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Full text of "Archiv für Naturgeschichte"

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ARCHIV 

FÜR 

NATURGESCHICHTE 


GEGRÜNDET  VON  A.  F.  A.  WIEGMANN, 
FORTGESETZT  VON  W.  F.  ERICHS ON. 


N    VERBINDUNG    MIT 


PROF.  DR.  GRISEBACH  IN  GÖTTINGEN , 

PROF.  DR.  von  S1EBÜLD  IIN  MÜNCHEN,  PRÜF.  DR.  A.WAGNER 

IN  MÜNCHEN    UND    PROF.   DR.  LE  UCK  ART  IN  GIESSEN. 

HERAUSGEGEBEN 


Dr.  F.   K.  TROSCHEL, 

PROFESSOR    AN    DER    FRIEDRICH-WILHELMS-UNIVERSITÄT     ZU    BONN. 


NEUNZEHNTER  JAHRGANG. 

Xweiter  ISanrt« 


BERLIN,  1853. 

VERLAG    DER     NICOLA  I'SCHEN     BUCHHANDLUNG 


Inhalt    des   zweiten  Bandes. 


Seite 
Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte   der    Säug- 
thiere  während  des  Jahres  1852.   Von  Prof.  Andr.  Wag- 
ner in  München        ........  1 

Bericht  über  die  Leistungen    in    der  Naturgeschichte  der  Vögel 

während  des  Jahres  1852.  Von  Dr.  Hartlaub  in  Bremen         26 

Bericht  über  die  Leistungen  in    der  Herpetologie  während  des 

Jahres  1852.     Vom  Herausgeber  .         .         .         .         60 

Bericht  über  die  Leistungen    in    der  Ichthyologie  während   des 

Jahres  1852.     Vom  Herausgeber  .         .         .         .         74 

Bericht  über  die  Leistungen  im  Gebiete  der  Naturgeschichte  der 
Mollusken  während  des  Jahres  1852.  Vom  Heraus- 
geber       90 

Bericht  über   die  Leistungen  in    der  Entomologie   während  des 

Jahres  1852.     Von  Dr.  Hermann  Schaum  .         .       141 

Bericht  über  die  Leistungen  in  der  geographischen  und  syste- 
matischen Botanik  während  des  Jahres  1852.  Von  Prof. 
Dr.  A.  Grisebach  in  Göttingen 287 


Bericht  über   die  Leistungen  in   der  Natur- 
geschichte der  Säugthiere  wahrend  des 
Jahres  f  §5$. 

Von 
Prof.   Aiidr.  Wag-ner 

in  Mönchen. 


Ueber  die  Geschichte  der  Akademie  in  Philadelphia  und 
den  dermaligen  Bestand  ihrer  naturwissenschaftlichen  Samm- 
lungen hat  Ruschenberger  eine  interessante  Broschüre 
veröffentlicht. 

Ihr  Titel  lautet:  INotice  of  the  origin,  progress  and  present  con- 
dition  of  the  Academy  of  Natural  Sciences  of  Philadelphia.  1852.  — 
An  Säugthieren  war  die  Sammlung  noch  nicht  sonderlich  reich,  indem 
sie  erst  636  Exemplare  in  ohngefähr  200  Arten  zählte,  darunter  das 
Original  zur  ersten  Beschreibung  des  Chlamydophorus  truncatus.  An 
Skeleten  von  Säugthieren  waren  nicht  mehr  als  20  vorhanden,  an 
Schädeln  449.  Ausführlichere  Mittheilungen  aus  dieser  Broschüre  hat 
Ref.  in  den  Münchn.  gel.  Anzeigen,  Band  XXXV.  S.  529  u.  f.  gegeben. 

Von  den  zootomischen  Leistungen  sind  folgende  hier  in 
Erwähnung  zu  bringen. 

C.  Bruch's  Beiträge  zur  Entwickelungsgeschichte  des  Knochen- 
systems (Neue  Denkschriften  der  allgem.  Schweizerischen  Gesellsch. 
für  die  gesammt.  Naturwissensch.  XII.  1852).  —  Eine  Reihe  wichtiger 
sorgfältiger  Untersuchungen  über  den  genannten  Gegenstand,  auf  wel- 
che wir  hier  nicht  weiter  eingehen  können,  die  wir  aber  nicht  uner- 
wähnt lassen  wollten  ,  um  auf  sie  die  Aufmerksamkeit  der  Forscher 
hinzulenken. 

Ebenso  verweisen  wir  auf  Owen's  treffliche  Bemerkungen  über 
Archiv,  f.  Nftt»rgescb.  XIX.  Jahrg.  2.  Bd.  A 


2        Wagner:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

die  exogenen  Fortsätze  der  Wirbel,  die  alle  Ordnungen  der  Säuglhiere 
berücksichtigen  und  von  schönen  Abbildungen  begleitet  sind  (Philosoph. 
Transact.   1851.  part.  II.  p.  719.  tab.  44—53). 

Ueber  das  Verhältniss,  in  welchem  bei  den  Säugthieren  die  Ent- 
wickelung  der  Hirnwindungen  zu  der  der  Intelliganz  steht,  verbreitete 
sich  P.   Gratiolet  in  der  Rev.  zool.   p.  97. 

C.  Mayer  handelte  in  einem  ausführlichen  Vortrage,  der  sich 
über  alle  Ordnungen  der  Säugthiere  erstreckt:  „über  den  Bau  des  Or- 
ganes  der  Stimme  bei  dem  Menschen,  den  Säugthieren  und  einigen 
grösseren  Vögeln,  nebst  physiologischen  Bemerkungen«  (Nov.  act.  aca- 
dem.  nat.  curios.  XXXIII.  pars  2.  p.  659-766.  mit  28  Tafeln).  Ein 
ungemein  reichhaltiges  und  durch  zahlreiche  Abbildungen  illustrirtes 
Material  über  die  Stimmorgane  der  Säugthiere  ist  in  dieser  umfassenden 
Abhandlung  niedergelegt. 

In  der  ersten  Abtheilung  desselben  Bandes  der  eben  angeführ- 
ten Denkschriften  (S.  I — 228.)  ist  eine  vortreffliche  Abhandlung  von 
Lereboullet:  „recherches  sur  l'anatomie  des  organes  genitaux  des 
animaux  vertebres"  aufgenommen  und  durch  20  Tafeln  Abbildungen 
erläutert. 

Von  A.  Morin  sind  (in  den  Memoires  de  la  Societe  de  Physi- 
que  et  d'Histoire  naturelle  de  Geneve  XIII.  1.  p.  175.)  Notizen  über 
die  mikroskopische  Beschaffenheit  der  Haare  der  Menschen  und  ver- 
schiedener Säugthiere  publicirt  worden. 

Von  Arbeiten  über  Lokal  -  Faunen  sind  nachstehende 
aufzuführen. 

M.  Gemminger  und  J.  Fahrer  haben  im  verflosse- 
nen Jahre  von  ihrer  Fauna  Boica.  I.  Band:  Säugthiere,  Lie- 
ferung 3 — 5  erscheinen  lassen. 

Darin  sind  beschrieben  und  abgebildet:  Rhinolophus  hij)pocrepis, 
Erinaceus  europaeus  ,  Schädel  von  Alpen-  und  Feldhasen,  Vespertilio 
mystacinus  ,  Rhinolophus  ferrum  equinum  ,  Sus  scrofa ,  Mustela  marles, 
M.  foina,  Skelet  der  Mops-Fledermaus,  nebst  Schädeln  von  der  Bech- 
stein's-,  frühfliegenden,  spätfliegenden  und  grossohrigen  Fledermaus. 

V.  W.  Liljeborg,  Beitrag  zur  Fauna  des  nördlichen 
Russlands  und  Norwegens  (K.  Vetensk.  Akadem.  Handlingar 
för  är  1850.  II.  p.  265). 

Im  nördlichen  Russland  beobachtete  Säugthiere  sind :  Mustela 
Lutreola,  gemein  im  ganzen  Lande  zwischen  Nowaja  Ladoga  und  Arch- 
angel. —  Phoca  annellata.  —  Mus  decumanus  und  musculus.  —  Ta- 
mias  striatus.  —  Lepus  timidus  Linn.  Faun.  Sv.  ,  L.  variabilis  Fall., 
L.  borealis  et  canescens  Miss. 

Blyth  gab  sorgfältige  Bestimmungen  von  einer  ziem- 


der  Säuglhiere  während  des  Jahres  1852.  3 

lieh  zahlreichen ,  aus  Ceylon  ihm  zugekommenen  Sammlung 
von  Säuglhieren  (Journ.  of  the  As.  Soc.  of  Bengal.  1852. 
p.  344). 

Naturwissenschaftliche  Reise  nach  Mossambique.  Auf 
Befehl  Sr.  Majestät  des  Königs  Friedrich  Wilhelm  IV.  in  den 
Jahren  1842  bis  1848  ausgeführt  von  W.  C.  H.  Peters. 
Zoologie.  1.  Säugthiere.     Berlin  1852.  mit  46  Tafeln. 

Eine  ausserordentlich  wichtige  Arbeit,  da  sie  uns  mit  der  Fauna 
eines  in  therologischer  Beziehung  fast  ganz  unbekannten  Landes  ver- 
traut macht,  eine  Menge  neuer  Formen  in  höchst  exakten  Beschreibun- 
gen und  vortrefflichen  Abbildungen  vorführt  und  dabei  dem  innern  Baue 
nicht  mindere  Berücksichtigung  als  dem  äussern  widmet.  Unter  den 
neueren  naturhislorischen  Reisewerken  nimmt  dieses  eine  der  ersten 
Stellen  ein.  Im  Ganzen  sind  dem  Verf.  in  Mossambique  112  Arten 
von  Säugthieren  vorgekommen  ,  von  denen  49  erst  durch  ihn  entdeckt 
wurden.  Nach  den  Ordnungen  vertheilen  sich  die  Arten  folgender- 
massen  : 


Vierhänder 
Handflügler 
Insektenfresser 
Raubthiere 
Nager     .     .     . 
Zahnlücker 
Einhufer      .     . 
Dickhäuter 
Wiederkäuer  . 
Walle     .     .     . 


Zahl  der 

Darunter 

Arten. 

neue  Arten. 

13 

4 

18 

14 

9 

8 

20 

4 

23 

15 

1 

1 

6 

19 

4 

2 

Die  neuen  Gattungen  und  Arten  werden  bei  den  einzelnen  Ord- 
nungen, denen  sie  angehören,  aufgeführt  werden. 

Expedition  dans  les  parties  centrales  de  l'Amerique  du 
Sud,  de  Rio  de  Janeiro  ä  Lima  et  de  Lima  au  Para,  execu- 
tee  par  ordre  du  Gouvernement  francais  pendant  les  annees 
1843  ä  1847  sous  la  direction  de  Francis  de  Castel- 
nau.  Vol.  I— VI.     Paris.   1851. 

Von  diesem  wichtigen  Unternehmen  ist  bis  jetzt  erst  der  Reise- 
bericht erschienen.  Die  Aufgabe  war  eine  naturhistorische  Untersu- 
chungsreise in  Südamerika  zu  Lande  von  der  Küste  des  atlantischen 
Oceans  aus  bis  hinüber  nach  der  des  stillen  Oceans  auszuführen.     Der 


4      Wagner:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Ausgangspunkt  war  Rio  de  Janeiro ,  von  wo  aus  der  Landweg  durch 
das  mittlere  Brasilien  und  Bolivia  nach  der  Hafenstadt  Arequipa  und 
von  da  nach  Lima  eingeschlagen  wurde.  Von  hier  aus  traten  die  Bei- 
senden den  Rückweg  an,  indem  sie  sich  zuerst  nach  dem  Missionspo- 
sten Sarayacu  an  der  peruanischen  Ostgrenze  wandten  und  alsdann  sich 
auf  dem  Ucayale  einschifften,  der  in  den  obern  Amazonenstrom  mün- 
det, und  nun  auf  diesem  Strome  bis  gegen  seine  Ausmündung  bei  Para 
hinab  fuhren.  Der  vorliegende  Reisebericht  ist  ungemein  interessant 
und  zeigt,  dass  F.  de  Castelnau  seine  schwierige  Aufgabein  ver- 
ständiger und  aufopfernder  Weise  gelöst  hat.  Die  naturhistorische  Aus- 
beute war  sehr  beträchtlich  ;  ihre  Publikation  ist  bisher  durch  Ungunst 
der  Umstände  verhindert  worden,  doch  hat  Is.  Geoffroy  bereits  die 
neu  entdeckten  Affenarten  bekannt  gemacht. 

The  Mammals  of  Australia.     By  J.  Gould.  London. 

Bis  jetzt  sind  von  diesem  Luxuswerke,  das  in  7  bis  8  Lieferun- 
gen erscheinen  soll,  4  ausgegeben  worden,  nämlich  in  den  Jahren  1845, 
1849,  1851  und  1852;  jede  Lieferung  enthält  15  Tafeln  und  kostet 
3  Guineen. 

Heft  1  enthält:  Tarsipes  rostratus,  Perameles  myosurus,  Belidcus 
flaviventer  und  sciureus,  Podabrus  crassicaudalus,  Phascogale  penicillata 
und  calura,  Dromicia  gliriformis  und  concinna,  Myrmecobius  fasciatus, 
Antechinus  apicalis,  Peragalea  lagotis,  Choeropus  castanotis,  Hopalotis 
longicaudala   und   Mitchellii. 

Heft  2 :  Acrobates  pygmaeus,  Belideus  brevieeps  und  Ariel,  Ony- 
chogalea  frenata  und  lunata,  Lagorchestes  fasciatus  und  hirsutus ,  Ha- 
palotis  conditor ,  Perameles  fasciata,  Phalangista  fuliginosa ,  Pteropus 
polioeephalus  und  funereus ,  Echidna  setosa  ,  Podabrus  macrourus ,  Mus 
albocinereus. 

Heft  3:  Thylacinus  eynoeephalus,  Sarcophilus  ursinus,  Dasyurus 
tnaculatus,  hallucalus  ,  Geoffroyi  und  viverrinus ,  Pteropus  conspicillatus 
Rhinolophus  aurantius,  Beltongia  campestris,  Hypsiprymnus  apicalis  und 
platyops,  Hapalotis  penicillata,  Antechinus  niaculatus,    Mus  fuseipes. 

Heft  4:  Antechinus  albipes,  murinus  ,  fuliginosus ,  minutissimus, 
Halmaturus  manicatus  und  Greyi,  Osphranterl  Porryi,  Bettongia  Ogil~ 
byi  und  penicillata,  Mus  cervinipes ,  Echidna  hystrix ,  Scotophilus  pi~ 
calus. 

Text  und  Tafeln  sind  von  Gould  ganz  nach  der  Art  seiner  an- 
dern Arbeiten  behandelt;  an  überflüssiger  Vervielfältigung  der  Gattun- 
gen lässt  er  es  bei  den  Säugthieren  so  wenig  als  bei  den  Vögeln 
fehlen. 

Aus  dem  palaeontoligischen  Gebiete  ist  auf  nachstehend 
Verzeichnete  Arbeiten  aufmerksam  zu  machen. 


der  Säugthiere  während  des  Jahres  1852.  5 

Marcel  de  Serres  hat  von  seinen  Betrachtungen 
über  die  „Ursachen  der  grösseren  Gestalt  der  fossilen  Arten 
bezüglich  der  lebenden  Rassen"  die  Fortsetzung  geliefert 
(Ann.  des  scienc.  nat.  3.  serie.  XVIII.  p.  179  u.  193). 

Uebcr  die  Reptilien  und  Säugthiere  der  verschiedenen 
Zeiten  der  Erde.  Zwei  Reden  von  Hermann  von  Meyer. 
Frankft.  1852. 

Der  Verf.  erklärt  sich  gegen  jede  Trennung  der  Tertiär-  oder 
Molassen -Periode  in  mehrere  Abtheilungen,  die  man  auf  die  Voraus- 
setzung einer  regelmässigen  chronologischen  Reihenfolge  der  in  den- 
selben begrabenen  organischen  Wesen  begründen  wollte.  Nach  seiner 
Ansicht  bestehen  für  die  Periode,  die  zwischen  dem  Ende  der  Kreide- 
periode und  dem  Anfange  der  noch  gegenwärtig  fortdauernden  liegt, 
nur  drei  Alterstadien:  Nummulit,  Molasse  und  Diluvium;  jede  weitere 
chronologische  Abtheilung  bezeichnet  er  für  unzulässig.  Im  sogenann- 
ten Nummulit  sind  dem  Verf.  keine  Säugthiere  bekannt  geworden;  sie 
gehören  der  Molasse  und  dem  Diluvium  an.  Nach  seiner  neuesten  Zäh- 
lung kennt  er  jetzt  782  fossile  Arten,  von  denen  er  */6  für  solche  Spe- 
cies  erklärt,  die  noch  gegenwärtig  fortleben  ,  während  die  übrigen  6/7 
ausgestorben  sind.  Die  Säugthiere  der  Molasse  sieht  er  alle  für  er- 
loschen an  und  es  haben  kaum  einige  von  ihnen  noch  die  Diluvial- 
zeit erlebt. 

Ganz  im  Gegensatze  von  H.  v.  Meyer's  Ansicht  hat  Gervais 
auch  noch  in  neuester  Zeit  die  Meinung  ausgesprochen,  dass  in  der 
Tertiärperiode  das  Auftreten  der  Säugthiere  in  regelmässiger  chronolo- 
gischer Reihenfolge  vor  sich  gegangen  sei,  und  demnach  verschiedene 
Faunen  aufeinander  gefolgt  wären  (Compt.  rend.  XXXIV.  p.  516).  — 
Ref.  ist  weit  mehr  geneigt,  der  Ansicht  von  Meyer  als  der  von  Ger- 
vais beizupflichten. 

Allgemeine  Betrachtungen  über  „die  antediluvianische  Säugthier- 
Fauna  Deutschlands"  hat  Giebel  im  Jahresberichte  des  naturwissen- 
schaftlichen Vereines  in  Halle  (Berlin  1852.  S.  219.)  niedergelegt. 

Derselbe  hat  (a.  a.  0.  S.  236.)  „die  Säugthiere  und  Vögel  in 
der  Knochenbreccie  bei  Goslar"  aufgezählt. 

H.  v.  Meyer  berichtete  über  neue  Funde  fossiler  Säugthier- 
Ueberresle  von  Passau,  Günzburg,  Niederstotzingen,  Fronstetlen  u.  s.  w. 
(Jahrb.   für  Mineralog.  1852.  S.  303.  831). 

Die  Zoologie  et  Paleontologie  fran^aises  von  P.  Gervais  ist 
etzt  bis  zur  14ten   Lieferung  vorgerückt. 

Mit  einer  merkwürdigen  Knochenhöhlc  in  Peru  machte 
uns  Ca stelnau  bekannt  (expedition  dans  les  parties  cen- 
trales de  l'Amerique  du  Sud,  Vol.  IV.). 


6  Wagner:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Sie  liegt  bei  dem  Dorfe  Tusy,  das  ohngefähr  6  Stunden  von  der 
durch  den  Reichthum  ihrer  Silberminen  bekannten  Stadt  Cerro  de  Pasco 
entfernt  ist.  Sie  befindet  sich  ganz  in  compactem,  grauen  und  kiese- 
ligen Kalkstein  und  ihre  Höhe  über  dem  Meere  beträgt  ohngefähr  4,400 
Metres.  Der  Boden  der  Höhle  ist  mit  schwarzer  Erde  bedeckt.  Beim 
Durchsuchen  derselben  fanden  sich  an  der  Oberfläche  Knochen  von 
Ochsen;  darunter  kam  eine  Lage  von  Menschenknochen,  hauptsächlich 
Schädel.  Im  Hintergrunde  führte  ein  steiler  Gang  abwärts,  der  sich 
bald  erweiterte.  Zwischen  Ungeheuern  Gerollen  zeigten  sich  allenthal- 
ben Menschenknochen  und  mit  ihnen  Knochen  von  Thieren,  die  theils 
ausgestorben  sind,  theils  noch  in  der  Gegend  leben.  So  fanden  sich 
mit  Knochen  von  Ochsen  und  Pferden  und  mit  Hörnern  des  Hirsches 
der  Cordilleren  gigantische  Ueberreste ,  welche  Owen  für  verwandt 
mit  dem  Gürtelthiere  erklärte.  Menschenknochen  kommen  übrigens 
auch  noch  in  andern  Höhlen  vor,  und  selbst  bei  Bearbeitung  der  Fel- 
der stösst  man  jeden  Augenblick  auf  solche.  Obwohl  die  Knochen 
aller  Arten  durcheinander  gemengt  sind  ,  so  will  doch  C.  keineswegs 
behaupten,  dass  sie  alle  aus  der  nämlichen  Epoche  herrühren;  sie  dif- 
feriren  selbst  ziemlich    im  äussern  Ansehen. 

Ein  reiches  Knochenlager  von  urweltlichen  Säugthieren 
im  Thale  von  Tarija,  einer  kleinen  Stadt  im  südlichen  Boli- 
vien, machte  Weddell  zum  Gegenstande  genauer  Nachsu- 
chungen (Castelnau's  Reise.  Vol.  VI.). 

Diese  Knochen  finden  sich  an  einigen  Plätzen  an  der  Oberfläche 
des  Bodens  selbst,  die  meisten  jedoch  liegen  in  einer  mehr  oder  min- 
der grössere  Tiefe  unter  der  Oberfläche  in  Lettenschichten,  welche  das 
ganze  Thal  erfüllen  und  ihren  Ursprung  offenbar  von  einer  Anschwem- 
mung haben.  Die  Ueberreste,  welche  W.  dort  fand,  gehören  15  Arten 
Säugthieren  an.  Den  ersten  Platz  darunter  nimmt  Maslodon  Humboldtii 
ein  und  nächstdem  mehrere  der  monströsen  Zahnlücker,  welche  neuer- 
dings Owen  kennen  lehrte  und  deren  Körper  mit  einen  Knochenpan- 
zer gleich  dem  der  Gürtelthiere  bedeckt  war.  Von  einem  der  selten- 
sten unter  diesen  Ueberresten,  dem  Scelidoiherium  leptocephalus,  gelang 
es  ihm,  einen  ganzen  Schädel  mitzubringen.  Auch  traf  er  Knochen  und 
Zähne  von  Megatherium,  Fragmente  eines  Panzers  vielleicht  vom  Gly- 
ptodon,  und  ein  Schädelfragment  eines  kleinen  Gürtelthieres,  das  einem 
der  noch  jetzt  in  Südamerika  lebenden  sich  als  sehr  ähnlich  zeigte. 
Die  Wiederkäuer  sind  häufig  repräsentirt.  Ausser  mehreren  grossen 
Hirschen  fand  sich  die  Macrauchenia  patagonica.  Von  Nagern  zeig- 
ten sich  nur  Kieferfragmente  ,  die  auf  den  Capivara  hindeuten.  Die 
Einhufer  sind  durch  eine  Art  vertreten ,  die  grösser  als  unser  Pferd 
und  besonders  ausgezeichnet  ist  durch  die  Länge  des  Kiefers  und  den 
grossen  Zwischenraum  zwischen  den  Schneidezähnen    und    dem  ersten 


der  Säuglhiere  während  des  Jahres  1852.  7 

Backenzahn  ;  W.  bezeichnet  sie  als  Equus  macrognathtts.  Nach  einem 
Fnsswurzelknochen  glaubt  Laurillard  auch  auf  die  Gattung  des  Bä- 
ren schliessen   zu  dürfen. 

Weddell  fügt  die  Bemerkung  bei ,  dass  ähnliche  Ueberreste 
bei  Bogota  in  einer  Höhe  von  2660  MetreS  über  dem  Meere  vorkom- 
men, und  dass  ihm  Pentland  versichert  habe,  in  der  Sammlung  von 
Indabura  zu  la  Paz  Mastodon  -  Zähne,  die  auf  einer  Insel  des  Titicaca- 
Sees,  also  in  einer  Höhe  von  mehr  als  4000  Metres ,  gefunden  wur- 
den, gesehen  zu  haben. 

The  Zoology  of  the  voyage  of  H.  M.  S.  Herald  under 
the  command  of  Capt.  H.  Kellett.  Edited  by  E.  Forbes. 
Fossil  Mammals  by  Sir  John  Richards  on.  Lond.  1852. 

Die  Entdeckung  fossiler  Säugthier- Kuochen  in  den  Eisbergen 
der  Eschscholtz's-Bay,  im  nordwestlichsten  Theile  Amerikas  gerade  un- 
ter der  Linie  des  Polarkreises,  wurde  im  Jahre  1816  durch  K  o  tz  e  bu  e, 
Chamisso  und  Eschscholtz  gemacht.  Weitere  Nachrichten  hier- 
über lieferte  Berchey's  Reise,  und  eine  dritte  Gelegenheit  zur  An- 
stellung von  Untersuchungen  und  zum  Sammeln  fossiler  Knochen  gab 
die  Reise  des  Heraids.  Mit  Bearbeitung  der  letzteren  wurde  John 
Richardson  von  Seiten  der  Lords  der  Admiralität  beauftragt.  Die 
gedachten  Ueberreste  weist  der  Verf.  folgenden  Arten  zu:  Elephas  pri- 
migenius,  Equus  fossilis ,  Cervus  alces? ,  Cervus  tarandus ,  Ovibos  mo- 
schatus,  Ovibos  maximus,  Bison  priscus?  ,  Bison  crassicornis.  Die  Be- 
schreibungen sind  mit  grosser  Ausführlichkeit  und  Genauigkeit  entwor- 
fen ;  die  Abbildungen  zahlreich  und  meisterhaft  ausgeführt. 

Simiae. 

Simiae  catarriiinae.  Is.  Geoffroy  lieferte  von 
einigen,  dieser  Abiheilung  angehörigen  Arten,  die  er  zwar 
schon  früher  aufgestellt,  aber  nur  kurz  charakterisirt  halte, 
ausführliche  Beschreibungen  (Archiv,  du  Museum.  V.  p.  532.) 

Diese  Arten  sind:  Hylobates  funereus ,  Semnopithecus  albipes, 
Cercopithecits  Werneri,  Macacus  palpebrosus  und  Cynocephalus  oliva- 
ceus.  Auf  Tab.  26  ist  Hylobales  funereus  und  auf  Taf.  27  Cercopithe- 
cus    Werneri  abgebildet. 

Dr.  Fort  übersandte  vom  Gabon-Flusse  ein  Skelet  von 
Troglodytes  Gorilla  an  die  Akademie  in  Philadelphia  und  fügte 
demselben  einige  schriftliche  Bemerkungen  bei  (Proceed.  of 
the  Academ.  of  nat    scienc.  of  Philadelph.  VI.  p.  30). 

Fort  halte  ein  frisch  erlegtes  Exemplar  erlangt,  dem  Brust- 
und  Bauch-Eingeweide  ausgenommen  waren    und  das  gleichwohl  noch 


8        Wagner:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

170  Pfund  wog.  Ein  erwachsener  Gorilla  (Ngena)  ist  dunkel  oder  ei- 
senfarbig grau,  indem  die  Haare  an  der  Spitze  schwarz  und  gegen  die 
Haut  weiss  sind.  Ein  Junges,  das  Fort  zu  sehen  bekam,  war  ein- 
farbig schwarz;  ganz  alte  Thiere  werden  heller.  Die  Haare  sind  dicker 
und  länger  als  beim  Schimpanse;  am  Halse,  Bücken  und  Gliedmassen 
werden  sie  6"  lang.  Die  Haut  ist  stark,  zumal  an  der  Scheitelleiste, 
wo  sie  3/4"  Dicke  erreicht.  Der  auffallendste  Zug  ist  die  Leiste  oder 
der  Kamm  längs  der  Scheitelnaht,  welcher  von  vorn  nach  hinten  bis 
zu  dem  Punkte,  wo  letzterer  von  der  Naht  des  Hinterhauptbeins  durch- 
schnitten wird,  an  Höhe  zunimmt.  Dieser  Kamm  ist  nicht  sowohl  von 
der  knöchernen  Scheitelleiste,  als  von  der  Dicke  der  Haut  und  von  der 
Länge  und  Steifheit  der  immer  aufgerichtet  stehenden  Haare  gebildet. 
Die  Augen  sind  massig  gross,  nicht  vorragend  und  dunkel  kastanien- 
farbig. Die  Nase  ist  breit,  und  nur  wenig  vorragend;  der  Mund 
sehr  weit,  die  Ohren  unverhältnissmässig  klein,  unbehaart  und  ab- 
stehend. Der  Bauch  ist  gross  und  mit  lichteren  Haaren  als  der 
Rücken  bedeckt.  Der  Gorilla  bewegt  sich  auf  allen  Vieren  ;  die  Füsse 
platt  auf  den  Boden  gestellt  wie  beim  Menschen  ,  die  Schenkel  unter 
einem  spitzen  Winkel  gegen  die  Schienbeine  gebogen.  Die  geöffneten 
Hände  sind  hinter  und  auswärts  von  den  Füssen  auf  den  Boden  ge- 
stellt, indem  die  Arme  fast  parallel  mit  der  Leibesachse  sind  und  so 
den  Körper  nicht  vor  den  Füssen,  wie  Einige  gemeint  haben,  sondern 
hinter  denselben  unterstüzen.  Der  Gang  ist  schaukelnd  ,  indem  die 
Gliedmassen  einer  Seite  sich  zugleich  vorwärts  bewegen ,  während  der 
Körper  sich  auf  die  entgegengesetzte  Seite  neigt ;  alsdann  bewegen  sich 
die  andern  Gliedmassen  unter  Rückneigung  des  Körpers.  Eine  derar- 
tige Gangweise  beobachtete  Fort  wenigstens  bei  dem  jungen  Thiere. 
Wenn  übrigens  dieser  berichtet,  dass  der  Gorilla  bisweilen  Menschen 
und  Thiere  fresse,  so  hat  er  sich  in  dieser  Beziehung  von  den  Negern 
ein  Mährchen  aufbinden  lassen.  Soweit  Fort  sich  Nachrichten  ver- 
schaffen konnte,  bewohnen  diese  Affen  die  Gebirgskette,  welche  sich 
von  den  Kamerue-Bergen  bis  nach  Angola  erstreckt. 

Eine  ausführliche  Schilderung  des  Knochengerüstes  von  Troglo- 
dytes  Gorilla  ist  von  Kneeland  entworfen  worden  (Ann.  ofnat.  hist. 
X.   p.  23). 

Peters  hat  von  den  durch  ihn  in  Mossambique  ent- 
deckten 3  Arten  von  Cercopithecus  Abbildungen  und  ausführ- 
liche Beschreibungen  mitgetheilt  (Reise  nach  Mossambique. 
Säugth.  I.  S.  1.). 

Sie  heissen  Cercopithecus  erythrarchus,  C.  ochraceus  und  C.  fla- 
vidus.  \ 

F.  W.  Theile  erörterte  das  Arteriensystem  von  Simia  Inuus 
(Müll.  Archiv  für  Anatom.  S.  419). 


der  Säugthiere  während  des  Jahres  1852.  9 

Simiae  platyrrlünae.  I  s.  Geoffroy  hat  ebenfalls 
von  einer  Reihe  amerikanischer  Affen  genauere  Beschreibun- 
gen und  von  einigen  derselben  auch  Abbildungen  geliefert 
(Archiv,  du  Museum.  V.  p.  543.). 

Diese  Arten  sind :  Lagothrix  Castelnaui ,  Cebus  elcgans,  vellero- 
sus,  castaneus  und  versicolor  Puch.,  Callithrix  discolor  (tab.  28.),  iVy- 
ctipithecus  Oseryi,  Pithecia  chrijsocephala  (tab.  29)  und  albinosa ,  Bra- 
chyurus  calvus  und  rubicundus  (lab.  30)  ,  Midas  pileatus  (tab.  31) , 
Devilli,  nigrifrons,  ßavifrons  und  rufo-niger.  —  In  einem  Anhange 
wird  noch  von  Pucheran  Midas  Geoffroyi  und  Illigeri  ,  von  De- 
ville  Midas    Weddellii   charakterisirt. 

Prosimü.  Peters  gab  ausführliche  Erörterungen  über 
2  bisher  sehr  unvollständig  gekannte  Arten  dieser  Familie, 
nämlich  über  Otolicnus  crassicaudatus  und  Lemur  anjuanensis, 
und  fügte  ihr  zugleich  eine  neue  Art  bei:  Microcebus  myo- 
xinus  (a.  a.  0.  S.  14.). 

Die  neue  Art  steht  zwar  in  sehr  naher  Verwandtschaft  mit  Mi- 
crocebus (Lemur)  pussillus,  bietet  aber  doch  Merkmale  zur  Unterschei- 
dung dar. 

Is.  Geoffroy  fand  bei  der  Untersuchung  von  Micro- 
cebus pusillus,  dass  das  Gehirn  glatt  und  überdiess  das  kleine 
Hirn  nicht  von  dem  grossen  überdeckt  ist  (Compt.  rend. 
XXXIV.  p.  77.). 

Chiroptera. 

Ueber  einige  merkwürdige  Verhältnisse  des  innern  Baues 
der  Handflügler  gaben  C.  F.  Naumann  und  W.  Jones 
Aufschluss. 

Naumann  lieferte  (in  den  K.  V.  Academ.  Handlingar  för  1850. 
I.  p.  139.)  eine  genaue  Beschreibung  der  Knochen  und  hauptsächlich 
der  Muskeln  der  vordem  Gliedmassen  bei  den  einheimischen  Fleder- 
mäusen und  erläutert  dieselbe  durch  2  Tafeln  mit  Abbildungen. 

T.  Wharton  Jones  machte  die  Entdeckung,  dass  in  den  Flü- 
geln der  Fledermäuse  die  Venen  ,  welche  mit  Klappen  versehen  sind, 
eine  rhythmische  Contractilität  zeigen,  und  dass  die  Fortbewegung  des 
Blutes  bei  jeder  Contraction  beschleunigt  wird.  Dagegen  hat  Jones 
in  den  Venen  der  Ohren  der  Fledermäuse  keine  Klappen  und  keine 
rhythmische  Contractilität  wahrgenommen  ,  so  dass  also  in  diesen  Or- 
ganen der  Blutlauf  einförmig  ist  (Proceed.  of  the  Royal  Society  VI. 
p.  147.  192). 

Eine  ansehnliche  Bereicherung  mit  neuen  Arten  hat  die 
Ordnung  der  Handflügler  durch  Peters  (a.  a.  0.)  erlangt. 


10       Wagner:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Die  14  neuen  Arten  heissen  :  Epomophorus  crypturm,  Phyllor- 
rhina  villata  und  gracilis,  Rhinolophus  lobalvs ,  Nycteris  fvliginosa  und 
villosa,  Emballonura  afra,  Dysopes  limbalus ,  brachypterus  und  dubius, 
Vespertilio  macuanus  und  namis,  Nyclicejus   planirostris  und  viridis. 

Ueberdiess  sonderte  Peters  von  Pteropus  die  Galtung  Cyno- 
nycteris  ab  und  führt  als  unterscheidende  Merkmale  folgende  an:  1) 
Pteropus,  cranium  maxime  post  processum  zygomaticum  ossis  frontis  coar- 
ctalum ;  mammae  lateralis;  glans  penis  osse  lato  munita;  pollex  über, 
cauda  nulla.  2)  Cynonycteris;  cranium  maxime  ante  processum  zyg. 
coarclatum;  mammae  anteriores;  glans  penis  mollis;  pollex  patagio  in- 
volutus,  cauda  brevis  vel  brevissima. 

Geoffroys  Angabe,  dass  Lei  Nycteris  die  Haut  an  einigen 
Stellen  locker  mit  dem  Körper  zusammenhänge  ,  und  dass  deshalb  das 
Thier  vermittelst  einer  Art  von  ßackentaschen  sich  ballonförmig  auf- 
blasen könne,  hat  P.  nicht  bestätigen  können. 

Zur  genaueren  Kenntniss  der  indischen  Fledermäuse  und 
insbesondere  zur  Entwirrung  ihrer  Synonymik  hat  Blyth  ei- 
nen schätzbaren  Beitrag  geliefert  (Journ.  of  the  As.  Soc.  of 
Bengal.  new  series  1852.  p.  345.  360.). 

Sie  betreffen  die  Gattungen:  Pteropus,  Nycticejus ,  Rhinolophus, 
Hipposideros  und  Taphozous.  Unter  9  vom  Capt.  Hutton  aus  Masuri 
(Himalaja?)  erhaltenen  Arten  erkannte  B.  4  als  europäische  Arten, 
nämlich:  Vespertilio  barbaslellus ,  murinus ,  pipislrcllus  und  serotinus. 
Auch  der  Plecotus  homochrous  Hodgs.  scheint  ihm  nicht  wesentlich 
verschieden  vom  PI.  auritus. 

Carnivora. 

Ursina.  Untersuchungen  an  Schädeln  des  gemeinen 
Landbären  als  kritische  Beleuchtung  der  Streitfrage  über  die 
Arten  fossiler  Höhlenbären  von  Dr.  A.  Th.  v.  Mid  d  en- 
do rf  f.     St.  Petersb.  1851.  93  S.  8. 

Diese  Untersuchungen,  welche  aus  den  Verhandlungen  der  mine- 
ralog.  Gesellsch.  zu  St.  Petersb.  Jahrg.  1850—51  als  besonderer  Ab- 
druck publicirt  wurden,  sind  durch  ihre  Umsicht,  Genauigkeit  und  Schärfe 
der  Kritik  von  klassischer  Musterhaftigkeit.  Hier  können  wir  nur  die 
Hauptresultate  des  Verf.  miltheilen  und  zwar  zuvörderst  die,  welche 
er  aus  Vergleichung  einer  übergrossen  Anzahl  von  Schädeln  europäi- 
scher und  sibirischer  Landbären  erlangte.  1)  In  Europa  giebt  es  nur 
eine  einzige  Art  des  gemeinen  Landbären  ,  d.  i.  des  Ursus  aretos.  2) 
Dieser  U.  aretos  hat  innerhalb  der  nördlichen  gemässigten  Zone  eine 
sehr  weitläufige,  sogar  circumpolare  geographische  Verbreitung,  indem 
er  sich  über  alle  drei  Welttheile  dieser  Zone  erstreckt.     In  Bezug  auf 


der  Säugthiere  während  des  Jahres  1852.  I* 

die  urweltlichen  Arten  heben  wir  folgende  Resultate  des  Verf.  her- 
vor: 1)  Der  Ursus  spelaeus ,  welcher  dem  gem.  Landbären  und  zwar 
dessen  Var.  Beringiana  am  nächsten  steht,  ist  von  letzterer  Art  speci- 
fisch  verschieden.  2)  U.  priscus  ist  keine  selbstständige  Art,  sondern 
identisch  mit  U.  arclos  der  Jetztwelt.  3)  U.  arctoideus ,  giganteus, 
fomicalus,  leodiensis,  Pitorrii  sind  von  U.  spelaeus  nicht  specifisch  ver- 
schieden, sondern  liegen  völlig  innerhalb  der  Veränderlichkeit  der  Art. 
—  Ref.  hat  an  dieser  ausgezeichneten  Arbeit  ein  um  so  lebhafteres  In- 
teresse genommen,  als  durch  sie  seine  eigenen  Untersuchungen  über  die 
Höhlenbären  im  Wesentlichen  bestätigt  worden  sind,  und  ihre  Resultate 
nunmehr  um  so  mehr  gesichert  sind,  da  der  Verf.  zur  Ermittelung  der 
Formabweichungen  im  Schädelbaue  des  gem.  Landbären  über  ein  weit 
grösseres  Material  als  alle  seine  Vorgänger  zusammen  genommen  dis- 
poniren  konnte. 

In  vorliegender  Abhandlung  bezieht  sich  der  Verf.  mehrmals  auf 
seine  ausführlichen  Untersuchungen  über  den  Ursus  arclos  in  Band  II. 
Abiheil.  2.  seiner  Reise  in  den  äussersten  Norden  und  Osten  Sibiriens; 
dieser  Band  ist  uns  jedoch  noch  nicht  zugekommen. 

Im  Korrespondenz -Blatt  des  zoologisch  -mineralog,  Vereines  in 
Regensburg.  VI.  S.  97.  findet  sich  eine  sehr  ausführliche  ,  auf  zahlrei- 
che historische  Belege  begründete  Darstellung  der  ehemaligen  Verbrei- 
tung des  Bären  in  Bayern  von    Jäckel. 

Viverrina.  Zur  Unterscheidung  der  indischen  Mangu- 
sten  lieferte  ßlyth  einige  Beiträge  (Journ.  of  the  As.  Soc. 
of  Bengal.  1852.  p.  348). 

Im  Ganzen  sind  ihm  bis  jetzt  10  indische  Arten  von  Herpestes 
bekannt  geworden. 

Den  Mangusten  fügte  Peters  (a.  a.  0.)  4  neue  Arten 
bei,  wovon  er  aus  zweien,  die  an  allen  Füssen  nur  vierzehig 
sind,  die  Untergattung  Bdeogale  errichtete. 

Die  neuen  Arten  heissen :  Herpestes  undulalus,  H.  ornatus,  Bdeo- 
gale crassicauda  und  Bd.  puisa. 

Hyaenina.  Unter  dem  Namen  Hyaena  suilla  kündigte 
F.  de  Filippi  eine  vierte  Art  von  Hyänen  an. 

Bis  jetzt  kennt  Ref.  nichts  weiter  als  den  Namen  von  dieser  an- 
geblichen Art  und  zwar  nach  der  in  der  Rev.  de  zool.  p.  203.  mitge- 
theilten  INoliz.  Die  Abhandlung  des  Verf.,  welche  sich  in  den  Mem. 
de  l'Acad.  de  Turin.  Vol.  XIII.  findet,  ist  Ref.  noch  nicht  zugekommen. 

Canina.  Von  Canis  latrans ,  mit  dem  er  bisher  ver- 
wechselt wurde,    sonderte  Woodhouse  eine  neue  Art  als 


12       Wagner:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Canis  Frustror  ab  (Journ.  of  Ihe  Acad.  of  nat.  sc.  of  Phila- 
delph.  II.  2.  p.  87.). 

Die  vom  Verf.  gegebene  Diagnose  lautet:  „hair  cinereous,  grey, 
varied  with  black  above.  Longer  on  the  verlebral  line,  legs  fulvous.« 
Ganze  Länge  ohne  Schwanzspitze  2'  7",  Schwanzgrube  8,3",  Ohren 
4,3".  —  Haare  an  der  Basis  falb  (fulvous)  und  wollig ,  Mitte  ihrer 
Länge  weiss  mit  schwarzer  Spitze.  Ohren  aufrecht,  hinten  zimmtfarbig, 
innen  schmutzig  weiss.  Unterleib  bräunlichweiss ,  Brust  braun,  Kinn 
weiss,  Beine  zimmtfarbig,  Nase  ebenfalls,  Wangen  grau,  Raum  zwischen 
den  Ohren  röthlichbraun.  Schwanz  unten  falb,  oben  dunkelgrau,  an 
der  Spitze  schwarz,  schwach  buschig,  Lippen  weiss,  schwarz  gespren- 
kelt. Die  auffallenste  Differenz  zeigt  aber,  wie  der  Verf.  sagt,  der 
Schädel ,  der  vielmehr  dem  Schakal  der  alten  Welt  als  einer  der  be* 
kannten  Wolfsarten  gleicht.  Leider  ist  der  Verf.  in  keine  weitere 
Erörterung  und  Vergleichung  des  Schädelbaues  eingegangen,  so  dass 
wir  auf  ein  selbstständiges  Urtheil  über  die  Gültigkeit  dieser  Art  Ver- 
zicht leisten  müssen.  Diese  nordamerikanischen  Schakals,  wie  sie  der 
Verf.  bezeichnet ,  wurden  zuerst  bei  dem  Fort  Gibson  am  Neoscho- 
Flusse  gesehen,  kommen  aber  in  allen  Prairien  vor,  führen  eine  nächt- 
liche Lebensweise  und  leben  in  Trupps.  Townsend  versichert  sie 
in  den  Missuri-Ebenen,  aber  niemals  jenseits  des  Gebirges  wahrgenom- 
men zu  haben. 

Die  frühere  Verbreitung  des  Wolfes  in  Baiern  hat  J.  Ja  ekel 
in  sehr  specieller  Weise  geschildert  (Korrespondenz-Blatt  des  zoologisch- 
mineralog.  Vereines  in  Regensb.  S.  129). 

Pelina.  Die  annoch  in  sehr  wenigen  fossilen  Ueber- 
resten  gekannte  Gattung  Machairodus  ist  von  Leidy  nun- 
mehr auch  in  Nordamerika,  in  dem  Eocen  von  Nebraska  ge- 
funden worden  (Proceed.  of  the  Acad.  of  Philadelph.  V. 
p.  329.). 

Die  Bestimmung  als  Machairodus  primaevus  beruht  auf  einem 
verstümmelten  Schädel  ,  der  y4  kleiner  ist  als  der  der  Felis  concolor. 
Der  grössere  Thcil  der  Eckzähne  ist  weggebrochen,  aber  von  dem  der 
rechten  Seite  ist  genug  übrig  geblieben,  um  anzuzeigen,  dass  er  lang, 
zusammengedrückt  und  an  seinem  coneaven  Rande  gezähnelt  war.  Auf 
der  rechten  Seite  ist  der  2te  und  3te  obere  Backzahn  und  der  Iste 
und  2te  untere  sichtlich;  die  andern,  mit  Ausnahme  des  ersten  obern, 
der  ausgefallen  ist,  sind  in  die  Gesteinsmasse  eingehüllt.  Auf  der  lin- 
ken Seite  sind  die  3  untern  Backzähne  fast  ganz  erhalten.  —  Die  Al- 
veolen für  die  obern  Schneidezähne  sind  sehr  gross  und  lassen  keinen 
Raum  zwichen  sich  und  dem  Eckzahn.  Der  Zwischenraum  zwischen 
etzlercm  und  dem  2ten  Backenzahn  ist  ungewölmlich  gross,  indem   er 


der  Säugthiere  während  des  Jahres  1852.  13 

7'"  beträgt.  —  Das  Kinn  ist  nur  10'"  von  dem  ersten  Backzahn  abge- 
brochen ;  der  vordere  Kieferrand  ist  aber  nur  V"  dick  nnd  zeigt  keine 
Anlage  zur  Ausbreitung  für  die  Aufnahme  des  untern  Eckzahns.  Der 
Kronenfortsatz  ist  sehr  kurz  ,  da  er  nur  9'"  misst.  Das  Gesicht  ist 
über  den  untern  Orbilallöchern  sehr  breit  und  seine  vordere  Ansicht 
mit  der  Stirne  bildet  einen  stark  abgesetzten  Winkel  mit  der  Scheitel- 
leiste, oder  die  Stirne  ist  sehr  hoch  über  den  hintern  Orbital-Fortsät- 
zen.    Leidy  fügt    folgende  Ausmessungen  bei: 

Länge   von   den   Hinterhaupts -Gelenkköpfen   bis    zu 

den    obern  Schneidezahn-Alveolen 6"     6"' 

Gesichtsbreite  über  den  untern  Orbitallöchern  .  .  0  11 
Breite  des  Eckzahns  an  der  Basis  der  Krone  .  .  0  7 
Dicke 0      4 

lnsectivora. 

Unter  9  Arten  Insectenfressern ,  die  Peters  in  Mos- 
sambique  auffand,  sind  nicht  weniger  als  8  neu,  und  darun- 
ter eine,  welche  eine  neue  Gattung  und  eine  andere,  die  we- 
nigstens eine  besondere  Untergattung  anzeigt  (Reise  nach 
Mossamb.  I.  S.  69.). 

Die  neue  Gattung  bezeichnet  der  Verf.  mit  dem  Kamen  Rhyn- 
chocyon  und  giebt  von  ihr  folgende  Charakteristik:  nasus  in  probo- 
scidem  longissimam  porrectus,  auriculae  mediocres,  oculi  magni ,  artus 
posteriores  elongati,  pedes  omnes  tetradactyli  plantigradi ,  cauda  longa 
squamata,  annulata,  pili  annulati  rigidi ;  cranium  depressum  latum,  ar- 
cubus  zygomaticis  palatoque  inlegris  ,  annulo  orbitali  praeditum.  Ossa 
antibrachii  disiuncla;  intestinum  coecum  magnum;  dentes  primores  su- 
periores  nulli  vel  duo  minimi  ,  inferiores  6  bilobi,  canini  superiores 
longi  acuti,  inferiores  parvi  ambigui,  molares  supra  et  infra  utrinque  6. 
Es  ist  diess  eine  ausgezeichnete  Gattung,  die  ein  Bindeglied  zwischen 
den  Rohrrüsslern  und  Tupajas  abgiebt;  zugleich  tritt  sie  unter  den 
zwerghaften  Gestalten  der  Insectenfresser  als  Riese  auf,  da  die  hieher 
gehörige  Art :  Rh.  Cirnei  fast  die  Grösse  des    Steinmarders  erreicht. 

Von  Macroscelides  hat  der  Verf.  für  eine  neue  Art,  die  an  den 
Hinterfüssen  nur  4  Zehen  hat,  die  Untergattung  Petrodomus  geson- 
dert und  erwähnte  Species  als  P.  tetradactylus  bezeichnet. 

Seine  übrigen  neuen  Arten  von  Insektenfressern  heissen  Chry- 
sochloris  oblusirostris ,  Crocidura  hirta,  sacralis ,  canescens  und  annel- 
lata,  Macroscelides  fuscus. 

Ueber  die  Gebissformel  der  Spitzmäuse  hat  derselbe  Verf.  eine 
besondere  Abhandlung  in  unser  Archiv  (S.  220.)  eingerückt. 

Dass  der  Igel    nicht   völlig    „giftfest«  ist,  hat  F.  Wilde  durch 


14     Wagner:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Tödlung    desselben  vermittelst  Blausäure  gezeigt    (Archiv  des  Vereines 
der  Freunde  der  Katurgesch.  in  Mecklenb.  6.  Heft  S.  118). 

Marsupialia. 

DievonGould  in  den  4  ersten  Heften  seiner  Mammals 
of  Auslralia  beschriebenen  und  abgebildeten  Arten  von  Beu- 
telthieren  sind  bereits  im  Eingange  unseres  Jahresberichtes 
aufgezählt  worden. 

Interessante  Beobachtungen  über  die  Fortpflanzung  und 
Entwicklung  des  Opossums  (Didelphys  virginiana)  wurden 
von  Myddelton  Michel  mitgetheilt  (Proceed.  oftheAme- 
ric.  associat.  for  the  advanc.  of  science.  Charleston  1850. 
p.  60.). 

In  eiuem  Falle  dauerte  die  Zeit  der  Trächtigkeit  14  Tage  und 
17  Stunden.  In  der  Nacht  des  löten  Februars  wurde  das  zur  Beob- 
achtung dienende  Weibchen  auf  seinen  Hinterfüssen  stehend  gefunden, 
der  Leib  war  sehr  gebogen  und  gegen  die  Ecke  des  Käfigs  gestemmt; 
seine  Schnautze  in  unmittelbarer  Berührung  mit  der  Kloakenöffnung, 
welche  roth,  angeschwollen  und  ausgedehnt  war.  Em  Junges  erschien 
an  der  Oeffnung  und  wurde  durch  den  Mund  der  Mutter  in  den  Beu- 
tel geleitet  oder  vielleicht  eher  hinein  geleckt,  indem  ihre  Zunge  in- 
nerhalb und  um  die  Tasche  herum  sehr  geschäftig  war. 

Rodentia. 

Sciurina.  Mit  3  neuen  Arten  Eichhörnchen  aus  Mos- 
sambique  machte  uns  Peters  bekannt  (Reise  nach  Mossamb.  I. 
S.  128.). 

Sie  heissen  Sciurus  flavivittis,  mulabilis  und  palliatus. 

Ueber  indische  Eichhörnchen  theilte  Blyth  einige  Be- 
merkungen mit  (Journ.  of  the  As.  Soc.  of  Bengal.  1852.  p. 
350.  433.). 

Er  zeigte,  dass  Sciurus  Kelaarli  und  Sc.  Brodiei  nur  Varietäten 
von  Sc.  tristriatus  sind.  Ueber  eine  neue  ,  dem  Mus  flavescens  Gray 
verwandte  Art,  Sciurus  chrysonothus,  scheint  er  selbst  nicht  ganz  sicher 
zu  sein,  ob  sie  nicht  vielleicht  der  Gattung  Mus  anzureihen  wäre. 

Layard  legte  seine  Beobachtungen  über  die  Eichhörnchen  auf 
Ceylon  vor  (Ann.  of  nat.  his.  IX.  p.  334). 

Ueber  ein  fossiles  Schädelfragment,  das  Heu  sei  als  Arctomys 
spelaeus  bezeichtet,  finden  sich  von  ihm  einige  Notizen  im  Jahrb.  für 
Mineralog.  S.  463. 


der  Säugthiere  während  des  Jahres  1852.  15 

Orycterina.  J.  R  e  i  n  h  a  r  d  t's  Beschreibung  des  Car- 
ter'odon  sulcidens  ist  durch  Cr  e  p  1  i  n  in  unser  Archiv.  (S.  277) 
übertragen  worden. 

Lund  fand  in  den  brasilischen  Knochenhöhlen  die  frischen  Ue- 
berreste  von  Schädeln  ,  auf  welche  er  seinen  Echinomys  sulcidens  be- 
gründete; später  verwies  er  diesen  zu  Nelomys  und  endlich  bestimmte 
er  ihn  als  Aulacodus  Temminckii.  Walerhouse,  der  ebenfalls  nichts 
weiter  als  Schädel  zur  Ansicht  hatte,  errichtete  aus  ihnen  die  Gattung 
Carterodon.  Erst  R  ei  n  ha  r  dt  ist  es  gelungen,  ein  fast  erwach- 
senes Weibchen  und  ein  halbwüchsiges  Junges  zu  erhalten,  nach  denen 
er  nunmehr  im  Stande  gewesen  ist,  eine  vollständige  Beschreibung  die- 
ses merkwürdigen  Thieres  zu  liefern. 

Deville  stellte  eine  neue  Gattung  Lasiuromys  auf 
CRev.  zool.  p.  353.  tab.  15  u.   16.  fig.  5,  5.  a> 

Er  erklärt  sie  für  ein  Mittelglied  zwischen  Daclylomys  und  Ne- 
lomys. Mit  letzterem  steht  der  Zahnbau  in  nächster  Verwandtschaft, 
auch  ist  der  Schwanz  ganz  behaart ;  mit  ersterem  kommt  sie  darin 
überein,  dass  der  Körper  nicht  mit  Stacheln  ,  sondern  blos  mit  Haaren 
besetzt  ist.  Der  Art  giebt  D.  den  Namen  Lasiuromys  villosus;  sie  wurde 
von  ihm  während  C  aste  In  au' s  Reise  in  der  peruanischen  Mission  von 
Sarayacu  und  beim  Dorfe  San  Paulo  am  obern  Amazonenstrom,  brasi- 
lischer Seite,  entdeckt.  —  Von  gedachter  Mission  hat  D.  zu  gleicher 
Zeit  mehrere  Exemplare  von  Daclylomys  lypus  mitgebracht;  wenn  er 
übrigens  der  Meinung  ist,  dass  letztere  Art  die  einzige  ihrer  Gattung 
ist,  und  dass  er  an  ihr  zuerst  das  Vorkommen  eines  Daumens  an  den 
Vorderhänden  nachgewiesen  habe,  so  muss  Ref.  hingegen  bemerken, 
dass  D.  in  beiderlei  Beziehung  in  Irrthum  ist. 

Cunicuiaria.  Von  den  Erdgräbern  (Georhychus)  son- 
derte Peters  eine  neue  Art  als  besondere  Gattung  Helio- 
phobius  ab  (Reise  nach  Mossamb.  I.  S.  139.). 

Sie  unterscheidet  sich  von  den  Erdgräbern  nur  durch  den  Um- 
stand, dass  bei  ihr  auch  an  den  Hinterfüssen  die  zweite  Zehe  und 
nicht  wie  bei  diesen  die  dritte  die  längste  ist,  wozu  noch  einige  Ver- 
schiedenheiten im  Schädelbau  kommen.  Die  Art  ist  als  H.  argenteo- 
cinereus  bezeichnet  und  auf  tab.  XXXI.  fig.  2.  ,  XXXV.  fig.  2.  abge- 
bildet. 

Kessler  hat  gezeigt,  dass  Spalax  Pallasii  Nordm.  mit 
Sp.  Typhim  zu  einer  und  derselben  Art  gehöre  (Rullet.  de 
Moscou.  1851.  p.  127.). 

Nordmann  unterscheidet  seinen  Spalax  Pallasii  von  Sp,  Ty- 
phlus  hauptsächlich  nach  Abweichungen  des  Schädelbaues.  Nach  Un- 
tersuchung von  gegen  20  Schädeln    hat  K.  gefunden,    dass  diese  nach 


16     Wagner:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Alter  und  Individualität  ungemein  variiren  uud  dass  demnach  Sp.  Pal- 
lasii  nicht  als  selbstständige  Art,  sondern  nur  als  Altersverschiedenheit 
des  Sp.  Typhlus  anzusehen  sei.  —  Der  Verf.  macht  bei  dieser  Gele- 
genheit noch  bemerklich,  dass  der  Spalax  früher  weiter  verbreitet  als 
gegenwärtig  war.  So  lebt  er  z.  B.  gegenwärtig  nicht  mehr  in  der 
Umgegend  Kiews,  während  man  daselbst  nicht  selten  Knochenüberreste 
von  ihm   ausgräbt,  auch  alle  Gänge  von  ihm  antrifft. 

aiurina.  Peters  hat  a.  a.  0.  dieser  Familie  2  neue 
Gattungen  und  eine  Untergattung  zugefügt;  sie  heissen:  Pe- 
lomys,  Steatomys  und  Saccostomus. 

Pelomys  ist  eine  Untergattung  von  Mus,  welche  sich  nicht  allein 
durch  die  Kürze  der  äussern  Zehen,  sondern  auch  durch  die  Furchung 
der  obern  Schneidezähne  und  durch  die  grosse  Breite  der  Backenzähne  von 
den  gewöhnlichen  Mäusen  entfernt;  hieher  P.  fallax.  —  Steatomys 
ist  im  äussern  Habitus  mit  Malacothrix  verwandt ,  aber  seine  Backen- 
zähne sind  kaum  von  denen  der  eigentlichen  Mäuse  verschieden  ;  hieher 
St.  edulis,  und  St.  Krebsii.  —  S  accostomus  bildet  ein  Verbindungs- 
glied zwischen  Hamstern  und  Mäusen,  welches  im  Gebiss  und  Schädel- 
bau, ebenso  wie  Cricetomys  ,  den  letzteren  näher  steht.  Von  Cricelo- 
mys  unterscheidet  sich  die  neue  Gattung  sogleich  durch  den  kurzen 
ungeringelten  Schwanz,  welcher  sie  den  Hamstern  nähert,  dagegen 
ragen  ihre  Backentaschen  nicht  wie  bei  diesen  über  den  Kopf  hinaus, 
sondern  reichen  nur  bis  unter  die  Ohren.  Hieher  S.  lapidarius  und 
S.  fuscus. 

Die  anderweitigen  neuen  Arten,  welche  Peters  aus  dieser  Fa- 
milie in  Mossambique  entdeckte  ,  heissen  :  Meriones  leucogaster  ,  Mus 
microdon,  arborarius  und  minimus,    Acomys  spinosissimus. 

Blyth  stellte  2  neue  Arten  indischer  Mäuse  auf:  Mus 
fulvidoventris  un*  Mus  albidoventris  (Journ.  of  the  As.  Soc. 
of  Bengal.  1852.  p.  351);  sie  sind  jedoch  nur  mit  ein  paar 
Worten  charakterisirt. 

E.  Boll  machte  bemerklich,  dass  bei  Golm  in  Mecklen- 
burg ein  Hamster  erlegt  wurde,  und  dass  bei  Dömitz  und 
Ludwigslust  Schärrmäuse  (Hypudaeus  terrestris)  zahlreich 
vorkommen  (Archiv  des  Vereines  der  Freunde  der  Nalur- 
gesch.  in  Mecklenb.  VI.  S.  118.). 

Z.  Gerbe  lieferte  sehr  genaue  Beschreibungen  von 
drei,  der  Fauna  der  Provence  zuständigen  Arten  von  Arm- 
cola (Rev.  zool.  p.  257.). 

Sie  heissen:  Arvicola  leueurus  n.  sp. ,  A.  Selysii  n.  sp.  und  A. 
Nageri  Schinz.     Wir  können  uns  eines  eigenen  Urtheils  über  diese  Ar- 


der  Säugthiere  während  des  Jahres  1852.  17 

ten  überheben,  da  ein  solches  bereits  der  competenteste  Beurtheilei 
derselben,  Blasius,  im  heurigen  Jahrgange  unseres  Archives  ausge- 
sprochen hat. 

Hystricina.  Von  Hystrix  cristata  sonderte  Peters 
als  eigene  Art  das  südafricanische  Stachelschwein  unter  dem 
Namen  Hystrix  Africae  australis  ab  (Reise  nach  Mossamb.  1. 
S.  170.). 

Ref.  hatte  Gelegenheit,  an  einem  ihm  aus  der  Kapkolonie  zuge- 
kommenen Exemplare  sich  von  der  Richtigkeit  dieser  Unterscheidung 
zu  überzeugen  ;  nur  war  am  knöcheren  Schädel  von  der  Platte,  welche 
bei  des  Verf.  Exemplaren  die  beiden  Schädelgruben  oben  trennt,  keine 
Spur  mehr  vorhanden,  sicherlich  in  Folge  höheren  Alters. 

lubnngulaia.  Entwicklungsgeschichte  des  Meer- 
schweinchens von  Th.  L.  W.  Bisch  off.  Gi  essen.  56  S.  4. 
mit  8  Kupfertafeln. 

Die  Resultate,  welche  der  Verf.  bezüglich  der  Entwicklung  des 
Meerschweinchens  erlangte,  sind  so  unerwartet  und  überraschend,  dass 
er  sich,  wie  er  selbst  zugesteht,  glücklich  priess  ,  das  Ei  des  Meer- 
schweinchens nicht  am  Anfange  seiner  embryologischen  Untersuchungen 
zuerst  untersucht  zu  haben  ,  indem  bei  dessen  Entwicklung  so  merk- 
würdige Widersprüche  mit  dem  bei  andern  Säugthieren  beobachteten 
auftreten,  dass  die  Verwicklung  des  Fadens  kaum  zu  lösen  gewesen 
wäre.  Um  nur  Eines  hervorzuheben  ,  so  fand  der  Verf.  ,  dass  beim 
Meerschweinchen  der  Embryo  eine  Lage  hat,  welche  der  bisher  von 
andern  Wirbelthieren  bekannt  gewordenen  geradezu  entgegengesetzt 
ist  :  der  Embryo  liegt  nämlich  nicht  wie  sonst  mit  seiner  Rauchfläche 
auf  dem  Eie  und  mit  seiner  Rückenseite  nach  aussen  hin  ,  sondern 
gerade  umgekehrt,  er  liegt  mit  seiner  Bauchseite  nach  aussen,  mit 
seinem  Rücken  gegen  die  Eihöhle.  —  Die  unvermutheten  Re- 
sultate, welche  der  Verf.  in  diesem  Falle  auffand,  mahnen  zur  Vor- 
sicht in  der  Aufstellung  allgemeiner  Gesetze  aus  wenigen,  vereinzel- 
ten Beobachtungen. 

»uplicidentata.  Ueber  die  als  Bastarde  angespro- 
chenen Mittelformen  zwischen  Lepus  europaeus  und  L.  va- 
riabilis  lieferte  v.  Middendorff  sehr  gründliche  Erörte- 
rungen (Bullet,  phys.-mathem.  »St.    Petersb.  IX.  no.  14—16.). 

Pallas  sprach  zuerst  von  Bastardformen  ,  die  aus  der  Vermi- 
schung beider  Arten  entstanden  wären.  Blasius  dagegen  erkannte 
in  jenen  eine  besondere  Art,  die  er  mit  dem  Namen  L.  aquilonius  be- 
zeichnete, und  mit  welcher  Wilsson's  Lepus  medius  übereinkommt. 
Der  Verf.  findet  für  letzteren  keinen  andern  Unterschied  von  L.  euro- 
Archiv  f.  Naturgesch.  XIX,  Jahrg.  2.  Bd.  ß 


18    Wagner:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

paeus,  als  dass  sein  Winterkleid  stärker  entwickelt  ist,  und  der  Schwanz 
nur  12—14  (in  der  Regel  13)  Wirbel,  also  3 — 4  weniger  als  letzterer 
hat.  Diese  geringen  Differenzen  bestimmen  den  Verf.,  den  L.  medius 
zur  Zeit  nur  als  Varietät  des  L.  europaeus  zu  betrachten.  In  ähnli- 
cher Weise  sieht  er  den  L.  canescens  nur  als  Varietät  des  L.  varia- 
bilis  an,  so  dass  er  also  bloss  2  europäische  Hasenarten  annimmt.  Ba- 
slardbildungen  sind  ihm  übrigens  nicht  vorgekommen.  Der  sehr  ge- 
nauen Erörterung  der  Verbreilungsgrenzen  dieser  beiden  Arten  und  der 
beiden  Varietäten  hat  der  Verf.  zur  Erläuterung  eine  kleine  Karte  bei- 
gefügt. 

Blyth  erhielt  aus  den  östlichen  Gebirgen  von  Arakan 
Schädel  und  Fell  eines  Hasen,  der  identisch  mit  Gray's  Lepus 
sinensis  zu  sein  scheint  (Journ.  of  the  As.  Soc.  of  Bengal. 
1852.  p.  359.). 

Edentata. 

W.  v.  Rapp's  vortreffliche  Arbeit:  anatomische  Unter- 
suchungen über  die  Edentaten.  2le  Auflage,  haben  wir  schon 
in  unserem  vorigen  Jahresberichte  zur  Anzeige  gebracht. 

Dass  Manis  pentadaclyla  Linn.  auch  auf  Ceylon  vorkommt ,  ist 
durch  Blyth  nachgewiesen  worden  (Journ.   of  Bengal.  1852.  p.  351). 

Hinsichtlich  eines  verwirrten  Berichtes,  den  A.  d'Abbadie  über 
„einen  Edentaten  aus  Abyssinien,  der  verwandt  dem  Kapischen  Orycte- 
ropus  zu  sein  scheint,  den  Mocaqa,"  ist  das  Urtheil  von  Is.  Geof- 
froy  und  Duvernoy,  denen  Knochen  zukamen,  abzuwarten  (Compt. 
rend.  XXXIV.  p.  100). 

Ueber  das  (iefässsystem  der  Ornithorhynchus  handelte  Hyrtl  in 
den  Wiener  Sitzungsberichten  VIII.   1.   S.  33. 

Solidungula. 

Atlas  statistique  de  la  production  des  chevaux  en  France; 
documents  pour  servir  ä  l'histoire  naturelle  agricole  des  ra- 
ces  de  cheveaux  du  pays,  reunis  par  M.  G  a  y  o  t ,  dessins  de 
M.  Lalaisse.     Paris  1850.   1.  et  2.  livr. 

Von  diesem,  im  Auftrage  des  Ministers  des  Ackerbaues  und  des 
Handels  verfassten  Werke  kennen  wir  zur  Zeit  nur  den  Titel  nach  ei- 
ner Anzeige  der  Rev.  Zool.  p.  89. 

E.  Rousseau  lieferte  eine  sehr  genaue  und  von  vie- 
len Abbildungen   begleitete   Schilderung   der  Kastanien   und 


der  Saugthiere  während  des  Jahres  1852.  19 

eigentümlichen  Epidermis-Schilder   der  Einhufer  (Rev.  zool. 
p.  497.). 

Er  wies  die  vielerlei  irrigen  Angaben  nach,  die  in  dieser  Be- 
ziehung vorliegen  und  schilderte  den  richtigen  Sachverhalt  beim  Pferd 
und  Esel,  so  wie  bei  ihren  Bastarden,  wobei  er  nebenbei  Bezug  nahm 
auf  Equus  Hemionus  (?)  und  E.  Burchelli. 

Lepsius  theilte  in  seinen  Briefen  aus  Aegypten  S.  154 
einige  Beobachtungen  über  die  dort  vorkommenden  Wild- 
esel mit. 

„Als  wir,"  sagt  er,  (auf  der  Reise  nach  Chartum)  „aus  den  Ber- 
gen heraustraten,  begegneten  wir  grossen  Heerden  von  wilden  Eseln. 
—  Sie  sind  grau  oder  grauröthlich,  am  Bauche  weiss,  und  alle  haben 
über  den  Rücken  einen  scharf  gezeichneten  schwarzen  Streifen  ;  auch 
die  Schwanzspitze  ist  gewöhnlich  schwarz.  Es  werden  viele  gefan- 
gen, so  lange  sie  jung  sind,  können  aber  auch  dann  nicht  zum  Reiten 
oder  Tragen  gebraucht  werden.  Erst  die  folgende  Generation  lässt 
sich  dazu  benutzen.  Fast  alle  zahmen  Esel  hier  im  Süden  von  der 
Eselkatarakte  (Schelläl  homär)  in  Berber  an  stammen  von  diesen  wil- 
den ab  und  haben  dieselbe  Farbe  und  Zeichnung." 

R.  W.  Gibbes  fand  in  einer  Masse  von  Eocen-Mergel  am  Ash- 
ley-Flusse  (Süd-Carolina)  einen  fossilen  Pferdezahn ,  den  er  sowohl 
nach  seinen  Lagerungsverhältnissen  als  nach  der  Dünne  und  den  klei- 
nen Windungen  der  Schmelzfalten  einer,  dem  Eocen  eigenthümlichen 
Art  zuerkennen  wollte,  wenn  er  anders  nicht  dem  E.  plicidens  ange- 
hörig wäre.  —  Holmes  bezweifelte  übrigens  die  ursprüngliche  Ein- 
lagerung dieses  Zahnes  in  ein  Eocen-Gebilde  (Proceed.  of  tue  Amer. 
assoc.   for  the  advanc.  of  science.  Charlest.   1850.  p.  67). 

Des  von  Weddell  aufgestellten  Equus  macrognathus  ist  schon 
bei  der  Anzeige  von  Cas  t ein au's  Reise  gedacht  worden. 

Pachydermata. 

Ueber  die  Wundernetze  des  Hyrax  syriacus  handelte 
Hyrtl  in  den  Wien.  Sitzungsbericht.  VIII.  S.  462. 

Eine  neue  Art  Warzenschweine  vom  Kamarun-Flusse  in 
Westafrika  kündigte  Gray  unter  dem  Namen  Choeropotamus 
pictus  an  (Ann.  of  nat.  hist.  X.  p.  281.). 

„Einförmig  rolhbraun  ;  Gesicht,  Stirne,  Ohren  und  einige  grosse 
Flecke  auf  den  Beinen  schwarz  ;  Ohrenrand,  Backenbart,  ein  Streif  ober 
und  unter  den  Augen,  und  ein  fortlaufender,  ziemlich  kammartiger 
Streif  längs  der  Mitte  des  Rückens  rein  weiss.  Ein  Männchen.  Diese 
Art  unterscheidet    sich    sogleich  von    Ck.  larvalus  aus  Südafrika  durch 


20       Wagner!  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

die  Helle  der  Färbung,  denn  letzterer  ist  schwarz  ,  weisslich  angeflo- 
gen, an  den  Gesichtsseiten  weiss  mit  einem  grossen  schwarzen  Fleck 
unter  den  Augen.«  —  Es  ist  Schade,  dass  zur  sichern  Begründung  keine 
Vergleichung  mit  Phacochoerus  Aeliani  vorgenommen  und  Zahn-  und 
Schädelbau  nicht  in  Berücksichtigung   gezogen  worden  ist. 

Leidy  wollte  sich  nicht  begnügen,  in  dem  Hippopota- 
mus  libenensis  blos  eine  besondere  Art  von  Flusspferden  an- 
zuerkennen, sondern  er  will  jenen  bereits  generisch  von  Hip- 
popotamus  geschieden  wissen  (Proceed.  of  Philadelph.  VI. 
p.  52.). 

Die  neue  Gattung  soll  Cho  ero des  heissen  ;  die  Gründe  für  diese 
Scheidung  sind  noch  nicht  publicirt.  Nach  zwei  Schädeln  des  Hippo- 
potamus  aus  Nordwestafrika  und  dreien  aus  Südafrika  will  Leidy  fer- 
ner H.  amphibius  und  H.  capensis  geschieden  wissen  ;  er  bezeichnet 
als  Hauptdifferenz,  dass  bei  jenem  die  obern  Eckzähne  nur  eine  ein- 
fache Schraelzbinde  haben,  während  bei  diesem  die  Binde  in  zwei  ge- 
theilt  ist  durch  einen  Raum  von  3  Linien  an  der  Aussenseite  der 
hintern  Grube. 

Ueber  die  als  Dicotyles  depressifrons  bezeichneten  fossilen  Ue- 
berreste  brachte  Le  Conte  verschiedene  Bemerkungen  zur  genaueren 
Kenntniss  dieser  Art  bei  (Proceed.  of  Philadelph.  VI.  p.  3.  5.  56.). 

Agassi  z  und  Gibbes  wollen  in  Nordamerika  ausser  Ueber- 
resten  von  Elephas  primigenius  auch  noch  die  einer  zweiten  Art  er- 
mittelt haben  (Proceed.  of  the  Am.  soc.  for  the  advanc.  of  science. 
Charlest.  1851.  p.  69.).  —  Von  Th.  Cottle  wurden  ebenfalls  Ueber- 
reste  eines  urweltlichen  Elephanten,  ein  Slosszahn  und  ein  Unterkie- 
ferast mit  einem  Backenzahn  ,  die  in  der  Nähe  des  Ontario-Sees  aus- 
gegraben worden  waren,  beschrieben    (Ann.  of  nat.  hist.  X.  p.  395.). 

Leidy  kündigte  2  neue  Arten  urweltlicher  Nashörner  an:  Rhi- 
noceros  occidentalis  und  nebrascensis,  doch  ohne  nähere  Nachweise  (Pro- 
ceed. of  Philad.  V.  p.  119.  276    331.;  VI.  p.  2.)- 

Mit  der  Bestimmung  der  bei  Fronstetten  in  Würtemberg  gefun- 
denen Palaeotheriden  befasste  sich  Fr  aas  (Würtemb.  naturw.  Jahres- 
heft S.  218.).  —  H.  v.  Meyer  sonderte  unter  denselben  zwei  beson- 
dere Arten  aus:  Plagiolophus  Fraasii  und  Dichodon  fronsteltensis  (Jahrb. 
für  Mineralog.  S.  831.). 

Owen's  Charakteristik  der  Unterkiefer-Zähne  des  Dichodon  cu- 
spidatus  wurde  durch  Th.  Wright  ergänzt  (Ann.  of  nat.  hist.  X.  p.  87.). 

Ruminantia. 

Auf  verschiedene  fossile  Ueberreste  von  Nebraska  ver- 


der  Säugthiere  während  des  Jahres  1852.  21 

suchte  Leidy  3  neue  Galtungen  „wiederkäuender  Hufthiere« 
zu  begründen  (Proceed.  of  Philadelph.  V.  p.  90.  238.  276.). 

Sie  heissen  :  Oreodon,  C  o  ty  lops  und  Euer  o  tap  hus;  von 
letzterer  Gattung  vermuthet  übrigens  Leidy  selbst,  dass  sie  identisch 
mit  der  zweiten  sein  dürfte.  Man  muss  die  genauere  Beschreibung 
abwarten ,  bevor  man  über  diese  Galtungen  ein  Unheil  fällen  kann, 
woraus  auch  erst  mit  Sicherheit  bestimmt  werden  kann ,  ob  gedachte 
Ueberreste  dieser  oder  der  vorhergehenden  Ordnung  zuzuweisen  sind. 

Cervina.  Monographie  der  Arten  der  Hirschgattung 
von  Dr.  Pu  eher  an  (Archiv,  du  Mus.  d'hist.  nat.  VI.  p.  265— 
492.  mit  9  Tafeln). 

Eine  vortreffliche,  mit  grosser  Kenntniss  der  Literatur  und  schar- 
fer kritischer  Sichtung  des  vorliegenden  Materials  ausgearbeitete  Mo- 
nographie, wodurch  die  schwierige  Unterscheidung  der  Arten  in  dieser 
Gattung  ungemein  an  Sicherheit  gewonnen  hat;  als  neue  Art  ist  Cer- 
vus  similis  zugefügt.  Dem  Lobe,  welches  die  Berichterstatter  in  der 
pariser  Akademie  dieser  Arbeit  gespendet  haben  ,  müssen  wir  in  jeder 
Beziehung  beistimmen. 

J.  E.  Gray  behandelte  denselben  Gegenstand  ,  indem 
er  eine  Synopsis  der  Hirscharten  lieferte  (Ann.  of  nat.  hist. 
IX.  p.  413.). 

Sie  enthält  werthvolle  Beiträge  zur  schärferen  Unterscheidung 
mehrerer  Arten ;  aber  wie  in  frühern  Arbeiten  ist  zu  wenig  Rücksicht 
auf  die  auswärtige  Literatur  genommen,  daher  sich  lrrthümer  einge- 
schlichen haben  ,  die  bei  Benutzung  derselben  sich  hätten  vermeiden 
lassen,  was  auch  Pucheran  bereits  gerügt  hat.  Als  2  neue  Arten 
werden  Cariacas  punclulatus  und  Coassus  auritus  aufgestellt. 

Ueber  die  Synonymik  und  Verwandtschafts-Verhältnisse  des  Cer- 
tus  Wallichii  sind  von  Blyth  schätzbare  Bemerkungen  beigebracht 
worden  (Journ.  of  the  As.  Soc.  of  Bengal.  1852.  p.  341.). 

Peters  entdeckte  in  Mossambique  4  neue  Arten  von 
Antilopen  (Reise  nach  Mossamb.  I.  S.  184.). 

Sie  heissen :  Antilope  allifrons  ,  ocularis  ,  hastata  und  Lichten- 
steinii. 

Cavicornia.  Br  an  d  t's  Bemerkungen  über  die  Ingui- 
nal-Drüsen  der  Gazellen  finden  sich  im  Institut  p.  241.  mit- 
getheilt. 

Er  untersuchte  diese  Drüsen  bei  Antilope  Dama  und  Saiga,  und 
fand  auch  ähnliche  bei  A.  mergens ,  A.  Lalandii ,  A.  subgutturosa  und 
A.  arabica. 

Beachtenswerthe   Notizen  über   die  Benutzung  und  Le- 


22       Wagner:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

bensweise  der  Ziegen  des  Mont-d'Or  sind  vonMartegoute 
bekannt  gemacht  worden. 

Diese  Notizen  finden  sich  in  den  Annal.  des  sc.  phys.  et  nat., 
d'agricult.  et  d'industrie  de  Lyon  III.  2.  1851.  p.  247.  In  dem  Gebirge 
von  Lyonnais,  insbesondere  auf  dem  Mont-d'Or,  ist  eine  blühende  Zie- 
genzucht, die  durch  den  Verkauf  der  Zickeln  und  der  Milch,  haupt- 
sächlich aber  den  aus  letzterer  bereiteten  Käse  den  Landleuten  grosse 
Vorlheile  bringt.  Das  Merkwürdigste  ist,  dass  bloss  Ställfütterung  be- 
trieben wird;  die  Ziegen  kommen  niemals  ins  Freie  und  gedeihen 
gleichwohl  vortrefflich. 

In  2  fossilen  Unterkiefer  -  Hälften  aus  der  Knochenbreccie  von 
Sebenico  in  Dalmatien  meinte  Franz  ius  eine  Ziegenart  von  der  Grösse 
eines  grossen  Hirsches  oder  Pferdes  zu  erkennen  und  will  diese  Ue- 
berreste  als  zu  Capra  Kozeti  gehörig  betrachten  (Jahrb.  für  Mineralog. 
S.  453.). 

Eine  ausführliche  Beschreibung  des  Knochengerüstes  von 
Bos  moschatus  und  Ovis  montana  ist  durch  Richardson 
gegeben  worden. 

Sie  ist  enthalten  in  der  Zoology  of  the  voyage  of  H.  M.  S.  He- 
rald. Fossil  Mammals  p.  66  u.  f.  und  von  schönen  Abbildungen  be- 
gleitet. 

Blyth's  Bemerkungen  über  wilde,  in  Hinterindien  vorkommende 
und  mit  dem  Namen  Sapandang  und  Sapi  bezeichnete  Ochsen  las- 
sen zwar  auf  deren  Verwandtschaft  mit  Bos  gaurus  schliessen,  geben 
aber  hierüber  keine  Sicherheit  (Journ.  of  Bengal  1852.  p.  433.). 

Ueber  die  Beschaffenheit  des  Allgäuer  Rindviehes  theille  Ho- 
fer seine  Erfahrungen  mit  (Centralblatt  des  landw.  Vereins  in  Baiern. 
S.  10.). 

Cetacea. 

Kneeland  suchte  zu  erweisen,  dass  der  Manati  nicht 
ein  Wall,  sondern  ein  Dickhäuter  wäre  (Proceed.  of  the  Am. 
Associat.  for  the  adv.  of  science.     Charlest.  1850.  p.  42.). 

Es  ist  diess  eine  Anschauungsweise,  die  wir  nicht  zu  theilen 
vermögen. 

Ueber  die  geographische  Verbreitung  der  Bartenwalle 
und  des  Pottfisches  sind  sehr  wichtige  Mittheilungen  enthal- 
ten inMaury's  explanation  and  sailing  directions  to  accom- 
pany  the  Wind  and  Current  Charts.  Washingt.  1851.  third 
edition. 

Schiffs-Leutenant  Maury  hat  sich  die  Aufgabe  gestellt,  noch  den 


der  Säugthiere  während  des  Jahres  1852.  23 

Mittheilungen  der  mit  dem  Wallfischfange  beschäftigten  Schiffskapitäne 
die  Verbreitung  der  nutzbaren  Walle,  nämlich  der  ßartenwalle 
(Balaena)  und  Foltfishe  (Physeter)  genau  zu  erforschen  und  auf 
Karten  einzutragen.  Aus  den  zahlreichen  Notizen  mögen  hier  nur  ei- 
nige eine  Stelle  finden. 

Nach  Versicherung  aller  Wallfänger  passiren  die  ßartenwalle 
(Right  Whales)  nicht  den  Aequator.  Bisweilen  werden  zwar  nordische 
Wallfische  bis  herab  zum  18°  gesehen  ,  aber  nur  an  den  Küsten  ,  um 
Junge  zu  bringen,  in  offener  See  nie  weiter  als  bis  zum  25°  n.  Breite. 
Auch  die  südlichen  Bartenwalle  gehen  nur  ausnahmsweise  nordwärts 
über  den  30°  s.  Breite  hinaus,  so  dass  zwischen  dem  30°  n.  Breite  und 
30°  s.  Breite  ein  Damm  gegeben  ist,  der  von  den  Wallfischen  nicht 
überschritten  wird.  Die  nördlichen  und  die  südlichen  ßartenwalle 
werden  daher  von  den  Wallfängern  als  verschiedene  Arten  bezeichnet, 
wovon  jene  die  letzteren  an  Grösse  bedeutend  übertreffen  (vgl.  auch 
die  Proceed.  of  the  Am.  Associal.  1851.  p.  78.).  Ob  die  nordischen 
ächten  ßartenwalle  alle  zu  einer  Art  (Balaena  Mysticetus)  gehören,  oder 
ob  sie  mehrere  bilden,  darüber  sind  die  Wallfänger  nicht  einig.  Einige 
unterscheiden  3  Sorten:  1)  den  Bowhead  Right  Whale,  2)  Russian  Whale 
or  Camel-Backed  Whale  und  3)  Right   Whale. 

Was  die  Pottfische  anbelangt,  so  kommen  ihre  Hauptschaaren  auf 
beiden  Seilen  des  Aequators  bis  zum  35°  Breite  vor.  Sie  werden  aber 
auch  an  den  Chiloe-inseln  unter  44°  s.  Br.  und  an  den  Aleuten  unter 
53°  n.  Br.  gefangen.  Es  giebt  überhaupt  3  Plätze,  wo  der  Pottfisch 
unter  höheren  Breitegraden  auftritt.  Diese  sind  im  südatlantischen 
Ocean  zwischen  30  und  35°,  wo  sie  in  grossen  Truppen  (Schulen)  ge- 
funden werden;  ferner  im  südlichen  stillen  Meere  zwischen  35  und  60°, 
und  in  der  Mitte  des  nördlichen  stillen  Meeres  bis  zu  40°.  Ein  Capi- 
tän  berichtet,  dass  er  oft  Pottfische  am  Kap  Hörn  und  am  Kap  der  gu- 
ten Hoffnung  getroffen  habe,  die  von  Meer  zu  Meer  reisten.  Squid 
oder  cultle  (Dintenfische)  werden  als  ihr  einziges  Futler  bezeichnet. 
Um  Nahrung  zu  suchen,  sollen  grosse  Pottfische  1 — 1%  Stunde  unter 
Wasser  bleiben.  Einer  der  aller  grössten  Potlfische,  der  95  Tonnen 
(bbls.)  üel  lieferte,  war  62'  lang,  Kopf  20',  Unterkiefer  16',  Schwanz 
6'  lang  und  16'  breit,  dickster  Umfang  des  Leibes  32'.  Erwachsene 
Weibchen  überschreiten  nicht  */4  dieser  Grösse  und  liefern  selten  mehr 
als  20  Tonnen. 

Das  Knochengerüste  des  Delphinus  gangeticus  wurde 
von  Eschricht  in  ausführlicher  Beschreibung  und  mit  Bei- 
gabe von  Abbildungen  erläutert  (Danske  Vidensk.  Selsk.  Skrif- 
ter.  1851.). 

Zum  Gegenstande  der  Darstellung  diente  ein  im  Ganges  ,  etwas 
unterhalb  des  botanischen  Gartens  von  Calcutta,  gefangenes  Individuum* 


24       Wagner:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Da  Eschrichl's  Abhandlung  in  dänischer  Sprache  verfasst  und  deshalb 
für  das  Ausland  fast  unbenutzbar  ist,  so  ist  es  ein  dankenswerthes  Un- 
ternehmen von  Wal  lieh,  dass  er  durch  eine  englische  Uebersetzung 
(Ann.  of  nat.  hist.  IX.  p.  161.  279.)  diese  treffliche  Arbeit  den  Zoo- 
logen zugänglich  gemacht  hat. 

Gedachte  Abhandlung  veranlasste  Gray  zu  einigen  Bemerkun- 
gen, namenlich  in  Bezug  auf  Hyperoodon  latifrons  (Ann.  of  nat.  hist 
IX.   p.  407.). 

Blyth  bezeichnete  eine  neue  Art  von  Delphinen  mit  dem 
Namen  Globicephalus  Indiens  (Journ.  of  the  As.  soc.  of  Ben- 
gal.  1852.  p.  358.). 

Ein  junges  Thier  wurde  im  Hugly  bei  Serampore  getödtet ;  Ske- 
lete  erwachsener  von  beiden  Geschlechtern  finden  sich  in  der  Samm- 
lung zu  Calcutta.  Nahe  verwandt  mit  Globicephalus  deduetor  (Delphi- 
nus  glopiceps)  unterscheidet  sich  die  neue  Art  äusserlich  durch  ihre 
einförmig  schwarze  Farbe.  Ihre  Zwischenkiefer  sind  kürzer,  die  Zähne 
weniger  und  grösser,  indem  jederseits  6 — 8  oben  und  7 — 8  unten  vor- 
handen sind ;  die  obere  Ansicht  der  Oberkiefer  differirt  beträchtlich  in 
der  Contur ,  indem  sie  bei  der  indischen  Art  breiter  und  minder  ver- 
längert ist.  —  Als  eines  ausserordentlichen  Falls  gedenkt  Blyth  bei 
dieser  Gelegenheit ,  dass  ein  Wall  (Balaenoptera)  von  84  Fuss  Länge 
an  der  Küste  von  Aracan   gestrandet  sei. 

Castelnau  berichtete,  dass  man  am  obern  Amazo- 
nenstrome 3  Arten  von  Süsswasser -Delphinen  unter- 
scheide (exped.  dans  les  parties  centr.  de  l'Am.  du  Sud  IV. 
p.  459.). 

Zu  Nauta,  am  Zusammenflusse  des  Ucayale  mit  dem  Amazonen- 
fluss,  unterscheidet  man  3  Arten:  1)  Der  gewöhnliche  Süss  Was- 
ser-Delphin  (Buffeo  der  Missionäre)  erreicht  2  Metres  25  Centim. 
Länge;  Farbe  violett-rosafarbig,  besonders  am  Kopfe,  Unterseite  weiss- 
lich.  Mittleres  Gewicht  ohngefähr  125  Kilogramme.  Schnauze  30 
Centim.,  beide  Kiefer  gleich,  Kopf  in  der  Mitte  deprimirt  und  fast 
zweilappig;  Rückenflosse  lang  und  wenig  erhöht.  —  2)  Der  weisse 
Süsswasser-Delphin  (BufFeo  blanco),  kleiner,  nicht  über  1  M. 
65  Centim. ;  Schnautze  kurz,  Unterkiefer  länger  als  der  andere ,  Kopf 
gerundet,  Rückenflosse  kurz.  Farbe  weisslich.  —  3)  Der  schwarze 
Süsswasser-Delphin  gleicht  dem  letztern,  ist  aber  kleiner,  Kör- 
per viel  untersetzter,  Flossen  grösser,  zumal  die  Brustflossen,  endlich 
die  Farbe  sehr  verschieden.  Bei  Pebas  erhielt  Castelnau  (V.  p.  33.) 
eine  von  diesen  schwarzen  Delphinen  (Bolo  preto  der  Brasilier,  Tu- 
euchi  der  Bewohner  von  Para).  Länge  1  M.  10  Centim.  Oberseite  und 
Flossen  grau,  fast  schwarz,  Bauch  und  Unterkiefer  rosig  lilafarben.  — 


der  Säugthiere  während  des  Jahres  1852.  25 

Ref.  ist   der  Meinung ,    dass  diese  3  angeblichen   Arten    wohl  richtiger 
als  Varietäten  zu  bezeichnen  wären. 

Ueber  fossile  Ueberreste  von  Wallen  sind  folgende  An- 
gaben hier  in  Erwähnung  zu  bringen. 

H.  von  Meyer  erkannte  einen  Zahn  aus  der  Molasse  von  SöU 
denau  bei  Orlenburg  als  seinem  Arionius  servatus  gehörig  an  (Jahrb. 
für  Mineralog.  S.  303.). 

In  den  Proceed.  of  the  Acad.  of  Philadelph.  V.  p.  308.  kündigte 
Leidy  aus  der  Miocen -Formation  in  Virginien  2  neue  Arten  Wall- 
fische an  :  Balaena  palaeallantica  und  B.  prisca.  Das  ganze  Material, 
worauf  diese  beide  Species  beruhen,  besteht  für  erstere  nur  in  einem 
8*/2"  langen  Fragment  von  einem  Unterkiefer,  einem  Rückenwirbel  und 
einem  Jochfortsatz  des  Schläfenbeins  ;  für  die  zweite  Species  ebenfalls 
aus  einem  Unlerkieferfragment  und  einem  Schwanzwirbel.  —  In  einem 
Halswirbel  aus  der  Eocen- Formation  von  Louisiana  wollte  Leidy  (a 
a.  0.  V.  p.  52.)  nicht  bloss  eine  neue  Art  von  Cetaceen  ,  sondern  so- 
gar eine  neue  Gattung  erkennen:  Pontogeneus  priscus.  —  Eine  andere 
Gattung  Cetaceen  führte  derselbe  Zoolog  (V.  p.  326.)  gleich  mit  2 
Arten  auf:  Priscodelphinus  Harlani  und  P.  grandaevus;  erstere  Art  auf 
einen  Rückenwirbel  und  letzlere  auf  2  Schwanzwirbel  begründet.  — 
Ferner  gab  ihm  (VI.  p.  35.)  ein  verstümmelter  Lendenwirbel  Gelegen- 
heit, wenigstens  eine  neue  Art:  Delphinus  Conradi  einzuführen.  —  Es 
ist  zu  wünschen,  dass  spätere  reiche  Funde  diesen  neuen  Arien  und 
Gattungen  gesichertere  Stützpunkte  ,  als  sie  dermalen  haben  ,  darbieten 
möchten. 


Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Natur- 
geschichte der  Vögel  während  des 
«Jahres   1S52. 

Von 

l»r.   U    H  a   r  t  1   a  u  h 

in  Bremen. 


Vielseitige  Erfolge  und  Bemühungen  haben  der  Orni- 
thologie auch  im  verflossenen  Jahre  einen  befriedigenden 
Fortgang  gesichert.  Sehr  zahlreich  waren  die  Beiträge  zu 
den  Vögelfaunen  einzelner  Gegenden.  Selbst  Spanien,  orni- 
thologisch  unvollkommner  durchforscht  wie  Neuguinea  und  Ma- 
dagascar,  hat  einige  Erstlinge  auf  diesem  Gebiete  der  Litte- 
ratur  geliefert.  In  den  Vereinigten  Staaten  von  Nordame- 
rica  blieb  die  Betheiligung  eine  sehr  lebhafte.  Die  grosse 
Mehrzahl  der  neu  entdeckten  Arten  war  amerikanischen  Ur- 
sprungs; Africa  und  Australien  gaben  dagegen  nur  massige 
Ausbeute.  Auch  scheint  das  gewaltige  Material,  welches 
Blyth  in  Calcutta  seit  einer  Reihe  von  Jahren  für  die  con- 
tinental-indische  Fauna  verarbeitet,  stark  in  Abnahme  begrif- 
fen zu  sein.  Von  nicht  geringem  Interesse  ist  die  Wieder- 
auffindung der  einst  von  Telfair  für  die  zoologische  Gesell- 
schaft in  London  aus  Rodriguez  eingesandten  Dodoknochen. 
Die  europäische  Ornithologie  hat ,  um  dies  noch  hinzuzufü- 
gen, den  Tod  eines  ihrer  talentvollsten  Vertreter  zu  bekla- 
gen,  nämlich  W.  Th  omp  so  n's,  Verfassers  der  „Natural  Hi- 
story  of  Ireland.« 


Hartlaub:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  der  Naturgeschichte  etc.      27 

Em.  LeMaout  „Histoire  naturelle  des  oiseaux  suivant 
la  Classification  de  Mr.  Isidor  G.  St.  Hilaire  avec  l'indication 
de  leur  moeurs  et  de  leur  rapports  avec  les  arls ,  le  com- 
merce et  l'agriculture«  432  S.  mit  Kupfern.  25  Fr.  —  Wir 
haben  von  dem  Erscheinen  dieses  Buches  zu  spät  Kenntniss 
erhalten,  um  noch  in  diesem  Jahresberichte  darüber  referiren 
zu  können.  Die  bei  uns  wenig  bekannte  Classification  Is.  G. 
St.  Hilaire's  ist  eine  der  natürlichsten  und  wissenschaft- 
lich durchdachtesten  und  nimmt  unter  den  zahlreichen  syste- 
matischen Versuchen  neuerer  Zeit  eine  jedenfalls  hervorra- 
gende Stellung  ein. 

Von  Sir  W.Jard ine's  „Contributions  to  Ornithology" 
erschien  der  5te  Band,  reich  an  wichtigen  und  interessanten 
Mittheilungen  über  verschiedene  Gegenstände  der  exotischen 
Ornithologie.  Auf  die  Mehrzahl  derselben  soll  ihres  Ortes 
zurückgekommen  und  hier  nur  noch  mit  wenigen  Worten 
des  öffentlichen  Verkaufes  der  prachtvollen  Sammlung  leben- 
d  er  Vögel  gedacht  werden,  welche  der  kürzlich  verstorbene 
Graf  Derby  auf  seinem  Stammsitze  in  Knowsley-Park  bei 
Liverpool  hielt  und  deren  Grossartigkeit  jedem  Besucher  die 
höchste  Bewunderung  abzwingen  musste.  Es  kamen  hier318 
Arten  in  1272  Exemplaren  zum  Verkauf.  Ein  systematisch 
arrangirter  Catalog  giebt  Nachweisung  über  die  Herstammung 
und  den  Fundort  derselben.  Der  höchste  Preis  ,  nämlich 
9(30  Thlr.,  wurde  bezahlt  für  4  Stück  Cygnus  nigricollis;  für 
Grus  carunculata  Kam.  230  Thlr. ,  für  Phasianus  versicolor 
168  Thlr.,  für  Spizaetos  bellicosus  96  Thlr.,  ebensoviel  fürSp- 
zaelos  coronatus ,  für  Harpyia  destructor  150  Thlr. ,  für  Gy- 
pogeranas  serpentarius  76  Thlr. ,  für  Petrocincla  cyanea  40 
Thlr.  u.  s.  w. 

Dr.  J.  Cabanis  „Museum  Heineanum."  Verzeichniss  der 
ornithologischen  Sammlung  des  Oberamtmann  Ferdinand 
Heine  auf  Gut  St.  ßurchard  vor  Halberstadt;  mit  critischen 
Anmerkungen  und  Beschreibung  der  neuen  Arten  systematisch 
bearbeitet  u.  s.  w.  Theil  I.,  die  Singvögel  enthaltend.  l.Vol. 
8.  233  Seiten.  Auf  die  Wichtigkeit  dieser  Arbeit  ist  bereits 
im  vorigen  Jahresberichte  mit  gebührendem  Lobe  aufmerk- 
sam gemacht  worden.    Wir  sehen  der  Fortsetzung  derselben 


28     Hartlaub:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

mit  Verlangen  entgegen.  Die  diesjährige  Versammlung  in  Hal- 
berstadt giebt  allen  Freunden  der  Ornithologie  die  beste  Gele- 
genheit, die  vortreffliche,  obigem  Werke  zum  Grunde  liegende 
Sammlung  kennen  zu  lernen.  Der  liberale  Besitzer  wird  ge- 
wiss die  wissenschaftliche  Benutzung  derselben  in  jeder  Weise 
zu  erleichtern  suchen. 

Vom  zweiten  Bande  der  „Naumannia"  erschienen  das 
erste  und  zweite  Heft.  Aus  dem  Inhalte  derselben  nennen 
wir  als  hierher  gehörig:  1)  Berichte  über  die  Ornithologen- 
versammlungen  in  Berlin  und  Altenburg.  2)  Ueber  die  Zer- 
störung der  Vogelbruten  von  L.  Tobias";  sehr  zu  beherzi- 
gen. 3)  „Ueber  das  Entstehen  des  vollkommenen  Kleides  der 
Vögel  durch  Verfärben  und  Wachsen  der  Federn  unabhän- 
gig von  der  Mauser«  von  Prof.  H.  Schlegel  in  Leyden, 
4)  „Ueber  Albino's  in  der  ornith.  Welt«  von  Gustav  Thie- 
nemann,  und  5)  „Ueber  Bonaparte's  Bevue  critique  de 
rOrnith.  Europeenne  par  le  Dr.  Degland"  von  v.  Homeyer. 
Was  diese  letztere  Arbeit  anbetrifft,  so  waren  wohl  nur  we- 
nige in  dem  Grade  befähigt  und  berufen,  der  etwas  übermü- 
thigen  und  keineswegs  infalliblen  Kritik  Bonaparte's  in  wis- 
senschaftlich-ebenbürtiger und  zugleich  practisch- wirksamer 
Weise  entgegenzutreten,  als  eben  v.  Homeyer.  Ueber  die 
jedenfalls  sehr  wichtigen  und  merkwürdigen  Entdeckungen 
Schlegels  halten  wir  uns  zunächst  nicht  für  urlheilsbe- 
rechtigt,  und  ziehen  es  vor,  die  Ansichten  geübter  und  er- 
fahrener Beobachter  abzuwarten. 

L.  K.  Schmarda  „Die  geographische  Verbreitung  der 
Thiere"  2  Bände  in  8.  Wien.  Dieses  mit  vielem  Fleiss  und 
ungewöhnlicher  Litteraturkenntniss  zusammengestellte  Buch 
enthält  natürlich  auch  viel  und  zum  Theil  Ausführliches  über 
die  Vögel.  Da  indessen  der  Verfasser  kein  Ornitholog  ist, 
so  darf  man  sich  nicht  wundern,  dass  die  massenhafte  An- 
häufung statistischen  Materials  nicht  immer  mit  entsprechen- 
der Verständniss  verarbeitet,  und  das  eben  dadurch  manches 
ganz  irrthümliche  untergelaufen  ist. 

Pucheran  fährt  fort  seine  „Etudes  sur  les  types  peu 
connus  du  Musee  de  Paris"  in  der  „Revue  et  Magasin  de 
Zoologie"   zu  veröffentlichen,     Es   ist   diese  Arbeit  für  die 


der  Vögel  während  des  Jahres  1852.  29 

exotische  Ornithologie,  wie  schon  mehrfach  erwähnt,  von 
solcher  Wichtigkeit,  dass  man  es  dem  Verfasser  nicht  genug 
danken  kann,  wenn  er  dieselbe  durch  alle  Klassen  der  Vö- 
gel hindurch  fortführen  wollte. 

Von  Ch.  Waterton's  „Essays  on  natural  history, 
chiefly  Ornithology"  2  vol.  8.  erschien  wiederum  eine  neue 
Ausgabe. 

Die  „Naturgeschichte  der  Vögel"  von  H.  R.  Schinz, 
neue  umgearbeitete  und  sehr  vermehrte  Auflage ,  gedieh  bis 
zum  14.  Hefte. 

F.  A.  L.  Thienemann's  „Fortpflanzungsgeschichte 
der  gesammten  Vögel"  nahm  ihren  ungestörten  Fortgang.  Das 
8te  und  9te  Heft  enthalten  auf  Tafel  71  bis  90  die  Gattun- 
gen Grus ,  Rallus  ,  Parra  ,  Gallinula  ,  Porphyrio  ,  Dicholo- 
phus,  Aramus,  Eurypyga,  Fulica ,  Podiceps ,  Anser,  Cygnus, 
Cereopsis ,  Somateria  ,  Biziura  ,  Clangula  ,  Anas ,  Fuligula, 
Rhynchaspis ,  Erismatura,  Aix ,  Mergus,  Rhynchops,  Sterna, 
Larus,  Lestris  u.  s.  w.  Der  Text  führt  bis  zu  Seite  432,  be- 
handelt zuletzt  die  Conirostren  und  ist  noch  sehr  im  Rück- 
stande. Die  Abbildungen  sind  und  bleiben  meisterhaft.  Mit 
dem  zu  erwartenden  löten  Hefte  wird  diese  treffliche,  in  der 
ganzen  ornithologischen  Litleratur  bis  jetzt  vereinzelt  daste- 
hende Arbeit,  wenigstens  was  die  Kupfer  anbetrifft,  zum 
Schlüsse  kommen,  falls  sich  nämlich  der  Verfasser  nicht  zu 
Nachträgen  enlschliessen  sollte.  An  Material  zu  solchen  wie 
an  Aufmunterung  von  Seiten  des  Publikums  wird  es  ihm 
nicht  fehlen. 

Dr.  Fr.  Raffaele  Molin  „sugli  stomachi  degli  uccelli. 
Etudi  anatomico-morfologici"  erschien  ein  Separatabdruck  aus 
dem  dritten  Bande  „della  sezione  di  matem.  e  science  natur. 
dell  imp.  reg.  academ.  de  science." 

C.  Mayer  „Ueber  den  Bau  des  Organs  der  Stimme  bei 
dem  Menschen,  den  Säugethieren  und  einigen  grösseren  Vö- 
geln" nebst  physiologischen  Bemerkungen :  Nov.  Act.  Acad. 
Caesar  Leop.  Car.  nat.  curios.  XV.  p.  659 — 766. 

Von  Bonaparte's  „Conspectus  generum  avium"  steht 
die  Fortsetzung  demnächst  zu  erwarten.  Wir  wissen  nicht, 
ob  dies  auch  von   Dubus  „Esquisses   ornithologiques",  von 


30       Hartlaub:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

der  „Zoology  of  H.  M.  S.  S.  Erebus  and  Terror"  und  einigen 
anderen  Publicationen  ähnlichen  Gehaltes  gilt. 

Europa. 

Von  J.  C.  Suse  mihi  und  E.  Suse  mihi  Vögel  Eu- 
ropas erschien  in  zweiter  Ausgabe  Heft  35  und  36.  Ein  gu- 
tes und  sehr  billiges  Werk. 

„Verzeichniss  der  Vögel  Europa's,  als  Tauschcatalog  ein- 
gerichtet" 160  Genera  und  572  Arten.  1  Bogen.  Ganz 
zweckmässig.  Stammt  wahrscheinlich  aus  der  Feder  von  E. 
Bald  am  us. 

In  D.  L.  Rigler's  „die  Türkei  und  deren  Bewohner" 
Wien.  2.  Bd.  steht  auf  S.  121.  ein  einfaches  Namensverzeich- 
niss  der  Vögel  der  Umgegend  von  Constantinopel.  Es  wer- 
den als  dort  vorkommend  194  Arten  aufgeführt,  leider  ohne 
alle  weitere  Nachweisung  über  die  Art  dieses  Vorkommens, 
und  unter  ihnen  Arten  wie  Merops  ornatus  und  Alcedo  pictaU 

Eine  Broschüre,  betitelt  „Companion  to  Muir's  Malta  Al- 
manac"  enthält  auf  S.36.  ein  Verzeichniss  der  auf  Malta  be- 
obachteten Vögel  nebst  Angabe  ihrer  Zugzeit,  der  stationä- 
ren Arten,  der  Brütezeit  u.  s.  w.     Dürftige  Arbeit. 

G.  Frauenfeld  „Ueber  Vögel  aus  Dalmatien"  und 
eine  neue  Cylcia :  Verhandl.  des  zoolog.-botanischen  Vereins 
in  Wien,  Band.  1.  p.  50—54.  Der  Verfasser  berichtet  nur 
über  einige  wenige  Arten,  deren  im  speciellenTheile  dieses 
Berichtes  gedacht  werden  soll. 

„Ornithologische  Notizen  überSmyrna"  vonJac.  Guido 
v.  Gonzenbach:  Naumannia  II. Heft.  1.  p.  19.  Es  ist  diese 
recht  interessante  Arbeit  ganz  geeignet,  H.  E.  Strickland's 
„List  of  birds  noticed  or  obtained  by  him  in  Asia  minor" 
Proc.  Zool.  Coc.  1836.  p.  97.  zu  ergänzen.  Pastor  roseus 
nistete  vor  einigen  Jahren  ausnahmsweise  sehr  zahlreich. 
Pterocles  arenarius  kommt  vor,  aber  nur  selten.  Alcedo  ru- 
dis  ist  nicht  selten  am  Golf.  Was  kann  das  aber  für  eine 
Varietät  von  „Alcedo  ispida"  sein  mit  hochrothem  sehr 
hartem  Schnabel,  deren  Gonzenbach  gedenkt? 

v.  Kettner  „Ornithologische  Beobachtungen  auf  einer 


der  Vogel  während  des  Jahres  1852.  31 

Reise  in  das  südliche  Frankreich:  Naumannia  II.  Heft  1. 
p.  15.  Sehr  kurz.  Sinnlose  Nachstellungen  haben  die  Indi- 
viduenzahl der  Vögel  im  Süden  Frankreichs  gewaltig  re- 
ducirt. 

Don  Francisco  de  los  Rios  Naceyro  „Cata- 
logo  de  las  aves  observadas  en  las  cercanias  de  Santiago  y 
otros  puntos  de  Galicia":  Memor.  de  Real  Acad.  de  ciencias 
de  Madrid,  I.  p.  93— 116.  Nachdem  in  der  Einleitung  die 
betreffende  Lokalität  im  Allgemeinen  geschildert,  werden  nur 
128  Vögelarten  namhaft  gemacht  und  zwar  mit  Angabe  der 
Art  und  Weise  ihres  Vorkommens,  wobei  namentlich  der  Zug 
vom  Verfasser  aufmerksam  beobachtet  worden  zusein  scheint. 
Die  Litteraturkenntniss  desselben  scheint  wenig  über  Tem- 
minks  Manuel  hinauszureichen.  Von  Sturnus  unicolor  heisst 
es  „gemein  in  ganz  Gallicien",  doch  kommt  auch,  obgleich 
seltener,  vulgaris  vor.  Sylvia  sarda  erscheint  im  Sommer, 
ebenso  Lantus  meridionalis.  Otis  tetrax  ist  nicht  selten. 
Auch  Mormon  fratercula  und  Uria  troile  wurden  beobachtet, 
erstere  Art  seltener  zwischen  Ferrol  und  Corruna  im  Januar 
und  Februar,  letztere  gemein  „en  la  ria  de  Arosa"  im  August, 
September  uud  October. 

Don  Ignacio  Vidal  Catalogo  de  las  aves  de  la 
Albufera,  ib.  parte  2.,  p.  167 — 199.  Diese  Arbeit  ist  in  je- 
der Hinsicht  bedeutender  als  die  so  eben  besprochene.  Eine 
sehr  ausführliche  historisch  topographische  Schilderung  leitet 
dieselbe  in  anziehender  Weise  ein  und  macht  uns  zum  ersten 
Male  mit  einigen  älteren  in  das  Gebiet  der  ornithologischen 
Litteratur  hineingreifenden  Arbeiten  spanischer  Schriftsteller 
bekannt.  Der  Albuferasee  in  Valencia  scheint  von  Alters 
her  zu  naturgeschichtlichen  Beobachtungen  aufgefordert  zu 
haben.  Er  ist  reich  an  Wasserpflanzen  und  beherbergt  eine 
eigenthümliche  und  vielartige  Vögelfauna.  Die  frühesten 
Notizen  darüber  linden  sich  bei  Escolano  im  6ten  Capitel  sei- 
ner „Historia  de  Valencia"  (2.  vol.  fol.  Valencia  1610).  Ein- 
zelne Angaben  über  die  lateinischen  und  vulgären  Namen 
der  Vögel  des  Albuferasee's  enthält  das  Werk  des  J.  Bat. 
Agnesio  und  D.  Diego  de  Funez.  In  den  Memorias  de  la 
real  sociedad  economica  de  amigos  del  patriaetc.  deValen- 


32       Hartlaub:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

cia  vom  Jahre  1807  erschien  unter  dem  Titel  „Indice  de  las 
aves  que  forman  la  colleccion  completa  de  las  especies  pro- 
pias  de  la  Albufera  de  Valencia ,  eine  schon  wissenschaftli- 
chere Arbeit  von  Don  Toma  de  Villamora,  in  welcher 
von  76  Arten  die  Rede  ist.  Noch  wichtiger  scheint  aber 
nach  Vi  dal  zu  sein  :  Catalogo  y  descripcion  de  las  aves  de 
la  Albufera  compaesto  por  D.  Marcos  Antonio  de  Orellana, 
1795  im  valencianischen  Idiom  und  1827  noch  einmal  in  ca- 
stellanischer  Mundart  publicirt.  Es  werden  hier  49  Arten 
abgehandelt.  (Merkwürdiger  Weise  wird  das  Buch  des  Ag- 
nesius„Apologia  seu  liber  de  avibus  quae  in  Albufera  palude 
prope  Valenciam  degunt«  Oper.  poet.  1545.  von  Vidal  gar 
nicht  erwähnt). 

Diese  höchst  anerkennenswerthe  Arbeit  verräth  durchweg  eine 
genaue  Bekanntschaft  mit  der  neuem  ornith.  Lilteratur.  Vidal  kennt 
105  Arten  und  berichtet  mit  offenbarem  Talent  über  die  Zeit,  die  Lo- 
kalität und  über  gewisse  Eigentümlichkeiten  ihres  Vorkommens.  Von 
jeder  Art  wird  der  valencianische  Name  mitgetheilt.  Ardea  comala 
und  Porphyrio  hyacinthinus  sind  zu  allen  Zeiten  gemein.  Fulica  cri- 
stata  ist  seltener.  Querquedula  marmorala  kommt  im  Frühlinge  häu- 
fig vor. 

F.  Baldamus  „Beiträge  zur  Naturgeschichte  einiger 
dem  S.  0.  Europas  angehöriger  Vögel :  Naumannia  II.  Heft. 
2.  Fortsetzung  der  schon  mehrfach  erwähnten  Arbeit  über 
die  ornithologische  Reise  in  Ungarn.  Ausführlicher  wird  be- 
richtet über  Glareola  pratincola,  Larus  melanocephalus ,  Hi- 
mantopus  melanoplerus,  Totanus  stagnatilis,  und  zwar  insbe- 
sondere über  das  Brutgeschäft  und  die  Eier  dieser  Arten. 
Schliesslich  wird  ein  Verzeichniss  der  von  ihm  in  Ungarn 
beobachteten  Brutvögel  mitgetheilt. 

Dr.  H.  Masius  „Naturstudien«.  Darin  auf  S.39.  Cha- 
ractcrbilder  aus  der  Vogelwelt.  Höchst  anmuthig  geschrie- 
bene und  bei  aller  poetischen  Färbung  doch  naturwahre  Skiz- 
zen über  einzelne  bekannte  vaterländische  Vögel,  Storch, 
Schwalbe  u.  s.  w. 

Dubois  „Oiseaux  de  la  Belgique«  nehmen  ihren  Fort- 
gang. Das  Werk  ist  auf  drei  Bände  berechnet,  nach  deren 
Beendigung  die  übrigen  Vögel  Europa's  nebst  ihren  Eiern  in 
ähnlicher  Weise  erscheinen  sollen.   Liefer.  7 — 17.    Es  bleibt 


der  Vögel  während  des  Jahres  1852.  33 

bei  der  von  uns  im  vorjährigen   Berichte   ausgesprochenen 
Ansicht. 

M.  J.  A.  H er c lots  „Boustoffen  voor  eene  Fauna  van 
Nederland  etc«.  Leiden,  Lief.  1.2.  Die  Vögel  in  diesem  Werke 
bearbeitete  Schlegel  und  zwar  werden  von  ihm  als  ganz 
sicher  bekannt  nur  255  Arten  aufgeführt.  Wir  haben  uns 
diese  ohne  Zweifel  sehr  wichtige  und  werthvolle  Arbeit  noch 
nicht  zu  eigener  Durchsicht  verschafFen  können,  werden  in- 
dessen wohl  noch  darauf  zurückkommen. 

H.  L.  Meyer  „British  birds  and  their  eggs«  Nr.  1. 
London.  Jeden  Monat  soll  eine  2  Shilling  kostende  Liefe- 
rung erscheinen. 

F.  0.  Morris  „A  history  of  British  birds«  vol.  2.  mit 
color.  Tafeln.  17  Shill. 

F.  0.  Morris  „A  natural  history  of  the  nests  and 
eggs  of  British  birds„  part.  1  —  12.  Erscheint  in  monatlichen 
Lieferungen ,  deren  jede  nur  1  Shilling  kostet.  BeidePublica- 
tionen  verdienen  alles  Lob;  dennoch  bleibt  es  zu  verwundern, 
dass  das  englische  Publicum  nicht  allmählich  ermüdet  auf 
neue  die  vaterländische  Ornithologie  zum  Gegenstande  ha- 
bende Werke.  Der  Verfasser  ist  natürlich  wieder  ein  „Re- 
verend". 

Von  W.  Macgillivray's  „History  of  British  birds, 
indigenous  and  migratory«  erschienen  die  den  Beschluss  des 
Werkes  machenden  Bände  4  und  5. 

Die  von  E.  Newman  redigirte  englische  Zeitschrift 
„the  Zoologist«  enthält  wieder  zahlreiche  Notizen  über  das 
Vorkommen  einzelner  seltener  Arten  in  England;  ferner  na- 
turgeschichtliche Beobachtungen  auf  einer  Reise  in  Norwe- 
gen von  Rev.  A.  C.  Smith,  u.  s.  w.  In  dieser  letzteren 
Arbeit  wird  unter  anderem  erzählt,  Totanus  hypoleucus  sei 
häufig  auf  den  Spitzen  der  hohen  Lerchenbäume  am  Ufer 
der  Bergslröme  sitzend  beobachtet  worden. 

„The  Naturalist,  a  populär  monthly  magazine  illustrative 
of  the  Animal ,  Vegetable  and  Mineral  Kingdoms«  by  B.  R. 
Morris  Esq.  Auch  dieses  Journal  enthält  manches  Orni- 
thologische,  so  z.B.  eine  kleine  Abhandlung  über  das  Unter- 
tauchen der  Vögel  vom  Herausgeber,  eine  Fauna  derUmge- 

Archiv  f.  Naturgesch.  XIX.  Jahrg.  2.  Bd.  C 


34      Hartlaub:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

gend  von  Falmouth  von  W.    P.   Cocks,    eine   Ornithologie 
Linkolnshire's  von  Rev.  R.  P.  Alling  ton  u.  s.  w. 

H.  W.  Wheelright  „Vergleichendes  Verzeichniss  der 
Vögel  Scandinaviens  und  Grossbritanniens"  1.  vol.  Carlstadt. 
Es  werden  337  Arten  als  in  Britannien  vorkommend  ,  291 
für  Schweden  und  Norwegen  und  304  für  Dänemark  auf- 
geführt. 

Als  besonders  wichtig  und  interessant  heben  wir 
schliesslich  hervor:  V.  Liljeborg  „Beitrag  zur  Ornitholo- 
gie des  nördlichen  Russland's  und  Norwegen's  Naumannia  li. 
Heft  2.  p.  29. 

Nachdem  der  Verfasser  die  Gegend  um  Archangel  in  ausführ- 
licher und  anziehender  Weise  geschildert ,  giebt  er  ein  Verzeichniss 
von  127  dort  von  ihm  beobachteten  Arten,  und  zwar  der  Gestalt,  dass 
nur  bei  den  seltneren  über  Vorkommen  und  Lebensweise  specieller 
berichtet  wird.  Diese  sind  Falco  respertinus ,  Sylvia  abielina  Nils., 
Salicaria  magnirostris  n.  sp. ,  Anthus  cervinus  Fall.  ,  Alauda  alpeslris, 
Parus  borealis,  Carpodacus  erythrinus,  Loxia  leueoptera,  Emberiza  pusilla 
und  aureola,  Limosa  cinerea  und  Larus  minutus. 

Bei  Tromsoe  in  Norwegen  beobachtete  Liljeborg  66  Arten, 
von  welchen  ausführlicher  behandelt  werden  Lagopus  subalpinus  und 
alpinus,  Uria  troile,  Alca  torda  und  Mormon  arclicus.  Die  ganze  Ar- 
beit bekundet  grosses  Talent  für  Naturbeobachtung;  der  die  Vögel  um 
Archangel  behandelnde  Thcil  ist  insbesondere  durch  die  Neuheit  des 
Mitgetheilten  anziehend. 

Asien. 

E.  Eversmann  „Einige  Beiträge  zur  Ornithologie 
Russland's  im  Bullet,  Soc.  Nat.  Mose.  1850.  p.  564— 579. 
Behandelt  nur  drei  Arten }  von  welchen  später  die  Rede 
sein  wird. 

J.  F.  Brandt  „Vögel  des  Orenburger  Gouvernements, 
der  uralischen,  caspischen  und  kirgisischen  Steppe,  Buchara's 
und  Samarkand's"  in  A 1  ex.  Le  h  m  an  n's  „Reise  nach  Buchara 
und  Samarkand". 

Dieser  wichtige  zoologische  Anhang  giebt  Nachricht  von  170 
Vögelarten,  welche  Lehmann  sammelte  oder  beobachtete.  Die  ge- 
naue Angabe  der  Lokalität  ist  von  besonderem  Interesse.  Man  be- 
gegnet natürlich  zahlreichen  Pallasischen  Arten.  Lanius  phoenicurus 
Fall,  wurde    bei    Buchara  angetroffen,    ebendaselbst  Motacilla  citreola 


der  Vögel  während  des  Jahres  1852.  35 

und  Saxicola  leucomela  Pall. ,  Charadrius  asiaticus  in  der  Orenburger 
Steppe  und  in  der  Bucharei ,  Char.  leucurus  Licht,  (subgen.  Vanello- 
chetlusia  Brandt)  in  der  Kirgisensteppe  ;  Podoces  Panderi ,  schnell  auf 
dem  Boden  umherlaufend  ,  in  der  Wüste  Kisilkum ;  Euspha  brunniceps 
Br.  ebendaselbst;  Garrnlus  infaustus  auf  den  ilekischen  Bergen,  also 
südlicher  als  noch  je  zuvor;  Parus  bokharensis  und  Turdus  fuscatus 
Pall.  in  einem  Weidengehölz  bei  Buchara;  Merops  persica  am  Kuwan- 
Darja;  Upupa  epops  in  grossen  Schaaren   bei  Samarkand,  u.  s.  w. 

Von  Gould's  Prachtwerke  „TheBirds  ofAsia"  erschien 
eine  4te  Lieferung  mit  den  gelungenen  obwohl  mit  unter  et- 
was grell  colorirten  Abbildungen  von  Milmis  govinda,  Mus- 
cipeta  paradisi ,  Muscipeta  Ine  ei,  n.  sp.,  Pitta  atrica- 
pilla,  Aix  galericulata,  Troglodytes  nepalensis ,  Montifringilla 
brunneinucha ,  Euplocomus  Vicilloti ,  Suthora  nipalensis ,  S. 
fulvifrons,  S.  Webbiana  n.  sp.  von  Shanghai  in  Nordchina, 
Haematospiza  sipahi  Hoclgs. ,  Carpodctcus  rubicilla,  Carpod. 
rhodochlamys ,  Turdus  fuscatus ,  Turdus  rußcollis  und  Uria 
carbo,  Es  geht  über  alle  Erwartung  langsam  mit  diesem 
neuen  Unternehmen  Gould's;  ein  Heft  im  Jahre  statt  der 
vier  versprochenen ! 

„Verhandelingen  over  de  natuurlike  geschiedenis  de  ne- 
derlandsche  overzeesche  Bezittingen"  etc.  Land-  en  Volken- 
kunde  Nr.  10.  In  diesem  Schlusshefte  eines  in  manchen  Be- 
ziehungen zwar  nur  fragmentarischen  aber  nichts  destowe- 
niger  hochwichtigen  Werkes  wird  auf  Seite  470  ein  die  Be- 
nutzung desselben  sehr  erleichterndes  und  darum  sehr  will- 
kommenes Register  sämmtlicher  darin  zuerst  beschriebener 
oder  durch  neue  Beobachtungen  bereicherter  Säugethier-, 
Vögel-  und  Amphibienarten  mitgetheilt.  Dasselbe  war  ei- 
gentlich ganz  unentbehrlich. 

Von  Ed.  Fred.  Kelaart  wird  ein  „Prodromus Faunae 
Zeylanicae"  als  demnächst  erscheinend  angekündigt:  Ann. 
and  Mag  of  Nat.  Hist.  p.  366.  Darin  ein  systematisches  Ver- 
zeichniss  von  200  Vögelarten.  Wir  sehen  dieser  uns  schon 
durch  die  Neuheit  des  behandelten  Gegenstandes  interessiren- 
den  Arbeit  mit  Ungeduld  entgegen. 

A  f  r  i  c  a. 

„List  of  a  collection  of  birds  made  by  James  Daubeny 


36      Hartlaub:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

on  the  coasts  of  the  red  sea"  by  Phil.  L.  Sclater  in  Jard. 
Contribut.  to  Ornithol.  part.  6.  p.  123.  Die  Mehrzahl  der  in 
dieser  Arbeit  verzeichneten  76  Vögelarten  wurde  um  Mas- 
sowa  an  der  abyssinischen  Küste  gesammelt,  einige  stammen 
von  Agoun  Mousa  nicht  weit  von  Suez,  ein  Paar  andere  von 
Mocha  und  von  Mokolla  an  der  Küste  Südarabiens  ,  wenige 
endlich  noch  von  Zanzibar.  Mit  wenigen  Ausnahmen  finden 
sie  sich  in  Rüppel's  „Systematischer  Uebersicht  der  Vögel 
Nord  -  Ost  -Africa's«.  Motacilla  alba  und  Cotyle  riparia  wur- 
den in  Zanzibar  gesammelt;  ebendaselbst  auch  eine  Varietät 
von  Nectart7tea  nalalensis  und  Coracias  caudata  L.  Als  von 
Mokolla  stammend  wird  Lantus  algeriensis  Less.  aufgeführt. 

Dr.  Richard  Vierthaler  „Ornithologischer  Tage- 
buchsbericht einer  Reise  auf  dem  blauen  Nil  von  Chartum 
durch  Sennaar  nach  Rosseires" :  Naumannia  II.  p.  28 — 58. 

Ein  reiches  Material  au  schönen  Beobachtungen  wird  in  dieser 
Arbeit  vor  uns  aufgedeckt,  und  man  fühlt  sich  nach  Lesung  derselben 
zu  schmerzlichem  Bedauern  angeregt,  dass  der  offenbar  talentvolle  junge 
Verfasser  so  früh  ein  Opfer  seiner  wissenschaftlichen  Bestrebungen 
werden  musste.  Abgesehen  von  dem  Interesse,  welches  die  genaue 
Angabe  der  Lokalität  für  viele  Arten  bietet,  erfahren  wir  von  anderen 
Ausführlicheres  über  Lebensweise,  Färbungseigenthümliclikeiten ,  Ver- 
breitung u.  s.  w.  So  von  Leptoptilos  argala  p.  32 ,  Bubo  lacleus  p.  34, 
Haliaelos  roeifer  p  35  ,  von  sämmtlichen  oslafricanischen  Geierarten 
p.  38 ,  von  Balearica  pavonina  p.  44 ,  Neophron  pilealus  p.  46 ,  Falco 
rvficollis  Cuv.  p.  48,  Vulliir  Rüppellii  p.  56,  u.  s.  w.  Da  diese  Reise 
in  Gesellschaft  des  glücklich  heimgekehrten  A  I  f  red  B  re  h  in  ausgeführt 
wurde  ,  werden  wir  ohne  Zweifel  durch  ihn  noch  Weiteres  darüber 
erfahren. 

Der  4te  Fascikel  von  Bianconi's  „Specimina  Zoolo- 
gica  Mosambicana"  enthält  zwar  wiederum  einiges  Ornitholo- 
gische,  aber  in  einer  die  wissenschaftliche  Erkenntniss  nicht 
eben  erleichternden  Form  und  Fassung.  Fornasini  schickte 
von  dort  aus  ein :  Ardea  pwpurea,  Slerna  caspia,  Plotus  nie- 
lanogaster ,  Merops  minutus  (?  Ref.)  Psittacus  Meyeri 
Riipp»  Von  einigen  anderen  Arten  wird  es  zweifelhaft  ge- 
lassen, ob  dieselben  als  blosse  Varietäten  gewisser  bekannter 
oder  als  specifisch  von  diesen  zu  trennen  zn  betrachten 
seien.  Bei  solchen  wird  leider  nur  das  nach  Bianconi's 
Meinung  Abweichende  in  der  Färbung  und  Gestalt  beschrie- 


der  Vögel  während  des  Jahres  1852.  37 

ben,  ein  Verfahren,  welches  die  wissenschaftliche  Feststellung 
der  Art  selbst  dem  geübten  Ornithologen  schwer  macht.  Der 
specielle  Theil  des  Berichtes  wird  darauf  zurückkommen. 
Eine  gute  vollständige,  kurz  den  jetzigen  Anforderungen  ent- 
sprechende Beschreibung  irgend  einer  Vogelart  haben  wir 
in  dem  übrigens  so  wichtigen  Werke  noch  nicht  gefunden. 

„Abhandlungen  aus  dem  Gebiete  der  Naturwissenschaf- 
ten herausgegeben  von  dem  naturwissensch.  Verein  in  Ham- 
burg" zweiter  Band,  zweite  Abtheilung.  Darin  auf  S.  1 — 56. 
des  Ref.  schon  erwähnte  zwei  „Beiträge  zur  Ornithologie 
Westafrica's"  nebst  colorirten  Abbildungen  von  neuen  Arten 
auf  t.  1—11. 

„Verzeichniss  der  in  der  Umgegend  von  Tanger  und 
im  nördlichen  Fetz  vorkommenden  Vögel  von  Carstens  en : 
Naum.  II.  p.  76. 

Von  den  242  namhaft  gemachten  Arien  sind  149  brütend  an- 
getroffen worden,  z.  ß.  Vultur  Kolbii,  Aquila  Bonelli,  Elanus  melano- 
pterus,  Olus  capensis,  Caprim.  rvficollis,  Picus  numidicvs,  Parus  ultrama- 
rinusy  Clurnus  unicolor ,  Fulica  cristata ,  Anas  rutila  und  marmorala, 
Grus  virgo,  Porphyrio  hyacinthinus  etc.  —  Alcedo  rudis  am  Tetuanflusse. 
Wichtige  Arbeit. 

Amerika. 

