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ARCHIT
FÜR
NATURGESCHICHTE
GEGRÜNDET VON A. F. A. WIEGMANN,
FORTGESETZT VON W. F. ERICHS ON.
IN VERBINDUNG MIT
PROF. DR. GRISEBACH IN GOTTINGEN ,
PROF. DR. VON SIEßOLD IN BRESLAU, PROF. DR. A. WAGNER
IN MÜNCHEN UND PROF. DR. LE UCK ART IN GIESSEN.
HERAUSGEGEBEN
VON
Dr. f. H. TROSCHEX.^
PROFESSOR AM DBR FRIEDRICH-WILHELMS-UNIVERSITÄT ZU BONN.
SECHZEHNTER JAHRGANG.
Zweiter Band«
BERLIN, 1850.
VERLAG D ER NICOLArSCHEN BUCHHANDLUNG.
Bericht über die Iiei§tuiig:eii in der ]|[atur>
geiscliiclite der Säug^thiere ATälireiid de»
Jaiires 1S49.
Von
Prof. Andr« ^Vagner
in München.
Eine neue systematische Eintheilung der Säugthiere ist
von F. J. C. Mayer vorgelegt worden.
Sie findet sich in seinem „System des Thierreiches oderEinthei-
lung der Thiere nach einem Princip.« Bonn 1849 (aus den Verhand-
lungen des naturhistorischen Vereins der Preussischen Rheinlande und
Westphalens). Der Verfasser will , wie er sagt, dem Bedürfnisse des
menschliehen Geistes nach Einheit entgegenkommen und das gesanimte
Thierreich nach einem Princip eintheilen. Als Grundlage dieser Ein-
theilung könne aber kein anderes Organ in Berücksichtigung kommen
als das der willkührlichen Bewegung , indem letztere das unterschei-
dende und charakteristische Merkmal der Thierwelt bilde. Darnach er-
richtet er nun 12 Klassen. Dasselbe Princip soll dann weiter für die
Ordnungen und wo möglich auch für die Unterordnungen und Familien
geltend gemacht werden ; die Unterschiede der Gattungen und Arten
könnten aber von irgend andern Merkmalen hergenommen werden.
Die Säugthiere (von ihm Cathetomelea benannt) theilt der Verf.
in folgende 8 Ordnungen : I) Chiropoda mit 3 Unterordnungen : 1) Qua-
drumana, 2) Pedimana (Beutelthiere) und 3) Valgimana (Faulthiere). —
II) Pleropoda mit 2 Unterordnungen : 1) Microdactyli (Galeopithecus)
und 2) Megadactyli (Fledermäuse). — III) Harpopoda, die bisherigen
Ferae, mit 3 Unterordnungen: 1) Plantigrada , 2) Digitigrada und 3)
Pinnigera (Lutra, Latax). — IV) Scaptopoda mit 4 Unterordnungen:
1) Pholidophora (Dasypus, Ghlamidophorus , iVlanis), 2) Kentrophora
(Ornithorhynchus, Tachyglossus), 3) Acanthophora (Erinaceus, Centetes),
Archiv f. Naturgescb. XVI. Jahrg. 2. Bd. A
2 Wagner: Bericht über die Säugthiere
4) Rhynchophora (Myrmecophaga , Orycteropus , Myogale , Condylura,
Chrysochloris, Scalops, Talpa, Sorex, Macroscelides). — V) Halmatopoda,
die bisherigen Wager , mit 4 Unterordnungen : 1) Subpollicata (Chiro-
rays, Arctomys, Spermophilus, Myoxus, Tamias, Pteroniys, Sciurus, La-
gidium, Echimys, Hystrix, Chinchilla, Eriomys, Cricetus, üipus , Merio-
nes, Capromys, Mus). 2) Subfalcata (Spalax, Saccomys , Georhychus,
Balhyergus, Ascomys , Hypudaeus). 3) Subungulata (Cavia , Coeloge-
nys, Dasyprocta , Pedetes , Lagomys , Lepus, Hyrax, Lipura). 4) Sub-
pinnala (Castor, Myopotamus , Hydromys , Fiber). — VI) Cheleopoda,
die bisherigen Multungula, mit 5 Unterordnungen: 1) Decachelea (Ele-
phas), 2) Octochelea (Hippopotamus), 3) Heptachelea (Tapirus), 4) He-
xachelea (Rhinoceros), 5) Anisochelea (Sus , Dicotyles , Babyrussa). —
VII) Hopleopoda mit 2 Unterordnungen: 1) Dioplea, die Zweihufer, und
2) Monoplea , die Einhufer. — VIII) Pterygopoda mit 2 Unterordnun-
gen : 1) Unguipinnae und zwar a) Tetrapterygii , nämlich Phoca, Tri-
chechus und b) Dipterygii, nämlich Halicore , Manatus , Rhytina , und
2) Laevipinnae, die eigentlichen Walle.
Nach den Schranken , die Ref. für den Umfang seines Berichtes
gesteckt sind, kann er hier auf eine Besprechung des Princips , nach
welchem der Verf. die Klassification des Ihierreichs vorgenommen hat,
nicht eingehen , sondern muss sich auf einige Bemerkungen über die
bei den Säugethieren aufgestellten ünterabtheilungen beschränken. So
sehr nämlich Ref. von der Wichtigkeit der Berücksichtigung der Be-
wegungsorgane bei der Klassifikation des Thierreichs überzeugt ist, und
so gerne er den Scharfsinn anerkennt, mit dem sie am genannten Orte
im Allgemeinen durchgeführt ist, so kann er doch diese Organe allein
nicht für ausreichend ansehen , um darnach die Ordnungen und Fami-
lien mit der nothwendigen Schärfe festzusetzen , und es kann dann
nicht fehlen, dass Gruppirungen erfolgen, denen die Therologen nicht
durchgängig beistimmen werden. So kann z. B. Ref. nicht einsehen,
warum die Känguru's bei den „Handfüssern" eingereiht werden , da
ihnen doch die Handbildung ganz und gar abgeht. Eine solche Zu-
sammenstellung verträgt sich weder mit einem natürlichen , noch mit
einem künstlichen System. Ref. kann sich ferner nicht überzeugen,
dass der Verf. bei Errichtung seiner 4ten Ordnung „einem Finger-
zeige der Natur" gefolgt ist , wenn er Zahnlücker und Insektenfresser
in eine Ordnung , Orycteropus und Macroscelides sogar in eine Unter-
ordnung zusammenstellt. In diesem Falle überwiegt denn doch die
Summe der Unähnlichkeiten über die der Aehnlichkeiten in einem sol-
chen Maasse, dass wenigstens Ref. mit einer derartigen Combination
sich nicht befreunden könnte. Eben so wenig wird die Vereinigung
der Einhufer mit den Zweihufern , der Robben mit den Wallen ei-
nen sonderlichen Eingang finden. Bei den Wagern aber würde die
ganze grosse Arbeit, welche in den letztern Jahren zur genauen Kennt-
w&hrend des Jahres 1849. 3
niss ihres innern Baues, namentlich ihres Knochengerüstes , unternom-
men wurde, so ziemlich für eine naturgemässe Eintheilung dieser Ord-
nung verloren gehen , wenn die Therologen zur Anerkennung der hier
vorgeschlagenen Unterabtheilungen sich verstehen wollten. Wie ge-
sagt, Ref. erkennt in vollem Maasse das Verdienstliche von der uns
hier durch May er vorgelegten Klassifikation, aber es würde die scharfe
Bestimmung der Unterabtheilungen verloren gehen, wenn nicht andern
wichtigen Organen auch die gehörige Berücksichtigung zu Theil würde.
F. Kr au SS hat von seinem Werke: „das Thierreich in
Bildern nach seinen Familien und Gattungen« die 2te und
3te Lieferung erscheinen lassen. Der Text bringt den Schluss
der Fledermäuse, die Raubthiere und den Anfang der Beutel-
thiere; die Tafeln enthalten die Raubthiere, Beutelthiere und
den Anfang der Nager.
Von Schinz Monographie der Säugethiere sind ausge-
geben worden Heft 23, 24 und 25. Das letzte Heft befasst
sich im Text noch mit den Antilopen und auf den Tafeln eben-
falls noch mit diesen und den Hirschen.
Die Verhandlungen der zoologischen Gesellschaft in
London erscheinen nun auch in einer illustrirten Ausgabe
unter dem Titel : The Proceedings of the Zoological Society
of London, with illustrations. Der Iste Band, den Jahrgang
1848 umfassend, aber erst im Laufe von 1849 erschienen,
ist bereits vollendet. Wir werden in unserem Berichte die
Abbildungen der Säugethiere am geeigneten Orte citiren.
„Der Führer im zoologischen Garten zu Berlin« giebt
eine kurze Uebersicht über die daselbst im Jahre 1849 ge-
haltenen Thiere, woraus man entnimmt , dass daselbst schon
eine ziemliche Anzahl interessanter Säugethiere befindlich ist.
In den Würtemberg. nalurwissensch. Jahresheften VL 1. S. 85
setzte G. vonMartens seine interessanten Bemerkungen über die
von Zeit zu Zeit in Stuttgart sich einfindenden Menagerien fort.
Burmeister beförderte zum Druck ein „Verzeichniss
der im zoologischen Museum der Universität Halle - Witten-
berg aufgestellten Säugethiere, Vögel und Amphibien;« was
sehr zweckmässig verfasst ist, und eine ansehnliche Zahl Säu-
gethiere nachweist.
Aufmerksam möchten wir noch machen auf die History
of the Royal Society with memoirs of the Presidents. Com-
4 Wagner: Bericht über die Säugthiere
piled from aulhentic documents by Ch. R. Weld. In two
Volumes. London 1848.« Da diese Gesellschaft einen sol-
chen bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung aller natur-
wissenschaftlichen Fächer ausgeübt hat, so lohnt es sich, mit
ihrer Geschichte in genauere Bekanntschaft zu kommen. In
den 137 Bänden, die vom Jahre 1665 bis 1847 erschienen
sind, sind unter andern enthalten 420 Abhandlungen aus der
Zoologie und 1020 aus der Anatomie , Physiologie und Me-
dicin. Eine Anzeige von diesem Werke findet sich in den
Münchner gel. Anzeigen. Band XXX. S. 73 u. f.
Die Anzeige einer kleinen Schrift des Prof. Dr. d e Nan-
zio, betitelt: „Intorno al concipimento ed alla figliatura di
una mula," begleitete R. Wagner mit einigen wichtigen Be-
merkungen über die Fortpflanzungsfähigkeit der Bastarde (Nach-
richten von der G. A. Univers, und der K. Gesellsch. der
Wissensch. zu Göttingen. 1848. N. 13 S. 169).
Die Thatsache, welche Nanzio berichtete, besteht darin, dass
in der Gemeinde Anzana, Provinz Capitanata, am 15. Juli 1844 eine
Maulthierstute , die von einem Pferdehengst besprungen worden war,
ein männliches Fohlen warf. Zugleich fügte der Verf. die Untersu-
chung der Genitalien eines andern weiblichen Maulthiers bei, woraus
sich ergiebt, dass sowohl das primitive Ei mit Keimbläschen und Keim-
fleck , als Eileiter und Uterus mit Flimmerepitheliura , ganz wie bei
Pferde- und Eselsstulen , versehen sind und eine anatomische Bedin-
gung der Sterilität überhaupt nicht nachzuweisen ist. R. Wagner
erinnerte bei dieser Gelegenheit daran, dass vorliegende Untersuchung
seine frühern Angaben von Bastarden bei Vögeln bestätige, dass in den
keimbereitenden Geschlechtstheilen der weiblichen Bastarde weniger
Verschiedenheiten von den weiblichen Stammthieren vorkommen als in
den männlichen Theilen. So hätten Hebenstreit, Bonnet, Glei-
chen, Prevost und Dumas bei männlichen Maulthieren niemals
die Bedingungen eines zeugungskräftigen Samens gefunden; Brugnone
sei der einzige Schriftsteller, der bei Maulthierhengsten bewegliche Sa-
menfäden gefunden haben will. Nach Hausmanns Beobachtungen
wäre bei rossigen Stuten , welche im Gestüte zu Behre von Maulthier-
hengsten wiederholt bedeckt wurden, nie Trächtigkeit erfolgt. Die
Samenflüssigkeit eines 12jährigen feurigen Maulthierhengstes, nach dem
Bespringen einer Stute untersucht, hätte durchaus keine Spermatozoen
enthalten. R. Wagner zieht daraus den Schluss: „dass , wo von
fruchtbarer Begattung von Bastarden wirklich Beispiele vorkommen, diess
immer bloss weibliche Thiere waren, und den männlichen Bastarden die
während des Jahres 1849. Ö
Zeugungsfähigkeit wahrscheinlich ganz ahgeht , jedenfalls aber hier
unendlich viel seltner und nur dann vorkommen dürfte , wenn es zu
einer wirklichen Produclion von beweglichen Spermatozoen kommt."
Genaue Untersuchungen über einige der an der Basis
des Schädels der Säugethiere vorkommenden Löcher wurden
von H. N. Turner angestellt (Ann. of nat. bist. III. p. 397).
An Beiträgen zur Kenntniss einzelner Faunen sind uns
folgende bekannt geworden :
Th. Erhard 's Beiträge zur Thiergeographie (in den
Abhandl. des zoologisch-mineralogischen Vereins in Regens-
burg I. S. 1413 befassen sich bloss mit den Säugthieren. Der
Verf. versucht zuerst die Aufstellung eines neuen Schematis-
mus für diese Klasse; alsdann geht er zu einer ausführli-
chen und fleissig gearbeiteten Erörterung des Vorkommens
der Säugthiere Europas in der urweltlichen und gegenwär-
tigen Zeitperiode über.
Im Korrespondenz-Blatt des zoologisch-mineralog. Ver-
eins in Regensburg Jahrg. 1849 S. 21 hat J. Ja ekel schätz-
bare Bemerkungen über das Vorkommen einiger Säugthiere
in Bayern mitgetheilt.
Sie beziehen sich auf Cervus capreolus und elaphus, Felis ca-
tus, Ursus arctos, Canis lupus, Lutra vulgaris , Meles laxus, Lepus cu-
niculus, Vesperus discolor und Rhinolophus ferrum equinum.
Die Säugthiere der deutschen Ostseeländer: Holstein,
Meklenburg, Pommern und Rügen sind von Ernst Boll (im
Archiv des Vereins der Freunde der Naturgesch. in Meklen-
burg Heft 2 S. 10} verzeichnet worden.
An wildlebenden Arten sind aufgeführt : Vespertilio auritus, se-
rotinus, discolor, noctula, pipistrellus , murinus , Daubentonii und bar-
bastellus. — Erinaceus europaeus. Sorex araneus, fodiens und pyg-
maeus. Talpa europaea. — Meles taxus. Mustela martes, foina, puto-
rius, erminea und vulgaris. Lutra lutreola, selten. Lutra vulgaris. Ca-
nis vulpes; der Wolf ist ausgerottet, nur noch als vereinzelter Flücht-
ling. Felis catus ferus, in Pommern ausgerottet, in Meklenburg soll
vor 2 Jahren noch ein Exemplar erlegt worden sein ; der Luchs ist
ausgerottet. — Sciurus vulgaris häufig, fehlt aber auf Rügen. Myoxus
glis in Meklenburg nur sehr selten , M. nitela und avellanarius eben-
falls sehr selten. Mus ratlus wird immer mehr durch M. decumanus
verdrängt ; M. musculus, sylvalicus, agrarius und minutus , letzterer in
Holstein häufig. Cricetus vulgaris, zweifelhaft; nach Homeyer in
Pommern^ nach Creplin nicht. Hypudaeus terrestris , araphibius, ar-
6 Wagner: Bericht über die Säugthiere
valis und hercynicus. Lepus timidus. — Sus scrofa , vermindert sieh
immer mehr , in Holstein sehr selten , auf Rügen gar nicht. ~ Cervus
elaphus, dama und capreolus.
Von den südspanischen Gebirgen machte Schimper
die Bemerkung, dass ihre vegetabilische und zoologische Phy-
siognomie ganz mit der der benachbarten Berge der afrika-
nischen Küste übereinstimme , so dass man sagen könne ,
dass von der Sierra Morena an diese Partie Spaniens ein
afrikanisches Land sei (Instit. p. 192).
Etliche Notizen über oberindische Säugthiere sind von
Hodgson in die Ann. of nat. bist. III. p. 202 eingerückt
worden; noch viel mehrere finden sich von ihm im Journal
of the Asiat. Society of Bengal. Vol. XVI u. XVII. Es sind uns
diese Bände, welche die Jahreszahlen 1847 u. 1848 tragen,
erst vor Kurzem zugekommen , und sollen daher hier nach-
träglich geeignete Berücksichtigung finden. Leider kennt H.
zu wenig die europäischen Thiere und deren Literatur und
ist allzu sehr auf die Gattungsmacherei A^ersessen; dagegen
ist sein unermüdlicher Fleiss in allen Ehren anzuerkennen.
A. Smith's Illustrations of the Zoology of South Africa
sind nunmehr mit dem 28sten Hefte geschlossen worden.
Leider ist diess viel früher geschehen als sein gesammeltes Ma-
terial es nothwendig gemacht hätte. Der Schluss ist so übereilt wor-
den, dass von den 53, den Säugthieren bestimmten Tafeln nicht ein-
mal die dazwischen fehlenden Nummern 18 und 37 nachgeliefert wur-
den. Wir bedauern es sehr, dass dem Verf. nicht vergönnt war, alle
seine neuen Beobachtungen und Entdeckungen zur Publicität zu brin-
gen, da damit ein bedeutender Beitrag zur Kenntniss sowohl der Süd-
afrikanischen Thierwelt als der geographischen Verbreitung der Thiere
überhaupt geliefert worden wäre. Nun wir nicht Alles bekommen,
wollen wir dem Verf. wenigstens dankbar sein für das, was er uns
geboten, und insbesondere wollen wir es ihm noch nachrühmen , dass
er in der Ausstattung seines Werkes sich nicht von dem heillosen Lu-
xus, den andere englische Zoologen auf Unkosten des Publicums mit
ihren Bekanntmachungen treiben, hat berücken lassen.
Der Vlllte Band von der United States exploring Ex-
pedition, during the years 1838—1842, under the command
of Ch. Wilkes hat uns die Bearbeitung der Säugthiere
und Vögel von Titian R. Peale, einem der Naturforscher
genannter Expedition, gebracht.
während des Jahres 1849. 7
Als neue Arten werden aufgeführt: Pteropus vociferus und sa-
moensis. Dysopes aurispinosus. VespertUio semicaudatus. •— Arvicola
montanus, occidenialis und californicus. Mus exulans , vitiensis und
peruvianus. Cricet opidus (nov. gen.) parvus. Sciurus fossor. —
Halichoems antarcticus. — Phocaena pectoralis und australis. Delphi-
nus albimanus , albirostratus und lateralis. Delphinapterns borealis. —
Die Abbildungen zu diesem Bande sind uns noch nicht zugekommen,
weshalb wir über die Gültigkeil der neuen Arten nicht immer ein si-
cheres Urtheil uns bilden können, da dazu der Text, nicht in jedem Falle
ausreicht , indem er etwas zu kurz gehalten ist, und keine Rücksicht
auf die Unterscheidung der als neu aufgestellten Species von länger
bekannten verwandten Formen nimmt. Insbesondere hätte auch der
Beschaffenheit des Gebisses eine genauere Berücksichtigung zu Theil
werden sollen , es würde uns dadurch das Verständniss der neuen Ar-
ten sehr erleichtert worden sein. Höchst erfreulich ist es, dass nun-
mehr auch die Vereinigten Staaten durch wissenschaftliche Seereisen
zur Förderung der Naturgeschichte ihren Beitrag leisten, und diess thut
um so mehr Koth, je weniger in nächster Zeit in gedachter Beziehung
von den europäischen Kontinentalstaaten zu erwarten steht Von aus-
gezeichneter Güte und Schönheit sind Druck und Papier dieses Werkes.
Auch in Chile hat sich die Regierung* beeifert zur Kennt-
niss der naturhistorischen Verhältnisse ihres Landes einen
Beitrag zu liefern. Diess ist geschehen durch die Historia
fisica y politica de Chile, segun documentos adquiridos en
esta republica durante doce anos de residencia en ella y
publicada bajo los auspicios del supremo gubierno por Clau-
dio Gay, wovon der Zoologie 3 Bände gewidmet sind.
Diese Fauna ist von Gay mit Beihülfe mehrerer französischer
Zoologen in Paris bearbeitet worden und ein schöner Atlas ihr beige-
geben ; Alles auf Kosten der Regierung der chilischen Republik , der
dieses Werk keine geringe Summe gekostet haben wird. Die Bear-
beitung der Säugethiere scheint Gay selbst übernommen zu haben und
sie ist ziemlich ausführlich gehalten, da sie im ersten Bande 182 Sei-
ten einnimmt. Sie trägt zur Erläuterung des Werkes von Molina
wesentlich bei , obgleich wir bei einigen dubiösen Thieren dieses
Schriftstellers so wie Poeppig's befriedigendere Aufschlüsse erwar-
tet hätten. Bei Berücksichtigung der deutschen Literatar, die von dem
Verf. so ziemlich ganz ausser Acht gelassen worden ist, würden auch
manche Bestimmungen seiner Arten schärfer ausgefallen sein.
Unter den palaeontologischen Arbeiten, die hier in kurze
Erwähnung kommen sollen, ist voranzustellen der Index pa-
8 Wagner: Bericht über die Säugthiere
laeontologicus oder Uebersicht der bis jetzt bekannten fossi-
len Organismen, unter Mitwirkung der H. H. Göppert und
H. von Meyer bearbeitet von Bronn.
Dieser Index besteht aus 2 Abiheilungen , die als Nomenciator
palaeontologicus und Enumerator palaeontologicus betitelt sind. Erste-
rer führt in alphabetischer Ordnung alle Namen der urweltlichen Gat-
tungen auf, und diesen sind wieder nach derselben Reihenfolge die
Artnamen untergeordnet, wobei die Synonyme so vollständig wie mög-
lich aufgeführt sind. Die zweite Abtheilung enthält in tabellarischer
Form die Aufführung der Galtungen mit den ihnen angehörigen Arten
in systematischer Anordnung , mit Angabe der Welltheile und geogno-
stischen Formationen; am Schlüsse werden allgemeine Resultate gezo-
gen. Von Säugthieren sind 708 Arten aufgestellt. Es ist diess eine
Arbeit, die von der umfassendsten Sachkenntniss und dem beharrlich-
sten Fieisse ihrer Verfasser ein ehrenvolles Zeugniss giebt; eine Arbeit,
die von nun an jedem Palaeontologen ein höchst erwünschtes Hülfs-
mittel abgeben wird, wie es oft ersehnt, aber bisher nicht dargeboten
wurde.
H. V. Meyer macht im Jahrb. für Mineralogie S. 547
auf mehrere neue Funde von Säugthierresten von Egerkin-
gen und Oberbuchsiten in der Schweiz, von Günzburg, Ulm,
Wiesbaden und Linz aufmerksam.
Von den in der Sammlung von Sack aufbewahrten
fossilen Säugthier-Knochen aus der Sundwicher-Höhle theilte
Giebel eine vollständige Aufzählung mit und fügte dieser
interessante Bemerkungen bei (Jahrb. für Mineralog. S. 56).
Folgende Thiere sind hier verzeichnet: Elephas primigenius,
Tapirus, Rhinoceros tichorhinus, Cervus eurycerus und C. elaphus fos-
silis, Equus fossilis, Lepus diluvianus, Hypudaeus spelaeus , Ursus spe-
laeus , Canis familiaris fossilis und C. spelaeus, Hyaena spelaea , Felis
spelaea, Gulo spelaeus, Meles antediluvianus.
Nach einer Bemerkung von G. Jäger (Würtemb. na-
turwissensch. Abh. V. S. 124) werden in Stuttgart fossile
Knochen vom Pferde und eine Hirschart aus dem Thale von
Marathon aufbewahrt.
Mit Hinsicht auf die von Nilsso n in seiner 2ten Auf-
lage der „Skandinavisk Fauna Ista Delen, Däggdjuren" ange-
stellten Untersuchungen über die, hauptsächlich in Torfmoo-
ren und Mergellagern aufbewahrten, urweltlichen Thierüber-
reste in Skandinavien, hat auch Steenstrup eine kurze
••• '♦•vwährend des Jahres 1849. '9
Mittheilung über die .in Dänemark aufgefundenen derartigen
Ueberreste gemacht (Oversigt over det K. danske Vidensk.
Selskabs Forhandlinger. 1849 S. 1).
Zoologie et Paleontologie frangaises (animaux verte-
bres) ou nouvelles recherches sur les animaux vivanls et
fossiles de la France par M. Paul Gervais. Paris 1849.
fol. Bis jetzt 2 Lieferungen.
üie beiden ersten Hefte befassen sich bloss mit urweltlichen
Wirbelthier-Ueberresten und zwar fast ausschliesslich mit solchen von
Säugthieren. Nach den vorliegenden Frohen werden wir durch diese
Arbeit schätzbare Beiträge zur Kenntniss der antediluvianischen Säuge-
thier - Fauna Frankreichs erhalten , zumal da auch die lithographirten
Abbildungen sehr lobenswerth sind. Die erheblicheren Beiträge wer-
den wir im Verlaufe unsers Berichts besonders anführen.
Von demselben Verfasser ist der pariser Akademie eine
Abhandlung über die Vertheilung der fossilen Säugthiere
in den verschiedenen Tertiärbildungen von Frankreich vor-
gelegt worden. (Comptes rendus XXVIII. p. 546 u. 643). Er
nimmt mindestens 7 Faunen oder Zeitperioden für die urwelt-
lichen Säugthiere an , von denen jede ihre eigenthümlichen
Arten hat. Einige Einwendungen, die dagegen Raul in er-
hob (a. a. 0. S. 766), suchte Gervais in denselben Blät-
tern (XXIX. p. 31) abzuweisen , worauf ersterer mit einer
kurzen Replik (p. 222) antwortete. Wie gewöhnlich blieb
jeder der beiden Streitenden auf seiner anfänglichen Mei-
nung stehen.
Ueber die Knochenhöhle von Saint - Julien bei Alais
(Gard) so wie über die Säugthierknochen , welche bei Pe-
zenas (Herault) gefunden wurden, machte Gervais Mitthei-
lungen an die Akademie in Montpellier (Institut p. 187 und
189). — Desgleichen Marcel de Serres (a. a. 0. S. 188)
über die Diluvialablagerungen und Süsswassergebilde bei
Montpellier.
Auf die von ihm früher übersehenen Notizen von Po-
mel über die im Allier - Departement entdeckten fossilen
Thierüberreste ist Ref. erst durch das Jahrb. für Mineralog.
S. 872 aufmerksam gemacht worden. Als neue Gattungen
werden angekündigt: Plesiogale, Lutrictis und Palaeochoerus.
10 Wagner: Bericht über die Säagthiere
fSimiae.
Für Todd's Cyclopaedia of Anatomy and Physiology
(Part. XXXI. p. 194) hat W. Vrolik den Artikel Quadru-
mana bearbeitet.
Eine vortreffliche Bearbeitung dieser Ordnung , die sich sowohl
mit ihrer systematischen Abtheilung in Familien und Gattungen, als ins-
besondere mit den Verhältnissen ihres innern Baues befasst. Mit ziem-
licher Ausführlichkeit wird namentlich die Beschaffenheit des Knochen-
gerüstes behandelt und viele Abbildungen von Schädeln , vom Schim-
panse , Mandrill und Siamang aber auch die Abbildungen des ganzen
Knochengerüstes gegeben. Auch vom Gehirn verschiedner Affen wer-
den mehrere bildliche Darstellungen geliefert. Zahlreiche eigne Be-
trachtungen sind vom Verf. beigefügt. Bemerklich wollen wir hier
insbesondre machen, was er nach eignen und fremden Untersuchungen
über die Beschaffenheit des Kehlkopfs beibringt. Von den Affen der
alten Welt ist es darnach dargethan, dass 1) Säcke am Kehlkopf beim
Orang-Utan, Schimpanse, Siamang, der Gattung Semnopithecus , Cerco-
pithecus , Inuus und Cynocephalus vorkommen ; 2) dass. sie bei den
Männchen grösser als bei den Weibchen sind ; 3) dass sie mit dem
Alter der Thiere wachsen und deshalb bei den ältesten am grössten
sind ; 4) dass sie hauptsächlich eine Erweiterung der Laryngealventri-
kel beim Orang-Utan und Schimpanse sind , dass sie aber bei den an-
dern Affen in direkter Verbindung mit der Höhle des Kehlkopfs , ver-
mittelst einer Oeffnung am Grunde des Kehldeckels, stehen; 5) dass sie
den Gibbons, dem Cercopithecus radiatus und C. mona, so wie dem
Cynocephalus porcarius fehlen. Den Affen der neuen Welt gehen im
Allgemeinen solche Säcke ab; man kennt nur zwei Ausnahmen, näm-
lich von Uapale Bosalia und Ateles paniscus. Schliesslich ist noch zu
erwähnen, dass der Verf. den Galeopilhecus den Haibaffen anreiht, und
dass er auch nicht abgeneigt ist den Chiromys ebenfalls dahin zu ver-
weisen , doch müsse man noch vor definitiver Entscheidung eine ge-
nauere Kenntniss von der Organisation dieses Thieres abwarten.
Vom Troglodytes Gorilla hatte J. Wyman noch zwei
Schädel zur Besichtigung erhalten und diess gab ihm Gele-
genheit seiner frühern Abhandlung über diesen Affen einige
nachträgliche Bemerkungen nachfolgen zu lassen (Sillim.
americ. journ. IX. p. 34), Im Widerspruch mit Owen be-
hauptet Wyman, dass Tr. Gorilla vom menschlichen Typus
sich weiter als Tr. niger entferne.
Schätzbare Bemerkungen über den Ban des Orang-Utan-
Schädels wurden von M a y e r in unserem Archiv 1849 S, 352
mitgetheilt.
während des Jahres 1849. **
Wichtige Bemerkungen über die Unterschiede mehrerer
indischer Affen finden sich von Blyth im Journ. of the
Asiat, soc. of Bengal XVI. 1. p. 361 Anmerk., 2. p.728 und
1271 niedergelegt.
Sie betreffen hauplsächlich den Hylobates Hulock u. H. Lar,
Seranopithecus Entellus und die ihm verwandten Arten , S. Phayrei, S.
Barbei, S. obscurus und S. cephalopterus.
Cercopithecus Pluto wurde von J. E. Gray als neue
Art aufgestellt (Proceed. 1848 p. 56 tab. 3 ; Ann. of nat. bist.
III. p. 305).
Stammt von Angola und ist leicht erkennbar durch die tief
schwarze Färbung des Hinterhaupts und der Gliedmassen , die breite
weisse Stirnbinde und den grossen weisslich gesprenkelten Fleck auf
dem Rücken.
Unter den Brüllaffen unterschied Gray ebenfalls eine
besondere Art als Mycetes palliattis (Proceed. 1848 p. 138
tab 6; Ann. of nat. bist. IV. p. 376).
„Schwarzbraun; Haare des Mittelrückens und Obertheils der Sei-
ten gelbbraun mit schwarzen Spitzen , des üntertheils der Seiten ver-
längert und bräunlichgelb , eine Art Mantel jederseits bildend.« Von
Caraccas.
Aus Apolobamba in Bolivia brachte Dr. Weddell einen kleinen
Affen mit, den Deville in der Rev. Zool. p. 55 als Midas Weddellii
also charakterisirte: „Vordertheil des Körpers schwarz, Stirne, Augen-
braunen und Umkreis der Lippen weiss ; Seitenhaare des Unterkiefers
länger und einen Bart bildend ; Hintertheil lebhaft roth , auf dem ün-
tertheil des Rückens schwarz geringelt ; Hände , Füsse und Schwanz
schwarz."
Im südlichen Frankreich sind abermals Ueberreste ur-
vt^eltlicher Affen namhaft gemacht worden.
Sie sind von Gervais in seiner Zoologie et Paleontologie fran-
^aises unter dem Namen Semnopithecus monspessulanus aufgeführt und
auf Tab. 1 Fig. 7 — 12 abgebildet. Diese Ueberreste wurden erst im
vorigen Jahre im Justizpallaste von Montpellier in den dortigen Ter-
tiärablagerungen gelegentlich von Grundarbeitern gefunden ; es sind un-
tere Eckzähne, 3ter , 4ler und 5ter unterer Backenzahn, und oberes
Ende des Ellenbogenbeins. Gervais hielt anfänglich das Thier, dem
diese Stücke angehörten , für zunächst den Makaken verwandt ; nach
weiterer Untersuchung fand er sich aber veranlasst ) es der Gattung
12 Wagn e rTlBericht über die Säugthiere
Semnopithecus , ähnlich dem S. nemaeus , zuzuweisen. In einer den
Compt. rend. XXVIII. p. 789 einverleibten Notiz macht er noch be-
nieriüich, dass Christel in den Meeressand Ablagerungen von Mont-
pellier eine ähnliche Entdeckung wie er gemacht habe.
Genauere Aufschlüsse über die Tertiärablagerungen , in welchen
die eben angeführten fossilen Affenreste ausgegraben wurden, sind von
Marcel de S er res beigebracht worden (Oompt. rend. XXVIII. p. 785).
Cliiroptera.
Frugivora. Die Gattung Pteropus wurde von Peale
mit 2 Arten vermehrt.
1) Pt. vociferus (Unit. Siat. explor, expedit, Mammalia p. 19
tab. 1) ; „Haare des Kopfs, Halses und Leibs weich , wollig und roth-
braun, am dunkelsten an den Seiten ; Rücken dunkelbraun mit kurzen,
geraden und glatten Haaren; Flughaut in der Mitte grau, die Blutge-
fässe dunkler ; Schnauze lang, schmal, die Nasenlöcher gespalten;
Backentaschen (??) geräumig; Hodensack nicht sichtlich; Iris braun"
Von der Schnauze bis zum After 8", Vorderarm 4 Vio Zoll. Auf der
Insel Mangsi , in der Balabac- Strasse. — 2) Pt. samoensis (a. a. 0.
S. 20 tab. 2) ; „Kopf kurz, robust, falb, mit grauer Stirne; Ohren klein,
rundlich, schwarz; Hals bei Allen roth , bei Jungen falb; Unterseite
röthlichbraun; Haare aufgerichtet und etwas wollig, am glattesten auf
dem Rücken ; Flughaut schwarz, Iris braun.«' 8" lang, Vorderarm öVio
Zoll. Zahlreich auf allen Eilanden der Samoan-Gruppe. Von beiden
Arten sind die Schädel im Holzschnitt dargestellt.
Istiophora. Von den Blattnasen trennte J. E. Gray
eine neue Gattung unter dem l^amen Nyctiplanus ab (Pro-
ceed. 1848 p. 58; Ann. III. p. 306).
Gray unterscheidet diese Gattung von Phyllostoma, mit der sie
in der Form des Nasenblattes übereinstimmt , durch den Mangel der
Schenkelflughaut , von Diphylla und Stenoderma , mit denen er sie in
letzterer Hinsicht für übereinkommend erklärt , trennt er sie durch das
kaum erhöhte Nasenblatt , das sich bei diesen Galtungen findet. Die
Art nennt er N. rotundalus und soll aus Brasilien stammen. Mit den
vom Ref. aufgestellten neuen brasilischen Arten hat Gray diese nicht
verglichen. Es gilt diess auch für eine andere , von ihm (a. a. 0.)
aufgeführte Art, Arctibeus leucotmis benannt.
Eine dritte Art Blattnasen wurde von Gay (Hist. de Chile. Zool.
I. p. 30 tab. 1) als Stenoderma chilensis bezeichnet, mit der Diagnose:
St. statura mediocri, capite griseo , dorso pedibusque brunneis, satura-
tioribus ; corpore infra dilutiore ; amictis humeralibus cinnamomeis ;
während des Jahres 1849. 13
pilis ad basin cinereis; auriculis ovalibus obtusis , longioribus quam
latis ; trago parvo obtuso." Vorderarm 21'". Aus Chile.
Von einer neuen Ziernase gab Hodgson unter dem Namen
Megaderma schistaceum eine ausführliche Schilderung (Journ. of the
Asiat. Sog. of Bengal XVI. 2. p. 889 tab. 39). Ohren gross, rundlich,
nackt, bis zur Hälfte ihrer Länge miteinander verbunden ; Klappe in
eine scharfe Spitze auslaufend , an der Basis mit einem kurzen abge-
rundeten Lappen; aufrechtes Nasenblatt elliptisch, der Länge nach durch
eine Mittelrippe getheilt. Färbung oben schieferblau, unten schmutzig
gelblich (buff), Flughäute dunkelbraun, Länge des Körpers S'/j" ? <^er
Ohren ly^" , des Vorderarmes 2^.^". Im nördlichen Bengalen aufge-
funden und scheint identisch zu sein mit unserem Megaderma Spectrum,
das Baron von Hügel in Kaschmir entdeckte.
ßlyth (a. a. 0. S. 863) machte bemerklich, dass Elliot's Mega-
derma carnatica identisch ist mit M. lyra.
Blyth sonderte von den Kammnasen eine neue Art ab,
der er den Gattungsnamen Coelops beilegte (a. a. 0. XVII. 1.
p. 251).
Sie hat den allgemeinen Charakter von Rhinolophus , aber der
Schwanz und die Sporen (calcanea) fehlen und die Schenkelflughaut
ist scharf ausgeschnitten , bis zur Tiefe einer geraden Linie mit den
Enieen. Die Ohren sind gross, breit, gerundet, ohne Ausschnitt. —
Die Art bezeichnet Blyth als C. Frithii; sie ist russig oder schwärz-
lich, die Haare oben mit trüb aschbraunen Spitzen , unten blasser und
etwas weisslich aschfarben. Körper VJq" , Schenkelflughaut in der
Mitte */4 Zoll. Bewohnt die Sonderbunds von Nieder-B,engalen.
Noch führt Blyth einen Hipposideros ater von Ceylon nach
den Angaben Temp let o n's an , die jedoch zu seiner Wiedererken-
nung nicht ausreichend sind.
Gymnorliina. Vom Drüsensack , der sich im Winkel
des Ellenbogens der Männchen von Emballonura canina fin-
det, gab Reinliardt (Ann. of nat. bist. III. p. 386) eine
Beschreibung, die ganz mit den Angaben übereinstimmt,
welche ich nach Natterer's Notizen publicirl habe (Abb.
der kön. bayer. Akadem. der Wissensch. V. S. 151 tab. 3.
flg. 6, 7).
Dysojjes anrispinosns wurde von Peale als neue Art der Gräm-
1er aufgestellt (Unit. Stat. expl. expedit. Mammal. p. 21 tab. 3 fig. 1).
Lippen stark gerunzelt, Ohren gross, über der Slirne vereinigt, an der
Falte eine Beihe von 6 bis 8 hornigen Spitzen; Pelz sepiabraun, un-
ten lichter, mit blauem Schimmer, Ohren und Flughäute schwarz ins
14 Wagner: Bericht über die Säuglhiere
Purpurfarbige spielend. Ganze Länge 4Va"j Schwanz 14/5, Flugweite
l^'y/j". Wurde am Bord des Schiffes an der Küste von Brasilien, süd-
lich am Cap St. Boque gefangen , und zwar ohngefähr 100 engl. Mei-
len vom Land enlfernt.
Ebenfalls eine Entdeckung P e a 1 e's ist der Vespertilio semicau-
dolus (a. a. 0. S. 23 tab. 3 fig. 2). Ohren schmal, schwach gerundet,
Klappe kurz, erweitert und am Ende abgerundet , Lippen hängend ;
Schenkelflughaut gross und nackt, Schwanz bis zur Hälfte ihrer Länge
sich erstreckend ; Pelz oben dunkel russbraun , unten lichter, Flughaut
hellbraun. Körper l^s" > Schwanz V5 , Ohren Vs"« Auf den Samoan-
Inseln.
Ueber Vorkommen und Lebensweise einer Fledermaus , die er
für Vespestilio emarginatus ansieht, theilte Tom es Bemerkungen mit,
denen er mehrere Ausmessungen beifügte (Ann. of nat. bist. IV. p. 149).
In einer wenig befriedigenden Bearbeitung des Artikels Vesper-
tilio für das Dict. univ. d'hist. nat. (XIII. p.2l4) erkennt Paul Ger-
vais den von Crespon aufgestellten Vespertilio nigrans (!) als eigne
Art an, weiss ihn aber von V. pipistrellus nur durch geringere Grösse,
dunklere Färbung und dadurch zu unterscheiden, dass sein kleiner obe-
rer Backenzahn minder gedrängt ist im Innern Winkel des Eck- und
Reisszahns , die nicht in unmittelbarer Berührung stehen , wodurch er
zum Theil von der Aussenseite sichtlich wird. Er hält ihn übrigens
für identisch mit Gene's und Bonaparte's V. nigricans; ein Name, der
wenigstens die Sprachrichtigkeit für sich hat.
Vom Kopf und Gebiss des Vespertilio velatus und V. chiloensis
hat Gay in seinem Atlas Mamal. tab. 1 fig. 2 u. 3 Abbildungen bei-
gebracht.
Poeppig's beide Arten von Nycticejus aus Chile, nämlich N.
varius und N. macrotis , hat Gay (a. a. 0. S. 37) ausführlicher be-
schrieben , doch bleibt er in Zweifel, ob letzterer wirklich die von
Poeppig also bezeichnete Species ist.
Als Plecotus homochrous wurde von Hodgson (Journ. of the
Asiat, soc. of Beng. XVI. 2. p. 859) eine Art unterschieden, die zwar
nahe verwandt dem PI. auritus sei , von letzterem aber differire durch
getrennte Ohren (Innenränder sich berührend , aber nicht verwachsen),
weniger Backenzähne (|) , flaches inneres Ohr, kürzern Pelz, nackte
Ohren und einförmigere Färbung; letzterer ist einförmig düsterbraun.
Körper lyg", Ohren l%". Aus der Centralregion des Sub-Himalaya.
— Koch bringt Hodgson a. a. 0. eine andere , von ihm aufge-
stellte Art, Noctilinia lasiura in Erwähnung.
Insectivora.
Die geographische Verbreitung der lebenden und fos-
während des Jahres 1849. lÖ
silen Insektenfresser wurde von A. Pomel (im Bull. geol.
1848, b, VI, p. 56) besprochen.
In eine kurze Uebersicht zusammengedrängt findet sich das
Wesentliche dieser Abhandlung auch im Jahrb. für Mineralogie 1849
S. 763. Der Verf. führt HO lebende und 24 fossile Arten auf. Verglei-
chungen der Anzahl der lebenden und ausgestorbenen Arten dieser
Ordnung können zur Zeit noch wenig Werth haben , da selbst die er-
steren in den andern Welltheilen noch nicht die gehörige Berücksich-
tigung erfahren haben , und daher der Umstand , dass bisher alle ur-
weltlichen Species nur in Europa gefunden wurden , keineswegs zur
Annahme berechtigen könnte , dass solche den andern Conlinenten
abgingen. Uebrigens geben wir Bronn Recht , wenn er darüber
klagt, dass „wir hier abermals eine gute Last alter und neuer Warnen
erhalten , die grossentheils unanwendbar wegen fehlerhafter Bildung
und zum Theil für Genera bestimmt sind, wo wir bessere schon hatten."
Unter einer Sendung von Borneo fand J. E. Gray eine
neue Gattung- Insektenfresser auf, der er den Namen Ptilo.
cercus beilegte (Proceed. 1848 p. 23 tab. 2; Ann, of nat.
bist. III. p. 222).
Sie ist nahe verwandt dem Spitzhörnchen (Cladobates), aber von
ihm durch die Form des Schwanzes und Schädels verschieden. Der
lange Schwanz ist nämlich im grössten Theil seiner Länge mit Ringen
von Schuppen wie bei den langschwänzigen Ratten besetzt, sein Ende
aber ist jederseits mit starren Haaren , gleich dem Federbarte eines
Pfeils, eingefasst. Die Spitzhörnchen haben ferner hinter der Mille des
Jochbogens eine grosse längliche Oeffnung, während bei Ftilocercus
nur ein kleines rundes Loch vor dieser Mitte sich findet. Das Zahn-
system giebt Gray also an: Schneidezähne _J 1 L_j Eckzähne __
3 . 3 0—0»
7-7
Backenzähne . — Die Art bezeichnet er als Ft. Loioii; die Färbung
ist schwärzlich braun , fein gelblich gesprenkelt ; Unterseite gelblich ;
Schwanz schwarz , Fahne weiss. Körper S'/j", Schwanz 6*4 "•
Ein junges Spitzhörnchen von Malakka, das Blyth zu Clado-
bates javanicus rechnet , erklärte er für identisch mit Cl. peguanus
Less. von Arracan und Tenasserim, aber völlig verschieden von dem
auf der malayischen Halbinsel gewöhnlich vorkommenden Cl. ferrugi-
neus Raffl. (Journ. of ihe Asiat, soc. of Bengal. XVII. 1. p. 84),
H. von Meyer verwahrte sich im Jahrb. für Min. S. 549 ge-
gen P 0 m e l's Behauptung, dass der Dimylus paradoxus von Weissenau
auf einem Unterkiefer von Talpa brachychir beruhe , dem zufällig der
dritte Backenzahn fehle.
16 Wagner: Bericht über die Säugthiere
Carnivora.
Eine neue Eintheilung der Fleischfresser versuchte H.
N. Turner (Ann. of. nat. hist. III. p. 407).
Sie ist in erster Linie auf Merlimale begründet , die bisher in
der Schematik dieser Ordnung grösstentheils gar nicht in Berücksich-
tigung kommen und ist folgender Art.
I. Farn. VRSIDAE. Paukenblase plötzlich an ihrer Innenseite
aufsteigend und gegen den Gehörgang mehr oder weniger abgeplat-
tet. Paroccipital - Frocess vorspringend und weder an der Oberfläche
der Pauke, noch seitlich zusammengedrückt. Foramen condyloideum
exponirt ; Foramen glenoideum beträchtlich. Kein Blinddarm , keine
Cowper'schen Drüsen. Prostata nicht vorspringend.
a) Subfam. Ürsina (von allgemeiner geograph. Verbreitung). Ca-
nalis ali-sphenoidalis deutlich ; ächte Backenzähne jederseits |. Ursus.
b) Subfam. Ailurina (auf Indien beschränkt). C. ali-spheooid.
deutlich ; ächte Backenzähne jederseits |. Ailurus.
c) Subfam. Procyonina (auf Amerika beschränkt). C. ali-sphe-'
noid. keiner; ächte Backenzähne |. Procyon, Nasua , Cercoleptes,
Bassaris.
d) Subfam. Mustelina (von allgemeiner Verbreitung). C. ali-
sphenoid. keiner; ächte Backenzähne |. Arctonyx , Meles , Taxidea,
Mydaus, Mephitis , Gulo, Helictis , Meliivora , Grisonia , Galera , Vison,
Mustela, Maries, Lutra.
IL Farn. FELIDAE. Pawke gerundet , häufig Anzeigen von
Theilung in zwei Theilc darbietend. Paroccipital-Process verflacht und
dem Hintertheil der Pauke angelegt. Foramen condyloideum mehr oder
minder versteckt ; f. glenoideum sehr klein oder fehlend. Blinddarm
klein oder massig , einfach ; Cowper'sche Drüsen vorhanden , Prostata
vorspringend.
a) Subfam. Viverrina. (auf die alte Welt beschränkt). C. ali-
sphenoid. deutlich (mit sehr wenig Ausnahmen). Pauke deutlich , et-
was abgetheilt. Canalis caroticus deutlich, doch bisweilen nur wie
eine Grube. Aechte Backenzähne jederseits |. Galictis , Rhyzaena,
Cynictis, Herpestes, Arcticlis , Cynogale , Paradoxurus , Prionodon , Ge-
netta, Viverra.
b) Subfam. Uyaenina (auf die alte Welt beschränkt). C. ali-
sphenoid. keiner , Theilung der Pauke kaum merklich , C. caroticus
undeutlich oder sehr klein. Aechte Backenzähne { oderf , Vorbacken-
zähne ^. Proteles, Hyaena.
c) Subfam. Feiina (von allgemeiner Verbreitung). C. ali-sphe-
uoid, keiner , Theilung der Pauke schwach oder kaum merklich.
während des Jahres 1849. 17
C. caroticus undeutlich oder nicht merklich. Aechte Backenzähne *,
Vorbackenzähne ». Felis.
III. Farn. CANIDAE. C. ali-sphenoid. deutlich ; foramen gle-
noideum beträchtlich , Pauke abgerundet , ungetheilt. Innere Carotis
nach dem Austritt aus ihrem Canal wieder äusserlich erscheinend und
rückwärts sieh wendend zum Eintritt in den Schädel. ParoccipitaU
Process seitlich zusammengedrückt ; foramen condyloideum exponirt ;
Blinddarm auf sich selbst gefaltet, keine Cowper'schen Drüsen, Pro-
stata vorspringend. Canis, Otocyon.
Wenn ich dieses Schema mit dem vergleiche, was meiner Bear-
beitung der Fleischfresser im Schreber'schen Werke zu Grunde liegt,
so ergiebt sich allerdings eine merkliche Differenz hinsichtlich der
Rangordnung, die wir den Gruppen angewiesen haben, aber die Grup-
pen selbst sind fast durchgängig in ihrer alten Begrenzung geblieben.
Es ist diess ein Beweis , dass eben diese Gruppen wirklich natürliche
sind, und dass deshalb ihr Gruppencharakler auch noch in andern Stük-
ken als in denen, die bisher hauptsächlich berücksichtigt wurden, sich
ausspricht. Dabei glaube ich aber doch im Rechte zu sein , wenn ich
den von der Beschaffenheit des Gebisses und der Füsse hergenomme-
nen Gruppenmerkmalen eine höhere Rangordnung zuerkenne , als den
Kennzeichen, welche Turner von einzelnen Theilen der Schädelbasis
hergeleitet hat. Nur etliche wenige Gattungen sind bei Turner an-
ders gestellt als bei mir. So z. B. habe ich Bassaris noch zu den
Viverrinen gebracht , weil damals die Beschaffenheit des innern Baues
dieser Galtung nicht bekannt war ; seitdem man nun aber weiss, dass
ihr der Blinddarm abgeht, kann sie nicht mehr bei den Viverrinen ge-
lassen werden. Arctictis ist von mir zu den Ursinen, von Turner
zu den Viverrinen gestellt; es steht aber diese Gattung zwischen bei-
den Familien dermassen in der Mitte , dass nur das Vorkommen oder
der Mangel des Blinddarms über ihre rechte Stellung entscheiden kann.
Galictis wird von Turner zu den Viverrinen, von mir zu den Muste-
linen gezählt; letztere Stellung aber ist die richtige, weil ihr der
Blinddarm fehlt. Consequent hätte wohl Turner ihr auch denselben
Platz anweisen müssen , da er gerade Galictis als Ausnahme bei den
Viverrinen anführt.
Ursina. Ueber äussern und innern Bau von Ailurus
lieferte H o d g s o n wichtige Aufschlüsse.
Sie finden sich im Journ. of the Asiat, soc. of Bengal XVI. 2.
5 . 5
p. 1115, XVII. 2. p. 475 u. 573. Backenzähne sind q — g" vorhanden,
doch fällt im Unterkiefer mit dem Alter der erste Zahn gewöhnlich
5.5
aus , so dass dann nur r 7 vorhanden sind. So lange sie nicht zu
Archiv f. Naturgesch. XVI. Jahrg. 2. Bd. ß
18 Wagner: Bericht über die Säuglhiere
stark im Gebrauche sind, zeigen sie auf ihrer Kaufläche zahlreiche ko-
nische Höcker, die hinreichend vorspringend , aber stumpf sind. An
einem jungen Männchen fand der Verf. 7 Hals-, 15 Rücken-, 5 Len-
den- , 3 Kreuz- und 18 Schvvanzwirbel. An einem altern Weibchen
war die Anzahl der Wirbel 7, 14, 6, 3, 18 ; demgemäss waren auch
bei jenem Exemplare 15, bei diesem nur 14 Rippenpaare. Das Brust-
bein bestand aus 7 cylindrischen Stücken. Der Darmkanal hat keinen
Blinddarm ; Analdrüsen sind ebenfalls nicht vorhanden. Bärmutter zwei-
hörnig; Zilzcn 4 Paare. Gallblase ist vorhanden. Die Pandos oder
Wahs scheinen [ausschliesslich den subhimalayischen Bezirken anzu-
gehören , wo ihr Wohnplatz auf die Strecken zwischen 7 oder 8 , und
12 oder 13,000 Fuss Höhe beschränkt ist. Hodgson, der bekannt-
lich mit neuen Namen nicht sparsam ist, giebt der von ihm beobach-
teten Art den Namen Ailurus ochraceus , doch will er auch fragweise
den A. fulgens gefunden und ihn daran erkannt haben , dass sich die
ockerrothen Haare in goldige Spitzen endigten. Beigegeben ist diesen
Abhandlungen die Abbildung des Thieres und Schädels mit dem Ge-
bisse; auch sind auf Tab. 31 abgebildet die Sohlen von Ursus tibeta-
nus , Ursitaxus inauritus , Paradoxurus nipalensis , Taxidea leucurus,
Urva cancrivora , Helictis nipalensis, Herpestes auropunclatus , Viverri-
cula indica.
üeber die Lebensweise eines jungen Arctictis Binturong (Ictides
aler) gab Blyth a. a. 0. XVL 2. p. 564 Auskunft.
Musteliiia. Eine ungewöhnliche Entdeckung will H o d g-
son in der Auffindung einer zweiten Art von Taxidea, und
zwar in Tibet , gemacht haben (Journ. of Ihe Asiat. Soc. of
Beng. XVL 2. p. 763).
Wie er sagt, hofft er, „dass die Zoologen mit Erstaunen und
Freude die Entdeckung eines wesentlich occidentalischen Typus in
dem entfernten Osten begrüssen werden." Diese Entdeckung beruht
auf einem Exemplare , das in der Nähe von Lassa in Tibet erlegt und
ihm mit dem vollständigen Schädel überschickt wurde. Obwohl Hodg-
son selbst gesteht, dass dieser tibetanische Dachs, in seiner Heimath
Tumphä genannt , mit dem europäischen hinsichtlich der Färbung so
auffallend übereinstimmt , dass es schwer fiele eine Differenz ausfindig
zu machen, so könne er doch nicht mit diesem , sondern nur mit dem
amerikanischen Dachs (Meles s. Taxidea labradoria) in Verbindung ge-
bracht werden, weil der tibetanische Dachs nur ^ Backenzähne jeder-
seits habe, der europäische dagegen ^. Schon in dieser Beziehung ist
aber H. in Lrthum , denn beide genannte Arten haben ursprünglich
gleiche Anzahl von Backenzähnen , mit dem Alter fällt aber gewöhn-
lich der erste, überaus kleine Lückenzahn aus , und diess mag manch-
mal wohl auch dem zweiten untern begegnen — wie diess bei Ho dg-
während des Jahres 1849. 19
son's Exemplar die Lücke deutlich anzeigt — , so dass demnach letz-
teres in der Zahl der Backenzähne keine typische Abweichung weder
vom europäischen noch vom amerikanischen Dachse zeigt. Vergleicht
man nun aber die ausführliche Beschreibung, die H. vom Schädel und
Gebiss seines tibetanischen Dachses giebt, und zieht man die genauen
Abbildungen, die er auf Tab. 30 von diesen Theilen vorlegt, zu Rathe,
so sieht man, dass Schädel und Gebiss der neuen Art in all den Stük-
ken , in welchen der amerikanische Dachs vom europäischen difFerirt,
ebenfalls von letzterem abweicht, dagegen in allen Merkmalen mit die-
sem übereinstimmt. Zur Galtung Taxidea kann demnach die angeblich
neue Art nicht gezählt werden , sondern sie ist eine ächte Meles. Da
nun aber auch die Färbung derselben ganz mit unserem europäischen
Dachse übereinstimmt , so ist es wohl zur Evidenz klar , dass wir in
dieser Taxidea leucurus nur unsern gemeinen Dachs (Meles vulgaris s.
M. Taxus) zu begrüssen haben.
Von der Lutra felina, die Molina schon als Mustela felina,
Bennett und Waterhouse als Lutra chilensis beschrieben haben,
lieferte Gay in seiner Hist. de Chile Mammal. lab. 2 eine schöne Ab-
bildung des Thieres , so wie des Schädels und Gebisses. — Dagegen
weiss er uns keinen Aufschluss zu geben über Molin a's problema-
tischen Castor Huidobrius, und obwohl er ihn in gedachtem Werke als
Lutra Huidobrius aufführt , bezweifelt er doch selbst die Richtigkeit
dieser Zusammenstellung.
Von einem höchst seltnen und kostbaren Thiere , der Enhydris
marina, deren Skelet die Münchner Sammlung von Sr. Kaiserl. Hoheit
Herzog von Leuchtenberg zum Geschenk erhielt, hat Ref. die
hauptsächlichsten Verhältnisse des Knochengerüstes erörtert und die
Verwandtschaft mit der Fischotter nachgewiesen (Münchn. gel. Anzeig.
XXVHL S. 664 ; daraus in unserm Archiv S. 39).
Viverrina. Mit 2 Arten wurde diese Familie durch J,
E. Gray vermehrt.
Die eine ist Herpestes ochraceus von ihm benannt (Proceed. p. 138
tab. 8; Ann. of nat. hist. IV. p. 376) und stammt von Abyssinien, ist
aber von allen durch Rüppell von da mitgebrachten Arten verschie-
den. Sie ist blass bräunlichgelb und mit einem dunklern Ton sehr
fein punktirt ; Unterseite blasser, nicht punktirt ; Schwanzende hell
gelb mit einer verlängerten schwarzen Spitze.
Die andere Art ist von Gray als Galidictis vittala bezeichnet
(Proceed. p. 21 tab. 1) und kommt von Madagaskar. Sie ist sehr ähn-
lich der G. striata , aber der Schwanz ist nicht wie bei dieser weiss,
sondern von derselben Färbung wie der Rücken und selbst deutlicher
schwarz und weiss gescheckt.
Bezüglich der geographischen Verbreitung der gemeinen benga-
20 Wagner: Bericht über die Säuglhiere
lischen Zibethkatze (Viverra Zibetha) machte Blyth (Journ. of the
Asiat. Soc. of Beng. XVII. 1. p. 344) bemerldich , dass diese Art,
welche sich an der Ostseite der Bay von Bengalen südwärts in die
malayische Halbinsel (wo sie jedoch viel seltner als V. Tanggalanga
ist) hinabzieht, und auch in Assam und dem Thal von Nepal gefun-
den wird, nicht auf der indischen Halbinsel vorzukommen .scheint,
ausgenommen theilweige im N. 0. an der bengalischen Grenze ; dass
sie aber im äussersten Süden, wie in Travancore, durch eine verwandte
Rasse repräsentirt wird , welche ganz der afrikanischen V. Civetta
gleicht, mit der Ausnahme, dass der Rückenkamm sich nicht vorwärts
bis zwischen die Ohren erstreckt.
Zu erwähnen ist noch eine Liste, welche H od gson zurVerglei-
chung der Namen, die von Gray, Cantor und ihm den Arten von
Faradoxurus beigelegt wurden , in dem angeführten Journ. XVI. 2. p.
1129 einrücken liess,
Caniiia. Ein der Violdrüse des Fuchses entsprechen-
des Gebilde hat Retzius aufgefunden.
Er nahm dasselbe bei einem frisch geschossenen Thier wahr.
Auch auf dem Schwanzrücken des Wolfs, aber weiter entfernt von der
Schwanzwurzel zeigt die Haarbekleidung einen schwarzen Fleck. Theilt
man selbige auseinander , so findet man die Haare ganz grob , steif
und weiss, und ganz innen sieht man einen Fleck der Haut ohne AVolle
und ganz kleine zerstreute Oeffnungen von Hautdrüsen zeigend. Un-
tersucht man die Haut von der Innenseite , so trifft man jedoch keine
compacte Drüsenmasse wie beim Fuchs an , sondern die Drüsen liegen
beim Wolf dünn ausgesäet in der Lederhaut eingebettet , sind gespal-
ten, mehrflockig, und sondern einen gelblichen Stoff ohne merklichen
Geruch ab. Retzius fand auch an mehreren ausgestopften Fuchsar-
ten denselben schwarzen Fleck, dieselbe Haarbildung und dasselbe
gelbe Secret (Öfversigt af K. Vet. Ak. Förhandl. 1848 p. 46 ; Mül-
ler's Archiv S. 429).
Plieninger lieferte in den Würtemb. naturw. Jahresheften V.
S. 216 tab. 1 fig. 8 die Abbildung eines bei Kirchberg aufgefundenen
Backenzahnes, auf den H. v. Meyer seine Amphicyon intermedius
begründete. In einem andern Zahn, Fig. 9, glaubt P. eine neue Art
zu erkennen, der er den Namen Amphicyon Eseri beilegte.
Feiina. lieber die Luchsarten des Nordens und ihre
geographische Verbreitung von Leopold Schrenk. Dor-
pat 1849. 68 S. 8.
Es ist diess eine Inaugural-Disserlation, die mit grossem Fleisse
und genauer Sachkenntniss bearbeitet ist , und sowohl zur Feststellung
der nordischen Luchsarten als zur Bestimmung ihrer geographischen
Verbreitung einen dankenswerthen Beitrag gebracht hat. Bekanntlich
während des Jahres 1849. üi
hatte zuerst Geoffroy den kanadischen Luchs als F. canadensis von
F. Lynx getrennt. Später unterschied Temminck zwei ausschliess-
lich der alten Welt eigne Arten , F. cervaria und F. Lynx , und eine
dritte, F. borealis, synonym mit F. canadensis, die beiden Welten zu-
kommen sollte, jedoch von den späteren Beobachtern in der alten durch-
aus nicht aufgefunden werden konnte. Nilsson erkannte die F. cer-
varia an , aber von F. Lynx sonderte er eine F. virgata ab ; in der
neuen Ausgabe seiner Skandinavisk Fauna 1847 erklärte er sich jedoch
dahin , dass diese 3 von ihm unterschiedenen Arten für bloss zufällige
Farbenabänderungen einer einzigen Art, F. Lynx anzusehen seien. Zu
derselben Ueberzeugung gelangte der Verf. durch Untersuchung der in
der akademischen Sammlung von Petersburg aufgestellten Exemplare,
so wie der in den Pelzlagern dieser Hauptstadt befindlichen Luchs-
bälge. So sind wir denn jetzt berechtigt , für den Norden der alten
Welt nur eine einzige Art, F. Lynx, anzuerkennen, und die F. borea-
lis Temm. (F. canadensis GeofTr.) auf den Norden Amerika's zu be-
schränken.
Blyth zeigte im Journ. of the Asiat. Soc. of ßeng. XVL 2.
p. 865, 879, XVIL 1. p. 84 , dass Felis Charltoni Gray (F. Ogilbyi
Hodgs.) nur eine Varietät von F. bengalensis ist. An letzterem Ort
machte er auch auf einige Unterschiede zwischen F. marmorala und
F. macrocelis aufmerksam.
Eben derselbe erklärte a. a. 0. XVIL 1. p. 249 Gray's Leo-
pardus Ellioti (F. nipalensis Hodgs.) nur als eine leichte Farbenabän-
derung von F. bengalensis. — Hutton' s Exemplare von Felis chaus
aus Afghanistan betrachtet er (S. 346) als zur verwandten Art F. Jac-
quemontii gehörig.
Eine Abbildung von Felis pajeros lieferte Gay in der Hist. de
Chile Mamif. p.69 lab. 4 , dagegen weiss er uns über die von Molina
und Poeppig aufgestellten Arten : Felis guigna , colocollo und tigrillo
keine Auskunft zu geben.
Zähne von Felis Christolii und einer andern Art bildete Ger-
vais ab in der Zool. fran^. tab. 8 fig. 2, 3.
Marsupialia.
Gould hat angekündigt, dass er sein Werk: TheMam-
mals of Australia nunmehr rasch fortsetzen wolle.
Es soll aus 7 — 8 Lieferungen bestehen, jede mit 15 Tafeln, und
um den Preis von Lst. 3, 3 Sh. , also abermals ein Luxuswerk , dem
wir für unsere Klasse nicht viele Nachfolger wünschen, weil die wis-
senschaftliche Bedeutung solcher Prachteditionen nicht im Verhältniss
zu ihrer Kostspieligkeit steht. Das erste Heft ist schon 1845 erschie-
nen, uns aber erst jetzt zugekommen. Es stellt folgende Arten in al-
lerdings vortrefflichen Abbildungen dar: Tarsipes roslralus , Perameles
2t Wagner: Bericht über die Säuglhiere
myosuros Wagn. (P. arenaria Gould) , Belideus flaviventer, B. sciureus,
Podabrus (Phascogale) crassicaudatus Gould , Phascogale penicillata,
Ph. calura, Dromicia gliriforniis , Dr. concinna , Myrmecobius fasciatus,
Antechinus apicalis, Peiameles lagotis, Choeropus castauotis , Hapalotis
longicaudata, H. Mitchellii.
Zur Anatomie des Sarcophilus ursinus lieferte Mayer wichtige
Beiträge in D'Alton's und Burmeister's Zeitschr. für Zoolog. I. S. 181.
— An Leisering's Beobachtungen über die Fortpflanzung des Kän-
guruhs braucht, als in unserm Archiv S. 18 u. f. enthalten, nur erin-
nert zu werden.
Nach Pomel's Untersuchungen (Bullet, geol. 1847 p. 385, Jahrb.
für Min. S. 874) ist Pterodon Pom. (nee Blainv.) einerlei Gattung mit
Taxotherium und Hyaenodon, und gehört nicht zu Subursus und Canis,
wohin ßlainville die Arten brachte , sondern stimmt vielmehr mit den
Beutelthieren und insbesondere mit Dasyurus überein. Diese Galtung
enthält nach Pomel 4 Arten: Pterodon parisiensis Blv. , Pt. (Taxothe-
rium) Cuvieri , Pt. (Hyaenodon) leptorhynchus Laiz. , Pt. (Hyaenodon)
brachyrhynchus Dujard.
Kocleiitia.
Sciurina. Die Gattung Sciurus ist abermals mit neuen
Arten vermehrt worden.
Von Gray wurde (Proceed. p. 138 tab. 7, Ann. of nat. bist. IV.
p. 376) der Sciurus dorsalis aufgestellt: „weiss, Haare schwarz mit mehr
oder minder langen weissen Spitzen; Augenbraunen, Hinterkopf, Nak-
ken und Rückenmitle bräunlich schwarz , eine sehr breite und scharf
abgegrenzte Rückenbinde bildend." Von Caraccas. Gray vermuthel
selbst, dass dieses Eichhorn nur Varietät einer andern amerikanischen
Art sein möchte, doch waren sich die beiden Exemplare gleich.
In den südlichen Theilen des Oregongebietes fand Peale ein
Einhörnchen, das im Boden Höhlen gräbt, aber auch mit Leichtigkeit
Bäume besteigt und deshalb von ihm (Unit. St. explor. expedit. Mam-
mal. p. 55 tab. 14) Sciurus fossor benannt wurde. „Erster oberer Bak-
kenzahn rudimentär, Schwanz buschig und so lang wie der Körper;
Färbung oben grau , unten weiss , Füsse oben grau , Schneidezähne
vorn dunkel orange ; Rückenhaar am Grunde dunkel bleifarbig , dann
schwarz mit weisser Binde gegen die Spitze; Schwanzhaare grau mit
schwarzer Binde und weisser Spitze." Körper 14", Schwanz mit Haa-
ren 16".
Blyth unterwarf die indischen Arten von Pteromys,
Sciurus und Arctomys einer umfassenden Prüfung (Journ. of
the Asiat. Soc. of Beng. XVL 2. p. 864).
Sie trägt zur Berichtigung der Synonymik dieser Arten, so wie
während des Jahres 1849. 23
2ur Kenntniss ihrer geographischen Verbreitung wesentlich bei, ist aber
zu umfangreich , als dass wir hier ihren Inhalt vollständig anzeigen
könnten. Als neue Arten sind aufgeführt: Sciuropterus villosus, Sc.
fuscocapillus und Sc. spadiceus tab. 36 fig. 1 ; ferner Sciurvs chryso-
notus tab. 37 fig. 1 , Sc. Barbei tab. 36 fig. 3 und Sc. alrodorsalisl
Gray tab. 37 fig. 2. Ueber letztere giebt Blyth weitere Auskunft
a. a. 0. XVII. 1. p. 345.
Mj'oxina. üass Myoxus glis im nördlichen Aleklenburg nicht
blos einheimisch , sondern daselbst stellenweise sogar in Menge ange-
troffen wird, wurde durch L. Vor tisch zur Kenntniss gebracht (Ar-
chiv des Vereins der Freunde der Katurgesch. in Meklenb. 1849 S. 219).
— Dass Graf Tysen hau s den Myoxus Dryas auf seinen Gütern an
der Wolga in Lithauen angetroffen hat, berichtete die Rev. Zool. p.431,
Dipoda. Mit dem Namen Cricetodipus wurde von
Peale eine Gattung belegt, die zur Abtheilung der nord-
amerikanischen, mit äussern Backentaschen versehenen Sprin-
ger gehört (Unit. St. expl. expedit. Mammal. p. 52 tab. 13
flg. 2).
Kopf und Rumpf fast gleich gross ; grosse äussere Backentaschen,
Ohren klein, rundlich ; Vorderfüsse kurz mit 4 Zehen und einem Dau-
men mit Plattnagel, Hinterfüsse lang und Szehig; Schwanz lang, all-
mählich sich verdünnend und mit kurzen weichen Haaren besetzt. Obere
3.3
Schneidezähne längsgefurcht; Backenzähne t; — ö' jeder mit 6 rund-
lichen Höckern. — Die Art wird bezeichnet als Cr. parvus , oben se-
piabraun, unten weiss , unter den Augen durchzieht eine dunkle Linie
die Wangen. Kopf und Rumpf iy,o" ? Schwanz *X^Iiq"> Ein einziges
Exemplar wurde im Oregongebiete gefangen ; es zeigte im Unterkiefer
jederseits die Rudimente eines vierten Backenzahns, der, wie Peale
meint, den bereits stark abgeriebenen vordem Backenzahn ersetzt ha-
ben dürfte. Demnach war es wohl bloss ein ganz junges Thier und
seine Gattungsberechtigung bedarf jedenfalls weiterer Bestätigung.
Gambel's Beschreibung von Dipopodomys agilis ist nun auch
in die Ann. of nat. hist. III. p. 318 aufgenommen worden.
Chinchillina. Molina's Lepus Viscacha ist durch Gay
genauer als Lagotis criniger charakterisirt worden (Hist. de
Chile Mamif. p. 92 tab. 5, Thier, 6 fig. 6 Schädel).
Von 3 Exemplaren, in deren Besitz Gay gekommen war, ge-
langte das eine in das pariser Museum, wo es Lesson sah und in
seinem Katalog als L. criniger citirte , ohne es zu beschreiben , wobei
er es fälschlich als Molina's Mus maulinus und als von Buenos Ayres
herkommend ausgab. Die Diagnose lautet: „L. supra fusco - griseus,
24 Wagner: Bericht über die Säugthiere
infra subpallidior, vellere molli ; mystacibus paucis rigidis, longissimis,
lustrosis, aliis nigris, aliis albidis; cauda elongata seligera : setis fusco-
nigris , quandoque albidis , longissimis." Die grösste Art. Körper 1'
7" lang, Schwanz 1' 3%" ohne Haare, Ohren 2" 4"' lang. Gehört den
chilischen Cordilleren an.
Miirina. Hodg-son hat eine neue Gattung Neodon
angekündigt (Ann. of nat. liist. III. p. 203).
Das aus dem brittischen Museum eingesendete Exemplar, dem H,
den Namen JY. sikiinensis gab, hat Gray mit andern indischen Mäusen
verglichen und es nahe verwandt mit Arvicola Roylei befunden; doch
kommen bei Neodon einige Differenzen in den Falten der Backenzähne
vor. — Zugleich hat H. noch 3 neue Arten angekündigt: Mus aequi^
caudalis , M. caudatior (!!), M. darjilingensis. Wir wünschen, dass
diese Arten besser charakterisirt werden als die, welche H. früher be-
kannt gemacht hat.
Gay hat ebenfalls in seinem oft angeführten Werke
diese Familie mit etlichen Arten vermehrt.
1) Oxymijclerus scaiops(Mamif. p. 108 tab. 6 fig. 3. Backenzähne) ;
„0. supra obscure cinnamomeo-fuscus , sublus obscure griseus ; pedi-
bus pallide cinnamomeis ; cauda corpore raulto breviore, obscure cinna-
momeo concolore; rhinario producto; unguibus fossoriis inaequalibus."
— Länge des Körpers 5", des Schwanzes 2.". Bewohnt die Felder der
mittlem Provinzen.
2) Mus rupestris Gerv. (tab. 6 fig. 1. 2. Zähne ; tab. 7 fig. 1 Thier);
„M. molares subradiculati, formam 8 subreferentes ; vellere molli, gri-
seo flavescente mixto; cauda pilosa subpenicillata." Körper 4" 10"',
Schwanz 3" 8'". Mit einigem Bedenken bezieht Gay sein Thier auf
den Mus rupestris, den Gervais bloss nach einem Schädel aufgestellt
hat. IJebrigens ist zu bemerken, dass diese und die folgende, so wie
alle ursprünglich südamerikanischen Mäuse nicht der Gattung Mus im
jetzigen Sinne, sondern Hesperomys angehören.
3) Mus lutescens (tab. 6 fig. 4. Zähne; tab. 7 fig. 2. Thier) ; „M.
dentibus M. brasiliensi affinis ; corpore toto lutescente , supra flavo-
lavalo , cauda squamosa longa, pilis raris." Körper 5" 8"', Schwanz
ebenso.
Auch Peale hat in der Unit. St. expl. expedit. Mam-
mal. mehrere neue Arten aus dieser Familie vorgeführt, die
wir nur kurz anzeigen wollen.
1) Mus exulans (p. 47 tab. 12 fig. 1); bewohnt in Menge alle
Koralleninseln der Südsee und kommt mit M. decumanus in der äussern
Beschaffenheit und in dem Zahnbaue so sehr überein , dass sie sich
nur durch geringere Grösse unterscheidet.
während des Jahres 1849. 25
2) Mus vitiensis (p. 49 tab. 12 fig. 2), oben sepiabraun, unten
fast weiss, Körper 4", Schwanz 4^/2" lang. Zur grossen Plage fast in
allen Häusern von Fidschi. Obschon über den Zahnbau nichts gesagt
ist, wird diese Art doch noch zur Gattung Mus der Neuern gehören.
3) Mus peruvianus (\>. 61 tab. 13 fig. 1); gelblichbraun, Unterseile
und Füsse weiss, Schwanz blass fleischfarbig, oben mit brauner Längs-
linie. Körper 2yio"5 Schwanz 3y,o". Von Callao in Peru. Obwohl
auch bei dieser Art des Zahnbaues nicht gedacht ist, so kann sie doch,
ihrer Heimath wegen, nicht Mus angehören, sondern wird Hesperomys
zufallen. Führt Peale doch noch selbst die amerikanische Feldmaus
als Mus leucopus auf, während ich schon lange diesen Irrthum berich-
tigt habe.
4) Arvicola monlanus (p. 44) ; Ohren fast unterm Pelz versteckt,
Farbe oben braun und schwarz gemischt , unten bleifarbig. Körper
4%, Schwanz ly^"- Vom Rio Sacramento in Californien.
5) Arvicola occidentalis (p. 45 tab. 11 fig. 1) ; Ohren versteckt,
Schwanz kurz behaart und etwas zusammengedrückt, Farbe oben schön
braun, unten licht bleifarbig. Körper 4^10» Schwanz 2*/io"' Vom Puget
Sund, Oregon.
6) Arvicola californicus (p. 46 lab. 11 fig. 2); robuster als vorige
Art, Pelz gröber und lichter, Schwanz rund; Grösse fast die nämliche.
Wicht selten in der ßay von San Francisco,
Ueber die Fortpflanzung und Auferziehung der weissen Mäuse
theilte G. R. v. Struve einige Bemerkungen in Froriep's Notizen
IX. S. 193 mit.
Castorina. Nach Vergleichungen , die Eigenbrodt zwischen
den Skeielen des Caslor Werneri und des gemeinen Bibers vornahm,
fällt der Unterschied, welchen Cuvier von dem Verhalten der Nasen-
beine angegeben hat, fast ganz weg, und die Maassverschiedenheiten
in den übrigen Skelettheilen von denen des gemeinen Bibers erweisen
sich auch nicht grösser als zwischen verschiedenen Individuen des letz-
tem selbst (Bullet, de Mose. XXI. p. 541).
Werthvolle Beiträge zur Anatomie und Physiologie des Bibers
von E. H.Weber, nebst einer vergleichenden Analyse der Castoreum-
Sorlen von Lehmann finden sich in Froriep's Notizen IX. S. 97.
Von seinem Castor (Chalicomys) sigmodus lieferte Gervais in
seiner Zool. fran9. tab. 1 fig. 13, tab. 8 fig. 10 Abbildungen der Schneide-
und Backenzähne.
Aciileata. Eine neue indische Art von Stachelschwei-
nen wurde von Hodg-son als Hystrix alophos beschrieben
(Journ. of the Asiat. Soc. of Beng-. XVI. 2. p. 771 tab. 32).
Eine von Hystrix cristata wie von H. hirsulirostris (H. leucurus)
scharf unterschiednc Art, durch weit geringere Grösse, gänzlichen Man-
26 Wagner: Bericht über die Sängthiere
gel eines Borstenkammes auf dem Kopfe, Halse und Schultern, kürzere
und minder zahlreiche Stacheln und durch nur schwache Andeutung
des weissen Halsbandes. Länge des Körpers 22—24", Schwanz ohne
Stacheln 4". Kopf , Kacken und Vorderhälfte des Rückens sind bloss
mit 2 — 3" langen Borsten besetzt ; nur die Hinterhälfte des Rückens
und der Schwanz sind mit Stacheln bewaffnet. Die Borsten sind schwarz,
am Kopf ins Uraune ziehend; die Stacheln weiss, mit nur einem ein-
zigen , fast miltelständigen schwarzen Ring , die der Unterseite des
Schwanzes ganz weiss. Die Stachelschweine sind ungemein zahlreich
in den subhimalayischen Gegenden, doch ist H. alophos viel seltner
als H. leucurus. Sie haben ein vortreffliches Fleisch und lassen sich
leicht zähmen.
Duplicidentata. Eine sehr ausführliche Beschreibung des Lepus
hispidus Pears. , begleitet von einer Abbildung und von Bemerkungen
über seine Lebensweise und Verbreitung hat Hodgson in demselben
Journal XVL 1. p. 572 tab. 14 geliefert.
Eudes-Deslongchamps erwähnte in den Mem. de la Soc.
Linneenne de IVormandie VIIL p. XX eines Hasen , der vom Melanis-
mus befallen war. Es war ein erwachsenes Thier , an welchem die
falbe Färbung durch ein dunkles Schwarz ersetzt war. E. D. fügte
die Bemerkung bei , dass er in den ihm zugänglichen zoologischen
Werken keine Erwähnung von einem schwarzen Hasen gefunden habe.
Ref. kann hier indess zusetzen, dass Bechstein allerdings eine sol-
che Varietät aufführt , freilich ohne nähere Angabe von Beispielen.
Dagegen gesteht Schreber, dass ihm weder eine weisse, noch eine
schwarze Abänderung von unserm Hasen bekannt geworden sei.
Eclentata*
Blyth glaubte 2 neue Arten von Schuppenthieren unter-
scheiden zu dürfen (Journ. of the Asiat. Soc. of Beng. XVI.
2. p. 1273).
1) Manis leptura, Schwanz so lang wie Kopf und Leib , unter-
wärts anfänglich mit Querreihen von 7 , dann 6 Schuppen ; die seitli-
chen Schuppenreihen des Schwanzes sind angedrückt, so dass der Rand
desselben nicht gezackt, sondern glatt ist. Heimath unbekannt. ~ 2)
Manis leucura , Schwanzende weisslich , Krallen an den Vorder- und
Hinterfüssen ziemlich gleich entwickelt, Ohren deutlich ; auf dem Rumpfe
15 — 17 Schuppenreihen, an den Schwanzseiten 28 ; Schuppen nur an
den Leibesseiten und den Hinterbeinen gekielt. Ueber 3' lang, wovon
der Schwanz 17" wegnimmt. Gemein in Arracan und wohl auch in
Sylhet vorkommend.
Ausführliche anatomische Untersuchungen über den Schuppen-
panzer der Gürtcltbiere, insbesondere der mit demselben iu Verbindung
stehenden Muskeln wurden von A. Alessandrini angestellt (Novi
während des Jahres 1849. 27
commentarii Acad. scientiarum Instiluti Bononiensis. IX. 1849 p. 393
mit Kupfertafeln). — An H. Meyer's Abhandlung über den Bau der
Haut des Gürtelthiers im Archiv für Anatom. 1848. S. 226 soll nach-
träglich erinnert werden.
Burmeister will in seiner Zeitung für Zool. S. 199 den Da-
sypus novemcinclus nach andern Merkmalen als bisher berücksichtigt
wurden, in 2 Arten scheiden. Bei der einen Art, welche er aus drei
Exemplaren von Guiana kennt, liegen 1) die Augen mehr rückwärts,
der 6ten oder 7ten Schilderreihe von hinteuher entsprechend ; 2) die
Schilder der Gürtel haben gebogne Seiten , namentlich auch die mitt-
lem jedes Gürtels und sind im Umriss golhischen Kirchenfenstern ähn-
lich ; 3) die Mitte des Lendenpanzers besieht aus mehr kreisrunden
Schildern, um welche schon in der Jugend 6 , selten 7 Schilder so
herum liegen, dass in der Richtung gerade ein Schild liegt; diese
kleinern Schilder werden allmählich so gross wie das mittlere ; 4) der
Schwanz hat 12 — 14 bewegliche Gürtel, der erste sehr schmal; die
äusserste Spitze fein beschuppt. — Bei der andern Form , die in Bra-
silien lebt , sind die Augen mehr vorwärts , entsprechend der 9ten
Schilderreihe ; 2) die dreiseitigen Schilder der Gürtel haben gerade
Seiten und erreichen mit ihrer vordersten Spitze die Basis des Gürtels,
was bei der ersten Form nicht der Fall ist; 3) die Schilder des Len-
denpanzers sind von viel ungleicherer Grösse, die grossen verkehrt ei-
förmig, hinten breiter und von 8—9 kleinen umgeben, die im Wachs-
thum zurückbleiben ; 4) der Schwanzpanzer beginnt mit einem breiten
Gürtel und hat nur 10 bewegliche Gürtel ; die Endspitze ist in der Ju-
gend fein beschuppt, wie sie im Alter ist, kennt B. nicht. Diese Form
meint B. könnte vielleicht der Dasypus uroceras sein , die erste will
er als D. Peba bezeichnen.
AufMayer's Beiträge zur Anatomie des Ornithorhynchus und
Tachyglossus braucht hier, da sie in unserm Archiv S. 81 aufgenommen
sind, nur aufmerksam gemacht zu werden.
ISolidung^ula*
Von dem bisher sehr unsicher gekannten Kiang von
den Hochebenen Tibets entwarf H. Walker nach einem le-
benden Exemplare eine kurze Beschreibung und eine Ab-
bildung (Journ. of the Asiat. Soc. of Beng. XVII. 2. p. 1
tab. 1).
Es ist ein Männchen, das zum Theil noch mit seinem Winterpelz
bedeckt war. Sein Habitus ist, mit Ausnahme des grossen Kopfs, mehr
der eines Pferds als Esels. Nase gebogen , Ohren von Mittelgrössc,
zwischen denen des Pferds und Esels , aber am Grund mehr genähert
als bei diesen; Mähne aufgerichtet; am Schwänzende eine dicke Qua-
Ö8 Wagner: Bericht über die Säuglhiere
ßte, die jedocii nicht auf das Ende beschränkt ist , sondern sich zur
Hälfte gegen die Schwanzvvurzel hinauf zieht. Farbe oben isabeli mit
einem braunen oder falben Ton; unten, und an der Nase gelblichweiss;
der ganze Rumpf mit einem blaulichen Anfluge; Mähne, Rückenbinde
und Schwanzquaste braunschwarz, Iris grau. Schulterhöhe 3' 10". —
Mit Recht hält Walker diesen Kiang für identisch mit Equus Hemio-
nus Fall., und macht, wie wir es schon öflers gelhan haben, darauf
aufmerksam, dass die unter diesem Namen nach Paris und London ge-
brachten Thiere es nicht sind, sondern dem VVildesel, Gurkhur , ange-
hören. Ganz richtig bezeichnet Wa 1 k e r als Differenzen zwischen bei-
den, 1) dass der Kiang wie ein Pferd wiehert, der Wildesel von Sind
wie ein Esel yant; 2) dass beim Kiang, er sei alt oder jung, sich
keine Zebrastreifen finden, während solche Querstreifen beim Wildesel
sich an der Schuller, zumal bei den Füllen., zeigen, und manchmal
auch das Schulterkreuz vorkommt; 3) gehört der Kiang den Hochebe-
nen Tibets an, der VVildesel von Cutch den schwülen Ebenen an der
Mündung des Indus. Schon Moor er oft, der zuerst den Kiang in
Tibet sah, erklärte , dass er gewiss nicht einerlei sei mit dem Gurkhur
oder Wildesel von Sind. — Schliesslich macht noch Walker bemerk-
lich, dass Hodgson den Kiang mit einem neuen Namen Equus po~
lyodon beschenkt habe, weil er einen vordem Lückenzahn bei ihm ge-
funden ; es komme aber dieser Zahn bei 2 Pferdeschädeln im Museum
der Asiatic Society ebenfalls vor und fehle dagegen dem dort aufbe-
wahrten Schädel des Kiang.
Auch ßlyth wies nach a. a. 0. XVI. p. 354, dass das Merk-
mal, worauf Hod g s 0 n seinen Equus (Asinus) polyodon begründen
wollte, keine Gültigkeit habe.
Ein Backenzahn vom Equus americanus Gerv. wurde in Gay's
Hist. de Chile Mamif. tab. 8 fig. 7 abgebildet.
Unter den vom Hipparion bei Cucuron (Vaucluse) aufgefundenen
Zähnen will Paul Gervais 3 Arten unterscheiden : Hipparion meso-
stylum, proslylum und diploslylum (Compt. rend. XXIX. p. 284).
Pachycleriiiata.
Eine neue Classifikation der Pachydermen wurde von
Christol zur Sprache gebracht (Compt. rend. XXIX. p. 363).
Er giebt sie unter der Aufschrift: parallele Classification der Pa-
chydermen mit Backenzähnen ohne Cement und der Pachydermen mit
Backenzähnen mit Cement, die erstem nennt er Acementodonten,
die letztern C ement o donten, und verlheilt darnach folgendermassen
die Dickhäuter. I. Rüsselträger: a) Acementodonten, Mastodon ;
b) Cementodonten, Elephas. — II. Ei g en t liehe Pachydermen:
a) Acem. Anoplotherium, Anthracotherium, Sus, Phacochoerus; b) Cem.
Palaeotherium , Rhinoceros , Eiasmotheriura. — III. Einhufer: a)
wahrend des Jahres 1849.
29
Acem. Hipparitherium ; b) Cein. Hipparion, Equus. — IV. Amphi-
bien-Pachydermen: a) Acem. Manalus, Melaxytherium ; b) Sub-
cemenlodonten: Halicore.
Die Aceinenlodonten unterscheidet der Verf. von den Cemenlo-
donten nicht sowohl durch das Cement als vielmehr durch folgende
Merkmale. Bei den A. ist 1) der Schaft der Krone sehr wenig über
die Wurzel erhöht und sein Wachsthum ist frühzeitig beendigt; 2) die
Wurzeln sind sehr getheilt , sehr entwickelt und ihr Wachsthum be-
ginnt früh nnd endigt spät ; 3) zwischen dem Schaft und den Wurzeln
giebt es im Allgemeinen eine plötzliche Abschnürung oder einen oft
sehr markirten Schmelzwulst , so dass die Unterscheidung zwischen
Schaft und Wurzeln deutlich wahrnehmbar ist. Bei den C. dagegen
finden diese Verhältrisse in umgekehrter Richtung statt : 1) der Schaft
ist sehr in die Höhe entwickelt und diese Entwicklung dauert sehr
lange ; 2) die Wurzeln sind verhältnissmässig sehr wenig entwickelt
und wenig getheilt, und diese Entwicklung beginnt erst spät; 3) zwi-
schen Schaft und Wurzeln giebt es gewöhnlich weder eine vorsprin-
gende Schmelzwulsl, noch eine plötzliche Abschnürung.
Harri son machte auf einen eigenthümlichen Muskel beim Ele-
phanten aufmerksam (Proceed. of the R. Irish Academy IV. 1. p. 132),
der den Hintertheil der Luftröhre mit dem Vordertheil des Oesophagus
verbindet. Er legte ihm den Namen des Trachea-oesophageal-Muskel
bei und erläuterte diese Verbindungsweise durch eine Abbildung.
P. Gervais wies das Vorkommen zweier urweltlichen
Arten von Elephas und Mastodon in Algerien nach (Compt.
rend. XXVIII. p. 362).
Man hatte bisher nur wenig Nachweisungen von fossilen Säug-
thier-Ueberresten aus Algerien. M. Edwards und Bl ain ville mach-
ten auf Bärenreste aufmerksam, die in den Knochenbreccien von Oran
gefunden worden waren. Das pariser Museum besitzt eine schöne
Tropfsteinplalle aus der Grotte der Bir- Mandreis , südlich von Algier,
welche Reste eines Ochsen von kleiner Statur, eines Pferdes mittlerer
Grösse und eines Fleischfressers , so gross wie ein Fuchs , enthält.
Endlich citirt Renou die Gattungen Katze, Hund, Hyäne, Rhinoceros,
Phacochoerus, Schaf und Antilope, als von B la i n vill e aus den Höh-
len in Algerien bestimmt. Neuerdings nun hat Gervais von Guyon
die Zeichnung eines Mammuth-Backenzahns erhalten, die eine Art an-
zeigt, welche dem Elephas primigenius und meridionalis näher steht
als dem lebenden afrikanischen Elephanten. Dieser Zahn wurde bei
Cherchell in der Provinz Oran gefunden. Eine nicht minder wichtige
Entdeckung ist die von Mastodon-Üeberresten an den Ufern des Smen-
dou in geringer Entfernung von Constantine ; sie bestehn in einem
Backenzahn mit 4 Hügeln und einer Rippe. Sie gehören einem Ma-
&Ö Wagner: Bericht über die Säuglhiere
stodon an, und zwar einer Art , die dem Maslodon brevirostre oder M.
arvernensis näher steht als dem M. angustidens.
Von seinem Mastodon brevirostre lieferte Gervais in
der Zoolog, frangais tab. 1 fig-.S— 6, tab. 3 fig-. 7 — 9 Abbil-
dungen von Zähnen , einem Unterkiefer-Fragment , Ellenbo-
genbein und Femur.
In den beigegebenen Notizen unterscheidet G. diese Art von M.
angustidens oder longirostre durch die Kürze der Symphyse des Un-
terkiefers, durch eine gewisse Anordnung der Höcker der Backenzähne
und einige Eigenthümlichkeiten in der allgemeinen Form der Knochen,
namentlich des Femurs , wodurch gewissermassen die neue Art den
amerikanischen Mastodonten angenähert würde. Die Ueberreste dieses
Äl. brevirostre sind bei Montpellier nicht seilen und auf sie ist fälsch-
lich der Elephas primigenius und meridionalis in die Liste der Vor-
kommnisse im dortigen Meeressande eingetragen worden.
Abbildungen eines Backenzahns und etlicher Knochen am Ma-
slodon andium sind in Gay's Hist. de Chile Mamif. tab. 8 erschienen.
Ref. machte in den Münch. gel. Anz. XXX. S. 29 aufmerksam,
dass Blumenbach es war, welcher in Volkmann's Uebersetzung von
Bruce's Reisen im 5ten Bande auf Tab. 45 die erste Abbildung von
dem in hiesiger Sammlung aufgestellten Rhinoceros cucullalus lieferte.
Mit neuen Materialien versehen, kam Duvernoy in
einer sehr gründlichen Abhandlung auf die Unterscheidung
mehrerer Arten von Flusspferden zurück (Compt. rend.
XXXVIIL p. 681, XXIX. p.276}.
Schon früher hatte D. zu zeigen versucht, dass zwar das abys-
sinische und senegalsche Flussplerd zu einem und demselben Typus
gehörten , dass aber das südafrikanische eine davon verschiedne Art
bilden dürfte. Weder Is. Geoffroy, noch Blainville wollten in-
dess den von D. hervorgehobenen Differenzen die Berechtigung zur
Begründung einer zweiten Art zuerkennen , und diess veranlasste
ihn , nachdem er einen neuen Schädel von Natal erhalten hatte , die
Vergleichung desselben mit abyssinischen und senegal'schen Schädeln
vorzunehmen. Diese Vergleichung hat sein früheres Resultat bestätigt
und er giebt nun folgende HauptdifTerenzen zwischen dem südafrika-
nischen Flusspferd einerseits und den abyssinischen und senegal'schen
andrerseits an. 1) Die grössere Proportion oder der grössere Durch-
messer der mittlem unlern Schneidezähne beim südalrik. F. und das
allmähliche Ausfallen der seillichen Schneidezähne im erwachsenen Al-
ter, während sie beim abyss. und seneg. bleibend sind. 2) Die wink-
lige Form der obern mittlem und vordem Schneidezähne mit mehre-
ren breiten Furchen , wenigstens bei den Männchen des südafrik. F.
3) Die grössere Dimension nach der Breite der gemeinschaftlichen
während des Jahres 1849. 31
Oeffnung der Nasenlöcher bei den abyss. und seneg. Schädeln; während
der grössere Durchmesser dieser Oeffnung bei den natal'schen und cap-
schen Schädeln senkrecht ist. Die gedrängte Form des JMittellheils der
Schnauze beim natal'schen F. von oben gesehen. 5) Die grössere
Länge der Oberkieferbeine in Bezug auf die Zwischenkiefer- und Gau-
menbeine bei dem natal'schen Schädel. 6) Die Kaht des Jochbeins mit
dem Jochbein des Schläfenfortsatzes näher an der Gelenkfläche des
letztem bei dem natal'schen Schädel. 7) Die Anzahl der Rückenwir-
bel und Rippen , welche beim cap'schen Skelet nur 15 und bei den
beiden seneg. Skelelen 16 beträgt , während bei beiden Typen 4 Len-
denwirbel vorkommen. Diese Angaben verdienen eine sorgfältige Be-
achtung, um zu weitern Untersuchungen zu veranlassen , ob aus ihnen
und aus andern auFzuPindenden die Berechtigung hervorgeht, das süd-
afrikanische F. als eine verschiedne Art vom abyss. und seneg. anzu-
erkennen. Nach dem Verf. würde man nunmehr 9 Arten von Hippo-
potamus annehmen dürfen, nämlich 3 lebende und 6 ausgestorbene.
Zuletzt giebl noch D. eine ausführliche Miltheilung von einer
neuen Arbeit Morton's über das in Liberia vorkommende Flusspferd,
das dieser früher Hippopotamus minor benannte und nunmehr als H.
liberiensis bezeichnen will. Gedachte Arbeit ist in den Froceed. of
the Acad. of Philadelph. 1849 enthalten , uns aber noch nicht zuge-
kommen. Dieses Flusspferd ist jedenfalls eine eigenthümliche Art, was
schon daraus hervorgeht , dass sie nur halb so gross wird als die an-
dern Flusspferde. Duvernoy bildete aus ihr die Untergattung Di-
protodon.
Hodgson versuchte eine neue Gattung unter den
Schweinen, Porcula, mit dem Beinamen salvania , zu be-
gründen (Journ. of the Asiat. Soc. of Beng. XVI. 1. p. 423,
593 ; XVII. 2. p. 480).
Die erste Beschreibung , die er unter Zufügung einer Abbildung
des Thieres (tab. 12) und des Schädels (tab. 13) lieferte, beruhte auf
einem jungen Thiere , das er indess für ausreichend erwachsen ansah,
um seine fixen Nerkmale aufzuzeigen. Darnach gab er folgende Gat-
l . 1 ,. , ... 6.6
tungskennzeichen: Schneidezähne .^, Eckzähne ^— ^' «^aciienzahne^^
= 40. Eckzälme klein, gerade, scharfschneidig, aber nicht gewöhnlich
über die Lippen vorragend; an allen Füssen 4 kleine, ungleiche Ze-
hen ; Schwanz sehr kurz, aber deutlich." Die Farbe gedachten Thie-
res war bräunlichschwarz , schwach und unregelmässig mit schmutzig
Ambra überlaufen. Länge 18—20" , Schwanz '/q Zoll. Bald darauf
erhielt er ein schönes altes Männchen" , das 22 — 24" lang war und
44 Zähne wie bei unserm Schweine zeigte, womit also schon ein wich-
tiges Unterscheidungsnierkraal von der Gattung Sus wegfiel; auch von
32 Wagner: Bericht über die Säuglhiere
den Eckzälinen hiess es nur noch : kleiner und gerader als bei jenem.
— Später erlangte H. ein anderes „altes Männchen", das 26 Zoll lang
war, und von dem er (XVII. 2. tab. 27) Kopf, Fuss und Magen abbil-
dete. Seine Färbung war hell ambrabraun, Pelz reichlich, gewöhnlich,
keine Mähne, ein stark markirter Schnurrenbüschel (mystaceal tuft),
6 Brustwarzen. Vom Gebiss desselben wird nichts gesagt, doch zeigt
die Abbildung die Eckzähne nicht bloss vorragend, sondern auch etwas
mehr gekrümmt als bei den vorhergehenden. Dafür hat H. ein Merk-
mal aufgefunden , das seine neue Gattung in der allerauffallendsten
Weise von allen andern Säugthieren unterscheiden würde ; er hat näm-
lich bei ihr nur 5 (sage fünf) Halswirbel wahrgenommen. Obwohl
nun H. es für einen unberechtigten Ausspruch der eminentesten Ana-
tomen und Physiologen erklärt , dass sie auf der Zahl 7 der Halswir-
bel bestehen , so kann doch. Ref. auch nicht anders als sich letztern
anschliessen und die wohlberechtigte Meinung aussprechen, dass dem
Verf. beim Präpariren seines Exemplars von Porcula von den 7 Hals-
wirbeln, die diese im Leben besitzt , 2 abhanden kamen. Die Zahlen
der andern Wirbel sind: 14 Rücken-, 6 Lenden-, 5 Kreuzbein- und
10 Schwanzwirbel. Die letzte Zahl mag richtig sein, da der Schwanz
auch bei dem zweiten Exemplar nur yg Zoll lang ist. — Wach Vorste-
hendem ist kein triftiger Grund vorhanden , die Gattung Porcula beste-
hen zu lassen, dagegen ist durch sie eine neue Art angezeigt, die sich
von Sus scrofa und S. cristatus schon gleich durch die rudimentäre
Beschaffenheit des Schwanzes und von letzterem überdies 'durch den
Mangel eines Backenbartes unterscheidet. Diese Art , Sus salvianus,
findet sich im Tarai von Sikim und Nepal und wird wahrscheinlich
nordwestlich und südöstlich sich so weit ausbreiten wie sich die Sal-
Buschwerke (saul forest) erstrecken.
Sus provincialis ist von P. Gervais als neue fossile Art un*
terschieden worden und hat er von ihr in seiner Zool. fran9aise tab. 3
fig. 1 — 6 und tab. 8 fig. 9 Backenzähne ausgebildet. Blainville
hatte diese Zähne dem Sus larvatus zugeschrieben , womit jedoch G.
nicht einverstanden ist und die Unterschiede zwischen beiden nachweist.
Aus J. Leidy's Bemerkungen über die in der Sammlung der
Akademie zu Philadelphia von Dr. Carpenter niedergelegten Ueber-
reste des Tapirus americanus fossilis (Proceed. Acad, nat. of Philadelph.
IV. p. 180) ist hervorzuheben , dass der eine Rest ein von Carpenter
in Silliman's Journal beschriebener Zahn ist ; die beiden andern sind
Bruchstücke des Ober- und Unterkiefers, die an den Ufern des Flusses
Brasos bei S. Fillipe in Texas gefunden und von C. a. a. 0. 1846 be-
schrieben wurden. Der nach einem in Kentucky aufgefundenen Bak-
kenzahn von Harlan aufgestellte Tapirus maslodontoides bietet, wie
Leidy meint, nicht definitive Merkmale genug dar, um darnach eine
von der lebenden spezitisch verschiedene Art zu unterscheiden.
während des Jahres 1849. 33
Untersuchungen über die fossilen Säugliiiere aus den Gattungen
Palaeotherium und Lophiodon und über andere Thiere derselben Klasse,
welche man mit ihnen im südlichen Frankreich gefunden hat, wurden
von P. Gervais der pariser Akademie zugesendet (Compt. rend.XXlX.
p. 381).
Falaeocho erus ist von Pomel als neueGaltung unterschieden
worden (vgl. Jahrb. für Mineral. S. 873). Eben derselbe versichert,
dass nunmehr das Knochengerüste von Cainotherium (iMicrotheriuni) bis
in die kleinsten Details geschildert werden könne.
HuiiiiBiantia.
Tylopoda. Is. Geoffroy setzte seine Bemühungen um
Einführung der Lamas in Frankreich fort, und theilte bei die-
ser Gelegenheit Bemerkungen über das sogenannte Alpa-
vigogne oder Bastard von Alpaco und Vicunna mit (Compt.
rend. XXVIII. p. 53, XXIX. p. 513).
Von Wichtigkeit zur Lösung der Frage von der Fruchtbarkeit der
Bastarde sind nachstehende Miltheilungen von J. Geoffroy, wobei
im Voraus zu bemerken , dass dieser sich schon früher für bejahende
Beantwortung dieser Frage entschieden hatte. Zu seinen Gunsten be-
zieht er sich erstlich auf das Zeugniss des Don F. de Theran , Direk-
tors eines zu Anfang dieses Jahrhunderts errichteten Acclimalisations-
Gartens in Andalusien. Derselbe hatte eine Heerde Lama's aus Peru
kommen lassen , und es hatten auf der Reise verschiedne Kreuzungen
stattgefunden, woraus 3 Bastarde vom Alpaco und der Yicunna, 3 Al-
pa-vigonhas , wie sie Th. nennt, hervorgingen, deren Wolle so fein
wie die der Vicunna's war. Nach der Aussage des Kapiläns, der diese
Heerde nach Spanien zu bringen hatte , sollen die Alpa-vigonhas als
fruchtbar erkannt worden sein. — Erheblicher als diese unbeglaubigte
Aussage sind die nun folgenden Berichte von Gaste In au und insbe-
sondere von Weddell. Ersterer theilte nach den officiellen Angaben
der peruanischen Regierung den Fall mit, dass ein Einwohner von Ma-
cucani von einem Alpaco-Wännchen mit 4 Vicunna- Weibchen 23 Ba-
starde erlangt habe. Weddell zog an Ort und Stelle genauere Er-
kundigungen ein und stattete davon Bericht ab. Es war ein Pfarrer
Cabrero in gedachtem Städtchen , der durch Kreuzung des Alpacos mit
der Vicunna einen Mittelschlag zu erzielen hoffte, der von ersterem
die Länge, von letzterer die Feinheit der Haare haben möchte. Allein
mehrere Jahre hindurch waren alle Versuche vergeblich, bis endlich
einer gelang und daraus nicht bloss ein Bastard hervorging, sondern
dieser zugleich fruchtbar war. Nun verschaffte sich Cabrero sehr junge
Vicunna-Weibchen , welche er zugleich mit jungen Alpaco- Männchen
aufwachsen liess. Erwachsen liess er sie dann sich untereinander ver-
paaren, was auch gelang, aber die Weibchen blieben alle unfruchtbar,
Archiv f. Naturgesch. XVI. Jahrg. 2. Bd. Q
34 Wagner; ßericht über die Säagthiere
Schon wollte er fast das Experiment aufgeben als vor ungefähr acht
Jahren eineVicunna trächtig wurde, und der von ihr zur Welt gebrachte
Bastard ist der Vater der Heerde von Paco-vicuiias geworden, die nun
Cabrero besitzt. Zur Zeit, wo Weddell diese Heerde besichtigte,
zählte sie schon 43 Stück. Der Bastard befruchtete nach und nach
alle Weibchen , wurde aber so wild , dass er castrirt w erden musste.
Die Vicunnas hatten indess einen neuen Bastard , der ihnen ähnlicher
als dem Alpaco war, gesetzt ; und die Weibchen, die aus dieser zwei-
ten Kreuzung hervorgingen , mochten sie nun von ihrem Vater oder
von Alpacos belegt werden , lieferten den Stamm von jener vorhin er-
wähnten Heerde. Der Bastard vom Alpaco und der Vicunna gleicht
mehr in seiner allgemeinen Form dem gewöhnlichen Lama als einem
der Aeltern , aber die Ohren sind gerade wie beim Alpaco. Durch
seine Haare unterscheidet er sich von allen andern Arten : sie sind
etwas kürzer als die des Alpaco , aber unendlich feiner und kerniger,
ihr einziger Fehler ist etwas mit Stichelhaaren (jar) vermengt zu sein,
ein Fehler, der von der Vicunna herrührt, — Is. Geoffroy spricht
auf diese Angabe hin die Fruchtbarkeit der Bastarde unbedingt aus;
wir sind nicht ohne Weiteres dieser fileinung , denn der Angelpunkt
der Streitfrage , ob die Bastarde nicht bloss durch Anpaarung mit ei-
nem der älterlichen Stämme, sondern lediglich unter einander
(mit Ausschluss der älterlichen Stämme) sich in ihrer weitern Kach-
kommenschaft als permanent fruchtbar erweisen, ist dabei gar
nicht berührt. Auch genügen uns in obigem Falle die einfachen Ver-
sicherungen, dass der Bastard die ganze Heerde befruchtet habe, nur
dann, wenn dargethan wird , dass jeder Verkehr mit andern Männchen
unmöglich gemacht worden war. Man weiss von Maulthierhengsten,
wie ausserordentlich geil sie sind, und kann daher durch den Anschein
der Belegung leicht getäuscht werden.
Noch berichtete I s. Geoffroy a. a. 0. XXIX. p 513, dass die
Regierung eine Heerde von 30 Lamas angekauft habe, nämlich 15 ei-
gentliche Lamas , 12 Alpacos von verschiedenen Varietäten , 1 wildes
Lama, oder wenigstens ein solches, das alle Merkmale des ursprüngli-
chen Typus an sich trage , und 2 Individuen , von diesem und einem
gewöhnlichen Lama erzeugt. — Koch finden sich daselbst S. 217 No-
tizen über das Lama von Wisse, die jedoch fast nur das schon Be-
kannte wiederholen.
Cervina. Beiträge zur Charakteristik von verschiednen
Gattungen dieser und der folgenden Familie erschienen von
H 0 d g s 0 n im Journ. of the Asiat. Soc. of Beng. XVI. 2. p. 685,
XVII. 2. p.48o.
Ein guter Theil dieser Galtungen ist von ihm selbst aufgestellt;
einzelne Bemerkungen sind beachtenswerth.
während des Jahres 1849. '35
Aus einem Bericht, den Is. Geoffroy in der pariser Akademie
erstattete, ersieht man, dass Pucheran eine Monographie der Galtung
der Hirsche bearbeitet hat, der von dem Berichterstatter grosse Lobes-
erhebungen gespendet werden (Compt. rend. XXIX. p. 773).
Einige INotizen über den innern Bau des Stylocerus Ratwa lie-
ferte Hodgson im Journ. of Beng. XVII. 2. p. 483. Gallblase fehlt;
Rückenwirbel 13, Lenden vv. 7, Kreuzbein w. 5, Schwanzw. 13 — 14.
Blyth sprach die Meinung aus, dass Hodgson's Pseudocervus
bloss auf einem dreijährigen Cervus Wallichii beruhe (a. a. 0. XVI. 1.
p. 355). Eben derselbe versicherte , dass Hodgson's Cervus affinis gar
nicht aus Nepal herstamme , wogegen sich jedoch letzterer verwahrte
(XVII. 2. p. 487).
Dass die Brunstzeit der Rehe im August eine wahre
fruchtbare sei, haben im Korrespondenzblatt des zoologisch-
mineralog. Vereins in Regensburg (S. 34) fünf Zeugen an
einem evidenten Fall bestätigt.
„Vor 5 Jahren, Anno 1843, wurde in einem geschlossenen Hof-
raume von 64 Schritten Länge und 6 Schritten Breite , unter freiem
Himmel im Schlosse zu Waldau, k. Landger. Vohenstrauss , ein einge-
fangenes Rehgeiskitz aufgezogen. Zwei Jabre darauf, im Juni 1845,
ward hiezu ein Bockkitz gestellt. Im Jahre 1847 setzte die Geis zur
regelmässigen Zeit ein Geiskitz, welches aber einging. Im vorigen
August 1847 nahm der Bock die sogenannte Geilbrunst vor , veren-
dete aber bald darauf im September desselben Jahres. Heuer, nämlich
1848 im Mai ward die Geis eines besondern Ereignisses wegen getöd-
tet, und was Niemand vermuthet hätte , das fand sich beim Aufbruche.
Die Geis , welche seit September vorigen Jahres gattenlos war , hatte
2 vollkommen ausgebildete, gesunde, gefleckte Kitze im Leibe, welche
in 2 Tagen gesetzt worden wären. Es ward also die Geis unläugbar
im August belegt, und 9 Monate darnach war die Frucht reif."
Von den lange Zeit hindurch räthselhaften Arten, welche
Molina mit dem Namen Capra Pudu und Equus bisulcus
bezeichnete, sind nunmehr von Gay in seiner Hist. de Chile
Mamif. Abbildungen mit Beschreibungen geliefert worden.
Leider sind letztere nicht so vollständig wie es zu wünschen
wäre, da G a y über das männliche Geschlecht von beiden Arten kei-
nen Aufschluss zu geben vermag. Aus der Capra Pudu ist nun der
Cervus Pudu geworden , von dem auf Tab. 9 zwei Weibchen und auf
Tab. 10 der Schädel eines jungen Thieres abgebildet ist. Diese Art
wird hier für identisch mit ßennett's Cervus humilis erklärt und von
ihr die Diagnose entworfen: „C. parvus, breviceps, vinaceo-rufescens;
facie brevi ; sinu lacrymali mediocri ; dentibus laniariis superioribus
exiguis ; cauda subnulla." Körper kaum 2 Fuss lang. Bewohnt die
36 Wagner: Bericht über die Säugthiere
Cordilleren. — Die andere Art , der Equus bisuicus Mol. , ist schon
früher von Gay und Gervais als Cerviis chilensis bezeichnet wor-
den; er ist abgebildet auf Tab 11 und der Schädel eines noch nicht
erwachsenen Thieres auf Tab. 10. Die Diagnose lautet: „C. fulvo-
fuscus , pilis annulatis robustis ; cauda infra, uropygio mentoque albe-
scentibus ; cornibus parvulis et bifurcatis?" Länge 3' 8". Die Männ-
chen sollen kurze und zweigabelige Hörner haben. Diese Art, die
ebenfalls nur auf den Cordilleren wohnt , ist sehr nahe mit dem G.
antisiensis verwandt, und es ist wünschenswerth, dass genauere Unter-
suchungen hierüber genügenden Aufschluss erlheilen möchten.
Vom urweltlichen Cervus australis Serr. bildete P. Gervais in
seiner Zool. fran9. lab. 7 fig. 1 , 2 Geweih und einen Zahn ab. Die
Geweihe sind einfach gegabelt , ähnlich denen des C. dicranocerus,
höchstens so lang wie die des Rehes ; die Backenzähne weisen auch
auf eine diesem analoge Art hin.
Cavicornia. Der Zugang neuer Arten zu der grossen
Gattung der Antilopen ist spärlich gewesen.
Eine gar schöne Antilope ist es, von der unter der Benennung
Tragelaphus Angasii Gray G. F. Angos eine kurze Beschreibung und
die Abbildung beider Geschlechter lieferte (Proceed. p. 89 tab. 4, 5 ;
ann. of nat. bist. III. p. 310). Sie bildet ein Mittelglied zwischen dem
Kudu und Buschbock. Das Männchen erreicht eine Länge von 7^^
Fuss und seine Hörner werden 1' 10" lang. Bewohnt die niedrigen,
mit Mimosen bewachsenen Hügel an der Kordküsle der Lucia-Bay im
Sulu-Lande.
Hodgson's neu aufgestellte Antilope picticaudata , die Blyth
anfänglich mit A. gutturosa für identisch erklärte, wollte er später doch
für verschieden von ihr ansehen (Journ. of ßeng. XVI. 1. p. 365; 2.
p. 725.
Elliot's Tetraceros subquadricornis wurde von Hodg son (a. a. 0.
XVII. 1. p. 560) nicht als eine von Antilope quadricornis verschiedne
Art angesehen, indem er sich überzeugte, dass bei letzlerer die Hörner
oft in einem rudimentären Zustande verbleiben.
Abbildungen von Hörnern, Backenzähnen und verschiedenen Kno-
chen der Antilope recticornis wurden in der Zool. frang. von Ger-
vais beigebracht (tab. 1 u. 7).
Eine ausführliche Abhandlung über die verschiednen
Rassen der zahmen Schafe und Ziegen, welche in den sub-
himalayischen Gegenden und in Tibet gehalten werden, rückte
Hodgson ins Journ. of Beng. XVI. 2. p. 1004 ein.
Es ist diess eine sehr dankenswerthe Arbeit , da bisher auf die
verschiedenen ausländischen Rassen der Hausthiere von den meisten
Reisenden zu wenig Rücksicht genommen worden ist. H. beschreibt
während des Jahres 1849. 37
hier mit grosser Genauigkeit 4 Schaf- und eben so viel Ziegenrassen,
und gicbt von ihnen auf 7 Tafeln gut gezeichnete Abbildungen.
Einige spitzige Bemerkungen von H o dg s o n über dievonBlyth
aufgestellten Arten von Wildschafen haben letzteren zu einer, ziemlich
animos gehaltenen Erwiederung veranlasst, die indess doch auch einige
beachtenswerlhe Bemerkungen hervorgerufen hat (a. a. 0. XVI. p. 357).
Hutton beschrieb ebendaselbst S. 568 ein Fäärchen von Hodg-
son's Ovis ammonoides; wir sind indess mit Blylh überzeugt, dass die-
ses Schaf identisch ist mit Ovis ammon Fall.
Nilsson's Beschreibung der erloschenen und existirenden Rin-
derarten von Skandinavien ist aus seiner Skandinavisk Fauna. 1. Dägg-
djuren in die Ann. of nat. bist. IV. p. 256, 349, 415 aufgenommen w^or-
den. Sie behandelt folgende Arten : 1) Bos urus (B. primigenius), 2)
Bos frontosus n. sp., 3) Bos longifrons Owen, 4) Bos Bison.
Beiträge zur Anatomie des lithauischen Wisents (Bos Bonasus)
lieferte Owen in den Ann. of nat. bist, IV. p. 288. Von besonderer
Wichtigkeit ist, was er über den Charakter des 14ten Rippenpaars die-
ser Art, so wie über den Bau der Knochen- und Hinterfüsse beibringt.
Ueber die Jagd auf Wisente im Walde von Bialowieza und über
die Aufziehung der Kälber theilte Dimitri von Dolmatoff seine
Erfahrungen mit (Ann. III. p. 148).
Piunipedia.
Nach ähnlichen Principien, wie die Fleischfresser, theilte
Turner die Ruderfüsser ab (Ann. of nat. hist. III. p. 422).
Er charakterisirte seine drei Unterfamilien in folgender Weise:
l. Ärclocepkalina, ein hinterer Orbitalfortsatz, ein Canalis ali-sphenoideus.
Zilzenfortsatz stark und vorspringend, von der Pauke abstehend. Ota-
ria, Arctocephalus. — II. Trichecina , kein hinterer Orbitalfortsatz,
Canalis ali-sphenoideus deutlich ; Zitzenfortsalz stark und vorspringend,
seine Oberfläche zusammenhängend mit der Pauke. Trichecus. — III.
Phocina , kein hinterer Orbitalfortsatz , kein Canalis ali-sphenoideus ;
Zitzenfortsatz angeschwollen und einen Theil der Pauke zu bilden schei-
nend. Phoca, Halichoerus etc.
Halichoerus antarclicus ist von P e a 1 e als neue Art aufgestellt
worden (Unit. St. expl. exped. Mammal. p. 30 tab. 5). Kann nicht zu
dieser Gattung gehören, denn die Angabe: „four posterior molar teelh
in both jaw^s double-rooled , their crowns manylobed," schliesst die
Gattung Halichoerus aus. Das beschriebene Exemplar ist 4' lang.
Ein von Sr. Kaiserl. Hoheit dem Herzog von Leuchtenberg
der hiesigen Sammlung zugekommenes Geschenk von 3 Skeleten der
Otaria ursina , wovon die Thiere an der St. Paulsinsel im Behrings-
meere erlegt worden waren, benutzte Ref. , um darnach die charakte-
38 Wagner: Bericht über die Säugthiere
rislischen Merltmale des Knociiengerüstes zu schildern (Münchn. gel.
Anzeig. XXVIII. S. 66^; Archiv für JNaturgesch. S. 39).
Cetacea.
Sirenia. Ueber eine neue Art von Lamantin, Manatus
nasutus, gab Jeffries Wyman weitere Aufschlüsse (Sil-
lim. Americ. Journ. IX. p. 45).
Schon in den Proceed. of the Boston Soc. II. p. 198 findet sich
eine Notiz Perkin's von einem im Cavalla-Flusse in Westafrika gefan-
genen Thiere, das den Eingebornen als Ke-hu-le bekannt ist; nach
der Zahl der Backenzähne und nach der Abwesenheit der Nägel an
den Flossen wurde es für verschieden von der andern afrikanischen
Art angesehen und Manatus nasutus benannt. Aus neu erlangten Ma-
terialien ergab es sich, dass die Zahl der Backenzähne falsch angege-
10 . 10
ben worden war, indem sie-T^ — TtT beträgt ; dagegen wurde ihre Ver-
schiedenheit von den andern Arten nach der Beschaffenheit der Zähne,
des knöchernen Gaumens, der Jochbeine, Stirngegend und des Hinter-
hauptloches bestätigt. Zugleich wird bemerklich gemacht , dass die
von Blainville bestrittene Arlanerkennung des Manatus latirostris
demnächst von Agassiz nachgewiesen werden wird.
Ueberreste des Halytherium (Melaxytherium) Serresii aus dem
Meeressande von Montpellier Hess P. Gervais in seiner Zool. fran9.
tab. 4, 5 und 6 abbilden. Nach seiner Meinung bilden die in Frank-
reich aufgefundenen fossilen Ueberreste der Sirenen mehrere Arten,
unter welchen sich leicht unterscheiden lassen: 1) die von der Loire,
welche Cuvier als Manatus fossilis bezeichnete und gewöhnlich Ha-
lytherium (oder Melaxytherium) Cuvieri benannt werden ; 2) die von
Etrichy bei Etampes, welche Blainville als Manatus Guettardi auf-
führte, und 3) die von Montpellier , denen G. den Namen Halytherium
Serresii beilegt. Letztere sind früher von M. de Serres und Christol
als Manatus und Halichore, von letztgenanntem auch als Hippopotamus
minor und Melaxytherium Cuvieri bezeichnet worden. Die Verschie-
denheit von den verwandten Arten wird von G. ausführlich nachge-
wiesen.
Ccte. Zoologisch- anatomisch -physiologische Untersu-
chungen über die nordischen Wallthiere von D. F. Eschri cht.
I. Band mit 15 Tafeln. — Untersuchungen über die V\^all-
thiere , 7te Abhandlung von Demselben , in : Det K. Danske
Videnskabernes Selskabs Skrifter. Femte Raekke. Naturvi-
densk. og mathem. Afdeling. I. p. 85 u. f.
Zwei wichtige Arbeiten von Eschricht, von denen die letztere
zum Theil schon in der erstem enthalten ist, und das Uebrigc wohl
während des Jahres 1849. 39
in deren Forlsetzung aufgenommen werden wird, so dass wir hier zu-
nächst nur die deutsche Bearbeitung ins Auge fassen. Der erste Band
derselben besteht aus 7 Abhandlungen : 1) lieber die Wallthierkunde
im Allgemeinen. Hier ordnet der Verf. die Walle nach ihrer INabrungs-
weise folgendcrmassen : a) Sarkophagen, Orca; b) Teuthophagen (Din-
tenfischfresser), Physeter , Rhynchoceti (Schlegel's zahnlose Delphine),
Monodon, Beluga, Globiceps ; c) Ichthyophagen : Phocaena , Delphinus,
Plalanista, Ogmobalaena (Balaenoptera ; d) Pleropodophagen, Leiobalaena.
Die beiden letzten Gattungen Leiobalaena und Ogmobalaena bilden die
Bartenwalle, die übrigen die Zahnwalle. — 2) Die Schnabelwalle (Rhyn-
choceti) im Aligemeinen und der Entenwall (Chaenocetus rostratus) im
Besondern. Hieher zählt der Verf. nur 2 Arten , den Delphinus eden-
lulus (D. bidens, Hyperoodon etc.) und den D. micropterus , jeden ei-
ner besondern Gattung Chaenocetus und Micropteron zuweisend. —
3) Ueber die äussern Formen zweier nordischen Röhrenwalle : a) des
Keporkak als Typus der Pflockfische oder Buckelwalle (Cyphobalaena)
und b) des Vaagequal als Typus der Finnfische oder Finnwalle (Ptero-
balaena). Die Unterschiede beider Arten werden an den Foetus sehr
ausführlich und genau nachgewiesen. Dann zeigt er, dass sowohl bei
den eigentlichen Wallfischen als auch bei den Röhrenfischen im Foe-
tuszustande Zähne in beiden Kiefern gefunden werden. — 4) Ueber
die Bauch-, Brust-, Nasen- und Mundhöhle mit deren Eingeweiden beim
Vaagewall und Keporkak. — 5} Beschreibung des Skelets der Röhren-
walle, und namentlich des Vaagewalls, in Beziehung auf die Alters-
verschiedenheiten. Sehr genaue Beschreibungen der Skelete dieser
Thiere, wobei Ref. die Bemerkung beifügen will , dass während der
Verf. dem Vaagewall (Balaena rostrata Fabr.) nur 48 Wirbel zuschreibt,
das in hiesiger Sammlung aufgestellte Skelet von dieser Art einen
Schwanzwirbel mehr besitzt, der das Endstück bildet , freilich nur als
ein ganz kleines Knöpfchen von 4 Linien im Querdurchmesser. — 6)
Vom Keporkak , als dem Repräsentanten der Humpback-Whales , Buk-
kelwalle (Cyphobalaena) oder Pflockfische. Der Verf. stimmt mit dem
Ref. überein , dass man bis jetzt nicht berechtigt sei , mehrere Arten
anzunehmen. — 7) Von den Zwergwallen. Die Unterschiede des ein-
zigen bisher mit Sicherheit bekannten Vaagewalls (Balaena rostrata
Fabr., Pterobalaena minor Eschr.) von den andern Finnwallen werden
genau auseinander gesetzt.
Eine kurze Uebersicht über seine, hauptsächlich der Untersuchung
der im nördlichen Deutschland, Holland, Belgien, Frankreich, England
und Schottland aufbewahrten Wall - Skelete gewidmeten Reise findet
sich eingerückt in der Oversigt over det K. danske Vidensk. Selskabs
Forhandlinger. 1848 p. 1 .
Hehn schrieb eine Inaugural-Dissertalion
tione barbae Balaenae.« Dorpat 1849. 4. mit zwei Tafeln.
40 Wagner: Bericht über die Säugtiiiere
Nach etlichen, zur sichern Bestimmung freilich nicht ausreichen-
den fossilen , bei Linz im Tertiärsand gefundenen Ueberresten , schloss
II. V. Meyer auf ein wallartiges Thier, dem er einstweilen den Na-
men Balaenodon Linlianns beilegte (Jahrb. für Mineralog. S. 550).
Aus fossilen Zähnen schloss Gervais auf einen urweltlichen
Pottfisch, Physeler anliqmis (Zool. frang. tab. 3 fig. 10, 11).
Die Gattung: der Delphine ist mit vielen Beiträgen be-
dacht worden.
In der Unit. St. expl. expedit. Mammal. sind 6 neue Arten un-
terschieden worden. 1) Fhocaena pectoralis (p. 32 tab. 6 fig. 1), blau-
schwarz , unten röthlichweiss ; ein weisser Fleck jederseils vor den
Brustfinnen. 8' 8" lang. An der Insel Hawaii. — 2) Fhocaena auslralis
(p. 33 tab, 6 flg. 2), dunkel schieferfarben, an den Seiten heller, unten
weiss ; gegenüber dem Hinterrande der Rückenfinne verläuft eine weisse
Linie bis zum Schwanz. 7' lang. An der Küste von Palagonien. —
3) Delphinus albimanus , oben blauschwarz, Unterleib und Bruslfinnen
weiss, Seiten blass falb. 6' 6". An der Küste von Chile. — 4) Del-
phinus albirostralus (p. 34 tab. 7 fig. 2) , Rückenfinne sehr nahe am
Kopf; Oberseite dunkel blaugrau, am Rücken fast schwarz, Schnau-
zenende weiss. 6' 7". Im stillen Ocean. — 5) Delphinus lateralis (p. 35
tab. 7 fig, 1), dick, hinten zusammengedrückt , oben hell röthlichgrau,
unten weiss , mit dunkler gefleckter Seitenlinie. 7' 6". Im stillen
Ocean. — 6) Delphinaplerus borealis (p. 35 tab. 8 fig. 2) , gestreckt,
Schnauze schwach vorspringend , Farbe schwarz , mit einem weissen
lanzettförmigen Fleck an der Brust , der sich bis zum Schwänze aus-
dehnt. 4'. Im nördlichen stillen Ocean unter 46'^ n. Breite.
Einen in der Bay von Bengalen gefangenen Delphin betrachtete
El Hot als neue Art, und gab ihm den Namen Delphinus pcrniger.
Blyth fand dieses Exemplar sehr ähnlich dem D. hastalus, doch fehlte
ihm die eigenthümliche Zeichnung auf dem Unterleib (Journ. of Ihe
Asiat. Soc. of ßeng. XVII. 1. p.250).
Ein an der Küste von SufFolk gefangener Delphinus tursio wurde
von Clark e in den Ann. of nat. bist. IV. p. 100 beschrieben.
In der Zool. fran^. liess F. Gervais auf Taf. 9 Ueberreste von
urweltlichen Delphinen abbilden und zwar unter Fig. 2 den Schädel des
Delphinus pseudodelphis Gerv. und Fig. 4 — 6 Zähne und ein Unlerkie-
ferstück des D. brevidens Gerv., wobei indess Ref. bemerken muss, dass
der Beiname pseudodelphis bereits durch VViegmann an eine lebende
Art vergeben ist.
Von Stannius erschien eine ausführliche Beschreibung der
Muskeln des Tümmlers (Delphinus phocaena) im Archiv für Anatom. S.l.
Der Angabe von Mayer, dass an dem Becken des Delphins
(D, phocaena) ausser den seitlichen und länglichen Knochen auch noch
während des Jahres 1849. 4
ein zweiter rundlicher Knochen vorkomme, war von Rapp, Slannius
und Vrolik widersprochen worden; die beiden letzlern memtcn sogar,
dass den, Skelel ein hemder Knochen angesetzt worden sem durfte.
Mayer fand indess an Wcingeist-Präparaten ebenfalls -»"^-B-'-;-
knochen, ansser den seitlichen, und verweist dabei auf Esc r.cbt, er
bei denBöhrenwallen auch ein zweites Paar von Beckenknochen wahr-
genommen habe (Archiv für Anatora. S. 583).
Zfu-lodo..tfs. Ueber die fossilen Reste der Zeuglo-
donlen von Nordamerika .nit Rücksicht auf die europäisclien
Reste aus dieser Fatnilie , von Joh. Müller. Berlin 1849
mit 27 Steindrucktafeln.
Diese höchst bedeutende klassische Arbeit beruht auf dem Ske-
let welches Koch aus den von ihm im Jahre 1845 in Alabama aufge-
fun'denen fossilen Knochen zusammensetzte und unter dem Kamen Hy^
clrarchus in mehreren norddeutschen Städten zur Schau ausstellte. Ca-
vus hatte das Thier, von dem dieses Skelet herrührte, für ein Reptil
erklärt; Joh. Müller und Bur meist er wiesen mit Evidenz die
Säuffthier-Natur desselben nach. Indem hierauf durch die Munificenz
des Königs von Preussen das Koch'sche Skelet nebst einer Menge ein-
zelner zIuglodon-Knochen für die öffentlichen Museen in Berlin ange-
kauft worden war, hatte Müller Gelegenheit dasselbe genau zu stu-
diren, und die Unterstützung der Akademie machte es ihm möglich, die
Resultate seiner umfassenden Forschungen in dem benannten Werke
vorzulegen und durch 27 lilhographirte Tafeln zu erläutern. Auf das
Detail können wir hier nicht eingehen, sondern nur in der Kurze die
Hauptergebnisse aufführen. Es zeigte sich sehr bald , dass das Koch'-
sche Skelet nicht von einem Individuum herrühren konnte, sondern als
eine grosse Sammlung von Zeuglodon-Knochen anzusehen war, aus der
sich sicher 2 bestimmte Arten herausfinden Hessen, denen Müller den
Namen Zeuglodon macrospondylus und Z. brachyspondylus gab. Aus-
serdem fand M. in der Koch'schen Sammlung noch eine Reihe Wirbel
von einem kleinen Zeuglodon, die entweder das Junge des Z. macro-
spondylus oder eine eigne kleine Art (Z. pygmaeus'i) ist. Die Länge
des Z. macrospondylus dürfte nach M. auf 60-70 Fuss zu schätzen
sein, während Koch aus seinem llydrarchus ein Skelet von etwas über
90 Fuss zusammengesetzt hatte. M. hält die Familie , wozu die Zeu-
glodonten gehören, für eben so eigenthümlich wie die der Manatis neben
den ächten Cetaceen: „die Familie der Zeuglodonten steht mitten zwi-
schen den Seehunden und ächten Cetaceen, aber innerhalb der Ordnung
der Cetaceen im weitern Sinn, und ist eine Combination, die wohl die
Fantasie sich erlauben konnte, wenn sie hin und wieder die Seehunde
als den Cetaceen verwandt hinstellte, deren Wirklichkeit aber die Um-
wälzungen der Erdrinde bis jetzt verborgen gehalten haben.«
42 Wagner: Bericht über die Säuglhiere während des Jahres 1849.
Der vortheilhafte Verkauf seines Skelels trieb Koch zu einer
zweiten Reise nach Alabama an, wo er so glücklich war, abermals
eine Menge Knochen , und darunter einen fast vollständigen Schädel,
auszugraben. An diesen Materialien erkannte nun auch Carus die
Säugthier-lNatur des fraglichen Thieres, was er in seiner 1849 erschie-
nenen Abhandlung „Ueber das Kopfskelet des Zeuglodon Hydrarchos"
aussprach. Koch hat aus diesen neuen Ueberresten ein zweites Ske-
let zusammengesetzt, mit dem er gegenwärtig abermals in Deutschland
herumreist , und hat auch „Bemerkungen über die aus mehreren Arten
bestehende Familie der Hydrarchen« publicirt , die hauptsächlich nur
Wiederholungen von Carus und Müller sind und hier bloss wegen der
kurzen Notizen über die Lokalitälsverhältnisse, unter welchen diese
Knochen gefunden wurden, in Erwähnung gebracht werden.
Backenzähne des Squalodon Grateloupii wurden von Gervais
in der Zool. fran9aise tab. 8 fig. 11, 12 abgebildet.
Bericht über die lieistuiig^eii in der llfatiip-
g^ei§cliichte der l^ö§^el wäiireiid des
Jahres 1§49.
Von
Or« O. Hartlaub
in Bremen.
Unter der Anzahl mehr oder weniger umfangreicher
Arbeiten, welche während des verflossenen Jahres den Fort-
schritt der Ornithologie in nicht unerheblichem Maasse för-
dern halfen , hatten sich namentlich die Lokalfaunen reicher
und wichtiger Beiträge zu erfreuen. Ein an diesem Orte
mehrfach besprochenes systematisches Prachtwerk „Gray's
Genera of Birds" gedieh zum Schlüsse , ein zu ähnlichen
Zwecken unternommenes , jedoch nach ungleich bescheidne-
rem Plane angelegtes Buch, R e i c h e n b a c h's „Avium Systema
naturale" nahm seinen Anfang. Kaup war in diesem Archiv
bemüht seine eigenthümlichen Ansichten von Systematik ge-
gen den Vorwurf irgend welcher Verwandtschaft mit dem
„Quinary System" englischer Zoologen, zumal S w a i n s o n's,
dessen System er als „ohne den geringsten Sinn aufgestellt«^
zu bezeichnen sich nicht scheut, zu wahren. Abgesehen
davon, dass dieser knappe Jahresbericht gewiss den ungeeig-
netsten Platz für jede wenn auch rein wissenschaftliche doch
unmöglich kurz zu absolvirende Polemik abgäbe , fühlt sich
Ref. in der That ausser Stande den philosophischen Höhe-
punkt zu gewinnen , welcher zur richtigen Verständniss und
Würdigung der Ansichten Kaup's erforderlich sein dürfte,
muss also auch wenigstens zunächst die gewünschte specielle
Widerlegung derselben ablehnen. Die Arbeiten Kaup's ver-
44 Hartlaub: Bericht über die Vögel
rathen Geist, Consequenz und Kenntnisse und sind eben da-
durch wissenschaftlich bedeutend. Vieles berührt in densel-
ben als wahr und treffend. Die Grundlage seiner Systema-
tik bilden aber die naturphilosophischen Principien Oken's,
und nur deren Anhänger werden Kaup's systematische An^
sichten aufrichtig theilen können. — Wir mögen diese ein-
leitenden Worte nicht abschliessen ohne zuvor des in das
Jahr 1849 fallenden Todes Lesson's gedacht zu haben.
Wenngleich in vielen seiner Schriften mit Recht der Ober-
flächlichkeit und Ungründlichkeit beschuldigt, hat sich Les-
son doch durch den von ihm bearbeiteten Theil des Textes
der „Voyage de la Coquille" so wie durch sein „Manuel
d'Ornithologie" eine gute und dauernde Stelle in den Anna-
len der Vögelkunde gesichert, und dieser Zweig der Zoolo-
gie verliert in ihm einen seiner eifrigsten und thätigsten
Förderer. — Bei dem speciellen Theile dieser Arbeit ist G.
R. Gray's System zu Grunde gelegt worden.
Von T h i e n e m a n n's „Rhea" erschien ein zweites Heft,
an Gehalt und Interesse dem ersten nicht nachstehend. Das-
selbe enthält neben dem Protokol der zweiten und dritten
Versammlung deutscher Ornithologen in Dresden und Halle
eine ausführliche und dankenswerthe Arbeit des Herausge-
bers „Geschichtlicher Abriss der Ornithologie" von Aristote-
les bis Gesner. Am Schluss dieser Periode lassen sich etwa
230 Species kenntlich sondern, darunter 15 aussereuropäische.
Ferner: C. Bald am us „Ornithologisches aus meinem Reise-
tagebuche" ; eine anziehende Schilderung des Vogellebens
auf der Insel Sylt , nebst einem Verzeichniss der dort vor-
kommenden 45 Arten. Sodann: T. Fr. Naumann „Ueber
die Verminderung der Vögel in der Mitte von Deutschland."
Den Grund dieser beklagenswerthen Thatsache findet N.
hauptsächlich in der gesteigerten Industrie und einträglichen
Benutzung des Bodens. — C. F. v. Homeyer „Ueber den
Federwechsel, namentlich der Wasservögel." Aller, Brutge-
schäft, Witterung und geographische Verbreitung wirken auf
die Zeit der Mauser ein. Eine günstige Witterung beschleu-
nigt dieselbe und bildet die Farben höher aus. Je näher der
rährend des Jahres 1849.
Brutplatz eines Vogels dem Pole, desto später allen der Zug
und die Mauser. _ W. Thienemann ,Zur Kennlmss der
oologischen Litteratur" auf S. 192. Nur von e.nem Sachken-
ner wie T. liess sich die glückliche Deutung so mancher
unvollkommenen älteren Abbildung erwarten. Und endhch:
V Home y er „Ein Ausflug nach dem Dreussensee bei El-
bing." Hier wurde das Brutgescliäft von Larus mmutus be-
obachtet. , . , , , _
F. A. L. Thienemann ,Fortpflanzungsgeschichle der
gesammten Vögel." Heft 4. .„ , ^
Dieser neue Theil eines der ausgezeiehnelslen Werke, deren w,r
hier .u gedenken haben, e„tl,äU auf Tafel 31 bis 40 die Abbildungen
d Eier der Gattungen Lanius und Thamnophilus , der F-g.".de",
Smrniden und eines Theils der Corviden. Der Text geht b,s .u S m
„Id umfasst die Sylvien, Meisen, Malurus , Tyrannulus u^s. w, Drm-
gend fordern wir den Verfasser auf, seinen, schönen E.erwerke em
ähnliches über die Nester der Vögel folgen lassen zu wollen
G. R. Gray's „Genera of Birds« sind mit der oOsten
Lieferung zum Schlüsse gediehen.
Die letzten Hefte dieses wichtigen systematischen Werkes ent
halten einen sehr reichhaltigen, wenngleich ohne absonderliehe Knt.k
zusammengetragenen, Appendix zu den Speciesl.sten -' -'- -«^
wesentlichen Verbesserungen, Berichtigungen und «-"'"P" ' f"" '
sehr werthvolle systematische Indexe zu BulTon's Planehes Enlum -
Les" Temmink's „Planehes eolorices", sämmtlichen Kupferwerken Le-
vama;t? Edwards'; und Vieillofs, und endlich ein sehr voUstand.ges
und bequem eingerichtetes Register.
Avium Systema Naturale. Das natürliche System der
Vöo-el" Mit 100 Tafeln Abbildungen der Kennzeichen der
bis jeizt entdeckten 925 Galtungen aller Welttheile" ist der
Tite eines in Grossquarto erscheinenden neuen Werkes Re i-
chenbach's, dessen erste Hälfte, 50 Kupfertafeln umfas-
send, vor uns liegt. Der Text fehlt noch und somit die Be-
rechtigung zu einem eigentlichen Urtheil.
R giebt zur Erläuterung einer Gattung die schatt.rte Pronian-
sicht dc's Kopfes einer Art derselben, welche aber leider nicht (w,e
e Gray^ naLhaft gemach, wird, ferner die Ansicht des Schnabels von
oben und häufig auch vonunten, der Füsse, der Flügel und des Schwan-
t "dem wL „och bei den kleineren Vögeln die Schnabelsp.tze ...
ve rössertcn Umrissen dargestellt; ein entschiedener Vorzug vor Gray
wo gerade dieser Theil nicht selten undeutlich erschein,. Be. we.tem
" Harllaub: Bericilt Aber die V6gel
der grössle Theil der Abbildungen desReichenbachschen Werkes wurde
nach der Nalur angefer.ig,. Wenn manche derselben elwas .u wü„.
sehen ubng lassen, so verdient doch die grosse Mehrzahl als .„t und
ken„.l,c alles Loh. Of. steh, zuviel auf einer Tafel. In dem sü
genenschen Abgruppiren der Vögel geht Reichenbach lür uns zu weit
«m so mehr als das nicht ohne abermaligen Aufwand von neuen Ka-
men geschehen konnte. Diese erste Hälfte des Werkes illustrirt die
Oa tungen der Schwimmvögel auf Taf. 1 bis 10, der Sumpfvögel auf
raf. 11 b,s 18, der Hühnervögel auf Taf. 19 bis 32 und der „Späher«
(Invesfgatores) auf Taf. 33 bis 51. Des Verfassers Absich., du,'eh die-
ses Buch (dessen Preis nur 1-/, Thlr. beträgt) das Studium der Orni-
. olog,e auch denen erleichtern zu wollen , welchen Graj's nahe an
200 fhaler kostendes Prachtwerk unzugänglich ist, verdien, gewiss die
Von Desmurs „Iconographie Ornithologique« isl mit
dem zwo ften Hefte ,1er erste Band und damit wohl das ganze
schone Werk beendigt. Wir beklagen die nur durch Man-
gel an Betheiligung von Seiten des Publicums unierbrochene
Fortsetzung desselben auf das lebhafteste und hoffen mit den
Verfassern auf bessere Zeiten.
Nachträglich möge hier der uns erst jetzt zu Gesicht
gekommene zoologische Theil der „Voyage de la Venus"
Erwähnung finden. Die Ornithologie wurde von Des Murs
und Fl. Prevost mit lobenswerther Gründlichkeit bearbeitet
Die gesaramten Vögel stammen von verschiedenen Punkten der
Wesauste America's, von den Galopagos und von den Sandwichsinseln.
Der Te.xt behandelt 4! Arten, worunter folgende als neu verzeichnet
stehen: Grallaria squamigera und gualemalemis , Callüie ruRvartex,
Embema bmrcuala, rnlimpus Temminkü, mmoemh , Nebouxn , Mer-
eiem und CUmentinae. Des Murs sondert diese sich an Columba pur-
p..rata anschliessende Arten generisch unter dem unpassenden Mamen
,,Curucurn" und behandelt diese Gruppe zugleich monographisch.
D.e abgebildeten Arten sind Hemignathus Incidus, Licht, (pl. i, Mel
Jisuga Costae, Gray auf pl. 2, Grallaria squamigera auf pl. 3 g' £ua.
lemalensis auf pl. 4, Call. ruHvertex und labradorides auf pl 5 ' £mb
b-arcuata auf pL 6 , Zenaida gallopagoensis auf pl. 7, Anous ciuereus
aut pi. y und Larus furcatus, Neb. auf pl. 10.
Von Sir William Jardine's „Contributions to Or-
nithology« erschien ein zweiter Band.
Derselbe enthält ausser zahlreichen ihres Orts näher zu berück.
während des Jahres 184^ ^7
sichtigenden Beiträgen zu den Lokalfaunen und Specieslisten, verschie-
dene bisher nicht veröffentlichte Briefe Linne's an den Geistlichen
Jühn White, und Refer. publicirte darin einen systematischen
Index zu 123 in Temminks „Catalogue systematique du cabinet d'Or-
nithologie etc.» im Jahre 1807 ausführlich beschriebenen aber nur fran-
zösisch benannten Vögelarten, deren erste Bekanntmachung in diesem
seltenen und fast in Vergessenheit gerathenen Büchlein Temmink's Vie-
len neu sein dürfte. So findet man darin z. B. die früheste Beschrei-
bung von ürlhonyx spinicauda , von Erythrogonys cinctus , Gould , von
Jodopleura fusca, V. u. s. w.
G. R. Gray lieferte von seinem musterhaften „List of
the Specimens of Birds in tlie collection of the Britisch Mu-
seum« einen neuen Theil, seine „Fissirostres« enthaltend.
C. L. Ström „Naturhistorisk Laesebog for Menigmand.
Fugle.« Zweite Auflage. Wir kennen dieses Buch nicht selbst.
In dem etwas zu populär gehaltenen Journal „The Zoo-
logist« sucht ein Dr. Morris die Farbe der Dunen der
Wasservögel als specifisch wichtiges Unterscheidungszeichen
zu begründen. Die Sache verdient wohl weitere Beachtung.
G. Schrenk „de formatione pennae.« 4to. Mitau. Wir
vermogten uns diese Abhandlung nicht zur Ansicht zu ver-
schaffen.
Dr. E. F. Gurlt's „Anatomie der Hausvögel« mit 5
lithogr. Tafeln. 8vo. Berlin, finde an diesem Orte die rühm-
lichste Erwähnung, ist aber keines gedrängten Auszuges fähig.
Die auf Seite 482 der „Revue Zoologique« mitgelheil-
ten Vorlesungen Duvernoy's „sur l'hisloire naturelle des
corps organises« beschäftigen sich mit den Circulations-
und Digestionsorganen der Vögel.
Unter den zahlreichen Beiträgen zu den Lokalfau-
nen, denen wir in diesem Jahresberichte zu gedenken ha-
ben, befinden sich mehrere von hervorragendem Interesse.
Europa.
Sehr wichtig ist: C. D. Degland „Ornithologie eu-
ropeenne ou Catalogue analytique et raisonne des oiseaux
observes en Europe.^- 2 vol. 8vo. Die innere Einrichtung
dieses Buches erinnert an Temmink's „Manuel d'Ornithologie.«
Von jeder Art wird eine sehr kurze Diagnose gegeben mit An-
gabe der Totallänge und mit besonderer Be rücks ichti-
48
Hartlaub: Bericht über die Vogel
g«ng der r el a ti ven M aasse einzelner Theile; dann folgt
die sich auf das wichtigste beschränkende Synonomie ; dass hier Nau-
mann fehlt ist selbst einem Franzosen nicht zu verzeihen; dann die
ziemlich ausführliche Beschreibung des alten und jungen Vogels in
den verschiedenen Farbenkleidern; bei der Angabe des Wohnorts und
der Verbreitung ist Frankreich besonders berücksichtigt; man erfährt
2. ß. viel Neues und Interessantes über die Vögel der Pyrenäen; von
der Lebensweise wird endlich nur das Hauptsächlichste beigebracht,
wobei wir die Farben - und Messungsangaben der Eier als sehr er-
wünscht hervorheben. Unter den 507 als europäisch aufgeführten Ar-
ten sind natürlich viele von nur accidentellem Vorkommen. Des Ver-
fassers Unbekanntschaft mit der deutschen Litteratur macht sich in
einer für das übrigens gute Buch sehr unvortheilhaften Weise be-
merklich.
V. Kettner „Darstellung- der ornithologischen Verhält-
nisse des Grossherzogthums Baden« in „Beiträge zur rheini-
schen Naturgesch. herausgeg. von der Gesellsch. zur Beför-
derung der Naturwiss. zu Freiburg im Breisgau I. S 39 «
Eine hübsche fleissige Arbeit, welche sich an Wa lehne r's
Ornithologie des Bodenseebeckens anschliesst.
Die Einleitung giebt eine gedrängte Schilderung der physicali-
sehen Verhältnisse Badens und der für die Vögel des Landes wichtig-
sten Localitäten insbesondere. Von den 318 namhaft gemachten Arten
kommen viele nur als grosse Seltenheiten vor.
P. H. Gosse „Populär British Ornithology containing
a familiär and technical description of the Birds of Ihe Bri-
tish Isles« 324 S. in 8vo , mit 19 Kupfertafeln. Des durch
seine „Birds of Jamaica" rühmlich bekannt gewordenen Ver-
fassers Talent für lebensvolle Darstellung bekundet sich auch
in diesem Buche.
William Thompson „The Natural History of Ire-
land« vol. 1 und 2: Vögel.
Der erste Band dieses höchst anziehend geschriebenen Werkes
umfasst die Raptores und Insessores , der zweite die Rasores und
Grallatores. Thompson hat sich seit einer langen Reihe von Jahren
um die Zoologie seines Vaterlandes hoch verdient gemacht. Die vor-
liegende umfang- und gehaltreiche Arbeit enthält gewissermassen das
Resultat seiner ebenso beharrlich als erfolgreich fortgesetzten Bemühun-
gen. Zu den reizendsten biographischen Schilderungen zählen wir die,
wo der Verfasser Gelegenheit findet, seine Bekanntschaft mit südlicher
Scenerie einzuflechten , so z. B. bei Merops apiastor, welchen T. an
der Quelle der Egeria in der Nähe von Rom beobachten konnte.
während des Jahres 1849. 49
A. E. Knox „Ornithological rambles in Sussex, wilh
a systematic Catalogue of the birds of Ihat country and re-
marks of their lokal distribution.« 8vo. Wir kennen dieses
in England mit Anerkennung aufgenommene Buch nur dem
Namen nach.
John Blackwall „Ornithological notes.« Ann. and
Magaz. of Nat. Hist. vol. 4 p. 18.
Ganz hübsche biographische Bemerkungen über verschiedene
englische Vögel, als Lanius excubitor und collurio , Sylvia phragmitis,
Caprimulgus europaeus, Columba palumbus, u. s. w^.
Dr. E. Eversmann's „Beiträge zur Ornithologie des rus-
sischen Reichs", erschienen in dem Bullet, de la Soc. d'hist.
nat. de Moscou für 1848 p. 186 , haben wir hier nachträg-
lich zu berühren , werden aber im Einzelnen erst bei dem
speciellen Theile dieses Berichts darauf zurückkommen. Eine
wichtige und interessante Arbeit, welche sich sehr natürlich
an des Verfassers verdienstvolle „Addenda ad Zoographiam
Rosso-Asiaticam'* anschliesst.
Asien.
Von Temmink's und Schlegel's trefflicher „Fauna
Japonica" erschien das 9te , lOte und Ute Heft der Vögel.
Das zwölfte wird das Werk beschliessen.
Edw. Blyth „Catalogue of the Birds in the Museum
of the Asiatic Society of Bengal.« 8vo. Calcutta 1849.
Unter dem Titel „Plan of Indian Ornithology" lässt
Blyth seit 1847 für Privatvertheilung unter seine Freunde
eine Reihe von Monographien indischer Vogelfamilien drucken.
Diese Monographien enthalten viele werthvolle critische Bemer-
kungen über zahlreiche von ihm selbst und Anderen in den früheren
Jahrgängen des Journal of the Asiat. Society of Bengal beschriebene
Arten. Blyth lässt dieselben unter seinen Freunden circuliren , um
von ihnen weitere Aufschlüsse und Mittheilungen zu erhalten , w^elche
er in dem von ihm beabsichtigten grösseren Werke über die Wirbel-
thiere Indiens zu benutzen gedenkt. Bis jetzt wurden in dieser wich-
tigen Arbeit monographisch behandelt die Familien Trogonidae, Cer-
thiadae, Cypselidae, Cnculidae, Bucconidae , Hirundinidae , Motacillidae
und die mit den Fomalorhinus verwandten Formen.
Ferner publicirte Blyth im Journal of the Asiat. Soc.
Archiv f. Naturgesch. XVI. Jahrg. 2. Bd. J)
50 Hartlaub: Bericht über die Vögel
of Bengal ein Verzeichniss vieler ihm von Malherbe zuge-
sandter , aus Algerien und Südeuropa herstammender Vögel,
welches namentlich dadurch nicht unwichtig erscheint, dass
sich Blyth bei Vergleichung dieser mit nahe verwandten
indischen Arten verschiedene unvermuthete Aufschlüsse hin-
sichtlich der Gleichartigkeit oder Verschiedenheit beider er-
gaben.
Darnach sei seine Athene bactriana (J. A. S. ß. XVI. p. 776)
nichts als noctua , Ceryle rudis aus Griechenland sei identisch mit va-
ria Slrickl. , Passer hispaniolensis stimme überein mit Exemplaren aus
Afganistan ; Alauda chendoola und Boysii seien bestimmt verschieden
von cristata ; dagegen sei A. brachydaclyla identisch mit A. dukhu-
nensis , Sykes (Ember baghaira Fr.) , sein Petrocossyphus longirostris
sei nur cyaneus , seine Saxicola leacura (J. A. S. ß. XVI , 131) sei
sehr verschieden von der ächten leucura aus Algerien und heisse jetzt
opistholeuca Strickl., auch seine Sax. atrogularis (ib. p. 131) sei nicht
gleich mit stapazina, ßudytes melanocephala besitze er aus Kabul, Süd»
Indien und Kandahar , Curruca orphea sei verschieden von C. Jerdoni
(der orphea Jerd.), Cisticola schoenicola sei kaum zu unterscheiden von
indischen Exemplaren, u. s. w.
Africa.
Capt. W. Allen and Dr. Thomson „Narrative of
an Expedition to the river Niger'* 2 vol. in 8vo. In einem
Appendix zum zweiten Bande dieser höchst interessanten Rei-
sebeschreibung werden die 45 während der Expedition be-
obachteten und eingesammelten Vögelarten beschrieben.
Mit wenigen Ausnahmen (Hirundo nigrita, Corythaix macrorhyn-
cha und Musophaga gigantea) wurden diese Beschreibungen von Frä-
ser, Slrickland, Thomson und Sir. W. Jardine bereits anderer Orten
veröffentlicht. ües Neuen bietet mithin dieser Anhang nur wenig.
Aber im Texte der Reise selbst finden sich viele auf die Lebensweise
und geographische Verbreitung einzelner Arten bezügliche Notizen von
Wichtigkeit. Auf der kleinen zuvor zoologisch völlig undurchforsch-
ten Ilha das Rollas fanden die Reisenden von Vögeln JVlelaenornis edo-
lioides Sw. , Laniarius Icterus Cuv. und chrysogaster Sw. , Treron
crassirostris, Columba guinea, Turtur semitorquatus und Peristera chal-
cospilos. Musophaga gigantea wurde auf Fernando Po beobachtet.
•. Den wichtigsten Beitrag zu unserer noch so sehr ge-
ringen Bekanntschaft mit der Lebensweise der Vögel West-
africas verdanken wir aber dem englischen Wundarzte C. A.
Während des Jahres 1849. " 51
Gordon, welcher in Jardine's „Contributions to Ornitho-
logy" „Bemerkungen über die Lebensweise einiger um Cap
Coast gesammelter Vögel'« mittheilt.
Es wurden 31 Arten beobachtet, darunter die bisher nur als
abyssinisch bekannten Schwalbenarten Hirundo melanocrissus und strio-
lata, Rüpp. Sir W. Jardine revidirte die Bestimmungen. Die Vögel-
fauna der Westküste zeigt weit mehr üebereinstimmung mit der TNord-
ost- als mit der Südafricas. Viele der dort vorkommenden Arten sind
migratorische. Ueber die Richtung und Ausdehnung dieses Wanderns
stehen aber weitere AuFsclilüsse noch zu hoffen.
Der ornithologische Theil von Th. Lefevre „Voyage
en Abyssinie" hat 0. Des Murs und Fl. Prevost zu Verfas-
sern, und befindet sich im 6ten Bande dieses wichtigen Rei-
sewerkes.
Die daselbst ausführlich behandelten und abgebildeten Arten sind:
Aquila Verrauxii, Less. p. 49, pl. 1, Helotarsus ecaudatus, p. Ö6, pl. 2,
Bubo Dillonii, n. sp. p. 73, pl- 3, ütus cinerascens , Guer. p. 74, pl. 4,
Merops Lefeburii, Guer., Sylvietta brachyura, Lafren. p. 89, pl. 6, üfo-
tacilla Ophthalmien, n. sp. p. 94, pl. 7, Lanius excubitorius, n. sp. p 99,
pl. 8, Ploceus melanops u. superciliosus, Rüpp. p. 110, pl. 9, Euplectes
Petiti sp. n. und ßucco undatus , R. $, pl. 10, Perdix Erkelii , Rüpp.
p.l44, pl. 11 und P. Clappertonii, p. 146, pl. 12.
Amerika.
P, H. Gosse's „Illustrations of the Birds of Jamaica**
sind mit dem 13ten Hefte geschlossen. Die Abbildungen
scheinen uns nicht von gleichem Werthe zu sein.
Die Proceed. of the Acad. of Natur. Sciences of Phi-
ladelphia für 1849 enthalten die zweite Hälfte von J. Gas-
si n 's „Verzeichniss von Vögeln« gesammelt und beobachtet
von W. S. Pease während des Marsches der americ. Armee
von Vera Cruz nach Mexico.
Richard Schomburgk „Versuch einer Fauna von
Britisch Gujana, Vögel bearbeitet von Joh. Cabanis" Reisen
lil Brit. Gujana, Band 3, p. 662 bis 765, ist die wichtigste
Arbeit, deren wir diesesmal auf dem Gebiete der Localfaunen
zu gedenken hätten.
^ ' ^ I>ie Vägel Gujana's gehören, wie dies bei der überreichen Na-
tur des Landes erklärlich wird, zu den farbenprächtigsten und glanz-
vollsten aller Zonen. Schomburgk sammelte deren 424 Arten, von
5^ Hartläub: Beticht über die Vögel
welchen sich 31 als neu herausstellten. Diese neuen Arien sind kurz
beschrieben ; von den übrigen wird nur der Hauptname und höchstens
ein Paar der wichtigsten Synonymen angeführt , allen aber sind von
Schomb. verfasste Bemerkungen über die Lebensweise beigefügt. Dass
Gujana Zugvögel besitze, möchte S. bezweifeln; es fehlt dazu an den
erforderlichen Bedingungen; wohl aber beobachtet man bei vielen Ar-
ten ein regelmässiges an das Verschwinden oder Reifen gewisser Früchte
oder an den temporären Wasserreichthum einer Gegend geknüpftes
Streichen. Schomb. fand die Brütezeit der Vögel Gujana's allerdings an
eine bestimmte Jahreszeit gebunden. Auffallend gering ist die Zahl
der Eier; denn die meisten Vögel legen deren nur zwei, wie dies von
den Vögeln Brasiliens schon der Prinz von Neuwied berichtet. Bei
den hühnerartigen Vögeln findet man höchstens acht , eine sehr kleine
Anzahl manchen europäischen Arten gegenüber. Die meisten und in-
teressantesten seiner neuen Formen fand Schomb. am Roraimagebirge.
Bei der systematischen Anordnung ist Cabanis's neues System zu
Grunde gelegt worden.
E. Deville hat angefangen die zuvor unbeschriebe-
nen Vögelarten der Castelnau'schen Expedition in Südamerica,
welcher er als Sammler und Präparateur beigesellt war, be-
kannt zu machen. Rev. et Magaz. de Zool. I. p. 55. Diesel-
ben stammen sämmtlich aus dem Gebiete des Amazonenflus-
ses her.
Claudio Gay's ^^Historia fisica y politica de Chili se-
gun documentos adquiridos en esta republica durante doze
anos de residencia en ella , y publicada bajo los auspicios
del supremo gobierno por C. Gay, cuidadano chileno« ist
noch immer nicht in den Buchhandel gekommen. Der orni-
thologische Theil wurde von Des Murs bearbeitet und um-
fasst bis jetzt folgende Arten: Sarcorh. condor, p. 194, pl.
(Osteolog.), Polyborus vulgaris, p. 207, pl. 1 , Elamis dispar,
p. 233, pl. 2, Ulula fasciata, p. 252 , Sylciorthorhynchus Des-
murii, Gay p. 316, pl. 3, Regulus omnicolor, p, 319, pl. 4
(c. nido), Leistes americanus, p. 350, pl. 5, Zenaida souleye-
tiana, p. 380, Fenster a aurtculata, p. 381, pl. 6, Attagis Gayi
p. 384, pl. 7, Nothura pundulata, p. 391. Es werden nur
noch wenige Abbildungen schon bekannter Arten erscheinen.
Lafrenaye berichtet ausführlich und critisch über
den ornithologischen Theil von Tschudi's „Fauna Peruana««
Rev. et Mag. de Zool. I. p. 97.
während des Jahres 1849. 53
Sir W. Jardine berichtet über eine kleine Vögel-
sendung- von den Andes Quito's : Contribut. to Ornilhol. p. 41.
Dieselbe umfasste folgende 8 Arten : Ampelis arcuata, Lafr. aus
der VValdregion der Westseite des Pichincha, Taenioptera alpina, Jard.,
bewohnt den höchsten Kamm der Andes ; Phrygilus unicolor , Lafr.
Hochtriften der Andes, 13000 bis 14000' hoch; Limnornis sp. Hoch-
triften des Pichincha ; Diglossa cyanea, Lafr. Kalte Waldregion der Ost-
seite des Pichincha, Trochilus ensiferus , 11000 bis 12000' hoch am
Pichincha in der Region der Sträucher; Columba boliviana, Lafr. Hoch-
triften der Andes bis 14000',* Oreolrochilus Jamesonii , Jard. vom Gi-
pfel des Pichincha ; sucht seine Nahrung in den Blüthen von Chuque-
raga insignis.
Die sehr wenig bekannte „Ornithologie der Bermudas"
bildet den Gegenstand einer ausführlichen und interessanten
Mittheilung von Sir W. Jardine: Contrib. to Ornith. p. 67.
Dieselbe gründet sich auf die Beobachtungen der dort meh-
rere Jahre hindurch ansässigen Herren Wedderburn und
Tristram , welcher letztere ein Verzeichniss der von ihm
während des Jahres 1847 bemerkten Arten drucken Hess.
Die Vögel der Bermudas sind durchgängig nordamericanische.
Nur wenige sind constante Bewohner der Inseln : Sialia Wilsonii, Mi-
mus carolinensis, Guiraca cardinalis, Vireo noveboracensis, Corvus ame-
ricanus , Chamaepelia passerina, Gallinula galeata und Ortyx virginia-
nus. Vielleicht auch noch Picus varius. Eine grosse Menge von Vö-
gelarten berühren dagegen die Bermudas auf ihrer Herbstwanderung
nach Süden und wiederum bei ihrer Rückkehr im Frühling , während
viele der noch höher nördlich brütenden Stelz- und Schwimmvögel dort
den Winter zubringen, wo ihnen die Küsten und Sümpfe Obdach und
Nahrung bieten. Als solche Herbst- und Winterbesucher werden 88
Arten namhaft gemacht, nämlich 9 Rapaces, 15 Passeres, 2 Scansores,
eine Taube , 34 Graliatores und 27 Natatores. Nur drei Arten werden
als constante Sommerbewohner der Inseln aufgeführt, nämlich Phaeton
flavirostris , Sterna Dougalii und St. hirundo. Mitunter wurden euro-
päische Vögel dorthin verschlagen, so einmal Saxicola oenanthe, Crex
pratensis und Scolopax gallinago. — Trochilus colubris erschien im
Herbste des Jahres 1814 in ungeheurer Anzahl auf den Bermudas ;
viele überwinterten auf David's Island, verschwanden aber dann sämmt-
lich, und die Art ist seitdem nie wieder beobachtet worden. Von Bu-
teo vulgaris, Ectopistes migratoria, Tringa Bartramia , Larus marinus
und Sterna anglica wird das Vorkommen auf den Bermudas zweifel-
haft gelassen.
54 Hartlaub: Bericht über die Vögel
Aus tr alie mai i>ii>
Ch. Sturt „Narrative of an Expedition inlo Central
Auslralia etc., witli ornithological notes by J. Gould." Die-
ses Werk enthält schöne Abbildungen von Milvus affmis,
Cinclosoma cinnamonieum und einigen Tauben. Uebrigens
konnte G o u 1 d die nicht unwichtigen ornithologischen Ent-
deckungen dieser Reise noch in seinen „Birds of Australia«
benutzen.
Von dem die Vögel umfassenden Theile der Zoologie
von Dumont d'Urville's „Voyage au Pol Sud« sind die
Kupfertafeln vollständig erschienen. Der Text fehlt leider noch
immer , und das ist um so mehr zu beklagen , als den Ab-
bildungen auf den Tafeln nur französische Namen beigefügt
sind. Man sollte im Interesse der Sache selbst die Bearbei-
tung des ornithologischen Textes Lafrenaye übertragen , er
w^äre dann in besseren Händen als bei den Herren Hombron
und Jacquinot. , ' ;" ' '
Reichenba ch's Uebersetzung von Gould's „Birds of
Australia« ist unter dem Titel ^Die vollständigste Naturge-
schichte der Vögel Neuholland's" nun vollendet erschienen,
und wir müssen diese Arbeit , wenngleich die Uebersetzung
nicht immer vollkommen gelungen zu nennen ist, als eine
sehr nützliche willkommen heissen. Goul d's unerschwing-
liches Prachtwerk ist dadurch den deutschen Gelehrten we-
nigstens einigermaassen zugänglich geworden , und wird es
durch die in R e i c h e n b a c li's „Synopsis Avium" reprodu-
cirten Abbildungen noch mehr werden.
Accipitres. 3J,.
Vulturidae. J. Cassin veröffentlichte in den Proceed."
of the Academy of Natur. Sc. of Philadelph. einen guten
nach Art der Gray'schen „List of Specimens« u. s. w. ein-
gerichteten Catalog der Vulturiden des Museums der
Academie, und ebendaselbst auf S. 158 eine critische „Exa-
mination« derselben.
Falconidae. Ueber die Raubvögel des südlichen
Ural schreibt sehr inslructiv E. Eversmann: Bullet. Mose.
1848, p. 203.
während des Jahres 1849. 55
■ * Aquila imperialis ist dort häufig, während ihn weiter nordwärts
A. chrysaetos vertritt. Die schwer zu fassenden Unterschiede beider
Arten werden ausführlich erörtert. Für das zuverlässigste Unterschei-
dungsmerkmal hält E. die Stellung der Nasenlöcher. — Aquila leuco-
rypha kam ihm nur einmal aus der Songarei zu, wo auch Faico lana-
rius und Circus cineraceus vorkommen.
Lafrenaye schreibt über die Synonymie von Buteo
tricolor d'Orb. Rev. et Magaz. I. p. 385. Man vergleiche
damit Kaup's Bemerkungen über denselben Gegenstand; fer-
ner über Falco albidtis als jungem Vogel von Haematornis
undulatus Vig. — Thienemann: Fortpflanzungsgeschichte
des Circ. gallicus : Rhea, II. p. 227.
Neue Arten: JSisus hiogaster, Müll. Amboina. — Aslur Irinola-
tuSf Temm. und Aslur griseiceps Temm. Kaup, Isis 1849 , p. 773. —
Buteo abbreviatus , (Licht.) Caban. Schomb. Voeg. p. 739. Steht dem
Harlani, Audenb. nahe. , ',
Abbildung. Spizaetos braccatus, Spix : Desm. Iconogr. p!.67.
— * Falco tinnunculus japonicus: F. Jap. Av. t. I. und I.b.
Strigidae. Kaup giebt eine systematische „Uebersicht
der Eulen« auf S. 753 der Isis.
Er theilt dieselben in die Subfamilien Tageulen (Surninae) und
Nachteulen (Striginae). Erstere werden characterisirt durch den
schönsten und rundesten Schädel mit der geringsten Fneumaticität; Zy-
goma nach hinten breit und einen Processus zeigend, um das Auge
schliessen zu helfen ; Gefieder härter , mehr conturirt, selten gelbrost-
farbig und niemals fein linienartig quergebändert; keine Federhörner.
Die letzteren: Schädel weniger schön und mehr pneumatisch; Ge-
fieder weicher, mehr gelbrostfarbig getüpfelt und häufig querliniirt;
Schwingen- und Schwanzschäfte weicher; bei ihnen tritt das grösste
Ohr mit operculum , der deutlichste Schleier und Federhörner auf; sie
sind alle mehr iVachlthiere. Die Surninae zerfallen in die 5 Gattungen
Glaucidium (5 Arten) , ^yctale (2 A ) , Ninox (8 A.) , Surnia (5 A.),
und Athene (9 A.); die Striginae in die 5 Gattungen Scops (13 A.),
Olus (7 A.), Bubo (13 A.}, Strix (7 A.) und Syrnium (13 A.). — Eine
.sehr bemerkenswerthe Arbeit.
Pucheran setzt seine dankenswerlhen Miltheilungen
über die »Types peu connus« des Pariser Museums fort: Rev.
et Mag. I. p. 1.
Nach ihm wäre Strix persica Vieill. nur blasse Varietät von
passerina , S. superciliaris , V. gleich Sonnerati Temm. , S. fusca, V.
gleich Maugaei Temm., Noclua frontata Less. gleich Athene fortis,
Gould ; Scops lopholes Less. wird sehr ausführlich und genau beschrie-
56 Hart 1 au b: Bericht über die Vögel
ben ; wohl eine gute Art ; Scops javanicits Less. sei wahrscheinlich
S. noctula, Reinw., und Bubo suUaneus Less. sei gleich lacteus, Temm.
Neue Arten: Athene melanotos ^ Pucher. Brasilien: Rev. el
Mag. I. p.28. Steht der torquata Daud. nahe. — Scofs rutilus^ Pu-
cher. ib. von Madagascar. — Nyclale Harrisiij Cass. Südamerica. Proc.
Acad. Philad. 1849; p. 157. — Athene leucopsis, nob. von St. Thome:
Rev. et Mag. 1. p. 496. — Bubo Dillonii Desm. Lefevre, Abyssin pl. 3.
Abbild. Strix hirsuta japonica: Fauna Jap. Aves, t. IX. b.
Passeres.
Fissirostres.
Caprimulgidae. Sehr interessante Mittheilungen über die Lebens-
weise von Podargus cinereiis und die Podargi überhaupt verdanken wir
J. Verreaux Rev. et Mag. L p. 95. — Capr, Wiederspergii, Rei-
chenb. ist nur virginianus : Rhea, p. 8. — Gosse giebt eine Abbil-
dung seines Nyctibius pallidus: lUustrat. ßirds of Jam. Heft 11. —
Herminier beschreibt Ei und Nest des Guacharo : Rev. et Mag. I.
p. 322.
Neue Arten: Capr. nigrescens , Cab. aus Gujana : Schomb.
Voeg. p. 710. — Nyctibius rufns, Cab. ib. Gujana.
Hirundinidae. C Sundeval „über den Winteraufent-
halt der Schwalben« Öfvers. af Kongl. Vetensk. Acad. Handl.
1849, p. 181. S. meint, zu der alten Sage, dass die Schwal-
ben den Winter auf dem Grunde eines See's zubrächten,
könnten die Larven der grösseren Netzflügler Veranlassung
gegeben haben!
Neue Arten: Hirundo puella , Schleg. Guineaküste: Fauna
Japon. Av. pag. 33. — H. nigrita, Thoms. vom Niger : Allen et Thoms.
Exped. Nig. II. pag. 498. — H. albigularis , Strickl. vom Cap : Jard.
Contrib. to Ornilh. c. ic,
Abbild. Acanthylis collaris, Pr. Max: Gosse Illust. Birds of
Jam. pl. 8. — Hirundo euchrysea, Gosse, ibid. Ist doch verschieden
von thalassina Sw.
Coraciadae. Abbild. Prionites gularis, Lafr. in Jard. Contrib.
— P. Lessonii: Desm. Iconogr. pl. 62. — Reichenbach änderte
den Namen Hylomanes sehr willkührlich in Momolula um: Syst.
Av. nat. t. 48.
Trogonidae. Neue Art: Tr. ramonianus , Desm. Pampa del
Sacramento: Rev. et Mag. I. p. 331. — Tr. meridionalis Sw. wurde
bei St. Maria am obern Amazonas erlegt: Deville, Rev. et Mag. I. p.
333. Das Weibchen wird zuerst beschrieben; Gould bildete dafür
den jungen Vogel ab.
während des Jahres 1849. 57,
Alcedinidae. Neue Arten: Tacamerops Isidori, Dev. vom
Ucajale (Pampa del Sacramenlo) : Rev. et Mag. I. p. 55. — Galbula
chalcocephala, Dev. ibid. Ebendaher. — Galbula cyanescensy Dev. ib.
p.56, vom Amazonas.
Abbild. Alcedo bengalensis : Fauna Japon. Av. pl. 38. — Bucco
lanceolaluSf Dev. Pampa del Sacram. 1. c. p. 56.
Tenuirostres.
Promeropidae. Cabanis ändert den allgemein recipirten Na-
men Coereba in Arbelorhina um: Schomb, Guj. III. p. 675. —
Eine schöne Lokalrasse von Nectarinia natalensis von Zanzibar bildet
Sir W. Jardine ab: Conlribut. to Ornith. IL — Es ist eine zv^^eite
Art von Ptiloris in Neuholland entdeckt worden: Gould in litt.
Trochilidae. Gould's fortgesetzte Studien über diese Familie
führten zu den Gattungen Helianthea (eos , Bonapartei u. s. w.),
i4 ^ ? a c «cNs (caumatonotos, pamela), Heliang elus (Clarissae, Spen-
cei, strophianus, mavors, amethysticollis) , Th alurania (viridipectus,
furcatus , nigrofasciatus, Waterlonii) ; Proceed. Zool. Sog. p. 11. Fer-
ner Hello doxa (jacula, rubinoides, Leadbeateri). — Reichenbach
dagegen creirt in seinem „Av. System. Natur." für Troch. recurviro-
stris u. s. w. die Gattung Av oc ettula^ für stephanoides die Gatt.
Eust ephanus , für platura u. s. w. die Gatt. Steganurus, für
aquila die Gatt. Eutox eres, für Underwoodii die Gatt. Eriocne^
mis (Spathura , Gould) u. s. w. — Jedenfalls wird es die schönste
Confusion geben.
Neue Arten: Trochilus Maria, Gosse Ann. and Mag. III. p.
258 und lllustr. Birds of Jam. 13. Jamaica. — Orn. Lindenii, Par-
zudh. von Merida, 14000' hoch: Mag. de Zool. pl. 8. — Orn. Catha^
rinae, Säle von Domingo : Rev. et Mag. p. 498. — Eriopus simplex,
Gould von St. Fe de Bogota: Proceed. p 96. — Heliodoxa jacula^
G. ebendaher: ib. — Oreolrochilus Jamesonii , Jard. iContrib. to Or-
nith. vom Gipfel des Pichincha. Diese Art ist, um dies gleich hier zu
bemerken, identisch mit Troch. pichincha, Bourc. Rev. et Mag. I. p.
624. Lebt fast ausschliesslich auf dem Strauch Chuquiraga insignis.
— Campylopterus hyperythnis, Gab. 6000' hoch am Roraima: Schomb.
Reise III. p. 709.
Abbild. Trochilus mango t Gosse lllustr. Birds ofJam. pl. 18.
— T. eos, Gould, lllustr. Proceed. Z. Soc. I. pl. 1. — T. mavors,
Gould, ibid. pl. 2.
Certhidae. Neue Arten: Anabates flammulalus, Eyton von
Neugranada : Jard. Contrib. to Ornith. II. — Anab. pyrrhodes, Gab.
Gujana. Schomb. Reise III, p.689. — Nasica Bridgesii , Eyton, Boli-
vien: Contrib. to Ornith. fig. opl. — Xiphorhynchus Pucherani, Desm.
58
Hartlaub: Bericht über die Vögel
Lafr. Iconogr. pl. 69, von St. Fe de Bogota, — Dendrocolaptes lacri-
miger, Lafr. Desm. Iconogr. pl. 71. Mexico. -^ Premnocopus (Dendro^
cops Sw.) undulatm , Caban. vom Canutugebirge: Schomb. Reisen
III. p. 689. ~- Diglossa major, Caban. 6000' hoch am Roraima : ibid.
676. — Thnjothorm albipectus, Cab. Gujana , ib. 673. ~ Troglodijtes
rufulus, Cab. Gajana ib. 672. — Brehni sucht in Burmeister's „Zei-
tung für Zoologie u. s. w." zu beweisen, dass Linne's ursprüngliche
Sitta europaea ein dem hohen Norden ausschliesslich angehöriger Vo-
gel sei. — Für Orthonyx icterocephalus Lafr. (Muscic. ochrocephala
Gm.) creirt Reichenbach die Gattung Clilonyx , obgleich auch
schon Less. diesen Vogel unter dem Namen Mohoua generisch geson-
dert hatte: Av. Syst. Natur, t. 38. r-, üeber die Lebensweise von Me~
nura superba schreibt höchst interessant Jules Verreaux: Rev. et
Mag. I. p. 113. Auch er fand niemals das Nest dieser Art. Als be-
sonders wichtig wollen wir hier anlicipirend die Entdeckung einer
zweiten Art von Menura mittheilen.
DentirostreSi .^.vrn^a ,-:i::... :..j...!^ ,. , ;
Lusciniadae. Eversmann hält seine Sylvia scila (Addend.
fasc. III. p. 12) jetzt für identisch mit S. caligata, Licht. Bullet. Mose.
1848, p. 225. Es gehöre aber die salicaria des Pallas nicht dahin,
sondern diese sei nur arundinacea. — Über die Fortpflanzungsgeschichte
der 3 schwirrenden Rohrsänger, StjUia locustella, luscinioides und flu^
tiatUis schreibt sehr anziehend Thienemann: Rhea 1. — Zander
über Calamoherpe pinetorum und deren Unterschiede von C. palustris
und arundinacea : Arch. des Vereins der Freunde d. Naturg. in Mek-
lenb. I. p. 8, und Rhea II. p. 187. — Thienemann über Anthus
pensylvanicus, A. cervinus, Fall, und A. Richardi: Rhea II. p. 172.
Neue Arten: Drymoica . erythroptera , Jard. Conlrib. to Or-
nith. II. Cap. Coast. — Phylloscopus trivirgatus , Temm. Jard. Con-
trib. fig. Java. — Salicaria brunniceps, Temm. F. Japon, Av. pl. 20.c.
— Saxicola opistholeuca, Strickl. Contrib. to Ornith. II. fig. (leu-
cura Blyth.) — Motacilla ophthalmica Desm. Lef, Abyssin. pl. 7.
Abbild. Drymoica mentalis, Fräs. Contrib. to Ornith. II. —
Lusciola aurorea, P. Fauna Japon. Av. 10. — L. ahahige, T. ibid. —
Salicaria turdoides orientalis, S c h 1 e g. ibid. — Erythaca flavooUva-
eea, Hodgs. Jard. Contrib. to Ornith. II. (Janthia flavooliv. Blyth.)
— Janthia hyperythra, Blyth (J. As. S. B. XVI) ibid. von Darjeeling
Turdidae, C. F. v. Homeier schreibt recht inslructiv über die
in Europa angetroffenen Drosse 1 art e n, nämlich über Turdus varius,
P., lunulatus, Lath., auroreus, P., Pallasii, Cab.,Wilsonii, Bon., Swain-
sonii , Cab., viscivoros , muslcus, pallens, P. , Werneri, Gene, iliacus,
Kaumanni, fuscatus, Fall., ruficollis, P., atrigularis , Sibiriens, P. (atro-
während des Jahres 1849. «»
cyaneus, v. Hom.), pilaris, migratorius, merula und torquatus. - Den
Tnrdus viscivorus , Hodgs. , vom Himalaja nennt er als verschiedene
Art T. Hodgsonii. Gray identificirt diese Drossel irrthümlicher Weise
mit T. mollissimus , Blyth. Dieser letztere dagegen sagt (Journ. As.
Soc. of Beng. 1847, p. 26): „Ihe European Mis s elth r u sh is com-
mon in the N. W. Himalaja." Wahrscheinlich wird sich dieser Vogel
als Lokalrasse (Turdus visciv. himalajensis) herausstellen.
Weue Arten: Trichosfoma celebense, Strickl. Jard. Contrib.
to Ornith. II. flg. — T. vmbralile, S. ibid. fig. Borneo. — Goldana
capistratoides, Str. ibid. fig. Borneo. - Brachypteryx poliogenys, (Boie)
Strickl. ibid. Borneo (fig.) Diese merkwürdige Art beschrieben wir
nach einem uns von Singapore zugekommenen Exemplar unter dem Na-
men B. malaccensis: Verz. derBrem. Samml. p. 40. ^ Holocnemis nae^
via, (Gm.) Strickl. ibid. fig. (^ $• Surinam und Trinidad. - Co-
nopophaga angnstirostris, Cab. Schomb. Reisen III, p. 685. — Dasy-
cephalu uropygialis, Cab an. ibid. Gujana. — Turdns gymnophthalmus,
Cab. ib. 665. Caraccas. Ist identisch mit T. nudigenys, Lafren. — T.
phaeopygus, Cab. ibid. 666. Gujana. Cajenne. — Cinclosoma casta-
neothorax, Gould, Ann. Mag. IV. p. 377. Illustrat. Proceed. Av. pl.
6, p. 139. N. Auslral. — Turdus vulpinus. nob. Caraccas. Rev. et Mag.
I. p. 276.
Abbild. Orpheus amaurotis , Teram. F. Japon. Av. 10. ,rs^,
Cinclus Pallasii, T. ibid. Japan. •■■■■
Muscicapidae. Neue Arten: Elaenia cotla, Gosse Ann. and
Mag. III. p.257. Id. Illustr. B. of Jam. 13. Jamaica. — Onychorhyn-
chvs Caslelnaui, D e\i\]e Rev. et Mag. I. p. 56. Pampa del Sacra-
mento. Unterscheidet sich von regius durch den kürzeren, stärkeren,
gekielten schwarzen Schnabel, die weissliche Kehle u. s. w. — Seto-
phaga castaneocapilla, Caban. Schomb. Reisen HI. 667; 7000' hoch
am Roraima. — Copurus poecilonotus, Cab. 1. c. 702. Gujana. — Pe-
ricrocolus minulus, Strickl. Contrib. to Ornith. fig. Borneo. — Tae~
nioptera alpin a , Jard. ibid. fig. Quito. — Pycnosphrys grammiceps,
Strickl. ibid. fig. Java. Dieser kleine Vogel hat die Gestalt und Fär-
bung einer Sylvia, den Schnabel eines Fliegenfängers und das lange
weiche Dorsalgefieder einer Timalia. Strickland will ihn zu den
Muscicapiden gebracht sehen.
Abbild. Myiobius stolidus, Gosse, Illustr. Birds of Jam. 11.
— Muscipeta princeps, Temm. Faun. Japon. Av. pl. 17. E.
Cabanis erhebt den „Contramaeslre coronado^'- Azara's (Sylvia
vermivora, Veill.) zur Gattung B a sileulerus: Schomb. Reisen III.
p. 666, 3 bis 4000' hoch am Roraima.
Laniadae. Neue Art: Lanins excubitorius D e s m. L e f. Abys-
sin. pl. 8.
Ampelidae« Neue Arten: Pacbycephala macrorhynchay SltickU
60 Wagner: Bericht über die Säugthiere
Contrib. lo Ornith. fig. von Amboina. In der Färbung ist diese schöne
Art kaum verschieden von der neuholländischen gutluralis. -^ P. or^
pheus, Slrickl. ibid. fig. von Timor. — Ampelis fortnosa , nob. Rev,
et Mag. I. p.275. Caraccas. Der von Lafrenaye Pyrrhorhynchus , ge-
nannten Untergattung (viridis, aureopectus etc.) als 5te Art angehörig.
— Dicrurus modestns , nob. Rev. et Mag. I. p. 495. Ilha do Principe.
