtlichen 
Areals  der  Cinchonenwälder  ist  die  Nachfrage  im  Handel  der  China- 
rinden unverhältnissmässig  grösser,  als/die  natürliche  Produktion:  eine 
Kultur  dieser  Bäume  im  Grossen,  wie  sie  W.  im  Sinne  hat,  mochte 
aus  klimatischen  Gründen  kaum  zu  verwirklichen  sein. 

Die  vom  Verf.  unterschiedenen  Cinchonen  sind:  1;  C.  Calisaya 
n  SP  13-160  s.  Br.  (Königsrinde,  jetzt  immer  seltener  werdend  und 
,  daher  häufig  verfälscht).  2)  C.  Condamin.a  Humb.  Als  Varietäten 
werden  C.  lancifolia  Mut.  ,  lanceolata  Benth.  ,  C.  macrocalyx  Par.  und 
C  lucumaefolia  Pav.  reducirt,  doch  bleiben  Systematik  und  geographi- 
sches Areal,  welches,  wenn  W.'s  Ansicht  richtig  ist,  die  ganze  Cin- 
chonenregion umfassen  würde,  zweifelhaft ;  die  Hauptform  wächst  nur 


und  systematischen  Botanik  während    des  Jahres  1849.  307 

bei  Loxa.  (Hieher  sind  einige  Sorten  des  C.  griseus  zu  zählen).  3) 
0.  scrobicuiata  Humb.  ^—i3<^  s.  Br.  (G.  Loxa  x)dcr  leichte  Calisaya  des 
Handels,  in  Peru  Cascarilla  colorada  del  Cuzco).  4)  C.  amygdaiifolia 
n.  sp.  13»— 17«.  5)  C.  nitida  R.  P.  10°  s.  Br.  (C.  ruber).  6)  G.  au- 
straiis  n.  sp.  19*^  s.  Br.  bei  ISOO'"-  Höhe.  7)  G.  ßoliviana  n.  sp. 
13_-16o  s.  Br.  (Dient  im  Handel  mit  Galisaya  vermischt,  zu  deren  Fäl- 
schung). 8)  C.  micrantha  R.  P.  in  Peru  und  Bolivien.  (Z.  Th.  C.  Hua- 
nuco).  9)  G.  pubescens  Vhl.  Syn.  C.  purpurea  R.  P.  4«— 16»  s.  Br. 
(Guibourt's  China  von  Cuzco).  10)  C.  cordifolia  Mut.  Syn.  C.  rotun- 
difolia  Pav.  Fast  durch  die  ganze  Cinchonenregion  verbreitet.  (C.  Car- 
thagena  des  Handels  und  wahrscheinlich  auch  ein  Theil  des  C.  Loxa). 
11)  C.  purpurascens  n.  sp.  in  Bolivien.  J2)  G.  ovata  R.  P.  9—17»  s. 
Br.  (Z.  Th.  C.  Loxa  und  Huanuco).  13)  C.  Chomeliana  n.  sp.  in  Bo- 
livien. 14)  G.  glandulifera  R.  P.  10«  s.  Br.  (Z.  Th.  G.  Huanuco).  15) 
C.  asperifolia  n.  sp.  15°  s,  Br.  16)  C.  Humboldtiana  Lamb.  im  nörd- 
lichen Peru.  17)  G.  carabayensis  n.  sp.  in  Peru.  18)  G.  Mutisii  Lamb. 
Syn.  C.  glandulifera  Lindl.  G.  microphylla  Mut.  C.  quercifolia  Pav.  bei 
Loxa.  19)  G.  hirsut  R.  P.  10«  s.  Br.  (G.  Huamalies,  der  aber  auch  zum 
Theil  von  anderen  Arten  stammt). 

Ausser  den  Cinchonen  sind  in  W.'s  Werke  folgende  Gattungen 
monographisch  bearbeitet;  Cascarilla  (li  sp.),  Ladenbergia  (l  sp.),  Pi- 
mentella (1  sp.),  Gomphosia  (1  sp.)  ,  Lasionema  (6  sp.),  Ghrysoxylon 
(1  sp.). 

D'Orbigny's  Reisewerk  ist  abgeschlossen  worden,  aber 
die  botanische  Abtheilung  unvollendet  geblieben.  Dieselbe 
besteht  aus  zwei  Monographieen ,  der  schon  im  J.  1839  er- 
schienenen bolivischen  Kryptogamen-Flora  von  Montagne 
und  der  Bearbeitung  der  Palmen  Paraguay's  und  Boliviens 
von  V.  Martius  (Voyage  dans  l'Amerique  meridionale.  Tome 
7.  Partie  1.  2.  Florula  boliviensis.  Cryptogames.  Paris,  1839. 
116  pag.  4.  m.  7.  u.  3  Taf.  —  P.  1.  tab.  8—12  enthalten 
Darstellungen  von  Bougainvillea ,  Philiberlia,  Picrosia ,  diu- 
quiraga  und  Spirolobium.  —  P.  3.  Palmetum  Orbignyanum. 
ib.  1847.  140  pag.  4  mit  32  Taf.). 

Ucbersicht  von  Orbigny's  Pnimen  ,  die  grösstentheils  in  Bolivien 
beobachtet  sind  :  2  Ghamacdorea,  1  Morcnia,  4  Euterpc^  1  Oenocarpus, 
3  Iriartea;  2  Mauritia;  5  Geonoma;  Gopernicia  cerifera  (auch  in  Para- 
guay von  12° — 29o  s.  Br.  verbreitet),  ITrilhrinax  (am  Paraguay  in  Bra- 
silien 17»  und  in  Buenos-Ayres  31»),  1  Thrinax-,  1  Desmoncus  ,  5  Ba- 
ctris,  1  Guilielma  ,  1  Alartinezia,  1  Acrocomia  (auch  P. ,  12°— 28») ,  2 
Astrocaryum,  5  Cocos    (davon   2  in  Buenos-Ayres,   uämlich  C.  Yalai, 


308    Grisebach:  Bericht  üb.   d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

welche  zwischen  27*>  und  32°  grosse  Wälder  bildet ,  und  C.  australis, 
die  von  Paraguay  bis  Buenos-Ayres,  26 — 34«,  verbreitet  ist),  2  Diplo- 
theinium  (D.  litorale  von  Bolivien  bis  Buenos-Ayres  =  12" — 30°),  1 
Jubaea  (Chile  33"— 40°),  1  Maxiiniliana,  2  Attalea,  2  Orbignia. 

Von  Cl.  Gay's  chilenischer  Flora  (s.  Jahresb.  f»  1846. 
S.  463.)  sind  bereits  im  J.  1849  der  dritte  und  vierte  Band 
vollendet,  so  wie  zwei  Lieferungen  des  fünften  ausgegeben 
(Historia  fisica  y  politica  de  Chile.  Botanica.  T.  3.  484  pag. 
T.  4.  516  pag.  T.  5.  pag.  1—256.  8.). 

Fortgesetzte  Uebersicht  der  chilenischen  Flora :  1  Meseinbryan- 
themum  ;  39  Cacleen  (13  Echinocaclus,  16  Opuntia)  ;  8  Ribes  ;  10  Sa- 
xifrageen  ,  bearbeitet  von  Reniy  (üonatia  ,  2  Saxifraga,  Lepuropetalum 
—s  Cryptopetalum  Hook.,  Chrysosplenium  ,  Valdivia  s.  u. ,  Weinmannia, 
Caldcluvia,  2  Cornidia)  ;  23  Escallonien,  von  Remy  ;  89  Umbellifereu, 
von  Glos  (11  Hydrocolyle,  Älicropleura,  9  Bowlesia,  13  Azorella,  Bolax, 
6  Mulinum,  Homalocarpus  ,  Elsneria  ,  Diposis ,  Pozoa  ,  3  Asteriscium,  3 
Gymnophyton  s.  u.,  Laretia,  Bustillosia  s.  u.,  2  Sanicula,  12  Eryngium, 
Oreomyrrhis,  Osmorrhiza  ;  4  Francoaceen  (3  Francoa,  Tetilla);  2  Ara- 
lien  ;  20  I.oranthaceen  ,  von  Glos  (11  Loranthus,  2  Lepidoceras  s.  u., 
6  Misodendron) ;  40  Rubiaceen,  von  Glos  (23  Galium,  Leptosligma,  5 
Gruckshanksia,  2  Psycholria,  Nertera,  Gunina  s.  u.,  5  Hedyotis,  Sipanea, 
Polypvemum)  ;  39  Valerianeen  ,  von  Glos  (34  Valeriana,  3  Astrephia, 
2  Betckea);  7  Galycereen  ,  von  Remy  (Gamocarpha ,  2  Boopis  ,  4 
Calycera). 

586  Synanthereen,  bearbeitet  von  Remy  (84  Mutisiaceen :  24  Mu- 
tisia,  16  Chaetanthera ;  10  Facelideen  ;  98  Nassauviaceen  :  13  Nassau- 
via, 16  Leuceria,  15  Chabraea  ;  36  Cichoraceen  mit  Einschlusss  der  7 
Rea-Arten  von  Juan  Fernandez:  17  Achyrophorus  ;  1  Vernonia  ;  9  Eu- 
patoriaceen  ;  137  Asleroideen  :  14  Erigeron  ,  30  Haplopappus  ,  11  Go- 
nyza,  40  Baccharis;  200  Senecionideen  ,  darunter  4  Robinsonien  von 
Juan  Fernandez:  113  Senecio,  22  Gnaphalium  ;  11  Gynareen) ;  1  Sty- 
lidiee  (Forstera);  18  Lobeliaceen  (11  Tupa)  ;  1  Gyphocarpus ;  4  Gani- 
panulaceen  (3  Wahlenbergia)  ;  1  Goodcniacee  ( Selli^ra ) ;  3  Gesne- 
riaceen  (Mitraria  ,  Golumnea  ,  Sarmienta)  ;  10  Ericeen  (5  Pernettia,  4 
Gaullheria) ;  1  Epakridee  (Lebetanthus). 

4  Lentibularien ;  7  Primulaceen  (1  Pelletiera);  2  Sapoteen  (Lu- 
cuma)  ;  2  Apocyneen  (Scytalanthus,  Echites)  ;  12  Asciepiadeen  (7  Cy- 
noctonum  ,' 3  üxypetalum,  Sonninia) ;  7  Gentianeen;  11  Bignoniaceen 
(8  Argylia,  Monttea  s.  u.,  Reyesia  s.  u.) ;  8  Polemoniaceen  (5  Gilia) ; 
14  Gonvolvulaceen  ;  5  Cuscuteen;  3  Hydrophylieen  ;  30  Boragineen,  von 
Glos  (14  Eritrichium) ;  29  Labiaten,  darunter  3  Guminien  von  Juan 
Fernandez  (9  Slachys,  3  Sphacele,  Soiiera  s.  u.,  Teresa  s.  u.) ;  36  Ver- 


nnd  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1849.  309 

benaceen  (25  Verbena)  ;  4  Acanthaceen  ;  63  Solaneen  ,  von  Reniy  (5 
Fabiana  ,  6  IVieiembergia  ,  10  Nicoliana,  13  Willieringia  ,  17  Solanum, 
Trechonaetes,  Dorystigma,  Vtslia)  ;  23  ^oIanaceen  ;  81  Scrophularineen, 
von  CIos  (Melosperma,  9  Ourisia  ,  7  Schizanlhus ,  39  Calceolaria);  5 
Flunibagineen ;  15  Plantagineen,  von  Decaisne;  8  Nyclagineen ;  8  Ama- 
rantaceen,   von   Remy  ;  18  Chenopodeen. 

Die  Gesammtzahl  der  bis  jetzt  beschriebenen,  chilenischen  Pflan- 
zen  beträgt  bereits  2181  Arten, 

Remy  hat  die  wichtig-sten ,  neuen  Thatsachen  in  sei- 
ner Bearbeitung  der  chilenischen  Synantherecn  auch  beson- 
ders zusammengestellt  (Ann.  sc.  nat.  III.  12.  p.  173—192.). 

VI.     Australien. 

R.  Brown  beschreibt  die  wichtigeren  Pflan^eu  (26  sp.}, 
welche  Sturt  von  seiner  Entdeckungsreise  nach  der  süd- 
australischen Wüste  zurückgebracht,  und  lügt  am  Schlüsse 
einige  Bemerkungen  über  den  Vegetationscharakter  des  in- 
neren Neuhollands  bei  (Appendix  to  Vol.  2.  of  C.  Sturt's  Nar- 
rative  of  an  expedition  into  central  Australia.  London,  1849. 
8.  pag.  66—92.). 

In  dem  berühmten  Anhang  zu  Flinders  Reise  ist  die  Bemerkung 
enthalten  ,  dass  die  Eigenthümlichkeileu  der  neuholländischen  Flora 
zwischen  dem  33sten  und  35slen  Breitegrade  am  entschiedensten  her- 
vortreten, aber  in  bei  Weitem  höheren  Grade  an  der  Ost  -  und  West- 
küste, als  in  dem  dazwischen  liegenden  ,  mittleren  Raum.  Diese  An- 
sieht findet  sich  unter  Anderm  durch  die  Sammlungen  bestätigt,  welche 
seitdem  auf  den  Entdeckungsreisen  im  Innern  zusammengebracht  Avur- 
den  und  deren  Gesammtausbeutc  R.  Brown  auf  700  bis  750  Arten  schätzt. 
Der  allgemeine  Charakter  dieser  Pflanzen  gleicht  am  meisten  den  Ye- 
getationsverhällnissen  der  Südküste  ,  besonders  den  Umgebungen  von 
Spencer's  Golf:  dieselbe  oder  eine  noch  grössere  Abnahme  der  charak- 
teristischen Familien  INeuhollands  ist  zu  erkennen.  Von  ^diesen  sind 
nur  die  Aeacien  und  Eukalypten  (diese  in  bedeutend  verringerter  Ar- 
ienzahl), so  wie  Callitris  und  Casuarina  übrig.  Die  grossen  Familien  der 
Epakrideen,  Stylidieen,  Resliaceen,  so  wie  die  dekandrischen  Papiliona- 
ceen  kommen  kaum  vor  und  von  den'in  noch  höherem  Grade  charakteri- 
stischen -Proleaceen  linden  sich  nur  einige  wenige  Arten  von  Grevillea, 
Ilakea  und  Persoonia.  —  Auch  giebt  es  in  diesem  mittleren  Gebiete 
keine  grössere,  eigcnthümliche  Familien:  die  einzigen  charakteristischen 
Gruppen  sind  eine  kleine  Reihe  von  fast  blattlosen  Cassien  und  einige 


310     Grisebach:    Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

Gattungen  von  Myoporineen ,  namentlich  Eremophila  und  Stenochilus. 
Sehr  bemerkenswerlh  ist  der  Umstand,  dass  fast  derselbe  Vegetations- 
charakter auf  den  unfruchtbaren  Inseln  des  Dfimpier- Archipels  an  der 
Nordwestküste  zu  herrschen  scheint  und  dass  sogar  einige  Arten  hier 
und  im  südlichen  BinnenlanJe  dieselben  sind  ,  wie  Clianthus  Dampicri 
und  Jasminum  lineare.  Eine  noch  entschiedenere  Abnahme  der  cha- 
rakteristischen Bestandtheile  der  neuholländischen  Flora  tritt  auf  den 
der  Südküste  gegenüberliegenden  Inseln  ein. 

Die  Artenzahl  der  neuholländischen  Flora,  welche  zur  Zeit,  als 
li.  Brown  sein  grosses  Werk  schrieb,  gegen  4200  betrug,  ist,  seiner 
Ansicht  zufolge,  durch  die  späteren  Entdeckungen  ,  unter  denen  er  als 
die  bemerkenswerlheslen  die  von  Cunningham  ,  Baxter,  Drummond^ 
Preiss  und  Gunn  bezeichnet ,  noch  nicht  bis  auf  die  Zilfer  von  7000 
gewachsen. 

Bidwill  entdeckte  eine  Conifere  landeinwärts  von 
Moreton-ßay,  deren  Zapfen  Sir  W.  Hooker  entweder  für  die 
der  Dammara  orientalis  oder  einer  nahe  verwandten  Art 
hält  (Hook.  Journ.  I.  p.  284.)  :  die  Verbreiknig-  eines  Baums 
von  den  Sunda-lnseln  imdMolukken  nach  der  Ostküste  Neii- 
hollands  würde  sehr  auffallend  sein. 

B  eh  r  setzt  seine  botanischen  Forscluingen  in  Südaustra- 
lien fort  (Bot.  Zeit.  7.  S.  873.);  ebenso  Drummond  in 
Swanriver  (Hook.  Journ.  1.  p.  247— 251.  374—377.). 

A.  Braun  bearbeitete  die  Charen  Australiens,  so  wie 
diejenigen,  welche  Hooker  auf  seiner  antarktischen  Reise  sam- 
melte (Hook.  Journ.  I.  p.  193 — 203.):  18  diesen  Ländern  ei- 
genlhümliche  Arten. 

Von  Harvey's  Nereis  australis  (s.  Jahresb.  f.  1847.) 
erschien  die  zweite  Abtheilung  (London,  1849.  p.  65 — 124. 
tab.  26—50). 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1849.  311 

B.    iSystematik. 


Eine  polemische  Schrift  von  J.  ß.  Drummond,  ge- 
gen das  Jussieu'sche  System  gerichtet  und  bestimmt  den  Ge- 
brauch der  Linne'schen  Methode  in  den  botanischen  Lehr- 
büchern zu  empfehlen ,  ist  ohne  wissenschaftlichen  Gehalt 
(Observations  on  natural  Systems  of  Botany.  London,  1849. 
100  pag.  8.).  —  Den  Speciesbegriff  erläutert  ein  bedeuten- 
der Vortrag  von  Fries  in  der  Versammlung  nordischer  Na- 
turforscher (5te  Mode.  p.  135—148.). 

Von  Schnizlein's  ikonographischer  Darstellung  der 
Pflanzenfamilien  (s.  Jahresb,  f.  1847.)  erschien  das  sechste 
Heft  (Bonn,  1849.):  dasselbe  enthält   vorzüglich  Apetalen. 

Von  De  Candolle's  Prodromus  systematis  naturalis 
wurde  die  zweite  Hälfte  des  dreizehnten  Bandes  vor  der  er- 
sten herausgegeben,  welche  von  Moquin  -  Tandon  die 
Phytolacceen,  Chenopodeen  und  Amarantaceen,  so  wie  die  von 
den  Chenopodeen  abgesonderten  Basellaceen,  und  von  Ch  oisy 
die  Nyctagineen  enthält  (Paris,  1849.  468  pag.  8 ).  —  Der 
erste  Band  von  VV alpers'  Annales  (s.  vor.  Jahresb.)  wurde 
vollendet  (Lips.  1848-49.  - 

Blume  begann  ein  systematisches  Werk  über  neue 
Pflanzen  des  Leidener  Museums  grossentheils  ostindischen  Ur- 
sprungs herauszugeben  (Museum  botanicum  lugdunobatavum. 
9  Fol.  p.  1—144.  mit  9  Taf.)  :  in  dieser  reichhaltigen  Publi- 
kation sind  namenllich  Melastomaceen,  Myrtaceen,  Asclepia- 
deen  und  Orchideen  enthalten ,  ausserdem  einzelne  Reihen 
aus  den  Familien  der  Lythrariecn,  Halorageen,  ilhizophoreen, 
Combretaceen,  Legnolideen,  Phytokreneen,  Pangieen,  Gneta- 
ceen  ,  Apocynecn ,  Bignoniaceen ,  Hydrocharideen  und  Biir- 
manniaceen.  —  F.  Salm-Dyck  publicirt  eine  Arbeit  über 
Su(  culenlen,  von  welcher  das  fünfte  Heft  erschienen  ist  (Mo- 
nographia  generum  Aloes  et  Mesembryanthemi  Fase  V,  Bonn, 
1849.  4.). 


312     Grisebach:    Bericht  üb.  (I.Leistungen  in  d.  geographischen 

Dikoty  ledo  nen. 

Leguminosen.  Planchon  revidirt  die  Gattung  Ulex  Uiul  pu- 
blicirt  eine  neue,  in  Morbihan  und  Dorsetshire  einheimische  Art,  ü. 
Gallii  ri.  (Ann.  sc.  nal.  IH.  11.  p.  202—217.  tab.  9.):  Stauracanthus 
reducirt  er.  Die  neue  Art  hat  die  kleinen  ,  die  Knospe  nicht  völlig 
umschliessenden  ßrakteen  und  die  schwache  Keichbehaarung  des  U. 
nanus ,  aber  den  Habitus  des  U.  eüropaeus.  Von  11  Arten  wird  das^ 
Areal  angegeben  :  wenn  dem  Verf.  die  Verbreitung  von  ü.  eüropaeus 
nach  Italien  zweifelhaft  blieb,  so  bemerke  ich,  dass  ich  Exemplare  aus 
Ligurien  gesehen  habe.  —  Irmi  seh  untersuchte  den  Blülhenstand  von 
Trifolium  (Hot.  Zeit.  7,  S.  513 — 521.):  er  zeigt  den  übereinstimmen- 
den Typus  dieser  Gattung  und  macht  darauf  aufmerksam  ,  dass  die  aus 
verwachsenden  ßracteen  gebildete  Hülle  von  T.  fragiferum  nichts  mit 
den  ebenfalls  Hülle  genannten  Stützblättern  von  T.  pratense  gemein 
hat;  der  Griffel  ist  in  der  Gruppe  von  T.  pratense  keulenförmig  ange- 
schwollen, in  der  von  T.  repens  nicht.  — Boi  ssier  erweitert  den  Cha- 
rakter von  Pocockia  ,  indem  er  die  Trigonellen  mit  flachem  Legumen 
zu  dieser  Gattung  transponirt  (Boiss.  diagn.  or,  9.  p.  11.).  —  Dass 
nach  A.  Gray's  Entdeckung  Kranieria  zu  den  Leguminosen  gehört, 
wurde  im  vorigen  Berichte  schon  beiläufig  angeführt  (Gen.  bor.  amer. 
2.  p.227.):  indessen  ist  zu  erinnern,  dass  G.  selbst  eine  besondere  Fa- 
milie der  Krameriaceen  annimmt,  was  jedoch  nur  eine  Folge  derjeni- 
gen Ansicht  ist  ,  welche  aus  den  Leguminosen  mehrere  Familien  bil- 
det. —  Neue  Gattungen:  Podocytisus  Boiss.  (1.  c.  p.  7.):  Geni- 
sleenstraueh  in  Karamanien,  durch  ein  Legumen  indehiscens  ala  utrin- 
que  auctum  stipitatum  charakterisirt ;  Sartoria  Boiss.  (das.  p.  109.): 
■  Hedysaree  des  Taurus,  mit  dem  Legumen  dispermum  von  Eversmannia, 
welches  sich  jedoch  weder  gliedert  noch  aufspringt  ;  Pentadynamis  R 
Bi.  (Appendix  to  Sturt  p.  76.):  Staude  in  Süd-Australien,  anscheinend 
eine  Fhaseolee,  aber  diadelphisch,  mit  5  grösseren  linearen,  5  eiförmi- 
gen Antheren  ;  Clidanlhera  R.  Br.  (das.  p.  73.):  (jTalegee  ebendaher, 
von  Fsoralea  nur  durch  die  Dehiscens  der  Antheren  verschieden  „an- 
therae  uniformes,  loculis  apice  confluentibus,  valvula  contraria  ab  apice 
ad  basin  separante  dehiscentes  !« ;  Oslryocarpus  Hook.  fil.  (Niger  Fl. 
p-  316.) :  Dalbergiee  aus  AVestafrika,  von  Lonchocarpus  durch  vollstän- 
dige  Diadelphie  verschieden;  Fornasinia  Bertol.  (Wiscell.  bot.  8.  in 
Act.  Bonon.  1849.):  Baum  in  Mozambique,  der  das  schwarze  Ebenholz 
liefern  soll ,  ebenfalls  mit  Lonchocarpus  verglichen  ;  Leucornfhalvs 
Benth.  (Niger  Fl.  p.  322.):  Sophoree  aus  Fernando  Po,  neben  Bra- 
cteolaria  stehend  und  wie  Baphia,  die  zu  derselben  Gruppe  gehört,  den 
Svvartzieen  sich  annähernd;  l/rorfon  T  urczan.  (Bullet.  Mose.  1849. 
nr.  3.):  Podalyriee  aus  Swanriver,  mit  Phyllola  verglichen  =  Drumm. 
coli.  4.  nr.  21.;  Pelaloslylis  R.   Br.  (1,  c.  p.  79.):  Caeealpinieenetrauch 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1849.  313 

aus  Südaustralien  und  dem  üanipiers  Archipel,  mit  merkwürdiger  Nar- 
benbildung „Stylus  petaloideus  trilobus,  lobo  medio  longiori  axi  incras- 
sato  desinente  in  s^ignm  obtusum  simplex«  ;  Berlinia  Sotand.  (Niger 
Fl.  p.  326.):  Caesalpinieenbaum  aus  Westafrika,  von  Afzclia  fast  nur 
durch  Pentamerie  verschieden;  Senna  Batka  (Bol.  Zeit.  7.  S.  192.) 
=  Cassia  Senna  etc. 

Chr  y  sob  ala  nc  en.  Bei  Farinariuni  kommen,  nach  Bentham, 
(Wiger  Fl.  p.  33-1.)  abnorm  2  bis  3  Carpella  vor. 

Rosaceen.  Treviranus  macht  auf  die  wirlelförmige  Blatt- 
slellung  der  Alchemillen  in  den  Anden  aufmerksam  (Bot.  Zeit.  7.  S. 
O09 — 216.):  diese  Blätter  sind,  nach  seiner  Ansicht  die  gespaltenen 
Stipulen  eines  abortirten  Blatts.  —  Lehmann  beschreibt  eine  Reihe 
von  20  neuen  Potentillen  (Addit.  ad  delect.  semin.  Hamburg.  1849., 
abgedruckt  in  Ann.  sc.  nat.  III.   12.  p.  344 — 355.). 

iMyrtaceen.'  Bentham  spricht  sich  für  die  Stellung  von  Na- 
poleona  bei  den  Barringlonien  aus  (Niger  Fl.  p.  361.}.  —  Blume  er- 
läutert die  Charaktere  von  Fsidium  und  mehreren  anderen  Gattungen 
(Mus.  lugd.  nr.  5.  u.  f.);  die  mit  Eugenia  verwandten  und  neuerlich 
damit  wieder  vereinigten  Typen  scheidet  er  besonders  nach  der  Ae- 
stivation  des  Kelchs.  Neue  Gattungen:  Rhodomyrtus  Bl.  (das.  p.  76.) 
=  Myrti  secl.  homonym.  I)C.  ;  Cleistocalyx  Bl.  (p.  84.)  =  Jambosa 
nitida  Korth.  und  Eugenia  nervosa  Lour.  ;  Macropsidium  Bl.  (p.  85.) 
=  Fsidium  rubrum  Lour.  etc.  ;  Gelpkea  B  l.  (p.  88.)  =  Myrtus  pendula 
Bl.  etc.;  Strongylocalyx  b\.  (p.  89.)  =  Jambosa  leptostemon  Korth.  und 
Eugenia  hemisphaerica  Wght.  ;  Clavimyrtus  Bl.  (p.  113.)  =  Janijiosa 
glabrata  DG.  etc.;  Microjambosa  Bl.  (p.  117.)  =  Jambosae  et  Euge- 
niae  sp. 

Me  lasto  ma  ce  en.  Naudin  beschäftigt  sich  mit  monographi- 
schen Untersuchungen  über  diese  F'amilie  (Melastomacearum  quae  in 
museo  Parisiensi  continentur  monographicae  descriptiones.  Part.  1.  in 
Annal.  sc.  nat  III.  12.  p.  196—284.).  In  dem  Charakter  der  Mela- 
slomaceen  kommen  folgende  unveränderliche  Kennzeichen  vor:  Flos 
regularis;  insertio  perigyna;  stamina  filamentis  aestivatione  inflexis  suf- 
fulta;  ovarium  stylo  simplici  ovulis  OO  ;  fructus  calice  persistente  ve- 
stitus ;  embryo  semini  ronformis  ;  —  folia  simplicia  exstipulata.  Als 
Abweichungen  von  dem  typischen  Bau  werden  angeführt:  Monoeeie 
durch  Abort;  Wonopetalie  und  Apetalie;  uniseriirte  und  pluriseriirle 
(subindefinita)  Staminen  ;  Rimadehiscenz  derAntheren;  freies  Ovarium; 
parietale  undbasilare  Placenlation.  —  Die  Grenzen  der  geographischen 
Verbreituflg  sind  :  in  Nordamerika  bis  40*^,  in  Asien  bis  35°  n.  Br.,  in 
Afrika  bis  34o,  in  Südamerika  bis  30°  s.  Br,  —  N.  theilt  die  Familie 
in  folgende  Tribus  ein  : 

1.  Melastomeen.  Aniherae  connectivo  infra  loculos  productae, 
plerumque  poro  dehiscentes. 


314    Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

2.  Astronieen.  Antherae  linia  dehiscentes,  conneclivo  non  pro- 
ducto.     Ovarium  sligmate  iiidiviso.     (Indischer  Archipel  bis  Oceanien). 

3.  Kibessieen.  Antherae  rima  dehiscentes,  connectivo  non  pro- 
ducto.  Ovarium  4-loculare,  placenlis  parietalibus  aut  e  fundo  locu- 
lorum  ortis,  sligmate  lobato.  (Indischer  Archipel  und  Molukken). 

4.  Memecyleen.  (Afrika  und  tropisches  Asien). 

5.  Mouririeen.  (Tropisches  Amerika). 

Durch  die  Aufnahme  der  beiden  letzteren  Gruppen,  bei  denen 
die  Zahl  der  Eier  beschränkt  ist  und  die  habituell  zu  den  Myrtaceen 
gehören  (vergl.  Jahresb.  f.  1846.  S.  172),  verliert  die  Familie  an  Na- 
türlichkeit und  in  ihrer  Charakteristik.  Ebenso  wenig  ist  die  nicht 
weiter  begründete  Ansicht  über  die  Olinieen  zu  billigen,  nach  welcher 
ülinie  eine  besondere  Familie  bilden  soll,  Myrrhinium  und  Fenzlia  da- 
gegen zu  den  iMyrtaceen  gebracht  werden,  wohin  sie  ebenso  wie  Oli- 
Tiia  zu  ziehen  sind. 

Die  Melastomeen  werden  von  IN.  nach  neuen  Grundsätzen  eingetheilt; 
zunächst  erhalten  wir  die  abgeschlossene  Bearbeitung  der  auf  Amerika 
beschränkten  Microlicieen  und  den  Anfang  dar  Lasiandreen :  a.  Micro- 
licieen.  Calycis  limbus  simplex.  Antherae  oblongo-ovoideae  aut  ovoi- 
deae,  rostro  oblique  1  poroso  terminatae.  Semina  reniformia  aut  pyra- 
midata.  —  Meissneria  ,  Siphanthera,  Rhynchanthera,  Stenodon,  Lavoi- 
siera,  Chaetostoma,  Microlicia  (char.  reform.  ;  mit  81  sp.)  ;  Trembleya, 
Centradenia.  b.  Lasiandreen.  Calycis  limbus  simplex.  Antherae  1  po- 
rosae  (rarissime  biporosae) ,  plerumque  elongatae ,  subulatae  (non- 
unquam  breves).  Semina  cochleata.  Von  den  zahlreichen  Gattun- 
gen dieser  Abtheilung  sind  bearbeitet:  Tulasnea ;  Onoctonia  n.  gen. 
(p.  276.) :  von  der  vorigen  durch  pentamerische  Blüthe  unterschie- 
den, aus  Guiana;  Poteranthera ,  Fritzschia,  Noterophila ,  Dicrananthera, 
Uranthera.  —  Reducirt  werden  Miocarpus  Naud.  zu  Noterophila,  Bra- 
chyandra  Kaud.  zu  Arthrostemma,  Lachnopodium  Bl.  zu  Otanthera,  Gri- 
schowia  Karst,  zu  Monochaetum. 

In  der  Flora  der  Cap  Verden  (Nig.  Fl.  p.  130.)  hat  Naud  in 
einen  neuen  Charakter  von  Osbeclda  gegeben  ,  der  Arten  aus  allen 
Erdthellen  umfasst.  Bentham  (das.  p.  345.)  ist  hiemit  nicht  einver- 
standen und  bemerkt ,  dass  fast  alle  westafrikanischen  Melastomaceen 
zwar  zu  den  Osbeckieen  gehören,  aber  besondere  Gattungen  bilden,  die 
sich  näher  an  die  asiatischen  Glieder  dieser  Gruppe  (an  Melostoma) 
anschliessen ;  nur  bei  Osbeckia  selbst  betrachtet  er  die  verschiedene 
Struktur  der  asiatischen  und  afrikanischen  Arten  nicht  als  zu  generi- 
scher  Trennung  genügend  und  begründet  auf  sie  zwei  Sektionen  die- 
ser Gattung.  Blume  (Mus,  lugd.  p.  49.)  geht  indessen  weiter  und 
Iheilt  die  asiatischen  Osbeckien  in  mehrere  Gattungstypen  ,  indem  er 
den  Linne'schen  Namen  auf  die  Reihe  der    0.   chinensis  einschränkt. 

Neue  Gattungen  von  Bentham  und  Blume:    Dissotis  ßenth.  (das. 


und  systematischen  Botanik  wäiirend  des  Jahres  1849.  3iO 

p.  346.)  =  Osbeckia  grandiflora  Sm.  ;  Heterolis  Benlh.  (p.  347.).  = 
Molastonia  plnniosum  und  -9  andere  afrikanische  Arten ;  Dinophora 
Bcnth.  fp.  355.):  Rhexice  aus  Fernando  To,  mit  Spennera  nahe  ver- 
Avandt  ;  ReclomilraBl.  (Mus.  iugd.  p.6  )  =  Ewyckia  galeata  Korth.  etc.; 
Macroplacis  Bl.  (il).  p.  7.)  =  Ewyckia  cordata  Korth.  aus  Borneo ; 
Hypenanthe  Bl.  (ib.  p.  21.)  =  Medinilla  venosa  Bl.  ;  Dacttjliofa  Bl.  (il)  ) 
=  Medinilla  bracteata  Bl.  etc.;  Bredia  Bl.  (ib.  p.  24.):  Sonerilee, 
in  Japan  kullivirt;  Aplectrum  B 1.  nee  Nutt.  (p.  37.)  =  Dissochaeta 
nodosa  Korth.  etc.  ,  Asterostoma  B  1.  (p.  50.)  =  Osbeckiae  africanae 
et  plures  asiat.;  Amhhjcmtliera  Bl.  (ib.)  =  Osb.  truncata  und  parvifo- 
lia  Arn.;   Ceramicalyx  B  1.  (ib.)   =  Osb.  stellata  Ham.  etc. 

Halorageen.  Tulasne  bemerkt,  dass  die  Frucht  von  Hip- 
puris  sich  durch  ein  terminales  Operculum  öfTne  (Ann.  sc.  nat.  lll.  12. 
p.  70.):  dies  geschieht  indessen  erst  bei  der  Keimung  und  eine  wirk- 
liche Dehiscenz  findet  nicht  statt.  —  Epi,lithes  Bl.  wird  von  Blume 
(Mus.  lugd.  p.  110.)  selbst  reducirt  und  mit  Serpicula  vereinigt. 

Legnotideen.  Blume  (Mus.  lugd.  p.  126.)  schliesst  sich 
der  Meinung  Endlicher's  an,  nach  wecher  diese  Gruppe  sich  den  Rhi- 
zophoreen  zunächst  anreihen  soll.  Er  bemerkt  jedoch,  dass  sie  sich 
von  diesen  durch  das  Ferisperm  ,  welches  in  reicher  Ablagerung  den 
•wenig  entwickelten  Embryo  umschliesst ,  durch  die  nicht  im  Bereich 
der  Mutterpflanze  stattfindende  Germination,  so  wie  durch  nicht  selten 
gesägte  Blätter  und  starke  Harzsecretion  in  der  Rinde  (anstatt  der  in 
den  Rhizophoreen  herrschenden  Gerbsäure)  unterscheide.  Wach  der 
Struktur  des  Samens  ist,  wie  mir  scheint,  an  eine  nahe  Verwandtschaft 
dieser  beiden  Familien  nicht  zu  denken:  auch  hat  R.Brown  bereits 
auf  die  Stellung  von  Cassipourea  bei  den  Cunoniaceen  hingewiesen. 
Ich  habe  früher  (Gott.  gel.  Anz.  1844.  S.  1430.)  darauf  aufmerksam  ge- 
macht, dass  die  Legnotideen  ein  Uebergangsglied  zwischen  Weinman- 
nia  und  den  Escallonien  bilden,  glaube  jedoch  im  Hinblick  auf  Blume's 
genauere  Charakteristik  der  Gattungen ,  dass  man  sie  nach  folgenden 
Charakteren  als  selbständige  Familie  beibehalten  kann  (vergl.  unten 
Tiliaceen)  :  (4— 7)  ,  4— 7  ,  8—14—20—40,  3—4—6;  calyx  valvaris  ; 
petala  in  disco  perigyna,  unguiculata,  limbo  plerumque  fimbriato-inciso; 
stamina  bi-pluriseriata ;  ovarium'^disco  basi  immersum,  syncarpum,  stylis 
infra  Stigmata  concretis,  loculis  2-4ovulatis,  ovulis  campylotropis  ;  — 
folia  opposita,  simplicia,  squamis  intrapetiolaribus.  —  Die  Gattung  Gy- 
notroches  Bl.,  welche  Endlicher  an  das  Ende  der  Guttiferen  gestellt 
hatte,  ist  nach  Blume  nicht  bloss  eine  J^egnotidee,  sondern  zu  ihr  ge- 
hört sogar  Dryptopetalum  als  Synonym.  Eine  zweite  asiatische  Gattung, 
welche  auch  Endlicher  noch  bei  den  Rhizophoreen  hatte  stehen  lassen, 
ist,  nach  Bl.  ,  Roxburgh's  Carallia,  von  welcher  er  einige  neue  Arten 
beschreibt  und  iiiit  der  er  seine,  bei  Endlicher  am  Schlüsse  der  Ly- 
rtharieen  angeführte  Gattung  Symmetria  vereinigt,  —  Die  neue  Gattung 


316    Grisebach:  Bericht  üb.  d.    Leistungen  in  d.  geographißcben 

Anisophyllea  B  r.  (I>jiger  Fl.  p.  342.  575.),  von  R.  Brown  nur  erwähnt 
(Hortic.  Transact.  5.  p.  466.) ,  von  ß  e  n  t  h  a  m  beschrieben  ,  von  wel- 
cher eine  Art  im  tropischen  Afrika  ,  eine  zweite  in  Ceylon  wächst, 
scheint  kaum  hieher  zu  gehören,  ist  jedoch  nach  ihrem  Fruchtbau  dem 
Verf.  nicht  bekannt  geworden.  Gardner  hat  die  ceylanische  Art  in- 
dessen ebenfalls  unter  dem  Kamen  Telracrypta  (Hook.  Journ.  1.  p.  314.) 
beschrieben  und  zu  den  Hamamelideen  gebracht  (s.  u.) :  nach  seiner 
Beschreibung  würde  sie  sich  durch  einzelne  Eier  und  4  gelrennte  Grif- 
fel von  den  Legnotideen  ,  mit  denen  sie  B.  vergleicht,  unterscheiden. 
Den -wichtigsten  Charakter,  den  Brown  hervorhebt  „folia  squamis  sli- 
puliformibus  subopposita"  hat  G.  ganz  übersehen.  Charakter  :  4,  4,  8, 
4;  calyx  valvaris;  petala  biloba,  lobis  fimbriatis,  disco  inserta. 

Rh  iz  op  ho  r  een.  Die  Systematik  dieser  Familie  ist  durch 
Blume's  Bearbeitung  (Mus.  lugd.  p.  131—143.)  bedeutend  gefördert 
worden.  Die  Struktur  der  Antheren  von  Rhizophora  beschreibt  er  fol- 
gendermassen  :  antherae  loculis  connexis,  intus  alveolatis  ,  dehiscentia 
laterali  intus  ad  basin  appendice  menibranacea  slipatae.  —  Keue  Quit- 
tung: Kanilia  B  1.   (das.  p.  140.)  =  Bruguiera  parviflora  W.   A.  etc. 

Comb  r  e  tace  en.  Foetidia  Comm.  ,  die  ZAveifelhaft  zu  den 
Myrtaceen  gebracht  Avar ,  ist  nach  Blume  (Mus.  lugd.  p.  143.)  eine 
den  Combretaceen  zunächst  verwandte  Gattung ,  von  denen  sie  sich 
durch  stamina  oo   und   ein   Ovarium  3-4  loculare  unterscheidet. 

B  als  anii  ne  eu.  A.  Gray  (Gen.  bor.  amer.  2.  p.  131.)  zeigt, 
dass  bei  Impatiens  an  der  inneren  Seite  der  Filamente  über  das  Pistill 
auswachsende  Appendices  vorkommen,  die  den  Filamentanhängen  der 
Zygophylleen  entsprechen  und  bei  den  nordamerikanischen  Arten  die 
IVarbe  so  vollständig  überkleiden  und  verschliessen,  dass  eiire  Befruch- 
tung unmöglich  wird.  Hieraus  erklärt  er  die  Sterilität  der  meisten 
grösseren  Blumen  :  nur  zuweilen  schiebt  das  auswachsende  Pistill  die 
Hülle  zur  Seite.  Nun  hatten  schon  Weddell  und  Torrey  bemerkt,  dass 
die  Früchte  aus  einer  Reihe  kleiner,  in  ihren  äusserer^  Organen  un- 
entwickelt bleibenden  Blüthenknospen  hervorgehen,  die  früher  als  die 
grossen  Blumen  entstehen  und  in  denen,  nach  Gr. ,  die  Befruchtung  so 
frühzeitig  erfolgt  ,  dass  in  ihnen  regelmässig  das  Ovarium  durch  sein 
Auswachsen  die  übrigen  Organe,  die  hier  fast  regelmässig  bleiben,  vom 
Forus  losreisst  und  wie  eine  Calyptra  auf  seiner  Spitze  trägt.  Diese  Vor- 
gänge  erinnern  an  die  ähnlichen   Verhältnisse  bei  Viola  mirabilis. 

Tribuleen.  Tribulus  ,  wovon  Kralik  9  Arten  charakterisirl 
(Ann.  sc.  nal.  HI.  11.  p.  25.)  zählt  pentandrische  Arten;  der  gemein- 
same GrilFel  fehlt  niemals^  wodurch  die  Gattung  demnach  von  Bieber- 
gteinia  abweicht ;  die  persischen  und  arabischen  Arten  ,  bei  denen  die 
Carpidien  statt  der  Dornen  mit  Flügeln  versehen  sind  ,  verdienen  ge- 
ncrisch  abgesondert  zu  werden.  ~  Neue  Galtung.  Tribtdopis  R. 
Br.  (Appendix  to  Sturt  p.  70.):  im  tropischen  Neuholland,  von  Tribu- 


und  systematischen  Botanik  wuhrend  des  Jahres  1849.  317 

lus  durch  „Ovaria  5  monospenna,  cocci  praeter  lnbercula  2  v.  4  ba- 
seos  laeves,"  so  wie  durch  abwechselnde  Blätter  verschieden,  ebenfalls 
Iheils  dekandrisch  ,  iheils  penlandrisch.  Sind  in  dieser  Gattung,  "wio 
es  naclj  ßr. 's, Worten  nicht  zu  bezweifeln  ist,  die  Ovarien  nicht  ver- 
bunden und  ohne  einen  gemeinsamen  Griffel,  so  würde  sie,  wie  Bie- 
bersleinia,  sich  näher  an  die  Rosaceen  anschliessen,  zwischen  denen  und 
den  Zygpphylleen  die  Tribuleen  als  Äliltelgruppc  betrachtet  werden 
können. 

Rutaceen  Spach  publicirte  eine  iMonographie  von  Haplo- 
phyllum  (Ann.  sc.  nat.  III.  II.  p.  174—192.):  die  Zahl  der  dem  Verf. 
bekannt  gewordenen  Arten  i)eträgt  30,  aber  sein  Subgenus  Peganoides 
(=  H.  davuricum  Juss.)  durch  Anisomerie  der  Karpelle  und  ein  Gyno- 
phorum  hemisphaericum  abweichend ,  ist  als  eigene  Gattung  abzuson- 
dern. Nach  der  Zahl  und  Stellung  der  Eier  ergeben  sich  scharfe  Sek- 
tionen : 

A.  Ovula  4,  ovulis  geminatim  superpositis.  / 

a.  Ovarii  glandulae   subaequales  subglobosae.  7  sp. 

b.  —  —  inaequales   elongatae.  2  sp. 

B.  Ovula  2,  ovulo  superiori  adscendente,  inferiori  appenso.     Dahin 

nur  H.  patavinum  Juss. 

C.  Ovula  2 — 1,  ovulis  geminis  collateralibus  appensis.  19  orienlali- 
sche'Arten  :   von   europäischen  nur  H.  Buxbaumii  Juss. 

£ine  neue  Gattung  aus  Texas,  der  einzige  Repäsenlant  der  Fa> 
milie  in  der  neuen  Welt ,  ist  Rutosma  A.  G  r.  (Gen.  bor.  amer.  2."  p. 
143.),  von  Rula  durch  das  Ovarium  bilobum  ,  biloculare,  den  Discus 
Slobus  poris  nectarilVris  destitulum  und  Semina  muricata  unterschie- 
den, im  Habitus  (t.  155.)  Haplophyllum  gleichend. 

Diosmeen.  Neue  Gattung:  Geleznowia  Turcz.  (Bullet.  Mose. 
1849,  nr.  3.)  :  von  Svvan  River  (ürumm.  coli.  3.  nr.  8.),  mit  Chorila^na 
vom  Verf.   verglichen. 

Ochnaceen.  Erhard  bearbeitete  die  südamerikanischen  Ar- 
ten der  Gattung  Gomphia  monographisch  (Regensb.  Fl.  1849.  S.  241  — 
254.):  31  Arten. 

Connaraceen.  Bentham  (Niger.  Fl.  288.)  bemerkt,  dass 
ümphalobium  Gärtn.,  auf  Connarus  monocarpus  L.  begründet,  mit  Con- 
narus  zusammenfällt,  und  dass  die  drei  Gattungen  dieser  Gruppe  durch 
folgende  Charaktere  begrenzt  sind:  Connarus  carpidio  1,  ovulis  sulu- 
ralibus  ,  fructu  stipitato  ;  Rourea  carpidiis  3,  ovulis  e  basi  ovarii  ere- 
clis,  fructu  sessili  (Syn.  Connarus  DC.  ,  Byrsocarpus  Schum.,  Anisoste- 
mon  Turcz.)  ;  Cnestis  calyce  valvari  ,  carpidiis  5  ,  ovulis  e  basi  ovarii 
erectis,  fructu  sessili,  semine  albuminoso.  B. 's  Bemerkungen  gegen  die 
Stellung  der  Connaraceen  in  der  Klasse  der  Rutaceen  sind  treffend  :  da 
die  hypogynische  Insertion  bei  den  Mimoseen,  regelmässige  Blüthen  bei 


318     Grisebacli:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  (1.  geographischen 

den  Cynomelieen  vorkommen ,  bei  Copaifera  die  Radicula  sich  eben- 
falls von  Hilum  entfernt,  v\'enn  auch  nicht  so  weit,  wie  bei  Connarus, 
und  da  bei  mehreren  Arten  von  Rourea  und  Cnestis  Nebenblätter  auf- 
treten ,  so  würde  ich  aus  diesen  von  15.  zusammengestellten  Momenten 
vielmehr  den  Schluss  ziehen,  die  Connaraceen  mit  den  Leguminosen  zu 
vereinigen. 

Euphorbiaceen.  Älicrodesmis,  von  Flanchon  zu  den  anomalen 
Flacourtianeen  gestellt,  steht,  nach  Bentham  (Niger  Fl.  p.  513.), 
in  weit  näherer  Verbindung  mit  den  Euphorbiaceen.  —  Neue  Gat- 
tungen: Micrococca  Benth.  (das.  p.  503.)  =  Tragia  mercurialis  L., 
eine  Acalyphee  ;  Erytkrococca  Benth.  (das.  p.  506.)  =  Adclia  ano- 
mala  Foir.  ,  Acalyphee;  Pycnocoma  Benth.  (das.  p.  508.):  Baum  in 
Fernando  Po,  aus  der  Gruppe  der  Croloneen  ;  Cleistantkus  Hook.  fil. 
(das.  p.  512.)  :  Strauch  in  Sierra  Leone,  wahrscheinlich  mit  Bridelia 
verwandt ,  aber  $  unbekannt. 

Cha  illetiaceen.  Bentham  (Niger  Fl.  p.  279.)  bemerkt,  dass 
man  diese  Gruppe  nebst  den  Hippocrateaceen  mit  den  Celastrineen 
vereinigen  könnte,  wogegen  indessen  die  starke  Ausbreitung  des  Albu- 
mens  bei  den  letzteren  spricht.  Der  Diskus  der  Hippocrateaceen  ist 
bei  den  Chaiiletiaceen  durch  hypogynische  Drüsen  angedeutet,  welche 
zuweilen  zu  einem  Ringe  zusammentreten.  Lindley  hatte  den  Chaiile- 
tiaceen irrthümlich  einen  Calyx  valvaris  zugeschrieben,  der  vielmehr  in 
hohem  Grade  imbrikativ  ist. 

Rhamneen.  A.Gray  stellt  die  Tournefort'sche  Gattung  Fran- 
gula  (Gen.  bor.  amer.  p.  177.)  mit  folgender  Charakteristik  wieder  her: 
discus  tenuis;  semina  non  sulcata,  rhaphe  laterali ;  cotyledones  planae, 
carnosae.  Rhamnus  dagegen  hat  den  Discus  margine  incrassatus  (nicht 
überall)  ,  Semina  dorso  sulcata,  rhaphe  dorsali  und  Cotyledones  folia- 
ceae  revolutae. 

Celastrineen.  A.  Gray  (das.  p.  183.)  findet,  dass  derAril- 
lus  bei  Celastrus  ein  ächter,  aus  dem  Funiculus  hervorgegangener 
Arillus  sei,  Planchon  hatte  nämlich  bei  Evonymus  dieses  Gebilde  von  der 
Eimündung  aus  sich  entwickeln  sehen  und  als  Arillodium  unterschieden. 

Polygaleen.  A.  Gray  (das.  p.  220.)  vermulhet,  dass  die 
Phalangen  von  Polygala  nur  als  zwei  Staminen  zu  betrachlen  seien, 
jedoch  ohne  diese  Yermuthung  zu  begründen.  —  Bentham  (Niger  Fl. 
p.  224.)  verbessert  und  vcrvollsländigl  den  Charakter  von  Carpolobia, 
einer  wirklichen  Polygalee,  mit  welcher  Don  jedoch  irrig  zwei  Legu- 
minosen vereinigt  hatte:  2  +  3,  4  +  1,  5,?  ;  pelalum  V  cariniforme; 
St.  monadelpha.  Dieser  Charakter  erläutert  den  von  Polygala  ,  wo 
entweder  2  jener  5  Blumenblätter  fehlen  oder  bei  P.  Donii  durch  Oehr- 
chen  an  den  kleineren  Blumenblättern  nur  angedeutet  sind  (vergl.  Jah- 
resb.    f.   1846.  S.  173.  bei  den  Balsamineen). 

Tri  gouiaceen.      Lieber    die  Stellung    dieser   Familie  habe  ich 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1849.  319 

das  Ergebniss  meiner  Untersuchung  niitgctheilt  (Linnata,  22.  p.  27.). 
Trigonia  ist  ein  Verbindungsglied  zwischen  den  Polygaleen  und  Euphor- 
biaceen  ,  auf  deren  Verwandtschaft  Roeper  in  seiner  Schritt  über  Eu- 
phorbia hingewiesen  hat.  Von  beiden  Familien  unterscheidet  sie  sich 
durch  die  alropen  Eier  und  durch  die  Stellung  des  fünften  Kelchblatts : 
durch  letztere  ist  eine  Analogie  mit  Rloringa  und  den  Leguminosen  aus- 
gedrückt. 

Sapin  daceen.  Benjamin  untersuchte  die  Blatlentwiekelung 
von  Aesculus  Hippocastanum  (Bot.  Zeit.  7.  S.  449.  465.).  —  Neue 
Gattuug:  Lecaniodiscus  PI  auch.  (l\'iger  Fl.  n. -250.) :  im  westlichen 
Afrika,  durch  Apetalie  von  Sapindus  abweichend. 

M  a  1  p  i  g  h  i  a  c  e  e  n .  Neue  Gattung:  Blepharandra  G  r  i  s  e  b. 
(Linnaea,  22.  p.  7.)  =  Coleostachys  hypoleuca  Benth.,  ein  Baum  im 
britischen  Guiana. 

Auranti  ac  eeu.  Bentham  (Niger  Fl.  p.  257.)  zeigt  ,  dass 
Fagarastrum  Don  (Gen.  ad  calc.  Burserac.  beiEndl.)  =  Amyris  anisata 
W.,  ebenso  wie  Alyaris  Prl  ,  zu  den  Aurantiaceen  gehört  und  mit  Claus- 
sena  zu  vereinigen   ist. 

Olacineen.  Tulasne  (Ann.  sc.  nat.  III-  11.  p.  169-173.) 
stellt  Aublet's  Paraqueiba,  bei  Endlicher  eine  Monopetale  von  zweifel- 
felhafter  Stellung,  neben  Icacina,  von  der  sie  sich  durch  an  der  In- 
nenseite mittelst  vorspringender  Leisten  gefurchte  Blumenblätter,  flache 
Filamente  und  vierfäthcrige  Antheren  unterscheidet.  Charakter :  (5),  5, 
5,  1;  calyx  minutus,  marcescens ;  petala  distincta,  hypogyna,  valvaria, 
iamina  media  inlrorsum  prominente  deorsum  ampliore  v.  etiam  altera 
transversa  angustiori  inst! ucta,  sigillatim  veluti  2 — 4Iocellata  s.  foveata; 
stamina  hypogyna,  filamenlis  obovatis  ,  antheris  4locellatis,  locellis 
linearibus  connectivo  4-gono  impositis;  ovarium  uniloculare,  ovulis  2 
pendulis  anatropis,  stylo  brevissimo  ,  stigmale  exiguo  obscure  2-3Iobo; 
fructus  ignotus.  Dieser  Charakter  bezeichnet  die  Gattung  unzweifel- 
haft als  Olacinee:  indessen  ist  T.  geneigt,  die  Icacineen  als  besondere 
Gruppe  zu  betrachten  und  zählt  zu  denselben  ausserdem  Pogopetalum, 
(iomphandra,  Apodytes,  Emmotus,  Leretia  und  nach  Adr.  Jussieu  Cap- 
paris  glandulosa  Derf.  —  Neue  G  ?i  1 1  ii  n  g:  Rhaphiostylis  Plan  eh. 
(Niger  Fl.  p.  259.)  =  Apodytes  beninensis  Hook.  fil. ;  Frucht  unbekannt 
und  nur  nach  der  Inllorescenz  von   Apodytes    abgesondert. 

Guttifercn.  Tulasne  giebt  eine  Monographie  von  Aublet's 
übersehener  Gattung  Quiina  (Ann.  sc.  nat.  IIL  11.  p.  154 — 169.)  ,  wo- 
hin mehrere  von  Pocppig  gesammelte  und  von  ihm  als  Freziera  be- 
zeichnete Gewächse  gehören.  Crueger's  Versuch  (Jahresb.  f.  1847. 
S.  326.),  diese  Galtung  unter  dem  Namen  Guiina  wieder  herzustellen, 
wird  getadelt ,  da  sein  Baum  von  Trinidad  der  Aublel'schen  Beschrei- 
bung nicht  entspreche.  Auch  ist  Quiina  keine  Ternstroemiacee,  son- 
dern nach  T.  eine  Guttifere,  wofür  die  gegenüberstehenden  Blätter  und 


320  Grisebach:   Bericht  üh.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

deren  iNervatur  sprechen:  übrigens  weicht  sie  von  den  Gultiferen  durch 
grosse  Nebenblätter  ab.  9  Arten  werden  beschrieben,  aber  Aublet's 
ursprüngliche  Art  bleibt  unbekannt. 

T  er  n  stro  emi  a  ceen.  Neue  Gattung:  Penlaphylax  Gardn.  et 
Champion  (Hook.  Journ.  1.  p.  244.):  Holzgewächs  in  Hongkong, 
verwandt  mit  den  Gordonieen  aber  durch  Stamina  definita  und  Ovula 
in   loculis  gemina,  collateralia,  pendula  isolirt. 

Tiliaceen.  In  einer  Dissertation  von  C.  Müller  (Adnotalio- 
nes  de  familia  Elaeocarpeacearum.  Berolin.  ,  1849.)  werden  mehrere 
Wallich'sche  Elaeocarpus^Arten  beschrieben.  Uebrigens  ist  zu  erinnern, 
dass  die  Elaeokarpsen  mit  den  Legnotideen  ,  mit  denen  sie  die  zer- 
schlitzten Blumenblätter  gemein  haben  ,  auch  übrigens  so  vollkommen 
übereinstimmen,  dass  sie  nur  durch  die  geringere  Ausbildung  des  Dis- 
cus,  die  Antherenklappen  und  abwechselnde  Blätter  zu  unterscheiden 
sind  :  sie  müssen  daher  aus  der  Familie  der  Tiliaceen  ausgeschlossen 
werden.  —  Neue  Gattung:  Glyphaea  Hook.  fil.  (Niger  Fl.  p.  237.) 
3_   Grewia  lateriflora  Don  von  Fernando  Po. 

ß  yttn  eri  ace  en.  Neue  Galtung:  Achitleo psis  T u r  c z  »  n .  ^^BuU 
let.  Mose.  1849.  nr.  3  ) :  von  Swan  River,  mit  ßulingia  verglichen  (= 
Drumm.  coli.  4.  nr.  100.). 

Sie  rculiace  en.  Delabechea,Mitch.  (vor.  Jahresb.  S.  80.)  fällt, 
nach  R.  Brown  (Appendix  to  Sturt  p.  66.),  mit  Brachychiton  zu- 
sammen. 

Ma  Iva  ceen.  Garcke  (Bot.  Zeit.  7.  S.  817.  833.  849.)  unter- 
wirft die  Einlheilung  dieser  Familie  der  Kritik  und  publicirt  einige 
neue  afrikanische  Hibiscus-Arlen.  —  A.  Gray  (Gen.  bor.  amer.  2.  p. 
44)  zeigt,  wie  Ducharlre's  Theorie  der  Malvaceen-Blüthe  durch  seine 
neue  Gattung  Sidallea  (s.  vor.  Jahresb.)  erläutert  und  bestätigt  wird: 
die  Opposition  derStaminen  bleibt  hierdurch  5  abgesonderte,  opponirte 
Phalangen  in  der  entwickelten  Blüthe  erhalten  und  der  innere  Slami- 
nen-Kreis  bildet  gleichfalls  Antheren  aus,  während  derselbe  bei  den 
übrigen  Malvaceen  abortirt.  —  Neue  Gattung:  SturUa  R.  B  r,  (Ap- 
pendix to  Sturt  p.  68.):  Staude  in  Südaustralien,  von  Gossypium  durch 
ein  Involucrum  triphyllum  integerrimum  und  einen  Calyx  5  dentatus, 
sinubus  rotundatis  verschieden  ;   Frucht    unbekannt. 

Phytolacceen.  Moquin's  Bearbeitung  im  Podromus  (13. 
2.  p.  2 — 40.)  enthält  die  neuen  Gattungen:  Ledenbergia  Klolzsch 
mcr.  (p.  14):  aus  Venezuela  und  Martinique;  CyclothecaMo  (\.  (p.  37.)  : 
Gyrostemonee  von  Swan-River. 

Caryophylleen.  A.  Gray  (Gen.  bor.  amer.  2.  p.  lt.)  findet 
das  üvarium  bei  Honkenya,  Möhringia  und  anderen  Alsineen  mehr  oder 
weniger  dreifächerig  und  meint  ,  dass  die  Dissepimente  bei  mehreren 
Gewächsen  dieser  Gruppe  durch  die  Entwickelung  verschwinden.  Die 
^cleranthecn  und  Molluginecn  vereinigt  er  mit  den  Caryophylleen.  Bei 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1849.  321 

Scleranlhus  (das.  p.  16.)  ist,  nach  Sprague,  das  Ei  in  entgegenge- 
setzter Richtung  ,  wie  bei  mehreren  Paronychieen  umgebogen ,  wovon 
die  Folge  ist,  dass  dort  die  Kadicula  im  hängenden  Samen  an  der  vom 
Funiculus  abgewendeten  Seite,  hier  an  der  Funicular- Seite  liegt; 
man  erkennt  diesen  Unterschied ,  wenn  man  die  Tafeln  von  Scleran- 
lhus (t.  102.)  und  von  Siphonychia  (t.  103.)  vergleicht.  —Neue  Gat- 
tung: Jordania  Boiss.  (Diagn.  or.  8.  p.  93.)  =  Heterochroae  sp. 
Jaub.  Sp. 

Cucurbitaceen.  Neue  Gaüang :  Ädenopus  Benth.  (Niger  Fl. 
p.  372.):  aus  Sierra  Leone,  nur  nach  J1  beschrieben. 

Passifloren.  Neue  Gattung:  Crossostemma  Benth.  (Niger 
Fl.  p.  364.)  :  Liane  in  Sierra  Leone,  durch  einfache  Narbe  und  sitzen- 
des Ovarium  von  Passiflora  unterschieden. 

Homalineen.  Bentham  (Niger  Fl.  p.  364.)  bemerkt  gegen 
Lindley,  der  die  Verwandtschaft  der  Hamelineen  mit  den  Passifloreen 
in  Abrede  gestellt  hatte,  dass  sie  sich  von  diesen  in  der  That  nur  durch 
die  Drüsen  der  Blüthe  und  die  Insertion  der  Staminen  unterscheiden. 
Die  neue  Gattung  Dissomeria  Benth.  (das.  p.  362,)  von  den  Ufern  des 
Niger  hat  ein  fast  freies  Ovarium,  wie  die  Passifloreen  und  mit  Recht 
hob  schon  Brown  hervor,  dass  die  übrigen  Gattungen  die  verschieden- 
sten Grade  den  Adhärenz  des  Ovarium's  zeigen  ;  Nebenblätter  sind  vor- 
handen, wenn  auch  hinfällige,  auch  an  den  Blättern  kommen  die  Drü- 
sen der  Passifloreen  vor,  und  im  Habitus  schliessen  sich  die  Homalineen 
nahe  an  Smeathmannia. 

Pangieen.  Neue  Gattung:  Bergsmia  Bl.  (Äfus.  lugd.  bat.  p. 
16.):  Baum  in  Java,  durch  Calyx  ^  valvaris  tripartitus  und  Slamina 
monadelpha  von  Hydnocarpus  unterschieden. 

Bixineen.  Hochstetter  sucht  die  Stellung  seiner  Gattung 
Monospora ,  die  mit  Trimeria  zusammenfällt  (s.  Jahresb.  f.  1846.  S. 
178.),  bei  den  Bixineen  gegen  Bernhardi  zu  vertheidigen  (Regensb.  Fl. 
1849.  S.49.). 

Nymphaeaceen.  Treviranus  beobachtete  die  Keimung  von 
Nymphaea  und  Euryale  (Abh.  der  Münchener  Akademie.  Bd.  5.  Abth. 
2.  S.  397—403.  tab.  13.). 

Cruciferen.  Cosson  untersuchte  den  Befruchtungsapparat 
der  Cruciferen  (Ann.  sc.  nat.  HI.  12.  p.  79— 120.).  —  Derselbe 
verbessert  den  Charakter  von  Subularia  (Notes  sar  quelques  pl.  criti- 
ques  2.  p.  52.):  die  Kotyledonen  sind  nicht  bis  zur  Basis  gefaltet  und 
die  Radicula  legt  sich  nur  auf  den  Rücken  des  unteren  ungefalteten 
Theils.  —  Neue  Gattungen:  Blennodia  R.  Br.  (Appendix  to  Sturt 
p.  67.):  in  der  australischen  Wüste  Matlhiola  vertretend,  von  der  sie 
sich  nur  durch  notorrhizeische  Samen  und  eine  Spiralzellenschicht 
auf  derTesla  unterscheidet;  Buchingera  Boiss.  (Diagn.  or.  8.  p.  29.): 
ausgezeichnete  Alyssinee  von  Teheran  mit  axillären  Blüthen,  von  Far- 
Archiv  f.  Naturgesch.  XVI.  Jahrg.  2.  Bd.  Y 


322  Grisebach:  Bericht  Ob.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

selia  durch  einsamige  Silicülar-Fächer  und  ebenen  Kelch  verschieden ; 
Carpoceras  Boiss.  (das.  p.  36.)  =  Thlaspi  sect.  Carpoceras  DC.  ; 
Synthlipsis  As.  Gray  (PI.  Pendler,  in  Mem.  Americ.  Acad.  IV.  1.): 
Thlaspidee  von  Saltillo  ;  Hussonia  Boiss.  (a.  a.  0.  p.46.):  Anchoniee 
in  Palästina    und  Arabien ,  durch  notorrhizeischen  Samen  von  Erucaria 

abweichend.  ,  ......  i    i 

Papaveraceen.  Henslow  untersuchte  die  Entwicklung 
des  Pistills  von  Eschscholtzia  (Hook.  Journ.  1.  p.  289-291.  tab.  10.) 
und  giebt  durch  seine  Darstellung  einen  treffenden  Beweis  für  die 
Richtigkeit  der  im  Bericht  für  1847.  bezeichneten  Cruciferen-Theörie 
(vergl.  Ber.  f.  1848.  S.  84.).  Von  den  4  Narben  von  Eschscholtzia 
entwickeln  sich  die  zwei  stärkeren ,  dem  Mittelnerv  des  Carpellblatts 
entsprechenden  zuerst,  später  die  schwächeren,  welche,  wie  bei  den 
Cruciferen,  den  Placenten  opponirt  sind.  Nun  giebt  es  Entwickelungs- 
zustände  und  diesen  entsprechende  Monstrositäten,  wo  die  letzteren 
paarweise  auftreten,  also  jedes  Carpellblatt  mit  2  seitlichen  und  einer 
dorsalen  Spitze  endet.  Die  sechs  Narben  werden  also  hier  durch  Yei'. 
-  Schmelzung  von  je  zwei  Marginalnarben  auf  vier  reducirt. 

Ranunculaceen.  Roeper  beschäftigte  sich  mit  dem  Biu- 
Ihenstande  der  Ranunculaceen  (Bot.  Zeit.  7.  S.  401.  417,  433.):  die 
meisten  Ranunculaceen  haben  eine  centrifugale  Inflorescenz,  namentlich 
auch  die  Anemonen,  denen  man  irrig  eine  Dolde  zuschreibt,  ebenso 
Thalictrum  wo  jedoch  Th.  alpinum  mit  einem  wirklichen  Racemus  eine 
höchst  bemeikenswerthe  Ausnahme  von  dem  Typus  der  Familie  macht. 
Dille  niaceen.  Neue  Gattung:  Ochrolasia  Turczan.  (Bull. 
Mose.  1849.  nr.  3.):    von  Swan- River  (Drumm.   coli.  4.  nr.  119.),  mit 

lateralen  Griffeln.  , .  ^        ..      a« 

Anonaceen.  Bentham  macht  auf  die  verschiedenartige  Ae- 
stivation  der  Corolla  aufmerksam  (Niger  Fl.  p.  212.),  die  man  irrig  alU 
semein  für  valvirt  gehalten  hat.  Ueberall,  wo  die  Spitze  der  Blumen- 
blätter abgerundet  ist,  legen  sie  sich  in  der  Knospe  imbrikativ  über- 
einander,  namentlich  bei  Guatteria,  Uvaria,  Unona,  Duguetia:  während 
die  zugespitzten  Blumenblätter  bei  Anona  und  anderen  Gattungen  eine 
wirklich  valvirte  Aeslivation  bezeichnen. 

Menispermeen.  Neue  Gattung:  Jateorhka  Miers  (Niger 
Fl  p  212  )  =  Cocculus  macranthus  Hook.  fil.  und  palmatus  DC,  von 
welchem    letzteren  C.  palmatus  Wall,    als    J.    Columba    Mrs.  abgeson- 

dert  wird. 

Saxifrageen.  Clark  e  fand  unter  den  anatropen  Eiern  von 
tellima  grandiflora  einzelne  atrop  gebliebene  (Hook.  Journ.  I.  p.  140. 
t  5  )  legt  jedoch  auf  diese  Monstrosität,  die  dadurch  bedingt  scheint, 
dass  die  dicht  gedrängten  Eier  sich  bei  ihrer  Krümmung  gegenseitig 
behinderten,  mit  Unrecht  ein  allgemeineres,  auf  systematische  Betrach- 
tungen ausgedehntes  Gewicht.  -  Auf  die  neue  Gattung   Valdma  Gay 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1849.        323 

(Jahresb.  f.  1847.)  komme  ich  wegen  ihrer  merkwürdigen  Struktur 
nochmals  zurück)  (Fl.  chileu.  3.  p.  43:  schon  in  der  chilen.  Zeitung 
Araucano  von  1836  aufgestellt).  Dies  ist  eine  Staude  in  Valdivicn  mit 
axillären  Trauben  :  (5)  ,  5 — 7,  5 — 7 ,  (3)  ;  calycis  limbus  öfidus,  supe- 
rus;  ovarium  Iriloculare,  stylo  simplici,  stigmale  trisulcato  ;  seniina  qd, 
embryone  miuulissimo.  Diese  Gattung  scheint  durch  den  kleinen  Em- 
bryo von  den  Saxifrageen  abzuweichen  und  schliesst  sich  näher  an 
Chrysosplenium,  welches  ich  aus  diesem  Grunde  zu  den  Grossularieen 
gebracht  habe  :  allein  die  Verwachsung  der  Grilfel  ist  auch  in  dieser 
Verwandtschaft  neu.  —  Die  unvollkommen  bekannt  gewesene  Hydran- 
gee  Jamesia  Torr.  Gr.  ist  von  A.  Gray  jetzt  ausführlich  beschrieben 
(PI.  Pendler  in  Mem.  Amer.  Acad.  4.  P.  1.):  5,  5,  10,  (3—5);  pla- 
centae parietales,  ovulis  anatropis;  Capsula  scmitrilocularis,  inter  slylos 
persistentes  divergentes  dehiscens;   embryo  axilis. 

Hamamelideen.  .  Gardner  versucht  diese  Familie  nach  neuen 
Grundsätzen  zu  begrenzen  und  nicht  bloss  die  ßruniaceen ,  sondern 
auch  die  Hehvingiaceen  und  Balsamifluen  mit  derselben  zu  vereinigen 
(Hook.  Journ.  I.  p.  313 — 323).  Er  sucht  zu  zeigen,  dass  die  bisher 
geltend  gemachten  Unterschiede  zwischen  den  Hamamelideen  und  Bi-a- 
niaceen  theils  irrig  sind,  theils  der  allgemeinen  Bedeutung  entbehren. 
Beitie  Familien  werden  von  Endlicher  und  Lindiey  durch  die  auf  die 
Hamamelideen  beschränkten  Nebenblätter  und  durch  die  Klappendehis- 
cenz  von  deren  Äntheren  unterschieden.  Nun  fehlen  die  Nebenblätter 
in  der  von  G.  zu  den  Hamamelideen  gezählten  Gattung  Tetracrypta 
(=  Anisophyllea  Br.  s.  oben  bei  den  Legnotideen)  :  so  lange  jedoch 
die  Struktur  ihres  Samens  unbekannt  ist,  kann  über  die  Stellung  der- 
selben um  so  weniger  geurlheilt  werden,  als  sie  auch  durch  die  Vier- 
zahl ihrer  Karpellblätter  und  durch  klappenlormige  Aestivation  des  Kel- 
ches von  dem  Typus  der  Familie  abweicht.  Wiewohl  G.  den  letzte- 
ren Charakter  selbst  angiebt,  übersieht  er  ihn  doch  in  seiner  Charak- 
teristik der  Familie  (p.  321.),  der  er  allgemein  die  imbrikative  Knos- 
penlage des  Kelches  zuschreibt.  Was  die  Dehiscenz  der  Äntheren  be- 
trifft, so  ist  es  allerdings  bekannt,  dass  bei  den  meisten  Hamamelideen, 
z.  B.  bei  Fothergilla  ,  Parrolia ,  der  eigentliümliche  Bau  der  Äntheren 
von  Hamamelis  fehlt ,  dass ,  nach  Harvey ,  die  Äntheren  von  Grubbia, 
welche  man  füglich  von  den  ßruniaceen  absondern  kann ,  sich  durch 
Klappen  öffnen  ,  und  dass  man  daher  auf  dieses  Verhältniss  bei  der  dia- 
gnostischen Unterscheidung  beider  Familien  keinen  Werth  legen  kann. 
Ebenso  beruht  es  nur  auf  einem  Irrthum,  dass  Lindiey  den  Bruniaceen 
eine  Dehiscenz  der  Äntheren  an  ihrer  Aussenseite  zugeschrieben  hat. 
Wichtiger  aber  ,  als  die  Nebenblätter  ,  halte  ich  in  diesei^  Verwandt- 
schaftskreise die  Entwickelungsslufe ,  welche  der  Embi^o  im  Samen 
erreicht,  weil  sich  durch  den  Embryo  minutus  aueh  die  Escallonia- 
ceen,  Grossularieen  u.  a.  von  den  Saxifrageen   und  Celastrineen  unter- 


324    Grisebacht  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.   geographischen 

scheiden.  Hierin  erkennt  aber  G.  selbst  die  durchgreifende  Verschieden- 
heit derHamamelideen,  denen  er  den  Embryo  axilis,  cotyledon.bus  sub- 
foliaceis  zuschreibt,    von   den  Bruniaceen  an,  die  den  E.  minutus  be- 
sitzen   Bringt    man    hiezu  den  Er'ikoiden-Habilus   der  letzteren  in  An- 
schlag, so  muss  man  den  Versuch  G.'s  beide  Gruppen  zu  einer  bami- 
lie  zu  verbinden,  als  misslungen  betrachten.  -  Die  Verwandtschaft  von 
Helwingia   mit    den  Hamamelideen   ist  von  Decaisne    dargelhan  ,  senie 
Gründe,  sie  als  besondere  Familie  neben  diesen  zu  betrachten,  werden 
von  G    nicht  widerlegt:  indessen  ist  sie  allerdings  als  eine  Uebergangs- 
familie  zwischen  den  Hamamelideen,   mit  denen  sie  im  Habitus  und  in 
den  Nebenblättern    zusammentrifft,    und  den  Bruniaceen  anzusehen,  an 
welche   sie    sich    durch    die   Bildung    des  Embryo    und  die  vermehrte 
Zahl  der  Karpelle  anschliessl :    da  sie  in  letzterer  Beziehung  mit  Ani- 
sophyllea  übereinstimmt,  so  dürfte  man  dieser  Gattung  provisorisch  die 
Stellung    neben  ihr  anweisen,  obgleich  Helwingia  apetalisch  und  d.kli- 
nisch  ist     -   Auch  die  Idee,    dass    die  ßalsamifluen  in  der  Nähe  der 
Hamamelideen    stehen   müssen,   ist    nicht   neu:    sie  gehört  Griffith  an. 
Dieser  Botaniker  halle    die  Gattungen  Sedgwickia  und    ßuckland.a  be- 
schrieben,  und  zu  den  Hamamelideen  gestellt,  von  denen  sie  sich  durch 
eine  grössere  Anzahl  von  Eiern  und  eine    geringere  Perisperm  -  Abla- 
gerung (Albumen  parcum  bei  Gr.)  unterscheiden.     Später  i:educirte  er 
Jedgwickia    zu  Liquidambar ,    womit  Gardner    nicht  einverstanden  ist: 
jedenfalls  stehen  sich  beide  Gattungen  sehr  nahe,  und  statt  h.eraus  zu 
schllessen,  dass  die  ßucklandieen    mit  Unrecht    zu    den  Hamamelideen 
gebracht  und  zu  den  Balsamifluen  zu  transponiren  sind  ,  verfahrt  Gard- 
ner umgekehrt,  indem  er  die  Balsamifluen  mit  den  Hamamelideen  ver- 
einigt.    Er    führt    zwar  beiläufig  (p.  319.)    an,    dass  Liquidambar   und 
Bucklandia    durch    ein   reichliches  Albumen   von   denjenigen    Familien 
sich  entfernen,  mit  denen  man  die  Balsamifluen  bisher  verglichen  hat: 
aber  da    diese  Aeusserung  mit   den  Beschreibungen   Blume's    und  Grf- 
-   fith's    im  Widerspruch    steht,    so   ist   um  so  weniger  ein  Gewicht  aut 
sie  zu  legen,  als  Gardner  Früchte  von  keiner  einzigen  ßalsamiflue  un- 
tersucht  hat,  indem  sich  seine  Materialien  auf  blühende  Exemplare  von 
Sedgwickia  beschränkten.  -Sondert  man  nun  die  Bruniaceen,  Helwm- 
giaceen  und  Balsamifluen  aus    G.'s  Familienübersicht  aus  ,   so    bleiben 
folgende  Tribus  bestehen  ,  die  bei    ihm  Sublribus  seiner  Tnbus  Hama- 
meleen  bilden : 

1.     Folhergilleae.     Flores  apetali.  Slamina  24.  Antherae  hippocrepi- 

cae,  rima   semicirculari.  —  Fothergilla. 
H.    Euhamameleae.     Stamina  8—10 ,  alterna  slerilia. 

a.  Antherae  valva  verticali  dehiscentes.    -  Eustigma ,  Loropela- 
lum,  Hamamelis. 

b.  Antherae  rima  lalerali  dehiscentes.  —  Corylopsis,  Dicorypha. 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1849.         325 

3.  Parrolieae.  Stamina  5-8,  omnia  ferlilia.  Anlherae  rima  late- 
ral, deh.scentes.  _  Parrolia,  Distylium,  Trichocladus.  Hieher 
zahlt  G.  auch  seine  Galtung  Tetracrypta. 