Dr.  Peter  C.  Sutherland  „Journal  of  a  voyage  in 
Baffinsbay  and  Barrow  straits  in  the  years  1850 — 51  perfor- 
med  by  H.  M.  S.  S.  Lady  Franclin  and  Sophia  etc.,  with 
observations  on  the  natural  history  and  physical  features  of 
the  countries  and  frozen  seas  visited"  2  vol, 

Das  grosse  Talent  der  Engländer  für  Reisebeschreibungen  dieser 
Art  findet  sich  in  vorliegendem  Werke  abermals  glänzend  bestätigt. 
Auch  für  Ornithologie  ist  es  durch  verschiedene  und  meist  neue  Beob- 
achtungen wichtig.  Diese  betreffen  natürlich  fast  ausschliesslich  die 
hochnoidischen  Seevögel,  Uria  troile ,  Procellaria  glacialis,  Mergulus 
alle  u.  s.  w.  Sutherland  möchte  annehmen,  dass  die  Vögel  in- 
stinetmässig  in  den  Zug  des  grossen  Golfstroms  hineingerathen,  welcher 
sie  alsdann  fast  ohne  Hülfe  der  sehr  kurzen  Flügel  in  den  aretischen 
Kreis  hineinbringen  würde.  Seine  Erfahrungen  scheinen  durchaus  für 
die  Richtigkeit  dieser  Ansicht  zu  sprechen.  An  vielen  Stellen  des  Bu- 
ches ist  von  Anas  mollissima  die  Rede.  Auf  Berry  -  Island  traf  man 
auf  grosse  ISistplätzc  dieser  Art  und  am  lSlen  Juni  waren  Eier  in  allen 


38       Hartlaub:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Nestern  (p.  136).  Noch  grossartiger  waren  die  Brutstationen  der  Ei- 
derente auf  den  zahlreichen  kleinen  Inselchen  in  Hingstons-Bay.  Hier 
lagen  die  Eier  so  dicht,  dass  man,  ohne  welche  zu  zertreten,  nicht 
vorwärts  kommen  konnte,  meist  4  bis  5,  oft  aber  auch  7  bis  8  in  ei- 
nem Neste.  Es  wurden  hier  5000  Eier  mit  fortgenommen,  vielleicht 
der  20ste  oder  30steTbeil  der  zurückbleibenden  (p.  167).  Larus  ebttr- 
neus  frequentirt  nach  S.  immer  solche  Lokalitäten  ,  wo  das  Eis  von 
Druck  gelitten  hat.  Auf  S.  176  wird  von  Mergulus  alle  die  merkwür- 
dige Beobachtung  milgetheilt,  dass  mit  zunehmender  ßrütezeit  die  Haut 
und  die  dünnen  Muskelschichten  unter  und  zu  beiden  Seiten  der  Zunge 
zu  einer  Art  von  Tasche  ausgedehnt  würden,  welche  man  alsdann  ganz 
angefüllt  finde  mit  der  Lieblingsnahrung  des  Vogels,  dem  Gammarus 
areticus  und  ähnlichen  Crustaceen ,  welche  sie  ihren  Jungen  zutragen. 
Es  wollte  Sutherland  niemals  gelingen,  diese  Vögel  zu  bewegen, 
den  Inhalt  der  Tasche  auszuspeien.  —  An  einer  anderen  Stelle  sucht 
S.  die  Unmöglichkeit  des  Zustandekommens  von  Guanolagern  in  der 
kalten  Zone  nachzuweisen. 

„Wilson's  American  Ornithology  with  notes  by  J ar- 
dine to  which  is  added  a  Synopsis  of  American  birds  in- 
cluding  those  described  by  Bonaparte,  Audubon,  Nut- 
tal and  Richardson«  bv  T.  M.  Brewer  1vol.  8.  746S. 
—  Wir  kennen  diese  neue  Ausgabe  Wilson's  noch  nicht 
aus  eigener  Ansicht,  setzen  aber,  da  Brewer  der  Heraus- 
geber ist,  in  ihren  Werth  keinen  Zweifel. 

„A  few  ornithological  facts  gathered  in  a  hasty  trip 
through  portions  of  New  Brunswick  and  Nova  Scolia  in  June 
1850  by  T.  M.  Brewer«:  Boston  Journ.  of  Natur.  Hist.  vol. 
VI.  p.  297. 

Die  in  dieser  Arbeit  mehr  oder  weniger  ausführlich  behandelten 
Arten  sind  Somaleria  mollissima;  Clangula  histrionica ;  Audubon  be- 
hauptet mit  Unrecht,  sie  niste  in  Nova  Scotia  ;  —  Thalassidroma  Lea- 
chii;  sehr  interessant  über  Brutgeschäft  und  Lebensweise;  nistet  in 
Erdhöhlen,  unter  Wurzelstümpfen,  legt  1  Ei ;  —  Larus  argenlatus ;  ni- 
stet, wie  Audubon  richtig  angiebt,  auf  Bäumen;  —  Turdus  brunneus, 
flectrophanes  nivalis  und  Zonotrichia   monticola. 

John  Cassin  „lllustrations  of  the  birds  of  California, 
Texas  and  British  and  Russian  America  intended  to  contain 
descriptions  and  figures  of  all  North  American  birds  not  gi- 
ven  by  former  American  authors,  and  a  general  Synopsis 
of  N.  A.  Ornithology". 

Es  ist  dieses  Werk,   dessen   Erscheinen  wir  als  äusserst  zeitge- 


der  Vögel  während  des  Jahres  1852.  39 

mäss  mit  Freude  begrüssen,  auf  30  Lieferungen  berechnet,  deren  jede 
5  Kuplertafeln  enthalten  soll.  Dass  gerade  Cassin  sich  dieser  bei 
der  Tcrritorialerweiterung  der  Vereinigen  Staaten  nach  Süden  und  We- 
sten hin  so  nahe  liegenden  Aufgabe  unterzogen  hat,  scheint  eine  glück- 
liche Lösung  derselben  fast  zu  verbürgen  ,  und  wir  mögen  bei  dieser 
Gelegenheit  nicht  unerwähnt  lassen,  dass  unser  Wunsch,  es  möge  die- 
sem geübten  und  tüchtigen  Ornithologen  eine  neue  Bearbeitung  der 
von  Feale  in  so  picanter  Weise  misshandelten  Vögel  der  „Exploring 
Expedition«  übertragen  werden,  seiner  nahen  Erfüllung    entgegensieht. 

„List  of  Birds  from  Texas  with  short  specific  descri- 
ptions  by  G.  N.  Lawrence:  Ann.  of  the  Lyc.  of  New- 
york,  p.  114. 

Während  der  östliche  Theil  von  Texas,  z.  ß.  die  Umgegend  von 
Galveston,  eine  Vögelfauna  von  fast  rein  nordamerikanischem  Gepräge 
zu  beherbergen  scheint,  trägt  Alles,  was  bis  jetzt  aus  den  noch  wenig 
durchforschten  westlichen  Theilen  des  Landes  zu  uns  gelangte,  den 
mexicanischen  Charakter.  Die  hier  verzeichneten  Arten  sind:  Chordeiles 
brasilianus  ,  Picolaples  brunneicapillus  La  fr.  .  Pyrocephalas  coronatus, 
Cyanocorax  peruvianus,  Quiscalus  macrourus ,  Icterus  cucullalas  Sw., 
CardinaUs  sinualus  Bp.  ,  Cenlurus  elegans  Sw.  ,  Columba  flaviroslris 
Wagl.,  Orlalida  velula,  Dendrocygna  aulumnalis,  welche  am  Rio  grande 
brütet,  Ceryle  americana  am  Rio  grande,  Cenlurus  St.  Cruci  Bp.,  Cu- 
licivora  atricapilla  und  Spermophila  albigularis  Spix.  (?) 

„Some  remarks  on  the  habits  etc.  of  birds  met  with 
in  West.  Texas  between  St.  Antonio  and  the  Rio  grande  and 
in  New  Mexico;  with  descriptions  of  several  species  belie- 
ved  to  have  been  hitherto  undescribed  by  C  ol.G.  A.  M'Call: 
Proceed.  Acad.  N.  Sc.  of  Philad.  1850.  p.  213. 

Es  werden  in  dieser  hübschen  interessanten  Arbeit  68  Arten 
namhaft  gemacht  und  zum  Theil  ausführlich  behandelt.  Merkwürdig 
ist,  dass  so  manche  Arten  der  hohen  Kordweslküste  so  weit  südlich 
vorkommen,  z.  B. :  Garrulus  Stellen,  Telrao  obscurus ,  Niphaea  ore- 
gona  ,  Pipilo  arclicus ,  Nucifraga  columbiana  ,  Sialia  arclica. 

„Zoology  of  the  valley  of  the  great  salt  lake  of  Utah" 
1  vol.  8.  Philad.  1852.  Diese  Arbeit  bildet  den  Appendix 
C  zu  Capt.  H.  Stansbury's  „Report  to  the  U.  S.  Senate" 
über  die  vielbesprochene  Expedition  nach  dem  grossen  Salz- 
see und  ist  zudem  in  einer  eigenen  Ausgabe  erschienen. 
Die  Säugethierc  und  Vögel  sind  von  Prof.  Baird  in  Was- 
hington bearbeitet  und  beanspruchen  unsere  volle  Berücksich- 
tigung für  diesen  Bericht. 


40       Hartlaub:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Ära  grossen  Salzsee  selbst  wurden  31  Arten  beobachtet,  darun- 
ter von  seltneren  Sialia  macr  optera  n.  sp.,  Farus  septenlrionalis 
Harris,  Sturnella  neglecta  Aud.,  deren  Unterschiede  von  ludoviciana  B. 
noch  nicht  festhalten  kann  ;  Niphaea  oregona,  Peucaea  Lincolnii  Aud., 
Lcucosticle  tephrocotis  Sw. ,  am  21.  März  in  S.  L.  city;  Olocorys  occi- 
denlalis  M'Call. ;  Picus  torqualus  Wils.,  Telrao  urophasianus ,  Cygnus 
americanus  Sh.  und  zum  zweiten  Male  in  Nordamerika.  Cyanopterus 
Raßesii  King,  eine  bekanntlich  der  Magellansstrasse  und  Chile  ange- 
hörige  Art ,  deren  Vorkommen  am  Salzsee  gewiss  höchst  merkwürdig 
ist.  Auch  Fuligula  affinis  Eyt.  (F.  minor,  Giraud  Birds  of  Long- Island 
p.  323.)  wurde  erlegt.  Dann  folgt  ein  kleines  Verzeichniss  von  Vö- 
geln durch  Lieutenant  Abert  in  Neumexico  gesammelt;  ausser  einer 
neuen  Pipilo-Art  sind  darunter  Recurvirostra  occidentalis ,  Calipepla 
squamata  und  venusta  Gould,  Agelajus  xanlhocephalus ,  Columba  leuco- 
plera  u.  s.  w.  Den  ßeschluss  des  interessanten  kleinen  Buches  bildet 
endlich  der  systematische  Calalog  der  Nordamerika  westlich  vom  Mis- 
sisippi  bewohnenden  und  in  den  Werken  Audubon's  nicht  beschrie- 
benen Vögel.  Es  sind  dies  aber  schon  jetzt  nicht  weniger  als  153 
Arten,  deren  Fundorte  und  Synonymie  gewissenhaft  angegeben  werden. 
Der  Verfasser  dieses  wichtigen  Verzeichnisses  ist  offenbar  Cassin. 

Ueber  die  treffliche  und  jetzt  in  allererster  Reihe  zu 
nennende  ornithologische  Sammlung-  in  Philadelphia  verglei- 
che man:  Dr.  Rauschenberg  er  „a  notice  on  the  origine 
progress  and  present  condition  of  the  Academy  of  N.  Sc.  of 
Philadelphia,  p.  19.  Die  Zahl  der  Exemplare  beträgt  27000 
Vögel,  2 14  Nester  und  5056  Eier,  von  welchen  letzteren  1368 
Arten  bestimmt  sind. 

Sclater  schreibt  nach  Cassin's  Mittheilungen  über 
die  von  Cabot  in  Boston  Journ.  of  N. H.  vol. IV  undV.  als 
neu  beschriebenen  Vögel  Yukatan's :  Jard.  Contrib.  p.  96. 

Nur  Pyranga  roseogularis  scheint  wirklich  neu  zu  sein.  Falco 
percontalor  sei  brachypterus  T  ,  Corvus  vociferus  sei  Psilorhinus  morio, 
Oriolus  musicus  sei  Icterus  mesomelas,  Momotus  tjucatensis  sei  superci- 
liaris  Sandb. ,  Pyrrhula  raplor  sei  Saltator  atriceps  Less. ,  Picus  du- 
bius  sei  St.  Cruri  Bp. ,  P.  parvus  sei  scalaris  Licht.,  und  P.  yucatcnsis 
sei  endlich  gleich  mit  rubiginosus  Sw. 

Ref.  schrieb  im  zweiten  Bande  derNaumannia  auf.  S.  50 
„über  einige  neue  oder  weniger  bekannte  Vögel  America's 
nach  brieflichen  Mittheilungen  des  Herzogs  P.  W.  v.  Wür- 
t  emb  erg". 

Es  geschah  diese  Veröffentlichung  in  der  Absicht,  wenigstens 
für  einige  der  zahlreichen   ornithologischen  Entdeckungen,  welche  der 


der  Vögel  während  des  Jahres  1852.  4t 

Herzog  auf  seinen  früheren  Reisen  im  Gebiete  der  Rocky-mountains,  in 
Mexico,  im  spanischen  Antheile  von  Domingo  und  auf  Cuba  gemacht 
und  handschriftlich  benannt  nicht  aber  publicirt  hatte,  und  von  wel- 
chen der  bei  weitem  grösste  Theil  inzwischen  von  Andern  beschrieben 
worden  ist,  die  Priorilätsrechte  zu  wahren. 

Dr,  Gundlach  aus  Kassel  ist  nach  wie  vor  erfolg- 
reich thätig  für  die  Förderung  der  Ornithologie  Cuba's.  Man- 
che der  von  Ramon  de  la  Sagra  für  gleichartig  mit 
nordamericanischen  erklärte  Vögel  dieser  Insel  scheinen  nach 
ihm  auf  Artselbständigkeit  Anspruch  machen  zu  können. 
Neuerlich  war  die  Isla  dos  pinos  der  Schauplatz  seiner  Thä- 
tigkeit.  Wir  sind  durch  eine  handschriftliche  Uebersetzung 
Gundlach's  mit  den  beiden  folgenden  Arbeiten  bekannt 
geworden. 

„Catalogo  metodico  de  las  aves  de  la  isla  de  Cuba  par 
Don  Andrea  Poey":  Memor.  de  la  Real  sociedad  econo- 
mica  de  la  Habana,  Novemberstück  1848.  Zahlreiche  Irrthü- 
mer,  geringer  wissenschaftlicher  Nutzen.  Es  werden  205 
Arten  namhaft  gemacht.  Die  ganze  Arbeit  trägt  nirgends 
das  Gepräge  selbständiger  Beobachtung  und  Forschung. 

„Revista  zoologica  de  la  isla  de  Cuba  por  Don  Fe- 
lipe Poey"  erschien  im  zweiten  Bande  der  Monatsschrift 
„El  Artista"  Heft  3.  p.  42.  Auch  diese  von  dem  älteren 
Poey  herstammende  Arbeit  enthält  des  Neuen  gar  wenig, 
dagegen  aber  manche  höchst  ungenügende  und  zum  Theil 
ganz  irrthümliche  Angaben  hinsichtlich  der  geographischen 
Verbreitung  einzelner  Arten.  Gundlach  weist  zahlreiche 
Irrthümer  nach. 

„Ornithology  of  the  island  of  Tobago"  by  Sir  W.  J ar- 
dine: Contribut.  to  Ornith.  V.  p.  63.  u.  81.  Was  bis  jetzt 
von  dieser  Arbeit  erschien,  ist  allgemeineren  Inhalts.  Es 
wird  eine  kurze  vergleichende  Uebersicht  der  Ornithologie 
der  einzelnen  westindischen  Inseln  (soweit  wir  dieselben  ken- 
nen) gegeben  und  zugleich  auf  die  eigenthümlichen  Verhält- 
nisse, welche  gewisse  temporäre  Veränderungen  im  Charac- 
ter  dieser  oder  jener  Inselfauna  hervorzubringen  vermögen, 
hingewiesen.  Grosse  Orkane  spielen  dabei  in  Westindien 
eine  Hauptrolle.  Sammlungen  und  schriftliche  Mittheilungen 
des  seit  vielen  Jahren  auf  Tobago  ansässigen  Naturforschers 


42       Hartlaub:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Kirk  bilden,  wie  schon  früher  einmal  bemerkt,  die  Grund- 
lage der  verschiedenen  werthvollen  Nachrichten,  welche  uns 
nun  schon  zu  wiederholten  Malen  aus  der  Feder  Sir  W.  Jar- 
dine  über  die  zoologischen  Verhältnisse  dieser  Insel  zuTheil 
geworden  sind.  Die  Ornithologie Tobago's  trägt  wie  dieTri- 
nidad's  ein  deutlich  südamericanisch  -continentales  Gepräge 
und  unterscheidet  sich  eben  dadurch  von  den  der  übrigen 
Inseln  Westindiens. 

Australien. 

„John  Macgillivray  Narrative  of  the  voyage  of 
H.  M.  S.  Rattlesnake,  incl.  discoveries  and  surveys  in 
New  Guinea ,  the  Luisiade  Archipel«  etc.  2  vol.  Von  den 
reichen  ornithologischen  Ergebnissen  dieser  Reise  war  bereits 
in  den  Jahresberichten  von  1850  und  51  die  Rede.  Auf 
Seite  355  des  zweiten  Bandes  findet  man  ein  von  Gould 
angefertigtes  Verzeichniss  der  Vögel  der  Nordostküste  Au- 
straliens und  der  Torresstrasse.  Die  merkwürdige  Stelle,  wo 
von  der  Entdeckung  einer  ächten  Casuarart  auf  dem  Fest- 
lande Australien^  die  Rede  ist,  lautet  wörtlich:  This  mor- 
ning  Jackey  wenl  to  examine  a  scrub  through  whichwewan- 
ted  to  pass,  and  while  out,  shot  a  fine  Cassowary.  II  was 
very  dark  and  heavy,  not  so  long  on  the  legs  as  the  com- 
mon Emu,  and  had  a  larger  body,  shorter  neck,  wilh  a  large, 
red,  stifF  horny  comb  on  its  head.  M.  Wall  skinned  it;  but 
from  the  many  difficulties  wilh  which  we  had  to  contend, 
the  skin  was  spoiled  before  it  could  be  properly  preserved" 
Einen  sehr  vollständigen  ornithologischen  Auszug  des  Mac- 
gillivray'schen  Reisewerkes  gab  Sir  W.  Jardine  in  seinen 
„Contributions." 

I.    Accipites. 

F'alconidae.  Ueber  die  ostafricanischen  Geier -Arten 
schreibt  höchst  instructiv  Dr.  R.  Viert  ha  ler:  Kaum.  II.  p.  35  u.  56. 
—  Id.  über  JSeophron  pileatus  p.  46.;  über  Haliaelus  vocifer  p.  35.  lirst 
im  4ten  Jahre  ist  dieser  Vogel  ganz  ausgefärbt ;  alle  Gefieder  werden 
beschrieben;  ib.  über  Falco  chiequera  (oder  iichliger  ruficollis  S\v.) 
p.  48.  und  über  F.  peregrinoides  p.  53. 

Aless.  Mortara  „Scrillura  antiche  Toscane  di  Falconeria"  etc. 
8,  50  S.    Uns  nicht  weiter  bekannt. 


der  Vögel  während  des  Jahres  1852.  43 

Graf  C.  Wodzicki,  über  Aquila  minula  Brehm  in  Ostgalicien : 
Nauniannia  II.  p.  65.  W.  hat  die  hier  ausgesprochene  Ansicht  von  der 
Selbständigkeit  dieser  Art  bereits  zurückgenommen. 

Hübsche  Bemerkungen  über  Falco  candicans,  islandicus  und  gyr- 
falco  giebt  N.  Kjarbölling:  Naum.  II.  Heft  1.  —  Ebendaselbst  fin- 
det man  auf  S.  61  eine  sehr  gute  Arbeit  über  die  Adler  Pommerns 
von  Th.  Krüper,  und  eine  Notiz  über  den  Standort  des  Schrei- 
adlers  bei  Celle  von  Pralle.  —  Ueber  ein  bei  Macarsca  in  Dalma- 
tien  erlegtes  altes  Männchen  von  Falco  Eleonorae :  Frauenfeld  1.  c. 
p.  53. 

Ueber  ein  aus  Californien  stammendes  Exemplar  von  Buleo  Har- 
lani  schreibt  Lawrence:  Ann.  Lyc.  Newy.  p.  220.  —  Falco  pere- 
grinus  bei  St.  Fe  in  Neumexico:  M'Call  Proc.  Ac.  Phil.  51.  214. 

Neue  Arten:  Nisas  chionogaster  Kaup  ,  Ann.  and  Mag.  N.  H. 
X.  451.  Cobau.  —  Harpagus  circumcinclus  Kaup  ib.  von  Chile.  —  Aslur 
brevipes  Scvezzow  Bull.  Mose.  1850.  p.  234 — 39.  t.  1 — 3.  —  Haema- 
tornis  spilogaster  Blyth  J.  As.  Soc.  52.  von  Ceylon.  —  Aquila  Barthe- 
lemei  Joubert  Rev.  et  Mag.  de  Zool.  p.  546.  pl.  22.  Provence.  Ge- 
wiss nur  Imperialist 

Abbild.  Macherhamphus  alcinus  Bonap.  Westerm.  Bydrag.  tot 
de  Dierkunde  etc.    1852. 

Strigidae.  „A  Monograph  of  the  Strigidae  by  Dr.  T.  'f. 
Kaup,  Jard.  Contribut.  p  101.  bis  123.  In  sehr  knapper  Form  eine 
bedeutende  Arbeit.  Kaup  theilt  die  Eulen  in  Tageulen  (Surninae)  und 
Nachteulen  (Striginae).  Die  ersteren  vertheilt  er  in  die  5  Gattungen 
Glaucidium  mit  8  Arten,  Nyctale  2  A.  ,  Athene  9  A.,  Surnia  3  A.  und 
Jeraglaux  14  A.  Die  letzteren  zerfallen  iu  die  Gattungen  Scops  mit 
17  Arten,  Olus  10  A.,  Bubo  15  A,  Strix  11  A.  und  Syrnium  16  Arten. 
Kaup  kennt  also  105  Arten,  von  deren  jeder  der  Hauptcharacter  und 
bei  sehr  vielen  auch  die  Messung  einzelner  Theile  angegeben  wird. 
In  der  synonymischen  Zusammenziehung  scheint  uns  Kaup  in  manchen 
Fällen  zu  weit  zu  gehen.  Jedenfalls  kennt  er  bei  weitem  nicht  alle 
beschriebenen  Arten.  So  fehlt  z.  B.  eine  der  hiesigen  Sammlung  kürz- 
lich aus  Columbien  zugekommene  schöne  Eule  ,  Nyctale  Harrisii  Cass. 
(=  Ciccaba  gisella  ßp.).  —  Athene  leucolaima  Hombr.  et  Jacq.  wäre 
nach  K.  =  Str.  nana  King,  A.  ocellata  H.  et  Jacq.  =  boobook  Lath. ; 
A.  Jaquinoti  Hombr.  stammt  von  den  Salomon  -  Inseln ;  Nyctalops  sly- 
gius  Wagl.  wäre   =  Otus  signapa  d'Orb.   u.   s.  w. 

Den  auf  die  geographische  Verbreitung  bezüglichen  Theil  der 
Arbeit  hätten  wir  ausführlicher  gewünscht.   Hier  fehlt  sehr  viel. 

Die  Gleichartigkeit  der  rolhen  und  der  gescheckten  Exemplare 
von  Strix  asio  (naevia)  sucht  Ca s sin  an  einer  Familie  dieses  Vogels 
nachzuweisen:  Proc.  Ac.  Phil.   1851.  p,  236. 


44      H  a  r  1 1  a  u  b  :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Katurgeschichte 

Athene,  hypogaea  wohnt  nach  M'Call  nur  zufällig  in  den  Arcto- 
mys-Höhlen,   bei  weitem  nicht  immer,   ib.  p.  214. 

Ueber  Nest  und  Eier  von  Syrnium  uralense  schreibs  Graf  C. 
Wodzicki:  Kaum.  II.  Heft2.  p.  47.     Letztere  sind    länglich. 

Neue  Arten:  Glaucidium  havanense  Licht.  Kaup  l.  c.  p.  104. 
—  Scops  lalipcnnis  Licht.  K.  ib.  i  10.  Cafferland.  —  S.  gymnopodus 
Gray,  K.  ib.  111.  Indien.  —  S.  flammeola  Licht.  K.  ib.  Mexico.  —  Olus 
macrurus,  K.  ib.  113.  Mexico.  —  0.  zonurus  Gray,  K.  1.  c.  —  Strix 
glaucops  ,  K.  1.  c.  Jamaica.  —  Strix  thomensis  nob.  Rev.  et  Mag.  p.  1. 
Kaup  1.  c.  p.  118.  Sehr  schöne  Art  von  St.  Thome.  Ganz  verschie- 
den von  poensis  Fräs.  —  Ephialles  elegans  Cass.  Proc.  Ac.  Phil.  1852. 
p.  185.  Küste  von  Japan.  —  E.  Hendcrsonsii  Cass.  ib.  von  Angola. 

Abbild.  Ephialles  Watsoni  Cass.  Journ.  Ac.  Phil.  II.  pl.  12. 
p.  95.  —  E.  sagitlalus  Cass.  ib. 

Es  ist  im  hohen  Grade  wahrscheinlich  ,  das  Olus  capensis  Sw., 
eine  in  Marocco  sehr  gewöhnliche  Art,  auch  in  Spanien  vorkomme: 
Karstensen  bei  Kjärböll.  Kaum.   I.   1.  p.  10. 

II.    Passeres. 

Fissirostres. 

Caprimulgidae.  „A  Monograph  of  the  birds  composing  the 
genera  Hydropsalis  and  Anthrostomus"  by  John  Cassin.  Journ.  Ac. 
Phil.  II.  p.  113.  mit  sehr  schönen  Abbildungen  von  Anlhr.  sericocau- 
datus  Cass.  und  den  Steuerfedern  der  4  grossen  Hydropsalis -Arten  auf 
t.  13.  und  14.  Ein  abermaliger  vortrefflicher  Beitrag  zu  unserer  Kennt- 
niss  einer  der  schwierigsten  und  wenigst  studirten  Familien.  Man 
kennt  5  Hydropsalis-  und  6  Anlhrostumus-Arten. 

Neue  Art:  Caprimulgus  Würtembergii  Bar.  v.  Müller:  Act. 
Ac.  Leop.  Vol.  XII.  p.  417.  Sennaar.  Zwei  verlängerte  Mittelschwanz- 
federn. 

lliriinriinitlac.  Abbild.  Hirundo  scapularis  Cass.  Proc. 
Ac.  Philad.  1852.  pl.  12.  fig.  1.  —  Alticora  hamigera  Cass.  1.  c.  fig.  2. 
—  Cypselus  leucopygialis  Cass.  1.  c.  pl.  pl.  13.  fig.  1.  —  Acanthylis 
cinereocauda  Cass.  1.  c.  fig.  2. 

J  ardine  erhielt  Hirundo  Gordoni  von  Abomey.  —  Ref.  über 
Cypselus  abyssinicus  Streub.  und  affinis  Gr.  Rev.  et  Mag.  p.  6.  Sir  W. 
J ardine  hält  beide  für  gleichartig. 

Todidae.  Coracias  naetial  Bianc.  Spec.  Zool.  Mos.  IV.  p.  49. 
ist  angolensis  Briss. 

j&lcedinidae.  „Catalogue  of  the  Halcyonidae  in  the  colle- 
ction  of  the  Acad.  of  N.  Sc.  of  Philadelphia«  by  J.  Cassin:  Proc.  Ac. 
Phil.  Nov.  I.  1852.     Wie  schon  früher  die  Geier,  Eulen  und  Caprimul- 


der  Vögel  während  des  Jahres  1852.  45 

giden,  so  werden  in  dieser  Arbeit  die  Alcediniden  der  Sammlung  mit 
critischer  Beifügung  der  Synonyme  und  mit  genauer  Angabe  des  Ur- 
sprungs jedes  einzelnen  Exemplares  catalogisirt.  Es  sind  deren  92  Ar- 
ten und  zwar  77  Alcediniden  und  15  Galbuliden. 

Eine  interessante  Arbeit  über  diese  letztgenannte  Abtheilung  der 
Alcediniden  verdanken  wir  P.  L.  Sclater,  welcher  in  part.  3.  von 
Jardine's  „Contributions  to  Ornithology«  eine  Synopsis  der  Gattung 
Galbula  miltheilt.  Er  kennt  folgende  12  Arten:  1)  viridis  L.  (=  vt- 
ridicauda  Sw.,  welche  Cabanis  für  eigene  Art  hält),  2)  maculicauda 
Sei.  (=  viridis  Pr.  Max  und  ruficauda  Sw.)  ;  3)  rußeauda  Cuv.  (=  lep- 
Iura  Sw.)  ;  4)  tombacea  Spix  (sei  =  cyanescens  Dev.  ?);  5)  cyanicol- 
lis  Cass.  ,  6)  albiroslris  Lath. ,  7)  chalcocephala  Dev.,  8)  leitcogaster 
Vieill.,  9)  inornata  Sei.,  10)  paradisea  L.,  11)  albigularis  Sp.,  12)  me- 
lanogenia  Sei.  n.  sp.  von  Veragua.  ^  und  $  beschr.  In  part.  5.  p.  93. 
werden  dann  weitere  ergänzende  Bemerkungen  mitgetheilt.  G.  Boersii 
Lev.  hält  Sclater  für  fabelhaft  währen  Desmurs  dafür  in  der 
neuen  Encycl.  d'hist.  natur.  von  1853  die  Galtung  Galbuloides  ereilt. 
Es  lohnt,  diese  Arbeit  Sclater's  mit  der  von  Cabanis  in  Ersch  u. 
Grub.  Encyclop.  gegebenen  zu  vergleichen.  Die  Angabe  der  Fundorte 
ist  bei  erstcrem  weit  vollständiger.  Cabanis's  Galbula  cyanopogon 
von  Cameta  wird  mit  der  cyanicollis  Cassin's  gleichartig  sein.  Eine 
dritte  Originalarbeit  über  die  Galbuliden  lieferte  Reichenbach  auf 
S.  84  seiner  Meropidcn.  Die  G.  chalcoplera  dieses  Autors  ist  uns  noch 
etwas  unklar  (t.  455. )k,  könnte  aber  sehr  wohl  mit  G.  inornata  Sei. 
identisch  sein. 

Ueber  Halcyon  pygmaea  Rüpp.  von  Abomey  :  Jard.  Contrib.  p.  57. 

Ueber  den  Unterschied  der  Monasa  lorquala  Hahn,  (striata  Spix) 
von  der  fusca  Gm.  so  wie  über  die  verworrene  Synonymie  beider 
schreibt  (nach  La  fren  a  y  e  Rev.  zool.  48.  p.  248.)  Strickland  Con- 
trib. part.  2.  p.  43.     Zu  letzlerer  rechnet  er  die  üf.  unitorques  Dub. 

IHeropidae«  Reichenbach's  monographische  Arbeit  „die 
Meropinen"  wäre  hier  zunächst  zu  erwähnen.  Sie  verdient  dasselbe 
Lob  wie  die  früheren.  Zahlreiche  neue  generische  Abtheilungen  sind, 
wie  R.'s  systematische  Ansichten  überhaupt,  nicht  nach  unserem  Sinne. 
Die  Behandlung  der  einzelnen  Arten  dagegen  entspricht  den  Anforde- 
rungen der  Wissenschaft.  Die  meist  recht  guten  Abbildungen  erleich- 
tern die  Bestimmung  der  Art  zumal  Ungeübteren  ganz  ausserordentlich. 

Abbild.  Mcrops  cyanipeclus  Verr.  Reichenh.  Merop.  tab. 
446.  b.  fig.  3392—93. 

Tenuirostres. 

ÜTectariniadae*  Ueber  Irrisor  senegalensis  und  erylhrorhyn- 
chus  als  zwei  verschiedene  Arten  schreibt  höchst  inslrucliv  Sir  W.  Jar- 


46       Hartlaub:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Katurgeschichte 

dine:  Contrib.  part.  3.  p.  58.  I.  melanorhynchus  Licht,  ist  uns  der 
jüngere  Vogel  der  ersteren  ;  denn  wie  bei  Eisvögeln ,  scheint  die  mehr 
rothe  oder  mehr  schwarze  Farbe  des  Schnabels  von  Alter  und  Jahres- 
zeit abzuhängen. 

Neue  Mittheilungen  über  Dacnis  giebt  S  cl  ate  r:  Contrib.  part.  5. 
p.  10 1.  D.  pluinbea  Lath.  (caerulescens  Wied)  ist  die  7te  Art  dieser 
Gattung. 

Neue  Arten:  Dacnis  leucogenys  Lafr.  Rev.  et  Wag.  p.469.  Co- 
lumbien.  —  Coereba  brevipes  Cab.  Mus.  Hein.  p.  96.  Porto  Cabello.  — 
C.  eximia  Cab.  1.  c.  Porto  Cabello.  —  C.  longiroslris  Cab.  1.  c.  und 
B.  breviroslris  Cab.  1.  c.  Beide  von  Porlo  Cabello.  (Sämmtlich  zwei- 
felhaft!) —  Cerlhiola  chloropyga  Cab.  ib.  Bahia.  — C.  gujanensis  Cab. 
ib.  —  C.  luteola  Cab.  ib.  Porto  Cabello.  p.  96.  Auch  Carthagena  und 
Cumana.  C.  maior  Cab.  Gujana.  —  Diglossa  hyperylhra  Cab.  1.  c.  ist 
wohl  d'Orbignyi  ßoiss.  —  D.  intermedia  Cab.  p.  97.  (?)  —  Himalione 
chloris  Cab.  1.  c.  p.  99.  von  Oahu.  (=  Drepanis  flava  Gray).  —  H. 
maculala  Cab.  von  Oahu.  ib.  Jüngerer  Vogel?  —  Nectarinea  eupo- 
gon  Cab.  ib.  von  ßorneo.  Soll  sich  von  mystacalis  unterscheiden.  — 
JV.  fasciata  Jard.  Contrib.  von  Abomey;  scheint  verschieden  von  bi- 
fasciala.  —  JV.  albiventris  Jard  Contrib.  part.  2.  pl.  S6.  ^  u.  $  von 
Ras  Hassoun  an  der  Ostküste  Africa's. 

Necl.  Bianconii  nob.  ist  nach  B  i  a  n  co  n  i's  eigener  Versicherung 
gleich  mit  nalalcnsis  Jard.  Verreaux  hält  übrigens  diese  von  ßlo- 
zambique  stammende  Varietät  von  JV.  nalalensis  für  eine  eigene  Art. 
Contrib.  p.  134.  pl.  93.  fig.  1.  —  D.  speciosa  Pr.  Wied.  ib.  fig.  1. 
Abbild.  Dacnis  coerebicolor  Sclat.  Jard.  Contrib. 
Trocliilidae.  Gould's  monographisches  Prachtwerk  giebt 
in  part.  2.  die  Abbildungen  von  Topaza  pella ,  T.  pyra  ,  Oreotrochilus 
chimborazo  ,  0.  pichincha,  Euloxeres  aquila ,  E.  Condaminei,  Glaucis 
Buckeri,  Calolhorax  heliodori,  C.  Mulsanli,  Florisuga  mellkora,  F.  fla- 
bellifcra,  F.  alra,  Augastes  lumachellus  ,  Phaelomis  griseogularis,  Mel- 
lisuga  minima  ;  in  part.  3.  von  Euslcpkanus  galerilus,  Cynanlhus  cya- 
nurus ,  C.  smaragdicaudus ,  Grypus  naevius,  Selasphorus  rufus,  S.  scin- 
tilla,  S.  plalycercus  ,  Eriocnemys  simplex ,  Campylopterus  rufus,  C.  hy- 
perylhrus,  Hylocharis  cyaneus,  H.  saphirinus,  Lophornis  chalybeus,  Ca- 
lolhorax Yarrellii  und  lhaumalias  chienurus;  und  in  part.  4.  von:  Thau- 
maslura  enicura,  Comeles  sparganurus ,  C.  phaon ,  Rhamphomicron  tni- 
crorhynchus,  R.  Stanleyi ,  R.  heleropogon  ,  R.  rußceps ,  R.  Herrani, 
Phaetornis  Gug,  P.  Yarruguii,  Ph.  syrmalophorus,  P.  hispidus,  P.  pyg- 
maeus,   Threnetes  leucurus  und  Antoniae. 

E.  Deville  publicirt  in  der  Rev.  zool.  p.  210,  hübsche  Bemer- 
kungen über  die  Lebensweise  verschiedener  Colibri-Aiten;  sie  betref- 
fen moschilus,  hirundinaceus,  lugubris,  slrumarius,    ornalus,  auritus,  co- 


der  Vögel  während  des  Jahres  1852.  47 


lubris ,  Caslelnaudii ,  sappho  und  cora.  —  Nestbau  und  geogr.  Ver- 
breitung. 

Neu  sind:  Rhaniphomicron  Vulcani  Gould  Conlrib.  part.  6.  p.  135. 
Bolivien.  —  Bourcieria  inca  G.  ib.  p.  136.  Bolivien.  —  Tr.  auriceps 
G.   ib.  137.   Mexico. 

G  u  n  d  1  a  c  h  in  Cuba  will  den  Namen  Om.  Helenae  für  die  schöne 
neue  Art  von  Cuba  in  0.  Boolhi  umgeändert  wissen,  weil  Delattre 
schon  1843  einen  anderen  Colibri  so  benannt  habe. 

jfEelipliagidae*  Reichenbachs  eben  genannte  Arbeit 
schliesst  diese  Familie  ein.  Man  findet  daselbst  alle  bekannteren  Arten 
beschrieben   und  die  grosse  Mehrzahl  derselben  auch  abgebildet. 

Neue  Arten:  Lichenostomus  occidentalis  Cab.  Mus.  Hein.  p.  119. 
Westaustralien.  —  Philedon  collaris  Reichenb.  von  Celebes,  1.  c.  p.  14 1. 
—  Zoslerops  frontalis  Reich,  ib.  p.  94.  Port  Essington.  Bei  dieser  Ge- 
legenheit sei  es  als  Curiosum  erwähnt,  dass  Reichenbach  die  Syl- 
via rubricapilla  Wils.  der  Gattung  Z,osterops  beizählt. 

Abbild.  Phyllorinus  Jerdoni  Str.  Eier  und  Nest  abgeb.  Jard. 
Conlrib.  pl.  91. 

Certliidae«  Ueber  Cerlhia  Coslae  Bailly  ,  schreibt  sehr  aus- 
führlich und  überzeugend  Gerbe:  Rev.  et  Mag.  Zool.  p.  162.  Um 
Chambery  in  Savoyen  und  um  Barcelonette  in  Südfr.  nicht  selten.  Ohne 
Zweifel  gute  Art. 

T.  C.  Eylon  „Bemerkungen  über  die  Dendrocolaplinen"  in  Jard. 
Contrib.  part.  1.  p.  21.  Er  kennt  an  60  Arten.  Für  Nasica  Bridgesii 
und  Pucherani  Lafr.  die  Gattung  Drymornis.  Dendroc.  crassirostris  Such 
sei  gleich  albicollis;  D.BeanperlhuysiiLnh.  sei  =  susurrans  Jard.  etc. 
Alle  Nasica-Arten  Lafrenaye's  ,  mit  Ausnahme  der  longiroslris,  heissen 
bei  E.  Dendrornis. 

Neu  sind:  Dendrocops  olivaceus  Eyton  1.  c.  —  Picolaples  nola- 
tus  Eyt.  ib.  —  Nasica  albisquama  Lafr.  Rev,  et  Mag.  p.  465.  —  Den- 
drocops St.  Tho?nae  Lafr.  ib.  p.  466.  —  Troglodytes  venezuelanus  Cab. 
Mus.  Hein.  p.  78.  —  lleleodytes  minor  Cab.  ib.  p.  80.  Venezuela  ;  steht 
Swainson's  Furnarius  griseus  zunächst.  —  Thryolhorus  murinus  nob. 
Rev.  et  Mag.  p.  4.  Mexico. 

Die  im  vorigen  Jahresberichte  unter  dieser  Rubrik  erwähnte  von 
Lembeye  Anabales  Fernandinae  genannte  Art  von  Cuba  ist  nach 
unserer  Untersuchung  eines  Originalexemplares  =  Sylvia  blanda  Licht, 
in  Mus.  Berol.  Von  ßonap.  Consp.  p.  314.,  wohl  mit  Recht  zur  Gal- 
tung Hetnitheros  Raf.  gerechnet. 

Beniirostres. 

LuscSniaclae»  Neue  Arten:  Sylvia  Preglei,  Frauenf.  1.  c. 
steht  der  palustris  sehr  nahe  und  könnte    mit  pallida  Ehrcnb.  gleichar- 


48       Hartlauh:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

tig  sein;  der  kleinste  aller  Rohrsänger;  Kopf  sehr  flach;  zweite  und 
6te  Schwungfeder  gleich  lang.  Dalmatien.  —  Sylvia  magnirostris  Liljeb. 

I.  c.  p.  96.  steht  palustris  und  scita  zunächst.  Archangel  „zwischen 
Kargopol  und  dem  Walde  nördlich  davon."  —  Salicaria  uralensis  Eversm. 
Bullet.  Mose.  1850.  p.  564.  c.  ic.  —  Hippolais  pallida  Gerbe,  Rev.  et 
Mag.  p.  174.  Bestimmt  verschieden  von  der  nahe  verwandten  elaeica. 
Spanien.  —  Saxicola  salina  Eversm.  Bull.  Mose.  1.  c.  Ural.  —  Eri- 
thacus  Moussieri  Leon,  Olph-Gaillard:  Ann.  Soc.  Lyon    c.  fig.  u.  Naum. 

II.  3.  p.  68.  von  Oran.  —  Dromolaea  incompla  Licht.  Beschr.  von  Ref. 
Rev.  et  Mag.  p.  5.  —  Sialia  macroptera  Baird  ,  Zool.  Salt,  lake  p.  314. 
steht  aretica  nahe.  —  Drymoica  melanorhyncha  Jard.  Contrib.  part.  3. 
von  Abomey.  —  D.  fortirostris  Jard.  ib.  Abomez.  —  Helinaea  brevi- 
pennis  Gir.  Ann.  Lyc.  Newy.  V.  p.  40.  Mexico,  Texas,  pl.  3.  fig.  1.  — 
Sylvicola  Kirtlandii  Baird ,  ib.  p.  220.  pl.  6.      Ohio. 

Graf  C.  Wodzicki  schreibt  mit  bekanntem  Talent  über  Cala~ 
moherpe  arundinacea  und  palustris,  welche  er  für  gleichartig  erklärt: 
Kaum.  11.2.  p.  41.  und  ebenso  interessant  über  Parus  borealis  ib.  p.  70. 
Genaue  Angabe  der  Unterschiede  von  palustris.  Der  stark  ge- 
krümmte lange  hintere  Nagel  ist  Hauplunterscheidungszeichen. 
Es  scheint  diese  Art  (oder  Lokalrasse?)  in  Ostgalicien  im  Winter  nicht 
selten  zu  sein.  —  Auch  Liljeborg  schreibt  sehr  instrucliv  über  Pa- 
rus borealis  1.  c.  p.  100.,  ohne  jedoch  des  eben  genannten  Merkmal's 
zu  erwähnen.   —  Id.  über  Anlhus  cervinus  p.  98.     Ausführt.  Beschr. 

Ueber  Sylvia  iclerina  Vieill.  in  Dalmatien:  Frauenfeldt  1.  c. 
Lebt  gern  auf  Olivenbäumen.  Ebender».  beschreibt  auslührlich  S.  oli- 
telorum  nach  Exempl.  von  Salona,  und  S.  tnelanocephala,  eine  in  den 
Campagnen  von  Macarsca   und  Salona  nicht  seltene  Art. 

Strick  1  and  sucht  in  Heft 2.  der  „Contrib.  to  Ornithology«  nach- 
zuweisen, dass  Ström's  Parus  ignolus  nur  Anthus  pratensis  im  Herbst- 
kleide sei  p.  44. 

Ad.  Schlagintweit  bemerkte  Sylvia  cyanecula  in  der  Nähe 
der  Wildspitze  in  den  helvetischen  Alpen,  11000'  hoch,  ebenso  Ac- 
cenior  alpinus  auf  dem  Kirnmeere  der  Pasterze  in  ähnlicher  Höhe. 
Erichs.  Arch.  Jahrg.   17.  p.  177. 

Parus  caeruleus  wurde  von  A.  Mal  herbe  in  dem  „il  bosco" 
genannten  immergrünen  Eichengehölz  in  der  mittleren  Höhe  des  Etna 
beobachtet.     Asccns.  a  l'Etna  p.  20. 

Eine  sehr  übersichtliche  Notiz  über  die  „indischen  Parus-Arten« 
giebt  Blyth:  Contrib.  to  Ornilh.  part.  2.  p.  48.  Er  kennt  17  Arien. 
Die  geographische  Verbreitung  wird  besonders  berücksichtigt. 

Gould's  Cisticola  magna  von  Neuholland  ist  einer  brieflichen 
Mittheilung  Strickland's  zufolge  =  Drymoica  Lecaillanlii  Sm.,  also 
südafrikanischen  Ursprungs. 


der  Vögel  während  des  Jahres  1852.  49 

Sunde  vall's  Aegithalus  ßaviceps  wurde  unter  dem  Namen  Co- 
nirostrum  ornatum  von  Lawrence  beschrieben  und  abgebildet:  Ann 
Lyc.  Newy.  V.  p.  112.  pl.  3.  fig.  2.  Rio  graudc  in  Westtexas.  Sicher 
kein  Aegithalus. 

W  i  I  s  o  n's  Sylvia  aulumnalis  ist  nach  Lawrence  der  jüngere 
Vogel  von  striata,  nicht  aber  von  parus  ,  wie  INutlal  meint:  1.  c. 
p.  223. 

(Jeher  Molacüla  melanocephala  vgl.  Eversm.  Bullet.  Mose.  1850. 
p.  164. 

M'C  al  1  fand  Sialia  aretica  am  Rio  grande  in  Westtexas  :  Proceed. 
Ac.  Philad.  1851.  p.  214.  Hübsch  über  Lebensweise,  Nest  und  Eier. 
Ist  dies  nicht    Baird's    macroplera? 

Abbild.  Parus  galeatus  Licht.  Cab.  Mus.  Mein,  p  90.  ( Woll- 
weberi  Bonap.)  in  Westerni.  Bydr.  tot  de  Dierk.  1852.  —  Psallripa- 
rus  melanolis  Sandb.  (jpersonalus  Bonap.  =  Psaltria  personata  Westerni.) 
ib.  lig.  hon.  —  Parus  annexus  Cass.  Proc.  Acad.  Philad.  V.  pl.  1.  — 
P.  alricrislaius  Cass.  ib.  pl.  2.  —  Parus  xanlhogenys  Vig.  Blyth  in 
Jard.  Conlrib.  pl.87.  fig.  1.  —  P.  spilonotus  Blyth  ib.  fig.  2.  —  P.  rw- 
bidiventris   ßl.  ib.  pl.  88.  lig.  1.   und  P.  mclanophrys  Vig.  ib.  fig.  2. 

Tuciiidae.  Neue  Arten:  Formicivora  erytkronotos  nob.  Rev. 
et  Mag.  p.  4.  Brasil.  —  Besselhera  barbata  Cab.  Mus.  Hein.  p.  76.  (ist 
die  Gattung  Turdiroslris  Hay).  —  Mimus  columbianus  Cab.  ib.  p.  82. 
Venezuela.  —  Mimus  gracilis  Cab.  ib.  Honduras.  —  Pomalorhinus  bor- 
neensis  Cab.  ib.  p.  84. ,  soll  sich  von  montanus  Horsf.  unterscheiden. 
—  Alcippe  solitaria  Cab.  Sumalra  p.  b8.  — Alcippe  dumeloria  Cab.  Java, 
ib.  —  Pelrocincla  leueocapilla  Lafren.  Rev.  et  Mag.  p.  470.  Steht  ex~ 
plorator  nahe.  —  Melanolis  hypoleucus  nob.  ib.  p.  460.  Guatemala.  Mus. 
Hamburg.  —  Myiophonus  bretirostris  Lafr.  ib.  p.  466.  China.  —  Toxo- 
sloma  Lecontei  Lawr.  Ann.  Lyc.  Newy.  V.  p.  121.  Californien,  am  Zu- 
sarnmenfl.  des  Colorado  und  Gila.  —  Pomalorhinus  rufieeps  nob.  von 
Adelaide;  Rev.  et  Mag.  p.  316.  Wird  im  Supplemente  zu  Gould's  Birds 
of  Auslralia  abgebildet  weiden. 

Ueber  Turdus  naevius  bei  Neuyork  geschossen :  Lawr.  Ann. 
Lyc.  Newy.  V.  p.  221.  —  Toxosloma  curviroslris  in  Westtexas  Id.  ib. 
p.  223. 

Mimus  melanoplerus  Lawr  ,  Ann.  Lyc.  V.  pl.  2.  soll  gilvus  Vi- 
eill.  sein. 

Ueber  „Varietäten  der  Schwarzamsel«,  Giebel  in  Verhandl. 
nalurh.   Ver.  der  Rheinlande,  8ler  Jahrgang,  p  55 

Ueber  Turdus  illuminus  Löbenst.  ,  schreibt  Naumann  ausführ- 
lich: Naumannia  IL  Heft  1.  p.  80.  Die  Veryleichung  mit  dem  ganz 
nahe  verwandten  iliacus  wird  bis  in's  Spcciellste  hinein  durchgeführt. 

TCuscicapiclae.  Neue  Ar  ten  :  Tyrannus  Cassinü  Lawrence, 
Archiv  f.  Naturgesch.  XIX.  Jahrg.  2.  Bd.  D 


50       Hartlaub:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Ann.  Lyc.  Newy.  V.  p.  3  9.  Westlich  Texas.  Steht  verlicalis  zunächst. 
Abbild,  pL  3.,  Fig.  2.  —  Tyrannus  cinerascens  Lawr.  ,  ib.  Westl.  Te- 
xas. —  Setopkaga  intermedia,  nob.  Rcv.  et  Mag.  p.  4.  Guatemala.  — 
Tyrannula  rufula  ,  nob.  ib.  Brasilien.  Steht  der  Gattung  Alila  Less. 
nahe.  —  Saurophagus  gualemalensis  La  fr  ,  Hev.  et  Mag  p.  462.  und 
S.  bolivianus,  Lafr.  ib.  p.  463.  —  Tyrannus  sulfuraceus  Herz.  v.  Wür- 
temberg,  Kaum.  IL,  Heft.  2.,  p.  52.  Haiti.  —  Vireo  atricapillus  Wood- 
house  Proc.  Ac.  Fhilad.  p.  60.  Westlich  Texas: 

Eine  wichtige  Notiz  über  die  Gattung  Saurophagus  giebt  Kaup 
Ann.  and  Mag.  of  Nat.  Sl ist.  X.  p.  453.  Sein  S.  derbyanus  ist  mit  ruft- 
pennis  Lafr.  gleichartig. 

Graf.  C.  Wodzicki:  Ueber  Muscicapa  parva.  Naum.  II.  Heft 
2.,  p.  43. 

Beschreibung  und  Abbildung  des  Nest's  und  Ei's  von  Leucocerca 
fuscotentris      Blylh  in  Jard.   Conlrib.  pl.  92.,  p.  99. 

Tyrannula  Elisabelhae  GuudI  ,  ist  häufig  auf  der  Isla  dos  Pinos 
bei  Cuba :  Gundl.  in  litt. 

Abbild.  Vireo  Huttoni  Cass.  Proc.  Ac.  Philad.  pl  10.,  Fig.  1.  — 
Vireosylvia  Philadelphia  Cass.  ib.  Fig.  2.  —  V.  jlavo viridis  Cass  ib. 
pl  11.  —  Todiroslmm  granadense,  nob.  Jard.  Contrib.  part.  4.,  pl.  85  , 
F.  1.  —  Todiroslmm  multicolor  Strickl.  ib.  Fig.  2.  Beschrieb  p.  41. 
St.  Fe  de  Bogota. 

AmpeSidae.  Neue  Arten:  Colinga  porphyrolacma  Deville  u. 
Sclat.  Rev.  et  Mag.  p.  226.  und  Jard.  Conlrib.  pl.  96.  Pampa  del  Sacra- 
menlo  am  Ucajala.  —  Euclilornis  Sclaleri  de  Cornalia:  Contrib.  pait. 
6.,  pl.  102.  Peru.  Beide  prachtvolle  Arten,  letztere  unserem  formosus 
zunächst  stehend.  —  Pipraeidae  albiventris  Sclater  Rev.  p.  8.  u.  Con- 
trib. pl.  100.  Fig.  2.  Neugranada.  —  Pipra  Isidori  Sei.  ib.  Fig.  1.  —  P. 
flavicapilla  Sei.  ib.  pl.  97.  Fig.  2.  Beide  Neugranada.  —  P.pyrocephala 
Sei.  ib.  Fig.  1. 

lianittlae*  Neue  Arten:  Lanius  prineeps  Cab.  Mus.  Hein, 
p.  73.  Oberer  weisser  Nil,  seheint  gleichartig  m\\  Lanius  Kiek  Vier- 
thaler in  Naum.  IL,  Heft  2,  p.  57.  —  L.  fiscus  Cab.  I.  c.  p.  74;  dem 
südafric.  Fiscal  Levaillant's  sehr  ähnlich,  aber  constant  kleiner.  Abys- 
sinien.  —  Dicrourus  formosus  Cab.  Mus.  Hein.  p.  111.  Java.  —  Di- 
crurus  brevirostris  Cab.  1.  c  p.  112.  China.  —  Lanius  pallens  Cass. 
Proc.  Acad.  Philad.  p.244  Fazogl.  —  L.  pallidiroslris  Cass  ib.  p.  244. 
Oestliches  Africa.  Steht  meridionalis  nahe.  —  Dryoscopns  alrialatus 
Cass.  ib.  Ostafrica.  Steht  Sabinei  zunächst.  —  D.  sublacleus  Cass.  ib. 
p.  246.  Ostafrica.  —  Laniarius  quadricolor  Cass.  ib.  p.  245.  ,  vertritt 
den  westlichen  gulluralis  in   Natal. 

Abbild.  Sigmodus  canieeps  Temm.  Jard.  Contrib.  p.  193., pl.  95. 
Fig.  bon. 


der  Vögel  während  des  Jahres  1852.  51 

Conirostres. 

Corvidae«  Neue  Arten:  Cyanocorax  Cassinii  M'C  a  I  I  Proc. 
Ac.  Philad.  p.  2 1 6.  ST.  Fe  im  westl.  Texas.  —  Corvus  solitarius  Pr.  v. 
Würtemb.  Kaum.  II.  Heft 2.  p.  54  Spanisch.  Antheil  von  Domingo.  — 
Corvus  erythrophlhalmus  Herz.  v.  Würtemb.  ibid.  Spanisch.  Domingo. 
—   Cissa  minor  Cab.  Mus.    Hein.  p.  86.     Sumatra. 

Cyanocorax  Stellen  traf  M'Call  zwischen  St.  Fe  und  Las  Vegas 
im  westl.  Texas  ,  die  Nucifraga  columbiana  in  den  Fichtenwaldungen 
östlich  von  St.  Fe:  I.  c.  p.  216.  Haben  und  Krähen  fand  derselbe  im 
Widerspruche  mit  Wilson 's  Behauptung  friedlich  beisammen  lebend: 
1.  c.   217. 

Abbild.  Garrulus  Lidlhi  in  VV  e  Sterin.  Bydrag.  Dierk.  1812. 
Fig.  opt. 

N.  M  eurs  i  n  ge  Verhandelingen  over  de  BonleKraai  (C.  cor  nix) 
uit  hol  oogpunt  van  naturliyke  historie  en  onticcdkunde  Gronin- 
gen 8. 

Sturnirfae»  Neue  Art:  Xanthomus  afßnis,  Lawr.  Ann. 
Lyc.   Newy.   V.  p.  1 13.     Rio   grande  in  Wesltexas ;   kleiner  wie  spurius. 

Slurnella  neglecta  fand   M'Call   gemein  im  westl.  Texas  1.  c.  218. 

„Notes  on  the  internal  anatomy  of  the  female  Gracula  religiosa 
by  S.   Ca  bot:  Proceed.   Bost.  Soc.  of  N.  H.  IV.  p.  83. 

Abbild.  Faradisea  Wilsonii:  Journ.  Acad.  IN.  Sc.  of  Philad,  II. 
pl.  15.  p.  133. 

l^riiig-ällidae.  (Ploceinae)  Neue  Arten:  Hyphantornis  ni- 
grifrons  Cab.  Mus  Hein.  p.  182.  Kafferland.  —  Spermestes  nigriceps 
Cass.  Proc.  Ac.  Philad.  p.  185.  Zanzibar.  —  Sp.  fuscans ,  Cass  ib. 
Borneo.  —  Habropyga  frenala  (Ehienb.  in  Mus.  Ber.)  Cab.  1.  c.  p.  169. 
Nubien.  —  Habropyga  rußbarba  (Ehr.)  Cab.  ib.  Arabien — //  natalen- 
sis  Cab.  1.  c.  p.  170.  Port  Nalal.  —  Oryx  approximans  Cab.  Mus. 
Hein.  p.  177.  Südafrica.  Auch  Sundeval  characterisirte  diese  Form, 
jedoch  als  blosse  Localrasse. 

Lairenaye  machte  in  der  Rev.  et  Mag.  de  Zool.  p.  49.  Mit- 
theilungen über  den  Nestbau  der  L.  astrild  auf  Mauritius.  Das  Nest 
ist  durchaus  ploceusartig,  kugelförmig-oval  mit  unterem  oder  seitlichem 
Eingange. 

Jules  Verreaux  weist  ebendaselbst  auf  S.  312  in  überzeugen- 
der Weise  nach,  dass  Spermospiza  guttata  Vicill  ,  welche  man  bisher 
ganz  allgemein  für  das  Weibchen  von  haemalina  gehallen,  das  Weib- 
chen einer  eigenen  Art  sei  ,  deren  Männchen  nach  Exemplaren  von 
Gaboon  beschrieben  wird.  Ihr  fehlt  der  schwarze  Kehlfleck  der  hae- 
malina und  ist  der   bei   letzterer   Art  schwarze   Bürzel   glanzendroth. 

Abbild.  Nigrila  bicolor,  nob.   (Verz.  der  Brem.   Samml.   p.  46.) 


52      Harllaub:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

wurde  von  Sclatcr    als    neu    beschrieben    und    sehr    gut    abgebildet. 
Jard.  Contrib.  part.  4.  pl.83.     Vom  Casamansefluss. 

(Emberizinae)  Neue  Arten:  Emberiza  meridionalis  Cab.  Mus. 
Hein  p.  128.  von  Bischera.  Der  cia  zunächst.  —  Polymitra  capislrata 
(Licht.)  Cab.  1.  c.  129.  Caflerland ;  ähnlich  der  septemslriala.  —  Cyn- 
chramui  Pallasii  Cab.  1.  c.  130  ist  Emb.  schoeniclus  var.  ß  Pall.  — 
Plectrophanes  Mc'Cownii  Lawrence  Ann.  Lyc.  Newy.  p.  122.  Hoeh- 
prairien  des  westlichen   Texas 

Ueber  Emb.  pusillu  und  aureola  bei  Archangel  vergl.  Liljeborg 
Naum.   11.  Heft  2.  p.  107. 

(Spizinae)  Neue  Arten:  Haemophila  humeralis  (Licht.)  Cab. 
Mus.  Hein.  p.  132.  Mexico.  —  Spizella  alrogularis  Cab.  ib.  p.  133.  Me- 
xico. —  Limnospiza  (Embernagra)  minor  Cab.  ib.  p.  136-,  vielleicht  nur 
nördliche  Lokalrasse  von  platcnsis.  —  Thlypopsis  fulviceps  Cab.  ib.  p. 
139.  Caraccas.  —  Voospiza  assimilis  Cab.  1.  c.  p.  137.  —  Poospiza 
schislacea  Cab.  ib.  137.  Beide  aus  Brasilien.  —  Chlorospingus  leuco- 
phrys  (Licht.)  Cab.  ib.  p.  139.  von  Xalapa.  —  Buarremon  xanlhogenys 
Cab.  ib.  p.  14 1.  Caraccas.  —  Atlapetes  rubricatus  (Licht.)  Cab.  ib. 
p.  140.  Real  Arriba  in  Mexico.  —  Embernagra  rufivirgala  Lawr.  Ann. 
Lyc.  Newy.  V.  112.  pl.  5.  fig.  2.  Rio  grande  in  Texas.  —  Pipilo  Aberli 
Baird.  Zool.  Salt  lakc  of  Utah  p.  325  j  steht  fmca  Sw.  zunächst.  — 
Zonotrichia  Cassinii  Woodh.  Proc.  Ac.  Philad.  p.  60.  Westl.  Texas.  — 
Ammodromus  ruficeps  Cass.  Proc.  Ac.  Philad.  p.  184.  Calaveras-  river 
in  Californien.  —  Embern.  rostrata  Cass.  1.  c.  von  St.  Diego  in  Ca- 
lifornien.  Steht  der  Bairdii  zunächst.  —  Zonotrichia  mystacalis  nob. 
Rev.  et  Mag.  p.  1.  Mexico.  —  Haplospiza  tinicolor  Cab.  1.  c.  p.  147. 
Rio  grande. 

M'Call  beobachtete   die  Calamospiza  bicolor  Null,  am  Rio  grande 

und  Rio  puerco  im  westl.  Texas,  I.  c.  p.  218.  —  Pipilo  arclicus  im 
Mai  um  St.  Fe,  ib. 

Cabanis  will  Emberizoides  macrourus  Gm.  specifisch  gelrennt 
wissen  von  E.  marginalis  Tcmm.  Mus.  Hein.  p.  135.  Beschr.  Erslere 
Art  komme  nur  von  Cayenne. 

Nach  Cabanis  wäre  Peucaea  B achmanni  Audub.  gleichartig  mit 
Fringilla  aeslitohs  Lichtenst.  Doubl,  p.  25. ! 

Abbild.  Arremon  mysticalis  Sclaler  in  Jard.  Conti  ib.  p.  99. 
Diese  Art  ist  albifrenatus  Lafren.  Rev.  zool.  1840.  p  68.  —  Pipilopsis 
ßavigularis  Sclat.  ib.  pl.  98.     Beide  aus  Neugranada. 

(Pitylinae.)  Neue  Arten:  Sallalor  gigantodes  Cab.  Mus.  Hein, 
p.  142.  Mexico.  —  S.  maxillosus  (Licht.)  Cab.  I.e.  p.  142.  Montevideo. 
—  Sporophila  intermedia  Cab.  1.  c.  p.  149.  Venezuela.  —  S.  hypoxan- 
tha  Licht,  ib.  p.  150.  Montevideo.  —  Sp.  ruficollis  Licht,  ib.  Mon- 
tevideo. 

Lesson's   Tangara  roux  wird    von  Cabanis  unter  der  ßenen- 


der  Vögel  während  des  Jahres  1852.  53 

nung  Orchesticus  occipitalis  genauer  abgesondert  und  beschrieben:  I.e. 
p.  143.  —  Saltalor  icterophrys  Lafr.  sei  der  jüngere  Vogel  von  Vigor- 
sii  Gray.  (?) 

Cabanis  unterscheidet  die  Cissopis-Art  Brasiliens  von  der  klei- 
neren Gujana's  als  C.  maior:  1.   c. 

(Tanagrinae.)  Abbild.  Iridosornis  dubusia  Bon.  Contrib.  to 
ürnith.  pl.  94.  und  Strickl.  über  diese  Art:  ib.  p.  127.  (Poecilornis  rw- 
fiv  er  lex). 

(Alaudinae.)  Neue  Arten:  Calandrilis  minor  Cab.  Mus.  Hein, 
p.  123.  Nordöstl.  Africa.  Steht  der  pispoletta  zunächst.  —  Melajioco- 
rypha  albolerminala  Cab.  ib  p.  124.  Abyssinien.  Ob  Rüppells  ca- 
landral  —  Ammomanes  pallida  (Ehrenb.)  Cab.  ib.  p.  125.  Arabien. 
Der  A.  deserli  sehr  ähnlich.  —  Coraphites  melanauchen  Cab.  ib.  p.  124. 
Africa.  Der  nigrieeps  Gould's  verwandt.  —  Olocorys  occidentalis  M'Call.: 
Proc.  Ac.  Philad.  p.  218.  von  St.  Fe  im  westl.  Texas.  Den  alten  Vo- 
gel beschreibt  zuerst  Prof.  ßaird,  Zool.  Salt  lake,  sp.  10.  —  Die  mit 
?  als  Macronyx  ßavicollis  Röpp.  von  ßianconi  beschriebene  Art  aus 
Mozambique  ist  wahrscheinlich  neu:  Specim.  zool.  Mos    fascic  4.   p.  50. 

Ueber  Alauda  leueoptera  Pall.  (sibirica  Gm.)  schreibt  sehr  inter- 
essant Wodzicki:  Kaum.  II.  2.  p.  68.  Diese  Art  kömmt  mitunter  in 
Ostgalicien  vor.  Genaue  Beschreib.  Um  den  Schnabel  herum 
stehen  börste  n  a  rti  ge  2'"  lange  derbe  Haare;  ein  Hauptarl- 
kennzeichen. 

(Fringillinae.)  Neue  Arten:  Sycalis  columbiana  Cab.  Mus. 
Hein.  p.  147.  —  S.  Hilarii  Cab.  ib.  148.  Brasilien.  —  Ligurinus  au~ 
ranliitenlris  Cab.  ib.  p.  118.  Lokale  Abart  von  chloris.  Südfrankreich. 
—  Astragalinus  columbianns  Cab.    ib.   p.  119. 

Ueber  eine  noch  unbeschriebene  Färbungseigenthümlichkeit  von 
Chlorospha  incerta  schreibt  Bart  hol.  de  la  Pommeraye:  Rev.  et 
Mag    p.496.     Soll  im  Alter  eine  hochgelbe  Unterkehle  haben. 

(Loxiinae.)  Neue  Arten:  Carpodacus  rhodocolpus  Cab.  Mus. 
Hein.  p.  166.  Mexico.  —  C.  familiaris  M'Call  Proc.  Ac.  Philad.  p.  61. 
Bestimmt  verschieden  von  dem  nahe  verwandten  frontalis.  Weslliches 
Texas.  —  C.  obscurus  M'Call,  ib.  p.  220.  St.  Fe  in  Wesltexas.  —  Cal- 
lirhynchus  Devronis  Verr.  Rev.  et  Mag.  p.  3l4.  Vaterland  unbekannt. 
Verreaux  hält  C.  rufescens  Viell.  für  verschieden  vo.i  peruvianus 
Less.  und  möchte  Pyrrhula  cinerea  Temm.  dieser   Gattung  zuzählen. 

Im  Winter  von  1851  auf  52  erschien  Corythus  enucleator  in 
grossen  Massen  bei  Neuyork,  ebenso  in  Massachusets,  Pensylvanien  und 
Neujersey. 

J.  M.  Brewer  Bemerkungen  über  Cor.  enucleator,  Loxia  ame- 
ricana,   Fr.  linaria  und  borealis:  Proceed.  Bost.  Soc.  of.  N.  H.  IV.  p.  42. 

N.  Kjärbölling  über  Lin.  Ilolböllii,  Exemplar  aus  Jütland,  in 
Kaum.  11.  Hell  I.  p.  10«     Das  Ei  wird  beschrieben. 


54       Hartlaub:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Musopliagidae.  Rüppell's  Synopsis  dieser  Familie  sowie 
unser  Commentar  dazu  wurden  von  Strickland  in  Sir  W.  Jardine's 
„Contributions  to  Ornithology"  übersetzt  und  mit  Anmerkungen  beglei- 
tet. Rüppell's  Irrthum,  nämlich  die  specifische  Trennung  seines  C. 
Meriani  von  dem  ächten  persa,  habe  darin  seinen  Ursprung,  dass  der- 
selbe nicht  die  englische  Originalausgabe  von  Edwards,  sondern  die 
Uebersetzung  von  Selig  mann  benutzt  habe.  Von  zwei  Arten  dieser 
ausgezeichneten  acht  al'i iranischen  Familie  ist  das  Vaterland  im  Nähe- 
ren unbekannt,  nämlich  von  Musophaga  Rossae  und  von  Corylhaix 
paulina.     Beide  sind  ohne  Zweilei  westafricanisch. 

III.     Scansores. 

Rliampliastidae.  John  Gould  ist  mit  einer  zweiten 
Ausgabe  seiner  beinahe  vergriffenen  „Monographie  der  Rhamphasti- 
den«  beschäftigt.  Part.  1  und  2  derselben  liegen  vor  uns.  Die  Rei- 
henfolge der  Abbildungen  ist  eine  ganz  andere  wie  in  der  ersten  Aus- 
gabe, und  das  Werk  enthält  überhaupt  manches  Neue,  z.  B.  die  Arten: 
Andigena  laminirostris  I.  pl.  13.  und  Aulacorhynchus  castaneorhynchus 
G.  II.  pl.  11.  Part.  1.  enthält  der  Reihenfolge  nach  die  schönen  Abbil- 
dungen von  Selenidera  pipirivora,  Pterogl.  bitorqualus,  flaviroslris,  Aza- 
rae,  castanotis,  viridis  ,  Rh.  Cuvicri ,  carinatus  ,  erylhrorhynchus,  ariel, 
Andigena  hypoglaucus  ,  nigrlro'stris ,  laminir.  und  cucullalus;  part.  2., 
Rh.  iuca ,  osculans,  cilreolaemvs  ,  tocard ',  vitellinus,  dicolorus,  Plerogl. 
torquatus,  erylhropygius,  inscriptus,  Andigena  Baitloni,  Aulacorh.  casla- 
neorhynchus,  alrogularis,   albivüta  und  caenileocinctus. 

Psittacidae.  Nach  Pucheran  (Types  peu  connus  etc.  Rev. 
p.  565.)  wäre  Psiltacus  jonquillaceus  Vieill.  =  vulneralus  Wagl.  und 
Cacalua  viridis  Vieill.  =  Ps.   Temtninkii  Kühl.  (Solandri  Temm.). 

Picidae.  Neue  Arten:  Picus  leucurus  Herz.  v.  Würtemb. 
Nanm.  11.  2.  p.  55.  Rocky-mountains.  Mit  ganz  weissem  Schwanz. 
—  Chloropicus  Caroli  Malh..  Rev.  et  Mag.  p.  550.  Gaboon.  —  Geopicus 
chrysoides  Malh.  ib.  p.  554.  Vaterland  unbekannt.  Zwischen  auratus 
und  Ayresii. 

Ueber   Megapicus  haemato gasler  ^   u.   $  vgl.   Malh.   1.  c.  p.552. 

Sundevall  fand  Gelegenheit,  das  Originalexemplar  von  Li  li- 
tt e's  Picus  semiroslris  zu  untersuchen.  Es  sei  dies  ein  jüngerer  Vogel 
von  Picus  viridis  mit  abnormem  Schnabel. 

Nach  Pucheran  1.  c.  ist  Picus  punclatus  Cuv.  =  punclulige- 
rus  Valenc.  (aber  nicht  =  nubicus) ;  Picus  chloronotus  Cuv.  sei  =  mcr- 
culosus  Valenc.  und  gleich  dem  Weibchen  von  brachyrhynchus  Sw.  — 
Picus  poliocephalus  Cuv.  sei  =  poiocephalus  ti  Sw.  und  =  goerlan  Gm. 
Auch  Rüppell's  P.  poliocephalus  sei  dieselbe  Art.  —  Picus  occipila- 
lis  Guy.  sei  hirundinacsus  $  Wagl, 


der  Vögel  während  des  Jahres  1852.  55 

Cuculidae.  Neue  Arten:  Coccyzus  pumilus  Strickl.  Con- 
trib.  part.  4.  pl  82.  p.  28.  von  Trinidad.  Nur  7"  3"'  lang.  —  C.  (Piaja) 
rvßgularis  Herz.  v.  Würtemb.  Nauru.  II.  2.  p.  55.  Prachtvoll  und  sehr 
grosse  Art  von  Haiti.   —    C.  viridirostris    Id.  1.  c.  Mexico. 

Nach  Strickland  ist  C.  melanocoryphus  Vieill  fAz.  267.)  be- 
stimmt verschieden  von  Gmelin's    C.  minor:  1.  c.  p.  28. 

Nach  Pucheran  I.e.  ist  Cenlropus  bicolor  Cuv.  gleichartig  mit 
C.  celebensis  Q.  et  Gaim. ;  C.  melanops  C.  sei  eine  eigene  Art  von 
Java,  nicht  =  melanops  Müll.,  und  vielmehr  dem  al  er  albus  verwandt; 
Cocc.  melanorhynchus  sei  Azara's  No.  267.,  also  melanocoryphus  Vieill. 
—  C.  erythrorhynchus  sei  javanietts  Horsf.  —  Cuculus  melanogaster 
Vieill.  sei  Piaja  brachyplera  Less. ;  C.  pyrrhophaius  Vieill.  sei  gleich 
mit  sepulcralis  Müll.  u.  Sclileg  ;  C.  einer eus  Vieill.  sei  inornalus  Vig. 
H.  ;  C.  perlatus  Vieill.  =  tahiliensis  ;  C.  rufulus  Vieill.  =  cineraceus 
Vig.  H.  und  Coccyzus  rvficapillas  Vieill.  sei  eins  mit  naevius  L.  (Rcv. 
et  Mag.  p  564  ). 

Eine  dem  superciliosus  Rüppeü's  verwandle  aber,  wie  es  scheint, 
von  diesem  verschiedene  Ce  n  tr  opus  «  Art  beschreibt  ßianconi: 
Specim.  Zool.  Mosamb.  fasc.  4.  p.  51. 

IV.    Columbae. 

ColsiEialsitlf&e.  Neu  scheint  za  sein :  Ectopisles  marginella, 
Woodh.  Proc.  Acad.  K.  Sc  of  Philacl.  p.  104.  „Cross  timbers  on  the 
north  fork  of  the   Canadian." 

Columba  gelöstes  Temm.  wurde  wild  in  Lappland  gefunden:  C. 
Sundev.  Olvers.  Ac.  Förhandl.  1831.  p.  183. 

V.     Graliiaiae. 

W.  C.  L.  Martin  „The  Poultry -yard,  comprising  the  manage- 
ment  of  all  kinds  of  fowls."     London   12.  150  S. 

H.  D.  Richards  on  „Domestic  fowl  and  ornamentral  poultry, 
history  origine  and  treatment  in  health  and  disease.«  New-York  12. 
96  Seiten. 

John  Newton  „On  the  breading,  rearing  and  fattening  dome- 
stic  poultry."     London.    12.  46  S. 

Deville  macht  höchst  interessante  Mittheilungen  über  Opislho- 
comtts  crislaius:  Rev.  et  Mag.  p.  217.  pl.  9.  Ausfühlicbes  über  Ana- 
tomie. Der  Vogel  liebt  als  Nahrung  die  Rläller  von  Amin  arborcs- 
cens  L.  Nach  Deville  wäre  es  am  richtigsten  für  diesen  sehr  schwer 
zu  classifieirenden  Vogel  mit  Lalraille  und  l'Herminier  eine  eigene 
Ordnung  inmitten  zwischen  Passeres  und  Gallinae  anzunehmen.  (Dy- 
sodes  Latr.)  Nest  und  Ei  werden  ausführlich  beschrieben.  Man  vergleiche 


56    Hartlaub:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

die  Nachrichten  Ueville's  mit  denen  l'Herminier's  und  Rieh. 
Sc  hombur  gk's. 

Ein  Herr  de  Saravey  machte  der  Pariser  Academie  Anzeige 
von  einem  phasanartigen  Vogel  Cochinchina's  mit  enorm  langen  Schwanz- 
federn (über  8  Fuss  lang),  der  nicht  in  den  Museen  Europa's  anzutref- 
fen sei;   Rev.  et  Mag.  p.  386.     Nicht    Phas.  Amherstiae  Leadb.  ? 

M'Call  schreibt  über  Cyrlonyx  Massenae,  diese  Art  komme  im 
westlichen  Texas  vom  Rio  St.  Pedro  bis  zum  Rio  Pecos  vor ;  Lophor- 
tyx  Gambelli  zuerst  am  Linipia  river.  100  Meilen  westlich  vom  Pecos 
bis  zum  Rio  grande  ;  sie  sei  häufig  um  El  Paso;  eine  ausführliche  Be- 
schreibung dieser  Art,  welche  mit  Gould's  venusta  identisch  ist,  giebt 
Prof.  Baird  in  der  Zoologie  des  grossen  Salzsee's  auf  S.  326.  —  Cal- 
lipepla  squamala  traf  M'Call  vom  unteren  Rio  grande  an  bis  St.  Fe, 
und  endlich  noch    Tetrao  obscurus  von  St.  Fe  bis  Taos. 

VI.    Struthiones  Lath. 

R.  Owen  „on  Dinornis  part.  5."  Transact.  of  the  Zool  Soc. 
vol.  4.  pait.  2.  Enthält  die  Beschreibung  des  Schädels  und  Schnabel's 
einer  grossen  Dinornis-Art,  eines  Schädels  eines  jüngeren  Vogels  von 
D.  giganleus  und  von  Schädeln  einer  Palapteryx  -  Art.  Keines  Aus- 
zugs fähig. 

G.  A.  Man  teil  „Notice  on  the  discovery  by  Mr.  W.  Mantell  in 
the  middle  island  of  New  Zealand  of  a  living  speeimen  of  the  Nolor- 
nis:  Transact.  Zool.  Soc.    of  London  IV.  part.  2.  und 

John   Gould  „Remarks  on  Nolornis   Mantellii."     Ibid. 

Beider  Arbeiten  geschah  beseils  im  vorigen  Jahresberichte  Er- 
wähnung. 

Durch  den  Gouverneur  Eyre  in  Neuseeland  gelangte  ein  leben- 
des Exemplar  des  Apteryx  australis  nach  England.  Die  Lebensweise 
des  Vogels  ist  eine  ganz  nächtliche.     Contrib.  lo  ürnith.  p.  19. 

Die  Dodo  Knochen  aus  Rodriguez ,  vor  vielen  Jahren  durch 
Ch.  Tel  fair  der  zoologischen  Gesellschaft  in  London  zugekommen, 
inzwischen  aber  verloren  gegangen  waren,  sind  wieder  aufgefunden 
worden.  Es  gehören  dieselben,  nach  Strickland,  zweien  Arten  an, 
nämlich  dem  Solilaire  des  Leguat  (Pezophaps  solitaria)  und  einer  klei- 
neren Art,  Pezophaps  minor  Str.  Jard.  Contrib.  to  Ornilhol.  p.  19. 

VII.     Grrallae  L. 

Cliaradritlae.  Eine  dem  Charadrius  melanoplerns  Rüpp.  ähn- 
liche Art  von  Mosambique  beschrieb  Bianconi:  Spec.  zool.  Mosamb. 
fasc;  4,     Wahrscheinlich  neu* 


der  Vögel  während  des  Jahres  1852.  57 

Ardeidae»  Neue  Art:  Leptoptilos  Rüppellii ,  V  i  e  r  t  h  al  e  r 
Naum.  II.  Heft  2.  p.  50.     Weisser  Nil. 

Neue  Nachrichten  über  Balaeniceps  rex  verdanken  wir  Baron  v. 
Müller:  Kaum.  II.  Heft  1 .  p.  84.  mit  Abbild.  Derselbe  sah  den  aben- 
teuerlichen Vogel  von  einer  der  dichlbewaldeten  Inseln  des  weissen 
Nil  oberhalb  Kartum's  aufsteigen  und  hatte  später  Gelegenheit  gut  er- 
haltene Häute  von  J\  und  $  in  einer  Sammlung  vom  oberen  Bachr-e]_ 
Abind  zu  uniersuchen.  Der  Schnabel  ist  beim  Männchen  gelb,  beim 
Weibchen  braunroth  mit  schieferbrauner  Firste.  Unter  den  Mandibeln 
befindet  sich  eine  wahrscheinlich  kropfarliger  Erweiterung  fähige  Haut- 
falte. Zehen  und  Schienbein  schwarz,  mit  kleinen  Schuppenschildern 
besetzt;  Augenring  nackt,  gelb;  kurze  Nackenhaube;  Gefieder  asch- 
grau ,  oben  dunkler  als  am  Bauche  und  den  Schenkeln.  Beschreib. 
Ann.  and  Mag.  of  Nat.  Hist.  X.  p.  367.  (Zool.  Soc.  Jan.  14.  1851). 
Nach  Gould  wäre  dieser  Vogel  „the  grallatorial  type  of  Ihe  Peleca- 
nidae."  Wir  halten  ihn  mit  Anderen  für  den  Repräsentanten  der  Gat- 
tung Cancroma  in  Africa. 

Dr.  Vierihaler  über  Ibis  religiosa:  Naum.  1.  c.  p.  18.  ;  ders. 
über  Leptoptilos  argala  in  Sennaar  :  Naum.  II.  2.  p.  32.  ;  und  über  Ba- 
learica  pavonina,   ib.  p.  44. 

Graf  C.  Wodzicki  über  Ardea  stellaris:  Naum.  II,  2.  p.  42. 
Wir  zählen  diese  Arbeit,  wie  einige  schon  früher  erwähnte,  den  Zier- 
den der  ornithologischen  Lilteratur  bei. 

Ueber  Lebensweise,  Anatomie  und  Fortpflanzung  von  Eurypyga 
helias  schrieb  höchst  instructiv  Ch.   Deville  Rev.   et  Mag.  p.  222. 

Ebenderselbe  über  Cancroma  cochlearia:  I.  c.  p.  224.  Anatomie. 
Deville  glaubt,  es  müsse  mehrere  Arten  von  Cancroma  geben;  er 
sah  unter  sehr  zahlreichen  Exemplaren  niemals  eines  mit  den  langen 
Federn  der  Haube. 

M'Call  stiess  auf  unzählige  Schaaren  von  Grus  canadensis  zwi- 
schen Albuquerque  und  Sorocco  im  westlichen  Texas.  Auf  50  Meilen 
weit  bedecken  sie  das  ganze  Land.  Grus  americana  wurde  selten  und 
immer  nur  paarweise  angetroffen  :  1.  c. 

Scolopacidae.  Blyth  über  Rhynchaea  bengalensis  in  Jard. 
Contrib.  pl.  89.  Fullus  und  Ei.  Anziehende  Notizen  über  die  Lebens- 
weise dieser  Art  sollen  im  „Bengal  Sporling  Magazine"  enthalten  sein. 

Nach  Lawrence  wurde  Philotnachus  pugnax  auf  Long  Island 
geschossen.  Diese  Art  scheint  seit  einigen  Jahren  öfters  in  America 
vorzukommen. 

Liljeborg  über  Terekia  cinerea  bei  Archangel:  Naum.  II.  2. 
p.  108.     Sehr  hübsch. 

In  dem  von  Blyth  herausgegebenen  „Catalogue  of  the  Museum 
of  the  Asiatic  Society  of  Calcutta"  finden  wir  bei  Eurinorhynchvs  pyg- 


bS       Hartlaub  :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

maeusL.  die  bemerkenswerthe  Angabe :  „sehr  zahlreich  an  der  Ostküsle 
der  Bai  von  Bengalen;  einzeln  zwischen  Tringascbwärmen.«  Blyth 
nennt  die  Art  E.  orientalis. 

K  a  p  1  i  c  k  „Zur  Naturgeschichte  von  Scolopax  ruslicola.«  Naum.  II. 
Heft  2.  Nach  ihm  hätte  man  eine  kleinere  Lokalrasse  zu  unterschei- 
den,   dunkler    gefärbt,    mit    stahlgraublauen    Füssen;  Lithauen. 

Ueber  das  Meckern  der  Becassine  schrieb  W.  H.  E.  Pralle, 
Naum.  II.   Heft  1.  p.  24. 

6£alliiltie.  Ueber  eine  Porpkijrio  srnaragnotos  verwandle  Art 
aus  Mosambique  schrieb  Bianconi:  Specim.  Zool.  Mosamb.  fascic.IV. 

E.  Blyth  über  Porzana  ceylanica  Gm.  im  Joum.  of  the  Asiat. 
Soc.  of  Bengal.   1852.  p.  13. 

Ebenderselbe  über  Metopidius  indicus  und  Hydrophasianus  sinen- 
sis in  Jard.  Contrib.  part.  3.  pl.  89.  Die  Eier  beider  Arten;  über  die 
Lebensweise  der  letzleren  vergl.  man  Calcutta  Sporting  Review  V.  p.  7. 

Till.     Anseres  L. 

Anaticlae*  Neue  Arten:  Oedemia  velvetina  Cass.  Proc.  Ac. 
Philad.  1850.  p.  126.  wurde  bisher  mit  fusca  für  gleichartig  gehal- 
ten, ist  aber  bestimmt  verschieden  (was  Ref.  nach  einem  von  der  Nord- 
westküste  America's  stammenden  Exempl.  der  Bremer  Sammlung  be- 
stätigen kann.)  —  Mergus  americanus  Cass.  ib.  1852.  p.  186.  Unter 
diesem  Namen  glaubt  Cass  in  den  nordamericanischen  merganser  vom 
europäischen  trennen  zu  müssen.  —  Anser  parvipes  Cass.  1.  c.  187. 
von   Vera  Cruz. 

Ref.  über  Anser  Gambelli  von  Texas:  Rev.  et  Mag.  p.  7.  Von 
albifrons  schon  durch  den  weit  grösseren  Schnabel  bestimmt  verschie- 
den. —  Ueber  Nest  und  Ei  von  Mergus  merganser  Kjärböll:  Naum. 
II.   1.  p.  11. 

Flerocyanea  Rafßesii  am  grossen  Salzsee  erlegt:  Baird  Zool. 
etc.  p.  325.  Ausführt.  Beschreibung.  Ueber  ein  zweites  in  Califor- 
nien  gesammeltes  Exemplar  dieser  Art  schrieb  Lawrence  Ann.  Lyc. 
Newy.   V.  p.  221. 

Fuligula  viola  John  G.  Bell,  ib.  V.  p.  219.  scheint  uns  ein  der 
Anas  maxima  Gosse's   verwandte  Bastard  zu  sein.  30"  lang. 

Nach  brieflichen  ftlittheilungen  Gundlach's  überwintert  Anser 
hyperboreus  in  grossen  Schaaren  in  der  cienega  de  Zapota  auf  Cuba  , 
einer  Sumpfgegend,  welche  zur  Zeit  des  Eintrocknen's  von  zahllosen 
Vögeln  frequentirt  wird. 

Fuligula  Homeyeri  Bädeker.  ^  und  $  bei  Rotterdam  geschos- 
sen ;  Naum.  IL   1.  mit    schöner  Abbild,  p.  12.      Inmitten  zwischen  rry- 


der  Vögel  während  des  Jahres  1852.  59 

roca  und  ferina.  Einer  hrieflichen  Mittheilung  von  Ba  1  da  m  u  s  zufolge 
könnte  sich   diese  Art  bestätigen. 

I»rocelIaridae.  Ueber  Thalassidroma  fregatta  Sol.  an  der 
Küste  von  Florida:  Lawrence  in  Ann.  Lyc.  Newy.  V.  117.  Sieben 
Exemplare  wurden  an  der  Anjjel  gefangen,  Zwei  Tage  hindurch  wurde 
diese  Art  in  der  Nähe  des  Schiffes  bemerkt. 

Procellaria  meridionalis  bei  Long-Island  geschossen  :  Lawrence 
ib.  p.  220. 

f.  M.  Brewer  „über  das  Ei  der  Thalassidroma  Leachii«  und 
Beschreibung  der  Eier  von  P.  Bulweri,  obscura  und  von  Pufßnus  maior: 
Boston  Journ.  of  Nat.  Hist.  VI.  p.  308.  Ueber  die  Lebensweise  dieser 
letzteren   Art  noch  ebendas.   p.  299. 

Ueber  ProcelL   glacialis  vgl.  Kjärbölling:    Naum.  II.   1.  p.  12. 

Ijaritlae«  Neue  Art:  Larus  Heermanni  Cass.  Proc.  Ac. 
Philad  1852.  p.  187.  von  St.  Diego  in  Californien.  Steht  Belcheri 
zunächst. 

Ueber  das  Vorkommen  von  Sterna  caspia  in  Nordamerica  schreibt 
Lawrence:  Ann.  Lyc  Newy.  V.  p.  37.  Ist  bestimmt  verschieden  von 
St.  regia  G.     Genaue  Beschr.  und  Messung.  Küste  von  Neu-Iersey. 

Lawrence  über  Sterna  Forsten  Nutt. :  Ann.  Lyc.  of  Newyork 
V.  p.  222.     Specifisch  verschieden   von    St.    hirnndo.  Californien. 

Blyth  hatte  Gelegenheit  ein  jüngeres  Exemplar  von  Dromas 
ardeola  aus  Ceylon  untersuchen  zu  können  und  glaubt  darnach  die  Ue- 
berzeugung  gewonnen  zu  haben,  dass  diese  eigenthömliche  Form  den 
Sterninen  beizuzählen  sei.  Er  nennt  Dromas  „a  tern  of  most  anoma- 
lous and  extraordinary  proportions."  Jedenfalls  eine  interessante  Be- 
obachtung. Journ.  As.  Soc.  of  Bengal  1852.  p.  12.  (Separatabdr.)  und 
Contrib.  to  Ornilh.  part.   1.  p.  27. 

Pelecanidae.  Ausführliche  Nachrichten  über  die  Fortpflan- 
zung der  drei  Ph  a  e  to  n -Arten  findet  man  in  den  oft  erwähnten  „Con- 
tributions  to  Omithology."  Tafel  84.  giebt  die  Abbildungen  der  Eier. 
Phaeton  aethereus  nistet,  nach  Kirk,  auf  Klein-Tobago,  St.  Giles  und 
Smith-Island  in  Felsenhöhlen  über  der  See  und  scheint  nie  mehr  als  ein 
Ei  zu  legen.  Ph.  ßavirostris  brütet,  nach  Lieutenant  W  ed  d  erb  u  rn  e's 
Beobachtungen,  auf  Bermuda  und  legt  sein  einziges  Ei  auf  die  nackten 
Felsklippen  der  Südküste.  Ph.  phoenicurus  endlich  nistet,  Gould  und 
Macgillivray  zufolge,  auf  Norfolk-  und  Raine's-Island  und  legt  zwei 
Eier  auf  den  nackten  Boden  von  Felshöl.lungen  unter  überhangenden 
Uferrändern. 


Bericht  über  die  Leistungen  im  Gebiete  der 
Herpetologie  während  des  «Jahres  1852. 

Vom 
Herausgeber. 


Unter  dem  Titel:  „Description  des  Reptiles  nouveaux  ou 
imparfaitement  connus  de  la  collection  du  Museum  d'histoire 
naturelle  et  remarques  sur  la  Classification  et  les  caracteres 
des  Reptiles«  hat  A.  Dumeri  1  begonnen,  gleichsam  Nachträge 
zu  der  Erpetologie  generale  von  Dumeril  et  Bibron  zu  lie- 
fern. In  Tome  VI  der  Archives  du  Museum  d'histoire  nalu- 
relle  1852  erschien  p.  209.:  Premier  Memoire,  Ordre  des 
Cheloniens  et  premieres  familles  de  Fordre  des  Sauriens  (Cro- 
codiliens  et  Cameleoniens)  mit  9  Tafeln  Abbildungen. 

Von  J.  van  der  Hoevens  „Handboek  der  Dierkunde"  er- 
schien im  Jahre  1853  die  vierte  Lieferung  des  zweiten  Theils, 
welche  die  Reptilien  enthält. 

Verf.  ordnet  die  Amphibien  nach  folgendem  Schema :  Sectio  I. 
Reptilia  dipnoa  s.  Psil  o  derma  mit  drei  Ordnungen:  Ophiomor- 
pha  s.  Peromela  (Farn.  Coeciliae),  Saurobalrachi  s.  Sozura  (Farn.  Fru- 
teidca,  Salamandrina),  Batrachii  s.  Miura  (Farn,  ßalrachii).  —  Sectio  II. 
Rep  tilia  m  onopnoa  s.  Pholi  d  o  la  mit  drei  Ordnungen,  deren  erste 
Ophidii  in  zwei  Trums  zerfällt:  1.  Serpentes  (Farn.  Viperina,  Elapina, 
Hydrophes,  Asineophes  s.  Glyphodontes,  Colubrina,  Acrochordina,  Py- 
thonina, Cylindrophes  s.  Tortricina,  Rhinophes  s.  Hyperolia,  Typhlina) 
und  2.  Amphicephali  (Farn.  Amphisbaenae);  deren  zweite  Saurii  eben- 
falls in  zwei  Tribus  getheilt  wird:  1.  Squamati  (Farn.  Scincoidei,  Zo- 
nosauri  s.  Ptychopleurae,  Laeerlini  [mit  den  Gruppen  Lacertae,  Amei- 
vae,  Monitores],  Iguanoidei,  Chamaeleonidei,  Ascalabolae).  2.  Loricati 
(Farn.  Crocodilini)  —  und  dtren  dritte  Chelonii  ist  (Fam.  Chelonii). 

In  der  jjZoologyoflconographicEncyclopaedia.,"  die  ich 


Troschel:  Bericht  über  die  Leistungen  im  Gebiete  der        61 

durch  Güte  der  Verfasser  aus  Amerika  zugeschickt  bekommen 
habe,  von  der  ich  aber  die  Jahreszahl  des  Erscheinens  nicht 
kenne,  sind  die  Reptilien  (p.  244— 239)  von  S.  J.  ßaird  be- 
arbeitet. In  populärer  Darstellung  ist  diese  Thierklasse  im 
Allgemeinen,  und  nach  den  Ordnungen,  Familien  und  selbst 
Gattungen  geschildert,  wobei  auch  auf  die  fossilen  Formen 
Rücksicht  genommen  ist.  Viele  Arten  sind  abgebildet,  wie 
ich  aus  den  Citaten  im  Text  ersehe.  Die  Abbildungen  selbst 
kenne  ich  nicht. 

In  dem  „Prodromus  Faunae  zeylanicae,  beingContribu- 
tions  to  the  zoology  of  Ceylon  by  E.  F.  Kelaart.  Ceylon 
1852.  8."  nimmt  der  Abschnitt  über  die  Reptilien  p.  141  — 
197.  ein,  und  bildet  den  Schluss  des  Bandes,  der  ausserdem 
nur  Säugthiere  und  Vögel  enthält.  In  einem  Anhange  ist  p.37. 
Mr.  Blyths  Report  on  Ceylon  Mammals,  Reptiles  and  Fishes 
March  1852.  abgedruckt.  Die  Beschreibungen  der  Familien 
und  Gattungen  sind  in  diesem  Prodromus  aus  Gray's  Catalog 
der  Exemplare  des  Britischen  Museums  abgedruckt.  Die  Be- 
schreibungen der  Arten  sind  fast  alle  nach  lebenden  Exem- 
plaren entworfen.  Die  Schlangen,  deren  etwa  30  Arten  auf 
Ceylon  leben,  sind  nicht  berücksichtigt  worden ,  da  es  dein 
Verfasser  an  der  nöthigen  Literalur  fehlte,  um  sie  zu  bestim- 
men. 15  Arten  derselben  werden  namhaft  gemacht.  Aus  den 
anderen  Ordnungen  sind  beschrieben :  22  Eidechsen,  worun- 
ter zwei  neue,  3  Krokodile  und  3  Schildkröten;  von  nackten 
Amphibien  sind  5  Wasserfrösche,  2  Laubfrösche  und  2  Krö- 
ten aufgezählt ,  also  9  geschwänzle  Batrachier  mit  2  neuen 
Arten.  Salamanderartige  Amphibien  giebt  es  in  Ceylon  nicht. 
Eine  Blindwühle  kommt  daselbst  vor. 

„Voyage  en  Abyssinie,  execute  pendant  lesannees  1839 
— 1843  par  Lefebure  etc.  Quatrieme  partie  Hist.  nat.  Zoolo- 
gie par  Des  Murs,  Prevost,  Guichenot  et  Guerin  Meneville. 
Tome  VI.  Paris.  Es  ist  nicht  angegeben,  in  welchem  Jahre 
dieser  Band  dieses  Werkes  erschienen  ist,  auch  nicht  wer 
die  Verfasser  der  einzelnen  Abschnitte  sind.  Zu  vermuthen 
ist  freilich,  dass  Guichenot,  der  mit  auf  dem  Titel  ge- 
nannt ist,  die  Amphibien  und  Fische  bearbeitet  hat.  Die  er- 
steren  beginnen  mit  p.  187.  und  reichen  bis  p.  244.  Neue  Ar- 
ten sind  nicht  darin  enthalten. 


62        Troschel:  Bericht  über  die  Leistungen  im  Gebiete   der 

Gosse  A  naturalisls  sojourn  inJamaica  London  1851. 
ist  mir  nicht  zugänglich  geworden.  Aus  einer  Anzeige  in 
Girard's  Bibliographia  americana  historico-naiuralis  für  1851 
ersehe  ich  jedoch ,  dass  darin  mehrere  neue  Arten  aus  der 
Klasse  der  Amphibien  beschrieben  sind.  Dieselben  sind  un- 
ten angegeben. 

In  Captain  H.  Stansbury's  „Exploration  and  survey 
of  the  Valley  of  the  Great  Salt  lake  of  Utah.  Philadelphia 
1852.  ist  in  einem  Appendix  C.  die  Zoologie  enthalten.  Die 
Reptilien  nehmen  den  Raum  von  p.  33ö — 365  ein ,  und  sind 
von  Spencer  ßaird  und  Charles  Girard  bearbeitet. 
Bis  auf  zwei  (Holbrookia  maculata  und  Phrynosoma  Dougla- 
sii)  sind  alle  Arten  neu.  Sie  sind  unten  näher  bezeichnet. 
Hinzugefügt  ist  eine  Monographie  der  Gattung  Phrynosoma  von 
Girard,  über  die  gleichfalls  unten  berichtet  wird.  Die  neuen 
Arten  wurden  bereits  in  Philad.  Proc.  April  1852.  p.  68.  cha- 
rakterisirt. 

Einige  neue  Amphibien,  die  auf  der  Exploring  expedi- 
tion  unter  Capt.  Wilkes  gesammelt  wurden,  sind  von  Baird 
und  Girard  (Philadelphia  Proceed.  Oct.  1852.)  beschrieben. 

Ebenda  beschrieb  Hallo  well  einige  neue  Nordameri- 
kanische Arten. 

Guichenot  veröffentlichte  in  der  Revue  etMagas.  de 
Zool.  1852.  p.  115.  317  und  519.  „Etudes  sur  l'utilite  des 
Reptiles,  soit  comme  ressources  alimentäres,  soit  comme  pro- 
duits,  qu'ils  peuvent  fournir  ä  iiotre  economie  domestique,  soit 
enfin  comme  animaux  de  simple  curiosite." 

Verf.  theilt  die  Thiere  für  diese  Betrachtungen  nach  dem  Vor- 
gange von  lsid.  GeofTroy  St.  Hilaiie  ein  in  Gehülfen  (auxiliaires),  ess- 
bare, industrielle,  Ziei  thiere  und  medicinische.  Er  scheint  zu  wünschen, 
dass  viele  Amphibien  zum  Nutzen  des  Menschen  in  Frankreich  acclima- 
tisirt  werden  möchten.  Unter  der  ersten  Ablheiluug,  den  Gehülfen, 
werden  die  Schlangen  als  Mäuse  fressend,  der  Laubfrosch  als  Wetter- 
prophet nur  erwähnt.  Als  essbare  werden  viele  Schildkrölen,  Kroko- 
dile, Warneidechsen,  namentlich  aber  Iguana  als  gute  Speise  empfoh- 
len. Als  industriel,  d.  h.  für  Zwecke  der  Industrie  dienend,  wird  nur 
Chelonia  imbricata  wegen  des  Schildpatts  angeführt.  Als  Zierlhiere 
werden  viele  Arten  wegen  ihres  Farbenwechsels  ,  hübschen  Ansehens 
u.  s.  w.  namhaft  gemacht;  auch  Klapperschlangen,  Brillenschlange,  Ge- 
burtshelferfrosch und  andere  werden  we^en  ihrer  Eigentümlichkeiten 
hier    besprochen.      Eigentlich    für  medicinische    Anwendung   nützliche 


Herpe'ologie  während  des  Jahres   1852.  63 

Amphibien  giebt  es  nicht,  obgleich  man  Mehreren    früher  wunderbare 
Kräfte  und  Wirkungen   beigelegt  hatte. 

Aug.  Dumeril  stellte  Untersuchungen  an  über  die 
Temperatur  der  Reptilien  und  die  Modificationen,  welche  sie 
unter  verschiedenen  Umständen  eingehen  können  (Annales  des 
sc.  nat.  XVII.  p.  5.). 

In  der  Öfversigt  af  kongl.  Vetenskaps -Acad.  förhandl. 
1851.  p.  62.  sind  einige  Beobachtungen  über  das  Erscheinen 
und  Verschwinden  der  Amphibien  (Triton  palustris,  Bufo  vul- 
garis, Rana  temporaria)  in  Göthaland,  Schweden  u.  s.w.  nie- 
dergelegt, wie  sie  sich  im  Jahr  1849  gezeigt  haben. 

Cfielonii. 

In  der  im  Eingange  erwähnten  Abhandlung  von  A.  Du- 
meril sind  folgende  Schildkröten  des  Näheren  beschrieben: 

Tesiudo  semiserrata  A.  Smith,  T.  emydoides  S.  Müll.,  Emys  cas- 
pica  Var.  Japonica  Schleg.,  japomca  Dum.,  areolata  Dum.,  pseudogeo- 
grapliica  Les.,  Cumberlandensis  llolbr.  ,  Mobilensis  Holbr.,  labyrinthica 
Lcs.,  bieroglyphica  Holbr.,  lierardii  Dum.,  Emysaurus  Temminckii  Dum., 
Cinosteruon  cruentatum  Dum.,  leucoslomum  Dum.,  Fodocnemis  Lewyana 
Dum..  Gehafie  Rüpp.,  Sternolherus  sinuatus  Smith,  Adatisonii  Dum.,  also 
im  Ganzen  18  Schildkröten.  Fast  alle  sind  bereits  in  dem  Catalogue 
des  Reptiles,  welchen  neuerlich  A.  Dumeril  herausgegeben  hat,  enthal- 
ten, nur  P.  Lewyana  ist  völlig  neu.  Abgebildet  sind  Emys  areolata  aind 
Beraidii,  Cinosternon  cruentatum  und  leucoslomum  und  Fodocnemis  Le- 
wyana. Letztere  lebt  in  Santa  Fe  de  Bogota  und  in  Venezuela.  Ihr 
Tänzer  ist  oval,  ganzrandig,  sehr  niedrig,  ohne  Leiste  in  der  Mittelli- 
nie, am  Ilinlerrande  erweitert,  kaum  umgeschlagen  ;  hinter  dem  Stirn- 
schilde ein  kleines  dreieckiges  Schild  zwischen  den  Parietalschildern  ; 
kein  üccipitalschüd ;  drei  grosse  Schuppen  an  den  Knöcheln;  Schwanz 
lang. 

Westphal-Castelnau  erkannte  an  jungen  Schildkröten,  dass 
weder  die  Verbreiterung  der  Rippen  das  Rückenschild,  noch  die  des 
Brustbeins  das  Brustschild  bilde,  da  die  Ossifieationen  an  besonderen, 
und  von  Rippen  wie  Brustbein  entfernten  Punkten  beginnen  (Proces 
verbaux  des  seances  de  l'Acad.  des  sciences  et  lettres  de  Montpellier. 
Annee  1851  —  1832.). 

In  dem  Rendiconto  (Bericht  über  die  Sitzungen  der  Academie  der 
Wissenschaften  zu  Bologna  1849 — 51.)  beschreibt  Bianconi  zwei 
weibliche  Individuen  von  Testudo  geometrica  von  Mosambique,  die  sich 
durch  den  Mangel  der  Iler\oi  ragungen  auf  den  Schuppen  auszeichnen; 
—  feiner  giebt  Verf.  neue  Details  über  die  fast  geometrische  Entwik- 


64       Troschel:  Bericht  über    die  Leistungen  im  Gebiete  der 

kelung  der  Hornplatten,  die  das  Hauptsystem  der  Schildkrölen  zusam- 
mensetzen. Dieser  Aufsatz  ist  mir  nur  aus  einer  Anzeige  in  der  Revue 
de  Zoologie  1852.  p.485.  bekannt  geworden. 

Werner  bemerkte  an  Testudo  clausa,  dass  sie  sich  Nachts,  wenn 
die  Temperatur  auf  6  —  8°R.  herabsank,  im  Moos  zwischen  Steinen  ver- 
kroch, und  dass  sie  in  der  gebildeten  Höhlung  immer  den  Kopf  nach 
dem  Ausgange  wendete  ,  auch  die  vordere  Klappe  nur  halb  geschlos- 
sen hatte  (Würtemb.  naturw.  Jahreshefte  1852.  Heft  1.;  daraus  Fro- 
rieps  Tagesberichte   1852.  p.  270.), 

Emys  marmorata  Bai  rd  und  Gi  r  ar  d  (Philad.  Proceed.  VI.  p.  177.) 
von  Puget  Sound. 

Saurii. 

Die  „Gehirnnerven  der  Saurier"  sind  in  den  Abhandlun- 
gen aus  dem  Gebiete  der  Naturwissenschaften,  herausgege- 
ben von  dem  natunviss.  Verein  in  Hamburg  Bd.  11.  Abtheil.  2. 
Hamburg  1852.  p.  109 — 212.  in  einem  ausgedehnten  Aufsätze 
von  J.G.  Fischer  beschrieben  und  auf  drei  Tafeln  abgebil- 
det. Verf.  findet  auch  im  Nervensystem  durchgreifende  Un- 
terschiede zwischen  den  Amphibien  (Amphibia  nuda)  und 
Reptilien  (Amphibia  squamata),  so  dass  er  sie  als  verschiedene 
Klassen  unter  den  Wirbelthieren  betrachtet.  14  Arten  sind  in 
die  Untersuchung  gezogen. 

Spencer  Baird  und  Charles  Girard  charakteri- 
sirten  in  Philadelphia  Proceed.  August  1852.  die  neuen  Eidech- 
sen, welche  John  H.  Clark  in  Mexico  und  den  benachbarten 
Ländern  gesammelt  hatte,  und  welche  sich  im  Museum  der 
Smilhsonian  Institution  befinden. 

C  rocodilieii.  Bei  A.  Dumeril  sind  Crocodilus  leplorhyn- 
chus  Bennett  und  Cr.  Morelelii  Dum.  beschrieben,  letztere  auch  abge- 
bildet (Arch.  du  Mus.  VI.   1.  c). 

Cliamaeleoiiini.  Derselbe  hat  I.e.  aus  der  Gattung  Cha- 
maeleo  drei  Arten  Ch.  Namaquensis  Smith,  calyplralus  Dum.  und  bal- 
teatusDum.  beschrieben;  die  beiden  letzteren  sind  als  neue  Arien  auch 
abgebildet.  Ausserdem  sind  auf  einer  besondern  Tafel  die  Kopfprofile 
von   15  Arten  dieser  Gattung  dargestellt. 

Iguanini.  In  den  Proceed.  Zool.  Soc.  of  London  with  Illu- 
strations  ist  im  zweiten  Helle  des  Jahrganges  1850,  welches  jedoch 
eist  1853  erschienen  zu  sein  scheint,  auf  Tafel  3  lguana  rhinolopkus 
abgebildet. 

J.   E.    Gray  stellte  in    den  Annais  nat.    bist.  X.  p.  437.    einige 


Herpetologie  während  des  Jahres   1852.  65 

neue  Gattungen  aus  der  Iguanenfamilie,  und  zwar  aus  der  Section  Ba- 
siliscina  auf.  In  seinem  Catalog  der  Reptilien  des  British  Museum  kannte 
Verf.  deren  nur  drei,  denen  er  nunmehr  drei  neue  hinzufügte,  die  fol- 
gendermassen  charakterisirt  sind: 

I.     Hinlerkopf  geschwollen  an  jeder   Seite,  mit  einem   hohen  com 
primirlen  Hautkamm   vom  Hinterrande  der  Augen. 

1.  Gatt.  Ptenosaura  n.  gen.  Rücken  und  Schwanz  mit  einer  Reihe 
grosser  comprimirter  Schuppen,  die  einen  schwachen  Kamm  bil- 
den; Hinterkopf  und  sein  Kamm  mit  grossen  dünnen,  glatten 
Schuppen  bedeckt.     Pt.  Seemanni  von  Quibo. 

II.  Hinterkopf  geschwollen,  mit  convexen  Schuppen  bedeckt,  der 
hintere  Theil  (weit  hinler  den  Augen)  in  einen  hohen  compri- 
mirten  Hautkamm  erhoben. 

2.  Gatt.   Basiliscus   Gray  Cat.  p.  192. 

3.  Gatt.  Lophosaura  n.  gen.  Rücken  und  Schwanz  mit  einem  ho- 
hen durch  Knochenstrahlen  gestützten  Kamm  ;  Nackenkamm  klein, 
eckig,  mit  grossen  gekielten  Schuppen  bedeckt.  L.  Goodridgii 
von   Quibo. 

4.  Gatt.  Cristasaura  n.  gen.  Rücken  mifeinem  hohen,  durch  Kno- 
chenstrahlen gestützten  Kamm  ;  Schwanz  etwas  zusammengedrückt, 
schwach  geringelt,  scharfrandig,  und  mit  einer  Reihe  grosser 
comprimirter  Schuppen  an  seinem  obern  Rande;  Nackenkamm 
gross,  abgerundet,  dünn,  mitdünnen,  kleinen,  sechsseitigen  Schup- 
pen bedeckt.     C.  mitrella  von  Honduras. 

5.  Gatt.  Corytheolus  Gray  Cat.  p.  192. 

III.  Hinterkopf  flach,  mit  einem  sehr  kleinen  Kamm  auf  der  Mitte  des 
Hinterrandes. 

6.  Gatt.  Thysanodactylus  Gray  Cat.  p.  193. 

Blyth  machte  in  dem  erwähnten  Anhange  zu  Kelaart's  Frodro- 
mus  Faunae  zeylanicae  Bemerkungen  über  die  eingesandten  Amphibien. 
Ein  Calotes  von  Cherra  Punji  soll  sich  durch  flacheren  Kopf,  weniger 
flache  und  steifere  Nackendornen  und  durch  eine  deutliche  zweite  Sin- 
cipitalleiste  über  dem  Ohr,  die  aus  drei  kurzen  und  fünf  sehr  langen 
Domen  besteht,  vor  Calotes  ophiomachus  auszeichnen,  auch  keinen 
schwarzen  Streifen  durch  das  Auge  haben.  Verf.  nennt  sie  C.  platy- 
ceps.  Eine  unter  dem  Namen  C.  Rouxi?  Dum  Bibr.  eingesandte  Eidechse 
wird  als  neue  Art  vermulhet  und  daher  kurz  beschrieben  und  mit 
versicolor  verglichen.  Auch  über  C.  mystaceus  finden  sich  daselbst 
einige  Angaben. 

Dactyloa  Edwardsii  Gosse  Jamaica.  1.   c. 

Aus    der   Gattung    Holbrookia  Girard   (Cophosaurus  Trosch.),  die 
sich  so  auffallend    durch  'den    Mangel    der    äusseren    Ührölfnungen  aus- 
zeichnet, bildete   Girard   seine  bereits   im  vorigen  Berichte    erwähnte 
H.  maculata  bei  Stansbury  1.  c.  pl.  VI.    Fig.   1 — 3    ab.     In  den  Fhilad. 
Archiv  f.  Naturgesch.  XIX.  Jahrg.  2.  Bd.  E 


6$       Tr  ose  hei:  Bericht  über    die  Leistungen  im  Gebiete  der 

Proc.  VI.  p.  125.  fügten  Baird  und  Gi  rar  d  den  beiden  bekannten  Arten 
noch  zwei  neue  H.   affinis  und  propinqua,   ebenfalls  aus  Texas,  hinzu. 

Die  Gattung  Crotaphytus  Holbrook,  die  sich  von  der  vorigen 
durch  äussere  OhröfFnungen,  Zähne  an  den  Pterygoidbeinen  und  eine 
nur  kleine  Occipilalplatte  unterscheidet,  und  die  bisher  nur  durch  eine 
Art  Cr.  collaris  von  den  Rocky  Mountains  repräsenlirt  war,  vermehrten 
Baird  und  Girard  um  drei  neue  Arten :  Cr.  Wislizenii  bei  Stansbury 
p.  340.  pl.  III.  von  Santa  Fe  ,  Cr.  Gambelii  und  dorsalis  Philadelphia 
Proceed,  VI.  p.  126.  beide  von  Californien.  —  Auch  Hallo  well  be- 
schreibt eine  neue  Art  Cr.  fascialus  von  Neu-Mexico  (Philad.  Proc.  VI. 
p.207.) 

Hallowell  stellte  eine  neue  Gattung  Homalo  s  aurus  auf  (Phi- 
lad. Proc.  VI.  p.  179.),  die  mit  Crotaphytus  und  Holbrookia  nahe  ver- 
wandt ist:  Kopf  niedrig,  oben  mit  polygonalen  Schildern  bedeckt;  Na- 
senlöcher oberhalb;  Occipitalschild  deutlich  ;  Schläfen  nicht  angeschwol- 
len, Seitenschilder  des  Oberkiefers  dachziegelartig;  Oberseite  des  Na- 
ckens, Rückens  und  Schwanzes  mit  Granulationen  bedeckt;  Bauch  und 
Unterseite  des  Schwanzes  mit  glatten  viereckigen  Schuppen;  äussere 
OhröfFnungen  vorhanden  ;  Kehle  gefaltet  ;  Schenkelporen  ;  Schwanz  nur 
wenig  länger  als  der  Körper;  Körper  und  Gliedmassen  schlank.  Die 
Gattung  ist  jedenfalls  auch  nahe  verwandt  mit  der  folgenden  Uta, 
möchte  sich  jedoch  in  der  Beschuppung  des  Schwanzes  unterscheiden. 
Sonst  lassen  sich  aus  den  Beschreibungen  kaum  generische  Unterschiede 
ziehen.     Die  Art   H.  ventralis  lebt  in  Neu-Mexico. 

Eine  neue  Gattung  Uta  gründeten  Baird  und  Girard  bei 
Stansbury  p.  344.  Der  obere  Theil  des  Körpers  ist  mit  kleinen  Schup- 
pen bedeckt;  eine  Brustfalte  ;  OhröfFnungen;  Schenkelporen,  aber  keine 
Analporen.  Die  Gattung  wird  mit  Sceloporus,  Holbrookia  und  Crotaphytus 
verglichen.  Die  eine  Art  V.  Stansburiana  lebt  im  Thale  des  grossen 
Salzsee's  Utah;  auch  Sceloporus  microlepidotus  wird  hierher  gezogen; 
eine  dritte  U.  ornata  ist  Philadelphia  Proceed.  VI.  p.  126.  hinzugefügt, 
und  stammt  von  Californien. 

Die  Galtung  Sceloporus  ist  von  denselben  Verfassern  um  mehrere 
Arten  vermehrt:  Sc.  graciosus  bei  Stansbury  p.  346.  pl.  V.  Fig.  1 — 3. 
aus  dem  Thale  des  Salzsees;  Sc.  Poinseltii,  Clarkii ,  Thayerii  und  dis- 
par  Philadelphia  Proceed.  VI.  p.  126,  die  drei  ersteren  aus  der  Pro- 
vinz Sonora ,  die  letzlere  von  Vera  Cruz ;  Sc.  gracüis  von  Oregon, 
occidentalis  von  Californien  und  frontalis  von  Puget  Sound  Philadelphia 
Proceed.  VI.  p.  175.  —  Auch  Hallowell  fügte  dieser  Galtung  zwei 
neue  Arten  Sc.  marmoratus  und  delicatissimus  aus  Texas  hinzu  (Phila- 
delphia Proceed.  VI.  p.  178). 

Eine  neue  Gattung  Lamprosaurus  stellte  Hallowell  auf, 
ohne  irgend  eine  Andeutung  über  die  systematische  Stellung.  Die  Gat- 
tungscharaktere sind  :  Kopf  konisch,  spitz,  Schnauzenschild  vertical,  die 


Herpetologie  während  des  Jahres  1852.  67 

Supranasalschilder  jederseits  zusammenstossend  ;  Intemasalschild  gross  ; 
Naslöcher  zwischen  zwei  Nasenschildern;  zwei  Frontoparietalschilder  ; 
Trommelfell  eingesenkt;  einige  kleine  Schuppen  vor  dem  Ohre;  keine 
Kehlfalte;  Körper  und  Gliedmassen  schlank;  Zehen  5—5;  Schuppen 
glatt  und  glänzend,  ähnlich  an  Rücken  und  Bauch,  hinten  abgerundet ; 
Präanal-Schuppen  gross;  keine  Schenkelporen;  keine  Gaumen-  oder 
Sphenoidzähne.     Die  einzige  Art  L.  guttulatus  lebt  in  Neu-Mexico. 

Wie  schon  oben  erwähnt  ist,  hat  Girard  bei  Stansbury  p.  354. 
eine  Monographie  der  Gattung  Phrynosoma  geliefert.  Verf.  nimmt  6 
Arten  an:  Phr.  orbiculare  Wiegm.,  cornulum  Gray,  coronatum  Blainv., 
Douglasii  Gray ,  platyrhinos  n.  sp.  vom  Salzsee  und  modestum  n.  sp. 
von  San  Antonio  in  Texas.  Die  drei  letzteren  sind  abgebildet.  —  Hal- 
lo well  beschreibt  eine  neue  Art  Phr.  planiceps  aus  Texas  Philad. 
Proceed.  VI.  p.  178. 

Hallowell  gründete  eine  sehr  interessante  Gattung  A  nota,  die 
sich  von  Phrynosoma  besonders  durch  den  Mangel  äusserer  Ohröffnungen 
auszeichnet  (Philad.  Proceed.  VI.  p.  182).  Die  Charaktere  sind  vom 
Verf.  so  angegeben:  Kopf  klein,  oben  mit  polygonalen  Schildern  be- 
deckt; hinten  eine  Reihe  spitzer  Dornen,  Nasenlöcher  innerhalb  der 
Supraciliarleiste;  Supraciliarleiste  nur  schwach  entwickelt,  endet  hinten 
in  einen  kleinen  spitzen  Dorn;  Kinn  mit  glatten  Granulationen  von  un- 
gleicher Grösse  bedeckt;  eine  Reihe  spitziger  Schuppen  jederseits ; 
zwei  Kehlfalten;  keine  äusseren  Ohr  ö  f  f  n  ungen  ;  Gliedmassen 
schlank;  Oberfläche  des  Körpers  glatt ,  indem  die  zahlreichen  kleinen 
Stacheln  der  gewöhnlichen  Phrynosomen  nicht  vorhanden  sind;  keine 
Fransen  längs  der  Seitenränder  des  Bauches;  Körper  zusammengedrückt, 
oval,  Schwanz  fast  so  lang  wie  der  Körper;  Schenkelporen  sehr  deut- 
lich. Die  einzige  neue  Art  A.  M'Callii  lebt  in  der  grossen  Steppe  von 
Colorado,  zwischen  Vallicita  und  Camp  Yuma,  ist  4*/2  Zoll  lang  ,  und 
ist  hellaschfarbig  mit  schmaler  schwarzer  Rückenlinie,  und  jederseits 
zwei  Reihen  schwarzer  Flecke. 

liacertiiie.  Hier  sind  einige  neue  Arten  der  Gattung  Cnemi- 
dophorus  zu  nennen,  welche  gleichfalls  Baird  und  Girard  aufge- 
stellt haben:  Cn.  tigris  bei  Stansbury  p.  338.  pl.  II.  von  Utah;  Cn. 
marmoralus  von  Texas,  Grahamii  ebendaher,  gularis  von  Texas,  per- 
plexus  von  Texas,  gracilis  von  Colorado,  praesignis  von  Chagres  und 
Panama,  Philadelphia  Proceed.  VI.  p.  128. 

tfjJecIioniiii.  Hemidactylus  Pieresii  Kelaart  1.  c.  p.  159.  hell- 
grau, schwarz  marmorirt,  ein  schwarzer  Streif  an  den  Schläfen;  Rük- 
ken  mit  Längsreihen  ziemlich  grosser  halbkonischer  gekielter  Tuber- 
keln, etwas  kleinere  Tuberkeln  am  Kopf  und  an  den  Aussenseiten  der 
Schenkel,  Schwanz  zugespitzt,  Oberfläche  mit  sechs  Reihen  scharf  zu- 
gespitzter gekielter  Dornen  ;  Schenkelporen  nur  beim  Männchen  in  zwei 
fast  vergessenden  Linien,   16—17   jederseits.  Ceylon.    —  H.  angulalus 


68        Troschel:  Bericht  über  die  Leistungen  im  Gebiete   der 

Hallowell ,    oberhalb  mit  Höckern   in    schiefen   Querreihen.     Westküste 
Afrikas  (Philad.  Proceed.  VI.  p.  63.). 

Gymnodactylus  Kandianus  Kelaart.  I.  c.  p.  186.  braungelb  dun- 
kelbraun, marmorirt;  Rücken  granulirt,  Seiten  mit  zwei  entfernten 
Längsreihen  kleiner  doruähnlicher  Tuberkeln  ;  Schwanz]  etwas  deprimirt, 
winklig  an  den  Seiten,  oben  mit  Querreihen  kleiner  Dornen ,  unten  mit 
einer  Mittelreihe    breiler  Schilder.   Ceylon. 

Scincoidei.  Plesliodon  skiltonianum  Baird  und  Girard  bei 
Stansbury  I.  c.  p.  349.  PI.  IV.  Fig.  4— 6.  —  PL  obsoletum  Baird  und 
Girard  Philadelphia  Proceed.  VI.  p.  129.  vom  Thal  des  Rio  San  Pedro. 

J.  E.  Gray  beschrieb  (Annais  X.  p.  281.)  eine  neue  Gattung 
Sauresia  aus  der  Familie  der  Scincoiden ,  Gruppe  Diploglossinae: 
Körper  und  Schwanz  cylindrisch  verlängert;  vier  kurze,  schwache, 
entfernte  Beine;  4.4  Zehen;  die  vorderen  sehr  kurz,  von  ihnen  die 
beiden  mittelsten,  fast  gleichen,  die  längsten,  die  innere  kürzer;  die  hin- 
teren sehr  ungleich,  die  innere  sehr  kurz,  undeutlich,  die  zweite  länger, 
die  dritte  die  längste,  die  vierte  massig,  weit  hinten.  Schuppen  ziem- 
lich dick,  breit,  sechsseitig,  längsgestreift.  Schnauzenschilder  abgerun- 
det, aufrecht;  zwei  Paare  Supranasalschilder  ;  zwei  Frontalschilder,  das 
vordere  breit,  sechsseilig,  das  hintere  länglich,  sechsseitig;  Superciliar- 
schilder  3.3;  Ohren  offen,  rund;  Naslöcher  seitlich;  Zügelschilder 
3.3;  unteres  Augenlied  undurchsichtig  mit  einer  Reihe  bandförmiger 
Schuppen.     S.  sepsoidcs   von  St.  Domingo. 

J.  E.  Gray  stellte  ferner  (Annais  X.  p.  440)  in  derselben  Fa- 
milie, Gruppe  Siaphosinae,  eine  neue  Galtung  Anniella  dicht  bei  So- 
ridia  auf:  Keine  Beine;  Nasenschild  gross,  am  Rande  so  gebogen,  dass 
es  einen  Theil  des  Lippenrandes  bildet;  sonst  ganz  wie  Soridia.  A.  pul- 
chra  von   Californien. 

Aconlias  elegans  Hallowell  Philad.  Proceed.  VI.  p.  64.  ist  eine 
neue  Art  von  Liberia. 

Ptycliopleurae«  Baird  und  Girard  beschreiben  bei  Stans- 
bury p.  348.  pl.  IV.  Fig.  1 — 3.  Elgaria  scincicauda  (Tropidolepis  sc. 
Skilton  Amer.  Journ.  of  Sc.VII.  1849.)  und  erklären  diese  Gattung  Elgaria 
für  innig  verwandt  mil  Gerrhonotus,  wegen  der  Längs -Area  von  klei- 
nen Schuppen,  die  sich  von  den  Ohren  bis  zu  den  Hintersclienkeln  er- 
streckt. Die  Art  lebl  in  Oregan  und  Californien.  —  Eine  zweite  Art 
dieser  Gattung  ist  von  denselben  Verf.  Philadelphia  Proc.  VI.  p.  129.  auf- 
gestellt E.  nobilis  von  Neu -Mexico.  —  Ebenso  drei  andere  Arten  ib. 
VI.  p.  175.:  E.  principis  von  Oregon  und  Puget  Sound,  E.  formosa 
von  Californien  und  E.  grandis  von  Oregon.  —  E.  marginata  Hallo- 
well von  Neu-Mexico  Philad.  Proceed.  p.  179. 

Clialcidini«  A.  Dumeril  beschrieb  seine  Gattung  Lepido- 
phyma  (vergl.  dessen  Catalogue  p.  157.)  ausführlich  und  bildel  die  Art 
L.  ßavimaculatum  aus  der  Provinz  Peten,  Cenlralamerika,  ab  (Revue  et 


Herpetologie  wahrend  des  Jahres  1852.  69 

Mag.  de  Zoologie  1852.  p.  409).  Die  Gattungscharaklere  sind:  oben 
und  an  den  Seiten  sehr  kleine  Schuppen,  dazwischen  Ouerreihen  spitzer 
Höcker,  Bauchschilder  viereckig;  Kopfschilder  wenig  deutlich  ;  Augen- 
lieder rudimentär;  keine  Zähne  am  Gaumen,  keine  Schenkelporen,  keine 
Seitenfurche.     Nasenlöcher  zwischen  zwei  Platten. 

Ampliisbaeaaae«  A-  Dumeril  weist  nach  (Revue  et  Mag. 
de  Zool.  1852.  p.  401.),  dass  die  Amphisbaenen  als  besondere  Unter- 
ordnung der  Eidechsen  festzuhalten  seien,  wie  es  bereits  Wieg  mann 
festgestellt  halte. 

Unter  dem  Namen  Fhr acto g onus  unterschied  Hallowell 
(Philadelphia  Proceed.  VI.  p.  62.  eine  neue  Galtung  mit  folgenden  Cha- 
rakteren: Kopf  konisch,  mit  zwei  grossen  Schildern  auf  seiner  Ober- 
fläche. Nasenlöcher  unter  dem  Schnauzensch.lde.  Eine  Reihe  longi- 
tudinaler  Schilder  unter  der  Brust.  Körper  und  Schwanz  geringelt; 
seitliche  Poren  am  After.  Die  Art  Fhr.  galealus  von  Liberia  in  West- 
africa. 

Serpentes. 

Innocai.  In  der  Verwandtschaft  von  Tortrix  stellten  Baird 
und  Girard  Philadelphia  Proceed  VI.  p.  176.  eine  neue  Gattung  We- 
nona  auf:  Kopf  konisch,  ziemlich  klein,  nicht  vom  Körper  abgesetzt; 
Scheitelschild  etwa  so  breit  wie  lang  ,  zwischen  ihr  und  dem  Schnau- 
zenschilde liegen  zwei  oder  drei  Paare  Stirnschilder;  Occipital-  und 
Sujjraorbitalschilder  ziemlich  klein  und  fast  von  gleicher  Grösse;  Au- 
gen sehr  klein,  kein  Zügelschild,  ein  vorderes  grosses  Augenschild,  die 
hintern  Augenschilder  nicht  von  den  Schläfenschildern  unterschieden. 
Körper  cylindrisch,  mit  kleinen  rautenförmigen  und  glatten  Schuppen 
bedeckt.  Bauchschilder  schmal,  sowohl  unter  dem  Schwänze  wie  un- 
ter dem  Bauche  in  einer  Reihe;  Schwanz  sehr  kurz,  etwas  nach  hin- 
ten verschmälert.  Ausser  zwei  neuen  Arten  W.  isabella  und  plumbea 
von  Puget  Sound  soll  wahrscheinlich  Tortrix  Boltae  Blainv.  in  diese 
Gattung  gehören. 

Chilabothrus  inornatus  ist  eine  neue  Art  von  Gosse  Jamaica  I.e. 

Calamaria  lenuis  Baird  und  Girard  von  Puget  Sound  Philadelphia 
Proceed.  VI.  p.  176. 