Könnte mit dem vom Herzog von Wfirtemberg in Sennaar beobachte-
ten D. ertjthropthahnus, welcher noch unbeschrieben ist, identisch sein.
Abbild. Jodopleura pipra und J Emiliae: Desm. Iconogr. pl. 68.
Ueber die Lebensweise von Casmarhynchvs carunculalus schreibt
sehr interessant Rieh. Schomburgk: Reisen in Gujana, III. p. 692.
Sir W. Jardine theilt in seinen Contribut. to Ornithol. wich-
tige und ausführliehe Bemerkungen über die systematische Stellung
der Galtung Artamus mit. Er wünscht diese Form zu den Fissirostres
in die unmittelbare Nähe von Hirundo gebracht zu sehen , und es ist
in der That nicht zu leugnen, dass sich bei aufmerksamer Vergleichung
des inneren und äusseren Körperbau's so wie der Lebensweise beider
Vögel zahlreiche und höchst merkwürdige Analogien herausstellen.
Wir erinnern uns, dass Fr. Boie vor mehreren Jahren bei einem Be-
suche in der Bremer Sammlung gegen uns äusserte, die Artami
seien Schwalben. Auch Bonaparte hat in der so eben erschiene-
nen zweiten Ausgabe seines „Conspectus Systematis Ornithologiae" die
Hirundinidae und Artamidae neben einander gestellt.
Conirostres.
Corvidae. Neue Arten. Fica thibetana , Hodgs. Ann. and
Mag. 3. p. 203. Ob verschieden von P. megaloptera Blylh ? grösser
als unsere Elster. — Corvus thibelanus, Hodgs. ibid. steht unserem
Corax nahe, hat aber einen grösseren und stärkeren Schnabel. — iVw-
cifraga muUipunctala, Gould Proceed. p. 23 von Tenasserim.
Abgebild. Cyanocorax nanus, Dub. Jard. Contrib. to Or-
nith. II. Ein rabenartiger Vogel von Drosselgrösse. Guatemala.
Sturnidae. Drei lebende Ptilonorhynchus holosericeus kamen
in den Besitz der zoolog. Gesellschaft in London.
Neue Arien sind: Onychognalhiis fulgidus ^ nob., eine neue
merkwürdige Form der Lamprotorninen von der westafricanischen In-
sel St. Thome: Rev. et Mag. L p. 495 , pl. 14 (Kopf und Tertiär-
schwinge). — Cassicus Oseryi, Dev. Rev. et Mag. I. p. 57 Amazonen-
fluss. — Icterus melanopterus, nob. ibid. p.275. Caraccas. — Molo-
thrus alronitens, Gab. Schomb. Reisen III. p. 682. Gujana. — Chalco-
phanes minor, Cab. ib. 683. — L amprops ar gujanensis , Gab an.
ib. Diese neue Gattung steht den Molothrus am nächsten, hat aber ei-
nen längeren geraderen schwächeren und schmaleren Schnabel, merk-
während des Jahres 1849. 61
lieh kürzere und mehr abgerundete Flügel und einen längeren stufi-
gen Schwanz.
Fringillidae. Heft 47 von Gray's ,.Genera of ßirds" enthält
den verbesserten Text zu den Ploceinen : Textor 3 Arten , Hyphantor-
nis 33, Syeobius 9, Ploceus 27, Philetaerus 1, Kigrila 2, Plocepasser 3,
Vidua 12 und Chera 1 Art. — Thienemann möchte Loxia curviro-
stra, leucoptera und pytiopsiltaeus für nur eine Art halten: Rhea II.
p. 165. Wir sind anderer Meinung. — E. Eversmann: Ueber die
Lerchen des russischen Reichs: Bullet. Mose. 1848, p. 219. Alauda
pispoletta PaW. bewohnt die ödesten Steppen am caspischen Meere und
streift bis zum Aralsee ; A. leucoptera? nW. ist häufig umJlezk; eben-
daselbst findet man zwei Varietäten von A. alpestris ', A. calandra und
larlarica werden gewöhnlich in denselben Gegenden angetroffen.
Neue Arten sind: Alauda longipennis, Eversm. 1. c. p. 219,
aus der Songarei. Sieht der pispoletta zunächst, — Fringilla altaica,
Ev. ib. steht Passer arctous nahe; südlicher Allai. — Syeobius scuta-
tus, Ca s sin von Sierra Leone : Proc. Acad. N. Sc. Philadelph. 1849,
p. 157. Ann. and Mag. 4. p. 76. — Coccoborus ater, Caban. Schomb.
Guj. IIL p. 678. — Sporophila castaneiventris, Gab. ib. 679. — Sycalis
minor, Caban. ib. 679. — Hypothlypis callophrys, Caban. ibid. Brasilien.
Hypothl, nennt Cab. die Gattung Tanagrella Sw. Die Art steht unse-
rer iridina sehr nahe. — Saltalor olivaceus, Cab. ib. 676. Gujana. —
Arremon personatus, Cab. ib. 678. Lebt 6500' hoch am Roraima. —
Euphone minuta, Cab. ib. 671. Wohl identisch mit affinis Less. von
Realejo. — Emheriza hiarcuala Desm. Ois. Venus pl. 6. Nordwestl.
America.
Die Gattungsnamen Paroaria und Lanio ändert Caban is in Ca^
lyptrophorus und P o gono Ihr aupis um, 1. c. p. 678 und 669.
Abbild. Ploceus personatus , V. Jard. Contrib. to Ornith. —
Fhrygilus unicolor, v. Tschudi: ibid. Quito. — Pijrrhula RoUnsonii^
Gosse, lUustrat. Birds of Jam. Heft 11. — Crilhagra brasiliensis, ib. —
Tanagrella ruficollis, Gm. ibid. — Euphone jamaica, L. ibid. Heft 13.
^ und 2' — Estrelda erythronota, V. Gray Gen. of Birds, pl. HO.
— Amadina sanguinolenta^ Temm. ibid. fig. 2.
Musophagidae. lieber Musophaga giganlea auf Fernando Po vgl.
AI len et Th o ms. Expedit. INig. IL ip. bO^. — Corylhaix macrorhyncha^
Fräs, wurde häufig auf der Insel ßimbia und in dem Lande Cameroons
beobachtet : ibid. p. 505. Bei dem ganz alten Vogel ist die grüne
Haube mit purpur gesäumt, bei dem weniger alten mit weiss; der
junge Vogel trägt sie ungesäumt grün.
Psittacidae. Neue Arten sind: Coracopsis personata , Gray
lllustr. Proceed. 1. pl. 3. Neuguinea? — Fionus fuscicapillus , Verr.
ß2 Harllaub: Bericht über die Vogel
von Zanzibar. — Conurus erythro chlor m, nob. von Caraccas : Rev. et
Mag. I. p.274. — Tionus Rüppellii , Gray vom Nunezfluss : lllustrat.
Proceed. I. pl. 5, p. 125. — PsUtacula modesla, Caban. Schomb. Guj.
111. p. 727. — Pionus Guilielmi, Jard. aus Congo : Contrib.toOrnilh.il.
Abbild. Ära rubrogemjs , Lafren. Desra. Iconogr. Ornith.
pl. 72. Bolivien.
Picidae. Eine ausführliche critische „Notiz" über Capito perU'
vianus , C. erythrocephalus und eine intermediäre Varietät oder neue
Art (Cap. amazonicus'i) lieferten DeviUe und Desmurs: Rev. et
Mag. I. p. 161.
A. Malherbe „Nouvelle Classification des Picinees ou
Pics devant servir de base ä une Monographie de ces oiseaux
grimpeiirs, accomp. de planches peintes" ist der Titel einer
ursprünglich in den Memoires de l'Acad. des Sc. nat. Metz
erschienenen Abhandlung, welche als die erste reifere Frucht
von des Verfassers langjährigen Studien über die Spechte
und zugleich als Prodromus zu einem umfassenden monogra*.
phischen Werke zu betrachten ist.
Die 17 Gattungen, in welchen Malherbe die Spechte unter-
bringt, sind die folgenden : 1) Megapicos (principalis etc.) , 2)
D ryopicos (martius, Hodgsonii etc.), Picus (major, querulus etc.),
4) Picoides Lam. (tridactylus etc.), 5) Micropicos (concretus
etc.), 6) Celeopicos (flavescens, multicolor, rubiginosus Sw. etc.),
7) Phaiopicos (brachyurus, V., tristis etc.), 8) Dendropicos (my-
staceus, V. etc.). 9) Mesopicos (goertan, passerinus etc.) , 10) In-
dopicus (sultaneus, goensis etc.), \\) Br ahmapicus (aurantius etc.),
12] Chloropicoides (tiga, Raffiesii, grantia etc.), 13) Chlor opicos
(miniatus, viridis, aurulentus etc.), 1^) C hry sopicos (nubicus , ca-
jennensis etc.), 15) Geopicos (carapeslris, auratus, arator etc.), 16)
Zebrapicus (carolinus etc.), 17) i»/e Umj)i cos (hirundinaceus, Her:^
minieri , erythrocephalus , doininicanus etc.). Diese Galtungen werden
ausführlich characterisirt , wobei unter andern auf die Seitenfur-
chen des Schnabels besonders Gewicht gelegt wird. Dagegen
weist Mal herbe das Längenverhältniss der einzelnen Schwungfedern
zu einander als ein wenig constantes nach. Er fand dasselbe bei vollr
kommen ausgefiederten Exemplaren derselben Species keineswegs im-
mer gleich. Die Mehrzahl der Malherbe'schen Spechtgattungen zerfällt
in Unterabtheilungen, welche aber glücklicherweise unbenannt bleiben.
Man erkennt in dieser Arbeit ein sehr sorgfältiges Studium. Aber die
Wamen ! !
Neue Arten sind: Picus Wilsonii, Malherbe, Rev. et Mag.
I. p. 529. Monterey. — Picus Temminkiif Malh. ib. Celebes. Steht dem
während des Jahres 1849. ;! 63
Kisuki von Japan nahe. — P. Mitchellii , Malh. ib. 530, Nepaul ;
steht dem scintilla zunächst. - P. einer eigula , M. ib. 531. Madras.
- Dendropicus Hartlanbii, Malh. ib. 532. Zanzibar. Steht dem Hem-
prichii nahe. — D. Lafrenaijei, M. ib. Africa. — Celeopicus smarag-
dinicollis, M. ib. 534. Cajenne. — Phaeopicus Blijlhii, M. ib. (= Mi-
cropternus phaeoceps, Blyth, J. A. S. B. XIV. 195), Arracan , Nepal.
— Ph. Jerdonii, M. ib. 535 (Meiglyptes gularis, Jerd.) Indien. — Me-
sopicus Desmurii , M. ib. 537. Südaraerica. — M. Cecilii , M. ib. Co-
lurabien. Dem Kirkii nahe stehend. — Chrysopicus Cailliaudii , M. ib.
540. Africa. $. — Geopicus campestroides , M. ib. 541. Südamerica.
_ Zebrapicus Pucherani , M. ib. 542. Tobago. — Melampicus ßavi-
gula, M. ib. Steht dem melanopogon , Kalter, nahe. — Capilo suU
phureus, Eyton: Jard. Conlrib. to Orn. descript. — C. capislralus,
Eyton: ibid. Südamerica. Ersterer ist dem C. Richardsonii, Gray
nahe verwandt.
Abbild. Capito Bourcierii, Lafr. Rev. et Mag. I. pl. 4. —
Cap. Hartlaubii, Lafren. ibid. pl. 6.Jmi aftod'rgiy/ .ifJ?, iJaSOV/
Cuculidae. Neue Arten sind: Cultrides rwßpeHnis'\ Gray,
Illusr. Proceed. I. pl. 10. p. 63. Mexico. — Coccyzus helvitentris, Ca-
ban. Schomb. Reis. III. p. 714. Gujana.
Den Gattungsnamen Piaja tauft Cabanis in Pyrrhococcyx
um: 1. c. p. 713. — Reichenbach bildet für Pkoenicophaeus Cm-
tninqii die Gattung Levido grammus: Av. Syst. Natur, t. 47
Columbae.
Columbidae. Von Strickland wurden interessante
nachträgliche Notizen über denDodo bekannt gemacht: Ann.
and Mag. III. p. 136 und 335. Dem „Autograph diary of
Thom. Crossfield« zufolge existirte einst ein zweiter Dodo
in Oxford, welchen ein gewisser C am den der Anatomie-
schule schenkte. — Die Affinität des Do^^o zu den Tauben
wird bestätigt durch beider eigenthümliche geringe Anzahl
sclerotischer Plättchen (11). — Ueber den Solitaire auf
Rodriguez wird ein wichtiger neuer historischer Beweis bei-
gebracht. Ein gewisser d'Heguerty, Präsident der Societe
des Sc. et belies lettres de Nancy, um 1734 Gouverneur von
Bourbon, erzählt im ersten Bande der Memoiren dieser Ge-
sellschaft auf S.79, dass im Jahre 1735 der Solitaire noch
auf Rodriguez: existirte, dass man denselben zähmen könne,
dass man Bezoarsteine in ihm finde u. s. w. — Dann wer-
den zwei schön erhaltene Metatarsalknochen des Solitaire,
64 Hartlaub: Bericht über die Vögel
von Mauritius stammend und in der Sammlung der Roy. Soc.
öf Arts and Sc. of Maurit. befindlich , beschrieben. — Dr.
Ca bot hält den Didus auch für eine gigantische Taube:
Boston Journ. of Natur. Hist. V. p. 490. — Es muss eine
Familie Dronte existirt haben oder noch existiren, wie
Strickland aus einem ihm bekannt gewordenen, die Figur
des Dodo zeigenden Wappenbilde schliesst. — Der Schiffs-
chirurg J. Joliffe berichtet aus seinem Journal, dass Herr
Dumarele, zur Zeit Passagier an Bord des „Geyser", als
sie eben unweit der Küste Madagascars gewesen , erzählt
habe, in Port Leven, am Nordwestende dieser Insel, seien
einmal die Eingebornen auf sein Schiff gekommen und hät-
ten ein Ei producirt, welches 13 Quart Flüssigkeit gefasst
hätte, und dessen Schaale von der Dicke eines Dollars ge-
wesen sei. Vergebens habe er sich bemüht, dieses Ei in
seinen Besitz zu bringen. Man finde , so hiess es , derglei-
chen nur sehr selten im Jungle, und noch seltner sähe man
den Vogel selbst. Eine sehr merkwürdige Nachricht, die
man unwillkührlich mit dem „Vouron-patra« Flacourts in
Einklang zu bringen sucht. Herr Dumarele wird, um dies
noch hinzuzufügen, als ein höchst glaubwürdiger Mann ge-
schildert.
INeue Arten: Turtur simplex, nob. von St. Thome: Rev. et
Magaz. I, p. 497. — Zenaida plumbea, Gosse, Illustr. Birds of Jam.
Heft 13. — Plilinopus (Kuruhuru) Temminckii Desm. Zool. Venus,
Ois. — P. samoensis Desm. ib. — P. Mercierii Desm. ib. — P. JVe-
houxii, Desm. ib.
Abbild. Didunculus slrigirostris, Jard. Gray Gener. of Birds,
part. 50. — Carpophaga janthintty Temm. Fauna Japon. Av. pl. 60. c.
— Turlur gelastes, Temm. ibid. pl. 60b.
Oallinae.
Phasianidae. Gallus TemminchU, Gray, lUustrat. Froceed. Zool.
Soc. I. pl. 7 und 8, p.62. Zwei Varietäten von Java.
Tetraonidae. Zwei neue Arten sind: Ortyx thoracicus, Gamb.
von Mexico (Jalappa) : Proceed. Acad. Nat. Sc. of Philad. IV. p. 77 ;
Ann. and Mag. III. p. 317. — Coturnix histrionica, nob. Rev. et Mag.
I. p. 495. Diese ausgezeichnet schöne neue Wachtelart stammt von
der weslafricanischen Insel St. Thome. Sie ist möglicherweise iden-
tisch mit der sehr unvollständig beschriebenen C. Delegorguei. — Tra-
chijpelmus subcristahis, Gaban. Schomb. Gujan. III. p. 749. Diese
während des Jahres 1849. 65
neue geneiische Gruppe unifasst ausserdem Tinamus lao, major, canus.
Die Art unterscheidet sich von lao durch die schopfförmig verlängerten
Hinterhauptsfedern.
Grrallae.
Charadridae. Eine neue Art ist Glareola nuchalis, Gray lUu-
slrat. Proceed. Z. Soc. I. pl. 9, p. 63. Vom 5ten Cataract des Nil.
Ardeidae. Anatomische Details über Aramus scolopaceiis giebt
l'H erminier: Kev. et Mag. I. p. 325. Er nennt diesen Vogel „une
veritable grue." — Ebenderselbe über Eurypyga helias , welchen er
gezähmt besass.
Weue Arten: Ardea leucopkaea, Gould. Indien und Austra-
lien. Unterscheidet sich sehr wenig von A. cinerea , ist aber grösser
Ann. and Mag. III. p. 306. — Platalea major, Temm. Fauna. Japon.
Av. pl. 75. — Platalea minor, Temm. ibid. pl. 76. Japan.
In der Fauna Japon. sind abgebildet: Grus monachus, t. 34. G.
leucogeranns , av. jun. t. 73 und G. cinerea longirostris , t. 72. — Ibis
nippon : ibid. t. 71. — Ardea goisagi, Temm. ib. t. 70.
Rallidae. Lafrenaye sucht zu beweisen, dass sein Gallirallus
brachypterus identisch sei mit Rallus australis , Lath. , Rallus troglody-
tes Forst, und G. luscus, Dub.: Rev. et Mag. I. p. 433. Die Gleich-
artigkeit dieser Vögel scheint uns kaum noch Zweifel zuzulassen. —
Desraurs giebt zum ersten Wale eine richtige und genaue Beschrei-
bung der Eier von Porphyrio hyacinthinus, T. — Cabanis ändert den
Gattungsnamen Aramides, Pucher. in Orty g ar c hus um.
JMeue Arten sind: Podica personata , Gray: Ann. and Mag.
III. p. 311. Illustrat. Proceed. I. pl. 4, p. 90. Malacca. Die Entdeckung
der bisher für ausschliesslich weslalricanisch gehaltenen Gattung Podica
in Ostindien ist in zoologisch-geographischer Hinsicht recht merkwür-
dig. In Australien sind die Heliorninae, soviel bekannt, nicht vertre-
ten. — Gallinula erytkrothorax , Temm. Fauna Japon. Av. pl. 78. —
Crex Schomburgkii, Caban. Schomb. Reis. 111. p. 245. Gujana.
Abbild. Fulica alra japonica, Schleg. Fauna Japon. Av. pl. 77.
/tiisereis.
Anatidae. Lafrenaye schreibt über eine weibliche Anas bo-
schas, Weichesich, nachdem das Fortpflanzungsgeschäft aufgehört hatte,
in die männlichen Farben zu kleiden anfing ; sodann über einen Ba-
stard von Anas boschas und Anas acuta: Rev. etMag. de Zool. I. p. 179
John Davy über eine Eigenthünilichkeit der Structur der Aorta des
wilden Schwans: Proceed. Z. Soc. p. 28.
Abgebiid. Anser cygnoides ferus , Schleg. Fauna Japon.
Archiv f. Naturgesch. XVI. Jahrg. 2. Bd. JE
66 Hartlaub: Bericht über die Vögel während des Jahres 1849.
Av. t. 81. rr- Anas poecilorhyncha (hybrida) ibid. t. 82. — Anas for-
mosa , Gm. (^ und $ , ibid. t. 82, c. und 82, b.
Colymbidae. Reiehenbach erhebt Podiceps gularis von Neu-
holland zur Gattung Jachybapttis: Av. System. Natur, t. 2.
Abbild. Vodiceps rubricoUis major, Schleg. Fauna Japon.
Av. pl. 78. b.
AIcidae. In der Fauna Japonica, Aves, sind abgebildet: Uria
antiqtia, Fall, auf t, 80 und U. wumhusume, T e m m. auf t. 79.
Procellaridae. Thalassidroma pelagica brütet auf der kleinen
Insel Soy bei Jona, und zwar in Höhlen der grasigen üferabfälle:
Jard. Contrib. to ürnithol. II. — Die Fauna Japonica bildet ab: Dio~
medea brachyura, C. av. jun. auf t. 87. — Puffinus leucomelas, Temm.
ibid. t. 85 und P. tenuirostres, Temm. ib. t. 85.
Laridae. Larus melanurus, Krusenst. Fauna Japon. t. 88. —
Sterna fuliginosa, Gm. ib. t. 89. — Rhynckops melanurus scheint auch
Cabanis für verschieden von niger zu halten: Schomb. Reisen III.
p. 761.
PelecaiÜdae. Die Fauna Japonica bildet ab : Carbo bicrislalus,
Pall. alt und jung auf t. 84 und 84, b. — Carbo capillalus , Temm.
alt und jung, ibid. t. 83 und 83, b.
Bericht über die lieistuiig^e^a in der Herpe«
tologie währeiifl des Jahres fl§49.
Vom
Herausgeber.
In F. I. C. Mayer's „System des Thierreiches oder
Eintheilung der Thiere nach einem Princip entworfen" (Ver-
handl. des naturhist. Vereins der preuss. Rheinlande 1849.
p. 189) bleiben die hergebrachten vier Ordnungen der Am-
phibien, sie erhalten nur andere Namen.
Die Malacopoda (Bratracliier) zerfallen dann in 1) Anouri
(Hyla, Kana, Bufo, Pipa) und 2. Urodeli: a) Uolodactyli (Pleurode-
les, Salamandra, Axolotis , Menobranchus , 31enopoma) b) Colobodactyli
(Amphiuma, Proleus, Siren). — Die Porpopoda (Saurier) zerfallen in
1. PI anicaud ati, 2. Te reticaud ati. — Die Tylopoda (Che-
lonier) zerfallen in 1. Baeno dactyli Schreitzeher (Testudo ct.), 2.
Er ess 0 da ctyli Schwimmhautzeher (Emys, Trionyxct.), 3. Ptero--
dactyli Flossenzeher (Chelonia et ). — Die Pleuropoda (Ophidier)
zerfallen in 1. Ophisauri mit Beckenrudiment: a) M a er ouri
(Pseudopus, Anguis, Ophiosaurus, Acontias) , b) Brachyuri (Tortrix,
Eryx, Python , Boa, Typhlops , Amphisbaena , Caecilia , Lepidosternon,
Blanus, Cephalopeltis, Trogonophis , Rhinophis , Uropeltis). 2. Ophi-
dii ohne Beckenrudiment (Coluber, Bungarus, Triraesurus, Vipera, Cro-
talus, Hydrus).
In den Schriften der Gesellschaft zur Beförderung der
gesammten Naturwissenschaften zu Marburg enthält Bd. VII.
1849 die Topographie des Physicats-Bezirks Eschwege, worin
sich p. 118 ein Verzeichniss der dort lebenden Amphibien-
Arten findet. Es besteht aus 14 Arten.
68 Tr ose hei: Bericht über die Leistungen in der Herpetologie
In „Sarawak, its inhabitants and productions being- no-
tes during a residence in that country with H. H. the Rajah
Brooke byHugh Low. London 1848" ist ein Anhang „Ani-
mals of Borneo" enthalten. Es werden hier 22 Amphibien
genannt.
Von dem bereits im vorigen Berichte erwähnten Werke :
Historia fisica y politica de Chile por Claudio Gay ist der
zweite Band der Zoologie beendet, in ihm ist zunächst der
Schluss der Reptilien enthalten. Die drei neuen Batrachier
sind unten berücksichtigt. Von fossilen Reptilien ist Plesio-
saurus chilensis beschrieben und abgebildet.
Ferd. Roemer zählt in seinem „Texas mit besonde-
rer Rücksicht auf deutsche Auswanderung und die physischen
Verhältnisse des Landes. Bonn 1849. 8." in einem natur-
wissenschaftlichen Anhange 19 Amphibien als von ihm in Texas
gesammelt auf. Es sind 4 Schildkröten, 6 Eidechsen, 8 Schlan-
gen und 1 Frosch. Unter den Eidechsen ist eine Amewa n.
sp.?, welche Ref. als neue Gattung der Iguanini unter dem
Namen Cophosaurus in diesem Jahrgange unseres Archivs
beschreiben und sie auf Tab. VL abbilden lassen wird. Sie
ist zunächst mit Callosaurus Dum. Bibr. verwandt, wird aber
durch das Fehlen äusserer Ohren wichtig.
Das Augustheft 1848 der Cyclopaedia of Anatomy and
Physiology by Todd enthält p. 264— 325. den Artikel Repti-
lia, bearbeitet von Rymer Jones.
Monografia del systema sanguigno degli animali rettili,
e SU qualche particolarita ravvisata nelle rane (Rendiconto
deir Accademia Napolitana delle scienze 1847. p. 173 — 210;
1848. p. 151— 171.)
Duvernoy veröffentlichte neue Beobachtungen „sur
les organes genito - urinaires des reptiles et des amphibies
(vergl. dies Archiv 1845. II. p. 184.). Sie beziehen sich
auf Blasensteine der Chelonier, auf die Spermatozoiden der
Salamander und auf die Epididymis und Ureteren der Sala-
mander und Tritonen Institut 1849. p. 29. und p. 36).
während des Jahres 1849. 69
Berthold erklärt alle erzählten Fälle von dem angeb-
lich dauernden Aufenthalt lebender Amphibien im Menschen
für falsch, namentlich weil die Amphibien keine nasse Tem-
peratur von 290 auch nur wenige Stunden ertragen können,
(Müller's Archiv 1849. p. 430.).
Cheloiiii.
R. Owen machte seine Ansichten über die Entwicke-
lung und Deutung des Rücken- und Bruslschildes der Schild-
kröten bekannt. (London philosophical Magazine 1849. nro.
229.; Annais III. p. 422; Schieiden und Froriep Notizen X.
p. 217.). — Eine hierauf bezügliche Bemerkung von Paul
Gervais findet sich im Institut 1849. p. 188. — Die ausge-
führte Abhandlung mit in den Text gedruckten Holzschnitten
und einer Tafel steht in dem ersten Theil der „Philosophical
Transactions of the Royal Society of London'^ für das Jahr
1849. p. 151. —
Eine Notiz über Schildpadd von Celebes ist aus den
„Verhandelingen van het Bataviaasch Genootschap van Kün-
sten en Wetenschapen Vol. XVII. p. 1. in das Journal of the
Indian Archipelago and Eastern Asia, April 1849, übersetzt
und von da in Annais IV. p. 297 übergegangen.
Peters konnte seine frühere Vermuthung, dass auch
Chelydra serpentina Moschusdrüsen besitze, nicht bestätigen.
(Müller's Archiv 1849. p. 172).
J. E. Gray bildete aus einer neuen Schildkröte von Mexico,
weil sie nur drei Krallen an den Hinterfüssen besitzt, eine neue Un-
terabtheilung der Gattung Cistudo, die er Onychotria nennt. Die
Art C. mexicana hat eine längliche dunkelbraune Schale mit hellen
Flecken und Strahlen ; Vertebralschilder mit einem fast zusammenhän..
genden Kiel , zwischen das vierte und fünfte schiebt sich eine kleine
Platte ein ; Hinterrand scharf umgeschlagen ; Kopf hellbraun ; Vorder-
beine gelb oder orange gefleckt, mit fünf ungleichen Krallen; Hinter-
beine einfarbig braun mit nur drei Krallen, Brustbein flach, die Gular-
schilder vorn breit, hinten plötzlich verschmälert. (Froc. Zool. soc,
Febr. 1849.).
In der Wernerian Nal. hisl. Society gab Robert Neill Nach-
richt von de» Lebensweise der Chelodina hngicollis aus Keuholland,
70 Troschel: Bericht über die Leistungen in der Herpetologie
und zeigte zugleich ein lebendes Exemplar vor, das er mitgebracht
halte. Sie lebt in süssem Wasser. Wenn sie nur den Kopf aus dem
Wasser streckt, gleicht sie so sehr einer schwarzen Giftschlange, wie
sie in dortigen Gegenden vorkommen, dass selbsl die Eingebornen da-
durch getäuscht werden. Sie nährt sich von Froschlaich , Froschlar-
ven und kleinen Krebsen. Ihr Fleisch wird gegessen und gleicht dem
von zartem Geflügel. Im Winter vom Juni bis August verkriecht sie
sich. Anfangs Februar, in Australien in der Mitte des Sommers kommt
sie Nachts aufs Land, gräbt ein Loch im Sande und legt 12 — 18 Eier
von der Grösse der Taubeneier hinein, und bedeckt sie. Die Eingebornen
suchen dieselben auf und essen sie ; sie sollen am Feuer geröstet sehr
gut schmecken. (Jameson Edinburgh new phil. Journ. Vol. XLVI. p. 371.)
P. H. Gosse theilte (Proc. Zool. Soc. 1848. June; An-
nais IV. p. 64.) die Schilderung der Lebensweise einer neuen
Eidechse, Cyclura lophoma, welche er seinem Freunde Ri-
chard Hill verdankt, der zoologischen Gesellschaft in Lon-
don mit.
Die Art wird zunächst folgendermassen charakterisirt : „die Schnau-
zenschilder sind durch kleine Schuppen getrennt ; Schnauze mit 4 viel-
seitigen, convexen, ungekielten Platten jederseits, die vordere und hin-
tere sehr gross, die dazwischenliegenden kleiner, kurz aber breit; die
Kopfschilder sind von unregelmässiger Gestalt, ein mittleres gross; Un-
terkiefer mit einer Reihe grosser, rhombischer gekielter Schilder unmit-
telbar neben den Lippenschildern. Der Rückenkiel ist hoch, ununter-
brochen über den Schultern, unterbrochen über den Hinterbeinen. Sie
wird drei Fuss lang, während der Schwanz 21 Zoll misst. Die Farbe
ist grünlich grau, mit schwarzen , netzartig verfliessenden Flecken.«
Sie ist pflanzenfressend. Gereizt nimmt sie eine drohende Stellung an,
und braucht ihren Schwanz als Waff'e, dessen oberer gezähnter Rand
wie eine Säge schneidet ; sie schwimmt auch. Sie lebt auf Jamaica
längs der Küste bei Kingston.
Tropidolepis scincicauda wird von Skilton iu Silliman's Ame-
rican Journal Vol. VII. 1849. p. 202 als neue Art beschrieben und ab-
gebildet ; sie ist schlank, Schwanz viel länger als der Körper, cylin-
drisch ; Schuppen an Körper und Schwanz oberhalb gekielt, unterhalb
glatt, die gekielten in neun Reihen , oben dunkelgrün, unten hellasch-
farbig, jöderseits eine Reihe kleiner dunkler Flecke, eine andere Reihe
kleinerer Flecke längs dem Rucken; einige der dunklern Schuppen an
den Seiten weisslich getupft. In den Thälern von Columbia.
P. H. Gosse schildert in den Aimals IIL p. 307. die
während des Jahres 1849. 71
Lebensweise einer scinkartigen Eidechse von Jamaica Ma--
boyia agilis.
Sie heisst bei den dortigen Bewohnern Schlangen-Bursche oder
Wald-Sklave , lebt zwischen Felsenspalten , lässt sich schwer fangen ;
ihr Schwanz bricht leicht ab; das Augenlid hat in der Mitte der Pu-
pille gegenüber eine durchsichtige Stelle. Sie gebärt lebendige Junge.
In dem länglichen Magen fanden sich Fragmente von Insecten. Verf.
zweifelt nicht , dass dies Sloane's Lacerta minor laevis sei , fragt aber
ob M. Sloanei Dura. Bibr. wirklich specifisch verschieden sei ?
Joseph Leidy fand am Ursprung der intercostalen
Nerven von Boa constrictor Körperchen, welche den pacini-
schen Körperchen des Menschen und anderer Säugthiere gli-
chen (Proc. Philad. IV. p. 27. 1848.) Dieselben sind abge-
bildet.
Die von einer illuminirten Abbildung begleitete Beschreibung ei-
ner neuen Art Onychocephalus Liberiensis veröffentlichte Hallo well
Philad. Proc. IV. p. 59. Die Länge des Schwanzes gleicht dem Quer-
durchmesser des Kopfes; der Schwanz ist gekrümmt, konisch , und en-
det in einen Dorn ; der obere Theil des Schnauzenschildes ist sehr con-
vex, vierseitig, sein scharfer Rand ist schwach gebogen, nicht über die
Schnauze vorragend ; die Farbe ist oben schwärzlich , die Unterseite
gelblich, mit schwarzen Flecken an der Seite.
Eine neue Art Eryx maculatus von Madras wurde von demsel-
ben ib. p. 184. beschrieben und abgebildet. Der Kopf ist massig gross,
niedrig, mit Schuppen bedeckt, die vorn grösser sind; Schnauzenschild
gross, dreieckig ; eine einzige Nasalplatte jederseits ; Nasenlöcher klein,
13 Labialschilder am Oberkiefer; Pupille vertical, das Auge umgeben
von einem Kranze von Schildern, Iris braunrolh; Hals so breit wie der
Hinterkopf; der Körper wird gegen den Schwanz etwas dünner als in
der Mitte; Schuppen klein, gekielt; eine Reihe unpaariger Schuppen
unler dem Schwänze, auf welche einige paarige folgen ; Schwanz kurz,
abgestutzt (verstümmelt?). Oben hellbraun, mit zahlreichen dunklen
kleinen Flecken.
Derselbe beschrieb ferner ib. HL p. 278. 1847) eine neue Schlange
Coluler tenustus. Kopf klein, Nacken dünn, Farbe röthlichbraun mit
einem aschfarbigen Rückenstreifen vom Hinterhaupt bis gegen das Ende
des Schwanzes , vier schmale rothlichbraune Binden vom Nacken bis
zum ^Anfang ^ des Schwanzes, mit zwei zwischenliegenden weniger
deutlichen Binden, eine aschfarbige Binde an jeder Seite des Bauches;
Bauch kupferfarbig, Schwanz kurz-. Michigan, am Ufer des Oberen
72 Troschel: Bericht über die Leistungen in der Herpetologie
See's. Ist abgebildet. Wach einer späteren Notiz desselben Verf. (ib.
IV. p. 245. 1849.) ist diese Schlange lebendig gebärend.
Derselbe giebt endlich eine ausführliche Beschreibung und eine
Abbildung von einer Schlange, die er für Shaw's Coluber nasicornis
hält, und nennt sie Cerasles nasicornis. Sie stammt von Liberia (Proc.
Philad. IIL p. 319, 1847.). — S avage macht Bemerkungen über die
Lebensweise dieser Schlange bekannt (ib. IV. p. 37.), sie ist sehr giftig.
J. E. Gray stellte in den Annais IV. p. 246. drei neue
Gattungen von Schlangen auf:
1. Cynop his. Kopf massig, verlängert, etwas zusammengedrückt;
Scheitel flach, geschildet, 4 Fronlalschilder, die vorderen klein, die hin-
teren grösser ; Vertebralschild verlängert, hinten schmaler ; Superciliar-
schild vorn schmal, hinten breiter, Occipitalschilder gross, länglich,
dreieckig; Nasenlöcher ziemlich gross, seitlich, zwischen zwei Schil-
dern ; Zügelschilder massig ; ein sehr grosses viereckiges , fünfseitiges
vorderes, und ein kleines hinteres Augenschild. Schläfen mit längli-
chen Schildern, deren ein oberes das Occipitalschild begrenzt ; Schnau-
zenschild ziemlich breit und hoch, dreieckig , convex ; obere Lippen-
schilder ziemlich gross , die vordem fünf ziemlich schmal und hoch,
das sechste und siebente breiler , unter dem Auge liegend ; das untere
Schnauzenschild klein, die ersten vier untern Labialschilder schmal,
das 5te und 6te viel grösser und breiter, die hinteren ziemlich schmal ;
2 Paar Kinnschilder. Augen ziemlich gross, Pupille rund. Körper lang-
streckig, zusammengedrückt ; Rücken rund, Bauch platt ; Schuppen lan-
zettförmig, eng dachziegelartig, glatt. Schwanz kurz ; Subcaudalschilder
in zwei Reihen. Gleicht einer kleinen Boa. C. bistrigalus von Ceylon.
2. Alo p ecop his , Kopf länglich, an den Seiten etwas flach;
Scheitel platt, geschildet, 4 Stirnschilder, Vertebralschild breit, hinten
schmaler; Superciliarschild gross, hinten breiter; Occipitalschild gross,
dreieckig, Nasenlöcher seitlich zwischen zwei fast gleichen Schildern ;
Zügelschild länglich , schmal ; vorderes Augenschild sehr gross , drei-
eckig, zwei hintere Augenschilder, von denen das obere gross, das un-
tere sehr klein , Schläfenschilder länglich , die beiden oberen begren-
zen das Occipitalschild ; Schnauzenschild sehr breit, niedrig, oben con-
vex, Labialschilder beider Kiefer ähnlich, das 6. und 7. etwas grösser,
und unter dem Auge; 2 Paar Kinnschilder, die hinteren kleiner. Augen
ziemlich gross, Pupille rund. Körper etwas zusammengedrückt, Rüßken
rund, Bauch platt; Schuppen lanzettförmig, dachziegelartig, glatt;
Schwanz etwa ein Drittel der Länge des Körpers , Subcaudalschilder
zweireihig. Diese Galtung unterscheidet sich vornämlich von der vor-
hergehenden durch die längliche Geslall des Zügelschildes, die Höhe
des vorderen Augenschildes, die zwei hintern Augenschilder, und durch
die grössere Gleichheit der Lippensthilder. A, chalybaeus von Mauritius.
während des Jahres 1849. 73
3. Megaerophis aus der Familie der Elapsinen. Kopf klein,
kaum breiter als der Körper, vorn abgerundet, Scheitel platt; Nasen-
löcher gross, offen, seitlich. Augen seitlich , gross ; kein Zügelschild ;
deutliche Gützähne , wenige Kieferzähne. Körper dreieckig , Schuppen
an den Seiten länglich, sechsseitig, fünf in jeder schiefen Reihe, Wir-
belschuppen sehr breit, quer ; Subcaudalschuppen ganz. Die Gattung
hat die Beschuppnng von Bungarus und den kleinen Kopf von Kaja
und Elaps M. formosus von Borneo.
Batracliii.
Klein lieferte „Beiträge zur Anatomie der iingeschwänz-
ten Batrachier." Die Untersuchungen beziehen sich auf Bufo
agua , margaritifer , variabilis , Cystignathus ocellatus , Rana
teraporaria, Hyla palmata, arborea, Pipa americana. Zuerst
werden einige osteologische Bemerkungen gegeben, dann folgt
von p. 8 bis 82 die Myologie, der Verf. besonders seine Auf-
merksamkeit zugewendet hat; den Beschluss endlich machen
einige Bemerkungen über die Eingeweide der Unterleibshöhle.
(Würtembergische Jahreshefte. Jahrg. VI. p. 1. 1849.).
In dem ersten Theil der Philosophical Transactions of
the Royal Society of London für das Jahr 1849 findet sich
p. 139 ein Aufsatz: Minute structure of the papillae and ner-
vös of the tongue of the frog and toad. By Augustus
Waller mit einer Tafel.
Burnetl theilte mit, dass der „Peeping frog" Neu Englands
nicht, wie die Herpetologen gewöhnlich annehmen, Hyla squirella sei,
sondern Hylodes Fickeringii. Dieser drosch vermag seine Farbe will-
kührlich zu ändern, vornämlich nach seiner Umgebung. Der Ton wird
von beiden Geschlechtern hervorgebracht, im Sommer verliert er die
Stimme und zieht sich in die Wälder zurück, wo er vom Inseclenfang
lebt (Boston Proceed. 1848. p. 63.).
Denlrobates lateralis Guichenot bei Gay 1. c. corpore supra
flavescente albo; lateribus parum aureis, punclulis fuscis irrigatis, cum
linea fusca an subnigra ab apice rostri ad extremilatem corporis pro-
ducta. Bei Valdivia,
Bufo lineo ' maculatus Guichenot ib. corpore fusco -olivaceo,
nigro maculato; membris omnibus vittis Iransverse obscure olivaceis
impressis; digitis apice roseis. — B. ritbropnnctatus corpore obscuriore
fusco supra, cum rubris fuscis verrucis nigro - marginalis; membris ad
apiceni nigro flavoque macnlatis; digitis flavis vel aureis; subtus nigro-
74 Tr 0 s c h e 1 : Bericht über die Leistungen in der Herpelologie
maculalis an punclatis numerosis irregulariter ornato. Beide von
Valdivia.
Eine neue Art Salamander Salamandra luguhris von Ober-Californien
macht Edward H a llow el 1 bekannt, (Proc. Philad. IV. p, 126., Annais
IV. p.77.) Kopf gross, Augen stark vortretend, Schwanz etwas länger als
der cyllndrische Körper, oberhalb dunkel olivenfarbig, unten heller,
eine unregelmässige* Reihe gelblicher Flecken jederseits, einige kleine
Flecke von derselben Farbe am Nacken, dem oberen Theil des Schwan-
zes, und an den Hintergliedmassen. Länge 4" 7"'.
S k i 1 1 0 n beschrieb in Silliman's American Journal VII. 1849. p. 202.
als neue Art Salamandra (Triton) granulosa : Schwanz von der Länge
des Körpers , zusammengedrückt und gekielt , das Thier überall grob
granulirt mit Ausnahme des Schwanzendes; oben röthlich brauu, unten
orange. S'/j Zoll. Oregon.
D'Alton sprach in der Gesellschaft der Naturforscher
und Aerzte zu Aachen 1847 über die aus zwei durch einen
soliden Mitteltheil verbundenen Abtheilung-en der Lungen von
Proteus. Beide lassen sich einzeln aufblasen, ohne dass es
möglich ist, sie zusammen aufzublasen, weil niemals die Luft
das Mittelstück ausdehnt. Verf. vergleicht sie mit den dop-
pelten durch eine Einschnürung getrennten Schwimmblasen
der Fische. (Amtlicher Bericht über die 25. Versammlung der
deutschen Naturforscher und Aerzte in Aachen im Septem-
ber 1847. Aachen 1849. p. 158).
Fried reich und Gegenbaur beschrieben den Schä-
del des Axolotl, (Siredon pisciformis) in dem zweiten Bericht
von der zootomischen Anstalt zu Würzburg. Leipzig 1849.
p. 28. und bildeten ihn ab.
Bericht über die lieistung^en in der Ichthyo-
log;ie während des Jahres 1$40.
Vom
Heraiisg-elber«
In den Proceedings of the Boston Society of natural
history. Vol. I. 1841—1844. und Vol. II. 1845—1847 sind
folgende neue Fische aufgestellt, die in den früheren Berich-
ten übergangen, hier in der Kürze nachgeholt werden :
In Vol. I. Myliobatis bispinosus Stör er von Massacliusets p. 53.
— Carcharias griseus , Myliohalis acuta , Gasierosteus 7nille''punctatus,
Fundulus fuscus Ayres von ßrookhaven p. 65. — Diodon nigrolinea-
tus, Colins variabilis Ayres von ßrookhaven p. 68. — Hydrargyra
formosa Stör er von Boston p. 76. — Leuciscus nasutus Ayres von
Connecticut und Massachusets p. 130. — Platessa glabra Stör er von
Boston p. 130. — Leuciscus Slorerianus Kirtland vom Ohio p. 199.
— p. 120 machte Stör er kritische Bemerkungen über De Kay's Bericht
über die Fische von New- York , sofern sie sich auch in Massachusets
finden.
In Vol. II. Elheostoma coerulea Clark aus dem Fox River, Il-
linois p. 47. — Leuciscus croceus, prolixus , obesus, gibbosus, Elheosto-
ma tessellala, cinerea Hentz von Alabama p. 48. — Exoglossum du-
bium Kirtland vom Ohio p. 49. — Poecilia oUvacea Hentz von Ala-
bama p. 51. — p. 71. machte S to re r Bemerkungen über ein leben-
des Exemplar von Torpedo occidentalis. — Syngnathus californiensis
S t o r er p. 73. — Leptocephalus gracilis S tore r von Cherryfield, Maine,
p. 76. — Prionotus pileatus Stör er von Massachusets p 77. — Argy-
reiosus unimaculalus Batchelder von Saco , Maine p. 78. — p. 103
stellte Stör er ein Verzeichniss der Fische des Staates Ohio nach den
Aufsätzen, die von Kirtland in dem Journal der Gesellschaft zu Bo.
ston, was mir leider nicht zugänglich igt , erschienen sind, zusammen ;
76 T r 0 s c h e 1 : Bericht über die Leistungen in der Ichthyologie
es enthält 66 Arten in 32 Galtungen und 12 Familien. _ Nach Slo-
rer kommt Esox lucius im Connecticut River vor p. 106. — Leio-
don echinatum Wood nov. Gen. mit vierekigeo Zähnen im Oberkie-
fer, lanzettförmigen im UnterkiefcM-, nicht divergirend von der Mitte und
alle glatt, p. 174. — Die ichthyologischen Thatsachen vom Jahr 1847
und 1848 sind diesem Berichte einverleibt.
In F. J. C. Mayer's „System des Thier-Reiches oder
Einlheilung- der Thiere nach einem Princip entworfen" (Ver-
handl. des naturhist. Vereins der preuss. Rheinlande 1849.
p. 199.) werden die Fische, die hier Sporadomelea heis-
sen, in zehn Ordnungen getheilt.
Es sind dies folgende: A. Eupterygii mit wahren Flossen, a
llolopterygii Gangflosser. «. Arthropterygii Gelenkflosser, bei denen die
blossen besondere Bewegungsfähigkeit zeigen. 1. Aidopterygü Schaam-
fussflosser (Squalus, Raja , Rhinobates , Chimaera). 2. ßdelloplerygii
Saugflosser (Cyclopterus, Lepadogaster, Gobius, Callionymus, Comepho-
lus). 3. ßaenopterygii Gangflosser (Chironectes , Lophius , Batrachus,
Platystacus, Cataphractus, Mystus, Aspredo, Loricaria, Cottus, Scorpius^
Gobio, Silurus, Malapterus, Anabas, Asphronemus, Ophicephalus). 4.'
Fteroplerygii Flugflosser (Trigla, Fterois, Exocoetus). ß. Orlhoplerygii]
bei welchem die Flosse nur einfache Bewegungen zeigt. 5. Monople-
rygii Einflosser , ohne Bauchflossen (Syngnathus, Solenostomus , Pega-
sus, Hippocampus, Balistes, Ostracion , Dioden, Triodon, Tetrodon, Or-
thagoriscus, Centriscus, Anarrhichas). 6. Anisopterygü Ungleichflosser,
Bauch - und Brustflossen ungleich (Gadus, Blennius, Pleuronectes, Cenl
tronotus, Gepola, Trachinus, Uranoscopus, Lepidopus, Lophotes). 7. %-
popterygii Unterflosser (Echeneis, Coryphaena , Scorpaena, Zeus, Chae-
todon, Sparus, Labrus, Sciaena , Perca, Gasterosteus, Scomber, IVIuUus).
8. Ephexopterygii Hinlerflosser (Cobitis , Loricaria, Salmo , Fistularia,
Elops, Argentina, Atherina, Mugil , Polynemus, Clupea, Cyprinus). h.
9. Colobopterygii Stumpfflosser (Muraena, Conger , Gymnothorax, Gym-
notus , Trichurus , Ammodytes , Ophidium , Lepidosiren , Muraenophis,
Apterichthys , Synbranchus. ß. Pseud o pterygii Afterfloser. 10.
Cercopfert/^w Schwanzflüsser (Petrorayzon, Amraocoetes , Gasterobran,
chus, ßdellostoma, Amphioxus).
Mit dem 22. Bande hat Valenciennes die berühmte
Histoire naturelle des poissons parCuvier et Valencien-
nes geschlossen, wenigstens die erste Abtheilung. VVenn-
gleih hierin noch einige Aussicht auf das Erscheinen einer
zweiten Reihe liegt, so darf man wohl für's Erste sich einer
solchen Hoffnung nicht hingeben. Verf. verspricht jedoch in
der Vorrede auch die noch rücjiständigen Familien zu bear-
während des Jahres 1849. '1
beiten und sie nach der Vollendung- zu veröffentlichen, auch
durch Supplemente die erste Abtheilung zu vervollständigen
und zu ergänzen. In dem in Rede stehenden Bande sind als
Fortsetzung- der Lachsfamilie besonders diejenigen Fische be-
handelt, die die Familie der Characinen bilden, die jedoch
Verf. nicht als hinreichend verschieden ansehen will, um sie
als besondere Familie zu trennen. Andere der Lachsfamilie
ähnHche Fische, die von J. Müller und Andern als besondere
Familien angesehen sind, handelt Verf. am Schluss der Lachs-
familie ab. Ich halte mich für berechtigt unten einige kri-
tische Bemerkungen, namentlich über die Familie der Chara-
cinen zu geben. Ein Index über alle in den 22 Bänden dieses
Werkes enthaltenen Fische bildet den Schluss.
„Horae ichthyologicae. Beschreibung und Abbildung der
Fische von J o h. Müller und F. H. Troschel S.Heft mit
5 Kupfertafeln. Berlin 1849.« Dieses Heft enthält neue Arten
aus den Familien der Siluroiden , Gymnotinen, Discoboli,
Percoiden , Pseudochromiden, Sciaenoiden , Maenoiden und
Scomberoiden , über welche unten am systematischen Orte
näher berichtet wird.
In den Schriften der Gesellschaft zur Beförderung der
gesammten Naturwissenschaften zu Marburg. Bd. VH. 1849 :
Topographie des Physikatsbezirks Eschwege von Schrei-
ber ist p. 118 auch ein Verzeichniss der Fische enthalten;
es umfasst 14 Arten.
Paul Gervais beobachtete im südlichen Frankreich
Barbus caninus Bonap. Blennius varus und eine Art Cottus
verschieden von C. gobio, dessen Kopf schmäler und weni-
ger warzig ist. D. 6—17; A. 12. (Institut 1849. p. 252.)
Ein Verzeichniss von 22 Arten von Fischen aus der
Nachbarschaft vcn Richmond , Indiana, machte Plummer
bekannt. (Boston Proc. 1848. p. 54.).
Ferd. Roemer lässt sich in dem naturwissenschaftli-
chen Anhange zu seinem „Texas" Bonn 1849. p. 458. nur
insoweit auf die Klasse der Fische ein , als er im Allgemei-
nen erwähnt, dass ein breitköpfiger Pimelodus und eine Art
Catostomus am häufigsten sind und gegessen werden. Sehr
verbreitet seien in Texas zwei Arten der Gattung Lepidosteus,
78 Troschel; Bericht über die Leistungen in der Ichthyologie
nämlich Lep. osseus Mitch. (L. bison de Kay) und Lep. fe^
rox Raf. — Bei dieser Gelegenheit wird eine Synopsis of
the fishes of North America von Stör er citirt, welche in
den Memoirs of the Academy of nat. Sc. of Philadelphia 1846
enthalten sei. Dieselbe ist leider in dem entsprechenden Jah-
resberichte nicht erwähnt, weil mir die Schriften der Aca-
demie von Philadelphia nicht zugänglich waren.
Agassiz begann in Boston Proc. 1848. p. 61 Bemer-
kungen über die Fische des Oberen See's, mit einigen Lachs-
arten; sie betreffen Saltno amethystus und S. siskiwit Ag. —
ib. p. 80. kündigte er vorläufig zwei neue Gattungen an, die eine
Percopsis nach einem Fisch, der die Fettflosse der Lachse,
die Kiefer und die Ctenoidschuppen der Barsche hat, die
zweite Rhinichthys hat eine lange Schnauze, den Mund
unterhalb, und gehört zu den Cyprinen, dahin gehören Leti^
ciscus nasutus Ayres und L, atronasus Mitch.
„Historia fisica y politica de Chile segun documentos
adquiridos en esta republica durante doce anos de residencia
en ella y publicada bajo los auspicios del supremo gobierno
por Gl a u d i 0 Gay. Zoologia." In dem zweiten Bande des der
Zoologie gewidmeten Theiles dieses schönen, mit vielen Ab-
bildungen gezierten Werkes ist ausser den bereits im vor-
jährigen Bericht und oben besprochenen Amphibien die Klasse
der Fische enthalten. Alle Arten sind in lateinischer Dia-
gnose charakterisirt, mit der wichtigsten Synonymie versehen
und dann in spanischer Sprache beschrieben. Die neuen Ar-
ten, deren Zahl nicht gering ist, sind abgebildet, ausserdem
aber auch manche andere Arten. Nach dieser Aufzählung
besitzt die Chilesische Fauna 108 Fische, nämlich 74 Acan-
thopterygier (Percoiden 15, Scorpaenoiden 3, Sciaenoiden II,
Sparoiden 1, Maeniden 3, Squamipennen 2, Scomberoiden 11,
Atherinoiden 2, Mugiloiden 4, Gobioiden 19, Pediculaten 1,
Labroiden 2 ) , 14 Malacopterygii abdominales (Siluroiden 6,
Lucioiden [Galesoxaxias Scombresox] 3, Clupoiden 5), 5 Mala-
copterygii subbrachii (Gadoiden 1 , Pleuronecten 1 , Disco-
boli 3), 4 Malacopterygii apodes , 2Lophobranchier, 2 Ple-
clognathen, 7 Knorpelfische.
Von Bleeker erhielten wir einen Beitrag zur Kennt-
niss der ichthyologischen Fauna von Sumbawa. Das Mate-
während des Jahres 1849. 79
rial dazu lieferte besonders die Sammlung von Zollinger.
Alle Fische wurden im Meere bei Bima gefangen, sie bilden
also wohl nur einen kleinen Theil der Fauna von Sumbawa.
Diese Sammlung besteht aus 47 Arten, die 35 Gattungen und
19 Familien angehören; sie sind aufgezählt. Von diesen 47
Arten gehören 21 zur Fauna von Java; 10 sind neu, die
übrigen sind zweifelhaft. Die neuen Arten sowohl, wie die
zweifelhaften , sind durch ausführliche Diagnosen kenntlich
gemacht. Wir führen unten nur die neuen Arten und eine
neue Gattung an (The Journal of the Indian Archipelago and
eastern Asia. Edited by Logan. Vol. II. Singapore 1848. p. 632.)
Auch zur Kenntniss der ichthyclogischen Fauna von
Celebes lieferte Bleeker einen wichtigen Beitrag in dem-
selben Journal of the Indian Archipelago and eastern Asia.
Vol. III. 1849. p. 65. In früheren Schriften fand er 93 Ar-
ten erwähnt, die er aufzählt; diese Zahl erhöht er durch
eine ihm von Zollinger zugegangene Sammlung auf 108,
von denen 64 auch bei Java gefunden sind. Er hält die
Fischfauna von Celebes für sehr reich, und schätzt die be-
kannten 108 Arten als etwa den achten Theil. In diesem
Aufsatz werden 4 neue Gattungen und ausserdem 8 neue
Arten gegründet ; sie sind unten näher bezeichnet.
In „Sarawak, its inhabitants and productions being no-
tes during a residence in that country with H. H. the Rajah
Brooke by Hugh Low. London 1848." ist in einem Anhanget
Animals of Borneo ein Verzeichniss von 22 Fischen enthal-
ten ; es ist fast werthlos, da meist nur Gattungsnamen darin
enthalten sind.
Das peripherische Nervensystem der Fische, anatomisch
und physiologisch untersucht von Dr. Hermann Stannius.
Mit 5 Steintafeln. Rostock 1849. 4.
Descrizione, anatomia e potere elettrico del Gimnoto
della Real Casa : Memoria di S. delle Chiaie (Rendiconto
deir Accademia Napolitana delle scienze VII. 1848. p. 208.)
Matteucci machte fortgesesetzte Beobachtungen über
die Eleclricität der Fische bekannt. (London philos. magaz.
1849, Schieiden und Froriep Notizen X. p. 289.).
Hyrtl hielt in der Wiener Academie einen Vortrag
80 Troschel; Bericht über die Leistungen in der Ichthyologie.
„lieber einige interessante Abweichungen der unteren Wir-
belbogen der Fische.« Dieselben beziehen sich auf Centro-
notus, Gunnellus, Gymnolus und Ophicephalus und Merluccius
vulgari s (Sitzungsberichte der Acad. d. Wiss. zu Wien 1849.
I. p. 79.
Er dl beschrieb das Skelet des Gymnarchus niloticus,
nebst Vergleichung mitSkeleten formverwandter Fische; dazu
eine Tafel. (Abhandl. der bayerischen Academie. Bd. V. p.
211. 1847.)
Ueber die Bewaffnung der Kiemenbogen stellte Refe-
rent in diesemArchiv 1849. Bd. 1. p. 376 Vergleichungen an.
Im 9- Bande der Novi Commentarii Academiae scien-
tiarum instituti Bononiensis 1849 findet sich p. 371 eine Ab-
handlung über Fischschuppen etc. von Alessandrini: De
intimo squamarum textura piscium, deque scutulis super co-
rio scatentibus crocodili atque armadili. Sermo habilus die
19. Decembris 1844. Dazu einige Tafeln mit Abbildungen.
Von Fischschuppen sind Cyprinus carpio und Labrax lupus
bildlich dargestellt.
On the microscopic slruclure of the scales and dermal
teeth of some Ganoid and Placoid fish. By Williamson
(Philosophical transactions of the Royal Society of London
for the year 1849. Part. IL p. 43.).
In der Naturforscher- Versammlung zu Aachen beschrieb
Duvernoy den Lungensack des Silurus Singio. Dieser Sack,
welcher seiner Function nach an die Aushöhlungen der oberen
Schlundknochen der Labyrinthfische erinnert, von Taylor
schon gekannt, liegt unter der Wirbelsäule und ist nicht un-
ähnlich den Backenlaschen beim Hamster. Er ist sehr aus-
gedehnt und empfängt eine grosse Menge von Gefässen; die
Arterie kommt von der letzten Kiemenarterie. Die Wände
desselben sind drüsig und er ist von einem von Querfasern
gebildeten Muskel umgeben. Der Sack enthält Wasser, wel-
ches vermittelst des Muskels in die Kiemen getrieben wird und
sie feucht hält, wenn das Thier sich ausserhalb des Wassers
aufhält. (AmtHcher Bericht über die Gesellschaft der Natur-
forscher und Aerzte zu Aachen 1847. Aachen 1849. p. 155.)
Hyrtl beschrieb (Sitzungsber. d. Acad. zu Wien 1849.
während des Jahres 1849. 81
I. p. 331) eine Eigenthümlichkeit der Schwimmblase bei der
Gattung Caranx. Bei C. xanthurus fand er, dass die hinteren
Verlängerungszipfel der Schwimmblase röhrenförmige Aus-
läufer in die drei ersten untern Caudalwirbeldornen senden;
die letzteren sind hohl. Einige Angaben über die Schwimm-
blase anderer Fischgattungen werden hinzugefügt.
Derselbe wies ib. II. p. 9 bei vielen Fischgattungen
die Harnblase nach, bei denen sie bisher vermisst war.
Schloesser schrieb eine Inaugural - Dissertation de
Petromyzontum et Anguillarum sexu. Dorpat 1848.
Hyrtl Iheilte der Wiener Academie seine Beobachtun-
gen über die weiblichen Sexualorgane der Fische mit, sofern
sie die Uebergänge der doppelten Ovarien in die einfachen
betreffen. Er fand, dass bei mehreren Gattungen (Auxis,
Cobitis, Mormyrus, Perca, Poecilia) , deren linksseitige Ova-
rien für einfach gehalten wurden , sich deutliche Rudimente
einer ursprünglichen Duplicität nachweisen lassen , und dass
bei anderen (Ammodytes tobianus) der scheinbar einfache
rechtsseitige Eierstock ein entschieden paariger, mit doppel-
ten Oviducten versehener ist (Sitzungsberichte der Acad. d.
Wiss. zu Wien 1849. I. p. 249).
Derselbe erörterte (ib. p. 357) die Structur des bis-
her für doppelt gehaltenen Eierstockes von Ophidium barba-
tum, und erwies die Existenz von sogenannten Peritoneal-
Canälen bei Mormyrus oxyrhynchus. Letztere kommen gleich-
zeitig mit wirklichen Oviducten vor, ein Fall, der bisher nur
bei Lepidosirea annectens bekannt war.
He ekel Beiträge zur Kenntniss der fossilen Fische
Oesterreichs. Wien 1849.
Hier wird in der Familie der Halecidae eine neue Gattung Chi-
rocentrites aufgestellt mit drei neuen Arten : Ch. Coroninii aus dem
schwarzen bituminösen Kalkschieler der Kreideformation von Goriansk
bei Görz ; gracilis aus derselben Formation ; microdon aus dem litho-
graphischen Kalkschiefer der Insel Lesina. — Ein Rückenflossenstrahl
aus einem tertiären Sande des Biharer Comitales wird für einem Pime-
lodus (P. Sadleri) angehörig gehalten. — Eine neue Gattung Sauro-
ramphus, für den Typus einer neuen Familie unter den Ganoidei
Holostei gehalten, ist auf einer neuen Art <S. Fretjeri aus dem schwar-
zen bituminösen Kalkschiefer des Trassgebirges bei Comen gegründet,
Archiv f. Naturgescli. XVI. Jahrg. 2. Bd. f
82 Tr ose hei; Bericht über die Leistungen in der Ichthyologie
AniphisUe Heinrichi aus bituminösem Mergelschiefer in Galizien. — Aus
der Familie der ülupeiden werden als neue Arten beschrieben: Melelta
sardinites aus dem grauen Mergelschiefer von Radoboy in Croatien,
M. longimana aus dem Schieferthone von Mautnitz, M. crenata aus
einem v\^eichen tertiären Sandstein der Karpathen, Clnpea Haiditigeri aus
dem Steinbruche von Margarethen. — von Scorabriden sind beschrie-
ben : Lepidopides leptospondylus aus dem bituminösen Mergelschiefer
zu Krakowiza in Galizien und L. hrevispondylus aus w^eissem dünnblät-
terigen Kalkniergel in der Gegend von Ofen. — Lepidotus sulcatus
macht den Schluss.
M'Coy legte der Philosophical society of Cambridge eine Ab-
handlung über neue fossile Fische der Kohlenformation vor. Darin wer-
den 12 neue Gattungen aufgestellt : Jsodus, Cenlrodns, Colonodus, Osteo-
plax, Eris7nacanthus, Plalycanthus, Dipriacanthus, Polyrhizodus, Glosso~
dus, Climaxodus, Chirodus, Pelrodus (Institut 1849. p. 22).
Teleostei.
Acanthopteri.
Ferca fernandeziana Guichenot bei Gay 1. c. corpore ob-
longo, rostro elongatiusculo, rolundato, oculis majusculis, dentibus ve-
lutinis, creberrimis ; dorsalis parte moUi rotundata, basi squamosa,
pectoralibus subparvis, acutiusculis , anali caudalique quadratis, corpo-
ris colore rubescente- fusco, dorsum versus saturiore , abdomine albi-
cante D. 10 ; A. 3. 10. Die Zahl der weichen Strahlen der Rücken-
flosse ist nicht angegeben. Insel Juan Fernandez.
In der Familie der Fercoiden stellten Müller und T rose hei
Hör, ichtli. p.21. eine neue Gattung Cnidon auf. Sie stimmt in der
Körperform und in dem fast völligen Mangel der Fseudobranchien mit
der Gattung Lates überein, unterscheidet sich aber von derselben durch
den völlig glatten unteren Rand der Praeoperculum's, während der hin-
tere Rand gezähnelt ist, und unten einen Stachel trägt ; die Nasenlöcher
sind entfernt von einander ; der Schulterknochen hat nur einen Stachel,
der Suborbitalknochen ist beinahe glatt. Dahin gehört eine neue Art
Cn. chinensis von Manila, U^/j Zoll lang. D. 7 — 1. 13; A. 3. 9.
Apogon melas Bleeker Journ. Ind. Archip. II. p. 635. corpore
oblongo compresso, dorso elevato, altitudine corporis 3*^2 in eius lon-
gitudine ; capite aeque longo ac corpore alto ; linea roslro-dorsali re-
ctiuscula ; pinnis dorsali secunda rotundata , caudali margine posteriore
concava; colore nigro. D. 8 — 1. 8 ; A. 2. 9. Bima.
Serranus semifasciatus Guichenot bei Gay Chile corpore elon-
gato, supra cinereo - coerulescente transverse vittis rubris fasciato ; ca-
pite lateribusque frequentibus parvulis maculis rubescentibus variega-
tis; abdomine albicante- coerulescente ; dorsali medio emarginata cau-
während des Jahres 1849. 83
dalique fuscis rubro-punclatis ; pecloralibus rufis ; ventralibus ac anali
nigrescenlibus ; oculis niediocribus , riibris. — S. pardalis Bleeker
Journ. Ind. Archip. II. p. 635. nahe verwandt mit S. faveatus Cuv. Val.,
doch verschieden durch die Zahl der Flossenstrahlen. D. 11. 18; A.
3. 9. Biraa.
Bei Gay Chile finden sich drei neue Arten Aplodactylus unter der
Autorität von Valenciennes: A. regina corpore elongato, crassiusculo,
supra rubescente, infra rosaceo-albo ; lateralibus pinnisque fuscis ma-
culis notatis, venlrali analique exceptis ; capile paululum elongato, an-
tice tumido ; linea laterali flexiuscula ; oculis pro magnis; rostro ob-
tuso, rotundato ; caudali leviter emarginala ; linibo praeoperculari et
interoperculo nudis ; squamis mediocribus. D. 15 — 1. 21; A. 3. 8.
Valparaiso. 11 Zoll. — A. vermiculatus corpore elongatiusculo , paulu-
lum alto, supra fusco griseo, infra albicante, fusco-vermiculato ; pinnis
maculis fuscis pictis; oculis satis anipiis ; squamis parvis; rostro antice
tumido; rictu mediocri ; linea laterali conspicua, recta, pinnae pro elon-
gata pectoralis. D. 15—1. 20; A. 3. 8. Valparaiso. 6 Zoll. — A.
gultatus corpore fere gracile flavescente , undique albidis vel argenteis
guttulis irrigalo ; rostro antice vix tumido ; nucha modice arcuata ; pin-
narum radiis longis , pro magnitudine corporis , linea laterali primum
flexiuscula, deinde recta. D. 15 — 1. 19 vel 20; A. 3. 7. An den Kü-
sten Chile's. 3 Zoll.
Trachinus cornulus Valenc. bei Gay Chile corpore elongato,
compresso; praeoperculo infra validis mucronibus quatuor instructo ;
Spina recurva sublonga utrinque ante oculos ; colore cinereo-obscnriore.
D. 7—25; A. 1-27. Chile. 3'J^ Zoll.
Holocenlrum leonoides Bleeker (Journ. Ind. Archip. III. p. 71.)
silberfarbig roth, ohne Binden und Flecke, ü. 11 — 1. 14; A. 3. 10.
Die Horae ichthyologicae von Müller undTroschel
enthalten p. 22. eine kleine Monographie der Pseudochro-
miden.
Diese Familie wird so charakterisirt : Beschuppte Fische mit ei-
ner langen Rückenflosse, mit Kiefer- und Gaumenzähnen, ohne Bewaff"-
nung des Kiemendeckels, mit unterbrochener Seitenlinie, und mit dop-
pelten unteren Schlundknochen. Hechelartige Schlundzähne. Sechs
Strahlen in der Kieraenhaut. Kammartige Nebenkiemen. Sie enthält
3 Gattungen : 1. Plesiops Cuv. mit drei Arten PI. nigricans Rüpp., Cir-
riptera corallicoia Kühl et v. Hasselt, PI. coeruleo-lineatus Rüpp. — 2,
Pseudochromis Rüpp. mit vier Arten l's. olivaceus Rüpp. , flavivertex
Rüpp., fuscus n. sp. braun von Celebes , adustus n. sp. oben dunkel-
rauchbraun unten gelblich von den Philippinen. Beide neue Arten sind
abgebildet. — 3, Cichlops M. T. nov. Gen. Charaktere der Gattung
Pseudochromis, nur die hecheiförmigen Zähne an den Gaumen fehlen;
84 Troschel: Bericht über die Leistungen in der Ichthyologie
der Vomer besitzt eine Reihe Zähne ; der Magen bildet einen kurzen
Blindsack, Blinddärme fehlen; einfache Schwimmblase. Die einzige
neue Art C. cyclophthalmus , deren Auge von einem schwarzen Ringe
umgeben ist, von den Sunda-Inseln, ist abgebildet.
Apistus Zollingeri ßleeker (Journ. Ind. Archip. II, p. 236.) mit
2 Suborbital- und 4 Präoperculardornen, ohne Cirren, mit kaum sichtba-
ren Schuppen , ohne freien Bruslflossenstrahl , die dornige Rückenflosse
in zwei Abtheilungen getheilt, die vordere mit 3 Dornen; überall braun
und schwarz genebelt. D. 14. 7; A. 3. 6. Bima.
Cheilodactylus Tschudii ^lüW. Trosch. Hör. ichth. p. 25. ist
aus Versehen nach alten Manuscripten hier aufgenommen, er ist von
Tschudi bereits in der Fauna peruana als Ch. cinctus beschrieben.
Polycentrus Schomburgkii Müll. Trosch. ist Hör. ichlh. p. 25.
näher beschrieben und abgebildet (vergl. den vorjährigen Bericht).
Eine neue Gattung aus der Familie der Sciaenoiden wurde zu-
erst 1844 von Bleeker Bydr. t. d. geneesk. Topograph, v. Batavia
Heterodon zonatus genannt, später aber von dem Verf. in Helerogna-
thodon xanlhopleura umgetauft. Im Journ. Ind. Archip. II. p. 636. wird
diese Gattung Heterognathodon so charakterisirt : Pinna dorsi unica;
membrana branchiostega radiisö; pinna pectoralis radiis fissis ; ossa
suborbilalia glabra; praeoperculum dentatum ; dentes maxillares supe-
riores setacei , pluriseriati , caninis anticis 4 ; inferiores antici setacei,
pluriseriati, caninis 2 curvatis , postici conici uniseriati. Hierzu wird
als neue Art H. bifascialus Bleeker von Bima beschrieben, wozu
Scolopsides caninus C. V. als fragliches Synonym citirt wird.
Von der bereits in einem früheren Bericht (dies Archiv 1848.
II. p. 205.) erwähnten neuen Sparoidengattung Boxaodon hat Gui-
chen ot bei Gay 1. c. eine weitere Beschreibung und Abbildung ge-
geben. Die Gattungsdiagnose lautet: Corpus elongatum, subrotundatum,
squamis parvis tectum ; caput aple magnum ; roslrum breve ; os mini-
mura, non protaclile ; dentes undique nulli; dorsales duae, spinis plu-
rimis liberis inter pinnas; ossa opercularia nee serrata, nee spinosa ;
oculi magni, orbiculares ; pinnae ventrales thoracicae, minutae ; aper-
tura branchiarum ampla, membrana sex radiis. Die einzige Art heisst
cyanescens. D. 8—5—10 ; A. 2. 12. Valparaiso. 5 Zoll.
Dipterygonotus ßleeker nov. Gen. (Journ. Ind. Archip. III.
p. 71.). Dentes maxillares, vomerini et palatini nulli; ossa opercularia
non dentata, operculo spina unica plana; os in tubum horizontalem
prolractile; pinnae dorsales duae distantes, non squamatae; genae squa-
matae, membrana branchiostega radiis. 7. Die Art D. leucogrammicus
hat im Habitus Aehnlichkeit mit Caesio tile, die Farbe ist blau mit drei
weissen Längsbinden; zwischen den Rückenflossen 4 freie niedrige Dor-
nen. D. 10-4—1. 9; A. 3. 10. Macassar.
Apogonoides Bleeker nov. Gen. ib. Dentes maxillares se-
während des Jahres 1849. 85
lacei, palalini et vomerini nulli ; ossa opercularia non dentata, operculo
Spina nulla ; os parum protractile ; pinnae dorsi 2 disfantes, non squa-
matae ; membrana branchiostega radiis 6, A. macassariensis. ü. 6—1.
9; A. 2. 11 Macassar.
Von der GaUung M endo soma Guichenot aus derMaeniden-
familie gilt dasselbe, wie von Boxaodon. Verf. giebt 1. c. folgende
Diagnose: Corpus oblongum , compressum, squamatum , Maenae facie ;
Caput parvum ; os protractile, apertura minima; denies plurimi conici
soluni ad apicem maxillae superioris, ad maxillam inferiorem ac vome-
rem nulli; pinnae dorsales contiguae , vel una ad basin valde emargi-
nata ; ventrales thoracicae, squamis longis, acutis destitutae ; membrana
branchiostega sex radiis. Hierher gehören drei neue Arten: M. U~
neata oben grünlich mit braunen Längslinien , Flossen bräun, nur die
Schwanzflosse schwarz gefleckt. D. 22 — 1. 24; A. 3. 18. Valparaiso.
— M. coerulescens Oberseite blau , Unterseite und die Flossen grau.
Chile. — M. fernandez'ianm oben grau, unten silberfarbig, alle Flos-
sen schwärzlich , an den Seiten deutliche braune Linien. Insel Juan
Fernandez. Alle drei Arten von gleicher Grösse, 5 Zoll.
Acharnes speciosus Müll. Trosch., der bereits in Schomburgk's
Reise (vergl. den vorjährigen Bericht) erwähnt ist, ist in den Hör.
ichth. p. 27. genauer beschrieben und abgebildet.
Brama chilensis Guichenot bei Gay 1. c. postice corpore ex-
celso , acuto ; pinnis dorsi analique apice altis ; pectoralibus longis,
acutis; maxilla inferiore ultra maxillam superiorem producta ; colore toto
gviseo, supra obscuriore ; pinnis fuscis, concoloribus. Valparaiso. 28Zon.
Scorpis chilensis Guichenot bei Gay 1. c. corpore ovato - ob-
longe; supra fusco, infra flavescente , etiam omnibus pinnis; rostro
brevi, rolundato ; fronte lato, transversaliter rotundato ; limbo prae-
operculi levissime denticulato ; dentibus maxillaribus velutinis , serie
externa fortiori, aculeiformi ; pinnis dorsali analique ante haud acutis,
caudali bifurca, lobis subaequalibus , acuminatis ; linea laterali primum
leviter arcuata, deinde recta. D. 10.27; A. 25. Insel Juan Fernandez,
9 Zoll.
Lichia albacora Guichenot bei Gay Chile: dorsi pinna ante-
riore spinis tribus instructa ; squamis parvissimis ; dentibus velutinis,
seriebus duabus dispositis; pectoralibus fere ovalibus; vertralibus lon-
gis ac acutis; dorsali secunda et anali apice acutis, caudali furcata;
supra lucido coeruleo, infra atque lateralibus argentatis ; pinnis omnibus
obscuro-viridibus. Valparaiso. 45 Zoll.
Caranx chilensis Guichenot bei Gay corpore oblongo , argen-
teo ; oculis mediocribus ; dentibus obtusis , aequalibus , distinctis, in
maxilla ulraque uniseriati , in vomere ac palatinis velutinis , minutissi-
mis; Spina reclinata ante primam dorsalem parva; linea laterali antice
deflexa, postice recta, ad caudam laminis carinatis tecla ; pectoralibus
longissimis, falcatis ; caudnli bifida, lobis aequalibus et acuminatis; pin-
86 Troschel: Bericht über die Leistungen in der Ichthyologie
nis fuscis, macula operculo nigra. U. 8 — 1. 26; A. 2. 22. Insel Juan
Fernandez. 18 Zoll. — C. pseudopterygius Bleeker (Journ. Ind. Ar-
chip. III. p. 71. oberhalb bläulich, unterhalb silberfarbig, alle Flossen
gelblich, keine schwarze Flecken. D. 1 liegender Dorn. 8—1. 32. — l;
A. 2—1. 27. Macassar. — AuchHyrtl erwähnt (Sitzungsberichle der
Acad. zu Wien I. p. 331.) gelegentlich einer neuen Art: C. himacula-
tus, die sich durch zwei schwarze Flecke am Kiemendeckel und vier
falsche Flossen hinter der Rückenflosse auszeichnet.
Caprophonus aurora Müll. Trosch. ist in den Hör. ichlh.
p. 28 ausführlicher beschrieben und abgebildet. Diese neue Gattung ist
bereits in Rob. Schomburgk's History of Barbados (vergl. den vorjäh-
rigen Bericht) von den Verfassern aufgestellt worden.
Die bereits im Jahresbericht über das Jahr 1847. p. 205. er-
wähnte Gattung S eriolella Guichenot wird bei Gay Chile folgen-
dermassen charakterisirt : Corpus oblongum , compressum , squamis te-
nuissimis tectum ; caput parvum, compressum ; dentes maxillares acuti,
compressiusculi , modice arcuati, distantes, uniseriati, vomere velutinis ;
palatum glabrum , edentulum ; praeoperculum ciliatum ; antice analem
Spinae duae liberae; pinnae dorsales duae , anterior brevis, hurailior,
aculeata, posterior protensa; ante dorsalem primam haud spina recli-
nata; ventrales thoracicae ; spuriae nullae ; linea lalerali nee carinata ;
membrana branchiostega sex radiis. S. porosa corpore oblongo, com-
presso; rostro turgido ; genis venosis ; cute corporis rugatis porosisque
confertis notala ; maxiila inferiore vix longiore; caudali emarginala ;
dorso coerulescente, lateribus et ventre griseo-argentato, pinnis griseis.
D. 8 — 1. 38; A. 2 — 1. 24. Valparaiso. 8 Zoll. — AI. violacea corpore
ovato-oblongo, compresso, rostro acutiusculo, concavo; genis haud ve-
nosis; maxiila inferiore vix longiore; cute poris destituta ; caudali qua-
drata ; colore corporis supra violaceo splendente , infra sordide argen-
tato; pinnis fuscescentibus. Valparaiso. 5 Zoll. — S. caerulea corpore
ovato, brevi, paululum alto, supra intense coeruleo ; squamis minutis-
simis; dentibus velutinis, parvulis; anali longa, subsquamala, etiam basi
dorsalis mollis ; pectoralibus acutiusculis ; ventralibus brevibns; caudali
emarginala. Insel Juan Fernandez. 4 Zoll.
Atherina bimanensis Bleeker (Journ. Ind. Archip. II. p. 637.)
corpore elongato compresso altitudine ö^A in eins longitudine ; capite
compresso 4 in longitudine corporis, fronte obliqua, oculis diametro
2^2 in longitudine capitis ; praeoperculo margine posteriore exciso ;
squamis magnis ; pinna pcctorali 5 in longitudine corporis, acuminata;
pinna dorsali prima a medio pinnas ventralis inter et analem, colore
corpore ex flavescente argenteo, guttis lateralibus pluribus nigris, se-
riatis ; pinnis flavescente, basi pinnae pectoralis Stria nigra. D. 5 — 1.7;
A. 1.9. ßima. — Ä. argyrotaeniala Bleeker ib. III. p. 72. D. 6 — 1.9.
A. 1. 10. verwandt mit A. Forskalii Rüpp. , aber durch die Form des
Kopfes und die Zahl der Aflerflossenstrahlen verschieden. Macassar.
währeiifl des Jahres 1849. 87
John Reid lieferte eine Beschreibung und Anatomie von Vo-
gmarus islandicus (Trachypterus l3ogmarus Cuv. Val.), nach einem Ex-
emplar von 5 Fiiss 4 Zoll, welches in dem Firth of Forth ans Ufer
geworfen war (Annais III. p. 456.). Auf die äussere Beschreibung des
Fisches folgt die der Eingeweide , der knorpligen aus 97 Wirbeln be-
stehenden Wirbelsäule, des Muskelsystems, und der Haut. Auf einer
beigegebenen Tafel ist ein Theil des Üarmkanals dargestellt , die übri-
gen Figuren sind bestimmt, die Structur des Skeletes zu erläutern.
Hancock und Embleton machten (ib. IV. p. 1.) einen in-
teressanten Aufsatz (Account of a Ribbon Fish (Gymnetrus) taken off the
coast of Northumberland) bekannt. Die Verf. halten die Art für G. Banksii
Cuv. Val. üas Exemplar hatte eine Länge von 12Fuss 3 Zoll, und eine
Höhe von li^/^ Zoll. Es wird genau beschrieben und auch die Ein-
geweide werden geschildert. Auf den beiden zugehörigen Tafeln ist
der Fisch nebst Eingeweiden, Blulkügelchen , und schuppenähnlichen
Körperchen der silberglänzenden Haut abgebildet.
Clinus fernandezianus Guichenot bei Gay 1. c. corpore elon-
gato, compresso ; capite convexo; tentaculis supercilii palmatis, paulu-
lura longis ; dorsali inaeqiiali, supra nucham incipiente ; anali longa,
pectoralibus caudaque rotundatis ; corporis colore griseo flavescente ;
laleribus maculis irregularibus obscure fuscis adspersis; macula nigra
albo marginata in utroque caudae; pinnis pectoralibus, dorsali, anali
caudalique fusco punctulatis. Insel Juan Fernandez.
Gobiiis chiloensis Guichenot bei Gay 1. c. corpore elongato,
capite sublongo; rostro obtuso ; oculis magnis; pinna prima triangulari,
secunda protensa ; pectoralibus latis, rotundatis; cauda leviter eniargi-
Data ; supra colore subgriseo, transverse nigricante-lineato ; infra albi-
cante, fusco-punctulato ; omnibus pinnis viridibus ; capite obscure fu-
scescente, frequentibus nigris punctulis. D. 8 — 16 ; A. 12. Insel Chi-
loe. 9 Zoll.
Aus der Gruppe Discoboli beschrieben Müller und T r o-
schel in den Horae ichlh. p. 17. die von ihnen bereits 1843
in diesem Archiv aufgestellten Gattungen näher mit den dahin
gehörigen Arten (Vergl. dies Archiv 1844. II. p. 237. und
1847. II. p. 352.)
Die Gattung Gohiesox enthält nur eine Art G. dentex Cuv. —
Die Gattung Cotylis (Chorisochismus Bris out) hat 5 Arten, näm-
lich Lepadogaster nudus B 1. Sehn.; Cot. Stamm n. sp. dunkelbraun
marraorirl. D. 8. A. 6. von Brasilien ; Cot. fimbriata n. sp. mit vielen
kleinen franzenartigen Hautläppchen am Rande des Ober- und Unter-
kiefers. D. 11 ; A. 8 — 9. aus dem indischen Ocean ; Gohiesox niarnio-
ralus Jenyns und Gohiesox poecilophthalmus Jenyns. C. nuda und
Stannii sind nebst Gebiss abgebildet. — Von der Gattung Sicyases
(Tomicodon Brisout) ist S. sanguineus von Chili abgebildet
88 Troschel: Bericht über die Leistungen in der Ichthyologie
Guichenot übergeht bei Gay 1. c. die neueren Gattungen, ob-
gleich ihm die Arbeit von Brisout de Barnevilie bekannt ist, und stellt
die ihm bekannten Arten von Chile zu Gobiesox , so G. chilensis, der
jedenfalls von unserem Sicyascs sanguineus (Tomicodon chilensis Bri-
sout) verschieden ist; D. 7 ; A. 6; grau. — G. brevirostris scheint da-
gegen unser Sicyases sanguineus zu sein.
Anacanthini.
Merlus Gayi Guichenot bei Gay I. c. dentibus maxillaribus vo-
merinisque breviusculis ; maxilla inferiore vix longiore ; pinnis pecto-
ralibus longis, ventralibus paulo brevibus ; oculis magnis, colore ver-
sus dorsum fusco-griseo, abdomine argentato. Valparaiso. 1 Fuss.
Stör er legte der Society of nat. bist, zu Boston eine neue Art
Molella, M. caudacula vor, ohne sie jedoch näher zu charakterisiren.
(Boston Proc. 1848. p. 5.)
Derselbe beschrieb in den Boston Proc. 1847. p. 242. eine
neue Art Plalessa quadrocellata von Provincetown. Der Körper ist
länglich, die Farbe grau, braun gefleckt, auch an den Flossen, unter
der Rückenflosse und über der Afterflosse liegen zv\'ei grosse, fast
schwarze Augenflecke, umgeben von einem nelkenfarbigen (pinkish)
Hof, am Grunde der Schwanzflosse sind zwei ähnliche kleinere Augen-
flecke. 16 Zoll. D. 86; A. 76.
Pharyngognathi-
Scarus sumbawensis Bleeker (Journ. Ind. Archip. II. p. 638)
D. 9. 4; A. 3. 10. Kiefer rosenfarbig, leicht crenulirt, ohne Zahn am
Mundwinkel ; grün mit rothen Schuppenrändern , ohne Binden ; Brust -
und Bauchflossen orange, Rücken - und Afterflosse röthlich, violett ge-
Fandet, Schwanzflosse violett. Bima.
Aus der Rüppell'schen Gattung Pristotis beschreibt Bleeker
(Journ. Ind. Archip. II. p. 637.) zwei neue Arten: F. violascens D. 13.
11 ; A. 2. 11. violett mit schwarzem Fleck an der Brustflossen-Basis;
P. trifasciatus. D. 13. 10; A. 2. 12. der erste Brustflossenstrahl in
einen Faden ausgezogen ; grünlich mit drei senkrechten schwarzen
Binden. Beide von Bima.
Physostomi,
In den Horae ichthyologicae von Müller und Troschel Heft
in. p. 1. wird die Gattung Callophtjsus charakterisirt (vergl. dies
Archiv 1843. I. p. 318.)
Von der Gattung Pimelodus sind ib. p. 2. acht neue Arten be-
schrieben, nämlich F. Sellonis von Brasilien, P. Stegelichii ^von Suri-
nam, F. Deppei von den Sandwich-Inseln , P. lateristrigus von Brasi-
lien, P. musculus aus Amerika von Bloch mit Silurus erythropterns
verwechselt; P. cristalus , foina und eqties aus Guiana sind bereits in
während des Jahres 1849. 89
Rieh. Schomburgk's Reisen in Guiana III. p. 628. aufgeführt , ebenso
P. Stegelichii.
Die Gattung Bagrus ist in den Hör. ichth. von uns in weiterem
Sinne gefasst, als von Agassiz und Valenciennes , weil die Charaktere
unmerkllich in einanander übergehen. Es sind folgende Untergattung
gen unterschieden : 1. Bagrus s. slr. Die Gaumenzähne bilden eine
zusammenhängende gebogene Binde; aus dieser Abtheilung zwei neue
Arten B. ramentosus aus Amerika und ß. coelestinm aus Guiana schon
bei Schomburgk Reisen III. p. 627. angeführt. - 2. Platystoma Agass.
der Vorderkopf verlängert und deprimirt, die Binde der Gaumenzähntj
auf Gaumen und Vomer in Stücke getheilt. - 3. Galeichthys Val,
Kopf abgerundet , der erste Strahl der Rückenflosse in einen platten
Faden verlängert; die Gaumenzähne in einer schmalen Binde auf Vo-
mer und Gaumenbeinen durch schmale Zwischenräume in vier Abthei-
lungen getheilt (Galeichthys feliceps Val. ist zu Bagrus 9. slr. gezo-
gen). —. ^. Sciades MüW. Trosch. Die Gaumenzähne bilden eine
quere Binde, ausserdem weiter nach hinten zwei Haufen. Dahin Sc.
emphyseliis aus Surinam und Guiana (Schomb. 1. c.) und Sc. pictus mit
sehr hoher Rückenflosse, ist abgebildet. — 5. Ariodes Müller
T rose hei. Die Gaumenzähne bilden zwei voneinander getrennte
Haufen ; zuweilen viel weiter nach hinten jederseits noch ein Haufen.
Zwei neue Arten A. arenarius aus China und A. Meyenii. — 6. Arius
Müll. Trosch. Arius Val. zum Theil. Die pflasterartigen Gaumenzähne
bilden zwei grosse einander genäherte Längsplatten, welche vorn zu-
weilen zusammenfliessen. —7. Eutropius Müll. Trosch. Am Gau-
men und Vomer eine zusammenhängende Binde von Zähnen, Kopf klein^
Kacken hoch und der Körper schon hinter dem Kopfe nach oben hin
seillich comprimirt, Schwanz lang und hoch, stark comprimirt mit sehr
langer Afterflosse, Fettflosse sehr klein (Bagrus schilboides Val. und Ver-
v/andte).
Die Gattung Euanemus und deren Art E. colymhetes Müll.
Trosch. (dies Archiv 1843. II. p. 109.) wurde in den Horae ichthyol.
p. 11. näher beschrieben und abgebildet.
Ebenda wurde bemerkt, dass Auchenipterus furcatus Val. identisch
sei mit Silurus nodosus Bloch , und dass demnach Arius nodosus Val.
als Art zu streichen sei.
Ein kleiner Fisch aus Assam gab ebenda p. 12. Gelegenheit zur
Aufstellung einer neuen Gattung : E r ethistes Müll. Trosch. Enge
Kiemenspallen; Kopf gross, breit, vorn spitz, rauh; ausser dem Hinter-
hauplsfortsatz jederseits noch ein ähnlicher; der Schultergürtel hat über
und unter der Brustflosse einen langen knöchernen Fortsatz; Maul
klein; hecheiförmige Zähne im Ober- und Unterkiefer; keine am Gau-
men ; der erste Strahl der Rücken - und Brustflossen ein bewafl'neter
Dorn; Rückenflosse über den ßauchtlossen, ausserdem eine Feltflosse;
Afterflosse klein. E. pusillus 1 Zoll 10 Lin. lang ist abgebildet.
90 Troschel: Bericht über die Leistungen in der Ichthyologie
Trichomycterus inermis Guichenot bei Gay 1. c. corpore elon-
galo, flavescente, maculis fuscis consperso; rostro rotundato, cirris longis,
nasalibus exceptis ; oculis subparvis ; dentibus conicis, parvis acutisque;
dorsaii sub medio dorsi sita; operculum spiiiis nuUis , pinnis Omnibus
rolundalis; labiis tenuibus. D. 9. A. 9. Chile. 11 Zoll.
Ayres gab Aiifschliiss über einen bisher dunklen Punkt
in def Anatomie der Gattung Leuciscus. Hier sind die
Schlundknochen mit starken Zähnen bewaffnet , die durch
kräftige Muskeln einander genähert werden, um die Nahrung
vor ihrem Eintritt in den Magen zu kauen. Lange hat Ayres
vergebens nach einem Ansatzpunkt für die kleinen Muskeln
gesucht , die diese Knochen wieder von einander trennen.
Endlich hat er entdeckt, dass dies ein Paar äusserst kleiner
nadeiförmiger Knochen seien , die senkrecht an den kleinen
Knochen, welche die Kiemenbogen verbinden, articulirt sind.
Die Spannung wird an diesen zarten Knochen durch zwei
kleine Ligamente unterstützt , die sich von ihren Enden an
der den Muskeln entgegengesetzten Seite an die Munddecke,
wie die Taue (backstays) an einem Mast, ausspannen. Die
Untersuchung wurde an L. pulchellus angestellt. (Boston Proc.
1848. p. 46). — Derselbe bemerkte in derselben Zeitschrift
p. 87., dass in der Gattung Catostomus dieselben Muskeln im
Schlünde vorhanden sind, wie bei Leuciscus, dass aber ihre
Insertion verschieden sei; sie inseriren direct an dem zwei-
ten Kiemenbogen; die nadelähnlichen Knochen sind nicht
vorhanden.
Wie bereits im Eingange dieses Berichtes erwähnt ist,
enthält der 22. Band der Histoire naturelle des poissons par
Cuvier et Valenciennes als einen Theil der Lachsfami-
lie die Characinen. Verf. hat hierin vielfach die von Müller
und Troschel herausgegebenen Horae ichthyologicae Heft 1
und 2. 1845 besprochen, und die Zahl der Gattungen und
Arten vermehrt. Folgende Bemerkungen mögen hier ihre
Stelle finden.
Für die Spix'sche Gattung Anodus will Verf. den Guvier'schen
Namen Curimatus herstellen , obgleich Cuvier diesen Kamen in viel
weiterem Sinne anwendete. Den Anodus Gilberti Quoy, den wir in den
während des Jahres 1849. 91
Hör. ichlh. als fragliches Synonym zu unserem A. alburnus zogen, hält
Verf. nach den Originalexemplaren für specifisch verschieden. A. eden-
tulus wird zu cyprinoides gezogen. Cur, amazonura und taeniurus sind
der Gattung Prochilodus angehörig. C. laiicejjs ist eine neue Art von
der grossen Lagune von Rlaracaibo. — Die Galtung Leporinus besteht
aus 10 Arten , indem Verf. seinen Curimalus obtusidens als verschieden
von acutidens (Frederici) behauptet , und als neue Arten Leschenaulli,
villatus, pachyurus , elongatus aufstellt; auch wird der Anostonuis des
Gronovius als Lep. anostomvs hierher gezogen.
Unsere Gunungcn Epicyrtus und E xodon werden unbegreif-
licher Weise und durch einen Irrthum vereinigt; Verf. beschreibt die
Zähne seines Ep. gibbosiis so, dass die Verniuthung nahe liegt, er habe
gar keinen E. gibbosus , sondern eine neue Art Exodon vor sich ge«
habt; wogegen er unsern E. gibbosus zu einer neuen Gattung Cyno"
polamus als C. gibbosus stellt.
Die Gattung Parodon ist neu, im Oberkiefer stehen die Zähne
beweglich an der Lippe und sind am Rande gezähnelt, der Unterkie-
fer trägt nur seitlich Zähne. Eine Art P. suborbitale von Maracaibo.
Der Verf. begehl eine Inconsequenz , indem er den Salminus
brevidens Ag. (Hydrocyon brevidens Cuv.) in S. Cuvieri nur aus dem
Grunde umtauft, weil der Name nicht unterscheidend sei , während er
ähnliche Gründe bei Anderen nicht anerkennt ; ich erinnere nur an
Anodus, welcher Gattung er den Cuvier'schen Namen Curimatus erhal-
ten will. S. maxillosus, Hilarii und Orbignyanus (Hydrocyon brevidens
Val. apud d'Orb.) werden als neue Arten beschrieben.
Die Gattung Pacu Spix, für die der Name Prochilo dus Agas-
siz, ebenfalls inconsequent, angewendet wird (man denke an Arapaima
Müll., für die er den Cuvier'schen Namen Vastres herstellen will; vgl.
dies Archiv 1847. IL p. 362), wird reich an Arten, indem Cur. amazo-
num unter dem Namen Pr. Humboldti und taeniurus dahin gezogen
werden, und durch Hinzufügung neuer Arten: costalus, dobulinus , brama
und reticulatus.
In der Gattung Citharinus will Verf. C. latus nicht für verschie-
den von GeofTroyi anerkennen. Viel schlimmer noch ist die Herbeizie-
hung von unserem Chilodus punctatus in diese Gattung, die doch wahr-
lich verschieden genug ist.
Die Gattungen Piabuca Cuv. und Schizodon Agass. werden ver-
einigt, was sich ebensowenig rechtfertigen lässt; eine neue Art P. vit-
lata gehört in die Gattung Schizodon.
In der Gattung Hemiodus stellte Valenciennes eine neue Art H.
nolalus auf, an deren Verschiedenheil von unserem H. unimaculatus er
jedoch selbst zweifelt; ich kann jetzt unsere Originalexemplare nicht
mit der Valeiiciennes'schen Abbildung vergleichen , bin aber von der
üebercinstiiiimiing überzeugt.
92 Troschel: Bericht über die Leistungen in der Ichthyologie
Die Zahl der Arten der GaUung Tetragonopterus steigt hier auf
20, indem "Verf. Iheils die von uns als synonym angesehenen Fische
der verschiedenen Autoren zu eigenen Arten erhebt, theils neue hin-
zufügt.
Bry cinus ist eine neue Galtung aus dem Nil, den Tetragono-
pterus entsprechend , der Körper ist langslreckig , die Zähne ähnlich
wie bei Tetragonopterus, doch sind die beiden Reihen des Zvvischen-
kiefers weiter von einander entfernt; Rücken- und Afterflosse sind
hoch. Einzige Art: B. macrolepidotus.
Eine andere neue Gattung erhält den Namen Piabucina , sie
hat einen langstreckigen Körper, Zähne wie Tetragonopterus, jedoch
oben nur eine, unten zwei Reihen. Die Art P. erylhrinoides stammt
aus den Flüssen von Maracaibo. Gasteropelecus bleibt unverändert,
ebenso Distichodus.
In der Gattung Alestes erklärt Verf. den Myletes Allenii Bennett
für identisch mit A. nurse, und fügt eine neue Art A. sethenle aus dem
Senegal hinzu.
In der Gattung Myletes erklärt Verf. den M. aureus Agass. für
identisch mit M. duriventris Cuv. Die Verrauthung, dass unser M. la-
tus mit M. rhomboidalis identisch sei, scheint um so weniger gerecht-
fertigt, als nach Rüppell's Älittheilung M. rhomboidalis Cuv. ein echter
Myleus sein soll (vergl. Horae ichth. Heft HI. Berichtigungen) ; frei-
lich entsteht hierbei die Frage, wer den echten M. rhomboidalis un-
tersucht hat, da Valenciennes auch keine üriginalexemplare besessen
zu haben scheint. Als neue Arten werden beschrieben M. acanthoga-
ster, lobaius, Palometa (nur Vermuthungen über den Palometa Hum-
boldt's), divaricalus, Orbignyamts, luna, doidyxodon.
In der Nähe von der Gattung Myleus, die unverändert angenom-
men wird, gründet Valenciennes zwei neue Gattungen : Tom et es zwei
Zahnreihen im Zwischenkiefer, die der äusseren meisselförmig, in der
innern sind die mittleren abgestutzt, die seitlichen schneidend; im Un-
terkiefer hinter der vorderen Reihe zwei kleine scharfe Zähne. Die
Arten trilobalus, unüobatus und altipinnis sind sämmtlich neu. — M y-
lesinus Schneidezähne in zwei Reihen mit breiter Krone und einem
Einschnitt jederseits, dicht hinter dem Raum zwischen den beiden Mit-
telzähnen stehn zwei abgestutzte Zähne; keine Zähne hinter der Zäh-
nen des Unterkiefers. M. Schomburgkii ist eine neue Art. Mir schei-
nen beide Gattungen nicht hinreichend , die erstere von Myletes , die
letztere von Myleus unterschieden.
Unsere Gattung Brycon wird in Chalceus Cuv. umgetauft, und
unsere Galtung Chalceus wird Chalcimis genannt, ein herrliches Mit-
tel um Verwirrung anzurichten! In der Gattung Brycon (Chalceus Val.)
sind neue Arten ararapeera, Orbignyanus, rodopterus , carpophaga; der
amazonicus Spix wird zu opalinus Cuv. gezogen, und unser amazoni-
während des Jahres 1849. 93
cus wegen des schwarzen Fleckes an der Schwanzflosse zu einer neuen
Art Hilarii gemacht. Darüber lässt sich schwer entscheiden. In diese
Gattung verweiset Verf. auch eine Art aus dem INil den Myieles guile
Joannis, als Ch. guile, den wir für identisch mit Alesles nurse gehalten
hatten. Die Gattung Chaiceus (^C halcinus Val.) wird durch zwei
neue Arten Ch. brachipomus und auritus bereichert.
Der Galtung Serrasalmo (Verf. schreibt S errasalmus) werden
humeralis und caribe als neue Arten hinzugefügt ; auch S. marginatus Val.
wird als eigene Art behauptet. In der Gattung Pygocentrus wird P.
Palometa als neue Art angeführt, ebenso in der Gattung Pygoprislis :
P. serrulatus. Die Gattung Catoprion bleibt unverändert.
Von Hydrocyon wird eine neue Gattung C yn op otamus durch
zwei Reihen spitzer Zähne im Zwischenkiefer unterschieden, der Gau-
men ist ebenfalls zahnlos ; dahin Hydrocyon argenteus und humeralis
Val., die uns nur aus der Abbildung bekannt waren , und eine neue
Art C. gibbosns , in der ich unsern Epicyrtus gibbosus erkenne ; bei
einem Exemplare des Eonner Museums finde ich in der That zwei Rei-
hen Zähne im Zwischenkiefer, die Berliner Exemplare kann ich nicht
vergleichen. Unsere Gattung Hydrolycus wird mit Raphiodon Agass.
vereinigt, weil auch die letztere Gaumenzähne besitze; ich lasse
es dahingestellt, ob die übrigen DifiTerenzen nicht geeignet sein möch-
ten, die Trennung zu rechtfertigen , zumal wir die Arten der Gattung
Raphiodon nicht aus eigener Ansicht kennen. Der Name Cynodon Spix
wird hergestellt, trotzdem er bereits bei den Pflanzen vergeben ist.
Auch der Käme Xiphorhynchus Ag. wird statt unseres Xiphoramphus
wieder hergestellt , obgleich er bereits in der Ornithologie verwendet
ist; wie weit soll das gehen? Unser X. pericoptes wird für identisch
mit hepsetus erklärt.
Agoniales bleibt unverändert ; Xiphostoma wird durch 3 Arten
ocellalum, maculatum und hujeta bereichert.
Diesen Gattungen reiht sich unmittelbar die Gattung SalanxCuv.,
in welche auch Leucosoma Reevesii Gray als zweite Art gehört, an.
In einem folgenden Kapitel werden dann die Gattungen Gono-
stoma Raf., Chauliodus ßl. , Argyropelecus Cocco, Sternoptyx Herrn.,
üdontostoma Cocco, Scopelus Cuv. abgehandelt, — ferner in einem
folgenden Kapitel die Galtung Saurus Cuv., von der eine neue Gattung
Saurida abgetrennt wird, weil sich an den Gaumenbeinen eine dop-
pelte Zahnreihe findet ; auch sind die inneren Strahlen der Bauchflos-
sen nicht so verlängert, wie bei Saurus ; dahin 2 Arten Salmo tombil
Bloch und Denlex nebulosus Solander,
Farionella ist eine neueGatlung, die äusserliche Aehnlichkeit
mit trutta hat, doch mehr an Saurus sich anschliesst. Der Zwischen-
kiefer bildet den ganzen Mundrand, der sehr kleine Oberkiefer ist ganz
dahinter verborgen und ist ohne Zähne, die Zähne im Zwischenkiefer,
94 Troschel: Bericht über die Leistungen in der Ichthyologie
Unterkiefer und Gaumen in einer Reihe, auch auf der Zunge steht
jederseits eine ähnliche Reihe. Die Art F. Gayi lebt in Brasilien. —
Die Galtung Aulopus erhielt von Valenciennes eine neue Art ^.
Milesii, auch die Gattung Chlorophlhalmus Bonap. wird als A. Agasshi
hieher gezogen. — Den Beschluss des Bandes macht die Gattung Ale-
pisaurus Lowe mit einer neuen Art A. amreus.
St an nius zeigte der Versammlung der Naturforscher
zu Aachen bei einem Salme, wie der für einfach angesehene
Ductus choledochus aus zwei Gängen bestehe, von denen
der eine der Gallengang , der andere der Ductus pancreati-
cus. (Amtlicher Bericht ct. Aachen 1849. p. 163.)
Martins zeigte der societe philomatique de Paris an,
dass Haxo ihm brieflich mitgetheilt , wie die Vermehrung
von Salmo trutta durch künstliche Befruchtung den besten
Erfolg gehabt habe (Institut 1849. p. 77).
Ayres stellte (Boston Proc, 1848. p. 69.) eine neue Gattung
Malacosteus auf, nach einem Fisch, der südlich von der grossen
Bank von Neu-Fundland gefangen wurde , und Aehnlichkeit mit Sco-
pelus haben soll; die Art heisst M. niger. Sein Kopf nimmt den vier-
ten Theil der ganzen Länge ein ; Mund und Kiemenspalten sind unge-
heuer gross; lange scharfe Zähne im Unterkiefer; kleine Flossen;
keine Schuppen ; ein eigenthümlicher Fleck an der Wange unter dem
Auge, grosse Weichheit der Gräten; keine Kiemenstrahlen (?) ; nur
ein Rudiment von Schulterknochen. Die vollständige Abhandlung im
Journal of the Boston Soc. nat. hist. Vol. VI. no. I. ist dem Ref. un-
bekannt.
Bleeker bereicherte die Clupeenfamilie durch mehrere
neue Arten und eine neue Gattung (Journ. Ind. Archip. III.
p. 72) :
Clupea macassariensis corpore elongato conipresso , allitudine 7
in eins longitudine, capite acute 4% in corporis longitudine; ore an-
tico edentulo; squamis magnis ; linea laterali recta ; ventrepaulum ca-
rinato; pinna dorsali medio dorso posita; colore dorso coeruleo, late-
ribus et ventre argenteo, basi caudae striis 4 coeruleis longiludinalibus.
D. 2. 9 ; A. 1. 8. — C. argyrotaeniata corpore elongato conipresso,
altitudine 7 in eins longitudine; capite acuto 5 in corporis longitu-
dine; ore antico edentulo; squamis magnis; linea laterali inconspicua ;
ventre paulum carinato; pinna dorsali medio corpore posila ; colore ex
flavescente hyalino, vilta laterali nitente argentea lata, D. 1. 9; A. 1.
12. vel 1. 13. — C. gibbosa corpore elongato conipresso 4'/2 in eins
longitudine, dorso medio in gibbam elevalo ; capite 5 in longitudine
wählend des Jahres 1849. 95
corporis ; ore antico edentulo , venire valde car-'nalo serralo ; pinnis,
dorsali poslice in anteriore corporis parte sita, subquadrata radio pen-
ultimo paulum longiore ; ventralibus analique parvis; squamis medio-
cribus striatis; linea laterali conspicua; colore corporis dorso coeruleo,
lateribus venlreque flavescente argenteo , pinnis flavicante. D. 2. 15;
A. 1. 20.
Amhltj gaster nov. gen. Ossa intermaxiilaria parva, maxiU
laria os maxima parte constituentia ; corpus elongatum compressum,
venire obluso rotundalo non serrato ; denies nulli ; capul supra nudum ;
oculi niembrana seniitecti ; genae venosae ; inembrana branchiostega
radiis 5. A. clupeoides Rücken blau , Seiten und Bauch gelblich sil-
berfarbig, Schnauze schvi'arz , Flossen gelblich, die vorderen Strahlen
der Brustflossen hinten braun, ü. 3. 15; A. 1. 16 vel 1. 17.
Engraulis Zollingeri Rückenflosse zwischen Bauch - und After-
flosse ; Farbe grün (colore viridi-^hyalino) mit breiter silberner Längs-
binde, Flossen gelblich. D. 2. 11; Ä. 17.
Storer stellte zwei neue Arten der Gattung Alosa auf (Boston
Proc. 1847. p. 242), beide von Provincetown : A. cijanonoton oben bläu-
lich, an den Seiten und an den Kiemendeckeln kupfrig, unterhalb sil-
berfarbig, ein grosser schwarzer Fleck an der Schulter. 10 Zoll. D.
17; A. 17. — A. lineata Seiten silberfarbig mit 6 — 8 undeutlichen
bläulichen Längslinien, Brust - und Schwanzflossen dunkelbraun, After-
und Bauchflossen fast weiss, Unterkiefer vorstehend. 15 Zoll. ü. 17;
A. 20. — Bei Bleeker (Journ. Ind. Archip. IL p. 638.) findet sich
ebenfalls eine neue Art dieser Gattung A. brems corpore oblonge, com-
presso; altiludine 3 fere in eius longitudine; capite 4 in longitudine
corporis, ore edentulo; maxilla superiore inferiore longiore; oculo
diaraetro 3 in capitis longiludine, dorso venlreque convexis, venire cul-
trato Spinoso, pinna caudali non squamosa , profunde excisa , colore
dorso coeruleo, lateribus venlreque flavescenle argenteo, pinnis flavo.
D. 1. 17; A. 1. 17? Bima.
Kölliker beschrieb die electrischen Organe des
Mormyrus longipinnis, die zuerst von Rü p p e 1 1 entdeckt, dann
von Gemminger und Er dl (Münchener gelehrte Anz. 1846.
p. 405.) für electrische Organe erklärt waren, und erläuterte
die Beschreibung durch Abbildungen (Zweiter Bericht von
der zootoinischen Anstalt zu Würzburg. Leipzig 1849. p. 9).
Diese Organe liegen zu den Seiten des Schwanzes und zer-
fallen jederseits in ein oberes und unteres Organ. Jedes
stellt eine längliche Kapsel dar , welche durch viele quere
Seitenwände in Fächer gelheilt wird, und lässt sich daher
9Ö Troschel: Bericht über die Leistungen in der Ichthyologie
mit einer einzigen horizontal liegenden Säule des electrischen
Apparates des Zitterrochens vergleichen.
Conger chilensis Guichenol bei Gay 1. c. corpore brevi, po-
slice valde attcnuato, rubro, fusco niarmoralo, capite eiongalo, denti-
bus acutis, conicis, siiperioribus recurviuscuh's ; pinna dorsi fere supra
medium pecloraiium capiente, caudali acuta, pinnis capiteque plus rai-
nusve fuscis, abdomine pallide rubro. 2 Fuss.
Einen neuen \a\ Muraena macrocephala bildete Rapp ab (Wür-
tembergische Jahreshefte. Jahrg. IV. p. 142. Taf. 2. 1848.) Leib schlan-
genförmig, Kiefer abgestumpft, Unterkiefer länger; alle Zähne von glei-
cher Länge ; auf jeder Seite des Oberkiefers ein kurzer Fülilfaden ; das
vordere Nasenlocli viel kleiner als das hintere; Kopf sehr dick. Die
Rückenflosse beginnt über dem Anfang der Afterflosse; Rücken-,
Schwanz- und Afterflosse zusammenfliessend. KiemenöfTnuug vor der
Brustflosse. Unter der überhaut liegen sehr schmale und lange Schup-
pen in Zickzacklinien. Seitenlinie am Schwanz deutlich. Gleichför-
mig lebhaft dunkelbraun, an der untern Seite heller. 28 Zoll. Katal.
Muraenophis appendiculata Guichenot bei Gay 1. c. pinna
caudalis lata, truncata quadrataque ; appendicibus subtus quam subinae-
qualibus duabus ; colore corporis fusco-obscuro. 1 Fuss. M. porphy-
reus ib. maxillarum dentibus parvis, acutis, haud curvatis, biseriatis, ad
palatum una caeteris validiere, rostro prominente, corpore elongato,
flavescente, rufo-niarmorato. 3 Fuss.
Müller und Troschel charakterisirten in den Horae ichth. IlL
p. 13. die Galtungen der Familie der Gymnotinen näher (vergl. den
vorjährigen Bericht) , und fügten ihrer Gattung Sternopygus eine fer-
nere neue Art St. tumifrons aus Südamerika hinzu ; sie ist einfarbig,
der Unterkiefer ist länger als der Oberkiefer. 8 Zoll. — Sternarchus
oxyrhynchus ist ib. abgebildet.
Plectognathi.
Observations sur l'osteologie du poisson appele Triodon
macroptere parCamille Dar est e (Annales des sc. nal. XII.
p. 68.) enthält eine Beschreibung des Skeletes dieses sehr
seltenen, von Reinwardt entdeckten und von Lesson und Gar-
not in derVoyage de la Coquille kurz beschriebenen Fisches.
Besonders ist auf die Abweichungen von Diodon und Tetro-
don hingewiesen. Verf. sagt ani Schluss : „Obgleich Triodon
grosse Analogien mit den Gymnodonten zeigt, so entfernt er
sich doch durch ziemlich scharfe Charaktere, und man möchte
vielleicht gezwungen werden bei gründlicherer Kenntniss, ihn
während des Jahres 1849. 97
ZU einer besonderen Gruppe zu erheben. Er stimmt mit den
Gymnodonlen in dem knöchernen Kopf, in dem Zungenbein
und Kiemenapparat, den vorderen Gliedmassen und in der
Beschaffenheit der Kiefer überein, er entfernt sich von ihnen
durch die Bildung der Wirbelsäule, das Vorhandensein sehr
entwickelter Rippen und die Gegenwart eines beweglichen
Knochens zum Heben und Senken der Wamme.««
Tetraodon papua Bleeker (Ican Papoea djanlan. Valentyn Ind.
Amb. III. p. 249.) ist Journ. Ind. Archip. II. p. 638. charaklerisirt.
Parlby schilderte den Fang eines Orthagoriscus mola von 6
Fuss 3 Zoll Länge an der Chesil-Bank , Dorselshire. (Proc. zool. soc.
Jan. 1849).
Batistes melanopleura Bleeker (Journ. Ind. Arch. III. p. 73) am
Schwanz drei Reihen Stacheln, oberhalb grün, unterhalb gelb mit drei
blauen Binden von den Brustflossen zur Stirn, und einem grossen schwar-
zen Fleck über dem After; Flossen rosenrölhlich gelb, Rücken- und
Afterflosse am Grunde violett mit 2 blauen Längsbinden. D. 3 — 3. 23;
A. 2. 21. (Valentyn Ind. Amb. III. p. 400. fig. 173.) Macassar.
Eine neue Gattung Po gonognathus stellte Bleeker (Journ.
Ind. Archip. III. p. 73.) mit folgenden Charakteren auf: Corpus elon-
galum valde compressum , villosiusculum ; pinnae dorsalis primae loco
filum osseum tenue unicum ; ossa pelvis sub cute occulta ; maxilla in-
ferior cirro carnoso unico magno; dentes in singulis maxillis 4 acuti ;
mas pelvi producta. Die Art, welche Veranlassung zur Aufstellung die-
ser Gattung gegeben hat, ist P. barbatus (Aluthera barbala S. iMüll.);
Verf. ist ungewiss, in welcher Beziehung Aluteres cryptacanthus Cuv.
(Renard II. part. p. 1. 2. fig. 284) und Anacanthus barbatus Gray Ind.
Zool. Vol. I. tab. 84. fig. 2. zu seiner Art stehen.
Oslracion Valentini Bleeker (Ikan Peli, Valentyn. Ind. Amb. III.
fig. 36.) ist Journ. Ind. Archip. II. p. 639. aufgestellt.
Granoiflei.
Sodoffski hielt im naturforschenden Verein zu Riga
(Correspondenzblatt desselben 1849. p. 41.) einen Vortrag über
die Störgattungen des caspischen und schwarzen Meeres.
Es werden vier Arten beschrieben und abgebildet : A. huso,
slurio, stellatus, ruthenus. Daran schliesst sich eine Schil-
derung der Störjagd auf dem Uralflusse.
Selachil.
ScylUum chilense Guichenot bei Gay 1. c. Omnibus pinnis ro-
Archlv f. Naturgesch. XVI Jahrg. 2. Bd. Q
98 Troschel: Bericht über die Leistungen u. s. w.
tundatis, caudali emarginata, colore corporis griseo-fusco, maculis nigris
obscurius punclato. 2 Fuss lang.
Spinax fernandezianus Guichenot bei Gay 1. c. corpore te-
reli, parte superiore griseo-cinerea, inferiore albicante, pinnis omnibus
subcinereis, hierzu werden als fragliche Synonyme Squalus fernandinus
Molina und Squale aeguillat Lacep. gezogen.
Stör er erkannte den Hammerfisch von Frovincetown als eine
neue Art Zygaena subarcuata , Kopf noch einmal so breit wie lang,
vorn convex, hinten concav; die Entfernung der Schnauze von der er-
sten Rückenflosse gleicht dem vierten Theil der ganzen Länge. 2 Fuss
lang. (Boston Proc. 1848. p. 70.).
Derselbe gründete ib. p. 71. auch eine neue Art Carcharias
Atwoodi von Frovincetown; oben bleigrau, unten weiss, Körper vor
den Bauchflossen sehr kurz , Brustflossen gross , Afterflosse hinter der
zweiten Rückenflosse, Zähne oben und unten gross , dreieckig, gesägt,
die des Unterkiefers kleiner, etwa 24 Zähne in jeder Reihe.
Raja chilensis Guichenot bei Gay 1. c. rostro subelongato,
acuto, aculeis versus anguloruni pinnarum pectoralium in maribus sim-
pliceque eorum serie in cauda , pectoralibus angulosis , corporis colore
fusco-rubescente.
Ein grosser Roche von 19 Fuss Breite, mit zwei Reihen Zähne
im Munde wurde im Golf von Californien gefangen, und ihm vonNew-
man der Name B rachioplilon Hatniltoni beigelegt. Eine nähere
zoologische Beschreibung muss abgewartet werden. (The zoologist. No.
74. 1849; daraus in Schieiden und Froriep's Notizen IX. p. 328.).
Torpedo chilensis Guichenot bei Gay 1. c. corpore omnino ro-
tundato, fusco-nigricante.
Cyclostoini.
Quatrefag-es theilte der Soc. philomatique de Paris
die Resultate seiner anatomischen Untersuchungen an Ammo-
coetes branchialis mit, diese beziehen sich vorzüglich auf das
lückenhafte Circulationssystem (Institut 1849. p. 220.).
Bericht über die lieistung^en im Oebiete der
maturg^eschichte der Mollusken während
des Jaiires M$49.
Vom
Heransg-eber«
In der interessanten Schrift von R. Leuckart: „lieber
die Morphologie und die Verwandtschaftsverhältnisse der wir-
bellosen Thiere , Braunschweig 1848. S.^ ist auch den Mol-
lusken ein Abschnitt gewidmet. Am Schluss spricht Verf.
seine Ansicht über das System der Mollusken dahin aus, dass
er 4 Klassen annimmt: 1. Tunicata mit den Ordnungen 1)
Ascidiae, 2) Salpae. II. Acephala mit den Ordnungen 3)
Lamellibranchiata, 4) Brachiopoda. III. Gasteropoda mit den
Ordnungen 5) Heterobranchiata (in der die Hypobranchiata,
Pomatobranchiata und Pteropoda vereinigt sindj, 6) Dermato-
branchiata (Gymnobranchiata und Phlebenterata), 7) Pulmo-
nata, 8) Heteropoda, 9) Clenobranchiata, 10) Cyclobranchiata,
(die Aspidobranchiata will Verf. aullösen, indem er Halyotis
zu den Ctenobranchiaten, Fissurella und Emarginula vielleicht
zu den Pomatobranchiaten bringen will, welche Trennung je-
doch gewiss unstatthaft ist; Ref. vereinigt sie mitTrochoiden
und Neriten zu einer eigenen Ordnung Rhipidoglossata. lie-
ber die Stellung der Cirribranchiaten und Tubulibranchiaten
spricht sich Verf. unbestimmt aus). IV. Cephalopoda.
In F. J. C. Mayer's „System des Thier- Reiches oder
Eintheilung der Thiere nach einem Princip" (Verhandl. des
100 Troschel: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
nat. Vereins d. Preiiss. Rlieinlande 1849. p. 205.) wird das
was man sonst unter Mollusken versteht, zweien Klassen ein-
verleibt.
Die 7te Klasse nämlich heisst S tomalom elea Mundglieder-
thiere und enthält vier Ordnungen: 1. Cotyleopoda Napffüsser (Argo-
nauta, Octopus , Eledone , Loligo , Onycholeulhis , Sepia, Spirula). 2.
Gymnopoda (Nautilus). 3. Bostrychopoda Schnurrenfüsser (Lepas, Ba-
ianus, Coronula, Tubicinella , Orion, Pollicipes). 4. Brachiopoda Arm-
füsser (Lingula, Orbicula, Crania, Terebratula) ; — die 8te Klasse heisst
G asteromelea Bauchgliederthiere ; sie besieht aus 5 Ordnungen: 1.
Palmatopoda Sohlengänger. 2. Pelecypoda Beilfüsser. 3. Heteropoda
Kielfüsser. 4. Pieropoda Flossenfässer. 5. Apoda Ohnefüsser (Tu-
uicala).
Die „Proceedings of the Boston society of natural hi-
story", welche von 1841 an erschienen sind, haben leider
bisher nur sehr unvollständig für die Jahresberichte benutzt
werden können. Die Jahre 1841 — 1844 bilden ein erstes,
die Jahre 1845 — 1847 ein zweites Bändchen, u. s.w. Wenn-
gleich ein vollständiges Nachholen nicht wohl thunlich er-
scheint, so möchten den Lesern dieser Berichte doch einige
Andeutungen über den die Mollusken betreffenden Inhalt will-
kommen sein.
Band 1. J. W. Mighels stellte 25 neue Arten aus Neu-England
auf p. 48. aus den Gattungen Thracia, Cyclas, Nucula, Pecten, Chiton,
Cemoria , Bulla, Fhysa, Limnaea , iVlargarila , Trochus, Cingula, Turri-
tella, Pleurotoma , Fasciolaria, Fusus. — ßinney stellte p. 51. eine
neue Gattung von Limacinen unter dem Namen Tebennophorus
auf, deren Mantel den ganzen Körper bedeckt (T. Carolinensis Bosc.)
und beschreibt zwei neue Arten Limax campestris und Philomycus dor-
salis. — Gould über die Locomotion von Mytilus edulis p. 72. —
p. 104. Kritische Bemerkungen über die Arten der Gattung Pupa aus
den vereinigten Staaten. — p. 129. Mighels beschrieb 7 neue Ar-
ten : Astarte Portlandica, Bulla perlenuis , Limnea ampla , Phasianella
sulcosa, Margarita minutissima, Delphimda coarclata. — p. 138. Neue
Arten von Gould Cyclostoma catenatum, pernohilis, sectilabrnm, Conus
eastrensis, Unio tavoyensis, crispata, foliacea, exolescens und einige He-
liceen , die in PfeifTer's Monogr. Heliceorum berücksichtigt sind. —
p. 144. Gould: Paludina doliaris, petrosa, Mclania batana, varicosa.
— p. 154. VVyman anatomische Bemerkung über Tebennophorus und
Giandina. — p. 157. Gould Helix pellucida, Bulimus rubicundulus, in-
terslinctus, Achatina torrida, involuta , Pupa pumilio, capitata, Melania
Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1849. 101
mutans von Africa. — p. 160. Goiild Anodonta Salireniana und in-
oscularis aus dem Fluss Salwen in Britisch Burmah. Aus beiden Arten
nebst A. edentula und Stewarlii wird ein besonderes Subgenus Pseu-
dodon aufgestellt wegen eines zahnartigen Vorsprunges in jeder
Schale. — p. 174. Helix setigera und stelhda Gould von den Sand-
wlchinseln. — p. 187. Ali gh eis: Pupa costulata, Helix subtneris,
Osteodesma aeruginosa , Teilina elucens, Mytilus minganensis, Bulla in-
cincta , Cypricardia nodulosa, corrugata, Pleurotoma insculpta, Schizo-
stoma cylindracea, curla. Nach Gould ib. p. 189. ist P. costulata =
Helix harpa Say und C. nodulosa = Carditamera Floridana. — p. 204.
Lea stellte auf: Pholas semicostata , Bulla biplicata , Littorina lunala,
Cingula robusta , modesta, turriculus.
Band 2. p. 1. giebt Adams eine Synopsis von neuen Conchy-
Jien von Jamaica , mit 70 marinen Arten , worunter eine neue Gat-
tung Thetis verwandt mit Astarte, aber mit vorderem entfernten Sei-
tenzahn in jeder Schale, und kaum angedeuteter Mantelbucht, mit zwei
Arten; 48 Landschnecken, von denen die Heliceen in PfeifFer's Monogr,
Helic. berücksichtigt sind , und 3 Süsswasserschnecken. — p. 18. be-
schreibt Mighels 51 Arten Schnecken von den Sandwicbsinseln (nur
Sigarelus filicatus ist von Zanzibar). — p. 26. finden sich 12 Arten
ebendaher von Gould. — p. 37. zeigte Gould 7 Arten von Liberia an.
— p. 53. Unio paludicolus und papyraceus von Gould. — p. 59. fin-
det sich die Angabe, dass Leidy bei Tebennophorus carolinensis und
Planorbis parvus den Liebespfeil gefunden habe. — p. 83. glaubt Gould
auch die Schalen von Lottia und Patella unterscheiden zu können, in-
dem sich bei ersterer vorn an der linken Seite eine schwache Grube
oder Undulation finde, die in directer Fortsetzung vom seitlichen Rande
des Nackentheils des Muskeleindrucks zu dem Schalenrande verlaufe.
p. 98. charakterisirt Gould folgende neue Arten von Tavoy in Birmanien
Helix saturnia, refuga, honesta, Bulimus moniliferus, Pupa mellUa, Suc~
cinea semiserica^ Melania herculea, Amnicola cincta, Nucula turgida.
p. 101. Bulimus turnix von Brasilien. — p. 102. füfifte Adams der
Aufzählung der Mollusken von Jamaica fünf Arten hinzu. — p. 133.
machte Adams Bemerkungen über die Mollusken Jamaica's, er kennt
im Ganzen 365 Arten in 97 Gattungen. — Ueber die neuen Mollusken
von der United States exploring expedition, die Gould in diesem Bande
von p. 141—192. aufstellte , ist im Berichte über das Jahr 1846 be-
richtet. Das in den Proc. Boston Soc. vom Jahr 1847 und 1848 ent-
haltene Material ist unten am entsprechenden Orte aufgenommen, weil
es noch nicht zu alt ist.
Von Philippi's „Abbildungen und Beschreibungen
neuer oder wenig bekannter Conchylien. Cassel.« erschienen
im Jahr 1849 die 4. 5. und 6. Lieferung des dritten Bandes.
Die in diesen drei Heften enthaltenen Tafeln sind den Gat-
102 Troschel: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
tungen Cerithium, Dolium, Buccinum, Fasciolaria, Palella und
Acmaea, Bulimus , Achatina, Unio , Area , Cyrena , Venus,
Teilina und Pholas gewidmet.
Von dem „Systematischen Conchylien-Cabinet von Mar-
tini und Chemnitz, neu herausgegeben von Küster" erschie-
nen im Jahr 1849 die Lieferungen 80 — 89. Sie enthalten
grösstentheils neue Tafeln, die den besten Abbildungen aus
dem Felde der Conchyliologie an die Seite gesetzt werden
können. Die Abbildungen stellen Arten aus den Gattungen
Trochus, Helix, Cyclostoma, Pupina, Callia, Pterocylos, Geo-
melania, Acicula, Turbo, Natica dar. Der Text enthält Bogen
10 von Turbo, Bogen 6 — 15 von Trochus, Bogen 1 — 2 von
Natica, Bogen 26—36 von Helix und Bogen 13-— 26 von Cy-
clostoma, Pterocyclos, Pupina, Callia, worüber auf die unten
am entsprechenden Orte gemachten Angaben verwiesen wird.
Von G. B. Sowerby's Thesaurus Conchyliorum er-
schien während des Jahres 1849 Part. X. mit Monographien
der Gattungen Pholas, Triomphala, Xylophaga und Neritina.
Von der Gattung Pholas sind 42 Arten abgebildet. Die Gat-
tung Triomphalia (neue Gattung s. unten) enthält 3, die Gat-
tung Xylophaga nur 2 Arten. Die Gattung Neritina hat hier
116 Arten.
Schmerzlich muss ich es bedauern, über Reeve's ge-
rühmte Conchologia iconica in diesen Berichten keine näheren
Angaben machen zu können, da mir dieses kostbare Werk
nicht zugänglich ist, obgleich ich alljährlich wegen dieser
Berichte eine Reise nach Berlin unternehme.
Gould setzte die Beschreibungen neuer Arten von der
Exploring Expedition , wie sie im Jahr 1846 begonnen wa-
ren, während des Jahres 1847 u. 1848 in den Proc. of Boston
Soc. nat. bist, fort, theilte auch andere neue Arten von Con-
chylien mit, die um somehr unten angeführt zu werden ver-
dienen, als die Heliceen unter ihnen noch nicht in Pfeiffer's
Monographie haben aufgenommen werden können. Leider
verbietet es der R^um, ausführlichere Angaben über sie zu
machen.
Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1849. 103
Von der „History of britisch Mollusca and Iheir Shells
by E. Forbes and Sylvanus Hanley. London 8.« er-
schienen im Jahr 1849 die Lief. 13—24.
Sie behandeln die Familien Cardiadae (Cardiura), Lucinidae (Lu-
cina, Diplodonta) , Kelliadae (Monlacula , Turtonia, Kellia, Leplon, Ga-
leomma), Cycladidae (Cyclas, Pisidium), Unionidae (Unio mit Margari-
tana vereinigt, Anodonta), Mytilidae (Dreissena, Mylilus, Modioia, Cre-
nella), Arcadae (Nucuia, Leda, Area, Pectunculus), Aviculaceae (Avicula,
Pinna), Ostreadae (Lima, Pecten , Ostrea , Anomia); — Terebratulidae
(Hypolhyris , Terebratula , Megathyris) , Craniadae (Crania). Hier fol-
gen Supplementary notes on the Acephala, die sich fast ausschliesslich
auf Tunicaten beziehen. — Dann schliessen sich die Pteropoda (Hya-
laea, Spirialis) an. — Hierauf die Gasteropoda Prosobranchiata : Chi-
tonidae (Chiton), Patellidae (Patella, Xcmaea, Pili diu m n. gen., Pro-
pilidium n. gen.), Dentaliadae (Dentalium) , Calyptraeidae (Pileopsis,
Calyptraea), Fissurellidae, (Fissurella , Puncturella Lowe, Emarginula).
Jedes Heft ist von vier schönen Tafeln begleitet. Die neuen Galtun-
gen und Arten sind unten näher angezeigt.
William Thompson fügt der Fauna von Irland 17
Molluskenarten hinzu (Annais IIL p, 351.).
J. G. Jeffreys legte der British Association Sept.
1849 einige (6) von George Barlee bei Lerwick gefangene
Mollusken vor , unter ihnen eine neue Rissoa (Annais IV.
p. 299.).
In den Annais III. p. 507. ist von Robert Mac An-
drew ein Verzeichniss von Mollusken aus der Bucht von
Vigo im nordwestlichen Spanien bekannt gemacht, welches
176 Arten, die jedoch nicht alle der Species nach bestimmt
sind, enthält. Die Molluskenfauna nähert sich mehr der Bri-
tischen als der Mittelmeerischen , während die vom Cap St.
Mary ganz mittelmeerisch ist.
Von der „Histoirc naturelle des Mollusques terrestres et
d'eau douce, qui vivent en France par Tabbe Dupuy" (vgl.
dies Archiv 1848. IL p. 218) , ist im Jahr 1848 auch die
zweite Lieferung erschienen. Sie enthält die Gattung Helix,
von der 59 Arten beschrieben werden.
„Verzeichniss der im Herzogthum Nassau, insbesondere
in der Umgegend von Wiesbaden lebenden Weichthiere von
104 Troschel: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
Thomae" (Jahrbücher des Vereins für Naturkunde im Her-
zogthum Nassau. Heft IV. 1849. p. 206.). Es werden hier
110 Arten aufgezählt, unter denen 94 Schnecken , 16 Mu-
scheln. 64 Arten sind Landbewohner, 46 Arten leben im
Wasser.
In den Schriften der Gesellschaft zur Beförderung der
gesammten Naturwissenschaften zu Marburg. Bd. VII. 1849.
p. 117. „Topographie des Physikatsbezirks Eschwege von
Schreiber« findet sich ein kleines Verzeichniss der dort
lebenden Mollusken. Es besteht aus 30 Arten.
Von einer Schrift „Systematisches Verzeichniss der in
der Provinz Krain vorkommenden Land- und Süsswasser-
Conchylien , mit Angabe der Fund -Orte, von Ferd. Joh.
Schmidt, in Schischka , Laibach 1847. 8. 27 S." habe ich
nur durch die Anzeige von M e n k e in der Zeitschr. f. Ma-
lak. 1849. p. 161. Kennlniss bekommen. Es finden sich hier-
nach im Herzogthum Krain im Ganzen 197 Arten, unter de-
nen 127 Landschnecken, 48 Süsswasserschnecken und 22 Mu-
scheln. — Ebenso kenne ich nur aus derselben Anzeige die
Schrift: „Besuch der Seleer Grotte, der Berg-Ruine Fried-
richsstein bei Gottschee und der Grotten von Podpetsch, Kom-
polje und Laschitz im August 1848. 3 Quartseiten, Schischka
1849. F. J. Schmidt sen.«
In der Revue zoologique 1849. p. 254 ist nach dem
Tode des Verfassers ein Verzeichniss in Ungarn lebender Mol-
lusken von Porro abgedruckt.
Bemerkungen über einige Land- und Süsswasser-Mol-
lusken Russland's machte Siemaschko in den Petersburger
Bulletins VII. no. 15. p. 225. bekannt. Der Aufsatz ist von
einer Tafel mit Abbildungen begleitet, auf der die neuen Ar-
ten und ausserdem Dreissena polymorpha und alba dargestellt
sind. Schliesslich giebt Verf. eine Tabelle, in welcher die An-
zahl der Arten von Petersburg, Oslseeprovinzen , Preussen,
Schweden, Grossbritanien und Sibirien vergleichend zusam-
mengestellt sind.
Unter dem Titel ^^die Meeresmollusken Russlands in ih-
Nalurgescbichte der Mollusken während des Jahres 1849. 105
ren Beziehungen zur zoologischen und physikalischen Geo~
graphie« machte v. Middendorf sehr interessante Mitthei-
lungen cBullet. de Petersburg. T. VIII. no. 5.).
Es werden folgende Faunen -Gebiete unterschieden: 1) das
AraUKaspische, es ist unvergleichlich arm, enthält nur 10 Arten,
von denen 5 der Galtung Pholadomya, 5 der Gattung Cardium angehö-
ren die Aral-Fauna scheint eine verarmte Kaspische ; das Faunenge-
biet ist ein völlig selbstständiges. 2) Das P ontische , reicher doch
noch höchst arm, umfasst 64 Arten in 34 Galtungen, und ist eine ver.
armle Mittelmeerfauna, hat mit dem vorigen Gebiete 2 Arten Phola-
domya gemein. 3) D a s Baltische enthält nur 9 Arten in 7 Gat-
tungen, ist eine höchst verarmte Europäisch - boreale Fauna. 4) Das
Polare besitzt 173 Arten, welche im Polarbocken sowohl als auch im
Allantischen und Berings - Arme vorkommen. Von ihnen sind 45 Ar-
ten circumpolar, werden also in beiden Armen gefunden, ausserdem hat
der Atlantische Arm noch 34'', der Berings - Arm noch 36 andere Ar-
ten, die polare genannt werden ; ausserdem hat der Berings-Arm noch
58 Arten , deren Verbreilungsheerd seinen Miltelpunkt weiter südlich
findet: Boreale Wordwestamerikani sehe Fauna. — Aus Man-
gel an Kaum enthalte ich mich weiterer Angaben, auf die Schrift selbst
verweisend.
Von V. Middendorff erschienen auch von den »Bei-
trägen zu einerMalacozologia rossica" (Mem. scienc.
nat. de l'Acad. Imp. de Petersbourg Tome VI.) die zweite und
dritte Abtheilung.
In der Einleitung zur zweiten Abtheilung geht Verf. in nä-
here Erörterungen über die Grenzen der Arten und der Varietäten ein.
Als die wichtigsten Varietäten werden die „geographischen« und „Ba-
ßtardvarietäten" angesehen. Von geringerer Bedeutung seien die Va-
rietäten der Gestalt, (Mündungshöhe, Convexilät der Windungen, Ka-
nalgeslaltung) Skulptur, Farbe undDicke oderSchwere; doch
werden auch sie für wichtig genug gehalten, um sie nicht zu über-
sehen, und wünscht Verf., man möge sich darüber vereinigen, sie
nach der angegebenen Ordnung mit Buchstaben zu bezeichnen, um so
eine Einheit in das Ganze zu bringen. Er schlägt dafür folgendes
Schema vor :
forma normalis A, elatior A', depressior A-
altit. anfr. ult. normalis a, altior a', brevior a^
anfr. convexitas normalis «, intlata «S applanata «^
canalis forma normalis u, producta a', abbreviala a=
106 Troschcl: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
sculptura ß ^, g,
b b» b2
co'or concolor C c» c^
piclus c C» 0.2
fasciatus muItiF. C, unifasc. ^i, bifasc. ^2
pondus s. consistentia normalis D, ponderosior D«, levior 1)2
Verf. wünscht, es möchte in jeder Localfauna, wo grosse Reihen von
Exemplaren vorlagen , die formulirte Angabe der beobachteten Varia-
tionscombinationen beigefügt werden, und meint, dergleichen wäre ein
kostbares Material für kritische Fälle der zoologischen Geographie. Die
Bastardvarietäten möchte Verf. nach einem gemeinsamen Principe be-
zeichnet sehen, und schlägt vor sie als Varietät einer der beiden ver-
wandten Arten (Mutterarten ?) aufzuführen, indem man dem Namen
der zweiten verwandten Art die patronymische Endung „aea« anhängt;
also z. B. entweder Bucc. tenue var. ovaea, oder Bucc. ovum var!
tenuaea. Die practische Schwierigkeit , genau zu unterscheiden, was
Bastardvarielät, was neue Art ist, erkennt Verf. selbst. — Auch eine
neue Art die Maasse anzugeben, führt Verf. ei... Er entnahm sich aus
den charakteristischen Formen jeder Gattung ein typisches Maassver-
hältniss, annäherungsweise in grossen Brüchen ausgedrückt z. B.
Long. Lat. Alt. anfr. ult. Lat. apert.
iiatica 1
Littorina ( ^ ' 'A - ^ : %
Tritonium 1 : % : '/j : «/
und giebt bei jeder Art mit Hülfe der Zeichen + oder — an, um wel-
chen Bruchtheil ihr Maassverhältniss das für die Gattung angenommene
typische übertriflFt oder hinter demselben zurückbleibt.
Diese zweite Abtheilung enthält dann ferner die Aufzählung und
Beschreibung der zur Meeresfauna Russlands gehörigen Einschaler nebst
10 Steindrucktafeln.
Die dritte Abtheilung ist der Aufzählung und Beschreibung der
zur Meeresfauna Russlands gehörigen Zweischaler gewidmet, und ist
von 11 Steiudrucktafeln begleitet.
Alle vom Verf. als neu aufgestellten Arten werden unten nam-
haft gemacht. Bei vielen Arten ist auf des Verf. Reisewerk Band IL
Mollusken verwiesen, das jedoch noch nicht erschienen zu sein scheint.
Einen Beitrag zur Mollusken - Fauna von Bathurst auf
der Insel Sl. Marie an der Mündung des Gambia gabMenko
durch eine Aufzählung von 17 Meeres - Mollusken. Die drei
neuen Arten sind unten namhaft gemacht (Zeitschr. für Ma-
lakozoologie 1849. p. 35.).
Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1849. 107
In dem Journal of the Indian Archipelago and eastern
Asia. Vol. I. Singapore 1847. p. 226. findet sich eine Abhand-
lung- von William Traill: a few remarks on conchology
and malacology, mit Bemerkungen über manche interessante
Mollusken. Cerithium lineolatum Gray ist an einem Faden
von einem Zweige herab hangend und mit dem Thier abge-
bildet. Den Beschluss macht ein Verzeichniss der Conchylien
von Singapore. Es enthält 179 Arten Muscheln, 294 Schnecken,
2 Cephalopoden. Es sind jedoch nur die Gattungen und die
Zahl der Species einer jeden angegeben ; von mehreren Gat-
tungen sind auch einige Species genannt.
Albert M o u s s o n lieferte einen sehr schätzenswerthen
Beitrag zur Molluskenfauna von Java „Die Land, und Süss-
wasser-Mollusken von Java. Nach den Sendungen des Herrn
Seminardirektors Zollinger zusammengestellt. Zürich 1849. 8.^^
mit 21 Steindrucktafeln.
In der Einleitung ergeht sich Verf. über den Begriff der Species
in derConchyliologie, und setzt die Art als die Gesammtheit der durch
Abstammung und Begattung verbundenen Individuen , unter Erhaltung
der vollkommenen Fortpflanzungsfähigkeit. — Dann folgt die Aufzäh-
lung und Beschreibung der Arten, von denen die meisten, auch ausser
den neuen viele der bereits bekannten auf, den beigegebenen Tafeln
recht hübsch abgebildet sind. Im Ganzen sind 107 Arten von Java
nach Europa gekommen; davon waren 35 schon früher bekannt, 36
sind durch die Winter'schen Sendungen bekannt geworden und von v. d.
Busch, Philippi, Pfeiffer und Dunker beschrieben , und Verf. fügt aus
den Zollinger'schen Sendungen wieder 36 neue hinzu. 72 Arten schei-
nen Java eigenlhümlich, 48 sind terrestrisch und 59 gehören dem süssen
Wasser an. Nach den Gattungen verlheilen sich die Arten folgender-
massen : Nanina 6, Helix 8, ßulimus 9, Clausilia 7, Limnaeus 2, Pla-
norbis 1, Auricula 4, Scarabus 1, Cyclostoma 10, Ampuliaria 2, Palu-
dina 2, Paludestrina 1, Pirena 1 , Melanopsis 1, »lelania 25, Nerilina 11,
Kavicella 1, Cyrena 6, Unio 6, Alasmodonta 3, Anodonta 1. Die neuen
Arien werden unten namhaft gemacht; von einer näheren Bezeichnung
derselben stehe ich hier um so mehr ab, als bei der grossen Billigkeit
der Schrift (2 Thlr.), dieselbe Jedem zugänglich ist. — Ein erster Nach-
trag handelt über die Gruppe des Bulimus perversus und laevus, in er-
sterer unterscheidet Verf. 8, in letzterer 5 Arten. — Ein zweiter Nach-
trag bringt einige neue Arten, welche Zollinger von der Insel Bima
und dem südlichen Celebes einsandte, nebst einigen Zusätzen über frü-
108 Troschel: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
here Arten. Auch diese neuen Arien sind abgebildeC, und werden un-
ten genannt werden.
In der Zeitschr. f. Malakoz. p. 177. macht Verf. „Nach-
trägliche Bemerkung-en zu meinen Land- und Süsswasser-
mollusken von Java« bekannt, die beim Gebrauche des Buches
wohl zu beachten sind.
Unter dem Titel „Contributions to Conchology« lässt
Adams in Amherst kleine Heftchen, wie es scheint in schnel-
ler Folge, erscheinen. Dieselben haben den Zweck neue
Arten von Conchylien aus Jamaica als Vorläufer einer Mo-
nographie der Mollusken dieser Insel bekannt zu machen, und
die grosse Menge derselben zeigt, wie wenig bisher die Mol-
luskenfauna derselben bekannt war, und erregt grosse Hoff-
nungen auf das Erscheinen der versprochenen Monographie
selbst, die zweifelsohne durch Abbildungen doppelt wichtig
werden wird. Im Jahr 1849 sind drei Nummern erschienen.
Die erste Nummer enthält Beschreibungen von 44 niuthmasslich
neuen Arten und Varietäten gedeclielter Landschnecken von Jamaica und
einen Catalog der in Jamaica lebenden Deckel - Landschneckeu , wel-
cher 100 Arten aus den Gattungen Cyclostoma , Helicina , Trochatella,
Lucidella, Stoastoma, (s. unten) und Truncatelia enthält. — Die zweite
Nummer liefert 51 Beschreibungen neuer Arten von Heliciden aus den
Gattungen Geomelania , Cylindrella , Achalina , Bulimus und Helix. —
Die dritte Nummer fügt ihnen 23 Arten der Gattungen Helix, Pupa und
Succinea hinzu, enthält ferner einen Catalog der in Jamaica lebenden
Heliciden , in welchem 157 Arten genannt sind ; giebt dann die Be-
schreibungen von zwei neuen Auriculiden Jaraaica's, nebst dem Cata-
log der dort lebenden 7 Auriculiden , so wie neun neuer Arten von
Süsswasser-Conchylien Jamaica's aus den Gattungen Paludina, Valvata,
Flanorbis und Cyclas , denen wieder ein Catalog von 18 Arten Süss-
wasser-Mollusken folgt. Den Beschluss machen „Bemerkungen über
die Verbreitung der Land - und Süsswasser-Mollusken Jamaica's," des-
sen Ende jedoch in die vierte Nummer vom Jahr 1850 hineinreicht.
Auffallend ist der grosse Reichthum an Landschnecken, deren 265 Ar-
ten aufgezählt sind, und die Verf. auf 400 schätzt, weil viele Gegenden
der Insel noch nicht erforscht sind. Während nur wenige (10— lö^/o)
der See-Mollusken Jamaica eigenlhümlich sind , welchem Gesetze auch
die Meerischen Gattungen Truncatelia, Fedipes und Melampus folgen,
sind fast alle echten Landschnecken der Insel eigenthümlich, nur 6 — 9»/,
kommen auch auf anderen Inseln vor. Die Gattung Geomelania ist aus-
schliesslich auf Jamaica zu Hause. Von den 250 Arten überhaupt wer-
Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1849. 109
den nur 22 auch ausser Jamalca gefunden. Najaden giebt es nicht;
von den übrigen Süsswasser-Mollusken sind die der Gattungen Limnaeus,
Physa, Ancylus, Ampullaria nicht von denen anderer Gegenden specifisch
zu unterscheiden. Die Flüsse sind meist Gebirgswässer und nicht dem
Leben der Mollusken günstig.
Ferd. Roemer zählt in einem naturwissenschaftlichen
Anhange zu seinem „Texas. Bonn 1849.^^ 91 Arten von ihm
in Texas gesammelter Mollusken auf, die von Philippi und
Pfeiffer bestimmt v^orden, und von denen auch die neuen, unten
zu erwähnenden Arten mit Diagnosen versehen sind. Die
meerische Molluskenfauna von Galveston zeigt eine grosse
Uebereinstimmung mit der von den Küsten von Südcarolina.
Die Binnenfauna enthält manche eigenthümliche Arten ; die
meisten wurden bei Neu-Braunfels gesammelt. Der Verf. hat
alle dem naturhist. Museum zu Bonn überlassen.
Einige neue Süsswasser- Mollusken (Unio, Margaritana,
Melania) beschreibt T. A. Conrad (Annais IV. p. 300.).
Die Beobachtungen von Milne Edwards über die
Circulation bei den Mollusken sind von schönen Abbildungen
begleitet in den Memoires de l'academie des sciences de l'In-
stitut de France Tome XX. Paris 1849 erschienen, und zwar
in zwei Abhandlungen : „Observations et experiences sur la
circulation chez les MoUusques par M. Milne Edwards p. 443;"
und „Nouvelles observations sur la Constitution de l'appareil
de la circulation chez les MoUusques par MM. Milne Edwards
et Valenciennes.« Beide sind in der Academie bereits im
Jahr 1845 gelesen.
In einem Anhange zu „Narrative of the Voyage of H.
M. S. Samarang during the Years 1843-46 employed sur-
veying the Islands of the eastern Archipelago by Capt. Sir
Edwards Belcher 1848. 8." macht Art hur Ad am s unter dem
Titel: „Notes on the natural history of the Islands" zahlreiche
Beobachtungen über das Leben der Thiere aus allen Klassen
bekannt. Auch den Mollusken ist Aufmerksamkeit geschenkt.
Einzelne auffallende Beobachtungen sollen unten mitgetheilt
werden; alle anzuführen, würde zu weit führen, und muss
auf das lebendig geschriebene Werk selbst verwiesen werden,
110 Troschel; Bericht über die Leistungen im Gebiete der
In der British Association zu Birmingham 1848 brachte
Bäte von Neuem die Bohrfähigkeit der Mollusken zur Spra-
che. Er glaubt, sie werde durch im Meerwasser aufgelöste
Kohlensäure bewirkt, und das Thier habe nur den Strömungen
die Richtung zu geben, was Iheils durch die Athmung, theils
durch Wimpern geschehe. Als Beweis für die chemische
Einwirkung zeigte er ein von vielen Mollusken und Anneli-
den durchbohrtes Stück rothen Kalk, der weiss geworden
war, und der aus kohlensaurem Kalk in sauren kohlensauren
Kalk übergegangen war. Hancock's Kieselpartikelchen hat er
nicht gefunden, und glaubt Hancock habe dafür Seesalzkry-
stalle gehalten, die durch Verdunsten des Meerwassers ent-
standen seien. Forbes stimmte ihm bei (Institut 1849. p. 383).
Im Januar 1849 erschien in Todd's Cyclopaedie p.557
—566. ein Artikel „Shell« von Carpenter, in welchem sehr
hübsche Abbildungen von Durchschnitten der Molluskenscha-
len in Holzschnitt gegeben sind.
Unter dem Titel „Bemerkungen zur Schalenlehre« ver-
sucht Forst er zu erweisen, dass für die Species- Unter.
Scheidung das Thier nicht zu brauchen sei; er glaubt dage-
gen den Urtypus, den die Natur der Molluske beim Bau des
Hauses gegeben hat, entdeckt zu haben, und ihn mit dem
Transporteur messen zu können. Der Aufsatz ist nicht be-
endet. (Korrespondenzblatt des zool. mineral. Vereins in Re-
gensburg. 1. Jahrgang 1847. p. 61. 3.
In der Instruction von Richard Owen für das Sam-
meln und Aufbewahren wirbelloser Thiere ist auch den Mol-
lusken ein Abschnitt gewidmet. (The admiralty manuel of
scientific enquiry 1849; daraus Jameson new Edinburgh phil.
Journ. XLVIL p. 290.).
Cephalopofla.
Memoire sur la locomotion des Cephalopodes. Remar-
ques comparatives sur celle du Calmar (Loligo vulgaris Lam.),
de la Seiche officinale (Sepia officinalis Lin.), et du Poulpe
commun (Octopus vulgaris Lam.); par Robin et Segond.
(Revue zool. 1849. p. 333.).
Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1849. lH
Die Verfasser haben ihre Aufmerksamkeit namenlich auf die Be-
wegungen des Loligo gerichtet, den sie als den geschicktesten Schwim-
mer unter den genannten Cephalopoden erkannten. Dazu machen ihn
nicht allein die entwickelten Flossen und das zugespitzte Hinterende
des Körpers , sondern auch die Beweglichkeit und die verhältniss-
mässig grössere Verengung des Trichters , und eine stark entwickelte
innere Lippe am Ausgange des Trichters. Durch verschiedene W^en-
dungen des Trichters können diese Thiere leicht ihre Richtung verän-
dern, und können auch mit nach vorn gerichtetem Kopf schwimmen.
Weniger gut schwimmt Sepia, am schlechtesten Octopus , bei dem die
Flossen ganz fehlen und bei dem die üefFnung des Trichters sehr weit,
und ohne jene innere Lippe ist,
Kölliker machte in dem zweiten Bericht von der Kö-
niglichen zootomischen Anstalt zu Würzburg , Leipzig 1849.
4. p. 67. eine merkwürdige Entdeckung bekannt , indem er
nachweist, dass die bisher für Schmarotzerthiere gehaltenen
Hectocotylus Argonautae Delle Chiaje und Hectocotylus Tre-
moctopodis Köll. die Männchen derjenigen Cephalodenweib-
chen seien, auf denen sie schmarotzend leben.
Beide Thiere werden zunächst nach ihrer äusseren Beschaffen-
heit und inneren Structur beschrieben. Sie bestehen aus einem Vordcr-
leib, der auf der Bauchseite mit zwei Reihen von Saugnäpfen ganz
ähnlich denen der Arme ihrer Cephalopoden, bei Hect. Tremoctopodis
auf der Rückenseite mit Kiemenblättchen besetzt ist, — und aus einem
Hinterleib, der einen Hoden in sich einschliesst und einen langen Pe-
nis trägt. Dass diese Thiere die Männchen der Cephalopoden, auf de-
nen sie schmarotzend leben, sind, beweist Verf. vornämlich dadurch,
dass 1) die bis jetzt untersuchten Argonauten und Tremoctopus alle
Weibchen sind; nichts desloweniger können die Männchen nicht selten
sein, da die Weibchen mit befruchteten Eiern versehen sind ; da die-
selben trotzdem nicht gesehen wurden , so weichen sie wahrscheinlich
io Grösse und Gestalt von den Weibchen ganz ab, worauf auch der
beständige Mangel von Spermatophoren in den Weibchen hindeutet.
2) Dass die Hectocotyli alle Männchen sind, nur auf den Cephalopoden
vorkommen, von denen keine Männchen bekannt sind, in der Nähe der
Sexualorgane leben und vermöge ihrer Organisation zur Befruchtung
derselben vollkommen geeignet sind. Sie weichen durch das Vorkom-
men von Arterien und Venen , von einem Herzen und Kiemen, von
contractilen Pigmentzellen wesentlich von den Entozoen ab; sie stim-
men durch ihre contractilen Pigmentzellen, durch den Bau ihrer Saug-
näpfe und des muskulösen Leibesrohres, so wie durch ihre hisliologi-
schcn Verhältnisse mit den Cephalopoden, und zwar jeder Hectocotylus
speciell mit dem Cephalopod, auf dem er lebt, überein. 3) Der Hecto-
112 Troschel: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
colylus Argonaulae entwickelt sich in gewissen Eiertrauben der Argo-
naula Argo.
Adams erklärt in der Voy. of H. M. S. Samarang Vol.
II. p. 523. die Schale von Argonaula luberculata und hians
für eine Art Nest, welches die Mutter baue, um ihre Eier
darin zu schützen ; beunruhigt verlasse sie es, und könne
dann nicht wieder in dasselbe gelangen; die Männchen wur-
den stets ohne Schale gefangen.
V. Middendorff beschreibt Beilr. II. p. 186. eine neue Art
Onychotheutis Kamtschatica , zu der Georgi Beschr. des Russ. Reichs,
und Steiler Beschr. von dem Lande Kamtschatka cilirl werden ; auf
Taf. XII. flg. 1 — 6. sind die Flosse, das Ende eines Fangarms , eine
Kralle, und das Hornstück abgebildet. Diese Art scheint der On. Fa-
bricii L. sehr nahe zu stehen, deren kurze Arme jedoch nur Saugnäpfe
tragen sollen.
In einer Note „sur les spermatophores de la Seiche"
(Bull, de Moscou 1848. p. 474.) spricht G. Gros seine An-
sichten über diese Organe aus. Nach seinen Beobachtungen
sind die Spermatophoren immer durch einen röhrigen Faden
verbunden , der in ihr Inneres eindringt; dieser Faden sei
der Samengang (cordon spermatozoeux), welcher sich in die
Needhamsche Tasche hineinschiebt. Von den beiden grossen
Drüsen, welche die Weibchen vorn am Bauch haben, glaubt
er, dass sie die Eier mit Schleim überziehen; die Befruch-
tung derselben geschehe nach dem Ablegen.
Conrad stellte (Journ. of the Acad. of Philadelphia I. sec. ser.
p. 213.) eine neue Art Nautilus perforatus auf, die einen weniger wei-
ten Nabel als umbilicatus hat, und deren Strahlen viel dunkler sind, sie
gleicht mehr dem pompilius, aber der Nabel und die engere Mündung
unterscheiden ihn.
Pteropoda.
In Todd's Cyclopaedia May 1848 ist der Artikel „Plero-
poda^' bearbeitet von Rymer Jones enthalten. Die Ana-
tomie von Clio ist nach Eschricht, die vonHyalaea undPneu-
moderma nach Cuvier gearbeitet.
Forbes und Hanley stellten in ihrer Hist. of British Mol-
lusca zwei neue Arten von Spirialis auf: S. Mac Andrei (? Turbo lu-
Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1849. 113
naris Gmel.) thurmförmig spindelförmig, die letzte Windung nicht so
lang wie die Spira. — S. Jeffreysii last scheibenförmig , Gewinde sehr
niedrig, Lippe sehr scharf, zugespitzt.
Oasteropoda.
Pulmonaia operculata.
In Küster's Conchylien-Cabinett ist die Familie der Cy-
clostomaceen beendigt, und sind in dem Text 216 Arten der
Gattung Cyclostoma im weiteren Sinne beschrieben ; ausser-
dem 5 Arten Pterocyclos, 10 Arten Pupina, 1 Art Callia (Pu-
pina lubrica). Eigentlich neue Arten sind hier nicht aufge-
stellt, doch sind mehrere hier zum erstenmal abgebildet, und
jedenfalls ist hier die Familie der Cyclostomaceen von Pfeif-
fer auf das Vollständigste und Gründlichste bearbeitet.
Von Gould wurden in Boston Proc. 1847. p. 204. 9 Arten Cy-
clostoma aufgestellt ; C. tiara, strigatum und plicatum von Upolu, ob-
ligatum von Matea, diatrelum und rosemn von den Fidschi-Inseln, tere-
brale und scilulum von Taheili und vallalum von Tongalaboo. — M ous-
son beschreibt 6 Arten von Java als neu: C. opalinum, corniculum, exi-
mium, Zollingeri, Charpentieri , cilifemm ; die beiden ersteren gehören
zu der Gattung Aperostoma Trosch. , die drei folgenden zu Cyclopho-
rus Ffr., und die letzte zu Leptopoma. — Die von Adams Contrib. I.
aufgestellten 35 neuen Arten dieser Gattung von Jamaica sind fol-
gende: C. Chittyi, spinuloswn, aculeosum, amabile, amandiim, Blandia-
nmn, variabile, concentricum, serriferum, decussaliilum, mirandum, mori^
bundutn, inlermedinm, monstrosum, Wilkinsonii, avena, modestiim, Jmja~
num (im Text solidura genannt, aber später p. 50. umgetauft), Augu-
slae^ proximum, Newkombianum , nitens, tenuistriatum, ignilabre, pisum^
hyacinthinutn , Redfieldianum , tectilabre, armalum , mulicum, fecundum,
aurora ^ mordax , quinquefasciatum , crenulosum , pauperatum. — So-
werby beschrieb (Proc. zool. soc. Febr. 1849.) zwei Arten: C. for-
mosum und apluslre von öladagascar. — Desgleichen Pfeiffer (Zeit-
sehr. f. Alalak.) C. paradoxum und tricolor von Zanzibar.
Pterocyclos biciliahtm Mousson Java unterscheidet sich durch
eine doppelte Borstenreihe.
Vier neue Arten von Truncatella finden sich von Gould in Bo-
ston Proc. 1847. p. 208 : T. auranlia von Borneo, vüiana von den
Fidschi-Inseln, porrecla von Taheiti und roslrala von Rio Janeiro.
Adams fügte in seinen Contrib. no. II. der einzigen FfeifFer'-
schen Art von Geomelania drei neue Arten, ebenfalls von Jamaica, hin-
Archiv f. Naturgesch. XVI. Jahrg. 2. Bd. , H
114 Troschel: Bericht fiber die Leistungen im Gebiete der
zu: G. minor, expansa und elegans. Auch er lässt es ungewiss, ob
das Thier einen Deckel besitze, bezweifelt es aber, da er nie einen
gesehen hat. in no. IV. 1850. p. 55. zeigt er jedoch an, dass sein
Freund Edward Chitty einen Deckel bei Geomelania entdeckt habe.
Es is also die Gattung schliesslich bei den Pulmonata operculata unter-
zubringen. — Dafür spricht sich auch schon Pfeiffer selbst. (Zeit-
schr. Malak. 1849. p. 115.) aus, der einen Deckel gefunden hat. Die
Adams'sche G. minor ist mit Pfeiffer's minor identisch.
Gould gründete 7 neue Arten Hclicina Boston Proc. 1847. p.
201., Dämlich H fulgora und musiva von Upolu und Manua , troc/ilea
von Matea, muUicolor von Tongataboo , uherta von 3Iaui und Oahu,
beryllina und pallida von den Fidschi- Inseln. — Adams beschrieb
Contrib. I. p, 13. als neue Arten von Jamaica: H. palUala, Hollandi,
macilenta, albolabris , cürinolabris , megasloma , Josephinae. Letztere
beide Arten werden als zu Trochatella gehörig bezeichnet. — Pfeif-
fer stellte (Proc. Zool. Soc. 1848. July ; Annais IV. p. 219.) 29 Arten
auf, sämmtlich aus der Cuming'schen Sammlung, nämlich H. acuta von
der Zebuinsel, Adamsiana von Jamaica, amoena von Honduras, Besckei
von Brasilien, campamda von Cuba, concentrica von Venezuela, con~
Stricia vonOtaheite, convexa, Ciimingiana , Dysoni von Cumana, exigiia
von Honduras, Funcki von Neu Granada, gonochila von Venezuela, Gos-
sei von Jamaica, Guildingiana, Hanleyana von New -Orleans, Kieneri
Lindeni aus Mexico, Orbignyi von Cuba, Oweniana von Mexico, plica-
tula von Martinique , Reeveana von Cuba , Rohri von den Marquesas,
sanguinea, semilirata (Trochatella) von Venezuela, Sowerbijana von Gua-
timala, tenuilabris, tenuis von Yukatan, unidentala von Honduras.
In einer besondern kleinen Schrift „Monograph of Stoastoma, a
new genus of new operculated land shells. Amhersl, Massachusetts
1849" gründete C. B. Adams eine neue Gattung Sfoasf om« : testae
apertura accurate semicirculari, ora crassa ; labro produclo , regulariter
curvato, haud refiexo ; labio vix curvato; operculo calcareo, percon-
cavo, exile et irregulariter lamellifero. Alle Arten sind von kuglig-
conischer oder scheibenförmiger Gestalt , und sehr klein, die kleinste
S. Blandianum ist 0,64 Mill., die grössle S. pisum 3,56 Mill. lang. Die
11 Arten sind sämmtlich neu, und Verf. hat hier Gelegenheit genommen,
seine conchyliologischen Freunde zu verewigen; sie heissen: St. GouU
dianum, Blandianum, Fadyenianum, Pfeifferianum, Cumingianum, Chit-
tyanum, pisum, Lindsleyanum, Redfieldianum, Jayanum, Leanum. Alle
stammen von Jamaica. Am Schlüsse sind die Maasse tabellarisch zu-
sammengestellt; hier ist auch die mittlere Divergenz der Spira, d. h.
der Winkel, den zwei Linien vom Apex nach der Peripherie der letz-
ten Windung gezogen bilden, angegeben, er ändert in den Arten von
1550 bis 750. — Pfeiffer bemerkt zu der vorstehenden Monographie
(Zeitschr. Malak. p. 114), dass Cyclostoraa succineuni Sow. als zwölfte
Art in die Gattung Stoastoma gehöre.
Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1849. 115
AmpuUaria columellaris Gould (Boston Proc. 1848. p- 74 ) von
Peru soll sich durch die Festigkeil, die längliche Gestalt, das Kehlen
des Nabels und eine Columella wie bei den Bulimus-ähnlichen Helices
auszeichnen. — A. sculala yi o u s s o n von Java. — A. pachijstoma von
Brasilien, pallens von Ostindien, aperla, speciosa von Ostindien, teres
sind von Phiiippi Zeitschr. Malakoz. p. 17. aufgestellt.
Cienobranchiata.
Taenioglossata.
Vahata pygmaea Adams Contrib. III. p. 42. von Jamaica. —
V. Schmidtii Menke Zeitschr. Malak. p. 166. aus Krain.
Paludma jamaicensis Adams Contrib. III. p. 42. ist eine neue
Art von Jamaica.
Nematura piinctiadala G ould (Boston Proc. 1847. p. 220.) klein,
rhombisch, hellgrün, unter der Lupe in Reihen punktirt, 5 Windungen,
die letzte an der Mündung stark eingezogen. Tavoy.
Paludinella cingulata Midd. Beitr. II. p. 48. von der grossen
Schantar-Insel.
Amnicola badia und egena sind zwei neue Arten von Neu- See-
land, welche Gould in Boston Proc. 1848. p. 74. bekannt machte.
Vier neue Melanien stellte Gould in Boston Proc. 1847. p. 219.
auf: HI. pagodula und haccata aus dem Thoungyin River, einem Ne-
benflusse des Salwen , humerosa von Manco , Tavoy und fluctuosa von
Kewville , Tavoy. — Desgleichen ib. p. 222. zwölf Arten : M. cybele^
telrica, Terpsichore von den Fidschi -Inseln , corolla von Neu-Seeland,
lutosa von Upolu, corporosa von Taheiti , Scipio von den Fidschi-In-
seln, Vainafa von den Vainafa-Fällen , Upolu, scilula von Upolu, sili-
cula von Nisqually, Oregon, hulbosa vom Columbia- River , furfurosa
von Manila. — Die in Java so artenreiche Gattung Melania wurde durch
Mousson I.e. um 4 neue Arten vermehrt iW. infracoslata, sulcospiray
unifasciata und cylindracea. — 31. perfecta Mousson ib. im Nach-
trage von Celebes. — 5 neue Arten stellte Con r ad (Proc. Philad, IV.
p. J54. ; Annais IV. p. 302.) aus dem Savannah- River in Georgia auf:
M. coelaiiiva, perangulnta , nebulosa, percarinala , symmelrica. Diese
Arten sind nebst einer andern neuen M. sublirata im Journ. of Ihe
Acad. of Philadelphia I. sec. ser. p. 277. pl. 38. abgebildet.
Ueber die Stellung der Gattung Phorus (Xenophorus) findet sich
bei Adams Voy. of H. M. S. Samarang II. p. 249. eine Notiz. Ihre
sitzenden Augen, der getheilte F'uss , und die ßeschafi'enheit des Dek-
kels stellen sie in eine andere Familie als Imperator. In dem Iheil-
weise freien Deckel nähert sich die Schnecke an Solarium, während
der kurze getheilte Fuss, der cylindrische Körper und die lange aus-
dehnbare Schnauze an das Thier von Janthioa erinnert. Sie sind klein
im Verhältnisse zu ihrer Schale und haben mehr das allgemeine An-
116 Troschel: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
sehen von Strombus, nur sind ihre Augen sitzend. — Aus dieser Schil-
derung scheint wenigstens soviel hervorzugehen, dass diese Thiere nicht
zur Familie der Trochoiden , sondern zu den Lillorinen, wie das auch
wohl anderwärts schon vermuthet ist, gehören.
Eine neue Littorina i,. cincta von Fuget Sound beschrieb Gould
Boston Proc. 1847. p. 252. — Desgleichen ib. 1848. p. 83. sechs Arten
derselben Gattung: L. patitla von San Francisco, lepida und scutulata
von Fuget Sound , caliginosa von Terra del Fuego , acuminata von
Mangsi, plena von San Francisco. — L. grandis Mi dd. ßeitr. 11. p. 57.
aus dem Ochotzkischen Meere und von Kamtschatka. — L. sublenebrosa
Alidd. ib. p. 61. Beide sind zuerst in den Bull, de Fetersb. Yll. no. 16.
nebst L. Kurila veröffentlicht worden.
In einer Note zu seinen Beitr. II. p. 67. erklärt Mi dden dor f f
sich in Beziehung auf Fhilippi's Abb. Taf. VII. dahin, dass die bei Fhi-
lippi abgebildeteten L. vittata Fh. fig. 11, fabalis Turl. fig. 18, palliata
Say flg. 27 und fig. 29 Varietäten von L. obLusata Linn. seien, ferner
limata Loven fig. 13, saxatilis Johnst. fig. 16 , obligata Say fig. 19», ar-
ctica MöU. fig. 24. 25. 26. und palliata Say fig. 28 Varietäten von L.
tenebrosa Mont.
William Clark beobachtete zwei Arten der Gattung
Caecum Flem. lebend, deren Schalen Aehnlichkeit mit Denta-
lium haben , und denen Verf. die systematische Stellung in
der Nähe von Rissoa anweist. (Annais IV. p. 180.).
C. trachea Mont. ist der Jugendzusland von imperforalum Mont.
das Thier ist cylindrisch , gebogen, rein weiss, der Mantel fleischig,
Kopf flach, vor dem Fuss , Mundspalte senkrecht , Kiefer hellgelb und
elliptisch, Zunge nicht beobachtet; Tentakeln kurz, neben ihnen die
sitzenden Augen ; links am Kacken liegen zwei kleine Kiemenbläller,
ein grösseres und ein kleineres, zu denen ein Sipho das Wasser führt.
Auch der Magen, der lange Darm, die Leber, das Ovarium sind beob-
achtet. Der Fuss ist kurz, schmal, vorn abgestutzt, hinten stumpf
zugespitzt und trägt einen kreisförmigen, hornigen, schwarzbraunen
Deckel, der glatt und conisch an der dem Fuss zugewendeten Seite,
concav und mit 7 oder 8 Spiralen Linien an der Aussenseite ist. Die
Spitze der Schale wird, wie bei vielen Mollusken, abgeworfen, und
durch eine neue Kalkwand geschlossen. — Die andere Artist C. glabrum
Mont. Sie unterscheidet sich von der vorigen durch etwas andere
Farben, etwas längere Fühler, der Deckel ist gerade umgekehrt, am
Fuss concav, aussen conisch erhaben und mit 6 — 7 hellgelben Spiral-
windungen. Diese kleinere Art von '/jo ^oH Länge besiegte bei einem
Wettlauf die andere grössere Art, indem sie in 55 Secunden einen Weg
von 2 Zoll zurücklegte.
Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1849. 1 17
Litiopa decussala Gould. Boston Proc. 1848. p. 75. stimmt gut
mit L. striata PfeifF., ist aber weniger als halb so gross.
Lacuna carinata Gould Boston Proc. 1848. p. 75. von Puget
Sound hat einen fadenförmigen Kiel auf der letzten Windung.
Odontostomia erythraea^ doliaris, decorala, solidiila, subnlala und
suturalis Philip pi sämmtlich aus dem rothen Meere, Zeilschr. Malak.
p. 29.
Rissoa cerithitia, delicala, semistriata (üescr. de I'Egypte coq. 3.
fig. 27.), virgala (ib. fig. 29.) Philippi Zeilschr. Malak. p. 33. sämmt-
lich aus dem rothen Meere.
Shenea Culleriana Clark von der Devonköste bei Exmouth.
(Annais IV. p.424.).
Tnrritella Eschrichtii Midd. Beitr. II. p. 68. Taf. XI. fig. 1. von
Sitcha.
Solarium egenum Gould. Boston Proc. 1848. p. 84. Verf. ist selbst
zweifelhaft über die Galtung, in welche diese Art gehört.
Drei neue Arten JXalica stellle Gould (Boston Proc. 1848. p. 239;.
auf: JV. Lewisii von Puget Sound, caurina von der Strasse De Fuca,
soluta ohne Angabe des Fundortes. — Ebenda p. 263. beschrieb der-
selbe eine N. fossala von der Küste von Florida. — Ferner ib. 1848.
p. 73. zwei neue Arten JV. algida vom Rio Negro und JV. dilecla ohne
Angabe des Fundortes. — JV. Äercw/e« M i dd. Beitr. II. p. 96. Taf. VII.
fig. 5 — 7. von der Kolonie Boss in Neu-Californien zeichnet sich durch
eine der Naht parallel laufende Doppelrinne , und riesenhafte Grösse
aus. 124 Mill. — JV. texasiana Philippi in Roemer's Texas p. 457.
von Galveston , eine schöne grosse Art von 26'" Durchmesser. — JV.
obstructa Menke von Bathurst Zeilschr. Malak. p. 36. — Bei Küster
Conchylien - Gab. begann der Text für die Gattung Nalica ; die ersten
11 Arten sind daselbst beschrieben.
Velutina cryplospira Midd. Bull, de Petersb. VIII. no. 2.; Beitr.
II. p. 106. a. von den Schantar-Inseln.
Von der Gattung Grepidula bildete v. Middendorff Beitr. II.
p. 100. Taf. XI. drei neue Arten ab: C. süchana und minula von Sit-
cha, grandis von der St. Pauls-Insel im Behrings-Meere; dieselben sind
zuerst Bull, de Petersb. VIII. no. 2. angezeigt. — Cr. excisa Philippi
von Mergui Zeilschr. Malak. p. 24.
Gould stellte (Boston Proc. 1847. p. 225.) eine Melanopsis ze-
landica von Neuseeland auf.
Firena Cecillii Philippi von Madagaskar Zeilschr. Malak. p. 28.
Die Gattung Cerilhium wurde von Gould in Boston Proc. 1849.
p. 118. um 10 neue Arten vermehrt: C. {Polamis) sacratum aus dem
Sacramento River in Californien, C. aduncum von Mindanao, irroralumy
sordidulum ohne Fundort , invaginalum von den Fidschi-Inseln , caela-
tum Couthouy MS. von Terra del Fuego, ßlosum von Puget -Sound,
118 T rose hei: ßericM über die Leistungen im Gebiete der
puMum von den Sandwichinseln, egennm von Wilson's Insel, ianthi.
lum von Clermont Tonnere. - Cerithiun CeoilUi Philipp. vonCluna
(zm- r.atlung Batillaria Bens, gehörig). Zeilschr. Malak. p. 23. - Unter
J9 bei Fhilippi Abbild. Heft 5. dargestellten Arten dieser Gattnng sind
neu: C. sulurale, diaUucum, ravidum ohne Angabe des Fundortes, da-
tum von Mergui, guinaicum von Guinea.
Planaxk lineolalus Gould ist eine kleine 'A Zoll lange Art von
Wilson's Island (Boston Proc. 1849. p. 118.)
J E Gray hatte Gelegenheit neue Exemplare von Cyrraea um-
i.7Jcal«'z«'sehen, wodurch sich die Verschiedenheil von C panlherinä
bestätigt; sie sowohl wie C. eximia gehören in des Verf. Gattung Cy-
provula, die sich durch eine nabelartig vertiefte Spira auszeichnet Für
C. eximia sind 30 Pfnnd Sterling gefordert. (Proc. zool. soo. 1849.
November; Annais V. p. 514.).
Gaskoin theilte (Proc. zool. Soc. 1848. June ; Annais IV. p. 66 )
Beschreibungen von 8 neuen Cypraeen mit: C. TUrsües, marginala,
Ucolor von Neuholland, gracilis, oUcura von Nord- West- Austral.en,
,ulcala von Manilla, .Urea von den Philippinen und ^ranrfo von Ma-
cula. Ferner werden daselbst Varietäten von C. flaveo a «nd quadn.
„.acnlata beschrieben; von C. pulla werden als Vaterland d.e Gallapa.
gos-Inseln und die Bay von Guayaquil bezeichnet ; ausserdem macht
lert. Ben,erkungen über C. pulicaria Reeve, nivea Gray und produc.a
Jask - Ib. 1849 Febr. beschrieb derselbe zwei Arten: C. cMm
aus dem Mit.elmeer und C. puiiois Var. ohne Angabe des Vaterlandes.
_ C capul anguis und farvula Pbilippi Zeitschr. Malak. p. 24.
Die 8 neuen Arten von Ovulum, welche G. B. Sowerby in
den Proc. Zool. soc. »848. Nov. beschrieben hat, sind in dessen The-
saurus pl. 100. abgebildet.
Oli.a rroralula Conrad. (Proc. Philad. IV. p. 155. ; Annais IV
p. 231. von Oberkalifornien und Peru ist abgebildet imJourn. of Phil. I.
p. 280. pl. 39. flg. 7.
Scalaria gracilenta von der Insel Mangsi , und Sc. Ua:^ura,a ohne
Angabe des Vaterlandes sind von Gould Boston Proc 1847. p.253
beschrieben. - Sc. Ocholensis Midd. Bull, de Pe.ersb VIII. no, 2.;
Beilr. II. p. 98. von den Südkflsten des Ochotzkiscben Meeres.
Toxoglossala.
Das Thier von Conus aulicus hat eine bunte Schnauze, roth und
weiss, und auf dem Rücken des Fusses einen kleinen viereckigen Dek-
Kel. Sein Biss ist giftig, und schmerzhaft, und macht eine tiefe drei-
Lkige Wunde, worauf sich eine Wasserblase bildet. Auf der kleinen
I sef Meyo, einer der Molukken bei Ternate, wurde Sir Edward Belcher
durch eine; von diesen Conus gebissen, welcher plötzlich seine Schnauze
vorstreckte, als er ihn ans dem Wasser zog, und er vergleicht das Ue-
Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1849. 119
fühl, welches er empfand mit dem , welches durch Verbrennen von
Phosphor unter der Haut erzeugt wird. Das Werkzeug, welches die
Wunde macht, muss die Zunge gewesen sein, welche bei diesem Älol-
lusk lang und mit zwei Reihen spitziger Zähne bewaffnet ist. (Adams
in Voy. of Samarang II. p. 356.
Pleurotoma seminifera Gould Boston Proc. 1849- p. 140. unbe-
kannten Vaterlandes wird mit PI. interrupta Lam. verglichen. — PL
Schanlaricum und PI. simplex Midd. ßeitr. II. p. il8. stammen beide
von den Südküsten des Ochotzkischen Meeres, und sind bereits in den
Bull, de Petersb. beschrieben. — PL exilis und mica Philippi aus
dem Rothen Meer, Zeitschr. 3Ialak. p. 31.
Mangelia cithara Gould Boston Proc. 1849. p. 140. von den
Fidschi-Inseln.
Proboscidea.
Gaskoin beschrieb (Proc. zool. soc. Febr. 1849.) 8 neue Ar-
ten Marginella: M. quadrilineata, jmdica von Centralamerika, triplicata
von den Philippinen, serrala von Mauritius, contaminata, linealolabrum,
pulcherrima von Westindien. — M. gramim Philippi aus dem Ro-
then Meere; Zeitschr. Malak. p. 27. — M. azona Menke von ßathurst
ib. p. 37.
Columbella exilis und hordeacea Philippi aus dem Rothen Meer.
Zeitschr. Malak. p. 23.
Murex {Trophon) fruticosus Gould Boston Proc. 1849. p. 143.
wird mit M. noduliferus Sow. verglichen.
Phos varicosus Gould Boston Proc. 1849. p. 143. von den Phi-
lippinen hat die wulstige Spira von Triton, aber die unzweideutige
Mündung von Phos.
Die Gattung Tritonium fasst v. Middendorff Beitr. II. p. 122.
in dem weiten Müller'schen Sinne ; die folgenden neuen Arten sind
bereits in den Bullet, de Petersb. VII. no. 16. aufgestellt : Tr. (Fusus)
Schanlaricum von den Schantar-Inseln steht Tr. islandicum nahe ; Tr.
(Fusus) Behringii aus dem Behrings - Eismeer ist mit norvegicum zu-
nächst verwandt; Tr. [Fusus) Baerii aus dem Behrings-Meer ist durch
die niedrige Spira ausgezeichnet ; Tr, (Fusus) Sitchense von Sitcha,
kommt dem Bucc. viverratum Kiener am nächsten ; Trit. luriduni von
Sitcha ist der vorigen Art verwandt ; Tr. (Bucc.) simplex von der gros-
sen Schantar-Insel ; Tr. (Bucc.) Ochotense aus dem Ochotzkischen Meere ;
Tr. (Bucc.) ooides aus dem Tugurbusen des Ochotzkischen Meeres.
Triton brasilianum von Rio Janeiro und mundum von den Sa-
moa-Inseln, stellte Gould Boston Proc. 1849. p. 142. auf: Tr. perfo-
Talus Conrad (Proc. Philad. IV. p. 155. ; Annais IV. p. 230. und abge-
bildet Journ. of Philad. I. p. 280. pl. 39. fig. 6.) von Peru. — Der-
selbe zerlegt (Journ. of the Acad. of Philadelphia Vol. I. p. 211.) Tr.
120 Troschel: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
tuberosus in zwei Arten : tuberosus hat ein olivengrünes Thier mit gros-
sen Flecken, und einem gekrümmten schiefen Sipho, pyriformis hat ein
aschfarbiges Thier mit kleinen Flecken und einen weniger schiefen und
geraderen Sipho. — T. variegatus zerlegt derselbe ib. p. 212. in
drei Arten : T. trilonis Spira mit grob granulirten Streifen, Labrum er-
weitert, weit umgeschlagen, Rand tief wellig, Spindel mit breiten Fal-
ten und braunen Gruben dazwischen, Ostindien. T. nobilis erweitert,
bauchig, höckerig am obere Theil der letzten Windung, an ihr sind die
drei Rippen vorspringend, abgerundet, Westindien. T. variegatus, dick
und schwer, schlank ; obere Windungen mit fein granulirten Linien,
Spindel braun mit weissen Falten.
Gould bereicherte in Boston Proc. 1849. p. l4l. die Gattung
Fusus um sechs neue Arten: F. liralus Couth. MS. und F. crispus
Couth. MS., beide bei Orange Uarbor gefischt, F. incisus ohne Fund-
ort, F. ßdicula von Puget-Sound , F. orpheus ebendaher , F. sublutus
ohne Angabe des Vaterlandes. — F. Branscombi Clark Annais IV. p.
425. von der Devon Küste bei Exmoutb.
Aus der Gattung Fasciolaria sind bei Philip pi Abb. Heft 6.
F. clava Jonas, purpurea Jonas n. sp. vom Cap und crocata Phil,
dargestellt.
Trichotropis insignis Midd. Bull, de Petersb. VIII. no. 2.; Beitr.
II. p. 107. Taf. X. fig. 7 — 9. aus dem Behringsmeere.
Cartcellaria? arctica Midd. ßeitr. II. p. 112. aus dem Eismeer
der Behringsstrasse. — Sechs neue in den Proc. zool. soc. 1848. Nov.
von Sowerby aufgestellte Arien sind indessen Thesaurus abgebildet.
BuUia ampullacea Midd. Beitr. II. p. 179. ist bereits in dem
Bull, de Petersb. VII. no. 16. aufgestellt.
Purpura decemcostataM idd. Bull, de Petersb. VIII. no. 2.; Beitr,
II. p. 116. Taf. IX. flg. 1—3. aus dem Eismeer der Behringsstrasse.
Ricinula papulosa Philippi Zeitschr. Malak. p. 32.
In Heft 5 der Abbild, von Philippi sind 17 Arten Buccinum
abgebildet, unter denen ausser mehreren von Philippi und D unk er
bereits aufgestellten Arten auch einige neue: B. crassum Koch von
China und gemma Phil. — Desgl. in Heft 6 ausser 13 Dunker'schen
Arten B. caperatum ?hi\., Burchardi Dkr. von Adelaide, mitrula Dkr.
von Manila, exlensum Dkr. von Java.
Ib. Heft 4 sind Dolium ampullaceum Phil, und melanostomum Jay
abgebildet; auch ist hier eine neue Art D. amphora Phil, angezeigt.
Conrad glaubt (Journ. of the Acad. of Philad. Vol. I. sec. ser.
1849. p. 210.), dass unter Cassis cornuta L. zwei Arten confundirt seien,
eine von Ost-, die andere von West-Indien, und sondert die Synony-
mie von C. cornuta, labiata Chemn., tuberosa und flammea.
Naturgeschichte der Molluslicn während des Jahres 1849. 121
Rhipidoglossata.
Delphinula exigua Philippi aus dem rothen Meere. Zeitschr.
Walak. p. 25.