Neue  Gattung:  Eusligma  Gardn.  Champion  (das.  p  312  V 
aus  Hongkong,  durch  Antherae  extrorsae  von  Hamamelis  und  den  ubd- 
gen  Gattungen  abweichend.  Charakter:  (5),  0,  5,  (2);  calycis  lim- 
bns  sem.superus,  imbricativus  ;  stamina  squamulis  alternantia  ,  antherae 
valva  verfcali  persistente  dehiscentes,  basifixae,  extrorsae;  ovarium 
ovul.s  ,n  loculo  solitariis,  stylis  distinctis  ,  stigmalibus  magnis  lobatis  : 
Capsula  ap.ce  b.valvis,  valvis  demum  fissis,  endocarpio  corneo  in  coc, 
cos  2  bivalves  soluto. 

Umbellife.e.1.     Hoffmaun    e.Uwi,n    genaue  ßeschreibun. 

1849.  S.  17.  721.  „„d  im  J.  1850  for.gese.n).  _  Cos  so«  erklärt  das 
Heloscadium  .„ler„,edi„,n  DC.  der  Gascogne  für  ein  Petroselinum 
(Noles  sur  quelques  plantes.  1.  p.  6,).    _    Pieue  GaUungen:  Gym. 

elc. ,  ß,„„«o«a  Glos  (das.  p.  106.  t.  32.  f.  4.) :  Mulinee  bei  Concep- 
c,on    vergliche»  mit  Pozoa;    Cyssopelalum   Türe.  an.    CBuMet.    Mose. 

u      '"'v^  ■  !"     "*'    ""'   •""^  (^''""'^-    "^o"-  ""•  25S8.)  ;  Porten. 
scHlas.a  V.s    (F.  dal.a..  3.  p.  45.)    =  A.ha^an.a    ramosissima  Port.. 

W        17!Z"':  "".  '"'  '"""""'"'   »"--^'•end;  Taeniopetalu: 
V.s    (das.  p.45.):  Peucedanee  im  südlichen  Dalmatien,  mit  Kerula  ver- 
ghchen;   Te,r<zp(.«,a  Paria  t.  nee  Ben.h.  (Niger  Fl.  p.  131.)  :  von  den 
tap  Verdischen  Inseln,  eine  eigene  Gruppe  bildend,  die,  in  der  Frucht- 
form den  Peucedanee,,    ähnlich,    secundäre  Juga  besitzt,  von  denen  2    ^ 
nebst  2  primären  allein  stark  hervortreten,  später  wegen  der  Priorität 
des  Bentham  sehen  Homonyms    r«r«a4«,ea  P  a r  1  a  t.    benannt;    Cr.no- 
»c.„rf,«„  Bo.ss.  Held,-.  (Diagn.  or.  10.  p.30.)=  Peucedanee  lus  Ana- 
lohen; Acanthopleura   C.  Kch.  (Bot.  Zeit.  7.  S.  408.)    =  Cachrys  in- 
volucata  Pall     .u  den  Daucineen  übertragen;  Alsokl.era  ^tll 
0.  p.  69     =  Lase,p,lium    ve,ticillatum  Kit.,    zu  den  Smyrnieen  über- 
ragen; Cs,ctoa.«s  Boiss.  (diagn.  o.-.10.  p.  48.)  :  Scandieinee  aus  Pa- 
iastina,  an  die  Echinophoreen  grenzend. 

Pyroleen.  Von  dem  bei  der  Samenreife  nur  aus  2 Zellen  be- 
stehenden, ,„  dem  oberen  Theile  eines  ebenfalls  nur  aus  wenigen  Zc- 
len  zusammengesetzten  Endospenns  eingeschlossenen  Embryo  von  Mo. 
no.ropag,ebt  Hofmeister  eine  genaue  Darstellung  (die  En.s.ehu.  g 
des  Embryo.  Leipzig  t849.  S.  36.  Taf.  12.  Fig.  16.). 

.h.  ,^"'"'""'^''<^'"'-     llenfrey  unlersuchle  den  Bau  von  Oroban- 
rtloT.    •';  !'■'•  "•^^-^2):  er  bestätigt,  auf  Beobachtungen 

fegend,      "';>'""'*"""  ''"^   '"""'"''   «•  "'"^"'^  A"^'cht 
gegen   I.,„dley,    dass  die  beiden  Ca.pophylla   vorn  und  hinten  stehen 


326    Grisebach;  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

und  dass  daher  Reuter  mit  Recht  bei  Orobanche  zwei^  aus  zwei  Hälf- 
ten zusammengesetzte  Marginalnarben  angenommen  hat  (vergl.  Jahresb. 
f.  1847.).  —  A.  Gray  giebt  eine  neue  Darstellung  von  Obolaria  (Chlo- 
ris  bor.  amer.  1.  in  Mem.  Amer.  Acad.  3.  1848.):  seine  Meinung,  dass 
diese  Galtung  wieder  zu  den  Gentianeen  zurückzuführen  sei  ,  von  de- 
nen sie  durch  ie  Aestivation  der  Blumenkrone  abweicht ,  scheint  mir 
unzulässig,  ich  halte  sie  für  eine  Orobanchee  mit  regelmässiger  Blume. 

Gesneriaceen.  Hance  spricht  sich,  indem  er  einen  merk- 
würdigen Fall  von  Knospenbildung  an  den  Blättern  von  Chirila  sinen- 
sis beschreibt  (Hook.  Journ.  I.  p^  141.  t.  5.)  ,  für  die  Ansicht  aus,  dass 
hier  die  Eier  aus  der  Axille  des  Karpophylls  entspringen.  —  Neue 
Gattungen:  Kokoschkinia  Turczan.  (Bullet.  Mose.  1849.  nr.  3.): 
Besleriacee  aus  Guayaquil  (James,  coli.  nr.  516.);  Salisia  Reg.  (Re- 
gensb.  Fl.  1849.  S.  179.)  =  Gloxinia  maculata  l'Her.  ;  Gulhnihia  Reg. 
(das.)  =  Achimenes  atrosanguinea  Hst.  ,  von  Diastema  durch  die  Co- 
rollenform  unterschieden;  Dicyrta  Reg.  (das.  S.  181.)  =  Achimenes 
Warczewicziana  Otto ,  ebenfalls  von  Diastema  nur  durch  die  CoroUe, 
die  hier  2  Falten  bildet,  abweichend;  Giesleria  Reg.  (das.)  -=  Achi- 
menes picta,  von  Kohleria  wegen  der  Corolle  getrennt. 

Bignoniaceen.  Neue  Gattungen:  Monttea  Gay  (Ft.  chilen. 
4.  p.  416.  tab.  51.):  Strauch  bei  Coquimbo,  mit  einer  durch  Abort  ein- 
samigen, einfächerigen  Kapsel:  Reyesia  Gay  (das.  p.  418.  tab.  52.): 
Staude  in  Chile  mit  sehr  kleinen,  hinfälligen  Blättern;  Charakter:  5, 
5, 2/ ,  2  ;  Stylus  apice  spathulato-dilatatus,  stigmate  subunilobo ;  Capsula 
bilocularis,  4-dentata,  dissepimento  parallele,  seminibus  apteris  30—40. 

Acanthaceen.  Synonyme  der  von  Nees  übersehenen  Beau- 
vois'schen  Gattung  Brillaintaisia  sind  nach  Bentham  (Niger  Fl.  p. 
477.,)  Leucoraphis  sp.  afric.  Ns.  und  ßelanlhera  Belvisiana  Ns.  —  Neue 
Gattung:  Gulzlafßa  Hance  (Hook.  Journ.  1.  p.  142.):  Staude  in 
Hongkong,  zwischen  Endopogon  und  Codonacanthus  gestellt. 

Scrophularineen,  Tulasne  untersuchte  die  Entwickelung 
des  Ei's  und  Embryo's  (Ann.  sc.  nat.  III.  12.  p.  27—67.);  Dickie's  An- 
sichten über  das  Ei  von  Euphrasia  (s.  vor.  Jahresb.)  hält  er  für  un- 
richtig. —  Den  Parasitismus  der  Rhinanthaceen  zeigt  Brandt  in  Ab- 
bildungen der  Saugwurzeln  von  Rhinanthus  (Linnaea,  22.  p.  81— 127. 
tab.  1.).  — Webb  giebt  eine  verbesserte  Charakteristik  seiner  Tribus 
der  Campylantheen  (Niger  Fl.  p.  163).  —  Ball  vergleicht  die  mit 
Odontites  rubra  verwandten  Formen  (Ann.  nat.  bist.  II.  4.  p.  28 — 31.). 

Solaneen.  Die  Grenzen  der  Familie  sucht  Miers  in  einer 
seine  umfassenden  Untersuchungen  zur  üebersicht  bringenden  Abhand- 
lung (Ann.  nat.  bist.  II.  3.  p.  161— -183.)  nach  neuen  Grundsätzen  fest- 
zustellen, die  zwar  schwerlich  Beifall  finden  werden,  weil  dadurch  ha- 
bituell verbundene  Typen  in  zwei  Familien  auseinanderfallen,  aber  doch 
die  Kenntniss  der  Solaneen  und  namentlich  ihrer  Aestivation  erheblich 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1849.  327 

fördern.  Davon  ausgehend,  dass  die  imbrikalive  Aestivation  nicht  aus- 
reiche, die  Scrophularinccn  gegen  die  Sojaneen  zu  begrenzen,  bildet 
er  aus  einem  grossen  Theile  der  letzteren  die  neue  Familie  der  Atro- 
pineen,  die  sich  von  den  Solaneen  dadurch  unterscheiden,  dass  der 
Corollenlimbus  mehr  oder  minder  imbrikativ  ist,  während  die  eigentli- 
chen Solaneen  die  valvirte  oder  induplikative  Aestivation  zeigen.  Man 
könnte  diese  Neuerung  gellen  lassen  oder  sie  vielmehr  als  einen  Grund 
ansehen,  die  Scrophularineen  und  Solaneen  zu  einer  einzigen  Familie 
zu  vereinigen,  v\^enn  die  Aestivation  der  Atropineen  mit  der  der  Scro- 
phularineen übereinstimmte  :  allein  dies  ist  nicht  der  Fall,  sondern  M.'s 
Atropineen  besitzen  die  für  die  Solaneen  charakteristische  plikativc 
Fallung  der  Corollenröhre,  die  unter  den  Scrophularineen  nach  ßent- 
ham  nur  bei  den  Salpiglossideen  vorkommt,  die  eben  zu  den  Solaneen 
zu  versetzen  sind.  Auch  ist  der  Limbus  der  Atropineen  nur  selten  in 
dem  Sinne  imbrikativ,  wie  bei  den  Scrophularineen,  sondern  Kombina- 
tionen plikativer  mit  conlorquirten  und  anderen  eigenthümlichen  Fle- 
xuren  finden  gewöhnlich  statt,  deren  genaue  Erforschung  M.'s  vorzüg- 
lichstes Verdienst  um  diese  Gruppe  ist.  Nach  den  verschiedenartigen 
Aeslivationen  ordnen  sich  nämlich  die  natürlichen  Tribus,  in  welche 
er  seine  Atropineen  zerlegt,  und  woraus  sich  folgende  Einlheilung  der 
Solaneen  ergiebt: 

Trib.  1.     Limbus  valvaris  v.  induplicativo-valvaris. 

Trib.  2.     Atropineae.     Limbus   non  valvaris. 

Subtrib.  1..  Nicolianeae.  Limbus  contortus,  lobis  conduplicalivis. 
Antherae  conneclivo  destilulae.     Embryo  incurvus. 

S.  2.  Datureae.  Limbus  Nicotianae.  Antherae  connectivo  in- 
slruclae.     Embryo  annularis. 

S.  3.  Duboisieae.  Limbus  plicativus,  lobis  singulis  convoluti- 
vis.    Antherae  extrorsae !  —  Duboisia,"  Anthoceras,  Anthotroche. 

S.  4.  Schizantheae.  Limbus  imbricativus,  laciniatus.  Stamina 
fertilia  J2!  —  Schizanthus. 

S.  5.  Salpiglossideae.  Limbus  aestivatione  „reciprocativa«  (= 
lobo  superiori  exteriori  margine  jnduplicativo  celeros  conduplicativos 
amplexante).  Stigma  dilatatum  !  —  Salpiglossis ,  Pteroglossis,  Lepto- 
glossis,  Browallia. 

S.  6.  Felunieae.  Limbus  aestivatione  „replicativa"  (=  quin- 
cunciali  lobisque  singulis  plicativis).  —  Petunia,  Niejembergia. 

S.  7.  Hyoscyameac.  Limbus  plicativus,  lobis  singulis  — ?.  Ova- 
rium  glandula  epigyna  instructiun !  (capsula,  ubi  circumscissa,  opercu- 
lum  e  glandula  indurata  formans). 

S.  8.  Alropeae.  Limbus  imbricativus,  Antherae  ovatae,  bilobae. 
Bacca.  —  Hieher  gehört  auch  Lycium. 

S.  9.      Solandreae.     Limbus    imbricativus.      Antherae   oblongae, 


328     Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

adnatae.  Bacca.  —  Dieser  Gruppe  spricht  M.  die  plikalive  Aestivation 
ab,  allein  in  der  Beschreibung  von  Solandra  (das.  4.  p.  249.)  deutet 
er  sie  in  Bezug  auf  die  Corollenröhre  durch  die  5  Kanten  dersel- 
ben an. 

S.  10.  ßrunsfelsieae.  Limbus  imbricativus.  Stamina  didynama, 
antheris  unilocularibus  hippocrepiformibus. 

Was  nun  die  Aufnahme  der  Salpiglossideen  Bentham's  unter  die 
Solanccn  betrifft,  so  wird  diese  durch  M.'s  Untersuchungen  vollstän- 
dig begründet :  dass  die  Inflorescenz  derselben  häufig  extraaxillar  ist, 
muss  neben  der  plikativen  Aestivation  als  ein  bedeutendes  Moment  be- 
trachtet werden.  Schwenkia,  eine  Gattung,  die  Bentham  zu  den  Sal- 
piglossideen rechnet,  ist,  nach  M.  ,  wegen  ihrer  valvirten  Aestivation 
in  die  erste  Tribus  der  Solaneen  zu  Fabiana    zu  stellen. 

Diese  Tribus,  welche  man  Physalideen  nennen  könnte ,  zerfällt 
nach  M.  (p.  178.)  ebenfalls  in  8  Gruppen,  deren  Charakteristik  weniger 
neue  Thatsachen  enthält  (vergl.  Jahresb.  f.  1846.).  Die  Metternichieen, 
Cestrineen  und  Fabianeen  bleiben  in  der  früheren  Begrenzung.  Die 
übriben  sind  aus  seiner  ehemaligen  siebenten  Tribus  gebildet  und 
sämmtlich  beerentragend  : 

Subtrib.  Jaboroseae.  Corolla  tubo  elongato  ,  sicca  nigrescens 
(6  Gen.) 

S.  Jochromeae.  Corolla  lubo  elongato.  Bacca  calyce  vix  aucto 
cincta.  (8  Gen.) 

S.  Physaleae.  Corolla  tubo  brevi.  Calyx  demum  vesicarius. 
(5  Gen.,  darunter  Withania). 

S.  Witheringieae.  Corolla  tubo  brevi.  Calyx  vix  auclus.  (8 Gen., 
darunter  Capsicum). 

S.  Solaneae.  Antherae  biporosae  aul  connatae  intus  dehiscentes. 
(4  Gen.,  darunter  Triguera). 

Ueber  die  Stellung  der  Verbasceen  kommt  M.  zu  dem  Resultat, 
dass  sie  wegen  ihrer  axillären  Blüthenzweige  bei  den  Scrophularineen 
bleiben  müssen.  —  Die  Retziaceen  hält  er,  da  ihr  Fruchtbau  nicht  hin- 
länglich bekannt  ist,  für  ein  zweifelhaftes  Glied  seiner  Alropineen  ;  er 
macht  darauf  aufmerksam,  dass  der  Corollentubus  durchaus  nicht  plika- 
tiv ,  der  FJmbus  dagegen  imbrikativ  sei:  aber  wie  er  zu  der  Ansicht 
gelangt ,  sie  mit  den  polypetalischen  Bruniaceen  verwandt  zu  halten, 
begründet  er  nicht. 

In  seinen  Beiträgen  zur  Kenntniss  der  südamerikanischen  Sola- 
neen fährt  M.  fort  (Ann.  nat.  bist.  II.  3.  p.  l4l.  261.  443-4,  p.  31. 
136.  248.  357. :  dazu  wurde  sein  Kupferwerk  (Jahresb.  f.  1846.)  fort- 
gesetzt Ä  lUuslrations  of  South  American  plants.  Londen,  4.  Part.  1—4. 
mit  28  Taf.).  —  Ausserdem  erläutert  er  die  Gattungen  Triguera,  Atropa 
und  Withania    (Hook.  Journ.  I.  p.  65.   137.  225.):   die  spanische  Gat- 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1849. 


329 


Hing  Triguera  ist  nicht  bloss  eine  ächte  Solanee ,  sondern  auch  nahe 
mit  Solanum,  auch  mit  Cyphomandra  Sendtn.  (Syu.  Pionandra  Mrs.) 
verwandt;  Charakter:  5,5,5,2;  calyx  5partitus  ;  corolla  campanii- 
lata,  limbo  obliquo  5lobo,  aestiv.  iudiiplicalo-valvata  ;  slamina  inclusa, 
urceolo  annulari  c  basi  corollae  orto  inserta,  antheris  imo  dorso  affi- 
xis  bilocularibus  bicornutis  poris,  demum  rimis  dehiscentibus;  ovarium 
biloculare,  pauciovulatum  ,  stylo  inlegro  ;  bacca  sicca,  seminibus  reni- 
forimbus.  —  Neue  Gattungen:  Fregirardia  Dun.  (ind.  sem.  nion- 
spel.  1849.)  =  Lycium  ovalum  Hort.;  Brachistus  Mrs  (Ann.  nat.  bist. 
II.  3.  p.  262.)  =  Wilhcringiae  sp.  Kth. ;  Vhrodm  Mrs.  (das.  4.  p.  33.) 
=  Alona  microphylla  Mrs.  ol. ;  Larnax  Mrs.  (das.  4.  p.  37.)  =  Phy- 
salis  subtriflora  R.  P.  etc.;  Cliocarpiis  Mrs.  (das.  4.  p.  l4l.)  :  Strauch 
in  Brasilien,  in  der  Sanrensiruklur  an  Nicandra  sich  anschliessend,  Blü- 
Ihe  unbekannt;  Dijssochroma  Mr's.  (das.  4.  p.  250.)  =  Solandra  viri- 
diflora  Sms.  etc.;  Polydiclis  Mrs.  (das.  4.  p.  361.)  =  Nicotiana  qua- 
drivalvis  Pursh  etc. 

Convolvulaceen.  Link  fand,  dass  die  Saugwarzen  von  Cus- 
cuta  mit  dem  Zellgewebe  der  Rinde  der  Mutterpflanze  in  Verbindung 
stehen  (Verh.  der  deutschen  Naturf.  im  J.  1849  zu  Regensburg  in  Reg. 
Fl.  1850.  S.  468.) 

Bora«Tineen.  Boissier  emendirt  den  Charakter  von  Caccinia 
(diagn.  or.  11.  p.  132).  --  Neue  Gattungen:  GaslrocotyleB  g.  (Del. 
sem.  Dorpat.  a.  1849.  ,  abgedr.  in  Ann.  sc.  nal.  III.  12.  p.  363.)  = 
Anchusa  hispida  Forsk.  ;  Fodonosma  Boiss.  (diagn.  or.  11.  p.  113.)  a= 
Onosma  syriaca  Lab.,  durch  freie  Anlheren  und  gekrümmte  Achenien 
auszezeichnet;  MunbyaBoiss.  (das.  p.  114.)  =^  Arnebiae  sect.  2.  DC. ; 
Faracaryum  Boiss.  (das.  p.  128.)  =  Omphalodes  sect.  1.  et  sect.  Pa- 
racaryi  subdivis.   1.,  nee  non  Mattiae  subdivis.   3.  DC. 

Myope rineen.  R.  Brown  reducirt  Eremodendron  A.  DC.  zu 
Eremophila  und  giebt  eine  üebersicht  von  5  Arten  dieser  Gattung  (Ap- 
pendix to  Sturt  p.  84—86). 

Verbenaceen.  Neue  Gattungen  :  Physopsis  Tur  cz.  (Bullet. 
Mose.  1849.  nr.  3):  Strauch  in  Swanriver ,  mit  Mallophora  verglichen 
(Drumm.  coli.  4.  nr.  234.) ;  Cy  anostegia 'l'urcz.  (das.)  ebendaher,  ver- 
wandt mit  Pithyrodia  (Drumm.  coli.  3.  nr.  139.  etc.);  Lachnocephalus 
Turcz.  (das.):  Viticeenslrauch  ebendaher  (Drumm.  coli.  4.  nr.  235.). 

Labialen.  C.  Koch  behauptet,  dass  bei  Lamium  purpureum 
die  Oberlippe  einblätterig,  die  Unterlippe  vierblätterig  sei  (Linnaea,  21. 
S.  640.).  —  Neue  Gattungen:  Salviaslrum  Scheele  (Linnaea,  22. 
p.  584.):  aus  Texas,  von  Salvia  nur  durch  einen  innen  behaarten  Kelch 
unterschieden;  Soliera  Glos  (Fl.  chilen.  4.  p.  480.):  aus  der  alpinen 
Region  der  chilenischen  Anden,  neben  Satureja  gestellt;  Theresa  Clos 
(das.  p.  496.)  :  Strauch  in  Yaldivien,  aus  der  Tribus  der  Scutellarineen. 


330  Grisebaeh:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

Gcnlianeen.  Irmisch  beobachtete  die  Entwiclielung  der 
Axen  bei  Genliana  (Bot.  Zeit.  7.  S.  1  — 11.).  —  Ich  habe  Leiolhamuus 
reducirt  und  mit  Lisianthus  vereinigt  (Linnaea,  22.  p.  38.).  —  Neue 
Galtung:  Xeslaea  Gris^eb.  (das.  p.  35.) :  Lisianthee  aus  Venezuela. 

A  scle  p  iadeen.  Neue  Gattungen:  Leichhardlia  R.  Er.  (Ap- 
pendix to  Sturt  p.  81.) :  Liane  am  Murray  =  Doubah  bei  Mitchell  ; 
Curroria  PI  an  eh.  (Niger  Fl.  p.  457.):  Stapeliee  aus  Weslafrika,  südlich 
vom  Aequator;  Rühssia  Karsten  (Verh.  des  preuss.  Gartenbau-Ver- 
eins f.  1849.  S.  304.,  abgedr.  in  Bot.  Zeit.  7.  S.  790.)  :  Lianen  in  Ve- 
nezuela, mit  Marsdenia  verglichen;  Pentanura  Bl.  (Mus.  lugd.  batav. 
p.  125.):  Periplocee  in  Sumatra;  Äther ostemon  Bl.  (das.  p.  126):  Liane 
in  Java,  von  Slreptocaulon  wenig  verschieden. 

Apocyneen.  De  Ca n doli  e  publicirte  einen  monographi- 
schen Beilrag  zur  Kenntniss  von  Gaerlnera  (N.  Denkschritten  der  Schweiz. 
Gesellsch.  Bd.  10.  —  Neue  Galtungen:  Lepinia  De  es.  (Ann.  sc. 
nat.  IIL  12.  p.  194.) :  Baum  in  Otaheite ,  dessen  zur  Blüthezeit  unge- 
Iheilles ,  konisches  Ovarium  später  zu  drei  oder  vier  fadenförmigen 
Karpophoren  auswächst,  deren  jeder  ein  einsamige?  Fach,  ein  Achenium 
trägt,  während  diese  nach  oben  durch  die  bleibende  Griffelbasis  zusam- 
menhängen, auch  -durch  abwechselnde,  aurikulirte  Blätter,  das  Ovarium 
3-41oculare,  loculis  uniovulatis  und  den  etwas  ausserhalb  der  Axe  lie- 
genden Embryo  sehr  ausgezeichnet;  Clitandra  Benth.  (Niger  Fl.  p. 
445.)  :  Strauch  in  Sierra  Leone ,  zu  den  Carisseen  gestellt ;  Roupellm 
Wall.  Hook.  (das.  p.  449.) :  Tabernaemontanee  ebendaher,  strauchar- 
tig; Oncinotis  Benth.  (das.  p.451.):  Liane  aus  der  Gruppe  der  Ecbi- 
teen,  ebendaher. 

Loganiaceen.  Neue  Gattungen:  JUedicia  G&vdn.  Cham- 
pion (Hook.  Journ.  I.  p.  324.):  Liane  in  Hongkong,  von  G.  mit  Gel- 
semium  verglichen,  von  dieser  nordamerikanischen  Gattung  durch  in 
eigener  Art  imbrikative  Aestivation,  aufgeblasene  Kapsel  und  zahlrei- 
che, peltirte,  zusammengedrückte  Samen  unterschieden;  Norrisia  Gardn. 
(das.  p.  326.)  :  'Strauch  in  Malakka  ,  mit  Antonia  nahe  verwandt,  soll 
sich  namentlich  durch  eine  Radicula  supera  unterscheiden. 

C  a  p  r  i  f  0 1  i  a  c  e  e  n.  Schenk  beschreibt  Missbildungen  der  Blü- 
the  von  Adoxa  (Regensb.  Fl.  1849.  S.  305—308).  —  Kirillow's 
Schrift  über  die  Loniceren  des  russischen  Reichs  (s.  o.)  enthält  die 
Thesis,  dass  die  Caprifoliaceen  mit  den  Rubiaceen  zu  vereinigen  seien, 
wogegen  nichts  Wesentliches  zu  erinnern  sein  wird. 

Rubiaceen.  Treviranus  spricht  sich  für  die  Ansicht  aus, 
dass  die  Nebenblätter  der  Rubiaceen  bei  den  Stellaten  durch  Blätter 
vertreten  sind  (Bot.  Zeit.  7.  S.  212.):  ich  habe  früher  in  diesem  Ar- 
chiv aus  der  Entwickelungsgeschichte  den  Beweis  geführt,  dass  jene 
Nebenblätter  gar   keine  Stipulen ,     sondern  verkümmerte  Blätter  sind, 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1849.         331 

und  hierin  liegt  der  Beweis  für  die  Richtigkeit  von  T.'s  Auffassung.  - 
B  cnlh  am  gicbt  wichtige  Andeutungen    über    die    Eintheilung  der  Fa- 
milie in  Folge  seiner  Untersuchungen   über   die   afrikanischen    Formen 
derselben  (Niger  Fl.  p.  377-379.).  Statt  auf  die  Zahl  der  Karpophylle  ist 
ein  grösseres  Gewicht  auf  die  Placenlation  und  auf  die  Aeslivation  lu 
legen.     Zu  der  Gruppe  von   Nauclea  gehören  Sarcocephalus,  Anlhoce- 
phalus  und  Cephalanthus.  Gardenia  entspricht  nicht  dem  Charakter  der 
TribusV  dem   sie  den    Namen    gegeben.      Die  Isertieen  und  Hameheen 
sind  zu  unterdrücken    und   in    dieser   Reihe   die  Gardenieen  durch  flei- 
schiges Fericarpium,    die  Rontlelelieen    durch   trockene ,  aufspringende 
oder  sich  sondernde  Carpelle  zu  charakterisiren,  die  Hedyoteen  von  den 
letzteren  durch   Verbindung  der  Nebenblätter  mit  den  Blattstielen  (con- 
petiolar  stipules)    zu  unterscheiden.      Unter  den  Gardenieen  haben  die 
Eugardenieen  parietale  Flacenten  ,    die  Randieen    Ovula   placentae  car- 
nosae  immersa ,    die   Bertiereen    eine   zarte    Flacente  :     letztere,    deren 
Beere  weniger  Fleisch    besitzt,  bilden   den  Uebergang  zu  den  Ronde- 
letieen.     Nach    diesen   Hauplzügen    sind    mehrere  Gattungen  anders  zu 
ordnen,  wie  bisher.      Mit    den  Coffeeen  sind  die  Guettardieen  zu  ver- 
einigen.    In  dieser  Tribus  haben  die  Vanguerieen    (mit  Einschluss  der 
Morindeen  und  Canthium)  eine  valvirte  Aestivation  und  hangende  Eier, 
die  Guettardeen  eben  solche  Eier ,   aber    imbrikative  Aestivation  ,    die 
Ixoreen  seitlich  befestigte  Eier    und    imbrikative  Blüthen,  die  Psycho- 
Irieen    ( mit   Einschluss    der  Cephaelideen  )    valvirte    Aestivation    und 
aufrechte  Eier.      Einige    hierher  gehörige,  besonders  südamerikanische 
Gattungen,  bedürfen  noch  vergleichender  Untersuchung.     Von  Gardenia 
und  Randia  giebt    B.  einen    verbesserten   Charakter   (das.  p.  382.).  — 
Neue  Gattungen:    Fimcnfe/m  W  ed  d.    (Hist.    nat.  des  Quinquinas, 
p.  94.):    Baum  in  Peru's  Cinchonenwäldern  und  mit  Cinchona  verwandt; 
Elaeagia  Wedd.  (das.):  Bäume    in  Neugranada  und  Peru,  aus  dersel- 
ben Verwandtschaft;  Chrysoxylon'W  ed  6.  (das.  p.  100,):   Baum  in  Bo- 
livien, Stevensia  zunächst  stehend;  Cunina  Clos  (Fl.  chilen.  3.  p.  201. 
t.  34.)  :  Gueltardee  in  Valdivien ;    Peltospermum  Benth.    (Niger  FI.  p. 
400.):  Rondeletiee  im  westlichen  Afrika,  verwandt  mit  Lrrchea  ;  Olo- 
tneria  Benth.  (das.  p.  405.):    Hedyotidee    im    westlichen  Afrika,    im 
-  Habitus  genau  mit    Oliophora    übereinstimmend ,    aber   mit    zahlreichen 
Eiern;  Craterispermim  Benth.    (das.   p.  411.) :    Vangueriee  aus  Sierra 
Leone  :;=    Coffea  laurina  DC.  ;    Cremaspora    Benth.  (das.  p.,412.)  = 
Coffea  hirsuta  Don. 

C  a  in  p  a  n  u  l  a  c  e  e  n.  T  u  1  a  s n  e  untersuchte  den  Befruchtungs- 
apparal  von  Campanula  medium  (Ann.  sc.  nat.  III.  12.  p.  71—79.)  — 
Boi ssier  überträgt  die  Section  Podanthus  von  Phyleuma  zu  Campa- 
nula ,  weil  die  Korollenzipfel  hier  zu  keiner  Zeit  verwachsen  sind 
(diagn.  or.  11.  p.  76.). 

Goodenovieen,     DeVriese   hat  angefangen,    eine  Revision 


332  Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

dieser  Familie  herauszugeben  (Analecta  Goodenoviearum  in  Nederl. 
kruidk.  Archief.  D.  2.  Leyden,  1849.  S.  1-32.).  Die  erste  Abiheilung 
seiner  Arbeit  enthält  die  Gattungen  Dampiera  und  Scaevola,  letztere 
auf  Sarcocarpaea  Don  eingeschränkt.  V.'s  Gattung  Linschotenia  (siehe 
vor.  Jahresb.)  reducirt  R.  Brown  zu  Dampiera  (Appendix  to  Sturt 
p.  66.). 

Synanthereen.  Das  als  Anhang  des  Emhryosacks  bei  Hell- 
anthus  von  Meyen  beschriebene  Gebilde  ist,  nach  Hofmeister,  eine 
Aussackung  des  Integuments  ,  welche  sich  von  diesem  während  der 
Enlwickelung  des  Embryo's  ablöst.  -  Bentham  reducirt  Dipterolheca 
Seh.  zu  der  von  DC.  übersehenen  Gattung  Coronocarpus  Schum.  Thonn., 
zu  welcher  vielleicht  auch  Harpephora  Endl.  gehört  (Niger  Fl.  p.  433.)! 
Von  Blainvillea  nur  durch  sterile  Sirahlblumen  geschieden  ,  ist  diese 
Galtung  zugleich  mit  Wedelia  und  Viguiera  nahe  verwandt,  wiewohl 
diese  3  Typen  bei  DC.  in  3  verschiedenen  Gruppen  stehen  :  und  so 
blieb  es  B.  zweifelhaft,  ob  sie  zu  den  Eclipteen  oder  den  Coreopsi- 
deen  gehören.  —  A.  Gray  reducirt  Cosmidium  zu  Thelesperma  l.ess., 
von  der  es  sich  nur  durch  ein  radiirtes  Capilulum  unterscheidet  (Hook. 
Journ.  I.  p.  252.).  —  Webb  zeigt,  dass  Zollikoferia  DC.  mit  Bhabdo- 
theca  Cassini's  identisch  ist  (Niger  Fl.  p.  146.):  ebendahin  gehören  auch 
mehrere  andere  Cichoraceen,  welche  De  Candolle  in  andere  Galtungen 
gebracht  hat,  namentlich  Sonchus  divaricatus  Derf.  und  spinosus  DC.  — 
Neue  Gattungen:  Carpochaete  X.  Gr.  (PI.  Pendler,  in  Mem.  Amer. 
Acad.  4.  P.  1.,  abgedr,  in  Regensb.  Fl.  1850.  S.  708.):  Eupatorinee 
zwischen  Stevia  und  Palafoxia  ,  aus  Neumexiko  ;  Trichocoronis  (das.)  : 
ebendaher,  Eupatorinee,  neben  Phalacraea  gestellt;  —  Psilaclis  (das. 
p.  709.):  ebendaher,  Asteree ,  zwischen  Aster  und  Dieteria  ;  AstradeL 
phus  Remy  (Ann.  sc.  nat.  III.  12.  p.  185.  Syn.  Gusmannia  Gay  in  Fl. 
chilen.  4.  p.  12.):  Asteree  der  Schneeregion  in  Chile;  Podocoma  R. 
Br.  (Appendix  to  Sturt  p.  80.):  von  Erigeron  durch  einen  Pappus  sli- 
pitatus  unterschieden,  aus  Südaustralien  ;  Ächaetogeron  A.  Gr.  (a.  a.  0. 
S.  709.):  aus  Neu-Mexiko,  mit  Erigeron  nahe  verwandt;  Diplostelma A. 
Gr.  (das.):  ebendaher,  zwischen  Bellium  und  Chaelopappa;  Dichaelo- 
phora  \.  Gr.  (das.):  ebendaher,  zwischen  Bollonia  und  ßrachycome ; 
Bezanilla  Remy  (Fl.  chilen.  p.  109.):  Tarchonanthee  _  Micropus  glo- 
biferus  DC. ;  Closia  Remy  (das.  p.  119.):  annuelle  Pflanze  in  Chile, 
zweifelhaft  an  das  Ende  des  Eclipteen  gestellt,  indem  die  Griffelbildung 
sowohl  an  die  Eupatoriaceen  als  an  die  Senecionideen  erinnere  (Ann. 
sc.  nat.  1.  c.  p.  188):  Hymenoclea  Torr.  A.  Gr.  (s.  vor.  Ber.  und  a. 
a.  0.  S.  710.)  :  Sträucher  in  Neumexiko,  von  Chenopodeen-Habitus,  mit 
der  Blüthe  von  Ambrosia;  Saubinetla  Remy  (Fl,  chilen.  4.  p.  282. 
t.  49,):  Helianthee  aus  Chile  ;  Tetragonosperma  S  che  e\  e  (Linnaea,  22. 
S.  166.):  aus  Texas,  mii  Telragonolheca  verglichen;  Lowellia  A.  Gr. 
(a.  a.  0.  S  710.):  aus  Neu-Mexiko,  Tagetinee,  zwischen  Dysodia  und 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1849.  333 

Tageies  gestellt;  Aciphyllaea  A.  Gr.    (das.    S.  74.)  :  =   Dysodia  ace- 
rosa  DC. ;  Chrysaclinia  A.  Gr.  (das.):  aus    Neumexiko  ,    zwischen  den 
Tageteeu  und  Porophyileen   stehend;    Äcarphaea   Harv.    A.  Gr.  (das. 
S.  712.):  Heleniee  ebendaher,  neben  Chaenactis;    Hymenothrix  A.  Gr. 
(das.):  ebendaher,  Heleniee,  mit  Chaelhymenia,  Burrielia  und  Oxypap- 
pus  verglichen;  Infanlea  Remy    (Fl.    chilen.  4.  p.  257.    t.  48.  f.    1.): 
Heleniee  in  Chile;  Xantho  Remy  (Ann.  sc.  nat.  1.  c.  p.  191.)  =  La- 
slhenia  Lindl..Endl.  nee  Cass.  ;  Leucocyclus  Boiss.  (diagn.  or.  11.  p. 
13.):  Anlhemidee  aus  Cilicicn,  von  Fenzl  zu  Anacyclus  gezogen;  Ar~ 
throlepis  Boiss.  (das.  p.  14.)  =  Achillea  membranacea  DC;    Amman^ 
Ihus  Boiss.  (das.    p.  18.):    jährige    Chrysanlhemeen  aus  Greta,    Pyre- 
thrum  sehr  nahe  stehend;  Bailaya  Harv.  A.  Gr.  (vor.  Jahresb.  und  a. 
a.  0.  S.  713.):  jetzt  zu  den  Chrysanthemeen    gezogen   und  neben  Mo- 
nolopia  gestellt;    VarillaX.  Gr.   (das.):  Staude  mit  gedränglen,   linien- 
'   förmigen,  grossentheils  opponirten  Blättern  aus  Neumexiko,  zweifelhaft 
milden   Athanasieen   verbunden;   Haploeslhes    A.    Gr.    (das.):    Staude 
aus  Neumexiko,  mit   opponirten,  fadenförmigen   Blättern,   mit  Senecio 
verwandt;  —  Bourgaea  Co  ss.   (Notes  2.  p.39.)  =  Cynara  humilis  L. ; 
Aegialophila  Bo  iss.  (diagn.  or.  10.  p.  105.)  =  Centaurae  pumila  L.  etc., 
durch  Fructus  paleolis  persistentibus  coronatus    ausgezeichnet;  Cheiro- 
lepis  Boiss.    (das.  p.  106.)     =    Centaureae    pappo    plumoso ,  e.  c.  C. 
drabilolia   etc.;  Hyalea  J.   S  p.  (ill.  or.  t.  292.)  =  Centaurea  Oliveriana 
DC;  —  Hagioseris  Boiss.   (diagn.  or.  11.  p.  35.)  :  Cichoracee  aus  Pa- 
lästina, mit  Picris  nahe    verwandt;    Cymboseris  Boiss.    (das.   p.  50.)  :^ 
ebendaher,    mit  Crepis    nahe    verwandt;    Psammoseris    Boiss.  Reut.  > 
(das.  p.  52.)  =  Barkhansia    senecioides    Spr.    etc.;   Garhadiolus  Ja  üb. 
Sp.  (ill.  or.  tab.  284.)   =  Rhagadiolus  Hedypnois    F.  M.   etc. ;  Jauber^ 
tia  Sp.  (das.  tab.  289.)  =  Koelpinia  sessilis  Boiss.,  mit  freien  Anthe- 
ren;  Ptilophora  A.  Gr.  (a.  a.  0.  S.  714.):   Scorzoneree  aus  Neumexico; 
—  Aldunatea  Remy  (Fl.    chilen  3.   p.  320.    t.  38.  f.  1.):    Mutisiaceen 
der  alpinen  Region  von  Chile,  neben  Oriaslrum   gestellt;  £^anm  Remy 
(das.   p.  324.  t.  36.  f.  1.):  ebenfalls  Alutisiaceen  der  alpinen  Region  in 
Chile;  Aglaodendron  Remy  (Ann.  sc.  nat.  111.  12.  p.  175.) :  aus  Chile, 
zwischen  Mutisia  und  Gongylolepis  gestellt;  Belloa  Remy  (Fl.  chilen. 
3.  p.  336.  t.  38.  f.  2.)   ~   Lucilia  sect.    Lucilioides   DC.  ;    Eüaguirrea 
Remy  (das.  p.  401.)  =  Leuceria  floribunda  DC. 

Plantagineen.  Steudel  publicirte  kritische  Bemerkungen 
über  Plantago,  besonders  über  die  vom  würtembergischen  Reiseverein 
ausgegebenen  Arten  (Regensb.  Fl.  1849.   S.  401—415.). 

T  h  y  m  e  I  a  e  e  n,  Neue  Gattung  :  Dicranolepis  P  1  an  c  h.  (Niger 
Fl.  p.  496):  aus  Sierra  Leone,  pentamerisch. 

Phytocreneen.  Lindley's  Angabe  (Jahresb.  f.  1847.  S.  340.), 
dass  Phytocrene  ein  entwickeltes  Albumen  habe,  wird  durch  Blume'» 
erschöpfende  Analysen  dieser  Gattung,  so  wie  von  Micjuelia,  widerlegt. 


334    Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geogrdjihischen 

Der  Samen  ist  eiweissfrei  und  der  Embryo  vielmehr  höchst  entwiclcell: 
damit  fällt  die  Vergleichung  mit  den  Garryaceen  und  Planchon's  An- 
nahme einer  Verwandtschaft  mit  den  Olacineen  zusammen  (vergl.  vor. 
Jahresb.  S.  96.).  Trecul  ist  der  richtigen  Deutung  am  nächsten  ge- 
kommen, indem  er  Phytocrenc  für  eine  verlarvte  Proleacee  erklärte. 
Als  selbständige  Familie  unterscheiden  sich  die  Phytocreneen  von  den 
Proteaceen  durch  diklinische  Bluthen,  mit  ^em  Perigonium  alternirende 
Slaminen,  hängende  Eier  und  die  Radicula  supera. 

Loranthaceen.  Wichtig  für  die  Deutung  des  Ovariums  in- 
ferum  in  dieser  Familie  ist  die  Beobachtung  Bentham's  (Niger  Fl. 
p,  376 ) ,  nach  welcher  bei  seinem  neuen  Loranthus  leptolobus  vom 
Wiger  das  Ovarium  zur  ßlülhezeit  frei  von  der  Kelchröhre  ist,  ausge- 
nommen in  der  dem  epigynen  Discus  entsprechenden  Querduix^hschnitts- 
ebene.  —  Enge  Iniann  setzt  die  Charaktere  von  Viscum  ,  Arceutho- 
bium  und  Phoradendron  vergleichend  auseinander  (PI.  Fendler.  in  Mem. 
Amer.  Acad.  4.  P.  1.,  abgedr.  in  Regensb.  Fl.  1850.  S.  706.):  die  Un- 
terschiede liegen  im  Baue  der  Anthere.  —  Glos  beschreibt  die  fast  nur 
dem  Namen  nach  bekannt  gewesene  Gattung  Lepidoceras  Hook.  fil. 
(Fl.  chilen.  3.  p.  163.  t.  32.). 

Nyctagineen.  Choisy  bearbeitete  diese  Familie  in  De  Can- 
dolle's  Prodromus  (Vol.  13.2.  p.  425—458.):  16  Gattungen  und  gegen 
130  Arten  darstellend.  Allgemeinere  Ansichten  über  die  Nyctagi- 
neen hat  er  in  den  Abhandlungen  der  Genfer  Gesellschaft  mitge- 
theilt-  ( Mem.  de  la  soc-  de  physique  de  Geneve.  T.  12.  p.  161— 
168.).  Der  Meinung,  welche  Ch.  vertritt,  dass  der  untere  verhärtende 
Theil  des  Perigonium's  als  Kelch,  der  obere  als  Blumenkrone  betrach- 
tet werden  könne,  widerspricht  die  Entwickelungsgeschichte  (s.  vor. 
Jahresb.) ;  der  Verwandtschaft  mit  den  Valerianeen,  die  er  für  begründet 
hält,  steht  die  Bildung  des  Samens  entgegen ,  dessen  Perisperm  die 
Nyctagineen  mit  den  Amarantaceen  am  nächsten  verbindet.  —  Ein« 
Revision  von  Ch.'s  Bearbeitung  von  Pisonia  giebt  v.  Schlechten- 
dal  (Linnaea,  22.  S.  868— 885.).  —  Eine  ganz  zweifelhafte  und  un- 
vollständig beschriebene,  an  das  Ende  der  Famile  gestellte  ,  aber  mit 
den  Elaeagneen  verglichene  Pflanze  ist  Choisy's  Leucasler  (Prodr. 
13.  2.  p.  457  )  =  Reichenbachia  caniflora  Mart. 

Polygoneen.  H  o  ff  m  eiste  r's  Beobachtung,  dass  das  blei- 
bende Albumen  der  Polygoneen  Endosperm  ist,  schliesst  diese  Familie 
«US  der  Verwandtschaft  der  Chenopodeen  aus  (Entsteh,  des  Embryo. 
S.42.). 

Amarantaceen.  Moquin  -  Tandon's  Bearbeitung  im  Pro- 
dromus (13.  2.  p.  231—424.)  enthält  43  Gattungen  und  gegen  500  Ar- 
ten. —  Die  kultlvirten  ,  p-entandrischen  Amarantus-Arten  revidirte  R  e- 
gel  (Regensb. -Fl.  f.  1849.  S.  161  —  167,).  —  Neue  Gattungen: 
Henofiia   Moq.    (a.   a.  0.   p.  137.):  Strauch   in   Madagascar ;    Lägre- 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres   1849.         3^5 

ziaMoq.  (das.  p.  252.).=  Celosia  madagascariensis  Piis.;  Sarra- 
tia  M  oq.  (das.  p.  268.)=  Amarantus  urceolatus  Benth.  etc.;  Banalia 
Moq.  (das.  p.  278.)  =  Celosia  thyrsiflora  Wall,  etc.;  Rodetia  Moq. 
(das.  p.323.)  =:  Deeringia  Amherstiana  Wall.;  Irineis  Moq.  (das.  p. 
349.)  =  Iresine  interrupla  Benlh. ;  Gomotriche  Turcz.  (Bullet.  Mose. 
1849.  nr.  3.):  Aervoe  von  Swan-Rivev  (Drumm.  coli.  4.  nr.  233). 

Chenopodeen.  Moquin  -  Tandon  theilt  diese  Familie  in 
die  Familie  der  Salsolaceen  und  in  die  der  Basellaceen,  welche  den 
Anredereen  und  Basellaceen  Endlicher's  entspricht  (Prodr.  a.  a.  0.). 
Die  Basellaceen  werden  durch  einen  biseriirten  Kelch,  perigynische  In- 
sertion, kubischen  Pollen,  Lianenstengel  und  einige  minder  bedeutende 
Charaktere  unterschieden.  Die  Salsolaceen,  für  welche  man,  auch  wenn 
man  die  Basellaceen  als  besondere  Familie  anerkennen  wollte ,  doch 
den  INamen  Chenopodeen  beibehalten  musste ,  enthalten  im  Prodromus 
nach  der  ihres  Wonographen  würdigen  Bearbeitung  71  Gattungen  und 
gegen  500  Arten  (p.  41-219.);  die  Basellaceen  6  Gattungen  und  21 
Arten  (p.  220-230.).  —  Neue  Gattungen:  Aphanisma  Nutt.  (p. 
54.):  aus  Oberkalifornien;  Theleophylon  Moq.  (p.  115.)  =  Atriplox  cry- 
stallina Hook,  fil.;  Wallinia  Moq.  (p.  143.)  =  Lophiocarpus  Turczan. 
nee  Klh.  (Drege  nr.  2940.);  Kalidlum  Moq.  (p.  146.)  =  Salicornia  ara- 
bica  L.  et  foliata  Pall.;  Setada  Moq.  (p.  154.):  Strauch  in  Arabienj 
Chenopodina  Moq.  (p.  159.)  =  Schoberia  INs.;  Breüa  Moq.  (p.  167.)- 
Schoberia  heterophylla  Kar.  Kir. ;  Caltelia  Moq.  (das.)  =  Schoberia 
pterantha  Kar.  Kir.;  BelowiaUoi[.  (p.  168.)  =  Schoberia  baccifera  Ho- 
henack.  nee  CAM.;  HeliciUa  Moq.  (p.  169.)  =  Suaeda  Slauntoni  Moq. 
Ol.;  Halocharis  Moq.  (p.  201.)  =  Halimocnemis  sp.  persic.  afghan.; 
Noaea  Moq.  (p.  207.)  =  Halimocnemis  sp.  ;^  Tournonia  ^\ o  q.  (p.  225.) 
=  Basella  Hookeriana  Moq.  ol. ;    Tandonia  Moq.    (p.  226.)    =  Basella 

diffusa  B.  P.  etc. 

S a  1  i c e  e n.  W i mm e r  setzt  seine  Darstellungen  hybrider  Wei- 
denformen  (s.  vor.  Jahresb.)  fort  (Arbeiten  der  schles.  Gesellsch.  für 
1849.  S.  87.  und  Regensb.  Fl.  f.  1849.  S.  33.  51.). 

Urticeen.  Benthäm  erklärt  Endlicher's  Schykowskya  für 
idendisch  mit  Fleurya  Gaudich.,  einer  Gattung,  welche  Endlicher  irr- 
thümlicli  zu  Urtica  gezogen  hat  und  zu  der  auch  Laportea  gehört  (Niger 
1^1.517).  _-  Miquel  bearbeitete  die  afrikanischen  Ficus-Arten  mono- 
graphisch (Verhandi.  der  eerste  Klasse  v.  h.  Nederl.  Instituut.  III.  1. 
S.  111— 150.  1849.):  60  Arten  aus  den  Gattungen  Sycomorus ,  Ficus 
und  IJrostigma. 

Amentaceen,  Hance  beschreibt  die  Frucht  von  Synaedrys 
genauer  (Hook.  Journ.  I.  p.  175.)  :  er  bezeichnet  die  Eichel  als  incom- 
plete  4-51ocularis;  sie  stammt  aus  dem  nördlichen  China  und  wird 
unter  dem  Namen  „Castanie  von  Peking«  nach  Canton  gebracht;  der 
Baum  bleibt  unbekannt. 


336    Grisebach:    Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

13etulaceen.  In  der  forstlich  angewandten  Pflanzenkunde  von 
Hartig  ist  eine  monographische  Bearbeitnng  der  Betulaceen  enthalten 
(a.  u.  d.  Tit.  Monographie  der  Betulaceen.  Separatabdruck.  Berlin  1849. 
S.  259-373.  4.). 

Podostemeen.  Tulasne  hat  eine  reichhaltige  Monographie 
dieser  interessanten  Familie  herausgegeben  (Ann.  sc.  nat.  III.  11.  p. 
87—114).  Die  Zahl  der  Gattungen  ist  durch  ihn  auf  das  Doppelte, 
die  der  Arten  auf  das  Dreifache  gebracht.  Rechnet  man  dazu  die  in 
einer  gleichzeitig  erschienenen,  werthvollen  Abhandlung  Liebmann's 
über  die  mexikanischen  Podostemeen  (Forhandlinger  ved  skandin.  Naturf. 
V.  Mode  p.  508 — 515.)  enthaltenen,  bei  T.  nicht  vorkommenden  neuen 
Formen  (1  Gen.  und  5  sp.),  so  steigt  die  Zahl  der  gegenwärtig  bekann- 
ten Galtungen  auf  21 ,  die  der  Arten  auf  78.  Die  zweifelhaft  hieher 
gezogenen  Thouart'schen  Gattungen  Halophila  und  Diplanthera  werden 
von  T.  ausgeschlossen  und  für  Monokolyledonen  erklärt.  —  Liebmann's 
Beobachtungen  über  die  vegetativen  Organe  enthalten  neue  Aufschlüsse. 
IVur  an  ganz  jungen  Individuen  kommen  Spuren  von  Wurzeln  vor, 
übrigens  sind  die  Podostemeen  wurzellos.  Nach  der  Bildung  des  Sten- 
gels und  der  Blätter  zerfallen  sie  in  zwei  Reihen  : 

1.  Dre  flache  Frons  breitet  sich  ohne  bestimmte  Begrenzung  über 
einem  Stein  aus  und  wächst  am  Rande  gleichmässig  fort;  die  mehrfach 
fiederspaltigen  Blätter  entspringen  daraus  ohne  geordnete  Stellung;  das 
Innere  der  Blätter  besteht  aus  einer  ungemein  grossen  Anzahl  feiner 
Frosenchymzellen,  welche  von  einer  dünnen  Lage  lose  vereinigter,  sphäri- 
scher Parenchymzellen  eingeschlossen  sind  :  von  Oberhaut,  Spaltöff'nun- 
gen,  Gefässen  keine  Spur;  die  langgestielten  Blüthen  entpringen  gleich- 
falls ohne  Ordnung  auf  der  horizontal  ausgebreiteten  Frons,  entwickeln 
sich  aber,  wie  auch  die  der  folgenden  Reihe,  nur  bei  niederem  Was- 
serstande unter  dem  Einflüsse  der  Luft. 

2.  Pei  Mniopsis,  Potamobryon  und  Podostemon  entspricht  jener 
Frons  ein  kleiner  Callus,  der  zur  Befestigung  der  Pflanze  dient;  aus  die- 
sem Callus  entspringen  die  Blätter  tragenden  schwimmenden  Stengel; 
die  abwechselnd  gestellten,  halb  den  Stengel  umfassenden  ei-  oder 
nierenförmigen  Blätter  besitzen  einen  rudimentären  Mittelnerv,  der  aus 
dem  zarten  Prosenchym  der  ersten  Reihe  besteht ,  während  das  übrige 
Gewebe  nur  aus  dem  Aussenparenchym  derselben  zusammengesetzt  ist. 
Oberhaut  und  Gefässe  fehlen  ebenfalls ;  die  Blüthen  sind  entweder 
axillär  oder  terminal. 

üebersicht  der  Gattungen  nach  Tulasne  : 

Trib.  1.  Hydrostachieen  Flores  dioeci  nudi.  —  Hydroslachys. 

Trib.  2.     Eupodostemeen. 

Sublrib.   1.     Lacideen.     Flores  nudi,  involucrati. 

Sect.  1.  Eulacideen.     Capsulae  valvae  aequale^.  —  Maurera,  La- 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1849.  337 

eis,  Marathrum ;  Rhtjncholacis  Tul.  (p.  95.):  aus  british  Guiana,  frondos, 
von  Mourera  durch  Capsula  biroslris,  rostris  divaricalo-recurvis  unterschie- 
den ;  Oenone  Tul.  (p.  96.)  ebendaher,  frondos,  mit  Capsula  ellipsoi- 
deo-globosa  ,  ecostata  ;  Ligea  Foiteau  (das.)  aus  Guiana,  stengelbil- 
dend, mit  2-6  einseitigen  Staminen;  Apinagia  Tul.  (p.  97.)  =  Podo- 
stemon  ruppioides  Kth.  und  Lacis  Bong,  pari.,  slengelbildend,  eine  Art 
frondos,  von  Ligea  durch  vorspringende  Kapselnerven  unterschieden ; 
Lophogyne  Tul.  (p.  99.) :  aus  Brasilien  ,  frondos,  mit  erA-veiterten  Nar- 
ben, die  am  Rande  grosse  Zähne  tragen;  Dicraea  Th.  emend,,  durch 
2  monadelphische  Slaminen  charakterisirt,  asiatisch,  amerikanisch  und 
mit  einem  Repräsentanten  in  Madagaskar. 

Sect.  2.  Podostemoneen.  Capsulae  valvae  inaequales.  —  Podo- 
slemon,  Hydrobryum;  Mniopsis  mit  Einschluss  einer  frondosen  Art  aus 
Ostindien  =  Podost,  ecoslatus  Griff.,  die  generisch  abgesondert  zu  wer- 
den verdient;  Osenja  Tul.  Wedd.  (p.  105.),  aus  Südamerika,  mit 
einem  einzigen  Stamen  und  nach  aussen  sich  öffnender  Anlhere,  wäh- 
rend Podostemon  die  Staminen  von  Dicraea  hat;  Devülea  Tul.  Wedd. 
(p.  107.),  aus  Brasilien,  mit  axillären  Nebenblättern,  von  Oserya  durch 
eine  Anthera  introrsa  unterschieden;  Sphaerothylax  ßisch.  (das.),  von 
Drege  in  Südafrika  gefunden,  frondos,  mit  einfächriger  Kapsel ;  Castel- 
navia  Tul.  Wedd.  (p.  108.),  eine  Reihe  von  Arten  aus  dem  Flusse 
Araguay  im  tropischen  Brasilien,  frondos,  sehr  klein,  nahe  mit  Sphae- 
rothylax verwandt,  aber  meist  ohne  Staminodien. 

Subtrib.  2.  Trislicheen.  Flores  perigonio  instrucli  ,  involucrö 
destituli.  — Tristicha  Th. ;  LawiaGtviU.  fp.  112.)  aus  Ostindien,  fron- 
dos mit  ungelheilten  Blättern,  mit  Iriandrischem,  dreitheiligem  Perigo- 
nium  ;  Potamobryon  Liebm.  (a.  a.  0.  S.  512.)  von  Vera  -  Crux  ,  mo- 
nandrisch,  mit  vierblätterigem  Perigonium  ;  Weddelina  Tul.  (p  113.): 
aus  British-Guiana,  hexandrisch- dekandrisch,  mit  fünfblälteri^em  Peri- 
gonium. 

Coniferen.      Geleznoff  hat  die  Enlwickelung    des  Embryo 

bei   der  Lärche  untersucht  (Bullet.  Mose.   1849.  nr,  4.  p.  566 605.  mit 

2  Taf.  ;  vergl.  die  ausgezeichnete  und  durch  eigene  BeobachtunfTen 
bereicherte  Kritik  dieser  Arbeit  von  Hofmeister  in  der  Regensb. 
Fl.  f.  1850.  S.  685.  u.  f.).  Denselben  Enlwickelungsprocess,  auf  dem 
die  systematische  Stellung  der  Gymnospermen  beruht,  hat  Pineau  bei 
Pinus  sylvestris  und  Thuja  orientalis  untersucht  und  durch  eine  vor- 
treffliche, alle  früheren  Darstellungen  an  Schärfe  übertreffende  Zeich- 
nung erläutert  (Ann.  sc.  nat.  IIL  11.  p.  83—86.  tab.  6.).  Meine  frü- 
here, im  Jahresb.  f.  1845.  (S.  387—389.)  enthaltene  und  auf  die  Beob- 
achtungen Brown's,  Miquel's  und  Gottsche's  gestützte  Darstellung  be- 
darf, da  sie  unter  dem  Einflüsse  der  damals  unwiderlegten  Schleiden'- 
schen  Befruchtungstheorie  aufgefasst  war,  jetzt  nachdem  durch  Hof- 
meister die  Präexislenz  des  Keimbläschens,  d.  h.  der  ersten  Zelle  des 
Archiv  f.  Naturgesch  XVI.  Jahrg.  2.  Bd.  \\^ 


338  Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

Embryo's  vor  der  Befruchtung  allgemeiner  nachgewiesen  ist  (H.  die 
Enlsteh\ing  des  Embryo) ,  einer  berichtigten  Auffassung  ,  wiewohl  sie 
durch  die  vorliegenden  Beobachtungen  in  dem  für  die  Systematik  wich- 
tigsten Punkte  bestätigt  worden  ist.  Die  in  den  Nucleus  der  Conife- 
reii  eindringenden  Pollenschläuche  bilden  nicht,  wie  es  auch  Geleznoff's 
von  Hofmeister  widerlegte  Ansicht  ist,  das  Keimbläschen  als  Tochler- 
zelle  aus,  sondern  dieses  entsteht  in  der  Flüssigkeit  des  Embryoblast- 
säckchens,  welches  liier  physiologisch  den  Embryosack  der  übrigen 
Phanerogamen  vertritt.  H.  ist  indessen  im  Irrthum,  wenn  er  auch  Pi- 
neau  als  Gewährsmann  für  seine  Angabe  anführt ,  dass  „der  Pollen- 
schlauch nur  bis  zur  oberen  Wölbung  des  Corpusculum  (des  Embryo- 
blastsäckchens)  vordringe«  und  er  befindet  sich  in  dieser  Beziehung  in 
Widerspruch  mit  P.,  der  das  Embryoblastsäckchen  am  obern  Ende  sich 
öffnen  (Fig.  4.  f.),  den  Pollenschlauch  eintreten  und  ihn  bei  Thuja  in 
mechanische  Verbindung  mit  dem  Keimbläschen  treten  lässt :  le  sac 
embryonnaire  secondaire  (=  Embryoblastsäckchen)  presente  ä  sa  partie 
superieure  un  conduit,  dans  lequel  vient,  s'engager  l'extremite  du  tube 
pollinique  ;  und  bei  Thuja:  les  tubes  polliniques  viennent  se  souder  ä 
la  partie  superieure  de  ce  dernier  (d.  h.  du  faisceau  des  suspenseurs). 
Dieser  Widerspruch  in  den  Beobachtungen  ,  so  wichtig  dessen  Aufklä- 
rung in  physiologischer  Beziehung  sein  mag,  ist  für  die  systematische 
Stellung  der  Coniferen  von  keiner  Erheblichkeit,  weil  auch  in  anderen 
Fällen  es  bis  jetzt  zweifelhaft  bleibt ,  ob  die  endosmolische  Einwir- 
kung des  PoUenschlauchs  auf  den  Embryosack  oder  auf  das  Keimbläs- 
chen unmittelbar  sich  bezieht.  Darin  aber  stimmen  alle  Beobachter 
überein,  dass  die  Embryoblastsäckchen  vergrösssrte  Zellen  eines  Endo- 
sperms  sind  und  hierin  liegt  der  wesentlichste  Unterschied  zwischen 
den  Gymnospermen  und  den  übrigen  Phanerogamen.  Bei  diesen  letz- 
teren kommen  im  Embryosack  drei  Arten  von  Tochlerzellen  vor  :  En- 
dospermzellen,  transitorische  Zellen  und  Keimbläschen.  Das  Keimbläs- 
chen, welches  unmittelbar  durch  Zellentheilung  zum  Embryoblast  (Em- 
bryoträger) auswächst,  ist  bei  ihnen  eine  Tochlerzelle  des  Embryosacks. 
Bei  den  Gymnospermen  bildet  sich  im  Embryosack  ein  Gewebe  von 
Endospermzellen ;  in  einigen  dieser  letzteren  ,  welche  sich  durch  ihre 
Grösse  und  ihre  Lage  auszeichnen,  entsteht  neben  transitorischen  Zel- 
lenbildungen das  Keimbläschen  als  eine  am  Grunde  der  Mutterzelle  lie- 
gende und  diesem ,  nach  H. ,  anwachsende  Tochterzelle.  Das  Keim- 
bläschen ist  demnach  hier  in  Bezug  auf  den  Embryosack  eine  Tochter- 
zelle zweiter  Ordnung,  nämlich  eine  Tochterzelle  des  Embryoblastsäck- 
chens,  welches  wiederum  eine  Tochterzelle  des  Embryosacks  ist..  Mit 
diesem  fundamentalen  Gegensatze  der  Gymnospermen  und  übrigen  Pha- 
nerogamen, die  ihre  völlige  Absonderung  im  Systeme  rechtfertigt  und 
den  ich,  um  einen  kurzen  Ausdruck  zu  gewinnen,  als  die  Bildung  ei- 
nes  deuterogenen   Embryo's  bezeichnen  möchte,    stehen   anderweitige 


und  syslematischen  Botanik  während  des  Jahres  1849.         339 

Verschiedenheiten   in  Verbindung ,    die  sich    auf  folgende  Punkte  zu- 
rückführen lassen. 

1.  Das  otFene  Ei,  hier  physiologis,ch  ergänzt  durch  die  den 
Embryo  schützend'en  Endospermlagen. 

2.  Die  Bildung  mehrerer  (bei  den  Abietineen  gewöhnlich  4) 
parallel  gestellter  Zellen  im  Keimbläschen  ,  die  durch  Quertheilung  zu 
dem  in  das  Endosperm  hineinwachsenden  Embryoblasten  werden,  wel- 
cher, nach  H,,  durch  Sonderung  jeder  einer  Tochterzelle  des  Keimbläs- 
chens entsprechenden  Zellenreihe  in  mehrere  besondere  Embryoblasten 
zerfällt  und,  indem  die  Endzellen  den  Embryo  erzeugen,  zu  der  tran- 
silorischen  Polyembryonie  der  Coniferen  Veranlassung  giebt.  Analog 
dieser  Tendenz,  die  Bildungen  durch  wiederholte  Tochterzellenproduk- 
tion vorzubereiten,  verhalten  sich  auch  die  transilorischen  Zellen,  wel- 
che zur  Zeit  der  Befruchtung  das  Embryoblastsäckchen  erfüllen  und  in 
denen  F.   Generationen  von   Tochterzellen  nachweist. 

3.  Wahrscheinlich  liegt  ein  ähnlicher  Typus  auch  der  eigenthüm- 
lichen  Pollenstructur  der  Coniferen  zu  Grunde,  welche  G.  bei  der  Lär- 
che in  Hinsicht  auf  Enlwickelungsgeschichte  verfolgt  hat.  Er  fand 
auch  in  den  Pollenzellen  mehrfach  wiederholte  (ieneralionen  von  Toch- 
terzellen und  erklärt  das  appendikuläre  Gebilde  derselben  aus  einer 
solchen  Zelle ,  die  durch  ihre  Schwesterzelle  zusammengedrückt  ist. 
Durch  solche  wiederholte  Membranbildungen  empfängt  die  Poilenzelle 
vielleicht  den  erforderlichen  Schulz  gegen  äussere  Agentien  ,  welcher 
der  Langsamkeit  der  Befruchtungsprocesse  bei  den  Coniferen  entspricht. 

Monokotyledonen. 

Palmen.  Von  v.  Marti us'  Palmenwerk  (s.  Jahresb.  f.  1845.) 
erschien  das  neunte  Heft  (Genera  et  species  palmarum.  Fase.  9.  Mo- 
nach.,  1849.  Fol.):  Nipa  und  Phytelephas  sind  als  abweichende  Typen 
aufgenommen.  Nach  dem  Schlüsse,  der  seitdem  mit  der  zehnten  Lie- 
ferung erfolgt  ist,  wird  diese  gefeierte  Monographie  ausführlicher  zu 
besprechen  sein.  —  Sir  W.  Hooker  theilt  Einiges  über  Phytelephas 
nebst  Abbildungen  dieses  merkwürdigen  Gewächses  mit  (Hook.  Journ. 
L  p.  204  —  212.  t,  6.  7.):  über  die  systematische  Stellung  desselben 
spricht  er  keine  eigene  Ansicht  aus. 

Typhaceen.  Schnizlein  sucht  aus  Missbildungen  und  aus 
der  von  der  Mitte  des  Kolbens  aus  beginnenden  Anthese  ^nachzuweisen, 
dass  der  Blüthenstand  von  Typha  eine  aus  verwachsenen  Zweigen  her- 
vorgegangene Bispe  sei  (Bot,  Zeit.  7,  S.  897— 900.).  —  Fries  ent- 
wirrt die  verwickelte  Synonymie  der  Linne'schen  Arten  von  Sparga- 
nium,  indem  unter  Sp.  natans,  wie  Wallroth  schon  früher  andeutete, 
mehrere  Arten  verschiedener  Bildung  verbunden  sind  (Summa  veget, 
Scandinav.  2.  p.  559.) :  1.  Sp.  minimum  Bauh.  (Syn.  Sp.  natans  Fl.  germ. 


340   Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

ß.  Linn.  suec.)  fructu  sessili  erostii ;  2.  Sp.  natans  L.  (Syn.  Sp.  affine 
Schnizl.)  fructu  longe  stipitalo  rostrato,  foliis  angustis  basi  dilalatis;  3. 
Sp.  fluitans  Fr.  fructu  sessili  roslrato  ,  foliis  a  basi  ad  apicem  attenua- 
tis:  letzteres  nur  im  westlichen  Smoland  beobachtet. 

Aroideen.  Weddell  beschrieb  eine  neue  Wolffia  aus  Brasi- 
lien und  begleitet  diese  Beschreibung  mit  einer  erschöpfenden  Darstel- 
lung ihrer  Entwicklungsgeschichte  ,  welche  er  durch  Abbildungen  er- 
läutert (Ann.  sc.  nat.  III.  12.  p.  155—173.  t.  8.).  Die  in  der  Provinz 
Matto  grosso  entdeckte  Wolfßa  brasiliensis  ist  von  allen  bekannten 
phanerogamischen  Gewächsen  das  kleinste ,  um  die  Hälfte  oder  zwei 
Drittel  kleiner  als  W.  arrhiza  (Lenina  L.;:  12  blühende  Exemplare 
könnten,  wie  W.  sich  ausdrücht,  in  einem  einzigen  von  Lemna  minor 
Platz  finden.  Die  Entwickelungsgeschichle  der  Frons  stimmt  beinahe 
vollkommen  mit  der  von  W.  arrhiza  überein ,  von  der  sie  sich  durch 
eine  braun  punktirte  Epidermis  untercheidet ;  aber  auch  Blülhe  und 
Frucht  sind  vollständig  beobachtet.  Sie  scheinen  mit  W.  Delilei  voll- 
ständig übereinzustimmen.  Zu  den  eigenthümlichen,  von  VV.  beobach- 
teten Strucklurverhältnissen  gehören  folgende:  anlhera  unilocularis, 
transversim  dehiscens ;  ovarium  iuxta  stamen  sessile ,  foveae  frondis 
immersum,  ovulo  atropo  imo  loculo  oblique  inserto,  endospermie  tenui, 
plumula  tertiam  embryonis  partem  aequante.  Eine  Spatha  scheint  die 
androgyne  Blülhe  nicht  zu  besitzen.  Den  Embryo,  an  dem  W.  die  Ra- 
dicula  supera  und  deren  Verhällniss  zum  Operculum  besser  abbildet 
(F.  21.)  als  deutet  und  beschreibt,  vergleicht  er  nach  seiner  äusseren 
Form  mit  der  Frons  und  diese  Aehnlichkeit  ist  unverkennbar,  berech- 
tigt aber  den  Verf.  nicht  ,  dem  Embryo  den  Kolyledo  abzusprechen, 
über  dessen  Lage  und  Bildeutung  ihm  klare  Vorstellungen  fehlen  (p. 
168.).  Die  Trefflichkeit  von  Schleiden's  Analyse  der  Gattung  Wolffia 
ergiebt  sich  aus  W^.'s  Zeichnungen  einer  zweiten  Art  auf  das  Ent- 
schiedenste. 

Musaceen.  Crüger  in  Trinidad  erörtert  die  Morphologie  von 
Heliconia  und  Musa  (Linnaea,  22.  S.  479— 486.  501— 2.).  Nach  ihm 
steht  das  sterile  Stamen  zwar  in  beiden  Gattungen  vor  dem  der  Axe 
zugewendeten,  freien  Perigonialblalte,  aber  dieses  ist  bei  Heliconia  ein 
äusseres,  bei  Musa  ein  dem  inneren  Kreise  angehöriges,  so  dass  in 
dem  ersteren  Falle  2  äussere  und  3  innere  ,  in  dem  letztere  3  äussere 
und  2  innere  unter  einander  verwachsen.  Bei  der  Entwickelung  der 
Blüthe  von  Heliconia  entstehen,  nach  C,  bei  Heliconia  zuerst  die  drei 
äusseren  Perigonialblätter,  dann  gleichzeitig  als  viergliederiger  Wirtel 
die  drei  inneren  nebst  dem  abortiven  Stamen ,  später  die  fünf  sterilen 
Staminen  ;  bei  Musa  dagegen  war  dieEntwickelungsreihe  veränderlich, 
gleichzeitig  entstanden  die  5  Staminen  mit  den  freien  Perigonialblältern, 
als  ein  sechsgliederiger  Wirtel,  die  5  übrigen  Perigonialtheile  bildeten 
$ich  bald  als  ein  einziger  Wirtel,  bald  successiv,  3  als  ein  äusserer,  3 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1849.  341 

als  ein  innerer  Wirtel.  Diese  ßeobachlungen  sind  insofern  von  Wich- 
tigkeit, als  sie  zeigen,  dass  die  Entwickelungsgeschichte  kein  unfehl- 
bares 'Mittel  ist,  die  zusammengehörigen  Wirtel  der  Blüthe  zu  erkennen. 

Scitamineen.  Auch  über  diese  Iheilt  Cr ueger  analoge  Beob- 
achtungen mit  (a.  a.  0.  S.  486  — 494.).  Er  sucht  die  laterale  Stellung  des 
Stamen's  bei  den  Cannaceen  dadurch  zu  erklären  ,  dass  er  zwischen 
den  Blülhen  ideale  Nebenaxen  annimmt,  gegen  die  das  Stamen  ebenso 
wie  bei  den  Zingiberaceen  gestellt  wäre.  C.'s  Ansicht  über  die  letz« 
leren  ist  mir  nicht  deutlich   geworden. 