Ueber  die  Verbreitung  der  Natter  Tropidonotus  natrix  auf  den 
britischen  Inseln  gab  Gray  eine  kurze  Notiz  (Annais  nat.  hisl.  IX. 
p.  509.),  wozu  Gurney  ib.  X.  p.  151.  eine  Berichtigung  machte. 

Tropidonotus  ordinoides  Baird  und  Girard  von  Puget  Sound  (Phi- 
ladelphia Proceed.  VI.  p.  176.).  —  T.  rhombifer  und  transversus  Hal- 
lowell ib.  p.  177.  von  Arcansas.  —  T.  concinnus  Hallowell  ib.  |p.  182. 
von  Oregon.  —  7\  Woodhousii  Hallowell  ib.  p.  208. ,  gleichfalls  von 
Arcansas. 


70        Troschel:  Bericht  über  die  Leistungen  im  Gebiete  der 

Coluber  Mormon  Baird  und  Girard  bei  Stansbury  p.  351.  vom 
grossen  Salzsee. 

Natrix  capislrata,  callileme  und  alra  sind  neue  Arten  bei  Gosse 
Jamaica  1.  c. 

Baird  und  Girard  stellten  in  der  Nähe  von  Coluber  und  Tro- 
pidonotus  eine  neue  Gattung  Chu  rchillia  auf:  drei  Paare  Slirnschilder 
(die  beiden  genannten  Gattungen  haben  nur  zwei) ,  ein  sehr  kleines 
Zügelschild  und  einige  hintere  Augenschilder;  Schuppen  gekielt.  Da- 
hin  eine  neue  Art  Ch.  bellona  von  Rio  grande  ( Stansbury's  Report 
p.  350.). 

In  der  Holbrook'schen  Gattung  Pituophis,  die  sich  durch  vorste- 
hende Schnauze  und  die  Gegenwart  von  vier  hinteren  Frontalschildern 
in  einer  Querreihe  ausgezeichnet,  stellte  Hallo  well  eine  neue  Art  P. 
affinis  von  Neu-Mexico  auf.  (Philad.  Proc.  VI.  p.  181.). 

Leptophis  taeniata  Hallowell  Philadelphia  Proceed.  V.  p.  181.  von 
Neu-Mexico. 

Heterodon  nasicus  Baird  und  Girard  ib.  p.  352.  von  Texas. 

Sugpecti«  Fsammophis  flavigularis  Hallowell  von  Texas  Phi- 
ladelphia Proceed.  VI.  p.  178. 

Dendrophis  flavigularis  Hallowell  ib.  p.  205. 

l'enenosi.  In  den  „Mittheilungen  über  neue  Erwerbun- 
gen des  naturhistorischen  Museums  in  Hamburg.  Nachtrag 
zum  Osterprogramm  des  academischcn  Gymnasiums  von  1850. 
Hamburg  1852.  4.«  finden  sich  p.  13.  „Beiträge  zur  ferneren 
Kenntniss  der  Meerschlangen«  von  Dr.  Philipp  Schmidt. 
Derselbe  Aufsatz  befindet  sich  mit  7  colorirten  Tafeln  in  den 
Abhandlungen  aus  dem  Gebiete  der  Naturwissenschaften,  her- 
ausgegeben von  dem  naturwissenschaftlichen  Verein  in  Ham- 
burg. Bd.  II.  Abtheil.  2.  p.  69. 

Den  bereits  bekannten  8  Arten  konnte  Verf.  sieben  neue  Arten 
anreihen,  die  von  der  Rhede  von  Samarang  stammen,  wo  sie  mit  dem 
Netze  gefischt  wurden.  Sie  schwimmen  schlängelnd,  langsam,  dicht 
unter  der  Oberfläche.  Verf.  scheint  nicht  geneigt,  sie  für  giftig  zu 
halten.  Verf.  berichtet,  dass  er  in  einer  Hydrophis  striata  4  Eier  fand, 
die  statt  der  Schale  nur  von  einer  dünnen  Haut  umgeben  waren,  und 
in  denen  das  zum  Ausschlüpfen  reife  Thier  in  der  kahnförmigen  Ver- 
tiefung der  dolterartigen  Placenta  lag,  an  welcher  es  mit  der  Nabel- 
schnur befestigt  war.  Die  jungen  Schlangen  waren  völlig  ausgebildet, 
der  Mutter  gleich,  10  Zoll  lang,  während  die  Länge  der  Mutter  4  Fuss 
betrug.  —  In  Hydrophis  gracilis  befanden  sich  3  Eier,  bei  denen  der 
Embryo  noch  nicht  so  weit  ausgebildet  war;  das  junge  Thier  war  noch 
fast  ganz  von  der  gelben  Masse  umhüllt.     Es  ist  wohl   unzweifelhaft. 


Herpetologie  während  des  Jahres  1852.  71 

so  gchliesst  der  Verf. ,  dass  diese  Schlangen  lebendig  gebärend  sind. 
Die  Hypothese  von  Schinz,  als  könnte  die  junge  Schlange  in  der  er- 
sten Lebensperiode  mit  Kiemen  versehen  sein,  wird  wiederlegt.  —  In 
systematischer  Beziehung  fasst  Verf.  alle  Wasserschlangen  in  eine  Fa- 
milie (Hydrophiden)  zusammen,  wohin  er  rechnet:  Homalopsis,  Pota- 
mophis  (Acrochordus)  und  Thalassophis  (Hydrophis  Schlegel).  Zu  der 
letzteren  Gattung  gehören  die  neuen  Arten  :  Th.  anguillaeformis,  murae- 
naeformis  ,  microcephala ,  viperina ,  anomala,  Schlegelii  (Hoogli  pattee 
Russell?),  Werneri.  Alle  genannten  Arten  sind  an  der  Küste  von  Java 
gefangen,  Th.  Schlegelii  lebt  in  dem  chinesischen  Meere. 

C.  Dumeril  las  eine  Abhandlung  über  Naja  haje  in  der  Pariser 
Academie  (Gomptes  rendus  1852). 

Dinophis  ist  der  Name  einer  neuen  Gattung,  welche  Hallo- 
well Philadelphia  Proceed.  VI.  p.  203.  aufstellte:  die  Gestalt  ist  die 
der  Baumschlangen  ;  durchbohrte  unbewegliche  Giftzähne  in  dem  vor- 
dem Theil  des  Oberkiefers ;  einige  der  vorderen  Zähne  des  Unterkie- 
fers länger  als  die  übrigen;  nur  zwei  Zahnreihen  im  Oberkiefer,  indem 
die  äussere  Pieihe  fehlt ;  zwei  Reihen  im  Unterkiefer,  ganz  kurz  ;  kein 
Zügelschild;  4  hinlere  und  drei  vordere  Augenschilder  ;  Schwanz  lang, 
die  Subcaudalschilder  zweitheilig.  D.  Hammondii  aus  Liberia  inWest- 
africa. 

Zwei  neue  Klapperschlangen  werden  unterschieden:  Crotalus  lu- 
cifer  Baird  und  Girard  (Philedalphia  Proceed.  VI.  p.  177.)  und  Cr.  Lecontei 
Hallowell  ib.  p.  180. 

Batracliii. 

In  einem  Aufsatze  „Recherches  sur  les  Batraciens"  (Ann. 
des  sciences  nat.  XVIII.  p.  243.)  spricht  Pontallie  zunächst 
von  einigen  osteologischen  Differenzen  der  Gattungen  Rana, 
Hyla  und  Bufo,  denen  dann  Bemerkungen  über  Lebensweise 
einiger  Arten  und  über  die  Entwickelung  der  Kiemen  hinzu- 
gefügt werden.  Darauf  beschreibt  Verf.  die  Weibchen  von 
Triton  palmipes  und  punctatus.  Schliesslich  ist  die  Rede  von 
Monstrositäten  und  Parasiten. 

Ueber  functionell  verschiedene  und  räumlich  getrennte 
Nervencentra  in  Froschherzen  schrieb  Bidder  in  Müller' s 
Archiv  1852.  p.  163.  Taf.VI. 

Beiträge  zur  morphologischen  und  histologischen  Ent- 
wickelung der  Harn-  und  Geschlechtswerkzeuge  der  nackten 
Amphibien  veröffentlichte v.  Wittich  in  v.  Siebold's  und  Köl- 
liker's  Zeitschrift  IV,  p.  125.  Taf.IX.  und  X. 


72       Troschel:  Bericht  über  die  Leistungen  im  Gebiete  der 

Ebenda  p,  168.  schrieb  Derselbe  über  Harn-  und  Ge- 
schlechtsorgane von  Discoglossus  pictus  und  einiger  anderer 
aussereuropäischer  Batrachier  (ein  Nachtrag  zur  vorigen  Ab- 
handlung). 

Ecaudati«  Es  wurden  mehrere  neue  Arten  in  dieser 
Abtheilung  beschrieben : 

Rana  areolala  von  Texas  ,  aurora  von  Puget  Sound  und  Dray- 
tonii  von  Californien  wurden  von  ßaird  und  Girard  Philadelphia 
Proceed.  VI.  p.  173.  beschrieben.  —  R.  netoera-ellia  Kellaart  Prodro- 
mus  p.  192.  von  Newera-Ellia  auf  Ceylon.  —  R.  assimilis  Blyth  wird 
im  Anhange  zu  ebenerwähntem  Werke  mit  R.  malabarica  verglichen. 
—  v.  Siebold  bestätigte  in  diesem  Archiv  1852.  I.  p.  14.  die  Ver- 
schiedenheit der  von  Steenstrup  unterschiedenen  europäischen  Arten 
R.  oxyrrhinus  und  platyrrhinus. 

Polypedates  stellata  Kellaart  1.  c.  p.  194.  von  Newera  -  Ellia  auf 
Ceylon.  —  P.  cruciger  ßlyth  ib.  Anhang  p.  48. 

Hyla  brunnea  Gosse  Jamaica  1.  c.  —  H.  regilla  Baird  und  Girard 
Philadelphia  Proceed.  VI.  p.  174.  von  Oregon  und  Puget  Sound.  — 
H.  scapularis  Hallowell  ib.   p.  183.  von  Oregon. 

Litoria  luteola  Gosse  Jamaica  1.  c. 

Trachycephalus  lichenatus  Gosse  Jamaica  1.  c. 

Bufo  punetalus  und  granulosus  von  Texas  ,  so  wie  boreas  von 
Columbia  River  und  Puget  Sound  sind  Arten  von  Baird  und  Girard 
Philad.  Proc.  VI.  p.  173.  —  B.  dorsalis  Hallowell  von  Neu-Mexico  ib. 
p.  181. 

Camlati*  Dujes  findet  in  einer  Abhandlung  „Recherches 
zoologiques  sur  les  Urodeles  de  France  (Annales  des  sc.  nat.  XVII.  p. 
253.)  die  Charaktere,  nach  denen  man  bisher  die  Gattungen  Salaman- 
dra  und  Triton  unterschieden  hat,  nicht  mehr  ausreichend,  indem  die 
Tritonen  nur  zur  Begattungszeit  einen  zusammengedrückten  Schwanz 
hätten.  Er  unterscheidet  daher  vier  Gattungen  nach  folgendem  Schema : 

A.  Parotiden  vorhanden.  Sie  sind  1.  breit,  wohl  um- 
grenzt, sehr  drüsig ;  die  Gaumenzähne  überragen  nach  vorn  die  inuern 
Nasenlöcher;  Körper  glatt  mit  kreisförmigen  Furchen;  eine  doppelte 
Porenreihe  auf  dem  Rücken;  Drüsen  an  den  Seiten,  Salaman  dra 
(S.  corsica  Savi,  maculosa  Laur.  und  atra  Laur.).  —  2.  Parotiden  un- 
deutlich umgrenzt,  sehr  porös  ;  Gaumenzähne  erreichen  nur  die  Linie 
der  innern  Nasenlöcher;  Körper  runzelig,  warzig,  bedeckt  mit  Poren, 
Hemis  ala  man  dra  (S.  marmorata  Daud.  ,  cristata  Schneid.).  —  B. 
Keine  Parotiden;  seitltche  Fortsätze  des  Stirnbeins  bilden  eine 
Brücke,  indem  sie  sich  an  das  Schläfenbein  fügen  ;  Gaumenzähne  er- 
reichen die  Linie  der.  innern  Nasenlöcher  nicht  ganz.    3.  Finger  frei, 


Herpelologie  während  des  Jahres  1852.  73 

Körper  mit  Rauhigkeiten  bedeckt,  H  emitri  ton  (Tr.  cinereus  Dum., 
rugosus  Dum.  ,  puncticalatus  Dum. ,  Bibronii  Dum.  ,  Hern,  asper  Duj. 
(Tr.  repandus Dum.  Val.),  S.  alpestris  Cuv.)  —  4.  Die  Kinger  mit  Häu- 
ten gesäumt,  Körper  glatt,  Triton  (S.  punctata  Daud.  ,  Tr.  palmatus 
Schinz  und  Tr.  vittalus).  —  Verf.  unterscheidet  also  im  Ganzen  14 
französische  Arten.  Die  neuen  Arten  finden  sich  unter  obigen  Benen- 
nungen im  Pariser  Museum.  Alle  sind  beschrieben,  auch  sind  die  Schä- 
del und  das   Innere  des  Mundes    abgebildet. 

Duj  es  machte  ib.  XVIII.  p.  200.  einige  kleine  Zusätze  zu  die- 
sem Aufsatze. 

Ambystoma  Proserpine  von  Texas  und  tenebrosum  von  Oregon 
Baird  und  Girard  Froceed.  Philad.  VI.  p.  173.  — A.  nebulosum  Hal- 
lowell von  Neu-Mexico  ib.  p   209. 

Siredon  lichenoides  Baird  von  Utah  1.  c.  ist  schwarzbraun  ,  be- 
deckt mit  graulichgelben  Lappen,  Schnauze  abgerundet,  Schwanz  com- 
primirt,  Zehen  breit  und  kurz. 

C'oeciliae.  Bemerkungen  über  mehrere  Körpertheile  der 
Coecilia  annulata  machte  Rathke  in  Müller' s  Archiv  1852. 
p.334.  Taf.IX. 

Den  beiden  bekannten  Arten  der  Gattung  Siphonops  fügte  Lüt- 
k  e  n  eine  dritte :  S.  brasiliensis  hinzu  (Vidensk.  Meddelelser  fra  nal. 
For.  Kjöbenhavn  for  Aaret  1851.  p.  5.2.).  Die  Zahl  der  Ringe  ist  133, 
von  denen  die  20  ersten  und  die  13  letzten  unvollständig,  die  100  mit- 
telsten ganz  sind.  Sie  hören  vor  dem  After  auf.  Der  Durchmesser  ist 
46mal  in  der  Lange  enthalten.     Die  Farbe  ist  dunkel   schiefergrau. 


Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Ichthyo- 
logie während  des  Jahres  1852. 

Vom 
H   erausjs-eber* 


Verzeichniss  der  in  dem  Museum  der  Senckenbergi- 
schen  naturforschenden  Gesellschaft  aufgestellten  Sammlungen. 
Vierte  Abtheilung,  Fische  und  deren  Skelette.  Frankfurt  am 
Main  1852.  4.  Diese  reiche  Abtheilung  stammt  meist  aus  den 
Sammlungen  und  Geschenken  Rüp  p  e  1  l's  her  ,  der  hier  ein 
vollständiges  Verzeichniss  der  Arten  ,  nach  dem  Systeme  J. 
Müller'  geordnet  liefert.  Es  sind  mehrere  neue  Gattungen 
aufgestellt  worden,  deren  Charaktere  unten  mitgetheilt  werden. 
In  der  „Zoology  of  Iconographic  Encyclopedia«  hat  B  a  i  r  d 
die  Fische  (p.  197—243.)  bearbeitet.  Die  Familien  sind  nach 
J.  Möller's  System  geordnet,  und  es  haben  dem  Plane  des 
Buches  entsprechend,  natürlich  nur  die  Arten,  welche  durch 
ihr  öconomisches  oder  physiologisches  Interesse  sich  aus- 
zeichnen, besprochen  werden  können. 

Die  meisten  übrigen  Erscheinungen  aus  dem  Gebiete 
der  Ichthyologie  dieses  Jahres  haben  die  Betrachtung  ein- 
zelner Faunen  zum  Gegenstände. 

Heckel  machte  bereits  im  Jahre  1851  eine  Miltheilung 
über  die  Fische  in  den  Seen  Oberöstcrreich's  (Sitzungsb.  d. 
Wiener  Acad.  VI.  p.  145.),  und  zählt  daselbst  27  Arten  auf; 
darunter  mehrere  neue  Arten  aus  der  Lachs-  und  Cyprinen- 
familie. 

Fauna  del  Reguo  di  Napoli  ossia  cnumeratione  di  tutti 


Troschel:   Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Ichthyologie.  75 

gli  animali  che  abitano  le  diverse  regioni  di  questo  regno  e 
le  acque  che  le  bagnano,  contenente  la  descrizione  de'  nuovi 
o  poco  esattamente  conosciuti  di  Oron  zio  Gabriele  Co- 
sta.    Pesce.  Parte  prima.  Napoli  1850. 

Dieses  sehr  seltene  und  schwer  zugängliche,  auch  verhältniss- 
mässig  sehr  theure  Werk,  das  immer  noch  fortschreitet,  enthält  im  er- 
sten Bande  60  Tafeln  mit  Abildungen  von  Fischen  verschiedener  Ord- 
nungen. Es  finden  sich  darunter  auch  manche  neue  Arten,  auf  welche 
näher  einzugehen  ich  verzichten  muss,  da  mir  die  Benutzung  dieses 
Werkes  nicht  für  längere  Zeit  zu  Gebote  stand. 

Lowe  machte  die  Fische  bekannt,  welche  er  in  Ma- 
deira seit  dem  Jahre  1842  entdeckt  oder  beobachtet  hat  (Proc. 
zool.  soc.  of  London  November  26,  1850,  Annais  nat  hist.  X. 
p.  49.)-  Unter  diesen  Fischen  finden  sich  auch  einige  neue 
Gattungen,  deren  Diagnosen  unten  initgetheilt  werden. 

Peters  charakterisirte  in  der  Kürze  einige  neue  Fluss- 
fische aus  Mossarnbique  (Monatsberichte  der  Berliner  Akad. 
1852.  p.  275.).  Sie  gehören  den  Familien  der  Mormyri,  Cha- 
racinen  und  Haifische  an.     S.  unten. 

In  einem  Anhange  zum  Prodromus  Faunae  zeylanicae, 
being  Contributions  to  the  zoology  of  Ceylon  by  E.  F.  Ke- 
laart.  Ceylon  1852.  8.  ist  Blyth's  Report  on  Ceylon  Mam- 
mals,  Reptiles  and  Fishes  March  1852  abgedruckt,  daselbst 
sind  p.  49  auch  drei  Fische  als  neu  erwähnt,  s.  unten. 

Auch  in  diesem  Jahre  hat  Bleeker  nach  p-ewohnler 
Weise  wieder  reiche  Beiträge  zur  Ichthyologie  des  Indischen 
Oceans  geliefert,  welche  ich  chronologisch  aufzähle: 

l.Bijdrage  tot  de  kennis  der  ichthyologische  Fauna  van 
de  Moluksche  Eilanden,  Visschen  von  Amboina  en  Ceram. 
(Natuurk.  Tijdschrift  voor  Ned.  Indie.  Jahrg.  III.  1852  April). 

Verf.  zählt  die  bisher  als  bei  den  JMolukken  lebenden,  so  wie 
die  von  ihm  durch  einzelne  Sendungen  hinzugefügten  Arten  auf,  unter 
denen  viele  ausführlich  beschrieben  und  28  Arten  als  neu  geschildert 
werden.  Nach  einer  tabellarischen  Uebersicht  der  Molukkisehen  Fische 
sind  im  Ganzen  von  den  iMolukken  474  Arten  bekannt,  wovon  Amboina 
116,  Boeroe  2t,  Ternale  14,  Banda  79,  IWanipa  1,  Ceram  90,  Timor  56, 
Solor7,  Aroeinsein  1,  Waigioe  56,  Rawak  9,  Neu  -Guinea  91  Arten 
besitzen.  Das  ergiebt  für  Amboina  etwa  y4,  für  Ceram  und  Neugui- 
nea etwa  y8,  für  Banda  etwa  y6,  für  Timor  und  Waigioe  j/„— «/9. 


76       Troschel:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Ichthyologie 

2.  Diagnostische  ßeschryvingen  van  nieuwe  of  weinig 
bekende  Vischsoorten  van  Sumatra  (ib.  III.   1852.  Mai). 

Durch  reiche  Zusendungen  von  Freunden  und  Amtsgenossen,  un- 
ter denen  die  Herren  Jakles,  Kunhardt,  Schwanenfeld,  Schmitt  und  van 
Leer  genannt  sind,  erhielt  Verf.  mehr  als  260  Arten  Sumatranischer 
See-  und  Süsswasserfische,  von  denen  hier  ausser  einigen  bereits  be- 
kannten 33  neue  beschrieben  worden,  darunter  auch  eine  neue  Galtung. 

3.  Bijdrage  tot  de  kennis  der  ichthyologische  Fauna 
van  het  Eiland  Banka  (ib.  Juni  1852). 

Schon  im  Jahr  1850  lehrte  der  Verf.  22  Arten  von  dieser  Insel 
kennen  (in  dem  damaligen  Berichte  übersehen);  jetzt  erhielt  er  fernere 
100  Arten,  von  denen  nur  5  sich  unter  den  früheren  22  befanden,  so 
dass  von  ihm  jetzt  117  Arten  aufgezahlt  werden  konnten.  Darunter 
sind  6  Arten  neu. 

4.  Zesde  Bijdrage  tot  de  kennfs  der  ichthyologische 
Fauna  van  Borneo.  Visschen  van  Pamangkat,  Bandjermassing, 
Praboekarta  cn  Sampit  (ib.  Juni  1852). 

In  den  früheren  Beiträgen  konnte  Verf.  die  Zahl  der  Arten  auf 
117  bringen.  Durch  neue  Sendungen  des  Herrn  Croockewit  aus 
der  Bai  von  Sampit  an  der  Südküste  von  Borneo,  und  von  Praboekarta 
am  Flusse  Koesan,  und  der  FYau  lda  Pfeiffer  aus  dem  Flusse  Ka- 
poeas ,  welche  sie  zu  Fontianak  zusammengebracht  hatte  ,  konnte  er 
die  Zahl  der  Arten  von  Borneo  auf  176  erhöhen.  Diese  verthei- 
len  sich  in  die  F'amilien  folgendermassen  :  Percoiden  12,  Sclero- 
pareen  4,  Sciaenoiden  10,  Osphromenoiden  14,  Chaetodonloiden  3, 
Scomberoiden  7,  Teulhiden  1,  Notacanthinen  1,  Älugiloiden  2,  Go- 
bioiden  14 ,  Callicnymoiden  1  ,  Pedioulaten  1 ,  Nandoiden  1  ,  Labroi- 
dei  ctenoidei  2,  Siluroiden  26,  Cyprinoiden  22,  Ksociden  5,  Lucio- 
cephaloiden  1,  Chirocentroiden  1,  Hyodontes  1,  Notopteren  2,  Clu- 
peoiden  15,  Pleuronectoiden  6,  Echeneiden  1,  Muraenoiden  4,  Symbran- 
choiden  1,  Gymnodontes  6,  Balistinen  4,  Lophobranchier  2,  Carcha- 
rien  1,  Squatinorajae  2,  Trygones  1  ,  Leptocardii  1.  Unter  ihnen  sind 
18  neue  Arten. 

5.  Nieuwe  Bijdrage  tot  de  kennis  der  ichthyologische 
Fauna  van  Amboina  (ib.  August  1852). 

Verf.  empfing  wieder  von  Amboina  eine  Fischsendung  von  63 
Arten  durch  Herrn  Hartzfeld.  Von  ihnen  waren  40  Arten  nicht  in 
den  früheren  Sendungen  von  Amboina,  und  19  waren  neu  für  die 
Molukken.  Im  Ganzen  erhöht  sich  dadurch  die  Zahl  der  Arten  von 
Amboina  auf  153.     Darunter  sind  wieder  4  neue  Arten. 


während  des  Jahres  1852.  77 

6.  Nieuwe  Bijdrage  tot  de  kennis  der  ichlhyologische 
Fauna  van  Ceram  (ib.  September  1852). 

Ausser  den  früher  schon  von  Ceram  ihm  bekannten  Arten  erhielt 
Verf.  durch  Herrn  Thepass  eine  Sammlung  von  49  Arten,  von  denen 
nur  5  ihm  früher  als  dieser  Fauna  angehörig  bekannt  waren,  und  un- 
ter denen  sich  13  neue  Arten  befanden.  Somit  wächst  die  Fauna  von 
Ceram  auf  135  Arten.  Von  ihnen  kommen  5t  Arten  auch  bei  Amboina 
und  ßanda  vor. 

7.  Nieuvve  Bijdrage  tot  de  kennis  der  ichthyologische 
Fauna  van  het  eiland  Banka  (ib.  Oblober  1852). 

Durch  neue  Sendungen  der  Herren  Seh  aap,  ßernard  und  van 
Bloemen  Wa  anders  von  Karang  hadji  ,  Klabatbaai,  Pankalpinang, 
Marawang,  aus  dem  Flusse  Soengislan  ,  von  Goessongassam  bei  Koba, 
von  Tandjong  bei  Koba  und  von  Toboali  vermehrte  sich  die  Zahl  der 
Arten  dieser  Fauna  auf  193,  wovon  11  Arten  für  die  Wissenschaft 
neu  sind. 

8.  Derde  Bijdrage  tot  de  kennis  der  ichthyologische 
Fauna  van  Celebes  (ib.  October  1852). 

Nach  dem  zweiten  Beilrag  vom  Mai  1851  betrug  die  Arten-Zahl 
146.  Jetzt  empfing  Verf.  neue  Sendungen  von  Makassar  durch  Herrn 
ßoers,  von  Bulukomba  durch  Herrn  Fontanes  und  von  Kema  durch 
Herrn  Thepass.  Mit  Hinzuzählung  dieser  Sendungen  erreicht  die 
Anzahl  der  Fischfauna  von  Celebes  eine  Höhe  von  236.  Unter  ge- 
nannten drei  Sendungen  fanden  sich   17  neue  Arten. 

Gosse  A  naturalist's  sojourn  in  Jamaica.  London  1851. 
Dieses  Werk  enthält  nach  einer  Anzeige  in  Girards  Biblio- 
graphy  of  american  natural  history  for  the  year  1851.  p.  19. 
neun  neue  Arten  von  Fischen,  die  unten  namhaft  gemacht 
sind. 

Ebenso  ist  mir  „Poey  Memorias  sobre  la  Historia  natu- 
ral de  la  isla  de  Cuba  aecompanados  de  sumarios  latinos  y 
extractos  en  frances.  Habana  I.  1851.  8.  cum  tabb.  anneclis." 
nicht  zugänglich  geworden.  Nach  einer  Angabe  von  Girard 
in  seiner  Bibliography  of  americ.  nat.  bist,  for  the  year  1851. 
p.  20  enthält  es  sechs  neue  Fische. 

Philipeaux  et  Vulpian  sprechen  sich  dahinaus, 
dass  das  Gehirn  der  Fische  aus  denselben  Theilen  wie  das 
Gehirn  der  höheren  Wirbelthiere  bestehe  (Determination  des 
parties  qui  constiluent  l'encephale  des  poissons,  Comptes  ren- 
dus  Tom.  34.  p.  537.) 


78       Troschel:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Ichthyologie 

Ueber  das  Erscheinen  einiger  Fische  (Salmo  salar,  Scom- 
ber  scombrus,,  Clupea  harengus)  bei  Göthaland,  Sverige,  Norr- 
land  u.s.w,,  während  des  Jahres  1849  finden  sich  in  Öfvers. 
kongl.  Velens.  Acad.  Förh.  1851.  p.  63.  Mittheilungen. 

Sundeva  11  beschrieb  die  Brut  von  Esox  Lucius  und 
Cyprinus  Idus  (Öfversigt  af  Kongl.  Vetensk  Akad.  Förh.  1851. 
p.  161.  und  daraus  Froriep's  Tagsberichte  1852.  p.  33.),  und 
bildete  sie  ab. 

Der  Laich  von  Cypr.  Idus  war  vom  lsten  bis  3ten  Mai  abge- 
legt, die  Länge  der  Jungen  betrug  am  12.  Juni  8  Millim.  Die  jungen 
Hechte  schienen  älter.  Bei  beiden  bestätigte  Verf. ,  dass  sie  anfangs 
heterocerk  sind.  Rücken-  und  Afterflosse  sind  niedrig,  und  vereinigen 
sich  mit  der  Schwanzflosse;  vor  dem  After  findet  sich  eine  flossen- 
artige Haut,  die  später  verschwindet;  die  Bauchflossen  sind  anfangs 
nicht  vorhanden.  Die  Hechte  waren  schon  in  frühester  Jugend  sehr  ge- 
frässig,  ja  hassen  sich,  in  Ermangelung  anderer  Wahrung,  unter  einan- 
der auf. 

Coste  theilte  der  Pariser  Academie  mit,,  dass  die  Eier 
von  Salinen ,  mit  feuchtem  Sande  bedeckt ,  in  einem  kühlen 
Keller  sich  zwei  Monate  erhielten  ,  ohne  die  Entwicklungs- 
fähigkeit zu  verlieren.  (Comptes  rendus  1852.  p.  507.;  Annais 
nat.  hist.  X.  p.  77.) 

Tcleostei. 

Acanthopteri. 

I^ercoidei*  Eine  neue  Gattung  Microichthys  stellte  R  ö p- 
pell  Verz.  Senkenb.  Mus.  p.  1  auf:  Totalkörperform,  Flossen  und  de- 
ren Strahlen  wie  bei  Ambassis;  freier  Band  des  Praeoperculum  unge- 
zähnt; von  dem  Auge  rückwärts  über  die  schuppenlosen  Operkeln  eine 
in  eine  Spitze  auslaufende  Leiste  ;  Seitenlinie  beginnt  erst  unter  dem 
Anfange  der  zweiten  Rückenflosse:  in  der  Afterflosse  sind  nur  zwei 
steife  Strahlen;  der  Unterkiefer  ragt  etwas  vor  dem  obem  vor;  der 
mittelmässig  gespaltene  Mund  mit  einer  ganz  feinen  Reihe  kleiner  Zähn- 
chen besetzt;  die  Zähne  am  Gaumen  konnten  nicht  untersucht  wer- 
den; in  der  Kiemenhaut  der  weilgespaltenen  Kiemen  sind  7  Strahlen. 
Grosse  Körperschuppen,  die  leicht  sich  ablösen.  M.  Coccoi,  18  Linien 
lang,   von  Sicilien. 

Aus  der  Gattung  Apogon  finden  sich  neue  Arten  in  den  ver- 
schiedenen Aufsätzen  von  Bleeker:  A.  Hartzfeldii  von  Amboina,  me- 
lanorhynchos,  chrysosoma  und  ceramensis   von  Ceram  (Molukken  1.  c.), 


während  des  Jahres  1852.  79 

endekataenia  und  kalosoma  (ßp.nka  l.Beitr.  1.  c.) ,  amblijuroplerus  von 
Wahai  (Ceram  1.  c),  macropteroides  von  der  Insel  Lepar  (Banka  2. 
Beitr.  1.  c). 

Ambassis  urotaenia  Bleeker  von  Amboina  und  Ceram  (Molukken 
1.  c.).  —  A.  interrupta  Bleeker  von   Wahai    (Ceram  I.   c.). 

Serranus  yacone,  praesligiator  und  Phoebe  sind  neue  Arten  von 
Poey  1.  c.  Cuba.  —  S.  amboinensis  Bleeker  (Molukken  1.  c.)  —  S. 
microprion  Bleeker  (Amboina  1.  c.)  —  S.  rhyncholepis  Bleeker  von 
Bulukomba  (Celebes  1.  c.). 

Pleclropoma  indigo  und  gummigutta  Poey  1.  c.   Cuba. 

Mesoprion  caudanolatus  Poey  Cuba  1.  c.  —  M.  melanospilos  und 
ianthinuropterus  Bleeker  von  Bulukomba  (Celebes  1.  c.);  M.  amboinensis 
Bleeker  von  Amboina  (Molukken  1.  c.). 

Priacanthus  Smittii  Bleeker  (Sumatra  1.   c.). 

Myriprislis  microphlhalmus  Bleeker  von  Amboina  (Molukken  1.  c.). 

Therapon  microlepis  Rüppel  Verz.  Senkenb.   Mus.   p.  4. 

Polynemus  polydaclylus  und  macvonema  Bleeker  von  Bandjermas- 
sing  in  süssem  Wasser  (Borneo  6.  Beitr.). 

Scleroparei.  Eine  Bemerkung  von  Sundevall  über 
Cottus  poecilopus  und  gobio  findet  sich  in  Öfvers.  Kongl.  Ve- 
tensk.  Akad.  Förh.   1851.  p.  185. 

Hancock  hatte  Gelegenheit  den  Nestbau  und  die  Pflege 
der  Jungen  von  Gasterosteus  aculeatus  und  spinachia  zu  be- 
obachten, und  schilderte  die  Vorgänge  in  anziehender  Weise. 
Verf.  bemerkte  bei  dieser  Gelegenheit,  dass  Crookenden  zu- 
erst im  Jahr  1834  den  Nestbau  von  G.  aculeatus  in  einem 
kleinen  Magazin  „The  Youth's  Instructor«  beschrieben  habe 
(Annais  of  nat.  bist.  X.  p.  241).  Eine  fernere  Bemerkung 
darüber  vergl.  ib.  p.  395. 

Scorpaena  aplodaclyhis  Bleeker  von  Wahai  (Ceram  1.  cX 
Apistus  exul  Gosse    Jamaica   I.  c.    —    A.  macracanlhus  und  </er- 
macanthus  Bleeker  von  Ceram  (Molukken  I.e.);  A.  plagiomelopon  Blee- 
ker von  Bulukomba  (Celebes  I.   c.). 

Psendochromiflae«  Cichlops  melanolaenia  Bleeker  von 
Macassar  (Celebes  1.   c.). 

Sciaenoiclei.  Corvina  polyldadiskos  und  sampitensis  Bleeker, 
erstere  von  Bandjermassing  in  Flüssen,  letztere  von  Sampit  im  Meere 
(Borneo  6.  Beitr.  1.   c.). 

Heterognalhodon  nemurus   Bleeker  von  Macassar  (Celebes   1.  c.). 

Diagramma  polytaenia  Bleeker  (Celebes  1.   c.). 

Pristip omoides  nov.    gen.    Bleeker   (Sumatra  1.    c.).      Pinna 


80       Troschel:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Ichthyologie 

dorsalis  unica,  non  divisa.  Membrana  branchiostega  radiis  7.  Pinnae 
dorsalis  et  analis  alepidotae,  caudalis  squamosa.  Maxilla  inferior  poris 
nullis  conspicuis.  Dentes  inaxillares  laterales  uniseriali ,  antici  pluri- 
seriali  seriebus  internis  minimi  selacei,  Serie  externa  conici  maiores  ca- 
ninis  2  vel  4.     Praeoperculum  denticulatum.     P.  lypus  von  Sumatra. 

Scolopsides  leucolaenia  Bleeker  (Banka    1.  Beitr.  1.  c). 

Sparoidei.  Denlex  upeneoides  Bleeker  aus  dem  Meerbusen 
von  Klabat  (Banka  2.  Beitr.  1.  c).     D.  mulloides  Bleeker  (Sumatra  1.  c). 

Upeneus  barberinoides  Bleeker  von   Ceram   (JVIolukken  I.  c). 

Sqnamipennes.  Chaelodon  Layardi  Blyth  bei  Kelaart  1.  c. 
von  Ceylon  ist  verwandt  mit  Ch.  vagabundus,  goldenbraun  mit  breiten 
senkrecbten  schwärzlichen  Binden.    D.   13 — 21  ;  A.  3 — 19. 

Vialax  Boersii  Bleeker  von  Macassar  (Celebes  1.   c). 

Iiab'yrintliici*  Trichopus  Leerii  Bleeker  in  Flüssen  (Suma- 
tra 1.  c). 

Ophicephalus  banhanensis  Bleeker  aus  der  Provinz  Toboali  (Banka 
2.  Beitr.  I.e.).  —  0.  urophthalmus  und  pohjlepis  Bleeker  (Sumatra  I.e.). 

Jflugiloidei*  Mugil  irretitus  Gosse  Jamaica  1.  c.  —  M.  ce- 
ramensis  Bleeker  von  Wahai  (Ceram  1.  c.)  und  M.  macrolepis  Bleeker 
von  Pomangkat  in  Flüssen  und  von  Sampit  im  Meere  (ßorneo  6.  Bei- 
trag 1.    c). 

Scomlieroidei.  Carangoides  ophthalmotaenia  von  Amboina 
(Mollukken  1.  c.)  und  C.  talamparoides  (Sumatra  1.  c.)  sind  neue  Arten 
von  Bleeker. 

Carangichthys  n.  gen.  Bleeker  (Celebes  1.  c).  Dentes  su- 
pramaxillares  et  inframaxillares  pluriseriati ,  serie  externa  longiores, 
maxilla  inferiore  antice  aliquot  caninoidei.  Dentes  vomerini,  palatini, 
linguales.  Praeoperculum  denticulatum.  Linea  lateralis  scutis  spinife- 
ris  armata.     Membrana  branchiostega   radiis  7.     C.  lypus  von  Kenia. 

Elacale  falcipennis  Gosse  Jamaica   1.  c. 

Zeus  conchifer  Lowe  Anaais  X.   p.  49.  von   Madeira. 

Taenioidei.  Trachypterus  gryphurus  Lowe  Annais  X.  p.  50. 
von  Madeira. 

Teutliyes.  Acanlhurus  xanlhurus  Blyth  bei  Kelaart,  Ceylon 
1.  c.  p.  50.  verwandt  mit  xanthopterus  Cantor,  oben  ganz  schwarz  mit 
goldgelbem  Schwanz,  und  einer  eben  solchen  Färbung  an  den  Brust- 
flossen. D.  5—24;  A.  3  —  21.  —  A.  celebicus  Bleeker  von  Macassar 
(Celebes  I.  c). 

Keris  amboinensis  Bleeker  von  Amboina  und  Ceram  ( Moluk- 
ken  1.  c). 

Illenoioidei*  Fetroskirles  rhinorhijnchus  Bleeker  von  Ceram 
und  anema  von  Amboina  (Molukken  1.  c).  —  P.  Banhanensis  Bleeker 
von  Koba  (Banka  2.  Beitr.  1.  c). 


während  des  Jahres  1852.  &l 

Salarias  ceramensis  Bleeker  (Ceram   I.   c). 

P  haropteryx  n.  gen.  Rüppcll  Verz.  Senkenb.  Mus.  p.  16. 
Der  kleine  etwas  schräg  gespaltene  Mund  hat  beide  Kiefern  mit  ei- 
ner schmalen  Binde  feiner  Zähne  bürstenförmig  bewaffnet;  Gaumen 
und  Zunge  zahnlos;  an  der  Symphysis  der  Unterkiefer  ist  eine  Bart- 
zaser.  Die  Iviemenöffnung  beider  Seiten  über  der  Brust  mit  einander 
verbunden  ;  nur  drei  Strahlen  scheinen  in  der  Kiemenhaut  zu  sein  ; 
Kopf  und  ganzer  Körper  sind  schuppenlos;  Körperform  spindelförmig; 
die  Baurhflossen  sitzen  vor  den  Brustflossen  und  bestehen  jede  aus 
vier  bis  fünf  langen  einfachen  Strahlen,  die  nur  an  der  Basis  mit  ein- 
ander durch  kurze  Membranen  verbunden  sind  ;  das  letzte  Drittel  die- 
ser Flossenstrahlen  ist  auf  beiden  Seilen  lanzettförmig  mit  Maut  be- 
setzt; die  Strahlen  aller  Flossen  sind  ungespalten  und  vollkommen  bieg- 
sam. Der  After  ist  nicht  fein  von  der  Basis  der  Brustflossen  ;  Rücken- 
und  Afterflossen  lang  ,  vollständig  von  der  zugerundeten  Schwanzflosse 
getrennt.  Die  sechs  vorderen  Strahlen  der  Rückenflosse  durch  einen 
Einschnitt  von  dem  übrigen  Theile  der  Flosse  gesondert.  Ph.  Benoit 
aus   dein  Mitlelmeere. 

€*obiolclei»  Neue  Arten  von  Bleeker:  Gobius  caninoides 
von  Amboina  (MoluUken  1.  c).  —  G.  Fonlanesii  von  Dulucumba  (Ce- 
lebes  I.  c).  —  G.  ianlhinoplerus,  melanosoma,  xanlhosoma ,  ceraiiensis 
von  Wahai  (Ceram  1.  c.). 

Periophllialmos  clmjsospilos  von  Karang  had,i  (Banka  2.  Rei- 
trag 1.   c). 

Eleotris  melanoplems  Bleeker  (Celebes  1.  c).  —  E.  melanosoma 
Blei  ker  ^ Ceram  I.  c).  —  E.  marmorala  Blecker  von  Bandjermassing 
und  Palembang  in  Flüssen  (Bornco  6.   Beitr.  I.  c). 

Callionymus  Schaapii  (Banka   1.    Beitr.   I.    c). 
Amblijopus  urolepis  aus  süssem  Wasser   (Sumatra  1.  c). 

Anacanthinl. 

€>pliitlini«  Eine  neue  Art  von  Bleeker:  Machaerium  reli- 
cüldlum  von  .Marawang  und  von  der  Insel  Lepar  (Banka  2.    Beitr.  I.  c). 

Pleuronectae.  Rhombus  poecilurus  Bleeker  von  Amboina 
(Molukken  1.  c). 

Monochivus  inscviplus  Gosse  Jamaica  1.  c. 

Pharyvyoynathi. 

Ijabroidei  cycluxtSei.  Labrus  larvalus  Lowe  von  Madeira 
(Annais  nat.  bist.  X.   p.  51.). 

Julis  (Halichoeres)  kalosoma  von  Amboina  und  Ceram   (Molukken 
I.   c.),   casturi  von  Macassar  (Celebes  1.  c),  tlarUfeldii  (Amboina  1.  c), 
Archiv   f.  Niturgesch.  XIX.  Jahr;;.  2.  Bd.  F 


b2        Troschel:   Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Ichthyologie 

leparensis  und  polyophlhalmm  von  Lcpar  (Bank»  2.  Beitr.  1.  c.)  sind 
icue  Arten  von  B  lecker. 

Ebenso   Cheilinus  ceramensis  (Molukken  1.  c). 

Choerops  n.  gen.  Büppell  Verz.  Senkenb.  Mus.  p.  20.  Die  Zähne 
beider  Kiefer  zu  einer  gemeinschaftlichen,  an  der  Symphysis  nicht  zu- 
sammenstossendeu  Schmclzleisle  verwachsen,  deren  freier  Band  aus 
einer  Reihenfolge  kleiner  Höcker  besteht.  Ausserhalb  dieser  Schmelz- 
leiste sind  vorn  an  jedem  Kiefer  vier  robuste  konische  Zähne,  jeder 
etwas  auswärts  gekrümmt.  Die  Mundlippcn  stark]  Operkeln  und  Prä- 
operkeln  mit  mittelmassigen,  der  Körper  mit  ziemlich  grossen  Schup- 
pen. Seitenlinie  ununterbrochen,  wenig  geschweift.  Stachelige  Strah- 
len der  Rücken-  und  Afterflosse  robust  und  zugespitzt.  Ch.  mclcagris 
von  Java. 

ffjahroitlei  ctenoidei*  Amphiprion  tnelanopus  Bleeker  (Arn- 
boina  1.  c). 

Potnaccnlrus  nemalopterus  und  prosopolaenioidcs  von  Amboma, 
taeniomeiopon  von  Ceram  (Molukken  1.  c),  melanoplcrus  (Amboina  I.  c), 
tyanopsilos  von  Wahai  (Ceram  I.  c.)  sind   neue  Arten  von  Bleeker. 

Ebenso   Glyphisodon  honang  (Sumatra  I.  e.). 

Sarotherodon  n.  gen.  Rüppell  Verz.  Senkenb.  Mus.  p.  21.  Total - 
babitus  der  Chromiden  ;  beide  Kiefer  nach  aussen  mit  einer  Beihe  schlan- 
ker Meissclzähne  besetzt,  schmaler  an  der  Basis  als  am  freien  Rande, 
hinter  derselben  eine  Binde  feiner  Bürslenzähne.  Gaumen  und  Zunge 
unbewaffnet;  am  Schlund  unten  eine  dreieckige,  oben  zwei  runde 
Queiplatlcn  mit  feinen  bürstenfürmigen  Zähnen.  Kicmeiihaul  mit  sie- 
ben Strahlen;  vier  Kiemcnbogen.  Upeikeln  ohne  Schuppen;  ziemlich 
grosse  Körperschuppen ,  Seitenlinie  unterbrochen.  Eine  Flosse  über 
den  ganzen  Rücken,  wovon  zwei  Drittel  aus  Slachelstrahlen  bestehen; 
die  Afterflosse  mit  drei  Stacheln.  Die  Bauchflossen  sitzen  etwas  hin- 
ter der  Basis  der  Brustflossen  an.  S.  melanolheron  von  der  Goldküste, 
Guinea. 

Scomiieresoces.  Gosse  beobachtete  fliegende  Fische 
(Exococtus)  und  überzeugte  sich ,  dass  sie  im  Fluge  ihre 
Richtung  ändern,  sich  erheben  und  senken  können,  und  dass 
also  es  nicht  ein  blosses  aus  dem  Wasser  Springen,  sondern 
ein  wirkliches  Fliegen  sei  (A  Naturalisfs  Sojourn  in  Jamaiea 
p.  9.;  daraus  Edinburgh  new  philos.  Journ.  1852.  Jan.  p.  185). 

Gosse  stellte  I.  c.  auch  eine  neue  Art  E.  Ilillianus  von  Ja- 
maiea auf;  ibenso  Bleck  er  E.  vaycephalus  \on  Blaeassar  (Cele- 
bes  1.   c). 

Physoslcmi. 
Siluroirtei*     In  dieser   Familie  Mnd    nur  die  Arbeilen 


während  des  Jahres   1852.  83 

von  Bleeker  zu  erwähnen,  derselbe  stellte  in  seinen  ver- 
schiedenen Beiträgen  mehrere    neue  Arten  auf: 

Silurus  limpok,  palcmbangensis  und  leptonema  leben  in  den  Flüs- 
sen (Sumatra  I.  c.).  Daselbst  fügte  Verf.  eine  Ucbersicht  der  Arten, 
welche  er  in  seiner  Sammlung  von  den  Sunda-lnscln  besitzt  ,  ein,  die 
zur  leichteren  Unterscheidung  beilragen  mag.  Es  sind  4  Arten  Wal- 
lago  und    14  Arten  Silurus. 

Bagrus  hypseloplerus  ebenda. 

Arius  melanochir  ebenda. 

Heterobranchus  lapeinopterus  aus  der  Provinz  Toboali  (Banka  2. 
Beitr.  I.  c). 

Pangasius  hexanema  und  juaro  (Sumatra  1.  c.).  —  P.  polyurano- 
don  von  Bandjcrmassing  (Borneo  6.   Beitr.  1.  c.). 

Ciarias  melasoma  von  Prabukarta  und  Palembang  (Borneo  6.  Bei- 
trag I.  e.). 

Chaca  bankanensis   (Banka   1.    Beitr.    I.  c.). 

Cyprinoitlei*  He  ekel  hält  den  PerlHsch  des  Altersee' s 
für  eine  neue  Art  Leuciscus  Meidingeri.  Eine  neue  mit  L.  rutilus  ver- 
wandte Art,  die  sich  aber  durch  höheren  Rücken  ,  grosses  Auge  und 
schwärzliche  Verl'calllosscn  auszeichnet,  nennt  er  L.  Pausingeri  (Sit- 
zungsberichte der  Wiener  Acad.  VI.  p.  147. 

Ausserdem  stellte  Bleck  er  folgende  neue  Arten  aus  der  Kar- 
pfenfamilie auf: 

Barbus  gobioides  (Sumatra  1.  c.)  und  kusanensis  von  Prabukarta 
im  Flusse  Kusan  (Borneo  6.   Beitr.  1.  c.). 

Capoela  padangensis  und  empalong  (Sumatra). 

Dangila  microlepis  und    sumalrana  (Sumatra). 

Rohila  enneaporos,  cyanomelas  und  triporos  (Sumatra),  Waander- 
sii  aus  der  Provinz  Toboali  (Banka  2.  Beitr.),  melanopleura  von  Band- 
jcrmassing und  Palembang  (Borneo  6.  Beitr.). 

Leuciscus  Ihynnoides,  trinema  und  sumalranus   (Sumatra),  oxyga 
stroides  von  Prabukarta,  Palembang  und  Batavia  (Borneo  6.  Beitr.). 

Cobilis  hymenophysa,  macracanthus ,  Jaklcsii  (Sumatra). 

Bleeker  beschrieb  in  einer  besonderen  kleinen  Ab- 
handlung- :  Over  eenige  nieuwe  soorten  van  Homaloptera  v. 
Mass.  (Balitora  Gray)  van  Java  en  Sumatra.  (Naluurk.  Tijd- 
sehr.  III.  1852.  December)  sechs  Arten  der  Gattung  Homa- 
loptera. 

Verf.  theilt  die  Gattung  in  zwei  Gruppen  :  in  die  erste,  wo  die 
Rückenflosse  vor  den  Bauchflossen  beginnt,  und  wo  die  Schuppen  ge- 
kielt sind,  gehören  den  neuen  Arten    //.  Zollingeri    von  Batavia,  Ban- 


84  Troßchel:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Ichthyologie 

dong,  ophiolepis  von  Bandong,  salusur  von  Batavia,  Tjampea,  und  po- 
lylepis  von  Huitenzoig,  Tjipannas  ;  —  in  die  zweite,  wo  die  Rücken- 
ilosse  hinter  den  Bauchtlosscn  beginnt,  und  wo  die  Schuppen  nicht  ge- 
kielt sind  :  H.  gymnogasler  aus  den)  See  Aleninju  im  westlichen  Suma- 
tra und   Wassinkii  von  Tjampea,  Builenzorg. 

Cyprinotlontes*  Eine  neue  Art  Poecilia  mclophura  Gosse 
lamai  ca. 

(  huracini»  Aus  dieser  Familie  charakterisirle  Feters  fol- 
gende neue  Arten  von  JMossambique  :  Distichodus  mossambicus  und 
schenga,  Alestes  imberi   und  aculidens. 

Scopelini.  In  dieser  Familie  beschrieb  Lowe  Annais  nat. 
bist.  X.  p.  52.  eine  neue  Gattung  V ha  eno  don:  caput  magnum  com- 
pressum,  oculis  niagnis  ,  rostro  brevissimo  obtuso  ,  riclu  magno 
pone  qculos  longe  didueto,  inento  subliis  ad  symphysin  cirro  barbato. 
Dentes  intcrmaxillares  uniseriati;  anteriores  (5  vtl  6  ulrinque)  validi 
tenues  praelongi  laniarii  subrecurvi  remoti  dislincti,  extrorsum  supra 
lübia  invicem  claudentes  ;  ossibus  palati  denlibus  minoribus  uniseriatis, 
lingua  biseiiatis  ,  armatis.  üpercula  simplicia  plana.  Corpus  elonga- 
tum  compressum  nudum?  seu  exsqameum  ;  abdomine  punetis  argen- 
teis (ut  in  Stopelo)  seriatis.  Linea  lateralis  reeta  pinnaeque  lere  ut  in 
Scopelo,  pectoralibus  brevioribus.  Ph.  ringens  schwarz  mit  Reihen 
silberner  Flecke.     Madeira. 

Salmones.  Kncr  schrieb  über  die  Verschiedenheit 
der  Appcndiccs  pyloricac  bei  den  Salmoniden,  und  bildete 
sie  von  Salar  Ausonii,  Salmo  salveünus,  Fario  Marsilii,  Salmo 
hucho,  Coregonus  Wartmanni  undThymallus  vulgaris  ab  (Wie- 
ner Sitzungsber.  VI.  p.  240.  Tal.  VII.). 

John  Davy  hat  in  den  Transaclions  of  the  Royal  So- 
ciety of  Edinburgh  Vol.  XX.  p  '6%l.  seine  Beobachtungen  über 
den  Charr  (Salmo  uinbla)  in  Relreff  seiner  Enlstehung  und 
ersten  Jugend  niedergelegt.  Er  kommt  zu  folgenden  Resul- 
taten. 

1.  Die  Enlwickelung  der  Eier  währt  40  -  90  Tage,  je  nach  Tem- 
peratur und  sonstigen    Umständen  ;  das   Gewöhnliche  ist  70  Tage. 

2.  Der  junge  Fisch  kann  narh  dem  Ausschlüpfen  mindestens 
60  Tage  ohne  Wahrung  leben  ,  indem  er  das  Material  für  seine  Unter- 
haltung und  sein  Wachsthum  vonuhmlich  aus  seinem  Dolter  nimmt. 

3.  Unter  günstigen  Umständen  erlangt  er  seine  vollständige  Ge- 
stalt in  60 — 70  Tagen,  wo  er  denn  von  äusserer  Nahrung  abhangig 
wird. 

4.  Fliessendes  Wasser  ist  nicht  nolhwendig  zur  Enlwickelung 
der  Eier,    und  da  sein  liiutplatz    veischiedcn  ist    von    dem  der  Forelle 


während  des  Jahres  1852.  80 

(trout),  so  ist  wenig  Gefahr,  dass  er  durch  Kreuzung  mit  derselben  als 
Speeres  verloren  gehen   möchte. 

5.  Salzwasser,  seihst  von  grösserem  Salzgehalte  als  Sccwasser, 
ist  dem  Embryo  nicht  unmittelbar  tödllich,  selbst  wenn  er  nicht  in  die 
Schule  eingeschlossen  ist;  ja  sogar  in  schwach  salzigem  Wasser  kann 
eine  theilweise  Entwicklung  des  Eies  stattfinden  ;  auch  der  junye  Fisch 
kann  einige  Tage  in  solchem  Wasser  leben,  wodurch  es  erklärlich  wird, 
dass  der  alte  Fisch  in  einem  der  Fluth  ausgesetzten  Strom  und  selbst 
im  Meere  einige  Zeit  leben  kann;  der  Walliser  Charr  ist  daselbst  ge- 
langen. 

6.  In  einer  geringen  Wassermenge  mit  atmosphärischer  Luft 
kann  der  junge  Charr  beim  Transport  einige  Tage  ohne  Verminderung 
seiner  Lebenskraft  ausdauern,  und  mit  Sauerstoff  wohl  viermal  so   lange. 

7.  Der  junge  Fisch  kann,  ohne  unmittelbaren  Nachlheil,  eine 
niedrige  Temperatur  von  einem  oder  zwei  Graden  über  dem  Gefrier- 
punkt ertragen  ;  auch  eine  höhere  Temperatur  von  60 — 70°,  aber  nicht 
über  83°,  welche  immer  sogleich  tödllich  war 

Hecke!  berichtete  über  ein  sehr  grosses  Exemplar  der  Bachfo- 
relle (Salar  Ausouii  Val  )  ,  welches  in  der  Fischa  gefangen  worden. 
(Verband!,  des  zool.   bot.   Vereins  in  Wien.   Bd.   1.   1852.  p.  71.). 

Derselbe  uniersuchte  den  Carpione  des  Gardasee's,  und  erklärt 
ihn  nach  der  einfachen  Reihe  rückwärts  gebogener  Vomerzähne,  deren 
Zahl  16  beträgt,  für  eigene  Art,  der  er  den  Linne'schen  Artnamen  er- 
hält, und  sie  Farlo  Carpio  nennt.  (Verhandl.  des  zool.  Vereins  in 
Wien.     Bd.  I.   1852.  p.  81.). 

Fario  Marsilii  Meckel  aus  den  Seen  Oberösterreichs  (Sitzungsber. 
d.  Wiener  Acad.  VI.  p.  146.).  —  Nach  lleckel  ib.  ist  der  Salmo  Sal- 
velinus Valenc.  nicht  der  echte  Linne'sche,  er  nennt  ihn  daher  S.  mo- 
no stichus. 

Morinyri.  Peters  unterschied  (Monatsberichte  der  Berliner 
Akad.  1852.  p.  275.)  fünf  neue  Alten  der  Gattung  Mormyrus  aus  Mos- 
sambique:  M.  discorhynchus ,  tnacrolepidotus,  zambanense ,  longiroslris, 
ntueupe. 

Clupeoidei*     Auch  hier  sind  mehrere  neue  Arten  zu  nennen: 
Clupea  lamprolaenia  Gosse  Jamaica   1.  c. 
Ilarengula  dispilotiolus  Blecker  (Banka   1.   Beitr.). 
Spralella  pseudopterus  Blerker  von  Pamangkal  (Borneo  6.   Beitr.). 
Kngraulis    Pfeiffcri  Bleeker   vo.i   Pontianak  (Borneo  6.  Beitr.). 
Coilia  macrofjnathos  Blecker  von  Pamangkat  in  FIuss  -  und  Brak- 
wasser (Borneo  6.  Beitr.). 

Nolopterus  hypselonolus  Bleeker  in   Flüssen  (Sumatra). 
Kcf  erent  konnte  die  specilische  Verschiedenheit  vonAlansa  vul- 


86       Troschcl:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Ichthyologie 

garis  und  finta,  welche  von  Yalenciennes  in  Abrede  gestellt  war,  nach- 
weisen (dies  Archiv  1852.  I.  p.  228.). 

Chaloessus  eitmorphus  Gosse  Jamaica  1.  c. 

3ii*rsienoi«lei.  Bijdrage  tot  de  kennis  der  Muraenoi- 
den  en  Symbranchoiden  van  den  Indischen  Archipel  doorDr. 
P.  Bleeker.  ßatavia  1852.  4.  Die  erste  Abtheilung  dieser 
Schrift,  welche  ich  durch  gütige  Mittheilung  des  Verf.  kenne, 
und  von  der  ich  nach  Druck  und  Format  vermuthe,  dass  sie 
in  den  Verhandelingen  van  het  Bat.  Gen.  van  Künsten  en 
Wetenschappen  enthalten  sei,  bezieht  sich  auf  die  Muraenoi- 
den.  Verf.  kennt  aus  dem  Indischen  Archipel  49  Arten,  von 
denen  bei  Java  13,  bei  Bali  1,  bei  Sumatra  16,  bei  Pinang 
9,  bei  Singapore  5,  bei  Borneo  4,  bei  den  Molukken  8,  bei 
Waigiou  2,  bei  Rawak  2,  bei  Neu  Guinea  1  Art  vorkommen. 
17  Arten  von  diesen  kommen  auch  ausser  dem  Indischen  Ar- 
chipel vor. 

In  dem  nach  diesen  allgemeinen  Bemerkungen  folgenden  Con- 
speclus  specicrum,  vertheilen  sich  die  Arten  folgendeimassen  in  die  Gat- 
tungen :  3  Anguilla,  worunter  A.  sidat  vom  westlichen  Java  neu  ;  4Conger, 
worunter  C.  lalabonoides  von  Batavia  und  singaporensis  von  Balavia  und 
Singapore  neu;  8  Ophisurus,  worunter  0.  macrochir,  rutidoderma,  ru- 
tidodermaloidcs,  Mac  Clellandii,  sämmtlich  von  Batavia,  neu  sind  (0.  ser- 
pens  Temm.  Schi,  wird  macrorhynchus,  0.  brevieeps  Cantor  wird  lum- 
brieoides  genannt;;  1  he  iuran  us ,  1  Dalophis  marmorala  neu;  11 
Muraena  worunter  M.  scotiodon  von  Westsumatra,  pseudothyrsoidea  von 
Macassar,  Troschelii  (M.  grisea  Cuv.  ?)  von  Bali  und  Sumatra,  isinglee- 
noides  von  Sumatra,  Blochii  von  Sumatra,  Boschii  von  Sumatra  und 
gymnopterus  von  Batavia  neu. 

Anhangsweise  werden  Ophisurus  Schapii  von  Banka  und  brachy- 
soma  von  Celebes  beschrieben. 

In  dieser  Abhandlung  wird  Ophisurus  vimineus  Bich.  zur  eigenen 
Gattung  Slelhopterns  erhoben  ;  es  sind  nur  Brustflossen  vorhanden,  fer- 
ner Nasal-,  Gaumen-  und  Unterkieferzähne.  Diese  Gattung  entspricht 
der  von  Lülken  unter  ]\o  5.  angedeuteten  (vergl.  dies  Archiv  1852.  I. 
p.  275.).  —  Ferner  wird  die  neue  Gattung  L  ein  r  atius  auf  Ophisurus 
fasciatus  Lac.  gegründet,  die  Rücken-,  After-  und  Brustflossen,  aber 
keine  Schwanzflosse  besitzt;  INasal-,  Gaumen-  und  Untcikieferzähne 
sind  vorhanden.  Diese  Gattung  unterscheidet  sich  von  Ophisurus  durch 
den  Mangel  der  Vomerzähnc. 

Anderen  Orts  beschrieb  Bleck  er  noch  folgende  Ar- 
ten aus  dieser  Familie: 


während  tles  Jahres  1852.  87 

Muraena  Ilichardsonii  von  Ceram,  Padang,  Sumatra,  ceramensis 
und  tnicroplerus  von  Ceram  (.VIolukken  1.  c). 

Die  Bemerkungen  über  die  Stelluno;  der  Naslöcher  bei 
den  Ophisurus-Arten  und  den  mit  ihnen  verwandten  Gattun- 
gen aus  der  Familie  der  Aale  von  Ch.  Lülken  (Vidensk. 
Meddelelser  Naturh.  Foren.  Kjöbenhavcn  1851.  p.  1.)  sind  nach 
des  Verf.  eigener  Ucbersetzung  in  diesem  Archiv  1853.  I.  p. 
255.  mitgelheilt  worden. 

Eine  neue  Gattung  L  ept  o  rhync  h  us  endlich  stellte  Lowe  I.e. 
Annais.  nat.  hist.  X.  p.  54.  auf:  eaput  scolopaeiforme,  callo  elongato 
distinetum;  maxillis  in  rostrum  tenue  produetis,  utraque  dentibus  miau 
tissimis  limae  instar  scabra:  rictu  pone  oculos  didueto.  Kares  oculis 
conliguae  approximatae,  simplices  nee  tentaculatae.  üculi  magni.  Cor- 
pus nudum  anguilliforme  compressum,  gracile,  elongatum  ;  postice  lon- 
gissime  attenuato-produetum  filiforme,  apice  acuto.  Aperturae  Iran- 
thiales  sat  magnae,  ante  pinnas  pectorales  oblique  deorsum  fissae.  Pin- 
nae  pectorales  distinetae  lanceolatac,  sat  magnae;  pinna  dorsali  ad  nu- 
cham  paullo  ante,  anali  ad  gulam  paullo  post  pinnas  pectorales  inci- 
piente;  utraque  usque  ad  apicem  caudae  conlinuata,  membranacea,  nee 
eule  eooperta,  sed  radiis  sat  validis  dislictis.  L.  Leuchtenbergii  Madeira. 

Symiiranciiioiilei.  Aus  der  vorhin  bei  der  Familie 
der  Muraenoiden  citirten  Abhandlung  von  Bleck  er  ist  noch 
zu  erwähnen,  dafs  die  zweite  Abtheilung  die  Symbranchoi- 
den  behandelt.  Es  giebt  im  Indischen  Archipel  drei  Arten, 
von  denen  keine  neu. 

Plectognathi, 

In  dieser  Unterordnung  sind  folgende    neue  Arten  auf 
gestellt: 

Telraodon  ammoerytus  Gosse  Jamnica  1.  c.  T.  hypselogendton 
Bleeker  von  Amboina  und  Ceram  (Molukken  1.  c.),  und  palembangensis 
(Sumatra  1.  c.).    T.  argentalus  Blyth   bei  lielaart,  Ceylon  I.  c. 

Monacanthus  auriga  Lowe  von  Madeira  (Annais  nat.  hist.X.  p.  55.) 
4f.  melanuropterus  Bleeker  von  Kenia   (Celebes  I.  c.). 

Rüppell  änderte  den  Namen  seiner  Gattung  Xenodon  \nEry- 
throdou  um.      Verz.  Senkenb.  Mus.    p.  34. 

Lophobranchii. 
Diese  Abtheilung  enthält  nur  neue  Arten  von  Bleeker: 


88        T  losch  e  I :  Bericht  über  die  Leistungen   in   der  Ichthyologie 

Syngnalkus  gastrotaenia  von   Wabai  (Ceram  1.   c). 

Hippocampus  tnolluccensis  und  laeniopterus  von  Amboina  (Moluk- 
ken  1.   c). 

Pegasus  pristis  (Gronov.  Zoophyl.  tab.  11.  fig.  2.  3.?  Peg.  natans 
et  volans  Richards.  Sulphur  tab.  50.  fig.  5 — 10.  nee  Bloch. 

Ganoldei. 

Heckel  fand  auch  durch  Untersuchung  des  Wirbelsäu- 
Icnendes  der  Gattung  Amin  bestätigt,  dafs  dieser  Fisch  wirk- 
lich ein  Ganoid  sei.  Die  letzten  Wirbel  verschwinden  unter 
allmählicher  Verkümmerung,  und  der  letzte  untere  Dornfort- 
salz haftet  an  dem  völlig  wirbellos  gebliebenen  Ende  der 
weichen  Rückensaile  (Wiener  Sitzungsber.  VI.  p.  219.). 

Selachii. 

Beiträge  zur  mikroskopischen  Anatomie  und  Entwick- 
lungsgeschichte der  Rochen  und  Haie  von  Dr.  F  ranz  Ley- 
dig.     Mit  vier  Steindrucktafeln.     Leipzig  1852. 

Careharias  (Prionodon)  zambezensis  Peters  Monatsberichte  der 
Berliner  Acad.  1852.   p.  275. 

Prisfis  zysron  lileeker  von  Bandjermassing  in  Flüssen  (Bornco 
6.   Beitr.). 

Aug.  Dumeril  hat  eine  Monographie  der  Torpedines 
ausgearbeitet  (Revue  et  Magasin  de  Zoologie  1852.  p.  17(3., 
227.,  270.).  Nach  einer  Einleitung,  in  der  naturlich  umständ- 
lich der  electrische  Apparat  besprochen  wird,  folgt  eine  Ein- 
teilung dieser  Familie  in  Gattungen.  Verf.  unterscheidet 
und  charakterisirt  5  Gattungen,  von  denen  drei,  nämlich  Tor- 
pedo (7  Arien),  Narcine  (7  Arten,  unter  denen  vier  neue), 
und  Hypnos  n.  gen.  (1  neue  Art)  die  erste  Gruppe  bilden, 
welche  zwei  Flossen  auf  dem  Schwänze  besitzt,  während  die 
zweite  Gruppe  mit  einer  Flosse  auf  dem  Schwänze  nur  die 
Gattung  Aslrape  (2  Arten),  die  dritte  Gruppe  ohne  Flosse 
auf  dem  Schwänze  nur  die  Gattung  Temera  (1  Art)  enthält. 

Die  vier  neuen  Arien  der  Gattung  Narcine  sind:  iV.  maculala  A. 
Dum.  von  Java,  microphthalma  Valenc.  von  Alalabar,  nigra  A.  Dum. 
von  Brasilien,  und  macrura  Valenc.  aus  dem  Indischen  Ocean. 

Die  neue  Gattung  Hypnos  wird  p.  277.  charakterisirt:  Scheibe 
länglich  ,    in    der    Mille    des    Vorderrandes    etwas    ausgeschnitten:    (\ie 


während  des  Jphres  1852.  89 

Spritzlöcher  von  einem  Kranze  langer  und  zahlreicher  Zähnchen  um- 
geben, dicht  an  den  Augen  ;  keine  Lippenknorpel ;  Mund  halbmondför- 
mig, gross,  nicht  vorslreckbar ;  Zähne  spitz,  den  Kieferrand,  dessen 
ganze  Länge  sie  einnehmen,  nicht  überragend  ;  Zügel  der  Nasenklappe 
am  vorderen  Hände  der  Überlippe  befestigt;  Schwanz  überaus  kurz  mit 
zwei  Flossen,  von  denen  die  erste  grösser  ist  als  die  zweite.  Die  ein- 
zige Art  //.  subnigrum  A.  Dum.  von  Sidney  in  Neuholland  ist  auf  pl.  12. 
abgebildet. 

Cyclosftomi. 

Statin  ins  hatte  (Nachriclilen  von  der  Universität  Göt- 
tingen 185  t.  p.  225.)  die  Qucrslreifen  in  den  Muskeln  des 
Herzens  von  Petromyzon  in  Abrede  gestellt,  hat  sie  aber  bei 
erneuter  Untersuchung  erkannt  (v.  Siebold  und  Köllikcr  Zcit- 
schr.  f.  wiss.  Zool.  IV.  p.  252.). 

LcptocarcHi. 

J  Müller  beschrieb  ein  2V2'"  grosses  Exemplar  von 
Amphioxus  lanceolalus.  Von  Mundeirren  war  nichts  sicht- 
bar, in  der  Kiemenwand  waren  zwei  Reihen  von  Spalten  über- 
einander, oben  5,  unten  14.  Es  bleibt  ungewiss,  ob  diese 
Verschiedenheit  auf  eine  neue  Art  zu  beziehen  sei  (Monats- 
berichte der  Berliner  Acadcmie  1S51.  p.  474.). 

Max  S  chu  1  tze  beobachtete  bei  Helgoland  zwei  junge 
Exemplare  von  Amphioxus  lanceolatus ,  die  nur  l1/-,  Linien 
lang  waren.  Er  bestätigte,  dafs  die  Chorda  dorsaüs  aus  que- 
ren Scheibchen  bestehe.  Vor  der  vordem  Anschwellung  des 
Rückenmarkes  lag  ein  einfaches  Auge.  Vom  Gehirn  gingen 
deutlich  Nerven  ab.  Die  Kiemen  werden  von  einer  im  Ziek-> 
zack  gebogenen  häutigen  Schnur  gebildet,  die  in  einer  inne- 
ren Höhle  liegt;  die  hintere  Kiemenöffnunir  liegt  etwa  über 
der  Mitte  dieser  Schnur.  Einige  räthselhafie  Organe  werden 
erwähnt  (v.  Siebold  u.  Köllikcr  Zeitschr.  f.  wiss.  Zool.  IV. 
p.416.  Taf.  XII!.  Fig.  5    (\). 


Bericht  über  die  Leistungen  im  Gebiete  der 

Naturgeschichte  der  Mollusken  während 

des  Jahres  1S52. 

Vom 
Herausgeber* 


Das  Systematische  Conchylien-Cabinet  von  Martini  und 
Chemnitz,  in  Verbindung  mit  Philippi,  L.  Pfeiffer  und  Dun- 
ker, neu  herausgegeben  und  vervollständigt  von  H.  C.  Kü- 
ster, halte  einen  raschen  Forlgang.  Es  erschienen  im  Laufe 
des  Jahres  1852.  die  Lieferungen  105—117.  Der  in  diesen 
Lieferungen  enthaltene  Text  bezieht  sich  auf  die  Gattungen 
Ampullaria  (spec.  32 — 99.  Schluss),  Paludina,  Hydrocena  und 
Valvata  bearbeitet  von  Küster  (Paludina  spec.  1 — 69.),  Na- 
lica  (spec.  21  — 141.),  Trochus  (spec. 293— 31S.),  Delix  (spec. 
451 — 726.),  Pupa  (spec.  134 — 147.  Schluss),  Megaspira  (spec. 
1.2.  Schluss),  Balea  (spec.  1 — 3.  Schluss),  Tornatellina  (spec. 
1  —  10.),  Clausula  (sp.  62—81.),  Unio  (spec.  23—49.).  Die 
Abbildungen  gehören  meist  zu  den  angeführten  Galtungen. 

-  Kiencr's  „Species  general  et  Iconographie  des  coquil- 
les  Vivantes"  ist  in  den  letzten  vier  Jahren  ziemlich  langsam 
vorgeschritten;  es  sind  in  denselben  die  Lieferungen  127  bis 
137  erschienen.  Damit  ist  der  Text  der  Galtung  Conus  be- 
endet, und  es  wird  den  Subscribenten  lieb  sein,  wieder  ei- 
nen Band  binden  zu  können,  der  nach  vorliegendem  Titel  die 
Familie  „Enroulees"  mit  den  Gattungen  Cypraea  ,  Ovula,  Tc- 
rebellum,  Ancillaria  und  Conus  umfasst.  Es  braucht  kaum 
bemerkt  zu  werden,  dass  diese  Zusammenstellung  nach  unse- 
ren jetzigen  Kenntnissen   nicht   mehr   zulässig  ist,    da   diese 


Troschel:  Bericht  über  die  Leistungen  im  Gebiete  der        91 

Galtungen  in  mindestens  drei  verschiedene  Familien,  ja  ver- 
schiedene Unterordnungen  gehören.  Die  Gattung  Conus  zählt 
hier  324  Arten,  unter  denen  manche  neue.  Die  Abbildungen 
stellen  grösstentheils  Trochus-Arlen  dar,  unter  denen  gleich- 
falls mehrere  als  neu  figuriren.  Die  Galtung  Trochus  ist  in 
sehr  weitem  Sinne  genommen.  Der  Text  steht  wohl  nun  bald 
zu  erwarten. 

Ein  für  die  Naturgeschichte  der  Mollusken  ungemein 
wichtiges  Werk  ist  der  zweite  Band  der  Zoologie  zur  „Voyage 
autour  du  Monde  execute  pendant  les  annecs  183b'  et  1837 
sur  la  corvette  la  Bonite  commandee  par  M.  Vaillant.  Pa- 
ris." Dieser  zweite  Band  umfasst  von  p.  1 — 633.  den  Text 
zu  den  Mollusken,  von  S  o  uleyet  bearbeitet,  und  enthält  sehr 
wichtige  Beiträge  zur  Anatomie  dieser  Thiere.  Im  dem  At- 
las sind  45  Tafeln  den  Mollusken  gewidmet;  viele  neue  Ar- 
ten sind  abgebildet,  namentlich  aber  zeichnet  sich  das  Werk 
durch  die  vielen  Abbildungen  vonThieren  aus.  Wir  werden 
bei  den  einzelnen  Ordnungen  Gelegenheit  nehmen,  specielle 
Mittheilungen  zu  machen. 

Es  sind  mir  jetzt  von  den  Proceedings  oft  the  zoologi- 
cal  Society  of  London  wilh  illustrations  dreiHeflc  zu  Gesicht 
gekommen,  nämlich  vom  Jahre  1850.  Mehrere  scheinen  noch 
nicht  erschienen  zu  sein. 

Das  erste  lieft  enthält  pl.  VII.  und  IX.  von  Mollusken  Abbil- 
dungen von  Chrysodomus  heros  Gray  pl.  7.,  und  auf  pl.  9.  Helix  vel- 
licala,  Kelletii,  Pandorae,  labyrinthus  Yar.,  Bulimus  achattnella,  Chem- 
nitzoides,  iimbriatus,  Succinea  cingulata,  Cyclostoma  purum,  Kusus  Kel- 
letii sämmtlich  von  Korbes.  Heft  2.  enthält  von  Mollusken  Taf.  X. 
Darauf  Kig.  1 — 3.  Teinostoma  polilum  Adams,  4 — 5.  Hindsianivea  Pfeif- 
fer, 6.  Hindsia  bitubercularis  Adams,  7  —  9.  Sphaenia  philippinarum  Adams, 

10.  Pseudoliva  zebrina,   11.   P.   Kelletii,   12.  Pinaxia  coronata  Adams 

Im  drillen  Heft  sind  keine  Mollusken  enthalten 

Im  Jahre  1852  wurde  von  S  o  w  e  r  by's  „Thesaurus  Con- 
chyliorum  or  figures  and  descriptions  of  recent  Shells"  Part 
XIII.  ausgegeben;  diese  Lieferung  enthält  Monographien  der 
Gattungen  Arlemis  (74  Arten),  Lucinopsis  (1  Art),  Tapes  (Pul- 
lastra,  72  Arien),  dementia  (3  Arten). 

In  der  „Voyage  of  II.  M.  S.  Rattlesnake  by  John  Mac 


92        Troschel:  Bericht  über  die  Leistungen    im  Gebiete  der 

Gillivray.  London  J 85 1  —  1852«  findet  sich   in  einem  An- 
hange auch  eine  Arbeit  über  Mollusken  von  Edw.  Forbes. 

Dieselbe  zerfällt  in  drei  Abschnitte.  Der  erste  handelt  über  die 
bathymetrische  Vertheiluug  der  marinen  Sehallhiere  an  der  Ostküste  von 
Australien.  Verf  unterscheidet  5  Hegionen  :  Salzige  Moräste,  in  denen 
auch  ein  Unio  lebt,  Schlamm,  Küstenzone,  Tangregio'i  von  1  — 17  Fa- 
den Tiefe  und  die  Koralleizone.  Der  zweite  Abschnitt  zählt  die  Land- 
Lungenschnecken  Australiens  ,  nach  Pfeiffers  Monographia  Hcliceorum 
zusammengestellt,  auf.  Es  sind  49  llelix,  12  Bulimus,  1  Pupa,  I  ßalea, 
G  Vitrina,  1  Succinea,  1  llelicina,  2  Pupina,  5  Cyclostoma.  Im  drillen 
Abschnitt  endlich  werden  die  neuen  auf  der  Meise  gesammelten  Arten 
beschrieben.  Alle  sind  abgebildet.  Unter  ihnen  finden  sieh  auch  zwei 
neue  Gattungen  M aeg  illivray  ia  und   C h  clc  t  r  op  is. 

Pfeiffer,  welcher  in  der  Zeitschr.  f.  Malakoz.  p.  156. 
diese  Schrift  anzeigte,  verbürgt  sich  dafür,  dass  die  Arten 
wirklich  neu  sind. 

Von  der  United  States  exploring  expedition  under  the 
Command  of  Charles  Wilkes  erschien  Philadelphia  1852  der 
12te  Band.  Derselbe  enthält  Mollusca  and  Shells  by  Augu- 
slus  A.  Gould.     Es  gehört  dazu  ein  Alias. 

Die  ganze  Abtheilung  der  Mollusken  ist  in  diesem  Bande  vollen- 
det. Wach  einer  kurzen  Einleitung  machen  die  (iasteropoden  deu  An- 
fang, p.  1—383.  Dann  folgen  die  Acephalcn  ,  p.  384 — 465.:  an  sie 
schliessen  sich  die  Brachiopoden,  p.  -i65  —  469.  Die  Cephalopoden  rei- 
chen von  p  470 — 48i.,  die  Pteropoden  mit  Einschluss  der  Gattung  At- 
lanta von  p.  485  —  39t.  Den  Besehluss  machen  die  Tunicalen  von  p. 
495—497.  Ein  alphabetischer  Index  ist  beigegeben.  —  Das  ganze  Werk 
hat  zum  Zweck,  die  gesammeilen  Species  kennen  zu  Uhren,  unter  de- 
nen zahlreiche  neue  enthalten  sind.  Viele  sind  schon  in  den  Procee- 
dings  der  Philadelphia  Academie  durch  Diagnosen  bekannt  gemacht 
worden.  Wir  haben  jedoch  unten  auch  noch  viele  neue  Arten,  als  hier 
zum  ersten  Male  besehrieben,  zu  erwähnen.  In  den  einzelnen  Ordnun- 
gen sind  keine  Familien  unterschieden,  sondern  die  Gattungen  reihen 
sich  unmittelbar  aneinander,  so  jedoch,  dass  die  systematischen  Ansich- 
ten des  Verf.  daraus  ersichtlich  sind.  Ein  besonderer  Werlh  ist  dem 
Werke  durch  die  eingestreuten  Beschreibungen  der  Thicre  vieler  Arten 
gegeben,  die  hier  nicht  näher  angegeben  werden  können,  die  aber  Be- 
arbeiter von  Monographien  ja  nicht  übersehen  mögen.  Die  Thiere 
sind  auch  zum  1  heil  abgebildet.  Ueber  die  Abbildungen  kann  ich  nichts 
sagen,  du  dieselben  mir  nicht  zu  Gesicht  gekommen  ,  vielleicht  noch 
nicht  erschienen  sind.  Aus  dem  Text  lässt  sich  jedoch  ersehen  ,  dass 
6)2   Alten  abgebildet  sind.  , 


Naturgeschichte  der  Mollusken  während   des   Jahres   1852.        93 


In  der  Zoology  of  Iconographic  Encyclopaedia  sind  die 
Mollusken  (p.49— 95.)  wie  die  übrigen  Everlebrata  von  Hal- 
de m  a  n  bearbeitet. 

Die  Natur  der  Mollusken  wird  in  kurzer  Weise  geschildert,  nieist 
ohne  auf  Gattungen  und  Arten  einzugehen;  nur  die  wichtigsten  For- 
men werden  hervorgehoben.  Verf.  zieht  auch  die  Hryozon  und  l'oly- 
thalnmia  in  den  Bereich  der  Mollusken,  indem  er  mit  Agassiz  die  er- 
steren  als  die  niederste  Form  der  Acephalcn,  die  letzteren  als  die  un- 
terste Slufe  der  Gastropoden  betrachtet. 

Die  Bemerkungen  übet-  Deshayes's  Bearbeitung  des  Fe- 
russac'schen  Werkes  von  Pfeiffer  sind  Zeitschr.  für  Ma- 
lak.  p.97.  fortgesetzt  und  beendigt. 

Mörch  publicirte  einen  „Calalogus  Conchyliorum,  quae 
reliquit  D.  Alphonso  d'Aguirra  et  Gadea  Comes  deYoldi.  Fase. 
1.  Cephalophora  Hafniae  1859.8.  Derselbe  war  für  eine  öf- 
fentliche Versteigerung  bestimmt,  und  enthält  3094  Nummern, 
unter  denen  eine  neue  Helix. 

I.  F.  Gray  versuchte  seine  Ansichten  über  einige  Or- 
gane der  Mollusken  gegen  die  Lovcn'schen  Homologien,  wie 
sie  in  dessen  Abhandlung  über  die  Entwickclung  der  zwei- 
schaligen  Mollusken  niedergelegt  sind,  zu  verlheidigen.  Wäh- 
rend Loven  den  Deckel  der  Schnecken  für  homolog  mit  der 
Byssus  der  Muscheln  hält,  biharrl  Gray  auf  der  Ansicht,  der 
Deckel  entspreche  der  zweiten  Schale  der  Muscheln,  für  wel- 
che Ansicht  ausser  anderen  Gründen  namentlich  ano-eg-eben 
wird,  dass  manche  Schnecken  (Rissoa,  Cerilhium,  Litlorina 
und  Litiopa)  neben  dem  Deckel  auch  eine  Byssus  besitzen. 
—  Ferner  giebt  Gray  an,  bei  den  meisten  Schnecken  werde 
das  Wasser  am  vordem  Rande  des  Mantels  eingeführt,  am 
hintern  trete  es  aus  ;  der  Schlitz  in  dem  Schalcnrande  von 
Pleurotoma  und  Mangelia  sei  aber  nur  zur  Ausführung  der 
Excremente  bestimmt.  —  Endlich  äussert  sich  Verf.  gegen 
die  Ansicht  Lovens,  dass  die  Schlosszähne  der  Muscheln  mit 
den  Scheidewänden  der  Schale  von  Nautilus  und  mit  der  fe- 
sten Kalkmasse,  die  die  Schale  von  Magilus  ausfüllt,  homolog 
seien.  Verf.  vergleicht  sie  vielmehr  dem  Zahne  am  Deckel 
von  Nerita  und  gewissen  Zähnen  im  Munde  mancher  Schnek- 
ken,  die  dazu  bestimmt  scheinen,  das  Thier  in  einer  gewis- 


94       Troschcl:  Bericht    über  die  Leistungen  im  Gebiete  der 

sen  Lage   in   der    Schale   zu   erhalle»  (Annais  nat.  hist.  IX. 
p.215.). 

Th.  Huxley  sprach  in  der  Royal  Society  über  die  Mor- 
phologie der  Mollusken  mit  Kopf,  erläutert  durch  die  Anato- 
mie gewisser  Heteropoden  und  Pteropoden  (Annais  nat.  hist. 
X.  p.  455.).  Die  ausführliche  Abhandlung  wird  im  nächsten 
Berichte  zur  Sprache  kommen. 

Leuckart  hat  gefunden,  dass  das  Chitin  bei  den  Mol- 
lusken nicht  fehlt  (Vergl.   dies  Archiv   1852.  I.  p.25.). 

In  der  Zeitung  zur  Verbreitung  naturw.  Kenntniss  „die 
Nalur"  findet  sieh  ein  Aufsatz  von  R  oss  ma essler  „die  Bau- 
art der  Weiehthiergchäuse  in  drei  Artikeln  1852.  p.  22.  30. 
39.  Ferner  p.  93.  die  Entwicklung  der  Schlammschnecke; 
p.  103.  der  Liebespfeil  der  Schnecken.  Alle  sind  anziehend 
geschrieben,  und  werden  nicht  verfehlen,  das  Interessante  der 
Wissenschaft  auch  in  weitere  Kreise  zu  verbreiten. 

Von  Schriften,  die  sich  auf  einzelne  Faunen  beziehen, 
sind  folgende  zu  erwähnen: 

Europa:  Liljeborg  theilte  der  Schwedischen  Aca- 
demie  ein  Verzeichniss  von  Mollusken  mit,  welche  bei  Chri- 
stiansund in  Norwegen  gefangen  wurden.  Es  besteht  aus  42 
Schnecken  und  42  Muscheln  (Öfvers.  kongl.  Vetensk.  Akad. 
Förh.  1851.  p.  175.). 

Derselbe  gab  (ebend.  p.280.)  ein  Verzeichniss  von  Mol- 
lusken, welche  er  bei  Kullaberg  im  September  1851.  sammelte. 
Es  enthält  33  Schnecken,  einen  Brachiopoden,  33  Muscheln. 
Als  neu  für  die  nordische  Fauna  führt  derselbe  folgende  drei 
Arten  an:  Helix  lamellata  JefTr. ,  Helix  nitidula  Drap.,  Pla- 
norbis  complanatus  Drap.  (ib.  p.  283.). 

Ein  Verzeichniss  der  bis  jetzt  in  Schlesien  aufgefunde- 
nen Land-  und  Süsswasser-Mollusken  von  Schollz  findet  sich 
in  Zeilschr.  für  Malakoz.  1852.  p.  33.  Es  enthält  llö  Schnek- 
ken  und  19  Muscheln. 

Im  Jahre  1852  wurde  die  Hislory  of  british  Mollusca 
and  their  Shells  by  E.  Forbes  and  S.  Ilanley  fortgesetzt  und 
beschlossen.  Mit  der  43  Lief,  beginnt  der  4te  Band  des  Wer- 
kes, der  die  Lungenschnecken  und  Cephalopoden  enthält,  und 
der  den  Schluss  des  werlhvollen  Werkes  bildet. 


Naturgeschichte  der  Mollusken   während  des   Jahres   1852.       95 

Die  vorliegenden  Lieferungen  bringen  von  Lungenschnecken  fol- 
gende Familien:  Ohthidiadae  (Onchidium),  Liniacidae  (Arion,  Geoma- 
lacus,  Limax),  Testacellidae  (Tcstacella),  Helicidae  (Vitrina,  Zoniles,  lle- 
lix,  liulimus,  Pupa,  Balea,  Clausilia,  Zua,  Azeca ,  Achalina,  Succinea), 
Linmaeadae  (Physa,  Pianoibis,  Limnaeus  mit  Einschluss  von  Arnphipe- 
plea,  Ancylus),  Aurieulidae  (Conovulus,  Carychium),  Cyclostomidae  (Cy- 
closloma,  Acme).  In  der  48.  Lief,  p.207.  heginnen  die  Cephalopoda 
Dibranchiala  mit  den  Familien  üclopodidae  (Octopus,  Eledone),  Teuthi- 
dae  (Sepiola,  Rossia,  Loligo,  Ommastrephes),  Sepiadae  (Sepia).  Ein 
Appendix  p.  244  —  300.  biinj»t  Nachträge  und  Berichtigungen.  Die  Ab- 
bildungen, deren  wie  früher  in  jeder  Lielerung  4  Tafeln  enthalten  sind, 
sind  sauber  ausgeführt,  und  auf  einer  Tafel  jeder  Lieferung  sind  die 
Thicre  der  verschiedenen  Gattungen  abgebildet. 

Ein  kleines  Verzeichniss  von  Mollusken,  welche  Samuel 
W  rieht  und  J.  Carroll  wahrend  des  Sommers  1851.  mit 
dem  Schleppnelz  in  Cork  Harbour  fingen,  findet  sich  Annais 
nat.  hist.  IX.  p.  157. 

Ebenso  ein  Verzeichnifs  von  Arten,  die  Walpole  an 
den  Küsten  von  Waterford  und  Wexford  während  des  Som- 
mers 1851.  fing  (ib.  p.356.). 

Walpole  verzeichnete  ferner  24  Arten  von  Seeconchy- 
lien  von  der  Küsle  von  Dublin  (Annais  nat.  hist.  X.  p.  77.). 
Desgl.  35  Arten  (ib.  p.  237.). 

Lowe  veröffentlichte  ein  Verzeichniss  von  Land-  und 
Süsswasser-  Mollusken  aus  der  Gegend  von  Nottingham  (ib. 
p.  216.).     Es  enthält  73  Arten. 

Ey  ton  fing  bei  der  Insel  Man  während  der  Sommermo- 
nate 1852.  mit  dem  Schleppnetz  52  Arten  (ib.  p.  284.).  Ihnen 
werden  ib.  p.  436.  noch  einige  hinzugefugt. 

Im  Journ.  de  Conchyl.  p.  70.  und  p.  176.  findet  sich  eine 
Fortsetzung  und  Schluss  des  bereits  im  vorigen  Jahrgange 
begonnenen  Verzeichnisses  der  Seeconchylien  der  französi- 
schen Küsten,  von  Petit  de  la  Saussaye  (vergl.  den 
vorig.  Bericht  p.  262.).     Es  enthält  die  Schnecken. 

Henri  Aucapitaine  veröffentlichte  (Revue  et  Mag. 
de  Zoologie  1852.  p.  10.)  ein  Verzeichniss  der  Mollusken,  wel- 
che an  der  Küste  der  Charenle  inferieure  leben.  Es  umfasst 
71  Muscheln  in  31  Gattungen,  83  Gasteropoden  in  39  Gat- 
tungen und  10  Cephalopoden  in  5  Galtungen.  Neue  Arten 
enthält  das  Verzeichniss  nicht. 


96         Troschel:  Bericht  über  die  Leistungen   im  Gebiete  der 

Essai  sur  les  Mollusques  terreslres  et  fluvialiles  des  Vos- 
ges,  par  M.  Em.  Ptiton.  Epinal  1847.  (Extrait  de  la  Sta- 
tistique  du  departement  des  Vosges). 

Diese  Schrift  ist  mir  nur  aus  einer  Anzeige  im  Journ.  de  Con- 
chyl.  p.  109.  bekannt  geworden.  Verf.  soll  hier  151  Arten  beschrie- 
ben haben,  von  denen  95  auf  dem  Lande,  56  im  süssen  Wasser  leben. 
Nur  eine  Art,  Limnaeus    Vogesiaca,  ist  neu. 

Mortui  et  hat  im  Bulletin  de  la  societe  d'histoire  na- 
turelle de  Savoie  1851.  über  die  Land-  und  Süsswassercon- 
chylien  der  Umgebung  von  Nizza  geschrieben.  Die  Schriften 
dieser  Gesellschaft  sind  mir  leider  nicht  zugänglich.  Nach 
einer  Anzeige  im  Journ.  de  Conchyl.  p.  238.  enthält  dieses 
Vcrzeichniss  87  Arten. 

EinCatalog  der  Land-  und  Süsswassermollusken  der  Pro- 
vinz Brcscia  von  Spinelli.  Brescia  1851. ist  mir  gleichfalls 
nicht  bekannt  geworden,  ich  kenne  ihn  nur  aus  einer  Anzeige 
Revue  de  zool.  1852.  p.  487.  Er  soll  die  Aufzählung  von 
159  Arten  enthalten;  einige  neue  Arten  sind  auf  einer  Tafel 
abgebildet.     Ihr  Name  ist  unten  angegeben. 

In  der  „Fauna  del  Regno  di  Napoli  ossia  enumeratione 
di  lulli  gli  animali  che  abitano  le  diverse  regioni  di  questo 
regno  e  le  acque  che  le  bagnano  contenente  la  descrizione 
de'  nuovi  o  poco  esallamente  conosciuti  di  Oronzio-Ga- 
briele  Costa.  Napoli"  ist  auch  ein  Anfang  der  Mollusken 
enthalten.  Er  betrifft  die  Gattungen  Vilrina,  Denlalium  und 
die  Brachiopoden. 

Sylvanus  Hanley  verzeichnete  49  Arten  von  Mollus- 
ken, die  er  auf  Corfu  bei  der  Hauptstadt  gesammelt  hat  (An- 
nais nat.  bist.  X.  p.  75.). 

Asien:  „Testacea  novissima,  quae  cl.  de  Saulcy  in  iti- 
nere  per  Orienlem  annis  1850  et  1851  collegit  auclore  J.  R. 
Bourguignat.  Lutetiae  1852."  Die  hierin  durch  Diagno- 
sen bezeichneten  Conchylien  sollen  in  einem  besonderen  Werke 
ausführlicher  beschrieben  und  abgebildet  werden.  Die  Arten 
sind  unten  namhaft  gemacht. 

Africa:  Lowe  machte  kurze  Diagnosen  neuer  Land» 
schnecken  von  Madeira  bekannt  (Armals  nat.  hisMX.  p.  112. 
und  275.).     Die  Arten  sind  unten  namhaft  gemacht. 


Naturgeschichte  der  Mollusken  wahrend  des  Jahres   1852.         97 

In  den  Mitlheilungcn  der  naturforschenden  Gesellschaft 
in  Bern  aus  dem  Jahre  1852.  p.  137.  veröffentlichte  Shutt- 
leworth  die  Diagnosen  einiger  neuen  Mollusken  von  den 
Canarischen  Inseln,  welche  Herr  Blauner  daselbst  gesammelt 
hatte.  Sie  sind  unten  einzeln  angeführt.  —  Ebenso  die  ebenda 
p.  289.  aufgestellten  Arten  von  den  Canarischen ,  Azorischen 
und  Cap  Verdischen  Inseln. 

Mc  Andrew  berichtete  über  die  Mollusken,  welche  er 
wahrend  eines  kurzen  Besuches  der  Canarischen  Inseln  und 
Madeira's  in  den  Monaten  April  und  Älai  1852  beobachtet 
hatte  (Annais  nat  hist.  X.  p.  100.). 

Im  Hafen  von  Mogador  konnte  der  Verf.  wegen  ungünstiger  Wit- 
terung das  Schleppnetz  nur  an  der  gest  hülsten  Seite  der  vor  dem  Ha- 
fen liegenden  Insel  auswerfen;  auf  dem  Lande  fand  er  nur  7  Arten 
Schueeken  ;  von  Sceconchylien  fand  er  98  Arien,  von  denen  54  an  den 
britischen  Küsten  gemein  sind,  90  im  Mittelmeer  leben  u.  s.  w.  — 
Von  den  Canarischen  Inseln  will  Verf.  260 — 270  Arten  besitzen;  von 
denen  nur  100  bei  Webb  und  Berthclot  aufgezählt  seien,  so  dass  er 
demnach  die  Fauna  dieser  Insel  sehr  bereichert  halte.  —  Bei  Madeira 
fand  Verf.  etwa  125  Arten,  von  denen  58  Britanien  bewohnen,  98  bis 
100  das  IWitlelmeer  ,  IG  bei  den  Canarischen  Inseln  leben. 

Krau ss  Iheilte  in  diesem  Archiv  1852. 1.  p.  29.  „Neue 
Kap'sche  Mollusken,"  als  Zusatz  zu  seiner  Schrift,  die  süd- 
africanischen  Mollusken,  mit,  die  ihm  durch  Carl  Zeyher  zu- 
gekommen waren,  und  trug  zugleich  die  seitdem  beschrie, 
benen  Arten  dieser  Erdgegend  zusammen. 

Amerika:  Shells  of  New  England.  A  revision  of  Ihe 
Synonymy  of  Ihe  Testaceous  Mollusks  of  New  England  with 
notes  on  their  struclure  and  their  geographica!  and  bathyine- 
trical  distribution,  with  figures  of  new  species.  ßy  Wil- 
liam Stimpson.     Boston  1851.  8. 

Das  Vcrzcichniss  enthält  2  Brachiopoden,  120  Lamellibranchiaten, 
3  Pteropoden,  225  Gasteropoden  und  3  Cephalopoden.  Die  neuen  Arien 
sind  bereits  in  den  Proccedings  of  the  Boston  Society  bekannt  ge- 
macht. Kur  2  Arten  der  Galtung  Columbella  scheinen  hier  zum  er- 
stenmale  erwähnt.  Die  Agassiz'schcn  Galtungen  der  Najadenfamilie 
(vergl.  dies  Archiv  1852.  p.  4l.),  sind  hier  zum  Theil  schon  angeführt 
und  nach  dessen  Manuscripten  charakterisii  t.  Die  neuen  Arten  sind  auf 
zwei  Tafeln  abgebildet. 

Bailcy    untersuchte    die    ungeheure  Ablagerung    von 

Archiv  f.  Naturgcscb.  XIX.  Jahr£.  2.  BcL  Q 


98         Troschel:  Beficht  über  die  Leistungen  im  Gebiete  der 

Flussschalen  beiPilatka,  worauf  die  Stadl  gebaut  ist;  sie  be- 
steht aus  Paludina  vivipara,  Ampullaria  depressa,  einigen  klei- 
nen Helices,  Melanien  u.  s.w.,  mit  Schalen  eines  unbeschrie- 
benen Unio  (Microscopical  observalions  rnade  in  South  Ca- 
rolina, Georgia  and  Florida  p.  15.,  in  Smilhsonian  Contr.  to 
knowledge.  Vol.  II.  Art.  8.).  Aehnliche  Ablagerungen  wer- 
den ib.  p.  23.  von  Picolata,  Volusia  und  Enterprise  erwähnt; 
sie  bilden  hier  Hügel  von  40 — 50  Fuss  Höhe,  die  sich  auf 
eine  halbe  Meile  und  mehr  vom  Flusse  entfernen ,  und  aus- 
schliesslich aus  den  Schalen  bestehen. 

Obgleich  mir  ArthurMorelet's  Schrift  „Testacea  no- 
vissima  insulae  Cubanae  et  Americae  centralis.  Parsl.  1850. 
Pars  II.  1851.  Paris  8.  noch  nicht  zugänglich  geworden  ist, 
so  kann  ich  doch  aus  Girard's  Bibliography  of  american  nat. 
hist.  for  the  year  1851.  p.  49.  die  darin  enthaltenen  neuen  Ar- 
ten wenigstens  dem  Namen  nach  mitlheilen,  s.  unten.  —  Auch 
Pfeiffer  hat  dieses  Werk  in  der  Zeitschr.  f.  Malak.  p.  152. 
angezeigt. 

Referent  stellte  (dies  Archiv  1852.1.  p.  151.)  einVer- 
zeichniss  der  durch  Herrn  Dr.  v.  Tschudi  in  Peru  gesammel- 
ten Conchylien  zusammen.  Dasselbe  enthält  178  Arten,  un- 
ter denen  ich  einige,  unten  angeführte,  für  neu  halle.  Diese 
sind  abgebildet.     Ebenso  die  Kauwerkzeuge  mehrerer  Arten. 

Gleichzeitig  erschien  in  den  Annais  of  Lyceum  of  natu- 
ral hislory  of  Newyork  Vol.  V.  ein  ausgedehnter  „Calalogue 
of  Shells  collected  at  Panama,  wilh  notes  on  theirSynonymy, 
Station  and  geographical  distribulion"  von  dem  seitdem  lei- 
der verstorbenen  C.  ß.  Adams.  Es  werden  hier  517  Ar- 
ten aufgeführt,  von  denen  376  den  Gasteropoden ,  140  den 
Lamellibranchiaten  ,  1  den  Brachiopoden  angehören.  In  ei- 
nem Anhange  sind  die  zahlreichen  neuen  Arten  durch  latei- 
nische Diagnosen  bezeichnet. 

Cepiialoiiofla. 

In  den  so  überaus  anziehend  geschriebenen  „Bildern  aus 
dem  Thierleben.  Frankfurt  am  Main  1852."  schildert  Carl 
Vogt  auch  die  Entwickelung  der  Mollusken,  denen  er  übri- 
gens die  Bryozoen  und  auch  die  Rippenquallen  zuzählt.  Aus 


Naturgeschichte  der  Mollusken  während  des  Jahres  185:2.         99 

der  Entwicklungsgeschichte  leitet  er  ab,  dass  die  Cephalo- 
poden  einen  eigenen  Organisationstypus  bilden,  und  keine 
Mollusken  seien,  sondern  gleichstehend  im  Range  mit  dem 
Typus  der  Weichthiere,  der  Gliederthiere,  der  Wirbellhiere 
(p.  260.)-  Dass  die  Cephalopoden  in  embryologischer  Bezie- 
hung von  den  übrigen  Mollusken  abweichen,  ist  bekannt  und 
nicht  zu  leugnen ;  sie  müssen  eine  eigene  Klasse  unter  ihnen 
bilden.  Verf.  geht  aber  zu  weit,  wenn  er  ihnen  jede  Spur 
von  Aehnlichkeit  (p.  259.)  mit  den  Mollusken  abspricht.  Her- 
vorgehoben werden  die  Chromatophoren  (deren  man  jedoch 
auch  bei  einigen  Pteropoden  kennen  gelernt  hat),  die  Bewe- 
gungsorgane (die  ja  aber  in  allen  Thierklassen  in  verschie- 
dener Weise  modificirt  vorkommen ,  die  doch  bei  den  Rip- 
penquallen nicht  mehr  Aelinlichkeit  haben),  die  Schalen  (de- 
ren grosse  Verschiedenheit  ich  nicht  begreife).  Vor  allem 
aber  scheint  mir  die  Uebercinstirnmung  des  Gebisses  der  Ce- 
phalopoden die  nahe  Beziehung  zu  den  Schnecken  zu  bewei- 
sen, und  zugleich  darzuthun  ,  dafs  man  für  die  Systematik 
nicht  allzuviel  Wcrlh  auf  die  Entwickelungsgeschichte  le- 
gen darf.  Wir  sehen  in  fast  allen  Thierklassen  die  Natur  auf 
verschiedene  Weise,  d.  h.  durch  verschiedene  embryologi- 
sche Vorgänge  denselben  Zweck  erreichen,  nämlich  Thiere  zu 
Stande  bringen,  welche  die  nächste  Verwandtschaft  zu  ein- 
ander haben.  Die  Cephalopoden  sind  in  allen  Beziehungen 
näher  mit  den  Schnecken  verwandt ,  als  diese  mit  den  Mu- 
scheln, oder  Tun icaten,  oder  gar  mit  denBryozoen  oder  Rip- 
penquallen. 

Octopodn.  Ueber  die  interessanten  Geschleohlsverhält- 
nisse  mancher  Cephalopoden  brachte  dieses  Jahr  wieder  neue 
Aufklärungen. 

Rüppell  suchte  in  diesem  Archiv  1852. 1.  p.  209.  zu 
erweisen,  das  der  Oclopus  Carenae  Verany's  dass  Männchen 
von  Argonauta  Argo  sei;  es  hat  sich  jedoch  ergeben,  dass 
dies  nicht  der  Fall  sei.  H.  Müller  hat  das  wirkliche  sehr 
kleine  Männchen  bekannt  gemacht. 

Die  versprochene  ausführliche  Arbeit  von  Heinrich 
Müller  „Ueber  das  Männchen  von  Argonauta  Argo  und  die 
Hectocotylen  (vergl.  den  vor.  Bericht  p.  271.)  ist  in  v.  Sic- 


100      Troschel:  Bericht  über    die  Leistungen    im  Gebiete  der 

bold's  und  Köllikcr's  Zeitschr.  f.  vviss.  Zool.  IV.  p.  I.  erschie- 
nen.    Das  Männchen  ist  abgebildet. 

Am  Schlüsse  dieser  Abhandlung  (p  35.")  spricht  sich 
Kölliker  dahin  aus,  dass  er  der  Ansicht  des  Verf.  seine 
Zustimmung  giebt,  dass  die  Hectocotylen  nicht  ganze  Thiere, 
sondern  nur  freilich  sehr  sonderbar  ausgestattete  Theile  der- 
selben sind. 

Uebcr  die  männlichen  Cephalopoden  der  Gattung  Tre- 
moctopus  Carena,  derselben,  deren  Hectocotylus  Cuvier  kannte, 
Hessen  sich  Verany  und  Vogt  in  den  Complesrendus  1852. 
Tom.  XXXlV.  p.  773.  vernehmen.  Beide  Geschlechter  wer- 
den beschrieben. 

Es  heissl  daselbst  :  das  kleine  Männchen  hat  sehr  entwickelte 
Geschlechtsorgane,  die  aus  einem  Hoden,  einem  besondern  Organ  zur 
Bildung  einer  Samenmaschine,  und  einem  flaschenfönnigen  Behältniss 
mit  einer  einzigen  sehr  grossen  Spermatophore  von  zusammengesetzter 
Struclur  bestehen.  Diese  Spermatophore  kann  aus  den  Geschlechtsor- 
ganen durch  eine  unsymmetrische  Oeffnung,  die  links  in  der  Kiemen- 
höhle liegt,  gezogen  werden.  Ausserdem  giebt  es  ein  besonderes  ße- 
gattungsorgan,  das  den  anderen  Cephalopoden  fehlt;  dies  ist  der  rechte 
Arm  des  dritten  Paares,  der  sich  übermässig  entwickelt  und  periodisch 
ist,  der  sogenannte  Hectocotylus.  Nach  der  Ansicht  der  Verfasser  sind 
Hoden  und  Penis  dieses  Hectocotylus  nichts  anderes  als  die  Spermato- 
phore, welche  zur  Begatlungszeit  aus  dem  Gesohlechtsapparat  des 
Männchens  in  die  Basaltasche  des  Hectocotylus  übertragen  wird  (wie  ? 
wird  nicht  angegeben)  ;  der  Hectocotylus  trennt  sich  nun  los,  um  die 
Spermatophore  in  die  Kiemenhöhlo  des  Weibchens  zu  schaffen. 

Die  ausführliche  Abhandlung,  begleitet  von  Abbildungen, 
erschien  in  den  Annalcs  des  sc.  nat.  XVII.  p.  147.  pl.  ü — 9. 
Sie  besteht  aus  einem  historischen  ,  einem  zoologischen  und 
einem  anatomischen  Abschnitt.  Der  männliche  Zeugungsap- 
parat wird  sehr  genau  beschrieben;  er  ist  sehr  complicirt. 
Auch  das  Männchen  von  Argonauta  Argo  ist  hier  abgebildet. 

Darauf,  dass  bereits  Aristoteles  Kenntniss  von  dem  ei- 
genthümlichen  Geschlechtsverhällniss  einiger  Cephalopoden  ge- 
habt habe,  machten  v.  Siebold  (Zeitschr.  f.  wiss.  Zool.  IV. 
p.  122.)  und  Roulin  (Annales  des  sc.  nat.  XVII.  p.  188.) 
aufmerksam. 

H.  Müller  machte  auf  die  Eigentümlichkeit  in  Grösse, 
Form  und  Färbung  des  obersten  Armpaares  von  Tremoctopus 


Naturgeschichte  der  Mollusken    wahrend  des  Jahres    1852.     101 

violaceus  aufmerksam,  und  verglich  sie  mit  den  Segelarmen 
der  Argonauten;  Verf.  hält  dies  Zusammentreffen  von  cigen- 
thümlich  entwickelten  obersten  Armen  der  Weibchen  mit  der 
Hectocotylenbildung  bei  den  Männchen  für  beachtenswerth  bei 
den  Forschungen  nach  dem  vollständigen  männlichen  Tremo- 
clopus  und  elwaigen  anderen  Hectocotylenträgern  (Verhand- 
lungen der  Phys.  Medic.  Gesellschaft  in  Würzburg  Hl.  1.  Heft 
p.  48.). 

An  neuen  Arten  hat  dieses  Jahr  einen  reichen  Zuwachs 
gebracht: 

Soulcyet  beschrieb  in  der  Voy.  de  la  Bonile  1.  c.  Oclojms  ha- 
waiensis  von  den  Sandwichinseln,  capensis  vom  Cap,  gracilis  aus  dein 
stillen  Oeean,  dubius  von  lslc  de  Bourbon;  auch  wird  ein  kleiner  Ce- 
phalopode  beschrieben,  den  Verf.  für  einen  jungen  Octopus  hält:  der 
dorsale  Rand  des  Sackes  ist  frei,  wie  bei  den  meisten  Decapoden,  die 
Augen  stehen  stark  hervor,  sind  fast  gestielt,  die  Arme  sind  sehr  kurz 
und  nur  sechs,  mit  einer  Reihe  Saugnäpfe;  statt  des  unlereren  Arm- 
paares findet  sich  ein  rüssclförmiger  Anhang;  es  wurden  zwei  Exem- 
plare \on  5  mill.  Länge  gefangen.  —  Gould  beschreibt  aus  dieser 
Gattung  Expl.  Exped.  1.  c.  p.  471.  gleichfalls  mehrere  Arten:  0.  me- 
galocyalhus  Couth.  AIS.  von  Orange  ilarbour,  minus  von  Peru,  ielhcus 
von  INeu- Süd  -  Wales,  furvus  von  Rio  Janeiro,  ornatus  von  den  Sand- 
wichinseln,  pusillus  von  Mangsi  im  Chinesischen  Meere  und  mollis  von 
den   Samoa-lnseln. 

Eine  neue  Argonauta  von  den  Marquesas-Inseln  nannte  Larois 
zu  Ehren  des  Entdeckers  A.  Nouryi.  Verf.  spricht  bei  dieser  Gele- 
genheit von  einer  Sammlung  von  355  Tafeln,  die  Thiere  von  den  Mar- 
quesas-  und  den  Gescllschaftsinseln  darstellen,  und  von  denen  es  zu 
hoffen  sei,  dass  sie  publicirt  werden  möchten  (Rev.  et  Mag.  de  Zoolo- 
gie 1852.  p.  9.).  — A.Gruneri  Dunker  von  demselben  Kundorte  scheint 
sich  durch  die  Granula,  welche  die  ganze  Schale  bedecken  von  voriger 
zu  unterscheiden  (Zeitschr.  f.  Malaküz  p.  48.).  —  A.  Kochiana  Dun- 
ker  ib.  p.  49.  von  China.  —  A.  geniculata  Gould  Expl.  Exp.  von  Rio 
Janeiro;   von  ihr  ist  die  Schale  nicht  bekannt. 

Dccapoda.  Albany  Hancock  beschrieb  das  Ner- 
vensystem von  Ommastrephes  todarus,  und  bildete  es  auf  zwei 
Tafeln  ab  (Annals  nat.  bist.  1852  Vol.  X.  p.  1.;  Froriep's  Tags- 
berichte  1852.  p.  113.   121.). 

E  d  w.  Forbes  machte  (Report  of  the  British  Association  for 
1852.  p.  73.)  Bemerkungen  über  Sepiola  ,  und  ist  der  Meinung  ,  dass 
beide  Arten  bei  Brilanien  vorkommen;  d'Orbigny  habe  geirrt,  wenn 
er  meinte,  nur  allanüca  komme  im  Ocean,  nur  Rondeletii  im  Milleliueer 


102       Troschcl:  Bericht  über  die  Leistungen  im  Gebiete  der 

vor;  da  man  nicht  entscheiden  könne,  welche  Art  von  den  Autoren 
gemeint  sei,  so  sei  die  ganze  Synonymie  zu  verwerfen.  Uebrigens 
nimmt  Verf.  die  von  d'Orbigny  angegebenen  Unterschiede  an,  die 
darin  bestehen  ,  dass  bei  atlanlica  die  Saugnäpfe  am  Ende  der  unteren 
Arme  zahlreicher  werden,  wogegen  sie  bei  Rondcletii  an  allen  Armen 
zweireihig  sind. 

Loligo  Pir&nneaui  aus  dem  allant.  Ocean ,  Toitchardii  ohne  An- 
gabe des  Vaterlandes,  plagioptera  ans  dem  atlantischen  Ocean  sind  neue 
Arten  von  Souleyet  Voy.  de  la  Bonite.  Daselbst  werden  anch  L. 
cartioplera  Peron  und  L.  subalata  (Scpiola  subalata  Gerv.  et  Vanben.) 
beschrieben  und    abgebildet. 

Sepioteuthis  aretipinnis  Gould  Expl.  Exp.  p.  479.  von  den  Sand- 
wichinseln. 

Omnwslrephes  insignis  Gould  Expl.  Exp.  p.  480.  von  den  Fidschi- 
Inseln. 

Omjchoteuthis  rutilus  von  Neu-  Süd  -  Wales  und  brevimanus  von 
den  Samoa-Inseln  sind  neue  Arten  von  Gould   Expl.  Exp.  p.  482. 

Sepia  lourannensis  und  affinis  Souleyet  Voy.  de  la  Bonite  aus 
der  Bai   von  Touranne  in  Cochinchina. 

Ceplialopliora. 

Nachdem  J.  Müller  in  den  Monatsberichten  der  Ber- 
liner Academie  1851.  p.  628.  679.  1852.  p.  200.  und  in  sei- 
nem Archiv  für  Anat.  1852.  p.  1.  seine  Entdeckung  „über  die 
Erzeugung-  von  Schnecken  in  Hololhurien"  bekannt  gemacht 
hatte,  von  wo  aus  sie  in  mehrere  ausländische  Zeitschriften 
überging,  hat  er  in  einer  besonderen  Schrift :  „Uebcr  Synapla 
digitata  und  über  die  Erzeugung  von  Schnecken  in  Hololhu- 
rien. Berlin  1852."  den  Gegenstand  behandelt. 

Verf.  fand  häufig  in  der  Synapfa  digitata  zu  Tricst  Schläuche, 
welche  von  den  Geschlechtsorganen  der  Synapta  abwichen,  und  die 
mit  einem  Ende  am  Darme  befestigt  waren.  In  diesen  Schläuchen 
fanden  sich  Eierstock  und  Samenkapseln,  und  nachher  auch  die  sich 
entwickelnden  jungen  Schnecken.  Alles  ist  ausführlich  beschrieben 
und  durch  zahlreiche  Abbildungen  auf  10  Tafeln  erläutert.  Die  Erklä- 
rung dieser  so  äusserst  interessanten  Thatsache  ist  noch  nicht  gefun- 
den. Verf.  scheint  sich  der  Ansicht  hinzuneigen  ,  die  Schnecke  mela- 
morphosirc  sich  in  die  Wurmgestalt,  und  bleibe  in  der  Synapla,  oder 
dringe  doch  bald  wieder  in  sie  ein.  Die  Schnecke  ist  als  neu  erkannt, 
und  ihr  der  Warne  Enloconcha  mirabilis  beigelegt.  Jn  den  Monats- 
berichten 1S52.  p.  20ö.  findet  sich  folgende  Gallungsdiagnose:  tesla 
obovala,  lacvis,  anfractibus  rapide  crcsccntibus,  spira  brevi  oblusissima, 


Naturgeschichte  der  Mollusken  während    des  Jahres    1852.     103 

apice  non  elata.  Apcrtura  transversa  subsemilunaris  superne  angula- 
ris, in  ferne  rotundata,  marginibus  disiunetia,  margine  columellari  recto. 
Aperlurae  laliludo  fere  aequans  altiludinem.  Operculum  non  spirale. 
Bei  der  Krage  über  die  systematische  Stellung  werden  alle  bekannten 
Fälle  von  parasitischen  Schnecken  erwähnt  (Stylifer) ,  mit  denen  die 
Entoconcha  jedoch  keine  Aehnlichkeit  hat.  Sie  bildet  eine  eigene  Fa- 
milie Entocouchidae  unter  den  Zwitterschnecken. 

Heteropoffa« 

Den  Heteropoden  ist  von  Souleyet  Voy.  de  la  Bonite 
ein  langer  Abschnitt  p.  289—392.  gewidmet.  Derselbe  be- 
ginnt mit  einer  historischen  Einleitung;  darauf  folgt  eine  Schil- 
derung der  anatomischen  Verhältnisse  (p.  294 — 326.)  ,  dann 
einige  Bemerkungen  über  die  Lebensweise,  daran  schliessen 
sich  Betrachtungen  über  die  Classification ;  den  Beschluss  macht 
die  Beschreibung  der  Gattungen  und  Arten. 

Alle  Heteropoden  besitzen  eine  Zunge,  welche  mit  7  Reihen  von 
Zähnen  bewaffnet  ist.  Alle  sind  getrennten  Geschlechts.  Eine  Niere 
ist  vorhanden.  Verf.  erkennt  eine  grosse  Verwandtschaft  in  der  Orga- 
nisation mit  den  Kammkieinern.  Er  theilt  die  Heteropoden  in  drei  Fa- 
milien: 1.  Firolae  ganz  ohne  Schale  mit  den  Gattungen  Firoloida  und 
Firola.  2.  Carinariae  mit  einer  Schale,  die  nur  einen  Theil  des 
Thieres  aufnehmen  kann,  dahin  die  Gattungen  Carinairoida  und  Cari- 
naria.  3.  Ättantäc,  bei  denen  die  Schale  völlig  entwickelt  ist,  ei- 
nen Decket  besitzt,  und  das  (hier  ganz  verbergen  kann,  dahin  die  Gat- 
tung Atlanta. 

Die  Gattung  Firoloida  Lesueur  sieht  Verf.  als  begründet  an,  in- 
dem sie  sich  von  Firola  durch  die  terminale  Stellung  des  Nucleus  und 
die  viel  kleineren  Kiemen  schon  äusserlicli  unterscheidet ;  wozu  die 
mindere  Enlwickelung  des  Nervensystems,  und  eine  Abweichung  in  den 
Geschlechtsorgauen  kommt ,  der  Hode  liegt  nämlich  nicht  im  Nucleus, 
sondern  er  ist  durch  einen  dicken  Stiel  mit  dem  IVucleus  verbunden. 

Die  d'Or  bign  y'sche  Einlheilung  der  Gattung  Firola  in  die  Un- 
tergattungen Firola,  Ccrophora  und  Anops  wird  verworfen,  letztere  sei 
nach  verstümmelten  Exemplaren  aufgestellt.  Neue  Art:  Firola  Kerau- 
drenii  atl.  Ücean. 

Die  Galtung  Carinairoida  (Revue  zool.  1840.  p.  233.)  hat  einen 
gestielten  Nucleus  und  eine  kleine  Schale ;  unterscheidet  sich  aber  von 
Carinaria  dadurch,  dass  der  [Mucleusslicl  nieht  dorsal,  sondern  terminal 
ist,  und  dass  der  Mantel  nicht  mit  Rauhigkeiten  besetzt  ist. 

Neu  :   Carinaria  Gaudichaudii  von  China. 

Aus  der  Gattung  Atlanta  sind  mehrere  neue  Arten  aufgestellt: 
A.  Rangii  aus  dem  stillen  Uccan ,   Lamanonii   aus  dem  atl.   Ocean,  in- 


104         Troschel:   Bericht  über  die  Leistungen  im  Gebiete  der 

clinala  aus  dem  stillen  und  atlant.  Ocean,  rosea  atl.  Ocean,  inflata  von 
China,  Gaudichaudii  aus  dem  stillen  Ocean,  Lesueurii  ai\.  Ocean,  Quo- 
yana  still.  Ocean  ,  helicinoides  still.  Oc.  ,  depre$sa  still.  Oc. ,  gibbosa 
atl.  Oc,  involula  still.  Oc.  ,  fusca  soll  in  allen  Meeren  vorkommen. 
Gould  beschreibt  in  Expl.  Exp.  p.  491.  vier  neue  Arten  derselben 
Gattung,  nämlich:  A.  primitia  aus  der  Aequatorialgegend  des  all.  Occans, 
eunicula  bei  den  Sandwichinseln,  violacea  aus  dem  Magen  eines  ßonito 
3°  södl.  I3r.  20°  wesll.  Länge,  iessellala  mit  voriger  gefunden. 

In  Bezug  auf  die  Gehörorgane  bei  Firola  macht  Mi  Ine 
Edwards  die  Bemerkung,  dass  die  Beobachtungen  Ley- 
di  g's  die  seinigen  von  1845.  bestätigen.  Die  den  Otolilhen 
in  Bewegung  setzenden  Anhänge  in  dem  Gehörbläschen  seien 
geisseiförmige  Läppchen  ,  die  wohl  am  Ende  gefranzt  sein 
möchten ,  die  aber  nicht  Bündel  fadenförmiger  Wimper  ge- 
nannt werden  könnten  (Annalcs  d.  sc.  nat.  XVII.  p.  146.). 

Gasteropocla* 

J.  E.  Gray  schrieb  in  den  Annais  nat.  bist.  X.  p.  411. 
einen  Artikel  „über  die  Zungen  der  Mollusken."  Der  Verf. 
spricht  hier  über  die  dahin  einschlagenden  bisher  veröffent- 
lichten Arbeiten  des  Referenten.  Ich  sehe  daraus  von  Neuem, 
wie  sehr  Verf.  die  Wichtigkeit  der  Verschiedenheiten  des 
Schnecken-Gebisses  für  die  Systematik  anerkennt,,  muss  je- 
doch bedauern,  dass  ein  so  chrenwerlher  Naturforscher  sich 
durch  einige  meiner  Aussprüche  verletzt  zu  fühlen  seheint. 
Hierauf  näher  einzugehen  scheint  mir  nicht  der  Ort,  daher 
begnüge  ich  mich  mit  der  Bemerkung,  dass  ich  mein,  im 
Allgemeinen  günstiges  ,  Urthcil  über  das  System  des  Verf., 
so  wie  meine  systematischen  Prinzipien  nicht  allein  auf  die 
bekannte  Abhandlung  vonLoven  gestützt  habe,  sondern  dass 
ausserdem  zahlreiche  eigene  Untersuchungen,  welche  jetzt  ei- 
ner baldigen  Veröffentlichung  entgegengehen,  mir  vorgelegen 
haben.  Für  die  Galtungen  Scalaria  und  Janlhina  schlägt  Verf. 
den  Namen  Plenoglossa  vor  ,  der  vor  der  Benennung  Eury- 
glossata,  die  ich  in  der  vierten  Ausgabe  des  Handbuchs  der 
Zoologie  eingeführt  habe,  die  Priorität  hat,  da  dieses  einige 
Monate  später  dem  Publicum  übergeben  ist ,  als  die  Arbeit 
Gray's. 

Ueber  die  Endigung  des  Riechnerven  bei  den  Lantlschnck- 
ken  schrieb  Lespes  Journ.  de  Conchyl.  p.  209. 


Naturgeschichte  der  Mollusken  während  des  Jahres  1852.       105 

Petit  delaSaussaye  hat  in  seinem  Journ.  de  Con- 
chyliologie  p.  97.  „über  die  Feinde  der  Schnecken,  oder  über 
die  Ursachen ,  welche  die  zu  grosse  Vermehrung  derselben 
verhindern*  geschrieben,  und  Säugelhiere,  Vögel,  Amphibien 
und  Insecten  genannt,  welche  sich  von  ihnen  nähren,  ja  ei- 
nige Schnecken  selbst  benutzen  andere  zur  Nahrung. 

Pulmonaia  operculata. 

Monographia  Pneumonopomorum  viventium.  Sislens  de- 
scriptiones  syslemalicas  et  criticas  omnium  huius  ordinis  ge- 
nerum  et  specierum  hodie  cognitarum,  accedenle  fossilium 
cnumeralione.  Auetore  Ludovico  Pfeiffer.  Cassellis 
1852.  8. 

Verf.  hat  die  Abtheilung  derjenigen  Lungenschnecken,  welche 
sich  durch  den  Besitz  eines  Deckels  auszeichnen  und  die  auf  dem 
Lande  leben,  in  diesem  Werke  bearbeitet,  gestützt  auf  reiches  Material 
und  sorgfältigste  Benutzung  der  Literatur.  Der  alle  V  e  russ  a  c'sche 
JVatne  Pulmonata  operculata  wird  vor  dem  neu  geschaffenen  Pneumo- 
nopoma  den  Vorrang  behalten  müssen.  Verf.  Iheilt  die  Ordnung  in 
zwei  Unterordnungen:  Opi  s  ophlhalma ,  bei  denen  die  Augen  hin- 
ler der  Basis  der  pfriemförmigen  lentakeln  liegen  (Farn.  Aciculacea 
mit  der  Gatt.  Acicula  und  Geomelania)  und  E  clop  h  tha  Ima,  bei  de- 
nen die  Augen  an  der  äusseren  Basis  der  Tentakeln  liegen  (Kam.  Cy- 
eloslomacea  und  Hclicinacea  mit  den  zahlreichen  bekannten  Gattungen. 
Die  Zahl  aller  in  diesem   Weike  enthaltenen  Arten   beträgt  736. 

Shuttleworth  spricht  sich  in  Millh.  naturf.  Ges.  Bern 
1852.  p.  298.  gegen  die  von  Pfeiffer  ausgebildeten  generischen 
Trennungen  aus,  und  proteslirt  ausdrücklich  gegen  die  Ein- 
zwängung seiner  canarischen  Hydrocaena  gutta  (s.  unten)  in 
die  Neuseeländische  Gattung  Realia.  (Bei  der  mangelhaften 
Kcnnlniss,  man  kann  fast  sagen  Unkenntnisse  der  Thiere  die- 
ser Schnecken  -  Ordnung  wird  man  eine  Uebcreinstimmung 
über  die  Berechtigung  und  Umgrenzung  der  Gattungen  nicht 
erwarten  dürfen;  auch  wird  das  Heil  durch  die  Beschreibung 
der  äussern  Erscheinuno-  dieser  Schnecken  nicht  zu  erwarten 
sein,  nur  die  Anatomie  kann  helfen). 

Cyclostomaceü«  Albers  uniersuchte  (Zeiischr.  f.  Malak. 
p  118.)  einige  Exemplare  von  Plcrocyclos  hispidus  Pears.  und  fand,  dass 
die  Erhabenheit  auf  der  letzten  Windung  eine  Röhre  sei,  von  der  er 
glaubt,    dass  sie    zum    Eintritt   der  Luft   diene,   wenn    der  Deckel  die 


106      Troschcl:    Bericht  über  die  Leistungen  im  Gebiete  der 

Schale  verschliesst.  Dieselbe  Bildung  haben  auch  Cyclolus  Taylerianus 
und  rostcllatus  PI*.,  so  wie  Alycaeus  strangulatus  llutt.  und  Verf.  ist  ge- 
neigt,  diese  Arten  unter  dem  B  en  s  o  n'schen  Namen  Opislhoporus 
zu  einer  Gattung  zu  vereinigen.  Pfeiffer  bemerkt  darauf  (ib.  p.  121.), 
dass  bereits  Benson  im  Journ.  Asiatic  Soeiety  Band  V.  dem  Kanäle 
dieselbe  Bedeutung  zugeschrieben  habe,  theilt  aber  nicht  die  Ansicht, 
dass  die  genannten  Arten  zu  einer  Gattung  zu   vereinigen  wären. 

Das  Thier  von  Cycl.  (Pterocyclos)  angulifera  ist  bei  Soul  ey  et 
Bonite  abgebildet,  und  soll  sich  äusserlich  nicht  von  Cyclostoma  unter- 
scheiden. 

Cyclosloma  (Hygrobium)  Lyonelianvm  Lowe  (Annais  nat.  hist.  IX. 
p.  279.)  von  Madeiia.  —  Poey  stellte  in  seinen  Mcmorias  sobre  la 
Hist.  Nat.  de  la  isla  do  Cuba  llabana  1831.  folgende  neue  Arten  auf: 
C.  nodulalum  ,  revinclum  ,  hone slum ,  tereeundum  ,  claudicans  ,  procax, 
apertum,  tolenalum,  mani,  confertam,  incultum,  Rangelinum.  —  Ferner 
Morelct  Cuba  1.  c.  :  C.  acerbulum,  disiunclum  ,  maiusculum,  pelricosum, 
pupoides  ,  radiosum  ,  rigidulum ,  palebrosiim,  semicanitm ,  sericatutn,  si- 
mulacrum,  tencbrosuin,  vespertinüm.  Die  Arten  beider  sind  bei  Pf  ei  ff  er 
zum  Theil  idenlificirt.  —  Benson  beschrieb  C.  Nilagiricum  von  den 
INilgherriebergen,  Malayanum  von  den  Inseln  Penang  und  Lancavi,  Ano- 
stoma  und  qtiadrißlosum  von  Bornco  ,  Wahlbergi  von  Natal.  Daran 
schliesscn  sich  Bemerkungen  über  einige  andere  Arten.  —  C.  (Cras- 
jicdopoma)  coslatum  Shuttleworth  von  Palma  (Mitlh.  INaturf.  Ges.  Bern 
1852.  p.  137.  —  C.  (Cyclophorus)  cayennense  von  Cayenne  und  C. 
(Cyclophorus  vel  Leptopoma)  Thersites  von  den  Philippinen.  —  C.  sub* 
incohulus  von  Malacca,  Tourannensis  von  Cochinchina,  Yarreli  von  Pulo- 
Penang  Souleyet  Voy.  de  la   Bonite  I.  c. 