Gould stellte (Boston Proc. 1848. p. 90.) aus der Gattung Tro-
chus acht Arten als neu auf: T. pnmimis von der Auckland-Insel, tex^
turahu von Neu-Seeland, ligatus von Puget-Sound , pupillus von ^eu^
Seeland, JMCMnrfMs ebendaher, gradalus von den Südsee-Inseln (Pacific
Islands), acinosus von Neu-Seeland , elisus von Singapore. — Derselbe
ib. 1849. p. 106. fügte acht andere Arten hinzu: T. bicrenatus ohne
Angabe des Vaterlandes , circumsutus von Madagascar ? , spurcus von
Madeira, amoenus von den Fidschi-Inseln, — . colubrinus von Madeira,
inslrictits (Pacific Islands), atropurpureus von den Schifferinseln, rolel-
linus von der Insel Maogsi, die letzteren vier angeblich der Gattung
Monodonta angehörig. — T. tantillus Gould von den Sandwichinseln
wird ib. p. 118 beschrieben, sein Durchmesser beträgt nur ^Jq Zoll. —
Midd endorff unterschied Beitr. II. p. 85. zwei neue Arten: Tr.mO'
deshis Taf. X. fig. 16--18. von Sitcha und Tr. Schanlaricus, — Von
Philippi befinden sich Diagnosen mehrerer neuer Trochus , die be-
reits im Conchyiien -Cabinet von Martini Chemnitz edirt von Küster
abgebildet sind, in Zeitschr. f. Malak. p. 146, 168. und 187. — In dem
ebengenannten Conchylien-Cabinet sind die Arten der Gattung Trochus,
von Philippi bearbeitet, im Text von 38 bis zu 137 fortgeführt; un.
ter ihnen finden sich folgende neue Namen: Tr. heliacus Phil, (bei
Knorr, Seba, Chemn. abgebildet), aster Phil. (Chemn. f. 1718—20,
Turbo calcar Gmel.), chloritis Phil, (viridulus Mke.), CÄemmfzü Phil.
(Chemn. f. I59l.), Gualterianus Phil, (laevigatus Phil, olim), persona--
tus Phil. (Monodonta ringens Ph. olim), allernalus? hi\. n. sp. woher?,
lepidus Koch von der Westküste Neuhollands, nobilis P h. (gemmosus
Mke.), solidus?h. n. sp., amoenus Koch, acutangultts Mke., erubescens
Ph., caperatus Ph., exaltatus Ph., catenulalus Ph., nocturnus P h.,
festivus Ph., sämmtlich unbekannten Aufenthaltsortes.
Turbo confragosus von der Insel Dean aus der Paumotu- Gruppe,
sirius von Neuholland und laciniatus von Manila wurden von Gould
Boston Proc. 1848. als neue Arten charakterisirt. — Lovell Reeve
machte die Diagnosen von 20 Arten bekannt (Proc. zool. Soc. March
1848. ; Annais III. p. 227.), nämlich : T. nalalensis (wohl identisch mit
T. natalensis Krauss) von Port Natal , saxosus von Westcolumbien, la~
miniferus von Neuholland, murreus ^ corallinus , trochoides, pustulatns,
turcicus von den Philippinen, pyropus, gemmatus, liigubris, nivosus von
den Philippinen, tumidulus, circularis, porcalus von Nordaustralien, ar-
ticulatus, japonicus von Japan, mililaris von der Insel Annaa , histrio,
fluctualus von Westcolumbien. — Von dieser Galtung sind bei Küster
1. c. durch Philippi die Arten 6l bis 68 beschrieben; unter ihnen
einige neue: T. Hemprichii Trosch. aus dem rothen Meere, califor-.
122 Troschel: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
nicus Troäch. aus Californien , piisio Anton, laetus PhW. von der
Ostküste Afrika's, virens Anton , patulus Phil, aus dem chinesischen
Meere und von den Philippinen.
Phasianella splendida Philip pi aus dem rolhen Meere. Zeitschr,
Malak. p. 30.
Nerita articulala Gould (^Boston Proc. 1847. p. 220.) verwandt
mit W. lineata, Tavoy. — iV. musiva ib. p. 237. w^oher ?
Neritina Webbei Recluz. (Rev. zool. 1849. p. 70.) mit 14 Va-
rietäten. Westafrika. — JV. capilhlata Gould (Boston Proc. 1847
p. 220.) von Tavoy. — Von demselben linden sich ib. p, 237. sechs
neue Arten : N. porcata ohne Angabe des Vaterlandes, cholerica von
den Fidschi-Inseln, chrysocoUa von Upolu, helvola und siderea von den
Fidschi-Inseln, amoena ohne Angabe des Vaterlandes. — N. Iris und
rarispina M o u s s o n von Java.
Navicella maculifera Mousson 1. c. von Java. — N. parva
Mousson ib. im Nachtrage von der Insel Bimah.
Haliotis crispata Gould Boston Proc. 1847. p. 251. von Neu-
Holland.
Stomatella decolorata von der Insel Mangsi , und St. tiimida von
China und den Molukken sind beide von Gould Boston Proc. 1848.
p. 74. beschrieben.
Cyclobranchiata.
lieber den Unterschied von Lotlia und Patella, wie ihn
Gould gefunden zu haben glaubt, vergl. oben p. 101.
Patella [Acmaeal) personoides, aeruginosa, pileolus , Asmi Mid-
dendorff, die schon in den Petersb. Bullet. VI. no. 20. angezeigt
waren, sind Beitr. Taf. 1. abgebildet. — Bei Philippi Abbild. Hefl4
sind P. cymbularia Lam., Kocht Phil., hyalina Phil., vilrea Phil., De-
lessertii Phil, (cymbularia Deless.) abgebildet — Desgl. ib. Heft 5
zwölf Arten, unter denen F. (Acmaea?) pallescens Phil., P. {Acmaea'^)
discors Phil, von Mexico als neu. — Ferner ib. Heft 6 drei Arten,
unter denen P. consplcua Phil, von Guinea und limbata Phil, von
NeuhoUand als neu.
Auf Patella fulva Müll, begründen Forb es und Hanley (Hist.
Brit. Moll.) eine neue Gattung Pilidium: Schale eiförmig, conisch,
mit excentrischem nach vorn gelegenen Apex , Oberfläche mit strahlen-
förmigen Streifen, innen mit einem mondförniigen Muskeleindruck, der
in der Kopfgegend unterbrochen ist. Thier mit zwei pfriemförmigen
Fühlern, ohne Augen; Mantelrand einfach ; Kiemenfeder am Nacken ;
Fuss breit, eiförmig, mit flachen Seiten; Zunge mit einer Reihe
viereckiger Platten , auf deren jeder ein einziger dreilappiger Zahn
entspringt , jederseits von zwei deutlichen Nebenzähnen begleitet.
Unterscheidet sich von Acmaea durch das Fehlen der Augen , ganz-
Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1849. 123
randigen Mantel, und die eigenthümliche Bewaffnung der Zunge. —
Eine verwandte neue Gattung derselben Verf. ist Propilidium:
Schale verkehrt eiförmig, conisch mit excenlrischem nach hinten gele-
genen Apex, Überfläche mit strahligen Streifen, innen mit einem mond-
förmigen Muskeleindruck, der in der Kopfgegend unterbrochen ist. Thier
mit zwei pfriemförmigen Fühlern, ohne Augen; Mantelrand einfach,
Kienienfeder (zwei ?) am Nacken ; Fuss breit , kreisförmig mit flachen
Seiten ; Mundmasse mit hornigen Kiefern und einer Zunge ähnlich wie
Pilidium. Die Art Avlrd T. ancijloides genannt, und Pal. coeca Müll.,
ancyloides Forb. , Candida Couth. , cerca Moll, und exigua Forb. sind
als zweifelhafte Synonyme dazugezogen. Soweit sich nach den Be-
schreibungen urlheilen lässt, müssten wohl die Gattungen Pilidium und
Propilidium vereinigt bleiben , die Lage des Apex ist die einzige we-
sentliche Differenz.
William Clark beobachtete und beschrieb (Annais
IV. p. 321.) das Thier von Dentalium tarenlinuni.
Seine Ansichten in Betreff der Deutung der Organe weichen von
denen Deshayes' bedeutend ab. Besonderes Gewicht legt Verf.
darauf, dass die hintere Oeffnung nicht Afteröffnung sei, sondern Alhem-
öffnung. Was D. für Leber hält, nimmt er für Kiemen, und die Gal-
lengänge für Kiemenvenen. D.'s Kiemen sieht er für Speicheldrüsen
an. Auch hält er die Ansicht D's in Betreff der Kauorgane für irr-
thüralich.
Pulmonata,
Eine Fortsetzung der Nachträge zu L. Pfeiffer's Mo-
nographia Heliceorum findet sich Zeitschr. für Malak. p. 66,
81 und 106. Hier werden theils Citate, theils zahlreiche Ar-
ten nachgetragen.
In einer Note über die Zeugung der Helices kommt
Pi erre Gratiolet zu dem Resultate, dass die gestielte
Blase in der That , wie Deshayes angiebt, eine Samentasche
sei, dass die Samenfäden in der Geschlechtsdrüse nicht von
einem fremden Individuum stammen , sondern mit den Eiern
durch das Vas deferens in den Uterus gelangen ohne frucht-
bar zu sein, und dass eine Begattung mit sehr seltenen Aus-
nahmen durchaus erforderlich ist; ferner dass die unfrucht-
baren Samenthierchen in der Samentasche eine Metamorphose
eingehen, wodurch sie fruchtbar werden , und dass die Be-
fruchtung nicht im Ovarium geschieht , sondern wie bei den
124 Troßchelj Bericht über die Leistungen im Gebiete der
Batrachiern, in dem Moment, wo die Eier abgelegt werden.
(Institut 1849. p. 220.).
Davy stellte Beobaclilungtn an einer grossen westindischen
Landschnecke (Helix oblonga L. ?) an. Sie lebt in der trocknen Jah-
reszeit in Höhlen unter der Erde und kommt nur bei feuchtem Wetter
zum Vorschein. Die 2 Zoll langen Eier besitzen eine Schale aus koh-
lensaurem Kalk, etwas thierischer Materie und einer Spur phosphorsau-
ren Kalks; das Innere bestand aus Eiweiss. In den Excremenlen fand
Davy Harnsäure, und schlägt vor die Schnecken als Düngungsmitlel zu
benutzen. Die Temperatur dieser Schnecken fand er um eine Kleinig-
keit höher als die umgebende Luft , etwa % Grad. In einem durch
Wasser abgesperrten Raum, der 24mal so gross war als sie selbst,
starben sie nach 3 Tagen ; sie halten % des Sauerstoffs verbraucht.
(The Edinburgh new philosophical Journal 1848.; Schieiden und Fro-
riep Notizen 1849. IX. p. 54.).
Die 23 neuen Arten von Vitrina, welche Pfeiffer aus Cuming's
Sammlung (Proc. zool. soc. 1848. June, Annais IV. p. 69.) beschrieben
hat, sind bereits in dessen Monogr. Helic. enthalten.
Von Gould finden sich in Boston Proc. I848.»p. 37. zwei neue
Arten Succinea, von denen die eine, S. luteola aus 'Texas, sich durch
ihre goldgelbe Farbe auszeichnet, die andere S. concordialis lebt in der
JNähe des Concordia-See's. — Ebenso von Adams Contrib. III. p. 38
S. lalior und anguslior von Jamaica. — S. texasiana Pfeiffer in
Roemer's Texas p. 456. gleicht am meisten der S. chiloensis, ist sehr
häufig auf der Insel Galveston.
H. E. Strickland erhielt 3 Exemplare von Nanina vitrinoides
aus Indien, von denen eine noch lebte, obgleich sie ein Jahr lang hin-
ter drei falschen Deckeln verborgen zugebracht hatte. Ihr Fuss war
hinten abgestutzt, sie hatte die hornähnliche Erhabenheit auf dem Rük-
ken des Fusses und zwei längliche spitze Lappen am Mantelrande, die
immer ganz eng an die Schale gelegt waren. Sie liebte es, sich mit
dem hinteren Theile des Fusses an die Decke ihres Behälters anzuhän-
gen, dann den vorderen Theil umzubiegen , so dass das vordere Ende
des Fusses die eigene Schale berührte, und mit dem Munde an ihr zu
lecken. Verf. vergleicht die Schnecke mit einer Katze, die sich be-
leckt, und erklärt hierdurch die Glätte der Schale. (Proc. zool. soc.
1848. Dec, Annais IV. p. 379.).
Auch Mo US so n sieht 1, c. die Gattung Nanina als wohlbegrün-
det an, er stellt eine neue Art N. centralis von Java auf. — Dersellje
beschreibt ib. im Nachtrage JV. bimaensis aus den Wäldern der Insel Bi-
mah, und N. halata von Dompo.
A. Schmidt entscheidet die Frage über die Arienverschieden-
heit von Helix nemoralis und horlensis bejahend , indem die Liebes-
pfeile constant verschieden seien. (Zeitschr. Malak. p. 49.).
Nalurgeschichle der Mollusken während des Jahres 1849. 125
Forst er erklärt sich für die specifische Verschiedenheit von
Helix pulchella und coslata (Korrespondenzblalt des zoologisch - minera-
logischen Vereines in Regensburg Erster Jahrgang 1847. p. 41.).
Gould beschrieb eine neue linksgewundene scheibenförmige //e-
lix anguina von Manko bei Newville, Provinz Tavoy (Boston Proc.
1847. p. 218.). — Derselbe stellte ib. 1848. p. 38. fünf neue Ame-
rikanische Helices auf: H. selenina blass opalarlig gefärbt, mit kleinem
tiefen Nabel, scheibenförmiger Spindel, und verengter Mündung. Vs Zoll.
Georgia und Florida; — H. rolula durchsichtig bernsteinarlig, schei-
benförmig, Nabel tief, Mundrand einfach. ^5 Zoll. Tenessee ; — H.
maxillala linsenförmig , Mündung linienförmig , hinter dem umgeschla-
genen Labrum eine Lamelle , an der Spindel eine gerade nach oben
gabiige Lamelle. ^j\ Zoll. Tenessee, — H. leporina linsenförmig, haa-
rig, zwei Zähne am Labrum, an der Spindel eine schiefe, durch eine
linienförmige Schwiele mit dem oberen AVinkel der Mündung verbun-
dene Falte, '/s Zoll. Missisippi undArcansas; — H. vultuosa zwischen
fallax und texasiana in der Mitte , weit genabelt, zwei Zähne am La-
brum, deren einer in der Mitte tiefer nach innen liegt , die Spindel-
falte den Schlund fast schliessend. V5 Zoll. Arcahsas und Texas ; —
daran schliessen sich noch zwei Formen, deren eine, als Var. von thy-
roidus angesehene, Gould H. bucculenta, die andere mit H. appressa
und palliata verwandte H. abjecta nennt ; erstere lebt in Georgia und
Texas , letzlere in den südwestlichen Staaten. — H. smironetisis und
helicinoides Mousson von Java. — Ebenda finden sich von demsel-
ben Verf. H. raregullata von ßimah, colorala und bulbus von Celebes. —
Adams vermehrte diese Gattung Contrib. IL p. 29. und ilL um 30 für
neu gehaltene Arten von Jamaiea : H. patina (vielleicht Var. von acutissi-
raa Lam.) , fluctuala , cara, ChittyanUy picturata, slrangulala, torrefacta,
epishjliulum, pila, lamellifera, graminicola, MacMurrayi, munda, tunicalaf
sulp hur e a *), virginea , fuscocincla, similis, Hollandi , ambigua, Antho»
niana, bretis, simulans, fuscula, diminuta, apex, immunda, perdepressa,
angustispira, inconspicua. — Pfeiffer beschrieb in Roemer Texas p. 455.
zwei neue Arten Helix, nämlich H. hippocrepis von Neu-Braunfels, und
H. Roemeri aus dem Thal des San Saba. — H. Slrangei Pfeiffer von
Neu-Süd-Wales (Annais IV. p. 78.). - H. viteUina, gemina, subfusca,
vargasiatia, calcarea, casla, anomala Pfeiffer (Proc. zool. Soc. 1848,
Annais IV. p. 146.) sind in dessen Monogr. Hei. nicht enthalten. — H.
oculus Pfeiffer von China. Zeitschr. Malak. p. 144. — H. rufula Pfr.
ib. p. I6ü. von Jamaiea. — In Küsler's Conch.-Cab. 1. c. hat Pfeif-
*) In den Contrib. VI. p. 98. giebt spüler der Verf. an, dass diese
vermeintliche Helix-Art vielmehr der Embryo Zustand von Dolium per-
dix sei ; er will hieraus zugleich ableiten, dass die Heliceen auf einer
niedrigeren Stufe stehen, als die Purpuraceen.
126 Troschel: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
fer die Gattung Helix im Text von der 167. bis zur 278. Art fort-
geführt.
Sowerby beschrieb als neue Art Tomigerus principalis von
Pernambuco (Froc. zool. soc. Febr. 1849.); sollte dies nicht H. gib.
berula ßurrow sein , die dasselbe Vaterland hat, und von Pfeiffer Mo-
nogr. fraglich bei T. clausus citirt wird?
Anostoma Boysii Bens, erhebt Pfeiffer zur eigenen Gattung
Boysia testa conico-globosa, tenuis, rimata , anfractu ultimo arcuatim
ascendente ; apertura obliqua, sursum reclinata, subrotundata, continua,
edentula. Die Art heisst B. Bensoni. Zeitschr. Malak. p. 104.
Eine neue Art der Gattung Streptaxis von Pfeiffer St. uberi-
formis aus Brasilien findet sich Proc. zool. soc. June 27. 1848., An-
nais IV. p. 79.
lieber die Monographie der Gattung Bulimus in Reeve's
Conchologia iconica machte Pfeiffer in der Zeitschr. für
Malak. p. 4, 42, 63 und 120 kritische Bemerkungen, — In
Philippi's Abbild, sind Heft 4 neun Pfeiffer'sche Bulimus-
Arten abgebildet, die bereits in Zeitschr. für Malak. aufge-
gestellt waren.
„lieber Bulimus perversus L. und die Gruppe der mit
ihm zunächst verwandten Arten« gehl Pfeiffer (Zeitschr.
Malak. p. 125 u. 129.) in Erörterungen ein, und unterschei-
det hier 12 Arten.
Mousson (Java) gründete 6 neue Arten der Gattung Bulimus
von Java: B. purus, furcillalus, porcellanus, galei'iculum, glandula, apex,
die sämmtlich abgebildet sind. — B. rusticus Mousson ib. im An-
hange stammt ebenfalls von Java. — Adams bereicherte die Galtuung
Contrib. II. p. 27. um 7 neue Arten: B. nilidiusculus, pauperculus, fc-
rebella, anomalus, mitwnus , monodon, mirahilis. — B. irroratits Lo-
vell Reeve ohne Angabe des Vaterlands (Proc. zool. soc. Febr.
1849.). — Derselbe beschreibt ib. July 1849 sechzehn neue Arten,
die von William Lobb in den Anden von Peru entdeckt worden sind:
B. clausilioides , nigropiiealus , foveolatus , depslus , scilulus , cuzcoensis,
praetexlus, Lobbii, purpuratus, rhodolarynx, decvssaliis, myristicus, alto-
peruvianus , alutaceus, pritmdaris und coliimellaris. — Menke tauft
seinen Scarabus fusiformis in Bul. vermiculatus um. Zeitschr. Malak.
p. 176. — B. helicoides Pfeiffer von den Philippinen, ib.
Fischer von Wald heim gründete eine neue Gallung Chi-
lonopsis y der er ihre Stellung in der Nähe von Bulimus anvs^eist:
testa turrita spiris septem convexis ; umbilicata ; aperlura elongata, an-
gustata, inaequali, columella valde dilatata, intus et infra sinuata, extus
Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1849. 127
marginala, basi canalem coecum cum labio dextro intumido, exlus tri-
plicato formanle. Die Art Ch. sulcata, 6 Millini. lang von St. Jage, ist
abgebildet. Sie scheint, nach der Abbildung zu schliessen, eher in
die Familie der Auriculaceen zu gehören.
Gould stellte in Proc. Boston 1847. p. 197. einige Arten Pupa
auf, welche Gattung er im weiteren Sinne fasst: P. [Vertigo) lantilla
von Taheiti , P. peponum von den Sandwich- Inseln, P, (Megaspirä)
elata von Brasilien, kleiner , mehr cylindrisch, zarter gestreift mit en-
geren Windungen, einer Falte weniger als bei elatior — Ebenda p. 263.
findet sich eine neue Pupa vom Oberen-See mit vier Zähnen der Mün-
dung, P. decora Gould, die in Holzschnitt abgebildet ist. Dann
enthalten auch dieselben Proceed. 1848, p. 40. zwei Arten von Pupa,
ebenfalls von Gould; P. variolosa sehr klein, mit einem Zahn an der
Spindel, y^, Zoll, Florida ; — P. modica sehr ähnlich wie fallax, aber
nur halb so gross, y^o Zoll, Florida. — Auch Adams bringt Contrib.
III. p. 37. einige neue Arten von Jamaica : P. jamaicensis, lala, he-
xodoti, exilis. — Um vier neue asiatische Arten bereichert Benson
(Annais IV. p. 125.) diese Gattung: P. regia 43 Millim. lang von Nan-
king, China, Huttoniana und plicidens vom Himalaya , brevicostis von
Bengalen. Letzterer fehlen die kürzeren Fühler wie Vertigo. P.
ascaniensis A. Schmidt ist in Zeitschr. für Malak. p. 140. aufgestellt.
~ P. Freijeri F, J. Schmidt ib. p. 166,
Vertigo Büllneri Siemaschko Bull, de Petersbourg p. 234. fig. 4.
Balea peregrina Gould Boston Proc. 1848. p. 40.
Partula conica (vielleicht bulimoides aber grösser) , zebrina und
pusilla Gould Proc. Boston 1847. p. 196., beide erstere von den Sa-
moa-Inseln, letzlere von der Matea-Insel.
Adams Contrib. II. p. 24 fügte der Gattung Achatina 11 neue
Arten von Jamaica hinzu : A. procera , elegans (vielleicht Var. von
Philippiana Pfr.), nemorensis, ligata, angiostoma, Ingallsiana, unicolor,
laevis (vielleicht Var. von pellucens), micans, striosa, inusitata. — Bei
Philip pi Abbild. Heft 5. sind A. suturalis Phil. n. sp. , rhodostoma
Phil, n. sp , fulica Desh.; und variegata ßoissy abgebildet.
Glandina bullala Gould Boston Proc. 1848. p. 64. von Louisiana
ist sehr zart, mit kurzer Spira und 5 Windungen, fein längsgestreift,
milchweiss. Vu Zoll.
Gould stellte in Boston Proc. 1847. p. 200. neue Arten Acha-
tinella auf, natürlich sämmtlich von den Sandwich-Inseln: A. marmo-
rata, ellipsoidea, acuminata (aus den klaren, zarten Arten mit nur ei-
nem Schein von Columellar-Falte ist Verf. geneigt eine besondere Gat-
tung Leplachatina zu bilden) cerealis, giittida.
Auch die Gattung Cylindrella ging nicht leer aus an neuen Ar-
ten, Gould gründete zwei in Boston Proc. 1848. p. 40.: C, ponlifica
grau und braun marmorirt, mit zahlreichen schiefen Rippchen, die al-
128 Troschel: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
ternirend die Naht durchsetzen ; C. jejuna kleiner, dunkler und mit con-
vexeren Windungen als lactaria. Florida. — Adams Contrib. 11. brachte
dercQ 15 C. Beardsleana , Agnesiana , alba, coslulata, montana^ Gra^
vesii, ambigua, aspera, columna (vielleicht Var. von brevis Pfr.), tnor-
natOf Simplex, Hydeana (Buliraus Gossei Ffr. ; ist aber ein richtiger ßu-
limus), similis (vielleicht Var. von Dunkeri Pfr.), tenella , tenera. Von
ihnen sind C. Beardsleana und eine bereits 1845. aufgestellte C. py-
gmaettf später, ib. VI. 1850. p. 89. als Geomelanien erkannt. Pfeif-
fer benannte eine C. Roemeri zu Ehren des Entdeckers in dessen
Texas p. 456.
Clausilia Moritzii Mousson 1. c. von Java.
Aus der Familie der Limnaeaceen stellte Gould neue Arten aus
fast allen Gattungen auf (Boston Proc. 1847.); so p. 214. Physa tabu^
lata von Neu -Seeland, gibbosa von Neu Süd-Wales, sinuala von den
Fidschi- Inseln , reficw/afa von den Sandw^ich- Inseln (wahrscheinlich
identisch mit Limnaeus oahuensis Souleyet) virginea von Californien,
venustula von Lima. Ib. p. 263. Ph. vinosa vom Oberen-See, in Holz-
schnitt abgebildet.
Ferner ib. p. 212. Planorbis opercularis von Ober - Californien,
vermicularis aus dem innern Oregon. — Neue Arten von Adams Contr.
III. p. 43. von Jamaica sind: PL MacNabianus , Redfieldi, Haldemani,
decipiens und affinis.
Gould beschrieb 1. c. p. 211. Dombeya fasciala verwandt mit
Chilina fluctuosa d'Orb. aber regelmässiger, bauchiger und solider, und
D. obovala weniger breit und mit flacheren Nähten als D. major Gray,
grösser und hinten bauchiger als Ch. pulchra d'Orb. Beide aus dem
Concon River in Chili,
Endlich p. 211. Lhnnea volutata von Oahu und L. lepida vom
Vancouver-See in Oregon. — Desgleichen ib. p. 64. L. lanceala von
dem nördlichen Ufer des Oberen-See's, soll einer grossen rechtsgewun-
denen Physa hypnorum gleichen. — L. longulus Mousson 1. c. von
Java. — L. ventricosus Siemaschko Bull, de Petersbourg p.229. hg. 5.
Unter dem Namen Guti dl acliia stellte Pfeiffer eine neue
interessante Gattung auf: testa tenuis , ancyliformis, non spirala , obli-
que conica, vertice retrorsum inclinato; latere basali lamina plana, ho-
rizontali ad duos trientcs clauso; apertura antica, horizontali, semicir-
culari. Operculum nulluni. Die Art G. ancyliformis lebt im süssen
Wasser Cubxi's. Zeitschr. für Malak. p. 97. Hinzugefügt sind die Er-
gebnisse der Untersuchung des Referenten an dem in der Schale
eingetrockneten Thier. Diese sprechen für die systematische Stellung
in der Nähe der Limnaeaceen.
Auricula sulculosa und granifera Mousson Java.
Melampus coronalus Adams Contrib. III. p. 41. von Jamaica.
Pedipes ovalis Adams Contrib. III. p.41. von Jamaica (wahr-
scheinlich Var. von quadridens Ffr.).
Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1849. 129
Ringicula acuta Philippi aus dem rolhen Meere. Zeitschr. Ma-
lak. p. 33.
In der Familie Carychiadae stellte Benson (Annais IV. p. 193.)
eine neue Galtung Diplommalina auf: tesla vix rimata, tenui, sub-
ovata; spira elongata; anfractibus convexis, costalis, ultimo subascen-
dente ; apertura edentula, subcirculari ; peristomate duplicato, expanso ,
marginibus callo parietali appresso iunctis ; operculo nullo. Dahin ge-
hören Bul folliculus Pfr. Monogr. IL p. 81. und Z). coslulalum Nutt.
MS. eine neue Art vom Himalaya. Das Thier hat nur 2 lange faden-
förmige Tentakeln ; die Augen liegen hinten an der Basis derselben,
und sind aus zwei Lappen zusammengesetzt: der eine sitzt tief an dem
ientakel und ist breiter als der andere Lappen, der als ein kleiner
schwarzer Punkt an der Aussenseite des grösseren Lappens an die
Oberfläche kommt. Der Fuss ist kurz. Das Vaterland von D. follicu-
lus wird berichtigt, diese Art findet sich am Simla, nicht in Bengalen.
Carychium indicum Benson ib. p. 194. ist eine neue Art vom
Simla und Landour.
Notobranchia.
V. Middendorff erwähnt in seinen Beiträgen II. p. 1 84.
anhangsweise einiger Nacktkiemer, ohne sie näher zu be-
stimmen; drei von ihnen, deren zwei abgebildet sind, gehören
der Gattung Doris an, zwei andere sollen in des Verf. Rei-
sewerke Bd. II. Mollusken näher beschrieben werden.
VonAlbany Hancock's undDennis Embleton's
Anatomie von Eolis erschien in den Annais III. p. 183. die
Fortsetzung (vergl. den vorigen Bericht p. 96.), welche der
Schilderung des Nervensystems und der Sinnesorgane gewid-
met ist. Die Nervensysteme von E. papulosa, Drummondi
und coronata sind abgebildet; am ausführlichsten beschrie-
hen und am weitesten verfolgt ist das erstere. Von den fünf
Ganglienpaaren sind das obere und seitliche die grossesten
das untere oder BuccaU Ganglion ist viel kleiner, und trägt
an seiner vordem Seile ein noch kleineres, das Gastro -oe-
sophageal-Ganglion; ein fünftes Paar am Grunde der dorsa-
len Tentakeln wird, gewiss mit Recht, als Riechganglion be-
zeichnet, es entspringt von dem oberen grossen Ganglienpaar.
Ausser den Commissuren wurden 33 Nervenpaare verfolgt. —
Was die Sinne betrifft, so werden die Mundtentakeln als em-
pfindliches Tastorgan bezeichnet; für den Geschmackssinn
Archiv f. Naturgesch. XVX. Jahrg. 2. Bd. jr
130 Troschel: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
möchten die Falten hinter der Zunge und vielleicht die Lamel-
len am Anfang des Schlundes dienstbar sein. Dass die dor-
salen Fühler Geruchsorgane seien, wird hier sehr wahrschein-
lich gemacht. Das Vorhandensein eines Ganglions am Grunde
jedes Tentakels, die eigenthümliche Ausbildung bei den Nackt-
kiemern, das Wimpern der Oberfläche in entgegengesetzter
Richtung als an den Kiemenfortsätzen, nämlich von der Spitze
nach dem Körper zu, sprechen dafür, dass diese Organe spe-
ciellen und wichtigen Functionen dienen. Dass sie für den Ge-
ruchssinn gehalten werden müssen, dafür wird die lamellenartige
Struktur im Vergleich mit den Geruchsorganen von Nautilus,
der Fische und selbst der höheren Thiere , geltend gemacht,
welcher Vergleich noch schlagender in den Fällen wird, wo der
lamellentragende Fühler in eine Scheide zurückgezogen wer-
den kann. Selbst die Lage der Ganglien spricht dafür, weil
sie bei den Fischen und übrigen Wirbelthieren vom vorder-
sten Ganglienpaar entspringen, und die vordersten von allen
Nerven sind. Zwei Augen sind vorhanden, dicht hinter je-
dem eine kleine Gehörskapsel. Schliesslich wird angedeutet,
dass es mit dem sogenannten Phlebenterismus nichts sei,
und dass die Eolididae nicht auf der niedrigen Stufe stehen,
auf welche sie von einigen Forschern gestellt sind.
Blanchard setzte seine „Recherches sur l'organisa-
tion des mollusques gasteropodes de l'ordre des Opisthobran-
ches" (vergl. den vorigen Bericht p. 95.) fort, indem er sich
zu den einzelnen Typen wendet. Die Familie der Eolidier
theilt Verf. in zwei Tribus, je nachdem der After sich am
Rücken gegen das hintere Ende des Körpers QJanidae),
oder vorn an der rechten Seite (Eolididae) öffnet. In die
erste dieser Tribus gehören die Gattungen Janus Verany
und Procionotus AI der Hancock. Janus Spinolae wird
als Typus ausführlich beschrieben. (Annales des sc. nat. XL
p. 74.)
Janus Spinolae Verany (Eolidia crislata Delle Cliiaje) ist 30--
40 Mill. lang, gelblich rosenfaibig, mit weisslicher Mittellinie, Kiemen
gelb mit bläulicher Spitze. Der Sclilundring besteht aus 6 Ganglienj
Naturgeschichte der Mollusken wahrend des Jahres 1849. 131
vom oberen und vorderen Paar entspringen die Fühlernerven, mit einer
Anschwellung in jedem Fühler (Verf. bezweifelt, dass sie dem Geruch
dienen) die kurzen Augennerven , und hinter diesen liegen die Gehör-
organe. Es sind zwei gezähnte seitliche Kiefer vorhanden, zwischen
Ihnen liegt die Zunge mit fein gezähnelten Querleisten. Der Schlund
ist gerade, der Magen aufgeschwollen. Der Darm krümmt sich ein we-
nig nach hnks , dann ein wenig nach rechts, und geht ohne eigent-
liche Windungen zum After. Am Magen öffnet sich jederseits ein Le-
bergang, der nahe dem Magen einen Ast nach vorn, einen anderen nach
hinten sendet; diese Aeste entsenden wiederum in ihrer ganzen Länge
Zweige, von denen einige blind enden, andere in die Kiemen dringen.
Die hinteren Leberäste vereinen sich vor dem After durch einen que-
ren Kanal. Das Herz liegt in der Mitte des Körpers auf dem Eierstock-
die Gefasse sind sehr deutlich abgebildet. Die Kiemen sind sehr zart'
sie haben jedoch keine Endöffnung. Die Geschlechtsorgane öffnen sich
in einem gemeinsamen Höcker. Der Hoden ist ein zusammengeknäuel-
ter Schlauch, der in ein Vas deferens ausläuft, und in einer kurzen, ko-
nischen Ruthe endet. Der Eierstock ist ein grosser Sack, mit sehr
kurzem Eileiter. Die Eier sind sehr zahlreich.
Ueber die Entwickeliing des Tergipes lacinulatus von
M. S. Schultze vergl. dies Archiv p. 268.
Die bereits im Jahr 1844 aufgestellte Gattung Lomanotus Ve-
rany ist in Rev. et Mag. de Zoologie 1849 Decbr. von Neuem be-
schrieben. Die Art, die nunmehr den Kamen L. Genei erhält, ist ab-
gebildet (vergl. dies Archiv 1845. IL p. 312.).
Eine neue Art Pyramidella amhigua, % Zoll lang, von Clermont
ronnere Island beschrieb Gould Boston Froc. 1849. p. 118 - P mi
nuta Fhilippi aus dem Rothen Meer, Zeilschr. Malak. p.'32.
Tornatella hullata Gould Boston Froc. 1847. p.251. von Pata-
gonien.
Stüifer acicula Gould ist eine neue Art, welche in einer Ho-
lolhurie von den Fidschi-Inseln gefunden wurde. (Boston Froc. 1848.
Bulla parallela Gould Boston Froceed, 1847. p. 251 unbekann
ten Vaterlandes. _ B. mucronata Fhil i p pi aus dem rothen Meer, Zeit-
schr. Malak. p. 22.
Monopleurobranchia.
Ancylus aduncus Gould Boston Froc. 4847. p. 910. aus den ßers-
strömen Madeira's. ^
1 3Q T r 0 s c h e 1 : Bericht über die Leistungen im Gebiete der
Acephala.
Brachiopoda.
V. Middendorff beschreibt Beitr. III. P- 2. eine neue Art Te-
rehratula frontalis.
Lamellibranchiata.
An die Beobachtungen von Loven über die Enlwicke-
luno- der Muscheln (Om utvecklingen af Mollusca acephala af
S Loven -Öfversigt af K. Vet. Akad. Förhandl., Dec. 1848.)
ist hier nur zu erinnern, da sie in diesem Jahrgang 1. p. 312.
in der Uebersetzung von Creplin milgetheilt sind.
Der unten besprochene Streit zwischen W. Clark und
Joshua Alder in den Annais III. und IV. über Kellia ru-
bra veranlasste den letzteren auch andere Muscheln m Be-
ziehung auf die Kiemenslröme zu untersuchen. Modiola vul-
garis, Modiola nigra und Maclra elliptica bestätigten ihm, dass
der Wasserstrom nur durch die Athemröhre ein- und durch
die Afterröhre ausgehe. Er behauptet, dass diese Streuun-
gen nur durch Ciliarbewegung geschehen, ohne Bewegung der
Schalen (Annais IV. p. 242.).
In Folge davon, dass Dr. Fleming gefunden haben will,
der sammtartige Ueberzug bei der Gattung Trigona Megerle
bestehe aus Spitzchen von kieseliger Natur, und sei nicht ein
ProductdesThieres, sondern eine parasitische Spongie, spricht
J E Gray seine Meinung dahin aus, dass dieser Ueberzug
. wie bei so vielen anderen Seemollusken, dem Thiere eigen-
thümlich und nicht parasitisch sei. CAnnals IV. p. 296.).
Die Auster ist, nach Quatrefages' Untersuchungen,
getrennten Geschlechts Cinstitut 1849. p.77.; American. Jour-
nal ct. Vol. VII. no.21.; Schieiden und Froriep Notizen XI.
^' 'unter dem Titel: On the geographica! distribution and
uses of the common oyster (Ostrea edulis) ist in Jameson s
New Edinburgh phil.Journ. Vol. XLVll. p. 239. ein Abschnitt
aus Forbes und Hanley History of british Mollusca abge-
druckt worden.
i
Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1849. 133
lieber die Arten der Gattung Placenla Retz. machte J. E. Gray
eine Notiz in den Proc. zool. Soc. 1848. July, Annais IV. p. 151. be-
kannt. Die Gattung zerfällt in 2 Sectionen : I. Placuna Lam. Schale
purpurfarbig, wenig durchscheinend, Schlossleisten divergiren von ein-
ander unter einem Winkel von 45<>, Muskeleindruck unter der Mitte des
Schlosses, die Schlossleisten fast gleich lang Dahin PI. Sella, papy-
racea und Lincolnii n. sp. flach, fast kreisförmig , Schlossleisten lang,
länger als ihre Entfernung von einander am Grunde. Australien. ,11,
Placenta Schum. Schale halbdurchscheinend, flach, fast kreisförmig,
Schlossleisten sehr allmählich von einander divergirend, die hintere
Leiste länger, Muskeleindruck vor der Mitte des Schlosses. Dahin PI,
orbicularis Retz. (Placuna placenta Lam.)
Plicatula regularis Philip pi von der Insel Formosa , Zeitschr.
Malak. p. 31.
Pecten fuscopurpureus Conrad von der Tampa-ßay (Journ. Phi-
lad. I. p. 209. 1849.) ist abgebildet. — Ebenso P. fragosus Conrad
ib. p. 214.)
Unter dem Namen Hemipec ten bildeten Ar t h ur Adams und
Lovell Reeve eine neue Gattung der Pectinaceen, die eine dünne
glasartige Schale hat, wie Anomia, mit convexer Oberschale, und de-
ren Unterschale, gleich Pecten, durch ein vorspringendes Ohr mit tie-
fem gezähnten Einschnitt an der linken Seite ausgezeichnet ist. Das
Schloss hat wie Pecten ein dreieckiges Ligament in einer Grube jeder
Schale. Die Art H. Forbesianus wurde während der Reise des Schiff's
Samarang durch Capt. Reicher im Sooloo - Meere auf einer Koralle ge-
funden. (Proc. zool. Soc. 1848. Nov.; Annais IV. p. 371.)
Avicula Chemnitzii (Chemn. fig. 1720.) von China , aluco von
Cuba , laticauda, marmorala und pica von China, psittacus von den An-
tillen, radiata Leach , vai\ canarina von Yukatan , strix aus dem Sar-
gassichen Meer Philippi Zeitschr. Malak. p. 19.
Pectunculus septentrionalis Midd. Beitr. III. p. 67. von der Insel
Ukmok an der Nordwestküsle Amerika's.
Der Galtung Area ist bei Philippi Abbild. Heft 6 eine Tafel
gewidmet; auf ihr sind sieben Arten dargestellt, unter denen A. ob-
longa und hispida von Mergui, Listeri (Lister tab. 231. fig. 65\ criiciata
aus dem Indischen Ocean neu sind.
Eine kurze Beschreibung des 'fhiers von Trigonia von Huxley
wurde der zoologischen Gesellschaft in London durch E. Forbes mit-
getheilt. Zur Vergleichung ist die Beschreibung von Ouoy und Gai-
mard mit abgedruckt; beide weichen ein wenig von einander ab. Nach
Huxley ist der Mantel ganz offen, die Kiemen bestehen aus drei Stäm-
men, die an einem Ende befestigt, am andern frei sind, und von wel-
chen an einer Seite der ganzen Länge nach Fäden herabhängen ; die
Mundlappcn sind zionilich lang, laiizeltförmig und leicht kammarlig. Der
134 Troschel: Bericht über die Leislnngen im Gebiete der
Mudd fahrt durch einen kurzen Oesophagus in einen weiten birnfirmi-
gen Magen, der von einer baumförmigen Leber umgeben .st Der Sla-
Ln verengt sich zu einem langen Darm, welcher in dem Abdomen der
ganzen Länge nach hinabsteigt, und in der Geschlechtsdrüse e,ne oder
Lei Schlingen bilde., dann steigt er wieder auf zum Magen durch-
bohrt das Herz, und endet in dem After. (Proc. zool. soe. March 1849.)
Ouatrelages fand bei Unio die Zahl der Männchen geringer
als die der Weibchen; unter 44 Individuen waren 32 weiblich und nur
12 männlich. Mehrere Weibchen hatten schon Eier in der K.eme, wah-
rend der Eierstock noch eine Menge enthielt; daraus schhesst der Verf.
auf das allmähliche Ablegen derselben. Verf fand auch h.er dre Fur-
chung in den nicht befruchteten Eiern bestätigt (Institut 1849. p. 229.).
-Derselbe legte der Pariser Academie einige Bemerkungen über
die Embryogenie von Unio vor, in denen die Enlwickelung dieser Th.ere
als sehr ähnlich mit den Anodonten bezeichnet wird (Comptes rendus
Tome XXIX. p. 82.).
Offenbar durch ein Versehen ist bei Roemer Texas p. 454.
Unio tecomatensis Lea als ein Synonym von ü. lugubris angegeben;
es sind dies zwei völlig verschiedene Arten, die unter verschiedenen
Nummern hätten aufgeführt werden sollen.
Unio generosm Gonld (Boston Proc. 1847. p. 220.) von ISew-
ville TavoY - V. ewnescens . mulatus, produefm , %«(a beschrieb
Mou'sson Java als neu ; nach ihm soll auch U. tumidus in Java vor-
kommen, die Abbildung zeigt allerdings viel Aehnlichkeit mit unserer
einheimischen Art _ T. A. Conrad vermehrt diese Galtung um 9
neue Arten aus Georgia, V. securiformis, slagnalis, Ogeecheenm, oratus,
rosacms, conivarius, nucleopsis , Umalulus , aralm (Philad. P'-oj- »V- P-
152 • Annais IV. p. 300). Diese Arten sind im Journ. of the Acad.
If Philadelphia 1. sec. se. p. 275. pl. 37. und 38. abgebildet. U. ara-
tus ist hier in fUolrofhovm umgetauft. Auch U. perplicatus, nodife-
rus und mississippensis sind hier abgebildet. _ ^^'f^' "'«»";• /^'""-
ruM und me^can» Philipp! sind in dessen Abbild. Heft 4 abge-
Auch von der Galtung Alasmodonta kommen , nachMousson,
zwei neue Arien in Java vor, A. ZoUingcri und o^^^r'^'"-- «"''S''"-
tana Etowaemis Conrad von Georgia (Annais IV. p. 302.).
Ancäon,« Du„i Ray et Drouet (Rev. zool. 1849. p. 29.) von
. Troyes ist abgebildet. - A. polü« Mousso« 1. c von Java. -JL
Jako^ü Si'emaschko Bull, de Petersbourg p 236. «g.l. aus dem
Gänsesee bei Werkhneudinsk. - A. Middendorffn ib. p. 237. fig. 2.3.
von Orel und von Dieppe?
flrei«e„«SalJeiRecluz (Rev. zooL 1849. p. 69.) von Ona.i-
raula. Sie, bohrt in Stein.
Recluz gab eine Forlsetzung seines Aufsatzes über die Gattung
Naturgeschichte der Mollusken wühreud des Jahres 1849. 135
Septifer (Vergl. den vorigen Bericht p. 101.) in der Rev. zool. 1849.
p. 117. Verf. hat nun die Litteratur sorgfältiger benutzt, und zieht
zu seiner Gattung Septifer 6 Arten, nämlich: S. bilocularis, Kraus-
sii (Tichogonia Kraussii Küster), fuscus von Madagaskar, excisus (Tichog,
excisa Wiegni.) , virgatus (Tichog. virgata VViegm. Mytilus bifurcalus
Conrad), Cumingii n. sp. von der Insel Annaa bei Panama. Schliess-
lich erklärt Verf. die fossile Gattung Cong eria Partsch (Annalen des
Wiener iMuseums 1835. p. 93.) für identisch mit Tichogonia und Dreis-
sena, und giebt ihr also die Priorität.
Modiola siliqua Philippi von Liewkiew. Zeitschr. Malak. p. 28.
Modiolaria vernicosa Midd. ßeitr. III. p. 20. aus dem Ocholz-
kischen Meere.
Lithophagtts caperatns Philippi von Liewkiew. Zeitschr Ma-
lak. p. 25.
Cyclas Veatleyi und pygmaea sind zwei neue Arten von Ada ms
Coiitrib. III. p. 44. von Jamaica.
Unter dem Namen Astarte scotica. Mat. et Rack. vereinigt v.
Middendorff A. scotica und semisulcala (ßeitr. III. p. 44.).
Galathea versicolor iMorelet Rev. zool. 1849. p. 383. unter-
scheidet sich von A. radiata Lam. durch die minder keilförmige Gestall,
die breiteren und runderen Wirbel , die runzlige , vielstrahlige Epider-
mis und die variable Färbung der Perlmutter. Loanda.
Cyrena pulchella und expansa von Java wurden von Mousson
1. c. bekannt gemacht. — Bei Philippi Abbild. Heft 6 sind fünf Ar-
ten abgebildet, unter denen C. suborbicularis v. d. Busch von Manila,
Buschii Phil., triangiila v. d. Busch als neu aufgeführt werden.
Lucina Dunheri M enke Zeitschr. Malak. p. 41 von Bathurst.
Cytherea suppositrix von Peru und pudica Menke Zeitschr. Ma-
lak. p. 145.
Venus astartoides B e c k wird bei Middendorff Beitr. p. 56.
als neue Art charakterisirt; Südküste des üchotzkischen Meeres und
Cap Espenberg im Behrings- Eismeere. — V. intapurpurea Conrad
Journ. Philad. I. p. 209. ist abgebildet. ~ Bei Philippi Abbild. Heft
4 sind 5 Arten dieser Gattung abgebildet, darunter F. interrupta als
neu. — Desgl. ib. Heft 5 vier Arten, unter denen F. astartoides Beck
neu. — Ferner ib. Heft 6 sechs Arten, worunter F. hyalina Phil. neu.
Artemis scahra Philippi Zeitschr. Malak. p. 19. von der Insel
Liewkiew.
Philippi bildete in seinen Abbild. Heft 5 Tellina birmanica
Phil. n. sp. und immaculala Phil. n. sp. vor Mergui und ausserdem
T. Gruneri und strigilata Ph. ab,
Donax protracta Conrad Journ. Philad. I. p. 208. von der Küste
von Florida ist abgebildel,
Petricola gibba Midd. Beitr. ill. p. 57. Taf. XVIII. fig. 5— 7. von
136 Troöchel: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
Sitcha. — P. sinuosa Conrad. Proc. Philad. IV. p. 155. ; Annais IV.
p. 229.) von Peru, ist Journ. of Philadelphia!, pl.39. fig. 2. abgebildet.
Mactra Cecillii von der Insel Bali, ehurnea von Liewkiew, sene-
galensis vom Senegal, Philippi Zeitschr. Malak. p. 26. 27.
Lulraria senegalensis Recluz (Rev. zool. 1849. p. 67.) West-
africa. — L. maxima Midd. Beitr. III. p. 66. Taf. XIX. fig. 1—4. von
Sitcha, 139 Millini. — L. ChemniuU Philippi (Chemn. fig. 237.) von
Ostindien, Zeitschr. Malak. p. 26.
Die Beschreibung, welche AI der in den Annais II. p. 217. von
Kellia rubra gegeben hatte (vergl. den vorjährigen Bericht p, 103), hat
einige Bemerkungen hervorgerufen, welche in den Annais III. nieder-
gelegt sind. S. 293. bestätigte William Klark in einem Briefe an
Edward Forbes zwar, dass die Röhre unten offen sei, leugnete aber,
dass sie zur Athraung diene, sondern behauptete, sie unterstütze nur die
Locomotion, indem sich der Fuss mit ihr gleichzeitig bewege, und
keine Wasserströmung durch sie weder ein- noch ausgehe; die Kie-
menöffnung liege vielmehr als eine ovale Spalte über der Röhre, und
werde regelmässig erweitert und contrahirt. Aus ihr sah er zugleich
das kleine Afterröhrchen seine Ausleerungen machen. So diene also
die Oeffnung beiden Functionen gleichzeitig. — Dagegen bemerkte
AI der ib. p. 383, dass er bei wiederholter Beobachtung Ströme habe
in die untere offene Röhre eingehen, aus der oberen Oeffnung nur aus-
gehen sehen. Er bemerkt zugleich, dass dies nach der Analogie mit
den übrigen Äluscheln'richtig sein müsse, da der untere Sipho immer nur
Wasser einführe, der obere dasselbe ausführe und zugleich den Excre-
menten den Ausgang gestatte, beide seien also Athemröhren, die untere
die Mund'Athemröhre, die obere die After-Athemröhre. — Damit giebt
sich William Clark noch nicht zufrieden, er bringt ib. p. 452. wie-
derum allerhand Gründe für seine Erklärung bei, die jedoch ziemlich
nichtig erscheinen. So meint er bei den Muscheln mit offenem Mantel
trete das Wasser leicht zu den Kiemen , werde aber grösstentheils auf
demselben Wege wieder ausgeführt, auch bei Kellia rubra sei der Man-
tel unten offen ; bei den Muscheln mit geschlossenem Mantel trete das
Wasser durch beide Siphonen ein und aus, u. s. w. Dass übrigens die
Mantelfalte, oder unten offene Röhre gleichzeitig mit der Locomotion
im Zusammenhange stehe, mag gern zugestanden werden. Der Streit
führt sich noch ib. IV. p. 48. und 142. weiter fort.
Solecardia Conrad nov. Gen. (Proc. Philadelphia IV. p. 155.;
Annais IV. p. 229.). Schale zweischalig , gleichschalig; Schloss mit
zwei divergirenden Schlosszähnen und einer linienförmigen Ligament-
grube dazwischen , Schlossplatte an jeder Seite des Zahns tief ausge-
höhlt ; zwei kleine rundliche, von den Rändern , besonders dem unte-
ren, entfernte Muskeleindrücke ; Manteleindruck ganz. S. ehurnea Peru
(ist Journ. of Philadelphia I. p. 279. pl. 39. fig. 1. abgebildet).
Per Gattung Pholadomya gow. gchenlU Middendorff Böitr. ilL
Naturgeschichte der Mollusken während des Jahtes 1849.
137
p 70 eine nähere Aufmerksamkeit, da er Gelegenheit halle einige Ab-
bildungen des Thieres aus dem Tagebuche des Herrn Menetries zu se-
hen die auch Taf.XX. fig. 8-10. copirt sind; sie beziehen sich auf
Ph 'laeviuscula und vilrea. Sie haben lange verwachsene Röhren, und
einen zungenförmigen, nach vorn gestreckten Fuss, müssen also jeden-
falls von Cardium , mit denen sie Eichwald vereinigte, entfernt, und
mehr in die Nähe von Panopaea gebracht werden.
Middendorff bildete Beitr. III. Taf. XXI. fig. 4. das Thier
von Machaera costata Say ab , verweist aber im Text p. 78. auf den
zweiten Band seines Reisewerkes. Aus der Erklärung der Abbildungen
ergiebt sich, dass der Manlelrand mit liederförmig gewimperten Franzen
beletzl ist, dass der Sipho eine körnig rauhe Hülle hat, dass der Fuss
knieförmig gebogen und lang ist, und in eine abgestutzte Fläche aus-
läuft ; die Mundlappen (Verf. nennt sie vordere Kiemen) sind dreieckig,
spitz und quergestreift, die Kiemen dicht quergefaltet.
Conrad bildet aus seiner Sphaenia californica eine eigene Gat-
tung Cryptomya: Schale zweischalig, schliessend oder hinten wenig
klaffend; Schloss wie bei Mya; Manteleindruck ohne Bucht, bildet hin-
ten einen rechten Winkel. (Proc. Philad. IV. 121. ; Journ. Philad. I.
1849. p. 208.).
Description de l'animal du Tugonia Tugon Nob. (le Tugon Adans.)
et comparaison de ce mollusque avec celui des Anatines et des Myes ;
par Recluz. Rev. zool. 1849. p. 391.). Nach einer ausführlichen Be-
schreibung genannter drei Gattungen macht Verf. den Schluss, dass sie
drei besondere Familien bilden müssen, unter denen die der Tugoniden
die Mitte hält.
Cyathodonta Conrad nov. gen. Proc. Philad. IV. p. 155.,
Annais IV. p. 230. Muschel ungleichschalig, Schloss mit einer breiten,
nicht sehr vorragenden Ligamentgrube , die nahe dem Rande gekielt
ist; Muskeleindrücke rundlich, undeutlich; Manteleindruck mit einer
grossen runden Bucht. C. undulata von Peru.
Auf seine Pholas californica (Ph. Janelli Desh.) gründet Con-
rad eine neue Gattung Farapholas: Schale Pholas-ähnlich ; 2 ähn^
liehe accessorische Schalen, eine erstreckt sich vom Wirbel zum hin-
teren Ende ; die andere ist mit der Basis vereinigt, Schloss flach und
dick, Schliessrauskeleindrücke länglich. (Proc. Philad. IV. p. 121. 1848 ;
Journal Philad. I. p. 214.). Eine zweite Art P. bisulcata ist Proc.
Philad. IV. p. 156. beschrieben und im Journ. of Philad. I. p. 297. pl. 39.
fig. 3. abgebildet.
Bei Philippi sind Heft 5 Pholas birmanica Phil. n. sp. von
Merqui, ferner manilensis Ph., anlipodum Ph., chiloensis Mol. aufgestellt.
Pholadopsis Conrad nov. gen. (Proc. Philad. IV. p. 155.;
Annais IV. p. 230.) ungleichschalig; rechte Schale hinten vorgezogen,
linke Schale über die rechte übergreifend j Ligament liegt an einer vor-
138 Troschel: Bericht über die Leistungen im Gebiete der
ragenden Schwiele. P. pectinata von Peru, im Journ, of Philad. I,
p.279. pl.39. fig. 2. abgebildet.
Penitella Wilsonii Conrad ib., ebenfalls im Journ. of Philad. I.
p.279. pl.39. flg. 5. abgebildet.
Quatrefag-es veröffentlichte zwei Abhandlungen über
Teredo in den Annales des sc. nat XI. p. 19. und p. 202.
Erstere behandelt das Zoologisch - anatomische , letztere die
Embryogenie dieser Thiere.
In der ersten Abhandlung werden zuerst die Arten beschrieben
und unterschieden. Aus der Abtheilung mit einfachen Palraulae {Te-
redo) kennt Verf. 5 Arten, nämlich: T. fatalis n. s^. von La Uochelle,
T. Deshaii (T. navalis Desh.) von Algier, T. pedicellatus n. sp. aus dem
Hafen von Los Passages an der Spanischen Küste , T. truncata n. sp.
von Amboina, T. elongata n. sp. aus dem Indischen Ocean ; aus der
Abtheilung mit gegliederten Palmulae (Xylotyra) drei Arten : T.
Stutchburyi Leach , T. palmulata Adans. beide aus dem Indischen
Ocean und T. bipennatalnrl. aus den europäischen Meeren. — Darauf
wird die Naturgeschichte abgehandelt; in der Erklärung der ßohrl'ähig-
keit stimmt Verf. im Wesentlichen mit Hancock überein; das Einboh-
ren geschieht ungemein schnell, in Zeit von 4 Monaten wurde ein un-
tergegangenes Pool vollständig wurmstichig gefunden, und Planken und
Balken waren unbrauchbar. Aus ihrer Höhlung genommen leben diese
Thiere recht gut; sie athmen das Wasser durch die Athemröhre ein,
und stossen es durch die Afterröhre wieder aus, was Verf. durch ge-
färbtes Wasser erkannte, die Kränzen am Sipho dienen zum Erkennen
fremder schädlicher Körper. Die Schiffsbohrwürmer legen Eier, die in
der Kiemenhöhle durch die mit dem Athmen eingezogenen Samenthier-
chen befruchtet werden. Die Zahl der Männchen ist gering, Verf.
schätzt sie zur Zahl der Weibchen wie 1 : 20. Ihr Alter hält Verf.
für sehr gering, da die meisten im Winter sterben. — Ein zweiter Ab-
schnitt enthält die Anatomie. Die einzelnen Organe werden immer
mit den Angaben vonDeshayes verglichen, und die Abweichungen her-
vorgehoben. Auf zwei Tafeln sind namentlich das Nervensystem und
die Circulationsorgane erläutert.
Die zweite Abhandlung über die Embryogenie von Teredo be-
steht aus zwei Abschnitten, die Entwickelung der Eier und Spermato-
zoen in den Geschlechtsorganen , und die Entwickelung des Eies be-
handelnd, bei welcher lelzleren vier Perioden unterschieden werden,
von denen die beiden ersten in den ersten 11 Stunden beendet wer-
den, und bis zur Entwickelung der Cilien reichen. (Vergl. den vori-
gen Bericht p. 104.). Eine Tafel ist beigegeben. Ein Auszug aus der
letzteren Abhandlung findet sich auch im Institut 1849 p. 105,
Teredo Petitii Recluz (Rev. zool. 1849 p. 64.) von Westafrika.
^♦cheint von den Quatrefages'schen Arten verschieden.
Bericht über die lieist&iiigeii in der Eiito-
inologie wäiireiid des Jahres 1849.
Von
Dr« Hermann Scltaum«
Einen interessanten Vortrag über die Geschichte der
Insecten hat Heer in der Versammlung Schweizer Natur-
forscher in Frauendorf (Vers. d. Schweiz, naturforsch. Ges.
in Frauend. S. 78—97) gehalten.
In der Entwicklungsgeschichte der Erde erscheinen zuerst die
Insecten mit unvollkommner Verwandlung, und zwar sind in der Stein-
kohlenformation und im Trias bis jetzt nur Blatten und Heuschrecken
beobachtet worden«). Auch in der Juraperiode spielen die hemimeta-
bolen Insecten noch die Hauptrolle, sie treten in sehr grossen Heu-
schrecken und Libellen, in ein. paar Termiten und vielen Hemipteren
auf, daneben erscheinen einige Fliegen , einzelne Ameisen und Käfer ;
Biegen und Schmetterlinge fehlen noch. In der Kreidezeit und der
Terliärperiode erscheint die Insectenwelt in allen Ordnungstypen und
in grösserer Formenmannichfaltigkeit, die Insecten mit unvollkommner
Verwandlung verhalten sich aber zu denen mit voUkommner noch wie
1 : 3. Hier kommen auch Schmetterlinge und Bienen vor , sie schei-
nen jedoch selten gewesen zu sein.
Verfolgt man die einzelnen Inseclenordnungen durch die ver-
schiedenen Formalionen hindurch, so sind die Hemipteren im Jura
durch grosse Wasserwanzen, einige Landwanzen und Cicaden vertre-
ten, in der Kreide kommen Blattläuse hinzu , in den tertiären Gebilden
linden sich grosse Cicaden - und Cercopisarten neben zahlreichen Wan-
'=•) Für die Angabe, dass Heuschrecken in der Steinkohle vor-
kommen, möchte zur Zeit ein bestimmet Nachweis noch fehlen, indem
derjenige Abdruck, in welchem Ger mar früher die Flügel eines Acri-
dium zu erkennen glaubte, sieh gegenwärtig, nachdem besser erhaltene
Stücke aufgefunden worden sind, als der Ünterflügel einer ßlatla aus-
gewiesen hat. (S. Germar Verst. d. Steinkohlengeb. v. Wetliu. HeflVIL
S. 87.)
140 Si*h«nTO: Borlch» übor Jio I eistnn§:<»n in der Kntomoloyi*
«en. — Von tie« Orthopteren er^ioKeine« die BKtHen schon in der
SJeutkohl« M»^ i^en durch «lle l'ciiodon bis »uf die (.»oirenNMirt hin-
durch . die l.ib^lluliden und Termiten bejrinnen im Jura, sind mhlreich
in der Kreide und in der lerliärieit. die LibelluUdeu sind im Jur« be-
Si>«d(Nr« Aeschne» und A^onen, erst «u$ der Kreide sind echte Übel-
len bekuMiit. — l'oter den Dipteren trete« die Maorvu-era tuerst «uf
und bleiben »n /v«hl ent.<ohieden Yorwiciiend, »\^hrend sie i;ejjeu\>ärti^
etwa nur « , dieser Ordnung »usm»eheu ♦> ; in der Tertiirieil erschei-
nen die Bibionen in ijrv^sser Menije. Stechmücken , Bremen . Bremsen
und l.«ustlieireo. wie überhaupt solche Flie^ren, die WTirmes Blut trinken,
»ind Bivh nicht fossil vor|rekommen. — Lepidopteren erscheinen
erst spÄt uud sind noch in der VertiÄrieit selten. — Die Hvmenopte-
ren weisen einen «usserv^rdentlichen Reichthum von Ameisen in der
Tcrüär«eit «uf, unter denen fast »Ue liaUun^eu der Jetilwelt und eine
ueue iw-W/^rt sich nachweisen lassen; die übri^M» Familien sind spär-
lich vertrete«, von Grabwespen ist erst eine , von Schlupfwespen sind
erst nenn Arten bekannt sT'fworvlen. die Seltenheit der letileren steht
mit der der Schmelterlini^ im Zusammenhange. Unter den Schlupf-
wespen kommen auch diejenige« fossil vor. die vvieiler in Schlupfwes-
pen parasitisch leben )^Hemitflfs\ .\uch Bienen , Blattwespcn und ei-
IjentUche \Ye*peu sind selten. — Von den Co leop t er eu erscheinen
luerst die fflanienfre^ser, und iwar donainireu Curculiünen, C^rambyci-
M«i u«4 SienMixea in der Juraieil. In der Kreide sind Curculionen.
Steni«Xf4i ««4 Pftipieortueu am lahlreichsten. in der Tertiärseit Stcrno-
xen. dann folj^^n Curculionen, Lamellict>rnien. Chrvsomelinen. Clavicor-
nien. Talpieoroien. Carsbicinen. Von den Slernoxen sind besonders die
Bupresten durch jpros^e Arten in der Tertiärieit vertreten ; nächst die-
sen sind es die Hydrophilen, welche in merkwürdigen Formen exislirt
haben; eine sehr eigeulhümliche liattuug derselben. KjscJben*«, ist jetil
ausgestorben, die H>drv»cantharen scheinen daire^^en weit seltner gewe-
sen SU sein. ^Die Antraben des Verf. würden namentlich hinsichtlich der
Hvmenopteren mehrfache Abänderungen erlitten habfn , wenn er seine
Untersuchungen auf die in Bernstein eingeschlossenen lusecten hätte
««^dehnen kC»nnen. Uebersehen ist von ihm. dass bereits aus der Stein-
kohlenformation ein paar Rüsselkäfer uud eine Corydalis bekannt ge-
macht sind. S. Buckland's Geol. übers, v. Agassi« Bd. :2. Taf. 4Ö. S.o.)
Blanch«rii's Fohauptunir, d«ss die Bliittlüssiirkeit bei ileii
Inseeten iwisehen den Traeheenhäiiten eireulire, hat in Frank-
reich lu einer lebharten Polemik Veranlassunir ceireben, an
♦) Diesses Verhältnis^ gilt allerdings von den beschriebenen Ar-
te», in der ?iatur stellt sich aber die Z«M der >lacrocera lu der der
l^ehvTer« mindestens wie 1 : 3. Anm. des Ref.
währtf.d de» Jahre» IHVJ. 141
welcher .sich i.. Dufour, iJujarcJin, Nicolei und ßlan-
chard helhcih^l hahen. rCornpl. rend. t. XXVlIl.j
L. IJ li f o u r <a. a. 0. S. 28. 101. lO.'i. ausführlicher in den Acte» de
la Soc. Linn. de liordeaux t. XVI., sucht die Circulation zwischen den
Tracheenhäuten iheil.H au« phyBiologischen Gründen, theils durch directe
Beobachtung zu widerlegen. Nach lilanchard »oll da« lilut nahe an den
Stigmen, wo nur die innere Haut der Tracheen in die Epidermig über-
gehl, /.wischen die Membranen derselben eintreten ; e« mu«» aber an
denselben Stellen auch wieder austreten, um in die Körperhöhlen zu-
rück zu gelangen ; da e» nun nach iil. in dem Zwischenraum der Tra-
cheenhäutc oxydirt wird, uo würde ein venöges IJiut hier beständig ein-,
ein arterielle» beständig auautrömen, ohne durch eine analomiache Vor-
richtung irgendwie geschieden zu sein. Auch ist der Spiralfaden der
Tracheen fest mit der äussern und innern Haut verwachsen , so das»
also kein Haum für die Blutüüssigkeit vorhanden ist, noch weniger
lässt sich eine Circulation in den Tracheenhlasen , wo der Spiralfaden
verschwindet und die beiden Häute fest zusammenhängen, begreifen.
Ganz unerklärt lägst Bl. ferner , wie bei den mit Kiemen athmenden
Larven das Blut zwischen die Tracheenwände gelangen kann. — Bei
Injeclionen einer gefärbten Flüssigkeit in die Hinterleibshöhle von In-
secten hat der Verf. nie beobachtet, dass die sämmtlichen Tracheen-
Stämme sich färben, er erhielt immer nur partielle Colorationen und
diese beruhen auf einer Infiltration der Flüssigkeit in zerrissene Tra-
cheenslämme. — Der Verf. beharrt auch hier auf seiner frühem Ansicht,
dass bei den Insecten eine bestimmte Blutcirculation nicht nachzuwei-
sen sei, und dass das vas dorsale nicht als eigentliches Herz, als Cen-
tralorgan der Circulation fungire; er giebt indessen jetzt doch zu, dass
gewisse Strömungen des Blutes stattfinden, er räumt selbst ein, dass die
Fulsationen des vas dorsale darauf Eintluss haben könnten, und nennt
dasselbe, „un veslige de coeur.*
Dujardin, der (s. unten; die Existenz eines Zwischenraums
zwischen den Tracheenwänden in Abrede stellt, behauptet, dass in den
Fräparaten von BI. die injicirte Flüssigkeit sich nur in den Vertiefun-
gen abgelagert habe, die sich, dem Verf. zufolge, auf der innern Haut
der Tracheen hnden (a. a. 0. S. 675.)
Nicolet (ebenda S. 540. , vollständiger in der Kev. et Mag. d.
Zool. S. 190.) weist gegen L. Dufour, durch Beobachtung an der trans-
parenten Larve von Cyjjkon Ihidus nach , dass das Kückengefäss aller
dings als Centralorgan der Circulation fungire , spricht sich aber eben-
falls gegen eine Circulation zwischen den Häuten der Tracheen au«.
Uai Bückengeläss jener Larve ist ein einfacher Schlauch, ohne die
von Strauss-Dürkheim beschriebenen Kammern, der Herztheil desselben
hat die Gestalt einer länglichen Birne, erstreckt sich nicht über die
zwei letzten Hintedeibssegmente hinaus, und hat an seiner hinlern Mün-
142 Schaum: Bericht über die Leistungen in der Entomologie
düng zwei concave, über einander gestellte Klappen , die sich bei der
Dilatation öffnen, bei der Contraction an einander legen; der Aorlen-
theil zieht sich vom sechsten Hinterleibsringe bis zum Kopfe hin und
ist nur am letzten Thoraxsegmente angeheftet. Bei jeder Füllung in
Folge der Dilatation schwingt der frei bewegliche Theil des Rük-
kengefässes in seitlicher Richtung, wie ein Pendel, und in Folge des
Drucks, welchen diese Schwingung auf das im Rückengefäss enthaltene
Blut ausübt, soll sich dasselbe, dem Verf. zufolge, von vorn nach hin-
ten bewegen. — Gegen Blanchard's Behauptung macht N. geltend, dass
die Quantität des Bluts, die zwischen den Tracheenhäuten oxydirt wer-
den könne, nur einen sehr geringen Theil der ganzen Blutmasse, die
sämmtlich der Oxydation bedürfe, ausmache, und dass in den feinsten
Endästen der Tracheen eine Blutbewegung zwischen den Wänden nicht
mehr stattfinden könne; er erklärt die Resultate, die Bl. bei seinen In-
jeclionen erhalten hat , aus einer Imbibition der injicirten Flüssigkeit
durch das Gewebe und durch einzelne Risse der äussern Tracheenmem-
bran in den Zwischenraum der Tracheenhäute.
ßlanchard hat Conjpt. rend. S. 76 gegen Dufour und S. 757
gegen Dufour und Dujardin replicirt, ohne indessen gerade auf die
wichtigsten Einwendungen Dufour's näher einzugehen.
Guerin-Meneville stellte Untersuchungen über das
Blut der Seidenraupen im gesunden und kranken Zustande an,
und gelangte dabei zu dem überraschenden Resultate, dass
sich die Elemente der Blutkörperchen in Wurzeln der Mus-
cardine umwandeln (Compt. rend. XXIX. S. 499., Rev. et Mag.
d. Zool. S. 565,) „Observations sur la composition du sang
chez les insectes et surtout chez les vers ä soie, en sante
et en maladie et sur la transformation des elements vivants
des globules de ce sang en rudiments de vegetal qui con-
stitue la muscardine."
Das Blut der Seidenraupen enthält im gesunden Zustande eine
ausserordentliche Menge von Kügelchen in verschiedenen Entwick-
lungsstadien, die neugebildeten kleinern haben in ihrem Centrum nur
einen, mehr oder weniger transparenten Punkt, im Centrum der grös-
sern, von 0,01 Millim. im Durchmesser, sieht man einen Kern mit meh-
reren Körnern, die sich später von einander trennen, an die Peripherie
gelangen, in die Blutflüssigkeit übertreten und hier, indem sie sich mit
einer Membran umgeben, neue Blutkügelchen bilden. — Im pathologi-
schen Zustande, auch wenn die Raupe längere Zeit gehungert hat,
nimmt die Menge der Blutkügelchen sehr ab , die Blutflüssigkeit ent-
Jiält dann eine grosse Menge kleinerer Körperchen von y^^^ Millim. im
während des Jahres 1849. 143
Durchmesser, die iiichls als jene Körner der Blutkügelchen und somit
die Elementartheiie der letzleren sind, eine grosse freie Beweglichkeit
haben und vom Verf. Haematozoiden genannt werden. Von diesen
letztern will er nun beobachtet haben, dass sie sich in kleine, anfangs
sehr kurze kahnförmige Körperchen umwandeln , welche die Wurzeln
der Botrytis bassiana werden.
Duj ardin hat (Conipt. rend» S. 674) Untersuchungen
über die Struktur der Tracheen mitgetheilt, deren Resultate
mit allgemein als richtig anerkannten Thatsachen in entschie-
denem Widerspruch stehen.
Der Verf. behauptet 1. dass der Spiralfaden der Tracheen nicht
ein besonderes Gebilde sei, sondern nur in faltenartigen Verdickungen
der innern Tracheenhaut bestehe, und dass die äussere Haut eine Lage
von anfangs weicher und homogener Sarcode sei, die von der innern
abgesondert werde; 2. dass die innere Haut nicht aus Zellen bestehe,
sondern der Flügelhaut analog und selbst mit Haaren und Dornen be-
setzt sei; 3. dass kein Zwischenraum in der Dicke der Wand bestehe,
wie dies Blanchard annimmt; 4. dass die innere Haut quere Rinnen zei-
ge, die den Zwischenräumen der nach aussen vorragenden Spiralfaser
entsprechen.
Die verschiedenen Arten der Respiration bei Insecten
hat L. Dufour (Compt. rend. XXIX. S. 763.) besprochen.
Das erste Capitel über die Athmung der Insecten im Wasser
durch Kiemen enthält nichts Neues. Das zweite über die Athmung im
Wasser durch Luftlöcher beschäftigt sich besonders mit einem kleinen
Rüsselkäfer der Gattung Phißobius, welcher in allen Verwandlungssta-
dien tief unter Wasser an den Stengeln von Myriophyllum spicatum lebt,
nie an die Oberfläche kommt, dessen Körper ganz mit Schuppen be-
deckt ist, keinen Haarüberzug hat und von keiner Luftblase umgeben
wird ; er spatziert im Wasser von einer Pflanze zur andern und be-
wegt, auch wenn er fest an der Pflanze sitzt, häufig seine mittleren,
bisweilen auch seine andern Beine schwingend hin und her. Der Verf.
glaubt, dass durch diese Bewegungen die im Wasser enthaltene Luft
frei wird und zur Respiration mittelst der Stigmen dient.
„Ueber die Entwicklung des Fettkörpers, der Tracheen
und der keimbereilenden Geschlechtstheile bei den Lepido-
pteren" von Prof. H. Meyer (Zeitschr. f. wiss. Zool. von
Siebold u. Köll. I. S. 175.)
Der wesentliche Inhalt dieser Abhandlung , soweit sie sich auf
die Entwicklung des Fetlkörpevs und der inneren Geschlechtsorgane
bezieht, ist bereits im vorigen Jahresberichte (S. 116) nach einer vom
144 Schaum: Bericht über die Leistungen in der Entomologie
Verf. in den Züricher Gesellschaftsberichten gegebenen Darstellung mit-
getheilt worden, es sind daher hier nur noch die Beobachtungen über
die Entstehung der Tracheen anzuführen. — In der ausgebildeten Tra-
chee liegt der Spiralfaden im Innern einer scheinbar structurlosen Mem-
bran. Bei jungen Raupen findet man zwischen dieser Membran und
dem Spiralfaden deutliche, alternirend gestellte, granulirte Kerne, die
in der ausgebildeten Raupe nur noch als vereinzelte dunkle Striche in
der Tracheenmembran existiren und im vollkommenen Insecte ganz ver-
schwinden. Die Anwesenheit dieser Kerne weist darauf hin, obwohl
es nicht durch direcle Beobachtung nachgewiesen werden konnte, dass
die mittlem und grössern Tracheenstämme sich durch Vereinigung lon-
gitudinal angeordneter Zellenreihen zu einem Schlauche bilden, in des-
sen Innern der Spiralfaden abgelagert wird. Die feinern Tracheenäste
entstehen in seitlichen Auswüchsen der Zellen des Hauptstammes. Der
Spiralfaden scheint nicht als solcher abgelagert zu werden, sondern ur-
sprünglich eine homogene Membran darzustellen , die erst später nach
geschehenem Luftzutritte sich in einen Spiralfaden spaltet.
Die Knochenkörperchen, welche Platner in der Haut
der Seidenraupe beobachtet hatte CWll. Arch. 1844) , sind
nach Meyer nur das Erzeugniss einer optischen Täuschung.
(Zeitschr. für wiss. Zool. v. Sieb. u. Köll. I. S. 267.)
Die ganze Haut der Seidenraupe ist mit kleinen cylindrischen
Stacheln von höchstens 0,003717'" Länge dicht besetzt, deren Wurzeln
durch ein enges Netzwerk von Fältchen unter einander verbunden sind.
Die Stacheln erscheinen, bei etwas hoher Einstellung des Mikroskops,
als dunkle Funkte, die Fältchen als dunkle Striche, und eine solche
Ansicht scheint Plalner zu der Annahme veranlasst zu haben, dass Kno-
chenkörperchen in die Bildung der Haut der Seitenraupe eingehen.
Platner's Angabe, dass bei Anwendung von Salzsäure die von ihm an-
genommenen Knochenkörperchen unter Aufbrausen verschwinden , hat
sich dem Verf. nicht bestätigt.
Die Entwicklung der Aphiden ohne Befruchtung ist von
Victor Carus in seiner Schrift „Zur näheren Kenntniss des
Generationswechsels« auf S. 20—26 behandelt worden.
Der Verf. Iheilt die allgemein angenommene Ansicht Steenstrups,
dass die Vermehrung der Blattläuse ohne Befruchtung mit dem in den
niederen Thierklassen so häufigen Generationswechsel in Verbindung
zu bringen, und dass die lebendig gebärenden Individuen als Ammen
zu betrachten sind. Sein eignen Untersuchungen sind besonders dar-
auf gerichtet gewesen, über das Verhällniss der ohne Befruchtung sich
entwickelnden Keime zu den Ammen und den ausgebildeten Thieren
Aufschiuss zu gewinnen und die völlige Uebereinstimmung des bei den
während des Jahres 1849. 145
Aphiden vor sich gehenden Processes mit dem bei den Distomen er.
raittelten nachweisen.
Mehr noch als die von Siebold zuerst beobachtete Verschieden-
heit der Geschlechtsorgane bei den viviparen und Oviparen Blattläusen
spricht die Natur und die Entwicklung des keimfähigen Inhalts der Eier-
slocksröhren für die Aufgabe der viviparen Individuen, die Aufammung.
Während nämlich bei den eierlegenden Aphiden eine Zelle mit Kern
und Kernkörperchen die Grundlage des Individuums ist, treten in den
innern Geschlechtsorganen der lebendiggebärenden nur Keimkörner auf,
die bloss aus einer structurlosen Membran, einem flüssigen Inhalte und
kleinen in diesem suspendirlen Molecularkörperchen bestehen, allmählig
unter Zunahme ihres feinkörnigen Inhalts grösser werden, aber niemals
einen Kern zeigen, daher keine Zellen bilden und sich demgemäss auch
nicht furchen. An diesen Keimen bilden sich zuerst die Beine und die
Fresswerkzeuge aus , dann treten die Anlagen der Leibesringe hervor;
die Hauptmasse des Keiminhalles dient den Fortpflanzungs - und Ver-
dauungsorganen zur Grundlage. Die Fortpflanzungsorgane stellen acht
längliche, mit feinkörnigem Inhalt gefüllte Röhren dar, deren Ausfüh-
rungsgang ohne Anhänge an der untern Fläche des Schwanzes mün-
det. Das Letzte , was vollendet wird , ist das Auge , mit dem Auf-
treten desselben ist die Entwicklung der Amme beendet , bald darauf
wird sie geboren und es fangen die vordersten Keime in den Keimröh-
ren derselben schon an, sich zu vergrössern. — Im Gegensatze zu der
erwähnten Röhrenform der keimhaltenden Organe der lebendig gebä-
renden Ammen, bilden sich die Eierstöcke der eierlegenden W^eibchen
mehr bläschenförmig, und gleichzeitig tritt als Anhang der Scheide das
receptaculum seminis auf. — Die Beobachtungen des Verf. sind an
Aphis rosae und einer braunen, den Epheu bewohnenden Art angestellt.
Die Richtigkeit der eben mitgetheilten Beobachtungen
von V. Carus hat Dr. F. Leidig „Einige Bemerkungen über
die Entwicklung der Blattläuse" (Sieb, u Köll. Zeitschr. Bd. 2.
S. 62) bestritten. Dieser Aufsatz ist zwar erst 1850 erschie-
nen, schliesst sich aber zu genau an die Schrift von Carus
an, um hier nicht gleich mit besprochen zu werden.
Nach den Untersuchungen des Verf. entwickelt sich der Keim der
Blattläuse ebenfalls aus Zellen und es ist durchaus irrig, wenn V. Ca-
rus behauptet, dass der aus einem Keim hervorgehende Embryo sich
bloss aus Keimkörnern bildet, und dass nur beim Embryo, der einem
befruchteten Ei seinen Ursprung verdankt, Zellen das Baumaterial
liefern.
Bei wiederholten Beobachtungen fand der Verf. stets in der hin-
tersten Kammer der Keimröhren eine Anzahl primärer Zellen mit deut-
Archiv f. Naturgesch. XVI. Jahrg. 2. Bd. J{
146 Schaum: Bericht üiber die Leistungen in der Entomologie
h'chem Kern, eine dieser Zellen wächst, steigt in die Keimröhre herab
und umgiebt sich hier mit einer Lage von äusserst feinen Eiweiss-
tröpfchen. Dies ist der erste Beginn der Embryonalbildung. In der
darauf folgenden Kammer sind die Eiweisströpfchen verschwunden und
der ganze Inhalt derselben besteht in einem Haufen von Zellen , die
kleiner sind, als die primäre aus der obersten Kammer herabgestiegene ;
es unterliegt daher wohl keinem Zweifel, dass hier eine Zellenvermeh-
rung erfolgt, die dem Furchungsprozesse des befruchteten Eies analog
ist, wenn schon die Art, wie diese Vermehrung zu Stande kommt, nicht
beobachtet werden konnte. Aus diesem von einer eignen Membran ein-
geschlossenen Haufen kleiner Zellen entwickelt sich der Aphisembryo
in derselben Weise weiter, wie jedes andere Gliederthier. — ■ Aus dem
späteren Embryonalleben der Blattläuse bemerkt der Verf. noch Folgen-
des. Die Krystallkegel des Auges bilden sich durch einfache Verlan-
gerung primärer Zellen. Der Darm besteht bei reifen Embryonen aus
Zellen mit Kern und Kernkörperchen , die Tracheen sind noch ohne
Spiralfaden und stellen bloss einfache Uöhren dar, die Keimröhren sind
zweikammerig, die hintere dieser Kammern enthält eine Anzahl Zellen
von demselben Aussehen, wie die der hintersten Kammer im ausgebil-
deten, bereits gebärenden Thier , die zweite Kammer ist mit kleineren
Zelten und Eiweisströpfchen erfüllt.
Mehrere Hermaphroditen aus der Ordnung der Lepido-
ptera sind von Wing (Trans, of the ent. Soc. V. S. 119.
Taf. 14) bekannt gemacht worden.
Die abgebildeten Exemplare von Colias Edusa, Anthocharis Car-
damines, Smerinthus Populi, Acronycta Aceris und ürgyia antiqua sind
vollständige Zwitter, bei den vier ersten ist die linUe Hälfte männlich,
die rechte weiblich, bei der letzten ist die linke weiblich, die rechte
männlich, überdem der rechte Vorderflügel verkrüppelt ; bei einer Dia-
phora mendica ist die Form der Flügel, der Körper und die Fühlhör-
ner männlich, die Färbung aber die des Weibchens ; bei einem i\läiin-
chen von Biston prodromaria ist das rechte Fühlhorn weiblich, bei ei-
nem Weibchen von Nyssia zonaria das linke männlich. Alle diese Ex-
emplare sind in England gefangen worden.
Zwei Fälle von Hermaphroditismus bei Ichneumonen
machte Wes mael (Bull, de i'Acad. d. Brux. 1849. H. S. 378)
bekannt.
Der eine Fall betrifft einen Ichneumon comitator, bei dem Beine
und Thorax weiblich, der übrige Körper männlich ist; der zweite einen
weiblichen Ichneumon migratorius mit männlichem Kopf und Fühlern.
Missbildungen von Insecten wurden von Wes mael
während des Jahres 1849. w; : n < ; i 147
(Bull. d. l'Acad. de Brux. 1849. II. S. 378) und von Rou-
zet (Ann. d. 1. soc. ent. d. Fr. S. 437. Taf. 14. Nr. 1) be-
schrieben ; einige andere auch im Bull. d. 1. soc. ent. d. Fr.
von Fairmaire, Lucas, Jacquelin-Duval zur Spra-
che gebracht.
Der von VVesmael bekannt gemachte Fall betrifft eine Melolon-
tha vulgaris mit Trifurcation des rechten Fühlers, das zweite Glied hat
hier die Gestalt eines unregelmässigen ßogens ; von dem vordem Ende
dieses Bogens entspringen drei Glieder, ein mittleres sehr kleines End-
glied, ein nach vorn gerichtetes, welches eine siebenblättrige, nur durch
geringere Länge von einer normalen abweichende Keule trägt, und ein
nach hinten gerichtetes mit vierblättriger Keule. Am hintern Ende des
bogenförmigen zweiten Gliedes entspringt ebenfalls ein Glied , welches
auch eine vierblättrige Keule trägt. Die supernumerären Keulen sind,
wie dies in solchen Fällen allgemeines Gesetz ist, gegen einander ge-
richtet. Ausserdem ist an jenem Exemplare noch die Spitze des linken
Vorderbeins verkümmert , die Schiene ist verkürzt , und es ist nur ein
Fussglied vorhanden. — W. glaubt, dass diese Monstrosität sich beim
Uebergange der Larve in den Puppenzustand gebildet hat, wo die Füh-
ler eine andere Form annehmen , und dass ein zufälliges Zuströmen
von überflüssigem Ernährungsplasma nach jenem Organe die Veranlas-
sung der Missbildung gewesen sei.
Auch der von Rouzet beschriebene Fall bezieht sich auf die
Trifurcation eines Fühlers bei Scraptia fusca. Die fünf ersten Glieder
sind normal, das sechste und siebente sehr breit, auf dem letztern sitzen
drei Aesle, von denen zwei aus vier und einer aus drei Gliedern be-
steht. — Die im Bull. d. 1. soc. ent. aufgeführten Missbildungen betref-
fen ein Calosoma sycophanta mit verkürzten, nur den halben Hinterleib
bedeckenden Flügeldecken (S. IV) ; eine Anisoplia floricola, deren Kopf-
schild in zwei Lappen gespalten ist (S. LX.) ; einen Carabus cancella-
tus , dessen linkes Hinterbein verkümmert ist , offenbar in Folge einer
Verletzung, die der Käfer im Puppenzustande erhalten hat (S. LXL) ;
einen Cur. punctato-auratus, mit einem hornigen Fortsatze oberhalb des
Trochanters des rechten Vorderbeins, der wahrscheinlich die Bedeutung
eines verkümmerten supplementären Beins hat (S. LXXXVII.); und ein
Calosoma sycophanta mit unregelmässiger Sculptur (S. IV.)
Eine gleiche Fühlerbildung bei einem in copula begriffenen Pär-
chen \on Melolontha vulgaris wurde von Gemming er (Ent. Zeit. S. 63)
beobachtet.
Die Liste der Insecten, in denen Fadenwürmer vorkom-
men, ist von Cornelius (Ent. Zeit. S. 62 und von Gem-
ming er (ebenda S. 63) vermehrt worden.
148 Schaum: Bericht über die Leistangen in der Entomologie
Catalogue des insectes reciieillis par feu M. Lehmann
avec les descriptions des nouvelles especes par M. Mene-
tries (Seconde et derniere partie) (Mem. de l'Acad. de Pe-
tersb. t. VI.)
Der erste Theil dieser Abhandlung ist bereits im vorjärigen Be-
richte (S. 129) angezeigt worden, der gegenwärtige enthält den Schluss
der Käfer und die übrigen Ordnungen. In einem Anhange wird die
Reise, welche Lehmann in Centralasien gemacht hat und die geogra-
phische Yertheilung der von ihm gesammelten Inseclen besprochen.
Lehmann halte im Jahre 1840 von Orenburg aus zwei Ausflüge in das
Land der Baschkiren und nach Turcomanien unternommen, im J. 1841
trat er ebenfalls von Orenburg eine Reise durch das Land der Kirgisen
nach der Bucharei an, auf der er besonders in den grossen Sandwüsten,
Kisil-Koum genannt, nördlich vom See Aral, eine reiche und interes-
sante Ausbeute machte (der Laufkäfer Harpactes Lehmanni , Capnodis
excisa und der schöne Tagschmetterling Ismene Helios wurden hier in
der Nähe des Flusses Jan üaria entdeckt). Von Bockhara, der Haupt-
stadt der Bucharei, aus, drang er bis Samarkand vor, und kehrte dann
im Frühjahre 1842 auf demselben Wege nach Orenburg zurück. Bald
darauf scheint er gestorben zu sein. Vorzugsweise haben Coleopteren
und Lepidopteren seine Aufmerksamkeit in Anspruch genommen, die
übrigen Ordnungen wurden ziemlich vernachlässigt. — Auf zwei Ta-
bellen hat Menetries die numerischen Verhältnisse der einzelnen Käfer-
und Schmetterlingsfamilien und die der einzelnen Localitäten, in denen
gesammelt worden ist, dargestellt. Unter 707 Arten Coleopteren be-
fanden sich 107 neue; 186, darunter 29 neue, stammen aus Turcoma-
nien, 117, darunter 16 neue, aus Baschkirien ; 103 aus dem Lande der
Kirgisen, von denen nur 2 neu waren; 105 aus der Bucharei, darunter
36 neue; 99 aus Sibirien, sämmtlich bekannt; 47 von Orenburg, darun-
ter 2 neue; 49, darunter 22 neue, aus den Wüsten von Kisil-Koum.
Besonders zahlreich in Arten und Individuen sind die Carabicinen (185
Arten, darunter 23 neue) und die Melasomen (95 A., darunter 29 neue).
Unter 215 Lepidopteren befanden sich 10 neue Entdeckungen, der oben
genannte Tagschmelterling Ismene Helios und 9 Eulen; 98 Arten der-
selben wurden in Baschkirien, 33 in Sibirien, 40 in Turkomanien, 31
im Lande der Kirgisen, 8 bei Bokhara gefangen. — 'Die Fauna von
Turkomanien, der Bucharei und der Wüsten von Kisil-Koum hat einen
gemeinschaftlichen, aber sehr eigenthümlichen Charakter, und lässt sich
nur mit der Wüstenfauna des nördlichen Afrikas vergleichen ; die Aehn-
lichkeit beider spricht sich hauptsächlich in dem Vorkommen verwand-
ter Formen von Melasomen, zahlreicher Arten der Curculionengattung
Cleonus und in dem spärlichen Auftreten von Cerambycinen , Chryso-
melinen und andern pflanzenfressenden Familien aus , Eigenthümlich-
keiten, welche sich leicht aus den terrestrischen Verhältnissen erklären.
während des Jahres 1849. 149
Die Exploration scientifique de l'Algerie etc. Histoire
naturelle des animaux articules par H. Lucas ist mit dem
dritten Bande geschlossen worden.
lieber den ersten Band, welcher die Crustaceen, Arachniden und
Myriapoden, sowie über den grössten Theil des zweiten , welcher die
Käfer enthält, ist bereits 1846 berichtet worden; gegenwärtig liegt der
Schiuss des zweiten Bandes und der dritte , in welchem die übrigen
Insectenordnungen behandelt sind, vor. — Das Werk zeichnet sich
ebenso sehr durch seinen innern VVerth als durch die Ausführung der
Kupfertafeln vor den übrigen naturhistorischen, auf Kosten der franzö-
sischen Regierung herausgegebenen aus. Die Bearbeitung des sehr
reichhaltigen, meist vom Verf. selbst gesammelten Materials ist in allen
Theilen gleichmässig genau und gründlich. Zu bedauern ist nur, dass
auf die Fauna der übrigen Küstenländer des Mittelmeers keine Rück-
sicht genommen ist , dass selbst bei solchen Arten, wie Aromia rosa-
rum Dahl. , Pachnephorus cylindricus HofPm. u. A. , welche in Europa
schon von langer Zeit entdeckt, hier aber zuerst beschrieben sind, des
anderweitigen Vorkommens gar nicht gedacht wird. Die Untersuchung
und Beschreibung der Dipteren hat der Verf. Hrn. Macquarl , die der
Microlepidopteren Hrn. Guenee, den tüchtigsten Kennern dieser Ordnun-
gen in Frankreich, übertragen. Ausserdem sind die Anthiciden von La-
ferte- Senectere, die Libellen von Selys- Longchamps, die beide gerade
mit Monographien dieser Familien beschäftigt waren, bearbeitet worden,
die Abbildungen der Libellen von Vaillant sind von ausgezeichneter
Schönheit. — Die Namen der vielen neuen hier beschriebenen Arten
habe ich diesem Berichte einverleibt, ebenso sehr, weil Erichson damit
den Anfang gemacht hat, als weil wohl die Mehrzahl der deutschen
Entomologen wenigstens nur auf diese Weise einige Kenntniss von dem
reichen Inhalte dieses kostbaren Werkes erhält.
Voyage en Abyssinie execute pendant les annees 1839
— 1843 par Th. Lefebure, public par ordre de gouverne-
ment. T. VI. Zoologie. Avec un atlas. Paris.
Die Insecten sind in diesem Werke von Guerin-Meneville
bearbeitet , die bekannten Arten meistens nur namhaft gemacht , die
neuen beschrieben, die ausgezeichneteren auch abgebildet. Die Abbil-
dungen sind kenntlich, erheben sich aber wenig über die Mittelmässig-
keit. Bei den einzelnen Arten hat der Verf. in der Regel die geogra-
phische Verbreitung über andere Theile Africa's berücksichtigt; zu be-
dauern ist aber , dass er die so gewonnenen Besultate nicht in einem
allgemeinen Ueberblick über die abyssinische Fauna zusammengefasst
hat. Neben einer ansehnlichen Zahl eigenthümlicher Arten hat Abys-
sinien auch viele mit der afrikanischen Westküste (Senegal und Gui-
150 Schaum: Berichf über die Leistungen in der Entomologie
nea), andere mit den südöstlichen Theilen Africa's (Port Natal und den
angrenzenden Ländern) gemein, ein neuer Beweis, dass der grosse
afrikanische Continent mit Ausnahme der Mittelmeerküsten nur ein ein-
ziges Faunengebiet bildet. Auf die neuen Gattungen und Arten werde
ich bei den einzelnen Familien zurückkommen, und dabei nur diejeni-
gen Käfer übergehen, welche der Verf. schon 1847 in der Revue zoo-
logique veröffentlicht hat.
Von dem entomologischen Theile der „Historia fisica y
politica de Chile publicada bajo los auspicios del supremo go-
bernio par Claudio Gay« ist bisher nur eine Anzahl Ku-
pfertafeln erschienen, und zwar 3 mit Coleopteren, 4 mit Le-
pidopteren , 1 mit Orthopteren , 3 mit Hymenopteren, 1 mit
Neuropteren, 1 mit Hemipteren, 2 mit Dipteren. Es sind auf
denselben viele neue Gattungen aufgestellt, der Bericht über
dieselben bleibt aber besser bis zum Erscheinen des Textes
ausgesetzt.
Specimen faunae subterraneae. Bidrag til den unterjor-
diske Fauna ved J. C. Schiödte. Med fire Kobbertavler
(Kgl. Dansk. Vidensk. Selsk. Skrift. 5. Raekke naturvid Afd.
2. Bind. Kjöbenhavn 1849).
Eine sehr splendid ausgestattete Abhandlung, deren wesentlicher
Inhalt bereits im vorjährigen Berichte S. 120 nach einem vom Verf.
veröffentlichten Auszuge mitgetheilt worden ist. — Die in den unter-
irdischen Höhlen lebenden Thiere werden hier ihrem Vorkommen nach
in vier Kategorien getheilt. 1. Seh attenthi er e , Arten lichtscheuer
Gattungen, welche im Eingange der Höhle angetroffen werden, die sich
aber auch sonst in schattigen kühlen und feuchten Orten finden ; die-
jenigen unter ihnen, welche fliegen, gehen oft tief in die Höhle hinein.
2. Dunk e 1 th iere ; hierher rechnet der Verf. ein paar den Höhlen
eigenthümliche, aber verbreiteten Gattungen angehörige Arten, welche
keine Flügel und nur kleine Augen besitzen, und die noch in der Nähe
des Eingangs der Höhlen , aber tiefer als die vorigen vorkommen.
Fristonychus elegansDej., Homalota spelaea Er. 3. Höhlenthiere,
sind grösstentheils eigenthümliche Gattungen, flügellos, von hellen Far-
ben und leben im völligen Dunkel ; die Landthiere sind blind , die im
Wasser lebenden Wirbelthiergattungen Hypochthonund Amblyopsis haben
Lichtempfindung. Hierher sind alle in den nordamerikanischen Alam-
muthhöhlen lebenden Thiere zu rechnen, von den Krainer Höhlenthie-
ren Anophthalmus , Bathyscia , wahrscheinlich auch Anurophorus stilli-
cidii und die erwähnte Fischmolchgattung Hypochthon. 4. Tropfstein-
während des Jahres 1849. 151
hö hlent hier e, besondere Gattungen, welche flügellos, blind und von
heller Körperfarbe sind*); sie kommen nur in Tropfsteinhöhlen vor und
sind zum Iheil so gebaut, dass sie die Säulen besteigen können. Hierher
gehören von Inseclen die Gattung Stagobius, von Arachuiden die Gat-
tungen Blothrus und Stalita, von Crustaceen IXiphargus und Titanethes.
Ueber die hier beschriebenen und abgebildeten Käfer Bathyscia
und Stagobius, sowie über die neue Art der Thysanurengattung Anuro-
phorus, wird unten berichtet
Geographie entomologiqiie ou liste d'un certain nombre
d'insectes les plus marquants de Maine et Loire par M. Mil-
let Qlem. d. 1. soc. d'agr. , scienc. et arts d' Angers 1849.
Vol. VI. livr. 3et4. p. 157).
Ist ein Verzeichniss von 196 Arten aus allen Insectenordnungen,
die sich in den Umgebungen von Angers finden ; ich kenne dasselbe
nur aus einer brieflichen Alittheilung meines Freundes Mulsant.
Von 0. Heer ist der zweite Theil seines ausgezeich-
neten Werkes „die Insektenfauna der Tertiairgebilde von
Oeningen und von Radoboj in Croatien« (Leipzig 4to 264 S.
mit 17 lithogr. Tafeln) erschienen, in welchem die Heuschrek-
ken, Florfliegen, Adlerflügler, Schmetterlinge und Fliegen be-
handelt werden.
Es sind darin 38 Arten Gyranognathen, 3 A. Neuropteren, 80 A.
Hymenopteren, 9 A. Lepidopteren und 80 A. Dipteren beschrieben und
abgebildet. Bemerkenswerth ist die grosse Menge von Termitinen
(20 Arten) Libellulinen (38 A.) und Forraicarien (62 A.) und unter den
Fliegen die der Bibionen 33 A.). Es bestätigt das ganze Werk die
schon aus dem Studium der Coleoptereii-Theile hervorgegangene That-
sache , dass sich die Insekten der Tertiairgebilde zunächst an die In-
sekten der wärmeren Länder der nördlichen Hemisphäre , namentlich
der des mittelländischen Meeres und der südlichen Staaten Nordameri-
ka's anschliessen , ohne einen eigentlich tropischen Charakter und we-
sentlich abweichende generische Unterschiede darzubieten. Als neue
Gattungen werden vom Verf. aufgestellt: Jmhoffia, aus der Familie
der Forsniciden mit einknotigem Hinterleibsstiel , und kurzem ersten
Fühlergliede , so dass die Fühler nicht gebrochen zu sein scheinen ;
Attopsis, ebenfalls eine Ameise, aus der Gruppe der Myrmicinen, mit
zweiknoligem Hinterleibsstiel, zwei Cubitalzellen und einer Discoidal-
*) Der Verf. vermuthet , dass diese lichte Körperfarbe in einem
Mangel von Chitin ihren Grund hat, es werden aber wohl nur die mit
dem Chitin verbundenen Pigmente fehlen.
152 Schaum: Bericht aber die Leistungen in der Entomologie
zelle; C ephites , der Tenthredinen-Gatlung Cephus verwandt, aber
wie es scheint, durch einen noch längeren Hinterleib, grössere area
scapularis und längere über das Stigma hinausreichende erste Radial-
zelie verschieden; Bibiopsis, unmittelbar an Bibio anschliessend,
aber die zarter gebauten, ungedornten Vorderbeine und einige Abwei-
chungen im Aderverlaufe rechtfertigen die Trennung; Protomyia,
ebenfalls Bibio und noch näher Bibiopsis verwandt, aber von beiden
im Aderverlaufe abweichend; Dipterites, nach einem sehr unvoll-
ständigen Exemplare aufgestellt, das in der Flügelform den Limnobien
ähnelt, aber durch die ganz kurzen Beine sich mehr den kurzhorni-
gen Fliegen anschliesst. — Weiter auf das Einzelne einzugehen halte
ich für überflüssig, da das Werk für Jeden, der sich mit fossilen In-
secten beschäftigt, unentbehrlich ist. Nur das will ich noch bemerken,
dass*das vom Verf. als Unterflügel einer Locustites maculata benann-
ten Locustarie abgebildete Stück (Taf. 1. Fig. 3.) den Unterflügel einer
Blatta darstellt.
Einig-e andere fossile Insekten aus den Braunkohlen und
dem Süsswassermergel von Aix hat Ger mar (Zeitschr. der
deutsch, geolog. Gesellsch. Ir Bd. Is Heft. Berlin 1849) be-
schrieben und abgebildet.
Es sind hier aufgeführt: eine Chrysobothris , ein Geotrupes y ein
muthmasslicher Spondylis, eine sehr deutliche Trogosita (Alindria), eine
zu den Anthraciden und eine zu den Apiarien gehörige Art aus der
Braunkohlenformation , an nordamerikanische Formen erinnernd; dage-
gen aus Aix ein Rüsselkäfer, der sich an die neuholländische und süd-
africanische Gattung Hipporhinus anschliesst , und ein anderer, der mit
der amerikanischen Gattung Pandeletejus zunächst verwandt zu sein
scheint.
Coleoptera.
Catalogue synonymique des Coleopteres d'Europe et
d'Algerie par J. Gaubil. Paris 1849.
Catalogus Coleopterorum Europae. Bautzen 1849.
No. 1. ist eine sehr fleissige Arbeit , welche sich namentlich
durch Angabe der Synonymie und des Vaterlands empfiehlt. Bei der
Aufnahme der Arten scheint der Verf. keine bestimmten Grundsätze be-
folgt zu haben, man stösst auf eine grosse Menge von Namen, welche
nur durch die vor Jahren erschienenen Kataloge verschiedener zum
Theil nicht immer sorgfältig bestimmter Sammlungen bekannt gewor-
den, und die auf dem gegenwärtigen Standpunkte der Entomologie rei-
ner Ballast sind. In Hinsicht der Synonymie wäre eine grössere Aus-
während des Jahres 1849. 153
wähl und selbstständige Kritik von Seiten des Verf. zu wünschen ge-
wesen. Die Familien sind nicht nach dem bei den Landsleuten des
Verf. gangbaren Lalreille'schen Systeme geordnet, sondern genau wie
in Redtenbacher's Fauna Austriaca begrenzt und aneinandergereiht.
No. 2. ist ein einfaches Namensverzeichniss ohne Vaterlandsan-
gaben und nur in wenigen Fällen mit Erwähnung einzelner Synonyme.
An der Ausarbeitung desselben haben sich Dohrn , v. Kiesenwetter,
Märkel, Suffrian und Referent betheiligt. Der ursprüngliche Plan war,
nur beschriebene Arten aufzunehmen , in vielen Familien ist indessen
davon abgewichen worden. Zahlreiche Druckfehler und Auslassungen
haben den Werth dieses Verzeichnisses sehr verringert. Eine Liste
von Berichtigungen und Nachträgen hat Ref. in der Ent. Zeit. S. 105
mitgetheilt, es Hesse sich dieselbe indessen noch weiter vermehren.
Die Käfer Europa's nach der Natur beschrieben von
Dr. Küster mit Beiträgen mehrerer Entomologen. Heft XVI
—XIX. , jedes Heft mit 2 Kupfertafeln.
Zu dem I8ten und IQten Hefte hat Apetz die Beschreibungen
einiger bekannter Dytisciden , in dem löten v. Kiesen weiter die
einiger Staphylinen und Pselaphier beigesteuert. — Das Werk kostet
gegenwärtig bereits 19 Thaler. In den bisher erschienenen 19 Heften
sind etwas über 250 neue Arten aufgestellt, welche wohl in vielen
Fällen einer genauen Nachprüfung bedürfen, da der Verf. keine grös-
sere, gut bestimmte Sammlung hat vergleichen können. Nach den hier
gelieferten Beschreibungen sind dieselben keineswegs mit Leichtigkeit
und Sicherheit zu erkennen, indem die specifischen Charaktere oft nicht
mit der nöthigen Schärfe hervorgehoben, dafür aber viele überflüssige,
der ganzen Gattung oder doch einer Reihe verwandter Arten zukom-
mende Kennzeichen erwähnt werden. Dieser Uebelstand ist eine noth-
wendige Folge des vom Verf. befolgten Plans, nur Arten zu beschrei-
ben, ohne auf die Charakteristik von Gattungen oder auf Begründung
von Unterabtheilungen innerhalb der Gattungen einzugehen. Der Nut-
zen, welchen die Beschreibungen bereits hinlänglich bekannter Arten
gewähren, ist um so geringer anzuschlagen, als ohne vorherige Kennt-
niss des Gegenstandes sich wohl Niemand aus den einzelnen Blättern
vielen Aufschluss verschaffen wird.
Dr. J. Sturm's Deutschlands Insecten, fortgesetzt von
J. H. C. F. Sturm. 20stes Bändchen (Käfer). (Nürnberg bei
dem Verf.)
Es ist sehr erfreulich, dass dieses treffliche Werk nach Sturm's
Tode von dem Sohne desselben , welcher bereits seit dem 17. Hefte
den Stich der Kupfertafeln ausgeführt hat , ganz in der frühern Weise
fortgesetzt wird. Das vorliegende Böndchen erläutert in musterhaften
154 Schaum: Bericht über die Leistungen in der Entomologie
Abbildungen die Familie der Colydier und die merkwürdige , in den
Slalactitengrotten Krain's vorkommende, vom Verf. zu den Scydmaeni-
den gestellte Gattung Leptodirus (s. vor. Jahresber. S. 150).
Käferfauna der preussischen Rheinlande mit besonderer
Rücksicht auf Nord- und Mitteldeutschland von M. B a c h.
Erste Lieferung. Coblenz 1849.
Enthält die in Erichson's Käfern der Mark und Käfern Deutsch-
lands behandelten Familien und ist nur ein Auszug aus den SchriCten
anderer Entomologen , namentlich aus denen Erichson's und Reclten-
bacher's.
Eine Uebersicht der Käfer-Fauna der Rheinprovinz hat
Förster (Verh. des naturforsch. Ver. d. Rheinlande. Bd. Vi.
S. 383—500) veröffentlicht.
Obgleich eigentlich nur erst der nördliche Theil der Rheinpro-
vinz, namentlich die Gegenden von Aachen, Crefeld, Elberfeld und
Düsseldorf sorgfältig durchforscht sind , im südlichen Theile bloss bei
Boppard gesammelt ist, so beläuft sich die Gesammtzahl der aufgefun-
denen Arten doch schon auf 2747. Diese sind hier einzeln namhaft
gemacht und mit ihren Fundorten versehen. Für die systematische
Anordnung ist Redtenbacher's Fauna austr. zu Grunde gelegt; die Rich-
tigkeit der Bestimmungen ist wohl nur in wenigen Fällen zu bezwei-
feln. (Die selten in den Sudeten und Karpathen einheimische Platysma
lalihula St., die hier unter Adelosia aufgeführt wird, dürfte z. B.
schwerlich bei Düsseldorf sich finden ; auch bezweifle ich sehr , dass
Anthicus bimaculatus , ein Bewohner des Ostseestrandes , bei Aachen
vorkommt.) Einige Mal ist dieselbe Art unter zwei Namen aufgeführt
(z. ß. Hydroporus platynotiis unter diesem Namen und als H. murinusSt. ;
Hydr. pubescens Gyll. als solcher , als H. piceus St. und wahrschein-
lich auch unter der irrigen Bestimmung H. melanocephalus Gyll., Eu-
plectus signatus als solcher und als E. Kirbyi). Es hat dies wohl darin
seinen Grund, dass der Verf. manche Namen nach brieflichen Mitlhei-
lungen aufzunehmen genöthigt war, ohne die Käfer selbst gesehen zu
haben. — In einem Nachtrage ist eine Anzahl neuer Arten , nament-
lich aus der Gattung Meligethes, beschrieben.
V. Siebold hat in der Entom. Zeit. S. 306, die Dia-
gnosen der neuen Käferarten abdrucken lassen , welche L.
Dufour in einer 1843 erschienenen Abhandlung „Excursion
entomologique dans les montagnes de la vallee d'Ossau (Bull,
d. l soc. d. scienc, lettr. et arts de Pau)« veröffentlicht hatte,
Erichson hatte Jahresb. 1844 S. 8^ mit Recht bemerkt, dass diese
während des Jahres 1849. 155
Arten nach den kurzen Diagnosen des Verf. nicht zu bestimmen seien,
über viele derselben hat Referent in der Ent. Zeit. 1850. S. 181.
Aufschlüsse , welche sich auf die Vergleichung typischer Exemplare
gründen , niitgetheilt.
Coleopteres regus d'un voyage de M. Handschuch dans
le midi de l'Espagne , enumeres et suivis de notes par V. de
Motschoulsky (Bull. d. Mose. P. II. S. 52).
In einem Vorwort hat der Verf. die coleopterologische Fauna
von Carthagena, wo Handschuch vorzugsweise gesammelt hat, mit der
von Astrabad , welches unter gleichem Breitengrade am Caspischen
Meere in Persien liegt, in der Weise verglichen , dass er die Zahl der
Gattungen sich gegenüberstellt, durch welche die einzelnen Familien
an den beiden Orten vertreten sind. Auch werden 17 Arten namhaft
gemacht, welche beiden Faunen gemeinschaftlich sind. Dieser Vergleich
ist ziemlich werthlos, da er, wenigstens was die Fauna von Carthagena
anlangt, auf ein sehr dürftiges Material gegründet ist. Dann folgt die
Aufzählung der einzelnen (250) Arten. Unter diesen befinden sich viele
angeblich neue , welche durch einige „un peu plus" oder „un peu
moins« von nahe verwandten und bereits bekannten sehr oberflächlich
unterschieden werden. Wenn die hier mitgetheilten Angaben diesel-
ben kenntlich machen sollen, so verfehlen sie meistens diesen Zweck,
sollen sie dies nicht, so sind sie ganz zwecklos. Ich bin nur dadurch
in den Stand gesetzt worden, mir ein Urtheil über diese Arten zu bil-
den, dass ich sie aus derselben Quelle wie der Verf., von Handschuch,
erhalten habe, und vermag in der Mehrzahl der Fälle in ihnen nichts
als geringfügige individuelle oder locale Abänderungen zu erkennen.
So ist Cicindela hesperica nicht von aegyptiaca, Daptus labialus nicht
von viltatus , Parallelomorphus hispanus nicht von Scarites laevigatus,
Orthomus hespericus nicht von Feronia barbara zu trennen , etc. etc.
Bisweilen scheint der Verf. ohne Weiteres diejenigen Arten als neu
angesehen zu haben, welche er nicht aus dem Kopfe oder in seiner
Sammlung zu bestimmen vermochte. Dies gilt z, ß. von den neuen
Cetonien, welche sämmtlich bereits in den Werken von Mulsant, ßur-
meister oder Erichson sehr kenntlich charakterisirl sind, indem Ceto-
nia hesperica = metallicae var. Muls. Er. , C. cuprina von Constanti-
nopel ebenfalls Varietät von metallica, C. corvitia = opaca Fabr. Gor.
et Perch. Burm, Cardui Schöuh. Muls., C. viridißua = deserticola Waltl
= Aethiessa floralis var. Burm. C. flavospila aus Algier = A. floralis
Burm. Cet. Aupick Gor. et Perch. und Varietät von C. floralis Fabr. ist.
Ich halte es unter diesen Umständen für gerechtfertigt , wenn ich die
neuen Arten dieses Aufsalzes bei den einzelnen Familien mit Still-
schweigen übergehe. Beschreibungen einzelner Insecten haben bei dem
heutigen Stande der Entomologie ohnehin schon einen sehr zweifelhaf-
156 Schaum: Bericht über die Leistungen in der Entomologie
ten Werth ; wenn sie aber veröffentlicht werden , ohne dass sich der
Verf. durch sorgfältiges Studium der ganzen Gattung und grösserer Rei-
hen von Exemplaren ein Unheil über die specifische oder individuelle
Bedeutung der etwa beobachteten Unterschiede gebildet hat, so werden
sie geradezu nachtheilig, und erschweren nur einem spätem Monogra-
phen die Arbeit.
Insectes Colepteres de la Siberie Orientale nouveaux ou
peil connus par M. le comte Mannerheint (Bull. d. Mose,
tom. XXII. P. I. S. 220).
Es sind hier 20 Arten beschrieben , welche ich bei den einzel-
nen Familien aufgeführt habe.
Einen Beitrag zur Fauna von Mosambik hat B e r t o 1 o n i
geliefert, indem er in drei Dissertationen, die unter dem Titel
„Illustratio rerum naturalium Mozambici. Bononiae 1849. 4to"
vereinigt herausgegeben sind . 81 von Fornasini gesammelte
Käfer aufzählt.
Die erste Dissertation enthält 22 Arten, deren Namen bereits
früher (Nuov. Ann. d. Scienz. Nat. 2 Ser. IV.) vom Verf. mitgetheilt
und von Erichson in den Jahresbericht für 1845 aufgenommen sind, in
der zweiten sind 33, in der dritten 26 aufgezählt, die schon bekann-
ten sind nur mit Diagnosen versehen, die neuen ausführlich beschrie-
ben und , freilich in sehr mittelmässiger Weise , abgebildet. — Das
Schriftchen giebt leider keine besonders zuverlässige Grundlage für eine
Beurlheilung der Fauna von Mosambik , da sich der Verf. in der Be-
stimmung der Arten mehrfach geirrt zu haben scheint; so ist eine
Cicindela als Abänderung von flexuosa bezeichnet, die wohl ohne Zwei-
fel eine andere Art ist ; so versteht der Verf. unter dem Namen Plaesio-
rhina cincta Ol. nicht diese Art, sondern plana Wied. ; unter Pachnoda
sinuala seiner Diagnose zufolge P. flaviventris G. et P. ; unter DiplO'
gnatha gagates wahrscheinlich silicea M. L.; sein Tefflus Megerlei möchte
wohl Delegorguei Guer. sein ; Rhina barbirostris ist sicher nicht die
gleichnamige brasilianische Art, sondern vermuthlich nigra Drury; eben-
sowenig ist Mallodon spinibarbis der amerikanische Käfer dieses Na-
mens. — Die neuen hier beschriebenen und abgebildeten Arten habe
ich bei den einzelnen Familien erwähnt, die Diagiosen derselben habe
ich aber nicht mitgetheilt, da sie nur in den wenigsten Fällen zur Er-
kennung der Art hinreichen möchten.
Die Kenntniss der polynesischen Käferfauna ist durch
eine in der Revue et Magazin de Zoologie veröfTentlichle
■ während des Jahres*1845. 157
Abhandlung von L. Fairmaire „Essai sur les Celeopteres
de la Polynesie" in hohem Grade gefördert worden.
Eine sehr vollsläadige , von dem französischen Marinechirurgen
Vesco während eines mehrjährigen Aufenthalles in Taiti und den Mar-
kesas-Inseln zusammengebrachle Sammlung, gab die erste Veranlassung
zu der vorliegenden Arbeit, die durch Aufnahme der auf den Inseln
Wallis, Tonga-Tabou, Vavre, Hamoa und Nouka-Hiva von französischen
Sammlern entdeckten und durch Zusammenstellung aller von polynesi-
schen Inseln beschriebener Käfer vervollständigt ist, und in der gegen
140 Arten sorgfältig beschrieben sind. Im vorliegenden Jahrgange der
französischen Zeitschrift reicht die Aufzählung derselben indessen nur
bis zu den Curculiouiden incl. — Im Allgemeinen haben die Käfer von
Polynesien trotz der geographischen Lage der Inseln und der Ueppig-
keit der Vegetation durchaus kein tropisches Ansehen , sie sind meist
von düstern Farben und geringer Grösse, eine einzige Buprestris, Chry-
sodema Taijauti Guer., ersetzt die zahlreichen grossen und farbenglän-
zenden Arten, welche diese Kamille in Neuholland und Neuguinea auf-
weist, die Chrysomelinen sind auf 2 oder 3 unscheinbare Arten be-
schränkt. — In dem wasserreichen Taiti ist die Zahl der Arten und
Individuen grösser als auf den Sandwichs-Inseln , deren Fauna übri-
gens fast ganz mit der von Taiti übereinstimmt , es finden sich dort
Carabicinen und Staphylinen , die auf dem sandigen , flachen , wasser-
armen Tonga-Tabou fast ganz verschwinden und durch zahlreichere
Heteromeren ersetzt werden; dasselbe gilt von den Wallis-Inseln, de-
ren Productionen mit denen von Tonga fast ganz übereinstimmen, hier
erscheinen die metallischen Arten von Amarygmus , die Gattungen OZi-
sthaena und Mallodon. — Abgesehen von den cosmopolitischen Arten
von Dermestes, Corynetes , Margus, Heterophaga und Sitophilus , die
durch Handel und Schifffahrt in alle Weltgegenden verbreitet sind, ha-
ben die polynesischeu Inseln einige Arten mit andern Ländern gemein
und zwar mit Nordamerika : Clylus erythrocephalus und Flychodes vit-
latus , der indessen hier in einer besondern Abänderung auftritt ; mit
Südamerika: Lagocheirus araneiformis, Steirastoma stellio , Brentus hi~
dentatus, Tarsostenus univittatus (den letztern auch mit Südeuropa); mit
Manilla nur: Chlaenius gutlatus, Hesperophanes luzonicits, Figulus fissi-
collis ; mit Neuholland : StaphyHnus erythrocephalus , Dendrophagus su-
turalis; mit Ostindien : Hesperophanes Imonicus, Apale religiosay Eury-
thyrea scutellaris, Tlochionus Bonfilsii.
Kr a atz hat (Ent. Zeit. S. 184) ein Verzeichniss der
von ihm bei Berlin in Ameisennestern beobachteten Käfer
niitgetheilt.
Enthält 46 Arten , darunter mehrere , die in dem Grimm'schen
158 Schaum: Bericht über die Leistungen in der Entomologie
Verzeichnisse Berliner Myrmecophilen fehlen , z. B. Scydmaenus Hel-
wigii, Godartii, claviger , Mäklini.
Cicindeletae. Die Arten der Gattung Manticora hat Klug
(Linn. entom. IV. S. 417— 424. Taf. 1 . u. 2.) auseinandergesetzt. Den
bisher bekannten zwei Arten, M. tubercidata {Car. luherculatus Degeer.,
Mant. maxillosa Fabr. , tibialis ßoh.) und M. latipennis Hope werden
hier drei neue in der kön. Sammlung in Berlin befindliche hinzugefügt,
M. gr anulata aus dem Innern Südafrica, M. scabra und M. her-
culeana, die beiden letzten von Peters in Mosambik entdeckt. Die
specifischen Unterschiede liegen hauptsächlich in der Form und den
Verhältnissen der Körpertheile , in der sparsamem oder dichtem und
längern Behaarung und in der Punktirung der Oberfläche. Die Weib-
chen sind an dem kleinern Kopf und an der stärkern Wölbung der
Flügeldecken kenntlich. Sämmtliche fünf Arten sind auf den zwei bei-
gegebenen Kupfertafeln sehr getreu abgebildet.
Die von Bocande im portugiesischen Guinea aufgefundenen Ci~
cindelen wurden von Guerin-Meneville (Rev. et Mag. d. Zool. II.
ser. I. S. 76 und S. 138) bearbeitet. Die neuen Arten sind genau cha-
rakterisirt, die Kenntniss der bereits beschriebenen wird in vielen Fäl-
len durch Zusätze zu den früheren Beschreibungen und durch Erörte-
rung ihrer Varietäten vervollständigt; überall sind Bocande's Beobach-
tungen über das Vorkommen beigefügt. Es werden folgende aufge-
führt: Cic. (^Euryoda) concinna Dej. var. Cursor Guer. , C. (Eur.)
versicolor Dej. , mit welcher C. Leprieurii Dej. als W^eibchen verbun-
den wird, C. Brunei Gory, fesliva Dej., saraliensis , B o candei,
anthracina (nach Laferte's Meinung eine einfarbig schwarze Varie-
tät der folgenden), lugubris Dej., Deyrolei, flavosignata Lap. , sex-
punctata Fabr., cincta Ol., vittata Fabr., von welcher vittata Dej. eine
Abänderung ist, Feisthamelii , interstincta Schh., Catern aul tii,
nysa, Luxerii Dej., polysita, Escheri Dej., minutula , neglecta
Dej. nüidula Dej., senegalensis Dej. , aegyptiaca Klug. , melancholica
Fabr., Dej., vicina De]. , Buquetii , flavidens , octogutlata
Fabr.? Dej. lutaria. Von diesen Arten zeichnen sich Bocandei,
anthracina, lugubris, Deyrolei und flavosignata durch eine schwache
Erweiterung der mittleren Fühlerglieder aus; aus Besorgniss, dass spä-
ter ein anderer Entomolog aus ihnen eine eigne Gattung bilden könnte,
bringt der Verf. schon jetzt den Namen Euryathron für sie in Vor-
schlag; aus gleicher Besorgniss hält er für C. aegyptiaca, perplexaDej.,
trilunaris Kl., speculifera Guer., bei denen die Weibchen einen kleinen
Spiegelfleck auf der Mitte der Flügeldecken besitzen, den Gattungsna-
men Catoptria in Bereitschaft.
Durch Guerin's Bemerkung, dass C. Leprieurii Dej. das Weibchen
von C. versicolor De], sei, wurde Lafe rt e -S en e c ter e (ebenda
S. 319) veranlasst , die Unterschiede beider Arten nach den typischen
während des Jahres 1849. 159
Exemplaren nochmals auseinandei zusetzen, die letztere ist Guerin un-
bekannt gewesen.
Mann er heim gab (Bull. d. Mose. S. 225) eine neue Beschrei-
bung der echten Cicindela oblique fasciata Adams nach einem bei IrUulsk
gefangenen Exemplare. Die Art war seit Adams nicht wieder aufge-
funden und die Beschreibung dieses Autors irrig auf C. descendens
Fisch, bezogen worden , mit welcher C. obliquefasciala zwar in der
Zeichnung der Flügeldecken ziemlich übereinstimmt, von der sie sich
aber durch die mehr an C. germanica erinnernde Gestalt unterscheidet.
Die schlesischen Arten der Gattung Cicindela sind von Letz-
ner (Zeitschr. f. Entom. herausgeg. vom Verein f. schles. Insecten-
kunde No. 10) beschrieben worden, es sind C germanica L. , campe-
strisL., littoralis F., hybridaF., sylvicolaDei., syhatica L., sinuata F.
Von Lucas wurde (Expl. de l'Alg. l. III. Suppl. S. 561) Ci-
cindela Peletieri beschrieben, welche früher mehrfach mit Cic. Rit-
chii Vigors (Laphyra Audouinii Barth.) verwechselt worden ist, in der
Zeichnung auch ganz mit ihr übereinstimmt, sich aber durch fadenför-
mige Endglieder der männlichen Fühlhörner , geringere Grösse und
schwächere Sculptur unterscheidet.
Cicindela trilunaris Klug, besitzt nach Coquerel (Bull. d. 1.
soc. ent. d. Fr. S. LXIII.) die Fähigkeit auf dem Meere laufen zu
können.
Cavabici. Observalions sur les genres Procrusies , Procerus,
Carabus et Calosoma , formant la famille des Carabiens de M. Brülle
par M. Soli er (Studi entomologioi publicati per cura di Fl. ßaudi e
di E. Truqui Torino 1848. Fase. I. S. 49). — Ich berichte über die-
sen Aufsalz ziemlich ausführlich, da das genannte in Turin erschienene
Werk in Deutschland fast gar nicht bekannt geworden zu sein scheint.
Hinsichtlich der Gattung Proernstes bemerkt der Verf. , dass die Cha-
raktere derselben, wie Dejean und Brülle richtig angegeben haben, in
der dreilappigen Oberlippe und in dem abgestutzten oder ausgerande-
ten Zahne der Ausbuchtung des Kinns liegen, denen man noch die ge-
ringe Grösse der vom Kinnzahne ganz bedeckten Zunge hinzufügen
könne. Die drei Lappen der Oberlippe sind indessen nicht überall
gleich deutlich , der mittlere ragt je nach den Arten , nach den Ge-
schlechtern, ja selbst nach den Individuen bald mehr bald weniger vor,
bei Pr. coriaceus variirt er nach den Individuen, bei Pr. Foudrasii tritt
er stets nur wenig vor, bei Pr. Duponchelii ist er im weiblichen Ge-
schlechte sehr entwickelt, im männlichen fast gar nicht vorhanden ; da
der Kinnzahn bei einigen Caraben, wenn auch schmäler, doch ebenso
lang ist als bei Procrustes , so verwischen sich somit die Unterschiede
beider Gattungen etwas. Die Gattung Procerus lässt sich nur durch
die in beiden Geschlechtern einfachen Vorderfüsse charakterisiren, der
von Brülle angegebne Unterschied, dass der Kinnzahn bei Procerus kür-
zer, bei Carabus länger sei als die Seitenlappen des Kinns , hält nicht
160 Schaum: Bericht über die Leistungen in der Entomologie
Stich, indem dieser Zahn bei Car. irregularis und C. smaragdinus eben-
falls kürzer ist als die Seitenlappen. Mit der Gattung Carabus macht
der Verf. einen wie es mir scheint sehr verunglückten Versuch , sie
in eine gauze Reihe von Gattungen aufzulösen , w^ovon ihn schon die
Unvollsländigkeit des in seinen Händen befindlichen Materials hätte ab-
halten sollen. (Es haben ihm z. B. nur sehr wenige caucasische und
sibirische , und keine einzige der grossköpfigen spanischen Arien vor-
gelegen). Diese Gattungen sind: Coptolabrus, aus C. smaragdi-
nus gebildet, der sich durch seine vorn gerade abgeschnittene Ober-
lippe und durch schmalen vor den Augen fast parallelen Kopf von den
übrigen Caraben abgesondert; Megodontus, auf C. caelatus ge-
gründet, mit grossem, den ganzen Centraltheil der dicken und kurzen
Zunge bedeckenden Kinnzahn , das vierte Glied der Vorderfüsse beim
Männchen an der untern Fläche haarlos , nur an den Rändern gewim-
pert, die Flügeldecken unter einander und mit dem Rücken des Meso-
thorax verwachsen. {Car. croaticus bildet den vollständigsten Ueber-
gang von dieser Gattung zu Carabus); Ceroglossus, auf C. chi-
lensis errichtet, ebenfalls mit verwachsenen Flügeldecken, durch den
an der Basis derselben stark eingeschnürten Rumpf, durch wenig vor-
tretende Zunge mit sehr schmalen, langen INebenzungen und durch das
wie bei Galosoma dem vierten an Länge bedeutend nachstehende zweite
Fühlerglied charakterisirt ; Plectes Fisch. , die Arten der fünfzehnten
Dejean'schen Gruppe enthaltend, mit hinter den Augen stark zusammen-
gezogenem Kopfe und zarten Kiefertastern, deren letztes Glied schwach
beilförmig , fast ebenso lang als das vorhergehende und beim Männ-
chen kaum breiter als dieses ist; Pachycranion (C. Schönherri),
Cechenus Fisch. (C irregularis) und Iniop achu s (C. pyrenaeus)
sind durch den grossen , hinter den wenig vortretenden Augen stark
angeschwollnen Kopf ausgezeichnet ; die erste dieser drei Gattungen
hat keine bürslenförmige Behaarung am vierten Gliede der männlichen
Vorderfüsse , einen kräftigen , die Mitte der kaum vortretenden Zunge
bedeckenden Kinnzahn ; die zweite hat einen flachen Körper , einen
ebenen dreieckigen Kinnzahn, breite, stumpfe, aussen mit einer beim
Weibchen mehr vortretenden Biegung versehene, innen fast zahnlose
Mandibeln ; die dritte hat ebenfalls einen flachen Körper , eine dicke
fast linienförmige, der Länge nach gefurchte Zunge, schmälere, spitzere
Mandibeln mit kräftigen inneren Zähnen. Der Rest der Arten bleibt
in der Gattung Carabus. Diese Gattungen sind vom Verf. mit Zu-
grundelegung der hier angeführten Charaktere auf dreierlei verschie-
dene Weise tabellarisch angeordnet worden. Calosoma endlich ist
durch quergestreifte, runzlige xMandibeln , an der Spitze gerundet, und
unterhalb der Spitze mit einem hornigen Haken versehene innere Ma-
xillarlade charakterisirt.
„Etudes sur le genre Aepus de Leach et description d'une
nouvelle espece fran9aise Trechus {Aepus) Robinii^ par A. La-
während des Jahres 1849. ; 161
boulbene (Ann. de I. soc. entom. d. Franc. S. 23^ — 37. T. 2.
K. I.}. — Der Verf. bespricht zuerst das bekannte Vorkommen der
Gattung Aepus an Orten , welche den grössern Theil des Tages vom
Meere bedeckt sind". Die Respiration dieses und anderer submariner
Insecten , während sie sich unter Wasser befinden , erklärt er in der-
selben Weise, wie es Erichson von Elmis und Parnus gethan hat, dass
sie nämlich von einer Blase atmosphärischer Luft umgeben sind , und
dass die von den Thieren entwickelte Kohlensäure rasch vom Wasser
absorbirt wird ; bei einem längern Verbleiben derselben unter dem
Meere werden sie zuletzt wohl asphyktisch und kommen erst in der
atmosphärischen Luft wieder zu sich. — Von Trechus weicht Aepus
allerdings durch den grossen Kopf mit kleinen Augen, den Mangel der
Flügel und das in eine Spitze ausgezogene vierte Glied der Vorder-
füsse ab , der Verf. hält aber desshalb eine generische Trennung noch
nicht für gerechtfertigt. Bei dieser Gelegenheit bemerkt er , dass der
Kinnzahn , der bei Trechus überall als einfach beschrieben wird , bei
Tr. minutus gespalten ist. — Die neue Art Tr. {A.) Robinii ist bei
Dieppe entdeckt worden und unterscheidet sich von dem englischen
Tr. fulvescens angeblich durch etwas rundere Hinterecken des Hals-
schildes, dunklere, glatte, hinten am Innenwinkel mehr gerundete Flü-
geldecken, weniger vorgestreckte Mandibeln und kürzere, gerade Spitze
an dem vierten Gliede der Vorderfüsse.
Als neue Gattungen sind aufgestellt worden :
Phy socrotaphus Parry (Trans, of the ent. Soc. V. S. 180.
Taf. 18. F. 1.), zur Gruppe der Truncatipennien gehörig, mit Helluodes
Westw. (s. Jahresber. f. 1847. S. 77) nahe verwandt, hat einen gros-
sen, hinter den Augen angeschwollenen Kopf, grosse einfache Mandi-
beln , einen zweispaltigen mittleren Kinnzahn und eine kurze , an der
Spitze quer abgestutzte Zunge mit sehr deutlichen Paraglossen. Fh.
ceylonicus von Ceylon.
Camarognathus Bocande (Rev. et Mag. d. Zool. S. 4Ö0.
pl. 12), mit Hiletus Schiödte (s. Jahresber. f. 1847. S. 77) identisch.
C. Guerinii und C Castelnaui Bocande aus dem portugiesi-
schen Guinea.
Guerin-Meneville zählte in Lefebure's Voyage en Abyssi-
nie die bisher beschriebenen Arten von Anthia auf ; wahrscheinlich ist
dieses Verzeichniss aber schon vor längerer Zeit angefertigt, da die in
den letzten Jahren bekannt gemachten nicht erwähnt werden. Es sind
hier 44 Arten namhaft gemacht, von denen indessen zwei; Anthia um-
braculata Fabr. und Ptezia axillaris Brülle zu streichen sind, die erste
ist ein Heiluv, dem H. ferox Er. sehr nahe verwandt, und Piezia
schliesst sich weit mehr an die Gattung Graphipterus als an Anthia
an, — A. ihoracica F., slriatopunctata Guer. (wohl nicht von thora-
cica zu trennen) , marginipennis Lap. , ciiictipennis Dup. , Actaeon Er.
und maxillosa Fabr. bilden die Untergattung Anthia', A. sexgultata F.,
Archiv f. Naturgesch. XVI. Jahrg. 1. Bd. j[^
162 Schaum: Bericht über die Leistungen in der Entomologie
Mannerheimii Chaud. und oricnlaUs Uope gehören zu Pachymorpha
Hope, die übrigen Arten zu Thermophila Hope, zwei der letztem, A,
humilis aus Arabien und A. Delegorgu ei Guer. aus dem südöst-
lichen Africa, sind neu und hier zuerst beschrieben, die erste steht der
A, gracilis Dej., die zweite der A. sexnotata Schönh. am nächsten.
Letzner hat in der von dem Verein für schlesische Insecten-
kunde zu Breslau herausgegebnen Zeitschrift für Entomologie, Jahr-
gang 1849*) eine systematische. Beschreibung der Laufkäfer Schlesiens
zu veröffentlichen begonnen und in den Heften 10, U und 12 folgende
Gattungen behandelt : Elaphrus (4 A.), Blethisa (2 A.), die zweite Art,
Bl. borealis {Pelophila bor. üej.) ist indessen wohl nur auf eine irrige
Angabe hin als schlesisches Insect aufgenommen worden , kann auch
nicht mit der Gattung Blethisa verbunden werden) , Notiophilus (3 A.),
Omophron (1 A.), Nebria (6A., nämlich UividaL., 2. pic/corms Fabr.,
3. bremcornis Fabr., 4. Jockischii St. , 5. nivalis Pk. mit den Varietä-
ten Gyllenhalii Schönh. und arctica Dej. (hyperborea Gyll.), 6. casta-
nea Bon. Das Vorkommen der letztem in Schlesien ist indessen noch
zweifelhaft), Leislus (5 A. , darunter L. rufotnarginalus Duftschm. und
Fröhlichii Duft.), Cychrus (2 A.) , Procrustes (1 A.) , Carabus (22 A.,
von denen indessen erst drei hier ausführlich charakterisirt sind).
Die in Siebenbürgen vorkomnienden Arten der Gattung Nebria
hat Fuss (Verh. des naturhist. Vereins in Hermannsladt) beschrieben,
es sind N. livida, picicornis, brevicoUis, Gyllenhalii, Heegerii, Jockischii^
Reichiif fuscipes Ziegl., tra7issylvanica und eine neue Art: carpathica.
Fünf neue brittische Arten dieser Familie hat Dawson (Ann.
of nat. bist. IL ser. vol. IIL S. 213) bekannt gemacht : Amara v e-
clensis (=A. strenua Er.), Trechus incilis, Blemus lap idosus,
(früher von Stephens als B4. pallidus beschrieben , aber nicht wie Ste-
phens annahm, mit Trechus pallidus Sturm identisch), Periphus negle-
ctusy dem Bemb. saxatile Gyll. und oblongum Dej. nahe verwandt,
Lopha Clarkiij dem Bemb. Mannerheimii Sahlb. und noch mehr dem
ß. assimile Gyll. ähnlich, von ersterem durch grössere Gestalt, von
letzterm durch ungefleckte Flügeldecken abweichend.
Einen Gatalog der von Bocande im portugiesischen Guinea ge-
sammelten Carabicinen mit Beschreibung der neuen Arten hat La f er te-
Senectere (Rev. et Mag. d. Zool. S. 349) zu veröffentlichen begon-
nen, ist indessen, dem Dejean'schen Systeme folgend, nur bis Thyreopte-
rus incl. gelangt. Die neuen Arten sind : Stenidia corrusca, blanda,
*) Diese Zeitschrift erscheint bereits seit dem Jahre 1847; in den
beiden ersten Jahren ihres Bestehens ist vierteljährlich ein halber , im
Jahre 1849 vierteljährlich ein ganzer Bogen ausgegeben worden. Die
Jahrgänge 1847 und 1848 haben für die frühern Berichte nicht benutzt
werden können, enthalten indessen auch keine Miltheilungen von wis-
senschaftlicher Bedeutung.
während des Jalues 1849. 163
cyanea, Odacanlha fasciata, Trigonodachjla punclalo s triata,
Drijpta cyanea, Bocandei, Calleida debilis, Helluo {Acanthogenius)
opacus, dispar, Thyreoptertis lalicollis. Ausserdem vervollsläii-
digte er durch einige Zusätze die Beschreibungen von Odacanlha se-
negalensis Lap. und Zuphium fuscum Gory , und unterschied von Cal-
leida ruficoUis Fabr. eine nahe verwandte, am Senegal vorkommende
Art unter dem Namen C. coerulea (dieselbe ist bereits von Chaudoir
Bull. d. Mose. 1844 als C. erythro dera aufgestellt).
Die bis jetzt in Polynesien aufgefundenen Arten sind von L.
Fairmaire (Rev. et Mag. d. Zool. S. 277) beschrieben worden; es
sind: Plochionus Bonfilsii Dej. , Pradieri u. A. , Lebia bembidioi-
des, Chlaenius guttatus Eschsch. , Anchomenns anachoreta, ere-
mita, monticola, alle von Taiti , A. corruscus Enchs. (Meyen's
Reis.) von den Sandwichsinseln, Bembidium (Tachys) sexguttatum
von Taiti.
Als neue Arten sind ferner aufgestellt:
Von Küster (Käf. Eur.) : Harpalus pubipennis (XVII. 9.) aus
Dalraatien und Bembidium quadriplagiatum (XVII. 16.) ebendaher.
Von Fairmaire (Ann. d. s. soc. ent. d. Franc. S. 419.): Cop~
todera massiliensis, bei Marseille entdeckt, aber offenbar mit einem
Schiffe dahin gebracht, der brasilianischen C. quadripustulata sehr nahe
stehend.
Von Lucas (ebenda Bull. S. XCII.) : Carabus Aumontii aus
der Provinz Oran, durch langen schmalen Kopf und Thorax und durch
violetten Rand der glänzend schwarzen Flügeldecken ausgezeichnet.
Von Mannerheim (Bull. d. Mose. S. 226 ff.): Carabus Etho^
lenii, dem palustris nahe stehend, von Jakutsk in Ostsibirien; C. Klu^
gii, eine schöne, der zwölften Dejean'schen Abtheilung angehörige Art
von dunkler Erzfarbe mit grüngoldnem Rande, von Nertschinsk; C. Slo~
t5*«^orn-, dem Loschnikovii Gebl. ähnlich, aber schmäler, mit kurzerm
Halsschilde und rother Fühlerbasis, von der daurischen Alpe Schibet; und
Taphria breviuscula, hauptsächlich durch kürzere Gestalt von T.
vivalis verschieden, von Irkutsk.
Von Parry (Trans, of the ent. Soc. V. S. 179. Taf. 18. Fig. 2.)
Physodera E schs chol tzii von Ceylon und den Philippinen, von Ph.
Dejeanii Dej. zwar gerade darin abweichend, dass ihr die charakteristi-
sche blasenartige Anschwellung an den Seiten des Halsschildes fehlt,
sonst aber so übereinstimmend, dass Parry kein Bedenken trägt, sie in
dieselbe Gattung zu stellen, und sogar die Mcglichkeil andeutet, dass
beide nur sexuell verschieden sind.
VonBertoloni (111. rer. nat. Mozamb.) : Graphipterus Sali-
nae, Anlhia Spinolae, scrobicuiata und Bradybaenus pseudo-
sc alaris.
Von Salle (Ann. d. 1. soc. ent. S. 297. Taf. 8. Fig. 1.) Casno-»
164 Schaum: ßericht über die Leistungen in der Entomologie
nia ludovici ana , aus Louisiana, grösser als C. pensylvanica, die
Punktirung sparsamer, die Flügeldecken hinten mehr abgestutzt und
mit schwarzer Querbinde vor der Mitte.
Von West wo od (Trans, of the ent. Soc. Y. S. 202.): Carenum
viridip enne und in lermedium, zwei ausgezeichnete ntue Arten
aus Neuholland, die erste vom Flusse Mundarra, die zweite von Adelaide.
Die verschiedenen Stände der Galerita Lecontei sind von Salle
(Ann. d, 1. soc. ent. S. 298. Taf. 8. Fig. 2. a. b. c. d.) bekannt gemacht
worden. Die Larve ist ein der merkwürdigsten liäferlarven , die es
giebt, und weicht in wichtigen Punkten von den bekannt gewordenen
Carabicinenlarven ab. Der Kopf hat jederseits fünf Nebenaugen, die
Mandibeln sind so lang als der Kopf, sichelförmig, innen gezahnt, die
Oberlippe ragt in Gestalt eines gabiigen Horns noch über die Spitze
der Mandibeln vor. Der Körper der Unterkiefer trägt am Ende den
viergliedrigen Taster und die zweigliedrige äussere Lade , die innere
Lade scheint ganz geschwunden zu sein ; die Fühlhörner bestehen aus
drei (?) langen Gliedern, die 3 Thoraxringe sehr deutlich abgesetzt, der
erste lang, vorn in einen Hals auslaufend, von rother Farbe; die mittlem
Hinterleibsringe breiter als die andern ; an dem letzten befinden sich
zwei lange Fäden, die an die Schwanzfäden der Ephemeren erinnern;
der After tritt röhrenförmig vor. Die Beine von einer bei Käferlarven
ganz ungewöhnlichen Grösse, sie sind nur ungenau beschrieben, in der
Abbildung sind die vordem Coxen mit vier grossen Dornen besetzt.
Die Puppe ist ebenso ausgezeichnet , sie ist aber nur von oben abge-
bildet und so gut wie gar nicht beschrieben ; das letzte Thorax - und
die fünf vordem Hinterleibssegmente haben einen breiten abgesetzten
Rand, an diesem belinden sich jederseits fünf spitze gegliederte An-
hänge. Die Hinterfüsse ragen über das letzte Hinterleibssegment hinaus.
Der Dunst , welchen die Brachnen ihrem Verfolger entgegenpuf-
fen, soll nach Parzudaki und Reiche im Dunkeln phosphoresciren.
(Bull. d. 1. soc. ent. d. Franc. S. LX.)
»yiiscidae* Bold machte (Newman's Zool. App. S. XXIV.)
einen neuen britlischen Agabus unter dem Namen Colymbetes dispar
bekannt; die Diagnose lautet: ovatus, fortiter convexus, postice atte-
nuatus, nigro-fusco-subaeneus, subtiliter reticulato-strigoso-subpuncta-
tus, ore, labro frontis thoracisque marginibus, maculis duabus verticis,
palpis antennis pedibusque rufo-ferrugineis, elytrorum marginibus basi-
que plerumque late testaceus. Long. 3 — 4*/^ lin. Das Weibchen ist
von dunklerer Farbe und hat stärker sculpirte Flügeldecken ; von A.
uliginosus unterscheidet er sich durch die Form, die Sculptur und durch
die dunkle Färbung der Weibchen.
Dyticus lapponicus kommt nach Guerin-Meneville (Rev. et
Mag. d. Zool. S. 559.) auch in Frankreich im Dept. des Basses Al-
pes vor.
während des Jahres 1849. 165
Bupresticles. Fairmaire (llev. et Mag. d. Zool. S. 353.)
beschrieb als neue A. : Agrihts indignus auf Hibiscus tiliacea, von
TaitI, und A. fissifr ons von Tonga-Tabou.
L. D u f 0 u r gab (Ann. d. sc. nat. 3. Ser. t. XI. Zool. S. 229. pl.V.)
eine neue Beschreibung und niitteimässige Abbildung von Buprestis
pulchra Fabr., einer Acraaeodera aus Spanien.
Die Larve von Ptosima novemmaculata lebt nach Geniminger
(Ent. Zeit. S. 63.) im Stamme und den dickeren Aesten des AVeich-
selbauras.
Klaterides* Die Gattung Tetralobus hat ßertoloni 111. rer.
natur. Mozamb.) mit einer neuen Art T. Rondani bereichert.
Küster (Käf. Eur.) fügte der Gattung Cryplohypnus zwei neue
Arten hinzu, Cr. crux aus Sardinien und Cr. quadrisignatus aus
dem südlichen Europa.
Von Fairmaire (Rev. et Mag. d. Zool. S. 355 ff.) wurden auf-
gestellt: M onoer epidius rufan gulus, seri cans, Oophorus instahi-
lis, Adelocera pruinosa, squalida, alle von Taiti.
Aus dem vorigen Jahre ist noch Cralonychus longipennis Kü-
ster (XIV. 25.) aus Siebenbürgen nachzutragen.
Cebrionites. Eine neue Art dieser Familie ist Cebrio Be-
neäicti Fairmaire (Ann. d. 1. soc. ent. d. Franc. S. 420.) aus Si-
cilien, dem gigas ähnlich, aber kleiner, länger, das Halsschild schmä-
ler, vorn mit zwei Längseindrücken , die Hinterwinkel fast gar nicht
vorstehend, die Flügeldecken stärker punktirt.
Rliipicerides* West wo od stellte in der sechsten Liefe-
rung von Guerin's Species et Iconographie des animaux artic. eine neue
Galtung Dodecatoma auf, welche mir hierher zu gehören scheint.
Sie ist besonders durch ihre Fühler ausgezeichnet, welche zwölfglied-
rig und vom fünften bis elften Gliede gekämmt sind. Kiefer und Lip-
pentaster kurz, das letzte Glied zugespitzt, die Flügeldecken bedecken
den Hinterleib nicht vollständig und stehen an der Nahtspilze aus ein-
ander. D. bicolor ist eine neue Art aus Decan.
Atopites* Guerin-Meneville hat in der vierten, sechs-
ten, siebenten und achten Lieferung seiner Species et Iconographie ge-
nerique des animaux articules folgende Gattungen monographisch be-
handelt :
Dascillus Latr. (4eme livr.) enthält D. cervinus L., cinercus F.,
(beide nur die Geschlechter einer Art) elon g atus ¥ ald , dessen Artrechte
indessen noch etwas zweifelhaft sind; melanop hthalmus, neue Art
aus Nordamerika, longicornis, neue Art aus Nepaul, deren Beschrei-
bung hier von Westwood mitgetheilt ist, und fulvuhis. {ßruchus
fuhulus Wied ). Bei dem letzten tragen die Mandibeln aussen an dei
166 Schaum: Bericht über die Leistungen in der Entomologie
Basis, wenigstens in dem einen Geschlechte, eine breite runde Scheibe,
die Endglieder der Kieferlaster sind eiförmig und an der Spitze fast abge-
schnitten, er wird daher als besondere Untergattung Fetalon Schönh.
abgetrennt. Als eine zweifelhafte Art dieser Gattung wird, nach La-
treille's Vorgang, noch Cistela livida Fabr. aus Fatagonien aufgeführt.
Odontonyx Guer. (ebenda), die bereits 1843 (S. Jahresber. S.
271.) errichtete Gattung, wird hier ausführlich charakterisirt. Die ein-
zige hierher gehörige Art ist Atopa ornata Melsh. aus Nordamerika
(früher schon von Germar als Dasyles trivittatus beschrieben).
Anchytarsus Guer. (Gerne livr.) mit einer neuen Art, A. ater
aus Nordamerika.
Aploglo ssa (7eme livr.) neue Galtung, mit breiler einfacher,
in der Mitte etwas vorgestreckter und hier mit zwei kleinen Zähnen
versehener Zunge ; Endglied der Kiefertaster einfach , das der Lippen-
taster beilförmig. Drittes Fussglied etwas herzförmig, mit einem brei-
Hautlappen ; viertes Glied einfach, sehr klein, kaum erkennbar. Hierbei
drei neue Arten: A. Sali ei, m ar ginat a, collaris , alle drei von
Salle entdeckt ; die beiden ersten in Caracas, die letzte in Gualimala.
Therius (Seme livr.), neue Gattung, Dascillus im Aeusseren
nicht unähnlich , die Mandibeln zweizähnig , der Zahn an der Spitze
ausgerandet ; letztes Glied der Kiefertaster stark beilförmig, Zunge breit,
vorn ausgerandet, zweilappig, Lippentaster mit sehr dickem stark beii-
förmigen Endgliede ; das vierte Fussglied das kürzeste , in der Mitte
ausgerandet, mit einem breiten Lappen versehen. Vier neue Arten : T.
sutur alis, luridip enni s , fulvip e s, rugatus , alle aus Süd-
afrika; die letzte weicht durch quere Oberlippe, sehr breites halbmond-
förmiges Endglied der Lippentester und durch ein das zweite an Länge
nicht übertreffendes drittes Fühlerglied von den drei ersten ab und
bildet eine besondere Untergattung Theriobius.
■jampyrides. Als neue Arten sind aufgestellt:
Von Guerin-Meneville (Lefeb. Voy.) : Lampyris fuscipen~
nis Guerin aus Abyssinien,
Von ßertoloni (111. rer. nat. Mozarab.) Lycus dissimilis.
Telepliorides. Der Gattung Cantharis fügte Manner-
heim (Bull. d. Mose. S. 231.) eine neue Art zu, C. Byto nii aus dem
Bezirke Irkutsk ; sie ist der Rhagonycha lapponica Gyll. ähnlich, hat
aber einfache Klauen, und ist daher eine echte Cantharis.
Westwood stellte in der achten Lieferung von Guerin's Spec.
et Icon. d. anim. art. eine neue Galtung Pac ä «/ wies» a auf, welche mit
Silis verwandt sein soll und daher vermuthlich hierher gehört. Sie ist
besonders durch die Fühlerbildung ausgezeichnet, das zweite und dritte
Glied sind länger und schmäler als das erste, das vierte bis achte, na-
mentlich aber das fünfte bis siebente viel dicker, wodurch eine Art voa
während des Jahres 1849. 167
Spindel gebildet wird ; die drei letzten fadenförmig , das Halsschild hat
jederseits einen tiefen Ausschnitt in der Mitte, und eine kleine Ausran-
dung an den Hinterecken. P. incisa neue Art aus Brasilien.
Ein massenhaftes Erscheinen der Larven von Telephorus fuscus
oder einer verwandten Art auf Schnee wurde von Tyzenhaus in Li-
thauen beobachtet (Rev. et Mag. d. Zool. S. 72.); es hatte dasselbe
zur Sage von einem Insectenregen Veranlassung gegeben; der Verf.
glaubt aber , dass die Larven aus benachbarten Forsten durch Wind-
stürme verweht worden sind.
Iflelyrides. L. F a i r m a i r e's bereits auszugsweise in Guerin's
Rev. Zool. veröffentlichte und (im Jahresber. f. 1847.) angezeigte Mo-
nogrophie der Gattung Chalcas ist jetzt (Ann. d. 1. soc. ent. d. Franc.
S. 5 — 22.) vollständig erschienen. Es sind hier den neun früher schon
diagnosticirten noch zwei neue Arten: Ch. fumatus und Ch. lugu-
bris, beide von Merida; hinzugefügt, der erstere steht dem Ch. hume-
ralis ungemein nahe , und unterscheidet sich besonders durch die Ab-
wesenheit des queren Eindrucks auf den Flügeldecken der Weibchen.
Auf Tafel 1 sind 8 Arten abgebildet.
Küster beschrieb (Käf. Eur.) Charopus nitidus aus Sardinien
(XVIIL 18.), Dasytes pulverulentus , basalis, griseiis aus Dal-
matien, pectinatus , lateralis (= cinctus Gene.) aus Sardinien,
nigropunctatus von Carthagena in Spanien (XIX.)
Eine neue Art ist ferner Jtfefi/ns olivaceus Guerin (Lefeb. Voy.
en Abyss.) aus Abyssinien.
Cleridae. „Komenclature of Coleopterous insects in the col-
leclion of the British Museum. F. IV. Cleridae.^ — Ist ein fast voll-
ständiges *) Verzeichniss aller beschriebenen Cleriden mit Angabe der
Synonymie , die in einer für den Zweck des Werkchens zu grossen
Ausführlichkeit aus Klug's und" Spinola's Monographien entlehnt, ist.
An der Ausarbeitung derselben haben sich White und Chevrolat
betheiligt. Nach Spinola's Vorgange haben die Verf. auch die chilesi-
sche Gattung Epiclenes Chevr. aufgenommenen , die gar nicht in diese
Familie , sondern zu den Melyriden gehört. In einem Anhange ist
theils von White, theils von West wo od eine grosse Zahl neuer
Arten beschrieben, wodurch namentlich die Kenntniss der ostindischen
und neuholländischen Formen sehr gefördert wird. Sie gehören zu
folgenden Gattungen : Cylidriis (1 A.) , Tillus (4 A.) , Priocera (1 A.),
Xylobius (l A.), Systenodeves (^l \.), Cymatodera (1 A.), Tillicera (1 A.),
Cladiscus (3 A.), Tenerus (JIA.), Serriger (1 A.) , Omadius (l A.) , Sti-
gmatium (5 A.) , Thanasinms (1 A.) , Notoxus (10 A.) , Clerits (5 A.),
Trichodes (1 A.), Phloiocopus (1 A.), Iloplocerus (l A.) , Hydnocera
(5 A.), Necrobia (2 A.), Opetiopalpus (l A.).
"') üebersehen ist Notooous hekolus Da!m. Anal, ent.
168 Schaum: Bericht über die Leistungen in der Entomologie
Von Fairmai re (Rev. et Mag. d. Zool. S.361.) wurde Cyli"
drus Vescoi, eine von Vesco auf Taiti entdeckte Art, beschrieben.
(Vielleicht declinirt man nächstens auch Ciceroi, Napoleoi.)
Synopsis of the Cleridae of the United States by Dr. J. Le-
conte, in einer amerikanischen Zeitschrift veröffentlicht, ist mir bis
jetzt noch nicht zugegangen.
Heeger hat (Isis 1848. S. 974.) Corynetes ruficollis in allen
seinen Stadien ausführlich beschrieben und auf Tafel VIII. abgebildet.
Die Larve, welche, wie das vollkommene Insect, von Aas lebt, ähnelt
sehr der von Opilus und Clerus, und hat, wie diese, eine blassroth-
braune Farbe ; das vierte bis zehnte Körpersegment sind allmählich er-
weitert, so dass das zehnte um mehr als '/j. breiter ist als das vierte.
Ptiniores. Eine neue Gatttung Tricorynus ist von Wa-
terhouse (Proc. of the ent. Soc. V. S. LXVIII.) aufgestellt worden,
sie soll sich von Dorcatoma hauptsächlich durch zehngliedrige Fühl-
hörner unterscheiden , es ist aber ein Irrthum , wenn der Verf. glaubt,
dass die Zahl der Fühlerglieder bei Dorcatoma constant neun ist , sie
variirt hier nach den einzelnen Arten. T. Zeae, neue Art aus Bar-
bados, die Larve lebt in den Maiskörnern , ganz wie die Larve eines
Bruchus, und richtet oft erheblichen Schden an.
Mannerheim beschrieb (ßoll. d. Mose. S. 232.) Xyletinus for~
mosus mit röthlichgelben, jederseils drei schwarzen Linien tragenden
Flügeldecken, aus dem östlichen Sibirien.
Küster stellte (Käf. Eur. XIX.) Anobium parallelum aus Dal-
matien und A. nanum von Erlangen als neue Arten auf.
Eine neue Art ist ferner Xylopertha appendicula t a Lucas
(Expl. de l'Alg.).
Die Unterschiede zwischen Hedobia imperialis und regalis hat
Bach erörtert (Verb. d. naturhist. Vereins d. Rheinl. 1849. S. 161.)
Die frühern Stände des Anobium Abielis wurden von Rouzet
(Ann. d. 1. soc. ent. d. Franc. S. 305. Taf. 9. Nr. 1.) beschrieben und
abgebildet , sie unterscheiden sich wenig von den bekannten des A.
tesselatum , die Larve frisst sich Gallerien in der Rinde der Fichten
und geht niemals das Holz an. — D ers. gab (ebenda) eine Beschreibung
und Abbilduug von der Larve des Anobium slriatum A., welche im Ma-
ronenbaum lebt. — Laboulbene hat den Darmkanal dieser Larve un-
tersucht und nur sechs malpighische Gefässe gefunden, während L. D u-
four beim vollständigen Insecte acht beobachtete.
Lucas bildete (Expl. de TAlg. Taf. 39.) die Larve von Apate
francisca F. ab.
Paussili*. „Descriplion of seventeen new species of Paussi"
dae by J. 0. Westwood« (Proc. of the Lina. Soc. 1849. Jun.) Die hier
beschriebeneo Arten sind Cerapterus (Orlho^terus) Lafertei von der
während des Jahres 1849. 1Ö9
Westküste von Afrika, Cer. (0.) concolor von Port Natal (eine ein-
farbige Abänderung von C. S mit hü Mac Leay) , Cer. [Arlhropterus)
denudalus, Wilsoni, subsulcatus aus Neuholland , Cer. {Pleu^
ropteriis) alternans und hastatus von Port Natal, (nicht, wie W.
angiebt, aus Mosambik), Feyitaplatarlhrvs natalensis (wie der Verf.
selbst ausspricht, nicht von F. paussoides Westvv. verschieden), Paus-
ms sinicus von Hongkong, P. granulatus von Port Natal, P. po^
litus aus Ostindien, P. Boioringii und P. hystrix von Hongkong,
P. cucullatus, P. spinicoxis und P. cultratus von Port Natal,
P. s e tosus aus Guinea.
„Die Staphylinenfauna des Caucasus und Transcaucasiens, bear-
beitet von J. H.'Hochhuth." (Bull. d. Mose. S. 18.) — Es werden
298 im Caucasus und dessen nächster Umgebung einheimische Arten
aufgezählt, welche grösstentheils von Baron v. Chaudoir und Baron v.
Got'^ch gesammelt worden sind; alle gehören bereits bekannten Gattun-
gen an und die meisten kommen auch im übrigen Europa vor, ein
neuer Beweis, dass viele Arten dieser Familie eine grosse Verbreitung
haben. Von den früher beschriebenen hat der Verf. gewöhnlich nur
die Diagnosen, meist nach Erichson , mitgelheilt, 44 neu aufgestellte
sind dagegen ausführlich charakterisirt. Die richtige Bestimmung der-
selben ist theils durch das sorgfällige Studium, welches der Verf. die-
ser Familie gewidmet hat , theils dadurch verbürgt , dass demselben
viele von Erichson untersuchte Exemplare, so wie die Typen der mei-
sten von Faldermann und einiger von Kolenati aufgestellten Alten bei
seiner Arbeit vorgelegen haben. Die neuen Arten gehören folgenden
Gattungen an: Myrmedonia (3), Bolitochara (2), Homalota (4), Oxy-
poda (2), Aleochara (1), Conurus (3), Tachinus (l), Eoletobius (2),
Othius (1), Xantholinus (2), Slaphijlinus (2), Ocijpus (6), Philonthiis (1),
Quedius (2), Scopaeus (1), Stenus (3), Bledius [i) , Oxytelus (1), Tro-
gophloeus (3), Anthophagtis (1).
Eine beträchtliche Anzahl neuer Arten, meistens aus Italien, hat
Baudi („Alcune specie nuove di Slafilini descritte da Fl. Baudi« Stud.
enlom. publ. p. cur. di Fl. Baudi e di E. Truqui Fase. II. Torino 1848)
bekannt gemacht: Calodera Mech (sie!), nach einem in Piemont ge-
fangenem Exemplare aufgestellt, mit folgender Diagnose versehen : rufo-
picea, creberrime punctata, lenuiter pubescens , thorace oblongo, cana-
liculato 2'A'". Homalota sculpta mit H. plana sehr übereinstimmend,
die Spitze der Schienen und die Füsse blasser. H. granulata weicht
von H. socialis durch fein gekörnte Flögeldecken und Halsschild und
quere Form des letztern ab. H. brevicollis, ebenfalls der H. so-
cialis ähnlich , aber die Fühler vom vierten Gliede ab plötzlich ver-
dickt und das Halsschild kürzer. H. gagatina von H. oblita Er.
durch schmäleres , schwächer gefurchtes Halsschild und etwas anders
gebildete Fühler, von H. divisa Mark, durch die an der Wurzel blas-
sen, sonst schwarzen Fühler unterschieden j alle aus Piemont. Ako»
170 Schaum: Bericht über die LeisJiingen in der Entomologie
Ohara crassa mit dichterer, feinerer Behaarung, das dritte Fühlerglied
kurzer, die vorletzten ebenso lang als breit; Ocypus Che oral atii aus
den piemontesischen Alpen, zur ersten Erichson'schen Familie gehörig
(nach Fairmaire = Ocypus brevipennis Heer); 0. confusns, auch
zur ersten Familie gehörig, von 0. cupreus durch glänzenden Kopf und
Halsschild, kürzere Flügeldecken und den mit weissen Haaren unregel
massig besetzten Hinterleib unterschieden; 0. gagates, dem ater ver
wandt, aber mit breiterem Kopf und Flügeldecken , in die dritte, und
0. syriacus, ebenfalls dem ater ähnlich, in die vierte Abtheilung zu
stellen, beide aus Syrien; Belonuchus viridipennis aus Neu- Valencia
m Columbien, Philonthus columbianus ebendaher, Ph. consputus
von Turin, von F. fimetarius und sordidus durch kürzere Flügeldecken
und schwach erweiterte männliche Vorderfüsse, von ersterem auch durch
schwach und sparsam punktirte Flügeldecken, von letzterm in der Ge-
stalt des Halsschilds abweichend; Ph. cos latus mit einer erhabenen,
das Schildchen umgebenden Rippe, ans Sardinien; Ph. lividipes eben-
daher, dem fulvipes ähnlich , aber die Schienen schwärzlich , die Vor-
derfüsse des Alännchens einfach u. s. w. ; Ph. lathrobioid es läng-
licher als Ph. procerulus , der Kopf durch einen schmäleren Hals mit
dem Halsschilde verbunden, aus Piemont ; Quedius nemoralis, dem
Q. infuscatus sehr nahe stehend, mit schwärzlich erzfarbigem Kopf und
Halsschild und ganz glattem Schildchen , in Fichtenwäldern in Piemont
einheimisch; Q. flavipennis, dem Q. oblitteratus und scintillans ähn-
lich, aber mit gelben Flügeldecken aus Sardinien; Euryporus meri-
dionalis aus Sicilien (= aeneiventris Lucas), Dolicaon venuslus
von Jerusalem ; Scopaeus bicolor von Sc. laevigalus durch langen
Kopf, von minutus und minimus durch längere Flügeldecken, von allen
durch die Bildung des Hinterleibs beim Männchen verschieden, aus
Piemont; Lithocharis collaris von Venezuela; Sunius anguinus mit
einfarbigen Flügeldecken, aus Piemont; Paederus ruficeps, eine aus-
gezeichnete Art, dem P. melanurus verwandt, und wie dieser mit roth-
gelbem Kopfe , aber mit blauen Flügeldecken , von Turin : Pinophilus
longicornis von Beirut; Stenus äff aber, dem ater sehr ähnlich,
von Damascus ; S. callidus ebendaher, aus der Verwandtschaft des
nitidus und carbonarius ; S. cyaneus ebenfalls von Damascus ; Bleditis
triangulum aus Piemont, (dem arenarius in der Zeichnung der Flü-
geldecken sehr ähnlich , mit deutlich gefurchtem , ledernarbigem Hals-
schilde und blasseren Schienen und Füssen), Platystethus cribricol-
lis, dem spinosus ähnlich, aber der Kopf des Männchens unbewaffnet;
Trogophloeus opacus und nitidus, die drei letzten aus Piemont, und
Anthobium Rhododendri auf den Blüthen des Rhododendron in den
piemontesischen Alpen (scheint mir nicht von A. Sorbi verschieden). —
Ders. bemerkt (ebenda S. 144.), dass Bledius morio Heer das Männ-
chen und El. tibialis Heer das Weibchen derselben Art ist.
während des Jahres 1849. 171
*
Kiesenwetler slellte (in Küster's Käf. Eu". 17. 19.) Vhilonthus
filum als neue Art von Venedig und Dalmatien auf.
Von Förster (Verh. d. naturf. Ver. d. Rheinl. Bd. VI.) sind
Tachyporus posticus und Oligotoma pent atoma als neue Arten
aus der Rheinprovinz durch kurze Diagnosen charakterisirt worden ;
der erstere könnte vielleicht nur Farbenveränderung von T. collaris sein.
Die auf Taili vorkommenden, von Fairmaire (Rev. et Mag. d.
Zool. S. 287.) beschriebenen Arten dieser Familie sind: Bolilochara in-
sulana, Placusa scapular is, Philonthus nauticus, corallicola,
Gunius brunnic ep s, Lispinus i7np r e ssithor ax , Isomalus api-
cipennis. Ausserdem findet sich dort auch der europäische Fhilon-
ihus varians.
Referent hat in der Ent. Zeit. S. 372 handschriftliche Bemer-
kungen Erichson's veröffentlicht, welche über viele der von Gyllen-
hal, iVIannerheim und Sahlberg beschriebenen nordischen Staphylinen
einen auf Vergleichung typischer Exemplare gegründeten Aufschluss
geben.
Die schon längst gemachte Beobachtung , dass Quedins dilalatiis
in Hornissennestern seine Verwandlung durchmacht, wurde von Hens-
low (Newman's Zoolog. S. 2585.) bestätigt; die Larven scheinen die
Hornisseniarven zu verzehren.
Pselapliii* Eine neue ausgezeichnete Gattung dieser Familie
C entrot oma hat v. Heyden in der Ent. Zeit. S. 182 bekannt ge-
macht. Die Fühler sind denen von Chennium ähnlich, linsenförmig ge-
gliedert, an dem Stirnfortsatz eingefügt. Die Maxillartaster,^ welche als
dreigliedrig bezeichnet werden, an denen aber wahrscheinlich das kleine
Wurzelglied übersehen ist, tragen, wie bei Ctenistes, dornartige Fort-
sätze an den kugelförmigen Gliedern. C. lucifuga wurde vom Verf.
in Nestern von Myrmica caespitum bei Frankfurt a. M. entdeckt.
V. Kiesenwetter beschrieb (Küster Käf. Für. X\I.) mehrere
Arten der Gattung Bythinus, darunter folgende neue aus Oberkrain : B.
longulus , in der Fühlerbildung des Männchens dem B. crassicornis
Motsch. ähnlich , aber durch die längliche flache Gastalt an Euplectus
erinnernd, B. Er ichsonii, die grösste bekannte Art, und B. mus-
corum, beide besonders dadurch ausgezeichnet, dass die zwei ersten
Fühlerglieder des Männchens erweitert und gezähnt sind.
Förster stellte nach einem einzelnen Exemplare eine neue
Bryaxis B. emarginala auf, welche durch das hinten ausgerandete
erste und das vorn mit einem spitzen Zahn versehene zweite Hinter-
leibssegment charakterisirt wird, aber wahrscheinlich nur eine abnorme
Form des Männchens von Br. haemoplera ist.
Eine von Dr. J. Leconte in einer amerikanischen Zeitschrift
1849 veröffentlichte Ahthandlung „Ün the Pselaphidae of the United
172 Schanra. Bericht über die Leistungen in der Entomologie
stä'.erü.ie'r'r"??,''!,' "»»■■"-"' -?»g-gen, es Uan'n daher erst
spater über den Inhalt derselben berichtet werden.
I ai,.,.*m'*'"r""*''** "'^ ^^haratitere dieser Familie, welche seit
„ich .1 '',/'*■"'""' "'^""'''" ''"g™''""»ene„, aber noch
n.ch, gehörig begründet ist, hatSchiödte (Spec. faun. sublerr. S 13 ^
fesgestelit. Seine Diagnose lautet: Antennae 11-articulatae, clav'atae
Ocul aggregat.. St.pites palporun. labialium maximi, detecti, connati
L,gua parva Cornea, paraglossis liberis , elongatis , pectinatis. Goxa^
antcae con.cae, exsertae ; posticae conicae distantes. Tarsi 5-articula,i.
Abdomen segmenns ventralibus Septem. - Die Unterschiede von den
S.lphalen, m.t denen Erichson in seinen Käfern der Mark die Gattung
Scydmaenus verbunden hat, liegen besonders in den Mund.heilen di!
ganz anders gebildet sind und mit denen der Pselaphier viele üeber-
e,nst,ramung zeigen. Die Oberlippe ist ohne häutigen Rand, aber mit
Dornen besetzt; die Mandibeln sichelförmig, mit scharfen Zähnen „„d
kleiner, schwach gegrubter Mahlfläche, die Maxillen kurz mit breiten
Stammen und ausserordentlich langen Taslergliedern, das Ende der äus-
sern Lade hornig; das Kinn sehr klein, vom jederseits tief ausgeran-
det, d.e Grundthei e der Lippentaster, welche bei den Silphalen fast
vom K.nn verdeckt sind , stehen hier vor, und sind in ihrer ganzen
S tfeTT.""' •'■■^ """<' Zunge ist hornig, mit einer dornigen
Sp.tze, die JNebenzungen mehr entwickelt als bei den Silphen, au der
Sp, ze fre. und inuen mit einer Reihe gekämmter Zähne besetzt, das
M. telgl,ed der Labialtaster beträchtlich lang. (Gekämmte Paraglossen
habe ich be. keiner der von mir untersuchten Arten beobachtet. Auch
Redtenbacher erwähnt dieselben in seiner Charakteristik der Gattung
Hef rr".'-r '"""-^ ""■ ""'"'' Unterschied liegt auch in der Gestalt
der .„.erhuften, welche conisch sind und in Folge der Entwicklung
des Metasternum weit von einander entlernt stehen.
Silphales. Seh iödle machte (Spec. faun. subterr. S. 13 )
darauf aufmerksam , dass die Anisolomidae bei der üebereinstimmung
aller wesentlichen Charaktere und bei der grossen Aehnlichkeit der
Larven m.t denen der Silphalen nicht wohl eine selbsiständige Familie
b.lden können. Der Charakter, auf den Erichson (dies. Arch. 1847. I.
S. 285) hauptsächlich Gewicht legte, dass die Anisotomide» im voll-
Kommeuen und im Larvenzustande eine Mahlfläche an den Mandibeln
Besitzen, hält nicht Stich, da sich eine solche und zwar weit enlwik-
helter als bei ihnen auch bei Catops findet. Die übrigen von Erichson
angeführten Unterschiede rechtfertigen nur, dass man die Anisotomiden
als eine besondere Gruppe in der Familie der Silphalen betrachtet,
(■uricbson selbst hatte bereits im Jahresber. für 1847. S. 92. geäus-
sert, dass die Abweichungen zwischen Silphalen und Anisotomiden kaum
ausreichen möchten, die Uebereinstimmungen zu überwiegen).
Eine drille Gruppe Slajobiinae bildet in dieser Familie naeh
während des Jahres 1849. 173
Schiödte (1. c. S. 16.) die merkwürdige, in den Krainer Tropfstein-
höhlen vorkommende Galtung Stagobius dieses Verf., über welche be-
reits im vorigen Jahre berichtet wurde. Mundtheile , Fühler , Coxen
und Hinterleib sind wie bei den Silphalen gebildet, das sehr schmale,
fast walzenförmige Halsschild, welches in Verbindung mit den verwach-
senen blasenartig geschwollenen Flügeldecken dem Käfer ein von den
übrigen Silphalen so abweichendes Ansehen giebt , das stark in die
Breite entwickelte Metaslernum und die in Folge davon weit auseinan-
der stehenden Hinlerhüften sind die Charaktere dieser Gruppe. Stago^
gobius troglodytes ist hier ausführlich beschrieben , und Taf. 1. Fig. 1.
in allen Theilen sehr gut dargestellt. (Die Mundtheile sind, der Ab-
bildung zufolge, denen von Pteroloma ausserordentlich ähnlich). — Ich
habe bereits im vorigen Berichte erwähnt , dass dasselbe Insect im J.
1849 auch von Sturm (Deutschi. Faun. XX. S. 93. Taf. 376.; unter dem
Namen Leptodirus Hohe7iwartii Schmidt beschrieben und ausgezeichnet
schön abgebildet worden ist. Zu verwundern ist es , dass die von
Sturm erwähnte Geschlechtsdifferenz in der Gliederzahl der Vorderfüsse
einem so guten Beobachter, wie Schiödte, entgangen ist, da ihm doch,
seiner eignen Angabe zufolge, beide Geschlechter vorgelegen haben.
Schiödte hat (ebenda S. 10.) die Gattung Bathyscia (= Ade-
lops Tellk.) und die zwei dahin gehörigen Arten ß. byssina und mon-
tana, über welche ebenfalls bereits im vorigen Jahre berichte wurde,
ausführlich charaktcrisirt und auf Tafel 2 Mundtheile , Beine und die
Fühlhörner beider Arten abgebildet. Die hier gelieferte Gattungsdia-
gnose weicht von der frühern, im vorigen Berichte mitgetheilten inso-
fern ab, als von den Maxillen jetzt gesagt wird: „mala inleriori spinulis
terminata,« während es dort hiess : „mala interiori unco terminata corneo.«
Von der nahe verwandten Gattung Catops unterscheidet sich Bathyscia,
ausser durch den Mangel der Augen, besonders durch gezahnte Mandi-
beln, Abwesenheit des hornigen Zahns am Kaustück der Maxillen und
viergliedrige Vorderfüsse.
Als neue Arten wurden von Küster (Käf. Eur. XVII. 26. 27.)
Silpha hispanica Dej. aus Spanien und S. alpicola aus Sieben-
bürgen beschrieben.
Hisierini. Eine neue Art Taromalus Rouzeli wurde von
Fairmaire (Ann. d. scc. entom. d. Fr. S. 421.) aufgestellt; sie ist
bei Bondy in Frankreich in einem Ameisenhaufen entdeckt worden, und
unterscheidet sich von F. troglodytes Pk. durch glatten Kopf, kürze-
ren Naht - und unterbrochenen zweiten Streif , die Flügeldecken sind
blutroth mit dunklerer Naht.
Küster beschrieb (Käf. Eur. XVII.) als neue Arten: Saprinus
puncticollis aus Spanien und Sardinien, und S. melas von Cav-
[ena ; der letztere ist mit ;S. detersus 111. identisch.
174 Schaum: Bericht über die Leistungen in der Entomologie
Vricliopteryg-ia. Von Förster (Verh. d. naturh. Ver. d.
Rheinl. Bd. VI.) wurde Ftilium fuscipenne als neue Art von Aachen
aufgestellt; sie ist dem Ft. fuscum verwand«, aber Kopf und Halsschiid
smd fast schwarz, die Flügeldecken bräunlich , das neunte Fählerglied
sehr klein.
Lucas (Expl. de l'Alg.) beschrieb Ptenidinm corpulentum.
Plialacricles. Von Menetries (Ins. rec. p. Lehm.) wurde
Phalacrus bisignatus als neue Art aus Turcomanien beschrieben und
Taf. 5. Fig. 15. abgebildet, sie ist dem Olibrus bicolor sehr nahe ver-
wandt, aber von mehr ellyptischer Gestalt, und der rothe Fleck der
Flügeldecken steht weiter nach vorn.
Lucas (Expl. de l'Alg.) stellt Phalacrus striatipennis ^h
neue Art auf.
IVitidulariae« Eine ansehnliche Zahl neuer Arten der Gat-
tung Meligethes hat Forst er (Verh. d. naturh. Ver. d. Rheinl. ßd. VI)
sorgfältig beschrieben: M. co erul eovirens auf Caltha palustris ge-
funden, haemorrhoidalis, carbonarius, qua dristriatus, bi,
tuberculatus, cristatus, luctuosus, exaratus, tenebro-
sus, ebeninus, carinulatus, decolo ratus , atr amentarius,
quadridens, funebris, melanarius; die meisten derselben sind
nach einzelnen Exemplaren aufgestellt, was in dieser schwierigen Gat-
tung immerhin etwas Missliches hat.
Ausserdem sind als neue Arten bekannt gemacht:
Von Küster (Käf. Eur. XVIII. 29.) Brachypterus unicolor
aus Sardinien.
Von Lucas (Expl. de l'Alg.): Rhizophagus unicolor.
Von L. Fairmaire (Rev. et Mag. d. Zool. S. 362 ff.) : Carpo-
philus flavidus, mutabilis, von Taiti , NÜidula littoralis yon
den Radak- Inseln, EpMraea ocularis, Omosita nigrovaria von
Talli.
Colydii. Sturm (Deulschl. Ins. XX. S. 13. Tab. 362. Fig. a-M.)
stellte Diodesma picea als zweite, in Rheinbaiern und Baden einheimi-
sche Art der Gattung auf, welche mir indessen von D. subterranea nicht
hinreichend verschieden zu sein scheint.
Von Fairmaire (Rev. et Mag. d. Zool. S. 448.) wurde eine
neue Gattung Emmaglaeus errichtet, die im Kleinen ganz die Ge-
stalt eines Nosoderraa hat; sie ist nicht genau genug charakterisirt. Dem
Verf. zufolge, kommt sie neben Coxelus zu stehen , indessen sind die
Schienen innen und aussen mit einem Enddorn versehen; sonst ist die
Fühlerkeule dreigliedrig, die Fühlergruben schwach. E. no soder-
moideSf neue Art von Tonga-Tabou.
Cucujipes. Neue Arten sind: Laemophloeus nigricollis,
rufipes, suberis, elongatus Lucas (Expl. de l'Alg.)
während des Jahres 1849. 175
Laemophloeus clemaiidis Er. findet sich nach Bach (Ent. Zeit.
S. 200. und Verh. d. natuihist. Ver. d. Rheinl. 1849. S. 161.) bei Bop-
pard am Rhein in Clemalis vilalba.
Die früheren Stande des Syhajius sexdenlalus wurden von Blis-
son (Ann. d. 1. soc. ent. S. 163-172.) sehr ausführlich geschildert
und (pl. VI. Nr. 1.) abgebildet. In einem Nachworte bemerkte Co-
querel, dass Larve und Puppe bereits von Westwood, die erstere
auch von Erichson beschrieben ist.
l»ermes«iui. Küster beschrieb Anthrenus minutus ?Arr.
aus Portugal und Sardinien.
Heteroceridae. Als neue Art hat Küster (Käf. Eur. XVII.
37.) Heterocerus bifasciatus, von Carthagena in Spanien, be-
schrieben.
Hydropliilii. Ein vortreffliche Monographie der Gattung Hy
draena h»t v. Kiesen wetter (Linn. entom. IV. S. 156-^190. und
S. 425—427.) veröffentlicht. Die Zahl der hier beschriebenen Arten
beträgt 21, welche, mit Ausnahme von zwei amerikanischen, sämmtlich
in Europa einheimisch sind; sie sind nach Mulsant's Vorgange auf fol-
gende Weise gruppirt : A. Melasternum mit drei Kielen : H. testacea
Curt. B. Melasternum ohne Kiele, a. Flügeldecken zwischen Naht und
Schulterwinkel mit mehr als sechs Streifen. H. pensylvanica aus
den Vereinigten Staaten, palustris Er., sicula aus Sicilien, carhona-
ria aus den Pyrenäen , riparia Kug. , morio aus Oberkrain , rugosa
Muls. , nigrila Germ., curla aus den Pyrenäen, anguslala St. {inter-
media Rosenh.) , angulosa Muls., mar ginic ollis von den westindi-
schen Inseln und Neu- Orleans, b. Flügeldecken mit höchstens sechs
Punktstreifen. «. Die Punktreihen regelmässig. H. polita aus Ohex-
WiQm , planata {angusiata \ioWn.) vom Caucasus , dentipes Germ.,
lapidicola aus den Kärnthner Alpen, gracilis Germ., flavipes St. ß.
Die Punktreihen namentlich auf der äussern Hälfte der Flügeldecken
unregelraässig. H. pulchella Germ., lata Kiesvv. Der Name der letz-
tern wird im Nachtrage in den von H. Sieboldii, unter welchem sie be-
reits früher von Rosenhauer beschrieben war, umgeändert. Die Ge-
schlechtsverschiedenheilen sind sehr mannichfaltig und bei den Be-
schreibungen der einzelnen Arten vom Verf. sorgfältig berücksichtigt.
Küster beschrieb (Käf. Eur. XVIII.) Hydrobius politus von
Carthagena, der mir nicht von H. tnarginatus Duft, abzuweichen scheint,
und H. ferrugineus aus Südfrankreich, welcher wohl mit//, bicolor
Fabr. identisch und von Mulsant als Varietät von H. melanocephalus
angesehen worden ist.
Von L. Fairmaire (Rev. et Mag. d. Zool. S. 412.) wurde Cy-
vlonotum subquadralum von Taiti aufgestellt.
176 Schaum: Bericht über die Leistungen in der Entomologie
Scarabaeides. Cetoniadae. Referent hat eine grös-
sere Abhandlung über diese Gruppe Ann. d. 1. soc. ent S 241-295
veröffentlicht (Observations critiques sur la famille des Lamellicorncs
me itophiles. Seconde partie). Sie enthält vorzugsweise synonymische
Aufschlüsse , die fast überall auf Vergleichung der Originalexemplare
öeruhen, trägt aber auch zur Kennlniss der Arten bei, indem mehrfach
die Unterschiede zwischen nahe verwandten auseinandergesetzt und in
vielen Fällen die Abänderungen, die in Grösse, Färbung, Zeichnung
und Sculptur vorkommen, namentlich wenn sie als eigne Arten aufge!
stellt worden sind, erörtert werden. Ausserdem sind die in den letz-
ten Jahren neu beschriebenen Arten sämmtlich aufgeführt.
G u e r i n - M e n e V i 1 1 e hat (Lefeb. Voy.) drei abyssinische Ar-
ten als neu aufgestellt: Pachnoda so rar, vom Ref. in dem vorer-
wähnten Aufsatze unter dem Kamen F. CaiUaudi von C. olivacea F
getrennt, Diplognatha antkracina, deren Unterschiede von D sili
ceaM. L und gagates Fabr. nicht genügend hervorgehoben sind; der
Beschreibung nach scheinen sie vorzugsweise in der Sculptur, der Ab-
bildung nach in der kürzern Gestalt zu liegen: und Oxythyrea MuU
santii eine zierliche neue Art von schön grüner Färbung.
Von Bertoloni (111. rer. nat. Mozamb.) ist Tephraea mozam^
bica als neu beschrieben. Aus der sehr miltelmässigen Abbildung geht
nur so viel mit Sicherheit hervor, dass die Art mit Unrecht zu Tephraea
gestellt ist , sie gehört entweder zu Oxythyrea oder in die nächste
Verwandtschaft von Cetonia fnrfurosa ßurm. _ Ausserdem sind von
Bertoloni abgebildet worden: Cetonia Alessandrini Bart. (= Phoxo
mela abrupta des Ref. und Varietät von C. umbrosa G. et P.), Amauro^
rodes Passerinii, und eine durch rothe Farbe der Oberseite ausgezeich-
nete Abänderung vo^n Ceratorhina Burkei Westw. , die der Verf un-
passender Weise mit einem besondern Kamen var. Hopei belegt. '
Mit einer Anzahl neuer Arten aus Nordind/en wurde diese Gruppe
durch Westwood (Trans, of the ent. Soc. V. S. 144. Taf 16) be
reichert: Helerorhina porphy retica, der amoena Hope verwandt,
Protaetia piperina, Pr. Bensoni, Anoplocheila coenosa, A.