Orchideen.  Link's  letzte  grössere  Arbeiten  beziehen  sich  auf 
die  Morphologie  der  Orchideen.  In  einer  einleitenden  Mittheilung  (Bot. 
Zeil.,  7.  S.  745 — 750.)  vergleicht  er  deren  Blüthe  mit  der  der  Scitami- 
neen und  nimmt  folgenden  Blüthenplan  an :  3;  2  -j- . ;  -/i  =  Labellum 
nebst  einer  die  Columna  umschliessenden,  sich  wie  eine  Oberlippe  zum 
Labellum  verhaltenden  Umhüllung,  die  durch  Anwachsen  an  die  Columne 
obliterire  ;  l  ;  6.  Dass  das  Labellum  nicht  zum  zweiten  Wirtel  gehöre, 
sucht  er  durch  dessen  Verwachsungen  mit  der  Columna  zu  erweisen, 
ohne  jedoch  die  Entwickclungsgeschichte  zu  berücksichtigen.  Die  bei- 
den sterilen  Staminen  leugnet  er,  weil  zu  ihnen  keine  Gefässbündel 
gingen,  was  aber  bei  aborbirten  Orgenen  überhaupt  nicht  der  Fall  zu 
sein  pflegt.  Am  bedeutendsten  ist  wohl  seine  Bemerkung,  dass  bei  Cy- 
pripedium  spectabile  nicht  zw  ei  Staminen  vorhanden  seien,  sondern  Bi- 
furkation  eines  einzigen  stattfinde.  —  Crueger  hat  sich  ebenfalls  mit 
der  Morphologie  der  Orchideen  beschäftigt  (Linnaea,  22  S.  494— 506.). 
Er  findet,  dass  bei  der  Entwickelung  der  Blüthe  von  Epidendrum  bi- 
cornutum  die  3  inneren  Perigonialblätter  nebst  der  Anthere  als  ein  ein- 
ziger Wirtel  hervortreten.  Das  Labellum  hatte  längere  Zeit  hindurch 
dieselbe  Gestalt,  wie  die  Anthere.  Indessen  scheint  auf  die  Reihenfolge 
der  Entwickelung  der  Blüthenkreise  bei  den  Orchideen  wenig  Werth 
gelegt  werden  zu  können  ,  da  C.  in  anderen  Fällen  das  Hervortreten 
der  Wirtel  auf  verschiedene  Weise  geordnet  sah.  So  erschienen  bei  Epi- 
slephium  zuerst  die  beiden  seitlichen  Kelchblätter,  dann  das  mittlere 
gleichzeitig  mit  den  beiden  unteren  Corollenblättern,  zuletzt  fast  gleich- 
zeitig Labellum  und  Anthere:  der  Calyculus  in  dieser  Galtung,  auf 
welchen  Lindley  ein  besondeees,  morphologisches  Gewicht  gelegt  hatte, 
ist  eine  sehr  späte  Bildung  und  wird  deshalb  von  C.  nicht  als  beson- 
derer, den  übrigen  gleichwerlhiger  Wirtel  betrachtet.  —  G.  Reichen- 
bach gab  einen  reichen  Beitrag  zur  Systematik  dieser  Familie  durch 
Beschreibung  zahlreicher,  neuer  Formen,  besonders  aus  dem  tropischen 
Amerika  (Linnaea,  22.  S.  809— 867.).  —  Neue  Gattungen:  Com. 
peria  C.  Kc  h.  (Linnaea,  22,  S.  287.)  =  Orchis  Comperiana  Stev.,  von 
Himanlaglossum  durch  Sepala  connala  abweichend;  Aphyllorchis  ßl. 
(Mus.  lugd.  bat.  1.  p.  30.) :  Arethusee  in  Java,  übrigens  mit  ^istera 
verwandt;  Leucorchis  B  1.    (das.  p.  31.):   ans  Java,  zweifelhafter  Stel- 


342  Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

lung,  wahrscheinlich  mit  Pachychilus  verwandt;  LcopardöniÄMs  Bl.  (das. 
p.  47.) :  Vandee  ebendaher;  Cyperorchis  (das.  p.  48.)  =  Cymbidium 
elegans  Lindl.  ;  Hyacinthorchis  B 1.  (das.  p.  48.):  Vandee  aus  Japan, 
Cremastra  sehr  nahestehend;  Pseuderiopsis  G.  Rchb.  (a.  a.  0.  S.  852.): 
aus  British -Guiana  ,  neben  Eriopsis  gestellt;  Brachtia  G.  Rchb.  (das. 
S.  853.);  Vandee  aus  Venezuela. 

Burmanniaceen.  Ein  räthselhaftes  Gebilde  beschreibt  Blume 
unter  dem  Namen  Sarcosiplion  (Mus.  lugd.  bat.  1.  p.  65.  t.  18.)  und 
vergleicht  es  mit  den  Burmanniaceen  ,  bemerkt  jedoch,  dass  es  wahr- 
scheinlich eine  eigene  Familie  aus  der  Klasse  der  Khizaotheen  andeute. 
Dies  ist  ein  pilzähnlicher  Wurzelparasit  in  Java,  von  dem  B  selbst 
sagt,  dass  er  ihn  für  einen  Pilz  halten  wurde,  wenn  das  Ovarium 
nicht  den  Bau  der  Phanerogamen  besässe.  Da  aber  weder  die  männ- 
liche Blülhe,  noch  der  Bau  des  Samens  bekannt  ist  ,  so  bleibt  dessen 
Stellung  im  Pflanzensyslem  völlig  ungewiss.  B  's  Beschreibung  enthält 
folgende  Momente:  Calycis  apetali  limbus  superus  truncatus ;  ovarium 
uniloculare,  placentis  basilaribus  3  multiovulatis ,  stylo  apice  trifido ; 
Capsula  circumscissa;   semina  plurima,  fusiformia. 

Hy  dr  0  ch  ar  i  deen.  Neue  Gattungen  :  JVec/mman</r«  P  lan  eh. 
(Ann.  sc.  nat.  III.  11.  p.  78.)  =  Vallisneria  alternifolia  Roxb.,  deren  ^ 
durch  Spatha  bivalvis  und  Perigonium  öpartitum  chrakterisirt  werden  ; 
Egeria  Planch.  (das.  p.  79.):  Wasserpflanzen  in  Minas  Geraes  und 
Buenos  Ayres,  von  Hydrochaiis  durch  Stamina  6—9  verschieden  und 
im  Habitus  Anacharis  und  Hydrilla  gleichend. 

Aspidistreen.  Neue  Gattung:  Macrostigma  K  Ih.  (Ann.  sc. 
nat.  III.  11.  p.  220.):  im  Berliner  Garten  kultivirt,  von  Tupistra  durch 
ein  grosses,  sechslappiges  Stigma  unterschieden ;  Vaterland  unbekannt, 
Liliaceen.  Koch  theiite  vergleichende  Untersuchungen  über 
Zwiebelbildungen  mit  (Linnaea ,  22,  S.  216— 219.).  —  In  Hofmei- 
s  t  e  r's  physiologischer  Schrift  über  die  Entstehung  des  Embryo  (s.  o.) 
sind  einige  neue  Thatsachen  enthalten,  die  für  die  Systematik  der  Li- 
liaceen wichtig  werden  können:  Asphodelus  hat  ein  Ovulum  atropum 
mit  3  Integumenten  ,  dies  ist  das  einzige  ,  ihm  bekannte  Beispiel  von 
mehr  als  zwei  Eihüllen  (S.  10.)  ;  nach  der  Abbildung  (lab.  6.  fig.  7.) 
scheint  das  Ei  vielmehr  hemilrop  zu  sein;  —  Gagea  besitzt  einen  Em- 
bryo indivisus  (S.  24.  t.  9.  fig.  23.).  Neue  Gattung:  Theresia  C. 
K.ch.  (a.  a.  0.  S.  232.)  =  Fritillaria  persica  L. ,  die  hypogynische 
Staminen  und  einen  ungelheilten  Griffel  hat. 

Commelineen.  Neue  Gattungen  :  Zehrina  S  c  hniz  1.  (Bot. 
Zeit.  7.  S.  868.  u.  f.)  =  Tradescantia  zebrina  Hort. ,  eine  allerdings  sehr 
ausgezeichnete  Gattung,  deren  Vaterland  nicht  näher  gekannt  ist ;  JPo- 
lyspalha  Benth.  (Niger  Fl.  p.  543.):  in  Fernando  Po;  Palisola  Rchb. 
(das.  p.  544.)  s=  Commelina  ambigua  P.  B. 


and  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1849.  343 

Junceen.  E.  Meyer  publicirte  eine  schätzbare,  neue  Mono- 
graphie von  Luzula  (Linnaea,  22,  S.  383 — 420  ). 

Cyperaceen.  v.  Schlechtendal  bespricht  den  Blüthen- 
stand  dieser  Familie  (Bot.  Zeil.  7.  S.  26.)  —  ^Wimmer  untersuchte 
die  Gruppe  von  Carex  -  Arten  ,  welche  Fries  von  C.  caespilosa  abge- 
sondert hatte,  und  giebt  scharfe  Diagnosen  für  die  von  ihm  in  Schle- 
sien unterschiedenen  Formen  (Arb.  der  schles.  Gesellsch.  f.  1849.  S. 
77_81.).  —  Nylander  publicirte  eine  erschöpfende  Monographie  von 
Eriophorum  (Acta  soc.  Fennic.  3.  p.  1— 23.)  :  zwei  Tafeln  stellen  E. 
russeolum  Fr.  (tab.  1.)  und  das  neue,  im  Gouv.  Kursk  gefundene,  aber 
wahrscheinlich  weiter  verbreitete  E.  Höffti  Nyl.  (t.  2.)  dar,  welches 
den  Habitus  von  E.  angustifolium  mit  der  Behaarung  der  Blüthenstiele 
von  E.  gracile  verbindet,  sich  aber  ausserdem  durch  einen  an  den 
Kanten  scharfen  Halm  auszeichnet. 

Gramineen.  Kützing  untersuchte  die  Schwiele  an  der  Basis 
der  Rispenäste  (CallusTr.),  die  er  mit  dem  Namen  Gelenkpolster  bezeichnet 
(Bot.  Zeit.  7.  S.  625  —  631,}.  Sie  findet  sich  nur  bei  den  Rispengräsern 
und,  nach  v.  Schlechtendal's  Anmerkung,  auch  bei  Triticum  sect. 
Eremopyrum,  nicht  aber  bei  den  übrigen  Triticeen.  Sie  geht  aus  einer 
Wucherung  des  Markparenchyms  hervor  und  bildet  sich  erst,  wenn  die 
Rispe  sich  anfängt  auszubreiten ,  indem  diese  Ausbreitung  eine  "Wirkung 
jener  basilaren  Zellenproduction  sei:  nach  dem  Verblühen  schwin- 
det sie  wieder  und  dann  zieht  sich  die  Rispe  wieder  zusammen.  — 
Hofmeister  bestätigt  durch  seine  Analyse  von  Zea  Schleiden's  Beob- 
achtungen über  das  Scutellum,  nach  denen  dasselbe  eine  von  einer  ein- 
zigen Querlinie  des  Rückens  ausgehende  Wucherung  des  Kotyledons 
ist  (die  Entwickelung  des  Embryo  S.  31.).  —  Hochstetter  hat  seine 
im  Jahresb.  f.  1847.  charakterisirten  Darstellungen  über  die  Morpholo- 
gie der  Gräser  forlgesetzt  (Fortsetzung  der  Abhandlung:  der  Aufbau 
der  Grasptlanze  in  den  Würtembergischen  Jahresheften  Bd.  4.  S.  144 — 
257.  vergl.  auch  seine  Darstellung  der  Blüthe  von  Saccharum  in  Re- 
gensb.  Fl.  1849.  S.  321 —331.).  —  J.  Agardh  theilt  Bemerkungen  über 
die  Systematik  der  Gräser  mit  (Forhandl.  ved  de  skandin.  Kalurforsk.  V. 
Mode  1849.  p.  397— 406.).  Seine  Ansichten  sind  genau  dieselben,  welche 
ich  der  Anordnung  der  Gräser  in  meinem  Spicilegium  zu  (Jrunde  gelegt 
habe;  aber  in  der  Deutung  einzelner  Gattungen  hatte  A.  eigenlhümli- 
che  Resultate,  die  einer  weiteren  Prüfung  bedürftig  sind.  Er  schreibt 
nämlich  Cynosurus  und  Lamarckia  terminale  Blüthen  zu  und  stellt  sie 
deshalb  zu  den  Faniceen:  dagegen  sind  ihm  Holcus,  die  Stipaceen  und 
Phleoideen  Poaceen  im  Sinne  Brown's.  VVas  Cynosurus  betriil't,  so  ist 
seine  Angabe  unrichtig,  indem  ich  die  Axe  über  die  oberste  Blüthe 
verlängert  finde.  Ferner  vindicirt  er  den  Paniceen  Phalaris,  Baldin- 
gera,  die  Sacchareen  ,  Leersia,  Ehrharla,  Zea  ,  Coix,  endlich  auch  An- 
thoxaQthum  und  Hierochloa ,   welche    beiden    Gattungen    Brown   selbst 


344  Grigebach:  Bericht  üb.  d.  Leistnngen  in  d.  geographischen 

von  den  Faniceen  und  ohne  Zweifel  mit  Recht  ausgeschlossen  hat.  — 
Andersson  giebt  eine  treffliche  Analyse  von  Phippsia  die  er,  nach 
Fries'  Vorgange,  mit  Catabrosa  vereinigt  wissen  will  (Bot.  Noliser  1849. 
S.  39—44.  mit  1  Taf.):  dem  Typus  der  Agrostideen  sei  sie  wegen  der 
geringen  Ausbildung  der  Gluniae  fremd.  —  Keue  Gattungen:  Cri- 
tho  E.  Mey.  (Sem.  Regiom.  1848.  in  Ann.  sc.  nat.  III.  11.  p.  253.)  = 
Hordeum  Aegiceras  Royl.  ;  Reana  Brignoli  (Sem.  Mulinens.  1849.  in 
Ann.  sc.  nat.  III.  ll.p.  365.):  Zeinee  aus  Mexiko;  Monachyron  Par- 
ia t.  (TViger  Fl.  p.  190.):  Graminee  der  Inseln  des  grünen  Vorgebirgs, 
von  schwierig  zu  deutender  Struktur,  zweifelhaft  zu  den  Andropogineen 
gestellt ;  P.'s  Auffassung  ist  :  spiculae  3florae,  gluma  solitaria  remota  , 
flore  inferiori  neutro  univalvi ,  medio  hermaphrodito  e  sinu  aristato, 
superiori  masculo. 

Kryptogamen. 

Hofmeister  theilte  über  die  Fruchtbildung  der  höheren  Kry- 
ptogamen vorläufig  einzelne  Untersuchungen  mit,  die  später  zur  Her- 
ausgabe eines  grösseren  Werks  geführt  haben  (Bot.  Zeit.  7.  S.  793 — 
800.).  Bei  den  Rhizokarpeen  erklärt  er  die  ersten  Gebilde  der  kei- 
menden Spore  für  einen  Proembryo  :  die  sogenannten  Pollenschläuche 
stammen,  nach  ihm,  vom  Proembryo  selbst  ab,  während  er  an  den  klei- 
nen Sporen,  die  hiernach  als  Antheridien  zu  bezeichnen  sind,  Nägeli's 
Entdeckung  bestätigend,  Phytozoen  austreten  sah.  Der  Befruchlungs- 
apparat  am  Proembryo  der  Farne  erscheint  ihm  übeinstimmend  gebaut  mit 
dem  an  der  erwachsenen  Pflanze  der  Rhizokarpeen  und  Moose  :  ebenso 
sind  auch  Isoetes  und  die  Selagihellen  gebaut;  doch  bringt  H.  für  die 
letzteren  keine  das  Verhältniss  beider  Sporen  zu  einander  aufklärende 
Thalsachen,  indessen  sah  er  bei  der  Keimung  der  grossen  Sporen  den 
Entwickelungsgang  von  Salvinia  sich  wiederholen.  Das  von  K.  Mül- 
ler bei  Isoetes  Keimkörper  genannte  Organ  erklärt  H.  für  die  aborti- 
rende  Hauplaxe  und  bemerkt,  dass  bei  den  Farnen,  Selaginellen,  Isoetes 
und  den  Rhizokarpeen  sich  überhaupt  niemals  die  primäre  Axe  ent- 
wickelte und  daher  nur  Advenlivwurzeln  vorkommen.  Bei  den  Moo- 
sen unterscheidet  H.  eine  im  Archegonium  liegende  Zelle,  die  durch  die 
Phytozoen  befruchtet,  sich  selbständig'  zu  einem  spindelförmigen  Kör- 
per entwickelt  ,  der  sich  leicht  frei  präpariren  lasse  und  die  Calyplra 
losreissend  zur  Frucht  wird:  hiernach  sei  die  Moosfrucht  mit  dem  Ve- 
getationsorgan der  Farne,  die  vegetative  Moospflanze  mit  dem  Proem- 
bryo der  Farne  zu  vergleichen,  so  wie  auch  der  Proembryo  der  Moose 
mit  dem  letzteren  keine  Analogie  des  Baus  und  der  Entwickelung  zeige, 
sondern  an  die  Entwickelung  des  phanerogamischen  Embryoblasts  aus 
der  Keimzelle  erinnere.  Die  morphologisch  intermediäre  Bildung  zwi- 
schen dem  Befruchtungsapparat  der  höheren  Kryptogamen  und  Phane» 
rogamen  stellen,  nach  H.,  die  Coniferen  dar,   indem  er  z,  B.  die  Cor- 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1849.  345 

puscula  mit  den  auswaclisenden  grösseren  Zellen  im  weiblichen  Organ 
von  Salvinia  und  Selaginella  ähnlich  entwickelt  findet. 

Lyk  opo  diaceen.  Spring's  schöne  Monographie  dieser  Fa- 
milie wurde  im  verflossenen  Jahre  vollendet  (Monographie  de  la  fa- 
mille  des  Lycopodiacees.  Seconde  partie.  358  pag.  in  4.  Separatab- 
druck aus  den  Memoircs  de  l'acad.  de  Bclgique  Vol.  24.  1849.  :  die  erste 
Abtheilung  befindet  sich  in  Vol.  15.  und  sie  erschien  1842.).  Der  vor- 
liegende Theil  enthält  Nachträge  zu  Lycopodium  (diese  Gattung  zählt 
107  Arten),  sodann  die  erschöpfende  Bearbeitung  von  Selaginella 
(209  sp.),  Tmesipteris  (2  sp.)  und  Psilotum  (4  sp.):  den  Beschluss 
machen  die  Morphologie  und  geographische  Verbreitung  der  Familie. 
Wiewohl  der  Verf.  sich  geneigt  erklärt,  die  Lykopodiaceen  aus  dem 
Verwandlschaftskreise  der  Farne  in  den  der  Coniferen  zu  versetzen, 
so  werden  doch  Beobachtungen  vermisst ,  welche  ihre  systematische 
Stellung  aulklären. 

Farne.  Suminsky's  Entdeckungen  (s.  vor.  Jahresb.)  haben  V^i- 
gand  und  Schacht  zu  Untersuchungen  über  die  Befruchtungsorgane 
der  Farne  angeregt.  Wigand's  Arbeit  (Bot.  Zeit.  7.  S.  17.  u.  f.)  ist, 
ohne  neue  Thatsachen  zu  bringen,  grossenlheils  polemisch  gehalten: 
Seine  Polemik  wird  von  Hofmeister  entschieden  zurückgewiesen  (das. 
S.  796.).  Werthvoller  und,  wiewohl  in  einzelnen  Funkten  abweichend, 
im  Allgemeinen  die  Suminsky'schen  Thatsachen  bestätigend  sind  die 
Beobachtungen  Schacht's  (das.  S.  537.  u.  f.,  weiter  ausgeführt  in 
der  Linnaea,  22.  S.  753-792.):  das  weibliche  Organ  ist,  nach  ihm, 
ursprünglich  geschlossen  und,  nachdem  es  sich  geöffnet,  von  einem  ho- 
hon  Zellenwall  umgeben ;  wodurch  die  Befruchtung  ihm  gehindert 
scheint.  Wie  die  Befruchtung  durch  Fhytozoen  geschieht,  wissen  wir 
freilich  noch  nicht,  aber  deshalb  kann  doch  die  Annahme  gerechtfer- 
tigt sein,  dass  überhaupt  eine  Befruchtung  stattfinde.  —  T  hur  et  un- 
tersuchte die  Antheridien  der  Farne,  ohne  die  weiblichen  Organe  zu 
berücksichtigen  (Ann.  sc.  nat.  111.  11.  p.  5  — 12.).  —  Von  Kunze's 
Farnen  erschien  die  zweite  Lieferung  des  zweiten  Bandes  (die  Farn- 
kräuter in  Abbildungen.  Taf.  111-120.  Leipzig  1849.  4.).  —  Neue 
Gattung:  Trichosorus  Liebm.  (Mexicos  Bregner.  p.  129.)  =  Also- 
phila  pruinata  Kaulf.  et  affin. 

Moose.  In  einer  Schrift  S  c  hl  ei  d  en's,  welche  in  ihrer  Ein- 
leitung gegen  Nägeli's  Neuerungen  in  der  Anordnung  der  Kryptogamen 
die  Grundsätze  botanischer  Systematik  trefflich  entwickelt,  sind  Beob- 
achtungen über  Sphagnum  enthalten,  aus  denen  sich  ergiebt,  dass  das 
Moosblatt,  ebenso  wie  das  phanerogamische,  aus  basilaren  Bildungspunk- 
len  sich  entwickelt  (de  notione  folii  et  caulis  Programma.  Jenae,  1849. 
12  pag.  4.).  —  Von  der  Bryologia  europaea  (Jahresb.  f.  1847.)  er- 
schien Heft.  42.  (Stuttgart,  1849) :  darin  Acaulon,  Physcomitrella  n.  g. 
Ä  Phascum  patens  (nach.   K.  Müller    gleichzeitig    von    Bayrhoffer 


346    Grisebach  :  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

Gen^/im  genannt:  Jahrtsb.  des  Nassau'schen  Vereins  f.  Naturk.  1849, 
Heft  5.  S.  2.),  Ephemerum,  Fottia  ,  Euslichium  n.  g.  =  Phyllogonium 
norvegicum  Brid.,  Nachträge  zu  Fissidess,  Grimmia,  Orlhotrichum  und 
Hymenostomum. 

Lebermoose.  Neue  Gattung:  Southbya  Spruce(Ann. 
nat.  hist.  IL  3.  p.  501):  in  den  Pyrenäen  und  in  Portugal  gefunden, 
zwischen  Jungermannia  und  Alicularia  gestellt. 

Li  ebenen.  Thwaites  publicirte  Bemerkungen  über  die  Go- 
nidien  (Ann.  nat.  hist.  IL  3.  p.  219  —  222.):  er  erklärt  dieselben  für 
identisch  mit  den  Nosloc -Zellen  von  Collema  und  hält  sie  daher  für 
die  eigentlichen  Vegelationsorgane.  Hiernach  vergleicht  er  den  Bau 
der  Lichenen  mit  dem  von  Pleurococcus  ,  so  wie  Collema  mit  Nosloc, 
Synalissa  (tab.  8)  und  Paulia  mit  Coccochloris,  endlich  Mastodia  mit 
Ulva.  —  V.  Holle  untersuchte  die  Enlwickelung  des  Apothecium's 
und  die  Keimung  von  ßorrera  ciliaris  (Zur  Entwickelungsgeschichte  von 
B.  c.  Inaug.  diss.  Göltingen,  1849.  43.  S.  4.).  —  Den  Charakter,  von 
.Zeora  erläuterte  v.  Flotow  (Linnaea,  22.  S.  364 ).  —  Schaerer  gab 
eine  Uebersicht  seines  Flechtensystems  (Regensb.  Flora  f.  1849.  S. 
289—299  ). 

Algen.  Eine  sehr  schätzbare  Bereicherung  der  Algenliteratur 
ist  Kützing's  Synopsis  aller  bekannten  Algen,  wodurch  er  seine  frü- 
heren Schriften  viel  nulzbarer  gemacht  hat  (Species  Algarum.  Lips,  1849. 
922.  p.  8).  —  Von  desselben  Kupferwerk  (Jahresb.  f.  1847.)  er- 
schienen 5  neue  Lieferungen  (Tabulae  phycologicae.  Lief.  6 — 10.  Taf. 
51 — 100.  1849.  8.).  —  Nägeli  publicirte  eine  Monographie  der  ein- 
zelligen Algen  (Gattungen  einzelliger  Algen,  physiologisch  und  systema- 
tisch bearbeitet.  Zürich,  1849.  139  S.  4.);  v.  Siebold  benutzte  diese 
Arbeit  zu  einer  Vergleichung  der  einzelligen  Pflanzen  und  Thiere  (Zeit- 
schr.  für  wissenschaftliche  Zoologie  Th.  1. ,  übersetzt  in  Ann.  sc.  nat. 
IIL  12.  p.  138 — 155).  N.  zählt  zu  den  einzelligen  Algen  viele  For- 
men, welche  eine  höhere  Organisation  besitzen:  auf  seine  Gallungen, 
welche  von  Jessen  sehr  ungünstig  beqrlheilt  sind  (Bot.  Zeit.  7.  S. 
739  ),  glaube  ich  hier  nicht  eingehen  zu  können.  Dagegen  enthält  der 
allgemeine  Theil,  den  J,  mit  einer  weniger  begründeten  Polemik  an- 
greift, nicht  bloss  physiologisch  ,  sondern  auch  systematisch  wichtige 
Beobachtungen.  Dahin  ist  namentlich  die  schärfere  Diagnostik  einfacher 
Pflanzen  von  thierischen  Bildungen  zu  zählen :  für  die  vegetabilische 
Natur  einer  Zelle  hält  N.  Starrheit  der  Membran  (Mangel  activer  Be- 
weglichkeit), so  wie  Gegenwart  von  Stärkmehl  und  Chlorophyll -arti- 
iffen  Farbstoff'en  für  entscheidend  ,  während  die  chemische  Zusammen- 
setzung der  Membran  sich  häufig  nicht  ermitteln  lässt.  Was  das  Chlo- 
rophyll betrifft ,  so  bemerkt  v.  Siebold,  dass  die  grünen  Farbstoffe  im 
Gewebe  von  Hydra  viridis,  so  wie  in  mehreren  Turbellarien  und  Infu- 
sorieo  eine   grosse   Verwandtschaft  mit   dem  Pflanzengrun   haben  und 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1849.  347 

vielleicht  mit  demselben   identiscli    seien.      Die   Starrheit  der  Membran 
dehnt  N.  auch  auf  die  Cilien  der  beweglichen  Algenzellen  aus,  und  er 
leidet  ihre  Bewegungen  von  Wirkungen  der  Endosmose  ab:    dies  Letz- 
tere ist  entschieden  unrichtig  und  mjt  vollem  Rechte  erklärt  sich  v.  S. 
gec^en  eine  Unterscheidung    animalischer  und    vegetabilischer  W.mper- 
bewe-ung,  indem  er  zugleich  darauf  hinweist,  dass  es  ausser  den  bei- 
den omanischen  Reichen    gemeinsamen,    durch  Trepidalion    wirkenden 
Cilien   bei    den  Thieren  (z.  B.   bei  den   Spermatozoen)    auch  contrakt.  e 
Wimperorgane  gäbe,  die  bei  der  Bewegung  sich  verkürzen  und  anschwel- 
len,  eine  Erscheinung,  die  bei  den  vegetabilischen  Cilien    niemals  vor- 
kommt. Diese  bewegen  sich  rudernd,  ohne  ihre  Starrheit  einzubussen. 
Eben  darin,  dass  vegetabilische  Bildungen  sich  nur  durch  passive  Wim- 
pern oder  durch  Akte  der  Endosmose  und  niemals  durch   Contraktionen 
der  Membran  bewegen,  liegt  der  fundamentale  Gegensatz  passiver  pflanz- 
licher und  aktiver  ihierischer    Bewegungsfähigkeit.      Treffend  bezeich- 
net V.   S.  diese  Spontaneität  des  Akts  der  Bewegung    dadurch,  dass  er 
bemerkt,  wie  die  bewegten  Algensporen    gegen    ein  mechaniches  Hin- 
derniss  anprallen  ,    Infusorien  demselben    ausweichen.    -    J.  Agardh 
lieferte  Beiträge  zur  Morphologie  der  Algen  (Foihandling.  ved  de  skan- 
din.  Naturf.    V.  Mode.    p.  407-450.):    diese   wichtige    Abhandlung   ist 
polemisch  gegen  Nägeli  gerichtet  und  ihre  Tendenz  wird  durch  die  im 
Eingange  vorkommende  Bemerkung  bezeichnet,  dass  die  neueren   Ver- 
suche, das  System  der  Algen  zu  reformiren,  nicht  sowohl  in  den  Män- 
geln früherer  Algenforschung    ihren    Grund  haben  ,  als  in  der  mangel- 
haften  Sachkenntniss  derer,  von  denen  jene  Versuche  ausgegangen  sind. 
_   In  einer  Mittheilung   von  Jessen    über  Zellenbildung    bei  den  Al- 
gen (Bot.  Zeit.   7.  S.497.)    findet  sich   die  Behauptung,  dass  Vaucheria 
an  ihrer  Spitze  durch  angesetzte  Zellen  wachse,    deren    Membran  spa- 
ter resorbirt  werde,    und    dass  diese  Gattung    sich  daher  von  Con  erva 
vorzüglich  dadurch  unterscheide,  dass  die  Scheidewände  eines  Zelien- 
fadens  während  der  Enlwickelung    verloren    gehen:    hierbei  ist  zu  er- 
innern, dass  J.   unter  Zelle  einen  Primordialschlauch   versieht  Und  das, 
was  die  Botanik  Zellenmembran  nennt,  als  Exsudatschicht  betrachtet,  dass 
daher    seine  Vaucherien  -  Scheidewände    nur   Grenzen    von  Primordial- 
Schläuchen  sind.  —  Thwaites  beobachtete  die  Conjugation  bei  einer 
neuen  Art  von    Coccochloris  (Ann.  nat.    bist.  II.  3.    p.  243    t.  8.).    — 
Ralfs  untersuchte  das  Wachsthum  der  Fäden  von  Oscillatoria  (das.  p. 
39.)  und  von  Calothrix  (das.  p.  348.).  —  Eine  synoptische  Darstellung 
xJer  Caulerpeen  erschien  von  Ire  vis  an    (Linnaea,  22.    p.  129-144.); 
später  folgte    auch    eine   ähnliche    Arbeit  über    die  Dictyoteen  (das.  p. 
421—464.).  —  Wigand   und  Nägeli   haben    die  Stellung   der  Flori- 
deen polemisch  gegen  einander  erörtert  (Bot.  Z.  7.  S.  l45.  569.  809.) : 
es  hat  sich,  meines  Wissens,    bis  jetzt   kein  Syslematiker   geneigt  ge- 
funden, N.'s  Ansichten  über  die  Verwandtschaft   der  Florideen  mit  den 


348     Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d,  geographischen 

Lebermoosen  beizupflichten.  ~  Harvey  erläutert  den  Bau  der  Coral,. 
lineen,  die  sich,  nach  ihm,  nur  durch  die  Skelettbildung  aus  kohlensau- 
rem Kalk  von  den  Florideen  unterscheiden  (Nercis  austr.  p.  92.):  er 
theilt  sie  in  die  beiden  Gruppen  der  gegliederten  ächten  Coralli- 
neen  (Amphiroa,  Corallina,  Jania)  und  in  die  nicht  gegliederten  Kulli- 
poreen  (Mastophora,  Melobesia).  — A.  Braun  entdeckte  einen  diagno- 
stischen Unterschied  zwischen  Chara  und  Nitella  in  der  Coronula  der 
Frucht  (Hook.  Journ.  L  p.  194.):  diese  besteht  bei  Chara  aus  5  Zel- 
len und  persistiit,  bei  Kitella  ist  sie  aus  10  Zellen  gebildet  und  wird 
vor  der  völligen  Reife  abgeworfen  ;  hiernach  giebt  es  einige  Charen 
mit  dem  einfachen  Stengel  von  Kitella.  —  Keue  Gattungen.  Flo- 
rideen: Phyllymenia  J.  G.  Ag.  (Kongl.  Vetensk.  Akad.  Handling.  f. 
1847.  Stockh.  1849.  t.  2."),  neben  Iridaea  gestellt,  vom  Cap;  Platyme^ 
nia  J.  G.  A  g.  (das.)  =  Iridaea  edulis  etc.;  Epiglossum  Kutz.  (Spec. 
Alg.  p.  878.)  =  Polyphacum  Sniilhii  Hook.  Harv. ;  Ptüophora  Kütz. 
(das.  p.  794.  =  Fhyllophora  spissa  Suhr. ;  Epymenia  Kütz.  (das.  p. 
787.)  —  Fhyllophora  obtusa  Grev. ;  Polycladia  Mont,  (das.  p.  769.)  = 
Fucus  Comhiersonii  Lamx.  ;  Sarcothalia  Kütz.  (das.  p.  739.)  =  Sphae- 
rococcus  ßurmanni  Ag. ;  Schimmelmannia  Schousb.  (das.  p.  722.)  := 
Kaccaria  Schousboei  J.  Ag. ;  Pleroceras  Kütz.  das.  p.  690)  =  Cera- 
mium  cancellalum  Ag.  etc.;  Trichoceras  Kütz.  (das.  p.  680.)  =  Chae- 
toceras  villosum  Kütz.  etc.;  Celeceras  Kütz.  (das.  p.  683.)  =  Cera- 
mium  monile  Hook.  Harv.;  Thuretia  üecs.  (das.  p.  673.) :  aus  Keu- 
holland;  Carpolhamnium  Kütz.  (das.  p.  668.)  =  Thamnocarpus  Harv.; 
Halydictyon  Zanard.  (das.  p.  662.)  =  Coelodictyon  Zanardinianum 
Kötz.  ;  Leptolhatnnium  Kütz.  (das.  p.  896.):  neben  Callithamnion  ge- 
stellt, aus  dem  jonischen  Meere.  —  Fucoideen:  Platylobium  Kütz. 
(das.  p.  605.)  =  Sargassum  platylobium  Ag.  und  Cystosira  ensifolia  Ag. ; 
Anthophycus  Kütz.  (das.)  =  Sargassum  longifolium  Ag.*;  Haplosijihon 
Trevis.  (Linnaea,  22,  p.  438.)  =  Chorda  lomentaria  Lyngb.  und  ca- 
pensis  Kütz. ;  Stereothalia  Trevis.  (das.  p.  446.)  =  Stereociadon  Hook. 
Harv.  ;  Sciadium  A.  B  r.  (Kütz.  Spec.  Alg.  p.  490.) :  Vaucheriee,  pa- 
rasitisch an  Cladophoren  in  Deutschland;  Tilopteris  Kütz.  (das.  p.  462.) 
=  Trichopteris  ej.  (Jahresb.  f.  1847.);  Spongonema  Kütz.  (das.  p.461.) 
=  Ectocarpus  tomentosus  Lyngb.  etc.  —  Confervaceen:  Corrado- 
ria  Trevis.  (Linnaea,  22.  p.  131.)  =  Caulerpa  pinnata  Ag.  etc.  ;  Hi- 
mandactylius  Trevis.  (das.  p.  134.)  =  Caulerpa  filiformis  Hering; 
Ahnfeldtia  Trevis.  (das.  p.  140.)  =  Chemnitzia  Decs.  ;  Physodictyon 
Kütz.  (Spec.  Alg.  p.  482.)  =  Hydrodictyon  graniforme  ßies.  ;  Rhyn- 
chonema  Kütz.  (das.  p.  44l  )  =  Zygnema  sp.  plur.  Hassall;  Bulbotri- 
chia  Kütz.  (das.  p.  429.):  Confervee  aus  Peru;  Cystocoleus  .1l\\w  sl  it. 
(Ann.  nat.  bist.  IL  3.  p.  241.)  s=  Conferva  ebenea  Dillw.  ;  Herpostei' 
ron  Kaegel.  (Kütz.  sp.  alg.  p,424.):  Confervee  in  der  Schweiz;  Ci/- 
matonema  Küst.  (das  p.  375.)  =  Conferva  undulata  Breb. ;  Microtham' 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1849.  349 

nion  Naeg.  (das.  p.  352):  Confervee  in  der  Schweiz;  ^-P-;« 
rdas    p   344.):    Rivulariee    aus   Frankreich;    Dasygloea   Thwait    das. 
1212):    aus  England,    von  K.  neben    Symploca    gestellt;    Sirocoleum 
Kütz    fdas    p.  259.):  OsciUariee  aus  Cayenne  ;  Ophiothrix^?^eg.  (das 
p    237.):  OsciUariee  aus    der  Schweiz;  Palma daclylon ,  Coelocyslis  und 
Apiocyslis^ne^.  (das.  p.  234.  209.  208.) :  Palmelleen  ebendaher;  C/.«- 
raciumk.Bv.  (das.  p.  208.) :  Palmellee  aus  Baden  ;  PhaeostphomaK  uiz. 
(das    p.  161.)  =  Hutchinsia  technigenila  ßias.  -  Desmidieen:  Folye^ 
drum  Naeg.  (das.  p.  169.);   Asleroxanlhium  Kütz.   (p.  183.);  Slepha. 
ncanthiumKüiz.  (p.  184.),  SpondylosinmBv  eh.  (p.  1&9.),  Staurogema 
Kütz    (p.  194.)  =  Grucigenia   »loor.,  Coelastrum  Naeg.  (p.  19d.),  Uo~ 
cardium  Waeg.  (p.  196.).  -  Diatomeen:  Phlyctaenia  Kutz.  (das.  p. 
96.),  Collelonema  Breb.  (p.  105.). 

Pilze      Fries    revidirt  die  Galtungen    in    der  zweiten  Abthei- 
lung seines  Werkes  über  die  skandinavische  Flora  (Summa  Veg.  Scand. 
Sect    poster)     -    Rabenhorst   erklärt    den    Roggenbrand  für    eine 
neue    mit  Uredo    linearis    zunächst    verwandle  Art,    die  er  U.  Seeales 
nennt  (Regensb.  Fl.  1849.  S.  209.).  -  v.  S  c  hie  cht  e  n  dal  publ.c.rte 
eine  monographische  Arbeit  über  die  Phalloideengattung  Aseroe  (Diss.  de 
Aseroes  genere.    Halae  1847.  4.  15  pag.).    -  Desmazieres  emen- 
dirt  die  Charaktere   von  Phoma  ,   Diplodia    und    Hendersonia  (Ann.  sc. 
nat    111    11.  p.  278.  340.  341.).  —  Woodward  beobachtete  die  Kei- 
mung von  Podisoma  (Ann.  nal.  bist.  11.  3.  p.  521.).  -  Neue  Gattun- 
gen.    Hymenomyceten:    Arrkenia  Fr.  (Summa  Scand.  p.  312.)  = 
Cantharelli  sp.;    Theleporus  Fr.  (Fung.  nalal.  in  Konigl.  Velens.  Ilandl. 
1849.,  daraus  in  Regensb.  Fl.   1850.  S.  124.):    aus  Katal,  neben  Meru- 
lius  gestellt.    —    Askomyceten    (Discomycelen    Fr.):    Dübemahr. 
(Summ,  p.356.)  =  Stictis  sp.  Fr. ;  Angelina  Fr.  (das.  p.  358.)  =  Asco- 
bolus  conglomeralus  Schwein.;  Riedera  Fr.   (d«s.) :    aus  Russland,  ne- 
ben  Ascobolus  gestellt;  Niptera  Fr.  (das.  p.  359.)   =    Peziza  uda  etc.; 
Lemalis  Fr.  (das.    p.  360.)    =    Pezizae  sp.  ,    auf  Blättern    von    Alisma ; 
Schmitzomia  Fr.  (das.  p.  363.)  =  Sticlis  chrysophaea;  Sphinclnna  Fr. 
(das    p.  366.)    =    Calicium    lurhinatum  Pers. ;.  Sc/möe/ti/rmm  D  es  maz. 
(Ann.  sc.  nat.  111.  11.    p.  360.) :    Hysteriaceen    in    Frankreich;    ISaema 
(Summ.  p.  373.)  =    Leptostroma  scriptum  Fr.    —  Pyre  n  omy  cete  n: 
Pleoco'ccum  Desmaz.    ftlont.    (Ann.    sc.    nat.  111.  11.    p.  53.):  an  das 
Ende  der    Sphaeronaemeen  gestellt:  Kreischmaria  Fr.    (Summa  p.  409.) 
=   Sphaeria    Clavus    Fr.);    Leveillea   Fr.    (das.)    =    Sph.    caelala    Fr.; 
Weinmannodora  Fr.   (das.):    Cylisporee    aus    Russland;    Lamyella    Fr^ 
(das.  p.  410.)  =   Sph.  sphaeiocephala  Fr.;  nabenhorsliaF  r.  (das.)  — 
Sph.    clandcslina    etc.;     Torsellia   Fr.    (das.    p.  4l2.)  =    Sph.  sacculus 
Schwein.;  Gloeosporium  Moni.  (Ann.  sc.  nat.  111.  12.  p.  295.):  Nema- 
sporeen,  von  Leplolhyrium  abgesondert ;    Psecadia  (Summ.     p.  4l4,)  -. 
Cystisporae  sp. ;    Levieuxia   Fr.    (Fungi  nal.    1.  c.)   =  Nalalia  Fr.  nee 


350  Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  u.  s.  w. 

Höchst.;  CrocicreasFr.  (Summ.  p.  41«.)  =  Perisporium  gramineum  Fr.  ; 
Clinterium  Fr.  (das.)  =  Sph.  Sclerotium  Schwein,  etc.;  Combodia  Fr. 
(das.  p.  422.)  =  Sphaeriae  sp.  tropic.  —  Gasteromyceten:  Cap~ 
nodium  Moni.  (Ann.  sc.  nat.  III.  11.  p.  234.):  neben  Antennaria  ge- 
stellt lAcinula  Fr.  (Summ.  p.  477.):  Sclerotiacee;  Pionnotes  Fr.  (das. 
p.  481.)  _.  Fusarium  capitalum  Schw.  etc.,  neben  Illosporium  ;  Tulas- 
nodea  Fr.  (das.  p.  440.)  =  Tulostoma;  Lanopila  Fr.  (Fung.  nat.  1.  c. 
p.  31.):  aus  Katal  ;  Cahalia  Fr.  (Summ.  p.  442.)  =  ßovista  craniifolia 
Schw.;  Favillea  Fr  (Fung.  nat.  I.e.  p.  32.):  aus  Australien;  Pachyma 
Fr.  (Summ.  p.  444.)  _  Mylitta  Berk. ;  Lindbladia  Fr.  (das.  p.  449.): 
neben  Spumaria  gestellt,  aus  Schweden;  Clauslria  Fr.  (das.  p.  451.) 
=  Spumariae  sp. ;  Carcerina  Fr.  (das.)  =  Didermatis  sp. ;  Tilmadoche 
F  r.  (das.  p.  454.)  =  Physarii  sp.  ;  StylonilesFr.  (Fung.  nat.  1.  c.  p.  33.)  : 
vom  Cap  ;  Lignyota  Fr.  (^umm.  p.  459.)  =  Licea  macrospora  Schum. 
—  Hyphorayceten:  Sorocybe  Fr.  (das.  p.  468.)  =  Sporocybe  resi- 
nae;  ^ynsporium  Preuss.  (Rabenh.  herbar.  mycol.  sched,  nr.  1285.  in 
Regensb.  Fl.  1849.  p.  88.) ;  Nodulisporium  Pr.  (das.  nr.  1272.  p.  87.)  ; 
Arlotrogus  Mont.  (Ann.  sc.  nat.  III.  11.  p.  56.):  neben  Asterophora 
gestellt,  in  den  Intercullulargängen  kranker  Kartoffeln.  —  Coniomy- 
ceten:  Epidochium  Fr.  (Summ.  p.  471.)  =  Agyrium  aterovirens  Fr., 
zu  Fusarium  gestellt;  Epiclinium  Fr.  (das.  p.  475.)  =  Didymosporium 
pezizoideum  Schw. 


Bericht  über  die  lieistuiigen  in  der  Ifatur- 

gescfiiiclite    der    Würmer,    Zoopiiyteii   und 

Protozoen  während  der  Jahre  1845,  1846 

und  1847. 


Von 
Professor  C.  Tli.  v.  Sieliold 

in  Breslau. 


In  Bezug  auf  die    Systematik  hat  Duvernoy  ')   eine 
neue  Eintheilung  der  drei  grossen  Abtheilungen  der  wirbel- 
losen Thiere,  nämlich  der  Articuies  oder  Anneies,  Mollusques 
imdZoophytes  vorgeschlagen.  Die  Zoophyten,  bei  denen  sich 
die  strahlige  Anordnung   der   Körpertheile    entweder  nur  in 
den  animalischen,  oder  in  den  GeHerationsorganen ,  oder  in 
denVerdauungs-,  Fortpflanzungs-  und  animalischen  Organen 
zugleich  aussprechen  soll,  zerfällt  Duvernoy  in  acht  Clas- 
sen:  1)  Echinod^rmes,  2)  Äcalephes,  3)  Exophyes,  4)  Poly- 
pes,  5)  Protopolypes,  6)  Helminthes,  7)  Rotiferes,  8)  AnimaU 
cules  homogenes.     Die  Exophyen  enthalten  die  Acalephes  hy- 
drostatiques  Cuv.,  bei  denen  die  meisten  Organe  an  die  äus- 
sere Körperoberfläche  gerückt  sind.     Von  den  Polypen  wer- 
den die  Telhyae  und  Spongiae  als  Protopolypen   geschieden, 
welche  zwar,  wie  die  Polypen,  aus  mit  Flimmercilien  herum- 
schwimmenden Larven  hervorgehen,  aber  später  einen  Poly- 
penstock zusammensetzen,  der  keine  Polypen  trägt,  sondern 
nur  an  der  Oberfläche   aushauchende   oder  absorbirende  Po- 
ren besitzt.     Die  Animalcules  homogenes  umfassen  die  Infu- 
soria  polygastrica  des  Ehrenberg. 


1)  S.  Revue  zoologique.  1846.  p.  81. 


352    V.  Siebold:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Bei  Gelegenheit  eines  Berichtes  über  die  Abhandlung 
des  Dr.  Verhaeghe,  in  welcher  die  Ursache  des  Leuch- 
lens  der  See  bei  Ostende  zur  Sprache  gebracht  wurde,  hat 
Van  Beneden  ')  aus  den  bisherigen  Beobachtungen  dieje- 
nigen Land-  und  Wasserlhiere  zusammengestellt,  an  welchen 
Phosphorescenz  beobachtet  worden  ist.  Nach  Verhaeghe 
geht  das  Leuchten  des  Meeres  von  sehr  kleinen  Thierchen 
aus,  welche  übrigens  nicht  näher  genannt  werden;  es  hangt 
dieses  Meeresleuchten  also  nicht  von  Einflüssen  meteorologi- 
scher Zustände  ab.  So  wie  jene  Leuchtthierchen  getödtet 
wurden,  was  Verhaeghe  durch  Kälte  bewirkte,  so  hörte 
das  Leuchten  des  Seewassers  auf.  Derselbe  unterscheidet  aber 
zugleich  dieses  Leuchten  lebender  und  gleichsam  Funken 
sprühender  Thierchen  von  dem  andauernden  Leuchten ,  wel- 
ches von  verwesendem  Schleim  oder  von  anderen  faulen  thie- 
rischen  Substanzen  ausgeht. 

Die  Beobachtungen  verschiedener  Naturforscher,  auf 
welcheSteenstrup  die  Lehre  vom  Generationswechsel  grün- 
dete, sind  vonFilippi  in  einer  kleinen  Abhandlung:  Meta- 
morfosi  degli  animali  inferiori  ^)  zusammengestellt  worden. 

Ueber  die  niedere  Thierfauna  des  Chrislianssund  theilte 
Düb  en  0  einige  Notizen  mit.  Eine  sehr  reichhaltige  Ue- 
bersicht  der  zur  Fauna  Helgoland's  gehörenden  wirbellosen 
Seethiere  haben  Frey  und  L  eu  ckart  ^)  gegeben,  bei  wel- 
cher Gelegenheit  auch  mehrere  neue  Arten  beschrieben  wur- 
den, die  man  weiter  unten  an  der  passenden  Stelle  erwähnt 
finden  wird.  Die  Aufzählung  dieser  Thiere  ist  von  Frey 
und  Leuckart  in  systematischer  Ordnung  vorgenommen 
worden,  wobei  die  Bryozoen  von  den  Polypen  getrennt  und 
den  Kiemenwürmern  beigesellt  worden  sind  ,  was  Ref.  nicht 
billigen  kann,  denn  ebenso,  wie  Frey  und  Leuckart  sich 
scheuten ,    die  Bryozoen  wegen   des  Mangels  eines  Kiemen- 


I)  S.  Bulletin    de  l'Academie  royale    de    ßruxelles.     Tom.  XIII. 
P.  2.  1846.  p.3.  2)  Vgl.  die  Gazzetta  medica  di  Alilano.  Tom.  VI. 

1847.  3)    S.    das    Archiv    skandinavischer  Beiträge    zur  Naturge- 

schichte.    Bd.  I.   1845.  p.   137.  4)  S.    deren  Beiträge  zur  Kennt, 

niss  wirbelloser  Thiere.  1847.  p.  136. 


d.  Würmer,  Zoophyteii  u.  Prolozoeii  während  d.  J.  1845—1847.     353 

Sackes  den  Ascidien  anzureihen,  wie  es  Milne  Edwards 
gelhan  hat,  nehme  ich  Bedenken,  diese  gefässlosen  Bryozoen 
den  mit  einem  sehr  entwickelten  Blutgefässsysteine  ausgestat- 
teten Vermes  branchiati  einzuverleiben.  Ich  glaube,  man 
darf  die  Bryozoen  als  besondere  Gruppe,  gelrennt  von  den 
Anthozoen,  wie  es  Ehrenberg  vorgeschlagen  hat,  ohne  An- 
stand bei  den  Polypen  belassen ;  sie  sind  unter  allen  Polypen 
am  höchsten  organisirt,  eröffnen  daher  die  Reihe  derselben, 
und  bieten  zugleich  passende  Uebergangspunkle  von  den  Po- 
lypen zu  den  Kiemenwürmern  und  den  Tunikalen  der  Mol- 
lusken dar. 

Von  dem  Referenten  13  sowohl  wie  von  Frey  und 
Leuckart  -)  ist  ein  Lehrbuch  der  vergleichenden  Anato- 
mie der  wirbellosen  Thiere  verfasst  worden,  aus  welchem  die 
Systematiker  entnehmen  werden,  dass  ohne  Berücksichtigung 
des  anatomischen  Baues  der  Thiere  eine  naturgemässe  Ein- 
theilung  der  wirbellosen  Thiere ,  namentlich  der  Abtheilung 
der  Vermes,  Zoophyta  und  Protozoa,  nicht  mehr  möglich  ist. 
Auch  hat  es  Ref.  für  nothwendig  geHallen,  die  Entwicklungs- 
geschichte aus  seinem  Lehrbuche  nicht  auszuschliessen  ,  da 
oft  nur  allein  das  Verhalten  der  frühesten  Entwickelungsfor- 
men  gewisser  niederer  Thiere  den  richtigen  Aufschluss  über 
die  wahre  Stellung  derselben  im  Systeme  giebl. 

In  einem  sehr  schön  ausgestatteten  Werke  hat  Milne 
Edwards  ^)  die  von  ihm,  Quatrefages  und  Blan- 
chard  verfassten  Abhandlungen  über  die  Entwickelung,  Blut- 
circulation  und  Organisation  überhaupt  sehr  vieler  wirbelloser 
Thiere  besonders  aus  den  Klassen  der  Mollusken  und  Wür- 
mer, welche  von  ihnen  grösstentheils  an  der  Küste  von  Si- 
cilien  gesammelt  worden  sind,  zusammengefasst;  ausserdem 
sind  dieselben  Abhandlungen ,  nur  mit  weniger  Abbildungen, 


1)  Vgl.  C.  Th.  V.  Siebold:  Lehrbuch  der  vergleichenden  Analo» 
mie  der  wirbellosen  Thiere.  Berlin  1848.  Dns  erste  Helt,  die  Proto- 
zoen, Zoophylen  und  Ytrmes  enthaltend,  ist  im  Jahie  1845  erschie- 
nen, 2)  Vgl.  H.  Frey  nnd  U  Leuckarl:  Lehrbuch  der  Anatomie 
der  wirbellosen  Thiere.  Leipzig  1847.  3)  Recherches  anatomiques 
et  zoologiques  faitcs  iicndanl  nn  voyage  sur  les  cotes  de  la  France, 
par  31.  31.  Milne  Edwards,  de  Quatrefages  et  Blancharii.  Part.  1 — IH. 
Archiv,  r.  Naturgescb.   XVI,  Jahrg.  2.  «d.  X 


354    V.  Siebold:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

in  den  Jahrgängen  1844 — 49  der  Annales  des  sciences  na- 
turelles abgedruckt  worden ;  auch  findet  man  viele  Kupferla- 
feln  jenes  Werkes  in  der  dritten  illustrirten  Ausgabe  des  Re- 
gne animal  de  Cuvier;  nouvelle  edition,  accompagnee  de  plan- 
ches  gravees,  wieder. 

Ausgezeichnete  Beiträge  zur  Kenntniss  der  wirbellosen 
Thiere  des  adriatischen  Meeres  sind  von  dem  im  Jahre  1830 
gestorbenen  St.  A.  Renier  hinterlassen  worden.  Es  ist  zu 
bedauern,  dass  es  Renier  nicht  erreichen  konnte,  seine  vie- 
len neuen  Entdeckungen  früher  bekannt  zu  machen ;  es  wür- 
den auf  diese  Weise  von  ihm  allein  viele  Lücken  im  Thier- 
systeme  durch  eine  grosse  Reihe  höchst  interessanter  Thiere 
längst  ausgefüllt  worden  sein,  während  jetzt  eine  Anzahl  Na- 
turforscher sich  den  Ruhm  vorweg  genommen  haben,  ein- 
zelne dieser  Thiere,  welche  Renier  bereits  entdeckt  und 
deren  Abbildungen  derselbe  schon  lange  in  Kupfer  gesto- 
chen und  zur  Bekanntmachung  im  Pulte  liegen  hatte  ,  mit 
besonderen  Namen  in  das  System  eingeführt  zu  haben,  so 
dass  die  Namen,  welche  Renier  seinen  neu  entdeckten  Thie- 
ren  gegeben,  eigentlich  zu  spät  kommen.  Auf  keinen  Fall 
kommen  aber  die  Belehrungen  zu  spät,  welche  Renier  über 
den  äusseren  und  inneren  Bau  mehrerer  auch  jetzt  noch  we- 
nig gekannter  wirbelloser  Thiere  hinterlassen  hat,  und  man 
muss  es  dem  Institute  für  Wissenschaft,  Lilteratur  und  Kunst 
zu  Venedig,  welches  die  endliche  Herausgabe  dieser  nach- 
gelassenen Werke  R en i  e  r's  veranlasst  hat,  so  wie  dem  Herrn 
Meneghini  Dank  wissen,  unter  dessen  wissenschaftlicher 
Leitung  mit  Hülfe  der  Herrn  C  o  n  t a  r  i  n  i ,  N  a r  d  o ,  C  a  - 
tul  1  0  in  Venedig  und  Ko  ch  in  Triest  es  gelungen  ist,  den  Text 
zu  den  schönen  Tafeln  ausRenier's  hinterlassenen  Papieren 
zusammenzubringen  und  denselben  mit  passenden  Zusätzen  zu 
vermehren  *).  Da  übrigens  mehrere  der  beschriebenen  Thiere 
von  Renier  schon  im  Jahre  1804  und  1807  mit  besonde- 


1)  Osservazioni  postume  di  zoologia  adiiatica  del  l'rofessore 
Stefano  Andrea  Renier,  publicate  per  cura  dell'  J,  R.  Islituto  Venelo 
di  scienze  lettere  ed  arti  a  studio  del  Prof.  G.  Meneghini.  Venezia. 
1847.  fol. 


(1.  Würmer,  Zoophyten  u.  Protozoen  während  d.  J.  1845 — 1847.     355 

ren  Gatliings-  und  »Species-Namen  bekannt  gemacht  worden 
sind,  nämlich  in  seinen  wenig  gekannten  Schriften :  Prospetto 
della  ciasse  dei  vermi,  1804  und  Tavole  per  servire  alla  co- 
noscenza  ed  alla  classificazione  degli  animali ,  con  8  Tavol. 
Padova  1807,  so  fragt  es  sich,  ob  niclit  diese  Namen  des 
Rani  er,  dessen  fleissige  Arbeiten  durch  mancherlei  Miss- 
geschicke so  lange  von  der  Bekanntmachung  ausgeschlossen 
geblieben  waren  ,  den  späteren  Benennungen  anderer  Zoo- 
logen vorgezogen  werden  müssen,  da  erstere  bereits  in  ge- 
druckten ,  wenn  auch  freilich  wenig  gekannten  Schriften  nie- 
dergelegt waren.  Die  an  höchst  interessanten  Seelhieren  so 
reiche  Sammlung  Renier's  macht  übrigens  jetzt  noch  einen 
Hauptbeslandtheil  der  Sammlung  wiri)elloser  Seethiere  in  dem 
kaiserlichen  Naturalienkabinete  zu  Wien  aus,  in  welcher  die 
Renier'schen  Exemplare  von  den  Vorstehern  des  Museums  mit 
einer  besonderen  die  Verdienste  Renier's  anerkennenden 
Pietät  conservirt  werden. 

Veriiteü  aiiiiiilati. 

Lereboullet  ^)  findet  eine  Trennung  der  Anneliden 
von  den  übrigen  Articulaten  unnatürlich ,  da  diese  beiden 
Abiheilungen  der  wirbellosen  Thiere,  nämlich  die  Anneliden 
und  Arthropoden,  den  in  der  Mittellinie  des  Bauchs  gelege- 
nen doppelten  Nervenstrang  sowohl  als  die  an  dem  geglieder- 
ten Körper  sich  vorfindende  Anordnung  des  Hautmuskelsy- 
slems  miteinander  gemein  haben.  Demselben  Naturforscher 
erscheint  es  auch  ungeeignet,  die  Nematoden,  Nemertinen  und 
die  anderen  Würmer  mit  den  Anneliden  zu  vereinigen,  in- 
dem sich  bei  den  ersteren,  z.  B.  bei  Pentastomum,  Nemertes, 
durch  die  Anwesenheit  zweier  seitlicher  Bauchsfräng-e  ohne 
Ganglienanschwcllung  ein  ganz  anderer  Typus  der  Organisa- 
tion kund  giebt.  Auch  Duvernoy  0  spricht  sich  darüber 
aus,  die  Vereinigung  der  Anneliden  und  Arthropoden  festzu- 
halten, will  jedoch  die  Helminthen,  Planarien  und  Nemertinen 


1)  S.  Revue  zoologique,  1845.  pag.54.  2)  S.  ebenda  1846. 

pag.  ^13, 


356     V.  Siebold:  Bericht  über  die  Leislungen  in  der  Naturgeschichte 

wegen  der  abweichenden  Form  des  Nervensystems  ebenfalls 
davon  getrennt  und  mit  den  Zoophyten  vereinigt  wissen. 

Von  dem  zu  Cuviers  regne  animal  (edit.  2.)  Iieraus- 
gegebenen  Atlas  ')  sind  für  die  Anneliden  jetzt  31  Tafeln 
erschienen.  Zehn  Tafeln  sind  davon  "der  inneren  Organisa- 
tion, namentlich  dem  Blutgefässsysteme,  dem  Nervensysteme, 
den  Verdauungsorganen  und  den  Geschlechtswerkzeugen  der 
Gliederwürmer  gewidmet ,  wobei  Arenicola  piscatorum  ,  Ne- 
reis,  Eunice,  Nephtis,  Terebella,  Sabella,  Hermella,  Glycera, 
Aphrodite,  Lumbricus  trapezoides  Dug.,  Hirudo  sanguisorba, 
Haemopis  vorax,  Aulastoma  nigrescens,  Haemopis  vacca  als 
Muster  gedient  haben.  Die  übrigen  Tafeln  geben  Darstellun- 
gen von  Aphrodite,  Hermione,  Polynoe,  Acoetes ,  Palmyra, 
Eunice,  Nereis,  Pleione,  Chloeia,  Lysidice,  Aglaura,  Oenone, 
Phyllodoce,  Alciopa,  Glycera,  Hesione,  Syllis,  Nephtis,  Ari- 
cia,  Ophelia,  Cirrhatulus,  Arenicola,  Sabella,  Terebella,  Ser. 
pula,  Amphitrite,  Siphonostoma,  Euphrosine,  Hipponoe  ,  Si- 
galion,  Chaetopterus ,  Lumbricus ,  Nais  ,  Trophonia ,  Clymene, 
Haemopis,  Nephelis,  Clepsine,  Haemocharis,  Malacobdella  und 
Branchellion. 

Unsere  anatomischen  und  physiologischen  Kenntnisse  der 
Anneliden  hat  man  durch  folgende  Beiträge  zu  vermehren 
gesucht. 

Frey  und  Leuckart^)  stimmen  mit  dem  Ref.  in  der 
Deutung  der  Gehörorgane  bei  den  Würmern  überein  und  er- 
kennen in  dem  von  Quatrefages  bei  Phyllodoce  pellucida  be- 
schriebenen unpaarigen  Bläschen,  welches  mit  einem  kurzen 
Stiele  dem  Gehirne  aufsitzt ,  ein  Gehörorgan.  Quatrefa- 
ges  •^)  macht  darauf  aufmerksam,  dass  die  Farbe  des  Bluts 
bei  den  Anneliden  sehr  verschieden  gefärbt  und  durchaus 
nicht  konstant  roth  sei,  dass  dasselbe  bei  vielen  sogar  farb- 
los sei.     Bei  manchen  Tubicolen   erscheint  es  grünlichgelb. 


1)  Vgl.  le  regne  animal  dislribue  d'api-es  son  Organisation  par 
G.  Cuvier  ,  edition  accompagnee  de  planches  par  une  reunion  de  dia- 
ciples  de  Cuvier.    Paris.   Les  Annelides.  2)  Vgl.  deren  Beiträge  a. 

a.  0.  p.  81.  3)  S.  Annales  des  sciences  naturelles.  Tom.  V.  1846, 

p.  379,  oder   Froriep's  und  Schlciden's  Notizen,  Bd.  1.  1847.  p.  85. 


d.  Würmer,  Zoophyfen  u.  Profozoen  während  d.  J.  1845—18^7.     357 

Steenstriip  ')  hat  sich  von  den  gelrennton  Geschlechtern 
bei  den  Kiemenwürmern  Leyidonote,  Phyllodoce,  Nereis,  Neph- 
tis,  Terebella  und  ScrpuUi  überzeugt,  was  Ref.  diesem  Natur- 
forscher nicht  streitig-  machen  kann  ;  wenn  aber  S  t  e  en  s  t  r  u  p, 
der  in  seiner  Schrift  über  den  Hermaphrodilisnius  die  Exi- 
stenz des  letzteren  in  der  Thierwelt  läugnet,  die  Organisation 
der  Geschlechtswerkzeuge  von  den  Kiemenwürmern  auch  auf 
alle  übrigen  Gliederwürmer,  namentlich  auf  die  Lumbricinen 
und  Hirudineen  überträgt,  wobei  die  hermaphroditischen  Ge- 
schlechtswerkzeuge von  Lumbricus  agricola  und  Clepsine  com- 
planata  zweimal  abgebildet,  und  das  eine  Mal  als  männliche, 
das  andere  Mal  als  weibliche  Fortpflanzungsorganc  gedeutet 
\vTBrden,  so  wird  demselben  hierin  niemand  beistimmen  wol- 
len. Fr.  Müller  hat  es  bereits  unternommen,  diese  Ansicht 
Steenstrup's  an  den  Hirudineen  zu  widerlegen  ^).  Nach  Frey's 
und  Leu ckart's  Beobachtungen  ■')  sind  in  den  Kiemenwur- 
mern  gar 'keine  bestimmten  Geschlechtsdrüsen  vorhanden,  in- 
dem sich  hier  frei  in  der  Leibeshöhle  Samenmasse  oder  Eier 
aus  dem  Blastema  hervorbilden.  Dieselben  Naturforscher  ^) 
haben  den  geschlechtslosen,  durch  Theilung  erfolgenden  Fort- 
pflanzungsprocess  der  Anneliden  nicht  als  eine  blosse  Quer- 
theilung  aufgefasst,  wobei  sich  nur  an  dem  vorderen  Stücke 
ein  Schwanzglied  und  an  dem  hinteren  Stücke  ein  Kopfglied 
zu  regeneriren  brauche ,  sondern  sie  betrachten  diesen  Pro- 
cess  als  eine  wahre  Knospenbildung ,  und  berufen  sich  auf 
ihre  an  S?///i5 /jro/i/em  gemachten  Wahrnehmungen..  An  die- 
sem Wurme  bildet  sich  nämlich  in  der  Continuität  des  Mut- 
tcrthiers  zwischen  zwei  Leibesabschnilten  eine  Masse  als  Neu- 
bildung aus ,  welche  einem  unentwickelten  Körpersegmente 
nicht  unähnlich  ist  und  für  eine  Knospe  angesehen  werden 
muss.  Diese  Knospe  wächst  in  die  Länge,  erhält  Gliederung 
und  bildet  sich  zu  einem  neuen  Individuum  aus.  Unmittelbar 
vor  dieser  ersten  Knospe  entwickelt  sich  sehr  bald  eine  zweite 
Knospe ,    welche   dieselben    Entwickelungsstadien   durchläuft. 


1)  S.  dessen  Unlersucliiingeii  über  dos  Vorlcommen  des  Herma- 
phrodilisnius in  der  Nalur.  1846.  pag.  38.  2)  Ebenda,  pog.  HO- 
5)  S.  deren  Beiträge  a.  a.  0.  f.  66.           4)  Ebenda,  p.  91. 


358    V.  Siebold:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Es  wiederholt  sich  diese  Knospcnbildung  sieben  bis  neun 
Mal  an  einem  und  demselben  Wurme,  wobei  von  den  hinter- 
einander  hängenden  Individuen  die  hinterslen  stets  am  voll- 
ständigsten entwickelt  sind.  Frey  und  Leuckart  werfen 
hierbei  die  Frage  auf,  ob  Syllis  prolifera  überhaupt  eine  ei- 
gene, Art,  und  nicht  etwa  di^e  Jugendform  oder  geschlechts- 
lose Form  einer  anderen  Art,  vielleicht  von  Syllis  armillaris 
Müll.  sei.  Von  Sars  ^)  ist  ein  solcher  Prolifications-Process 
durch  Quertheilung  an  der  von  Berkeley  zuerst  beschrie- 
benen und  auch  an  der  Küste  Norwegen's  einheimischen  Fi- 
lograna  implcxa  ausführlich  dargestellt  worden. 

Sehr  wichtige  Beobachtungen  über  die  Entwickelung  der 
Anneliden  haben  wir  M  ilne  Edw  ards  -3  zu  verdanken. 
Derselbe  erkannte,  dass  TereheUa  nehuJosa  ihre  Eier  als  Gal- 
lerte absetzt.  Der  Embryo  derselben  schwimmt  anfangs  in 
Form  einer  flimmernden  Kugel  umher,  verlängert  sich  aber 
nachher,  während  sich  die  Flimmercillen  theilweise  verlieren 
und  nur  einzelne  Flimmergürtel  zurückbleiben.  Jetzt  bilden 
sich  Augen,  Segsnente  und  Borsten  aus,  am  Kopfe  wächst 
ein  mittlerer  unpaariger  Tentakel  hervor,  der  Flinnnerappa- 
rat  schwindet  nach  und  nach  ganz,  und  die  junge  Terebella 
hat  nun  Aehnlichkeil  mit  einem  herumschweifenden  Kiemen- 
wurm. Am  Kopfe  vermehren  sich  jelzl  dieTenlakeln,  an  den 
vordersten  borstenlosen  Leibesringen  wachsen  seitlich  die 
Kiemen  als  anfangs  einfache  später  sich  verästelnde  Fortsätze 
hervor,  während  sich  die  Augen  wieder  verlieren.  Obgleich 
Mi  Ine  Edwards  an  IVereis  nur  die  frühesten  und  späteren 
Entwickelungsphasen  zu  beobachten  Gelegenheit  hatte,  so 
fand  er  sich  doch  bewogen,  hieraus  den  Schluss  zu  ziehen, 
dass  die  Entwickelungsgeschichte  der  Nereiden  mit  der  von 
Terebella  im  Allgemeinen  übereinstimme.  Die  jungen  kurzen 
Nereiden,  wie  sie  M ilne  Edwards  gesehen  hat,  waren  an 
ihren  vier  Leibessegmenten   mit   Borstenbüscheln,  am  Kopfe 


1)  S.  dessen  Fauna  MtlorahsNorvegiae.  1846.  p.86.  2)  Vgl. 

Annales  des  sciences  naturelles.  Tom.  IlL  1845.  p.  145.  oder  Recher- 
ches  analomiques  et  zoologiques  a.  a.  0.  Tom.  I.  oder  Froriep's  neue 
Notizen,  ßd.  33,  p.  257, 


d.  Würmer,  Zoophyten  u.  Protozoen  während  d.  J.  1845—1847.    359 

mit  vier  kurzen  zweigliedrigen  Tentakeln  und  am  Scliwanz- 
segmenle  mit  zwei  Cirrhen  ausgestattet ;  sie  >vuchsen  durch 
Vermelirung  ihrer  Segmente,  wobei  sich  die  Zahl  ihrer  Kopf- 
lentakel  bis  auf  vier  Paar  steigerte.  Eine  interessante  Ver- 
mehrungsweise, scheinbar  durch  geschlechtslose  Quertheilung 
vorsichgehend ,  beschrieb  Milne  Edwards  an  Myrianida 
fasciofa,  einer  neuen  mit  Phyllodocc  verwandten  herumschwei- 
fenden Annelidenform,  welche  an  der  Küste  von  Sicilien  ent- 
deckt worden  war.  Milne  Edwards  erkannte  nämlich  an 
dieser  Myrianida,  dass  die  Jungen  zwischen  den  Analsegmen- 
ten  aus  Knospen  entstehen ,  und  die  jüngeren  sich  stets  vor 
den  älteren  jüngeren  Individuen  ausbilden,  wodurch  allmäh- 
lich nach  vorne  vier  bis  fünf  immer  weniger  entwickelte  junge 
Individuen  aufeinander  folgen. 

Nach  Sars  ')  entwickeln  sich  aus  den  Eiern  der  Po- 
lynoe  cirrata,  welche  von  dem  Mutterthiere  auf  dem  Rücken 
getragen  werden  ,  ovale  Embryone,  deren  Leibesmitte  von 
einem  Wimperkranze  umgeben  ist.  Auch  Örsted  ^}  konnte 
an  einer  neuen  Syllidee,  welche  er  Exögone  naidina  nannte, 
die  Entwickelung  der  Eier  beobachten ,  da  der  Wurm  die 
gelegten  Eier  frei  äusserlich  am  Bauche  trägt. 

üeber  die  Entwickelung  einer  Nereide  machte  Koch  3) 
in  Triest  sehr  merkwürdige  Beobachtungen.  Diese  Nereide 
des  adriatischen  Meeres,  wahrscheinlich  Eunice  sanguinea, 
enthielt  als  Embryone  in  ihrer  Leibeshöhle  viele  kleine  An- 
neliden von  gleicher  Kopfform  wie  die  Gattung  Lumbrinereis 
Blainv.  Da  Koch  in  der  Nähe  jener  Nereide  eine  Lysidice 
vorfand,  so  vermuthete  derselbe,  dass  sich  die  ebenerwähn- 
ten Embryone  wahrscheinlich  in  diesen  Wurm  verwandelten. 

Das  von    Joh.  Müller  '<)    als  Mesotrocha   sexoculata 


1)  S.  diese?   Archiv,  18i5.  Bd.  \.  p.ll.  oder  llie  Annais  of  na-> 
tural  hislory.   Vol.   16.   1845.    p.  183.  2)  S.  dieses  Archiv.  1845. 

Bd.  I.i»p.  20.  oder  Froriep's  neue  Wotizen.  Bd.  34.  1845.  p.57.  3j 
Vgl.  H  Koch:  Einige  VVorle  zur  Eulvvicklungsgeschichle  von  Eunice, 
in  (low  Denkschriften  der  allg.  schweizerisch.  Gesellschaft  für  die  ge- 
sammlen  Naturwissenschaften.  Bd.  VIH.  1846.  4)  S  dessen  Archiv, 
1846.  p.  104. 


360     V.  Siebold:  Bericht  über  die  Leistnngen  in  der  Naturgeschichte 

bescliriebcne  merkwürdige  lielgoländer  Seethierchen  von  1  Lin. 
Länge  hat  W.Busch  ')  in  der  Nordsee  später  wiedergefun- 
den und  als  die  Larve  eines  Borstenwurms  erlcannt,  welche 
sich  durch  zwei  flimmernde  Wimpergürtel  hinter  der  Mitte 
des  Leibes  auszeichnet,  vor  welchen  jederseits  in  den  Ein- 
schnitten des  Leibes  eine  Reihe  steifer  Borsten  angebracht 
ist.  Bei  Sahella  sah  ()uatrefages  ~)  nach  dem  Durchfur- 
chungsprocesse  einen  mit  Fiimmercilien  bedeckten  Embryo 
aus  der  Eihaut  hervorschlüpfen.  Ueber  Entwickelung  der  Hi- 
rudineen-Eier  haben  wir  verschiedene  Arbeiten  erhalten,  in- 
dem Frey  \)  Beobachtungen  an  den  Eiern  von  Nephelis  an- 
stellte, E.  H.  Weber  ^)  auf  den  Ünt6rschied  zwischen  der 
Entwickelung  von  Hirudo  und  Clepsine  aufmersam  machte, 
und  Kölliker  ^  die  Hauptmomentc  aus  der  Entwickelungs- 
geschichte  der  Kieirienwürmer  und  Hirudineen  zusammenstellte, 
nachdem  er  Gelegenheit  gehabt  an  Exogone  und  Cystonereis, 
welche  ihre  gelegten  Eier  frei  am  Bauche  tragen ,  die  Ent- 
wickelung der  letzteren  kennen  zu  lernen. 

Unsere  Kenntnisse  über  die  geographische  Verbreitung 
der  Anneliden  wurden  durch  folgende  Beiträge  erweitert: 

G.  Johnston^')  lieferte  eine  Uebersicht  der  britischen 
Anneliden,  in  welcher  als  Apoden  die  Nemertinen,  Gordia- 
ceen,  Planarien  und  Hirudineen  mit  58  Arten,  die  Lumbrici- 
nen  mit  23  Arten  und  die  Kiemenwürmer  mit  etwa  106  Ar- 
ten aufgeführt  werden,  unter  den  Planarien  befinden  sicfi  meh- 
rere neue  Arten  ,  welche  weiter  unten  näher  charakterlsirt 
werden  sollen. 

Von  W.  Thompson  ^)  wurden  als  der  irländischen 
Fauna  angehörig  13  Wurmarten  aus  den  Galtungen  Nemertes, 
ßorlasia  ,  Planaria,  Nephelis ,,  Glossiphonia  ,  Pontobdella  und 
Dilrupa  aufgezählt. 


1)  Ebenda.  1847,  p.  186.  2)  S.  AnnaJes  des  sciences  natu- 

relles. Tom.  VIII.  1847.  p.  99.  3)  S.  den  Götlinger  gelehrten  An. 

zeiger  1845.  p.  273.  oder  Froriep's  neue  ISotizen.  Bd.  37.  l846.lp.  228. 
oder  l'Instilul.   1845.  p.   138.  4)  S.  Miiller's  Archiv.   1846,  p.429. 

5)  S.  dessen  Fachwort  zu    H.  Koch's  Aufsätze    in  den  schweizerischen 
Denkschriften  a.  a.  0.  p.   13.  6)  S.  the  Annals  of  natural  hislory. 

Vol.  16,   1845.  p.  433.  7)  S.  ebenda.  Vol.  18.  1846.  p.  387. 


d.  Würmer,  Zoophyteii  u.  Protozoen  während  d.  J.  1845-1847.     361 

In  einem  Verzeichnisse  von  bei  Chrisliania  gesammelten 
Seelhieren  führt  Örsled    ')  folgende  Gliederwürmer  auf: 

Lepidonole  squamala  Bast.,  Pholoc  haltica  Örst.?,  Sigalion  le- 
tragonum  nov.  sp.,  Onuphis  lubicola  Müll.,  Eunice  norvegica  l.,  Ne- 
reis  variabilis  Örst,  Lumbrineris  fragilis  Müll.,  Nereis  pelagica  MüM 
Caslalia  punclata  Müll.,  Syllis  armiüaris  Müll.,  Sijllis  longocirrata 
nov.  sp.,  ^olophlJUumpoUJnoides  nov.  sp.,  Eulalia  tindis  Müll.,  NephUs 
borealtsÖvsL,  Ghjcera  alba  Müll.,  Rouxii  And.  et  Edw.?,  Go- 
niada  norvegica  nov.  sp.  ,  Scoloplos  armiger  Müll.,  Spione  Irioculatn 
nov.  gen.  et  spec.  ,  Ophelina  aulogasUr  Rallik.,  Chaeloplerus  norte- 
//jCMs'sars,  Ärenicola  piscalorum  I.ani.,  Ltimbriconais  marina  Orst  , 
Serpula  triquelra  h.,  libcra  Sars,  v ermicularis  und  conlorluplicala  L, 
Sabella  penicillus  yiiiW.  ,  Terebella  cirrata  Müll.,  AmphilriteGun" 
«cri  Sars,  Amphiclene  auricoma  MuH.,  Clijmene  intermedia  Orst., 
Leploplana  üröbachensisnow.  sp.,  Eimjlepla  pvlchra  nov.  sp.,  iWonocc- 
/w  «ss»mi7/5  nov.  sp.  ,  Forfe^r  c(i«rfa/rt  nov.  sp.,  Cylindrostoma  cauda- 
tum  und  r/«6iMiH  nov.  sp,  ,  Smigrosloma  littorale  nov.  sp.  ,  .4pArtnos(omrt 
griVeum,  tiresccns  ,  ditersicolor  und  /a/wm  nov.  sp.  ,  Contoluta  para- 
doxa  Örst.,  y45/emma  Dröbachense  nov.  spcc.  ,  Te/rasiernffia  fon^iica- 
ptfa(«m  und  diibium  nov.  sp.  ,  folyslemma  pusillum  nov.  sp.  ,  Aemer- 
tes?  microcephala  nov.  sp. ,  badia  Örst.,  toec«  und  microphthalma 
nov.  sp. ;  die  hier  erwähnfen  neuen  Arien  werden  weiter  unten  noch 
genauer  erwähnt  werden. 