Shuttleworth  charakterisirt  die  Galtimg  Hyd  ro  caena  Par- 
reiss.  Tfr.  ex  parte,  Mitth.  Bern.  p.  37.  folgendermassen:  Operculuin 
tenue,  corneum,  paucispirum,  nucleo  valde  excentrico,  inarginem  basa- 
lem columellarem  lere  atlingenti.  Tesla  imperlorata,  globoso-lurbinata 
vel  ovata ;  apertura  ovalis  vel  semicircularis;  peristoma  simplex,  rectum, 
disiunetum ;  columella  basi  effuse  callosa.  H.  gutta  von  Teneriffa  und 
Palma,  2«/2  Mi II. 

Pomalias  Barlhelemianum  Shuttleworth  von  den  Canarischen  In- 
seln (Mittheil.   Bern.  p.  289.). 

Fvpina  grandis  Korbes  Balllesnake  vom  Louisiaden  Archipel  und 
Thomsoni  von  der  Filzroy-Insel. 

Heticinacea.  In  der  Familie  der  llclicinaceen  stellte  S  h  u  t  t- 
leworlh  Berner  Mitthcil.  p.  293.  eine  neue  Gattung  S  cliasichcila 
auf:  Testa  heliciformis,  globoso-conica(epidermide  fimbriatim -soluta  in 
lineis  spiralibus  crcbris  induta),  basi  subplanulata,  Ioco  umbilici  callosa 
et  profunde  impressa.     Apertura  semicircularis.      Peristoma  continuum, 


Naturgeschichte  der  Mollusken  während  des  Jahres   1852.     107 

ad  columellam  vix  levfler  emarginatum ,  superne  ad  Insertionen)  pro- 
funde exeisum,  margine  superiore  pone  incisionein  alaeformi-producto. 
Operculum  lenui-testaceum  ,  semicirculare  ,  planiusrulum  ,  superficial«?, 
cxtrinsecus  costa  externe  intramarginali  elevata  circumdatuni ;  margine 
interno  (columellari)  stricto,  intus  lamella  paululum  producta  incrassato 
et  suhsulcalo,  utrinque  sed  praeserlim  inltrne  in  apiculo  produeto;  ex- 
terno  rolundato  acuto.  Dahin  Helicina  alata  Menke  ,  II.  pannucca  Mo- 
rdet (die  Pfeiffer  für  identisch  hält)  und  Sek.  Nicoleli  «1.  sp.  von 
Cordova,  Vera  Cruz. 

Shuttleworth  theilte  ib.  p.  302.  Trochalella  rirginea  Lea,  Ffr. 
in  zwei  Arten,  bei  der  einen,  die  den  Kamen  behält,  ist  der  Deckel 
im  Centrum  glatt,  bei  der  anderen  'fr.  opima  Shuttl.  ist  dasselbe  mit 
dicken  Tuberkeln  besetzt. 

Helicina  Stanleyi  Forbes  Ratllesnake  iL  c.  vom  Louisiadcn- Ar- 
chipel, Louisiadcnsis  ebendaher,  Gouldiana  von  Two-Isles  an  der  Nord- 
oslküste  Australiens.  —  Von  Poey  Alemorias  sobre  la  Hisloria  nat.  de 
la  isla  de  Cuba.  Habana  1851.  sind  als  neu  beschrieben :  H.  hians, 
polilula,  excavala ,  luleopunctata.  —  Neue  Arten  von  Mordet  Cuba 
1.  c.  sind:  H.  arenicola  ,  coccinosloma  ,  fragilis ,  microdina,  panmicea, 
purpureoßaca,  regina ,  rostrata,  rusticella  ,  scopulorum ,  silacea,  slrami- 
nea,  Irossula ,  vernalis.  Diese,  so  wie  die  Arten  von  Forbes  sind 
von  Pfeiffer  in  seiner  Monographie  bereits  benutzt.  —  H.  Sandozi , 
delicalula,  chrysockeila,  elata,  cinctella  sind  neue  Arien  aus  Mexico  von 
Shuttleworth  Berner  Mittbeil.  p.  298.  —  H.  sandwichiensis  Souleyct 
Donite  pl.  30.  lig.  1 — 5.  von  den  SanJwichinseln. 

Aiiipullariaceti«  Ampullaria  cubensis  Morclet  Cuba  I.e. — 
A.  columellaris  Gould  Expl.  Exp.  aus  Peru.  — 28  neue  Arten  beschreibt 
Philippi  Zeitschr.  f.  Malak.  p.  20.  ;  dieselben  sind  sämmllich  bei 
Hüster  1.  c.  abgebildet:  A.  pomum,  impervia,  relusa  v.  ülfers,  pyram, 
cingulala,  Weniei,  balleata,  libyea  Morelet,  nucleus,  planorbula,  paludi- 
noides  Chr.  et  Jan.,  malabarica,  borneensis,  Gnineri,  Chemnilzii,  dolium, 
crocostoma ,  phaeosloma  ,  exigua,  robusta,  Tamsiana  Dunker,  fuliginea 
Koch,  Knorrii,  labiosa  Koch,  sumalrensis,  Linnaei,  magnifica  Dunker, 
nigrilabris. 

Die  neuen  Arten  von  Truncatella  führe  ich  bei  der  zweifelhaf- 
ten Stellung  der  Gattung  am  Schlüsse  der  Pulmonata  operculala  an: 
T.  Bairdiana  und  dubiosa  Adams  Panama  I.e.  —  T.  Loicei  Shuttleworth 
Berner  Mitlheil.  p.  137. 

Ctenobranchiata. 

In  der  Voy.  de  la  Bonitc  hat  Souleyet  Ben; erklingen 
über  die  Thiere  der  Gattungen  Terebra,  Pyrula,  Murex,  Pleu- 
rotoma,  Fasciolaria,  Triton,  Ranclla,  Slrombus,  Milra,  Coluin- 
bella,  Marginella,  Volula,  Cypraca,  Oliva  und  Conus  geliefert. 


108     T  rose  hei:   Bericht  über   die   Leistungen  im  Gebiete  der 

Taenioglossata. 

Potamopliila.  Wach  der  Behauptung  M  o  q  ui  n  -Tn  n  do  n's 
wäre  die  Gattung  Valvata  zwillcrig,  und  machte  eine  sehr  aulfallende 
Ausnahme  unter  den  Kammkiemern.  Verf.  beschreibt  die  Geschlechts- 
organe von  Yalvata  piscinalis  und  erläutert  seine  Angaben  durch  Ab- 
bildungen (Journ.  de  Conchyl.  p.  244.  pl.  IX.  Fig.  3.  4.).  Sollte  hier 
nicht  ein  Irrthum  zu  Grunde  liegen? 

Valvala  guatemalcnsis  Mordet  Cuba  I.  c.  —  A.  sulcala  Souleyet 
Bonite   pl.  31.   üg.  19— 21.  von  Fondichery. 

Küster  beschrieb  1.  c.  als  neu:  Faludina  mamillala  von  Mon- 
tenegro, amjwllacea  Charpcnlicr  aus  China,  conlorta  Shutlleworth  von 
Alabama,  Wareana  Shuttl.  aus  dem  Ware-See.  in  üslflorida,  biangulata, 
eyelostomoides  aus  Aegypten,  cosligera  Beck  in  lit.  aus  Bengalen,  Bois- 
sieri  Charp.  in  lit.  von  Rom ,  turrila  aus  Daimalien .  rufesecns  Küster 
von  den  Pyrenäen,  Orsinii  Charp.  von  Ascoli  im  Kirchenstaate,  conoi- 
dea  Charp.  aus  Portugal,  luleola  von  Algier,  senaariensis  Parreiss  von 
Senaar,  aperta  aus  Croatien,  gagalinella  aus  Dalmalien,  laclea  Parr.  aus 
Persien.  —  P.  cislernicola,  hyalina,  ornata,  pelencnsis,  rhegoides  Morc- 
let  Cuba  1.  e.  —  P.  Sumalrensis  Dunker  aus  dem  Flusse  Danu-luar  auf 
Sumatra  Zeitschr.  f.  Malak.  p.  128.  —  P.  truncala  vom  Ganges,  am- 
pulliformis  von  Cochinchina  und  lutosa  vom  Ganges  Souleyet  Bonite 
pl.  31. 

Amnicola  badia  und  gracilis  von  Keu-Sceland,  Gould  Expl.  Exp. 
In  der  Melanien-Familie  stellten  Isaac  U  c  a  und  Henry  Lea 
von  Philadelphia  eine  neue  Gattung  P  ach  ychilus  auf:  testa  conica; 
apertura  ovata,  basi  inlegro ;  lahrum  crassum;  columella  superne  in- 
crassata ;  operculum  suborbiculare ,  corneum.  Dahin  gehört  Melania 
laevissima  und  eine  neue  Art  P.  Cumingii  aus  den  grossen  Flüssen  von 
Copan  in  Central-Amerika.  (Proceed.  zool.  Soc.  Juli  1851.  ;  Annais 
nat.  bist.  IX.  p.  58  und  142.). 

Aus  der  Gattung  Melania  weiden  ib.  folgende  neue  Arten  von 
denselben  Verfassern  beschrieben:  von  den  Philippinen:  RL  canalis, 
sobria,  snbula,  acus,  impura,  cochlidium,  blalla,  costellaris,  recia ,  lor- 
natella,  microslomia  ,  Mindoroensis ,  ind e finita ,  Luzoniensis  ,  albesecns, 
hastula,  juncea,  turriculus  ,  Cumingii,  daelylus,  nana,  crebrtmi,  aculeus, 
diadema,  acanlhica ,  denliculata,  lalerilia ,  pagoda,  —  von  China:  RL 
reliculata,  —  von  Java:  RL  foeda  und  crenifera,  —  von  Malacca  :  RL 
episcopalis,  —  von  den  Gesellschaflsinseln  :  RL  lancea,  —  von  Kord- 
auslralien  :  RL  auslralis,  —  von  Amboina:  RL  rndis ,  —  von  Timor: 
RL  modicella,  —  von  Indien  :  RL  cineta  und  armillala,  —  von  den  Se- 
schellen:  RL  dermesloidea,  contracIa,  ceylanica  (kommt  auch  auf  Cey- 
lon vor),  —  von  Zanzibar:  RL  ferruginea,  —  von  Madagaskar:  Rii 
comula,  —  von  Fernando  Po :    RL   comdus ,    —    von  Mexico :  Rl   apis, 


Naturgeschichte  der  Mollusken  während  des  Jahres  1852.       109 

—  von  Copan  in  Centralamerica:  M.  maxima  und  polygonala,  —  von 
Guiana:  M.  transversa, —  unhekannten  Vaterlandes  :  M.  obruta,  tessellata 
und  Cochlea.  —  Von  M  o  r  e  1  e  t  Cuba  1.  c.  wurden  beschrieben  :  M. 
cinerea,  corvina,  exigua,  glaphyra,  graphium,  immanis,  indiorum,  lacu- 
slris,  opiparis,  panueula,  pyramidalis,  ruginosa.  —  In  den  Transactions 
of  the  Americ.  Philos.  Soc.  X.  stellte  Isaac  Lea  auf:  M.  perstriata, 
sculptilis,  Clarkii,  Brumbyi,  oblila,  furva,  Sellersiana ,  oppugnata,  Saf- 
fordii,  pinguis,  gibbosa  säinmtlich  aus  Nordamerika.  —  M.  Tourannensis 
von  Cochinchina,  turrilella  und  sculpta  von  den  Philippinen  sind  Arten 
yoii  Souleyet  Bonite  pl  31. 

Von  Melania  veruculum,  die  Morel  et  1S51  publicirte  und  die 
später  Philip  pi  unter  dem  Namen  M.  Belone  beschrieb,  gicht  der 
erstere  eine  berichtigte  Beschreibung,  da  früher  diese  Art  nach  jungen 
Exemplaren   beschrieben  war.  Journ.  de  Conchyl.   p.  262. 

Isaac  Lea  stellte  in  den  Transactions  Americ.  Philos.  Soc.  X. 
1852.  eine  neue  Galtung  Basistoma  auf:  Tesla  conica ;  apertura 
ovata,  basi  abscissa  ;  labrum  acutum;  oolumella  laevi ;  operculum  — 
Diese  Galtung  unterscheidet  sich  von  Pirena  durch  den  Mangel  des 
oberen  Einschnittes,  und  von  Melanopsis  durch  das  Fehlen  des  Callus 
an  der  Spindel.  B.  Edwardsii  im  River  Tocatinus  in  Südamerika.  Verf. 
stellt  die  Galtung  in  die  Melanienfamilie. 

Litioriiiticea.  Gegenbaur  schrieb  über  Penisdrü- 
sen  von  Lillorina ,  die  er  an  L.  liüorea,  neriloides  und  ob- 
lusata  beobachtete  (v.  Siebold  u.  Kölliker  Zeilschr.  f.  wiss. 
Zool.  IV.  p.  233.). 

Die  Anatomie  von  Littorina  littorea  erläuterte  Sou- 
leyet durch  anschauliche  Abbildungen  Bonite  1.  c. 

W.  Thompson  fand  achtmal  ein  Männchen  von  Littorina  rudis 
in  Begattung  mit  L.  littoralis;  er  hält  es  daher  für  wahrscheinlich, 
dass  L.  palliata  der  Bastard  von  beiden  sei,  und  glaubt  die  Seltenheit 
der  letzteren  Art  durch  die  Unfruchtbarkeit  der  Bastarde  erklären  zu 
können  (Annais  nat.  hist.  X.  p.  75.).  —  Neue  Arten  von  Adams  Pa- 
nama 1.  c.  sind:  L.  angiostoma,  alrala ,  dubio sa ,  excavala,  foveata, 
megasoma.  —  Von  Souleyet  Bonite  pl.  31.:  L.  serialis  von  den 
Sandvvichinseln,  monilifera  von  Cochinchina,  tariegata  aus  dem  Guaya- 
quil,  radiata  von  Cochinchina. 

Souleyet  unterschied  Voy.  de  la  Bonite  Zool.  II.  p.  536.  eine 
neue  Gattung  von  Lillorina  unter  dem  Namen  Littorinida.  Es  sind 
kleine  Süsswasserschnecken,  deren  Thier  ähnlich  den  Littorinen,  deren 
Schale  ähnlich  den  Paludinen  sein  soll.  Das  Thier  unterscheidet  sich 
von  den  Lillorinen  durch  die  Stellung  der  Augen  an  der  Basis,  wäh- 
rend sie  bei  Littorina  stets  auf  einer  Verdickung  des  Fühlers  stehen, 
und  durch  den  Fuss,  der  schmaler  und  vorn  geöhrt  ist ;  die  Rulhe  liegt 


HO        Troschel:    Bericht  über  die  Leistungen  im  Gebiete  der 

über  und  hinter  dem  rechten  Fühler.  Die  Kieme  ist  einfach  und  hat 
nicht  die  Falten  an  der  Decke  der  Kiemenhöhle  wie  bei  Litlorina.  Der 
Mode  besteht  aus  verzweigten  Blindsäcken,  die  Rulhe  hat  5 — 6  gehe* 
derte  Anhänge  u.  s.  \v.  Die  Schale  ist  wie  bei  Paludina  ,  der  Deckel 
ist  hornig,  dünn  und  besteht  aus  wenigen  Windungen.  Sie  legen  Eier. 
L.  Gaudichaudii  aus  dem   Guayaquil. 

Nach  Bemerkungen  Soul  eye  t's  Bonile  p.  596.  gehört  die  Gat- 
tung Modulus  Gray  nicht  zu  den  Trochoiden,  sondern  in  die  Nähe  von 
Litlorina.  M.  Irockiformis  von  der  Insel  l'una  an  der  Mündung  des 
Guayaquil. 

H.  und  A.  Adams  schlugen  in  den  Annais  nal.  hisl.X. 
p.  358.  folgende  neueEintheilung  der  britischen  Rissocn  vor: 

Rissoa  Frem.  (Acme  Hartm  )  Opercular-Lobus  mit  einem  deut- 
lichen Faden.  Schale  mit  erweiterter  Aussenlippe  ;  Spira  erhaben.  R. 
labiosa,  costala,  parva. 

Altan  ia  Risso  (Cycloslrcma  Flem.,  Turbona  Leach),  Opercular- 
Lobus  geflügelt;  drei  Sehwanzfaden,  Schale  kreiseiförmig,  gegittert; 
Aussenlippe  verschieden.  A.  eimex,  calathiscus,  striatula,  laclea,  reti- 
culata,  abyssicola,  zcllandica. 

Cingula  Flem.  (Sabinea  Leach)  Opercular-Lobus  und  Schwanz- 
faden  undeutlich  und  rudimentär.  Sehale  gebändert  ;  Spira  ausgezo- 
gen ;  Aussenlippe  einfach.  C.  cingillus. 

Anoba  n.  gen.  (Turbonilla  Leach,  non  Risso)  Opercular-Lobus 
geflügelt,  kein  Schwanzfaden.  Schale  spiral  gestreift ;  Aussenlippe  ein- 
lach.     0.  striata. 

Paludinel  la  Pfeif.  Tentakeln  kurz,  stumpf,  Augen  an  ihrer 
Mitte.  Opercular- Lappen  und  Schwanzfäden  fejhlen.  Schale  kreisför- 
mig, dünn  ,  genabelt,  bedeckt  mit  einer  Epidermis.  P.  littorea.  (Farn. 
Truncatellidae). 

Htjala  n.  gen.  Kopf  lang,  am  Ende  ausgerandet,  zwei  Lappen 
bildend.  Tentakeln  platt,  nicht  keulenförmig,  mit  feinen  Borsten  am 
Ende.  Augen  sitzend  in  der  Mitte  ihrer  Basen.  Fuss  hinten  einfach. 
Opercular-Lappen  ohne  einen  Faden.  Schale  glashell  (Farn.  Jeffresii- 
dae).     H.  vitrea. 

Hydrobia  Hartm.  Opercular-Lobus  klein,  kein  Faden.  Schale 
mit  Epidermis.  Aussenlippe  dünn,  einfach.  Thier  amphibisch.  Spinnt 
einen  klebrigen  Byssus  während  des  Winterschlafes.  11.  ulvae,  ana- 
lina,  ventricosa. 

Ceratia  n.  gen.  Tentakeln  platt,  ziemlich  kurz,  keulenförmig, 
bekleidet  mit  langen  Borsten.  Fuss  vorn  ohrförmig,  hinten  in  zwei 
lange  deutliche  Schwänze  getheilt.  Opercular-Lobus  ohne  Faden.  C. 
proxima. 

Sctia  n.  gen.     Tentakeln  behaart.     Opercular-Lobus  klein,  kein 


Kaiurgeschichte  der  Mollusken  während    des  Jahres   1852.      1  1  1 

Faden.     Fuss  hinten  einfach.     S.  soluta ,  pulcherriina,  fuigida,    incon- 
spicua. 

Rissoa  clandcslina,  firmala,  fortis,  inconspicua,  infrequens,  Janus, 
nolabilis,  scalariformis  Adams  Panama  I.e.  — R.  eburnea,  mullilineata, 
exarala  Slimpson  New  England  I.  c. 

Rissoina  sulcifera  Troschcl.     Dies  Archiv   1852.  I.  p.  154. 
Hydrobia   tritonum  Bourguignat  I.  c.  Aus  Griechenland  im  Sumpf- 
wasser des  See's  Lerna. 

Einige  Bemerkungen  über  das  Thier  von  Litiopa  machte  Sou- 
leyet  Bonite  p.  584.,  nach  denen  es  theils  Achnlichkeit  mit  Phasia- 
nella,  theils  mit  Littorina  haben  soll;  sie  sind  jedoch  zu  unbestimmt, 
als  dass  sich  danach  mit  Sicherheit  über  die  systematische  Stellung 
entscheiden  liesse.  —  L.  saxicola  Adams  Panama  1.  c. 
Adcorbis  objecto.  Adams  Panama  1.   c. 

Cingula  Peleningensis  Gould  Expl.  Exp.  p.  130.  Fig.  152.  I.agoa 
de  Pcteninga  in  der  Nahe  von  Rio  de  Janeiro.  —  C.  inconspicua,  pau- 
percula,   lerebellum,   lurrila  Adams   Panama  1.  c. 

M aeg  illivr  ayia  Forbes  Rattlesnake  p.  383.  n.  gen.  Schale 
spiral,  rechtsgewunden,  dünn,  hornig,  durchsichtig,  undurchbohrt ;  Spira 
nicht  ausgezogen.  Mündung  länglich,  ganz,  unten  winklig,  Peiistom 
unvollständig,  dünn,  ganzrandig.  Deckel  halbkreisförmig,  hornig,  dünn, 
aus  concentrischen  Lagen  mit  schwachen  Spuren  einer  spiralen  Stru- 
clur  an  dem  in  der  Nähe  der  Spindel  gelegenen  Nucleus;  von  ihm  läuft 
eine  schmale  Leiste  gegen  den  Aussenrand ,  die  äusserlich  durch  ei- 
nen Eindruck  kenntlich  ist.  Thier  gross,  mit  vier  sehr  langen  linearen 
Tentakeln;  iYIantel  in  einen  langen  Sipho  ausgezogen;  Fuss  gross, 
ausgebreitet,  vorn  abgestutzt,  den  Deckel  am  hintern  Ende  tragend, 
ohne  fadenförmige  Anhänge.  Die  Art  M.  pelagica  wurde  im  Schlepp- 
netz bei  Cap  Byron  an  der  Ostküste  Australiens  gefangen  ,  15  Meilen 
von  der  Küste,  wo  es  schwamm.  Es  soll,  wie  Janthina  ,  mit  einem 
Schwimmapparat  versehen  sein.  Die  Farbe  ist  gelb.  Verf.  vergleicht 
die  Gattung  mit  JefTreysia,  womit  die  vier  Fühler  und  auch  die  Zunge 
übereinstimmen  sollen.  Der  lange  Sipho  weicht  jedoch  sehr  ab.  —  JH. 
spinigera  A.  Adams  von  JMindoro  (Annais  nat.  bist.  IX  p.  242.)  ist  eine 
zweite  Art  dieser  Galtung,  die  sich  durch  einen  Dorn  am  untern  Ende 
des    Spindelrandes  auszeichnet. 

Turrilella  acicula  Slimpson  New  England  1.  c. 
l'yramidellacen.  Pyramidella  conica  Adams  Panama  1.  c. 
W.  Clark  beschrieb  die  Thier«  mehrerer  Chemnitzien  (Annais 
nat.  bist.  X.  p.  195.),  und  Rissoen  (ib.  p.  254.).  —  Adams  Panama 
I.  c.  stellte  mehrere  neue  Arten  auf:  Ch.  aculcus ,  acuminala,  affin is, 
clatkralula,  communis,  g.racilior  ,  maior ,  marginala,  Panamensis,  simi- 
lis,  striosa,  Iwrila. 


112      Troschcl:  Bericht  über  die  Leistungen  im  Gebiete  der 

Kulimacea*  Eulitna  iola,  reeta  und  solitaria  Adams  Pa- 
nama 1.  c.  —   C.  oleacea  Slimpson  New  England  1.  c. 

Coecacea»  Caccum  diminutum,  eburneum ,  ßnnatum,  lacre, 
laquealum,  monstrosvm,  partum,  pyginaeum  sind  neue  Arten  von  Adams 
Panama  I.  c.  —  C.  pulchellum  Slimpson    New  England   I.  c. 

C  apuSoidea.  Crepidula  Riisei  von  Portorico  und  costulata 
Dunker  Zeitschr.  f.  Malaie,  p.  189.  —  Cr.  cerilhicola,  nivea,  osculans, 
rostrala  Adams  Panama  1.  c. 

Calyptraea  aber r ans  und  planulala  Adams  Panama  I.  c.  —  C. 
(Sypkopatclla')  aspersa  und   regularis  Adams   ib. 

Trochita  spirala  Forbes  von  Californien  (Annais  X.  p.30ö.). 

Capulus  sagillifer  Gould  Expl.  Exp.  unbekannten   Vaterlandes. 

Sigaretina.  Rccluz  zählt  im  Journ.  de  Conchyl.  p. 
263.  8  Arten  der  Gattung  Natica  nebst  ihrer  Synonymie  auf, 
die  an  den  französischen  Küsten  leben.  Ihnen  fügt  er  fünf 
Arten  hinzu,  die  \vahrscheinlich  auch  an  diesen  Küsten  vor- 
kommen. 

Aus  der  Gattung  Natica  finden  sich  bei  Küster  I.  c.  folgende 
neue  Arten  von  Philippi:  N.pondcrosa,macrosloma,  beide  unbekann- 
ten Vaterlandes,  caprae  von  Mazallan,  mclanochila,  puclla  von  Yuca- 
tan,  carinifera  Koch,  hebraea  ,  undala  von  Panama,  arellana,  sulculosa 
von  der  Westküste  Amerikas,  cygnea,  virginea,  incisa  Dunker  aus  China, 
Rodalzii  Dunker  von  der  Ostküste  Südafrica's ,  plicifera  Dunker  eben- 
daher, pulicaris,  Swainsoni,  tenuis  von  China,  Menkeana  von  Porlorico, 
nucleus  ,  pardalis ,  modesta  von  den  Marqnesas  -  Inseln  ,  casla ,  decoray 
scutulata,  articulata  von  Zanzibar.  —  JV.  Pritchardi  Forbes  Annais  X. 
p.  307.  von  Mazallan.  —  IV.  elongata  und  alceala  Troschcl  dies  Archiv 
1852.  I.  p.  158.  —  N.  Sebae  und  fibrosa  von  China,  ravida  von  Peru 
Souleyet  Bonile  1.  c.  —  JV.  sagillifera  ohne  Angabe  des  Vaterlan- 
des und  Boutguignati  von  Madagaskar  sind  neue  Arten  von  Recluz 
Journ.  de  Conchyl.  p.  168.  Daselbst  ist  auch  N.  Flemingiana  Recl.  1843 
abgebildet,  und  von  N.  labrella  Lam.  wird  bemeikt,  dass  sie  nur  Far- 
benvarietät von  N.  collaria  Lam   sei. 

Sigarelus  antareticus  und  praelenuis  von  Orange  Harbour  sind 
nach  den  Manuskripten  von  Couthouy  in  Gould's  Expl.  Exp.  aufge- 
nommen. 

Ceritliiacca«  Cerithium  salmacidum  Morelet  Cuba  1.  c.  — 
C.  assimilatum,  bimarginatum,  famelicum,  neglectum,  pauperculum,  pul- 
chrum,  Reevianum,  validum  Adams  Panama  1.  c.  —  C.  Tourannense 
Souleyet  ßonite  1.  c. 

Triphoris  alternalus,  inconspieuus,  infrequens  Adams  Panama  1.  c. 

Vlanaxis  nigrilella  von  der  Strasse  Juan  dcl  Fuaco  und  pigra 
von  der  Pilcairn's  Insel  Forbes  Annais  X.  p.  307. 


Naturgeschichte  der   Mollusken  während  des  Jahres  1852.     113 

Alata.  Slrombus  Listeri  Th.  Gray  (Lister  pl.  855.  fig.  12.  aj 
ist  verwandt  mit  St.  vittatus  und  findet  sich  im  Hunter'schen  Museum 
zu  Glasgow.  (Annais  uat.   bist.  X.   p.  430.). 

Involuta.  Cypraea  clara  Gaskoin  Annais  nat.  hist.  X.  p.372. 
Eine  Bemerkung  über  C.  histrio  und  reticulata  von  Red  fiel  d  fin- 
det sich  Annais  INewyork  V.  p.  228.  —  C.  pardalina  Dunker  Zeitschr. 
f.  Msilak.   p.  126.    —   C.  Reentsii  Dunker  ib.  p.  1S9. 

Ocula  neglecla  und  tariabilis  Adams  Panama   1.    c. 

Toxoghssala. 

Pleuroloma  sumatrense  Petit  Journ.  de  Conchyl.  p.  55.  pl.  2.  fig.  10, 
—  PI.  (Defrancia)  Malleti  Recluz  ib.  p.  254.  pl.  10.  fig.  2.  —  P.  alrior, 
concinna,  exigua,  gemmulosa,  grandimacidata  und  slriosa  sind  neue  Ar- 
ten von  Adams  Panama  I.  c. 

Mangelia  neglecla  Adams  Panama  1.  c. 

Proboscidea. 

Cassidacea.  Cassis  glabrala  Dunker  von  Zanzibar.  Zeitsclrr. 
f.    Malak.  p.  62. 

Volcetacea.  Marginella  Odoricyi  Bernardi  Journ.  de  Conchyl. 
p.  59.  pl.  2.  fig.  Ö.  7.  ohne  Angabe  des  Vaterlandes.  —  Redfield 
besehiieb  (Annais  Newyöik  V.  p  224.)  zwei  neue  Arten  31.  vexillum 
von  Cap  Palmas. und  amabilis  von  Yukatan.  Er  bemerkte  ebenda,  dass 
seine  M.  Gambiensis  eine  Variet.1l  von  amygdala  Kiener,  und  vermicu- 
lata  =  llainesii  Petit  eine  Var.  von  quinqueplicata  sei  ;  ferner  dass 
Äl.  pudica  Gaskoin  Synonym  von  chrysomelina  sei.  —  M.  biplicala, 
multizonata,  Reecei  und  Zeyheri  Krauss  dies  Archiv,  p.  37.  vom  Cap. 
—  M.  Burchardi  Dunker  Zeitschr.  f.  31alak.  p.  61.  — M.  minor  Adams 
Panama  1.  c. 

Mitra  Haneti  Petit  Journ.  de  Conchyl.  p.  57.  pl.  2.  fig.  11.  von 
Mazatlan  ;  M.  Malleti  ib.  p.  58.  pl.  2.  fig.  1.  aus  der  Südsee.  —  M. 
sertnm  Duval  ib.  p.  160.  pl.  7.  fig.  1.  von  den  Marquesas  ?  —  M.  are- 
nacea  Dunker  Zeitschr.  f.  Alalak.  p.  51.  —  M.  solitaria  Adams  Pa- 
nama  1.   c. 

Cancellaria  affmis  und  pygmaea  Adams  Panama  1.  c. 
Olivacea.     Olita  inconspicua  Adams  Panama  1.  c. 
Muricea.     Ranella  pnlchella  Korbes  Ratllesnake  I.e.  zwischen 
der  Cumberland-lnsel  und  Point  Slade. 

Petit  bildete  den  Samier  Adanson's  in  seinem  Journ.  de  Con- 
chyl. pl.  11.  fig.  10.  aufs  neue  ab,  und  berichtigte  p.  44.  die  Synonymie. 
Daliin  gehört  Murex  trigonus  Gmel.,  Banella  caudata  Kiener  und  Triton 
fieoides  Keeve. 

Murex  mexicanus  Petit  Journ.  de  Conchyl.   p.  51.  pl.  2.  fig.  9. 
Archiv  f.  Nalurgesch.  XIX.    Jahrg    2  UJ.  }| 


114      T rose  hei:  Bericht  über  tiie    Leistungen  im  Gebiete  der 

Triton  Loroisi  Petit  Journ.  de  Conehyl.  p.  53.  pl.  2.  fig  8  \on 
Gouadeloupe.   —   7".  fusoides  Adams   Panama   I.  e. 

«  aiialifera.  fiaskoin  beschrieb  in  den  Annais  nal.  hist.X. 
p.  3CÖ.  zwanzig  neue  Arten  der  Galtun»  Colon  bclla:  C.  tenuis,  olbi- 
nodnhsa,  inlcrrupla.,  Icncostoma,  parifica  von  den  Sandwh  hinsein,  rrt- 
rirosn  von  Peru,  auslralis  von  Sidney,  cnncellata  von  Westind;en,  pulla, 
inlexta  \on  Australien,  coniaminaia ,  Marqnesa  von  den  Marquesasin- 
seln,  ausIrina  von  Australien,  baccata ,  sagina  \on  Afiba  und  Westin- 
dien, conspersa  ,  formosa  ,  hirundo  ,  califoi  niana  von  Californicn  iodo- 
sluma  von  Port  Essingion.  —  Pei  Stirn  p  so  n  ISeu-Enj^lairl  I.  c  sind 
zwei  Arten  aufgestellt:  C.  disslmilis  St.  und  Gouldiana  Agass.  —  C.  con- 
spicua,  ttiminuta,  gracilir,  moesln,  pulchrior,  trssellutu  Adams  Panama  ]   c. 

Fusus  Simonianus  Petit  Journ.  de  Couthyl.  p.  164.  pl.  7.  fig.  7. 
vom  Cap.  —  F.  Kelletii  Koibcs  von  Californicn  Agnats  X.  p.  309.  — 
F.  squauieus  Dunker  Zeitschr.  f.  .Malak-  p.  50.  —  F  bcllus  Adams  Pa- 
naiua   I.  e. 

Petit  de  la  Saussaye  machte  im  Journ  de  Conehyl.  p.  140. 
auf  die  Gattungen  aufmerksam,  in  welche  die  Gattung  Pyrula  J.am. 
zerfällt  werden  muss  ,  indem  er  die  Beobachtungen  S  o  u  1  e  y  e  t's  ,  die 
iiorh  nicht  haben  publieirt  werden  können,  hervorhebt.  Letzterer  ist 
gene'gt,  die  Gattungen  Pyiula  s.  str.  (  P.  canalirulala  } ,  Mclongeua 
Sehuni.  (wohin  auch  Kusus  Corona,  morio  ui.d  andeie  gezogen  werden), 
Ficus  Kousseau  (Ficuia  Swaius.  ,  Kapa  KU  in  (P.  papjracca  Lam.)  an- 
zunehmen. —  Hierauf  werden  die  Arten  diesen  Gattungen  eingereiht, 
wonach  Pyrula  7,  Melongena  19,  Kiens  5,  Rapa  1  umf.isst,  und  Pyrula 
lineata  als  Typus  einer  noch  ungenannten  Gattung  bezeichnet  wird. 
Ferner  werden  solche  Arten  genannt,  de  fälschlich  vonLamarck  oder 
anderen  der  Gattung  Pyrula  beigesellt  sind.  Schliesslich  werden  Pyrula 
coaretata  Sow.   und   P.     bispiqosa   Pliilippi    bisch rieben    un  I    abgebildet. 

Martin  hat  ein  zweites  Exemplar  seiner  Pyrula  piovincialis  ge- 
funden, und  hält  daher  an  seiner  Meinung  fest,  sie  für  eine  besondere 
Speeies  zu  nehmen;  dagegen  ist  Petit  dadurch  nocht  nicht  überzeugt, 
sondern  hält  sie  noch  für  eine  Monstrosität  \on  Cassidaria  echinophora 
(Journ.  de  Conehyl.   p.  272.;  vcrgl.   auch  den  vorigen  Bericht  p   285.). 

Melongena  ßelhnapi  Petit  Journ.  de  Conehyl.  p.  64.  pl.  2.  flg.  5. 
von  Florida. 

Bulbus  (Rapa)  ineurvus  Dunker  von  China?  Zeitschr.  f.  Maiak. 
p.  126. 

fiSticeinea.  Die  Untersuchungen  von  Koren  und  Dn- 
nielsson  über  die  Enlwickulung  der  Kammkiemer,  welche 
sieh  nuf  Boccinum  undalurn  und  Purpura  lapillus  beziehen, 
sind  in  den  Annales  des  sc.  nat.  XVIII.  p.  257.,  und  auch  in 


Naturgeschichte  der  Mollusken  währeii.l  des  Jahres   1852.        "5 

unserem  Archiv    1853.  I.  p.  173.)   in  üebcrselzungLMi    rrWlge- 
Iheilt  worden. 

Nassa  guadehtpensis  Petit  Journ.  de    Conchyl.  p.  56.   pl.  2     B^L  31 

4.  ]Y.   Coopeti  und    Wooditardi    von   den   Sandwichinseln.      Fori»  es 

Annais  X.  p.308.  —  N.  Ulacina  Gould  Expl.  Exp  von  den  Puumotii. 
Inseln.  —  Ar.  Tschudii  Troschel  dies  Archiv  1852.  I.  p.  173  —  JY,  ca. 
ncscens,  coüaria,  corpvlenla,  gemmulosa,  glauca ,  Panamensis,  pro.rima, 
striata,  rersicolor  und  Wilsoni  sind  neue  Arten  von  A  d  a  m  s  Panama  1.  c 
Buccinum  farinosum  Gould  Expl.   Exp.  von  den  Sandwichinscln. 

—  B    gtaueum  Dunker  von  Port  Essington.  Zeitschr.  Malak.   p.  12.") 

B.  lunubre    und    Stimpsonianum  Adams  Panama  1.  c.    —    /'.  Lolivianvm 
Souleyet  Bonite  pl.  41.   f.  22— 24.  von  Cohija. 

Biillia  valida  Dunker  Zeitschr.  f.  Malak.  p.  191. 

Arthur  Adams  zählte  Annais  nat.  hist.  IX.  p.  148.  zwölf  Ar- 
ten der  Gattung  Cyllene  Gray,  deren  Typus  Buccinum  lyratum  Lamarek 
ist,  auf.  Darunter  sind  neu:  C.  orienlalis  von  Singapore,  striata  von 
den  Albrokkas-'nseln,  fuscala  und  paUida  von  Westafrica,  und  glabrata 
von  Pasieao. 

Purpura  capensis  Petit  Journ.  de  Conchyl.  p.  162.  pl.  7.  fig.  6. — 
P.  Tissoti  Petit  ib.  p.  163.  pl.  7.  fig.  4.  von  Bombay.  —  P.  anatoga  von 
Californien  und  /'.  fvsrata  von  den  Sandwichinseln  K  o  r  b  r  s  Annais 
X.  p.30S.  —  P.  Zeyheri  Krauss  dies  Archiv  p.  35.  vom  Cap.  —  P. 
ostrina  Gould  Expl.  Exp.  von  Oregon.  —  P.  foveolala  und  osculans 
Adams  Panama  1.  c.  —  P.  Chusani  von  China  und  Malacca ,  Votkou- 
auii  von  den  Philippinen,  peruviana  von  Peru  Souleyet  Bonite  pl.  39.  4^. 

Ricinula  jugosa  Adams  Panama  1.  c. 

Von  likizo  cki  Ins  antipnthum  gab  Stecnstrup  Videnskab. 
Ä'eddelelser  fra  den  naturh.  For.  Kjöbenhavn  for  1851.  p.  61.  Tab.  III. 
Fig.  1 — 6.  die  Gattungsdiagnose  und  bildete  die  Schalen  ab  (vergl. 
den  vorigen  Bericht  p.  286.).  Die  Diagnose  ist  folgende:  Animal  igno- 
tum,  secunt'un  fmnam  testae  animali  Purpurae  lapilli  aliarumque  con- 
generum  verosimiliter  affine.  Testa  canalifera,  subturrita,  prima  ae- 
tate  libera,  testae  Purpurae  lapilli,  P.  sqamatae,  et  al.  haud  dissimilis, 
adulta  vero  ad  instar  Mag.il  i  irregularis,  affixa,  labiis  peristomatis  la- 
ciniatis,  ramulos  Antipathum  aliaque  corpora  amplexis,  tumefactis  clausa, 
antiee  in  tubulum  angustum  irregulärem  producta.  Uperculum  testae 
iunioris  corneum,  nucleo  laterali. 

Ptencglossata. 

*<;t  5:s  isssii»  Scalaria  Jukesiana  ist  eine  neue  Art  von  For_ 
lies  Uattlesnake  ohne  Angabe  des  Vaterlandes. 

Rhipidogiossata. 
\eriutcea.    M o q ni n-Tan d o n   sagt   von   den  Eiern 


116        Trosche):  Bericht  über  die  Leistungen  im   Gebiete  der 

der  Ncrilina  fluvialilis,  sie  seien  nicht  ganz  1  mill.  gross,  u n r! 
auf  die  Schale  geklebt;  ihre  Hülle  sei  hart,  und  spalte  sich 
beim  Auskriechen  des  Jungen  in  zwei  Theile,  deren  einer  an 
der  Schnecke  haften  bleibt  (Jonrn.  de  Conchyl.  1852.  p.  25  ). 
Möchte  doch  recht  bald  eine  Entwicklungsgeschichte  dieses 
Thieres  bekannt  werden! 

Recluz  hat  im  Journ.  de  Conchyl.  p.282.  die  französischen 
Weritinen  verzeichnet  und  besehrieben.  Er  führt  zwei  marine  Arten 
mit  crenulirtem  Labium  (INT.  viridis  L.  und  matoniana  Risso)  und  sie- 
ben Süsswasser-Artcn  mit  glattem  Labium  an  (N.  iluviatilis  Urap.  mit 
8  Varietäten,  Mittreana  Recl.,  Prevostiana  P  fei  ff. ,  thermalis  Roubee, 
Bourguignali  n.  spec,  boetica  I,am.  und  zebrina  Recl.).  —  iV.  gravis 
und  lurbida  Mordet  Cuba  1.  c.  —  N.  Ulichonii  vom  Ufer  des  todten 
Meeres,  Saulcyi  von  Athen,  syriara  aus  Syrien  Rourguignat  1.   c. 

JSerila  crassa  Gould  Expl.  Exp.  ohne  Angabe  des  Vaterlandes. 
—  JY.  cerosloma  Troschel  dies  Archiv  1852,-1.  p.  179-  Ebenda  ist  eine 
JY.  praecognüa  Adams  erwähnt,  welche  nach  Vergleichuno;  mit  Ori- 
ginalexemplaren mit  INo.  305.  Adams  Panama)  1.  c.  identisch  ist. 

Troclioiiica.  Globulus  (Rotella  harn.)  auslralis  von  Ncuhol- 
land,  arlintlalus  und   anguliferus   Fhilippi   Zeitschr.   f.   Malak.   p.20. 

Den  bisher  bekannten  fünf  Arten  von  Jamaiea  der  Gattung  Vi- 
trinella  fügte  Adams  Panama  1.  c.  folgende  zwölf  hinzu:  V.  con- 
eimta ,  exigva,  Jatius  ,  viinvta,  modcsla,  p aiüam  ensis ,  parva,  perparra, 
regularis,  seminuda,   tricarinala,  ralvatoidcs. 

Trochus  Bernardii  Rccluz  Journ.  de  Conchyl.  p.  166  pl.  7.  flg.  5. 
aus  dem  Stillen  Meere?  —  'f.  floridus  von  Keuholland  und  ochrolcn- 
cns  unbekannten  Vaterlandes  sind  neue  Arten  von  Philip  pi  bei  Kü- 
ster 1.  c.  —  T.  caslancus  Nuttall  von  Ober-Californien  Annais  X.  p. 
306.  —  T.  Zcyheri  Kiauss  dies  Archiv  p.  33.  vom  Cap.  —  T.  coronu- 
latvs  und  Leanvs  Adams  Panama  1.  c.  —  T.  sandicichinsis  Souleyet 
Uonite  pl.  37.   fig.  23— 24.   von  den  Sandwichinseln. 

Monodonta  gallina  und  avreolineta  von  Mazatlan,  Fori)  es  An- 
nais X.   p.  306. 

Margarila  magellanica  vonlierra  de]  Fuego  und  M.  j'crsica  von 
Cap  llorn  sind  neue  Arten  von  Gould  Expl.  Exp.  —  M.  ]mri>vraia 
und  Hillii  Forbes  von  der  Westküste  INordamerika's  (AnnalsX.  p.3ü7.). 
Souleyet  gab  Ronite  1.  c.  p.  588.  pl.  28.  die  Anatomie  von 
Turbo  rugosus.  Das  Herz,  die  Kieme,  die  Mundtheile  werden  geschil- 
dert, die  Zunge  ziemlieh  gut  abgebildet ;  um  so  weniger  ist  es  zu  be- 
greifen, wie  Verf.  hierin  eine  Aehnlichkeit  mit  Littorina  finden  kann. 
Der  Anfang  des  Schlundes  ist  kropfartig  erweitert  und  sehr  faltig;  der 
Magen   besteht  aus  einem  vorderen  weiten  und   einem  spiralen   hintern 


Naturgeschichte  der   Mollusken  wahrend   des  Jahres    I8ä2.       117 

Theil;  von  erste  rem  entspringt  der  Dann.  Verf.  ist  geneigt,  diese 
Thiere  für  getrennten  Geschlechtes  zu  halten,  worin  er  unzweifelhaft 
recht  hat. 

Turho  jihasianella  und  rut'lus  Adams  Panama  I.e.  —  T.  elecalus 
Souleyet  Bonitc  pl.  37.  fig.  15 — 19.  von  Chili. 

Auf  Turho  niger  Wood  gründete  Referent  in  diesem  Archiv 
1832.  I.  p.  182.  eine  neue  Gattung  Atny.ra. 

Stotnatt*!  la<*«'a.     Stomalella  ittfluta  Adams  Panama  1.   c. 

fr~iw*urt*IIa</<*a.  Fissurelta  alla  ist  eine  neue  Art  von  Adams 
Panama  1.   c. 

Rimula  cognata   Gould  Expl.  Exp.  von  Orange  Harbour. 

Cyclobranehiata. 

l'atelliua.     Loliia  onychina  Gould  Expl.  Exp.  von  Uio  Janeiro. 

i  laitouiua«'.  In  der  Chilonenfamilie  wurde  von  Henry  uud 
Arthur  Adams  auf  Chiton  Cimolius  Reeve  eine  neue  Gattung  Lo~ 
rica  gegründet:  Mantel  bedeckt  mit  kleinen,  glatten  dachziegelartigen 
Schuppen,  der  hintere  Rand  tief  eingekerbt.  Schalstücke  breit,  das 
hintere  klein  mit  terminalem  vorgezogenem  Apex,  Hinterrand  einge- 
kerbt; die  Seitenflächen  der  Schalstücke  erhaben,  deutlich  (Annais 
nat.  bist.  X.  p.355.). 

Vier  neue  Arten  von  Chiton  stellte  Gould  Expl. Exp.  auf:  Ch. 
inlerslinctus  und  vespertinus  von  Oregon,  aspemmus  Couth.  Ms.  von 
Rio  Janeiro,   caslaneüs  Couth.  Ms.   von  Orange  Harbour. 

Pulmonata. 

Beiträge  zur  Enlwukelungsgeschichte  der  Landgaslro- 
poden  lieferte  Gegenbaur  in  v.  Siebold  und  Kölliker's 
Zeitschrift.  III.  p.  371.  Taf.  X— XII.  Die  Beobachtungen  sind 
an  Limax  cinereus,  Clausilia  siniilis  und  Helix  (nemoralis?) 
angestellt. 

\erf.  schliesst  die  Abhandlung  so:  „Webst  dem  Besitze  einer 
Vorniere  und  besonderer  contractiler  Organe,  die  während  des  Em- 
bryonallebens der  Respiration  und  Circulation  vorstehen,  sind  die 
Landgasteropoden  noch  durch  den  eigentümlichen  Entwiekelungsmo- 
dus  ihrer  Schale  ausgezeichnet,  wenn  die  Beobachtungen  von  Clau- 
silia und  Helix  auch  auf  die  übrigen  schliessen  lassen.  Das  ursprüng- 
liche Auftreten  des  Gehäuses  im  Innern  des  Mantels  ist  bis  jetzt  bei 
den  Landgasteropoden  eine  vereinzelte  Thatsache.  ...  Es  entspringt 
daraus  für  die  Landgasteropoden  eine  typische  Differenz"  etc.  Eine 
Zwillingsbildung  bei   Limax  ist  beschrieben. 

Iiiniaeea.     Zwei  neue  Arten  der  Gattung  Yaginulus  beschrieb 


Ho       Troschel:  lii1  rieht  über  die  Leistungen  im  Gebiete  der 

Soulcyet  Yoy.  de    la  Bonite  pl.  28.:    V.  luzonints   von    Manila   und 
Touranncnsis  von  Tonranne  in  Cochinchina. 

Frauenfeld  zeigte  einige  Exemplare  eines  Limax  von  blauer 
Farbe  vor  (Yerhandl.  des  zoologisch  botanischen  Vereins  in  Wien.  Bd. 
I.  1852.  p.54.).  — Neue  Arien:  Limax  Columbia  nus  von  Oregon,  oli- 
vaveus'^  von  Reu  Süd-Wales  und  fuliginosus  von  Reu  Seeland  Gould 
Expl.  Exp.  —  L.  sandicichensis  Souleyet  Bonite  ]>1.  2S.  fig.8 — 11  von 
den  Sandwichinstln.  — L.  Ihoeniciaca  und  Berijlensis  Bourguignat  I.e. 
aus  Syrien. 

St.  Simon  hat  den  Schleimporus  von  Arion  rufus  näher  un- 
tersucht (Journ.  de  Conchyl.  p27S.).  —  Eine  neue  Art  A.  foliolalus 
beschrieb  Gould   Expl.  Exp.  p.  2.    von  Pug'et  Sound. 

Auf  Limax  bitentaculatus  0.  et  G.  begründete  Gould  Expl.  Exp. 
p.  T.  eine  neue  Gattung  A  c  a  n  l  ho  r  acoj)  ho  r  vs  ,  vor  welcher  der 
Raine  Janella  von  Gray  1S50.  die  Priorität  hat.  Gould  charak- 
lerisiii  die  Galtung  fblgendermassen :  Corpus  limaeiforme,  supra  con- 
vexum,  retrorsum  attenuatum,  requiescens  spirale  ,  pallio  a  solea  di- 
screto  ubique  tectum  ,  clypeo  carens  ;  foramine  pulmonali  submediano, 
inoperlo  )  tenlaculis  b'inls  brevibus,  conicis,  oculiferis,  ad  apicem  bul- 
bosis,  haud  omnino  retractilibus  ;  dorso  suleo  mediano  ramoso  impresso. 
Lamina  calcarea  nulla. 

Kote  sur  l'existenee  de  la  Testacella  Maugei  de  Teneriffe  en 
Eranco,  par  IL  Aueapitaine  (Annales  des  sc.  nat.  XVII.  p.  251.). 
—   T.  Savlcyi  Bourguignat  1.   c.  aus    Syrien. 

EZcücea.  Unlcr  dör  Uebersdirift  „Uebersicht  des  ge- 
genwärtigen Zustande*  der  Hcliceenkunde"  lieferte  Pfeiffer 
ein  Verzeiihniss  derjenigen  Arten,  welehe  in  meiner  Alono- 
graphia  Helieeorum  noch  nie  ht  enthalten  sind.  Dadurch  wird 
die  Zahl  der  bekannten  llelie.en  von  1130  auf  1578  Arten 
erhöht  (Zeitsch.  Malak.  p.  134). 

An  eine  Bemerkung  von  51  o  r  e  1  e  t  anschliessend,  dass  Glandina 
fleischfressend  sei  (s.  unten),  machte  Petit  Journ.  de  Conchyl.  p.  275 
auch  auf  einige  andere  fleischfressende  lleliceen  aufmerksam,  und  for- 
dert zu  ferneren  UnUrsuehungen  auf. 

Moquin-'i  andon  hat  die  Geschlechtsorgane  von  Vitrina  pel- 
tueida  beschrieben   uud   abgebildet  (Journ.  de  Conchyl.  p.  240.  pl.  IX. 

^io-.  i.  o.   Reue  Arten:    V.  lUhnii  Lowe  (Kuivensis    Couth)  Annais 

nat,  bist.  IX.  p.  112.  von  Madeira  (der  Raine  Buivensis  hat  die  Prio- 
rität, verjjl.  PfeifTer  Zeitsehr.  Malak.  p.  63.).  —  ».  ma,ciila  und  ni- 
tida von, Madeira,  robusla  von  Reu  Süd- Wales,  caj>erata  und  tenella 
den    Siindwiehinseln    Gould   Expl.   Exp.   —     V.    fusciala    von    den 


von 


Naturgeschichte  der  .Mollusken  w -ährrnrl  des  Jahres    1832.        I'9 

riiili[)|)inen  und  tecia  von  Cochinchina  Soulcyct  ßonite  pl.  28.  —  V. 
Blavneri  Shultlcworlh  Berner  Mitlli.    1852.  p.  137. 

Succinca  explan/Ha  (iould  Expl.  Kxp.  von  den  San  Iwichinseln. 
—  S.  (jvatcmnlerisis,  lun i/il.uia,  rccisu  Mordet  Cuba  I.  c.  —  Succinea 
(iuiuHaclu  Pfeiffer  Zeitschr.  Malak.  p.  178.  —  S.  fragitis  Souleyet  Bo- 
nite  pl.  28.   von   «Vn   Sandw  iehinseln. 

Nnnhia  fricala  Gould  Expl.  Kxp.  von  Neu  Süd-Wales.  —  IV. 
rysstilcmma  Albers  von  Java?  Zeitschr.  f.  Malak.  p.  ISO.  —  N.  Vitel- 
lus  und  Steins  i  von  Amhoina  ,  alramenlaria  von  Neuholland  Shuttle- 
worlh  Berner  Mittheil.   1852.  p.  193. 

'/jonitps  Intia  und  [est  i na  in  von  Patina  ,  Chjmene  von  Teneriffa 
Shuttlew  orlh  Berner  Milth.  1852.  p.  137.  —  Z.  placentula,  macitenla 
von  Tennessee.  Shutlleworlh  ib.  p.  193. 

(laskoiii  besass  eine  seit  zwei  Jahren  eingetrocknete  lleliv 
laetea  aus  Ai'riea,  die  sich  beim  Beinigen  in  Wasser  als  noch  lebend 
erwies,  ja  sogar  seit  dein  April  i849  von  (linken  und  Kohl  sieh  er- 
nährte. Im  Uetober  desselben  Jahres  Tand  Verl*,  dreissig  junge  Sehnek- 
ken  In  dein  (lefäss,  welches  die  Ilelix  laetea  einsam  bewohnte,  und 
dieselben  erwiesen  sich  später  als  wirklich  derselben  Species  ange- 
hörend. Der  Berichterstatter  dieser  'lhatsache  in  den  Annales  des  sc. 
nat.  überlässt  es  dir  Zukunft,  um  zu  entscheiden,  durch  welche  der 
folgenden  3  Hypothesen  die  lhatsache  ihre  Erklärung  fände;  1.  die 
befruchteten  Eier  können  länger  als  vier  Jahr  im  virtuellen  Eut- 
wickelungszustande  bleiben,  2.  eine  Befruchtung  reiche  iür  mehrma- 
liges Eierlegen  eines  Individuums  aus,  3.  in  gewissen  Fällen  können 
die  llelices  sich  selbst  befruchten  (Annais  IX.  p.  498. ;  Annales  des 
sc.   nat.   Will.   p.()4.;  Eroriep's  Tagsberichte  1852.  p.  194.). 

St.  Simon  beschrieb  das  Thier  von  Ilelix  Kaymondi,  einer- A^rt 
von  Conslantirie,  welche  er  im  seinen  Mise«  llanees  inalacologiqucs  Tou- 
louse 1848.  p  9.  bekannt  inaelHe,  und  die  IMorelel  später  H.  Desfon-, 
taiuea   nannte   (Journ.  de  Couch)!.    1852.   p.21.). 

Korr  beobachtete  Melix  spiriplana  lebend  ;  ebenso  II.  undata  aus 
Madeira.   Zeitschr    Malak.    p.  184. 

A.  heb  midi  hat  'Zeitschr.  f.  Malakoz.  p.  1.)  lünfzig  Arien  von 
Ilelix,  in  Beziehung  auf  Oheikiefer  und  Liehespfeil ,  untersucht.  Von 
ihnen  besitzen  32  einen  Liehespfeil.  Die  Oberkiefer  aller  mit  II.  ver- 
ticillus  und  cellaria  verwandten  Arten  haben  einen  Oberkieler  mit  ei- 
nem miltleicn  stark  vorspringenden  Zahn,  sind  llrisehfressend,  und  ha- 
ben keinen  ITcil.  INach  den  Verschiedenheileu  der  Pfeile  versucht 
Vi-rf.  eine  Glied- rung  der  (Jnippen  Eiutieicola  und  Xeiophila ,  jenaeli- 
dein  kein,  ein   odir   zwei    l'fcile  vorhanden  sind   u.  s.   w. 

Ueber  das  llcsclz  der  Bau<<ei  vertheilung  von  Ilelix  ncmoralis 
sehrieh    A  s  s  in  a  n  u   ib.    p.  II. 


120       Troschel:  Bericht  über  die  Leistungen  im   Gebiete  der 

Heber  Helix  caroeolla  Linn.  und  deren  nächst  verwandle  Arten 
schrieb  Pfeiffer  Zeitschr.   Malak.   p.  129. 

In  einer  besonderen  Kleinen  Schrift:  „Sulla  Helix  Pollinii  Da 
Canipo.  Osservazioni  di  Edoardo  Mob.  de  Betta.  Verona  1852."  hat 
der  Verf.  die  genannte  Schnecke  Helix  Pollinii,  welche  von  Da  Ca  mpo 
in  den  Veroneser  Memorie  accademiche  Vol.  XXIII.  beschrieben  ist,  für 
eine  albine  Varietät  der  H.  cineta  erklärt,  was  Pfeiffer  in  einer  An- 
zeige dieser  Schrift  (Zeitschr.  f.  Malak.  p.  171.)  vollkommen  gerecht- 
fertigt findet. 

Zahlreiche  neue  Arten  dieser  Galtung  Helix  wurden  beschrieben. 
Forbcs  bildete  in  der  Voyage  of  Hie  Kaltlesnake  folgende  neue  He- 
lix-Arlen  ab:  //.  Brumeriensis  von  der  Brumcr  Insel  an  der  Südoslkü- 
sie  von  Neu  Guinea,  dixisa  vom  Louisiade-Archipel,  Luuisiadensis  eben- 
daher, Yulei  von  Port  Molle  derselben  Gegend,  Macgillivrayi  von  den 
Franklandinseln,  Dunkiensis  von  der  Dunk-  Insel  an  der  INordoslküste 
Australiens,  Franklandiensis  von   den  Kranklandinseln,  iuloidca  von  Port 

Molle,  inconspicua  von   einein   Inselchen  in  Trinity    ßay Von    Lowe 

sind  in  den  Annais  n?t.  bist.  IX.  p.  112.  folgende  neue  Arten  von  Ma- 
deira kurz  eharaktcrisirt :  //.  (Leptaxis)  in embranacea ,  hyaena,  fluetu- 
osa,  psammophora  ,  craticulata ,  rvlcania  ,  leonina,  II.  (Xerophila)  ar- 
millala)  (Lowei  Pot.  et  Mich.);  //.  (Theba)  uslulala  ;  II.  (Plebecula)  gi- 
ramica,  vulgata,  canicalensis ;  //.  (Irus)  laciiiiosa,  squalida;  H.  (Spiror- 
bula)  latens-,  H.  (Euromphala)  Gueriniana  (ist  von  Pfeiffer  Zeitschr. 
Malak.  p.  63.  semiplicala  genannt),  H.  (Lucilla)  scinlilla;  II.  (Janulus) 
calathus  (nach  Pfeiffer  Zeitschr.  Malak.  p.  63.  =  SlephanophoraDesli.)  ; 
H.  (Hispidella)  Armilageana;  II.  (Caseolus)  spkaervla;  II.  (Discula) 
pulvinata,  altrila  (tectilormis  Wood;,  labellata,  senilis,  poromphala,  lin- 
eta,  papilio,  discina  (die  8  letztgenannten  Arten  mit  Ausnahme  von 
attrita  und  labellata  sind  nach  Pfeiffer  Zeitschr.  Malak.  p.  81.  nur  Va- 
rietäten von  H.  polymorph^},  tesiudinalis ;  H.  (Teclula)  Lyclliana,  Al- 
bersii  (nach  Pfeiffer  Zeitschr.  Malak.  p.  63.  Var.  von  Bulveri) ;  //.  (Cras- 
pedaria)  Delphinida ;  H.  (Coronaria)  coronula,  juliformis  (nach  Pfeiffer 
Zeitschr.  Malak.  p.  63.  =  coronata  Desh.) ,  H.  (Placentula)  spirorbis, 
ficlilis,  micromphala  \  H.  (Actinella)  slellaris;  H.  (Rimula)  obscrata;  H. 
(lberus)  Wollasloni.  —  Benson  beschrieb  als  neue  Arten  von  Südin- 
dien und  Bengalen  (Annals  nal.  bist.  IX.  p.  404) :  H.  Gysis  ,  Thyreus, 
bidenticulala,  Lccythis  und  sxibjeeta.  II.  vesicula  des  Verf.  ist  hier  neu 
charakterisirt.  —  Morel  et  stellte  (Journ.  de  Conchyl  p.61.)  auf:  H. 
tetragona  aus  der  Gegend  von  Bona,  //.  Mograbina  aus  der  Provinz 
Oran,  letztere  ist  abgebildet.  —  H.  Troglodites  Morel  et  (1848,,  welche 
mit  H.  africana  Pfeiff.  (1849),  vielleicht  auch  mit  II.  pellucida  Gould 
identisch  sei,  ist  Journ.  de  Conchyl.  pl.  I.  fig.  14— 16.  abgebildet.  — 
Neue  Arten  von  Morel  et  Cuba  1.  c.  sind:  H.  conspurcalella,  cymba- 
lum,  fuleoidea,  mimitalis,  morbida,  naevula,  nilidopsis ,  oppilala  ,  pauci- 


Naturgeschichte  der  Mollusken  während  des  Jahres  1852.       121 

lirata,  pressula,  punctum,  raripila,  sigmoides,  sulphurosa,  lephrilis,  tro- 
chulina,  lurbinella ,  yucatanea.  —  II.  Leconlei  Lea  von  Californien 
Transact.  Arneric.  Thilos.  Soc  X  —  Unter  vielen  schon  in  den  Proc. 
Philadelphia  aufgeführten  Arten  der  Gattung  Helix  sind  bei  Gould  Expl. 
Exp.  als  neu  erwähnt:  Helix  inlaminala  von  der  Insel  Mangsi,  spiril- 
lus  hei  Lima  unter  Steinen,  calculosa  von  Tahiti.  —  B  e  n  s  o  n  beschrieb 
H.  Cyeloplax,  Tugurium  und  Castro,  vom  Himalaya,  Lychnia  von  Sin- 
gapore,  lubrica  vom  Himalaya  (Annais  X.  p.384.).  —  H.  charybdis 
Horch  I.e.  unterscheidet  sich  von  H.  polygyiata  durch  die  oben  ebene 
nicht  coneave  Schale  und  den  tieferen  und  engeren  Nabel.  Brasilien. 
Bei  Bourguignat  I.  c.  finden  sich  folgende  neue  Heliccs:  H.  En- 
gaddensis,  ßmbriata,  Vrophelarum  von  Palästina,  llierosolymitana  und 
sancla  von  Jerusalem,  camelina,  soliludinis  aus  Syrien,  nilelina  von  Kho- 
dus,  Syrien  und  Jerusalem.  —  Helix  azorica  von  San  Miguel  und  Har- 
tungi  von  Portosancto  Albers  Zeiischr.  f.  Malak.  p.  30.  —  H.  Len~ 
neppiana,  problematica ,  magistra,  cymalodes,  Simson ,  Mina  sind  neue 
Arten  von  Pfeiffer  ib.    p.  91.  —  H.  Liebelruli  Albers  von  Cypern  ib. 

p.  124.  H.  Bertholdiana  Pfeiffer  von  den  Cap  Verdischen  Inseln   ib. 

p.  149.  _  H.  Ludovici  Albers  ib.  p.  1 87.  von  Porto  Santo.  —  Von 
Shuttleworth  sind  in  den  Berner  Milth.  folgende  Arten  aulgestellt, 
p.  137.:  H.  circumsessa,  Scutula,  engonata,  relexla,  lextilis,placida,  ser- 
vilis,  Pumpylia,  forlunata,  Nivariensis,  persimilis ,  oleacea,  leprosa,  cm- 
tiada,  Glasiana  ,  Bethencourliana,  sämmllich  von  Teneriffa  und  Palma, 
oder  von  einer  dieser  Inseln;  —  p.  193.:  H.  tnordax  aus  Kord-Caro- 
lina, Heldreichi  von  Athen,  intincla  von  den  Philippinen,  Dysoni  von 
Honduras,  Couloni  von  Cordova,  Vera  Cruz  verwandt  mit  texasiana 
Mor.,  Hopetoncnsis  (II.  tridentata  Binn  )  von  Hopelon  in  Georgia,  Ru- 
geli  von  Tennessee,  uvulifera  von  den  kleinen  Inseln  Long  -  Keys  im 
Busen  Sarazota  in  Südflorida ,  Guillarmodi  von  Vera  Cruz  ,  Steursiana 
von  Amboina.  Hier  wird  auch  H.  fatigiata  Say  aufs  Neue  beschrieben, 
und  bemerkt,  Pfeiffer  habe  unter  H.  Texasiana  drei  Arten  confun- 
dirt,  nämlich  fatigiata  Binn.,  die  zu  Troostiana  gehöre,  fatigiata  Say 
und  texasiana  Mor.;  —  p.  289.:  H.  discobolus  (alficta  d'Orb.),  melolon- 
tha,  umbicula  (Koseti,  phalerata  Ffr.),  coemenlitia ,  mareida,  Maugeana 
sämmllich  von  den  Canarischen  Inseln,  Myrislica  von  den  Cap  Verdi- 
schen Inseln  ;  —  p.  294.  :  H.  Corsica  und  perletis  von  Corsica  und  Sar- 
dinien. 

Isaac  Lea  machte  (Transact.  Amer.  phil.  Soc,  X.)  darauf  auf- 
merksam, dass  einige  lleliceen  einen  Pleiler,  oder  eine  accessorische 
Spindel  besitzen,  die  er  fulcrum  nennt.  Er  fand  sie  bei  Carocolla  spi- 
nosa  und  Edgariana,  Helix  hirsuta,  monodon,  Leai,  leporina  und  Lecon- 
tii,  sowie  bei  Polygyra  Troostiana  und  Dorfeuilliana ,  und  glaubt,  sie 
möge  zur  generischen  Unterscheidung   benutzt  werden    können. 

Ausser  mehreren    in  de*  Revue  zool.    1841.  42  aufgestellten  He- 


122        Troschel:   Bericht  über  die   Leistungen    im  Gebtete  der 

Iix-Arten,  wurden  von  Souleyet  Bonite  auch  eine  neue  Art  //.  dc- 
flexa  von  Toiiranne  in  Cochinchina  abgebildet;  dies  ist  eine  Streplaxis, 
welche  Galtung  Verf.  nicht  anerkennt,  weil  das  Thier  nicht  verschie- 
den  sei. 

Gould  glaubt,  dass  HelixBusbyi  Gray  keine  Landschnctke,  son- 
dern eine  Ampullacera  sei  (Expl.  Exp.  p.  215.).  —  Die  Ilelix  vitrea 
Born  (i)uiimus  vilreus  Brug.)  erklärt  Kurr  für  eine  Ampullaria  (Zeit- 
schr.   Malak.   p.  Ib6.). 

I\l  o  r  e  1  e  t  Cuba  I.e.  hat  folgende  neue  Arien  :  B.  cucullus,  iner- 
mis,  lirinus,  petenensis,  scalariopsis,  semistriulus,simulus,  Sisalensis,  sul- 
eiferus,  tropicalis.  —  B.  Dclcsscrti  von  dir  Insel  Syra  und  Saulcyi  aus 
Syrien  bei  iNazareth  sind  Arten  von  B  o  u  r  g  u  i  g  n  a  t  1.  c.  —  B.  cya- 
iieus  von  San  Miguel,  glaucostomus  und  Midas  von  Venezuela  Albers 
Zeilschr.  f.  Malak.  p.31.  —  B.  correclvs  von  Venezuela,  Jeft'reysi  von 
Brasilien,  caucasicus  vom  Caucasus,  regularis  von  Bio  Janeiro,  granum, 
melaiiomma  von  den  Molukken  1'leifFer  ib.  p.  OS.  —  B.  Stciftia?nis 
Pfeiffer  ib.  p  150.  von  St.  Thomas.  —  B.  Gundlachi  Pl'r.  ib.  p.  174. 
lig  29—33.  -—  B.  Sangoae  Tschu-Ji  dies  Archiv  1832.  p.  1S9.  —  End- 
lieh sind  die  neuen  Arten  von  Shutlleworth  in  den  Berner  Mit- 
theil.  1852.  zu  erwähnen,  p.  1.37. :  B.  tabidus,  nanodes,  propittfjuus  von 
Teneriffa  ;  —  p.  193.  :  B.  auris  Myori  ohne  Angabe  des  Vaterlandes; 
dasellist  wird  auch  B.  eora  d'Oib.  aufs  Neue  beschrieben;  —  p.  2^9.  : 
B.  encaustus  von  den  Canarischen  Inseln;  —  p.294. :  />.  putillus  von 
der  Insel   Goree. 

7.xia  maderensis  Lowe  von  Madeira  (Annais  nat  bist.  IX.  p.  119). 
—  Z.  Tandoniana  (Ach.  Pnroliana  W'ebb.)  Shutlleworth  von  den  ka- 
narischen  Inseln.   Berner  Mitth.  p.  289. 

Aus  der  Galtung  Pupa  stellte  Lowe  folgende  neue  Arien  von 
Madeira  auf  (Annais  nat.  bist  IX.  p.  275.).  P.  (Paludinella)  limnaeana, 
microspora ;  P.  (Truncniellina)  linearis;  P.  (Gastrodon)  fanalensis;  P 
(Leiostyla)  vinrla,  irrigua,  laurinea,  laecigala,recla,  maalenta ;  P.  (Cra- 
ticula)  fusra,  millegranay  ferraria;  P.  (Alvearellaj  cassidula,  conciiuia, 
abbreviata,  gibba;  P.  (Maslula)  lamellosa;  P.  (Slaurodonj  snxicola  ,  sc- 
minuhim.  —  P.  leucodon  Moielet  Cuba  I.  e.  —  P  rahabina  Spioelli 
1.  c.  ans  dem  See  Idro  in  Brescia.  —  P.  Slurmii  Pfeiffer  vom  Olymp 
bei  Bmssa  und  regia  Benson  in  litt,  von  ftankin  linden  sich  bei  Küster 
1.  c.  —  P.  Saulcyi  Bourgnignat  1.  e.  aus  Syrien.  —  P  Biissei  Pfeiffer 
von  St.  Thomas  Zeitschr.  für  Malak.  p.  151.  —  P.  Gundlachi  PIV  it». 
p.  175.  fig.  39  —  42.  —  P.  atomvs,  laeniata  und  caslatica  Miuitlew  oi  th 
Deiner  Miliheil.  p.  137.  von  Teneriffa  und  Palma.  —  P.  jdcurojhora 
und  pediculus  Shutlleworth  ib.  p.  294.  von  den  Manjuesas  und  Taili. 
Mcgaspira  clala  Gould  aus   Brasilien   bei   Küster  1.   e. 


Naturgeschichte  der  Mollusken  während  des  Jahres   1852.        123 

Balea  australis  Forbes   Ratllesnake  von   Port  Molle. 

CyUndrclla  acutem,  concisa  (vergl.  d.  vorigen  Bericht  p.  193.), 
coslulala  (speluneae  Ffeül'er  Zeitschr.  Malak.  p.  151.  J  fistidaris,  Morini, 
pruinosa,  subtdis,  tomacella,  lorquala,  vulubilis  sind  Arten  von  Morelet 
Cuba  1.    c.  —    C.    Missei  IWiffrr  Zeitschr.  Mala*,  p.  133    von  Porlorico. 

—  C.  Forloricensis  ib.  p.  151  ).  —  C.  ßlicosla  von  Veracruz  und  C. 
Rvgeli,  marmorala  und  scafarina  ans  dem  Thal  Yumury  auf  Cuba  Shult- 
leworth   Berner  Mitth.  p.  294. 

Aus  der  Gattung  Achalina  stellte  Lowe  als  neue  Arten  von  Ma- 
deira auf:  A.  (Cylichnidia)  Leacociana ,  cyltchna,  A  (Fusillus;  oryza, 
Inbercvlata,  terebclla;  A.  (Acieu'a)  producta',  A.  (Amphorella)  mitrifor- 
mis  (Annais  nat.  hisl.  IX.  p.  1  i9.).  —  A.  cylindiella  und  linifera  Morelet 
Cuba   I.   c.   —   A.  Rodalzi  Dunker   von   Zanzibar  Zeitschr.  Malaie,   p.  127. 

—  A.  I'unctnrja  Ilona  (ecylaniea  Reeve)  und  Riisei  von  Portorico  Pfeif- 
fer ib.  p.  1 50.  —  A.  Blainiana  Poey  ib.  p.  175.  —  A.  porphyrosloma, 
Cumingii  von  der  Westküste  Afrka's  ,  A.  (Polyphemus)  Candida  von 
Mexico,  nana,  sligmalica  und  delicalula  von  Cordova,  Vera  Cruz  Shult- 
leworlh    Berner  Mitib.    18.2.   p.  192. 

Ebenda  p.203.  gab  S  h  u  1 1 1  ewort  h  eine  Diagnose  der  Galtung 
Spiraxis  Adams,  und  zählte  sämmtliche  bekannte  Arten,  die  er  in  drei 
Sedieren  bringt,  auf:  1.  Glandinaeformcs  (S  l r  e  p  t  o  s  l  y  l  a  Shultl .) 
mit  13  Arten,  worunter  neu  Nicoleti,  milraeformh,  luriday  irrigna,  co- 
niformis,  flaresce)is ,  ümnaeiformis  und  physodes,  alle  von  Vera  Cruz; 
2.  Bulimi fo  rines  (Spiraxis  Adams)  mit  7  Arten,  unter  denen  Sp. 
Acus  von  Vera  Cruz  neu;  3.  A  cli  a  I  in  a  e  f  o  rines  (Colnmna  Perry, 
Albers)  mit  zwei  Arten,  unter  denen  Sp  eximia  von  Madagaskar  neu 
(Vergl.    darnber    auch   Pfeiffer  in   der  Zeitschr.    Malak.   p.  177.). 

Morelet  glaubt  die  Gatttung  Glaudina  Schtim.,  als  von  Achalina 
verschieden,  aufrecht  erhalten  zu  müssen.  Diese  Thiere  sind  fleisch- 
fressend, ihre  Mundlheile  werden,  ohne  näher  beschrieben  zu  sein,  mit 
Testacclla  verglichen;  die  augentragenden  Fühler  sind  am  finde  ver- 
dickt, und  etwas  herabgenci^t ,  und  an  jeder  Si  ite  des  Mundes  findet 
sich  ein  langer  retractilcr  Anhang,  der  jedoch  bei  den  europäischen 
Glandinen  fehlen  soll.  Verf.  zählt  85  Arten  der  Gattung  Glaudina  auf. 
Abgebildet  sind  hier  das  Thier  der  G.  Carminensis  Mor.  und  die  Schale 
dieser  Art  nebst  der  von  G.  Pcliti  Desh.  Von  beiden  Arten,  deren  er- 
a.tere  neu,  letztere  in  der  Foi 'tselzung  des  Fei  ussac'schen  Werkes  ent- 
halten isi?  ht  autih  die  Beschreibung  gegeben  (Journ.  de  Concln  I.  1852. 
p.  27  ). 

Derselbe  bildete  eine  von  ihm  1849  aufgestellte  Art  dieser  Gat- 
tung  Gl.  ligulala  ibid.  p.  257.  pl.  10.  fig.3.  ab,  und  machte  einige  An- 
gaben über  das  Thier.  Am  Fu  s  findet  sich  ein  Sehleimpoius,  und  Verf. 
meint,   ein    solcher  möge   allgemeiner   bei  dvu  Mtliceen    voi kommen,  als 


124       Trosche):  Bcriclil  über  die  Leistungen  im  Gebiete  der 

man  jetzt  glaube.  Die  Abbildung  der  Schale  würde  ich  nicht  für 
eine    Glandula   halten,  sie  gleicht  einem   Bulimus. 

Mordet  bemerkt  nachträglich  zu  seiner  Glandula  proecrula 
(vor.  Bericht  p.  293.),  das*  sie  im  Innern  der  Mündung  eine  Lamelle 
habe,  und  daher  in  dieSection  der  gezähnten  Glandinen  gehöre  (Journ. 
de  Conchyl.  p.  274.). 

Glandina  aurala  ,  carminensis ,  delibula ,  episcopalis,  follicularis, 
labida,  lignlata,  meridana,  olica,  omjchiyia,  paragramma,  rubella,  semi- 
striata,  sicilis,  ventricosula  sind  Arten  von  Mordet  Cuba  I.e.  —  G. 
Delesserti  Bourguignat  I.  e.  von  der  Insel  Corcyra.  —  G.  Azorica  Al- 
bers von  San  Miguel  Zcitschr.   Alalak.  p.  125. 

Achatinella  nubilosa  Goulr*  Expl.  Exp  von  der  Insel  Maui. — Von 
A.  vulpina  bemerkt  Souleyet  Bonile  p.  509.,  dass  die  Geschlechts- 
organe von  Helix  verschieden  seien,  is  fehle  z.  B.  der  I'feilsack  und 
die  organes  multißdes. 

Bielz  stellte  zwei  neue  ClausMien  auf:  Cl.  Fussiana  auf  dem 
Königstein  bei  Kronstadt,  sehr  häulig  rechts  gewunden  ;  Cl.  elegans  am 
südlichen  Abhang  des  Königsteins  (Verhandl.  des  siebenbürgischen  Ver- 
eins  zu  Hermannsladt.  111.  Jahig.    1852.   p.31.) CL  Maniüana  Lowe 

(Annais  nat.  bist.  IX.  p.  278.)  lebt  bei  Lissabon.  —  Cl.  Jos  vom  Hi- 
malaja Benson  ib.  X.  p.  350.  —  Cl.  Milleri  Pfeiffer,  cinerascens  Kü- 
ster aus  Dalmatien  und  hellenica  Küster  aus  Griechenland  bei  Kü- 
ster l,jc.  —  Cl.  Albersi  Charpentier  aus  Syrien  und  Bourguignali  l'har- 
pentier  von  Morca  bei  Bourguignal  I.  c.  —  Cl.  Loicei  Albers  von 
Portosancto  Zeitschr.  Alalak.  p.  31.  —  Cl  Forlunei  Pfeiffer  von  China 
ib.   p.  80. 

Auricislacea.  Souleyet  Voy.de  la  Bonite  1  c.  lehrt  uns, 
dass  die  veischndenen  Giuppcn  innerhalb  der  Gattung  Anncula  auch 
Versrhiedenheiten  in  den  Thieren  zeigen  :  so  bat  A.  Judae  eine  kleine 
Anschwellung  gegen  das  Ende  der  Fühler,  die  Gruppe  Cassidula  (A.  fe- 
lis) hat  die  Augen  innen  an  der  Basis  der  pfriemförmigen  Fühler  und 
die  Maut  ist  weniger  runzlig;  bei  Alelampns  (A.  fusca  l'hil.)  ist  der 
Fuss  durch  eine  Querfurche  in  zwei  Abtheilungen  gelheilt,  die  Fühler 
berühren  sich  unten,  die  Augen  liegen  hinter  ihnen.  —  Von  A.  fusca 
giebt  Verf.  die  Anatomie.  Die  Lungenöllnung  liegt  hinten  rechts,  die 
weibliche  GeschlechtsölTnung  liegt  hinter  der  Mitte  rechts,  und  die 
männliche  vorn  rechts  wie  bei  den  anderen  Auricula  -Arten.  An  der 
dorsalen  Wand  der  Lungenhöhlung  findet  sich  nur  ein  grosses  Gefäss 
mit  wenigen  Zweigen,  aber  nach  vorn  liegt  eine  conische  Tasche,  die 
den  vorderen  Theil  der  letzten  Windung  der  Schale  einnimmt,  und  de- 
ren Wände,  mit  einem  sehr  dichten  Gefässnetz  bedeckt,  der  Hatiptsitz 
der  Athmung  zu  sein  scheinen.  Dafür  spricht  auch  die  Lage  des  Her- 
zens am  Grunde  der  Tasche,  in   dessen   Voi  kammer  zwei  Gelasse  mün- 


Naturgeschichte  der  Mollusken  während  des  Jahres  1852.     125 

den,  eines  aus  der  Tasche,  und  das  Gcfiiss  vom  Rücken  der  Atliem. 
höhle  (Sollte  hier  nicht,  wie  hei  Ampullana  ,  eine  doppelte  Alhmung 
stattfinden?).  Die  Zwitterdn'ise  liegt  ganz  hinten  ;  vor  der  zungenför- 
migen  Drüse  mündet  eine  gestielte  blase,  und  vor  dieser  zwei  lappige 
Blasen.  Die  Ruthe  ist  jranz  isolirt  und  ohne  Zusammenhang  mit  den 
ührigen  Geschlechlslheilen. 

Auricula  (Conovulus)  acromelas  Troschel  dies  Archiv  1852.  I.  p. 
197.  —  A.  concinfta,infre({uens,panann'nsis^  labogensis,  trilincata  Adams 
l'anama   1.  c.    —    A     sandte ichensis  Souleyet  Bonite. 

Pedipes  angutata  Adams  l'anama    1.   c. 

Limnaeapea.  Saint-Simon  hat  ßeohachtungen  über  das 
Herz  der  Limnäen  angestellt,  zu  welcher  Familie  auch  die  Gattung  An- 
cylus  gezogen  wird   ^Journ.  de  Conchyl.  p.  113.). 

l'hysa  cislernina  ,  fuliginea,  impluviata  ,  nicaraguana ,  spiculata, 
squalida  Morelel  Cuba   !.  c. 

Planorbis  aeruginosus ,  cannarum,  dentiens,  Maya,  nicaragvanus, 
obslruclus,  orbicutus ,  petenensis ,  relusus ,  slagnicola,  taeniatus  Morelet 
Cuba  1.  c.  —  PL  atlicus  von  Alhcn,  piscinaium  und  hebraicus  aus  Sy- 
rien Bourguignat  1.  c. 

Limnaeus  soliduliis  Spinelli  1.  c.  ans  dem  See  Idro,  Brescia.  — 
L.  luzonica  Souleyet  Bonite  p.  29.  fi<i.33 — 37.  ist  eine  Amphipcplea. 
L.  Oahuensis  und  ofßnis  von  den  Sandwich inseln  sind  Arten  desselben 
Verfassers. 

AmpliipneHstea.  Eine  Art  der  Gattung  Onchidium ,  ver- 
wandt mit  0.  celticum,  entdeckte  Couch  an  der  Küste  von  Cornwall. 
Er  fand  sie  nahe  dem  Wasser,  so  dass  sie  von  den  Wellen  bespült 
wurden.  Ganz  unter  NYasser  getaucht  ,  überlebten  sie  den  Tag  nicht 
(Annais  nat.  hist.  X.  p.290.). 

Aus  der  Gattung  Peronia  finden  sieh  bei  Gould  Expl.  Exp.  p. 
290.  mehrere  neue  Arten  :  P.  indulcns  Couth  MS.  von  Rio  Janeiro,  ir- 
rorata  von  Neu  Seeland,  acinosa  von  den  Kidschiinseln,  marginata  von 
Orange  Harbour,  corpulenta  von  den  Fidschiinseln. 

Nolobranchiata. 

Iloriden.  Aus  der  Gattung  Doris  stellte  Gould  Expl.  Exp. 
p.  293.  spp.  folßende  Arten  als  neu  auf:  )).  vermicelli  von  Valparaiso, 
plumulata  Coulh.  MS.  von  Orange  Harbour,  luleola  Couth.  MS.  ebenda- 
her, smaragdina  von  den  Faum<»tuinseln,  pelechialis  von  den  Sandwich- 
Inseln,  lilacina  ebendaher,  cercbralis ,  aurita  und  spiracvlata  von  den 
Fidschi-Inseln,  svperba  von  den  Satr.oainsrln,  cardinalis  von  den  Sand- 
wichinscln,  sumphwsa  von  den  Ton^ainseln  ,  aspersa  von  den  Fauino- 
tuinseln,  dorsaiis  von  Eimeo. — 1).  sandtrichensis  und  lincala  sind  neue 
Arten   von  Souleyet  Bonite;  beide  von  den   Sandwichinseln. 


126     Troschel:    Bericht    über  die  Leistungen  im  Gebiete  der 

friiOBiiaeea.  Tritonia  cucullala  Coulh.  MS.  ist  bei  Gould 
Expl.  Exp.  beschrieben,  und  stammt  von  Rio  Janeiro. 

Als  neue  Galtung  wird  ebenda  p.309.  Chioraeaa  Gould  be- 
schrieben: Corpus  limaeiforme,  caput  enorme,  peduneulatum,  sem'glo- 
bosum ;  pagina  veutrali  diseoidea,  me  longitudinnli,  seriehus  Iuris  cir- 
rhorum  cineto,  tentacula  eepbalica  l'oliala  ,  retraetilia ;  lobi  branchiales 
Uabclliformes,  serie  unica  uM'inqu«  ordinali;  ioramen  generativum  ab 
anali  remolum,  fere  dorsali.  Weicht  von  Tiilonium  durch  die  doppelte 
Reihe  von  Cirrhen  ab,  die  i\c.n  }]nnd  umgeben.  Ck.  leonina,  5 %  Zoll 
lang,  von  Port  Discovery,   Tilget  Sound. 

AeuSiilisie.  In  der  Voy.  de  la  ßonite  Zoologie  11.  ist  von 
Souleyet  in  Kurze  die  Anatomie  der  Gattungen  Aeolidia  Cuv  ,  Janus 
Verany,  Glau.'us   Forst.,   Tergipes  Cuv.,  und  Calliopaea  d'Orb.   gegeben. 

Thomas  llincks  bat  Acolis  Landsburgii  Alder  et  Hancock  an 
der  Küste  von  Devonshire  gefangen  (Annais  nat.  hisl.  IX.  p.  76.).  — 
A.  altenuatus  und  cyanella  Coutii.  MS.  sind  hei  Gould  Expl.  Exp.  als 
neue  Arten   beschrieben;  sie  stammen   von  Chili. 

lEIysifttlae.  Die  Gattung  Elysia  wird  von  Souleyet  Bonite 
bei  den  1'ulrr.onaten  geschildert,  was  gewiss  falsch  ist  (vergl.  den  vo- 
rigen Bericht  p.  43U.).  — :  E.  lubala  Gould  Expl.  Exp.  von  den  Sand- 
wichinseln. 

Vlacobranchus  ianthobaplus  Gould  ib.  gleichfalls  von  den  Sand- 
wichinseln. 

PhylSirlioiileii.  In  der  Voy.  de  la  Bonite  p.  399.  giebl 
Souleyet  eii.e  Anatomie  von  Phyllirhoe,  und  kommt  zu  der  Ansicht 
die  er  schon  1S46  Comptes  renius  \.\ll.  p.4/3.  ausgcspiochen  ,  dass 
die  Gattung  eine  besondere  Familie  unter  den  ftudibranchiem  bilden 
müsse,  indem  er  sich  darauf  stützt  ,  dass  das  Nervensystem  dem  von 
Doris,  Tritonia  und  Aeolis  sehr  ähnlich  sei,  dass  der  Geschlechisappa- 
rat  übereinstimme,  dass  die  Leber  aus  langen  Blinddärmen  bestehe,  die 
sich  nicht  bis  zu  äusseren  HauUnhängen  ausdehne,  weil  hier  die  Haut 
die  Function  der  Kespiialion  übernehme.  So  sei  nur  der  Alangel  des 
Kusses  abweichend. 

Apiysis&ce»«  Aphjsia  pulmonica  Gould  Expl.  Exp.  von  den 
Sanioa-lnseln.  —  A.  oahuensis  Souleyet  Bonite   von  den  Saudwichinselu. 

Bursalella  laciniala  Coulhouy  .VIS.  hei  Gould  Expl  Exp.  von  Bio 
Janeiro. 

In  der  Nähe  von  Aplysia  stellte  Gould  Expl.  Exp.  p.  224.  eine 
neue  Galtung  S  ly  lo  cheilus  auf:  Corpus  limaeiforme,  lanceolatum,  re- 
trorsum  attenualum,  cirrhigerum;  caput  liberum,  tentaculis  quatuor  elou- 
gatis  linearibus  plus  minusve  papillosis  iustruetum ;  os  inlerius;  labro 
lateraliler  in  processum  subulatum  palpi'ormcm  dilatato.  Die  (ialtut  g 
ist  wegen   des  diillen    Fühlerpaurcs,  das  jedoch,  nw  am   lt  binden  I  hier 


Naturgeschichte  der  Mollusken    während  des   Jahres    1S52.      127 

deutlich  sein,  und  in  Weingeist  contrahirt  werden  soll,  aufgestellt.  Da- 
hin gehört  Aplysia  longicauda  Quoy.  Gaim.  und  zwei  neue  Arien  St. 
lineolalus  von  Oahu,  und  St.  quercinus  von  den  Fidschi- Inseln.  Diese 
Gattung  ist  von   < i i a y   18  JÜ   Aclesia  genannt 

Bullacea.  AI  ha  n  y  Hancock  machte  Bemerkungen  über  die 
Geruchsorgane  hei  den  Bullidae.  Seit  es  erkannt  ist,  dass  die  Tenta- 
keln der  Schnecken  dem  Geruchssinne  dt  neu,  ist  es  nicht  ohne  Inter- 
esse zu  wissen,  oh  die  'filiere  aus  der  Familie  Bullid.ie  mit  dem  Ge- 
ruchssinn versehen  sind,  obgleich  sie  keine  Tentakeln  besitzen.  Dem 
Verf.  zufolge  sind  die  sogenannten  Kopflappen  der  Sitz  des  Geruchs- 
sinnes. Dieselben  sind  eine  Verwachsung  der  Lippentcnlakeln  und  Rük- 
kententakeln.  Bemerkungen  über  die  einzelnen  Gattungen  Gasteropte- 
ron,  Phil  ine,  Altera  und  Bulla  sind  hier  niedergelegt  (Annais  nat.  bist. 
IX.  p.  188.). 

Bei  Souleyet  Bonite  sind  pl.2G  die  Thiere  von  Bulla  amplu- 
stra  und  fasciata  abgebildet;  auch  linden  sich  daselbst  Bemerkungen 
über   die   Anatomie    von   Gasleropteron   und   Umbrella. 

Bulla  infrequens  und  lulicola  sind  neue  Arten  von  Adams  Pa- 
nama 1.   c. 

MonopJeurobrartch'iaia. 

\  Dcyloidea.  „Bemerkungen  üb'  r  Gun  Hachia,  I.alia  und  An- 
cylus" machte  Pfeiffer  in  der  Zetschr.  Malak.  p  179.  bekannt.  Fr 
hat  nun  die  Gundlachia  ancylilormis  im  ausgewachsenen  Zustande  em- 
pfangen, wodurch  sich  zeigt,  dass  diese  Gattung  in  der  Thal  nahe  mit 
Ancylus  verwandt  ist.  Auch  die  Lebensweise  stimmt  damit  überein. 
Die  Gattung  Latia  Gray  bildet  eine  V»  rmitt»  lung  zwisciTen  Gundlachia 
und  Ancylus.  Beide  (Haltungen,  so  wie  Ancylus  Havaneusis  Ffr.  und 
radiatilis   Mor.  sind  abgebildet. 

Fine  neue  Gattung  l'elex  Gould  Expl  Exp.  p.  153.  Fig.  17ö.  hat 
folgende  Charaktere:  testa  parva  ,  navicelloidea ,  tenuis;  vertice  Icruii- 
nali,  obliquo;  aperiura  ampla,  ovalis,  cavositas  septo  anguslo  poslicali 
horizonlali  partita  ;  septi  margiue  ab  latere  siuistro  disjuneto,  et  in  pro- 
cessum  gracilem  contortum  produeto  Die  Art  P.  lateralis  ist  3/10Zoll 
lang  und  lebt  in  Neu  Seeland  in  süssem  Wasser.  Unzweifelhaft  ist 
die  Gattung   mit  Latia  Gray   identisch. 

Mo q u i n -Ta n d o n  bat  den  Ancylus  tluviatilis  einer  Untersu- 
chung unterworfen  Derselbe  beschreibt  ihn  nach  seinen  äusseren  Or- 
ganen und  schildert  seine  Auatomie  (Joum.  de  Coucbyl  p.  7.  und  121.  . 
Das  Thier  soll  links  gewunden  sein  in  einer  rechts  gewundenen  Schal», 
hei  A.  lacustris  umgekehrt.  Es  sollen  bei  A.  fluviälilis  drei  Kiefer 
verhanden  sein,  was  ich  jedoch  nicht  betätigen  kann;  (der  Oberkie- 
fer besteht  aus  zahlieiclun  braunen,  pTallciifcVmigeii  Stucken,  ähnlich 
v>ie  bei  A.  lacustris).      Das  Alhmun-jsorgan  soll   eine   kleine,  längliche, 


128        Troschcl:  Bericht  über  die  Leistungen  im  Gebiete  der 

links  gelegene  innere  Tasehe  sein,  am  Hände  des  Mantels,  vor  dem  Re- 
ctum, wie  es  schon  13  1  a  i  n  vi  1 1  e  angiebt ;  in  ihr  soll  sich  an  der  Decke 
ein  kaum  bemerkbares  Gefässnetz  finden;  Verf.  behauptet  auch,  dass 
diese  Thiere  sowohl  atmosphärische  Luft  als  auch  die  dem  Wasser  bei- 
gemengte Luft  athmen  können ;  er  hielt  einzelne  Individuen  bis  iSTage 
lebend  in  Wasser,  ohne  dass  sie  hätten  an  die  Oberfläche  kommen 
können.  Von  IManorbis  rotundatus  un  1  Limnaeus  glaber  wird  dasselbe 
behauptet,  was  gegen  meine  Erfahrungen  spricht.  Auch  das  Herz,  die 
Kiere,  welche  Verf.  blande  praecordiale  nennt,  das  Nervensystem,  Sinnes- 
organe und   Bewegungsorgaue  sind  beschrieben. 

Morel  et  stellte  zwei  neue  Arten  Cuba  1.  c.  auf:  Anrylus  ex- 
cenlricus  und  radialilis. 

Siplionariacesi*  Siphonaria  antarclica  Couth.  MS.  ist  eine 
neue  Art,  vielleicht  nur  Varietät  von  S.  Lessoni  bei  Gould  Expl.  Exp. 
von  Cap  llorn. 

llypobranchiata. 

Pliyllidiacea.  Souleyet  Honile  gab  eine  Anatomie  von 
Diphyllidia  lineata.  Verf.  ist  der  Ansicht,  diese  Unterordnung  sei  mit 
den  Naektkiemcrn   zu  vereinigen. 

Diphyllidia  ntbida  von  den  Sandwichinseln  ist  eine  neue  Art  von 
Gould  Expl.  Exp. 

Pteropoda. 

Den  Pteropodcn  ist  in  der  Voy.  de  la  Bonite  von  Sou- 
leyet ein  grosser  Abschnitt  (p.  ,37 — 2SS.)  gewidmet,  dazu  ge- 
hören pl.  4 — 15.  des  Atlas.  Der  Verf.  giebt  hier  1)  eine  hi- 
storisehe  Einleitung  (p.  37— 52.),  2)  wird  im  Allgemeinen  über 
die  Gestalt  und  die  Organisation  der  Pteropoden  gehandelt, 
3)  über  die  Naturgeschichte  der  Pteropoden,  4)  über  die  Clas- 
sification. Der  Verf.  findet  eine  grosse  Uebereinstimmung  der 
Organisation  mit  den  Gasteropoden,  so  dass  er  ihnen  nicht 
den  Rang  einer  Klasse  einräumt;  der  natürlichste  Platz  sei  in 
der  Nähe  von  Aplysia,  Bulla  und  Gasteropleron.  Die  Gruppe 
der  Pteropoden  umfasst  vier  Familien.  1)  Hyaleae  mit  den 
Gattungen  Hyalaea ,  Cleodora,  Cuvieria,  Spirialis  und  Lima- 
cina.  2)  Cymbuliae  mit  den  Gattungen  Cymbulia  und  Tie- 
<lemannia.  3)  Eurybiae  mit  der  Galtung  Eurybia  (viel- 
leicht auch  Psyche  Rang).  4)  Cliones  mit  den  Gattungen 
Clio,  Pnetimodermon,  Pelagia,  Spongiobranchaea,  Cymodocea. 
—  Verf.  giebt  nun  die  Anatomien  von  Hyalaea,  Cleodora, 
Cuvieria,  Spirialis,  Cymbulia,  Euribia,  P/ieumodermon,  Clio. 


Naturgeschichte  der  Mollusken  während   des   Jahres  1852.       129 

Bei  Hyalaea  tridentata  bildet  die  Zunge  eine  kleine  rundliche 
Anschwellung  und  trägt  drei  Reihen  horniger,  rückwärts  gebogener 
Zähne;  keine  Kiefer.  Die  Kiemen  bilden  um  die  Eingeweid eniasse  eine 
vorn  offene  Ellipse,  deren  rechter  Arm  am  innern  Rande  viele  kamm- 
artige  Verlängerungen  trägt,  während  der  linke  Arm  sich  in  der  Höhe 
des  Herzens  in  zwei  Aeste  theilt;  die  Kiemenlappen  sind  nicht  einfach 
wie  bei  den  Patellen,  sondern  zerfallen  in  viele  Blättchen,  die  sich  an 
ihren  Enden  vereinen  und  sich  mittelst  eines  Stieles  an  die  Kiemenge- 
fasse heften.  Das  Herz  liegt  an  der  innern  Seite  des  rechten  Kiemen- 
armes ;  es  hat  zwei  Klappen.  Sie  sind  Zwitter  ;  von  der  Zwitlerdi  üse 
geht  ein  Oviduct  zu  einem  langen  nach  hinten  in  die  Leibeshöhle  ra- 
genden Schlauch,  den  Blainville  als  der  gestielten  Blase  entspre- 
chend ansah,  den  Verf.  jedoch  für  ein  Neben-Secretionsorgan  anspricht, 
wie  es  bei  den  hermaphroditischen  Schnecken  meistens  unter  verschie- 
denen Gestalten  gefunden  wird.  Der  vordere  Theil  desselben  begiebl 
sich,  als  Fortsetzung  des  Üviducts,  zu  einem  kugeligen  Organ,  welches 
vor  dem  Magen  liegt  (Hoden  Cuvier) ,  und  das  Verf.  mit  Blainville 
für  Matrix  ansieht;  der  Ausführungsgang  der  Geschlechtstheile  mündet 
dann  hinten  am  Grunde  der  rechten  Flosse.  In  diesen  letzten  Theil  des 
Oviducts  mündet  eine  gestielte  Blase,  die  bald  frei  liegt  (H.  trispinosa), 
bald  sich  an  die  Windungen  der  Matrix  anlehnt  (H.  tridentata).  Der 
Penis  hat  keinen  Zusammenhang  mit  den  übrigen  Geschlechtsorganen. 
Verf.  will  daraus  den  Schluss  ziehen,  dass,  wie  bei  Aplysia,  Bulla,  Bul- 
laea,  die  Begattung  nur  ein  Aufregungsmitlel  sei,  und  dass  die  Eier  di- 
rect  im  Ovarium  oder  im  Oviduct  befruchtet  würden,  eine  Ansicht,  die 
um  so  weniger  Beifall  verdient,  als  Verf.  selbst  der  äusseren  Furche 
Erwähnung  thut,  welche  beide  Geschlechlsöffnungen  mit  einander  ver- 
bindet. 

Der  Gattung  Cleodora  fehlen  immer  die  seillichen  Anhänge  des 
Mantels;  die  Kieme  liegt  symmetrisch  um  die  Eingeweide  in  Form  ei- 
nes Hufeisens,  besteht  aus  zwei  gleichen  Abtheilungen,  rechts  und 
links,  die  sich  hinten  in  der  Mitte  vereinigen,  und  ist  eine  einfache 
Membran,  die  mit  einem  Rande  anhängt,  mit  dem  andern  frei  in  die 
Kiemenhöhle  ragt;  die  Gefässe  bilden  ein  sehr  enges  INetz  auf  ihrer 
Oberfläche.  Der  Vorhof  des  Herzens  communicirt  mit  einer  birnförmi- 
gen  Tasche,  die  an  der  unteren  Wand  des  Mantels  anhängt.  Verf.  sieht 
sie  als  ein  Diverliculum  an,  in  welches  das  Blut  zurückfliesst,  so  lange 
die  Vorkammer  in  Ruhe  ist  (es  ist  die  Niere);  die  Herzschläge  sind  sehr 
unregelmässig. 

Die  Gattung  Cuvieria  findet  Verf.  so  ähnlich  mit  Cleodora  ,  dass 
er  eine  generische  Trennung  nicht  für  zulässig  hält,  sondern  ihr  nur 
den  Rang  einer   Untergattung  zugesteht. 

Die  Gattung  Spirialis  (Souleyet  1840.  in  der  Revue  zoologique) 
ist  eine  Cleodora,  deren  hinterer  Theil  spiral  gewunden  ist,  und  un- 
Archiv f.  Naturgesch.  XIX.  Jahrg.  2.  Bd.  I 


130      Troschel:  Bericht  über  die  Leistungen    im  Gebiete  der 

terscheidet  sich  von  Limacina  oder  Spiratella  nur  durch  das  Vorhan- 
densein eines  Deckels.  In  der  innern  Organisation  weicht  die  Gattung 
Spirialis  von  Cleodora  namentlich  dadurch  ab,  dass  die  Kiemenhöhle 
nicht  unterhalb,  sondern  oberhalb  liegt,  also  sich  mehr  den  Gasteropo- 
den  nähert;  die  Structur  der  Kiemen  ist  wie  bei  Cleodora;  der  After 
liegt  an  der  rechten  geite.  In  diese  Gattung  gehört  die  d'Orbigny- 
sche  Untergattung  von  Atlanta,  Heliconoides. 

lieber  die  Gattung  Cymbulia  ist  der  Arbeit  von  Vanbeneden 
wenig  Neues  hinzugefügt.  Die  Zunge  ist  am  Ende  dreilappig,  jeder 
Lappen  trägt  eine  Reihe   Zähne;  zwei  kleine  Kiefer  sind  vorhanden. 

Die  Gattung  Euribia,  welche  Verfasser  nach  einer  neuen  Art  JE. 
Gaudichandii  schildert,  hat  einen  knorplig  häutigen  Mantel,  der  das 
Ansehn  und  den  Gebrauch  einer  Schale  hat,  das  Thier  kann  sich  völ- 
lig in  ihn  zurückziehen  ;  die  Zunge  trägt  zwei  Reihen  von  Zähnen. 
Zwei  vor  den  Flossen  gelegene  Anhänge,  die  gefaltet  und  gefässreich 
sind,  sieht  Verf.  als  Kiemen  an,  indem  keine  andere  Oeffnung  als  die 
Mundöffnung  und  Geschlechtsöffnung  den  Mantel  durchbohrt.  Durch 
die  Stellung  der  Flossen  und  des  kleinen  mittleren  Lappens,  der  sie 
hinten  vereinigt,  nähert  sich  die  Galtung  den  schalentragenden  Ptero- 
poden,  während  die  innere  Organisation  grosse  Verwandtschaft  mit  Clio 
und  Pneumodermon  zeigt. 

Bei  der  Gattung  Pneumodermon  sieht  Verf.  die  mit  Saugnäpfcheo 
besetzten  Anhänge  als  Greiforgane  an.  Auch  die  Anatomie  der  Gattung 
Clio  ist  gegeben. 

Histoire  naturelle  des  Mollusques  Pteropodes,  monogra- 
phie  comprenant  la  descriptio-n  de  toutes  les  especes  de  ce 
groupe  de  Mollusques  par  Rang-  et  Souleyet.  Paris  1852. 

Dieses  Werk  ergänzt  die  schätzbaren  Beobachtungen,  die  in  der 
Voy.  de  la  Bonite  publicirt  werden  ,  indem  es  eine  Aufzählung  und 
Beschreibung  aller  bekannten  Arten  enthält.  In  der  Familie  der  Hya- 
laeen  werden  beschrieben  die  Gatt.  Hyalaea  Lam.  mit  12  Arten,  Cleo- 
dora Peron  Lesueur  mit  14  Arten  ,  Cuvieria  Rang  mit  2  Arten,  Lima- 
cina Cuv.  mit  1  Art,  Spirialis  Souleyet  mit  6  Arten.  —  Die  Farn, 
der  Cymbulien  enthält  die  Galtung  Cymbulia  Per.  Les.  mit  3,  und  Tie- 
demannia  Vanben.  mit  2  Arten.  —  Farn,  der  Euribien  mit  der  Gat- 
tung Euribia  in  4Arten. — Farn,  der  Clionen,  wo  die  Galtungen :  Pneu- 
modermon Cuv.  mit  4  Arten  und  Clio  Linn.  mit  7  Arien.  Alle  Arten 
sind  auf  15  Tafeln  abgebildet,  die  zum  grossen  Theil  schon  vor  län- 
gerer Zeit  angefertigt  worden  sind  ,  für  eine  Monographie,  die  Rang 
beabsichtigte.  Diese  sind  oft  nicht  den  neueren  Ansprüchen  entspre- 
chend ,  enthalten  mehrere  Copien  aus  älteren  Werken  ,  und  Kamen, 
welche  mit  den  im  Text  angenommenen  nicht  immer  übereinstimmen. 
Souleyet  hat  nämlich    häufig  die    früher    von  Rang  anerkannten  Arten 


Naturgeschichte   der  Mollusken  während  des  Jahres  1852.      131 

zusammengezogen  ,  und  eine  Synonymie  aufgestellt,  die  gewiss  nicht 
immer  mit  Glück  gewählt  ist.  Dabei  ist  jedoch  anzuerkennen,  dass  es 
sehr  schwierig  ist,  die  von  den  verschiedenen  Schriftstellern  gelieferten 
Beschreibungen  und  Abbildungen,  welche  oft  nach  einzelnen  in  Spiri- 
tus aufbewahrten  Exemplaren  angefertigt  sind,  mit  Sicherheit  aufein- 
ander zu  beziehen.  Durch  weitere  Forschungen  in  den  verschiedenen 
Meeren  wird  es  gewiss  gelingen  ,  manche  Arten  wieder  zu  erkennen, 
und  dann  erst  wird  man  die  Entscheidung  treffen  können,  ob  sie  als 
selstständige  Arten  festgehalten  werden  können.  Gewiss  wird  sich  auch 
bald  die  Zahl  der  Arten  bedeutend  vermehren  ,  wenn  die  Reisenden 
den  kleinen,  oft  fast  mikroskopischen  Formen  mehr  Aufmerksamkeit 
widmen  werden. 

Neue  Arten:  Htjalaea  angulala  Souleyet  Bonite  aus  dem  at- 
lantischen und  indischen  Ocean.  —  H.  inermis  ohne  Angabe  des  Va- 
terlandes und  femorata  aus  den  Aequalorialgegenden  des  atlantischen 
Meeres  Gould  Expl.  Exp. 

Clcodora  compressa ,  curvata  und  inßata  aus  dem  atlant.  Ocean, 
Ckfiplalii  vom  Cap  Souleyet  Bonite.  —  Cl.  exacuta  gefangen  44°  nördl. 
Br.  und  154°  wesll.  L.,  mwnd«  und  placida  aus  der  Aequatorialgegend 
des  atl.  Oceans  und  falcata  zwischen  Oregon  und  Ostindien  Gould 
Expl.  Exp. 

Limacina  scaphoidea  Gould  Expl.  Exp.  atl.  Ocean.  —  L.  (?)  cw- 
cullala  Gould  ib.  p.  486.  ist  eine  andere  Art,  welche  bei  einer  Eisinsel 
66°  südl.  ßr.,  106°  20'  östl.  L.  gefangen  ist,  und  von  der  Verf.  glaubt, 
sie  werde  vielleicht  ein  neues  Genus  bilden  müssen,  für  das  er  event. 
den  INamen  Agadina  vorschlägt;  Verf.  charakterisirt  die  Art  so:  pel- 
lucida,  planorboidea  ,  altero  latere  anfr.  5  ostendens  ,  allero  anfractum 
unicum  umbilicatum;  apertura  obliqua ,  campanulata  ,  cucullata.  Thier 
schwarz  mit  ovalen  Anhängen.     */4  Zoll. 

Spirialis  Gouldii  Stimpson  New-England  I.e. 
C  helotropis  nov.  gen.  Forbes  Rattlesnake  p.  385.  Schale 
spiral,  thurmförmig,  rechts  gewunden,  undurchbohrt,  doppelt  gekielt; 
Spira  vorragend,  ihr  Nucleus  links;  Mündung  eiförmig,  unten  mit  ei- 
nem Kanal,  der  Aussenrand  mit  zwei  krallenartigen  Lappen,  einer  in 
der  Mitte  und  durch  eine  Verlängerung  des  Randes  zwischen  den  Kie- 
len gebildet,  der  andere  kleiner  nahe  dem  Sipho ;  Peristom  verdickt, 
umgeschlagen,  einen  deutlichen  Rand  bildend.  Kein  Deckel.  Obgleich 
Verf.  das  Thier  nicht  kennt,  so  vermuthet  er,  es  sei  ein  Pteropode.  Die 
einzige  Art  Ch.  Huxleyi  ist  sehr  klein,  ,/24  Zoll  im  Durchmesser,  und 
wurde  im  Schleppnetz  bei  Cap  Howe,  der  Südostspitze  von  Australien, 
gefangen. 

Clio  longicaudatus  Souleyet  Bonite.  * 


132      Troschel:  Bericht  über  die  Leistungen  im  Gebiete  der 

Acephala« 

Dracliiopoda* 

Davidson  veröffentlichte  in  den  Annais  nat.  bist.  X. 
p.  361.  eine  Klassifikation  der  lebenden  Brachiopoden. 

Verf.  nimmt  7  Familien  an:  1.  Terebratulidae  mit  den  Gat- 
tungen Tcrebratula ,  Terebratulina  d'Orb.,  Terebratella  d'Orb.,  Megerlia 
King,  Krauss  ia  n.gen.,  Morrisia  n.  gen.,  Magas  Sow.  mit  dem  Sub- 
genus  Waltonia,  ßouchardia  Dav.  ,  Argiope  Deslongch.,  Thecidea  l)ef. 
2.  Spirife  ridae  (ausgestorben).  3.  Rhy  nchon  ellida  e  mit  der 
Gattung  Rhynchonella  Fischer.  4.  Orlhidae  (ausgestorben).  5.  Cal- 
ceolidae  (ausgestorben).  6.  Craniadae  und  0  rbiculidae  mit 
den  Gattungen  Crania  und  Orbicula.  7.  Lingulidae  mit  der  Gattung 
Lingula  Brug.  Im  Ganzen  werden  67  Arten  aufgezählt.  —  Die  Cha- 
raktere der  beiden  neuen  Galtungen  lauten: 

Kraussia.  Schale  subeircular,  mit  fast  gerader  Schlosslinie 
Schnabel  abgestutzt;  Loch  gross,  rund ;  Deltidialplatten  klein,  nicht  ver- 
einigt; Schnabelränder  wohl  umgrenzt,  eine  flache  Area  zwischen  sich 
und  dem  Schlossrande  lassend;  die  unteren  Stielmuskeln  sind  gross, 
und  lassen  zwei  weite  augenförmige  Eindrucke.  Dicht  am  Schloss  und 
zwischen  den  innern  Wällen  der  Dillenränder  erstreckt  sich  eine  mitt- 
lere Leiste  bis  gegen  die  halbe  Schalenlänge ,  an  deren  Ende  sich 
zwei  kleine,  gabelförmige  divergirende  Lamellen  erheben.  Die  gewim- 
perlen  Arme  sind  ungewöhnlich  klein,  ihre  Franzen  reichen  nicht  über 
die  Hälfte  zum  Schalenrande;  an  ihrem  Grunde  sind  wenige  oder  gar 
keine  Cilien  vorhanden;  der  ganze  Kiemenapparat  isl  durch  die  klei- 
nen gabelförmigen  Fortsätze  gestützt.  K.  rubra  (Terebratula  capensis 
Krauss)  und  4  andere  Arten. 

Morrisia.  Schale  klein,  kreisförmig,  niedrig;  Loch  gross,  rund, 
gleichmässig  in  beide  Schalen  eingreifend  ;  die  grössere  Schale  mit  ei- 
ner kleinen,  geraden  Schloss- Area  ;  Deltidialplatten  klein,  weit  getrennt, 
die  kleinere  Schale  an  dem  l>mbo  tief  eingekerbt ;  zwei  Aeste  ent- 
springen am  Grunde  der  Zahndillen,  und  vereinigen  sich  zu  einem  klei- 
nem erhabenen  Fortsatz,  der  sich  ven  der  Mitte  der  Schale  erhebt.  Thier 
mit  zwei  subspiralen  oder  S-förmigcn  Armen,  mit  grossen  Cilien  ge- 
franzt;  sie  entspringen  über  dem  Munde,  gestützt  durch  die  Schenkel- 
fortsätze.    Terebratula  seminulum  ist  die  einzige  Art. 

Crania  radiosa  Gould  Expl.  Exp.  von  Rio   de  Janeiro. 

Lamellibrancliiata* 

Duvernoy  las  in  der  Academie  des  sciences  zu  Pa- 
ris eine  Abhandlung-  über  das  Nervensystem  der  Muscheln, 
wovon  ein  Auszug  in   den  Comptes  rendus  XXXIV.  p.  CöO. 


Naturgeschichte  der  Mollusken    während  des  Jahres  1852.     133 

enthalten  ist.  Die  Resultate  schlicssen  sich  an  die  Aufsätze 
des  Verf.  in  den  Comptes  rendus  von  den  Jahren  1844  und 
1845  an.     Vergl.  auch  L'Institut  1852.  p.  165. 

Ostracea.  Dureau  de  la  Malle  legte  der  Acade- 
mie  Beobachtungen  über  die  Austern  vor ,  welche  ihm  von 
Lafosse  milgelheilt  waren  (Comptes  rendus  1852.  Tome  34. 
p.  596.) 

Während  die  Austern  bei  Granville  fünf  Jahre  gebrauchen,  um 
verkäuflich  zu  werden,  d.  h.  um  9  Cenlimefer  im  Durchmesser  zu  er- 
reichen, erlangen  sie  diese  Grösse  bei  Cancale  in  l*/2  Jahren;  hier  ist 
der  Grund  nur  von  einer  dünnen  Schlammschicht  bedeckt ;  ja  selbst 
kranke  Austern,  von  Granville  nach  Saint  Yaast  oder  Courseulle  ge- 
bracht, wurden  in  1  oder  2  Monaten  wieder  gesund.  —  Die  Austern- 
behäTter  sind  bei  Granville  nur  bestimmt,  die  Austern  von  ihrem  üblen 
Geschmack  und  Geruch  zu  reinigen  ;  sie  wachsen  und  vermehren  sich 
darin  nicht.  —  In  den  Austerbehältern  zu  Cancale  werden  die  Austern 
nicht  nur  aufbewahrt,  sondern  wachsen  hier  auch;  die  nicht  ausge- 
wachsenen Stücke  werden  hier  auf  den  ebenen  Grund  gelegt,  doch 
nicht  mehr  als  zwei  über  einander.  —  In  einem  Korbe  erhielt  Hamon 
im  heissen  Sommer  Austern  länger  als  17  Tage  lebendig.  —  In  La 
Hague  soll  es  einem  Austernzüchter  gelungen  sein  ,  die  weissen  Au- 
stern von  la  Manche  grün  zu  machen,  wie  die  von  Marennes  bei  Ro- 
chefort. —  Endlich  hat  ein  Artzt  von  Morlaix  (Finistere)  grosse  Au- 
stern von  hartem  schlechtem  Geschmack,  die  man  nur  gekocht  isst, 
mit  kleinen  Austern  von  Ostende  gekreuzt,  und  so  Bastarde  erhalten, 
die  gross  und  von  köstlichem  Geschmack  sind. 

Hamel  sprach  sich  in  der  Petersburger  Academie  über 
das  Projecl  aus,  Austern,  Hummern,  Seekrebse,  Krabben  und 
Miesmuscheln  im  Finnischen  Meerbusen  zu  ziehen.  Nach  Be- 
richt über  einen  früheren  misslungenen  Versuch  im  Jahr  1747, 
kommt  er  zu  dem  Resultat,  dass  wegen  des  geringen  Salzge- 
halts (0,6  Procent,  wogegen  an  der  Küste  von  Holstein  und 
im  kleinen  Belt  1,7  Procent,  an  englischen  Küsten  3,9  Pro- 
cent, im  Mittelmeer  4  Procent  Salztheile  vorhanden  sind),  alle 
Versuche  die  Austern  in  den  finnischen  Meerbusen  zu  über- 
siedeln erfolglos  sein  würden  (Bull,  de  l'Acad.  de  St.  Peters- 
burg. 1852.  p.314.). 

Anotnia  tenuis  Adams  Panama  1.  c. 

Pectinea.  Spondylus  sanguineus  Dunker  Zeitschr.  f.  Malak. 
p.  55. 


134     Troschel:  Bericht  über  die  Leistungen  im  Gebiete  der 

Pecten  Vanvincquii  Bernardi  Journ.  de  Conchyl.  p.  167.  pl.  8.  fig. 
1.  2.  aus  dem  stillen  Ocean? 

Aviculacea.  D  unk  er  beschrieb  14  neue  Avicula-Arten,  in- 
dem er  Meleagrina ,  der  die  letzten  8  Arten  angehören,  mit  Avicula 
vereinigt :  A.  spadicea  aus  dem  rothen  Meer,  Japonica  von  Japan,  Cor- 
nea, straminea,  hyalina  von  Van-Diemensland,  plicatula,  atro-purpurea, 
longisquamosa  von  Porto  Cabelio,  Lichlensleini  von  den  Sandwichinseln, 
Petersii  von  Querimba,  Tamsiana  von  Porto  Cabelio,  citrina  ,  ßmbriata 
von   Central-Amerika,  badia  (Zeitschr.  f.  Malaie,   p.73.). 

Pinna  trigonium  Dunker  aus  Ostindien  (Zeitschr.  Malak.  p.  60). 

Arcacea«  Area  venusla  Dunker  Zeitschr.  Malak.  p.  59.  —  A. 
pholadiformis,  similis,    Tabogensis  Adams  Panama  1.  c. 

IVuculidae*  Nucula  sulculata  Couth.  Ms.  bei  Gould  Expl. 
Exp.  von  Cap  Hörn. 

Leda  obesa  Stimpson  New-England  1.  c. 

TVa.jades.  Ueber  die  Gattungen  unter  den  nordamerikanischen 
Najaden  schrieb  L.  Agassi  z  in  diesem  Archiv   1852.  1.  p.  41. 

„A  Synopsis  of  the  Family  of  Najades  by  Isaac  Lea. 
Third  edition.    Philadelphia  1852.  4.« 

In  dieser  äusserlich  sehr  schön  ausgestalteten  neuen  Ausgabe, 
wovon  die  zweite  im  Jahr  1838  erschienen  war,  liefert  der  Verf.  ein 
grosses  Verzeichniss  der  dieser  Familie  angehörigen  Muscheln,  welches 
539  lebende  vom  Verf.  anerkannte,  127  ihm  unbekannte  oder  zweifel- 
hafte und  106  fossile,  also  im  Ganzen  767  Arten  enthält.  Es  werden 
zwei  Genera  angenommen,  Mar  gar  on  (für  Lea's  frühere  Benennung 
Margarita,  die  anderweitig  vergeben  ist)  und  Platir  is.  Erstere  zer- 
fällt in  7  Subgenera :  Triquetra  Klein  (Hyria  Lam.)  mit  3,  Prisodon  Schum. 
(Castalia  Lam.)  mit  2,  Unio  Retz.  mit  401  lebenden,  84  dem  Verf. 
zweifelhaften  und  97  fossilen  Arten,  Margaritana  Schum.  mit  18  aner- 
kannten und  3  dem  Verf.  unbekannten  Arten,  Monocondylea  d'Orb.  mit 
8,  Dipsas  Leach  mit  2,  Anodonta  Cuv.  mit  90  lebenden,  39  dem  Verf. 
unbekannten  lebenden  und  9  fossilen  Arten.  Die  zweite  Gattung  Pla- 
tins zerfällt  in  drei  Subgenera:  Iridina  Lam.  mit  4,  Spalha  Lea  mit  4 
nnd  Mycetopus  d'Orb.  mit  3  Arten.  Angehängt  sind  :  ein  geographisches 
Verzeichniss  nach  den  Welttheilen,  alphabetisches  Verzeichniss  der  Ar- 
ten und  ein  Verzeichniss  der  citirten  Schriften.  Da  der  Verf.  sich  vor- 
zugsweise mit  den  Najaden  beschäftigt  hat,  so  wäre  es  zu  wünschen 
gewesen,  dass  er  die  Resultate  seiner  Forschungen  dadurch  nützlicher 
gemacht  hätte,  dass  er  die  Arten  vergleichend  charakterisirt,  und  die 
Synonymie  durch  vollständigere  Citate  dem  Leser  erleichtert  hätte.  Der 
Vorwurf,  welcher  dem  Verf.  bei  Gelegenheit  der  Anzeige  dieses  Bu- 
ches in  den  Annais  nat.  bist.  X.  p.  136.  gemacht  wird,  dass  er  in  der 
Priorität  der  Namengebung  nicht  völlig  gerecht  gewesen  sei,  ist  nicht 


Naturgeschichte  der  Mollusken  während  des  Jahres  1852.     135 

ganz  unbegründet,  auch  mögen  seine  vielen  neuen  Arten  nicht  ganz 
stichhaltig  sein.  Vor  allein  ist  zu  bedauern,  dass  der  Verf.  nicht  mehr 
die  Anatomie  der  Thiere  berücksichtigt  hat,  da  nach  den  Forschungen 
von  Agassiz  an  ihnen  Verschiedenheiten  vorkommen  ,  die  für  generi- 
sche  Trennungen,  auch  innerhalb  der  immer  noch  artenreichen  engeren 
Gattung  Unio,  besonders  brauchbar  sind.  Immerhin  ist  diese  Arbeit  des 
Verf.  dankbar  anzuerkennen. 

Im  lOten  Bande  der  Transactions  of  the  American  Philosophical 
Society  1852.  beschrieb  Isaac  Lea  eine  grosse  Zahl  neuer  Nordame- 
rikanischer Arten  der  Najadenfamilie,  die  auf  18  Tafeln  abgebildet  sind, 
und  die  bereits  in  die  eben  besprochene  Synopsis  aufgenommen  sind. 
Wir  geben  nur  die  Namen  :  Unio  sordidus,Gibbesianus,  perslrialus,Tuo- 
meyi,  Barrallii,  decoralus,  rufusculus,  Whileianusy  Lazarus,  merus,  con- 
cavus  ,  ineptus ,  buxeus,  pygtnaeus ,  fraternus,  Cuvierianus,  Forbesianus, 
Kleinianus,  satur,  Lamarckianus,  hebes,  Moussoniatius,  nigerrimus,  Pre- 
voslianus,  Powellii ,  affinis ,  proximus ,  Reeveianus ,  luridus,  Klarkianus, 
floridensis,  succissus ,  Oregonensis,  Rumphianus ,  sagitliformis,  Steicard- 
sonii,  Hanleyianus  ,  placitus  ,  Troschelianus ,  Kienerianus  ,  IngaUsianus, 
nigellus,  nux,  nigrinus.  Die  Anodonten  s.  unten. —  Mehrere  Arten  be- 
schrieb Bourguignat  1.  c. :  U.  Saulcyi,  Michonii,  Delesserti  von 
Joppe  in  Syrien,  tripolitanus  von  Tripolis  in  Syrien,  terminalis  aus  dem 
See  Tiberias  in  Syrien,  orienlalis  aus  dem  Flusse  Melites  bei  Smyrna, 
euphraticus ,  bagdadensis  und  ligidris  aus  dem  Tigris  bei  Bagdad.  — 
U.  sumalrensis  von  Sumatra  ,  Cumingianus  von  Neuholland,  Fokkesi  aus 
dem  La  Plata  sind  neue  Arten  von  Dunker  Zeitsch.  f.  iVlalak.  p.  52. 
—  Unio  acruginosus,  calamitarum,  crocodilorum,  delphinulus ,  digitalus^ 
explicatus,  Morini,  osireatus,  paludosus,  planivalvis,  psoricus,  ravistellus, 
scamnatus,  scutulatus,  spheniopsis,  testudineus  Mordet  Cuba  I.e.  —  Con- 
rad bemerkt,  dass  Lea's  U.  turgidus  (1837)  =  seinem  U.  Morloni  (1835) 
sei  (Philadelphia  Proceed.  VI.  p.  199.).  —  U.  Cumingii  Lea  aus  China 
ib.  p.  54.  —   U.  Spinelli  Spinelli  1.   c.  aus  dem  See  Idro,  Brescia. 

Keber  beschrieb  das  Eingeweidenervensystem  in  der 
Teichmuschel  (Anodonta)  (Müller's  Archiv  für  Anat.  1852.  p. 
76.  Taf.  III.). 

Drouet  schrieb  eine  Abhandlung  „Etudes  sur  les  Ano- 
dontes  de  l'Aiibe,«  (Revue  et  Mag.  de  Zool.  1852.  p.  51.,  244., 
285,  362.). 

Verf.  meint,  man  dürfe  nicht  bloss  eine  Art  annehmen,  auch  nicht 
für  jeden  Bach  eigene  Arten  aufstellen,  sondern  man  müsse  die  IMiltel- 
strasse  halten.  Er  behauptet  ferner,  jede  Localität  ernähre  zwei  Ar- 
ten, eine  aus  der  Gruppe  von  cygnea,  und  eine  aus  der  Gruppe  ana- 
tina  oder  ponderosa  ;  man  könne  also  aus  der  Entdeckung  einer  Art 
immer  auf  die  Coöxislenz  einer  zwci'en  schliessen.     Den  abgeriebenen 


136      Troschel:  Bericht  über   die  Leistungen  im  Gebiete  der 

Wirbeln  will  Verf.  nicht  viel  Wichtigkeit  zugestehen,  man  könne  dar- 
aus höchstens  erkennen,  oh  eine  Muschel  alt  oder  jung  sei.  Dagegen 
dürfe  man  nicht  vernachlässigen  die  Dicke  der  Schalen,  die  (iestalt  des 
Ligaments,  das  Klaffen,  den  Parellelismus  des  Schloss-  und  Mantelran- 
des u.  s.  w. ;  Verf.  nennt  den  Schlossrand  oben  ,  den  Mantelrand  un- 
ten, den  Theil,  wo  die  Fühlerpapillen  liegen  (papilles  lentaculaires)  vorn, 
den  wo  der  Fuss  entspringt,  hinten.  Dann  werden  die  Arten  beschrie- 
ben. Zur  ersten  Gruppe  gehören  A.  cygnea  ,  ventricosa,  cellensis  und 
oblonga;  zur  zweiten  anatina,  Rayi ,  parvula  (coarctata  Pol.  et  Mich.); 
zur  dritten  piscinalis,  Milletii,  rostrala,  Dupuyi.  Schliesslich  folgt  All- 
gemeines über  die  Lebensweise  und  den  Fang  der  Najaden,  und  eine 
Beschreibung  der  Schale  und  des  Ligaments. 

Daran  schliesst  sich  ib.  p.  527.  und  565.  eine  von  Baudon  ge- 
arbeitete Anatomie  der  Anodonten,  deren  Schluss  im  Jahrgang  1853. 
derselben  Zeitschrift  p.  247.  und  493.  enthalten  ist.  Zwei  Tafeln  er- 
läutern die  Anatomie. 

Anodon  bambousearum  und  luculentus  Morelet  Cuba  1.  c.  —  A. 
idrina  Spinelli  1.  c.  aus  dem  See  Idro,  Brescia. — Lea  beschrieb  Trans- 
actions  of  the  American  Philosophical  society  Vol.  X.  1852.  folgende 
neue  Arten  :  A.  denigrala,  opaca,  californiensis,  Trauheiniana,  Wheal- 
leyi,  Schaefferiana,  Linnaeana ,  oblila ,  virens,  torlilis ,  Schroeleriana, 
Arkansensis. 

Ueber  die  Gattung  Acostaea  d'Orb  (vergl.  den  vorjährigen  Be- 
richt p.301.)  sind  zwei  Bemerkungen  erschienen.  Die  eine  von  J.  E. 
Gray  (Annais  nat.  hist.  IX.  p.  152.),  welcher  die  Galtung  für  identisch 
mit  Mülleria  Fer.  erklart ,  und  vermuthet,  dass  sie  in  dieselbe  Familie 
mit  Etheria  gehöre;  —  die  andere  von  Lea  (Journal  of  the  Acad.  nat. 
sc  of  Philadelphia  Vol.  IL  p.  125.),  der  genau  zu  demselben  Resultate 
kommt,  und  der  für  den  Fall,  dass  die  Ferussac'sche  Art,  gegen  seine 
Vermuthung,  speeifisch  verschieden  sei,  diese  Mülleria  Ferussaccii,  die 
d'Orbigny'sche  Art  Mülleria  Guaduasana  nennt. 