A.? argentifera, Anthracophora Bo hemani, Clinleria
brunn
H
r seiana
Derselbe setzte (ebenda Proc. S. LXXXVII.) nach einem von
Melly mitgetheilten Exemplare die Unterschiede der Dicranorhina mi.
cans {Scarabaeus micans Drury) von der allgemein damit verwechselten
V. camfrons Westw. {micans Oliv., G. et P. , Burm.) auseinander, sie
liegen hauptsächlich in der Bildung des Kopfes, der bei der echten D.
micans Drury seiner ganze Länge nach von einem Mittelkiel durchsetzt
wird, auch sind die Hörner des Kopfschildes anders gebildet.
Zwei neue Arten dieser Gruppe sind ferner von Parry Trans
of the ent. Soc. V. S. 181. Taf. XVIIL Fig. 3. 4.) bekannt gemacht
i
während des Jahres 1849. 177
werden: Macronola albo guttata aus Ostindien und Trichius ma^
gnificus aus Mexico; der letzlere, eine prächtige Art, schwarz mit
lasurblauen Binden und Flecken, weicht von den typischen Trichien
durch tief gespaltenes Kopfschild , lange dünne Füsse und glänzende
Zeichnung ab und bildet eine besondere Untergattung Dialithus.
Referent gab (Proc. of the ent. Soc. V. S. XLIV.) eine kurze
Notiz über die ihm bekannten (12) nordamerikanischen Arten der Gat-
tung Cremaslocheilus.
R u t e 1 i d a e. M a n n e r h e i m beschrieb (ßull. d. Mose. S. 236.)
Anomala daurica aus dem östlichen Sibirien, der A. Julii Fabr. und
Vitis Fabr. ähnlich , aber von beiden durch etwas längere Gestalt, viel
feinere Punktirung und kürzeres, breites Schildchen unterschieden.
Guerin-Meneville stellte (Lefeb. Voy.) als neue abyssini-
sche Arien Anomala Lucasii und Anisoplia basalis auf.
Melolonthidae. Als neue Arten sind aufgestellt:
Von Küster (Käf. Eur.): Serica elata von Montenegro, Uoma.
lopliapruinosa aus Dalmaüen, H. alt ennat a aus 6er Imkei H
substriata von Algier (XVIII 39-44.), Hoplia pubicollis Dej.
aus Sardinien, H. pulverosa Er. von Kiew (XVII. 62. 63.)
Von Mannerheim (Bull. d. Mose. S. 237 ff.) : Rhüotrogus Se-
dakovii, von der Gestalt des R. ater Fabr., Rh. intermedius und
Sahlbergii, alle drei aus dem östlichen Sibirien, der zweite fast nur
durch stärkere und sparsamere Punktirung des Halsschildes und die an
der Spitze einzeln gerundeten Flügeldecken vom ersten unterschieden.
Von Guerin-Meneville (Lefeb. Voy.): Omaloplia vittata
und 0. soror aus Abyssinien.
Von Bertoloni (111. rer. nat. Mozamb.): Rhhotrogus tr urica-
ti fron s.
Von Salle (Ann. d. 1. soc. ent. d. Franc. S. 300. Taf. 8. Fig. 3.)
Ancistrosoma farinosum, bei Caracas einheimisch, nur halb so gross,
als die bereits bekannten Arten derselben Gattung.
Rhizotrogus marginipes Muls. ist von Rosen h au er bei Erlan-
gen aufgefunden und im Corespondenzblalt d. zool. Vereins in Regens-
burg S. 173 beschrieben worden.
G 1 a p h y ri d ae. Amphicoma et Eulasia insectorum coleoptero-
rum genera ab Eugenio Truqui monographice disserta (Studi entomo-
log. publ. per cura Fl. ßaudi e di E. Truqui. Fase. I. S. 5. Torino 1848.)
Ueber den Inhalt dieser Monographie ist bereis im J. 1847 von Erich
son nach einem von dem Verf. in der Revue Zoolog, veröffentlichten
Auszuge berichtet worden. Die Arten sind hier nebst ihren Abände-
rungen genau beschrieben und auf 2 Kupfertafeln abgebildet worden.
Coprides. Drei neue abyssinische Arten dieser Gruppe He~
hocopnsDillonii, Copris furcillatus und C. orphanus sind von
Guerin-Meneville {Leieb. Voy.) aufgestellt worden.
Archiv f.Natursesch. XVI. Jahrg. 2. Bd. jy|
178 Schaum: ßericHt i^ber die Leistungen in der Entomologie
Onitis Chevrolatü Lucas (Expl. d. TAIg.) ist nach Reiche (Bull,
d. 1. soc, ent. d. Franc S LVl.) das Männchen von 0. menalcas.
Aphodiidae. Als neue Arten sind beschrieben:
Von Küster (Käf. Eur. XVllI.) Ammoecius transsylv anicus
aus Siebenbürgen, A. nitidus von Montenegro , Psammodius inscul-
'ptus aus Sardinien, Ps. ciliatus von Carthagena in Spanien.
Von Manne rheim (Bull, d Mose. S. 233.): Aphodius inda-
gator, zur Abtheilung Colobopterus Muls. gehörig, von der Grösse
des A. scrutator , aber ganz schwarz, und A. fimbriolatus , dem
A. nitidulus Fabr. ähnlich, jedoch von kürzerer Form, beide aus dem
Bezirke Irkutsk.
Von K. Fairmaire (Rev. et Mag. d. Zool. S. 413.) Aphodius
costulatus , Oxyomus dilutus von Taiti.
Lucanidae. Eine neue Gattung Alcimus wurde von L.
Fairmaire (Rev. et Mag, d. Zool. S. 416.) errichtet; sie unterschei-
det sich von Aegus durch dreidornige Hinterschienen, kurze Mandibeln
und ganz abweichende Gestalt. A. dilatatus, neue Art von der In-
selgruppe Wallis.
Eine neue Art von Tonga -Tabou, die kleinste der Gattung, nur
8 millim. lang, ist Figulus fissicolli s Fairmaire (a. a. 0. S. 414.)
Tene1irioiiite§* Von Menetries (Ins. rec. p, Lehmann)
sind vier neue Gattungen in dieser Familie errichtet worden :
Lachno gy a, der Gruppe der Tentyrides angehörig und in die
Nähe von Thinobatis Eschsch. zu stellen , besonders ihres mit einem
Schuppenkleide versehenen Körpers und der mit Dornen besetzten Schienen
wegen bemerkenswerth , mit folgenden Charakteren : labrum exsertum
intumidum apice rolundatum, mandibulae arcuatae , occullae, palpi lili-
formes, articulo ult. longitudine penultimi , ovali , apice subtruncalo,
mentum apice subtruncalo, menlum apice emarginatum, in medio trans-
versim carinatum ; corpus supra squamis dense obtectum, ibique et sub-
tus pilis rigidis remotis hirsutum ; pedes mediocres, tibiis anticis robu-
stis, apice extrorsum dente valido curvato munitis, tibiis intermediis et
posticis acute sed remote spinosis et hirsulis, larsis compressis, spi-
nulosis. L. squamosa, neue ^'A'" lange Art von Bakka-Koum (S. 13.
Taf. 3. Fig. 16.)
Alcinoe Dej. , eine Tentyridengattung, mit Microdera in der
Mnndbildung und auch sonst nahe verwandt, aber die Glieder der Fühl-
hörner sind sehr lang , vergrössern sich gegen die Spitze hin, die vier
letzten sind fast sägeförmig, und das allerletzte eiförmig und am Ende
zugespitzt.
A. helopioides Mannh. ^y^'" lang, von Tchakyr-Ata (Taf. 4.
Fig. 2.)
Platamodes y neben JPachychila zu stellen, von sehr flacher
Gestalt, die Beschreibung der Mundtheile lautet: labrum brevissimum,
während des Jahres 1849. 179
occullum truncatum, dense ciliatum ; mandibiilae validae , valde arcua-
tae ; palpi art. ultimo longitudine penultimi, subcylindrico , penultimo
paulo crassiore subinflalo; mentum transversurn subquadrangulaie, con-
vexiusculum, punctatum, apice truncatum, labium emarginatum, p/den-
ft^es, ly^"' lang, bei Tioumen-Bai entdeckt (Taf. 4. Fig. 4.)
Sphenaria Mannh. , mit Epitragus und Imatismus verwandt:
labrum exsertum, transversurn, punctatum, apice rotundatum , ciliatum;
mandibulae arcuatae occultae; palpi filiformes , art. ultimo penultimo'
duplo longiorc, obconico , apice oblique truncato, labiales brevissimi,
art. ultimo penultimo paulo longiore subcylindrico, apice truncato; men-
tum lateribus rotundatum, apice emarginatum, carina transversa in duas
partes divisa , antica transversim rugata , postica sublaevigata , medio
excavata; labium emarginatum, ciliatum. Sph. elongata, 5'" lang und
Sph. Karelinii Mannh. S/^'" lang, beide aus Turcomanien.
Als neue Arten stellte Menetries (a. a. 0.) auf: Erodius fim-
briatus, Zophosis scahriuscula, r o tundata mmnh. , Capnisa
elliptica, Pterocoma brevicollis, Trigonoscelis gemmulata, se-
riata, pygmaea, Lasiostola minima, Adesmia L ehmanni,' Dic-
sia Fischeri, Oogaster Lehmanni, Tagenia sulcicollis, pu'silla,
Microdera globulicollis, Anatolica nasuta,Blaps titanus Mannh.]
pulvinata, vicina Mannh., obliterata, Heliopathes latiuscul
Ins, pusillus, Penthicus sub c ijlindri cus Mannh., granulosus,
Opatrum minutum, Microzoum fulvipes, Helops perplexus Dej.,'
gilvipes, luridus, fragilis, tantillus, sämmtlich vonLehmaun
in Centralasien entdeckt und auf Tafel 3 u. 4 abgebildet.
Eine neue Gattung und viele neue Arten sind auch von Fair-
maire (Rev. et Mag. d. Zool. S. 445.) aufgestellt worden. Die erste
Diphyrhynchus genannt, gehört zur Gruppe der Diaperiden, islHoplo-
cephala und Platydema verwandt, unterscheidet sich aber durch die
Ausrandung des Kopfes beim Männchen , erweitertes zweites und drit-
tes Glied der vier vordem Füsse, und längere Basalglieder der Fühler.
D. chalceus von den Wallis-Inseln und Tonga-Tabou. Die neuen Arten
sind: Opatrinus convexus , Leichenum verrucosum, impictum,
pingue, Bolilophagus amicorum, costatus, Amarygmus hydro-
philoides, tuberculiger, Olisthaena cnprina, planicollis,
IJloma cavicollisj encausta.
Sehr gross ist die Zahl der in Küster's Käfern Europa's (Heft
16—19) beschriebenen Tenebrioniten; zu bedauern ist aber, dass die Ar-
ten nirgends, selbst in Galtungen, wie Opatrum, nicht, wo der Verf.
die meisten ihm bekannt gewordenen behandelt zu haben scheint, über-
sichtlich nach ihren Verwandtschaften gruppirt sind. Die hier errich-
teten neuen Arten, die ich indessen nicht Zeit gehabt habe, näher zu
prüfen, sind: Asida setulifera aus Montenegro, A. lineatocollis
aus Dalmatien, A. terricola ebendaher (Heft 16. 25—27.); 31 Arten
180 Schaum: Bericht über die Lei^tunge« in der Entomologie
von üpatrum. die ich nicht cirzeln namhaft mache , von denen indes-
sen Opatrum perlatum sciion unter demselben Kamen von Geruiar be-
schrieben ist, Leichenum pulchellum Kl. aus Italien, L. variega-
tum von Carthagena in Spanien, L. mucronalinn aus Mesopotamien
(16. 65 — 67.), Cistela aterriina (18. 58.) aus Steiermark und Ungarn,
Omophlus rugicollis (19. 60.) aus Deutschland, 0. flar ip ennis
(19. 57.) aus der Türkei, 0. curvipes Dej. (19. 58.) aus Süd-
frankreich.
Eine Bearbeitung der Bl a pi d eu-Gruppe hat Solier in den
Studi entomol. publ. p. cura di Fl. Baudi e di E. Truqui Fase. II. To-
rino 18-48 geliefert , welche sich den frühern in den Ann. d. 1. soc.
ent. d. Franc, t. III — X und in den Memorie della Reale Academia delle
Scienze di Torino 2 serie t. VI, veröffentlichten Monographien dessel-
ben Verf. anschliesst. — Trotzdem , dass Solier ausser seiner eigenen
Sammlung auch die von Spinola hat benutzen können und 31itlheilun-
gen von Gory und Dupont erhalten hat, ist seine Arbeit nichts weniger
als vollständig ; von den zahlreichen neuholländischen Arten dieser
Gruppe hat er z. B. nur vier gekannt. Die Anordnung und Begren-
zung der Unterabtheilungen und Gattungen wäre ohne Zweifel mehr-
fach eine andere geworden , und manche Art wäre wohl nicht aufge-
stellt, wenn dem Verf. reichhaltigere Mittel zu Gebote gestanden hät-
ten. In dem unzureichenden .Material liegt auch grossenlheils die Ur-
sache, dass sich die von Solier beschriebenen Arten keineswegs mit
Leichtigkeit und Sicherheit ermitteln lassen. Auf 12 Kupfertafeln sind
zwar die Repräsentanten der einzelnen Gattungen dargestellt , das Er-
kennen derselben wird hierdurch aber nur wenig erleichtert , da eine
willkührliche und ganz unregelmässige Stellung der Beine und Fühl-
hörner (sie ist genau so, wie das dem Verf. vorliegende Exemplar diese
Theile gerade getragen hat) den Tolaleindruck verwischt und eine un-
richtige Schattirung die Sculplur oft uukennlich macht. Völlig unzu-
länglich sind aber die literarischen Hüifsmiltel des Verf. gewesen. Die
in den letzten 25 Jahren in Deutschland , England und Russland er-
schienenen Schriften sind ihm last ohne Ausnahme unzugänglich gewe-
sen, selbst die französischen Werke hat er nicht alle benutzt. Seine
Komenclatur bedarf daher einer durchgreifenden Umgestaltung.
Die Gruppe zerfällt bei Solier in zwei Abtheilnngen. In der er-
sten , den Enoplopiden , sind die Fühlhörner fadenförmig , das 3te und
lOte Glied mehr oder weniger verlängert. Sie enthält 12 Gattungen,
bei den acht ersten ist das letzte Glied der Lippentaster beilförraig
oder wenigstens am Ende walzig, immer sehr bemerkbar abgestutzt, bei
den vier letzten ist es am Ende stark zusammengezogen , oval , spitz
oder nur wenig abgestutzt. Diese Gattungen sind :
1. Entomo gonus. Die ersten Glieder der vier Vorderfüsse
erweitert, Halsschild halbkreisförmig , hinten plötzlich mit einem Ein-
schnitt an jeder Seite. E. B arlhelemyi neue Art aus Syrien.
während des Jaliies 1849. 181
2. E noplopus (Acanthopiis I\Ieg. Lalr.). Körper eiförmig,
Schulterecken scharf, Halsschild flachgedrückt, Vorderschenkel stark ge-
zähnt. 1. E. denlipes Fanz. [caraboides (jerm.) aus Dalmatien und 2.
J5. ? capensis vom Gap (= Acanthomerus helopioides Guer. Mag. d.
Zool. IV.).
3. Psorodes üej. (Acanlhomera Latr.). Halsschild gewölbt,
Schulterecken gerundet, Vorderschenkel stark gezähnt: 1. Ps. trape-
zic Ollis n. A. 2. Ts. calcarata Fabr. Guer. 3, Ps. in (lata {Phy~
socoelus inßatus Dej. = Meracanlha canadensis Kirby). 4. Ps. substriata
Guer. 5. Ps. gratilla Herbst. Guer. 6. Ps. dentipes Fabr. (=■ Pim.
mamillala Herbst). 7. Ps. Boyeri. 8. Ps. Duponti (sind beide
wahrscheinlich Varietäten von Ps. dentipes). , 9. Ps. e chinata Kl.
10. Ps. D ej eanii, bei dieser Art sind die Vorderschenkel zahnlos. —
Mit Ausnahme der dritten, nordamerikanischen, sind alle Arten vom Cap.
4. Micrantereus. Hinterbeine weit auseinanderstehend, letz-
tes Glied der Lippentasler am Ende walzig, Miltelschenkel des Männ-
chens gezähnt, ebenso die Vorderschienen an der Innenseile. M. ano-
malus {^Acanthomerus a. Guer.) vom Senegal.
5. Cymathotes Dej. Körper walzig. Schildchen sichtbar: C.
opacus Chevr. , co arct atus Chevr. , undalus Chevr, , drei unbe-
schriebene Arten aus Mexico.
6. Misolampus Latr. Der Körper wird hinten breiter, das Schild-
chen ist nicht sichtbar. M. gibbulus Herbst [Hoffmanseggii Latr.) aus
Portugal, M. Ramburii Dej. aus Spanien (von de Breme schon un-
ter demselben Namen beschrieben) ; M. Goudotii Guer. Er. aus Algier.
7. Laena Meg. Die Basis des Halsschildes von der Basis der
Flügeldecken abgerückt, Augen klein, halbkreisförmig. 1. L. pimelia
Fabr., viennensis St. (Helops pimelia Fabr. gehört nicht hierher, son-
dern in die Gattung Anorops Dej., daher verdient der Sturm'sche Art-
name den Vorzug). 2. L. pubella Ziegl. aus der Türkei und Süd-
russland. (Unter diesem Namen scheint der Verf. mehrere Arten ver-
mengt zu haben).
8. Adelium Kirby. Die Basis des Halsschildes von den Flügel-
decken abgedrückt, Augen quer , Halsschild mit treitem , abgesetztem
Rande (ist nicht Adelium Kirby, sondern die Gattung Thoracophorus
Hope). A. Kirbiji Hope ist angeblich aus Ostindien, stammt aber aus
Keuholland.
9. Dies tecopus. Oberlippe abgestutzt, Kinn schmal, letztes
Glied der Kiefertaster sehr breit, Schildchen verborgen. D. erodioi-
des Reiche vom Cap.
10. Helop inus. Körper walzig, Kinn vorn dreilappig, Ober-
lippe und Kopfschild ausgerandet , Vorderschienen des Männchens ge-
krümmt, missgestaltet, mit drei Dornen. H. co Status aus Arabien.
U. fter aulus. Letzteg Glied der Lippentasler länger als die
182 Schaum: Bericht über die Leistungen in der Entomologie
beiden vorhergehenden, Maxillartasler lang mit beilförmigem Endgliede.
Oberlippe ausgerandet, Augen quer. Pt. cris latus und Pt. sulca-
tip enn is Dup. vom Cap.
12. Menedere s. Mittlerer Kinnlappen vorstehend, sehr breit,
stark abgestutzt. Halsschiid mit sehr abgerundeten Hinterecken. M.
rufilab ris vom Cap.
In der zweiten Abtheilung (den eigentlichen Blapiden) sind das
9te und lOte Fühlerglied kurz, kugelig oder quer oder zusammenge-
drückt. Von den 24 hierher gehörigen Galtungen haben die 8 ersten
erweiterte Vorderschienen , wenigstens in einem Geschlechte , die l6
letzten schmale dünne Vorderschienen von verkehrt kegelförmiger
Gestalt.
13. Platyscelis Latr. Die vier Vorderfüsse des Männchens er-
weitert. Halsschild genau an den Flügeldecken anliegend : P. hypoli^
thus Fall., P. rugifrons Fisch., P. Spinolae Sol., P. melas Fisch., P,
gages Fisch., alle aus dem südlichen Russland oder aus Sibirien.
14. Ps ectrapus. Die vier Vorderfüsse des Männchens erwei-
tert. Basis des Halsschildes von den Flügeldecken abgesetzt. Ps. b i~
partitus vom Cap.
15. Oncotus Dej. Vier Vorderfüsse des Männchens einfach:
0. farctus 111., 0. tardus 111. (der als Abänderung beschriebene
0. pedellus ist eigene Art), 0. capensis , 0. t esta c eus, 0. oh-
scuricollis, alle vom Cap.
16. Amphidora Eschsch. Körper parallel und behaart , letztes
Fühlerglied kuglig, an der Spitze abgestutzt. Halsschiid an der Basis
verengt. A. liltoralis Eschsch. aus Californien.
17. Ölig 0 cara. Die sechs letzten Fühlerglieder bilden eine
längliche durchblätterte Keule, Vorderschienen des Männchens schmal,
innen der Länge nach ausgehöhlt und mit einem dreieckigen Zahn ver-
sehen , an der Spitze gekrümmt , Lippentaster nach dem Geschlechte
verschieden. 0. nitida aus Chili.
18. Gotiopus Latr. Durch die eigenthümliche Schienenbildung
charakterisirt : G. tibialis Fabr., sulcatus Klug, puncticollis SoL,
c or dicollis Sol. (= Tenebrio plumosus Thunb ), alle vom Cap.
19. Eleodes Eschsch. Drittes Fühlerglied fast so lang als die
beiden folgenden, mit 20 A. aus Mexico und Californien.
20. Eulabis Eschsch. Drittes Fühlerglied kaum länger als das
vierte, Halsschild in der Mitte seiner hintern Ausrandung gelappt. E.
bicarinata Eschsch. aus Californien.
21. Centronopus. Halsschild hinten ausgerandet. Vorder-
schienen des Männchens innen mit einer Ausrandung und einem Zahne.
C extensicollis Chevr. aus Mexico.
22. Polpo sipus. Beine sehr lang, einander fast gleich, Schie-
nen am Ende stark gebogen. Fühler zusammengedrückt, Mandibeln
während des Jahres 1849. 183
breit abgestutzt. P. her culeanus , 30 mill. lang, mit strahligen Flü-
geldecken, ist aus Bengalen.
23. M acello cerus {Dolichoderiis Klug). Fühler gegen die
Spitze hin plötzlich erweitert, eine zusammengedrückte Keule bildend,
Halsschild sehr lang, schmal und cylindrisch. M. acuminahts Kl. und
Klugii Sol. aus Madagascar.
24. Nycterinus Eschsch. von Eleodes durch das vorn nicht drei-
lappige, sondern nur ausgerandete Kinn und durch dickere Fühlhörner
unterschieden: N. ehenimis von Mexico, thoracicus Eschsch., suh-
striatus Dej. , abdominalis Eschsch., elo ngatus Dej., Genei Sol.,
M annerheimii So\. von Chili.
25. Gnaptor Meg. {Petrobivs Brüll.) mit der bekannten Art Gn.
spinimanus Fall, aus Ungarn.
26. Coelo m etopus. Drittes Fühlerglied nicht länger als das
vierte, Flügeldecken an den Schultern nicht eingeschnürt: C. clypea~
tus aus Portugal (= Blaps clypeala 111., Germ.)
27. Tagona Fisch., durch grosse, gewölbte Augen und die Füh-
lerbildung von allen andern Gattungen unterschieden: T. acuminata
Fisch, und macrophthalma Fisch, aus Turcomanien , die wahrscheinlich
die beiden Geschlechter einer Art sind.
28. Nyctipates Dej., durch das eiförmige letzte Glied der
Lippentaster, die vier zusammengedrückten langen Hinterfüsse von
Blaps unterschieden: JV. carinata Dej und coriacea Dej. aus Tur-
comanien. cylindrica Herbst und pastica Fisch., aus Südrussland, sind
je zwei und zwei die beiden Geschlechter einer Art.
29. Blaps mit 45 Arten , von denen ich hier nur die europäi-
schen namhaft mache. B. Chevrolatii (oifwsa Sturm, mortisaga Ol.)
in ganz Europa verbreitet , B. mortisaga L. Fabr. aus Nordeuropa, B.
fatidica Hl. (^similis Latr.) aus Südfrankreich, B. mu er o nat a Cristof.
ebendaher, B. graeca aus Griechenland, B. proxima aus Südfrank-
reich, B. r e flexicoliis Z\egl. aus Südrussland, B. Dahlii (panno^
nica Dahl.) aus Ungarn, B. producta Dej. Brüll, aus Spanien, ß. au~
stralis Dej. in Südeuropa, weit verbreitet, B. hispanica Dej. aus
Spanien, B. gagesY&hv. aus Südeuropa, B. plana nus Spanien, B. ab-
breviata Dej. ebendaher.
30. Sphenog enius, vorn in der Mitte abgeschnitten, die Sei-
tenecken vorstehend, der Hinterrand jederseits neben den Ecken aus-
gerandet, der mittlere Lappen breit und abgestutzt. Augen in der Mitte
sehr verengert: Sph. clalhratus {Nyctezoilus obesusl Guer.) aus
Neuholland.
31. Cilibe Latr. Kopf und Halsschild mit abgesetztem Rande,
letztes Fühlerglied fast kreisförmig: C. costatus (= Saragus laevi-
collis Fabr. Er.) und C. marginatus aus Neuholland.
32. Gyriosomus Guer. Oberlippe tief ausgerandet, in- der Kör-
184 Schaum; Bericht über die Leistungen in der Entomologie
perform den Nyctelien sich nähernd, aber nach der Bildung der Zunge
und der Fühlhörner zu den Blapiden gehörig ; G. impressus Guer , lae~
vigalus Guer., Luczolii Guer , Hopei Gray, semipunct a tiis Sol., ca-
rinatus Sol. (== Bridgesii Waterh.).
Als Anhang ist noch Eleodes Iplanata aus Spanien be-
schrieben.
Berloloni machte (111. rer. nalur. Mosamb.) eine neue Art
von Odonlopus unter dem Namen 0. Pas ser inii bekannt, welche be-
sonders durch zwei grosse Zähne an den Schenkeln ausgezeichnet ist
und mir besser unter Iphicerus zu stehen scheint.
Von Guerin-Meneville (Lefeb. Voy.) sind Zophosis Rei-
chei, Tagenia sabulos a und Opalrinus costulatus aus Abyssinien
als neue Arten aufgestellt.
Salle beschrieb (Ann. d. 1. soc. ent. d. Fr. S. 301. Taf.8. Fig. 4.)
eine neue Art von Zopherus, Z. Jourdani , welche Z. Bremei Guer,
in der Grösse nur wenig nachsieht.
Zwei neue Gattungen der Helopier wurden von Westwood
(Trans, of the ent. Soc V. S. 205 und 206.) errichtet: Prophanes,
der Gattung Cyphalaeus Hope, Westw. nahe verwandt, aber von flache-
rer Gestalt und minder runzliger Oberfläche , soll einigermassen das
Ansehen eines schmalen metallischen Colymbetes haben. Pr. acu-
leatus, me lallescens , simplex, striatopun c latus , 4 neue
Arten aus Neuholland; die beiden ersten sind auf Taf. 22. Fig. 4 und 5
abgebildet. — Platyphanes, der Gattung Prophanes nahe verwandt,
hat einen breiten, fast halbkugellörmigen Körper , das letzte Glied der
Lippentaster stark beilförmig, die Fühlhörner kurz, das Proslernuni nach
hinten vorragend , in einen gespaltenen Fortsatz des Mesosternum auf-
genommen. PL gibbosus (Taf. 22. Fig. 6.) und PL vittatus Klug
aus Neuholland.
Heeger hat (Isis 1848. S. 982.) die frühern Stände von Cistela
ceramboides ausführlich beschrieben und Tafel VIII. abgebildet. Seine
Darstellung stimmt ganz mit der früher von Westwood gegebenen
überein.
Helandryadae» Fairmaire beschrieb (Ann. d. 1. soc.
ent. d. Franc. S. 423.) als neue Art Dircaea griseoguttat a von
Paris , der triguttata Gyll. sehr ähnlich, aber mit grauen Halsschildrän-
dern und einer grauen Querbinde auf den Flügeldecken.
Pyrocliroides* Eine neue Art ist Pyrochroa Kies enwet-
teri Fairmaire (Ann. d. 1. soc. ent. d. Fr. S. 423.) aus Sicilien,
von der Gestalt der P. rubens, aber mit schwarzem Kopfe.
liSg-riariae« Eine neue Art ist Eutrapela suturalis Lu-
cas (Expl. de l'Alg.)
während des Jahres 1849. 185
Tllordellonae. Als neue Arten sind beschrieben :
Von Küster (Käf. Eur.) : Mordella leucaspis (16. 80.) ans
Dalmatien.
Von Manner heim (Bull. d. Mose. 240.): Mordella plagiata
von Irkutsk.
Von Menetries (Ins. rec. p. Lehm.): Evaniocera Fischeri,
sie ist doppelt so gross als F. Dufourii Latr. und bei Nova Alexan-
drovskaia entdeckt worden.
Von Lucas (Expl. de l'Alg.) : Evaniocera Boryi und Mordella
in si diosa.
Von Fairmaire (Rev. et Mag. d. Zool. S. 453.) : Mordella ar-
gentifer a von Taiti.
Oedemerides. Küster beschrieb (Käf. Eur. 18. 70.) als
neue Art Oedemera basabis von Carthagena in Spanien, glänzend
erzgrün, die Flügeldecken, mit Ausnahme der Basis, weisslich.
Von Lucas (Expl. de l'Alg.) wurden Oedemera viridana und
tibialis aufgestellt.
Fairmaire (Rev. et Mag. d. Zool. S. 454.) machte Nacerdes
kanack, decolor, bicolor , Selenopalpus lateritius von Taiti
bekannt.
Antliicides* „Monographie des Anthicus et genres voisins par
M. F. de la Ferte- Senectere." Paris. Eine sehr fleissige, mit
einem äusserst reichhaltigen Material unternommene Arbeit, in welcher
gegen 300 Arten beschrieben sind. Die hier behandelten Galtungen
sind in folgender Weise angeordnet : L Flügeldecken mehr als zweimal
so lang als breit: Pseudo ~ anlhiciles. A. Hals breit, erscheint eher als
eine hintere Verlängerung des Kopfes, denn als ein von letzterem ver-
schiedenes Stück. a. Letztes Glied der Maxillartaster kreisförmig. 1.
Eurygenius neue Gatt, mit einer ebenfalls neuen Art E. Reich ei
aus Brasilien, b. Letztes Glied der Kiefertaster messerförmig. 2. Sle-
r eop alpus n. Gatt. S. Mellii n. A. aus Nordamerika. B. Hals
stielförmig, erscheint als ein vom Kopf verschiedenes Stück, a. Die
drei letzten Fühlerglieder unverhältnissmässig lang, die vorhergehenden
sehr kurz und stark perlschnurförmig. 3. Steropes Stev. (Blastanus
111.) wieder nur mit 1 A., S. caspius Stev. {Bl. Colon Hl.), b. Die drei
letzten Fühlerglieder massig lang, die vorhergehenden fadenförmig, JW«-
crarthrius Newm. Hierher Dircaea murina Fabr. und acht neue Arten
aus Amerika und Ostindien. — II. Die Länge der Flügeldecken über-
trifft die Breite derselben selten um mehr als das Doppelte. Anlhiciles.
A. Das Halsschild vorn in eine Spitze verlängert, a. Vorderfüsse nicht
länger als die Schienen. Notoxus GeofFr. , 32 A. , darunter JV. brachy-
cerus Fald. (major Schmidt), monoceros L., cavifrons (= excisiis Küst.),
platycerus HofTra., sicidus, cornuius F., miles Schmidt aus Europa, b.
186
Schaum: Bericht über die Leistungen in der Entomologie
Vorderfüsse sehr dünn, länger als die Schienen. Mecynotarsus n.
Galt. M. rhinoceros Fabr., bison Oliv, aus Arabien und drei neue ost-
indische Arten. B. Halsschild vorn abgestutzt und gezähnelt, Ambly^
derus. A. scabricollis aus Algier und Ä. truncatus aus Ae-
gypten. C. Halsschild vorn gerundet, a. Fühler nicht unter dem Sei-
tenrande des Kopfschildes eingelenkt, f. Flügeldecken eifömig , die
Schenkel gleichzeitig stark erweitert. *. Flügel fehlen. Anthelephilus
Hope. A. Imperator, von den Sunda-Inseln, ruficollisSaund. ausOst-
indien, und die dem Verf. nicht bekannten cijaneus Hope aus Neuhol-
land und bengalensis Wied., der letztere wohl mit ruficollis Saund. ei-
nerlei. **. Flügel vorhanden, wenigstens rudimentär. Formicomus,
30 A., darunter caeruleip ennis Laf., pedestris Fabr. und canali-
culatus in Europa einheimisch; die beiden letzten neue Arten aus
Sicilien. ff. Flügeldecken nur selten eiförmig und niemals zugleich
die Schenkel verbreitert. *. Halsschild stark zweilappig, die Fühler
gleichzeitig perlschnurförmig. Tomoderus 10 A. , darunter nur 1 euro-
päische, compressicollis Motsch. (A. cinctus Say ist gewiss nicht von T.
inlerruptus des Verf. verschieden). *^ Halsschild selten zweilappig
und niemals zugleich die Fühlhörner perlschnurförmig. Anthicus Payk.
mit 186 dem Verf. bekannten , und 23 von frühern Schriftstellern be-
schriebenen, von ihm nicht ermittelten Arten; von den letztern ist je-
doch A. niger Rossi — morio Laf., A. basilaris Say = floralis L. _, ti-
bialis Waltl, = plumbeus Laf. , A. bifasciatus Say = thoracicus Laf.
var., A. Payhulli Schh. = insignis Laf. , A. Kolenatii Mannh. Kol. =
bifasciatus Rossi. Die 186 vom Verf. beschriebenen Arten sind in 18
Gruppen getheilt, von denen einige besonders natürliche mit eignen
Namen belegt sind. A. Rodriguei und verwandte Arten bilden die Gruppe
Leptaleus; A. trifasciatus¥sihi\ und vier neue Arten, durch schwach
gedorntes Halsschild ausgezeichnete Arten aus dem tropischen Amerika,
die Gruppe Acanthinus ; A. mtlalus Luc, und zwei ähnliche Arten
mit vorn erweitertem Halsschild die Gruppe Stenidius; A. insignis
Luc. besonders seines sehr grossen Kopfes und Halsschilds wegen die
Gruppe Liparo derus; A. transversalis De], vom Cap und Verwandte
ihres queren , an der Basis gefurchten Halsschildes wegen die Gruppe
Aulaco derus. b. Die Fühler unter dem Seitenrande des Schildchens
inserirt: Ochthenomus Schmidt, 5 A., von denen 0. punctatus Laf., 0.
sinuatus Schmidt, 0. angustatus Laf. [tenuicollis Schm.) in Europa vor-
kommen. — Anhangsweise ist noch die Gattung Agnathus Germ. (A.
decoratus) behandelt, die sich von den übrigen durch den in das Hals-
schild eingesenkten Kopf unterscheidet. — Die Gattung Xylophilus Bon.
ist nicht mit bearbeitet worden , obwohl sie entschieden in diese Fa-
milie gehört. Mit der systematischen Begrenzung der letztern hat sich
der Verf. überhaupt fast gar nicht beschäftigt. Die Beschreibung der
einzelnen Arten ist genau und ausführlich , die Synonymie mit Sorg-
falt und fast vollgtändig zusammengestellt. Die einzelnen Gattungen
während des Jahres 1849. 187
sind auf 16 Tafeln erläutert und in einzelnen Repräsentanten gut abge-
bildet; wie aus der oben milgelheilten Anordnung hervorgeht, unter-
scheiden sich aber Anlhelephilus, Formicomus und Tomoderus nicht hin-
länglich von Anthicus, um für besondere Gattungen gelten zu können.
In der Expl. de l'Alg. sind die Anlicilen ebenfalls von Laferte
bearbeitet worden, ich mache die dort beschriebenen Arten aber nicht
namhaft, da sie bereits in die oben besprochene Monographie mit auf-
genommen sind.
Von L. Dufour (Ann. d. sc. nat. 3. ser. t. XL Zool. S.229. pl.V.)
sind drei neue spanische Arten aufgestellt: A. venato r ^ amici-
tiae und pallicrus , von denen der erste = A. Paykullii Schh. {in-
signis Luc. Laf.) ist; die beiden andern habe ich nicht ermittelt, sie
kommen aber ohne Zweifel auch unter andern Namen in Laferte's Mo-
nographie vor.
Auch Küster (Käf. Eur. XVL 75. 77.) beschrieb zwei angeb-
lich neue Art. : A. agilis und lateralis aus Dalmatien, die mir un-
bekannt geblieben sind, sehr wahrschnlich aber auch sich bei Laferte
unter andern Namen vorfinden.
Anthicus oceanicus Laf. wurde von Fairmaire (Rev. et Mag.
d. Zool. S. 452.) in mehreren Varietäten charakterisirt.
]!M[eloifle§» Als neue Arien sind aufgestellt worden:
Von Küster (Käf. Eur. 16.): Pilaris rufipennis Duf. und S.
melanura ; beide aus Spanien, die zweite auch aus Südfrankreich.
Von Menetries (Ins. rec. p. Lehm.): Mylabris amoenula
(Taf. 4. Fig. 13.) aus Turcomanien, Oenas co ccineus (Taf. 14. Fig. 14.)
von Agalhma, Nemognatha flavipes (Fig 15.) aus Turcomanien.
Von Lucas (Expl. de l'Alg.): Mijlahris vicina, Cantharis
(muss Lytta heissen) viridis sim a, cirtana ^ Meloe affinis^ ma-
culi fr ons , p li c atip ennis , nana.
Von Guerin-MeneviUe (Lefeb. Voy.) Mijlahris Dillonii
und Dices apici c ornis aus Abyssinien.
Von Bertoloni (111. rer. natur. Mozamb. ) Decatoma Bur~
m eis t e ri.
Lucas machte (Ann. d. 1. soc. ent. d. Franc. Bull. S. LXill.)
eine Varietät der Zonitis nigripennis bekannt , bei der auch das Hals-
schild, der grössere Theil des Kopfes und die Beine schwarz sind.
Brentltides« Parry stellte (Trans, of the ent. Soc. V. S. 182.)
eine neue Gattung Cyphagogus auf, die sich von Taphroderes durch
breiteren Vorderkopf und durch lange Hinterschenkcl unterscheidet. C.
Westicoodii (Taf. 18. Fig. 9.) ist eine neue Art aus Ceylon, eine
zweite ist Taphroderus Whitei Weslw. (es scheinen der breite Vorder-
kopf und die verlängerten Hinterschenkel indessen nur Geschlechtscha-
raktere zu sein.)
188 Schaum: Bericht über die Leistungen in der Entomologie
West wo od beschrieb (ebenda S. 206.) eine sehr merkwürdige
neue Art von Taphroderes , T. distortus, (Taf. 22. Fig. 3.) von Port
Natal, die sich besonders durch missgestaltete , völlig unsymmetrische
Oberkiefer im männlichen Geschlechte auszeichnet; der rechte Oberkie-
fer ist klein, an der Spitze abgeschnitten, oben an der Basis mit einem
rückwärts gekrümmten Zahne bewaffnet, der linke ist von der Länge-
des Kopfes, gekrümmt, an der Spitze sehr stumpf, auf dem obern
Rande mit einem stumpfen, innen an der Basis mit einem kleinen schar-
fen Zahne versehen. Man würde vermuthen , dass hier eine Missbil-
dung des linken Oberkiefers stattfinde, wenn er nicht bei mehreren
Männchen eine ganz gleiche Gestalt zeigte. Die Mandibeln des Weib-
chens sind von gewöhnlicher Form. — Bei dieser Gelegenheit theilte
Westwood auch Bemerkungen über die Unterlippe einiger Brenthen mit.
Bei Eutrachelus Temminkii Latr. ist das Kinn klein, vorn erweitert und
tief zweispaltig, Unterlippe und Lippentaster fehlen. Bei Arhenodes li-
tigiosusDej. ist das Kinn quer, an der Basis verschmälert, an den Ecken
gerundet und vorn ausgerandet; Unterlippe und Lippentaster waren
auch hier nicht aufzufinden.
Curculionidest. Von Labram und Imhoff's Gattungen
der Rüsselkäfer sind Liderung 16 — 18 erschienen. In der I6ten sind
die Gattungen : Stigmatrachelus Schh. (S. ornatus Ol. und isabellinus
Schh.) , Hypomeces (H. ruslicus Fabr. und curtus Schh.) , Anaemerus
(A. fuscus Ol.) , Polyclaeis (P. equestris Schh.), Tanymecus (T. niloli-
cus Schh. und circumdatus Wied.), Protenomus (P. saisanensis Gebl.),
Hadromerus (H. togatus Schh. und atomarius Schh.) , Eudiagogus [E.
episcopalis Schh,), in der I7ten: Platyomus (P. cultricollis Germ., pra-
sinus Schh., Boisduvalii Schh., perlepidus Schh. , auriceps Schh.), Pia-
tyaspistes (P. venustus Er.), Eustales (E. circumdiictus Germ.), Cralopus
(C. perlurbatus Schh.), Macroplerus (iH. acuminatus Schh.), in der 18.:
Holonychus [H. acanthopus Schh.), Proscephaladeres (P. punctifrons) ,
Rhyssocarpus (ß. squalidus Mac Leay), Atmetonyckus (A. peregrinus Ol.),
Megalostylus (M. Reng g eri neue Art aus Paraguay), Cyphus (C. gib-
ber Fabr., jMuencMS Ol., Germari Schh., Linnaei Schh.) abgebildet und
im Texte erläutert worden. Man kann den Abbildungen nicht nachrüh-
men, dass sie in den spätem Heften gewonnen haben, namentlich macht
die seitliche Lage, in der viele Arten dargestellt sind, selten den rich-
tigen Effect.
„C. J. Schönherr Genera et Species Curculionidum Catalogus
ab H. Jeckel recensus et ordinatus.« Paris 1849. Es sind hier nur
die Namen der Gattungen und Arten nebst den Vaterlandsangaben aus
Schönherr's Werken ausgeschrieben.
Zwei zu den Anthribiden gehörige Gattungen sind von Fair-
maire (Rev. et Mag. d. Zool. S. 457 u. 459.) errichtet worden: Di-
nemü} von Mecotarsug haupsächlich durch weit aus einander^tehcnde
während des Jahres 1849. 189
Augen unterschieden; D. filicornis n. A. von Taili. Rhinohra-
chysy in der Gestalt an Platyrhinus erinnernd, aber ohne Grube an den
Seiten des Rüssels und mit kürzern, das Abdomen nicht vollständig be-
decken Klügeldecken; Rh. asp erulus von Taiti.
Als neue Arten hat derselbe (ebenda) bekannt gemacht: Tro-
pideres lu latus von Taiti, Sphaerorhinus r o tundipennis von Va-
vao, sp ongico llis , carinicollis von Taiti , setiger von Tonga-
Tabou, Celeuthetes griseus, Elylrurus C o qu er elii von Taiti, olio-
r hynch oides von Kouka-Hiva, Acicnemis varie g atus (neue
aber nicht charakterisirte Gattung = Oplocnemis Dej. Cat.) von Taili,
Cryptorhynchus? plan atus von den Wallis-Inseln, C. postfascia-
tus von Taiti, Tylodes clathr atus , Acalles amplicollis^ sehr ge-
mein unter der Schaale fauler Früchte von Inocarpus edulis, von Taiti ;
A. sycoph ant a, perjurus, griseo c audatus von den Wallis-
Inseln, Cossonus enc austus von Tonga-Tabou, Amorphocerus aureo-
pilosus von Taiti, Catolethrus impressicollis von Nouka-Hiva, C.
sub c audatus , pumili 0, Froeces filum, Rhyncolus hispidulus
von Taiti.
Eine sehr grosse Zahl neuer Arten ist von Lucas (Expl. de
l'Alg.) aufgestellt worden, nämlich: Bruchus plutnbeus, flaves'
cens, Brachytarsus p an the rinus, Apion albo pilosu m, Bracky"
cerus semituberculatus, scut eil ari s , tetanicus, Thylacites
variegatus, Eusomus affinis, Polydrusus p al lip e s , Pachyce-
rus rugosus Phylonomus lilip utanu s, Rhytirhinus variegatuSf
humiliSf annulipes^ impressicollis, horridus, Oliorhyn-
chus corti calis , 0.? met alle s c en s , Nastus albopunct atu s,
alb 0 m ar gin atus, Lixus Wagneri, affinis, brevicauda-
tus, bimaculatus, coarclatus, Larinus bombycinus, al^
bicans, c ar d o p a tii , nanus, Tychius fusco-lineatus, ca-^
rinico llis, Sibynes sellatus, Baridius^ pulchellus, Acalles
barbarus, p un et ali collis , impr e s sicollis, Ceuthorhynchiis
flav Omar gin atus , Gymnetron crassirostris, vulpes, Nano-
phyes Duriaei.
Die von Menetries (Ins. rec. p. Lehm.) beschriebenen neuen
Arten aus Centralasien sind: Chlorophanus appendiculatus, Tany-
mecus c onv exifrons , vir idan s , Cleonus L ehmanni , albo-
line atus , pu dicu s, a ust eru s , leucophaeus, melancho-
Heus, ob s ole t e fasci atus , o bli qua tus , irroratus, dissi"
mulatus, limis, Minyops rudis, Omias inter r upto -punct a -
tus, sc abrip ennis, Oliorhynchus fasciculatus , Lixus hirti-
c Ollis, Tanyrhynchus a sia ticus, Baridius pictur atus , Gijmne-
tron c ons uetus ; sie sind sämmtlich von Schönherr untersucht und
benannt worden ; die Mehrzahl derselben ist Tafel 5. dargestellt. —
Der 8. hat ebenda JSrwc/iws quadriplagialus Wotsch. aus Paschkirien
190 Schaum: Bericht über die Leistungen in der Entomologie
nochmals beschrieben und Taf. 5. Fig. 1. im männlichen Geschlechte
abgebildet.
Als neue Arten sind ausserdem aufgestellt worden:
Von Küster (Käf. Eur.) ßruchus ino malus (XIX. 12.) aus
Sicilien, Amotnphus Dohrnii aus Griechenland (= Phaenognathus tha~
lassinus Schh.), A. Westringii Schh. von Carthagena, A, concin-
nus ebendaher (XVIII. 75—77.), Süones ocel latus (XVII. 60.) von
Carthagena, Mohjtes glabrir o stris CXVIII. 82.) aus dem südlichen
Ungarn, Otiorhynchus Fussii, Bielzii (XVI. 88. 89.), longiven^
tris (XVIII. 87.) alle drei aus Siebenbürgen, Cathormiocerus varie-
gatus (XVIII. 85.) aus Sardinien.
Von Förster (Verh. d. naturh. Vereins d. Rhein!. Bd. VI.)
Liophloeus Aquisgranensis, von L. nubiius bloss darin abweichend,
dass die Oberseite nur mit sehr kleineu, zerstreuten, etwas länglichen
Schüppchen bedeckt ist (und gewiss nur auf Iheilweise abgeriebene
Exemplare desselben gegründet), Coeliodes congener, mit C. Lamii
und punctulum verwandt, aber von rostrother Körperfarbe ; Trachyphloeus
anoplus, Bagous tessellatus, adspersus, Acalles nudiuscu-
lus (scheint mir A. misellus Schh. zu sein) ; Polygraphus tarsalis,
alle aus der Rheinprovinz ; der letzte soll eine deutlich geringelte Füh-
lerkeule haben und scheint daher gar nicht in die Galtung Polygraphus
zu gehören.
Von L. Fairmaire (Ann. d. 1. soc. ent. d. Franc. S. 424.)
Cleonus tessellatus aus Andalusien, dem sibirischen Cl. candidatus
ungemein ähnlich.
Von Coquerel (Ann. d. 1. soc. ent. S. 449. Taf. 14. Nr. IV.)
Anchonus cribricollis und Cleogonus Fairmairei von Martini-
que. Die Larven beider Arten leben in faulenden Baumstämmen, die
des erstem ist nebst der Nymphe beschrieben und abgebildet.
Von Waterhouse (Proc. of the ent. Soc. V. S. LXIX.) Crij-
plorhynchus Batatae, eine kleine, nur 2'" lange Art, die auf Barba-
dos ihre Verwandlung in den Wurzeln und Knollen der Bataten durch-
macht und oft erheblichen Schaden anrichtet.
Von Bach (Ent. >Zeit. S. 199.) Bostrichus Kaltenbachii,
welcher am Rhein in den Stengeln von Origanum vulgare und Teucrium
Scorodonia lebt ; er ist besonders durch die Sculplur der Flügeldecken
bemerkenswerth, welche hier abweichend von den übrigen ßostrichus-
arten, nicht punktirt gestreift, sondern unregelmässig punktirt sind.
Die Arten der Gattung ^pion, welche in Nord- und Mitteldeutsch-
land vorkommen, hat Bach (Verh. d. naturh. Vereins d. Rheint. 1849
S. 349.) behandelt. Es sind 82 bekannte Arten beschrieben, ohne
dass indessen etwas Neues über dieselben gesagt ist.
Von Bach wurde Apion fuscirostre und Bruchus villosus aus
Schoten von Genista scoparia, Apion Craccae aus Samen von Vicia hir-
während des Jahres 1849. 191
sula, A, Genistae aus Samen von Genista villosa und germanica, A.
difficile aus Samen von Genista sagitlalis und germanica, A. ochropus
und Bruchus granarius aus Orobanche tuberösa und \icia sepium er-
zogen (Verh. d. naturhist. Vereins d. Rheinl. 1849. S. 161.) — Nach
dems. (ebenda) vv^ird Peritehis griseus dem VVeinslock sehr schädlich,
indem er die jungen Knospen anfrisst.
Note pour servir ä l'histoire des Cionus par E. Perris (Ann.
d. 1. soc. Linn. de Lyon. 1847—49. S. 291.). — Wie bereits Reaumur
und Degeer angegeben haben, finden sich die Larven der Gattung Cio-
nus auf verschiedenen Arten von Verbascura und Scrophularia, die des
C. scrophulariae auf Scr. aquatica, die des G. thapsus F. auf Verbascum
lychnitis L. Die Larven, die hier ausführlich beschrieben sind, leben
frei an den Blättern und bedecken sich mit einer Lage zähen Schleims,
welcher aus einer Warze an der Basis des zwölften Körpersegmentes
hervortritt ; dieser Schleim trocknet am Ende des Larvenlebens zu ei-
nem Coccon ein, in dem die Verwandlung zur Puppe erfolgt. Schon
nach 6—8 Tagen kriecht der Käfer aus.
Die Metamorphose des Cionus Scrophulariae wurde auch von
Westwood (Gard. Chron. S. 229.) erläutert. Westw. beobachtete die
Larve auf Celsia arcturus, deren Blätter sie ausfrass.
Heeger hat (Isis 1848. S. 979.) die früheren Stände von P%-
tonomtis murinus ausführlich beschrieben und Tafel VIII. abgebildet.
Die Larve lebt auf Medicago sativa und stimmt sehr mit den früher be-
kannt gewordenen derselben Gattung überein.
Coquerel (Ann. d. 1. soc. ent. d. Franc. S. 445. Taf. 14. N. III.)
erörterte die Verwandlungsgeschichle von Sphenophorus liratus Schh.
Die Larven finden sich auf Martinique in faulenden Bananenstämmen.
Preston beobachtete (Gard. Chron. S. 774.), dass die Larve
von Otiorhynchus sulcalus die W'urzeln der Caraelien abfrass.
Chavannes bemerkte (Bull. d. 1. soc. Vaud.), dass die LaTve
von Baris chlorizans Höcker au den Stengeln des Kohls hervorbringt,
und dadurch der Kultur dieses Gemüses oft nachtheilig wird.
Baridius Irinotatus Say {vestitus Schh.) wird nach Westwood
(Proc. of the ent. Soc. V. S. LXXXIX.) in Nordamerika den Kartoffeln
sehr schädlich. Die Eier werden in die Blätterknospen gelegt, die
Larven graben sich in den Stengel ein , steigen bis zur Wurzel herab
und verursachen das Absterben der Pflanze.
Aus dem vorigen Jahre ist noch nachzutragen , dass nach K o 1 -
lar Sitzungsber. d. Wien. Acad. 1848. V. S. 3. Silophylus Oryzae auch
dem Mais nachtheilig wird , indem die Larve die Maiskörner ausfrisst
und sich im Innern derselben verpuppt.
Die verschiedenen Stände von Boslrichus daclyliperda sind von
Lucas (Expl. de l'Alg.) abgebildet worden.
Nach einer Mittheilung KoUar's (Sitz. Ber. d. Wien. Acad. S. 4.)
192 Schaum: Bericht über die Leistungen in der Entomologie
ist Pitttypus cylindrus den Eichen in den Forsten von Istrien schädlich
geworden. — Ders. bemerkte (ebenda S. 317.) , dass Bostrichus typo^
graphus auch die Lärche angreift.
Bach führte an (Ent. Zeit. S. 200. und Vcrh. d. naturh. Ver,
d. Rheinl. 1849. S. 161.), dass Bostrichus bispinus Duilschm. in Clema-
tis vitalba lebt.
Cerambycini. Frionii. West wood stellte (Trans, of the
ent. Sog. V. S. 210.) eine neue sehr ausgezeichnete Gattung Eriche
sonia auf, sie erinnert im Habitus an manche Colydier (z. B. an Au-
lonium), die systematischen Charaktere bringen sie aber zu den Ce-
rambycinen in die Nähe von Parandra und Spondylis. (Die nächsten
Verwandten hat Westw. übersehen, es sind Torneutes pallidipennis Reich
und ein von Olivier als Ips gigas beschriebener Käfer aus Columbien).
Die besonders hervorzuhebenden Eigenthümlichkeilen von Erichsonia
sind ein mit vier hohen Kielen versehener Kopf, gesägte gegen die Spitze
hin verschmälerte Fühlhörner, ein grosser gekrümmter Endsporn der
Vorderschienen und schmale sehr behaarte Füsse, deren drittes Glied
verkekrt herzförmig ist. E. denlifrons 5]/^ Lin. lang, mit 4 Längs-
schwielen auf dem Mittelfelde des Halsschildes, ist aus Mexico. (Im Ber-
liner Museum befindet sich ein Käfer, welchen ich für das Männchen
dieser Art halte, er ist etwa eine Linie grösser und besonders im Baue
des Halsschildes verschieden, das letztere ist nämlich vorn vor den
Längsschwielen schief abgeschnilton und abschüssig, die vordem Enden
dieser Schwielen treten als kleine stumpfe Zähnchen an dem scharfen
gebogenen Rande des abschüssigen Theiles hervor; zwischen den bei-
den innern Schwielen, die niedriger zu sein scheinen als bei dem von
Westw. abgebildeten Exemplare, findet sich noch eine flache mittlere,
die aber schon in der Mitte aufhört und sich jederseits mit den beiden
innern verbindet, vor derselben liegt eine längliche Grube, die vorn
am Rande des abschüssigen TheiJs auch von zwei kleinen Zähnen ein-
gefasst wird.)
Eine neue Art ist Myzomorphus scutellatus SaUe (Ann. d.
i. soc. ent. d. Franc. S. 429. Taf. 13. Fig. 1) von Caracas, (üas dem
Verf. unbekannte Männchen dieser in der Farbe ungemein veränderli-
chen Art hat abgekürzte Flügeldecken, wie Anacolus, woraus hervor-
geht, dass die nur durch längere Flügeldecken charakterisirte Gattung
Myzomorphus wieder einzuziehen ist.)
Lucas bildete (Expl. de l'Alg. Taf. 4l.) die früheren Stände
von Ergates faber ab.
Ceramb. genuini. Als neue Arten sind aefgestellt:
Von Fairinaire (Ann. d. 1. soc. ent. d. Fr. S. 426.) : Sapha-
nus cylindraceus, aus dem nördlichen Spanien, von S. spinosus
durch fast cylindrische Gestalt , gelbe Fubescenz und den Mangel des
Porns am Halsschilde unterschieden.
während des Jahres 1849, 193
Von Lucas (Expl. de l'Alg. ) : Ceramhyx'i Levaillantii,
Purpuricetius Dum e rilii , b arb aru s , Aromia rosarum^ Clytus
s exguttatus.
Von Alan ne r li ei m (Bull. d. Mose. S. 241.): Clytus Popovii,
eine der grössten Arten der Gattung, aus Ostsibirien.
Von Fairy (Trans, ot tlie ent. Sog. V. S. 182. Taf. 8.): Pachy-
leria bicolor (Fig. 5.), eine grosse schöne Art aus Java und Ceram-
byx gracilipes (Fig. 6,), ohne nähere Bestimmung der Gattung, aus
Ceylon.
Von Salle (Ann. d. 1. soc. ent. d. Fr. S. 430. Taf. 13. Fig. 2.) :
Fteroplahis V ariabilis von den Gebirgen bei Caracas.
L a m i a r i a e. Eine neue Galtung Calomobius Guerin ist
in der Expl. de l'AIg. auf Sap. gracilis Creutz. {marginella Fabr.) er-
richtet worden ; sie unterscheidet sich von Agapanthia durch linienför-
mige Gestalt, sehr zarte Fühler ohne Anschwellung an der Spitze der
Glieder, längeres Halsschild und kürzere Beine, von Hipopsis durch
kleine Augen.
Als neue Arten sind beschrieben:
Von Küster (Käf, Eur. XVIII. 98.): Parmena bicincta aus
Dalmatien.
Von Mannerheim (Bull. d. Mose. S. 242.): Phytoecia ein-
c tip ennis und analis, die erstere bei Kiachta auf Abrotanum nicht
selten , die letztere aus der Mongolei , beide der Ph. sibirica Gebl.
verwandt.
Von Lucas (Expl. de l'AIg.) : Agapanthia lixoideS) Phtjtoecia
Warnieri, rubricollis, erythro cnema , malachitica.
Von Guerin (Lefeb. Voy.) : Crossotus lignarius und Xylo-
rhiza fasciala aus Abyssinien.
Von Bertoloni (111. rer. nat. Moz.) Zographus aulicus und
Crossotus terreus.
Von Parry (Trans, of the ent. Soc. V. S. 185. Taf. 8.) : Lamia
aenea, durch messingfarbige Flügeldecken sehr ausgezeichnet, von
Guinea.
Parry gab (ebenda) auch eine Abbildung der seltenen Masti-
gocera barbicornis [Lamia b. Fabr.).
Die verschiedenen Localiläten, in 6enen Gracilia timida Menetr.
aufgefunden ist, hat Lucas (Bull. d. 1. soc. ent. d. Fr. S. LXVL) zu-
sammengestellt , sie findet sich in den meisten Küstenländern des Mit-
lelmeers, einzeln selbst bei Paris. Bei den von Lucas in Algier gesam-
melten Exemplaren ist die gelbliche Binde der Flügeldeken etwas an-
ders als bei den südfranzösischen.
Leplurinae. Neue Arten sind ;
Leptura melas Lucas (Expl. de l'AIg.)
Archiv f.Naturgesch. XVI. Jahrg. 1. Bd. J^
194 Schaum: Bericht über di^ Leistungen in der Entomologie
Packyta scapularis und an tÄ r«cina M ann e rh ei m (Bull.
d. Mose. S. 245), die erstere der F. variabilis ähnlich und wie diese
in der Zeichnung veränderlich, aber mit langem Flügeldecken, gewölb-
terem Thorax und anderer Pubescenz , die zweite der P. marginata F.
und collaris L. verwandt, beide aus Ostsibirien.
Clivysoiueiiiiae« C r i o c e r i d e s. Zeuyophom collaris wurde
von Laboulbeoe (Bull. d. 1. soc. eot. d. Franc. S. XLIX.) für eine
Abänderung der Z. subspinosa erklärt, da es Exemplare giebt, die den
schwarzen Scheitel der erstem und zugleich die gelben Schenkel der
zweiten besitzen.
Die Verwandlungsgeschicbte der Lema melanopa wurde von
Westwood (Gard. Chron. S. 324.) dargestellt. Die Larven leben von
Weizen und bedecken sich mit einem schleimigen Ueberzuge.
Cryptocephalides. Eine monographische Bearbeitung der
nordamerikanischen Cryptocephalen hat Haldeman unter dem Titel:
„Cryptocephalinarum Boreali - Americae diagnoses cum speciebus novis
musei lecontiani« (im Journ. Acad. N. Scienc. New Series. Vol. L S.
249.) bekannt gemacht. - Dieselbe umt'asst das ganze Gebiet der Ver-
einigten Staaten, zählt aber vorzugsweise Arten aus den östlichen Kü-
stenstaaten auf, ohne dieselben — nach dem Bestände der europäischen
Sammlungen zu urtheilen — vollständig zu erschöpfen. Der Verf. macht
aus diesem Gebiete 75 Arten namhaft, welche von ihm unter fünf Gat-
tungen vertheilt sind: Griburius , aus Cr. sculellnris Fabr. gebildet,
der seines breiten , mit zwei Furchen versehenen , hinten geeckten
Prosternums wegen von Cryptocephalus abgesondert wird ; Bassar eus,
Cr. clathratus Melsh. und congestus Fabr., (die aber nicht verschieden
sind), enthaltend, durch das hinter den Augen in beiden Geschlechtern
gelappte Halsschild, das beim Männchen mit einem Zapfen versehene
Prosternum und die sehr langen am Ende gedornten Hinterhüften des
Männchens charakterisirt ; Cryptocephalus (51 Arten) , Pachybrachijs
(17 A.) und Monachus (4 A.). Unter jenen 75 Arten sind 10 von frü-
heren Schriftstellern aufgestellte dem Verf. unbekannt geblieben , und
desshalb nur namhaft gemacht, von 7 andern , die ihm ebenfalls nicht
zu Gesicht gekommen , werden die Newman'schen allerdings in den
meisten Fällen nicht zu enträthselnden Beschreibungen niitgetheilt ; die
vom Verf. selbst untersuchten reduciren sich dadurch auf 58 , welche
durch Diagnosen charakterisirt, meist auch durch hinzugefügte längere
oder kürzere Beschreibungen noch genauer bezeichnet sind. Die dan-
kenswerthe Arbeit wird noch wichtiger durch die Sorgfalt , mit der die
Varietäten und Geschlechtsmerkmale erörtert sind ; dagegen vermisst
man ungern speciellere Mittheilungen über Fundort und Futterpflanzen.
Die von den europäischen Autoren (Fabricius, Olivier und Germar) be-
schriebenen Arten hat der Verf. öfters verkannt, und sowohl desshalb,
als wegen der Benutzung von Kamen, die in Europa längst andern be-
während des Jahres 1849. 195
schriebenen Arten beigelegt, oder den Namen anderer beschriebener Ar-
ten fast gleichklingend sind , wird seine Nomenclatur mehrfach einer
Aenderung bedürfen. So finden wir hier einen Cr. vitatus (vergl. vit-
talus Fabr.) und insertus (neben dem kurz vorher genannten incertus
Oliv.), einen Cr. rngicollisy limbatus (bei uns längst vergebene Kamen).
— Cr. congestus Fabr. ist als clalhratus Melsh. , Cr. auratus Fabr. als
Cr. viridis iMelsh. , Cr. lativittis Germ, als geminatus Newra. beschrie-
ben und jener Name dann unrichtig bei lituratus Fabr. citirt. Von den
dem Verf. unbekannten Arten ist Cr. obsolelus Germ. = incertus Hald. ;
Cr. jncturatus Germ, ein in der Monographie nicht vorkommender Pa-
ckybrachys. Auf eine weitere Analyse der Abhandlung und namentliche
Aufführung der einzelnen Arten verzichte ich hier , da wir in Kurzem
eine neue Bearbeitung der nordamerikanischen Cryptocephalen aus Suf-
frian's Feder erwarten dürfen.
S u f f ri a n hat fünf neue europäische Cryptocephaii als Kachtrag
zu seiner in den beiden letzten Jahresberichten angezeigten Monogra-
phie beschrieben Ent. Zeit. S. 17 u. S. 290. Es sind: Cr. Süffriani
Dohrn aus Kärnthen (eine Farbenabänderung des früher vom Verf. be-
schriebenen Cr. albolineatus) ; Cr. er ist atus Dufour, dem hypochae-
ridis sehr nahe verwandt, aus den Pyrenäen; Cr. centrimacul atus ,
zwischen C. carinthiacus und Moraei mitten innestehend, von Carthagena
in Spanien; Cr. lineellus , aus der Verwandtschaft des C. gracilis
und pygmaeus, und Pachybrackys terminalis Hoffmansegg ; die bei-
den letzten aus Portugal. — D e r s. theilte ebenda S. 293 synonymische
Zusätze und Berichtigungen zu einigen von ihm beschriebenen russi-
schen Cryptocephalen mit ; von den Berichtigungen ist die wichtigste
die, dass Cr. nigritarsis Suffr. = flavicollis Fabr. ist.
Rouget gab (Ann. d. 1. soc. ent. S. 159.) eine Beschreibung
des Cryptocephalus informis Suffr, nach beiden Geschlechtern. Das bis
dahin unbekannte Weibchen ist dem des Cr. floreutinus Ol. sehr ähn-
lich, es hat aber statt zweier kleiner gelblicher Flecke einen grossen
auf den Seiten des Halsschildes. Die von Rouget beschriebenen Ex-
emplare sind bei Brian9on auf dem Mont Genevre auf Brombeeren
gesammelt worden.
Cassidariae. Aspidimorpha quadriremis Schh, vom Senegal
wurde von Lucas (Bull. d. 1. soc. ent. d. Fr. S. LH.) nach einen
lebenden Exemplare beschrieben.
Cornelius beschrieb (Ent. Zeit. S. 22.) die Larve von Cassida
ferruginea ; sie wurde auf einer nicht näher bestimmten Art von Hie-
riiciujn beobachtet, und ist besonders durch einen Randdorn zwischen
dein ersten und zweiten Hinterleibsringe und durch den Umstand, dass
sie die Excremente in einem grossen Büschel trägt, von ihren Gattungs-
verwandten ausgezeichnet.
Hispides. Von Salle (Ann. d. 1. soc. ent. d. Fr. S. 432,
196 Schaum: Bericht über die Leistungen in der Entomologie
Taf. J3.) sind als neue Arten aufgestellt worden: Älurnus L ansh er-
gii, Arescus caudatus und quadrimaculat us , die beiden letzten
sind indessen nur Männchen und Weibchen einer Art , welche bereits
von Olivier als Hispa monoceros beschrieben ist.
West wo od rechnet zu dieser Gruppe eine neue sehr ausge-
zeichnete Gattung , welche er unter dem (bereits vergebenen Namen)
Diphyllocera in den Trans, of the ent. See. V. S. 213, Taf. 22. Fig. 1.
aufstellte; die wichtigsten Kennzeichen derselben lauten: Mandibuiae
parvae, corneae, apice acute bidentatae; maxillarum lobus exlernus pal-
piformis et quasi biarticulatus , lobus internus latior , obtusus; palp.
maxill. arliculo basali mimino, secundo et tertio maioribus subaequali-
bus, quarlo brevi, crasso, antennae elongatae, subincrassatae, extus ser-
ratae , art. lerlio ad sexlum sensim externe dilatalis , octava nono et
decimo extus valde dilalatis, ultimo ovali. Elylra subovalia prothorace
transverso latiora, disco punctis magnis excavatis , triplici serie ordina-
tis. D. metallica , b'" lang, grünglänzend, hie und da kupfrig an-
gelaufen, mit blauen Fühlhörnern, ist aus Weuholland.
Chrysomelariae. Als neue Arten sind von Menetries
(Ins. rec. p. Lehm.) beschrieben : Chrysomela discipennis Fahl, aus
Turcomanien (Taf. 14. Fig. 14.) und der Mongolei, und Chr. circutn-
du da aus Baschkirien und Samarkand.
Lucas machte Timarcha punica, Chrysomela crassipes^
erythromera, G aubilii, chloris, Helodes distin cta , vicina
bekannt.
Die von Fabricius beschriebenen europäischen Chrysomelen
hat Suffrian nach den Exemplaren der Kieler Sammlung gemustert
(Eni. Zeit. S. 74.)
Eumolpides. Von Lucas (a. a. 0.) sind Colaspidea ni-
tidUy Colaspidema pul chella, signa tipennis , Pseudocolaspis se-
tosa, Pachnephorus cylindricus aufgestellt worden.
Als neue Art wurde von Mannerheim (Bull. d. Mose. S. 247.)
Acis daurica beschrieben, die erste im russischen Reiche aufgefun-
dene Art dieser vorzugsweise indischen Gattung. (Der Name Acis kann
neben Akis nicht wohl bestehen bleiben ; übrigens sind auch dieCha-
raktere der Gattung noch nirgends festgestellt.)
Eine neue Art ist ferner Colaspidema apicalis Menetries
(Ins. rec. p. Lehm.) aus Baschkirien.
Galle ruci de s. Als neue Arten sind beschrieben;
Von Küster (Käf. Eur. 16.): Adimonia angusta von Cartha-
gena in Spanien und Malacosoma lepida Dej. aus dem südlichen
Russland, letztere schon längst von Krynicki in den Bull, de Mose.
V. 166. als Galleruca cy anoptera beschrieben.
Von Guerin-Menevill e (Lefeb. Voy.) Diacanlha C h e v r o -
laiii aus Abyssinien.
während des Jahres 1849. 197
Von Lucas (Expl. de l'AIg.) Adimonia viol acea, Galleruca
sublineat a , foveicollis.
Halticae. Förster beschrieb (Verh. des naturh. Vereins d.
Rheinl. Bd. VI.) folgende neue Arten von Aachen: Dibolia aurichal^
cea, Psylliodes cupronitens, Haltica ati'oviretis, Longitarsus
consociattis.
Neue Arten sind ferner noch :
Phtjllotreta rugifrons, Psylliodes luteipes Küster (Käf. Eur.
17, 95. u. 96.) aus Sardinien; Monolepta cruciata Guerin-Mene-
viile (Lefeb. Voy.) aus Abyssinien ; Luperus flavipennis , Altica
punctipennis, ru fic o lli s Lucas (Expl. de l'AIg.).
Cocciiiellida.e« Als neue Arten sind aufgestellt:
Scymnus scutellaris Mulsant (Ann. d. I. Soc. Linu. de Lyon
1847—49. S. 220.), dem Sc. discoideus ähnlich, von Lyon.
Exochomus collaris Küster (Käf. Eur. 17. 100.), aus Dal-
niatien.
Micraspis phalerata Lucas (Expl. de i'Alg.).
Coccinella contaminat a Menetries (Ins. rec. p. Lehm.
Taf. 5. Fig. 16.) von Samarkand.
Epilachna o cell ata Bertoloni (111. rer. nat. iMozamb.).
Coquerel beschrieb (Ann. d. 1. soc. ent. d. Fr. S. 452. pl. 14.
Nr. VI.) die Larve und Nymphe von Chilocorus uva Schh., die erstere
lebt in Martinique auf jungen Tamarinden.
Heeger hat (Isis. 1848. S. 968.) die frühern Stände von Coc~
cidula scutellata ausführlich geschildert und (auf Tafel VIII.) abgebildet.
Die Larve zeigt viele üebereinslimmung mit denen von Coccinella, und
lebt, wie diese, von Blattläusen.
Von IVlulsant's Species des Coleopleres Trimeres Securipalpes
(Annal d. sc. phys. et nat. de Lyon. 11. ser. t. II.) ist zwar in diesem
Jahre der Anfang (S. 1 — 450.) gedruckt worden, er ist aber erst gleich-
zeilig mit dem Schlüsse im Jahr 1850 in den Buchhandel gekommen ;
der Bericht über diese? Werk bleibt daher besser dem künftigen Jahr-
gange vorbehalten.
Endomycliides. Eine neue Art ist Dapsa barbara Lucas
(ExpL de l'Alg.).
ßlisson hat die frühern Stände von Mycetaea hirta bekannt
gemacht („Description de la larve et de la nymphe du Cryptophagus hir~
Gyll.« Ann. d. 1. soc. eutom. d. Franc: S. 315. pl. 9.) Beschreibung
und Abbildung sind wenig genügend. Die Larve weicht von der Larve
von Endomyehus bedeutend ab, die Fühlhörner sind dreigliedrig, der
erste Thoraxring fast doppelt so lang als der zweite, der ganze Körper
mit kleinen haarigen Hautfortsätzen (villosites tegumenlaires subclavi-
formes) bedeckt, das letzte Segment mit zwei konigchen Warzen an der
198 Schaum: Bericht über die Leistungen in der Entomologie
Spitze, die Beine kurz. Das letzte Segment der Nymphe ist mit einem
Anhange versehen, der an der Basis konisch, am Ende sich in eine sehr
lange gabiig gegliederte Spitze theilt. Die Larve findet sich im Som-
mer mit dem vollkommenen Insecte zusammen in Kellern, der Puppen-
zustand dauert 10 — 14 Tage.
liatliridlie Förster beschrieb (Verb. d. naturh. Vereins d.
Rheinl. Bd. VL) Latridius lim batus als neue Art von Aachen.
Cisidae« Als neue Arten sind aufgestellt :
Von Coquerel (Ann. d. 1. soc. ent. d. Fr. S. 441. Taf. 14.
Nr. n. Fig. 1.): Cis. Melliei, sie steht C. laminatus und fissicornis
am nächsten, wurde von Coq. auf Martinique in Polyporus micromegas
Montagne entdeckt und ist hier in allen Ständen beschrieben.
Von Mellie (ebenda Bull. S. LXXXVI.) Cis Wollastonii
aus Madera; sie ist C. alni am nächsten verwandt, ist aber grösser und
von länglicher Eiform.
Von Guerin-Meneville (Lefeb. Voy.) Cis ab y ssinicus,
mit C. oblongus verwandt, aus Abyssinien.
Von Lucas (Expl. de l'Alg.) : Cis cribratus, flavipes und
p unctulatus , die letzte ist in allen Ständen abgebildet. In den Cor-
rigendis am Ende des Werkes ist indessen bemerkt , dass die erste =
C. bostrichoides Duf., die dritte -- alni Gyll. ist. Alle drei kommen
übrigens bereits in Mellie's 1848 veröfiFentlichter Monographie vor,
Mellie charakterisirte (Ann. d. 1. soc. ent. d. Fr. Bull. S. XL.)
die Larven von Ropalodontus perforatus Gyll. und Ennearthron cornu-
tum Gyll.
Orthoptera.
Die bei Freiburg im Breisgau vorkommenden Ortho-
pteren hat Dr. H. Fischer im fünfzehnten Jahresberichte
des Mannheimer Vereins für Naturkunde, Mannheim 1849, ver-
zeichnet. Ein Nachtrag zu dieser Abhandlung im sechszehn-
len Jahresberichte desselben Vereins ist zwar erst 1850 ver-
öffentlicht worden, ist hier aber gleich mit berücksichtigt, da
er sich ganz an dieselbe anschliesst und sie in mehrfacher
Beziehung ergänzt.
Durch eifrige Kachforschungen ist es dem Verf. gelungen, in der
Umgegend von Freiburg 61 Arten von Orthopteren (im älteren Sinne)
nachzuweisen, eine Zahl, welche den Reichthum der Freiburger Fauna
bekundet, da in ganz Schweden und Norwegen, nach v, Boik, nur
39, in Preussen nach von Siebold nur 40, bei Berlin nach Philippi
während des Jahres 1849. 199
nur 4t Orlhoplren vorkommen. Die Arten sind einzeln aufgeführt, und
in vielen Fällen interessante Angaben über ihre Lebensweise, ihre Nah-
rung, Begattung, den Rhythmus der Geräusche , welche sie hervorbrin-
gen, beigeiügl ; mehrfach sind auch die Unterschiede nahe verwandter
Arten auseinandergesetzt und die Synonyme derselben erörtert. Die
einzelnen Familien sind in der Freiburger Fauna auf folgende Weise
vertreten : Forßculariae durch die 3 Arten von Forßcula; Blattariae
durch die 3 A. Blatta und l Periplaneta ; Mantides durch Mantis re-
ligiosa; Acridii durch 32 A., nämlich 1 Caloptenns, 4 Oedipoda, 1 Po-
disma, 24 Gomphocerus , 2 Tetrix; Locustariae durch 16 A. , nämlich
7 Decliciis , 1 Pterolepis, l Meconema, 1 Phaneropterd , 2 Odontura^
2 Lociista , 1 Xiphidium , 1 Ephippigera ; Achetae durch 3 GrylluSy 1
Oecanthus , l Gryllotalpa. Drei von diesen Arten sind neu und vom
Verf. beschrieben (1 Podisma , 1 Gomphocerus , 1 Decticus) , ich habe
sie unten in den Familien der Acridii und Locustariae namhaft ge-
macht.
Orthopteres observes dans les steppes desKirguises pai*
MM. le professeur P. Wagner et le docteuf Kiltary en 1846,
delermines et decrits par M. Ki ttary (Bull. d. Mose. t.XXII.
P. II. S. 437.)
Es sind in dieser Abhandlung 76 Arten augezählt, die gewöhn-
lichen sind nur namhaft gemacht, die neuen und einige weniger be-
kannte aber sorgfältig beschrieben und auf Tarel VII und VIII abge-
bildet worden. Von diesen 76 gehören 5 zur Gattung Forficula (dar-
unter 1 neue) , 1 zu Forcelisa , l zu Stylopijga, 2 zu PhtjUodromia, 2
zu Empusa, 4 zu Mantis, (1 neue), 1 zu GrijUotalpa, 1 zu Xya, 4 zu
Grijllus, 2 zu Lociista, 11 zu Decticus (3 neue), 1 zu Xiphidium, 1 zu
Saga, 2 zu Onconotus, 1 zu Truxalis, 1 zu Calliptamus, 3 zu Podisma,
1 zu Trinchus, 1 zu Pyrgodera , 27 zu Oedipoda (darunter 2 neue), l
zu Arcyplera, l zu Gomphocerus , 2 zu Tettic:. Die neuen Arten sind
unten bei den einzelnen Familien namhaft gemacht.
Eine Anzahl bei Agen (Dept. Lot et Garonne) gesam-
melter Orthopteren machte Beliier de la Chavignerie
(Ann. d. 1. soc. ent. d. F>anc. Bull. S. VIII.) namhaft.
Die Metamorphose der Orthoptera saltatoria ist von
Brisout de Barneville (Ann. d. 1 soc. entom. Bull.
S. XLIV.) besprochen worden.
Dr. H. Fischer hat in der entomolog. Zeit. S. 34—56.
unter dem Titel : „Beiträge zur Geschichte des Orthopteren-
Studiums, eine chronologische üebersichl der auf Orihopte-
200 Schaum: Bericht über die Leistungen in der Entomologie
ren (irn älteren Sinne) sich beziehenden Litteratur veröffent-
licht, welche sich ebensowohl durch ihre Vollständigkeit als
durch die sorgfältige Analyse der einzelnen Schriften em-
pfiehlt.
JPorficulariae. Als neue Art wurde von Kittary (Bull. d.
Mose. S. 438.) Forßcula Hellmanni aus den kirgisischen Steppen
aufgestellt und Taf. 7. Fig. 1. 2. in beiden (leschlechtern abgebildet.
Die Diagnose lautet: fusca, elytris testaceis , margine externe fuscis,
alis rudimentariis, forcipe maris basi recta dilatata, interne crenata, das
Männchen ist 4 — 8, das Weibchen 5 Linien lang.
Von demselben wurden (ebenda) Forßcula bigutlataValn. und
bipunctata Fabr. als zwei Arten unterschieden und (Taf. 7. Fig. 3. 4.
5. 6.) nach beiden Geschlechtern abgebildet. Die mir unbekannte F.
biguttata des Verf. scheint sich allerdings durch schief abgestutzte Flü-
geldecken und die nur schwach gabiigen Seitenhöcker des männlichen
Abdomen von F. bipunctata zu unterscheiden, sie wird aber dann ei-
nen andern Namen erhalten müssen , da F. biguttata Fabr. das Männ-
chen von F. bipunctata ist. '
Von Lucas (Expl. de l'Alg.) sind Forßcesila mauritanica
und F. vicina als neue Art beschrieben worden.
Zu dieser Familie rechnet Sundeva 11 eine Larve, welche er
springend unter der Rinde von bahianischem Farbholz antraf, und Con-
dylopalama agilis benannte, sie ist besonders durch sehr grosses er-
stes Fussglied und zweigliedrigen Afteranbang ausgezeichnet, und hat eine
Länge von 5 Millim. (Förh. ved Skand. Nat. 4. Mode p. 255.)
Illattitriae* Als neue Art ist Blatta cincticollis von Lu-
cas (Expl. de l'Alg.) aufgestellt worden.
lUantides* Manlis Wagneri wurde als neue Art von Kit-
tary (Bull. d. Mose. S 447, Taf. 7. Fig. 9.) beschrieben und abgebil-
det ; sie ist bei Nova Alexandrovskaia entdeckt und wird hier durch
folgende Diagnose charakterisirt: prothorace capitis duplo angustiore,
antice haud dilatato, margine thoracis et coxis anticis iutegris. Long.
12 lin. — (Der Beschreibung und Abbildung nach scheint dem Verf.
nur eine männliche Nymphe vorgelegen zu haben). — Derselbe
hat (ebenda) Manlis religiosa nach beiden Geschlechtern beschrieben
und abgebildet.
Eine neue abyssinische Art ist Manlis perfida Guerin (Le-
feb. Voy.).
Spectra» Eine neue Art ist Bacillus lobipes Lucas (Expl.
de l'Alg.).
AcUetae* Zwei neue Gattungen wurden von Guerin-Me-
neviile (Lebef. Voy.) errichtet:
während des Jahres 1849. 201
Homoeogryllus, der Gattung Paragryllus Gu6r. nahe ver-
wandt, aber der Kopf nicht abgestutzt , die Taster und Afterfortsälze
kürzer , die Schienen und Füsse ohne starke Dornen und Endanhang ;
auch fehlen die Flügel; H. xanthographus neue Art aus Abyssinien.
Ectatoderns, von Ornebius Quer, hauptsächlich durch den
über die Flügel und den Hinterleib sich verlängernden Prothorax un-
terschieden. E. nigriventr is aus Abyssinien.
Die Gattung Spfeaerm/M bereicherte Lucas (Expl. de TAlg.) mit
einer neuen (zweiten) Art: Sph. mauritanicum.
Kittary gab (Bull. d. Mose. 450. Taf. 7. Fig. 10. 11.) eine neue
Beschreibung und Abbildung von Xya vnriegata 111.
fiOCitstariae. Fischer beschrieb als neue Art Decticus
Sieboldii, dem D. bicolor Phil, sehr ähnlich, aber durch die in bei-
den Geschlechtern regelmässig ausgebildeten Unterflugel unterschieden
(bei D. bicolor sind sie stets nur rudimentär) ; die Diagnose desselben
lautet so: viridis, thoracis, elytrorum abdominisque dorso testaceo, alis
pellucidis, margine anteriore viridibus, in ^ linea una , in ? dimidio
brevioribus quam elytra , his abdomine in ^ multo , in $ paulo lon-
gioribus; femoribus posticis longis, extus linea longitudinali nigra alba-
que suprapositis, feminae vagina omnino ut in D. bicolore. — Ders.
erörterte im löten Jahresber. S. 36 die Unterschiede von D. bicolor
Phil, und D. Irevipennis Charp.
Zell er unterschied (Entom. Zeit. S. 113.) von dem südeuropäi-
schen Decticus tesselahts Charp. Serv. eine in Norddeutschland einhei-
mische, von Philippi und Burmeister mit demselben verwechselte Art
unter dem Namen D. Philippicus , und beschrieb eine dritte, nahe
verwandte, welche von ihm bei Rom gefangen wurde, als D. strictus.
Kittary stellte (Bull. d. Mose. 456 ff.) drei neue in den kirgi-
sischen Steppen entdeckte Arten von Decticus auf, D. Eversmanni
(Taf. VIII. Fig. 1.2.): flavo-brunneus, elytris abdomine vix longioribus
pallidis, nervis loogitudinalibus et maculis quadratis fuscis ; prothorace
bicarinalo, carinis rectis , fere parallelis , oviductu abdomine aequali,
parum curvato , albo , supra apiceque valde acuto nigro. ^ 9 lin., $
15 lin; D. Trockii (Taf. VIII. Fig. 3.) : griseus , vertice pronoto fe-
moribusque posterioribus supra viridibus, elytris subpellucidis, ab-
domine paulo longioribus maculis rhomboidalibus fuscis notatis , ovi-
ductu abdomine aequali, pallido, parum curvato, ^ 6'/j'", $ 11'" (ist
mit dem oben erwähnten D. Pbilippicus Zell, identisch) ; D. stria-
l u s (Taf. VIII. Fig. 4.) : griseo - fuscus , faries , vertex ac superficies
externa femoris postici slriis albis fuscis nigrisque alternatim notatis ,
elytris rudimentariis. Lamina subanalis ecarinata, apice excisa. Ovidu-
ctus longus apice tantummodo fusco-niger. ^ 6"', $ 10'".
Bris out de Barn eville machte (Bull. d. 1. soc. entom. d.
202
Schaum: Bericht über di^ Leistungen in der Entomologie
Franc. S. LXXX.) eine neue Locmta , L. lineata von Paris, be-
kannt, die er indessen erst im Nymphenzuslande beobachtet hat und
daher auch nur sehr unvollständig charakterisirl.
Von Lucas (Expl. de I'Alg.) wurden als neue Arten beschrie-
ben : Loc«sfa S «t,t^«t/i, Ephippigera pachy gaster, costati-
collis, lalioollis, nigro mar gin at a.
Acridii. Fischer erörterte (16ter Jahresbericht des Mannh
Vereins S, 27.) die Charaktere von Podisma frigidum Boh., P. alpinum
(Gryllus alpinus Kollar), und beschrieb eine dritte nahe verwandle neue
Art P. sub alpinum. Die erste findet sich auf den scandinavischen
Alpen, die zweite auf den Alpen von Unteröstreich, die dritte auf den
Bergen bei Freiburg und auf dem Rigi. Die Diagnose der letzten , in
welcher der Verf. zuerst (15ter Jahresber. d. Mannh. Vereins S. 38.) P.
frigidum Boh. zu erkennen geglaubt hatte, lautet: viride vel griseo-
rufescens ventre pallidiore, thorace unicarinato , lineis tribus alris, in-
terdum evanescentibus ; eiytrorum rudimentis in Jl obloßgis, in $ elli-
pticis; abdomine carinato , femoribus poslicis subtus sanguineis , intus
nigro-bifascialis, geniculis nigris, tibiis maris coeruleo-nigris apice tar-
sisque flavis, feminae tibiis tarsisque flavis. tj 8"', $ 10—11'". Die
Flügeldecken sind beim ^ über ein Dritttheil , beim $ ein Dritttheil
so lang als der Hinterleib.
Derselbe stMlte (15ter Jahresb. d. Mannh. Ver. S. 43.) eine
neue Art von Gomphocerus, G subsinuatus, mit folgender Diagnose
auf: brevis, rufofuscus , carinis thoracis parum sinuatis , elytris fuscis,
basi saturatioribus, abdominis longitudine, cellularum conclavi prirao in
^ et $ basi prominente, secundo conclavi terlio distincte maiori, sed
ambobus non ita dilalatis nee nitentibus (ut in G. biguttulo e. g.) ver-
sus apicem in ^ el ^ macula alba obliqua distincta, abdominis dorso
dilute rofo, ventre flavido. — Im löten Jahresber. S. 33. beschrieb
ders. das bis dahin noch unbekannte Weibchen von Gomph. piatypte-
rus Ocskay, und machte auf die Slufenreihen in der Entwicklung der
Ober- und ünterflügel aufmerksam, welche zwischen G. brachypterus
Ocskay, dispar Germ, und platypteriis Ocsk. und zwischen G. parallelus
Zett., montanus Charp. und elegans Charp. stattfinden.
Kittary stellte (Bull. d. Mose. a. a. 0.) als neue Arten auf:
Oedipoda Zinini (Taf. 8. Fig. 6.): pallide fusco-grisea ; elytris faäciis
tribus fuscis, quarum ultima obsoleta; alis hyalinis basi rubris fasciis
duabus transversis lunulatis nigris, apice ac medio notatls. ^ U'", $
1.-'" und O, Clausii: luteo- arenacea , punctis obscurioribus nolata,
elytns alisque abdomine longioribus, ultimis hyalin© -coerulescenlibus,
tibiis posticis citrini?, apice spinis quatuor munitis, quarum duae inter-
nae tarso paulo breviores, tarso albo, brevi, filiformi. ^7y^'", $ 10"',
beide aus den kirgisischen Steppen. — Derselbe gab (ebenda) eine
während des Jahres 1849. ^^^
neue Beschreibung und Abbildung von Oedipoda afßnis Fisch. (Ent. I.)
welche Fischer selbst in seinen Orlhopteres de la Russie als Varietät
zu 0. insub:ica gezogen hat, welche aber hinreichend von derselben
verschieden ist. Die hier mitgetheilte Diagnose lautet: gnsea margo
posterior prothoracis prominens, obtusus, elytris fusco-gnseis, tribus fa-
sciis obscurioribus obsolete notatis, alis rubro-miniatis, apice margineque
anteriori et exteriori nigro-cinctis.
Die in der Explorat. de l'Alger. von Lucas bekannt gemachten
neuen Arten sind: Pamphagns nigr opunctatus , Oedipoda fusco-
cincta, mauritanica, alg eriana , aren aria, virescens
(einer Berichtigung am Ende des Werkes zufolge = hisignala Charp ,
albolineata,Tetrix brachyptera, die letzte im Suppl. aufgestellt.
Eine neue abyssinische Art ist Poecikcerus Vignaudii Gne-
rin (Lefeb. Voy.).
Das Erscheinen der Oedipoda migratoria in Belgien besprach
Selys-Longchamps (Bull, de l'Ac. d. Belg. t. XVI. P. IL S. 626.)
Truxalis proccm Klug kommt, nach Lucas (Ann. d. 1. soc. ent.
d Franc. Bull. S. LXIX.) auch in Algier bei Constantine vor , in der
Expl. scient. de l'Alger. ist sie noch nicht erwähnt. Die bei Cadix
entdeckte Tr. unguiculata Ramb. ist raii dieser Art identisch.
Termitides. Ueber die Lebensweise der in Paraguay vor-
kommenden Termiten sind Rosenschöld's Beobachtungen von ßohe-
man mitgetheilt worden (Öfvers. Vet. Ac. Förh. 1849. S. 59.). Es sind
dort vier Arten einheimisch, von allen kennt Ros. die geflügelten Mann-
chen und Weibchen und die Soldaten ; die Arbeiter erklärt er (wie La-
treille) für die Larven. Die grösste Art ist sehr gemein , und berei-
tet konische Hügel von 3 Fuss Höhe, die immer aus einem hartem
Material bestehen als der Boden, und nicht vom Regen erweicht wer-
den Die Termiten müssen daher eine gummiähnliche Flüssigkeit zum
Baue derselben anwenden. Von den Einwohnern wird dieses Material
zum Stubenauslegen benutzt. Die Hüjel enthalten Gänge und Höhlen,
aber keine Vorrathskammern und keine Wohnung für die Königin. Im
November und December sind die geflügelten Individuen ausgebildet,
sie verlassen die Wohnungen durch Risse, weicht die Hügel um diese
Zeit erhalten, schwärmen namentlich an regnichten Abenden, und wer-
den meistens von Vögeln verspeist. Während des Schwärmens sind die
Risse von den Soldaten besetzt und werden , nachdem alle ausgeflogen
sind, wieder zugemauert. Die Beobachtung eines Vorgangs, den Ros.
für die Copulation hält, verdient hier noch Erwähnung. Ros. sah, wie
ein Termit sich mit emporgehobenem Abdomen ins Gras setzte, und wie
bald ein anderes kleineres Individuum ankam und mit seinen Mandibeln
den Hinterleib des erstem fasste. Beide liefen auf diese Weise ver~
banden herum, worauf bald die Flügel (es ist nicht klar gesagt, ob die
204 Schaum: Bericht über die Leistungfen in der Entomologie
Flügel beider Individuen) abfielen. - Eine zweite kleiner. Art
liommt gemein unter Mist und in Häusern unter dem lehmigen Boden
vor, d.e geflügelten Individuen kommen besonders bei Regen zum Vor-
schein, vereinigen sich in grossen Schaaren und umfliegen die höchsten
Aeste der Bäume; zwei Individuen fallen immer zusammen nieder. _
Eine dritte, gewöhnlich .unter Baumrinde vorkommende Art legt sich
bisweilen, wie die Ameisen, eine Wohnung in loser Erde an. Bei die-
sen drei Arten haben die Soldaten einen grossen Kopf ohne Hörn, die
Larven derselben sind nicht zu unterscheiden. _ Bei der vierten Art
.st der Kopf der Soldaten massig gross, mit einem Hörn versehen ; die
r.arven und Soldaten sind der vorigen Art sehr ähnlich, diese Art schlägt
Ihre Wohnungen in Baumästen und im Holzwerk der Dächer auf die-
selben erscheinen daselbst als Auswüchse, sind von dünnen zerbrech-
lichen Lamellen, wahrscheinlich aus schwarzer Erde und Holzparlikeln
gebildet, und von ihnen gehen bedeckte Gänge aus, durch die die
iermiten zur Erde gelangen, ohne sich dem Tageslichte auszusetzen.
Eine historisch - kritische Uebersicht der über diese Familie er-
schienenen Schriften hat Hagen (Ent. Zeit. S. 27.) gegeben.
Kmbidae. Von Lucas (Expl. de l'AIg.) wurde EmUamau^
ritanica als neue Art in ihren verschiedenen Ständen beschrieben
und abgebildet.
Hagen hat in der Entom. Zeit. S. 55 die Litteratur dieser Fa-
milie zusammengestellt.
Psocides. Die auf diese Familie sich beziehenden Leistun-
gen früherer Schriftsteller hat Hagen (Entom. Zeit. S. 56.) zusammen-
gestellt und beurtheilt.
Perlariae. Eine neue Art ist Perla Pictetii Lucas
(Expl. de l'Alg.).
liibellulinae. Eine für die Systematik dieser Familie, noch
mehr aber für die Nomenclatur der einzelnen Gattungen und Arten sehr
wichtige Arbeit ist der reichhaltige, mit grossem Fleisse und Kenutniss
des Gegenstandes abgetasste Bericht, welchen Hagen in der Entom
Zeit. S. 59-61, S.«6_74, S. 141-156 u. S. 167-177 über die hier-
her einschlagende Litteratur verölTeiitlicht hat. Besonders dankenswerth
ist die specielle Vergleichung der Arbeiten Burmeister's und Rambur's,
welche dem Verf. zur Mittheilung vieler synonymischer AufschlüssJ
Veranlassung gegeben hat.
In der Exploration de l'Algerie ist diese Familie von Selys-
Longchamps bearbeitet worden. üie neu aufgestellten, sehr schön
abgebildeten Arten sind: Libellnla separata, t. harhala, L.
Ramburii, L, Edwardsii, Gomphus Lucasii Cpulchelhs s'wlys.
Mon.), Flatycnemis subdilatata.
während des Jahres 1849. 205
Ein fossiles, zu den Libellen gehöriges und im obern Lias bei
Chellenham gefundenes Insect wurde von Westwood (Quart. Journ.
of the Geol. Soc. of Lond. Febr. 1849.) als H eterophlebia dis-
locala beschrieben und abgebildet, und von ihm zur Gruppe der Li-
helluliden und zwar in die Nahe der Galtung Diplax Charp. gestellt.
Hagen wies dagegen überzeugend nach, dass die neue Galtung den
Gomphiden anzureihen sei und im Flügelgeäder eine Bindeglied zwi-
schen diesen und den Agrioniden darstelle , wobei er zugleich die ty-
pische Anordnung des Flügelgeäders in dieser Familie erläuterte. (Ent.
Zeit. S. 226. Taf. 1. Fig. 1—4.)
Kplieinerinae. Eine sehr vollständige Uebersicht und um-
sichlige Beurtheilung aller diese Familie behandelnden Arbeiten hat
Hagen in der Ent. Zeit. S. 354. geliefert, und dabei Gelegenheit ge-
funden, zahlreiche synonymische Berichtigungen mitzutheilen.
IVeuroptera.
Heinerobini. Von Menetries (Ins. rec. p. Lehm.) wurde
Ascalaphus int ermedius als neue Art beschrieben und Taf. 6. Fig. 13.
abgebildet ; sie steht zwischen A. ilalicus Fabr. und oculatus Brüll, in
der Mitte und findet sich im Lande der Baschkiren , bei Lenkoran und
selbst in Ungarn.
Pliryganides. Hagen hat (N. Freuss. Frov.-Bltt. Bd. VIL
Heft 6. S. 421. Art. 35.) in Freussen beobachtete Arten dieser Familie
namhaft gemacht.
Hymenoptera.
Ein Verzeichniss der im Königreich Hannover, zumal im
südlichen Theile und am Harze aufgefundenen Mordwespen
hat Wissmann (Ent. Zeit. S.S.) veröffentlicht.
Es schliesst sich genau an Dahlbom's Bearbeitung der Älordwes-
pen an und zählt 115 bereits bekannte Arten auf. Ueber eine neue vom
Verf. aufgestellte, der Familie der Spheginae angehörige Gattung DahU
bomia wird unlen berichtet. Dem Auisatze sind einige schätzbare Mit-
theilungen über Oeconomie und Lebensweise einzelner Arten ein-
verleibt.
^Verzeichniss der im Königreiche Sachsen vorkommen-
den sphexatigen Insecten von H. v. Kies en wetter« (Ent.
Zeit. S. 86.). Enthält 97 bekannte und eine neue Art, über
die letztere, Rhopalum nigrimm, s. unten.
205 Schaum: Bericht über die Leistungen in der Entomologie
Fauna hymenopterolog-ica volgo-uralensis. Farn. III. Sphe-
gidae Latr. auct. E. Eversmann (Bull. d. Mose. st. XXII.
P. II. S. 359.).
Diese Abiiandlung bildet die Forlsetzung der im Berichte für 1847
angezeigten Arbeit desselben Verf. über die Blatt - und Holzwespen
des Faunengebietes zwischen der Wolga und dem Ural, sie umfasset die
in dem ersten Bande von Dahlhom's Hymenoptera europaea behandelten
Familien und die Scolien , und zählt gegen 170 Arten auf, von denen
sich die meisten über einen grossen Theil von Europa verbreiten, un-
ter welchen sich aber auch viele neue befinden. In der Systematik und
Nomenclatur ist der Verf. durchaus Dahlbom gefolgt, die von Diesem
bereits beschriebenen Arten sind nur mit Diagnosen versehen, die neuen
dagegen ausführlicher charakterisirt ; ich werde diese unten bei den
einzelnen Familien namhaft machen.
Einige neue spanische Hymenopteren hat L. Dufour
(Ann. d. sc. natur. 3. ser. t. XI. Zool.) beschrieben und ab-
gebildet.
Newport hat zwei Abhandlungen „On the anatomy et
development of certain Chalcidae and Ichneumonidae, compa-
red with their special economy and instincts P. I et II. P. II.«
der Linnean Society vorgelegt, von denen Auszüge in Gard.
Chron. S. 183. und in den Ann. of nat. bist. 2. ser. Vol. IV.
S. 277 und 286 mitgetheilt sind , über die ich aber erst be-
richten werde , wenn sie vollständig in den Trans, of the
Linn. Soc. erschienen sein werden.
Grube hat sich (Müll. Ar eh. f. Anat. und Phys. 8.47—
74. Taf. 1.) mit der Frage beschäftigt, ob den Wespen- und
Hornissenlarven ein After fehlt oder nicht , und hat dabei
seine Untersuchungen auch auf den Darmkanal anderer Hy-
menopterenlarven, namentlich der Bienenmaden ausgedehnt.
Jene Frage beantwortete der Verf. , nachdem er die Angaben
früherer Entomotomen übes den Nahrungskanal der Wespen - , Horn-
nissen - und Bienenlarven vorausgeschickt hat, dahin, dass allerdings ein
gerader, am Hinterende frei mündender Wahrungskanal vorhanden ist,
dass aber nur die Muskelhaut desselben ein fortlaufendes Bohr bildet,
die Innern Häute des Magens blind endigen, die innere Haut des Darms
blind anfängt , und dass der Darm nur das Secret der Malpighi'schen
Gefässe aufnimmt, diese also nichts zur Verdauung beitragen können,
während des Jahres 1849. 207
vielmehr, wie sich auch ;.us der Prüfung ihres Inhalts ergiebt, als Harn-
gefässe zu betrachten sind. — Der grosse, ovale, den ganzen innern
Körperraum einnehmende Magen geht vorn in einen ganz kurzen ziem-
lich starken Oesophagus, hinten durch eine Einschnürung in einen
ebenfalls kurzen, mit einer gelblichen Flüssigkeit gefüllten, fast kug-
ligen Darm über, der zuweilen gegen die Leibeswand gedrückt ist und
dann leicht übersehen wird. Die Muskclhaut des Yerdauungskanals
umgiebt die einzelnen Theile, namentlich den Magen, ziemlich lose und
besteht aus deutlichen quergestreiften Ringmuskeln, bei starker Yer-
grösserung zeigt nc auch Längsmuskeln. Unter der Muskelhaut findet
sich eine Schicht platter Zellen und darauf folgen nach innen Epithe-
liumlagen, die aus mehreren, oft 5—7, Blättern bestehen, und ein gan-
zes System von eingeschachtelten hinten geschlossenen Säcken bilden.
Das Gewebe derselben ist struclurlos, die innerste zeigt in die Höhle
des Sacks hineinragende Längsfalten. Die Zwischenräume zwischen
diesen Längsfallen erscheinen roth carrirt ; dieses soll, nach dem Verf.,
daher rühren, dass sich in den äussern Epitheliumblättern zarte mit
einem rothen Inhalt gefüllte Kanäle befinden, welche als aufsaugende
Gefässe zu betrachten seien und ihre rothe Färbung den von aus-
sen in den Magen aufgenommenen Stoffen verdankten. — Der Inhalt
des Magens ist stets roth , er enthält viele Parlikelchen von Insecten,
und der rothe Stoff scheint das Pigment von Insectenaugen zu sein. Aus-
ser diesen thierischen Ueberbleiseln finden sich zahlreiche Pollenkörner
darin. — Der auf den Magen folgende , vom Verf. als Darm bezeich-
nete blasenartig aufgeblähte Theil zeigt ebenfalls eine der Muskelhaut
anheftende Zellenschicht, sein Fpithelium besteht aber nur aus einer
Lage; der Sack, welchen dasselbe bildet, mündet hinten durch die
Oeffnung , die im vollkommenen Insecte den After darstellt. Dieser
Sack ist vorn geschlossen, und fungirt, insofern er nur den Inhalt der
vier grossen grünlich gefärbten Malpighi'schen Gefässe aufnimmt, nicht
eigentlich als Darm, sondern als Harnblase. Die Malpighi'schen Gefässe
der Larven werden, nachdem diese sich zur Verpuppung eingesponnen
haben, immer kleiner, und verkümmern allmählig, während die zahl-
reichen für das vollkommene Insect bestimmten, den Pylorus wie einen
Kranz weisser Fäden umgebenden Harngefässe deutlicher hervortreten.
— Spinngefässe sind bei den Wespenlarven vier vorhanden, jederseits
eins an der Rücken- und eins an der Bauchseile, sie vereinigen sich
erst zu zwei, dann zu einem Stamme, der au der Überlippe ausmündet ;
sie scheinen zugleich die Stelle dei Speichelgefässe einzunehmen.
Ob während des Larvenlebens eine Entleerung des Mageninhal-
tes durcli den Mund erfolgt , ist zweifelhaft. Beim Uebergang in den
Puppenzustand öffnet sich der geschlossene Pylorus des Magens, und es
wird der ganze Epilhelialsack des Magens mit seinem Einschlüsse ent-
leert. Der blasenfüunige Darm geht in einen kurzen geraden Kanal
208 Schaum: Bericht über die Leistungen in der Entomologie
über, und das Epilhelium des Nahrungskanals stellt ein bis zum After
lorllaufendes Rohr dar. Im weitern Verlaufe der Verwandlung streckt
sich die Speiseröhre und iässl an ihrem u'itern Ende eine blasige Er-
weiterung (den Honigmagenj sehen , der Magen bildet eine Spiraldre-
hung, am Darm tritt eine dünnere und dickere Abtheilung hervor.
Der Nahrungskaual der Ameisenlarven zeigt eine grosse Ueber-
einstimmung mit dem der Wespen , am Magen der Eormica herculeana
fand der Verf. nicht weniger als 10 Häute ; auch die Ichneumonenlar-
veu verhielten sich ähnlich, nur konnte hier bloss eine Epitheliumlage
erkannt werden. Der Magen der Bienenlarven ging aber in den hinten
geöffneten Darm über und zeigte nur eine einfache, ziemlich dicke Epi-
theliumschicht ; am Fylorus münden zwei grosse und ein Kranz klei-
ner Harngefässe. Die Made von Cynips zeigte wieder viele Ueberein-
slimmung mit den Bienenlarven.
Tentlirediuetae. Von Bremi (Ent. Zeit. S. 92.) wurden
als neue Arten aufgestellt: Lijda H artigii, Synairema alpina, JYe-
matus vesicator, Lophijrus pulchr icornis, Schüocera pallipe s
und inaequalis, sämmtlich aus der Schweiz. Die Larve des Nema-
tus lebt in sehr grossen blasenartigen dünnwandigen Gallen an dej
Blättern von Salix purpurea.
Sundevall beschrieb die Verwandlung einer neuen Art von
Fenusa, F. Vlmi, deren Larven im Blattparenchym der Hüster leben.
Die Diagnose des vollständigen Insects lautet : nigra, nitida, tibiis 4
anterioribus apiceque femorum 2 anticorum pallidis, alis fuscis, pelluci-
dis, nigro-fusco nervosis, antennis linearibus articulis 9, nullis obliquis.
Long. 4 millim. (Forh. ved Skand. INaturf. 4 möde p. 240.)
Eine neue Art ist ferner Tarpa Levaillantii Lucas (Expl.
de l'Alg.)
VY e s t w 0 0 d erläuterte (Gard. Chron. S. 597.) die Naturgeschichte
von Foenula pumila, deren Raupe in den Himbeerblättern minirt.
IJrocerata. Als neue Arten sind aufgestellt: Oryssus plu-
micornis von Guerin (Lefeb. Voy.) aus Abyssinien und von Port
INatal, Cephus flavico rnis von Lucas (Expl. de l'Alg.).
Aus dem vorigen Jahre ist hier nachzutragen, dass nach T is eb-
be i n's Beobachtungen (Ent. Zeit. 1848. S. 160.) Cephus pygmaeus und
C. spinipes , wie dies bereis Klug vermuthet hatte, Männchen und Weib-
chen einer Art sind.
Eine Mittheilung Doubleday's (Froc. of the zool. Soc. S. 95.)
über die Lebensweise der Larven von Sirex gigas bestätigt nur früher
Bekanntes.
während des Jahres 1849. 209
Iclmeumouides. Die Aufzählung der in der Gegend von
Aix vorkommenden Ichneumonen hat Boy er de Fo n s colombe (Ann.
d. 1. SOG. entom. S. 211.) forlgeselzl (s. Jahresber. f. 1847. S 133)
Der vorliegende Theil enthält 7 Arten von Mesoleplus, 30 von Tryphon]
« von Exochus, 1 von Scolobates, 3 von Tragus, 1 von Alomya. Sechs
Arten der Gattung Tryphon werden als neu beschrieben , nämlich Tr
breviusculns, rufonotalns, Iflnvescens, debilis, delica-
tus fulvescens. Die Bestimmung vieler Arten ist zweifelhaft ge-
blieben, dieselben werden daher näher bezeichnet.
Kevue des Anomalons de Belgique parWesmael (Bull.de
1 Acad. d. Belg. t. XVI. P. II. S. 115.). - Die hierher gehörigen Arten
werden vom Verf. auf folgende Weise in fünf Untergattungen vertheill :
Sch^,oloma; oculi glabri, clypeus margine apicali late reflexo et
bilobo , mandibulae dentibus duobus inter se valde inaequalibus apice
mstructae, tarsi postici articulo primo duplo circiter longiore quam se-
cundo, maris unguibus basi abrupte compresso-dilatatis, feminae tere-
bra valvis lanceolato-linearibus. 1 A. S. amictum Grav. - Hetero-
pelma; oculi glabri, labrum exsertum , clypeus margine apicali late
rotundato, mandibulae dentibus duobus inter se valde inaequalibus apice
mstructae , tarsi postici art. primo quadruple longiore quam secundo,
maris unguibus basi abrupte dilalato-compressis, terebra feminae ut in
praec. H. calcator (A. xanthopus? Grav.). - Exochilum; oculi
glabri, labrum exsertum, clypeus margine apicali truncato , mandibulae
dentibus duobus inter se inaequalibus , tarsi p. art. primo duplo circ.
longiore quam secundo, unguibus gracilibus, terebra feminae ut in praec.
E circumflexum Grav. _ Anomalon; oc. glabri, labrum recondilum,
clypeus apice medio acutangulo vel apiculalo, mandibulae dentibus duo-
bus subaequelibus , tarsi p. art. primo duplo circ. longiore quam se-
cundo, ung. gracilibus, feminae terebra valvis apicem versus dilatatis,
rarissime linearibus. A. armatum (xanthopus? Grav.), belli casum
{rußcornel Grav.), biguttalum Gray. , heros, cerinops Grav., ni-
gricorne, perspicuum, flaveolatum Grav., clandestinum Grav.,
anxtum, unigultatum Grav., varitarsum, debile, tenuicorne Grav.,
brevicolle. — Trich o mm a ; ocuW h\vl\ , labrum reconditum, cly-
peus apice medio acutangulo vel apiculato, mandibulae dentibus duob.
subaequalibus, tarsi p. art. primo duplo circ. longiore quam secundo,
unguibus gracilibus, terebra feminae valvis linearibus. T. enecafor Grav.
und fulvidens n. sp.
«Notice sur les Ichneumonides de la Belgique appartenant aux
genres Metoptus , Banchus , Coelocenlrus, par Wesmael« (Bull, de
1 Acad. de Brux. 1849. I. S. 620-634). _ Die Charaktere der Gattung
JMetop^us werden hier in folgender Weise festgestellt: Facies subcon-
cava, margme elevato circumdata; palpi max. artic. secundo incrassato :
scutellum marginibus laleralibus elevatis , angulis apicalibus prominu-
Archiv f.Naturgesch. XVI. Jahrg. 1. Bd. q
210 Schaum: Bericht Aber die Leistungen in der Entomologie
lis ; aiae areola cubitali secunda subrliomboidali ; tibiae intermediae
calcare unico apice instruclae ; abdomen sessile, subcylindricum, tere-
bra feminarum recondita. Die iiier beschriebenen belgischen Arten
sind : M. dissectorius Panz. (sicarius Grav.) , fuscipennis n. A. (^scrobi-
culatus? Ratz.), connexorius n. A. , sehr ähnlich dem M. necato-
rius ; migratorius Grav. ($ necatorius Grav.), anxius n. A., nur im
weiblichen Geschlechte bekannt, dentatus Fabr. Grav. — Banchus ent-
hält 4 A.: cojnpressvs Gr., piclus Gr., falcator Gr. , monileatus Gr., der
letzte bildete eine besondere Untergattung Corynephanus, weil das
letzte Glied der Maxillartaster beim Männchen fadenförmig, an der Spitze
geknöpft ist. — Von Coelocentrus sind 2 A. : excitator Grav. (-71 Ma^
crus croceicornis Grav.) und caligatus Grav. aufgeführt, die vielleicht
nur Abänderungen von einander sind.
Unter dem Titel: „Adnotationes ad descr. Ichneumonum Bel-
giae« gab Wesmael (ebenda S. 37 — 44.) Wachträge zu den Beschrei-.
bungen von 24 in seiner früheren Schrift enthaltenen Arten.
Sphaetes crassicrus ist als neue Gattung und Art der Ichneumo-
nes cryptici von ßremi (Ent. Zeit. S. 95.) aufgestellt worden. Das
einzelne Weibchen ist in Graubünden gefangen. Die Gatlungscharak-
tere hat der Verf. in der Beschreibung nicht von den Artcharakteren
getrennt, ich habe sie daher hier nicht mittheilen können.
Als neue Arten sind beschrieben :
Von Ratzeburg (Ent. Zeit. S. 131.) Cubocephalus Germari,
zur Zeit nur im weiblichen, und Pimpla pr oces sioneae, nur im
männlichen Geschlechte bekannt ; beide aus Gastropacha processionea
erzogen.
Von Lucas (Expl. de l'Alg.) : Mesoleptus flavosi gnatus ,
Ichneumon rubro-cinctus, flavomaculatus , Cryptus Levail^
lantiif bicolor, armatus, annulico rnis , Collyria erythro-'
gast er, armata, Anomalon affine, Bassus flavipes, Lissonota
fla-oipes, Glypta erythrogaster, Pimpla'i nigrolineata.
Von Guer in- Mene ville: Ichneumon frontalis aus Abyssi-
nien und vom Cap, Cryptus aus tralis aus Abyssinien.
Bracouicles* Eine neue Gattung Gastro theca ist von
Guerin-Meneviile (Lefeb. Voy.) errichtet worden, sie stimmt mit
Chelonus und Ascogaster darin überein , dass das Abdomen aus einem
Stücke zu bestehen scheint, welches alle andern Segmente bedeckt, und
unterscheidet sich von jenem durch glatte Augen und die von der ersten
Discoidalzelle getrennte erste Cubitalzelle, von Ascogaster durch das mit
Dornen besetzte Abdomen und durch die Gestalt der Flügelzellen. G.
für c ata neue Art aus Abyssinien.
Derselbe beschrieb (ebenda) Spinaria inermis, neue A. aus
Abyssinien.
während des Jahres 1849. 211
Von Lucas (Expl. de l'AIg.) sind aufgestellt: Bracon distin-
ctus, erythrothorax, Vipio al giricus , Rogas bicolor, Aga^
thitis Rovaei {erythromelas Brüll.), Brullaei , thor acica, Che-
lonus ruhripes, erythro gaster.
Cynipseae* Kollar machte (Sitzungsber. der Wiener Aca-
demie S. 317.) auf die verschiedenen Galienformen aufmerksam, wel-
che die Knoppervvespe Cynips calicis erzeugt. Sie bringt, wie be-
kannt , an Quercus pedunculata durch eine Verletzung des Fruchtbo-
dens die mit dem Namen der Knopper belegte Galläpfelform hervor,
welche Gegestand des Handels ist . ausserdem aber noch an anderen
Theilen andere Gallformen, welche weniger Gerbstoff enthalten und nicht
gesammelt werden, z. ß. sticht sie die Blattknospe an, welche sich in
einen grossen mit konischen Höckern besetzten Gallapfel verwandelt.
Dieser Gallapfel enthält in der Milte seines Gewebes eine dünnwandige
erbsengrosse Kapsel, in welcher die Verwandlung der Wespe vor sich
geht. Hartig hat die daraus erzogene Wespe Cynips hungarica genannt,
sie ist indessen mit C. calicis identisch. Eine eigenthümliche Gallen-
form erzeugt die Knopperwespe ferner an den jungen Früchten von
Q. sessiliflora und Q. pubescens. C. caput medusae und C. argentea
Hartig sind ebenfalls mit C. calicis einerlei, welche über Ungarn, die
Donaufürstenthümer , Oestreich , Steiermark, Mähren und Baiern ver-
breitet ist.
Proctotrupii* Zwei neue Arten sind von Lucas (Expl. de
l'Alg.) beschrieben worden: Epyris pulch ellus , Scleroderma ur^
ficornis.
Cfialcidiae« Von Newport wurde (Gard. Chron. n. 12.
S. 183. Ann. of nat. bist. 2. ser. t. IH. S. 513. t. IV. S. 278.) eine
neue Gattung und^Art, Anthophorabia retusa, aufgestellt, die sich
als Parasit in den Nestern von Anthophora retusa findet und im männ-
lichen Geschlecht durch Anwesenheit einfacher und Mangel zusammen-
gesetzter Augen, durch verkürzte Flügel, sehr erweitertes, unten aus-
gehöhltes zweites und sehr grosse mittlere Fühlerglieder ausgezeichnet
ist. Die Gattungsdiagnose lautet: Fem.: caput thorace latius; antennae
6-articulatae, pilosae, articulis 2do, 3tio, 4to ötoque subaequalibus, 6to
clavam elongalo-ovalem efformante , Ihorax abdomenque longitudine ae-
quales ; alae vena mediana bifida; tarsi 5-articulati. Mas: antennae
4-articulatae , artic. basali arcualo , niagnopere dilatato , inferne exca-
vato , 2do cylindrico , 3tio magno globoso , 4to elongato-ovali , oculi
stemmatosi; alae abbreviatae. — Newp. fand auch die Larven, ge-
wöhnlich zu 20 — 30 in einer ßienenzelle, sie verpuppen sich gewöhn-
lich zu Ende des Sommers, oft aber auch erst im nächsten Frühjahr.
Da die Weibchen keinen üvipositor haben und beide Geschlechter in
geschlossenen ßienenzellen lebend gefunden wurden , da ferner die
212 Schaum: Bericht über die Leistungen in der Entomologie
Männchen nur einfache Augen haben , so schliesst N.,dass das Weib-
chen befruchtet werde, ehe es die Zelle verlässt, und dass es seine
Eier in neue Zellen lege, während diese noch offen sind.
Westwood beschrieb (Proc. of the ent. Soc. V. S. LXV., Card.
Chron. n. 19. S. 295., Ann. of nat. bist, IV. S. 288.) dasselbe oder ein
nahe .verwandtes, ebenfalls in den Western der Anthoph. retusa leben-
des Insect unter dem Namen M elitohia Audouini in folgender
Weise: antennae maris 9- articulatae , art. 1. maximo , subtus apice
excavato, art. 4., 5., 6. minimis, feminae simplices, 8-articulatae , art.
tribns ultimis in utroque sexu clavam ovalem formantibus ; mas coecus,
femina oculis ocellisque instructa, alae maris abbrevialae, feminae ma-
gnitudinis ordinariae, alae vena ordioaria Eulophorum lyplcorum in-
structae ; tarsi quadriarliculali. Westw. behauptet die Gattung schon
1847 in den Proc. of the ent. Soc. durch eine kurze Notiz kenntlich
gemacht zu haben , und glaubt für seinen Namen um so mehr die
Priorität beanspruchen zu müssen, als sich in Newport's Charakteristik
verschiedene Fehler eingeschlichen hätten, wie sich dies aus der Ver-
gleichung beider Diagnosen ergebe. Darüber hat sich eine Polemik
zwischen Newport (Ann. of. nat. bist. III. S. 513, IV. S. 122.) und
Westwood (ebenda IV. S. 39.) entsponnen , die indessen hinsichtlich
der Identität beider Insecten zu keinem positiven Resultate geführt hat.
Newport beobachtete (Ann. of nat. bist. 2. ser. vol. IV. S. 279.)
auch die Larven eines Monodontomerus , der sich nachträglich als M.
obsoletus ausgewiesen hat, als Parasiten in den Nestern der Anthophora
retusa; da sie haarig ist, glaubt der Verf., dass sie sich nicht im In-
nern der Bienenlarven entwickele, sondern von dem für sie aufgespei-
cherten Pollen zehre. Das Weibchen durchbohrt, um seine Eier abzu-
legen, die schon geschlossenen Bienenzellen mit seinem üviposilor.
Smith theilte (ebenda S. 281.) seine Beobachtungen über die-
selben Larven mit, nach diesen schmarotzen sie äusserlich an den Bie-
nenlarven und Puppen.
F. Walker hat 13 von Wollaston auf Madeira gesammelte
Chalcidier aufgezählt und die unter denselben befindlichen neuen Arten
ausführlich beschrieben. Die letztern sind Isosoma Mad er ae ^ Dicy"
clus AmagCf Pleromalus Carinus, Ft. Anaxis , Pt. Scopas, Pl.
Calamis, Cerchysius Euphranor, Tetrastichus fl avifrons, T.
Silius (Ann. of nat. bist. II. ser. vol. IIL S. 204.).
Neue Arten sind ferner: Torymus albomaculalus und Diplo-
lepis anthidiorum Lucas (Expl. de l'Alg.).
L. Dufour gab (Ann. d. sc. nat. 3. ser. Zool. t. XI. pl. V.) eine
neue Beschreibung von Brachymeria pectinicornis (Chirocera pectini-
cornis Latr.) nach beiden Geschlechtern , und wies nach, dass die nur
auf das Männchen gegründete Gattung Chirocera Latr. unhaltbar sei.
während des Jahres 1849. 2I3
^ P * ,^*»'y***«'«««- E'ne Anzahl neuer Arten ist von L u c a s f Expl
de lAlg.) beschrieben worden: CÄr^s.'s tafnensis, affinis, veV-
s^color, dtves, insignis, barhara, oraniensis, Blanchardi
umcolor, tricolor, cirtana, Elampus chlorosoma, Hedvl
chrum numidicum, mauri tan icum, fastuosum, micans Fell
mann i i, Cleptes afr a. '
Chrysis ignila ist nach Labouibene (Bull. d. 1. sog. ent d
Fr. S. XXVIII.) ein Parasit von Ptosima noveminaculata.
Splieginae. Eine neue Gattung Dahlhomia errichtete
W.ssmann (Ent. Zeit. S. 9.) auf Mi^nesa atra Fabr., welche genau
zwischen M,mesa und Psen in der Mitte steht. Die Vorderflügel stim-
men wegen der nicht in die zweite, sondern erst in die dritte Cubital-
Zelle einmündenden zweiten zurücklaufenden Ader genau mit der letz-
tern Gattung, Während die erste hinter dem Anfange der Cubitalader
und zwar schief, geschlossene Analzelle der Hinterflügel mit Mi-
mesa übereinstimmt. Von beiden unterscheidet sich Dahlhomia durch
die auffallende D.fformität der männlichen und weiblichen Fühler- sie
scheint, nach den Beobachtungen des Verf., ein Sandbewohner zu'sein.
Neue von Evers mann (Bull. d. Mose. XXII. P. II.) aufgestell-
ten Arten aus der Gegend zwischen der Wolga und dem Ural sind -
Mimesa exarata, nigrita, Psammophila atrocyanea, Sphex mii
cans, songarica, desertorum.
Neue Arten sind ferner :
Sphexnigrita,affinis L u ca s (Expl. de l'Alg.) ; Pronaeus
apicahs Guerin (Lefeb. Voy.) aus Abyssinien.
Ueber die Lebensweise einiger hierher gehörigen Arten hat
Smith (Newm. Zool. S. 2550.) einige Beobachtungen mitgelheilt.
Pompilii. Als neue Arten sind beschrieben:
Von Eversmann (a. a. 0.): Pompilus fasciatus, rufi,
ceps, affvms, variabilis, strigosns, Salius Hellmanni,
Agemafallax, Priocnemis flatus, Trigonalis aterrima.
DediTr'''-''" '""'""''''' ^'^^^'' ^^^-^^ Pompilus heros,
JJedjaz,, Tarnt sieri.
fiarratae. Neue Arten sind:
Tachytes aurifrons, albocincla Lucas (Expl. de l'AIff ^
Larva abdominalis Guerin (Lefeb. Voy.) aus Abyssinien.
Bembecides. Neue Arten sind: Stizus aberrans, Inniger
und concolor Eversmann (a. a. 0.).
Crabronites. Die neu aufgestellten Arten sind :
Von Kiesenwetter (Enf. Zeit. S. 91.) Rhopalum nigrinum
vom salzigen See bei Eisleben, von H. tibiale durch geringere Grösse,
214 Schaum; Bericht über die Leistungen in der Entomologie
einfache schwarze und gelbe Färbung , tiefe Stirnfurche u. s. w. un-
terschieden.
Von Eversmann (a. a. 0.): Harpactes annulatusj Hoplisus
puncluosus, Gorytes croceipes, Fhilanlhus decemmaculatus
Anthophilus Hellm anni , Cerceris elegans, fodiens, dorsalis,
bracteata, cornuta, laminata, fulvipes, Crabro (Crossoce-
rus) breviSf gracilis, Cr. (Ceratocolus) camelus, hyb riduSf
der letzte zwischen den Untergattungen Ceratocolus und Thyreopus
Dablb. in der Milte stehend.
Von Lucas (Expl. de l'Alg.) Philanthus Dufourii.
Von L. Dufour (Ann. d. sc. nat. 3. ser. Zool. t. XL pl. 5.) Cer-
ceris quadrimaculat a, t enuivittat a, dorsalis von Madrid.
Smith hat (Newm. Zool. S. 2550.) von einigen Arten dieser
Familie angegeben, welche Insecten sie als Futter für ihre Larven ein-
tragen.
ücolietae* Eversmann beschrieb (a. a. 0.) als neue Ar-
ten: Scolia sarep tana (= interrupta Fabr. $) , grisea (= quin-
quecincta Fabr.), vetula, concolor, laeta, amabilis , fallax
(= signata Fabr. $) , Tiphia formicula, abn ormis , Meria sex-
punctata, alle aus dem Gebiete zwischen der Wolga und dem üraL
Eine neue Art aus dem asiatischen Russland ist Scolia garrula
von Erichson in dem von Menetries herausgegebenen Catalogue
des ins. recueillis par Lehmann (S. 89.) beschrieben.
Lucas macht (Expl. de l'Alg.) Scolia distincta, varico-
lor , Myz4na Guerinii , oraniensis und Tiphia brevipennis
bekannt.
Sapyg-ites« Zwei neue spanische Arten, Sapyga octo gut-
tata und fiducaria sind von L. Dufour (Ann. d. sc. nat. 3. ser.
Zool. t. XL pl. V.) beschrieben und abgebildet worden.
JHiitillariae. Als neue Arten sind beschrieben :
Von Lucas (Expl. de l'Alg.): Mutilla or aniensis , dorsa-
lis, rubr 0 ein cta, bicolor, capitata, luctuosa , affinis,
unirincta, unimacu lata, quadrimacul ata, rubricollis,
tabida, erythroc ephala.
Von Guerin-Mene ville (Lefeb. Voy.) Mutilla Brucei aus
Abyssinien.
Von Erichson (Menetries Calal. d. ins. rec. p. Lehm. S. 90.)
Mutilla funeraria, nur im weiblichen Geschlecht bekannt, von INovaia
Alexandrovskaia.
F'orniicariae« Als neue Arten sind beschrieben :
Von Lucas (Expl. de l'Alg.): Myrmica algirica, teslaceO'
pilosUf Typhlopona oraniensis.
während des Jahres 1849. 215
von G ue ri n- IM ene vi 1 le (Lefeb. Voy.) : Jtft/rmtca tigrecnsis,
Ponera abyssinica aus Abyssinien.
Vespariae« Neue Arten sind ;
Polistes huchar ensis Erichson aus derBucharei, in Mene
Iries' Catal. d. ins. rec. p. Lehmann S. 91. aufgestellt,
Synagris mir ab ilis, abyssinica , Odynerus ardens Guerin-
Meneville (Lefeb. Voy.).
Die Lebensw^eise und Verwandlungsgeschichte von Eumenes in-
fundibuliformis OWv. (Olieveri Lepell.) hat Perris (Ann. d. 1. soc. ent.
S. 185.) beschrieben und durch Abbildungen (1. c. pl. VII. N. II.) er-
läutert. Die Larve und das Nest haben grosse Aehnlichkeit mit denen von
Eumenes coarctata, welche durch Goureau bekannt geworden sind ; ein
Irrthum ist es aber, wenn der letztere den Larven nur 12 Körperringe
zuschreibt, da sie ohne den Kopt dreizehn haben. (Vallot Bull. d. 1.
soc. entom. S. LXXIV. ist der Meinung , dass das von Perris beschrie-
bene Nest nicht das der Eum. infundibuliformis, sondern das der Cha-
licodoma muraria ist.)
Apiariae. Als neue Arten sind beschrieben worden von L.
Dufour (Ann. d. sc. uat. 3. ser. t. XL pl. V.): Lithurgus nasutus
von Madrid.
Von Lucas (Expl. de l'Alg.) : Anthophora nigromaculala^
Eucera ruficornis, Xylocopa cirtana, Andrena dist incta, ine-
lanosoma, cirtana, A.l alb opil o s a, A.'i annulipes, Halictus
albomaculatus , a Ibo cinctus, Nomia per fo rata, flavilabris,
albo cincta, Osmia luctuo sa^ metallica, Anthidium Klugii,
Chelostoma mauritanica, Dioxys chalicoda, Nomada parvula,
flavomaculata, variabilis, ]V? albomaculata.
Von Erichs on (in Menetr. Cat. d. ins. rec. p. Lehm.): Eucera
chry sur a, Nomada dives , Megilla tersa und monach a.
Von Smith (Newman's Zoog. App. S. XLI) : Nomada rubra,
(ebenda S. LVIII.) Megachile odontura , Osmia purpur as cens,
Halictus gramineus , Andrena ex tricata , frontalis, constri-
da, similis, alle aus England.
F. Smith hat (Ann. of nat. bist. vol. IV. S. 438.) Herrich-
SchäfFer's Auseinandersetzung der europäischen Nomaden (Germ. Zeit-
schr. f. Ent. 1. S. 267.) einer Revision unterworfen , welche besonders
in synonymischer Beziehung werthvolle, auf den Vergleich der Kirby'-
schen Originalexemplare gegründete Berichtigungen enthält. iV. pleu-
rosticta Schaff, wird vom Verf. als Varietät von N. ferruginata L. an-
gesehen ; JY. germanica Panz. ist das Männchen von ferruginata ; zu N.
furva Panz. (minuta Schaff.) gehören als weibliche Individuen Apis
rufocincta und Sheppardaria Kirby , während die von Schäffer hierher
gezogene Ap. flavogultata Kirby eigne Art, und A. leucophthalma Kirby
216 Schaum: Bericht über die Leistungen in der Entomologie
Varietät des Männchens von N. ruficornis ist; N. conjungens Schaff, ist
Abänderung von ruficornis ; JV. rostrala Schaff, das Männchen von Apis
flavoguttata Kirby ; iV. melanostoma Schaff. Abänderung von N. lateralis
Fanz. ; mit N. ochrostoma Kirby ist Ap. Hillana Kirby und N. vidua
Smith zu verbinden ; N. flava Panz. Männchen von N. ruficornis ; N.
neglecta Schaff. Männchen von N. Roberjeotiana Pz. ; mit JV. solidagi^
nis sind A. picta und rufopicta Kirby als Weibchen zu verbinden ; N.
afßnis Schaff, ist Abänderung und N. allernata Kirby., Schaff. Männ-
chen von N. Marshamella Kirby.
Derselbe theilte (Newm. Zool. S. 2370.) seine Beobachtungen
über die Oeconomie von Halictus abdominalis {^ s= Melitta fulvocincta
Kirby), H. morio^ Andrena nigro-aenea und Sphecodes subquadratus mit.
Halictus hat zwei Generationen, ebenso Sphecodes, die letztere Gattung
gilt ziemlich allgemein für parasitisch, die Erfahrungen des Verf. spre-
chen aber dagegen.
Boheman fand ein fünf Cocons enthaltendes Nest von Osmia
aurulenta Latr, {Apis Tunensis Kirby) in einem Schneckenhause von
Helix hortensis (Vet. Öfers. 1848. S. 118.)
Romand bildete (Ann. d. 1. soc. ent. d. Franc. Bull. S. XXXIV.
T. 7. N. 1.) einen merkwürdigen Anhang ab , welchen der Kopf bei
den Männchen der Gattung Chrysantheda trägt; er sitzt mit einem Stiele
auf der Mitte der Stirn in einer länglich eiförmigen Grube und scheint
leicht verloren zu gehen , da man in den Sammlungen meistens nur
Exemplare ohne denselben antrifft.
liepidoptera.
H er r ic h-Sc h ä ff er's „Systematische Bearbeitung der Schmet-
terlinge von Europa ist mit dem 37sten bis 40sten Hefte fortgesetzt
worden. Im Texte ist auf Bogen 25 — 30 des zweiten Bandes die Be-
arbeitung der NoctuO'bombyces weitergeführt worden , Bogen 11 — 16
des vierten Bandes enthalten den Schluss der Cratnbiden und die Pyra-
lididen.
In der Familie der Noctuo - bombyces ist die Gruppe der eigent-
lichen Noctuiden, deren Bearbeitung hier begonnen ist , in folgender
Weise charakterisirt : Flügel im Verhältniss zum Körper massig gross,
ziemlich robust, ungelheilt, die vordem führen 12, seltner nur 11 Rip-
pen, darunter eine freie Innenrandsrippe, die hintern haben acht, dar-
unter zwei freie Innenrandsrippen. Beine ziemlich lang, stark be-
spornt und abstehend behaart oder beschuppt, die hintersten Schienen
fast immer bedeutend länger als die andern. Nebenaugen immer vor-
handen. Fühler borstenförmig, bei einigen Arten kammzähnig, bei fast
allen gcwimpert, -— In dieser Gruppe sondern sich zunächst einige
Formen ab, deren Raupen durch ihre Behaarung ein ganz spinnerähß-
während des Jahres 1849. 217
liches Ansehen haben. Herr.-SchälT. bildet aus ihnen die Zunft ßom-
bycoidae, welche folgende Gallungtn enthält : Denias Steph. (1 Art),
Moma H. (1 A.), Dipthera 0. (1 A.), Biloba Boisd. (l A.), Clidia B.
(l A.), Simyra Tr. ((4 A.), Acronycla 0. (l4A.), Bryophila Tr. (8 A.)
~ Eine zweite Zunft bilden die Orlhosidae; bei den meisten dahin
gehörigen Gattungen ist die fünfte Rippe der Hinterflügel schwächer
als die übrigen, und Thorax und Hinterleib sind ohne Schöpfe. Dies
findet statt bei: Trachea 0. (l A.), Asleroscoptis B. (2 A.) , Tethea H.
(l A.) , Milhijmna 0. (1 A.) , Grammesia Steph. (1 A.) , Orthosia H.
(43 A.), Rusina Steph. (l A.), Caradrina 0. (19 A.) , Hydrilla B. (2
A.), Slilbia Steph. (1 A.), Xanthia ü. (7 A.), Gorttjna 0. (5 A.) , Hy-
drooecia Guen. (5A.), Mesogona ß. (2 A.), Plalysienis B, (2 A.), Cos^
mia 0. (9 A.), Cirrhoedia Guen. (2 A.), Chilodes n. gen. (2 A. Ul'
vae H. und dubiosa Tr.), Leucania 0. (36 A.) , Epimecia Gueo. (l .'^.),
l'roxenus n. gen. (1 A. hospes Tr.). — üie fünfte Rippe der Hin-
lerflügel ist ebenso stark als die übrigen bei den Gattungen : Synia
Guen. (1 A.), Brithya H. (2 A.), M ycteroplus n. gen. (l A. puni»
ceago Boisd.), Nonagria 0. (8 A.).
Die hier behandelten, zur Familie der Crambiden gehörigen Gat-
tungen sind : Nephopteryx H. (16 A.), Hijpochalcia H. (15 A.), Eucar^
phia H. (l A.), Epischnia H. (4 A.), Zophodia H. (8 A.) , Asarla Z,
(2 A.) , Ratasa n. gen. (1 A. alienalis Eversm.), AncylosisZ. (1 A.),
Trachonitis Z. (2A.), MyeloisZ. (14 A.), Acrobasis Z. (8 A.), Glypto^
teles Z. (1 A.) , Cryptoblabes Z. (l A.) , Alispa Z. (1 A.), JSyctegretis
Z. (1 A.) , Eccopisa Z. (l A.) , Homoeosoma Curt. (20 A.), Semnia
Guen. (1 A.), Anerastia H. (7 A.), Epheslia Guen. (3 A.), Achroea Z.
(lA.), Melissoblaptes Z. (3A.), Aphomia H. (1 A.), Galleria F. (1 A.).
Die Familie der Pyralididen wird dadurch charakterisirt, dass die
Mittelzelle der Hinterflügel deutlich getheilt ist, und dass ihre vordere
Hälfte schmäler und kürzer ist und in eine Spitze endigt, aus welcher
die sechste und siebente Rippe gemeinschaftlich entspringen. Ausser-
dem findet sich auf Vorder- und Hinter flügeln zwischen der 6ten und
7ten Rippe ein grösserer Zwischenraum. Es gehören hierher nur die
Galtungen : Aglossa Latr. (2 A.) , Hypsopygia H. (1 A.) , Hypotia Z.
(1 A.), Asopia Tr. (11 A.), Pyralis L. (13 A.).
Von Freyer's „Neuere Beiträge zur Schmetterlings-
kunde" ist das 89ste und QOste Heft erschienen.
Die Raupen und Schmetterlinge der Wetterau sind von
G. Koch (Isis 1848. S. 891.) aufgezählt werden.
Das Verzeichniss enthält 97 Arten Papilioniden mit 8 Varietäten,
34 Sphinges, 109 Bombyces, 297 Noctuen mit 3 Varietäten, 173 Geo-
melren mit 1 Varietät , 54 Pyraliden und 1 Varietät, 134 Tortrices und
218 Schaum: Boricbt Über die Leistungen in der Entomologie
4 Varietäten, 237 Tineen nebst 2 Varietäten und 17 Aluciten. Die Mi-
crolepidoptern sind nur namhaft gemacht, bei den Macrolepidopteren sind
in vielen Fällen Angaben über Vorkommen und Lebensweise beigefügt.
Da ausserdem 104 Arten Geometren, Tortrices und Tineae zur Zeit noch
unbestimmt sind, so beläuft sich die Gesammtzahl der bisher in der Wet-
terau beobachteten Schmetterlinge auf 1206 Arten. Anhangsweise ist
eine neue Art Ypsolophus Schmidtiellus v. Heyd. beschrieben.
Ein Verzeichniss der in der Umgegend von Dessau auf-
gefundenen Schmetterlinge hat Richter (Ent. Zeit. S. 80fF.
5. 107 ff. S. 349 ff.) mitgetheilt.
Es reicht bis zu den Pyraliden incl. , ohne etwas Neues zu ent-
halten.
Ein Verzeichniss der würtemb ergischen Lepidopteren
hat Seyffer (Würtemberg. naturw. Jahreshefte 1849. H. 1.)
veröffentlicht.
Es umfasst nur die Macrolepidopteren und zählt 758 Arten auf,
von denen 128 auf die Papilioniden , 47 auf die Sphingiden , 126 auf
die Bombyciden, 254 auf die Noctuiden und 207 auf die Geometriden
kommen.
J. H. Fixsen hat ein Lepidopterenverzeichniss der Um-
gegend von St. Petersburg angefertigt, welches Menetries im
BulL d. Mose. tom. XXII. P. IL S. 164. veröffentlicht hat.
Es sind 766 Arten aufgezählt, welche zwanzigjähriges Sammeln
als in der Umgebung von Petersburg einheimisch nachgewiesen hat ;
eine in Berücksichtigung der nördlichen Lage und des kurzen Som-
mers der dortigen Gegend ansehnliche Zahl. Einzelne Arten bleiben
in manchen Jahren ganz aus , auch ist die Menge der Individuen im
Allgemeinen gering. Dankenswerth ist besonders noch, dass dem Na-
mensverzeichnisse die Erscheinungszeit eines jeden Falters und soweit
dieselbe bekannt, die einer jeden Raupe beigefügt ist.
Schmidt führte (N. Freuss. ProvinzialbL Bd.VIL Heft
6. S. 419.) sieben neuerdings inPreussen aufgefundene Schmet-
terlingsarten an, wodurch die Zahl der in dieser "Provinz bis
jetzt beobachteten Macrolepidopteren auf 752 steigt.
Ein Verzeichniss der von Mann beobachteten Toscani-
schen Microlepidopteren hat Zeller Ent. Zeit. S. 200—223.
S. 231-256. S, 275—287. S. 312—317. zu veröffentlichen
begonnen.
während des Jahres 1849. 219
Es ist sehr reichhaltig und namentlich durch Mann's genaue An-
gaben über Flugort und Erscheinuugszeit der Arten belehrend. Im
vorliegenden Jahrgange sind 148 Geometridae, 75 Pyralidae, 171 Tor-
tricidae, 25 Crambidae, 34 Galleriae und Phycidae anfgezählt, darunter
mehrere neue, welche hier sorgfällig beschrieben sind , und die ich
unten bei den einzelnen Familien namhaft machen werde.
Systematic Catalogue of the British Tineidae et Ptero»
phoridae by. H. T. Stainton. London 1849.
Ist in faunistischer und synonymischer Beziehung wichtig, in sy-
nonymischer besonders dadurch, dass wir hier zuverlässige Aufschlüsse
über die in den englischen Schriften beschriebenen Arten erhalten.
Eine Anzahl neuer Arten und zwei neue Gattungen sind durch Diagno-
sen charakterisirt, die auch in ISewman's Zoologist App. S. XLI. abge-
druckt sind; ich werde sie weiter unten namhaft machen.
In den Mem. de la soc. libre d'emulaüon du Doubs.
Vol. III. P.m. livr. 5 et 6 hat Bruand die Forlsetzung eines
Verzeichnisses der in der Franche-comte einheimischen Le-
pidopteren geliefert.
Die vorliegenden Hefte enthalten den Schluss der Tineiden und
einen Nachtrag zu den andern Familien. Durch den letztem steigt
die Zahl der hier aufgeführten Arten auf 1639. Das Verzeichniss der
Schaben verliert dadurch sehr an Werth, dass der Verf. Zeller's neuere
Arbeiten nicht berücksichtigt hat.
Einen Nomenciator zu den von Rösel abgebildeten eu-
ropäischen Schmetterlingen hat Metzner in der Entom. Zeit.
S. 134—141. geliefert.
„Zur Litteratur der Schmetterlingskunde^' ist der Titel
eines grössern Aufsatzes, den Herrich-Schäffer (Corr.
Bl. des zool. Ver. in Regensburg) veröffentlicht hat, und in
dem die grösseren lepidopterologischen Werke besprochen
und zum Theil kritisirt werden.
Papitiones. Von E. Doubleday's grossem Werke über
die Gattungen der Tagschmetterlinge (The genera of diurnal Lepido-
pler etc.) sind im J. 18i9 acht Hefte (24—31) erschienen. Glückli-
cherweise ist dasselbe durch den im Dec. 1849 erfolgten Tod des treff-
liehen Verf. nicht unterbrochen, sondern 1850 von West wo od fort-
gesetzt worden.
Papilionarii. VonMenetries (Ins. rec. p. Lehm.) wurde
Parnassius Stub bendorfii , von den Ufern des Chorma im Distrikt
220 S chaum: Bericht über die Leistungen in der Entomologie
von Kansk , jetzt als eigene Ärl beschrieben und Taf. 6. Fig. 2. abge-
bildet; früher war sie von ihm als Abänderung von P. Mnemosyne an-
gesehen worden. (S. Jahresber. f. 1846. S. 158.) — Derselbe be-
schrieb (ebenda) mehrere Varietäten von Ismene Helios Nickerl und
bildete eine solche auf Taf. 6. Fig. 1. ab. Die Angabe von Nickerl,
dass der Falter sich in den Kirgisensteppen finde, wird hier berichtigt,
er ist in Wäldern an den Ufern des Flusses Jan Daria im Anfang Mai
häufig. Der bereits vergebene Gattungsname Ismene wird nachträglich
von M. in Htjpermnestra umgeändert.
Chavannes bemerkte (Bull. d. 1. soc. Vaudoise d. sc. nat. t. III.
n. 20.) , dass die beiden Geschlechter mehrerer brasilianischer Papilio-
nen als verschiedene Arten beschrieben worden sind. P. Nephalion
Boisd. ist das Weibchen von P. Proteus; Pap. Dimas B. $ von Po-
lymetus und P. Tros ? von Dardanus.
Boy er de Fonscolombe sprach sich (Ann. d. 1. soc. onl.
d. Franc. Bull. S. XLVIII.) gegen die Artrechte des Papilio Feisthamelü
ans, er hat öfters auf den Baupen von F. Podalirius die braunen Flecken
beobachtet, die nach Levaillant (s. vor. Jahresber. S, 222.) die Raupe
von P. Feisthamelü charakterisiren sollen.
Pierides. Als neue Arten sind aufgestellt:
Von Lucas (Expl. de l'Alg.) Anlhocharis nouna.
Von Guerin-Meneville (Lefeb. Voy.) Pieris brassicoi^
des aus Abyssinien.
Von Doubleday (Proc. of the ent. Soc. V. S. XL VII.) Gone-
pteryx Wallichii aus Nordindien.
Chavannes (Bull. d. 1. soc. Vaud. n. 21.) vervollständigte die
Kenntniss von Terias Leuce ß. und tenella B. durch die Beschreibung
der noch unbekannten Weibchen, machte auf eine Varietät von T. gen-
tilis B. aufmerksam, bemerkte, dass T. Sinoe BoisJ. nur Abänderung
von T. albula, T. Brephos B. von Ehina B. ist, und stellte zwei neue
Arten T. flavescens und pallida »ui , beide aus der Provinz St.
Paul in Brasilien.
Acraeidae. G uerin-Me ne vil 1 e (Lefeb. Voy.) stellte ^.
Doubledayi, neue Art aus Abyssinien, auf, wies nach, dass unter
Acraea serena Fabr. von Godart und Doubleday zwei Arten als die bei-
den Geschlechter vereinigt sind: (1. A. serena Fabr. eponina $ Cram.
manjaca Doubl, var. und 2. A. eponina, ep. $ Cram. , serena ^ God.
Doubl.) und bemerkte, dass A. Sganzinii Bolsd. Doubl. Abänderung
von A. Lycia Fabr. ist.
Nymphali des. In Doubl eday's Gen. of diurn. Lepid. sind
in den Heften 24—31 folgende Gattungen behandelt worden: Pyra-
meis n. gen. (^Atalanta, Cardui) 10 A. -= Junonia Hübn. 41 A., die
in drei Gruppen: Junonia mit 16 A. (z, B. Lemonia L.), Precis mit
während des Jahres 1849. 221
19 A. (Octavia Cr.) und Salamis mit 6 A. (Sabina Cr.) gelheilt wird
— Cynthia FsbT. 1 A. {Arsinoe F.). — Anartia Hübn. 4 A. (Jatrophae
H.). — Cybdelis ßoisd. 5 A. {Sophronia God.). — Jtf j/sceHa Boisd.
n. gen. 29 A. (Orsis Dr.). - Epiphile n. gen. 4 A. {Chrysitis
Latr.). - Ecfimrt n. gen. 1 A. (Im« F.). - Peha n. gen. 1 A.
{Lamis Cr.) ^ H a ema\ler a n. g. 2 A. (Pyramws Dr. und Thisbe Doubl.).
— E«6a^is Boisd. 16 A. (poslverla Cram.). - Callicore Hübn. 12 A.
(C^mina Hübn.). - Perisama n. gen. 8 A. {Eryc. Oppelii Latr.).
Abgebildet sind: Apatura erminia Carm., L«casü Doubl., vacuna
God., ^rrtscÄnia prors« Hb., Grapta argenleum Doubl., Ffl«essa Milberli
God., cyanomelas Boisd., //ypn« Clytemtieslra Cr, var., Protogonhis ce-
cro/js Doubl., PAi7o^nomirt hcÄas Doubl., Cymatogramma cc/ie»»/s Doubl.,
Pa/j/iia glycerium Doubl., philumeneD., pasibula D., JN^arope Cyllaslros
B., Jtfencs Geoffroyi Guer. , Minestra Gambrisius F. , Prof/ioe Fran/tü
God., ^»mosi« decor« Boisd., Ew^rtyis JWrteon D. , Sefafcts D. , Pe?ia
X,amt5 Cr., Haematera Thisbe D. , Cfl//icore Meiiscus ü., Iwcmm Cad-
»na Dr., Aganisthos Orion F., Smyrnrt Karwinshii Geyer, JUenem Ttii-
baghia Linn.
Morphidae. In Doubleday's gen. of diurn. Lepid. ist eine
Anzahl Arten dieser Gruppe abgebildet worden, ohne dass indessen der
Text schon so weit vorgerückt ist : Penetes Pamphanis B. , Dynaslor
Napoleon ß., Morpho Polyphemus B., Thaumanlis Camadeva W., Orsi-
phanes Boisdumlii D. , Sallei D. , Reevesii D. , Pavonia rusitia God. ,
Ajax D.
Brassolidae. In D oub 1 e day's Werk sind Brassolis aslyra
God., Sophorae L., Macrosiris ß. abgebildet worden.
Satyrides. Auch dieser Gruppe ist schon eine Anzahl Ta-
feln in Doubleday's Werke gewidmet worden; auf denselben sind
dargestellt: Lophoessa suraD., Gnophodes ParmenoD., Debis Samio D.,
Cyllo lowii D. , Haetera Larymna D., Lena L., Piera L. , Esmeralda
D., Oressinoma Typhle B., Pronophila Phoronea D., Irmina D., Thelebe
D., Thaigetis Chrysogone D., Chionobas Chryxus D. , Erebia Mancinus
D., Fesrt^Ms D., Lasiommata Salricus D., ^rflfe Clotko B.
Von Guerin-Meneville (Lefeb. Voy.) wurde Satyrus Made-
rakal als neue Art aus Abyssinien beschrieben.
Von Standfuss (Zeitschr. f. Entom. herausgeg. von dem Ver-
ein f. schles. Insektenkunde zu Breslau. Nr. 11.) wurde die Raupe von
Hipparchia Eurtjale beschrieben und Taf. 1 abgebildet, sie ist der von
H. Ligea so ähnlich, dass die Bedenken über die specifische Verschie-
denheit beider Falter keineswegs ungegründet erscheinen. Die Futter-
pflanze konnte nicht ermilttelt werden.
Ders. wies (ebenda Nr. 12.) ausführlich nach, dass Hipparchia
Pales und Arsilache durch Local-Verhältnisse bedingte Abänderungen
einer ^rt sind, welche auf Berghöhen und im Norden als Pales, in de»
222 Schaum: Bericht aber die Leistungen in der Entomologie
wärmern Ebene als Var. Arsilache erscheint, die letztere fliegt daher
auch einige Wochen früher.
IVIenetries gab (Ins. rec. p. Lehm. Taf. 6. Fig. 3.) eine Ab-
bildung von Erebia Stubbendorfii Men. (S. Jahresber. f. 1846. S. 162.),
welche nach der Ansicht des Verf. wahrscheinlich mit Papilio Theano
Tausch, identisch ist.
Eine weisse Varietät von Salyrus janira wurde von Be liier
de la Chavignerie (Ann. d. 1. soc. ent. d. Franc. Bull. S. VIL)
beschrieben.
Erycinides. Saunders hat (Trans, of the ent. Soc. V. S.
215 ff.) eine Zusammenstellung der bis jetzt bekannt gewordenen ge-
schwänzten Erycinen nebst Synonymie gegeben und zehn neue Arten
genau beschrieben und (Taf. 21 und 23) schön abgebildet. Die Zahl
derselben steigt dadurch auf 24 ; da aber die Geschlechter in Umriss
und Färbung sehr abweichen, so sind vielleicht in einzelnen Fällen die
einer Art unter verschiedenen Namen aufgeführt; sie lassen sich in
folgender Weise anordnen. L Flügel nicht transparent. A. Flügel-
schwänze lang und schmal , Taster vorragend (^Erycina Boisd.). 1. E.
Butes Clerk. {Licarsis Fabr., God.). 2. E. Rhetus Cram. 3. E. Thia
Morisse. 4. E. Aristoderus Boisd. B. Flügelschwänze breit, in der
Länge veränderlich, a. Taster etwas vortretend {Diorhina Morisse.).
5. E. Laonome Morisse. 6. E. Dy sonii n. A. aus Venezuela. 7.
Psecas n. A. aus Bolivia. 8. E. Iphinoe Hübn. b. Taster wenig
sichtbar {Zeonia Morisse). f. Flügel ohne blaue Farben auf der Un-
terseite, *. mit weissen Binden. 9. E. Jur gensii n. A. aus Mexico.
10. E. Penctnder Cram. 11. E. Calphurnia n. A. unbekannten Va-
terlandes; **. mit gelben Binden: 12. E. Aulestes Cram. 13. E. Gla-
phyra n. A. von Fara. l4. E. Pandama n. A. von Bahia. 15.
E. Tedea Cram. 16. E. Lysippus Drury. -J-f. Flügel der Männchen
mit blauen Farben auf der Unterseite, *. mit rothen Binden: 17. E.
Pyretus Cram. {Melibaeus God. Mor.). 18. E. lulia n. A. von Para.
19. E. Montezuma Cr. 20. E. Jnca n. A. aus Mexico. II. Flü-
gel transparent. 21. E. Chorineus Cram. {Octavius Fabr. God.). 22.
E. Heliconides Swains. 23. E. Timandra n. A. aus Brasilien. 24.
E. Xanthippus Gray {Morissei Boisd.).
Lycaenides. Als neue Arten sind beschrieben:
Von Lucas (Expl. de l'Alg.) : Polyommalus mauritanicuSf
Cigarilis siphax, massinica.
Von Guerin - Meneville (Lefeb. Voy.) Pol. Jesous, F.
Amarah, P. Sebagadis aus Abyssinien.
Von Zeller wurde Polyommalus Polysperchon als die Frühlings-
generation des P. Amyntas nachgewiesen (Ent. Zeit. S. 177.)
Hesperides. Die Artrechte der Hesperia Sylmus, welche ge-
während des Jahres 1849.
223
wohnlich als Varietät von H. Paniscus angesehen wird , wurden von
Schrei her Ent. Zeit. S. 298. verlheidigl.
üesiariae. Als neue Arten wurden von Lucas (Expl. de
V\\g,)Sesiasyrphiformis, euglossaeformis, ceriaeformis
beschrieben. . „ ,
Schreiber berichtet (Ent. Zeit. S. 299.) über das Vorkommen
und die Zucht von Sesia hylaeiformis.
Sesia ciinipiformis wurde von Blisson (Ann. d. 1. soc. ent. d.
Franc. S. XXXV.) aus Gallen erzogen, aus denen sich gleichzeitig meh-
rere Arten von Cynips entwickelten; die Larven der Sesia lebten mit-
ten unter denen von Cynips.
Die Naturgeschichte der Sphecia bembeciformis, deren Raupe im
Holze der Weiden gräbt und oft nachtheilig wird, ist von W estwo o d
(Gard. Chron.) erläutert worden.
Kygaenides. Zygaena ludicra, Procris cognata, cir-
tana, sind von Lucas (Expl. de l'Alg.) aufgestellt.
Die Raupe der Zygaena balearica wurde von Abi cot (Ann. d.
1. soc. ent. S. 175.) beschrieben und (Fl. VL Nr. HL) abgebildet. Sie
findet sich Mitte Juni auf Eryngium campestre bei Gien (Lo.ret). -
Graslin bemerkte dazu (ebenda Bull. S. LXXXIIL) , dass die Raupe
vollkommen mit der von Zyg. Sarpedon übereinstimmt, und dass, wie
Rambur und Boisduval bereits angegeben haben, Z. balearica nur eine
Abänderung dieser Art ist.
CHelonarll. Von Lucas (Expl. de l'Alg.) wurden TricÄo.
som« mauritanicum und algiricum als neue Arten beschrieben.
Nach Haldeman (Silliman's Amer. Journ. 11. Ser. V. S. 435.)
bringt Ulhosia miniala Kirb. oder eine verwandte Art ein hörbares
Geräusch durch Schwingen der Pleura unter den Flügeln hervor; d.e-
ser Theil jeigt parallele Linien, die den, Anscheine nach die Lage von
Muskeln andeuten.
Boinbyces. Boheman hat eine sehr werthvolle
Arbeit über die schwedischen Spinner geliefert, die sich an
Dalman's Monographie der schwedischen Tag- und Abend-
schmetterlinge anschliesst. „Försök tili systematisk uppstäU-
ning af de i Sverige förefommande Nattfjärilar.« (Kongl. Ve-
tensk. - Acad. Handl. 1848. S. 95-194.).
In der Systematik und in der Charakteristik der Gattungen ist
der Verf. ßoisduval gefolgt, die Arten sind mit genauen Diagnosen und
den wichtigsten Citaten versehen, die weniger verbreiteten oder schwie-
rig zu unterscheidenden sind sorgfältig mit Hervorhebung ihrer speci-
224 Schaum: Bericht ober die Leistungen in der Entomologie
fischen Gliaraklere beschrieben. — Im Ganzen sind 96 Arien aufge-
zählt; davon gehören 15 (5 Gallungen), zur Gruppe der Lilhosiden ;
die Chelouiden sind mit 4 Galtungen und 14 A. , die Lipariden mit 2
G. u. 7 A., die Bombycini mit 3 G. u. 10 A., die Salurniden mit 1 A.,
die Endroniiden mit 4 G. u. 2 A , die Drepanuliden mit 1 G. u. 4A.,
Die Notodontiden mit 9 G. und 27 A. , die Coeliopoden mit 1 G. und
2 A., die Zeuzeriden mit 2 G. und 2 A., die Hepialiden mit 1 G. und
6 A. vertreten: Neu sind darunter Dicranura borealis aus Lappland,
deren specifische Verschiedenheit von D. furcula noch etwas zweifel-
halt ist und Hepialus arcticus aus dem nördlichen Schweden.
Eine sehr gehallvolle, in alle Einzelnheiten eingehende Anzeige
dieser Schrift hat Zell er Ent. Zeit. 1851. S. 12—17 veröffentlicht.
Die afrikanischen Saturnieti hat Westwood (Proc. of the zool.
Soc. S. 33 ff. Annulosa PI. VII— X.) monographisch bearbeitet. In der
Einleitung kritisirt der Verf. Boisduval's und Hübner's Systeme der
Bombycidae, soweit sie sich auf die Saturnien und verwandte Formen
beziehen; das neueste von ilerrich-Schäffer scheint ihm unbekannt ge-
blieben zu sein. Die hier beschriebenen 33 afrikanischen Arten sind
auf folgende Weise angeordnet: A. Vorderflügel sehr sichelförmig mit
einem kleinen Augenfleck nahe der Spitze, a. Alle Flügel mit einem
mondförmigen Glasflek in der Mitte. S. Vacuna neue Art aus Ashan-
tee. b. Die Vorderflügel mit einem bohnenarligen Glasfleck in der Mitte,
die hintern mit einem grossen eiförmigen; S. Mylhimnia neue Art
von Port Nalal. B. Vorderflügel weniger sichelförmig oder aussen ge-
rundet, alle Flügel mit einem Augenfleck, a. Hinterflügcl ohne Schwanz;
5. arala von Guinea und Port Nalal, S, Beiina \on Port Nalal, S.
Her Silin von Congo , S. Menippe von Port Natal und Südafrika,
S. Tyrrhea Cramer aus Südafrika, S. Cytherea Fabr. vom Cap,
S. Dione Fabr. von Guinea, wozu der Verf. S. Wahlbergii ßoisd. als
Varietät zieht ; S. Apollonia Cramer aus Südafrika. (Die Synonymie der
S. Dione und zweier anderer Arten, die Linne mit derselben vermengte,
wird hier in lichtvoller Weise folgendermaassen auseinandergesetzt: 1.
Ä. Paphia Linn. Mus. Lud. Ulr. Polyphemus Fabr. aus Nordamerika.
2. S. Dione Fabr. Phalaena guineensis Petiver, Ph. Faphia Linn. Syst.
Hat. ex parte, B. Petiveri Guer. 3. Ä. Mylilla Drury Fabr., ß. Paphia
Cramer Fabr. aus Ostindien). b. Hinterflügel geschwänzt: S. Mimosae
ßoisd. von Port Natal, S. Argus Fabr. von der Insel Banana. C. Vor-
derflügel mit einem kleinen dreieckigen oder viereckigen Glasfleck in der
Mitte, Hinterflügel mit einem grossen Auge. S. Epimethea Drury aus
Guinea, S. Alcinoe Cram. aus dem Kaffernlande , S. Alinda Drury von
Sierra Leona, S. PhaedusaDrmj ebendaher, S.Tyrrhena, S.Forda,
S. Angasana, neue Arten von Port Nalal, S. Acetes vom Cap Pal-
mas, S. Isis Weslw. {Maja Klug, non Maja Drury), S. niclitans Fabr.
aus dem tropischen Afrika, S, Alopia und S.Ethra zwei neue Arten
während des Jahres 1849. 225
unbekannten Valerlandes. ü. Flügel ohne Augen und Glasflek: Ä. Lu-
cina Drury von Sierra Leona , Ä. Nenia n. A. von Cap Palmas, S,
Uerilla von Sierra Leona, S. Ag athylla von Congo. E. Abwei-
chende Arten: S. (Uenucha) Grinunia Wiihü. aus dem südlichen Afrika,
Ä, (Henucha'^) Delegorguei boisil. von Port Natal, S. [Henuclia?) Smi-
lax, S. {Urota) Sitiope, zwei n. A. ebendaher, S. {Aphelia) ApoUi'
naris ßoisd. von Port Natal.
Bei dieser Gelegenheit beschrieb Westwood a. a. 0. S. 37. in
einer Note noch eine neue sehr schöne Art von Lasiocampa, L. stri'
gina von Sierra Leona und bemerkte, dass Botnbyx spectabüis Hope
(Linn. Trans. XVIIL) = B. Cerlkia Fabr., Walichii Gray, Ph. maxima
Petiver ist und auch zu Lasiocampa gehört.
Eine ausgezeichnete Bereicherung der europäischen Insectenfauna
bildet eine neue geschwänzte Art von Sahirnia, welche Graells bei
Madrid aufgefunden und unter dem Namen S. Jsab eil ae (Rev. et
Mag. d. Zool. S. 601.) bekannt gemacht hat ; sie ist der nordamerika-
nischen S. luna ähnlich , hat aber weit kürzere Schwänze. (Eine mit
einer Abbildung des Schmetterlings und der früheren Stände versehene
ausführliche Beschreibung ist 1850 in den Annal. d. 1. soc. ent. d. Fr.
2. ser. t. VIIL S. 241. pl. VIIL erschienen).
Von Doubleday wurde (Proc. of the ent. Soc. V. S. LL) Sa-
lurnia (Aclias) Leto als neue Art aus Ostindien aufgestellt; der Schwanz
der Hinterflügel ist sehr lang, hinten erweitert , die Farbe der Flügel
grüngelb.
Eine neue Art ist ferner Salurnia ailantic a Lucas (Expl.
de l'Alg.).
Guerin-Meneville (Lefeb. Voy.) beschrieb Bombyx Oubie
aus Abyssinien.
ßlanchard hat (Compt. rend. XXIX. S. 670.) empfohlen, die
nordamerikanischen Arten von Saturnia behuls der Seidenzucht in Frank-
reich zu acclimatisiren ; Guerin wies indessen (ebenda S. 704.) die
Nutzlosigkeit eines solchen Versuchs nach , da die nordamerikanischen
Salurnien keine bessere Seide als unsere grossen einheimischen Arten
geben und bisher auch ihre Zucht noch nicht durch mehrere Genera-
tionen hindurch gelungen ist.
Eine Anomalie in der Flugelfärbung eines männlichen Bombyx di-
spar wurde von Belli er de la Chavignerie beschrieben und ab-
gebildet (Ann. d. 1. soc. ent. S. 173. pl. Vi. nr. IL). Der rechte Vor-
derflügel zeigt einige weisse Flecken ganz von der Farbe, wie sie den
Flügeln der Weibchen eigen ist, der linke Vorderflügel ist normal.
Der Verf. sieht darin, wohl ohne Grund, den Anfang eines Hermaphro-
ditismns.
Bemerkungen bei der Zucht \ou Bombyx dryophaga hat Straube
(Ent. Zeit. S. 156.) mitgetheilt. Die Raupen wurden im Juni bei Brussa
Archiv f. Nftturgesch, XVI. Jahrg. 2. Bd. p
226 Schaum: Bericht über die Leistungen in der Enlomologie
auf Cypressus sempervirens und Tourncforlii gefunden, verpuppten sich
Mitte Juli und lieferten schon 8 — 14 Tage später die Schmetterlinge.
Schläger theilte (Ent. Zeil. S. 269.) seine Erfahrungen über
die Waturgeschichte und Erziehung der Orgyia selenitica mit.
IKToctuae. Bruand (Ann. d. 1. soc. ent. S. 40.) bemerkte,
dass die bisher in der Galtung Thyalhira vereinigten Noctua batis und
derasa zu trennen seien, und dass die letztere eine besondere Gattung
Gonophora bilden müsse. Die Unterschiede setzt der Verf. in die spit-
zem Flügel , die kürzern Taster und in das Flügelgeäder. G u e n e e
hat indessen (Ann. d. 1. soc. d. Fr. 1850. S. 108. pl. 3. No. II.) nach-
gewiesen, dass ßr. sich hinsichtlich des Flügelgeäders geirrt hat, und
dass die übrigen Unterschiede nur relativ sind und keine generische Be-
deutung haben.
Zwei neue Gattungen Wurden von Wing (Proc. of the Zool.
Soc. S. 104. Annulosa PI. XIV.) aufgestellt: Calig atus , die Taster
kurz, aufsteigend, dickt beschuppt, das vorletzte Glied lang, die Fühl-
hörner beim ^ an der Basis zweifach gekämmt und bebarlet, Kopf
klein, rund, fast verborgen , Thorax vorn mit einem breiten scharfen
Kamm, Hinlerleib lang , beim ^ mit zwei Haarbüscheln am Abdomen
versehen, Vorderflügel an der Spitze scharf, breit, gezähnt, Hinterflügel
abgekürzt. C. Angasii neue Art vom Cap ; beim Männchen sind die
Uinterschienen und Hinterfüsse mit langen, haarförmigen Schuppen be-
kleidet und erscheinen desshalb sehr breit und flach. — Trichoma-
plata. Taster kurz, aufsteigend, vorletztes Glied etwas keilförmig,
Fühlhörner lang , an der Basis zweifach gekämmt , Thorax vorn mit
einem sehr kleinenfKamm, die Flügelschuppen mit langen Haarbüscheln,
der Körper lang, an der Spitze beim Männchen mit einem Haarbusch,
Vörderflügel herabhängend, lanzenförmig (NB. dies ist die vollständige
Charakteristik!). T. vittata neue Art aus Brasilien.
Als neue Arten sind beschrieben :
Von.Freycr (N. Beitr. Heft 89.) : Noctua {Gortyna) v i n d e ^
Heia von Augsburg, {Ophiusa) interp uncta, (Cosmia) conlusa,
{^Acontia) unocula (!) von Weimar; die Raupe von C. conlusa lebt
auf der Zitterpappel.
Von Sodoffsky (Ent. Zeit. S. 130.) Heliothis victorina vom
Caucasus, der H. Delphinii verwandt, aber durch den Mangel des scharf
begrenzten purpurnen Wurzelfeldes auf den Vorderflügeln unterschieden
(die von Kindermann neuerdings unter dem Namen N. Prazucvskii aus
Amasien versandte Eule scheint dieselbe Art zu sein).
Von Menelries (Ins. rec. p. Lehm.): Biloba murin a (Taf.
6. Fig. 8.) aus den Steppen jenseits des Ural, Cosmia bombycina
(Taf. 6. Fig. 7.) aus ßaschkirien, Hadena trisignata (Taf. 6. Fig. 9.)
aus Turcomanien, Catephia ceslis (Fig. 10.) aus ßaschkirien, Ophiusa
während des Jahres 1849. 227
panaceorum (Fig. 6.) , flexuosa (Fig. 5.), punctata (Fig. 4.),
alle drei von Bokhara.
Von Lucas (Expl. de l'Alg.) Episema orana und Anlhophila
n uraid a.
H. Doubleday bemerkte (Newman's Zoologisl S. 2364.), dass
nur eine Art von CucuUia, C. umhratica L., in England einheimisch ist,
und dass C. tanaceti, lucifuga und laclucae der brittischen Enloraolo-
gen nur Abänderungen derselben und nicht die gleichnamigen Arten
der deutschen und französischen Schrifsleller sind.
Freyer beschrieb (Ent, Z»)!!. S. 302.) die Raupe von Cosmia
cuprea und (ebenda S. 305.) die von Hadena glauca ; die eistere wurde
mit Leondoton Taraxacum erzogen , die zweite findet sich besonders
auf Gentiana asclepiadea.
Richter (Ent. Zeit. S. 30.) hat die Raupe \0ü CucuUia campa-
nulae Freyer bei Dessau und Halle auf Artemisia Absinthium ge-
funden.
Oeoinetrae. Frey er (N. Beitr. Heft 89.) bildete als neue
Arten ab: Geomelra (EUopia) rectaria und (^Acidalia) albima cu~
laria von Weimar.
Von Zeller (Ent. Zeit. S. 203 u. f.) wurden beschrieben: Geo-
metra etrus curia, in der Mitte zwischen cloraria und viridata ste-
hend, asbestaria, der pinguedinata Z. sehr ähnlich und vielleicht
nur Abänderung derselben, e fflor ata^ der laevigata am nächsten ver-
wandt, alle drei aus dem Toskanischen.
Menetries (Ins. rec. p. Lehm.) stellte It^t« ciliaria (Taf.6.
Fig. 11.) und similiaria (Fig. 12 ) als neue Arten von Bokhara auf.
Die neuen Arten der Expl. de l'Alg. sind: Aspitates Dupon-
chellaria , Boarmia Boisduvalaria, Chesias oranaria, Act-
dalia numidaria, cirtanaria.
Standfuss gab (Schles. Zeitschr. f. Entom. No. 11.) eine neue
Beschreibung und eine Abbildung von Enpethecia silenala in allen ih-
ren Ständen (Taf. 1. Fig. 3. 4.).
De la Harpe machte (Bull. d. I. soc. vaud. IL nr. 20) darauf
aufmerksam, dass die Gattung Melanippe Boisd. in ihrer jetzigen Zu-
sammensetzung durchaus künstlich sei, und setzte gleichzeitig die Un-
terschiede von M. tristala Hiibn. und funerata Höbn. auseinander, wel-
che gewöhnlich als Varietäten einer Art angesehen werden , die sich
aber im Habitus, Färbung und Vorkommen unterscheiden. H. tristata
erscheint Ende Mai und Anfang Juni, und findet sich in der Schweiz,
Frankreich und Deutschland , H. funerata Ende Juni und Anfang Juli
in den Schweizer Bergen und im Norden Europa's. (Aus dem hier Ge-
sagten scheint die specifische Verschiedenheit beider Schmetterlinge
noch keineswegs hervorzugehen , dieselben Arten erscheinen in den
228 Schaum: Bericht über die Leistungen in der Entomologie
wärmern Ebenen immer früher als im Norden und auf Berghohen, und
diese verschiedenen Localitäten bedingen auch häufig kleine Abwei-
chungen im Habitus und in der Färbung.)
JPyralides* Diese und die folgenden Familien sind in der Ex-
plor. de l'AIger. vonGuenee bearbeitet worden. Als neue Arten be-
schrieb er: Cledeobia interjunctalis, morhidalis, Arnia ner-
vosalisy Scopula dilulalis, Pionea conqni s italis , Li fas Cia-
lis, Hydrocampa algir alis.
Zeller gab in der Ent. Zeit. S. 231. u. S. 233 sorgfältige Be-
schreibungen von Bolys asinalis H. und Nymphida rividalis Dup,
Schläger beschrieb (ebenda S. 271.) die Raupe von Bolys
Umbalis, welche sich bei Jena häufig auf Genista lincloria findet.
Die unter dem Wasser lebende, gleichzeitig mit Stigmen und
Kiemen versehene Raupe von Hydrocampa slraliolalis wurde von h.
Dufour bei St. Sever (Dept. des Landes) Ende April zwischen Calli-
triche verna aufgefunden (Bull. d. 1. soc. ent. d. Franc. S. LXXL)
Cramlbiclsfte« „Exotische Phyciden beschrieben von F. C.
Zell er« (Isis 1848. S. 857.). — Die Zahl der exotischen Phyciden ist
zur Zeit noch gering. Die Gruppe hat aber in allen Welttheilen Re-
präsentanten. Ausser Formen, die den europäischen nahe stehen, fin-
den sich auch solche , die als besondere Gattungen betrachtet werden
müssen. Nicht wenige Arten hat der Verf., um sie nicht auszulassen,
nach dem weiblichen Geschlecht, also ziemlich auf's Gerathewohl, ein-
ordnen müssen. In Rücksicht auf geo<?raphische Verbreitung ist es bc-
merkenswerth, dass die in den Ländern des Miltelmeers vorkommende
Pempelia Zinchenella sich völlig übereinstimmend in Brasilien und den
Vereinigten Staaten wiederfindet. — Den Schluss der Abhandlung .bil-
det eine systematische Zusammenstellung aller bisher vom Verf. be-
schriebenen Phyciden. Die neu aufgestellten Gattungen sind folgende:
D oloe s sa, zur Abtheilung der Gallerien gehörig, Achroea zu-
nächst verwandt, ab.er mit anderem Flügelschnilt. Die Flügel sind breit
und wicklerarlig, die vordem haben einen scharfen fast geradlinig be-
grenzten Vorderwinkel, die Hinterttügel eine deutliche erste Subdorsal-
ader, und ihre Franzen haben nur die gewöhnliche Länge. Die weib-
lichen Taster haben mehr als Kopfeslänge und ein verlängertes, ge-
neigtes Endglied. D, viridis neue Art aus Java, durch lebhafte Fär-
bung ausgezeichnet.
Den nacklhornigen Phycideen sind zuzuzählen:
Piesmopoda, deren Charaktere namentlich in den Beinen und
Flügeln liegen, die erstem sind kurz und an Schenkeln und Schienen
zusammengedrückt, die xMiltelschenkel haben auf der Mitte der Rücken-
schneide einen nach vorn gelegten, fast das Ende des Schenkels er-
reichenden Haarbusch. Der Hinterrand der Yorderflügel ist sehr con-
während des Jahres 1849. 229
vex, iinJ lässl den Vorderwinkel sehr hervortreten. Anf den Hinler-
flügeln ist die Medianader nicht in drei, sondern in vier Aeste aufge-
löst, der erste Ast entspringt sehr nahe der Wurzel. P. rubicun^
de Ha aus Brasilien.
Cro cidomer a, bei welcher der Höcker an der Fühlerwurzel
von Hornmasse gebildet wird , und die Mittelschenkel des Männchens
innen mit dicht gedrängten Schuppenhaaren bekleidet sind. C. tur-
bidella aus Südamerika.
Fundella, die Hinlerflugel von allen Phyciden abweichend,
indem ihnen im männlichen Geschlecht die drei Längsadern zwischen
dem Innenrande und der Medianader bis auf ein Rudiment gänzlich
fehlen ; zum Ersatz haben sie am Innenrande eine länglichovale ver-
dickte Stelle , die nahe an der Basis anfängt und etwas vor dem Hin-
terwinkel aufhört. T. p elhtc e ns von den Antillen und aus Süd-
amerika.
Pococera, im Baue der Taster und Fühler mit Myelois über-
einstimmend , aber durch zugerundete Hinterflügel von allen Phyciden
abweichend. Die nach hinten stark erweiterten Vorderflügel haben das
Queräderchen weit vor der Mitte. P. gibbella aus dem südlichen
Brasilien.
Oncolabis , Etellia und Fempelia im Ansehen und Tasterbau
ähnlich, aber die männlichen Fühler ohne Schuppenbusch; das Wur-
zelglied trägt an der Spitze einen dünnen, gegen die Fühlerbiegung ge-
krümmten Hornhaken, dergleichen bei keiner Phycide bemerkt wird. 0.
anticella aus Südbrasilien.
Ep icrocis , die Maxillarlasler wie bei Gymnancyla, aber die
Fühler ohne Ausbuchtung an der Basis, der Rücken derselben vom
Wurzelgliede aus dicht und breit beschuppt, der Schuppenslreif verengt
sich und wird vom 3 — 7. Gliede rauh, worauf er die gewöhnliche Be-
schaffenheit annimmt. Die Lippentaster ziemlich lang und aufgekrümmt,
die Medianader in vier Aeste aufgelöst« E. festivella aus Java.
Tetralopha, der Pinsel der männlichen Maxillarlasler in zwei
lange Büsche getrennt. Die Fühler ohne Krümmung über dem Wur-
zelgliede, beim Männchen gekerbt, an der Wurzelhälfte mit zwei Rei-
hen von Haprbüschchen versehen. T. millitella aus Carolina und T.
robustella aus Georgien.
Als neue Arten sind beschrieben: Aphomia terrenella aus
Georgien in Nordamerika, Anerastia lotricella aus Brasilien, rfe-
liquella ebendaher, Ephestia neuricella von St. Thomas, Homoeo-
soma vagella von Adelaide, Myelois indig enella aus Carolina,
exsulella aus Kordamerika, infusella von Haiti und St. Thomas,
magella vom Cap , intextella aus Wesündien, placidella aus
Brasilien ; subcanella von Haiti, st er cor ea aus Brasilien, Hypo^
chalcia sanguinariella vom Cap , Nephopteryx gr andella von
230 Schaum: Bericht über die Leislungen in der Enloniologie
Para, Pempelia Behrii von Adelaide, lignosella aus Nord- und
Südamerilia, rubidinella aus Brasilien, pelrella aus Carolina.
Zeller beschrieb (Ent. Zeit. S. 312fF.) Crambus cassentiel-
lus und superbellus i beide in Toscana , der erstere auch in Klein-
asien einheimisch.
Neue Arten sind ferner :
Crambus Warringtonellus Stainton (Syst. Cal. of ßril.
Tin. und Newm. Zool. App. S. LXI.).
Crambus g rammiculellu s Guenee (Expl. de l'Alg.).
Standfuss gab (Schles. Zeilschr. f. Entom. Nr. 12.) eine neue
mit einer Abbildung beider Geschlechter begleitete Beschreibung von
Eudorea petrophila.
Tortricest. Z e 1 1 e r stellte (Ent. Zeit. S. 237 ff. S. 278 ff.) als neue
Art auf : Fenthina pruneticolana aus Toscana, Grapholitha tenebr o~
sana ebendaher und von Wien, ro s eticolana und fulvifro ntana
aus Toscana, conjugana [Tratmiana Schlag.) aus Thüringen, rc-
giana aus Schlesien, flexana aus Toscana, Phoxoptera curvana ^
Teras quercinan a ebendaher, Cochylis dipsacean a aus Schlesien,
und gab genaue Beschreibungen von Toririx Dumeriliana Dup., Scia^
phila abrasana Dup. , nuhilana Hübu., Grapholifa nebrüana Tr.
Als neue Arten sind ferner beschrieben :
Von Wocke (üebers. d. Arb. d. schles. Ges. 1849. S. 72.):
Coccyx abie gana F. v. H. , der pygmaeana sehr ähnlich, aus
Schlesien.
Von Guenee (Expl. de l'Alg.): Toririx insolatana, Argy^
rolepia loriculan a.
Schläger wies (Ent. Zeit. S. 271.) nach, dass die von dem
Fleische der Pflaumen lebenden Raupen nicht, wie bisher allgemein
angenommen war, der in Aepfeln und Birnen vorkoninienden Carpocapsa
pomonana , sondern der Grapholita funebrana angehören, und dass so-
mit diese in die Gattung Carpocapsa zu versetzen sei.
Stainton bemerkte (Proc. of the ent. Soc. V. S. XLIX.), dass
Poecilochroma semifuscana Steph. und viUana Curt. Varietäten von P.
piceana Haw. sind.
Tineae* „Beilrag zur Kenntniss der Coleophoren von P. C.
Zell er" (Linn. entom. IV. S. 191— 416.). Der Verf. entwickelt im
Eingange die systematischen Verhältnisse der Gruppe, welche in allen
drei Ständen sich scharf von den übrigen Tineaceen absondert. Als
Unterscheidungszeichen im Larvenzuslande hat das Bewohnen, eines
Sackes, dann die dadurch bedingte Kürze der falschen Beine zu gelten.
Die Puppen der Coleophoren weichen bedeutend durch die Verlänge-
rung der Flügel, Fühler- und Beinscheiden von den Puppen anderer
Sackträger ab, das Auskriechen des Schmetterlings aus denselben ge-
während des Jahres 1849. 231
schieht so, dass die Puppe nicht aus dem Sacke hervorlrilt und kein
äusseres Merkmal den schon verlassenen Sack verräth. Die Falter sind
besonders durch den Bau der Fühler und des Hinterleibs charakterisirt.
Jene sind an ihrem Wurzelgliede mit Schuppenhaaren bekleidet, welche
auf der vordem Seite länger sind und abstehen ; auf der Unterseile
haben die Geisseiglieder feine längliche kahle Striche, die wahrscheinlich
zum Riechen dienen. Der Hinterleib trägt auf dem Rücken der meisten
Segmente zwei kahle Längsgrübchen. Der Verf. .erkennt nur zwei
Galtungen an, Coleophora H. : Alae anter. concolores vel lineatae ; cel-
lula discoidalis venas 7 — 8 emittit, Metamorphosis intra saccum : und
Goniodomai Antennae penicillatae flagello nudo. Alae anteriores
caudatae, postice transversim maculalae; cellule discoidalis venas 7
emillit. Metamorphosis extra saccum.
Die letztere Gattung enthält nur eine Art {aurogutlella FR.),
von der erstem sind hier 105 Arten, darunter eine grosse Anzahl neuer,
sehr sorgfältig beschrieben.
Von Zeller's Abhandlung über die mit Augendeckeln verse-
henen blattminirenden Schaben (s. vorjähr. Jahresb. S. 247.) hat Stain-
ton einen Auszug in den Trans, of the enlom. Soc. Vol. V. S 121 — 142
milgetheilt und mit werlhvollen Bemerkungen über das Vorkommen und
die Synonymie der englischen Arten begleitet.
Die Arten der Gattungen Depressaria, Orlholaelia und Exaerelia
hat Stainton (Trans, of the ent. Soc. V. S. 151.) auseinandergesetzt.
Die Gattung Orlholaelia Steph. {Haemylis Zell.) enthält nur eine Art;
Sparganiella Thunb. Tr. (venosa Haw. Steph.). — Exaerelia, eine
neue Gattung, ist in folgender Weise diagnosticirt : caput laevigatum,
palpi recurvi, art. secundo intra setis instructo, terminali acuto. Alae
ant. latae, ante apicem aliquantulum contractae, cilia brevia, ad margi-
nem posteriorem emarginata ; alae post. elongatae, ovales, emarginalae
ad aDguIum analem, cilia brevia, abdomen depressum. Die einzige neue
Art E. A llisell a stammt aus Yorkshire und Cumberland. — Depres^
saria enthält 48 Arten, darunter folgende neue: nan at ella^ sub~
pr op inqu ella , caprella, inlertnediella, ciliellay pul-
cherimclla , DouglasellUf Weirella ultimella, die auf Taf.
17 abgebildet sind.