Von  Verany  2)  werden  als  Seebewohner  des  Meerbu- 
sens von  Genua  und  Nizza  folgende  Anneliden  namhaft  ge- 
macht: 

Planrtria  Dicquemari  Dell.  Ch.  ,  sipunculus  Dell.  Ch  ,  lutea 
Dell.  Ch.  ,  auranliaca  C  u  v.  ,  Folia  geniculata  Dell.  Ch.  ,  oculata 
und  lineata  Dell.  C  h. ,  Pontobdella  mnricala  L  a  m.  ,  Erpobdella 
rulgaris  B  1.  ,  Branchelion  lorpedinis  Sav.  ,  Siphonostoma  diplochai- 
los  Ott.,  Amphilrile  renlilabnim  Lam.  ,  Sabellaria  aheolala  Lnni., 
Peclinaria  auricoma  L^m.,  Sabella  conchilega  L^tm.  und  crisfa/rt  M  ü  11., 
Serpula  contorluplicala  und  ßlograna  L. ,  Spirorbis  nautiloideus  Lam., 
Vermilia  triquelra  Bl,  Sternaspis  Ihalassemoides  Oll. ,  Ärenicola  pisca- 
lorum  Lam.,  Glycera  unicornis  Lam.,  Phyllodoce  Paretii  Lam.,  viri- 
dis BI,,  festiva  Sav.,  Nereis  lobulata  Ül.,  Leonice  fasciata  JMs.,  Lum- 
brinereis  coccineus  Dell.  C  h.,  Lysidice  valentinaSav.,  Eunice  zonata 
Dell.  Ch.,  Halylhea  aculeata  Lam.,  Polynoe  sq^tamata  Lam.  und  fo~ 
liosa  Sav. 


1)  S.  Kröycr:  Naturhislorlsk  Tidssckriff.  1.  Bd.  1844^45.  p.  403 
2)  S.  dessen  Catalogo  degli  animali  inverlchruti  marini  del  golfo  dl 
Genova  e  Nizza.  Genova,   1846.  p.  9. 


362 


Siebold;  Bericht  über  die  Leislungea  in  der  Nalurgesciiichte 


Cliaetopodes  brancliiati.  Die  bei  Christiania  auf- 
gefundenen neuen  Kiemenwürmer  hat  Örsted  unten  folgen- 
den Diagnosen  beschrieben  ')/ 

Sigalion  tetiagonum :  corpore  telragono,  branchiis  dorsum  omnino 
oblegentibiis,  tenlaculo  medio  longo,  externis  brevissimis,  palpis  dupli- 
cem  tentaculi  medii  longitudinem  superantibus,  cirrorum  tenlacularium 
exlernis  aeque  longis  ac  tenlaculo  medio  duplo  longioribus  quam  in- 
ternis;  pinnis  bilobis,  lobo  superiore  acuminalo  inferiore  Iruncato,  ulro- 
qiie  appendicibus  filiformibus  brevibus  numerosis  inslructo,  cirro  supe- 
riore magno  spatio  (altitudinem  duplicem  pinnae  subaequanle)  a  pinna 
remoto.  Aus  der  Syllis  longocirrata  möchte  Örsted  eine  besondere 
Galtung  machen,  für  welche  er  den  Kamen  Stjllides  vorschlägt  mit  fol- 
gender Diagnose:  tentaculis  (3)  et  cirris  tentacularibus  (4)  clavatis, 
cirris  dorsalibus  longissimis  arllculatis.  Die  Gattung  Nolophyllum  ver- 
mehrte Örsted  durch  die  neue  Species  N.  poltjnoides :  capite  subro- 
tundo,  tentaculo  medio  cylindrico  lateralibus  ellipticis  acuminatis  ;  cir- 
ris tentacularibus  superioiibus  lanceolato  -  linearibus  segmenta  12 — 14 
iuncta  longitudine  superantibus,  inferioribus  duplo  brevioribus ,  pinna 
superiore  obliqua,  sola  acicula  instructa  (setis  nullis) ,  branchia  et  su- 
periore et  inferiore  reniformibus.  Goniada  norvegica:  dentibus  infra- 
clis  in  quaque  Serie  18 ,  pinnis  segmenlorum  80  anteriorum  et  forma 
et  magnitudine  a  ceteris  valde  discrepanlibus  ,  pinna  superiore  biloba,, 
inferiore  quadriloba ,  omnibus  lobis  acuminatis ;  in  ceteris  segmentis 
pinna  superiore  triloba ,  inferiore  quadriloba.  Einen  der  Familie  der 
Aricieen  aogehörigen  Wurm  bezeichnete  Örsted  als  Spione  trioculata 
und  gründete  damit  die  neue  Gattung  Spione,  für  die  er  folgende  Dia- 
gnose feststellte :  corpus  filiforme  subdiaphanum  .  segmenta  anteriora 
19  brevissima,  cetera  aeque  longa  ac  lata  ;  caput  triquetrum  ;  appen- 
dices  tentaculares  filis  duabus  terminatae ,  oculi  tres  ;  segmenta  ante- 
'  riora  mamilla  parva,  posteriora  ligula  filiformi  instructa j  setae  omnes 
capillares  curvatae. 

G.  Johnston')  beschreibt  als  britische  Nereiden  aus- 
ser den  bereits  bekannten  Arien  S</^/is  armillaris  Mül.,  pro- 
Ufera  Mül.,  Glyceva  alba  Mül.  und  0?iuphis  tubicola  Mül. 
noch  zwei  neue  Formen ,  von  denen  er  die  eine  früher  Be- 
bryce  Peripatus  genannt  hatte,  und  jetzt  als  Gattung  Pollicita 
beschreibt.  Es  zeichnet  sich  diese  zu  der  Sektion  der  Ne- 
reides  non-tentaculatae  gehörige  Gattung  neben  drei  kurzen 
rudimentären  Stirnantennen,  vier  Augen  und  zahlreichen  Kör- 


1)  S.  Kröyer's  Tidssckrift  a.  a.  0.  p.  404.  2)  S.  the  Annals 

of  natural  history.    Vol.  15.  1845,  p,  145.  und  Vol.  16.  p.  4.  - 


d.  Würmer,  Zoophylen  u.  Protozoen   während  d.  J.  1845—1847.    363 

persegmenten  noch  besonders  durch  rundliche  tuberkelarlige 
Kiemen  aus,  welche  über  jedem  einfachen  Fussstummel  an- 
gebracht sind.  Einen  anderen  britischen  höchst  merkwürdi- 
gen Meerwurm  mit  ovalem,  kopflosen,  nackten  und  ungeglie- 
derten Leibe  beschreibt  Johnston  ebenda  n]s  Spinther  onis- 
coides,  und  will  ihm  eine  Stelle  bei  den  Aphroditeen  anwei- 
sen. Derselbe  besitzt  weder  Augen,  noch  Kiefern,  noch  Ten- 
takeln, so  dass  das  Vorderende  nur  schwer  vom  Hinterende 
unterschieden  werden  kann;  die  ganz  einfachen  Fussstummeln 
besitzen  an  der  Unterseite  einen  kurzen  Cirrus,  der  Bauch  ist 
glatt  und  nackt,  während  auf  dem  Rücken  ohngefähr  dreisslg 
Ouerreihen  kurzer  feiner  Borsten  angebracht  sind.  Dem  Ref. 
Scheint  diese  neue  Wurmgattung  fast  nichts  als  ein  verstüm- 
meltes oder  noch  unvollkommen  entwickeltes  Thier  zu  sein. 

Die  neue  langgestreckte  und  vielgliedrige  nordische  Syl- 
lideen-Gattung,  welche  Örsted  0  entdeckt  und  als  Exogone 
naidina  mit  Gattungs-  und  Speciescharakteren  beschrieben 
hat,  ist  durch  Kölliker^)  mit  einigen  südeuropäischen  Spe- 
cies  verstärkt  worden. 

Derselbe  fand  in  Neapel  zwischen  Algen  einen  gelblichen,  3  Lin. 
langen  Wurm ,  den  er  als  Exogone  Oersledii  beschrieb :  Kopf  massig 
lang,  aus  zwei  Abschnitten  bestehend,  ohne  Palpen,  mit  4  kurzen  Füh- 
lern, mit  4  Augen,  die  30  Glieder  rundlich  viereckig;  Füsse  mit  ein- 
fachem, kurzen  cylindrischcn  Ruder,  mit  einer  obern  und  unteren  kur- 
zen Ranke  und  kurzen  Hakenborslen;  an  den  mittleren  16  Gliedern 
Bündel  sehr  langer  Haarborsten  ;  am  letzten  Gliede  zwei  massig  lange, 
rückwärts  stehende,  cylindrische  Ranken  ;  am  Eingange  des  Schlundes 
ein  lanzettförmiger  Stachel  statt  der  Kiefern.  Eine  andere  neue  Spe- 
cies,  welche  Kölliker  in  Messina  entdeckt  und  Exogone  cirratä  ge- 
nannt hat,  ist  ebenfalls  gelblich  gefärbt,  2'/^Un.  lang,  besteht  aus  25 
rundlich  viereckigen  Gliedern  ;  der  Kopf  wird  aus  zwei  Abschnitten 
zusammengesetzt ,  von  denen  der  vordere  einen  breiten  Ausschnitt  hat 
und  der  hintere  die  4  Augen  trägt,  vor  welchen  noch  zwei  ganz  win- 
zige schwarze  Punkte  angebracht  sind.  Zwei  cylindrische  Fühler-Paare 
stehen  seitlich  hinter  den  Augen.  Die  Fussrudcr  sind  kurz  und  ein 
fach,  mit  unteren  kurzen  Girren  und  mit  oberen  Cirren,  von   denen  die 

1)  S.  dieses  Archiv.  1845.  p.  20.  2)  S.  dessen  Nachwpvl  zu 

H.Koch's  Aufsatze  in  den  schweizerischen  Deokschrifleu  a.  a.  0.  p.  15 
und  22. 


364    V.  Sicbold;  Bericht  über  die  Leislungen  in  der  Naturgeschichte 

der  vorderen  und  hinteren  Glieder  lang,  die  der  mittleren   ebenso  kurz 
wie  die  unteren  Girren  sind.     Ausserdem    besitzen  die  Füsse  lange  Ha- 
kenborsten und  statt    der    Haarborsten  einen    langen  einfachen  Stachel, 
die  Schlundhöhle,  ebenfalls    ohne  Kiefer,    enthält    am  Eingänge  einen 
lanzettförmigen  Stachel.     Durch  das  Hinzukommen  dieser  beiden  neuen 
Arten  hält  es   Kölliker  für  nölhig,  die  Charaktere  der  Galtung  Exo- 
gone  so  aufzufassen:  im  Schlünde  ein  Stachel,  keine  Kiefern ;  drei  oder 
vier  Fühler,  vier  wahre  Augen  ,  Füsse  mit  einem   Ruder,  Cirren  dreh- 
'  rund,  keine  Kiemen,  die  Embryonen  äusserlich  am  Leibe  (in  Säckchen?; 
sich  entwickelnd.      Ein    anderer   ebenfalls    bei  Messina    aufgefundener 
und  de\  Exogone  nahe  verwandter  Wurm  veranlasste  Kölliker  M  die 
neue  Gattung  Cyslonereis  mit    folgenden  Charakteren    darauf  zu  grün- 
den  :  Kopf  konisch    aus  zwei  Abschnitten    bestehend  ;    Augen    vier,  je 
zwei  auf  einer  Seite;  Fühler  massig  lang,  vier  Paar;    Palpen  fehlen; 
Glieder  rundlich  viereckig;  Fussruder  einfach,  kurz,  mit  einem  oberen 
längern  und  eiuer  unteren  kurzen  Ranke,  mit  Hakenborsten  und  einem 
Stachel ;  Kiemen  keine  ;  Wund  rundlich,  am  Eingange  des  Schlundes  ein 
horniger  Stachel;    Kiefern  keine;    das  Weibchen    trägt  die  Embryonen 
in  Säckchen  an  der  Bauchseite.      Die  einzige  Species    hat    Kölliker 
Cyslonereis  Edwardsii  genannt  ,    sie  ist  3'/,   Lin.  lang,  gelblich  gefärbt 
und  besteht  aus  31  Gliedern. 

Einen  mit  Phyllodoce  verwandten  ,  im  mittelländischen 
Meere  entdeckten  Wurm  hat  Mi  Ine  Edwards  2)  Myrianida 
fasciata  genannt  und  darauf  eine  neue  Gattung  mit  folgender 
Diagnose  gegründet: 

Kopf  kurz  und  breit,  mit  vier  Augen  und  drei  blattförmigen  Ten- 
takeln im  Nacken  ,  jederseits  mit  einem  Paar  tentakelartigen  Cirren  ; 
keine  Kiefern  ;  Fussslummeln  mit  zwei  konischen  Rudern,  der  obere 
mit  einer  ansehnlichen  blattförmigen  Cirre,  der  untere  mit  einem  Haar- 
büschel ;  Kiemen  fehlen. 

Krohn  3)  hob  den  Unterschied  zwischen  Alciopa  und 
Phtjllodoce  hervor  und  beschrieb  zwei  Arten  ,  A.  Reynaudii 
Aud.  et  M.  Edw. ,  und  A  caiuUda  Dell.  Ch.,  denen  er 
eine  neue  Art,  A.  lepidota  von  der  sicilischen  Küste  hinzu- 
fügte. Derselbe  ^)  erkannte  später,  dass  die  von  ihm  als  Alciopa 
Raynaudii  beschriebene  Art  ebenfalls  neu  sei,  für  die  er  den 
tarnen  Alciopa  Edtvardsii  Yorschlug.  Sars  >^)  hat  eine  schöne 

l)  S.  ebenda,  p.  21.  2)  S.  Annales  des  sciences  naturelles. 

Tom.  111.  1845.  p.  170  und  180.  3)  S.  dieses  Archiv.   1845.  ßd.  I. 

p.   171.  und  die  Revue    zoologique.    1845.    p.  418.  4)  S.  dieses 

Archiv.   1847.   Bd.  I.   p.  39.  5)    S.  dessen  Fauna  litloralis  Norwe^ 

giae  1846,  p.  PI.  und  94.  ' 


(1.  Würmer,  Zoophylen  u.  IVolozocn  während  d.  J.  1845—1847.     365 

Annelido  ,  welche  er  an  der  Norwegischen  Küste  entdeckt, 
als  Oligobranchns  roseus  beschrieben  und  abgebildet,  sich  aber 
später  überzeugt,  dass  schon Rathke  1843  dieselbe  Gattung 
beschrieben  und  mit  dem  Namen  Scalibregma  belegt  hatte. 
Die  beiden  Arten  weichen  durch  ihre  verschiedene  Farbe 
von  einander  ab,  indem  Scalibr.  wßalum  Ralhk.  grünlich, 
Oligohr.  roseiis  mennigroth  gefärbt  ist, 

Renier  0  lia*  den  von  Ranz  an  i  anfangs  &\s  Eumolpe 
maxima  und    dann   als   Phyllodoce   maxillosa   beschriebenen 
Wurm  unter   dem  Namen  Polyodontes  aphroditaeiis  beschrie- 
ben und  abgebildet;  Oken  und    Eysenhardt   (in  der  Isis 
1817  p.  1456  und  1818.  p.  2087)    wollten    die  Bezeichnung 
Eumolpe  maxima  für  diesen  Wurm  festhalten,  wogegen  Au- 
douin  und  Mi  Ine   Edwards    (in    den  Annal.    d.  sc.  nat. 
Tom.  27.    1832.    p.  432.)   die    Gattung  Polyodontes  Renier's 
ihrem  Systeme    einverleibten.     Renier  bildete   ferner   eine 
Nereis  cocciuea  ab ,  welche  ganz   mit  Lumbrinereis  coccineus 
des  Delle  Chiaje  Qm  den  Memorie  suUa  storia  e  notomia 
degli  animali  senza  vertebre.  Tom.  111.  p.  178.  Tav.  52)  über- 
einstimmt   und  vielleicht   n\\i  Lmnbrkonereis  Latreillii  And. 
et  M.  Edw.  oder  Lumbriconereis  Nardonis  Grub,    identisch 
ist.     Sehr  schön  wurde  von  Renier  ein    ganz  vollständiger 
und    sehr   grosser  Chaetopterus   unter  dem  Namen  Tricoelia 
variopedata  dargestellt. 

Es  ist  dieser  Wurm  jedentalls  eine  drille  Species  dieser  höchst 
interessanlen  Wurmgallung,  daher  die  Arlcharaklere  derselben  im  Ver- 
gleiche zu  den  beiden  bis  jetzt  bekannt  gewordenen  Species  Ch.  nor- 
vegicus  Sars  und  papyraceus  Cuy.  hier  ihren  Platz  finden  mögen. 
Tricoelia  variopedata  :  scululo  anteriori  aequali  ,  labio  superiore  tenta- 
culis  duobus  laleralibus  longis  ornalo,  inferiore  in  angulum  obtusum 
produclo,  nono  pedum  pare  a  praecedentibus  vix  distinclo ;  primo  ex 
qualuor  parlis  medianae  segmenlis  in  facie  dorsali  aequali ,  annulato, 
duobus  extremis  cirihis  dorsalibus  minulissimis  inslruclis ;  posiremae 
parlis  arliculis  viginli  et  ununi. 

Auch  der  von  Otto  unter  dem  Namen  Siphonostomum 
diplochaitus  beschriebene  Wurm  ist  von  Renier  als  Amphi- 
trite  viridis-purpnrea  seinem  inneren  und  äusseren  Baue  nach 


1)  S.  dessen  Osservazioni  postume  a.  a.  0. 


366    V.  Sieb  ol  dl  Bericht  übe«'  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

sehr  schön  abgebildet  worden.  Einen  mit  der  Sabella  infun- 
dibulum  C  u  v.  wahrscheinlich  identischen  Wurm  hat  derselbe 
italienische  Naturforscher  abgebildet,  aber  in  seinen  Schrif- 
ten sehr  verschieden  benannt,  indem  derselbe  Wurm  von  ihm 
die  Namen  Terebella  infundibulum  ^  Sabella  gelatinosa^  Tere- 
bella  Buccina  und  Tuba  divisa  erhalten  hat. 

Frey  und  Leuckart  ')  erklären  die  Lumbiiconais 
marina  Ö r  s l.  für  identisch  mit  dem  Lumbricus  capitatus  Fabr. 
und  schlagen  deshalb  für  diesen  Wurm  den  Namen  Lumbri^ 
conais  capitata  vor.  Das  von  Ehren berg  als  Amphicora 
Sabella  beschriebene  Thier  haben  dieselben  beiden  Naturfor- 
scher als  eine  Fabricia  erkannt  und  wollen  dasselbe  daher 
Fabricia  quadri^punctata  genannt  haben.  Die  beiden  schwar- 
zen rundlichen  Flecke  am  ersten  und  letzten  Körpersegmente 
müssen  auch  sie  für  Augen  halten,  da  sie  in  allen  diesen 
Flecken  einen  hellen  kugeligen  Kern  und  eine  Pigmentschicht 
beobachtet  haben.  Ausserdem  werden  Hermella  ostrearia 
Sav.,  Ephesia  gracilis  Rathk.  und  Nereis  pelagica  L.  ge- 
nauer beschrieben,  denen  Frey  und  Leuckart  noch  fol- 
gende neue  Kiemenwürmer  hinzufügen: 

Nereis  succinea,  4 — 6  Zoll  lang,  durrh  eine  braunrolhe  Färbung 
des  Rückens  ausgezeichnet;  Nereis  depressa,  4'/2  Zoll  lang,  von  oben 
nach  unten  stark  niedergedrückt  und  sehr  breit;  Aonis  Wagneri,  2^/^ 
Zoll  lang,  Kopf  birnförmig  und  nach  hinten  bis  in  die  zwei  vordersten 
Körpcrsegniente  hinein  verlängert,  welche  Verlängerung  die  zwei  Paar 
Augenpunkte  trägt,  Vorderende  des  Kopfes  läuft  rechts  und  links  in  eine 
Rürze  konische  Antenne  aus  ;  Ammolrypane  R  a  l  h  k.  und  Ophelina  Ö  r  s  t. 
wird  von  denselben  beiden  Naturforschern  für  eine  einzige  Gattung  er- 
klärt. Als  neue  Species  führen  di.  selben  noch  Terebella  madida  auf, 
welche  sich  an  Terebella  concinnata  Fabr.  anschliesst,  von  der  sich 
erslere  durch  das  Fehlen  der  beiden  pfriemenförmigen  gekrümmten 
Anhänge  am  inneren  Rande  der  einzelnen  Kiemenbüschel  unterschei- 
det. Dieselben  ^)  beschreiben  eine  geringelte  Larve  mit  6  Augenpunk- 
ten auf  der  Stirne,  mit  «wei  grossen  seitlichen  Pigmentflecken  am 
Kopfende,  mit  zwei  vorderen  sehr  langen  Rorstenbüscheln ,  während 
die  übrigen  Ringe  nur  kleine  Borstenbüschel  tragen,  welche  nach  hin- 
ten immer  kleiner  werden;  Cirren  und  Schwanzanhänge  fehlen,  Körper- 
oberfläche flimmert   an   den  meisten    Stellen.      Frey    und  Leuckart 


1)  S.  deren  Beiträge  a.  a.  0.  p.  J51.  2)  Ebenda,  p.  98. 


d.  Wurmer,  Zoophylcn  u.  Frolozoen  während  d.  J.  1845-1847.     367 

erklären  dieses  ihierchcn  für  die  Larve  von,  Leucodorum  paradoxum 
(soll  vvohlheissen  „ciliahm^),  welche  Örsted  in  einem  noch  jüngeren 
Stadium  abgebildet  hat. 

Von  Grube  ')  haben  wir  die  Beschreibungen  vier  neuer 
Anneliden-Gattungen  erhalten,  nämlich  Corephoms  mit  der 
Species  C.  elegaiis,  welche  den  Terebelliden  angehört,  Ammo- 
chares  mit  der  Species  A.  Ottonis ,  welche  in  die  Nähe  von 
Clymene  zu  stellen  ist,  ferner  Dasymallus  mit  der  Species 
D.  cadi^cus,  eine  Wurmgattung  ,  die  mit  Arenicola  verwandt 
ist,  endlich  Scalis  mit  der  Species  S.  minax,  ^welche  Gattung 
zwischen  Pectinaria  und  Siphonostomum  zu  stellen  ist.  Der- 
selbe Naturforscher  ^)  hat  zwei  Sabellen,  Sahella  lanigera  und 
luxuriosa  als  neue  Arten  beschrieben  und  die  bereits  bekann- 
ten Arten  Sahella  lucuUcina  Dell.  Ch.,  S.  Josephinae  Ris.^ 
S,  penicilhis  Sav.  und  pavonina  Sav»  mit  schärferen  Dia- 
gnosen ausgestattet. 

Ein  mit  Arenicola  verwandtes  Thier ,  der  Palolowurm 
genannt,  wird  auf  den  Navigationsinseln  gegessen  0;  von 
diesem  Wurme  soll  am  frühen  Morgen  bei  Sonnenaufgang 
die  Meeresfläche  wimmeln,  und  zwar  dann,  wenn  der  Mond 
im  letzten  Viertel  steht ;  in  der  Zwischenzeit  ist  kein  Wurm 
zu  erblicken.  Dieser  essbare  Wurm  hat  die  Dicke  eines 
Strohhalms,  ist  grün,  braun  und  weiss  gefleckt  und  sehr  zer- 
brechlich. Gray  nannte  den  Wurm  Palola  viridis,  und  hob 
als  Charakter  dieser  neuen  Wurmgatlung  hervor:  Leib  cylin- 
drisch,  und  regelmässig  gegliedert,  jedes  Glied  auf  der  Mitte 
beider  Seiten  einen  kleinen  Büschel  von  3  bis  4  Borsten. 

Nach  einer  Angabe  Johnston's  ^)  soll  die  Gattung 
und  Species  Trophonia  Goodsirii  nach  einem  am  Kopfe  ver- 
stümmelten Exemplare  von  ihm  aufgestellt  worden  sein ;  der- 
selbe hat  sich  jetzt  überzeugt,  dass  dieser  Wurm  nichts  an- 
deres als  seine  Flemingia  muricata  iAmphiirite  plumosa')  ist. 

1)  S.  dieses  Archiv.  18-16.  Bd.  I.  p.  161.  2)  Ebenda,  p.  45. 

3)  S.  the  Annais  of  nat,  bist.  Vol.  XIX.   1847.    p.  409.  oder  Froriep's 

und  Schieiden's  Notizen.    Bd.  111.  1847.  p.  248.  4)  S.  ihe  Annais 
of  nat.  bist.  Vol.  XVII.   18i6.  p.  294. 


368     V.  Siebold:  Bericht  fiber  die  Leislungen  in  der  Nalurgescbichle 

Von  Cuvier  0  ist  eine  Amphitrite  ostrearia  beschrie- 
ben und  abgebildet  worden,  welche  mit  ihrer  sandigen  Röhre 
stets  auf  den  Schalen  von  Austern  festklebt.  Derselbe  ~)  er- 
wähnt noch  eines  anderen  Röhrenwurms,  dessen  Röhre  in  un- 
geheurer Menge  dicht  gedrängt  an  der  Meeresküste  der  Nor- 
mandie  den  ganzen  Boden  der  bei  der  Ebbe  vom  Meere  ver- 
lassenen Ufer  wie  mit]  einem  weissen  Schlamme  weit  und  breit 
bedeckt.  Der  gelbliche  Wurm  steckt  nur  zwei  dünne  be- 
weffliche  Fäden  aus  der  Röhre  hervor.  Eine  nähere  ßeschrei- 
bung  dieses  Röhrenwurms  hat  Cuvier  nicht  gegeben,  da- 
her nicht  zu  errathen-ist,  welcher  Familie  der  Wurm  an- 
gehört. 

Quatrefa  ges  ^)  machte  von  einer  Sabella  die  Mit- 
theilung, dass  dieselbe  an  der  felsigen  Meeresküste  von  Gue- 
thary  cylindrische  un(l^  gewundene  Gänge  in  Felsen  ausfres- 
sen könne  ,  welche  von  ihr  mit  einem  ähnlichen  zarten  l)e- 
berzug  ausgekleidet  werden,  wie  ihn  verwandte  Arten  zu  ih- 
rer Bedeckung  oft  anfertigen. 

Von  Chiereghini  ^),  einem  fleissigen,  im  Jahre  1820 
verstorbenen  Sammler  der  in  den  Lagunen  Venedigs  vorkom- 
menden Seethiere,  sind  23  Arten  der  Galtung  Serpula  und 
15  Arten  der  Gattung  Sabella  aufgezeichnet  worden,  darun- 
ter mehrere  neue  Species,  von  denen  Chiereghini  jedoch 
nur  die  Diagnose  der  Gehäuse  gegeben  hat,  nämlich: 

Serpula  buccinula^  tcsta  subspiraiis ,  una  et  diinidia  spira  in  an- 
fiaclu  suboibiculala,  passim  articiilata  ,  apeiiura  prolala;  Serp.  stibtilis^ 
testa  albida,  laevis  ,  nitida,  subtililer  producta,  sensini  attenuata,  tola 
passim  arliculata ;  Serp.  Riolensis,  tesla  subquadrangularis,  flexuosa,  ci- 
nerea, traiisversim  plicata  plicis  annularibus,  subsequentibus;  Serp.  con- 
volvulala,  testa  subtereli  ,^  super  seipsam  circulariter    convolula,  supe- 


1)  Vgl.    G.    Cuvier's  Briefe  an  C.  H.  Paff  ^aus    den  Jahren   1788 
bis  1792,    herausgegeben  von  Dr.  Behn.  18^5.  p.  205.  2)  Ebenda. 

p.237.  3)  S.  Annales  des  sciences  naturelles.  Tom.  Vlii.  18^7.  p.99. 

4)  Vgl.  Sinonimia  moderna  delle  specie  regislratc  nell' opera  intilolala: 
descrizione  de'  crostacci,  de'  lestacei  e  de'  pesci  che  abitano  le  lagune 
e  golfo  venelo  rappresseutali  in  figure,  a  chiaro-scuro  cd  a  colori  dall' 
Abate  Stefano  Chiereghini  Ven.  Clodiense  applicata  per  commissione 
governativa  dal  Dr.  G.  D.  Nardo.  Venezia.  1847.  Die  Abbildungen 
werden  noch  jetzt  in  der  Bibliothek  des  Liceo  di  Venezia  aufbewahrt. 


d.  Würmer,  Zoophylen  u.  Protozoen  während  d.  J.  1845—1847.     369 

rius  carinala  duobus  angulis  longitudinalibus  subparallelis  ,  transversim 
Iota  rugosa,  cinereo  subalbido  coloiala ;  Serp.  lurboides  (an  Veimetus), 
tesla  lereti,  subnodosa,  reflexa,  revolula  ,  subtiliter  Iransversim  plicata, 
lineola  dorsali  elevata  longiludinali ;  Serp.  viperina,  lesla  lereti,  sub- 
nodosa, reflexa,  revoluta,  subtiliter  transversim  plicata,  lineola  dorsali 
elevata,  longiludinali;  Serp.  serpenhda,  lesta  lereti,  oblonga,  fusco  sub- 
rubro  colorata  ,  sensim  imminula ,  inlerius  reflexa,  superius  arcuata  et 
iterum  rede  elevata,  transversim  tola  leviler  striata  ac  longitudinaliter 
subcarinata,  lineola  aliquantulum  elevata;  Serp.  anguinoides ,  testa  te- 
reti,  oblonga,  cinereo  subfusco  colorata,  sensim  diminuente,  transver- 
sim longiludinaliterque  striata,  sublilibus  laevibus  striis,  superius  cari- 
nala lineola  subelevata ;  Serp.  conglulinala,  testa  tereti,  albida,  num- 
quam  solitaria,  sed  in  fasciculis  conglulinala,  inferius  affixa ,  flexuosa, 
superius  erecla ,  transversim  annulis  laevibus  plicata ,  longitudinaliter 
unica  subtilissima  Stria  donala  ;  Sahella  trigona,  lesta  affixa,  Irigona, 
oblonga,  vario-curvata,  decrescente,  aperlura  subtrigona,  superficie  con- 
texla  ex  granulis  sabulosis  subfuscis,  conglutinatis  ,  extremitate  clausa, 
subpunctata ;  Sab.  aggregata,  testa  tereti,  sensim  attenuata,  varie  cur- 
vala,  in  congeriem  affixa  ,  exterius  granulis  sabulosis,  confertim  con- 
glutinatis, vario-coloratis,  aperlura  rotundata  ,  paululum  elevata;  Sab. 
filialghifera ,  testa  cylindrica  membranacea,  Iransversim,  plicata,  subli- 
libus plicis  successivis,  alque  conspersa  ex  elevatis  fragmentis  foliarum 
zosterae,  superiori  extremitate  aperta  ,  inferior!  clausa,  convexa ;  Sab. 
leredula,  lesta  membranacea,  cylindrica,  subtilis,  erecla,  cinerea  subfu- 
sco colorata,  affixa,  conchylia  ac  saxa  calcarea  permeante. 

Von  Blanchard  O5  welcher  die  Peripateen  als  das 
Verbindungsglied  zwischen  den  Anneliden  und  den  übrigen 
Würmern  betrachtet,  wurde  Peripatus  BlainviUü  als  neue  Art 
beschrieben.  Dieselbe  ist  30  Millimeter  lang,  von  schwar- 
zer Farbe,  und  mit  19  Fusspaaren  versehen. 

CUaetopodes  ubrancliiati.  W.  Hoffmeister  ") 
verdanken  wir  eine  ausführliche  Arbeit  über  die  bis  jetzt 
bekannten  Landanneliden,  welche  er  in  drei  natürliche 
Gruppen  zerfällt.  Die  erste  Gruppe  umfasst  die  eigentlichen 
Landbewohner,  die  Gattung  Lumbricus  im  weiteren  Sinne; 
hieher  gehören  rothblütige  Regenwürmer  mit  einem  starken 
muskulösen  Baue,  sehr  entwickeltem  Hautsysteme  und  schar- 


1)  S.  Annales  d.  sc.  nat.  Tora.  VIII.  1847.  p.  137,  oder  Recher- 
ches  anal,  et  zool.  Tom.  III.  p.  61.  2)  S.  W.  Hoffmeister:  Die  h'n 

jetzt  bekannten  Arten  aus  der  Familie  der  Regenwürmer.   1845. 
Archiv,  f.  Naturgesch.   XVI.  Jahrg.  2.  Bd.  Y 


370     V.  Siebold:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

fer  Sonderung  der  schmalen  Ringe.  Die  zweite  Gruppe  be- 
greift die  zarter  gebauten  rolhblüligen  Regenwurm-Gattungen, 
deren  Arten  eigentlich  Wasserbewohner  sind,  mit  zarter  durch, 
scheinender  Haut,  und  mit  langen,  weniger  scharf  abgesetz- 
ten Ringen.  Die  dritte  Gruppe  soll  die  weissblütigen  in  der 
Erde  lebenden  Regenwürmer  umfassen,  unter  welchen  Enchy- 
traeus  den  Typus  bildet.  Hoffmeister  hat  sich  aber  in 
seiner  Monographie  nur  auf  die  erste  Gruppe  beschränkt. 

Die  Gattung  Lumbricus  wird  von  Hoftmeister  durch  folgende 
Charaktere  abgegrenzt:  am  Ende  des  vorderen  Körperviertheils  ein 
Gürtel,  am  15len  oder  13ten  Ringe  jederseits  eine  Geschlechtsöffnung, 
Zahl  der  Ringe  bis  200,  Magen  muskulös  ,  Stacheln  in  vier  Reihen  in 
bald  näher  bald  entfernter  stehenden  Paaren.  Von  dieser  Gattung  wer- 
den acht  Arten  beschrieben,  nämlich  :  Liimbr.  Agricola,  Lumbr.  rubel' 
lus,  Lumbr.  communis  (mit  vier  Varietäten,  wohin  auch  der  früher  von 
demselben  Naturforscher  beschriebene  Lumbr.  anatomicus  als  Varietät 
gerechnet  wird),  Lumbr.  riparius,  Lumbr.  olidus,  Lumbr.  puter^  Lumbr. 
stagnalis  und  Lumbr.  agilis.  Es  sind  diese  Species  alle  von  Hoff- 
meister neu  aufgestellt  und  mit  besonderen  Diagnosen  versehen  wor- 
den, welche  hauptsächlich  auf  die  verschiedene  Form  der  Mundlappen 
gegründet  sind.  Bei  Aufstellung  dieser  Arten  sind  übrigens  die  in  den 
Sammlungen  zu  Paris  aufbewahrten,  von  Savigny  und  Duges  her- 
rührenden Arten  verglichen  und  berücksichtigt  worden.  Eine  zweite 
Galtung  der  Erdregenwürmer  hat  Hoffmeister  Helodrilus  genannt, 
mit  vier  Reihen  paariger  gerader  Borsten ,  ohne  Endkrümmung ,  ohne 
Gürtel,  Vulva  undeutlich  am  löten  Ringe,  Magen  häutig,  Ringe  bis  160 
an  der  Zahl.  Einzige  Art  ist  Hei.  oculatus.  Als  dritte  Gattung  mit  der 
einzigen  Art  Phreorycles  Menkeanus  hat  derselbe  den  schon  früher  un- 
ter dem  Namen  Haplotaxis  Menkeana  beschriebenen  Regenwurm  hinge- 
stellt, mit  zwei  Reihen  einzelner ,  gerader  Borsten  ,  ohne  Gürtel  und 
Vulva.  Eine  vierte  Gattung  hat  H  of  f  m  eis  ter  Cnorfn7w5  benannt; 
dieselbe  zeichnet  sich  durch  die  vier  Stachelreihen  aus  ,  von  welchen 
die  oberen  oder  äusseren  Borstenreihen  sehr  weit  dem  Rücken  nahe 
gerückt  sind,  Gürtel  fehlt,  Vulva  sehr  gross  am  l4ten  Ringe,  dehnt 
sich  aber  mit  ihrem  Hofe  über  zwei  benachbarte  Ringe  aus,  Zahl  der 
Ringe  über  300.  Die  einzige  interessante  Art,  Cr,  lacuum,  ist  bei  Ber- 
lin im  Tegeler  See  gefunden  worden,  wo  sie  selir  sonderbar  gestaltete 
Eierhülsen  absetzt.  Diese  haben  eine  spindelförmige  Gestalt,  sind  an 
beiden  Enden  lang  ausgezogen  und  finden  sich  in  grossen  Bündeln  an 
den  Wurzeln  von  Wasserpflanzen.  Es  ist  Schade,  dass  nirgends  im 
Texte  auf  die  Figuren  der  beigegebenen  kolorirten  schönen  Kupfertafel 
Bezug  genommen  ist,  zumal  da  der  Abhandlung  auch  keine  Kupferer- 
Klärung  beigegeben  ist. 


d.  Würmer,  Zoopbylen  u.  Protozoen  während  d.  J.  1845—1847.     371 

Temple  1)  hat  einen  20—40  Zoll  langen  und  V/^  Zoll 
dicken  Reg-enwurm  beschrieben ,  der  während  der  Regenzeit 
auf  Ceylon  zum  Vorschein  kömmt,  und  von  jenem  Beobach- 
ter Megascolex  coeruleus  genannt  worden  ist. 

Er  besitzt  270  Ringel  ,  ist  am  17ten  Ringel  eingeschnürt,  oben 
blau  und  unten  gelb  gefärbt.  Seine  Körperoberfläche  ist  mit  Ausnahme 
der  iMittellinie  des  Rückens  mit  sehr  kleinen  Wärzchen  bedeckt,  von 
welchen  jede  eine  kurze  nach  hinten  gekrümmte  Borste  trägt.  Auf 
der  Mittellinie  des  Rückens  ,  wo  die  Wärzchen  fehlen,  befindet  sich  in 
den  Einschnitten  der  Ringel  eine  schmale  ovale  Oeffnung,  welche 
Temple  für  eine  RespirationsötFnung  erklärt,  indem  sich  auf  der  inne- 
ren Fläche  der  Leibeswandung  an  dieser  Stelle  ein  Säckchen  befindet. 
Ob  diese  Organe,  welche  mit  dem  14ten  und  löten  Ringel  vorne  be- 
ginnen, und  zwischen  dem  17ten  und  ISten  Segmente  vom  Schwänze 
aus  gezählt  aufhören,  wirklich  Athemorgane  sind  und  nicht  etwa  Haut- 
drüsen darstellen  ,  das  muss  Ref.    unentschieden  lassen. 

Ueber  die  innere  Organisation  und  die  Lebensweise  des 
von  Grube  2(\sEuaxes  ßliformis  beschriebenen  Regenwurms 
hat  M  e  n  ge  2)  verschiedene  Mittheilungen  gemacht.  Derselbe 
erklärte  zugleich  diesen  Rüsselwurm  für  identisch  mit  Hoff- 
meister's  Rhynchelmis  limosella ,  und  fügte  dieser  Species 
eine  zweite  neue  hinzu,  welche  er  Eiiaxes  ohiusirostris 
nannte. 

Frey  und  Leuckart  ^)  entdeckten  auf  Helgoland  im 
Uferschlamme  einen  Regenwurm,  den  sie  Saenuris  neurosoma 
nannten,  und  der  mit  dem  vonRathke  beschriebenen Lwm- 
briciis  lineatus  übereinstimmen  soll,  nur  mit  dem  Unterschiede, 
dass  ersterer  statt  zwei  Refhen  von  Borstenbündeln  ganz 
deutlich  deren  vier  besitzt ;  auch  sind  in  demselben  Wurme 
die  seitlichen  vasa  abdomino-dorsalia  mit  ansehnlichen  schlin- 
genförmigen  Windungen  besonders  entwickelt.  Dieselben  Na- 
turforscher fanden  ebenda  einen  neuen  Euchytraeus,  E.  spi- 
culus,  5  Lin.  lang,  schmutzig  weiss,  mit  langer  Obferlippe,  mit 
30  Körpersegmenten  und  mit  kurzen  stumpfen  Borsten. 

1)  Vgl.  the  Annais  of  nat.  bist.  Vol.  XV.  1845.  p.  60.  oder  Fro- 
riep's  neue  Kotizen.    ßd.  34.  1845.  p.  181.  2)  S.  dieses  Archiv. 

1845.  Bd.  I.  p.  24.  3)   S.  deren  Beiträge  a.  a.  0.  p.  150. 


372     V.  Siebold:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

0.  Schmidt  i)  machte  über  die  innere  Organisation 
von  Stylaria  proboscidea  und  Chaetogaster  niveus  verschiedene 
Bemerkungen  und  beschrieb  2)  drei  neue  Naiden  des  süssen 
Wassers. 

Bei  der  einen  Art,  Stylaria  parasila  ,  welche  derselbe  zwischen 
den  Folypenstöcken  der  Alcyonella  slagnorum  fand ,  sind  die  drei  vor- 
deren Borstenbündel  des  Rückens  fünf  bis  sechs  Mal  länger  als  die 
übrigen.  Ein  Neues  Genus,  milNais  verwandt,  nannte  Schmidt  Nai~ 
dium,  die  vier  Borstenreihen  beginnen  hier  erst  auf  dem  dritten  Kör- 
persegmente, Augen  fehlen.  Naidium  luteum  trägt  zwischen  den  Ha- 
ken des  Rückens  auch  haarförmige  Borsten,  die  Gefässe  enthalten  roth- 
gelbes Blut;  der  Wurm  steckt  mit  dem  Kopfende  immer  im  Schlamme, 
während  das  Schwanzende  fortwährend  schlängelnd  sich  bewegt.  Bei 
einer  anderen  neuen  Art,  Naidium  breviceps,  sind  die  Haken  an  ihren 
freien  Enden  nicht  gegabelt,  wie  bei  der  vorigen  Art,  sondern  einfach 
spitz.  Schmidt  machte  ausserdem  noch  darauf  aufmerksam,  dass  die 
Nais  diastropha  des  Gr  ui  th  ui  s  en  nichts  anderes  sei,  ü\s  Chaetogaster 
diaphana  verkehrt  betrachtet. 

Hirudinei.  Mo  qu  in -Ta n  do n  ^}  hat  seine  Mono- 
graphie über  die  Familie  der  Egel  neu  bearbeitet  und  we- 
sentlich vermehrt.  Der  dieser  Monographie  beigefügte  Atlas 
von  14  Tafeln  ist  schön  ausgestattet.  Bei  der  Auseinander- 
setzung der  anatomischen  Verhältnisse  der  Hirudineen  er- 
streckt sich  jedoch  Mo  quin-Tandon  kaum  über  die  grö- 
bere Anatomie  und  über  die  Umrisse  der  Organe  hinaus,  in 
die  histologischen  Verhältnisse  der  einzelnen  Organe  ist  der- 
selbe fast  nirgends  eingedrungen,  und  wo  er  es  zu  thun  ver- 
sucht hat,  zeigte  es  sich,  dass  Mo  quin-Tandon  eben  kein 
geübter  Mikroskopiker  sein  mag  und  zugleich  auch  mit  den 
Fortschritten  in  Bezug  auf  Histologie  der  wirbellosen  Thiere 
unbekannt  geblieben  ist. 

Derselbe  theilt  die  Hirudineen  in  vier  Gruppen.  1 )  Egel 
mit  deutlich  gegliedertem  Leibe ,  mit  rothem  Blute  und  einlippigem 
Mundnapfe  ;  hierher  werden  die  Albioneen  gezogen  mit  der  Gattung 
Branchellion  ,   Pontobdella  und  Piscicola ;    2)  Egel  mit  deutlich  geglie- 


1)  S.  Müller's  Archiv.  1846.  p.  406.  oder  the  Annais  of  nat  hist. 
Vol.  VII.  1847.  p.  183.  2)  S.   Froriep's    und  Schleiden's  Notizen. 

Bd.  III.   1847.  p.  321.  3)  S.  dessen  Monographie  de  la  famille  des 

Hirudinees,  nouvelle   edition    revue    et   augmentee,    accompagnee  d'un 
Atlas.  Paris.  1846. 


d.  Würmer,  Zoophylenu.  Protozoen  während  d.  J.  1845—1847.     373 

dertem  Leibe,  mit  rolhem  Blute  und  zweilippigeui  Munduapfe,  die  Bdel- 
lineen  umfassend  mit  der  Gattung  Nephelis  ,  ßranchiobdella  ,  Trocheta, 
Aulasloma  ,  Haemopis  ,  Uirudo  ,  Limnatis  ;  3)  Egel  mit  undeutlich  ge- 
gliedertem Leibe,  mit  larblosem  Blute,  die  Siphoneen  enthaltend,  näm- 
lich Glossiplionia  mit  den  neuen  Arten  Gl.  Algira  aus  Algier  und  Gl.  ca~ 
tenigera  von  Toulouse;  4)  Egel  mit  ungegliedertem  Leibe  und  farblo- 
sem Blute,  die  Planerinen  umfassend,  zu  welchen  die  Gattungen  Mala- 
cobdella,  Fhylline,  Nitzschia,  Axine  und  Capsala  (Tristoma)  gerechnet 
werden,  Dass  hier  mehrere  Trematoden  -  Gattungen  mit  Malacobdell-a 
zu  einer  Gruppe  vereinigt  und  den  Hirudineen  beigezählt  sind  ,  wird 
gewiss  von  den  meisten  Helminthologen  getadelt  werden. 

Von  Duvernoy  ')  werden  zur  Eintheilung  der  Hiru- 
dineen-Familie  zwei  Sectionen  vorgeschlagen,  nämlich  die 
Hirudmees  suceusiis  und  voraces ,  von  denen  die  erste  Ab- 
theilung einen  kurzen  und  engen  Darm  und  einen  grossen, 
weiten  mit  vielen  blindsackförmigen  Ausstülpungen  versehe- 
nen Magen  besitzt,  während  die  zweite  Abiheilung  mit  einem 
einfachen  gleichweiten  Verdauungskanal  versehen  ist. 

Quatrefages  2)  lieferte  einige  anatomische  Bemer- 
kungen über  den  Blutegel,  und  erklärte,  dass  die  seitlich  vom 
Verdauungskanal  desselben  angebrachten  Taschen  nicht  Re- 
spirationsorgane, sondern  Sekretionswerkzeuge  seien,  weil  ein 
vier  Wochen  lang  in  mit  Karmin  gefärbtem  Wasser  lebender 
Blutegel  in  diesen  Tasclißu  keine  Spur  von  rother  Färbung 
wahrnehmen  Hess.  Auch  Lereboullet  ^)  hat  einige  No- 
tizen über  den  inneren  Bau  des  Blutegels  bekannt  gemacht 
und  zugleich  Untersuchungen  angestellt ,  _wie  viel  Blut  wohl 
ein  Egel  in  seinen  Magen  anhäufen  könne,  während  Bo- 
werbank  ^)  eine  ausführliche  Beschreibung  des  Cocon's 
vom  medizinischen  Blutegel  gegeben  und  Fr.  Müller'')  ver- 
schiedene Notizen  über  die  Geschlechtswerkzeuge  von  Clep- 
sine  und  Nephelis  milgetheilt  hat. 

W.  Thompson«^)  führte  als  irländische  Egelarten  iVe- 


l)  S.  Uevue  zoologique.  1846.  p.  328.  2)  S.  l'Inslitut.  1847. 

p.  251.  oder  Annales  d.  sc.  nat.  Tom.  VIIL  1847.  p.36.  oder  Froriep's 
und  Schleiden's  Notizen.  Bd.  IV.  1847.  p.  90.  3)  S.  l'Institut.   1846. 

p.  421.  4)  Vgl.   the  Annais    ol  nat.   bist.  Vol.  XV.  1845.  p.  301. 

5)  Vgl.  Muller's  Archiv.  1846.  p.   138.  6)  ß.  the  Annais  of  nat, 

bist.  Vol.  XYIIL   1846.  p.  389. 


374    V.  Siebold:  Bericht  ^ber  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

phelis  octoculaia Moqu.-A.^  Pontobdelki  laetis  Bl.  und  G/os- 
siphonia  (Clepsine)  eachana  auf,  letztere  als  neue  Art,  9  Lin. 
lang,  mit  acht  paarweise  hintereinander  gestellten  Augen, 
von  denen  das  letzte  Paar  das  grösste  ist.  Es  gehört  diese 
Art,  wie  es  scheint,  in  die  von  Mo  qxiin-Tando  n  aufge- 
stellte Untergattung  Lobina  iHaemockaris  Filip.)-  John- 
ston 0  beschrieb  in  seinem  Index  to  the  british  Annelides 
einen  auf  Aspidophorus  cataphraclus  schmarotzenden  nussbraun- 
gefärbten  Egel  als  neu  unter  dem  Namen  Piscicola  marina. 

Blanchard  2)  legte  einem  weisslichen  Ringelwurme, 
den  er  in  der  Mantelhöhle  von  Mya  truncata  entdeckt  halte, 
den  Namen  Xenistum  Valenciennaei  bei,  überzeugte  sich  aber 
später,  dass  schon  Blainville  diesen  Wurm  gekannt  und 
als  Malacobdella  grossa  beschrieben  hatte.  Obgleich  dieser 
Wurm,  welcher  4  Cent,  misst,  platt  und  vorne  abgerundet 
ist,  und  hinten  mit  einem  grossen  Saugnapfe  endigt,  an  die 
Hirudineen  erinnert,  so  weicht  er  dennoch  in  seiner  inneren 
Organisation,  namentlich  durch  ;die  Anordnung  des  Nerven^ 
Systems  bedeutend  von  ihnen  ab.  Von  dem  Schlundganglion, 
dessen  beide  seitlichen  Hälften  durch  ein  langes  Querband 
verbunden  sind ,  ziehen  sich  an  den  beiden  Seiten  der  Lei- 
beshöhle zwei  Ganglienschnüre  herab,  wodurch  diese  Mala- 
cobdella ,  zumal  da  ihr  ausserdem  auch  besondere  Respira- 
tionswerkzeuge fehlen,  den  Planarien  und  Nemertinen  ver- 
wandt scheint.  Auch  die  Fortpflanzungsorgane  dieses  Wurms 
erinnern  an  Nemertes,  Blanchard  fand  nämlich,  dass  bei 
einigen  Individuen  desselben  die  Fächer  der  Leibeshöhle  Eier 
enthalten,  welche  durch  gewisse  an  der  Hautoberfläche  vor- 
übergehend sich  bildende  Oeff'nungen  nach  aussen  entleert 
werden  sollen.  Für  die  Gattung  Malacobdella  stellte  Blan- 
chard folgende  Charaktere  hin:  Körper  abgeplattet,  läng- 
lich, ohne  Kopf  und  Augen,  ohne  Ringel  und  Anhängsel,  mit 
Aftersaugnapf,  Mundhöhle   mit   unregelmässigen  Längsreihen 


1)  S.  ebenda.  Vol.  XVI.  1845.  p.  441.  2)  S.  Coniples  ren- 

dus.  Tom.  XX.  1845.  p.  1342  und  1627,  oder  Annales  d.  sc.  nat.  Tom, 
IV.  1845.  p.  364.  oder  Froriep's  neue  Notizen.  Bd.  35.  1845  ppg.  81. 
und  Bd.  39.  1846.  p.  4. 


d.  Wurmer,  Zoophyten  u.  Protozoen  während  d.  J.  1845—1847.     375 

von  Wärzchen  besetzt,  Dann  ohne  l31indsäcke  und  mit  After 
am  Hinterleibsende.  Nervensystem  aus  zwei  seitliclien  Gan- 
gliensträngen bestehend.  Blanchard  lässt  es  unentschieden, 
ob  die  einzige  Species,  M.  Valenciennaei,  von  0.  F.  Mül- 
I  e  r\s  Hirndo  grossa  verschieden  sei.  G  u  e  r  i  n - M  e  n  e  v  i  11  e  *) 
machte  übrigens  zuerst  daran ('  aufmerksam  ,  dass  das  von 
Blanchard  als  neu  beschriebene  Xenistum  schon  von  B 1  a  i  n^ 
ville  als  ilfö/öcoöde//«  bekannt  gemacht  worden  sei ,  und 
von  Cuvier  seine  Stellung  im  Systeme  angewiesen  erhalten 
habe,  ausserdem  bezweifelt  Guerin  die  Richtigkeit  der  An- 
gaben Blanchard's  in  Bezug  auf  das  Nervensystem  jenes 
Wurms,  und  doch  gründete  Blanchard  2)  zum  Theil  auf 
letzteren  Umstand  eine  besondere  Ordnung  von  Würmern, 
welche  er  Bdellomorphae  nannte,  und  welche  nur  die  einzige 
Gattung  Xenistum  enthalten  sollte. 

Ein  eigenthümlicher  egelartiger  Wurm  ist  von  Hynd- 
man  nach  Thompson's  Angabe^)  auf  einem  an  Trigla 
Gurnardus  schmarotzenden  Caligus  gefunden  und  als  die  schon 
früher  von  Johnston  beschriebene  Udonella  CaUgorum  (s. 
Loudon's  Magazine  of  nat.  bist.  Vol.  VIII.  p.  496)  erkannt 
worden.  Denselben  Wurm  haben  Frey  und  Leuckart  ^) 
auf  dem  an  Gadus  schmarotzenden  Caligus  curtus  angetroffen 
und  Ämphibothrium  Kröyeri  genannt,  weil  Kröyer  densel- 
ben zuerst  erwähnt  habe  (s.  dessen  Naturhist.  Tidsskrift.  1. 
Bd.  und  Isis  1841.  p.  195).  Frey  und  Leuckart  stellen 
für  diese  Wurmgattung  folgende  Diagnose  auf:  Ämphibothrium 
TristomaUim  generi  valde  afiine,  corpore  oblongo,  parum  de- 
presso,  proboscide  protractili  et  acetabulo  caudali  distinguen- 
dum.  Obgleich  beide  Naturforscher  dieses  Ämphibothrium 
zu  den  Trematoden  zählen  ,  so  mochte  Ref.  sich  nicht  enl- 
schliessen,  diesen  Schmarotzer  unter  den  Helminthen  aufzu- 
führen, denn  Ref.,  welcher  mehrere  Exemplare  dieses  Epi- 
zöon  der  Güte  des  Herrn  0.  Schmidt  verdankt,  konnte  sich 


1)  S.  Revue  zoologique.  1845.  p.  248.  2)  S.  Annales  d.  sc. 

nat.  Tom.  Vlil.   1847.    p.  l42.  oder  Rectierclies  anat.    et  zool.  a.  a.  0. 
Tom.  HI.  p.  QQ.  3)  S.  tlie  Annals   of  nat.   hist.   Vol.  XV.  1845. 

p.  320.  4)  S.  deren  Beiträge   a,  a.  0.  p.  147. 


376    V.  Siebold:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

nicht  überzeugen,  dass  dieser  Parasit  mit  einem  Tristomum 
viele  Aehnlichkeit  haben  sollte;  das  einzige,  was  an  Tristo- 
mum erinnert ,  ist  der  zu  beiden  Seiten  des  Maules  ange- 
brachte Saugapparat ,  sonst  aber  spricht  sehr  vieles  in  der 
Organisation  des  Amphibothrium  gegen  ein  Tristomum,  unter 
anderen  die  Lage  des  völlig  nach  hinten  gerichteten  After- 
saugnapfs,  der  cylindrische  Leib,  der  geringelte  Körper,  der 
einfache  Darmkanal,  der  vorstülpbare  Schlund;  alles  dies  weist 
aber  auf  die  Verwandtschaft  dieses  Wurms  mit  einem  anderen 
parasitischen  Egelwurme ,  nämlich  mit  Branchobdella  Astaci 
hin,  so  dass  Ref.  keinen  Anstand  nimmt, ^  das  Amphibothrium 
in  die  Nähe  dieses  Egels  zu  stellen.  Frey  undLeuckart 
vergleichen  die  sehr  lang  gestielten  Eier  des  Amphibothrium 
mit  den  Eiern  von  Diplozoon,  allein  es  lassen  sich  dieselben 
viel  eher  mit  den  gestielten  Eiern  von  Branchobdella  ver- 
gleichen ,  da  dieselben  wie  diese  durch  ihren  Stiel  förm- 
lich festgekittet  werden ,  während  die  Eier  von  Diplozoon 
durchaus  nicht  fest  gekittet  werden ,  sondern  sich  mit  ihrem 
langen  gewundenen  fadenförmigen  Stiel  den  schleimigen  Kie- 
menblättchen  ziemlich  lose  anhängen. 

Terities  turbellarii. 

Quatrefages  hat  für  den  Atlas  zu  der  zweiten  Aus- 
gabe von  Cuvier's  Regne  animal  vier  Tafeln  besorgt,  und 
zwar  für  die  Zoophytes  Intestinaux  Cavitaires  Planche  33  und 
34  mit  Nemertes  und  für  die  Zoophytes  Intestinaux  parcnchy- 
mateaux  Planche  37  und  38  mit  Planaria,  Stylochus,  Polyce-- 
lis  und  Proceros  ,  sämmtliche  Abbildungen  sind  jedoch  Co- 
pien  aus  dem  bereits  angeführten  Werke  Recherches  anal, 
et  Zoolog,  etc.  und  aus  den  Annales  des  sc.  natur. 

Eine  ausführliche  Abhandlung ,  in  welcher  sich  Blan- 
chard  *)  über  die  Organisation  der  Nemertinen  und  Plana- 
rien  im  Allgemeinen  ausgesprochen  und  diese  Strudelwürmer 
mit  den  Helminthen   vereinigt  hat,  ist   vom  Ref.  bereits    in 


1)  S.  dessen  Recherches  sur  l'organisation  des  vers,  in  den  An- 
nales d.  sc.  nat.  Tom.  VII.  1847.  p.  87.  oder  Recherches  anat.  et  zool. 
Tom.  m.  p.  19. 


d.  Würmer,  Zoophyten  «.  Protozoen  während  d.  J.  1845-1847.     377 

diesem  Archive  (s.  den  Jahrgang  1848.  Bd  IL  p.  354.)  be- 
sprochen worden.  Blanchard  hat  die  Plananen  mil  den 
Trematoden  unter  dem  Namen  Anevormi  zu  emer  Gruppe 
vereinigt  und  die  Verwandtschaft  dieser  Würmer  nach  ver- 
schiedenen Seiten  hin  beleuchtet.  Derselbe  machte  aut  den 
Unterschied  aufmerksam,  den  die  Nemertinen  als  Pleuroneu^ 
ren  verglichen  mit  den  Hirudineen,  Lumbricinen  und  Anne- 
liden (Kiemenwürmer)  darbieten,  welche  mit  eniem  einfachen 
mittleren  Bauchmarke  ausgestattet  sind. 

]%emertini.    Von  Quatrcfages  ^)    haben  wir  über 
die  Nemertinen  eine  ausgezeichnete  Abhandlung  erhalten,  wel- 
che derselbe  mit  sehr  schönen  Abbildungen  ausgestattet  hat. 
Ouatrefages    gab  darin  ausser    einer  Beschreibung  vieler 
neuer  Nemertinen  auch  eine  vollständige  Uebersicht  über  die 
Organisation    dieser  Thiere,   welche   er   als   unvollkommene 
Ringelwürmer  betrachtet,   an   denen   der  Respirationsapparat 
oänzlich  geschwunden  ist,  und    der  Verdauungsapparat  sehr 
arosse  Unvollkommenheiten  darbietet.     Der  unter  dem  Rücken 
gelegene  Darmkanal  besteht  nämlich  aus  einer  einfachen  Blind- 
löhre,  welche  in  zweiTheile  zerfällt,  in  den  Rüssel  und  den 
eigentlichen  Darm,  zwischen  welchen  ein  sonderbarer  stilet- 
oder  zahnartiger  Apparat  angebracht  ist.     Man  ersieht  hier- 
aus, dass  Quatrefages   den  allerdings    sehr  räthselhaften 
Rüssel-Apparat  der  Nemertinen  für  den  Verdauungskanal  und 
die  Oeffnung ,    aus  welcher   der  Rüssel  hervorgestülpt  wird, 
für  die  MundöiTnung  genommen  hat.     Die  eigentliche,  an  der 
Unterseite  des  Vorderleibsendes    gelegene  Mundöffnung   be- 
trachtet Quatrefages  als  Geschlechtsöffnung   und  dm  ei- 
gentlichen Darmkanal  für  eine  Leibeshöhle.     Auf  diese  Weise 
hat  Quatrefages  fast  allen  Organen  der  Nemertinen  eine 
von  der  bisherigen  Annahme  abweichende  Deutung  gegeben, 
ohne  jedoch  für  seine  Meinung  gehörig  überzeugende  Gründe 
hinzugefügt  zu  haben.     Für  die  ganze  Gruppe    der  NemertL 

1)  Vgl.  rinslilut.  1846.  p.  286.  Ferner  Comples  rendus  Tom.  23. 
1846.  p.  402.  und  Annaies  de  sc.  nat.  Tom.  VI.  1846.  p.  173.  oder 
Recherches  anat.  et  zool.  Tom.  II.  oder  Froriep's  neue  Notizen.  Bd.  39. 
1846.  p.  276. 


378    V.  Siebold;  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

nen  stellte  0  u  a  t  r  e  f  a  g  e s  iolgende  allgemeine  Charaktere 
zusammen:  systemate  nervoso  distincto,  lobis  duobus  latera- 
libus  gracili  commissura  susoesophagica  et  vitta  suboesopha- 
gica  coniunclis ,  nervis  duobus  longitudinalibus  libero  insti- 
tuto;  Systemale  circulationis  perfectae  clauso ,  tubo  cibario 
simplici,  proboscide  exsertili  intestinoque  coeco;  sexibus  se- 
paratis;  testiculo  ovariisve  iateralibus,  ad  fere  tolius  corporis 
longitudinem  productis  ;  corpore  laevigato,  ciliis  vibraüiibus 
obsito.  Indem  derselbe  die  Geschlechtsverhältnisse  berück- 
sichtigt, zerfällt  er.  die  Klasse  der  Turbellarien  in  zwei  Un- 
terklassen, nämlich  in  die  Turbellaries  monoiqnes  und  dioi- 
ques.  Die  Turbellarien  mit  vereinigten  Geschlechtern  um- 
fassen die  Dendrocoelen  und  Rhabdocoelen,  während  die  Tur- 
bellarien mit  getrennten  Geschlechtswerkzeugen  durch  die 
Nemerlinen  repräsentirt  werden,  welche  Quatrefages  we- 
gen ihres  verkürzten  Darmkanals  (wie  er  annimmt)  Miocoe^ 
len  nennt.  Als  Gattungen  dieser  Miocoelen  oder  Nemertinen 
stellt  er  auf:  Yalencinia,  Borlasia,  Nemertes,  Polia,  Cerebra- 
tulus  und  Oerstedia. 

Von  diesen  Gattungen  hat  Quatrefages  nur  solche 
beschrieben,  welche  er  selbst  lebend  zu  beobachten  Gelegen- 
heit gehabt  hat. 

Die  von  ihm  gegrundele  neue  Gattung  Valencinia  (ore  subler- 
minali,  infero)  enthält  vier  neue  Arien ,  nämlich  V.  splendida  capite 
distincto  trigono,  rotundalo,  o.culis  et  rimis  destitulo  ;  V.  ornala  capite 
distincto  ,  fere  semicirculari ,  oculis  et  rimis  destitulo  ;  V.  longirostris 
capite  distincto,  lanceolato,  elongalo,  oculis  et  rimis  destituto;  V.  du- 
bia, von  diesem  Wurme  lässt  es  Q  u  atrefa  ges  zweifelhaft,  ob  derselbe 
hier  seinen  richtigen  Platz  gefunden,  da  der  ziemlich  deutliche  Kopf 
desselben  Gruppen  von  Augenpunkten  und  zwei ,  ansehnliche  seilliche 
Gruben  besitzt.  Von  der  Gattung  Borlasia  (ore  lerminali,  corpore  Ion- 
gissimo,  contortuplicato ,  ut  plurimum  in  uodis  involuto,  taeniaeformi) 
werden  zwei  neue  Arten  beschrieben:  B.  Camillea  capite  distincto, 
subovali,  Iruncato,  rimis  minimis  ,  rolundatis  et  oculorum  acervis  qua- 
tuor  inslructo  ,  corpore  supra  plicato,  quasi  annuloso  ;  B.  carmellina 
capite  haud  distincto,  rimis  parvulis  planulis  inslructo ,  oculis  destituto, 
corpore  laevigato,  welchen  noch  die  Beschreibung  der  B.  Angliae  des 
üken  hinzugefügt  wird.  Von  der  Gattung  A^merf es  (ore  lerminali, 
corpore  longo,  conlorlo,  rarius  in  nodis  implicalo ,  plus  rainusve  com- 
presso  vel  teretiusculo)  führt  Quatrefages  drei  neue  Arten  auf: 
N>  batmea    capite    haud  distincto,    oculorum    serie  fronlali    et  duohip 


d.  Würmer,  Zoopbyten  u.  Protozoen  während  d.  J.  1845-1847.    379 

acervis  lateralibus  insl.ucU,  ri.uis  destilulo,  corpore  planulalo,  cra.sias- 
cnlo,  proboscide  stylifca.   N.   antonina  capite   distincto,  long.ore,  ocu- 
lorum    acervis     duobus    biserialis    el     rimis     obluiu.s    .nsUuclo       co  - 
poreplaniusculo,    proboscide    inenni ;    N.  i^eronea  capUe  pauulum  d  - 
linclo,  anlice  ovato,  oculis  inaequalibus  inslruclo,  r.m.s  desl.tu  o,    or- 
porcniifonni,  snhteveti,    proboscide  iuerml  ?     Die  Gattung    PoUa  ^ore 
terminali,   corpore  breviusculo,   proteo,  plus  minusve  <^-P^«"«»«'  3; 
tura  genital!  saepe  temporaria?)   konnte  Q  uatrefage  s  durch  folgende 
17  neue  Arten  vermehren:  F.   opaca  capite  subdislincto,  truncato,  ocu- 
lorum  Serie  laterali    undique  distincto  ,    rimis  magnis  instruclo,  corpore 
longiusculo,  piano,  proteo;  P.  mandilla  capite  distincto,  subovalo,  ocu- 
lorum  disparium    acervis    quatuor    et   rimis    parvulis   rotund.s  jnstruclo 
corpore  planiusculo ,  proteo,    proboscide    stylifera;    P.  mutahUs  cpile 
minima  distincto    oculorum  acervis  quatuor  seriatim  dispositis  inslructo, 
rimis  desliluto,  corpore  insigniter  proteo,  proboscide  stylifera  ;  P.  qlnnca 
capite  distincto,  oculorum  acervis  quatuor  disparium  instructo    rimis  de- 
sliluto, corpore  proteo,    complanato  ,  proboscide  stylifera;  P.  ßlum  ca- 
pite   band  distincto,    oculis    duobus  instruclo,    rimis  destituto  ,  corpore 
filiformi,  subtereti,  proboscide  stylifera?     P.  sanguirubra  capite  d.sl.n- 
cto,    oculis    quatuor    quadratim   dispositis    et    rimis   parvul.s   rotundaU. 
instructo,    corpore  filiformi,   subtereti,  proboscide    stylifera?  sanguine 
rubro-    P.    bembix    capite    haud    distincto,    obtuso  ,    oculorum    dupl.ci 
Serie  undique  instructo,  rimis  destituto,   corpore  depresso,  crassiusculo, 
proteo,  proboscide  stylifera  ;  P.  molacea  capite  distincto,  oculorum  acer- 
vis quatuor  instructo,  rimis  destilulo,  corpore  planiusculo  ,   proteo,   pro- 
boscide stylifera?     P.  jnirpurea  capite  haud  distincto,  sex  oculis  instru- 
clo   rimis  destituto,  corpore  piano,  proteo,  proboscide  inermi?;  P.  berea 
capite  haud  distincto,  oculorum  acervis  quatuor  instructo,  rimis  destUuto, 
corpore  piano,   crassiusculo,  proleo  ,    proboscide  stylifera;    P.  humths 
capite  haud  distincto,  oculis  quatuor  quadratim  dispositis  et  nmis  obli- 
quis  inslructo  corpore  piano,  proteo,  proboscide  stylifera  ;  P.  coronatä 
capite  haud  distincto,   oculis    quatuor   quadratim  dispositis  et  rimis  du- 
plicibus  instructo,  corpore  filiformi,  subplano,  paululum  proteo,    probo- 
scide stylifera;  P.  t-ermiCMiMS  capite  haud  distincto,  oculis  quatuor  rimis- 
que  parvis  instructo,  corpore  filiformi,  subplanulo,  proboscide  stylifera  ; 
p.  pulchella  capite  haud    distincto  ,  oculis  quatuor    quadratim  dispositis 
instructo,  rimis  destituto  ,    corpore   piano,  proteo ,  proboscide  stylifera ; 
P.  baculus  capite  haud  distincto,  attenuato,  oculis  quatuor  fere  quadra- 
tim dispositis  instruclo,  rimis  destilulo,  corpore  tereli,  paululum  proteo, 
proboscide  stylifera  ;  P.  armata  capite  haud  distincto,  oculis  quatuor  qua- 
dratim dispositis  instructo  ,  rimis    destituto,    corpore    subtereti,  minime 
proleo,    proboscide    stylifera,    .[uatuor    perulis    slyligenis    insigni.    Den 
Schluss  dieser  Species    machte    P.  qmdrioculata ,    welche    Johnston 
früher  als  Kemerles  beschrieben  hatte.      Von  Cerebratuhis   (cve  termi- 


380    V.  Siebold:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

nalij  corpore  breviusculo,  non  proteo,  plus  minusve  complanato)  stellte 
Qualrefages  drei  neue  Arten  aufr  C.  crassus  capite  non  distinclo, 
oculorum  plurimorum  seriebus  quatuor  et  rimis  lalis  instructo,  corpore 
crasso,  planalo,  utrinque  attenualo  ,  proboscide  inernii  ;  C.  spectabilis 
rapite  haud  distinclo,  oculorum  seriebus  duobus  et  rimis  latis  instructo, 
corpore  piano,  proboscide  falcicula  denticulata  instructa ;  C.  depressus 
capite  haud  dislincto,  rimis  et  oculis  (?)  instructo  ,  corpore  depresso, 
taeniaeformi,  non  proteo  ,  proboscide  inermi  ;  eine  vierte  Art,  welche 
Quatrefages  als  C  geniculatus  beschrieben,  wurde  schon  früher  von 
Delle  Chiaje  als  Polia  geniculata  bekannt  gemacht,  üie  von  Qua- 
lrefages aufgestellte  neue  Gattung  Oerstedia  (duobus  restibus  nervo- 
sis  longiludinalibus  sublateralibus,  ore  terminal!,  corpore  cylindrico)  be~ 
steht  aus  den  beiden  Arten:  [0.  maciilata  capite  haud  distincto,  oculis 
quatuor  quadratijn  dispositis  instructo,  rimis  destituto,  luteo,  olivaceo  , 
corpore  tcreti,  non  proteo,  supra  maculato,  subtus  ferrugineo,  probo- 
scide stylifera;  0.  ttibicola  capite  haud  distincto,  oculis  quatuor  qua- 
dratim  dispositis  instructo,  rimis  destituto^  luteo,  corpore  tereti,  su- 
^ra  et  infra  maculato,  non  proteo,  proboscide  stylifera. 

Eine  neue  Nemerline  ist  von  W.  Thompson  ')  an 
der  irländischen  Küste  entdeckt  und  Borlasia  alba  genannt 
worden ;  dieselbe  besitzt  eine  Länge  von  zwei  Zoll,  vierzehn 
regelmässig  angeordnete  Augen,  hinler  welchen  im  Nacken 
zwei  rolhe  Flecke  gegen  die  weisse  Farbe  des  Leibes  ab- 
stechen. Ausserdem  führte  Thompson  2)  auch  noch  die 
von  J  0  h  n  s  1 0  n  beschriebenen  Nemertinen,  nämlich :  Nemer- 
tes  melanocephald,  Borlasia  octoculaia,  ptirpurea  und  oliva^ 
cea  als  einen  Beitrag  zur  irländischen  Fauna  auf.  Von  den 
neunzehn  als  englische  Anneliden  bereits  bekannten  Nemer- 
tinen hat  Johns  ton  •^)  die  von  ihm  früher  als  Planaria  be- 
schriebene Borlasia  ßliformis  einer  genaueren  Berücksichti- 
gung in  seinem  Index  of  the  british  Annelides  gewürdigt. 
Zwei  andere  neue  sehr  lange  Nemertinen  hat  H.  Goodsir '*) 
an  der  schottischen  Küste  aufgefunden  und  in  folgender  Weise 
beschrieben  : 

Serpenlaria  mit  dem  Galtungscharacter:  Vorderleibsende  spitz 
mit  undeutlicher  Rüsselmündung  ,  die  männlichen  Geschlechtsorgane 
münden   an    beiden    Seilen    des  Kopfes,    unmittelbar   dahinter    befindet 

1)  S.  the  Annais  of  nat.    bist.   Vol.  XV.  18i5.  p.  301.  2) 

Ebenda.  Vol.  XVIII.    1846.    p.  387.  3)  Ebenda.   Vol.  XVI.  1845. 

p.  434,  4)  Ebenda.  Vol.  XY.  1845.  p.  377. 


d.  Würmer,  Zoopliylenu.  Protozoen  während  d.  J.  1845—1847.    381 

sich  die  KloakenölTnung  auf  der  Bauchseite  des  niedergedrückten 
Leibes,  der  sich  ausserordentlich  leicht  in  Stücke  abschnürt;  S.  fragi- 
lis  ist  die  Species  genannt  worden,  welche  iiood  si  r  wegen  ihrer 
ausserordentlichen  Zerbrechlichkeit  als  6in  aus  vielen  Individuen  zu- 
sammengesetztes Thier  betrachtet,  womit  man  ebensowenig  einverstan- 
den sein  wird,  als  mit  seiner  Ansicht,  dass  die  beiden  seitlichen  Kopf- 
furchen die  Mündungen  der  männlichen  Geschlechtsorgane  sein  sollen. 
Der  andere  Wurm,  Nemertes  gracilis  mit  abgerundetem  Kopfende  und 
mit  mehr  abgerundeten  Seitenrändern  des  grau  gefärbten  Leibes  ist  in 
ähnlicher  Weise  unrichtig  aufgefasst  worden. 

Auch  von  Örsted  ')  sind  einige  kleine  Nemertinen 
an  der  norwegischen  Küste  gesammelt  und  als  neu  beschrie- 
ben worden,  nänilich: 

Nemertes?  microcephala  corpore  lineari,  ulrinque  paulo  angustalo, 
obluso,  subpellucido,  fusco  -  grisescente  ,  capite  minulissimo  subreni- 
formi,  oculis  duobus  pone  marginem  anteriorem,  long.  8'";  Nemertes 
coeca  corpore  lineari-depresso,  postice  paulo  augustiore  cauda  filiformi 
terminalo,  supra  cinereo  albescente,  sublus  albo,  oculis  nullis  ;  Nemer- 
tes microphthalma  corpore  oblongo-lineari,  depresso  posteriora  versus 
paulo  angustiore,  ferrugineo  albo-marginato,  subtus  albescente,  oculo- 
rum  paribus  octo,  long.  S^V".  Ferner  Aslemma  Dröhachensc,  corpore 
badio-nigrescente  antice  albo ,  ore  corporis  lalitudinem  duplicem  ab 
apice  remoto,  long.  3-4";  Telraslemma  longicapilalum,  corpore  lineari 
antice  subtruncato  ,  postice  cauda  minuta  terminato,  griseo-lulescente, 
capite  3— 4plo  longiore  quam  lato,  oculis  quatuor  approximatis  in  an- 
teriore capite,  posterioribus  inter  sc  magis  remolis  quam'  anlenoribus, 
long.  10—11'";  Telraslemma  dubimn,  corpore  oblongo-lineari  ulrinque 
übluso  posteriora  versus  paulo  latiore,  griseo-flavescente,  capite  angu- 
stiore duplo  longiore  quam  lalo  a  corpore  linea  transversali  discreto, 
oculi  anteriores  pone  extremitatem  anticam ,  posteriores  post  lineam 
^transversalem,  long.  3'";  Polystemma  pusillum,  corpore  oblongo  antice 
obtuso  postice  acutiusculo  ,  carneo,  capite  subreniormi  duplo  latiore 
quam  longo,  long.  7'". 