Mytilacea.  Mytilus  subdistorlus  Recluz  (Journ.  de  Conchyl. 
p.  159.)  von  China? 

Aus  Modiola  trapezina  Lam.  machte  Gould  Expl.  Exp.  p.  459. 
eine  neue  Gattung  G  aimar  di  a,  weil  der  Mantel  bis  auf  die  drei 
Oeffnungen  geschlossen  ist.  Thier  und  Schale  sind  beschrieben.  (Diese 
Galtung  ist  von  Gray  bereits  1840  Modiolarca  genannt  worden). 

Dreissena  Sallei  aus  dem  Rio  dulce  (Guatimala)  und  Domingen- 
sis  von  St.  Domingo  sind  neue  Arten  von  Recluz  (Journ.  de  Conchyl. 
p.  255.  pl.  10.  fig.  9.  und  8. 

Cliamacea*     Chama  Buddiana  Adams  Panama  1.  c. 
Cardiacea*      Cardium    Reeveanum   Dunker    von    Neuhollnnd 
Zeitschr.  Malak.  p.  54, 


Naturgeschichte  der  Mollusken  während  des  Jahres   1852.       137 

liiiciiiacea.  Lucina  scobinata  Recluz  Journ.  de  Conchyl.  p. 
252.  pl.  X.  Gg.  6.  von  Guadeloupe. 

(ycladea.  Cyclas  maculata  Morelet  Cuba  1.  c.  —  C.  Secu- 
ris  Tcmple  Prime  von   Massachusetts   (Annais   Newyork  V.   p.218.). 

Pisidium  sinualum  Bourguignat  (Journ.  de  Conchyl.  1852.  p.  47. 
pl.  I.  fig.  6— 10.)  bei  einem  Dorfe  in  der  Nähe  von  Vendeuvre-  sur- 
ßarse  (Aube).  —  P.  Reclusianum  Bourguignat  ib.  p.  174.  pl.  8.  fig.  8. 
von  ßoulogne.  —  P.  compressum Temple  Prime  von  Massachusetts  (An- 
nais Newyork  V.  p.  219.).  —  P.  canariense  Shuttleworth  Berner  Mit- 
theil, p.  137.  von   Teneriffa. 

Cyrena  sabnacida  Morelet  Cuba  1.  c.  —  C.  eximia  Dunker  von 
Java  Zeitschr.  Malak.  p.  51.  —  C.  maritima  Adams  Panama  1.  c 

Cyrenoides  americanus  Morelet  Cuba  1.  c. 

I¥ympliacea«  Teilina  Souleyeliana  Recluz  Journ.  de  Con- 
chyl. p.  253.  pl  X.  fig.  5.  von  Guadeloupe.  —  Adams  Panama  1.  c.  hat 
folgende  neue  Arten:  T.  cognata,  concinna,  puella ,  siliqua,  simulans, 
vicina. 

Donax  rostratus  Adams  Panama  1.   c. 

Sanguinolaria  Tahitensis  Bemardi  Journ.  de  Conchyl.  p.  259.  pl. 
10.  fig.  7.  von  Tahiti. 

Iiithopliag-a*     Pelricola  cognala  Adams   Panama  1.  c. 

Concliae.  Clark  beschreibt  dasThier  von  Lucinopsis  undala 
(Venus  undata  auct.)  und  ist  geneigt,  diese  Gattung  der  Familie  der 
Telliniden  einzuverleiben  (Annais  nal    bist.  IX.  p.  400.). 

Venus  (Cytherea)  Creplini  Dunker  Zeitschr.  Malak.  p.  61.  —  Cyth. 
consanguinea  Adams  Panama  1.  c. 

Gouldia  pacifica  Adams  Panama  1.  c. 

Donisia  (Artemis)  lenuis  Recluz  Journ.  de  Conchyl.  p.  250.pl.  X. 
fig.  1.  von  (iuadeloupe. 

Meier  in  Lübeck  hat  Cyprina  islandica  in  der  Ostsee  auf  der 
Niendorfer  Rhede  bei  Lübeck  gefangen  (Archiv  des  Vereins  in  Meck- 
lenburg 6.  Heft.  1852.  p.  126.). 

JBactracea.  Mactra  Guadelupensis  Recluz  Journ.  de  Conchyl. 
p.249.  pl.  X.  fig.  4.  von  Guadeloupe. 

Lulraria  capax  Gould  (1850)  ist  als  identisch  mit  L.  maximaMid- 
dendorf  (184t)  aneikannt  Expl.  Exp.  p.  395. 

Amphidesma  bicolor ,  proximum,  striosum,  torluosum,  ventricosum 
sind  neue  Arten  von  Adams  Panama  1.  c. 

1  orbulidae,     Anatina  alta  Adams  Panama  1.  c. 
Thracia  Scheepmakeri  Dunker  Zeitschr.  Malak.  p.  59. 

Pandora  cornuta  Adams  Panama  1.  c. 

Potamomya  aequalis,  inflata  und  Irigonalis  Adams  Panama  1.  c. 


138      Troschel:  Bericht  über  die  Leistungen  im  Gebiete  der 

Aucapitaine  beobachtete  Corbula  nucleus  Lam.  an  der  Fran- 
zösischen Westküste  bei  La  Rochelle  in  ßrakwasser  und  selbst  im 
süssen  Wasser  (Annales  des  sc.  nat.  XVIII.  p.  271.).  —  C.  rubra  Adams 
Panama  1.  c. 

Leplon  Clarkiae  Clark  wird  als  neue  Art  (Annais  nat.  bist.  IX.  p. 
191.)  beschrieben,  und  später  (ib.  p.  293.)  durch  hinzugefügte  Charak- 
tere bestätigt.  —  Derselbe  beschreibt  ib.  X.  p.  129.  L.  squamosum  auet. 
und  nitidum  Turt. 

Solenacea.  Solen  Timorensis  Dunker  von  Timor  Zeitschr. 
Malak.  p.  56.   —  S.  rudis  Adams  Panama  1.  c. 

Macha  (Oken  =  Solecurtus  Blainv.)  Scheepmakeri  Dunker  ib.  p. 
56.  —  Solecurtus  affinis  Adams  Panama  1.  c. 

Aulus  (Oken  =  Leguminaria  Schumacher  =  Machaera  Gould) 
Winterianus  von  Java  und  pulchellus  von  Japan  Dunker  ib.  p.  57. 

jftfyaria«  Conrad  taufte  seine  Gattung  Cryptodon ,  die  auf 
Mya  cancellata  gegründet  war,  um,  weil Turton  den  Namen  bereits  ver- 
wendet hat,  und  nannte  sie  Schizothaerus  (Philadelphia  Proceed.  VI. 
p.  199.). 

Plioüadaria.  Gray's  „Versuch,  die  Arten  der  Pholaden-Fa- 
milie  in  natürliche  Gruppen  zu  ordnen"  ist  von  H  e  rr  m  an  n  s  en  über- 
setzt und  in  diesem  Archiv  1852.  I.  p.  139.  mitgelheilt ,  und  mit  eini- 
gen Anmerkungen  begleitet, 

Tunicata. 

G.  J.  All  man  hat  zu  erweisen  versucht,  dass  die 
Tunicaten  und  Polyzoen  (Bryozoen)  genau  nach  demselben 
Typus  gebaut  seien,  und  daher  eine  und  dieselbe  grosse  na- 
türliche Gruppe  zusammensetzen  müssen  (On  the  Homology 
of  the  organs  of  the  Tunicata  and  the  Polyzoa,  Transactions 
of  the  Royal  Irish  Academie  XX.  p.275.  1852.).  Indem  er 
die  Querleisten  der  Kieme  der  Tunicaten  als  entsprechend  den 
Tentakeln  der  Polyzoen  betrachtet,  nicht  wieVanbeneden  die 
Längsleisten,  —  indem  er  die  geringe  Entwicklung  desGe- 
fässsystems  bei  den  Tunicaten,  wo  das  Herz,  kaum  über  den 
embryonischen  Zustand  entwickelt,  das  Blut  in  abwechselnder 
Richtung  treibt,  und  die  extravasculare  Circulation  in  der  Ab- 
dominalgegend als  leicht  zu  dem  völligen  Mangel  des  Her- 
zens hinführend  ansieht,  —  indem  er  die  verschiedene  Lage 
des  Nervenganglions  so  erklärt,  dass  dasselbe,  während  es 
bei  den  Tunicaten  zwischen  den  beiden  Oeffnungen  und  in 
dem  Zwischenraum  zwischen  der  inneren  und  mittleren  Haut 


Naturgeschichte  der  Mollusken  während  des  Jahres  1852.       139 

liegt,  bei  den  Polyzoen,  wo  die  beiden  Oeflfnungen  Ver- 
schmelzen, nicht  mehr  diese  Lage  behaupten  kann  und  an  den 
Oesophagus  gerückt  ist,  bringt  er  eine  Homologie  der  Organe 
der  Tunicaten  und  Polyzoen  zu  Stande,  die,  am  Schlüsse  ta- 
bellarisch zusammengestellt,  seine  und  Anderer  Ansicht  be- 
weisen soll.  Ich  kann  mich  noch  nicht  entschliessen,  die  Tu- 
nicaten von  den  Mollusken  zu  trennen,  ebenso  wenig  scheint 
mir  eine  Abreissung  der  Bryozoen  von  den  Polypen  natur- 
gemäss. 

Ascidiae.  Ueber  das  Vorkommen  von  Cellulose  in  dem 
Mantel  der  A seidien  machte  T.  H.  Huxley  Bemerkungen 
(Quarterly  Journal  of  microscopical  science.  Oclober  1852.  p. 
22.).  Sie  beziehen  sich  auf  die  Salpen,  Pyrosoma  und  Phal- 
lusia.  —  Derselbe  sprach  in  der  British  Association  (Report 
of  the  Brit.  Assoc.  for  1852.  p.  77.)  über  seine  Untersuchun- 
gen in  Betreff  der  Structur  der  Ascidien. 

Krohn  beobachtete,  in  Folge  künstlicher  Befruchtung, 
die  Entwicklung  von  Phallusia  mammillata  und  beschrieb  sie 
ausführlich  in  Müller's  Archiv  für  Anat.  1852.  p,  312.  Taf.  VIII. 
Fig.  1-3. 

Gould  beschrieb  Expl.  Exp.  XII.  p.498.  als  neu:  Cynthia  am- 
phora  ,  Phallusia  violacea ,  Ascidia  monstrans  von  Rio  Janeira,  so  wie 
Boltctiia  coaeta  von  Orange  Harbour.  . —  Von  zusammengesetzten  Asci- 
dien aus  den  Gattungen  Botryllus,  Polyclinum ,  Eucoelium  sollen  einige 
interessante  Formen  abgebildet  werden;  da  sie  jedoch  nur  nach  Zeich- 
nungen und  kurzen  Bemerkungen  bekannt  sind  ,  so  werden  sie  im 
Text  übergangen  ,  und  nur  in  der  Erklärung  der  Kupferlafeln  genannt 
werden. 

Cyclomyaria.  Ueber  die  Gattung  Doliolum  und  ihre  Arten 
schrieb  Krohn  in  diesem  Archiv  1852.  I.  p.53.  Diesen  Aufsatz  hat 
Huxley  in's  Englische  übersetzt  (Annais  nat.  hist.  X.  p.  119.)  und 
einige  Bemerkungen  darüber  hinzugefügt. 

Tlialiadae«  H.  Müller  hat  über  die  anatomischen 
Verschiedenheiten  der  zwei  Formen  (Generationen)  bei  den 
Salpen  geschrieben  (Verh.  der  Phys.  Med.  Gesellsch.  in  Würz- 
burg, III.  1.  p.  57. 

Verf.  giebl  als  Differenzpunkte  der  beiden  Generationen  an:  l. 
die  Gestalt,  2.  die  Anordnung  der  Äluskelslreifen,  3.  der  Flimmerslrei- 
fen  (Bauchfurche)  zeigt  sich  bei  den  solitären  Salpen  länger  als  in  den 
Keltensalpen  ;  in    dem    Huxlcy'schen  Endoslyl    fand   Verf.    Reihen    von 


140  Troschel:  Bericht  etc.  während  deg  Jahres  1852. 

Zellen  mit  bläschenförmigen  Zellen  und  Kernkörperchen  ,  4)  an  der 
Masse,  welche  dem  Ganglion  aufliegt,  die  Huxley  für  Gehörorgan 
ansieht,  und  welche  Verf.  geneigter  scheint  für  ein  Auge  zu  nehmen  ; 
die  Pigmentflecke  sind  nach  den  Generationen  verschieden  ,  5.  in  der 
Form  der  seitlichen,  meist  für  Ovarien  gehaltenen  Streifen,  die  solitäre 
Generation  besitzt  immer  fünf  kurze  Sreifen  jederseits,  die  Kettensalpe 
einen  einfachen  längeren  Streifen  jederseits;  Verf.  möchte  sie  für  Harn- 
organe halten,  6.  die  Lage  des  Darmkanals,  7.  darin,  dass  der  blind- 
sackförmige Anhang  bei  den  aggregirten  einfach,  bei  den  solitärcn  dop- 
pelt ist  (S.  pinnata),  8.  Ebenso  ist  das  merkwürdige  von  Huxley  be- 
schriebene Röhrensystem  bei  ersteren  einfach,  bei  letzteren  zweifach 
vorhanden;  Verf.  vcrmuthet,  dies  Organ  möchte  für  ein  Wassergefäss- 
system  anzusprechen  sein;  als  Leber  sieht  er  die  zellige  Auskleidung 
des  Darmes  an. 

Eine  lebendige  Schilderung  der  Salpen  und  ihrer  Enl- 
wickelung  hat  Vogt  in  seinen  Bildern  aus  dem  Thierleben 
1852.  8.  p.  26—90.  geliefert. 


Bericht  über  die  Leistungen    in  der  Ento- 
mologie während   de»  Jahres  1§52. 

Von 
lir.  Herrn»  Schaum. 


Wie  sich  bei  einem  Rückblicke  auf  die  entomologischen 
Leistungen  der  Jahre  J848 — 51  als  das  Hauptresultat  dersel- 
ben eine  ausserordentliche,  auf  viele  Tausende  sich  belau- 
fende Vermehrung  der  beschriebenen  Arten  ergiebt,  so  ist 
auch  im  J.  1852  vorzugsweise  unsere  Kennlniss  der  äusseren 
Insectenformen  durch  eine  grosse  Zahl  monographischer  und 
faunistischer  Arbeiten  gefördert  worden.  Nächst  der  Bekannt- 
machung neuer  Arten  und  Gattungen  haben  am  meisten  noch 
Beobachtungen  über  Biologie  und  Verwandlungsgeschichte  der 
Insecten  die  Thätigkeit  der  Entomologen  in  Anspruch  genom- 
men. Dagegen  sind  die  Leistungen  auf  dem  Gebiete  der  Ana- 
tomie und  Physiologie,  zwar  nicht  so  dürftig,  wie  in  den  letz- 
ten Jahren,  aber  doch  weder  der  Zahl,  noch  dem  Umfange 
nach  bedeutend,  und  auch  die  Systematik  ist,  wenn  man  von 
einer  Abhandlung  von  Brauer  über  die  Eintheilung  der  Neu- 
ropleren  absieht,  nur  innerhalb  einiger  bereits  festgestellter 
Familien  weiter  ausgebildet  worden.  So  einseitig  aber  auch 
im  Ganzen  die  Thätigkeit  der  Entomologen  erscheinen  mag, 
so  ist  es  doch  keineswegs  ganz  zufällig,  oder  rein  aus  äus- 
serlichen  Motiven  herzuleiten,  dass  dieselbe  so  überwiegend 
darauf  gerichtet  ist,  den  Catalog  der  Insectenwelt  mit  neuen 
Arten  zu  bereichern.  Ein  tieferer  Grund  liegt  ofFenbar  darin, 
dass  die  descriptive  Entomologie  noch  immer  sehr  weit  hin- 
ter  den  übrigen  Disciplinen   der  morphologischen  Naturwis- 


142    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

senschaften  zurück  ist.  Lässt  sich  doch  selbst  in  Bezug  auf 
die  am  meisten  gesammelten  Käfer  und  Schmetterlinge  nicht 
einmal  der  Bestand  der  mitteleuropäischen  Fauna  vollständig 
übersehen.  In  den  übrigen  Ordnungen  legt  fast  jeder  fau- 
nistische  Beitrag  durch  die  Menge  der  neuen  Arten,  die  er 
aufzählt ,  an  den  Tag,  wie  lückenhaft  unsere  Kenntniss  der 
einheimischen  Formen  noch  ist.  Am  schärfsten  bezeichnet 
aber  den  niedrigen  Standpunkt,  den  die  descriptive  Entomo- 
logie einnimmt,  das  Missverhältniss ,  welches  besonders  in 
den  minder  begünstigten  Ordnungen  zwischen  der  Zahl  der 
beschriebenen  und  der  in  der  Natur  existirenden  ,  ja  selbst 
nur  der  in  den  Sammlungen  enthaltenen  exotischen  Insecten 
besteht.  Es  ist  daher  auch  fast  mit  Gewissheit  vorauszuset- 
zen, dass  in  den  nächsten  Jahren  die  Blasse  der  Artbeschrei- 
bungen eher  noch  zu-  als  abnehmen  werde,  und  es  lässt  sich 
nur  der  Wunsch  aussprechen,  dass  dieselben  weniger  in  apho- 
ristischen Journalartikeln ,  welche  schon  gegenwärtig  kaum 
noch  zu  übersehen  sind  ,  als  in  zusammenhängenden  Arbei- 
ten dem  wissenschaftlichen  Publicum  möchten  vorgelegt  werden. 

Die  Frage,  welches  das  numerische  Verhältniss  der  In- 
secten zu  den  Pflanzen  ist,  wurde  bekanntlich  vonA.  v.  Hum- 
boldt in  den  Ansichten  der  Natur  gestellt  und  erörtert.  An 
die  dort  vorgetragenen  Betrachtungen  anknüpfend,  hat  Rat- 
zeburg  in  der  Vorrede  seines  dritten  Bandes  der  Ichneu- 
monen die  untere  Grenzzahl  der  Insecten  zunächst  für  Deutsch- 
land und  Europa  und  dann  für  die  ganze  Erde  zu  bestimmen 
versucht. 

Bei  der  Berechnung  der  in  Deutschland  vorkommenden  Insecten 
hat  sich  bisher  immer,  wie  Balzeburg  mit  vollem  Rechte  hervorhebt, 
ein  bedeutender  Fehler  durch  den  viel  zu  geringen  Ansatz  der  Schma- 
rotzer, namentlich  der  Ichneumonen ,  eingeschlichen.  Die  speciellen 
Studien  des  Verf.  auf  diesem  Gebiete  und  sorgfältige  Berechnungen 
führen  für  die  Ichneumonen  allein  auf  die  runde  Zahl  von  5000  Ar- 
ien, welche  die  bisher  angenommene  reichlich  um  das  doppelte  über- 
steigt. Die  Zahl  der  übrigen  Insecten  Deutschlands  schätzt  Ratzeburg 
auf  10,000  und  glaubt,  dass  dieselbe  keine  auffallende  Erhöhung  künf- 
tig erfahren  dürfte.  Es  ergiebt  sich  hieraus,  dass  das  Verhältniss  der 
Ichneumonen  zu  den  übrigen  Insecten  wie  1  :  3,  zu  den  phaneroga- 
men  Pflanzen  wie  3  :  2  ist.     Diese  für  Deutschland  gewonnenen  Yer- 


während  des  Jahres  1852.  143 

hältnisse  macht  der  Verf.  auch  für  Europa  geltend  und  erlangt,  indem 
er  die  Ichneumonenzahl  entsprechend  erhöht,  anstatt  der  früher  für 
Europa  angenommenen  25,000  Insecten  etwas  über  30,000.  Das  Ver- 
hältniss  dieser  Zahl  zu  den  europäischen  Phanerogamen  (7000  Arien) 
muss  nun  als  Grundlage  zu  einer  weiteren  Schätzung  der  auf  der  gan- 
zen Erde  lebenden  Insecten  benutzt  werden,  denn  eine  selbstständige 
Berechnung  der  letzleren  ist  völlig  abgeschnitten.  Auf  'die  untere 
Grenzzahl  der  phanerogamen  Gewächse  kommt  daher  hierbei  Alles  an. 
Nimmt  man  dieselbe  mit  Humboldt  auf  200,000  an,  so  gelangt  man  zu 
nicht  weniger  als  900,000  Insecten. 

So  sehr  nun  diese  Schätzung  auch  die  bisherigen  Annahmen  über- 
trifft, so  glaube  ich  doch  ,  dass  sie  noch  bedeutend  hinter  der  Wirk- 
lichkeit zurückbleibt,  indem  in  der  von  R.  angestellten  Berechnung 
der  eine  Factor,  die  Zahl  der  deutschen  Insecten,  ausschliesslich  der 
Ichneumonen,  mit  10,000  um  vieles  zu  niedrig  angesetzt  ist.  Schon 
im  J.  1846.  haben  A.  und  O.Speyer  in  der  Isis  nachgewiesen,  dass  die 
Zahl  der  deutschen  Schmetterlinge  der  der  wildwachsenden  Phanero- 
gamen ziemlich  gleicht  kommt.  Gegenwärtig,  wo  in  Schlesien  allein 
1890  Lepidopteren  beobachtet  sirtd  (s.  vor.  Jahresber.  S.  103.),  schlägt 
man  dieselbe  mit  3000  wohl  eher  zu  niedrig  als  zu  hoch  an.  Die  Kä- 
fer, welche  nächst  den  Schmetterlingen  am  besten  bekannt  sind,  lassen 
sich  mit  ziemlicher  Genauigkeit  auf  6000  bestimmen.  Die  Zahl  der 
Dipteren  übertrifft  nach  den  mir  von  Prof.  Loew ,  der  competentesten 
Autorität  in  diesem  Gebiete  ,  gemachten  Mitteilungen  die  der  Käfer 
nicht  unerheblich,  und  würde  mit  7000  in  keinem  Falle  zu  hoch  ange- 
geben sein.  Nehmen  wir  die  Gesammtsumme  der  übrigen  Ordnungen 
zu  3000  an  ,  so  erhalten  wir  mit  den  (meiner  Meinung  nach  noch  zu 
niedrig  geschätzten)  5000  Ichneumonen  24,000  Insecten  für  Deutsch- 
land. Für  Europa  würden  sich  demnach  unter  Zugrundelegung  der  von 
R.  selbst  benutzten  Verhältnisszahlen  etwa  48—50,000,  für  die  ganze 
Erde  ungefäht  1%  Millionen  Insecten-Arten  als  Minimum   ergeben. 

Joly  hat  der  Pariser  Academie  eine  neue  Abhandlung 
vorgelegt,  welche,  wie  eine  frühere  desselben  Verf.,  den 
Zweck  hat,  die  Behauptung  Blanchard's,  dass  bei  den  Insec- 
ten eine  peritracheale  Blutcirculation  stattfinde,  zu  widerlegen. 
(Rev.  et  Mag.  d.  Zool.  S.  378.) 

Blanchard  hatte  die  Beobachtungen  von  Bassi  und  Alessandrini, 
welche  eine  Färbung  der  Tracheen  bei  Seidenraupen  wahrgenommen 
hatten,  nachdem  dem  Fulter  derselben  Farbestoffe  beigemengt  worden 
waren,  als  einen  Beweis  für  die  Richtigkeit  seiner  Behauptung  ange- 
führt (s.  Jahresber.  f.  1850  S.  4.).  Joly  hat  nun  diese  Versuche  wie- 
derholt, hat  aber  dabei  ganz  andere  Resultate  erhalten,  als  die  genann- 
ten italiänischen  Naturforscher.  Eine  Färbung  der  Tracheen  hat  er  nicht 


144    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

beobachtet;  die  Raupen  lieferten  allerdings,  wenn  die  Maulbeerblätter  mit 
Färberröthe  oder  Indigo  bestreut  wurden,  rothe  oder  blaue  Coccons; 
es  ist  diese  Färbung  aber  nicht  die  Folge  eines  physiologischen  Pro- 
zesses, sondern  wird  einfach  durch  die  Heibung  der  mit  Partikeln  der 
Farbestoffe  beladenen  Raupen  gegen  die  Seide  des  Gespinnsles  hervor- 
gebracht. Man  braucht  die  in  der  angegebenen  Weise  gefütterten  Rau- 
pen nur  sorgfältig  mit  einem  Pinsel  abzuwaschen,  um  weisse  Coccons 
zu  erhalten,  während  die  mit  Färberröthe  ernährten  Raupen  blaue  Coc- 
cons liefern,  sobald  man  sie  mit  Indigo  pudert.  Die  Annahme,  dass 
die  Fütterung  mit  Indigo  einen  Einfluss  auf  das  Sccret  der  Spinndrüsen 
habe,  wird  hiedurch  vollständig  ausgeschlossen. 

Von  Newport  ist  eine  mit  Abbildungen  begleitete  Ab- 
handlung „The  anatomy  and  development  of  certain  Chalci- 
didae  and  Ichneumonidae ;  with  description  of  a  new  genus 
and  species  of  bee-parasitesa  in  den  Trans,  of  the  Linn.  Soc. 
vol.  XXI.  P.  I.  erschienen.  Den  grössten  Theil  derselben 
nimmt  die  genaue  Beschreibung  der  beiden  Bienenparasiten 
Anthophorabia  retusa  und  Monodontomerus  nitidus  und  die 
Schilderung  ihrer  Naturgeschichte  ein,  in  der  Einleitung  sind 
aber  auch  einige  Thatsachen  von  allgemeinem  Interesse  mit- 
getheilt. 

Aus  den  Beobachtungen  des  Verf.  gehl  hervor,  das3  auch  die 
fusslosen  parasitischen  Hymenopterenlarven  sich  häuten.  Die  abge- 
streiften Häute  sind  äusserst  zart  und  daher  bisher  übersehen  worden, 
N.  hat  sie  aber  deutlich  und  wiederholt  bei  dem  in  Mamestra  pisi  schma- 
rotzenden Paniscus  virgalus  wahrgenommen.  —  Die  Angabe  ,  dass  der 
Nahrungskanal  jener  Larven  einen  weiten  ,  hinten  geschlossenen  Sack 
bildet,  von  welchem  ein  undurchbohrtes  Intestinum  abgeht ,  und  dass 
erst  kurz  vor  dem  Uebergang  in  den  Puppenzustand  jener  Sack  sich 
verlängert  und  an  seinem  blinden  Ende  eine  Oeffnung  erhält,  ist  nicht, 
wie  der  Verf.  wähnt,  neu,  sondern  schon  von  Grube  bei  Gelegenheit 
seiner  in  Müller's  Archiv  veröffentlichten  Tntersuchungen  über  den 
Darmkanal  der  Wespen  und  Bienen  mitgetheilt  worden  (S.  Jahresb.  f. 
1849.  S.  72.). 

De  Filippi  hat  seine  bereits  im  vorigen  Jahresbe- 
richte erwähnten  Beobachtungen  über  die  Entwicklung  eines 
parasitischen  Pteromalin  in  den  Eiern  von  Rhynchites  betu- 
leli  auch  in  den  Nuovi  Annali  delle  Scienze  Naturali  di  Bo- 
logna fasc.  di  Genn.  et  Febr.  veröffentlicht  und  durch  Ab- 
bildungen erläutert.  Der  Hauptsache  nach  sind  dieselben  auch 
in  den  Annais  of  natur.  hist.  IX.  S.  461.  mitgetheilt. 


während  des  Jahres   1852.  145 

Der  vom  Verf.  beobachtet  Pteromalin  lässl  sich  jetzt  aus  der 
Abbildung  als  eine  Art  der  Gattung  Ophioneurxis  Ratz.,  welche  durch 
die  schlangcnförmigc  Krümmung  des  Flügclnerven  so  ausgezeichnet  ist, 
bestimmen,  und  ist  vielleicht  von  dem  aus  Larven  des  Allelabus  enr- 
culionoides  erzogenen  0.  simplex  Batz.  nicht  einmal  speeifisch  ver- 
schieden. Die  Entwickelung  der  eigentlichen  Larve  in  einer  Blase  er- 
innert an  die  Beobachtung  von  Katzeburg,  dass  die  Larve  von 
Auomalon  in  einem  (nach  ß.  in  dem  dritten)  Stadium  ihrer  Ausbil- 
dung in  einem  häutigen  structurloscn  Sacke  encystirt  ist;  und  es  drängt 
sich  jetzt  die  Frage  auf,  ob  eine  Entwickelung  durch  zwei  verschie- 
dene Larvenformen  nicht  ein  allgemeines  Gesetz  für  die  Ichneumoni- 
den  ist.  Das  Vorkommen  sehr  abnorm  gestalteter  Eier  bei  manchen 
IHeromalinen  hat  U  atze  bürg  (d.  Ichneumonen  der  Forslinseclen  3. 
Theil,  Vorrede  §.  XL;  auf  die  Vcrmuthuug  geführt,  das3  F.  die  Eischale 
des  öphioneurus  als  erste  Larvenform  angesehen  haben  könne,  dage- 
gen spricht  aber  die  bestimmte,  auf  sehr  zahlreiche  Beobachtungen  ge- 
stützte Angabe  F. 's,  dass  jene  Form  einen  gegliederten  Schwanz  be- 
sitzt („portione  caudale  e  segmenlata")  und  denselben  mit  grosser  Leb- 
haftigkeit hin  und  her  bewegt. 

Eine  besondere  Beachtuno;  verdient  die  Angabe  des  aus- 
gezeichneten Entomologen  F.  Stein  („Beiträge  zur  Forstin- 
sectenluindc«  Tharand.  Jahrbuch.  VIII.  N.  F.  I.  S.  231.),  dass 
Speichelgefässe  sich  durchaus  nicht  bei  allen  Käfern,  sondern 
nur  in  denjenigen  Familien  finden,  welche  ausschliesslich  oder 
vorwiegend  von  vegetabilischer  Kost  leben. 

Bei  den  entschiedenen  Fleischfressern ,  z.  B.  den  Lauf-  und 
Wassei käfern,  bei  den  von  Aas  lebenden  Silphcn  ,  llisleren  und  gros- 
sem Staphylincn  konnte  St.  auch  bei  der  sorgfältigsten  mikroskopi- 
schen Untersuchung  keine  Spur  von  Speicheigefassen  entdecken. 
Dagegen  linden  sie  sich  constant  bei  den  Rüsselkäfern,  bei  allen  Bor- 
kenkäfern, Bockkäfern  und  sehr  allgemein  bei  den  Chi ysomelinen.  Es 
ist  wohl  ohne  Zweifel  die  Annahme  gerechtfertigt,  dass  das  Sccret 
dieser  Organe  in  vielen  Fällen  auf  die  Pflanzen-  und  Ilolzlheile,  wel- 
che von  ihm  infieirt  werden,  eine  ätzende  Wirkung  hat,  und  z.  B.  die 
chemische  Veränderung  verursacht,  welche  der  Frass  der  Borkenkäfer 
und  ihrer  Larven  auf  die  nächste  Umgebung  ausübt.  Aus  dieser  ver- 
derbenden Einwirkung  des  Speichels  ist  es  wohl  auch  zu  ei  klären,  dass 
oftmals  nur  unbedeutende  Wunden,  wie  sie  z.  B.  der  Stich  des  llylo- 
bius  pini  hervorbringt,  das  Absterben  der  ganzen  jungen  Pflanze  zur 
Folge  haben,  und  dass  die  grössten  und  kräftigsten  Fichten  den  Ver- 
wundungen der  winzigen   Borkenkäferbrut    erliegen. 

Eine  vortreffliche ,  mit  zwei  schönen  Tafeln  ausgestat- 

Arcluv  f.  Natur-csch.  XIX.  J.ihrg    2.  Bd.  J{ 


146     Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

lele  Abhandlung  über  die  Entwicklung  und  die  innere  Ana- 
tomie von  Osmylns  haben  wir  von  Hagen  im  7.  Bande  der 
Linnaea  entomoi.  erhalten. 

Die  Arbeit  ist  uicht  wohl  zu  einem  kurzen  Auszuge  geeignet, 
überdem  ohnehin  in  den  Händen  der  meisten  Entomologen.  Ich  be- 
gnüge mich  daher  hier,  einige  Einzelnheiten  hervorzuheben.  Von  be- 
sonderer Wichtigkeit  scheint  mir  die  Beobachtung  zu  sein,  dass  der 
Embryo  schon  beim  Ausschlüpfen  aus  dem  Ei  einer  ersten  Häutung 
unterliegt,  indem  damit  ein  für  alle  lnseclen  gültiges  Gesetz  gefunden 
sein  dürfte.  Diese  abgelegte  erste  Haut  ist  bei  üsrnylus  aussen  mit 
einer  sägeartig  eingeschnittenen  Hornplntte  versehen,  welche  dem  Em- 
bryo dazu  dient,  die  Eihäute  aufzusagen.  Was  die  anatomische»  De- 
tails betrifft,  so  ist  besonders  die  Darstellung  des  Darmkanals  und  der 
Geschlechlswerkzeuge  erschöpfend,  indem  es  dem  Verf.  gelungen  ist, 
die  Bildung  des  Saugmagens  und  die  fortschreitende  Enlwickelung  der 
Hoden  genau  zu  beobachten.  Die  Beschreibung  der  Larve,  der  Nymphe 
und  des  vollkommenen  Insecles  fördert  vorzugsweise  unsere  speciali- 
stischen  Kenntnisse,  von  allgemeinem  Interesse  ist  aber  noch  die  Thal- 
sache, dass  die  langen  spitzen  Kiefer  der  Larve  beim  liebergange  in 
den  Fuppenzusland  abgebrochen  werden.  Bei  Alyrmeleon  findet  ,  dem 
Verf.  zufolge,  ein  solcher  Vorgang  nicht  statt,  die  Kiefer  bleiben  hier 
unverletzt  an  der  Larvenhaul  sitzen. 

Einen  wcrlhvollen  Beitrag  zur  Kennlniss  der  feineren 
Analomie  der  Dipteren -Larven  liefern  die  von  Leydig  an 
der  Larve  der  Corethra  plumicomis  angestellten  Beobachtungen, 
welche  im  dritten  Bande  von  Siebold's  und  Kölliker's  Zeit- 
schrift für  wissenschaftliche  Zoologie  mitgelheilt  sind. 

Wichtig  sind  die  Ermittlungen  des  Verf.  über  den  feineren  Bau 
der  Nerven,  über  die  Verzwcigungsarl  peripherischer  Nerven  und  über 
ihr  terminales  Verhältnis*,  welches  durch  die  Einlagerung  von  Gan- 
glienkugcln  dem  der  Phyllopoden  und  von  Carinaria,  wie  es  Leydig 
bekannt  gemacht  hat,  gleicht,  und  auch  in  anderen  Thiergruppen  in 
analoger  Weise  vorkommt.  Durch  die  Beobachtungen  des  Verf.  wird 
gleichzeitig  die  Bedeutung  der  Haulborsten  als  Taslorgane  nachgewie- 
sen. —  Die  Mittheilungen  über  den  Bau  des  Herzens  berichtigen  in 
einigen  Tunkten  die  früheren  Angaben  von  R.Wagner,  und  cnihalltn 
die  interessante  Thatsache,  dass  in  der  hintersten  Herzkammer  Klappen, 
jede  aus  einer  grossen  Zelle  gebildet,  vorhanden  sind,  welche  ein  Sei- 
tenstück zu  der  von  Leo  im  Rückengefäss  von  l'iscicola  und  den  von 
Kr.  Müller  bei  Clepsinc  entdeckten  Klappen  bilden;  den  übrigen 
Herzkammern  fehlen  sie. 

L.  Dufour  hat   unter    dem  Titel  „Etudcs  analomiques 


während  des  Jahres   1852.  147 

et  physiologiques  et  Observation  sur  les  iarves  des  Libcllu- 
les"  in  den  Annal.  d.  scienc.  natur.  t.  XVII.  p.  (35— 1 10.  eine 
mit  drei  Kupfer -Tafeln  begleitete  Abhandlung  veröffentlicht, 
welche  theils  die  Beschreibungen  der  dem  Verf.  bekannt 
gewordenen  Libellcnlarven,  theils  eine  genaue  Schilderung  ih- 
rer innern  Organisation,  namenllich  ihres  Respirationssystems, 
enthält.  Hagen  hat  diese  Arbeit  in  der  Entomol.  Zeit.  1853. 
S.  98.  ff.  übersetzt,  kritisch  geprüft  und  besonders  in  litera- 
rischer Beziehung  vervollständigt.  Während  ich  die  in  bei- 
den  Aufsätzen  mitgeteilten  anatomischen  Thatsachen  hier  zur 
Sprache  bringe ,  verweise  ich  hinsichtlich  der  morphologi- 
schen Angaben   auf  i\en    speciellen  Theil  dieses  Berichtes. 

Das  Nervensystem  der  Libellen  -  Larven    besieht ,    nach  D. ,    ans 
dem  Gehirn   und   10  Ganglien  von  gewöhnlicher  Form  und  Lage  (3  im 
Thorax,   7   im  Abdomen)  ;   die  nervi  optici  bilden  eine  grosse  kegelför- 
mig erweiterte  Pulpe.  —  Der  Respiralionsapparat    wird  ausschliesslich 
von   Röhren-Tracheen  gebildet,  deren  es  jederseils  drei  grosse  Stämme 
(oben,  aussen  und  unten)  giebt,  alle   drei  anastomesiren    und   umgeben 
das   Rectum   mit  einem  ungemein  dichten  Netzwerk.    Von  Stigmen   fand 
D.  nur  ein  Paar  zwischen  Pro-  und  Mesothorax    in  einer  lippenförmig 
schliessbaren  Spalte.      Die  Angabe    von   Reaumur    und    Andern,  dass 
eine  grössere  Anzahl  von  Luftlöchern,  namentlich  auch  Abdominalstig- 
men,  vorhanden  seien,  wird  für  unrichtig  eiklärt.      Die  Kiemen  liegen 
im   Rectum,  und  zwar  bilden  je    zwei  Reihen    dachziegelartig  auf  ein- 
ander gestapelter  Platten  sechs  Säulen,   welche    nach  den  Enden  con- 
vergiren    und    eine    Art  Klappe    bilden.      Jene  Platten    sind    ein  feines 
Kanevas  der  Tracheenenden,  äusserlich  von  der  Schleimhaut  des  Darm- 
kanals  umhüllt.      Je    nach    den   Arten    schwankt  die    Zahl    der  Platten 
zwischen  20  und   100,    auch    die  Form  derselben  variirt,  mitunter  er- 
scheinen sie  gefranzt.      Bei  Agrion   verbreiten    sich  einfach   zahlreiche 
Tracheenäste    zwischen  den    Schwanzkiemen.      Die  hier  von  D.  ange- 
schlossene Erörterung    über  den  Process  der  Respiration  fördert,  trotz 
ihrer  Ausführlichkeit,    nicht    wesentlich    die  Lösung    der  interessanten 
Frage.  —   In  der   Schilderung   des   Circulalionsapparates  wiederholt  D. 
seine   bekannte,  vielfach  widerlegte  Ansicht  über  das  Rückcngefäss.  — 
Mit  besonderer  Genauigkeit  ist   der  Verdauungsapparat  geschildert,  die 
Fresswerkzeuge    mit   der  bekannten,  je  nach  den   Arten    verschiedenen 
Maske,  der  kurze  gerade  Nahrungskanal  ,  dessen   zu  einem    Kröpfe  er- 
weiterter Oesophagus    sich    in    den  eiförmigen  ,    innen   von  vier  llorn- 
stücken  gestützten  Vormagen  mündet.     Die  Malpighi'schen  Gelasse  bes. 
stehen  in  einem   Wirtel  von  mehr  als  hundert  kurzen   einfachen  Röhr- 
chen. —  Der  Fcttkörper  ist  reichlich,  besonders  zu    beiden  Seiten  des 


148    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

Rückcngefässes.  —  (lagen  gieht  in  Betreu'  der  anatomischen  Details 
folgende  Berichtigungen.  Beim  INcrvrnsysIcin  ist  das  Ganglion  infra- 
oesophageum  von  D.  übersehen  und  der  Ursprung  des  Bauchmarks 
falsch  angegeheu  worden;  auch  die  Deutung  der  Fühlernerven  erklärt 
II.  für  unrichtig.  Das  Eingeweidenervensystem  ist  ganz  übergangen. 
Bei  den  Athmungsorgancn  sind  gegen  D.  Reaumur's  Angaben  bestätigt 
und  9  Paar  Stigmen  (2  am  Thorax,  7  am  llinterleihe)  angegeben.  In 
Bezug  auf  die  Respiration  und  die  Organe  derselben  ist  ferner  die 
Literatur  vollständig  angeführt  und  nachgewiesen  ,  dass  die  so  compli- 
cirle  Einrichtung  der  Darmkiemen  nur  dazu  dient,  um  in  einem  mög- 
lichst kleinen  Räume  eine  grosse  Oberfläche  zum  Gaswechsel  darzu- 
bieten. Das  von  D.  neben  dem  Rückengefäss  beobachtete  Fettnetz 
wird  als  Vorbildung  des  Ovariums  betrachtet. 

Lacaze-Duthiers,  dessen  Arbeit  über  den  Lege- 
apparat der  Hymenopteren -Weibchen  im  Jahresberichte  für 
1850  besprochen  wurde,  hat  im  17.  Bande  der  Ann  d.  scienc. 
nat.  die  analogen  Theile  der  Orthopteren  -Weibchen  d.  h. 
also  die  «äusseren  hornigen  ,  zum  weiblichen  Geschlechlsap- 
parate  gehörigen  Partien  behandelt  („Kccherchessur  l'armure 
genitale  femelle  des  Insecles  Orlhoptcres  S.  207 — 251.  pl.  X 
— XII.). 

Die  Benennung  der  einzelnen  Theile  wird  der  von  M  i  1  n  e  E  d  w  a  r  d  s 
für  die  Crustacea  decapoda  vorgeschlagenen  Orismologic  angepasst 
(vergl.  dessen  Abhandig.  in  den  Ann.  d.  sc.  nat.    t.  XVI    1851.   p  222 

291.).     Ein   Segment  (Zoonite)  des  Gliedcrlhieikörpers  besteht  aus  G 

Elementen  und  tiägt  4  oder  2  Anhänge.  Am  Thorax  heissen  die  un- 
paaren  mittleren  Stücke  der  einzelnen  Segmente  bekanntlich  Tergum 
(sive  Kotum)  und  Sternum ,  die  seitlichen  symmetrischen  Epimera  und 
Epistei na,  die  Ober-  und  Untcrflügel  sind  die  Anhänge.  —  Die  Zoonite 
des  Hinterleibes  werden  nun  analoger  Weise  als  Urile,  die  einzelnen 
proto  -  deuto-  { !  doch  wohl  deutero!),  ....  endeeato  (bendecato)  . 
....  Urile,  von  vorn  an  gezählt,  bezeichnet.  Ihre  Theile  heissen 
Sternile  und  Notitc  (s.  Tergite),  Epimcritc  ,  Episternite,  ihre  Anhänge 
Tergo- Rhabdite,  Storno  -  Rhabdite  (von  nnßJbg  die  Ruthe).  Es  giebt 
demnach  Proto  -  Deutero- Ilendecalo-Sternile,  Tergite,  Rhabdite. — Mit 
Sclerodermit  wird  jedes  harte  Stück  des  Körpers,  abgesehen  von  dessen 
Lage  u.  s.  w.   bezeichnet. 

Der  Verf.  vergleicht  nun  zuerst  beispielsweise  den  Legeapparat 
der  Locustinen  mit  dem  der  Hymenopteren,  er  findet  in  der  Anzahl  und 
Anordnung  der  einzelnen  Theile  die  grösste  Analogie  und  belegt  die- 
selben mit  den  ihnen  nach  dem  obigen  Prinzipe  zukommenden  Namen. 
Rezüglich  der  Art  der  Verbindung  der  einzelnen  Theile  unter  einander 


während  des  Jahres  1852.  149 

unterscheidet  er  die  durch  Weichtheile  ,  Membranen,  Muskeln  u  s.w., 
(wie  dies  an  der  Basis  der  Legescheide  der  Fall  ist)  als  „arliculation," 
die  dagegen  im  weiteren  Verlaufe  derselben  (ohne  Weichtheile,  gleich- 
sam ein  Ineinandergreifen  durch  Falze),  als  „assemblage."  Die  soge- 
nannte Lainina  subanalis  der  Entomologen  ist  der  Sternit  des  Ogdo  - 
Uril ;  die  Legescheide  wird  von  dem  Ennato-Urite  (11.  Abdominal- 
Segmente)  gebildet;  der  Oviduel  öffnet,  sich  an  der  Oberseite  des 
Ogdo -Sternile,  oder  der  sogen,  lamina  subanalis.  Der  letztere  Name 
ist  daher  unpassend  und  mit  Lamina  subgenitalis  zu  vertauschen  *). 
Der  After  mündet  nämlich  über  der  Legescheide,  umgeben  von  der 
Rückenlamelle  des  10.  und  11.  fragmentär  entwickelten  Abdominal- 
Segments,  derOviduct  dagegen  zwischen  dem  Ogdo  -  Urile  und  Ennato- 
Urite. 

Der  Verf.  geht  nun  die  übrigen  Familien  der  Orthopteren  ein- 
zeln durch  und  vergleicht  die  einzelnen  Bestandteile  des  Legeappa- 
rates mit  denen  der  Locustinen.  Im  Allgemeinen  stimmen  die  betref- 
fenden Theile  der  Mantis-  Arten  mit  denen  der  Locustinen  der  Sache 
nach  überein,  differiren  dagegen  durch  ihre  Krümmung,  Länge,  partielle 
Erhärtung.  Die  Phasmiden  (zu  denen  der  Verf.  seltsamerweise  Em- 
pusa  zählt),  zeichnen  sich  durch  eine  grosse  den  Legeapparat  verstek- 
kende  Lamina  subgenitalis  aus,  welche  in  ihrer  Concavität  ein  Ei  auf- 
nehmen kann.  Bei  den  Blattinen  (Periplaneta  und  Blabera)  lassen 
sich  die  Analogien  ebenfalls  ziemlich  leicht  herausfinden ,  nur  ergeben 
sieh  Modificationen  durch  allerlei  Verschmelzungen  in  der  Form,  so 
wie  durch  die  Lage.  —  Der  Legeapparat  der  Acridier  (der  in  al- 
len Gattungen  ganz  auf  gleiche  Weise  zusammengesetzt  ist),  lässt  sich 
schwerer  mit  dem  der  andern  Familien  vergleichen.  Er  ist  zwar  viel 
weniger  complicirt,  die  Deutung  seiner  einzelnen  Elemente  aber  nicht 
leicht,  da  das  eine  oder  das  andere  derselben  tiefer  im  Abdomen  liegt 
u.  s.  w.  —  Die  Gryllodeen  haben  scheinbar  die  meiste  Aehnlieh- 
keit  im  Legeapparal  mit  den  Locustinen  ,  allein  derselbe  ist,  genauer 
untersucht,  unvollkommner  ausgebildet  als  bei  allen  vorigen.  Die  äch- 
ten Gryllodeen  haben  übrigen  noch  einen  Legeapparat,  Gryllotalpa  da- 
gegen entbehrt  desselben  gänzlich ;  statt  der  vielen  Einzeltheile,  in 
welche  die  letzten  Hinterleibsringe  bei  den  vorigen  Familien  zerfallen, 
bestehen  diese  bei  Gryllotalpa  bloss  aus  dem  Tcrgite  und  Slcrnite.  — 
Bei  den  Forficulinen  endlich  findet  sieh  nicht  bloss  keinerlei  Le- 
geapparat, sondern  die  Mündungen  der  Genitalien  und  des  Afters  sind 
einander  (durch  Verkümmerung  des  sie  bei  Gryllotalpa  noch  trennen- 
den Sternites)  ganz  nahe  gerückt. 


*)  Diese  Bezeichnung  ist  auch  von  L.  H.  Fischer  in  seinem 
ausgezeichneten  1853  eischienencn  Weikc  „Oithoptera  europaca"  ad- 
opliit. 


150     Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

Der  Verf.  betrachtet  nun  weiter  den  Hinterleib  in  seinen 
übrigen  Theilen  und  giebt  z.  ß.  den  interessanten  Nachweis,  dass 
der  Oviduct  nicht  bei  allen  Familien  an  gleicher  Stelle  mündet, 
sondern  bei  den  Locuslinen  und  Gryllodeen  zwischen  dem  9ten  und 
Steii,  bei  den  Mantiden  und  Blattinen  zwischen  dem  8ten  und  7len 
Segmente.  YVerthvoll  sind  ferner  die  Betrachlungen  über  den  Hinter- 
leileib  der  Foificulinen.  Die  zwischen  der  Zangenbasis  liegende  vier- 
seitige Lamelle  (die  lamina  analis  mancher  Entomologen)  ist  als  der 
Tergit  des  neunten  Ringes  anzusehen ;  der  After  ist  auf  die  Bauchseite 
gerückt,  die  Zangenschenkel  entsprechen  (wie  dies  schon  Burmei- 
ster  vermulhete)  den  „Cerci"  der  übrigen  Orthopteren  ;  der  8.  und  9. 
JJinteileibsring  ist  verkümmert,  auf  ihre  Kosten  ist  dagegen  der  lüte 
(mit  den  Zangen)  ungewöhnlich  stark  entwickelt. 

Als  Besinne  ergiebt  sich,  dass  der  Hinterleib  der  Orthopteren  aus 
elf  mehr  oder  weniger  vollständig  entwickelten  Bingen  besteht,  deren 
hinterste  bei  den  veischicdenen  Familien  gewissen  JModificationcn  un- 
erworfen  sind. 

Der  Verf.  erörtert  hierauf  die  Wirkung  der  einzelnen  Theilc  des 
Legeapparals  beim  Eierlegen.  Ohne  Zweifel  gleiten  die  Eier  zwischen 
den  Klappen  des  Legeapparals  an  den  Ort  ihrer  Bestimmung,  was  durch 
die  nach  der  Längsrichtung  stattfindenden  schnellen  und  wenig  ausge- 
dehnten Bewegungen  der  Theile  des  Apparates  befördert  wird;  in  wie 
weit  und  nach  welchen  Bichtungen  diese  letzteren  eine  Beweglichkeit 
besitzen  ,  lässt  sich  an  lebenden  Exemplaren  ermitteln  und  es  liegen 
in  den  theoretischen  Betrachtungen  des  Verf.  über  die  Legeapparate 
der  Orthopteren  Anregungen  genug  zu  künftigen  biologischen  Beob- 
achtungen. —  Bei  den  Blattinen,  Mantiden  und  Fhasmiden 
vermag  der  Legeapparat  nicht  in  einen  anderen  Körper  einzudringen, 
sondern  dient  vielmehr  zur  Herausleitung  der  Eier,  zur  leichteren  Be- 
fruchtung derselben  und  zur  Anordnung  der  merkwürdigen,  diesen  Fa- 
milien zukommenden  Eierhaufen.  —  Bei  den  Fh asm  öden  fand  der 
Yerf.  oll  noch  Eier  zwischen  den  Sterno-Bhabditen  und  den  Episterni- 
ten  stecken  ;  da  nun  zwischen  diesen  Theilen  des  Legeapparates  ge- 
rade die  Bursa  copulalrix  und  die  glandulae  sebaceae  sich  münden,  so 
wird  auch  die  Begünstigung  des  ßefruchtungs  -  und  Einhüllungsvor- 
ganges der  Eier  durch  ein  längeres  Verweilen  derselben  an  jenen  Stel- 
len begreiflich.  —  Bei  Gryllotalpa  und  Forficula  scheinen  die  Eier  ge- 
radezu aus  dem  Hinterleibe  herauszufallen,  und  der  Verf.  halt  es  nicht 
für  unmöglich,  dass  die  letzteren  sich  ihrer  Zangen  während  des  Eier- 
legens dazu  bedienen,  den  Hinterleib  zu  stützen. 

Schliesslich  giebt  der  Verf.  einen  Ueberbliek  dessen,  was  von  frü- 
heren Schriftstellern  auf  diesem  Gebiete  geleistet  worden,  und  weist  be- 
sonders darauf  hin,  dass  er  im  Gegensatz  zu  antlern  nicht  bloss  den  frei- 
YOislehGiiden  Legeapparat,  sondern   auch   dessen  Verbindungen  an  de 


während  des  Jahres   1852.  1^1 

Basis  mit  dem  ttinterleibe  und  die  einzelnen  Elemente  des'  letztem  selbst 
genauer  ins  Auge  gefasst  habe,  üass  die  Resultate  seiner  Beobach- 
tungen mit  den  Angaben  von  Burmeistcr  fast  gar  nicht ,  mit  denen 
von  Westvvood  und  L.  Dufour  nur  zum  geringsten  Theile  übereinstim- 
men, erklärt  er  sich  daraus,  dass  er  viel  speciellere  Untersuchungen 
über  die  in  Frage  stehenden  Theile  anstellte  und  dadurch  eher  den 
richtigen  Standpunkt  für  die  vergleichend  morphologische  Beurtheilung 
dieser  Partien  gewinnen  konnte.  —  Die  beigegebenen  Tafeln  enthal- 
inslructive  nach  der  Natur  gezeichnete,  zum  Theil  auch  schematische 
Darstellungen  der  fraglichen  Partien. 

Nachdem  ich  die  vorhergehende  Abhandlung  so  ausführ- 
lich analysirt  habe,  kann  ich  um  so  kürzer  über  eine  zweite 
desselben  Verfassers  berichten ,  welche  dem  äusseren  weib- 
lichen Geschlechtsapparatc  der  Hemipteren  gewidmet  und  in 
den  Annal.  d.  scienc.  nalur.  t.  XVI11.  n.  ö.  S.  337— 390.  er- 
schienen ist.  „Recherches  sur  Tarmure  genilale  femelle  des 
Insectes  hemipteres*  par  M.  le  Dr.  Lac  aze  -Du  thi  ers. 
Der  Verf.  hat  nämlich  auch  hier  das  Prinzip  durchgeführt, 
dass  überall,  wo  ein  Legebohrer,  eine  Legeröhre  oder  ein 
Slachcl  bei  den  Hemipteren  sich  entwickelt,  dies  nicht  durch 
das  Auftreten  neuer  Gebilde  und  Anhänge ,  sondern  an  der- 
selben Stelle  und  durch  Modificationen  der  primitiven  Ele- 
mente eines  Zooniten  des  Hornskelettes  geschieht.  Die  For- 
men, welche  der  Apparat  in  dieser  Ordnung  annimmt,  sind 
so  mannigfaltig,  dass  ich,  um  nicht  die  diesem  Berichte  ge- 
steckten Grenzen  zu  überschreiten ,  bezüglich  der  näheren 
Details  auf  die  Abhandlung  selbst  verweisen  muss. 

Der  Verf.  hat  (zu  seinem  Zwecke  von  der  systematischen  Reihenfolge 
absehend)  folgende  Formen  speciell  untersucht  und  die  einzelnen  Bestand- 
teile des  Legeapparates  erörtert:  1.  als  den  primären  Hauptlypus:  die 
Legeröhre  der  Singcicaden;  2.  als  seeundäre  Typen:  die  Phytocoren,  FuU 
goren,  Banatra,  IVepa,  Naucoris,  Ploa  minutissima,  Notonecta  glauca,  Ger- 
ris  pallidum,  Cimex  lenticularis,  die  Pentatomen,  (bei  den  letztein  umgeben 
die  Elemente  des  Zooniten,  ohne  Modiücalionen  einzugehen,  als  schützende 
Klappen  die  Vulva).  Wenn  der  Apparat  sehr  verkümmert  ist,  lassen 
sich  zwar  die  Elemente  des  primitiven  Zooniten  noch  ei  kennen,  Verv 
gleichungen  werden  aber  dann  unausführbar.  —  Auf  die  Zusammen- 
setzung des  Hinterleibes  der  Hemipteren  eingehend  ,  glaubt  der  Verf. 
auch  hier,  wie  bei  den  Orthopteren,  die  Zahl  Elf  als  die  normale  der 
Urilen  (Zooniten  des  Hinterleibes)  nachweisen  zu  können.  In  den 
Fallen,  wo  sämmlliche  elf  entwickelt  sind,  sind  Anus  und  Vulva  durch 


152      Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

drei  Urilen  getrennt  ;  da  wo  nur  eine  geringere  Zahl  sichtbar  ist,  sind 
die  dem  Thorax  zunächst  gelegenen  Ringe  eingegangen.  Ein  jeder 
IJrit  besieht  auch  hier  aus  sechs  Elementen  (dem  Sternit,  Tcrgit,  zwei 
Epimerilen  und  zwei  Episterniten).  —  Der  Verf.  kommt  hierauf  noch- 
mals auf  den  Legeapparat  der  llemipteren  im  Allgemeinen  zurück  und 
giebt  als  Rcsume  seiner  Untersuchungen,  dass  sich  die  verschiedenen 
Formen  desselben  um  vier  Typen  gruppiren  lassen.  »Diese  Gruppen 
werden  gebildet:  I.  von  den  Cicaden  und  Phytocorcn ;  2.  von  den 
Fulgoren  ,  Naucoris  ,  Ploa  und  Notonecla  ;  3.  von  Ranatra,  Ncpa  und 
Gen is  ;  4.  von  den  Pentalomen  und  der  Bettwanze.  Es  geht  schon 
aus  dieser  Zusammenstellung  genügend  hervor,  dass  die  Formvei seine- 
(Jenheilen  der  äussern  weiblichen  Geschlechlstheile  für  die  Klassifikation 
der  llemipteren  nicht  benutzt  werden  können;  wohl  aber  geben  sie 
gute  speeifische  Unterschiede  ab.  In  einem  weiteren  Abschnitte  der 
Abhandlung  (S.  3G8— 382.)  behandelt  der  Verf.  sehr  ausführlich  die 
physiologischen  Functionen  des  Apparates  beim  Acte  des  Eierlegens. 
Den  Schluss  bildet  auch  hier  wieder  ein  historischer  Rückbliek  auf  die 
früheren  Arbeiten  über  diesen  Gegenstand.  —  In  einem  Anhange  sind 
endlich  noch  die  Respirationsröhren  von  Kepa  und  Kunalia  besprochen, 
welche  als  Tergorhabditen  des  Progenital  -  Uriten  gedeutet  werden.  — 
Auch  diese  Abhandlung  des  Verf.  ist  durch  drei  Talcln  mit  Abbildun- 
gen erläutert. 

Laboulbene  hat  einige  Beobachtungen  über  die  grö- 
bere innere  Anatomie  verschiedener  Insecten  aus  den  Ordnun- 
gen der  Orthopteren,  Coleoptercn,  Hymenopleren,  Lcpidopte- 
ren  und  Dipteren  in  den  Ann.  d.  1.  soc.  entom.  d.  Franc.  S. 
335.  veröffentlicht. 

Die  Mitthcilungcn  des  Verf.  über  Orthopteren  bestehen  in 
einigen  kleinen  Notizen  über  den  Durmkanal  und  seine  Anhänge  bei 
Gryllus  domeslicus  und  Mcconcma  varia,  und  über  die  Scheidenanhänge 
des  Dectieus  rerrucirorvs.  Zu  erwähnen  ist  davon  nur,  dass  bei  A/e- 
conema  varia  die  MalpighPschen  Gcfässe  an  ihrer  Mündung  in  das  un- 
tere Ende  des  Chylusmagens  zwei  seitliche  Quasten  bilden.  —  Von 
Coleopleren  wurde  eine  grössere  Zahl  von  Arten  aus  verschiede- 
nen Familien  untersucht.  Bei  Staphylinus  olens  ist  der  Kauinagen  in- 
nen mit  Haaren  besetzt,  aber  nicht  durch  hornige  Platten  gestützt. 
Auch  der  Kaumagen  des  Elaler  murinus  zeigt  vier  Doppclreihen  ziem- 
lich weit  aus  einander  stellender  Ilaare.  Die  Anubien  haben,  wie  L. 
durch  wiederholte  Untersuchungen  festgestellt  hat  ,  nur  sechs  (nicht, 
wie  man  angegeben  halte,  acht)  Dlalpighi'sche  Gefässe,  und  bilden  da- 
her keine  Ausnahme  von  den  übrigen  Käfern.  Die  Moden  bestehen 
bei  ihnen  aus  etwa  20  Samenschläuchen ,  die  Eierstöcke  aus  20 — 2-i 
Kienöhmi.      In    Hinsicht   auf  Dcrmc^'cs  bestätigt    L.    nur  die  Angaben 


während  des  Jahres  1852.  153 

von  L  DuTour.  Einige  kleine  Mittheilungen  über  die  weiblichen  Ge- 
nitalien von  Chrysomelinen  sind  kaum  zu  erwähnen  ,  da  wir  diese  Or- 
gane bereits  viel  genauer  durch  das  klassische  Werk  von  Stein  ken- 
nen gelernt  haben.  Bei  Ceccinella  7  -punctata  beobachtete  L.  einen 
sehr  kleinen  Kaumagen.  —  Von  Hymenopteren  hat  nur  Ammophila 
sabulosa  zu  der  ßemcikung  Veranlnssung  gegeben,  dass  der  Giftstachel 
derselben  in  seiner  ganzen  Länge  vollkommen  glatt  und  ungezähnt  ist. 
L.  vermuthet,  dass  er  diese  Beschaffenheit  bei  allen  Mord-  und  Grab- 
wespen hat,  indem  er  ihnen  wiederholt  dazu  dienen  muss,  andere  In- 
seclen  durch  das  inoculirte  Gift  zu  tödien  oder  doch  zu  paralysireu. 
Wäre  er  nun  hier,  wie  bei  den  Bienen,  wo  er  eine  Vertheidigungs- 
waffe  ist,  gezähnt,  so  würde  er  vermuthlich  schon  beim  ersten  Stiche 
in  der  Wunde  zurückbleiben.  —  Von  Lepi  dopleren  wurden  nur 
wenige  Arten  untersucht,  nnd  der  Verf.  hat  sich  auf  einige  Angaben 
über  den  Darmkanal  und  die  weiblichen  Geschlechtsorgane  der  Thais 
Polyxena  beschränkt.  Den  Schluss  bildet  eine  ganz  kurze  Notiz  über 
die  Anhänge  an  der  Scheide  der  D  i  p  t  er en  -  Weibchen  ,  welche  nur 
bereits  Bekanntes,  aber  nichts  Falsches  enthält. 

Eine  Abhandlung  von  Gor  harn  „Rcmarks  on  the  Cor- 
nea of  the  eye  in  Insects"  im  Quart.  Journ.  of  Microscop. 
Science  I.  pl.  2.  p.  76.  ist  mir  nicht  zugänglich  gewesen. 

Ein  in  Müller's  Archiv  1852.  S.  483— 492.  mitgetheilter 
„Beilrag  zur  Anatomie  und  Physiologie  des  Auges  der  Krebse 
und  Fliegen«  von  Gott  sehe  ist  mit  einer  Abbildung  beglei- 
tet, welche  die  Zwischenpartien  zwischen  dem  Krystallkörper 
und  der  Retina  des  Fliegenauges  darstellt.  Aus  einem  vom 
Verf.  angestellten  und  von  J.  Müller  wiederholten  Experimente 
geht,  wie  es  scheint,  mit  Sicherheit  hervor,  dass  der  Kry- 
stallkegel  des  einzelnen  Fliegenauges  das  Bild  ebensogut  um- 
kehrt, wie  die  Linse  des  Auges  der  Wirbclthiere.  G.  hat 
diese  überraschende  Thatsaehe  gefunden,  indem  er  zur  Er- 
zeugung von  Bildehen,  welche  er  mit  dem  Mikroskope  be- 
trachtete, nicht  bloss  die  Hornhautfacelten,  wie  es  bisher  ge- 
schehen ist ,  sondern  die  Cornea  mit  allen  Krystallkörpern 
benutzte. 

Von  verschiedenen  Entomologen  sind  wieder  Missbildun- 
gen an  Inseclen  beobachtet  und  in  den  Sitzungsberichten  der 
entomologischen  Gesellschaften  zu  Paris  und  London  zur  Spra- 
che gebracht  worden. 


154    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

Lucas  machte  (Bull.  d.  1.  soc.  ent.  1851.  S.  CXII.)  auf  eine 
Colias  Edusa  aufmerksam,  bei  welcher  die  Flügel  und  andere  Organe 
der  linken  Seile  in  der  Grösse  beträchtlich  hinter  denen  der  rechten 
Seile  zurückgeblieben  sind.  —  Harding  berichlete  (Zoolog.  Oct.  1852) 
über  das  Vorkommen  von  vielen  ,  theils  gezogenen,  theils  gefangenen 
Exemplaren  der  Harpalyce  achatinaria,  denen  entweder  der  eine  oder 
beide  Hintertlügel  fehlten.  Hieran  schliessl  sich  ein  von  Midiere 
milgetheilter  Fall ,  dass  einer  Geomelra  crataegaria  beide  Flügel  der 
linken  Seite    vollständig    fehlen  (Bull.  d.  1.  soc.  ent.  1852.  S.  LXIX.). 

—  West  wo  od  zeigte  in  der  entomologischen  Gesellschaft  in  London 
(Proc.  ent.  soc.  S.  25.)  eine  Bienenkönigin  vor,  deren  eines  Vorderbein 
sehr  verkümmert  wrar,  desgleichen  eine  Drohne,  deren  erstes  Fühler- 
glied linkerseits  in  einem  Knopfe  endigte,  und  deren  rechter  Hinter, 
luss  statt  des    gewöhnlichen  Fortsatzes    eine    kleine  runde  Platte  trug. 

—  Fairmaire  beobachtete  (Bull.  d.  1.  soc.  enlom.  d.  Franc.  1852 
S.  XXX.)  einen  Trichodes  alcearius,  dessen  beide  Flügeldecken  vor  der 
löflelförmig  ausgehöhlten  Spitze  slaik  zusammengeschnürt  sind.  —  Eine 
monströse  Puppe  von  Sphinx  ligustri  mit  deutlich  zweigabliger  Scheide 
der  Rollzunge  wurde  von  Bond  vorgezeigt  (Proc.  ent.  Soc.  1851. 
March).  —  Eine  auffallende  Monstrosität  einer  Seidenraupe  ist  der  Ge- 
genstand einer  Mittheilung  von  Bassi  (Bull.  d.  1.  soc.  ent.  1852.  S. 
VIII.) ;  der  7te  und  öle  Körperiing  berührten  sich  in  diesem  Falle  in 
der  Mittellinie  des  Rückens,  so  dass  das  achte  Segment  nur  an  den 
Seilen  zum  Vorschein  kam,  überdem  .  fehlte  das  dritte  Afterbein  der 
linken  Seite.  Die  Raupe  starb  während  der  Verpuppung.  —  Einen 
vollständigen  Hermaphroditen  der  Anthocharis  Cardamines  mit  einer 
männlichen  linken  und  weiblichen  rechten  Hälfte  hat  Belli  er  de  la 
Chavignerie  Ann.  d.  1.  soc.  ent.  pl.  4.  N.  III.  abbilden  lassen;  es 
ist  ihm  wohl  entgangen  ,  dass  ein  ganz  gleicher  Fall  schon  in  den 
Trans,  of  the  ent.  Soc,  vol.  IV.  pl.  IV.  dargestellt  ist.  Freyer  ling 
eine  Geomelra  dilueidaria  mit  männlichem  llinterleibe  und  weiblichen 
Fühlern  (Ent.  Zeit,  S.  152.). 

Von  grossem  Interesse  ist  die  Entdeckung  von  Stein, 
dass  parasitische  Larven  auch  in  ausgebildeten  Inseclen  vor- 
kommen (S.  Ratzeburg's  Ichneumonen  der  Forslinsecten.  3. 
Th.  Vorrede  S.  VIII.).  Es  liegt  zwar  eine  Reihe  von  Beob- 
achtungen vor,  dass  schmarotzende  Hymenopteren  und  Dipte- 
ren aus  vollkommenen  Inseclen  erzogen  wurden,  und  es  sind 
mehrere  von  Boheman  mitgelheille  Beispiele  der  Art  erst  im 
vorigen  Jahresberichte  (S.  10.)  angeführt  worden;  in  allen 
diesen  Fällen  war  jedoch  die  Enlwickclung  des  Schmarotzers 
mit  der  des  VVohnlhieres  Hand  in  Hand  gegangen.     Da  Slein 


während  des  Jahres  1852.  155 

aber  ganz  junge  Larven  einer  Schlupfwespe  wiederholt  in  aus- 
gebildeten Exemplaren  des  Bylesinus  polygraphus,  und  Zwei- 
flügler-Larven aus  der  Gruppe  der  Tachinen  in  der  Leibes- 
höhle von  Coccinellen  angetroffen  hat,  so  scheint  es  jetzt  er- 
wiesen, dass  die  ganze  Entwickelung  einzelner  Parasiten  in 
das  letzte  Lebensstadium  ihrer  Wohnthiere  fallen  kann.  Auf 
die  von  Stein  beobachtete  Schlupfwespen -Larve  werde  ich 
am  Systematischen  Orte  nochmals  zurückkommen. 

Eine  von  S.  B.  Gorski  verfasste  und  mit  drei  schö- 
nen Kupfertafeln  ausgestaltete  Schrift  „Analecta  ad  entomo- 
graphiam  provinciarum  occidentali-meridionalium  imperii  ros- 
sici.  Fase.  I.«  (Berolini  1852.  214  S.)  enthält:  1.  den  Anfang 
einer  Bearbeitung  der  im  südwestlichen  Russland  einheimischen 
Hemiplera  Heleroptera,  2.  die  Beschreibungen  einiger  neuen 
Gattungen  und  Arten  aus  den  Ordnungen  der  Hemipteren, 
Dipteren  und  Hymenoplercn,  3.  eine  Abhandlung  über  die  Af- 
terraupen ,  welche  von  den  Blättern  des  Kirschbaums  leben 
und  4.  eine  Notiz  über  die  zufälligen  Hörner  einzelner  Bie- 
nen. Ich  werde  in  dem  specicllen  Theile  dieses  Berichtes 
auf  die  verschiedenen  Abhandlungen  zurückzukommen  haben. 

Mulsant  hat  die  von  ihm  in  den  Jahrgängen  1851  und 
52  der  Lyoner  Gesellschaftsschriften  veröffentlichten  Beschrei- 
bungen einzelner  Insecten  gesammelt  und  in  Verbindung  mit 
einer  Lebensbeschreibung  des  französischen  Entomologen  So- 
Jier  in  einer  besonderen  Schrift  unter  dem  Titel  „Opuscules 
entomologiques"  (Lyon  1852)  herausgegeben. 

Seconde  excursion  dans  les  grandes  -Landes.  Lettre 
adressee  ä  M.  Mulsant.  Par  M.  E.  Perris.  Ann.  d.  1.  soc. 
Linn.  de  Lyon  1850—52.  S.  145—216. 

Der  hier  mitgctheilte  Reisehericht  schliesst  sich  an  einen  frühe- 
ren dess.  Verf.  an,  welcher  im  J.  1850  erschienen  ist  und  seiner  Zeit 
besprochen  wurde.  Die  Excursion  wurde  in  der  erslen  Hälfte  des  Juli 
unternommen,  und  lieferte  nicht  allein  eine  reiche  Ausbeute  an  Inse- 
cten, sondern  gab  auch  zu  manchen  interessanten  biologischen  Beobach- 
tungen Gelegenheit.  Die  bemeikenswerlhcren  Arten  sind,  soweit  sie 
nicht  schon  in  dem  früheren  Berichte  verzeichnet  waren,  am  Schlüsse 
in  systematischer  Ordnung  aufgeführt;  bei  vielen  sind  Millheilungen 
über  das  Vorkommen    beigefügt.      6  neue  Cukopteia,  2   Hymenontcra, 


156     Schaum:   Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

39  Diptera  (darunter  eine  neue  Galtung),  welche  vom  Verf.  beschrie- 
ben sind,  werden  weiter  unten  zu  ei  wohnen  sein. 

Heeger  hat  in  den  Sitzungsberichten  der  Wiener  Aca- 
demie  Bd.  9.  S.2Ö3.,  S.  473.,  S.774.  „Beiträge  zur  Naturge- 
schichte der  Insectcn«  milgetheilt,  welche  sich  auf  verschie- 
dene inOestreich  einheimische,  zu  den  Ordnungen  der  Dipte- 
ren, Lepidopteren ,  Coleopteren  und  Thysanopteren  gehörige 
Arten  beziehen,  und  die  verschiedenen  Stände  derselben  durch 
ausführliche  Beschreibungen  und  stark  vergrösserte  Abbildun- 
gen erläutern. 

Von  dem  ausgezeichneten  und  namentlich  in  Bezug  auf 
die  Naturgeschichte  der  nordamerikanischen  Inseclen  sehr 
lehrreichen  Werke  „A  treatise  on  some  of  the  insects  ofNew 
England,  which  are  injurious  to  Vegetation,  byTh.  W.  Har- 
ris« ist  Boston  1852.  eine  neue  ansehnlich  vermehrte  Auf- 
lage erschienen  (die  erste  ist  im  Jahresberichte  für  1851  an- 
gezeigt). —  Es  ist  ein  sehr  günstiges  Zcugniss  für  das  In- 
teresse, welches  natui  historische  Studien  in  Nord -Amerika 
erwecken,  dass  ein  Buch  wie  das  vorliegende,  welches  zwar 
für  einen  grösseren  Leserkreis  geschrieben  ist,  aber  auch 
wissenschaftlichen  Anforderungen  streng  genügt,  in  verhält- 
nissmässig  kurzer  Zeit  eine  zweite  Aullage  erlebt  hat.  Ei- 
nem ähnlichen  deutschen  Werke,  „die  Naturgeschichte  der 
schädlichen  Inseclen  von  Kollar."  ist  zwar  eine  Uebersclzung 
ins  Englische,  aber  eine  ähnliche  Anerkennung  bei  uns  selbst 
nicht  zu  Theil  geworden.  Da  dem  Harris'schen  Werke  eine 
möglichst  grosse  Verbreitung  in  Deutschland  zu  wünschen 
ist,  so  verzichte  ich  hier  darauf,  die  neuen  in  demselben  mit- 
getheilten  Beobachtungen  besonders  hervorzuheben. 

Unsere  Kenntnisse  von  der  Insectcnfauna  der  Vereinig- 
ten Staaten  sind  durch  so  viele  wichtige  Abhandlungen  bc- 
reichert  worden,  dass  eine  Zusammenstellung  der  letztem  hier 
wohl  am  Platze  ist. 

!n  den  Proceedings  of  Ihe  Acadcmy  of  natural  sciences  of  Phi- 
ladelphia Vol.  VI.  veröffentlichte  Le  Conte  folgende  Aufsätze  :  „Hints 
towards  a  natural  Classification  of  the  family  Histrini  of  Colcoplrrous 
insects"  S.  36.  5  „Synopsis  of  the  Pamidac  of  the  United  States"  S.  4l.; 
„Synopsis  of    the  Eucnemides    of   the  United  Slatts"  S.  45.      „Kcmarks 


während  des  Jahres    1852.  157 

on  some  Coleopterous  insects    collccted    by    S.  W.  Woodhouse  in  Mis- 
souri Territory    and    New  Mexico"  S.  65. ;   „Synopsis    of  the  AnlhicUes 
of  the  Uniled  States«  S.  91.      „Remarks  upon   the  Coccinelljdae  of  the 
Uniled  States«  S.  129. ;  „Synopsis    of  the  Scijdmacnidac    of  the  United 
States"  S.  149,;  „Synopsis  of  the  Mehjrides  of  the  United  States«  S.  1Ö3. 
—    In  dem  Journal  of  the  Academy    of  natural  sciences  Vol.  I.  und  II. 
theilte  derselbe    eine  umfangreiche  auch   in    systematischer  Hinsicht 
bedeutende  Arbeit  über  die  nordamerikanischen  Cerambycinen  mit.  „An 
altempt  to  classify    the    Longicorn    Coleoptera    of  the    part  of  America 
north  of  Mexico."  —    In  Captain    11.  Stansbury's   Report    to  the  U.   S. 
Senate  1832    ist  Appendix  C.  der  Aufzählung   der  am    grossen  Salzsee 
von   Utah  beobachteten  Säugclhiere,  Vögel,  Reptilien  und  Insecten  ge- 
widmet „Zoology  of  the  Valley  of  the  great    Salt-Lake  of  Utah.   Phila- 
delphia 1852.  8.     Die  wenigen  Insecten  sind  hier  auf  S.  36ö  — 378  von 
S.  S.  Mal  dem  an  verzeichnet.     Obwohl    der  Verf.  auch  einige  an  der 
Westgrenze  von  Texas  und  auf  dem  Wege    nach   Santa  Fe  gesammelte 
Species  mit  aufgeführt  hat,   enthält  doch    dns  Verzeichniss    nur  51  Ar- 
ten: 4  Lepidoptera  (Papilio  Asterias,  Cynlhia  Cardui,  Pieris  Protodice, 
Deilephila  lineata    =    daueus   Cram.  Harr.);    4  llymcnoptcra,    4  llemi- 
ptera,  4  ürthoptera,  35  Coleoptera.      Die  Arien    der  zuletzt  genannten 
Ordnungen  sind  mit  Ausnahme  von  24  Coleopteren  neu,  hier  beschrie- 
ben und  zum   iheil  abgebildet.  —  Eine    andere  Abhandlung  von  II  ai- 
de man  „Descriplions    of    North    American    Coleoptera    thicfly    in   the 
cabinet  of  J.  L.  Le  Coute,  wilh  refeiences  to  described  species«  ist  im 
ersten  Bande  des  „Journal  of  the  Academy  of  natural  sciences  of  Phi- 
ladelphia« schon   1849  erschienen,    mir  aber    erst  für  den  gegenwärti- 
gen  Bericht    zugänglich    gewesen.    —  Von    Suff  rinn  sind  die  noid- 
amerikanischen  Cryploccphalen    in    der    Linnaea    entomologica    Vol.  VI. 
und  VII.  bearbeitet  worden.  —  Der  „Fourth  annual  report  of  the  Re- 
gents  of  the  University    on    the  condilion    of   the  State    Cabinet  of  na- 
tural history,"  welcher  dem  Senate  des  Staates  Neu- York  im  Jan.  1851 
vorgelegt  und  1851    in  Albany    gedruckt   worden  ist,  enthält  ein   Ver- 
zeichniss der    in    der  Sammlung    dieses  Staates    befindlichen  llcmiptera 
homoplera  von  Asa  Fi  teil  mit  kurzen  Beschreibungen  der  neuen  Gat- 
tungen und  Arten.      Die    bereits  bekannten  Species    werden  nur  durch 
ein  Citat  und  durch  nähere  Angaben  über    ihr  Vorkommen  bezeichnet. 
Die  Gesammtzahl    der    hier    aufgeführten  im    Staate  New- York  bisher 
entdeckten    Homoptera    belauft    sich    auf   134,  nämlich:    4  Stridvlanles, 
14   Fulgorellae,  31  Membracidae,  50  Cicadcllinae,  6  Psyllidae,   26  Aphi- 
dae,  3  Coccidae.   —  In  dem  speciellcn  Theile  des  Berichtes  werde  ich 
auf  den  Inhalt  der  einzelnen  Abhandlungen    näur.r  einzugehen  haben. 

Uebcr  die  geographische  VerbrcNung  der  Thiere  inCa- 
lifornien  hat  Le  Conte  einen  inlcressanlen  Aufsalz  geliefert 


158     Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

und  hauptsächlich  die  Verlheilung  der  Coleopleren  benutzt, 
um  den  allgemeinen  Charakter  der  californischen  Fauna  zu 
bestimmen.  „On  the  geographica!  distribulion  of  animals  in 
California"  in  den  Proceed.  of  the  Amcric.  assoc.  f.  the  ad- 
vanc.  of  science;  sixlh  meeting  hold  at  Albany  August  1851. 
Da  eigene  an  Ort  und  Stelle  gemachte  Beobachlungen  den 
Verf.  vorzugsweise  zu  einem  Urtheile  befähigen,  und  da  der 
obige  Aufsatz  im  Originale  wohl  nur  sehr  wenigen  Lesern 
dieses  Berichtes  zugänglich  sein  dürfte,  so  beschränke  ich 
mich  hier  nicht  bloss  auf  die  Mittheilung  der  wichtigsten  Re- 
sultate, sondern  führe  auch  die  einzelnen  Thatsachen  an,  aus 
denen  die  letzteren  gezogen  sind. 

Die  erste  Beobachtung,  die  ein  Sammler  in  Californien  macht, 
ist  die  geringe  Zahl  der  an  jedem  einzelnen  Orte  vorkommenden  Spe- 
cies.  Während  eines  Aufenthaltes  von  2  —  3  Monaten  in  derselben  Ge- 
gend brachte  L.  nur  gegen  200  Arten  Käfer  und  etwa  ebensoviele  von 
andern  Ordnungen  zusammen.  Dagegen  wechseln  in  Californien  die 
Arten  so  sehr,  dass  kaum  7—8  p.  C.  eine  weitere  Verbreitung  haben, 
oder  auch  nur  einander  nahe  liegenden  Gegenden  gemein  sind.  Einem 
Entomologen  aus  den  allantischen  Staaten  der  Union  mu«ste  dies  um 
so  mehr  auffallen ,  als  in  diesen  gerade  das  Gcgentheil  stattfindet  und 
eine  jede  Localität  eine  grosse  Zahl  von  Arten  liefert  ,  welche  über 
ein  weites  Territorium  sich  ausdehnen,  aber  überall  nur  in  verhältniss- 
mässig  geringer  Individuenzahl  auftreten.  Die  wenigen  in  Californien 
weiter  verbreiteten  Arten  pflegen  dann  auch  auf  der  östlichen  Seite 
des  Felsengebirges  vorzukommen  ,  oder  östlichen  Arten  so  nahe  ver- 
wandt zu  sein,  dass  man  sie  vielleicht  nur  für  klimatische  Abänderun- 
gen zu  halten  hat.  Die  Gegenden  östlich  von  der  Sierra  (Vallecitas, 
Colorado  und  Gila)  zeigen  jedoch  eine  grössere  Uebereinslimmung  ihrer 
Productionen  als  die  Küstenstriche;  es  hängt  dieselbe  offenbar  mit  der 
"Wüstennalur  jener  Gegenden  zusammen. 

Was  die  einzelnen  Familien  betrifft,  so  ist  besonders  die  Zahl 
der  Scarabaeiden,F.  lateriden  und  Cerambycincn  auffallend 
klein,  indem  die  beiden  ersten  jede  nur  durch  25,  die  letzte  nur  durch 
13  Arten  in  der  auf  etwa  1000  Coleopteren- Species  sich  belaufenden 
Sammlung  des  Verf.  vertreten  sind.  Curculionidcn  (70  A.)  und 
Chrysomelinen  (50  A.)  landen  sich  auch  nicht  in  derselben  Zahl, 
wie  in  anderen  mehr  waldigen  Gegenden.  Käfer,  die  von  Sali  leben, 
fehlen,  mit  Ausnahme  der  II  ist  er  en,  fast  ganz,  diese  (30  A.)  sind 
aber  ebenso  zahlreich  wie  in  den  atlantischen  Staaten.  Dies  Letztere 
gilt  auch  von  den  Slaphylinen    (135  A.)  "und    Carabi  einen  (170 


während  des  Jahres   1SJ2.  159 

A.).     Der  Ausfall,  welcher  durch  die    geringere  Vertretung  der  vorher 
genannten  Familien  verursacht  wird  ,    wird  fast   ganz  durch  die  grosse 
Menge  der  Ten  ehr  i  o  n  i  d  en  (130  A.)  ausgeglichen,  welche,  wie  be- 
kannt,    im  östlichen  Kord  -  Amerika    nur    in    einer    geringen  Zahl  von 
Arten  auftreten.      Auch    die  Alalachier  sind    in   Californien  artenrei- 
cher als  in  den  atlantischen  Staaten.   —  Im  Einzelnen  fanden  sich  un- 
ter den  Carabicinen  nur  sehr  wenig  neue  Genera,  die  Arten  gehö- 
ren entweder  kosmopolitischen  Gattungen    wie  Cicindela,  Lebia ,  Bra- 
chinus  etc.,  oder  solchen  an,    welche    gleichzeitig    in  Europa  und  im 
gemässigten  Nord- Amerika    einheimisch    sind.      Dann    kommen  einige 
rein  amerikanische    Galtungen  wie  Ega,   Diaphorus,  Lachnophorus  vor, 
welche  eigentlich    tropisch  sind,    sich    aber    eine  Strecke    weit   in  die 
gemässigte  Zone  verbreiten.     Die  für  die    atlantischen  Staaten  charak- 
teristischen  Gattungen  (z.   B.  Dicaelus)    fehlen   in   Californien  ganz.  — 
Die  Tenebrioniden    haben  nur  eine  sehr    geringe  Aehnlichkeit  mit 
den  europäischen ,    eine    grössere   mit    drn  an    der  Westseite  von  Süd- 
amerika einheimischen  Formen ;    die    geflügelten    Gattungen    sind  ohne 
Ausnahme   cosmopolitisch    (ihalcria ,    Helops ,     Uloma ,    Tcnclrio   etc.); 
von  den  flügellosen,  welche     weitaus  die  Majorität  bilden  und  sich  auf 
28  belaufen,  finden  sich   nur   drei  gleichzeitig  in  den  allantischen  Staa- 
ten,  fünf    bis    sechs  reichen    bis  in  das    tropische  Amerika.     Die   Hi- 
s  leren  gehören    last   alle    zur  Gattung  Saprinus.    —    Der  Verf.  zieht 
aus  diesen  Thatsachen  folgende  Resultate:    1.    Californien  bildet  einen 
selbstständigen    zoologischen    District  ,    welcher   aber    entschieden    den 
Charakter  des  amerikanischen  Contincnls  zeigt.     2.  Dieser  District  zer- 
fällt   in    mehrere   scharf    begrenzte    Unterdistricte,    welche    eine    sehr 
grosse  Aehnlichkeit    unter    einander    besitzen.      Da    die    Inselgruppen, 
welche    der    Westküste    von    Amerika    nahe    liegen    (Gallipagos-    und 
Sandwich-Inseln)  dieselbe  Eigentümlichkeit  haben,  so  erscheint  3.  die 
beschränkte   Verbreitung  einer  kleinen  Altenzahl    als  das  charakteristi- 
sche Kennzeichen    der   östlichen   Seite  des    stillen  Meeres,  ebenso  wie 
die  ausgedehnte  Verbreitung  einer  grossen    Artenzahl  der  hervorstechende 
Zug  in  dem  Charakter    der  atlantischen    Fauna  ist.      4.  Die  Gattungen, 
welche    in    diesem  Districte    vorkommen ,    ohne   ihm   eigenthümlich  zu 
sein ,    sind    entweder    solche,    welche    auf    der  allantischen  Seite   von 
Amerika  und  in  Europa  voi kommen,  oder  solche,  welche  Amerika  ei- 
genthümlich sind  und  sich  innerhalb  der  Tropen  finden. 

Eine  sehr  lesensvverllie  Abhandlang  von  Perris  „Hi- 
sloire  des  insectes  du  pin  maritime,  welche  in  den  Annal.  d. 
1.  soc.  entomol.  S.  491— 522.  veröflenllicht  ist,  enthält  nicht 
bloss  ein  Verzeichniss  von  1 17  Inseclcn  verschiedener  Ord- 
nungen, deren  Existenz  im  Departement  des  Landes  an  Pinus 
maritima  geknüpft  ist,   sondern  auch   viele   werlhvolle,   zum 


160     Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

Thcil  ganz  neue  Beobachtungen  über  die  Naturgeschichte  ein- 
zelner Arten. 

Im  gesunden  Zustande  und  im  lebenskräftigen  Alter  haben  die 
Bäume  nur  eine  verhältnissmässig  geringe  Anzahl  von  Feinden.  Die 
Raupe  der  Torlrix  buoliana  lebt  vom  Marke  der  noch  krautartigen 
Triebe  junger  Stämme,  Hylurguspiniperda  vom  Safte  derselben,  desglei- 
chen die  Larven  der  Cercopis  corlicea,  welche  sich  mit  einer  schau- 
migen Blase  umgeben.  Von  den  Blättern  nähren  sich  die  Larven  von 
Cecidomyia  pini,  die  Afterraupen  des  Lophyrus  pini  und  zwei  Aspidio- 
tus-  Arten,  an  den  Zweigen  finden  sich  Colonien  von  Aphis  pini  ein. 
Im  Beginne  des  Herbstes  erscheint  auf  diesen  jungen  Bäumen  Cry- 
ptocephalus  (Disopus)  pini  in  Menge  und  zehrt  vom  Parenchyme  der 
Blätter.  Die  alten  Stämme  beherbergen  in  ihrer  Rinde  die  Larve  ei- 
ner Tinea,  aufweiche  Clerus  quadrimaculatus  in  seinen  verschiedenen 
Lebensstadien  Jagd  macht;  ihre  Blätter  dienen  den  Raupen  von  Sphinx 
pinaslri  und  Lasiocampa  pini  zur  Nahrung.  Die  Endknospen  junger 
und  alter  Bäume  werden  von  der  Raupe  einer  Tinea  und  von  Torlrix 
slrobilana  befallen.  Die  Raupe  der  Tinea  decuriella  dringt  bis  zur 
Bastschicht  ein  und  verursacht  das  Ausfliessen  einer  beträchtlichen 
Menge  von  Harz,  in  dessen  Mitte  sie  sich  verwandelt.  Der  gefähr- 
lichste Feind,  ja  eigentlich  der  einzige,  welcher  gesunden  Bäumen 
nachtheilig  wird,  ist  aber  die  Raupe  des  Bombyx  pilyocampa.  In  den 
bekannten  Nestern  derselben  machen  Dermestes  imisielinus,  Farameco- 
soma  abielis  und  Blephariplera  serrata  ihre  Metamorphose  durch,  wel- 
che dort  von  den  faulenden  Stollen,  Koth  u.  s.  w.  leben.  Erst  wenn 
die  Bäume  von  einer  Krankheit  befallen  oder  durch  den  Raupenlrass 
des  B.  pityocampa  geschwächt  sind,  werden  sie  die  Beute  einer  grös- 
seren Zahl  von  Insecten ;  auf  die  jungen  Stämme  wirft  sich  dann  To- 
micus  bidens,  an  die  etwas  älteren  machen  sich  Hylurgus]  minor,  Fis- 
sodes  nolalus,  Chrysobolhris  Solieri,  Ancylochcira  octogullata,  Anlhaxia 
tnorio ,  an  die  alten  Melanophila  tarda,  Ancylocheira  (lavo  -  maculala, 
Tomicus  slenographus,  Hylastcs  ater,  Hylurgus  ligniperda,  Hylaslcs  pallia- 
tus,  Cryplurgus  pusillus,  Hylobius  abielis,  Rhagium  indagalor,  Cralonychus 
brunuipes  und  Alhous  rhombeus ;  keinen  Unteischicd  in  Bezug  auf  das  Aller 
der  Stämme  machen  Hylurgus  piniperda,  Tomicus  laricis ,  Monohammus 
gallo- provincialis,  Aedilis  grisea.  Während  die  bisher  genannten  vor- 
zugsweise in  den  Stämmen  ihr  Wesen  treiben  ,  sind  Anobium  molle, 
ein,  wie  es  scheint,  neuer  Cryplurgus,  ramulorum  vom  Verf.  benannt, 
und  MagdaUnus  carbonarius  an  der  Zerstörung  der  Zweige  thätig ; 
gleichzeitig  dringt  Tomicus  eurygraphus  in  das  Holz  ein,  und  gräbt  die 
Larve  von   Urocerus  juveneus   ihre  parabolischen  fjallcricn    im  Splinte. 

Weiden  jetzt  die  absterbenden  Bäume  geschlagen  ;  so  legen  Alhous 

rufus,   Ergaels  faber,  Criocephalus  rubticus,  Aedilis  monlana,  Sjond^lis 


während  des  Jahres  1852.  161 

bupresloides ,  zwei  Dipteren  Laphria  gilva  und  L.  alra  und  mehrere 
der  oben  genannten  Holzkäfer  ihre  Eier  an  die  Stubben,  oder  in  Er- 
mangelung von  Stubben  an  die  Stämme. 

Diesen  Insecten  stellen  wieder  andere  nach,  welche  die  exces- 
sive  Vermehrung  der  ersteren  beschränken.  In  die  Gallerien  des  To~ 
micus  bidens  dringt  das  Weibchen  von  Hypophloeus  linearis  ein,  um 
seine  Eier  abzulegen;  die  aus  diesen  ausschlüpfenden  Larven  führen 
gegen  die  Larven  des  Tomicus  einen  wahren  Vernichtungskrieg.  Die 
interessante  Beobachtung,  dass  die  Larven  von  Hypophloeus  nicht  vom 
Holze,  sondern  von  Larven  verschiedener  Holzinsecten  leben,  ist  neu, 
und  wurde  vom  Verf.  an  mehreren  Arten ,  an  H.  linearis  und  pini, 
welche  in  der  Fichte,  an  H  castaneus  und  bicolor,  welche  in  der  Ei- 
che vorkommen,  bestätigt.  In  gleicher  Weise  greifen  Malachius  bal- 
tealus  und  Dasytes  plumbeus  junge  Larven  an;  auf  Hylurgus  piniperda 
und  minor  ist  Rhizophagus  dcpressus  angewiesen,  dessen  Larven  vor- 
zugsweise in  den  Stämmen,  niemals,  wie  es  doch  der  Gattungsname 
erwarten  lässt,  in  den  Wurzeln  vorkommen  und  unter  der  Borkenkä- 
ferbrut gewaltig  aufräumen.  Auch  die  Larven  der  Colydien  sind  nach 
den  Beobachtungen  des  Verf.  carnivor,  Aulonium  bicolor  dringt  in  die 
Gallerien  des  Tomicus  laricis  ein,  die  Larve  des  in  Ulmen  vorkom- 
menden A.  sulcatum  lebt  von  den  Larven  des  Scolylus  multistriatus, 
die  des  Colydium  elongatum  in  Eichen  von  der  Brut  des  Plalypus  cy~ 
lindrus.  Ein  Parasit  des  Pissodes  notalus  ist  Pimpla  instigaloria  Grav. 
Der  Brut  von  Hylurgus  ligniperda,  Hylastes  ater  und  Tomicus  stcnogra- 
phus  stellen  die  Larven  von  Hypophloeus  piniy  Plalysoma  oblongum  und 
Xantholinus  collaris  nach;  die  gefrässigen  Larven  von  Clerus  formica- 
rius,  Opilus  mollis,  Ips  ferruginea  und  Temnochila  coerulea  verzehren 
die  Larven  der  Aedilis  grisea,  Melanophila  tarda,  und  selbst  die  junge 
Brut  des  Rhagium  indagator  und  Monokammus  gallo -provincialis.  Ein- 
zeln kommt  auch  die  Larve  von  Bronles  planalus  vor,  welche  in  der 
Eiche  gemeiner  und  ebenfalls  carnivor  ist.  Unter  der  Brut  von  Cry- 
pturgus  pusillus  hausen  die  Larven  von  Flegaderus  saucius,  discisus  und 
caesus  und  die  des  Paro malus  ßavicornis.  Vielleicht  sind  auch  die 
Larven  verschiedener  Brachelytren,  welche  in  Pinus  maritima  vorkom- 
men (Placusa  pumilio,  Omalium  vile ,  Homalota  celata ,  Oxypoda  analis, 
Lithocharis  fusca  ,  Phloeopora  corticalis,  reptans),  die  des  cosmopoliti- 
schen  Sylvanus  unidenlalus  ,  des  Laemophloeus  Dufourii  Laboulb. ,  der 
Ditoma  crenata  und  des  microscopischen  Plilium  apterum  auf  die  Lar- 
ven des  Cryplurgus  pusillus  oder  auf  Podura  lignorum  angewiesen.  Als 
Parasit  der  Aedilis  grisea  und  des  Rhagium  indagalor  ist  Vipio  nomi- 
nator ,  des  Criocephalus  ruslicus  Ichneumon  molalorius  zu  erwähnen. 
Von  dem  Mulm  der  Gallerien  und  dem  daselbst  ausschwitzenden  Safte 
leben  zahlreiche  Dipterenlarven,  ein  Pachygaster ,  ein  HJedcterus,  eine 
Sciara,  Mycelobia  pallipes ,  Toxoneura  fasciata,  Teremyia  lalicornisf 
Archiv  f.  Naturgesch.  XIX.  Jahrg.  2.  Bd.  L 


162     Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

Phora  pusilla,  eine  Hyhmyia,  eine  neue  Galtung  der  Piophiliden  ,  Bh- 
pharipalpus  humeralis  vom  Verf.  benannt,  aber  nicht  beschrieben;  dort 
findet  sich  auch  die  Afterraupe  der  Tenlhredo  Umbala ,  der  einzigen 
Blattwespe,  von  der  bisher  eine  derartige  Lebensweise  bekannt  gewor- 
den ist.  —  Wenn  die  Stämme  schon  dem  Absterben  nahe  sind,  so  be- 
schleunigen noch  Leplura  rubro- lestacea,  Rhyncolus  porcalus  ,  Hyla- 
ste3  anguslatus  und  attenuatus ,  Cardiophorus  rtißcollls ,  Elaler  sangui- 
neus  und  praeustus,  Dorcus  parallelepipedus  ,  Tenebrio  curvipes  ihren 
Untergang;  wenn  die  Stämme  ganz  von  Gallerien  derselben  durchzo- 
gen, von  Mulm  und  Excrementen  angefüllt  sind,  erscheinen  Uloma  cu- 
linaris  und  Phlhora  crenala.  Da  wo  Feuchtigkeit  die  Auflösung  des 
Holzes  befördert,  legen  Xanlhochroa  carniolica  und  Helops  caraboides 
ihre  Eier  an  dasselbe  ab,  und  wo  das  Holz  schon  fast  in  Staub  zer- 
fällt, findet  sich   Prionychus  aler  und  die  Larve  einer  Thereua  ein. 

Am  Schlüsse  der  Abhandlung  spricht  sich  der  Verf.  nochmals 
mit  grosser  Entschiedenheit  dahin  aus,  dass,  abgesehen  von  Boinbyx 
pityocampa ,  nur  kranke  Stämme  von  Holzinsecten  befallen  werden, 
stellt  aber  freilich  nicht  in  Anrede,  dass  eine  grosse  Zahl  der  Bäume 
sich  von  der  Krankheit  erholen  würde,  wenn  sie  von  den  Angriffen 
der  Insecten  verschont  blieben,  und  dass  sie  nur  in  Folge  der  letzteren 
zu  Grunde  gehen. 

Eine  Mittheilung  über  einige  dem  Rübsamen  schädliche 
Insecten  hat  Focillon  in  Guer.  Rev.  et  Mag.  d.  Zool.  S. 
123.  und  in  den  Annal.  de  l'Instit.  agronomique  de  Versailles 
gegeben. 

Der  Verf.  bezeichnet  hier  als  besonders  nachtheilig  einen  an- 
geblich neuen  Grypidius,  Avelcher  unter  dem  Namen  Gr.  brassicae  be- 
schreiben wird ;  und  vier  Arten  von  Hallica  im  vollkommenen  Zu- 
stande (ff.  hyoscyami,  nigripes ,  nemorum  und  eine  mutmasslich  neue 
Species),  die  Larve  des  genannten  Grypidius,  die  Raupe  von  Ypsolo- 
phus  xylostei  Fabr.  und  eine  noch  unbestimmte  Laive.  Aube  hat  in- 
dessen im  Bull.  d.  1.  soc.  entom.  d.  Franc.  S.  LXXX1II.  einige  der 
groben  Irrthümcr  zur  Sprache  gebracht,  welche  sich  F.  in  der  Bestim- 
mung der  Arten  hat  zu  Schulden  kommen  lassen  ;  Gryp.  brassicae  ist 
=  Ceulorhynchus  assimilis  ,  die  von  F.  als  Haltica  hyoscyami  bezeich- 
nete Art  ist  napi  Ent.  Heft.  ;  H.  nigripes  ist  unter  dem  Namen  lepidii 
allgemeiner  bekannt. 

Die  verschiedenen  Beobachtungen  über  einzelne  schäd- 
liche Insecten  sind  im  speciellen  Theile  dieses  Berichtes  zu 
suchen;  um  das  Auffinden  derselben  zu  erleichtern,  stelle 
ich  aber  hier  die  Namen  der  Arten  und  der  Verfasser  in  sy- 
stematischer Ordnung  zusammen. 


während  des  Jahres  1852.  163 

Tenthredo  adumbrala  (Gorski)  ,  Trichosoma  lucorum ,  Lophyrus 
pini,  Tenthredo  Cerasi  (Westwood),  Nematus  abielum  (Stein),  Hylobius 
pini  (Stein),  Magdalinus  violaccus  (Kollar)  ,  Oliorhynchus  raueus  (Kou- 
zet),  Bostrichus  typographus,  Hylesinus  eunicularius  ,  pallialus,  polygra- 
phus  (Stein),  Bostrichus  bidens  (Kollar),  Agrotis  segetum  (Westwood), 
Tortrix  quercana,  Argyromyges  ruficapitella,  Galleria  alvearia ,  Gracil- 
lariav,  flava  (W estwood),  Cecidomyia  deslructor,  eulmicola  (Harris),  Jas- 
sus  tastalor  (Guerin),  Psylla  Buxi,  Adelges  Abielis  (Westwood),  Cocci 
(ftobineau-Pesvoidy). 

Ein  Werk  von  Macquart  „Les  Arbres  et  Arbrisseaux 
de  l'Europe  et  leurs  insectes"  Lille  1852.  ist  mir  nur  dem 
Titel  nach  bekannt  geworden. 

Ebensowenig  ist  mir  eine  von  Passerini  in  den  Atti 
dell'  Acad.  d.  Georgofili  1851.  veröffentlichte  Abhandlung  über 
die  Naturgeschichte  mehrerer  dem  Feigenbaume  schädlicher 
Insecten  zugänglich  gewesen. 

Nach  einer  Notiz  von  West  wo  od  (Proc.  Ent,  Soc.  S.  62.)  be- 
zieht sich  dieselbe  auf  Bostrichus  Fici,  Apate  sexdentala,  Morimus  lu- 
gubris  ,  Nemosoma  elongala ,  Lachnaea  rufipennis  und  A.  Denops  per- 
sonalus  (=  Cylidrus  albofasciatus  Charp.)  wurde  ebenfalls  in  allen  Le- 
bensstadien in  den  Zweigen  des  Feigenbaums  beobachtet,  ist  aber  of- 
fenbar insectivor. 

Heer  hat  in  einem  sehr  anziehenden  Vortrage  „die 
Liasinsel  des  Aargau's"  (Zürich  1852)  speciell  die  fossilen  In- 
sectenreste  in  Betracht  gezogen,  welche  die  Liasformation  bei 
Müllingen  im  Canton  Aargau  in  erheblicher  Menge  einschliesst. 
Auf  einer  beigegebenen  Tafel  sind  einige  der  auffallenderen 
Formen  nach  den  vorhandenen  Bruchstücken  vom  Verf.  re- 
staurirt  worden.  Die  geistreiche  Darstellung  entwirft  ein  le- 
bensvolles Bild  der  Naturwelt  jener  Liasinsel  und  zeigt  in  dem 
vorliegenden  Falle,  wie  sehr  gerade  die  Insecten  geeignet 
sind,  uns  über  die  speciellen  Verhältnisse  früherer  Erdperio- 
den Aufschlüsse  zu  geben. 

Die  Zahl  der  bis  jetzt  am  genannten  Urle  entdeckten  Insecten 
erhebt  sich  auf  etwa  70  Arten,  welche  30  Gattungen  angehören,  und 
Yon  denen  22  (19  Coleoptera,  2  Orthoptera,  1  Hemipteron)  vom  Verf. 
hier  mit  grosser  Saclikennlniss  bestimmt,  beschrieben  und  bildlich  dar- 
gestellt sind.  Alle  weichen  von  jetztlebenden  wie  von  den  Insecten 
der  Tertiärperiode  gänzlich  ab ,  manche  gehören  zu  untergegangenen 
Gattungen,  obwohl  keine  durch  seltsame  Form  ausgezeichnet  ist.     Die 


164    Schaum:   Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

Mehrzahl  (58)  sind  Käfer,  wobei  indessen  in  Betracht  kommt,  dass  die 
harten  Flügeldecken  derselben  sich  vorzugsweise  zur  Erhaltung  eignen. 
Von  INachtthieren  finden  sich  die  Kakerlaken  auch  hier  wieder,  aber 
in  anderen  Arten  als  in  der  Steinkohle;  die  Taginseclen  sind  indessen 
durchaus  vorherrschend.  Die  meisten  Käfer  gehören  zu  den  Holzin- 
secten,  und  zwar  sind  besonders  die  Buprestiden  und  Elateriden  zahl- 
reich vertreten  (beide  zusammen  durch  28  Arien)  Zwei  Käfer  {Bei- 
lingera  ovalis  und  Prototoma  striata)  lebten  wahrscheinlich  in  Pilzen. 
Von  Süsswasserinsecten  liegen  nicht  weniger  als  12  Arten  vor,  wel- 
che sich  auf  drei  Familien  und  fünf  Gattungen  vertheilen.  Im  Allge- 
meinen erscheinen  nur  Insecten  von  geringer  Grösse,  doch  wurde  eine 
Buprestis  gefunden,  welche  nahezu  die  Grösse  der  zunächst  verwandten 
Euchroma  gigantea  erreicht.  Die  beobachteten  Formen  weisen,  zum 
Theil  wenigstens,  auf  ein  heisses  tropisches  Klima  hin.  Die  vom  Verf. 
beschriebenen  und  abgebildeten  Arten  sind:  Thurmannia  punetu- 
lala,  neue  Gattung  aus  der  Abiheilung  der  Truncatipennen  ,  zunächst 
mit  Lebia  verwandt;  Carabites  anthracinu  s;  Colymbeles  ar  cua- 
tus;  Gyrinites  troglo  dytes;  Pterorop  hus  truncalus,  neue 
Gattung,  welche  ihrer  Körperform  nach  in  die  Familie  der  Nitidulinen 
und  zwar  in  die  Gruppe  der  Brachyplerinen  gehört;  B  ellingera 
ovalis,  ein  kleines  wahrscheinlich  den  Cryptophagiden  verwandtes 
Käferchen;  Pro  to  loma  striata,  wahrscheinlich  den  Alycetophagi- 
den  zuzurechnen;  Hydrophilus  Acherontis;  Hydrobius  veter  anus, 
Wollastonia  ovalis,  eine  der  abweichendsten  Formen  aus  der  Fa- 
milie der  Hydrophiliden,  welche  mitSpercheus  und  Berosus  die  meiste 
Aehnlichkeit  hat;  Euchroma  liasina,  eine  vortrelflich  erhaltene  Flü- 
geldecke, welche  unzweifelhaft  einem  der  E.  gigantea  nahe  verwand- 
ten Thiere  angehört  hat;  Glaphyroptera  in  signis  ,  dep  r  essa, 
Gehreti,  gracilis,  vier  Arten  einer  neuen  Buprestiden  -  Galtung, 
welche  sich  durch  glatte  Flügeldecken  und  einen  scharreckigen  Vor- 
derrücken auszeichnet,  die  erste  erinnert  in  ihrem  Aussehen  an  die  in 
Madagaskar  einheimischen  Polybothris  Arten;  Melanophila  sculptilis; 
Micr  anthaxia  rediviv  a,  ein  kleines  zunächst  mit  Anthaxia  ver- 
wandtes Käferchen,  ebenfalls  aus  der  Familie  der  Buprestiden;  Mc- 
gacentrus  tristis,  eine  eigentümliche  die  Elaleriden  und  Eucne- 
miden  verbindende  Gattung;  Curculioniies  liasinus,  Gomphocerites 
Bucklandi,  Blattina  formosa;  Pr  o  to  coris  planus,  die  Flügel- 
decke einer  Baumwanze,  welche  wahrscheinlich  eine  besondere  Gat- 
tung der  Coreoden  bildet. 

Ausserdem  wurde  nur  noch  ein  fossiles  insect  aus  dem 
Süsswassermergel  von  Aix,  eine  sehr  schön  erhaltene  Pimpla, 
von  Saussure  (Guer.  Rev.  et  Mag.  d.  Zool.  S.579.  pl. 23.) 
bekannt  gemacht. 


während  des  Jahres   1852.  165 

Durch  die  Breite  seines  Hinlerleibes  erinnert  das  Exemplar  auf 
den  ersten  Blick  an  Sirex,  dieselbe  ist  aber  ohne  Zweifel  Folge  einer 
Zerquctschung.  Die  Länge  der  Fühler,  der  kurze  Kopf,  der  vorn  ver- 
engte Thorax,  der  achtgliedrige  Hinterleib,  der  kurze  in  zwei  Hälften 
getheilte  Legestachel  und  namentlich  das  Geäder  der  Flügel  sprechen 
entschieden  dafür,  dass  hier  eine  Art  von  Pimpla  vorliegt.  Der  Verf. 
hat  sie  mit  dem  Namen  Pimpla  antiqua  belegt. 

Boheman's  Bericht  über  die  Leistungen  auf  dem  Ge- 
biete der  Entomologie  während  der  Jahre  1849  und  50.  ist 
von  der  schwedischen  Academie  der  Wissenschaften  1852 
veröffentlicht  worden  „Arsberättelse  om  Framslegen  i  Insek- 
ternas, Myriapodernas  och  Arachnidernas  Nalural-Historia  for 
1849  och  1850  af  C.  H.  Boheman.« 

Die  Uebersicht  über  die  1851  erschienenen  entomolo- 
gischen Schriften,  welche  Westwood  der  Londoner  Ge- 
sellschaft 1852  an  ihrem  Stiftungstage  (26.  Jan.)  vorgelegt 
hat,  und  die  in  den  Proceed.  of  the  ent.  Soc.  Vol.  I.  p.  139 
— 166.  abgedruckt  ist,  war  mir  schon  bei  der  Abfassung  des 
vorigen  Berichtes  zu  Statten  gekommen.  Eine  gleiche  Ar- 
beit desselben  Verfassers  über  die-  enlomologische  Litleratur 
des  J.  1852  liegt  mir  auch  diesmal  vor  (Proc.  Ent.  Soc.  Vol. 
II.  S.  54 — 89.),  und  ich  habe  auf  diese  Weise  von  mehreren 
Abhandlungen,  selbst  von  einigen  besonderen  Werken,  Kennt- 
niss  erhalten,  welche  mir  in  den  Berliner  Bibliotheken  nicht 
zugänglich  waren.  Die  Titel  derselben  werden  von  mir  an 
der  gehörigen  Stelle  erwähnt  werden,  die  Mittheilungen  über 
ihren  Inhalt  müssen  aber  sehr  dürftig  bleiben,  da  Westwood 
sich  in  den  meisten  Fällen  auf  einige  ganz  allgemeine  An- 
gaben beschränkt  hat. 

Hymeiioptera. 

Batzeburg  hat  mit  einem  dritten  Bande  sein  ausge- 
zeichnetes Werk  über  die  Ichneumonen  der  Forslinsecten  ge- 
schlossen. Es  enthält  derselbe  nicht  allein  die  Beschreibun- 
gen von  300  gezogenen  Arten  (der  achten,  neunten  und 
zehnten  Centurie),  sondern  nimmt  auch  durch  zahlreiche  neue 
Beobachtungen  über  die  Lebensweise  der  Schlupfwespen,  das 
Vcrhältniss  zu  ihren  Wohnthieren  und  ihre  forstliche  Bedeu- 


166     Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

tung  ein  allgemeineres  Interesse  in  Anspruch.  In  einem 
„Krankengeschichten"  betitelten  Abschnitte  der  Einleitung  (S. 
7 — 20.)  hat  der  Verf.  die  verschiedenen  Schmarotzer  zusam- 
mengestellt, welche  durch  Zucht  im  Grossen  in  einer  Reihe 
von  Fällen  aus  einzelnen,  meist  forstschädlichen  Insecten  er- 
halten wurden. 

Das  Bestimmen  der  Gattungen  wird  durch  drei  am 
Schlüsse  des  Werkes  mitgetheilte  Claves  analyticae  (der  Bra- 
coniden ,  Ichneumoniden  und  Pteromalinen) ,  das  der  Arten 
durch  das  vom  Verf.  entworfene  Wirthssystem  sehr  erleichtert. 
In  dem  letzteren  sind  nämlich  die  Wohnthiere  der  Schlupf- 
wespen nach  den  einzelnen  Ordnungen  verzeichnet,  und  die 
aus  jeder  Art  erzogenen  Parasiten  zusammengestellt.  Auf 
einige  Einzelnheiten  des  Werkes  einzugehen,  werde  ich  wei- 
ter unten  Veranlassung  haben.  Sehr  gelungene  xylographi- 
sche  und  chalcographische  Abbildungen  erläutern  die  von  R. 
neu  aufgestellten  Gattungen  und  einzelne  Arten. 

Wesmael's  Bearbeitung  der  belgischen  Hymenoptera 
fossoria  ist  mit  drei  weiteren  Fortsetzungen  im  Bulletin  de 
l'Academie  royale  de  Bruxeltes  Tom.  XIX.  I.  S.82.,  S.  261. 
und  589.  beendigt  worden.  Ueber  die  Art  der  Ausführung 
habe  ich  schon  im  vorigen  Jahre  berichtet.  Der  Inhalt  der 
hier  behandelten    Familien  ist  folgender: 

Sphecidae.  1  Ammophila ,  2  Psammophila ,  1  Miscus,  1  Do- 
lichurus. 

Larridae.     3   Tachytes,  2  Miscophus,  1  üitietus,  1  Astata. 

B  embecidae.     1   Bembex. 

Nys  sonid  ae.  6  Nysson ,  2  Goryles  ,  5  HopUsus,  darunter  H. 
planifrons  und  H.  pulch  ellu  s  neu,  1  Lestiphorus,  2  Arpaclus, 
2  Mellinus,  1  Didineis. 

Cerceridae.  2  Alyson ,  6  Cerceris ,  von  denen  C.  nitida 
neu  ist,  l  Pküanlhus,  2  Trypoxylon,  6  Mimesa,  darunter  M.  Shuck- 
ardi  neu,  2   Psen. 

Petnphredonidae.  1  Pemphredon,  1  Ceratophorus,  3  Cemo- 
nus,  2  Diodontus,  4  Passalaecus,  1  Sligmus,   1   Spilomena. 

Cr  abroni  dae.  1  Entomognathus  ,  4  Lindenius ,  2  Rhopalum, 
denen  hier  eine  dritte  neue  Art  aus  der  französischen  Schweiz,  Rh. 
gracile,  hinzugefügt  wird,  35  Crabro  (es  sind  hier  indessen  einige 
Schweizer  und  nordische  Arten  mitgezählt,  welche  zur  Zeit  noch  nicht 
in  Belgien  aufgefunden  sindj,  neu  darunter  sind  Cr.  {Crossocerus)  af- 


während  des  Jahres  1852.  167 

finis,  Cr.  (Eclemnius)  larvatus,  5  Oxybelus,  denen  hier  noch  die 
Beschreibungen  von  zwei  der  Belgischen  Fauna  fremden  Arien  0.  va- 
riegatus  n.  sp.  aus  der  französischen  Schweiz  und  0.  pugnax  Oliv. 
Yanderl.  aus  Italien  angehängt   sind. 

Am  Schlüsse  der  Arbeit  giebt  der  Verf.  eine  tabellarische  Ue- 
bersicht  der  Familien,  welche  einige  neue  Gesichtspunkte  enthält,  und 
die  ich  hier  um  so  mehr  mittheile  ,  als  die  oben  genannte  belgische 
Zeitschrift  wohl  nur  wenigen  Entomologen  zugänglich  ist. 

I.  Der  Hinterrand  des  Pronbtnm  erreicht  die  Basis  der  Vorder- 
flügel.    Alittelschienen  gewöhnlich  mit  zwei  Spornen. 

A.  Ein  tiefer  Einschnitt  an  der  Verbindnng  des  ersten  und  zwei- 
ten Bauchringes. 

a.  Hüften  genähert.  Weibchen  ungeflügelt.  Mulillidae.  —  aa. 
Mittelhüften  weit  getrennt.     Beide  Geschlechter  geflügelt.  Scoliidae. 

AA.  Bauchfläche  des  Hinterleibes  gleichmässig  gewölbt,  b.  Sei- 
ten des  Mesothorax  gewölbt.  Sporn  der  Vorderschienen  an  der  Spitze 
ausgerandet.  Sapygidae.  —  bb.  Seiten  des  Mesothorax  zusammenge- 
drückt.    Sporn  der  Vorderschienen  am   Ende  scharf.  Pompilidae. 

II.  Der  Hinterrand  des  Pronotum  erreicht  nicht  die  Basis  der 
Vorderflügel. 

A.  Die  Mittelzelle  der  Hinterflügel  auf  dem  Discus  des  Flügels 
über  den  Ursprung  der  am  Vorderrande  befindlichen  Hakenreihe  (Irein) 
hinaus  verlängert.  Vorderflügel  gewöhnlich  mit  mehreren  Cubitalzel- 
len.  —  a.  Hinterleib  mit  zartem  cylindrischen  Stiele.  Mittelschienen 
mit  zwei  Spornen.  Sphecidae.  —  aa.  Hinterleib  ohne  Stiel  oder  mit 
dickem  oder  fast  vierkantigem  Stiele.  Der  obere  Halbring  des  ersten 
Segmentes  immer,  auch  wo  ein  Stiel  vorhanden  ist,  vom  unteren  ge- 
trennt, f  Die  Mandibeln  sind  aussen  nahe  der  Basis  ausgerandet  oder 
die  Radialzelle  ist  mit  einem  Anhange  versehen,  oder  beide  Charaktere 
finden  sich  neben  einander.  Larridae.  ff  Mandibeln  ohne  Ausrandung. 
Radialzelle  niemals  mit  einem  Anhange.  *  Oberlippe  sehr  vorragend. 
Bembecidae.  —  *,.  Oberlippe  verborgen  oder  wenig  vorstehend.  —  o. 
Miltelschienen  mit  zwei  Spornen.  Nyssonidae.  —  oo.  Mittelschienen 
mit  einem  Sporn,  f  Drei  vollständige  Cubitalzellen,  selten  eine  einzige. 
Cerceridae.  —     ff  Zwei    vollständige  Cubitalzellen.     Pemphredonidae. 

AA.  Die  Medianzelle  der  Hinterflügel  endigt  am  Ursprünge  der 
vorderen  Hakenreihe,  fehlt  in  seltenen  Fällen  ganz.  Vorderflügel  mit 
einer  Cubitalzelle  ,  die  Radialzelle  mit  einem  Anhange.  Die  Miltel- 
schienen mit  einem  Sporn.  Crabronidae.  —  In  einer  Note  bemerkt 
der  Verf.  nachträglich,  dass  die  zu  den  Spheciden  gestellte  Gattung 
Dolichurus  in  die  Grnppe  der  Nyssonidae  zwischen  Melllnus  und  Didi- 
neis  einzureihen  ist. 

Eversmann  hat  seine  Fauna  hymenopterologica  Vol- 


168    Schaum:    Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

go-Uralensis  im  Bull.  d.  L  soc.  imper.  de  Mose.  1852.  N.  III. 
fortgesetzt  (s.  Jahresb.  f.  1847  und  49.),  und  in  dem  gegen- 
wärtig veröffentlichten  Theile  die  Familie  der  Bienen  bearbei- 
tet (s.  u.). 

„Hymenopterologische  Beitrage"  sind  von  Tischbein 
in  der  Ent.  Zeit.  S.  103.  ff.  und  S.  129.  ff.  veröffentlicht  wor- 
den. Sie  liefern  einen  Nachtrag  zu  den  früher  vom  Verf. 
mitgetheilten  Verzeichnissen  der  Blatt-,  Holz-  und  Mordwes- 
pen des  Fürstenlhum  Birkenfeld  ,  die  Beschreibungen  von 
mehreren  neuen  zu  diesen  Familien  gehörigen  Arten  aus  Un- 
garn und  der  Türkei,  und  die  Aufstellung  einer  neuen  Gall- 
wespengattung Pediapsis  (s.  u.). 

Eine  Anzahl  neuer  Hymenopteren- Arten  ist  von  Fr. 
Smith  beschrieben  worden  „Descriptions  of  some  new  and 
apparently  undescribed  species  of  Hymenopterous  insects  from 
North  China,  collected  by.  R.  Fortune"  Trans,  of  the  entom. 
Soc.  Vol.  II.  S.  33.  „Descriptions  of  some  Hymenopterous  in- 
sects from  norlhern  India"  ebenda  S.  45.  „Descriptions  of 
some  Hymenopterous  insects  captured  in  India  wilh  notes  on 
their  oeconomy"  Ann.  of  nat.  hist.  IX.  S.  44. 

Die  einzelnen  Arten  sind  weiter  unten  am  systematischen  Orte 
namhaft  gemacht. 

tpiariae*  In  dem  Faunengebiete  zwischen  der  Wolga  und 
dem  Ural  kommen  nach  Eversmann  (Bull.  d.  Mose.  1852.  n.  III. 
S.  1  — 137.)  folgende  Bienen  vor:  64  A.  von  Andrena ,  25  Hylaeus ,  5 
Colletes,  4  Dichroa,  9  Prosopis,  5  Dasypoda,  1  JSomia,  1  Systropha,  3 
Rophites ,  1  Macropis,  3  Panurgus  ,  6  Osmia,  12  Megachile  ,  4  Chelo- 
stoma,  4  Coelioxis,  14  Anthidium,  3  Stelis  ,  1  Ceraline,  2  Philere?nusi 
2  Pasiles ,  21  Nomada ,  3  Epeolus,  2  Melecla,  1  Crocisa,  1  Saropoda, 
17  Anthophora ,  4  Eucera ,  7  Macrocera,  1  Melitturga  ,  1  Xylocopa, 
4  Psithyrus,  2  t  Bombus,  1  Apis,  im  Ganzen  also  249  A.  —  Der  Verf. 
hat  diese  Species  sämmtlich  kurz  beschrieben,  und  in  den  artenreiche- 
ren Gattungen  analytische  Tabellen  zur  leichteren  Erkenntniss  dersel- 
ben mitgetheilt.  Sehr  viele  derselben  sind  als  neu  aufgestellt,  da  der 
Verf.  aber  die  neueste  Litteratur  nicht  gehörig  gekannt  zu  haben  scheint, 
und  da  er  das  Werk  von  Lepelletier  und  die  umfassenden  Arbeiten 
von  Smith  gar  nicht,  Nylander's  Monographie  der  nordischen  Bienen 
nur  in  der  Gattung  Bombus  citirt  hat,  so  ist  es  nicht  unwahrschein- 
lich, daes  mehrere   derselben    bei  erneuerter   Prüfung  wieder  eingehen 


während  des  Jahres  1852.  169 

werden.  Ich  mache  sie  hier  sämmtlich  namhaft,  hauptsächlich  um  ei- 
ner anderweitigen  Anwendung  derselben  Namen  vorzubeugen  :  Andrena 
comta,  fulvitarsis,  limbala,  aber  r  ans,  ambig  ua ,  hirti- 
ceps,  longula,  x  antho  th  or  ax ,  br  e  vi  t  arsis ,  fallax,  catn- 
pestris,  microstigma,  senilis,  floricola,  labr  o  sa,  flo- 
rivaga,  gr  a  cilis ,  quadricincta  ,  senex ,  incerta,  nig  ri- 
frons,  gravida,  scita,  consobrina  ,  fulva,  rufiventris; 
Hylaeus  brunnescens  ,  senilis,  rostr  a  lus  ,  fulvicrus,  rubel- 
lus  Fall. ;  Colletes  j  uvencula;  Prosopis  p  atellat  a,  distans;  Da- 
sypoda  villip  es ,  br  accata  Pall. ;  Rophites  cana,  bispinosa; 
Panurgus  labia  tus,  clyp  eatus;  Osmia  fulva,  0.  scita,  0.  ha- 
mata;  Megachile  m  onocero  s  Pall.;  maxillo  sa,  obscura,  albi- 
cilla,  fu  Ivim  ana ,  melano  g  aster;  Chelosloma  signatum;  Coe- 
lioxis  brevis;  Anlhidium  dissectum,  reguläre,  auripes,  in- 
tegrum, senile,  floripe  tum,  reptans,  sibiricum\  Slelis 
aberrans;  Philer emus  ab  do  minalis,  hir  sutulus;  Pasites  fa- 
sciata;  Nomada  aberrans,  dubia,  lutea,  orriata,  bimacu- 
lata,  rubra,  rubricosa,  p  astor alis;  Epeolus  lue  luo  sus , 
transitorius;  Melecla  diacantha-,  Anlhophora  qua  dricineta, 
einer ea,  segnis,  dubia,  fulva,  albifrons,  pedata,  vetula 
(senilis  Ev.  olim);  Eucera  coaretata;  Macrocera  medioeris, 
nasalis;  Psithyrus  globosus;  Bombus  fl  avidus,  rufescens, 
calidus,  eriophorus  Klug,  mo  destus.  —  Die  Charakteristik  der 
Gattungen  hat  der  Verf.  nach  Herrich-Schaeffer's  Nomenciator  entomo- 
logicus  entworfen. 

Von  Smith  sind  folgende  Arten  als  neu  beschrieben:  Crocisa 
decora,  Xylocopa  app endiculata,  X,  rufipes,  X  pictifrons, 
Bombus  tunicatus ,  B.  h  aemo  rrhoidalis ,  B.  trifasciatus, 
B.  atripes,  B.  nasutus,  B.  br  ev  ieeps ,  B.  flavescens  aus 
Kordchina,  Bombus  eximius,  B.  funer  arius ,  B.  rufo-fascia- 
tus,  B.  simillimus  aus  Nordindien  (Trans.  Ent.  Soc.  IL).  —  Proso- 
pis mix  tus  aus  Ostindien  (Ann.  nat.  hist.  IX.). 

Gorski  stellte  (Anal,  ad  entom.  imp.  ross.  S.  181.)  Prosopis 
Rinki  als  neue  Art  aus  Litthauen  auf,  und  gab  Taf.  111.  Fig.  1.  eine 
sehr  gelungene  Abbildung  derselben  :  sie  steht  der  Pr.  dilatata  Kirb. 
nahe,  unterscheidet  sich  aber  durch  runden  Kopf,  ganz  schwarze  Man- 
dibeln,  kahlen  Hinterleib  u.  s.  w.  In  einer  Anmerkung  hat  der  Verf. 
die  18  bis  jetzt  beschriebenen  Arten  der  Gattung  Prosopis  zusammen- 
gestellt. 

Anlhidium  loti  n.  sp.  ,  das  noch  unbekannte  Weibchen  von  A. 
quadrilobum  Lep.  und  Megachile  rotundiventris  n.  A.  wurden  von 
Perris  (Ann.  d.  1.  soc.  Linn.  de  Lyon  S.  193.)  charakterisirt;  alle  drei 
Arien  sind  im  Dept.  des  Landes  einheimisch. 


170     Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

Nach  Sichel  (Ann.  d.i.  soc.  ent.  S.  568.)  sind  Crocisa  ramosa, 
orbata  und  scutellcris  Lepell.  alle  Abänderungen  der  Cr.  scutella- 
ris  Fabr. 

L.  Dufour  bemerkte  (Bull.  d.  1.  soc.  ent.  S.  XLV.),  dass  Ma- 
crocera  rnßcoUis  Brülle,  Lep.  und  rufa  Lep.  zu  einer  Art  gehören, 
dass  Eucera  oraniensis  Lep.  =  grisea  Fabr.,  und  E.  bicolor  Lep.  viel- 
leicht das  Weibchen  derselben  Art,  und  dass  Eucera  numlda  Lep.  und 
nigrilabris  Lep.  nur  sexuell  von  einander  verschieden  sind.  Er  grün- 
det diese  Angaben  auf  Exemplare,  welche  er  von  Lepelletier  selbst 
erhallen  hat. 

In  einem  von  F.  Smith  (Trans.  Ent.  Soc.  II.  S.  81.)  beobachte- 
ten Falle  halte  die  Enlwickelung  einer  Anzahl  Exemplare  von  Osmia 
parietina  drei  Jahre  gedauert ;  die  Eier  waren  1849  gelegt,  und  von 
250  Larven  verpuppten  sich  25  erst  im  Sommer  1852. 

West  wo  od  erläuterte  in  Gardener's  Chronicle  S.  340.  die  Na- 
turgeschichte der  Anthophora  relma  durch  Beschreibung  und  Abbil- 
dung der  Biene  in  ihren  verschiedenen  Lebensstadien. 