Derselbe hat (Newman's Zoologist App. S. 1— XXIV.) eine
monographische Arbeit über die europäischen Arten von Argyresthia
veröffentlicht, die sich genau an Zellers Abhandlung im 2ten Bande der
Linn. entom. (s. vor. Jahresber. S. 246.) anschliesst , die generischcn
Charaktere ganz übergeht und grossentheils nur eine freie Uebersetzung
der Zeller'schen Artbeschreibungen ist , dadurch aber von Wichtigkeit
wird, dass hier zuverlässige Aufschlüsse über die von Haworth, Stephens
und Wood aufgestellten Arten milgetheilt werden. Neu sind nur A.
urpurascentella und die (Nevvm, Zool. App. S. XL.) nachträglich
232 Schaum: Bericht über die Leistungen in der Entomologie
diagnosticirte A. aurulentella Zell. i. 1. Ausserdem fehlt bei Zel-
ler semifusca Haw. (semipurpurella Steph., Wood). Die Nonienclatur
des Verf. stimmt bis auf wenige Fälle mit der von Zeiler überein, A.
priiniella Z. heisst hier ephippella Fabr., da prunieUa L. ein sehr zwei-
felhaftes Thier ist, fagelella Z. ist albislria U&w . ; tetrapodella Z., wohl
nicht die gleichnamige Linne'sche Art, wird von St. spinosella be-
nannt.
Die brittischen Arten von Gelechia hat Douglas (Trans, of the
ent. iSoc. V. S. 173 ff. u. S. 195 if.) aufgezählt. Es sind 40 nur be-
kannte Arten mit ihren Synonymen namhaft gemacht , einige derselben
sind beschrieben, und hier und da einzelne Synonyme besprochen.
Die Hyponomeulen Schlesiens hat Wocke (Uebers. d. Arb. der
schles. Gesellsch. 1843. S. 63.) namhaft gemacht. Die Gattung Hypo-
nomeuta zählt neun, die Gattung Fsecadia fünf Arten; unter den letz-
tern findet sich eine neue Ps. fumitella, welche aber nur halb so
gross und leicht kenntlich durch den bis in die Franzen reichenden
Längsstreif der Vorderflügel ist.
Von Wing (Proc. of the zool. Soc, S. 105. Annulosa PI. XIV.)
wurde eine neue Gattung Palpar ia errichtet und folgenderraassen
charakterisirt : Taster gross , vorletztes Glied mit einem dreieckigen,
horizontal sich ausdehnenden Schuppenfleck, letztes Glied zurückge-
krümmt, Thorax breit, etwas flach , Vorderflügel eiförmig mit scharfer
Spitze, Hinterflügel breit gewimpcrt, die Spitze scharf eiförmig, Hin-
terschienen gross und breit. P. Lambertella n. A. aus Australien.
Zwei neue Galtungen Zelleria und Bedellia sind auch von
Stainton (Cat. of Brit. Tin. und Newm. Zool. App. S. LXIII.) ge-
gründet worden. Die erslerc hat einen rauhen Kopf , ziemlich kurze
rauhe Taster, schmale, etwas sichelförmige Vorderflügel, die Hinterflü-
gel breiter als bei Coleophora und Gracilaria; sie enthält drei neue A. :
Z. h ep ariella Mann, ins ignip ennella und fasciap ennell a.
Bedellia verbindet den rauhen Kopf von Ornix mit den sehr schmalen
Hinterflügeln von Cosmopteryx. Hierher eine Art B. Orpheella.
Als neue Arten sind ferner aufgestellt;
Von Stainton (a. a. 0.): Talaeporia inconspicuella, Ti-
nea ar g enteimaculella, ruricolella, Micropteryx subamma -
nella (ammanella? Tr.) , Nemolois miniin ellu s Mann, Ypsolophus
DurdhamelluSfOecophora fusci front ella, sub aquile a, pseu-
dospre teil a , incong ruella, Roesslerstaminia p erlepidell a,
Aechmia subdentella, Elachisla S teph ensi , p a tricielln , ni-
veipunctclla y trape ziella, apicipnnct ella , Biicculatrix au-
rimacnlella, vetust ella, an gulif asciclla, sep tembrella,
'trifnrcula s quam at ella, pulv er osella.
Von Sitcom (Plewm. Zool. App. S. XLIL): LilhocoUelis fagi'
während des Jahres 1849. 233
foliella, Nepliaila Lonisella, FJachisla regificella aus Eng-
land, alle drei auf einem Hulzschnilt abgebildet.
Von Wocke (Uebcis. d. Arb. d. schles. Gesellsch. 1849. S. 73.)'.
Plulella marmorosella und Depressaria doronicella aus dem
Ailvalergebirge (die zweite ist nach ZeUei- Ent. Zeit. 1851. S. 81.
ebenfalls im J. 1849 in der Zeilschrift „Illyrisches Blatt von Dr. Ulad-
nick" unter dem Namen D. Schmidtella beschrieben).^
Von Koch (Isis 1848. S. 9J4 ) : Ypsolophus Sc hmidl ellus v.
lleyd. aus der Wellerau , die Raupe lebt auf Origanum vulgare.
Von Guenee (Expl. de l'Alg.): Adela panlherella und
Haemylis Jugurthella.
Standfuss wies (Schles. Zeitschr. f. Entom. Nr. 12.) Aechmia
z-onella Zettersl. und Gelechia pniinosella Zell, als schlesischen Arten
nach und gab auf Taf. 2. Abbildungen derselben in beiden Geschlechtern.
Die Synonymie von Tinea festaliella Hübn. erörterte Stainton
und zeigte, dass T. scissella Haw. , Curt. , angustipennella Sieiph. Wood
und Montandonella Dup. mit dieser Art identisch sind (Trans, of Ihe
ent. Soc. V. S. 142.).
Die Naturgeschichte der Hyponotneuta malivorella , deren Raupe
von den Blättern der Aepfelbäume lebt, wurde von West wo od (Gard.
Chron. S. 660.) erläutert.
Heeger hat (Isis 1848. S. 986 ff.) die verschiedenen Stände von
Elachista Roeselta L. und Epischnia canella W. V. ausführlich be-
schrieben und Tafel IX. abgebildet. Die Raupe der erstem lebt auf
Chenopodien, Atripliciden und andern niedern Kräutern, nicht auf Aepfel-
bäumen, wie Schüfermüller , oder auf Tannen, wie Linne angiebt; die
Raupe der letzlern findet sich auf Atriplex hortensis.
Pteropliorii. Die Naturgeschichte von Flerophorns spiloda-
ctylus Dup. (obsolelus Z.) und phaeodaclylus Z. hal A. Speyer Ent.
Zeit. S. 24. geschildert. Die Raupen der erstem Art wurden im Juü
auf Marrnbium vulgare gefunden und lieferten noch in demselben Mo-
nate den Schmetterling, die der letztern leben auf Ononis repens.
Schreiber beschrieb (ebenda S. 301.) die Raupe von PterO"
phorus galaclodactylm, welche gesellschaftlich auf Arclium Lappa lebt.
Diptera*
Von Ze tterstedt'sDiptera Scandinaviae ist der achte
Band erschienen, welcher ein Supplement zu den sieben er-
sten Theilen dieses Werkes bildet.
Er enthält eine syslemalische Aufzählung der früher beschriebe-
nen Arten mit Einschaltung der neuen Entdeckungen , und der nöthig
gewordenen Zusätze und Berichtigungen. Die Zahl der Galtungen ist
234 Schaum: Bericht über die Leistungen in der Entomologie
um drei vermehrt , indem Hexatoma Meig. aus der Familie der Taba-
nier, Pachymeria Macq. aus der der Empiden und Thinophilus Wahlb.
9US der der Dolichopoden neuerdings in Schweden aufgefunden worden
sind. Die neuen Arten brauchen hier nicht aufgeführt zu werden, da
das Werk für Diplerologcn unentbehrlich ist.
List of Ihe specimens of Dipterous insects in the col-
leclion of the British Museum. P. II— IV. 1849.
Dieses von Wa 1 her bearbeitete Verzeichniss, über dessen erstes
Heft im vorigen Jahre berichtet wurde, ist mit den hier vorliegenden
Bänden vollendet woitlen. Der zweite enthält die Familie der Bom-
byliarii und Asilici, der dritte die Hybotinae , Empidae, Tachydromiae,
Inflatae, Slralyomidae, Syrphici, Flatypezinae, Megacephali, Dolichopo-
des, Oxypterae, Scenopinii, Conopsäriae ; der vierte die Muscariae und
die auf sie folgenden Familien. Es gewähren auch diese Bände durch
Mittheilung ausführlicher Beschreibungen von etwa 1000 Arten, welche
der Verf. für neu hallen zu müssen glaubt, viel mehr als der Titel des
Werkes verheisst ; namentlich gewinnt die Kenntniss der nordamerikani-
schen und neuholländischen Dipteren sehr an Umfang. Die Beschrei-
bungen der neuen Arten sind ausführlich, in manchen Fällen möchte
man ein grösseres Eingehen auf Formenmerkmale wünschen, während
die Angabe der Färbung minder weitläufig sein könnte. Die Arlnamen
sind leider auch in diesen Bänden zum grossen Theile nur willkührlich
gebildete Laute ohne allen Sinn. Die grossen Schwierigkeiten, welche
diese freilich sehr bequeme Art der Namengebung dem F'ortschrilte der
Wissenschaft in den Weg legt, sind so unverkennbar, dass es zu be-
dauern wäre, wenn diese Namen je Eingang fänden. In einzelnen
Fällen können sie überdies leicht zu falschen Vorstellungen Veranlas-
sung geben , z. B. Dexia Cerata, Musca Fucina, Musca Moneta, Antho-
myia Badia u. s. w. Dass sich manche der als neu aufgestellten Ar-
ten, obwohl die früheren Beschreibungen überall sorgtältig verglichen
zu sein scheinen , auf bereits bekannte werden zurckführen lassen , ist
mit grosser Wahrscheinlichkeit anzunehmen, aber auch bei der Schwie-
rigkeit, welche die Bestimmung der Arten in vielen Gattungen hat und
bei der Unzulänglichkeit vieler vorhandener Beschreibungen wohl zu
entschuldigen. Die Synonymie ist unter Benutzung der vorhandenen
Hülfsmiltel meist fleissig, bei vielen der bekannten Arien mit einer für
den Zweck des Buches zu grossen Ausführlichkeit, hin und wieder (z. B.
bei Tachina lateralis, Idia felina, Ortalis Lamed u. a.) ohne die nöthige
Kritik zusammengestellt worden ; in der letzten Hälfte des vierten Ban-
des fehlen zuweilen , wie z. B. in der Gattung Sapromyza wichtige
Synonyme. In einigen monographisch behandelten Gattungen hat der
Verf. scharf geschiedene Arten mit Unrecht wiederum vereinigt) z. B.
in der von Loew bearbeiteten Galtung Trypeta unter Tr. Serratulae,
Artemisiae und solstitialis. — Einige neue Gattungen , die vom Verf,
während des Jahres 1849.
235
unter den iMuscarien errichtet sind , habe ich bei dieser Familie nam-
haft gemacht.
Eine zweite Auflage würde gewiss viele Älängel des in ver-
hällnissmässig sehr kurzer Zeit vollendeten Werkes beseitigen , auch
mit denselben muss es Achtung vor der Verwaltung des briltischen
Museums und vor dem vom Verf. auf dasselbe verwandten Fleisse
erwecken.
Esame di varie specie d'inselti ditteri brasiliani di Ca-
millo Rondani (Studi entom. publ. per ciira di Fi. Baiuli
c di E. Truqui. Torino 1848. Fase. I. S. 63.}
Es sind hier die von Ghiliani im nördlichen Brasilien gesammel-
ten (90) Dipteren aufgezählt, die bereits bekannten theils nur namhaft
gemacht , theils durch Bemerkungen und Zusätze zu den vorhandenen
Beschreibungen näher charakterisirt, die neuen ausführlich beschrieben ;
fünf gaben zur Aufstellung neuer Gattungen Veranlassung (s. u.). Auf
einer beigegebenen Tafel sind die charakteristischen Theile der letztern
abgebildet.
Dipleres exotiques nouveaux ou peu connus par M. M a c-
quarl. 4e siipplement. (Memoires de la soc. nationale d.
scienc, de Fagricult. et des arts de Lille 1849. p. 309''480.
avec 14 planches.)
Diese Zeitschrift ist mir in Berlin nicht zugänglich gewesen,
der Bericht über die Macquart'sche Abhandlung muss daher vor der
Hand noch ausgesetzt werden.
Ueber den Aufenthalt der Dipteren während ihrer frü-
hern Stände von Dr. Scholtz (Zeitschr. f. Entom. heraiis-
gegeb. vom Verein für schlesische Insectenkunde zu Breslau
Nr. 9. u. 10.)
Dieser Aufsatz, dessen Anfang bereits im Jahre 1848. Nr. 8 der
genannten Zeitschrift veröffentlicht worden ist, enthält alle dem Verf.
über die ersten Stände der Zweiflügler bekannt gewordenen fremden
und viele eigne Beobachtungen und ist für jeden Dipterologen sehr
lesenswerlh. Die Eintheilung in Betrefi" der verschiedenen Localitäten,
welche die Dipteren im Larven- und Fuppenzusfande bewohnen, ist
die von Bremi in seinen Beiträgen zur Dipterenkunde (Isis 1846. H. III.}
aufgestellte.
Citlicina* Als neue Arten sind aufgestellt:
Culex maculiv entri s von iMacquart (Expl. de l'Alg). —
C. scapularis und digi latus aus Brasilien von Rondani (SUiJ,
ent. S. 109.).
Tipulariae« Low besprach die Gattung Cylindrotoma^ als
236 Schaum: Bericht über die Leistungen in der Entomologie
deren typische Art Limnobia distinctissima anzusehen ist, und von wel-
cher, nach des Verf. Ansicht , die übrigen dort untergebrachten Arten
zu trennen sind. Dagegen ist von ihm eine neue, C. n igriventris,
aus dem nördlichen Russland und Sibirien beschrieben worden, welche
mit C. distinctissima in nächster Verwandtschaft steht (Ent. Zeit. S.341.)
Derselbe beschrieb (Ent. Zeit. S. 343.) drei neue Arten der
Gattung Dixa , D. laeta aus Südeuropa und Kleinasien, D. ptibe^
rula aus Sicilien und Ostdeutschland, D. obscura aus dem westli-
chen Europa und besprach bei dieser Gelegenheit ausführlich mehrere
der bereits früher beschriebenen Arten derselben Gattung.
West wo od stellte (Trans, of the ent. Soc. V. S. 231.) eine neue
Untergattung der Mycetophilengaltung Platyura Platyroptilon auf,
die sich besonders durch ihre lang gekämmlen Fühlhörner auszeichnet.
F. Miersii aus Brasilien ist Taf. 23. Fig. 3. abgebildet.
Zwei neue, im vorigen Jahresberichte nicht erwähnte Arten die-
ser Familie, Chironomus Waldlieimii undTipitla laclip ennis, beide
von Kiew, sind von Gimmerthal (Frogr. z. öOjähr. Doctorjubil. Fi-
scher's v. Waldheim) aufgestellt worden.
Die Naturgeschichte einer noch unbeschriebenen, forstschddlichen
Mücke Lasioptera Cerris wurde von Kollar (Sitz. - Ber. d. Wiener
Acad. 1849. Heft 2. S. 4.) geschildert. — Diese Mücke , eine neue,
hier ausführlich beschriebene und abgebildete Art , erscheint in zahl-
reichen Schwärmen Anfang Mai um die Zerreichsenslämme im Grase, in
welchem sie ihre letzte Verwandlung bestanden. Die Weibchen legen
ihre Eier in die Blatlsubstanz der jungen Eichenblätler, auf deren Un-
terseite sich in Folge der Verletzung weisse haarige Auswüchse, zu-
weilen in solcher Menge bilden , dass das Blatt damit bedeckt wird.
Der Baum, auf welchem oft kein Blatt verschont bleiljt , bekommt da-
durch ein fremdartiges Aussehen , seine Krone erscheint in Folge der
zusammengerollten Blätter viel lichter, die Aesle sind spärlich belaubt,
einzelne Zweige verdorrt. Die Gallen, in welchen die Larven leben,
erreichen die Grösse einer Linse, werden inwendig hart und holzig und
sind endlich auch auf der Oberseite des Blattes als kleine konische
Erhöhungen sichtbar, welche im Herbste von der Larve durchfressen
werden, diese fällt auf die Elrde , gräbt sich einige Linien tief in den
Boden und verpuppt sich daselbst. Den Winter bringt das Insect im
Puppenzustande zu. Aus diesen Gallen hat der Verf. 5. Arten Flero-
malinen erzogen.
Die Metamorphosen mehrerer Tipularien sind von Perris (Ann.
d. 1. soc. entom. d. Fr.) sehr weitläufig geschildert worden. In ver-
trockneten Stengeln von Angelica sylvestris fand er Ende April 12
Millim. lange, cylindrische, am Vorderende etwas verdickte Larven von
schmutzig graulicher Farbe , aus denen sich im März (?) Limnophila
dispar Macq entwickelte (a. a. 0. S. 331. T. 9. Nr. V.). Aus der Be-
während des Jahres 1849. 237
Schreibung der Mundtheile ergiebt sich eine ziemlich nahe Verwandt-
schaft der Larve mit der von Bibio und verwandten Galtungen. — Die
Larve von CyUndrotoma macroptera Macq.^ weldie Perris im November
auffand, gräbt Gänge in dem auf alten Eichen vorkommenden Pilze
llydnum erinaeeum, sie ist 8 — 10 millim. lang, weiss, vorn und hinten
etwas verschmächtigt, au den Seiten mit kurzen steifen röthlichen Här-
chen versehen, sonst aber nackt. Der Bau der Mundtheile scheint von dem
der meisten bekannten Arten dieser Gattung nicht wesentlich abzuweichen.
Die Verwandlung geschah im December in der Erde. Die Mücke erscheint
im Februar und März (a. a. 0. S. 337. Taf. 9. Nr. IV.) - Auf Boletus
versicolor beobachtete Perris die sich mit einem schlüpfrigen Schleim
bedeckende Larve von Sciophila vnimaculala Macq., welche sich gleitend
auf der Oberfläche desselben vor und rückwärts bewegt, sie umgiebt
sich, ohne den Pilz zu verlassen, mit zahlreichen Fäden und verwan-
delt sich unter einem von diesen gebildeten Netze. Der Puppenzusland
dauert nur 8—10 Tage (a. a. 0. S. 341. Taf. 9. Nr. VL). — Eine etwas
abweichend gebildete Mycetophila-Larve, die sich ganz in ihren eignen
Kolh einhüllt und sogar unter demselben verwandelt, fand sich im Oc-
tober ausgewachsen auf der Unterseite eines feuchten, mit Byssus be-
setzten Holzstückes , sie schien sich von dem Byssus zu nähren. Die
Art hält Perris für neu und beschreibt sie als Mycelophila scato-
phora. Aus mehreren Puppen entwickelte sich eine Art der Gattung
Porizon (a. a. 0. S. 51. Taf. 3. Nr. L).
L. Duf our beschrieb (Ann. d. 1. soc. ent. d. Fr. S. 195 — 208.
Taf. 7. Nr. III.) die Verwandlungsgeschichte von Rhyphus fenestralis
und Mycetobia pallipes Meig. Die Larven von beiden wurden in einem
breiigen Ulmengeschwüre beobachtet, die des erstem ist von der in
Reaumur's Mem. t. V. p. 21. p. IV. Fig. 3 — 10. abgebildeten und ge-
wöhnlieh zu diesem Insect gerechneten wesentlich verschieden. Die
Larve, welche der Verf. für die der iMycetobia hält, hat nur vier Stig-
men, zwei auf dem zweiten und zwei auf dem letzten Segment, eine
in der Gruppe der Mycelophiliden sehr auffallende Anomalie der Stig-
menlage, die vom Verf. nicht gebührend hervorgehoben ist, wenn an-
ders hier nicht ein Irrlhum von seiner Seite stattgefunden hat.
Wahl her g hat (Vet. Akad. Öfvers. 1848, S. 128. übers, in der
Ent. Zeit. S. 120.) die Naturgeschichte von Ceroplalus sesioides geschil-
dert. Die Larven leben auf der untern Seite frischer Feuerschwämme
(Polyporus fomentarius), wie es scheint bloss von der sauern Feuchtig-
keit, welche der Schwamm absondert, ohne in den letztern einzudrin-
gen. Sie bilden auf der Fläche des Schwammes ein dichtes Schleim-
gewebe, unter dem sie , wie unter einem Zelte , sich aufhalten. Die
Schwammfläche belegen sie mit schleimigen Bändern, indem sie Schleim-
Iropfen aus dem Munde ergiessen und durch Aufrichten des Vorderko-
pfes zu einem Bande ausziehen. Wenn sie 1 — 1*A" lang sind, ver-
lassen gie das Zelt und verpuppen sich im Moose oder Grage, wobei
Q38 Schaum: Bericht über die Leistungen in der Entomologie
sich dann jede Larve mit einem aus Schleim gebildeten weisslichen Coc-
con umgiebl , der dem Coccon von Galleria cereana ziemlich ähnlich
ist. Die am meisten ausgezeichnete Eigenschaft der Larven und Pup-
pen ist jedoch die, dass sie im Dunkeln schön phosphorescircn.
Apetz beobachtete (Ent. Zeit, S. 62.) eine Campylomyza, wel-
che an einer Raupe von Smerinthus populi nach Art einer Müclve zu
saugen schien.
ßoheman machte (Öfvers. Vetensk. Ac. Förh. 1849. S. 155.)
auf das häufige Vorkommen der Trichocera regelationis Linn. in Berg'
werksschachten in einer Tiefe von 100 Klaftern aufmerksam.
Aus dem vorigen Jahre ist nachzutragen, dassKollar (Sitzungs-
her. der Wiener Acad. 1848. 2. Heft) die Naturgeschichte von Simulium
sericeum erörtert und diese Mücke (auf Taf. 1. 2. 3.) in allen Stän-
den dargestellt hat.
Talsanii. Von Rondani sind (Stud. ent. S. 104.) folgende
neue Arten aus Brasilien aufgestellt: Chrysops vulneratus , Tabanus
p %i n c l u m, p iceiventris, Pangonia su turalis.
AsiliGl. Als neue zu dieser Familie, und zwar zur Gruppe der
Dasypogonen, gehörige Gattung wurde von Rondani (Stud. ent. S. 89.)
Blepharepium in folgender Weise beschrieben: Antennae articulis
tribus instructae, stilo apicali non aut vix perspicuo, duobus primis brevi-
bus subcylindricis, crassitie subaequalibus, terlio laminiformi, superne
distincte ciliato. Caput modice compressum. Oculi paulo remoti,
saltem in femina. Abdomen ad segmenta secundum et tertium distincte
coarclatum. Alarum vena octava longiludinalis ad transversariam ex-
teriorem sistens et ad marginem non producta. Bl. luri dum neue Art
aus Brasilien.
Als neue Arten wurden ferner von Rondani (ebenda): Disco-
cephala macula^ inorna ta, Alomosia cy anescens ^ Mallophora
s emivi olacea, socculat a, Alecto, Tisiph ones, Gonypes bre~
viventris , c l avistilus aufgestellt.
Westwood gründete (Trans, of the ent Soc. V. S. 232.) eine
neue Gattung E uscelidia auf einen Leptogaster mit verdickten sehr
behaarten Hinterschenkeln. E. rapax n. A. niuthmasslich aus dem tro-
pischen Africa, ist Taf. 23. Fig. 4. abgebildet. — Ders. beschrieb
(ebenda S. 233. Taf. 23. Fig. 5.) Aiomosia purpurata, die erste ost-
indische Art dieser bisher nur aus Amerika bekannten Gattung.
Von Macquart (Expl. de l'Alg.) wurden beschrieben: Laphria
bomboides, Dasypogon crassus, aurifrons, ob scur ip ennis,
rubiginip ennis, maurus, apiformis, rn briv entris, py^
gmaeus, nitidus, pusio, Asilus hirtipes, flavopilosus, bi-
p artitu s f peristelis.
L, Dufour giebl im 13ten Bande der Annales des sciences na-
während des Jahres 1849. 239
turelles p. 141 ff. Mittheilungen über die Verwandlungsgeschichte der
Asiliden. Sie beziehen sich auf: 1) Asilus forcipalus L'inn., 2) Laphria
aurifera Duf., 3) Laphria auribarbis Meig., 4) Laphria nigra Meig.,
5) Laphria maroccana Fbr. und 6) Laphria alra Linn. — Von allen 6
Arien sind die Puppen beschrieben , welche viel Uebereinstimmendes
und nichts von dem bereits Bekannten Abweichendes haben ; neu dürfte
vielleicht nur die Bemerkung sein, dass sich an den Puppen jederseils
bloss 1 Thoraxstigma und 7 Stigmen an den 7 ersten Abdominalsegmen-
ten finden. — Die Larve ist nur von Asilus forcipatus und von der
vom Verf. für neu gehaltenen Laphria aurifera beschrieben ; zu be-
dauern ist , dass auch durch des Verf. Angaben über das vollständige
Insect die Artbestimmung des Asilus forcipatus keineswegs gesichert
ist. Die Larve von As. forcipatus ist 12ringlig (wobei der durch die
Fresswerkzeuge gebildete Scheinkopf nicht mitgezählt ist), glatt, nackt,
an jedem Thoraxsegmente jederseits mit einem, am letzten Hinterleibs-
segmente mit einigen steifen Haaren besetzt ; das vordere Stigmenpaar
liegt am Hinterrande des Isten Thoraxsegmentes, das hintere Stigmen-
paar auf dem sehr verkürzten vorletzten Abdominalsegmente; die hor-
nige Zange, welche den Hauptlheil der Fresswerkzeuge bildet, hält der
Verfasser mit Recht , wegen der Anwesenheit rudimentärer Taster, für
die Älaxlllen. — Die Larve von Laphria aurigera hat nicht, wie die von
As. forcipatus , einfache Maxillen , sondern diese Thelle sind bei ihr
überhaupt stärker entwickelt und mit einem äussern Lobus versehen,
eine Struktur, welche in offenbarer Beziehung zu ihrem Aufenthalte in
mürbem Holze steht , während die Larve von As. forcipatus in der
Erde lebt. Der stärkern Entwicklung der Fresswerkzeuge entspre-
chend ist bei der Larve der Laphr. aurigera das Prothoraxsegment
stärker entwickelt ; das seitliche Haar der Thoraxsegmente, was sich
bei der Asiluslarve findet , fehlt ihr ; eigenthümllch ist der Bau der 6
ersten Hinterleibsringe, indem jeder In 2 aufeinander folgende wulstige
Abtheilungen gelheilt ist, deren vorderste mit einer rings umlaufenden
Reihe von (6?) an der Spitze rauhen Schreitwarzen besetzt ist; wäh-
rend diese Segmente merklich verkürzt sind, ist das 7te Abdominalseg-
ment sehr verlängert und i'i 3 etwa gleiche , glatte 'Abtheilungen ge-
lhellt, so dass es der Verfasser für 3 Segmente angesehen hat, was
ihn veranlasst, den Körper der Larve als Üringlig zu beschreiben. Die
Lage der Stigmen ist dieselbe, wie bei der Asiluslarve ; das letzte Hln-
lerleibssegment ist am Ende nicht stumpf, wie bei jener, sondern läuft
in 3 Spitzen aus , von denen die mittelste schärfer und etwas länger
ist. — Die sehr gelungenen Abbildungen stellen die besprochenen Lar-
ven und die Puppen von As. forcipatus , so wie von Laphr. aurigera,
auribarbis, nigra und maroccana nebst manchen anatomischen Einzeln-
heifen derselben dar.
Kmpides* Eine neue Art ist Empis geniculata 31 ac-
quart (Expl. de l'Alg.)
f^40 Schaum: Bericht über die Leistungen in der Entomologie
Tacliydroiniae« Macquarl beschrieb (Expl. de l'Alg.)
Flatypalpus algirus.
IJepticles. Leplis apicalis Uondani (Stud. ent. S. 88.) ist
eine neue der L, lerruginosa Wied. nahe verwandte Art aus Brasilien.
Sceiiopinii* Eine neue Galtung dieser Familie Cerocatus
wurde von Rondani (Stud. ent. S. 99.) errichtet und so diagnosticirt :
Anlennae capite Iransverso longiores prope os insertae , art. primo
elongato cylindrico, secundo brevissinio, tertio longitudine circiter primi
t'ompresso mutico. Proboscis crassiuscula et erecta contra basin an-
tennarum. Palpi paulo porrecti. Alarum venae longitudinales decem,
nona et decima conjunclae, et una tantum earum margini postico ala-
rum producta. Tibiae et tarsi spinulis nonnuliis praediti. C. tarsalisy
neue Art aus Brasilien.
üolicliopodes* Als neue Arten sind aufgestellt:
Von Macquart (Expl. de l'Alg.) Psilopus algirus.
Von Rondani (Stud. ent. S. 87.) Fsilopus guttipennis (sli-
gma Wied., non Fabr.) aus Brasilien.
Bombyliarii* Als neue Arten sind aufgestellt:
Von Macquart (Expl. de l'Alg.): Bombylius maculipennis ,
leu c opyg a, albicans , numida, ar gyropyg a ^ singularis,
XJsia ves tita, Amiclus pulch e llus, Anthrax varipennis^ fas-
civ ent vis, argentifrons, minuta, Lomatia app endiculata.
Von Rondani (Stud. ent. S. 98.) Toxophora aurifera aus
Brasilien.
Von West wo od (Trans, of the ent. Soc. V. S. 233. Taf. 23.
Fig. 6.) : Systropiis Ophioneus aus Ostindien.
Stratiomydae. Neue von Rondani (Stud. entom. S. tOl iL)
beschriebene Arten aus Brasilien sind: Slratiomys longi frons , pel-
lud da, seric eiv e7it ris , Sargus me Ileus.
Macquart stellte (Expl. de l'Alg.) Odonlomyia limbala als
neue Art auf.
Syrpliici« Zwei neue Gattungen sind in dieser Familie von
Rondani (Stud. entom.) aufgestellt, und in folgender Weise cha-
raklerisirt
Fhalachromyia, genus a Volucellis satis distinctum venis se-
cunda et tertia longitudinalibus non coniunctis antequam costalem at-
lingant , seu ad costalem seiunctim productis ut in Sericomyis, a qui-
bus seiungendum est praesertim pro epistomate gibboso et producto et
venula prima transversaria satis proxima basi areolae sextae exterioris.
Ph. submetallica und subroslrata, neue Arien aus Brasilien,
Meromacrus, genus intermedium Eristalibus et Milesiis, ab
his praesertim femoribus posticis valde incrassatis et aus ut in gen.
Eristale venosis; ab Eristalibus facie haud gibbosa, oculis in mare an-
tice tantum subcontiguis , antennarum art. secundo circiter trilongiore
primo, extremo subovato distinguendum, mit einer Art M, Ghilianii,
während des Jahres 1849. 241
Neue von demselben (ebenda) beschriebene Arten aus Bra-
silien sind: Volucella alchimista, plorans, testacea, Eristalis
cognatus, angustatus, Aphritis rufiveniris, ig nobilis ,
p auper.
Westwood gab (Trans, of the ent. Soc. V. S. 234. Taf. 23.
Fig. 7.) eine Beschreibung und Abbildung der von Walker (List, of
the spec. of Dipt. ins. in Coli, Brit. Mus.) aufgestellten Ceria Daph-
naeus.
Macquart beschrieb (Expl. de l'Alg.): Er{stqlis qitinquevit-
tatus, Merodon pumilus, Syrphus algirus, Paragus al girus,
numida.
Henopii. Eine neue Galtung Physogaster (vergebener
Name) wurde von Macquart (Expl. de l'Alg.) errichtet, sie ist durch
tiefe Stellung der Fühlhörner und durch das Flügelgeäder charakteri-
sirt ; es sind eine Marginal-, eine Submarginal-, fünf hintere Zellen, von
denen nur die erste geschlossen , die andern unvollständig sind, eine
Discoidal - und eine Analzelle vorhanden. Hierher eine neue Art Ph.
maculatus.
Conopica* Drei neue Arten von Conops sind von Macquart
(Expl. de l'Alg.) aufgestellt worden: C. fuscipennis, C. algira
und C. ru fiventr is.
Oestrides« Joly beschrieb (Compt. rend. d. seanc. de l'Acad.
XXIX. S. 86.) eine unter der Haut des Pferdes lebende Oestridenlarve,
die bereits frühern Schriftstellern bekannt und von Bracy - Clark für
identisch mit der Larve von Hypoderma bovis gehalten war. Der Verf.
rechnet sie allerdings der Gattung Hypoderma zu , hält sie aber meh-
rerer Abweichungen, namentlich einer dreifach geringern Grösse wegen,
für specifisch von H. bovis verschieden. Das vollkommene Insect ist
noch nicht bekannt.
Nach Rosenschöld (Öfvers. Vet. Akad. Förh. 1849. S. 62.)
finden sich Oestruslarven in Paraguay sehr häufig unter der Haut von
Rindern, Ziegen und Hunden , sollen bisweilen auch im menschlichen
Körper vorkommen.
ÜHuscariae« Als neue Gattungen sind von Walker (List of the
Dipt. ins. P. IV.) Duomyia, Chr omatomyia ^ Zona und Pha-
siamyia errichtet worden, die drei ersten sind unmittelbar hinter Go-
nia eingereiht, eine Stellung, die ihrer natürlichen Verwandtschaft kei-
neswegs entspricht , da , wie der Verf. am Ende des Buchs in einem
Nachtrage selbst berichtigt, Chromatomyia mit Lamprogasler Macq. und
Zona mit Loxoneura Macq. identisch ist. Die Gattung Phasiamyia lässt
Walker unmittelbar vor Ropalomera vorhergehen.
Eine neue zur Gruppe der Tephritiden gehörige Gattung Pte^
rocalla wurde von Rondani (Stud. ent. S, 83.) mü Dictia ocellata
Archiv f. Naturgesch. XVI . Jahrg. 2. Bd. Q
242 Schaum: Bericht iiher die Leistungen in der Entomologie
Fabr., Trypeta oc. Wied. errichtet. Ihre Diagnose lautet : Antennae
ad epistomatis marginem non productae , articulo lertio ovalo quadru-
ple circiter longiore secundo. Buccula non manifesta. Proboscis non
elongata nee retro flexa. Alarum vena prima longitudinalis perfecta
usque ad coslalem , seu prope apicem non interrupta, secunda valde
longo a prima costalem attingens, tertia extrinsecus panlo undulata et
costali coniuncta ante apicem alae , parte extrema subito incurvata,
quarla parum et quinta magis dislincte undulatae. Venae transversa-
riae valde distantes a basi alarum. Areola analis postice acuminata.
Derselbe beschrieb (ebenda) folgende neue Arten aus Brasi.
lien: Sarcophaga c ir cnmcisa, Lucilia nubip ennis , pr in ce ps,
Musca consanguinea, Sapromyza limbinerva, Rhopalomera p m n -
ctip ennis, similisj vittifrons, Richardia u nifasciata, Rieh.?
l aterina, Nerius marginellus {pilifer ? Fabr.), Cardiacephala p o-
dagrica.
Die von Macquart (Expl. de l'Alg.) beschriebenen Arten die-
ser Familie sind: Echinomyia algira, Jurinia angus tivent ris ,
Nemoraea vicina, Exorista nigrip alp i s , Miltogramma nitidO"
macul ata , Sericocera algira, fus cip ennis , Ptiloceray latera-.
li$, Dexia lata, Dinera nigripe s, Lucilia hirsuto cula la , Hy-
drophoria limbine r vis , Telanocera algira, ttnipunc tat a , Uro-
phora radiata^ Borborus aeneus.
M a cqu a r t's Bearbeitung der europäischen Tachinarien ist (Ann.
d. 1. soc. ent. d. Franc. S. 353 — 418. T. 10—12.) fortgesetzt wor-
den. Es sind hier die Gattung Exorista (94 A.) und eine neue Gat-
tung Epicampocera (l A. Tach. succincla Meig.) behandelt, die
letztere wird durch die Länge der Zunge , die Wölbung des dritten
Fühlergliedes und die Behaarung der Fühlerborste charakterisirt. In
einem Vorwort theilt Macq. synonymische Bemerkungen über einige
von Robineau-Desvoidy beschriebene Tachinarien mit.
Eine neue, im vorigen Jahresberichte übergangene Art dieser Fa-
milie ist noch Panzeria minor Gimmerthal von Riga (Progr. zum
ÖOjähr. Doctorjubil. Fischer's v. Waldh.)
Robineau-Desvoidy beschrieb als Mydaea vomituratio'-
nis eine Fliege, deren Larve von einem Kranken ausgebrochen wor-
den ist. — Zu gleicher Zeit bemerkte derselbe, dass er aus einem
Ohrgeschwüre die Larve von Sarcophaga haemorrhoidalis erhalten habe
(Ann. d. l. soc. ent. d. Franc. Bull. S. XVIll.)
Hardy hat (Ann. of nat. bist. vol. IV. S. 385.) die verschiede-
nen Stände von Phytomyza nigra Meig. beschrieben , welche als J.arve
in den Blättern der Gänseblume minirt. — Ders. glaubt (ebenda; die
Gattung Phytomyza mindestens in zwei auflösen zu müssen, welche
sich in der Gestalt der Puppe und der Lebensweise unterscheiden :
Chromatomyia, deren Arten eine tonnenförmige Puppe haben und
während des Jahres 1849. 243
ihre ganze Metamorphose im Parenchym der Bläller durchmachen, und
Phytomyza , deren Larven in die Erde gehen und sich in pantofFelför-
niige Puppen verwandeln. Zwischen den vollkommnen Insecten beider
Haltungen haben sich allerdings keine Unterschiede auffinden lassen.
Zu Chromalomyia werden gerechnet : Ph. ßavipes Macq., nigra Meig.,
obscurella Fall , nigricornis Macq., llicis Curt. und zwei neue hier be-
schriebene Arten Ch. einer eo fr onsy deren Larve in den Blättern
der Gerste und CA. Syn genesiae, deren Larven in den Blättern von
Senecio vulgaris, S. Jacobaea, Cnicus arvensis und Sonchus oleraceus
minirt. Als Arten von Phytomyza sind aufgeführt : Fh. flava Fall.,
albiceps Meig. und eine neue Art Ph. Aquilegi ae, welche als Larve
in den Blättern von Aquilegia vulgaris lebt.
Westwood machte (Trans, of ihe ent. Soc. V. S. 235. Taf. 23.
Fig. 8. eine neue gigantische Art der merkwürdigen Gattung Achiasy A.
ic hn eumoneus in beiden Geschlechtern bekannt, sie ist 7 — 9'" lang
und stammt aus Ostindien; die Augensliele der Weibchen sind in dieser
Gattung viel kurzer als die der Männchen, es sind jetzt drei Arten be-
kannt {A. oculatus Fabr., ichneumoneus Westw. und Hör sßeldii MV eslw.)
„Ueber Sciomyza glabricula und ihre nächsten Verwandten von
Low« (Ent. Zeit, S. 337.). Es werden vom Verf. vier Arten unter-
schieden und ihre Synonymie gelichtet, nämlich Sc. glabricula Meig.
{angustipennis Staeg.), nigrimana Meig. (albitarsis Zett.), von Fallen
mit der vorigen Art vermengt, brevipennis Zett. und atriseta, neue
Art von Posen.
Apetz beobachtete (Ent. Zeit. S. 61.), dass von den Eiern der
Echinomyia grossa, unmittelbar nachdem sie gelegt waren, die Deckel-
chen absprangen , und dass die so gebornen Maden sich sogleich be-
wegten.
Tachina concinnata wurde von Ratzeburg aus Orgyia pudi-
bunda erzogen (Ent. Zeit, S. 133.).
Lucas beobachtete bei zwei Exemplaren der in Orgyia pudi-
bunda sich entwickelnden Exorista glauca auf der Stirn 7—8 seiden-
artige Fäden, die an den Seilen gezähnelt waren. (Ann. d. 1. soc. ent.
d. Franc. Bull. S. XLiX.) , er weiss nicht, wofür dieselben zu halten
sind. (Sollten es vielleicht Raupenhaare der Orgyia sein?)
Robineau-Desvoidy bemerkt, dass Lucilia dispar Duf. im
weiblichen Geschlecht schon früher von Meigen als Musca regina, von
ihm selbst als Phortnia regina, das Männchen als Ph. coerulea beschrie-
ben worden ist. (Ann. d, 1. soc. ent. d. Franc. Bull. S. IV.)
Die Verwandlungsgeschichte der Tetanocera ferriiginea hat L.
Dufour (Ann. d. 1. soc. ent. S. 67— 79.) sehr ausführlich geschildert
und Taf. 3. Nr. IIL) Larve und Puppe abgebildet (S. vor. Jahresbericht
S. 286.).
Perris beschrieb (Ann. d. 1. soc. ent. d. Fr. S. 62. Taf. 3. N. IL)
S44 Schaum: Bericht über die Lcislungcn in der Entomologie ^
die Verwandlung von Lonchaea nigra, die in den Stengeln von Ver-
bascuni Thapsus, piilverulentum , Angelica sylvestris und Carduus lan-
ceolalus häufig vorkommt. Die Verpuppung geschieht im September.
Die Fliege kommt erst im nächsten Frühjahre aus.
Goureau theilte mit, dass die Zwiebeln der Schalotte (Cepa
ascalonia) von Fliegenlarven zerstört werden , das vollkommne Insect
bestimmte Macquart als Anlhomyia platyura Meig. (Ann. d. 1. soc. ent.
d. Fr. S. 81. Taf. 2. Nr. IV.)
Die Lebensgeschichte von Leucopis argenlata Fall, hat ileeger
Isis 1848. S. 998. Tafel IX. ausführlich geschildert. Die Maden nähren
sich von Blattläusen, wie dies Bouche bereits von andern Arten dieser
Gattung bemerkt hat.
Eine Beobachtung über die Verwandlung von Leucopis annuli-
pes theilte Boheman (Vet. Akad. Öfvers. 1848. S. 193.) mit, die Ma-
den dieser Art lebten von den Larven eines neuen Coccus.
Robineau-Desvoidy bestritt die Phosphorescenz der Thy-
reophora cynophila. Seine Angabe , dass die Thyreophora-Arten auf die
Cadaver bestimmter Thiere angewiesen sind , bestätigt die Erfahrung
nicht. Bemerkenswerth ist, dass Thyr. cynophila im Februar und März
fliegt (Ann. d. 1. soc. ent. d. Franc. Bull. S. V.)
Coriaceae« Referent wies (Ent. Zeit. S. 294.) nach, dass
Ornithobia pallida Meig. auf verschiedenen Hirscharten lebt und nichts
anders ist als männliche Individuen von Lipoptera Cervi, deren Flügel
noch unverstümmelt sind. Weibchen dieser Lausfliege mit unversehr-
ten Flügeln sind bisher noch nicht beobachtet worden. Auch ist es zur
Zeit noch unbekannt, auf welche Weise die Flügel nahe an ihrer Basis
abgebrochen werden. Haemobora pallipes Curl. scheint mit Ornithobia
pallida sowohl generisch als specifisch identisch zu sein. — Low be-
stätigte (ebenda) die obige Beobachtung und machte bei dieser Gelegen-
heit darauf aufmerksam, dass bei allen Gattungen dieser Familie, wel-
che auf Vögel angewiesen sind {Ornithomyia , Stenopteryx , Anapera)
sich dreispaltige Klauen finden, während bei den auf Säugthieren vor-
kommenden {Hippobosca, Olfersia^ Strebblia^ Ornilhobia und Melophagm)
die Klauen nur zweispaltig sind.
Heitiiiitera.
Von Her rieh- Schaffe r's wanzenartigen Insecten
ist das erste Heft des neunten Bandes erschienen.
Mit dem neunlen Bande soll das Werk geschlossen werden. Das
vorliegende Heft enthält eine kurze Einleitung , die Eintheilung der
Rhynchola in natürliche Familien nach Burmeister und den Anfang
einer üebersicht der Wasserwanzen.
während des Jahres 1849. 245
Eine grössere Abhandlung über einen Theil dieser
Ordnung isl die „Monographia Geocorisarum Fenniae«' von
R. S. Sahlberg. Helsingf. 1848. 8. 154 S., sie scheint in-
dessen nicht in den deutschen Buchhandel gelangt zu sein,
ist mir wenigstens bis jetzt unzugänglich gewesen.
Bremi veröffentlichte in den Mitth. der naturforsch.
Ges. in Zürich 1849. n. 34 eine Uebersicht der schweizeri-
schen Rhynchoten.
Es sind dem Verf. 40 Coccina , 120 Aphidina , 46 Psyllidae, 2
Menibracina, 100 Cicadellina, 20 Fulgorina, 5 Slridulanlia , 10 Notone-
ctici, 3 Kepini, 10 llydrodromici, 7 Riparii, 13 Reduvini, 127 Capsini,
65 Lygaeodes, 32 Coreides, 60 Sculati, 36 Membranacei, 22 Peditulina,
im Ganzen 732 Arten bekannt, welche indessen nicht einzeln namhaft
gemacht werden.
Pentatomides* Dallas hat (Trans, of Ihe ent. Soc. V.
S. 186. Taf. 19.) eine Anzahl in ßoutan gesammelter Penlatomiden nam-
haft gemacht und die darunter befindlichen neuen Arten beschrieben,
CS sind: Scutellera spin'i g e r a^ Halys [Dichelops'i) obscura, Pen-
tatoma crassiventre, Cimex? Bou t an icus , Rhaphigasler octo-
p iinc latus , dereine eigne neue Untergattung Prio no chilus bil-
det, Acanthosoma {Saslragala) cornulum, lineatum. "Dallas gab
bei dieser Gelegenheit auch eine neue Beschreibung von Arma geome-
trica (Asopus geom. Burm.).
Zwei neue Arten \ on Penlalonia ; P. plicaticolle und P. fla-
vomarginatum wurden von Lucas (Expl. de l'Alg-) aufgestellt.
B 0 h e m a n wies (Vet. Acad. Öfvers. 1848. S. 46.) nach , dass
Naucoris cursitans Fabr. mit Sciocoris umbrinus Fall, identisch ist.
Eine Miltheilung Signoret's, welche sich auf Phricodus hystrix
Germ. Spin. (= Stenotoma Desjardinsii Weslw.) bezieht, ist schon in
dem vorigen Jahresbericht S. 297 aufgenommen worden.
Coreides* Neue Arten sind: Coreus Dufourii und Gono-
cerus annulipes Lucas Expl. de l'Alg.
Ijyg-aeites« Von Lucas (Expl. de l'Alg.) wurden Lygaeus
crassicornis, Rhyparochromus fl av ip es, mar ginicollis, im-
pres sie Ollis, punctalus, lue luosus, puncti collis als neue
Arten beschrieben.
Capsini. Lucas stellte (Expl. de l'Alg.) Phylocoru» rubra-
tnarg in atus, fem oralis, albo fascialus , inslabilis, Capsus
rugicollis, minutus als neue Arten auf.
TIng-idites. Eine neue All ist Piestosoma flavomaculata
Lucas (Expl. de l'Alg.).
246 Schaum: Bericht fiber die Leistungen in der Entomologie
Reditvini» Von Lucas (Expl. de l'Alg.) sind als neue Arten
beschrieben: Emesa barbara, Harpactor affinis, Pirates rufipen-
niSf Metastemma quinquemacul ata,
Oalg^ulites. Von Her rieh - Schaf f er (a. a. 0.) wurden
die Gattungen Pelogonus , Galgulus und Mononyx erläutert ; F. margi-
nalus Latr., Mononyx sordidus Germ., neue Art aus Guinea, M. ba-
dius, u. A. aus Mexico, M. raplorius Fabr. und M. raninus Klug,
n. A. aus Columbien sind auf Tafel 290 und 291 abgebildet.
IVepides. Herrich-Schäffer (a. a. 0.) gab eine Synopsis
der ihm bekannt gewordenen Arten von Nepa und Ranalra , und er-
läuterte durch Abbildungen die Gattungscharaktere von Belostoma Latr.,
Zaitha Am. et Serv., Diplonychus Burm. und Naucoris Linn. Nauc. bi-
punctulus , neue Art aus Brasilien, ist Taf. 294 abgebildet.
urcitonectides. Herrich-Schäffer behandelte (a. a. 0.)
die Gattungen Anisops Spin, und Notonecla L. Von neuen Arten sind
abgebildet: Anisops sardeus aus Sardinien und Aegyplen, A. domi-
nicanus aus Haiti und A. scutell aris, Notonecta grandis (Eni-
thares brasiliensis'i Spin.) aus Brasilien, iV. mexicana aus Mexico, und
N. americana Fabr. aus den Vereinigten Staaten.
Fulgforellae. Eine ausgezeichnete neue Art der Gattung
Odontoptera, 0. Car renoi wurde von Signoret (Ann. d. 1. soc.
ent. S. 173. pl. VL Ko. IV.) aufgestellt; das Vaterland derselben ist un-
bekannt. Es fehlt ihr der Zahn an den Flügeln, welcher die (brasilia-
nische) Od. spectabilis Carreno so sehr auszeichnet, sonst stimmt sie
in den Gattungscharakteren mit derselben überein.
L. Dufour beschrieb (Ann. d. scienc. nat. 3. ser. t. XL S. 98.
pl. V.) zwei neue Arten der Gattung Dictyophora , D. longipes, bei
Madrid häufig auf Genista monosperma, und D. Genei aus Sardinien,
die sich beide durch langen Kopfforlsatz, verkürzte Ober- und fehlende
Unterflügel auszeichnen , die zweite war desshalb auch von Spinola
für eine Nymphe und zwar für die der Dict. senegalensis Spin, gehal-
ten worden. (Nahe verwandt, vielleicht selbst einerlei mit derselben
ist Fulgora hemiptera Costa). — Duf. beobachtete mehrmals die
Puppe eines parasitischen Insectes , nach Art eines Stylops, zwischen
den Bauchsegmenten der D. longipes hervorragend , er vermochte aber
nicht einmal die Ordnung, zu der dasselbe gehört, zu bestimmen.
Zwei andere Arten von Dictyophora aus Abyssinien, D. Roche-
(ii und D. Schimperii wurden von Guerin-Meneville (Lefeb.
Voy.) bekannt gemacht,
Eine neue Art ist ferner Issus algiricus Lucas (ExpK de
TAlgör.).
während des Jalires 1849. 247
Cicadellae. Neue Arten sind: Jassns annulipes nndPtye-
lus di siinctus Lucas (Expl. de l'Alg.).
i»tri«litlaiites. „Desciiption de quelques Cigales voisines de
la Cicada atrata Fabr., par M. Signoret.« (Rev. et Mag. d. Zoo!.
S. 406. pl. 10.) Die hier haupsächlich nach der Gestalt der das Stimm-
organ bedeckenden l'latten unterschiedenen Arten sind: C. atrata Fabr.,
Germ., (nigra OMv.), C. intermedia n. sp., C. opercularis Oliv, nur
aus Stoll's Abbildung bekannt, C. acuta n. sp., vicina n. sp., m-
maculata Oliv., alle ans Java.
lieber Periodicität und Lebensweise der Singcicaden in Grusien
hat Kolenati eiüige Notizen mitgetheilt (Korr.-ßl. d. zool. Vereins
in Regensb.^ S. 175.)
jtpliidil' V' Walker hat in den Annais of nat. hist. II. ser.
vol. III. S. 43— 53, S. 295— 304, vol. IV. S. 41— 48 , S. 195—202. die
Beschreibungen hrittischer Apliiden forlgesetzt. Die hier sehr ausfähr-
lieh in ihren verschiedenen Formen geschilderten Arten sind: Aphis
dirhoda n. sp. von verschiedenen Rosenarten , A. Avenae Fabr. (^4.
et cerealis Kalt.), A. Hieracii Schrank, A. Asleris n. sp. auf Aster
tripolium, A. Lactucae L., A. Ribis L., A. Galeopsidis Kalt,, A. ahie-
tina n. sp., bei London im Winter und Frühjahr 1846 sehr gemein auf
Fichten, die zum Theil in Folge der Angriffe dieser Blattlaus ihre Na-
deln verloren, A. Rosarum Kalt. , A- Avellanae Schranck. A. Urticaria
Kalt., A. letrarho da n. sp. auf der Rose., A. Cerasi Fabr., A.
Irirhoda n. sp. ebenfalls auf Rosen, A. Brassicae L. , A. Capreae
Fabr. Alle gehören der 19ten Gruppe des Verf. an. (S. vor. Jahresb.
S. 310.)
Eine sehr grose Anzahl (gegen 80) angeblich neuer hrittischer
Blattläuse ist von demselben in Newm. Zool. App. S. XXXI. und
S. XLIII., aber in höchst ungenügender Weise bekannt gemacht. Die
kurzen Beschreibungen beziehen sich nur auf die Färbung der Arten,
die hier nicht nach ihrer natürlichen Verwandtschaft, sondern nach
ihrem Vorkommen auf Pflanzen geordnet sind, obwohl der Verf. selbst
an andern Orten nachgewiesen hat , dass die wenigstan Blattläuse mo-
nophag sind. Ich mache sie hier nicht namhaft, da mit derartigen Ar-
beiten der Wissenschalt nichts genützt wird.
Eine neue flügellose, unter der Erde lebende Gattung SminfAu-
rodes wurde vonWeslwood (Gard. Chron. S. 420.) aufgestellt. Sie
ist Forda Heyd. verwandt, aber die Fühler haben nur ein Viertel der
Körperlänge, das erste Glied ist kurz, das zweite und dritte gleich lang,
das vierte halb so lang als das dritte , da.-; fünfte länger mit einem
kleinen Endgliede, Der Körper kurz, feinhaarig, mit weissem Puder
bedeckt; Füsse zweigliedrig. Sm. Betae n. A. fand sich in kleinen
Kolonien an den Wurieln der gemeinen Rübe.
248 Sc haum: Bericht ober die Leistungen in der Entomologie
Derselbe beschrieb (ebenda S. 548.) als neue Art Pemphigus
lactucae, die, obwohl geflügelt, an den Wurzeln des Lattichs lebt.
Derselbe bildete (Gard. Chron. S. 755.) eigenthümliche Gal-
len ab, welche eine flügellose, wie es scheint, unbeschriebene, vom
Verf. als Eriosoma pijri aufgestellte Blattlaus an den Aesten eines
Birnbaums hervorgebracht hatte; sie bestehen in einer grossen Zahl hol-
ziger Auswüchse, die zu einer soliden Masse verschmolzen sind.
ßoheraan bemerkte (Vet. Acad. Öfvers. 1848. S. 45.) , dass
Lygaeus hyalinaliis Fabr. der Fabricischen Sammlung zufolge mit Lach-
nus Roboris Kalt. {Aphis R. Linn.) identisch ist.
Coccides. Dr. F. v. Bärensprung hat (in d'Alt. u. Burm.
Zeit. f. Zool., Zoot. u. Palaeozool. no. 21. S. 165.) die genauer bekannt
gewordenen einheimischen Arten dieser Familie zusammengeslellt, eine
Anzahl neuer hinzugefügt und interessante biologische Beobachtungen
über dieselben milgetheilt. Die Galtung Aspidiotns Bouche, deren Na-
turgeschichte und izoologische Charaktere hier sorgfältig geschildert
werden, enthält ausser einer von Costa und sieben in Gewächshäusern
Vorkommenden, von Bouche beschriebenen Arten fünf einheimische: 1.
A. populi, neue nach beiden Geschlechtern beschriebene Art, bei
Berlin und Halle auf jungen Pappeln und Linden sehr häufig. 2. A.
Salicis Bouche , im Berliner Thiergarten auf Weiden , Pappeln, Ahorn,
Eschen gemein ; von dieser Art sind dem Verf. geflügelte und unge-
geflügelte Männchen in ziemlich gleicher Zahl vorgekommen, beide
Formen im Uebrigen ganz übereinstimmend. Bouche kannte nur un-
geflügelte, die Flügel sind diesen nicht etwa zufällig verloren gegan-
gen, denn der Verf sah sie gleich ungeflügelt aus der Puppe kommen.
3. A. Betulae, neue, an jungen Birken vorkommende Art, derenMänn-
chen noch unbekannt sind.' 4. A. minimus, ebenfalls nur im weib-
lichen Geschlechte und als männliche Puppe bekannt, die kleinste be-
kannte An, lebt auf der Rinde junger Pappeln. 5. A. falciformis,
n. A., sehr häufig auf der Rinde von Obstbäumen, Birken, Flieder, Jo-
hannisbeeren bei Berlin und Halle, das Männchen ist auch von dieser
Art noch nicht beobachtet worden. A. Rosae Bouche kommt zwar bei
uns auch im Freien vor, aber nur auf der Centifolie und ist daher
nicht als einheimisch zu betrachten. — Bei den Männchen der Gattung
Aspidiotus fand der Verf., abweichend von Bouche, vier Augen, zwei
auf der obern , zwei auf der untern Seite des Kopfes. — Leucanium
Hl. Die Zahl der hierher gehörigen Arten" scheint nicht gering zu
sein; bei der grossen Aehnlichkeit der Weiber kann man aber nur die-
jenigen als hinlänglich charakterisirt ansehen, deren Männchen bekannt
sind. Die Zahl der Augen wird gewöhnlich auf vier angegeben. Der
Verf. fand aber an den von ihm untersuchten Exemplaren ausserdem
noch sechs kleine glänzende, für Augen zu haltende Knöpfchen auf der
Unterseite des Kopfes. Hierher 1. 1. Tiliae neue Art, in beiden
während des Jahres 1849. 249
Geschlechtern vom Verf. an einer Linde im Thiergarlen entdeckt. 2
L. Corni Bouche. 3. L. Juglandis ßouche. 4. L. Aceris Bouche. 5.
h. Quercus Reaum. 6. L. Oxyacanthae Fabr. Die beiden letzten nur
im weiblichen Geschlechte bekannt. 7. L. racemosum Ratz. 8. L.
comp Unat um, neue Art, häufig im Thiergarten auf Acer plalanoi-
des, das Männchen noch unbekannt. ~- Coccms. Von aussereuropäischen
Arten, welche hinreichend und nach beiden Geschlechtern bekannt sind,
gehören hierher : C. Cacti L., Aclonidum L., tuherculalus Bouche, Tu-
Uparum Bouche, Mamillariae Bouche ; von europäischen Arten : C. Ace-
ris Curtis und C. haricis Bouche. Diesen fügt der Verf. vier neue
hinzu, kennt aber nur von der ersten die Männchen. C. Ulmi auf
jungen Rüstern und Ulmen. C. laniger Geoffr. scheint mit dieser Art
übereinzustimmen. C. Strobi dem C. Laricis verwandt, aber kleiner,
bedeckt in grosser Zahl die Stämme und Aesle der W^eihmouthskiefer,
diese sind zuweilen ganz von der weissen Wolle, welche die Ober-
fläche dieser Thiere absondert, eingehüllt. C. Vagi auf Buchen im
Thiergarten, wie die vorige Art in einen dicken Filz eingehüllt. C.
hyslTix, unter Kiefernrinde im Thiergarten gefunden, nächst Mono-
phlebus fuscipennis, die grösste einheimische Art. — Monophkbus. M.
fuscipennis ßurm. — Dorthcsia. D. Vrticae. — Porphyrophora. P. po-
lonica und P. radicum gram in um, neue Art, nur im weiblichen
Gcschlechte bekannt, bei Berlin und Prag an Wurzeln von Gräsern
(Foa, Festuca), weicht von der vorigen im Bau der Fühler und Beine
ab, und gehört vielleicht nicht zu dieser Gattung. ^ Aleurodes. A. Che~
lidonii und eine neue Art, A. Aceris, auf den Blättern von Acer pla-
lanoides entdeckt, von der vorigen durch ansehnlichere Grösse, ganz
ungefleckt schneeweisse Flügel und kürzeres Endglied der überhaupt
kürzern Fühler, besonders aber dadurch unterschieden, dass nicht, wie
bei A. Chelidonii , zwei , sondern nur ein grosses schwarzes Auge auf
jeder Seite des Kopfes verbanden ist.
AlsAnhang zu dieser Abhandlung lieferte Burm eis ter (S. 170.)
die Beschreibung eines neuen Coccus , C. pruni, nach beiden Ge-
chlechtern. Diese Art lebt in den Ritzen des Pflaumenbaums, die
Männchen ercheinen vor Mitte April.
Mac quart beschrieb (Ann. d. 1. soc. ent. S. 47. Taf. 2. N. III.)
eine neue Art, Coccus Salicis, in ziemlich ungenügender Weise, und
ohne die Arbeiten von Bouche , Ratzeburg u. A. zu kennen ; wahr-
scheinlich ist sie mit Aspidiotus Salicis ßouche identisch, Macq. hat
fast ausschliesslich geflügelte Männchen beobachtet.
Wach Thompson (Proc. of the ent. Soc. V. S. XLVIII.) findet
sich bei Belfast ein Aleurodes {A. Phillyreae) sehr häufig auf Philly-
rea latifolia.
250 Schaum: Bericht über die Leistungen in der Entomologie etc.
TJiysanura.
Eine neue , in den Stalaktitengrolten Krains entdeckte Art
er Gattung Anurophortis hat Schiödte Spec. faun. subalp. (Kgl.
Dansk. Vidensk. Selsk. Skrift. 5 Raekke nalurvid. Afd. 2 Bd.) unter
dem Namen A. stillicidii beschrieben und Taf. 1. Fig. 3. in drei
AUersfornien abgebildet. Die Diagnose lautet: niveus , oculis viginti
octo, antennis-capite duplo longioribus, segnientis thoracis bilobis.
Bericht ülier die lieistiiiigeii in der g^eog^ra«
phiscfien und systematischen Botanik wäh-
rend des Jaiires 1S49.
Von
l>r. Jl. Oriseliacli 9
ord. Professor an der Universität zu Göltingen.
A. Pflanzengeographie.
S c h 0 u w hat seine Ansichten über den Ursprung der
gegenwärtigen Pflanzenwelt in der Versammlung der nordi-
schen Naturforscher vorgetragen (Forhandlinger ved de skan-
din. Naturforskeres öteMode. Kjobenhavn, 1849. p. 119—134.).
Er versucht die Ansicht, dass jede Pflanzenart bei ihrer Ver-
breitung von einem einfachen Vegetationscentrum ausgegan-
gen sei, zu widerlegen , jedoch ohne neue Thatsachen vor-
zubringen. Alle Fälla^von intermitlirender Verbreitung sind
nur Ausnahmen , ihrer Anzahl nach geringfügig , von dem
allgemeinen Gesetze/ dass heutiges Tags die Pflanzen inner-
halb ihres natürlichen Verbreitungsbezirks geschlossene Areale
bewohnen, durch welche ihre Wanderung leicht geschehen
konnte. Jene Ausnahmen lassen verschiedenartige Erklärungen
zu: in einigen Fällen sind sie nur scheinbar, sofern die Iden-
tität der Arten nicht selten zweifelhaft ist ; bei andern Pflan-
zen ist zu erinnern, dass die Organe ihrer Wanderungen noch
viel zu wenig studirt sind , und , was die den ganzen Erd-
kreis umspannenden Verbreitungsbezirke von kryptogamischen
Gewächsen beti'ifft, so fehlt es nicht an Thalsachen, die auf
die lange Lebensfähigkeit der Sporen hinweisen. Auch ist
es nicht auff'allend, wenn so leichte Körper durch die at-
mosphärischen Strömungen gleich dem Meteorstaub überall-
hin geführt werden , oder wenn durch das Meer die Sa-
252 Grisebach: Bericht üb. d. Leistungen in d. geographischen
men von einigen Süsswasserpflanzen zu den Antipoden ge-
langen, um da sich zu entwickeln, wo analoge Bedingungen
des Klima's und des Bodens dies gestalten. Die Vergleichung
der Inselfloren mit endemischer und eingewanderter Vegeta-
tion führt immer entschiedener zu einem Axiom, welches dem
Walten der Natur im Grossen, mit den einfachsten Mitteln
ihre Wirkungen hervorzubringen, allein angemessen erscheint.
— Die folgenden Abschnitte von Sch.'s Abhandlung beschäf-
tigen sich mit der Frage, ob die gegenwärtige Pflanzenschö-
pfung gleichzeitig oder allmählich entstanden sei. Nachdem
sich der Verf. dahin erklärt hat, das die Schöpfung von neuen
Organismen unter den aktuellen Verhältnissen nicht mehr
stattfindet, sucht er es wahrscheinlich zu machen , dass die
verschiedenen Floren zu verschiedenen Zeiten entstanden seien.
Er vergleicht zu diesem Zwecke die Verhältnisszahlen der
grossen Abtheilungen des Systems in den früheren geologi-
schen Zeiträumen mit denen verschiedener Florengebiete und
gelangt zu dem Schlüsse , dass die Alpenflora — überein-
stimmend mit der späten Hebung dieses Gebirges — später
entstanden sei, als die mitteleuropäische und skandinavische,
und dass die lappländische sogar als die älteste in diesem
Gebiete sich näher an die Verhältnisszahlen der Tertiärperiode
anschliesse ;
Tertiär-
periode.
Lapp-
land.
Skandi-
navien.
Deutsch-
land.
Alpen.
Krypiogamen .
Monokotyledonen
Apelalen . .
Corollen-Diko-
tyledonen. .
2Proc.
13 „
45 „
40 „
5 Proc.
31 „
9 „
55 „
3 Proc.
26 „
8 „
63 „
2 Proc,
21 „
8 «
Q9 „
2 Proc.
16 „
4 „
78 „
K. Müller publicirte eine Abhandlung über das Ver-
hältniss der Pflanzengeopraphie zur Systematik (Bot. Zeit. 7.
S. 225—235. 249—258. 273—283.). Bei seinen Untersuchun-
gen über die geographische Verbreitung der Laubmoose stellte
sich heraus, dass nur diejenigen Arten über mehrere Vege-
lationsgebiete sich erstrecken, welche an ihrem Standort eine
grosse Menge von Individuen erzeugen, z. B. die fast über
und systematischen Botanik während des Jahres 1849. 253
den ganzen Erdkreis verbreiteten Barbula muralis, Polytri-
cliNm juniperinum, Ceratodon purpureus. Aber eben bei den
Moosen ergaben sich zahlreiche Beispiele, dass die Annahme
intermittirender Verbreitungsbezirke nur auf irriger Bestim-
mung der Art beruhte. Bemerkenswerth ist auch die Ansicht
des Verfassers, dass Andreaea Rolhii, welche Roth auf er-
ratischen Blöcken im Bremen'schen entdeckte und die neuer-
lich in der norddeutschen Ebene nicht mehr gefunden ward,
mit jenen Geschieben aus Skandinavien eingewandert sein
möge, wo ste häufiger vorkommt.
Messungen über die mittlere Temperatur während der
Vegetationszeit der Cerealien wurden in Freising von Mei-
ster angestellt (Regensb. Flora f. 1849. S. 625—628.). Die
Ergebnisse waren :
Veg.-Zeit.
Miltl. Tem.
Beobachtungszeit.
Winterweizen
149 Tage
10°,7 R.
13 Jahre.
Sommerweizen
120 ,
15°,1 ,
3 ,
VVinlerroggen
137 „
10»,6 „
15 ,
Sommerroggen
110 „
160,3 „
1 ,„
Gerste . . .
100 „
13«,8 „
12 „
Hafer . . .
110 „
130,7 ,
13 „
Erhard Iheilt seine Erfahrungen über den Einfluss
des Bodens auf die Verbreitung der Alpenpflanzen mit (das.
S. 308—316.): dji er seinen Catalog von Kalk- und „Urge-
birgs"- Pflanzen nicht localisirt hat, wird derselbe kaum zu
benutzen sein.
I. Europa.
Von V. Trautvetter wurde ein pflanzengeographi-
sches Werk über Russland angefangen (die pflanzengeogra-
phischen Verhältnisse des europäischen Russlands. Heft 1. Riga.
1849. 51 S. 8.)
Der Verf. beginnt mit einer ausführlichen Darstellung der bis-
herigen Versuche, die russischen Ebenen nach ihren Waturverhältnissen
zu gliedern : die Eintheilung in die drei Hauplregionen der Tundern,
Wälder und Steppen wird von ihm zu Grunde gelegt , aber die mitt-
lere Zone ist nach der Verbreitung der Waldbäume weiter zu gliedern.
Auf der Karle der russischen Industriegebiete (S. 16.) ist das Gebiet
254 Grisebach: Bericht üb. d. Leistungen in d, geographischen
der Tundern in folgende Grenzen eingeschlossen: Mündung des Ponoi,
Meerbusen von Mesen, Einfluss der Ussa in die Petschora. Die Step-
pen werden ihrem Umfange nach durch folgende Punkte bezeichnet :
Nordgrenze des Tschernosem von der Mündung der Desna in den Dnjepr
zur Mündung der Sura in die Wolga und längs der Wolga, Kama
und Bjelaja zum oberen Ural ; Südgrenge des Tschernosem von der
Mündung des Prul über Bender und Dobrjanka am Bug nach Jekate-
rinoslaw und von da zum asowschen Meere , welches sie östlich von
ßerdjansk berührt, weiterhin längs des Don und Donetz bis Luganskaja
und über Urjutinskaja am Choper zur Wolga, die sie zwischen Saratow
und Malmysch durchschneidet, endlich längs der Wolga und des gros-
sen Irgis zur Mündung der Utwa in den Ural.
Um die Eintheilung der mittleren Region Russlands zu begründen,
beschäftigt sich die zweite Hälfte von v. T.'s Schrift mit einer Unter-
suchung über die Arealgrenzen von 13 russischen Waldbäumen. Die
Hauptresultate, denen indessen erst das reiche Detail, welches der Verf.
gesammelt, den vollen Werth verleiht, enthält die folgende Uebersicht:
1. Pinus sylevstris. Nordgrenze: Enontekis, Quelle des Iwalajoki
(680—690) , Pasvigfjord (60« — 70«), Nordküste der Halbinsel Kola (70o
—690), Meerbusen von Kola (69o — 66o), Ostküste der Halbinsel der In-
sel Sosnowez gegenüber, Mesen, untere Ussa (66o — 65o), Ural unter
640. Südgrenze in den Thalgründen der Steppenflüsse : Nordrand von
Podolien (öO^— 49o), Krjukow am Dnjepr (49°), Isjum am Donetz (49o),
Kreis Woronesch am Don, Nowo- Chopersk am Choper (5lo), nördli-
cher Theil des Gouv. Saratow an der Wolga (52o) , Borsk an der Sa-
mara (550). Diese beiden Grenzen sind zugleich grösstentheils die
äussersten Linien der Baumzone gegen die Tundern und Steppen Russlands.
2. P. Cembra. Sie überschreitet vom Mündungsgebiete des Ob
her unter 64o den Ural, von dessen Fusse sie sich wenig entfernt, in-
dem sie z. 13. im Gouv. Wologda diesseits der Petschora nur einzeln an-
getroffen wird ; südwärts reicht sie im Ural bis zu den nördlichen Krei-
sen des Gouv. Orenburg.
3. jP. Abies L. Nordostgrenze (wegen der Verwechselungen
mit P. obovata noch problematisch) : östlicher Theil der Halbinsel Kola,
Mündung der Wjätka in die Kama (55o — 56«). Südgrenze : nördliches
Volhynien (5lOj, Starodul im Gouv. Tschernigow (52 — 53o), Bjelew an
der Oka (53o— 54o) , Saraisk unweit der Oka (54o— 55o), Südrand des
Gouv. Kasan (55o). Nordgrenze in Lappland: Kätkessuando, längs des
Ivalajoki nach Kyrö, Meerbusen von Kola.
4. F. obovala. Nordgrenze : Mündung des Ponoi auf der Halb-
insel Kola, Halbinsel Kanin (67y'40) , Pustosersk an der Mündung der
Petschora (67 y^«), Ural (64o). Südwestgrenze: Ponoi, Archangel, Ka-
san, Orenburgscher Ural. Hier breitet sie sich bis zum Nordrande der
Steppe aus, deren Grasboden sich, nach v. Helmersen , auf dem Ural
unter 53o ausbildet.
und systematischen Botanik während des Jahres 1849. 255
5. P. Ledebourii Endl. (Larix sibirica Lad.) Nordgrenze: Me-
sen, FIuss Ness auf Kanin, von hier bis zum Ural unbekannt. Südwest-
grenze: Weftküsle des weissen Meeres' Kargopol an der Onega, östli-
cher Theil des Gouv. Kostroma, Flusslinie der Wolga im Gouv. Nischni-
INowgorod, Sarapul an der Kama, Orenburg'scher Ural unter 54o.
6. P. sibirica Turcz. (Abies Led.). INordgrenze : Wologda (ÖO"),
Kolwa-FIuss im Gouv. Perm (62^). Südweslgrenze: von AVologda durch
den östlichen Theil des Gouv. Kostroma, Wolga-Linie im Gouv. Kasan^
unterer Sym, Orenburg'scher Ural.
7. Taonis baccata. üstgrenze des westlichen Areals: Liefland,
Bjeloweser Wald im Gouv. Grodno; südliches Areal beschränkt auf die
Krim und den Kaukasus, nordwärts bis zur Kuma.
8. Fagus syhatica. Nordoslgrenze (den bisherigen Ansichten
zuwider zurückzuschieben): von Königsberg nach dem östlichen Polen
(von Waga wird sie in den Provinzen Podlachien und Augustowo nicht
mehr abgegeben), westliches Volhynien, Podolien. In Litthauen wächst
sie nirgends wild , auch nicht im Gouv. Grodno ; in den Gouv. Kiew
und Cherson fehlt sie ebenfalls. Das südliche Areal begreift die Krim
und den Kaukasus, nordwärts bis zum Walde von Stawropol.
9. Carpinus Betulus. Nordostgrenze: Rulzau'scher Forst im süd-
westlichsten Winkel Kurlands, Wilna, Starodul im Gouv. Tschernigow,
Gouv. Woronesch, Uralsk (510—52").
10. Acer pseudoplatanus. Nordgrenze : Polen , Wald von Bjelo-
wesa, Gouv. Kiew, Poltawa, AVoionesch, Pensa und Saratow.
11. Acer campestre. Nordgrenze: Polen, Wald von Bjelowesa
und Grodno, Oka-Linie südlich von Moskau, Gouv. Pensa.
12. Acer talaricum. Nordwestgrenze: Podolien, Moskau, Mal-
mysch im Gouv. Wjätka, Ural.
13. Betula nana. Südgrenze : Thorn , Wilna , Moskau ^ Gouv.
Kostroma.
Systematische Beiträge zur russischen Flora : Kirillow
die Loniceren des russischen Reichs (Dorpat, 1849. 72. S. 8.) :
Lonicera Periclymemim und nigra L. wachsen nicht in Russ-
land ; L. turcomanica F. M., zu welcher L. persica J. Sp. re-
ducirt wird, fehlt bei Ledebour; — Kaleniczenko die
Daphne- Arten Russlands (Bullet, de Moscou 1849. I. p. 293
—317.): die von Ledebour aufgenommene neue Daphne So-
phia wächst in den Gouv. Kursk und Charkow auf Kreide-^
hügeln im Coniferenwald ; der Verf. beschreibt die interes-
sante Vegetation dieser Gegend (vergl. Regensb. Fl. 1850.
S. 459.)
Fries gab die zweite Abiheilung seiner geographi-
256 Grisebac.h: Bericht üb. d. Leistungen in d. geographischen
sehen Uebersicht der skandinavischen Flora heraus (Summa
Veg-etabilium Scandinaviae. Sectio posterior. Upsaliae, 1849.
p. 261—572. 8.): die Pilze, eine neue Bearbeitung der Hie-
racien, so wie die neuen Entdeckungen enthaltend. — Von
Hartmann's skandinavischer Flora erschien die fünfte Auf-
lage (Handbok i Skandinaviens Flora. Stockholm, 1849. 144
u. 503. S. 8.) : die Pflanzen sind in dieser Ausgabe nach
dem natürlichen System geordnet. — Eine höchst werthvolle
ikonographische Arbeit über die skandinavisqhen Gewächse
wurde von Andersson begonnen und in der ersten Lie-
ferung die Darstellung der Cyperaceen vollendet (Plantae Scan-
dinaviae descriptionibus et figuris analyticis adumbratae. Fase.
1. al. tit. Cyperaceae in Dania, Suecia, Norvegia et Fennia
sponte creseentes. Holm., 1849. 77 pag. u. 8 tab. 8.).
Beitrage zur skandinavischen Flora: Thedenius über
die nervenlosen Andreaeen Skandinaviens (Bot. Notiser f. 1849.
S. 73— 80. mit e. Taf.):'der Text wieder abgedruckt in der
Regensb. Fl. f. 1850. (S. 502.) ; Hartmann jun. eine neue
Mereurialis von Gefle (das. S. 66—68.) : M. Ladanum, flori-
bus sessilibus 1 — 2 stigmatibusque deciduis von M. annua
unterschieden. — Excursionsbeschreibungen : von Ho Im-
gren über die Umgegend von Jönköping (das. S. 89— 97.);
von Andersson über Schonen (das. S. 44—47.).
Von Watson's Cybele britannica (vergl. Jahresb. f.
1846. S. 422.) erschien der zweite Band (London, 1849. 8.
480 pag.) : • die Reihe der Familien von den Loranthaeeen
bis zu den Alismaceen umfassend.
Systematisehe Arbeiten über britische Pflanzen: Ba-
bington über Plumbagineen (Ann. nat. bist. IL Ser. 3.
433—443.) Armeria pubigera Boiss. vom südlichen England
bis Lsland verbreitet; A. duriuscula Bab. von Devonshire, durch
foliä carinata von k, pubescens unterschieden ; Statiee reti-
culata Sm. von England ist St. caspia W.; — Woods über
Atriplex (Proceedings of Linn. soc. 1849. Apr.) : kritische
Bemerkungen über die von Babington unterschiedenen For-
men; Harvey's Phycologia britannica (Part. 34—45. London
1849. Taf. 199—270. s. Jahresb. f. 1846. S.423.); Beiträge
zur britischen Flora und Pflanzen-Topographie in der neuen
Zeitschrift the bolanical gazette , edited by A. Henfrey
und systematischen Botanik während des Jahres 1849. 257
(Vol. I. London, 1849.) so wie in den Annais of nat. bist,
(a. a. 0. 3. p. 152. 4. p. 450.)
Brilische Lokalfloren: (Br omfield) Flora des Un-
derclifF, einer Landschaft der Insel Wight (the Undercliff of
the isle of Wight, by G. A. Martin. London, 1849. 8. p. 297
—351.); T. Salwey Beiträge zur Kryptogamen- Flora von
Guernsey (Ann. nat. bist. a. a. 0. 3. p. 22 — 29.).
Mailin's Schiift ist mit zehnjährigen, meteorologischen Beobach-
tungen von der Südostküste der Insel Wight ausgestattet, woraus sich
die Kultur mancher südlicher Gewächse im Freien (z. B. Bupleuruni
Iruticosum, iMyrlus, Aloysia cilriodora), so wie das Vorkommen analo-
ger eiKheimischer Formen erklärt; namentlich sind hervorzuheben:
Mallhiola incana, Lavatera arborea, Hypericum Androsaemum, Oenanthe
crocata, Smyrnium Olusatrum, Rubia p€regrina, Anthemis nobilis, Lina-
ria purpurea, Salvia Verbenaca, Rumex pulcher, Daphne Laureola, Ta-
mus, Iris foetidissima, Narcissus biflorus, Ruscus aculeatus, Luzula For-
sten , Scirpus Savii , Gastridium lendigerum , Asplenium marinum. —
Mittlere Temp. = 5lo,72 F. AVinter = 4lo,8; Frühling = 49o,82 ;
Sommer = öfjSl ; Herbst = b5°,9b. Kältester Monat Febr. = 4lo,12;
wärmster Aug. = 62*^,47. Regenmenge = 25",94.
Die Flora batava (s. Jahresb. f. 1846.) rückte fort bis
7Air 158sten Aflevering (Deel 10. Amsterdam 1849. nr. 721—
800.). — Die Untersuchungen über kritische Pflanzen der
niederländischen Flora von dem Verein dortiger Botaniker
(s. vor. Jahresb.) wurden unter dem Vorsitz von v. d. Bosch
und Dozy fortgesetzt (Nederl. kruidkundig Archief. Bd. 2.
S. 33— 136.).
Die Abhandlung von de Bruyn über Folygonum ist hier wei-
ter ausgeführt. Unter den kritischen Pflanzen sind zu erwähneti die
von v. d. Bosch nachgewiesenen niederländischen Fundorte von Tha-
liclrum flexuosum Beruh, und Th. Morisonii Gm. (Syn. Th. rufmerve
Lej.!}, Arabis sagiltata DG. nnd Gerardi Bess , Avena hybrida Peterm. ,
Carex prolixa Fr. , tricostata Fr., turfosa Fr., aqualilis Wahl., elytroides
Fr., trinervis Degl. (Syn. C. saxalilis fl. balav., rigida et cerina fl. ley-
dens.). — Der Petersberg bei Mastricht bildet für mehrere Pflanzen
die Nordgrenze, z. B. für Clemalis recla, Slsymbrium supinum, Thlaspi
alpestre.
J. D. Hannon gab eine neue Flora von Belgien her-
aus, die, für den Gebrauch auf Exkursionen berechnet, den
wissenschaftlichen Anforderungen weder in Bezug auf Syste-
matik noch auf Pfianzengeographie nicht entfernt genügt (Flore
Archiv, i", Natiugescb. XVI, Jahrg. 2. Bd. ^
258 Grisebach: Bericht üb. d. Leistungen in d. geographischen
beige. T. 1.2.3. Bruxelles, 1849— 50. 191., 184. u. 195p. 8.).
— Von Kickx erschien die vierte Cenlurie seiner Kryplo-
gamen-Flora von Flandern (Recherches pour servir ä la flore
cryplogamique des Flandres in Nouv. Memoires de Tacad. de
Bruxelles. T. 23. 1849.).
Allgemeine Werke über die deutsche Flora : Reichen-
bach's Icones Vol. 11. Dek. 5—10. Vol. 12. Dek. 1—4. mit
dem Schluss der Saliceen, den Myriceen, Belulaceen, Cupuli-
feren , Urticeen , Asarineen , Laurineen und dem Anfang der
Dipsaceen; Nees' Genera Florae germanicae, fortgesetzt von
Bischoff Heft 26 mit Umbelliferen (Bonn, 1849); Sturm's
Flora , Abth. 1. Heft 93 und 94. (Nürnberg, 1849.) : von J.
Sturm's Sohn, J.W. Stur m fortgesetzt ; P e t e r m a n n's Flora
Lief. 9 — 12. und hiermit zum Schluss geführt; Schenk's
Werk Bd. 10.; Lincke's Publikation Heft 76— 93.; D. Dic-
trich's Deutschlands Flora Heft 2. ; dessen Kupfertafeln deut-
scher Kryptogamen , Schwämme, Heft 4 — 10 u. 13. — Von
Rei chenbach's Flora germanica exsiccata erschien die
dritte Cenlurie der Kryptogamen, von Rabenhorst's Samm-
lung getrockneter deutscher Pilze die Ute, 12te und 13le
Centurie ; von Letzterem wurde auch die Herausgabe von
getrockneten Süsswasser-Algen und Bacillarien begonnen (die
Algen Sachsen's Dek. 1—3. Dresden, 1848—49. 8. und die
Bacillarien Sachsen's. Fasz. 1. 2. Dresden 1849. 8.).
Beiträge zur Systematik deutscher Gewächse : F. Schultz
über einige kritische Pflanzen (Regensb. Fl. 1849. S, 225-239.);
C. Brittiger über einige kritische Pflanzen der Gegend
von Steyr in Oberösterreich (das. S, 418 — 421.): die Re-
duction von Ornithogalum chloranthum und Thesium tenuifo-
lium betreffend, polemisch erwiedert von Sauter (S. 728. vgl.
das. 1850. S. 370. 593.).
Deutsche Lokalfloren und Beiträge zur deutschen Pflan-
zen-Topographie: Garcke Flora von Nord- und Mittel-
Deutschland (Berlin, 1849. 392 S. 8.) : kompilatorisch und in
geographischer Beziehung ohne genügende Quellenbenutzung,
jedoch für gewisse praktische Zwecke ausreichend; Curie
Anleitung die im mittleren und nördlichen Deutschland wild-
wachsenden Pflanzen zu bestimmen, neu herausgegeben von
A.B. Reichenbach C'^ie Auflage. Kiltlitz, 1849. 450S.8.)i
und systematischen Botanik wäbrend des Jahres 1849. 259
C. A. Fechner Flora der Oberlausitz (Görlitz, 1849. 199 S.
12.): Eleinentarschrift ; W i m ni e r Uebersicht der schlesl-
schen Weiden (Regensb. Fl. 1849. S. 33—46, und 51—57.):
werthvoll durch neue Diagnosen und die Angabe der geo-
graphischen Verbreitung in Schlesien, zugleich für die An-
sicht des Verf. über hybride Weiden abschliessend; v. Flo-
tow Lichenes Florae Silesiae (Uebersicht der Arbeiten der
schles. Gesellsch. 1849. S. 98— 135. und 1850. S. 115— 143.);
191 Arten, kritisch beleuchtet und nach ihrer Verbreitung in
Schlesien dargestellt; Cohn und Göppert über die Oder-
haut (das. 1849. S. 50—53.) : Analyse der Bacillarien, wel-
che in einer vorzugsweise aus Cladophora viadrina gebilde-
ten Algendecke im Ueberschwcmmungsgebiete der Oder vor-
kommen ; Wimmer Exkursion nach dem grossen See auf
der Heuscheune (das. S. 85 — 87.): das durch Entwässerung
verschwindende Torfmoor ist mit Pinus uliginosa, Salix myr-
lilloides und finmarchica Fr. bewachsen; Itzigsohn Ver-
zeichniss der märkischen Lebermoose (Bot. Zeit. 7. S. 481 —
485.): 49 Arten; derselbe die märkischen Charen (das. S.
194-196.): 16 Arten; Irmi seh Nachträge zur Flora Schwarz-
burgs (Jahresb. über das Gymnasium zu Sondershausen. 1849.
S. 29— 31.): darunter Potentilla inclinata am Göldner; Ro-
bolsky Flora der Umgegend von Neuhaldensleben (2. Aus-
gabe. Neuhaldensl-, 1849. 175 S. 8.); die schon im J. 1843.
erschienene Schrift mit neuem Titel und , wie ich nach Prü-
fung der Sammlung des verstorbenen Verf. versichern kann,
unzuverlässig und werthlos; G.W. F. Meyer Flora hanove-
rana excursoria (Göttingen, 1849. 686 S. 8.): reich an sy-
stematischen Untersuchungen, mit umfassender Benutzung der
Quellen bearbeitet, auch die Nachbarländer bis Thüringen und
Mecklenburg umfassend ; S t e i n v o r t h Phanerogamen-Flora
des Fürstenthums Lüneburg (Lüneburg, 1849. 170 S. 8.): ohne
hinreichende Kenntniss des Landes entworfene Elementar-
schrift, in welcher viele im Lüneburg'schen noch nicht ge-
fundene Arten als einheimisch aufgenommen sind; Lantzius-
Beninga Beiträge zur Kenntniss der Flora Ostfriesland's
(Göttingen, 1849. 55 S. 4.): die Frucht genauer, botanischer
Forschungen in dieser Provinz; Bayrhoffer Uebersicht der
Moose, Lebermoose und Flechten des Taunus (abgedr. aus
260 Grisebach; Bericht üb. d. Leistungen in d. geographischen
den Jahrbüchern des Nassaiiischen Vereins für Naturkunde
Heft 5. (Wiesbaden 1849. 101 S. 8.); v.Martens die blü-
thenlosen Gefässpflanzen Württembergs (Würltemb. Jahres-
hefte. Bd. 4. S. 94— 106.); Send In er Beobachtungen von Hö-
hengrenzen der Vegetation in den Algäuer Alpen (Regensb.
Fl. 1849. S. 113—120.); Tommasini über den Einfluss des
Bodens auf die Vertheilung der Gewächse in Istrien (in Mor-
lot's geologischen Verhältnissen Istriens. Wien, 1848.: von
mir nicht gesehen).
Von neuen Pflanzen im'Gebiele der deutschen Flora sind zu er-
wähnen; Trasfopogon Tommasinii Seh. bei Triest (Del. sem. lleidelb.
1848.), Lemna arrhiza, von Milde bei Klein-Grüneiche in Schlesien
entdeckt, (Arb. der schles. Gesellsch. 1849. S. 83.), Orchis spuria Hchb.
jun. , von 0. militaris geschieden , bei Müllheim in Baden (Bot. Zeit.
7. S. 891.), Carex ligerica Gay, von Doli in der badischen ßhein-
fläche, am Rande des Waghäuseier Moors, gefunden (Regensb. Fl. 1849.
S. 65).
Die Schrift von Lantzius-Beninga über Oslfries-
land (s. 0.) ist von einer pflanzengeographischen Einleitung
begleitet.^
Die Flora von üstfriesland gehört zu den ärmsten in Deutsch-
land, sie zählt bis jetzt kaum 700 Phanerogaraen. Die Vegetation ist
gegliedert nach den ausgezeichneten Gegensätzen, welche die Mischung
der Erdkrume daselbst darbietet und wonach die Landschaft in das
centrale Gebiet der Geest, die peripherischen Marschen und die eben-
falls ausgedehnten , an den Grenzen dieser beid^en Gebilde sich er-
streckenden und von einer älteren Alluvion herstammenden Wiesenflä-
chen (Meeden) zerfällt. Die Geest , durch sandigen oder morastigen
Boden bezeichnet, ist grossenlheils von Calluna bedeckt. Charakteri-
stisch ist hier die Vegetation einiger kleiner Eichenwälder , die den
geringfügigen Forstbestand Ostfrieslands ausmachen : hier finden sich,
zum Theil vom Verf. zuerst nachgewiesen, Gorydalis claviculata, Agri-
monia odorata , Cornus succica , Ajuga pyramidalis, Primula acaulis,
Agraphis nulans. — Die Meeden besitzen zwölf Gräser als vorherr-
schende Gewächse: Festuca pratensis, arundinacea, rubra var. , Foa
pratensis und trivialis, Agrostis stolonifera, vulgaris und canina, Bromus
mollis, Aira caespitosa , Dactylis glomerata , Helens lanatus. Die aus
diesen Gräsern gebildeten Wiesen liegen im Ueberschwemniungsgebiet:
ausserhalb desselben, an den Abhängen der Geest, herrscht dagegen
Anlhoxanlhum in Verbindung mit vier harten Gräsern : Aira flexuosa,
Tricdia, Festuca ovina, IS'ardus. An einer Localität dieser Art fand L.
Eriophorum alpintim auf. -- Die Marsch ist als die jüngste Alluvion,
und systematischen Botanik während des Jahres 1849. 261
abgesehen von den Halophyten, höchst einförmig in ihrer Vegetation.
Die Wiesengrfiser sind fast dieselben , wie auf den Meeden , doch
„scheint Anlhoxanlhuni zu fehlen." Den Kalkgehalt des Thonbodens
deuten nur wenige Ackerpflanzen an, wie Scandix pecten, Geraniuni dis-
sectuni, Chenopodium ficifolium. Uebcr die erste Bekleidung des neu
gebildeten Bodens (der Polder) bemerkt L. folgendes : zuerst zeigt sich
Salicornia (Suite), dann folgen Aster Tripolium, l'lantago maritima und
Triglochin marilinium ; bald überzieht indessen eine Spielart von Triti-
cnm repens mit starren Blättern (Queller genannt) nebst Agroslis sto-
lonifera die ganze Oberfläche und diese bilden in Verbindung mit den
Glycerien (Gl. maritima und distans) den Wiesengrund.
Die Inseln an der oslfriesischen Küste, über deren Vegetation
wir eine ausgezeichnete, ältere Arbeit von G. W. F. iMeyer besitzen,
haben vor dem Festlande eine beträchtliche Anzahl von I'llanzen vor-
aus: L. hat dieselbe noch um einige vermehrt.
Sendtiier's Höhenmessungen von rflanzcngrenzcn in
den AUgäuer Alpen (s. o.) bezichen sich auf beinahe 500
Phanerogamen, welche zugleich in der baierschen Hochebene
gefunden werden.
Obere Grenzen der Holzgewächse :
Acer pseudoplatanus . . 4889' Fraxinus excelsior . . . 3840'
als Baum nur .... 4200' Daphne Wczereum . . . 6031'
Sorbus aucuparia ... 5031' Ülmus campestris . . . 3840'
Aronia rolundifolia . . 5400' Fagvs syhcUica .... 4182'
Coloneasler tomentosa . 5400' bei westl. Exposition . 4251'
Bubus idaeus .... 4465' Betula pubescens . . . 4769'
Viburnum Lantana . . . 4245' Alnus incana 4216-
Calluna vulgaris . . . 5300' Populus trrmula .... 4027'
Erica carnea .... 6450' rinns Abies 5425'
Vaccinium Myrlillus . . 5119' (Maximum unter 14 Mes-
V. uliginosum .... 6258' sungen, deren Mittel bet. 5111'
V. Vitisidaea .... 6300' P. sylvestris 4502'
Die Messungen der meisten Niveaugrenzen stimmen gut mit den
Wahlenberg'schen übercin. Folgende krautartige Gewächse fehlen bei
'NVahlenberg oder deren obere Grenze ist beträchtlich höher, als in sei-
nen Angalen.
Ranunculus lanuginoFus . 5716' Potenlilla Tormenlilla . . 5521*
Viola mirabilis .... 4348' - Kpilobium angustifolium . 4536'
Stellaria media .... 5012' Astrantia maior .... 5300'
Cerastiuni triviale , . . 5500' Pimpinella magna . . . 5550'
Vicia sylvatica .... 5400' Angelica sylvestris . . 4815'
262 Grisebach: Bericht üb. d. Leistungen in d. geographischen
Laserpitium lalifolium . . 5500' Callitriche venia . . . 5573'
Valeriana officinalis . . 5400' Potamogeton rufescens . 4889'
Petasites niveus .... 6004' P. niarina 4889'
Buphthalmuni salicifolium 4980' Gymnadenia conopsca . 5300'
Achillea Millefolium . . 4712' Lilium Martagon . . . 5400'
Arnica montana .... 5800' Conyallaria Polygonaliim . 4792'
Senecio nemorensis . , 4S89' C. verticillata .... 4815'
Cirsium oleraceum . . . 5400' Luzula mulliflora . . . 5913'
Carlina acaulis .... 5500' L. albida 6100'
Centaurea monlana . . . 5400' Juncus alpinus .... 5600'
Leontodon aulumnalis . . 5326' Carex ampullacea . . . 4889'
L. hastilis 5400' C. leporlna 5269'
Hieracium glaucum . . 4701' ölolinia coerulea . . . 4908'
Phyteuma orbiculare . . 6300' Poa ncrnoralis .... 5300'
Gcntiana ciiiata .... 5293' Ftstuca heterophylla . . 6500'
Primula officinalis . . . 4850' Avena flavescens . . . 5500'
Origanum vulgare . . . 4465' Anthoxanlhum odoratum . 5500'
Rumex obtusifolius . . 4626' Calamagrostis monlana . 5300'
Mercurialis perennis . . 4465'
A. Braun bearbeitete die Charen der Schweiz (Neue
Denkschr. der Schweiz. Cesellsch. f. Naturvv. Bd. 10. Solo-
Ihurn, 1847.; Auszug in Regensb. FJ. 1849. S. 130—139.):
8 Nitellen und 9 Charen, darunter die neue Ch. strigosa. —
E. Zschokke hat schon früher ein Verzeichniss der in der
Gegend von Aarau wachsenden Pflanzen herausgegeberi (Aarau
1847.). — Von Schaerer's getrockneten Schweizer Liche-
nen wurden Fase. 23 u. 24 ausgegeben (Bern, 1849.): hie-
mit ist die sechste Centurie geschlossen.
Zu den umfassendsten Arbeiten des verflossenen Jahres
gehört das pflanzengeographische Werk von J. Thurmann
über den Jura (Essai de phytostatique applique ä la chaine
du Jura et aux contrees voisines. Tom. 1. 2. Bern, 1849.
444 und 373 pag. 8. mit 7 Karten und mcteorol. Tafeln).
Wiewohl der Verf. seinen Gegenstand allzu dogmalisch behan-
delt und durch eine neue Komenklatur der anorganischen Substrate, so
wie durch übermässige Weitläufligkeit von dem Eingehen in seine An-
sichten zurüdischreckt, so erwirbt er sich doch, auch abgesehen von
dem Reichthum des Details der Beobachtungen, das allgemeine Ver-
dienst, eine Frage neu anzuregen, die im Gebiete der Pflanzen -Topo-
und systematischen Botanik während des Jahres 1849. 263
griTphie zu den wichtigsten gehört. Dies ist die Frage , ob die Ver-
theilung der PUanzen nach ihren Substraten auf der chemischen Mi-
schung oder auf den mechanischen Eigenschaften des Bodens beruht.
Bei der Vergleichiing des Jura mit den Vogesen und anderu Nachbar-
landschaften von dem bekannten Kontrast der Kalk- und Sandsleinve-
gelation ausgehend, verwirft Th. die chemische Theorie, d. h. also den
Einfluss der Substrate als besonderer mineralischer INahrungsstofFe der
Pflanze und sucht aus den physischen Eigenschaften derselben , beson-
ders aus ihrer verschiedenen Permeabilität für das Wasser, die örtlichen
Gegensätze der Pflaiizenvertheilung zu erklären. Für die Vegetation
der sandigen und thonigen Erdkrumen halte ich diese Ansicht gerecht-
fertigt und die Beobachtungen Th.'s tragen bei, sie fester zu begrün-
den. Was jedoch die Eigen thümlichkeit der Kalkpflanzen betrifl"! , so
überzeugt der Verf nicht. Wenn man vorurtheilsfrei die Verbreitung
von Kalkpflanzen auf basaltische Gesteine würdigt, die Kalkantheile in
ihrer Mischung enthalten, während sie bei ihrer Verwitterung eine in
den physischen Eigenschaften von der des Kalkbodens abweichende
Erdkrume erzeugen, wenn man die nicht mehr vereinzelten Beobach-
tungen berücksichtigt , wo das sporadische Auftreten von Kalkpflanzen
in krystaliinischen Gebirgen durch einen Kalkgehalt des Gesteins er-
klärt wurde, der, durch die Verbindung des Kalks mit Kieselerde ver-
hüllt und ohnedies zu geringfügig war, um die Kalur des Detritus zu
modificiren, so wird man sich nicht enthalten können, in der Kalkerde
einen Stoff" anzuerkennen, welcher für gewisse Pflanzen ein ebenso we-
sentliches Nahrungsmittel ist , wie das Chlornatrium für die Halophy-
ten. Es ist Th. die Analogie der Vegetation des Jura mit dem vulka-
nischen Kaiserstuhl im Breisgau nicht entgangen ; er sucht sie dadurch
zu erklären, dass dessen Gestein, ebenso wie der Jurakalk, wenig
Erdkrume erzeuge und die atmosphärischen Niederschläge rasch in
die Tiefe zu den Quellen ableite. Allein es giebt Basaltgebirge, wie
die Rhön, wo auf dem Gestein nicht selten eine thonreiche Erdkrume
ruht, die das Abfliessen in die Tiefe so sehr verhindert, dass Moorbil-
dungen häufig sind, und doch hat die Flora dieser Gebirge eine be-
trächtliche Anzahl von Kalkpflanzen aufzuweisen, üff'enbar ist die Ei-
genlhümlichkeit der Juravegetation durch eine Reihe verschiedenartiger
Faktoren bedingt. Es soll nicht in Abrede gestellt werden, dass unter
diesen die Trockenheit des Standorts , durch welche Th. sie fast aus-
schliesslich erJilären will, einen bedeutenden Platz behauptet, indessen
bedarf es '(einer weil sckärfereu Beobaehtungsmethode , um diesen Ein-
fluss von anderen zu unterscheiden. Neben der Bedeutung der Kalk-
erde als eines Nahrungsstoffes, den verschiedene Pflanzen in ungleicher
Menge bedürfen, ist sowohl den klimatischen als historischen Momenten
eine weit umfassendere Einwirkung zuzuschreiben, als Th. diesen Ver-
hältnissen einräumt. In seiner AVürdigung der klimatischen Pflanzen-
gr^nzen siebter auf einem älteren Standpunkte, indem er nur die milt-
264 Grisebach: Bericht üb, d. Leistungen in d. geographischen
Jere Wärme als lUimalischen Falitor kennt und die in der Verlheilung
der Wärme liegenden Unterschiede zwischen dem Jura und den nord-
westlich sich anschliessenden Gegenden übersieht (vcrgl. vorig. Jah-
resbericht) Was die historischen oder geologischen Wanderungen der
Jurapflanzen betrifft , so finde ich bei ihm eins wichtige Bemerkung,
die, weiter verfolgt, zu merkwürdigen Aufschlüssen führen kann. Th.
bemerkt nämlich , dass die Flora des Schweizer Jura's vollständig in
der der Kalkalpen des Dauphine enthalten ist (1. p. 102.), während die
Uebereinstimniung mit den näher gelegenen , aber durch das Molasse-
thal der Seeen abgesonderten Schweizer Kalkalpen bei Weitem gerin-
ger sich herausstellt. So fehlen der Gruppe des Stockhorn bei Thun,
d. h. dem der centralen Jurakette unmittelbar gegenüberliegenden Gliede
der Berner Kalkalpen von 150 Tflanzen der mittleren Jurahöhen PO,
von 180 der höheren Gebirgsregion ebenfalls 90 und von 110 der sub-
alpinen Jurakämme 25 Arten (I. p. 246.). Wenn Th. diesen Unterschied
klimatisch erklärien und aus dem erkältenden Einflass der nahen Schnee-
berge auf den Stockhorn ableiten will , so ist zu erinnern , dass die
Jurapflanzen auf den Kalkalpen des Dauphine nicht minder von Schnee
und Gletschern umgeben sind, und doch in der ihnen entsprechenden
Region vegetiren. Aber mit den Alpen des Dauphine steht der' Jura
bei der Chartreuse in unmittelbarem Gebirgszusammenhange ; hier war
eine Verbreitung der Pflanzen höherer Regionen möglich , ohne durch
Tiefland gehemmt zu sein und von hieraus hat daher der Jura ohne
Zweifel einen Theil seiner Flora empfangen.
Das Hauptergebniss seiner Untersuchungen hat Th. in einer Ta-
fel (I. p. 275.) vereinigt , deren Erläuterung mich einer speciellercn
Darstellung seiner Ansichten überhebt. Von den verglichenen Land-
schaften, die ich der Kürze wegen als kalkführende und kalkfreie un-
terscheiden will, zeigen folgende (die kalkführenden) eine wesentliche
Uebereinstimmung der Vegetation (dispersion semblabie) : Jura, raulie
Alp, lothringisches Hügelsystem (Höhenzug zwischen Nancy und Lan-
gres) und Kaiserstuhl im Breisgau. Zu den Gegenden mit abweichen-
dem Vegetationscharakter (den kalkfreien) gehören : Vogesen, Schwarz-
wald, .Schieferalpen, Molassethälcr der Schweiz, Württembergs, Badens,
Lothringeu's und Savoyen's. Nun stimmt das kalkführende Gebiet da-
rin überein, dass das Gestein schwer verwittert („dysgeogcne") aber in
feinpulverigen Detritus („peliqufs^') zerfällt, dass es für das Wasser sehr
permeabel ist, und daher die Erdkrume rascher austrocknet. Die Folge
dieser Eigenschaften ist, dass die Pflanzen trockener Standorte („Xero-
philes") vorherrschen und diesen Charakter besitzt die Flora des Juras.
Die kalkfreien Landschaften dagegen besitzen Gesteine, die leicht ver-
wittern und ze4rallen („eugeogene«), dabei einen sandigen und lehmi-
gen Detritus bilden („psammiques, pelosammiquc«) und wiegen geringer
Permcabililät für das Wasser oder hygroskopischer Eigenschaften ihre
liefe Erdkrume feucht erhalten; hier henschen daher die Gewächse,
und systematischen Botanik während des Jahres 1849. 265
welclie einen grösseren Anspruch an siele Befeuchtung ihrer >Yurzeln
machen („llygrophiles"). Ich will hier nicht auf die Einwendungen
eingehen, welche sich gegen die Allgemeinheit- dieser Auffassung ma-
chen lassen, wobei z. B. die höchst verschiedene Permeabililät des
Sand- und Thonbodens nicht gehörig gewürdigt ist, sondern nur die-
jenigen Beobachtungen des Verf. hervorheben, die mir die. bedeutend-
sten zu sein scheinen. Dahin gehört für die Abhängigkeit der Sand-
pttanzen von den physischen Eigenschaften des Bodens die bekannte
und hier durch mehrere Beispiele erläuterte Thafsache, dass der Kalk-
sand dieselbe Vegetation erzeugt, wie der Kieselsand. So erscheinen
auf den westlichen Abdachungen des Jura gegen Salins , wo an die
dichten Schichten des Fortlandkalkes sich der Sand bildende Oolilh an-
reiht (dans les parties les plus graveleuses et desagregees) , Pflanzen
wie Sarolhamnus , Orobus tuberosus, Luzula albida, Aira flexuosa, die
dem inneren Jura fremd sind (I. p. 270.) : ähnliche Erscheinungen wie-
derholen sich auf den Jiiesen der Birs, des Doubs , des Ain bei dem
Austritt dieser Gewässer aus dem Gebirge, so wie in den Birkengehöl-
zen der rauhen Alp, die den sandigen Coralrag oder den Dolomit be-
zeichnen (das.). — Sodann sind die vergleichenden Untersiuchungen über
die Organisation der Kalkpflanzen von vielseitigem Interesse. Th. zeigt,
dass die \YurzeIbildung der meisten Kalkpflanzen einer schwach ent-
wickelten und periodischer Dürre unterworfenen Erdkrume entspricht:
annuelle Arten sind selten, die Rhizome kriechen, der Stengel ])leibt
niedriger, entwickelt weniger Zweige, häuCger ^YurzeIblätter ; die hö-
heren, dikotyledonischen Familien sind artenreicher, socielle Gewächse
seltener, die Areale reichen weniger hoch nach Korden (1. p, 317.).
Die Darstellung der Vegetation des Jura ist ungemein reich an
einzelnen Beobachtungen: in dieser Rücksicht wird Th.'s Buch eine
Fundgrube bleiben , die nicht leicht zu erschöpfen ist. Der Umfang
des von ihm zum Jura gerechneten Gebietes ist grösser , als die Con-
venienz der Geographen bisher festgestellt hat: denn Th. erweitert die
Südgrenze über die Khone hinaus bis zur Isere bei Voreppe, eine
Neuerung, die höchst naturgeinäss erscheint, dem physischen Charakter
der Gebirgszüge des westlichen Savoyen entspricht und allgemeine
Annahme verdient , indem die dem Jura so eigenthümliche Terrainge-
staltung unverändert bis zu den beiden Kalkalpen des Grenier und der
Grande Chartreuse, an welche sich die südlichen Glieder des Gebirgs
anlehnen, dieselbe bleibt : die Rhone durchbricht den Jura gerade wie
der Rhein. Das Gebirge bildet von der Isere bis zum Rhein ein pflan-
zengeographisches Ganzes , worin eine weitere Gliederung unzulässig
erscheint, da die südlichen Formen des Dauphin^ und Savoyen's nach
Norden allmählich sich verlieren und die alpine Vegelalion an die hö-
here Erhebung einzelner Kuppen gebunden ist. Durch die regelmäs-
sige, überall wiederkehrende Gestalt der einzelnen Berge, werden dir
Pflanzcnformalionen gleichsam symmetrisch über das ganze Gtbirge ver-
266 Grisebach: Bericht üb. d. Leistungen in d. geographischen
theilt und besondere Lohalbezcichnungen für die topographischen Be-
standlheila der Oberfläche entsprechen diesen "Verhältnissen der Vege-
tation (I. p. 161, Taf. 3.). Dahin gehören die Combes, eingeschlossene
Hochthäler, wo der Oxford-Thon zu Tage tritt, einen Thonmergel bil-
det, dem die Pflanzen feuchter Standorte folgen (z. B. am Mont-
Terrible bei Porrentruy Carices, Eriophorum, Polygonum Bistorta , Sa-
lix aurita , Gentiana verna , Crocus vernus u. a.); die Crets , d.h.
Felsbrüstungen und Nadeln von Coralrag , die häufig die Gipfel
bilden, wo die saxicolen Gewächse herrschen (z. B. Sessieria cae-
rulea, Kernera saxatilis , Athamanta cretensis , Saxifraga Aizoon, Co-
sloneaster tomentosa, Amelanchfer, Teucrium montanum , Draba aizoi-
des, Coronilla vaginalis, Hieracium humile und amplexicaule) ; die Ruz,
d. h. felsige Querschluchten der Kämme, und die vpn Kämmen amphi-
theatralisch umschlossenen Cirques, zwei Bildungen, in denen die Ge-
birgswässer sich sammeln und wo daher die Vegetation feuchten
Felsgrundes sich ansiedelt (z. B. Chacrophyllum hirsutum , Moehringia,
Arabis alpina, Asplenium viride). Der erwähnt Berg, der sich bei Por-
rentruy gegen 3000' hoch erhebt und dessen eben genannte Pflanzen
als Beispiele der Vegetation für alle anderen Jura-Berge dienen können,
besitzt nun ausserdem noch als die beiden Hauptformalionen des gan-
zen Gebirges seinen Waldgürtel und seine , trockenen Wiesen. Die
Waldregion bedeckt die Gehänge und niedrigen Kämme, sie ist aus Pi-
nus Abies gebildet und als charakteristische Pflanzen begleiten die
Tanne Hex, Dentaria pinnata , Spiraca, Aruncus, Senecio nemorensis,
Adenostyles albifrons , Prenanthes purpurea. Digitalis lutea, Festuca
sylvatica u. a. Die trockenen ßergwiesen entlich charaktcrisiren die
obere Wölbung der Kämme (la voüte) : zu ihren Bestandtheilen gehö-
ren Trollius , Polygala amara , Phyteuma orbiculare , Thesium- pratense,
Anacamptis , Carex montana u. a., an welche sich auf höheren Bergen
die subalpinen Formen anreihen.
lieber die vertikalen Vegetationsgrenzen erhalten wir, abgese-
hen von den in dem speciellen Theile (Bd. 2.) enthaltenen Angaben
über die Verbreitung jeder Art, folgende Jlauptbestimnuingen für den
centralen Jura (d. h. nach der Eintheilung des Verf. für das Gebirge
südwestlich von Delmont und Solothurn bis zu einer Linie, die den Jura
zwischen Yverdun und Besan9on schneidet) (L p. 73.) :
Baumgrenze = 1500'".
Grenze des Getraidebaus = 900i"— 1000'". (1100'". I. p. 172.)
Grenze der Weinkultur = 550'".
Leider hat Th. diese Grenzen seiner Eintheilung des Gebirgs in lie-
gionen nicht zu Grunde gelegt, sondern eine zum Theil künstliche Glie-
derung gewählt, welche den Uebelstand hat, dass die Baumgrenze, die
in jedem Gebirge für sehr viele Arten sowohl als für das Gepräge der
Vegelatioa niveaubestimmend ist, in die Mitte einer seiner Regionen
und systematischen Botanik wäiirend des Jahres 1849. 267
fällt. Seine Regionen, für deren jede er 24 Charakterpflanzen heraus-
hebt, sind folgende (I. p. 171—173.):
1. Region hasse — 400"^ Tiefe Erdkr^me (eugeogcne). \Yein-
hau, Gelraidekullur , Obstbäume nebst Juglans allgemein ; Wälder von
Eichen und Buchen. Unter den charakteristischen Gewächsen finden
sich z. B. Castanea, Quercus Robur, Betiila alba; Sarothamnus ; Stcl-
laria Holostca, Hypericum pulchrum , ürobus tuberosus, Senecio aqua-
ticus, Ilieracium boreale, Luzula albida, Carex brizoides, Aira flexuosa,
2. R. moyenne. 400— 700"^ Weistentheils schwache Erdkrume
(dysgeogcne). Getraidekultur vorherrschend, Obstbäume nebst Juglans
häutig; Wälder von Eichen und allgemeiner ton Buchen; Pinus Abies
im östlichen Jura auftretend. Charakteristische Gewächse, von denen
jedoch „die meisten sich auch in die folgende Region verbreiten," z. B.
Fagas, Quercus pedunculata ; Coronilla Emerus , Amelanchier , Daphne
Laureola, Buxus; Hcileborus foetidus, Euphorbia amygdaloides und ver-
rucosa, Orobus vernus , Bupleurum falcatum, Melittis, Calamintha, Teu-
criüm Chamaedrys, 3 Orchideen, Carex alba, Melica ciliata.
3. R. montagneuse. 700i».— 1300'". Schwache Erdkrume, sel-
ten Torfbildung. Getraidebau bis zu seiner Grenze grösstentheils auf
Hafer und Gerste beschränk ; Obstbäume selten und ebenfalls nur bis
1000'".; Wälder von Nadelholz vorherrschend, die Fichte nicht sel-
ten mit Buchen gemischt. Charakteristische Gewächse, von denen „die
meisten sich auch in die folgende Region verbreiten" , z. B. : Pinus
Abies und Picea ; Rhamnus alpina, Lonicera alpigena; Trollius, Ranun-
culus aconitifolius , Lunaria rediviva , Arabis alpina , Draba aizoides,
Geranium sylvaticum, Spiraea Aruncus, Chaerophyllum hirsutum, Atha-
manta crelensis , Carduus" defloratus, Adenostyles albifrons, ßellidia-
strum, Campanula pusiila, Gentiana lutea, Crocus vernus.
4. R. alpestre. 1300"'.— 1700'". Schwache Erdkrume. Ris
1400"^ Wälder von Pinus Picea , seltener von P. Abies. Charakteri-
stische Gewächse : Sorbus chamaemespilus; Anemone alpina und narcis-
siflora, Ranunculus alpeslris, Helianthemum oelandicum, Alchemilla al-
pina, Potentilla aurea, Dryas, Saxifraga rolundifolia, Heracleum alpinum,
Bupleurum ranunculoides, Erigeron alpinus, Aster alpinus, Sonchus al-
pinus, Ilieracium villosum, Androsace lactea, Gentiana acaulis, Polygo-
num viviparum, Rumex arifolius , Nigritella, Gymnadi*nia albida, Carex
sempervirens, Poa alpina, Phleum alpinum.
Zur weiteren Begründung dieser Einlhcilung stellt Th. den Salz
auf, dass die Grenze der ersten und zweiten Region im Aligemeinen
durch das Aufhören der Weinkullur, die der zweiten und dritten durch
das Auftreten der Fichtenwälder, die mittleren INiveaux der dritten durch
Pinus Picea und Gentiana lutea, die vierte durch Alchemilla alpina be-
zeichnet seien (I. p. 185.). Ohne die Unbestimmtheit dieser Aulfas-
sung der Kritik zu unterwerfen-, will ich vielmehr auf die reichen Älit-
. thcilungen hinweison, welche Th. bei diesem Aulass über die Yerbrei-
268 Grisebach: Bericht üb. d. Leistungen in d. geographischen
tung der genannten Gewächse im Jura giebt. Die Weinkullur (I. p.
195.) „umgiebt das Gebirge, wie eine Insel, von allen Seiten und
greift in einige Thäler ein.« An der ganzen Schweizer Södostseile
des Jura wird mit wenigen Ausnahmen nur ein mittelniässiger Wein
erzeugt und die AVeinberge sind sparsam vertheilt ; sie entfernen
sich nicht selten von den schroffen Abhängen des Gebirges, aber
sie reichen bis zu dem schon erwähnten mittleren Kiveau von 550^".
(Maximum an den Seeen von Biel und Neufchatel = 580"\), weil
die Schweizer Ebene selbst im Niveau von 400"^ J'egt, und da-
her in einer solchen Nähe der Weingrenze jede günstige Lage benutzt
wird. An der französischen Seite des Jura, wo ein Tiefland sich an-
reiht, steigt der Weinbau fast niemals über 400'" , hört nicht selten
schon bei 350'" auf und eben deshalb wird ein edleres l'rodukt er-
zeugt: aber auch die Terrainbildung gestaltet es hier nicht, diesen
Kulturzweig bis an seine klimatischen Grenzen auszudehnen, da der Ge-
birgsrand südlich von Besan(;on bis zur Isere von 500™ oder 400"^
unmittelbar zu 350"^ abfällt und innerhalb dieses Randes sofort die
Hochfläche des Gebirges anhebt, die keine geneigte, dem Weinbau ent-
sprechende Lagen mehr bietet. — Die Fichte (P. Abies I. p. 182.)
bildet über den ganzen Jura einen beinahe zusammenhängenden
Waldgürtel, der sich zwischen den Niveaux von 700™ und 1100™
ausbreitet: nur an den östlichen Ketten der Schweiz in der Gegend
von Aarau , wo im Aarlhal P. Picea auftritt, wird sie im Gebirge
durch die Buche ersetzt. Der westliche Jura aber liegt wegen der
allmählichen Abdachung der Hochfläche gegen den französischen Ge-
birgsrand unter dem Niveau der Fichtenwälder und diese reichen
daher , von dem östlichen Fusse des Gebirges aus gerechnet , nur
jungefähr bis zur Mitte seines Querdurchmessers. Aehnlich verhält
es sich am nördlichen Abhänge und so wird die Aussengrenze der
zusammenhängenden Fichtenwälder etwa durch die Lage von Lau-
fen, Porrentruy, Pontarlier und Pont d'Ain zu bezeichnen sein. Auch
im südlichen Jura jenseits der Rhone sind die Fichtenwälder weniger
aligemein , indem sie sich in höhere Regionen zurückziehen und auch
hier sparsam vertheilt sind. — Die Edeltanne (P. Picea) bildet eben-
falls im ganzen Jura grosse Wälder, jedoch gewöhnlich erst über dem
Niveau von 1000'"., indem sie nnr in einige tertiäre Thäler, so wie
östlich in das grosse Molassethal der Schweiz hinabsteigt. Gentiana
lutea wächst im Jura in grösster Häufigkeit und begleitet die oberen
Tannenwälder durch das ganze Gebirge (dans toutes ces contrees eile
est tres commune et surtoul repandue avec une reniarquable uniformite
1. p. 184). Ebenso überzieht Alchemilla alpina die baumlose Region
(von 1300™ oder 14Ü0™ an), in ungemein grosser Zahl von Individuen.
Zu den eigenihümlichstcn Erschüinungen im Jura gehört auch
die Verbreitung von Buxus sempervirens (I. p. 191.). In einigen Ge-
genden der westlichen Abdachung wird dieser Strauch so häufig und
und syslematischen Bolanik während des Jahres 1849. 269
zu grossen üickichten verbunden, dass er die Physiognomie der Land-
schaft beslimnit und derselben , namenllich im Gebiete des Ain-Thals
einen eigcnthümlichen öden Charakter verleiht (un caractcre de pau-
vrete et en quelque sorle de desclation tout parliculier). Aber in an-
deren, in den östlichen Theilen des Gebirges sind die Buchsbaum- Ge-
sträuche seilen und deren zusammenhängende Verbreitung durch die
ganze Breite des südlichen und über die französische Seite des west-
lichen Jura bis zur Breite von St. Claude im Nordwesten von Genf
entspricht einer klimatischen Vegetationslinie.
Th. beschäftigt sich sehr ausführlich mit der Vcrgleichung des Jura
und der JNachharlandschaflen, aber den absoluten Pflanzengrenzen wid-
met er weniger Aufmerksamkeit , als den die Physiognomie bestim-
menden socicllen Verbindungen der Gewächse. So nennt er -gewisse
Gruppen von Arien die den Jura den Alpen, den Vogesen und dem
Schwarzvvald gegenüber charakterisiren (I. p. l93.): in seiner zweiten
Region die Gruppe von Buxus , Fagus, Daphne Laureola und Ilellebo-
rus foetidus, in der dritten Pinus Picea, Gentiana lutea, Arabis alpine
und Draba aizoides, in der vierten Alchemilla alpina , Heracleum alpi-
num , Androsace laclea und Poa alpina. — Bei der Vcrgleichung des
Jura und der Vogesen hebt er 7 Jura- und 6 Vogesenpflanzen als be-
sonders charakteristisch für den Gegensatz dieser beiden Gebirge her-
vor. Die Jurapflanzen (I. p. 220.) sind: Dianlhus sylvestris, Saponaria
ocymoides, Cytisus Laburnum, Daphne Laureola, Buxus, Ruscus aculea-
tus, Carex alba; die Vogesenpflanzen (I. p. 26.), die zwar dem Jura
nicht absolut fehlen, aber in dieser Gruppirung ihm fremd sind (il n'est
pas un seul point du Jura, oü elles se monlrent ensemble meme ex-
ceptionnellement): Sarolhamnus , Jasione monlana , ßetula alba, Lu-
zula albida, Aira flexuosa, Carex pilulifera.
Ueber die klimatischen Grenzen der Pflanzen, die nur im südli-
chen Jura vorkommen , erhallen wir werthvoUe Angaben (L p. 191.)
unter denen als schärfer bestimmte, folgende hervorzuheben sind :
Acer opuHfoliuni .... 47° (Solothurn).
Rhamnus Alaternus . . _ . 45*/2*' (Grenoble).
Rhus Cotinus 45yi» (Grenoble).
Pistacia Tercbinlhus . . . 453/4** (Belley).
Cytisus Laburnum . . . 47» (Salins).
C. argenteus 45y2° (Grenoble).
ünonis minutissima . . . ^^^/i^ (Grenoble).
0. Kalrix 46%? (Genf).
Bupleurum junceum . . . 45y20 (Grenoble).
Laserpitium gallicum . . ^b^/i^^ (Belley).
Loniccra Caprifolinm . . ^b^/:^^ (Belley).
Carpesium cernuum . . . ^b^/^^ (Grenoble).
Senccio Doria • . . . . 45y:jO (Grenoble),
270 Grisebach: Bericht üb. d. Leistungen in d. geographischen
Crupina vulgaris .... ^5*/^^ (Grenoble).
Leuzea coiiifera .... 45 'Z^*^ (Grenoble).
Leontodon crispus . . . ^5*/.^^ (Grenoble).
Scabiosa graminilolia . . ^5y^^ (Grenoble).
Cbnvolvulus Canlabrica . . 45'A<^ (Grenoble^.
Linaria supina 45V2° (Grenoble).
üsiris alba ...... 452/4° (Belley).
Quercus pubcscens. . . . 47<' (Solothurn).
Koeleria phleoides . . . 45y2° (Grenoble;.
Endlich giebt Th. eine Uebersicht von Pflanzen, welche in ge-
wissen Tfaeilen des Gebirges häufig sind und in anderen fehlen, ohne
dass Klima oder Bodeneinflüsse diesen Gegensatz erklären (L p. 33.).
Von einigen ist dieses zuzugeben und bei ihnen mögen historische Ein-
flüsse zu Grunde liegen : z. B. bei Trollius und Crocus vernus, die
östlich von Solothurn fehlen, bei Meum athamanticum, welches auf den
Jura von Bern und Neufchatel beschränkt ist, bei Buphlhalmum salici-
foÜum, das nur in den Canlons Basel und Aargau vorkommt, ferner bei
Heracleuni alpinum , welches westlich durch die Linie von \ erdun
nach Besan9on und bei Gentiana asclepiadea , die Räch Westen durch
die Linie Solothurn und Beifort begrenzt wird. Bei einigen Arten
deutet die intermittirende Verbreitung auf unbekannte Bedingungen des
Standorts, wie bei Pastinaca sativa, die in einigen Gegenden allgemein
ist, in unmittelbar angrenzenden völlig fehlen soll. Bei anderen Pflan-
zen, wie bei Iberis saxatiiis und Rhamnus pumila , weisen die verein-
zelte Fundorte auf die Nähe der absoluten Grenze. Und endlich bringt Th.
eine Reihe von Arten in diese Kategorie, bei denen es entschieden ist,
dass der Jura für sie die klimatische Südosfgrenze bildet : dahin gehö-
ren Genista Malleri, Geraniiim pratense (auf das Dep. üoubs beschränkt
und in der ganzen Schweiz nicht beobachtet), Malva moschata und vor
Allem Digitalis purpurea.
Der zweite Band von Th.'s Werk enthält die Aufzählung der im
Jura und dessen Umgebungen bisher beobachteten Gefässpflanzeu und
geht in das grösste pflanzentopographische Detail : für jede Art sind
die Höhengrenzen nach den vom Verf. angenommenen Regionen be-
stimmt und es ist der Grad der Socialität der Individuen durch eine
besondere Bezeichnungsweise ausgedrückt. Kritische Arten sind häufig
unter ihren Kollektivnamen zusammengefasst: demohngeachtet enthält
diese Flora gegen 2000 Arten.
Jordan hal seine Publikationen über französische Pflan-
zen wieder in der früheren Form aufgenommen (Observations
sur plusieurs plantes nouvelles , rares ou criliques de la
France. Fragment 7. Paris, 1849. 44 pag. 8.). .
und systematischen Botanik wäfirend des Jahres 1849. 271
Gebersicht des Inhalts: Raniinculus, Viola, Dianlhus, Alsine, Sa-
gina, Linum, Rhamnus , Poterium, i^otentilla, Sempervivum, Anthriscus,
Chaerophyllum, Anlhemis, Centaurea, Hieracium, Tragopogon, Typha.
Co SS 0 11 hat Untersuchungen üker kritische Gewächse
der französischen Flora, in Verbindung mit Nachträgen zu
seiner Pariser Flora, herausgegeben (Notes sur quelques plan-
tes critiques, rares ou nouvelles. Paris, 1849. 24pag. 8. und
Fascic. 2. p. 4^^— 91.): die Arten des zweiten Heftes sind
grösstentheils aus Korsika.
Neue Arten der französischen Flora mit Ausschluss von Korsika:
Subularia in den Pyrenäen, Ononis brachycarpa DC. bei Toulon, Me-
dicago muricoleplis Tin. bei Toulon, Ambrosia lenuifolia Spr. bei Monl-
peilier, Specularia pentagoina bei Marseille, Phelipaea olbicnsis Coss.
auf Helichrysum sloechas, Podospermum Tenorii DC. in der Provence,
Ruppia brachypus Gay (R. maritima var. Mor.) bei Toulon.
Desmazieres lieferte ei'nen 17ten Beitrag zur fran-
zösischen Kryptogamenkunde (Annales des sc. nat. 1849.
Vol. 11. p. 273— 285. und p. 339—365.): sich über 57 Arten
von Pilzen verbreitend.
Französische Lokalfloren und Beiträge zur Topographie :
Remy Exkursion durch die französischen Ardennen (Ann. sc.
nat. 1849. Vol. 12. p. 320—334.); A. de Brebisson Flore
de la Normandie, seconde edition (Caen , 1849. 12.): darin
einige, Arten als neu aufgestellt (vergl. Regensb. Fl. 1850.
p. 431.); J. M. Delalande une seconde excursion botani-
que dans la Charente inferieure en 1848. (Nantes, 1849. 64
pag. 8.); Grenier botanisches Itinerar für das Dauphine
(Discours de reception ä l'academie de Besangon. 1849. 76
pag. 8.) : sehr zweckmässig eingerichteter Leitfaden für bo-
tanische Reisende in den französischen Alpen; E. Perris
Lettre sur une excursion dans les grandes landes (in den
Mem. de Pacad. de Lyon. Sect. des sciences. 1847. Vol. 2. p.
433 — 506.): Verzeichniss der gefundenen Pflanzen, übrigens
entomologischen Inhalts; Spruce die Moose der Pyrenäen
(Ann. nat. bist. See. ser. 3. p. 81—106., 269—293., 358—380.,
478—503. und 4. p. 104— 1^0.): 387 Laubmoose, darunter
nur 8 neue Formen , und 92 Lebermoose mit 2 neuen Arien
enljjallend.
272 Grisebacli: Bericht üb. d. Leistungen in d. geographischen
Remy's Miltheiliingen beziehen sich auf den noch we-
nig bekannten Theil der Ardennen im französischen Depar-
tement dieses Namens.
Das Maassthal zwischen Mezieres und Givet, im mittleren Niveau
von 400' gelegen, wird von 1100' bis 1200' hohen Waldbergen einge-
fasst und bietet, gleich den Kebenlliälern, eine Reihe pittoresker Land-
schaftsbilder. Die Berge erheben sieh zwischen den tiefen Flussein-
schnitten im Inneren des Gebirges bis zu 1500', bilden aber hier ober-
halb der Waldregion sumpfige Hochflächen, die in dieser Gegend „Kie-
zes" genannt werden. So ist die ganze, grösstcntheils auf Thonschie-
fern ruhende Gebirgslandschaft aus Wäldern und Mooren zusammenge-
setzt: der Ackerbau tritt bei schwacher Bevölkerung zurück und be-
steht, wie im Siegen'schen, häufig in einer Feldwaldwirlhschalt, einem
Wechsel von Niederwaldkultur und Roggenbau (Essarlage). Als cha-
rakteristische Gewächse der Hauptformationen können folgende gelten,
wobei jedoch zu erinnern, dass ich mehrere, deren Bestimmung mir
irrig scheint, weglasse:
1. Im Bereich der Laubwälder, die hauptsächlich aus Quercus
Fagus und Carpinus bestehen : Ranunculus aconitifolius, Thaliclrum ni-
gricans , Arabis arenosa , Erysimum Cheiranthus , Potenlilla inclinata,
Crassula rubens, Saxifraga Sternbergii, Centaurea montana, Digitalis lu-
tea, Stachys alpina, Limodorum, Gymnadenia odoratissima, Oplirys arach-
niles ; Bromus arduennensis (im Getraide bei Givet).
2. In den Mooren des Ardennen-Flateau's: Viola lutea, Polygala
depressa, Elodea , Carum verticillalum, Wahlenbergin hederacea, Scu-
tellaria minor, Myrica, Gymnadenia albida ; Carex lacvigata (im Moor
von Hargnies, 1500' hoch).
3. Auf Kalksubstrat: Arabis brassiciformis, Hutchinsia pelraea,
Helianthemum polifolium , Trifolium ochroleucum, Fotentilla rupestris ;
Saxifraga hypnoides (bei Villerzies) , Aitemisia camphorata, Linosyris,
Hyssopus, Buxus , Rumex scutalus , Himantoglossum hircinum, Melica
cijiata , Carex humilis.
Die Einleitung zu der Arbeit von Sprue e (s. ,o.) ent-
hält ausser den Itinerar des Reisenden einige allgemeinere
Ausführungen über die Vertheilung der Moose in den cen-
tralen Pyrenäen.
Die vertikale Verbreitung der Moose ist von Spr. auf die Re-
gionen Desmoulins' bezogen, aber es sind auch zugleich Reihen von
Phanerogamen miJgetheilt, die dieselben bezeichnen, und von denen
einige und besonders die endemischen Arten des Gebirges Erwähnung
verdienen, du es au Niveaubestinimungen derselben fehlt. Von den 31oo-
und syslematischen Botanik während des Jahres 1849. 273
sen und Lichenen wähle ich die von Spr. für besonders charakteri-
stisch erklärten aus.
— 4200'. Grenze des Ackerbaus. Crepis lapsanoides, Teucrium
pyrenaicum, Euphorbia hyberna. — Leskea attenuata, Hypnum rugosum
und abietinum, Isolhecium repens und pratense, Leucodon sciuroides ;
Jungermannia acuta und Wilsoniana ; Parraelia fulgens, chrysophlhalma
und Clenientiana, Lecidea vesicularis, Opegrapha cerebrina, Verrucaria
f)ufourei.
— 6000'. Obere Grenze von Pinus Abies und Fagus (doch liegt
nach Spr. die ßucheogrenze einige hundert Fuss unter der Fichten-
grenze). Meconopsis cambrica, Cardamine latifolia, Viola cornuta (diese
habe ich auch tiefer z. ß. bei Oo gesehen), Saxifraga Geum und aqua-
tica, Ramondia , Lilium pyrenaicum, Merendera ßulbocodium. — Hyp-
num crista castrensis und uncinatuni , ßryum Zierii , Grimmia elatior
und ovata; Ptychomitrium polyphyllum ; Jungermannia curvifolia, nana
und sphaerocarpa ; Umbiiicaria pustuiata.
— 7200'. Baumgrenze, nach Desm. und Spruce von Pinus syl-
vestris (Krummholz) gebildet. Ranunculus Gouani, Geranium cinereum,
Silene ciliata, Geum pyrenaicum, Potentilla alchemilloides , Eryngium
ßüurgati, Carduus carlinoides , Salix pyrenaica, Crocus multifidus (bis
in die untere Region hinabsteigend). — Leskea incurvata, Tortulä aci-
phylla, Desmatodon iatifolius, Grimmia alpestris, ßryum alpinum ; Pel-
tigera crocea, Parmelia ventosa.
— 8400'. Iberis spathulata, Saponaria caespitosa, Arenaria pur-
purascens, Asperula hirta , Pedicularis pyrenaica, Carex pyrenaica. —
Dicranum Starkii, Arctoa fulvella ; Gymnomitrium concinnatum ; Lecidea
iMorio und confluens,
— Schneegrenze. Potentilla nivalis, Saxifraga groenlandica Lap.,
Senecio Tournefortii. — Polytrichum juniperinura, Desmatodon latifolius
var. ; Jungermannia julacea ; Lecidea atrobrunnea , Umbiiicaria pro-
boscidea.
Die kryptogamische Vegetation der centralen und westlichen Py-
renäen hat im Allgemeinen entschiedene Aehnlichkeil mit der der bri-
tischen Inseln, besonders Irlands (p. 105.). Durch häufige Verbreitung
zeichnen sich folgende Arten aus: Fissidens grandiflorus, ein Moos das
überall auf Kalksubstrat in Gemeinschaft mit Jungermannia acuta, je-
doch ebenso wie in Nordamerika meist nur steril vorkommt (bis jetzt
sind nur am Niagara weibliche und von Spr. in den. Pyrenäen männ-
liche Individuen beobachtet) ; Isothecium Philippianum in dem centra-
len, Soulhbya tophacea im westlichen und ßartremia s;tricta im östlichen
Theile des Gebirges. — 70 Moose finden in den Pyrenäen ihre Süd-
grenze, eine Zahl, die sich, wenn die spanischen Kryplogamen bekannt
sein we>den, ohne Zweifel beträchtlich vermindern wird ; 13 Arten hat
die Gascogne vor dem Gebirge voraus , 6 westliche Moose finden da-
Archiv. f. Natiirgesch. XVI, Jahrg. 2. Ild. §
274 Grisebach: Bericht üb. d. Leistungen in d. geographischen
selbst ihre Ost-, 10 östliche ihre Westgrenze; folgende 4 haben in
den Pyrenäen den nördlichsten Standort: Uypnuni aureum, Bryiim pla-
tyloma, Torlula caespUo^a und Soulhbya tophacea.
Cosson hat einige neue oder kritische Pflanzen aus
Andahisien nach der ersten Bourgeau\schen Sammlung aus-
einandergesetzt (Notes sur quelques plantes du midi de i'Es-
pagne, im zweiten Heft seiner eben erwähnten Schrift (p.
1—48).
Die neuen Arten gehören stu de» Gattungen : Ädonis, Sinapis,
Naslurtium, Biscutclla, Lepidium, Helianthennim, Cistns, Frankenia, Si-
lene (2 sp.), Ulex, Ononis (2 sp.), Galium , Serratula, Campanula, Cy-
noglossum, Armeria, Beta, Euphorbia, Damasonium^ (2 sp.) , Grammitis.
Colmeiro's Flora beider Castilien ist ein systemati-
sches Verzeichniss der in diesen Provinzen bis jetzt beobach-
teten Pflanzen, mit Angabe der Fundorte (Apuntes para la
Flora de las dos Castillas. Madrid, 1849, 176 pqg. 8.}.
Da dies die erste Flora eines grösseren Theils des spanischen
Hochlands ist, so theile ich daraus die Zahlenverhültnisse der arten-
reicheren Familien mit. Gesammtzahl der Phanerogamen = 1944 sp.
Darunter: 248 Synanthereen (nämlich 101 Coryn.biferen , 76 Cichora-
ceeo und 71 Cynareen), 172 Leguminosen, 162 Gramineen, 114 Cruci-
eren , 106 Umbeliiferen , 101 Labiaten , 101 Caryophylleen (mit Kin-
schluss der 23 Paronychieen) , 81 Scrophularineen, 51 Banunculaceen,
49 Bosaceen, 46 Liliaceen (mit Einschluss von 5 Colchiaceen), 43 Bo-
ragineen, 34 Bubiaceen, 31 Cistineen, 30 Chenopodeen. Auffallend arm
Bind die Orchideen (17 sp.) und die Cyperaceen (28 sp.). — Von Kry.
ptogamen enthält C.'s Verzeichniss 177 Arten: darunter 27 Gefässkry-
ptogamen, 58 Moose, 42 Lichenen, 41 Pilze und 9 Algen.
Wel witsch giebt eine Mittheilung über einige für
eingewandert gehaltene, in Portugal sehr verbreitete Pflan-
zen (Regensb. Flora f. 1849. S. 528.).
Diese Gewächse sind: ein strauchartiges Mesembryanthemum in
^den heissen Steppen bei Faro in Algarbien," die Hippiee Soliva lusi-
lanica auf feuchten Wiesen, 'Arctotis acaulis Brot., die das ganze Lito-
ral von Setubal bis Algarbien in kaum unterbrochener Verbreitung und
überall in grösster Individuenzahl bekleidet, und Gomphoearpus frutico-
sns an Bächen im Alemtejo.
Von Bertolonk's Flora italica ist jetzt der siebente
Band vollendet, der die I6(e und den grösslen Theil der 17.
und systematischen Botanik während des Jahres 1849. 275
Klasse enthält (Bologna, 8.). — Von d. Notaris sind 3
neue nordilalienische Pflanzen beschrieben (Ind. sem. Ge-
nuens. 1848., daraus in Ann. sc. nat. III. 11. p. 254.): Ca-
rex Rolae von Pavia, Heleocharis Bartoliana von Novara, Po-
lentilla Saxifraga Ardnin. von der Cima di Mera bei Man-
lone. — v. Flotow hat die von Rabenhorst auf dessen ita-
lienischer Reise gesammelten Lichenen bearbeitet (Linnaea.
22. p. 353— 382.): beinahe 100 Arten, mit 2 neuen Formen.
~ In der schon erwähnten Schrift von Cosson (Notes,
fasc. 2.) sind mehrere in Korsika von Kralik entdeckte Pflan-
zen auseinandergesetzt: darunter 2 neue Arten von Bupleu-
rum und Mercurialis; am interessantesten ist das socielle
und häufige Vorkomme^ von Isoetes Hystrix, einer Pflanze,
die, wie in Algier, auf trocknen, kahlen Flächen Rasentep-
piche bildet.
Schouw hat die pflanzengeographischen Verhältnisse
der italienischen Gräser besprochen (Forhandlinger ved de
skand. Naturf. femte Mode. Kjöbenhavn, 1849. p. 451— 456.);
auch sind seine Untersuchungen über die italienischen l3ir-
ken (s. vor. Ber.) und Cupuliferen in den Schriften der dä-
nischen Gesellschaft erschienen (Dansk. Videnskab. Selsk.
Skrifter. V. 1. 1849. p. 19—52.).
Von Eichen unterscheidet Seh. in Italien nur 6 Arten , indem er
die Gruppe von Quercus Robur , als aus systematisch noch nicht ge-
^ hörig gesonderten Arten bestehend, in seiner geographischen Darstellung
zusammenfasst. Qu. Hex, allgemein an beiden Abhängen der Apen-
ninen und in Sicilien verbreitet, auf den euganeischen Hügeln und längs
der Linie der Seeen vom Lago maggiore bis Triest wiederkehrend, am
Monte Pisano bis 2700', in Sicilien bis 2500' und im nördlichen Apennin
bis 1500' oder 2000' ansteigend; Qu. Suber, sparsam und nur südlich
von 44^/^0 verbreitet, namentlich auf dem Monte Pisano im Albaner Ge-
birg, durch Kalabrien und Sicilien, unter 1000' Höhe (über die Kork-
eiche ist zu erinnern , dass nach Bartling's Untersuchung die kataloni.
sehe und nach meiner Beobachtung die der Gascogne eine von der
dalmatisch-albanischen völlig verschiedene Art ist, die dalmatische ist
eine Form von Q. Hex , und da Seh. die italienische , die ich nicht
kenne, ausdrücklich von dieser verschieden erklärt, so gehört dieselbe
wahrscheinlich zu der spanischen Korkeiche); Qu. pseudosuber Santi
(vix Desi'.), eine nur in Toskana bei Prato und auf dem Monte Limone
276 Grisebach: Bericht üb. cl. Leistungen in d. geographisclien
von Seh. beobachtete Eiche, die ausserhalb Italien nicht vorzukommen
scheint; Qu. coccifera , von Seh. nur an einem Standorte in Sicilien
beobachtet, von Tenore auch im Neapolitanischen, von Allioni bei ^'izza
(es ist auffalland, dass diese sowohl in Südfrankreich und Spanien, als
besonders in Griechenland und Kumelien häufige Art in Italien so sel-
ten ist) ; Qu. Cerris gehört in Italien zu den verbreitetsten Waldbäu-
men, sie wächst am Südrande der Alpen in der Kastanienregion, sodann
* durch den ganzen Apennin bis nach Sicilien (bei Ponlremoli bis 2600',
weiter im Süden bis 3000' oder 3500' und am Aetna vielleicht bis
4000' ansteigend) ; Qu. pejunculata et affin. , Wald bildende Bäume
durch die ganze Halbinsel, deren Höhengrenzen sind, nach Seh. 's Be-
stimmung, im südlichen Apennin im iMittel 3500', ebenso wie am Mont
Cenis, auf dem Aetna hingegen 5000'.
Die Kastanienwälder sind in Italien vielleicht unter allen Wäl-
dern am bedeutendsten ; die schönsten sah Seh. bei Lukka am Monte
. Cimone und in den Apuanischen Apenninen überhaupt. Die Laubent-
wickelung der Kastanie trat in der Ebene bei Triest erst Anfang Mai
ein , am Fusse des Monte Pisano (43" 48') Ende April und zu Neapel
(40-' 54') in der ersten Hälfte dieses Monats. Am Südabhange der Alpen
und im ganzen Apennin liegt ihre obere Grenze im mittleren Niveau von
3000' (im Innern der Gebirges kommt sie nur bis 2500', auf Montamiata
unter 42° 54' steigt sie bis 3700'); in Sicilien reicht die Kastanienregion
von 1000' bis 4000'.
Die Buchenregion der italienischen Alpen liegt, nach Seh., zwi-
schen 2000' und 5000' (lokal bis 1000' bei Longarone und bis 5500') ;
im Apennin und Sicilien steigt die untere Grenze nach Süden allmählich
von 2500' (Bologna) bis 3500' (Aetna), die obere von 5500' bis 6500'.
Die Laubentwickelung der Buche beobachtete Seh. am Nanas in Krarn
bei 2000' den 15len Mai, am Pass von Pontremoli (44^30') bei 3200'
den Uten Mai, auf den Scalelle (41° 42') bei 5700' den I7ten Alai, auf
dem Aetna bei 6000' hatten sich die Blätter den 2len Juni eben ent-
wickelt. Südlich vom 41« verliert die Buche ihr Laub in der letzten
Hälfte des Oktober (Buchen am Monte Cavo = 41« 42' bei 2900' meist
blattlos den 15ten Okt., am Monte S. Angelo bei Castellamare = 40° 36'
bei 4500' den 31ten Okt. , entfärbt auf den Madonie = 37° 48' den
23sten Okt.).
Von anderen Oupuliferen werden erwähnt ; Carpinus Betulus
(südwärts bis 40o , in den italienischen Alpen bis 2500', im Apennin
bis 3000'; C. orientalis (auf dem Karst und sporadisch im Apennin
unterhalb 2000'); Ostrya vulgaris (in den östlichen Alpen kaum über
1000', allgemeiner im Apennin verbreitet und am Monte Velino über
2000' ansteigend); Corylus Avellana (durch ganz Italien, bis 3500' im
Mittel ansteigend, noch in der Breite von Neapel bis zur Ebene fort-
kommendy in Sicilien jedoch auf das Gebirge beachränkt).
und sysleraalischen Botanik während des Jahres 1849. 277
R a b e n h 0 r s t hat einen vorläufigen Bericlit über seine
im Jahr 1847 unternommene botanische Reise durch Italien
milgetheilt (Regensb. Fl. f. 1849. S. 385. 434. und f. 1850.
S. 305. 322. 338. 355. 372. 390.). -
Diese MUtheilnnijen beziehen sich auf einige der am wenigsten
bekannten Gegenden Unteritaliens , auf das östliche Vorland und die
östliche Abdachung des Apennin zwischen 40« und 42": indessen ge-
währt der vorliegende Bericht , der grössJentheils aus Verzeichnissen
gefundener Pflanzen zusammengesetzt ist, nur vereinzelte Beiträge zur
pflanzengeographischen Charakteristik. R. untersuchte in den Früh-
lingsmonaten hauptsächlich folgende Landschaften: die Terra di Otranlo,
von wo er die gegenüberliegenden, Schnee tragenden Gipfel Albaniens
erblickte, vollständig , die Küste des Busens von Tarent in der Basili-
cata (Lukanien bei Ten.) und die östlichen Abhänge des Apennins da-
selbst, die Provinzen Terra die Bari und Capitanata mit Einschluss des
M. Gargano, endlich einen Theil der Abruzzen.
Die Halbinsel von Brindisi (Terra di ütranto) ist reich an Oli-
venpflanzungen, in denen Ceratonia häufig vorkommt ; schöne Orangen-
wälder breiten sich am Busen von Tarent in der Gegend von Gallipoli
ans. Der nicht kultivirle Boden ist grossentheils von iMacchien bedeckt,
deren Zusammensetzung z. B. bei Lecce angegeben wird (49. S. 397.):
die Gesträuche derselben sind : 3 Phillyreae , Pislacia Lentiscus, Ornns,
JMyrtus, ülex , Sambucus racemosa , Quercus Hex und pubescens, Rhus
Cotinus , Rhamnus infecloria , saxatilis und Alaternus, Paliurus, Vibur-
num Lanlana, Vitex, Colutea, Juniperus Oxycedrus und phoenicea, Erica
arborea und multiflora, Coronilla Emerus, Anthyllis barbajovis, Smilax
aspera und maurifanica, Daphne Gnidium und Laureola, Populus argen-
tea (alba fruticosa), Prasium, Olea Oleaster, Rosmarinus, Arbutus Unedo,
Euphorbia dendroides und Arten von Sparlium, Cytisus, Prunus, Cra-
taegus, Lonicera , Vitis, Rubus, Rosa; gegen Castro (50. S. 307.) be-
deckt Rosmarinus mit Pistacia und Cistus salvifolius die Hügelgehänge.
— Die südwestlichen Abhänge gegen den innersten Theil des Meerbu-
sens zwischen Tarent und Motlola sind bewaldet; der Wald besteht
aus 15' bis 20' hohen Eichen und Buchen und enthält auch Pinus ha-
lepensis, die übrigens der Terra di Otranlo fehlen soll (50. S. 340.).
Die ganze östliche Abdachung des Apennin's in Lukanien bildet
zwischen Tursi und Allamura einen fast ununterbrochenen Wald: starke
Eichen und hochwüchsige Buchen setzen ihn hei Tursi zusammen (50.
S. 343. u. f.) ; hier traf R. auch Alnus cordifolia Ten. an, einen Baum,
der sich durch Höhe des Wachsthums auszeichnet.
Die Umgegend von Bari bot als Kullurfläche wenig Interesse dar :
um so mehr der Tavogliere di Piiglia , d. h. die grosse, wüste Ebene
von Foggia in der Capitanata, wo R. die Nordgrenze der Dallelpalmo
278 Grisebach: Bericht üb. d. Leistungen in d. geographischen
bestimnUc (50. S. 355.). Diese Fläche, gegen Ende Mai bereits die
Gräser im verdorrten Zustande zeigend, ist von kurzem Gestrüppe, gröss-
lentheils von Stauden bekleidet: die Cynareen und Umbelllferen herr-
sehen vor, namentlich ist eine 10' bis 12' hohe Ferula liäulig (R. er-
klart sie für F. sulcala, die jedoch, nach Ten,, eine viel niedrigere
Staude ist).
Dem Monte Gargano widmete R. eine genaue Untersuchung und
er theilt ein Verzeichniss aller daselbst beobachteten Pflanzen mit (50.
S. 372—383.), unter denen, wie überall, die Kryptogamen eine beson-
dere Berücksichtigung landen. Die interessanteste Beobachtung für die
italienische Pflanzengeographie besteht hier in der beiläuhgen Bemer-
kung, dass daselbst die Birke auftritt, von welcher Schouw behauptet
hatte (s. vor. Ber.) , dass sie zwischen den Alpen und dem Aetna in
ganz Italien fehle: indessen hat sie schon Tenore in Kalabrien auf dem
freilich Sicilien zunächst gelegenen Aspromonte beobachtet. — Die
ganze nördliche und östliche Seite des Gargano ist von düsteren Wal-
dungen bedeckt: diese bestehen aus Fagus, Quercus Robnr, pubescens,
Cerris , faginea und Hex, nebst Carpinus und Castanea; minder häufig
sind Pinus halepensis, maritima und Pinea, Betula, Ulmus und in Strauch-
form Populus tremula.
Unter den Entdeckungen des Verf. verdienen hervorgehoben zu
werden : Aldrovanda in deu Lagunen von Otranto , wodurch sich der
sonderbare Verbreitungsbezirk dieser Wasserpflanze weit nach Süden
ausdehnt, Cynomorium an der üslküste der Basilicata bei Policoro und
Secalö montanum in den W^aldungen des Apennins bei Tursi.
Nyman vergleicht die siciliaiiische Flora niit der skan-
dinavischen (Forhandl. ved de skandin. Naturf. 5te Mode,
p. 457 — 488.) : eine statistische Zusammenstellung- der Arten-
zahl der einzelnen Familien und Gattungen, aus Fries' Summa
und Gussone's Synopsis zusammengetragen ; von 2286 sicilia-
nischen Phanerogamen wachsen 473 auch in Skandinavien.
Von Visiani's Flora dalmatica (vergl. Jahresb. f. 1842
II. 1847.) erschien die erste Hälfte des dritten Bandes (Leip-
zig, 1849. 190 S. 4.) hiit dem Schluss der Monopetalen und
einem Theil der Polypetalen , namentlich der Umbelliferen,
Ranunculaceen, Cruciferen und Caryophylleen.
Sendtner hat durch seine treffliche Abhandlung über
die Naturverhältnisse Bosnien's (Ausland, f. 1849. S.643. u. f.).
so wie durch seinen Reisebericht (das. 1848.) die ersten
sicheren und gründlichen Aufschlüsse über dieses Gebirgsland
und systematischen Botanik während des Jahres 1849. 279
^►•egcbon. Die syslematischo Bearbeitung seiner Ausbeute
boscliränkt sich bis jelzi auf die Kryploganien und Mono-
kolyledüiien , von denen er in Verbindung mit Kummer
ein für die Pflanzengeographie sehr werlhvolles Verzeichniss
nebsl Beschreibung der neuen Formen i)ublicirt hat (Regensb.
Flora f. 1849. S. 1 — 10. u. 753—766.): tue Vollendung des-
selben ist höchst wünschenswerlh.
Durch die diitarische Alpenkelte, d. ii. durch die Wasserscheide
der Donau und des adrialischcn Meers ,' welche Bosnien von der Her-
zegovina trennt , werden zwei den schroffsten klimatischen Gegensatz
bezeichnende Vegelationsgebiete abgesondert. Hier endet die adria-
tische Bora, mit ihr der trockene Sommer und milde Winter Dalma-
liens; jenseits beginnt am Fusse der alpinen Gebirgskette sofort das
kontinentale Klima Ungarns, ein feuchtes Waldland breitet sich aus mit
hartem Winter, spätem Frühjahre und von mitteleuropäischem Vegela-
lionscharakter, arm an eigenthümlichen Ptlanzenformen. Sendtner ver-
gleicht die Flora des adriatischcn Abhangs mit der dalmatischen, die
des inneren Bosniens mit der slavonischen (1848. S. 587.).
Die Thäler der Herzegovina , zum Theil gleich dem Zirknitzer
Karstsee geschlossen und als Längsthäler durch mehrere Parallelkellen
begrenzt, stellen eine Reihe gesonderter Terrassen dar, welche bis zur
höheren Hauptkette reichen und sich vom dalmatischen Liloral bis zu
IViveau's von 2 — 3000' erheben. Die Gebirge und die ganze Oberfläche
gehören zu der Kreideformation des adiiatiscjien Küstenlandes und sind
mit ihren kahlen und dürren Gehängen dem Karst auch in ihrem phy-
siognomischen Typus vergleichbar. Die Cenlralkette selbst dagegen be-
steht aus Schiefergesteinen (Dioritschiefer, Thonschiefer, Glimmerschie-
fer), welche sich im Süden an die, nach Boue, beinahe 9000' hohen
Dolomitgipfel des ßertiskus anschliessen. In der Breite der Herzego-
vitia behaupten die Pässe, welche über die Wasserscheide führen, Hö-
hen von 3000' bis 4200' und fallen an ihrer INordostseile steiler zu den
verhältnissmässig liefer gelegenen Thalsohlen Bosniens ab (z. ß. Sko- ,
pia bai Prusalz 1700', Travnik 1790', Foinitza in der Nähe der ßosna-
(Judlen 2100', INovibazar 1250'j. Sendtner überstieg die Genlralketle
zwischen Kupress (3000') und Prusalz in dem zu 3600' geschätzten Passe
Koprilnitza. Hier hatte das Gebirge an der Westseite noch den Karsl-
charakter, aber sobald die Wasserscheide überschritten war, ölfneie steh
ein Thal vom Typus der nördlichen Alpenthäler mit dichtem IXadelwald«
hedeckt : Pinus Picea vorherrschend , ausserdem P. Abies und sylve-
stris (1848. S. 139. 142); unler der Tannenregion folgte abwärts Laub-
wald, ans Buchen gebildet, nehst Acer platanoides und pscudoplalanus.
Populus Iremula : zwischen diesen kommen cingemischl auch Pinus I'icja^
P. sylvesliis und P. Laricio vor, und auf sandigem Boden veidiängen
280 Grisebach: Bericht üb. d. Leistungen in d. geographischen
diese Nadelhölzer den Laubwald , von Erica carnea begleitet. Uebri-
gens ist die Flora der Centralkelte noch unbekannt und verspricht, na-
mentlich in ihren südlichen Erhebungen , eine weit reichere Ausbeute,
als das übrige Bosnien gewährt hat.
An die Nebenjoche der Centralkelte schliessen sich unmittelbar
die waldreichen Mittelgebirge, welche ganz Bosnien und einen grossen
Theil Serbiens erfüllen und die durch ihre Hauptrichtung von Süden
nach Korden den parallelen Lauf der Flüsse bedingen , durch welche
diese Landschaften regelmässig gegliedert werden. Diese Mittelgebirge
erreichen meist nur eine Höhe von 2000' bis 2500' und flachen sich
gegen die Sau ab : aber einzelne Gipfel erreichen ein Niveau , wel-
ches denen der Centralkette nur wenig nachsteht (so der von S. am
genausten untersuchte und von ihm auf 5500' geschätzte Ylassich bei
Travnik, so wie die noch höheren Berge, welche sich unmittelbar über
der Hauptstadt Serajevo erheben).
Der grösste Th^eil Bosnien's ist bewaldet , der Ackerbau auf die
Thalsohlen eingeschränkt. Da das Niveau der Sau am Nordrande des
Landes unter 200' liegt und die Thäler sich allmählich senken, so kann
man ein nördliches Tiefland, die sogenannte Podsavina, von den höher
gelegenen, südlichen Landschaften unterscheiden. Die unteren Thal-
strecken sind nämlich vorzüglich durch Eichenwälder (Qu. Robur und
wahrscheinlich Qu. Cerris) charakterisirt , in den oberen herrscht die
Buche (1848. S. 586.) , an deren Uegion sich 'dann im Gebirge Nadel-
wälder anreihen. Boue, dessen Darstellung überhaupt eine ungünstige
Beurtheilung findet, hat die Niveaugrenzen dieser Bäume unrichtig
bestimmt. — Nach S. reichen die Eichenwälder von der Sauniede-
rung aufwärts im Gebirge bis 3000' (das.) , die Buchenwälder bis
4000' (1849. S. 668.) : aber in den Thälern der Podsavina steigen
die letzteren weit unter die obere Grenze der Eiche bis zu 500' hinab
(daselbst). Auch hierin drückt sich der oben hervorgehobene Ge-
gensatz gegen das mittelmeerische Klima der dalmatischen Gebirgs-
seile entschieden aus , wo die Buche nach abwärts schon im Niveau
von 3000' aufhört. Die obere Fichtengrenze, welche Boue im nördli-
chen Bosnien zu 3500' bis 4000' angiebt, liegt, nach S., am Vlassicit
bei Travnik im Niveau von 5000', also doch viel tiefer, als in den Alpen.
Ueberhaupt lässt sich eine Depression der Pflanzengrenzen, wiewohl
darüber nur Schälzungen vorliegen , nicht verkennen : solche giebt S.
noch von folgenden Bäumen (1849. S. 671.), von Tilia argentea bis
1200', Acer tataricum bis 1500', Carpinus orientalis bis 2000', Pinus
Laricio bis 3200', Acer oblusatum bis 4000'. Es liegt nahe, diese Er-
scheinung auf die Kürze der Vegelationszeit zu beziehen, wie sie dem
stark ausgeprägten, kontinentalen Charakter des Klinia's entspricht. So
zeigten sich im J. 1847, als S. reiste , erst zu Anfang Mai die ersten
Vorläufer der Frühlingsflora und im Januar war zu Türkisch-Brod an
der Sau eine Kälte von — 18*^ (R.?) beobachtet, während die nahe
und systematischen Botanik während des Jahres 1849. 281
dalmatische Küste kaum Frost zu erleiden hat (l849. S. 663.): so
schroff werden zwei Klimate durch die einfache dinarische Alpenreihe
geschieden. Um so auffallender erschien dem Reisenden das Vorkom-
men von einzelnen, südlichen Pflanzenformen in der bosnischen Flora:
dahin gehören jedoch , wie es scheint, nur solche Arten, die zugleich
im südlichen Ungarn gefunden werden, wie Acanlhus mollis (bei Sul-
ynska 2000'), Ruscus aculeatus. Mit Recht bemerkt S., dass dies Ge-
wächse sind, die eine hohe Winterkälte ertragen und hier während ih-
rer kurzen Vegetationszeit die Sommerwärme des Südens wiederfinden.
Es ist gewiss eine merkwürdige, einer weiteren Erwägung be-
dürftige Thatsache, dass die Fflanzengrenzen sowohl im äussersten We-
sten, wie auf dem Schnee tragenden Gaviarra in Portugal, als im Osten
des südlichen Europa's, also unter den entgegengesetzten Bedingungen
des See- und Kontinental-Klima's depriniirt werden. Die Buchengrenze
zeigt die Depression im Osten am deutlichsten. Unter gleicher Pol-
höhe steigt die Buche, die in Bosnien nur 4000' erreicht und von mir
drei Grade südlicher bis 4600' angetroffen wurde, in den piemontesi-
schen Alpen bis 5000' und im Apennin (s. o.) über 5500'. Rechnet
man, dass die Grenze dieses Baums sich mit einem Breitegrade um
2—300' erhebt, so is es 1)emerkenswerth , dass unter demselben Meri-
dian die fünf Breitengrade von den Karpaten bis zu den bosnischen
Gebirgen die Buchengrenze kaum um 100' erhöhen, indem Wahlenberg
(Fl. carp. p. 308.) in dem äusseren Gebirgszuge des Krivan dieselbe zu
3905' bestimmt, w^ogegen sie in den Central-Karpalen, wo der Gegen-
satz der Jahrszeilen schärfer ausgesprochen ist, sofort auf 3000' sinkt.
Unzulässig ist die Annahme, dass die Depression der Buchengrenze in
Bosnien und Rumelien , ebenso wie in Portugal , dem Harz und dem
westlichen Norwegen von dem Einflüsse des nahen Meeres auf die
Temperaturkurve bedingt sein könne, da Italien weit entschiedener un-
ter dessen Herrschaft steht. Vielmehr spiegelt sich in dieser östlichen
Depression des vertikalen Areals die nahe, ebenfalls einer Linie des
höher ausgeprägten Konlinenlal-Klima's entsprechende Horizontalgrenze
der Buchenverbreitung. Entgegengesetzte Ursachen haben hier in der
That gleiche Wirkung: im Westen die durch das atlantische Meer ge-
minderte Sommerwärme , im Osten die durch die schroffe Temperatur-
kurve verkürzte Vegetationszeit; in beiden Fällen wird die, Summe der
dem Baumwuchs nöthigen Wärmesirahlen zu gering und daher steigen
gleiche Baumarten, vor beiden Extremen geschützt, in den mitten inne
liegenden .Meridianen am höchsten ins Gebirge.
Das Ilinerar dfs Reisenden enthält noch mehrere Angaben, wel-
che zur Vervollständigung seiner Darstellung des bosnischen Natur-
charakters dienen. S. reiste vor dem Anbruch des Frühlings von Spa-
lalro nach Travnik. Ende April ging er , dem Thale der Bosna fol-
gend, in die Fodsavina nach Türkisch-Brod. Das Flussthai bietet einen
282 Grisebach: Bericlit üb. d. Leistungen in d. geographischen
Wechsel von Maisfeldern und Wiesen, es ist von 500' bis 1000' hohen
Waldbergen eingeschlossen , zuweilen decken jedoch auch nur Ge-
slräuchformationen den Abhang. Bei Yrandruk herrschte die ßuciic,
stellenweise Carpinus oder Juglans ; in der Fodsavina dagegen, im Sau-
thale bei Brod tritt in den hohen Eichenwäldern auch Acer tataricuni
auf. In der ersten Hälfte des Mai wurde die Rückreise nach TravniU
von der Mündung der Bosna über Gradaschatz, Tusla und Schebse be-
werkstelligt: auch auf diesem Wege waren die Buchenwälder allge-
mein ; ein 3000' hoher Berg, der die Wasserscheide zwischen den Thä-
lern der.Sprezza und Bosna bildet, trug Nadelwald von Pinus Laricio
und sylvestris. — Eine zweite Reise wurde in der ersten Hälfte des
Juni von Travnik nach Serajevo unternommen. Das Gebirge bei dem
Franziskanerkloster von Sutynska, über welches ein zu 3600' geschätz-
ter Pass führte, besitzt gleichfalls Nadelholz. Aber im oberen Bosna-
thal und an der Foinilza reichten gemischte Laubwälder bis an den
Fuss der Genlralkette : diese bestehen aus Eichen, Buchen, Acer cam-
pestre, oblusatum und pseudoplatahus, Carpinus, Tilia grandifoKa, nebst
Pinus Picea und Sorbus torminalis (1848. S. 666.).
Am genausten untersuchte S. die Umgegend von Travnik und
besonders den Vlassich , bis er den 7ten Juli durch einen Unfall ge-
nölhigt wurde, seine Unternehmung aufzugeben. An dem Vlassich,
einem steilen Kalkberge, unterscheidet S. folgende Regionen (1848.
S. 514.) :
a. 1790' — 3000'. Eichengesträuche (Qu. Robur) mit Fraxinus Ür-
nus und Carpinus orientalis, weiter oben auch Pinus Laricio.
b. 3000'— 4000'. Buchenwald.
c. 4000'— 5000'. Nadelwald, aus Pinus Abies gebildet,
d; 5000'— 5500'. Alpine Wiesen.
Ausführliche Verzeichnisse der ■ gefundenen Pflanzen sind eine
schätzbare Zugabe zu S.'s Reisebericht. Neue Formen sind wenig dar-
unter, doch verdient die neue, mit Onosma verwandte Gattung Zwack-
hia (das. S. 586.) aus dem Bosnathale bei Maglai eine besondere Er-
wähnung : indessen ist sie noch nicht charakterisirt werden. Auf das
systematische Verzeichniss. der gesanimten Pflanzen werde ich nach
dessen Vollendung zuri\ckkommen.
Guebhardj der eine Flora der Moldau ankündigt^ hat
einige vorläufige Nachrichten über den Naturcharakter dieses
Landes mitgetheilt cBiblioth. de Genevc. 1849. Fevr. p. 89
G. unterscheidet in der Moldau drei Vegetationslerrasaen, die sich
von Osten nach Westen, d. h. vom Pruth gegen die K^rpatenketi©
absondern, welche hier im Tschaklio zu 7000' ansteigt:
und systematischen Botanik während des Jahres 1849.
283
1, Die unlere iMoldau (Tsara di üjosse) ist das Flachland zwi-
schen dem Sireth und Pruth , welches sich nirgend über 500' erhebt.
Dasselbe theilt, nach G. , Klima und Vegetation mit den russischen
Steppen: schon vor Ende Mai beginne die Sommerdürre. Die Steppe
schreite fort , im Verhältniss als die Wälder, die vor nicht langer Zeit
einen grossen Theil der Ebene bedeckten, verschwinden. Doch ist auch
von 2' bis 4' liefern Humus die Rede, der hochwüchsige Stauden, z. B.
mannshohes Conium und Aster Tripolium trägt: dies entspräche also
dem Steppeiirande, dem Tschernosem. Auch kommen salzhaltigfc Steppen,
wie in Russland , vor,
2. Die centrale Moldau begreift den waldigen Theil des Landes
zwischen dem Sireth und der Hauptketle der Karpaten. Hier ist das
Klima feuchter, es wechseln 1000' bis 1200' hohe Berge mit kiesrei-
chen Thälern und fruchtbaren Ebenen, das Substrat ist zum Theil Kalk.
Die dichten und zahlreichen Wälder bestehen aus Quercus Robur, ge-
mischt mit Buchen, Birken und wilden Obstbäumen (Pyrus commu-
nis und Malus); seltener kommen Populus tremula und dilalata vor
(letztere scheint dem Verf. also in der Moldau als einheimisch zu gel-
len). Die Thäler, unter denen die der Putna und des Trottrouchi die
bedeutendsten sind, besitzen eine üferwaldung aus Weiden, nebst Po-
pulus nigra und alba, Alnus glutinosa und incana.
3. Die Karpalenkette mit dem Thale der Bistritza. Sie scheint,
im Sinne des Verf., mit ihren Ausläufern den grössten Theil der nörd-
lichen Moldau zu umfassen , indem er in der Charakteristik dieses Ge-
biets auch die Hauptstadt Jassy erwähnt, welche 800' hoch am Fusse
waldiger Berge liege.
II. A s i e IL
Von Gr Jaubert's und Spach's llluslraliones plan-
larum orientalium (s. Bericht f. 1847.) sind Lief. 28—30 er-
schienen.
Ausführlicher bearbeitete Gattungen : von Ciuciferen Schouwia ;
von Synanthereen Sonchus, Kalbfussia, Koelpinia und einige neu unter-
schiedene Galtungen; sodann Nilraria
Boissier hat wieder vier Lieferungen seiner Diagno-
ses plantarum orientalium (Fase. 8. 9. 10. 11. Paris 1849.)
herausgegeben, die grösstentheils neue Arten der asiatischen
Türkei (A.), Syrien's und Arabien's, aber auch zaldrelche
Beiträge aus Persien (P.) Creta (Cr.) und Griechenland (Gr)
enthalten.
284 Griscbacli: Bericht üb. d. Leistungen in d. geographischen
Die neuen Arten gehören zu folgenden Familien : 16 Ranuncula-
ceen (7 P. , 8 A. und 1 Cr.); 2 Papaver (P. und A.); 6 Fumarieen
(4 A. , 1 aus Italien, 1 aus Spanien); 55 Cruciferen (12 P. , 34 A.,
5 Cr., 1 Gr., 1 aus Aegyplen, 1 aus Spanien); 3 Cistineen (A.); 6
Violarieen (1 P., 3 A., 1 Cr., 1 Gr.); 2 Resedaceen (A.); 66 Caryo-
phylleen (50 A., 4 P., 7 Cr., 3 Gr., 1 aus Thessalien, 1 aus Spanien) ;
3 Lineen (A.); 5 Malvaceen (A.) ; 13 Hypericineen (9 A., 2 Cr., l Gr.
und H. rumeliacurn aus Rumelien = 11. harbalum ß. Spicil, runi.); 8
Geraniaceen (A.); 9 Zygophylleen (4 A. , 1 P. , 4 aus Aegypten) ; 6
Rutaceen (4 A., 1 P., 1 Cr.); 1 Pistacia (A.); £01 Leguminosen (124 A.,
41 P., 3 Cr. , 5 Gr. , 4 aus Spanien , 1 aus Marokko , 4 aus Aegypten
und 17 Astragali von Kabul aus Griffilh's Sammlung); 10 Rosaceen
(6 A., 4 P.) ; 2 Cucurbitaceen (A.); 2 Tamarix (vom kaspfschen Lito-
ral und Arabien); 1 Reaumuria (A.) ; 1 Glinus (A ) ; 5 Paronychieen
(A.); 8 Crassulaceen (6 A. , 1 P., 1 Cr); 1 Ribes (P.) ; 1 Saxifraga
(Gr.); 56 Umbelliferen (43 A. , HP., 2 Cr); 27 Rubiaceen (17 A.,
3 P., 2 Cr. , 2 Gr., l vom Alhos , 1 aus Sicilien, 1 aus Südrussland);
6 Yalerianeen (3 A., 2 Gr., 1 P.); 10 Dipsaceen (8 A., 2 P.); 63 Cy-
nareen (46 A., 7 P. , 5 Cr., l Gr. , 3 aus Aegypten , 1 aus Portugal) ;
49 Corymbiferen (31 A. , 14 P. , 2 Cr., 1 Gr.; l vom Kaukasus); 45
Cichoraceen (25 A., 13 P., 5 Cr., 1 Gr., 1 vom Alhos); 27 Campa-
nulaceen (23 A^, 3 P. , 1 Gr,) ; 2 Fraxinus (A. und P.) ; 1 Cyclamcn
(A.); 3 Asclepiadeen (2 A. , 1 P.) ; 12 Convolvulaceen (8 A., 4 P.) ;
62 Borragineen (31 A. , 13 P. , 3 Cr., 6 Gr., 1 aus Thessalien, 4 aus
Spanien, 1 aus Portugal, 1 aus Wallis = Onosma helveticum, 1 aus
Abyssinien, 1 kultiv.) ; 1 Solanum (A.); 1 Acanthus (A.).
Kralik bearbeitete die orientalischen Arten der Gal-
tung Tribulus (Ann. sc. nat. III. 11. p. 25— 320: 9 Arten.
Koch hat seine Flora des Orients (s. vor. Jahresb.)
fortgesetzt und die Bearbeitung einer beträchtlichen Anzahl
von Familien vollendet (Linnaea, 21. S. 609—736. 22. S. 177
—338. und 598—752.).
Uebersicht der neuen Formen aus Armenien (A.), Lasistan (L.)
und Transkaukasien (T.) ; 82 Cyperaceen mit 1 Carex, 1 Scirpus (A.),
1 Cyperus (L.); 20 Junceen m. 1 Luzula (L.), 1 Juncus (L.); 32 Iri-
deen m. 4 Crocus (T. , A. , l aus der Krim , 1 aus Bilhynien), 2 Gla-
diolus (L. u. T.), 2 Iris (T.) ; 252 Labiaten m. 1 Lycopus (L.), 4 Men-
tha (2L., eine Form aus der Krim und eine andere von Triest) , 7 Sal-
via (3 L. und A., 1 T., l von Brussa, 2 aus der Sammlung von Gun-
delsheimer), 4 Origanum (2 T. , l A. , 1 = 0. virens Spie, rum.) , 3
Thymus (2 L , 1 aus der Krim), 1 Satureja (T.), 2 Micromeria (L. und
1 von Gundelsh.) , 3 Calamintha (IL, 1 aus der Krim und ßilhynien,
und systematischen Botanik während des Jahres 1849. 285
1 aus Thracien), 5 IVepela (4 L. und A., 1 T.) , 1 Lallemantia (Ä.), 1
I.agochilus (aus der Kum), 1 Leonurus (A.), 1 Galeopsis (aus der Krim),
2 Betonica (L. und T.), 13 Slachys (4 L. und A., 3 T., 2 von Brussa,
1 aus Bulgarien, 1 aus Thracien, 2 aus älteren Herbarien), 1 Siderilis
(T.), l Älarrubium (T.), 1 Ballota (A), 2 Phlomis (Kurdistan und Ghi-
lan), 2 Sculellaria (L.), 4 Teucrium (A. , T. , 2 von Gundelsh.); 22
rianlagineen ni. 6 Plantago (2 T. , 1 L. , 1 von Gundelsh., l von Con-
stanlinopel, 1 arkt.) ; U Plumbagineen m. 1 Slalice (A.) ; 54 Euphor-
biaceen m. 9 Euphorbia (4 A., 1 T. , l von Brussa, 1 von Gundelsh.,
1 aus dem Banat, lohne Standort); 9 Amarantaceen ; 1 Phytolacceae ;
76 Chenopodeen m. l Beta (T.), 1 Panderia (A.) , 1 Schanginia (A),
1 Snaeda (T.), 2 Salsola (A.) , 1 Malimocncmis (A. und T.) ; 47 Poly-
goneen m. 3 Polygonum (2 A., 1 ohne Standort), 6 Rumex (3 A., 1 L.,
1 T. , 1 ohne Standort); 1 Enipetrea; 4 Amaryilideen ; 100 Liiiaceen
m. 2 Tulipa (l L., 1 von Brussa), 6 Gagea (4 L. und A , 2 T.), 1 Fri-
tillaria (von Brussa), 1 Lilium (L.), 7 AUium (2 A., 3 T., 1 aus Kur-
distan, 1 von Constanlinopei) , 4 Ornithogalum (2 A., 1 von Brussa,
1 aus der Krim), 2 Scilla (A. und L.), 2 Muscari (A.) ; 4 Colchicacecn ;
7 Asphodeleen mit 2 Asphodelus (1 A , l von Aderbeidschan); 10
Smilaceen mit 1 Polygonatum (T.) ; 2 Dioscoreen; 4 Typhaceen ; 3
Aroideen; 1 Butomus ; 1 Alisma ; 3 Juncagineen mit 1 Triglochin (T.) ;
5 iVajaden ; 56 Orchideen mit 6 Orchis (4 T., 1 A., 1 ohne Standort) ;
1 Epipactis (von Brussa\
27 Coniferen mit 4 Pinus (P. heterophylla ohne Standort, P.
Kochiana Klotzsch und P. armena aus Armenien , 5500' — 7000' hoch
und zwischen P. sylvestris und rotundata stehend., P. ponlica vom
Tschoruk 1500' — 5500', P. orientalis L. wächst in Lasistan zwischen
3000' und 7000', P. Pinea L. eberdaselbst bei 2500'), 3 Juniperus (2 L.,
1 ohne Standort); 2 Loranthaceen ; 29 Cupuliferen mit 7 Quercus (3 L.,
3 A., 1 T.), l Corylus (L.) ; 6 Betulaceen mit 1 Belula (ohne Stand-
ort — Alnus subcordata wird zu A. cordifolia Ten. gezogen) ; 1 Plp-
tanns; 4 Ulmaceen mit 1 ülmus (ohne Standort); 3 Celtideen; 3 Mo-
reen ; 11 ürliceen mit 3 Parietaria (2 T. , 1 A.); 2 Cannabineen; 16
Thymelaeen ni. 2 Daphne (T.); 2 Elaeagneen; 7 Santaleen; l Laurus ;
1 Cylinus; 3 Aristolochieen ; 122 Borragineen mit 2 Heliolropium
(1 A. , 1 von H. europaeum gesonderte Art), 1 Anchusa (L), Arne-
\ia (L.), 1 Alkanna (L. ), 1 Älyosotis (L.) , 1 Cynoglossum (L.),
1 Omphalodes (L. ), 2 Rindera (IL., 1 T ); 3 Verbenaceen ; 1
Gymnandra ; 3 Globularieen mit 1 neuen Art (L.) ; 1 Acanthus ; 30 Oro-
bancheen mit 1 Phelipaea (L.), 4 Orobanche (l L., 1 A,, l T., 1 aus
dem Banat) ; 178 Scrophularineen mit 2 Pedicularis (L.) , 1 Rhyncho^
corys (L.}, l Euphrasia (L.) , 6 Veronica (3 L. , 3 T.) , 4 Scrophularia
(1 L., 1 von Gundelsh., 1 von Brussa, 1 aus dem Banat), 3 Linaria (2 L.,
1 von Gundelsh.), 7 Verbascum (3 L., 1 T. , 3 ohne Standort}, 3 Cel-
gia (2 A., 1 von Gundelsh); \6 Solaneen mit l Hyoscyamus (L.); 24
286 Grisebacli: Bericht üb. d. Leislungen in d. geographischen
Convoiviiiaceen mit 3 Convoivulus (2 L., 1 A.), 2 Cuscuta (L.) ; 6
Apocyneen.
In der Gesellschaft für Erdkunde hat Koch einen Vor-
trag über den Charakter der Wälder des östlichen Kaukasus
gehalten (Monatsber. Bd. 5. f. 1848.).
C. A. Meyer hat die von Kolenati im centralen
Kaukasus , besonders auf dem Kreuzberge und Kasbeck ge-
sammelten Pflanzen bearbeitet (Beitr. zur Pflanzenkunde des
russischen Reichs. Lief. 6. 62 S. 8.) : das Verzeichniss um-
fasst 309 Arten, die grossentheils in der alpinen Region ge-
sammelt wurden, und von denen 6 neu sind, und mehrere kri-
tische Formen gründlich erläutert werden.
A. V. Nord mann hat die von ihm -in den westlichen
Litoralprovinzen Transkaukasiens auf seiner früheren Reise
gesammelten Kryptogamen, unter denen die Moose von Bruch
verglichen worden waren, zusammengestellt (Acta soc. fen-
nicae. 3. p. 385— 306.): 1 Equisetum, 1 Lycopodium , 1-2
Farne und 45 Laubmoose, unter letzteren zwei neue Hypnum-
Arten.
Buhse beschreibt seine Gebirgsreise im Elborus vom
Ufer des Sefidrud in Gilan bis nach Asterabad (v. Baer und
Gr. Helmersen Beiträge zur Kenntniss des russischen Reichs.
Bd. 13. S. 215— 236.).
Im westlichen Elborus erreichte B., nachdem er über dürres und
pflanzenarmes Hügelland die Höhe des Gebirges erstiegen, bei 5000'
eine Region, wo saftig grüne Triften mit Eichen- und Buchenhainen
wechselten. Längs des Flusses Kachrud begab er sich von hieraus in
das Litoral von Masenderan; beim Hinabsteigen kam er durch einen
Cypressenwald , ehe er die Wälder der Küste erreichte. Um den De-
mavend zu besuchen , durchschnitt er sodann auf's Neue den hohen
Gebirgskamm und fand die Wälder und alpinen Wiesen genau bis zur
Höhe des Passes reichend, während jenseits sofort die dürre Vegetation
von Irak mit „ihren stacheligen, in Büschen zerstreuten Kräutern und
ihrer grasarmen Oberfläche« begann (S. 227.). Die versuchte Bestei-
gung des üemavend gelaug zwar nicht, indessen kam er bis zu einer
Höhe von über 11000' und konnte daher die alpine Vegetation dieses
dem Südrande des Elborus angehörenden Bergs mit der des Nordrandes
vergleichen. Zwar wurde der Pflanzcnwuchs um so niannichfaltiger,
je höher er hinanslieg, aber es fehlte das reine Wiesengrün der nörd-
und systematischen Botanik wahrend dos Jahres 1849. ^87
lieben Abhänge, gemischte Farben wurden durch die Kräuter ent-
wickelt.
Seemann besuchte, auf einer der zur Aufsuchung
Franklin's bestimmten Expeditionen, dem britischen Schiffe
Herald als Naturforsclier beigeordnet, die Bai von Awatscha
in Kamtschatka im August 1848. (Hooker's Journ. of Bot. I.
p. 144—146.).
Nur zwei Bäume wachsen bei Petropaulowski, Pinus Cembra und
Alans incana, letztere am häufigsten : denn Sorbus sambucifolia (Pyrus
rosifolia bei S.) bilde nur ein 8' bis 10' hohes Gebüsch. S. bemerkt,
dass wegen der Kürze des Sommers nur wenige annuelle Gewächse
voiiiommen, aber dass die Vegetation der Stauden um so üppiger sei.
Aus des verstorbenen Gadner's Naehlass würden die
Beschreibungen neuer Pflanzen aus Hongkong publicirt (Hook,
.loiirn. of Bot. I. p. 240-246. und 308— 328.) : 17 Arten aus
verschiedenen polypetalischen und einigen monopetalischen
Familien; desgleichen 5 andere von Ha nee (das. p. 142.
175.).
Sir VV. Hooker spricht die interessante und weiter zu
verfolgende Ansicht aus, dass die Deodara-Ceder des Hima-
lajah mit der syrischen identisch sei und dass dieser Baum
sich vom Atlas bis zum Altai verbreite (Hook. Journ. I.
.p.95.).
J. D. H 0 0 k e r's geistreiche Briefe während seiner Reise
in Ostindien wurden von dessen Vater milgetheilt (Journ. of
Bot. I. p. 1. 41. 81. etc.).
Von Kalkutta aus besuchte H. zuerst im Februar 1848 , den an
der Sirasse nach Benares gelegenen Paras-Kath, einen 4000' hohen,
granitischen Berg der Ghauts. Sein Gipfel hat tropischen ßaum-
wuchs, er besitzt parasitische Orchideen, Begonien und Farne, während
die unteren Regionen, mit Bambusengebüschen bekleidet, in ihrem Ve-
getationscharakter das trockene Savanen-KIima der nordindischen Ebene
ausdrücken. Dies isJt ein Beispiel . wie die grössere Feuchtigkeit einer
konischen Berg^pitze wirkt, die den Passatwind auffängt. Aber auf der
anderen Seite ist der Unterschied gegen die nur 3 Breitengrade ent-
fernten Vorberge des Himalajah bedeutend und zeigt das viel geringere
Maass der gesammelten Feuchtigkeit : denn dem Paras-Nath fehlen die
Farnbäuinc , Aroidecn , Piperaceen und Laurineen , auch fast alle Pal-
588 Grisebacli: Bericht üb. d. Leistungen in d. geographischen
men, Pflanzenformen, welche dem feuchteren Klima des indischen Hima-
lajah angehören (S. 48.). Auch die. gegen 1300' hohe Hochebene der
Ghauts , welche steil gegen Benares abfällt und sich, der Vindhya-
Kelte entsprechend, durch die ganze Breite des nördlichen Indien vom
untern Ganges bis zum Meerbusen von Kambay erstreckt , zeigt einen
durch grössere Dürre bezeichneten Kontrast, sowohl gegen das Thal
des Ganges als gegen die südwärts folgenden , hochtropischen Teak-
Wälder (die Verbenacee Tectona grandis).