Auch  Re  nie  r  2)  hat  einige  neue  Nemertinen  beobachtet, 
welche  zum  Theil  von  Delle  Chiaje  und  Quatrefages, 
ohne  Renier's  Beobachtungen  zu  kennen,  beschrieben  wor- 
den sind,  nämlich:  Tubulanus  defractus  Ren.  und  Tubulamis 
polymorphus  Ren.  (^Ophiocephalus  polymorphus  Dell.  Ch.), 
Siphonenteron  elegans  Ren.  iValencinia  ornata  Quatr.)  und 


1)  Vgl.  Kröyer's   Naturhislorisk  Tidsskrift.    Bd.  L  1845.  p.  418. 
2)  S.  dessen  Osservazioni  postume  a.  a.  0. 


382     V.  Siebold:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Siphonenteron  bilineatum  Ren.  {Ophiocephalus  büineatusD  eil. 
C  h.),  Cerehratulus  marginatus  Ren.  und  Acicula  macula  Ren. 

Kölliker  *)  theilte  über  die  Organisation  von  Nemer- 
tes  Verschiedenes  mit ,  sprach  sich  für  die  getrennten  Ge- 
schlechter dieser  Wurmgattung  aus  und  erklärte  das  Ober 
dem  Darme  hefmdliche  schlauchförmige  Organ  als  Fang-  oder 
Fressorgan,  zumal  da  er  in  vielen  von  ihm  untersuchten  Ar- 
ten, dieses  Organ  mit  kalkigen  styletartigen  Zähnen  bewaff- 
net fand.  Nach  Kölliker's  Untersuchungen  fallen  Polia 
Dell.  Gh.,  Meckelia  Leuck. ,  Borlasia  Ok.  und  Nemertes 
Cuv.  in  eine  einzige  Gattung  zusammen. 

Derselbe  beschrieb  folgende  neue  bei  Keapei  und  Messina  ent- 
deckte Arten  von  Nemertes.  I.  Mit  frei  im  Leibe  liegendem  Rüssel,  mit 
plattrundlichem  Leibe  und  flimmernder  äusserer  Leibesoberfiäche.  N. 
Krohniif  2'"  lang,  graugrünlich  ,  mit  vier  ins  Quadrat  gestellten  Augen 
und  mit  mehreren  Zähnen  im  liüssel.  JV.  roseus  3 — Sy^'"  lang,  der 
vorigen  Art  ähnlich,  nur  durch  röthliche  Farbe  verschieden.  N.  Ehren" 
bergii,  4 — 5'"  lang,  dunkelgrün  ,  mit  vier  Augen.  IV.  mullioculatus, 
3—5"'  lang  ,  graugelblich ,  zahlreiche  Augen  in  eine  Bogenlinie  ge- 
stellt, nur  vier  Zähne  im  Rüssel.  Alle  diese  vier  .\rten  hatte  Kölli- 
ker in  der  Meerenge  von  Messina  zwischen  Seepflanzen  aufgefunden. 
N.  carcinophüos,  1 — 3'"  lang,  btassorange,  mit  zwei  elliptischen  Au- 
gen, und  einem  einzigen  Styletc  im  Rüssel,  war  bei  Messina  zwischen 
den  Eierklumpen  einer  Krabbe  gefunden  worden.  II.  Mit  plattem  Leibe 
und  einem  in  einer  Scheide  eingeschlossenen  Rüssel,  a)  Mit  abge- 
setztem Kopfe  und  seitlichen  Furchen  an  demselben.  N.  superus,  3 — 
4'"  lang,  rothbraun  mit  vier  weissen  Längsstreifen  und  mit  weissen 
entferntstehenden  Ringeln.     N.  complanatus,  5—7'"  lang,  blassgrün,  an 


1)  Vgl.  die  Verhandlungen  der  schweizerischen  naturforschen- 
den Gesellschaft  bei  ihrer  Versammlung  zu  Chur  im  Juli  1844.  Chur. 
1845.  p.  89.  Ref.  nsuss  die  Leser  dieser  Verhandlungen  darauf  auf- 
merksam machen,  dass  die  darin  befindliche  Abhandlung  Kölliker's 
sehr  viele  Druckfehler  enthält,  und  dass  Ref.  zu  seinenT Referate  einen 
Separatabdruck  obiger  Abhandlung  benutzen  konnte  ,  in  welchem  der 
Verfasser  derselben  eigenhändig  die  Druckfehler  verbessert  hatte.  Um 
nur  einigen  Missverständnissen  vorzubeugen,  sei  hier  ausdrücklich  er- 
wähnt, dass  statt  Nemertes  Krohnii  in  jenen  Verhandlungen  unrichtig 
2V.  Knochii  gedruckt  steht  ,  und  dass  an  allen  Stellen ,  wo  in  jener 
Abhandlung  das  Wort  glatt  vorkommt ,  statt  dessen  platt  gelesen 
werden  muss. 


d.  Würmer,  Zoophylen  u.  Protozoen  während  d.  J.  1845—1847.     383 

den  Suiten  ins  Weissliche  spielend.  b)  Ohne  abgeselzlen  Kopf  und 
ohne  seitliche  Furchen.  ^.  glaucus  ,  einen  Fuss  lang,  unten  weiss, 
oben  blaugrün,  Augen  einen  nach  hinten  offenen  Winkel  bildend,  zahl- 
reich und  mehrreihig.  Aus  der  Familie  der  Nemertinen  hob  Kolli - 
ker  noch  einen  bei  Messina  zwischen  Seepflanzen  entdeckten  Wurm 
hervor  als  Galtung  Chloraima,  ohne  Rüssel,  statt  dessen  mit  zwei  birn- 
förmigen  Blasen  nahe  am  Vorderleibsende  ausmündend.  Ch.  siculum, 
3_5"'  lang,  weiss,  Kopf  seicht  abgeschnürt,  Augen  zahlreich,  in  zwei 
Längsreihen,  Speiseröhre  hinten  kugelig  angeschwollen.  Der  Name 
Chloraima  ist  übrigens  schon  im  Jahre  1838  von  Duj  ardin  an  einen 
Borstenwurm  vergeben  worden. 

Frey  und  Leuckart  0  lieferten  verschiedene  wich, 
tige  Beiträge  zur  Kenntniss  des  Baues  der  Nemeriinen;  auch 
sie  sahen  an  der  Körperoberfläche  der  Borlasia  rufa  R^thk. 
schwingendes  Flimmerepithelium;  in  den  für  Augen  betrach- 
teten Pigmenlflecken  der  Nemeriinen  konnten  sie  keine  licht- 
brechenden Körper  entdecken.  Den  Rüssel  dieser  Würmer 
halten  sie  für  ein  Organ,  welches  zum  Tasten,  Ergreifen  und 
Festhalten  diene',  und  nirgends  mit  der  Darmhöhle  in  Ver- 
bindung stehe.  Sie  sahen  häufig  Eier  frei  in  der  Leibeshöhle 
der  Nemeriinen ,  konnten  aber  nicht  erfahren ,  wie  Eier  und 
Samenmasse  nach  aussen  entleert  werden.  Polia  quadriocu- 
lata  Johnst.  fandenFrey  und  Leuckart^)  um  Helgoland 
sehr  häufig,  in  deren  Rüssel  sie  meistens  jederseits  ein  Stylet 
beobachtet  haben. 

Planarieae.  Q uatr e f age s  3)  haben  wir  eine  sehr 
wichtige  Abhandlung  über  Seeplanarien  zu  verdanken, 
in  welcher  verschiedene  neue  Formen  dieser  Turbellarien  aus 
dem  Mittelmeere  und  von  der  Nordküste  Frankreichs  sich  be- 
schrieben linden. 

^Eine  neue  Art  von  der  Nordküste  Siciliens  nannte  Qualrefa- 
ges  Tricelis  fasciatus  ;  dieselbe  ist  22  Millimeter  lang,  von  weisslicher 
Farbe  mit  drei  oran^re  Längsslreifen.  Die  Gattung  Polycelis  des  Eh- 
renberg zerfällt  bei  Quatrefages  in  zwei  Gattungen  :  1)  Polycelis, 
ore  medio,  aperturis    genitalibus    poslerioribus  und    2)  Prosthiostomvm, 


1)  S.  deren  Beiträge  a.  a.  0.  p.   71.  2)  S.  ebenda,  p.  150. 

3)  S.    Annales  des    sciences    naturelles.   Tom.    iV.    1845.    p.   131.    oder 
Recherches   anat.   et   zool.  Tom.  II.    Memoire  sur  quelques  Planariees 


marines. 


384    V.  Siebold:  Bericht   Hl)cr  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

ore  subterminali  infero,  aperluris  genitalibus  mediis.  Als  neue  hieher 
gehörige  Arten  werden  folgende  beschrieben  :  Polycelis  pallidus,  20—22 
Millimeter  lang  ,  blassgrün  mit  einem  länglich  braunen,  weiss  einge- 
tassten  Fleck  auf  dem  Rücken;  Polijcelis  modestus  ,  15 — 18  Millimeter 
lang,  von  brauner  Farbe  :  Polycelis  laevigalus,  dem  P.  pallidus  ähnlich, 
nur  sind  die  Augen  anders  gruppirt,  indem  nach  hinten  an  der  äusse- 
ren Seite  der  länglichen  Gruppe  sehr  kleiner  Augen  noch  ein  rundlicher 
Haufe  grösserer  Augen  angebracht  ist ;  Polycelis  fallax  unterscheidet 
sich  auch  nur  von  P.  pallidus  durch  die  Augen,  welche  als  vier  Grup- 
pen in  einem  Vierecke  stehen;  Prosthioslomum  aretum,  10 — 12  Millim. 
lang ,  braun  geiärbt ,  der  ganze  Körperrand  mit  steifen  Borsten  besetzt, 
am  Vorderrande  stehen  10  bis  12  Augen  in  einem  Bogen,  an  bei- 
den Enden  desselben  mit  einer  Gruppe  kleiner  Augen,  auf  dem  Nak- 
ken  ausserdem  noch  10  Augen  in  zwei  Längsreihen;  Prosthioslomum 
elongatum ,  30  Millimeter  lang,  dunkelbraun  mit  einer  Menge  dicht  ge- 
drängter Augen  am  Vorderende  des  Körpers  und  mit  zwei  anderen  läng- 
lichen Augengruppen  im  INacken,  welche  sich  nach  vorne  unter  einem 
spitzen  Winkel  vereinigen.  Als  neu  stellte  Qualrefages  die  Gat- 
tung Proceros  auf,  und  zwar  mit  der  Diagnose:  oculis  sessilibus,  pseu- 
dotentaculis  instructus.  Die  hieher  gehörigen  neuen  Arten  sind  :  Pro- 
ceros argus,  5 — 6  Millim.  larg,  orangegelb,  mit  violetipunktirtem  Rande  ; 
Proceros  sangvinolentus ,  20 — 22  Millim.  lang,  gelbbraun  mit  graublauem 
Saume;  Proceros  cristatus,  30  Millim.  lang,  blassgelb,  auf  dem  Rücken 
mit  einer  erhabenen  schwarzen  Leiste ,  zu  deren  Seite  der  Leib  mit 
parallelen  schwarzen  Linien  gezeichnet  ist.  Von  der  neuen  Gattung 
Eolidiceros  oculis  sessilibus,  pseudotentaculis,  appendiculis  tubulosis 
dorsidibus  instructus  werden  zwei  neue  Arten  beschrieben,  nämlich: 
E.  Brocchiif  von  Risso  zuerst  als  Planaria  bekannt  gemacht,  ist  16— 
18  Millim.  lang,  von  rothbrauner  Färbung,  mit  vielen  cylindrischen 
Zotten  auf  der  ganzen  Rückenfläche;  Quatrefages  lässt  es  ungewiss, 
ob  nicht  auch  P/önrtrm  tuberculata  des  Delle  Chiaje  hieher  gehöre. 
Ref.  fügt  noch  hinzu  ^  da^s  alle  diese  drei  Planarieen  mit  G  r  u  b  e's 
Thysanozoon  Diesingii  ziemlich  genau  übereinstimmen,  so  dass  die  Be- 
zeichnung Grube's  (s.  dessen  Actiiiien,  Echinodermen  und  Würmer  des 
adriat.  und  Mittelmeers.  1840.  p.  54)  als  älterer  Gattungsname  wird 
den  Vorzug  erhalten  müssen.  Ref.  hat  diese  von  Grube  beschriebene 
Seeplanarie  in  Triest  öfters  lebend  beobachtet  und  sich  im  hohen  Grade 
an  den  lebhaften  Bewegungen  dieses  Thieres  ergötzt,  welches  im  Was- 
ser senkrecht  frei  umherschwimmend  durch  seine  wellenförmigen  leb- 
haften Bewegungen  des  Körperrandes  einen  wunderschönen  Anblick 
gewährte.  Eine  zweite  neue  Species  hat  Quatrefages  Eolideceros 
fanormus  genannt,  diese  Art  ist  16 — 18  Millimeter  lang,  weiss  und 
violett  marmorirt  mit  gelbem  länglichen  Cenlralflecke  und  nur  mit  einer 
einfachen   Reihe  von  cylindrischen  Rückenzolten    auf  jeder    Seite    des 


d.  Würmer,  Zoophylen  u.  Protozoen  während  d.J.  1845 — 1847.    385 

Leibes.  Quatrefages  glaubte  auch  die  Diagnose  der  Gattung  Slylo- 
chus  des  Ehrenberg  abändern  zu  müssen,  indem  er  statt  der  Worte 
ocellis  tentaculis  suffultis  sich  über  die  Stellung  der  Augen  noch  be- 
stimmter in  folgender  Diagnose  ausspricht :  ocellis  omnibus  seu  pluribus 
tentaculis  dorsalibus  suffultis.  Die  beiden  neuen  Arten  sind  :  Stylochus 
palmula,  10—11  »lillim.  lang,  graublau,  braun  auf  der  Mittellinie  mit 
sehr  verbreitertem  Vorderleibsende  ;  Stylochus  maculalus,  10  Millimeter 
lang,  braungelb  mit  weissen  Flecken  auf  der  Mittellinie  des  Rückens. 

Ouatrefages   benutzte   diese  Seeplanarien    zugleich, 
um    den    inneren  Bau    der   Seeplattwürmer   aufzuklären   und 
fügte  der  zoologischen  Beschreibung  noch  eine  sehr  ausführ- 
liche anatomische,  durch  schöne  Abbildungen   erläuterte  Be- 
schreibung derselben  bei,  von  der  wir  nur  Einiges  hervorhe- 
ben wollen.     Bei  Eolidiceros  Brocchii  sah  Q.  die  ganze  Ober- 
fläche   mit  Flimmercilien    bedeckt;    abgesehen    von    diesem 
Flimmerepithelium ,  welches    bei  allen   Planarieen  vorkommt, 
ragen  bei  einigen  Plattwürmern  noch  steife  Borsten   aus  der 
Haut  hervor,  so  bei  Prosthiostomum  arctum  am  Leibesrande 
und  bei  Eolidiceros  auf  den  Rückenanhängseln.     Bei  Bolyce- 
lis  will  Q.  auch  Nesselorgane  in  der  Haut  beobachtet  haben. 
Die  männlichen  und  weiblichen  Geschlechtsorgane  öffnen  sich 
hintereinander   auf  der  Bauchfläche  hinter    der  MundöfFnung. 
Die  hinterste  OefFnung  ist  die  Vulva  ,  aus  der  vor  derselben 
gelegenen  männlichen  Geschlechtsöffnung  kann  ein  Penis  her- 
vorgestülpt werden.      Bei  Polycelis  pallidus  will  0-  im  Eier- 
leiter ovale  Eier  beobachtet  haben,  welche  bereits  Embryone 
zu  sein  schienen,  da  sie  selbstständig  ihre  Gestalt  durch  Kon- 
tractionen  veränderten.    Ref.  muss  hier  die  Vermuthung  aus- 
sprechen, dass  diese  Embryone  vielleicht  nichts  anderes  wa- 
ren ,  als    contractile  Dotterzellen ,   wie  sie  bei  den  Süsswas- 
serplanarien  von  demselben  zuerst  beschrieben  worden  sind. 
Die  von  so  vielen  Naturforschern  als  Augen  angesprochenen 
Organe  der  Planarien  erschienen  auch   für  Q,  als  Sehwerk- 
zeuge, um  so  mehr,  da  er  in  denselben  deutlich  einen  licht- 
brechenden Körper  wahrnehmen  konnte. 

H.  Thompson  ')  entdeckte  an  der  irländischen  Küste 
die  Flanaria  cornuta  und  rosea  Müll.,  überzeugte  sich  aber 


1)  S.  the  Annais  of  nat.  bist.  Vol.  XV.  1845.  p.  320. 
Archiv  f.  Naturgesch.  XVI.  Jahrg.  2.  Bd.  2 


386    V.  Siebold:  Bericht  über  die  Leislungen  in  der  Naturgeschichte 

später  0?  dass  die  PL  cornuta  mit  der  PL  (Proceros')  san^ 
guinolenfa  Quatr.  identisch  und  von  der  P/.  cornuta  Müll, 
dagegen  verschieden  sei.  Thompson  bemerkte  ausserdem, 
dass  der  von  Quatrefages  als  Proceros  cristatus  beschrie- 
bene Plattwurm  mit  der  von  Monlagu  schon  vor  längerer 
Zeit  bekannt  gemachten  Planaria  vittata  übereinstimmt,  und 
bedauert  es  mit  Recht,  dass  Quatrefages,  indem  er  die 
an  der  Nordküste  der  Normandie  vorkommenden  Strudelwür- 
mer untersuchte,  nicht  die  vonMontagu  ander  gegenüber- 
liegenden Küste  von  Devonshire  beobachteten  Planarien  (s. 
the  Linnean  transactions.  Vol.  XI)  nicht  berücksichtigt  habe. 
Als  irländische  Süsswasserplanarien  werden  vonW.  Thomp- 
son 23  Planaria  lactea,  nigra  und  torva  aufgezählt.  Unter 
den  von  Johnston  ^)  als  britische  Anneliden  aufgeführten 
Plattwürmern  befinden  sich  die  Seeplanarien  PL  vittata,  ato~ 
mata,  cornuta  ,  tremellaris  ,  subauriculata ,  (lexilis  ,  stagnalis, 
macrocephala  und  hirudo ,  so  wie  die  Süsswasserplanarien 
PL  nigra,  fusca,  lactea,  panniculata ,  feliiia,  graminea,  velox, 
edinensis. 

Neu  sind  darunter  P/anan«  macrocephala:  oblonga,  fusca,  antice 
dilutior  truncata,  postice  attenuata  ,  oculis  ocellisve  nullis,  long.  corp. 
2  lin.  und  Flanaria  hirudo,  lineari-elongata,  fusca,  antice  puncta  li- 
neaque  nigra  signata,  maculis  supra  caudam  orbicularem  duabus  palli- 
dis,  long.  corp.  4  lin. 

Mehrere  neue  Seeplanarien  sind  von  Ö  r  s  t  e  d  ^)  bei 
Dröbak  in  der  Nähe  von  Christiania  aufgefunden  und  be- 
schrieben worden,  nämlich  : 

Leptoplana  Drübachensis ,  corpore  oblongo,  antice  obtuso,  dein 
sensim  angustiore,  supra  fusco-maculato,  subtus  alboflavescente,  in  nie- 
dio  dorso  linea  dilutioris  coloris,  oculis  anterioribus  minoribus  numero- 
sis  acervum  linearem  ,  posterioribus  seplem  multo  maioribus  acervum 
triangulärem  formantibus,  4'"  longa,  ly^^'lata;  Eurylepla  pulchra,  cor- 
pore oblongo  antice  acutiusculo  postice  obtuso ,  marginibus  undulatis, 
supra  rubescente  in  medio  dorso  linea  coccinea  antice  ramificata,  ad 
latera  puncta  numerosa  sparsa  coccinea,  subtus  albescente  oculis  nume- 


1)  S.  ebenda.  Vol.  XVIII.  1846.  p.  39%  2)  S.  ebenda.  Vol. 

XVIII.  p.  388.  3)    S.    ebenda.  Vol.  XVI.   1845.  p.  437.  4) 

Vgl.  Kröyer's  Naturhistorisk  Tidsskrift.  1.  Bd.  1845.  p.4l5. 


d.  Würmer,  Zoophyten  u.  Protozoen  während  d.  J.  1845—1847.    387 

rosis  et  in  margine  anteriore  et  in  basi  tenlaculorum  ;  Monocelis  assi^ 
milis  ,  corpore  lineari  postice  in  caudam  depressum  dilatata ,  capite 
a  corpore  constricto  ,  fusco  -  grisescenle  pone  oculum  rubescente, 
oculo  pigmento  inslructo,  ore  fernie  in  medio  corpore,  peni  globoso 
in  apicem  subulalam  atlenuato;  Vorlex  caudata ,  corpore  oblonge,  an- 
tice  tnincato  postice  in  caudam  attenuato,  grisco  flavescente,  oculis  lu- 
nalis  vel  subrolundis,  peni  ovali  in  appendicem  styliformem  antice  un- 
cinatam  attenuato,  long.  ^4'";  Cylindrostoma  caudalum,  corpore  oblonge 
ovali  cauda  niinuta  acuminnla  terminato,  grisescenle  medio  nigrescente, 
oculis  posterioribus  magis  inier  se  remotis  quam  anterioribus,  long.  1'"; 
Cijlindro Stoma  duhium ,  corpore  oblongo  antice  obtuso  postice  in  cau- 
dam attenuato,  subhyalino  medio  grisescenle,  oculis  posterioribus  ma- 
gis inter  se  remotis  quam  anterioribus  ;  Microstoma  littorale,  corpore 
oblongo  l'neari  utrinque  aequaliter  obtuso  ,  fusco,  sponte  dividuo,  ocu- 
lis in  margine  laterali  quintam  corporis  partem  ab  apice  remotis,.  aper- 
tura  oris  longitudinali ,  long.  2'";  Aphaiiosloma  griseum,  corpore  ob- 
longo antice  obtuso  posteriora  versus  sensim  angustiore,  grisescenle 
vel  flavescente,  long.  !"♦ ;  Aphanostoma  virescens ,  corpore  oblongo 
utrinque  ferme  aequaliter  obtuso  virescente  ,  maculis  duabus  brunneis 
in  margine  anteriore  laterali ;  Aphanostoma  diversicolor,  corpore  oblongo 
antice  obtuso  flavescente  ,  medio  laliore  cyaneo  ,  postice  subacuminato 
fusco,  long.  1'";  Aphanostoma  lalum,  corpore  oblongo  utrinque  aequa- 
liter dilatalo,  rotundato  medio  angustiore,  grisescenle,  long.  V".  Von 
diesen  neuen  Planarien  gehören  sechs  Arten  zwei  neuen  Gattungen 
an,  welche  Örsted  aufstellt  und  in  folgender  Weise  charakterisirt : 
Cylindrostoma  (e  subfamilia  üerostomearum)  corpus  oblongum  vel  li- 
neare teretiusculum,  anterior  corporis  pars  constrictione  parva  et  linea 
transversali  a  posteriore  discrela,  oculi  quatuor,  os  cylindricum  in  me- 
dio corpore  situm  ;  Aphanostoma  (e  subfamilia  Microstomearum)  cor- 
pus oblongum  ,    oculus  unicus  hyalinus  in  medio  corpore  afiteriore. 

Auf  eine  bei  Messina  gefundene  l'/s'"  lange  Seeplana- 
rie gründete  Kölliker  ')  die   neue  Gattung: 

Polycystis ,  Körper  länglich ,  nach  beiden  Enden  verschmälert, 
rundlich-platt,  bewimpert,  Älund  am  vordem  Leibesende,  Darm  gabe- 
lig gespalten,  blind  endend,  Geschlechter  vereint.  Die  einzige  Art,  P. 
Naegelii,  ist  gelblich  gefärbt    mit    sparsam  zerstreuten   rolhen  Punkten. 

In  der  Classe  dev  Anevormi  stellte  Blanchard  23  die 


1)  Vergl.  die  Verhandlungen  der   schweizerischen   Naturf.    Ver- 
samml.  zu  Chur  a.  a.   0.  p.  96.  2)  S.  Annales  des  sc.  nat.  Tom. 

VIII.   1847.  p.  143  und  271.  oder  Recherches   anal,  et  zool.  Tom.  lil. 
pag.  67. 


388    V.  Siebold:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Ordnung  Aporocephalae '  m^ ,  welche  den  Dendrocoelen  des 
Ehren  berg  entspricht.  Bhanchard  begreift  darunter 
Würmer  mit  folgenden  Eigenschaften :  Körper  platt,  kopflos, 
Maul  unten  vom  Vorderrande  entfernt;  der  mit  einem  Rüssel 
versehene  und  verästelte  Darm  besitzt  einen  Magen  aber  kei- 
nen After;  zwei  Hirnganglien  mehr  oder  weniger  genähert, 
Augen  in  verschiedener  Zahl.  Diese  Ordnung  wird  von  B 1  au- 
ch ard  um  eine  neue  Gattung  vermehrt,  welche  m'il  Prosthio- 
stomum  Quatr.  verwandt  ist,  sich  aber  durch  die  Lage  des 
Mundes  und  der  Geschlechtsmündung  unterscheidet,  und  den 
Namen  erhallen  hat :  ' 

Fohjcladus,  Mund  in  der  Gegend  des  Endes  vom  ersten  Körperdrittel, 
GeschlechtsölTnung  sehr  weit  nach  vorn  vor  der  Mundöffnung  gelegen. 
Die  hierher  gehörige  Species  ist  in  Chili  von  Gay  auf  dem  Lande 
an  feuchten  Orten  entdeckt  worden,  daher  die  Species  -  Bezeichnung 
Folycladus  Gayi:  oblongus,  supva  niger  ,  aurantiaco-marginatus,  linea 
media  alba,  infra  omnino  aurantiacus.  Aus  der  Gattung  Polycelis  be- 
schrieb Blanchard  eine  neue  im  Hafen  von  Genua  aufgefundene  Art 
unter  dem  Namen:  P.  tigrinus,  corpore  lato  postice  attenuato,  punctis 
seu  maculis  minutis  fuscis  adsperso,  oculis  numerosis.  Auch  zu  der  von 
Quatrefages  aufgestellten  Gattung  Proccros  fügte  derselbe  Naturfor- 
scher eine  im  Hafen  von  Genua  entdeckte  neue  Art  hinzu,  nämlich: 
P,  velutinus,  omnino  nigro-violaceus,  velulinus,  immaculatus,  plaga  sola 
minuta  antica,  oculis  instructa. 

Frey  und  Leuckart  0  überzeugten  sich,  dass  auch 
die  Planarien  Gehörorgane  besitzen;  sie  erkannten  sowohl  bei 
Convoluta  paradoxa  wie  bei  Monocelis  im  Nacken  eine  un- 
paarige Gehörblase,  welche  bei  letzterem  Wurme  von  ande- 
ren Zoologen  bisher  als  Auge  angesehen  worden  war.  Beide 
vorhin  genannte  Naturforscher  2)  zählten  zur  Fauna  Helgo- 
lands drei  Seeplanarien  auf,  Leptoplana  atomata  Örst.,  Vor- 
tex vittata  und  quadrioculatal  letztere  beide  Arten  sind  neu. 

V.  vittata  ist  1"'  lang,  vorn  stumpf  abgerundet,  hinten  spitz, 
weiss  mit  drei  breiten  rothen  Querbinden  auf  dem  gewölbten  Rücken, 
und  mit  zwei  Augen  im  Nacken,  V.  quadriocnlata  steht  der  V.  ca- 
pitata des  Örsted  sehr  nahe,  ist  '/i'"  lang,  schmal,  nach  hinten  zu- 
gespitzt, das  Vorderende  abgerundet  und  durch  einen  seichten  Einschnitt 
jederseils  vom  übrigen  Körper  getrennt,  mit  zwei  Paar  schwarzen  Au- 


1)  S.  deren  Beiträge  a.  a.  0.  p.  82.  2)  Ebenda,  p.  149. 


d.  Würmer,  Zoophylen  u.  Protozoen  während  d.  J.  1845  —  1847.     389 

gen,  von  welchen  das  hinlere  Paar  beträchtlich  grösser  ist  als  das  vor- 
dere. Farbe  des  ganzen  Thieres  weiss. 

J.  Leidy  0  erhob  die  Planaria  gracilis  von  Halde - 
man  zu  einem  besonderen  Subgenus: 

Phagocata,  oblonga,  piano- convexa,  nnda,  contractilis,  niucosa, 
antice  auricularra,  aperlurae  duae  ventrales,  ad  os  et  generationem  per- 
tinentes,  proboscides  mullae.  P.  gracilis,  nigricans,  lateribus  paralle- 
lis,  oculis  duobus,  long.  P  lin.  ,  lat,  1  lin.,  habit.  in  fontibus  Pensyl- 
vaniae.  Das  erwachsene  Thiev  spll  23  Rössel  haben,  die  es  beim  Fres- 
sen alle  hervorstreckt;  Ref.  vcrniulhet,  dass  der  Rüssel  eine  trichter- 
förmige ausgezackte  Mündung  besitzt,  und  dass  die  beweglichen  Fort- 
sätze des  Rösselrandes  für  ebenso  viele  einzelne  Rüssel  gehalten  wor- 
den sind.  Derselbe  nordamerikanische  Naturforscher^)  beschreibt  aus- 
serdem zwei  neue  Planarien  ,  Planaria  maculala  ,  schwärzlich  oder 
bräunlich  mit  farblosen  Flecken  und  zwei  Augen,  2^^'"  If^ng)  *A'" 
breit;  Prostoma  marginatum,  schwärzlich  mit  2  A-ugen,   V"  lang. 

üeber  die  Organisation  der  Turbellaria  rhabdocoela 
machte  0.  Schmidt"^)  verschiedene  Miltheilungen.  Der- 
selbe erkannte  in  den  meisten  Strudelwürmern  die  sogenann- 
ten stabförmigen  Körperchen :  eine  Vermehrung  durch  Quer- 
theilung  beobachtete  er  nur  bei  den  Microstomen ,  bei  den 
Prostomen,  Derostomen  und  Mesostomen  sah  er  dagegen  sehr 
entwickelte  hermaphroditische  Geschlechtswerkzeuge.  Was 
bei  Gyratrix  hermaphroditus  Ehr.  (Prostoma  lineare  Örst.) 
Penis  genannt  worden  ist,  stellt  nach  Schmidt's  Angabe 
ein  Giftorgan  mit  einer  besonderen  Giftblase  dar. 

Vepiiies  rotatorii. 

Von  Ouatrefages  sind  für  den  Atlas  zu  Cuvier's 
Regne  animal  Infusoires  ,  Rotiferes  auf  Planche  96  mehrere 
Originalzeichnungen  angefertigt  worden ,  welche  sich  auf 
Philodina  citrina,  Actinurus  Neptunius,  Melicerta,  biloba,  Bra- 
chionus  pala  und  Vaginicola  cristallina  beziehen.  In  der  Fauna 
del  Regno  di  Napoli,  welche  bisher  in  diesen  Jahresberich- 
ten nicht  erwähnt  worden  und   dem  Ref.  erst  später  zu  Ge- 


1)  Vgl.  the  Proceedings    of  Ihe  academy    of  natural  sciences  of 
Philadelphia.  Vol.  III.   1847.  p.  248.  2)  Ebenda.  Vol.  III.  p.  251. 

3)  S.  Froriep's  und  Schleiden's  Notizen,  ßd.  III.  1847.  p.  245. 


390    V.  Siebold:  Bericht  aber  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

sieht  gekommen  ist,  hat  Costa  0  bei  der  Abtheilung  Infu- 
sori  verschiedene  Rädorthierchen  beschrieben  und  abgebildet, 
nämlich : 

Flosciäaria  pentacornis  Cost. ,  Tuhicularia  tuba  (alba ,  diaphana, 
organo  rotatorio  indiviso);  Brachionus  lyra  (Capsula  tegumentaria  lyrae- 
formis,  antice  sexdentata,  angulis  posticis  acuminatis,  organis  rolatoriis 
lateralibus  in  parte  antica  ;  cauda  longa ,  biseta  ,  appendicibus  diiabus 
lateralibus  in  parle  postica) ;  Brachionus  letracerus  (Capsula  tegumentaria 
arcuata,  supra  cristata  ;  utraque  extremitate  quinque-dentata;  cauda  spina 
duplici);  Brachionus  palella  Lam.,  uncinalus  Lam.  und  patina  Lam. 

Weisse  2)  hat  die  Fauna  von  St.  Petersburg  durch  47 
verschiedene  Räderthierchen  vermehrt,  denen  er  später  ein- 
mal 31  Arten,  das  andere  Mal  6  Arten  noch  hinzufügte.  Als 
neu  werden  von  ihm  „beschrieben  ^)  : 

Anuraea  divaricata:  testula  oblonga,  frontis  dentibus  quatuor 
reclis,  aequalibus,  mucronibus  posticis  quatuor,  externis  longissimis  mo- 
bilibus  ;  lerner  Masligocera  lunaris,  testula  hyalina  lunata,  pede  decurvo 
falcato,  dimidio  corpore  breviore  aut  (rarius)  diniidiam  eius  longitudi- 
nem  aequante. 

Von  Schmarda  ^)  ist  beiOImülz  ein  neues  Räderthier 
aus  der  Familie  der  Brachionaeen  aufgefunden  worden,  wel- 
ches derselbe  zu  einer  neuen  Gattung  erhoben  hat,  nämlich: 

Listrion,  ocellis  duobus  frontalibus  ,  pede  furcato  ,  mit  der  Spe- 
cies  L.  rostrum,  testula  laevi ,  postica  parte  in  tres  aculeos  abeunte, 
antica  parte  super  in   aculeum  subtus  in  discum  extensa. 

Die  von  ihm  bei  Wien  beobachteten  Rotatorien  belau- 
fen sich  auf  52  Species  in  31  Gattungen,  die  von  ihm  bei 
Triest  und  Venedig  beobachteten  Rotatorien  bestanden  &)  das 
eine  Mal  (1844)  aus  11  Arten  in  9  Gattungen,  das  andere 
Mal  (1846)  aus  22  Arten  in  15  Gattungen. 

0.  Schmidt  0)  hat  es  versucht,  die  Ansicht  Ehren- 


1)  Vgl.  Oken's  Isis.  1846.  p.  717.  2)   Vgl.  Bulletin    phy- 

sico-mathematique  de  l'academie  imp.  des  sciences  de  St.  Petersbourg. 
Tom.  lil.  1845.  p.  23.  und  340.     Ferner  Tom.  V.   1847.  p.  4ö.  3) 

Ebenda.    Tom.  IV.  Ib45.    p.  142.  und  Tom.  V.   1847.    p.  227.  4) 

S.  dessen  kleine  Beiträge  zur  Naturgeschichte  der  Infusorien.  1846.  p.20. 
5)  Vgl.  Haidinger's  Berichte  über  die  Mittheilungen  von  Freunden  der 
Naturwissenschaften  in  Wien.   Bd.  I.   1847.  p.   177.  6)  S.  dieses 

Archiv.  1846.  Bd.  1.  p.  67. 


d.  Würmer,  Zoophyten  u.  Protozoen    während  d.  J.  1845—1847.    391 

berg's  über  die  Organisation  der  Räderthiere  zu  vertheidi- 
gen  und  hält  fest  an  der  Annahme,  dass  die  vom  Ref.  als 
Wassergefässsysteme  gedeuteten  Organe  wirklich  Hoden,  Sa- 
mengefässe  und  Samenblase  seien;  derselbe  kann  die  un- 
terbrochene Thätigkeit  der  contractilen  sogenannten  Samen- 
blase nicht  läugnen  und  hilft  sich  mit  der  Meinung,  dass  nicht 
mit  jeder  Contraction  Samenentleerung  verbunden  sei. 

Frey  und  Leuckart  ')  machen  auf  den  einfachen 
und  doppelten  Kalkbeutel  aufmerksam,  welchen  Ehrenberg 
hinter  dem  Hirnganglion  bei  Notommata ,  Diglena  und  ande- 
ren Rotatorien  gefunden  hat,  und  welcher  vielleicht  ein  Ge- 
hörwerkzeug  sein  könnte. 

Kehiiiocleritiata. 

Die  Klasse  der  Echinodermen  hat  Van  derHoeven^) 
in  seiner  vortrefflichen  Zoologie  auf  folgende  Weise  abge- 
grenzt: Animalia  integumento  coriaceo ,  saepe  calcareo;  ca- 
nali  cibario  distincto,  in  cavitate  abdominali  libere  suspenso ; 
Organa  circulationis  et  generationis  conspicua;  sexus  tantum 
non  semper  distincti;  dispositio  organorum  saepissime  quina- 
ria,  corpore  ut  plurimum  radiato  aut  globoso,  in  aliis  cylin- 
drico;  systematis  nervosi  distincta  vestigia ,  annulo  plerum- 
que  OS  cingente  et  radiatim  nervös  emittente.  Hierdurch 
sind  die  Sipunculiden  und  Echüiriden,  welche  andere  Zoolo- 
gen gerne  bei  den  Würmern  untergebracht  haben  wollen, 
mit  in  das  Bereich  der  Echinodermen  gezogen,  welche  Van 
der  Hoeven  in  die   beiden  Ordnungen  Echinodermata  ye- 


1)  Vgl.  deren  Beiträge  a.  a.  0.  p.  85.  2)  S.  dessen  Hand- 

buch der  Zoologie,  nach  der  zweiten  holländischen  Auflage  ins  Deut- 
sche übersetzt  von  J.  aioleschoit,  Düsseldorf,  1847.  p.  129.  Es  war  zu 
bedauern,  dass  von  dieser  Uebersctzung  nur  zwei  Lieferungen  erschie- 
nen sind ;  um  so  willkommener  niusste  daher  das  Erscheinen  einer  an- 
deren durch  Fr.  Schlegel  besorgten  vollständigeren  Uebersctzung  sein, 
welche  unter  dem  Titel:  Naturgeschichte  der  wirbellosen  Thiere,  Leip- 
zig 1850,  von  Herrn  L.  Voss,  dem  die  Naturwissenschaften  die  Her- 
ausgabe so  vieler  wichtiger  und  kostspieliger  Werke  verdankt,  in  schö- 
ner Ausstattung  dem  Publicum  übergeben  worden  ist. 


392    V.  Siebold:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

dunciilata  und  apoda  abtheilt.  Von  diesen  enthält  die  erste 
Ordnung  die  Familien  der  Crinoideen,  Asterideen,  Echinideen 
und  Holothurideen,  während  die  zweite  Ordnung  die  Familie 
der  Synaplinen  und  der  Sipunculiden  in  sich  fasst.  Von  der 
Familie  der  Synaptinae  (corpus  cylindricum  elongatum;  an- 
nulus  calcareus  circa  oesophagum;  os  tentaculis  coronatum) 
führt  Van  der  Hoeven  die  Gattungen  Liosoma  Br. ,  Chi- 
rodota  E  s  c h. ,  Synapta  E  s  eh.  und  Molpadia  C  u  v.  auf,  von 
der  Familie  der  Sipmtculacea  (corpus  cylindricum,  elongatum ; 
annulus  calcareus  nullus  circa  oesophagum;  os  proboscide 
retractili  instructum )  werden  dagegen  folgende  Gattungen 
namhaft  gemacht:  Sipuncuhis  L. ,  Priapidus  Lam. ,  Bonellia 
R  0 1. ,  Thalassema  G  ä  r  t  n. ,  Echiiirus  Guy.,  Sternaspis  0 1 1. 
Im  Ganzen  hat  Van  der  Hoeven  für  die  Echinodermen 
so  wie  auch  für  die  übrigen  Classen  in  seiner  Zoologie  nur 
die  wichtigsten  Gattungen  hervorgehoben  und  charakterisirt, 
viele  andere  Gattungen  sind  aber  an  den  passenden  Stellen 
wenigstens  dem  Namen  nach  aufgeführt,  doch  findet  derjenige, 
welcher  sich  in  diesem  gehaltreichen  Handbuche  Rath  holen 
will,  ausser  sehr  vielen  Bemerkungen  über  Lebensweise,  Ent- 
wickelung,  inneren  Bau  und  geographische  Verbreitung  der 
wirbellosen  Thiere  noch  besonders  eine  sehr  vollständige  Zu- 
sammenstellung der  Litteratur  zu  seiner  weiteren  Belehrung, 
so  dass  sich  dieses  Handbuch  der  Zoologie  vor  fast  allen 
anderen  Hülfsmitteln  dieser  Art  besonders  vortheilhaft  aus- 
zeichnet. 

In  Bezug  auf  die  geographische  Verbreitung  der  Echi- 
nodermen zählt  Verany  1)  als  Bewohner  des  Golfs  von 
Genua  und  Nizza  folgende  Radiaten  auf:  Comatula  mediter- 
ranea  Lam.,  Euryale  costatum  Lam.,  Ophiura  lacerta  L^m., 
cordiformisD.C,  squamata  Lam,  wocÄca  Vi  v.,  rubra  D.C.^ 
FerussaciD.  C.^  Asterias  aurantiacaL?im. ,  membranacea  G  m. 
glacialis  Lam.,  bispinosa  Ott.,  pentacantha  D.  C. ,  rosacea 
D.  C. ,  subiäata  D.  C. ,  minima  D.  C. ,  Spatangus  arcuarius 
Lam.,  Echinus  melo  Lam.,  esculentus  Lam.,  saxatilis 
Müll,  Cidaris  hystrix  L^m.,  Holothuria  tubulosa  Gm, ,  San- 


1)  S.  dessen  Catalogo  a.  a.  0.  p.  5. 


d.  Würmer,  Zoophylen  u.  Protozoen  während  d.  J.  1845—1847.     393 

torii  D.  C. ,  Peniactapentactes  G. ,  doUolum  G. ,  cucumis  BI., 
Sipuncuhis  nudus  La  m.  und  echinorrhynchus  D.  C.  Von  Ch  ie- 
r  i  g  h  i  n  i  *3  werden  als  Bewohner  der  Lagunen  Venedigs  7  Äste- 
nden, 4  Ophiiircn,  1  Comatula,  4—5  Echinen ,  6  Spatangen 
und  Fibularien  aufgeführt ;  darunter  befinden  sich  einige  neue 
Arten,  welche  weiter  unten  namhaft  gemacht  werden.  Zur 
Fauna  Helgolands  dagegen  werden  von  Frey  und  Leu- 
ckart  2)  aufgezählt:  Ophiothrix  fragilis  M.  Tr. ,  Ophiolepis 
squamata  M.  Tr.,  ciliata  M.  Tr.,  Astropecten  auraniiacus  L., 
Solaster  papposus  L.,  Ästeracanthion  ruhens  M.  Tr.,  Echinus 
saxatilis  M  ü  1 1.,  sphaera  Müll,  Spatangus  purpureus  M  ü  1 1., 
Amphidetus  pusillus  Gm.  Nach  den  Beobachtungen  vonDü- 
ben  ^')  kommen  bei  Christianssund  zwei  Species  des  Cteno- 
discus,  ein  Astropecten,  eine  Liddia,  eine  mit  Ophiolepis  ßli- 
formis  verwandte  Ophiure  und  eine  Ophiomyxa  vor.  Der- 
selbe Naturforscher^)  hat  im  Verein  mit  Koren  eine  Ueber- 
sicht  der  Echinodermen  Norwegen's  gegeben;  es  sind  deren 
61  Arten,  nämlich  2  Crinoideen ,  14  Ophiuriden,  18  Ästen- 
den, 13  Echiniden  und  Spatangen,  13  Holothurien  und  1  Sy- 
napta,  darunter  mehrere  neue  Gattungen  und  Arten,  welcher 
an  den  passenden  Stellen  weiter  unten  näher  gedacht  wer- 
den wird.  In  dem  Verzeichnisse  der  bei  Christiania  gefun- 
denen niederen  Seethiere  werden  von  Örsted  ''3  acht  Äste- 
nden, fünf  Echiniden  und  drei  Holothurien  aufgeführt. 

Sipunciolacea.  McCoy  6)  schlägt  für  einen  an  der 
Küste  von  Irland  entdeckten  Priapulus  den  Namen  P.  /ii6er- 
nicus  vor,  der  aber  nach  der  Ansicht  des  Ref.  keine  wesent- 
lichen Unterschiede  von  Priapulus  caudatus  darzubieten  scheint. 
Ausserdem  werden  von  M  c  C  o  y  drei  irländische  Syrinx-Ar- 
ten  als  neu  beschrieben,  nämlich : 

Ä.  granulosus  mit  warziger  Haut  an  der  Basis  des  Rüssels  und 
am  Hinterleibsende  ;    S.    Forbesii   mit   sehr  dünnem  Halse    und  ebenso 


1)  Vgl.  dessen  und  Nardo's  Sinonimia  moderna  etc.  a.  a.  0.  p.  10. 
2)  S.  deren  Beiträge  a.  a.  0.  p.   139.  3)  S.  das  Archiv  skandi- 

navischer Beiträge.   Th.  L  1845.  p.  138.  4)  Ebenda,  p.  166.  und 

436.  5)  S.    Kröycr's   Tidsskrift.    Bd.    1.  1845.   p.  423.  6)  S. 

the  Annais  of  natural  history.  Vol.  XV.  1845.  p.  272. 


394     V.  Siebold:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

dünnem  Hinterleibe ;  S.  tentncinctus  mit  gleichmässig  cyllndrischem 
Leibe.  Der  Syrinx  granulosus  des  McCoy  soll  übrigens  nach  einer 
Aeusserung  von  Thompson  •)  mit  Syrinx  Harveii  des  Korbes 
identisch  sein. 

Nachträg-Iich  sind  noch  aus  der  von  Costa  herausgege- 
benen Fauna  del  Regno  di  Napoli  ^)  die  beiden  als  neu  be- 
schriebenen und  abgebildeten  Echinoderrnen  zu  erwähnen: 

Fhascolosoma  lima  (corpore  subcylindrico  ventricoso  ,  supra  an- 
gustiore,  hinc  curvato,  superficie  tuberculata,  tuberculis  asperis,  collo 
extensili,  ore  incrispato)  und  Phascolosoma  rubens  (oblongum ,  antice 
inflatum,  in  collum  extensile  cylindraceum  produclum  ,  ore  incrispato, 
haud  ciliato,  postice  magis  attenuatum ,  longitudinaliter  striatum,  rubre 
flavoque  variegatum). 

Ö rs t e  d  '')  fand  bei  Christiania  Phascolosoma  Johnstonii? 
Forb.  und  concharum.  Letztere  Art  glaubt  Örsted  ^)  von 
Ph.  granulatum  Leuck.  wegen  ihres  längeren  und  schlanke- 
ren Vorderleibes  unterscheiden  zu  müssen.  Dieses  Thier  be- 
nutzt, nach  Örsted's  Erfahrungen,  die  Gehäuse  von  Denta- 
lium  und  Turritella  als  Wohnung. 

Von  Quatrefages  ^)  ist  der  Echiurus  Pallasii,  wel- 
chen Namen  er  später  in  Echiurus  Gärtnerü  umwandelte, 
einer  genaueren  Untersuchung  unterworfen  worden.  Q.  hat 
dieses  interessante  Thier  an  der  Küste  der  Normandie  auf- 
gefunden, und  stellte  es  als  ein  Mittelglied  hin  zwischen  den 
fusslosen  Anneliden  und  Holothurien.  Er  sah  an  dem  cylindri- 
schen,  20 — 25  Centim.  langen  und  3  Centim.  dicken  Körper 
dieses  Echiurus  Spuren  von  Vorderleibsringeln;  ferner  erwähnt 
derselbe  eigenthümliche  in  eine  Kapsel  gehüllte  und  mit  Mus- 
keln versorgte  Haken,  von  denen  zwei  vordere  fussartige 
am  Bauche  des  Echiurus  angebracht,  durch  ihre  Grösse  sich 
auszeichnen.  Im  Munde  des  Thieres  steckt  ein  muskulöser 
Rüssel  verborgen ,  der  in  einen  vielfach  gewundenen,  mit  ei- 


l)  Vgl.   ebenda,  Vol.  XVIIL  1846.    p.  393.  2)  Oken's  Isis 

1846.  p.  706.  3)  S.  Kröyer's  Tidsskrift  a.  a.  0.  Bd.  L  1845.  p. 
419.  4)  Vgl.  dessen  Abhandlung  de  regionibus  mariuis.  1844.  p.  80. 
5)  S:  Annales  des  sciences  nat.  Tom.  Vil.  1847.  p.  307.  oder  Comptes 
rendus.  Tom.  24.  1847.  p.  776.  oder  rinstitut.  1S47.  p.  150.  Ferner 
Recherches  anal  et  zoolog.  Tom.  IL,  s.  auch  Froriep's  Notizen.   Bd.  IV. 

1847.  p.  37. 


d.  Würmer,  Zoophylen  u.  Protozoen  während  d.  J.  1845—1847.     395 

nem  Gekröse  versehenen  Darm  übergeht.  Die  vom  Hinler- 
leibsende  nach  innen  in  die  Höhe  steigenden  beiden  einfa- 
chen Schläuche  erinnern  als  Respirationsorgane  offenbar  an 
die  Holothurien,  während  der  Blutcirculationsapparat  dem  der 
Anneliden  gleicht.  Die  Goschlechtswerkzeuge  sind  getrennt, 
von  denen  die  vier  Hodenschläuche ,  welche  paarweise  von 
der  innern  Fläche  der  vorderen  Bauchhöhle  herabhängen, 
durch  vier  sehr  enge  Oeffnungen  nach  aussen  münden.  Als 
Nervencentrum  findet  sich  eine  einfache  Ganglienkette  auf  der 
Mittellinie  des  Bauches  vor,  welche  rechts  und  links  Nerven- 
äste abgiebt  und  vorne  mit  einem  den  Anfang  des  Darms 
umfas'senden  Nervenring  zusammenhängt. 

Quatrefages  hält  diesen  von  ihm  aufgefundenen  Echiurus  für 
eine  neue  Art,  und  unterscheidet  dieselbe  von  dem  zuerst  durch  Pal- 
las bekannt  gewordenen  Echiurus  vulgaris  S  a  v.  mittelst  folgender 
Diagnose :  Echiurus  Gaertnerii  corpore  cylindrico  postice  obtuso,  ro- 
tundato,  anlice  elongato,  proboscidiformi,  uncinis  anticis  duobus  et  an- 
nulis  setigeris,  posticis,  completis  inslruclo,  sex  vel  octo  pollicibus  longo, 
quindecim  lineis  circiter  lato 

Q.  stellt  hierauf  die  Echiuriden  und  Sipunculiden  in  eine 
Gruppe  zusammen,  für  welche  er  den  Namen  Gephyrea  vor- 
schlägt, bestehend  1)  aus  der  Unterabtheilung  Echiiirea  mit 
den  Gattungen  Echiurus  und  Sternaspis  und  2)  aus  der  Un- 
terabtheilung Sipimculea  die  Gattungen  Sipunculus  und  Pria- 
pulus  enthaltend. 

Ein  an  der  Westküste  von  Schweden  entdecktes  neues 
holothurienartiges  Thier  ist  von  Loven  ^  beschrieben  und 
abgebildet  worden.  Es  ist  dieses  Thier  mit  langen  nach 
rückwärts  gerichteten  Stacheln  dicht  besetzt  und  am  After- 
ende mit  zwei  gefiederten  Branchien  ausgestattet.  Loven, 
der  dasselbe  mit  dem  Namen  Chaetoderma  nitidulum  belegt 
hat,  giebt  davon  folgende  Diagnose : 

Chaetoderma  nov.  gen.  corpus  vermiforme,  teres  ,  graciie,  seto- 
sum,  seil,  aouleis  tectuni  confertissimiSj  simplicibus  ,  rectis,  ab  antica 
parte  versus  postica  sensim  maioribus;  os  in  antica  fine  inflata,  angu- 
sluni,  in  disco  situm  orbiculari ,    leviler   convexo;    anus  in  fine  postica 


1)  Vgl.  das  Archiv  skandinavischer  Beiträge.  Th.  I    p.  169    oder 
Froriep'g  neue  Notizen,  Bd.  34.  1845.  p.  26. 


396    V.  Siebold:  Bericht  fiber  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

hiante ,  breviter  tubulosus ;  branchiac  binae  ,  basi  anum  ampleclentes, 
pinnatae,  retracliles  et  cum  ano  intra  cavitalem  infundibiliformem  re- 
condendae.  C.  nitidulum  n.  sp.  argenteo-nitens ,  disco  branchiisque 
flavicanlibus;  long.  8  lin. 

In  einer  Abhandlung-  über  den  Bau  des  Priapulus  cau- 
datus  betrachten  Frey  und  LeuckarlO  den  bisher  für 
das  Vorderende  gehaltenen  Theil  dieses  Thieres  für  das  Hin- 
terende. Sie  berufen  sich  darauf,  dass  die  beiden  von  ihnen 
als  die  beiden  vorderen  Abtheilungen  des  Darms  angesehe- 
nen Darinstücke  drüsige  Wandungen  besitzen,  welche  in  dem 
hinteren  grossen  Darmstücke  fehlen.  Das  kann  jedoch  nach 
des  Ref.  Ansicht  nicht  entscheiden,  indem  die  drüsenlosen 
Wandungen  einem  Pharynx  und  Oesophagus  angehören  kön- 
nen, daher  Ref.  den  drüsenlosen  aber  sehr  musculösen  Ab- 
schnitt des  Darms  bei  Priapulus  als  Schlundröhre  und  nicht 
-»als  Rectum  betrachtet  wissen  möchte.  Noch  mehr  spricht  die 
Stellung  der  Zähne,  von  welchen  Frey  und  Leuckart  übri. 
gens  gar  nicht  reden ,  am  Eingange  des  Schlundes  für  das 
Vorderende ,  indem  sie  nach  innen  gerichtet  sind  und  so 
mehr  das  Verschlingen  fester  Körper  fördern  werden,  wäh- 
rend sie  als  Afterzähne  die  Entleerung  der  Faeces  jedenfalls 
hindern  würden.  Die  beiden  Eierstöcke  sollen  nach  vorne 
verlaufen  und  zu  beiden  Seiten  des  Darmes  münden,  doch 
war  es  den  Beobachtern  nicht  möglich,  äusserlich  diese  Ge- 
schlechtsöffnungen an  Priapulus  aufzufinden. 

Holotitnriae.  Düben  hat  in  Verbindung  mit  Ko- 
ren 2)  die  in  der  Haut  der  Holothurien  eingelagerten  durch- 
löcherten Kalkscheiben  einer  genaueren  Untersuchung  unter- 
worfen, nach  deren  Beschaffenheit  wenigstens  die  zwölf  nor- 
wegischen Holothurien  -  Arten  genau  unterschieden  werden 
können.  Zwei  holothurienartige  Echinodermen  sind  von  Ko- 
ren 3)  sehr  genau  beschrieben  worden.  Die  eine  Art,  Thyone 
fusus,  gab  ihm  die  Ueberzeugung,  dass  das  von  0.  F.  Mül- 


1)  S.  deren  Beiträge  a.  a.  0.  p.  40.  2)  Vgl.  das  Archiv 
skandinavischer  Beiträge.  Th.  I.  p.  166.  und  449.  3)  Vgl.  Nyt  Ma- 
gazin for  Nalurvidenskaberne.  Chrisliania.  Bd.  4.  p.  Q03.  oder  Fro- 
riep's  neue  Notizen,  ßd.  35.  1845.  p.  17. 


d.  Würmer,  Zoophyten  u.  Protozoen  während  d.  J.  1845—1847.      397 

1er  als  Hololhuria  penicillus  beschriebene  nnd  abgebildete 
Thier,  welches  schon  von  verschiedenen  Zoologen  für  die 
Mundtheile  irgend  einer  Holothurie  erklärt  wurde,  die  Mund- 
theile  von  dieser  Thyone  sind  ,  welche  immer  ausser  acht 
vollkommen  entwickelten  verästelten  Tentakeln  noch  zwei  ne- 
beneinander stehende  rudimentäre  Tentakeln  besitzt.  In  der 
Haut  dieser  Holothurie  fand  Koren  verschiedene  höchst  ei- 
genthümlich  gestaltete  Kalkkörperchen  eingelagert.  Hinter 
der  Mundöffnung  steckt  in  Thyone  ein  aus  zehn  Kalkstücken 
(aus  fünf  kurzen  und  fünf  langen  abwechselnd  ^er  Länge 
nach  aneinandergefügten  »Stücken)  zusammengesetztes  Gerü- 
ste verborgen,  welches  den  Knorpelring  der  Holothurien  er- 
setzt. Der  das  obere  Ende  des  Magens  umgebende  Wasser- 
gefässring  besitzt  nur  einen  einzigen  weiten  blasenförmigen, 
nach  unten  zugespitzten  Anhang.  Die  Respirationsorgane  be- 
stehen aus  zwei  verästelten  hohlen  Hauptzweigen,  welche  von 
der  Kloake  aus  bis  in  das  vordere  Leibesende  hinaufragen. 
Die  Geschlechtsorgane  werden  von  einem  büschelförmigen  Ei- 
erstock oder  Hoden  dargestellt,  welche  mit  einem  einfachen 
Ausführungsgange  auf  einer  zwischen  zwei  Tentakeln  ange- 
brachten Papille  ausmünden.  Koren  fand  dieses  Thier  mit 
Sand  und  Conchylienfragmenten  bedeckt  auf  sandigem  Mee- 
resgrunde in  der  Bucht  von  Bergen,  bei  einer  Tiefe  von  80 
Faden. 

Als  Galtungsckaraktere  werden  für  Thijone  festgestellt:  Körper 
cylindrisch,  überall  mit  Füsschen  besetzt,  die  nicht  in  bestimmten  Rei- 
hen stehen;  Haut,  Tentakeln  und  Füsse  sind  mit  verschiedengestalti- 
gea  kalkigen  Stücken  überkleidet,  das  Mundstück  ist  umgekehrt  conisch 
und  knorpelig,  die  Tentakel  verästelt;  nov.  sp.  Th.  fusus ,  der  Körper 
cylindriscii,  von  einer  graubraunen  Farbe,  an  beiden  Enden  etwas  zu- 
gespitzt, von  den  zehn  Tentakeln  zwei  beständig  rudimentär. 

Auch  die  Cuvieria  squamata  entdeckte  Koren  ^)  bei 
Bergen,  und  zählte  an  derselben  nicht,  wie  0.  F.  Müller 
nur  acht,  sondern  immer  zehn  Tentakeln.  Da  diese  Holothu- 
rie sowohl  in  Grösse  wie  in  Farbe  sehr  zu  variiren  scheint, 
so  nimmt  Koren  keinen  Anstand,  die  von  Bra  n  dt  beschrie- 
bene Cuv.  sitchaensis  für  dieselbe  Cuv.  squamata  zu  halten. 


1)  Ebenda. 


398     V.  Siebold:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

An  dieser  merkwürdigen  Holothurie  lässt  sich  stets  ein  con- 
vexer  schuppiger  Rücken  und  ein  flacher  weicher  Bauch  un- 
terscheiden. Der  Bauch  wird  von  einem  ziemlich  scharfen 
wellenförmigen  Rand  eingefasst,  der  ausser  den  Füsschen 
noch  einige  unvollständige  Reihen  saugwarzenartiger  Organe 
trägt,  wobei  die  Mitte  des  Bauches  von  den  Füsschen  frei 
geblieben  ist.  Die  Rückenschuppen  enthalten  kohlensauren 
Kalk  und  werden  wieder  von  kleineren  Schuppen  bedeckt. 
Die  hohlen,  sehr  verästelten  Tentakeln  sind  fleischroth  und  mit 
braunen  Punkten  besprengt.  Zwischen  je  zwei  Tentakeln  be- 
findet sich  ein  dunkelbrauner  Fleck.  Die  MundöfFnung  wird 
auch  hier  von  einem  kalkigen,  aus  5  grösseren  und  5  klei- 
neren Stücken  zusammengesetzten  Ring  gestützt.  Das  aus  der 
ovalen  Kloake  entspringende  Respirationsorgan  besteht  aus 
einem  längeren  und  einem  kürzeren  hohlen  verästelten  Haupt- 
stamm von  hochrother  Farbe.  Eine  dem  Wassergefässsy- 
steme  zugehörige  Blase  nimmt  einen  bedeutenden  Theil  der 
Bauchhöhle  ein.  Diese  Holothurie  kommt  übrigens  ziemlich 
selten  in  der  Bucht  von  Bergen  vor. 

Dieselben  Naturforscher  haben  in  ihrem  Verzeichnisse  0 
der  norwegischen  Echinodermen  noch  folgende  neue  Holo- 
Ihurien  beschrieben,  nämlich : 

Cucumaria  assimilis,  brevis,  crassa,  hinc  albida,  illinc  fusco  tincta, 
tentaculis  8  niaioribus  ,  2  minoribus,  laminae  calcareae  in  corpore  re- 
guläres, crassae  ,  foraminibus  in  quincuncem  dispositis  ,  niargine  quasi 
interruptae,  in  tentaculis  et  pedum  lateribus  elongalae,  irreguläres,  me- 
dio  latiores  ;  Cucumaria  elongala ,  utrinque  attennuala ,  cute  coriacea, 
dura,  opaca,  squamis  minutissimis  scabra,  pedibus  rigidis,  non  retrahen- 
dis,  conjcis,  versus  utramque  corporis  extremitalem  in  singulo  ambu- 
lacro  unicam  seriem  flexuosa-m  occupantibus.  Die  Holothuria  pellucida 
Flem.  {Cucumaria  hyalina  Forb.)  erhoben  Düben  und  Koren  zu 
der  besonderen  Gattung  Thyonidium ,  corpus  cylindricum  ,  elongatum, 
pedes  per  totam  superficiem  sparsi ,  ita  tarnen  ,  ut  secundum  series  5 
londiludinales  praecipue  aggregenlur,  tentacula  10,  frondoso-ramosa,  per 
paria  approximata,  quibus  interiacent  totidem  paria  tentaculorura  triplo 
breviorum,  annulus  calcareus  oris  sursum  eniittil  processus  decem  elon- 
gatos,  quorum  alterni  latiores,  bifidi ,  tubi  genitales  divisi.  Auch  eine 
neue  aorwegische  Thyone,  nämlich  Th.  raphamis,  ist  von  D.  und  K.  mit 


1)  Vgl.  das  Archiv  skandinavischer  Beiträge.  Th.  I.  1845.  p.  439. 


d.  Würmer,  Zoophyten  u.  Protozoen  während  d.  J.  1845—1847.  399 

folgender  Diagnose  beschrieben  worden:  ourvala,  antice  crassa,  extre- 
mitate  postica  subito  attenuata,  elongata,  cute  crassa,  dura,  scabriuscula, 
albescente. 

Nach  Troschel  ')  besitzen  alle  Arten  von  Holothu- 
rien  mit  verästelten  Fühlern  in  der  Leibeshöhle  Muskeln, 
welche  von  der  Mitte  jeder  der  fünf  Läng-smuskeln  frei  zu 
dem  Kopftheil  herantreten  und  als  Zurückzieher  dienen;  bei 
dieser  Muskelanordnung  ist  stets  ein  Muskelmagen  vorhan- 
den. Derselbe  2)  stellte  auch  drei  neue  Gattungen  von  Ho- 
lothurien  auf,  nämlich  Anaperus^  Orciila  und  Colochirus,  wel- 
che mit  vier  ganz  neuen  Arten  in  diesem  Archive  genau  ge- 
schildert sind. 

Eine  neue  Holothurie ,  welche  an  der  englischen  Küste 
gefunden  worden  ist,  hat  Peach  ^)  beschrieben,  dieselbe 
steht  dem  Psolus  Forhesii  des  Couch  nahe  ,  unterscheidet 
sich  aber  von  letzterer  Holothurie  dadurch  ,  dass  sie  statt 
achtzehn  Tentakeln  deren  zwanzig  besitzt,  und  dass  bei  ihr 
Saugfüsschen  in  regelmässigen  Reihen  stehen. 

Von  Thompson  0  sind  Cuciimaria  inhaerens  und  Chi- 
rodota  digiiata  als  Bewohner  der  irischen  Küste  aufgeführt 
worden,  denen  derselbe  '')  später  noch  Cucumaria  fusiformis 
Forb.  et  Goods.  und  Hyndmani  Th.  hinzufügt. 

Einige  Notizen  über  das  Vorkommen  und  die  Fischerei 
des  Trepang  eduiis  sind  von  Earl  ^)  bekannt  gemacht  wor- 
den, nach  dessen  Mittheilung  dieses  Thier  in  allen  sicheren 
Häfen  Australiens  vorkommt,  wo  es  sich  auf  dem  Meeres- 
grunde von  Mollusken  und  Seegewächsen  ernährt. 

Kciunida»  Agässiz  und  Desor  ^)  haben  eine  Cha- 
rakteristik der  Echiniden  geliefert ,  und  die  Gattungen  der- 
selben geschildert,  so  wie  die  fossilen  und  noch  jetzt  leben- 


1)  Vgl.  Froriep's  neue  Notizen.    Bd.  37.  1846.  p.  122.  2) 

S.  dieses  Archiv.  1846.  Bd.  I.  p.  60.  3)  S.    the   Annais  of  nat. 

bist.  Vol.  XV.  1845.  p.  171.  4)  S.  the  Annais  of  nat.  bist.  Tom. 

XV.  1845.  p.  321.  5)  Ebenda.  Tom.  XVIII    1846.  p.  393.  6) 

Vgl.  Froriep's  und  Scbleiden's  Notizen,  ßd.  I.  1847.    p.  120.  7)  S. 

die  Annales  des  sciences  naturelles.  Tom.  VI.    1846.  p.  305. 


400     V.  Siebold:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

den  Arten  der  Seeigel  in  ihrem  „Catalogue  raisonne  des  Echi- 
nides«  aufgeführt,  aus  welchem  Folgendes  mit  Berücksichtigung 
der  noch  lebenden  Species  hervorgehoben  werden  soll. 

Es  werden  zunächst  die  Cidariden  aufgezählt,  nämlich  die  Gat- 
tung Cidaris  Lam.  mit  15  spec.  viv.  Goniocidaris  ües.  (durch  eckige 
Löcher  an  den  Winkeln  der  Ambulakralplatten  ausgezeichnet)  mit  zwei 
spec.  viv.  Hierauf  folgen  die  Echiniden,  und  zwar  Astropyga  Gray 
mit  vier  spec.  viv.;  Echinocidaris  Desml.  mit  neun  spec.  viv.;  Mes- 
pilla  Desor  mit  sieben  spec.  viv.;  Temnopleurus  Agass.  mit  vier 
spec.  viv.;  Amblypneusles  Agass.  mit  sechs  spec.  viv.;  Boletia  De- 
sor mit  vier  spec.  viv.;  Tripnewsfes  A  g  a  s  s.  mit  vier  spec.  viv.;  Ho- 
lopneustes  Agass.  mit  einer  spec.  viv.;  Echinus  L.  mit  27  spec.  viv.; 
Heliocidaris  ües  ml.  mit  sieben  spec.  viv.;  Echinometra  Kl.  mit  sie- 
ben spec.  viv.;  Acrocladia  Agass.  mit  vier  spec.  viv.;  Podophora 
Agass.  mit  zwei  spec.  viv.  Hierauf  werden  von  denselben  Natur- 
forschern *)  die  Clypeastroiden  geschildert,  welche  folgende  Gattungen 
enthalten:  Clypeasler  Lam.  mit  fünf  spec.  viv.;  Laganum  Kl.  mit  13 
spec.  viv.;  Echinarachnius  Yan  P  h  e  1  s.  mit  drei  spec.  viv.;  Arach^ 
noides  Kl.  mit  einer  spec.  viv.;  Dendraster  Agass.  mit  einer  spec. 
viv.;  Lobophora  Agass.  mit  fünf  spec.  viv.;  Encope  Agass.  mit  elf 
spec.  viv.;  Rolula  Kl.  mit  drei  spec.  viv.;  Melitta  Kl.  mit  fünf  spec. 
viv.;  Moulinsia  Agass.  mit  einer  spec.  viv.;  Echinocyamus  Van.  Ph. 
mit  drei  spec.  viv.;  Fibularia  Lam.  mit  drei  spec.  viv.  Diesen  schliesst 
sich  die  Familie  der  Cassiduliden  an,  und  zwar  Echinoneus  Van  Ph. 
mit  sechs  spec.  viv.;  Nucleolites  Lam.  mit  einer  spec.  viv.;  Cassidu- 
lus  Lam.  mit  zwei  spec.  viv.;  Echinolampas  Gray  mit  drei  spec.  viv. 
In  einer  Fortsetzung  dieses  Katalogs  2)  werden  die  Spatangoiden  auf- 
geführt, nämlich:  Spatangus  li\.  mit  vier  spec.  viv.;  Eupatagus  Agass. 
mit  einer  spec.  viv.;  Lovenia  Desor  mit  einer  spec.  viv.;  Amphide- 
lus  Agass.  mit  vier  spec.  viv.;  Breynia  Desor  mit  einer  spec.  viv.; 
Brissus  Kl.  mit  zehn  spec.  \i\.-f  Brissopsis  Agass.  mit  drei  spec.  viv. ; 
Agassiiia  Val.  mit  zwei  spec.  viv.;  ScAwösf  er  sAg  ass.  mit  fünf 
spec.  viv. 

Dieselben  beiden  Naturforscher  S)  geben  auch  eine  Ue- 
bersicht  der  geographischen  Verbreitung  der  jetzt  lebenden 
Echiniden ,  wobei  die  Seeregionen  in  folgender  Weise  ein- 
getheilt  werden.  Den  Anfang  macht  die  arktische.  Fauna  mit 
nur  einer  Art,  darauf  folgt  die  gemässigte  Fauna  (Küste  von 


1)  Ebenda.  Tom.  VIL  1847.  p.  129.  2)  Ebenda.  Tom.  YIIL 

1847.  p.  5.  3)  Ebenda,  p.  355. 


d.  Würmer,  Zoophyten  u.  Protozoen  während  d.  J.  1845—1847.     401 

Europa)  mit  38  Arten,  dann  die  afrikanisch-atlantische  Fauna 
mit  sieben  Arten,  die  amerikanisch-atlantische  Fauna  mit  41 
Arten,  hierauf  folgt  die  Fauna  des  Cap's  der  guten  Hoffnung" 
mit  einer  Art,  alsdann  die  Fauna  der  afrikanischen  Ostküste 
mit  46  Arten,  die  indische  Fauna  mit  31  Arten,  die  tropische 
Fauna  des  stillen  Meeres  mit  44  Arten,  die  Fauna  von  Neu- 
seeland mit  vier  Arten,  die  Fauna  an  der  Südspitze  von  Au- 
stralien und  Amerika  mit  drei  Arten,  endlich  das  gemässigte 
stille  Meer  mit  acht  Arten. 

VonPhilippi  ^  wurden  einige  neue  Echiniden,  dar- 
unter fünf  neue  Spatangen  von  Südamerika  und  aus  dem 
Mittelmeere  beschrieben  und  der  Unterschied  zwischen  Spa- 
tangus  purpureus  L.  und  meridioiialis  Riss,  hervorgehoben. 
Derselbe  beschrieb  ausserdem  vier  neue  Cidaris- Arten  von 
den  Antillen  und  dem  Mittelmeere  und  stellte  die  Diagnose 
,für  Cidaris  papillata,  hystrix  und  imperialis  bestimmter  hin, 
als  es  von  Lamarck  geschehen  war.  Zuletzt  machte  der- 
selbe noch  auf  die  Veränderlichkeit  des  Echinocyamus  pusiU 
lus  aufmerksam,  indem  er  durch  Vergleichung  von  94  Exem- 
plaren aus  den  verschiedensten  Gegenden  zur  üeberzeugung 
gekommen  war,  dass  Eck.  pyriformis^  angulosus,  siculus,  suf- 
folciensis  und  placenta  zu  einer  und  derselben  Art  gehören. 
Einige  neue  Echinodermen ,  nämlich  :  Diadema  Desjardinsü 
und  die  Seesterne  Ophidiaster  marmorata  und  Oreaster  Des- 
jardensii  sind  von  H.  M  i  c  h  e  1  i  n  ^)  aus  dem  Catalogue  rai- 
sonne  des  Zoophytes,  Echinides  et  Stellerides  recueillis  par  M. 
M.  J.  Desjardins  etMalhieu  ä  l'ile  de  France  beschrie- 
ben worden. 

Unter  den  von  Düben  und  Koren  ^)  aufgeführten 
norwegischen  Echinodermen  befindet  sich  ein  neuer  Spatan- 
gus,  nämlich; 

Brissus  fragilis,  dem  die  beiden  Nalurforscher  folgende  Diagnose 
gaben:  lale  cordato-ovalis,  poslice  carinalus,  gibbus,  antice  depressus, 
sulco  profunde  et  longo  excavatus;    ore  prope  raargiuem,    vertice  Ion- 


1)  S.  Dieses  Archiv.  1845.  ßd.  I.  p.  344.  2)  S.  die  Revue 

zoologique  par  la  societe  Cuvierienne.   1844.  p.  173.  3)  Vgl.  das 

Archiv  skandinavischer  Beiträge.  Th.  1.  p.  439. 

Archiv,  f.  Naturgesch.   XVI.  Jahrg.  2.  Bd.  W 


402     V.  S  i  e b  0 1  d :  Bericht  über  die  Leißlungen  in  der  Naturgeschichte 

gius  pone  medium  ;  ambulacris  cinctis  iinea  doisali  flexuosa ,  poslice 
duplicata,  lateralibiis  praelongis,  posticis  fere  triplo  brevioribus.  Die- 
selben »)  haben  ausserdem  noch  einige  neue  Seeigel  von  der  Küste 
Norwegens  beschrieben ,  nämlich :  Cidaris  borealis ,  tcsla  subglobosa, 
utrinque  depressa  ,  ambulacris  spinulisque  viridibus,  spinis  infimis  (ori 
proximis)  compressis ,  margine  alalis,  intcrmediis  cylindricis,  longissi- 
mis,  dianielrum  testae  duplo  superantibus,  supeificie  striis  elevatis  acute 
crenatis  subquindecim^  interiectis  sulcis  fere  duplo  latioribus ;  Echinus 
eleg  ans  ,' lesta  depressa,  coccinea,  seriebus  20  tuberculorum  maiorum 
distinctissimis,  numquam  interruptis,  secundariis  inferne  nee  numero  nee 
magniludine  auctis ,  spinis  raris  coccineis^  apice  albis,  primariis  duplo 
triplove  longioribus ;  Echinus  norvegicus ,  testa  depressa,  pallide  flave- 
scente,  apice  maculis  quadralis  5  rubris  s.  virentibus  notata  ,  seriebus 
tuberculorum  primariorum  secus  areas  10  interambulacrales  distinctissi- 
mis et  numquam  interruptis,  spinis  raris  concoloribus  ,  pallide  flavis, 
gracillimis,  subselaceis  ,  primariis  perpaucis  sed  longissimis,  (intcrme- 
diis diametrum  testae  subaequantibus),  secundarias  sextuplo  superantibus. 

Chiereghini  2)  hat  unter  den  11  Echiniden,  welche 
die  Lagunen  von  Venedig  bewohnen ,  mehrere  neue  Arten 
beschrieben,  von  denen  es  jedoch  nicht  entschieden  ist,  ob 
sie  nicht  bloss  Varietäten  von  bereits   bekannten  Arten  sind. 

So  erwähnt  derselbe  einen  Echinus  clodien(Sis,  hemisferico-globo- 
sus,  ambulacris  denis,  paribus  ,  approximatis  ,  areis  minute  confuseque 
terebratis,  corpore  luberculato ,  tuberculis  maioribus  utrobique  super 
quinque  spatia  maiora  in  duabus  lineis  longitudinaliter  dispositis,  ac 
supra  ipsa  spinis  longissimis;  ferner  einen  Echinus  noctilucens,  hemi- 
sferico-globosus,  ambulacris  denis  minute  perforatis,  foraminibus  duobus 
in  lineolis  approximatis  transversim  positis,  paululum  inclinatis. 