Dass  die  Gattung  Hylaeus  sich  nicht  als  Parasit  in  andern  Bie- 
nennestern entwickelt,  wurde  von  S.  S.  Saunders  (Proc.  Ent.  Soc. 
Apr.   1852)  bestätigt. 

„Quelques  observations  sur  les  abeilles  et  particulierement  sur 
les  actes,  qui  chez  ces  insectes  peuvent  etre  rapportes  ä  l'intelligence 
par  F.  Dujardin«  (Ann.  d.  scienc.  nat.  t.  XVIII.  n.  4.  S.  231—  240.) 
—  Der  Verf.  hat  schon  früher  die  Anwesenheit  eines  symmetrischen 
Körpers  von  bestimmter  Form  und  fester  Consistenz  im  Ganglion  su- 
pra-oesophageum  der  llymenopteren  nachgewiesen  und  mit  der  Ent- 
wickelung  der  intellectuellen  Fähigkeiten  bei  diesen  Thieren  in  Zu- 
sammenhang gebracht  (s.  Jahresber.  f.  1850.  S.  5).  Gegenwärtig  theilt 
er  einige  Beobachtungen  mit,  welche  seiner  Meinung  nach  nicht  wohl 
anders  als  durch  ein  Abstractionsvermögen  der  Bienen  zu  erklären  sind. 
In  dem  einen  Falle  hatte  er  in  einer  durch  Gitterwerk  und  Weinran- 
ken verdeckten  Mauernische  eine  Schale  mit  einer  Zuckerlösung  auf- 
gestellt und  eine  Biene  dorthin  gebracht.  Nachdem  sie  sich  gesättigt 
hatte,  besichtigte  sie  die  Localität  aufs  Genauste  und  flog  zum  Stocke 
zurück.  Schon  nach  einer  Viertelstunde  kamen  etwa  30  Bienen  des- 
selben Stockes  ,  untersuchten  die  Umgebungen  und  informirten  dann 
die  übrigen  Arbeiter,  welche  sich  in  immer  grösserer  Zahl  einfanden. 
Hier  war  also  nicht  bloss  ein  deutliches  Bild  der  Localität  in  dem  Ge- 
hirn der  eisten  Biene  zurückgeblieben,  sondern  dieser  Eindruck  war 
auch  für  sie  das  Motiv  zu  Mittheilungen  geworden  ,  welche  bei  den 
anderen  Bienen  dieselben  Vorstellungen,  wie  der  Anblick  der  Zucker- 
lösung selbst,  erweckten.     In  einem   zweiten  Falle   benutzten  die  Bie- 


während  des  Jahres  1852.  171 

tien  eines  Slockes  eine  bleiweisshaltige  Oelfarbe  ,  eine  Substanz,  die 
ihnen  vollständig  unbekannt  sein  musste  ,  um  die  Spalten  ihrer  Woh- 
nung zu  verkleben.  Die  dritte  Beobachtung  bezieht  sich  auf  eine 
Biene  ,  welche  mit  Pollen  beladen  durch  den  Haupteingang  in  einen 
Stock,  welcher  ausserdem  auch  einige  seitliche  Oeffnungen  besass,  zu- 
rückkehren wollte.  Mehrfach  vom  Haupteingange  verscheucht,  besann 
sie  sich  auf  die  seitlichen  Oeffnungen  und  gelangte  durch  eine  dersel- 
ben in  das  Innere.  —  Diese  Beobachtungen  thun  allerdings  eine  freie 
Ueberlegung  der  Bienen  dar,  gehören  aber  noch  nicht  zu  den  eclalan- 
testen  Belegen,  welche  für  die  hohe  Ausbildung  der  geistigen  Eigen- 
schaften bei  gewissen  Familien  der  Hymenopteren  beigebracht  werden 
können  und  eine  Kette  complicirter  Urlheilsschlüsse  erkennen  lassen. 
—  Anhangsweise  berichtet  D.  über  die  Thätigkeit  der  Schwärme  und 
über  die  Fruchtbarkeit  der  Königinnen  in  der  Bretagne.  In  dieser 
Provinz,  wo  Buchweizen  in  grosser  Menge  eultivirt  wird,  dessen  ho- 
nigreiche Blüthen  vorzugsweise  von  den  Bienen  heimgesucht  werden, 
verzögert  sich  das  Schwärmen  der  Stöcke  bis  zum  Ende  des  Juli,  selbst 
bis  zur  Mitte  des  August.  Ein  Schwärm,  der  am  28.  Juli  auszog,  etwa 
2500  Gr.  wog  und  aus  778  Drohnen  und  23,330  Arbeitern  bestand, 
von  denen  die  Hälfte  mit  dem  Baue  der  Zellen  beschäftigt  war,  hatte 
am  Ende  von  20  Tagen  29,218  Zellen  gefertigt,  die  Königin  hatte  in 
dieser  Zeit  11,882  Eier  gelegt.  Ein  zweiter  Schwärm  vom  5.  August 
wog  etwa  4  Kilogramme,  und  enthielt  1200  Drohnen  und  38,000  Arbei- 
beiter,  nach  Verlauf  von  12  Tagen  waren  31,392  Zellen  gebaut,  und 
die  Königin  hatte  7,289  Eier  gelegt.  Im  ersten  Falle  waren  täglich 
14,6  Gr  ,  im  zweiten  25,16  Gr.  Wachs  bereitet.  Diese  Thätigkeit  nahm 
aber  mit  dem  Verblühen  des  Buchweizens  sehr  rasch  ab,  und  am  20. 
Sept.  hörte  das  Eierlegen  ganz  auf;  in  der  Zeit  vom  16.  Sept.  bis  zum 
12.  Oct.  wurden  sogar  die  Nymphen,  die  sich  aus  den  zuletzt  geleg- 
ten Eiern  entwickelt  hatten,  aus  den  Zellen  herausgeworfen. 

"Wie  bekannt ,  trifft  man  bisweisen  an  den  Köpfen  von  Bienen 
zufällige  Hörner,  welche  nichts  Anderes  als  die  Pollenschlöuche  von 
Orchideen  sind.  Gorski  hat  einen  derartigen  an  einem  Weibchen 
von  Osmia  bicornis  beobachteten  Fall  Anal,  ad  entom.  imp.  ross.  S.  204 
zur  Sprache  gebracht;  vier  ganz  symmetrisch  an  der  Stirn  stehende  Hör- 
ner wurden  hier  von  Klotsch  als  die  Pollenschläuche  der  Orchis  lali- 
folia  erkannt. 

Vespariae*  Ein  ebensosehr  durch  die  äussere  Ausstattung, 
als  durch  den  innern  Werth  ausgezeichnetes  monographisches  Werk 
sind  die  Etudes  sur  la  Familie  des  Vespides  par  H.  de  Saussure, 
von  denen  im  J.  1852  der  erste  Theil  unter  dem  Titel  Monographie 
des  Guepes  solitaires   erschienen  ist;  er  enthält  die  Classification  und 


172    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

Beschreibung  aller  bis  jetzt  bekannten  Arten  der  Eumeniden- 
Gruppe  und  21  Tafeln  mit  schön  ausgeführten  Abbildungen.  Der 
Verf.  hat  für  seine  Arbeit  das  Material  der  meisten  englischen  und 
französischen  Sammlungen  benutzen  können,  so  dass  er  nicht  weni- 
ger als  339  hieher  gehörige  Arten  durch  einige  Anschauung  kennen 
gelernt  hat.  Von  besonderer  Wichtigkeit  für  die  Feststellung  der  Sy- 
nonymie  war  es,  dass  S.  von  vielen  Arten  die  in  den  Pariser  und  Lon- 
doner Museen  befindlichen  Originalexemplare,  darunter  die  sämmtli- 
chen   Typen  von  Lepelletier,  hat  vergleichen  können. 

Die  Familie  der  Wespen  zerfällt  bekanntlich  in  drei  Gruppen:  die 
Masariden,  welche  sich  durch  die  Anwesenheit  von  nur  drei  Cubital- 
zellen  scharf  absondern,  die  gesellschaftlichen  Wespenund  die 
einzeln  lebenden  Eumeniden,  beide  mit  vier  Cubitalzellen,  welche 
von  einander  hauptsächlich  in  der  Lebensweise  und  im  Zusammenhange 
mit  derselben  darin  abweichen,  dass  die  erstem  einen  Stand  von  Arbei- 
tern besitzen.  Die  morphologischen  Unterschiede  sind  nur  von  ge- 
ringer Bedeutung;  auf  den  wichtigsten  und  constantesten  ,  dass  die 
Fusskrallen  der  echten  Wespen  einfach,  die  der  Eumeniden  ein-  oder 
in  seltenen  Fällen  mehrmals  gezähnt  sind,  hat  schon  Wessmäel  hin- 
gewiesen; S.  hebt  ausserdem  noch  hervor,  dass  die  Zunge  der  Eu- 
meniden lang  und  dreitheilig,  die  der  Wespen  kurz  und  vierlappig  ist, 
und  dass  die  Mandibeln  der  ersteren  meistens  lang  und  schmal  sind, 
sich  in  einer  Spitze  endigen  und  durch  ihre  Vereinigung  einen  lan- 
gen Schnabel  bilden.  Dazu  kommen  noch  einige  habituelle  Kennzei- 
chen von  geringerer  Beständigkeit. 

Die  in  dem  vorliegenden  Bande  bearbeitete  Gruppe  der  Eume- 
niden besteht  aus  18  Gattungen,  welche  vom  Verf.  in  folgender 
Weise  angeordnet  werden: 

I.  Der  erste  Nervus  recurrens  wird  von  der  zweiten,  der  zweite 
von  der  dritten  Cubitalzelle  aufgenommen;  keine  Zelle  ist  gestielt. 
Raphiglossa  Saund.  3  A.  Sl  enoglo  ssa  n.  G.  1  A.  (Raph.  odyneroi- 
des  Saund.),  Gayella  Spin.  1  Art. 

II.  Die  beiden  Nervi  recurrentes  werden  von  der  zweiten  Cu- 
bitalzelle aufgenommen,  welche  nicht  gestielt  ist. 

A.  DieMandibeln  sind  kurz,  am  Ende  schief  abgestutzt.  Eli- 
mus  n.  G.  1  A. ,  Zetkus  Fabr.  25  A.,  C  all  ig  aste  r  n.  G.  (nach- 
träglich mit  Zelhus  vereinigt)  2  A.,  Discoelius  Latr.  5  A. 

B.  Die  Mandibeln  sind  lang,  scharf  und  bilden  durch  ihre  Ver- 
einigung einen  spitzen  Schnabel.  Eumenes  Fabr.  62 A.,  Pachyme- 
nes  n.  G.  5.  A. ,  Synagris  Fabr.  12  A. ,  M  ontezumia  n.  G.  14  A., 
Monobia  n.  G.  6A.,  Monerebia  n.  G.  2A.,  Rygchium  [Ithynckium] 
Spin.  27  A.,  Odynerus  Latr.  mit  vier  Untergattungen  Symmorphus  Yfcsm. , 


während  des  Jahres  1852.  173 

Ancislrocerus  Wesm.,  Leionotus  Sauss.  und  Oplopus  [Hoplopus]  Wessm. 
und   139  A.;  Lept  ochilus  n.  G.  6  A.  Pterochilus  Klug  12  A. 

III.  Die  beiden  Nervi  recurrentes  werden  von  der  zweiten  Cu- 
bitalzelle  aufgenommen,  welche  gestielt  ist.  Hieher  nur  die  Gattung 
Alaslor  Lepell.  mit  16  A. 

Der  Vollständigkeit  seiner  Arbeit  hat  der  Verf.  dadurch  einigen 
Eintrag  gethan,  dass  er  für  die  Beschreibungen  der  bekannteren  Ar- 
ten einfach  auf  das  Werk  von  Lepelletier  verwiesen  hat;  es  würde 
gewiss  den  meisten  Käufern  seines  Buches  angenehmer  gewesen  sein, 
die  Beschreibungen  aller  Arten  in  demselben  zu  besitzen.  Die  dem 
Verf.  nicht  aus  eigner  Anschauung  bekannten  und  die  zweifelhaft  ge- 
bliebenen Species  sind  am  Schlüsse  jeder  Gattung  verzeichnet.  Die 
ersten  sieben  Tafeln  enthalten  Darstellungen  derMundtheile,  einzelner 
Fühlhörner  und  Flügel ;  die  letzten  vierzehn  liefern  schöne,  colorirte 
Abbildungen  von  112  Arten.  —  In  der  Einleitung  spricht  sich  der 
Verf.  auf  S.U.  mit  grosser  Entschiedenheit  und,  wie  es  mir  scheint, 
in  so  begründeter  Weise  gegen  die  Bekanntmachung  einzelner  Art- 
beschreibungen aus,  dass  ich  mir  es  nicht  versagen  kann,  seine  Worte 
hier  mitzutheilen:  „je  n'ignorais  pas  la  fatigue,  que  devait  me  don- 
ner  une  tendance  fächeuse  et  malheureusement  trop  repandue,  celle 
de  publier  presqu'au  hasard  des  especes  nouvelles  ou  non ;  on  les 
dissemine  ainsi  dans  un  nombre  effrayant  des  journaux,  dont  une  bien 
faible  partie  sont  d  la  disposition  de  l'entomologiste;  on  oppose  une 
barriere  presqu'  insurmontable  aux  essais  de  la  plupart  des  amateurs 
de  cettc  science  et  on  la  confine,  pour  ainsi  dire,  dans  les  limites  de 
quelques  lieux  d'etudes  et  de  collections  favorises  et  soutenus  par  les 
gouvernements.« 

Eine  Anzahl  neuer  Arten  dieser  Familie  wurde  von  Smith 
bekannt  gemacht:  Rhynchium  flav omar g  inatum,  Rh.  ornatum 
Ancistrocerus  flavo -punctata  s,  Eumenes  deco  r  atus,  quadra~ 
tus,  Polisles  sulcatus,  Vespa  man  dar  in  a,  V.ducalis,  V.cra- 
broniforrnis  aus  Kordchina,  Vespa  ?na  gnifica,  V.  auraria 
V.  basalis,  V.  obliterata  aus  Nord-Indien  (Trans.  Ent.  Soc.  Vol. 
IL),  Epipona  varieg  ata,  Ancislrocerus  omatus  und  A.  gutta- 
tus  aus  Ostindien  (Ann.  nat.   bist.  Vol.  IX.). 

Saussure  begründete  auf  Polistes  cyanea  Fabr.,  coerulea  Fabr. 
und  einige  verwandte  Species  eine  neue  Gattung  Synoeca  (Ann.  d. 
1.  soc.  entom.  d.  Franc.  S.  549.  pl.  11.  N.  III.)  ;  sie  gehört  zu  den  ge- 
sellig lebenden  Wespen,  ist  besonders  durch  die  langen  Mandibeln, 
welche  in  ihrer  Vereinigung  einen  stumpfen  Schnabel  bilden,  charak- 
terisirt,  und  enthält  zur  Zeit  6  einander  in  Färbung  und  Gestalt  sehr 
ähnliche  südamerikanische  Arten:  S.  coerulea  Fabr.  (nigricornis  ÜJiv.). 
5.  cyanea  Fabr.,  S.  azurea,  S.  ultramarina,    S.  violacea  und 


174    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

S.   chalyb aea,    von    denen    die   vier   letzten   hier   zuerst  beschrie- 
ben sind. 

Saussure  gab  ferner  (Ann.  d.  1.  soc.  entom.  S.  19.)  eine  neue 
Beschreibung  der  Gattung  Iscknogasler  Guer. ,  welche  von  Guerin  in 
die  Nähe  von  Eamenes  und  Synagris  gestellt  ist,  nach  S.  aber  zu  den 
gesellschaftlichen  Wespen  gehört  ;  der  Hinterleibsstiel  ist  cylindrisch 
und  gerade  (nicht  gebogen  und  zusammengedrückt,  wie  bei  Eumenes), 
und  das  Kopfschild  endigt  vorn  in  eine  eckige  Verlängerung  (wie 
bei  Polybia,  Epipona).  Der  von  Guerin  aufgestellten  Art  J.  fulgipen- 
nis  aus  Neu-Guinea  fügte  S.  zwei  neue  J.  micans  und  J.  Mellyi 
aus  Java  hinzu.  Das  Ne*t  der  letztern  wird  hier  ebenfalls  beschrie- 
ben und  nebst  der  AVespe  selbst  auf  Taf.  2.  N.  I.  abgebildet;  es  be- 
steht aus  drei  ziemlich  weit  von  einander  getrennten  Etagen,  welche 
von  einem  sehr  zarten  mittleren  Stiele  gestützt  werden,  und  enthält 
nur  eine  geringe  Anzahl  von  Zellen. 

Perris  hat  in  den  Ann.  d.  1.  soc.  entom.  S.557.  eine  weitere 
Mittheilung  über  das  Nest  des  Eumenes  infundibuliformis  gemacht  (S. 
Jahresber.  f.  1845.).  P.  weist  hier  hauptsächlich  eine  von  Vallot 
ausgesprochene  Vermuthung,  dass  er  das  Nest  der  Chalicodoma  mura- 
ria  vor  sich  gehabt  habe,  durch  eine  neue  Beobachtung  als  ganz  un- 
gegründet zurück. 

Von  F.  Smith  wurden  in  Newman's  Zoologist  S.3699.  einige 
Bemerkungen  über  die  Oeconomie  von  Vespa  norvegica  und  rvfa,  über 
die  Parasiten  der  Wespennester  und  über  die  Verschiedenheit  der  äus- 
sern männlichen  Geschlechtsorgane  bei  den  verschiedenen  Arten  mit- 
getheilt. 

Formicariae.  Das  achte  Heft  der  Jahrbücher  des  Vereins 
für  Naturkunde  im  Herzogthum  Nassau  Wiesb.  1852.  enthält  eine  Be- 
arbeitung der  nassauischen  Ameisen  von  Schenk  (Ein  Auszug  die- 
ser Arbeit  ist  auch  in  der  Entom.  Zeit.  Jahrg.  1853.  No.  5.  6.  7.  mit- 
getheilt).  Der  Verf.  hat  zuerst  20  Formica,  2  Tapinoma  (collina  Körst, 
und  pygmaea  Latr.),  1  Polyergus ,  1  Ponera ,  17  Myrmica ,  1  Atta,  1 
Eciton?  im  Ganzen  also  43  in  Nassau  einheimische  Arten  sehr  ausführ- 
lich und  mit  Benutzung  der  Förster'schen  Monographie  der  rheini- 
schen Ameisen  beschrieben,  und  dann  in  einem  Anhange  die  übrigen 
in  Deutschland  vorhommenden,  aber  in  Nassau  noch  nicht  aufgefun- 
denen 22  Species  durch  kurze  Angaben  bezeichnet.  Unter  den  erste- 
ren  werden  als  neu  aufgestellt :  Formica  pal  lescens ,  affinis,  in- 
cisa  ,  Myrmica  alratula,  cor ticalis,  parvula,  cingulata,  in- 
terrupla,   Eciton?  t  est  aceum. 

Sehr  ansprechend  ist  die  Schilderung,  welche  Heer  („An  die 
Zürcherische  Jugend  auf  d.  J.  1852.     Von  der  Naturforschenden   Ge- 


während  des  Jahres  1852.  175 

Seilschaft  54tes  Stück")  von  dem  Vorkommen  und  der  Lebensart  ei- 
ner kleinen  in  den  Häusern  Madeira's  häufigen  Ameise  geliefert  hat. 
Es  bildet  dieselbe  eine  eigne  neue  Gattung  und  Art  Oec  o  phthor  a 
pusill  a  in  der  Gruppe  der  Myrmiciden,  und  weicht  von  Myrmica  durch 
die  viel  kürzeren  zweigliedrigen  Taster,  durch  die  siebzehngliedrigen 
männlichen  Fühler  und  durch  das  Flügelgeäder ,  von  Atta  ebenfalls 
durch  zweigliedrige  Maxillartaster  und  bedornten  Metathorax  ab.  In 
der  Zahl  der  Tasterglieder  stimmt  sie  mit  Typhlopone  Westw.  über- 
ein ,  unterscheidet  sich  von  dieser  Gattung  aber  durch  langes  erstes 
Fussglied,  schärfer  gezahnte  Oberkiefer,  unten  verwachsene  Maxillar- 
lade  u.  s.  w.  Heer  hat  vier  verschiedene  Formen  in  den  Stöcken 
dieser  Ameise  gefunden:  Männchen,  welche  an  der  Bildung  des  Kop- 
fes und  an  der  Zusammensetzung  der  Fühler  aus  17  Gliedern  sogleich 
zu  erkennen  sind,  Weibchen,  Soldaten  und  Arbeiter.  Die  zwei  letz- 
ten F"ormen  sind  ganz  scharf  geschieden  und  unter  unzähligen  Indivi- 
duen ist  dem  Verf.  nie  ein  Zwischenglied  zwischen  beiden  (wie  sol- 
che bei  andern  Ameisen  beobachtet  werden)  vorgekommen.  H.  ist 
der  Meinung,  dass  die  Verschiedenheit  der  Soldaten  und  Arbeiter  ebenso 
wie  die  zwischen  den  männlichen  und  weiblichen  Individuen  eine 
angeborene  und  nicht  Resultat  der  Erziehungskunst  der  Ameisen  und 
einer  abweichenden  Fütterung  der  Larven  ist.  Auf  einer  beigegebe- 
nen Tafel  sind  die  vier  verschiedenen  Formen  der  Oecophthora  pu- 
silla  sehr  kenntlich  dargestellt. 

Eine  neue  Gattung  dieser  Familie  ist  auch  von  Smith  Ann.  nat. 
hist.  IX.  S.  44.  unter  dem  Namen  Tetraponeura  errichtet  worden. 
Sie  ist  zur  Zeit  nur  auf  Arbeiter  gegründet,  welche  mit  Myrmica  im 
Bau  des  Abdomens  übereinstimmen,  aber  keine  Einschnürung  zwischen 
Meso-  und  Metathorax  haben;  durch  kurze  starke  gezahnte  Mandibeln 
Dähert  sie  sich  an  Contylodon  Lund,  die  kleinen  seitlichen  Augen  sind 
aber  ähnlich  wie  bei  Ponera.  Der  Verf.  stellt  daher  die  Gattung  zwi- 
schen l'onera  und  Contylodon.  Sie  enthält  zwei  hier  beschriebene 
Arten:!1,  atrala  von  Bombay,  welche  durch  einen  Holzschnitt  erläu- 
tert ist,  und   T.  lestacea  von  Kapo  in  Süd-Amerika. 

G  u  e  r  i  n  -  M  e  n  e  v  i  1  1  e  hat  (Revue  et  Mag.  d.  Zool.  S.  73.  pl.  3.) 
ausführliche  Mittheilungen  über  eine  neue  Ameise  gemacht,  welche 
nach  den  Beobachtungen  von  Sa  11  e  in  St.  Domingo  ihre  Nester  auf 
dem  Buschwerk  morastiger  Niederungen  anlegt.  Die  Art  gehört  zur 
Gattung  Myrmica  und  ist  vom  Verf.  unter  dem  Namen  M.  Sali  ei  in 
allen  ihren  Ständen  beschrieben  und  gleichzeitig  mit  einem  Neste  ab- 
gebildet werden.  Die  Nester  bestehen  ganz  aus  einer  bräunlichen  pa- 
pierähnlichen Substanz,  welche  dem  Material  der  europäischen  Wes- 
pennester sehr  ähnlich  ist.  In  demselben  Neste  wurde  noch  eine  zweite 
neue  Myrmica ,  aber  nur  als  Arbeiter,  beobachtet,   welche  von  G.  mit 


176    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

dem  Namen   M.   c  ariniceps  belegt  und  ebenfalls  charakterisirt  wor- 
den ist. 

Dorylidae.  Labidus  Saji,  Harrisii  und  Melshaemeri 
sind  drei  neue  an  der  Westgrenze  von  Texas  entdeckte  und  von  Hal- 
den) an  in  Stansbury's  Report  (s.  o.  S.  157.)  beschriebene  und  Taf.  IX. 
abgebildete  Arten.  Die  Gattung  schien  nach  den  früheren  Beobach- 
tungen auf  das  tropische  Klima   beschränkt  zu  sein. 

JVIutiliariae*  Aus  den  Beobachtungen,  welche  Sichel 
Ann.  d.  I.  soc.  ent.  S.  561.  mitgelheilt  hat,  „sur  la  rarete  relative  de 
certäins  Hymenopteres  et  notamment  de  la  Mulilla  incompleta  et  la 
Crocisa  scutellaris"  geht  unzweifelhaft  hervor,  dass  Mulilla  i7icomplela 
bepeil,  als  Männchen  und  M.  dislincla  Lep.  als  Weibchen  zu  einer  Art 
gehören.  M.  erythroeephala  Fabr  ,  Lep.  scheint  nur  eine  grössere  Ab- 
änderung des  Weibchens  zu  sein  :  die  Umstände,  unter  denen  die  sel- 
tene Art  in  grösserer  Anzahl  von  S.  gefangen  wurde,  machen  es  im 
hohen  Grade  wahrscheinlich,  dass  sie  ein  Parasit  kleiner  Haliclus-Av- 
ten,  des  H.  fulvocinetus  Kirb.  und  morio  Kirb.  ist. 

L.  Dufour  bemerkte  (Bull.  d.  1.  soc.  entom.  S.  XL1V.) ,  dass 
Mulilla  arenaria  Fabr.  Coqueb.  das  Weibchen  und  M.  barbara  Coqueb. 
(non  Fabr.  nee  Linn  )  das  31ännchen  Einer  Art  sei  ,  wie  er  sich  durch 
Beobachtung  der  Begattung  überzeugt  habe. 

Scolietae.  Als  neue  Art  ist  zu  erwähnen  Scolia  fervida 
Smith  (Ann.  nat.  hist.  IX.  S.  46.)  aus  Ostindien. 

Perris  hat  (Ann.  d.  1.  soc.  Linn.  de  Lyon  S.  191.)  durch  Be- 
obachtung der  Copulation  die  sehr  interessante  Entdeckung  gemacht, 
dass  Myiine  volvulus  Lalr.  und  Meria  tripunetala  Lalr.  Männchen  und 
Weibchen  Einer  Art  sind. 

Derselbe  theille  (ebenda)  die  Beschreibung  des  noch  unbe- 
kannten Weibchens  von   Colpa  continua  Lep.  mit. 

Pompilii«  Die  namentlich  durch  ihre  Fühlerbildung  ausge- 
zeichnete neue  Gattung  und  Art  Clavelia  pompiliformis  ,  deren  bereits 
im  vorigen  Jahresber.  S.  25.  Erwähnung  geschah,  ist  von  Lucas  (Ann. 
d.  1.  soc.  entom.  d.  Franc.  S.  417.  pl.  8.  N.  IL)  ausführlich  beschrieben 
und  abgebildet  worden.  L.  Dufour  hat  (ebenda  Bull.  S.  LXXXVL)  in 
Bezug  auf  dieses  Insect  bemerkt,  dass  es  bereits  von  Dahlbom  (Hym. 
Eur.)  unter  dem  Kamen  Ctenocerus  Klugii  bekannt  gemacht  sei,  und 
dass  die  von  beiden  Seiten  gekämmten  Fühler  wohl  nur  Kennzeichen 
des  männlichen  Geschlechts  sein  möchten.  Lucas  hat  Ann.  d.  1.  soc. 
entom.  1853.  S.  XIV.  in  einer  Antwort  auf  diese  Bemerkung  mit  gutem 


während  des  Jahres  1852.  177 

Grunde  geltend  gemacht  ,  dass  die  drei  Worte  „mas  anlennis  peclina- 
tiß*  mit  denen  Dahlbom  Ctenocerus  charakterisirt,  nicht  zur  Begrün- 
dung einer  Galtung  ausreichen ,  und  hat  auch  wenigstens  theilweise 
Recht,  wenn  er  für  die  Verschiedenheit  der  Clavelia  pompiliformis  in 
die  Schranken  tritt.  Es  ist  nämlich  Clavelia  allerdings  mit  Ctenocerus 
Dahlb.  generisch  einerlei,  dagegen  scheint  Ct.  Klugii  der  Art  nach  von 
der  algicr'schen  Ct.  pompiliformis  verschieden  zu  sein.  Wenigstens 
weichen  die  zwei  Exemplare  der  Berliner  Sammlung,  welche  Dahlbom 
in  der  Erinnerung  hatte  ,  als  er  die  Angaben  von  Ctenocerus  Klugii 
niederschrieb,  durch  transparente  Flügel  und  ganz  schwarze  Beine  von 
der  Abbildung  ab,  welche  Lucas  a.  a.  0.  mitgetheilt  hat.  Diese  bei- 
den Exemplare  stammen  überdem  aus  dem  Caplande  (nicht  aus  Ame- 
rika, wie  Dahlbom  vermulhet).  Es  wird  aber  auch  der  von  Lucas 
ertheilte  Gattungsname  beizubehalten  sein  ,  nicht  bloss  weil  es  kaum 
gestaltet  werden  kann,  eine  Gattung  nach  unbestimmter  Erinnerung  des 
Gegenstandes  aufzustellen  und  bloss  durch  eine  einzige  Angabe  zu 
bezeichnen  ,  sondern  auch  weil  der  Name  Ctenicerus  schon  seit  län- 
gerer Zeit  bei  den  Käfern  vergeben  ist. 

Dolichurus  D  ahlb  o  m  ii  n.  A.  wurde  von  Ti  s  c  hbe  in  bei  Herr- 
stein entdeckt  und  in  der  Ent.  Zeit.  S.  140.  beschrieben. 

Sphegianae.  Als  neue  Arten  sind  aufgestellt  von  Hai  de- 
in a  n  in  Stansbury's  Report  App.  C. :  Ammophila  Aberti,  von  Smith 
(Ann.  nat.  hist.  IX.):  Ammophila  atripes,  Pelopaeus  bilinealus  und 
P.  s  eparatus  aus  Ostindien. 

Larratae.  Pison  regalis  n.  A.  aus  Nord- China  ist  von 
Smith  (Trans.  Ent.  Soc.  II.  S.  34.  tb.  8.  fig.9.)  beschrieben  und  ab- 
gebildet worden. 

Cralironites«  Alyson  Perthe  esi  wurde  von  Go  rski  (Anal, 
ad  entom.  imp.  ross.  S.  178.)  als  neue,  bei  Wilna  entdeckte  Art  nach 
dem  weiblichen  Geschlechte  beschrieben  und  Taf.  II.  Fig.  2.  sehr  gut 
abgebildet;  sie  steht  dem  A-  tricolor  Lep.  jedenfalls  sehr  nahe,  der 
letztere  unterscheidet  sich  aber  der  Beschreibung  zufolge  durch  be- 
trächtlichere Grösse  und  durch  etwas  andere  Färbung  einzelner  Kör- 
pertheile. 

Chrysidides.  Zwei  neue  ostindische  Arten  dieser  Familie 
Hedtjchrum  rugosa  (sie!)  und  Chrysis  pubescens  sind  von  Smith 
Ann.  nat.  hist.  IX.  S.  45.  beschrieben  worden  ;  die  zweite  ist  ein  Pa- 
rasit eines  Pelopaeus. 

Evauiales«     Eine  neue  Art  von  Aulacus  wurde  von  N  ö  r  d  - 
Archiv,  f.  Naturgesch.  XIX.  Jahrg.  2.  Bd.  M 


178     Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

linger  aus  Xiphydria  Camelus  erzogen  und  von  Ra  tzebu  rg  (Ichneum. 
III.  S.  22.)  unter  dem  Namen  A.  exaralus  beschrieben  und  abge- 
bildet. 

Iclineiimoiiicles.  In  dieser  Familie  ist  eine  neue  von  Rat- 
zeburg (Ichneum.  d.  Forstins.  III.  S.  174.)  aufgestellte  Gattung  Poe- 
cilos  tictus  zu  erwähnen,  welche  eine  Mitlellorm  zwischen  Cryplus 
und  Ichneumon  bildet,  sich  aber  von  beiden  durch  die  birnförmige  Ge- 
stalt des  Hinterleibes  unterscheidet;  sie  ist  auf  eine  neue,  aus  Geo- 
metra  piniaria  gezogene   Art,  P.  octopunc  t  atus  gegründet. 

Zwei  neue  Arten  von  Tryphon  wurden  von  Gorski  aus  Tenthredo 
adumbrata  Klug  gezogen  und  in  seinen  Analectis  ad  entom.  imp.  ross. 
S.  200.,  der  eine  von  Gorski  selbst  als  T.  Ratze  burgi,  der  andre 
von  Ratze  bürg  als  T.  Gorskii,  beschrieben.  Auf  Tafel  III.  (Fig. 
3.  u.  4.)   sind  beide   recht  schön  abgebildet. 

Trogus  p  epsoi  de  s  und  Cryplus  purpuratus  Smith  (Trans. 
Ent.  Soc.  11.  S.  33.)  sind  zwei  neue  Arten  aus  Kord-China. 

Von  dem  descripliven  Cataloge  der  in  der  französischen  Provence 
vorkommenden  Ichueumoniden,  welchen  Boyer  de  Fonscolombe 
seit  einer  Heihe  von  Jahren  in  den  Ann.  d.  1.  soc.  entom.  de  Franc, 
unter  dem  Titel  „Ichneumonologie  provencale"  herausgiebt,  sind  a.  a. 
0.  S.  29.  und  S.  427.  wieder  zwei  kleine  Fortsetzungen  erschienen,  mit 
welchen  die  Arbeit  wohl  abschlössen  wird,  da  der  Verf.  seit  der  Ver- 
öffentlichung derselben  gestorben  ist.  Es  sind  in  denselben  die  Gattun- 
gen Mesostenus  Grav.  (4  A.),  Hcmiteles  Grav.  (24  A.),  Pezomachus  Grav. 
(6  A.) ,  Phytodichts  Giav.  (I  A.)  und  Mesochorvs  Grav.  (6  A.)  behan- 
delt; als  neu  sind  aulgestellt :  Hemileles  asperatus,  confusus,  in- 
tersectus,  lucidulus,  elo  ng  atus  ,  bip  ar  titu  s  ,  erythroce- 
rus,  erythr  omelasj  Mulsantii,  Pezomachus  Gravenhorstii, 
IV  es  ma  elii,  Phytodiclus'!  grandis,  Mesochorus  flavescens,  a  g- 
gressor,  melas.  Die  neueren  seit  Gravenhorst's  Bearbeitung  der 
Ichneumonidt  n  erschienenen  Werke  und  Abhandlungen  scheinen  dem 
Verf.  last  ohne  Ausnahme  unbekannt   geblieben  zu  sein. 

Bei  Gelegenheit  einer  Zucht  von  Schlupfwespen  aus  Spinnenei- 
ern hat  Ratzeburg  fast  mit  unzweifelhafter  Gewissheit  die  von  För- 
ster bestrittene  Thatsache  feststellen  können,  dass  wenigstens  in  ein- 
zelnen Fällen  Arten  der  Gattungen  Hemileles  und  Pezomachus  als  Männ- 
chen und  Weibchen  zusammengehören.  Aus  einem  Eiergcspinnsle  ei- 
nes Salticus  erzog  R  nämlich  gleichzeitig  mit  lYlicrogasler  peispieuus 
Piecs  als  Schmarotzer  des  letztem  Pezomachus  instabilis  Forst,  und  He- 
mileles rufocinetus  Grav.,  und  zwar  waren  alle  Exemplare  des  ersteren 
weiblichen,  alle  des  letzleren  männlichen  Geschlechtes. 


während  des  Jahres  1852.  179 

Milliere  beobachtete,  dass  aus  einem  gezogenen  Schmetter- 
linge von  Deilephila  vesperlilio,  als  derselbe  gelödiet  wurde,  35 — 40 
Ichneumonenlaiven  auswanderten.  Da  die  Eier  der  Schlupfwespe  nur 
an  die  Raupe  abgesetzt  sein  konnten,  so  halte  in  diesem  Falle  dieEnt- 
wickelung  des  Parasiten  nicht  mit  der  des  Wohnthieics  gleichen  Schritt 
gehallen. 

Die  Entwickelung  des  in  den  Raupen  von  Mamestra  pisi  schma- 
rotzenden Paniscus  virgalus  Fourcr.  ist  von  Newport  in  den  Linn. 
Trans,  vol.  XXI.  P.  I.  erläutert  worden«  besonders  ist  die  Ausbildung 
des  Verdauungskanals  und  die  Veränderungen,  welche  mit  demselben 
successive  vorgehen,  genau  vom  Verf.  beschrieben  und  bildlich  darge- 
slelll  worden.  Die  schönen  Beobachtungen  von  Ratzeburg  über  die 
Entwickelung  mehrerer  Ichneumonideu  scheinen  nicht  zur  Kenntniss  des 
Verf.  gekommen  zu  sein. 

Braconides.  Die  neuern  Erfahrungen  Ratzeburg's  (lehn. 
Bd.  111.  S.23.).  bestätigen  vollkommen  die  früheren  Angaben  des  Verf., 
dass  die  Mitglieder  dieser  Familie  vorzugsweise  in  Käfern  schmarotzen, 
und  in  ihrem  Vorkommen  sehr  sielig  sind.  Unter  220  von  R.  beschrie- 
benen Arten  sind  mehr  als  80  stetige  Käferfeinde,  ausserdem  bewoh- 
nen Einige  Käfer  und  andere  Insecten  zugleich.  Von  28  Gallungen  sind 
nur  8  ohne  Käferparasiten;  in  vier  Gattungen  sind  sämmtliche  Arten 
Käferfeinde,  in  den  meisten  andern  Gattungen  ist  stets  mehr  als  die 
Hälfte  auf  die   Coleopteren   angewiesen. 

Microgaster  perspieuus  INees  wurde  von  Ratze  bürg  (a.  a.  0.  S. 
17.  u.  S.  55.)  in  grosser  Zahl  aus  Spinneneiern  und  zwar  aus  den  Eier- 
gespinnsten  eines  Salticus  erzogen.  Als  Parasiten  des  Microgaster  be- 
obachtete R.  bei  dieser  Gelegenheit  eine  Art,  dessen  Männchen  als  Pe- 
zomachus  inslabilis  Forst.,  dessen  Weibehen  als  Hemiteles  rufocinetus 
Grav.  beschrieben   ist  (s.   o.). 

Aller  Wahrscheinlichkeit  nach  gehört  einem  Mitgliede  dieser  Fa- 
milie eine  merkwürdige  Schmarotzerlarve  an,  welche  Stein  mehrmals 
in  den  Baucheingeweiden  des  Hylesinus  polygraphus  angetroffen  hat. 
Sie  ist  in  Ratzeburg's  Ichneumonen  Bd.  IM.  Vorrede  S. IX.  beschrieben 
und  S.  XVIII.  abgebildet  worden,  hat  die  Länge  einer  halben  Linie  und 
besitzt  in  ihrer  Organisation  eine  grosse  Aehnlichkeit  mit  der  Larve 
von  Anomalon;  wie  diese  zeichnet  sie  sich  besonders  durch  die  An- 
wesenheit eines  langen  Schwanzes  aus ,  welcher  aber  nicht  wie  bei 
der  letztern  nackt,  sondern  mit  Stacheln  besetzt  ist.  Da  von  Tracheen 
und  Sligmen  keine  Spur  zu  bemerken  war,  so  hat  St.  höchst  wahr- 
scheinlich eine  ganz  junge  Larve  vor  sich  gehabt,  und  Ratzeburg 
vermuthet  wohl  nicht  ohne  Grund  ,  dass  die  Stacheln  des  Schwanzes 
im  weiteren  Verlaufe  ihrer  Entwickelung  verloren  gehen. 


180    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

Clialcidiae.  Diese  Familie  ist  von  Ratzeburg  (a.  a.  0.) 
mit  folgenden  neuen  aus  Forstinsecten  erzogenen  Galtungen  bereichert 
worden: 

D endrocerus ,  ein  Ceraphron,  dessen  Männchen  elfgliedrige, 
sehr  schön  gekämmte  Fühler  hat.  D.  Lichtensteinii  aus  Cynips 
terminalis. 

Co  cc  obius,  auf  fünf  neue  aus  Schildläusen  erzogene  Arten  ge- 
gründet (und  daher  vermuthlich  mit  der  Gattung  Coccophagus 
Westw.  identisch),  ist  eine  Miltelform  zwischen  Eucyrlus  und  Entedon, 
hat  die  gedrungene  Gestalt  des  ersteren  und  das  Flügelgeäder  des  letz- 
tern Genus. 

Ophioneurus,  durch  die  schlangenförmige  Krümmung  des  Ra- 
dialnerven sehr  ausgezeichnet,  mit  2A.,  0.  simplex  aus  kleinen  Lärv- 
chen des  Attelabus  curculionoides,  und  0.  signalus  aus  den  Rollen 
von  Rhynchiles  betulae. 

Eusandalum,  mit  Eupelmus  verwandt,  aber  der  Bohrer  ent- 
springt beinahe  an  der  Basis  des  Hinterleibes,  auch  ist  die  Bildung  der 
Hinterleibsschuppen  eine  andere.  3  A.  E.  inerme  (früher  von  Ratz,  als 
Eupelmus  i.  beschrieben)  aus  Plilinus  und  Bostrichus  suluraliä,  E.  tri- 
dens  aus  Magdalinus  violaceus,  E.  ab  breviatum  ausBuprestis  qua- 
dripunetata. 

Lo  nchente  don  stimmt  mit  Entedon  in  den  wesentlichsten 
Stücken  überein,  hat  aber  einen  langen  geraden  Hinterleibsbohrer  L. 
longicaudatus  Forst,  aus  Cynips  Rosae, 

Die  ausführlichen  mit  Abbildungen  begleiteten  Beschreibungen 
der  Anthophorabia  retusa  und  des  Monodontomerus  nitidus  von  New- 
port  (s.  Jahresber.  f.  1849.  S.  75.)  sind  jetzt  vollständig  in  den  Trans, 
of  the  Linn,  Soc.  Vol.  XXI.  P.l.  S.  61.  erschienen.  In  Bezug  auf  die 
erstere  Gattung  bestätigt  der  Verf.  in  einem  ebenda  S.  79.  mitgeteil- 
ten Nachtrage  nach  neu  aufgefundenen  Exemplaren  die  Richtigkeit  sei- 
ner früheren  Angabe  von  der  Anwesenheit  eines  einzelnen  Nebenau- 
ges und  von  dem  Mangel  zusammengesetzter  Augen  beim  Männchen, 
welche  von  Westwood  in  Zweifel  gezogen  war,  verbessert  aber  sonst 
einige  kleine  Irrthümer  in  seiner  früheren  Beschreibung.  Die  neuer- 
dings gefangenen  Exemplare  weichen  etwas  von  der  letzteren  (deren 
Typen  nicht  mehr  existiren)  ab,  und  sind  daher  von  N.  als  neue  Art 
unter  dem  Namen  A.  fasciata  beschrieben,  obwohl  sie,  wie  die 
früheren,  in  Nestern  der  Anthophora  retusa  gesammelt  worden  sind. 
N.  vermuthet,  dass  die  Weibchen  in  die  schon  geschlossenen  Bienen- 
zellen eindringen,  um  ihre  Eier  an  die  bereits  ziemlich  ausgewachse- 
nen Bienenlarven  abzusetzen.  —  An  Monodontomerus  nitidus,  welcher 
sich  ebenfalls  in  den  Nestern  der  Anthophora  retusa  entwickelt,  hat  der 
Verf.   die  Veränderungen  ,  welche   der  Verdauungskanal  während    des 


während  des  Jahres  1852.  181 

Larvenlebens  durchläuft,  sehr  genau  verfolgt  und  durch  Abbildungen 
erläutert.  N.  erkennt  übrigens  in  einer  Nachschrift  an,  dass  diese 
Larven  nicht,  wie  er  zuerst  angegeben  hatte,  von  dem  für  die  Bienen- 
larven aufgespeicherten  Pollen  leben,  sondern,  wie  F.  Smith  beobach- 
tet hat,  änsserlich  an  den  ßienenlarven  schmarotzen  (s.  Jahresber.  f. 
1849  S.76.). 

F.  Smith  hat  einige  Bemerkungen  zu  dieser  Abhandlung  in  den 
Proc.  entom.  Soc.  Vol.  II.  S.  18.  mitgelheilt.  Es  ist  hier  nur  die  eine 
erwähnenswerth,  dass  in  dem  von  S.  beobachteten  Falle  die  Larve  des 
Monodonlomenis  ein  Parasit  der  Puppe  und  nicht  der  Larve  von  An- 
thophora  gewesen  ist. 

Von  Walker  sind  wieder  eine  Anzahl  neuer  Chalcidier  in  den 
Annal.  of  nat.  hist.  vol.  IX.  S.39.  und  vol.  X.  S.45.  beschrieben:  itfe- 
gastigmus  gigan  teus  Koll.  aus  Südeuropa,  Eupelmus  Tubalius  von 
Hongkong,  E  Harcalo  aus  England,  Leucospis  leuco  telus  von 
Para,  Chalcis  fervida  ebendaher,  Decatoma  Neesii  aus  Deutschland, 
Palmon  sinensis  von  Hongkong,  Monodontomerns  Anthophorae 
(=  nitidus  Newp  s.  o.)  aus  England  (Vol.  IX.);  Perilampus  mau- 
rus  von  Port  INatal ,  Eupelmus  basicupr  eus  von  Para,  Sparasion 
sinense  aus  China,  Smiera  torrida  von  Para,  S.  nigro-rufa 
aus  Ostindien,  Callimome  cyaneus  Koll.  aus  Deutschland,  Chalco- 
dectus  n.  Gattung,  deren  ganze  Charakteristik  in  den  Worten  gelie- 
fert wird  „Eupelmo  affinis,  at  quoad  pedes  poslicos  Chalcidi  similis," 
Ch.  maculicornis  von  Para. 

Von  F.  Smith  (Trans.  Ent.  Soc.  II.  S.  83.)  wurde  Cheiropachus 
quadrum  aus  den  Larven  von  Scolylus  destruclor,  Caloseter  vemalis 
aus  denen  von  Ptilinus  pectinicornis  erzogen. 

Cynipseae.  Eine  neue  Gattung  von  Gallwespen  wurde  von 
Tischbein  unter  dem  Namen  Pediapsis  in  der  Ent.  Zeit.  S.  14t. 
beschrieben,  sie  ist  auf  eine  einzige  neue  Art  P.  sorbi  gegründet, 
welche  T.  in  grosser  Zahl,  aber  nur  im  weiblichen  Geschlechte,  aus 
Gallen,  welche  sich  an  den  Faserwurzeln  einer  Eberesche  (Sorbus  au- 
cuparia)   gebildet  hatten,  erzog. 

Tentliredinetae*  Tischbein  hat  in  der  Ent.  Zeit,  ei-» 
ncn  Nachtrag  zu  seinem  Verzeichnisse  der  ßlattwespen  des  Fürsten- 
thum  Birkenfeld  geliefert  und  bei  dieser  Gelegenheit  einige  neue,  meist 
von  Friwaldsky  eingesandte  Arien  beschrieben:  Abia  mutabilis  aus 
der  Türkei,  Hylotoma  Friwaldskyi,  Blennocampa  bicolor  aus  Un- 
garn, Monophadnus  thoracicus  aus  Dalmatien,  Mon.  rufoniger, 
Allanlus  rufocingulatus,  Macrophya  Ratzeburgii  aus  Ungarn, 
Macr;  superba  aus  Kleinasien,  Macr.  flavipes  eus  Birkenfeld,  Ten- 


182     Schaum:  Bericht  ober  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

thrcdo  alb  opunctata,   7.  hungarica  aus  Ungarn,  Cephns  orten-' 
talis  aus  Kleinasien,   C.  pu  Icher  aus  Ungarn, 

Die  Abhandlung  von  Curtis  über  Seiandria  Robinsonii,  welche 
bereits  im  Jahresber.  f.  1850.  S.  19.  nach  einem  in  den  Ann.  of  nat. 
hist.  mitgetheilten  Auszuge  besprochen  wurde  ,  ist  jetzt  vollständig  in 
den  Trans,  of  the  Linn.  Soc.  vol  XXI.  P.  I.  S.  35.  mitgetheilt  und  durch 
eine  Tafel  mit  Abbildungen  erläutert  worden.  Der  Verf.  bemerkt  hier, 
dass  die  Arten  von  Seiandria  auf  die  Verschiedenheit  des  Geäders  der 
Hinterflögel  hin  in  vier  Gruppen  gebracht  werden  können:  l.  Hinter- 
flügel mit  zwei  Discoidalzellen  ,  die  Randzelle  erhält  nur  einen  Quer- 
nerven (z.  ß.  S.  serta  Fabr.).  2.  Hinterflügel  mit  zwei  Discoidalzel- 
len, beide  Quernerven  sind  mit  der  Marginalzelle  vereinigt  (z.  B.  <S. 
slramineipes  Kl.).  3.  Hinterflügel  mit  einer  Discoidalzelle  (<S.  Robin soni 
Curt.).     4.  Hinterflügel  ohne  Discoidalzelle  (S.  fuliginosa  Sehr.). 

Gorski  schilderte  ausführlich  (Anal,  ad  entom.  imp.  ross.  S. 
186.)  die  Naturgeschichte  von  Tenlhredo  adumbrata  Klug,  deren  schlei- 
mige Larven  gegen  Ende  des  Sommers  in  Lithauen  sieh  in  grosser  Zahl 
auf  den  Blättern  der  Birn-,  Pflaumen-  und  besonders  der  Kirschbäume 
zeigen,  und  den  letztem  oft  sehr  nachtheilig  werden.  „ISTotice  sur  les 
fausses  chenilles  qui  detruisent  le  parenehyme  des  feuilles  des  cerisiers.« 
Der  Unterschied  der  Tenthr.  adumbrata  von  T.  aethiops  Fabr.  Klug  ,  deren 
Larven  ebenfalls  vom  Parenchym  der  Kirschblätter  zehren,  liegt  nur  in 
der  Zahl  der  Discoidalzellen  der  Hinterflügel,  (zwei  beiT.  adunibrala,  eine 
bei  T.  aethiops)  Trotz  wiederholter  massenhafter  Zucht  der  Larven 
und  trotz  mehrjähriger  Meobachtung  der  Art  im  Freien,  ist  es  G.  nicht 
gelungen,  das  Männchen  der  T.  adumbrata  aufzufinden.  Das  Weibchen 
ist  Taf.  III.  Fig.  2.  sehr  gut  abgebildet.  —  Der  Verf.  machte  bei  die- 
ser Gelegenheit  darauf  aufmerksam,  dass  bei  einigen  Arten  der  Blatt- 
wespen die  Zahl  der  Discoidalzellen  der  Hinterflügel  variire,  indem  z.B. 
von  T.  lineolata  Klug  Exemplare  mit  und  andere  ohne  Discoidalzelle, 
von  T.  funerea  Kl.  Exemplare  mit  zwei,  andere  mit  einer  Discoidal- 
zelle vorkommen.  Ausserdem  erwähnt  der  Verf.,  dass  T.  aethiops  Har- 
tig  nicht  zu  aethiops  Fabr.  Klug,  sondern  zu  T.  fuliginosa  Schrank. 
Klug  gehört,  dass  T.  sericans  Hart,  das  Weibchen  von  T  elongalula 
Klug  ist,  und  dass  T.  cinereipes  KI.  und  unita  Klug  mit  Unrecht  von 
Hartig  in  die  Gruppe  „Unterflügel  ohne  Mittelzelle"  gestellt  sind,  in- 
dem die  erstere  zwei,  die  letztere  eine  Mittelzelle  besitzt. 

Die  Verwandlungsgeschichte  der  Trichosoma  lucorum  und  die  des 
Lophyrus  pini  bilden  den  Gegenstand  zweier  durch  Holzschnitte  er- 
läuterten Abhandlungen  von  Westwood  in  Gardener's  Chronicle  S. 
68.  und  S.  708.  Derselbe  gab  ebenda  S.  533.  eine  Abbildung  der 
Tenlhredo  Certtsi  in  ihren  verschiedenen  Stadiin. 


während  des  Jahres  1852.  183 

Nach  Stein  (Tharand.  Jahrbuch.  VIII.  N.  F.  1.  S.247.)  hat  JVe- 
matits  abietum  Hart,  oder  eine  sehr  nahe  verwandte  Art  eine  Reihe  von 
Jahren  hindurch  ausgedehnte  Fichtenbestände  im  Königr.  Sachsen  be- 
lästigt. Der  Schaden,  welchen  die  ßlaltwespe  während  einer  Anwe- 
senheit von  8  Jahren  angerichtet  hatte,  beschränkte  sich  indessen  dar- 
auf, dass  die  befallenen  Orte  mehrere  Jahre  hindurch  erheblich  im  Zu- 
wachs zurückblieben. 

Eine  Abhandlung  von  Snellen  van  Vollenshoven  über 
die  in  Holland  beobachteten  Tenthredinidae  und  Siricidae  (115  sp.)  in 
den  von  Herklots  herausgegebenen  „Boustopfen  voor  eene  fauna  van 
IS'ederland«  ist  mir  nur  dem  Titel  nach  bekannt. 

Coleoptera. 

Referent  hat  eine  neue  Ausgabe  des  Catalogus  Co- 
leopterorum  Europae  (herausgegeben  vom  entomologischen 
Vereine  in  Stettin)  ausgearbeitet,  in  welche,  mit  wenigen  durch 
andern  Druck  kenntlich  gemachten  Ausnahmen,  nur  beschrie- 
bene Gattungen  und  Arten  aufgenommen  sind.  Als  östliche 
Grenze  der  europäischen  Fauna  ist  das  Uralgebirge  und  der 
Uralfluss  angenommen,  und  es  sind  daher  die  dem  Caucasus 
angehörenden  Arten  ausgeschlossen  geblieben. 

Die  Arbeit  hat  in  wenigen  Wochen  vollendet  und  gedruckt  wer- 
den müssen,  überdem  war  Ref.  verhindert,  einen  Theil  der  Correctur 
selbst  zu  lesen;  es  sind  daher  nicht  allein  viele  mehr  oder  weniger 
geringfügige  Schreib-  und  Druckfehler  unberichtigt  geblieben,  sondern 
es  sind  auch  eine  Anzahl  z.  Th.  recht  bekannter  Arten  ausgefallen. 
Trotzdem  ist  der  Calalog  nach  VVeslwood's  Unheil  (Proc.  entom.  Soc. 
S.  G2.)  „far  more  complete  than  any  previously  published1',  und  wird 
jedenfalls  für  eine  spätere  Bearbeitung  eine  brauchbare  Grundlage  ab- 
geben Rönnen.  In  mehreren  INummern  des  Jahrgangs  1853  der  Ento- 
mol.  Zeitung  sind  von  verschiedenen  Seiten  Nachträge  und  Berichti- 
gungen drr  Druckfehler  mitgetheilt  worden  ;  die  sachlichen  Bemerkun- 
gen sind  indessen  nicht  alle  ohne  weitere  Kritik  für  begründet  zu 
halten. 

Von  Küste  r's  Käfern  Europa's  sind  drei  Hefte  (das 
23ste — 25sle)irnJ.  1852,  ausgegeben  worden.  Leider  scheint 
das  Werk,  obgleich  der  Preis  desselben  (es  kostet  jetzt  25 
Thlr.)  ausser  allem  Verhältnisse  zu  dem  Werthe  des  Inhaltes 
ist,  eine  hinreichende  Zahl  von  Abnehmern  gefunden  zu  ha- 
ben, um  die  geringen  Kosten  des  Druckes  zu  decken,  so  dass 


184    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

auch  in  der  nächsten  Zeit  noch  nicht  auf  das  Eingehen  des- 
selben zu  rechnen  ist.  Ueber  die  Selbstständigkeit  der  vom 
Verf.  neu  aufgestellten,  weiter  unten  zu  erwähnenden  Arten 
lässt  sich  ohne  Ansicht  der  Originalexemplare  nur  in  sel- 
tenen Fällen  ein  Urtheii  abgeben. 

Eine  Liste  der  bisher  in  Deutschland  aufgefundenen  Co- 
leoptera  hatZebe  in  der  Entom.  Zeit.  1852.  mitzutheilen  be- 
gonnen. Der  Schluss  derselben  liegt  auch  schon  im  Jahrgang 
1853  vor. 

Der  hauptsächliche  Werth  der  fleissigen  Arbeit  besteht  darin,  dass 
sie  uns  in  sehr  vollständiger  Weise  die  Käferfauna  der  vom  Verf.  auf 
das  Sorgfältigste  durchforschten  Grafschaft  Glatz  kennen  lehrt.  Um 
seine  Aufgabe  in  ihrem  ganzen  Umfange  genügend  lösen  zu  können, 
hat  der  Verf.  nicht  hinreichendes  Material  vor  sich  gehabt.  Auch  sind 
in  das  Verzeichniss  mehrfach  irrige  oder  nicht  gehörig  beglaubigte  An- 
gaben aufgenommen  (So  haben  z  B.  die  sicilianische  Myrmedonia  mein- 
nonia  Mark,  und  der  sardinische  Hydroporus  affinis  Aube  fälschlich  das 
deutsche  Bürgerrecht  erhalten).  Es  dürfte  überhaupt  so  lange  verfrüht 
sein,  eine  Liste  aller  in  Deutschland  vorkommenden  Käfer  zu  entwer- 
fen und  ihre  geographische  Verbreitung  zu  besprechen,  als  Specialar- 
beiten, wie  z.  B.  die  Kiesenwetter'sche  Monographie  von  Malthinus, 
uns  noch  immer  mit  einer  grossen  Zahl  neuer  Arten  bekannt  machen. 
Bis  dahin  sollte  jeder  derartige  Versuch  auf  diejenigen  Familien  be- 
schränkt werden,  deren  Artenreichthum  gegenwärtig  ganz  oder  nahezu 
erschöpft  ist.  —  Auf  Einzelnheiten  weiter  einzugehen,  ist  hier  nicht 
der  Ort;  nur  das  will  ich  noch  bemerken,  dass  Cylidrus  albofasciatus 
Charp.  in  dem  Verzeichnisse  fehlt,  und  dass  Dyschirius  subslriatas  Bon. 
und  bipunclatus  Grimmer  synonym  sind. 

Von  Bach's  Käferfauna  für  Mittel-  und  Norddeutsch- 
land mit  besonderer  Rücksicht  auf  die  Preussischen  Rhein- 
lande ist  eine  dritte  Lieferung  erschienen. 

Sie  enthält  die  Familien  der  Bupresti,  Elateres ,  Cyphones ,  Te- 
lephon, Malachit,  Cleri,  Ptini,   Anobii,  Boslrichi,   Hylesini. 

In  dem  Osterprogramme  des  Gymnasiums  zu  Ratibor  hat 
Kelch  einen  Nachtrag  zu  seinem  Verzeichnisse  der  Käfer 
Oberschlesiens  (S.  Jahresber.  f.  1846.  S.  68.)  geliefert. 

Verf.  führt  zuerst  die  neu  aufgefundenen  269  Species  auf,  wo- 
durch die  Zahl  der  in  Oberschlesien  überhaupt  beobachteten  auf  2403 
steigt,  und  giebt  dann  eine  Liste  derjenigen  Käfer,  für  welche  neuere 


während  des  Jahres  1852.  185 

Fundorte  angegeben  werden  konnten  ,  oder  die    ihres  häufigeren  Vor- 
kommens wegen  Erwähnung  verdienten. 

Einen  Beitrag  zur  Localfauna  von  Ems  liefert  ein  von 
Fahr  ae us  in  der  Ent.  Zeit.  S.  199.  ff.  mitgeteilter  Aufsatz, 
in  welchem  die  vom  Verf.  und  GrafMannersheim  am  genann- 
ten Orte  beobachteten  Käfer -Arten,  soweit  sie  nicht  schon 
in  einem  früher  von  Suffrian  veröffentlichten  Verzeichnisse 
erwähnt  sind,  in  systematischer  Ordnung  namhaft  gemacht 
werden. 

Die  Fauna  des  Erzherzogtums  Oestreich  erhielt  einige 
Bereicherungen  durch  Schiner,  Miller  undHampe  (Ver- 
handlungen des  zoolog.-botan.  Vereins  in  Wien  Bd.  1.). 

Die  interessantesten  neuerdings  in  Oestreich  aufgefundenen  Ar- 
ten sind  Pelecotoma  fennica  Pk  ,  Trechus  Longhii  Com.  und  ein  neuer 
Microrhagus  (s.  u  ). 

Giraud  hat  in  den  Verh.  des  zool-bot,  Vereins  in  Wien 
I.  S.84.  die  bemerkenswertheren  von  ihm  bei  Gastein  ge- 
sammeilen Käfer  verzeichnet,  Bemerkungen  über  das  Vorkom- 
men derselben  beigefügt  und  einige  Arten  beschrieben. 

Nachträge  zu  dem  im  Jahresberichte  für  1850.  S.  21. 
erwähnten  Verzeichnisse  der  Käfer  Siebenbürgens  von  Bielz 
lieferten  Biet  z  selbst,  Fuss  und  H.  Hampe  in  den  Mitthei- 
lungen des  siebenbürg.  Vereins  f.  Naturwiss.  zu  Hermann- 
stadt CS.  13.,  S.  6!.,  S.  73.,  S.141.).  In  den  Bielz'schen 
Nachträgen  sind  auch  einige  frühere  Bestimmungen  berichtigt. 

L.  Fairmaire  hat  in  den  Ann.  d.  1.  soc.  entom.  S; 
663 — 691.  einen  interessanten  Bericht  über  einen  Ausfluo;  in 
die  Baie  de  la  Somme  abgestattet. 

Es  enthält  die  Schilderung  des  Verf.  viele  Beobachtungen  über 
die  Lebensweise  der  dem  Meeresufer  eigenthümlichen  Käfer,  und  schliesst 
mit  einer  Aufzählung  der  bemerkenswertheren  Arten,  welche  bei  die- 
ser Gelegenheit  gesammelt  wurden,  t  Homalota  ,  1  Aleochara,  1  Sa- 
prinus  und  1  Polydrusus  werden  als  neu  beschrieben ;  ich  werde  sie 
unten  am  systematischen  Orte  namhaft  machen. 

Fernere  Beiträge  zur  französischen  Käferfauna  enthalten 
zwei  in  den  Annal.  d.  1.  soc.  entom.  veröffentlichte  Abhand- 
lungen: „Description  de  deux  genres  nouveaux,  et  de  plu- 
sieurs  especes  nouvelles  de  Coleopteres    propres  a   la  Faune 


J86     Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

frariQaise  par  Ja  cquelin-  Duval«(S.  695—  718.) und  „Quel- 
ques observalions  sur  les  Coleopteres  des  environs  de  Mont- 
pellier „par  Jacquelin-Duval  et  Lareynie  (S.  719 — 
735.) 

In  dem  ersten  Aufsatze  sind  15  neue  Arten  beschrieben,  in  dem 
zweiten  sind  nur  Bemerkungen  über  das  Vorkommen  seltener  Käfer 
mitgetheilt. 

Gacogne  hat  in  den  Ann.  d.  la  soc.  Linn.  d.  Lyon 
S.  217 — 252.  eine  im  J.  1851.  unternommene  entomologische 
Excursion  in  die  Alpen  der  Montblanckette  geschildert  und 
die  bei  dieser  Gelegenheit  gesammelten  Käfer  verzeichnet. 

Quelques  Coleopteres  nouveaux  du  midi  de  l'Europe  et 
du  nord  de  l'Afrique  par  L.  Fairmaire  (Ann.  d.  la  soc. 
ent.  d.  Franc.  S.69.). 

Es  sind  hier  25  Arten  beschrieben.  Einige  derselben,  deren  Dia- 
gnosen der  Verf.  schon  Revue  el  Wag.  d.  Zool.  1851.  mitgetheilt  hatte, 
wurden  bereits  im  vorigen  Jahresberichte  am  systematischen  Orte  auf- 
geführt, und  sind  daher  gegenwärtig  übergangen. 

Mannerheim  besprach  in  der  Ent.  Zeit.  S.  233.  das 
Vorkommen  von  einigen  seltenen  finnischen  Käfern,  und  theilte 
eine  Liste  von  20  Arten  mit,  welche  von  Paykull,  Gyllenhal 
und  Sahlberg  mit  Unrecht  in  die  scandinavische  Fauna  auf- 
genommen worden  sind. 

Insectes  Coleopteres  de  la  Siberie  Orientale  nouveaux 
ou  peu  connus,  decrits  par  M.  le  comte  Manner  heim  (Bull. 
d.  Mose.  1852.  n.  4). 

Enthält  die  Beschreibungen   von  30  meist  neuen  Arten. 

Zweiler  Nachtrag  zur  Käfer-Fauna  der  nordamerikani- 
schen Länder  des  russischen  Reiches  von  Graf  Manner- 
heim (Bull.  d.  1.  soc.  imp.  des  natur.  d.  Mose.  1852.  n.  2.). 

Diese  Abhandlung  bezieht  sich  auf  die  im  Bull.  d.  Wosc.  1843. 
mitgetheille  Aufzählung  der  im  russischen  Nord-Amerika  aufgefundenen 
Käfer,  welche  bereits  im  Bull.  d.  Mose.  1846  durch  einen  ersten  Nach- 
trag vervollständigt  war.  Die  neuen  Entdeckungen  sind  so  zahlreich 
gewesen,,  dass  der  Verf.  hier  180  Species  hat  verzeichnen  können, 
welche  entweder  in  der  früheren  Liste  gänzlich  fehlen  und  meisten- 
teils neu  ,  oder  in  bemerkenswerthen  Abänderungen  vorgekommen 
sind.     Daher  hat  sich    W.  veranlasst    gesehen  ,    in    einem   Anhange    ein 


während  des  Jahres  1852.  187 

neues  INamensverzeichniss  von  sämmtlichen  in  dem  genannten  Territo- 
rium, namentlich  auf  der  Insel  Sitkha  ,  bis  jetzt  aufgefundenen  Arten 
mit  näherer  Angabe  des  Vorkommens  mitzutheilen.  Die  Gesammtzahl 
beläuft  sich  auf  322.  Unter  denselben  sind  die  Carabicinen,  Elateri- 
nen  und  Borkenkäfer,  besonders  aber  die  Staphylininen  und  die  übri- 
gen von  Aas  oder  faulenden  animalischen  und  vegetabilischen  Sub- 
stanzen lebenden  Sippen  (Silphalen,  Nitidularien)  durch  viele  Arten  und 
Individuen  vertreten;  gänzlich  fehlen  dagegen  die  eigentlichen  Chry- 
somelinen,  die  Coccinellen  und  Melasomen.  Einige  Arten  hat  die  Kä- 
fenfauna  von  Sitkha  mit  dem  Norden  von  Europa  und  Asien  gemeinschaft- 
lich. Eine  zu  den  Nitidularien  gehörige  und  mit  Peltis  verwandte  Art, 
einsehr  bemerkenswerlhes  Insecl  aus  der  Familie  der  Salpingiden,  aber 
mit  (önfgliedi igen  Füssen,  ein  Rüsselkäfer  und  ein  Cerambycin  haben 
zur  Aufstellung  neuer  Gattungen  l'eltastica,  Tanyrhinus ,  Emphyastes 
und  Flcclrura  Veranlassung  gegeben  (s.  u.). 

Chevrolat  hat  die  dankenswerlhe  Arbeit  unternom- 
men ,  die  von  Palisot-Beauvois  abgebildeten  Käfer  in 
die  gegenwärtig  angenommenen  Gattungen  einzureihen  und, 
soweit  sie  noch  unter  andern  Namen  beschrieben  sind  ,  mit 
ihren  Synonymen  zu  versehen  (Annal.  d.  1.  soc.  entom.  d. 
Franc.  S.Ö29 — 651.).  In  vielen  Fällen  gründen  sich  die  An- 
gaben des  Verf.  auf  die  Untersuchung  der  Originalexemplare; 
eine  nicht  geringe  Zahl  von  Arten  ist  aber  zur  Zeit  nur  aus 
den  Abbildungen  von  Palisot  bekannt,  und  diese  sind  nicht 
alle  mit  Sicherheit  zu  entziffern. 

Cicindeletae.  Ueber  die  Lebensweise  der  im  Gebiete  des 
Amazonenflusses  vorkommenden  Arten  von  Megacephala  hat  Bat  es  in 
den  Trans.  Ent.  Soc.  II.  S.49.  seine  Beobachtungen  mitgetheilt,  denen 
West  wo  od  eine  Liste  dieser  Arten  mit  Beschreibungen  der  neuen 
und  eine  Einteilung  der  Gattung  Megacephala  angeschlossen  hat.  B. 
hat  von  Para  bis  Ega  am  obern  Theile  des  Amazonenflusses  11  Arten 
gesammelt,  fünf  blassgefäibte,  fünf  metallische  mit  gelbem  Fleck  der 
Flügeldecken,  und  die  dunkelschwarze  M.  sepulcralis.  üie  letztere  weicht 
in  ihrer  Lebensweise  von  den  übrigen  ab,  sie  findet  sich  an  trock- 
nen sandigen  Grasplätzen  in  Wäldern,  wo  sie  am  Tage  ziemlich  lang, 
sam  an  den  Wurzeln  der  Gräser  herumläuft,  üie  andern  kommen  nur 
an  den  sandigen  Ufern  oder  auf  den  Sandbänken  des  Flusses  vor,  sind 
Nachtthiere,  halten  sich  am  Tage  in  ihren  Gärigen  im  Sande  versteckt, 
laufen  unglaublich  schnell  ,  scheinen  aber  von  ihren  Flügeln  nur  sehr 
wenig  Gebrauch  zu  machen.      B.  fand  auch  drei  verschiedene  zu  die- 


188    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

ser  Gattung  gehörige  Larven,  welche  aufTaf.  VII.  abgebildet  sind.  Sie 
zeigen  viel  Aehnlichkeit  mit  den  Cicindelen-Larven,  haben  einen  sehr 
grossen,  halbkreisförmigen  Kopf  mit  aufwärts  gekrümmten  Mandibeln, 
einen  sehr  grossen  halbkreisförmigen  Prothorax  u.  s.  w.  Die  von  B. 
gesammelten  Arten  sind,  wie  schon  erwähnt,  von  Westwood  aufgezählt 
und  zum  Theil  beschrieben.  A.  Schwarze  Art  (Aniara  Hope).  1.  se- 
pulcralis  Fabr.  B.  Blassgefärbte  Arten  (Ammosia  Westw. ;  dieser  Un- 
tergattung hat  aber  schon  Chaudoir  Bull.  d.  Mose  1850.  den  Namen 
Phaeoxantha  beigelegt):  2.  M.  tesludinea  Klug  (die  von  W.  unter 
diesem  Namen  beschriebene  Art  ist  M.  klugii  Chaud.  1.  c.  und  von 
M.  testudinea  Klug  wohl  unterschieden).  3.  M.  laminala  Perty. 
nocturna  Dej.  (Perty  hat  den  Namen  laminala  nachträglich  in  limata 
verbessert).  4.  M.  bifasciala  Brülle  Qaequinoctialis  Fabr.  Dej.).  5. 
M.  cruciata  Brülle.  6.  M.  asperula  n.  A.  von  der  Grösse  der  la- 
minata,  aber  mit  schwarz  gekörnten  Flögeldecken  und  Prothorax.  In 
einer  Anmerkung  beschreibt  W.  noch  eine  andere  blasse  Art  unter  dem 
Namen  M.  oxycheilöides  ohne  nähere  Vaterlandsangabe,  dieselbe 
ist  aber  bereits  von  Reiche  in  Guer.  Rev.  Zool.  als  M.  nigricollis 
und  von  Erichson  in  dies.  Archiv  Bd.  13.  als  M.  succineta  bekannt 
gemacht.  C.  Metallische  Arten  (Telracha  Westw.) :  7.  M.  Spixii  Perty. 
8.  M.  Martii  Perty.  9.  M.  curla  n.  sp.  10.  Eine  von  B.  gefangene, 
aber  noch  nicht  in  England  angekommene  Art,  vermuthlich  spinosa 
Brülle.  11.  M.  quadri  colli  s  n.  sp.  (nach  Reiche  Bull.  d.  1.  soc. 
ent.  S.LXVII.  ist  diese  Art  =  spinosa  Brülle). 

Den  Schluss  der  Abhandlung  bildet  eine  von  W*  entworfene  ta- 
bellarische Anordnung  der  Arten  von  Megacephala,  für  welche  zum  er- 
sten Male  die  ziemlich  auffallenden  Verschiedenheiten  in  der  Bewaff- 
nung der  beiden  Mandibeln  benutzt  worden  sind.  A.  Elytra  humeris 
rotundatis,  haud  angulato-prominentibus.  *  Corpus  apterum,  subcylin- 
dricum.  Mandibulae  dentibus  acutis.  Color  viridi -metallicus,  elytris 
totis  concoloribus  (Aptema  Serv.  et  Lep.).  JW.  senegalensis  Latr.  ** 
Corpus  alatum ,  latius,  subdepressum.  a.  Mandibulae  dentibus  inter- 
mediis  oblique  truncatis.  Color  metallicus,  elytris  ad  apicem  macula 
lutea  notatis.  M.  b-signala  Dej  ,  M .  Bocandei  Guer.  —  b.  Mandibulae 
dentibus  intermediis  acutis,  sinislra  dente  seeundo  (apice  acuto  mandi- 
bulae pro  dente  primo  computato)  parvo  vel  3.  minori.  Color  lutcus. 
[Ammosia  Westw.)  M.  bifasciata  Brülle  (aequinoctialis  Dej.)«  —  B. 
Elytra  humeris  angulato-prominentibus.  *  Mandibula  reeta  dentibus 
tribus  apicalibus  armata.  f  mandibula  sinistra  dente  seeundo  minuto. 
Color  metallicus,  elytrorum  apice  macula  lutea  notato.  M.  euphralica 
Dej.  \  f  mandibula  sinistra  dente  3.  fere  obsoleto.  Color  totus  niger 
[Aniara  Hope)  M.  sepulcralis  Fabr.  *  *  Mandibula  reeta  dentibus  qua- 
tuor  apicalibus.  Color  metallicus,  elytris  plerumque  macula  lutea  api- 
cali  notatis.     f  mandibula  sinislra  dente  seeundo  minuto;  labrum  den- 


während  des  Jahres  1852.  189 

ticulatum.  M.  Auslralasiae  Hope.  f  fr  Mandibula  sinistra  dente  se- 
cundo  tertio  raaiori  vel  aequali  (Tetracha  Westw.).  M.  Carolina  Linn. 
etc.  (In  der  letzten  Gruppe  lassen  sich  nach  der  Grösse  und  Bildung 
der  einzelnen  Zähne  an  den  Mandibeln  noch  wieder  zwei  Unterabthei- 
lungen errichten,  von  denen  die  eine  M.  Carolina  und  verwandte  Ar- 
ten ,  die  andere  die  ungefleckten  z.  B.  M.  virginica,  chalybaea  Lac, 
brasiliensis  Kirby,  die  langgestreckte  M.  affinis  Dej.  mit  ihrer  Varietät 
Lebasii  Dej.,  M.  acutipennis  n.  a.  urafasst). 

Eine  grössere  Zahl  neuer  Arten  dieser  Familie  ist  wieder  von 
Chaudoir  (Bull.  d.  1.  soc.  imp.  d.  Mose.  1852.  N.  I.)  bekannt  gemacht 
worden:  Cicindela  o  cto gr amma,  der  aurulenta  verwandt,  C.  in- 
termedia, der  didyma  sehr  ähnlich,  aber  mit  einer  wie  bei  den  Ca- 
lochroen  gebildeten  Oberlippe,  C.  grammophora,  der  pygmaea, 
C.  imperfecta  und  C.  albopunc  t  at  a,  der  aegyptiaca  nahe  ste- 
hend, C.  leuc  oloma,  von  vicina  hauptsächlich  durch  relative  Kenn- 
zeichenunterschieden, C.  sr  iat  ifro  ns  in  nächster  Vewandtschaft  mit 
brevicollis  stehend,  sämmtlich  aus  Ostindien;  C.  Rafflesia  aus  Neu- 
holland, an  Ypsilon  sich  anschliessend;  C.  macroenema  von  Aca- 
pulco  in  Mexico,  mit  langen  Hinlerbeinen  wie  graphiptera  Dej.  und 
curvala  Chevr.  ;  C.  pallifer a  aus  Yucatan,  von  dorsalis  Say  durch 
das  hinten  nicht  erweiterte  Halsschild  des  Weibchens  unterschieden;  C. 
Mellyi,  der  Sallei  Chevr.  (sedeeimpunetata  Klug)  sehr  nahe  verwandt, 
aus  Mexico;  C.  dromieoides  aus  Nordindien,  fast  vom  Aussehen  ei- 
ner Dromica  ,  C.  cy anospersa  von  Yucatan,  aus  der  Verwandtschaft 
der  tripunetata  Klug  und  hemichrysea  Chevr.;  C.  vi  ridilabris,  an 
disjuneta  erinnernd,  aus  Ostindien;  C.  chlor  ochila,  eine  kleine  Art 
aus  Hongkong:  C.  acompsa  vom  Amazonenfluss  ,  welche  ihrer  ab- 
weichenden Körperform  halber  ein  eigenes  Subgenus  bilden  könnte; 
Euryoda  tetr  aspilota  aus  Ostindien.  —  Chaudoir  bemerkt  bei  die- 
ser Gelegenheit ,  dass  Cic.  colon  Klug  =  tetrasticla  Wied.  zu  sein 
scheine,  und  änderte  den  Namen  von  Cic.  lepida  Gory,  (weil  es  bereits 
eine  C.  lepida  Dej.  giebt)  in  C.  Goryi  um. 

Cicindela  cuprescens  aus  demMissouri-Territory  und  C.  lar- 
salis  aus  Georgien,  beide  früher  mit  C.  blanda  Dej.  vermengt,  sind 
von  Le  Conte  (Proc.  Phil.  Acad.  vol.  VI.  S.  65.)  als  besondere  Arten 
aufgestellt  und  unterschieden  worden. 

Cicindela  Guexiana  Chevrolat  (Rev.  et  Mag.  d.  Zool.  S.  419.) 
aus  Louisiana  ist  =  Cic.  cumatilis  Lee.  (s.  vor.  Jahresber.). 

Carabici.  Chaudoir  hat  wieder  eine  wichtige  Abhandlung, 
welche  uns  mit  mehreren  neuen  Galtungen  und  vielen  Arten  bekannt 
macht,  im  Bull.  d.  Mose  1852.  N.  I.  erscheinen  lassen  „Memoire  sur 
la  familie  des  Carabiques  par  M.  le   baron    M.  le  Chaudoir.  3.  parlie.« 


190    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

Die  neuen  Genera  sind:  M e  laxidius  zwischen  Polystichus  und  Hel- 
luomorpha  mittea  inne  stehend,  mit  einer  n.  A.  M.  brunnipennis 
aus  Mitlelamerika;  —  Trip  lo  genius  auf  Trigonotoma  bicolor  und 
Tr.  chloranolum  Lap.  errichtet  und  in  einigen  Einzelnheiten  der  Mund- 
bildung  von  den  echten  Trigonotomen  abweichend;  —  E  ccopto  g  e- 
nius,  ebenfalls  mit  Trigonotoma  nahe  verwandt,  eine  n.  A.  E.  tnoe- 
stus  aus  Nordindien  enthaltend;  —  Brachidius  mit  einer  n.  A.  B. 
crassicor  nis  von  den  Molukken  ,  neben  Cratocerus  stehend,  aber 
auch  eine  ausgesprochene  Aehnlichkeit  mit  Morio  bekundend;  —  Pa- 
chytr achelus  auf  eine  neue  nordindische  Art  P.  cribriceps  ge- 
gründet, welche  sich  nahe  an  Daptus  anschliesst;  —  Anop  lo  g  enius, 
von  Stenolophus  durch  die  Gestalt  der  Zunge,  den  abgerundeten  Vor- 
derrand der  Oberlippe  und  die  Bildung  der  Füsse  unterschieden.  Hier- 
her A.  disc  op horus  n.  A.  aus  Noidindien,  Stenol.  alacer  Dej.  und 
eine  von  Schmidt-  Goebel  in  seiner  birmanischen  Fauna  pl.  111.  Bg.  9. 
abgebildete,  aber  nicht  beschriebene  Art  (welche  auf  dem  Umschlage 
des  Heftes  mit  dem  Namen  Loxoncus  elevatus  bezeichnet  ist,).  —  Ich 
halte  es  für  überflüssig  ,  die  Charaktere  dieser  Gattungen  hier  weiter 
mitzulheilen,  indem  dieselben  bereits  in  das  für  das  htudium  der  Cara- 
bicinen  ganz  unentbehrliche  Werk  aufgenommen  sind,  welches  Lacor- 
daire  unter  dem  Titel  Histoire  naturelle  des  lnsectcs.  Genera  des  Co- 
leopteres  lom.  1.  im  Januar  d.  J.    t854  herausgegeben  hat. 

Die  von  Chaudoir  neu  aufgestellten  Arten  sind:  Casnonia  cos- 
cinodera  aus  Mexico,  Rhagocrepis  mexicana  {dorsalis  Chevr.  Chaud., 
aber  von  dem  nordamerikanischen  dorsalis  Fabr.  Dej.  verschieden) 
ebendaher;  Culophaena  nigripennis  aus  Cayenne ,  Drypla  ama- 
bilis  aus  Ihibet,  Galerila  simplcx  und  aequin  o  c  tialis,  beide 
aus  Mexico,  Ozaena  cyanipennis  aus  Chili,  Brachinus  figuratus, 
dem  nubischen  Br.  nobilis  sehr  ahnlich,  Lebia  p  rinc  ep  s ,  L.  basa- 
lis,  llockionus  nig  r  olinealus  ,  alle  aus  INordindien,  Demetrias? 
b  rachinoderus  von  Melbourne  in  Neuholland,  Calleida  disco- 
phora  aus  INordindien,  C.  cinclip  ennis  aus  Brasilien  oder  Colum- 
bieu,  C.  xanthoptera  von  Carthagena,  C.  dives  aus  Mexico,  C. 
amabilis  aus  Brasilien,  C.  Mniz>  ec  hii  aus  Chili,  C.  aurulcnta 
aus  Brasilien,  die  beiden  letzten  mit  amethyslina  nahe  verwandt  ;  C. 
similata  aus  Columbien,  C.  viridicupr  ea  aus  Brasilien,  C.  moe- 
sta  aus  Columbien,  Cymindis  sligmula  aus  Nordindien,  C.  basalis 
von  Diaibekir,  C.  aeneip ennis  aus  Brasilien,  Graphiplerus  pusil- 
lus  vom  Cap  ,  Heteromorphus  laev  issimus  aus  Brasilien,  Scopodes 
tripunc latus  von  Melbourne,  Coplodera  oblusangula  aus  Brasi- 
lien, Sphodrus  indus  aus  Nordindien,  Rembus  opacus  von  Tehusan, 
Dicranochdus  brevicollis  von  Melbourne,  Trigonotoma  Dohrnii 
von  Hongkong,  Microcephalus  amp  lico  Uis,  M.  minor,  beide  aus 
Brasilien,  Abaris  ae  quinocl  ialis  aus   Yucatan  ,  Cratocerus  sulca- 


während  des  Jahres  1852.  191 

tus  aus  Mexico,  Morio  luconicus  von  den  Philippinen,  M.  irogo- 
sitoides  aus  Columbien,  Melatiolus  capitatus  aus  Mexico,  M.  man- 
dibularis  vom  Amazonenflusse,  Ditomus  a  siali  cus  ,  dem  cordalus 
ausserordentlich  ähnlich,  und  D.  ang  ustipennis ,  dem  cornutus  nahe 
verwandt,  von  Diarbekir,  Coscinia  fas  cigera  aus  INordindien,  Cara- 
bus  amoenus  aus  dem  Altai,  dem  nitens  ähnlich,  C.  Mnizechii 
von  den  Ufern  des  INorsaisan  -  See's  in  Centralasien  ,  von  sehr  eigen- 
thiimlicher  Bildung,  am  meisten  noch  an  C.  bessarabicus  erinuernd; 
C.  chalcochlorus  von  Diarbekir,  aus  der  Verwandtschaft  von  C.  t>pi- 
nolae  ,  lamprus,  Prevostii  und  prasinus  ,  Calosoma  h  ottenl  o  ttum 
vom  Cap,  JSoliophilus  subopacus  aus  Mingrelien,  Omophron  rotun- 
datus  vom  Euphrat. 

Eine  Aufzählung  der  in  der  iberischen  Halbinsel  bis  jetzt  auf- 
gefundeneu Arten  von  Carabus  haben  wir  von  Dey  rolle  (Ann.  d. 
1.  soc.  entom.  S.  237.)  erhalten.  Es  sind  24  Arten  namhalt  gemacht, 
von  denen  indessen  die  eine  C.  Luczotii  dem  Verf.  nur  durch  die  un- 
vollständigen Angaben  von  Laporte  bekannt  geworden  ist,  eine  zweite 
C.  cordalus  Sturm  Catal.  besser  gar  nicht  erwähnt  wäre,  da  sie  unbe- 
schrieben, und  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  mit  einer  anderen  syno- 
nym ist.  Es  bleiben  demnach  noch  22  vom  Verf.  selbst  verglichene 
Species,  welche  zum  Theil  durch  Diagnosen,  in  einzelnen  Fällen  auch 
durch  ausführliche  Beschreibungen  genauer  bezeichnet  sind:  C.  Dufou- 
rii  Dej.,  C.  guadarramus  l.af.  ,  C.  errans  Gory ,  C.  S  teuartii  neue 
bei  Oporto  entdeckte  Art,  welche  mit  den  beiden  vorhergehenden  nahe 
verwandt  ist,  C.  Deyrollei  Gory,  C.  castilianus  Dej.,  C.  macrocephalus 
Dej.,  C.  cantabricus  Chevr.,  C.  Egesippii  Laf.,  C.  lusitanicus  Fabr.  Dej.; 
C.  anliquus  Dej.,  C.  latus  Dej.,  C.  complanatus  Dej.,  C.  brevis  Dej., 
C.  helluo  Dej.,  C.  cellibericus  Germ.,  C.  boelicus,  von  Dejean  und 
wohl  mit  vollem  Becht  für  eine  Varietät  des  C.  barbarus  Dej. 
(==  rugosus  Fabr.;  gehalten,  mit  welchem,  meiner  Meinung  nach, 
auch  noch  C.  celtibericus  zu  verbinden  ist  5  C.  lineatus  Dej.,  C. 
Wkitei  dem  C.  lineatus  Dej.  sehr  nahe  verwandt,  ohne  nähere  Angabe 
das  Fundorts,  C.  lateralis  Chevr.,  C.  gallaecianus  Chevr.  (galicianus 
Gory),  C.  Ghilianii  Laf.  —  In  einer  Anmerkung  beschreibt  D.  den 
algier'schen  C.  rugosus  Lucas  als  eine  von  C.  rugosus  Fabr.  verschie- 
dene Art  unter  dem  ihr  von   Gaubil  erthcilten  Kamen  C.   Lucasii. 

Laferte-Senectere  hat  in  dem  Jahrg.  1852  von  Guerin's 
Revue  et  Magazin  de  Zool.  eine  weitere  Fortsetzung  seiner  Arbeit 
über  die  im  portugieschen  Guinea  von  Bocande  gesammelten  Carabi- 
cinen  geliefert,  ist  indessen  auch  gegenwärtig,  dem  Dejean'schen  Sy- 
steme folgend,  nur  bis  zum  Schluss  der  Fatellimancn  gelangt,  einer 
Gruppe,  welche  in  der  Sammlung  durch  nicht  weniger  als  69  Species 
(darunter  39  neue)   vertreten  war.     Die  von  ihm  hier  beschriebenen 


192    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

neuen  Arten  sind:  Epomis  Bocandei,  E.  Latreillei,  Tomochilus 
Weslermanni,  Aeacus  sty  gius  ,  Hoplolenus  insig  nis  ,  Priognathus 
fossor,  Codes  tenebrio  ide  s ,  0.  sulcatus,   0.  ellipticvs. 

In  dem  Nachtrage  zur  Käferfauna  des  russischen  Nordamerica 
hat  Mannerheim  (a.  a,  0.)  mehrere  neue  Laufkäfer  bekannt  ge- 
macht: Anckomenus  strig  icollis,  Pterostichus  similis  Men.  Mi- 
scodera  insig  nis  (um  die  Hälfte  grösser  als  M.  arctica,  pechschwarz 
mit  gestreiften  Flügeldecken),  Trechus  spectabilis ,  oblongulus, 
welche  der  Mehrzahl  nach  auf  Sitkha  entdeckt  worden  sind. 

Als  neue  Arten  sind  ferner  beschrieben: 

Isotarsus  eximius  Sommer  (Ann.  d.  1.  soc.  entom.  de  Franc. 
653.  pl.  11.  N.I.)  aus.  Mossambik,  durch  langes  eckiges  Halsschild  und 
augenartige  gelbe  Flecke  der  Flügeldecken   sehr  bemerkenswerth. 

Carabus  ochoti  cu  s  (Menetr.)  Manner  heim  (Bull.  d.  Mose. 
1852.  n.  IV.)  aus  dem  östlichen  Sibirien,  mit  C.  Henningii  Fisch,  und 
Sahlbergii  Mannh.  verwandt. 

Panagaeus  dislinctus  Haldeman  in  Stansbury 's  Report  App. 
C.  (s.  o.  S.  157.)  von  Santa  Fe,  dem  P.  fasciatus  in  der  Färbung  und 
im  Habitus  ähnlich,  aber  kleiner,  hat  einen  grössern  Kopf  und  ganz 
verschieden  geformten  Prothorax.  —  Carabus  finitimus  dessel- 
ben (ebenda)  aus  dem  westlichen  Texas,  steht  dem  C.  sylvosus  nahe, 
ist  aber  breiter,  ohne  das  rauhe  Aussehen  des  letzteren,  der  Protho- 
rax   ist  hinten  weniger  verengt,  der  aufgeworfene  Seitenrand    breiter. 

Chlaenius  vafer  Leconte  (Proc.  Phil.  Acad.  Vol.  VI.  S.G6.) 
aus  dem  Missouri-Territory. 

Loricera  Wollastonii  Javet  (Bull.  d.  1.  soc.  ent.  d.  Franc. 
S.XXI1I.)  aus  Madeira. 

Bembidium  lateritium  Miller  (Verh.  des  zool.-botan.  Ver- 
eins in  Wien  S.  1.109.)  aus  der  Wiener  Gegend  (von  Jacquelin  Du- 
val  als  B.  rufipes  var.?  Milleri  Redt,  beschrieben). 

Bembidium  Irans  sylv  ante  um  und  bilunulatum  Bielz 
(Mitth.  des  Hermannst.  Ver.  S.  14.)  aus  Siebenbürgen  ;  das  erse  ist 
eine  ausgezeichnete  neue  Art,  von  der  Gestalt  des  B.  elongatum,  mit 
grossem,  rothen  Schulterflecke,  das  zweite  wird  von  B.  pygmaeum 
F'abr.  durch  einen  gelbrothen  Fleck  vor  der  Spitze  der  Flügeldecken 
unterschieden ,  ist  aber  meiner  Meinung  nach  nur  eine  Varietät  des 
letztern. 

Pogonus  viridimicans  und  Poecilus  cup  ripenni s  Fair  - 
mai re  (Ann.  d.  1.  soc.   ent.  d.  Fr.  S.  69.)  von  Tanger. 

Harpalus  punetipennis  Mulsant  (Ann.  d.  1.  soc.  Linn.  d. 
Lyon  S.  142.)  aus  dem  Dept.  des  basses  Alpes. 


während  des  Jahres  1852.  193 

Giraud  gab  in  denVerh.  des  zool.-bot.  Vereins  in  Wien  eine 
neue  Beschreibung  von  Pteroslichus  Kokeilii  Mill. 

Letzner  unterwarf  (Ber.  üb.  d.  Arb.  d.  schles.  Gesellsch. 
w.  d.  Jahres  1852.  S.  91.)  die  Unterschiede  des  Cklaenius  tibialis  Dej. 
von  Chi.  Schrankii  Duftschm.  einer  Prüfung  und  gelangte  in  Folge 
derselben  zu  dem  Resultate,  dass  der  erstere  nur  als  Abänderung  des 
letztern  zu  betrachten  sei. 

Le  Conte  bemerkte  (Proc.  Phil.  Acad.  Vol.  VI.  S.  67.),  dass 
Carabus  externus  Say  (Calosoma  longipenne  Dej.)  nach  der  Bildung 
der  Fühler  und  Taster  ein  echtes  Calosoma  und  gewöhnlich  geflü- 
gelt ist ,  dass  aber  ausnahmsweise  auch  ungeflügelte  Exemplare  vor- 
kommen. 

Derselbe  änderte  (ebenda)  den  von  ihm  früher  für  einen  nord- 
amerikanischen Laufkäfer  in  Anwendung  gebrachten  Gattungsnamen 
Euryderus  (E.  zabroides)   in  JV othop  us  um. 

Fairmaire  hat  in  den  Ann.  d.  1.  soc.  entom.  S.  673.  pl.  11.  N. 
IV.  eine  Beschreibung  und  Abbildung  von  der  Larve  des  Cillenum  la- 
terale geliefert;  sie  wird  6  Millim.  lang,  hat  sehr  grosse,  fast  gerade 
Alandibeln  und  zwei  borstenförmige  Anhänge  am  Schwanzende  ;  beson- 
ders bemerkenswerth  ist  sie  aber  dadurch,  dass  die  Beine,  nach  der 
ausdrücklichen  Versicherung  F. 's,  nur  eine  Fussklaue  besitzen;  es  ist 
dies  eine  so  auffallende  Anomalie  in  der  Familie  der  Garabicinen,  dass, 
bis  die  Erziehung  des  Käfers  geglückt  ist,  wohl  einige  Zweifel  dage- 
gen erhoben  werden  können,  ob  die  von  F.  beobachtete  Larve  wirk- 
lich die  des  Cillenum  und  nicht  vielleicht  die  eines  Palpicorn  ist.  Ich 
darf  hier  indessen  nicht  verschweigen,  dass  auch  die  früher  von  Co- 
querel  bekannt  gemachte  Larve  des  Aepus  Robinii  in  der  Abbildung 
nur  eine  Fussklaue  zeigt.  Da  Coquerel  in  der  Beschreibung  diesen 
Umstand  nicht  besonders  hervorgehoben  hatte,  so  habe  ich  im  Jahresb. 
f.  1850.  S.  31.,  vielleicht  zu  voreilig,  darin  nur  eine  Ungenauigkeit  der 
Abbildung   erblicken  mögen. 

Dytiscirtae*  Laccophilus  pictus  wurde  von  Küster  (Kaf. 
Eur.  XX11I.  9.)  nach  einem  einzelnen  in  Sardinien  gefangenen  Exem- 
plare als  n.  A.  aufgestellt,  er  soll  zwischen  testaceus  Aube  und  minu- 
nutus  Linn.  in  der  Mitte  stehen. 

Von  Apetz  wurde  (ebenda  XXIV.  34.)  Cybister  lepidus  als 
fragliche  neue  Art  von  C.  Roeselii  unterschieden  ,  er  weicht  durch 
etwas  mehr  elliptischen  Umriss  des  Körpers,  lebhaftere  Färbung  und  et- 
was andere  Sculptur  der  Flügeldecken  ab,  und  ist  bei  Hyeres  und  in 
den  Lettina-Sümpfen  in  Dalmalien  aufgefunden  worden. 

Bielz    beschrieb  Mitth.    des  Hermannst.   Ver.    S.  16.  Hydroporus 
Archiv  f.  Naturgesch.  XIX.  Jahrg.  2.  Bd.  flj 


194     Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

obliquesignalus ,    eine   neue,    dem   lineatus    in  Gross«  und    Gestalt 
ähnliche,   aber  anders   gezeichnete  Art  aus  Siebenbürgen. 

Agabus  scapularis,  A.  anth  racinus ,  Hydroparus  contra- 
ctulus,  H.  ruficapillu  s,  U.  rufinasus,  H.  ery  thros  t  om  us 
sind  neue  in  Silkha  entdeckte  und  von  Mannerheim  (Bull.  d.  Mose. 
1852.  n.  IL)  bekannt  gemachte  Arten. 

„Die  Halipliden,  ein  Beitrag  zur  vergleichenden  Anatomie  der 
Coleopteren«  von  M.  Dormitzer  (Lotos  1851.  S.  33.  und  S.  52.  ff.). 
Der  kürzlich  verstorbene  Verf.  erörtert  hier  die  Maxillenbildung  der 
Cicindelen,  Carabicinen,  Hydrocantharen,  Gyriniden,  und  weist  auf  die 
analoge  Bildung  bei  den  Elmiden  ,  Chrysomeliaen  (mit  Ausschluss  der 
Sagriden  und  Donaeiden)  und  Coccinellinen  hin,  bei  denen  die  äus- 
sere Lade  der  Unterkiefer  ebenfalls  zweigliedrig  ist.  Aus  diesem 
Grunde  bilden  die  genannten  sieben  Familien  nach  der  Meinung  des 
Verf.  eine  natürliche  Reihe.  Im  weitern  Verlaufe  der  Abhandlung  ent- 
wickelt D.  die  Ansicht,  dass  die  Fühler  der  Gyriniden,  Dryopiden,  He- 
teroceriden  und  Hydrophilinen  nach  demselben  Typus  gebaut  sind  (!), 
und  dass  diese  Familien  daher  in  näherer  Verwandtschaft  zu  einander 
stehen.  Ausführlich  werden  sodann  die  Charaktere  der  Halipliden  aus- 
einandergesetzt ,  für  welche  der  Verf.  den  Bang  einer  besondern  Fa- 
milie beansprucht;  ihre  nahen  Verwandten  erkennt  er  in  den  Elmiden, 
welche  ihm  den  Uebergang  von  den  Halipliden  zu  den  —  Coccinellen 
zu  vermitteln  scheinen  !  Eine  Kritik  dieser  Ansichten  wird  nicht  nöthig 
sein,  da  es  kaum  wahrscheinlich  ist,  dass  ein  anderer  Entomolog  sie 
wieder  aufnehmen  wird. 

Catalogue  des  Coleopteres  de  la  collection  de  J.  ß.  Gehin.  2. 
Fase.  Dytisciens-Gyriniens.  Metz.  1852. 

Hydrophil!.     Als  neue  Arten  sind   aufgestellt  , 

von  Mulsant  und  Bey  (Ann.  d.  1.  soc.  Linn.  de  Lyon  S.  299.): 
Hydraena  producta  aus  dem  Dept.  du  Rhone; 

von  Giraud  (Verh.  des  zool.  bolan.  Ver.  in  Wien  S.  92.)  und 
ziemlich  gleichzeitig  von  Miller  (ebenda  S.  109.) :  Helophorus  niva- 
lis, aus  den  östreich'schen  und  steier'schen  Alpen,  an  den  liefen  Fur- 
chen des  Halsschildes  uud  den  Flügeldecken  leicht  kenntlich; 

von  Küster  (Käf.  Eur.  XX1U  u.  XXV.) :  Hydrochus  flavipen- 
nis  aus  Dalmatien,  Hydrophilus  inermis  aus  Sardinien  (vermulhlich 
mit  der  von  Lucas  unter  demselben  Namen  beschriebenen  Art  aus  Al- 
gier identisch),  Cercyon    b  ifenestratum   von  Kasan; 

von  Hai  de  man  (in  Stansbury's  Report):  Hydrochus  foveatus 
aus  dem  westlichen  Texas; 

von  Mannerheim:  Helophorus  inquinatus,  Cercyon  fulvi- 
penne,  C.  fimbriatum,  C.  po  sticatum  aus  Sitkha  (Bull,  d.  Mose. 


während  des  Jahres  1852.  195 

1852.  n.  II.),  Hydrophilus  dauricus,  von   gleicher  Grösse  mit  aterri- 
mus,  aber  viel  schmäler,  aus  dem  östlichen  Sibirien   (ibid.  n.  IV.).: 

Cussac  hat  die  Verwandlungsgescliichte  des  Spercheus  emar- 
ginalus  und  des  Helochares  lividus ,  welche  bisher  nur  unvollständig 
bekannt  war,  in  den  Ann.  d.  1.  soc.  ent.  d.  Franc.  S.  617.  ausführlich 
geschildert  und  auf  Taf.  13.  durch  Abbildungen  erläutert.  Die  Larven 
des  ersten  sind  ausgewachsen  4Lin.  lang,  von  ovaler  Gestalt,  nach  vorn 
und  hinten  stark  zugespitzt ,  mit  sehr  breiten  mittleren  Abdominalseg- 
menten; die  Stigmen  sämmtlicher  Bauchringe  sind  mit  grossen  Haar- 
büscheln besetzt,  die  Mandibeln  verhältnissmässig  klein,  die  Beine  sehr 
entwickelt.  Die  Larven  des  Helochares  haben  einen  langgestreckten 
Körper,  kräftige  Mandibeln  und  kurze  Beine ;  der  Hinterleib  endigt  je- 
derseits  mit  einem  kurzen  Anhange,  und  die  Stigmen  desselben  sind  nur 
mit  sehr  kleinen  Haaren  befranzt. 

Silphales.  Mannerheim  bereicherte  diese  Familie  mit  Ne- 
crophilus  latus  Eschsch.,  Catops  Frankenhauseri,  cadaveri  - 
nus  Eschsch.,  cryp  tophagoides ,  und  Colon  inermis  aus  Sitkha 
(Bull.  d.  la  soc.  ent.  d.  Mose.  1852.  n.  II.). 

Küster  stellte  (Käf.  Eur.  XXIII.  16.)  Silpha  turcica  als  n.  A 
von  Constantinopel  auf. 

Von  der  Larve  der  Silpha  opaca  hat  Fairmaire  (Ann.  d.  I. 
soc.  ent.  pl.  11.  N.  IV.  Fig.  3.)  eine  Abbildung  gegeben. 

Eine  sehr  gründliche  Revision  der  europäischen  Arten  von  Cö- 
tops  haben  wir  von  Kraatz  in  der  Entom.  Zeit.  S.  397.  ff.  erhal- 
ten. Unter  Beibehaltung  der  schon  von  Erichson  aufgestellten  Grup- 
pen, denen  nur  eine  neue  zugefügt  ist,  hat  der  Verfasser  von  allen 
ihm  bekannt  gewordenen  Species  Diagnosen  ,  von  einigen  neuen  und 
von  mehreren  vielfach  miteinander  verwechselten  genaue  Beschrei- 
bungen entworfen  ,  überdem  die  Synonymie  sorgfältig  zusammenge- 
stellt. Die  erste  Gruppe  enthält  fünf  Arten:  C.  spadiceus  St.,  C.  in- 
termedius  neue  Art,  C.  angustatus  Fabr.  Er.,  C.  cisleloides  Fröhl. , 
(castaneus  St.),  C.  agilis  III.  Er.,  welche  bisher  oft  vermengt,  hier 
scharf  von  einander  geschieden  werden.  Zur  zweiten  Gruppe  ge- 
hören C.  acicularis  neue  Art  aus  Sicilien  ,  C.  umbrinus  Er.,  C. 
fuscus  Fanz. ,  C.  pieipes  Fabr. ,  C.  meridionalis  Aub.  ,  C.  nigricans 
Spence,  Er.,  C.  coracinus  Kelln.,  C.  morio  Fabr.  Er.,  C.  nigrita 
Er. ,  C.  grandicollis  Er. ,  C.  chrysomeloides  Latr. ,  C.  longulus  Kelln., 
C.  Iristis  Panz.  (wovon  C.  abdominalis  Rosh.  eine  unreife  Abände- 
rung ist),  C.  rotundicollis  Kelln.  ,  C.  neglectus  n.  A.  aus  Deutsch- 
land, C.  alpinus  Gyll.  (subfuscus  Kelln.),  C.  fumalus  Sp.,  C.  brevi* 
collis  n.  A.  aus  Sicilien,  C.  scitulus  Er.  Die  dritte  Gruppe  besteht 
aus  lauter  bekannten  Arten  :  C.  velox  Sp.  ,   C.  badius  St. ,    C.  praecox 


190    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

Er.,  C.  brunneus  St.,  C<  anisolomoides  Sp.  Die  vierte  Gruppe  ist  auf 
eine  auffallende,  von  allen  bekannten  durch  ihren  spiegelblanken  Kör- 
per ahweichende  neue  Art  C.  lucidus,  mutmasslich  aus  Dalmalien 
(und  nach  späterer  Mittheilung  des  Verf.  aus  der  Türkei),  gegründet. 
Die  fünfte  Gruppe  umfasst  C.  slrigosus  n.  A.  aus  üeslreich,  C.  va~ 
lidus  n.  A.  aus  Ungarn,  C.  varicornis  Rosenh. ,  C.  sericeus  Fb.  und 
C.  colonoides  Kraatz.  Die  Gesammtzahl  der  Arten  beläuft  sich  daher 
auf  35.  Acht  früher  von  Aube,  Heer  und  Spence  beschriebene  hat  der 
Verf.  nicht  ermitteln  können  ,  sie  sind  am  Schlüsse  namhaft  gemacht. 
Anhangsweise  theilt  Kr.  die  Aube'sche  Beschreibung  von  Catopsimor- 
phus  orientalis  mit,  und  bemerkt,  dass  einige  von  Kahr  in  Dalmalien 
gesammelte  Exemplare  nicht  unerheblich  von  den  türkischen  des  C. 
orientalis  abweichen  und  vielleicht  als  besondere  Art  ,  C.  dalmati- 
nus,  abgesondert  werden  müssen. 

Den  von  Kraatz  beschriebenen  Arten  von  Catops  ist  noch  eine 
sehr  eigenthümliche  neue  aus  Siebenbürgen  hinzuzufügen ,  welche  H. 
Hampe  in  den  Mitlheil.  des  siebenbürg.  Ver.  f.  Nalurwss.  S.  140.  un- 
ter dem  Namen  C.  arenarius  aufgestellt  hat;  sie  ist  durch  starken 
Glanz,  rauhe  Behaarung  und  kräftige  Fühlhörner  ausgezeichnet  und 
erinnert  in  mancher  Beziehung  an  Calomorphus  Aube. 

Kraatz  änderte  (Ent.  Zeit.  S.  115.)  den  Namen  seines  Colon 
pubescens,  weil  derselbe  bereits  von  Lucas  einer  algierschen  Art  ertheilt 
war,  in  C.  fuscicornis  um. 

Die  Gattung  Adelops  Tellk.  (Balhyscia  Schiödte)  wurde  von 
Miller  (Verh.  d.  zool.-bot.  Vereins  in  Wien  1.  S.  131.)  mit  einer 
neuen  Art  A.  Khevenhülleri  bereichert;  sie  ist  erst  in  einem  Ex- 
emplare von  Fürst  Khevenhüllcr  in  der  Adelsberger  Grotte  entdeckt 
worden,  bedeutend  grösser  als  die  übrigen  europäischen  Species  und 
besonders  durch  die  fein  und  dicht  quernadelrissigen  Flügeldecken  aus- 
gezeichnet. 

Anisotomidite«  Kraatz  hat  in  der  Entom.  Zeit.  S.  377.  die 
Geschlechtsunterschiede  der  Anisolomen  im  Allgemeinen  besprochen,  Be- 
merkungen über  einzelne  Arten  mitgethcilt,  und  eine  neue  in  Schlesien 
entdeckte,  mit  A.  Triepkii  und  rhaetica  zunächst  verwandle  unter  dem 
Namen  A.  si  lesiaca  aufgestellt.  Die  Zahl  der  deutschen  Arten  bleibt 
aber  dieselbe ,  indem  Äf  brnnnea  St.  Er.  als  kleinere  Form  mit  A. 
obesa  zu  verbinden  ist. 

Von  Manner  heim  wurden  (Bull.  d.  Mose.)  Anisotoma  late- 
ritia,  Agathidium  angulare,  concinnum  und  rotitndulum  als 
n.    A.  aus  Sitkha  bekannt  gemacht. 

JPalpatore§«   Iu  Le  Conte's   „Synopsis  of  the  Scydmaenidae 


während  des  Jahres  1852.  197 

of  the  United  States«  (Proc.  Philad.  Acad.  VI.  S.  149.)  sind  ein  Ce- 
phennium  (C.  corporostim  n.  A.  von  Neu -York),  27  Scydmaenus, 
darunter  23  neue,  und  zwei  Arten  einer  ausgezeichneten  neuen  Gattung 
B  rat  hin  us  beschrieben  (ßr.  nitidus  und  Br.  varicornis).  Die 
letztere  erinnert  an  IMastigus  und  ist  besonders  durch  fadenförmige  Ma- 
xillartaster  mit  längerem  Endgliede,  kahlen  Körper  und  Mangel  der 
Flügel  charakterisirt.  Unter  den  Arten  xonScydmaenus,  welche  in  die  von 
mir  (Germ.  Zeilschr.  f.  Eni.  Bd.  V.)  aufgestellten  Rotten  vertheilt  sind 
ist  namentlich  Sc.  gracilis  bemerkenswert!! ,  indem  beim  Männchen 
dieser  Art  das  vierte  Glied  der  Fühler  stark  verdickt,  das  sechste  drei- 
eckig, an  der  Spitze  stark  ausgezogen  ist.  Zwei  vom  Verf.  in  Anwen- 
dung gebrachte  Namen  Sc.  bicolor  und  S ch  aumii  sind  bereits  frü- 
her vergeben.  Die  Gattung  Eutheia  Steph.  ist  dem  Verf.  nicht  bekannt 
geworden,  obwohl  eine  Art  derselben  in  Nord-Amerika  einheimisch  ist. 
Mäklin  gab  im  Bull.  d.  Mose.  1852.  n.  II.  Beschreibungen  von 
Scydmaenus  californicus  Motsch.  und  Sc.  biformis;  beide  sind  in 
Sitkha  einheimisch  und  gehören,  der  erste  zur  Rotte  des  larsatus,  der 
zweite  zu  der  des  Sc.  hirticollis;  bei  dem  letzteren  ist  das  5.  Glied 
der  männlichen  Fühler  aussen  verlängert  und  viel  breiter  als  die  bei- 
den folgenden. 

Die  ausgezeichnetste  Bereicherung,  welche  die  europäische  Kä- 
ferfauna in  diesem  Jahre  erhalten  hat ,  bilden  zwei  neue  Arten  der 
merkwürdigen  Gattung  Leplodirus  ,  welche  von  F.  Schmidt  in  den 
unterirdischen  Höhlen  von  Krain  entdeckt  und  in  der  Ent.  Zeit.  S.  381 
unter  den  Namen  L.  angustatus  und  sericeus  beschrieben  wor- 
den sind.  (Sie  sind  auch  schon  von  Sturm  in  dem  1853  erschie- 
nenen 22sten  Bändchen  der  deutschen  Käferfauna  überaus  schön  abge- 
bildet.) Beide  stehen  an  Grösse  dem  L.  Hohenwartii  erheblich  nach 
und  nähern  sich  in  der  Körperbildung  so  entschieden  an  Scydmaenus 
und  Mastigus,  dass  die  Gattung  nicht  aus  der  Nähe  derselben  entfernt 
werden  kann.  L.  angustatus  hat  vollkommen  eiförmige  Flügeldecken 
mit  narbiger  Sculptur,  bei  L.  sericeus  sind  die  Flügeldecken  mit  run- 
den Grübchen  versehen  und  mit  einer  feinen  gelben  Pubescenz  dicht 
bekleidet. 

Nähere  Angaben  über  das  Vorkommen  des  Leplodirus  Hohen- 
wartii haben  wir  von  Fürst  Khevenhüller  in  den  Verb,  des  zool. 
botan.  Vereins  in  Wien  I.  S.  106.  erhalten.  Der  Käfer  findet  sich  nur 
in  den  tiefsten  Schluchten  der  Kalvariengrotle  bei  Adelsberg,  wo  er 
auf  ganz  reinen,  nicht  allzunassen  Stalactitwänden  langsam  herumkriecht. 
Es  wird  ihm  von  einem  Obisium  (Blothrus  spelaeus  Schiödle)  und  auch 
von  der  augenlosen  Höhlenspinne,  Stalita  taenaria  Schiödte,  stark 
nachgestellt. 

Paussili.     Westwood  gab   in  den  Trans.  Ent.  Soc.  vol.  II. 


198    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

S.  84.  ein  Verzeichniss  aller  bekannten  Paussiden  und  beschrieb  bei 
dieser  Gelegenheit  sechs  neue:  Paussus  Humboldtii  von  Port  Matal, 
P.  Audouinii  aus  Benguela,  P.  Dohrnii  von  Port  Natal,  P.  Che- 
vrolatii  aus  Abyssinien,  P.  Germari  und  P.  Schaumii  von  Port 
Natal.  Im  Ganzen  sind  vom  Verf.  85  Arten  aufgezählt,  18  Ceraple- 
ms,  1  Ceraloderus,  1  Merismoderus,  1  Pentaplatarthrus ,  1  Lebioderus, 
1  Hylolorus,  8  Flatyrhopalus ,  54  Paussus  ;  ich  glaube  indessen  nicht, 
dass  Pauss.  dcnlicornis  Schönh.  (unicolor  Westw.)  eine  von  P.  denti- 
cornis  Don.  verschiedene  Art  ist. 

Thwaites  bestätigte  die  schon  von  anderen  Entomologen  ge- 
machte Erfahrung  ,  dass  die  Arten  dieser  Familie  bombardiren  ,  durch 
Beobachtungen,  welche  er  in  Ceylon  an  Cerapterus  Westermanni  an- 
zustellen Gelegenheit  hatte  (Proc.  ent.  Soc.  Jul.  1852.). 

Pselapltii.  Mäklin  beschrieb  in  Mannerheim' s  Nachtrage 
zur  Käferfauna  des  russischen  Nordamerika  :  Trimium  clavicorne  und 
Euphclus  parviceps  aus  Sitkha.    (Bull.  d.  Mose.   1852.  II.). 

Stapliylini.  Eine  grössere  Reihe  neuer  Arten  dieser  Familie 
wurde  von  Sachse  in  der  Ent.  Zeit.  S.  115  ff.  u.  S.  142  ff.  bekannt 
gemacht.  Sie  stammen  ,  so  weit  nicht  ein  anderes  Vaterland  hier  an- 
gegeben ist,  aus  dem  Staate  Georgia  in  Nord-Amerika.  Es  findet  sich 
darunter  auch  eine  neue  Gattung  Stilicopsis,  deren  Kopf  im  Umrisse 
völlig  dem  von  Stilicus  gleicht,  während  der  Hinterleib  und  die  kur- 
zen Flögeldecken  an  JVlicralymma  erinnern.  Hinsichtlich  der  weiteren 
Angaben  verweise  ich  auf  die  den  meisten  Lesern  dieses  Berichts  zu» 
gängliche  Beschreibung  des  Verf.  Die  einzige  bekannt  gewordene  Art 
St.  paradox  a  hat  nur  die  Länge  einer  Linie.  Die  übrigen  von  S. 
beschriebenen  Species  sind:  Myrmedonia  pygmaea  aus  Dalmatien, 
Falagria  longicornis,  F.  am  ab  ilis  (ist  Apocellus  sphaeri- 
c  ollis  Er.),  Oxypoda  minuta,  Aleochara  maura  vom  Vorgebirge 
der  guten  Hoffnung,  A.  languida,  Silusa  altern  ans,  S.  graci- 
lis,  Pronomaea  dalmatina  aus  Dalmatien,  Conurus  pulicarius, 
Tachinus  colonus,  T.  rufus,  Boletobius  angularis,  B.  sella- 
tus,  Xantholinus  hotten  to  ttus  vom  Cap  ,  X.  Kiesenwe  tteri ,  X. 
pusillus  vom  Cap,  X  fallax  vom  Cap,  Staphylinus  capensis 
ebendaher,  St.  varipes  (halte  ich  für  St.  femoratus  Fabr.),  Phi- 
lonthus  paederinus ,  Ph.  caffer  vom  Cap,  Ph.  g  eorgianus , 
Acylophorus  flavicollis,  Stilicus  capicola  vom  Cap,  Platystethus 
armatus  vom  Cap,  Leptochirus  coronalus  aus  Java,  Prognatha 
conrergens  (=  Pr.  americana  Älelsh.),  Omalium  M  ärh  elii  vom 
Cap,  Omalium  ruf  um  ebendaher,  Megarlhrus  am  er  icanus. 

Beträchtlich  ist  auch  die  Zahl  der   neuen  Arten  aus  Silkha,  de« 


während  des  Jahres  1852.  199 

ren  Beschreibungen  von  Mäklin  entworfen  und  von  Mannerheim  in 
seinen  zweiten  Nachtrag  zur  Käferfauna  des  russischen  Kordamerika 
aufgenommen  sind  (Bull.  d.  1.  soc.  imp.  d.  nat.  d.  Mose.  1852.  P.  II.): 
Bolilochara  not  ata,  Tachyusa  fucicola,  Homalota  laevi  c  ollis,  H. 
Cursor,  H.  nitens,  H.  moesta,  H.  pratensis,  H.  genicu- 
lata,  H.  planaris ,  H.  brevius  cula,  Aleochara  cognata,  Ta~ 
chinus  cir  cumeinetus  ,  T.  maculic  ollis  ,  Philontus  pieip  en- 
nis, Ph.  canescens,  Quedius  a  en  es  cen  s,  Q.  marginalis,  Ste- 
nus  adspeetor  ,  St.  p  arallelepip  ed  us  ,  St.  c  arinieeps,  St. 
brevipennis  ,  Bledius  l  ongip  ennis ,  Phloeonaeus  biimpressus, 
Syntomium  ?  confragosum,  A  rpedium  ?  brevicolle,  Lathrimaeum 
subco  sta  tum,  Omalium  strigipenne ,  0.  foraminosum,  0. 
ex  sc  ulplum,  0.  lae  sie  olle,  0.  s  eg  mentariuni,  0.  longu- 
lum,  0.  callosum,  Proteinus  limbatus,  Pr.  basalis,  Megarthrus 
a  trat  us,  M.  atiguli  colli s,  Micropeplus  co  Status,  M.  brunneus. 
—  Mannerheim  selbst  fügte  die  Beschreibungen  von  Boletobius  poe- 
cilus,  Quedius  erythro  gaste  r   und  Q.  melano  c  ep  halus  hinzu. 

Eine  sehr  fleissige  Arbeit  über  die  schwedischen  Arten  der  Gattung 
Homalota  von  Thomson  ist  Öfvers.  Kon.  Vet.  Akad.  Förh.  1852. 
S.  131  — 146.  mitgetheilt  worden.  Es  werden  hier  64  Arten  unterschie- 
den, von  denen  nur  16  von  Gyllenhal  ,  28  ausserdem  von  Erichson, 
Sahlberg  und  Heer  beschrieben  waren  ;  diese  sind  nur  durch  Diagno- 
sen, die  20  als  neu  aufgestellten  dagegen  auch  durch  sehr  genaue  Be- 
schreibungen charakterisirt  worden.  Die  Namen  der  letzteren  sind: 
H.  br  aehypter  a,  punetie  ep  s  ,  a  quatic  a  ,  t  enuicornis,  la~ 
tiuscula  ,  b  runneip  ennis  ,  ulig  ino  s  a,  arvic  ola,  fucieol a, 
grisea,  aridula,  pla  nie  ollis ,  succicola  {socialis  var.  Er.), 
merdaria,  pilic  ornis,  fungicola,  nigr  icornis ,  monti- 
cola,  intermedia,  fimetaria. 

Eine  neue  Galtung  Vulda  wurde  von  Jacquelin-Duval 
(Ann.  d.  1.  soc.  entom.  S.  695.)  auf  eine  neue ,  bei  Marseille  ent- 
deckte und  V.  g  r  acilip  es  benannte  Art  errichtet;  sie  hält  gewis- 
sermassen  die  Mitte  zwischen  Xantholinus  und  Sterculia ,  weicht  von 
der  erstem  Gattung  wesentlich  durch  die  Gestalt  des  hinten  nicht  ver- 
engten, vom  an  der  Spitze  etwas  verschmälerten  HalsschiJdes  ,  durch 
die  langen  zarten  Beine  und  die  an  der  Spitze  kaum  verdickten  Vor- 
derschienen ab ;  von  den  amerikanischen  Stcrculien  ,  mit  denen  sie  in 
der  Bildung  der  Beine  übereinstimmt,  unterscheidet  sie  sich  durch  die 
deutlich  bedornten  vorderen  Schienen,  durch  fadenförmige  Taster,  kür- 
zeres drittes  Fühlerglied  u.  s.  w. 

Die  von  Cussae  (Aon.  d.  1.  soc.  ent  d.  Franc.  S.  613.)  als  neu 
aufgestellte  und    (pl,  13.  fig.  1.)    abgebildete  Gattung  Macropalpus 


200     Schaum:    Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

fällt  mit  Coryphium  Steph.  zusammen,  indessen  ist  die  von  Cussac 
gegebene  Charakteristik  viel  genauer  als  die  von  Stephens,  und  na- 
mentlich sind  die  von  dem  letzteren  falsch  beschriebenen  Maxillarta- 
„stcr  von  C.  richtig  beobachtet  worden  ,  sie  sind  viergliedrig  mit  sehr 
grossem  eiförmigen  vorletzten  und  kaum  bemerkbaren  pfriemenförmi- 
gen  Endgliede.  Ob  der  von  C.  beschriebene  M.  pallipes  mit  C. 
angusticolle  Steph.  auch  der  Art  nach  identisch  ist,  wird  sich 
bei  der  Unzulänglichkeit  und  Unzuverlässigkeit  der  Stephens'schen  An- 
gaben kaum  anders  als  durch  Vergleich  des  englischen  Originalexem- 
plares  entscheiden  lassen.  Wahrscheinlich  ist  Macropalpus  pallipes 
auch  mit  Bo  r  ea  p  h  il  u  s  br  e  vi  col  I  i  s  Haliday  (Entomologist  S.  186.) 
einerlei. 

Einzelne  neue  Arten  wurden  aufgestellt, 

von  Miller  (Veih.  d.  zool.-hotan.  Vereins  in  Wien  S.  110.): 
Ocalea  rivularis,  und  Quedius  irideus  aus  Oeslreich  (der  letztere 
scheint  mir  nicht  von  Qu.  peltatus    Er.  abzuweichen); 

von  Fairmaire:  Bolitochara  elegans,  Tachinus  pictus, 
dem  silphoides  nahe  verwandt,  Boletobius  distigma  aus  Sicilien, 
Staphylinus  medi  oximus  und  Ocypus  ob  s  cur  o  -aen  eus  aus  Tan- 
ger (Ann.  d.  I.  soc.  entom.  d.  Franc.  S.  71.).  —  Homalola  anthra- 
cina  vom  Strande  der  Kordsee  bei  St.  Valery  (ist  höchstwahrschein- 
lich =  H.  puncticeps  Thomson),  Aleochara  nidicola  in  den  Ne- 
stern der  Uferschwalben  entdeckt  (ebenda   S.  687.) ; 

von  Jacquelin-Duval  (Ann.  d.  1.  soc  ent.  d.  Franc.  S.  699.): 
Scimbalium  grandi  c  epsy  Sunius  uniformi  s  ,  Slenus  imp  r  essi- 
pennis    mit    subaeneus  verwandt,  von  Montpellier; 

von  Halde  man  (Stansb.  Rep):  thilonthus  comptvs,  dem 
acneus  nahe  stehend,  aus  dem  westlichen  Texas. 

Schätzbare  synonymische  Bemerkungen  über  Staphylinen  hat 
Kraatz  in  der  Ent.  Zeit.  S.  446.  mitgelheilt.  Sie  beziehen  sich  zum 
Thcil  auf  viele  von  Heer  beschriebene  Homaloten,  über  welche  Kr.  hier 
nach  Ansicht  von  Originalexemplaren  Aufschluss  giebt ,  zum  Theil  auf 
einige  von  Erichson,  Märkel  ,  Kiesenwetler  u.  A.  aufgestellte  Species. 
Tachyusa  lata  Kiesw.  =  Homalola  concolor  Er.  —  Tachyusa  immunita 
Er.  =  Homalola  gregaria  Er.  —  Homalola  inconspicua  Er.  =  Hom. 
procidua  Er.  —  Oxypoda  similis  Kelln.  =  fumida  Er.  —  Ox.  myrme- 
cophila  Mark.  =  promiscua  Er.  —  Euryusa  coarctata  Mark.  =  sinuala 
Er.  var.  —  Anthophagus  speetabilis  Heer  ist  eine  ausgezeichnete,  von  A. 
austriacus  wohl  unterschiedene  Art.  —  Arpedium  humile  Er.  =  Arp. 
myops  Halid. 

Dass  Anthophagus  speetabilis  Heer  eine  selbstsländige  Art  ist, 
wurde  auch  von  Giraud  in  den  Verh.  des  zool.-bot.  Ver.  in  Wien  I. 
S.  93,  nachgewiesen. 


während  des  Jahres  1852.  20! 

Tricliopterygia«  Einige  nordamerikanische  Arten  dieser 
Familie  hat  Haldeman  (Journ.  Acad.  n.  sc.  Phil.  I.  S.  108.)  beschrie- 
ben: Trickopteryx  fuscip  e  nnis,  rolundata,  discolor,  abrupto, 
aspera,  Ptenidium  terminale. 

Ausserdem  wurden  drei  in  Silkha  aufgefundene  neue  Species  von 
Mäklin  in  Mannerheim's  Nachtrage  zur  Käferf.  d.  russ.  Nord-Amer. 
bekannt  gemacht :  Trichopteryx  laticollis,  Tr.  insularis,  Pteni- 
dium pullum.     (Bull.  d.  Mose.  1852.  n.  II.). 

Histerini.  Die  Untersuchung  von  zahlreichen  neuen  in  Nord- 
amerika entdeckten  Arten  hat  Le  Conte  zu  der  Ueberzeugung  ge- 
bracht, dass  Erichson  die  Zahl  der  Gattungen  in  dieser  Familie  allzu 
sehr  vervielfältigt  hat,  und  dass  namentlich  die  Gestalt  der  Tarsalgrube 
der  Vorderschienen  und  die  Bildung  der  Hinterschienen  nicht  als  Gat- 
tungscharakter benutzt  werden  kann.  Er  hat  diese  Ansichten  in  einer 
Abhandlung  entwickelt  ,  welche  den  Titel  „Hints  lowards  a  natural 
Classification  of  the  family  Hisirini«  fuhrt  und  in  den  Proceed.  Phil. 
Acad.  vol.  VI.  S.  36.  veröffentlicht  ist  *).  Dem  Verf.  zufolge  ist  daher 
Omalodes  Er.,  Platysoma  Er.,  und  wahrscheinlich  auch  Piacodes  Er.  und 
Plaesius  Er.  mit  Hisler  Linn.,  Pachylopus  Er.  mit  Saprinus  Leach  wie- 
der zu  verbinden.  Dagegen  errichtet  L.  eine  neue  Galtung  Coero- 
slernus  auf  Tribalus  arriericanns  Le  C.  und  eine  bisher  noch  unbe- 
schriebene in  Cuba  einheimische  Art  C.  laevissimus ,  welche  sich 
von  Saprinus  besonders  durch  die  Lage  der  Fühlergruben  (scrobiculi 
antennales  antici),  von  Tribalus  durch  das  vorn  nicht  gelappte  Pro- 
sternum  unterscheiden.  Sämmtliche  dem  Verf.  bekannte  Gattungen  sind 
in  einer  sehr  übersichtlichen  Tabelle  zusammengestellt.  Da  L.  aber 
zur  Unterscheidung  derselben  hauptsächlich  die  schon  von  Erichson 
angewandten  Charaktere  benutzt  hat  ,  so  wird  es  nicht  nöthig  sein, 
diese  Tabelle  hier  mitzuthcilen.  Speciell  werden  dann  noch  die  Gat- 
tungen Hisler  und  Saprinus  in  zahlreiche  Rotten  aufgelöst,  und  die  in 
Nordamerika  einheimischen  zu  jeder  Rotte  gehörigen  Arten  einzeln 
namhaft  gemacht,  jedoch  nicht  durch  Diagnosen  bezeichnet,  indem 
der  Verf.  auf  die  Monographie  seines  Vaters  oder  auf  eigne  frühere 
Beschreibungen  verweisen  konnte.  Bei  der  Aufzählung  der  einzelnen 
Arten  hat  sich  ihm  Gelegenheit  geboten,  manche  synonymische  Be- 
merkung beizufügen. 

Einige  neue  Arten  dieser  Familie  wurden  von  Truqui  in  den 
Ann.  de  la  soc.  ent.  d.  Franc.  S.  61.  beschrieben  und  Taf.  II.  No  II. 
abgebildet;    es    sind  Hister  helluo,  in   die  Gruppe    mit  vorhandenem 


*)  Eine  Uebersetzung  derselben  ist  in  der  Entomol.  Zeit.   1854. 
n.  3.-  gegeben  worden.  . 