Die Untersuchung der Ghauts wurde durch die Bereisung des
Soane-Gebiels erweitert. An diesem Flusse, der südlich von Benares
die Vindhya-Ketten durchströmt, wird viel Katechu gewonnen. In den
bewaldeten Gegenden war die Katechu- Acacie nicht selten der dritte
Baum, übrigens herrschte Butea frondosa , jene schöne und weit ver-
breitete Leguminose des indischen Savanen-KIima's , die zu Ende Fe-
bruar in voller Blumenpracht stand (S. 129.). In dieser Gegend machte
H. eine Beobachtung, die für die gegenwärtig viel besprochene Frage
über den- pflanzengeographischen Einfluss des Substrats von Interesse
ist. Die 1300' hohe, aber völlig horizontal geebnete Fläche von Shah-
gungh ist in das etwas höhere Plateau von Behar eingesattelt und in
ihrem Bereich zeigt sich der physiognomische Charakter des Landes
völlig umgewandelt (S. 133.). An dem Rande dieser Ebene enden
plötzlich die das dürre Tafelland bezeichnenden Baumformen, wie Aca-
cia Catechu und die das Olibanum erzeugende Boswellia: es beginnen
Reisfelder, Pflanzungen von Mangobäumen und Tamarinden, die Vege-
tation ist mit der des Ganges-Thals zu vergleichen. Da nun das Klima
auf dieser Fläche ebenso trocken ist, wie auf der übrigen Hochebene
so sucht H. mit Recht die Erscheinung aus der Structur des Bodens zu
erklären. Das unterliegende Gestein ist ein Sandstein, der aber inner-
halb der Horizontalebene nicht ansteht, sondern von einem, starken Al-
luvium bedeckt wird. Wegen des ebenen Niveau's kann diese Erd-
krume von dem fliessenden Wasser nicht abgespült v/erden , und, da
sie, für das Wasser wenig permeabel , die F'euchligkeit zurückhält, so
kehrt hier die Vegetation und der Anbau der Stromniederungen wie-
der. Auf dem geneigten Rande der Ebene steht derselbe Sandstein an,
der hier durch das Alluvium bedeckt wird : aber er steht an, weil das
Wasser den Verwitterungsboden in der nassen Jahreszeit fortschwemmt
und mit dem Mangel einer die Feuchtigkeit haltenden Erdkrume hören
auch sofort die günstigen Vegetatioosbedingungen auf, es beginnt so-
gleich wieder der Jungle des Soane - Thals, obgleich das Gestein das-
selbe ist. H. zieht hieraus den wohlbegründeten Schluss, dass in die-
sem Falle nicht chemische , sondern physische Eigenschaften des Bo-
dens auf die Vegetation wirken: im Hinblick auf Thurmann's Theo-
rie kann man ausserdem noch aus seiner Beobachtung folgern, dass die
Vegetation des Sandsteins nicht einer Impermeabililät dieses Gesteins,
und systematischen Botanik während des Jahres 1849. 289
die nicht nachzuweisen sein dürfte, sondern den Eigenschaften der
Erdkrume verdankt, weiche auf dem Sandstein ruht und die nicht über-
all dieselbe ist.
Von den Ghauls geht H.'s Bericht bald zum Himalajah über.
Von Alirzapur oberhalb Benares fuhr er im i\lärz den Ganges bis zur
Mündung des Kosi hinab, eines Flusses, der einen gevAaltigen Detritus
aus dem Himalajah mit sich führt, indem er die Gewässer aus dem
ganzen Gebirge zwischen dem Gossainthan in Nepal und dem zu 28178'
(engl.) bestimmten Kinchin - junga in Sikkim vereinigt. Von dieser
K^lrommündung bc-gab sich der Beisende nach Darjeeling, einer,, im In-
nern des Himalajah von Sikkim, ungefähr unter dem Meridian von Kal-
kutta gelegenen Station, wo er sich länger als ein Jahr der umfassen-
den Untersuchung des Gebirges widmen konnte. Die vorliegenden Be-
richte beziehen sich grösstentheils nur auf die ersten Monate seines
Aufenthalts.
Schon bei Parneah, auf halbem Wege vom Ganges zum Hima-
lajah, verliert die Vegetation die typischen Formen des indischen Sa-
vanen-Klima's, z. B. Zizyphus , Butea, Äcacia Calechu, ßoswellia (S.
304.). Das allmählich feuchter werdende Klima zeigt sich in den häu-
figer werdenden Farnen, die südlich vom Ganges kaum vertreten sind,
in der Kultur des ßetelpfeffers, in dem verschiedenen Typus der Bam-
busen-Jungles, in denen die herrschende Art einen 15' bis 20' hohen,
geraden Stamm besitzt. Aber weit bedeutsamer ist der schroffe Ueber-
gang von der Vegetation der Ebene zu der des Himalajah selbst.
Das Gebirge wird in seiner ganzen Ausdehnung vom Sutledsch
bis Assam von einem zusammenhängenden Gürtel ungesunden Marsch-
landes umgeben, dem Terai, welches inKcpal gegen 6, in Sikkim kaum
2 geog. Meilen breit ist. Plötzlich und unmittelbar, wie der Uebergang
von „der See zum Festlande ,« tritt der indischen Ebene , ohne dass
Höhenzüge sie absondern, dieses Terai als eine niedrige, in ihrem feuch-
ten Humus die Malaria erzeugende, nach aussenhin baumlose Alluvial-
ebene entgegen, in deren Gras- und Schilfreichen (sedgy) Vegetation
die Kräuter der Himalajah-Flora beginnen. In Sikkim besteht die Te-
rai-Marsch aus einem ockerigen , mit Detritus gemischten Thonboden,
über dem eine starke Humusdecke liegt und in dessen Bereich die Ge-
birgsgewässer, durch die ebene Fläche in ihrem Laufe zurückgekalten,
einen vielfach verzweigten Plexus bilden und also bei ihrem Sinken
Stagnationen zurücklassen. In Nepal, wo der Terai von Hodgson
genau untersucht wurde, folgt auf die entsprechende Bildung nach des-
sen Mittheilungen in ebenso schrolfem Uebergange bis zum Fusse des
Gebirges der aus der Diplerokarpee Shorea robusla zusammengesetzte,
gigantische Sal - Wald, den man schon aus weiter Ferne, wie eine
schwarze Linie am Horizont , erblickt. Dieser Wald bedeckt die un-
geheueren Detrituslager, welche die Ströme beim Austritt auf den ehe-.
Archiv f. Naturgesch. XVI. Jahrg. Bd. ?. fj^
290 Grisebach: Bericht üb. d. Leistungen in d. geographischen
nen Boden aufgehäuft haben, und unter denen nach dem Gebirge zu
eine Hügelrcihe von Sandsteinen als Substrat liegt, die ebenfalls mit
der Shorea und bisweilen mit Pinus longifolia bekleidet ist. Unmit-
telbar schliessen sich an den Sal-Wald die ersten Schieferberge des
vorderen Himalajah , die schroCf zu Höhen von 8000' bis 12000' an-
steigen, aber von den innern Schneeketten in Sikkim noch 12, im übri-
gen Gebirge 18 geog. Meilen entfernt liegen. Der Terai von Sikkim
entbehrt des Sal - Waldes und der ihn stützenden Sandsleinformation :
hier reichen die Marschniederungen unmittelbar an den Fuss der hohen
Abhänge, aber sie sind doch nicht durchaus waldlos, wiewohl ihr Wald
durch Abbrennen gelichtet ist und oft zu ärmlichem Gesträuche herab-
sinkt. Auch bestehen diese Waldüberrcste nicht aus Shorea, die hier
auf das Schiefersubstrat beschränkt zu sein scheint, sondern aus Com-
bretaceen , gemischt mit Ficus elastica , die hier ihre Westgrenze er-
reiche (S. 332.).
An dem Abhänge der steilen Schieferberge selbst, die aus Gneiss
und Glimmerschiefer bestehen, beginnt aber auch hier sogleich ein gi-
gantischer Wald von der ganzen Fülle tropischer Natur. Als vorherr-
schende Bäume werden die Shorea und die Barringtoniee Careya bezeich-
net , neben diesen Cedrcla und die Guttifere Gordonia Wallichii. In
der winterlichen Jahreszeil waren ziemlich viel Bäume blattlos , ein
Charakter , der jedoch besonders von einer häutigen Sterculia bedingt
erschien , die im entlaubten Zustande mit scharlachrolhen Früchten
prangte. Unter den hochstämmigen Bäumen zeigt sich die grösste Man-
nichfaltigkeit des Unterholzes und der Gesträuche, der Farne, Lianen,
epiphylischer Orchideen und Scitamineen. Von hervorstechenden For-
men sind zu erwähnen z. B. eine über 100' hohe Bambusa, Pandanus,
Musa, die im Gesträuche vorherrschende Acanthacee Thunbergia , Ge-
büsche von Rubiaceen und Synanthereen — Slräuchern, Palmen sel-
ten, besonders durch Calamus veKreten ; von Lianen Bauhinia, Vitis,
Bignonia, Convolvulus, Hoya und die Gesneriacee Aeschinanlhus ; von
Parasiten ausser den Orchideen Loranthus, Piper, Gnetum, Pothos; un-
ter den Kräutern die häufigen Cucurbitaceen, Impatiens, ferner Acantha-
ceen, Labiaten, Asclepiadeen , Apocyneen und Urticeen ; von Farnen
kamen 20 bis 30 Formen vor.
Zu der Zeit, als der Reisende diesen Wald zuerst betrat, herrschte
der Südostpassat und die Berge waren stets in tiefen INebel gehüllt.
Zuweilen scheint Hooker sich auch in seiner Sprache zu der Grösse
der Natur zu erheben, die ihn damals umgab. Dahin gehört folgende
Betrachtung über die Bedingungen einer solchen Tropenfülle,, die doch
fast unmittelbar an ärmliche Savanen grenzt. „Nach welch' grossem
Maassstabe," sagt er (S. 335.), „wirkt hier die Natur! Wasserdämpfe,
vom indischen Meere aus einer Ferne von mehr als 60 geog. Meilen,
phne einen Tropfen zu verlieren, herbeigeführt, entladen sich hier, um
und systematischen Botanik während des Jahres 1849. 291
die üppige Kraft der Vegetation dieser entlegenen Regionen zu stützen,
kehren dann durch den Kosi und Ganges zurück, um, auf's Neue ver-
dunstet, durch die Lüfte getragen, zu Wolken gesammelt, in Güssen
niedergestürzt den ewigen Wechsel zu wiederholen."
Ueher einen 4000' hohen Pass drang II. in die inneren Thäler
des Himalajah , wo Darjeeling, 6 geog. Meilen vom Aussenrande des
Gebirges im Gesichtskreise des Kinchiu -junga liegt. Auf der Höhe
jenes Passes begegnete ihm in einem Rubus das erste Zeichen eines
gemässigteren Klima's, dann folgten Eichen und mit ihnen begann die
mittlere Region sich zu entwickeln, wo die herrschenden Bäume des
Waldes in Sikkim Eichen und Laurineen sind. Der Frühling brach hier
unter denselben Erscheinungen an, wie in Mitteleuropa, blattlose Ei-
chen entwickelten ihre Kätzchen , Birken belaubten sich , unler den
Kräutern blühten Gattungen, wie Viola, Stellaria, Chrysosplenium, Arum.
Bis zum Kiveau von 6000' bilden die tropischen Gewächsformen noch
einen bedeutenden Bestandtheil des Waldes ; bis dahin wurden nament-
lich Ficus, Piper, Pothos, Palmen und Musa bemerkt; die parasitischen
Orchideen reichten sogar bis 8000' hinauf und der einzige Farnbaum
dieser Gegend , eine Alsophila , zeigte sich auf die Region von 4000'
bis 7000' beschränkt. Hiedurch , so wie durch zahlreiche andere Far-
ne und die ungemein häufigen Hypneen , Usneen und Borreren er-
schien die Feuchtigkeit auch dieser Region ausgedrückt. Bei 8000'
bestand der Wald zur Hälfte aus Eichen , ein Viertel wurde aus Lau-
rineen , das andere aus Magnoliaceen gebildet : dazwischen wuchsen
einzelne Stämme von Acer, Prunus, Pyrus, Betula und Alnus. Im Un-
terholz und Gesträuch herrschten Corneen , Caprifoliaceen , Araliaceen
neben Rhododendron und Vaccinium. Auffallend war in dieser Region
die Abwesenheit der Leguminosen, indem deren tropische Formen nicht
so hoch hinauf und die Astragaleen so wenig, wie die Cruciferen so
lief herabsteigen (S.367.).
Vergleicht man diese Darstellung mit den Verhältnissen des west-
lichen Himalajah, so scheinen Hauptunterschiede darin zu liegen, dass
die Wälder in Sikkim dichter und formenreicher sind, und^'dass die
Nadelhölzer des Sutledsch durch Laubwälder ersetzt werden.
Im folgenden Jahre, im Julius 1849, gelang es H. , von Sikkim
aus die Grenze von Tibet zu erreichen, doch kaum sie zu überschreiten
(S. 337.). Die Schneegrenze fand er am indischen Abhänge unter
15000', am tibetanischen über 16000'. Die beiden Abhänge des Grenz-
passes zeigten einen scharf ausgesprochenen Gegensatz in ihren alpi-
nen Pflanzenformen: an der Nordseite fand IL zwischen 14500' und
15500' an 30 bis dahin nicht gesehene Arten (10 Astragali, 8 Ranun-
culi, 6 Pediculares, mehrere Fumarien und Potentillen). Aber diese
Mannichfaltigkeit verschwand , sobald er die Ebene des tibetanischen
Hochlandes betreten: diese scheint hier noch weit pflanzenärmer zu
292 Grisebach: Bericht üb. d. i.dslungen in d. geographischen
sein, als im Gebiete des Indus. Es fehlte die Form der Astragalen
,„d Caraganen, die Klein - Tibet charakterisir., der Erdboden ersch.en
fast überall nackt, die gan.e Ausbeute bestand aus 6 Formen (Ranun.
culus, Potenlilla, I^lorina, Cyananthus, Carex und emer Gram.nee).
M a d d e n hat Nachträge zu seiner Vegetationsskizze von
Kaniaon Cs- vor. Ber.) herausgegeben (Journal of the Bengal
Asiatic Soc. 1849. June).
Sir W. Hoolier's Untersucliungen über vegetabiltsche
Produkte des tropischen Asien's haben zu mehrfachen neuen
Ergebnissen geführt (Journ. of Bot. 1. p. 25-28. 158. 328.);
ebendahin gehören Stocks' Nachrichten über die Balsam-
bäume in Sind (das. p. 257.).
Indische Faserpflanzen, die neuerlich für den Handel wichtig ge-
worden sind oder es zu werden versprechen sind: Oorehorns eapsu la-
ris W., eine jährige Pflanze, die eine dem Flachs ahnbche Fase l.e-
flrWelche seit zehn Jahren im Handel unter dem Namen ute (auch
Pai Vorkommt und von der gegenwärtig jährlich für 2 »Irll.onen 1ha-
,er aus Indien nacb England eingeführt werden; Boehmer.a mvca lie-
fert das neuerlich aus China eingeführte und zu ^Hemden empfohlen
Grass eloth; Bochm. Puya Wall. (syn. Urtica frutescens Roxb) d.e
F se Puya (Pooah), die von Nepal und Sikkim in den Handel komm
'„ „ach Ve suchen in der britischen Marine dem russ.schen Hanf
lichzustellen ist ; Musa te.tilis giebt das Gewebe der sogenannten
M an a - Tasc entüeh er , ihre Faser sei vielleicht d.e zartes e,
man kenne (the mos. delicate of all vegetable fibres); tercn a
villosa liefert die Faser Oadal, die bis jetzt nur in Indien zur Se.l-
fabrikation gebraucht wird. i„. r j , 1 1 i „ m
Nach Stocks Iwmmt das Gummiharz Goognl, das Bdell.um
der Alten von einer neuen, dem Balsamodendron africanum nahe vcr-
Idten Irt dieser Gattung, dem B. Mukul Hook. (das. -^^ 0, -".
4_6' hohen Strauch, der in Sind allgemein und von da durch Blnd-
schistan und längs des persischen Meerbusens bis Arabien ve,b™.et st
Die Beludschen nennen ihn Googul (auch Guggur) -"' ^""^^'^
Harz auf den Markt in Hyderabad, von wo es in den Handel kommt.
Systematische Beiträge zur Flora von Ostindien: J. D.
'Hooker the Rhododendrons of Sikkim Himalaya (London,
1849. mit 10 Taf.): 9 neue Arten enthaltend, nebst Mitthet-
lungen über die geographische Verbreitung der Gattung;
Wight Uebersicht der indischen Utricularien (Journ. of Bot.
I. p. 372—374.): 23 Arten; A.Braun Bearbeitung derCha-
und systematischen Botanik während des Jahres 1849. 293
ren Ostindiens und einiger Archipele der Südsce (daselbst p.
292-301.): 12 Arten.
Steenbille's Reisewerk enthält eine Uebersicht der
Flora der Nikobaren (Bcretning om Corvellen Galalheas Reise
omkring Jorden. 1849. p. 416— 437.).
Auf dem Festlande von Hinterindien wurde ebenso, wie
in Sumatra, eine Pinus-Art von M a s o n nachgewiesen, wel-
che unter 17oN.Br. im Norden von Tenassarim grosse Wäl-
der bildet und bis zum Niveau von 1000' hinabsteigt (Journ.
of Bengal Asiatic Societ. 1849. Jan.): diese Fichte (V. Lat-
teriM.) wird 50—60' hoch und hat zu zwei gestellte, 7—8"
lange Nadeln.
Roth hielt in der Münchner Akademie einen Vortrag
über die britische Niederlassung Aden im Arabien (Sitzungs-
berichte f. 1848. Febr.): die wenigen, daselbst vorkommen-
den Holzgewächse und einige andere werden genannt.
Der grösste, aber selten vorkommende Baum ist Sterculia urens
auch die Mimosenhaine von Acacia planifrons und Poinciana elala fin.
den sich nur in abgelegenen Buchten. Von Sträuchern und Succulen-
len sind Balsamodendron Opobalsamum, Cadaba glandulosa , Euphorbia
triaculeala und Capparis carnosa in den Schluchten des erloschenen
Vulkans verbreitet.
HI. Afrika.
Munby, der Verfasser der Flora von Algier (Jahresb.
f. 1847.), schildert die algerischen Kulturpflanzen (British
Association at Birmingham und Ann. of. nat. bist. II. 4. p.
426—435.).
Die Uebersicht der Kullurgewächse zeigt die vollständigste Ue-
bereinstimmung mit Andalusien. Die Hauptgetraidearten von Algerien sind
Weizen und Hordeum hexastichon ; unter den Fruchtbäumen steht die
Aprikose voran. — Zugleich giebt der Verf. die Zusammensetzung der
wichtigsten Formationen aji :
1) Am meisten fällt, wie in Südspanien, die eingewanderte For-
mation der Opuntien und Agaven auf, aus welcher gewöhnlich einzelne
Daltelpalmeii' hervorragen. So wie die Opuntie, die vielleicht mit Be-
ziehung auf ihren fremdländischen Ursprung Christenfeige (Kermous
Ö94 Grisebach: Bericht üb. d. Leistungen in d. geographischen
ensarah) genannt wird, für die Araber Wahrungspflanze geworden i^t,
so benutzen sie auch von den Agaven deren Faser zu tecltnischeu
Zwecken.
2) Chamaerops bedeckt grosse Landstrecken (covers immense
tracts of country) und wird an einzelnen Stellen zuweilen bis zu 20'
hoch, jedoch ohne einen Stamm zu bilden. In gewissen Jahreszeilen
dienen ihre Knospen den arabischen Nomaden zur hauptsächlichsten
Nahrung, auch ihre unschmackhaften Früchte werden von den arabi-
schen Schafen gefressen. Uebrigens wird sie als Faserpflanze viel all-
gemeiner benutzt, die Zelte der Araber bestehen z. B. aus dem Ge-
webe ihrer Faser.
3) Der Montebaxo besteht in Algerien vorzüglich ans folgenden
Slräuchern : Calycotome spinosa, Fistacia Lentiscus, Quercus coccifera,
5 Cisti (am häufigsten C. helerophyllus, monspeliensis und salviColius),
Erica arborea und multiflora, Rhamnus Alaternus, Arbulus Unedo ^ üsi-
ris quadridentata , Fhillyrea latifolia und angustifolia , Asparagus acu-
tifolius.
4) Die Kräutervviesen enthalten treffliche Futterkräutcr , beson-
ders häufig sind Leguminosen und unter diesen zeichnet sich Hedysa-
rum coronarium zuweilen durch socielle Verbreitung als Futterkraut
vortheilhaft aus (it grows in immense quantities in certain districts).
5) Auf den Marschwiesen der Metidscha herrschen Phalaris cae-
rulescens und Dactylis glomerata , nebst mehreren Juncus - und einigen
Carex-Arten.
Als besonders pflanzenrcich bezeichnet M. das Gebiet von Oran.
Hier entdeckte er die zweite mittelmeerische Slapelie, welche Decaisne
ßoucerosea Munbyana genannt hat.
Unter dein Titel Niger-Flora hat Sir W. Hooker den
Naclilass des deutschen Botanikers Vogel (s, Jahresb. für
1846. ) in Verbindung mit der Bearbeitung anderweitiger
Pflanzensammlungen aus dem Westen des tropischen Afrika's
herausgegeben (Niger Flora, or an enumeration of the plants
of western tropical Africa , collccted by the latc Th. Vogel,
including Spicilegia Gorgonca by P. B. Webb, and Flora
Nigritiana by J. D. Hoöker and G. Bentham, editcd by
Sir W. Hooker. London, 1849. 587 pag. 8. mit 50 Tafehi,
einer Karte und 2 Landschaftszeichnungen) : auch das früher
erwähnte Tagebuch Vogel's ist hier abgedruckt und von des-
sen Biographie begleitet.
Bentham wirft in der Einleitung einen allgemeineren Blick auf
und systematischen Botanik während des Jahres 184P. 295
das, was für die Lösung einiger von Brown aufgeworfenen Fragen für
die Florjji des tropischen Westafrika seit dessen l>erühniter Abhandlung
in Tuckcy's Heise geschehen ist. Allgemein hat sich B.'s Annahme
beslätigt, dass die Kulturpflanzen der Neger aus dem Osten stammen :
dies ist sogar bei einigen ursprünglich amerikanischen , wie dem I\lais,
der Arachis , der Fall, die so frühzeitig in Asien gebaut worden sind,
dass man fast glauben muss, sie seien daselbst vor der Entdeckung der
neuen Welt bekannt gewesen. Die meisten Kulturpflanzen hingegen,
welche in Amerika und Afrika gebaut werden , ohne Asien anzugehö-
ren, sind afrikanischen Ursprungs und also ebenfalls in westlicher Rich-
tung ausgebreitet worden. Dies gilt z. ß. von einigen Panicum-Ar-
ten, von Amomiim u. a. Ebenso haben sich auch die Unkräuter, wel-
che dem Menschen auf seinen Wanderungen folgen und ihn in seine
Ansiedelungen begleiten , grösstentheils in westlicher Richtung , also
von Indien nach Afrika verbreitet. — Ausser den endemischen Arten
enthält die Flora von Nigritien eine Anzahl von peripleonischen (den
Erdkreis umspannenden) Arten : aber diese sind, wie überall unter den
Tropen , entweder Wasserpflanzen oder Glumaceen und Kryptogamen.
Eine andere Reihe, welche das westliche Afrika mit dem tropischen
Amerika gemeinschaftlich besitzt, zeichnet sich durch den Standort in
der IVähe der Seeküste aus (does not penetrate beyond the first hills).
Im Inneren dagegen werden die indischen Arten in derselben Rich-
tung häufiger, als die amerikanischen verschwinden. In Beziehung auf
die endemische Flora macht ß. die interessante Bemerkung, dass eu-
ropäische sowohl als südafrikaniscke Gattungs- Typen von Nigritien
vollständiger, als von den übrigen Tropenländern ausgeschlossen sind.
Bei der Bearbeitung der Flora nigritiana wurden ausser dem
Nachlass Vogel's die Herbarien Sir W. Hooker's und ßentham's be-
nutzt. Die Reihe der Familien von den Ranunculaceen bis zum Schluss
der Leguminosen ist von J. D. Hooker, das Uebrige von Bentham be-
arbeitet.
Uebersicht der Gallungen in der Flora von Ober-Guinea = 0"
10" N. Br. (mit Einschlug von Fernando Po = F.F.): 1 Ranunculacec
(Clematis) ; 3 Dilleniaceen (Tetracera) ; 18 Anonaceen (6 Anona, von
denen 4 kult., 2 Ilabzelia = Guinea pepper, 4 Coelocline, Artabolrys :
F. P., 5 Uvaria); 4 Menispermeen , bearbeitet von Miers (Jateorrhiza
n. gen., 3 Cissampelos) ; 1 Nymphaea; 17 Capparideen (2 Ritchiea : 1
F. F., 7 Capparis, 2 Alaerua , 4 Cleome, 1 Crataeva , 1 Stroemia) ; 3
Flacourtianeen (Flacourlia , Oncoba , Bixa) ; 4 Violaceen (2 Jonidium,
2 Geranihera); 1 Sauvagesia ; 8 Polygaleen (5 Polygala, Lopho?tyli:j,
Carpolobia); 2 Droserae ; 1 Mollugo ; 2 Lineen (Hugonia); 28 Älal-
vacecn (Malachra , Urena , 2 Paritium , 2 Abelmoschus: l kult., 9
llibiscus, Gossypium = G. barbadense, Wissadula, 3 Abulilon, 8 Sida :
1 F. P.) ; 3 Bombaceen (Adansonia, Bombay;' Eriodendron) ; 5 Stercu-
296 Grisebach: Bericht üb. d. Leistungen in d. geographischen
laceen (2 Sterculia, Cola, 2 Courlenia) ; 2 ßyltneriaceen (Wallheria,
Melochia); 18 Tiliaceen (3 Corchorus , 8 Triumfella : 1 F. P , 2 Gre-
wia, Omphacarpus, Glyphaea n. g. : F. P. , 2 Christiana, Honckneya);
1 Dipterokarpee (Lophira) ; 1 Clusiacee (Pentadesma == Tallowtree) ;
1 Ixionanthee (Ochlhocosmus) ; 2 Erythroxyla; 5 Hypericineen (3
Psorospermiim, Haronga, Visniia: kult.); 9 Malpighiaceen (6 Acridocar-
pus : 1 F. P., '2 Heteropteris, Triaspis); 14 Sapindaceen (2 Cardiosper-
mum, Paullinia , 4 Schmidelia , 3 Deinbollia, Blighia, Lecaniodiscus, 2
üodonaea) ; 1 Melianthee (Natalia) ; 9 Meliaceen (3 Turraea, Melia kult.,
3 Trichilia 5 Carapa , Khaya); 3 Auranliaceen (Glycosmis, Claussena,
CitJ-us); 3 Olacineen (Ueisteria, Strombosia : F. P., Raphiostylis n. gen.);
18 Ampelideen (17 Cissus: 2 F. P. , 2 südlich vom Aequator, Leea) ;
1 Cochlospermum; 1 Oxalidee (Biophytum) ; 4 Zygophylleen (Kallslroe-
mia, 2 Tribulus, Zygophyllum) ; 7 Balanites; 2 Zanthoxyla ; 1 Simaru-
bee (Brucea) ; 9 üchnaceen (2 Ochna, 7 Gomphia).
2 Rhamneen (Zizyphus, Ventilago) ; 6 Chailletiae : 4 F. P. ; 13
Hippocrateaceen (4 Hippocratea, 9 Salacia : 1 von St. Thomas) ; 1 Ce-
tastrinee (Catha) ; 8 Terebinthaceen (Canarium von St. Thomas, 3 Spon-
dias : 1 kult., üdina, Sorindeia, Dupuisia, Anacardium) ; 11 Connaraceen
(3 Connarus, 3 Rourea, 4 Cnestis, Omphalobium) ; 160 Legumino-
sen (20 Genisteen : Crotalaria ; 37 Galegeen : Acanthonolus , 22 Indi-
gofera: 3 kult., 11 Tephrosia , 2 Sesbania , Agati ; 17 Hedysareen : 2
Stylosanthes, Arachis, Zornia , 2 Ormocarpum, Aesehynomene, Uraria,
6 Desmodium , Nicholsonia, 2 Alysicarpus ; 30 Phaseoloen: Centrosema,
Clitoria, Glycine, 2 Johnia , Dioclca , 2 Canavalia, 2 Mucuna, 2 Ery-
thrina , Phaseolus: kult., 9 Vigna , Cyanospermum , 4 Rhynchosia , 3
Eriosema ; 13 Dalbergieen : Ecastaphyllum , 2 Dalbergia, Drepanocar-
pus , Pterocarpus , üstryocaipus n. g. , 2 Lonchocarpus , 5 Milletia ; 6
Sophoreen: 3 Bapliia, Eracteolaria, Leucomphalus n. g. , Sophora; 20
Caesalpinieen etc: Parkinsonia, Guilandina, Caesalpinia kuit., 7 Cassia :
1 kult., Tamarindus kult., Afzelia, Anlhonola, Berlinia n. g , Scholia?,
ßauhinia 5 2 Cynometra , 2 Dialium ; 17 JMimoseen : Parkia , Erythro-
phloeum , Pentacletbra], Piptadenia, Tetrapleura , Mimosa , Schranckia,
Leucaena kult., Acacia, 2 Albizzia, Calliandra, Zygia) ; 6 Clirysobala-
neen (4 Parinarium , 2 Chrysobalanus) ; 17 Combrefaceen (Terminalia,
Conocarpus , Laguncularia , 4 Poivrea : 1 F. P. , 9 Combretum , Quis-
qualis); 4 Rhizophoreen (2 Rhizophora , Cassipourea, Anisophyllum n.
g); 3 ünagrarieen (Jussiaea) ; 23 AI e 1 as t o mac ee n (2 Osbeckia ,
Dissotis n. g., 10 Heterolis n. g., 6 Tristemma: l F. P. , Dinophora n.
g. : F. P. , 3 Spathandra: 1 F. P. ; 1 Memecylon ; 9 Myrtaceen (Psi-
dium, 5 Eugcnia : 1 kult., Jambosa, 2 Syzygiunr^ ; 1. i^apolecna ; 3 IIo-
nialineen (Blackwcllia, Dissomcria n. g., Homalium); 9 Passiüorcen (2
Smealhmaunia, Crossostemma n. g. , 5 Modecca: 2 F. P., Kolbia); 18
Cucurbitaceen (2 Mclothria, 4 Bryonia : 2 F. P., Rhynchocarpa, 6 Mo-
und systemalischen Botanik während des Jahres 1849. 297
mordica: 1 F. P. , Luffa, 2 Adenopus n. g , 2 Cucumis); 5 Forlula-
ceen (2 Portulaca, Talirium , Trianlhema , Sesuvium) ; 3 Paronychieen
(Polycarpaea) ; 1 Crassulacee (Kalanchoe); 2 Umbelliferen (Hydroco-
tyle); 5 Loranlhaceen (Loranthus).
114 Rubiaceen (Sarcocephalus, Stephegyne, Uncaria, Ciosso-
pteryx, 4 Gardenia , 3 Rolhmannia, 7 Randia, 5 Oxyanthus: 1 F. P.,
Moreiia, 3 Stylocoryne : 1 F. P. , Heinsia , 6 Mussaenda: l F. P., 3
Bertiera : 1 F. P. , 3 Pouchetia: 1 F. P. , 2 Urophyllum: 1 F. P. , 5
Sabicea : 2 F. P. , Peltospermum n. g., Virecla, Argostemma, 2 Pentas,
2 Kohaulia: 1 südl. vom Aequator, 7 Oldenlandia , Otomeria n. g., 4
Morinda, 2 Cuviera , Vangueiia , Cralerispcrmum n. g., Cremaspora n.
g., Baconia, CofFea : C. arabica, wild nach Vogel in Monrovia, 2 Jxora,
8 Pavetla : 3 F. P. , Rutidea , Grumilia , 2 Chasalia : 1 F. P. , 8 Psy-
chotriji: F. P., 2 Cepiiaelis, 2 Glophila, Octodon , 2 ßorreria, 4 Sper-
macoce, Alitracarpium , 4 Diodia , Stipularia, Hylacium , Benzonia ; 44
Synanthereen (11 Vernoniaceen: Oiospermum, Sparganophora, Her-
deria, 6 Vernonia, Gymnanthemum , Elephanlopus ; 3_ Eupaloriaceen:
Ageratum, Adenostemma, Mikania; 4 Asteroideen: .3 Erigeron : 1 von
St. Thomas, Microglossa ; 24 Senecionideen : Sphaeranthus , 3 Blumea,
Epaltes, Pegoletia südl; v. Aequator, Eciipta, 3 Coronocarpus, Cryphio-
spermum, Ambrosia, Lipotriche, Sclerocarpus, 2 Bidens, 2 Spiianthes,
Chrysanthellura, 4 Gynura: 2 F.F., Emilia ; 2 Cichoraceen: Cichorium
auf St. Thomas, Lactuea): da sich unter dieseti Synanthereen noch eine
beträchtliche Anzahl von eingewanderten Arten findet, so bietet die
ungemein spärliche Vertretung dieser Familie einen charakteristischen
Unterschied von der abyssinischen Flora, woher Richard auf 36 Rubia-
ceen, 181 Synanthereen beschrieben hat (s. vor. Bcr.) ; 1 Scaevola ; 1
Sphenoclea.
5 Lentibulavien (Utricularia) ; 7 Sapoteen (3 Chrysophyllum : 1
von St. Thomas, Sapota, Sideroxylon, ßassia , Omphalocarpon ; 6 Ebe-
naceen (Euclea südl. vom Aequator, üiospyros, Noitea, 3 Maba: 1 von
St. Thomas) ; 3 Jasmina; 19 Apocyneen (2 Landolphia, Clitandra n. g.
Carpodinus , Carissa, Rauwolfla, 4 Tabernaemontana , Roupellia n. g.,
Vinca, Holarrhcna, Isonema, 2 Strophanlhus, Motandra, Oncinolis n. g ,
Baissea); 14 Asclepiadeen (Secamoae, Cynoclonum, Sarcoslemma, Dae-
mia, Tylophora, 2 Marsdenia, 2 Gymnema, Gongronema von St. Thomas,
Leptadenia , Ceropegia , Curroria n. g. , Fergularia) ; 4 Loganiaceen
(Slrychnos, Usteria, Gaertnera, Anthocleista) ; 1 Gentianee (Canscora);
6 Bignoniaceen (5 Spalhodea, Kigelia) ; 3 Sesameen (Sesamum, 2 Se-
samopleris) ; 31 C o n vo 1 v u 1 a c een (3 Balatas , Pharbitis, Calony-
ction, 20 Ipomoea, Aniseia, Hewittia, Neuropellis, Prevostia, Breweria,
Evolvulus) ; 1 Hydrolca; 5 Boragineeii (Cordia, Ehrctia, 2 Hcliolropium,
Hcliophylum) ; 12 Solaneen (3 Physalis , Capsicum , Lycopersicnm , 7
Solanum) ; 12 Scrophularineen (Schwenckia, Alectra, Herpestes, 2 Van-
298 Grisebach: Bericht üb. d. Leistungen in d, geographischen
dellia, Capraria, Scoparia, 4Striga, Sopubia) ; 4l Acanthaceen (4
Thunbergia: 1 F. F. , Meyenia , Elytraria , 2 Briliaintaisla, Dipteracan-
thus , 5 Asystasia: 1 F. F., Paulowilhelmia , Whitfieldia , 2 Barleria,
Asteracantha, 3 Aetheilema, 2 Teliostachya, ßlepharis, Cheilopsis, Isa-
canlhus, Crossandra, iiostellaria von St. Thomas, Leplostachya, 6 Ad-
hatoda: 3 F. F., 2 Eranthemum , 2 Hypoestes, luslicia?); 14 Verbena-
ce.en (Stachytarpheta , Lippia , Lantana , 2 Freinna , 5 Glerodendron, 4
Vilex : darunter nach Trotter das afrikanische Teak-Holz) ; t Avicennia;
18 Labiaten (5 Ocimum, Flalostoma, Moschosma, Orthosiphon , lloslun-
dia, Coleus , Aeolanthus, 3 Hyplis , Leonurus, Leucas , 2Leonotis); l
Plunibago.
3 Pfiytolacceen (Mohlana, 2 Gisekia) ; 2 Chenopodia; 2t Ama-
rant aceen (4 Celosia: 1 F. F., 2 Amarantus, 3 Euxolus, 3 Achyran-
Ihes, 1 Cyathula, 2 Fupalia , Iresine, 3 AUernanthera, Teianthera); 2
Nyctagineen (Boerhavia); l Folygonum; l Thymelee (Dicranolepis n.
g.); 1 Laurinee (Cassyta) ; 47 Euphorbiaceen (9 Euphorbia, Dale-
champia, Stillingia, Microstachys, 5 Tragia: 1 von St. Thomas, Micro-
cocca n. g. , 5 Acalypha, Erylhrococca n. g , 2 Claoxylon : 1 F. F.,
2 Alchornea, Fycnocoraa n. g. : F. F., Manihot kult. , 2 Jatropha, Cur-
cas, Astraea, 8 Fhyllanthus, 2 Glochidion , ßridelia, Cieistanthus n. g.,
Araanoa) ; 1 Microdesmis ; 3 Fiperaceen (Feperomia , Pothomorphe, Cu-
beba) ; 5 Antidesmeen (3 Antidesma , Sarcostigma? , Fyrenacantha?) ;
30 Urticeen (2 Urera, 3 Fleurya : 1 F. F., Fouzolsia, Pilea?, ßoeh-
meria, Musanga, Dicranostachys , Myrianthus , 10 ürostigma : 1 F. F.,
bearbeitet nebst den beiden folgenden Gattungen von Miquel, 3 Syco-
morus, Ficus, Celtis von St. Thomas 4 Sponia: 1 F. F.) ; 1 Cerato-
phyllum; 1 ßalanophoree (Thonningia).
6 Palmen (Calamus, ßorassus, Hyphaene, Raphia, Phoenix, Elaeis) ;
1 Fandanus; 5 Aroideen (Fistia, Culcasia, Fhilodenäron, Pythonium von
F. F., Amorphophallus) ; 1 Typha ; 1 Potamogeton; 1 Aponogeton ; 1
Alisma; 1 Vatisneria ; 1 Burmanniacee (Dictyostegia); 27 Orchideen
(3 Megaclinium, 4 Bolbophyllum, 2 Polystachya , 2 Dendrobium?, An-
sellia : F. F., 3 Eulophia , 2 Limodorum?, 2 Galeandra, 2 Lissochilus,
Zygopetalum, Gymnadenia, 4Habenaria); 13 Scitamincen (Canna, 3 Ma-
ranta: 1 kult., 3 Fhrynium: 2 F. P. , Coslus , 4 Amomum , Zingiber) ;
8 Amaryllideen (Haemanthus, 6? Crinum , Curculigo?j; 1 Bromelia; 1
Tacca; 7 Dioscoreae: 1 kult.; 7 Liliaceen (Gloriosa, 2 Chlorophytum,
Allium, Ornithogalum, Aloe, Sanseviera) ; 5 Asparageen (2 Asparagus,
2 Dracaena, Dianella); 1 Melanthacee (Helonias?) ; 1 Juncee (FlageK
laria); 20 Commelyueen (9 Commelyna, 2 Cyanotis, Polyspalha n.
g. : b\ F., Falisota, 7 Aneilcma;; 2 Restiaceea (2 Eriocaulon} ; 2 Xy-
ris-Arten ; 63 Cyperaceen (27 Cypcrus, 2 Mariscus, 6 Kyllingia,
Remirea, Eleocharis, 2 Fuirena, 4 Isolepis, Nemum, 6 Fimbrislylis, 4
Abildgaardia, 2 Lipocarpha, Hypolytrum, 2 Rhyiichospora, 4 Scleria);
und systematischen Botanik während des Jahres 1849.
m
127 Gramineen(Leersia, üryzakull., Zenkull., 6 Paspalum, 2 Olyra,
Leplaspis, Urochloa , Tricholaena, Isachne, 39 Panicum, Thysanolaena,
Stenotaphrum, 2 Oplismenus, Gyninolhrix, 3 Penniseluni, Cenchnis, 3Ari-
slida, 8 Sporobolus, Agrostis, Microchloa, 2 Ctenium, Dactyloctenium,
Enteropogon, 4 Chloris, 2 Eleusine, Aira, 11 Eragrostis, Poa. Cenlro-
Iheca, Fesluca von St. Thomas, Roltboellia , Alanisuris, Perolis, 2 Sac-
rharum: 1 kult. , Impciata , Erianlhns , Antistiria , 17 Andropogon,
Sorghum).
Zu bemerken ist, dass Benlham auch die ihm von Senegambien
bekannt gewordenen und die wenigen, bis jetzt publicirlen Pflanzen
Nieder-Guinea's stets mitanführt: hiedurch steigt die üesammlzahl der
aus dem Westen des tropischen Afrika's hier aufgezählten Arten auf
1870 sp., unter denen jedoch eine beträchtliche Zahl, namentlich un-
ter den Tonninj'schen , welche Schumacher beschrieben , zweifelhaft
bleibt.
Systematische Beiträge zur Flora AlVika's: Miquel Be-
arbeitung der afrikanischen Feigen (Verhandl. der eerste Klasse
V. h. nederl. Institut. III. 1. 1849. p. 111—150.): 66 Arten;
Fries Fungi natalenses, quos a. 1839— 1840. collegit Wahl-
berg (Kongl. Vetensk. Akademieens Handlingar lör 1848.
Stockholm, 1849. p. 121 — 154.).
IV. Inseln des atlantischen Meeres.
Webb's unter dem Titel Spicilegia Gorgonea erschie-
nene Bearbeitung der bis jetzt auf den Inseln des grünen
Vorgebirgs beobachteten Pflanzen ist in Hooker's Niger-Flora
enthalten (p. 91 — 197. s. o.).
Die Sammlungen, welche W. benutzte und die nur in der Kü-
stenregion unter dem Niveau von 3000' zusammengebracht waren,
stammen von den Reisenden J. D. tlooker (Nov. 1839.), Vogel (Juni
1841.), Forbcs (März und April 1822.) und einige Pflanzen von Dar-
win: auch stand W., ausser den bekannten Quellen, ein portugiesisches
Herbarium zu Gebot, welches St. Ililaire im J. 1808 für das Pariser
Museum erwarb. Das ganze Material beläuft sich auf 278 Gefäss-
pflanzen.
Die Zahl der endemischen Formen ist verhältnissmässig nicht so
gross, wie auf dem canarischen Archipel, aber doch nicht ganz unbe-
trächtlich (58 sp.) : die übrigen s4Hd mit den INachbarflo.'-cn in dem
Vcrhältniss gemeinsam, dass y^ den canarischen Inseln, ^^ den Kü-
sten des Mittelmeers- und die Hälfte dem tropischen Fesllande Afrika's
zugleich angehört.
300 Grisebach: Bericht üb. d. Leistungen in d. geographischen
üebersicht der endemischen Formen: 1 Fapaver ; 2 Crucifcrcn
(Sinapidendron);: 1 Helianthemum; 2 Caryophylleen (Polycarpia , Pa-
ronychia); 8 Leguminosen (5 Lotus, Soemmeringia , PJiaca, Dolichos) ;
2 Umbelliferen (Tetrapleura Parlat.); 1 Globularia ; 14 Synanthereen
(Erigeron, 2 Conyza, 2 Phagnalon, Jnula, 3 Asteriscus = Odontosper-
mum Wb. , Artemisia, Gnaphalium, Schmidtia : Strauch auf dem Gipfel-
des M. Verede auf S. Vincent, Sonchus , Rhabdotheca) ; 1 Campariula ;
1 Cyphia ; 1 Asclepiadee (Sarcostemma) ; 2 Boragineen (Echium : strauch-
artig); 2 Labialen (Lavandu!a, Micromeria) ; 3 Scrophularineen (Cam-
pylanthus, 2 Linaria); 1 Phelipaea; 1 Sapota: S. marginata Decs., nur
in zwei 20' hohen Bäumen, bei 2000' Höhe, von Hooker auf S. Jakob
beobachtet; 2 PJumbagineen (Slatice); 1 Euphorbia: E. Tuckeyana,
2—6' hohes Holzgewächs, mit einem Blattbüschel am Ende der Zweige,
durch S. Vincent zwischen 200' und 2500' allgemein verbreitet; 1
Urticee (Forskahlia); 1 Orchidee (Habenaria); 6 Gramineen: diese Fa-
milie ist von Pariatore bearbeitet (2 Pennisetum, Panicum, Sporo-
bolus, Eragrostis , Monachyron n. g.), — 2 Farne (Adiantum, Asple-
nium) ; l Pilz (Coniothecium) ; 1 Alge (Liagora) : die Zellenflanzen sind
vonAlontagne bestimmt.
V. Amerika.
Seemann schildert die arktische, jenseits der Baum-
g-renze gelegene Küste von Kotzebiie's Sund (Hook. Journ. of
Bot. I. p. 146.).
Eine graue Torffläche überkleidet Höhen und Thäler, der Boden
ist in der Tiefe gefroren. In südlicher Lage kommen Gesträuche von
Salix und Alnus incana vor. Auf dem Torfmoor wachsen Betula nana,
Ledum, Arctostaphylos alpina , Vaccinium uliginosum und erheben sich
kaum über die Lichenen und Moose, von denen sie umgeben sind; die
Wasserlümpel sind von Carex und Eriophorum eingefasst.
Von Asa Gray's Genera Florae Americae boreali-
orientalis (s. vor. Ber.) erschien der zweite Band (New- York,
1849. tab. 101 — 186.): von den Caryophylleen bis zu den
Tcrebinthaceen reichend.
Systematische Beiträge zur Flora von Nordamerika : A.
Gray plantae Fendlerianae "novimexicanae (Part. 1. 116 pag.
in Memoirs of the American Academy. V. 4. 1849.): Ausbeute
von Sammlungen um Santa Fe , in der ersten Lieferung bis
zum Schluss des Synanthereen bearbeitet und eine beträcht-
und systematischen Botanik während des Jahres 1849. 301
liehe Anzahl neuer Arten enthaltend; Tuckermann Bemer-
kungen über einige Pflanzen Neu-Englands CSiUiman Journ.
1848. Vol. ö. p. 224—232., fortgesetzt in Vol. 7. p. 347—360) :
die Bearbeitung der nordamerikanischen Potamogeton- Arten
mit 6 neuen Formen und einige neue Glumaceen enthaltend;
Carey über einige Chenopodiaceen um New -York (das. 7.
p. 167—171.); Curtis neue und seltene Pflanzen, besonders
aus Carolina (das. p. 406—411.); T. G. Lea Flora von Cin-
cinnati (Catalogue of plants, collected in the vicinity of Cin-
cinnati, Ohio, between the y. 1834— 1844. Philadelphia 1849.):
darin die Lichenen von Tuckermann, die Pilze von Berkeley
bearbeitet; Bertoloni Fortsetzung seiner Beschreibung von
Pflanzen aus Alabama (s. Jahresb. f. 1847.) cMiscellanea bo-
tanica. Bologna, 1849.); Scheele Fortsetzung seiner Bei-
träge zur Flora von Texas (s. vor. Jahresb.) (Linnaea 22.
p. 145—168. 339—352.); Dewey Fortsetzung seiner nord-
amerikanischen Caricographie (Silliman Journ. 1848. 6. p.
244.); Kunze über einige nordam Farne (das. p. 80 — 89.);
A. Braun Diagnosen von 2 Marsileen (das. p. 35.); Sulli-
vant Fortsetzung seiner Beiträge zur nordamerikanischen
Bryologie (s. vor. Jahresb.) (Memoirs of the Americ. Acad.
Vol. 4. 1849.); Bailey Fortsetzung seiner Arbeit über nord-
amerikanische Algen (s. Jahres, f. 1847.) (Silliman Journ.
184S. 6. p. 37 — 45.); Curtis Beiträge zur nordamerikani-
schen Mykologie (das. 6. p, 349-353.); Curtis und Ber-
keley neue Pilze aus Nord- und Süd-Carolina (Hook. Journ.
of Bot. I. p. 97—104. 234—239.).
Bromfield (s. vor. Ber.) hat seine Mittheilungen über
Excursionen in den nördlichen vereinigten Staaten und Ka-
nada forlgesetzt (Hook. Journ. of Bot. 1. p. 15. 105. 265.).
Seemann besuchte die Küste von Mazatlan am stillen
Meere und erstieg daselbst das Randgebirge des mexikani-
schen Tafellandes (das. p. 148.).
An der Küste ist der Tecoraatebaum (Creecenlia alata) sehr ver-
breitet , eine Bignoniacee von 30' Höhe , die zu der Vegelalion der
302 Grisebach: Bericht üb. d. Leistungen in d. geographischen
Mangrove-Waldungen gehört, aber sich auch im Inlande so weit, wie
der Seewind reicht, erhält. Landeinwärts war das Logwood (llaema-
toxylon Campechianumj einer der häutigsten Bäume und giebt vielen
Menschen , die sich mit der Ausfuhr dieses Holzes beschäftigen , den
Unterhalt. Die ersten Eichen zeigten sich bei 2000' Höhe, bei 3000'
begann eine Pinus-Art den Wald zu bilden.
Liebmann giebt in der Einleitung zu seiner Abhand-
lung über mexikanische Farne (s. u.) eine Uebersiclit der bis
jetzt untersuchten Landschaften Mexiko's; die neueren Unter-
nehmungen in den nördlichen Provinzen waren ihm noch
nicht bekannt.
Es sind von den botanischen Reisenden in Mexiko vorzüglich
folgende Gegenden untersucht worden: die Ostküste zwischen iQo und
23% die Linie von Vera Cruz nach Mexiko und von Tampiko nach
Guadalaxara , die Linien von Mexiko nach der Westküste bei S. Blas
und bei Akapulko, das Hochland der Provinzen Mexiko ("Vulkan Toluka)
und Mechoacan (Jorullo), endlich die Provinz Oaxaca von Tehuakan bis
Tehuanlepek.
In dem pflanzengeographischen Anhange unlerwirlt L. die von
Marlons und Galeolti versuchte Einiheilung Mexiko's in Pflanzenregio-
nen einer scharfen Kritik und theilt seine Ansicht von der phytostali-
schen Gliederung des Landes in folgenden Grundzügen mit (vgl. Jah-
resb. f. 1843. S. 424.):
A. Ostabhang der mexikanischen Kordillere.
1. 0'_500'. Tropische Küstenregion. Feuchte Luft, aber we-
nig Regen. Sandiger Boden mit Lagunen. Spärliche Vegetation von
dürrem Gesträuch, nur an den Lagunen und Flussmündungen prächti-
ger Wald.
2. 500'— 1500'. Tropische Region. Ausgehreitete Grassavaoen
und prachtvolle Hochwälder (Bombax, Carolinea, Bignonia, Laurineen,
Terebinthaceen, Palmen). Tiefe, feuchte ßaranko's, mit üppiger Vege-
tation.
3. 1500'— 3000'. Subtropische Region. Mit zunehmender Re-
genmenge gewinnt die Vegetation an Mannichfaltigkeit. Charakteri-
stisch sind zahlreiche Lianen (Smilax, Vitis, Cissus, Malpigheaceen, Con-
volvulaceen, Asclepiadeen) , niedrige Palmen, Piperaceen, ürliceen. —
Der östliche Theil der Provinz Oaxaca, der Distrikt Chinantla, gehört
grösstentheils zu dieser Region.
4. 3000'~6000.' Gemässigte Region. Niederschläge das ganze
Jahr hindurch ohne bedeutende Unterbrechung, Regenmenge gross.
Immergrune Eichenwälder mit Farnbäumen , welche die höheren Pal-
und syslemalischen, Botanik wahrend der Jahres 1849.
303
nien ersetzen, Maximum der Orchideen. Dies ist die lormenreichste
Region Mexiko's.
5. 6000'— 9000'. Niedere Alpenregion. Regenmenge gross,
häufige Nebelbildungen vermindern die Sommervvärme. Die Wintcr-
lemperatur sinkt oft auf den Gefrierpunkt, aber der Schnee bleibt sel-
ten liegen. Nadel- und Eichenwälder; Ericeen, Umbelliferen , Cruci-
feren, wenige Orchideen und nur Erd-Orchideen.
6. 9000'. — Schneegrenze. Obere Alpenregion. In den Monaten,
in denen der Boden schneefrei ist, ziehen die Nebel beständig auf und
nieder und erzeugen tägliche Niederschläge ; die Wärme ist gering. Na-
delwälder herrschen. Die Eichen verschwinden bei 11000', einzelne
Coniferen steigen bis 14000'. Grenze des Ackerbaus bei 10000'. (Hier
wird die Absonderung einer Region über der Baumgrenze vermisst;
auch sind die Bezeichnungen der Regionen, z. ß. der vierten, welche,
durch Farnbäume charaklerisirt, die gemässigte genannt wird, zum Theil
unstatthaft).
B. Das Hochland (Mexikos Indre). Hochebenen und hochlie-
gende Thäler wechseln mit steinigen , waldarraen Höhen. Das trockene
Klima bestimmt den Charakter der Vegetation , die in eine gemässigte
und kalte Region zerfällt.
C. In der Kordillcre der Westküste ist eine heisse , gemässigte
und kalte Region zu unterscheiden, deren Grenzen L. nicht näher be-
stimmt,
Systemalisclie Beiträge zur Flora von Mexiko: Lieb-
mann über die Podostemeen Mexiko's (Forhandiinger ved
de skandin. Naturf. 5te Mode. p. 508— 519.): 7 Arten von
Marathrum und Polamobryon n. g.; v. S chl echten dal
über mexikanische Cyperaceen (Bot. Zeit. 7. S. 40. 54. 80.
97. 116. 134. 149. 161.): darin kritische Bemerkungen und
3 neue Arten; Liebmann die Farne Mexiko's (Mexicos
Bregner. Kjöbenhavn, 1849. 174 pag. 4.: Separatabdruck aus
Kong. Danske Videnskabernes Selskabs Skrifter. V. Natur-
vidensk. Afdel. Bd. I.); eine ausgezeichnete, aus reichhalti-
gen Materialien schöpfende, gründlich bearbeitete und an
neuen Thatsachen reiche Monographie, von einer Uebersiclit
der pflanzengeographischen Verbreitung nach den Regionen
Mexiko's begleitet.
Uebersicht der Gattungen: 20 Acrostichum, 1 Hemionitis, 4 An-
trophyum, l Taenitis, 9 Gymnogramme, 1 Grammilis?, 2 XiphopteriF,
304 Grisebacli: Bericht üb. d. Leistungen in d. geographischen
2Meniscium, 60 Polypodiuni , 5 Nolochlaena, 12 Aliosorus, 11 Pteris,
1 Vittaria , 7 Lomaria , 5 Dlechnum , 1 Woodwardia, 33 Asplenium, 9
Diplazium, 8 Chcilanthes, 1 Hypolepis, 5 Dicsonia, 1 Davailia, 15 Adian-
tuni, 2 Lindsaea, 3 Nephrolepis, 9 Lastrea , 2 JNephrodium , 4 Polysli-
chum, 1 Phaneroplebia, 3 Aspidium, 2 Cystopleris , 2 Alhyrium, 2 Ci-
botium , 2 Woodsia ; — 3 Trichosorus n. g. , 4 Alsophila, 2 Hemitelia,
3 Cyathea; — l Parkeria; — 12 Hymenophyllum , 8 Trichomanes; —
6 Mertensia ; — 1 Lygodiiim, 1 Hydroglossura ; — 1 Schizaea, 8 An-
eiinia ; — 2 Osmunda ; — 3 Ophioglossum , 2 Botrychium; — 3 Da-
naea ; — 2 Maratlia. Summe der Arten (mit Ausschluss der zweifel-
haften) = 310 sp.
Die Beiträge von Klotzsch zur Flora des tropischen
Amerika's (Jahresb. f. 1844., 1847 und 1848.) sind fortge-
setzt worden (Linnaea, ^2.): von mir wurden bearbeitet die
Malpighiaceen, Trigoniaceen und Genlianeen (p. 1 — 46.); von
H. G. Reichen b ach die Orchideen, von diesen jedoch
nur die neuen Formen (p. 809 — 858.).
Beiträge zur Flora von Surinam: Focke Beschreibung
von Orchideen (Tijdschr. voor Wetenschap. Deel 2. p. 194 —
204.); daselbst auch (Pi20o — 214.) eine vermehrte Liste der
Kulturgewächse (s. Jahresb. f. 1843. S. 430.); Fortsetzung
der Plantae Kegelianae (s. vor. Ber.) (Linnaea , 22. p. 47 —
80.): bearbeitet vonGarcke und von Miquel; Fortsetzung
von Miquel's Beiträgen (s. vor. Jahresb. (das. p. 169—176.
und 469 — 474.) : neue Arten aus verschiedenen Familien ent-
haltend,
Beiträge zur Flora von Brasilien: Plantae Regnellianae
Bearbeitung der von Regneil in der Provinz Minas geraes,
besonders bei Caldas gesammelten Pflanzen (Linnaea, 22.
p. 511— 583.): die Bearbeiter sind: Bentham, Miquel
und Sonder, von den Verbenaceen S chauer, den Synan-
thereen C. H. Schultz, den Gentianeen ich, den Farnen
und Lykopodiaceen Kunze und von den Laubmoosen H am pe;
Miquel Bestimmung einiger Pflanzen aus Blanchet's Samm-
lungen aus Bahia (das. p. 793—807.).
Weddell untersuchte den Ursprung der Ipecacuanha
und beschrieb ihre Einsammlung in der Provinz Matto grosso
(Ann, sc. nat. HL 11. p. 193—202.).
und systematischen Botanik wäiirend des Jahres 1849. 305
Man kannte die Cephaelis Ipecacuanha bisher nur in den östli-
chen Provinzen Brasiliens , wo sie sich vom Aequator bis zum südli-
lichen Wendekreise findet. Seit 1824 aber hat man sie durch das ganze
Innere des Reichs bis zu den Grenzen Boliviens nachgewiesen und die
Pflanze wächst in der Provinz Maltogrosso in solcher Menge, dass diese
neu aufgefundenen Bezirke ihrer Verbreitung für den ganzen Bedarf des
Handels ausreichen jvürden. Die Wälder, in denen die Ipecacuanha
vorkommt und die der Verf. selbst besucht hat , liegen vorzüglich im
oberen Siromgebiele des Paraguay, oberhalb Villa Maria: sie zeichneu
sich durch einen besonderen Vegetalionscharakter aus , den W. an-
schaulich beschreibt.
Die Nebenflüsse des Rio-Caba^al sind von einem dichtbewaldeten
Ueberschwemmungsgebiele umgeben : die Bambusen bilden daselbst ein
so dichtes Geflecht, dass sich der Reisende auf seinem einsamen Fuss-
pfade vorkam, wie „ein im Spinngewebe gefangenes Insekt.'' Jenseits
dieses, eine Viertelmeile breiten Dickichts wurde der sandige Humus-
boden trockener , an die Stelle der Cocos capitata , die die Flüsse be-
gleitet, traten andere Palmen auf, die Euterpe oleracea (Palmito molle)
und Oenocarpus Bacaba. Dann folgten quellichte Gründe , beschattet
von Farnbäumen , von Mauritia und Iriartea exorrhiza (Catisar) , einer
Palme, die sich auf ein 6 Fuss hohes Gestell von Luftwurzeln stützt
und in diesem Schatten wächst , zu kleinen Gebüschen vereinigt, die
Cephaelis , den kleinen Daphnen unserer Wälder vergleichbar. Die
Wurzeln können das ganze Jahr gesammelt werden und die durch-
schnittliche Ausbeute beträgt für den Arbeiter täglich 5 bis 6 Kilo-
gramme. In drei bis vier Jahren erneuert sich die Pflanze aus den
zurückgebliebenen Wurzeltheilen.
SirW. Hooker giebt eine Mittheilung über die Pia-
Qaba -Faser, die aus Para eingeführt wird (Journ. of Bot. I.
p. 121—123. tab. 4.); ebenso Balfour (Ann. nat. bist. IL
3. p. 153.).
Diese Faser , in den vertrocknenden Blaltstlelen der Palme At-
lalea funifera von der JNalur uiimittelbar dargeboten , ist wegen ihrer
besonderen Brauchbarkeit zur Fabrikation steiler Besen und Bürsten
ein namhafter Handelsartikel geworden. Auch die festen, dicken Sa-
menschalen, die zu Drechslerarbeiten dienen , kommen unter dem Na-
men Qoquilla-Nüsse in den Handel.
Weddel, der Begleiter Gr. Castelnau's auf dessen
Reisen in Südamerika, hat in seinem schönen Kupferwerke
über die Chinarinden auch die geographische Verbreitung der
Cinchonenwälder aufgelilärt und die Kenntniss ihres Areals
Archiv, f. Natur|esch. XVI. Jahrf. 2. Bd. (J
306 Grisebach: Bericht üb. d. Leistungen in d. geographischen
durch die Bereisung Boliviens erweitert (Histoire naturelle
des Quinquinas. Paris, 1849. 108 pag. fol. mit 34 Kupfer-
tafeln).
Es ist bekannt, dass die westliche KordiUere Pern's waldlos ist,
und dass dieCinchonenwälder dieses Landes sich auf die östlichen Ab-
dachungen der östlichen Kordilleren beschränken : dasselbe ist in Bo-
livien der Fall und hiedurch wird für diesen Abschnitt ihrer Verbrei-
tung ein zusammenhängendes südliches Areal bezeichnet , welches in
südöstlicher Richtung vom 5ten bis zum 19ten ürade südlicher Breite
reicht. Unter dem Parallel von Loxa (4« s. Br.), wo die östliche Kor-
dillere Peru's aufhört und das Binnenplateau beider Ketten sich eben-
falls abflacht, findet man die Cinchonenregion, nicht mehr durch die
Trockenheit der Hochfläche zurückgewiesen, am Ostabhange der Ku-
sten-KordiUere und dieses zweite Areal, wie das vorige der kontinen-
talen Seite des Gebirgs folgend , erstreckt sich vom ölen Grade südh-
cher bis zum 3ten Grade nördlicher Breite. Ein dritter Abschnitt ent-
spricht dem westlichen Abhänge der KüstenkordiUere und nach ihrer
Bifurkation unter 2« n. Br. beiden Abhängen derselben im Umfange
vom zweiten Grade südlicher bis zum sechsten Grade nördlicher Breite.
Endlich reicht das vierte, das nördliche Areal vom Magdalenenflusse aus
in nordöstlicher Richtung den Verzweigungen der Anden nach Vene-
zuela folgend bis zur Küste von Caracas (2o--llo n. Br.). Die aus
Gegenden nördlich vom Uten Parallel beschriebenen Cinchonen gehö-
ren nicht zu Cinchona, sondern meist zu Exostemma.
Die Vertikalgrenzen der Cinchonenregion liegen unter dem Ae-
quator zwischen 2000™- und 2500™., unter lö» s. Br. zwischen 1500™-
und 2300™-- aber durch lokale Einflüsse wird diese schmale Region
un.^emein erweitert und die extremen Werlhe sind 1200™- (Wedd.)
und 3270™- (nach Caldas). - Der horizontale Durchmesser der Re-
gion bestimmt durch den Neigungswinkel der KordiUere und deren
Detail - Konfiguration, beträgt in Bolivien , wo er am grössten ist, nir-
gends viel über 2 Längengrade (p. 28.). Ungeachtet des beträchtlichen
Areals der Cinchonenwälder ist die Nachfrage im Handel der China-
rinden unverhältnissmässig grösser, als/die natürliche Produktion: eine
Kultur dieser Bäume im Grossen, wie sie W. im Sinne hat, mochte
aus klimatischen Gründen kaum zu verwirklichen sein.
Die vom Verf. unterschiedenen Cinchonen sind: 1; C. Calisaya
n SP 13-160 s. Br. (Königsrinde, jetzt immer seltener werdend und
, daher häufig verfälscht). 2) C. Condamin.a Humb. Als Varietäten
werden C. lancifolia Mut. , lanceolata Benth. , C. macrocalyx Par. und
C lucumaefolia Pav. reducirt, doch bleiben Systematik und geographi-
sches Areal, welches, wenn W.'s Ansicht richtig ist, die ganze Cin-
chonenregion umfassen würde, zweifelhaft ; die Hauptform wächst nur
und systematischen Botanik während des Jahres 1849. 307
bei Loxa. (Hieher sind einige Sorten des C. griseus zu zählen). 3)
0. scrobicuiata Humb. ^—i3<^ s. Br. (G. Loxa x)dcr leichte Calisaya des
Handels, in Peru Cascarilla colorada del Cuzco). 4) C. amygdaiifolia
n. sp. 13»— 17«. 5) C. nitida R. P. 10° s. Br. (C. ruber). 6) G. au-
straiis n. sp. 19*^ s. Br. bei ISOO'"- Höhe. 7) G. ßoliviana n. sp.
13_-16o s. Br. (Dient im Handel mit Galisaya vermischt, zu deren Fäl-
schung). 8) C. micrantha R. P. in Peru und Bolivien. (Z. Th. C. Hua-
nuco). 9) G. pubescens Vhl. Syn. C. purpurea R. P. 4«— 16» s. Br.
(Guibourt's China von Cuzco). 10) C. cordifolia Mut. Syn. C. rotun-
difolia Pav. Fast durch die ganze Cinchonenregion verbreitet. (C. Car-
thagena des Handels und wahrscheinlich auch ein Theil des C. Loxa).
11) C. purpurascens n. sp. in Bolivien. J2) G. ovata R. P. 9—17» s.
Br. (Z. Th. C. Loxa und Huanuco). 13) C. Chomeliana n. sp. in Bo-
livien. 14) G. glandulifera R. P. 10« s. Br. (Z. Th. G. Huanuco). 15)
C. asperifolia n. sp. 15° s, Br. 16) C. Humboldtiana Lamb. im nörd-
lichen Peru. 17) G. carabayensis n. sp. in Peru. 18) G. Mutisii Lamb.
Syn. C. glandulifera Lindl. G. microphylla Mut. C. quercifolia Pav. bei
Loxa. 19) G. hirsut R. P. 10« s. Br. (G. Huamalies, der aber auch zum
Theil von anderen Arten stammt).
Ausser den Cinchonen sind in W.'s Werke folgende Gattungen
monographisch bearbeitet; Cascarilla (li sp.), Ladenbergia (l sp.), Pi-
mentella (1 sp.), Gomphosia (1 sp.) , Lasionema (6 sp.), Ghrysoxylon
(1 sp.).
D'Orbigny's Reisewerk ist abgeschlossen worden, aber
die botanische Abtheilung unvollendet geblieben. Dieselbe
besteht aus zwei Monographieen , der schon im J. 1839 er-
schienenen bolivischen Kryptogamen-Flora von Montagne
und der Bearbeitung der Palmen Paraguay's und Boliviens
von V. Martius (Voyage dans l'Amerique meridionale. Tome
7. Partie 1. 2. Florula boliviensis. Cryptogames. Paris, 1839.
116 pag. 4. m. 7. u. 3 Taf. — P. 1. tab. 8—12 enthalten
Darstellungen von Bougainvillea , Philiberlia, Picrosia , diu-
quiraga und Spirolobium. — P. 3. Palmetum Orbignyanum.
ib. 1847. 140 pag. 4 mit 32 Taf.).
Ucbersicht von Orbigny's Pnimen , die grösstentheils in Bolivien
beobachtet sind : 2 Ghamacdorea, 1 Morcnia, 4 Euterpc^ 1 Oenocarpus,
3 Iriartea; 2 Mauritia; 5 Geonoma; Gopernicia cerifera (auch in Para-
guay von 12° — 29o s. Br. verbreitet), ITrilhrinax (am Paraguay in Bra-
silien 17» und in Buenos-Ayres 31»), 1 Thrinax-, 1 Desmoncus , 5 Ba-
ctris, 1 Guilielma , 1 Alartinezia, 1 Acrocomia (auch P. , 12°— 28») , 2
Astrocaryum, 5 Cocos (davon 2 in Buenos-Ayres, uämlich C. Yalai,
308 Grisebach: Bericht üb. d. Leistungen in d. geographischen
welche zwischen 27*> und 32° grosse Wälder bildet , und C. australis,
die von Paraguay bis Buenos-Ayres, 26 — 34«, verbreitet ist), 2 Diplo-
theinium (D. litorale von Bolivien bis Buenos-Ayres = 12" — 30°), 1
Jubaea (Chile 33"— 40°), 1 Maxiiniliana, 2 Attalea, 2 Orbignia.
Von Cl. Gay's chilenischer Flora (s. Jahresb. f» 1846.
S. 463.) sind bereits im J. 1849 der dritte und vierte Band
vollendet, so wie zwei Lieferungen des fünften ausgegeben
(Historia fisica y politica de Chile. Botanica. T. 3. 484 pag.
T. 4. 516 pag. T. 5. pag. 1—256. 8.).
Fortgesetzte Uebersicht der chilenischen Flora : 1 Meseinbryan-
themum ; 39 Cacleen (13 Echinocaclus, 16 Opuntia) ; 8 Ribes ; 10 Sa-
xifrageen , bearbeitet von Reniy (üonatia , 2 Saxifraga, Lepuropetalum
—s Cryptopetalum Hook., Chrysosplenium , Valdivia s. u. , Weinmannia,
Caldcluvia, 2 Cornidia) ; 23 Escallonien, von Remy ; 89 Umbellifereu,
von Glos (11 Hydrocolyle, Älicropleura, 9 Bowlesia, 13 Azorella, Bolax,
6 Mulinum, Homalocarpus , Elsneria , Diposis , Pozoa , 3 Asteriscium, 3
Gymnophyton s. u., Laretia, Bustillosia s. u., 2 Sanicula, 12 Eryngium,
Oreomyrrhis, Osmorrhiza ; 4 Francoaceen (3 Francoa, Tetilla); 2 Ara-
lien ; 20 I.oranthaceen , von Glos (11 Loranthus, 2 Lepidoceras s. u.,
6 Misodendron) ; 40 Rubiaceen, von Glos (23 Galium, Leptosligma, 5
Gruckshanksia, 2 Psycholria, Nertera, Gunina s. u., 5 Hedyotis, Sipanea,
Polypvemum) ; 39 Valerianeen , von Glos (34 Valeriana, 3 Astrephia,
2 Betckea); 7 Galycereen , von Remy (Gamocarpha , 2 Boopis , 4
Calycera).
586 Synanthereen, bearbeitet von Remy (84 Mutisiaceen : 24 Mu-
tisia, 16 Chaetanthera ; 10 Facelideen ; 98 Nassauviaceen : 13 Nassau-
via, 16 Leuceria, 15 Chabraea ; 36 Cichoraceen mit Einschlusss der 7
Rea-Arten von Juan Fernandez: 17 Achyrophorus ; 1 Vernonia ; 9 Eu-
patoriaceen ; 137 Asleroideen : 14 Erigeron , 30 Haplopappus , 11 Go-
nyza, 40 Baccharis; 200 Senecionideen , darunter 4 Robinsonien von
Juan Fernandez: 113 Senecio, 22 Gnaphalium ; 11 Gynareen) ; 1 Sty-
lidiee (Forstera); 18 Lobeliaceen (11 Tupa) ; 1 Gyphocarpus ; 4 Gani-
panulaceen (3 Wahlenbergia) ; 1 Goodcniacee ( Selli^ra ) ; 3 Gesne-
riaceen (Mitraria , Golumnea , Sarmienta) ; 10 Ericeen (5 Pernettia, 4
Gaullheria) ; 1 Epakridee (Lebetanthus).
4 Lentibularien ; 7 Primulaceen (1 Pelletiera); 2 Sapoteen (Lu-
cuma) ; 2 Apocyneen (Scytalanthus, Echites) ; 12 Asciepiadeen (7 Cy-
noctonum ,' 3 üxypetalum, Sonninia) ; 7 Gentianeen; 11 Bignoniaceen
(8 Argylia, Monttea s. u., Reyesia s. u.) ; 8 Polemoniaceen (5 Gilia) ;
14 Gonvolvulaceen ; 5 Cuscuteen; 3 Hydrophylieen ; 30 Boragineen, von
Glos (14 Eritrichium) ; 29 Labiaten, darunter 3 Guminien von Juan
Fernandez (9 Slachys, 3 Sphacele, Soiiera s. u., Teresa s. u.) ; 36 Ver-
nnd systematischen Botanik während des Jahres 1849. 309
benaceen (25 Verbena) ; 4 Acanthaceen ; 63 Solaneen , von Reniy (5
Fabiana , 6 IVieiembergia , 10 Nicoliana, 13 Willieringia , 17 Solanum,
Trechonaetes, Dorystigma, Vtslia) ; 23 ^oIanaceen ; 81 Scrophularineen,
von CIos (Melosperma, 9 Ourisia , 7 Schizanlhus , 39 Calceolaria); 5
Flunibagineen ; 15 Plantagineen, von Decaisne; 8 Nyclagineen ; 8 Ama-
rantaceen, von Remy ; 18 Chenopodeen.
Die Gesammtzahl der bis jetzt beschriebenen, chilenischen Pflan-
zen beträgt bereits 2181 Arten,
Remy hat die wichtig-sten , neuen Thatsachen in sei-
ner Bearbeitung der chilenischen Synantherecn auch beson-
ders zusammengestellt (Ann. sc. nat. III. 12. p. 173—192.).
VI. Australien.
R. Brown beschreibt die wichtigeren Pflan^eu (26 sp.},
welche Sturt von seiner Entdeckungsreise nach der süd-
australischen Wüste zurückgebracht, und lügt am Schlüsse
einige Bemerkungen über den Vegetationscharakter des in-
neren Neuhollands bei (Appendix to Vol. 2. of C. Sturt's Nar-
rative of an expedition into central Australia. London, 1849.
8. pag. 66—92.).
In dem berühmten Anhang zu Flinders Reise ist die Bemerkung
enthalten , dass die Eigenthümlichkeileu der neuholländischen Flora
zwischen dem 33sten und 35slen Breitegrade am entschiedensten her-
vortreten, aber in bei Weitem höheren Grade an der Ost - und West-
küste, als in dem dazwischen liegenden , mittleren Raum. Diese An-
sieht findet sich unter Anderm durch die Sammlungen bestätigt, welche
seitdem auf den Entdeckungsreisen im Innern zusammengebracht Avur-
den und deren Gesammtausbeutc R. Brown auf 700 bis 750 Arten schätzt.
Der allgemeine Charakter dieser Pflanzen gleicht am meisten den Ye-
getationsverhällnissen der Südküste , besonders den Umgebungen von
Spencer's Golf: dieselbe oder eine noch grössere Abnahme der charak-
teristischen Familien INeuhollands ist zu erkennen. Von ^diesen sind
nur die Aeacien und Eukalypten (diese in bedeutend verringerter Ar-
ienzahl), so wie Callitris und Casuarina übrig. Die grossen Familien der
Epakrideen, Stylidieen, Resliaceen, so wie die dekandrischen Papiliona-
ceen kommen kaum vor und von den'in noch höherem Grade charakteri-
stischen -Proleaceen linden sich nur einige wenige Arten von Grevillea,
Ilakea und Persoonia. — Auch giebt es in diesem mittleren Gebiete
keine grössere, eigcnthümliche Familien: die einzigen charakteristischen
Gruppen sind eine kleine Reihe von fast blattlosen Cassien und einige
310 Grisebach: Bericht üb. d. Leistungen in d. geographischen
Gattungen von Myoporineen , namentlich Eremophila und Stenochilus.
Sehr bemerkenswerlh ist der Umstand, dass fast derselbe Vegetations-
charakter auf den unfruchtbaren Inseln des Dfimpier- Archipels an der
Nordwestküste zu herrschen scheint und dass sogar einige Arten hier
und im südlichen BinnenlanJe dieselben sind , wie Clianthus Dampicri
und Jasminum lineare. Eine noch entschiedenere Abnahme der cha-
rakteristischen Bestandtheile der neuholländischen Flora tritt auf den
der Südküste gegenüberliegenden Inseln ein.
Die Artenzahl der neuholländischen Flora, welche zur Zeit, als
li. Brown sein grosses Werk schrieb, gegen 4200 betrug, ist, seiner
Ansicht zufolge, durch die späteren Entdeckungen , unter denen er als
die bemerkenswerlheslen die von Cunningham , Baxter, Drummond^
Preiss und Gunn bezeichnet , noch nicht bis auf die Zilfer von 7000
gewachsen.
Bidwill entdeckte eine Conifere landeinwärts von
Moreton-ßay, deren Zapfen Sir W. Hooker entweder für die
der Dammara orientalis oder einer nahe verwandten Art
hält (Hook. Journ. I. p. 284.) : die Verbreiknig- eines Baums
von den Sunda-lnseln imdMolukken nach der Ostküste Neii-
hollands würde sehr auffallend sein.
B eh r setzt seine botanischen Forscluingen in Südaustra-
lien fort (Bot. Zeit. 7. S. 873.); ebenso Drummond in
Swanriver (Hook. Journ. 1. p. 247— 251. 374—377.).
A. Braun bearbeitete die Charen Australiens, so wie
diejenigen, welche Hooker auf seiner antarktischen Reise sam-
melte (Hook. Journ. I. p. 193 — 203.): 18 diesen Ländern ei-
genlhümliche Arten.
Von Harvey's Nereis australis (s. Jahresb. f. 1847.)
erschien die zweite Abtheilung (London, 1849. p. 65 — 124.
tab. 26—50).
und systematischen Botanik während des Jahres 1849. 311
B. iSystematik.
Eine polemische Schrift von J. ß. Drummond, ge-
gen das Jussieu'sche System gerichtet und bestimmt den Ge-
brauch der Linne'schen Methode in den botanischen Lehr-
büchern zu empfehlen , ist ohne wissenschaftlichen Gehalt
(Observations on natural Systems of Botany. London, 1849.
100 pag. 8.). — Den Speciesbegriff erläutert ein bedeuten-
der Vortrag von Fries in der Versammlung nordischer Na-
turforscher (5te Mode. p. 135—148.).
Von Schnizlein's ikonographischer Darstellung der
Pflanzenfamilien (s. Jahresb, f. 1847.) erschien das sechste
Heft (Bonn, 1849.): dasselbe enthält vorzüglich Apetalen.
Von De Candolle's Prodromus systematis naturalis
wurde die zweite Hälfte des dreizehnten Bandes vor der er-
sten herausgegeben, welche von Moquin - Tandon die
Phytolacceen, Chenopodeen und Amarantaceen, so wie die von
den Chenopodeen abgesonderten Basellaceen, und von Ch oisy
die Nyctagineen enthält (Paris, 1849. 468 pag. 8 ). — Der
erste Band von VV alpers' Annales (s. vor. Jahresb.) wurde
vollendet (Lips. 1848-49. -
Blume begann ein systematisches Werk über neue
Pflanzen des Leidener Museums grossentheils ostindischen Ur-
sprungs herauszugeben (Museum botanicum lugdunobatavum.
9 Fol. p. 1—144. mit 9 Taf.) : in dieser reichhaltigen Publi-
kation sind namenllich Melastomaceen, Myrtaceen, Asclepia-
deen und Orchideen enthalten , ausserdem einzelne Reihen
aus den Familien der Lythrariecn, Halorageen, ilhizophoreen,
Combretaceen, Legnolideen, Phytokreneen, Pangieen, Gneta-
ceen , Apocynecn , Bignoniaceen , Hydrocharideen und Biir-
manniaceen. — F. Salm-Dyck publicirt eine Arbeit über
Su( culenlen, von welcher das fünfte Heft erschienen ist (Mo-
nographia generum Aloes et Mesembryanthemi Fase V, Bonn,
1849. 4.).
312 Grisebach: Bericht üb. (I.Leistungen in d. geographischen
Dikoty ledo nen.
Leguminosen. Planchon revidirt die Gattung Ulex Uiul pu-
blicirt eine neue, in Morbihan und Dorsetshire einheimische Art, ü.
Gallii ri. (Ann. sc. nal. IH. 11. p. 202—217. tab. 9.): Stauracanthus
reducirt er. Die neue Art hat die kleinen , die Knospe nicht völlig
umschliessenden ßrakteen und die schwache Keichbehaarung des U.
nanus , aber den Habitus des U. eüropaeus. Von 11 Arten wird das^
Areal angegeben : wenn dem Verf. die Verbreitung von ü. eüropaeus
nach Italien zweifelhaft blieb, so bemerke ich, dass ich Exemplare aus
Ligurien gesehen habe. — Irmi seh untersuchte den Blülhenstand von
Trifolium (Hot. Zeit. 7, S. 513 — 521.): er zeigt den übereinstimmen-
den Typus dieser Gattung und macht darauf aufmerksam , dass die aus
verwachsenden ßracteen gebildete Hülle von T. fragiferum nichts mit
den ebenfalls Hülle genannten Stützblättern von T. pratense gemein
hat; der Griffel ist in der Gruppe von T. pratense keulenförmig ange-
schwollen, in der von T. repens nicht. — Boi ssier erweitert den Cha-
rakter von Pocockia , indem er die Trigonellen mit flachem Legumen
zu dieser Gattung transponirt (Boiss. diagn. or, 9. p. 11.). — Dass
nach A. Gray's Entdeckung Kranieria zu den Leguminosen gehört,
wurde im vorigen Berichte schon beiläufig angeführt (Gen. bor. amer.
2. p.227.): indessen ist zu erinnern, dass G. selbst eine besondere Fa-
milie der Krameriaceen annimmt, was jedoch nur eine Folge derjeni-
gen Ansicht ist , welche aus den Leguminosen mehrere Familien bil-
det. — Neue Gattungen: Podocytisus Boiss. (1. c. p. 7.): Geni-
sleenstraueh in Karamanien, durch ein Legumen indehiscens ala utrin-
que auctum stipitatum charakterisirt ; Sartoria Boiss. (das. p. 109.):
■ Hedysaree des Taurus, mit dem Legumen dispermum von Eversmannia,
welches sich jedoch weder gliedert noch aufspringt ; Pentadynamis R
Bi. (Appendix to Sturt p. 76.): Staude in Süd-Australien, anscheinend
eine Fhaseolee, aber diadelphisch, mit 5 grösseren linearen, 5 eiförmi-
gen Antheren ; Clidanlhera R. Br. (das. p. 73.): (jTalegee ebendaher,
von Fsoralea nur durch die Dehiscens der Antheren verschieden „an-
therae uniformes, loculis apice confluentibus, valvula contraria ab apice
ad basin separante dehiscentes !« ; Oslryocarpus Hook. fil. (Niger Fl.
p- 316.) : Dalbergiee aus AVestafrika, von Lonchocarpus durch vollstän-
dige Diadelphie verschieden; Fornasinia Bertol. (Wiscell. bot. 8. in
Act. Bonon. 1849.): Baum in Mozambique, der das schwarze Ebenholz
liefern soll , ebenfalls mit Lonchocarpus verglichen ; Leucornfhalvs
Benth. (Niger Fl. p. 322.): Sophoree aus Fernando Po, neben Bra-
cteolaria stehend und wie Baphia, die zu derselben Gruppe gehört, den
Svvartzieen sich annähernd; l/rorfon T urczan. (Bullet. Mose. 1849.
nr. 3.): Podalyriee aus Swanriver, mit Phyllola verglichen = Drumm.
coli. 4. nr. 21.; Pelaloslylis R. Br. (1, c. p. 79.): Caeealpinieenetrauch
und systematischen Botanik während des Jahres 1849. 313
aus Südaustralien und dem üanipiers Archipel, mit merkwürdiger Nar-
benbildung „Stylus petaloideus trilobus, lobo medio longiori axi incras-
sato desinente in s^ignm obtusum simplex« ; Berlinia Sotand. (Niger
Fl. p. 326.): Caesalpinieenbaum aus Westafrika, von Afzclia fast nur
durch Pentamerie verschieden; Senna Batka (Bol. Zeit. 7. S. 192.)
= Cassia Senna etc.
Chr y sob ala nc en. Bei Farinariuni kommen, nach Bentham,
(Wiger Fl. p. 33-1.) abnorm 2 bis 3 Carpella vor.
Rosaceen. Treviranus macht auf die wirlelförmige Blatt-
slellung der Alchemillen in den Anden aufmerksam (Bot. Zeit. 7. S.
O09 — 216.): diese Blätter sind, nach seiner Ansicht die gespaltenen
Stipulen eines abortirten Blatts. — Lehmann beschreibt eine Reihe
von 20 neuen Potentillen (Addit. ad delect. semin. Hamburg. 1849.,
abgedruckt in Ann. sc. nat. III. 12. p. 344 — 355.).
iMyrtaceen.' Bentham spricht sich für die Stellung von Na-
poleona bei den Barringlonien aus (Niger Fl. p. 361.}. — Blume er-
läutert die Charaktere von Fsidium und mehreren anderen Gattungen
(Mus. lugd. nr. 5. u. f.); die mit Eugenia verwandten und neuerlich
damit wieder vereinigten Typen scheidet er besonders nach der Ae-
stivation des Kelchs. Neue Gattungen: Rhodomyrtus Bl. (das. p. 76.)
= Myrti secl. homonym. I)C. ; Cleistocalyx Bl. (p. 84.) = Jambosa
nitida Korth. und Eugenia nervosa Lour. ; Macropsidium Bl. (p. 85.)
= Fsidium rubrum Lour. etc. ; Gelpkea B l. (p. 88.) = Myrtus pendula
Bl. etc.; Strongylocalyx b\. (p. 89.) = Jambosa leptostemon Korth. und
Eugenia hemisphaerica Wght. ; Clavimyrtus Bl. (p. 113.) = Janijiosa
glabrata DG. etc.; Microjambosa Bl. (p. 117.) = Jambosae et Euge-
niae sp.
Me lasto ma ce en. Naudin beschäftigt sich mit monographi-
schen Untersuchungen über diese F'amilie (Melastomacearum quae in
museo Parisiensi continentur monographicae descriptiones. Part. 1. in
Annal. sc. nat III. 12. p. 196—284.). In dem Charakter der Mela-
slomaceen kommen folgende unveränderliche Kennzeichen vor: Flos
regularis; insertio perigyna; stamina filamentis aestivatione inflexis suf-
fulta; ovarium stylo simplici ovulis OO ; fructus calice persistente ve-
stitus ; embryo semini ronformis ; — folia simplicia exstipulata. Als
Abweichungen von dem typischen Bau werden angeführt: Monoeeie
durch Abort; Wonopetalie und Apetalie; uniseriirte und pluriseriirle
(subindefinita) Staminen ; Rimadehiscenz derAntheren; freies Ovarium;
parietale undbasilare Placenlation. — Die Grenzen der geographischen
Verbreituflg sind : in Nordamerika bis 40*^, in Asien bis 35° n. Br., in
Afrika bis 34o, in Südamerika bis 30° s. Br, — N. theilt die Familie
in folgende Tribus ein :
1. Melastomeen. Aniherae connectivo infra loculos productae,
plerumque poro dehiscentes.
314 Grisebach: Bericht üb. d. Leistungen in d. geographischen
2. Astronieen. Antherae linia dehiscentes, conneclivo non pro-
ducto. Ovarium sligmate iiidiviso. (Indischer Archipel bis Oceanien).
3. Kibessieen. Antherae rima dehiscentes, connectivo non pro-
ducto. Ovarium 4-loculare, placenlis parietalibus aut e fundo locu-
lorum ortis, sligmate lobato. (Indischer Archipel und Molukken).
4. Memecyleen. (Afrika und tropisches Asien).
5. Mouririeen. (Tropisches Amerika).
Durch die Aufnahme der beiden letzteren Gruppen, bei denen
die Zahl der Eier beschränkt ist und die habituell zu den Myrtaceen
gehören (vergl. Jahresb. f. 1846. S. 172), verliert die Familie an Na-
türlichkeit und in ihrer Charakteristik. Ebenso wenig ist die nicht
weiter begründete Ansicht über die Olinieen zu billigen, nach welcher
ülinie eine besondere Familie bilden soll, Myrrhinium und Fenzlia da-
gegen zu den iMyrtaceen gebracht werden, wohin sie ebenso wie Oli-
Tiia zu ziehen sind.
Die Melastomeen werden von IN. nach neuen Grundsätzen eingetheilt;
zunächst erhalten wir die abgeschlossene Bearbeitung der auf Amerika
beschränkten Microlicieen und den Anfang dar Lasiandreen : a. Micro-
licieen. Calycis limbus simplex. Antherae oblongo-ovoideae aut ovoi-
deae, rostro oblique 1 poroso terminatae. Semina reniformia aut pyra-
midata. — Meissneria , Siphanthera, Rhynchanthera, Stenodon, Lavoi-
siera, Chaetostoma, Microlicia (char. reform. ; mit 81 sp.) ; Trembleya,
Centradenia. b. Lasiandreen. Calycis limbus simplex. Antherae 1 po-
rosae (rarissime biporosae) , plerumque elongatae , subulatae (non-
unquam breves). Semina cochleata. Von den zahlreichen Gattun-
gen dieser Abtheilung sind bearbeitet: Tulasnea ; Onoctonia n. gen.
(p. 276.) : von der vorigen durch pentamerische Blüthe unterschie-
den, aus Guiana; Poteranthera , Fritzschia, Noterophila , Dicrananthera,
Uranthera. — Reducirt werden Miocarpus Naud. zu Noterophila, Bra-
chyandra Kaud. zu Arthrostemma, Lachnopodium Bl. zu Otanthera, Gri-
schowia Karst, zu Monochaetum.
In der Flora der Cap Verden (Nig. Fl. p. 130.) hat Naud in
einen neuen Charakter von Osbeclda gegeben , der Arten aus allen
Erdthellen umfasst. Bentham (das. p. 345.) ist hiemit nicht einver-
standen und bemerkt , dass fast alle westafrikanischen Melastomaceen
zwar zu den Osbeckieen gehören, aber besondere Gattungen bilden, die
sich näher an die asiatischen Glieder dieser Gruppe (an Melostoma)
anschliessen ; nur bei Osbeckia selbst betrachtet er die verschiedene
Struktur der asiatischen und afrikanischen Arten nicht als zu generi-
scher Trennung genügend und begründet auf sie zwei Sektionen die-
ser Gattung. Blume (Mus, lugd. p. 49.) geht indessen weiter und
Iheilt die asiatischen Osbeckien in mehrere Gattungstypen , indem er
den Linne'schen Namen auf die Reihe der 0. chinensis einschränkt.
Neue Gattungen von Bentham und Blume: Dissotis ßenth. (das.
und systematischen Botanik wäiirend des Jahres 1849. 3iO
p. 346.) = Osbeckia grandiflora Sm. ; Heterolis Benlh. (p. 347.). =
Molastonia plnniosum und -9 andere afrikanische Arten ; Dinophora
Bcnth. fp. 355.): Rhexice aus Fernando To, mit Spennera nahe ver-
Avandt ; ReclomilraBl. (Mus. iugd. p.6 ) = Ewyckia galeata Korth. etc.;
Macroplacis Bl. (il). p. 7.) = Ewyckia cordata Korth. aus Borneo ;
Hypenanthe Bl. (ib. p. 21.) = Medinilla venosa Bl. ; Dacttjliofa Bl. (il) )
= Medinilla bracteata Bl. etc.; Bredia Bl. (ib. p. 24.): Sonerilee,
in Japan kullivirt; Aplectrum B 1. nee Nutt. (p. 37.) = Dissochaeta
nodosa Korth. etc. , Asterostoma B 1. (p. 50.) = Osbeckiae africanae
et plures asiat.; Amhhjcmtliera Bl. (ib.) = Osb. truncata und parvifo-
lia Arn.; Ceramicalyx B 1. (ib.) = Osb. stellata Ham. etc.
Halorageen. Tulasne bemerkt, dass die Frucht von Hip-
puris sich durch ein terminales Operculum öfTne (Ann. sc. nat. lll. 12.
p. 70.): dies geschieht indessen erst bei der Keimung und eine wirk-
liche Dehiscenz findet nicht statt. — Epi,lithes Bl. wird von Blume
(Mus. lugd. p. 110.) selbst reducirt und mit Serpicula vereinigt.
Legnotideen. Blume (Mus. lugd. p. 126.) schliesst sich
der Meinung Endlicher's an, nach wecher diese Gruppe sich den Rhi-
zophoreen zunächst anreihen soll. Er bemerkt jedoch, dass sie sich
von diesen durch das Ferisperm , welches in reicher Ablagerung den
•wenig entwickelten Embryo umschliesst , durch die nicht im Bereich
der Mutterpflanze stattfindende Germination, so wie durch nicht selten
gesägte Blätter und starke Harzsecretion in der Rinde (anstatt der in
den Rhizophoreen herrschenden Gerbsäure) unterscheide. Wach der
Struktur des Samens ist, wie mir scheint, an eine nahe Verwandtschaft
dieser beiden Familien nicht zu denken: auch hat R.Brown bereits
auf die Stellung von Cassipourea bei den Cunoniaceen hingewiesen.
Ich habe früher (Gott. gel. Anz. 1844. S. 1430.) darauf aufmerksam ge-
macht, dass die Legnotideen ein Uebergangsglied zwischen Weinman-
nia und den Escallonien bilden, glaube jedoch im Hinblick auf Blume's
genauere Charakteristik der Gattungen , dass man sie nach folgenden
Charakteren als selbständige Familie beibehalten kann (vergl. unten
Tiliaceen) : (4— 7) , 4— 7 , 8—14—20—40, 3—4—6; calyx valvaris ;
petala in disco perigyna, unguiculata, limbo plerumque fimbriato-inciso;
stamina bi-pluriseriata ; ovarium'^disco basi immersum, syncarpum, stylis
infra Stigmata concretis, loculis 2-4ovulatis, ovulis campylotropis ; —
folia opposita, simplicia, squamis intrapetiolaribus. — Die Gattung Gy-
notroches Bl., welche Endlicher an das Ende der Guttiferen gestellt
hatte, ist nach Blume nicht bloss eine J^egnotidee, sondern zu ihr ge-
hört sogar Dryptopetalum als Synonym. Eine zweite asiatische Gattung,
welche auch Endlicher noch bei den Rhizophoreen hatte stehen lassen,
ist, nach Bl. , Roxburgh's Carallia, von welcher er einige neue Arten
beschreibt und iiiit der er seine, bei Endlicher am Schlüsse der Ly-
rtharieen angeführte Gattung Symmetria vereinigt, — Die neue Gattung
316 Grisebach: Bericht üb. d. Leistungen in d. geographißcben
Anisophyllea B r. (I>jiger Fl. p. 342. 575.), von R. Brown nur erwähnt
(Hortic. Transact. 5. p. 466.) , von ß e n t h a m beschrieben , von wel-
cher eine Art im tropischen Afrika , eine zweite in Ceylon wächst,
scheint kaum hieher zu gehören, ist jedoch nach ihrem Fruchtbau dem
Verf. nicht bekannt geworden. Gardner hat die ceylanische Art in-
dessen ebenfalls unter dem Kamen Telracrypta (Hook. Journ. 1. p. 314.)
beschrieben und zu den Hamamelideen gebracht (s. u.) : nach seiner
Beschreibung würde sie sich durch einzelne Eier und 4 gelrennte Grif-
fel von den Legnotideen , mit denen sie B. vergleicht, unterscheiden.
Den -wichtigsten Charakter, den Brown hervorhebt „folia squamis sli-
puliformibus subopposita" hat G. ganz übersehen. Charakter : 4, 4, 8,
4; calyx valvaris; petala biloba, lobis fimbriatis, disco inserta.
Rh iz op ho r een. Die Systematik dieser Familie ist durch
Blume's Bearbeitung (Mus. lugd. p. 131—143.) bedeutend gefördert
worden. Die Struktur der Antheren von Rhizophora beschreibt er fol-
gendermassen : antherae loculis connexis, intus alveolatis , dehiscentia
laterali intus ad basin appendice menibranacea slipatae. — Keue Quit-
tung: Kanilia B 1. (das. p. 140.) = Bruguiera parviflora W. A. etc.
Comb r e tace en. Foetidia Comm. , die ZAveifelhaft zu den
Myrtaceen gebracht Avar , ist nach Blume (Mus. lugd. p. 143.) eine
den Combretaceen zunächst verwandte Gattung , von denen sie sich
durch stamina oo und ein Ovarium 3-4 loculare unterscheidet.
B als anii ne eu. A. Gray (Gen. bor. amer. 2. p. 131.) zeigt,
dass bei Impatiens an der inneren Seite der Filamente über das Pistill
auswachsende Appendices vorkommen, die den Filamentanhängen der
Zygophylleen entsprechen und bei den nordamerikanischen Arten die
IVarbe so vollständig überkleiden und verschliessen, dass eiire Befruch-
tung unmöglich wird. Hieraus erklärt er die Sterilität der meisten
grösseren Blumen : nur zuweilen schiebt das auswachsende Pistill die
Hülle zur Seite. Nun hatten schon Weddell und Torrey bemerkt, dass
die Früchte aus einer Reihe kleiner, in ihren äusserer^ Organen un-
entwickelt bleibenden Blüthenknospen hervorgehen, die früher als die
grossen Blumen entstehen und in denen, nach Gr. , die Befruchtung so
frühzeitig erfolgt , dass in ihnen regelmässig das Ovarium durch sein
Auswachsen die übrigen Organe, die hier fast regelmässig bleiben, vom
Forus losreisst und wie eine Calyptra auf seiner Spitze trägt. Diese Vor-
gänge erinnern an die ähnlichen Verhältnisse bei Viola mirabilis.
Tribuleen. Tribulus , wovon Kralik 9 Arten charakterisirl
(Ann. sc. nal. HI. 11. p. 25.) zählt pentandrische Arten; der gemein-
same GrilFel fehlt niemals^ wodurch die Gattung demnach von Bieber-
gteinia abweicht ; die persischen und arabischen Arten , bei denen die
Carpidien statt der Dornen mit Flügeln versehen sind , verdienen ge-
ncrisch abgesondert zu werden. ~ Neue Galtung. Tribtdopis R.
Br. (Appendix to Sturt p. 70.): im tropischen Neuholland, von Tribu-
und systematischen Botanik wuhrend des Jahres 1849. 317
lus durch „Ovaria 5 monospenna, cocci praeter lnbercula 2 v. 4 ba-
seos laeves," so wie durch abwechselnde Blätter verschieden, ebenfalls
Iheils dekandrisch , iheils penlandrisch. Sind in dieser Gattung, "wio
es naclj ßr. 's, Worten nicht zu bezweifeln ist, die Ovarien nicht ver-
bunden und ohne einen gemeinsamen Griffel, so würde sie, wie Bie-
bersleinia, sich näher an die Rosaceen anschliessen, zwischen denen und
den Zygpphylleen die Tribuleen als Äliltelgruppc betrachtet werden
können.
Rutaceen Spach publicirte eine iMonographie von Haplo-
phyllum (Ann. sc. nat. III. II. p. 174—192.): die Zahl der dem Verf.
bekannt gewordenen Arten i)eträgt 30, aber sein Subgenus Peganoides
(= H. davuricum Juss.) durch Anisomerie der Karpelle und ein Gyno-
phorum hemisphaericum abweichend , ist als eigene Gattung abzuson-
dern. Nach der Zahl und Stellung der Eier ergeben sich scharfe Sek-
tionen :
A. Ovula 4, ovulis geminatim superpositis. /
a. Ovarii glandulae subaequales subglobosae. 7 sp.
b. — — inaequales elongatae. 2 sp.
B. Ovula 2, ovulo superiori adscendente, inferiori appenso. Dahin
nur H. patavinum Juss.
C. Ovula 2 — 1, ovulis geminis collateralibus appensis. 19 orienlali-
sche'Arten : von europäischen nur H. Buxbaumii Juss.
£ine neue Gattung aus Texas, der einzige Repäsenlant der Fa>
milie in der neuen Welt , ist Rutosma A. G r. (Gen. bor. amer. 2." p.
143.), von Rula durch das Ovarium bilobum , biloculare, den Discus
Slobus poris nectarilVris destitulum und Semina muricata unterschie-
den, im Habitus (t. 155.) Haplophyllum gleichend.
Diosmeen. Neue Gattung: Geleznowia Turcz. (Bullet. Mose.
1849, nr. 3.) : von Svvan River (ürumm. coli. 3. nr. 8.), mit Chorila^na
vom Verf. verglichen.
Ochnaceen. Erhard bearbeitete die südamerikanischen Ar-
ten der Gattung Gomphia monographisch (Regensb. Fl. 1849. S. 241 —
254.): 31 Arten.
Connaraceen. Bentham (Niger. Fl. 288.) bemerkt, dass
ümphalobium Gärtn., auf Connarus monocarpus L. begründet, mit Con-
narus zusammenfällt, und dass die drei Gattungen dieser Gruppe durch
folgende Charaktere begrenzt sind: Connarus carpidio 1, ovulis sulu-
ralibus , fructu stipitato ; Rourea carpidiis 3, ovulis e basi ovarii ere-
clis, fructu sessili (Syn. Connarus DC. , Byrsocarpus Schum., Anisoste-
mon Turcz.) ; Cnestis calyce valvari , carpidiis 5 , ovulis e basi ovarii
erectis, fructu sessili, semine albuminoso. B. 's Bemerkungen gegen die
Stellung der Connaraceen in der Klasse der Rutaceen sind treffend : da
die hypogynische Insertion bei den Mimoseen, regelmässige Blüthen bei
318 Grisebacli: Bericht üb. d. Leistungen in (1. geographischen
den Cynomelieen vorkommen , bei Copaifera die Radicula sich eben-
falls von Hilum entfernt, v\'enn auch nicht so weit, wie bei Connarus,
und da bei mehreren Arten von Rourea und Cnestis Nebenblätter auf-
treten , so würde ich aus diesen von 15. zusammengestellten Momenten
vielmehr den Schluss ziehen, die Connaraceen mit den Leguminosen zu
vereinigen.
Euphorbiaceen. Älicrodesmis, von Flanchon zu den anomalen
Flacourtianeen gestellt, steht, nach Bentham (Niger Fl. p. 513.),
in weit näherer Verbindung mit den Euphorbiaceen. — Neue Gat-
tungen: Micrococca Benth. (das. p. 503.) = Tragia mercurialis L.,
eine Acalyphee ; Erytkrococca Benth. (das. p. 506.) = Adclia ano-
mala Foir. , Acalyphee; Pycnocoma Benth. (das. p. 508.): Baum in
Fernando Po, aus der Gruppe der Croloneen ; Cleistantkus Hook. fil.
(das. p. 512.) : Strauch in Sierra Leone, wahrscheinlich mit Bridelia
verwandt , aber $ unbekannt.
Cha illetiaceen. Bentham (Niger Fl. p. 279.) bemerkt, dass
man diese Gruppe nebst den Hippocrateaceen mit den Celastrineen
vereinigen könnte, wogegen indessen die starke Ausbreitung des Albu-
mens bei den letzteren spricht. Der Diskus der Hippocrateaceen ist
bei den Chaiiletiaceen durch hypogynische Drüsen angedeutet, welche
zuweilen zu einem Ringe zusammentreten. Lindley hatte den Chaiile-
tiaceen irrthümlich einen Calyx valvaris zugeschrieben, der vielmehr in
hohem Grade imbrikativ ist.
Rhamneen. A.Gray stellt die Tournefort'sche Gattung Fran-
gula (Gen. bor. amer. p. 177.) mit folgender Charakteristik wieder her:
discus tenuis; semina non sulcata, rhaphe laterali ; cotyledones planae,
carnosae. Rhamnus dagegen hat den Discus margine incrassatus (nicht
überall) , Semina dorso sulcata, rhaphe dorsali und Cotyledones folia-
ceae revolutae.
Celastrineen. A. Gray (das. p. 183.) findet, dass derAril-
lus bei Celastrus ein ächter, aus dem Funiculus hervorgegangener
Arillus sei, Planchon hatte nämlich bei Evonymus dieses Gebilde von der
Eimündung aus sich entwickeln sehen und als Arillodium unterschieden.
Polygaleen. A. Gray (das. p. 220.) vermulhet, dass die
Phalangen von Polygala nur als zwei Staminen zu betrachlen seien,
jedoch ohne diese Yermuthung zu begründen. — Bentham (Niger Fl.
p. 224.) verbessert und vcrvollsländigl den Charakter von Carpolobia,
einer wirklichen Polygalee, mit welcher Don jedoch irrig zwei Legu-
minosen vereinigt hatte: 2 + 3, 4 + 1, 5,? ; pelalum V cariniforme;
St. monadelpha. Dieser Charakter erläutert den von Polygala , wo
entweder 2 jener 5 Blumenblätter fehlen oder bei P. Donii durch Oehr-
chen an den kleineren Blumenblättern nur angedeutet sind (vergl. Jah-
resb. f. 1846. S. 173. bei den Balsamineen).
Tri gouiaceen. Lieber die Stellung dieser Familie habe ich
und systematischen Botanik während des Jahres 1849. 319
das Ergebniss meiner Untersuchung niitgctheilt (Linnata, 22. p. 27.).
Trigonia ist ein Verbindungsglied zwischen den Polygaleen und Euphor-
biaceen , auf deren Verwandtschaft Roeper in seiner Schritt über Eu-
phorbia hingewiesen hat. Von beiden Familien unterscheidet sie sich
durch die alropen Eier und durch die Stellung des fünften Kelchblatts :
durch letztere ist eine Analogie mit Rloringa und den Leguminosen aus-
gedrückt.
Sapin daceen. Benjamin untersuchte die Blatlentwiekelung
von Aesculus Hippocastanum (Bot. Zeit. 7. S. 449. 465.). — Neue
Gattuug: Lecaniodiscus PI auch. (l\'iger Fl. n. -250.) : im westlichen
Afrika, durch Apetalie von Sapindus abweichend.
M a 1 p i g h i a c e e n . Neue Gattung: Blepharandra G r i s e b.
(Linnaea, 22. p. 7.) = Coleostachys hypoleuca Benth., ein Baum im
britischen Guiana.
Auranti ac eeu. Bentham (Niger Fl. p. 257.) zeigt , dass
Fagarastrum Don (Gen. ad calc. Burserac. beiEndl.) = Amyris anisata
W., ebenso wie Alyaris Prl , zu den Aurantiaceen gehört und mit Claus-
sena zu vereinigen ist.
Olacineen. Tulasne (Ann. sc. nat. III- 11. p. 169-173.)
stellt Aublet's Paraqueiba, bei Endlicher eine Monopetale von zweifel-
felhafter Stellung, neben Icacina, von der sie sich durch an der In-
nenseite mittelst vorspringender Leisten gefurchte Blumenblätter, flache
Filamente und vierfäthcrige Antheren unterscheidet. Charakter : (5), 5,
5, 1; calyx minutus, marcescens ; petala distincta, hypogyna, valvaria,
iamina media inlrorsum prominente deorsum ampliore v. etiam altera
transversa angustiori inst! ucta, sigillatim veluti 2 — 4Iocellata s. foveata;
stamina hypogyna, filamenlis obovatis , antheris 4locellatis, locellis
linearibus connectivo 4-gono impositis; ovarium uniloculare, ovulis 2
pendulis anatropis, stylo brevissimo , stigmale exiguo obscure 2-3Iobo;
fructus ignotus. Dieser Charakter bezeichnet die Gattung unzweifel-
haft als Olacinee: indessen ist T. geneigt, die Icacineen als besondere
Gruppe zu betrachten und zählt zu denselben ausserdem Pogopetalum,
(iomphandra, Apodytes, Emmotus, Leretia und nach Adr. Jussieu Cap-
paris glandulosa Derf. — Neue G ?i 1 1 ii n g: Rhaphiostylis Plan eh.
(Niger Fl. p. 259.) = Apodytes beninensis Hook. fil. ; Frucht unbekannt
und nur nach der Inllorescenz von Apodytes abgesondert.
Guttifercn. Tulasne giebt eine Monographie von Aublet's
übersehener Gattung Quiina (Ann. sc. nat. IIL 11. p. 154 — 169.) , wo-
hin mehrere von Pocppig gesammelte und von ihm als Freziera be-
zeichnete Gewächse gehören. Crueger's Versuch (Jahresb. f. 1847.
S. 326.), diese Galtung unter dem Namen Guiina wieder herzustellen,
wird getadelt , da sein Baum von Trinidad der Aublel'schen Beschrei-
bung nicht entspreche. Auch ist Quiina keine Ternstroemiacee, son-
dern nach T. eine Guttifere, wofür die gegenüberstehenden Blätter und
320 Grisebach: Bericht üh. d. Leistungen in d. geographischen
deren iNervatur sprechen: übrigens weicht sie von den Gultiferen durch
grosse Nebenblätter ab. 9 Arten werden beschrieben, aber Aublet's
ursprüngliche Art bleibt unbekannt.
T er n stro emi a ceen. Neue Gattung: Penlaphylax Gardn. et
Champion (Hook. Journ. 1. p. 244.): Holzgewächs in Hongkong,
verwandt mit den Gordonieen aber durch Stamina definita und Ovula
in loculis gemina, collateralia, pendula isolirt.
Tiliaceen. In einer Dissertation von C. Müller (Adnotalio-
nes de familia Elaeocarpeacearum. Berolin. , 1849.) werden mehrere
Wallich'sche Elaeocarpus^Arten beschrieben. Uebrigens ist zu erinnern,
dass die Elaeokarpsen mit den Legnotideen , mit denen sie die zer-
schlitzten Blumenblätter gemein haben , auch übrigens so vollkommen
übereinstimmen, dass sie nur durch die geringere Ausbildung des Dis-
cus, die Antherenklappen und abwechselnde Blätter zu unterscheiden
sind : sie müssen daher aus der Familie der Tiliaceen ausgeschlossen
werden. — Neue Gattung: Glyphaea Hook. fil. (Niger Fl. p. 237.)
3_ Grewia lateriflora Don von Fernando Po.
ß yttn eri ace en. Neue Galtung: Achitleo psis T u r c z » n . ^^BuU
let. Mose. 1849. nr. 3 ) : von Swan River, mit ßulingia verglichen (=
Drumm. coli. 4. nr. 100.).
Sie rculiace en. Delabechea,Mitch. (vor. Jahresb. S. 80.) fällt,
nach R. Brown (Appendix to Sturt p. 66.), mit Brachychiton zu-
sammen.
Ma Iva ceen. Garcke (Bot. Zeit. 7. S. 817. 833. 849.) unter-
wirft die Einlheilung dieser Familie der Kritik und publicirt einige
neue afrikanische Hibiscus-Arlen. — A. Gray (Gen. bor. amer. 2. p.
44) zeigt, wie Ducharlre's Theorie der Malvaceen-Blüthe durch seine
neue Gattung Sidallea (s. vor. Jahresb.) erläutert und bestätigt wird:
die Opposition derStaminen bleibt hierdurch 5 abgesonderte, opponirte
Phalangen in der entwickelten Blüthe erhalten und der innere Slami-
nen-Kreis bildet gleichfalls Antheren aus, während derselbe bei den
übrigen Malvaceen abortirt. — Neue Gattung: SturUa R. B r, (Ap-
pendix to Sturt p. 68.): Staude in Südaustralien, von Gossypium durch
ein Involucrum triphyllum integerrimum und einen Calyx 5 dentatus,
sinubus rotundatis verschieden ; Frucht unbekannt.
Phytolacceen. Moquin's Bearbeitung im Podromus (13.
2. p. 2 — 40.) enthält die neuen Gattungen: Ledenbergia Klolzsch
mcr. (p. 14): aus Venezuela und Martinique; CyclothecaMo (\. (p. 37.) :
Gyrostemonee von Swan-River.
Caryophylleen. A. Gray (Gen. bor. amer. 2. p. lt.) findet
das üvarium bei Honkenya, Möhringia und anderen Alsineen mehr oder
weniger dreifächerig und meint , dass die Dissepimente bei mehreren
Gewächsen dieser Gruppe durch die Entwickelung verschwinden. Die
^cleranthecn und Molluginecn vereinigt er mit den Caryophylleen. Bei
und systematischen Botanik während des Jahres 1849. 321
Scleranlhus (das. p. 16.) ist, nach Sprague, das Ei in entgegenge-
setzter Richtung , wie bei mehreren Paronychieen umgebogen , wovon
die Folge ist, dass dort die Kadicula im hängenden Samen an der vom
Funiculus abgewendeten Seite, hier an der Funicular- Seite liegt;
man erkennt diesen Unterschied , wenn man die Tafeln von Scleran-
lhus (t. 102.) und von Siphonychia (t. 103.) vergleicht. —Neue Gat-
tung: Jordania Boiss. (Diagn. or. 8. p. 93.) = Heterochroae sp.
Jaub. Sp.
Cucurbitaceen. Neue Gaüang : Ädenopus Benth. (Niger Fl.
p. 372.): aus Sierra Leone, nur nach J1 beschrieben.
Passifloren. Neue Gattung: Crossostemma Benth. (Niger
Fl. p. 364.) : Liane in Sierra Leone, durch einfache Narbe und sitzen-
des Ovarium von Passiflora unterschieden.
Homalineen. Bentham (Niger Fl. p. 364.) bemerkt gegen
Lindley, der die Verwandtschaft der Hamelineen mit den Passifloreen
in Abrede gestellt hatte, dass sie sich von diesen in der That nur durch
die Drüsen der Blüthe und die Insertion der Staminen unterscheiden.
Die neue Gattung Dissomeria Benth. (das. p. 362,) von den Ufern des
Niger hat ein fast freies Ovarium, wie die Passifloreen und mit Recht
hob schon Brown hervor, dass die übrigen Gattungen die verschieden-
sten Grade den Adhärenz des Ovarium's zeigen ; Nebenblätter sind vor-
handen, wenn auch hinfällige, auch an den Blättern kommen die Drü-
sen der Passifloreen vor, und im Habitus schliessen sich die Homalineen
nahe an Smeathmannia.
Pangieen. Neue Gattung: Bergsmia Bl. (Äfus. lugd. bat. p.
16.): Baum in Java, durch Calyx ^ valvaris tripartitus und Slamina
monadelpha von Hydnocarpus unterschieden.
Bixineen. Hochstetter sucht die Stellung seiner Gattung
Monospora , die mit Trimeria zusammenfällt (s. Jahresb. f. 1846. S.
178.), bei den Bixineen gegen Bernhardi zu vertheidigen (Regensb. Fl.
1849. S.49.).
Nymphaeaceen. Treviranus beobachtete die Keimung von
Nymphaea und Euryale (Abh. der Münchener Akademie. Bd. 5. Abth.
2. S. 397—403. tab. 13.).
Cruciferen. Cosson untersuchte den Befruchtungsapparat
der Cruciferen (Ann. sc. nat. HI. 12. p. 79— 120.). — Derselbe
verbessert den Charakter von Subularia (Notes sar quelques pl. criti-
ques 2. p. 52.): die Kotyledonen sind nicht bis zur Basis gefaltet und
die Radicula legt sich nur auf den Rücken des unteren ungefalteten
Theils. — Neue Gattungen: Blennodia R. Br. (Appendix to Sturt
p. 67.): in der australischen Wüste Matlhiola vertretend, von der sie
sich nur durch notorrhizeische Samen und eine Spiralzellenschicht
auf derTesla unterscheidet; Buchingera Boiss. (Diagn. or. 8. p. 29.):
ausgezeichnete Alyssinee von Teheran mit axillären Blüthen, von Far-
Archiv f. Naturgesch. XVI. Jahrg. 2. Bd. Y
322 Grisebach: Bericht Ob. d. Leistungen in d. geographischen
selia durch einsamige Silicülar-Fächer und ebenen Kelch verschieden ;
Carpoceras Boiss. (das. p. 36.) = Thlaspi sect. Carpoceras DC. ;
Synthlipsis As. Gray (PI. Pendler, in Mem. Americ. Acad. IV. 1.):
Thlaspidee von Saltillo ; Hussonia Boiss. (a. a. 0. p.46.): Anchoniee
in Palästina und Arabien , durch notorrhizeischen Samen von Erucaria
abweichend. , ...... i i
Papaveraceen. Henslow untersuchte die Entwicklung
des Pistills von Eschscholtzia (Hook. Journ. 1. p. 289-291. tab. 10.)
und giebt durch seine Darstellung einen treffenden Beweis für die
Richtigkeit der im Bericht für 1847. bezeichneten Cruciferen-Theörie
(vergl. Ber. f. 1848. S. 84.). Von den 4 Narben von Eschscholtzia
entwickeln sich die zwei stärkeren , dem Mittelnerv des Carpellblatts
entsprechenden zuerst, später die schwächeren, welche, wie bei den
Cruciferen, den Placenten opponirt sind. Nun giebt es Entwickelungs-
zustände und diesen entsprechende Monstrositäten, wo die letzteren
paarweise auftreten, also jedes Carpellblatt mit 2 seitlichen und einer
dorsalen Spitze endet. Die sechs Narben werden also hier durch Yei'.
- Schmelzung von je zwei Marginalnarben auf vier reducirt.
Ranunculaceen. Roeper beschäftigte sich mit dem Biu-
Ihenstande der Ranunculaceen (Bot. Zeit. 7. S. 401. 417, 433.): die
meisten Ranunculaceen haben eine centrifugale Inflorescenz, namentlich
auch die Anemonen, denen man irrig eine Dolde zuschreibt, ebenso
Thalictrum wo jedoch Th. alpinum mit einem wirklichen Racemus eine
höchst bemeikenswerthe Ausnahme von dem Typus der Familie macht.
Dille niaceen. Neue Gattung: Ochrolasia Turczan. (Bull.
Mose. 1849. nr. 3.): von Swan- River (Drumm. coli. 4. nr. 119.), mit
lateralen Griffeln. , . ^ .. a«
Anonaceen. Bentham macht auf die verschiedenartige Ae-
stivation der Corolla aufmerksam (Niger Fl. p. 212.), die man irrig alU
semein für valvirt gehalten hat. Ueberall, wo die Spitze der Blumen-
blätter abgerundet ist, legen sie sich in der Knospe imbrikativ über-
einander, namentlich bei Guatteria, Uvaria, Unona, Duguetia: während
die zugespitzten Blumenblätter bei Anona und anderen Gattungen eine
wirklich valvirte Aeslivation bezeichnen.
Menispermeen. Neue Gattung: Jateorhka Miers (Niger
Fl p 212 ) = Cocculus macranthus Hook. fil. und palmatus DC, von
welchem letzteren C. palmatus Wall, als J. Columba Mrs. abgeson-
dert wird.
Saxifrageen. Clark e fand unter den anatropen Eiern von
tellima grandiflora einzelne atrop gebliebene (Hook. Journ. I. p. 140.
t 5 ) legt jedoch auf diese Monstrosität, die dadurch bedingt scheint,
dass die dicht gedrängten Eier sich bei ihrer Krümmung gegenseitig
behinderten, mit Unrecht ein allgemeineres, auf systematische Betrach-
tungen ausgedehntes Gewicht. - Auf die neue Gattung Valdma Gay
und systematischen Botanik während des Jahres 1849. 323
(Jahresb. f. 1847.) komme ich wegen ihrer merkwürdigen Struktur
nochmals zurück) (Fl. chileu. 3. p. 43: schon in der chilen. Zeitung
Araucano von 1836 aufgestellt). Dies ist eine Staude in Valdivicn mit
axillären Trauben : (5) , 5 — 7, 5 — 7 , (3) ; calycis limbus öfidus, supe-
rus; ovarium Iriloculare, stylo simplici, stigmale trisulcato ; seniina qd,
embryone miuulissimo. Diese Gattung scheint durch den kleinen Em-
bryo von den Saxifrageen abzuweichen und schliesst sich näher an
Chrysosplenium, welches ich aus diesem Grunde zu den Grossularieen
gebracht habe : allein die Verwachsung der Grilfel ist auch in dieser
Verwandtschaft neu. — Die unvollkommen bekannt gewesene Hydran-
gee Jamesia Torr. Gr. ist von A. Gray jetzt ausführlich beschrieben
(PI. Pendler in Mem. Amer. Acad. 4. P. 1.): 5, 5, 10, (3—5); pla-
centae parietales, ovulis anatropis; Capsula scmitrilocularis, inter slylos
persistentes divergentes dehiscens; embryo axilis.
Hamamelideen. . Gardner versucht diese Familie nach neuen
Grundsätzen zu begrenzen und nicht bloss die ßruniaceen , sondern
auch die Hehvingiaceen und Balsamifluen mit derselben zu vereinigen
(Hook. Journ. I. p. 313 — 323). Er sucht zu zeigen, dass die bisher
geltend gemachten Unterschiede zwischen den Hamamelideen und Bi-a-
niaceen theils irrig sind, theils der allgemeinen Bedeutung entbehren.
Beitie Familien werden von Endlicher und Lindiey durch die auf die
Hamamelideen beschränkten Nebenblätter und durch die Klappendehis-
cenz von deren Äntheren unterschieden. Nun fehlen die Nebenblätter
in der von G. zu den Hamamelideen gezählten Gattung Tetracrypta
(= Anisophyllea Br. s. oben bei den Legnotideen) : so lange jedoch
die Struktur ihres Samens unbekannt ist, kann über die Stellung der-
selben um so weniger geurlheilt werden, als sie auch durch die Vier-
zahl ihrer Karpellblätter und durch klappenlormige Aestivation des Kel-
ches von dem Typus der Familie abweicht. Wiewohl G. den letzte-
ren Charakter selbst angiebt, übersieht er ihn doch in seiner Charak-
teristik der Familie (p. 321.), der er allgemein die imbrikative Knos-
penlage des Kelches zuschreibt. Was die Dehiscenz der Äntheren be-
trifft, so ist es allerdings bekannt, dass bei den meisten Hamamelideen,
z. B. bei Fothergilla , Parrolia , der eigentliümliche Bau der Äntheren
von Hamamelis fehlt , dass , nach Harvey , die Äntheren von Grubbia,
welche man füglich von den ßruniaceen absondern kann , sich durch
Klappen öffnen , und dass man daher auf dieses Verhältniss bei der dia-
gnostischen Unterscheidung beider Familien keinen Werth legen kann.
Ebenso beruht es nur auf einem Irrthum, dass Lindiey den Bruniaceen
eine Dehiscenz der Äntheren an ihrer Aussenseite zugeschrieben hat.
Wichtiger aber , als die Nebenblätter , halte ich in diesei^ Verwandt-
schaftskreise die Entwickelungsslufe , welche der Embi^o im Samen
erreicht, weil sich durch den Embryo minutus aueh die Escallonia-
ceen, Grossularieen u. a. von den Saxifrageen und Celastrineen unter-
324 Grisebacht Bericht üb. d. Leistungen in d. geographischen
scheiden. Hierin erkennt aber G. selbst die durchgreifende Verschieden-
heit derHamamelideen, denen er den Embryo axilis, cotyledon.bus sub-
foliaceis zuschreibt, von den Bruniaceen an, die den E. minutus be-
sitzen Bringt man hiezu den Er'ikoiden-Habilus der letzteren in An-
schlag, so muss man den Versuch G.'s beide Gruppen zu einer bami-
lie zu verbinden, als misslungen betrachten. - Die Verwandtschaft von
Helwingia mit den Hamamelideen ist von Decaisne dargelhan , senie
Gründe, sie als besondere Familie neben diesen zu betrachten, werden
von G nicht widerlegt: indessen ist sie allerdings als eine Uebergangs-
familie zwischen den Hamamelideen, mit denen sie im Habitus und in
den Nebenblättern zusammentrifft, und den Bruniaceen anzusehen, an
welche sie sich durch die Bildung des Embryo und die vermehrte
Zahl der Karpelle anschliessl : da sie in letzterer Beziehung mit Ani-
sophyllea übereinstimmt, so dürfte man dieser Gattung provisorisch die
Stellung neben ihr anweisen, obgleich Helwingia apetalisch und d.kli-
nisch ist - Auch die Idee, dass die ßalsamifluen in der Nähe der
Hamamelideen stehen müssen, ist nicht neu: sie gehört Griffith an.
Dieser Botaniker halle die Gattungen Sedgwickia und ßuckland.a be-
schrieben, und zu den Hamamelideen gestellt, von denen sie sich durch
eine grössere Anzahl von Eiern und eine geringere Perisperm - Abla-
gerung (Albumen parcum bei Gr.) unterscheiden. Später i:educirte er
Jedgwickia zu Liquidambar , womit Gardner nicht einverstanden ist:
jedenfalls stehen sich beide Gattungen sehr nahe, und statt h.eraus zu
schllessen, dass die ßucklandieen mit Unrecht zu den Hamamelideen
gebracht und zu den Balsamifluen zu transponiren sind , verfahrt Gard-
ner umgekehrt, indem er die Balsamifluen mit den Hamamelideen ver-
einigt. Er führt zwar beiläufig (p. 319.) an, dass Liquidambar und
Bucklandia durch ein reichliches Albumen von denjenigen Familien
sich entfernen, mit denen man die Balsamifluen bisher verglichen hat:
aber da diese Aeusserung mit den Beschreibungen Blume's und Grf-
- fith's im Widerspruch steht, so ist um so weniger ein Gewicht aut
sie zu legen, als Gardner Früchte von keiner einzigen ßalsamiflue un-
tersucht hat, indem sich seine Materialien auf blühende Exemplare von
Sedgwickia beschränkten. -Sondert man nun die Bruniaceen, Helwm-
giaceen und Balsamifluen aus G.'s Familienübersicht aus , so bleiben
folgende Tribus bestehen , die bei ihm Sublribus seiner Tnbus Hama-
meleen bilden :
1. Folhergilleae. Flores apetali. Slamina 24. Antherae hippocrepi-
cae, rima semicirculari. — Fothergilla.
H. Euhamameleae. Stamina 8—10 , alterna slerilia.
a. Antherae valva verticali dehiscentes. - Eustigma , Loropela-
lum, Hamamelis.
b. Antherae rima lalerali dehiscentes. — Corylopsis, Dicorypha.
und systematischen Botanik während des Jahres 1849. 325
3. Parrolieae. Stamina 5-8, omnia ferlilia. Anlherae rima late-
ral, deh.scentes. _ Parrolia, Distylium, Trichocladus. Hieher
zahlt G. auch seine Galtung Tetracrypta.
Neue Gattung: Eusligma Gardn. Champion (das. p 312 V
aus Hongkong, durch Antherae extrorsae von Hamamelis und den ubd-
gen Gattungen abweichend. Charakter: (5), 0, 5, (2); calycis lim-
bns sem.superus, imbricativus ; stamina squamulis alternantia , antherae
valva verfcali persistente dehiscentes, basifixae, extrorsae; ovarium
ovul.s ,n loculo solitariis, stylis distinctis , stigmalibus magnis lobatis :
Capsula ap.ce b.valvis, valvis demum fissis, endocarpio corneo in coc,
cos 2 bivalves soluto.
Umbellife.e.1. Hoffmaun e.Uwi,n genaue ßeschreibun.
1849. S. 17. 721. „„d im J. 1850 for.gese.n). _ Cos so« erklärt das
Heloscadium .„ler„,edi„,n DC. der Gascogne für ein Petroselinum
(Noles sur quelques plantes. 1. p. 6,). _ Pieue GaUungen: Gym.
elc. , ß,„„«o«a Glos (das. p. 106. t. 32. f. 4.) : Mulinee bei Concep-
c,on vergliche» mit Pozoa; Cyssopelalum Türe. an. CBuMet. Mose.
u '"'v^ ■ !" "*' ""' •""^ (^''""'^- "^o"- ""• 25S8.) ; Porten.
scHlas.a V.s (F. dal.a.. 3. p. 45.) = A.ha^an.a ramosissima Port..
W 17!Z"': "". '"' '"""""'"' »"--^'•end; Taeniopetalu:
V.s (das. p.45.): Peucedanee im südlichen Dalmatien, mit Kerula ver-
ghchen; Te,r<zp(.«,a Paria t. nee Ben.h. (Niger Fl. p. 131.) : von den
tap Verdischen Inseln, eine eigene Gruppe bildend, die, in der Frucht-
form den Peucedanee,, ähnlich, secundäre Juga besitzt, von denen 2 ^
nebst 2 primären allein stark hervortreten, später wegen der Priorität
des Bentham sehen Homonyms r«r«a4«,ea P a r 1 a t. benannt; Cr.no-
»c.„rf,«„ Bo.ss. Held,-. (Diagn. or. 10. p.30.)= Peucedanee lus Ana-
lohen; Acanthopleura C. Kch. (Bot. Zeit. 7. S. 408.) = Cachrys in-
volucata Pall .u den Daucineen übertragen; Alsokl.era ^tll
0. p. 69 = Lase,p,lium ve,ticillatum Kit., zu den Smyrnieen über-
ragen; Cs,ctoa.«s Boiss. (diagn. o.-.10. p. 48.) : Scandieinee aus Pa-
iastina, an die Echinophoreen grenzend.
Pyroleen. Von dem bei der Samenreife nur aus 2 Zellen be-
stehenden, ,„ dem oberen Theile eines ebenfalls nur aus wenigen Zc-
len zusammengesetzten Endospenns eingeschlossenen Embryo von Mo.
no.ropag,ebt Hofmeister eine genaue Darstellung (die En.s.ehu. g
des Embryo. Leipzig t849. S. 36. Taf. 12. Fig. 16.).
.h. ,^"'"'""'^''<^'"'- llenfrey unlersuchle den Bau von Oroban-
rtloT. •'; !'■'• "•^^-^2): er bestätigt, auf Beobachtungen
fegend, "';>'""'*""" ''"^ '"""'"'' «• "'"^"'^ A"^'cht
gegen I.,„dley, dass die beiden Ca.pophylla vorn und hinten stehen
326 Grisebach; Bericht üb. d. Leistungen in d. geographischen
und dass daher Reuter mit Recht bei Orobanche zwei^ aus zwei Hälf-
ten zusammengesetzte Marginalnarben angenommen hat (vergl. Jahresb.
f. 1847.). — A. Gray giebt eine neue Darstellung von Obolaria (Chlo-
ris bor. amer. 1. in Mem. Amer. Acad. 3. 1848.): seine Meinung, dass
diese Galtung wieder zu den Gentianeen zurückzuführen sei , von de-
nen sie durch ie Aestivation der Blumenkrone abweicht , scheint mir
unzulässig, ich halte sie für eine Orobanchee mit regelmässiger Blume.
Gesneriaceen. Hance spricht sich, indem er einen merk-
würdigen Fall von Knospenbildung an den Blättern von Chirila sinen-
sis beschreibt (Hook. Journ. I. p^ 141. t. 5.) , für die Ansicht aus, dass
hier die Eier aus der Axille des Karpophylls entspringen. — Neue
Gattungen: Kokoschkinia Turczan. (Bullet. Mose. 1849. nr. 3.):
Besleriacee aus Guayaquil (James, coli. nr. 516.); Salisia Reg. (Re-
gensb. Fl. 1849. S. 179.) = Gloxinia maculata l'Her. ; Gulhnihia Reg.
(das.) = Achimenes atrosanguinea Hst. , von Diastema durch die Co-
rollenform unterschieden; Dicyrta Reg. (das. S. 181.) = Achimenes
Warczewicziana Otto , ebenfalls von Diastema nur durch die CoroUe,
die hier 2 Falten bildet, abweichend; Giesleria Reg. (das.) -= Achi-
menes picta, von Kohleria wegen der Corolle getrennt.
Bignoniaceen. Neue Gattungen: Monttea Gay (Ft. chilen.
4. p. 416. tab. 51.): Strauch bei Coquimbo, mit einer durch Abort ein-
samigen, einfächerigen Kapsel: Reyesia Gay (das. p. 418. tab. 52.):
Staude in Chile mit sehr kleinen, hinfälligen Blättern; Charakter: 5,
5, 2/ , 2 ; Stylus apice spathulato-dilatatus, stigmate subunilobo ; Capsula
bilocularis, 4-dentata, dissepimento parallele, seminibus apteris 30—40.
Acanthaceen. Synonyme der von Nees übersehenen Beau-
vois'schen Gattung Brillaintaisia sind nach Bentham (Niger Fl. p.
477.,) Leucoraphis sp. afric. Ns. und ßelanlhera Belvisiana Ns. — Neue
Gattung: Gulzlafßa Hance (Hook. Journ. 1. p. 142.): Staude in
Hongkong, zwischen Endopogon und Codonacanthus gestellt.
Scrophularineen, Tulasne untersuchte die Entwickelung
des Ei's und Embryo's (Ann. sc. nat. III. 12. p. 27—67.); Dickie's An-
sichten über das Ei von Euphrasia (s. vor. Jahresb.) hält er für un-
richtig. — Den Parasitismus der Rhinanthaceen zeigt Brandt in Ab-
bildungen der Saugwurzeln von Rhinanthus (Linnaea, 22. p. 81— 127.
tab. 1.). — Webb giebt eine verbesserte Charakteristik seiner Tribus
der Campylantheen (Niger Fl. p. 163). — Ball vergleicht die mit
Odontites rubra verwandten Formen (Ann. nat. bist. II. 4. p. 28 — 31.).
Solaneen. Die Grenzen der Familie sucht Miers in einer
seine umfassenden Untersuchungen zur üebersicht bringenden Abhand-
lung (Ann. nat. bist. II. 3. p. 161— -183.) nach neuen Grundsätzen fest-
zustellen, die zwar schwerlich Beifall finden werden, weil dadurch ha-
bituell verbundene Typen in zwei Familien auseinanderfallen, aber doch
die Kenntniss der Solaneen und namentlich ihrer Aestivation erheblich
und systematischen Botanik während des Jahres 1849. 327
fördern. Davon ausgehend, dass die imbrikalive Aestivation nicht aus-
reiche, die Scrophularinccn gegen die Sojaneen zu begrenzen, bildet
er aus einem grossen Theile der letzteren die neue Familie der Atro-
pineen, die sich von den Solaneen dadurch unterscheiden, dass der
Corollenlimbus mehr oder minder imbrikativ ist, während die eigentli-
chen Solaneen die valvirte oder induplikative Aestivation zeigen. Man
könnte diese Neuerung gellen lassen oder sie vielmehr als einen Grund
ansehen, die Scrophularineen und Solaneen zu einer einzigen Familie
zu vereinigen, v\^enn die Aestivation der Atropineen mit der der Scro-
phularineen übereinstimmte : allein dies ist nicht der Fall, sondern M.'s
Atropineen besitzen die für die Solaneen charakteristische plikativc
Fallung der Corollenröhre, die unter den Scrophularineen nach ßent-
ham nur bei den Salpiglossideen vorkommt, die eben zu den Solaneen
zu versetzen sind. Auch ist der Limbus der Atropineen nur selten in
dem Sinne imbrikativ, wie bei den Scrophularineen, sondern Kombina-
tionen plikativer mit conlorquirten und anderen eigenthümlichen Fle-
xuren finden gewöhnlich statt, deren genaue Erforschung M.'s vorzüg-
lichstes Verdienst um diese Gruppe ist. Nach den verschiedenartigen
Aeslivationen ordnen sich nämlich die natürlichen Tribus, in welche
er seine Atropineen zerlegt, und woraus sich folgende Einlheilung der
Solaneen ergiebt:
Trib. 1. Limbus valvaris v. induplicativo-valvaris.
Trib. 2. Atropineae. Limbus non valvaris.
Subtrib. 1.. Nicolianeae. Limbus contortus, lobis conduplicalivis.
Antherae conneclivo destilulae. Embryo incurvus.
S. 2. Datureae. Limbus Nicotianae. Antherae connectivo in-
slruclae. Embryo annularis.
S. 3. Duboisieae. Limbus plicativus, lobis singulis convoluti-
vis. Antherae extrorsae ! — Duboisia," Anthoceras, Anthotroche.
S. 4. Schizantheae. Limbus imbricativus, laciniatus. Stamina
fertilia J2! — Schizanthus.
S. 5. Salpiglossideae. Limbus aestivatione „reciprocativa« (=
lobo superiori exteriori margine jnduplicativo celeros conduplicativos
amplexante). Stigma dilatatum ! — Salpiglossis , Pteroglossis, Lepto-
glossis, Browallia.
S. 6. Felunieae. Limbus aestivatione „replicativa" (= quin-
cunciali lobisque singulis plicativis). — Petunia, Niejembergia.
S. 7. Hyoscyameac. Limbus plicativus, lobis singulis — ?. Ova-
rium glandula epigyna instructiun ! (capsula, ubi circumscissa, opercu-
lum e glandula indurata formans).
S. 8. Alropeae. Limbus imbricativus, Antherae ovatae, bilobae.
Bacca. — Hieher gehört auch Lycium.
S. 9. Solandreae. Limbus imbricativus. Antherae oblongae,
328 Grisebach: Bericht üb. d. Leistungen in d. geographischen
adnatae. Bacca. — Dieser Gruppe spricht M. die plikalive Aestivation
ab, allein in der Beschreibung von Solandra (das. 4. p. 249.) deutet
er sie in Bezug auf die Corollenröhre durch die 5 Kanten dersel-
ben an.
S. 10. ßrunsfelsieae. Limbus imbricativus. Stamina didynama,
antheris unilocularibus hippocrepiformibus.
Was nun die Aufnahme der Salpiglossideen Bentham's unter die
Solanccn betrifft, so wird diese durch M.'s Untersuchungen vollstän-
dig begründet : dass die Inflorescenz derselben häufig extraaxillar ist,
muss neben der plikativen Aestivation als ein bedeutendes Moment be-
trachtet werden. Schwenkia, eine Gattung, die Bentham zu den Sal-
piglossideen rechnet, ist, nach M. , wegen ihrer valvirten Aestivation
in die erste Tribus der Solaneen zu Fabiana zu stellen.
Diese Tribus, welche man Physalideen nennen könnte , zerfällt
nach M. (p. 178.) ebenfalls in 8 Gruppen, deren Charakteristik weniger
neue Thatsachen enthält (vergl. Jahresb. f. 1846.). Die Metternichieen,
Cestrineen und Fabianeen bleiben in der früheren Begrenzung. Die
übriben sind aus seiner ehemaligen siebenten Tribus gebildet und
sämmtlich beerentragend :
Subtrib. Jaboroseae. Corolla tubo elongato , sicca nigrescens
(6 Gen.)
S. Jochromeae. Corolla lubo elongato. Bacca calyce vix aucto
cincta. (8 Gen.)
S. Physaleae. Corolla tubo brevi. Calyx demum vesicarius.
(5 Gen., darunter Withania).
S. Witheringieae. Corolla tubo brevi. Calyx vix auclus. (8 Gen.,
darunter Capsicum).
S. Solaneae. Antherae biporosae aul connatae intus dehiscentes.
(4 Gen., darunter Triguera).
Ueber die Stellung der Verbasceen kommt M. zu dem Resultat,
dass sie wegen ihrer axillären Blüthenzweige bei den Scrophularineen
bleiben müssen. — Die Retziaceen hält er, da ihr Fruchtbau nicht hin-
länglich bekannt ist, für ein zweifelhaftes Glied seiner Alropineen ; er
macht darauf aufmerksam, dass der Corollentubus durchaus nicht plika-
tiv , der FJmbus dagegen imbrikativ sei: aber wie er zu der Ansicht
gelangt , sie mit den polypetalischen Bruniaceen verwandt zu halten,
begründet er nicht.
In seinen Beiträgen zur Kenntniss der südamerikanischen Sola-
neen fährt M. fort (Ann. nat. bist. II. 3. p. l4l. 261. 443-4, p. 31.
136. 248. 357. : dazu wurde sein Kupferwerk (Jahresb. f. 1846.) fort-
gesetzt Ä lUuslrations of South American plants. Londen, 4. Part. 1—4.
mit 28 Taf.). — Ausserdem erläutert er die Gattungen Triguera, Atropa
und Withania (Hook. Journ. I. p. 65. 137. 225.): die spanische Gat-
und systematischen Botanik während des Jahres 1849.
329
Hing Triguera ist nicht bloss eine ächte Solanee , sondern auch nahe
mit Solanum, auch mit Cyphomandra Sendtn. (Syu. Pionandra Mrs.)
verwandt; Charakter: 5,5,5,2; calyx 5partitus ; corolla campanii-
lata, limbo obliquo 5lobo, aestiv. iudiiplicalo-valvata ; slamina inclusa,
urceolo annulari c basi corollae orto inserta, antheris imo dorso affi-
xis bilocularibus bicornutis poris, demum rimis dehiscentibus; ovarium
biloculare, pauciovulatum , stylo inlegro ; bacca sicca, seminibus reni-
forimbus. — Neue Gattungen: Fregirardia Dun. (ind. sem. nion-
spel. 1849.) = Lycium ovalum Hort.; Brachistus Mrs (Ann. nat. bist.
II. 3. p. 262.) = Wilhcringiae sp. Kth. ; Vhrodm Mrs. (das. 4. p. 33.)
= Alona microphylla Mrs. ol. ; Larnax Mrs. (das. 4. p. 37.) = Phy-
salis subtriflora R. P. etc.; Cliocarpiis Mrs. (das. 4. p. l4l.) : Strauch
in Brasilien, in der Sanrensiruklur an Nicandra sich anschliessend, Blü-
Ihe unbekannt; Dijssochroma Mr's. (das. 4. p. 250.) = Solandra viri-
diflora Sms. etc.; Polydiclis Mrs. (das. 4. p. 361.) = Nicotiana qua-
drivalvis Pursh etc.
Convolvulaceen. Link fand, dass die Saugwarzen von Cus-
cuta mit dem Zellgewebe der Rinde der Mutterpflanze in Verbindung
stehen (Verh. der deutschen Naturf. im J. 1849 zu Regensburg in Reg.
Fl. 1850. S. 468.)
Bora«Tineen. Boissier emendirt den Charakter von Caccinia
(diagn. or. 11. p. 132). -- Neue Gattungen: GaslrocotyleB g. (Del.
sem. Dorpat. a. 1849. , abgedr. in Ann. sc. nal. III. 12. p. 363.) =
Anchusa hispida Forsk. ; Fodonosma Boiss. (diagn. or. 11. p. 113.) a=
Onosma syriaca Lab., durch freie Anlheren und gekrümmte Achenien
auszezeichnet; MunbyaBoiss. (das. p. 114.) =^ Arnebiae sect. 2. DC. ;
Faracaryum Boiss. (das. p. 128.) = Omphalodes sect. 1. et sect. Pa-
racaryi subdivis. 1., nee non Mattiae subdivis. 3. DC.
Myope rineen. R. Brown reducirt Eremodendron A. DC. zu
Eremophila und giebt eine üebersicht von 5 Arten dieser Gattung (Ap-
pendix to Sturt p. 84—86).
Verbenaceen. Neue Gattungen : Physopsis Tur cz. (Bullet.
Mose. 1849. nr. 3): Strauch in Swanriver , mit Mallophora verglichen
(Drumm. coli. 4. nr. 234.) ; Cy anostegia 'l'urcz. (das.) ebendaher, ver-
wandt mit Pithyrodia (Drumm. coli. 3. nr. 139. etc.); Lachnocephalus
Turcz. (das.): Viticeenslrauch ebendaher (Drumm. coli. 4. nr. 235.).
Labialen. C. Koch behauptet, dass bei Lamium purpureum
die Oberlippe einblätterig, die Unterlippe vierblätterig sei (Linnaea, 21.
S. 640.). — Neue Gattungen: Salviaslrum Scheele (Linnaea, 22.
p. 584.): aus Texas, von Salvia nur durch einen innen behaarten Kelch
unterschieden; Soliera Glos (Fl. chilen. 4. p. 480.): aus der alpinen
Region der chilenischen Anden, neben Satureja gestellt; Theresa Clos
(das. p. 496.) : Strauch in Yaldivien, aus der Tribus der Scutellarineen.
330 Grisebaeh: Bericht üb. d. Leistungen in d. geographischen
Gcnlianeen. Irmisch beobachtete die Entwiclielung der
Axen bei Genliana (Bot. Zeit. 7. S. 1 — 11.). — Ich habe Leiolhamuus
reducirt und mit Lisianthus vereinigt (Linnaea, 22. p. 38.). — Neue
Galtung: Xeslaea Gris^eb. (das. p. 35.) : Lisianthee aus Venezuela.
A scle p iadeen. Neue Gattungen: Leichhardlia R. Er. (Ap-
pendix to Sturt p. 81.) : Liane am Murray = Doubah bei Mitchell ;
Curroria PI an eh. (Niger Fl. p. 457.): Stapeliee aus Weslafrika, südlich
vom Aequator; Rühssia Karsten (Verh. des preuss. Gartenbau-Ver-
eins f. 1849. S. 304., abgedr. in Bot. Zeit. 7. S. 790.) : Lianen in Ve-
nezuela, mit Marsdenia verglichen; Pentanura Bl. (Mus. lugd. batav.
p. 125.): Periplocee in Sumatra; Äther ostemon Bl. (das. p. 126): Liane
in Java, von Slreptocaulon wenig verschieden.
Apocyneen. De Ca n doli e publicirte einen monographi-
schen Beilrag zur Kenntniss von Gaerlnera (N. Denkschritten der Schweiz.
Gesellsch. Bd. 10. — Neue Galtungen: Lepinia De es. (Ann. sc.
nat. IIL 12. p. 194.) : Baum in Otaheite , dessen zur Blüthezeit unge-
Iheilles , konisches Ovarium später zu drei oder vier fadenförmigen
Karpophoren auswächst, deren jeder ein einsamige? Fach, ein Achenium
trägt, während diese nach oben durch die bleibende Griffelbasis zusam-
menhängen, auch -durch abwechselnde, aurikulirte Blätter, das Ovarium
3-41oculare, loculis uniovulatis und den etwas ausserhalb der Axe lie-
genden Embryo sehr ausgezeichnet; Clitandra Benth. (Niger Fl. p.
445.) : Strauch in Sierra Leone , zu den Carisseen gestellt ; Roupellm
Wall. Hook. (das. p. 449.) : Tabernaemontanee ebendaher, strauchar-
tig; Oncinotis Benth. (das. p.451.): Liane aus der Gruppe der Ecbi-
teen, ebendaher.
Loganiaceen. Neue Gattungen: JUedicia G&vdn. Cham-
pion (Hook. Journ. I. p. 324.): Liane in Hongkong, von G. mit Gel-
semium verglichen, von dieser nordamerikanischen Gattung durch in
eigener Art imbrikative Aestivation, aufgeblasene Kapsel und zahlrei-
che, peltirte, zusammengedrückte Samen unterschieden; Norrisia Gardn.
(das. p. 326.) : 'Strauch in Malakka , mit Antonia nahe verwandt, soll
sich namentlich durch eine Radicula supera unterscheiden.
C a p r i f 0 1 i a c e e n. Schenk beschreibt Missbildungen der Blü-
the von Adoxa (Regensb. Fl. 1849. S. 305—308). — Kirillow's
Schrift über die Loniceren des russischen Reichs (s. o.) enthält die
Thesis, dass die Caprifoliaceen mit den Rubiaceen zu vereinigen seien,
wogegen nichts Wesentliches zu erinnern sein wird.
Rubiaceen. Treviranus spricht sich für die Ansicht aus,
dass die Nebenblätter der Rubiaceen bei den Stellaten durch Blätter
vertreten sind (Bot. Zeit. 7. S. 212.): ich habe früher in diesem Ar-
chiv aus der Entwickelungsgeschichte den Beweis geführt, dass jene
Nebenblätter gar keine Stipulen , sondern verkümmerte Blätter sind,
und systematischen Botanik während des Jahres 1849. 331
und hierin liegt der Beweis für die Richtigkeit von T.'s Auffassung. -
B cnlh am gicbt wichtige Andeutungen über die Eintheilung der Fa-
milie in Folge seiner Untersuchungen über die afrikanischen Formen
derselben (Niger Fl. p. 377-379.). Statt auf die Zahl der Karpophylle ist
ein grösseres Gewicht auf die Placenlation und auf die Aeslivation lu
legen. Zu der Gruppe von Nauclea gehören Sarcocephalus, Anlhoce-
phalus und Cephalanthus. Gardenia entspricht nicht dem Charakter der
TribusV dem sie den Namen gegeben. Die Isertieen und Hameheen
sind zu unterdrücken und in dieser Reihe die Gardenieen durch flei-
schiges Fericarpium, die Rontlelelieen durch trockene , aufspringende
oder sich sondernde Carpelle zu charakterisiren, die Hedyoteen von den
letzteren durch Verbindung der Nebenblätter mit den Blattstielen (con-
petiolar stipules) zu unterscheiden. Unter den Gardenieen haben die
Eugardenieen parietale Flacenten , die Randieen Ovula placentae car-
nosae immersa , die Bertiereen eine zarte Flacente : letztere, deren
Beere weniger Fleisch besitzt, bilden den Uebergang zu den Ronde-
letieen. Nach diesen Hauplzügen sind mehrere Gattungen anders zu
ordnen, wie bisher. Mit den Coffeeen sind die Guettardieen zu ver-
einigen. In dieser Tribus haben die Vanguerieen (mit Einschluss der
Morindeen und Canthium) eine valvirte Aestivation und hangende Eier,
die Guettardeen eben solche Eier , aber imbrikative Aestivation , die
Ixoreen seitlich befestigte Eier und imbrikative Blüthen, die Psycho-
Irieen ( mit Einschluss der Cephaelideen ) valvirte Aestivation und
aufrechte Eier. Einige hierher gehörige, besonders südamerikanische
Gattungen, bedürfen noch vergleichender Untersuchung. Von Gardenia
und Randia giebt B. einen verbesserten Charakter (das. p. 382.). —
Neue Gattungen: Fimcnfe/m W ed d. (Hist. nat. des Quinquinas,
p. 94.): Baum in Peru's Cinchonenwäldern und mit Cinchona verwandt;
Elaeagia Wedd. (das.): Bäume in Neugranada und Peru, aus dersel-
ben Verwandtschaft; Chrysoxylon'W ed 6. (das. p. 100,): Baum in Bo-
livien, Stevensia zunächst stehend; Cunina Clos (Fl. chilen. 3. p. 201.
t. 34.) : Gueltardee in Valdivien ; Peltospermum Benth. (Niger FI. p.
400.): Rondeletiee im westlichen Afrika, verwandt mit Lrrchea ; Olo-
tneria Benth. (das. p. 405.): Hedyotidee im westlichen Afrika, im
- Habitus genau mit Oliophora übereinstimmend , aber mit zahlreichen
Eiern; Craterispermim Benth. (das. p. 411.) : Vangueriee aus Sierra
Leone :;= Coffea laurina DC. ; Cremaspora Benth. (das. p.,412.) =
Coffea hirsuta Don.
C a in p a n u l a c e e n. T u 1 a s n e untersuchte den Befruchtungs-
apparal von Campanula medium (Ann. sc. nat. III. 12. p. 71—79.) —
Boi ssier überträgt die Section Podanthus von Phyleuma zu Campa-
nula , weil die Korollenzipfel hier zu keiner Zeit verwachsen sind
(diagn. or. 11. p. 76.).
Goodenovieen, DeVriese hat angefangen, eine Revision
332 Grisebach: Bericht üb. d. Leistungen in d. geographischen
dieser Familie herauszugeben (Analecta Goodenoviearum in Nederl.
kruidk. Archief. D. 2. Leyden, 1849. S. 1-32.). Die erste Abiheilung
seiner Arbeit enthält die Gattungen Dampiera und Scaevola, letztere
auf Sarcocarpaea Don eingeschränkt. V.'s Gattung Linschotenia (siehe
vor. Jahresb.) reducirt R. Brown zu Dampiera (Appendix to Sturt
p. 66.).
Synanthereen. Das als Anhang des Emhryosacks bei Hell-
anthus von Meyen beschriebene Gebilde ist, nach Hofmeister, eine
Aussackung des Integuments , welche sich von diesem während der
Enlwickelung des Embryo's ablöst. - Bentham reducirt Dipterolheca
Seh. zu der von DC. übersehenen Gattung Coronocarpus Schum. Thonn.,
zu welcher vielleicht auch Harpephora Endl. gehört (Niger Fl. p. 433.)!
Von Blainvillea nur durch sterile Sirahlblumen geschieden , ist diese
Galtung zugleich mit Wedelia und Viguiera nahe verwandt, wiewohl
diese 3 Typen bei DC. in 3 verschiedenen Gruppen stehen : und so
blieb es B. zweifelhaft, ob sie zu den Eclipteen oder den Coreopsi-
deen gehören. — A. Gray reducirt Cosmidium zu Thelesperma l.ess.,
von der es sich nur durch ein radiirtes Capilulum unterscheidet (Hook.
Journ. I. p. 252.). — Webb zeigt, dass Zollikoferia DC. mit Bhabdo-
theca Cassini's identisch ist (Niger Fl. p. 146.): ebendahin gehören auch
mehrere andere Cichoraceen, welche De Candolle in andere Galtungen
gebracht hat, namentlich Sonchus divaricatus Derf. und spinosus DC. —
Neue Gattungen: Carpochaete X. Gr. (PI. Pendler, in Mem. Amer.
Acad. 4. P. 1., abgedr, in Regensb. Fl. 1850. S. 708.): Eupatorinee
zwischen Stevia und Palafoxia , aus Neumexiko ; Trichocoronis (das.) :
ebendaher, Eupatorinee, neben Phalacraea gestellt; — Psilaclis (das.
p. 709.): ebendaher, Asteree , zwischen Aster und Dieteria ; AstradeL
phus Remy (Ann. sc. nat. III. 12. p. 185. Syn. Gusmannia Gay in Fl.
chilen. 4. p. 12.): Asteree der Schneeregion in Chile; Podocoma R.
Br. (Appendix to Sturt p. 80.): von Erigeron durch einen Pappus sli-
pitatus unterschieden, aus Südaustralien ; Ächaetogeron A. Gr. (a. a. 0.
S. 709.): aus Neu-Mexiko, mit Erigeron nahe verwandt; Diplostelma A.
Gr. (das.): ebendaher, zwischen Bellium und Chaelopappa; Dichaelo-
phora \. Gr. (das.): ebendaher, zwischen Bollonia und ßrachycome ;
Bezanilla Remy (Fl. chilen. p. 109.): Tarchonanthee _ Micropus glo-
biferus DC. ; Closia Remy (das. p. 119.): annuelle Pflanze in Chile,
zweifelhaft an das Ende des Eclipteen gestellt, indem die Griffelbildung
sowohl an die Eupatoriaceen als an die Senecionideen erinnere (Ann.
sc. nat. 1. c. p. 188): Hymenoclea Torr. A. Gr. (s. vor. Ber. und a.
a. 0. S. 710.) : Sträucher in Neumexiko, von Chenopodeen-Habitus, mit
der Blüthe von Ambrosia; Saubinetla Remy (Fl, chilen. 4. p. 282.
t. 49,): Helianthee aus Chile ; Tetragonosperma S che e\ e (Linnaea, 22.
S. 166.): aus Texas, mii Telragonolheca verglichen; Lowellia A. Gr.
(a. a. 0. S 710.): aus Neu-Mexiko, Tagetinee, zwischen Dysodia und
und systematischen Botanik während des Jahres 1849. 333
Tageies gestellt; Aciphyllaea A. Gr. (das. S. 74.) : = Dysodia ace-
rosa DC. ; Chrysaclinia A. Gr. (das.): aus Neumexiko , zwischen den
Tageteeu und Porophyileen stehend; Äcarphaea Harv. A. Gr. (das.
S. 712.): Heleniee ebendaher, neben Chaenactis; Hymenothrix A. Gr.
(das.): ebendaher, Heleniee, mit Chaelhymenia, Burrielia und Oxypap-
pus verglichen; Infanlea Remy (Fl. chilen. 4. p. 257. t. 48. f. 1.):
Heleniee in Chile; Xantho Remy (Ann. sc. nat. 1. c. p. 191.) = La-
slhenia Lindl..Endl. nee Cass. ; Leucocyclus Boiss. (diagn. or. 11. p.
13.): Anlhemidee aus Cilicicn, von Fenzl zu Anacyclus gezogen; Ar~
throlepis Boiss. (das. p. 14.) = Achillea membranacea DC; Amman^
Ihus Boiss. (das. p. 18.): jährige Chrysanlhemeen aus Greta, Pyre-
thrum sehr nahe stehend; Bailaya Harv. A. Gr. (vor. Jahresb. und a.
a. 0. S. 713.): jetzt zu den Chrysanthemeen gezogen und neben Mo-
nolopia gestellt; VarillaX. Gr. (das.): Staude mit gedränglen, linien-
' förmigen, grossentheils opponirten Blättern aus Neumexiko, zweifelhaft
milden Athanasieen verbunden; Haploeslhes A. Gr. (das.): Staude
aus Neumexiko, mit opponirten, fadenförmigen Blättern, mit Senecio
verwandt; — Bourgaea Co ss. (Notes 2. p.39.) = Cynara humilis L. ;
Aegialophila Bo iss. (diagn. or. 10. p. 105.) = Centaurae pumila L. etc.,
durch Fructus paleolis persistentibus coronatus ausgezeichnet; Cheiro-
lepis Boiss. (das. p. 106.) = Centaureae pappo plumoso , e. c. C.
drabilolia etc.; Hyalea J. S p. (ill. or. t. 292.) = Centaurea Oliveriana
DC; — Hagioseris Boiss. (diagn. or. 11. p. 35.) : Cichoracee aus Pa-
lästina, mit Picris nahe verwandt; Cymboseris Boiss. (das. p. 50.) :^
ebendaher, mit Crepis nahe verwandt; Psammoseris Boiss. Reut. >
(das. p. 52.) = Barkhansia senecioides Spr. etc.; Garhadiolus Ja üb.
Sp. (ill. or. tab. 284.) = Rhagadiolus Hedypnois F. M. etc. ; Jauber^
tia Sp. (das. tab. 289.) = Koelpinia sessilis Boiss., mit freien Anthe-
ren; Ptilophora A. Gr. (a. a. 0. S. 714.): Scorzoneree aus Neumexico;
— Aldunatea Remy (Fl. chilen 3. p. 320. t. 38. f. 1.): Mutisiaceen
der alpinen Region von Chile, neben Oriaslrum gestellt; £^anm Remy
(das. p. 324. t. 36. f. 1.): ebenfalls Alutisiaceen der alpinen Region in
Chile; Aglaodendron Remy (Ann. sc. nat. 111. 12. p. 175.) : aus Chile,
zwischen Mutisia und Gongylolepis gestellt; Belloa Remy (Fl. chilen.
3. p. 336. t. 38. f. 2.) ~ Lucilia sect. Lucilioides DC. ; Eüaguirrea
Remy (das. p. 401.) = Leuceria floribunda DC.
Plantagineen. Steudel publicirte kritische Bemerkungen
über Plantago, besonders über die vom würtembergischen Reiseverein
ausgegebenen Arten (Regensb. Fl. 1849. S. 401—415.).
T h y m e I a e e n, Neue Gattung : Dicranolepis P 1 an c h. (Niger
Fl. p. 496): aus Sierra Leone, pentamerisch.
Phytocreneen. Lindley's Angabe (Jahresb. f. 1847. S. 340.),
dass Phytocrene ein entwickeltes Albumen habe, wird durch Blume'»
erschöpfende Analysen dieser Gattung, so wie von Micjuelia, widerlegt.
334 Grisebach: Bericht üb. d. Leistungen in d. geogrdjihischen
Der Samen ist eiweissfrei und der Embryo vielmehr höchst entwiclcell:
damit fällt die Vergleichung mit den Garryaceen und Planchon's An-
nahme einer Verwandtschaft mit den Olacineen zusammen (vergl. vor.
Jahresb. S. 96.). Trecul ist der richtigen Deutung am nächsten ge-
kommen, indem er Phytocrenc für eine verlarvte Proleacee erklärte.
Als selbständige Familie unterscheiden sich die Phytocreneen von den
Proteaceen durch diklinische Bluthen, mit ^em Perigonium alternirende
Slaminen, hängende Eier und die Radicula supera.
Loranthaceen. Wichtig für die Deutung des Ovariums in-
ferum in dieser Familie ist die Beobachtung Bentham's (Niger Fl.
p, 376 ) , nach welcher bei seinem neuen Loranthus leptolobus vom
Wiger das Ovarium zur ßlülhezeit frei von der Kelchröhre ist, ausge-
nommen in der dem epigynen Discus entsprechenden Querduix^hschnitts-
ebene. — Enge Iniann setzt die Charaktere von Viscum , Arceutho-
bium und Phoradendron vergleichend auseinander (PI. Fendler. in Mem.
Amer. Acad. 4. P. 1., abgedr. in Regensb. Fl. 1850. S. 706.): die Un-
terschiede liegen im Baue der Anthere. — Glos beschreibt die fast nur
dem Namen nach bekannt gewesene Gattung Lepidoceras Hook. fil.
(Fl. chilen. 3. p. 163. t. 32.).
Nyctagineen. Choisy bearbeitete diese Familie in De Can-
dolle's Prodromus (Vol. 13.2. p. 425—458.): 16 Gattungen und gegen
130 Arten darstellend. Allgemeinere Ansichten über die Nyctagi-
neen hat er in den Abhandlungen der Genfer Gesellschaft mitge-
theilt- ( Mem. de la soc- de physique de Geneve. T. 12. p. 161—
168.). Der Meinung, welche Ch. vertritt, dass der untere verhärtende
Theil des Perigonium's als Kelch, der obere als Blumenkrone betrach-
tet werden könne, widerspricht die Entwickelungsgeschichte (s. vor.
Jahresb.) ; der Verwandtschaft mit den Valerianeen, die er für begründet
hält, steht die Bildung des Samens entgegen , dessen Perisperm die
Nyctagineen mit den Amarantaceen am nächsten verbindet. — Ein«
Revision von Ch.'s Bearbeitung von Pisonia giebt v. Schlechten-
dal (Linnaea, 22. S. 868— 885.). — Eine ganz zweifelhafte und un-
vollständig beschriebene, an das Ende der Famile gestellte , aber mit
den Elaeagneen verglichene Pflanze ist Choisy's Leucasler (Prodr.
13. 2. p. 457 ) = Reichenbachia caniflora Mart.
Polygoneen. H o ff m eiste r's Beobachtung, dass das blei-
bende Albumen der Polygoneen Endosperm ist, schliesst diese Familie
«US der Verwandtschaft der Chenopodeen aus (Entsteh, des Embryo.
S.42.).
Amarantaceen. Moquin - Tandon's Bearbeitung im Pro-
dromus (13. 2. p. 231—424.) enthält 43 Gattungen und gegen 500 Ar-
ten. — Die kultlvirten , p-entandrischen Amarantus-Arten revidirte R e-
gel (Regensb. -Fl. f. 1849. S. 161 — 167,). — Neue Gattungen:
Henofiia Moq. (a. a. 0. p. 137.): Strauch in Madagascar ; Lägre-
und systematischen Botanik während des Jahres 1849. 3^5
ziaMoq. (das. p. 252.).= Celosia madagascariensis Piis.; Sarra-
tia M oq. (das. p. 268.)= Amarantus urceolatus Benth. etc.; Banalia
Moq. (das. p. 278.) = Celosia thyrsiflora Wall, etc.; Rodetia Moq.
(das. p.323.) =: Deeringia Amherstiana Wall.; Irineis Moq. (das. p.
349.) = Iresine interrupla Benlh. ; Gomotriche Turcz. (Bullet. Mose.
1849. nr. 3.): Aervoe von Swan-Rivev (Drumm. coli. 4. nr. 233).
Chenopodeen. Moquin - Tandon theilt diese Familie in
die Familie der Salsolaceen und in die der Basellaceen, welche den
Anredereen und Basellaceen Endlicher's entspricht (Prodr. a. a. 0.).
Die Basellaceen werden durch einen biseriirten Kelch, perigynische In-
sertion, kubischen Pollen, Lianenstengel und einige minder bedeutende
Charaktere unterschieden. Die Salsolaceen, für welche man, auch wenn
man die Basellaceen als besondere Familie anerkennen wollte , doch
den INamen Chenopodeen beibehalten musste , enthalten im Prodromus
nach der ihres Wonographen würdigen Bearbeitung 71 Gattungen und
gegen 500 Arten (p. 41-219.); die Basellaceen 6 Gattungen und 21
Arten (p. 220-230.). — Neue Gattungen: Aphanisma Nutt. (p.
54.): aus Oberkalifornien; Theleophylon Moq. (p. 115.) = Atriplox cry-
stallina Hook, fil.; Wallinia Moq. (p. 143.) = Lophiocarpus Turczan.
nee Klh. (Drege nr. 2940.); Kalidlum Moq. (p. 146.) = Salicornia ara-
bica L. et foliata Pall.; Setada Moq. (p. 154.): Strauch in Arabienj
Chenopodina Moq. (p. 159.) = Schoberia INs.; Breüa Moq. (p. 167.)-
Schoberia heterophylla Kar. Kir. ; Caltelia Moq. (das.) = Schoberia
pterantha Kar. Kir.; BelowiaUoi[. (p. 168.) = Schoberia baccifera Ho-
henack. nee CAM.; HeliciUa Moq. (p. 169.) = Suaeda Slauntoni Moq.
Ol.; Halocharis Moq. (p. 201.) = Halimocnemis sp. persic. afghan.;
Noaea Moq. (p. 207.) = Halimocnemis sp. ;^ Tournonia ^\ o q. (p. 225.)
= Basella Hookeriana Moq. ol. ; Tandonia Moq. (p. 226.) = Basella
diffusa B. P. etc.
S a 1 i c e e n. W i mm e r setzt seine Darstellungen hybrider Wei-
denformen (s. vor. Jahresb.) fort (Arbeiten der schles. Gesellsch. für
1849. S. 87. und Regensb. Fl. f. 1849. S. 33. 51.).
Urticeen. Benthäm erklärt Endlicher's Schykowskya für
idendisch mit Fleurya Gaudich., einer Gattung, welche Endlicher irr-
thümlicli zu Urtica gezogen hat und zu der auch Laportea gehört (Niger
1^1.517). _- Miquel bearbeitete die afrikanischen Ficus-Arten mono-
graphisch (Verhandi. der eerste Klasse v. h. Nederl. Instituut. III. 1.
S. 111— 150. 1849.): 60 Arten aus den Gattungen Sycomorus , Ficus
und IJrostigma.
Amentaceen, Hance beschreibt die Frucht von Synaedrys
genauer (Hook. Journ. I. p. 175.) : er bezeichnet die Eichel als incom-
plete 4-51ocularis; sie stammt aus dem nördlichen China und wird
unter dem Namen „Castanie von Peking« nach Canton gebracht; der
Baum bleibt unbekannt.
336 Grisebach: Bericht üb. d. Leistungen in d. geographischen
13etulaceen. In der forstlich angewandten Pflanzenkunde von
Hartig ist eine monographische Bearbeitnng der Betulaceen enthalten
(a. u. d. Tit. Monographie der Betulaceen. Separatabdruck. Berlin 1849.
S. 259-373. 4.).
Podostemeen. Tulasne hat eine reichhaltige Monographie
dieser interessanten Familie herausgegeben (Ann. sc. nat. III. 11. p.
87—114). Die Zahl der Gattungen ist durch ihn auf das Doppelte,
die der Arten auf das Dreifache gebracht. Rechnet man dazu die in
einer gleichzeitig erschienenen, werthvollen Abhandlung Liebmann's
über die mexikanischen Podostemeen (Forhandlinger ved skandin. Naturf.
V. Mode p. 508 — 515.) enthaltenen, bei T. nicht vorkommenden neuen
Formen (1 Gen. und 5 sp.), so steigt die Zahl der gegenwärtig bekann-
ten Galtungen auf 21 , die der Arten auf 78. Die zweifelhaft hieher
gezogenen Thouart'schen Gattungen Halophila und Diplanthera werden
von T. ausgeschlossen und für Monokolyledonen erklärt. — Liebmann's
Beobachtungen über die vegetativen Organe enthalten neue Aufschlüsse.
IVur an ganz jungen Individuen kommen Spuren von Wurzeln vor,
übrigens sind die Podostemeen wurzellos. Nach der Bildung des Sten-
gels und der Blätter zerfallen sie in zwei Reihen :
1. Dre flache Frons breitet sich ohne bestimmte Begrenzung über
einem Stein aus und wächst am Rande gleichmässig fort; die mehrfach
fiederspaltigen Blätter entspringen daraus ohne geordnete Stellung; das
Innere der Blätter besteht aus einer ungemein grossen Anzahl feiner
Frosenchymzellen, welche von einer dünnen Lage lose vereinigter, sphäri-
scher Parenchymzellen eingeschlossen sind : von Oberhaut, Spaltöff'nun-
gen, Gefässen keine Spur; die langgestielten Blüthen entpringen gleich-
falls ohne Ordnung auf der horizontal ausgebreiteten Frons, entwickeln
sich aber, wie auch die der folgenden Reihe, nur bei niederem Was-
serstande unter dem Einflüsse der Luft.
2. Pei Mniopsis, Potamobryon und Podostemon entspricht jener
Frons ein kleiner Callus, der zur Befestigung der Pflanze dient; aus die-
sem Callus entspringen die Blätter tragenden schwimmenden Stengel;
die abwechselnd gestellten, halb den Stengel umfassenden ei- oder
nierenförmigen Blätter besitzen einen rudimentären Mittelnerv, der aus
dem zarten Prosenchym der ersten Reihe besteht , während das übrige
Gewebe nur aus dem Aussenparenchym derselben zusammengesetzt ist.
Oberhaut und Gefässe fehlen ebenfalls ; die Blüthen sind entweder
axillär oder terminal.
üebersicht der Gattungen nach Tulasne :
Trib. 1. Hydrostachieen Flores dioeci nudi. — Hydroslachys.
Trib. 2. Eupodostemeen.
Sublrib. 1. Lacideen. Flores nudi, involucrati.
Sect. 1. Eulacideen. Capsulae valvae aequale^. — Maurera, La-
und systematischen Botanik während des Jahres 1849. 337
eis, Marathrum ; Rhtjncholacis Tul. (p. 95.): aus british Guiana, frondos,
von Mourera durch Capsula biroslris, rostris divaricalo-recurvis unterschie-
den ; Oenone Tul. (p. 96.) ebendaher, frondos, mit Capsula ellipsoi-
deo-globosa , ecostata ; Ligea Foiteau (das.) aus Guiana, stengelbil-
dend, mit 2-6 einseitigen Staminen; Apinagia Tul. (p. 97.) = Podo-
stemon ruppioides Kth. und Lacis Bong, pari., slengelbildend, eine Art
frondos, von Ligea durch vorspringende Kapselnerven unterschieden ;
Lophogyne Tul. (p. 99.) : aus Brasilien , frondos, mit erA-veiterten Nar-
ben, die am Rande grosse Zähne tragen; Dicraea Th. emend,, durch
2 monadelphische Slaminen charakterisirt, asiatisch, amerikanisch und
mit einem Repräsentanten in Madagaskar.
Sect. 2. Podostemoneen. Capsulae valvae inaequales. — Podo-
slemon, Hydrobryum; Mniopsis mit Einschluss einer frondosen Art aus
Ostindien = Podost, ecoslatus Griff., die generisch abgesondert zu wer-
den verdient; Osenja Tul. Wedd. (p. 105.), aus Südamerika, mit
einem einzigen Stamen und nach aussen sich öffnender Anlhere, wäh-
rend Podostemon die Staminen von Dicraea hat; Devülea Tul. Wedd.
(p. 107.), aus Brasilien, mit axillären Nebenblättern, von Oserya durch
eine Anthera introrsa unterschieden; Sphaerothylax ßisch. (das.), von
Drege in Südafrika gefunden, frondos, mit einfächriger Kapsel ; Castel-
navia Tul. Wedd. (p. 108.), eine Reihe von Arten aus dem Flusse
Araguay im tropischen Brasilien, frondos, sehr klein, nahe mit Sphae-
rothylax verwandt, aber meist ohne Staminodien.
Subtrib. 2. Trislicheen. Flores perigonio instrucli , involucrö
destituli. — Tristicha Th. ; LawiaGtviU. fp. 112.) aus Ostindien, fron-
dos mit ungelheilten Blättern, mit Iriandrischem, dreitheiligem Perigo-
nium ; Potamobryon Liebm. (a. a. 0. S. 512.) von Vera - Crux , mo-
nandrisch, mit vierblätterigem Perigonium ; Weddelina Tul. (p 113.):
aus British-Guiana, hexandrisch- dekandrisch, mit fünfblälteri^em Peri-
gonium.
Coniferen. Geleznoff hat die Enlwickelung des Embryo
bei der Lärche untersucht (Bullet. Mose. 1849. nr, 4. p. 566 605. mit
2 Taf. ; vergl. die ausgezeichnete und durch eigene BeobachtunfTen
bereicherte Kritik dieser Arbeit von Hofmeister in der Regensb.
Fl. f. 1850. S. 685. u. f.). Denselben Enlwickelungsprocess, auf dem
die systematische Stellung der Gymnospermen beruht, hat Pineau bei
Pinus sylvestris und Thuja orientalis untersucht und durch eine vor-
treffliche, alle früheren Darstellungen an Schärfe übertreffende Zeich-
nung erläutert (Ann. sc. nat. IIL 11. p. 83—86. tab. 6.). Meine frü-
here, im Jahresb. f. 1845. (S. 387—389.) enthaltene und auf die Beob-
achtungen Brown's, Miquel's und Gottsche's gestützte Darstellung be-
darf, da sie unter dem Einflüsse der damals unwiderlegten Schleiden'-
schen Befruchtungstheorie aufgefasst war, jetzt nachdem durch Hof-
meister die Präexislenz des Keimbläschens, d. h. der ersten Zelle des
Archiv f. Naturgesch XVI. Jahrg. 2. Bd. \\^
338 Grisebach: Bericht üb. d. Leistungen in d. geographischen
Embryo's vor der Befruchtung allgemeiner nachgewiesen ist (H. die
Enlsteh\ing des Embryo) , einer berichtigten Auffassung , wiewohl sie
durch die vorliegenden Beobachtungen in dem für die Systematik wich-
tigsten Punkte bestätigt worden ist. Die in den Nucleus der Conife-
reii eindringenden Pollenschläuche bilden nicht, wie es auch Geleznoff's
von Hofmeister widerlegte Ansicht ist, das Keimbläschen als Tochler-
zelle aus, sondern dieses entsteht in der Flüssigkeit des Embryoblast-
säckchens, welches liier physiologisch den Embryosack der übrigen
Phanerogamen vertritt. H. ist indessen im Irrthum, wenn er auch Pi-
neau als Gewährsmann für seine Angabe anführt , dass „der Pollen-
schlauch nur bis zur oberen Wölbung des Corpusculum (des Embryo-
blastsäckchens) vordringe« und er befindet sich in dieser Beziehung in
Widerspruch mit P., der das Embryoblastsäckchen am obern Ende sich
öffnen (Fig. 4. f.), den Pollenschlauch eintreten und ihn bei Thuja in
mechanische Verbindung mit dem Keimbläschen treten lässt : le sac
embryonnaire secondaire (= Embryoblastsäckchen) presente ä sa partie
superieure un conduit, dans lequel vient, s'engager l'extremite du tube
pollinique ; und bei Thuja: les tubes polliniques viennent se souder ä
la partie superieure de ce dernier (d. h. du faisceau des suspenseurs).
Dieser Widerspruch in den Beobachtungen , so wichtig dessen Aufklä-
rung in physiologischer Beziehung sein mag, ist für die systematische
Stellung der Coniferen von keiner Erheblichkeit, weil auch in anderen
Fällen es bis jetzt zweifelhaft bleibt , ob die endosmolische Einwir-
kung des PoUenschlauchs auf den Embryosack oder auf das Keimbläs-
chen unmittelbar sich bezieht. Darin aber stimmen alle Beobachter
überein, dass die Embryoblastsäckchen vergrösssrte Zellen eines Endo-
sperms sind und hierin liegt der wesentlichste Unterschied zwischen
den Gymnospermen und den übrigen Phanerogamen. Bei diesen letz-
teren kommen im Embryosack drei Arten von Tochlerzellen vor : En-
dospermzellen, transitorische Zellen und Keimbläschen. Das Keimbläs-
chen, welches unmittelbar durch Zellentheilung zum Embryoblast (Em-
bryoträger) auswächst, ist bei ihnen eine Tochlerzelle des Embryosacks.
Bei den Gymnospermen bildet sich im Embryosack ein Gewebe von
Endospermzellen ; in einigen dieser letzteren , welche sich durch ihre
Grösse und ihre Lage auszeichnen, entsteht neben transitorischen Zel-
lenbildungen das Keimbläschen als eine am Grunde der Mutterzelle lie-
gende und diesem , nach H. , anwachsende Tochterzelle. Das Keim-
bläschen ist demnach hier in Bezug auf den Embryosack eine Tochter-
zelle zweiter Ordnung, nämlich eine Tochterzelle des Embryoblastsäck-
chens, welches wiederum eine Tochterzelle des Embryosacks ist.. Mit
diesem fundamentalen Gegensatze der Gymnospermen und übrigen Pha-
nerogamen, die ihre völlige Absonderung im Systeme rechtfertigt und
den ich, um einen kurzen Ausdruck zu gewinnen, als die Bildung ei-
nes deuterogenen Embryo's bezeichnen möchte, stehen anderweitige
und syslematischen Botanik während des Jahres 1849. 339
Verschiedenheiten in Verbindung , die sich auf folgende Punkte zu-
rückführen lassen.
1. Das otFene Ei, hier physiologis,ch ergänzt durch die den
Embryo schützend'en Endospermlagen.
2. Die Bildung mehrerer (bei den Abietineen gewöhnlich 4)
parallel gestellter Zellen im Keimbläschen , die durch Quertheilung zu
dem in das Endosperm hineinwachsenden Embryoblasten werden, wel-
cher, nach H,, durch Sonderung jeder einer Tochterzelle des Keimbläs-
chens entsprechenden Zellenreihe in mehrere besondere Embryoblasten
zerfällt und, indem die Endzellen den Embryo erzeugen, zu der tran-
silorischen Polyembryonie der Coniferen Veranlassung giebt. Analog
dieser Tendenz, die Bildungen durch wiederholte Tochterzellenproduk-
tion vorzubereiten, verhalten sich auch die transilorischen Zellen, wel-
che zur Zeit der Befruchtung das Embryoblastsäckchen erfüllen und in
denen F. Generationen von Tochterzellen nachweist.
3. Wahrscheinlich liegt ein ähnlicher Typus auch der eigenthüm-
lichen Pollenstructur der Coniferen zu Grunde, welche G. bei der Lär-
che in Hinsicht auf Enlwickelungsgeschichte verfolgt hat. Er fand
auch in den Pollenzellen mehrfach wiederholte (ieneralionen von Toch-
terzellen und erklärt das appendikuläre Gebilde derselben aus einer
solchen Zelle , die durch ihre Schwesterzelle zusammengedrückt ist.
Durch solche wiederholte Membranbildungen empfängt die Poilenzelle
vielleicht den erforderlichen Schulz gegen äussere Agentien , welcher
der Langsamkeit der Befruchtungsprocesse bei den Coniferen entspricht.
Monokotyledonen.
Palmen. Von v. Marti us' Palmenwerk (s. Jahresb. f. 1845.)
erschien das neunte Heft (Genera et species palmarum. Fase. 9. Mo-
nach., 1849. Fol.): Nipa und Phytelephas sind als abweichende Typen
aufgenommen. Nach dem Schlüsse, der seitdem mit der zehnten Lie-
ferung erfolgt ist, wird diese gefeierte Monographie ausführlicher zu
besprechen sein. — Sir W. Hooker theilt Einiges über Phytelephas
nebst Abbildungen dieses merkwürdigen Gewächses mit (Hook. Journ.
L p. 204 — 212. t, 6. 7.): über die systematische Stellung desselben
spricht er keine eigene Ansicht aus.
Typhaceen. Schnizlein sucht aus Missbildungen und aus
der von der Mitte des Kolbens aus beginnenden Anthese ^nachzuweisen,
dass der Blüthenstand von Typha eine aus verwachsenen Zweigen her-
vorgegangene Bispe sei (Bot, Zeit. 7, S. 897— 900.). — Fries ent-
wirrt die verwickelte Synonymie der Linne'schen Arten von Sparga-
nium, indem unter Sp. natans, wie Wallroth schon früher andeutete,
mehrere Arten verschiedener Bildung verbunden sind (Summa veget,
Scandinav. 2. p. 559.) : 1. Sp. minimum Bauh. (Syn. Sp. natans Fl. germ.
340 Grisebach: Bericht üb. d. Leistungen in d. geographischen
ß. Linn. suec.) fructu sessili erostii ; 2. Sp. natans L. (Syn. Sp. affine
Schnizl.) fructu longe stipitalo rostrato, foliis angustis basi dilalatis; 3.
Sp. fluitans Fr. fructu sessili roslrato , foliis a basi ad apicem attenua-
tis: letzteres nur im westlichen Smoland beobachtet.
Aroideen. Weddell beschrieb eine neue Wolffia aus Brasi-
lien und begleitet diese Beschreibung mit einer erschöpfenden Darstel-
lung ihrer Entwicklungsgeschichte , welche er durch Abbildungen er-
läutert (Ann. sc. nat. III. 12. p. 155—173. t. 8.). Die in der Provinz
Matto grosso entdeckte Wolfßa brasiliensis ist von allen bekannten
phanerogamischen Gewächsen das kleinste , um die Hälfte oder zwei
Drittel kleiner als W. arrhiza (Lenina L.;: 12 blühende Exemplare
könnten, wie W. sich ausdrücht, in einem einzigen von Lemna minor
Platz finden. Die Entwickelungsgeschichle der Frons stimmt beinahe
vollkommen mit der von W. arrhiza überein , von der sie sich durch
eine braun punktirte Epidermis untercheidet ; aber auch Blülhe und
Frucht sind vollständig beobachtet. Sie scheinen mit W. Delilei voll-
ständig übereinzustimmen. Zu den eigenthümlichen, von VV. beobach-
teten Strucklurverhältnissen gehören folgende: anlhera unilocularis,
transversim dehiscens ; ovarium iuxta stamen sessile , foveae frondis
immersum, ovulo atropo imo loculo oblique inserto, endospermie tenui,
plumula tertiam embryonis partem aequante. Eine Spatha scheint die
androgyne Blülhe nicht zu besitzen. Den Embryo, an dem W. die Ra-
dicula supera und deren Verhällniss zum Operculum besser abbildet
(F. 21.) als deutet und beschreibt, vergleicht er nach seiner äusseren
Form mit der Frons und diese Aehnlichkeit ist unverkennbar, berech-
tigt aber den Verf. nicht , dem Embryo den Kolyledo abzusprechen,
über dessen Lage und Bildeutung ihm klare Vorstellungen fehlen (p.