Um  die  Entwickelungsgeschichte  der  Seeigel  verfolgen 
zu  können ,  kam  B  a  e  r  3)  auf  den  glücklichen  Gedanken, 
die  Eier  von  Echinus  esculentus ,  hrevispinosus  und  saxatüis 
künstlich  zu  befruchten.  Er  sah  innerhalb  16  Stunden  infu- 
sorienartige mittelst  Cilien  herumschwimmende  bewegliche 
Larven  aus  solchen  befruchteten  Eiern  entstehen,  welche  ihn 
an  die  Larven  der  Medusa  aurita  erinnerten.  Leider  star- 
ben diese  Larven  bald  nachher,   wahrscheinlich   aus  Mangel 


1)  Ebenda,  p.   167.  2)  S.  dessen  Sinonimia    moderna  a.  a. 

0.  p.  11.  3)  S.  Froriep's  neue  Notizen.  Bd.  39.  1845.  p.  36.  oder 

Bulletin  physico-mathematique   de  l'acad.^des    sc.    de  St.  Petersbourg. 
Tom.  V.  1847.  p.  231.  oder  l'lnstitut.  1847.  p.  173. 


d.  Würmer,  Zoophyten  u.  Protozoen  während  d.  J.  1845—1847.    403 

an  Nahrung.  Auch  Dufosse  i)  stellte  sehr  glückliche  Ver- 
suche mit  künstlicher  Befruchtung  der  Eier  desEchinus  escu- 
lentus  an  ,  wobei  er  heobachtete,  dass  binnen  13 — 15  Mi- 
nuten nach  der  Befruchtung  eine  Art  Oscillation  an  dem  Dot- 
ter eintrat,  welcher  innerhalb  4 — 6  Stunden  die  Dotterzer- 
klüftung folgte,  worauf  schon  nach  24  Stunden  der  Embryo 
die  Eihülle  durchbrach.  Der  mit  Flimmerepithelium  herum- 
schwimmende Embryo ,  der  einen  kurzen  Oesophagus  und 
einen  centralen  weiten  Magen  besitzt,  erhält  am  Munde  Ten- 
takeln, setzt  sich  am  16 — ISten  Tage  mit  dem  Afterende  fest 
und  nimmt  jetzt  eine  veränderte  Gestalt  an,  indem  sich  alle 
äusseren  Organe  um  Mund  und  After  symmetrisch  ordnen; 
unter  anderen  entwickeln  sich  auf  kleinen  den  Mund  umge- 
benden Warzen  sehr  lange  kalkhaltige  Stacheln.  Eine  noch 
ausführlichere  Darstellung  der  durch  künstliche  Befruchtung 
veranlassten  Entwickelung  der  Eier  von  Echinus  esculentus 
haben  wir  Derbes  2)  zu  verdanken.  Derselbe  beobachtete 
ebenfalls  während  des  Furchungsprocesses  Bewegungen  des 
Dotters,  welche  aber  mehr  eine  rüttelnde  Beschaffenheit  hat- 
ten. Nachdem  der  anfangs  sphärische  Embryo  ein  kantiges 
und  pyramidales  Ansehen  angenommen  und  sich  die  Haut- 
schicht von  dem  Verdauungssacke  abgegrenzt  hat,  entwickelt 
sich  eine  Art  Gerüste  aus  glashellen ,  langen  und  grätenarti- 
gen Stücken  zusammengesetzt,  welche  eine  grosse  Festigkeit 
besitzen ,  und  in  die  vier  den  Mund  umgebenden  konischen 
Hervorragungen  sich  hinein  erstrecken.  Derbes  sah  diese 
Hervorragungen  allmählich  wieder  verschwinden ,  doch  v/ar 
es  ihm  nicht  möglich,  eine  weitere  Metamorphose  an  diesen 
Larven  zu  verfolgen,  da  sie  ihm  nach  und  nach  alle  starben. 
Höchst  interessant  ist  es  daher,  dass  sich  Job.  Müller's 
Beobachtungen  *^)  über  denselben  Gegenstand  gerade  da  an- 


1)  Vgl.  Froriep's  und  Schleiden's  Notizen.  Bd.  II.  1847.  p.  312. 
ßd.  IV.  1847.  p.  248.  oder  Comptes  rendus.  Tom.  25.  1847.  pag.  311. 
oder  Annales  des  sc.  nat.  Tom.  VII.  1847,  p.  44.  oder  tke  Annais  ol 
nat.  bist.  Tom.  XIX.  1847.    p.  282.  Tom.  XX.   1847.    p.  356.  2) 

Vgl.  Annales  des  sc.  natur.  Tom.  VIII.   1847.  p.  80.  3)   Vgl.  den 

Bericht   über    die    Verhandlungen   der  Berliner  Akademie  der  Wissen- 
schaften aus  dem  Jahre  1846.  p.  301. 


404     V.  Siebold:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

schliessen,    wo    Derbes   seine    Untersuchungen   abbrechen 
musste.    Müller   beobachtete  nämlich    auf   Helgoland   drei 
Arten  von  Seeigellarven ,    wovon  zwei  einer   und  derselben 
Gattung,  die  dritte  einer  andern  Gattung  von  Seeigeln  anzu- 
gehören scheinen.    Die  eine  Form  dieser  Larven  besteht  aus 
einer  Kuppel  mit  vier  stabförmigen  etwas  divergirenden  lan- 
gen Stützen.     Das  Kalkgerüste   der  Stäbe   setzt  sich  in  die 
Kuppel  fort.      Die  Stäbe  sind  von  der  Haut  der  Larve,  wel- 
che  das  Gewölbe  bildet,  überzogen  und  diese  bildet  zugleich 
am  Rand«  des  Gewölbes  zwischen  den  Stäben  Arkaden.  Mül- 
1  er  vergleicht  die  Form    dieser  Larven   mit  einem  auf  vier 
langen  Füssen    stehenden  Uhrkasten.     Diese  Larven  besitzen 
vier  Epauletten- artige  quere  Wülste    über    den   Stellen,  wo 
die  vier  Stützen  des  Gewölbes  in  das  letztere  übergehen.  Ein 
jeder  dieser  Wülste  ist  mit  sehr  langen  schlagenden  Wimpern 
besetzt,  ausserdem  sind  aber   auch  noch  an  den  Stäben  und 
am  Gewölbe  Wimperschnüre  angebracht.    Wenn  eine  solche 
Larve    sich  zur   Metamorphose  vorbereitet,    so  erzeugt  sich 
auf  einer  der  schmäleren  Seiten  des  Gewölbes  unter  der  ge- 
fleckten Haut  desselben,  schief  gegen  den  Gipfel  des  Gewöl- 
bes geneigt,  eine   scheibenförmige  Platte,  welche  sich  nach 
und  nach  in   eine  fünfblättrige  Figur   umgestaltet.      Zugleich 
entwickeln  sich  dieser  Scheibe  gegenüber  auf  dem  Gewölbe 
dreiarmige  Pedicellarien.    Während  die  fünfblättrige  Scheibe 
durch  Hinzutreten  neuer  Abtheilungen  sich  vergrössert,  wach- 
sen zugleich  Saugfüsse  und  Stacheln  aus  ihr  hervor.^    Eine 
weitere  Entwickelung  des  Seeigels  aus  diesem  Larvenzustande 
hat  Müller  damals  nicht  verfolgen  können. 

Asteridea,  NachDüben's  Beobachtung  0  kommen 
bei  Christianssund  zwei  Arten  Ctenodiscus ,  ein  Astropecten, 
eine  Luidia,  eine  mit  Ophiolepis  filiformis  verwandte  Art  und 
eine  Ophiomyxa  vor ;  derselbe  Naturforscher  2)  giebt  auch 
eine  Uebersicht  der  norwegischen  Seesterne ,  welche  er  im 
Vereine  mit  Koren  beobachtet  hat,  unter  denen  sich  folgende 

neue  Arten  befinden: 

Solaster  furcifer,  radis  5  latis,  depressiusculis,  penicillis  in  dorso 

l)  S.  das  Archiv  skandinavischer  Beiträge.  Th.  L  p,  138.        2) 
Ebenda,  p.  166.  und  437. 


d.  Würmer,  Zoophyten  u.  Protozoen  während  d.  J.  1845—1847.     405 

seriatis,  serie  exlima  marginali ,  reliquis  maiore  ,  spinulis  penicillorum 
planis,  apice  bi-trifurcatis,  poris  tenlacularibus  1— 4nis ,  spinis  inferne 
secus  ainbulacra  ternis,  dein  transverse  pectinatis,  color  lateritius,  sub- 
tiis  albus;  Astvopecten  Parelii,  sinubus  inter  brachia  rotundatis,  diametro 
minore  ad  maiorem  (in  4-pollicaribus)  =  1  :  2^^}  scutis  marginalibus 
30,  inermibus,  granulosis  ,  spatio  paxillifero  sublatioribus;  granulis  in 
inferiore  latere  sensini  abeuntibus  in  spinulas  complanatas,  color  inlense 
sanguineus  ;  Ästropecten  tenuispinus  radiis  angustis,  attenuatis,  niargine 
alle,  interjectis  sinubus  lale  rotundatis  ,  diametro  minore  ad  maiorem 
(in  sesquipoUiearibus)  =  1:4,  scutis  marginalibus  18,  armatis  spinu- 
lis raris,  quarum  in  medio  eminet  spina  longior  ,  cylindrica ,  selacea, 
spinis  in  anibitu  scuti  cuiusque  ambulacralis  8,  in  medio  unica,  longiore 
et  fortiore  ;  Ophioscolex  purpurea,  spinis  brachiorum  ternis,  diametrum 
brachii  subaequantibus,  sub  epidennide  tenui  minute  granulosis,  color 
inlense  purpureus.  Beide  Naturforscher  stellen  zugleich  auch  die  neue 
Gattung  auf  :  Ophiopeltis  rimae  genitales  inter  brachia  binae,  os  papil- 
liferum,  discus  omnino  nudus  et  cute  moUi  tectus,  exceptis  scutis  binis 
elongatis  ad  radios  brachiorum,  brachia  vero  squamata,  absque  omni 
molliori  integumento,  squamae  ad  porös  tentaculares  nullae.  Die  neue 
hiehergehcrige  Species  wurde  von  D.  und  K.  Oph.  securigera  genannt: 
brachiis  longissimis  (diametrum  disci  12 — IScies  superantibus),  spinis 
brachiorum  ternis,  intermedia  apice  dilatata  in  formam  securis  ancipitis 
et  acute  dentalis,  color  disci  olivaceo-virescens,  brachiorum  castaneus. 

Gould  0  berichtet  über  die  bei  Portland  vorkommen- 
den Echinodermen,  deren  folgende  erwähnt  werden :  Solaster 
endeca  und  papulosa,  Asterias  aurantiaca ,  Echinarachnius 
placenta  und  parma,  Cribella  oculata,  Ophiura  aculeata  und 
bellis. 

E.  Gray  -)  lieferte  einen  wichtigen  Beitrag  zur  Kunde 
der  Echinodermen  ,  indem  er  eine  Reihe  Ästenden,  welche 
meistens  der  südlichen  Hemisphäre  angehören,  beschrie- 
ben hat. 

Derselbe  vermehrte  die  Gattungen  Culcita,  Siellasier,  Anlhenea, 
Penlaceros,  Hosia,  Patiria  und  Pieraster  mit  neuen  Arten  ,  und  stellte 
mehrere  ganz  neue  Gattungen  auf,  nämlich:  Randasia  mit  R.  spinu- 
losa und  granulala ,  Aslerodiscus  mit  A.  elegans ,  Calliderma  mit  C. 
Emma,  Astrogonium  mit  A.  miliare,  inaequale ,  tuberculalum ,  paxillO' 


1)  Vgl.  die  Proceedings  of  Ihe  Boston  sociely  of  natural  history. 
Vol.  I.  1844.  p.  40.  2)  S.  the  Ännals  of  nat.  bist.  Vol.  XX.  1847. 

pag.   193. 


406    V.  S  i  e  b  0 1  d :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

sunt;   Tosia  mit  T,  grandis,  aurata,  tubercularis  und  rubra;  Fetricia  mit 
P.  punctata  und   Ganeria  mit  G.  falhlandica. 

Unter  den  von  Chiereghini  ')  gesammelten  venetia- 
nischen  elf  Ästenden  befindet  sich  die  neue  Species  : 

Asteracanthion  caurlensis,  carneo  coloratum,  radiis  quinque  gib- 
bis,  superius  convexis  seriatim  papillalis,  capitalis  ,  extremilate  eorum 
media  uniaculeata. 

Durch  Agassiz  2)  erfahren  wir,  dass  man  das  Was- 
sergefässsystem  der  Asterien  von  der  Madreporenplatte  aus 
iniiciren  kann,  und  dass  die  feinen  Poren  an  der  Oberfläche 
der  letzteren  sich  in  den  Kalkkanal  öffnen,  der  mit  dem  Was- 
sergefässsysteme  zusammenhängt  und  diesem  wie  durch  ein 
Sieb  das  reinste  Wasser  zuführt ,  welches  durch  die  Saug- 
füsschen  wieder  nach  aussen  entlassen  werden  kann. 

Sars  3)  hat  seine  an  Echinaster  sanguinolentus  und 
Asteracanthion  Mülleri  über  Entwickelung  der  Seestern -Eier 
angestellten  Beobachtungen,  welche  in  diesem  Archive  (1844. 
Bd.  I.)  bereits  bekannt  gemacht  wurden,  in  der  Fauna  Nor- 
vegiae  noch  ausführlicher  beschrieben. 

Die  von  Job.  Müller  ^)  unter  dem  Namen  Pluteus  pa- 
radoxiis  zuerst  beschriebenen  und  abgebildeten  höchst  merk- 
würdigen niederen  Tbierformen  der  Nordsee  sind  später  von 
demselben  Naturforscher  ^)  als  die  Larven  einer  Ophiura  er- 
kannt worden.  Derselbe  hat  die  Metamorphose  dieser  Lar- 
ven bis  zur  Bildung  der  ersten  Spur  einer  Ophiura  verfolgen 
können  ^).  In  der  äusseren  Form  erinnert  ein  solcher  Plu- 
teus, welcher  mit  einer  Staffelei  verglichen  wer<fen  kann,  an 
die  Larven  der  Echiniden,  nur  fehlen  die  flimmernden  Epau- 
letten,  dagegen  sind  die  Fortsätze  zahlreicher  vorhanden. 
Müller  zählte  acht  sehr  lange  Fortsätze,  welche  mit  doppel- 


1)  S.  dessen  Sinonimia  moderna  a.  a.  0.  p.  10.  2)  Vergl. 

Comptes  rendus.  Tom.  25.  1847.  p.  679.  oder  Revue  zoologique.  1847. 
p.  396.  oder  Froriep's  und  Sclileiden's  Notizen,  ßd.  V.  1848.  p.  146. 
3)  S.  dessen  Fauna  linoralis  Norvegiae.   1846.  p.  47.  4)  S.  dessen 

Archiv.  1846.  p.  101.  5)  Ebenda.  1847.   p.  160.  6)  Vgl.  den 

Bericht  über  die  Berliner  Akademie  der  Wissenschaften  von  d.  J.  1846. 
p.  1^95.  oder  the  Annais  of  nat.  bist.    Tom.  XIX.  1847.  p.  433. 


i 


d.  Würmer,  Zoophylen  u.  Protozoen  während  d.  J.  1845-1847.     407 

ten  Zügen  von  Wimperschnüren  besetzt  sind.  Die  erste  Spur 
eines  Seesternes  tritt  an  der  Seite  des  Magens  im  Innern  der 
Körpersubstanz  in  Form  von  blinddarmartigen  Figuren  auf. 
Die  Zahl  dieser  Blindsäcke  vermehrt  sich ,  dieselben  setzen 
zuletzt  eine  Scheibe  zusammen ,  deren  Rand  durch  Wachs- 
thum  aus  dem  Phileus  nach  und  nach  hervorragen;  es  ver- 
schmelzen zuletzt  die  zwei  Blindsäcke  und  bilden  so  fünf 
stumpfe  Fortsätze  als  die  künftigen  Arme.  Es  lagert  sich  im 
Körper  des  jungen  Scesternes  kalkhaltiges  Gitterwerk  als 
künftiges  Skelet  des  Seesternes  ab.  Während  sich  derselbe 
nun  weiter  ausbildet ,  schwinden  die  Fortsätze  des  Pluteus 
allmählich,  so  dass,  wenn  sich  die  Füsschen  des  Seesternes 
bilden,  nur  noch  ein  kleiner  Rest  des  Pluteus-Gestelles  übrig 
ist.  Vielleicht  ist  das  abentheuerlich  gestaltete,  einem  Fechl- 
hute  ähnlich  sehende  Püidium  gyr ans,  welches  Müller*)  bei 
Helgoland  ebenfalls  in  der  Nordsee  umherschwimmen^  sah, 
auch  eine  solche  Larve  von  irgend  einem  Echinoderm?  Ein 
anderes  räthselhaftes  Geschöpf  dieser  Art,  welches  Mül- 
ler 2)  ebenda  entdeckt  und  unter  dem  Namen  Actinotro- 
cha  hranchiata  beschrieben  hat,  wurde  von  Wagen  er  3)  ei- 
ner weiteren  Beobachtung  unterworfen.  Die  ganze  Oberfläche 
dieses  walzenförmigen  1  Lin.  langen  Thieres  flimmert.  Von 
oben  her  wird  dasselbe  mit  einer  Art  Mantel  überdeckt.  An 
seinem  oberen  Ende  besitzt  dieser  Mantel  eine  kappenförmige 
Einschnürung,  unterhalb  welcher  der  Rand  des  ersteren  mit 
24  langen  schmalen  und  stark  flimmernden  Tentakelfäden 
eingefasst  ist.  Durch  die  Axe  des  durchsichtigen  Leibes 
zieht  sich  ein  Darm  hindurch,  der  auf  dem  unteren  scheiben- 
förmig abgestutzten  Körperende  mit  einem  Rüssel  ausmündet; 
dieser  Theil  dos  Darmes  ist  von  einem  sehr  entwickelten 
Räderorgane  umgeben ,  und  wird  von  Müller  und  Wage- 
ner als  das  Afterende  angesehen,  während  am  entgegenge- 
setzten oberen  Ende  des  Körpers  in  einer  trichterförmigen 
Vertiefung  der  Mantelkappe  der  muskulöse  Schlund  angebracht 
ist.     In  dem  unteren  Theile  der  Leibeshöhle  windet  sich  ein 


1)    S.   dessen   Arcliiv.    1847.    pag.  159.  2)  Ebenda.  1846. 

p.   101.  3)  Ebenda.   1847.  p.  203. 


408    V.  Si  eb  old  :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Schlauch,  der  ohngefähr  auf  der  Mitte  des  Leibes  unterhalb 
des  Mantelrandes  nach  aussen  mündet.  Die  Bedeutung  die- 
ses Organs  ist  durchaus  räthselhaft  geblieben.  Der  Darm, 
besonders  die  obere  magenartige  Erweiterung  desselben,  flim- 
mert und  enthält  verschiedene  Bacillarien  und  Algensporen 
als  Futterstoffe.  Niemals  waren  Geschlechtsorgane  mit  Sicher- 
heit in  diesem  Geschöpfe  wahrgenommen  worden.  Ein  ober- 
halb des  Schlundes  in  der  Mantelkappe  verborgener  Wulst, 
von  welchem  mehrere  Fäden  auszugehen  scheinen,  ist  muth- 
masslich  ein  Schlundganglion.  Dieses  Wesen  ist  gewiss  kein 
entwickeltes  Thier,  sondern  eine  Larve,  welche  den  Ref.  an 
die  Bipinnaria  asterigera  des  Sars  erinnert,  von  welcher 
sich  vielleicht  schon  die  jungen  Aslerien  getrennt  hatten. 
Die  eben  erwähnte  J5ipmwaTO  asterigera  ist  von  Koren 
und  Danielssen  i)  genauer  beschrieben  worden.  Das  Thier 
zerfällt  eigentlich  in  zwei  Theile ,  der  eine  Theil  ist  das 
Schwimmstück,  der  andere  der  junge  Seesiern.  Das  Schwimm- 
stück ist  durchsichtig ,  cylindrisch ,  am  Vorderende  mit  zwei 
platten  lanzettförmigen  Tentakeln  versehen.  Diese  letzteren 
dienen  liauptsächlich  zum  Rudern.  Zwischen  ihnen  befindet 
sich  eine  Oeffnung  ,  die  in  das  Innere  des  Schwimmstückes 
führt.  Ausserdem  sind  noch  die  Seiten  des  Körpers  mit  ver- 
schiedenen Tentakeln  besetzt,  welche  sämmtlich,  so  wie  auch 
die  übrigen  Stellen  der  Körperoberfläche,  flimmern.  Die  Haut 
dieses  Schwimmstückes  ist  mit  Kalkpartikelchen  durchsetzt; 
der  Seestern  selbst  misst  5  Millimeter  im  Durchmesser,  ist  roth 
gefärbt,  enthält  in  der  Haut  ein  Kalknetz  und  ist  mit  Stacheln 
bedeckt.  Die  Füsschen  stehen  an  demselben  in  doppelten  Rei- 
hen. In  der  Nähe  der  Afteröffnung  tritt  aus  dem  Rücken  des 
Seesternes  eine  drei  Millimeter  lange  Röhre  hervor,  mittelst 
welcher  das  Thier  an  das  Schwimmstück  zwischen  den  Ten- 
takeln desselben  angeheftet  ist.  Diese  Röhre  zieht  sich  mit- 
telst Muskelfasern  sehr  lebhaft  zusammen ,  verlängert  sich, 
kürzt  sich,  ja,  wenn  sich  der  Seestern  von  seinem  Schwimm- 
stück trennen  will,  schnürt  sich  diese  Röhre  am  Rücken  des 


1)  Vgl.  Nyt  Magazin   for  Naturvidenskaberne.    Cbristiania.  1847. 
Bd.  5.  p.  264.  oder  Annales  des  sc.  nat.  Tom.  VII.  1847.  p.  347. 


d.  Würmer,  Zoopliylen  u.  Protozoen  während  d.  J.  1845—1847.     409 

Seesternes  vollkommen  ab.  Solche  Schwimmstücke  bewegen 
sich  aber  dann  ohne  Seestern  noch  mehrere  Tage  im  Was- 
ser umher.  An  dem  Seesterne  bemerkt  man  da,  wo  die  Ver- 
bindung mit  der  Röhre  des  Schwimmstückes  Statt  gehabt 
hat,  eine  Spalte,  welche  wahrscheinlich  später  durch  die  Ma- 
dreporenplatte  geschlossen  wird.  Koren  und  Daniels- 
sen  betrachten  die  contractile  Röhre  als  Respirationswerk- 
zeug, welches  das  Wasses ,  das  durch  die  oben  erwähnte 
Oeffnung  von  dem  Schwimmstücke  aufgenommen  wird,  in 
in  den  Seeslern  hinüberleitet. 

Oinoidea.  Von  Aga  s  s  iz  0  wurde  die  Ordnung  der 
Crinoideen  in  zwei  Abtheilungen  gelheilt,  nämlich  in  die  Cri- 
noidea  ohne  Arme  und  in  die  Crinoidea  mit  Armen.  Zu  der 
ersten  Abtheilung  werden  die  Familien  der  Cijsüdae.,  Echino- 
crinites  und  Pentremites  gezählt,  während  die  zweite  Abthei- 
lung von  den  Familien  der  Apocrinites ,  Pentacrinites  und 
Comatulae  gebildet  werden. 

Ein  neuer  Crinoid  wurde  von  PI ey de  11  2)  in  Neuhol- 
land entdeckt  und  Encrinus  australis  genannt.  Der  Stiel  des- 
selben ist  ungegliedert,  y^  Zoll  lang  und  mit  fünf  keulenför- 
migen Anhängen  versehen.  Zwei  neue  Comatulen  von  der 
norwegischen  Küste  haben  Düben  und  Koren  3)  beschrie- 
ben, nämlich: 

Alecto  petasus  cirris  dorsura  lotum  oblegentibus  ,  sub-50,  com- 
pressiusculis,  arliculis  11—14,  parum  longioribus  quam  latis  ,  brachio- 
riim  syzygiis  plerisque  4-articulatis,  pinnulis  (in  quoque  latere)  sub-50, 
quaruin  inlima  filiformis,  longissima,  tertiam  plus  duplo  superans;  Aleclo 
Sarsii  cirris  dorsum  lotum  oblegentibus,  sub-40,  lenuibus,  compressis, 
arliculis  13—20,  quorum  longissimi  (4—6)  triplo  longiores  quam  lall, 
ultimo  biunguiculato,  brachiorum  syzygiis  plerisque  4-articulatis,  pin-^ 
nulis  sub-40,  quarum  intimae  4—5  filifor^nes,  sequentibus  duplo  lon- 
giores. 

Von  J.  Müller  "*)    haben    wir  eine  wichtige  Abhand- 

/<6    , 

1)  S,  Froriep's    neue   Notizen.    Bd.  37.   1845.   p.  202.   oder    the 
Edinburgh  new  philosophical  Journal.  Oct.  1845.  2)  S.  Tlnstitut. 

1845.  p.  292.  3)  S.  das  Archiv  skandinavischer  Beiträge.  Th.  I. 

1845.  p.  436.  4)  S.  dessen  Abhandlung  über  die  Gattung  Coraa- 


410    V.  Siebold;  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Jung   über   die  Gatfung   Comatula  und    ihre   Arten  erhalten 
welcher  ein  Nachtrag  0  zu  seiner  früheren  Abhandlung  über 
Comatula  vorausging;  in    diesem  Nachtrage  so  wie  in  jener 
Abhandlung  werden  sechs  ganz  neue  Arten  beschrieben,  welche 
Mull  er  in  Paris  kennen  gelernt  hat.     Derselbe  hebt  hervor 
dass  bei  der  Betrachtung  und  Unterscheidung  der  Comatuien 
die  Cirren,  ihre  Zahl,- ihr  Sitz,  ihre  Länge  und  Gliederung 
ganz  besonders   zu  beachten  wären.      Die  Zahl  der  Cirren- 
gheder  giebt  einen  sehr  guten  Artcharakter  ab;    es  kommen 
Arten  mit  10,  mit  20,  50  und  mehr  Cirrengliedern  vor.  An  den 
Armen  muss  die  Gestalt  und  Verbindung  derselben  in  Betracht 
gezogen  werden.    Die  Syzygien   (so  nennt  Müller  je  zwei 
durch  eine  Naht   verbundene    Glieder  der   Arme)   sind   sehr 
regelmässig   an  den  Armen  vertheilt ,  doch   ist  ihre  Stellung 
am  Anfange  der  Arme  zur  Unterscheidung   der  Arten  wich- 
tig.    Die  Pinnulae    (die   gegliederten.  Nebenarme)   haben  je 
nach  den  Arten  eine  sehr  gesetzmässige  Stellung,  von  denen 
die    ersten  Pinnulae  am   Anfange  der  Arme  am    wichtigsten 
sind.     Die  Tentakelfurchen  auf  der  Scheibe  sind  ebenfalls  zu 
beachten.    Bei  den  meisten  Arten  sind  die  Furchen  symme- 
trisch angebracht,  und  die  fünf  Haul3tstämme  der  von  den  Ar- 
men kommenden  Furchen  auf  den  centralen  Mund  gerichtet, 
wobei  die  Afterröhre  excentrisch  angebracht  ist.     Bei  Comor- 
tula  solaris  Mus.  Vien,,   WahlbergimnW.,  multiradiata  und 
pectinata  Reiz,  ist  jedoch   die  Afterröhre  in    der  Mitte  der 
Scheibe  und  die  Mundöffnung  excentrisch  wahrzunehmen,  was 
auf  den  Verlauf  der  Armfurchen  auf  der  Scheibe  vonEinfluss 
ist.     In  einigen  Fällen  läuft  dann  eine  Furche  am  Rande  der 
Scheibe  in  einem  nicht  geschlossenen  Zirkel  herum ,  in  wel- 
.chen  die  Armfurchen    in    gleicher   Entfernung   von  einander 
einmünden;  in  anderen  Fällen  laufen  die  Armfurchen  excen- 
trisch in  einen  Punkt  (Mundöffnung)  zusammen.  Für  die  Ar- 
ten   der  erstem  Form  schlägt  Müller  den   Gattungsnamen 

lula  Lara,  und  ihre  Arten  in  den  Abhandlungen  der  Berliner  Akademie 
der  Wissenschaften  (vorgelesen  1841  und  1846.)  abgedruckt  1849. 

1)  S.  den  Bericht  über  die  Verhandlungen   der  Berliner  Akade- 
mie V.  d.  J.  1846.  p.  177. 


d.  Würmer,  Zoophyten  u.  Protozoen  während  d.  J.  1845-1847.    411 

Actinömetra  vor.  Es  werden  von  demselben  Überhaupi  30 
Arien  beschrieben  ,  welche  auf  folgende  Weise  emgetheiU 
werden:  Comalulen  a)  mit  10  Armen,  oder  b)  mit  mehr  als 
10  Armen ;  a.  «D  sowohl  am  ersten  als  am  zweiten  Armghed 
ein  Syzygium ,  erste  Pinnula  am  Epizygale  des  ersten  byzy- 
aiums  mit. vier  Arten;  a.  ß^  am  dritten  Armgliede  ein  Syzy- 
gium, erste  finnula  am  zweiten  Armgliede,  mit  neun  Arten; 
b.  «)  die  Axillaria  der  Arme  mit  Syzygien,  Lieber  elf  Arten 
mit  20  bis  40  und  mehr  Armen;  b. /5)  dieAxillaria  der  Arme 
ohne  Syzygium,  mit  6  Arten. 

Als  ganz  neue  Arten  befinden  sich  darunter:    Comatula  Milberli, 
10  Arme,  Knopf  convex,  25-30  Cirren  mit  35  Gliedern,  von  der  Hälfte 
an  mir  einem  queren  üorn  ,  das  unterste  der    3  Radialia  äusserst  nie- 
drig, die  Armglieder  niedrig,  8-9  Glieder  zwischen  den  Syzyg.cn  der 
Arme,    die    zweite,   dritte    und  vierte   Pinnula    sind   die  grössten  ;  aus 
IVordamerika.     Comatula  Jacquinoti,    10  Arme,  Knopf  ziemlich  convex, 
scheint    ganz    mit  Girren,  besetzt,  Cirren    22  mit  35  Gliedern,  d.e  am 
Endtheil  der  Cirren  mit  einem  nach  vorn  gerichteten  Dorn  versehen  sind, 
Cirrenglieder    breiter    als   lang,    3  Radialia  sichtbar,  das  unterste  sehr 
niedrig,  Armglieder  niedrig  ,  3-6  Glieder  zwischen    den  Syzygien  der 
Arme,    die  3-4  ersten  Pinnulae   sind   stärker;    aus  Ceram.     Comatula 
trichoptera,  20  Arme,  der  Knopf  verhältnissmässig  gross,  flach  und  etwas 
concav,  die  30  Cirren  zeichnen  sich  durch  ihre    Feinheit  aus  und  ste- 
hen am  Rande,  sie  haben  15  Glieder,   diese  sind  sehr  comprimirt,  nur 
die  äussersten  haben  ein  Knötchen,    der- Dorn    fehlt  meist  am  Haken- 
glied, die  ersten  Pinnulae  sind  gross;  aus  Neuholland.     Comatula  ma~ 
cronema,  13-15  Arme,    rundlicher    Knopf   mit   30   und   mehr  äusserst 
langen    Cirren    von  60-70  Gliedern,    die  gegen    das  Ende  der  Cirren 
ein  Knötchen  entwickeln,  aus  den  5  Armstämmen  von  3  Radialghedern 
entwickeln  sich  meist  drei  Arme,  sodass  sich  ein  Stamm  zuerst  in  ei- 
nen dicken  und  dünnern  Ast  theilt,    der  dickere  aber  über  dem  zwei- 
ten Glied  oder  Brachiale  axillare  sich  wieder  spaltet.     Meist  drei  Glie- 
der zwischen  den  Syzygien   der  Arme.      Die  Armglieder    sind  anfangs 
rundlich ,   werden   aber   bald    comprimirt    und    sehr    stark  gekielt  ;  die 
Gräthe  entwickelt  sich  am  aboralen  Rande  in  einen  aboral  gerichteten 
Dorn.     Die  erste  Pinnula  ist  klein,    die  folgenden  gross,  nehmen  erst 
allmählich  ab,  aus  Neuholland.      Comatula  Reynaudi ,  20  Arme,  Knopf 
flach,  gegen  20  Cirren   am  Rande    mit  40  Gliedern  ,  die  allmählich  ein 
Knötchen  entwickeln,  3  Radialia,  das  dritte   Axillar  ist  ein  Doppelglied 
mit  Syzygium,    an  den  Armen  meist  7  Glieder  zwischen  den  Syzygien, 
die    zweite    und   dritte    Pinnula    sind    länger ,    Bauchseite  der  Scheibe 
weich,  aus  Ceylon.     Comatula  Philiberli,  25  Arme,  Knopf  in  der  Mitte 


412     V.  Siebold:   Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

flach,  Girren  im  Umkreis,  mit  45  Gliedern,  die  nicht  länger    als  breit 
smd  und  wovon  die  mehrslen  ein  Knötchen    haben,  mit  Ausnahme  der 
unteren,  3  Radialia  ,   die  unteren  sehr  niedrig,  das  Radiale  axillare  ist 
ohne  Syzygium,  von  den  Radien  bis  zur  nächsten  Theilung    3  Glieder 
das  zweite  wiegt    seillich    auf  dem    ersten,    das    dritte    oder  Brachiale 
axillare  hat  ein  Syzygium.     Die    20    Secundärarme    haben    das    zweite 
Glied  wieder  wiegend,  einige  dieser  Arme   theilen  sich  nochmals  über 
dem  dritten  Gliede ,    welches    dann    axillar   und   wieder  ein  Syzygium 
besitzt,  auch  wiegt  das  zweite  Glied  über  der  Theilung  abermal^.    Die 
Armgl.eder  werden   bald   sehr    niedrig,   die  zwei  ersten  Finnulae  sind 
noch  klein,  die  zwei   folgenden  gross ,  dann  kleinere  ,  aus  Java.     Co- 
malula  articulata,  40  Arme,  sehr  regelmässig    getheilt,    20-30  Girren 
mit  36-40  Gliedern,  die  Scheibe  des  Knopfes,  mit  Ausnahme  der  Mitte 
besetzend,  zwei  Dritttheile  der  Glieder  der  Girren  haben  ein  Dörnchen, 
3  Rad.aha,    dann    zwei  Glieder  bis  zur  Theilung,  hierauf  wieder  zwei 
Glieder  bis  zur   nächsten   Theilung,   die    Axillaria    ohne  Syzygium,  sie 
wiegen  auf  den  vorhergehenden    Gliedern    von    rechts    nach  links  und  - 
umgekehrt,  das  erste  Syzygium  liegt  am  dritten  Glied  nach  der  letzten 
Ihe.lung,  12-20  Glieder  zwischen  den  Syzygien  der  Arme.     Die  erste 
Finnula  am  zweiten  Gliede  nach  der    letzten  Theilung,    die  erste  Pin- 
nula  ist  kleiner,  die  2-3  folgenden  gross,  dann  kleinere,  ihre  Glieder 
cylmdrisch,  nicht  erweitert. 

itcalephae. 

^  In  dem  Atlas  zu  der  zweiten  Ausgabe  von  Cuvier's 
Regne  animal,  Zoophyies  i),  sind  verschiedene  Quallen  abge- 
bildet, nämlich :  Medusa  aurita,  Beroe  Forskalii,  Cydippe  pL 
leus,  RhizoslomaCumern^  Cassiopea  Andromeda  Es  eh.,  Cas- 
Slopea Borbonica  Del.  Ch.  und  Cephea  cyclophoraFev.,  doch 
sind  es  meist  Copien  aus  bereits  bekannten  Werken. 

Die  von  Costa  herausgegebene  Fauna  del  regno  di 
Napoli  0  enthält  die  ausführliche,  durch  Abbildungen  erläu- 
terte Beschreibung  von  Velella  spirans,  Physophora  muzonema 
und  ulophylla,  Ckarybdea  marsupialis,  Hippopodius  mediterra- 
neus,  Diphya  bipartita  und  teiragona. 

Davon  isl  Physophora  ulophylla  neu,  daher  ichCosta's  Diagnose 
hier  folgen  lasse :    superne  cordata ,   corde    globoso  vesicula  tenui  ex- 


1)  Vgl.  den  genannten  Atlas,  Zoophyies.   PI.  48.  49.  50.  51  und 
56,  2}  S.  Isis.  1846,  p.  717. 


d.  Würmer,  Zoophyten  u.  Protozoen  während  d.  J.  1845—1847.    413 

pansa  incluso ;  inferne  siphonata,  vel  tentaculata,  siphonibus  brevibus; 
altero  lalere  biutriculato,  allero  nudo  ;  ulriculis  inöatis  unllocularibus, 
ulroque  latere  crislalis ;  hinc  inde,  inter  utriculos,  vesiculis  proliferis. 

Von  Verany  ')  werden   als   Bewohner  des  Golfs  von 
Genua  und  Nizza  folgende  Acalephen  aufgeführt  : 

Stephanomia  uvaria  Less.  ,  Doliolum  mediterraneum  Ott.,  Ce- 
9tum  VeneWs  Less.,  Beroe  ovalus  L. ,  Callianira  bialata  Lani.  und 
diploptera  Per.,  Alcinoe  papulosa  Dell.  Ch.,  Diphya  Bory  Bl.,  Hip- 
popodius  luleus  ßl.  ,  Velella  limbosa  Lam.  ,  Porpila  glandifera  Lam., 
Callirhoe  Basteri  Per.,  Dianea  hicullea  Dell.  Ch.,  proboscidalis  Lam. 
und  pileala  Per.,  Oceania  phosphorica  Lnm.,  Aequorea  mesonema? ev., 
Forshalii  Lam.  und  rissoana  Per.,  Pelagia  panopyra  Per.,  Aurelia 
aurita  und  crucigera  Lam  ,  Cassiopaea  borbonica  Dell.  Ch. ,  Rhizo- 
Stoma  Aldrovandi  Per. 

Forbes  ^}  gab   ein  Namensverzeichniss    der  bisher  an 
der  englischen  Küste   aufgefundenen  Pulmograden   Medusen, 
die  er   in  zwei  Sektionen    abtheilt.      Die    erste  Sektion  um- 
fasst  die  Medusen  mit  bedeckten  Augen  und  verästeltem  Verl 
dauungskanal  (gastro-vascular  system).     Die  englische  Küste 
bietet   als   hiehergehörige  Medusen;   Rhizostoma   Aldrovandi, 
Cassiopea  lunulata ,   Pelagia  cyanella  ,   Chrysaora  hijsoscella, 
Cyanea  capillala  und  Lamarckii,  Medvsa  aurita  und  cruciata. 
Die  zweite  Sektion  enthält    die  Medusen  mit  nackten  Augen, 
welche  in   vier   Familien  zerfallen.      Die    erste  Familie  wird 
von  den  Medusen  mit  verästelten  Kanälen  gebildet,  hieher  nur 
die   Willsia  stellaia;    die  zweite  Familie   begreift  solche  Me- 
dusen in  sich,  deren  Kanäle  einfach  sind  und  deren  Ovarien 
sich  an  den  gestielten  Magen  herabziehen,  hieher  Turris  di- 
gitalis  und  neglecta,    Saphenia    dinema  und   Oceania  odona 
nebst  drei   ganz    neuen  Arten.      Die  dritte  Familie   vereinigt 
diejenigen  Medusen,  welche  einfache  von  den  Ovarien  beglei- 
tete Kanäle  besitzen ,  hierher  zuerst  solche  mit  acht  Kanälen, 
nämlich:   Aequorea    campanulata    und  Circe  rosea    als  ganz 
neue  Art,   hierauf  solche  mit  vier  Kanälen,  nämlich:  Thau- 


1)  S.  dessen  Catalogo  a.  a.  0.  p.  4.  2)  S.  the  Annais  of 

nat.  bist.  Tom.  XVIU.  1846.  p.  284.  oder  die  Annales  des  sc.  nat.  Tom. 
VL  1846.  p.  304.  oder  Reports  of  the  british  association  held  1846. 
Notices.  p.  84.  oder  l'Institut.  1846.  p.  390. 


414    V.  Siebold:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

mantias  mit  19  Arten,  unter  welchen  sich  12  neue  unbeschrie- 
bene Arten  befinden  ,  die  neue  Gattung-  und  Art  Slabberia 
halterata  und  Geryonia  mit  der  neuen  Art  G.  appendlculata., 
ferner  eine  Meduse,  welche  vielleicht  zuTima  Es  eh.  gehört, 
T.  Bairdii  des  Johns  ton.  Die  vierte  Familie  begreift  die- 
jenigen Medusen,  welche  einfache  Kanäle  und  die  Ovarien 
im  Stiele  besitzen ,  nämlich :  Bougainvülia  mit  drei  Arten, 
darunter  zwei  ganz  neue  Species,  Madeeria  mit  einer  Spe- 
cies,  Sarsia  mit  vier  Arten  und  die  neue  Gattung  Steenstru- 
pia  mit  drei  Arten.  Unter  diesen  fünfzig  Arten  befinden  sich 
neun  Species  ,  welche  der  britischen  Fauna  ganz  eigenthüm- 
lich  sind. 

Von  R  e  n  i  e  r  ^)  ist  eine  neue  Scheibenqualle  unter  dem 
Namen  Neptimia  purpurea  beschrieben  und  abgebildet  wor- 
den, welche  der  Oceania  pileata  zwar  nahe  steht,  aber  doch 
jedenfalls  von  ihr  verschieden  ist. 

Thompson-)  entdeckte  an  der  irischen  Küste  eine  neue 
Velella,  welche  er  als  V.  subemarginata  durch  ihre  Grösse 
und  durch  ihren  ausgerandeten  Saum  von  der  gemeinen  Ve- 
lella  unterscheiden  zu  müssen  glaubte. 

Hollard  ^)-  lieferte  eine  genaue  Beschreibung  der  Ve- 
lella  limbosa  L  a  m. ,  welche  er  lebend  beobachten  konnte. 
Die  sogenannten  Saugrüssel  derselben  besitzen  an  ihrer  end- 
ständigen Anschwellung  eine  deutliche  Oeffnung,  von  welcher 
ein  Kanal  sich  durch  den  Rüssel  hinzieht.  Alle  diese  Kanäle 
münden  in  eine  gemeinschaftliche  Höhle,  welche  an  der  un- 
teren Fläche  des  horizontalen  Knorpels  liegt,  und  nichts  wei- 
ter als  Knorpel  enthält.  Zwischen  diesen  Tentakeln  erhebt 
sich  ein  dicker  konischer  Rüssel  mit  einer  Oeffnung  an  der 
Spitze,  welche  Hollard  als  Mund  betrachtet,  der  in  einen 
vielfach  verzweigten  Darmkanal  führt.  Die  Saugrüssel  werden 
daher  für  wasserzuführende  Röhren  erklärt.  Die  Geschlechts- 
theile   erkannte  Hollard   an    der  Basis    der  Saugrüssel  in 


1)  S.  dessen  Osservazioni  postume  a.  a.  0.  2)  S.  the  An- 

nais of  nat,  bist.  Tom.  XV.  1845.  p.  321.  3)  Vgl.  die  Annales  des  sc. 
nat.  Tom.  HI.  1845.  p.  248.  oder  Froriep's  neue  Katizen.  Bd.  36.  1845. 
pag.  1. 


d.  Würmer,  Zoophyten  u.  Protozoen  während  d.  J.  1845—1847.     415 

Form  von  trauben förmig  aneinander  hängenden  gestielten 
Säckchen,  in  welchen  theils  gelbe  unentwickelte,  theils  halb- 
durchsichtige  in  der  Entwickelung  begriffene  Eier  enthalten 
waren.  An  den  Embryonen  in  letzteren  war  bereits  die  Spur 
des  Segels  zu  er::ennen.  Das  Knorpelgerüste  enthielt,  wie 
es  schon  L  e  s  s  o  n  beobachtet  hatte,  zahlreiche  Luftzellen. 

Ueber  die  an  der  norwegischen  Küste  vorkommenden 
Röhrenquallen  haben  wir  durch  Sars  ')  höchst  interessante 
Mittheilungen  erhalten. 

Zuerst  beschreibt   derselbe  eine    mit  Physophora  verwandte  sehr 
merkwürdige  neue  Gattung  und  einzige  Species  Agalmopsis  elegans  mit 
folgendem  Gattungscharakter:  partes  cartilagineae  superiores  seu  nata- 
toriae  ut  in  Agalmate  ;  inferiores  numerosae,  solidae,  trianguläres,  spar- 
sae,  non  tubum  componentes ,  sed  modo  una    earum  extremitate  canali 
reproductorio  affixae    ceterumque  liberae  ,  pro  emissione  tubulorum  su- 
cloriorum  ac  tenlaculorum  ubicunque  fissuras  praebentes  ;   canahs  repro- 
duetorius  longissimus,  tubulos  suctorios,  vesiculas  variae  formae  et  ten- 
tacula  offerens;  tentacula  ramulis  clavatis  (clava  variae  formae)  obsita. 
Sars  fand  die  Zahl  der  Schwimmstücke  an  den    verschiedenen  Indivi- 
duen sehr  ungleich,  er  zählte    au    den  grösslen  Individuen  14  oder  15 
Paare  ,  an  kleineren  Individuen-  7  Paare    und  an  den  kleinsten  nur  4, 
3  oder  2  Paare.      Die   zahlreichen    unterhalb    der    Schwimmstücke  den 
ganzen  Reproduktionskanal  dachziegelformig  bedeckenden  farblosen  drei- 
eckigen   sohden  Knorpelstücke   sitzen   nur  mit    ihrer  Basis  fest,    ragen 
sonst*  frei  ab ,    und  lassen    sowohl    die  Saugröhren  wie    die  Fangfäden 
überall  zwischen    sich  heraustreten.      Als  Fortpflanzungsorgane  werden 
von  Sars  traubenförmig  zusammengehäufte  weissliche  kugelförmige  Kör- 
per erwähnt,  welche  zwischen  den  Saugröhren  der  ReproduktioDskanal 
zu  gewissen  Zeilen  besetzt  halten,  und  den  Ovarien  zu  entsprechen  schei- 
nen.  An   einigen   Individuen  bemerkte  Sars  flaschenförmige  Körper  auf 
dem  Reproduclionskanal  aufsitzen,  welche  sich   durch  Systole  und  Dia- 
stole heftig  bewegten,  sich  zuletzt  losrissen  und  rasch  im  Wasser  um- 
herschwammen;  offenbar  waren  diese  sonderbaren  Blasen  Gemmen  oder 
junge  dem  Mutterthiere  unähnliche    Individuen.      In  Gesellschaft  dieser 
Agalmopsis  fand  Sars  auch  eine  neue  Diphyes,  welche  er  als  D.  trun^ 
cala  mit  folgender  Diagnose  versah :  partibus  utrisque  cartilagineis  corpo^ 
ris  penlagonis;  anteriori  pyramidali,  postice  truncata  absque  appendicibus; 
posteriori  utraque  extremitate  truncata,  postice  infra  appendice  horizon- 
tali  foliacea  margine  inciso;    cavitatibus   nalatoriis  aequalibus ;  squarais 
in  canali    reproductorio   cartilagineis    fornicalis    margine    integre.     Das 

1)  S.  dessen  Fauna  liUoralis  Norvegiae  a.  a.  0.  p.Sl. 


416     V.  Siebold:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

vordere  Schwimmstück  enthält  zwei  Höhlen,  nämlich  einen  geräumigen 
conlractilen  Schwimmsaek  und  einen  mit  einer  röthlichen  Flüssigkeit 
gefüllten  Behälter,  während  das  hintere  Schwimmstück  nur  die  eine 
Schwimmhöhle  besitzt.  Der  Reproduktionskanal  ist  von  sehr  vielen 
aber  kleinen  dreieckigen  Knorpelschuppen  bedeckt;  in  entsprechendem 
Verhältnisse  sind  auch  die  Saugröhren,  welche  unter  diesen  Schuppen 
verborgen  stecken,  von  geringem  Umfange.  Auch  bei  dieser  Röhreri- 
qualle  beobachtete  Sars  unter  den  Schuppen  an  der  Basis  der  Saug- 
röhren flaschenförmige  contractile  Körper,  welche  ihm  Gemmen  zu  sein 
schienen.  Eine  zweite  neue  Diphyes  nannte  derselbe  Naturforscher  Z>. 
biloba,  und  beschrieb  sie  in  folgender  Weise:  partibus  utrisque  cartilagi- 
neis  corporis  fere  ut  in  praecedenti  specie,  sed  anteriori  postice  supra 
cavilatem  natatoriam  appendice  horizontali  foliacea  biloba,  lobis  rotunda- 
tis;  posteriori  quam  priori  multo  minori;  squamis  in  canali  reprodu- 
ctorio  cartilagineis  fornicatis  margine  quadridentato.  Während  hier  das 
vordere  Schwimmstück  ungefähr  einen  Zoll  lang  ist,  zeigt  das  Hinter- 
stück merkwürdiger  Weise  nur  eine  Länge  von  »/g  Zoll. 

Von  Forbes  0  wurden  verschiedene  Miltheilungen  über 
Geryonia  proboscidalis  gemsichl,  welche  derselbe  an  der  Küste 
von  Kleinasien  zu  beobachten  Gelegenheit  hatte.  Derselbe 
stellte  mit  M'Andrew  2)  an  der  englischen  Küste  mit  der 
Pelagia  cyanella  Per.  et  Les.  verschiedene  Beobachtungen 
an,  und  sprach  die  Vermuthung  aus  ,  dass  die  stark  phos- 
phorescirende  Pelagia  denticulata  Per.  et  Les.  so  wie  die 
Pelagia  noctiliica  ?e[Y.  et  Les.  und  die  Pelagia  parlheno- 
pensis  Less.  kaum  davon  verschieden  sind.  An  der  Basis 
der  vier  Arme  dieser  Meduse  führen  vier  Oeffnungen  in  eine 
centrale  Höhle,  welche  vier  purpurfarbige  nierenförmige  Ova- 
rien enthält,  zwischen  welchen  sich  vier  Gruppen  contracli- 
1er  kleine  bewegliche  Spermatozoiden  enthaltender  Röhren 
angebracht  sind.  Von  der  Magenhöhle  aus  erstrecken  sich 
16  oder  mehr  Kanäle  nach  dem  Rande  der  Scheibe. 

Von  J.  Price  3)  ist  ein  polygonaler  centraler  Körper 
von  zelliger  Struktur  im  Innern  der  Medusa  capillata  als  An- 
deutung eines  Knochengerüstes  beschrieben  worden.  Mi  Ine 
Edwards  ^)  hat  zu  seiner  Abhandlung  über  die  Circulation 


1)  Vgl.  the  Annais  of  nat.  bist.  Tom.  XV.    1845.   p.   196.         2) 
S.  ebenda.  Tom.  XIX.  1847.    p.  390.  3)  Vgl.   die  Reports  of  the 

british  association  held  1846.  Notices.  p.  87.  4)  Vgl.  die  Recher- 

ches  anat.  et  zool.  etc.  Tom.  I.  PI.  8—10. 


d.  Würmer,  Zoophylen  u.  Protozoen  während  d.  J.  1845—1847.  417 

auf  drei  schönen  Tafeln  eine  Darstellung-  des  Wassergefäss- 
systems  von  Pelagia  noctUiica,  Cyanea  aurita  und  Rhizosioma 
Cuvieri  gegeben.  Derselbe  '3  überzeugte  sich  auch ,  dass 
alle  Beroiden  des  mittelländischen  Meeres  mit  einem  Nerven- 
systeme versehen  sind. 

Frey  und  Leuckart^)  versuchten  es,  die  Verwandt- 
schaft der  Rippen-  und  Scheibenquallen  mit  den  Anthozoen 
nachzuweisen,  indem  sie  Folgendes  hervorhoben.  Bei  den 
Rippenquallen  entspricht  die  abgeplattete  Magenhöhle  dem 
Magen  der  Anthozoen,  auch  soll  hier  der  After  fehlen;  die 
Wassergefässe  werden  mit  der  vielkammerigen  Leibeshöhle 
gewisser  Anthozoen  verglichen. 

Nach  Doyere  ^^  soll  Noctiluca  miliaris  weder  Muskeln, 
Nerven,  noch  Verdauungs-  und  Geschlechtswerkzeuge  besit- 
zen, und  nur  aus  Sarcode  bestehen,  welche  durch  eine  Mund- 
öffnung Nahrungsstoffe  in  sich  aufnehme.  Höchst  sonderbare 
Hautgebilde  in  Form  von  sehr  langen  Haaren  sind  von  W  a- 
gen  e  r  "^3  an  Beroe  ovatus  und  Cydippe  pileus  beobachtet  wor- 
den. Dieselben  bilden  in  Menge  beisammen  stehend  Strei- 
fen, und  scheinen  aus  den  Rippen  dieser  Acalephen  zu  ent- 
springen. 

Tommasi  ^)  theilte  über  die  Organisation  der  Schei- 
benquallen mit,  dass  die  Ovarien  der  Rhizostomen  keine  be- 
sonderen Ausführungsgänge  besitzen  und  die  Eierstöcke  der 
Medusen  keine  wahren  Ovarien ,  sondern  Keimstöcke  seien, 
deren  Keime  weder  einen  Keimfleck  noch  ein  Keimbläschen 
enthielten.  Derselbe  will  dagegen  in  den  Kanälen  des  Thie- 
res  Eier  angetroffen  haben,  auch  spricht  er  von  der  Ent- 
wickelung  dieser  Eier  und  von  ihrer  Umwandlung  in  kleine 
Scheibenquallen,  ohne  der  Infusorien-  und  polypenartigen 
Zustände  der  Medusen -Embryone   zu  gedenken,   mit  denen 


1)  S.  die  Annales  des  sc.  nat.  Tom.  111.  1845.  p.  140.  2) 

S.  deren  Beiträge  a.  a.  0.  p.  32.  3)  S.  Tlnstilut.   1846.  p.  428. 

oder  Froriep's  und  Schleiden's  Wolizen.    Bd.  I.  1847.  p.  184.  4) 

S.  Müller's  Archiv.  1847.  p.  193.  5)  S.  Revue  Zoologique.   1845. 

p.  293.  (Auszug  aus  den  Exercices  academiques    des  aspirants  natura- 
listes  de  Naples.  Juin.  1839—40.  Waples.) 

Archiv  f.  Naturgesch.  XVI.  Jahrg.  2  Bd.  ßß 


418     T.  Siebold:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Tommasi  gänzlich  unbekannt  zu  sein  scheint,  daher  denn 
auch  diesen  Beobachtungen  überhaupt  die  Zuverlässigkeit  ab- 
geht.   Reid  1)  erkannte  dagegen   in  kleinen  nackten  poly- 
penartigen Wesen,  welche  von  Madame  Macdonald  an  der 
Unterseite  eines  im  Meere   gelegenen  Steines   entdeckt  wor- 
den  waren ,   hydraartige  junge  Medusen.      Die   Hautschicht 
des  Leibes  ^o  wie  die   Tentakeln   enthielten   viele  fadenfüh- 
rende Kapseln.      Die  Leibes-  oder  Magenhöhle  enthielt  vier 
Längsleisten,  durch  welche  sich  ein  Kanal  hinzog.  Alle  vier 
Kanäle  waren  durch  einen  Gefässring,  der  die  MundöfFnung 
umgab,  untereinander  verbunden.      MundöfFnung  so  wie  Ma- 
genhöhle und  äussere  Fläche  der  Tentakeln  waren  mit  zarten 
Flimmercilien  besetzt.  Diese  Thiere  pflanzten  sicli  durch  Knos- 
pen den  Winter  hindurch  fort,  wobei  sie  sich  sehr  gefrässig 
zeigten.     Reid  setzte  seine  Beobachtungen  fort,  und  über- 
zeugte sich,  dass  diese  Polypen,  wie  Sars  beschrieben,  sich 
in  30 — 40  junge  Scheiben-Medusen  durch  Querfurchung  ver- 
wandelten ;  nur  der  unterste  Theil  der  Polypen  lebte  als  sol- 
cher fort,  und  erhielt  neue  Fangarme.  Derselbe  will  zugleich 
erkannt  haben,   dass  diese  so  entstandenen  jungen  Medusen 
keine  Gefässe,  wie  Steenstr*ip  behauptet,  sondern  Rippen 
auf  ihrer  Unterfläche  besitzen.     Diese  Medusenbildung  fand 
vorzugsweise  dem  vor  Monat  Mai  Statt  und  hörte  mit  dem  An- 
fange dieses  Monats  wieder  auf«  Auch  J.  Price  -)  beobachtete 
die  Entwickelung  der  hydraähnlichen  Jungen  aus  infusorien- 
artiger Brut   bei  Cyanea  auriia  und  Medusa  capillata  in  der 
bekannten  Weise.     Von  Beroiden  gelang    es   ihm  an  Cydippe 
pileüs   die   Entwickelung    zu   beobachten.     Die   sphärischen 
Embryone  dieser  Rippenqualle  tragen  wenige  Cilien  an  sich, 
verdicken  sich  an  dem  einen  Ende ,  werden  dadurch  eichel- 
ähnlich, nehmen  aber  sehr  frühe  die  Gestalt  der  erwachsenen 
Thiere  an.    Man  kann   alsdann  vier  Reihen  Cilien  an  ihrem 


1)  Vgl.  the  Annais  of  nat.  hisl.  Tom.  XVIII.  p.208.  und  Tora.  XX. 
p.  129.  oder  Froriep's  neue  Notizen.  Bd.  40.  1840.  p.  273.  und  Fro- 
riep's    und    Schleiden's  Notizen,    ßd.  IV.  1847.  p.  150.  2)  S.  Ihe 

Reports  of  the  british  association  held  1846.  Notices.  p.  86.  oder  lin- 
stitut.  1847.  p.  190. 


d.  Würmer,  Zoophylen  u.  Protozoen    während  d.  J,   1845—1847.     419 

Körper  unterscheiden ,  die  beiden  sehr  langen  Tentakeln 
sind  vorhanden,  doch  fehlen  noch  die  Seitenfransen  und 
die  Tasch(?n  ,  in  welche  sie  sich  zurückziehen  könnten. 
In  diesem  Zustande  mit  unbewaffnetem  Auge  kaum  sichtbar, 
verlassen  diese  jungen  Cydippen  die  Eihülle  und  kriechen  mit 
ihren  ausgestreckten  Tentakeln  schleichend  umher,  machen 
aber  nach  plötzlich  eingezogenen  Tentakeln  merkwürdige  tan- 
zende Bewegungen.  Ihre  weitere  Metamorphose  konnte  Pri- 
c  e^  nicht  verfolgen ,  doch  bemerkte  er  in  der  Gesellschaft 
ausgewachsener  Individuen  der  Cydippe  pileus  kleinere  von 
der  Grösse  eines  Hanfkorns  ganz  schon  gestaltet  wie  die  Al- 
ten mit  gefransten  Tentakeln,  mit  Taschen  und  acht  Cilienrip- 
pen.  Referent  0  mächte  bei  seiner  Anwesenheit  zu  Ve- 
nedig, im  September  1847,  in  der  zoologischen  Sektion  der 
neunten  Versammlung  der  italienischen  Gelehrten  die  Mitthei- 
lung, dass  er  in  Verbindung  mit  Prof.  Ecker  aus  Basel  die 
Entwicklung  der  Cephea  Wagneri  kürzlich  zu  Triest  beob- 
achtet und  erkannt  habe ,  dass  die  Embrypne  dieser  Meduse 
in  der  frühesten  Zeit  dieselbe  infusorienarlige  Gestalt  und  Be- 
weglichkeit besitzen,  wie  dielungen  der  Cyanea  aurita.  Ich  muss 
dieser  Mittheilung  noch  hinzufügen ,  dass  ich  nach  dieser 
Gelehrten -Versammlung  meine  Untersuchungen  an  derselben 
Meduse  in  Triest  fortsetzte  und  nun  auch  sah,  wie  diese  in- 
fusorienartigen Embryone  sich  festsezten  und  eine  hydraähn- 
liche Gestalt  annahmen.  Ich  brachte  eine  Menge  dieser  poly- 
penartigen Brut  der  Cephea  Vi^agneri  nebst  einem  Stück  einer 
frischen  Ulve  in  einem  mit  Meerwasser  gefüllten  Glase  von 
Triest  mit  nach  Freiburg  in  Breisgau,  und  hatte  das  Glück, 
diese  Thierchen  noch  lebend  in  einer  im  October  1847  ge- 
haltenen Sitzung  der  dortigen  naturforschenden  Gesellschaft 
vorzeigen  zu  können.  Dass  sich  diese  jungen  Cepheen  noch 
bis  in  den  December  hinein  frisch  erhalten  haben,  hatte  ich 
wahrscheinlich  der  in  dem  mitgebrachten  Seewasser  vegeti- 
renden  Ulve  zu  verdanken,  welche  das  Meerwasser  vor  dem 
Verderben  und  so  die  Cepheen  yor  dem  Tode  schützte. 


1)  Vgl.  Diario  del  nono    congresso  dcgli  scienziati  ilaliani  con-= 
vocati  in  Venezia  nel  Setembre  1847.  p.  54. 


420    V.  Siebold:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Ueber  die  Fortpflanzung-  der  Cytaeis  octopunctata  machte 
SarsO  eine  Beobachtung  beliannt,  aus  der  hervorgeht,  dass 
auch  Gemrnenbildung  bei  dieser  Meduse  vorkommt.  Derselbe 
sah  nämlich,  dass  die  kurz-cylindrischen  Anhänge  an  dem  in 
der  Höhle  der  glockenförmigen  Scheibe  hervorragenden  Ma- 
gen sich  zu  vollständigen  glockenförmigen  Jungen  entwickel- 
ten ,  welche  sich  später  von  dem  Mutterthiere  trennten  und 
im  Wasser  herumschwammen.  Später  erkannte  Sars  die- 
selße  Fortpflanzungs weise  auch  bei  Thaumantias  multicirrata, 
Ueber  das  Hervorbringen  kleiner  glockenförmiger  Medusen, 
welches  man  an  gewissen  Polypen  beobachtet  hat,  vergleiche 
man  weiter  unten  die  vonDuj  ar  din  und  Sars  darüber  ge- 
machten Angaben. 

Polypi. 

Von  der  ausgezeichneten  history  of  the  british  Zoophy- 
tes  hat  G.  J  o  h  n  s  t  o  n  ^)  eine  neue  Ausgabe  besorgt,  wel- 
cher ausser  den  vortrefflichen  in  den  Text  eingedruckten  Bil- 
dern noch  ein  Band  mit  74  Tafeln  Abbildungen  beigegeben 
ist,  während  die  erste  Ausgabe  nur  44  Tafeln  enthielt.  John- 
ston theilte  die  Polypen  in  die  zwei  Classen:  I.  Anthozoa 
und  H.  Polyzoa,  welche  letztere  den  Bryozoen  E  h  r  e  n  b  e  r  g's 
entspricht.  Für  die  Anthozoen  behielt  derselbe  die  frühere 
Eintheilung  in  Hydroida,  Asteroida  und  Helianthoida  bei.  Die 
Anthozoa  hydroida  wurden  in  die  drei  Unterordnungen  Tu- 
bularina,  Sertularina  und  Hydrina  getheilt.  Die  Tubularina 
mit  den  Familien  der  Corynidae  und  Tuhulariadae  haben  sie- 
ben Gattungen  aufzuweisen,  die  Sertularina  mit  den  Familien 
der  Sertulariadae  und  Campanulariadae  ganz  ebenso  ,  wäh- 
rend die  Hydrina  mir  eine  einzige  Gattung  in  sich  schlies- 
sen.  Die  Cymodocea  simplex  und  comata  des  Lamouroux 
wurden  den  Campanulariaden  als  zweifelhafte  Formen  ange- 
hängt. Für  die  Ordnung  der  Asteroiden  bietet  die  britische 
Polypen-Fauna  Repräsentanten  aus  der  Familie  der  Pennatii- 
lidae,  Gorgonidae  und  Älcyonidae  in  sieben  Gattungen  dar. 
Die  Ordnung  der  Helianthoida  findet  sich  in  der  britischen 
Fauna  durch  die  Familien  der  Milleporina,  Ocellina,  Zoanthina 


1)  S.  dessen  Fauna  littoralis  Norvegiae.  1846.  p.  10.  2)  S. 

dessen  History  of  the  british  zoophytes.  London.  1847. 


d.  Wurmer,  Zoophyten  u.  Protozoen  während  d.  J.  1845—1847.     421 

und  Actinina  mit  zwöit"  Gatlungeu  vertreleii.  DieClasse  der 
Polyzoa  Iheilte  Johns  ton  in  zwei  Ordnungen:  I.  Infundi" 
bulata  mit  den  Unterordnungen  Tnbuliporina,  Celleporhia,  Hai- 
cyonellea  und  Vesicularina.  Diese  vier  Unterordnungen  zer- 
fallen in  die  Familien  der  Tubidiporidae ,  Crisiadae  ^  Eucra- 
tiadae,  Celleporidae,  Escharidae,  Vesiculariadae  und  Pedicel^ 
linae  mit  29  Gattungen.  II.  Hippocrepia,  diese  Ordnung  zer- 
theilte  Johns  ton  in  die  Familien  Oistatellidae ,  PlumoteUi" 
dae  und  Paludicellidae  mit  fünf  Galtungen. 

Von  Nardo  M  ist  eine  neue  Classification  der  Zoo- 
phyten vorgeschlagen  worden.  Derselbe  stellte  zuerst  die 
folgenden  vier  Ordnungen  auf:  Zoofitari  tubuligeni,  alcionari, 
ßtoidei  und  pennatulari ,  welche  wiederum  in  Unterordnun- 
gen und  Familien  abgetheilt  werden. 

Von  dem  für  die  zweite  Ausgabe  des  Regne  animal  von 
C  u  V  i  e  r  bestimmten  Attas  sind  dem  Ref.  zehn  Tafeln  (Zoo- 
phytes)  zu  Gesicht  gekommen ,  welche  den  Polypen  gewid- 
met sind,  nämlich: 

PI.  63.  Polypes,  charnus,  mit  Lucernaria  auricula;  PI.  64.  Poly- 
pös gelatineaux  ,  mit  Hydra  fusca ,  Synhydra  und  Cristatella;  PL  65. 
Polypes  ä  Polipiers  ,  mit  Tuhularia  calamaris ,  Cornularia  crassa  und 
Anguinaria  spatulata;  PI.  65  bis.  Folypes  ä  tuyaux,  mit  Tubipora,  Ca~ 
tcnipora  gracilis  und  compressa ;  Fl.  83  bis.  Polypes  Lithophytes,  mit 
Oculina  flabelliformis ;  PI.  83  ter.  mit  Echinopora  rosularia  und  Ex- 
planaria  mesenlerina ;  PI,  84  ter.  mit  Aslrea  heliopora  ,  Maeandrina 
cerebriformis ;  PI.  85.  mit  Sarcinula  Organum  und  perforata,  mit  Sty- 
lina  echinulata  und  Dislichopora  violacea  ;  Fl.  88.  mit  Adeona  foliifera 
und  cribriformis ;  PI.  91.  Polypes  corlicaux  et  nageurs  ,  mit  Verelilhm 
cynomorium,  Virgularia  mirabilis  und  Renilla  violacea.  Die  Abbildunr 
gen  sind  theils.  Originale  theils  Copien  nach  Schweigger,  ü.  F. 
Müller,  Van  Beneden,  Lister  u.  a. 

Ueber  die  geographische  Verbreitung  der  Polypen  haben 
wir  verschiedene  Beiträge  erhalten. 

Von  Thompson  ')  sind  als  irische  Polypen  Coryne 
Listen  Van  Ben.,  Turbinolia  tnilletiaiia  De  fr.,  Dysidea  pa- 
pulosa J  0  h  n  s  t.   aufgeführt   worden  ,    denen   derselbe   noch 


i)  S.  die  Isis  1843,  p.  635.  ii)  Vgl.  ihe  Annais  of  nal.  bist. 

Tom.  XVJII.  p.  394. 


422    V.  Siebold:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Corynacüs  Ällmani  als  neue  Art  hinzufügt,  welche  sich  durch 
ihre  rothe  Färbung-  und  noch  andere  Merkmale  von  der  Co- 
rynact.  mridts  unterscheidet. 

In  dem  Meerbusen. von  Christiania  sind  vonörsted') 
folgende  Polypen  aufgefunden  worden: 

Campanularia  geniculala  L. ,  Flumularia  pinnata  L.  ,  Virgularia 
mirabilis  L.  ,  Lobularia  digitata  L.  ,  Anthea  Cereus  Ell.,  Actinia  sp. 
affinis  Actin.  coccineae  Zool.  Dan. ,  Edwardsia  sp.  nov.,  Oculina  proli- 
fera  L.,  Lepralia  coccinea  Müll.,  Retepora  cellulosa  L. ,  Flustra  mem" 
branacea  M  ül  1. 

Als  Bewohner  der  Lagunen  Venedigs  machte  Nardo  2) 
folgende  Polypen  namhaft: 

Tubulipora  verrucosa,  Crisia  eburnea,  Bicellaria  fastigiala,  scru- 
posa,  reptans  und  ciliata,  Acamarchis  neritina,  Cellaria  avicularia  und 
ceroides  ,  Amathia  lendigera  ,  Aethea  anguina  ,  Salicornaria  gracilis 
Ward,  Pherusa  adriatica  Nar(K,  Cellepora  spongües,  hyalina,  Eschara 
fascialis ,  gracilis  und  Retepora- cellulosa. 

Auch  R e  ni  e  r  '0  lieferte  zur  adriatischen  Polypen-Fauna 
einen  Beitrag,  indem  er  die  Edwardsia  vestita  Forb.  unter 
dem  Namen  Moscata  rhododactyla  oder  Actinia  cylindrica  sehr 
schön  abbildete.  Eine  andere  nicht  festsitzende  Actinie  mit 
konischem  Leibe  und  einfacher  Tentakelreihe  bildete  Re- 
nier  a\s,Monocei'as  ternodactylum  ab;  es  zeichnet  sich  diese 
Actinie  durch  einen  die  übrigen^Tentakeln  durch  ihre  Grösse 
weit  überragenden  Fühler  aus.  Einige  Polypen,  zu  Caryo- 
phyllia  gehörig  und  eine  Tiibularia  indivisa  {coronata  Abildg.} 
sind  ebenfalls  noch  vonRenier  dargestellt  worden. 

Die  neapolitanische  Fauna  ist  von  Costa  '^)  durch  die 
ausführliche  Beschreibung  und  Abbildung  vieler  Polypen  be- 
reichert worden,  unter  denen  sich  jedoch  aucli  einige  Litho- 
phyten  befinden. 

Mehrere  neuseeländische  Polypen  wurden  von  Gray  "•) 
beschrieben  ,  nämlich  fünf  Flustradeen ,  zwei  Celleporideen, 
zwei  Crissiadeen,  fünf  Sertularieen  und  eine  Tubulipore.  Der- 


1)  S.  Nalurhislorisk  Tidsskrift.  Bd.  1.   1844—45.  p.424.  2) 

S.  dessen  Prospetto    della  Fauna   marina  del    veneto  estnario.  Venezia. 
1847.  p.  22.  3)  S.  dessen  Osservazioni  postume  a.  a.  0.  4) 

Vgl.  Isis.  1846.  p.  717.  5)  S.  Revue  «oologique.  1845.  p.  314. 


d.  Würmer,  Zoophyten  u.  Prot(^zoen  während  d.  J.  1843—1847.    423 

selbe  Naturforscher  äusserte  sicli  über  die  Organisation  und 
das  Wachsen  der  Steinlcorallen ,  deren  äusserste  Rinde  nur 
allein  belebt  sei.  Die  Thiere  dieser  Korallen  erzeugen  Eier, 
welche  in  die  Magenhöhle  gelangen  und  von  da  durch  die 
Mundöffnung  nach  aussen  entleert  werden.  Zugleich  entste- 
hen auch  Knospen  an  diesen  Polypen  oder  ihre  Magenhöhle 
Iheilt  sich  und  giebt  so  zur  Entstehung  neuer  Individuen 
Veranlassung,  wobei  neben  der  bereits  vorhandenen  Mund- 
öffnung eine  neue  durch  Dehiscenz  entsteht.  Von  der  Art 
und  Weise  des  Wachsthums,  der  Ausbreitung  der  durch  Knos- 
pen entstandenen  Individuen  hängt  die  Form  des  Polypen- 
stockes ab.  Gray  theilte  die  Steinkorallen  in  folgender 
Weise  ein.  1.  Polypen  mit  zwölf  oder  weniger  Tentakeln  in 
einfacher  Reihe.  Die  Zellen  des  Polypenstockes  bestimmt  ab- 
gegrenzt, einfach  mit  12  oder  weniger  Längsrinnen,  zuweilen 
mit  einem  centralen  Stiele.  Hieher  die  Familien  der  Pocillo- 
poridae^  Stylasteridae ,  Madreporidae  und  Poritidae.  II.  Po- 
lypen mit  vielen  Tentakeln,  welche  in  zwei  und  mehr  Reihen 
gestellt  sind.  Zellen  mit  zwölf  und  mehr  radialen  Platten, 
a.  Zellen  bestimmt  abgegrenzt  mit  einem  einzigen  Centrum, 
Platten  dünn  und  am  Rande  gesägt ,  Thiere  durch  Knospen 
sich  vermehrend,  hieher  die  Familien  der  Dendrophyllidae 
und  Oculmidae;  b.  Zellen  abgegrenzt  oder  ineinanderge- 
schmolzen  mit  vielen  centralen  Stellen ;  Lamellen  gesägt ; 
Thiere  durch  Theilung  sich  vermehrend,  hieher  die  Familien 
der  Caryophylliadae,  Meandrinidae  und  Agar icidae. 