202     Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

äusseren  Randstreif  der  Flögeldecken  gehörig,  aus  Piemont ;  H.  teter 
von  Nizza,  eiDe  der  Arten  mit  2  Randstreifen;  H.  lugubris  in  Pie- 
mont und  H.  limbatus  aus  Syrien,  denen  beide  Randstreifen  fehlen; 
endlich  Plegaderus  sanatus  in  Cypern  unter  Fichtenrinde  häufig,  mit 
sehr  seichter  Querfurche  des  Prothorax. 

Als  neu  aufgestellte  Arten  sind  ferner  zu  erwähnen : 

Hister  ruficornis ,  welcher  von  Grimm  bei  Berlin  in  einer 
Kolonie  der  Formica  fuliginosa  entdeckt  und  in  der  Ent.  Zeit.  S.  222. 
beschrieben  ist;  er  gehört  in  die  Gruppe  von  H.  cadaverinus,  merda- 
rius  etc.  und  ist  besonders  an  der  röthlichen  Farbe  der  Fühler  leicht 
kenntlich. 

Hister  gratiosus  Mann  er  heim  (Bull.  d.  Mose.  1852.  n.  IV.) 
aus  der  Mongolei. 

Saprinus  sabulo  aus  Fairmai  re  (Ann.  d.  1.  soc»  entom.  d. 
Franc.  S.  688.)  vom  Strande  der  Nordsee. 

Saprinus  tridens  und  S.  p  as  to  ralis  Jacquelin-Duval 
(Ann.  d.  1.  soe.  ent.  S.  703  ff.)  von  Montpellier,  beide  zur  Rotte  derjenigen 
Arten  gehörig,  deren  Stirn  vorn  nicht  gerandet  und  ohne  Runzeln  ist. 

Witidularäae»  Eine  neue  Gattung  Peltastica  wurde  von 
Mannerheim  (Bull.  d.  Mose.  1852.  n.  2.)  in  folgender  Weise  cha- 
rakterisirt  :  Antennae  clava  triarticulala ,  arliculo  ultimo  maiore  ,  bre- 
viter  ovato  ;  oculi  duo  laterales  globosi  ;  frons  apice  truncata ;  palpi 
articulo  ultimo  subeylindrico  ,  apice  rotundato;  tibiae  anticae  muticae  ; 
tarsi  quinque- articulati ;  abdomen  segmentis  quatuor  anterioribus  libe- 
ris  haud  connatis ;  corpus  oblongum  depressiusculum ,  thorace  laleri- 
bus  late  explanatis  subvelatis  ,  margine  serrato  ,  elytris  subcoavexis, 
margine  ante  medium  oblique  explanato ,  serralo,  humeris  antrorsum 
nonnihil  produetis.  P,  tub  er  culat  a  l*y2 — 2  Ina.  lang,  neue  Art  aus 
Sitltha. 

Von  demselben  wurden  ausserdem  (a.  a.  0. )  Peltis  Pip- 
p  ing  sköldii,  Epuraea  a  d  nmhrata,  Rhizophagus  scalptur a  tus 
aus  Sitkha,  und  Gymnochila  qv  adri  signata  (Bull.  d.  Mosc.1852.  n  IV,) 
aus  der  Mongolei  bekannt  gemacht;  die  letztere  Art  ist  vom  Verf.  früher 
für  das  Männchen  der  Leperina  squamulosa  Gebl.  gehalten  worden,  sie 
bietet  aber,  auch  abgesehen  davon,  dass  sie  den  Galtungscharaktcr  von 
Gymnochila,  nämlich  vier  Augen,  besitzt,  noch  eiaige  speeifische  Kenn- 
zeichen dar. 

Die  Gattuug  MeligelLes  erhielt  einen  Zuwachs  durch  drei  neue, 
von  Miller  bei  Wien  entdeckte  und  in  den  Verh.  des  zool.-bot.  Ver- 
eins in  Wien  I.  S.  111.  beschriebene  Arten:  M.  flavicornis,  L  e- 
pidii   und  Kh  evenhü  lleri. 

Plialacrides*  Neue  Arten  sind;  Vhalaavs  maximus  Faii- 


während  des  Jahres   1852.  203 

maire  (Ann.  d.  1.  soc.  ent.  S.  77.)  von  Madrid;  —  Olibrus  aene- 
scens  und  0.  discoideus  Küster  (Käf.  Eur.  XXV.)  aus  Sardinien; 
—  Litochrus  brunnipennis  Mannerheim  (Bull.  d.  Mose.)  aus 
Sitkha. 

Cucujides.  Von  Fair  maire  wurde  (Ann.  d.  1.  soc.  ent. 
d.  Franc.  S.78.)  eine  neue  Art  Pediacus?  costipennis  aus  Sicilien 
beschrieben,  welche  die  Mitle  zwischen  Pediacus  und  Laemophloeus 
hält ,  von  der  ersteren  Gattung  durch  gerade  ,  nicht  gebuchtete  Seiten 
des  Halsschildes,  von  der  letztern  durch  den  Mangel  des  Seitenstreifes 
auf  dem  Halsschilde  und  die  Kürze  der    Fühlhörner  abweicht. 

Einen  weiteren  Zuwachs  erhielt  die  Gattung  Pediacus  durch  P. 
subcarinatus  Mannerheim  (Bull.  d.  Mose.  1852.  n.  II.)  aus  den 
russischen  Besitzungen  des  nordamerikanischen  Continentes. 

Cryptopliag-ides.  Kraatz  gab  (Entom.  Zeit.  S.  227.)  eine 
Notiz  über  das  Vorkommen  des  Cryptophagus  baldensis  Er.  in  Thürin- 
gen und  beschrieb  zwei  neue  Arten  dieser  Gattung,  Cr.  quercinus 
bei  Berlin  an  Eichen  in  Gesellschaft  der  Formica  fuliginosa  entdeckt, 
dem  Cr.  fumatus  zunächst  verwandt,  und  Cr.  fas  cialus ,  an  einem 
schwärzlichen  Querfleck  der  Flügeldecken  leicht  kenntlich,  von  Vene- 
dig und  Candia. 

Von  Mäklin  wurden  Cryptophagus  octodenlatus,  Cr.tu- 
berculosus,  Atomaria  fu  scic  olli  s  und  A.  lepidula  als  n.  A. 
aus  Sitkha  in  Mannerheim's  zweitem  Nachtrag  zur  Käferfauna  des  rus- 
rischen  Nordamerika  (Bull.  d.  Mose.  1852.  n.  II.)    bekannt  gemacht. 


Die  Metamorphose  des  Cryptophagus  dentalus  hat  Perris  (Ann. 
d.  1.  soc.  ent.  S.  578.)  ausführlich  geschildert  und  durch  Abbildungen 
der  früheren  Stände,  welche  im  Wesentlichen  mit  den  bereits  bekannt 
gewordenen  anderer  Arten  übereinstimmen,  erläutert. 

Dermestini.  Dermestes  ha  etnorrhoidalis  wurde  von 
Küster  (Käf.  Eur.  XXV.)  als  neue  Art  aus  dem  südlichen  Frankreich 
aufgestellt. 

Der  seltene  Attagenus  pantherinus  Ahr.  findet  sich  nach  Fuss 
(Mittheil,  des  Hermannst.  Vereines  S.  64.)  in  Siebenbürgen  iu  den  Ne- 
stern einer  Erdbiene,  von  deren  todten  Körpern  er  6ich  wahrscheinlich 
nährt. 

Ryrrliii»  Neue  Arten  sind:  Morychm  acuminatus,  Sim- 
plocaria  nitida,  Ampkicyrta  simpl  ieipes  Mann  er  heim  (Bull, 
d.  Mose.)  aus  Sitkha. 


204    Schaum:   Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

Parnidae.  Von  LeConte  haben  wir  eine  Synopsis  der 
nordamerikanischen  Parniden  erhalten.  (Proc.  Philad.  Acad.  vol.  VI. 
S.  41.)  Der  Verf.  hat  hier  die  merkwürdige,  bisher  meist  zu  den  Cy- 
phonen  gestellte  Gattung  Eurypalpus  üej.  mit  dieser  Familie  verbun- 
den und  ist  daher  genölhigt  gewesen ,  die  von  Erichson  entworfene 
Diagnose  der  letztern  in  folgender  Weise  abzuändern.  „Antennae  fron- 
tales, non  capitatae  ;  oculi  rotundi ;  mandibulae  retractae  ;  coxae  anti- 
cae  vel  subcylindricae  vel  globosae  ,  acetabulis  e  proslerno  et  meso- 
thoracis  episternis  compositis;  pedes  ambulatorii ,  tarsi  quinqueartieu- 
lati,  cylindrici,  art.  unguiculari  maximo ,  unguibus  validis  armato ;  tro- 
chanteres  simplices;  abdomen  5 — 7  articulatum,  articulis  anterioribus 
immobilibus.«  Der  Hauptcharakter  der  Familie  liegt,  dem  Verf.  zu- 
folge, in  der  Bildung  der  Füsse,  welche  die  Käfer  in  den  Stand  setzt, 
selbst  in  starken  Wasserströmungen  sich  fest  an  gewissen  Gegenständen 
zu  halten.  Da  Eurypalpus  diese  Eigenthümlichkeit  besitzt,  und  da  auch 
die  an  einen  Trilobiten  erinnernde  Larve  (s.  Jahresb.  f.  1850.  S.  49.) 
eine  sehr  ausgesprochene  Aehnlichkeit  mit  der  Larve  von  Elmis  zeigt, 
so  hat  L.  dieser  Gattung,  trotz  der  Zusammensetzung  des  Hinterleibes 
aus  7  Ringen,  nur  die  Rechte  einer  eignen  Gruppe,  Eurypalpini,  in 
der  Familie  der  Parniden  zuerkannt.  Die  Diagnose  dieser  Gruppe  lau- 
tet :  caput  exsertum,  ore  inferno  ,  labro  distincto,  inter  antennas  Irans- 
verse elevatum  ;  coxae  anticae  transversae,  trochantino  valde  conspicuo  ; 
parapleurae  appendiculatae;  abdomen  7-articulatum.  Die  Gattung  Ew- 
rypalpus  wird  dann  noch  näher  durch  gesägte  Fühler,  sehr  lange 
lVlaxillartaster  mit  beilförmigem  Endgliede  und  sehr  kurze  Labialtaster 
mit  sehr  kleinem  pfriemenförmigen  Endgliede  charakterisirt.  Sie  ent- 
hält nur  die  eine,  hier  zuerst  beschriebene,  Art  Eur.  L  econtei  Dej., 
welche  in  den  mittleren  Staaten  der  Union  ,  ähnlich  wie  die  KImiden  , 
in  fliessendem  Wasser  vorkommt,  aber  sehr  behende  ist.  —  Die  Gruppe 
der  Dryopini  besteht  aus  der  neuen  Gattung  Lara,  welche  auf 
eine  in  Californien  entdeckte  Art  L.  avara  gegründet  ist,  und  lange 
einfache  Fühler,  wie  Eurypalpus,  aber  einen  fünfgliedrigen  Hinterleib, 
wie  die  übrigen  Parniden,  besitzt;  Lulrochus  Er.  mit  1  n.  A.  luteus 
n.  sp.  aus  Texas;  Feionomus  Er.  ,  F.  obscu  rus  n.  sp.  aus  den  süd- 
lichen Staaten;  Helichus  Er.  mit  8  Arten,  darunter  //.  striatus,  ba- 
s  alis ,  foveatus,  suluralis  und  gilensis  neu.  —  Die  Gruppe 
der  El  mini  ist  vertreten  durch  2  neue  Limnius  {minulus  und  ele- 
gans);  durch  2  Elmis  (bivit latus  n.  sp.  und  quadrinotatus  Say);  4 
Stenelmis  [sinuatus  ,  b  icarinatus  ,  crenatus  Say  und  p  usillu  s)  ; 
2  Macronychus  (von  denen  indessen  der  zweite  dem  Verf.  unbekannte 
M.  lateralis  Melsh.  wohl  mit  dem  ersten,  JH.  glabralus  Say,  identisch 
ist) ;   1   Ancyronyx  (yariegalus  Germ.). 

Oeoryssii.     Eine  am  Platt -River  im  Ncbrcska  Territory  ent- 


während  des  Jahres  1652«  205 

deckte  Art    von  Georyssus  hat  Le  Co  nie  (Proc.  Philad.  Acad.  vol.  VI. 
S.  44.)  unter  dem  Namen   G.  pusillus  bekannt  gemacht. 

Heteroceridae.  L.  Dufour  behauptet  (Ann.  d.  1.  soc. 
entom.  de  Franc.  S.  453.;  die  Arten  von  Heierocerus  einer  gründlichen 
Prülung  unterworfen  und  sich  in  Folge  derselben  überzeugt  zu  haben, 
dass  Grösse  ,  Behaarung  und  Zeichnung  in  dieser  Gattung  viellachen 
Abänderungen  unterliegen  und  nicht  zur  Begründung  von  Arten  benutzt 
werden  können.  Die  von  Kiesenwetter  unterschiedenen  und  von  Erich- 
son  angenommenen  Species  sind  daher  seiner  Meinung  nach  einzuziehen, 
und  nur  zwei,  H.  fossor  Kiesw.  (=  parallelus  Gebl.)  und  H.  tnarginalus 
Fabr.  (c.  varr.  laevigatus  Panz.,  hispidulus  Kiesw.,  fusculus  Kiesw.)  als 
berechtigt  anzusehen.  Die  Charakteristik  der  ersteren  giebt  D.  in  den 
Worten  „major,  maris  mandibulis  desuper  dente  valido  elevato  -  re- 
flexo  armatis,"  die  des  zweiten  lautet  „minor,  maris  mandibulis  incr- 
mibus."  Als  Hauplunterschied  ist  also  hier  vom  Verf.  die  Grösse  her- 
vorgehoben, die  doch  nach  seiner  eignen  Behauptung  keine  specitische 
Bedeutung  haben  soll  !  Da  es  überdem  klar  ersichtlich  ist ,  dass  ü. 
weder  die  Kiesenwetter'sche  Monographie  noch  die  Erichson'schen  Be- 
schreibungen verglichen  hat,  so  verdient  die  kleine  Abhandlung  wohl 
nur  als  ein  Curiosum  Erwähnung. 

icarabaeides«  West  wood  hat  in  den  Irans.  Ent.  Soc.  11. 
S.  59.  einen  Nachtrag  zu  seiner  im  Jahresber.  f.  1845  von  Ericlison 
analysirten  Abhandlung  über  diejenigen  Lamellicornien ,  welche  un- 
bedeckte Mandibeln  und  Oberlippe  mit  zehngliedrigen  Fühlhörnern  ver- 
binden, geliefert.  „Un  the  Lamellicorn  beetles  ,  wliich  possess  exser- 
ted  mandibles  and  lahrum  and  10-jointed  antennae;  being  a  Supple- 
ment to  a  memoir  published  in  the  iourth  volume  of  the  Irans,  of  the 
entom.  Soc."  In  der  Einleitung  theilt  der  Verf.  die  von  Erichson  in 
Vorschlag  gebrachte  Trennung  der  Scarabaeides  inPleurosticti 
und  Laparosticti  und  die  weitere  Auflösung  der  Lapar  osti  cti  in 
sieben  Gruppen  mit,  giebt  aber  dem  Latreille'schen  Systeme,  welches 
in  dieser  Familie  zunächst  die  beiden  Abtheilungen  Scarabaeus  und 
Luc  an  us  aufstellt,  den  Vorzug,  und  ist  auch  der  Meinung,  dass  die 
Verschiedenheit  in  der  Zahl  der  Bauchsegmente  nicht  wichtig  genug 
sei,  um,  wie  dies  bei  Erichson  der  Fall  ist,  für  die  weitere  Einlhei- 
lung  der  Laparosticti  einen  liauptcharakter  abgeben  zu  können.  Ei- 
neu  entschiedenen  Beweis  von  dur  Unnatürlichkeit  dieser  Einlheilung 
findet  W.  darin,  dass  in  Folge  derselben  die  Gattung  Chaelodus  unter 
die  durch  fünf  Bauchsegmente  charakterisirten  Trogidae  gestellt 
und  somit  weit  von  den  aufs  Nächste  verwandten  Gattungen  Silphodes 
und  Aplonychus  entfernt  werde  ,  welche  unter  den  mit  sechs  Bauch- 
segmenten versehenen  H  y  bosori  den  ihren  Platz  finden.  — Die  Nach- 


£06    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

träge  des  Verf.  beziehen  sich  nur  auf  wenige  Gattungen.  Von  Ocho- 
daeus  sind  zehn  Arten  hier  aufgeführt  und  charakterisirt  :  0.  chryso- 
melinus  Fabr.,  vier  dem  Verf.  nur  aus  Beschreibungen  bekannte,  0. 
rufus  Guer.,  miliaris  Klug,  bituberculatus  Er.  und  ferrugineus  Eschsch, 
und  fünf  neue,  0.  lutescen  s  und  pictus  aus  Kordindien,  ameri- 
canus  aus  den  Vereinigten  Staaten,  luridus  aus  Mexico  und  ruga- 
tus  aus  Neu- Granada;  von  diesen  ist  indessen  0.  americanus  aller 
Wahrscheinlichkeit  nach  der  schon  früher  von  Le  Conte  im  Journ.  of 
the  Acad.  of  Phil,  beschriebene  0.  obscurus  (s,  Jahresb.  f.  1848. 
S.  54.).  In  der  hier  von  VV.  genau  charakterisirten  Gattung  Liparo- 
chrus  Er.,  werden  drei  neuholländiscbe  A.  g  eminalus,  fos  sul  atus 
und  sculp  tilis  unterschieden.  Dann  folgt  die  Beschreibung  der  Gat- 
tung Glaresis  Friw.  und  der  einzigen  Art,  aus  welcher  dieselbe  zur 
Zeit  besteht,  und  die  hier  den  Kamen  Gl.  Friicaldskii  erhält.  An- 
hangsweise wird  noch  die  Galtung  Eremazus  Muls.  (£.  unislrialus) 
nach  den  von  Mulsanl  mitgetheilten  Angaben  besprochen.  Den  Schluss 
bildet  die  Bemerkung,  dass  Orphnus  Verreauxii  Reiche,  Westw.  = 
Scarabaeus  Corydon  Oliv.  (Silenus  Jabl.)  ist,  und  die  Beschreibung  von 
Triodontus  Owas  Reiche,  einer  n.  A.  aus  Madagascar.  Auf  einer  bei- 
gegebenen Tafel  sind  die  charakteristischen  Theile  der  Gattungen  Li- 
parochrus  und  Glaresis  und  die  meisten  in  der  Abhandlung  beschrie- 
benen neuen  Species  dargestellt.  Die  Abbildungen  haben  etwas  Rau- 
hes, aber  sonst  die  bekannten  Vorzüge  der  Westwood'schen  Zeichnungen. 

Dynastida  e.  —  Küster  gab  (Käf.  Eur.  XXIV.)  eine  Ueber- 
sicht  der  europäischen  Dynastiden  und  stellte  Penlodon  bisp  in  o  sus 
als  n.  A.  aus  Sardinien  auf. 

Zwei  neue  sehr  ausgezeichnete  Species  dieser  Gruppe  wurden 
von  Reiche  in  Guerin's  Rev.etMag.  d.  Zool.  1S52.  S.  21.  beschrie- 
ben und  Taf.  I.  abgebildet:  Democralus  Burmeis  t  er  i  von  Quito, 
kleiner  als  D.  CroesusKewm.  mit  schwarzem  Kopf  und  Halsschild  und 
zerstreut  punktirten  Flügeldecken,  und  Megalosoma  Mars  aus  dem  tro- 
pischen Südamerika,  von  der  Grösse  des  M.  Actaeon,  demselben  auch 
in  der  Bewaffnung  des  männlichen  Kopfes  sehr  ähnlich,  aber  mit  glän- 
zend polirten  Flügeldecken  in  beiden   Geschlechtern. 

Rutelidae.  —  Als  neue  Art  ist  zu  erwähnen  Colalpa  gra- 
nic  ollis  Halde  man  (Stansbury's  Report  App.  C.)  vom  grossen  Salz- 
see von  Utah  ;  sie  ist  auf  Taf.  IX.  abgebildet. 

Cetonidae.  —  Mit  einigen  neuen  Arten  aus  China  ist  diese 
Gruppe  von  W.  W.  Saun  der  s  (Trans.  Ent.  Soc.  II.  S.  25.  pl.  3.)  be- 
reichert worden.  „Characlers  of  undescribed  Coleoptera  brought  from 
China  by  R.  Fortune."  Die  interessanteste  derselben,  welche  hier  in 
den  beiden  ziemlich  abweichenden  Geschlechtern  dargestellt  ist,  bildet 
ein  neues  Subgenus  Cos  miomorpha  in  der  Gruppe  des  Goliathiden, 


während  des  Jahres  1852.  207 

und  weicht  von  Jumnos  und  Rhomborchina  durch  die  schief  abgestutz- 
ten Ecken  des  unbewehrten  Kopfschildes  und  durch  die  Bildung  der 
männlichen  Vorderschienen  ab;  diese  letzteren  sind  lang,  schlank, 
aussen  mit  3  stumpfen  Zähnen  besetzt,  innen  zahnlos.  Die  Art  ist 
C.  modesla  benannt.  Die  andern  sind:  Rhomborrhina  nigra,  Rh. 
Fortunei,  Taeniodera  omata,  Protaetia  intricata,  Porphyronota 
sinensis,  die  letzte  ist,  wenn  nicht  identisch,  doch  sehr  nahe  ver- 
wandt mit  Anth  racoph  ora  rusticola  Burm.  (Diplognatha  rama 
Bainbr.)  aus  Japan. 

Euphoria  Cernii  Haldeman  Stansb.  Report  App.  C.  S.  374. 
Taf.  IX.  Fig.  10.  ist  eine  neue  Art  aus  dem  westlichen  Texas. 

AI  bers  hat  (Ent.  Zeit.  S.  46.)  für  Celonia  graeca  Brülle  (qua~ 
drata  Gor.  et  Perch.)  die  Bildung  einer  neuen  Gattung  Hetero  cne- 
mis  in  Vorschlag  gebracht,  weil  die  genannte  Art  von  Oxythyrea 
Muls.  (Leucocelis  Burm.),  wohin  sie  bisher  gestellt  wurde,  durch  lange, 
unten  dachförmig  erhabene  Oberlippe,  sehr  kurzen,  zwischen  den  Hüf- 
ten stark  verengten  ,  vorn  schwach  ausgerandeten  Mesosternallortsatz 
und  besonders  durch  die  Verschiedenheit  der  beiden  Geschlechter  in 
der  Bildung  der  Beine  abweicht.  Die  Vorderschienen  des  Männchens 
sind  nämlich  zwei-,  die  des  Weibchens  dreizähnig,  die  Hinterschienen 
des  Männchens  verdickt,  am  Eude  nur  mit  einem  Dorn  versehen,  die 
Hinterfüsse  dieses  Geschlechtes  Oben  lang  gewimperl ,  das  erste  Glied 
gekrümmt,  das  zweite  bis  vierte  unten  erweitert.  Mir  scheint  es,  dass 
gesunde  systematische  Prinzipien  nicht  eine  Vermehrung,  sondern  eine 
Verminderung  der  bereits  in  der  Cetonien-üruppe  aufgestellten  Genera 
erheischen. 

Geotrupini.  —  Die  Abhandlung  von  Westwood  über  die 
australischen  Arten  der  Gattung  Bolboteras ,  welche  schon  im  Jahres- 
berichte für  1848.  S.  54.  nach  einem  in  den  Ann.  of  nat.  hist.  mitge- 
theilten  Auszuge  angezeigt  wurde  ,  ist  jetzt  vollständig  in  den  Trans, 
of  the  Linn.  Soc.  Vol.  XXI.  P.  I.  erschienen.  Den  a.  a.  0.  schon  er- 
wähnten neuen  Arten  sind  hier  noch  drei  hinzugefügt:  B.  taurus, 
r  üb  e  scen  s  und  corniculatu  s;  die  bereits  von  andern  Schrift- 
stellern beschriebenen  sind  nur  mit  ihren  Synonymen  namhaft  ge- 
macht. Im  Ganzen  sind  gegenwärtig  16  Species  aus  Neuholland  be- 
kannt, von  denen  jedoch  B.  Kirbii  Westw.  ,  wie  der  Verf.  in  einer 
Anmerkung  jetzt  selbst  anerkennt,  wohl  nur  Abänderung  von  ß.  pro- 
boscideus  M.  Leay  ist.  Auf  einer  beigegebenen  Tafel  sind  die  mei- 
sten neuen  Arten  abgehildet. 

Auch  die  andere  im  Jahresber.  f.  1848  schon  erwähnte  Abhand- 
lung von  West  wo  od  „Descriptions  ofsomenewor  imperfectly  known 
species  of  Bolboceras«  liegt  jetzt  vollständig  und  durch  eine  Tafel  mit 
Abbildungen  erläutert  ebenfalls    in  den  Trans,   of  the    Linn.  Soc.  vol. 


208     Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

XXI.  P.  1.  vor.  Zu  den  a.  a.  0.  verzeichneten  Arten  kommen  hier 
noch  sieben  neue  aus  Ostindien:  B.  subglo  bosus,  punctatissi- 
mus,  triangulum ,  nigerrimus ,  plagiatus ,  posticalis,  lae- 
tus.  Mit  Bolb.  (Eucanthus)  Meliboeus  Fabr.  ist,  wie  sich  W.  nach- 
träglich überzeugt  hat,  auch  Scar.  Lazarus  Fabr.  identisch. 

Aube  fand  viele  Exemplare  von  Bolboceras  mobilicornis  in  dem 
Magen  eines  von  einer  Katze  getödteten  Ziegenmelkers,  und  empfiehlt 
deshalb,  die  Nacht   zum  Fange    dieses    seltenen    Katers  zu   benutzen. 

Von  Küster  wurde  (Käf.  Eur.  XXIV.)  Geolrupes  purpureus 
von  Constantinopel  als    neue  mit  vernalis  verwandte  Art  aufgestellt. 

Ein  süddeutscher  Entomolog  (Gral  Ferrari)  hat  in  der  Entom. 
Zeit.  S.  303.  die  drei  von  Erichson  unterschiedenen  Arten,  Geotrupes 
slercorarius ,  pulridarius  und  mutalor  einer  Kritik  unterworfen  und  ist 
dabei  zu  dem  Resultate  gelangt,  dass  entweder  diese  drei  nur  als  her- 
vorstechende Varietätentormen  einer  und  derselben  Art  anzusehen  sind, 
oder  dass  mindestens  noch  zwei  Arten  abgetrennt  werden  müssen, 
welche  der  Verf.  hier  mit  dem  Kamen  G.  intermedia  s  und  im- 
pressicollis  belegt.  Er  selbst  neigt  sich  übrigens  der  ersteren  An- 
sicht zu  und  findet  eine  Bestätigung  für  dieselbe  auch  darin,  dass  man 
den  nicht  unerheblichen  Verschiedenheilen  ,  welche  Geolr.  alpinus  von 
vernalis  zeigt,  und  welche  hier  nochmals  erörtert  werden,  keine  spe- 
eifische  Bedeutung  beizulegen  pflegt. 

Godard  bat  dagegen  durch  die  Untersuchung  der  männlichen 
Copulatiousorgane  die  Ueberzeugung  gewonnen,  dass  nicht  allein  Geotru- 
pes slercorarius  ,  mutalor  und  pulridarius  wirklich  verschiedene  Arten 
sind,  sondern  dass  auch  G.  vernalis  in  drei  Species,  G.  vernalis,  aulum- 
nalis  Ziegl.  und  pyrenaeus  Charp.  aufzulösen  st.  Leider  hat  es  der 
Verf.  unterlassen,  die  von  ihm  in  der  Bildung  des  Penis  beobachteten 
Unterschiede  anzugeben.    (Bull.  d.  1.  soc.  entom.  d.  Franc).        * 

Aphodiidae.  —  Eine  Anzahl  nordamerikanischer  Arten  die- 
ser Gruppe  ist  von  Halde  man  (Journ  Acad.  n  sc.  Phil.  I.  103.) 
aufgeführt  und  grösstenteils  beschrieben  worden  :  Aphodius  fimetarius 
Linn.  (nodifrons  Bandy,  pinguis  n.  sp.,  coneavus  Say  ,  laevigatus 
n.  sp.,  oblongus  Say,  (badipes  Melsh.),  denticulatus  n.  sp.,  lutulen- 
tus  Hald. ,  Melsh.,  corvinus  n.  sp. ,  alerrimus  Melsh.  (quadrituber- 
culatus  Fabr.),  metallicus  n.  sp. ,  slercoralor  Fabr.,  curtus  n.  sp., 
ruricola  Melsh.,  strigatus  Say,  spretus  n.  sp.,  spretulus  n.  sp. , 
Oxyomus  abditus  n.  sp. ,  Rhyssemus  sc  ab  er  n.sp.,  Psammodius  ae- 
gialioides  a.  sp. 

Mannerheim  machte  Aphodius  sellatus  und  mongolicus 
aus  dem  östlichen  Sibirien  bekannt  (Bull.  d.  Mose.   1852.  n.  IV.). 


während  des  Jahres  1852.  209 

Ammoecius  Levaillanti ,  aus  Algier,  von  Godart  Ann.  d.  I. 
soc.  Linn.  de  Lyon  S.  297.  beschrieben,  ist  nach  Reiche  Bull.  d.  1. 
soc.  ent.  S.  LVI1I.  =  A.  rugifrons  Aube. 

Orphnidae.  —  Der  Gattung  Geobius  wurde  von  Fairina  ire 
(Ann.  d.  1.  soc.  enlom.  S.  84.)  eine  neue  Art,  G.  lin gitanus  aus 
Tanger,  hinzugefügt,  deren  Männchen  sich  von  dem  bekannten  G.  dor- 
cas  Fabr.  durch  die  Bildung  des  Vorderlheils  des  Prothorax  bestimmt 
unterscheiden  soll;  derselbe  ist  nämlich  mit  einem  ziemlich  starken  fast 
glatten  Quereindrucke  versehen,  welcher  am  oberen  Rande  eine  kurze, 
von  erhabenen  Rändern  eingefassle  Längsfurche  und  in  der  Mitte  des 
untern  Randes  einen  kleinen  Höcker  besitzt. 

Trogida  e.  — Eine  neue  Art  ist  Trox  gr  anulip  ennis  Fair- 
maire  (Ann.  d.  I.  soc.  entom.  d.  Franc.  S.  83.)  von  Tanger,  er  ähnelt 
in  der  Sculptur  dem  T.  morticinii,  ist  aber  kleiner,  die  Höcker  sind 
weniger  abgeplattet,  die  Streifen  deutlicher  u.  s.  w. 

Lucanidae.  —  Mit  zwei  bemerkenswerthen  neuen  Arten  der 
Gattung  Anaplocnemus  Hope  wurde  diese  Gruppe  von  Reiche  (Guer. 
Rev.  et  Mag.  d.  Zool.  S.  23.  pl.  I.  Fig.  3.  u.  4.)  bereichert:  A.  De- 
jeanii,  unbekannten  Vaterlandes,  stimmt  mit  A.  bicolor  Ol.  in  der 
Krümmung  der  Vorderschienen  und  in  der  Abwesenheit  seitlicher  Zähne 
und  Ausrandungen  am  Halsschilde  überein,  ist  aber  einfarbig  braun- 
schwarz; A.  Lafertei  aus  Neuholland  weicht  durch  freie  Augen, 
gerade  Mandibeln  und  etwas  auch  durch  die  Bildung  des  Halsschildes 
vom  Gattungstypus  ab.  Die  Weibchen  beider  Arten  sind  noch  un- 
bekannt. 

Passalidae.  —  Ein  von  F.  Smith  verfasster  Katalog  der 
Arten  von  Passalus  ist  vom  brittischen  Museum  1852  herausgegeben 
worden,  mir  aber  noch  nicht  zugegangen.  Er  enthält  auch  die  Be- 
schreibungen einiger  neuen  Species. 

Ruprestides.  Mannerheini  bemerkte  (Bull.  d.  Mose.  1852. 
n.  IV.)  ,  dass  der  Gattungsname  Poecilonota  an  die  Stelle  des  jetzt 
gangbaren  Lampra  treten  müsse  ,  indem  er  von  Eschscholtz  den  Ar- 
ten der  letzteren  Gruppe  und  nicht  den  brasilianischen  ,  welche  von 
Solier  ,  Laporte  und  Dejean  mit  jenem  Kamen  bezeichnet  werden, 
beigelegt  worden  sei.  Mannerheim  gab  sodann  ausführliche  Beschrei- 
bungen der  dahin  gehörigen  Species  ,  deren  er  fünf  unterschei- 
det: die  echte  P.  limbala  Gebl.,  P.  pretiosa  und  nobilissima, 
zwei  sehr  schöne  neue  Arten,  alle  drei  von  Kiachta  in  der  Mon- 
golei ,  P.  deeipiens  Dej.  (limbala  Mannh.  ,  Gor.  et  Lap.)  von  Sarepta, 
und  P.  rutilans  Fabr.  ;  die  beiden  letzten  sind  bisher  nicht  gehörig 
geschieden  worden  ,  indessen  weicht  P.  deeipiens  (welche  auch  über 
Archiv,  f.  Naturgescb.  XIX.  Jahrg.  2.  Bd.  Q 


210    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

Kleinasien  und  einen  grösseren  Theil  von  Europa  verbreitet  ist)  nicht 
allein  durch  zahlreichere  glatte  Flecke  des  Halsschildes  und  der  Flu. 
geldecken  ,  sondern  auch  durch  die  Form  und  Sculptur  dieser  Theile 
ab  ;  das  Halsschild  ist  seitlich  vor  der  Mitte  nach  vorn  verengt,  hinler 
der  Mitte  leicht  ausgebuchtet,  hat  keinen  gekerbten  Rand,  eine  sehr 
dicht  punktirte  Rückenfläche  und  unpunktirte  Eindrücke  ,  die  Flügel- 
decken  sind  schmäler,  weniger  gewölbt ,  am  Rande  deutlicher  gesägt 
und  an  der  Spitze  schärfer  gezähnelt. — Ausserdem  wurden  von  Man- 
nerheim (a.  a.  0.)  drei  neue  Arten  von  Sphenoptera,  S.  insidio  sa, 
laticollis  und  egena  bekannt  gemacht,  welche  sämmllich  bei 
Kiachta  in  Ostsibirien  von  l'opoff  entdeckt  sind. 

Als  neue  Arten  sind  ferner  aufgestellt: 

von  Küster  (  Käf.  Eur. )  :  Anlhaxia  Hanakii  aus  der  Türkei 
(eine  Abänderung  der  aurulenta,  welche  schon  Schrank  als  B.  se- 
niculus  beschrieben  hat)  ;  A.  semicuprea  aus  dem  südlichen  Deutsch- 
land, A.  variipennis  aus  Dalmatien  ,  A.  granulata  aus  Oberita- 
lien, A.  angulicollis  aus  Deutschland,  A.  angulata  aus  dem  süd- 
lichen Europa,  A.  aeneiventris  von  Gerona  in  Spanien  (Heft  XXU1.) ; 
A.  lucens  aus  Dalmatien,  Cratomerus  Sitta  Stev.  und  C.  adoxus 
aus  dem  südöstlichen  Russland,  Coraebus  robustus  aus  Südrussland, 
C.  parvulus  von  Orenburg,  C.  chalyb aeus  aus  Griechenland; 

von  Fairmai  re  (Ann.  d.  1.  soc.  ent.  S.  79)  :  Trachys  Pan- 
dellei  aus  den  Pyrenäen,  mit  grauen  nebligen  Querbinden  der  Flü- 
geldecken ; 

von  Le  Conte  (Proc.  Phil.  Acad.  Vol.  VI.  S.  67.)  :  Acmaeodera 
vari  eg ata  und  Dicerca   Woodhousii  aus  dem  Missouri-Territory  ; 

von  Murray  (ebenda  S.  283.  Taf.  4.  N.  1.):  Stigmodera  cruen- 
tata  von  Adelaide  und  Temognatha  tri  fa  sciat  a  von  King-Georges- 
Sound  in   Neuholland. 

Jacquelin  -  Duval  und  Lare.ynie  gaben  (Ann.  d.  1.  soc. 
ent.  S.  727.)  eine  neue  Beschreibung  der  Trachys  putnila  III.,  mit  wel- 
cher sie  Tr.  intermedia  Lap.  et  Gor.  verbinden,  während  sie  in  Tr. 
pumila  Lap.  et  Gor.  nur  eine  dunkle  Abänderung  der  Tr.  pygmaea  er- 
blicken. 

Kncnemides.  Le  Conte  hat  in  den  Proceed.  of  the  Acad. 
of  natur.  sc.  of  Phil.  Vol.  VI.  S.  45.  eine  Synopsis  der  Eucnemiden 
des  gemässigten  Nord-Amerika  geliefert  und  dort  die  Ansicht  entwik- 
kelt,  dass  diese  Insecten  nicht  eine  besondere  Familie,  sondern  nur 
eine  Gruppe  der  Elateriden  zu  bilden  hätten  ,  indem  sie  den  wesentli- 
chen Charakter  der  letzteren,  die  freie  Gliederung  des  Pro-  und  Me- 
sothorax,  wenn  auch  in  geringerem  Grade,  besässen.  Der  Verf.  hat 
aber  auf  die  früheren  Stände  keine  Rücksicht  genommen,  welche,  we- 


während  des  Jahres  1852.  211 

nigstens  so  weit  sie  bis  jetzt  bekannt  sind  ,  mit  denen  der  Elateren 
Nichts  gemein  haben  und  die  Errichtung  einer  eignen  Familie  nöthig 
machen.  Die  Unterschiede  der  Eucnemiden  -  Gruppe  von  den  übrigen 
Elateren  setzt  L.  mit  Recht  in  das  vor  den  Augen  erweiterte  Kopf- 
schild, in  die  verborgene  Oberlippe  ,  in  den  stark  geneigten  Kopf  und 
in  das  vorn  nicht  gelappte  Prosternum.  Die  Gruppe  ist  in  Nord-Ame- 
rika  durch  12  Gattungen  vertreten  ,  welche  in  folgender  Weise  vom 
Verf  gruppirt  werden  :  A.  Tarsi  non  laminiferi.  a.  Thorax  marginatus, 
subtus  non  sulcalus.  1.  Palpi  tenues,  art.  ultimo  vix  crassiore.  f  pe- 
des  fortiter  compressi.  Melasis  Oliv.  (M.  pecthiicornis  Melsh.).  —  f  f 
pedes  tenues.  Tharops  Lap.  (ruficornis  Say  und  obliquus  Say).  —  2. 
Palpi  articulo  ultimo  dilatato.  —  es.  Caput  sub  oculis  non  sulcatum. 
—  f  Laminae  tectrices  magnae,  intus  sensim  dilatatae.  E  ur  yp  ty  chus 
nov.  gen.  vom  Aussehen  eines  Ampedus ,  (heterocerits  Say).  —  ff 
Laminae  tectrices  intus  subsubito  dilatatae.  —  *  tarsi  articulo  quarto 
simplici.  Epiphanis  Eschsch.  (cristalus  n.  sp.  von  Neu- York,  ca~ 
naliculatus  n.  sp.  aus  Pensylvanien ,  und  cornutus  Eschsch.  von 
Sitkha).  —  *  *  tarsi  articulo  quarto  subtus  breviter  lobato.  Emalhion 
Lap.  (atropos  Say  und  p  enetr  ans  n.  sp.  aus  Georgien).  —  f  f  f 
Laminae  tectrices  intus  quadrangulariter  dilatatae.  Anelasles  Kirby  [A. 
Drurii  Kirb.  =  Silenus  brunneus  Latr,  und  A.  Latreillei  n.  sp.  aus 
Californien).  —  ß.  Caput  sub  oculis  valde  sulcatum.  Laminae  tectri- 
ces angustae.  Hylochares  Latr.  (tiigricornis  Say).  —  b.  Thorax  margi- 
natus, subtus  ad  latera  sulcatus.  —  f  Antennae  tenues,  articulo  tertio 
sequenlibus  longiore.  Fornax  Lap.  (bicolor  Melsh.,  badius  Melsh.,  cy~ 
lindricollis  Say  und  striatus  n.  sp.  aus  Georgia).  —  ff  Antennae 
tenues,  articulo  tertio  non  longiore.  Isarthrus  n.  gen.  (/.  spre- 
tus  n.  sp.  vom  Obersee).  —  f  f  f  Antennae  valde  serratae  vel  pe- 
ctinatae.  Eucnemis  Ahr.  (clypeatus  Say,  amoenicornis  Say).  —  c.  Tho- 
rax margine  interrupto  ,  vel  medio  obsolelo  ;  sulei  anlennales  ad  pro- 
sterni  marginem  siti.  Microrhagus  Eschsch.  (M.  imperfectus  n.  sp. 
von  Neu -York,  subsinuatus  n.  sp.  aus  Georgia,  triangularis  Say, 
hnmeralis  Say)  —  B.  Tarsi  subtus  laminiferi,  sulei  antennales  laterales. 
Galba  Eschsch.  (ßavicomis  Guer.).  Die  bereits  bekannten  Arten  hat 
der  Verfasser  nur  namhaft  gemacht,  die  neuen  kurz  beschrieben.  Am 
Schlüsse  sind  3  von  Say  und  1  von  Melsheimer  aufgestellte  Species 
angeführt,  welche  dem  Verf.  unbekannt  und  deren  Galtungsbestimmun- 
gen  zweifelhaft  geblieben  sind. 

Eine  neue  bei  Wien  und  in  Galizicn  aufgefundene  Art  von  Mi- 
crorhagus wurde  von  Cl.  Hampe  (Verl),  des  zool.-bot.  Ver.  in  Wien  L 
S.  160.)  unter  dem  Namen  M.  longicornis  beschrieben. 

Klaterides*     Als  neue  Arten  sind  beschrieben: 

von  Küster  (Käf.  Eur.  XXIII.) :  Cralonychus  tristis  von  Dal- 


212    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

matten,  C.  cinerascens  von  Caltaio ,  C.  fascicularis  aus  der 
Türkei; 

von  Le  Conte  (Proc.  Philad.  Acad.  vol.  VI.  S.  68.) :  Prislilo- 
phus  punc tic ollis  aus  dem  Missouri-Territory ; 

von  Chevrolat  (Rev.  et  Mag.  d.  Zool.  S.  378.):  Elaler  {Dia- 
canthus)  Racinei  von  Terre  neuve  ; 

von  Manner  heim:  Cryptohypnus  limbalus,  Corymbites  spe- 
clabilis,  Dolopius  sei  latus  aus  dein  russischen  Nordamerika  und 
zwar,  mit  Ausnahme  des  ersten,  aus  Sitkha.  (Bull.  d.  Mose.  1852.  n.  II.). 
—  Corymbiles  Pippingsk  o  eldii,  Diacanlhus  spretus,  D.  pun- 
ctalissimus,  D.  laevic  o  llis,  D.  nigrita,  D.  singularis ,  Am- 
pedus  basalis,  Alhous  dauricus,  A.  S  edakovii  aus  dem  östlichen 
Sibirien  (ebenda  n.  III.). 

Manner  heim  wies  in  der  Entom.  Zeit.  S.  237.  nach,  das3 
Elaler  uslulalus  Payk.  aus  der  Reihe  der  selbstständigen  Arten  zu  strei- 
chen ist,  indem  das  Originalexemplar  der  Stammart  ein  aus  zwei  he- 
terogenen Theilen,  einem  Vorderlheile  eines  Cardiophorus  rufipes  und 
einem  Hintertheile  eines  Corymbites  caslaneus  zusammengeleimt  ist, 
und  das  Original  der  von  Paykull  beschriebenen  Varietät  ß  der  Abän- 
derung des  Diacanlhus  cinclus  mit  gelben  Flügeldecken  angehört. 

Lucas  hat  (Ann.  d.  la  soc.  entom.  de  Franc.  S.  261— 274.) 
die  bisher  bekannt  gemachten  Beobachtungen  über  die  Metamorphosen 
der  Elateriden  sorgfältig  zusammengestellt  und  die  Larve  des  Agryp- 
nus  alomarius  ausführlich  beschrieben.  Das  letzte  Hinterleibssegment 
der  letztern  endigt  mit  einer  hornigen,  stark  aufgebogenen  Platte,  wel- 
che hinten  tief  ausgerandet  und  an  jeder  Seite  mit  sieben  Dornen  be- 
setzt ist;  der  Analtheil  dieses  Segmentes  trägt  zwei  hakenförmige 
Nachschieber.     L.  hat  djese  Larve  auf  Tafel  4.  N.  II.    abbilden  lassen. 

Die  Larve  des  Limonius  brucleri  wurde  vonGiraud  bei  Gastein 
unter  Moos,  welches  Steine  überzog,  entdeckt,  und  ist  von  ihm  in  den 
Verh.  des  zool. -bot.  Vereins  I.  S.  97.  beschrieben. 

Cebrionites«  Als  neue  Art  ist  zu  erwähnen:  Cebrio  Moy- 
8  es  Fairmaire  (Ann.  d.  1.  soc.  ent.  de  Franc.  S.  82.)  von  Lissabon. 

Itliipicerides.  Die  interessante  Gattung  Sandalus  wurde  von 
Fairmaire  (Ann.  d.  1.  soc.  entom.  S.  693.  pl.  11.  N.  V.)  mit  einer 
neuen  Art,  Sand.  Sichelii,  bereichert,  welche  angeblich  in  Brasilien 
einheimisch    und  zur  Zeit  nur  im  männlichen  Geschlechte  bekannt  ist. 

Ly eitles«  Homalisus  Victor is  neue  im  Dept.  des  basses  Alpes 
entdeckte  Art  ist  von  Mulsant  in  den  Ann.  d.  1.  soc.  Linn.  de  Lyon 
S.  60.  bekannt  gemacht  worden ,   sie    hat    blutrothe  Flügeldecken   und 


während  des  Jahres  1852.  213 

scheint  mit  H.  sanguinipennis  Küst.  viel  Aehnlichkeit  zu  haben,  sich 
aber  durch  kürzere  Fühler  mit  schwarzer  Haarbekleidung  und  durch 
die  Farbe  des  Halsschildes,  welches  in  der  Mitte  braun,  an  den  Rän- 
dern roth  ist,  zu  unterscheiden. 

Iiampyrides.  Eine  neue  mit  Phengodes  verwandte  Galtung, 
welche  durch  ihre  sehr  kurzen  Flügeldecken  und  sehr  lange  Mittel  - 
und  Hinterfüsse  ausgezeichnet  ist,  wurde  von  Spinola  unter  dem 
Namen  Boeo scelis  Osculati  aufgestellt.  (Üsculati's  Reise  an  die 
Ufer  des  Amazonen-  und  Napo-Flusses).  Mir  ist  die  Beschreibung  nur 
durch  eine  Anzeige  in  Guerin's  Rev.  et  Mag.  d.  Zool.  1851.  S.  613. 
bekannt  geworden. 

Telepliorides«  Mannerheim  beschrieb  (Bull.  d.  Mose.  1852 
n.  IV.)  Cantharis  daurica  Dej.  und  Suis  sexdentata  aus  dem  öst- 
lichen Sibirien. 

Eine  klassische  Monographie  der  Malthinen  hat  v.Kiesen  wet- 
ter  in  der  Linn.  entom.  Bd.  VII.  S.  239 — 324.  erscheinen  lassen.  Die 
sehr  genauen  Untersuchungen  des  Verf.  haben  einen  überraschenden 
Reichlhum  neuer  Arten,  selbst  unter  den  deutschen  Malthinen,  zu  Tage 
gefördert,  welche  grossentheils  durch  die  Bildung  der  bisher  gar  nicht 
in  Betracht  gezogenen  äusseren  Copulationsorgane  der  Männchen  scharf 
unterschieden  sind.  Die  hier  behandelten  Formen  bilden  vier  Gattun- 
gen, welche  von  einander  in  der  Gestalt  der  Taster,  Bildung  der  Klauen 
und  der  Mandibeln  abweichen:  A.  Palporum  omnium  arliculus  terlius 
securiformis.  a.  Unguiculi  simplices.  1.  Lobetus  n.  gen.  auf  L. 
to  rticollis,  eine  neue  durch  die  Fühlerbildung  und  stark  abgekürzte 
Flügeldecken  ausgezeichnete  Art  aus  Columbien,  gegründet,  b.  Ungui- 
culi basi  dentati.  2.  Lygerus  n.  Gatt.  {M.  latipennis Germ,  aus  Nord- 
Amerika)  ,  welche  indessen  bereits  im  vorigen  Jahre  von  Le  Conte 
unter  dem  Namen  Trypherus  aufgestellt  ist.  B.  Palporum  art.  ter- 
tius  ovatus,  apice  acuminatus.  a.  Mandibulae  intus  valide  unidentatae. 
3.  Malthinus  mit  14  europäischen  und  mediterranischen  Arten,  von  de- 
nen 8  neu  sind.  b.  Mandibulae  simplices.  Maltho  des  n.  gen.  mit 
38  europäischen  Arten,  darunter  32  von  K.  zuerst  aufgestellte.  Sechs 
von  früheren  Autoren  beschriebene  Arten  hat  der  Verf.  nicht  kennen 
gelernt.  Auf  zwei  vortrefflich  ausgeführten  Tafeln  sind  Repräsentan- 
ten der  vier  Genera  und  die  letzten,  oft  höchst  abenteuerlich  gestal- 
teten männlichen  Hinterleibssegmente  der  meisten  Arten  von  Maltho» 
des  dargestellt. 

ÜYIelyrides*  In  dem  „Catalogue  of  the  Melyrides  of  the  Uni- 
ted States,  with  descriptions  of  new  species",  welchen  Le  Conte  in 
den  Proceed.  Philad.  Acad,  vol.  VI.  S.  163.  mitgetheilt  hat,  sind  die  in 


214    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

Erichson's  Monographie  der  Malachier  beschriebenen  Arten  nur  nam- 
haft gemacht,  die  neuen  dagegen  durch  Diagnosen  und  meist  auch 
durch  kurze  Beschreibungen  charakterisirt.  Aufgeführt  sind  in  der 
Gruppe  der  Malachier:  12  Collops,  darunter  C.  mar ginico  llis , 
cribrosus,  m  ar  g  ine  Uns  aus  Californien,  punclatus,  con- 
fluens  und  punetulalus  aus  dem  Missouri -Territory  neu;  3  Ma- 
lachius,  nämlich  der  aus  Europa  eingeführte  M.  aeneus ,  M.  auritus 
n.  sp.  und  longiceps  n.  sp.  aus  Californien;  14  Anlhocomus  von 
denen  A.  lateralis  aus  Pennsylvanien ,  A.  cinetus,  difficilis, 
lobatus  und  basalis  aus  Californien  neu  sind;  7  Ebaeus  ,  darunter 
4  neue:  E.  morulus  aus  dem  Missouri -Territory,  bicolor  und  06- 
lilus  aus  den  südlichen  Staaten,  submarginalus  aus  Californien; 
Acletus  nov.  gen.  „antennis  11-articulatis,  maris  pectinatis  ;  clypeo 
brevissimo,  indistineto ;  labro  parvo,  transverso,  brevi,  palpis  max.  bre- 
vibus,  articulo  4(o  apice  acuminato,  tarsis  anlicis  maris  articulo  primo 
inferno,  seeundo  obliquo  ;"  fast  vom  Aussehen  eines  Malthinus,  aber 
mit  längeren  Flägeldecken.  A.  nigrellus  n.  sp.  aus  Californien; 
Microlipus  nov.  gen.  „antennis  11-articulatis,  elongalis  subserratis, 
palpis  max.  brevibus  ,  crassis  ,  -articulo  quarto  conico,  labro  quadrato, 
apice  subrotundato,  clypeo  brevi,  coriaceo ,  tarsis  anticis  articulis  qua- 
tuor  subtus  breviter  lobatis."  M.  latieeps  n.  sp.  aus  Californien; 
Atelestus  3  n.  A.  aus  Californien:  A.  basalis,  abdo  minalis  und 
collaris.  —  Die  Gruppe  der  Dasytinen  enthält  eine  beschriebene 
und  18  neue  Arten  von  Dasyles ,  welche  mit  Ausnahme  der  drei  letz- 
ten in  Californien  einheimisch  und  in  folgender  Weise  angeordnet  sind: 

A.  ungues  omnes  appendiculati.  a.  thorace  transverso,  marginibus  in- 
tegris  :  D.  fuscus,  suturalis,  co  nformis,  sordidus,  griseus, 
br evicor  ni s,  squalidus,  aenescens.  b.  thorace  elongato,  mar- 
ginibus integris.  D.  c  onstrictus.  c.  thorace  lalcribus  serrulatis. 
D.  canescens  Mannh.,  r  o  tundieol  l  i  s,  difficilis,  senilis,  ob- 
scurellus,  luleip  e  s  ,   pusillu  s  ,  erylhropus  (aus  Neu-Mexico). 

B.  Ungues  non  appendiculati.  D.  basalis  und  cribralns  (aus  den 
allantischen  Staaten).  —  D.  parvicollis  und  lalicollis  Mannh.  aus  Cali- 
fornien   sind  dem  Verf.  nicht  in  natura  bekannt  geworden. 

Zwei  neue  südfranzösische  Arten  von  Cololes  machte  Jacque- 
lin-l)uval  (Ann.  d.  1.  soc.  ent.  S.  70C  ff.)  unter  den  JNamen  C.  Ja- 
veti  und  C.  rubripes  bekannt,  da  die  erstere  dem  C.  nigripen- 
nis  Kfist.,  welcher  mit  Charopus  punetatus  Er.  identisch  ist,  sehr  nahe 
stehen  soll,  könnte  sie  vielleicht  ebenfalls  in  die  Gattung  Charopus 
gehören. 

Giraud  beschrieb  Verh.  des  zool.-bot.  Ver.  in  Wien  I.  S.  131. 
Ebaeus  alpinus  n.  A.  von  Gastein. 

Dasyles  ery Ihr  otnelas  aus  Sicilien   und  Z>.   cocrulesccns 


während  des  Jahres  1852.  215 

aus  Sardinien  sind  von  Küster  (Käf.  Eur.  XXIV.)  als  n.  A.  aufgestellt 
worden. 

Perris  hat  die  früheren  Stände  des  Malachius  aeneus  genau 
beschrieben  und  bildlich  dargestellt  (Ann.  d.  1.  soc.  entom.  S.  591. 
pl.  14.).  Er  fand  die  Larven  in  dem  Stroh  der  Bedachungen  von 
Schaafställen,  sie  nähren  sich  nach  Art  der  Telephorus- Larven  von 
andern  Larven  und  sind  sehr  gefrässig.  Die  Charaktere  derselben 
sind  bereits  in  das  1853  erschienene  Werk  über  Käferlarven  von  Cha- 
puis  und  Candeze  aufgenommen  und  können  daher  hier  übergangen 
werden. 

rtiniores,  Drei  neue  südfranzösische  Arten  dieser  Familie: 
Ptinus  Duvali,  Xylelinus  rufithorax  und  X  subrotundatus 
wurden  von  Lareynie  (Bull.  d.  1.  soc.  ent.  S.  XC.)  vorläufig  durch 
Diagnosen  charakterisirt. 

Giraud  beschrieb  die  verschiedenen  Stände  von  Dorcatotna  ru- 
bens  (in  den  Verh.  des  zool.-bot.  Vereins  in  Wien  1.  S.  14);  die  Ver- 
wandlung ging  in  einer  faulenden  Eichenwurzel  vor  sich. 

Cisidae.  Neue  Arten  sind:  Cis  tridentatus,  C.  biarma- 
(ws,  C.  americanus  Manner  heim  (Bull.  d.  Mose.  1852.  n.  II.) 
aus  Sitkha. 

Latliridii.  Mannerheim  beschrieb  (Bull.  d.  Mose.  1852. 
n.  II.)  Corticaria  trisignata,  C.  spinulosa  und  Lalhridius  sobri- 
nus  als  n.  A.  aus  Sitkha. 

Yon  Perris  wurde  die  Metamorphose  des  Lalhridius  minutus 
Linn.  und  der  Corticaria  pubescens  111.  geschildert  und  durch  Abbildungen 
erläutert.  (Ann.  d.  1.  soc.  entom.  d.  Franc.  S.  581.  pl.  14 .).  Die  Be- 
schreibung der  Larven  ,  welche  in  dem  Stroh  der  Bedachungen  der 
Viehställe  angetroffen  wurden,  weicht  in  mancher  Beziehung  von  den 
Angaben  früherer  Beobachter  ab.  An  der  Stelle  horniger  Mandibeln 
fand  P.  zwei  fleischige  gegen  einander  bewegliche  Körper ,  welche 
zwischen  den  Maxillen  liegen  (!) ,  aussen  einige  lange  Haare  tra- 
gen und  an  der  Spitze  mit  zwei  kleinen  hornigen  Zähnen  versehen 
sind.  Unter  einander  sind  die  Larven  beider  Arten  nur  sehr  wenig 
verschieden,  sie  nähren  sich  nach  der  Ansicht  des  Verf.  von  crypto- 
gamischen  Bildungen  oder  von  den  Excrementen  und  Ueberresten  an- 
derer Insecten,  in  deren  Gesellschaft  sie  vorkommen. 

Tenebrionites*     Als  neue  Arten  sind  aufzuführen: 

Eleodes    cognata    und    Nyctobales    (Iphlhinus)    intermedia 

Hai  dem  an  (Stansb.  Rep.  App.  C.)  ,  die  erste  vom  Salzsee  von  Utah, 

die  zweite  aus  dem  westlichen  Texas» 


216    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

Eleodes  sulcata  Le  Conte  (Proc.  Philad.  Acad.  Vol.  VI.  S.67.) 
aus  dem  Missouri -Territory. 

Crijpticus  adspersus  und  helvolus ,  jener  aus  dem  südlichen 
Spanien,  dieser  aus  Sicilien,  Phaleria  haemisph  aerica  l)ej.  aus  dem 
südlichen  Frankreich,  Ph.  acuminata  aus  Sardinien,  Ph.  oblong a 
aus  Spanien,  Cislela  flava  und  C  icteropa  aus  der  Schweiz,  sämmt- 
lich  von  Küster  (Käf.  Eur.)  beschrieben. 

Omophlus  alpinus  Miller  (Verh.  des  zool.-bot.  Ver.  in  Wien  I. 
S.  112.)  vom  Schneeberg  im  Erzherzogthum  Oestreich. 

Slenolrachelus  obscurus  Manner  heim  (Bull.  d.  Mose.  1852. 
n.  II.)  aus  dem  russischen  Nordamerika. 

Von  Hai  de  man  (Journ.  Ac.  nat.  sc.  Philad.  I.  S.  101.)  sind 
die  nordamerikanischen  Arten  von  Plalydema  zusammengestellt  und 
fünf  neue  beschrieben  worden  :  PL  elliptica  Fabr.,  flavipes  F.,  rufiven- 
tris  Lap.,  basalis  n.  sp.  ,  analis  n.  sp.,  laevipes  n.  sp.,  laevis 
n.  sp.,  ruficollis  Lap.  (sanguinicollis  Melsh.)  ,  rufa  Melsh. ,  pieipes  Say, 
picilabrum  Melsh.,  subcostala  Lap,  clypeata  n.  sp. ,  excavala  Say, 
cyanescens  Lap.,  erylhrocera  Lap.,  bifasciata  Say.  Unbekannt  sind  dem 
Verf.  americana  Lap.,  polila  Lap.  ,  p allen s  Lap.,  quadrimaculata  Lap., 
cyanea  Lap. 

Manner  heim  bemerkte  (Bull.  d.  Mose.  1852.  n.  II.),  dass  die 
von  ihm  im  J.  1843  errichtete  und  irrig  zu  den  Helopiern  gestellte 
Gattung  Eucyphus  mit  der  zur  Familie  der  Byrrhen  gehörigen  Gattung 
Amphicyrla  Eschsch.  zusammenfällt  und  E.  hybosoroides  Mannh.  der 
Art  nach  mit  A.  denlipes  Eschscb.  identisch  ist. 

Die  Verwandlungsgeschichle  von  Blaps  producta  Dej.  und  Bl. 
fatidica  Sturm  wurde  von  Penis  (Ann.  d.  1.  soc.  ent.  d.  Franc.  603. 
pl.  15.  N.  III.)  geschildert  und  durch  Abbildungen  erläutert.  Die  Lar- 
ven haben  eine  sehr  grosse  Aehnlichkeit  mit  denen  von  Tenebrio,  sind 
übrigens  auch  schon  anderweitig  bekannt  geworden. 

JUelandryadae«  Haldeman  hat  (Journ.  of  Acad.  nat.  sc. 
Vol.  I.  S.  97.)  folgende  nordamerikanischc  Arten  dieser  Familie  aufge- 
führt :  Melandrya  striata  Say  (costata  Dej.),  M.  labiala  Say  [americana 
Dej.),  M.  excavata  n.  sp.  aus  dem  Staate  Neu -York,  Orchesia  gra- 
cilis  Melsh.;  Dircaea  quadrimaculata  Say  (americana  Dej.),  D.  sert- 
cea  n.  sp.,  Serropalpus  subslriatus  n.  sp.  und  o  bso  lelus  n.  sp., 
Phaiona  n.  gen.  mit  einer  Art,  welche  der  Verf.  als  Steropes  mu- 
rinus  Dej.,  Melaiidrya  umbrina  Melsh.  bezeichnet,  Hallomenus  luri- 
dus  n.  sp.  vielleicht  nicht  vom  folgenden  unterschieden,  U.  scapularis 
Melsh,  H.  niger  n.  sp. ,  //.  quadripuslulosus  Melsh.;  Calasia  nov. 
gen.  auf  Orchesia  sericea  Melsh.  gegründet,  Scraplia  lutea  n.  sp., 
biimpressa  n*  sp.,  pallipes  Melsh.?  americana  Dej.  n.  sp,  rugosa 


während  des  Jahres  1852.  217 

h.  sp.,  flavicollis  n.  sp. ,  pusilla  n.  sp.  Die  neuen  Arten  sind 
kurz  beschrieben,  die  zwei  Gattungen  in  folgender  Weise  charaklerisirt : 

Phaiona-,  mit  Melandrya  verwandt.  Körper  behaart,  ziemlich 
schlank,  an  beiden  Enden  zugespitzt,  Maxillartasler  schlank  ,  die  Glie- 
der verkehrtkegelförmig,  das  letzte  schwach  beilförmig,  die  Augen  mit 
kurzen  Haaren  zwischen  den  Facetten,  der  Prothorax  verschmälert  sieb 
nach  vorn  und  ist  an  der  Spitze  abgestutzt,  die  Basis  jederseils  schwach 
ausgerandet,  das  Schildchen  klein  und  rund,  die  Flügeldecken  gegen 
die  Spitze  verschmälert,  Beine  schlank,  Schienen  mit  zwei  Dornen, 
Füsse  einfach.  (Die  vom  Verf.  erwähnte  aber  nicht  charaklerisirte 
Art  ist  wohl  nicht  Sleropes  murinus  Dej.,  indem  der  letztere  mit  Dir* 
caea  tnurina  Fabr.  identisch  ist  und  zur  Gattung  Macrarthria  Newm. 
gehört). 

Calasia;  vom  Aussehen  einer  Orchesia,  Kopf  frei,  erstes  Füh- 
lerglied verkehrt  kegelförmig,  an  der  Basis  eingeschnürt,  2.  und  3. 
kurz  und  schmal,  zusammen  etwas  länger  als  das  erste  und  fünfte,  welche 
beide  vom  4.  an  Länge  überlroffen  werden;  alle  diese  Glieder  verkehrt 
kegelförmig,  Maxillar-  und  Labialtaster  mit  stark  beilförmigem  End- 
gliede,  Prothorax  kurz,  vorn  stumpf  gerundet ,  hinten  so  breit  wie  die 
Flügeldecken,  Füsse  (tarsi  !)  mit  2    kurzen  Dornen. 

Die  Gattung  Dircaea  wurde  noch  mit  zwei  neuen  Arten  vermehrt, 
von  Perris  (Ann.  d.  1.  soc.  Linn.  de  Lyon  S.  188.)  mit  D.  undala 
aus  dem  Dept.  des  Landes  ;  —  von  Mannerheim  (Bull.  d.  Mose.  1802. 
n.  II.)  mit  D.  Holmbergii  aus  Sitkha, 

Pyrocliroites.  Mann  er  heim  bereicherte  (Bull.  d.  Mose. 
1852.  n.  II.)  die  Gattung  Pogonocerus  mit  einer  neuen  in  Sitkha  ent- 
deckten Art,  P.  eph  emeroid  es  Menetr,  —  die  Galtung  Pyrochroa 
mit  zwei  neuen  ostsibirischen  Species ,  P.  fusci  c ollis  Dej.  und  P. 
c  ar  dinalis. 

Mordellonae*     Neue  Arten  sind  : 

Mordella  Gacognii  Mulsant  (Ann.  d.  1.  soc.  Linn.  d.  Lyon 
1850—52.  S.  49-51.)  3y4— 4  Lin.  lang,  von  Lyon. 

Anaspis  flavip  ennis  Haldeman  (Journ.  Acad.  n.  sc.  Philad. 
I.  S.  100.)  vom  Obersee. 

Myodes  sc  ab  er  LeConte  (Proc.  Phil.  Acad.  vol.  VI.  S.  67.) 
aus  dem  Missouri-Territory. 

Heloides.  Haldeman  beschrieb  in  Stansbury's  Report  App. 
C. :  Horia  Stansbu  rii,  Mcloe  p  arvus  und  H  enous  techanu  s.  Die 
neue  Gattung  H enous  Hald.  wird  in  folgender  Weise  charakterisirt: 
Gestalt   von  Epicaula  ,    die  Flügeldecken    abgekürzt,    verwachsen   und 


218     Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

einzeln  stumpf  gerundet;  Prothorax  haibkuglig,  vorn  verlängert;  Hinterleib 
oben  in  der  Mitte  Iederarlig ,  an  den  Seiten  häutig ,  beim  Weibchen 
angeschwollen;  Fühler  borstenförmig,  das  dritte  Glied  am  längsten, 
das  dritte  bis  sechste  beim  Männchen  schwach  erweitert  und  zusam- 
mengedrückt. Klauen  gespalten.  Die  Art  H.  techanus  ist  auf  Taf.  IX. 
Fig.    12—14.  abgebildet. 

Mylabris  de  cor  a  Friw.  aus  der  Türkei  wurde  von  Küster 
(Käf.  Eur.  XXIV.  85.)  als  n.  A.  beschrieben. 

Ferner  ist  als  n.  A.  Meloe  strigulosus  Mannerheim  (Bull, 
d.  Mose.  1852.  n.  II.)  von  der  Insel  Kodiak  und  aus  dem  nördlichen 
Californien  zu  erwähnen. 

F.  Smith  („Note  on  the  Pediailus  Melittae  Kirby«  in  den  Trans, 
ent.  Soc.  I.  S.  4.)  hat  wieder  Bedenken  dagegen  erhoben,  dass  Pedi- 
culus  Melittae  die  junge  Larve  von  Meloe  ist.  S.  hat  nämlich  Stücke 
desselben  auf  Exemplaren  der  Anthophora  Haworthana,  welche  sich 
noch  in  ihren  Zellen  befanden,  beobachtet,  und  glaubt  daraus  den 
Schluss  ziehen  zu  müssen,  dass  er  ein  vollkommenes  Insect  sei.  Frisch 
eingeschleppte  Larven  könnten  es  nicht  sein,  da  die  Bienen  ihre  Zel- 
len noch  nicht  verlassen  hatten  ;  wären  sie  aber  mit  der  vorhergehen- 
den Generation  der  Anthophora  eingedrungen,  so  würden  sie  sich, 
wenn  es  Larven  gewesen  wären,  ohne  Zweifel ,  nach  Art  der  Parasi- 
ten, gleichzeitig  mit  den  jnngen  Bienenlarven  weiter  entwickelt  ha- 
ben. Mir  scheint  dieses  Raisonnement  gegen  die  positive,  von  verschie- 
denen glaubwürdigen  Naturforschern  mitgetheilte  Beobachtung,  dass 
Pediculus  Melittae  aus  den  Eiern  von  Meloe  ausgeschlüpft  ist,  Nichts 
zu  beweisen. 

Antliicides*  Die  von  Le  Conte  in  den  Proceed.  Philad. 
Acad.  Vol.  VI.  S.  91.  mitgetheilte  „Synopsis  of  the  Anthicites  of  the 
United  States"  liefert  einen  sehr  bedeutenden  Nachtrag  zu  der  im  Jah- 
resber.  f.  1849  angezeigten  Monographie  dieser  Familie  von  Laferte, 
indem  die  Zahl  der  nordamerikanischen  Arten  hier  fast  um  das  Dop- 
pelte vermehrt  erscheint.  Es  sind  dem  Verf.  nämlich  56  aus  eigener 
Anschauung  bekannt ,  welche  durch  Diagnosen ,  so  weit  sie  neu  sind 
auch  durch  ausführliche  Beschreibungen,  bezeichnet  werden,  nämlich: 
10  Notoxus ,  2  Tomoderus,  2  Formicomus  ,  40  Anthicus  ,  2  Tanalhrus; 
dazu  kommen  noch  13  von  Laferte  beschriebene  (3  Notoxus,  10  An- 
thicus). Da  jedoch  viele  von  Lee.  schon  früher  bekannt  gemacht  sind, 
so  beschränkt  sich  die  Zahl  der  hier  zuerst  aufgestellten,  meist  in  den 
atlantischen  Staaten  entdeckten  auf  12:  Notoxus  apicalis,  margi- 
natus,  subtilis,  Formicomus  scitulus,  Anthicus  rejeetus,  cri- 
bratus,  confusus,  flavicans,  Haldemani  (4  gultalus  Hald.J, 
latebrans ,  spretus,  coracinus.  Formicomus  Laf.  wird  von  Lee. 
nicht  als  besondere  Gattung,  sondern  nur  als  Gruppe  you  Anthicus  an- 


während  des  Jahres  1852. 


219 


erkannt ;  mit  derselben  wird  hier  die  im  vorigen  Jahresberichte  er- 
wähnte Gattung  Formicilla  Lee.  als  zweite  Art  [F.  mundus)  ver- 
bunden ,  indem  die  Angabe  der  fadenförmigen  Füsse ,  wie  L.  nach- 
träglich erkannt  hat  ,  auf  einem  Beobachtungsfehler  beruht.  — 
Von  der  Gattung  Tanarthrus  theilt  der  Verfasser  eine  emendirle  Dia- 
gnose mit  „antennae  in  fronte  insertae ,  sub  12  -  articulatae,  articulo 
llmo  elongato,  quasi  diviso,  intermediis  turbinatis;  tarsi  articulis  cy- 
lindricis,  quarto  minore  non  bilobato,  elytra  depressa,  apice  truncata, 
abdomine  breviora ;  corpus  depressum ,  capite  magno,  oculis  parvis, 
palpis  articulo  ultimo  triangulari,  angusto,  tibiis  Omnibus  apice  longius 
bicalcaratis."  Ausser  der  typischen  Art  T.  salinus ,  auf  welche  die 
Gattung  ursprünglich  gegründet  wurde,  (s.  vor.  Jahresber.  S.  81.)  ge- 
hört zu  derselben  auch  der  von  Lee.  früher  als  Anthicus  alutaceus  beschrie- 
bene Käfer.  —  In  den  einleitenden  Worten  der  Synopsis  beschäftigt  sich 
der  Verf.  auch  mit  den  Verwandtschaften  und  der  Charakteristik  der 
Familie  als  solcher.  Eine  Verwandtschaft  der  Anthiciden  mit  den 
Scydmaenen  vermag  er  nicht  anzuerkennen  ,  indem,  selbst  abgesehen 
von  der  Verschiedenheit  der  Taster  und  der  Insertion  der  Fühler,  das 
Prosternum  bei  Scydmaenus  von  den  umgeschlagenen  Seiten  des  Pro- 
thorax ganz  getrennt,  bei  Anthicus  mit  denselben  völlig  verschmolzen 
ist.  Die  nächsten  Verwandten  sieht  L.  vielmehr  in  den  Pyrochroiden 
und  findet  den  hauptsächlichen  Unterschied  in  der  Gestall  der  Para- 
pleuren,  welche  bei  Anthicus  dreieckig  ,  bei  ben  Pyrochroen  parallel 
sind.  Ausserdem  ist  der  Hals  der  letzteren  breiter  und  nicht  so  deut- 
lich abgeschnürt ,  die  Fühler  sind  vor  und  nahe  den  Augen  inserirt, 
die  Augen  selbst  gross,  mehr  oder  weniger  ausgerandet.  In  Berück- 
sichtigung dieser  Charaktere  vereinigt  L.  die  Gattungen  Slereopalpus 
Laf.  und  Eurygenius  Laf.  mit  den  Pyrochroiden,  während  er  Macrar- 
ihria  INewm.  gar  nicht  von  Scraptia  getrennt  sehen  will.  Die  Bezie- 
hungen zu  Xylophilus  sind  nicht  besprochen.  Den  Familiencharakter 
der  Anthiciden  bezeichnet  er  schliesslich  durch  folgende  Diagnose: 
Coleoptera  heteromera,  capite  postice  valde  coaretato  ,  collo  dislinctis- 
simo;  oculis  integerrimis  ,  laleralibus ;  mandibulis  apice  emarginatis  ; 
abdomine  5-articulato,  articulis  liberis  ;  parapleuris  triangularibus  ;  coxis 
anticis   contiguis  ;  unguibus  simplieibus. 

Haldeman  führte  (Journ.  of  Acad.  nat.  sc.  Philad.  I.  S.  97.) 
Euglenes  fasciatus  Melsh.  {Xylophilus)  und  E.  signatus  n.  A.  aus 
Keu-York  und  Carolina  an  ,  der  letztere  ist  durch  eine  Diagnose  cha» 
rakterisirt. 


Oedemeritae.  Haldeman  gab  (Journ.  Acad.  nat.  scienc. 
Philad.  I.  p.  95.)  eine  neue  Beschreibung  der  Gattung  Cephaloon  Ncw- 
man  (=  Ichhodes  Dej.)  und  stellte  in  derselben  zwei  Arten  auf,  C.  U* 


220     Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

pturoides  Newra.  und  varians  n.  sp.  ,  die  letztere  ist  am  Obersee 
und  in  Maine  einheimisch ,  und  wird  von  lepluroides  durch  dunklere 
Farbe  der  Flügeldecken  und  des  Abdomen,  stärkere  Wölbung  der  Sei- 
tenränder des  Prothorax    und    durch  geringere  Grösse  unterschieden. 

Derselbe  erwähnt  (ebenda)  noch  folgende  nordamerikanische 
Arten  dieser  Familie:  Xanlhochroa  vittala  Say]  (Nacerd.  dorsalis 
Melsh.) ,  Dilylus  coeruleus  Randall ,  Nacerdes  melanura  Linn.,  Asclera 
lateralis  Melsh.,  A.  sign  a  tico  llis  Dej.  n.  sp.  ,  A.  puncticollis  Say, 
A.  ruficollis  Say  (carinata  Newra.) ,  A.  notoxoides  Fabr.,  A.  thoracica 
Fabr.,  die  drei  letzten  und  A.  signaticollis  sind  durch  kurze  Beschrei- 
bungen näher  bezeichnet. 


Salping-ides«  Ein  sehr  anomales  Insect,  welches  einen  langen 
Rüssel  mit  f  ün  f  gliedrigen  Füssen  verbindet,  wurde  von  Mann  er. 
heim  (Bull.  d.  Mose.  1852.  n.  II.)  unter  dem  Namen  Tanyrhinus 
singular is  aufgestellt  und  dieser  Familie  zugezählt.  Die  wichtig- 
sten Charaktere  desselben  sind:  Antennae  in  medio  rostri  insertae,  art. 
1 — 4  tenuibus  ,  5  —  10  hirtis,  praecedentibus  triplo  latioribus,  inier  se 
aequalibus,  ultimo  oblongo  deeimo  duplo  longiore.  Rostrum  capite 
paullo  longius,  planum,  lateribus  utrinque  tenue  sulcatum,  inter  oculos 
subcarinatum ,  mandibulae  validae  arcualae,  palpi  articulo  ultimo  ob- 
longo, subinflato,  apice  rotundato.  Caput  elongato-quadratum  ,  fronte 
profunde  impressa  ,  oculis  subdepressis  vix  prominulis.  Pedes  modice 
elongati,  tarsi  omnes  dislincte  5-articulati,  art.  primo  insequente  paullo 
longiore,  2 — 4  aequalibus,  ultimo  longitudine  tribus  praecedentibus  si- 
mul  sumtis  aequali,  unguiculis  acutis  ineurvis.  Die  2 — 2V2  Lin.  lange 
Art  ist  auf  der  Insel  Sitkha  entdeckt  worden. 

Mannerheim  machte  (a.  a.  0.)  auch  eine  neue  ,  ebenfalls  in 
Sitkha  einheimische  Art  von  Salpingus  unter  dem  Namen  von  S.  elon- 
gatus  bekannt. 

Ciirculionides.  Die  Gattungen  der  Rüsselkäfer  von  La- 
bram und  Im  hoff  sind  nach  längerer  Unterbrechung  mit  dem  19. 
Hefte  fortgesetzt  worden.  Es  sind  in  demselben  die  Gattungen  Silo- 
nes,  Exophthalmus,  Diaprepes,  Tetrabothynus  Schh.  (auf  Prepodes  spe- 
clabilis,  luctuosus  Schh.  etc.  gegründet),  Prepodes,  Catamonus,  Lachno- 
pus  und  Chlorophanus  charakterisirt  und  durch  Abbildungen  einzelner 
bereits  bekannter  Arten  erläutert  worden. 

Eine  neue  Gattung  Meira  und  mehrere  neue  südfranzösische 
Arten  wurden  von  Jacquelin-Duval  (Ann.  d.  1.  soc.  ent.  S.  708. 
bekannt  gemacht.  Die  erstere  gehört  in  die  Gruppe  der  Cyclomiden 
und  zwar  in  die  Verwandtschaft  von  Omias  ,  Peritelus ,  Ptochus ,  Sto- 
modes  und  ist  durch  folgende  Diagnose   bezeichnet :    Corpus   oblongo- 


während  des  Jahres  1852.  221 

ovale,  supra  setulosum  ;  rostrum  capitis  longitudine,  apice  haud  emar- 
ginatum,  scrobiculo  brevi,  lato  ;  antennae  crassissimae,  longiores,  scapo 
leviler  incurvalo,  art.  secundo  funiculi  reliquis  sublongiore,  3 — 7  bre- 
vissimis  ,  transversis  ;  thorax  subcylindricus ,  latitudine  haud  brevior  ; 
elytra  oblongo-ovata,  punctato-striata.  Die  Gattung  ist  auf  eine  neue, 
bei  Montpellier  entdeckte  Art  gegründet,  welche  hier  mit  dem  iNamen 
M.  er  assico  rnis  belegt  ist.  —  Die  andern  vom  Verf.  a.  a.  0.  auf- 
gestellten Species  sind:  Thylaciles  G  uinardi,  Polydrusus  seti frans, 
Perilelus  flavipennis,  Rhinocyllus  Lareynii,  Baridius  opi- 
pa  r  is. 

Mannerheim  führte  in  seinem  Nachtrage  zur  Käferfauna  des 
russischen  Kordamerika  eine  neue  Gattung,  Empkyasles  fucicola, 
und  folgende  neue  Arten  von  Rüssel-  und  Borkenkäfern  auf:  Lio- 
phloeus  in  qu  in  atus ,  Pissodes  c  o  Status  ,  Trachodes  horr  idus , 
Ceutorhynchus  pusio,  Hylurgus  nigrinus,  Bostrichus  Interrupt u sf 
B.  tridenst  B.  c  oncinnus,  B.  semic astaneus ,  B.  äff  ab  er.  — 
Die  Galtung  Empkyasles  scheint  dem  Verf.  sich  an  Slyphlus  und  Tra- 
chodes anzuschliessen,  ist  aber  in  mehr  als  einer  Beziehung  sehr  ab- 
weichend. Die  wichtigsten  Charaktere  derselben  sind  folgende:  An- 
tennae breviusculae,  funiculo  8-arliculato.  art.  3—8  brevissimis  com- 
pressis  subperfoliatis,  clava  magna  ovata ;  rostrum  capile  sesqui  lon- 
gius,  crassum,  supra  5-carinatum  carinula  media  bifida,  mandibulae  va- 
lidae  apice  bidentatae,  elytra  oblongo-ovata  inflata;  pedes  robusti ,  li- 
biae  anticae  retrorsum  arcuatae,  apice  appendice  spathu- 
liformi  magno  terminatae,  posticae  crassae  hispidae,  apice  valde  di- 
latato  cyathifornii,  tarsi  breviusculi  unguiculis  tenuissimis. 

Als  neue  Arten  wurden  ferner  beschrieben, 

von  Küster  (Käf.  Eur.)  :  Gronops  fascialus  aus  Spanien, 
Adexius  rudis  aus  Steiermark  und  Schlesien,  Magdalinus  heros 
aus  der  Türkei,  M.  p  unetipennis  aus  Siebenbürgen,  M.  claviger 
aus  Sardinien. 

von  F  a i  r m  a i  r  e  :  Cneorhinus  lub  ericollis,  Rhytyrhinus  L i n- 
deri  aus  den  Pyrenäen,  Plinlhus  gr  anulipennis  aus  Sicilien,  Ceu- 
torhynchus met  allinu  s  von  Madrid  (Ann.  d.  I.  soc.  enlom.  d.  Franc. 
S.  86  fT.) ;  —  Polydrusus  salsicola ,  auf  den  niedern  Pflanzen  der 
Salzwiesen  in   der  Baie  de  la  Somme  ziemlich  häufig  (ebenda  S.  689.). 

von  Chevrolat  (Rev.  et  Mag.  d.  Zool.  S.  579.)  Apion  Wol- 
lastonii  aus  der  Verwandtschaft  des  A.  virens  und  Acalles  Wolla~ 
stonii,  beide  aus  Madeira. 

von  Penis  (Ann.  d.  la  soc.  Linn.  de  Lyon  S.  181.):  Ceuto- 
rhynchus B  er  tr  an  di,  C.  hystrix,  Rhyncolus  strangulalus  und 
Hylastes  tariolosus  aus  dem  Dept.  des  grandes  Landes. 

Grypidius    brassicae    von  Focillon    (Guer.  Rev.  et  Mag.  d. 


222     Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

Zool.  S.  124.)  als  n.  A.  bekannt  gemacht,  welche  als  Larve  und  voll- 
kommnes  Insect  dem  Rübsamen  grossen  Schaden  zufügt,  ist  nach  Aube 
(Bull.  d.  I.  soc.  ent.  S.  LXXX11I.)  =   Ceutorhynchus  assimilis  Fabr. 

Zwei  für  die  brittische  Fauna  neue  Arten ,  Trachodes  hispidus 
Linn.  und  Acalyptus  Carpini  Herbst  (rußpennis  Schh.  var.)  sind  von 
Wal  ton  Ann.  nat.  hlst.  IX.  S.  204.   beschrieben  worden. 

Fuss  gab  (in  den  Milth.  des  Hermannst.  Vereins  S.  110.)  eine 
neue  Beschreibung  des  in  Siebenbürgen  einheimischen  Oliorhynchus 
longivenlris  Küst. 

Nach  Giraud  (Verh.  des  zool— bot.  Ver.  in  Wien  I.  S.  133.)  ist 
Oliorhynchus  demotus  Schh.  eine  Abänderung  von  0.  maurus ,  0.  Che- 
vrolatii  Schh.  dagegen  eine  selbstständige,  von  picipes  verschiedene  Art. 

Rouzet  beobachtete  (Bull.  d.  1.  soc.  entom.  S.  XXXIV.),  dass 
Oliorhynchus  raucus  den  Birnbäumen  sehr  nachtheilig  wird,  indem  er 
die  Blätter  derselben  abfrisst. 

Stein  hat  (Tharand.  Jahrbuch  VIII.  N.  F.  1.  S.  239.)  den  be- 
deutenden Schaden,  welchen  Hylobius  pini  in  den  sächsischen  Fichten- 
waldunden  verursacht  und  die  Mittel  zur  Vertilgung  desselben  bespro- 
chen. Es  sind  bei  dieser  Gelegenheit  von  ihm  einige  irrige  von  König 
gemachte  Angaben ,  dass  der  Käfer  nicht  fliege  ,  und  dass  er  seinen 
Hauptaufenthalt  auf  hohen  Nadelholzbäumen  habe,  widerlegt. 

Derselbe  bemerkte  (ebenda  S.  244.),  dass  Brackyderes  incanus 
in  8 — 12jährigen  Kieferbeständen  der  sächsischen  Forsten  nicht  uner- 
hebliche Beschädigungen  angerichtet  hat.  Der  Käfer  hatte  an  einzelnen 
Stellen  alle  Nadeln  angebohrt,  welche  zwar  nicht  gleich  abstarben, 
aber  nach  und   nach  im  Laufe  des  Jahres  abfielen. 

Nach  Kollar  (Verh.  des  zool-bolon.  Ver.  in  Wien  I.  S.  229.) 
richteten  Magdalinus  violaceus  und  Bostrichus  bidens  in  jungen  Anlagen 
von   Schwarzföhren  (Pinus  austriaca)    grosse  Verwüstungen  an. 

Ueber  die  Beschädigungen,  welche  von  mehreren  in  Fichten 
hausenden  Borkenkäfern  den  sächsischen  Slaatswaldungen  bei  Schwar- 
zenberg  zugefügt  wurden,  hat  Stein  (Tharand.  Jahrbuch.  VIII.  N. 
F.  1.  S.  238.)  werthvolle  Beobachtungen  veröffentlicht.  Nach  den  hier 
mitgetheilten  Thatsachen  kann  es  kaum  einem  Zweifel  unterliegen, 
dass  Bostrichus  typographus  nicht  bloss  krankes  ,  sondern  auch  völlig 
gesundes  Holz  angeht  und  das  Absterben  desselben  veranlasst.  Von 
Hylesinus  micans  wird  bemerkt ,  dass  er  zwei  Generationen  im  Jahre 
zu  haben  scheine.  Hylesinus  eunicularius  wird  dadurch  schädlich,  dass 
er,  in  ähnlicher  Weise  wie  Hylobius  pini  ,  die  jungen  Fichten  in  der 
Nähe  des  Wurzelknotens  benagt.  Hylesinus  palliatus  erwies  sich  eben- 
falls sehr  schädlich  ,   indem  er   nicht  nur  im  Klafterholze  hauste,  son- 


während  des  Jahres  1852.  223 

dem  auch  lebende  gesunde  Bäume  angriff.  Hylesinus  polygraphus 
kam  in  sehr  grosser  Menge  in  einem  Bestände  ohnehin  schon  er- 
krankter 20 — 40jähriger  Fichten  vor;  es  scheint,  dass  die  Genera- 
tion dieser  Art  eine  anderthalbjährige  ist.  Die  Weibchen  haben 
eine  scharf  umgränzle ,  ringförmige,  kurzgeschorne  gelbe  Haarbürste 
auf  der  Stirn,  welche  den  Männchen  abgeht.  St.  bemerkt  bei  dieser 
Gelegenheit,  dass  diese  Art  gar  nicht  zu  den  Hylesinen ,  sondern  zu 
den  ßoslrichen  gehöre ,  indem  das  vorletzte  Fussglied  nicht  wie  bei 
jenen  zweilappig,  sondern  wie  bei  diesen  ungetheilt  sei.  Der  Haupt- 
unterschied der  beiden  Gruppen  liegt  aber  nicht  sowohl  in  der  Bildung 
des  vorletzten  Fussgliedes  als  in  den  Verhältnissen  des  Kopfes  und 
des  Halsschildes.  Bei  den  Hylesinen  ist  der  Kopf  dem  grössern  Theile 
nach  frei  und  vorn  in  einen  kurzen  dicken  Rüssel  verlängert,  bei  den 
Bostrichen  ist  der  Kopf  ganz  in  das  Halsschild  zurückgezogen  und  hat 
keinen  Rüssel. 

Der  enlomologischen  Gesellschaft  in  London  wurde  von  ßow- 
ring  die  Mittheilung  gemacht,  dass  eine  kleine  Art  von  Boslrichus  eine 
geschnitzte  chinesische  Bambusvase  angegriffen  habe.  Spence  brachte 
den  Namen  B.  B  ambus  ae  für  die  Art  in  Vorschlag  (Proc.  Ent.  Soc. 
Febr.  1852.).  Douglas  bemerkte  später  (ebenda  Jul.),  dass  dasselbe 
Insect  vor  ein  paar  Jahren  eine  Kiste  aus  Bambus  verfertigter  und  von 
China  importirter  Fächer  zerstört  habe.  Nach  Westwood  (Proc.  ent. 
Soc.  1853.  S.  66.)  ist  die  Art  identisch  oder  doch  sehr  nahe  verwandt 
mit  Bostr.  minulus  Fabr. 

Cerambycini*  Ebenso  wichtig  für  die  Kenntniss  der  nord- 
amerikanischen Fauna  wie  für  die  Systematik  dieser  Familie  ist  eine 
Abhandlung,  welche  LeConle  im  Journ.  of  the  Acad.  of  natur. 
scienc.  of  Philad.  Vol.  I.  und  11.  veröffentlicht  hat.  „An  attempt  to 
classify  the  Longicorn  Coleoptera  of  the  part  of  America  North  of 
Mexico. a  Der  Verf.,  von  Zimmermann  auf  einen  wichtigen  systemati- 
schen Charakter,  die  Anwesenheit  einer  schiefen  Furche  innen  an  den 
Vorderschienen  aller  Lamien  aufmerksam  gemacht,  theilt,  abweichend 
von  allen  Vorgängern,  die  Familie  zunächst  nur  in  drei  Gruppen.  1. 
I, amiae:  tibiae  anticae  intus  oblique  sulcatae,  palpi  semper  filifor- 
mes, antennae  verticales,  thorax  immarginatus,  coxae  anticae  globosae. 
—  2.  Cerambyci:  tibiae  intus  non  sulcatae  (Michthysomate  excepto), 
palpi  saepissime  compressi,  thorax  immarginatus.  —  3.  Prion  i:  tibiae 
non  sulcatae,  palpi  compressi,  antennae  frontales,  coxae  anticae  valde 
transversae ,  thorax  marginatus.  —  Die  Gruppe  Cerambyci  zerfällt 
wieder  in  drei  Unterabtheilungen,  a.  Lepturidae:  tibiae  filiformes, 
coxae  anticae  conicae. —  b.  Cerambycidae:  tibiae  filiformes,  coxae 
anticae  vel  globosae  vel  subtransversae.  —  c.  Spondylidae:   tibiae 


224    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

anticae  compressae,  coxae  ant.  subtransversae.  —  Der  Verf.  geht  dann 
die  Gruppen  einzeln  durch  und  charaklerisirt  die  bekannten  Gattungen 
und  Arten  durch  Diagnosen  ,  die  neuen  auch  durch  ausführliche  Be- 
schreibungen. Der  Inhalt  der  einzelnen  Gruppen  ist  kurz  folgender : 
Die  Lepturidae  enthalten  15  Gattungen:  Necydalis  Linn.  1A., 
mellitus  Say  ($  americanus  Hald.)  ;  Encyclops  Kewm.  1  A.  coeruleus 
Say  [pallipcs  Kewm.) ;  Desmocerus  Serv.  1  A.  pallialus  Forst,  (cyaneus 
Fabr.);  Piodes  nov.  gen.  fast  vom  Aussehen  eines  Prionus,  P.  co- 
riacea  n.  A.  von  Oregon;  Iihagium  Fabr.  1  A.  linealum  Ol.;  Arga- 
leus  Lee.  2  A.  nilens  Lee.  und  atlenuala  Hald. ;  Toxotus  Serv.  5  A.  ; 
Acmaeops  Lee.  14  A.  ;  G  aurotes  nov.  gen.  1  A.  cyanipennis  Say; 
Centro  der  a  nov.  gen.  2  A.  decolorata  Harr.  (Tox.  rubidus  Hald.) 
und  pieta   Hald.;  Evodinus  Lee.    1  A.  monticola  Rand. ;  Anthophy lax  Lee. 

2  A.  viridis  Lee.  und  malachilicus  Hald.;  Strangalia  Serv.  33  A. ;  T«/- 
pocerus  n.  g.  5  A,  z.  B.  Lept.  zebrala  Fabr.;  Leplura  Linn.  18  A. 
Elf  beschriebene  Arien  der  Gruppe  sind  dem  Verf.  unbekannt  geblie- 
ben, unter  diesen  befindet  sich  Lept.  dislans  Gorm.,  welche  der  Gat- 
tung Euryptera  Dej.  angehört  und  mit  Eur.  sanguinicollis  Dej.  iden- 
tisch  ist. 

Die  Cerambycidac  sind  in  14  Abtheilungen  aufgelöst  und  in 
Kord-Amerika    durch    folgende    Gattungen    vertreten :    Megaderus    Dup. 

1  A.  bifasciatus  Dup. ;  Smileceras  n.  gen.  1  A.  solilarium  Say;  Pe- 
r arlhrus  n.  g. ,  P.  vittatus  n.  A.  aus  Californien  ;  Crossidius 
n.  g.,  C.  tes  tac  eus  n.  A.  aus  Californien;  Tylosis  n.  gen.,  T.  ma- 
cu  latus  n.  A.  aus  Keu-Mexico  und  T.  oculalus  n.  A.  aus  Mexico; 
Tragidion  Serv.  2  A.  coquus  Linn,  (lynceus  Fabr.)  und  fuhipenne  Say; 
Purpuricenus  2  A.    humeralis  Fabr.  und    axillaris  Hald.  ;    Eburia  Serv. 

3  A.  ;  Cerasphorus  Serv.  (Chion  Kewm.)  1  A.  rusticus  Fabr.  ;  Elaphi- 
dion  Serv.  17  A. ;  Arhopalus  Serv.  1 1  A. ,  z.  B.  Clylus  speciosus  Say, 
C/.  fulminans  Fabr. ,  Callid.  ignicolle  Say  [sanguinicolle  Germ.),  Ca//. 
decorum  Oliv.;  Ancylocera  Serv.  1  A.  rugicollis  Fabr.;  Tinopus  n. 
gen.  1  A.  longipes  Say;  Sclerocerus  Dej.  nov.  gen.  1  A.  linearis 
Harr.;    Stenoplerus    III.    1.    A.    sanguinicollis    Say;   Heliomanes  Kewm. 

2  A.  bimaculalus  Say  und  Molorch.  corni  Hald.;  Obrium  Serv.  3  A.; 
Curius  Kewm.  2  A. ;  Tylonotus  Hald  ,  bimaculalus  n.  A.  aus  Penn- 
sylvanien ;  Ibidion  Serv.  2  A.  ;  Dryobus  n.  gen.  sexfascialus  Say; 
Smodicum  Hald.    cucvjiforme    Say;    Gracilia    Muls.    2  A.;   y4fimia  Hald. 

1  A. ;  Clylus  Fabr.  15  A. ;  Cyrlophorus  3  A. ;  Euderces  nov.  gen. 
pieipes  Fabr.;  Michthysoma  nov.  gen.  vom  Aussehen  einer  Parmena, 
M.  het  erodoxus  aus  den    Gebirgen   von  Georgien;    Hylotrupes  Serv. 

2  A. ;  Physocnemum  Hald.  (Anaglyples  Muls.)  5  A. ;  Phymalodes  Muls. 
7  A. ;  Callidium  Fabr.  2  A.  ;  Telropium  Kirb.  (Criomorphus  Muls.,  Jsar- 
JÄron  Dej.)  1  A. ;  j4semwm  Eschsch.  2  A.;  Criocephalus  Muls.  4  A. ; 
Dislenia  Enc.   1  A. ;  Callichroma  1  A.  —  Die  Gattung  Glaphyra  Newm, 


während  dös  Jahres  1852.  225 

und    19   beschriebene    Arten    sind    dem   Verfasser    nicht    bekannt    ge- 
worden. 

Die  Spondylidae  bestehen  nur  aus  zwei  Gattungen:  Spon- 
dylis  Fabr.  2  A.  laticeps  Lee.  und  upiformis  Mannh.  ;  S  caphinus  n. 
g.   1  A.    Spond.   sphaericollis  Lee.  (Prion,  muticusl  Fabr.). 

Die  Gruppe  der  Prioni  ist  in  Kord -Amerika  durch  folgende 
Genera  repräsentirt  :  Sphenoslethus  Hald.  1  A.  serripennis  Hald.  ;  Tra- 
gosoma  Serv.  1  neue  A.  Harrisii,  aus  Connecticut;  Prionus  Geoffr. 
10  A.,  emargitiatus  Say,  integer  n.  sp.,  fissicornis  Hald.,  imbricomis 
Linn  ,  cras  sico  rnis  n.  sp.,  palparis  Say,  o  b  liquicornis  n.  sp., 
laevigalus  Harr.  ,  brevicornis  Fabr.  ,  curticornis  n.  sp. ;  Derobrachus 
Serv.  1  A.  brevicollis  Serv.,  welche  ich  für  den  echten  Prionus 
pocularis  Schh.  halte  (der  Verf.  beschreibt  in  einer  Anmerkung  eine 
zweite  neue  Art,  D.  sulcico  rnis  aus  Mexico  ;)  Orthosoma  Serv.  1  A. , 
cylindricum  Fabr.;  Tricho  cnemis  n.  gen.  T.  spiculatus  n.  A. 
aus  dem  nördlichen  Californien;  Mallodon  Serv.  3  A.,  cilipes  Say,  coslu- 
lata  Lee.  (spinibarbe  Hald.),   dasystoma  Say  (melanopus  Hald.  var.). 

Die  Gruppe  der  Lamiae  ist  wieder  reich  an  Galtungen:  Dys- 
phaga  (Tessaropa  Hald.)  2  A.,  tenuipes  und  ventralis  Hald.;  Melhia 
Newm.,  pusilla  Newm.  dem  Verf.  unbekannt;  De  des  n.  G.  auf  La- 
mia  spinosa  Say  gegründet;  Hippopsis  Serv.  1  A.  lemniscata  Fabr.  ; 
Spacalopsis  Newm.  slolaia  und  suffusa  Newm.  beide  dem  Verf.  unbe- 
kannt ;  Ptychodes  Serv.  trilineatus  Linn.  (villalus  Fabr.) ;  Hetoemis  Hald. 
cinerea  Ol.  (trilineala  Say,  juglandis  Hald.)  ;  Dorcaschema  Hald.  alter- 
nala  und  nigra  Say;  Monohammus  Serv.  6  A. ;  C  a  coplia  n.  G.  mit 
1  A.  C.  pruinosa;  Goes  n.  Gen.  5  A. ,  z.  B.  Monoh.  lomenlosus 
Zi'igl.;  Plectrodera  Dej.  scalator  Fabr.;  Oberea  Muls,  12  A.  ;  Amphio- 
nycha  Dej.  flammata  Newm.  (marginala  Hald  )  ;  Slcnoslola  Muls.  2  A., 
Saperda  pergrata  Say  und  gentilis  Lee;  Lypsimena  Dej.  fuscata 
n.  A.  ;  Mecas  nov.  gen.  auf  Phyloecia  femoralis  Hald.  errichtet;  7e- 
frops  Kirb.  2  A.,  cancscens  Lee.  und  inonostigma  Hald.;  Tetraopes 
Dalm.  7  A.  (in  einer  Anmerkung  wird  noch  eine  neue  mexikanische  un- 
ter dem  Namen  T.  umbonatus  beschrieben).  Psenocerus  n.  mit 
Call,  pini  Oliv,  gebildete  Gattung;  Stenosoma  Muls.  (Ataxia  Hald.)  1  A. 
sordidnm  Hald.;  Eupog  onius  n.  G.  mit  3  A.,  z.  B.  Sap.  teslila  Say; 
Pogonocherus  Lalr.  3  A.;  Ecyrus  n.  gen.  2  A.  dasycerus  Say  (oi- 
sewn«  Hald,)  und  exignus  Dej.,  Hald.;  .ddefws  n.  gen.  enthält  nur 
Polyopsia  analis  Hald.;  Saperda  Fabr.  22  A_,  von  denen  indessen  8 
dem  Verf.  nur  aus  Beschreibungen  bekannt  sind;  Oncideres  Serv.  1  A. 
cingalalus  Say;  Mcsosa  Serv.,  1  n.  A.  M.  Guexi  aus  Californien ;  Cyr- 
tinus  n.  G.,  deren  einzige  Art  Clylus  pygmaeus  Hald.  ist;  Ipochus 
n.  G. ,  Farmena  zunächst  verwandt,  mit  In.  A.  /.  fasciatus  aus 
Californien;  Monilema  Say  3  A  ;  Leplo  Stylus  n.  G.  9  A.,  welche 
von  Dejean  und  Haldeman  zu  Amniscus  gestellt  wurden;  Liopus  Serv. 
Archiv  f.  Nuturgcsch.  XIX.  Jahrg.  2  Bd.  P 


226     Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

15  A.;    Aedilis   Serv.    2  A. ;    Graphisurus    Kirb.    3    A.;   Acanthoderes 
Serv.  2  A. 

Prion  ii.  —  Die  Gattung  Derobrachus  Serv.  erhielt  ausser  dem 
oben  bereits  erwähnten  D.  sulcicornis  Lee.  einen  Zuwachs  durch  eine 
neue  columbische  Art  D.Agyleus,  welche  Buquet  (Ann.  d.  la  soc. 
ent.  d.  Krane.  S.  C57.  pl.  12.  fig.  2.)  bekannt  machte,  sie  unterscheidet 
sich  von  D.  Levoiturieri  Buq.  besonders  durch  die  Gestalt  des  Hals- 
schildes und  die  gänzliche  Abwesenheit  von  Dornen  an  den  Schienen. 

Cer.  genuini.  —  Als  neue  Arten  worden  von  Buquet  auf- 
gestellt: Criodon  Feisthamelii  (Taf.  7.  Fig.  5. )  aus  Cayenne, 
Cr.  sculptieolle  aus  Columbien  ,  Cr.  biv  ittatum  ,  m  o  des  tum 
und  angustatum  aus  Brasilien  (Ann.  d.  1.  soc.  enlom.  d.  Franc. 
S.  355.) ;  Chlorida  obliqua  aus  Columbien  (ebenda  S.  655.  pl.  12. 
Fig.  1  ). 

Chevrolat  beschrieb  (Rev.  et  Mag.  d.  Zool.  S.  416.)  Hamma- 
ticherus  scabric ollis,  Chjlus  chinensis  und  Monohammus  suc- 
cinetor,  drei  neue  Arten  von  Shangai. 

Eine  neue  in  den  Hochgebirgen  Siciliens  entdeckte  Art  von 
Aslynomus  wurde  von  L.  Fairmaire  (Bull.  d.  1.  soc.  ent.  S.  LXIII.) 
mit  dem  Namen  A.  Edmondi  belegt  und  durch  eine  Diagnose  cha- 
rakterisirt. 

Stenoplerus  auriventris  Küster  n.  A.  aus  Sardinien  wird 
von  St.  rufus  und  verwandten  Arten  durch  den  mit  gelbem  Toment  ge- 
säumten Hinterleib  unterschieden  (Käf.  Eur.  XXIII.  96.). 

Haldeman  gab  in  Stansbury's  Report  Taf.  IX.  Fig.  15.  eine 
Abbildung  von  Megaderus  corallipes  Newm.  nach  einem  bei  Fort  Ga- 
tes im  westlichen  Texas  gefangenen  Exemplare  (die  Art  ist  nicht  von 
Meg.  bifasciatus  Dup.  zu  trennen). 

Lamiariae.  —  Eine  neue  Gattung  dieser  Gruppe  wurde  von 
Chevrolat  (Rev.  et  Mag.  d.  Zool.  S.  414. )  unter  dem  Namen 
Apriona  errichtet,  sie  steht  mit  Batocera  Dej.  in  nächster  Verwandt- 
schaft, unterscheidet  sich  aber  durch  kürzere,  dickere  Fühler,  welche 
keine  Spur  von  spitzen  Rauhigkeiten  zeigen,  und  durch  längere  Flü- 
geldecken. Sie  enthält  zur  Zeit  vier  Arten,  die  von  Ilope  nur  sehr 
ungenügend  charakterisirtc  und  desshalb  hier  nochmals  beschriebene 
Lamia  Germari  aus  Silhet,  A.  rugicollis  von  Shangai,  A.  trili- 
neata  fraglich  von  Madras  und  A.  cinerea  von  Almorah  im  nörd- 
lichen Indien. 

Von  demselben  wurden  (ebenda)  noch  weitere  n.  A.  bekannt 
gemacht:  Batocera  lineolala,  Astalhes  tetraophthalmu s  de  Haan, 
Amphionycha    femorata,    A.    fraterna,    Isosceles    fuseipennis 


während  des  Jahres  1852.  227 

von  Shangai  und  Oberea  Wapleri  aus  Louisiana,  die  letzte  ist  die- 
selbe Art,  welche  Le  Conte  in  seiner  Arbeit  über  die  nordamerikani- 
schen Cerambycinen   mit  dein  Namen  0.  Schaumii  belegt  hat. 

Die  schon  von  D  ej  ea  n  errichtete,  aber  noch  nicht  wissenschaft- 
lich begründete,  im  Habitus  mit  Dorcadion  nahe  verwandte  Gattung 
PI  ectrura,  hat  Mannerheim  Bull.  d.  Mose.  1852.  II.  in  folgen- 
der Weise  charakterisirt :  Antennae  1 1-arliculatae,  setaceae  vel  apicem 
versus  sensim  tenuiores,  art.  I.  incrassato,  oblongo-ovato,  2.  brevissimo 
globoso,  ceteris  cylindricis  ;  palpi  art.  ult.  oblongo-ovato,  subacumi- 
nalo ;  thorax  latitudine  vix  longior  ,  inaequalis  ,  lateribus  in  medio 
utrinque  spina  valida  armatus,  adjeclis  spinulis  minutis;  sculellum  mi- 
nulum,  subquadratum;  elylra  basi  thoracis  basi  fere  duplo  laliora,  hu- 
meris  rotundatis  subsenatis  ,  in  medio  parum  dilalata,  latitudine  fere 
duplo  longiora,  valde  convexa,  margine  versuä  apicem  crenulata,  apice 
ipso  acumine  singulatim  producta;  pedes  validi ,  tibiis  intermediis  ex- 
trorsum  in  medio  dente  obtuso  armalis.  PL  spinicauda  Eschsch.  n. 
A.  aus  Silkha. 

Buquct  lieferte  (Ann.  d.  1.  soc.  enlom.  d.  Fr.  S.  345.)  eine 
neue  Charakteristik  der  Galtung  Trachysomus  Serv.  und  beschrieb  fünf 
Arten  derselben:  T.  fragifer  Kirb,  T.  elephas,  aus  Brasilien,  T.  ca- 
melus  aus  Cayenne,  T.  dr  omed  arius  aus  CoJumbien,  T.  gibbo- 
sus  aus  Brasilien.  Die  vier  letzten  sind  neu  und  auf  Tafel  VII.  ab- 
gebildet. 

Derselbe  fügte  Rev.  et  Mag.  d.  Zool.  S.  343.  den  drei  bekann- 
ten Arten  der  Galtung  Eudesmus  Serv. ,  E.  grisescens  Serv.  ,  fascinus 
Serv.  und  poslicalis  Guer.  Jcon.  d.  regn.  anim.  (heleroclilus  Dej.)  zwei 
neue  hinzu:  E.  helerocerus  und  E.  semin  ivorus,  welche  beide 
in  Brasilien   zu  Hause  sind. 

Die  Galtung  Dorcadion  vermehrte  Küster  (Käf.  Eur.  XXV.)  mit 
vier  neuen  Arien:  D.  convexicolle  aus  der  Türkei  ,  co  ndensa- 
tum  Kunze  ebendaher,  nudum  aus  Ungarn?,  pun  ctip  enne  aus 
Kleioasien. 

Phyloecia  Anchusae  n.  A.  aus  Siebenbürgen  wurde  von  Fuss 
Mitth.  des  Hermannstädt.  Ver.  S.  138.  beschrieben,  sie  hat  den  rothen 
Halsschildfleck  der  Ph.  lineola,  aber  die  Grösse  einer  mittleren  Ph.  af- 
finis,  mit  welcher  sie  auch  in  der  Körpergestalt  mehr  übereinstimmt. 
Kopf  und  Halsschild  sind  erzglänzend,  die  Pubescenz  ist  mit  Ausnahme 
von  Kopf  und  Halsschild  weiss  und  bildet  auf  den  Flügeldecken  zahl- 
reiche Flecken. 

Lepturetae.  —  Mannerheim  beschrieb  Rhagium  intesti- 
nal or  aus  Silkha  (Bull.  d.  Mose.  1852.  n.  II.).  —  Pachyta  12-  ma- 
culala  Fabr.,    P.  aemula  Böb.  (virginea  var.  Gyll.),    Stenura  Seda- 


228    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

kovii,  Grammopiera  denlato fasciata   Molsch.   aus   dem    östlichen 
Sibirien  (ebenda  n.  IV.). 

Grammopiera  nigro flava  Fuss  (  Mitlh.  des  Hermannstädl. 
Vereines  S.  75.)  in  der  südliehen  Gebirgskette  von  Siebenbürgen  ent- 
deckt, erinnert  durch  ihre  Gestalt  und  namentlich  durch  die  etwas  vor- 
stehenden abgerundeten  Schulterecken  an  Tachyta ;  die  Flügeldecken 
sind  schwarz  mit  drei  gelben  Flecken,   ähnlich  wie  bei   Gr.  sexgultata. 

Grammopiera  Sache  ri  Wolfner  (Lolos  1852.  S.  93.)  bei  Wos- 
sow  in  Böhmen  gefunden,  ist  wahrscheinlich  =  Lept.  sangui- 
nosa  Gyll. 

Eine  bei  Madrid  aufgefundene  Abänderung  der  Leplura  rufa  mit 
drei  schwarzen  Flecken  auf  den  Flügeldecken  (L.  rufa  var.  Irisignala) 
ist  von  Fairmaire  (Ann.  d.  I.  soc.  enlom.  S.  92.)  bekannt  gemacht 
worden. 

Clirysomelinae.  In  einer  Abhandlung  „Ueber  die  Entwick- 
lung der  Chßhren  und  Cryploccphalenu  hat  Hosen  hauer  seine  frü- 
heren Beobachtungen  über  diesen  Gegenstand  (S.  Jahresber.  f.  1845.) 
erweitert  und  vervollständigt.  Zu  den  von  dem  Verf.  früher  schon  be- 
obachteten Arten  kommen  hier  noch  Chjlhra  vicina,  Iristigma  ?  ,  flora- 
lis%  meridionalis  und  Cryptocephalus  gracilis.  Eier  und  Eihüllen  nebst 
Larven  und  deren  Säcken  sind  von  allen  Arten  sorgfältig  beschrieben, 
auch  zum  Theil  auf  einer  beigegebenen  Tafel  durch  Abbildungen  er- 
läutert. Von  Wichtigkeit  ist  die  Beobachtung  des  Verf.,  dass  die  Lar- 
ven des  Cryptocephalus  duodecimpunclalus  (vermuthlich  auch  anderer 
Arten),  wenigstens  in  der  Gefangenschaft,  zwei  Jahre  zu  ihrer  Ent- 
wickelung  gebrauchen  ,  so  wie  die  Ermittlung  des  physiologischen 
Zweckes  der  Grube,  welche  sich  bei  den  Weibchen  der  Clyihren  und 
Cryptocephalen  auf  dem  letzten  Hinlerleibsringe  befindet.  Sie  dient 
nämlich  dem  Weibchen  ,  welches  das  eben  gelegte  Ei  zwischen  den 
Hinterbeinen  hält  und  mit  einer  nach  und  nach  zu  dem  Sacke  erhär- 
teten Kolhschicht  einhüllt,  dazu,  das  Ei  hineinzudrücken  und  bis  zu 
gelegener  Fortsetzung  des  Geschäftes  mit  sich  herumzutragen,  wenn  es 
bei  letzterem  gestört  und  genöthigt  wird  ,  von  den  Hinterbeinen  zum 
Laufen  Gebrauch  zu  machen.  Auch  wird  die  schon  von  Gene  ge- 
machte Beobachtung,  dass  die  Larve  sich  unmittelbar  vor  ihrer  Ver- 
puppung umkehrt  und  dann  der  Käfer  später  an  dem  entgegenge- 
setzten (blinden)  Ende  des  Sackes  auskriecht,  nochmals  bestätigt. 

Diese  letztere  Erfahrung  wurde  zwar  von  L.  Dufour  (Ann.  d. 
1.  soc.  entom.  d.  Franc.  1852.  S.  450.)  bei  der  Beschreibung  der  von 
ihm  gefundenen  Säcke  von  Crypl.  flavilabris  (wahrscheinlich  ist  ful- 
cralus  Germ,  gemeint ,  da  der  Cr.  flavilabris  der  schwedischen  Schrift- 
steller in  Frankreich  noch  nicht  gefunden  worden  ist)  und  von  C.  im- 


während  des  Jahres  1852.  229 

perialis  gegen  Gene  in  etwas  apodictischer  Weise  angezweifelt  (Ro- 
senhauer's  frühere  Beobachtungen  scheinen  D.  gar  nicht  bekannt  ge- 
worden zu  sein);  seine  Bedenken  sind  jedoch  von  Lucas  (ebenda 
S.  463—470.)  durch  sorgfällige  Erörterung  einer  Reihe  von  Thatsa- 
chen  widerlegt  worden  ,  worauf  dann  zuletzt  der  theilweise  zu  einem 
Worlstreite  über  die  Bedeutung  des  „dicken  und  dünnen  Endes«  (gros 
bout  und  petit  bout)  der  Säcke  gewordene  Streit  durch  Dufour's  Wi- 
derruf seiner  früheren  ßehautungen  (ebenda  Bull.  (LXXXV.)  beendet 
worden  ist. 

Cryptocephalides.  —  Die  nordamerikanischen  Cryptoce- 
phalen  sind  von  Suffrian  („Zur  Kenntniss  der  nordamericanischen 
Cryplocephalen"  in  der  Linnaea  enlom.  VI.  S.  198 — 318.  und  VII.  S. 
1 — 231.)  in  ausgezeichneter  Weise  bearbeitet  worden.  Der  Verf.,  wel- 
chem ein  sehr  reichhaltiges  Material  zur  Untersuchung  vorlag  (die  Be- 
stände der  meisten  deutschen  und  mehrerer  ausländischen  Sammlungen, 
darunter  eine  Reihe  typischer  Exemplare  für  die  von  Fabricius,  Oli- 
vier ,  Say  ,  Germar  und  Mannerheim  beschriebenen  Arten),  hat  Nord- 
amerika im  weiteren  geographischen  Sinne  als  das  ganze  Land  nord- 
wärts der  Landenge  von  Panama  genommen.  Er  theilt  dasselbe  in  vier 
grosse  Gebiete,  1.  Nordamerika  im  engem  Sinne  östlich  und  2.  west- 
lich vom  Kelsengebirge ;  3.  Mittelamerika  vom  Colorado  und  Rio  del 
Körte  bis  Panama  und  4.  die  Antillen  ,  welche  wenigstens  für  diese 
Insectengruppe  entschieden  der  nordamerikanischen  Fauna  angehören. 
Jedes  dieser  Gebiete  hat  seine  eigenthümliche  Fauna;  manche  Arten 
besitzen  jedoch  auch  eine  sehr  weite  Verbreitung,  die  weiteste  Crypt. 
auralus  Fabr.,  welcher,  wenn  auch  oft  verkannt,  auf  dem  ganzen  Fest- 
lande von  Californien  bis  Florida  und  Mexiko  und  selbst  noch  in  Co- 
lumbien  vorkommt.  Mit  Europa  hat  Nordamerika  angeblich  eine  Art, 
Cr.  gracilis  Fabr.,  gemein,  indem  der  Cr.  parvulus  Fabr.  nur  eine  auch 
bei  uns  vorkommende  Abänderung  des  ersteren  bildet;  mir  erscheint 
jedoch  das  Vorkommen  dieser  Art  in  Nordamerika  durch  die  Angabe 
von  Fabricius  allein  noch  nicht  hinreichend  verbürgt.  —  Im  Ganzen 
sind  vom  Verf.  177  Arten,  darunter  125  neue,  beschrieben;  {Crypt. 
diseoideus  SutTr.  hat  sich  indessen  noch  nachträglich  als  das  Weibchen 
des  Cr.  dispersus  Hald.  ergeben).  Vertheilt  sind  dieselben  in  5  Gattun- 
gen, von  denen  zwei,  Cryptocephalus  mit  104  Arten  und  23  Rotten  und 
Fachybrachys  mit  5t  Arten  und  6  Rollen  auch  in  Europa  vertreten 
sind;  von  den  hier  fehlenden  bildet  Monachus  Chev.  (Crypt.  sapo- 
nalus  Fabr.  mit  seinen  Verwandten  —  7  Arten  in  2  Rotten)  einen  Ue- 
bergang  zu  den  Chlamyden  ,  Scolochrus  (=  Griburius  Hald.  —  14 
Arten,  darunter  den  Cr.  scutellaris  Fabr.  und  equestris  Ol.  enthaltend) 
und  Mastacanthus  (eine  Art  von  den  Antillen)  sind  Mittelformcn 
zwischen  Cryptocephalus  und  Pachybrachys ,  letzterer  Gattung  durch 
den  aufgebogenen  Hinterrand  des  llalsschildcs  ähnlich ,  aber  durch  den 


230     Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

Bau  des  Prosternum  abweichend.  Charakteristisch  für  die  nordameri- 
kanische Fauna  ist  das  relative  Uebergewicht  der  Pachybrachen,  wel- 
che dort  mehr  als  */4,  mit  Scolochrus  und  Mastacanthus  über  ein  Drit- 
tel (in  Europa  etwa  1/8)  der  überhaupt  vorhandenen  Arten  bilden. 
Ausserdem  ist  jener  Erdtheil  formenreicher  als  Europa  durch  das  Er- 
scheinen von  Pachybrachen  mit  behaarter  ,  mit  rothgezeichneler ,  mit 
siebartig  punktirter  Oberseile  und  durch  das  Auftreten  einer  Cryplo- 
cephalenform  mit  eigentümlicher  Flügeldeckensculptur ,  zu  welchem 
nur  der  als  europäische  Art  zweifelhafte  Cr.  quadrisignatus  Dej.  eine 
Analogie  darbietet.  Formenärmer  ist  dagegen  Nordamerika  andererseits 
durch  den  Mangel  aller  echten  Cryptocephalen  mit  regellos  punktirten 
Flügeldecken  und  durch  die  Seltenheit  der  Arten  mit  metallisch  glän- 
zender Oberfläche.  Von  den  bereits  von  anderen  Autoren  beschriebe- 
nen Arten  sind  dem  Verf.  unbekannt  geblieben:  2  Monachus,  11  Cry- 
ptoeephalus  und  5  Pachybrachys  ;  die  über  dieselben  vorliegenden  An- 
gaben sind  am  Schlüsse  jeder  Gattung  mitgetheilt. 

Einen  neuen  Cryplocephalus  aus  Sardinien  und  Sicilien  hatTruc- 
qui  (Ann.  d.  1.  soc.  entom.  1852.  S.  65.)  als  Cr.  s  cutell  aris  be- 
schrieben, der  Name  kann  indessen,  da  er  bereits  von  Fabricius  in  die- 
ser Gattung  vergeben  ist,  nicht  beibehalten  werden.  Der  Käfer  ist 
dunkelblaugrün  mit  sehr  veränderlichen  lichten  (weissen  oder  röthlich 
gelben)  Zeichnungen  und  hat  in  der  Farbenverlheilung  manche  Aehn- 
lichkeit  mit  Cr.  marginellus  ;  mit  Cr.  pallifrons  dagegen,  mit  welchem 
ihn  T.  zusammenstellen  will,  hat  er  kaum  etwas  anderes  als  die  Grösse 
und  die  Grundform  gemein. 

Der  von  Perris  (Ann.  d.  1.  soc.  Linn.  de  Lyon  S.  186.)  als  neu 
aufgestellte  Pachybrachys  Mulsantii  aus  dem  Dept.  des  Landes  ist 
mit  P.  fimbriolatus  Suffr.  identisch. 

Gallerucariae.  —  Als   n.  A.  sind  aufgestellt: 

Galleruca  luctuosa  Mannerheim  (Bull.  d.  Mose.)  aus  den 
russischen  Besitzungen  des  nordamerikanischen  Festlandes. 

Argopus  disolor  Bielz  (Mitth.  des  Hermannst.  Ver.  S.  16 ) 
aus  Siebenbürgen,  von  A.  testaceus  durch  bedeutendere  Grösse,  schwarze 
Unterseite,  dunkler  rothe  Farbe  und  stärkere  Punktirung  unterschieden. 

Plectroscelis  major  J  acqu  e  I  i  n  -  D  u  val  (Ann.  d.  1.  soc.  ent. 
S.  717.)  von  Montpellier,  die  grösste  bis  jetzt  bekannt  gewordene  Art 
der  Gattung. 

Die  in  den  Ann.  d.  1.  soc.  entom.  pl.  11.  N.  IV.  Fig.  1.  abge- 
bildete Plectroscelis  Fairmairii  Boieldieu  ist  nach  Fairmaire's  ei- 
gener Angabe  (S.  690.)   nur  eine  Abänderung  der  PI.  Sahlbergii. 

Chrysomelariae.  —  Von  Küster  (Käf.  Eur.  XXV.)  wurde 
Ihlodes  Suffriani  als  o.  A.   aus  Sardinien  beschrieben. 


während  des  Jahres  1852.  231 

Die  bei  Gastein  vorkommenden  Oreinen  mit  ihren  Abänderungen 
hat  Giraud  (Verh.  des  zool.-bot.  Ver.  in  Wien  S.  138.)  besprochen; 
es  sind  speciosissima  Scop.  ,  elongata  Ziegl.  ,  monlicola  Duft.,  cacaliae 
Schrk.,  Peirolerii  Bassi ,  nivalis  Heer  ,  vüligera  Suffr.  ,  pretiosa  Meg., 
aurulenla  Suffr.,  Ivctuosa  Ol. 

F  u  s  s  sammelte  in  Siebenbürgen  zwei  Exemplare  einer  Oreina, 
welche  anfänglich  von  ihm  lür  0.  melanocephala  angesprochen,  von 
der  Suffrian'schen  Beschreibung  der  letztem  in  mehreren  Punkten  ab- 
weichen und  mehr  mit  Peirolerii  übereinzustimmen  scheinen,  obwohl 
die  Flügeldecken  einen  schwarzen  Nahtstreifen  haben.  F.  hat  es  da- 
her unentschieden  lassen  müssen,  welcher  von  beiden  Arien  seine  Ex- 
emplare angehören.  (Mitth.  d.  Hermannst.  Ver.). 

Letzner  lieferte  in  dem  Berichte  üb.  d.  Arb.  und  Verh.  des 
schles.  Vereins  während  des  Jahres  1852.  S.  87  ff.  durch  ein  speciel- 
les  Eingehen  auf  die  Unterschiede  der  Chrysomela  fusco-aenea  Schumm. 
von  Chr.  speciosissima  und  durch  Erörterung  der  zahlreichen  Abände- 
rungen den  Nachweis,  dass  dieselbe  nicht,  wie  es  von  Suffrian  gesche- 
hen ist,  als  selbstständige  Art  festgehalten  werden  kann,  sondern  als 
Varietät  mit  Chr.  speciosissima  zu  verbinden  ist.  Sic  ist  in  den  schle- 
sischen  Gebirgen  weit  verbreitet  und  findet  sich  in  den  untern  bewal- 
deten Regionen  vorzugsweise  auf  Senecio  nemorensis,  in  den  höheren 
auf  Caccalia  albifrons  und  Tussilago  alba.  In  den  tiefern  Theilen  des 
Gebirges  kommen  2  Generationen  im  Jahre  vor,  und  es  scheinen  die 
befruchteten  Weibchen  zu  überwintern  ;  in  dem  höheren  Gebirge  er- 
scheint die  Art  erst  im  Juli  ,  und  es  kann  hier  gewöhnlich  nur  eine 
Generation  zur  Entwicklung  kommen.  Gelegentlich  bemerkt  L.  noch, 
dass  Chr.  decora  Richter  nicht  zu  speciosissima  Scop.  gehört,  sondern 
mit  Chr.  speciosa   identisch  ist. 

D  er  selb  e  machte  a.  a.  0.  S.  91.  und  S.  93.  die  Verwandlungs- 
geschichte der  Chrysomela  Armoraciae  und  Chr.  varians  durch  genaue 
Bescrcibungen  der  früheren  Stände  bekannt.  Die  Larve  der  erstem 
findet  sich  auf  Salix  viminalis,  die  der  zweiten  auf  mehreren  Arten 
von  Hypericum. 

Notes  pour  servir  ä  l'histoire  de  la  Chrysomela  dilula  par  E.  Mul- 
sant  et  AI.  Wachenru  Ann.  d.  la  soc.  Linn.  d.  Lyon  1850 — 52. 
S.  52  ff.  —  Der  Küfer  findet  sich  bei  Marseille  vom  September  bis  Ende 
November  am  Tage  unter  Steinen,  Nachts,  seiner  Nahrung  nachgehend, 
auf  Plantago  coronopus.  Die  Eier  werden  im  üclober  an  die  Blätter 
dieser  Pflanze  abgelegt,  und  im  Anfange  December  kommen  die  ersten 
Larven  aus.  Diese  nähren  sich  von  den  jungen  Blättern,  sind,  wie  die 
ausgebildeten  Käfer,  Nachtthiere,  häuten  sich  zweimal  und  verpuppen 
sich  gegen  Ende  Februar.  Der  Nymphenzustand  dauert  nur  drei  Wo- 
chen.    Die  gegen  Ende  März  auskriechenden  KäTcr  graben  sich  lief  in 


232    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

die  Erde  ein,  und  verbringen  die  heissen  Monate  in  einer  Art  Sommer- 
schlaf, aus  dem  sie  erst  mit  dem  Eintreten  kühlerer  Kachle  erwachen. 
Die  früheren  Stände  sind  von  den  Verf.  ausführlich  beschrieben. 

Eroiylenaei  Die  schon  im  Jahresber.  f.  1850  erwähnte 
Doubledaya  viator  ist  jetzt  von  White  (Trans.  Ent.  Soc.  Vol.  II.  S.  1.) 
ausführlicher  beschrieben  und  durch  eine  in  den  Text  eingedruckte  Ab- 
bildung erläutert  worden.  Es  scheint  mir  nach  der  letzleren  kein  ge- 
nügender Grund  vorhanden,  den  Käfer  generisch  von  Languria  zu 
trennen. 

Coccinellidae«  Unter  dem  Titel  „Remarks  upon  the  Coc- 
cinellidae of  the  United  States"  (Proc.  Phil.  Acad.  Vol.  VI.  S.  129.)  hat 
Le  Conte  seine  Ansichten  über  die  Classification  dieser  Familie  ent- 
wickelt ,  viele  neue  von  Mulsant  nicht  gekannte  Arien  sorgfältig  be- 
schrieben und  einige  synonymische  Bemerkungen  mitgetheilt.  Der 
Verf.  hat,  von  dem  richtigen  Grundsalze  ausgehend,  dass  eine  natür- 
liche Gallung  sich  durch  eine  entschieden  ausgesprochene  Modifikation 
der  Structur  und  durch  eine  erkennbare  Abweichung  der  äussern  Form 
unterscheiden  müsse  ,  nur  eine  geringe  Zahl  der  von  Mulsant  aufge- 
stellten Genera  angenommen:  Anisoslicla ,  Hippodamia ,  Coccinella, 
Phyllobora,  ßJyzia,  Coccidula ,  Chilocorus ,  Exochomus ,  Brachiacanlha, 
Hyperaspis,  Oxynychus  Le  C,  Scymnus,  Oeneis,  Epilachna.  Mit  neuen 
Arten  sind  bereichert  die  Gattungen  Hippodamia  (3),  Coccinella  (1), 
Myzia  (1),  Coccidula  (1),  Exochomus  (1),  Hyperaspis  (9),  Oeneis  (2). 
Die  Arten  der  Gattung  Scymnus  sind  sämmtlich  charakterisirt,  es  sind 
dem  Verfasser  27  aus  eigener  Anschauung  bekannt,  ausserdem  haben 
sieben  früher  beschriebene  nicht  ern.itlelt  werden  können.  —  Die  Co- 
rylophi,  welche  der  Verf.  mit  der  Familie  der  Coccinellidae  verbindet, 
indem  die  schmalen  Füsse  und  die  gewimperten  Flügel  nur  die  Auf- 
stellung einer  besondern  Gruppe  begründen,  sind  monographisch  bear- 
beitet und  in  folgender  Weise  eingetheilt:  1.  Caput  liberum,  a.  An- 
tennae  9-arliculati,  tarsi  dilalati.  Rypobius  n.  g.  1.  A.  R.  marinus. 

b.   Anl.  9-articulati,  tarsi  angusti.  Microsphaera  Redt.    (Orthoperus't 

Steph.)  1  A.  glabra  n.  sp.  —  2.  Caput  obteclum  tarsi  angusti.  — 
c.  Ant.  9-articulatae,  corpus  rotundalum,  glabrum.  Corylophus  Leach,  2 
n.  A.  C.  mar ginicollis  und  truncatus.  —  d.  Ant.  10-arliculatae, 
elytra  truncata.  Sericoderus  Steph.  (Gryphinus  Redt.)  3  n.  A.  S.  fla- 
vidus,  obs  citrus,  subtilis.  —  e.  Ant  1 1-articulatae,  corpus  el- 
liplicum,  pubescens.  Sacium  Lc  C.  (=  Clypeasler  Redt.,  ein  Name, 
der  bei  den  Echinen  seit  lange  vergeben  ist)  9A.  S.  lugubre,  obscu- 
rum,  amabile,  fasciatum  Say,  lepidum,  lunatum,  decolor, 
misellum,  scitulum.  — Die  Galtung  Clambus  hat  der  Verf.  von  den 
Coccincllidcn  ausgeschlossen,  indem  die  zu  Platten  erweiterten  Hinler- 


Während  des  Jahres  1852.  233 

hüften    von    Clambus   ganz    ohne  Analogie    in  dieser  Familie  sind  und 
nur  in  der  Galtung  Sphaerius  sonst  noch  angetroffen  werden. 