168.). Die Trefflichkeit von Schleiden's Analyse der Gattung Wolffia
ergiebt sich aus W^.'s Zeichnungen einer zweiten Art auf das Ent-
schiedenste.
Musaceen. Crüger in Trinidad erörtert die Morphologie von
Heliconia und Musa (Linnaea, 22. S. 479— 486. 501— 2.). Nach ihm
steht das sterile Stamen zwar in beiden Gattungen vor dem der Axe
zugewendeten, freien Perigonialblalte, aber dieses ist bei Heliconia ein
äusseres, bei Musa ein dem inneren Kreise angehöriges, so dass in
dem ersteren Falle 2 äussere und 3 innere , in dem letztere 3 äussere
und 2 innere unter einander verwachsen. Bei der Entwickelung der
Blüthe von Heliconia entstehen, nach C, bei Heliconia zuerst die drei
äusseren Perigonialblätter, dann gleichzeitig als viergliederiger Wirtel
die drei inneren nebst dem abortiven Stamen , später die fünf sterilen
Staminen ; bei Musa dagegen war dieEntwickelungsreihe veränderlich,
gleichzeitig entstanden die 5 Staminen mit den freien Perigonialblältern,
als ein sechsgliederiger Wirtel, die 5 übrigen Perigonialtheile bildeten
$ich bald als ein einziger Wirtel, bald successiv, 3 als ein äusserer, 3
und systematischen Botanik während des Jahres 1849. 341
als ein innerer Wirtel. Diese ßeobachlungen sind insofern von Wich-
tigkeit, als sie zeigen, dass die Entwickelungsgeschichte kein unfehl-
bares 'Mittel ist, die zusammengehörigen Wirtel der Blüthe zu erkennen.
Scitamineen. Auch über diese Iheilt Cr ueger analoge Beob-
achtungen mit (a. a. 0. S. 486 — 494.). Er sucht die laterale Stellung des
Stamen's bei den Cannaceen dadurch zu erklären , dass er zwischen
den Blülhen ideale Nebenaxen annimmt, gegen die das Stamen ebenso
wie bei den Zingiberaceen gestellt wäre. C.'s Ansicht über die letz«
leren ist mir nicht deutlich geworden.
Orchideen. Link's letzte grössere Arbeiten beziehen sich auf
die Morphologie der Orchideen. In einer einleitenden Mittheilung (Bot.
Zeil., 7. S. 745 — 750.) vergleicht er deren Blüthe mit der der Scitami-
neen und nimmt folgenden Blüthenplan an : 3; 2 -j- . ; -/i = Labellum
nebst einer die Columna umschliessenden, sich wie eine Oberlippe zum
Labellum verhaltenden Umhüllung, die durch Anwachsen an die Columne
obliterire ; l ; 6. Dass das Labellum nicht zum zweiten Wirtel gehöre,
sucht er durch dessen Verwachsungen mit der Columna zu erweisen,
ohne jedoch die Entwickclungsgeschichte zu berücksichtigen. Die bei-
den sterilen Staminen leugnet er, weil zu ihnen keine Gefässbündel
gingen, was aber bei aborbirten Orgenen überhaupt nicht der Fall zu
sein pflegt. Am bedeutendsten ist wohl seine Bemerkung, dass bei Cy-
pripedium spectabile nicht zw ei Staminen vorhanden seien, sondern Bi-
furkation eines einzigen stattfinde. — Crueger hat sich ebenfalls mit
der Morphologie der Orchideen beschäftigt (Linnaea, 22 S. 494— 506.).
Er findet, dass bei der Entwickelung der Blüthe von Epidendrum bi-
cornutum die 3 inneren Perigonialblätter nebst der Anthere als ein ein-
ziger Wirtel hervortreten. Das Labellum hatte längere Zeit hindurch
dieselbe Gestalt, wie die Anthere. Indessen scheint auf die Reihenfolge
der Entwickelung der Blüthenkreise bei den Orchideen wenig Werth
gelegt werden zu können , da C. in anderen Fällen das Hervortreten
der Wirtel auf verschiedene Weise geordnet sah. So erschienen bei Epi-
slephium zuerst die beiden seitlichen Kelchblätter, dann das mittlere
gleichzeitig mit den beiden unteren Corollenblättern, zuletzt fast gleich-
zeitig Labellum und Anthere: der Calyculus in dieser Galtung, auf
welchen Lindley ein besondeees, morphologisches Gewicht gelegt hatte,
ist eine sehr späte Bildung und wird deshalb von C. nicht als beson-
derer, den übrigen gleichwerlhiger Wirtel betrachtet. — G. Reichen-
bach gab einen reichen Beitrag zur Systematik dieser Familie durch
Beschreibung zahlreicher, neuer Formen, besonders aus dem tropischen
Amerika (Linnaea, 22. S. 809— 867.). — Neue Gattungen: Com.
peria C. Kc h. (Linnaea, 22, S. 287.) = Orchis Comperiana Stev., von
Himanlaglossum durch Sepala connala abweichend; Aphyllorchis ßl.
(Mus. lugd. bat. 1. p. 30.) : Arethusee in Java, übrigens mit ^istera
verwandt; Leucorchis B 1. (das. p. 31.): ans Java, zweifelhafter Stel-
342 Grisebach: Bericht üb. d. Leistungen in d. geographischen
lung, wahrscheinlich mit Pachychilus verwandt; LcopardöniÄMs Bl. (das.
p. 47.) : Vandee ebendaher; Cyperorchis (das. p. 48.) = Cymbidium
elegans Lindl. ; Hyacinthorchis B 1. (das. p. 48.): Vandee aus Japan,
Cremastra sehr nahestehend; Pseuderiopsis G. Rchb. (a. a. 0. S. 852.):
aus British -Guiana , neben Eriopsis gestellt; Brachtia G. Rchb. (das.
S. 853.); Vandee aus Venezuela.
Burmanniaceen. Ein räthselhaftes Gebilde beschreibt Blume
unter dem Namen Sarcosiplion (Mus. lugd. bat. 1. p. 65. t. 18.) und
vergleicht es mit den Burmanniaceen , bemerkt jedoch, dass es wahr-
scheinlich eine eigene Familie aus der Klasse der Khizaotheen andeute.
Dies ist ein pilzähnlicher Wurzelparasit in Java, von dem B selbst
sagt, dass er ihn für einen Pilz halten wurde, wenn das Ovarium
nicht den Bau der Phanerogamen besässe. Da aber weder die männ-
liche Blülhe, noch der Bau des Samens bekannt ist , so bleibt dessen
Stellung im Pflanzensyslem völlig ungewiss. B 's Beschreibung enthält
folgende Momente: Calycis apetali limbus superus truncatus ; ovarium
uniloculare, placentis basilaribus 3 multiovulatis , stylo apice trifido ;
Capsula circumscissa; semina plurima, fusiformia.
Hy dr 0 ch ar i deen. Neue Gattungen : JVec/mman</r« P lan eh.
(Ann. sc. nat. III. 11. p. 78.) = Vallisneria alternifolia Roxb., deren ^
durch Spatha bivalvis und Perigonium öpartitum chrakterisirt werden ;
Egeria Planch. (das. p. 79.): Wasserpflanzen in Minas Geraes und
Buenos Ayres, von Hydrochaiis durch Stamina 6—9 verschieden und
im Habitus Anacharis und Hydrilla gleichend.
Aspidistreen. Neue Gattung: Macrostigma K Ih. (Ann. sc.
nat. III. 11. p. 220.): im Berliner Garten kultivirt, von Tupistra durch
ein grosses, sechslappiges Stigma unterschieden ; Vaterland unbekannt,
Liliaceen. Koch theiite vergleichende Untersuchungen über
Zwiebelbildungen mit (Linnaea , 22, S. 216— 219.). — In Hofmei-
s t e r's physiologischer Schrift über die Entstehung des Embryo (s. o.)
sind einige neue Thatsachen enthalten, die für die Systematik der Li-
liaceen wichtig werden können: Asphodelus hat ein Ovulum atropum
mit 3 Integumenten , dies ist das einzige , ihm bekannte Beispiel von
mehr als zwei Eihüllen (S. 10.) ; nach der Abbildung (lab. 6. fig. 7.)
scheint das Ei vielmehr hemilrop zu sein; — Gagea besitzt einen Em-
bryo indivisus (S. 24. t. 9. fig. 23.). Neue Gattung: Theresia C.
K.ch. (a. a. 0. S. 232.) = Fritillaria persica L. , die hypogynische
Staminen und einen ungelheilten Griffel hat.
Commelineen. Neue Gattungen : Zehrina S c hniz 1. (Bot.
Zeit. 7. S. 868. u. f.) = Tradescantia zebrina Hort. , eine allerdings sehr
ausgezeichnete Gattung, deren Vaterland nicht näher gekannt ist ; JPo-
lyspalha Benth. (Niger Fl. p. 543.): in Fernando Po; Palisola Rchb.
(das. p. 544.) s= Commelina ambigua P. B.
and systematischen Botanik während des Jahres 1849. 343
Junceen. E. Meyer publicirte eine schätzbare, neue Mono-
graphie von Luzula (Linnaea, 22, S. 383 — 420 ).
Cyperaceen. v. Schlechtendal bespricht den Blüthen-
stand dieser Familie (Bot. Zeil. 7. S. 26.) — ^Wimmer untersuchte
die Gruppe von Carex - Arten , welche Fries von C. caespilosa abge-
sondert hatte, und giebt scharfe Diagnosen für die von ihm in Schle-
sien unterschiedenen Formen (Arb. der schles. Gesellsch. f. 1849. S.
77_81.). — Nylander publicirte eine erschöpfende Monographie von
Eriophorum (Acta soc. Fennic. 3. p. 1— 23.) : zwei Tafeln stellen E.
russeolum Fr. (tab. 1.) und das neue, im Gouv. Kursk gefundene, aber
wahrscheinlich weiter verbreitete E. Höffti Nyl. (t. 2.) dar, welches
den Habitus von E. angustifolium mit der Behaarung der Blüthenstiele
von E. gracile verbindet, sich aber ausserdem durch einen an den
Kanten scharfen Halm auszeichnet.
Gramineen. Kützing untersuchte die Schwiele an der Basis
der Rispenäste (CallusTr.), die er mit dem Namen Gelenkpolster bezeichnet
(Bot. Zeit. 7. S. 625 — 631,}. Sie findet sich nur bei den Rispengräsern
und, nach v. Schlechtendal's Anmerkung, auch bei Triticum sect.
Eremopyrum, nicht aber bei den übrigen Triticeen. Sie geht aus einer
Wucherung des Markparenchyms hervor und bildet sich erst, wenn die
Rispe sich anfängt auszubreiten , indem diese Ausbreitung eine "Wirkung
jener basilaren Zellenproduction sei: nach dem Verblühen schwin-
det sie wieder und dann zieht sich die Rispe wieder zusammen. —
Hofmeister bestätigt durch seine Analyse von Zea Schleiden's Beob-
achtungen über das Scutellum, nach denen dasselbe eine von einer ein-
zigen Querlinie des Rückens ausgehende Wucherung des Kotyledons
ist (die Entwickelung des Embryo S. 31.). — Hochstetter hat seine
im Jahresb. f. 1847. charakterisirten Darstellungen über die Morpholo-
gie der Gräser forlgesetzt (Fortsetzung der Abhandlung: der Aufbau
der Grasptlanze in den Würtembergischen Jahresheften Bd. 4. S. 144 —
257. vergl. auch seine Darstellung der Blüthe von Saccharum in Re-
gensb. Fl. 1849. S. 321 —331.). — J. Agardh theilt Bemerkungen über
die Systematik der Gräser mit (Forhandl. ved de skandin. Kalurforsk. V.
Mode 1849. p. 397— 406.). Seine Ansichten sind genau dieselben, welche
ich der Anordnung der Gräser in meinem Spicilegium zu (Jrunde gelegt
habe; aber in der Deutung einzelner Gattungen hatte A. eigenlhümli-
che Resultate, die einer weiteren Prüfung bedürftig sind. Er schreibt
nämlich Cynosurus und Lamarckia terminale Blüthen zu und stellt sie
deshalb zu den Faniceen: dagegen sind ihm Holcus, die Stipaceen und
Phleoideen Poaceen im Sinne Brown's. VVas Cynosurus betriil't, so ist
seine Angabe unrichtig, indem ich die Axe über die oberste Blüthe
verlängert finde. Ferner vindicirt er den Paniceen Phalaris, Baldin-
gera, die Sacchareen , Leersia, Ehrharla, Zea , Coix, endlich auch An-
thoxaQthum und Hierochloa , welche beiden Gattungen Brown selbst
344 Grigebach: Bericht üb. d. Leistnngen in d. geographischen
von den Faniceen und ohne Zweifel mit Recht ausgeschlossen hat. —
Andersson giebt eine treffliche Analyse von Phippsia die er, nach
Fries' Vorgange, mit Catabrosa vereinigt wissen will (Bot. Noliser 1849.
S. 39—44. mit 1 Taf.): dem Typus der Agrostideen sei sie wegen der
geringen Ausbildung der Gluniae fremd. — Keue Gattungen: Cri-
tho E. Mey. (Sem. Regiom. 1848. in Ann. sc. nat. III. 11. p. 253.) =
Hordeum Aegiceras Royl. ; Reana Brignoli (Sem. Mulinens. 1849. in
Ann. sc. nat. III. ll.p. 365.): Zeinee aus Mexiko; Monachyron Par-
ia t. (TViger Fl. p. 190.): Graminee der Inseln des grünen Vorgebirgs,
von schwierig zu deutender Struktur, zweifelhaft zu den Andropogineen
gestellt ; P.'s Auffassung ist : spiculae 3florae, gluma solitaria remota ,
flore inferiori neutro univalvi , medio hermaphrodito e sinu aristato,
superiori masculo.
Kryptogamen.
Hofmeister theilte über die Fruchtbildung der höheren Kry-
ptogamen vorläufig einzelne Untersuchungen mit, die später zur Her-
ausgabe eines grösseren Werks geführt haben (Bot. Zeit. 7. S. 793 —
800.). Bei den Rhizokarpeen erklärt er die ersten Gebilde der kei-
menden Spore für einen Proembryo : die sogenannten Pollenschläuche
stammen, nach ihm, vom Proembryo selbst ab, während er an den klei-
nen Sporen, die hiernach als Antheridien zu bezeichnen sind, Nägeli's
Entdeckung bestätigend, Phytozoen austreten sah. Der Befruchlungs-
apparat am Proembryo der Farne erscheint ihm übeinstimmend gebaut mit
dem an der erwachsenen Pflanze der Rhizokarpeen und Moose : ebenso
sind auch Isoetes und die Selagihellen gebaut; doch bringt H. für die
letzteren keine das Verhältniss beider Sporen zu einander aufklärende
Thalsachen, indessen sah er bei der Keimung der grossen Sporen den
Entwickelungsgang von Salvinia sich wiederholen. Das von K. Mül-
ler bei Isoetes Keimkörper genannte Organ erklärt H. für die aborti-
rende Hauplaxe und bemerkt, dass bei den Farnen, Selaginellen, Isoetes
und den Rhizokarpeen sich überhaupt niemals die primäre Axe ent-
wickelte und daher nur Advenlivwurzeln vorkommen. Bei den Moo-
sen unterscheidet H. eine im Archegonium liegende Zelle, die durch die
Phytozoen befruchtet, sich selbständig' zu einem spindelförmigen Kör-
per entwickelt , der sich leicht frei präpariren lasse und die Calyplra
losreissend zur Frucht wird: hiernach sei die Moosfrucht mit dem Ve-
getationsorgan der Farne, die vegetative Moospflanze mit dem Proem-
bryo der Farne zu vergleichen, so wie auch der Proembryo der Moose
mit dem letzteren keine Analogie des Baus und der Entwickelung zeige,
sondern an die Entwickelung des phanerogamischen Embryoblasts aus
der Keimzelle erinnere. Die morphologisch intermediäre Bildung zwi-
schen dem Befruchtungsapparat der höheren Kryptogamen und Phane»
rogamen stellen, nach H., die Coniferen dar, indem er z, B. die Cor-
und systematischen Botanik während des Jahres 1849. 345
puscula mit den auswaclisenden grösseren Zellen im weiblichen Organ
von Salvinia und Selaginella ähnlich entwickelt findet.
Lyk opo diaceen. Spring's schöne Monographie dieser Fa-
milie wurde im verflossenen Jahre vollendet (Monographie de la fa-
mille des Lycopodiacees. Seconde partie. 358 pag. in 4. Separatab-
druck aus den Memoircs de l'acad. de Bclgique Vol. 24. 1849. : die erste
Abtheilung befindet sich in Vol. 15. und sie erschien 1842.). Der vor-
liegende Theil enthält Nachträge zu Lycopodium (diese Gattung zählt
107 Arten), sodann die erschöpfende Bearbeitung von Selaginella
(209 sp.), Tmesipteris (2 sp.) und Psilotum (4 sp.): den Beschluss
machen die Morphologie und geographische Verbreitung der Familie.
Wiewohl der Verf. sich geneigt erklärt, die Lykopodiaceen aus dem
Verwandlschaftskreise der Farne in den der Coniferen zu versetzen,
so werden doch Beobachtungen vermisst , welche ihre systematische
Stellung aulklären.
Farne. Suminsky's Entdeckungen (s. vor. Jahresb.) haben V^i-
gand und Schacht zu Untersuchungen über die Befruchtungsorgane
der Farne angeregt. Wigand's Arbeit (Bot. Zeit. 7. S. 17. u. f.) ist,
ohne neue Thatsachen zu bringen, grossenlheils polemisch gehalten:
Seine Polemik wird von Hofmeister entschieden zurückgewiesen (das.
S. 796.). Werthvoller und, wiewohl in einzelnen Funkten abweichend,
im Allgemeinen die Suminsky'schen Thatsachen bestätigend sind die
Beobachtungen Schacht's (das. S. 537. u. f., weiter ausgeführt in
der Linnaea, 22. S. 753-792.): das weibliche Organ ist, nach ihm,
ursprünglich geschlossen und, nachdem es sich geöffnet, von einem ho-
hon Zellenwall umgeben ; wodurch die Befruchtung ihm gehindert
scheint. Wie die Befruchtung durch Fhytozoen geschieht, wissen wir
freilich noch nicht, aber deshalb kann doch die Annahme gerechtfer-
tigt sein, dass überhaupt eine Befruchtung stattfinde. — T hur et un-
tersuchte die Antheridien der Farne, ohne die weiblichen Organe zu
berücksichtigen (Ann. sc. nat. 111. 11. p. 5 — 12.). — Von Kunze's
Farnen erschien die zweite Lieferung des zweiten Bandes (die Farn-
kräuter in Abbildungen. Taf. 111-120. Leipzig 1849. 4.). — Neue
Gattung: Trichosorus Liebm. (Mexicos Bregner. p. 129.) = Also-
phila pruinata Kaulf. et affin.
Moose. In einer Schrift S c hl ei d en's, welche in ihrer Ein-
leitung gegen Nägeli's Neuerungen in der Anordnung der Kryptogamen
die Grundsätze botanischer Systematik trefflich entwickelt, sind Beob-
achtungen über Sphagnum enthalten, aus denen sich ergiebt, dass das
Moosblatt, ebenso wie das phanerogamische, aus basilaren Bildungspunk-
len sich entwickelt (de notione folii et caulis Programma. Jenae, 1849.
12 pag. 4.). — Von der Bryologia europaea (Jahresb. f. 1847.) er-
schien Heft. 42. (Stuttgart, 1849) : darin Acaulon, Physcomitrella n. g.
Ä Phascum patens (nach. K. Müller gleichzeitig von Bayrhoffer
346 Grisebach : Bericht üb. d. Leistungen in d. geographischen
Gen^/im genannt: Jahrtsb. des Nassau'schen Vereins f. Naturk. 1849,
Heft 5. S. 2.), Ephemerum, Fottia , Euslichium n. g. = Phyllogonium
norvegicum Brid., Nachträge zu Fissidess, Grimmia, Orlhotrichum und
Hymenostomum.
Lebermoose. Neue Gattung: Southbya Spruce(Ann.
nat. hist. IL 3. p. 501): in den Pyrenäen und in Portugal gefunden,
zwischen Jungermannia und Alicularia gestellt.
Li ebenen. Thwaites publicirte Bemerkungen über die Go-
nidien (Ann. nat. hist. IL 3. p. 219 — 222.): er erklärt dieselben für
identisch mit den Nosloc -Zellen von Collema und hält sie daher für
die eigentlichen Vegelationsorgane. Hiernach vergleicht er den Bau
der Lichenen mit dem von Pleurococcus , so wie Collema mit Nosloc,
Synalissa (tab. 8) und Paulia mit Coccochloris, endlich Mastodia mit
Ulva. — V. Holle untersuchte die Enlwickelung des Apothecium's
und die Keimung von ßorrera ciliaris (Zur Entwickelungsgeschichte von
B. c. Inaug. diss. Göltingen, 1849. 43. S. 4.). — Den Charakter, von
.Zeora erläuterte v. Flotow (Linnaea, 22. S. 364 ). — Schaerer gab
eine Uebersicht seines Flechtensystems (Regensb. Flora f. 1849. S.
289—299 ).
Algen. Eine sehr schätzbare Bereicherung der Algenliteratur
ist Kützing's Synopsis aller bekannten Algen, wodurch er seine frü-
heren Schriften viel nulzbarer gemacht hat (Species Algarum. Lips, 1849.
922. p. 8). — Von desselben Kupferwerk (Jahresb. f. 1847.) er-
schienen 5 neue Lieferungen (Tabulae phycologicae. Lief. 6 — 10. Taf.
51 — 100. 1849. 8.). — Nägeli publicirte eine Monographie der ein-
zelligen Algen (Gattungen einzelliger Algen, physiologisch und systema-
tisch bearbeitet. Zürich, 1849. 139 S. 4.); v. Siebold benutzte diese
Arbeit zu einer Vergleichung der einzelligen Pflanzen und Thiere (Zeit-
schr. für wissenschaftliche Zoologie Th. 1. , übersetzt in Ann. sc. nat.
IIL 12. p. 138 — 155). N. zählt zu den einzelligen Algen viele For-
men, welche eine höhere Organisation besitzen: auf seine Gallungen,
welche von Jessen sehr ungünstig beqrlheilt sind (Bot. Zeit. 7. S.
739 ), glaube ich hier nicht eingehen zu können. Dagegen enthält der
allgemeine Theil, den J, mit einer weniger begründeten Polemik an-
greift, nicht bloss physiologisch , sondern auch systematisch wichtige
Beobachtungen. Dahin ist namentlich die schärfere Diagnostik einfacher
Pflanzen von thierischen Bildungen zu zählen : für die vegetabilische
Natur einer Zelle hält N. Starrheit der Membran (Mangel activer Be-
weglichkeit), so wie Gegenwart von Stärkmehl und Chlorophyll -arti-
iffen Farbstoff'en für entscheidend , während die chemische Zusammen-
setzung der Membran sich häufig nicht ermitteln lässt. Was das Chlo-
rophyll betrifft , so bemerkt v. Siebold, dass die grünen Farbstoffe im
Gewebe von Hydra viridis, so wie in mehreren Turbellarien und Infu-
sorieo eine grosse Verwandtschaft mit dem Pflanzengrun haben und
und systematischen Botanik während des Jahres 1849. 347
vielleicht mit demselben identiscli seien. Die Starrheit der Membran
dehnt N. auch auf die Cilien der beweglichen Algenzellen aus, und er
leidet ihre Bewegungen von Wirkungen der Endosmose ab: dies Letz-
tere ist entschieden unrichtig und mjt vollem Rechte erklärt sich v. S.
gec^en eine Unterscheidung animalischer und vegetabilischer W.mper-
bewe-ung, indem er zugleich darauf hinweist, dass es ausser den bei-
den omanischen Reichen gemeinsamen, durch Trepidalion wirkenden
Cilien bei den Thieren (z. B. bei den Spermatozoen) auch contrakt. e
Wimperorgane gäbe, die bei der Bewegung sich verkürzen und anschwel-
len, eine Erscheinung, die bei den vegetabilischen Cilien niemals vor-
kommt. Diese bewegen sich rudernd, ohne ihre Starrheit einzubussen.
Eben darin, dass vegetabilische Bildungen sich nur durch passive Wim-
pern oder durch Akte der Endosmose und niemals durch Contraktionen
der Membran bewegen, liegt der fundamentale Gegensatz passiver pflanz-
licher und aktiver ihierischer Bewegungsfähigkeit. Treffend bezeich-
net V. S. diese Spontaneität des Akts der Bewegung dadurch, dass er
bemerkt, wie die bewegten Algensporen gegen ein mechaniches Hin-
derniss anprallen , Infusorien demselben ausweichen. - J. Agardh
lieferte Beiträge zur Morphologie der Algen (Foihandling. ved de skan-
din. Naturf. V. Mode. p. 407-450.): diese wichtige Abhandlung ist
polemisch gegen Nägeli gerichtet und ihre Tendenz wird durch die im
Eingange vorkommende Bemerkung bezeichnet, dass die neueren Ver-
suche, das System der Algen zu reformiren, nicht sowohl in den Män-
geln früherer Algenforschung ihren Grund haben , als in der mangel-
haften Sachkenntniss derer, von denen jene Versuche ausgegangen sind.
_ In einer Mittheilung von Jessen über Zellenbildung bei den Al-
gen (Bot. Zeit. 7. S.497.) findet sich die Behauptung, dass Vaucheria
an ihrer Spitze durch angesetzte Zellen wachse, deren Membran spa-
ter resorbirt werde, und dass diese Gattung sich daher von Con erva
vorzüglich dadurch unterscheide, dass die Scheidewände eines Zelien-
fadens während der Enlwickelung verloren gehen: hierbei ist zu er-
innern, dass J. unter Zelle einen Primordialschlauch versieht Und das,
was die Botanik Zellenmembran nennt, als Exsudatschicht betrachtet, dass
daher seine Vaucherien - Scheidewände nur Grenzen von Primordial-
Schläuchen sind. — Thwaites beobachtete die Conjugation bei einer
neuen Art von Coccochloris (Ann. nat. bist. II. 3. p. 243 t. 8.). —
Ralfs untersuchte das Wachsthum der Fäden von Oscillatoria (das. p.
39.) und von Calothrix (das. p. 348.). — Eine synoptische Darstellung
xJer Caulerpeen erschien von Ire vis an (Linnaea, 22. p. 129-144.);
später folgte auch eine ähnliche Arbeit über die Dictyoteen (das. p.
421—464.). — Wigand und Nägeli haben die Stellung der Flori-
deen polemisch gegen einander erörtert (Bot. Z. 7. S. l45. 569. 809.) :
es hat sich, meines Wissens, bis jetzt kein Syslematiker geneigt ge-
funden, N.'s Ansichten über die Verwandtschaft der Florideen mit den
348 Grisebach: Bericht üb. d. Leistungen in d, geographischen
Lebermoosen beizupflichten. ~ Harvey erläutert den Bau der Coral,.
lineen, die sich, nach ihm, nur durch die Skelettbildung aus kohlensau-
rem Kalk von den Florideen unterscheiden (Nercis austr. p. 92.): er
theilt sie in die beiden Gruppen der gegliederten ächten Coralli-
neen (Amphiroa, Corallina, Jania) und in die nicht gegliederten Kulli-
poreen (Mastophora, Melobesia). — A. Braun entdeckte einen diagno-
stischen Unterschied zwischen Chara und Nitella in der Coronula der
Frucht (Hook. Journ. L p. 194.): diese besteht bei Chara aus 5 Zel-
len und persistiit, bei Kitella ist sie aus 10 Zellen gebildet und wird
vor der völligen Reife abgeworfen ; hiernach giebt es einige Charen
mit dem einfachen Stengel von Kitella. — Keue Gattungen. Flo-
rideen: Phyllymenia J. G. Ag. (Kongl. Vetensk. Akad. Handling. f.
1847. Stockh. 1849. t. 2."), neben Iridaea gestellt, vom Cap; Platyme^
nia J. G. A g. (das.) = Iridaea edulis etc.; Epiglossum Kutz. (Spec.
Alg. p. 878.) = Polyphacum Sniilhii Hook. Harv. ; Ptüophora Kütz.
(das. p. 794. = Fhyllophora spissa Suhr. ; Epymenia Kütz. (das. p.
787.) — Fhyllophora obtusa Grev. ; Polycladia Mont, (das. p. 769.) =
Fucus Comhiersonii Lamx. ; Sarcothalia Kütz. (das. p. 739.) = Sphae-
rococcus ßurmanni Ag. ; Schimmelmannia Schousb. (das. p. 722.) :=
Kaccaria Schousboei J. Ag. ; Pleroceras Kütz. das. p. 690) = Cera-
mium cancellalum Ag. etc.; Trichoceras Kütz. (das. p. 680.) = Chae-
toceras villosum Kütz. etc.; Celeceras Kütz. (das. p. 683.) = Cera-
mium monile Hook. Harv.; Thuretia üecs. (das. p. 673.) : aus Keu-
holland; Carpolhamnium Kütz. (das. p. 668.) = Thamnocarpus Harv.;
Halydictyon Zanard. (das. p. 662.) = Coelodictyon Zanardinianum
Kötz. ; Leptolhatnnium Kütz. (das. p. 896.): neben Callithamnion ge-
stellt, aus dem jonischen Meere. — Fucoideen: Platylobium Kütz.
(das. p. 605.) = Sargassum platylobium Ag. und Cystosira ensifolia Ag. ;
Anthophycus Kütz. (das.) = Sargassum longifolium Ag.*; Haplosijihon
Trevis. (Linnaea, 22, p. 438.) = Chorda lomentaria Lyngb. und ca-
pensis Kütz. ; Stereothalia Trevis. (das. p. 446.) = Stereociadon Hook.
Harv. ; Sciadium A. B r. (Kütz. Spec. Alg. p. 490.) : Vaucheriee, pa-
rasitisch an Cladophoren in Deutschland; Tilopteris Kütz. (das. p. 462.)
= Trichopteris ej. (Jahresb. f. 1847.); Spongonema Kütz. (das. p.461.)
= Ectocarpus tomentosus Lyngb. etc. — Confervaceen: Corrado-
ria Trevis. (Linnaea, 22. p. 131.) = Caulerpa pinnata Ag. etc. ; Hi-
mandactylius Trevis. (das. p. 134.) = Caulerpa filiformis Hering;
Ahnfeldtia Trevis. (das. p. 140.) = Chemnitzia Decs. ; Physodictyon
Kütz. (Spec. Alg. p. 482.) = Hydrodictyon graniforme ßies. ; Rhyn-
chonema Kütz. (das. p. 44l ) = Zygnema sp. plur. Hassall; Bulbotri-
chia Kütz. (das. p. 429.): Confervee aus Peru; Cystocoleus .1l\\w sl it.
(Ann. nat. bist. IL 3. p. 241.) s= Conferva ebenea Dillw. ; Herpostei'
ron Kaegel. (Kütz. sp. alg. p,424.): Confervee in der Schweiz; Ci/-
matonema Küst. (das p. 375.) = Conferva undulata Breb. ; Microtham'
und systematischen Botanik während des Jahres 1849. 349
nion Naeg. (das. p. 352): Confervee in der Schweiz; ^-P-;«
rdas p 344.): Rivulariee aus Frankreich; Dasygloea Thwait das.
1212): aus England, von K. neben Symploca gestellt; Sirocoleum
Kütz fdas p. 259.): OsciUariee aus Cayenne ; Ophiothrix^?^eg. (das
p 237.): OsciUariee aus der Schweiz; Palma daclylon , Coelocyslis und
Apiocyslis^ne^. (das. p. 234. 209. 208.) : Palmelleen ebendaher; C/.«-
raciumk.Bv. (das. p. 208.) : Palmellee aus Baden ; PhaeostphomaK uiz.
(das p. 161.) = Hutchinsia technigenila ßias. - Desmidieen: Folye^
drum Naeg. (das. p. 169.); Asleroxanlhium Kütz. (p. 183.); Slepha.
ncanthiumKüiz. (p. 184.), SpondylosinmBv eh. (p. 1&9.), Staurogema
Kütz (p. 194.) = Grucigenia »loor., Coelastrum Naeg. (p. 19d.), Uo~
cardium Waeg. (p. 196.). - Diatomeen: Phlyctaenia Kutz. (das. p.
96.), Collelonema Breb. (p. 105.).
Pilze Fries revidirt die Galtungen in der zweiten Abthei-
lung seines Werkes über die skandinavische Flora (Summa Veg. Scand.
Sect poster) - Rabenhorst erklärt den Roggenbrand für eine
neue mit Uredo linearis zunächst verwandle Art, die er U. Seeales
nennt (Regensb. Fl. 1849. S. 209.). - v. S c hie cht e n dal publ.c.rte
eine monographische Arbeit über die Phalloideengattung Aseroe (Diss. de
Aseroes genere. Halae 1847. 4. 15 pag.). - Desmazieres emen-
dirt die Charaktere von Phoma , Diplodia und Hendersonia (Ann. sc.
nat 111 11. p. 278. 340. 341.). — Woodward beobachtete die Kei-
mung von Podisoma (Ann. nal. bist. 11. 3. p. 521.). - Neue Gattun-
gen. Hymenomyceten: Arrkenia Fr. (Summa Scand. p. 312.) =
Cantharelli sp.; Theleporus Fr. (Fung. nalal. in Konigl. Velens. Ilandl.
1849., daraus in Regensb. Fl. 1850. S. 124.): aus Katal, neben Meru-
lius gestellt. — Askomyceten (Discomycelen Fr.): Dübemahr.
(Summ, p.356.) = Stictis sp. Fr. ; Angelina Fr. (das. p. 358.) = Asco-
bolus conglomeralus Schwein.; Riedera Fr. (d«s.) : aus Russland, ne-
ben Ascobolus gestellt; Niptera Fr. (das. p. 359.) = Peziza uda etc.;
Lemalis Fr. (das. p. 360.) = Pezizae sp. , auf Blättern von Alisma ;
Schmitzomia Fr. (das. p. 363.) = Sticlis chrysophaea; Sphinclnna Fr.
(das p. 366.) = Calicium lurhinatum Pers. ;. Sc/möe/ti/rmm D es maz.
(Ann. sc. nat. 111. 11. p. 360.) : Hysteriaceen in Frankreich; ISaema
(Summ. p. 373.) = Leptostroma scriptum Fr. — Pyre n omy cete n:
Pleoco'ccum Desmaz. ftlont. (Ann. sc. nat. 111. 11. p. 53.): an das
Ende der Sphaeronaemeen gestellt: Kreischmaria Fr. (Summa p. 409.)
= Sphaeria Clavus Fr.); Leveillea Fr. (das.) = Sph. caelala Fr.;
Weinmannodora Fr. (das.): Cylisporee aus Russland; Lamyella Fr^
(das. p. 410.) = Sph. sphaeiocephala Fr.; nabenhorsliaF r. (das.) —
Sph. clandcslina etc.; Torsellia Fr. (das. p. 4l2.) = Sph. sacculus
Schwein.; Gloeosporium Moni. (Ann. sc. nat. 111. 12. p. 295.): Nema-
sporeen, von Leplolhyrium abgesondert ; Psecadia (Summ. p. 4l4,) -.
Cystisporae sp. ; Levieuxia Fr. (Fungi nal. 1. c.) = Nalalia Fr. nee
350 Grisebach: Bericht üb. d. Leistungen u. s. w.
Höchst.; CrocicreasFr. (Summ. p. 41«.) = Perisporium gramineum Fr. ;
Clinterium Fr. (das.) = Sph. Sclerotium Schwein, etc.; Combodia Fr.
(das. p. 422.) = Sphaeriae sp. tropic. — Gasteromyceten: Cap~
nodium Moni. (Ann. sc. nat. III. 11. p. 234.): neben Antennaria ge-
stellt lAcinula Fr. (Summ. p. 477.): Sclerotiacee; Pionnotes Fr. (das.
p. 481.) _. Fusarium capitalum Schw. etc., neben Illosporium ; Tulas-
nodea Fr. (das. p. 440.) = Tulostoma; Lanopila Fr. (Fung. nat. 1. c.
p. 31.): aus Katal ; Cahalia Fr. (Summ. p. 442.) = ßovista craniifolia
Schw.; Favillea Fr (Fung. nat. I.e. p. 32.): aus Australien; Pachyma
Fr. (Summ. p. 444.) _ Mylitta Berk. ; Lindbladia Fr. (das. p. 449.):
neben Spumaria gestellt, aus Schweden; Clauslria Fr. (das. p. 451.)
= Spumariae sp. ; Carcerina Fr. (das.) = Didermatis sp. ; Tilmadoche
F r. (das. p. 454.) = Physarii sp. ; StylonilesFr. (Fung. nat. 1. c. p. 33.) :
vom Cap ; Lignyota Fr. (^umm. p. 459.) = Licea macrospora Schum.
— Hyphorayceten: Sorocybe Fr. (das. p. 468.) = Sporocybe resi-
nae; ^ynsporium Preuss. (Rabenh. herbar. mycol. sched, nr. 1285. in
Regensb. Fl. 1849. p. 88.) ; Nodulisporium Pr. (das. nr. 1272. p. 87.) ;
Arlotrogus Mont. (Ann. sc. nat. III. 11. p. 56.): neben Asterophora
gestellt, in den Intercullulargängen kranker Kartoffeln. — Coniomy-
ceten: Epidochium Fr. (Summ. p. 471.) = Agyrium aterovirens Fr.,
zu Fusarium gestellt; Epiclinium Fr. (das. p. 475.) = Didymosporium
pezizoideum Schw.
Bericht über die lieistuiigen in der Ifatur-
gescfiiiclite der Würmer, Zoopiiyteii und
Protozoen während der Jahre 1845, 1846
und 1847.
Von
Professor C. Tli. v. Sieliold
in Breslau.
In Bezug auf die Systematik hat Duvernoy ') eine
neue Eintheilung der drei grossen Abtheilungen der wirbel-
losen Thiere, nämlich der Articuies oder Anneies, Mollusques
imdZoophytes vorgeschlagen. Die Zoophyten, bei denen sich
die strahlige Anordnung der Körpertheile entweder nur in
den animalischen, oder in den GeHerationsorganen , oder in
denVerdauungs-, Fortpflanzungs- und animalischen Organen
zugleich aussprechen soll, zerfällt Duvernoy in acht Clas-
sen: 1) Echinod^rmes, 2) Äcalephes, 3) Exophyes, 4) Poly-
pes, 5) Protopolypes, 6) Helminthes, 7) Rotiferes, 8) AnimaU
cules homogenes. Die Exophyen enthalten die Acalephes hy-
drostatiques Cuv., bei denen die meisten Organe an die äus-
sere Körperoberfläche gerückt sind. Von den Polypen wer-
den die Telhyae und Spongiae als Protopolypen geschieden,
welche zwar, wie die Polypen, aus mit Flimmercilien herum-
schwimmenden Larven hervorgehen, aber später einen Poly-
penstock zusammensetzen, der keine Polypen trägt, sondern
nur an der Oberfläche aushauchende oder absorbirende Po-
ren besitzt. Die Animalcules homogenes umfassen die Infu-
soria polygastrica des Ehrenberg.
1) S. Revue zoologique. 1846. p. 81.
352 V. Siebold: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
Bei Gelegenheit eines Berichtes über die Abhandlung
des Dr. Verhaeghe, in welcher die Ursache des Leuch-
lens der See bei Ostende zur Sprache gebracht wurde, hat
Van Beneden ') aus den bisherigen Beobachtungen dieje-
nigen Land- und Wasserlhiere zusammengestellt, an welchen
Phosphorescenz beobachtet worden ist. Nach Verhaeghe
geht das Leuchten des Meeres von sehr kleinen Thierchen
aus, welche übrigens nicht näher genannt werden; es hangt
dieses Meeresleuchten also nicht von Einflüssen meteorologi-
scher Zustände ab. So wie jene Leuchtthierchen getödtet
wurden, was Verhaeghe durch Kälte bewirkte, so hörte
das Leuchten des Seewassers auf. Derselbe unterscheidet aber
zugleich dieses Leuchten lebender und gleichsam Funken
sprühender Thierchen von dem andauernden Leuchten , wel-
ches von verwesendem Schleim oder von anderen faulen thie-
rischen Substanzen ausgeht.
Die Beobachtungen verschiedener Naturforscher, auf
welcheSteenstrup die Lehre vom Generationswechsel grün-
dete, sind vonFilippi in einer kleinen Abhandlung: Meta-
morfosi degli animali inferiori ^) zusammengestellt worden.
Ueber die niedere Thierfauna des Chrislianssund theilte
Düb en 0 einige Notizen mit. Eine sehr reichhaltige Ue-
bersicht der zur Fauna Helgoland's gehörenden wirbellosen
Seethiere haben Frey und L eu ckart ^) gegeben, bei wel-
cher Gelegenheit auch mehrere neue Arten beschrieben wur-
den, die man weiter unten an der passenden Stelle erwähnt
finden wird. Die Aufzählung dieser Thiere ist von Frey
und Leuckart in systematischer Ordnung vorgenommen
worden, wobei die Bryozoen von den Polypen getrennt und
den Kiemenwürmern beigesellt worden sind , was Ref. nicht
billigen kann, denn ebenso, wie Frey und Leuckart sich
scheuten , die Bryozoen wegen des Mangels eines Kiemen-
I) S. Bulletin de l'Academie royale de ßruxelles. Tom. XIII.
P. 2. 1846. p.3. 2) Vgl. die Gazzetta medica di Alilano. Tom. VI.
1847. 3) S. das Archiv skandinavischer Beiträge zur Naturge-
schichte. Bd. I. 1845. p. 137. 4) S. deren Beiträge zur Kennt,
niss wirbelloser Thiere. 1847. p. 136.
d. Würmer, Zoophyteii u. Prolozoeii während d. J. 1845—1847. 353
Sackes den Ascidien anzureihen, wie es Milne Edwards
gelhan hat, nehme ich Bedenken, diese gefässlosen Bryozoen
den mit einem sehr entwickelten Blutgefässsysteine ausgestat-
teten Vermes branchiati einzuverleiben. Ich glaube, man
darf die Bryozoen als besondere Gruppe, gelrennt von den
Anthozoen, wie es Ehrenberg vorgeschlagen hat, ohne An-
stand bei den Polypen belassen ; sie sind unter allen Polypen
am höchsten organisirt, eröffnen daher die Reihe derselben,
und bieten zugleich passende Uebergangspunkle von den Po-
lypen zu den Kiemenwürmern und den Tunikalen der Mol-
lusken dar.
Von dem Referenten 13 sowohl wie von Frey und
Leuckart -) ist ein Lehrbuch der vergleichenden Anato-
mie der wirbellosen Thiere verfasst worden, aus welchem die
Systematiker entnehmen werden, dass ohne Berücksichtigung
des anatomischen Baues der Thiere eine naturgemässe Ein-
theilung der wirbellosen Thiere , namentlich der Abtheilung
der Vermes, Zoophyta und Protozoa, nicht mehr möglich ist.
Auch hat es Ref. für nothwendig geHallen, die Entwicklungs-
geschichte aus seinem Lehrbuche nicht auszuschliessen , da
oft nur allein das Verhalten der frühesten Entwickelungsfor-
men gewisser niederer Thiere den richtigen Aufschluss über
die wahre Stellung derselben im Systeme giebl.
In einem sehr schön ausgestatteten Werke hat Milne
Edwards ^) die von ihm, Quatrefages und Blan-
chard verfassten Abhandlungen über die Entwickelung, Blut-
circulation und Organisation überhaupt sehr vieler wirbelloser
Thiere besonders aus den Klassen der Mollusken und Wür-
mer, welche von ihnen grösstentheils an der Küste von Si-
cilien gesammelt worden sind, zusammengefasst; ausserdem
sind dieselben Abhandlungen , nur mit weniger Abbildungen,
1) Vgl. C. Th. V. Siebold: Lehrbuch der vergleichenden Analo»
mie der wirbellosen Thiere. Berlin 1848. Dns erste Helt, die Proto-
zoen, Zoophylen und Ytrmes enthaltend, ist im Jahie 1845 erschie-
nen, 2) Vgl. H. Frey nnd U Leuckarl: Lehrbuch der Anatomie
der wirbellosen Thiere. Leipzig 1847. 3) Recherches anatomiques
et zoologiques faitcs iicndanl nn voyage sur les cotes de la France,
par 31. 31. Milne Edwards, de Quatrefages et Blancharii. Part. 1 — IH.
Archiv, r. Naturgescb. XVI, Jahrg. 2. «d. X
354 V. Siebold: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
in den Jahrgängen 1844 — 49 der Annales des sciences na-
turelles abgedruckt worden ; auch findet man viele Kupferla-
feln jenes Werkes in der dritten illustrirten Ausgabe des Re-
gne animal de Cuvier; nouvelle edition, accompagnee de plan-
ches gravees, wieder.
Ausgezeichnete Beiträge zur Kenntniss der wirbellosen
Thiere des adriatischen Meeres sind von dem im Jahre 1830
gestorbenen St. A. Renier hinterlassen worden. Es ist zu
bedauern, dass es Renier nicht erreichen konnte, seine vie-
len neuen Entdeckungen früher bekannt zu machen ; es wür-
den auf diese Weise von ihm allein viele Lücken im Thier-
systeme durch eine grosse Reihe höchst interessanter Thiere
längst ausgefüllt worden sein, während jetzt eine Anzahl Na-
turforscher sich den Ruhm vorweg genommen haben, ein-
zelne dieser Thiere, welche Renier bereits entdeckt und
deren Abbildungen derselbe schon lange in Kupfer gesto-
chen und zur Bekanntmachung im Pulte liegen hatte , mit
besonderen Namen in das System eingeführt zu haben, so
dass die Namen, welche Renier seinen neu entdeckten Thie-
ren gegeben, eigentlich zu spät kommen. Auf keinen Fall
kommen aber die Belehrungen zu spät, welche Renier über
den äusseren und inneren Bau mehrerer auch jetzt noch we-
nig gekannter wirbelloser Thiere hinterlassen hat, und man
muss es dem Institute für Wissenschaft, Lilteratur und Kunst
zu Venedig, welches die endliche Herausgabe dieser nach-
gelassenen Werke R en i e r's veranlasst hat, so wie dem Herrn
Meneghini Dank wissen, unter dessen wissenschaftlicher
Leitung mit Hülfe der Herrn C o n t a r i n i , N a r d o , C a -
tul 1 0 in Venedig und Ko ch in Triest es gelungen ist, den Text
zu den schönen Tafeln ausRenier's hinterlassenen Papieren
zusammenzubringen und denselben mit passenden Zusätzen zu
vermehren *). Da übrigens mehrere der beschriebenen Thiere
von Renier schon im Jahre 1804 und 1807 mit besonde-
1) Osservazioni postume di zoologia adiiatica del l'rofessore
Stefano Andrea Renier, publicate per cura dell' J, R. Islituto Venelo
di scienze lettere ed arti a studio del Prof. G. Meneghini. Venezia.
1847. fol.
(1. Würmer, Zoophyten u. Protozoen während d. J. 1845 — 1847. 355
ren Gatliings- und »Species-Namen bekannt gemacht worden
sind, nämlich in seinen wenig gekannten Schriften : Prospetto
della ciasse dei vermi, 1804 und Tavole per servire alla co-
noscenza ed alla classificazione degli animali , con 8 Tavol.
Padova 1807, so fragt es sich, ob niclit diese Namen des
Rani er, dessen fleissige Arbeiten durch mancherlei Miss-
geschicke so lange von der Bekanntmachung ausgeschlossen
geblieben waren , den späteren Benennungen anderer Zoo-
logen vorgezogen werden müssen, da erstere bereits in ge-
druckten , wenn auch freilich wenig gekannten Schriften nie-
dergelegt waren. Die an höchst interessanten Seelhieren so
reiche Sammlung Renier's macht übrigens jetzt noch einen
Hauptbeslandtheil der Sammlung wiri)elloser Seethiere in dem
kaiserlichen Naturalienkabinete zu Wien aus, in welcher die
Renier'schen Exemplare von den Vorstehern des Museums mit
einer besonderen die Verdienste Renier's anerkennenden
Pietät conservirt werden.
Veriiteü aiiiiiilati.
Lereboullet ^) findet eine Trennung der Anneliden
von den übrigen Articulaten unnatürlich , da diese beiden
Abiheilungen der wirbellosen Thiere, nämlich die Anneliden
und Arthropoden, den in der Mittellinie des Bauchs gelege-
nen doppelten Nervenstrang sowohl als die an dem geglieder-
ten Körper sich vorfindende Anordnung des Hautmuskelsy-
slems miteinander gemein haben. Demselben Naturforscher
erscheint es auch ungeeignet, die Nematoden, Nemertinen und
die anderen Würmer mit den Anneliden zu vereinigen, in-
dem sich bei den ersteren, z. B. bei Pentastomum, Nemertes,
durch die Anwesenheit zweier seitlicher Bauchsfräng-e ohne
Ganglienanschwcllung ein ganz anderer Typus der Organisa-
tion kund giebt. Auch Duvernoy 0 spricht sich darüber
aus, die Vereinigung der Anneliden und Arthropoden festzu-
halten, will jedoch die Helminthen, Planarien und Nemertinen
1) S. Revue zoologique, 1845. pag.54. 2) S. ebenda 1846.
pag. ^13,
356 V. Siebold: Bericht über die Leislungen in der Naturgeschichte
wegen der abweichenden Form des Nervensystems ebenfalls
davon getrennt und mit den Zoophyten vereinigt wissen.
Von dem zu Cuviers regne animal (edit. 2.) Iieraus-
gegebenen Atlas ') sind für die Anneliden jetzt 31 Tafeln
erschienen. Zehn Tafeln sind davon "der inneren Organisa-
tion, namentlich dem Blutgefässsysteme, dem Nervensysteme,
den Verdauungsorganen und den Geschlechtswerkzeugen der
Gliederwürmer gewidmet , wobei Arenicola piscatorum , Ne-
reis, Eunice, Nephtis, Terebella, Sabella, Hermella, Glycera,
Aphrodite, Lumbricus trapezoides Dug., Hirudo sanguisorba,
Haemopis vorax, Aulastoma nigrescens, Haemopis vacca als
Muster gedient haben. Die übrigen Tafeln geben Darstellun-
gen von Aphrodite, Hermione, Polynoe, Acoetes , Palmyra,
Eunice, Nereis, Pleione, Chloeia, Lysidice, Aglaura, Oenone,
Phyllodoce, Alciopa, Glycera, Hesione, Syllis, Nephtis, Ari-
cia, Ophelia, Cirrhatulus, Arenicola, Sabella, Terebella, Ser.
pula, Amphitrite, Siphonostoma, Euphrosine, Hipponoe , Si-
galion, Chaetopterus , Lumbricus , Nais , Trophonia , Clymene,
Haemopis, Nephelis, Clepsine, Haemocharis, Malacobdella und
Branchellion.
Unsere anatomischen und physiologischen Kenntnisse der
Anneliden hat man durch folgende Beiträge zu vermehren
gesucht.
Frey und Leuckart^) stimmen mit dem Ref. in der
Deutung der Gehörorgane bei den Würmern überein und er-
kennen in dem von Quatrefages bei Phyllodoce pellucida be-
schriebenen unpaarigen Bläschen, welches mit einem kurzen
Stiele dem Gehirne aufsitzt , ein Gehörorgan. Quatrefa-
ges •^) macht darauf aufmerksam, dass die Farbe des Bluts
bei den Anneliden sehr verschieden gefärbt und durchaus
nicht konstant roth sei, dass dasselbe bei vielen sogar farb-
los sei. Bei manchen Tubicolen erscheint es grünlichgelb.
1) Vgl. le regne animal dislribue d'api-es son Organisation par
G. Cuvier , edition accompagnee de planches par une reunion de dia-
ciples de Cuvier. Paris. Les Annelides. 2) Vgl. deren Beiträge a.
a. 0. p. 81. 3) S. Annales des sciences naturelles. Tom. V. 1846,
p. 379, oder Froriep's und Schlciden's Notizen, Bd. 1. 1847. p. 85.
d. Würmer, Zoophyfen u. Profozoen während d. J. 1845—18^7. 357
Steenstriip ') hat sich von den gelrennton Geschlechtern
bei den Kiemenwürmern Leyidonote, Phyllodoce, Nereis, Neph-
tis, Terebella und ScrpuUi überzeugt, was Ref. diesem Natur-
forscher nicht streitig- machen kann ; wenn aber S t e en s t r u p,
der in seiner Schrift über den Hermaphrodilisnius die Exi-
stenz des letzteren in der Thierwelt läugnet, die Organisation
der Geschlechtswerkzeuge von den Kiemenwürmern auch auf
alle übrigen Gliederwürmer, namentlich auf die Lumbricinen
und Hirudineen überträgt, wobei die hermaphroditischen Ge-
schlechtswerkzeuge von Lumbricus agricola und Clepsine com-
planata zweimal abgebildet, und das eine Mal als männliche,
das andere Mal als weibliche Fortpflanzungsorganc gedeutet
\vTBrden, so wird demselben hierin niemand beistimmen wol-
len. Fr. Müller hat es bereits unternommen, diese Ansicht
Steenstrup's an den Hirudineen zu widerlegen ^). Nach Frey's
und Leu ckart's Beobachtungen ■') sind in den Kiemenwur-
mern gar 'keine bestimmten Geschlechtsdrüsen vorhanden, in-
dem sich hier frei in der Leibeshöhle Samenmasse oder Eier
aus dem Blastema hervorbilden. Dieselben Naturforscher ^)
haben den geschlechtslosen, durch Theilung erfolgenden Fort-
pflanzungsprocess der Anneliden nicht als eine blosse Quer-
theilung aufgefasst, wobei sich nur an dem vorderen Stücke
ein Schwanzglied und an dem hinteren Stücke ein Kopfglied
zu regeneriren brauche , sondern sie betrachten diesen Pro-
cess als eine wahre Knospenbildung , und berufen sich auf
ihre an S?///i5 /jro/i/em gemachten Wahrnehmungen.. An die-
sem Wurme bildet sich nämlich in der Continuität des Mut-
tcrthiers zwischen zwei Leibesabschnilten eine Masse als Neu-
bildung aus , welche einem unentwickelten Körpersegmente
nicht unähnlich ist und für eine Knospe angesehen werden
muss. Diese Knospe wächst in die Länge, erhält Gliederung
und bildet sich zu einem neuen Individuum aus. Unmittelbar
vor dieser ersten Knospe entwickelt sich sehr bald eine zweite
Knospe , welche dieselben Entwickelungsstadien durchläuft.
1) S. dessen Unlersucliiingeii über dos Vorlcommen des Herma-
phrodilisnius in der Nalur. 1846. pag. 38. 2) Ebenda, pog. HO-
5) S. deren Beiträge a. a. 0. f. 66. 4) Ebenda, p. 91.
358 V. Siebold: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
Es wiederholt sich diese Knospcnbildung sieben bis neun
Mal an einem und demselben Wurme, wobei von den hinter-
einander hängenden Individuen die hinterslen stets am voll-
ständigsten entwickelt sind. Frey und Leuckart werfen
hierbei die Frage auf, ob Syllis prolifera überhaupt eine ei-
gene, Art, und nicht etwa di^e Jugendform oder geschlechts-
lose Form einer anderen Art, vielleicht von Syllis armillaris
Müll. sei. Von Sars ^) ist ein solcher Prolifications-Process
durch Quertheilung an der von Berkeley zuerst beschrie-
benen und auch an der Küste Norwegen's einheimischen Fi-
lograna implcxa ausführlich dargestellt worden.
Sehr wichtige Beobachtungen über die Entwickelung der
Anneliden haben wir M ilne Edw ards -3 zu verdanken.
Derselbe erkannte, dass TereheUa nehuJosa ihre Eier als Gal-
lerte absetzt. Der Embryo derselben schwimmt anfangs in
Form einer flimmernden Kugel umher, verlängert sich aber
nachher, während sich die Flimmercillen theilweise verlieren
und nur einzelne Flimmergürtel zurückbleiben. Jetzt bilden
sich Augen, Segsnente und Borsten aus, am Kopfe wächst
ein mittlerer unpaariger Tentakel hervor, der Flinnnerappa-
rat schwindet nach und nach ganz, und die junge Terebella
hat nun Aehnlichkeil mit einem herumschweifenden Kiemen-
wurm. Am Kopfe vermehren sich jelzl dieTenlakeln, an den
vordersten borstenlosen Leibesringen wachsen seitlich die
Kiemen als anfangs einfache später sich verästelnde Fortsätze
hervor, während sich die Augen wieder verlieren. Obgleich
Mi Ine Edwards an IVereis nur die frühesten und späteren
Entwickelungsphasen zu beobachten Gelegenheit hatte, so
fand er sich doch bewogen, hieraus den Schluss zu ziehen,
dass die Entwickelungsgeschichte der Nereiden mit der von
Terebella im Allgemeinen übereinstimme. Die jungen kurzen
Nereiden, wie sie M ilne Edwards gesehen hat, waren an
ihren vier Leibessegmenten mit Borstenbüscheln, am Kopfe
1) S. dessen Fauna MtlorahsNorvegiae. 1846. p.86. 2) Vgl.
Annales des sciences naturelles. Tom. IlL 1845. p. 145. oder Recher-
ches analomiques et zoologiques a. a. 0. Tom. I. oder Froriep's neue
Notizen, ßd. 33, p. 257,
d. Würmer, Zoophyten u. Protozoen während d. J. 1845—1847. 359
mit vier kurzen zweigliedrigen Tentakeln und am Scliwanz-
segmenle mit zwei Cirrhen ausgestattet ; sie >vuchsen durch
Vermelirung ihrer Segmente, wobei sich die Zahl ihrer Kopf-
lentakel bis auf vier Paar steigerte. Eine interessante Ver-
mehrungsweise, scheinbar durch geschlechtslose Quertheilung
vorsichgehend , beschrieb Milne Edwards an Myrianida
fasciofa, einer neuen mit Phyllodocc verwandten herumschwei-
fenden Annelidenform, welche an der Küste von Sicilien ent-
deckt worden war. Milne Edwards erkannte nämlich an
dieser Myrianida, dass die Jungen zwischen den Analsegmen-
ten aus Knospen entstehen , und die jüngeren sich stets vor
den älteren jüngeren Individuen ausbilden, wodurch allmäh-
lich nach vorne vier bis fünf immer weniger entwickelte junge
Individuen aufeinander folgen.
Nach Sars ') entwickeln sich aus den Eiern der Po-
lynoe cirrata, welche von dem Mutterthiere auf dem Rücken
getragen werden , ovale Embryone, deren Leibesmitte von
einem Wimperkranze umgeben ist. Auch Örsted ^} konnte
an einer neuen Syllidee, welche er Exögone naidina nannte,
die Entwickelung der Eier beobachten , da der Wurm die
gelegten Eier frei äusserlich am Bauche trägt.
üeber die Entwickelung einer Nereide machte Koch 3)
in Triest sehr merkwürdige Beobachtungen. Diese Nereide
des adriatischen Meeres, wahrscheinlich Eunice sanguinea,
enthielt als Embryone in ihrer Leibeshöhle viele kleine An-
neliden von gleicher Kopfform wie die Gattung Lumbrinereis
Blainv. Da Koch in der Nähe jener Nereide eine Lysidice
vorfand, so vermuthete derselbe, dass sich die ebenerwähn-
ten Embryone wahrscheinlich in diesen Wurm verwandelten.
Das von Joh. Müller '<) als Mesotrocha sexoculata
1) S. diese? Archiv, 18i5. Bd. \. p.ll. oder llie Annais of na->
tural hislory. Vol. 16. 1845. p. 183. 2) S. dieses Archiv. 1845.
Bd. I.i»p. 20. oder Froriep's neue Wotizen. Bd. 34. 1845. p.57. 3j
Vgl. H Koch: Einige VVorle zur Eulvvicklungsgeschichle von Eunice,
in (low Denkschriften der allg. schweizerisch. Gesellschaft für die ge-
sammlen Naturwissenschaften. Bd. VIH. 1846. 4) S dessen Archiv,
1846. p. 104.
360 V. Siebold: Bericht über die Leistnngen in der Naturgeschichte
bescliriebcne merkwürdige lielgoländer Seethierchen von 1 Lin.
Länge hat W.Busch ') in der Nordsee später wiedergefun-
den und als die Larve eines Borstenwurms erlcannt, welche
sich durch zwei flimmernde Wimpergürtel hinter der Mitte
des Leibes auszeichnet, vor welchen jederseits in den Ein-
schnitten des Leibes eine Reihe steifer Borsten angebracht
ist. Bei Sahella sah ()uatrefages ~) nach dem Durchfur-
chungsprocesse einen mit Fiimmercilien bedeckten Embryo
aus der Eihaut hervorschlüpfen. Ueber Entwickelung der Hi-
rudineen-Eier haben wir verschiedene Arbeiten erhalten, in-
dem Frey \) Beobachtungen an den Eiern von Nephelis an-
stellte, E. H. Weber ^) auf den Ünt6rschied zwischen der
Entwickelung von Hirudo und Clepsine aufmersam machte,
und Kölliker ^ die Hauptmomentc aus der Entwickelungs-
geschichte der Kieirienwürmer und Hirudineen zusammenstellte,
nachdem er Gelegenheit gehabt an Exogone und Cystonereis,
welche ihre gelegten Eier frei am Bauche tragen , die Ent-
wickelung der letzteren kennen zu lernen.
Unsere Kenntnisse über die geographische Verbreitung
der Anneliden wurden durch folgende Beiträge erweitert:
G. Johnston^') lieferte eine Uebersicht der britischen
Anneliden, in welcher als Apoden die Nemertinen, Gordia-
ceen, Planarien und Hirudineen mit 58 Arten, die Lumbrici-
nen mit 23 Arten und die Kiemenwürmer mit etwa 106 Ar-
ten aufgeführt werden, unter den Planarien befinden sicfi meh-
rere neue Arten , welche weiter unten näher charakterlsirt
werden sollen.
Von W. Thompson ^) wurden als der irländischen
Fauna angehörig 13 Wurmarten aus den Galtungen Nemertes,
ßorlasia , Planaria, Nephelis ,, Glossiphonia , Pontobdella und
Dilrupa aufgezählt.
1) Ebenda. 1847, p. 186. 2) S. AnnaJes des sciences natu-
relles. Tom. VIII. 1847. p. 99. 3) S. den Götlinger gelehrten An.
zeiger 1845. p. 273. oder Froriep's neue ISotizen. Bd. 37. l846.lp. 228.
oder l'Instilul. 1845. p. 138. 4) S. Miiller's Archiv. 1846, p.429.
5) S. dessen Fachwort zu H. Koch's Aufsätze in den schweizerischen
Denkschriften a. a. 0. p. 13. 6) S. the Annals of natural hislory.
Vol. 16, 1845. p. 433. 7) S. ebenda. Vol. 18. 1846. p. 387.
d. Würmer, Zoophyteii u. Protozoen während d. J. 1845-1847. 361
In einem Verzeichnisse von bei Chrisliania gesammelten
Seelhieren führt Örsled ') folgende Gliederwürmer auf:
Lepidonole squamala Bast., Pholoc haltica Örst.?, Sigalion le-
tragonum nov. sp., Onuphis lubicola Müll., Eunice norvegica l., Ne-
reis variabilis Örst, Lumbrineris fragilis Müll., Nereis pelagica MüM
Caslalia punclata Müll., Syllis armiüaris Müll., Sijllis longocirrata
nov. sp., ^olophlJUumpoUJnoides nov. sp., Eulalia tindis Müll., NephUs
borealtsÖvsL, Ghjcera alba Müll., Rouxii And. et Edw.?, Go-
niada norvegica nov. sp. , Scoloplos armiger Müll., Spione Irioculatn
nov. gen. et spec. , Ophelina aulogasUr Rallik., Chaeloplerus norte-
//jCMs'sars, Ärenicola piscalorum I.ani., Ltimbriconais marina Orst ,
Serpula triquelra h., libcra Sars, v ermicularis und conlorluplicala L,
Sabella penicillus yiiiW. , Terebella cirrata Müll., AmphilriteGun"
«cri Sars, Amphiclene auricoma MuH., Clijmene intermedia Orst.,
Leploplana üröbachensisnow. sp., Eimjlepla pvlchra nov. sp., iWonocc-
/w «ss»mi7/5 nov. sp. , Forfe^r c(i«rfa/rt nov. sp., Cylindrostoma cauda-
tum und r/«6iMiH nov. sp, , Smigrosloma littorale nov. sp. , .4pArtnos(omrt
griVeum, tiresccns , ditersicolor und /a/wm nov. sp. , Contoluta para-
doxa Örst., y45/emma Dröbachense nov. spcc. , Te/rasiernffia fon^iica-
ptfa(«m und diibium nov. sp. , folyslemma pusillum nov. sp. , Aemer-
tes? microcephala nov. sp. , badia Örst., toec« und microphthalma
nov. sp. ; die hier erwähnfen neuen Arien werden weiter unten noch
genauer erwähnt werden.
Von Verany 2) werden als Seebewohner des Meerbu-
sens von Genua und Nizza folgende Anneliden namhaft ge-
macht:
Planrtria Dicquemari Dell. Ch. , sipunculus Dell. Ch , lutea
Dell. Ch. , auranliaca C u v. , Folia geniculata Dell. Ch. , oculata
und lineata Dell. C h. , Pontobdella mnricala L a m. , Erpobdella
rulgaris B 1. , Branchelion lorpedinis Sav. , Siphonostoma diplochai-
los Ott., Amphilrile renlilabnim Lam. , Sabellaria aheolala Lnni.,
Peclinaria auricoma L^m., Sabella conchilega L^tm. und crisfa/rt M ü 11.,
Serpula contorluplicala und ßlograna L. , Spirorbis nautiloideus Lam.,
Vermilia triquelra Bl, Sternaspis Ihalassemoides Oll. , Ärenicola pisca-
lorum Lam., Glycera unicornis Lam., Phyllodoce Paretii Lam., viri-
dis BI,, festiva Sav., Nereis lobulata Ül., Leonice fasciata JMs., Lum-
brinereis coccineus Dell. C h., Lysidice valentinaSav., Eunice zonata
Dell. Ch., Halylhea aculeata Lam., Polynoe sq^tamata Lam. und fo~
liosa Sav.
1) S. Kröycr: Naturhislorlsk Tidssckriff. 1. Bd. 1844^45. p. 403
2) S. dessen Catalogo degli animali inverlchruti marini del golfo dl
Genova e Nizza. Genova, 1846. p. 9.
362
Siebold; Bericht über die Leislungea in der Nalurgesciiichte
Cliaetopodes brancliiati. Die bei Christiania auf-
gefundenen neuen Kiemenwürmer hat Örsted unten folgen-
den Diagnosen beschrieben ')/
Sigalion tetiagonum : corpore telragono, branchiis dorsum omnino
oblegentibiis, tenlaculo medio longo, externis brevissimis, palpis dupli-
cem tentaculi medii longitudinem superantibus, cirrorum tenlacularium
exlernis aeque longis ac tenlaculo medio duplo longioribus quam in-
ternis; pinnis bilobis, lobo superiore acuminalo inferiore Iruncato, ulro-
qiie appendicibus filiformibus brevibus numerosis inslructo, cirro supe-
riore magno spatio (altitudinem duplicem pinnae subaequanle) a pinna
remoto. Aus der Syllis longocirrata möchte Örsted eine besondere
Galtung machen, für welche er den Kamen Stjllides vorschlägt mit fol-
gender Diagnose: tentaculis (3) et cirris tentacularibus (4) clavatis,
cirris dorsalibus longissimis arllculatis. Die Gattung Nolophyllum ver-
mehrte Örsted durch die neue Species N. poltjnoides : capite subro-
tundo, tentaculo medio cylindrico lateralibus ellipticis acuminatis ; cir-
ris tentacularibus superioiibus lanceolato - linearibus segmenta 12 — 14
iuncta longitudine superantibus, inferioribus duplo brevioribus , pinna
superiore obliqua, sola acicula instructa (setis nullis) , branchia et su-
periore et inferiore reniformibus. Goniada norvegica: dentibus infra-
clis in quaque Serie 18 , pinnis segmenlorum 80 anteriorum et forma
et magnitudine a ceteris valde discrepanlibus , pinna superiore biloba,,
inferiore quadriloba , omnibus lobis acuminatis ; in ceteris segmentis
pinna superiore triloba , inferiore quadriloba. Einen der Familie der
Aricieen aogehörigen Wurm bezeichnete Örsted als Spione trioculata
und gründete damit die neue Gattung Spione, für die er folgende Dia-
gnose feststellte : corpus filiforme subdiaphanum . segmenta anteriora
19 brevissima, cetera aeque longa ac lata ; caput triquetrum ; appen-
dices tentaculares filis duabus terminatae , oculi tres ; segmenta ante-
' riora mamilla parva, posteriora ligula filiformi instructa j setae omnes
capillares curvatae.
G. Johnston') beschreibt als britische Nereiden aus-
ser den bereits bekannten Arien S</^/is armillaris Mül., pro-
Ufera Mül., Glyceva alba Mül. und 0?iuphis tubicola Mül.
noch zwei neue Formen , von denen er die eine früher Be-
bryce Peripatus genannt hatte, und jetzt als Gattung Pollicita
beschreibt. Es zeichnet sich diese zu der Sektion der Ne-
reides non-tentaculatae gehörige Gattung neben drei kurzen
rudimentären Stirnantennen, vier Augen und zahlreichen Kör-
1) S. Kröyer's Tidssckrift a. a. 0. p. 404. 2) S. the Annals
of natural history. Vol. 15. 1845, p, 145. und Vol. 16. p. 4. -
d. Würmer, Zoophylen u. Protozoen während d. J. 1845—1847. 363
persegmenten noch besonders durch rundliche tuberkelarlige
Kiemen aus, welche über jedem einfachen Fussstummel an-
gebracht sind. Einen anderen britischen höchst merkwürdi-
gen Meerwurm mit ovalem, kopflosen, nackten und ungeglie-
derten Leibe beschreibt Johnston ebenda n]s Spinther onis-
coides, und will ihm eine Stelle bei den Aphroditeen anwei-
sen. Derselbe besitzt weder Augen, noch Kiefern, noch Ten-
takeln, so dass das Vorderende nur schwer vom Hinterende
unterschieden werden kann; die ganz einfachen Fussstummeln
besitzen an der Unterseite einen kurzen Cirrus, der Bauch ist
glatt und nackt, während auf dem Rücken ohngefähr dreisslg
Ouerreihen kurzer feiner Borsten angebracht sind. Dem Ref.
Scheint diese neue Wurmgattung fast nichts als ein verstüm-
meltes oder noch unvollkommen entwickeltes Thier zu sein.
Die neue langgestreckte und vielgliedrige nordische Syl-
lideen-Gattung, welche Örsted 0 entdeckt und als Exogone
naidina mit Gattungs- und Speciescharakteren beschrieben
hat, ist durch Kölliker^) mit einigen südeuropäischen Spe-
cies verstärkt worden.
Derselbe fand in Neapel zwischen Algen einen gelblichen, 3 Lin.
langen Wurm , den er als Exogone Oersledii beschrieb : Kopf massig
lang, aus zwei Abschnitten bestehend, ohne Palpen, mit 4 kurzen Füh-
lern, mit 4 Augen, die 30 Glieder rundlich viereckig; Füsse mit ein-
fachem, kurzen cylindrischcn Ruder, mit einer obern und unteren kur-
zen Ranke und kurzen Hakenborslen; an den mittleren 16 Gliedern
Bündel sehr langer Haarborsten ; am letzten Gliede zwei massig lange,
rückwärts stehende, cylindrische Ranken ; am Eingange des Schlundes
ein lanzettförmiger Stachel statt der Kiefern. Eine andere neue Spe-
cies, welche Kölliker in Messina entdeckt und Exogone cirratä ge-
nannt hat, ist ebenfalls gelblich gefärbt, 2'/^Un. lang, besteht aus 25
rundlich viereckigen Gliedern ; der Kopf wird aus zwei Abschnitten
zusammengesetzt , von denen der vordere einen breiten Ausschnitt hat
und der hintere die 4 Augen trägt, vor welchen noch zwei ganz win-
zige schwarze Punkte angebracht sind. Zwei cylindrische Fühler-Paare
stehen seitlich hinter den Augen. Die Fussrudcr sind kurz und ein
fach, mit unteren kurzen Girren und mit oberen Cirren, von denen die
1) S. dieses Archiv. 1845. p. 20. 2) S. dessen Nachwpvl zu
H.Koch's Aufsatze in den schweizerischen Deokschrifleu a. a. 0. p. 15
und 22.
364 V. Sicbold; Bericht über die Leislungen in der Naturgeschichte
der vorderen und hinteren Glieder lang, die der mittleren ebenso kurz
wie die unteren Girren sind. Ausserdem besitzen die Füsse lange Ha-
kenborsten und statt der Haarborsten einen langen einfachen Stachel,
die Schlundhöhle, ebenfalls ohne Kiefer, enthält am Eingänge einen
lanzettförmigen Stachel. Durch das Hinzukommen dieser beiden neuen
Arten hält es Kölliker für nölhig, die Charaktere der Galtung Exo-
gone so aufzufassen: im Schlünde ein Stachel, keine Kiefern ; drei oder
vier Fühler, vier wahre Augen , Füsse mit einem Ruder, Cirren dreh-
' rund, keine Kiemen, die Embryonen äusserlich am Leibe (in Säckchen?;
sich entwickelnd. Ein anderer ebenfalls bei Messina aufgefundener
und de\ Exogone nahe verwandter Wurm veranlasste Kölliker M die
neue Gattung Cyslonereis mit folgenden Charakteren darauf zu grün-
den : Kopf konisch aus zwei Abschnitten bestehend ; Augen vier, je
zwei auf einer Seite; Fühler massig lang, vier Paar; Palpen fehlen;
Glieder rundlich viereckig; Fussruder einfach, kurz, mit einem oberen
längern und eiuer unteren kurzen Ranke, mit Hakenborsten und einem
Stachel ; Kiemen keine ; Wund rundlich, am Eingange des Schlundes ein
horniger Stachel; Kiefern keine; das Weibchen trägt die Embryonen
in Säckchen an der Bauchseite. Die einzige Species hat Kölliker
Cyslonereis Edwardsii genannt , sie ist 3'/, Lin. lang, gelblich gefärbt
und besteht aus 31 Gliedern.
Einen mit Phyllodoce verwandten , im mittelländischen
Meere entdeckten Wurm hat Mi Ine Edwards 2) Myrianida
fasciata genannt und darauf eine neue Gattung mit folgender
Diagnose gegründet:
Kopf kurz und breit, mit vier Augen und drei blattförmigen Ten-
takeln im Nacken , jederseits mit einem Paar tentakelartigen Cirren ;
keine Kiefern ; Fussslummeln mit zwei konischen Rudern, der obere
mit einer ansehnlichen blattförmigen Cirre, der untere mit einem Haar-
büschel ; Kiemen fehlen.
Krohn 3) hob den Unterschied zwischen Alciopa und
Phtjllodoce hervor und beschrieb zwei Arten , A. Reynaudii
Aud. et M. Edw. , und A caiuUda Dell. Ch., denen er
eine neue Art, A. lepidota von der sicilischen Küste hinzu-
fügte. Derselbe ^) erkannte später, dass die von ihm als Alciopa
Raynaudii beschriebene Art ebenfalls neu sei, für die er den
tarnen Alciopa Edtvardsii Yorschlug. Sars >^) hat eine schöne
l) S. ebenda, p. 21. 2) S. Annales des sciences naturelles.
Tom. 111. 1845. p. 170 und 180. 3) S. dieses Archiv. 1845. ßd. I.
p. 171. und die Revue zoologique. 1845. p. 418. 4) S. dieses
Archiv. 1847. Bd. I. p. 39. 5) S. dessen Fauna litloralis Norwe^
giae 1846, p. PI. und 94. '
(1. Würmer, Zoophylen u. IVolozocn während d. J. 1845—1847. 365
Annelido , welche er an der Norwegischen Küste entdeckt,
als Oligobranchns roseus beschrieben und abgebildet, sich aber
später überzeugt, dass schon Rathke 1843 dieselbe Gattung
beschrieben und mit dem Namen Scalibregma belegt hatte.
Die beiden Arten weichen durch ihre verschiedene Farbe
von einander ab, indem Scalibr. wßalum Ralhk. grünlich,
Oligohr. roseiis mennigroth gefärbt ist,
Renier 0 lia* den von Ranz an i anfangs &\s Eumolpe
maxima und dann als Phyllodoce maxillosa beschriebenen
Wurm unter dem Namen Polyodontes aphroditaeiis beschrie-
ben und abgebildet; Oken und Eysenhardt (in der Isis
1817 p. 1456 und 1818. p. 2087) wollten die Bezeichnung
Eumolpe maxima für diesen Wurm festhalten, wogegen Au-
douin und Mi Ine Edwards (in den Annal. d. sc. nat.
Tom. 27. 1832. p. 432.) die Gattung Polyodontes Renier's
ihrem Systeme einverleibten. Renier bildete ferner eine
Nereis cocciuea ab , welche ganz mit Lumbrinereis coccineus
des Delle Chiaje Qm den Memorie suUa storia e notomia
degli animali senza vertebre. Tom. 111. p. 178. Tav. 52) über-
einstimmt und vielleicht n\\i Lmnbrkonereis Latreillii And.
et M. Edw. oder Lumbriconereis Nardonis Grub, identisch
ist. Sehr schön wurde von Renier ein ganz vollständiger
und sehr grosser Chaetopterus unter dem Namen Tricoelia
variopedata dargestellt.
Es ist dieser Wurm jedentalls eine drille Species dieser höchst
interessanlen Wurmgallung, daher die Arlcharaklere derselben im Ver-
gleiche zu den beiden bis jetzt bekannt gewordenen Species Ch. nor-
vegicus Sars und papyraceus Cuy. hier ihren Platz finden mögen.
Tricoelia variopedata : scululo anteriori aequali , labio superiore tenta-
culis duobus laleralibus longis ornalo, inferiore in angulum obtusum
produclo, nono pedum pare a praecedentibus vix distinclo ; primo ex
qualuor parlis medianae segmenlis in facie dorsali aequali , annulato,
duobus extremis cirihis dorsalibus minulissimis inslruclis ; posiremae
parlis arliculis viginli et ununi.
Auch der von Otto unter dem Namen Siphonostomum
diplochaitus beschriebene Wurm ist von Renier als Amphi-
trite viridis-purpnrea seinem inneren und äusseren Baue nach
1) S. dessen Osservazioni postume a. a. 0.
366 V. Sieb ol dl Bericht übe«' die Leistungen in der Naturgeschichte
sehr schön abgebildet worden. Einen mit der Sabella infun-
dibulum C u v. wahrscheinlich identischen Wurm hat derselbe
italienische Naturforscher abgebildet, aber in seinen Schrif-
ten sehr verschieden benannt, indem derselbe Wurm von ihm
die Namen Terebella infundibulum ^ Sabella gelatinosa^ Tere-
bella Buccina und Tuba divisa erhalten hat.
Frey und Leuckart ') erklären die Lumbiiconais
marina Ö r s l. für identisch mit dem Lumbricus capitatus Fabr.
und schlagen deshalb für diesen Wurm den Namen Lumbri^
conais capitata vor. Das von Ehren berg als Amphicora
Sabella beschriebene Thier haben dieselben beiden Naturfor-
scher als eine Fabricia erkannt und wollen dasselbe daher
Fabricia quadri^punctata genannt haben. Die beiden schwar-
zen rundlichen Flecke am ersten und letzten Körpersegmente
müssen auch sie für Augen halten, da sie in allen diesen
Flecken einen hellen kugeligen Kern und eine Pigmentschicht
beobachtet haben. Ausserdem werden Hermella ostrearia
Sav., Ephesia gracilis Rathk. und Nereis pelagica L. ge-
nauer beschrieben, denen Frey und Leuckart noch fol-
gende neue Kiemenwürmer hinzufügen:
Nereis succinea, 4 — 6 Zoll lang, durrh eine braunrolhe Färbung
des Rückens ausgezeichnet; Nereis depressa, 4'/2 Zoll lang, von oben
nach unten stark niedergedrückt und sehr breit; Aonis Wagneri, 2^/^
Zoll lang, Kopf birnförmig und nach hinten bis in die zwei vordersten
Körpcrsegniente hinein verlängert, welche Verlängerung die zwei Paar
Augenpunkte trägt, Vorderende des Kopfes läuft rechts und links in eine
Rürze konische Antenne aus ; Ammolrypane R a l h k. und Ophelina Ö r s t.
wird von denselben beiden Naturforschern für eine einzige Gattung er-
klärt. Als neue Species führen di. selben noch Terebella madida auf,
welche sich an Terebella concinnata Fabr. anschliesst, von der sich
erslere durch das Fehlen der beiden pfriemenförmigen gekrümmten
Anhänge am inneren Rande der einzelnen Kiemenbüschel unterschei-
det. Dieselben ^) beschreiben eine geringelte Larve mit 6 Augenpunk-
ten auf der Stirne, mit «wei grossen seitlichen Pigmentflecken am
Kopfende, mit zwei vorderen sehr langen Rorstenbüscheln , während
die übrigen Ringe nur kleine Borstenbüschel tragen, welche nach hin-
ten immer kleiner werden; Cirren und Schwanzanhänge fehlen, Körper-
oberfläche flimmert an den meisten Stellen. Frey und Leuckart
1) S. deren Beiträge a. a. 0. p. J51. 2) Ebenda, p. 98.
d. Wurmer, Zoophylcn u. Frolozoen während d. J. 1845-1847. 367
erklären dieses ihierchcn für die Larve von, Leucodorum paradoxum
(soll vvohlheissen „ciliahm^), welche Örsted in einem noch jüngeren
Stadium abgebildet hat.
Von Grube ') haben wir die Beschreibungen vier neuer
Anneliden-Gattungen erhalten, nämlich Corephoms mit der
Species C. elegaiis, welche den Terebelliden angehört, Ammo-
chares mit der Species A. Ottonis , welche in die Nähe von
Clymene zu stellen ist, ferner Dasymallus mit der Species
D. cadi^cus, eine Wurmgattung , die mit Arenicola verwandt
ist, endlich Scalis mit der Species S. minax, ^welche Gattung
zwischen Pectinaria und Siphonostomum zu stellen ist. Der-
selbe Naturforscher ^) hat zwei Sabellen, Sahella lanigera und
luxuriosa als neue Arten beschrieben und die bereits bekann-
ten Arten Sahella lucuUcina Dell. Ch., S. Josephinae Ris.^
S, penicilhis Sav. und pavonina Sav» mit schärferen Dia-
gnosen ausgestattet.
Ein mit Arenicola verwandtes Thier , der Palolowurm
genannt, wird auf den Navigationsinseln gegessen 0; von
diesem Wurme soll am frühen Morgen bei Sonnenaufgang
die Meeresfläche wimmeln, und zwar dann, wenn der Mond
im letzten Viertel steht ; in der Zwischenzeit ist kein Wurm
zu erblicken. Dieser essbare Wurm hat die Dicke eines
Strohhalms, ist grün, braun und weiss gefleckt und sehr zer-
brechlich. Gray nannte den Wurm Palola viridis, und hob
als Charakter dieser neuen Wurmgatlung hervor: Leib cylin-
drisch, und regelmässig gegliedert, jedes Glied auf der Mitte
beider Seiten einen kleinen Büschel von 3 bis 4 Borsten.
Nach einer Angabe Johnston's ^) soll die Gattung
und Species Trophonia Goodsirii nach einem am Kopfe ver-
stümmelten Exemplare von ihm aufgestellt worden sein ; der-
selbe hat sich jetzt überzeugt, dass dieser Wurm nichts an-
deres als seine Flemingia muricata iAmphiirite plumosa') ist.
1) S. dieses Archiv. 18-16. Bd. I. p. 161. 2) Ebenda, p. 45.
3) S. the Annais of nat, bist. Vol. XIX. 1847. p. 409. oder Froriep's
und Schieiden's Notizen. Bd. 111. 1847. p. 248. 4) S. ihe Annais
of nat. bist. Vol. XVII. 18i6. p. 294.
368 V. Siebold: Bericht fiber die Leislungen in der Nalurgescbichle
Von Cuvier 0 ist eine Amphitrite ostrearia beschrie-
ben und abgebildet worden, welche mit ihrer sandigen Röhre
stets auf den Schalen von Austern festklebt. Derselbe ~) er-
wähnt noch eines anderen Röhrenwurms, dessen Röhre in un-
geheurer Menge dicht gedrängt an der Meeresküste der Nor-
mandie den ganzen Boden der bei der Ebbe vom Meere ver-
lassenen Ufer wie mit] einem weissen Schlamme weit und breit
bedeckt. Der gelbliche Wurm steckt nur zwei dünne be-
weffliche Fäden aus der Röhre hervor. Eine nähere ßeschrei-
bung dieses Röhrenwurms hat Cuvier nicht gegeben, da-
her nicht zu errathen-ist, welcher Familie der Wurm an-
gehört.
Quatrefa ges ^) machte von einer Sabella die Mit-
theilung, dass dieselbe an der felsigen Meeresküste von Gue-
thary cylindrische un(l^ gewundene Gänge in Felsen ausfres-
sen könne , welche von ihr mit einem ähnlichen zarten l)e-
berzug ausgekleidet werden, wie ihn verwandte Arten zu ih-
rer Bedeckung oft anfertigen.
Von Chiereghini ^), einem fleissigen, im Jahre 1820
verstorbenen Sammler der in den Lagunen Venedigs vorkom-
menden Seethiere, sind 23 Arten der Galtung Serpula und
15 Arten der Gattung Sabella aufgezeichnet worden, darun-
ter mehrere neue Species, von denen Chiereghini jedoch
nur die Diagnose der Gehäuse gegeben hat, nämlich:
Serpula buccinula^ tcsta subspiraiis , una et diinidia spira in an-
fiaclu suboibiculala, passim articiilata , apeiiura prolala; Serp. stibtilis^
testa albida, laevis , nitida, subtililer producta, sensini attenuata, tola
passim arliculata ; Serp. Riolensis, tesla subquadrangularis, flexuosa, ci-
nerea, traiisversim plicata plicis annularibus, subsequentibus; Serp. con-
volvulala, testa subtereli ,^ super seipsam circulariter convolula, supe-
1) Vgl. G. Cuvier's Briefe an C. H. Paff ^aus den Jahren 1788
bis 1792, herausgegeben von Dr. Behn. 18^5. p. 205. 2) Ebenda.
p.237. 3) S. Annales des sciences naturelles. Tom. Vlii. 18^7. p.99.
4) Vgl. Sinonimia moderna delle specie regislratc nell' opera intilolala:
descrizione de' crostacci, de' lestacei e de' pesci che abitano le lagune
e golfo venelo rappresseutali in figure, a chiaro-scuro cd a colori dall'
Abate Stefano Chiereghini Ven. Clodiense applicata per commissione
governativa dal Dr. G. D. Nardo. Venezia. 1847. Die Abbildungen
werden noch jetzt in der Bibliothek des Liceo di Venezia aufbewahrt.
d. Würmer, Zoophylen u. Protozoen während d. J. 1845—1847. 369
rius carinala duobus angulis longitudinalibus subparallelis , transversim
Iota rugosa, cinereo subalbido coloiala ; Serp. lurboides (an Veimetus),
tesla lereti, subnodosa, reflexa, revolula , subtiliter Iransversim plicata,
lineola dorsali elevata longiludinali ; Serp. viperina, lesla lereti, sub-
nodosa, reflexa, revoluta, subtiliter transversim plicata, lineola dorsali
elevata, longiludinali; Serp. serpenhda, lesta lereti, oblonga, fusco sub-
rubro colorata , sensim imminula , inlerius reflexa, superius arcuata et
iterum rede elevata, transversim tola leviler striata ac longitudinaliter
subcarinata, lineola aliquantulum elevata; Serp. anguinoides , testa te-
reti, oblonga, cinereo subfusco colorata, sensim diminuente, transver-
sim longiludinaliterque striata, sublilibus laevibus striis, superius cari-
nala lineola subelevata ; Serp. conglulinala, testa tereti, albida, num-
quam solitaria, sed in fasciculis conglulinala, inferius affixa , flexuosa,
superius erecla , transversim annulis laevibus plicata , longitudinaliter
unica subtilissima Stria donala ; Sahella trigona, lesta affixa, Irigona,
oblonga, vario-curvata, decrescente, aperlura subtrigona, superficie con-
texla ex granulis sabulosis subfuscis, conglutinatis , extremitate clausa,
subpunctata ; Sab. aggregata, testa tereti, sensim attenuata, varie cur-
vala, in congeriem affixa , exterius granulis sabulosis, confertim con-
glutinatis, vario-coloratis, aperlura rotundata , paululum elevata; Sab.
filialghifera , testa cylindrica membranacea, Iransversim, plicata, subli-
libus plicis successivis, alque conspersa ex elevatis fragmentis foliarum
zosterae, superiori extremitate aperta , inferior! clausa, convexa ; Sab.
leredula, lesta membranacea, cylindrica, subtilis, erecla, cinerea subfu-
sco colorata, affixa, conchylia ac saxa calcarea permeante.
Von Blanchard O5 welcher die Peripateen als das
Verbindungsglied zwischen den Anneliden und den übrigen
Würmern betrachtet, wurde Peripatus BlainviUü als neue Art
beschrieben. Dieselbe ist 30 Millimeter lang, von schwar-
zer Farbe, und mit 19 Fusspaaren versehen.
CUaetopodes ubrancliiati. W. Hoffmeister ")
verdanken wir eine ausführliche Arbeit über die bis jetzt
bekannten Landanneliden, welche er in drei natürliche
Gruppen zerfällt. Die erste Gruppe umfasst die eigentlichen
Landbewohner, die Gattung Lumbricus im weiteren Sinne;
hieher gehören rothblütige Regenwürmer mit einem starken
muskulösen Baue, sehr entwickeltem Hautsysteme und schar-
1) S. Annales d. sc. nat. Tora. VIII. 1847. p. 137, oder Recher-
ches anal, et zool. Tom. III. p. 61. 2) S. W. Hoffmeister: Die h'n
jetzt bekannten Arten aus der Familie der Regenwürmer. 1845.
Archiv, f. Naturgesch. XVI. Jahrg. 2. Bd. Y
370 V. Siebold: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
fer Sonderung der schmalen Ringe. Die zweite Gruppe be-
greift die zarter gebauten rolhblüligen Regenwurm-Gattungen,
deren Arten eigentlich Wasserbewohner sind, mit zarter durch,
scheinender Haut, und mit langen, weniger scharf abgesetz-
ten Ringen. Die dritte Gruppe soll die weissblütigen in der
Erde lebenden Regenwürmer umfassen, unter welchen Enchy-
traeus den Typus bildet. Hoffmeister hat sich aber in
seiner Monographie nur auf die erste Gruppe beschränkt.
Die Gattung Lumbricus wird von Hoftmeister durch folgende
Charaktere abgegrenzt: am Ende des vorderen Körperviertheils ein
Gürtel, am 15len oder 13ten Ringe jederseits eine Geschlechtsöffnung,
Zahl der Ringe bis 200, Magen muskulös , Stacheln in vier Reihen in
bald näher bald entfernter stehenden Paaren. Von dieser Gattung wer-
den acht Arten beschrieben, nämlich : Liimbr. Agricola, Lumbr. rubel'
lus, Lumbr. communis (mit vier Varietäten, wohin auch der früher von
demselben Naturforscher beschriebene Lumbr. anatomicus als Varietät
gerechnet wird), Lumbr. riparius, Lumbr. olidus, Lumbr. puter^ Lumbr.
stagnalis und Lumbr. agilis. Es sind diese Species alle von Hoff-
meister neu aufgestellt und mit besonderen Diagnosen versehen wor-
den, welche hauptsächlich auf die verschiedene Form der Mundlappen
gegründet sind. Bei Aufstellung dieser Arten sind übrigens die in den
Sammlungen zu Paris aufbewahrten, von Savigny und Duges her-
rührenden Arten verglichen und berücksichtigt worden. Eine zweite
Galtung der Erdregenwürmer hat Hoffmeister Helodrilus genannt,
mit vier Reihen paariger gerader Borsten , ohne Endkrümmung , ohne
Gürtel, Vulva undeutlich am löten Ringe, Magen häutig, Ringe bis 160
an der Zahl. Einzige Art ist Hei. oculatus. Als dritte Gattung mit der
einzigen Art Phreorycles Menkeanus hat derselbe den schon früher un-
ter dem Namen Haplotaxis Menkeana beschriebenen Regenwurm hinge-
stellt, mit zwei Reihen einzelner , gerader Borsten , ohne Gürtel und
Vulva. Eine vierte Gattung hat H of f m eis ter Cnorfn7w5 benannt;
dieselbe zeichnet sich durch die vier Stachelreihen aus , von welchen
die oberen oder äusseren Borstenreihen sehr weit dem Rücken nahe
gerückt sind, Gürtel fehlt, Vulva sehr gross am l4ten Ringe, dehnt
sich aber mit ihrem Hofe über zwei benachbarte Ringe aus, Zahl der
Ringe über 300. Die einzige interessante Art, Cr, lacuum, ist bei Ber-
lin im Tegeler See gefunden worden, wo sie selir sonderbar gestaltete
Eierhülsen absetzt. Diese haben eine spindelförmige Gestalt, sind an
beiden Enden lang ausgezogen und finden sich in grossen Bündeln an
den Wurzeln von Wasserpflanzen. Es ist Schade, dass nirgends im
Texte auf die Figuren der beigegebenen kolorirten schönen Kupfertafel
Bezug genommen ist, zumal da der Abhandlung auch keine Kupferer-
Klärung beigegeben ist.
d. Würmer, Zoopbylen u. Protozoen während d. J. 1845—1847. 371
Temple 1) hat einen 20—40 Zoll langen und V/^ Zoll
dicken Reg-enwurm beschrieben , der während der Regenzeit
auf Ceylon zum Vorschein kömmt, und von jenem Beobach-
ter Megascolex coeruleus genannt worden ist.
Er besitzt 270 Ringel , ist am 17ten Ringel eingeschnürt, oben
blau und unten gelb gefärbt. Seine Körperoberfläche ist mit Ausnahme
der iMittellinie des Rückens mit sehr kleinen Wärzchen bedeckt, von
welchen jede eine kurze nach hinten gekrümmte Borste trägt. Auf
der Mittellinie des Rückens , wo die Wärzchen fehlen, befindet sich in
den Einschnitten der Ringel eine schmale ovale Oeffnung, welche
Temple für eine RespirationsötFnung erklärt, indem sich auf der inne-
ren Fläche der Leibeswandung an dieser Stelle ein Säckchen befindet.
Ob diese Organe, welche mit dem 14ten und löten Ringel vorne be-
ginnen, und zwischen dem 17ten und ISten Segmente vom Schwänze
aus gezählt aufhören, wirklich Athemorgane sind und nicht etwa Haut-
drüsen darstellen , das muss Ref. unentschieden lassen.
Ueber die innere Organisation und die Lebensweise des
von Grube 2(\sEuaxes ßliformis beschriebenen Regenwurms
hat M e n ge 2) verschiedene Mittheilungen gemacht. Derselbe
erklärte zugleich diesen Rüsselwurm für identisch mit Hoff-
meister's Rhynchelmis limosella , und fügte dieser Species
eine zweite neue hinzu, welche er Eiiaxes ohiusirostris
nannte.
Frey und Leuckart ^) entdeckten auf Helgoland im
Uferschlamme einen Regenwurm, den sie Saenuris neurosoma
nannten, und der mit dem vonRathke beschriebenen Lwm-
briciis lineatus übereinstimmen soll, nur mit dem Unterschiede,
dass ersterer statt zwei Refhen von Borstenbündeln ganz
deutlich deren vier besitzt ; auch sind in demselben Wurme
die seitlichen vasa abdomino-dorsalia mit ansehnlichen schlin-
genförmigen Windungen besonders entwickelt. Dieselben Na-
turforscher fanden ebenda einen neuen Euchytraeus, E. spi-
culus, 5 Lin. lang, schmutzig weiss, mit langer Obferlippe, mit
30 Körpersegmenten und mit kurzen stumpfen Borsten.
1) Vgl. the Annais of nat. bist. Vol. XV. 1845. p. 60. oder Fro-
riep's neue Kotizen. ßd. 34. 1845. p. 181. 2) S. dieses Archiv.
1845. Bd. I. p. 24. 3) S. deren Beiträge a. a. 0. p. 150.
372 V. Siebold: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
0. Schmidt i) machte über die innere Organisation
von Stylaria proboscidea und Chaetogaster niveus verschiedene
Bemerkungen und beschrieb 2) drei neue Naiden des süssen
Wassers.
Bei der einen Art, Stylaria parasila , welche derselbe zwischen
den Folypenstöcken der Alcyonella slagnorum fand , sind die drei vor-
deren Borstenbündel des Rückens fünf bis sechs Mal länger als die
übrigen. Ein Neues Genus, milNais verwandt, nannte Schmidt Nai~
dium, die vier Borstenreihen beginnen hier erst auf dem dritten Kör-
persegmente, Augen fehlen. Naidium luteum trägt zwischen den Ha-
ken des Rückens auch haarförmige Borsten, die Gefässe enthalten roth-
gelbes Blut; der Wurm steckt mit dem Kopfende immer im Schlamme,
während das Schwanzende fortwährend schlängelnd sich bewegt. Bei
einer anderen neuen Art, Naidium breviceps, sind die Haken an ihren
freien Enden nicht gegabelt, wie bei der vorigen Art, sondern einfach
spitz. Schmidt machte ausserdem noch darauf aufmerksam, dass die
Nais diastropha des Gr ui th ui s en nichts anderes sei, ü\s Chaetogaster
diaphana verkehrt betrachtet.
Hirudinei. Mo qu in -Ta n do n ^} hat seine Mono-
graphie über die Familie der Egel neu bearbeitet und we-
sentlich vermehrt. Der dieser Monographie beigefügte Atlas
von 14 Tafeln ist schön ausgestattet. Bei der Auseinander-
setzung der anatomischen Verhältnisse der Hirudineen er-
streckt sich jedoch Mo quin-Tandon kaum über die grö-
bere Anatomie und über die Umrisse der Organe hinaus, in
die histologischen Verhältnisse der einzelnen Organe ist der-
selbe fast nirgends eingedrungen, und wo er es zu thun ver-
sucht hat, zeigte es sich, dass Mo quin-Tandon eben kein
geübter Mikroskopiker sein mag und zugleich auch mit den
Fortschritten in Bezug auf Histologie der wirbellosen Thiere
unbekannt geblieben ist.
Derselbe theilt die Hirudineen in vier Gruppen. 1 ) Egel
mit deutlich gegliedertem Leibe , mit rothem Blute und einlippigem
Mundnapfe ; hierher werden die Albioneen gezogen mit der Gattung
Branchellion , Pontobdella und Piscicola ; 2) Egel mit deutlich geglie-
1) S. Müller's Archiv. 1846. p. 406. oder the Annais of nat hist.
Vol. VII. 1847. p. 183. 2) S. Froriep's und Schleiden's Notizen.
Bd. III. 1847. p. 321. 3) S. dessen Monographie de la famille des
Hirudinees, nouvelle edition revue et augmentee, accompagnee d'un
Atlas. Paris. 1846.
d. Würmer, Zoophylenu. Protozoen während d. J. 1845—1847. 373
dertem Leibe, mit rolhem Blute und zweilippigeui Munduapfe, die Bdel-
lineen umfassend mit der Gattung Nephelis , ßranchiobdella , Trocheta,
Aulasloma , Haemopis , Uirudo , Limnatis ; 3) Egel mit undeutlich ge-
gliedertem Leibe, mit larblosem Blute, die Siphoneen enthaltend, näm-
lich Glossiplionia mit den neuen Arten Gl. Algira aus Algier und Gl. ca~
tenigera von Toulouse; 4) Egel mit ungegliedertem Leibe und farblo-
sem Blute, die Planerinen umfassend, zu welchen die Gattungen Mala-
cobdella, Fhylline, Nitzschia, Axine und Capsala (Tristoma) gerechnet
werden, Dass hier mehrere Trematoden - Gattungen mit Malacobdell-a
zu einer Gruppe vereinigt und den Hirudineen beigezählt sind , wird
gewiss von den meisten Helminthologen getadelt werden.
Von Duvernoy ') werden zur Eintheilung der Hiru-
dineen-Familie zwei Sectionen vorgeschlagen, nämlich die
Hirudmees suceusiis und voraces , von denen die erste Ab-
theilung einen kurzen und engen Darm und einen grossen,
weiten mit vielen blindsackförmigen Ausstülpungen versehe-
nen Magen besitzt, während die zweite Abiheilung mit einem
einfachen gleichweiten Verdauungskanal versehen ist.
Quatrefages 2) lieferte einige anatomische Bemer-
kungen über den Blutegel, und erklärte, dass die seitlich vom
Verdauungskanal desselben angebrachten Taschen nicht Re-
spirationsorgane, sondern Sekretionswerkzeuge seien, weil ein
vier Wochen lang in mit Karmin gefärbtem Wasser lebender
Blutegel in diesen Tasclißu keine Spur von rother Färbung
wahrnehmen Hess. Auch Lereboullet ^) hat einige No-
tizen über den inneren Bau des Blutegels bekannt gemacht
und zugleich Untersuchungen angestellt , _wie viel Blut wohl
ein Egel in seinen Magen anhäufen könne, während Bo-
werbank ^) eine ausführliche Beschreibung des Cocon's
vom medizinischen Blutegel gegeben und Fr. Müller'') ver-
schiedene Notizen über die Geschlechtswerkzeuge von Clep-
sine und Nephelis milgetheilt hat.
W. Thompson«^) führte als irländische Egelarten iVe-
l) S. Uevue zoologique. 1846. p. 328. 2) S. l'Inslitut. 1847.
p. 251. oder Annales d. sc. nat. Tom. VIIL 1847. p.36. oder Froriep's
und Schleiden's Notizen. Bd. IV. 1847. p. 90. 3) S. l'Institut. 1846.
p. 421. 4) Vgl. the Annais ol nat. bist. Vol. XV. 1845. p. 301.
5) Vgl. Muller's Archiv. 1846. p. 138. 6) ß. the Annais of nat,
bist. Vol. XYIIL 1846. p. 389.
374 V. Siebold: Bericht ^ber die Leistungen in der Naturgeschichte
phelis octoculaia Moqu.-A.^ Pontobdelki laetis Bl. und G/os-
siphonia (Clepsine) eachana auf, letztere als neue Art, 9 Lin.
lang, mit acht paarweise hintereinander gestellten Augen,
von denen das letzte Paar das grösste ist. Es gehört diese
Art, wie es scheint, in die von Mo qxiin-Tando n aufge-
stellte Untergattung Lobina iHaemockaris Filip.)- John-
ston 0 beschrieb in seinem Index to the british Annelides
einen auf Aspidophorus cataphraclus schmarotzenden nussbraun-
gefärbten Egel als neu unter dem Namen Piscicola marina.
Blanchard 2) legte einem weisslichen Ringelwurme,
den er in der Mantelhöhle von Mya truncata entdeckt halte,
den Namen Xenistum Valenciennaei bei, überzeugte sich aber
später, dass schon Blainville diesen Wurm gekannt und
als Malacobdella grossa beschrieben hatte. Obgleich dieser
Wurm, welcher 4 Cent, misst, platt und vorne abgerundet
ist, und hinten mit einem grossen Saugnapfe endigt, an die
Hirudineen erinnert, so weicht er dennoch in seiner inneren
Organisation, namentlich durch ;die Anordnung des Nerven^
Systems bedeutend von ihnen ab. Von dem Schlundganglion,
dessen beide seitlichen Hälften durch ein langes Querband
verbunden sind , ziehen sich an den beiden Seiten der Lei-
beshöhle zwei Ganglienschnüre herab, wodurch diese Mala-
cobdella , zumal da ihr ausserdem auch besondere Respira-
tionswerkzeuge fehlen, den Planarien und Nemertinen ver-
wandt scheint. Auch die Fortpflanzungsorgane dieses Wurms
erinnern an Nemertes, Blanchard fand nämlich, dass bei
einigen Individuen desselben die Fächer der Leibeshöhle Eier
enthalten, welche durch gewisse an der Hautoberfläche vor-
übergehend sich bildende Oeff'nungen nach aussen entleert
werden sollen. Für die Gattung Malacobdella stellte Blan-
chard folgende Charaktere hin: Körper abgeplattet, läng-
lich, ohne Kopf und Augen, ohne Ringel und Anhängsel, mit
Aftersaugnapf, Mundhöhle mit unregelmässigen Längsreihen
1) S. ebenda. Vol. XVI. 1845. p. 441. 2) S. Coniples ren-
dus. Tom. XX. 1845. p. 1342 und 1627, oder Annales d. sc. nat. Tom,
IV. 1845. p. 364. oder Froriep's neue Notizen. Bd. 35. 1845 ppg. 81.
und Bd. 39. 1846. p. 4.
d. Wurmer, Zoophyten u. Protozoen während d. J. 1845—1847. 375
von Wärzchen besetzt, Dann ohne l31indsäcke und mit After
am Hinterleibsende. Nervensystem aus zwei seitliclien Gan-
gliensträngen bestehend. Blanchard lässt es unentschieden,
ob die einzige Species, M. Valenciennaei, von 0. F. Mül-
I e r\s Hirndo grossa verschieden sei. G u e r i n - M e n e v i 11 e *)
machte übrigens zuerst daran (' aufmerksam , dass das von
Blanchard als neu beschriebene Xenistum schon von B 1 a i n^
ville als ilfö/öcoöde//« bekannt gemacht worden sei , und
von Cuvier seine Stellung im Systeme angewiesen erhalten
habe, ausserdem bezweifelt Guerin die Richtigkeit der An-
gaben Blanchard's in Bezug auf das Nervensystem jenes
Wurms, und doch gründete Blanchard 2) zum Theil auf
letzteren Umstand eine besondere Ordnung von Würmern,
welche er Bdellomorphae nannte, und welche nur die einzige
Gattung Xenistum enthalten sollte.
Ein eigenthümlicher egelartiger Wurm ist von Hynd-
man nach Thompson's Angabe^) auf einem an Trigla
Gurnardus schmarotzenden Caligus gefunden und als die schon
früher von Johnston beschriebene Udonella CaUgorum (s.
Loudon's Magazine of nat. bist. Vol. VIII. p. 496) erkannt
worden. Denselben Wurm haben Frey und Leuckart ^)
auf dem an Gadus schmarotzenden Caligus curtus angetroffen
und Ämphibothrium Kröyeri genannt, weil Kröyer densel-
ben zuerst erwähnt habe (s. dessen Naturhist. Tidsskrift. 1.
Bd. und Isis 1841. p. 195). Frey und Leuckart stellen
für diese Wurmgattung folgende Diagnose auf: Ämphibothrium
TristomaUim generi valde afiine, corpore oblongo, parum de-
presso, proboscide protractili et acetabulo caudali distinguen-
dum. Obgleich beide Naturforscher dieses Ämphibothrium
zu den Trematoden zählen , so mochte Ref. sich nicht enl-
schliessen, diesen Schmarotzer unter den Helminthen aufzu-
führen, denn Ref., welcher mehrere Exemplare dieses Epi-
zöon der Güte des Herrn 0. Schmidt verdankt, konnte sich
1) S. Revue zoologique. 1845. p. 248. 2) S. Annales d. sc.
nat. Tom. Vlil. 1847. p. l42. oder Rectierclies anat. et zool. a. a. 0.
Tom. HI. p. QQ. 3) S. tlie Annals of nat. hist. Vol. XV. 1845.
p. 320. 4) S. deren Beiträge a, a. 0. p. 147.
376 V. Siebold: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
nicht überzeugen, dass dieser Parasit mit einem Tristomum
viele Aehnlichkeit haben sollte; das einzige, was an Tristo-
mum erinnert , ist der zu beiden Seiten des Maules ange-
brachte Saugapparat , sonst aber spricht sehr vieles in der
Organisation des Amphibothrium gegen ein Tristomum, unter
anderen die Lage des völlig nach hinten gerichteten After-
saugnapfs, der cylindrische Leib, der geringelte Körper, der
einfache Darmkanal, der vorstülpbare Schlund; alles dies weist
aber auf die Verwandtschaft dieses Wurms mit einem anderen
parasitischen Egelwurme , nämlich mit Branchobdella Astaci
hin, so dass Ref. keinen Anstand nimmt, ^ das Amphibothrium
in die Nähe dieses Egels zu stellen. Frey undLeuckart
vergleichen die sehr lang gestielten Eier des Amphibothrium
mit den Eiern von Diplozoon, allein es lassen sich dieselben
viel eher mit den gestielten Eiern von Branchobdella ver-
gleichen , da dieselben wie diese durch ihren Stiel förm-
lich festgekittet werden , während die Eier von Diplozoon
durchaus nicht fest gekittet werden , sondern sich mit ihrem
langen gewundenen fadenförmigen Stiel den schleimigen Kie-
menblättchen ziemlich lose anhängen.
Terities turbellarii.
Quatrefages hat für den Atlas zu der zweiten Aus-
gabe von Cuvier's Regne animal vier Tafeln besorgt, und
zwar für die Zoophytes Intestinaux Cavitaires Planche 33 und
34 mit Nemertes und für die Zoophytes Intestinaux parcnchy-
mateaux Planche 37 und 38 mit Planaria, Stylochus, Polyce--
lis und Proceros , sämmtliche Abbildungen sind jedoch Co-
pien aus dem bereits angeführten Werke Recherches anal,
et Zoolog, etc. und aus den Annales des sc. natur.
Eine ausführliche Abhandlung , in welcher sich Blan-
chard *) über die Organisation der Nemertinen und Plana-
rien im Allgemeinen ausgesprochen und diese Strudelwürmer
mit den Helminthen vereinigt hat, ist vom Ref. bereits in
1) S. dessen Recherches sur l'organisation des vers, in den An-
nales d. sc. nat. Tom. VII. 1847. p. 87. oder Recherches anat. et zool.
Tom. m. p. 19.
d. Würmer, Zoophyten «. Protozoen während d. J. 1845-1847. 377
diesem Archive (s. den Jahrgang 1848. Bd IL p. 354.) be-
sprochen worden. Blanchard hat die Plananen mil den
Trematoden unter dem Namen Anevormi zu emer Gruppe
vereinigt und die Verwandtschaft dieser Würmer nach ver-
schiedenen Seiten hin beleuchtet. Derselbe machte aut den
Unterschied aufmerksam, den die Nemertinen als Pleuroneu^
ren verglichen mit den Hirudineen, Lumbricinen und Anne-
liden (Kiemenwürmer) darbieten, welche mit eniem einfachen
mittleren Bauchmarke ausgestattet sind.
]%emertini. Von Quatrcfages ^) haben wir über
die Nemertinen eine ausgezeichnete Abhandlung erhalten, wel-
che derselbe mit sehr schönen Abbildungen ausgestattet hat.
Ouatrefages gab darin ausser einer Beschreibung vieler
neuer Nemertinen auch eine vollständige Uebersicht über die
Organisation dieser Thiere, welche er als unvollkommene
Ringelwürmer betrachtet, an denen der Respirationsapparat
oänzlich geschwunden ist, und der Verdauungsapparat sehr
arosse Unvollkommenheiten darbietet. Der unter dem Rücken
gelegene Darmkanal besteht nämlich aus einer einfachen Blind-
löhre, welche in zweiTheile zerfällt, in den Rüssel und den
eigentlichen Darm, zwischen welchen ein sonderbarer stilet-
oder zahnartiger Apparat angebracht ist. Man ersieht hier-
aus, dass Quatrefages den allerdings sehr räthselhaften
Rüssel-Apparat der Nemertinen für den Verdauungskanal und
die Oeffnung , aus welcher der Rüssel hervorgestülpt wird,
für die MundöiTnung genommen hat. Die eigentliche, an der
Unterseite des Vorderleibsendes gelegene Mundöffnung be-
trachtet Quatrefages als Geschlechtsöffnung und dm ei-
gentlichen Darmkanal für eine Leibeshöhle. Auf diese Weise
hat Quatrefages fast allen Organen der Nemertinen eine
von der bisherigen Annahme abweichende Deutung gegeben,
ohne jedoch für seine Meinung gehörig überzeugende Gründe
hinzugefügt zu haben. Für die ganze Gruppe der NemertL
1) Vgl. rinslilut. 1846. p. 286. Ferner Comples rendus Tom. 23.
1846. p. 402. und Annaies de sc. nat. Tom. VI. 1846. p. 173. oder
Recherches anat. et zool. Tom. II. oder Froriep's neue Notizen. Bd. 39.
1846. p. 276.
378 V. Siebold; Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
nen stellte 0 u a t r e f a g e s iolgende allgemeine Charaktere
zusammen: systemate nervoso distincto, lobis duobus latera-
libus gracili commissura susoesophagica et vitta suboesopha-
gica coniunclis , nervis duobus longitudinalibus libero insti-
tuto; Systemale circulationis perfectae clauso , tubo cibario
simplici, proboscide exsertili intestinoque coeco; sexibus se-
paratis; testiculo ovariisve iateralibus, ad fere tolius corporis
longitudinem productis ; corpore laevigato, ciliis vibraüiibus
obsito. Indem derselbe die Geschlechtsverhältnisse berück-
sichtigt, zerfällt er. die Klasse der Turbellarien in zwei Un-
terklassen, nämlich in die Turbellaries monoiqnes und dioi-
ques. Die Turbellarien mit vereinigten Geschlechtern um-
fassen die Dendrocoelen und Rhabdocoelen, während die Tur-
bellarien mit getrennten Geschlechtswerkzeugen durch die
Nemerlinen repräsentirt werden, welche Quatrefages we-
gen ihres verkürzten Darmkanals (wie er annimmt) Miocoe^
len nennt. Als Gattungen dieser Miocoelen oder Nemertinen
stellt er auf: Yalencinia, Borlasia, Nemertes, Polia, Cerebra-
tulus und Oerstedia.
Von diesen Gattungen hat Quatrefages nur solche
beschrieben, welche er selbst lebend zu beobachten Gelegen-
heit gehabt hat.
Die von ihm gegrundele neue Gattung Valencinia (ore subler-
minali, infero) enthält vier neue Arien , nämlich V. splendida capite
distincto trigono, rotundalo, o.culis et rimis destitulo ; V. ornala capite
distincto , fere semicirculari , oculis et rimis destitulo ; V. longirostris
capite distincto, lanceolato, elongalo, oculis et rimis destituto; V. du-
bia, von diesem Wurme lässt es Q u atrefa ges zweifelhaft, ob derselbe
hier seinen richtigen Platz gefunden, da der ziemlich deutliche Kopf
desselben Gruppen von Augenpunkten und zwei , ansehnliche seilliche
Gruben besitzt. Von der Gattung Borlasia (ore lerminali, corpore Ion-
gissimo, contortuplicato , ut plurimum in uodis involuto, taeniaeformi)
werden zwei neue Arten beschrieben: B. Camillea capite distincto,
subovali, Iruncato, rimis minimis , rolundatis et oculorum acervis qua-
tuor inslructo , corpore supra plicato, quasi annuloso ; B. carmellina
capite haud distincto, rimis parvulis planulis inslructo , oculis destituto,
corpore laevigato, welchen noch die Beschreibung der B. Angliae des
üken hinzugefügt wird. Von der Gattung A^merf es (ore lerminali,
corpore longo, conlorlo, rarius in nodis implicalo , plus rainusve com-
presso vel teretiusculo) führt Quatrefages drei neue Arten auf:
N> batmea capite haud distincto, oculorum serie fronlali et duohip
d. Würmer, Zoopbyten u. Protozoen während d. J. 1845-1847. 379
acervis lateralibus insl.ucU, ri.uis destilulo, corpore planulalo, cra.sias-
cnlo, proboscide stylifca. N. antonina capite distincto, long.ore, ocu-
lorum acervis duobus biserialis el rimis obluiu.s .nsUuclo co -
poreplaniusculo, proboscide inenni ; N. i^eronea capUe pauulum d -
linclo, anlice ovato, oculis inaequalibus inslruclo, r.m.s desl.tu o, or-
porcniifonni, snhteveti, proboscide iuerml ? Die Gattung PoUa ^ore
terminali, corpore breviusculo, proteo, plus minusve <^-P^«"«»«' 3;
tura genital! saepe temporaria?) konnte Q uatrefage s durch folgende
17 neue Arten vermehren: F. opaca capite subdislincto, truncato, ocu-
lorum Serie laterali undique distincto , rimis magnis instruclo, corpore
longiusculo, piano, proteo; P. mandilla capite distincto, subovalo, ocu-
lorum disparium acervis quatuor et rimis parvulis rotund.s jnstruclo
corpore planiusculo , proteo, proboscide stylifera; P. mutahUs cpile
minima distincto oculorum acervis quatuor seriatim dispositis inslructo,
rimis desliluto, corpore insigniter proteo, proboscide stylifera ; P. qlnnca
capite distincto, oculorum acervis quatuor disparium instructo rimis de-
sliluto, corpore proteo, complanato , proboscide stylifera; P. ßlum ca-
pite band distincto, oculis duobus instruclo, rimis destituto , corpore
filiformi, subtereti, proboscide stylifera? P. sanguirubra capite d.sl.n-
cto, oculis quatuor quadratim dispositis et rimis parvul.s rotundaU.
instructo, corpore filiformi, subtereti, proboscide stylifera? sanguine
rubro- P. bembix capite haud distincto, obtuso , oculorum dupl.ci
Serie undique instructo, rimis destituto, corpore depresso, crassiusculo,
proteo, proboscide stylifera ; P. molacea capite distincto, oculorum acer-
vis quatuor instructo, rimis destilulo, corpore planiusculo , proteo, pro-
boscide stylifera? P. jnirpurea capite haud distincto, sex oculis instru-
clo rimis destituto, corpore piano, proteo, proboscide inermi?; P. berea
capite haud distincto, oculorum acervis quatuor instructo, rimis destUuto,
corpore piano, crassiusculo, proleo , proboscide stylifera; P. humths
capite haud distincto, oculis quatuor quadratim dispositis et nmis obli-
quis inslructo corpore piano, proteo, proboscide stylifera ; P. coronatä
capite haud distincto, oculis quatuor quadratim dispositis et rimis du-
plicibus instructo, corpore filiformi, subplano, paululum proteo, probo-
scide stylifera; P. t-ermiCMiMS capite haud distincto, oculis quatuor rimis-
que parvis instructo, corpore filiformi, subplanulo, proboscide stylifera ;
p. pulchella capite haud distincto , oculis quatuor quadratim dispositis
instructo, rimis destituto , corpore piano, proteo , proboscide stylifera ;
P. baculus capite haud distincto, attenuato, oculis quatuor fere quadra-
tim dispositis instruclo, rimis destilulo, corpore tereli, paululum proteo,
proboscide stylifera ; P. armata capite haud distincto, oculis quatuor qua-
dratim dispositis instructo , rimis destituto, corpore subtereti, minime
proleo, proboscide stylifera, .[uatuor perulis slyligenis insigni. Den
Schluss dieser Species machte P. qmdrioculata , welche Johnston
früher als Kemerles beschrieben hatte. Von Cerebratuhis (cve termi-
380 V. Siebold: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
nalij corpore breviusculo, non proteo, plus minusve complanato) stellte
Qualrefages drei neue Arten aufr C. crassus capite non distinclo,
oculorum plurimorum seriebus quatuor et rimis lalis instructo, corpore
crasso, planalo, utrinque attenualo , proboscide inernii ; C. spectabilis
rapite haud distinclo, oculorum seriebus duobus et rimis latis instructo,
corpore piano, proboscide falcicula denticulata instructa ; C. depressus
capite haud dislincto, rimis et oculis (?) instructo , corpore depresso,
taeniaeformi, non proteo , proboscide inermi ; eine vierte Art, welche
Quatrefages als C geniculatus beschrieben, wurde schon früher von
Delle Chiaje als Polia geniculata bekannt gemacht, üie von Qua-
lrefages aufgestellte neue Gattung Oerstedia (duobus restibus nervo-
sis longiludinalibus sublateralibus, ore terminal!, corpore cylindrico) be~
steht aus den beiden Arten: [0. maciilata capite haud distincto, oculis
quatuor quadratijn dispositis instructo, rimis destituto, luteo, olivaceo ,
corpore tcreti, non proteo, supra maculato, subtus ferrugineo, probo-
scide stylifera; 0. ttibicola capite haud distincto, oculis quatuor qua-
dratim dispositis instructo, rimis destituto^ luteo, corpore tereti, su-
^ra et infra maculato, non proteo, proboscide stylifera.
Eine neue Nemerline ist von W. Thompson ') an
der irländischen Küste entdeckt und Borlasia alba genannt
worden ; dieselbe besitzt eine Länge von zwei Zoll, vierzehn
regelmässig angeordnete Augen, hinler welchen im Nacken
zwei rolhe Flecke gegen die weisse Farbe des Leibes ab-
stechen. Ausserdem führte Thompson 2) auch noch die
von J 0 h n s 1 0 n beschriebenen Nemertinen, nämlich : Nemer-
tes melanocephald, Borlasia octoculaia, ptirpurea und oliva^
cea als einen Beitrag zur irländischen Fauna auf. Von den
neunzehn als englische Anneliden bereits bekannten Nemer-
tinen hat Johns ton •^) die von ihm früher als Planaria be-
schriebene Borlasia ßliformis einer genaueren Berücksichti-
gung in seinem Index of the british Annelides gewürdigt.
Zwei andere neue sehr lange Nemertinen hat H. Goodsir '*)
an der schottischen Küste aufgefunden und in folgender Weise
beschrieben :
Serpenlaria mit dem Galtungscharacter: Vorderleibsende spitz
mit undeutlicher Rüsselmündung , die männlichen Geschlechtsorgane
münden an beiden Seilen des Kopfes, unmittelbar dahinter befindet
1) S. the Annais of nat. bist. Vol. XV. 18i5. p. 301. 2)
Ebenda. Vol. XVIII. 1846. p. 387. 3) Ebenda. Vol. XVI. 1845.
p. 434, 4) Ebenda. Vol. XY. 1845. p. 377.
d. Würmer, Zoopliylenu. Protozoen während d. J. 1845—1847. 381
sich die KloakenölTnung auf der Bauchseite des niedergedrückten
Leibes, der sich ausserordentlich leicht in Stücke abschnürt; S. fragi-
lis ist die Species genannt worden, welche iiood si r wegen ihrer
ausserordentlichen Zerbrechlichkeit als 6in aus vielen Individuen zu-
sammengesetztes Thier betrachtet, womit man ebensowenig einverstan-
den sein wird, als mit seiner Ansicht, dass die beiden seitlichen Kopf-
furchen die Mündungen der männlichen Geschlechtsorgane sein sollen.
Der andere Wurm, Nemertes gracilis mit abgerundetem Kopfende und
mit mehr abgerundeten Seitenrändern des grau gefärbten Leibes ist in
ähnlicher Weise unrichtig aufgefasst worden.
Auch von Örsted ') sind einige kleine Nemertinen
an der norwegischen Küste gesammelt und als neu beschrie-
ben worden, nänilich:
Nemertes? microcephala corpore lineari, ulrinque paulo angustalo,
obluso, subpellucido, fusco - grisescente , capite minulissimo subreni-
formi, oculis duobus pone marginem anteriorem, long. 8'"; Nemertes
coeca corpore lineari-depresso, postice paulo augustiore cauda filiformi
terminalo, supra cinereo albescente, sublus albo, oculis nullis ; Nemer-
tes microphthalma corpore oblongo-lineari, depresso posteriora versus
paulo angustiore, ferrugineo albo-marginato, subtus albescente, oculo-
rum paribus octo, long. S^V". Ferner Aslemma Dröhachensc, corpore
badio-nigrescente antice albo , ore corporis lalitudinem duplicem ab
apice remoto, long. 3-4"; Telraslemma longicapilalum, corpore lineari
antice subtruncato , postice cauda minuta terminato, griseo-lulescente,
capite 3— 4plo longiore quam lato, oculis quatuor approximatis in an-
teriore capite, posterioribus inter sc magis remolis quam' anlenoribus,
long. 10—11'"; Telraslemma dubimn, corpore oblongo-lineari ulrinque
übluso posteriora versus paulo latiore, griseo-flavescente, capite angu-
stiore duplo longiore quam lalo a corpore linea transversali discreto,
oculi anteriores pone extremitatem anticam , posteriores post lineam
^transversalem, long. 3'"; Polystemma pusillum, corpore oblongo antice
obtuso postice acutiusculo , carneo, capite subreniormi duplo latiore
quam longo, long. 7'".
Auch Re nie r 2) hat einige neue Nemertinen beobachtet,
welche zum Theil von Delle Chiaje und Quatrefages,
ohne Renier's Beobachtungen zu kennen, beschrieben wor-
den sind, nämlich: Tubulanus defractus Ren. und Tubulamis
polymorphus Ren. (^Ophiocephalus polymorphus Dell. Ch.),
Siphonenteron elegans Ren. iValencinia ornata Quatr.) und
1) Vgl. Kröyer's Naturhislorisk Tidsskrift. Bd. L 1845. p. 418.
2) S. dessen Osservazioni postume a. a. 0.
382 V. Siebold: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
Siphonenteron bilineatum Ren. {Ophiocephalus büineatusD eil.
C h.), Cerehratulus marginatus Ren. und Acicula macula Ren.
Kölliker *) theilte über die Organisation von Nemer-
tes Verschiedenes mit , sprach sich für die getrennten Ge-
schlechter dieser Wurmgattung aus und erklärte das Ober
dem Darme hefmdliche schlauchförmige Organ als Fang- oder
Fressorgan, zumal da er in vielen von ihm untersuchten Ar-
ten, dieses Organ mit kalkigen styletartigen Zähnen bewaff-
net fand. Nach Kölliker's Untersuchungen fallen Polia
Dell. Gh., Meckelia Leuck. , Borlasia Ok. und Nemertes
Cuv. in eine einzige Gattung zusammen.
Derselbe beschrieb folgende neue bei Keapei und Messina ent-
deckte Arten von Nemertes. I. Mit frei im Leibe liegendem Rüssel, mit
plattrundlichem Leibe und flimmernder äusserer Leibesoberfiäche. N.
Krohniif 2'" lang, graugrünlich , mit vier ins Quadrat gestellten Augen
und mit mehreren Zähnen im liüssel. JV. roseus 3 — Sy^'" lang, der
vorigen Art ähnlich, nur durch röthliche Farbe verschieden. N. Ehren"
bergii, 4 — 5'" lang, dunkelgrün , mit vier Augen. IV. mullioculatus,
3—5"' lang , graugelblich , zahlreiche Augen in eine Bogenlinie ge-
stellt, nur vier Zähne im Rüssel. Alle diese vier .\rten hatte Kölli-
ker in der Meerenge von Messina zwischen Seepflanzen aufgefunden.
N. carcinophüos, 1 — 3'" lang, btassorange, mit zwei elliptischen Au-
gen, und einem einzigen Styletc im Rüssel, war bei Messina zwischen
den Eierklumpen einer Krabbe gefunden worden. II. Mit plattem Leibe
und einem in einer Scheide eingeschlossenen Rüssel, a) Mit abge-
setztem Kopfe und seitlichen Furchen an demselben. N. superus, 3 —
4'" lang, rothbraun mit vier weissen Längsstreifen und mit weissen
entferntstehenden Ringeln. N. complanatus, 5—7'" lang, blassgrün, an
1) Vgl. die Verhandlungen der schweizerischen naturforschen-
den Gesellschaft bei ihrer Versammlung zu Chur im Juli 1844. Chur.
1845. p. 89. Ref. nsuss die Leser dieser Verhandlungen darauf auf-
merksam machen, dass die darin befindliche Abhandlung Kölliker's
sehr viele Druckfehler enthält, und dass Ref. zu seinenT Referate einen
Separatabdruck obiger Abhandlung benutzen konnte , in welchem der
Verfasser derselben eigenhändig die Druckfehler verbessert hatte. Um
nur einigen Missverständnissen vorzubeugen, sei hier ausdrücklich er-
wähnt, dass statt Nemertes Krohnii in jenen Verhandlungen unrichtig
2V. Knochii gedruckt steht , und dass an allen Stellen , wo in jener
Abhandlung das Wort glatt vorkommt , statt dessen platt gelesen
werden muss.
d. Würmer, Zoophylen u. Protozoen während d. J. 1845—1847. 383
den Suiten ins Weissliche spielend. b) Ohne abgeselzlen Kopf und
ohne seitliche Furchen. ^. glaucus , einen Fuss lang, unten weiss,
oben blaugrün, Augen einen nach hinten offenen Winkel bildend, zahl-
reich und mehrreihig. Aus der Familie der Nemertinen hob Kolli -
ker noch einen bei Messina zwischen Seepflanzen entdeckten Wurm
hervor als Galtung Chloraima, ohne Rüssel, statt dessen mit zwei birn-
förmigen Blasen nahe am Vorderleibsende ausmündend. Ch. siculum,
3_5"' lang, weiss, Kopf seicht abgeschnürt, Augen zahlreich, in zwei
Längsreihen, Speiseröhre hinten kugelig angeschwollen. Der Name
Chloraima ist übrigens schon im Jahre 1838 von Duj ardin an einen
Borstenwurm vergeben worden.
Frey und Leuckart 0 lieferten verschiedene wich,
tige Beiträge zur Kenntniss des Baues der Nemeriinen; auch
sie sahen an der Körperoberfläche der Borlasia rufa R^thk.
schwingendes Flimmerepithelium; in den für Augen betrach-
teten Pigmenlflecken der Nemeriinen konnten sie keine licht-
brechenden Körper entdecken. Den Rüssel dieser Würmer
halten sie für ein Organ, welches zum Tasten, Ergreifen und
Festhalten diene', und nirgends mit der Darmhöhle in Ver-
bindung stehe. Sie sahen häufig Eier frei in der Leibeshöhle
der Nemeriinen , konnten aber nicht erfahren , wie Eier und
Samenmasse nach aussen entleert werden. Polia quadriocu-
lata Johnst. fandenFrey und Leuckart^) um Helgoland
sehr häufig, in deren Rüssel sie meistens jederseits ein Stylet
beobachtet haben.
Planarieae. Q uatr e f age s 3) haben wir eine sehr
wichtige Abhandlung über Seeplanarien zu verdanken,
in welcher verschiedene neue Formen dieser Turbellarien aus
dem Mittelmeere und von der Nordküste Frankreichs sich be-
schrieben linden.
^Eine neue Art von der Nordküste Siciliens nannte Qualrefa-
ges Tricelis fasciatus ; dieselbe ist 22 Millimeter lang, von weisslicher
Farbe mit drei oran^re Längsslreifen. Die Gattung Polycelis des Eh-
renberg zerfällt bei Quatrefages in zwei Gattungen : 1) Polycelis,
ore medio, aperturis genitalibus poslerioribus und 2) Prosthiostomvm,
1) S. deren Beiträge a. a. 0. p. 71. 2) S. ebenda, p. 150.
3) S. Annales des sciences naturelles. Tom. iV. 1845. p. 131. oder
Recherches anat. et zool. Tom. II. Memoire sur quelques Planariees
marines.
384 V. Siebold: Bericht Hl)cr die Leistungen in der Naturgeschichte
ore subterminali infero, aperluris genitalibus mediis. Als neue hieher
gehörige Arten werden folgende beschrieben : Polycelis pallidus, 20—22
Millimeter lang , blassgrün mit einem länglich braunen, weiss einge-
tassten Fleck auf dem Rücken; Polijcelis modestus , 15 — 18 Millimeter
lang, von brauner Farbe : Polycelis laevigalus, dem P. pallidus ähnlich,
nur sind die Augen anders gruppirt, indem nach hinten an der äusse-
ren Seite der länglichen Gruppe sehr kleiner Augen noch ein rundlicher
Haufe grösserer Augen angebracht ist ; Polycelis fallax unterscheidet
sich auch nur von P. pallidus durch die Augen, welche als vier Grup-
pen in einem Vierecke stehen; Prosthioslomum aretum, 10 — 12 Millim.
lang , braun geiärbt , der ganze Körperrand mit steifen Borsten besetzt,
am Vorderrande stehen 10 bis 12 Augen in einem Bogen, an bei-
den Enden desselben mit einer Gruppe kleiner Augen, auf dem Nak-
ken ausserdem noch 10 Augen in zwei Längsreihen; Prosthioslomum
elongatum , 30 Millimeter lang, dunkelbraun mit einer Menge dicht ge-
drängter Augen am Vorderende des Körpers und mit zwei anderen läng-
lichen Augengruppen im INacken, welche sich nach vorne unter einem
spitzen Winkel vereinigen. Als neu stellte Qualrefages die Gat-
tung Proceros auf, und zwar mit der Diagnose: oculis sessilibus, pseu-
dotentaculis instructus. Die hieher gehörigen neuen Arten sind : Pro-
ceros argus, 5 — 6 Millim. larg, orangegelb, mit violetipunktirtem Rande ;
Proceros sangvinolentus , 20 — 22 Millim. lang, gelbbraun mit graublauem
Saume; Proceros cristatus, 30 Millim. lang, blassgelb, auf dem Rücken
mit einer erhabenen schwarzen Leiste , zu deren Seite der Leib mit
parallelen schwarzen Linien gezeichnet ist. Von der neuen Gattung
Eolidiceros oculis sessilibus, pseudotentaculis, appendiculis tubulosis
dorsidibus instructus werden zwei neue Arten beschrieben, nämlich:
E. Brocchiif von Risso zuerst als Planaria bekannt gemacht, ist 16—
18 Millim. lang, von rothbrauner Färbung, mit vielen cylindrischen
Zotten auf der ganzen Rückenfläche; Quatrefages lässt es ungewiss,
ob nicht auch P/önrtrm tuberculata des Delle Chiaje hieher gehöre.
Ref. fügt noch hinzu ^ da^s alle diese drei Planarieen mit G r u b e's
Thysanozoon Diesingii ziemlich genau übereinstimmen, so dass die Be-
zeichnung Grube's (s. dessen Actiiiien, Echinodermen und Würmer des
adriat. und Mittelmeers. 1840. p. 54) als älterer Gattungsname wird
den Vorzug erhalten müssen. Ref. hat diese von Grube beschriebene
Seeplanarie in Triest öfters lebend beobachtet und sich im hohen Grade
an den lebhaften Bewegungen dieses Thieres ergötzt, welches im Was-
ser senkrecht frei umherschwimmend durch seine wellenförmigen leb-
haften Bewegungen des Körperrandes einen wunderschönen Anblick
gewährte. Eine zweite neue Species hat Quatrefages Eolideceros
fanormus genannt, diese Art ist 16 — 18 Millimeter lang, weiss und
violett marmorirt mit gelbem länglichen Cenlralflecke und nur mit einer
einfachen Reihe von cylindrischen Rückenzolten auf jeder Seite des
d. Würmer, Zoophylen u. Protozoen während d.J. 1845 — 1847. 385
Leibes. Quatrefages glaubte auch die Diagnose der Gattung Slylo-
chus des Ehrenberg abändern zu müssen, indem er statt der Worte
ocellis tentaculis suffultis sich über die Stellung der Augen noch be-
stimmter in folgender Diagnose ausspricht : ocellis omnibus seu pluribus
tentaculis dorsalibus suffultis. Die beiden neuen Arten sind : Stylochus
palmula, 10—11 »lillim. lang, graublau, braun auf der Mittellinie mit
sehr verbreitertem Vorderleibsende ; Stylochus maculalus, 10 Millimeter
lang, braungelb mit weissen Flecken auf der Mittellinie des Rückens.
Ouatrefages benutzte diese Seeplanarien zugleich,
um den inneren Bau der Seeplattwürmer aufzuklären und
fügte der zoologischen Beschreibung noch eine sehr ausführ-
liche anatomische, durch schöne Abbildungen erläuterte Be-
schreibung derselben bei, von der wir nur Einiges hervorhe-
ben wollen. Bei Eolidiceros Brocchii sah Q. die ganze Ober-
fläche mit Flimmercilien bedeckt; abgesehen von diesem
Flimmerepithelium , welches bei allen Planarieen vorkommt,
ragen bei einigen Plattwürmern noch steife Borsten aus der
Haut hervor, so bei Prosthiostomum arctum am Leibesrande
und bei Eolidiceros auf den Rückenanhängseln. Bei Bolyce-
lis will Q. auch Nesselorgane in der Haut beobachtet haben.
Die männlichen und weiblichen Geschlechtsorgane öffnen sich
hintereinander auf der Bauchfläche hinter der MundöfFnung.
Die hinterste OefFnung ist die Vulva , aus der vor derselben
gelegenen männlichen Geschlechtsöffnung kann ein Penis her-
vorgestülpt werden. Bei Polycelis pallidus will 0- im Eier-
leiter ovale Eier beobachtet haben, welche bereits Embryone
zu sein schienen, da sie selbstständig ihre Gestalt durch Kon-
tractionen veränderten. Ref. muss hier die Vermuthung aus-
sprechen, dass diese Embryone vielleicht nichts anderes wa-
ren , als contractile Dotterzellen , wie sie bei den Süsswas-
serplanarien von demselben zuerst beschrieben worden sind.
Die von so vielen Naturforschern als Augen angesprochenen
Organe der Planarien erschienen auch für Q, als Sehwerk-
zeuge, um so mehr, da er in denselben deutlich einen licht-
brechenden Körper wahrnehmen konnte.
H. Thompson ') entdeckte an der irländischen Küste
die Flanaria cornuta und rosea Müll., überzeugte sich aber
1) S. the Annais of nat. bist. Vol. XV. 1845. p. 320.
Archiv f. Naturgesch. XVI. Jahrg. 2. Bd. 2
386 V. Siebold: Bericht über die Leislungen in der Naturgeschichte
später 0? dass die PL cornuta mit der PL (Proceros') san^
guinolenfa Quatr. identisch und von der P/. cornuta Müll,
dagegen verschieden sei. Thompson bemerkte ausserdem,
dass der von Quatrefages als Proceros cristatus beschrie-
bene Plattwurm mit der von Monlagu schon vor längerer
Zeit bekannt gemachten Planaria vittata übereinstimmt, und
bedauert es mit Recht, dass Quatrefages, indem er die
an der Nordküste der Normandie vorkommenden Strudelwür-
mer untersuchte, nicht die vonMontagu ander gegenüber-
liegenden Küste von Devonshire beobachteten Planarien (s.
the Linnean transactions. Vol. XI) nicht berücksichtigt habe.
Als irländische Süsswasserplanarien werden vonW. Thomp-
son 23 Planaria lactea, nigra und torva aufgezählt. Unter
den von Johnston ^) als britische Anneliden aufgeführten
Plattwürmern befinden sich die Seeplanarien PL vittata, ato~
mata, cornuta , tremellaris , subauriculata , (lexilis , stagnalis,
macrocephala und hirudo , so wie die Süsswasserplanarien
PL nigra, fusca, lactea, panniculata , feliiia, graminea, velox,
edinensis.
Neu sind darunter P/anan« macrocephala: oblonga, fusca, antice
dilutior truncata, postice attenuata , oculis ocellisve nullis, long. corp.
2 lin. und Flanaria hirudo, lineari-elongata, fusca, antice puncta li-
neaque nigra signata, maculis supra caudam orbicularem duabus palli-
dis, long. corp. 4 lin.
Mehrere neue Seeplanarien sind von Ö r s t e d ^) bei
Dröbak in der Nähe von Christiania aufgefunden und be-
schrieben worden, nämlich :
Leptoplana Drübachensis , corpore oblongo, antice obtuso, dein
sensim angustiore, supra fusco-maculato, subtus alboflavescente, in nie-
dio dorso linea dilutioris coloris, oculis anterioribus minoribus numero-
sis acervum linearem , posterioribus seplem multo maioribus acervum
triangulärem formantibus, 4'" longa, ly^^'lata; Eurylepla pulchra, cor-
pore oblongo antice acutiusculo postice obtuso , marginibus undulatis,
supra rubescente in medio dorso linea coccinea antice ramificata, ad
latera puncta numerosa sparsa coccinea, subtus albescente oculis nume-
1) S. ebenda. Vol. XVIII. 1846. p. 39% 2) S. ebenda. Vol.
XVIII. p. 388. 3) S. ebenda. Vol. XVI. 1845. p. 437. 4)
Vgl. Kröyer's Naturhistorisk Tidsskrift. 1. Bd. 1845. p.4l5.
d. Würmer, Zoophyten u. Protozoen während d. J. 1845—1847. 387
rosis et in margine anteriore et in basi tenlaculorum ; Monocelis assi^
milis , corpore lineari postice in caudam depressum dilatata , capite
a corpore constricto , fusco - grisescenle pone oculum rubescente,
oculo pigmento inslructo, ore fernie in medio corpore, peni globoso
in apicem subulalam atlenuato; Vorlex caudata , corpore oblonge, an-
tice tnincato postice in caudam attenuato, grisco flavescente, oculis lu-
nalis vel subrolundis, peni ovali in appendicem styliformem antice un-
cinatam attenuato, long. ^4'"; Cylindrostoma caudalum, corpore oblonge
ovali cauda niinuta acuminnla terminato, grisescenle medio nigrescente,
oculis posterioribus magis inier se remotis quam anterioribus, long. 1'";
Cijlindro Stoma duhium , corpore oblongo antice obtuso postice in cau-
dam attenuato, subhyalino medio grisescenle, oculis posterioribus ma-
gis inter se remotis quam anterioribus ; Microstoma littorale, corpore
oblongo l'neari utrinque aequaliter obtuso , fusco, sponte dividuo, ocu-
lis in margine laterali quintam corporis partem ab apice remotis,. aper-
tura oris longitudinali , long. 2'"; Aphaiiosloma griseum, corpore ob-
longo antice obtuso posteriora versus sensim angustiore, grisescenle
vel flavescente, long. !"♦ ; Aphanostoma virescens , corpore oblongo
utrinque ferme aequaliter obtuso virescente , maculis duabus brunneis
in margine anteriore laterali ; Aphanostoma diversicolor, corpore oblongo
antice obtuso flavescente , medio laliore cyaneo , postice subacuminato
fusco, long. 1'"; Aphanostoma lalum, corpore oblongo utrinque aequa-
liter dilatalo, rotundato medio angustiore, grisescenle, long. V". Von
diesen neuen Planarien gehören sechs Arten zwei neuen Gattungen
an, welche Örsted aufstellt und in folgender Weise charakterisirt :
Cylindrostoma (e subfamilia üerostomearum) corpus oblongum vel li-
neare teretiusculum, anterior corporis pars constrictione parva et linea
transversali a posteriore discrela, oculi quatuor, os cylindricum in me-
dio corpore situm ; Aphanostoma (e subfamilia Microstomearum) cor-
pus oblongum , oculus unicus hyalinus in medio corpore afiteriore.
Auf eine bei Messina gefundene l'/s'" lange Seeplana-
rie gründete Kölliker ') die neue Gattung:
Polycystis , Körper länglich , nach beiden Enden verschmälert,
rundlich-platt, bewimpert, Älund am vordem Leibesende, Darm gabe-
lig gespalten, blind endend, Geschlechter vereint. Die einzige Art, P.
Naegelii, ist gelblich gefärbt mit sparsam zerstreuten rolhen Punkten.
In der Classe dev Anevormi stellte Blanchard 23 die
1) Vergl. die Verhandlungen der schweizerischen Naturf. Ver-
samml. zu Chur a. a. 0. p. 96. 2) S. Annales des sc. nat. Tom.
VIII. 1847. p. 143 und 271. oder Recherches anal, et zool. Tom. lil.
pag. 67.
388 V. Siebold: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
Ordnung Aporocephalae ' m^ , welche den Dendrocoelen des
Ehren berg entspricht. Bhanchard begreift darunter
Würmer mit folgenden Eigenschaften : Körper platt, kopflos,
Maul unten vom Vorderrande entfernt; der mit einem Rüssel
versehene und verästelte Darm besitzt einen Magen aber kei-
nen After; zwei Hirnganglien mehr oder weniger genähert,
Augen in verschiedener Zahl. Diese Ordnung wird von B 1 au-
ch ard um eine neue Gattung vermehrt, welche m'il Prosthio-
stomum Quatr. verwandt ist, sich aber durch die Lage des
Mundes und der Geschlechtsmündung unterscheidet, und den
Namen erhallen hat : '
Fohjcladus, Mund in der Gegend des Endes vom ersten Körperdrittel,
GeschlechtsölTnung sehr weit nach vorn vor der Mundöffnung gelegen.
Die hierher gehörige Species ist in Chili von Gay auf dem Lande
an feuchten Orten entdeckt worden, daher die Species - Bezeichnung
Folycladus Gayi: oblongus, supva niger , aurantiaco-marginatus, linea
media alba, infra omnino aurantiacus. Aus der Gattung Polycelis be-
schrieb Blanchard eine neue im Hafen von Genua aufgefundene Art
unter dem Namen: P. tigrinus, corpore lato postice attenuato, punctis
seu maculis minutis fuscis adsperso, oculis numerosis. Auch zu der von
Quatrefages aufgestellten Gattung Proccros fügte derselbe Naturfor-
scher eine im Hafen von Genua entdeckte neue Art hinzu, nämlich:
P, velutinus, omnino nigro-violaceus, velulinus, immaculatus, plaga sola
minuta antica, oculis instructa.
Frey und Leuckart 0 überzeugten sich, dass auch
die Planarien Gehörorgane besitzen; sie erkannten sowohl bei
Convoluta paradoxa wie bei Monocelis im Nacken eine un-
paarige Gehörblase, welche bei letzterem Wurme von ande-
ren Zoologen bisher als Auge angesehen worden war. Beide
vorhin genannte Naturforscher 2) zählten zur Fauna Helgo-
lands drei Seeplanarien auf, Leptoplana atomata Örst., Vor-
tex vittata und quadrioculatal letztere beide Arten sind neu.
V. vittata ist 1"' lang, vorn stumpf abgerundet, hinten spitz,
weiss mit drei breiten rothen Querbinden auf dem gewölbten Rücken,
und mit zwei Augen im Nacken, V. quadriocnlata steht der V. ca-
pitata des Örsted sehr nahe, ist '/i'" lang, schmal, nach hinten zu-
gespitzt, das Vorderende abgerundet und durch einen seichten Einschnitt
jederseils vom übrigen Körper getrennt, mit zwei Paar schwarzen Au-
1) S. deren Beiträge a. a. 0. p. 82. 2) Ebenda, p. 149.
d. Würmer, Zoophylen u. Protozoen während d. J. 1845 — 1847. 389
gen, von welchen das hinlere Paar beträchtlich grösser ist als das vor-
dere. Farbe des ganzen Thieres weiss.
J. Leidy 0 erhob die Planaria gracilis von Halde -
man zu einem besonderen Subgenus:
Phagocata, oblonga, piano- convexa, nnda, contractilis, niucosa,
antice auricularra, aperlurae duae ventrales, ad os et generationem per-
tinentes, proboscides mullae. P. gracilis, nigricans, lateribus paralle-
lis, oculis duobus, long. P lin. , lat, 1 lin., habit. in fontibus Pensyl-
vaniae. Das erwachsene Thiev spll 23 Rössel haben, die es beim Fres-
sen alle hervorstreckt; Ref. vcrniulhet, dass der Rüssel eine trichter-
förmige ausgezackte Mündung besitzt, und dass die beweglichen Fort-
sätze des Rösselrandes für ebenso viele einzelne Rüssel gehalten wor-
den sind. Derselbe nordamerikanische Naturforscher^) beschreibt aus-
serdem zwei neue Planarien , Planaria maculala , schwärzlich oder
bräunlich mit farblosen Flecken und zwei Augen, 2^^'" If^ng) *A'"
breit; Prostoma marginatum, schwärzlich mit 2 A-ugen, V" lang.
üeber die Organisation der Turbellaria rhabdocoela
machte 0. Schmidt"^) verschiedene Miltheilungen. Der-
selbe erkannte in den meisten Strudelwürmern die sogenann-
ten stabförmigen Körperchen : eine Vermehrung durch Quer-
theilung beobachtete er nur bei den Microstomen , bei den
Prostomen, Derostomen und Mesostomen sah er dagegen sehr
entwickelte hermaphroditische Geschlechtswerkzeuge. Was
bei Gyratrix hermaphroditus Ehr. (Prostoma lineare Örst.)
Penis genannt worden ist, stellt nach Schmidt's Angabe
ein Giftorgan mit einer besonderen Giftblase dar.
Vepiiies rotatorii.
Von Ouatrefages sind für den Atlas zu Cuvier's
Regne animal Infusoires , Rotiferes auf Planche 96 mehrere
Originalzeichnungen angefertigt worden , welche sich auf
Philodina citrina, Actinurus Neptunius, Melicerta, biloba, Bra-
chionus pala und Vaginicola cristallina beziehen. In der Fauna
del Regno di Napoli, welche bisher in diesen Jahresberich-
ten nicht erwähnt worden und dem Ref. erst später zu Ge-
1) Vgl. the Proceedings of Ihe academy of natural sciences of
Philadelphia. Vol. III. 1847. p. 248. 2) Ebenda. Vol. III. p. 251.
3) S. Froriep's und Schleiden's Notizen, ßd. III. 1847. p. 245.
390 V. Siebold: Bericht aber die Leistungen in der Naturgeschichte
sieht gekommen ist, hat Costa 0 bei der Abtheilung Infu-
sori verschiedene Rädorthierchen beschrieben und abgebildet,
nämlich :
Flosciäaria pentacornis Cost. , Tuhicularia tuba (alba , diaphana,
organo rotatorio indiviso); Brachionus lyra (Capsula tegumentaria lyrae-
formis, antice sexdentata, angulis posticis acuminatis, organis rolatoriis
lateralibus in parte antica ; cauda longa , biseta , appendicibus diiabus
lateralibus in parle postica) ; Brachionus letracerus (Capsula tegumentaria
arcuata, supra cristata ; utraque extremitate quinque-dentata; cauda spina
duplici); Brachionus palella Lam., uncinalus Lam. und patina Lam.
Weisse 2) hat die Fauna von St. Petersburg durch 47
verschiedene Räderthierchen vermehrt, denen er später ein-
mal 31 Arten, das andere Mal 6 Arten noch hinzufügte. Als
neu werden von ihm „beschrieben ^) :
Anuraea divaricata: testula oblonga, frontis dentibus quatuor
reclis, aequalibus, mucronibus posticis quatuor, externis longissimis mo-
bilibus ; lerner Masligocera lunaris, testula hyalina lunata, pede decurvo
falcato, dimidio corpore breviore aut (rarius) diniidiam eius longitudi-
nem aequante.
Von Schmarda ^) ist beiOImülz ein neues Räderthier
aus der Familie der Brachionaeen aufgefunden worden, wel-
ches derselbe zu einer neuen Gattung erhoben hat, nämlich:
Listrion, ocellis duobus frontalibus , pede furcato , mit der Spe-
cies L. rostrum, testula laevi , postica parte in tres aculeos abeunte,
antica parte super in aculeum subtus in discum extensa.
Die von ihm bei Wien beobachteten Rotatorien belau-
fen sich auf 52 Species in 31 Gattungen, die von ihm bei
Triest und Venedig beobachteten Rotatorien bestanden &) das
eine Mal (1844) aus 11 Arten in 9 Gattungen, das andere
Mal (1846) aus 22 Arten in 15 Gattungen.
0. Schmidt 0) hat es versucht, die Ansicht Ehren-
1) Vgl. Oken's Isis. 1846. p. 717. 2) Vgl. Bulletin phy-
sico-mathematique de l'academie imp. des sciences de St. Petersbourg.
Tom. lil. 1845. p. 23. und 340. Ferner Tom. V. 1847. p. 4ö. 3)
Ebenda. Tom. IV. Ib45. p. 142. und Tom. V. 1847. p. 227. 4)
S. dessen kleine Beiträge zur Naturgeschichte der Infusorien. 1846. p.20.
5) Vgl. Haidinger's Berichte über die Mittheilungen von Freunden der
Naturwissenschaften in Wien. Bd. I. 1847. p. 177. 6) S. dieses
Archiv. 1846. Bd. 1. p. 67.
d. Würmer, Zoophyten u. Protozoen während d. J. 1845—1847. 391
berg's über die Organisation der Räderthiere zu vertheidi-
gen und hält fest an der Annahme, dass die vom Ref. als
Wassergefässsysteme gedeuteten Organe wirklich Hoden, Sa-
mengefässe und Samenblase seien; derselbe kann die un-
terbrochene Thätigkeit der contractilen sogenannten Samen-
blase nicht läugnen und hilft sich mit der Meinung, dass nicht
mit jeder Contraction Samenentleerung verbunden sei.
Frey und Leuckart ') machen auf den einfachen
und doppelten Kalkbeutel aufmerksam, welchen Ehrenberg
hinter dem Hirnganglion bei Notommata , Diglena und ande-
ren Rotatorien gefunden hat, und welcher vielleicht ein Ge-
hörwerkzeug sein könnte.
Kehiiiocleritiata.
Die Klasse der Echinodermen hat Van derHoeven^)
in seiner vortrefflichen Zoologie auf folgende Weise abge-
grenzt: Animalia integumento coriaceo , saepe calcareo; ca-
nali cibario distincto, in cavitate abdominali libere suspenso ;
Organa circulationis et generationis conspicua; sexus tantum
non semper distincti; dispositio organorum saepissime quina-
ria, corpore ut plurimum radiato aut globoso, in aliis cylin-
drico; systematis nervosi distincta vestigia , annulo plerum-
que OS cingente et radiatim nervös emittente. Hierdurch
sind die Sipunculiden und Echüiriden, welche andere Zoolo-
gen gerne bei den Würmern untergebracht haben wollen,
mit in das Bereich der Echinodermen gezogen, welche Van
der Hoeven in die beiden Ordnungen Echinodermata ye-
1) Vgl. deren Beiträge a. a. 0. p. 85. 2) S. dessen Hand-
buch der Zoologie, nach der zweiten holländischen Auflage ins Deut-
sche übersetzt von J. aioleschoit, Düsseldorf, 1847. p. 129. Es war zu
bedauern, dass von dieser Uebersctzung nur zwei Lieferungen erschie-
nen sind ; um so willkommener niusste daher das Erscheinen einer an-
deren durch Fr. Schlegel besorgten vollständigeren Uebersctzung sein,
welche unter dem Titel: Naturgeschichte der wirbellosen Thiere, Leip-
zig 1850, von Herrn L. Voss, dem die Naturwissenschaften die Her-
ausgabe so vieler wichtiger und kostspieliger Werke verdankt, in schö-
ner Ausstattung dem Publicum übergeben worden ist.
392 V. Siebold: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
dunciilata und apoda abtheilt. Von diesen enthält die erste
Ordnung die Familien der Crinoideen, Asterideen, Echinideen
und Holothurideen, während die zweite Ordnung die Familie
der Synaplinen und der Sipunculiden in sich fasst. Von der
Familie der Synaptinae (corpus cylindricum elongatum; an-
nulus calcareus circa oesophagum; os tentaculis coronatum)
führt Van der Hoeven die Gattungen Liosoma Br. , Chi-
rodota E s c h. , Synapta E s eh. und Molpadia C u v. auf, von
der Familie der Sipmtculacea (corpus cylindricum, elongatum ;
annulus calcareus nullus circa oesophagum; os proboscide
retractili instructum ) werden dagegen folgende Gattungen
namhaft gemacht: Sipuncuhis L. , Priapidus Lam. , Bonellia
R 0 1. , Thalassema G ä r t n. , Echiiirus Guy., Sternaspis 0 1 1.
Im Ganzen hat Van der Hoeven für die Echinodermen
so wie auch für die übrigen Classen in seiner Zoologie nur
die wichtigsten Gattungen hervorgehoben und charakterisirt,
viele andere Gattungen sind aber an den passenden Stellen
wenigstens dem Namen nach aufgeführt, doch findet derjenige,
welcher sich in diesem gehaltreichen Handbuche Rath holen
will, ausser sehr vielen Bemerkungen über Lebensweise, Ent-
wickelung, inneren Bau und geographische Verbreitung der
wirbellosen Thiere noch besonders eine sehr vollständige Zu-
sammenstellung der Litteratur zu seiner weiteren Belehrung,
so dass sich dieses Handbuch der Zoologie vor fast allen
anderen Hülfsmitteln dieser Art besonders vortheilhaft aus-
zeichnet.
In Bezug auf die geographische Verbreitung der Echi-
nodermen zählt Verany 1) als Bewohner des Golfs von
Genua und Nizza folgende Radiaten auf: Comatula mediter-
ranea Lam., Euryale costatum Lam., Ophiura lacerta L^m.,
cordiformisD.C, squamata Lam, wocÄca Vi v., rubra D.C.^
FerussaciD. C.^ Asterias aurantiacaL?im. , membranacea G m.
glacialis Lam., bispinosa Ott., pentacantha D. C. , rosacea
D. C. , subiäata D. C. , minima D. C. , Spatangus arcuarius
Lam., Echinus melo Lam., esculentus Lam., saxatilis
Müll, Cidaris hystrix L^m., Holothuria tubulosa Gm, , San-
1) S. dessen Catalogo a. a. 0. p. 5.
d. Würmer, Zoophylen u. Protozoen während d. J. 1845—1847. 393
torii D. C. , Peniactapentactes G. , doUolum G. , cucumis BI.,
Sipuncuhis nudus La m. und echinorrhynchus D. C. Von Ch ie-
r i g h i n i *3 werden als Bewohner der Lagunen Venedigs 7 Äste-
nden, 4 Ophiiircn, 1 Comatula, 4—5 Echinen , 6 Spatangen
und Fibularien aufgeführt ; darunter befinden sich einige neue
Arten, welche weiter unten namhaft gemacht werden. Zur
Fauna Helgolands dagegen werden von Frey und Leu-
ckart 2) aufgezählt: Ophiothrix fragilis M. Tr. , Ophiolepis
squamata M. Tr., ciliata M. Tr., Astropecten auraniiacus L.,
Solaster papposus L., Ästeracanthion ruhens M. Tr., Echinus
saxatilis M ü 1 1., sphaera Müll, Spatangus purpureus M ü 1 1.,
Amphidetus pusillus Gm. Nach den Beobachtungen vonDü-
ben ^') kommen bei Christianssund zwei Species des Cteno-
discus, ein Astropecten, eine Liddia, eine mit Ophiolepis ßli-
formis verwandte Ophiure und eine Ophiomyxa vor. Der-
selbe Naturforscher^) hat im Verein mit Koren eine Ueber-
sicht der Echinodermen Norwegen's gegeben; es sind deren
61 Arten, nämlich 2 Crinoideen , 14 Ophiuriden, 18 Ästen-
den, 13 Echiniden und Spatangen, 13 Holothurien und 1 Sy-
napta, darunter mehrere neue Gattungen und Arten, welcher
an den passenden Stellen weiter unten näher gedacht wer-
den wird. In dem Verzeichnisse der bei Christiania gefun-
denen niederen Seethiere werden von Örsted ''3 acht Äste-
nden, fünf Echiniden und drei Holothurien aufgeführt.
Sipunciolacea. McCoy 6) schlägt für einen an der
Küste von Irland entdeckten Priapulus den Namen P. /ii6er-
nicus vor, der aber nach der Ansicht des Ref. keine wesent-
lichen Unterschiede von Priapulus caudatus darzubieten scheint.
Ausserdem werden von M c C o y drei irländische Syrinx-Ar-
ten als neu beschrieben, nämlich :
Ä. granulosus mit warziger Haut an der Basis des Rüssels und
am Hinterleibsende ; S. Forbesii mit sehr dünnem Halse und ebenso
1) Vgl. dessen und Nardo's Sinonimia moderna etc. a. a. 0. p. 10.
2) S. deren Beiträge a. a. 0. p. 139. 3) S. das Archiv skandi-
navischer Beiträge. Th. L 1845. p. 138. 4) Ebenda, p. 166. und
436. 5) S. Kröycr's Tidsskrift. Bd. 1. 1845. p. 423. 6) S.
the Annais of natural history. Vol. XV. 1845. p. 272.
394 V. Siebold: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
dünnem Hinterleibe ; S. tentncinctus mit gleichmässig cyllndrischem
Leibe. Der Syrinx granulosus des McCoy soll übrigens nach einer
Aeusserung von Thompson •) mit Syrinx Harveii des Korbes
identisch sein.
Nachträg-Iich sind noch aus der von Costa herausgege-
benen Fauna del Regno di Napoli ^) die beiden als neu be-
schriebenen und abgebildeten Echinoderrnen zu erwähnen:
Fhascolosoma lima (corpore subcylindrico ventricoso , supra an-
gustiore, hinc curvato, superficie tuberculata, tuberculis asperis, collo
extensili, ore incrispato) und Phascolosoma rubens (oblongum , antice
inflatum, in collum extensile cylindraceum produclum , ore incrispato,
haud ciliato, postice magis attenuatum , longitudinaliter striatum, rubre
flavoque variegatum).
Ö rs t e d '') fand bei Christiania Phascolosoma Johnstonii?
Forb. und concharum. Letztere Art glaubt Örsted ^) von
Ph. granulatum Leuck. wegen ihres längeren und schlanke-
ren Vorderleibes unterscheiden zu müssen. Dieses Thier be-
nutzt, nach Örsted's Erfahrungen, die Gehäuse von Denta-
lium und Turritella als Wohnung.
Von Quatrefages ^) ist der Echiurus Pallasii, wel-
chen Namen er später in Echiurus Gärtnerü umwandelte,
einer genaueren Untersuchung unterworfen worden. Q. hat
dieses interessante Thier an der Küste der Normandie auf-
gefunden, und stellte es als ein Mittelglied hin zwischen den
fusslosen Anneliden und Holothurien. Er sah an dem cylindri-
schen, 20 — 25 Centim. langen und 3 Centim. dicken Körper
dieses Echiurus Spuren von Vorderleibsringeln; ferner erwähnt
derselbe eigenthümliche in eine Kapsel gehüllte und mit Mus-
keln versorgte Haken, von denen zwei vordere fussartige
am Bauche des Echiurus angebracht, durch ihre Grösse sich
auszeichnen. Im Munde des Thieres steckt ein muskulöser
Rüssel verborgen , der in einen vielfach gewundenen, mit ei-
l) Vgl. ebenda, Vol. XVIIL 1846. p. 393. 2) Oken's Isis
1846. p. 706. 3) S. Kröyer's Tidsskrift a. a. 0. Bd. L 1845. p.
419. 4) Vgl. dessen Abhandlung de regionibus mariuis. 1844. p. 80.
5) S: Annales des sciences nat. Tom. Vil. 1847. p. 307. oder Comptes
rendus. Tom. 24. 1847. p. 776. oder rinstitut. 1S47. p. 150. Ferner
Recherches anal et zoolog. Tom. IL, s. auch Froriep's Notizen. Bd. IV.
1847. p. 37.
d. Würmer, Zoophylen u. Protozoen während d. J. 1845—1847. 395
nem Gekröse versehenen Darm übergeht. Die vom Hinler-
leibsende nach innen in die Höhe steigenden beiden einfa-
chen Schläuche erinnern als Respirationsorgane offenbar an
die Holothurien, während der Blutcirculationsapparat dem der
Anneliden gleicht. Die Goschlechtswerkzeuge sind getrennt,
von denen die vier Hodenschläuche , welche paarweise von
der innern Fläche der vorderen Bauchhöhle herabhängen,
durch vier sehr enge Oeffnungen nach aussen münden. Als
Nervencentrum findet sich eine einfache Ganglienkette auf der
Mittellinie des Bauches vor, welche rechts und links Nerven-
äste abgiebt und vorne mit einem den Anfang des Darms
umfas'senden Nervenring zusammenhängt.
Quatrefages hält diesen von ihm aufgefundenen Echiurus für
eine neue Art, und unterscheidet dieselbe von dem zuerst durch Pal-
las bekannt gewordenen Echiurus vulgaris S a v. mittelst folgender
Diagnose : Echiurus Gaertnerii corpore cylindrico postice obtuso, ro-
tundato, anlice elongato, proboscidiformi, uncinis anticis duobus et an-
nulis setigeris, posticis, completis inslruclo, sex vel octo pollicibus longo,
quindecim lineis circiter lato
Q. stellt hierauf die Echiuriden und Sipunculiden in eine
Gruppe zusammen, für welche er den Namen Gephyrea vor-
schlägt, bestehend 1) aus der Unterabtheilung Echiiirea mit
den Gattungen Echiurus und Sternaspis und 2) aus der Un-
terabtheilung Sipimculea die Gattungen Sipunculus und Pria-
pulus enthaltend.
Ein an der Westküste von Schweden entdecktes neues
holothurienartiges Thier ist von Loven ^ beschrieben und
abgebildet worden. Es ist dieses Thier mit langen nach
rückwärts gerichteten Stacheln dicht besetzt und am After-
ende mit zwei gefiederten Branchien ausgestattet. Loven,
der dasselbe mit dem Namen Chaetoderma nitidulum belegt
hat, giebt davon folgende Diagnose :
Chaetoderma nov. gen. corpus vermiforme, teres , graciie, seto-
sum, seil, aouleis tectuni confertissimiSj simplicibus , rectis, ab antica
parte versus postica sensim maioribus; os in antica fine inflata, angu-
sluni, in disco situm orbiculari , leviler convexo; anus in fine postica
1) Vgl. das Archiv skandinavischer Beiträge. Th. I p. 169 oder
Froriep'g neue Notizen, Bd. 34. 1845. p. 26.
396 V. Siebold: Bericht fiber die Leistungen in der Naturgeschichte
hiante , breviter tubulosus ; branchiac binae , basi anum ampleclentes,
pinnatae, retracliles et cum ano intra cavitalem infundibiliformem re-
condendae. C. nitidulum n. sp. argenteo-nitens , disco branchiisque
flavicanlibus; long. 8 lin.
In einer Abhandlung- über den Bau des Priapulus cau-
datus betrachten Frey und LeuckarlO den bisher für
das Vorderende gehaltenen Theil dieses Thieres für das Hin-
terende. Sie berufen sich darauf, dass die beiden von ihnen
als die beiden vorderen Abtheilungen des Darms angesehe-
nen Darinstücke drüsige Wandungen besitzen, welche in dem
hinteren grossen Darmstücke fehlen. Das kann jedoch nach
des Ref. Ansicht nicht entscheiden, indem die drüsenlosen
Wandungen einem Pharynx und Oesophagus angehören kön-
nen, daher Ref. den drüsenlosen aber sehr musculösen Ab-
schnitt des Darms bei Priapulus als Schlundröhre und nicht
-»als Rectum betrachtet wissen möchte. Noch mehr spricht die
Stellung der Zähne, von welchen Frey und Leuckart übri.
gens gar nicht reden , am Eingange des Schlundes für das
Vorderende , indem sie nach innen gerichtet sind und so
mehr das Verschlingen fester Körper fördern werden, wäh-
rend sie als Afterzähne die Entleerung der Faeces jedenfalls
hindern würden. Die beiden Eierstöcke sollen nach vorne
verlaufen und zu beiden Seiten des Darmes münden, doch
war es den Beobachtern nicht möglich, äusserlich diese Ge-
schlechtsöffnungen an Priapulus aufzufinden.
Holotitnriae. Düben hat in Verbindung mit Ko-
ren 2) die in der Haut der Holothurien eingelagerten durch-
löcherten Kalkscheiben einer genaueren Untersuchung unter-
worfen, nach deren Beschaffenheit wenigstens die zwölf nor-
wegischen Holothurien - Arten genau unterschieden werden
können. Zwei holothurienartige Echinodermen sind von Ko-
ren 3) sehr genau beschrieben worden. Die eine Art, Thyone
fusus, gab ihm die Ueberzeugung, dass das von 0. F. Mül-
1) S. deren Beiträge a. a. 0. p. 40. 2) Vgl. das Archiv
skandinavischer Beiträge. Th. I. p. 166. und 449. 3) Vgl. Nyt Ma-
gazin for Nalurvidenskaberne. Chrisliania. Bd. 4. p. Q03. oder Fro-
riep's neue Notizen, ßd. 35. 1845. p. 17.
d. Würmer, Zoophyten u. Protozoen während d. J. 1845—1847. 397
1er als Hololhuria penicillus beschriebene nnd abgebildete
Thier, welches schon von verschiedenen Zoologen für die
Mundtheile irgend einer Holothurie erklärt wurde, die Mund-
theile von dieser Thyone sind , welche immer ausser acht
vollkommen entwickelten verästelten Tentakeln noch zwei ne-
beneinander stehende rudimentäre Tentakeln besitzt. In der
Haut dieser Holothurie fand Koren verschiedene höchst ei-
genthümlich gestaltete Kalkkörperchen eingelagert. Hinter
der Mundöffnung steckt in Thyone ein aus zehn Kalkstücken
(aus fünf kurzen und fünf langen abwechselnd ^er Länge
nach aneinandergefügten »Stücken) zusammengesetztes Gerü-
ste verborgen, welches den Knorpelring der Holothurien er-
setzt. Der das obere Ende des Magens umgebende Wasser-
gefässring besitzt nur einen einzigen weiten blasenförmigen,
nach unten zugespitzten Anhang. Die Respirationsorgane be-
stehen aus zwei verästelten hohlen Hauptzweigen, welche von
der Kloake aus bis in das vordere Leibesende hinaufragen.
Die Geschlechtsorgane werden von einem büschelförmigen Ei-
erstock oder Hoden dargestellt, welche mit einem einfachen
Ausführungsgange auf einer zwischen zwei Tentakeln ange-
brachten Papille ausmünden. Koren fand dieses Thier mit
Sand und Conchylienfragmenten bedeckt auf sandigem Mee-
resgrunde in der Bucht von Bergen, bei einer Tiefe von 80
Faden.
Als Galtungsckaraktere werden für Thijone festgestellt: Körper
cylindrisch, überall mit Füsschen besetzt, die nicht in bestimmten Rei-
hen stehen; Haut, Tentakeln und Füsse sind mit verschiedengestalti-
gea kalkigen Stücken überkleidet, das Mundstück ist umgekehrt conisch
und knorpelig, die Tentakel verästelt; nov. sp. Th. fusus , der Körper
cylindriscii, von einer graubraunen Farbe, an beiden Enden etwas zu-
gespitzt, von den zehn Tentakeln zwei beständig rudimentär.
Auch die Cuvieria squamata entdeckte Koren ^) bei
Bergen, und zählte an derselben nicht, wie 0. F. Müller
nur acht, sondern immer zehn Tentakeln. Da diese Holothu-
rie sowohl in Grösse wie in Farbe sehr zu variiren scheint,
so nimmt Koren keinen Anstand, die von Bra n dt beschrie-
bene Cuv. sitchaensis für dieselbe Cuv. squamata zu halten.
1) Ebenda.
398 V. Siebold: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
An dieser merkwürdigen Holothurie lässt sich stets ein con-
vexer schuppiger Rücken und ein flacher weicher Bauch un-
terscheiden. Der Bauch wird von einem ziemlich scharfen
wellenförmigen Rand eingefasst, der ausser den Füsschen
noch einige unvollständige Reihen saugwarzenartiger Organe
trägt, wobei die Mitte des Bauches von den Füsschen frei
geblieben ist. Die Rückenschuppen enthalten kohlensauren
Kalk und werden wieder von kleineren Schuppen bedeckt.
Die hohlen, sehr verästelten Tentakeln sind fleischroth und mit
braunen Punkten besprengt. Zwischen je zwei Tentakeln be-
findet sich ein dunkelbrauner Fleck. Die MundöfFnung wird
auch hier von einem kalkigen, aus 5 grösseren und 5 klei-
neren Stücken zusammengesetzten Ring gestützt. Das aus der
ovalen Kloake entspringende Respirationsorgan besteht aus
einem längeren und einem kürzeren hohlen verästelten Haupt-
stamm von hochrother Farbe. Eine dem Wassergefässsy-
steme zugehörige Blase nimmt einen bedeutenden Theil der
Bauchhöhle ein. Diese Holothurie kommt übrigens ziemlich
selten in der Bucht von Bergen vor.
Dieselben Naturforscher haben in ihrem Verzeichnisse 0
der norwegischen Echinodermen noch folgende neue Holo-
Ihurien beschrieben, nämlich :
Cucumaria assimilis, brevis, crassa, hinc albida, illinc fusco tincta,
tentaculis 8 niaioribus , 2 minoribus, laminae calcareae in corpore re-
guläres, crassae , foraminibus in quincuncem dispositis , niargine quasi
interruptae, in tentaculis et pedum lateribus elongalae, irreguläres, me-
dio latiores ; Cucumaria elongala , utrinque attennuala , cute coriacea,
dura, opaca, squamis minutissimis scabra, pedibus rigidis, non retrahen-
dis, conjcis, versus utramque corporis extremitalem in singulo ambu-
lacro unicam seriem flexuosa-m occupantibus. Die Holothuria pellucida
Flem. {Cucumaria hyalina Forb.) erhoben Düben und Koren zu
der besonderen Gattung Thyonidium , corpus cylindricum , elongatum,
pedes per totam superficiem sparsi , ita tarnen , ut secundum series 5
londiludinales praecipue aggregenlur, tentacula 10, frondoso-ramosa, per
paria approximata, quibus interiacent totidem paria tentaculorura triplo
breviorum, annulus calcareus oris sursum eniittil processus decem elon-
gatos, quorum alterni latiores, bifidi , tubi genitales divisi. Auch eine
neue aorwegische Thyone, nämlich Th. raphamis, ist von D. und K. mit
1) Vgl. das Archiv skandinavischer Beiträge. Th. I. 1845. p. 439.
d. Würmer, Zoophyten u. Protozoen während d. J. 1845—1847. 399
folgender Diagnose beschrieben worden: ourvala, antice crassa, extre-
mitate postica subito attenuata, elongata, cute crassa, dura, scabriuscula,
albescente.
Nach Troschel ') besitzen alle Arten von Holothu-
rien mit verästelten Fühlern in der Leibeshöhle Muskeln,
welche von der Mitte jeder der fünf Läng-smuskeln frei zu
dem Kopftheil herantreten und als Zurückzieher dienen; bei
dieser Muskelanordnung ist stets ein Muskelmagen vorhan-
den. Derselbe 2) stellte auch drei neue Gattungen von Ho-
lothurien auf, nämlich Anaperus^ Orciila und Colochirus, wel-
che mit vier ganz neuen Arten in diesem Archive genau ge-
schildert sind.
Eine neue Holothurie , welche an der englischen Küste
gefunden worden ist, hat Peach ^) beschrieben, dieselbe
steht dem Psolus Forhesii des Couch nahe , unterscheidet
sich aber von letzterer Holothurie dadurch , dass sie statt
achtzehn Tentakeln deren zwanzig besitzt, und dass bei ihr
Saugfüsschen in regelmässigen Reihen stehen.
Von Thompson 0 sind Cuciimaria inhaerens und Chi-
rodota digiiata als Bewohner der irischen Küste aufgeführt
worden, denen derselbe '') später noch Cucumaria fusiformis
Forb. et Goods. und Hyndmani Th. hinzufügt.
Einige Notizen über das Vorkommen und die Fischerei
des Trepang eduiis sind von Earl ^) bekannt gemacht wor-
den, nach dessen Mittheilung dieses Thier in allen sicheren
Häfen Australiens vorkommt, wo es sich auf dem Meeres-
grunde von Mollusken und Seegewächsen ernährt.
Kciunida» Agässiz und Desor ^) haben eine Cha-
rakteristik der Echiniden geliefert , und die Gattungen der-
selben geschildert, so wie die fossilen und noch jetzt leben-
1) Vgl. Froriep's neue Notizen. Bd. 37. 1846. p. 122. 2)
S. dieses Archiv. 1846. Bd. I. p. 60. 3) S. the Annais of nat.
bist. Vol. XV. 1845. p. 171. 4) S. the Annais of nat. bist. Tom.
XV. 1845. p. 321. 5) Ebenda. Tom. XVIII 1846. p. 393. 6)
Vgl. Froriep's und Scbleiden's Notizen, ßd. I. 1847. p. 120. 7) S.
die Annales des sciences naturelles. Tom. VI. 1846. p. 305.
400 V. Siebold: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
den Arten der Seeigel in ihrem „Catalogue raisonne des Echi-
nides« aufgeführt, aus welchem Folgendes mit Berücksichtigung
der noch lebenden Species hervorgehoben werden soll.
Es werden zunächst die Cidariden aufgezählt, nämlich die Gat-
tung Cidaris Lam. mit 15 spec. viv. Goniocidaris ües. (durch eckige
Löcher an den Winkeln der Ambulakralplatten ausgezeichnet) mit zwei
spec. viv. Hierauf folgen die Echiniden, und zwar Astropyga Gray
mit vier spec. viv.; Echinocidaris Desml. mit neun spec. viv.; Mes-
pilla Desor mit sieben spec. viv.; Temnopleurus Agass. mit vier
spec. viv.; Amblypneusles Agass. mit sechs spec. viv.; Boletia De-
sor mit vier spec. viv.; Tripnewsfes A g a s s. mit vier spec. viv.; Ho-
lopneustes Agass. mit einer spec. viv.; Echinus L. mit 27 spec. viv.;
Heliocidaris ües ml. mit sieben spec. viv.; Echinometra Kl. mit sie-
ben spec. viv.; Acrocladia Agass. mit vier spec. viv.; Podophora
Agass. mit zwei spec. viv. Hierauf werden von denselben Natur-
forschern *) die Clypeastroiden geschildert, welche folgende Gattungen
enthalten: Clypeasler Lam. mit fünf spec. viv.; Laganum Kl. mit 13
spec. viv.; Echinarachnius Yan P h e 1 s. mit drei spec. viv.; Arach^
noides Kl. mit einer spec. viv.; Dendraster Agass. mit einer spec.
viv.; Lobophora Agass. mit fünf spec. viv.; Encope Agass. mit elf
spec. viv.; Rolula Kl. mit drei spec. viv.; Melitta Kl. mit fünf spec.
viv.; Moulinsia Agass. mit einer spec. viv.; Echinocyamus Van. Ph.
mit drei spec. viv.; Fibularia Lam. mit drei spec. viv. Diesen schliesst
sich die Familie der Cassiduliden an, und zwar Echinoneus Van Ph.
mit sechs spec. viv.; Nucleolites Lam. mit einer spec. viv.; Cassidu-
lus Lam. mit zwei spec. viv.; Echinolampas Gray mit drei spec. viv.
In einer Fortsetzung dieses Katalogs 2) werden die Spatangoiden auf-
geführt, nämlich: Spatangus li\. mit vier spec. viv.; Eupatagus Agass.
mit einer spec. viv.; Lovenia Desor mit einer spec. viv.; Amphide-
lus Agass. mit vier spec. viv.; Breynia Desor mit einer spec. viv.;
Brissus Kl. mit zehn spec. \i\.-f Brissopsis Agass. mit drei spec. viv. ;
Agassiiia Val. mit zwei spec. viv.; ScAwösf er sAg ass. mit fünf
spec. viv.
Dieselben beiden Naturforscher S) geben auch eine Ue-
bersicht der geographischen Verbreitung der jetzt lebenden
Echiniden , wobei die Seeregionen in folgender Weise ein-
getheilt werden. Den Anfang macht die arktische. Fauna mit
nur einer Art, darauf folgt die gemässigte Fauna (Küste von
1) Ebenda. Tom. VIL 1847. p. 129. 2) Ebenda. Tom. YIIL
1847. p. 5. 3) Ebenda, p. 355.
d. Würmer, Zoophyten u. Protozoen während d. J. 1845—1847. 401
Europa) mit 38 Arten, dann die afrikanisch-atlantische Fauna
mit sieben Arten, die amerikanisch-atlantische Fauna mit 41
Arten, hierauf folgt die Fauna des Cap's der guten Hoffnung"
mit einer Art, alsdann die Fauna der afrikanischen Ostküste
mit 46 Arten, die indische Fauna mit 31 Arten, die tropische
Fauna des stillen Meeres mit 44 Arten, die Fauna von Neu-
seeland mit vier Arten, die Fauna an der Südspitze von Au-
stralien und Amerika mit drei Arten, endlich das gemässigte
stille Meer mit acht Arten.
VonPhilippi ^ wurden einige neue Echiniden, dar-
unter fünf neue Spatangen von Südamerika und aus dem
Mittelmeere beschrieben und der Unterschied zwischen Spa-
tangus purpureus L. und meridioiialis Riss, hervorgehoben.
Derselbe beschrieb ausserdem vier neue Cidaris- Arten von
den Antillen und dem Mittelmeere und stellte die Diagnose
,für Cidaris papillata, hystrix und imperialis bestimmter hin,
als es von Lamarck geschehen war. Zuletzt machte der-
selbe noch auf die Veränderlichkeit des Echinocyamus pusiU
lus aufmerksam, indem er durch Vergleichung von 94 Exem-
plaren aus den verschiedensten Gegenden zur üeberzeugung
gekommen war, dass Eck. pyriformis^ angulosus, siculus, suf-
folciensis und placenta zu einer und derselben Art gehören.
Einige neue Echinodermen , nämlich : Diadema Desjardinsü
und die Seesterne Ophidiaster marmorata und Oreaster Des-
jardensii sind von H. M i c h e 1 i n ^) aus dem Catalogue rai-
sonne des Zoophytes, Echinides et Stellerides recueillis par M.
M. J. Desjardins etMalhieu ä l'ile de France beschrie-
ben worden.