Sehr  interessante  Bemerkungen  über  die  geographische 
Verbreitung  der  Polypen  hat  Dan  a  ')  mitgetheilt.  Nach  sei- 
nen Erfahrungen  kommen  die  Hydroideen  und  Actinoideen 
in  allen  Meeren  vor ,  dagegen  beschränken  sich  die  Madre- 
poren,  Asträen  und  Gemmiporideen  fast  nur  auf  die  Koral- 
lenmeere zwischen  dem  28.  Grade  nördlicher  und  südlicher 
Breite,  während  die  Caryophyllien  wie  die  Actinien  über  alle 
Zonen  verbreitet  vorkommen.     Die  Madreporen  und  Asträen 


1)  Vgl.  ihe  american  Journal  of  science  and  arts  hy  Silliraan. 
1847.  oder  the  Annais  of  nat.  hist.  Vol.  XX.  p.  98.  oder  Froriep's  und 
Schleiden's  Notizen,  ßd.  III.  1847.  p.  21, 


424    V.  Siebold:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

finden  sich  nur  bis  zu  einer  Tiefe  von  16 — 20  Klaftern,  was 
wahrscheinlich  von  Licht  und  Druck  abhängt  und  nicht  von 
Wärme,  welche  in  den  Tropengegenden  sehr  tief  in  das  Meer 
hinabreicht.  Von  306  bekannten  Polypen-Arten  kommen  27 
auf  die  ostindischen  Gewässer  und  das  stille  Meer,  unter 
welchen  letzteren  nur  zwei  Arten  auch  in  Westindien  aufge- 
funden wurden.  Es  geht  hieraus  hervor,  dass  die  westindi- 
schen Arten  ganz  verschieden  von  den  ostindischen  Polypen 
sind.  In  Bezug  auf  die  Vertheilung  der  Polypen  in  der  Breite 
üben  die  Beschaffenheit  des  Wassers  und  die  Temperatur 
desselben  einen  wichtigen  Elnfluss  aus,  während  die  Licht- 
einwirkung und  der  hydraulische  Druck  in  Bezug  auf  die  Ab- 
grenzung des  Vorkommens  der  Polypen  in  der  Tiefe  von 
Einfluss  sind.  Dana  ^)  sprach  sich  auch  sehr  ausführlich 
über  die  verschiedenen  Knospenbildungen  der  Polypen  aus, 
von  deren  Stellung  und  Wachsthum  die  Form  der  Polypen- 
stöcke abhängt.  Derselbe  gab  in  einer  neuen  Classification 
eine  Uebersicht  der  Polypen ,  welche  er  als  Zoophyta  in  fol- 
gender Weise  charakterisirte :  animalia  radiata  saepius  basi 
affixa,  superne  tentaculis  coronata  cum  ore  centrali  edentato, 
et  intus,  lubo  cibario  uniforo,  androgyna,  ovipara  et  gem- 
mipara,  nervis  inconspicuis,  circulatione  ex  corde  laxissima, 
sensus  organis  specialibus  nuUis.  Dana  schloss  hiernach 
die  Bryozoen  von  den  Polypen  aus,  und  theilte  die  letzteren 
überhaupt  in  die  zwei  Ordnungen :  L  Äctinoidea  ventriculo 
stomachum  includente  lamellis  radialis  generativis  septato, 
ovulis  ore  eiectis;  IL  Hydroidea  ventriculo  tubuliformi,  sim- 
plicissimo,  ovulis  e  lateribus  externe  enascentibus.  Die  Acti- 
noideen  zertheilte  derselbe  in  die  Unterordnungen:  I)  Acti- 
naria  mit  den  Tribus  Astraeacea,  Caryophyllacea ,  Madrepo- 
racea  und  Antipathidae;  2)  Alcyonaria  mit  den  Familien  Pen- 
natulidae,  Alcyonidae,  Cornularidae,  Tubiporidae  und  GorgOr 
iiidae.     Auch  die  Hydroideen  theilte  Dana   nur  in  Familien 


1)  Vgl.  Silliman's  american  Journal  a.a.O.  Vol.  IL  1846.  p.  64. 
und  187.  Vol.  HL  1847.  p.  1.  160.  u.  337. "oder  Froriep's  und  Schlei- 
den's  Notizen»  Bd  IlL  1847.  p  49.  oder  Annales  des  sc.  nat.  Tom.  V. 
1846.  p.  243. 


d.  Würmer,  Zoophyten  u.  Protozoen  während  d.  J.  1845—1847.     425 

ab,  nämlich  in  die  Hydridae,  Sertularidae  ,  Campanularidae 
und  Tubularidae.  Derselbe  Nalurforschcr  hat  später  in  ei- 
nem besonderen  Werke  die  Polypen ,  welche  von  ihm  auf 
der  durch  Ch.  Wilkes  unternommenen  Seeexpedition  ge- 
sammelt worden  sind,  sehr  ausführlich  beschrieben  ')  und  in 
einem  dem  Werke  beigegebenen  sehr  splendid  ausgestalteten 
Atlas  auf  61  kolorirten  Foliotafeln  schön  dargestellt.  Es 
wurden  von  ihm  über  261  Polypen  -  Arten  gesammelt,  von 
denen  203  Species  als  neu  beschrieben  worden  sind.  Dieser 
speciellen  Beschreibung  ist  eine  anatomisch  -  histologische 
Analyse  der  Hydroideen  und  Actinoideen  vorausgeschickt 
worden,  welche  sich  übrigens  auch  in  dem  bereits  erwähn- 
ten Journal  des  Silliman  (Vol.  III.  1847.)  mit  denselben  Holz- 
schnitten ausgeschmückt,  abgedruckt  findet.  Ein  anderer  Ab- 
schnitt bezieht  sich  auf  das  Wachsthum  ,  auf  die  Fortpflan- 
zung und  Entwickelung  der  Polypen,  der  etwas  dürftig  aus- 
gefallen ist,  was  wohl  davon  herrühren  mag,  dass  Dana 
noch  nicht  mit  den  wichtigen  neueren  Untersuchungen  von 
Sars,  Loven,  Van  Beneden  u.  a.  bekannt  gewesen  ist, 
als  er  die  Bearbeitung  dieses  Gegenstandes  vorgenommen, 
lieber  die  geographische  Verbreitung  so  wie  über  die  Clas- 
sification der  Polypen  sprach  sich  Dana  in  besonderen  Ab- 
schnitten aus,  welche  ebenfalls  in  Silliman's  Journal  abge- 
druckt und  bereits  erwähnt  worden  sind. 

Id  der  speciellen  Beschreibung  beginnt -Dana  mit  der  Familie 
der  Actiniden  ,  von  welcher  die  Gattung  Aclinia  mit  29  neuen  Arien 
und  Metridium  Ok.  mit  drei  neuen  Arten  aufgeführt  werden.  Die  Fa- 
milie der  Astraeiden  vermehrt  Dana  durch  vier  neue  Gattungen,  näm- 
lich: Euphyllia  mit  14  Arten,  worunter  zwei  ganz  neue  Arten;  als 
Gattungscharakter  gilt  Folgendes:  Aslraeidae  simplicissimae ,  aut  se- 
gregato  -  gemmatae  ,  raro  liberae  ;  eoophytis  hemisphericis  ;  tentacula 
oblonga  subaequalia;  coralla  caliculato  -  ramosa,  caliculis  sublurbi- 
natis  ,  aut  rolundalis  aut  valde  compressis ,  interdum  meandrinis  ;  la- 
mellis  fere  integris  ;  cella  fundo  angustissima  ;  Ctenophyllia  mit  4  Ar- 
ten, worunter  zwei  neue  Arten,  die  Diagnosen  dieser  Galtung  bestimmte 
Dana  mit  den   Worten:  Aslraeidae  explanato-glomeratae,   dlscis  seria- 


1)  Vgl.  United  slales  exploring  expedition  duriog  the  yearg  1839 
42  under  the  command  of  Charles  AVilkes.  Vol.  VU.  Zoophyles  by 
James  Dana.  Philadelphia.  1846. 


426    V.  Siebold:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der Natiirge»chichte 

tim  gemmantibus,  itaque  sinuose  iincaribus;  coralla  substipitata,  convexa; 
cellis  fossiformibus  ,  meandrinis;  lamellis  crassissimis  ,  paucis,  subae- 
qiialibus,  fere  integris ;  Caulastraea  mit  drei  neuen  Arten:  Aslraeidae 
segregato- gemmatae  5  cespitosae  ,  caulibus  polypisque  subcylindricis; 
coralla  fragilia,  extus  striata,  intcrdum  deiiticulata ;  cella  suborbiculata, 
late  excavata ;  lamellis  inaequaliter  exserlis  ,  subintegris  ,  valde  mime- 
rosis;  Phyllaslraea:  Aslraeidae  explanatae,  foliaceae ;  polypis  sursum 
spectantibus ,  prominenlibus  ;  coralla  striata ,  vix  echiüulala,  caliculis 
grandibus  lateraliter  affixis,  mit  der  einen  neuen  Art  Ph.  lubifex.  Für 
die  Familie  der  Fungiden  stellte  Dana  drei  neue  Gattungen  auf,  näm- 
lich: //afomiVrrt,  Fungidae  liberae,  gemmatae,  explanatae,  polypis  omnino 
sparsis  (utrisque  longe  tentaculalis?)  coralla  convexa,  oririmis  grandi- 
bus, undique  sparsis;  lamellis  brevibus  (semipollice  non  minoribus), 
crassissimis,  crasse  dentalis,  radialis,  superficie  inferiori  echinata,  hic- 
her  gehört  Lamarck's  Fungia  pileus;  Zoopilus,  Fungidae  liberae,  gem- 
matae, explanatae,  polypis  undique  sparsis,  oribus  radiale  seriatis,  co- 
ralla lamellis  maioribus  usque  ad  peripheriam  radiale  productis,  interme- 
diis  minoribus  et  per  oririmas  inlerruptis,  mit  der  neuen  Art  Z.  echinatiis; 
Psammocora,  Fungidae  affixae,  glomeratae,  aut  ramosae;  polypis  obsolete 
tentaculalis,  non  seriatis  j  inlersliliis  inlerdum  planulatis  saepius  undique 
lurgide  elevatis ;  itaque  superficie  cellis  interdum  excavata ;  coralla  po- 
röse, oririmis  minutis,  lamellis  subtilissimis ,  minute  arenoso-denlicula- 
tis,  saepius  irregularibus,  alternis  non  minoribus,  mit  fünf  Arten,  wor- 
unter zwei  ganz  neue  Species.  Die  Familie  der  Caryophylliden  ver- 
mehrte derselbe  durch  die  neue  Gattung  Culicia ,  Caryophyllidae  non 
gemmatae,  affixae,  pumilae,  subcylindricae,  polypis  Caryophylliis  affini- 
bus  ;  coralla  fragilia,  extus  non  striata,  lamellis  inciso-denticulatis,  cella 
paulo  profunda  ,  inlerdum  vix  depressa ,  mit  drei  neuen  Arten.  Auch 
die  Familie  der  Madreporiden  erhielt  durch  Dana  eine  neue  Gattung, 
nämlich:  Manopora,  Madreporidae  foliaceae,  subramosae  aut  glomera- 
tae, nunquam  arborescenles  nee  ramis  teretes  ;  tentaculis  brevibus,  al- 
ternis saepe  maioribus,  polypo  apicali  nullo;  corallo  caliculis  irregula- 
ribus, saepe  spinoso-lacinialis ,  saepe  omnino  obsoletis,  mit  29  Arten, 
'unter  denen  sich  15  ganz  neue  Arten  befinden.  Zu  der  Gattung  Au- 
lopora  des  Goldfuss,  von  welcher  bisher  nur  fossile  Arten  bekannt 
gewesen  waren,  entdeckte  Dana  eine  no^h  jetzt  lebende  Art  hinzu, 
welche  er  im  stillen  Meere  fand  und  A.  tenuis  nannte.  Von  Hydroiden 
beschrieb  derselbe  die  neuen  Sertularidcn  Antennularia  cyalhifera,  Ser- 
iiilaria  tnimosa  und  Pasyfhea  gracilis,  von  neuen  Campanulariden  die 
Lomedea  gracilis  und  simplex ,  von  neuen  Tubulariden  die  Tubularia 
ornata  und  capillifera.  In  einem  Anhang  erwähnte  Dana  endlich  noch 
14  Arten  von  Polypen,  deren  Stellung  im  Systeme  derselbe  zweifelhaft 
lassen  musste. 


(I.Würmer,  Zoophyten  u.  Protozoen  während  dJ.  1845—1847.    427 

Von  Duchassaing  und  Michelin  0  sind  zwei  neue 
Polypen  aus  dem  Meere  bei  Quadeloupe  beschrieben  worden, 
und  zwar : 

Solanderia  als  neue  Gattung  ,  welche  zwischen  Corallium  und  Me- 
litaea  steht,  und  durch  folgende  Species  repräsentirt  wird  :  Sol.  fjra. 
cilis,  fixa,  subflexilis,  ramosissima,  flabelliformis,  ramis,  rainulisque  sub- 
rotundis,  irregularibus,  strialis,  spongiosis,  lusco-purpuralis ;  crusta  po- 
lypifera  tomentosa  vel  granulosa.  Der  zweite  neue  Polyp  ist  Fterogor- 
gia  Guadalupensis ,  fixa,  ramosa,  dicholoma,  ramulis  compressis,  lalis, 
simplicibus,  extremilatibus  rotundatis,  poris  parallelis,  in  series  lateia- 
les,  binas,  regulatim  dispositis,  cortice  rugosa,  flava;  axi  corneo,  ad 
basin  crasso,  nigro,  striato. 

Durch  E.  Forbes  ^)  wurde  die  interessante  Mitthei- 
lung gemacht,  dass  die  'bisher  nur  als  fossil  gekannte  schöne 
Koralle  Turbinolia  milletiana  lebend  30  Faden  tief  an  der 
Küste  der  Scilly-Inseln  entdeckt  worden  sei,  wobei  derselbe 
noch  erwähnt,  dass  Funicularia  quadrangularis  an  den  He- 
briden  aufgefunden  worden  ist. 

Eine  Kritik  der  von  Blainville  unterschiedenen  Po- 
lypen -  Gattungen  ßriareum ,  Lobularia ,  Anthelia,  Alcyonium, 
Pulmonellum  und  Cliona  hat  Nardo  •^)  bekannt  gemacht, 
wobei  derselbe  einigen  von  Planco,  Renier,  Olivi  und 
Ginnani  beschriebenen  Polypen,  welche  von  Blainville 
zum  Theil  unrichtig  gedeutet  worden  sind ,  eine  richtigere 
Stellung  im  Systeme  angewiesen  hat. 

Eine  neue  Seefeder  ist  von  S  a  r  s  "*)  beschrieben  worden. 

Pennalnla  borealis  16  ad  31  poUicaris ,  valde  elongata ,  rubra; 
pinnulis  breviusculis ,  semilunaribus,  apicem  versus  longioribus  et  iin- 
bricatis,  basin  versus  minoribus  et  magis  distantibus,  cellulis  polyporum 
in  seriebus  2 — 3  irregularibus  dispositis;  rachide  angusto ;  stipite  (ste- 
rili)  tertiam  ad  quintam  totius  parteni  aequanle,  fusiformi,  parte  bul- 
bosa  antice  margine  elevalo  et  supra  papillis  sanguineis.  Polypi  albidi, 
tenlaculis  8  pinnatis  apice  acunainatis ,  pinnulis  longioribus  setaceis. 
Ausser  dieser  Seefeder  führt  Sars  noch  folgende  Arten  als  Bewohner 


1)  Vgl.  Revue  zoologique  1846.   p.  218.  2)  S.  Ihe  Reports 

üf  the  british  associalion  held   18i6.  p.  66.  3)  S.  dessen  Rischia- 

rimenti  e  rellificazioni  ai  gcneri  ed  a  qualche  specie  della  Famiglia  de' 
Zoofitari  Sarcinoidi   od   Alcionari.     Vicenia^    1845  4)  S,  dessen 

Fauna  littoralis  Norvegiae.  1846.  p.  17. 


428    V.  Sieb  old:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

der  norwegischen  Küste  auf,  nämlich:  Pennatula  pospÄorea  M  ü  11., 
Virgularia  juncea  Lam.,  mirabilis  Müll,  und  Verelillum  stelliferum 
Müll.  Eine  andere  neue  Seefeder  des  Nordens  machten  Koren  und 
Danielsen  unter  dem  Namen  Virgularia  Christii  bekannt');  der  meh- 
rere Zoll  lange  und  vier  Linien  dicke  Folypenstock  ist  hier  mit  ly^ 
Lin.  langen  konischen  glatten  Zellen  feesetzt,  aus  deren  einfachen  Mün- 
dungen ein  achtarmiger  Polyp  hervorkommt. 

Mit  sehr  fleissiger  Benutzung  aller  die  Actinien  betref- 
fenden Lilteratur  hat  Contarini  2)  eine  Uebersicht  der 
äusseren  und  inneren  Organisation ,  der  Lebensweise  und 
Fortpflanzung  der  Actinien  gegeben,  ohne  jedoch  die  inicro- 
scopischen  Untersuchungen  der  neueren  Zootomen  berück- 
sichtigt zu  haben.  In  Bezug  auf  die  Tentakeln  spricht  sich 
derselbe  für  die  schon  oft  bezweifelte  Anwesenheit  von  Po- 
ren an  den  Spitzen  der  Tentakeln  aus.  Als  Bewohner  der 
Lagunen  Venedigs  hat  Contarini  folgende  Seeanemonen 
beschrieben  und  abgebildet: 

Aclinia  equina  Lin. ,  Bellis  Sol.  et  EH.,  aurantiaca\)e\\.  Ch., 
diaphana  Rap.  ,  maculata  Brug.,  carciniopados  Ott.,  effoeta  L. ,  ru- 
bra Brug. ,  concentrica  Riss,,  verrucosa  Penn.,  viridis  L.  Aus  den 
Actinien,  welche  ihre  Tentakeln  nicht  in  den  Mantel  verbergen  können, 
hat  derselbe  die  neue  Gattung  Anemonia  gemacht,  von  welcher  die 
beiden  Arten  A.  cereus  Sol.  et  Ell.  und  A.  cinerea  Contar.  be- 
schrieben wurden,  und  zwar  letztere  mit  folgender  Diagnose:  cinereo- 
viridis ,  subpellucida;  disco  circum  os  brevi ,  glandulisque  latentibus; 
lenlaculis  basi  pedunculatis,  fere  fusiformibus,  cinereo-glaucis,  crebris 
maculis  lacteis  adspersis,  triplici  serie  dispositis  hinc  et  inde  stipatis, 
glulinosisque;  basi  sub-foliacea  lateraliler  saepe  sub-lobata,  subtus  vi- 
rfdi-flava,  lineolis  crebris  distincta,  limboque  seriatim  albopunctato. 

Von  diesen  Actinien  benutzte  Contarini  die  Actinia 
concentrica  und  diaphana  so  wie  die  Anemonia  cereus  zu 
Experimenten,  um  an  ihnen  die  Reproductionskraft  der  Acti- 
nien zu  erproben  ,  welche  besonders  an  Act.  diaphana  sehr 
stark  hervortrat.  Diese  hervorstechende  Eigenschaft  der  Ac- 
tinia diaphana  ist  gewiss  auch  die  Ursache ,   weshalb  diese 


1)  Vgl.  deren  Zoologiske  Bidrag  in   dem  Nyt  Magazin  for  nalurvi- 
denskaberne.  Christiania.  Bd.V.  1847.  p.  269.  2)  S.  dessen  Trattato 

delle  Allinie  ed  o^sservazioni   sopra  alcune  di  esse  viventi  nei  contorni 
di  Venezia  accanopagnate  da  21  tavol©  litografiche.  Veneria.  1844. 


d.  Würmer,  Zoophylen  u.  Protozoen  während  d.  L  1845—1847.     429 

Seeanemone  so  viele  monströse  Formen  darbietet,  von  wel- 
chen Contarini  mehrere  abgebildet  hat;  es  befinden  sich 
darunter  zwei  -  und  dreihalsige  Individuen  mit  zwei  und  drei 
entwickelten  und  von  Tentakelkränzen  umgebenen  MundöfF- 
nungen. 

in  dem  schon  mehrmals  erwähnten  Cataloge  werden 
von  Ver  any  0  als  Bewohner  des  Golfs  von  Genua  und  Nizza 
folgende  13  Actinien  aufgezählt: 

Actinia  verrucosa  Lam.,  crassicornis  Adans.  ,  rubra  Brug., 
concenirica  Kiss.,  auranliaca  DeW.  Ch.,  Rondeletii  Dell.  Ch.,  car- 
cinopados  0  tt.,  effoeta  L.y  Isacmaea  bellis  Sol.,  Anemonia  cereus  S  ol., 
cinerea  C o  n  t  a  r. ,  Cerianthus  actinoides  Dell.   Gh.. 

A 1 1  m  a  n  2)  entdeckte  an  der  irländischen  Küste  ausser 
Ttirhinolia  milletiana  Defr.  und  Coryne  Lisieri  Van  Ben. 
noch  eine  kleine  aber  neue  Seeanemone,  welche  er  Corynactis 
viridis  nannte ;  dieselbe  besitzt  einen  cylindrischen  contractilen 
und  sehr  veränderlichen  Körper  mit  vielen  knopfförmigen  in 
mehrere  Kreise  um  die  Mundöffnung  gestellten  Tentakeln.  Der 
anatomische  Bau  dieser  kleinen  Seeanemone  stimmt  mit  dem 
von  Actinia  überhaupt  überein.  Die  mit  einer  rundlichen 
knopfförmigen  Anschwellung  endigenden  Tentakeln  sind  hohl 
und  an  ihrem  freien  Ende  undurchbohrt;  in  den  Anschwel- 
lungen der  Tentakeln  liegt  eine  Menge  Nesselorgane  einge- 
bettet. 

Eine  ausgezeichnete  neue  Seeanemone  wurde  von  Frey 
und  Leuckart')  an  der  Küste  von  Helgoland  entdeckt  und 
Actinia  radiata  genannt;  dieselbe  findet  sich  auf  Buccinum 
und  Holz,  und  gleicht:  der  vonRapp  beschriebenen  Act.  de. 
pressa,  sie  besitzt  einen  völlig  glatten  Mantel ,  der  abwech- 
selnd mit  fleischfarbenen  und  bläulichen  Längsbinden  gezeich- 
net ist,  und  deren  kurze  Fühler  in  mehrfachen  Reihen  ste- 
hen.    Agassiz  ')  überzeugte  sich   an  einer  neuen  Seeane- 


1)  A.  a.  ü.  p.a.  2)  S.the  Annais  of  nat.  histor.  Vol.  XVII. 

1846.  p.  417.  3)  S.  deren  Beiträge  a.  a.  0.  p.  138.  4)  Vgl. 
Coniptes  rendus.    Toni.  XXV.    1847,    p.   677.    oder    Kevue    zoologiqiie. 

1847.  p    394.    odei-    Froriep's    und    Schleiden's  Notizen,  Bd.  5.  1848. 
pag.  145. 


430     V.  Sicbold:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

mone  von  der  Küste  Nantuckel,  Actinia  Davisii  von  ihm  ge- 
nannt, dass  auch  hier  die  Anordnung  der  Körpertheile  bi- 
lateral sei,  indem  bei  dieser  Actinie,  welche  sich  durch  ihre 
grossen  an  der  Spitze  deullich  durchbohrten  Tentakel  aus- 
zeichnet, der  geschlossene  Mund  eine  gerade  Linie  bildet,  um 
welche  die  Tentakeln  in  Gruppen  von  je  fünf  gestellt  sind. 
Auch  die  aus  den  Eiern  hejrvorkommenden  Actinien  -  Em- 
bryone  haben,  nachAgassiz  Beobachtung,  eine  fünfeckige 
Gestalt  mit  zehn  Tentakeln  und  mit  einer  zehnfächerigen  Lei- 
beshöhle. Das  Wasser  in  den  Fächern  derselben  dringt  theils 
durch  die  Mundöffnung,  theils  durch  feine  Poren  an  der  Kör- 
peroberfläche ein,  und  wird  entweder  durch  dieselben  Oeff- 
nungen  oder  durch  die  Spitzen  der  Tentakeln  wieder  ausge- 
schieden. Agassiz  sah  die  Actinia  Davisii  Eier  legen  und 
zugleich  lebende  Junge  zur  Welt  bringen.  Von  Hollard^ 
sind  ebenfalls  Beobachtungen  über  die  Zahl  und  Stellung  der 
Tentakeln  an  Actinien  angestellt  worden,  wobei  er  erkannt 
haben  will,  dass  die  Zahl  der  Kammern  in  der  Leibeshöhle 
mit  der  Zahl  der  Tentakeln  in  einer  gewissen  Beziehung 
stehe. 

Von  Sars  ^)  sind  die  Lucernaria  quadricornis  Müll, 
und  auricula  Rsiihk,  ausführlich  beschrieben  worden,  denen 
derselbe  noch  die  Lucernaria  cyathiformis  als  neu  mit  folgen- 
der Diagnose  hinzufügte: 

Semipollicaris,  stipite  disco  circulari  repando  sese  affigente;  cor- 
pore cyathiformi ,  margine  dilatata,  repanda,  circulari,  inlegra  (non  in 
radios  divisa) ,  tentaculifera,  tenlaculis  saepissiine  in  fasciculis  8  fere 
continuis  ad  marginem  corporis  disposilis ;  organis  generationis  8,  bi- 
nis  approximalis.  Bei  der  zuerst  genannten  Lucernaria  sitzen  auf  je- 
dem der  Enden  der  acht  paarweise  vereinigten  Strahlen  100  bis  120 
in  einen  Büschel  gesteifte  fadenförmige,  in  einen  kugeligen  Knopf  en- 
digende und  mit  einer  Saugscheibe  versehene  Tentakeln.  Die  grosse 
Höhle  des  Körpers  ist  zugleich  Verdauungshöhle,  in  diese  ragen  von 
den  Strahlen  aus  acht  längliche  Generationsorgane,  welche  durch  grosse 
Längsmuskeln  von  einander  gelrennt  sind.  Diese  Geschlechtsorgane 
bestehen  aus  zahllosen  Follikeln,  welche  im  Monat  November  mit  einer 


1)  S.  Comptes  rendus.  Tom.  XXV.  1847.  p.  974.  c^er  l'Institut. 
1847.  p.421.  2)  S.  dessen  Fauna  littoralis  norvegica.  1846.  p.  20. 


(1.  Würmer,  Zoopliylen  u.  Protozoen  währead  d.  J.  1845—1847.     431 

UDgeheiiren  Menge  sehr  kleiner  Eier  gefüllt  waren.  Sars  überzeugte 
sich  durch  Versuche  an  der  L.  quadricornis,  dass  dieser  Zoophyt  sehr 
bedeutende  Verstümmelung  erträgt  ,  ohne  dieselbe  schnell  zu  ersetzen. 
An  Lucernaria  auricula  erkannte  Sars  die  acht  kurz -cylindrischen 
Randkörper  als  analog  den  bei  Medusa  von  Ehrenberg  für  Augen  er- 
klärten Körperchen;  auchAgassiz  ')  sah  bei  einer  Lucernaria  in  den 
Ausschnitten  der  Tenlakelbündel  acht  Augen ,  die  ähnlich  wie  bei  den 
Echsnodermen  und  Medusen  gebildet  waren. 

Von  Sars  ^3  wurde  ein  eigenthümlicher  frei  schwim- 
mender Polyp  beschrieben,  den  er  nach  seiner  Organisation 
den  Actinien  an  die  Seite  stellen  zu  müssen  glaubte.  Der- 
selbe nannte  das  Thier  Arachnactis  albida ,  und  stellte  für 
diese  einzige  Spccies    folgende  Gattungscharaktere  fest: 

Animal  liberum  ,  molle  ,  natans  ;  corpus  breviler  cylindricuni, 
parvum,  basi  rotundata,  disco  suctorio  carente;  os  seriebus  tentaculo- 
rum  non  retractilium  duabus  circumdatum,  exterioribus  longissimis,  in- 
terioribus  brevibus.  Sars  sah  diesen  Polypen  in  der  Nähe  der  Insel 
Floroe  fast  unbeweglich  im  Meere  schwimmen,  oder  nur  wenig  durch 
Biegen  und  Krümmen  der  äusseren  Tentakeln  sich  vorwärts  bewegen, 
daher  er  vermuthet,  dass  derselbe  nur  durch  Einziehen  von  Wasser  in 
die  ungeheuer  grossen  und  hohlen  äusseren  Tentakeln  sich  in  der  See 
schwimmend  erhalte. 

Sars  5)  benutzte  die  Entwickelungs -  und  Fortpflanzungs- 
geschichte der  Syncoryna  Saimi  L  0  v. ,  um  nachzuweisen, 
dass  ausser  den  von  Ehrenberg  zusammengestellten  Ver- 
mehrungsweisen der  Polypen  mittelst  Eier,  Theilung  und  Gem- 
men noch  eine  vier  Art  der  Vermehrung  durch  Gemmen 
vorkommt  ,  welche  den  Mutterthieren  unähnliche  Junge  lie- 
fern, die  sich  zuweilen  von  den  ersteren  trennen  und  frei 
umherschwimmen.  Derselbe  sah  an  dem  kolbenförmigen  freien 
Ende  der  genannten  Syncoryna  zwischen  den  Tentakeln  glok- 
kenförmige  Körper  hervorsprossen ,  welche  sich  losreissen 
und  als  oceanidenartige  Acalephen  frei  im  Wasser  umher- 
schwimmen. Dieselben  bcsilzen  in  der  Tiefe  der  Glocke  ei- 
nen centralen  cylindrischen  Magen  und  vier  Randtentakeln 
nebst  vier  rothen  Körpern  (Augen?)  an  ihrer  Basis.  Ein 
anderer  nackter   Polyp,    welchen   Sars   '+)    als   Podocoryna 


1)  Comptes  rendus.  Tom.  XXV.   1847.    j).  679.  oder  Froriep's  u. 
Schleiden's  Notizen.  Bd.  V.  1848.  p.  146.  2)  S.  dessen  Fauna  lit- 

toralis  a.  a.  0.  p.  28.  3)  S.  ebenda,  p.  1.  4)  Ebenda,  p.  4. 


432     V.  Siebold:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

carnea  beschrieben  hat,  wurde  später  von  demselben  als  mit 
der  Dysmorphosa  desPhilippi  identisch  erkannt.  Der  ge- 
meinschaftliche häutige  Mantel,  aus  welchem  die  verschiede- 
nen Individuen  dieses  röthlichen  Polypen  hervorgewachsen 
sind ,  scheint  aus  zahlreichen  untereinander  verwachsenen 
Stolonen  zu  bestehen.  Die  Zahl  der  Tentakel,  welche  den 
zitzenförmig  hervorgezogenen  Mund  kreisförmig  umgeben, 
schwankt  zwischen  acht  und  sechzehn.  Unterhalb  derselben 
sprossen  8  bis  11  Gemmen  hervor,  welche  sich  ebenfalls  zu 
oceanidenartigen  Acalephen  entwickeln,  die  sich  in  derselben 
Gestalt ,  wie  bei  Syncoryne  ,  vom  Mutterstamme  lostrennen, 
nur  mit  dem  Unterschiede,  dass  sich  zwischen  den  vierRand- 
lentakeln  noch  vier  andere  Fäden  entwickeln.  Andere  Indi- 
viduen dieser  Podocoryna  carnea,  welche  12  bis  30  Tenta- 
keln trugen ,  erzeugten  statt  dieser  oceanidenartigen  Binit 
blasenförmige  Gemmen,  in  deren  Boden  sich  ein  cylindrischer 
Mag^n  erhebt  und  deren  Höhle  sich  mit  einer  Gruppe  von 
Eiern  füllte,  die  sich  nach  und  nach  in  infusorienartige  Fö- 
tus umwandelten.  Noch  einen  anderen  neuen  Polypen  hat 
Sars  *)  unter  dem  Namen  Perigonimus  muscoides  mit  fol- 
gender Diagnose  der  Gattung  beschrieben: 

Polypi  pallio  menibranaceo,  tubuloso ,  gemmis  matri  similibus 
imperfectis  ramoso,  capitulo  molliori  retractili ;  tentaculis  sub  ore  ver- 
ticillatis,  biserialibus ;  gemmae  matri  dissimiles  et  ovis  carentes  non  in 
capitulis,  sed  in  caule  ramulisque  sparsae,  campanulatae,  cirris  margi- 
nalibus  quatuor.  Er  fand  diesen  merkwürdigen  Polypen  bei  Manger 
20—30  Faden  tief  im  Meere. 

Die  Polypen  dieses  Perigonimus,  welche  einer  verästelten 
Röhre  aufsitzen,  sich  aber  in  diese  nicht  zurückziehen  kön- 
nen, gleichen  denen  von  Podocoryna.  Ihre  Gemmen  spros- 
sen an  den  verschiedensten  Stellen  des  verästelten  Polypen- 
stockes hiervor  und  verwandeln  sich  zuletzt  in  oceanidenar- 
tige  mit  vier  Tentakeln  und  vier  rothen  Randkörpern  ver- 
sehene eierlose  Wesen.  Sars  schlägt  vor,  die  Gattung  Co- 
ryna  und  Podocoryna  von  den  Hydrinen  zu  trennen,  und  als 
festgewachsene  nackte  Polypen  zu  einer  besonderen  Familie 
der  Coryneae  zu  erheben ,   während  Perigonimus  mit  Synco- 


1)  Ebenda,  p.  8. 


d.  Würmer,   Zoophyten  u.  Protozoen  während  d.  J.  1845—1847.    433 

ryna  zu  verbinden  und  den  Tubularinen  einzuverleihen  wäre; 
es  stände  alsdann  zwischen  diesen  Coryneen  und  Tubularinen 
die  Gattung-  Corymorpha  als  Verbindungsglied  in  der  Mitte. 

Duj ardin  0    beobachtete   in    mit  Wasser  des  Mittel- 
meers gefüllten  Gläsern  kleine  Zoophyten,  welche  den  8yn- 
corynen  verwandt  waren.  Sie  bestanden  aus  einem  kriechen- 
den  verästeilen  Stengel,  der  mit   einem  hornigen  Ueberzuge 
bedeckt  war,  und  an  seinen  Aesten  mit  einem  keulenförmi- 
gen Knöpfchen  endigte,   um  welches    vier  Arme  regelmässig 
herumstanden.     Duj ard in  nannte    diese  Zoophyten  Stori- 
dta.      Diese    Stauridien    vermehrten    sich    unbegrenzt   durch 
Keime:  wenn  aber  reichlich  Futter   vorhanden  war,  so  ent- 
wickelten sich  auch  Medusen  aus  röthlichen  Knospen  an  der 
Basis  ihres  keulenförmigen  Leibes.      Diese  Knospen   nahmen 
die  Gestalt    von  krugförmigen  Hüllen  an,    deren  Rand  mit  8 
bis  10  Armen  besetzt  war.  An  der  Basis- eines  jeden  Armes 
war   eine  Anschwellung  und    ein  schwarzer  Augenpunkt    zu 
bemerken;   in  der  Höhle  dieser  krugförmigen  oder  glocken- 
förmigen Medusen  entwickelt  sich  aus  einer  röthlichen  Masse 
nach  und  nach  ein  Magen.     Wenn  die  jungen  Medusen  sich 
von  den  Stauridien  lostrennen  wollen,  haben  sich  ihre  Arme 
sehr  verlängert    und  gabelförmig  gespalten  und  gleichen  so 
der  Eleutheria.     Frei  geworden  entwickeln  sich  an  ihnen  die 
Arme  noch  mehr,  indem  sie  sich  mehrfach  verästeln;  in  die- 
sem Zustande  benannte  Duj  ard  in  ein  solches  Thier  Clado^ 
nema  radiatum;   jeder   Arm  besieht  jetzt   aus   zwei  bis  drei 
dickeren  mit  Polstern  endigenden  Aesten ,  über   welche  noch 
drei  bis  fünf  feinere  knotige  und  spitz  endigende  Aeste  hin- 
ausragen.    Die  Knoten   dieser   feineren  Aeste  enthalten,  wie 
die  Polster  der  dickeren  Zweige,  nadeiförmige  Kapseln.     Der 
rothhche  Magen  ist  jetzt  flaschenförmig   geworden  und  trägt 
fünf  kugelförmige  Tentakeln    an  seinem   freien  Ende.     Diese 
Cladonemen  schwimmen  stossweise  mit  ihrem  glockenförmi- 
gen Leib.    Es  scheint  diese  Cladonema  der  Oceania  und  Cy- 

1)  S.  Comptes  rendus.  Tom.  XXI.   1845.  p.   1273.  oder  Froriep's 
neue  Notizen.   Bd.  37.   1846.  p.  49. 


Archiv,  f.  Naturgesch.   XV^.  Jahrg.  2.  Bd. 


cc 


434    V.  Siebold:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

taeis  nahe  zu  stehen.     Dujardin  ')  beruft   sich  ferner  auf 
jene  Beobachtungen,  welche  man  über  die  Fortpflanzung  und 
Entwickelung    gewisser   Medusen   und   hydrarischer   Polypen 
angestellt  hat,  aus  denen  hervorgeht,  dass  die  Acalephen  und 
Polypen  in  einer  sehr  nahen  Beziehung  stehen,  und  dass  ge- 
wisse hydrarische  Polypen,  indem  sie  sich  nur  durch  Spros- 
sen und  Knospen  fortpflanzen,    dem  Mycelium  der  Pilze  oder 
gewissen  Lichenen,   Moosen  und  Phanerogamen  zu  verglei- 
chen sind,  welche  sich,  ebenfalls  ohne  Blüthe  und  Fruktifica- 
tionstheile,  nur    durch    Ausläufer,    Knospen   oder   Zwiebeln 
fortpflanzen ,    während    die   aus  jenen  hydrarischen  Polypen 
hervorgehenden,  mit  Geschlechtswerkzeugen  ausgestatteten  Me- 
dusen den  Schirmen  der  Pilze  oder  überhaupt  den  die  Fruk- 
tificationstheile  tragenden  Blüthen  der  Cryptogamen  und  Pha- 
nerogamen entsprechen.     Derselbe    fügt   noch  hinzu,   dass, 
wenn  bei  gewissen  Hydrarien  die  Entwickelung  von  Medusen 
nur  selten  und  unter  gewissen  Verhältnissen   eintreten ,  dies 
auch  in  der  Pflanzenwelt  bemerkt  werde,  da   auch  gewisse 
Cryptogamen,  ja  seihst  gewisse  Phanerogamen  nur  ausnahms- 
weise Fruktifikationstheile  entwickeln.  In  einem  anderen  Auf- 
satze bespricht  Dujardin  ^)   die  den  Medusen  und   Hydra- 
rien  eigenthümlichen   fadenführenden  Kapseln,^  welche  von 
Ehrenberg  Angelorgane  genannt  worden  sind,  und  welche 
von  den  nadelführenden  Capseln  der  aus  den  Tentakeln  her- 
vorragenden Spitzen   verschieden  sind:      Diese  fadenführen- 
den Capseln  zeigen  je   nach  den  verschiedenen  Species  der 
Polypen  und  Medusen  eine   specifisch  verschiedene  Beschaf- 
fenheit, wie  sich  Dujardin  bei  Stauridia,,Syncoryna,  Eleu- 
theria,   Rhizostoma,  Sertularia  u.  a.    überzeugte.     Derselbe 
setzte  seine  Beobachtungen   an   der   von  der   polypenartigen 
Stauridia  abstammenden  Cladonema  fort,  und  überzeugte  sich, 
dass  diese  kleine  Schirmqualle  an  der  Basis  des  Magens  wirk- 
lich Eier  hervorbrachte;  auch  beobachtete  Dujardin,  dass 


1)  S.  Comptes  rendus.  Tom.  XXI.  1845.  p.  1273.  oder  Froriep's 
neue  Notizen.  Bd.  37.  1846.  p.  241.  2)  Vgl.  die  Annales  des  sc. 

nat.  Tom.  IV.  1845.  p.  257.  oder  Froriep's  neue  Notizen.  Bd.  40.  1846. 
pag.  1. 


d.  Würmer,  Zoophyten  u.  Protozoen  während  d.  J.  1845—1847.     435 

dieselbe  Cladqmena  ihren  glockenförmig-en  Schirm  nach  hin- 
ten umstülpte,  wobei  der  freigewordene  Magen  sich  wie  ein 
Rüssel  umherbewegte.     Er  sah  ferner  an  einer  der  Stauridia 
nahe  kommenden  8-  bis  9armigen  Hydrarie,  welche  er  Syn- 
coryne  decipiens  nannte,  eine  andere  kleine  Schirmqualle  ent- 
stehen, die  sich  an  der  Basis   des   nackten  Leibes  der  Syn- 
coryne  aus  Knospen  entwickelte.    Eine  jede  dieser  glocken- 
förmigen Medusen,  welche  Duj  ard  in  mit  dem  Namen  Sthenyo 
belegte,  besass  nur  vier   randständige  einfache  knotige  Ten- 
takeln und  einen  flaschenförmigen  Magen.     Auch  diese  Sthe- 
nyo-Thierchen,  welche  an    der  Basis  der  vier  Randtentakeln 
einen  augenartigen  Punkt  trugen,    halten   sich   nach  einiger 
Zeit,  wie  Cladonema,  umgestülpt.     Aus  einer  anderen  Hydra- 
rie, welche  Duj  ardin  Syncoryne  glandulosa  nannte,  bildete 
sich  eine  dritte  Form   von  Medusen,  Callichora,  aus.     Diese 
Syncoryne   besass  nur    wenig   verästelte  Stengel,  an   deren 
knopfförmigen  Enden  18  bis   24  mit   fadenführenden  Capseln 
besetzte  Tentakeln  kurz  hervorragten.     Die  Callichora- Indi- 
viduen selbst  bestanden  aus  einer  glockenförmigen  Halbkugel 
mit  28  randständigen  knotigen  Cirrhen,  aus  dem  Grunde  der 
Glocke  erhob  sich  ein  birnförmiger  Magen,  an  dessen  Ende 
ein  lappiger  Mund  angebracht  war. 

Koren  und  Dan i eisen  ')  untersuchten  an  der  See- 
küste von  Bergen  eine  Tubularia  larynx,  und  erkannten  un- 
terhalb des  oberen  Tenlakelkranzes  dieses  Polypen  6  bis  8 
Generationsorgane,  welche  ein  iraubenförmiges  Ansehen  hat- 
ten. Sie  wuchsen  aus  den  Polypen  wie  Knospen  hervor, 
welche  sich  slielförrnig  verlängerten  und  in  ihrem  birnförmig 
angeschwollenen  Ende  sich  mit  Eiern  füllten.  Diese  entwik- 
kelten  sich  zu  einem  sphärischen  Körper,  aus  dem  nach 
und  nach  bis  16  Fortsätze  und  mehr  als  Tentakeln  hervor- 
wuchsen, während  sich  zwischen  ihnen  eine  Erhabenheit  zu 
einem  Magen  ausbildete.  Zuletzt  erschienen  an  der  Basis 
mehrerer  Tentakeln  Gehörbläschen;  diese  jungen  Thiere  schlüpf- 
ten hierauf  aus  einer  dem  Stiele   der  Geschlechtshöhle  ge- 

1)  Vgl.  das  Nyt  Magazin  for    naturvidenskaberne.  1847     ßd    V 
p.  253. 


436     V.  Sicbold:  Bericht  fibci  die  Leislungen  in  der  Naturgeschichte 

genüber  angebrachten  und  von  vier  Klappen  verschlossenen 
Oeffnung  hervor  und  schwammen  nach  Art  einer  Meduse  ge- 
schickt im  Wasser  umher. 

Frey  und  L  e  u  c  k  a  r  t  ')  haben  die  über  die  Fortpflanzung 
und  Entwickelung  der  Hydroiden  bisher  bekannt  gewordenen 
Beobachtungen  zusammengestellt,  und  daraus  geschlossen,  dass 
die  Polypen  Coryne,  Syncoryne^  Synhydra,  Tubularia,  Enden- 
drium  ,  Campafiularia ,  Sertularia ,  Uydracünia  ,  Corymorpha 
u.  a.,  welche  unter  gewissen  Verhältnissen  acalephenartige 
Individuen  hervorbringen,  als  die  Ammen  verschiedener  Me- 
dusen zu  betrachten  seien,  die  aber  zugleich  ausser  den  ge- 
schlechtlichen Medusen  durch  Knospenbildung  auch  sich  durch 
neue  Ammen  vermehren  können.  Bei  einigen  Arten  von  Coryne, 
Hydractinia,  Pennaria,  Eudendrium,  Tubularia  und  Sertularia 
sprossen  an  den  Polypenkörpern  statt  der  medusenartigen  Thiere 
rundliche  Capseln  hervor,  welche  Eier  oder  Samenmasse  ent- 
halten, und  welche  man  bisher  als  weibliche  und  männliche 
äussere  Geschlechtsorgane  betrachtet  hat.  Man  könnte  diese 
Eier-  oder Samen-Capseln  auch  wohl  als  unausgebildete  ge- 
schlechtliche Individuen  betrachten ,  die  auf  einer  früheren 
Stufe  der  Entwickelung  stehen  geblieben  sind.  Dieselben  Na- 
turforscher 2)  haben  einen  neuen  Polypen  bei  Helgoland  auf 
Schneckenschalen  entdeckt  und  als  Hydractinia  grisea  beschrie- 
ben. Diese  Art  steht  der  Hydract.  rosea  des  Van  Bene- 
den  nahe.  Die  geschlechtlosen  Individuen  derselben  tragen 
8  bis  10  Fühler,  ihr  Kopfende  hat  eine  konische  Gestalt ;  die 
fruchtbaren  Individuen  sind  viel  kleiner  und  von  gedrunge- 
ner Form,  ohne  Fühler,  welche  durch  eine  Anzahl  stumpfer 
Hervorragungen  ersetzt  werden.  Die  Eierstöcke  sind  in  grös- 
serer Anzahl  vorhanden  und  enthalten  etwa  sechs  Eier. 

Van  Beneden  ')  untersuchte  bei  Ostende  die  Thoa 
halecina ,  aus  der  sich  kurzgestielte  längliche  Eierkapseln 
entwickelten.  Merkwürdiger  Weise  bildeten  sich  an  dem 
freien  Ende  dieser  mit  4  bis  5  Eiern  gefüllten  Kapseln  zwei 


1)  S.  deren  Beiträge   p.  19.  2)  Ebenda,  p.    138.  -  3) 

S.  Bulletin  de  l'academie  roy.  de  Bruxclles.   Tom.  XIV.  1847.  p.  448. 
oder  l'Institut.  1847.  p.  325. 


(I.  Würmer,  Zoophylen  u.  Protozoen  wahrend  d.  J.  1845-1847.     437 

Polypen  aus,  weicht'  in  ihrer  Geslall  den  Polypen  des  übrigen 
Stockes  glichen  und  durch  deren  Mundöffnung  wahrscheinlich 
die  Eier  der  Kapseln  entleert  werden.  Bei  Seriularia  cupres- 
sina  sah  Van  Beneden  die  Eier  unmittelbar  aus  einer  ein- 
fachen runden  Oeffnung  am  freien  Ende  der  Eierkapseln  her- 
vortreten. Die  Eier  entwickelten  sich  bei  beiden  Sertularinen 
zu  infusorienartigen,  mit  Flimmercilien  frei  umherschwimmen- 
den Jungen,  während  er  bei  Campannlaria  volubiUs  medu- 
senartige Junge  mit  vier  Cirrhen  und  acht  Sinnesorganen  an 
dem  Rande  ihrer  Schirme  zum  Vorschein  kommen  sah. 

Von  E.  Korbes  ')  ist  die  Fortpflanzung  der  Sertula- 
rien  mit  der  Fortpflanzung  der  Phanerogamen  verglichen  wor- 
den. In  ähnlicher  Weise  hat  Couch  2)  den  ganzen  Poly- 
penstock einer  Sertularia  mit  einem  verzweigten  Baume  ver- 
glichen. Zu  gewissen  Zeiten  sprossen  hier  neben  den  poly- 
penführenden Zellen  eierführende  Zellen  als  vergängliche  Ge- 
schlechlswerkzeuge  aus  dem  Polypenstocke  hervor,  wodurch 
Sertularia  an  die  Blüthen  erzeugenden  Pflanzen  erinnern  soll. 
Ueber  die  Wachsthumsverhältnisse  der  Sertularinen  hat 
Meneghini  ^)  Mittheilungen  gemacht  und  dazu  folgende 
Polypen  benutzt,  nämlich  :  Aglaophenia  pluma  und  myriophyl- 
lum  Lamx,  Monopyxis  dichotoma  Ehrb.,  Anisocalyx  secun- 
darius  Co  st.  und  Nemertesia  antennaria  Lamx.,  nebst  ei- 
nigen ganz  neuen  Arten,  nämlich :  Aglaophenia  elongata,  Lo- 
wenia  tetrasticha  und  pinnata. 

Von  M.  Schnitze  ^)  wird  gegen  Laurent  der  Her- 
maphroditismus der  Hydra  in  Schutz  genommen.  Er  sah  die 
Eibiidung  an  Hydra  nicht  bloss  im  Herbste,  sondern  auch  im 
Frühlinge  vor  sich  gehen.  Derselbe  will  auch  eine  Selbst- 
befruchtung bei  diesem  Polypen  wahrgenommen  haben,  indem 
sich  diejenigen  Individuen ,  an  deren  vorderem  Körperende 
sich  Hoden  mit  Spermalozoiden  entwickelt  haben  ,  krümmen, 


1)  S.   I'inslitul.   1845.  p.  227.  2)  V^l.    the  Annais  of  nal. 

histor.  Vol.  15.   1845.   p.  161.  .^)  S.  dessen  üsservazioni  suH'  or- 

dine  delle  Sertula.iee  della  .lasse  dei  Polipi;  aus  den  Memorie  dell' 
Imp.  R  Istituto  Veneto  di  soienze  Letlere  td  Arti.  Vol.  II.  1845.  4) 
Vgl.Steenslrup;  Untersuchungen  über  Herraaphroditismus  a.  a.  0.  p.  116. 


438    V.  3  i  e  b  0 1  d :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Katurgeschichte 

und  ihre  Hoden  gegen  die  Eier  am  Hinterleibe  drücken. 
Schnitze  fand  auch  in  einem  Glase,  in  welchem  er  Eier 
von  Hydra  viridis  aufbewahrt  hatte  ,  drei  junge  Hydren ,  an 
deren  Mundende  schon  Ansätze  zu  Armen  zu  erkennen  wa- 
ren; da  er  in  demselben  Behälter  drei  leere  dehiscirte  Eikap- 
seln  bemerkte,  so  schloss  er  daraus,  dass  bei  Hydra,  nach 
dem  Auskriechen  der  Polypen  eine  Metamorphose  nicht  Statt 
finde.  Auch  Allen  Thompson  0  hat  die  Samenkapseln 
und  Ovarien  beschrieben.  Er  konnte  8  bis  16  Hoden  an  ei- 
ner braunen  Hydra  zählen  ,  während  er  bei  der  grünen  Art 
nur  2  bis  3  Hoden  antraf.  Auch  er  will  gesehen  haben,  dass, 
wenn  an  einem  solchen  Individuum  Hoden  und  Eier  gehörig 
entwickelt  waren,  der  Polyp  sich  umbog,  um  sein  Vorder- 
leibsende mit  dem  Hinterende  in  Berührung  zu  bringen , 
was  ihm  ein  Akt  der  Selbstbefruchtung  zu  sein  schien.  Bei 
Hydra  viridis  tragen  die  Eier  keine  Stacheln,  sondern  hexa- 
gonale  oder  pentagonale  Tuberkeln.  Im  Innern  der  Eier  will 
Tho.mpson  den  Furchungsprocess  des  Dotters  erkannt  ha- 
ben, ohne  aber  den  Embryo  selbst  zu  bemerken.  Uebrigens 
fügt  derselbe  noch  hinzu ,  dass  nicht  alle  Hydren  Zwitter 
seien,  sondern  dass  einige  nur  allein  Hoden,  andere  wieder- 
um nur  Eier  an  sich  tragen. 

Die  Bryozoen  haben  in  den  jüngst  verflossenen  Jahren 
verschiedene  Bearbeiter  gefunden;  vor  allen  ist  Van  Bene-^ 
den  zu  nennen,  durch  dessen  rastlosen  Fleiss  wieder  einige 
vortreffliche  Monographien  über  diese  Polypen  geliefert  worden 
sind.  Es  wurde  zuerst  von  diesem  Naturforscher  -)  Laguncula 
repens  beschrieben,  welche  mW  Lagenella  repens  Farre  und 
Bowerbankia  repens  des  Johns  ton  zusammenfällt. 

Van  Beneden  stellte  lür  diese  Gattung  folgende  Diagnose 
fest:  polype  ä  couronne  tentaculaire  non  conipletement  radiaire,  sans 
gesier ;  polypier  ä  tige  irreguliere,  rainpante ;  löge  mince  et  transpa- 
rente; oeufs  sans  cils  vibratils  au  moment  de  la  ponte.  Für  diese 
üattung  Laguncula  stellt  jedoch  J  oh  nsto  n  (in   seiuer  History  of  the 


1)  S.  the  Edinburgh  new  philosophical  Journal.    Vol.  42.  1847. 
p.  281.  PI.  IV.  2)  S.  dessen  Recherches  sur  rorganisation  des  La- 

guncula, in  den  Menioiree  de  TAcademie  roy.  de  Bruxelles.  Tom.  XVlIi: 
1845. 


d.  Würmer,  Zoopliyteu  u.  Protozoen  während  d.  J.  1845—1847.    439 

Zoophytes  a.  a.  0.  p.  380.)  den  alleren  Namen  Farrella  des  Ehren- 
berg wieder  her.  Die  analomische  Untersuchung,  welche  Van  Be- 
neden mit  diesem  an  der  Küste  von  Ostende  sehr  häufig  vorkommen- 
den Polypen  vorgenommen,  lieferte  sehr  interessante  Resultate,  von  de- 
nen wir  hier  hervorheben,  dass  das  Nervensystem  dieses  Polypen  sich 
dem  der  Ascidien  nähern  soll  ,  da?s  dieser  Polyp  Hermaphrodit  sei, 
indem  sich  die  Testikel  hinter  dem  Magen  und  die  Ovarien  an  der  in- 
neren Fläche  der  Leibeshöhle  entwickeln,  und  dass  die  Eier  durch 
eine  deutliche  OefTnnng  an  der  Basis  der  Tentakeln  nach  aussen  ent- 
leert ^Verden.  Am  Schlüsse  der  Abhandlung  führte  Van  Beneden 
noch  die  neue  Species  Laguncula  elongata  auf,  die  er  durch  folgende 
Diagnose  festzustellen  suchte  :  pedoncule  tres-allonge,  döpassant  ordi- 
nairement  la  longueur  de  la  löge ;  de  nombreux  replis  transvcrses  ä 
l'endroit  oü  le  pedoncule  s'unit  ä  la  löge  ;  les  tenlacules  au  nombre 
de  seize. 

In  einer  anderen  Monographie  wurden  von  demselben 
Naturforscher  *)  folgende  Polypen  ausführlich  beschrieben 
als  Bewohner  der  Küste  von  Ostende  : 

Valkeria  cusciila  Flem.,  Bowerbankia  densa  Kari.,  Vesicula- 
ria  spinosa  Thomps.,  Gemellaria  loriculata  Sav.  ,  Cellularia  avicula- 
ria  Pall.,  Crisia  ciliata  Lam.  und  eburnea  Lam.,  Membranipora  pi~ 
losa  Blainv,  Flustra  foliacea  Lam,,  Halodactylus  diaphanus  Karr., 
hirsutus  Flem.  und  parasiticus  Flem.  Die  Cellularia  scruposa  des 
Pallas  trennte  Van  Beneden  von  ihrer  bisherigen  Stelle  und  grün- 
dete für  dieselbe  die  neue  Galtung  Scrupocellaria  mit  folgender  Dia- 
gnose: polypier  phytoide,  calcaire,  dichotome ;  ouvertures  des  loges 
de  forme  ovale,  avec  bourrelet  et  situees  de  cöte;  des  appendices 
articules  de  deux  sortes.  Polype  ponrvu  de  douze  ä  seize  tentacules; 
point  de  gesier;  un  opercule.  Eine  andere  Form  dieser  Bryozoen  er- 
hob Van  Beneden  zu  der  neuen  Gattung  Anguinella  mit  der  Dia- 
gnose: polypiers  ä  loges  tubuleuses  portees  sur  une  tige  commune, 
ouvertes  tout  au  haut,  d'un  diametre  egal  dans  tonte  la  longueur ;  les 
lubes  ne  sont  pas  spatules  au  bout ;  polype  ä  tentacules  courts  ;  point 
de  gesier.  Die  einzige  hicher  gehörige  Species  nannte  V.  B.  Angui' 
nella  palmala. 

In  einer  dritten  Monographie  lieferte  derselbe  Naturfor- 
scher 0  eine  sehr  genaue  anatomische  Beschreibung  der  von 


1)  S.  dessen  Kecherches  snr  Tanatomie,  la  physiologie  et  le  de- 
veloppoment  des  Bryozoairrs  qui  liabitent  la  cöte  d'Ostende,  in  den- 
selben Memoires.  Tom.  XVJIL  2)  Vgl,  dessen  Kecherches  «ur 
Panal.,  la  physiol.  et  le  develop.  des  Bryozoaires.  Suite,  in  den  Me- 
moires de  lAcad.  loy.  de  ßruxelles.  Tom,  XIX.  1846. 


440    V.  Siebold:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Sars  aufgestellten  Gattung  Pedicellina,  zu  welcher  eine  an 
der  Küste  von  Ostende  entdeckte  neue  Art  benutzt  wurde, 
welche  Van  Beneden  als  Pedkellina  belgica  mit  folgender 
Diagnose  versehen  hat: 

Douze  tentacules  de  longueur  egale,  un  peu  plus  courts  que  1© 
Corps;  le  pedicule,  ainsi  que  la  tige,  sans  asperites. 

Eine  vierte  Monographie  widmete  Van  Beneden  ^3 
den  belgischen  Süsswasser-Bryozoen ,  deren  Arten  mit  der 
passenden  Diagnose,  mit  den  dazugehörigen  Synonymen  und 
mit  schönen  Abbildungen,  welche  zugleich  den  inneren  Bau 
und  die  Entwicklung  dieser  Polypen  aus  Knospen  und  Eiern 
erläuterten,  ausgestattet  wurden. 

Die  beschriebenen  Gattungen  und  Arten  sind  folgende:  Crista" 
Ulla  mucedo  Cuv.,  Alcyonella  fungosa  Fall,  (stagnorum  Lam.);  Plu- 
matella  campanulata  Lam.,  repens  Lam.,  Lophopus  crislallinus  Fall., 
Fredericella  sM^fana  Blu  m  en  b.,  Palndicella  Ehrenbergii  V.  Ben.  {AU 
cyonetla  articulata  Ehrb.);  als  neue  Arten  wurden  diesen  Bryozoen 
noch  folgende  hinzugefügt :  Alcyonella  flabellum  und  Lophopus  Bakeri, 
erslere  Art  mit  der  Diagnose:  polypier  ramifie  dans  le  jeune  äge,  surtout 
en  deux  branches ,  qui  se  developpent  plus  Hard  chaeune  en  eventail ; 
l'ouverture  des  loges  est  disposee  obliquement ;  eile  ne  se  solidifie  pas 
loüt  autour,  d'oü  resulte  un  silion  sur  toute  la  longueur  des  tubes  ;  le» 
oeufs  sont  de  forme  ovale ;  die  letztere  Art  mit  der  Diagnose  :  tenta- 
cules au  nombre  de  55—60,  longs  et  bien  developpes ;  polypier  pedi- 
cule; oeufs  tres-grands ,  naviformes  et  entoures  d'un  bourrelet ;  une 
colonie  adulte  se  compose  d'une  dizaine  d'individus.  Van  Beneden 
citirt  zu  dieser  Art  die  inBaker's  Beiträgen  bis  jetzt  noch  nicht  ent- 
zifferte Taf.  XIL  Fig.   15—21. 

üeber  Cristatella  mucedo  theilte  Allman  ^)  einige  auf 
das  Nerven-  und  Muskelsystem  Bezug  habende  Notizen  mit, 
und  wies  auf  eine  zarte  Membran  hin,  welche  die  Tentakeln 
dieses  Bryozoen  an  ihrer  Basis  untereinander  verbinde  und 
bei  allen  übrigen  Bryozoen  ebenfalls  gefunden  würde,  wo- 
durch diese  Polypen  an  den  Kiemensack  der  Ascidien  erin-. 
nerten.    Derselbe  Naturforscher  ^)  beschrieb  von  Plumatella 


1)  S.  dessen  Recherches  sur  les  Bryozoaires  fluvialiles  de  Belgi- 
que,  in  denselben    Memoires    Tom.  XXI.    1847.  2)   Vgl.   the  Re- 

ports of  Ihe  british  association  held  1846.  Notices,  p.  88.  oder  ['In- 
stitut. 1847.  p.  190.  3)  S.  the  Reports  of  the  biil.  assoc.  1846 
Notices.  p.  74. 


d.  Würmer,  Zoophylen  ii.  Protozoen  während  d.  J.  1845--1847.     441 

fruticosa  das  aus  der  Eikapsel  hervorgekommene  Junge  als 
eine  locomotive  Larve  ,  welche  mit  einem  flimmernden  wei- 
chen Mantel  umherschimme,  eine  Erscheinung,  die  uns  durch 
Meyen's  Beobachtung  längst  bekannt  ist.  Die  ganz  ähnli- 
chen Embryone  der  Alcyonella  stagnorum  wurden  von  Weisse, 
als  er  sie  aus  den  Wintereiern  hervorgeschlüpt't  noch  mit  den 
beiden  dehiscirten  Schalen  zusammenhängend  beobachtete,  als 
Tnfusorium  unter  dem  Namen  Conchularia  paradoxa  beschrie- 
ben, welchen  Fehler  derselbe  nachher  einsah  und  bekannte  0- 

Couch  -)  beschrieb  einen  an  der  englischen  Küste 
aufgefundenen  neuen  Polypen  als  Crisia  setacea,  welche  Art 
sich  von  der  Crisia  cornuta  des  Ellis  durch  die  Stellung 
der  Borsten  unterscheidet ;  dieselben  sind  nämlich  bei  erste- 
rer  unterhalb  des  gekrümmten  Halses  jeder  Polypenrölue,  bei 
letzterer  dagegen  über  dem  Halse  der  krummen  Röhre  an- 
gebracht. Verschiedene  Polypen  des  adriatischen  Meeres, 
welche  zu  der  Familie  der  Tubuliporen  gehören,  sind  von 
Meneghini  ^)  beschrieben  worden,  derselbe  führte  auf  ; 
Tubulipora  verrucosa  M.  Ed.  und  patina  Lam.  ,  denen  er 
noch  T.  complanata  und  irregularis  als  neu  hinzufügt,  ferner 
werden  von  ihm  in  Betracht  gezogen  Crisia  eburnea  Lamx. 
und  denticiilata  M.  Ed.,  Uornera  frondiculata  Lamx.,  Pm- 
stulopora  proboscidea  M.  Ed.  und  Idmonea  transcersaM..Ei\,^ 
nebst  folgenden  neuen  Arten :  Uornera  serraia  und  tubulosa, 
Idmonea  frondosa,  gracilis,  itregulaiis  und  Uibtdipora.  Von 
W.  King  ^)  ist  ein  neuer  Polyp  an  der  englischen  Küste 
entdeckt  worden  ,  den  er  Retepora  Beaneana  genannt  hat. 
Dieser  Polyp  zeigt  sich  mit  Refep.  cellulosa  verwandt,  unter- 
scheidet sich  aber  von  demselben  durch  den  Mangel  der 
hakenförmigen  zwischen  den  Maschen  hervorragenden  Fort- 
sätze. 


1)  S.  Bulletin  physico-niatheiniitique.  Toni.  HI.  1845.  p.  223.  u. 
345.  2)  S.  f'he  Zoologist.    Vol.   3.   1815.  p.   1095.  3)   Vcrgl. 

dessen  Wemoria  :  Polipi  della  Famiglia  dei  Tubniiporiani,  in  den  neuen 
Si'hriften  der  Academia  dl  scienze,  lellere  ed  arti  di  Padova.  Vol.  Vf. 
Padova.    1844.  4)  S.  Ihe  Annais    of   nal.  hisl.   Vol.  .Will.    I8i7. 

p.  237. 


442     V.  Siebold:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Duchassaing  0  gab  von  einem  neuen  Bryozoon  aus 
Guadeloupe,  welches  er  Oribasia  stagnalis  genannt  hat,  fol- 
gende Gattungs-Beschreibung  : 

Corpus  ovoideum ,  gelalinosum  ,  liberum ,  vagans ,  et  circa  axim 
rotalorium  polypis  retractilibus  adoperlum;  polypi  bioculali,  pedunoulo 
retractili;  aperlura  terminali ,  crateriformi ,  cilioruni  rotatorioruni  Co- 
rona instructa;  os  dentigerum.  Der  Poiypenslock  stellt  hier  einen  frei 
urnherschwinimenden  kugeligen  Gallertkörpcr  dar;  da  die  Mundhöhle 
mit  Zähnen  ausgestattet,  ferner  da  ein  Augenpunkt  vorhajiden  sein  soll, 
so  möchte  Ref.  bei  dem  gleichzeitigen  Vorhandensein  eines  von  der 
Leibeshöhle  abgegrenzten  Verdauungskanals  und  eines  Räderorgans  ver- 
niuthen,  dass  Dux;hassaing  ein  Räderthier  für  einen  Polypen  gehal- 
len hat. 

Reid  -)  theilte  die  Beschreibung  der  merkwürdigen 
beweglichen  Geiseln  der  Cellularia  scruposa  und  reptans  mit, 
welche  Organe  den  Vogelköpfen  der  Flustra  avicularis  voll- 
kommen entsprechen.  Derselbe  ^)  gab  auch"  genauere  ana- 
tomische Beschreibungen  von  Cellularia  reptans ,  scruposa, 
avicularis,  Pedicellina  echinata,  Flustra  avicularis  und  ande- 
ren Bryozoen,  wobei  die  beweglichen  Geiseln  und  Vogelköpfe 
dieser  Polypen  einer  besonderen  Betrachtung  unterzogen 
wurden. 

Endlich  ist  noch  eines  eigenthüiulichen  Polypen  zu  er- 
wähnen, den  Goodsir  ')  an  der  schottischen  Küste  gefun- 
den und  Forbesia  formosa  getauft  hat,  von  welchem  Polypen 
jedoch  Korbes  selbst  glaubte,  es  möchte  bloss  ein  von  ei- 
nem Polypenstocke  abgerissenes  Stück  sein,  während  Van 
Beneden  ^^)  vermuthet,  es  gehöre  eher  zu  den  Echiuren 
als  zu  den  Pedicellinen.  Goodsir*^)  fügt  zuletzt  noch  sei- 
ner Darstellung  der  Forbesia  die  Beschreibung  ^qv  Pedicel- 
lina echinata  und  gracilis  als  Bewohner  der  schottischen 
Küste  hinzu. 


1)  Vgl.  Annales  des  ac    nat.  Tom.  VIII.  1S47.  p.  381.  2) 

S.  Ihe  Annais  of  nat.  bist.    Vol.  XV.  1845.  p.  l6l.  3)  Ebenda. 

Vol.  XVI.  1845.  p.  385.  4)  Ebenda.  Vol.  XV.  1845.  p.  380. 

5)  Vgl.  dessen  bereits  citirte  Recherches    sur   l'ar.at.,  la  physiol.  et  le 
ddvelop,    des  ßryozoaires.    Suite,  a.  a.    0.    p-  70  6)  S    th« 

Annais  of  nat.  bist.  Vol.  XV.  1845.  p.  382. 


d.  Würmer,  Zoophylen  u.  Protozoen  während  d.  J.  1845—1847.     443 


Protozoa. 

Infusorien.  Die  Infusorien,  deren  Organisation,  Enl- 
vvickelung  und  Entstehung  nehmen  noch  fortwährend  das  In- 
teresse vieler  Naturforscher  in  Anspruch.  Unter  den  Arbei- 
ten, welche  diese  Thierklasse  im  Allgemeinen  behandeln,  sind 
ausser  der  von  Pritchard  ')  erschienenen  neuen  Ausgabe 
der  History  of  Infusoria  die  Betrachtungen  zu  erwähnen, 
welche  Perty  2)  in  Folge  der  von  Flotow  undKützing 
an  niederen  Algenfonnen  und  an  Infusorien  angestellten 
Beobachtungen  über  diese  niederen  Organismen  auszuspre- 
chen veranlasst  worden  ist.  Nach  seiner  Annahme  soll  das 
Thier-  und  Pflanzenreich  nach  einer  Seite  hin  convergiren, 
und  in  einer  gewissen  IndifFerenzregion  sollen  beide  Reiche 
abwechselnd  ineinander  übergehen,  indem  die  Organismen  bald 
als  eine  Pflanze  (mit  latentem  thierischen  Leben),  bald  als  ein 
Thier  (mit  unterworfenem  pfle^nzlichen  Leben)  erscheinen. 
Perty  unterscheidet,  von  diesem  Gesichtspunkte  ausgehend, 
in  der  thierischen  belebten  Welt  1)  Anthropos  ,  2)  Zoa ,  3) 
Zoidia.  Als  Zoidia  und  zwar  als  Phytozoidia  führt  Perty 
die  Mehrzahl  der  Monadina,  Cryptomonadina,  Volvocina,  Asta- 
siaea  und  Chaetoglena  auf;  ferner  die  Spongiaceen  und  Palmel- 
larien. Die  mit  starren  zum  Theil  mit  kieselhaltigen  Schalen 
umgebenen  geometrisch  regelmässige  Formen  darstellenden 
Bacillarien,  Desmidiaceen  und  Closterinen  bezeichnete  er  als 
Minerozoidia,  diesen  fügt  er  als  3tc  Abtheilung  die  Sperma^ 
tozoidia  aus  dem  Zeugungsschlcime  der  Thiere  hinzu,  denen 
die  in  schleimigen  Flüssigkeiten  der  freien  Natur  sich  bil- 
denden Vibrioniden  und  Spirillen  als  Lampozoidia  entspre- 
chen. Uebrigens  spricht  sich  Perty  gegen  die  Ehrenberg'- 
sche  Betrachtungsweise  der  Infusorien  als  vollkommene  Or- 
ganismen ohne  Rückhalt  und  mit  der  Bemerkung  aus:  „dass 


1)   Vpl.  dessen  Hislory  0»' Infusoria,  living  and  fossil,  wilh  descri- 
plions  of  all  the  known  species,    including   those  in  Ehrenberg's  greal 
work,    logelher    witli    Ihose    found    in    Chalk.    London.    1843.    3.  edi(. 
2)  S.  dessen  Abhandlung  :    über    den  Hcgrift'   des  Thicrs    und  die    Ein 
theilung  der  thierisch  belebten  Wesen,   1846. 


444     V.  Siebold:   Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Nalurgescbichte 

es  Mühe  kosten  werde,  die  zahlreichen  Consequenzen  einer 
irrigen,  aber  ungemein  oft  und  weilläufig  entwickelten  An- 
schauung aus  den  Köpfen  der  blossen  Nachbeter  zu  brin- 
gen." Leider  ist  Perty  zu  wenig  im  Stande,  eigene  Erfah- 
rungen den  Ehrenberg'schen  Sätzen  entgegenzustellen,  daher 
seine  Einwürfe  wenig  Gewicht  haben  werden. 

Duj ardin  ')  wiederholte  in  gedrängter  Kürze,  was 
er  früher  in  seiner  Naturgeschichte  der  Infusorien  über  Or- 
ganisation, Eintheiking  und  Anordnung  dieser  Protozoen  aus- 
gesprochen hatte.  Indem  derselbe  die  Systoliden  aus  der 
Reihe  der  Infusorien  fern  hält,  charakterisirt  er  die  letzteren 
als  sehr  kleine  unsymmetrische  Wasserthierchen  ohne  be- 
stimmt ausgeprägte  Geschlechtsorgane ,  ohne  sichtbare  Eier, 
ohne  deutlich  abgegrenzte  Verdauungshöhle ,  deren  Körper 
gänzlich  oder  zum  Theil  eine  feste  Hautbedeckung  abgeht, 
und  welche  sich  durch  freiwillige  Theilung  oder  aul  eine 
noch  unbekannte  Weise  fortpllanzen.  In  diese  Abhandlung 
hat  Duj  ardin  ausserdem  noch  einige  wichtige  MittheiUuigen 
mit  aufgenommen  ,  welche  ihm  von  Q  u  a  t  r  e  f  a  g  e  s  als  Re- 
sultate seiner  Untersuchungen  gemacht  worden  sind,  und  aus 
welchen  Folgendes  hervorgehoben  zu  werden  verdient.  Qua- 
Irefages  hat  nämlich  an  den  Infusorien  nur  eine  ganz 
einfache  Organisation  wahrnehmen  können ;  während  aber  die 
Rhizo,poden  aus  nichts  anderem  als  aus  einer  homogenen 
Sarcodemasse  zu  bestehen  scheinen ,  so  deute  aber  doch 
bei  mehreren  Infusorien,  z.  B.  bei  Amphileptus,  Paramaecium, 
Pleuwnenia  u.  s.  w. ,  die  constante  Form  der  Vacuolen  auf 
eine  Organisation  hin ,  durch  welche  diese  Infusorien  höher 
stehen  als  die  Rhizopoden. 

Von  Filippi  -}  ist  der  Verdacht  geschöpft  worden, 
dass  die  Infusorien  gar  keine  selbstständige  Klasse  von  Thie- 
ren  bilden,  sondern  wahrscheinlich  nur  Uebergangsformen  zu 
anderen  Thierformen  seien. 


1)   Vgl.    dessen  Nolice  sur    les  Infusoires.  Paris.  1845.    aus  den» 
Piclionnaiie  universel  d'hisloire  naturelle.  2)   Vgl.  des.seii  Abhand- 

lung Metamorfosi    degli  animali    inferiorl.    Milano.   1847.    aus  dei  Gaz- 
«etta  medica  di  Milano.  Tom.  VI.  ~ 


d.  Wurmer,  Zoopliyten  n.  Prolozoeii  währenrl   d.  J.  1845—1847.     445 

Zu  dem  Atlas  für  die  zweite  Ausgabe  des  Regne  ani- 
mal  von  Cuvier  hat  Quatrelages  ')  drei  Tafeln  besorgt, 
aufweichen  abgebildet  sind  Trichoda  larus  Ehrb.,  Kerona 
si/wrws  Müll.,  Plaesconia  longiremis  Duj.,  Farmnaecium  caiu 
datum  Müll.,  Holophnja  pnrasita  Ouatr. ,  Acomia  vitrea 
Duj.,  H alier ia  minima  Quatr. ,  Vasia  amphorina  Quatr. 
Vibrio  lineola  Müll.,  Bader ium  catenula  Duj.  Vorticella 
citrina  und  Vaginicola  cristallina  Ehrb.  nebst  den  beiden 
Rhizopoden  Eiiglypha  Dujardinii  Quatr.  und  Amoeba  dif- 
fiuens  Ehrb. 

Eine  sehr  abentheuerliche  Aeusserung  Reissek's  soll 
hier  nur  vorübergehend  erwähnt  werden,  da  in  einem  der 
folgenden  Jahresberichte  Ref.  darauf  zurückkommen  wird, 
nämlich  die  von  Reissek  ^)  aufgestellte  Behauptung,  dass 
sich  Pollenkörner  in  Thiere  und  Chlorophyllkörner  in  Confer- 
ven  und  Infusorien  verwandeln  können. 

Pineau  ^3  hat  die  Entstehung  der  Infusionsthierchen 
zu  prüfen  gesucht ,  indem  er  organische  Stoffe  mit  Wasser 
befeuchtete.  In  Aufgüssen  von  thierischen  und  pflanzlichen 
Substanzen  sah  er  Monaden ,  Bacterien  und  Vibrione  entste- 
hen, über  deren  wahres  Wesen  wir,  wenn  wir  es  aufrichtig 
gestehen  \vollen ,  doch  eigentlich  so  viel  wie  nichts  wissen, 
so  dass  wir  über  ihre  Aniinalität  uns  keine  bestimmte  Re- 
chenschaft geben  können.  Bei  anderen  Pflanzen-Infusionen 
erhielt  Pineau  Formen  von  Actinophrys ,  welche  sich  in 
Acineta  Duj.  verwandelten,  aus  der  zuletzt  eine  Vorticella 
inf'usionum  wurde.  Wenn  dieser  Beobachter  daraus  schliesst, 
dass  verschiedene  Entwickelungsstufen  einer  und  derselben 
Infusorien-Species  von  den  Systematikern  mit  verschiedenen 
Namen  bezeichnet  worden  seien,  so  kann  das  Refer.  nicht  in 
Abrede  stellen,  wenn  aber  aus  denselben  Beobachtungen  Pi- 


1)  Vgl.  den  Atlas  a.  a.  0.  Zoophyles.   Infusoires  homogenes.    PI. 
64.  96.  und  97.     Alle  Abbildungen    dieser  Tafeln  sind  Originale.  2) 

S.  die  botanische  Zeitung.  29tes  Stück.   1844.  p.  505.  3)  S.  die 

Annales  des  sc.  nat.  1845.  Tom.  III.  p.  182.  und  Tom.  IV.  p.  103.  oder 
Froriep's  neue  Notizen.  Bd.  34.  1845.  p.  3.  oder  Ihe  Annais  of  nat. 
bist.  Vol.  XVI.  1845.  p.  314. 


446     V.  Siebol'd:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

11  c  a  u  den  Schliiss  ziehen  will ,  dass  die  zuletzt  genannten 
Infusorien-Formen  durch  Aufguss  entstanden  seien,  so  muss 
Refer.  dagegen  einwenden,  dass  diese  von  Pin  e au  angestelU 
teji  Versuche  sehr  wenig  geeignet  sind,  dem  seit  Ehren- 
berg allgemein  verworfenen  Satze,  Infusorien  könnten  durch 
Urzeugung  entstehen  ,  von  neuem  wieder  Vertrauen  zu  ver- 
schaffen, da  Pineau  gar  nicht  angegeben  hat,  welche  Vor- 
sichtsmassregeln er  getroffen  habe,  um  sich  vo^' Täuschungen, 
zu  hüten,  die  sich  gerade  hier  so  sehr  leicht  einschleichem 

Ueber  die  Forlpflanzung  von  Vorücella  chlorostigma  er- 
fahren wir  durch  Wedl  0  Folgendes.  Derselbe  fand  näm- 
lich dieses  Infusorium  in  reichlicher  Anzahl  innerhalb  des. 
von  Menschen  mit  Bandwurmfragmenten  abgegangenen  Darm- 
schleims. Aus  der  vorderen  Seite  dieser  Infusorien  sah  Wedl 
grünliche  eierartige  Körper  hervortreten,  in  welchen  sich  an- 
fangs eine  centrale  lichte  contractile  Blase  und  nachher  ein 
Netz  oder  eine  dreizackige  Figur  ausbildete,  beide  Organe, 
die  Blase  und  das  Netz  verschwanden  abwechselnd  und  ka- 
men dann  wieder  zum  Vorschein.  Zuletzt  trat  der  Embryo 
aus  diesen  Eiern  langsam  hervor  und  erhielt  am  Vorderende 
eine  zapfenförmige  Verlängerung  mit  Flimmercilien.  Die  Ent- 
wickelung  dieser  Vorticelle  konnte  durch  Vertrocknen  der 
Eier  verschoben  werden,  indem  solche  getrocknete  Eier  ihre 
Keimfähigkeit  bewahrten  und  später  wieder  angefeuchtet  sich 
dennoch  entwickelten. 

Schmarda  ^)  stellte  die  Infusorien  zusammen,  durch 
welche  bisher  verschiedene  Färbungen  des  Wassers  bekannt 
geworden  sind.  Zu  dieser  Zusammenstellung  benutzte  der- 
'  selbe,  ausser  einigen  wenigen  eigenen  Beobachtungen,  haupt- 
sächlich EhTenberg's  grosses  Infusorienwerk.  Als  neu 
werden  in  derselben  Abhandlung  von  Schmarda  folgende 
Infusorien-Formen  beschrieben  : 

Cryptomonas  urceolaris,  in  einem  mit  salzigem  Wasser  gefüllten 
Graben  bei  Capo  d'lstria,  corporis  urceolato  conlractili,  loricam  ovalam 


1)  Vgl.  Haidinger's  Berichte  über  die  Mittheilungen  von  Freun- 
den der  Naturwissenschaften  in  Wien.  Bd.  II.  1847.  p.  153.  2)  S. 
dessen  kleine  Beiträge  zur  Naturgeschichte  der  Infusorien.  Wien.  1846. 


d.  Würmer,  Zoophyten  u.  Protozoen  während  d.  J.  1845—1847.     447 

non  iinplente,  duplo  auf  triplo  longiorc  quam  lato,  60 — 70  lin.  partem 
aequante ,  viridi ,  flagello  longiludine  corporis.  Schmarda  hat  in 
diesem  mit.  einlachem  Fadenrüssel  versehenen  Thierchen  ausser  einer 
kontraktilen  Blase  und  einem  rothhraunen  ovalen  Hode«  noch  5  bis  7 
Mägen  umgeben  von  vielen  kleinen  grünen  Eiern  gesehen.  Was  von 
dieser  Angabe  zu  hi.lten  ist,  muss  Refer.  dem  Urtheile  derjenigen  Na- 
turforscher überlassen,  welche,  ohne  sich  von  einer  Autorität  leiten  zu 
lassen,  selbstsläadig  mit  dem  iMikroskope  sehen  gelernt  haben.  Ein 
anderes  neues  Infusorium  aus  einem  Bache  des  Praters  bei  Wien  nannte 
Schmarda  Gyges  niger,  ein  drittes  Infusorium  ebendaher  beschrieb  er 
als  Ästasia  margaritifera:  y,8 — '/jo  lin,  partem  aequans,  corpore  ex- 
panso,  conico  aut  cylindrico,  cauda  nulla,  ovario  margaritaceo.  Derselbe 
erwähnte  ferner;  Euglena  oxyuris  mit  scharf  abgesetztem  spitzen 
Schwänze,  aus  einer  Bergquelle  ;  Euglena  chlorophoenica,  grün,  in  der 
Mitte  purpurroth,  vom  Prater  bei  Wien  ;  Euglena  ovwn,  grün  und  ohne 
Schwanz,  aus  Mähren;  Feridinium  adrialicum  flavo-fuscum,  Vr.^  ^'O- 
partem  attingens  ,  lorica  subglobosa  ,  ecorni,  triloba,  posteriore  parte 
rotundata,  anteriore  impressa  ,  flagello  fililormi,  bei  Triest;  Peridinium 
tabulatum  f  lorica  granulosa  et  lineis  elalis  tabulata  ,  postico  fine  duo- 
bus  mucronibus  brevibus  munita  ,  im  Prater ;  Bursaria  lesselala,  cor 
pore  ovali,  albo,  offline  ciliorum  duplici,  seriebus  20— 30,  ^^.o  ^J"-  Pä""- 
tem  attingens  '). 

Bei  den  meisten  dieser  polygastrischen  Infusorien  will 
Schmarda  mehrere  Mägen  (heile  Flecke)  und  zahlreiche 
Eier  (kleine  Körnchen)  so  wie  grosse  contractile  Samenbla- 
sen erkannt  haben.  Hierauf  berichtet  derselbe ,  dass  er  190 
Species  (in  89  Gattungen)  polygastrische  Infusorien,  meistens 
bei  Wien,  beobachtet  habe.  An  Stenlor  Mülleri  hat  der- 
selbe -)  eine  aus  brauner  schleimartiger  Masse  gebildete 
Röhre  wahrgenommen,  in  welche  sich  das  Thierchen  zurück- 
ziehen konnte,  ohne  dass  es  ihm  klar  geworden,  wodurch 
diese  Röhre  gebildet  wurde.  Schmarda  bespricht  hierauf 
seine  Versuclie  über  den  Einfluss  des  Lichts  auf  die  Entste- 
hung und  das  Leben  der  Infusorien,  welche  er  mit  verschie- 
denen Aufgüssen  anstellte,  die  er  theils  dem  Lichte  aussetzte, 
theils  in  einem  dunkeln   Schranke    verschloss  ^}.      Es  ergab 


1)  Alle  diese  neuen  Arten  hat  Schmarda  auch  in  Haidinger's 
Berichte  über  die  Mittheilungen  von  Freunden  der  Naturwissenschaften 
in  Wien,   Bd.  I.    1847.  p.  25.  aufgeführt.  2)  Vgl.  auch  Haidinger's 

Berichte  a    a.  ü.  Bd.  I.  p.  24.  3)  Vgl.  auch  Froriep's  und  Schlei- 

den's  Notizen.   Bd.  I.  1847.  p.  104.  , 


448    V.  Siebold:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

sich  daraus,  dass  mehrere  Infusorienformell  an  lichtlosen  Or- 
ten leben  und  gedeihen,  keine  Form  aber  ausschliesslich  im 
Dunkeln  lebt,  dass  ferner  das  Infusorienleben  sich  im  Lichte 
kräftiger  entwickelt  als  im  Dunkeln  und  grüne  Infusorien  nur 
im  Lichte  entstehen,  lieber  Lichtempfindung  der  Infusorien 
wurden  von  demselben  Forscher  Versuche  angestellt  ^),  die 
jedoch  nur  Bekanntes  als  Resultat  lieferten.  Derselbe-)  stellte 
im  Jahre  1844  über  die  Verbreitung  der  Infusorien  in  der 
Umgebung  von  Triest,  Capo  d'Istria,  Venedig,  Chioggia  und 
Brondolo  verschiedene  Beobachtungen  an,  und  erkannte  dort 
113  Arten,  von  denen^  102  Arten  in  60  Galtungen  zu  den 
polygastrischen  Infusorien  gehörten  ,  derselbe  wiederholte  im 
Jahre  18-16  diese  Untersuchungen,  und  beobachtete  abermals 
72  Arten  Polygastrica  in  48  Gattungen. 

Die  Petersburger  Fauna  hat  in  W  e  i  s  s  e  einen  sehr  eif- 
rigen Beobachter  der  Infusorienwelt  gefunden.  Derselbe  ^} 
lieferte  ein  Verzeichniss  von  155  in  St.  Petersburg  beobach- 
teten Infusorien  nebst  Bemerkungen;  von  diesen  Arten  müs- 
sen jedoch  47  Species  als  Rotatorieu  abgezogen  werden.  Als 
neu  bezeichnete  Weisse  Syringogyra  viridis,  welches  einem 
gepanzerten  Vibrio  mit  fünf  bis  sieben  Wellenbiegungen  ähn- 
lich sieht,  später  bildete  er  '^)  dieses  Thierchen  mit  Spiral- 
windungen ab ,  Ref.  vermuthet  in  dieser  Syringogyra  eine 
Alge.  Brandt  ^)  vermehrte  übrigens  jenes  Verzeichniss 
der  Petersburger  Infusorien  um  19  Arten,  welche  er  an  der 
Ostseeküste  aufgefunden,  doch  bestehen  die  meisten  dieser 
Species  aus  Diatomeen  und  Micrasterien,  und  gehören  mithin 
zu  den  einzelligen  Algen.  Einen  reicheren  Beitrag  zur  Pe- 
tersburger Infusorien  -  Fauna  fügte  Weisse  f')  selbst  hinzu, 
indem  er  noch  weitere  126  Arten  Polygastrica  in  jener  Ge- 
gend auffand. 


1)  S.    zugleich  Haidinger's  Berichte  a.  a.    0.  Bd.  I.  p.   17.  oder 
Oesterreichische   medizinische   Jahrbücher.   1845.    Heft  XII.  2)  S. 

Haidinger's    Berichte  a.  a.   0.  Bd.  I.    pag.   177,  3)  Vgl.    Bulletin 

physico-mathematique    de  l'Academie    imp.    d.   sc.  d.    St.  Petersbourg. 
Tom.  III.  1845.  p.   19.  4)  S.  ebenda.  Tom.  IV,  p.    142.  5) 

S.  ebenda.  Tom.  III.  p.  26.  6)  S.  ebenda.  Tom.  III.  p.  133. 


d.  Wurmer,  Zoophylen  u.  Protozoen  während  d.  J.  1845—1847.     449 

Als  neu  wurden  von  ihm  beschrieben  ')  Epislylis  virgaria,  cor- 
pore minimo,  uvato,  albo  ,  corpusculis  in  pedicello  dichotomo  hyalino, 
ramis  virgatis,  accrvatis.  Die  ßäumchen  dieser  Vorticelline  hatten  oft 
eine  Höhe  von  Vio  J^i"-  Eine  andere  neue  Form  ward  als  Actinophrys 
ovata  bezeichnet,  corpore  oblongo,  radiis  diametro  corporis  saepe  lon- 
gioribus,  tentaculis  in  spiram  flexilibus,  und  halte  y4o  Lin..  im  Durch- 
messer; die  Acineta  tuberosa  Ehrb.  bildete  Weisse  mit  zwei  bis 
sechs  bestrahlten  Höckern  ab,  wobei  er  die  mit  sechs  Höckern  ausge- 
statteten länglichen  Individuen  als  in  der  Theilung  begriffene  Thierchen 
betrachtete.  Indem  derselbe  2)  mit  Aufzählung  der  polygastrischen  In- 
fusorien von  Petersburg  fortfährt,  werden  als  neu  von  ihm  beschrie- 
ben: Acineta  cothurnata  und  Orcula  Trochus,  letztere  mit  einem  quer- 
geringelten ovalen  Panzer  und  schwanzähnlichen  Anhang,  ohne  alle  Be- 
wegung; nur  die  contractile  Blase,  welche  aus  dem  Innern  hervor- 
schimmert, deutet  auf  Thierheit  dieses  Wesens  hin. 

Mit*einer  bei  Jena  entdeckten  und  Monas  Okenii  von 
Ehrenberg  genannten  rothen  Slaubmonade  stellte  Weisse  ^) 
Versuche  an,  um  damit  eine  290  Mal  vergrösserte  Zeichnung 
dieser  Monade  roth  zu  koloriren.  Er  berechnete,  dass  er  dazu 
150,000  Stücke  bedürfte  und  dass  150  Millionen  dieser  Monade 
auf  einen  Gran  gingen.  Wer  sich  gern  durch  solche  recht 
grosse  Zahlen  in  Erstaunen  setzen  will,  dem  schlägt  Ref.  vor, 
noch  weiter  zu  berechnen,  wie  viel  dieser  Staubmonaden  auf 
ein  Loth ,  ein  Pfund  u.  s.  w.  gehen.  Ausser  jenen  grossen 
Zahlen  ist  übrigens  nichts  in  jenem  Aufsatze  zu  finden ;  über 
das  wahre  Wesen  von  Monas  Okenii,  über  seine  Fortpflanzung 
u.  s.  w.  erfahren  wir  durch  Weisse  nichts.  Auch  Eich- 
wald "♦)  hat  sich  durch  einen  Beilrag  um  die  Petersburger 
Infusorien-Fauna  verdient  gemacht;  derselbe  beobachtete  540 
Arten  Infusorien  (im  Sinne  Ehrenberg's),  und  zwar  2 1  Arten 
aus  der  Familie  der  Monadinen,  10  Arten  aus  der  Familie 
der  Cryptomonadinen,  14  Volvocinen,  10  Vibrionen,  10  Clo- 
sterien,  ISAstasiaeen,  1  Dinobryon,  3  Amoeben,  4  Arcellinen, 
71  Bacillarien,  5  Cyclidinen,  6  Peridinaeen,  25  Vorticellinen, 
4  Ophrydinen,    16  Enchelien,  4  Colepinen,  23  Trachelinen, 


1)  S.    ebenda.    T.    IV.   1845.    p.  138.  2)  ebenda.  Tom.  V. 

1847.  p.39.  und  225.  3)  ebenda.  Tom,  III.  p.  310.  oder  Froriep's 

neue  Notizen.    Bd.  33.    1845.    p.  88.  4)  Vgl.  Bulletin  de  la  so- 

ciete  des  naturalistes  de  Moscou.  Tom.  XVII.  1844. 

Archiv  f.  Naturgesck  XVI.  Jahrg.  2.  Bd.  J)]) 


4Ö0    V;  Siel^pM:  ß^ripjil  über  di^  i,eislungen  ip  di^jc.  Naturgesphichle 

5  Trachejocercen,  1  Aspidisca,  13  Colpodeen,  11  Oxytrichinen 
und  5  Euploten. 

in  der  schon  mehrlach  angeführten  Fauna  del  Regno 
di  Napoli  hat  Costa  auf  fünf  Tafeln  verschiedene  polygastri- 
sche Infusorien  (darunter  mehrere  Diatomeen)  abgebildet,  aber 
ohne  eine  Beschreibung  und  Kupfererklärung  hinzuzufügen. 
Teil  kämpf  ')  beobachtete  in  einer  Mammulhs-Höhle  von 
Kentucky  folgende  Infusorien:  Monas  Kolpoda  und  socialis, 
eine  mit  Bodo  intestinalis  verwandte  Art,  Chüomonas  emar- 
ginataT eWk.  (elliptisch,  und  schief  eingebuchtet  mit  überra- 
gender Lippe),  eine  der  Kolpoda  cucullus  ähnliche  Thierform. 
Von  Bailey  ^}  wurden  im  Mississipi-Wasser  Coleps  hirtus, 
Euglena  triquetra,  eine  Oxytricha  upd  eine  Stylonychia  auf- 
gefunden. « 

Panizza  ^  beschrieb  ein  Infusorium ,  das  er  in  dem 
Urine  der  Tritonen  häufig  vorgefunden.  Dasselbe  steht  der 
Trichodina  pediculus  sehr  nahe,  ohne  mit  demselben  identisch 
zu  sein.  Der  Entdecker  nannte  es  Urceolaria  Baisami.  Der- 
selbe fügte  hinzu,  dass  Balsamo  Crivelli  in  der  Cloace 
der  Tritonen  ein  anderes  Infusorium  beobachtet  habe,  welches 
eine  Opalina  zu  sein  schiene;  da  es  beständig  seine  Gestalt 
verändert ,  sich  verlängert  und  verkürzt ,  so  scheint  es  dem 
Ref.  nicht  mit  Opalina  P  u  r  k.  verwandt  zu  sein.  Ein,  anderes 
neues  Infusorium  ist  von  0.  S  c  h  m  i  d  t  ^ )  im  Darmkanal 
einer  Nais  entdeckt,  als  Opalina  Nai'dos  beschrieben  und  ab- 
gebildet worden.  Hoffmeister  ^^  fand  in  allen  Körperthei- 
len  des  gemeinen  Regenwurms,  mit  Ausnahme  des  Darmes, 
kleine  Vibrionen  von  1  bis  %  Lin.  Länge  in  ungeheurer 
Menge,  er  will  dieselben  aus  Eiern  hervorschlüpfen  gesehen 
haben,  welche  in  eigenen  stecknadelknopfgrossen  Kugeln  ein- 
gekapselt waren  und  kleine  platte  weberschifFförmige  Körper- 
chen darstellten.    In  wiefern  diese  Angabe  richtig  ist,   musS 


1)  S.  Müller's  Archiv.  1844.  p.  384.  2)  S.  the  Proceedings 

of  the  Boston  society  of  nat.  hist.  P.  II.  1845—48.  p.  33.  3)  S. 

Kroriep's  md    Schleiden's  INotizen.    Bfl.  III.   1847.  p.  168.  4)  S. 

Müller's  Archiv.  1846.  p.  419.  oder  the  Annais  of  nat.  hist.  Vol.  XIX. 
1847.  p.  284.  5)  Vgl.  dessen  Monographie :  Familie  der  Regen- 

wftrmer.  a.  a.  0.  p.  20. 


d.  Würmer,  Zoophyten  u.  Protozoen  während  d-  h  1845—1847.     451 

Ref.  dahin  gestellt  sein  lassen,  offenbar  ist  hier  von  jenen 
naviculaartigen  Körperchen  die  Rede ,  welche  schon  die  ver- 
schiedenste Deutung  erlitten  haben; -auch  möchte  Ref.  glau- 
ben, dass  die  I  bis  y^  Lin.  grossen  Vibrionen  junge  Brut 
einer  Anguillula  oder  Oxyuris  gewesen.  Ausserdem  giebt  H  o  f  f- 
meister  noch  an,  dass  der  Magen  und  ganze  Darm  des 
gemeinen  Regenwurms  beständig  von  einer  Menge  verschie- 
denartiger Infusorien  wimmle,  unter  denen  eine  Art  Para- 
maecium  sehr  häufig  sei. 

T  e  i  X  e  i  r  a  d  e  M  a  1 1  o  s  »)  untersuchte  3 y,  Monat  alten 
diabetischen  Harn,  der  bereits  in  saure  Gährung  übergegangen 
war,  und  erkannte  darin  kleine  Stäbchen  und  vibrionenartige 
Wesen ,  welche  durch  Kochen  der  Flüssigkeit  des  Lebens 
nicht  beraubt  wurden.  Es  sind  aber  diese  für  Infusorien 
ausgegebene  Wesen  sehr  ungenau  beschrieben  worden,  und 
dennoch  wird  vonTeixeira  aus  ihrer  Entstehung  im  Harne 
auf  die  Existenz  der  generatio  spontanea  geschlossen,  wäh^ 
rend  diese  Wesen  in  die  gleiche  Kategorie  zu  stellen  sind  mit 
denjjenigen  beweglichen  Körperchen,  welche  in  allen  verwe- 
senden und  gährenden  Flüssigkeiten  und  Feuchtigkeiten  zum 
Vorschein  kommen,  und  welche  wegen  ihrer  ausserordentli- 
chen Kleinheit  wenig  geeignet  sind  ,  mit  Sicherheit  über  ihr 
wahres  Wesen  und  ihre  Entstehungsweise  einen  bestimmlen 
Sc|iluss  IM  ziehen. 

Riiizopodcn.  Verschiedene  Süsswasser-Rhizopoden, 
welche  in  der  Umgegend  von  Petersburg  leben,  hat  Wi^jjs^ 
se  2)  beschrieben,  nämlich; 

Amoeha  vermicularis  Weis,  major,  sextain  lineae  partein  attin- 
gens,  processibus  rarissimis,  crassis  et  apice  rotundatis  sinuatisve,  hya- 
lina,  mit  einer  sehr  grossen  hellen  und  runden  Blase  im  Hinterende 
des  Leibes;  Arcella  uncinala  Weis,  y^^  Lin.  lat.  hemispherica  ,  mar- 
gine  aculeato-uncinata,  lorica  homogenea,  rufo-fusca,  fere  atra ;  Diseo^ 
della  (nov.  geo.  Arcellin.)  animal  processibus  variabilibus  numerQs^ß 
aut  multißdis  circumcirca,  aliis  super  aliis  iacentibus ,  lorica  depressa, 
tenui,  orbiculata ,    mit  zwei  Species :  Disc.  muUipes  corpore  discitormi, 


1)  Vgl.  Froriep's  und  Schleiden's  Notizen.  1847.  Bd.  4.  p.  \Q9. 
2)  S.  Bulletin  physico-mathematique  de  rAcad,  d.  sc.  d,  St.  Pet^rs- 
bourg.  Tom.  IV.    1845.  p.  138. 


452     V.  Siebold:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

processibus  mullis  crassis,  hyalinis,  superieclis,  ist  '/j,,  Lin.  breit;  Disc. 
hyslrix,  corpore  disciformi ,  processibus  aculis  in  apice  saepe  bifidis, 
hyalinis,  ist  '/so  Lin.  breit. 

Von  Schlumberger  '}  wurden  mehrere  neue  Rhi- 
zopoden  beschrieben,  nämlich  Difflugia  depressa  und  gigan-- 
tea,  Gromia  hyalina,  Lecquereusia  jurasslca,  Cyphoderia  mar- 
garitacea,  Pseudodifflugia  gracilis  und  Sphenoderia  lenta;  alle 
diese  Thierchen  sind  in  den  Gewässern  des  Juragebirges  und 
der  Vogesen  entdeckt  worden;  von  den  neuen  Gattungen  steht 
Lecquereusia  derDifflugia,  und  Cyphoderia  der  Trinema  nahe, 
während  die  Gattung  Sphenoderia  ihren  Platz  zwischen  Tri- 
nema und  Euglypha  einnimmt. 

Gervais  ^  konnte  sich  an  lebenden  Miliolen  aus  der 
Gruppe  von  Triloculina  überzeugen  ,  dass  diese  Foraminife- 
ren  lebende  Junge  gebären  und  zwar  hundert  auf  einmal, 
welche,  wie  ihre  Mütter,  Sarcode-Fäden  ausschieben  können. 
Diese  jungen  Triloculinen  haben,  wie  Gromia  und  Difflugia, 
nur  eine  einzige  eiförmige  Kammer,  und  gleichen  ganz  einer 
Gromia  oviformis,  die  sich  nur  durch  ihre  Grösse  von  ihnen 
unterscheidet.  Als  Gervais  später  sich  die  Triloculinen 
zwei  und  zwei  an  einander  hängen  sah,  erklärte  er  dies  für 
eine  Begattung,  und  meifite,  dass  die  Miliolen  wohl  nicht  so 
einfach  organisirt  seien,  wie  man  bisher  angenommen. 

Eine  ausführliche  Abhandlung,  welche  unter  dem  Titel 
Memoire  sur  les  Nummulites  von  Joly  und  Leymerie  ^) 
erschienen  ist,  bezieht  sich  mehr  auf  fossile  Foraminiferen. 

Oreg-arina.  üeber  die  Gregarinen,  welche  in  keinö 
der  niedrigsten  Thierklassen  recht  passen  wollen,  und  hier 
ihrer  einfachen  Organisation  wegen  ihren  Platz  einstweilen 
linden  mögen,  sind  verschiedene  Beiträge  .geliefert  worden. 
Von  A.  V.  Frantzius  ^)  ist  diese  Thiergruppe  zur  Bear- 
beitung einer  hübschen  Dissertation  benutzt  worden,  in  wel- 


1)  S.  die  Annales  des   sc.  nat.  Tom.  IIL  1845.  p.  254.  2) 

S.  Comptes  rendus.   Tom.  XXV.     1847.   p.   467.    oder  l'Institut.    1847. 
p.  316.  3)  Vgl.    die  Memoires  de  l'Academie  des  sciences  et  bel- 

ies lettres  de  Toulouse.  1847.  4)  S.  dessen  Dissertatio  inaugur. 

Ubservationes  quaedam  de  Gregarinis.  BeroHn.  1846. 


d.  Wurmer,  Zoophyten  u.  Protozoen  während  d.  J.  1845— J 847.  453 

eher  man  alles  bis  1846  über  diese  Tliiere  bekannt  Gewor- 
dene zusammengelragen  und  geordnet  findet.  Als  Resultat 
seiner  eigenen  Untersuchungen  stellte  Frantzius  die  Sätze 
auf:  die  Gregarinen  sind  ^virklich  Thiere,  jedoch  noch  keine 
vollkommen  entwickelte  Thiere,  die  Gregarinen  pflanzen  sich 
nicht  durch  Thcilung  fort,  dieselben  haben  in  ihrer  Organi- 
sation sehr  grosse  Aehnlichkeit  mit  einer  Zelle,  ohne  dass 
sie  jedoch  geradezu  als  einfache  Zellen  zu  betrachten  wä- 
ren. Der  in  den  Gregarinen  stets  verborgene  helle  Körper 
ist  kein  Bläschen  und  daher  einem  Zellenkerne  nicht  analog; 
die  sogenannten  Navicellen-Behälter,  welche  man  so  oft  in 
Gesellschaft  der  Gregarinen  im  Darme  der  Insekten  antrifft, 
werden  unverändert  aus  dem  Körper  der  Insekten  entleert; 
die  Navicellen  selbst ,  welche  man  mit  den  Navicularien  der 
Diatomeen  (Bacillarien)  zusammenwerfen  möchte,  haben  mit 
diesen  durchaus  nichts  gemein.  Frantzius  vermehrte  ausser- 
dem die  Zahl  der  Gregarina-Arten  noch  um  folgende  neue 
Species:  Gregarina  elongata  aus  dem  Darme  des  Crypticus 
glaber,  Gre^.  Mystacidarum  aus  dem  Darmkanale  von  My- 
staciden-Larven,  Greg.  Juli  aus  dem  Darme  des  Julus  terre- 
stris,  Greg.  Dytiscorum  aus  dem  Darme  der  Larve  von  Dy- 
tiscus  marginalis. 

H  e  n  1  e  ')  beschrieb  aus  den  Regenwürmern  zwei  Gre- 
garinen-Formen,  von  denen  die  eine  eine  birnförmige  Gestalt 
besass  und  an  dem  dickeren  Körperende  mit  starren  Cilien 
besetzt  war.  Die  zweite  Form  gehörte  zu  den  paarweise  zu- 
sammenhängenden Gregarinen,  sie  war  länglich  cylindrisch 
und  sehr  contractu.  Es  schien  dem  Beobachter  dieser  zwei- 
ten Form  von  Gregarina,  als  wenn  dieselbe  nicht  wie  ge- 
wöhnlich mit  den  entgegengesetzten  sondern  mit  den  gleich- 
namigen Körperenden  aneinanderhingen.  Derselbe  Hess  es 
übrigens  zweifelhaft,  ob  diese  ganz  einfach  organisirten  Gre- 
garinen wirklich  entwickelte  Thiere  seien ,  ja ,  es  stiegen  in 
ihm  sogar  Zweifel  auf,  ob  dieselben  wirklich  dem  Thierreiche 
luid  nicht  gar  dem  Pflanzenreiche  angehörten,  indem  er 
auf  ihr  Verhällniss  zu  den  Navicellen -Behältern  hinwies, 
deren    Inhalt    ihm    ebenfalls    vegetabilischer    Natur    zu    sein 


1)  S.  Müller's  Archiv.   1845.  pag.  369. 


454    v.Siebold:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

schien.  Sechs  ganz  neue  Gregarinen  sind  von  Kölliker*) 
beschrieben  worden ,  der  zugleich  diese  Thiere  dazu  be- 
nutzte, um  durch  sie  die  Existenz  einzelliger  Thiere  zu 
beweisen.  Kölliker  bezeichnete  die  von  ihm  entdeckten 
Gregarinen  in  folgender  Weise:  Greg.  Sipunculi  aus  der  Leibes-- 
höhle  des  Sipunculus  nudus  in  besonderen  festsitzenden  Kap- 
seln eingeschlossen,  Greg.  Terebellae  im  Darme  einer  kleinen 
Terebella;  Greg.  Spionis  im  Darme  einer  Spio;  Greg.  ISemer. 
tis  im  Darme  von  Nemertes  delineatus;  Gi^eg.  Heerii  im  Barme 
der  Larve  von  Phryganea  grandis;  Greg,  clavata  encystirt  im 
Darme  der  Larve  von  Ephemera  vulgata.  Die  vonMenge^) 
in  der  Leibeshöhle  von  Euaxes  obtusirostris  angetroffenen 
iirid  von  ihm  für  die  Jungen  dieses  Wurms  gehaltenen  beweg- 
fichen  milchweissen  wurstförmigen  Körper  waren  gewiss  auch 
Gregarinen,  sowie  die  ebendort  aufgefundenen  weissen  mit 
ellipsöidischen  Körperchen  gefüllten  Kapseln  sichei'lich  so- 
gf^hänflie  Navicellen-Behälter  gewesen  sind.  In  einer  kleinen 
Abhandlung  \vurde„von  Ha  mm  er  Schmidt  3)  mit  triftigen 
Gründen  nachgewiesen,  dass  die  Gregarinen  wirklich  Thiere 
und  riicRt,'  wie  Creplin^)  behauptet  hat.  Pflanzen  sind. 

ie^^ie^vidö'iiProio^iien,  Es  ist  noch  über  eine  Reihe  Von 
Arbeiten  zu  berichten,  welche  sich  auf  Infusorien  beziehen 
sÖHi^,  ähet  in  der  That  doch  nur  niedei^e,  rtieist  einzellige 
Älge'rt  oder  deren  Schwärmsporen  behandeln;  da  noch  man- 
^)her  Naturforscher  dieThierheit  dieser  Organismen  nicht  fallen 
lalifes^tr  MW,  und  einige  andere  es  wenigstens  ih  der  Schwebe 
gelassen  haben  wollen,  ob  diese  zweifelhaften  Gebilde  Pffatize 
oderThier  seien,  so  sieht  sich  Ref.  veranlasst,  die  oben  er- 
wähnten Arbeiten  aus  seinem  Berichte  nicht  fortzuweisen. 

Diejenigen,  welche  die  Closterien^  Desmidien  und  Diato- 
meen noch  als  Thiere  betrachten  und  bei  den  Bacitlarien  des 
Ehrenberg  suchen,  muss  Ref.  besonders  darauf  aufmerk- 
sam machen,  dass  sie  diese  kleinen  einzelligen  Pflanzenorga- 


I)  S.  dessen  Aufsatz:  die  Lehre  von  der  ihierischen  Zelle,  in 
Schleiden's  und  Naegeli's  Zeitschrift  für  wissenschaftliche  Botanik. 
1845.  Hefl  2.  pag.  98.  v  2)  S.  dieses  Archiv.  1845.  Bd.  l.  pag.  32. 
3)  S.  Haidinger's   Berichte  a.  a.   0.    Bd.  L   1847.  pag.  78.  4)  Vgl. 

dieses  Archiv.    1846    Bd.  L  pag.  157. 


d.  Wiirmi^r,  Zoophyten  u.  Protozoen  während  d.  J.  1845—1847.     455 

nisinen  von  HassalM)  in  seiner  vorlrelflichen  Geschichte 
der  Süsswasser-Algen  abgehandelt  tinden. 

C.  Schmidt  2)  unterwarf  Frustulia  salina  E  li  r  b.  einer 
genaueren  chemischen  Analyse,  lind  fand  in  100  Theilen  die- 
ser Frustulie  45,10  Kieseipanzer,  15,77  Fett  (Eierstock,  Hode) 
15,12  ProteinstofF  (Fuss)  und  24,01  Pflanzenstoff  (Schleim- 
hülle), hieraus  glaubte  Schmidt  zur  Aufstellung  des  Satzes 
berechtigt  zu  sein,  dass  die  Frustulien  Wesen  sind  mit  Sub- 
stanz und  Stoffwechsel  der  Pflanzen,  verbunden  mit  der  Lo- 
comotion  des  Thieres. 

Von  Eckhard*)  wurden  Clöstevien,  Bacillarien  und 
Volvocinen  gegen  des  Rief.  Ansicht  ^)  aus  dem  Pflanzenreiche 
von  neuem  in  das  Thierreich  versetzt.  Die  thierische  Natur 
der  Closterien  und  Bacillarien  soll  vorzüglich  bewiesen  wer- 
den durch  die  willkürlichen  Bewegungen  dieser  Organismen, 
welche  mittelst  hervorschiebbarer  Fasern  oder  Füsschen  be- 
werkstelligt wei^den ;  es  ist  aber  unbegreiflich,  wie  sich  Eck- 
hard hierauf  berufen  kann,  da  weder  solche  öeffnungen 
hoch  solche  laus-  und  einziehbare  Fäden  ah  den  genannten 
Organismen  vorkoihitiiBn.  Ehrenberg  Selbst  willdieseBe- 
wfegungsorgane  übeHiaupt  nur  erst  zweinlal  beobachtet  haben, 
wätirend  es  bis  jetzt  allen  übrigen  Beobachtern  nicht  hat 
glücken  können,  diese  kohtraktilen  Fortsätze  der  sogenann- 
ten Bacillarien  auch  nüf  einmal  zu  sfehen.  Wie  wenig  übri- 
gens Eckhard  mit  dem  Gebiete  det-  niederen  Algen-Welt 
vertraut  war,  als  er  sich  zühi  Vertheidiger  der  Ansichten 
Ehrenberg's  erhob,  geht  aus  seiner  Aeusserung  hervor, 
dass,  wenn  wirklich  Flimmerorgane  von  Algensporen  vorkom- 
men, diese  doch  nie  als  die  eigentlichen  Organe  der  Bewe- 
gung anzusehen  seien,  indem  nicht  diese  Flimmercilien,  son- 
dern chemische  Processe  die  Ursache  der  Bewegung^en  kläi- 

1)  S.  dessen  Hislory  ol  Ihc  british  Freshwaler  Algae,  including 
descriptions  ol"  ihe  Desniideae  und  Dialomaceae.  London.  1845,  2) 
Vgl.  Carl  Schmidt:  Zur  vergleichenden  Physiologie  der  wirbellosen 
Thierc.  1845.  pag.  Öf).  3)  S.  dieses  Archiv.   1846.  Bd.  I.  p,  209. 

oder  the  Annais  of  nat.   hisl    Vol.    18.   1847.    p,  433.  4)    Vgl.  des 

Referenten  Lelirl'uch  der  vcrgleirlienden  Anatomie  der  wirbellosen 
Thiere.  pag.  7.  ' 


456    V.  Siebold:  Bericht  ober  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

ner  Pflanzenkörper  seien.  Gegen  die  weitere  Auseinander- 
setzung Eckhard 's  in  Bezug  auf  die  Bewegungsorgane  der 
Infusorien  lässt  sich  nichts  einwenden,  da  sie  sich  auf  wahre 
Infusorien  bezieht,  aber  eben  deshalb  gegen  die  Behauptun- 
gen des  Ref.  in  Bezug  auf  Closterien,  Diatomeen  (Bacillarien) 
und  Volvocinen  keine  Beweiskraft  enthält.  Indem  ferner 
Eckhard  die  verschiedenen  bewin\perten  Algen-Sporen  für 
polygastrische  Infusorien  hält ,  lässt  er  sich  verleiten ,  den 
irrigen  Satz  hinzustellen,  dass  zwar  nicht  bei  allen  polygastri- 
schen Infusorien  eine  MundöfFnung  direkt  erkannt  sei,  dass 
aber  auf  seine  Anwesenheit  mit  Sicherheit  zu  schliessen  sei 
bei  dem  Vorhandensein  von  einer  oder  zwei  längeren  Wim- 
pern, die  man  ja  gewöhnlich  um  einen  Mund  herum  zu  fin- 
den pflege. 

In  einer  ausgezeichneten  Abhandlung  bringt  F  o  c  k  e  *) 
zuerst  die  Frage  zur  Sprache,  ob  in  die  Abtheilung  der  poly- 
gastrischen Infusorien,  welche  Ehrenberg  Änentera  genannt 
hat,  wirklich  nur  Thiere  oder  auch  Pflanzen  aufgenommen 
sind,  zu  welchen  letzteren  nämlich  mehrere  Volvocinen,  die 
Closterien  und  Bacillarien  gehören  sollen.  Pocke  hat  es 
versucht,  die  Gründe,  welche  für  und  gegen  die  thierische 
Natur  dieser  Geschöpfe  sprechen,  näher  zu  erörtern.  Der- 
selbe giebt  dabei  eine  Methode  an,  sehr  kleine  mikroskopi- 
sche Gegenstände  mit  Hülfe  eines  einfachen  Glasmikrometers 
richtig  zu  messen.  Sehr  beachtenswerth  ist  die  Bemerkung 
Focke's,  dass,  wie  die  blauen  Infusorien  auch  weiss  und 
roth  vorkommen,  auch  alle  grünen  Infusorien  roth  und  farb- 
los gesehen  werden.  Dieser  Umstand  und  die  ausserordent- 
liche Kleinheit  und  Beweglichkeit  der  Monaden  und  Vibrionen 
machen  es  sehr  schwierig,  an  diesen  Thieren  bestimmte  Gat- 
tungs-  und  Species-Charactere  aufzufinden,  und  lasse  sich 
über  den  Werth  der  von  Ehrenberg  aufgestellten  Gattun- 
gen und  Arten  nicht  eher  verhandeln,  bevor  nicht  verbesserte 
Instrumente  und  Untersuchungsmethoden  zu  einer  solchen 
Prüfung  berechtigen.  Von  den  26  Monaden-Arten,  welche 
Ehrenberg  beschrieben,  ist  es  Focke  gelungen,  nur  vier 
Arten  mit  Sicherheit  bei  seinen  Beobachtungen  dieser  klein- 

1)   S.  dessen  physiologische  Studien.  Heft  I.    1847. 


d.  Würmer,  Zoophylen  u.  Protozoen  während  d.  J.  1845—1847.      457 

sten  Infusorien  herauszufinden,  während  ihm  die  übrigen  zwei- 
felhaft blieben.  Derselbe  umsichtige  Naturforscher  lässt  sich 
hierauf  auf  eine  Kritik  ein  über  Kützing's  Schrift:  „über 
die  Verwandlung  der  Infusorien  in  niedere  Algenformen  (1844), 
wobei  derselbe  gegen  Kützing's  Bestreben  darauf  aufmerk- 
sam macht,  dass  die  alle  ehrwürdige  Grenze  zwischen  dem 
Thier-  und  Pflanzenreiche  unangefochten  dastehe.  Die  Gat- 
tung I>oa70coccMS  Ehrb.  wünscht  Pocke  aufgehoben  zu  se- 
hen, da  die  aufgestellten  Arten  derselben  sich  nicht  sicher 
erkennen  lassen  und  einige  derselben  zu  anderen  Gattungen 
z.  B.  zu  Pantotrkhum,  Trachelomonas,  Pandorina  zu  rechnen 
sein  möchten.  Die  meisten  in  der  Familie  der  Cryptomona- 
dinen  von  Ehrenberg  aufgeführten  Infusorienformen  konnte 
Focke  ihgegen  durch  eigene  Anschauung  als  richtig  ge- 
schilderte Arten  bestätigen.  Die  Gattung  Gyges  wünscht  aber 
Focke  aus  dem  Systeme  gestrichen,  da  Gyges  granulum 
wohl  nur  ein  Theilungszustand  von  Pandorma  Morum ,  und 
Gyges  bipartitus  wohl  nur  ein  stachelloses  Xauthidium  sei. 
An  Gonium  glaucum  konnte  ausserdem  Focke  nie  etwas 
sehen,  was  ihn  an  eine  thierische  Organisation  erinnerte. 
Derselbe  hält  ferner  Volvox  aureus  und  slellatus  mit  Recht 
für  keine  besonderen  Arten  und  erklärt  überhaupt,  dass  nur 
neun  Gattungen  Volvocinen  mit  je  einer  Species  anzunehmen 
seien.  Derselbe  wirft  zugleich  die  Frage  auf,  ob  nicht  der 
rothe  Schnee  (Protococcus  nivalis  Ag.)  die  Winterform  von 
Pandorina  sein  könne,  an  der  dieTheilung  langsam  vor  sich 
gehe.  Die  Desmidiaceen  lässt  Focke  übrigens  als  Thiere 
gelten  mit  der  auffallenden  Bemerkung  (pag.  38),  dass  diese 
Thiere  von  den  unbezweifelten  Algenspecies  durch  ihre  be- 
stimmte Gestallung  und  Abgeschlossenheit  ihrer  Körperform 
unterschieden  seien.  Derselbe  giebt  eine  genaue  Schilderung 
der  Gattung  E?/as/rwm  mit  der  Beschreibung  der  von  Ehre n- 
b  er g 'aufgestellten  Arien,  denen  er  noch  vier  Arten  hinzu- 
fügt, welche  von  Ralfs  als  Cosmarium  ornatum,  crenatum^ 
spinosum.,  gemmalum  und  ovale  beschrieben  worden  sind.  Bei 
Euastrum  glückte  es  ihm,  alle  Stadien  der  merkwürdigen  Qmv- 
theilung  dieser  niedlichen  Organismen  zu  verfolgen.  Focke 
spricht  sich  über  die  innere  Organisation  der  Euastren  sehr 
unbestimmt  aus,  hält  es  aber  für  wahrscheinlich,  dass  diese 


458     V.  Siebold:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturtfeschichl^ 

Euastren  aus  unbekannten,  vielleicht  nur  von  den  zahlreichen 
ähnlichen  Bildungen  bis  jetzt  nicht  zu  unterscheidenden  Ver- 
mehrungsorganen (Eiern  oder  Sporen)  ihren  Ursprung  neh- 
men, bis  zu  einer  gewissen  Grösse  anwachsen  und  sich  dann 
durch  Quertheilung  vermehren.  Trotz  vielfacher  Beobachtung^ 
welche  Focke  mit  Closterium  lunula  angestellt,  konnte  er 
nur  selten  Quertheilung,  noch  seltener  Längslheilung  an  dem- 
selben wahrnehmen.  Er  erkannte  im  Innern  desselben,  wie 
bei  Euastrum,  ein  beständiges  Wandern  kleiner  schwarzer 
Körner  durch  die  ganze  Substanz,  am  deutlichsten  an  den 
Wandungen  der  Closterien  entlang,  und  hier  zeigte  es  sich, 
dass  die  Ursache  dieser  Bewegung  von  feinen  schwingenden 
Wimpern  herrührte,  welche  die  ganze  innere  Fläche  des  Pan- 
zers auskleideten.  Ref.  muss  hier  bemerken,  dass  diese  An- 
wesenheit von  Fliminerorganen  im  Inneren  dieser  Desmidiaceen 
bis  jetzt  von  keinem  Mikroskopiker  bestätigt  werden  konnte. 
Focke  bemerkte  Closterien,  in  welchen  der  grüne  Inhalt 
verschwunden  war  bis  auf  einzelne  grüne  Kugeln,  die  mit 
einer  gallertartigen  Haut  umgeben  waren.  Es  konnten  diese 
Körper  Eier  oder  Sporen  sein,  aus  denen  sich  junge  Closte- 
rien entwickelten,  Focke  lässt  das  aber  unentschieden,  da 
so  häufig  entleerte  Closterien-Fanzer  von  Panzermonaden,  Ku- 
gelthieren  und  anderen  Infusorien  erfüllt  werden,  von  denen 
jene  grünen  Kugeln  herrühren  konnten.  Focke  beobachtete 
auch  eine  Vermehrung  von  Closterium  lunula^  die  an  Euastrum 
erinnerte,  indem  nämlich  zwei  neue  Hälften  zwischen  den 
älteren  Hälften  hervorwachsen.  Auch  die  Conjugation  beob- 
achtete derselbe  an  Closterium,  ohne  dass  er  jedoch  mehr 
dabei  gesehen  als  frühere  Beobachter,  so  dass  es  ihm  noch 
nicht  klar  geworden ,  ob  dieser  Process  eine  Verminderung 
oder  eine  Vermehrung  dieser  Organismen  sei.  Ausser  dem 
Closterium  lunula  hat  Focke  übrigens  noch  9  andere  Arten 
zu  seinen  Beobachtungen  benutzt;  so  erkannte  derselbe  bei 
Closterimn  trabecula  eine  Ouertheilung,  mit  welcher  zugleich 
eine  Abstreifung  der  alten  Hülle,  also  eine  Art  Häutung  ver» 
bunden  war.  Bei  Clostei^ium  digitus  will  F.  eine  Häutung 
durch  allmähliche  Auflösung  der  äusseren  Hülle  beobachtet  ha- 
ben, wobei  im  Innern  durch  mehrfache  Theilung  bis  acht 
kleinere  Exemplare   in    einer   weitabstehenden   gallertartigfm 


*.  Wdrmer,  Zoophyten  u.  Protozoen  während  d.  J.   1845  —  1847.     4&9 

Blase  zum  Vorschein  kommen.  An  Closterium  rostratum  be- 
obachtete F.  flie  Conjugation  am  häuüg^sten.  Bei  allen  die- 
sen Aufklärungen ,  welche  sich  F.  über  die  Natur  und  die 
Fortpflanzung  dieser  Euastren  und  Closterien  zu  verschaffen 
gesucht  hat,  mussle  er  es  dennoch  unentschieden  lassen,  ob 
dieselben  Thiere  oder  Pflanzen  seien.  Sehr  zu  beherzigen 
sind  noch  die  Schlussbemerkungen  dieses  sorgfältigen  Beob- 
achters, in  welchen  darauf  aufmerksam  gemacht  wird,  dass 
die  einzelnen  Arten  dieser  Organismen  in  jeder  Grösse  vor- 
kommen, während  wieder  andere  nie  in  einem  jüngeren  Zu- 
stande angetroffen  werden,  dass  bei  manchen  derselben  noch 
gar  nicht  zu  bestimmen  ist,  welche  Fornien  zusammen  eine 
Species  ausmachen,  und  dass  daher  diese  Organismen  von 
derselben  Form,  von  demselben  Fundorte  und  zu  allen  Jah- 
reszeiten u.  s.  w.  genau  geprüft  werden  müssen  ,  um  sie  als 
Arten  nach  ihren  verschiedenen  Entwicklungsstufen  kennen 
zu  lernen  und  zusammenzufinden. 

Thwaites  ')  beschrieb  die  Bewegung  der  Bacillaria 
paradoxa  sehr  genau,  ohne  sich  jedoch  über  die  thierische 
oder  pflanzliche  Natur  dieses  Wesens  auszusprechen.  Er  ist 
geneigt,  die  Bewegung  hier  der  Anwesenheit  von  Flimmer- 
cilien  zuzuschreiben,  was  gewiss  unrichtig  ist.  Ref.  hat  die 
Bewegungen  der  Bacillarien  vielfach  studiert  und  sich  be- 
stimmt überzeugl,  dass  hier  kein  Flimmer  im  Spiele  ist.  Höchst 
wahrscheinlich  rühren  die  Bewegungen  und  Verschiebungen 
der  starren  Bacillarien  wie  der  übrigen  kieselschaligen  Dia- 
tomeen von  einem  lebhaften  und  abwechselnden  endosmoti- 
schen  und  exosmotischen  Processe  her,  welcher  in  diesen 
kleinen  Pflanzen-Organismen  an  gewissen  Spalten  üirer  kie- 
selschaligen äusseren  Hülle  Statt  findet,  und  durch  welchen 
diese  ungemein  kleinen  und  leichten  Köri)erchen  im  Wasser 
vor-  und  rückwärts  geschoben  werden.  Derselbe  Naturfor- 
scher 2)  machte  an  (lomphonema,  Cocconema,  Fragüaina^  Epi- 
themia  und  Eunotia  die  interessante  Beobachtung,  dass  auch 


1)  S.  the  Annais  of  naf.   hist.   Vol.    19.   1847.  p.  200.  odrr  t>o- 
riep's    und  Schleiden's  Notizen.  Bd.  II.  1847.  p.  228.  2)  Ebenda. 

Vol.  20.  1847.  p,  9.  und  343.    oder  Froriep's  und  Schleider.'s  Notizen. 
B4.  4.   1847.  p.  203. 


460     V.  Siebold:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

die  Diatomeen  sich  durch  Conjugation  vermehren,  worin  Ref. 
eine  neue  Verwandtschaft  dieser  Organismen  mit  den  niede- 
ren Algen  erkennt.  Die  Conjugation  geschieht  übrigens  ver- 
mittelst zweier  rundlicher  Blasen,  zu  welchen  der  Inhalt  der 
beiden  sich  der  Länge  nach  spaltenden  Zellenwandungen  zu- 
sammentritt. Diese  Blasen ,  welche  sich  mit  einer  festen 
Membran  umgeben,  dehnen  sich  nach  und  nach  in  zwei  cy- 
lindrische  Zellen  aus,  die  immer  länger  werden  und  sich  zu- 
letzt in  zwei  die  Mutterindividuen  an  Grösse  bei  weitem  über- 
treffenden neuen  Tochlerindividuen  verwandeln.  Bei  diesem 
Conjugations-Processe  umgiebt  sich  das  Ganze  immer  mit  ei- 
ner vielfach  geschichteten  klaren  Schleimmasse. 

lieber  die  Verbreitung  der  Diatomeen  CB^cil^ai'if^")  ^^ 
Nordamerika  erhielten  wir  durch  Bailey  ')  Aufschlüsse, 
welcher  im  Wasser  des  Mississipi  folgende  kieselsclialige  In- 
fusorien gefunden,  nämlich:  Arthrodesmus  acutus  und  qua- 
dricaudatus,  Eunotia  Westermatini,  Fi^agillaria  constricia  und 
rhabdosoma ,  Gallionella  distans ,  Micrasterias  boryaua ,  ellL 
ptica  und  tricycla,  Navicula  amphirhyncus  und  sigma,  Suri- 
rella  campylodiscus,  Synedra  ulna.  Die  Anwohner  des  Mis- 
sissipi halten  übrigens  das  Wasser  desselben  für  gesund  und 
wundern  sich,  dass  die  Fremden  dasselbe  nur  fdtrirt  gemes- 
sen wollen. 

Eine  dürftige  Notiz  über  die  im  Magen  der  Auster  vor- 
kommenden niederen  Organismen  theilte  R  e  a  d  e  2)  mit,  der- 
selbe hatte  in  der  Auster  eine  eigenthümliche  Volvox-Art 
nebst  Myriaden  von  Monadinen ,  Vibrionen  und  Bacillarien 
angetroffen ;  er  vermuthete  mit  Recht,  dass  diese  Organismen 
durch  die  Flimmerbewegu»gen  des  Muschelthieres  als  Nah- 
rungsstoffe in  den  Verdauungskanal  desselben  gelangt  sein 
könnten. 

Eine  sehr  sonderbare  Angabe,  nach  welcher  eine  Phi~ 
lodina  aus  den  Eiern  des  Volvox  globator  hervorgehen  soll, 
rührte  von  Gros  ^}  her;  bei  Durchlesung  dieser  Notiz  wird 


1)   Vgl.  the  Proceedings    of  the  Boston  society  of  nat.   bist.  II. 
1845—48.   pag.  33.  2)   S.  Froriep's  neue  Wotizen.    Bd.  33.    1845. 

p.   186  und  201.  3)  Vgl.    dessen  Note    sur  le  developpement   du 


d.  Würmer,  Zoopliyten  u.  Protozoen  während  d.  J.   1845—1847.     461 

man  sich  leicht  überzeugen,  dass  die  Erkenntniss  einer  so 
merkwürdigen  Metamorphose  auf  äusserst  oberflächlich  an- 
gestellten Beobachtungen  beruht.  Derselbe  ^  giebt  eine  ganz 
eigenthüuiliche  Erklärung  von  der  Reproduktion  der  Bacilla- 
rien,  welche  Ref.  ihrer  Curiosität  wegen  hier  wörtlich  wieder- 
giebt,  um  einen  Massstab  zu  liefern,  mit  welchem  die  vielen 
wunderbaren  Entdeckungen,  welche  Gros  später  über  die 
Verwandlung  der  Algen  in  Infusorien,  Räderthiere  und  Hel- 
minthen bekannt  gemacht  hat,  bemessen  werden  können. 
Gros  behauptet  nämlich  in  seiner  Note  sur  la  reprodiiction 
des  Bacillaiiees :  les  polypiers  bacillariens  ne  sont  autre  chose 
que  les  spires  vegetales  aplaties,  c'est-ä-dire  que  les  anneaux 
spiriens  tömbent  Tun  sur  l'autre,  s'aplatissent,  se  soudent, 
forment  les  cellules  connues  de  tout  le  monde,  qui,  par  di- 
vision  spontanee  donnent  naissance  aux  individus  enregistres. 
Mit  den  Navicularien  soll  es  sich  ganz  ebenso  verhalten,  hier 
heisst  es  weiter:  les  spires  vegetales  sont  les  matrices  des 
bacillariees,  comme  les  cellules  vegetales  couvent  aussi  d'au- 
tres  infusoires.  Je  conserve  des  troncs  oü  Ton  voit  distin- 
ctement  d'un  cote  les  polypiers  bacillariens,  de  l'autre  les 
spires  vegetales  qui  s'etendent  encore. 

Font  an  und  Joly^)  fanden  in  der  pyrenäischen  Schwe- 
felquelle von  Salies  eine  Röthung,  welche  von  einer  zahllo- 
sen Menge  Monaden  hervorgebracht  wurde,  diß  von  ihnen 
Monas  suiphuraria  genannt  und  in  folgender  Weise  beschrie- 
ben wurde:  Monas  corpore  elliptico,  vel  oblongo-ovato,  me- 
dio  interdum  sinuato ,  uno  longiore  quam  lato,  y^:^ — y^oo 
millimetri  attingens  ,  volutando  procedens ,  vacillans ,  rosea 
aut  potius  vinosa,  socialis.  Dieselben  konnten  übrigens  nicht 
unterscheiden,  ob  diese  Körperchen  durch  einen  Flimmer- 
überzug oder  durch  einzelne  Flimmergeiseln  sich  bewegten. 
Sie  sahen  diese  Monaden,  welche  sich  durch  Quertheilung 
vermehrten,  nur  dann  auftauchen  und  an  der  Oberfläche  des 
Wassers  schwimmen,  wann  es  klares  und  sonnenhelles  Wetter 


Yolvox  globaler,   in  dem  Bulletin    de  la  societe  imp.    des   naluralistea 
de  Moscou.   1845.  nr.  II.  p.  380.  1)  S.  ebenda,  p.  387.  2) 

S.  die  Memoires  de  l'Academie  des  sciences  et    belles  lettres   de  Tou- 
louse.  1844. 


462     V.  Siebold:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgescbjehte 

war,  bei  trübern  Himmel  senkten  sie  sich  stets  zu  Boden. 
Ref.  muss  es  dahin  gestellt  sein  lassen,  ob  diese  beweglichen 
Körperchen  wirklich  den  Infusorien  und  nicht  den  niederen 
einzelligen  Algen  angehörten. 

Reissek  *)  gab  eine  Uebersicht  der  bis  jetzt  bekannt 
gewordenen  beweglichen  Algensporen,  deren  Ihierähnliches 
Verhaltep  ihn  auf  die  Seite  derjenigen  Naturforscher  hinneigt, 
welche  in  den  niedrigsten  Classen  der  animalischen  und  ve- 
getabilischen Organismen  kaum  eine  Grenze  annehmen  wollen. 

Von  Ruprecht  -)  wurde  eine  Oscillatorie  erwähnt, 
welche  er  in  St.  Petersburg  beobachtet,  und  welche  an  jhren 
Enden  mit  zwei  Augenpunkten  versehen  war;  da  aus  diesen 
Augenpunkten  noch  äusserst  feine  bewegliche  Faserbüschel 
hervorragten,  so  glaubte  Jlup recht  hieraus  die  thierische 
Natur  dieser  Wasserfäden  entnehmen  zu  müssen.  Ref.  be- 
merkt hierzu,  dass  weder  bewegliche  Fäden  noch  rothe  so- 
genannte Augenpunkte  einen  Ausschlag  für  die  Thierheit  eines 
niederen  Organismus  geben  können,  seitdem  wir  wissen,  dass 
so  viele  Algensporen  mit  Flimmergeiseln  umherschwimmen 
und  rothe  Oeltröpfchen  im  Inneren  von  einzelligen  Pflänzchen 
für  Augen  gehalten  worden  sind. 

Ehrenberg,  unermüdlich  in  der  Erforschung  neuer 
mikroskopischer  Organismen,  unterwarf  den  Guano  einer  ge- 
naueren Analyse  ^)  und  entdekte  darin  75  Arten  kleiner  See» 
thierchen ,  darunter  yiele  zur  Gattung  Actinocyclus ,  Actino^ 
ptychus,  Dictyocha  u.  a.  zu  zählende  Formen,  welche  mithin 
nicht  in  das  Thierreich,  sondern  als  Diatomeen  ins  Pflanzen- 
reich gehören.  Ehrenberg  ^)  untersuchte  auch  die  an 
südamerikanischen  Pflanzen  anklebenden  Erden  und  fand  darin 
viele  kieselschalige  polygastrische  Infusorien,  welche  aber 
wieder  alle  Diatomeen  sind.  Verschiedene  von  Canton  ein- 
geführte und  in  Berlin  käufliche  chinesische  Blumenkulturerde 
wurde  von  demselben  ^)  ebenfalls  zu  mikroskopischen  Unter- 


1)  Vgl.  Haidinger's  Berichte  a.  a.  0.    I.  1847.  pag.  35.  2) 

S.   Bulletin  physico-niathematique  de  l'Acad.  d.  sc.  de  St.  Petersbourg. 
Tom.  III.   1845.  p.  29.  3)  S.   Bericht  über  die  Verhandlungen  de? 

Kon.  Akademie  der  Wissenschaffen  in  Berlin.  1845.    p.  66.  4)  S. 

ebenda.  1845.  p.  68.  5)  S.  ebenda.  1847.  p.  476. 


d.  Wprnier,  Zoophylcn  u.  Prolozoen  >välnen(l  d.  J.    1845—1847.     463 

suchungen  benutzt.  Es  fanden  sich  darin  124  chinesische 
kleinste  Lebensformen,  darunter  ausser  einigen  Polythalamien 
meist  l\ieselschalige  Polygastrica  (Diatomeen).  Alle  diese 
neuen  Arten  sowohl  vom  Guano  ,  als  aus  dem  Meteorstaub 
oder  anderswoher  eingesammelt,  wurden  von  Ehrenberg  ^3 
mit  vollständiger  Diagnose  festgestellt.  Derselbe  ^)  suchte 
sich  über  verschiedene  gegen  ihn  von  Kützing  erhobene 
Anklagen  zu  rechtfertigen,  wobei  er  von  neuem  mit  den  be- 
kannten Gründen  die  Thierheit  der  Bacillarien  (Diatomeen) 
festhielt.  Derselbe  ^)  führte  viele  verschiedene  kleinste  Le- 
bensformen aus  Portugal,  Spanien,  Indien,  Japan  und  aus  dem 
südlichen  Afrika  auf,  die  ausser  mehreren  Rhizopoden,  näm- 
lich ausser  Arcella^  Diffliigia,  RotcUia,  Planulina,  Grammosto- 
mum,  Miliola,  Nodosaria  etc.  alle  den  kieselhaltigen  Diato- 
meen angehören. 

E  h  r  e  n  b  e  r  g  ^)  unterwarf  ferner  mit  besonderer  Vorliebe 
verschiedenen  atmosphärischen  Staub,  welcher  auf  den  capver- 
dischen  und  Orkney-Inseln,  sowie  auf  Malta  niedergefallen  war, 
der  Untersuchung,  und  zog  aus  den  darin  vorgefundenen  Orga- 
nismen, welche  theils  aus  kieselschaligen  Polygastricen  (Diato- 
meen), Phytolitharien  (Pflanzenfragmenten)  und  Polythalamien 
bestanden,  den  wichtigen  Schluss,  dass  viele  dieser  kleinen 
Organismen  durch  Winde  auf  bisher  nicht  geahndete  weite 
Strecken  durch  die  Luft  fortgetragen  werden.  So  vermuthete 
derselbe^),  dass  ein  gelblicher  hauptsächlich  aus  ßacillarien- 
Ueberresten  bestehender  Staub,  welcher  im  Mai  1846  zu  Ge- 
nua niedergefallen  war,  wahrscheinlich  von  Afrika  herüber 
geweht  worden  ist.  Ehrenberg  ^)  stellte  auch  an  einem 
bei  Lyon  gefallenen  Scirocco-Staub  und  Blulregen  mikrosko- 
pische Untersuchungen  an ,  und  fand  darin  72  Species  un- 
sichtbarer kleiner  organischer  Körper,  aus  denen  er  die  Gleich- 
heit dieses  Staubes  mit  dem  auf  dem  atlantischen  Ocean  durch 


1)  S.  ebenda.  1845.  pag.  71,  154.  und  357.  2)  S.  ebenda. 

1845.  p.  191.  3)  Ebenda.  1845.  p.  304.  4)  Ebenda.   1845. 

p.    64.    377.   und  398.    s.   auch  Fronep's  neue  Notizen,    Bd.  37.    1846. 
p.    151.  5)  S.  Bericht  der  Berliner  Akademie  a,  a.  0.  1846.   pag. 

202.    und  379    oder  Froriep's    neue    Notizen.    Bd.    39.    1846.    pag.   56. 
6}  S.  Bericht  der  Berliner  Akademie  a.  a.  0.   1846,  pag.  319. 


464     V.  Siebold:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Landwind  von  Afrika  oder  durch  Passatwind  herbeigeführten 
Meteorstaub  ableitete.  Die  Hauptmassen  dieser  Organismen 
machten  ausser  verschiedenen  Pflanzenfragmenten  wieder  kie- 
selschalige  Polygastrica  (Diatomeen)  aus.  Derselbe  ')  erkannte 
in  dem  mit  Föhn  verbundenen  rothen  Schneefall  aus  dem 
Pusterthale  von  1847  zwei  Polythalamien  und  22  Polygastrica 
(nämlich  Diatomeen),  darunter  Eunotia  amphioxys ^  Gallio- 
nella  granulata  und  procera^  Pinnularia  borealis ,  Amphidi- 
scus  trimcaius^  so  dass  also  jetzt,  frühere  Beobachtungen  mit- 
gerechnet, bereits  63  Polygastrica  (meistens  Diatomeen)  und 
10  Polythalamien  als  Passat-  und  Staubmeteore  sich  haben 
unterscheiden  lassen.  Eine  sehr  interessante  historische  For- 
schung hat  Ehrenberg  2)  in  dieser  Beziehung  über  ge- 
meldeten Staub-  und  Blutregen  vorgenommen,  so  weit  sich 
nämlich  bis  in  die  entferntesten  Vorzeiten  dieser  Gegenstand 
hatte  verfolgen  lassen,  wobei  derselbe  bis  1500  vor  Christo, 
das  heisst,  bis  zur  dreitägigen  ägyptischen  Finsterniss  zurück- 
ging. In  einer  sehr  umfangreichen  Abhandlung  wurden  alle 
diese  zu  verschiedenen  Zeiten  der  Berliner  Akademie  abge- 
statteten Berichte  von  Ehrenberg  "*)  unter  dem  Titel :  „Passat- 
staub und  Blutregen,  ein  grosses  organisches  unsichtbares 
Wirken  und  Leben  in  der  Atmosphäre"  zusammengefasst  und 
mit  vielen  schönen  Abbildungen  ausgestattet.  Als  Resultat 
dieser  mühsamen  Untersuchungen  verdient  daraus  unter  an- 
deren hervorgehoben  zu  werden,  dass  die  Gesammtzahl  der 
in  den  bis  jetzt  untersuchten  auff"allend  übereinstimmenden 
neun  Staubarten  aufgefundenen  organischen  Körperchen  119 
Species  beträgt,  diese  enthalten  57  Polygastrica  (meist  Dia- 
tomeen), 46  Phytolitharia,  8  Polythalamia,  7  Particulae  plan- 
tarum  molles,  1  Insectorum  fragmentum,  von  welchen  8  Po- 
lythalamien, 7  Polygastrica  und  2  Phytolitharia  dem  Meer- 
wasser angehören,  so  dass  also  im  Passatstaube  bei  weitem 
vorherrschend  Süsswasser-  und  Landformen  vorkommen.  Im 
Sinne   dieser  Forschungen   wurden    von  Waller  ^)  Hagel, 

1)  S.  ebenda.  1847.  p.  285,  oder  Froriep  s  und  Schleiden's  No- 
tizen. Bd.  4.  1847.  p.  365.  2)  S.  Bericht  der  Berliner  Akademie 
a.  a.  0.  1847.  p.  319.  3)  Vgl.  Abhandlungen  der  Kön.  Akademie 
der  Wissenschaften  zu  Berlin,  aus  dem  Jahre  1847.  ßerl.  1849.  p.  269. 
4)  S.  Froriep's  und  Schleiden's  Notizen.  Bd.  III.   1847.  p.  138.     . 


d.  Würmer,  Zoophyten  u.  Protozoen  während  d.  J.  1845—1847.     465 

Schnee,  Regen,  Thaii  und  Nebel  untersucht ,  wobei  derselbe 
verschiedene  mikroskopische  Organismen,  unter  denen  sich 
auch  Infusorien  befanden,  entdeckte. 

E  h  r  e  nb  e  r  g  hat  auch  seine  mikroskopischen  Forschun- 
gen auf  die  vulkanischen  Produkte  ausgedehnt  '),  und  will 
mancherlei  Resultate  daraus  gewonnen  haben,  welche  von 
den  Geologen  jedenfalls  mit  dem  grössten  Misstrauen  aufge- 
nommen werden  müssen,  da  die  Thatsachen,  welche  sich  bei 
der  mikroskopischen  Analyse  von  Asche,  Tuff,  Trachyt,  Pho- 
nolith  u.  s.  w.  herausstellen ,  nämlich  das  Erkennen  von  in 
diesen  vulkanischen  Produkten  eingeschlossenen  Infusorien- 
Kieselpanzern  und  anderen  mikroskopischen  Organismen  nicht 
zu  jenen  Schlüssen  berechtigt,  zu  welchen  sich  Ehrenberg 
hat  verleiten  lassen.  So  behauptet  derselbe  unter  andern  2), 
dass  die  neuesten  vielseitigen  und  immer  gründlicheren  Nach- 
forschungen ein  überaus  tief  gehendes  und  ganz  durchdrin- 
gendes Wechselverhältniss  des  selbstständigen  Lebens  im 
kleinsten  Räume  mit  entschiedenen  vulkanischen  Thätigkeiten 
am  Rheine  bestätigt  haben.  Ferner  will  derselbe  das  Re- 
sultat festgestellt  haben,  dass  in  allen  bis  jetzt  zur  Kenntniss 
gelangten  zahlreichen  Fällen  aus  Europa,  Asien,  Afrika  und 
America  die  mikroskopisch -organischen  Verhältnisse,  welche 
in  directer  oder  naher  Beziehung  zu  Vulkanen  wirklich  ge- 
standen haben  oder  noch  stehen,  den  Süsswasserbildungen 
ausschliesslich  angehören.  Ehrenberg  schlägt  daher  für 
diejenigen  vulkanischen  Mineralien,  welche  in  ihrer  Substanz 
und  in  ihrem  Aggregat-Zustande  durch  das  organische  Le- 
ben der  Infusorien  bedingt  seien,  den  Namen  BioUthe  (orga- 
nische Gesteine^  vor.  Ref.  will  es  nicht  in  Abrede  stellen, 
dass  wirklich  die  von  Ehrenberg  aufgeführten  mikrosko- 
pischen Organismen  in  vulkanischen  Producten  vorkommen 
können,  wohl  aber  muss  die  Annahme  Ehre  nb  er  g's  zurück- 
gewiesen werden,  dass  diese  Organismen  des  kleinsten  Rau- 
mes in  irgend  einem  Wechselverhältnisse  mit  jener  grossar- 
tigen vulkanischen  Thätigkeit  unserer  Erde  stehen  sollen,  da 
man  niemals  sicher  sein  kann,    dass   nicht    dergleichen  mi- 

1)  Vgl.  Bericht  der  Berliner  Akademie  a.  a.  0.  1844.  pag.  324 
und  1845.  p.   133.  2)  S.  ebenda.   1845.  p.   150. 

Archiv,  f.  Naturgesch.   XVI.  Jahrg.  2.  Bd.  EE 


466     V.  Siebold:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

kroskopische  organische  Einschlüsse  erst  nach,  erfolgter  Erup- 
tion jener  Kraterproducte  zufällig  in  diese  letzteren  gerathen 
seien.  Wie  dies  geschehen  könne,  davon  möge  eine  Mitthei- 
lung einen  schlagenden  Beweis  liefern,  die  ich  meinem  Kol- 
legen, Herrn  Professor  Bunsen,  verdanke,  gegen  welchen  ich 
mein  Misstrauen  über  die  Resultate,  die  Ehrenberg  aus 
den  erwähnten  Untersuchungen  erlangt  haben  will,  ausgespro- 
chen habe.  Ehrenberg  ^)  berief  sich  nämlich  auch  auf 
die  schiesspulverartige  Hecla- Asche,  welche  Bunsen  am 
inneren  Abhänge  des  niedrigsten  Kraters  des  Hecla  eingesam- 
melt hatte,  und  welche  zwar  nicht  sehr  viele,  aber  doch  öf- 
ter und  auch  wohl  erhaltene  Süsswasser-Polygastrica  enthalte. 
Zur  Würdigung  dieser  Angabe  Ehrenberg's  diene  nun  als 
Kommentar  folgende  mir  von  Bunsen  gemachte  wörtliche 
Mittheilung.  „In  Bezug  auf  die  von  Ehrenberg  sub  Nr.  1. 
auf  einen  Infusoriengehalt  untersuchte  Aschen-Probe  hege  ich 
(Bunsen)  die  feste  und,  wie  ich  glaube,  wohlbegründete 
Ueberzeugung ,  dass  die  in  dieser  Asche  aufgefundenen  or- 
ganischen Reste  nichts  mit  dem  vulkanischen  Ursprünge  der- 
selben gemein  haben.  Schon  eine  oberflächliche  Untersuchung 
der  Kraterproducte,  welche  der  letzten  Eruption  von  18'^y4ö 
angehören,  lässt  keinen  Zweifel  darüber,  dass  die  Auswurfs- 
massen, welche  die  Kraterwände  und  deren  Umgebungen  be- 
decken, der  feuerflüssigen  Lava  selbst  ihren  Ursprung  ver- 
danken. Man  kann  sich  leicht  bei  genauerer  Betrachtung 
von  der  Richtigkeit  dieser  Thatsache  überzeugen,  wenn  man 
die  mineralogische  und  petrographische  BeschafTenheit  der 
Substanzen  untersucht,  welche  sich  in  der  Gestalt  von  vulka- 
nischer Asche,  von  Rapillen  und  Lapillen,  von  Schlacken,  von 
ausgeworfenen  Felsblöcken,  oder  von  anstehendem  Lavage- 
slein abgelagert  haben.  Alle  diese  Massen  unterscheiden  sich 
luir  durch  Grösse  und  äussere  Gestalt  von  einander,  und  zei- 
gen selbst  chemisch  eine  solche  Uebereinstimmung,  dass  die 
Asche,  und  namentlich  die  von  Ehrenberg  untersuchte, 
sich  in  ihrer  Zusammensetzung  nicht  von  der  Substanz  des 
Lavastroms  unterscheidet.  Wenn  es  demnach  feststeht,  dass 
diese  Asche   nichts   anderes    als  feuerflüssig  zerstiebte  Lava 


1)  S.  ebenda.  1846.  p.  376, 


d.  Würmer,  Zoophyten  u.  Protozoen  während  d.  J.    1845—1847. 


467 


ist,  so  würde  die  Erhaltung  organischer  Formen  darin  nur 
dann  als  möglich  gedacht  werden  können,  wenn  die  Gestein- 
masse nur  gefrittet,  nicht  aber  völlig  zerschmolzen  empor- 
gedrungen wäre.  Dem  widerspricht  aber  nicht  nur  die  bla- 
sigschladüge  völlig  geschmolzene  und  keineswegs  bloss  ge- 
brannte Beschaffenheit  der  Aschenkörner,  sondern  auch  die 
von  Augenzeugen  direct  angestellten  Beobachtungen  über  den 
Lavaerguss  selbst.  Es  mag  in  dieser  Hinsicht  nur  eine  Mit- 
theilung des  Isländischen  Bezirksvorstehers  Loptur  genügen, 
welcher  nach  dritthalb  Monaten  nach  dem  Beginn  des  Aus- 
bruchs die  Lava  in  meilenweiter  Entfernung  vom  Ausfluss- 
krater ihre  aussen  erstarrte  Schlackenhülle  durchbrechen  und 
über  einen  weilen  Umkreis  _hin  sich  mit  solcher  Schnelligkeit 
ergiessen  sah,  dass  die  Anwesenden  genöthigt  waren,  eiligst 
mit  ihren  Pferden  die  Flucht  zu  ergreifen.  In  einer  so  dünn- 
flüssig geschmolzenen  Masse  möchte  sich  daher  gewiss  keine 
Spur  einer  organischen  Form  erhalten  können.  Dagegen  wird 
der  Ursprung  solcher  Infusorien -Reste  gewiss  Niemandem 
zweifelhaft  erscheinen,  der  nur  einmal  Gelegenheit  gehabt 
hat,  den  Einfluss  zu  beobachten,  welchen  die  climatischen 
Verhältnisse  in  Island  auf  die  jüngste  Bodendecke  ausüben. 
Die  weitausgedehnten  sanft  ansteigenden  schneebedeckten 
Hochebenen  Islands  erzeugen  fast  unaufhörlich  locale  Luft- 
strömungen, die  nicht  selten  mit  orkanartiger  Gewalt  den  von 
Vegetation  entblössten  Boden  aufwühlen  und  mit  sich  fort- 
führen. Man  sieht  nicht  selten  gelbgraue  Staubwolken,  welche 
an  Ausdehnung  vulkanischen  Aschenfällen  kaum  nachstehen, 
die  Atmosphäre  verdunkeln  und  sich  nicht  nur  über  die  Ebe- 
nen, sondern  hoch  über  die  fernen  Berggipfel  hinwegwälzen. 
Diese  gewaltigen  Staubstürme  haben  in  dem  Zeiträume  von 
wenigen  Jahren  weit  ausgedehnte  Flächen  um  mehr  als  zehn 
Fuss  erniedrigt,  indem  sie  den  infusorienreichen  Sand-  und 
Sumpfboden  über  ganz  Island  ausschütten,  und  dadurch  auf 
weite  Erstreckungen  hin  alles  organische  Leben  tödten..  Selbst 
auf  der  Höhe  des  Hecla  habe  ich  Luftniederschläge  dieser 
Art  erlebt,  welche  bedeutend  genug  waren,  um  in  wenigen 
Stunden  eine  Höhe  von  mehreren  Linien  zu  erreichen.  Kein 
Wunder  daher,  wenn  sich  solche  Luftniederschläge  den  Pro- 
ducten  eines  mehrere  Monate  mit  Unterbrechungen  andauern- 


468     V.  Siebold:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

den  Aschenregens  beigesellen ,  und  diesen  mit  Infusorien- 
Resten  erfüllen,  die  dem  Herde  der  vulkanischen  Thätigkeit 
vollkommen  fremd  sind.«* 

Nach  dieser  Aeusserung  Bunsen's  muss  es  auffallen, 
dass  Ehrenberg  selbst,  der  doch,  wie  aus  dem  oben  Be- 
richteten hervorgeht,  dem  Meteorstaube  eine  so  grosse  Auf- 
merksamkeit zugewendet  und  ihm  bei  manchen  Naturerschei- 
nungen eine  so  wichtige  Rolle  eingeräumt  hat,  nicht  darauf 
gekommen  ist,  jene  mikroskopischen  Organismen  in  der  vul- 
kanischen Asche  von  beigemengtem  atmosphärischen  Staub 
abzuleiten. 


Berichtigung. 

Seite  183    Z.   1.  t.  o.  lies  „stachligen"  statt  strahligen. 


Bonn,  Druck  von  Cferl  Georgl. 


IS50. 


11 


Taf.I. 


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1850. 


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