Unter den von Düben und Koren ^) aufgeführten
norwegischen Echinodermen befindet sich ein neuer Spatan-
gus, nämlich;
Brissus fragilis, dem die beiden Nalurforscher folgende Diagnose
gaben: lale cordato-ovalis, poslice carinalus, gibbus, antice depressus,
sulco profunde et longo excavatus; ore prope raargiuem, vertice Ion-
1) S. Dieses Archiv. 1845. ßd. I. p. 344. 2) S. die Revue
zoologique par la societe Cuvierienne. 1844. p. 173. 3) Vgl. das
Archiv skandinavischer Beiträge. Th. 1. p. 439.
Archiv, f. Naturgesch. XVI. Jahrg. 2. Bd. W
402 V. S i e b 0 1 d : Bericht über die Leißlungen in der Naturgeschichte
gius pone medium ; ambulacris cinctis iinea doisali flexuosa , poslice
duplicata, lateralibiis praelongis, posticis fere triplo brevioribus. Die-
selben ») haben ausserdem noch einige neue Seeigel von der Küste
Norwegens beschrieben , nämlich : Cidaris borealis , tcsla subglobosa,
utrinque depressa , ambulacris spinulisque viridibus, spinis infimis (ori
proximis) compressis , margine alalis, intcrmediis cylindricis, longissi-
mis, dianielrum testae duplo superantibus, supeificie striis elevatis acute
crenatis subquindecim^ interiectis sulcis fere duplo latioribus ; Echinus
eleg ans ,' lesta depressa, coccinea, seriebus 20 tuberculorum maiorum
distinctissimis, numquam interruptis, secundariis inferne nee numero nee
magniludine auctis , spinis raris coccineis^ apice albis, primariis duplo
triplove longioribus ; Echinus norvegicus , testa depressa, pallide flave-
scente, apice maculis quadralis 5 rubris s. virentibus notata , seriebus
tuberculorum primariorum secus areas 10 interambulacrales distinctissi-
mis et numquam interruptis, spinis raris concoloribus , pallide flavis,
gracillimis, subselaceis , primariis perpaucis sed longissimis, (intcrme-
diis diametrum testae subaequantibus), secundarias sextuplo superantibus.
Chiereghini 2) hat unter den 11 Echiniden, welche
die Lagunen von Venedig bewohnen , mehrere neue Arten
beschrieben, von denen es jedoch nicht entschieden ist, ob
sie nicht bloss Varietäten von bereits bekannten Arten sind.
So erwähnt derselbe einen Echinus clodien(Sis, hemisferico-globo-
sus, ambulacris denis, paribus , approximatis , areis minute confuseque
terebratis, corpore luberculato , tuberculis maioribus utrobique super
quinque spatia maiora in duabus lineis longitudinaliter dispositis, ac
supra ipsa spinis longissimis; ferner einen Echinus noctilucens, hemi-
sferico-globosus, ambulacris denis minute perforatis, foraminibus duobus
in lineolis approximatis transversim positis, paululum inclinatis.
Um die Entwickelungsgeschichte der Seeigel verfolgen
zu können , kam B a e r 3) auf den glücklichen Gedanken,
die Eier von Echinus esculentus , hrevispinosus und saxatüis
künstlich zu befruchten. Er sah innerhalb 16 Stunden infu-
sorienartige mittelst Cilien herumschwimmende bewegliche
Larven aus solchen befruchteten Eiern entstehen, welche ihn
an die Larven der Medusa aurita erinnerten. Leider star-
ben diese Larven bald nachher, wahrscheinlich aus Mangel
1) Ebenda, p. 167. 2) S. dessen Sinonimia moderna a. a.
0. p. 11. 3) S. Froriep's neue Notizen. Bd. 39. 1845. p. 36. oder
Bulletin physico-mathematique de l'acad.^des sc. de St. Petersbourg.
Tom. V. 1847. p. 231. oder l'lnstitut. 1847. p. 173.
d. Würmer, Zoophyten u. Protozoen während d. J. 1845—1847. 403
an Nahrung. Auch Dufosse i) stellte sehr glückliche Ver-
suche mit künstlicher Befruchtung der Eier desEchinus escu-
lentus an , wobei er heobachtete, dass binnen 13 — 15 Mi-
nuten nach der Befruchtung eine Art Oscillation an dem Dot-
ter eintrat, welcher innerhalb 4 — 6 Stunden die Dotterzer-
klüftung folgte, worauf schon nach 24 Stunden der Embryo
die Eihülle durchbrach. Der mit Flimmerepithelium herum-
schwimmende Embryo , der einen kurzen Oesophagus und
einen centralen weiten Magen besitzt, erhält am Munde Ten-
takeln, setzt sich am 16 — ISten Tage mit dem Afterende fest
und nimmt jetzt eine veränderte Gestalt an, indem sich alle
äusseren Organe um Mund und After symmetrisch ordnen;
unter anderen entwickeln sich auf kleinen den Mund umge-
benden Warzen sehr lange kalkhaltige Stacheln. Eine noch
ausführlichere Darstellung der durch künstliche Befruchtung
veranlassten Entwickelung der Eier von Echinus esculentus
haben wir Derbes 2) zu verdanken. Derselbe beobachtete
ebenfalls während des Furchungsprocesses Bewegungen des
Dotters, welche aber mehr eine rüttelnde Beschaffenheit hat-
ten. Nachdem der anfangs sphärische Embryo ein kantiges
und pyramidales Ansehen angenommen und sich die Haut-
schicht von dem Verdauungssacke abgegrenzt hat, entwickelt
sich eine Art Gerüste aus glashellen , langen und grätenarti-
gen Stücken zusammengesetzt, welche eine grosse Festigkeit
besitzen , und in die vier den Mund umgebenden konischen
Hervorragungen sich hinein erstrecken. Derbes sah diese
Hervorragungen allmählich wieder verschwinden , doch v/ar
es ihm nicht möglich, eine weitere Metamorphose an diesen
Larven zu verfolgen, da sie ihm nach und nach alle starben.
Höchst interessant ist es daher, dass sich Job. Müller's
Beobachtungen *^) über denselben Gegenstand gerade da an-
1) Vgl. Froriep's und Schleiden's Notizen. Bd. II. 1847. p. 312.
ßd. IV. 1847. p. 248. oder Comptes rendus. Tom. 25. 1847. pag. 311.
oder Annales des sc. nat. Tom. VII. 1847, p. 44. oder tke Annais ol
nat. bist. Tom. XIX. 1847. p. 282. Tom. XX. 1847. p. 356. 2)
Vgl. Annales des sc. natur. Tom. VIII. 1847. p. 80. 3) Vgl. den
Bericht über die Verhandlungen der Berliner Akademie der Wissen-
schaften aus dem Jahre 1846. p. 301.
404 V. Siebold: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
schliessen, wo Derbes seine Untersuchungen abbrechen
musste. Müller beobachtete nämlich auf Helgoland drei
Arten von Seeigellarven , wovon zwei einer und derselben
Gattung, die dritte einer andern Gattung von Seeigeln anzu-
gehören scheinen. Die eine Form dieser Larven besteht aus
einer Kuppel mit vier stabförmigen etwas divergirenden lan-
gen Stützen. Das Kalkgerüste der Stäbe setzt sich in die
Kuppel fort. Die Stäbe sind von der Haut der Larve, wel-
che das Gewölbe bildet, überzogen und diese bildet zugleich
am Rand« des Gewölbes zwischen den Stäben Arkaden. Mül-
1 er vergleicht die Form dieser Larven mit einem auf vier
langen Füssen stehenden Uhrkasten. Diese Larven besitzen
vier Epauletten- artige quere Wülste über den Stellen, wo
die vier Stützen des Gewölbes in das letztere übergehen. Ein
jeder dieser Wülste ist mit sehr langen schlagenden Wimpern
besetzt, ausserdem sind aber auch noch an den Stäben und
am Gewölbe Wimperschnüre angebracht. Wenn eine solche
Larve sich zur Metamorphose vorbereitet, so erzeugt sich
auf einer der schmäleren Seiten des Gewölbes unter der ge-
fleckten Haut desselben, schief gegen den Gipfel des Gewöl-
bes geneigt, eine scheibenförmige Platte, welche sich nach
und nach in eine fünfblättrige Figur umgestaltet. Zugleich
entwickeln sich dieser Scheibe gegenüber auf dem Gewölbe
dreiarmige Pedicellarien. Während die fünfblättrige Scheibe
durch Hinzutreten neuer Abtheilungen sich vergrössert, wach-
sen zugleich Saugfüsse und Stacheln aus ihr hervor.^ Eine
weitere Entwickelung des Seeigels aus diesem Larvenzustande
hat Müller damals nicht verfolgen können.
Asteridea, NachDüben's Beobachtung 0 kommen
bei Christianssund zwei Arten Ctenodiscus , ein Astropecten,
eine Luidia, eine mit Ophiolepis filiformis verwandte Art und
eine Ophiomyxa vor ; derselbe Naturforscher 2) giebt auch
eine Uebersicht der norwegischen Seesterne , welche er im
Vereine mit Koren beobachtet hat, unter denen sich folgende
neue Arten befinden:
Solaster furcifer, radis 5 latis, depressiusculis, penicillis in dorso
l) S. das Archiv skandinavischer Beiträge. Th. L p, 138. 2)
Ebenda, p. 166. und 437.
d. Würmer, Zoophyten u. Protozoen während d. J. 1845—1847. 405
seriatis, serie exlima marginali , reliquis maiore , spinulis penicillorum
planis, apice bi-trifurcatis, poris tenlacularibus 1— 4nis , spinis inferne
secus ainbulacra ternis, dein transverse pectinatis, color lateritius, sub-
tiis albus; Astvopecten Parelii, sinubus inter brachia rotundatis, diametro
minore ad maiorem (in 4-pollicaribus) = 1 : 2^^} scutis marginalibus
30, inermibus, granulosis , spatio paxillifero sublatioribus; granulis in
inferiore latere sensini abeuntibus in spinulas complanatas, color inlense
sanguineus ; Ästropecten tenuispinus radiis angustis, attenuatis, niargine
alle, interjectis sinubus lale rotundatis , diametro minore ad maiorem
(in sesquipoUiearibus) = 1:4, scutis marginalibus 18, armatis spinu-
lis raris, quarum in medio eminet spina longior , cylindrica , selacea,
spinis in anibitu scuti cuiusque ambulacralis 8, in medio unica, longiore
et fortiore ; Ophioscolex purpurea, spinis brachiorum ternis, diametrum
brachii subaequantibus, sub epidennide tenui minute granulosis, color
inlense purpureus. Beide Naturforscher stellen zugleich auch die neue
Gattung auf : Ophiopeltis rimae genitales inter brachia binae, os papil-
liferum, discus omnino nudus et cute moUi tectus, exceptis scutis binis
elongatis ad radios brachiorum, brachia vero squamata, absque omni
molliori integumento, squamae ad porös tentaculares nullae. Die neue
hiehergehcrige Species wurde von D. und K. Oph. securigera genannt:
brachiis longissimis (diametrum disci 12 — IScies superantibus), spinis
brachiorum ternis, intermedia apice dilatata in formam securis ancipitis
et acute dentalis, color disci olivaceo-virescens, brachiorum castaneus.
Gould 0 berichtet über die bei Portland vorkommen-
den Echinodermen, deren folgende erwähnt werden : Solaster
endeca und papulosa, Asterias aurantiaca , Echinarachnius
placenta und parma, Cribella oculata, Ophiura aculeata und
bellis.
E. Gray -) lieferte einen wichtigen Beitrag zur Kunde
der Echinodermen , indem er eine Reihe Ästenden, welche
meistens der südlichen Hemisphäre angehören, beschrie-
ben hat.
Derselbe vermehrte die Gattungen Culcita, Siellasier, Anlhenea,
Penlaceros, Hosia, Patiria und Pieraster mit neuen Arten , und stellte
mehrere ganz neue Gattungen auf, nämlich: Randasia mit R. spinu-
losa und granulala , Aslerodiscus mit A. elegans , Calliderma mit C.
Emma, Astrogonium mit A. miliare, inaequale , tuberculalum , paxillO'
1) Vgl. die Proceedings of Ihe Boston sociely of natural history.
Vol. I. 1844. p. 40. 2) S. the Ännals of nat. bist. Vol. XX. 1847.
pag. 193.
406 V. S i e b 0 1 d : Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
sunt; Tosia mit T, grandis, aurata, tubercularis und rubra; Fetricia mit
P. punctata und Ganeria mit G. falhlandica.
Unter den von Chiereghini ') gesammelten venetia-
nischen elf Ästenden befindet sich die neue Species :
Asteracanthion caurlensis, carneo coloratum, radiis quinque gib-
bis, superius convexis seriatim papillalis, capitalis , extremilate eorum
media uniaculeata.
Durch Agassiz 2) erfahren wir, dass man das Was-
sergefässsystem der Asterien von der Madreporenplatte aus
iniiciren kann, und dass die feinen Poren an der Oberfläche
der letzteren sich in den Kalkkanal öffnen, der mit dem Was-
sergefässsysteme zusammenhängt und diesem wie durch ein
Sieb das reinste Wasser zuführt , welches durch die Saug-
füsschen wieder nach aussen entlassen werden kann.
Sars 3) hat seine an Echinaster sanguinolentus und
Asteracanthion Mülleri über Entwickelung der Seestern -Eier
angestellten Beobachtungen, welche in diesem Archive (1844.
Bd. I.) bereits bekannt gemacht wurden, in der Fauna Nor-
vegiae noch ausführlicher beschrieben.
Die von Job. Müller ^) unter dem Namen Pluteus pa-
radoxiis zuerst beschriebenen und abgebildeten höchst merk-
würdigen niederen Tbierformen der Nordsee sind später von
demselben Naturforscher ^) als die Larven einer Ophiura er-
kannt worden. Derselbe hat die Metamorphose dieser Lar-
ven bis zur Bildung der ersten Spur einer Ophiura verfolgen
können ^). In der äusseren Form erinnert ein solcher Plu-
teus, welcher mit einer Staffelei verglichen wer<fen kann, an
die Larven der Echiniden, nur fehlen die flimmernden Epau-
letten, dagegen sind die Fortsätze zahlreicher vorhanden.
Müller zählte acht sehr lange Fortsätze, welche mit doppel-
1) S. dessen Sinonimia moderna a. a. 0. p. 10. 2) Vergl.
Comptes rendus. Tom. 25. 1847. p. 679. oder Revue zoologique. 1847.
p. 396. oder Froriep's und Sclileiden's Notizen, ßd. V. 1848. p. 146.
3) S. dessen Fauna linoralis Norvegiae. 1846. p. 47. 4) S. dessen
Archiv. 1846. p. 101. 5) Ebenda. 1847. p. 160. 6) Vgl. den
Bericht über die Berliner Akademie der Wissenschaften von d. J. 1846.
p. 1^95. oder the Annais of nat. bist. Tom. XIX. 1847. p. 433.
i
d. Würmer, Zoophylen u. Protozoen während d. J. 1845-1847. 407
ten Zügen von Wimperschnüren besetzt sind. Die erste Spur
eines Seesternes tritt an der Seite des Magens im Innern der
Körpersubstanz in Form von blinddarmartigen Figuren auf.
Die Zahl dieser Blindsäcke vermehrt sich , dieselben setzen
zuletzt eine Scheibe zusammen , deren Rand durch Wachs-
thum aus dem Phileus nach und nach hervorragen; es ver-
schmelzen zuletzt die zwei Blindsäcke und bilden so fünf
stumpfe Fortsätze als die künftigen Arme. Es lagert sich im
Körper des jungen Scesternes kalkhaltiges Gitterwerk als
künftiges Skelet des Seesternes ab. Während sich derselbe
nun weiter ausbildet , schwinden die Fortsätze des Pluteus
allmählich, so dass, wenn sich die Füsschen des Seesternes
bilden, nur noch ein kleiner Rest des Pluteus-Gestelles übrig
ist. Vielleicht ist das abentheuerlich gestaltete, einem Fechl-
hute ähnlich sehende Püidium gyr ans, welches Müller*) bei
Helgoland ebenfalls in der Nordsee umherschwimmen^ sah,
auch eine solche Larve von irgend einem Echinoderm? Ein
anderes räthselhaftes Geschöpf dieser Art, welches Mül-
ler 2) ebenda entdeckt und unter dem Namen Actinotro-
cha hranchiata beschrieben hat, wurde von Wagen er 3) ei-
ner weiteren Beobachtung unterworfen. Die ganze Oberfläche
dieses walzenförmigen 1 Lin. langen Thieres flimmert. Von
oben her wird dasselbe mit einer Art Mantel überdeckt. An
seinem oberen Ende besitzt dieser Mantel eine kappenförmige
Einschnürung, unterhalb welcher der Rand des ersteren mit
24 langen schmalen und stark flimmernden Tentakelfäden
eingefasst ist. Durch die Axe des durchsichtigen Leibes
zieht sich ein Darm hindurch, der auf dem unteren scheiben-
förmig abgestutzten Körperende mit einem Rüssel ausmündet;
dieser Theil dos Darmes ist von einem sehr entwickelten
Räderorgane umgeben , und wird von Müller und Wage-
ner als das Afterende angesehen, während am entgegenge-
setzten oberen Ende des Körpers in einer trichterförmigen
Vertiefung der Mantelkappe der muskulöse Schlund angebracht
ist. In dem unteren Theile der Leibeshöhle windet sich ein
1) S. dessen Arcliiv. 1847. pag. 159. 2) Ebenda. 1846.
p. 101. 3) Ebenda. 1847. p. 203.
408 V. Si eb old : Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
Schlauch, der ohngefähr auf der Mitte des Leibes unterhalb
des Mantelrandes nach aussen mündet. Die Bedeutung die-
ses Organs ist durchaus räthselhaft geblieben. Der Darm,
besonders die obere magenartige Erweiterung desselben, flim-
mert und enthält verschiedene Bacillarien und Algensporen
als Futterstoffe. Niemals waren Geschlechtsorgane mit Sicher-
heit in diesem Geschöpfe wahrgenommen worden. Ein ober-
halb des Schlundes in der Mantelkappe verborgener Wulst,
von welchem mehrere Fäden auszugehen scheinen, ist muth-
masslich ein Schlundganglion. Dieses Wesen ist gewiss kein
entwickeltes Thier, sondern eine Larve, welche den Ref. an
die Bipinnaria asterigera des Sars erinnert, von welcher
sich vielleicht schon die jungen Aslerien getrennt hatten.
Die eben erwähnte J5ipmwaTO asterigera ist von Koren
und Danielssen i) genauer beschrieben worden. Das Thier
zerfällt eigentlich in zwei Theile , der eine Theil ist das
Schwimmstück, der andere der junge Seesiern. Das Schwimm-
stück ist durchsichtig , cylindrisch , am Vorderende mit zwei
platten lanzettförmigen Tentakeln versehen. Diese letzteren
dienen liauptsächlich zum Rudern. Zwischen ihnen befindet
sich eine Oeffnung , die in das Innere des Schwimmstückes
führt. Ausserdem sind noch die Seiten des Körpers mit ver-
schiedenen Tentakeln besetzt, welche sämmtlich, so wie auch
die übrigen Stellen der Körperoberfläche, flimmern. Die Haut
dieses Schwimmstückes ist mit Kalkpartikelchen durchsetzt;
der Seestern selbst misst 5 Millimeter im Durchmesser, ist roth
gefärbt, enthält in der Haut ein Kalknetz und ist mit Stacheln
bedeckt. Die Füsschen stehen an demselben in doppelten Rei-
hen. In der Nähe der Afteröffnung tritt aus dem Rücken des
Seesternes eine drei Millimeter lange Röhre hervor, mittelst
welcher das Thier an das Schwimmstück zwischen den Ten-
takeln desselben angeheftet ist. Diese Röhre zieht sich mit-
telst Muskelfasern sehr lebhaft zusammen , verlängert sich,
kürzt sich, ja, wenn sich der Seestern von seinem Schwimm-
stück trennen will, schnürt sich diese Röhre am Rücken des
1) Vgl. Nyt Magazin for Naturvidenskaberne. Cbristiania. 1847.
Bd. 5. p. 264. oder Annales des sc. nat. Tom. VII. 1847. p. 347.
d. Würmer, Zoopliylen u. Protozoen während d. J. 1845—1847. 409
Seesternes vollkommen ab. Solche Schwimmstücke bewegen
sich aber dann ohne Seestern noch mehrere Tage im Was-
ser umher. An dem Seesterne bemerkt man da, wo die Ver-
bindung mit der Röhre des Schwimmstückes Statt gehabt
hat, eine Spalte, welche wahrscheinlich später durch die Ma-
dreporenplatte geschlossen wird. Koren und Daniels-
sen betrachten die contractile Röhre als Respirationswerk-
zeug, welches das Wasses , das durch die oben erwähnte
Oeffnung von dem Schwimmstücke aufgenommen wird, in
in den Seeslern hinüberleitet.
Oinoidea. Von Aga s s iz 0 wurde die Ordnung der
Crinoideen in zwei Abtheilungen gelheilt, nämlich in die Cri-
noidea ohne Arme und in die Crinoidea mit Armen. Zu der
ersten Abtheilung werden die Familien der Cijsüdae., Echino-
crinites und Pentremites gezählt, während die zweite Abthei-
lung von den Familien der Apocrinites , Pentacrinites und
Comatulae gebildet werden.
Ein neuer Crinoid wurde von PI ey de 11 2) in Neuhol-
land entdeckt und Encrinus australis genannt. Der Stiel des-
selben ist ungegliedert, y^ Zoll lang und mit fünf keulenför-
migen Anhängen versehen. Zwei neue Comatulen von der
norwegischen Küste haben Düben und Koren 3) beschrie-
ben, nämlich:
Alecto petasus cirris dorsura lotum oblegentibus , sub-50, com-
pressiusculis, arliculis 11—14, parum longioribus quam latis , brachio-
riim syzygiis plerisque 4-articulatis, pinnulis (in quoque latere) sub-50,
quaruin inlima filiformis, longissima, tertiam plus duplo superans; Aleclo
Sarsii cirris dorsum lotum oblegentibus, sub-40, lenuibus, compressis,
arliculis 13—20, quorum longissimi (4—6) triplo longiores quam lall,
ultimo biunguiculato, brachiorum syzygiis plerisque 4-articulatis, pin-^
nulis sub-40, quarum intimae 4—5 filifor^nes, sequentibus duplo lon-
giores.
Von J. Müller "*) haben wir eine wichtige Abhand-
/<6 ,
1) S, Froriep's neue Notizen. Bd. 37. 1845. p. 202. oder the
Edinburgh new philosophical Journal. Oct. 1845. 2) S. Tlnstitut.
1845. p. 292. 3) S. das Archiv skandinavischer Beiträge. Th. I.
1845. p. 436. 4) S. dessen Abhandlung über die Gattung Coraa-
410 V. Siebold; Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
Jung über die Gatfung Comatula und ihre Arten erhalten
welcher ein Nachtrag 0 zu seiner früheren Abhandlung über
Comatula vorausging; in diesem Nachtrage so wie in jener
Abhandlung werden sechs ganz neue Arten beschrieben, welche
Mull er in Paris kennen gelernt hat. Derselbe hebt hervor
dass bei der Betrachtung und Unterscheidung der Comatuien
die Cirren, ihre Zahl,- ihr Sitz, ihre Länge und Gliederung
ganz besonders zu beachten wären. Die Zahl der Cirren-
gheder giebt einen sehr guten Artcharakter ab; es kommen
Arten mit 10, mit 20, 50 und mehr Cirrengliedern vor. An den
Armen muss die Gestalt und Verbindung derselben in Betracht
gezogen werden. Die Syzygien (so nennt Müller je zwei
durch eine Naht verbundene Glieder der Arme) sind sehr
regelmässig an den Armen vertheilt , doch ist ihre Stellung
am Anfange der Arme zur Unterscheidung der Arten wich-
tig. Die Pinnulae (die gegliederten. Nebenarme) haben je
nach den Arten eine sehr gesetzmässige Stellung, von denen
die ersten Pinnulae am Anfange der Arme am wichtigsten
sind. Die Tentakelfurchen auf der Scheibe sind ebenfalls zu
beachten. Bei den meisten Arten sind die Furchen symme-
trisch angebracht, und die fünf Haul3tstämme der von den Ar-
men kommenden Furchen auf den centralen Mund gerichtet,
wobei die Afterröhre excentrisch angebracht ist. Bei Comor-
tula solaris Mus. Vien,, WahlbergimnW., multiradiata und
pectinata Reiz, ist jedoch die Afterröhre in der Mitte der
Scheibe und die Mundöffnung excentrisch wahrzunehmen, was
auf den Verlauf der Armfurchen auf der Scheibe vonEinfluss
ist. In einigen Fällen läuft dann eine Furche am Rande der
Scheibe in einem nicht geschlossenen Zirkel herum , in wel-
.chen die Armfurchen in gleicher Entfernung von einander
einmünden; in anderen Fällen laufen die Armfurchen excen-
trisch in einen Punkt (Mundöffnung) zusammen. Für die Ar-
ten der erstem Form schlägt Müller den Gattungsnamen
lula Lara, und ihre Arten in den Abhandlungen der Berliner Akademie
der Wissenschaften (vorgelesen 1841 und 1846.) abgedruckt 1849.
1) S. den Bericht über die Verhandlungen der Berliner Akade-
mie V. d. J. 1846. p. 177.
d. Würmer, Zoophyten u. Protozoen während d. J. 1845-1847. 411
Actinömetra vor. Es werden von demselben Überhaupi 30
Arien beschrieben , welche auf folgende Weise emgetheiU
werden: Comalulen a) mit 10 Armen, oder b) mit mehr als
10 Armen ; a. «D sowohl am ersten als am zweiten Armghed
ein Syzygium , erste Pinnula am Epizygale des ersten byzy-
aiums mit. vier Arten; a. ß^ am dritten Armgliede ein Syzy-
gium, erste finnula am zweiten Armgliede, mit neun Arten;
b. «) die Axillaria der Arme mit Syzygien, Lieber elf Arten
mit 20 bis 40 und mehr Armen; b. /5) dieAxillaria der Arme
ohne Syzygium, mit 6 Arten.
Als ganz neue Arten befinden sich darunter: Comatula Milberli,
10 Arme, Knopf convex, 25-30 Cirren mit 35 Gliedern, von der Hälfte
an mir einem queren üorn , das unterste der 3 Radialia äusserst nie-
drig, die Armglieder niedrig, 8-9 Glieder zwischen den Syzyg.cn der
Arme, die zweite, dritte und vierte Pinnula sind die grössten ; aus
IVordamerika. Comatula Jacquinoti, 10 Arme, Knopf ziemlich convex,
scheint ganz mit Girren, besetzt, Cirren 22 mit 35 Gliedern, d.e am
Endtheil der Cirren mit einem nach vorn gerichteten Dorn versehen sind,
Cirrenglieder breiter als lang, 3 Radialia sichtbar, das unterste sehr
niedrig, Armglieder niedrig , 3-6 Glieder zwischen den Syzygien der
Arme, die 3-4 ersten Pinnulae sind stärker; aus Ceram. Comatula
trichoptera, 20 Arme, der Knopf verhältnissmässig gross, flach und etwas
concav, die 30 Cirren zeichnen sich durch ihre Feinheit aus und ste-
hen am Rande, sie haben 15 Glieder, diese sind sehr comprimirt, nur
die äussersten haben ein Knötchen, der- Dorn fehlt meist am Haken-
glied, die ersten Pinnulae sind gross; aus Neuholland. Comatula ma~
cronema, 13-15 Arme, rundlicher Knopf mit 30 und mehr äusserst
langen Cirren von 60-70 Gliedern, die gegen das Ende der Cirren
ein Knötchen entwickeln, aus den 5 Armstämmen von 3 Radialghedern
entwickeln sich meist drei Arme, sodass sich ein Stamm zuerst in ei-
nen dicken und dünnern Ast theilt, der dickere aber über dem zwei-
ten Glied oder Brachiale axillare sich wieder spaltet. Meist drei Glie-
der zwischen den Syzygien der Arme. Die Armglieder sind anfangs
rundlich , werden aber bald comprimirt und sehr stark gekielt ; die
Gräthe entwickelt sich am aboralen Rande in einen aboral gerichteten
Dorn. Die erste Pinnula ist klein, die folgenden gross, nehmen erst
allmählich ab, aus Neuholland. Comatula Reynaudi , 20 Arme, Knopf
flach, gegen 20 Cirren am Rande mit 40 Gliedern , die allmählich ein
Knötchen entwickeln, 3 Radialia, das dritte Axillar ist ein Doppelglied
mit Syzygium, an den Armen meist 7 Glieder zwischen den Syzygien,
die zweite und dritte Pinnula sind länger , Bauchseite der Scheibe
weich, aus Ceylon. Comatula Philiberli, 25 Arme, Knopf in der Mitte
412 V. Siebold: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
flach, Girren im Umkreis, mit 45 Gliedern, die nicht länger als breit
smd und wovon die mehrslen ein Knötchen haben, mit Ausnahme der
unteren, 3 Radialia , die unteren sehr niedrig, das Radiale axillare ist
ohne Syzygium, von den Radien bis zur nächsten Theilung 3 Glieder
das zweite wiegt seillich auf dem ersten, das dritte oder Brachiale
axillare hat ein Syzygium. Die 20 Secundärarme haben das zweite
Glied wieder wiegend, einige dieser Arme theilen sich nochmals über
dem dritten Gliede , welches dann axillar und wieder ein Syzygium
besitzt, auch wiegt das zweite Glied über der Theilung abermal^. Die
Armgl.eder werden bald sehr niedrig, die zwei ersten Finnulae sind
noch klein, die zwei folgenden gross , dann kleinere , aus Java. Co-
malula articulata, 40 Arme, sehr regelmässig getheilt, 20-30 Girren
mit 36-40 Gliedern, die Scheibe des Knopfes, mit Ausnahme der Mitte
besetzend, zwei Dritttheile der Glieder der Girren haben ein Dörnchen,
3 Rad.aha, dann zwei Glieder bis zur Theilung, hierauf wieder zwei
Glieder bis zur nächsten Theilung, die Axillaria ohne Syzygium, sie
wiegen auf den vorhergehenden Gliedern von rechts nach links und -
umgekehrt, das erste Syzygium liegt am dritten Glied nach der letzten
Ihe.lung, 12-20 Glieder zwischen den Syzygien der Arme. Die erste
Finnula am zweiten Gliede nach der letzten Theilung, die erste Pin-
nula ist kleiner, die 2-3 folgenden gross, dann kleinere, ihre Glieder
cylmdrisch, nicht erweitert.
itcalephae.
^ In dem Atlas zu der zweiten Ausgabe von Cuvier's
Regne animal, Zoophyies i), sind verschiedene Quallen abge-
bildet, nämlich : Medusa aurita, Beroe Forskalii, Cydippe pL
leus, RhizoslomaCumern^ Cassiopea Andromeda Es eh., Cas-
Slopea Borbonica Del. Ch. und Cephea cyclophoraFev., doch
sind es meist Copien aus bereits bekannten Werken.
Die von Costa herausgegebene Fauna del regno di
Napoli 0 enthält die ausführliche, durch Abbildungen erläu-
terte Beschreibung von Velella spirans, Physophora muzonema
und ulophylla, Ckarybdea marsupialis, Hippopodius mediterra-
neus, Diphya bipartita und teiragona.
Davon isl Physophora ulophylla neu, daher ichCosta's Diagnose
hier folgen lasse : superne cordata , corde globoso vesicula tenui ex-
1) Vgl. den genannten Atlas, Zoophyies. PI. 48. 49. 50. 51 und
56, 2} S. Isis. 1846, p. 717.
d. Würmer, Zoophyten u. Protozoen während d. J. 1845—1847. 413
pansa incluso ; inferne siphonata, vel tentaculata, siphonibus brevibus;
altero lalere biutriculato, allero nudo ; ulriculis inöatis unllocularibus,
ulroque latere crislalis ; hinc inde, inter utriculos, vesiculis proliferis.
Von Verany ') werden als Bewohner des Golfs von
Genua und Nizza folgende Acalephen aufgeführt :
Stephanomia uvaria Less. , Doliolum mediterraneum Ott., Ce-
9tum VeneWs Less., Beroe ovalus L. , Callianira bialata Lani. und
diploptera Per., Alcinoe papulosa Dell. Ch., Diphya Bory Bl., Hip-
popodius luleus ßl. , Velella limbosa Lam. , Porpila glandifera Lam.,
Callirhoe Basteri Per., Dianea hicullea Dell. Ch., proboscidalis Lam.
und pileala Per., Oceania phosphorica Lnm., Aequorea mesonema? ev.,
Forshalii Lam. und rissoana Per., Pelagia panopyra Per., Aurelia
aurita und crucigera Lam , Cassiopaea borbonica Dell. Ch. , Rhizo-
Stoma Aldrovandi Per.
Forbes ^} gab ein Namensverzeichniss der bisher an
der englischen Küste aufgefundenen Pulmograden Medusen,
die er in zwei Sektionen abtheilt. Die erste Sektion um-
fasst die Medusen mit bedeckten Augen und verästeltem Verl
dauungskanal (gastro-vascular system). Die englische Küste
bietet als hiehergehörige Medusen; Rhizostoma Aldrovandi,
Cassiopea lunulata , Pelagia cyanella , Chrysaora hijsoscella,
Cyanea capillala und Lamarckii, Medvsa aurita und cruciata.
Die zweite Sektion enthält die Medusen mit nackten Augen,
welche in vier Familien zerfallen. Die erste Familie wird
von den Medusen mit verästelten Kanälen gebildet, hieher nur
die Willsia stellaia; die zweite Familie begreift solche Me-
dusen in sich, deren Kanäle einfach sind und deren Ovarien
sich an den gestielten Magen herabziehen, hieher Turris di-
gitalis und neglecta, Saphenia dinema und Oceania odona
nebst drei ganz neuen Arten. Die dritte Familie vereinigt
diejenigen Medusen, welche einfache von den Ovarien beglei-
tete Kanäle besitzen , hierher zuerst solche mit acht Kanälen,
nämlich: Aequorea campanulata und Circe rosea als ganz
neue Art, hierauf solche mit vier Kanälen, nämlich: Thau-
1) S. dessen Catalogo a. a. 0. p. 4. 2) S. the Annais of
nat. bist. Tom. XVIU. 1846. p. 284. oder die Annales des sc. nat. Tom.
VL 1846. p. 304. oder Reports of the british association held 1846.
Notices. p. 84. oder l'Institut. 1846. p. 390.
414 V. Siebold: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
mantias mit 19 Arten, unter welchen sich 12 neue unbeschrie-
bene Arten befinden , die neue Gattung- und Art Slabberia
halterata und Geryonia mit der neuen Art G. appendlculata.,
ferner eine Meduse, welche vielleicht zuTima Es eh. gehört,
T. Bairdii des Johns ton. Die vierte Familie begreift die-
jenigen Medusen, welche einfache Kanäle und die Ovarien
im Stiele besitzen , nämlich : Bougainvülia mit drei Arten,
darunter zwei ganz neue Species, Madeeria mit einer Spe-
cies, Sarsia mit vier Arten und die neue Gattung Steenstru-
pia mit drei Arten. Unter diesen fünfzig Arten befinden sich
neun Species , welche der britischen Fauna ganz eigenthüm-
lich sind.
Von R e n i e r ^) ist eine neue Scheibenqualle unter dem
Namen Neptimia purpurea beschrieben und abgebildet wor-
den, welche der Oceania pileata zwar nahe steht, aber doch
jedenfalls von ihr verschieden ist.
Thompson-) entdeckte an der irischen Küste eine neue
Velella, welche er als V. subemarginata durch ihre Grösse
und durch ihren ausgerandeten Saum von der gemeinen Ve-
lella unterscheiden zu müssen glaubte.
Hollard ^)- lieferte eine genaue Beschreibung der Ve-
lella limbosa L a m. , welche er lebend beobachten konnte.
Die sogenannten Saugrüssel derselben besitzen an ihrer end-
ständigen Anschwellung eine deutliche Oeffnung, von welcher
ein Kanal sich durch den Rüssel hinzieht. Alle diese Kanäle
münden in eine gemeinschaftliche Höhle, welche an der un-
teren Fläche des horizontalen Knorpels liegt, und nichts wei-
ter als Knorpel enthält. Zwischen diesen Tentakeln erhebt
sich ein dicker konischer Rüssel mit einer Oeffnung an der
Spitze, welche Hollard als Mund betrachtet, der in einen
vielfach verzweigten Darmkanal führt. Die Saugrüssel werden
daher für wasserzuführende Röhren erklärt. Die Geschlechts-
theile erkannte Hollard an der Basis der Saugrüssel in
1) S. dessen Osservazioni postume a. a. 0. 2) S. the An-
nais of nat, bist. Tom. XV. 1845. p. 321. 3) Vgl. die Annales des sc.
nat. Tom. HI. 1845. p. 248. oder Froriep's neue Katizen. Bd. 36. 1845.
pag. 1.
d. Würmer, Zoophyten u. Protozoen während d. J. 1845—1847. 415
Form von trauben förmig aneinander hängenden gestielten
Säckchen, in welchen theils gelbe unentwickelte, theils halb-
durchsichtige in der Entwickelung begriffene Eier enthalten
waren. An den Embryonen in letzteren war bereits die Spur
des Segels zu er::ennen. Das Knorpelgerüste enthielt, wie
es schon L e s s o n beobachtet hatte, zahlreiche Luftzellen.
Ueber die an der norwegischen Küste vorkommenden
Röhrenquallen haben wir durch Sars ') höchst interessante
Mittheilungen erhalten.
Zuerst beschreibt derselbe eine mit Physophora verwandte sehr
merkwürdige neue Gattung und einzige Species Agalmopsis elegans mit
folgendem Gattungscharakter: partes cartilagineae superiores seu nata-
toriae ut in Agalmate ; inferiores numerosae, solidae, trianguläres, spar-
sae, non tubum componentes , sed modo una earum extremitate canali
reproductorio affixae ceterumque liberae , pro emissione tubulorum su-
cloriorum ac tenlaculorum ubicunque fissuras praebentes ; canahs repro-
duetorius longissimus, tubulos suctorios, vesiculas variae formae et ten-
tacula offerens; tentacula ramulis clavatis (clava variae formae) obsita.
Sars fand die Zahl der Schwimmstücke an den verschiedenen Indivi-
duen sehr ungleich, er zählte au den grösslen Individuen 14 oder 15
Paare , an kleineren Individuen- 7 Paare und an den kleinsten nur 4,
3 oder 2 Paare. Die zahlreichen unterhalb der Schwimmstücke den
ganzen Reproduktionskanal dachziegelformig bedeckenden farblosen drei-
eckigen sohden Knorpelstücke sitzen nur mit ihrer Basis fest, ragen
sonst* frei ab , und lassen sowohl die Saugröhren wie die Fangfäden
überall zwischen sich heraustreten. Als Fortpflanzungsorgane werden
von Sars traubenförmig zusammengehäufte weissliche kugelförmige Kör-
per erwähnt, welche zwischen den Saugröhren der ReproduktioDskanal
zu gewissen Zeilen besetzt halten, und den Ovarien zu entsprechen schei-
nen. An einigen Individuen bemerkte Sars flaschenförmige Körper auf
dem Reproduclionskanal aufsitzen, welche sich durch Systole und Dia-
stole heftig bewegten, sich zuletzt losrissen und rasch im Wasser um-
herschwammen; offenbar waren diese sonderbaren Blasen Gemmen oder
junge dem Mutterthiere unähnliche Individuen. In Gesellschaft dieser
Agalmopsis fand Sars auch eine neue Diphyes, welche er als D. trun^
cala mit folgender Diagnose versah : partibus utrisque cartilagineis corpo^
ris penlagonis; anteriori pyramidali, postice truncata absque appendicibus;
posteriori utraque extremitate truncata, postice infra appendice horizon-
tali foliacea margine inciso; cavitatibus nalatoriis aequalibus ; squarais
in canali reproductorio cartilagineis fornicalis margine integre. Das
1) S. dessen Fauna liUoralis Norvegiae a. a. 0. p.Sl.
416 V. Siebold: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
vordere Schwimmstück enthält zwei Höhlen, nämlich einen geräumigen
conlractilen Schwimmsaek und einen mit einer röthlichen Flüssigkeit
gefüllten Behälter, während das hintere Schwimmstück nur die eine
Schwimmhöhle besitzt. Der Reproduktionskanal ist von sehr vielen
aber kleinen dreieckigen Knorpelschuppen bedeckt; in entsprechendem
Verhältnisse sind auch die Saugröhren, welche unter diesen Schuppen
verborgen stecken, von geringem Umfange. Auch bei dieser Röhreri-
qualle beobachtete Sars unter den Schuppen an der Basis der Saug-
röhren flaschenförmige contractile Körper, welche ihm Gemmen zu sein
schienen. Eine zweite neue Diphyes nannte derselbe Naturforscher Z>.
biloba, und beschrieb sie in folgender Weise: partibus utrisque cartilagi-
neis corporis fere ut in praecedenti specie, sed anteriori postice supra
cavilatem natatoriam appendice horizontali foliacea biloba, lobis rotunda-
tis; posteriori quam priori multo minori; squamis in canali reprodu-
ctorio cartilagineis fornicatis margine quadridentato. Während hier das
vordere Schwimmstück ungefähr einen Zoll lang ist, zeigt das Hinter-
stück merkwürdiger Weise nur eine Länge von »/g Zoll.
Von Forbes 0 wurden verschiedene Miltheilungen über
Geryonia proboscidalis gemsichl, welche derselbe an der Küste
von Kleinasien zu beobachten Gelegenheit hatte. Derselbe
stellte mit M'Andrew 2) an der englischen Küste mit der
Pelagia cyanella Per. et Les. verschiedene Beobachtungen
an, und sprach die Vermuthung aus , dass die stark phos-
phorescirende Pelagia denticulata Per. et Les. so wie die
Pelagia noctiliica ?e[Y. et Les. und die Pelagia parlheno-
pensis Less. kaum davon verschieden sind. An der Basis
der vier Arme dieser Meduse führen vier Oeffnungen in eine
centrale Höhle, welche vier purpurfarbige nierenförmige Ova-
rien enthält, zwischen welchen sich vier Gruppen contracli-
1er kleine bewegliche Spermatozoiden enthaltender Röhren
angebracht sind. Von der Magenhöhle aus erstrecken sich
16 oder mehr Kanäle nach dem Rande der Scheibe.
Von J. Price 3) ist ein polygonaler centraler Körper
von zelliger Struktur im Innern der Medusa capillata als An-
deutung eines Knochengerüstes beschrieben worden. Mi Ine
Edwards ^) hat zu seiner Abhandlung über die Circulation
1) Vgl. the Annais of nat. bist. Tom. XV. 1845. p. 196. 2)
S. ebenda. Tom. XIX. 1847. p. 390. 3) Vgl. die Reports of the
british association held 1846. Notices. p. 87. 4) Vgl. die Recher-
ches anat. et zool. etc. Tom. I. PI. 8—10.
d. Würmer, Zoophylen u. Protozoen während d. J. 1845—1847. 417
auf drei schönen Tafeln eine Darstellung- des Wassergefäss-
systems von Pelagia noctUiica, Cyanea aurita und Rhizosioma
Cuvieri gegeben. Derselbe '3 überzeugte sich auch , dass
alle Beroiden des mittelländischen Meeres mit einem Nerven-
systeme versehen sind.
Frey und Leuckart^) versuchten es, die Verwandt-
schaft der Rippen- und Scheibenquallen mit den Anthozoen
nachzuweisen, indem sie Folgendes hervorhoben. Bei den
Rippenquallen entspricht die abgeplattete Magenhöhle dem
Magen der Anthozoen, auch soll hier der After fehlen; die
Wassergefässe werden mit der vielkammerigen Leibeshöhle
gewisser Anthozoen verglichen.
Nach Doyere ^^ soll Noctiluca miliaris weder Muskeln,
Nerven, noch Verdauungs- und Geschlechtswerkzeuge besit-
zen, und nur aus Sarcode bestehen, welche durch eine Mund-
öffnung Nahrungsstoffe in sich aufnehme. Höchst sonderbare
Hautgebilde in Form von sehr langen Haaren sind von W a-
gen e r "^3 an Beroe ovatus und Cydippe pileus beobachtet wor-
den. Dieselben bilden in Menge beisammen stehend Strei-
fen, und scheinen aus den Rippen dieser Acalephen zu ent-
springen.
Tommasi ^) theilte über die Organisation der Schei-
benquallen mit, dass die Ovarien der Rhizostomen keine be-
sonderen Ausführungsgänge besitzen und die Eierstöcke der
Medusen keine wahren Ovarien , sondern Keimstöcke seien,
deren Keime weder einen Keimfleck noch ein Keimbläschen
enthielten. Derselbe will dagegen in den Kanälen des Thie-
res Eier angetroffen haben, auch spricht er von der Ent-
wickelung dieser Eier und von ihrer Umwandlung in kleine
Scheibenquallen, ohne der Infusorien- und polypenartigen
Zustände der Medusen -Embryone zu gedenken, mit denen
1) S. die Annales des sc. nat. Tom. 111. 1845. p. 140. 2)
S. deren Beiträge a. a. 0. p. 32. 3) S. Tlnstilut. 1846. p. 428.
oder Froriep's und Schleiden's Wolizen. Bd. I. 1847. p. 184. 4)
S. Müller's Archiv. 1847. p. 193. 5) S. Revue Zoologique. 1845.
p. 293. (Auszug aus den Exercices academiques des aspirants natura-
listes de Naples. Juin. 1839—40. Waples.)
Archiv f. Naturgesch. XVI. Jahrg. 2 Bd. ßß
418 T. Siebold: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
Tommasi gänzlich unbekannt zu sein scheint, daher denn
auch diesen Beobachtungen überhaupt die Zuverlässigkeit ab-
geht. Reid 1) erkannte dagegen in kleinen nackten poly-
penartigen Wesen, welche von Madame Macdonald an der
Unterseite eines im Meere gelegenen Steines entdeckt wor-
den waren , hydraartige junge Medusen. Die Hautschicht
des Leibes ^o wie die Tentakeln enthielten viele fadenfüh-
rende Kapseln. Die Leibes- oder Magenhöhle enthielt vier
Längsleisten, durch welche sich ein Kanal hinzog. Alle vier
Kanäle waren durch einen Gefässring, der die MundöfFnung
umgab, untereinander verbunden. MundöfFnung so wie Ma-
genhöhle und äussere Fläche der Tentakeln waren mit zarten
Flimmercilien besetzt. Diese Thiere pflanzten sicli durch Knos-
pen den Winter hindurch fort, wobei sie sich sehr gefrässig
zeigten. Reid setzte seine Beobachtungen fort, und über-
zeugte sich, dass diese Polypen, wie Sars beschrieben, sich
in 30 — 40 junge Scheiben-Medusen durch Querfurchung ver-
wandelten ; nur der unterste Theil der Polypen lebte als sol-
cher fort, und erhielt neue Fangarme. Derselbe will zugleich
erkannt haben, dass diese so entstandenen jungen Medusen
keine Gefässe, wie Steenstr*ip behauptet, sondern Rippen
auf ihrer Unterfläche besitzen. Diese Medusenbildung fand
vorzugsweise dem vor Monat Mai Statt und hörte mit dem An-
fange dieses Monats wieder auf« Auch J. Price -) beobachtete
die Entwickelung der hydraähnlichen Jungen aus infusorien-
artiger Brut bei Cyanea auriia und Medusa capillata in der
bekannten Weise. Von Beroiden gelang es ihm an Cydippe
pileüs die Entwickelung zu beobachten. Die sphärischen
Embryone dieser Rippenqualle tragen wenige Cilien an sich,
verdicken sich an dem einen Ende , werden dadurch eichel-
ähnlich, nehmen aber sehr frühe die Gestalt der erwachsenen
Thiere an. Man kann alsdann vier Reihen Cilien an ihrem
1) Vgl. the Annais of nat. hisl. Tom. XVIII. p.208. und Tora. XX.
p. 129. oder Froriep's neue Notizen. Bd. 40. 1840. p. 273. und Fro-
riep's und Schleiden's Notizen, ßd. IV. 1847. p. 150. 2) S. Ihe
Reports of the british association held 1846. Notices. p. 86. oder lin-
stitut. 1847. p. 190.
d. Würmer, Zoophylen u. Protozoen während d. J, 1845—1847. 419
Körper unterscheiden , die beiden sehr langen Tentakeln
sind vorhanden, doch fehlen noch die Seitenfransen und
die Tasch(?n , in welche sie sich zurückziehen könnten.
In diesem Zustande mit unbewaffnetem Auge kaum sichtbar,
verlassen diese jungen Cydippen die Eihülle und kriechen mit
ihren ausgestreckten Tentakeln schleichend umher, machen
aber nach plötzlich eingezogenen Tentakeln merkwürdige tan-
zende Bewegungen. Ihre weitere Metamorphose konnte Pri-
c e^ nicht verfolgen , doch bemerkte er in der Gesellschaft
ausgewachsener Individuen der Cydippe pileus kleinere von
der Grösse eines Hanfkorns ganz schon gestaltet wie die Al-
ten mit gefransten Tentakeln, mit Taschen und acht Cilienrip-
pen. Referent 0 mächte bei seiner Anwesenheit zu Ve-
nedig, im September 1847, in der zoologischen Sektion der
neunten Versammlung der italienischen Gelehrten die Mitthei-
lung, dass er in Verbindung mit Prof. Ecker aus Basel die
Entwicklung der Cephea Wagneri kürzlich zu Triest beob-
achtet und erkannt habe , dass die Embrypne dieser Meduse
in der frühesten Zeit dieselbe infusorienarlige Gestalt und Be-
weglichkeit besitzen, wie dielungen der Cyanea aurita. Ich muss
dieser Mittheilung noch hinzufügen , dass ich nach dieser
Gelehrten -Versammlung meine Untersuchungen an derselben
Meduse in Triest fortsetzte und nun auch sah, wie diese in-
fusorienartigen Embryone sich festsezten und eine hydraähn-
liche Gestalt annahmen. Ich brachte eine Menge dieser poly-
penartigen Brut der Cephea Vi^agneri nebst einem Stück einer
frischen Ulve in einem mit Meerwasser gefüllten Glase von
Triest mit nach Freiburg in Breisgau, und hatte das Glück,
diese Thierchen noch lebend in einer im October 1847 ge-
haltenen Sitzung der dortigen naturforschenden Gesellschaft
vorzeigen zu können. Dass sich diese jungen Cepheen noch
bis in den December hinein frisch erhalten haben, hatte ich
wahrscheinlich der in dem mitgebrachten Seewasser vegeti-
renden Ulve zu verdanken, welche das Meerwasser vor dem
Verderben und so die Cepheen yor dem Tode schützte.
1) Vgl. Diario del nono congresso dcgli scienziati ilaliani con-=
vocati in Venezia nel Setembre 1847. p. 54.
420 V. Siebold: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
Ueber die Fortpflanzung- der Cytaeis octopunctata machte
SarsO eine Beobachtung beliannt, aus der hervorgeht, dass
auch Gemrnenbildung bei dieser Meduse vorkommt. Derselbe
sah nämlich, dass die kurz-cylindrischen Anhänge an dem in
der Höhle der glockenförmigen Scheibe hervorragenden Ma-
gen sich zu vollständigen glockenförmigen Jungen entwickel-
ten , welche sich später von dem Mutterthiere trennten und
im Wasser herumschwammen. Später erkannte Sars die-
selße Fortpflanzungs weise auch bei Thaumantias multicirrata,
Ueber das Hervorbringen kleiner glockenförmiger Medusen,
welches man an gewissen Polypen beobachtet hat, vergleiche
man weiter unten die vonDuj ar din und Sars darüber ge-
machten Angaben.
Polypi.
Von der ausgezeichneten history of the british Zoophy-
tes hat G. J o h n s t o n ^) eine neue Ausgabe besorgt, wel-
cher ausser den vortrefflichen in den Text eingedruckten Bil-
dern noch ein Band mit 74 Tafeln Abbildungen beigegeben
ist, während die erste Ausgabe nur 44 Tafeln enthielt. John-
ston theilte die Polypen in die zwei Classen: I. Anthozoa
und H. Polyzoa, welche letztere den Bryozoen E h r e n b e r g's
entspricht. Für die Anthozoen behielt derselbe die frühere
Eintheilung in Hydroida, Asteroida und Helianthoida bei. Die
Anthozoa hydroida wurden in die drei Unterordnungen Tu-
bularina, Sertularina und Hydrina getheilt. Die Tubularina
mit den Familien der Corynidae und Tuhulariadae haben sie-
ben Gattungen aufzuweisen, die Sertularina mit den Familien
der Sertulariadae und Campanulariadae ganz ebenso , wäh-
rend die Hydrina mir eine einzige Gattung in sich schlies-
sen. Die Cymodocea simplex und comata des Lamouroux
wurden den Campanulariaden als zweifelhafte Formen ange-
hängt. Für die Ordnung der Asteroiden bietet die britische
Polypen-Fauna Repräsentanten aus der Familie der Pennatii-
lidae, Gorgonidae und Älcyonidae in sieben Gattungen dar.
Die Ordnung der Helianthoida findet sich in der britischen
Fauna durch die Familien der Milleporina, Ocellina, Zoanthina
1) S. dessen Fauna littoralis Norvegiae. 1846. p. 10. 2) S.
dessen History of the british zoophytes. London. 1847.
d. Wurmer, Zoophyten u. Protozoen während d. J. 1845—1847. 421
und Actinina mit zwöit" Gatlungeu vertreleii. DieClasse der
Polyzoa Iheilte Johns ton in zwei Ordnungen: I. Infundi"
bulata mit den Unterordnungen Tnbuliporina, Celleporhia, Hai-
cyonellea und Vesicularina. Diese vier Unterordnungen zer-
fallen in die Familien der Tubidiporidae , Crisiadae ^ Eucra-
tiadae, Celleporidae, Escharidae, Vesiculariadae und Pedicel^
linae mit 29 Gattungen. II. Hippocrepia, diese Ordnung zer-
theilte Johns ton in die Familien Oistatellidae , PlumoteUi"
dae und Paludicellidae mit fünf Galtungen.
Von Nardo M ist eine neue Classification der Zoo-
phyten vorgeschlagen worden. Derselbe stellte zuerst die
folgenden vier Ordnungen auf: Zoofitari tubuligeni, alcionari,
ßtoidei und pennatulari , welche wiederum in Unterordnun-
gen und Familien abgetheilt werden.
Von dem für die zweite Ausgabe des Regne animal von
C u V i e r bestimmten Attas sind dem Ref. zehn Tafeln (Zoo-
phytes) zu Gesicht gekommen , welche den Polypen gewid-
met sind, nämlich:
PI. 63. Polypes, charnus, mit Lucernaria auricula; PI. 64. Poly-
pös gelatineaux , mit Hydra fusca , Synhydra und Cristatella; PL 65.
Polypes ä Polipiers , mit Tuhularia calamaris , Cornularia crassa und
Anguinaria spatulata; PI. 65 bis. Folypes ä tuyaux, mit Tubipora, Ca~
tcnipora gracilis und compressa ; Fl. 83 bis. Polypes Lithophytes, mit
Oculina flabelliformis ; PI. 83 ter. mit Echinopora rosularia und Ex-
planaria mesenlerina ; PI, 84 ter. mit Aslrea heliopora , Maeandrina
cerebriformis ; PI. 85. mit Sarcinula Organum und perforata, mit Sty-
lina echinulata und Dislichopora violacea ; Fl. 88. mit Adeona foliifera
und cribriformis ; PI. 91. Polypes corlicaux et nageurs , mit Verelilhm
cynomorium, Virgularia mirabilis und Renilla violacea. Die Abbildunr
gen sind theils. Originale theils Copien nach Schweigger, ü. F.
Müller, Van Beneden, Lister u. a.
Ueber die geographische Verbreitung der Polypen haben
wir verschiedene Beiträge erhalten.
Von Thompson ') sind als irische Polypen Coryne
Listen Van Ben., Turbinolia tnilletiaiia De fr., Dysidea pa-
pulosa J 0 h n s t. aufgeführt worden , denen derselbe noch
i) S. die Isis 1843, p. 635. ii) Vgl. ihe Annais of nal. bist.
Tom. XVJII. p. 394.
422 V. Siebold: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
Corynacüs Ällmani als neue Art hinzufügt, welche sich durch
ihre rothe Färbung- und noch andere Merkmale von der Co-
rynact. mridts unterscheidet.
In dem Meerbusen. von Christiania sind vonörsted')
folgende Polypen aufgefunden worden:
Campanularia geniculala L. , Flumularia pinnata L. , Virgularia
mirabilis L. , Lobularia digitata L. , Anthea Cereus Ell., Actinia sp.
affinis Actin. coccineae Zool. Dan. , Edwardsia sp. nov., Oculina proli-
fera L., Lepralia coccinea Müll., Retepora cellulosa L. , Flustra mem"
branacea M ül 1.
Als Bewohner der Lagunen Venedigs machte Nardo 2)
folgende Polypen namhaft:
Tubulipora verrucosa, Crisia eburnea, Bicellaria fastigiala, scru-
posa, reptans und ciliata, Acamarchis neritina, Cellaria avicularia und
ceroides , Amathia lendigera , Aethea anguina , Salicornaria gracilis
Ward, Pherusa adriatica Nar(K, Cellepora spongües, hyalina, Eschara
fascialis , gracilis und Retepora- cellulosa.
Auch R e ni e r '0 lieferte zur adriatischen Polypen-Fauna
einen Beitrag, indem er die Edwardsia vestita Forb. unter
dem Namen Moscata rhododactyla oder Actinia cylindrica sehr
schön abbildete. Eine andere nicht festsitzende Actinie mit
konischem Leibe und einfacher Tentakelreihe bildete Re-
nier a\s,Monocei'as ternodactylum ab; es zeichnet sich diese
Actinie durch einen die übrigen^Tentakeln durch ihre Grösse
weit überragenden Fühler aus. Einige Polypen, zu Caryo-
phyllia gehörig und eine Tiibularia indivisa {coronata Abildg.}
sind ebenfalls noch vonRenier dargestellt worden.
Die neapolitanische Fauna ist von Costa '^) durch die
ausführliche Beschreibung und Abbildung vieler Polypen be-
reichert worden, unter denen sich jedoch aucli einige Litho-
phyten befinden.
Mehrere neuseeländische Polypen wurden von Gray "•)
beschrieben , nämlich fünf Flustradeen , zwei Celleporideen,
zwei Crissiadeen, fünf Sertularieen und eine Tubulipore. Der-
1) S. Nalurhislorisk Tidsskrift. Bd. 1. 1844—45. p.424. 2)
S. dessen Prospetto della Fauna marina del veneto estnario. Venezia.
1847. p. 22. 3) S. dessen Osservazioni postume a. a. 0. 4)
Vgl. Isis. 1846. p. 717. 5) S. Revue «oologique. 1845. p. 314.
d. Würmer, Zoophyten u. Prot(^zoen während d. J. 1843—1847. 423
selbe Naturforscher äusserte sicli über die Organisation und
das Wachsen der Steinlcorallen , deren äusserste Rinde nur
allein belebt sei. Die Thiere dieser Korallen erzeugen Eier,
welche in die Magenhöhle gelangen und von da durch die
Mundöffnung nach aussen entleert werden. Zugleich entste-
hen auch Knospen an diesen Polypen oder ihre Magenhöhle
Iheilt sich und giebt so zur Entstehung neuer Individuen
Veranlassung, wobei neben der bereits vorhandenen Mund-
öffnung eine neue durch Dehiscenz entsteht. Von der Art
und Weise des Wachsthums, der Ausbreitung der durch Knos-
pen entstandenen Individuen hängt die Form des Polypen-
stockes ab. Gray theilte die Steinkorallen in folgender
Weise ein. 1. Polypen mit zwölf oder weniger Tentakeln in
einfacher Reihe. Die Zellen des Polypenstockes bestimmt ab-
gegrenzt, einfach mit 12 oder weniger Längsrinnen, zuweilen
mit einem centralen Stiele. Hieher die Familien der Pocillo-
poridae^ Stylasteridae , Madreporidae und Poritidae. II. Po-
lypen mit vielen Tentakeln, welche in zwei und mehr Reihen
gestellt sind. Zellen mit zwölf und mehr radialen Platten,
a. Zellen bestimmt abgegrenzt mit einem einzigen Centrum,
Platten dünn und am Rande gesägt , Thiere durch Knospen
sich vermehrend, hieher die Familien der Dendrophyllidae
und Oculmidae; b. Zellen abgegrenzt oder ineinanderge-
schmolzen mit vielen centralen Stellen ; Lamellen gesägt ;
Thiere durch Theilung sich vermehrend, hieher die Familien
der Caryophylliadae, Meandrinidae und Agar icidae.
Sehr interessante Bemerkungen über die geographische
Verbreitung der Polypen hat Dan a ') mitgetheilt. Nach sei-
nen Erfahrungen kommen die Hydroideen und Actinoideen
in allen Meeren vor , dagegen beschränken sich die Madre-
poren, Asträen und Gemmiporideen fast nur auf die Koral-
lenmeere zwischen dem 28. Grade nördlicher und südlicher
Breite, während die Caryophyllien wie die Actinien über alle
Zonen verbreitet vorkommen. Die Madreporen und Asträen
1) Vgl. ihe american Journal of science and arts hy Silliraan.
1847. oder the Annais of nat. hist. Vol. XX. p. 98. oder Froriep's und
Schleiden's Notizen, ßd. III. 1847. p. 21,
424 V. Siebold: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
finden sich nur bis zu einer Tiefe von 16 — 20 Klaftern, was
wahrscheinlich von Licht und Druck abhängt und nicht von
Wärme, welche in den Tropengegenden sehr tief in das Meer
hinabreicht. Von 306 bekannten Polypen-Arten kommen 27
auf die ostindischen Gewässer und das stille Meer, unter
welchen letzteren nur zwei Arten auch in Westindien aufge-
funden wurden. Es geht hieraus hervor, dass die westindi-
schen Arten ganz verschieden von den ostindischen Polypen
sind. In Bezug auf die Vertheilung der Polypen in der Breite
üben die Beschaffenheit des Wassers und die Temperatur
desselben einen wichtigen Elnfluss aus, während die Licht-
einwirkung und der hydraulische Druck in Bezug auf die Ab-
grenzung des Vorkommens der Polypen in der Tiefe von
Einfluss sind. Dana ^) sprach sich auch sehr ausführlich
über die verschiedenen Knospenbildungen der Polypen aus,
von deren Stellung und Wachsthum die Form der Polypen-
stöcke abhängt. Derselbe gab in einer neuen Classification
eine Uebersicht der Polypen , welche er als Zoophyta in fol-
gender Weise charakterisirte : animalia radiata saepius basi
affixa, superne tentaculis coronata cum ore centrali edentato,
et intus, lubo cibario uniforo, androgyna, ovipara et gem-
mipara, nervis inconspicuis, circulatione ex corde laxissima,
sensus organis specialibus nuUis. Dana schloss hiernach
die Bryozoen von den Polypen aus, und theilte die letzteren
überhaupt in die zwei Ordnungen : L Äctinoidea ventriculo
stomachum includente lamellis radialis generativis septato,
ovulis ore eiectis; IL Hydroidea ventriculo tubuliformi, sim-
plicissimo, ovulis e lateribus externe enascentibus. Die Acti-
noideen zertheilte derselbe in die Unterordnungen: I) Acti-
naria mit den Tribus Astraeacea, Caryophyllacea , Madrepo-
racea und Antipathidae; 2) Alcyonaria mit den Familien Pen-
natulidae, Alcyonidae, Cornularidae, Tubiporidae und GorgOr
iiidae. Auch die Hydroideen theilte Dana nur in Familien
1) Vgl. Silliman's american Journal a.a.O. Vol. IL 1846. p. 64.
und 187. Vol. HL 1847. p. 1. 160. u. 337. "oder Froriep's und Schlei-
den's Notizen» Bd IlL 1847. p 49. oder Annales des sc. nat. Tom. V.
1846. p. 243.
d. Würmer, Zoophyten u. Protozoen während d. J. 1845—1847. 425
ab, nämlich in die Hydridae, Sertularidae , Campanularidae
und Tubularidae. Derselbe Nalurforschcr hat später in ei-
nem besonderen Werke die Polypen , welche von ihm auf
der durch Ch. Wilkes unternommenen Seeexpedition ge-
sammelt worden sind, sehr ausführlich beschrieben ') und in
einem dem Werke beigegebenen sehr splendid ausgestalteten
Atlas auf 61 kolorirten Foliotafeln schön dargestellt. Es
wurden von ihm über 261 Polypen - Arten gesammelt, von
denen 203 Species als neu beschrieben worden sind. Dieser
speciellen Beschreibung ist eine anatomisch - histologische
Analyse der Hydroideen und Actinoideen vorausgeschickt
worden, welche sich übrigens auch in dem bereits erwähn-
ten Journal des Silliman (Vol. III. 1847.) mit denselben Holz-
schnitten ausgeschmückt, abgedruckt findet. Ein anderer Ab-
schnitt bezieht sich auf das Wachsthum , auf die Fortpflan-
zung und Entwickelung der Polypen, der etwas dürftig aus-
gefallen ist, was wohl davon herrühren mag, dass Dana
noch nicht mit den wichtigen neueren Untersuchungen von
Sars, Loven, Van Beneden u. a. bekannt gewesen ist,
als er die Bearbeitung dieses Gegenstandes vorgenommen,
lieber die geographische Verbreitung so wie über die Clas-
sification der Polypen sprach sich Dana in besonderen Ab-
schnitten aus, welche ebenfalls in Silliman's Journal abge-
druckt und bereits erwähnt worden sind.
Id der speciellen Beschreibung beginnt -Dana mit der Familie
der Actiniden , von welcher die Gattung Aclinia mit 29 neuen Arien
und Metridium Ok. mit drei neuen Arten aufgeführt werden. Die Fa-
milie der Astraeiden vermehrt Dana durch vier neue Gattungen, näm-
lich: Euphyllia mit 14 Arten, worunter zwei ganz neue Arten; als
Gattungscharakter gilt Folgendes: Aslraeidae simplicissimae , aut se-
gregato - gemmatae , raro liberae ; eoophytis hemisphericis ; tentacula
oblonga subaequalia; coralla caliculato - ramosa, caliculis sublurbi-
natis , aut rolundalis aut valde compressis , interdum meandrinis ; la-
mellis fere integris ; cella fundo angustissima ; Ctenophyllia mit 4 Ar-
ten, worunter zwei neue Arten, die Diagnosen dieser Galtung bestimmte
Dana mit den Worten: Aslraeidae explanato-glomeratae, dlscis seria-
1) Vgl. United slales exploring expedition duriog the yearg 1839
42 under the command of Charles AVilkes. Vol. VU. Zoophyles by
James Dana. Philadelphia. 1846.
426 V. Siebold: Bericht über die Leistungen in der Natiirge»chichte
tim gemmantibus, itaque sinuose iincaribus; coralla substipitata, convexa;
cellis fossiformibus , meandrinis; lamellis crassissimis , paucis, subae-
qiialibus, fere integris ; Caulastraea mit drei neuen Arten: Aslraeidae
segregato- gemmatae 5 cespitosae , caulibus polypisque subcylindricis;
coralla fragilia, extus striata, intcrdum deiiticulata ; cella suborbiculata,
late excavata ; lamellis inaequaliter exserlis , subintegris , valde mime-
rosis; Phyllaslraea: Aslraeidae explanatae, foliaceae ; polypis sursum
spectantibus , prominenlibus ; coralla striata , vix echiüulala, caliculis
grandibus lateraliter affixis, mit der einen neuen Art Ph. lubifex. Für
die Familie der Fungiden stellte Dana drei neue Gattungen auf, näm-
lich: //afomiVrrt, Fungidae liberae, gemmatae, explanatae, polypis omnino
sparsis (utrisque longe tentaculalis?) coralla convexa, oririmis grandi-
bus, undique sparsis; lamellis brevibus (semipollice non minoribus),
crassissimis, crasse dentalis, radialis, superficie inferiori echinata, hic-
her gehört Lamarck's Fungia pileus; Zoopilus, Fungidae liberae, gem-
matae, explanatae, polypis undique sparsis, oribus radiale seriatis, co-
ralla lamellis maioribus usque ad peripheriam radiale productis, interme-
diis minoribus et per oririmas inlerruptis, mit der neuen Art Z. echinatiis;
Psammocora, Fungidae affixae, glomeratae, aut ramosae; polypis obsolete
tentaculalis, non seriatis j inlersliliis inlerdum planulatis saepius undique
lurgide elevatis ; itaque superficie cellis interdum excavata ; coralla po-
röse, oririmis minutis, lamellis subtilissimis , minute arenoso-denlicula-
tis, saepius irregularibus, alternis non minoribus, mit fünf Arten, wor-
unter zwei ganz neue Species. Die Familie der Caryophylliden ver-
mehrte derselbe durch die neue Gattung Culicia , Caryophyllidae non
gemmatae, affixae, pumilae, subcylindricae, polypis Caryophylliis affini-
bus ; coralla fragilia, extus non striata, lamellis inciso-denticulatis, cella
paulo profunda , inlerdum vix depressa , mit drei neuen Arten. Auch
die Familie der Madreporiden erhielt durch Dana eine neue Gattung,
nämlich: Manopora, Madreporidae foliaceae, subramosae aut glomera-
tae, nunquam arborescenles nee ramis teretes ; tentaculis brevibus, al-
ternis saepe maioribus, polypo apicali nullo; corallo caliculis irregula-
ribus, saepe spinoso-lacinialis , saepe omnino obsoletis, mit 29 Arten,
'unter denen sich 15 ganz neue Arten befinden. Zu der Gattung Au-
lopora des Goldfuss, von welcher bisher nur fossile Arten bekannt
gewesen waren, entdeckte Dana eine no^h jetzt lebende Art hinzu,
welche er im stillen Meere fand und A. tenuis nannte. Von Hydroiden
beschrieb derselbe die neuen Sertularidcn Antennularia cyalhifera, Ser-
iiilaria tnimosa und Pasyfhea gracilis, von neuen Campanulariden die
Lomedea gracilis und simplex , von neuen Tubulariden die Tubularia
ornata und capillifera. In einem Anhang erwähnte Dana endlich noch
14 Arten von Polypen, deren Stellung im Systeme derselbe zweifelhaft
lassen musste.
(I.Würmer, Zoophyten u. Protozoen während dJ. 1845—1847. 427
Von Duchassaing und Michelin 0 sind zwei neue
Polypen aus dem Meere bei Quadeloupe beschrieben worden,
und zwar :
Solanderia als neue Gattung , welche zwischen Corallium und Me-
litaea steht, und durch folgende Species repräsentirt wird : Sol. fjra.
cilis, fixa, subflexilis, ramosissima, flabelliformis, ramis, rainulisque sub-
rotundis, irregularibus, strialis, spongiosis, lusco-purpuralis ; crusta po-
lypifera tomentosa vel granulosa. Der zweite neue Polyp ist Fterogor-
gia Guadalupensis , fixa, ramosa, dicholoma, ramulis compressis, lalis,
simplicibus, extremilatibus rotundatis, poris parallelis, in series lateia-
les, binas, regulatim dispositis, cortice rugosa, flava; axi corneo, ad
basin crasso, nigro, striato.
Durch E. Forbes ^) wurde die interessante Mitthei-
lung gemacht, dass die 'bisher nur als fossil gekannte schöne
Koralle Turbinolia milletiana lebend 30 Faden tief an der
Küste der Scilly-Inseln entdeckt worden sei, wobei derselbe
noch erwähnt, dass Funicularia quadrangularis an den He-
briden aufgefunden worden ist.
Eine Kritik der von Blainville unterschiedenen Po-
lypen - Gattungen ßriareum , Lobularia , Anthelia, Alcyonium,
Pulmonellum und Cliona hat Nardo •^) bekannt gemacht,
wobei derselbe einigen von Planco, Renier, Olivi und
Ginnani beschriebenen Polypen, welche von Blainville
zum Theil unrichtig gedeutet worden sind , eine richtigere
Stellung im Systeme angewiesen hat.
Eine neue Seefeder ist von S a r s "*) beschrieben worden.
Pennalnla borealis 16 ad 31 poUicaris , valde elongata , rubra;
pinnulis breviusculis , semilunaribus, apicem versus longioribus et iin-
bricatis, basin versus minoribus et magis distantibus, cellulis polyporum
in seriebus 2 — 3 irregularibus dispositis; rachide angusto ; stipite (ste-
rili) tertiam ad quintam totius parteni aequanle, fusiformi, parte bul-
bosa antice margine elevalo et supra papillis sanguineis. Polypi albidi,
tenlaculis 8 pinnatis apice acunainatis , pinnulis longioribus setaceis.
Ausser dieser Seefeder führt Sars noch folgende Arten als Bewohner
1) Vgl. Revue zoologique 1846. p. 218. 2) S. Ihe Reports
üf the british associalion held 18i6. p. 66. 3) S. dessen Rischia-
rimenti e rellificazioni ai gcneri ed a qualche specie della Famiglia de'
Zoofitari Sarcinoidi od Alcionari. Vicenia^ 1845 4) S, dessen
Fauna littoralis Norvegiae. 1846. p. 17.
428 V. Sieb old: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
der norwegischen Küste auf, nämlich: Pennatula pospÄorea M ü 11.,
Virgularia juncea Lam., mirabilis Müll, und Verelillum stelliferum
Müll. Eine andere neue Seefeder des Nordens machten Koren und
Danielsen unter dem Namen Virgularia Christii bekannt'); der meh-
rere Zoll lange und vier Linien dicke Folypenstock ist hier mit ly^
Lin. langen konischen glatten Zellen feesetzt, aus deren einfachen Mün-
dungen ein achtarmiger Polyp hervorkommt.
Mit sehr fleissiger Benutzung aller die Actinien betref-
fenden Lilteratur hat Contarini 2) eine Uebersicht der
äusseren und inneren Organisation , der Lebensweise und
Fortpflanzung der Actinien gegeben, ohne jedoch die inicro-
scopischen Untersuchungen der neueren Zootomen berück-
sichtigt zu haben. In Bezug auf die Tentakeln spricht sich
derselbe für die schon oft bezweifelte Anwesenheit von Po-
ren an den Spitzen der Tentakeln aus. Als Bewohner der
Lagunen Venedigs hat Contarini folgende Seeanemonen
beschrieben und abgebildet:
Aclinia equina Lin. , Bellis Sol. et EH., aurantiaca\)e\\. Ch.,
diaphana Rap. , maculata Brug., carciniopados Ott., effoeta L. , ru-
bra Brug. , concentrica Riss,, verrucosa Penn., viridis L. Aus den
Actinien, welche ihre Tentakeln nicht in den Mantel verbergen können,
hat derselbe die neue Gattung Anemonia gemacht, von welcher die
beiden Arten A. cereus Sol. et Ell. und A. cinerea Contar. be-
schrieben wurden, und zwar letztere mit folgender Diagnose: cinereo-
viridis , subpellucida; disco circum os brevi , glandulisque latentibus;
lenlaculis basi pedunculatis, fere fusiformibus, cinereo-glaucis, crebris
maculis lacteis adspersis, triplici serie dispositis hinc et inde stipatis,
glulinosisque; basi sub-foliacea lateraliler saepe sub-lobata, subtus vi-
rfdi-flava, lineolis crebris distincta, limboque seriatim albopunctato.
Von diesen Actinien benutzte Contarini die Actinia
concentrica und diaphana so wie die Anemonia cereus zu
Experimenten, um an ihnen die Reproductionskraft der Acti-
nien zu erproben , welche besonders an Act. diaphana sehr
stark hervortrat. Diese hervorstechende Eigenschaft der Ac-
tinia diaphana ist gewiss auch die Ursache , weshalb diese
1) Vgl. deren Zoologiske Bidrag in dem Nyt Magazin for nalurvi-
denskaberne. Christiania. Bd.V. 1847. p. 269. 2) S. dessen Trattato
delle Allinie ed o^sservazioni sopra alcune di esse viventi nei contorni
di Venezia accanopagnate da 21 tavol© litografiche. Veneria. 1844.
d. Würmer, Zoophylen u. Protozoen während d. L 1845—1847. 429
Seeanemone so viele monströse Formen darbietet, von wel-
chen Contarini mehrere abgebildet hat; es befinden sich
darunter zwei - und dreihalsige Individuen mit zwei und drei
entwickelten und von Tentakelkränzen umgebenen MundöfF-
nungen.
in dem schon mehrmals erwähnten Cataloge werden
von Ver any 0 als Bewohner des Golfs von Genua und Nizza
folgende 13 Actinien aufgezählt:
Actinia verrucosa Lam., crassicornis Adans. , rubra Brug.,
concenirica Kiss., auranliaca DeW. Ch., Rondeletii Dell. Ch., car-
cinopados 0 tt., effoeta L.y Isacmaea bellis Sol., Anemonia cereus S ol.,
cinerea C o n t a r. , Cerianthus actinoides Dell. Gh..
A 1 1 m a n 2) entdeckte an der irländischen Küste ausser
Ttirhinolia milletiana Defr. und Coryne Lisieri Van Ben.
noch eine kleine aber neue Seeanemone, welche er Corynactis
viridis nannte ; dieselbe besitzt einen cylindrischen contractilen
und sehr veränderlichen Körper mit vielen knopfförmigen in
mehrere Kreise um die Mundöffnung gestellten Tentakeln. Der
anatomische Bau dieser kleinen Seeanemone stimmt mit dem
von Actinia überhaupt überein. Die mit einer rundlichen
knopfförmigen Anschwellung endigenden Tentakeln sind hohl
und an ihrem freien Ende undurchbohrt; in den Anschwel-
lungen der Tentakeln liegt eine Menge Nesselorgane einge-
bettet.
Eine ausgezeichnete neue Seeanemone wurde von Frey
und Leuckart') an der Küste von Helgoland entdeckt und
Actinia radiata genannt; dieselbe findet sich auf Buccinum
und Holz, und gleicht: der vonRapp beschriebenen Act. de.
pressa, sie besitzt einen völlig glatten Mantel , der abwech-
selnd mit fleischfarbenen und bläulichen Längsbinden gezeich-
net ist, und deren kurze Fühler in mehrfachen Reihen ste-
hen. Agassiz ') überzeugte sich an einer neuen Seeane-
1) A. a. ü. p.a. 2) S.the Annais of nat. histor. Vol. XVII.
1846. p. 417. 3) S. deren Beiträge a. a. 0. p. 138. 4) Vgl.
Coniptes rendus. Toni. XXV. 1847, p. 677. oder Kevue zoologiqiie.
1847. p 394. odei- Froriep's und Schleiden's Notizen, Bd. 5. 1848.
pag. 145.
430 V. Sicbold: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
mone von der Küste Nantuckel, Actinia Davisii von ihm ge-
nannt, dass auch hier die Anordnung der Körpertheile bi-
lateral sei, indem bei dieser Actinie, welche sich durch ihre
grossen an der Spitze deullich durchbohrten Tentakel aus-
zeichnet, der geschlossene Mund eine gerade Linie bildet, um
welche die Tentakeln in Gruppen von je fünf gestellt sind.
Auch die aus den Eiern hejrvorkommenden Actinien - Em-
bryone haben, nachAgassiz Beobachtung, eine fünfeckige
Gestalt mit zehn Tentakeln und mit einer zehnfächerigen Lei-
beshöhle. Das Wasser in den Fächern derselben dringt theils
durch die Mundöffnung, theils durch feine Poren an der Kör-
peroberfläche ein, und wird entweder durch dieselben Oeff-
nungen oder durch die Spitzen der Tentakeln wieder ausge-
schieden. Agassiz sah die Actinia Davisii Eier legen und
zugleich lebende Junge zur Welt bringen. Von Hollard^
sind ebenfalls Beobachtungen über die Zahl und Stellung der
Tentakeln an Actinien angestellt worden, wobei er erkannt
haben will, dass die Zahl der Kammern in der Leibeshöhle
mit der Zahl der Tentakeln in einer gewissen Beziehung
stehe.
Von Sars ^) sind die Lucernaria quadricornis Müll,
und auricula Rsiihk, ausführlich beschrieben worden, denen
derselbe noch die Lucernaria cyathiformis als neu mit folgen-
der Diagnose hinzufügte:
Semipollicaris, stipite disco circulari repando sese affigente; cor-
pore cyathiformi , margine dilatata, repanda, circulari, inlegra (non in
radios divisa) , tentaculifera, tenlaculis saepissiine in fasciculis 8 fere
continuis ad marginem corporis disposilis ; organis generationis 8, bi-
nis approximalis. Bei der zuerst genannten Lucernaria sitzen auf je-
dem der Enden der acht paarweise vereinigten Strahlen 100 bis 120
in einen Büschel gesteifte fadenförmige, in einen kugeligen Knopf en-
digende und mit einer Saugscheibe versehene Tentakeln. Die grosse
Höhle des Körpers ist zugleich Verdauungshöhle, in diese ragen von
den Strahlen aus acht längliche Generationsorgane, welche durch grosse
Längsmuskeln von einander gelrennt sind. Diese Geschlechtsorgane
bestehen aus zahllosen Follikeln, welche im Monat November mit einer
1) S. Comptes rendus. Tom. XXV. 1847. p. 974. c^er l'Institut.
1847. p.421. 2) S. dessen Fauna littoralis norvegica. 1846. p. 20.
(1. Würmer, Zoopliylen u. Protozoen währead d. J. 1845—1847. 431
UDgeheiiren Menge sehr kleiner Eier gefüllt waren. Sars überzeugte
sich durch Versuche an der L. quadricornis, dass dieser Zoophyt sehr
bedeutende Verstümmelung erträgt , ohne dieselbe schnell zu ersetzen.
An Lucernaria auricula erkannte Sars die acht kurz -cylindrischen
Randkörper als analog den bei Medusa von Ehrenberg für Augen er-
klärten Körperchen; auchAgassiz ') sah bei einer Lucernaria in den
Ausschnitten der Tenlakelbündel acht Augen , die ähnlich wie bei den
Echsnodermen und Medusen gebildet waren.
Von Sars ^3 wurde ein eigenthümlicher frei schwim-
mender Polyp beschrieben, den er nach seiner Organisation
den Actinien an die Seite stellen zu müssen glaubte. Der-
selbe nannte das Thier Arachnactis albida , und stellte für
diese einzige Spccies folgende Gattungscharaktere fest:
Animal liberum , molle , natans ; corpus breviler cylindricuni,
parvum, basi rotundata, disco suctorio carente; os seriebus tentaculo-
rum non retractilium duabus circumdatum, exterioribus longissimis, in-
terioribus brevibus. Sars sah diesen Polypen in der Nähe der Insel
Floroe fast unbeweglich im Meere schwimmen, oder nur wenig durch
Biegen und Krümmen der äusseren Tentakeln sich vorwärts bewegen,
daher er vermuthet, dass derselbe nur durch Einziehen von Wasser in
die ungeheuer grossen und hohlen äusseren Tentakeln sich in der See
schwimmend erhalte.
Sars 5) benutzte die Entwickelungs - und Fortpflanzungs-
geschichte der Syncoryna Saimi L 0 v. , um nachzuweisen,
dass ausser den von Ehrenberg zusammengestellten Ver-
mehrungsweisen der Polypen mittelst Eier, Theilung und Gem-
men noch eine vier Art der Vermehrung durch Gemmen
vorkommt , welche den Mutterthieren unähnliche Junge lie-
fern, die sich zuweilen von den ersteren trennen und frei
umherschwimmen. Derselbe sah an dem kolbenförmigen freien
Ende der genannten Syncoryna zwischen den Tentakeln glok-
kenförmige Körper hervorsprossen , welche sich losreissen
und als oceanidenartige Acalephen frei im Wasser umher-
schwimmen. Dieselben bcsilzen in der Tiefe der Glocke ei-
nen centralen cylindrischen Magen und vier Randtentakeln
nebst vier rothen Körpern (Augen?) an ihrer Basis. Ein
anderer nackter Polyp, welchen Sars '+) als Podocoryna
1) Comptes rendus. Tom. XXV. 1847. j). 679. oder Froriep's u.
Schleiden's Notizen. Bd. V. 1848. p. 146. 2) S. dessen Fauna lit-
toralis a. a. 0. p. 28. 3) S. ebenda, p. 1. 4) Ebenda, p. 4.
432 V. Siebold: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
carnea beschrieben hat, wurde später von demselben als mit
der Dysmorphosa desPhilippi identisch erkannt. Der ge-
meinschaftliche häutige Mantel, aus welchem die verschiede-
nen Individuen dieses röthlichen Polypen hervorgewachsen
sind , scheint aus zahlreichen untereinander verwachsenen
Stolonen zu bestehen. Die Zahl der Tentakel, welche den
zitzenförmig hervorgezogenen Mund kreisförmig umgeben,
schwankt zwischen acht und sechzehn. Unterhalb derselben
sprossen 8 bis 11 Gemmen hervor, welche sich ebenfalls zu
oceanidenartigen Acalephen entwickeln, die sich in derselben
Gestalt , wie bei Syncoryne , vom Mutterstamme lostrennen,
nur mit dem Unterschiede, dass sich zwischen den vierRand-
lentakeln noch vier andere Fäden entwickeln. Andere Indi-
viduen dieser Podocoryna carnea, welche 12 bis 30 Tenta-
keln trugen , erzeugten statt dieser oceanidenartigen Binit
blasenförmige Gemmen, in deren Boden sich ein cylindrischer
Mag^n erhebt und deren Höhle sich mit einer Gruppe von
Eiern füllte, die sich nach und nach in infusorienartige Fö-
tus umwandelten. Noch einen anderen neuen Polypen hat
Sars *) unter dem Namen Perigonimus muscoides mit fol-
gender Diagnose der Gattung beschrieben:
Polypi pallio menibranaceo, tubuloso , gemmis matri similibus
imperfectis ramoso, capitulo molliori retractili ; tentaculis sub ore ver-
ticillatis, biserialibus ; gemmae matri dissimiles et ovis carentes non in
capitulis, sed in caule ramulisque sparsae, campanulatae, cirris margi-
nalibus quatuor. Er fand diesen merkwürdigen Polypen bei Manger
20—30 Faden tief im Meere.
Die Polypen dieses Perigonimus, welche einer verästelten
Röhre aufsitzen, sich aber in diese nicht zurückziehen kön-
nen, gleichen denen von Podocoryna. Ihre Gemmen spros-
sen an den verschiedensten Stellen des verästelten Polypen-
stockes hiervor und verwandeln sich zuletzt in oceanidenar-
tige mit vier Tentakeln und vier rothen Randkörpern ver-
sehene eierlose Wesen. Sars schlägt vor, die Gattung Co-
ryna und Podocoryna von den Hydrinen zu trennen, und als
festgewachsene nackte Polypen zu einer besonderen Familie
der Coryneae zu erheben , während Perigonimus mit Synco-
1) Ebenda, p. 8.
d. Würmer, Zoophyten u. Protozoen während d. J. 1845—1847. 433
ryna zu verbinden und den Tubularinen einzuverleihen wäre;
es stände alsdann zwischen diesen Coryneen und Tubularinen
die Gattung- Corymorpha als Verbindungsglied in der Mitte.
Duj ardin 0 beobachtete in mit Wasser des Mittel-
meers gefüllten Gläsern kleine Zoophyten, welche den 8yn-
corynen verwandt waren. Sie bestanden aus einem kriechen-
den verästeilen Stengel, der mit einem hornigen Ueberzuge
bedeckt war, und an seinen Aesten mit einem keulenförmi-
gen Knöpfchen endigte, um welches vier Arme regelmässig
herumstanden. Duj ard in nannte diese Zoophyten Stori-
dta. Diese Stauridien vermehrten sich unbegrenzt durch
Keime: wenn aber reichlich Futter vorhanden war, so ent-
wickelten sich auch Medusen aus röthlichen Knospen an der
Basis ihres keulenförmigen Leibes. Diese Knospen nahmen
die Gestalt von krugförmigen Hüllen an, deren Rand mit 8
bis 10 Armen besetzt war. An der Basis- eines jeden Armes
war eine Anschwellung und ein schwarzer Augenpunkt zu
bemerken; in der Höhle dieser krugförmigen oder glocken-
förmigen Medusen entwickelt sich aus einer röthlichen Masse
nach und nach ein Magen. Wenn die jungen Medusen sich
von den Stauridien lostrennen wollen, haben sich ihre Arme
sehr verlängert und gabelförmig gespalten und gleichen so
der Eleutheria. Frei geworden entwickeln sich an ihnen die
Arme noch mehr, indem sie sich mehrfach verästeln; in die-
sem Zustande benannte Duj ard in ein solches Thier Clado^
nema radiatum; jeder Arm besieht jetzt aus zwei bis drei
dickeren mit Polstern endigenden Aesten , über welche noch
drei bis fünf feinere knotige und spitz endigende Aeste hin-
ausragen. Die Knoten dieser feineren Aeste enthalten, wie
die Polster der dickeren Zweige, nadeiförmige Kapseln. Der
rothhche Magen ist jetzt flaschenförmig geworden und trägt
fünf kugelförmige Tentakeln an seinem freien Ende. Diese
Cladonemen schwimmen stossweise mit ihrem glockenförmi-
gen Leib. Es scheint diese Cladonema der Oceania und Cy-
1) S. Comptes rendus. Tom. XXI. 1845. p. 1273. oder Froriep's
neue Notizen. Bd. 37. 1846. p. 49.
Archiv, f. Naturgesch. XV^. Jahrg. 2. Bd.
cc
434 V. Siebold: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
taeis nahe zu stehen. Dujardin ') beruft sich ferner auf
jene Beobachtungen, welche man über die Fortpflanzung und
Entwickelung gewisser Medusen und hydrarischer Polypen
angestellt hat, aus denen hervorgeht, dass die Acalephen und
Polypen in einer sehr nahen Beziehung stehen, und dass ge-
wisse hydrarische Polypen, indem sie sich nur durch Spros-
sen und Knospen fortpflanzen, dem Mycelium der Pilze oder
gewissen Lichenen, Moosen und Phanerogamen zu verglei-
chen sind, welche sich, ebenfalls ohne Blüthe und Fruktifica-
tionstheile, nur durch Ausläufer, Knospen oder Zwiebeln
fortpflanzen , während die aus jenen hydrarischen Polypen
hervorgehenden, mit Geschlechtswerkzeugen ausgestatteten Me-
dusen den Schirmen der Pilze oder überhaupt den die Fruk-
tificationstheile tragenden Blüthen der Cryptogamen und Pha-
nerogamen entsprechen. Derselbe fügt noch hinzu, dass,
wenn bei gewissen Hydrarien die Entwickelung von Medusen
nur selten und unter gewissen Verhältnissen eintreten , dies
auch in der Pflanzenwelt bemerkt werde, da auch gewisse
Cryptogamen, ja seihst gewisse Phanerogamen nur ausnahms-
weise Fruktifikationstheile entwickeln. In einem anderen Auf-
satze bespricht Dujardin ^) die den Medusen und Hydra-
rien eigenthümlichen fadenführenden Kapseln,^ welche von
Ehrenberg Angelorgane genannt worden sind, und welche
von den nadelführenden Capseln der aus den Tentakeln her-
vorragenden Spitzen verschieden sind: Diese fadenführen-
den Capseln zeigen je nach den verschiedenen Species der
Polypen und Medusen eine specifisch verschiedene Beschaf-
fenheit, wie sich Dujardin bei Stauridia,,Syncoryna, Eleu-
theria, Rhizostoma, Sertularia u. a. überzeugte. Derselbe
setzte seine Beobachtungen an der von der polypenartigen
Stauridia abstammenden Cladonema fort, und überzeugte sich,
dass diese kleine Schirmqualle an der Basis des Magens wirk-
lich Eier hervorbrachte; auch beobachtete Dujardin, dass
1) S. Comptes rendus. Tom. XXI. 1845. p. 1273. oder Froriep's
neue Notizen. Bd. 37. 1846. p. 241. 2) Vgl. die Annales des sc.
nat. Tom. IV. 1845. p. 257. oder Froriep's neue Notizen. Bd. 40. 1846.
pag. 1.
d. Würmer, Zoophyten u. Protozoen während d. J. 1845—1847. 435
dieselbe Cladqmena ihren glockenförmig-en Schirm nach hin-
ten umstülpte, wobei der freigewordene Magen sich wie ein
Rüssel umherbewegte. Er sah ferner an einer der Stauridia
nahe kommenden 8- bis 9armigen Hydrarie, welche er Syn-
coryne decipiens nannte, eine andere kleine Schirmqualle ent-
stehen, die sich an der Basis des nackten Leibes der Syn-
coryne aus Knospen entwickelte. Eine jede dieser glocken-
förmigen Medusen, welche Duj ard in mit dem Namen Sthenyo
belegte, besass nur vier randständige einfache knotige Ten-
takeln und einen flaschenförmigen Magen. Auch diese Sthe-
nyo-Thierchen, welche an der Basis der vier Randtentakeln
einen augenartigen Punkt trugen, halten sich nach einiger
Zeit, wie Cladonema, umgestülpt. Aus einer anderen Hydra-
rie, welche Duj ardin Syncoryne glandulosa nannte, bildete
sich eine dritte Form von Medusen, Callichora, aus. Diese
Syncoryne besass nur wenig verästelte Stengel, an deren
knopfförmigen Enden 18 bis 24 mit fadenführenden Capseln
besetzte Tentakeln kurz hervorragten. Die Callichora- Indi-
viduen selbst bestanden aus einer glockenförmigen Halbkugel
mit 28 randständigen knotigen Cirrhen, aus dem Grunde der
Glocke erhob sich ein birnförmiger Magen, an dessen Ende
ein lappiger Mund angebracht war.
Koren und Dan i eisen ') untersuchten an der See-
küste von Bergen eine Tubularia larynx, und erkannten un-
terhalb des oberen Tenlakelkranzes dieses Polypen 6 bis 8
Generationsorgane, welche ein iraubenförmiges Ansehen hat-
ten. Sie wuchsen aus den Polypen wie Knospen hervor,
welche sich slielförrnig verlängerten und in ihrem birnförmig
angeschwollenen Ende sich mit Eiern füllten. Diese entwik-
kelten sich zu einem sphärischen Körper, aus dem nach
und nach bis 16 Fortsätze und mehr als Tentakeln hervor-
wuchsen, während sich zwischen ihnen eine Erhabenheit zu
einem Magen ausbildete. Zuletzt erschienen an der Basis
mehrerer Tentakeln Gehörbläschen; diese jungen Thiere schlüpf-
ten hierauf aus einer dem Stiele der Geschlechtshöhle ge-
1) Vgl. das Nyt Magazin for naturvidenskaberne. 1847 ßd V
p. 253.
436 V. Sicbold: Bericht fibci die Leislungen in der Naturgeschichte
genüber angebrachten und von vier Klappen verschlossenen
Oeffnung hervor und schwammen nach Art einer Meduse ge-
schickt im Wasser umher.
Frey und L e u c k a r t ') haben die über die Fortpflanzung
und Entwickelung der Hydroiden bisher bekannt gewordenen
Beobachtungen zusammengestellt, und daraus geschlossen, dass
die Polypen Coryne, Syncoryne^ Synhydra, Tubularia, Enden-
drium , Campafiularia , Sertularia , Uydracünia , Corymorpha
u. a., welche unter gewissen Verhältnissen acalephenartige
Individuen hervorbringen, als die Ammen verschiedener Me-
dusen zu betrachten seien, die aber zugleich ausser den ge-
schlechtlichen Medusen durch Knospenbildung auch sich durch
neue Ammen vermehren können. Bei einigen Arten von Coryne,
Hydractinia, Pennaria, Eudendrium, Tubularia und Sertularia
sprossen an den Polypenkörpern statt der medusenartigen Thiere
rundliche Capseln hervor, welche Eier oder Samenmasse ent-
halten, und welche man bisher als weibliche und männliche
äussere Geschlechtsorgane betrachtet hat. Man könnte diese
Eier- oder Samen-Capseln auch wohl als unausgebildete ge-
schlechtliche Individuen betrachten , die auf einer früheren
Stufe der Entwickelung stehen geblieben sind. Dieselben Na-
turforscher 2) haben einen neuen Polypen bei Helgoland auf
Schneckenschalen entdeckt und als Hydractinia grisea beschrie-
ben. Diese Art steht der Hydract. rosea des Van Bene-
den nahe. Die geschlechtlosen Individuen derselben tragen
8 bis 10 Fühler, ihr Kopfende hat eine konische Gestalt ; die
fruchtbaren Individuen sind viel kleiner und von gedrunge-
ner Form, ohne Fühler, welche durch eine Anzahl stumpfer
Hervorragungen ersetzt werden. Die Eierstöcke sind in grös-
serer Anzahl vorhanden und enthalten etwa sechs Eier.
Van Beneden ') untersuchte bei Ostende die Thoa
halecina , aus der sich kurzgestielte längliche Eierkapseln
entwickelten. Merkwürdiger Weise bildeten sich an dem
freien Ende dieser mit 4 bis 5 Eiern gefüllten Kapseln zwei
1) S. deren Beiträge p. 19. 2) Ebenda, p. 138. - 3)
S. Bulletin de l'academie roy. de Bruxclles. Tom. XIV. 1847. p. 448.
oder l'Institut. 1847. p. 325.
(I. Würmer, Zoophylen u. Protozoen wahrend d. J. 1845-1847. 437
Polypen aus, weicht' in ihrer Geslall den Polypen des übrigen
Stockes glichen und durch deren Mundöffnung wahrscheinlich
die Eier der Kapseln entleert werden. Bei Seriularia cupres-
sina sah Van Beneden die Eier unmittelbar aus einer ein-
fachen runden Oeffnung am freien Ende der Eierkapseln her-
vortreten. Die Eier entwickelten sich bei beiden Sertularinen
zu infusorienartigen, mit Flimmercilien frei umherschwimmen-
den Jungen, während er bei Campannlaria volubiUs medu-
senartige Junge mit vier Cirrhen und acht Sinnesorganen an
dem Rande ihrer Schirme zum Vorschein kommen sah.
Von E. Korbes ') ist die Fortpflanzung der Sertula-
rien mit der Fortpflanzung der Phanerogamen verglichen wor-
den. In ähnlicher Weise hat Couch 2) den ganzen Poly-
penstock einer Sertularia mit einem verzweigten Baume ver-
glichen. Zu gewissen Zeiten sprossen hier neben den poly-
penführenden Zellen eierführende Zellen als vergängliche Ge-
schlechlswerkzeuge aus dem Polypenstocke hervor, wodurch
Sertularia an die Blüthen erzeugenden Pflanzen erinnern soll.
Ueber die Wachsthumsverhältnisse der Sertularinen hat
Meneghini ^) Mittheilungen gemacht und dazu folgende
Polypen benutzt, nämlich : Aglaophenia pluma und myriophyl-
lum Lamx, Monopyxis dichotoma Ehrb., Anisocalyx secun-
darius Co st. und Nemertesia antennaria Lamx., nebst ei-
nigen ganz neuen Arten, nämlich : Aglaophenia elongata, Lo-
wenia tetrasticha und pinnata.
Von M. Schnitze ^) wird gegen Laurent der Her-
maphroditismus der Hydra in Schutz genommen. Er sah die
Eibiidung an Hydra nicht bloss im Herbste, sondern auch im
Frühlinge vor sich gehen. Derselbe will auch eine Selbst-
befruchtung bei diesem Polypen wahrgenommen haben, indem
sich diejenigen Individuen , an deren vorderem Körperende
sich Hoden mit Spermalozoiden entwickelt haben , krümmen,
1) S. I'inslitul. 1845. p. 227. 2) V^l. the Annais of nal.
histor. Vol. 15. 1845. p. 161. .^) S. dessen üsservazioni suH' or-
dine delle Sertula.iee della .lasse dei Polipi; aus den Memorie dell'
Imp. R Istituto Veneto di soienze Letlere td Arti. Vol. II. 1845. 4)
Vgl.Steenslrup; Untersuchungen über Herraaphroditismus a. a. 0. p. 116.
438 V. 3 i e b 0 1 d : Bericht über die Leistungen in der Katurgeschichte
und ihre Hoden gegen die Eier am Hinterleibe drücken.
Schnitze fand auch in einem Glase, in welchem er Eier
von Hydra viridis aufbewahrt hatte , drei junge Hydren , an
deren Mundende schon Ansätze zu Armen zu erkennen wa-
ren; da er in demselben Behälter drei leere dehiscirte Eikap-
seln bemerkte, so schloss er daraus, dass bei Hydra, nach
dem Auskriechen der Polypen eine Metamorphose nicht Statt
finde. Auch Allen Thompson 0 hat die Samenkapseln
und Ovarien beschrieben. Er konnte 8 bis 16 Hoden an ei-
ner braunen Hydra zählen , während er bei der grünen Art
nur 2 bis 3 Hoden antraf. Auch er will gesehen haben, dass,
wenn an einem solchen Individuum Hoden und Eier gehörig
entwickelt waren, der Polyp sich umbog, um sein Vorder-
leibsende mit dem Hinterende in Berührung zu bringen ,
was ihm ein Akt der Selbstbefruchtung zu sein schien. Bei
Hydra viridis tragen die Eier keine Stacheln, sondern hexa-
gonale oder pentagonale Tuberkeln. Im Innern der Eier will
Tho.mpson den Furchungsprocess des Dotters erkannt ha-
ben, ohne aber den Embryo selbst zu bemerken. Uebrigens
fügt derselbe noch hinzu , dass nicht alle Hydren Zwitter
seien, sondern dass einige nur allein Hoden, andere wieder-
um nur Eier an sich tragen.
Die Bryozoen haben in den jüngst verflossenen Jahren
verschiedene Bearbeiter gefunden; vor allen ist Van Bene-^
den zu nennen, durch dessen rastlosen Fleiss wieder einige
vortreffliche Monographien über diese Polypen geliefert worden
sind. Es wurde zuerst von diesem Naturforscher -) Laguncula
repens beschrieben, welche mW Lagenella repens Farre und
Bowerbankia repens des Johns ton zusammenfällt.
Van Beneden stellte lür diese Gattung folgende Diagnose
fest: polype ä couronne tentaculaire non conipletement radiaire, sans
gesier ; polypier ä tige irreguliere, rainpante ; löge mince et transpa-
rente; oeufs sans cils vibratils au moment de la ponte. Für diese
üattung Laguncula stellt jedoch J oh nsto n (in seiuer History of the
1) S. the Edinburgh new philosophical Journal. Vol. 42. 1847.
p. 281. PI. IV. 2) S. dessen Recherches sur rorganisation des La-
guncula, in den Menioiree de TAcademie roy. de Bruxelles. Tom. XVlIi:
1845.
d. Würmer, Zoopliyteu u. Protozoen während d. J. 1845—1847. 439
Zoophytes a. a. 0. p. 380.) den alleren Namen Farrella des Ehren-
berg wieder her. Die analomische Untersuchung, welche Van Be-
neden mit diesem an der Küste von Ostende sehr häufig vorkommen-
den Polypen vorgenommen, lieferte sehr interessante Resultate, von de-
nen wir hier hervorheben, dass das Nervensystem dieses Polypen sich
dem der Ascidien nähern soll , da?s dieser Polyp Hermaphrodit sei,
indem sich die Testikel hinter dem Magen und die Ovarien an der in-
neren Fläche der Leibeshöhle entwickeln, und dass die Eier durch
eine deutliche OefTnnng an der Basis der Tentakeln nach aussen ent-
leert ^Verden. Am Schlüsse der Abhandlung führte Van Beneden
noch die neue Species Laguncula elongata auf, die er durch folgende
Diagnose festzustellen suchte : pedoncule tres-allonge, döpassant ordi-
nairement la longueur de la löge ; de nombreux replis transvcrses ä
l'endroit oü le pedoncule s'unit ä la löge ; les tenlacules au nombre
de seize.
In einer anderen Monographie wurden von demselben
Naturforscher *) folgende Polypen ausführlich beschrieben
als Bewohner der Küste von Ostende :
Valkeria cusciila Flem., Bowerbankia densa Kari., Vesicula-
ria spinosa Thomps., Gemellaria loriculata Sav. , Cellularia avicula-
ria Pall., Crisia ciliata Lam. und eburnea Lam., Membranipora pi~
losa Blainv, Flustra foliacea Lam,, Halodactylus diaphanus Karr.,
hirsutus Flem. und parasiticus Flem. Die Cellularia scruposa des
Pallas trennte Van Beneden von ihrer bisherigen Stelle und grün-
dete für dieselbe die neue Galtung Scrupocellaria mit folgender Dia-
gnose: polypier phytoide, calcaire, dichotome ; ouvertures des loges
de forme ovale, avec bourrelet et situees de cöte; des appendices
articules de deux sortes. Polype ponrvu de douze ä seize tentacules;
point de gesier; un opercule. Eine andere Form dieser Bryozoen er-
hob Van Beneden zu der neuen Gattung Anguinella mit der Dia-
gnose: polypiers ä loges tubuleuses portees sur une tige commune,
ouvertes tout au haut, d'un diametre egal dans tonte la longueur ; les
lubes ne sont pas spatules au bout ; polype ä tentacules courts ; point
de gesier. Die einzige hicher gehörige Species nannte V. B. Angui'
nella palmala.
In einer dritten Monographie lieferte derselbe Naturfor-
scher 0 eine sehr genaue anatomische Beschreibung der von
1) S. dessen Kecherches snr Tanatomie, la physiologie et le de-
veloppoment des Bryozoairrs qui liabitent la cöte d'Ostende, in den-
selben Memoires. Tom. XVJIL 2) Vgl, dessen Kecherches «ur
Panal., la physiol. et le develop. des Bryozoaires. Suite, in den Me-
moires de lAcad. loy. de ßruxelles. Tom, XIX. 1846.
440 V. Siebold: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
Sars aufgestellten Gattung Pedicellina, zu welcher eine an
der Küste von Ostende entdeckte neue Art benutzt wurde,
welche Van Beneden als Pedkellina belgica mit folgender
Diagnose versehen hat:
Douze tentacules de longueur egale, un peu plus courts que 1©
Corps; le pedicule, ainsi que la tige, sans asperites.
Eine vierte Monographie widmete Van Beneden ^3
den belgischen Süsswasser-Bryozoen , deren Arten mit der
passenden Diagnose, mit den dazugehörigen Synonymen und
mit schönen Abbildungen, welche zugleich den inneren Bau
und die Entwicklung dieser Polypen aus Knospen und Eiern
erläuterten, ausgestattet wurden.
Die beschriebenen Gattungen und Arten sind folgende: Crista"
Ulla mucedo Cuv., Alcyonella fungosa Fall, (stagnorum Lam.); Plu-
matella campanulata Lam., repens Lam., Lophopus crislallinus Fall.,
Fredericella sM^fana Blu m en b., Palndicella Ehrenbergii V. Ben. {AU
cyonetla articulata Ehrb.); als neue Arten wurden diesen Bryozoen
noch folgende hinzugefügt : Alcyonella flabellum und Lophopus Bakeri,
erslere Art mit der Diagnose: polypier ramifie dans le jeune äge, surtout
en deux branches , qui se developpent plus Hard chaeune en eventail ;
l'ouverture des loges est disposee obliquement ; eile ne se solidifie pas
loüt autour, d'oü resulte un silion sur toute la longueur des tubes ; le»
oeufs sont de forme ovale ; die letztere Art mit der Diagnose : tenta-
cules au nombre de 55—60, longs et bien developpes ; polypier pedi-
cule; oeufs tres-grands , naviformes et entoures d'un bourrelet ; une
colonie adulte se compose d'une dizaine d'individus. Van Beneden
citirt zu dieser Art die inBaker's Beiträgen bis jetzt noch nicht ent-
zifferte Taf. XIL Fig. 15—21.
üeber Cristatella mucedo theilte Allman ^) einige auf
das Nerven- und Muskelsystem Bezug habende Notizen mit,
und wies auf eine zarte Membran hin, welche die Tentakeln
dieses Bryozoen an ihrer Basis untereinander verbinde und
bei allen übrigen Bryozoen ebenfalls gefunden würde, wo-
durch diese Polypen an den Kiemensack der Ascidien erin-.
nerten. Derselbe Naturforscher ^) beschrieb von Plumatella
1) S. dessen Recherches sur les Bryozoaires fluvialiles de Belgi-
que, in denselben Memoires Tom. XXI. 1847. 2) Vgl. the Re-
ports of Ihe british association held 1846. Notices, p. 88. oder ['In-
stitut. 1847. p. 190. 3) S. the Reports of the biil. assoc. 1846
Notices. p. 74.
d. Würmer, Zoophylen ii. Protozoen während d. J. 1845--1847. 441
fruticosa das aus der Eikapsel hervorgekommene Junge als
eine locomotive Larve , welche mit einem flimmernden wei-
chen Mantel umherschimme, eine Erscheinung, die uns durch
Meyen's Beobachtung längst bekannt ist. Die ganz ähnli-
chen Embryone der Alcyonella stagnorum wurden von Weisse,
als er sie aus den Wintereiern hervorgeschlüpt't noch mit den
beiden dehiscirten Schalen zusammenhängend beobachtete, als
Tnfusorium unter dem Namen Conchularia paradoxa beschrie-
ben, welchen Fehler derselbe nachher einsah und bekannte 0-
Couch -) beschrieb einen an der englischen Küste
aufgefundenen neuen Polypen als Crisia setacea, welche Art
sich von der Crisia cornuta des Ellis durch die Stellung
der Borsten unterscheidet ; dieselben sind nämlich bei erste-
rer unterhalb des gekrümmten Halses jeder Polypenrölue, bei
letzterer dagegen über dem Halse der krummen Röhre an-
gebracht. Verschiedene Polypen des adriatischen Meeres,
welche zu der Familie der Tubuliporen gehören, sind von
Meneghini ^) beschrieben worden, derselbe führte auf ;
Tubulipora verrucosa M. Ed. und patina Lam. , denen er
noch T. complanata und irregularis als neu hinzufügt, ferner
werden von ihm in Betracht gezogen Crisia eburnea Lamx.
und denticiilata M. Ed., Uornera frondiculata Lamx., Pm-
stulopora proboscidea M. Ed. und Idmonea transcersaM..Ei\,^
nebst folgenden neuen Arten : Uornera serraia und tubulosa,
Idmonea frondosa, gracilis, itregulaiis und Uibtdipora. Von
W. King ^) ist ein neuer Polyp an der englischen Küste
entdeckt worden , den er Retepora Beaneana genannt hat.
Dieser Polyp zeigt sich mit Refep. cellulosa verwandt, unter-
scheidet sich aber von demselben durch den Mangel der
hakenförmigen zwischen den Maschen hervorragenden Fort-
sätze.
1) S. Bulletin physico-niatheiniitique. Toni. HI. 1845. p. 223. u.
345. 2) S. f'he Zoologist. Vol. 3. 1815. p. 1095. 3) Vcrgl.
dessen Wemoria : Polipi della Famiglia dei Tubniiporiani, in den neuen
Si'hriften der Academia dl scienze, lellere ed arti di Padova. Vol. Vf.
Padova. 1844. 4) S. Ihe Annais of nal. hisl. Vol. .Will. I8i7.
p. 237.
442 V. Siebold: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
Duchassaing 0 gab von einem neuen Bryozoon aus
Guadeloupe, welches er Oribasia stagnalis genannt hat, fol-
gende Gattungs-Beschreibung :
Corpus ovoideum , gelalinosum , liberum , vagans , et circa axim
rotalorium polypis retractilibus adoperlum; polypi bioculali, pedunoulo
retractili; aperlura terminali , crateriformi , cilioruni rotatorioruni Co-
rona instructa; os dentigerum. Der Poiypenslock stellt hier einen frei
urnherschwinimenden kugeligen Gallertkörpcr dar; da die Mundhöhle
mit Zähnen ausgestattet, ferner da ein Augenpunkt vorhajiden sein soll,
so möchte Ref. bei dem gleichzeitigen Vorhandensein eines von der
Leibeshöhle abgegrenzten Verdauungskanals und eines Räderorgans ver-
niuthen, dass Dux;hassaing ein Räderthier für einen Polypen gehal-
len hat.
Reid -) theilte die Beschreibung der merkwürdigen
beweglichen Geiseln der Cellularia scruposa und reptans mit,
welche Organe den Vogelköpfen der Flustra avicularis voll-
kommen entsprechen. Derselbe ^) gab auch" genauere ana-
tomische Beschreibungen von Cellularia reptans , scruposa,
avicularis, Pedicellina echinata, Flustra avicularis und ande-
ren Bryozoen, wobei die beweglichen Geiseln und Vogelköpfe
dieser Polypen einer besonderen Betrachtung unterzogen
wurden.
Endlich ist noch eines eigenthüiulichen Polypen zu er-
wähnen, den Goodsir ') an der schottischen Küste gefun-
den und Forbesia formosa getauft hat, von welchem Polypen
jedoch Korbes selbst glaubte, es möchte bloss ein von ei-
nem Polypenstocke abgerissenes Stück sein, während Van
Beneden ^^) vermuthet, es gehöre eher zu den Echiuren
als zu den Pedicellinen. Goodsir*^) fügt zuletzt noch sei-
ner Darstellung der Forbesia die Beschreibung ^qv Pedicel-
lina echinata und gracilis als Bewohner der schottischen
Küste hinzu.
1) Vgl. Annales des ac nat. Tom. VIII. 1S47. p. 381. 2)
S. Ihe Annais of nat. bist. Vol. XV. 1845. p. l6l. 3) Ebenda.
Vol. XVI. 1845. p. 385. 4) Ebenda. Vol. XV. 1845. p. 380.
5) Vgl. dessen bereits citirte Recherches sur l'ar.at., la physiol. et le
ddvelop, des ßryozoaires. Suite, a. a. 0. p- 70 6) S th«
Annais of nat. bist. Vol. XV. 1845. p. 382.
d. Würmer, Zoophylen u. Protozoen während d. J. 1845—1847. 443
Protozoa.
Infusorien. Die Infusorien, deren Organisation, Enl-
vvickelung und Entstehung nehmen noch fortwährend das In-
teresse vieler Naturforscher in Anspruch. Unter den Arbei-
ten, welche diese Thierklasse im Allgemeinen behandeln, sind
ausser der von Pritchard ') erschienenen neuen Ausgabe
der History of Infusoria die Betrachtungen zu erwähnen,
welche Perty 2) in Folge der von Flotow undKützing
an niederen Algenfonnen und an Infusorien angestellten
Beobachtungen über diese niederen Organismen auszuspre-
chen veranlasst worden ist. Nach seiner Annahme soll das
Thier- und Pflanzenreich nach einer Seite hin convergiren,
und in einer gewissen IndifFerenzregion sollen beide Reiche
abwechselnd ineinander übergehen, indem die Organismen bald
als eine Pflanze (mit latentem thierischen Leben), bald als ein
Thier (mit unterworfenem pfle^nzlichen Leben) erscheinen.
Perty unterscheidet, von diesem Gesichtspunkte ausgehend,
in der thierischen belebten Welt 1) Anthropos , 2) Zoa , 3)
Zoidia. Als Zoidia und zwar als Phytozoidia führt Perty
die Mehrzahl der Monadina, Cryptomonadina, Volvocina, Asta-
siaea und Chaetoglena auf; ferner die Spongiaceen und Palmel-
larien. Die mit starren zum Theil mit kieselhaltigen Schalen
umgebenen geometrisch regelmässige Formen darstellenden
Bacillarien, Desmidiaceen und Closterinen bezeichnete er als
Minerozoidia, diesen fügt er als 3tc Abtheilung die Sperma^
tozoidia aus dem Zeugungsschlcime der Thiere hinzu, denen
die in schleimigen Flüssigkeiten der freien Natur sich bil-
denden Vibrioniden und Spirillen als Lampozoidia entspre-
chen. Uebrigens spricht sich Perty gegen die Ehrenberg'-
sche Betrachtungsweise der Infusorien als vollkommene Or-
ganismen ohne Rückhalt und mit der Bemerkung aus: „dass
1) Vpl. dessen Hislory 0»' Infusoria, living and fossil, wilh descri-
plions of all the known species, including those in Ehrenberg's greal
work, logelher witli Ihose found in Chalk. London. 1843. 3. edi(.
2) S. dessen Abhandlung : über den Hcgrift' des Thicrs und die Ein
theilung der thierisch belebten Wesen, 1846.
444 V. Siebold: Bericht über die Leistungen in der Nalurgescbichte
es Mühe kosten werde, die zahlreichen Consequenzen einer
irrigen, aber ungemein oft und weilläufig entwickelten An-
schauung aus den Köpfen der blossen Nachbeter zu brin-
gen." Leider ist Perty zu wenig im Stande, eigene Erfah-
rungen den Ehrenberg'schen Sätzen entgegenzustellen, daher
seine Einwürfe wenig Gewicht haben werden.
Duj ardin ') wiederholte in gedrängter Kürze, was
er früher in seiner Naturgeschichte der Infusorien über Or-
ganisation, Eintheiking und Anordnung dieser Protozoen aus-
gesprochen hatte. Indem derselbe die Systoliden aus der
Reihe der Infusorien fern hält, charakterisirt er die letzteren
als sehr kleine unsymmetrische Wasserthierchen ohne be-
stimmt ausgeprägte Geschlechtsorgane , ohne sichtbare Eier,
ohne deutlich abgegrenzte Verdauungshöhle , deren Körper
gänzlich oder zum Theil eine feste Hautbedeckung abgeht,
und welche sich durch freiwillige Theilung oder aul eine
noch unbekannte Weise fortpllanzen. In diese Abhandlung
hat Duj ardin ausserdem noch einige wichtige MittheiUuigen
mit aufgenommen , welche ihm von Q u a t r e f a g e s als Re-
sultate seiner Untersuchungen gemacht worden sind, und aus
welchen Folgendes hervorgehoben zu werden verdient. Qua-
Irefages hat nämlich an den Infusorien nur eine ganz
einfache Organisation wahrnehmen können ; während aber die
Rhizo,poden aus nichts anderem als aus einer homogenen
Sarcodemasse zu bestehen scheinen , so deute aber doch
bei mehreren Infusorien, z. B. bei Amphileptus, Paramaecium,
Pleuwnenia u. s. w. , die constante Form der Vacuolen auf
eine Organisation hin , durch welche diese Infusorien höher
stehen als die Rhizopoden.
Von Filippi -} ist der Verdacht geschöpft worden,
dass die Infusorien gar keine selbstständige Klasse von Thie-
ren bilden, sondern wahrscheinlich nur Uebergangsformen zu
anderen Thierformen seien.
1) Vgl. dessen Nolice sur les Infusoires. Paris. 1845. aus den»
Piclionnaiie universel d'hisloire naturelle. 2) Vgl. des.seii Abhand-
lung Metamorfosi degli animali inferiorl. Milano. 1847. aus dei Gaz-
«etta medica di Milano. Tom. VI. ~
d. Wurmer, Zoopliyten n. Prolozoeii währenrl d. J. 1845—1847. 445
Zu dem Atlas für die zweite Ausgabe des Regne ani-
mal von Cuvier hat Quatrelages ') drei Tafeln besorgt,
aufweichen abgebildet sind Trichoda larus Ehrb., Kerona
si/wrws Müll., Plaesconia longiremis Duj., Farmnaecium caiu
datum Müll., Holophnja pnrasita Ouatr. , Acomia vitrea
Duj., H alier ia minima Quatr. , Vasia amphorina Quatr.
Vibrio lineola Müll., Bader ium catenula Duj. Vorticella
citrina und Vaginicola cristallina Ehrb. nebst den beiden
Rhizopoden Eiiglypha Dujardinii Quatr. und Amoeba dif-
fiuens Ehrb.
Eine sehr abentheuerliche Aeusserung Reissek's soll
hier nur vorübergehend erwähnt werden, da in einem der
folgenden Jahresberichte Ref. darauf zurückkommen wird,
nämlich die von Reissek ^) aufgestellte Behauptung, dass
sich Pollenkörner in Thiere und Chlorophyllkörner in Confer-
ven und Infusorien verwandeln können.
Pineau ^3 hat die Entstehung der Infusionsthierchen
zu prüfen gesucht , indem er organische Stoffe mit Wasser
befeuchtete. In Aufgüssen von thierischen und pflanzlichen
Substanzen sah er Monaden , Bacterien und Vibrione entste-
hen, über deren wahres Wesen wir, wenn wir es aufrichtig
gestehen \vollen , doch eigentlich so viel wie nichts wissen,
so dass wir über ihre Aniinalität uns keine bestimmte Re-
chenschaft geben können. Bei anderen Pflanzen-Infusionen
erhielt Pineau Formen von Actinophrys , welche sich in
Acineta Duj. verwandelten, aus der zuletzt eine Vorticella
inf'usionum wurde. Wenn dieser Beobachter daraus schliesst,
dass verschiedene Entwickelungsstufen einer und derselben
Infusorien-Species von den Systematikern mit verschiedenen
Namen bezeichnet worden seien, so kann das Refer. nicht in
Abrede stellen, wenn aber aus denselben Beobachtungen Pi-
1) Vgl. den Atlas a. a. 0. Zoophyles. Infusoires homogenes. PI.
64. 96. und 97. Alle Abbildungen dieser Tafeln sind Originale. 2)
S. die botanische Zeitung. 29tes Stück. 1844. p. 505. 3) S. die
Annales des sc. nat. 1845. Tom. III. p. 182. und Tom. IV. p. 103. oder
Froriep's neue Notizen. Bd. 34. 1845. p. 3. oder Ihe Annais of nat.
bist. Vol. XVI. 1845. p. 314.
446 V. Siebol'd: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
11 c a u den Schliiss ziehen will , dass die zuletzt genannten
Infusorien-Formen durch Aufguss entstanden seien, so muss
Refer. dagegen einwenden, dass diese von Pin e au angestelU
teji Versuche sehr wenig geeignet sind, dem seit Ehren-
berg allgemein verworfenen Satze, Infusorien könnten durch
Urzeugung entstehen , von neuem wieder Vertrauen zu ver-
schaffen, da Pineau gar nicht angegeben hat, welche Vor-
sichtsmassregeln er getroffen habe, um sich vo^' Täuschungen,
zu hüten, die sich gerade hier so sehr leicht einschleichem
Ueber die Forlpflanzung von Vorücella chlorostigma er-
fahren wir durch Wedl 0 Folgendes. Derselbe fand näm-
lich dieses Infusorium in reichlicher Anzahl innerhalb des.
von Menschen mit Bandwurmfragmenten abgegangenen Darm-
schleims. Aus der vorderen Seite dieser Infusorien sah Wedl
grünliche eierartige Körper hervortreten, in welchen sich an-
fangs eine centrale lichte contractile Blase und nachher ein
Netz oder eine dreizackige Figur ausbildete, beide Organe,
die Blase und das Netz verschwanden abwechselnd und ka-
men dann wieder zum Vorschein. Zuletzt trat der Embryo
aus diesen Eiern langsam hervor und erhielt am Vorderende
eine zapfenförmige Verlängerung mit Flimmercilien. Die Ent-
wickelung dieser Vorticelle konnte durch Vertrocknen der
Eier verschoben werden, indem solche getrocknete Eier ihre
Keimfähigkeit bewahrten und später wieder angefeuchtet sich
dennoch entwickelten.
Schmarda ^) stellte die Infusorien zusammen, durch
welche bisher verschiedene Färbungen des Wassers bekannt
geworden sind. Zu dieser Zusammenstellung benutzte der-
' selbe, ausser einigen wenigen eigenen Beobachtungen, haupt-
sächlich EhTenberg's grosses Infusorienwerk. Als neu
werden in derselben Abhandlung von Schmarda folgende
Infusorien-Formen beschrieben :
Cryptomonas urceolaris, in einem mit salzigem Wasser gefüllten
Graben bei Capo d'lstria, corporis urceolato conlractili, loricam ovalam
1) Vgl. Haidinger's Berichte über die Mittheilungen von Freun-
den der Naturwissenschaften in Wien. Bd. II. 1847. p. 153. 2) S.
dessen kleine Beiträge zur Naturgeschichte der Infusorien. Wien. 1846.
d. Würmer, Zoophyten u. Protozoen während d. J. 1845—1847. 447
non iinplente, duplo auf triplo longiorc quam lato, 60 — 70 lin. partem
aequante , viridi , flagello longiludine corporis. Schmarda hat in
diesem mit. einlachem Fadenrüssel versehenen Thierchen ausser einer
kontraktilen Blase und einem rothhraunen ovalen Hode« noch 5 bis 7
Mägen umgeben von vielen kleinen grünen Eiern gesehen. Was von
dieser Angabe zu hi.lten ist, muss Refer. dem Urtheile derjenigen Na-
turforscher überlassen, welche, ohne sich von einer Autorität leiten zu
lassen, selbstsläadig mit dem iMikroskope sehen gelernt haben. Ein
anderes neues Infusorium aus einem Bache des Praters bei Wien nannte
Schmarda Gyges niger, ein drittes Infusorium ebendaher beschrieb er
als Ästasia margaritifera: y,8 — '/jo lin, partem aequans, corpore ex-
panso, conico aut cylindrico, cauda nulla, ovario margaritaceo. Derselbe
erwähnte ferner; Euglena oxyuris mit scharf abgesetztem spitzen
Schwänze, aus einer Bergquelle ; Euglena chlorophoenica, grün, in der
Mitte purpurroth, vom Prater bei Wien ; Euglena ovwn, grün und ohne
Schwanz, aus Mähren; Feridinium adrialicum flavo-fuscum, Vr.^ ^'O-
partem attingens , lorica subglobosa , ecorni, triloba, posteriore parte
rotundata, anteriore impressa , flagello fililormi, bei Triest; Peridinium
tabulatum f lorica granulosa et lineis elalis tabulata , postico fine duo-
bus mucronibus brevibus munita , im Prater ; Bursaria lesselala, cor
pore ovali, albo, offline ciliorum duplici, seriebus 20— 30, ^^.o ^J"- Pä""-
tem attingens ').
Bei den meisten dieser polygastrischen Infusorien will
Schmarda mehrere Mägen (heile Flecke) und zahlreiche
Eier (kleine Körnchen) so wie grosse contractile Samenbla-
sen erkannt haben. Hierauf berichtet derselbe , dass er 190
Species (in 89 Gattungen) polygastrische Infusorien, meistens
bei Wien, beobachtet habe. An Stenlor Mülleri hat der-
selbe -) eine aus brauner schleimartiger Masse gebildete
Röhre wahrgenommen, in welche sich das Thierchen zurück-
ziehen konnte, ohne dass es ihm klar geworden, wodurch
diese Röhre gebildet wurde. Schmarda bespricht hierauf
seine Versuclie über den Einfluss des Lichts auf die Entste-
hung und das Leben der Infusorien, welche er mit verschie-
denen Aufgüssen anstellte, die er theils dem Lichte aussetzte,
theils in einem dunkeln Schranke verschloss ^}. Es ergab
1) Alle diese neuen Arten hat Schmarda auch in Haidinger's
Berichte über die Mittheilungen von Freunden der Naturwissenschaften
in Wien, Bd. I. 1847. p. 25. aufgeführt. 2) Vgl. auch Haidinger's
Berichte a a. ü. Bd. I. p. 24. 3) Vgl. auch Froriep's und Schlei-
den's Notizen. Bd. I. 1847. p. 104. ,
448 V. Siebold: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
sich daraus, dass mehrere Infusorienformell an lichtlosen Or-
ten leben und gedeihen, keine Form aber ausschliesslich im
Dunkeln lebt, dass ferner das Infusorienleben sich im Lichte
kräftiger entwickelt als im Dunkeln und grüne Infusorien nur
im Lichte entstehen, lieber Lichtempfindung der Infusorien
wurden von demselben Forscher Versuche angestellt ^), die
jedoch nur Bekanntes als Resultat lieferten. Derselbe-) stellte
im Jahre 1844 über die Verbreitung der Infusorien in der
Umgebung von Triest, Capo d'Istria, Venedig, Chioggia und
Brondolo verschiedene Beobachtungen an, und erkannte dort
113 Arten, von denen^ 102 Arten in 60 Galtungen zu den
polygastrischen Infusorien gehörten , derselbe wiederholte im
Jahre 18-16 diese Untersuchungen, und beobachtete abermals
72 Arten Polygastrica in 48 Gattungen.
Die Petersburger Fauna hat in W e i s s e einen sehr eif-
rigen Beobachter der Infusorienwelt gefunden. Derselbe ^}
lieferte ein Verzeichniss von 155 in St. Petersburg beobach-
teten Infusorien nebst Bemerkungen; von diesen Arten müs-
sen jedoch 47 Species als Rotatorieu abgezogen werden. Als
neu bezeichnete Weisse Syringogyra viridis, welches einem
gepanzerten Vibrio mit fünf bis sieben Wellenbiegungen ähn-
lich sieht, später bildete er '^) dieses Thierchen mit Spiral-
windungen ab , Ref. vermuthet in dieser Syringogyra eine
Alge. Brandt ^) vermehrte übrigens jenes Verzeichniss
der Petersburger Infusorien um 19 Arten, welche er an der
Ostseeküste aufgefunden, doch bestehen die meisten dieser
Species aus Diatomeen und Micrasterien, und gehören mithin
zu den einzelligen Algen. Einen reicheren Beitrag zur Pe-
tersburger Infusorien - Fauna fügte Weisse f') selbst hinzu,
indem er noch weitere 126 Arten Polygastrica in jener Ge-
gend auffand.
1) S. zugleich Haidinger's Berichte a. a. 0. Bd. I. p. 17. oder
Oesterreichische medizinische Jahrbücher. 1845. Heft XII. 2) S.
Haidinger's Berichte a. a. 0. Bd. I. pag. 177, 3) Vgl. Bulletin
physico-mathematique de l'Academie imp. d. sc. d. St. Petersbourg.
Tom. III. 1845. p. 19. 4) S. ebenda. Tom. IV, p. 142. 5)
S. ebenda. Tom. III. p. 26. 6) S. ebenda. Tom. III. p. 133.
d. Wurmer, Zoophylen u. Protozoen während d. J. 1845—1847. 449
Als neu wurden von ihm beschrieben ') Epislylis virgaria, cor-
pore minimo, uvato, albo , corpusculis in pedicello dichotomo hyalino,
ramis virgatis, accrvatis. Die ßäumchen dieser Vorticelline hatten oft
eine Höhe von Vio J^i"- Eine andere neue Form ward als Actinophrys
ovata bezeichnet, corpore oblongo, radiis diametro corporis saepe lon-
gioribus, tentaculis in spiram flexilibus, und halte y4o Lin.. im Durch-
messer; die Acineta tuberosa Ehrb. bildete Weisse mit zwei bis
sechs bestrahlten Höckern ab, wobei er die mit sechs Höckern ausge-
statteten länglichen Individuen als in der Theilung begriffene Thierchen
betrachtete. Indem derselbe 2) mit Aufzählung der polygastrischen In-
fusorien von Petersburg fortfährt, werden als neu von ihm beschrie-
ben: Acineta cothurnata und Orcula Trochus, letztere mit einem quer-
geringelten ovalen Panzer und schwanzähnlichen Anhang, ohne alle Be-
wegung; nur die contractile Blase, welche aus dem Innern hervor-
schimmert, deutet auf Thierheit dieses Wesens hin.
Mit*einer bei Jena entdeckten und Monas Okenii von
Ehrenberg genannten rothen Slaubmonade stellte Weisse ^)
Versuche an, um damit eine 290 Mal vergrösserte Zeichnung
dieser Monade roth zu koloriren. Er berechnete, dass er dazu
150,000 Stücke bedürfte und dass 150 Millionen dieser Monade
auf einen Gran gingen. Wer sich gern durch solche recht
grosse Zahlen in Erstaunen setzen will, dem schlägt Ref. vor,
noch weiter zu berechnen, wie viel dieser Staubmonaden auf
ein Loth , ein Pfund u. s. w. gehen. Ausser jenen grossen
Zahlen ist übrigens nichts in jenem Aufsatze zu finden ; über
das wahre Wesen von Monas Okenii, über seine Fortpflanzung
u. s. w. erfahren wir durch Weisse nichts. Auch Eich-
wald "♦) hat sich durch einen Beilrag um die Petersburger
Infusorien-Fauna verdient gemacht; derselbe beobachtete 540
Arten Infusorien (im Sinne Ehrenberg's), und zwar 2 1 Arten
aus der Familie der Monadinen, 10 Arten aus der Familie
der Cryptomonadinen, 14 Volvocinen, 10 Vibrionen, 10 Clo-
sterien, ISAstasiaeen, 1 Dinobryon, 3 Amoeben, 4 Arcellinen,
71 Bacillarien, 5 Cyclidinen, 6 Peridinaeen, 25 Vorticellinen,
4 Ophrydinen, 16 Enchelien, 4 Colepinen, 23 Trachelinen,
1) S. ebenda. T. IV. 1845. p. 138. 2) ebenda. Tom. V.
1847. p.39. und 225. 3) ebenda. Tom, III. p. 310. oder Froriep's
neue Notizen. Bd. 33. 1845. p. 88. 4) Vgl. Bulletin de la so-
ciete des naturalistes de Moscou. Tom. XVII. 1844.
Archiv f. Naturgesck XVI. Jahrg. 2. Bd. J)])
4Ö0 V; Siel^pM: ß^ripjil über di^ i,eislungen ip di^jc. Naturgesphichle
5 Trachejocercen, 1 Aspidisca, 13 Colpodeen, 11 Oxytrichinen
und 5 Euploten.
in der schon mehrlach angeführten Fauna del Regno
di Napoli hat Costa auf fünf Tafeln verschiedene polygastri-
sche Infusorien (darunter mehrere Diatomeen) abgebildet, aber
ohne eine Beschreibung und Kupfererklärung hinzuzufügen.
Teil kämpf ') beobachtete in einer Mammulhs-Höhle von
Kentucky folgende Infusorien: Monas Kolpoda und socialis,
eine mit Bodo intestinalis verwandte Art, Chüomonas emar-
ginataT eWk. (elliptisch, und schief eingebuchtet mit überra-
gender Lippe), eine der Kolpoda cucullus ähnliche Thierform.
Von Bailey ^} wurden im Mississipi-Wasser Coleps hirtus,
Euglena triquetra, eine Oxytricha upd eine Stylonychia auf-
gefunden. «
Panizza ^ beschrieb ein Infusorium , das er in dem
Urine der Tritonen häufig vorgefunden. Dasselbe steht der
Trichodina pediculus sehr nahe, ohne mit demselben identisch
zu sein. Der Entdecker nannte es Urceolaria Baisami. Der-
selbe fügte hinzu, dass Balsamo Crivelli in der Cloace
der Tritonen ein anderes Infusorium beobachtet habe, welches
eine Opalina zu sein schiene; da es beständig seine Gestalt
verändert , sich verlängert und verkürzt , so scheint es dem
Ref. nicht mit Opalina P u r k. verwandt zu sein. Ein, anderes
neues Infusorium ist von 0. S c h m i d t ^ ) im Darmkanal
einer Nais entdeckt, als Opalina Nai'dos beschrieben und ab-
gebildet worden. Hoffmeister ^^ fand in allen Körperthei-
len des gemeinen Regenwurms, mit Ausnahme des Darmes,
kleine Vibrionen von 1 bis % Lin. Länge in ungeheurer
Menge, er will dieselben aus Eiern hervorschlüpfen gesehen
haben, welche in eigenen stecknadelknopfgrossen Kugeln ein-
gekapselt waren und kleine platte weberschifFförmige Körper-
chen darstellten. In wiefern diese Angabe richtig ist, musS
1) S. Müller's Archiv. 1844. p. 384. 2) S. the Proceedings
of the Boston society of nat. hist. P. II. 1845—48. p. 33. 3) S.
Kroriep's md Schleiden's INotizen. Bfl. III. 1847. p. 168. 4) S.
Müller's Archiv. 1846. p. 419. oder the Annais of nat. hist. Vol. XIX.
1847. p. 284. 5) Vgl. dessen Monographie : Familie der Regen-
wftrmer. a. a. 0. p. 20.
d. Würmer, Zoophyten u. Protozoen während d- h 1845—1847. 451
Ref. dahin gestellt sein lassen, offenbar ist hier von jenen
naviculaartigen Körperchen die Rede , welche schon die ver-
schiedenste Deutung erlitten haben; -auch möchte Ref. glau-
ben, dass die I bis y^ Lin. grossen Vibrionen junge Brut
einer Anguillula oder Oxyuris gewesen. Ausserdem giebt H o f f-
meister noch an, dass der Magen und ganze Darm des
gemeinen Regenwurms beständig von einer Menge verschie-
denartiger Infusorien wimmle, unter denen eine Art Para-
maecium sehr häufig sei.
T e i X e i r a d e M a 1 1 o s ») untersuchte 3 y, Monat alten
diabetischen Harn, der bereits in saure Gährung übergegangen
war, und erkannte darin kleine Stäbchen und vibrionenartige
Wesen , welche durch Kochen der Flüssigkeit des Lebens
nicht beraubt wurden. Es sind aber diese für Infusorien
ausgegebene Wesen sehr ungenau beschrieben worden, und
dennoch wird vonTeixeira aus ihrer Entstehung im Harne
auf die Existenz der generatio spontanea geschlossen, wäh^
rend diese Wesen in die gleiche Kategorie zu stellen sind mit
denjjenigen beweglichen Körperchen, welche in allen verwe-
senden und gährenden Flüssigkeiten und Feuchtigkeiten zum
Vorschein kommen, und welche wegen ihrer ausserordentli-
chen Kleinheit wenig geeignet sind , mit Sicherheit über ihr
wahres Wesen und ihre Entstehungsweise einen bestimmlen
Sc|iluss IM ziehen.
Riiizopodcn. Verschiedene Süsswasser-Rhizopoden,
welche in der Umgegend von Petersburg leben, hat Wi^jjs^
se 2) beschrieben, nämlich;
Amoeha vermicularis Weis, major, sextain lineae partein attin-
gens, processibus rarissimis, crassis et apice rotundatis sinuatisve, hya-
lina, mit einer sehr grossen hellen und runden Blase im Hinterende
des Leibes; Arcella uncinala Weis, y^^ Lin. lat. hemispherica , mar-
gine aculeato-uncinata, lorica homogenea, rufo-fusca, fere atra ; Diseo^
della (nov. geo. Arcellin.) animal processibus variabilibus numerQs^ß
aut multißdis circumcirca, aliis super aliis iacentibus , lorica depressa,
tenui, orbiculata , mit zwei Species : Disc. muUipes corpore discitormi,
1) Vgl. Froriep's und Schleiden's Notizen. 1847. Bd. 4. p. \Q9.
2) S. Bulletin physico-mathematique de rAcad, d. sc. d, St. Pet^rs-
bourg. Tom. IV. 1845. p. 138.
452 V. Siebold: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
processibus mullis crassis, hyalinis, superieclis, ist '/j,, Lin. breit; Disc.
hyslrix, corpore disciformi , processibus aculis in apice saepe bifidis,
hyalinis, ist '/so Lin. breit.
Von Schlumberger '} wurden mehrere neue Rhi-
zopoden beschrieben, nämlich Difflugia depressa und gigan--
tea, Gromia hyalina, Lecquereusia jurasslca, Cyphoderia mar-
garitacea, Pseudodifflugia gracilis und Sphenoderia lenta; alle
diese Thierchen sind in den Gewässern des Juragebirges und
der Vogesen entdeckt worden; von den neuen Gattungen steht
Lecquereusia derDifflugia, und Cyphoderia der Trinema nahe,
während die Gattung Sphenoderia ihren Platz zwischen Tri-
nema und Euglypha einnimmt.
Gervais ^ konnte sich an lebenden Miliolen aus der
Gruppe von Triloculina überzeugen , dass diese Foraminife-
ren lebende Junge gebären und zwar hundert auf einmal,
welche, wie ihre Mütter, Sarcode-Fäden ausschieben können.
Diese jungen Triloculinen haben, wie Gromia und Difflugia,
nur eine einzige eiförmige Kammer, und gleichen ganz einer
Gromia oviformis, die sich nur durch ihre Grösse von ihnen
unterscheidet. Als Gervais später sich die Triloculinen
zwei und zwei an einander hängen sah, erklärte er dies für
eine Begattung, und meifite, dass die Miliolen wohl nicht so
einfach organisirt seien, wie man bisher angenommen.
Eine ausführliche Abhandlung, welche unter dem Titel
Memoire sur les Nummulites von Joly und Leymerie ^)
erschienen ist, bezieht sich mehr auf fossile Foraminiferen.
Oreg-arina. üeber die Gregarinen, welche in keinö
der niedrigsten Thierklassen recht passen wollen, und hier
ihrer einfachen Organisation wegen ihren Platz einstweilen
linden mögen, sind verschiedene Beiträge .geliefert worden.
Von A. V. Frantzius ^) ist diese Thiergruppe zur Bear-
beitung einer hübschen Dissertation benutzt worden, in wel-
1) S. die Annales des sc. nat. Tom. IIL 1845. p. 254. 2)
S. Comptes rendus. Tom. XXV. 1847. p. 467. oder l'Institut. 1847.
p. 316. 3) Vgl. die Memoires de l'Academie des sciences et bel-
ies lettres de Toulouse. 1847. 4) S. dessen Dissertatio inaugur.
Ubservationes quaedam de Gregarinis. BeroHn. 1846.
d. Wurmer, Zoophyten u. Protozoen während d. J. 1845— J 847. 453
eher man alles bis 1846 über diese Tliiere bekannt Gewor-
dene zusammengelragen und geordnet findet. Als Resultat
seiner eigenen Untersuchungen stellte Frantzius die Sätze
auf: die Gregarinen sind ^virklich Thiere, jedoch noch keine
vollkommen entwickelte Thiere, die Gregarinen pflanzen sich
nicht durch Thcilung fort, dieselben haben in ihrer Organi-
sation sehr grosse Aehnlichkeit mit einer Zelle, ohne dass
sie jedoch geradezu als einfache Zellen zu betrachten wä-
ren. Der in den Gregarinen stets verborgene helle Körper
ist kein Bläschen und daher einem Zellenkerne nicht analog;
die sogenannten Navicellen-Behälter, welche man so oft in
Gesellschaft der Gregarinen im Darme der Insekten antrifft,
werden unverändert aus dem Körper der Insekten entleert;
die Navicellen selbst , welche man mit den Navicularien der
Diatomeen (Bacillarien) zusammenwerfen möchte, haben mit
diesen durchaus nichts gemein. Frantzius vermehrte ausser-
dem die Zahl der Gregarina-Arten noch um folgende neue
Species: Gregarina elongata aus dem Darme des Crypticus
glaber, Gre^. Mystacidarum aus dem Darmkanale von My-
staciden-Larven, Greg. Juli aus dem Darme des Julus terre-
stris, Greg. Dytiscorum aus dem Darme der Larve von Dy-
tiscus marginalis.
H e n 1 e ') beschrieb aus den Regenwürmern zwei Gre-
garinen-Formen, von denen die eine eine birnförmige Gestalt
besass und an dem dickeren Körperende mit starren Cilien
besetzt war. Die zweite Form gehörte zu den paarweise zu-
sammenhängenden Gregarinen, sie war länglich cylindrisch
und sehr contractu. Es schien dem Beobachter dieser zwei-
ten Form von Gregarina, als wenn dieselbe nicht wie ge-
wöhnlich mit den entgegengesetzten sondern mit den gleich-
namigen Körperenden aneinanderhingen. Derselbe Hess es
übrigens zweifelhaft, ob diese ganz einfach organisirten Gre-
garinen wirklich entwickelte Thiere seien , ja , es stiegen in
ihm sogar Zweifel auf, ob dieselben wirklich dem Thierreiche
luid nicht gar dem Pflanzenreiche angehörten, indem er
auf ihr Verhällniss zu den Navicellen -Behältern hinwies,
deren Inhalt ihm ebenfalls vegetabilischer Natur zu sein
1) S. Müller's Archiv. 1845. pag. 369.
454 v.Siebold: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
schien. Sechs ganz neue Gregarinen sind von Kölliker*)
beschrieben worden , der zugleich diese Thiere dazu be-
nutzte, um durch sie die Existenz einzelliger Thiere zu
beweisen. Kölliker bezeichnete die von ihm entdeckten
Gregarinen in folgender Weise: Greg. Sipunculi aus der Leibes--
höhle des Sipunculus nudus in besonderen festsitzenden Kap-
seln eingeschlossen, Greg. Terebellae im Darme einer kleinen
Terebella; Greg. Spionis im Darme einer Spio; Greg. ISemer.
tis im Darme von Nemertes delineatus; Gi^eg. Heerii im Barme
der Larve von Phryganea grandis; Greg, clavata encystirt im
Darme der Larve von Ephemera vulgata. Die vonMenge^)
in der Leibeshöhle von Euaxes obtusirostris angetroffenen
iirid von ihm für die Jungen dieses Wurms gehaltenen beweg-
fichen milchweissen wurstförmigen Körper waren gewiss auch
Gregarinen, sowie die ebendort aufgefundenen weissen mit
ellipsöidischen Körperchen gefüllten Kapseln sichei'lich so-
gf^hänflie Navicellen-Behälter gewesen sind. In einer kleinen
Abhandlung \vurde„von Ha mm er Schmidt 3) mit triftigen
Gründen nachgewiesen, dass die Gregarinen wirklich Thiere
und riicRt,' wie Creplin^) behauptet hat. Pflanzen sind.
ie^^ie^vidö'iiProio^iien, Es ist noch über eine Reihe Von
Arbeiten zu berichten, welche sich auf Infusorien beziehen
sÖHi^, ähet in der That doch nur niedei^e, rtieist einzellige
Älge'rt oder deren Schwärmsporen behandeln; da noch man-
^)her Naturforscher dieThierheit dieser Organismen nicht fallen
lalifes^tr MW, und einige andere es wenigstens ih der Schwebe
gelassen haben wollen, ob diese zweifelhaften Gebilde Pffatize
oderThier seien, so sieht sich Ref. veranlasst, die oben er-
wähnten Arbeiten aus seinem Berichte nicht fortzuweisen.
Diejenigen, welche die Closterien^ Desmidien und Diato-
meen noch als Thiere betrachten und bei den Bacitlarien des
Ehrenberg suchen, muss Ref. besonders darauf aufmerk-
sam machen, dass sie diese kleinen einzelligen Pflanzenorga-
I) S. dessen Aufsatz: die Lehre von der ihierischen Zelle, in
Schleiden's und Naegeli's Zeitschrift für wissenschaftliche Botanik.
1845. Hefl 2. pag. 98. v 2) S. dieses Archiv. 1845. Bd. l. pag. 32.
3) S. Haidinger's Berichte a. a. 0. Bd. L 1847. pag. 78. 4) Vgl.
dieses Archiv. 1846 Bd. L pag. 157.
d. Wiirmi^r, Zoophyten u. Protozoen während d. J. 1845—1847. 455
nisinen von HassalM) in seiner vorlrelflichen Geschichte
der Süsswasser-Algen abgehandelt tinden.
C. Schmidt 2) unterwarf Frustulia salina E li r b. einer
genaueren chemischen Analyse, lind fand in 100 Theilen die-
ser Frustulie 45,10 Kieseipanzer, 15,77 Fett (Eierstock, Hode)
15,12 ProteinstofF (Fuss) und 24,01 Pflanzenstoff (Schleim-
hülle), hieraus glaubte Schmidt zur Aufstellung des Satzes
berechtigt zu sein, dass die Frustulien Wesen sind mit Sub-
stanz und Stoffwechsel der Pflanzen, verbunden mit der Lo-
comotion des Thieres.
Von Eckhard*) wurden Clöstevien, Bacillarien und
Volvocinen gegen des Rief. Ansicht ^) aus dem Pflanzenreiche
von neuem in das Thierreich versetzt. Die thierische Natur
der Closterien und Bacillarien soll vorzüglich bewiesen wer-
den durch die willkürlichen Bewegungen dieser Organismen,
welche mittelst hervorschiebbarer Fasern oder Füsschen be-
werkstelligt wei^den ; es ist aber unbegreiflich, wie sich Eck-
hard hierauf berufen kann, da weder solche öeffnungen
hoch solche laus- und einziehbare Fäden ah den genannten
Organismen vorkoihitiiBn. Ehrenberg Selbst willdieseBe-
wfegungsorgane übeHiaupt nur erst zweinlal beobachtet haben,
wätirend es bis jetzt allen übrigen Beobachtern nicht hat
glücken können, diese kohtraktilen Fortsätze der sogenann-
ten Bacillarien auch nüf einmal zu sfehen. Wie wenig übri-
gens Eckhard mit dem Gebiete det- niederen Algen-Welt
vertraut war, als er sich zühi Vertheidiger der Ansichten
Ehrenberg's erhob, geht aus seiner Aeusserung hervor,
dass, wenn wirklich Flimmerorgane von Algensporen vorkom-
men, diese doch nie als die eigentlichen Organe der Bewe-
gung anzusehen seien, indem nicht diese Flimmercilien, son-
dern chemische Processe die Ursache der Bewegung^en kläi-
1) S. dessen Hislory ol Ihc british Freshwaler Algae, including
descriptions ol" ihe Desniideae und Dialomaceae. London. 1845, 2)
Vgl. Carl Schmidt: Zur vergleichenden Physiologie der wirbellosen
Thierc. 1845. pag. Öf). 3) S. dieses Archiv. 1846. Bd. I. p, 209.
oder the Annais of nat. hisl Vol. 18. 1847. p, 433. 4) Vgl. des
Referenten Lelirl'uch der vcrgleirlienden Anatomie der wirbellosen
Thiere. pag. 7. '
456 V. Siebold: Bericht ober die Leistungen in der Naturgeschichte
ner Pflanzenkörper seien. Gegen die weitere Auseinander-
setzung Eckhard 's in Bezug auf die Bewegungsorgane der
Infusorien lässt sich nichts einwenden, da sie sich auf wahre
Infusorien bezieht, aber eben deshalb gegen die Behauptun-
gen des Ref. in Bezug auf Closterien, Diatomeen (Bacillarien)
und Volvocinen keine Beweiskraft enthält. Indem ferner
Eckhard die verschiedenen bewin\perten Algen-Sporen für
polygastrische Infusorien hält , lässt er sich verleiten , den
irrigen Satz hinzustellen, dass zwar nicht bei allen polygastri-
schen Infusorien eine MundöfFnung direkt erkannt sei, dass
aber auf seine Anwesenheit mit Sicherheit zu schliessen sei
bei dem Vorhandensein von einer oder zwei längeren Wim-
pern, die man ja gewöhnlich um einen Mund herum zu fin-
den pflege.
In einer ausgezeichneten Abhandlung bringt F o c k e *)
zuerst die Frage zur Sprache, ob in die Abtheilung der poly-
gastrischen Infusorien, welche Ehrenberg Änentera genannt
hat, wirklich nur Thiere oder auch Pflanzen aufgenommen
sind, zu welchen letzteren nämlich mehrere Volvocinen, die
Closterien und Bacillarien gehören sollen. Pocke hat es
versucht, die Gründe, welche für und gegen die thierische
Natur dieser Geschöpfe sprechen, näher zu erörtern. Der-
selbe giebt dabei eine Methode an, sehr kleine mikroskopi-
sche Gegenstände mit Hülfe eines einfachen Glasmikrometers
richtig zu messen. Sehr beachtenswerth ist die Bemerkung
Focke's, dass, wie die blauen Infusorien auch weiss und
roth vorkommen, auch alle grünen Infusorien roth und farb-
los gesehen werden. Dieser Umstand und die ausserordent-
liche Kleinheit und Beweglichkeit der Monaden und Vibrionen
machen es sehr schwierig, an diesen Thieren bestimmte Gat-
tungs- und Species-Charactere aufzufinden, und lasse sich
über den Werth der von Ehrenberg aufgestellten Gattun-
gen und Arten nicht eher verhandeln, bevor nicht verbesserte
Instrumente und Untersuchungsmethoden zu einer solchen
Prüfung berechtigen. Von den 26 Monaden-Arten, welche
Ehrenberg beschrieben, ist es Focke gelungen, nur vier
Arten mit Sicherheit bei seinen Beobachtungen dieser klein-
1) S. dessen physiologische Studien. Heft I. 1847.
d. Würmer, Zoophylen u. Protozoen während d. J. 1845—1847. 457
sten Infusorien herauszufinden, während ihm die übrigen zwei-
felhaft blieben. Derselbe umsichtige Naturforscher lässt sich
hierauf auf eine Kritik ein über Kützing's Schrift: „über
die Verwandlung der Infusorien in niedere Algenformen (1844),
wobei derselbe gegen Kützing's Bestreben darauf aufmerk-
sam macht, dass die alle ehrwürdige Grenze zwischen dem
Thier- und Pflanzenreiche unangefochten dastehe. Die Gat-
tung I>oa70coccMS Ehrb. wünscht Pocke aufgehoben zu se-
hen, da die aufgestellten Arten derselben sich nicht sicher
erkennen lassen und einige derselben zu anderen Gattungen
z. B. zu Pantotrkhum, Trachelomonas, Pandorina zu rechnen
sein möchten. Die meisten in der Familie der Cryptomona-
dinen von Ehrenberg aufgeführten Infusorienformen konnte
Focke ihgegen durch eigene Anschauung als richtig ge-
schilderte Arten bestätigen. Die Gattung Gyges wünscht aber
Focke aus dem Systeme gestrichen, da Gyges granulum
wohl nur ein Theilungszustand von Pandorma Morum , und
Gyges bipartitus wohl nur ein stachelloses Xauthidium sei.
An Gonium glaucum konnte ausserdem Focke nie etwas
sehen, was ihn an eine thierische Organisation erinnerte.
Derselbe hält ferner Volvox aureus und slellatus mit Recht
für keine besonderen Arten und erklärt überhaupt, dass nur
neun Gattungen Volvocinen mit je einer Species anzunehmen
seien. Derselbe wirft zugleich die Frage auf, ob nicht der
rothe Schnee (Protococcus nivalis Ag.) die Winterform von
Pandorina sein könne, an der dieTheilung langsam vor sich
gehe. Die Desmidiaceen lässt Focke übrigens als Thiere
gelten mit der auffallenden Bemerkung (pag. 38), dass diese
Thiere von den unbezweifelten Algenspecies durch ihre be-
stimmte Gestallung und Abgeschlossenheit ihrer Körperform
unterschieden seien. Derselbe giebt eine genaue Schilderung
der Gattung E?/as/rwm mit der Beschreibung der von Ehre n-
b er g 'aufgestellten Arien, denen er noch vier Arten hinzu-
fügt, welche von Ralfs als Cosmarium ornatum, crenatum^
spinosum., gemmalum und ovale beschrieben worden sind. Bei
Euastrum glückte es ihm, alle Stadien der merkwürdigen Qmv-
theilung dieser niedlichen Organismen zu verfolgen. Focke
spricht sich über die innere Organisation der Euastren sehr
unbestimmt aus, hält es aber für wahrscheinlich, dass diese
458 V. Siebold: Bericht über die Leistungen in der Naturtfeschichl^
Euastren aus unbekannten, vielleicht nur von den zahlreichen
ähnlichen Bildungen bis jetzt nicht zu unterscheidenden Ver-
mehrungsorganen (Eiern oder Sporen) ihren Ursprung neh-
men, bis zu einer gewissen Grösse anwachsen und sich dann
durch Quertheilung vermehren. Trotz vielfacher Beobachtung^
welche Focke mit Closterium lunula angestellt, konnte er
nur selten Quertheilung, noch seltener Längslheilung an dem-
selben wahrnehmen. Er erkannte im Innern desselben, wie
bei Euastrum, ein beständiges Wandern kleiner schwarzer
Körner durch die ganze Substanz, am deutlichsten an den
Wandungen der Closterien entlang, und hier zeigte es sich,
dass die Ursache dieser Bewegung von feinen schwingenden
Wimpern herrührte, welche die ganze innere Fläche des Pan-
zers auskleideten. Ref. muss hier bemerken, dass diese An-
wesenheit von Fliminerorganen im Inneren dieser Desmidiaceen
bis jetzt von keinem Mikroskopiker bestätigt werden konnte.
Focke bemerkte Closterien, in welchen der grüne Inhalt
verschwunden war bis auf einzelne grüne Kugeln, die mit
einer gallertartigen Haut umgeben waren. Es konnten diese
Körper Eier oder Sporen sein, aus denen sich junge Closte-
rien entwickelten, Focke lässt das aber unentschieden, da
so häufig entleerte Closterien-Fanzer von Panzermonaden, Ku-
gelthieren und anderen Infusorien erfüllt werden, von denen
jene grünen Kugeln herrühren konnten. Focke beobachtete
auch eine Vermehrung von Closterium lunula^ die an Euastrum
erinnerte, indem nämlich zwei neue Hälften zwischen den
älteren Hälften hervorwachsen. Auch die Conjugation beob-
achtete derselbe an Closterium, ohne dass er jedoch mehr
dabei gesehen als frühere Beobachter, so dass es ihm noch
nicht klar geworden , ob dieser Process eine Verminderung
oder eine Vermehrung dieser Organismen sei. Ausser dem
Closterium lunula hat Focke übrigens noch 9 andere Arten
zu seinen Beobachtungen benutzt; so erkannte derselbe bei
Closterimn trabecula eine Ouertheilung, mit welcher zugleich
eine Abstreifung der alten Hülle, also eine Art Häutung ver»
bunden war. Bei Clostei^ium digitus will F. eine Häutung
durch allmähliche Auflösung der äusseren Hülle beobachtet ha-
ben, wobei im Innern durch mehrfache Theilung bis acht
kleinere Exemplare in einer weitabstehenden gallertartigfm
*. Wdrmer, Zoophyten u. Protozoen während d. J. 1845 — 1847. 4&9
Blase zum Vorschein kommen. An Closterium rostratum be-
obachtete F. flie Conjugation am häuüg^sten. Bei allen die-
sen Aufklärungen , welche sich F. über die Natur und die
Fortpflanzung dieser Euastren und Closterien zu verschaffen
gesucht hat, mussle er es dennoch unentschieden lassen, ob
dieselben Thiere oder Pflanzen seien. Sehr zu beherzigen
sind noch die Schlussbemerkungen dieses sorgfältigen Beob-
achters, in welchen darauf aufmerksam gemacht wird, dass
die einzelnen Arten dieser Organismen in jeder Grösse vor-
kommen, während wieder andere nie in einem jüngeren Zu-
stande angetroffen werden, dass bei manchen derselben noch
gar nicht zu bestimmen ist, welche Fornien zusammen eine
Species ausmachen, und dass daher diese Organismen von
derselben Form, von demselben Fundorte und zu allen Jah-
reszeiten u. s. w. genau geprüft werden müssen , um sie als
Arten nach ihren verschiedenen Entwicklungsstufen kennen
zu lernen und zusammenzufinden.
Thwaites ') beschrieb die Bewegung der Bacillaria
paradoxa sehr genau, ohne sich jedoch über die thierische
oder pflanzliche Natur dieses Wesens auszusprechen. Er ist
geneigt, die Bewegung hier der Anwesenheit von Flimmer-
cilien zuzuschreiben, was gewiss unrichtig ist. Ref. hat die
Bewegungen der Bacillarien vielfach studiert und sich be-
stimmt überzeugl, dass hier kein Flimmer im Spiele ist. Höchst
wahrscheinlich rühren die Bewegungen und Verschiebungen
der starren Bacillarien wie der übrigen kieselschaligen Dia-
tomeen von einem lebhaften und abwechselnden endosmoti-
schen und exosmotischen Processe her, welcher in diesen
kleinen Pflanzen-Organismen an gewissen Spalten üirer kie-
selschaligen äusseren Hülle Statt findet, und durch welchen
diese ungemein kleinen und leichten Köri)erchen im Wasser
vor- und rückwärts geschoben werden. Derselbe Naturfor-
scher 2) machte an (lomphonema, Cocconema, Fragüaina^ Epi-
themia und Eunotia die interessante Beobachtung, dass auch
1) S. the Annais of naf. hist. Vol. 19. 1847. p. 200. odrr t>o-
riep's und Schleiden's Notizen. Bd. II. 1847. p. 228. 2) Ebenda.
Vol. 20. 1847. p, 9. und 343. oder Froriep's und Schleider.'s Notizen.
B4. 4. 1847. p. 203.
460 V. Siebold: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
die Diatomeen sich durch Conjugation vermehren, worin Ref.
eine neue Verwandtschaft dieser Organismen mit den niede-
ren Algen erkennt. Die Conjugation geschieht übrigens ver-
mittelst zweier rundlicher Blasen, zu welchen der Inhalt der
beiden sich der Länge nach spaltenden Zellenwandungen zu-
sammentritt. Diese Blasen , welche sich mit einer festen
Membran umgeben, dehnen sich nach und nach in zwei cy-
lindrische Zellen aus, die immer länger werden und sich zu-
letzt in zwei die Mutterindividuen an Grösse bei weitem über-
treffenden neuen Tochlerindividuen verwandeln. Bei diesem
Conjugations-Processe umgiebt sich das Ganze immer mit ei-
ner vielfach geschichteten klaren Schleimmasse.
lieber die Verbreitung der Diatomeen CB^cil^ai'if^") ^^
Nordamerika erhielten wir durch Bailey ') Aufschlüsse,
welcher im Wasser des Mississipi folgende kieselsclialige In-
fusorien gefunden, nämlich: Arthrodesmus acutus und qua-
dricaudatus, Eunotia Westermatini, Fi^agillaria constricia und
rhabdosoma , Gallionella distans , Micrasterias boryaua , ellL
ptica und tricycla, Navicula amphirhyncus und sigma, Suri-
rella campylodiscus, Synedra ulna. Die Anwohner des Mis-
sissipi halten übrigens das Wasser desselben für gesund und
wundern sich, dass die Fremden dasselbe nur fdtrirt gemes-
sen wollen.
Eine dürftige Notiz über die im Magen der Auster vor-
kommenden niederen Organismen theilte R e a d e 2) mit, der-
selbe hatte in der Auster eine eigenthümliche Volvox-Art
nebst Myriaden von Monadinen , Vibrionen und Bacillarien
angetroffen ; er vermuthete mit Recht, dass diese Organismen
durch die Flimmerbewegu»gen des Muschelthieres als Nah-
rungsstoffe in den Verdauungskanal desselben gelangt sein
könnten.
Eine sehr sonderbare Angabe, nach welcher eine Phi~
lodina aus den Eiern des Volvox globator hervorgehen soll,
rührte von Gros ^} her; bei Durchlesung dieser Notiz wird
1) Vgl. the Proceedings of the Boston society of nat. bist. II.
1845—48. pag. 33. 2) S. Froriep's neue Wotizen. Bd. 33. 1845.
p. 186 und 201. 3) Vgl. dessen Note sur le developpement du
d. Würmer, Zoopliyten u. Protozoen während d. J. 1845—1847. 461
man sich leicht überzeugen, dass die Erkenntniss einer so
merkwürdigen Metamorphose auf äusserst oberflächlich an-
gestellten Beobachtungen beruht. Derselbe ^ giebt eine ganz
eigenthüuiliche Erklärung von der Reproduktion der Bacilla-
rien, welche Ref. ihrer Curiosität wegen hier wörtlich wieder-
giebt, um einen Massstab zu liefern, mit welchem die vielen
wunderbaren Entdeckungen, welche Gros später über die
Verwandlung der Algen in Infusorien, Räderthiere und Hel-
minthen bekannt gemacht hat, bemessen werden können.
Gros behauptet nämlich in seiner Note sur la reprodiiction
des Bacillaiiees : les polypiers bacillariens ne sont autre chose
que les spires vegetales aplaties, c'est-ä-dire que les anneaux
spiriens tömbent Tun sur l'autre, s'aplatissent, se soudent,
forment les cellules connues de tout le monde, qui, par di-
vision spontanee donnent naissance aux individus enregistres.
Mit den Navicularien soll es sich ganz ebenso verhalten, hier
heisst es weiter: les spires vegetales sont les matrices des
bacillariees, comme les cellules vegetales couvent aussi d'au-
tres infusoires. Je conserve des troncs oü Ton voit distin-
ctement d'un cote les polypiers bacillariens, de l'autre les
spires vegetales qui s'etendent encore.
Font an und Joly^) fanden in der pyrenäischen Schwe-
felquelle von Salies eine Röthung, welche von einer zahllo-
sen Menge Monaden hervorgebracht wurde, diß von ihnen
Monas suiphuraria genannt und in folgender Weise beschrie-
ben wurde: Monas corpore elliptico, vel oblongo-ovato, me-
dio interdum sinuato , uno longiore quam lato, y^:^ — y^oo
millimetri attingens , volutando procedens , vacillans , rosea
aut potius vinosa, socialis. Dieselben konnten übrigens nicht
unterscheiden, ob diese Körperchen durch einen Flimmer-
überzug oder durch einzelne Flimmergeiseln sich bewegten.
Sie sahen diese Monaden, welche sich durch Quertheilung
vermehrten, nur dann auftauchen und an der Oberfläche des
Wassers schwimmen, wann es klares und sonnenhelles Wetter
Yolvox globaler, in dem Bulletin de la societe imp. des naluralistea
de Moscou. 1845. nr. II. p. 380. 1) S. ebenda, p. 387. 2)
S. die Memoires de l'Academie des sciences et belles lettres de Tou-
louse. 1844.
462 V. Siebold: Bericht über die Leistungen in der Naturgescbjehte
war, bei trübern Himmel senkten sie sich stets zu Boden.
Ref. muss es dahin gestellt sein lassen, ob diese beweglichen
Körperchen wirklich den Infusorien und nicht den niederen
einzelligen Algen angehörten.
Reissek *) gab eine Uebersicht der bis jetzt bekannt
gewordenen beweglichen Algensporen, deren Ihierähnliches
Verhaltep ihn auf die Seite derjenigen Naturforscher hinneigt,
welche in den niedrigsten Classen der animalischen und ve-
getabilischen Organismen kaum eine Grenze annehmen wollen.
Von Ruprecht -) wurde eine Oscillatorie erwähnt,
welche er in St. Petersburg beobachtet, und welche an jhren
Enden mit zwei Augenpunkten versehen war; da aus diesen
Augenpunkten noch äusserst feine bewegliche Faserbüschel
hervorragten, so glaubte Jlup recht hieraus die thierische
Natur dieser Wasserfäden entnehmen zu müssen. Ref. be-
merkt hierzu, dass weder bewegliche Fäden noch rothe so-
genannte Augenpunkte einen Ausschlag für die Thierheit eines
niederen Organismus geben können, seitdem wir wissen, dass
so viele Algensporen mit Flimmergeiseln umherschwimmen
und rothe Oeltröpfchen im Inneren von einzelligen Pflänzchen
für Augen gehalten worden sind.
Ehrenberg, unermüdlich in der Erforschung neuer
mikroskopischer Organismen, unterwarf den Guano einer ge-
naueren Analyse ^) und entdekte darin 75 Arten kleiner See»
thierchen , darunter yiele zur Gattung Actinocyclus , Actino^
ptychus, Dictyocha u. a. zu zählende Formen, welche mithin
nicht in das Thierreich, sondern als Diatomeen ins Pflanzen-
reich gehören. Ehrenberg ^) untersuchte auch die an
südamerikanischen Pflanzen anklebenden Erden und fand darin
viele kieselschalige polygastrische Infusorien, welche aber
wieder alle Diatomeen sind. Verschiedene von Canton ein-
geführte und in Berlin käufliche chinesische Blumenkulturerde
wurde von demselben ^) ebenfalls zu mikroskopischen Unter-
1) Vgl. Haidinger's Berichte a. a. 0. I. 1847. pag. 35. 2)
S. Bulletin physico-niathematique de l'Acad. d. sc. de St. Petersbourg.
Tom. III. 1845. p. 29. 3) S. Bericht über die Verhandlungen de?
Kon. Akademie der Wissenschaffen in Berlin. 1845. p. 66. 4) S.
ebenda. 1845. p. 68. 5) S. ebenda. 1847. p. 476.
d. Wprnier, Zoophylcn u. Prolozoen >välnen(l d. J. 1845—1847. 463
suchungen benutzt. Es fanden sich darin 124 chinesische
kleinste Lebensformen, darunter ausser einigen Polythalamien
meist l\ieselschalige Polygastrica (Diatomeen). Alle diese
neuen Arten sowohl vom Guano , als aus dem Meteorstaub
oder anderswoher eingesammelt, wurden von Ehrenberg ^3
mit vollständiger Diagnose festgestellt. Derselbe ^) suchte
sich über verschiedene gegen ihn von Kützing erhobene
Anklagen zu rechtfertigen, wobei er von neuem mit den be-
kannten Gründen die Thierheit der Bacillarien (Diatomeen)
festhielt. Derselbe ^) führte viele verschiedene kleinste Le-
bensformen aus Portugal, Spanien, Indien, Japan und aus dem
südlichen Afrika auf, die ausser mehreren Rhizopoden, näm-
lich ausser Arcella^ Diffliigia, RotcUia, Planulina, Grammosto-
mum, Miliola, Nodosaria etc. alle den kieselhaltigen Diato-
meen angehören.
E h r e n b e r g ^) unterwarf ferner mit besonderer Vorliebe
verschiedenen atmosphärischen Staub, welcher auf den capver-
dischen und Orkney-Inseln, sowie auf Malta niedergefallen war,
der Untersuchung, und zog aus den darin vorgefundenen Orga-
nismen, welche theils aus kieselschaligen Polygastricen (Diato-
meen), Phytolitharien (Pflanzenfragmenten) und Polythalamien
bestanden, den wichtigen Schluss, dass viele dieser kleinen
Organismen durch Winde auf bisher nicht geahndete weite
Strecken durch die Luft fortgetragen werden. So vermuthete
derselbe^), dass ein gelblicher hauptsächlich aus ßacillarien-
Ueberresten bestehender Staub, welcher im Mai 1846 zu Ge-
nua niedergefallen war, wahrscheinlich von Afrika herüber
geweht worden ist. Ehrenberg ^) stellte auch an einem
bei Lyon gefallenen Scirocco-Staub und Blulregen mikrosko-
pische Untersuchungen an , und fand darin 72 Species un-
sichtbarer kleiner organischer Körper, aus denen er die Gleich-
heit dieses Staubes mit dem auf dem atlantischen Ocean durch
1) S. ebenda. 1845. pag. 71, 154. und 357. 2) S. ebenda.
1845. p. 191. 3) Ebenda. 1845. p. 304. 4) Ebenda. 1845.
p. 64. 377. und 398. s. auch Fronep's neue Notizen, Bd. 37. 1846.
p. 151. 5) S. Bericht der Berliner Akademie a, a. 0. 1846. pag.
202. und 379 oder Froriep's neue Notizen. Bd. 39. 1846. pag. 56.
6} S. Bericht der Berliner Akademie a. a. 0. 1846, pag. 319.
464 V. Siebold: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
Landwind von Afrika oder durch Passatwind herbeigeführten
Meteorstaub ableitete. Die Hauptmassen dieser Organismen
machten ausser verschiedenen Pflanzenfragmenten wieder kie-
selschalige Polygastrica (Diatomeen) aus. Derselbe ') erkannte
in dem mit Föhn verbundenen rothen Schneefall aus dem
Pusterthale von 1847 zwei Polythalamien und 22 Polygastrica
(nämlich Diatomeen), darunter Eunotia amphioxys ^ Gallio-
nella granulata und procera^ Pinnularia borealis , Amphidi-
scus trimcaius^ so dass also jetzt, frühere Beobachtungen mit-
gerechnet, bereits 63 Polygastrica (meistens Diatomeen) und
10 Polythalamien als Passat- und Staubmeteore sich haben
unterscheiden lassen. Eine sehr interessante historische For-
schung hat Ehrenberg 2) in dieser Beziehung über ge-
meldeten Staub- und Blutregen vorgenommen, so weit sich
nämlich bis in die entferntesten Vorzeiten dieser Gegenstand
hatte verfolgen lassen, wobei derselbe bis 1500 vor Christo,
das heisst, bis zur dreitägigen ägyptischen Finsterniss zurück-
ging. In einer sehr umfangreichen Abhandlung wurden alle
diese zu verschiedenen Zeiten der Berliner Akademie abge-
statteten Berichte von Ehrenberg "*) unter dem Titel : „Passat-
staub und Blutregen, ein grosses organisches unsichtbares
Wirken und Leben in der Atmosphäre" zusammengefasst und
mit vielen schönen Abbildungen ausgestattet. Als Resultat
dieser mühsamen Untersuchungen verdient daraus unter an-
deren hervorgehoben zu werden, dass die Gesammtzahl der
in den bis jetzt untersuchten auff"allend übereinstimmenden
neun Staubarten aufgefundenen organischen Körperchen 119
Species beträgt, diese enthalten 57 Polygastrica (meist Dia-
tomeen), 46 Phytolitharia, 8 Polythalamia, 7 Particulae plan-
tarum molles, 1 Insectorum fragmentum, von welchen 8 Po-
lythalamien, 7 Polygastrica und 2 Phytolitharia dem Meer-
wasser angehören, so dass also im Passatstaube bei weitem
vorherrschend Süsswasser- und Landformen vorkommen. Im
Sinne dieser Forschungen wurden von Waller ^) Hagel,
1) S. ebenda. 1847. p. 285, oder Froriep s und Schleiden's No-
tizen. Bd. 4. 1847. p. 365. 2) S. Bericht der Berliner Akademie
a. a. 0. 1847. p. 319. 3) Vgl. Abhandlungen der Kön. Akademie
der Wissenschaften zu Berlin, aus dem Jahre 1847. ßerl. 1849. p. 269.
4) S. Froriep's und Schleiden's Notizen. Bd. III. 1847. p. 138. .
d. Würmer, Zoophyten u. Protozoen während d. J. 1845—1847. 465
Schnee, Regen, Thaii und Nebel untersucht , wobei derselbe
verschiedene mikroskopische Organismen, unter denen sich
auch Infusorien befanden, entdeckte.
E h r e nb e r g hat auch seine mikroskopischen Forschun-
gen auf die vulkanischen Produkte ausgedehnt '), und will
mancherlei Resultate daraus gewonnen haben, welche von
den Geologen jedenfalls mit dem grössten Misstrauen aufge-
nommen werden müssen, da die Thatsachen, welche sich bei
der mikroskopischen Analyse von Asche, Tuff, Trachyt, Pho-
nolith u. s. w. herausstellen , nämlich das Erkennen von in
diesen vulkanischen Produkten eingeschlossenen Infusorien-
Kieselpanzern und anderen mikroskopischen Organismen nicht
zu jenen Schlüssen berechtigt, zu welchen sich Ehrenberg
hat verleiten lassen. So behauptet derselbe unter andern 2),
dass die neuesten vielseitigen und immer gründlicheren Nach-
forschungen ein überaus tief gehendes und ganz durchdrin-
gendes Wechselverhältniss des selbstständigen Lebens im
kleinsten Räume mit entschiedenen vulkanischen Thätigkeiten
am Rheine bestätigt haben. Ferner will derselbe das Re-
sultat festgestellt haben, dass in allen bis jetzt zur Kenntniss
gelangten zahlreichen Fällen aus Europa, Asien, Afrika und
America die mikroskopisch -organischen Verhältnisse, welche
in directer oder naher Beziehung zu Vulkanen wirklich ge-
standen haben oder noch stehen, den Süsswasserbildungen
ausschliesslich angehören. Ehrenberg schlägt daher für
diejenigen vulkanischen Mineralien, welche in ihrer Substanz
und in ihrem Aggregat-Zustande durch das organische Le-
ben der Infusorien bedingt seien, den Namen BioUthe (orga-
nische Gesteine^ vor. Ref. will es nicht in Abrede stellen,
dass wirklich die von Ehrenberg aufgeführten mikrosko-
pischen Organismen in vulkanischen Producten vorkommen
können, wohl aber muss die Annahme Ehre nb er g's zurück-
gewiesen werden, dass diese Organismen des kleinsten Rau-
mes in irgend einem Wechselverhältnisse mit jener grossar-
tigen vulkanischen Thätigkeit unserer Erde stehen sollen, da
man niemals sicher sein kann, dass nicht dergleichen mi-
1) Vgl. Bericht der Berliner Akademie a. a. 0. 1844. pag. 324
und 1845. p. 133. 2) S. ebenda. 1845. p. 150.
Archiv, f. Naturgesch. XVI. Jahrg. 2. Bd. EE
466 V. Siebold: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
kroskopische organische Einschlüsse erst nach, erfolgter Erup-
tion jener Kraterproducte zufällig in diese letzteren gerathen
seien. Wie dies geschehen könne, davon möge eine Mitthei-
lung einen schlagenden Beweis liefern, die ich meinem Kol-
legen, Herrn Professor Bunsen, verdanke, gegen welchen ich
mein Misstrauen über die Resultate, die Ehrenberg aus
den erwähnten Untersuchungen erlangt haben will, ausgespro-
chen habe. Ehrenberg ^) berief sich nämlich auch auf
die schiesspulverartige Hecla- Asche, welche Bunsen am
inneren Abhänge des niedrigsten Kraters des Hecla eingesam-
melt hatte, und welche zwar nicht sehr viele, aber doch öf-
ter und auch wohl erhaltene Süsswasser-Polygastrica enthalte.
Zur Würdigung dieser Angabe Ehrenberg's diene nun als
Kommentar folgende mir von Bunsen gemachte wörtliche
Mittheilung. „In Bezug auf die von Ehrenberg sub Nr. 1.
auf einen Infusoriengehalt untersuchte Aschen-Probe hege ich
(Bunsen) die feste und, wie ich glaube, wohlbegründete
Ueberzeugung , dass die in dieser Asche aufgefundenen or-
ganischen Reste nichts mit dem vulkanischen Ursprünge der-
selben gemein haben. Schon eine oberflächliche Untersuchung
der Kraterproducte, welche der letzten Eruption von 18'^y4ö
angehören, lässt keinen Zweifel darüber, dass die Auswurfs-
massen, welche die Kraterwände und deren Umgebungen be-
decken, der feuerflüssigen Lava selbst ihren Ursprung ver-
danken. Man kann sich leicht bei genauerer Betrachtung
von der Richtigkeit dieser Thatsache überzeugen, wenn man
die mineralogische und petrographische BeschafTenheit der
Substanzen untersucht, welche sich in der Gestalt von vulka-
nischer Asche, von Rapillen und Lapillen, von Schlacken, von
ausgeworfenen Felsblöcken, oder von anstehendem Lavage-
slein abgelagert haben. Alle diese Massen unterscheiden sich
luir durch Grösse und äussere Gestalt von einander, und zei-
gen selbst chemisch eine solche Uebereinstimmung, dass die
Asche, und namentlich die von Ehrenberg untersuchte,
sich in ihrer Zusammensetzung nicht von der Substanz des
Lavastroms unterscheidet. Wenn es demnach feststeht, dass
diese Asche nichts anderes als feuerflüssig zerstiebte Lava
1) S. ebenda. 1846. p. 376,
d. Würmer, Zoophyten u. Protozoen während d. J. 1845—1847.
467
ist, so würde die Erhaltung organischer Formen darin nur
dann als möglich gedacht werden können, wenn die Gestein-
masse nur gefrittet, nicht aber völlig zerschmolzen empor-
gedrungen wäre. Dem widerspricht aber nicht nur die bla-
sigschladüge völlig geschmolzene und keineswegs bloss ge-
brannte Beschaffenheit der Aschenkörner, sondern auch die
von Augenzeugen direct angestellten Beobachtungen über den
Lavaerguss selbst. Es mag in dieser Hinsicht nur eine Mit-
theilung des Isländischen Bezirksvorstehers Loptur genügen,
welcher nach dritthalb Monaten nach dem Beginn des Aus-
bruchs die Lava in meilenweiter Entfernung vom Ausfluss-
krater ihre aussen erstarrte Schlackenhülle durchbrechen und
über einen weilen Umkreis _hin sich mit solcher Schnelligkeit
ergiessen sah, dass die Anwesenden genöthigt waren, eiligst
mit ihren Pferden die Flucht zu ergreifen. In einer so dünn-
flüssig geschmolzenen Masse möchte sich daher gewiss keine
Spur einer organischen Form erhalten können. Dagegen wird
der Ursprung solcher Infusorien -Reste gewiss Niemandem
zweifelhaft erscheinen, der nur einmal Gelegenheit gehabt
hat, den Einfluss zu beobachten, welchen die climatischen
Verhältnisse in Island auf die jüngste Bodendecke ausüben.
Die weitausgedehnten sanft ansteigenden schneebedeckten
Hochebenen Islands erzeugen fast unaufhörlich locale Luft-
strömungen, die nicht selten mit orkanartiger Gewalt den von
Vegetation entblössten Boden aufwühlen und mit sich fort-
führen. Man sieht nicht selten gelbgraue Staubwolken, welche
an Ausdehnung vulkanischen Aschenfällen kaum nachstehen,
die Atmosphäre verdunkeln und sich nicht nur über die Ebe-
nen, sondern hoch über die fernen Berggipfel hinwegwälzen.
Diese gewaltigen Staubstürme haben in dem Zeiträume von
wenigen Jahren weit ausgedehnte Flächen um mehr als zehn
Fuss erniedrigt, indem sie den infusorienreichen Sand- und
Sumpfboden über ganz Island ausschütten, und dadurch auf
weite Erstreckungen hin alles organische Leben tödten.. Selbst
auf der Höhe des Hecla habe ich Luftniederschläge dieser
Art erlebt, welche bedeutend genug waren, um in wenigen
Stunden eine Höhe von mehreren Linien zu erreichen. Kein
Wunder daher, wenn sich solche Luftniederschläge den Pro-
ducten eines mehrere Monate mit Unterbrechungen andauern-
468 V. Siebold: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
den Aschenregens beigesellen , und diesen mit Infusorien-
Resten erfüllen, die dem Herde der vulkanischen Thätigkeit
vollkommen fremd sind.«*
Nach dieser Aeusserung Bunsen's muss es auffallen,
dass Ehrenberg selbst, der doch, wie aus dem oben Be-
richteten hervorgeht, dem Meteorstaube eine so grosse Auf-
merksamkeit zugewendet und ihm bei manchen Naturerschei-
nungen eine so wichtige Rolle eingeräumt hat, nicht darauf
gekommen ist, jene mikroskopischen Organismen in der vul-
kanischen Asche von beigemengtem atmosphärischen Staub
abzuleiten.
Berichtigung.
Seite 183 Z. 1. t. o. lies „stachligen" statt strahligen.
Bonn, Druck von Cferl Georgl.
IS50.
11
Taf.I.
^ @ # ^ . m
JTfiirii ilel .
ffiu/o 7j-o.tr/iel .?i
1850.
Taf.U.
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Kuiio Troschel
is5iy.
TafUn.
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Victor del.
JTitao Tfoschel .
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Taf.lF.
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