Heeger  hat  die  Metamorphose  der  Coccinella  quinquepunctala 
beschrieben  und  durch  Abbildungen  erläutert  (Sitzungsber.  d.  Wiener 
Acad.  Bd.  9.  S.  253.). 

Durch  Perris  (Ann.  d.  1.  soc.  entom.  S.  571.  pl.  XIV.)  haben 
wir  die  Metamorphose  des  Clambus  enshamensis  Weslw.  und  des  Or- 
ihopents  piceus  Steph.  kennen  gelernt,  und  sowohl  genaue  Beschrei- 
bungen als  gute  Abbildungen  der  früheren  Stände  erhalten.  Die  Lar- 
ven beider  Arten  leben  in  dem  Stroh  der  Bedachungen  der  Schaaf- 
ställe  ;  ich  verzichte  hier  auf  die  Mittheilung  der  morphologischen 
Kennzeichen  ,  da  die  Angaben  von  Perris  ihrem  wesentlichen  Inhalte 
nach  in  das  1853  erschienene  Werk  von  Chapuis  und  Candeze  „Cata- 
logue  des  larves  des  Coleupteres"  aufgenommen  sind,  welches  für  Sy- 
stematiker und  Biologen  gleich  unentbehrlich  ist.  Die  Bildung  der 
Larve  von  Orthoperus  rechtfertigt  die  Verbindung  dieser  Gattung  mit 
der  Gruppe  der  Clypeastres,  während  die  Larve  von  Clambus  weit  mehr 
an  die  von  Agathidium  erinnert,  so  dass  Perris  sowohl  aus  diesem 
Grunde,  als  weil  die  Füsse  des  vollkommenen  Insectes  vier  Glieder 
besitzen,  sich  für  den  Anschluss  der  Gattung  an  die  Anisotomen  aus- 
spricht. 

Neuroptera. 

New  man  hat  in  einer  im  Zoologist  veröffentlichten 
Abhandlung  „the  characters  of  two  new  classes  of  winged 
insects."  die  Ordnung  der  Neuroptera  im  älteren  Sinne  in 
zwei  Ordnungen  ISeuroptera  und  Stegoptera  aufgelöst,  wel- 
che auf  Grund  ihrer,  bei  den  ersteren  unvollkommenen,  bei 
den  letzteren  vollkommenen,,  Metamorphose  getrennt  werden. 

Dem  Verf.  scheint  es  nicht  bekannt  zu  sein,  dass  diese  Trennung  in 
Deutschland  seit  lange  angenommen  ist,  dass  wir  aber  gewohnt  sind,  die  von 
N.  Neuroptera  benannten  Insecten  als  Pseudoneuroptera  mit  den  Orthopte- 
ren zu  verbinden,  dagegen  die  Stegoptera  Newm.  mit  dem  Ordnungs- 
namen Neuroptera  zu  bezeichnen.  Uebrigens  entsprechen  die  Neuro- 
ptera und  Stegoptera  des  Verf.  im  Wesentlichen  auch  den  in  England 
selbst  vor  länger  als  10  Jahren  von  Westwood  unterschiedenen  Ab- 
theilungen der  Neuroptera  biomorphotica  und  necromorphotica.  In  der 
Ausführung  seiner  Ansichten  und  in  der  weiteren  Gliederung  der  bei- 
den Ordnungen  lässt  sich  der  Verf.  auffallende  Irrthümer  und  Willkühr- 
lichkeilcu    zu  Schulden    kommen,  indem  er  den  Agrioncnlarven  einen 


234     Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

Respirationsapparat  im  Innern  des  Abdomen  zuschreibt,  und  die  Physa- 
poden  (Thrips)  als  Familie  neben  die  Psociden  stellt.  Es  ist  hier  nicht 
der  Ort  weiter  auf  den  Inhalt  des  Aufsatzes  einzugehen,  der  überdem 
bereits  von  West  wo  od  (Proc,  entom.  Soc.  Vol.  II.  S.  71.)  kritisirt  wor- 
den ist. 

Brauer  hat  einen  sehr  gelungenen  Versuch  gemacht, 
als  Grundlage  für  die  weitere  Eintheilung  der  Neuropteren 
den  Bau  und  die  Lebensweise  der  früheren  Stände  zu  be- 
nutzen, „Versuch  einer  Gruppirung  der  Gattungen  in  der 
Zunft  Plannipennia ,  mit  besonderer  Rücksicht  auf  die  frühe- 
ren Stände«  Ent.  Zeit.   1852.  S.  71—77. 

Es  sind  gegenwärtig,  nachdem  von  Brauer  die  früheren  Stände 
von  Osmylus  und  Panorpa  entdeckt  und  junge  Lärvchen  von  Mantispa 
aus  Eiern  erzogen  worden  sind  (s.  u.),  die  Larven  von  fast  sämmtlichen 
zur  ßurmeister'schen  Zunft  der  Plannipennia  gehörigen  Hauptgat- 
tungen bekannt,  so  dass  der  Verf.  seine  Klassification  auf  eine  hin- 
reichende Zahl  sicher  festgestellter  Thatsachen  stützen  konnte.  Es  bil- 
den nun  die  in  jener  Zunft  zusammengefassten  Insecten  nach  der  Bil- 
dung der  Mundtheile  bei  den  Larven  und  nach  der  Art  der  Verpuppung 
zwei  tlauptfamilien  Lepto  phya  und  Megaloplera,  von  denen  die 
erste  hier  zuerst  vom  Verf ,  die  zweite  dagegen  schon  früher  von  Bur- 
meistcr  aufgestellt  und  von  Br.  nur  etwas  erweitert  ist. 

Sämmtliche  bis  jetzt  bekannte  Larven  der  L  eplophya  haben 
zum  Kauen  eingerichtete  Mundtheile,  und  verpuppen  sich  stets  ohne 
Gespinnst,  theils  in  einer  ovalen  Erdhöhle  (SiaZts),  theils  in  oval  aus- 
gehöhlten Erdknollen  (Panorpa),  theils  unter  Baumrinden  (Rhaphidia). 
Die  Leptophya  enthalten  drei  Familien,  Sialidae  ,  (mit  den  Gattungen 
Sialis,  Chauliodes  und  Corydalis),  Panorpidae  (mit  den  Gattungen  Bo- 
reus,  Biltacus,  Chorista  und  Panorpa)  und  Rhaphidiidae  (auf  Rhaphidia 
und  lnocellia  Schneid,  beschränkt,  indem  die  gewöhnlich  mit  den  Rha- 
phidien  verbundene  Gattung  Mantispa  zur  zweiten  Hauptfamilie  der 
Alegaloptera  gehört).  Diese  Familien  sind  schon  von  Burmeister  rich- 
tig nach  den  Eigenthümlichkeiten  der  vollkommenen  Insecten  cha- 
rakterisirt,  sie  zeigen  auch  in  der  Lebensweise  der  Larven  auffallende 
Unterschiede.  Die  Larven  der  Sialiden  leben  im  Wasser  und  haben 
Kiemen,  die  von  Khaphidia  leben  unter  Baumrinden  ,  die  von  Panorpa 
bedürfen  feuchter  Erde.  (Die  Larve  von  Bittacus  ist  noch  nicht  ent- 
deckt, und  es  ist  dies  fast  die  einzige  erhebliche  Lücke  in  unserer 
Kenntniss  der  früheren  Stände  der  JNeuropteren). 

Die  Larven  der  zweiten  Hauptfamilie,  der  M  egalop  tera,  ha- 
ben zum  Saugen  eingeiichtete  Mundtheile,  welche  nach  dem  Typus 
von  JMynnelcou  gebildet  gind ,   und    verfertigen    sich  zur  Ycrpuppung 


während  des  Jahres  1852.  235 

ein  Gespinnst  vermittelst  einer  im  Aftertheile  des  Hinterleibes  befind- 
lichen Spinndrüse.  Allen  bis  jetzt  untersuchten  Larven  fehlen  die  Kie- 
fertaster gänzlich.  —  Es  bestehen  die  JUegaloptera  (=  Hemerobini) 
ebenfalls  aus  drei  Unterfamilien,  den  Nemopteridae  Burm.  *j,  Manlispi- 
dae  Westw.  und  Glaphyropleridae  Brauer.  Die  Nemopteridae,  nur  auf 
die  Gattung  Nemoptera  gegründet,  sind  durch  die  Mundtheile,  die  Ge- 
stalt der  Hinterflügel  und  durch  die  eigenthümliche  Bildung  der  Larve 
hinreichend  unterschieden  (die  Larve  ist  das  von  Roux  als  Necrophi- 
lus  arenarius  beschriebene  Insect  und  von  mir  neuerdings  in  Egypten 
wieder  aufgefunden  worden).  Die  Mantispidae  unterscheiden  sich 
leicht  durch  die  Fangbeine  der  vollkommenen  Insecten.  Die  Gla- 
phyropteridae ,  durch  die  gleichmässige  Bildung  der  Flügel  von  Ne- 
moptera ,  der  Beine  von  Mantispa  abweichend,  zerfallen  wieder  in 
zwei  Gruppen  Myrmeleonlini  und  Hemerobini.  Die  Larven  der  er- 
stem haben  gezähnte  Saugzangen  und  auf  der  untern  Seite  des  Ko- 
pfes liegende,  unter  den  Fühlern  hervorragende,  mit  einem  grossen, 
elliptischen  Grundgliede  versehene  Lippentaster  ;  die  Fühler  der  voll- 
kommenen Thiere  sind  entweder  geknöpft  (Myrmeleon  und  Ascalaphus) 
oder  in  der  Mitte  verdickt  (Nymphes).  Die  Larven  der  zweiten  Gruppe 
(der  Hemerobini)  haben,  so  weit  sie  bekannt  sind,  ungezähnte  Saug- 
zangen und  zwischen  den  Kiefern  hervorragende,  auf  einem  Schild- 
chen stehende  Lippentaster;  die  Fühler  der  vollkommenen  Insecten  sind 
borsten-  oder  schnurförmig.  Es  gehören  dahin  die  Galtungen  Chry- 
sopa  ,  Apochrysa,  Hemerobius,  Osmylus,  Sisyra  und  Coniopteryx  (?). 

Catalogue  of  the  speeimens  of  Neuropterous  Insects  in 
the  collection  of  the  British  Museum,  Part.  I.  (Phryganides- 
Perlides).     Prinled  by  order  of  the  trustees.  London  1852. 

Der  Verfasser  dieses  Verzeichnisses  ist  F.  Walker  „so  well 
known  for  his  attention  lo  this  order  of  insects"  wie  ihn  J.  E.  Gray 
in  der  Vorrede  nennt,  der  aber  durch  die  Arbeit  selbst  den  Beweis 
liefert,  dass  er  nur  wenig  eigene  Untersuchungen  auf  diesem  Felde 
gemacht  hat.  Die  Zusammenstellung  der  Phryganiden  und  Perliden  als 
INeuroptera  braucht  nicht  erst  widerlegt  zu  werden ;  einige  Worte  über 
die  Art  der  Ausführung  werden  aber  die  Richtigkeit  meines  Ausspru- 
ches weiter  begründen.  —  Walker  hat,  wie  in  den  früher  von  ihm 
ausgearbeiteten  Katalogen  der  Dipteren  und  Homopteren  nicht  bloss 
die  im  britlischen  Museum  befindlichen  Arten  verzeichnet  und  die  neuen 
charakterisirt,  sondern  auch  die  sonst  beschriebenen  —  aber  ohne 
weitere  Kritik  —  ziemlich  vollständig  compilirt.     Auf  diese  Weise  er- 


*)  In  der  Brauer'schen  Abhandlung  kehrt  mehrmals  der  störende 
Druckfehler  Ncurop'cra  statt  IScmopfcra  wieder. 


236     Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

reicht  er  in  der  Familie  der  Phryganiden  die  Ziffer  von  467  Arten, 
von  denen  nur  163  im  briltischen  Museum  vorhanden  sind.  Hätte 
sich  W.  aber  nur  die  Mühe  genommen,  die  in  London  befindlichen 
Typen  der  von  Stephens  aufgestellten  Arten  zu  vergleichen,  so  würde 
wahrscheinlich  ein  Dritttheil  der  467  Namen  als  Synonyme  weggefal- 
len sein,  während  jetzt  z.  ß.  auf  S.  40  ff.  28  von  Stephens  beschrie- 
bene Limnophili  unter  der  Rubrik  „group  uncertain"  aufgeführt  wer- 
den. Die  Diagnosen,  durch  welche  die  meisten  Arten  bezeichnet  wer- 
den, sind  wörtlich  aus  Stephens  ,  die  Charaktere  der  Gattungen  und 
Gruppen  wörtlich  aus  Kolenati  entlehnt,  die  Synonyme  sind  aus  Piclet, 
Kolenati  und  Stephens  zusammengestellt,  die  Reihenfolge  der  Genera  ist 
die  von  Stephens  angenommene  (in  umgekehrter  Ordnung).  Eigene  Zu- 
that  des  Verf.  sind  in  dem  Werke  nur  die  Beschreibungen  der  (93) 
neuen  Arten,  diese  geben  aber  bloss  die  Färbung  der  Individuen  an,  er- 
örtern niemals  die  Unterschiede  von  verwandten  Species  und  sind  da- 
her, wenigstens  in  vielen  Fällen,  völlig  unbrauchbar.  —  Bei  den  Per- 
liden  hat  sich  Walker  genau  an  die  schöne  Monographie  von  Piclet 
gehalten. 

Hemerobini.  Westwood  hat  eine  Synopsis  der  33  bis- 
her bekannt  gewordenen  Arten  von  Mantispa  gegeben  und  13  neue 
hinzugefügt ,  welche  von  ihm  ausführlich  beschrieben  und,  mit  einer 
Ausnahme  ,  auch  auf  2  Kupfertafeln  abgebildet  sind.  „On  the  genus 
Mantispa  with  descriptions  of  several  new  species"  in  den  Trans.  Ent. 
Soc.  Vol.  I.  S.  252.  Taf.  17.  u.  18. 

Brauer  hat  die  jungen  Larven  von  Mantispa  aus  Eiern  erhal- 
ten, welche  ein  befruchtetes  Weibchen  in  der  Gefangenschaft  legte. 
Die  Eier  haben,  wie  die  Hemerobien-Eicr ,  einen  langen  Stiel,  mittelst 
dessen  sie  an  eine  Pflanze  befestigt  werden  ;  es  wurden  deren  im  Juli 
gegen  300  von  einem  Weibchen  abgesetzt,  und  im  September  krochen 
die  Jungen  aus.  Eine  genaue,  mit  einer  Abbildung  begleitete  Beschrei- 
bung ist  in  diesem  Archive  1852.  S.  1.  mitgetheilt.  Die  langen,  ge- 
raden, vorn  zugespitzten  Kiefer  der  Larve  weisen  der  Gattung  Mantispa 
einen  Platz  in  der  Familie  der  Hemerobini  an  ,  und  sprechen  für  eine 
räuberische  Lebensweise.  Die  Erziehung  der  Larven  ist  nicht  ge- 
lungen. 

Die  schöne  Arbeit  von  Hagen  über  die  Entwickelung  und  den 
innern  Bau  von  Osmylus  (Linn.  entom.  Bd.  VII,  S.  368—415.)  ist  schon 
oben   (S.  146.)  besprochen  worden. 

Phryganiiles.  Von  Schneider  wurden  (Ber.  üb.  d.  Arb. 
d.  schles.  Gesellsch.  währ.  d.  J.  1852.  S.  102.)  die  in  Schlesien  beobach- 
teten Arten  der  Gattung  Agrypnia  (2)  ,  Anabolia  (3) ,  Phrtjganea  (4) 
verzeichnet. 


während  des  Jahres  1852.  237 

Lepidoptera. 

Herrich  -  Schäffer's  „Systematische  Beschreibung 
der  Schmetterlinge  Europa's  u.  s.  w."  ist  im  Jahr  1852  mit 
fünf  Heften  (53 — 57)  fortgesetzt  worden ,  der  Bericht  über 
dieselben  bleibt  aber  besser  bis  zu  dem  nahe  bevorstehen- 
den Schlüsse  dieses  grossen  Werkes  ausgesetzt. 

Von  dem  Katalog  der  briltischen  Lepidopteren ,  welchen 
der  Vorstand  des  brittischen  Museums  herausgiebt,  sind  zwei 
neue  Theile  erschienen.  „List  of  the  speeimens  of  british  Animals 
in  the  collection  of  the  British  Museum  P.  X.  u.  P.  XII.  Printed 
by  order  of  the  trustees."  Es  liegen  in  demselben  die  Familien 
der  Tortrices  und  der  Crambidae  vor,  welche  von  F.  Ste- 
phens mit  ebenso  ruhmlicher  Sorgfalt,  wie  früher  die  Ma- 
crolepidoptera,  bearbeitet  sind  (S.  Jahresber.  für  1850.  S.  81.). 
Mehrere  neue  in  einem  Appendix  beschriebene  Tortrices 
werde  ich  unten  namhaft  machen. 

H.  Doubleday  hat  im  Zoologist  p.  35S0.  einige  Bemerkungen 
über  diesen  Katalog  veröffentlicht,  welche  sich  namentlich  auf  die  ]\'o- 
menclalur  einzelner  Arten  beziehen  ,  ausserdem  aber  bestimmt  sind, 
einen  Angriff  von  Stephens  gegen  die  von  Guenee  in  Anwendung  ge- 
brachten Grundsätze  der  Namengebung  zurückzuweisen.  Stephens 
hat  kurz  vor  seinem  im  Dec.  1852  erfolgten  Tode  eine  Erwiderung  auf 
diesen  Artikel  verfasst,  welche  im  Zoologist  1852.  Jan.  p.  3733.  abge- 
druckt ist.  Es  ist  hier  nicht  der  Ort,  auf  die  Einzelnheiten  dieser 
Discussion  einzugehen. 

Von  de  la  Haye's  Iconographie  des  Lepidoplercs  de 
France  sind  jetzt  16  Hefte  erschienen.  Ein  Text  ist  den 
hübsch  ausgeführten  Tafeln  nicht  beigefügt. 

Notice  entomologique  sur  les  environs  de  Digne  et 
quelques  points  des  Basses  Alpes  par  M.  Donzel  (Annal. 
d.  1.  soc.  Linn.  de  Lyon  1850—52.  S.  3—48.). 

Der  Verf.  hat  hier  die  in  lepidopterolögischer  Hinsicht  vorzugs- 
weise ergiebigen  J.ocalitäten  erwähnt,  auf  die  daselbst  vorkommenden 
Schmetterlinge  aufmerksam  gemacht  und  schliesslich  eine  Liste  von  205 
Macrolepidopleren  gegeben ,  welche  für  das  Dept.  des  basses  Alpes 
charakteristisch  sind,  und  bei  denen  Fundort  und  Erscheinungszeit  nä- 
her bezeichnet  werden. 

Einen  sehr  wichtigen  Beitrag  zur  Fauna  von  Italien  und 


238    Schaum:  Bericht  ober  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

zur  entomologischen  Geographie  überhaupt  lieferte  Ghili an i 
durch  die  Herausgabe  eines  Verzeichnisses  der  im  Königreich 
Sardinien  einheimischen  Schmetterlinge  „Materiali  per  servire 
alla  compilazione  della  fauna  entomologica  italiana  ossia  elenco 
delle  specie  di  Lepidotteri  riconosciute  essistente  negli  stati 
sardi  da  Vittore  Giuliani"  in  den  Memorie  della  Reale  Acca- 
demia  delle  Scienze  di  Torino.  Serie  II.  Tom.  XIV.  Tor.  1852. 

Es  sind  in  diesem  Verzeichnisse  1871  in  401  Gattungen  ver- 
teilte Arten  namhaft  gemacht,  gleichzeitig  auch  das  Vorkommen  und 
die  Erscheinungszeit  einer  jeden  näher  bezeichnet.  Da  das  Königreich 
Sardinien  aus  vier  verschiedenen  Faunengebieten  ,  der  Insel  Sardinien, 
Ligurien ,  Piemont  und  Savoyen ,  besieht,  so  hat  Gh.  besondere  Ru- 
briken für  dieselben  angelegt  und  sie  bei  jeder  Species  sorgfältig 
ausgefüllt.  Am  besten  ist  bisher  Piemont  erforscht,  am  wenigsten 
scheint  Ligurien  bekannt  zu  sein.  —  In  einem  ersten  Anhange  hat 
der  Verfasser  sechs  neue  Arten  beschrieben  (s.  u.) ;  in  einem  zwei- 
ten sind  nähere  ftliltheilungen  über  die  Lebensweise ,  in  einzelnen 
Fällen  auch  über  die  früheren  Stände  seltener  Species,  die  Beschrei- 
bungen bemerkenswerther  Abänderungen  und  Bemerkungen  über  die 
Bestimmungen  niedergelegt.  —  Die  wichtige  119  Quartseiten  lullende 
Abhandlung  verdient  in  vollem  JMaasse  die  Beachtung  der  Lepidoptero- 
logen;  sie  denselben  dadurch  zugänglicher  gemacht,  dass  der  Verf.  eine 
Anzahl  Separatabdrücke  veranstaltet  hat,  welche  von  demselben  bezogen 
werden  können. 

Verzeichniss  der  Schmetterlinge  der  Schweiz;  1.  Ab- 
iheilung Tagfalter;  mit  Berücksichtigung  ihrer  klimatischen 
Abweichungen  nach  horizontaler  und  vertikaler  Verbreitung 
bearbeitet  von  M  e  y  e  r  -  D  ü  r  (N.  Denkschr.  d.  allgem.  Schweiz. 
Gesellsch.  f.  Naturvviss.  Bd.  XII.  232  S.). 

Eine  sehr  fleissige  und  sorgfältige  Arbeit,  in  welcher  163  Arten 
Tagschmelterlinge  verzeichnet  sind  ,  nämlich  6  Fapilionarii  (indem  F. 
Cralaegi  zu  dieser  Gruppe  gerechnet  ist),  13  Fierides ,  43  Lycaenides, 
1  Erycinide  {Lucina  L.),  37  Nymphalides ,  1  Libytheide,  2  Apalurides, 
47  Satyridcs,  13  Hesperidae.  Die  Verbreitung  in  der  Schweiz  und  die 
Erscheinungszeit  ist  von  jeder  Art  so  genau  als  möglich  festgestellt; 
die  durch  das  Klima  hervorgebrachten  Verändeiungen,  welche  theils  in 
den  montanen  Formen  einzelner  Species,  theils  in  den  Verschiedenhei- 
ten der  Frühjahrs-  und  Herbstgeuerationen  zur  Erscheinung  kommen, 
sind  mit  besonderer  Aufmerksamkeit  verfolgt,  auch  bemerkenswerthe 
Abänderungen,  selbst  wenn  sie  nicht  gerade  in  der  Schweiz  beobach- 
tet wurden  ,  in  den  Kreis  der  Besprechung  gezogen.  In  Bezug  auf 
Einzelnheiten  muss  ich  mich  hier  auf  einige  wenige  Mittheilungen  be- 


während  des  Jahres  1852.  239 

schränken.  Polyommatus  Enrydice  H.  (Eurybia  0.)  wird  als  montane 
Form  des  P.  Chryseis  nachgewiesen,  welche  in  Folge  ihrer  höher  ge- 
legenen Flugplätze  später  im  Jahre  erscheint.  Erebia  Eriphyle  Fr.  ist 
der  Verf.  geneigt  als  selbstständige  Art  anzusehen,  dagegen  sind  Ere- 
bia Euryale  E.  ,  Adyte  H.  und  Philomela  H.  nach  der  auch  schon  frü- 
her entwickelten  Ansicht  des  Verf.  nur  Localformen  einer  Species. 
Sehr  ausführlich  ist  Hesperia  fritillum  mit  seinen  Abänderungen  be- 
handelt. Als  Nebenformen  desselben  werden  bezeichnet:  H.  Carthami 
0.  ,  die  grösste  Form,  Onopordi  Ramb. ,  Fritillum  Fr.,  Alpheus  Hb., 
welche  den  Uebergang  zu  den  drei  folgenden  montanen  Formen  bildet, 
Alpheus  0.  ,  Cacaliae  Ramb. ,  die  nur  auf  bedeutenden  Höhen  vor- 
kommt, und  Coecus  Fr. ,  die  kleinste  am  meisten  verkümmerte  ßerg- 
form.  —  Auf  zwei  Tafeln  sind  einige  bemeikenswerthe  Abänderungen 
abgebildet.  —  Im  Vergleich  zu  einem  im  J.  1818  erschienenen  Verzeich- 
nisse der  Schweizer  Tagschmetterlinge  ergiebt  sich  ,  dass  das  gegen- 
wärtige nur    15  Arten  mehr  enthält. 

Ad.  und  Aug.  Speyer  haben  ihre  werthvolle  im  Jahr 
1850  begonnene  Abhandlung  über  die  Verbreitung  der  Schmet- 
terlinge in  Deutschland  in  der  Ent.  Zeit.  n.  8  u.  ff.  fortge- 
setzt und  gegenwärtig  die  Bombyces  in  ebenso  gründlicher 
und  erschöpfender  Weise  wie  früher  die  Papilioniden  und 
Sphingiden  behandelt. 

Das  Verhältniss  der  deutschen  zu  den  europäischen  Arten  ist  in 
den  einzelnen  Gruppen  folgendes  :  Lilhosides  28  :  35,  Chelonides  25  :  46, 
Lip  arides  16  :  26,  Prychides  19  :  X ,  Cochliopodes  2:2,  Drepanidae 
7:7,  Saturnina  4  :  7,  Endromidae  1:1,  Bombycides  21  :  34,  ISolo- 
dontides  38  :  41,  Cossina  6:8,  Hepialides  7  :  8.  Von  jeder  einzel- 
nnn  Art  ist,  wie  früher,  die  geographische  Verbreitung  innerhalb  Deutsch- 
lands so  genau  als  möglich  angegeben,  und  auch  das  anderweitige  Vor- 
kommen erwähnt. 

Von  Heinemann  ist  (Ent.  Zeit.  S.  58.)  eine  Fortset- 
zung des  Verzeichnisses  der  bei  Braunschweig  vorkommen- 
den Lepidoptera  geliefert  worden,  (s.  Ber.  f.  1851.  S.  104.), 
welche  indessen  nur  einen  Theil   der  Noctuen  enthält. 

v.  Franzenau  hat  in  den  Mittheil,  des  Hermannslädter 
Vereins  einen  kleinen  Nachtrag  zu  dem  Verzeichnisse  der 
siebenbürgischen  Lepidopteren  geliefert  (s.  Jahresb.  f.  1850. 
S.  80.). 

Von  Interesse  ist  die  ,  wie  ich  glaube ,  neue  Beobachtung  des 
Verf.  ,  daSs  die  Nachtschmetterlinge  auf  den  Honigsaft  der  Blattläuse 
ebenso  lüstern  sind  wie   die  Ameisen,  und  dass  daher  Bäume,  welche 


240     Schaum  :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

mit  Blattläusen  besetzt  sind,  in  den  späten  Abendstunden  besonders  er- 
giebige Fangplätze  dem  Schmetterlingssammler  darbieten. 

De  Graaf  hat  in  dem  von  Herklots  herausgegebenen 
Werke  „Bouslopfen  voor  enne  fauna  van  Nederland«  eine 
Liste  der  hollandischen  Lepidoptera  mitgetheilt,  welche  nach 
der  Angabe  von  Westwood  864  Arten  enthält,  darunter  viele, 
die  in  Belgien  nicht  vorkommen.  Mir  ist  die  Abhandlung 
nicht  zugänglich  gewesen. 

Die  schwedische  Schmetterlingsfauna  erhielt  durch  Wal- 
lengren (Öfv.  Velensk.  Akad.  Förh,  S.  80.  u.  214.)  eine 
Bereicherung  von  31  Arten,  unter  denen  sich  vier  neue  Tineae 
befinden  (s.  u.). 

Einen  weiteren  Beitrag  zur  russischen  Fauna  lieferte 
Eversmann  durch  die  Beschreibung  von  17  neuen  Fallern 
im  Bull.  d.  Mose.   1852.  I.  S.  148. 

Bertoloni  hat  in  einer  vierten  Dissertation  über  die 
Insectenfauna  von  Mossambique  (die  drei  ersten  sind  Coleo- 
pteren  gewidwel  und  im  Jahresbericht  für  1849  besprochen) 
21  Arten  Papilioniden  und  Sphingiden  aufgezählt,  „llluslra- 
zione  dei  prodotti  naturali  del  Mozambico.  diss.  IV.  Insclli 
Lepidopleri  Diurni"  in  den  Act.  bonon. 

Die  verzeichneten  Species  sind  :  Charaxes  lasius  ,  Papilio  An- 
iheas,  V.  Demoleus,  P.  Cor  rineus  n.  sp.,  Vanessa  Cardui ,  V.  Clelia, 
Jlcliconia  Ccphea,  JJanais  Chrysippvs,  Titecia  Elolus,  Fontia  Achine, 
P.  Agalina,  P.  Seierina,  P.  Hecabe,  P.  Marcellina ,  Hesperia  incon- 
spicua  n.  sp.,  Synlomis  Evnolphos  Cr.,  Macroglossa  Picus ,  Deilephila 
JSerii,  D.  Celerio,  D.  Rani  an  i  n.  sp.,  Acheronlia  Alropos;  die  neuen 
sind  ausführlich  beschrieben  und  abgebildet,  ich  werde  die  Diagnosen 
derselben  unten  mitthcilen. 

Eine  von  einem  französischen  Reisenden  Lorquin  in  Ca- 
lifornien  gemachte  Insectensammlung  hat  Boisduval  Ver- 
anlassung gegeben,  einige  Bemerkungen  über  den  Charakter 
der  californischen  Schmetterlingsfauna  in  den  Ann.  d.  1.  soc. 
ent.  S.  275.  zu  veröffentlichen  und  die  neu  entdeckten  Lepi- 
dopteren  zu  beschreiben. 

Die  Bemerkungen  des  Verf.  beschränken  sich  auf  die  Rhopalo- 
ceren,  indem  erst  eine  sehr  geringe  Zahl  von  Heteroceren  bekannt  ge- 
worden ist.     Fast  alle  gehören  europäischen  Gattungen  an,  einige  sind 


während  des  Jahres  1852.  241 

sogar  mit  europäischen  Arten  identisch.  Und  während  man  in  Califor- 
nien  Arten  der  dem  amerikanischen  Conlinente  sonst  fremden  Gattun- 
gen Pamassius  und  Lhtienitis  antrifft,  fehlen  alle  exclusiv  amerikani- 
schen Formen,  die  Eryciniden ,  Heliconiden,  Leptalis,  Euterpe,  Cata- 
gramma,  Cybdelis,  Heterocbroa,  die  Morphiden,  Castnien  u.  s.  w.  Nur 
Danais  Archippe  ,  welche  sich  von  Neu -York  bis  Paraguay  erstreckt, 
findet  sich  bei  Sacramento  wieder;  Vanessa  Carye  reicht  von  Chile 
an  der  Westküste  von  Amerika  bis  nach  San  Francisco ,  wo  sie  in 
Gesellschaft  der  Van.  Cardui  und  Huntera  vorkommt.  Eine  weitere 
Uebereinslimmung  mit  der  europäischen  Fauna  zeigt  sich  auch  darin, 
dass  die  Arten  gewisser  Gattungen,  wie  Melilaea,  Argynnis  ,  Lycaena, 
Thecla  ,  Satyrus,  Syrichtus ,  Hesperia  in  einer  grossen  Zahl  von  Indi- 
viduen erscheinen. 

Die  von  Roesel  abgebildeten  europäischen  Schmetter- 
linge sind  von  Herklo  Is  in  seinem  mir  nicht  zugänglichen 
Werke  „Boustopfen  vor  enne  fauna  van  Neclerland"  bestimmt 
worden. 

Papiliones.  Die  vier  im  J.  1852  ausgegebenen  Hefte  von 
Hewitson's  Exotic  butterflies  (F.  II  — V)  enthalten  die  Beschreibungen 
und  Abbildungen  neuer  Arten  aus  den  Gruppen  der[Pieridae,  Heliconi- 
dae,  Acraeidae,   Nymphalidae  und  Erycinidae  (s.  u.) 

Von  G.  R.  Gray  ist  das  erste  Heft  eines  neuen,  mit  schönen 
Abbildungen  begleiteten  Katalogs  der  im  brittischen  Museum  befindli- 
chen Tagschmelterlinge  erschienen  „Catalogue  of  Lepidopterous  in- 
sects  in  the  collection  of  the  British  Museum  Part.  1.  Papilionidae. 
London  1852.  4.  Es  ist  hier  nur  die  Gruppe  der  Papilionarii  behan- 
delt, von  welcher  367  Arten  aufgeführt  und  72  auf  13  lithographirlen 
Tafeln  abgebildet  sind.  Im  Texte  sind  neue  Species  ,  unbekannte  Ge- 
schlechter und  bemerkenswerlhe  Abänderungen  beschrieben  ;  aus  wel- 
chem Grunde  aber  die  Synonymie  der  bereits  bekannten  Arten  in  gros- 
ser Ausführlichkeit  mitgelheill  ist,  ist  um  so  weniger  einzusehen,  als 
sie  bereits  in  Doubleday's  und  Hewitson's  Genera  of  diurnal  Lepido- 
ptera  vollständig  enthalten  ist.  Die  neu  aufgestellten  Arten  sind:  Pa- 
pilio  (Ornühoplera)  Richmondia  vom  Richmond  River  aus  Neu-Süd- 
VVales;  P.  (0.)  Pronomus  (das  Weibchen  wurde  von  Weslwood  als 
Weibchen  des  Poseidon  beschrieben)  vom  Cap  York  in  Nord  -  Austra- 
lien ;  P.  (0.)  Ar  chideus  (nur  das  Weibchen  ist  bekannt,  welches  von 
Boisduval  Voy.  de  l'Astr.  als  Weibchen  des  Priamus  abgebildet  ist) 
vonCelcbes;  P.  (0.)  Euphorion  (nur  das  Weibchen,  welches  von  E. 
Doubleday  als  ein  Weibchen  von  Priamus  angesehen  wurde)  aus  Nord- 
australien ;    sämmllich   aus    der    nächsten    Verwandtschaft    des  Priamus 

Archiv  f.  Naturgesch.  XIX.  Jabrg.  2.  Bd.  Q 


242     Schaum:   Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

(und  wohl  alle  nur  locale  Abänderungen  dieser  Art);  Pap.  Jophon 
von  Ceylon,  dem  Diphilus  Esp.  (Folidorus  Crani.)  sehr  nahe  kommend; 
P.  Pai  malus,  dem  Anticrates  Doubl,  verwandt,  aus  Australien  ;  P. 
Patros  vom  Amazonenflusse,  zwischen  Caudius  Hb.  und  Orchamus  13. 
gestellt;  P.  Panares  von  Mexieo  mit  Serapis  13.  verwandt;  P.  Ze- 
stos  von  Honduras;  P.  Diceros  von  Fara,  P.  Cixius  vom  Amazo- 
nenflusse, P.  Erlaces  aus  Bolivien  ,  P.  Cyphotes  aus  Südamerika; 
P.  Eurybates  aus  Bolivien;  P.  Thelios  von  Fara  ;  P.  E  rge  t  el  es 
vom  Amazonenflusse;  P.Parsodes,  P.  Hier  o  cles  und  P.  Aglaope 
von  Para  ;  P.  Eupales  aus  Brasilien;  P.  Cyamon\om  Amazonen, 
flusse ;  P.  Evag  oras  Westw.  MS.  von  Venezuela  ;  P.  Rhetus  Boisd. 
MS.  von  Guatimala  ;  P.  Aconophos  von  Fucbla  in  Mexico;  P.  Ulo- 
pos  von  Mexico;  Parnassius  Acco,  P.  Simo  und  P.  Charalo- 
n  ins  von  dem  16,000  Fuss  hohen  Flateau  der  chinesischen  Tarlarei. 
Von  der  Gattung  Sericinus  Westw.  sind  hier  vier  Arten  unterschieden, 
nämlich  der  echte  V.  Telamon  Don.  von  Peking  (nur  aus  Donovan's  Ab- 
bildung bekannt),  S.  Monlela  (Telamon  Westw.  et  Hevv.),  S.  Tel- 
mona,  S.  For  tun  ei,  alle  aus  dem  nördlichen  China. 

Lucas  bat  die  in  der  entomologischen  Sammlung  des  Jardin  des 
plantes  befindlichen  neuen  Fapilioniden  zu  beschreiben  begonnen,  und 
bereits  sechs  Decaden  derselben  bekannt  gemacht  (Guer.  Rev.  et  Mag. 
d.  Zool.  S.  128,  189.  290,  324,  422.). 

Papilionarii.  —  Lucas  hat  (a  a.  0.)  folgende  neue  Arten 
dieser  Gruppe  aufgestellt:  Papilio  Godarlianus  von  den  Inseln  des 
stillen  Meeres,  P.  Celadon  aus  Nordamerika,  dem  Sinon  Fabr.,  mit 
welchem  er  von  Cramer  vermengt  ist,  ähnlich;  P.  A  rcesi  laus  eben- 
falls aus  Nordamerika,  aus  der  Verwandtschaft,  des  Ajax;  P.  Caci- 
cus  aus  Columbien,  dem  F.  Gray?  und  Cleotas  nahe  stehend  ;  P.  S a- 
dalus  von  Quito,  P.  Eurydorus  aus  der  Frovinz  St  Catherine  in 
Brasilien,  P.  l'hryneus  von  Cayenne,  P.  Zelicaon,  dem  Machaon 
überaus  ähnlich,  aus  Calübmicn,  P.  Rululus  und  P.  Eurym  ed  on, 
dem  Turnus  sehr  nahe  verwandt,  ebendaher,  P.  Phronius  aus  Ca- 
yenne, P.  Zeuxis  von  Venezuela,  P.  Bochus,  von  Cramer  und  Go- 
dart  mit  Aeneas  L.  vermengt,  aus  Cayenne,  P.  Orbigny anus  aus  den 
Umgebungen  von  Conienles,  P.  Gayi  aus  Peru,  P,  2V  eo  damas ,  dem 
Polydamas  und  Protodamas  sehr  ähnlich,  von  den  Antillen, 

Fünf  neue  Arten  sind  ferner  von  Hewitson  (Trans,  entom. 
Soc.  11.  S.  22)  beschrieben  und  (Taf.  5.  u.  6.)  abgebildet  worden: 
Papilio  Telearc  litis  aus  Sylhet,  P  aus  anias  ans  Surinam  und  vom 
Amazonenflusse,  Chabrias  und  Orellana  vom  Amazonenflusse, 
Sakontala  aus  Sylhet. 

In  Californien  sind    bisher  folgende  Arien    dieser  Gruppe   beob- 


während  des  Jahres  1852.  243 

achlet  und  von  Boisduvai  (Ann.  d,  1.  soc.  ent.  S.  279.)  verzeich- 
net worden:  Papilio  Rutulus,  P.  E  urij  ?nedon,  P.  Zolicaon, 
drei  neue  Arten  ,  P.  Pkilcnor  Linn.  ,  Parnassius  Nomion  Fisch.,  Parti. 
Smintheus  Doubl.  ,  Farn.  Clarius  Eversm.  Die  californischen  Exem- 
plare des  letzlein  weichen  nur  unerheblich  von  den  sibirischen  ab. 
Die  drei  neuen  Papilionen  und  Parn.  Clarius  sind  durch  ausführliche 
Beschreibungen  kenntlich  gemacht,  die  ersteren  sind  gleichzeitig  von 
Lucas  unter  denselben  Kamen    beschrieben   (s.  o.) 

Zu  erwähnen  ist  ferner:  Papilio  Corrineus  Bertoloni  (I. 
c.)  aus  Mossambique :  alis  denlatis  nigris,  fascia  interrupta  maculisque 
albo-lacleis  ,  subtus  nigro-ochraeeis  ,  basi  rubro-lateritia. 

Pierides.  —  Die  californischen  von  Boisduval  (Ann.  d.  1. 
soc.  entom.  S.  287.  aufgezählten  und  so  weit  sie  neu  sind  auch  be- 
schriebenen Arten  dieser  Gruppe  sind:  Picris  Sisymbrii,  unserer 
P.  Kapi  etwas  ähnlich,  P.  Leucodice  Eversm.,  P.  Protodice  Boisd.,  An- 
thocharis  lanceolata,  Anth.  Sara  vom  Aussehen  der  Cardamines, 
Rhodocera  Rkamni  L. ,  Colias  Eurytheme,  vielleicht  nur  eine  Ab- 
änderung der  russischen  Chrysotheme,  Col.  Amphidusa,  in  der 
Färbung  der  Edusa  ähnlich,  vielleicht  nur  Abänderung  der  vorigen. 

Lucas  theille  (a.  a.  0.)  die  Beschreibungen  von  folgenden  im 
Jardin  d.  plantes  befindlichen  neuen  Species  mit:  Euterpe  Caesarea 
aus  Columbien,  E.  Notha  von  Venezuela,  E.  Hebra  aus  Columbien, 
E.  Cora  aus  den  Umgebungen  von  Cusco  (Peru),  E.  Telasco  und 
E.  7iio  des  ta  ebendaher,  E.  Semiratnis  aus  Columbien,  E.  Se- 
it ennica  aus  Mexico,  E.  Beroe  von  Bogota,  Leptalis  Lewyi  von 
Bogota,  L.  Euryope  aus  Mexico,  L.  Foedora  von  Venezuela,  L. 
Kollari  von  Bio  Janeiro,  Pieris  Caesia  von  Quito,  P.  Nesba  aus 
Chili,  P.  Bcrenice  von  Sylhet ,  P.  ilombronii  aus  Arnboina,  P. 
Jacquinolii  aus  Keu-Guinea,  P.  Nabis  aus  Neuholland,  P.  peru- 
viana von  Peru,  P.  abyss  inica  aus  Abyssinien,  P.  Erota  frag- 
lich aus  Columbien,  P.  Stammata  von  Venezuela,  P.  Eleusis  aus 
Columbien,  P.  Helena  von  Quito,  P.  Nadina  von  Silhet,  P.  Phi- 
lonome  aus  Java,  P.  Ida  ebendaher,  P.  Athoma  aus  Keii-Guinea, 
P.  Xanlhodice  von  Venezuela  und  Peru,  Anthocharis  lanceolata, 
A.  Sara  beide  aus  Kalifornien  (und  unter  denselben  Kamen  gleich- 
zeilig  von  Boisduva  1  beschrieben  s.  o.)  ,  A.  Ausonides  ebenda- 
her, A.  Eurygone  von  Guinea,  A.  Auxo  von  Port  Katal ,  A.  Zera 
vom  Senegal,  A.  Isaura  aus  Abyssinien  ,  A.  Celiinene  ebendaher, 
Idmais  Amelia  vom  Senegal,  I.  Velleda  aus  Abyssinien,  Goneple- 
ryx  Terissa  von  St.  Domingo  und  Jamaica,  Terias  sinensis  aus 
China,   T.   'lelia  aus  Columbien,   T.  angulipennis    aus  Neuholland. 

Von  llevvitson  wurden  (Exot,  butteifl.  P.  3.)  Pieris  Ag  o  s  tina 


244    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen   in  der  Entomologie 

aus  Ostindien,  P.  Nera  aus  Quito,  P.   Malenka    von  Venezuela    und 
P.  Lorena  aus  Qu  to  als  n.  A.  beschrieben  und  abgebildet. 

Acraeidae.  —  Acraea  Abder a  von  Fernando  Po,  A.  Aciiaca 
von  Port  Matal,  A.  Alciop  e  aus  dem  westlichen  Africa,  A.  Aganice 
von  Port  Natal  und  A.  Alcione  sind  fünf  neue  von  Hewitson 
(Exot,  buttern".  P.  2.)  beschriebene  und  abgebildete  Arten. 

H  eli  coni  da  e.  —  Die  Gattung  Iihomia  wurde  von  Hewitson 
(a.  a.  0.  P.  III.)  mit  sechs  und  Heliconia  mit  vier  neuen  Arten  be- 
reichert:  llh.  Aelia  vom  Ainazonenflusse  ,  1.  P  alilla  aus  Mexico, 
/.  Leila  ebendaher,  /.  Fiametla  aus  Südamerika,  /.  Thea  und  J. 
Tutia  vom  Ainazonenflusse;  Hei.  Xeno  clea  unbekannten  Vaterlan- 
des, Hei.  Anderida  aus  Honduras,  H.  Quitalena  aus  Quito,  H. 
Aristiona  aus  Columbien. 

N  ymph  ali  des.  —  Die  bis  jetzt  in  Californien  beobachteten 
Arten  dieser  Gruppe  hat  Boisduval  (Ann.  d.  1.  soc.  ent.  S.  301.) 
verzeichnet.  Sechs  derselben  sind  neu  und  von  13.  hier  zuerst  beschrie- 
ben :  Limenilis  Eulnlia  Doubl.,  L.  L  o  rquini,  Argynnis  Callipp  e 
grösser  als  irgend  eine  der  europäischen  Arten,  A.  Zerene,  A. 
Ast  arte  Doubl  ,  Melilaea  Chalcedon  Doubl.,  M.  Editha,  M.  Palla, 
M.  pulchella  (Tharos  Drury),  Vanessa  Progne  Cr.,  V.  californica, 
V.  Antiopa  L. ,  V.  Alalanla  L. ,  V.  Cardui  L. ,  V.  Hunlera  Fabr.,  V. 
Carye  Hb.,   V.  Coenia  Hb. 

Zahlreiche,  meist  neue,  Arten  dieser  Gruppe  wurden  von  He- 
witson (Exotic  butterflies  P.  2.  3.  4  und  5)  durch  Beschreibungen 
und  schöne  Abbildungen  bekannt  gemacht:  Eresia  P hillgr a  aus  Me- 
xico, E.  Pella  vom  Amazonenflusse,  E.  Pelonia  aus  Quito,  E. 
Perilla  ebendaher,  E.  Per  na  von  Rio- Janeiro,  E.  Polina  aus 
Quito;  Cybdelis  Concordia,  C.  Cinara,  C.  Celma,C.  Casta- 
lia,  C.  Clylia,  alle  vom  Ainazonenflusse,  C.  Eurola  Cram.  ange- 
schlossen, mit  welcher  Doubleday  ohne  Grund  die  Gattung  Callianira 
gebildet  hatte;  Epicalia  Salacia  Hew.  $,  E.  Sabrina  Hew.  $,  E. 
Nyclimus  Weslw.  von  Venezuela,  E.  Penlhia  (Nymph.  Micalia  God.  non 
Fabr.);  Timeles  Beriana  aus  Quito,  T.Norica,  T.  lulelina  vom 
Ainazonenflusse,  Cybdelis  Diotima  aus  Quito  und  Bolivien,  C.  JBe- 
cliina  vom  Ainazonenflusse,  C.  Careta  ebendaher,  C.  Norica  aus 
Columbien,  C.  Phar salia  vom  Amazon enflusse  ,  Eubagis  Serina 
Fabr.,  E.  Racidula ,  E.  Decima,   E.   Erchia  ebendaher. 

Ferner  sind  zu  erwähnen  : 

Salyrus  Nurag  Ghiliani  (Wem.  d.  Accad.  di  Tor.  II.  Ser. 
Tom.  XIV.)  aus  Sardinien,  dem  S.  Hispulla  Esp.  verwandt. 

Salyrus     Ariane,    Sthenele,    Galactinus    Boisduval 


während  des  Jahres  1852.  245 

(Ann.  d.  I    soc.  ent.  S.  307.)  aus  Californien.     (Ausserdem   findet  sich 
in  Californien  noch  S.  californius  Doubl.). 

Erycinidae.  — Dieser  Gruppe  fügte  H  ewi  tson  (a.  a.  0.  P.V.) 
6  neue  Arten  von  Limnas  und  7  von  Nymphidium  hinzu:  L.  Xarifa 
von  Venezuela,  L.  Zoega  aus  Minas  Geraes,  L.  Unxia  \on  Rio  Ja- 
neiro, L.  Volusia  ebendaher,  L.  Vilula  und  L.  Thyatira  vom 
Amazonenflusse,  N.  Are  tos,  N.  Agle,  N.  Ascolia,  N.  B  ae  otia, 
iV.  Ch  aonia,  N.  Gela  sämmtlich  ebendaher  und  N.  Lycorias  aus 
Honduras. 

Lycaenides.  —  Die  in  Californien  von  Lorquin  gesammelten 
Arten  dieser  Gruppe  sind  mit  Ausnahme  von  Thecla  Melinits  Hübn. 
(Favonius  Boisd.)  und  Lycaena  Pseudargiolus  Boisd.  et  Le  C.  alle  neu 
und  von  Boisduval  (Ann.  d.  1.  soc.  entom.  d.  Franc.  S.  287.  be- 
schrieben: Thecla  Sylvinus,  Th.  aurelorum,  Th.  saepium,  Th. 
Grunus,  Th.  iroides,  Th.  E  ry pho  n,  Th.  dumetorum,  vielleicht 
nur  locale  Ausartung  unserer  Th.  rubi  ,  Polyommalus  hypophlaeas, 
P.  h  elloides ,  P.  Gorgon,  P.  xan  thoides ,  P.  Arota,  Lycaena 
Amyntula,  L.  exilis,  L.Antaegon  (L.  Acmon?  Westw.  et  Hew.), 
L.  Xercesf  L.  S  a  epiolu  s ,  L.  icarioide  s,  L.  Pheres,  L.  he- 
te  ronea,  L.  Enoples,  L    Piasus,  L.  Antiacis. 

Die  Raupe  und  Puppe  des  Polyommalus  Corydon  wurde  von 
Zeller  Ent.  Zeit.  S.  425.  beschrieben;  die  erstere  findet  sich  bei 
Glogau  stets  auf  Coronilla  varia,  deren  Blüthenknospen ,  Blätter  und 
selbst  Stengelspitzen  sie  abfrisst ,  geht  zur  Verpuppung  an  die  Erde, 
vielleicht  auch  in  dieselbe,  und  verwandelt  sich  stets,  ohne  einen  Fa- 
den um  den  Leib  zu  spinnen. 

Hesperides.  —  Boisduval  hat  in  den  Ann.  d.  1.  soc.  ent. 
d.  Franc.  S.  310  ff.  die  zahlreichen  in  Californien  ^beobachteten  Arten 
der  Hesperien  verzeichnet  und,  so  weit  sie  neu  sind,  beschrieben:  Eu~ 
damus  Balhyllus  Ahbot,  Thanaos  Cervantes  Graslin,  um  wenig  grösser 
als  die  spanischen  Exemplare  dieser  Art,  7A.  Brno  Boisd.  et  Le  C, 
Th.  jurenalis  Fabr.,  Th.  tristis  n.  sp.,  Syrichlus  Oilus  Linn.  (Tarta- 
rus Hb.),  8.  ruralis,  S.  caespitalis,  S.  scriptura,  S.  erice- 
torum,  vier  n.  A.,  Hesperia  comma  L. ,  //.  sylca?ius  Fabr.  ,  //.  syl- 
vano  ide  s  ,  H.  nemorum ,  H.  ag  ricola,  H.  p  art  incola ,  //.  r«. 
ricola,  //.  campestris,  H.  sabuleti,  neue  Arten,  //.  cernes 
Boisd.   et  Le  C,  H.  phylaeus  Drur.,   //.  ?  vestris  n.  sp. 

Als  n.  A.  ist  ferner  zu  erwähnen:  Hesperia  inconspicua 
Bertoloni  (Act.  Bonon.)  aus  Mossambique:  alis  concoloribus,  oliva- 
cco-fuscis,  anticis  maculis  octo  albo  -  pellucidis  angulosis  in  circulum 
oisposilisj  poslicis  punetis  quinque  diaphanis  subtus  visibilioribus. 


246     Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

Wycialideae.  Die  Gattung  Agarista  wurde  von  Boisduval 
(Ann.  d.  1.  soc.  ent.  d.  Fr.  S.  320.)  mit  einer  neuen  californischen  Art 
A.  guttata  bereichert. 

Splaüng-es.  Neue  Arten  sind  : 
Deilephila  Ranz  an  i  Bertoloni  (Act.  Bonon.)  aus  Mosambique: 
olivaeeo-fusca,  alis  anticis  zonis  transversalibus  flexuosis  obscuris,  ma- 
culis  tribus  candidis  fere  centralibus,  postica  maiori  angulosa;  posticis 
margine  externo  obscuriori;  abdomine  supra  zonis  fuscis  albisque  alter- 
nantibus. 

Pterogon  Clarhiae  und  Arctonotus  lucidus  Boisduval 
(Ann.   d.  1.  soc.   entom.  S.  319.)    aus  Californien. 

Sesiariae*  Als  n.  A.  sind  Sesia  o  dyncri  formis  und  bra- 
coni  formis  Ghiliani  (üklem.  d.  Accad.  d.  Tor.  Ser.  IL  Tom.  XIY.) 
aus  Sardinien  zu  erwähnen. 

Nickerl  fand  die  Puppen  von  Sesia  eulieiformis  und  scoliae- 
formis  unter  der  Binde  einjähriger  Birkenstöcke,  welche  in  Folge  von 
Verletzungen  Risse  oder  Spalten  erhalten  hatten.  Diese  Spalten  ma- 
chen es  dem  Weibchen  möglich,  die  Eier  mittelst  seiner  Legeröhre  an 
den  Splint  abzulegen  (Lotos  1852.    S.  114.). 

Castniae»  Boisduval  theilte  (Bull.  d.  1.  soc.  ent.  d.  Fr. 
S.  LIII.)  die  von  B  ar  in  Cayenne  gemachte  Beobachtung  mit,  dass  die 
Raupen  von  Castnia  in  den  Stämmen  der  Fahnen  ihre  Verwandlung  be- 
stehen und  den  Cossus-Raupen  auch  imAeussern  sehr  ähneln.  Es  ist 
Boisduval  entgangen,  dass  diese  Thatsache  schon  von  Klug  in  seiner 
Abhandlung  über  Synemon  festgestellt  ist  (S.  Jahresber.  f.  1850.  S.  89.), 
und  dass  Klug  auch  bereits  die  Folgerungen  gezogen  hat,  welche  sich 
aus  dieser  Lebensweise  für  die  systematische  Stellung  der  Castnicn 
ergeben. 

Ey^aenädes.  Eine  neue  Art  ist  Glaucojris  lalipennis 
Boisduval  (Ann.  d.  1.  soc.  entom.    d.  Fr.  S.  320.)  aus  Californien. 

Bombyce§.  Als  californische  Arten  wurden  von  Boisdu- 
v  al  (Ann.  d.  1.  soc.  ent.  S.  321.)  verzeichnet:  Chelonia  dahurica  Boisd., 
Ch.  caja  L.,  Ch.  vir  ginalis  n.  sp.,  Arclia  fuliginosa  Linn.,  A.  va~ 
gans  n.  sp.  aus  der  Gruppe  der  Cheloniden ,  Orgya  vetusta  n.  A. 
aus  der  Gruppe  der  Bombyciden,  Cossus  Robiniae  n.  A.  aus  der  der 
Zcuzeriden,  Saturnia  E  g  lanterina ,  eine  sehr  schöne  neue,  mit  Pro- 
serpina Abbot  verwandte  Art. 

Der   Coccou    des    Lei  Bombay    und   in    China   häuJigen   und  auf 


während  des  Jahres  1852.  247 

den  Bäumen  der  Gattung  Jambolifera  .lebenden  Bombyx  paphia  Fabr. 
(mylitla  Drury)  wurde  von  Laboulbene  beschrieben  und  abgebildet 
(Ann.  d.  I.  soc.  ent.  S.  535.  pl.  15.  IN.  IV.).  Er  ist  besonders  durch 
einen  5  Centimeter  langen  Anhang  bemerkenswert!!  ,  welcher  einem 
Blattstiele  nicht  ganz  unähnlich  ist.  Dieser  seltsame  Anhang  endigt 
sich  in  einem  Ringe,  welcher  den  Zweig  zu  umfassen  scheint,  an  den 
der  Coccon  angeheftet  ist.  Die  Seide  des  Coccons  ist  nur  leicht  zu- 
sammengeklebt und  kann  ,  mit  Einschluss  des  Stieles  und  des  Ringes, 
vollständig  abgewickelt  werden  ,  da  sie  überdem  solider  ist  als  die 
aller  andern  bisher  untersuchten  Gcspinnste,  so  dürfte  sie  vielleicht  für 
die  Industrie  Bedeutung  erlangen. 

Drei  neue  französische  Arten  von  Psyche  sind  von  Boisduval 
(Bull.  d.  I.  soc.  ent.  d.  Franc.  S.  XXII.)  mit  einigen  Worten  charak- 
terisirt  worden;  Ps.  G  rasli  nella  gehört  in  die  Verwandtschaft  der 
Ps.  apiformis,  die  Flügel  sind  weisslich,  die  hinlere  Hälfte  der  obern 
und  der  Rand  der  untern  rauchig  schwarz  ,  der  Sack  ist  von  dem  der 
Ps.  apiformis  kaum  zu  unterscheiden.  Ps.  M Uli  er  eil  a  ähnelt  der 
Ps.  albida ,  hat  aber  kürzere  breitere  Flügel  und  einen  kräftigeren 
Körper.  Der  Sack  ist  von  einem  Moose  gebildet,  welches  Hypnum  re- 
cens  zu  sein  scheint;  Ps.  stomoxella  reiht  sich  an  Ps.  tabanella, 
muscella  und  hirsutella  an,  ist  aber  kräftiger,  behaarter  und  etwas 
schwärzer  als  diese  drei  Arten,  der  Sack  gleicht  ganz  dem  der  nitidella, 
ist  aber  doppelt  so  gross. 

Die  brittischen  Arten  von  Psyche  hat  Bruand  einer  Prüfung 
unterworfen.  Als  Resultat  derselben  hat  sich  ergeben,  dass  Psyche  re- 
ticella  Newm.  neu  ist;  Ps.  radiella  Curt.  ist  =  pulla  Esp. ;  Ps.  ni- 
tidella Steph.  =  intermediella;  Ps.  fenella  Newm.  =  opacellaU.  Seh.; 
Ps.  nigricans  Curt.  scheint  von  villosella  verschieden  zu  sein.  (Proc. 
Ent.  Soc.  Vol.  II.  p.  82.). 

Der  Schmetterling  ,  dessen  Raupe  auf  den  Hinterleibssegmenten 
der  chinesischen  Fulgora  candelaria  gefunden  wird  und  dessen  im  vo- 
rigen Berichte  S.  10.  Erwähnung  geschah,  wurde  von  Bo  wring  der 
entomologischen  Gesellschaft  in  London  unter  dem  Kamen  Epipy- 
rops  anomala  eingesandt.  Proc.  ent.  Soc.  March  1852.  Ich  habe 
Gelegenheit  gehabt,  denselben  aus  eigner  Anschauung  kennen  zu  ler- 
nen und  glaube  ,  dass  der  weisse  wollige  Puder  ,  mit  welchem  die 
Raupen  nach  Art  eines  Goccus  bedeckt  sind,  kein  Product  der  Raupen 
selbst,  sondern  ein  Sack  ist,  welcher  aus  dem  wachsartigen,  durch  die 
Haulbedeckung  hindurchschwitzenden  Exsudate  der  Fulgoren  gebildet 
wird.  Dass  die  Raupe  ein  Parasit  der  Fulgora  ist,  d.  h.  von  der  Kör- 
persubstanz der  letztern  sich  nähre,  ist  wohl  in  keinem  Falle  anzu- 
nehmen. 


248     Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

Schreiner  wies  in  der  Ent.  Zeit.  S.  101    nach,  dass  Lithosia 
helveola  und  L.  depressa  Männchen  und  Weibchen  einer  Art  sind. 

Ufoctuae*  Eins  der  wichtigsten  entomologischen  Werke  und 
dem  Umfange  nach  jedenfalls  das  bedeutendste,  welches  im  J.  1852 
herausgegeben  wurde,  ist  eine  systematische  Bearbeitung  der  Noctuae 
von  Guenee,  Sie  bildet  eine  Fortsetzung  zu  Boisduval's  bekannter 
Monographie  der  Tagschmetterlinge  und  führt  den  Titel  „Histoire  na- 
turelle des  lnscctes.  Species  general  des  Lepidopteres  par  MM.  Bois- 
duval  et  Guenee  tom.  V— VII.  Noctuelites  par  M.  A.  Guenee 
Tom.  I — III."  Ouvrage  accompagne  de  planches.  Paris  8.  Der  Verf. 
hat  in  diesem  überaus  fleissigen  und  gründlichen  Werke  die  Resultate 
vieljähriger  Untersuchungen  niedergelegt  und  nicht  allein  eine  neue 
Eintheilung  der  Familie  gegeben,  sondern  auch  gegen  2000  meist  exo- 
tische Arten  beschrieben.  Hinsichtlich  der  bekannteren  europäischen  Spe- 
cies hat  er  sich  dagegen  auf  die  Mittheilung  der  wichtigsten  Synonyme 
beschränkt.  Obgleich  das  Werk  jedem  speeifischen  Lepidopterologen 
unentbehrlich  ist,  halte  ich  es  doch  bei  der  grossen  Wichtigkeit  des- 
selben für  angemessen  ,  hier  eine  gedrängte  Anzeige  des  reichen  In- 
haltes mitzutheilen.  In  der  Vorrede  erörtert  der  Verf.  den  Plan  seiner 
Arbeit  und  erwähnt  die  Hülfsmittel  ,  welche  ihm  für  die  Ausführung 
derselben  zu  Gebote  standen.  Er  spricht  sich  hier  ferner  über  die 
Unzulänglichkeit  der  künstlichen  auf  einzelne  empirische  Kennzeichen 
des  vollkommenen  Insectes  basirten  Klassificationsmethoden  aus,  und 
bezeichnet  die  Aufstellung  eines  natürlichen  Systems,  dessen  Abiheilun- 
gen ein  Ensemble  von  Charakteren  zur  Grundlage  haben,  und  welches 
in  gleicher  Weise  auf  die  Lebensverhältnisse  und  früheren  Stände  wie 
auf  die  Gesammtorganisation  des  Schmetterlinges  Bezug  nimmt,  als  die 
Aufgabe,  deren  Lösung  er  angestrebt  hat.  Allerdings  ist  ihm  dieselbe 
durch  unsere  geringe  Bekanntschaft  mit  der  Naturgeschichte  der  exoti- 
schen Arten  bedeutend  erschwert  worden.  Sodann  giebt  er  in  einem  „Ge- 
neralites"  betitelten  Abschnitte  eine  ausführliche  Darstellung  des  Baus 
der  Noctuen  in  ihren  verschiedenen  Ständen,  und  schliesst  hieran  eine 
Uebersicht  über  die  früheren  systematischen  und  faunistischen  Werke, 
welche  sich  ebenso  sehr  durch  die  anziehende  Form  ,  in  der  sie  ge- 
schrieben ist,  als  durch  die  wohlbegründete  und  namentlich  von  natio- 
nalen Vorurtheilen  völlig  freie  Kritik,  die  hier  in  Anwendung  gebracht 
wird,  empfiehlt.  —  Den  speciellen  Theil  des  Werkes  beginnt  der  Verf. 
mit  einem  Expose  der  Familienkennzeichen,  welches  sich  seiner  Länge 
halber  hier  nicht  wohl  zu  einer  Mittheilung  eignet,  und  stellt  es  frei, 
ob  man  die  Noctuae,  dem  gewöhnlichen  Gebrauche  zufolge,  zwischen 
die  Bombyces  und  Geomelrae  einschalten  oder  auf  die  letztem  folgen 
lassen  will,  indem  man  dann  an  diese  die  Anthophilidae,  Erastridae 
und  Phalanoidae  anreiht.  Diese  letztere  Anordnung  würde  sich  dadurch 


während  des  Jahres   1852.  249 

empfehlen,  dass  die  Noctuae  genuinae  Gn.  sich  auf  eine  sehr  natürli- 
che Weise  mit  ihren  verwandten  Deltoidae,  Pyralidae  und  den  Micro- 
lepidopteren  verbänden.  Die  Geometrae  mussten  in  diesem  Falle  an 
die  ßombyces  durch  die  Genera:  Amphidasis,  Nyssia  etc.,  welche  echte 
spannende  ßombyces  sind,  angereiht  werden.  —  Will  man  sie  aber 
dem  Herkommen  gemäss  nach  den  Bombyccs  folgen  lassen,  so  geschieht 
die  Verbindung  ganz  zweckmässig  durch  die  Noctuo- ßombycidae  und 
die  Bombycoidae. 

Guenee  theilt  nun  das  grosse  Heer  der  Noctuae  zuerst  in  zwei 
grosse  Abtheilungen  (Phalanges),  in  die  Trifidae  und  die  Quadrißdae, 
welche  er  wiederum  in  Tribus  zerlegt,  von  denen  auf  die  erste  3, 
auf  die  letztere  8  kommen.  Für  die  Iste  grosse  Phalanx  Trifidae  giebt 
er  folgende  Hauptcharakfere :  die  Raupen  leben  in  freier  Luft,  endo- 
phytisch  oder  subterran  ;  Puppe  meist  in  der  Erde  sich  verwandelnd; 
die  mehr  oder  weniger  entwickelten  Palpen  haben  das  letzte  Glied 
niemals  sehr  lang,  noch  spatclförmig;  Flügel  von  mittler  Grösse,  die 
oberen  jederzeit  mit  einer  ausgebildeten  Areola  oberhalb  der  Mittel- 
zelle (areole  suscellulaire\  die  unteren  immer  weniger  consistent,  als 
die  oberen  ,  anders  gefärbt,  meist  einfarbig  und  ohne  Auszeichnung, 
die  Vena  mediana  der  Unterflügel  nur  mit  drei  Aesten  ,  so  dass  der 
erste  oder  oberste  derselben  (von  Guenee  auch  nervule  independante 
genannt)  entweder  fehlt  ,  oder  nur  rudimentär  vorhanden  ist  und  im 
letzteren  Falle  gegen  die  Mitte  der  Zelle  ,  dicht  bei  der  Zellularfalte 
eingefügt  ist.  In  der  Ruhe  sind  die  Unterflügel  zusammengelegt  und 
gänzlich  von  den  oberen  bedeckt,  welche  gegen  die  Fläche,  worauf 
das  Thier  sitzt,  eine  mehr  oder  weniger  geneigte  Richtung  haben.  — 
Zu  dieser  sehr  homogenen  Phalanx  gehören  etwa  l9/zo  unserer  euro- 
päischen Eulenspecies.     Sie  zerfällt  in  folgende  3  Tribus: 

1)  Bombyciformes  Gn.  mit  3  Familien  : 

a)  ISocluo-Bombycidae  Bsdvl.  Vaterl.  beide  Continente.  ßeisp. 
Thyahjra  derasa  Lim.   —   Cymalophora  rvficollis  W.  V. 

b)  Bryophilidae  Gn.  Vaterl.  Europa  und  Amerika,  ßeisp.  Bryo- 
phila  fraudatricula  Hüb. 

c)  Bombycoidae  Bsd.  enthältEuropäer  und  Exoten,  ßeisp.  Acro- 
nycta  Psi  Linn. 

2)  Genuinae  Gn.  mit  10  Familien  : 

a)  Leucanidae  Gn.  Vaterl.  die  ganze  Welt,  ßeisp.  Leucania  lurca 
Linn.,  pudorina  W.  V. 

b)  Glotlulidae  Gn.  enthält  fast  nur  Exoten^  Beisp.  Gloltirfa  pari- 
er atii  Cyrillo. 

c)  Apamidae  Gn.  Vaterl.  die  ganze  Welt.  Beisp.  Gortyna  fla- 
rago  W.  V.,  Neuria  saponariae  De  Geer,  lleliophobus  popularis 
Fab.,  Episema  IrimacuJa  W.  V.,  Lvperina  cespitis  W  V  .  #/#- 
mestra  brassicae  Linn.;  Apamea  gemina  Hüb,  etc. 


250     Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

d)  Caradrinidae  Bsd.  enthält  fast  nur  Europäer.  Beisp.  Caradrina 
alsines  Brkh.,  ambigua   W.  V. 

e)  Noctuidae  Bsd.  Vaterl.  die  ganze  Welt.  Beisp.  Agrolis  val- 
Ugera  W.  V. ,  tritici  Linn.,  Triphaena  fimbria  Linn.,  Noctna 
depuncla  Linn. 

f)  Orthosidae  Gn.  Vaterl.  Europa  und  Ameiika.  Beisp.  Trachea 
piniperda  Naturf. ,  Taeniocampa  gothica  Linn. ,  Orthosia  Ypsi- 
lon W.  V.,  Cerastis  vaccinii  Linn.,  Xonthia  cilrago  Linn. 

g)  Cosmidae  Gn.  Vaterl.  Einopa  und  Amerika.  Beisp.  Telhea 
relusa  Linn.,  Euperia  fuhago\V.\.,  DicyclaOo  Linn.,  Cosmia 
trapezina  Linn. 

h)  Hadenidae  Gn.  Vaterl.  die  ganze  Welt.  Beisp.  Dianlhoccia 
cucubali  W.  V.,  Hecatera  dysodea  W.  V. ,  Folia  chi  Linn.,  Va- 
leria  oleagina  W.  V.,  Miselia  bimaculosa  Linn.,  Jaspidia  celsia 
Linn. ,  Phlogophora  meliculosa  Linn. ,  Aplecta  herbida  W.  V., 
Hadena  satura  W.  V. 

i)  Xylinidae  Gn.  Vaterl.  Europa  und  Amerika.  Beisp.  Lilho- 
campa  ramosa  Esp.,  Cloanlha  pcrspicillaris  Linn.,  Xylina  con- 
fortnis  W.  V.  ,  Cucullia  Verbasci  Lirin. ,  Cleophana  anlir- 
rhini  Hüb. 

k)  Heliolkidae  ßsdvl.     Vaterl.    die  ganze  Welt.    Beisp.   Chariclea 
delphinii  Roes. ,  Heliothis  dipsacea  Linn.,  Anlhoecia  cardui  Esp. 
Anaria  myrlilli  Roes. 
3)  Minores  Gn.  mit  5  Familien  : 

a)  Haemerosidae  Gn.,  eine  sehr  kleine  Familie  bestehend  nur  aus 
2  Species  :  Haemerosia  renalis  Hüb.  aus  Südfrankreich  und 
Lepidomys  irrenosa  Gn.  aus  Nordamerika. 

b)  Aconlidas.  Bsd.  enthält  Europäer  und  Exoten.  Beisp.  Agro- 
phila  sulphuralis  Linn.,  Aconita  solaris  \Y.  V. 

c)  Erastridae  Gn.  Vaterl.  die  ganze  Welt.  Beisp.  Erastria  fu- 
scula  W.  V.,  Bankia  argentula  Esp. 

d)  Anlhophilidae  Dup.  Vaterl.  die  ganze  Welt.  Beisp.  Hydrelia 
unca  Linn.  ,  Leptosia  velox  Hüb.,  Micra  paula  Hüb.,  Anlho- 
phila  amoena   Hüb.  • 

e)  Phalaenoidae  Gn.  Vaterl.  Europa.  Beisp.  Brephos  parlhe- 
nias  Linn. 

Die  2te  grosse  Phalanx  der  Quadrißdae  wird  so  charakterisirt : 
die  Raupen  leben  in  freier  Luft;  Puppe  niemals  zur  Verwandlung  in 
die  Erde  gehend;  Palpen  immer  sehr  entwickelt,  aufsteigend,  lang, 
niemals  niedergebogen,  des  letzte  Glied  gewöhnlich  lang  und  faden- 
förmig, zuweilen  spatellörmig ;  Flügel  meist  breit,  die  unteren  sehr 
entwickelt,  oft  wie  die  oberen  gefärbt  und  selbst  gezeichnet,  die  vena 
mediana  derselben  in  4  deutliche,  gleich  starke  und  bei  ihrer  Insertion 
genäherte  Aeste    zcrlhciU.     In  der  Ruhe    bilden    die  Flügel   ein  sehr 


während  des  Jahres  1852.  251 

flaches  Dach,  oft  sind  sie  ausgebreitet  und  theilweis  offen.  —  Sie  zer- 
fallen in  8  Tribus  und  zwar  : 

1)   Sericeae  mit  2  kleinen,  wohl  begrenzten  ,  exotischen  Familien  : 

a)  Palindidae  Gn.     Beisp.   Palindia  alabaslraria  Hüb. 

b)  Dyopsidae  Gn.     Beisp.  Dyops  ocellata  Cr. 

2)  Variegatae  mit  8  Familien  : 

a)  Eriopidae  Gn.  Vaterl.  die  ganze  Erde.  Beisp.  Eriopus  pleri- 
dis  F. 

b)  Eurhipidae  Gn.  enthält  Europäer  und  Exoten.  Beisp.  Eurhi- 
pia  adulatrix  Hüb. 

c)  Placodidae  Gn.  Vaterl.  Europa  und  Nordamerika.  Beisp.  Pla- 
codes  amethysiina  Hüb. 

dj   Plusidae  ßsd.     Vaterl.  die  ganze  Erde.  Beisp.  Abroslola  urti- 

cae  Hüb.,  Plasia  gamma  Linn. 
e)  Calpidae  Gn.  enthält  Europäer  und  Exoten.  Beisp.  Calpe  tha- 

liclri  Brkh. 

f)  Hemiceridae  Gn.  Vaterl.  fast  nur  Amerika.  Beisp.  Hemiceras 
tneona  Cr. 

g)  Hyblaeidae  Gn.  Vaterl.  Indien,  Afrika  und  Amerika.  Beisp. 
Hyblaea  puera  Cr. 

h)  Conopteridae  Gn.  mit  Ausnahme  der  bekannten  europ.  Gono- 
ptera  libalrix  Linn.  nur  Exoten  enthaltend. 

3)  Intrusae  mit  3  Familien: 

a)  Amphipyridae  Gn.  Vaterl.  die  ganze  Erde.  Beisp.  Amphipyra 
pyramidea  Linn. 

b)  Toxocampidae  Gn.  Vaterl.  die  ganze  Erde.  Beisp.  Spinlhe- 
rops  spectrum  Esp.,   Toxocampa  craccae  W.  V. 

c)  Stilbidae  Gn.  mit  einer  europ.  Art  :  Stübia  hybrida  Hüb.  (slag- 
nicola  Tr.). 

4)  Extensae  mit  3  Familien  : 

a)  Polydesmidae  Gn.  enthält  nur  Exoten.  Beisp.  Polydesma  um- 
bricola  Bsdvl.  von  Madagascar. 

b)  Homopteridae  Bsd.  enthält  Exoten.  Beisp.  Homoplera  lunala 
Drury  und  eine  einzige  neuerlichst  entdeckte  europäische  Art : 
Alamis  albidens  Hsch. 

c)  Hypogrammidae  Gn.  enthält  nur  Exoten.  Beisp.  Hypogramma 
damonia  Cr. 

5)  Limbatae  mit  5  Familien  : 

a)  Catephidae  Gn.  Vaterl.  die  ganze  Erde.  Beisp.  Calephia  al- 
chymista  GeofFr. 

b)  Bolinidae  Gn.  ,  mit  Ausnahme  der  Bolina  Cailino  Lef.  ,  alle 
amerikanisch. 

c)  lJypocalidae  Gn.  enthält  nur  Exoten.  Beisp.  Hypocala  andre"' 
mona  Cr. 


252     Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

d)  Catocalidae  Bsdvl.  Vaterl.  Europa  und  Nordamerika.  Beisp. 
Catocala  fraxini  Linn. 

e)  Ophideridae  Gn.  enthält  nur  Exoten.  Beisp.  Ophideres  fullo- 
nica  Linn.  (Pomona  Cr.). 

6)  Patulae  mit  4  Familien  , 

a)  Erebidae  Gn.  enthält  nur  Exoten.  Beisp.  Thysania  Agrippina 
Cr. ,  Erebus  odora  Linn. 

b)  Ommatophoridac  Gn.  Bewohner  der  alten  AVeit  mit  Aus- 
schluss Europa's.  Beisp.  Ommatophora  luminosa  Cr. 

c)  Hypopyridae  Gn.  Vaterl.  Asien  und  Afrika.  Beisp.  Hypopyra 
vesperlilio  F. 

d)  Bendidae  Gn.  enthält  nur  Exoten.  Beisp.  Bendis  pelidnalis 
Hüb.,  Hinna  Hüb. 

7)  Serpenlinac  mit  4  Familien: 

a)  Ophiusidae  Gn.  Vaterl.  die  ganze  Erde.  Beisp.  Ophiodes 
Tirrhaea  Cr. 

b)  Euclididae  Gn.  enthält  Exoten  und  Europäer.  Beisp.  Euclidia 
mi  Linn. 

c)  Poaphilidac  Gn.  enthält  Exoten  und  eine  europ.  Gattung  : 
Phytometra  llaw.  mit  2  Arten  :  sanclißorentis  Bsd.  und  ae- 
nea  W.  V. 

d)  Remigidae  Gn.    enthält  nur  Exoten.   Beisp.  Rcmigia  frugalis  F. 

8)  Pseudo-Deltoidae  Gn.  mit  3  Familien  : 

a)  Focillidae  Gn.  enthält  Exoten  und  eine  europ.  Art:  Zethes 
insular is  Ramb. 

b)  Amphigonidae  Gn.  enthält  nur  Exodcn.  Beisp.  Teralocera 
ericata  Cr. 

c)  Thermesidae  Gn.  enthält  nur  Exoten.  Beisp.  Thcrmesia  gern- 
malalis  Hüb. 

INeu  aufgestellte  Arten  sind  : 

Anlhophila  cinerina  Giuliani  (Mem.  d.  Aecad.  d.  Tor.  II.  Scr. 
tom.  XV.)  aus  Sardinien. 

Leucania  albiv  ena  und  fuscilinea  Graslin  (Ann.  d.  I. 
soc.  ent.  S.  405.  pl.  8  N.  I.)  von  der  Küste  des  westlichen  Frankreichs, 
Stilbia'i  p  hilop  alis  desselben  (ebenda)  von  Marseille,  aus  der 
Verwandtschaft  der  Stilbia  stagnicola. 

Cosmia  vulp  e  cul  a,  Hadena  multicu  s  pis  ,  IL  bidens,  H. 
furca,  IL  sub  c  ontig  u  a,  II.  fei  in  a,  Leucania  albiradiosa 
Eversmann  (Bull.  d.  Mose.  1852.  1),  sie  sind  thcils  am  Ural,  theils 
im  östlichen  Sibirien  zu  Hause  ,  die  letzte  bewohnt  das  russische  Ar- 
menien. 

Von  Boie  sind  Bemerkungen  über  einige  Nocluen-Arten  in  der 
Ent.  Zeil.  S.  382  mitgclhefl!  worden.  —  1.  IV.  Frcycri  Hole  Isis  1835 


während  des  Jahres  1852.  253 

=  N.  furva  W.  V.  —  2.  N.  dubiosa  Tr.  ,  die  Raupe  lebt  im  Innern 
von  Rohrstengeln  und  ist  hier  kurz  beschrieben,  ß.  ist  geneigt,  die 
Art  zu  Nonagria  zu  stellen.  —  3.  N.  obsolela  Hb.  die  Raupe  lebt  in 
Gesellschaft  der  vorigen  in  Rohrstengeln  (Arundo  phragmitis).  —  4. 
N.  rurea,  die  Puppe  wurde  ebenfalls  von  B.  in  Rohrsloppeln  gefun- 
den. —  5.  N.  ripae  And.,  die  Raupe  kommt  am  Ostseestrande  familien- 
weise auf  Salsola  Kali  vor,  und  wird  hier  beschrieben.  —  6.  JY.  6«- 
silinea  W.  V. ,  die  Raupe  lebt  am  Seeufer  auf  Elymus  arenarius  und 
zeigt  die  grösste  Uebereinstimmung  mit  den  gemeineren  Raupen  von 
Leucania,  wohin  die  Art  auch  zu  stellen  ist. 

Eine  Abänderung  der  Catocala  elocata  mit  gelben  Hinterflügeln 
wurde  von  Fuss  (Millheil.  des  Hermannst.  Vereins  S.  110.)  erwähnt. 

Neustadt  macht  im  Berichte  über  d.  Arb.  d.  schles.  Gesellsch. 
Währ.  d.  J.  1852.  S.  98.  die  schlesischen  Arten  der  Eulen-Gattungen 
Leucania  (9)  und  Nonagria  (5)  namhaft  und  theilt  Notizen  über  das 
Vorkommen  derselben  mit. 

Die  Naturgeschichte  der  Agrolis  segetum,  welche  in  England  den 
Rüben  nachtheilig  wird ,  indem  sie  die  Wurzeln  derselben  zerstört, 
Löcher  in  den  Bulbus  frisst  und  auch  die  Blätter  angreift,  wurde  von 
Westwood  Gardener's  Chronicle  S.  741  geschildert  und  in  einem  Holz- 
schnitte dargestellt. 

Geometrae.  Drei  neue  Arten  von  Geometra  aus  den  baier- 
schen  Alpen,  G.  scripturata,  proluata  und  g  a  c  klar  ia  wur- 
den von  Frey  er  in  der  Ent.  Zeit.  S.  153  mit  einigen  Worten  cha- 
rakterisirl. 

Zell  er  unterschied  in  der  Ent.  Zeil.  S.  180.  drei  nahe  mit  ein- 
ander verwandte  Spanner- Arten  ,  Geometra  sicanaria  n.  sp.  (cala- 
braria  Zell.  Isis)  aus  Sicilien,  calabraria  Hübn.,  Tr.  (Calabra  Pet.)  aus 
Italien  und  Dalmatien  und  tabidaria  Zell,  aus  Klein  -  Asien.  — 
Derselbe  stellte  (ebenda  S.  184.)  eine  neue  kleinasiatische,  mit  G. 
etnutaria  Tr.  in  nächster  Verwandtschaft  stehende  Spannerail  unter  dem 
Namen   von   G.  flaccidaria  auf. 

Eversmann  beschrieb  (Bull.  d.  Mose.  1852.  I.)  als  n.  A.  En- 
nomos  anieul  a  r  ia  aus  den  Steppen  an  der  Wolga,  E.  continua- 
ria,  Aspilales  curvaria  beide  von  Irkutsk,  A.  flavidaria  an  der 
untern  Wolga,  Amphidasis  lanaria  am  Uralflusse  einheimisch. 

Boarmia  ic  hnusaria  aus  Sardinien  und  Melanthia  bicuspi- 
daria  von  Turin  sind  von  Ghiliani  (Mem.  d.  Accad.  d.  Tor.  II.  Ser. 
Tom.  XV.)  als  n.  A.  aufgestellt  worden. 

Bruand  hat  sich  in  den  Ann.  d.  1.  soc.  enlom  S.51.  gegen  die 


254    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

von  Herrich.  SchaeiFer  aufgestellte  und  von  Delaharpe  in  einem  mir 
nicht  zugänglichen  Verzeichnisse  der  Schweizer  Phalaenen  (Bull.  d.  1. 
soc.  Vaudoise  d.  sc.  nat.  n.  22.)  angenommene  [Classification  der  Span- 
ner ausgesprochen,  insofern  dieselbe  fast  ausschliesslich  auf  Verschie- 
denheiten des  Flügelgeäders  gegründet,  die  Mängel  einer  jeden  künst- 
lichen Eintheilung  besitze.  -  Die  principiellen  Einwendungen  des  Verf. 
enthalten  Wichts,  was  nicht  schon  bis  zum  Ueberdrusse  erörtert  wäre. 

Pyralicles.  Neue  von  Eversmann  (Bull.  d.  Mose.  1852. 
N.  I.)  aufgestellte  Arten  sind:  Bolys  peregrinalis  von  Irkutsk,  B. 
Sed akowialis,  B.  costalis  aus  dem  östlichen  Sibirien,  Hercynia 
expansalis  aus  den  Vorgebirgen  des  Urals,  Ennychia  melaleuc  a- 
lis  von  Irkutsk. 

Tortrices*  Als  neue  brittische  Arten  wurden  von  Stephens 
(List  of  Brit.  Anim.  P.  X.)  beschrieben:  Oxigrapha  S  c  a  t  a  na  Guen., 
Peroneal  caledoniana  ,  Paramesia  S  hepherd  ana ,  Lithographia 
exeruciana,  gern  in  ana,  Bactra  nigr ovitt  ana  ,  Poecilichroma 
stabilana,  Pamplusia  alticolana,  Dichrorampha  consor  tana, 
Cnephasia  perplexana,  in  canana,  co  g  na  tan  a  ,  Argyrolaenia 
f'u  sco  cilian  a,  Etipoecilia  atrica pit  ana. 

Die  Naturgeschichte  der  Tortrix  (Phibalocera  Sleph.)  quercana 
wurde  von  Westwood  Gard.  Chron.  S.  261.)  geschildert  und  durch 
Holzschnitte  erläutert. 

Tineae.  „Die  Schaben  mit  langen  Kiefertaslern"  sind  von 
Zell  er  im  Gten  Bande  der  Linn.  ent.  S.  81— 197.  beschrieben  wor- 
den. —  Unter  den  Tineaceen  zeichnet  sich  eine  gegenwärtig  aus  sie- 
ben Gallungen  bestehende  Gruppe,  „Tineacea  plicipalpia"  von 
Z.  benannt,  nicht  nur  von  den  ihr  nahestehenden  Abtheilungen,  son- 
dern von  allen  Lepidopteren  durch  die  Beschaffenheit  der  Kiefertaster 
aus;  diese  sind  nämlich  vier-  bis  sechsgliedrig ,  gewöhnlich  länger 
als  die  Lippentaster  und  taschenmesserartig  zusammengelegt.  Durch 
den  Aufenthalt  vieler  ihrer  Raupen  in  tragbaren  Röhren  und  dadurch, 
dass  nicht  selten  auf  manchen  Stellen  der  Flügelfläche  Haare  statt  der 
Schuppen  sich  befinden,  tritt  diese  Gruppe  mehr  als  jede  andere  Fal- 
terabtheilung an  die  Phryganiden  heran.  Von  den  sieben  dahin  gehö- 
rigen Gattungen  hat  der  Verf.  Incurvaria,  Micropteryx  und  Nemo- 
phora  schon  im  fünften  Bande  der  Linn.  enlom.  behandelt  (s.  Jahres!). 
f.  lfcöl.  S.  119.)  und  liefert  gegenwärtig  die  Beaibeitung  der  noch  feh- 
lenden Gattungen  Euplocamus  Latr.  mit  6,  Tinea  mit  38,  Eriocottis  Zell, 
mit  1,  Lampronia  Steph.  mit  7  Arten  ,  von  denen  5  Tinea  und  1  Lam- 
pronia  neu  sind. 

Sieben  Tineaceen«  Gattungen  ,  welche  eine  Gruppe  von  Sacklrä- 


während  des  Jahres  1852.  255 

gern  bilden,  deren  weibliche  und  männliche  Puppen  beim  Auskriechen 
aas  dem  Kaupenhause  hervordringen,  hat  Zeller  im  7.  u.  8.  Bande 
der  Linnaea  entomologica  monographisch  zu  bearbeiten  begonnen  :  1. 
Lypusa  n.  G.  auf  Tinea  maurella  Hb.  Tr.  gegründet.  —  2.  Talaepo- 
ria  Hb.,  Z.  mit  3  A.  pubicornis  Havv. ,  polilella  Ochs,  und  pseudobym- 
cella  Hb.  —  3.  Solen  ob  ia  (Dup.)  Z.  6  A.,  clalhrella  F.  R.,  Mannii 
n.  A.,  Pineti  n.  A  ,  triquelrclla  F.  R.,  inconspicuella  Slaint.,  conspur- 
catella  Z.  [Tal.  lichenella  Linn.,  welche  ohne  Begattung  Eier  legt,  aus 
denen  Raupen  auskriechen  ,  ist  in  einem  Anhange  zu  T.  triquetrella 
kurz  besprochen).  4.  Diplodoma  Z.  1  A.  marginepunclella  Steph.  — 
5.  Xymastodoma  Z.  3  A.  melanella  Haw. ,  astrella  HS.  und  argen- 
timaculella  Staint.  Die  beiden  letzten  artenreichsten  Gattungen  Adela 
Lalr.  und  Nemolois  Hübn.  sind  im  achten,  erst  1853  erschienenen  Bande 
der  Linn.  entom.  behandelt. 

Stainton  hat  in  der  Entora.  Zeit.  S.  77 — 90.  eine  Abhandlung 
über  die  in  England  einheimischen  36  Arten  von  Lithocollelis  gelie- 
fert, in  welcher  die  auch  in  Deutschland  vorkommenden  und  von  Zel- 
ler beschriebenen  nur  mit  Bemerkungen  begleitet ,  die  eigentümlich 
bri t tischen  dagegen  ausführlich  beschrieben  sind.  Die  letztern  sind 
acht  an  Zahl,  nigrescentella  Logan  ,  quinqueguttella  Staint. ,  carpinico- 
lella  St.,  caledoniella  St.,  coryfoliella  Havv.,  vitniniella  Sircom,  ulicico- 
lella  St.,  Iristrigella  Haw.  (var.  slrigifasciella  St.).  Unter  L.  pomonella 
Zell,  unterscheidet  St.  zwei  Arten  L.  deßexella  St.,  welche  die  Schle- 
hensträucher  im  Mai  bewohnt  und  spinicolella  Mann ,  welche  im  Juli 
erscheint.  In  L.  salicicolella  Sircom  glaubt  St.  L.  capracella  Nicelli  zu 
erkennen. 

Die  Beschreibung  einer  neuen  Art  von  Lithocolletis ,  welche  bei 
Stettin  auf  Elsen  entdeckt  und  L.  stettinensis  benannt  ist,  hat  Ni- 
celli  in  der  Ent.  Zeit.  S.  219.   geliefert. 

Vier  neue  in  Schweden  entdeckte  Arten  Argyresthia  (Cedestis) 
auritinctella ,  der  A.  gysseleniella  am  nächsten  verwandt,  Oeco- 
phora  xanth  o  cepkale  IIa,  der  üe.  tinctella  Hb.  nahe  stehend  ^S.  81.), 
Elackisla  Bohemani,  der  E.  tristiclella  ähnlich  und  E.  Zetter-, 
sledtii  aus  der  Verwandtschaft  der  atricomella  und  bistictella  wurden 
von  Wallengren  Öl'v.  Velensk.  Ak.  Vörh.  S.  80.  u.  S.  214.)  bekannt 
gemacht. 

In  dem  kürzlich  ausgegebenen  Berichte  des  Tauschvereins  über 
d.  J.  1848  —  50  hat  Martini  zwei  neue  Arten  Hypsolophus  limosei- 
lus  und  Depressaria  libanotidella  beschrieben  und  Bemerkungen 
über  die  Ratspen  einiger  Tineiden  mitgetheilt.  Phycidaea  binaetella 
lebt  im  Herbst  auf  den  Blüthen  von  Senecio  Jacobaea ;  Micropleryx  An- 
derschella  minirt  wahrscheinlich  in  Eichenblättern;  Depressaria  emeri- 
tella  findet  sich   im  Juli  zwischen    zusammengesponnenen  Blättern  von 


256    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

Tanacetum  vulgare;  Oposlega  laburnella  nährt  sich  von  Cytisus  Labur- 
nuni; Hypsolophus  limosellus  lebt  bei  Jena  in  röhrenförmig  vereinigten 
Blättern  von  Fragaria  vesca,  Trifolium,  Scabiosa  arvensis  ;  Depressaria 
Libanolidella  auf  den  Umbellen  von  Libanolis  montana  ;  Ypsolophus 
Schmidliellus  auf  Origanum  vulgare.  Diese  Bemerkungen  sind  von 
Douglas  ins  Englische  übersetzt  auch  in  den  Proc.  Ent.  Soc.  Vol.  IL 
S.  28.  abgedruckt  worden. 

Douglas  hat  die  Raupen  und  Puppen  einiger  Arien  von  Ge- 
lechia  und  Coleophora  in  den  Trans.  Ent.  Soc.  S.  75.  beschrieben 
(„Contributions  towards  the  natural  history  of  British  Microlepidoplera.") 
und  auf  Taf.  X.  und  XI.  diese  Arten  in  allen  Ständen  abgebildet.  — 
Gelechia  contigua  Haw.  ,  Dougl.  Die  Raupe  findet  sich  ausgewachsen 
Mitte  April  in  den  jungen  Endschösslingen  von  Stellaria  holostea,  deren 
Blätter  sie  zu  einer  Wohnung  zusammenklebt.  —  G.  blandella  F.  R., 
Zell.,  nährt  sich  als  Raupe  Anfangs  ebenfalls  von  den  jungen  Scliöss- 
lingen  ,  später  von  dem  Samen  der  Stellaria  holostea.  —  Die  Raupe 
von  G.  fralernella  Dougl.  lebt  auf  den  jungen  Schösslingen  von  Slel- 
laria  uliginosa.  —  Celeophora  albüarseüa  Zell.  Die  Sacklrägerraupe 
lebt  auf  Glechoma  hederacea ;  C.  alcyonipenella  Zell,  auf  Centaurea 
nigra;   C.  solitariella  auf  Stellaria  holostea. 

Von  West  wo  od  haben  wir  in  Gardencr's  Chronicle  ausführliche 
durch  Holzschnitte  erläuterte  Schilderungen  der  Katurgeschichte  von  fol- 
genden drei  Arten  erhalten:  1.  Argijromyges  ritficapitella  llaw.  (S.  292.), 
deren  Raupe  in  Rosenblättern  minirt;  Zeller  hat  diese  Art  unter  dem 
Namen  Nepticula  Samiatella  beschrieben  und  hält  A.  alricapitella  Haw. 
für  das  Männchen  derselben.  Da  W.  gleichzeitig  mit  A.  ruficapitella 
und  unter  ganz  gleichen  Verhältnissen  ein  Exemplar  der  Nept.  centi- 
foliella  Zell,  erzog,  so  erhebt  er  Bedenken  gegen  die  Richtigkeit  der 
Zeller'schen  Angaben  und  meint,  dass  die  speciüsche  Verschiedenheit 
dieser  Thierchen  einer  nochmaligen  Prüfung  zu  unterziehen  sei.  —  2. 
Galleria  alvearia  Fabr.  (S.  420.)  ist  bekanntlich  nächst  G.  melonella  L. 
der  gefährlichste  Feind  der  Bienenstöcke.  —  3.  Gracillaria  V.  flava 
Haw.  lebt  als  Raupe  von  den  Korkslöpseln  der  Weinflaschen. 

Kleine  Beiträge  zur  Katurgeschichte  einzelner  Tineen  sind  fer- 
ner von  Douglas  in  den  Proc.  Ent.  Soc.  Nov.  1851,  F'ebr.  1852,  von 
W  il  kinson  ebenda  Jul.  1852,  von  Smith  Aug.  1852,  von  Lowe  im 
Zoolog.  Apr.  1852.  beigesteuert  worden.  Ich  erwähne  hier  nur,  dass 
die  Raupe  von  Epheslia  ficella  von  getrockneten  türkischen  Feigen  sich 
nährt,  und  dass  Oecophora  lacteella  sowohl  aus  dem  Korke  von  Wein- 
flaschen ,  als  aus  dem  Wachse  eines  Nestes  von  Bombus  Raiellus  er- 
zogen worden  ist. 

Von  Heeger  wurde  (Sitz.  Ber.  d.  Wien.  Acad.  S.  278.  Taf.  29. 
und  30.)    die    Naturgeschichte   der    Opostega  tremulella  F.  R.    und   der 


während  des  Jahres  1852.  257 

Lithocolletis  (Ornix)  emberizaepennella  geschildert  und  durch  Abbildun- 
gen der  verschiedenen  Stände  erläutert.  Die  Puppen  der  ersteren 
überwintern  in  den  Blättern  der  ilaliänischen  Pappeln,  die  Raupen 
machen  sehr  flache  ,  dem  Auge  kaum  bemerkbare  ,  unregelmässig  ge- 
wundene Gänge  in  den  Blättern;  unter  günstigen  Umständen  giebt  es 
zwei  Generationen  im  Jahre.  Die  zweite  Art  hat  regelmässig  zwei  Ge- 
nerationen; die  von  Lonicera  latarica  lebenden  Raupen  unternagen  nur 
die  Unterhaut  des  Blattes,  ohne  Gänge  zu  machen  ,  nach  der  zweiten 
Häutung  bespinnen  sie  die  nacklgewordene  Haut  des  Blattes,  wodurch 
die  Verkrüppelung  desselben  erst   bemerkbar  wird. 

Pteropliori.  Zell  er  hat  im  sechsten  Bande  der  Linnaea 
entom.  eine  Revision  der  Pterophoriden  erscheinen  lassen ,  welche  die 
im  J.  1841  von  demselben  Verf.  gelieferte  Monographie  dieser  Familie 
sehr  wesentlich  vervollständigt  und  in  einzelnen  Fällen  berichtigt.  Die 
Zahl  der  Arten  hat  sich  nämlich  in  den  letzten  zehn  Jahren  vorzug- 
lich durch  die  unermüdliche  Thäligkeit  des  im  Entdecken  der  Micro- 
lepidoptera  bewunderswürdig  geschickten  Mann  fast  verdoppelt,  indem 
derVeif.,  welcher  1841  nur  1  Agdistis  (Adactyla),  35  Pterophorus  und 
4  Alucita  unterschied,  gegenwärtig  7  Agdistis,  60  Pterophorus,  l  Deu- 
ter oc  opus  (neue  auf  eine  neue  javanische,  D.  Tengs  t  römii  be- 
nannte Art  gegründete  Gattung)  und  8  Alucita  aufführt.  In  der  vor- 
liegenden Arbeit  sind  nur  von  den  noch  unbeschriebenen  Arten  und 
von  denjenigen  ,  welche  besonders  schwierig  zu  erkennen  sind  ,  aus- 
führliche Beschreibungen  geliefert,  dagegen  ist  die  Synonymie  überall 
vollständig  mitgetheilt. 

Diptera. 

Bigot  hat  in  den  Ann.  d.  1.  soc.  entom.  d.  Franc.  1852. 
S.  471-489  den  Versuch  einer  allgemeinen  Klassifikation  der 
Dipteren  mitgetheilt,  welcher  sich  durch  das  Bestreben,  die 
Zahl  der  einzelnen  Tribus  und  Subtribus  nicht  unnöthig  zu 
vermehren,  und  eine  auch  dem  Anfänger  brauchbare  Ueber- 
sicht  zu  geben,  so  wie  durch  eine  meist  passende  Wahl  der 
Namen  für  die  einzelnen  Abtheilungen  empfiehlt.  In  dem  1853 
erschienenen  Bande  der  Ann.  d.  1.  soc.  entom.  de  Franc. 
S.  295 — 317  vertheidigt  er  sein  System  gegen  mancherlei 
ihm  zugegangene  Einwürfe  und  Bedenken  und  modificirt  es 
in  einigen  minder  wesentlichen  Punkten. 

Die  allgemeine   Uebersicht ,  welche    B.   am   letzt  genannten  Orte 
giebt,  ist  folgende:   Phan  er  o  c  era.  Fühler  deutlich,  niemals  atrophirt. 
I.     Fühler    aus   mehr  als    fünf  Gliedern   bestehend,    immer  bor- 
Archiv  f.  Naturgesch.  XIX.  Jahrg.  2.  Bd.  R 


258    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

sten-,  faden-  oder  perlschnm  förmig  ;  fast  immer  mehr  als  drei  Glie- 
der an  den  Palpen.    1.   Tipulidii. 

11.  Die  Fühler  bestehen  aus  weniger  als  fünf  Gliedern,  sind  nie 
borsten-  oder  fadenförmig,  selten  perlschnurförmig,  die  Taster  haben 
niemals  mehr  als  drei  Glieder. 

A.  Drei  Pulvillen  an  den  Füssen,  a.  Das  3.  Fühlerglied  er- 
scheint geringelt  oder  gegliedert,  die  Fühlerborste  fehlt  oft.  2.  Ta- 
banidii.  —  b.  Das  3.  Fühlerglied  erscheint  einfach,  gewöhnlich  findet 
sich  eine  Fühlerborste  oder  ein  Fühlergriffel,  a.  Kopf  mehr  oder  we- 
niger hemisphärisch,  von  gewöhnlicher  Grösse,  Thorax  und  Abdomen 
normal.  «.  Der  Fühlergriffel  besteht  aus  vier  Gledern.  3.  Nemestri- 
nidii.  ß.  Der  Fühlergriffel  ist  einfach.  4.  Leptidii.  —  b.  Der  Kopf  ist 
sphaerisch,  klein,  Thorax  und  Abdomen  angeschwollen.    5.  Cyrlidii. 

ß.  Zwei  Pulvillen  an  den  Füssen,  welche  bisweilen  atrophirt 
sind  oder  ganz  fehlen. 

a.  Drittes  Fühlerglied  mit  Endborstc  oder  Endgriffel,  welche 
oft  verdickt  und  nicht  borstenförmig  ist,  bisweilen  auch  ganz  fehlt; 
mitunter  ist  das  3.  Glied  geringelt,  wenigstens  an  der  Spitze.  1.  Es 
ist  ein  Knebelbart  vorhanden,  der  Scheitel  ist  sehr  concav.  6.  Asilidii. 
2.  Der  Knebelbart  fehlt,  der  Scheitel  eben  oder  schwach  concav.  er. 
Taster  abgeplattet,  einem  Parallelogramm  ähnlich.  7.  Apomeridii  (Apo- 
mera  Westw.,  Pomeracitae  Macq.).  ß.  Taster  mehr  oder  weniger  oval, 
abgeplattet  oder  cylindrisch.  f  Die  Lippen  des  Rüssels  sind  unten 
vereinigt,  die  Taster  bedecken  den  Rüssel  nicht,  sind  von  gewöhnlicher 
Form,  -f-  Das  männliche  Copulationsorgan  ohne  hervorstehende  An- 
hänge. *  Erstes  Fühlerglied  von  gewöhnlicher  Länge,  o  Hinlerfüsse 
nicht  erweitert.  &  Die  Flügel  ohne  falsche  Ader,  (p  Rüssel  nicht 
geknickt.      |   Kopf  sphärisch.    8.  Empidii  (Hybolidae ,  Etnpidae  Macq.). 

—  II  Kopf  mehr  oder  weniger  hemisphärisch.  9.  Bombylidii  (Xylolo- 
midae,  Bombylidae,  Anthracidae,  Scenopinidae).  —  (ftp  Rüssel  geknickt. 
10.   Conopsidii.  —  ##  Flügel  mit  einer  falschen  Querader.  11.  Ceridii. 

—  oo  hinterfüsse  erweitert.  12.  Plalypezinidii.  —  *  *  Erstes  Fühler- 
glied ausserordentlich  lang.  13.  Longinidii.  —  +  +  Männliches  Copu- 
lationsorgan mit  hervorstehenden,  lamellen-  oder  borslenförmigen  An- 
hängen. 14.  Lonchoplerinidii.  —  ff  Die  Lippen  des  Rüssels  erschei- 
nen unten  wie  oben  gelrennt,  Taster  abgeplattet,  bedecken  wenigstens 
die  Basis  des  Rüssels.  Männliches  Copulationsorgan  mit  hervorstehen- 
den lamellen-  oder  borstenförmigen  Anhängen.  15.  Rhaphidii  (Doli- 
chopodii  Macq.). 

b.  Drittes  Fühlerglied  gewöhnlich  einfach,  mit  Borste  oder  Griffel. 
cc.  Die  Lippen  des  Rüssels  erscheinen  unten  wie  oben  getrennt.  Taster 
abgeplattet,  bedecken  wenigstens  die  Basis  des  Rüssels.  Copulationsorgan 
des  Männchens  mit  vorstehenden  lamellen-  oder  fadenförmigen  Anhän- 
gen versehen.    16.  Dolichopodii.    —    ß.    Die    Lippen   des    Rüssels  sind 


während  des  Jahres  1852.  259 

unten  vereinigt,  die  Taster  von  gewöhnlicher  Form,  bedecken  den  Rüs- 
sel nicht.  Copulationsorgan  des  Männchens  ohne  vorstehende  Anhänge. 
•J-  Die  Flügel  mit  einer  falschen  Ader.  17.  Syrphidii  —  ff  Die  Flü- 
gel ohne  falsche  Ader.  *  Der  Rüssel  ist  rudimentär  oder  fehlt  ganz. 
18.   Oeslridii.  —  **  Der  Rüssel   ist  deutlich  und  normal.   19.  Muscidii. 

Cryptocera.  Fühler  undeutlich ,  mehr  oder  weniger  atro- 
phirt.  A.  Kopf  von  gewöhnlicher  Grösse.  20.  Coriacidii.  —  B.  Kopf 
klein  oder  rudimentär.  21.  Nycleribidii. 

Auf  die  speciellen  Gliederungen  des  Systems  innerhalb  der  ein- 
zelnen Tribus  einzugehen ,  verbietet  der  mir  zugemessene  Raum,  wohl 
aber  möge  hier  eine  Beurlheilung  der  Arbeit  Platz  finden,  welche  mir 
von  Prof.  Lo  e  w  mitgetheilt  ist.  „Ueber  die  Reihenfolge,  in  welcher 
der  Verf.  die  einzelnen  Tribus  aneinander  reiht,  Hesse  sich  wohl 
rechten,  da  indessen  eine  durchweg  natürliche  Reihenfolge  herzustel- 
len unmöglich  ist,  und  er  selbst  nicht  mehr  als  eine  künstliche  Ein- 
theilung  zu  geben  beabsichtigt,  so  beruht  dieser  Punkt  billig  auf  sich 
selbst.  —  Grössere  Bedenken  gegen  seine  Arbeit  erregt  der  Umstand, 
dass  Gruppen  von  sehr  verschiedenem  systematischen  Werthe  als  gleich- 
werthige  Tribus  erscheinen;  so  sind  seine  Tipulidii ,  Tabanidii,  Bom- 
bylidii  und  Muscidii  doch  ganz  unzweifelhaft  von  einem  viel  manch- 
faltigeren  Inhalte  und  also  von  viel  höherem  systematischen  Werthe,  als 
seine  Nemestrinidii,  Apomeridii,  Conopsidii,  Longinidii,  Lonchopterini- 
dii,  oder  gar  als  seine  Rhaphidii  und  Dolichopodii.  —  Bei  der  Wahl  der 
zur  Anlage  seines  Systemes  benutzten  Merkmale  ist  Herrn  Bigot's  Stre- 
ben keineswegs  dahin  gerichtet  gewesen,  diejenigen  aufzusuchen,  wel- 
che in  näherer  Beziehung  zur  Lebensweise  und  Verwandlungsgeschichle, 
somit  auch  zur  Gesammtorganisation  stehen  ,  welche  also  vor  andern 
geeignet  sein  müssen,  auf  natürliche  Gruppen  zu  führen.  Die  Mund- 
theile  sind  wenig  und  nur  in  höchst  oberflächlicher  Weise  in  Betracht 
gezogen.  Auch  das  Flügelgeäder  hat  nur  in  einem  untergeordneten 
Falle  Berücksichtigung  gefunden,  während  es  sich  sowohl  durch  seine 
nahe  Beziehung  zur  Verwandlungsgeschichte  als  durch  seine  leichte 
beobachtbarkeit  zu  ganz  vorzugsweiser  Berücksichtigung  zu  empfehlen 
geeignet  war.  Es  muss  dies  um  so  mehr  auffallen ,  als  Herr  Bigot 
Werth  auf  solche  Merkmale  legt,  welche  besonders  leicht  zu  beobach- 
ten sind.  So  nothwendig  eine  solche  Rücksicht  auf  leichte  Greifbar- 
keil der  Eintheilungsgründe  ist  ,  wenn  nicht  ein  schwer  zugängliches 
System  zum  Vorschein  kommen  soll,  so  sehr  wäre  zu  wünschen,  dass 
sie  Herr  13igot  selbst  nicht  aus  den  Augen  gelassen  hätte.  Dies  ist  aber 
leider  in  einem  sehr  wesentlichen  Punkte  der  Fall;  nach  Absonderung 
der  Tipulidii  theilt  nämlich  Herr  Bigot  die  folgenden  18  Tribus  in  sol- 
che, welche  3,  und  in  solche,  welche  nur  2  oder  gar  keine  Pulvillen 
haben.  Die  Beobachtung  der  Anzahl  der  Pulvillen  ist  in  vielen  Fäl- 
len ,  zuweilen    selbst  bei  nicht  gar  kleinen  Fliegen ,  ziemlich  schwie- 


260     Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

rig ;  den  besten  Beweis  hierfür  giebt  Herr  Bigot  selbst,  indem  er  die 
Dolichopodii  und  Rhaphidii  in  die  Abtheilung  mit  2  Pulvillen  stellt,  wäh- 
rend doch  der  mittlere  Pulvillus  bei  ihnen,  in  der  grossem  Mehrzahl 
der  Fälle  freilich  ziemlich  verkümmert  ,  bei  manchen  Arten  dagegen 
eben  so  entwickelt  als  die  beiden  seitlichen,  vorhanden  ist.  Aehnli- 
ches  gilt  von  seiner  Tribus  Empidii;  während  bei  vielen  Gattungen 
derselben  ein  mittlerer  Puvillus  nicht  wahrzunehmen  ist ,  ist  er  bei 
andern  vorhanden,  entweder  kleiner  und  namentlich  viel  schmäler  als 
die  seillichen,  wie  bei  manchen  Tachydromien  ,  oder  mit  ihnen  fast 
gleich  entwickelt,  wie  z.  B.  bei  Microcera,  Wiedemannia  und  den  von 
Zetterstedt  zu  Brachystoma  gestellten  Clinocera-  Arten.  —  Schon  der 
Umstand  ,  dass  in  recht  natürlichen  Galtungen  sowohl  Arten  mit  als 
ohne  Pulvillen  vorkommen,  hätte  Herrn  Bigot  auf  die  Unzuverlässigkeit 
und  Unbrauchbarkeit  dieses  Merkmals  aufmerksam  machen  sollen.  Will 
er  es  beibehalten ,  so  wird  eine  schärfere  Beobachtung  nothwendig. 
Entwicklung  des  mittelsten  Pulvillus  bei  Verkümmerung  der  seillichen, 
wie  sie  sich  z.  B.  bei  Aspistes  ,  Scatopse  und  Ryphus  findet,  dürfte, 
ausser  in  dem  Tribus  der  Tipulidii  Big.  ,  wohl  nicht  vorkommen  ;  eine 
besondere  Erwägung  aber  dürfte  es  verdienen,  ob  solche  Tribus,  bei 
welchen  der  mittelste  Pulvillus  seiner  Beschaffenheit  nach  ganz  verän- 
dert ,  wie  z.  B.  bei  der  Tribus  der  Asilidii  als  eigenthürnliche  steife 
Borste,  auftritt,  zu  der  Abtheilung  mit  3,  oder  zu  der  Abiheilung  mit 
zwei  Pulvillen  gestellt  werden  sollen.  —  Die  Trennung  der  Tribus 
der  Asilidii  von  den  nächstfolgenden  durch  das  Vorhandensein  eines 
Knebelbarles  und  eines  sehr  vertieften  Scheitels  ,  dürfte  in  einzelnen 
Fällen  nicht  ganz  stichhaltig  sein,  da  Asiliden  ohne  Kncbelbart,  wie 
Apogonüvfourii  vorkommen  und  der  Scheitel  bei  manchen  Dasypogoni- 
den,  z.  B.  in  der  Untergattung  Slenopogon  gar  nicht  vertieft  ist.  —  Der 
durchgreifende  Werth  ,  welcher  von  Hrn.  Bigot  bei  Errichtung  und 
Gruppirung  von  Tribus  7—9  auf  die  Stellung  der  Fühlerborste  oder  des 
Fühlergi  iflels  gelegt  wird  ,  lässt  sich  nicht  rechtfertigen.  —  Wenn  er 
feiner  die  Empidii,  Bombylidii,  Conopsidii,  Ceridii  und  Longinidii  von 
den  Lonchopterinidii  und  Rhaphidii  dadurch  trennen  zu  können  glaubt, 
dass  er  dem  männlichen  Geschlechtsorgane  der  erstem  hervorstehende, 
lamellen-  oder  fadenförmige  Anhänge  abspricht,  so  hat  er  offenbar 
übersehen,  dass  sich  diese  Behauptung,  so  wie  er  sie  ausspricht,  auf 
die  Empidii  durchaus  nicht  anwenden  lässt.  —  Ebenso  ungeschickt 
sind  die  Empidii  von  der  Tribus  der  Bombylidii  durch  die  Gestalt  des 
Kopfes  geschieden  ,  welcher  z.  B.  bei  gar  manchen  Anlhraxarten  viel 
sphärischer  ist,  als  bei  vielen  Hilaraai  ten  ,  oder  z.  B.  bei  Pachymerina 
femorala.  —  Aehnliche  Bedenken  erweckt  Hrn.  Bigot's  System  in  grös- 
serer Zahl. 

Wenn  Herr  Bigot  nicht  ganz  ohne  Recht  über  die  systematische 
Jsolirung,    in  welcher  die  Dipterologen  arbeiten,  klagt,   so   ist  nur  zu 


während  des  Jahres   1852.  261 

bedauern,  dass  er  glauben  konnte  ,  durch  eine  so  unreife  Arbeit,  wie 
sein  auf  reine  Willkührlichkeiten  gegründetes  sogenanntes  System  ist, 
derselben  abhelfen  zu  können.  Die  Basen  ,  auf  welchen  hier  weiter 
zu  bauen  ist,  hat  bereits  I.atreille  in  gewohnter  geistreicher  und  klarer 
Weise  angedeutet.  Für  den  Ausbau  im  Einzelnen  erwarten  wir  von 
den  von  Herrn  Bigot  verschrienen  Monographislen  mehr,  als  von  seinem 
eigenen  dipterologischen  Debüt." 

Der  elfte  Band  von  Zet  te  r  s  te  dt's  Diptera  Scandi- 
naviae ,  welcher  zu  Lund  im  J.  1852  erschienen  ist ,  bildet 
den  Schluss  dieses  allen  Dipterologen  unentbehrlichen  Wer- 
kes und  enthält  den  Rest  der  Diptera  nemocera,  Nachträge 
zu  den  früheren  Bänden  und  reichhaltige  Indices. 

Das  unter  dem  Titel  „Insecta  Saundersiana"  herausge- 
gebene Werk,  welches  die  von  Fr,  Walker  verfassten  Be- 
schreibungen der  im  Saunders'schen  Museum  befindlichen 
neuen  Dipteren-Arten  enthält,  liegt  gegenwärtig  in  vier  Hef- 
ten geschlossen  vor.  Das  erste  ist  im  Jahresberichte  für  1850 
S.  IUI.  angezeigt  worden;  das  vierte  ist  zwar  erst  im  J.  1853 
erschienen,  indessen  mag  hier  ein  Referat  über  die  letzten 
drei  Hefte  als  ein  Ganzes  Platz  finden. 

Die  in  diesem  Werke  aufgezählten  und  beschriebenen,  ver- 
meintlich neuen  Zweiflügler-Arten  sind  so  zahlreich,  dass  kein  Dipte- 
rolog  dasselbe  wird  entbehren  können,  und  dass  ich  mich  daher  auf 
eine  sehr  gedrängte  Inhalts  -  Anzeige  beschränken  kann.  Leider  ist 
die  Arbeit  viel  weniger  brauchbar  als  sie  sein  könnte  und  sollte;  vor 
allem  hätte  W.  mehr  Sorgfalt  auf  die  Yergleichung  der  bereits  publi- 
cirten  Artbeschreibungen  verwenden  sollen,  manche  bekannte  Species 
wrürde  dann  nicht  unter  den  angeblich  neuen  erschienen  sein.  Ein 
zweiter,  noch  mehr  fühlbarer  Mangel  ist  der,  dass  W.  die  Yerglei- 
chung der  neu  aufgestellten  Arten  mit  denjenigen  der  bekannten, 
welche  ihre  nächsten  Verwandten  sind,  gänzlich  unterlassen  hat ;  zur 
sicheren  Begründung  neuer  Species  ist  ein  solcher  Vergleich  unerläss- 
lich.  Die  Vaterlandsangaben  sind  oft  nicht  so  genau,  als  man  wün- 
schen sollte;  die  Beschreibung  ganzer  Reihen  von  Arten,  deren  Va- 
terland zänzlich  unbekannt  ist,  hätte  namentlich  in  schwierigen  Gat- 
tungen, wie  Tabanus,  besser  ganz  wegbleiben  sollen.  —  Jedes  Heft 
ist  mit  zwei  von  Westwood  gezeichneten  Steindruckiafeln  ausgestat- 
tet, und  auf  jeder  Tafel  sind  8  Arten  dargestellt. 

Der  Inhalt   der  drei  letzten  Hefte  ist  kurz  folgender: 
Stratiom  ydae:  Odontomyia  6,  Netnoielus  2,  Biastes  n.  gen. 


262     Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

1,  Met  ab  asis  nov.  gen.  1,  Chry  so  chloret  2,  Sargus  1,  Cacosis 
nov.  gen.   (auf  Sargus  niger  "NVied.  gegründet),  Ptilocera  1  A. 

Asilici:  Dioctria  3,  Dasypogon  19,  Cyrlopogon  1,  Cabasa 
nov.  gen.  1,  Procepsis  nov.  gen.  1,  Ewarmostus  nov.  gen.  1, 
Pseu  dorus  n.  g.  1,  Morimtna  n.  g.  1,  Laphria  1,  Nusa  n.  g.  2, 
j4c«rnr»  n.  g.  1  ,  Scandon  n.  g.  1,  Choerades  n.  g.  1,  Phel- 
lus  n.  g.  1,  Mallophora  5,  Trupanea  16,  Eraa?  8,  .4m7ms  24,  0/nafi«s2, 
^fomosia   1,  Cormansis  n.   g.  1,  Leplogaster  1,  Phenus  n.  g.   1 A. 

Xylotomae:  Thereua  10,  Chiromyza  2,  Rhagio  1,  Leptis  1, 
Syneches  n.  g.  1  A. 

Bombyliarii:  Anthrax  52,  Phthiria  1,  Geron  1,  Philopota, 
Parisus  n.  g.  1,  Tabuda  n.  g.  1,  Choristus  n.  g.  1 ,  Bomby- 
lius  7  A. 

Inflatae:  iüa7e<asts  n.  gen.   1,  Henops  2  A. 

E  m  p  i  d  a  e :   Empis  1 ,  Hilara  2  A. 

Hybotinae:  //y&os  2  A. 

Dolichopodes:  Diaphorus  1 ,  Psilopus  9 ,  Medeterus  2 ,  #of  i- 
chopus  8  A. 

Megacephali:  Pipunculus  1  A. 

Syrphici:  Microdon  1,  Ubristes  n.  gen.  1 ,  Chrysotoxum  4, 
Ceralophya  1,  Paragus  1,  yiscia  1,  Baccha  4,  Amathia  n.  gen.  1, 
Eumerus  4,  Xylola  1,  Milcsia  1,  Deinechesn.  gen.  1,  Chrysoga- 
ster  1,  Syrphus  25,  Epistrophe  n.  gen.  1,  Merodon  3,  Erislalis  10, 
Volucella  1,   Temnocera  2  A. 

Conopsariae:  Conops  5  A. 

Muscariae:  Gymnosoma  1,  TrichopodaX,  Phasial,  Hyalomyal, 
Phania  \,  Ocyptera  1,  Tachina  72,  Gonia  1,  Dexia  21,  Sarcophaga  21, 
Musca  39,  Idia  1,  Anlhomyia  32,  Coenosia  6,  Dryomyza  1,  Sapro- 
rnyza  4,  Orlalis  4,  Ropalomera  2,  Sepsis  2,  Lauxania  2,  Lonchaea  2, 
Trypeta  20,  Calobata  15,  Ulidia  1,  Sciomyza  8,  Tetanocera  2,  Thecu- 
myia  1;  Heteromyza  2 ,  Helomyza  5 ,  Notiphila  5  ,  Ephydra  2  ,  Droso- 
phila  9,   Opomyza  1,   Gymnopa   1,   Chlor ops  1  A. 

In  dem  Osterprogramm  der  Insterburger  Bürger-  und 
Realschule  hat  Bach  mann  einen  Beilrag  zur  Fauna  der 
ostpreussischen  Dipteren  geliefert,  indem  er  100  bei  Inster- 
burg  beobachtete  Arten  dieser  Ordnung  (aus  den  Familien  der 
Tabanii,  Stratyomidae,  Asilici,  Bombyliarii,  Xylotomae,  Le- 
ptides,  Hybotinae,  Tachydromides  ,  Empidiae  und  Syrphidae) 
aufführt,  darunter  31,  welche  in  den  früher  von  Siebold  und 
Hagen  mitgetheilten  Verzeichnissen  fehlen.  Im  Ganzen  sind 
gegenwärtig  494  in  Preussen  vorkommende  Species  bestimmt. 


während  des  Jahres  1852.  263 

Description  et  Iconographie  de  quelques  Dipteres  de 
l'Espagne  (Suite)  par  L.  Dufour  (Ann.  de  la  soc.  entom. 
S.  5.  PI.  I.) 

Es  sind  hier  neun  neue  Arten  kurz  beschrieben  und  abgebildet. 

Die  von  Peters  in  Mossambique  gesammelten  Dipteren 
sind  von  Loew  bearbeitet  worden;  vorläufig  sind  indessen 
nur  die  Diagnosen  der  (35)  neuen  Species  in  dem  Berichte 
über  die  Verhandlungen  der  Berliner  Academie  Dec.  1852  er- 
schienen. 

Tipulariae.  Winnertz  hat  in  der  Entom.  Zeit.  (S.45ff.) 
bemerkt,  dass  einige  von  ihm  aufgestellte  Gattungen  und  Arten  der 
Tipularien  (s.  Ber.  f.  1846.  S.  175.)  schon  früher  unter  andern  Na- 
men beschrieben  worden  sind  ;  gleichzeitig  hat  er  eine  Reihe  neuer  Spe- 
cies bekannt  gemacht.  Macrorrhyncha  Winn.  ist  =  Asindulvm  Latr. ; 
Macrostyla  lalipes  Winn.  =  Calocha  lalipes  Haliday ;  Ditomyia  Irifasciata 
Winn.  =  Mycetobia  fasciata  Meig. ;  Telragoneura  hlrta  Winn.  =  Scio- 
phila  syhalica  Meig.  Als  neue  bei  Crefeld  entdeckte  Arten  sind  be- 
schrieben:  Corynoneura  celcrip  es,  alra,  Heteropeza  nervosa, 
Ditomyia  macropter  a,  Flesiastina  apicalis.  Die  Meigen'sche  Gat- 
tung Mycelobia  löst  W.  in  vier  Genera  auf:  1.  Mycetobia  Meig.  auf 
M.  pallipes  Meig.  beschränkt.  —  2.  Diadocidia  Ruthe  mit  einer  ein- 
zigen Art,  welche  von  Meigen  als  Mycetobia  ferruginosa,  von  Ruthe 
als  Diadocidia  flavicans,  von  Macquart  als  Macroneura  Winthemi  be- 
schrieben ist;  —  3.  D  i  tomyia  Winn.  (J).  fasciata  Meig.  und  ma- 
croptera  Winn.)  ;  —  4.  Flesiastina  nov.  gen.,  wohin  Myc.  annulala 
Meig. ,  Stäg.  und  die  oben  erwähnte  PL  apicalis  Winn.  gehören.  Die 
Unterschiede  dieser  Gattungen  liegen  besonders  in  der  Stellung  der 
Nebenaugen  und  im  Flügelgeäder  und  sind  vom  Verf.  auf  einer  bei- 
gegebenen Tafel  dargestellt  worden. 

Ueber  die  bei  verschiedenen  Arten  ziemlich  verschiedene  Weise 
der  Verpuppung  der  Cecidomyia  -Larven  hat  sich  Harris  (on  the 
insects  injurious  to  Vegetation  s.  o.  S.  156)  bestimmter  und  klarer 
ausgesprochen  ,  als  dies  bisher  von  andern  Schriftstellern  geschehen 
ist.  Er  erläutert  sie  an  Cec.  Salicis  Fitch  (längst  vergebener  Name), 
welche  an  den  Zweigspitzen  von  Salix  rigida  Holzgallen  bildet,  und 
an  Cec.  deslructor  und  trilici.  Ueber  die  beiden  letzten  Arten  trägt 
der  Verf.  eine  grosse  Anzahl  eigener  und  fremder  Beobachtungen  zu- 
sammen, durch  welche  die  vielbesprochene  Entwickelungsgeschichte 
dieser  beiden  wichtigen  Fliegen  noch  mehr  aufgeklärt  wird,  als  sie 
es  bis  jetzt  schon  war.  Die  auf  Cec.  destruetor  gerichteten  Unter- 
suchungen einer  Dame,  Miss  Margarctia  II.  Morris  in  Germantown,  ha- 


264     Schaum:  Bericht  ober  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

ben  zur  Entdeckung  einer  neuer  Art  geführt.  Nach  den  Beobach- 
tungen dieser  Dame  sollen  die  Weibchen  derselben  ihre  Eier  bereits 
im  Juni  an  das  Waizenkorn  legen  ,  die  Larven  aber  erst  sehr  spät, 
nämlich  zur  Zeit  des  Keimens,  ausschlüpfen  und  sich  den  Weg  in  den 
Halm  selbst  bahnen  ;  sie  sollen  sich  dann  gegen  die  Zeit  der  Ver- 
wandlung aus  diesem  herausfressen  ,  an  ihm  hinaufsteigen  und  hier 
die  nachfolgende  Verwandlung  bestehen ;  die  Entdeckerin  hat  diese 
neue  Art  Cec.  culmico  la  genannt.  —  Ferner  erwähnt  Harris  einer 
bereits  von  Haldeman  (American  Journal  of  Agriculture  and  Science 
Vol.  VI.  p.  193.)  bekannt  gemachten  Cec.  Robiniae,  welche  die 
einzelnen  Blättchen  von  Robinia  etwa  in  der  Weise,  wie  die  bei  uns 
auf  den  Eichenblättern  lebende  Gallmücke  zum  Puppengehäuse  um- 
klappt. 

Einen  sehr  wichtigen  Beitrag  zur  Kenntniss  der  schwierigen 
Gattung  Ceratopogon  Meig.  hat  Winnertz  im  sechsten  Bande  der 
Linn.  entom.  S.  1 — 80  geliefert.  Der  Verf.  hat  hier  77,  ohne  Aus- 
nahme europäische  und  grösstentheils  deutsche  Arten  genau  unter- 
schieden, von  denen  53  hier  zum  ersten  Male  beschrieben  sind  ;  sie 
bilden  zwei  Rotten  ,  je  nachdem  die  hintere  Randzelle  der  Flügel 
durch  eine  Querader  getheilt  (spec.  1 — 64.)  oder  ungetheilt  ist  (spec. 
65—77.).  Auf  acht  sehr  sorgfältig  vom  Verf.  selbst  gezeichneten 
Kupfertafeln  sind  die  Hauptverschiedenheiten  in  der  Bildung  der  Füsse 
und  die  Flügel  der  einzelnen  Arten  dargestellt,  indem  in  dem  Ge- 
äder  der  letzteren  Organe  vorzugsweise  die  specifischen  Charaktere 
liegen.  Eine  weitere  Analyse  der  Abhandlung  erscheint  überflüssig, 
da  sich  die  Linnaea  wohl  in  den  Händen  aller  Entomologen  befindet, 
welche  sich  mit  specifischen   Studien  beschäftigen. 

Als  neue  Art  ist  Limnobia  albonotala  Loew  (Ber.  der  Berliner 
Acad.  S.  658.)  aus  Mossambique  zu  erwähnen. 

Ellen  berg  er  hat  im  Lotos  1852.  S.  89.  die  Metamorphose 
des  Chironomus  tricinclus  und  den  Bau  der  Larven  und  Puppen  be- 
schrieben. 

Die  Naturgeschichte  und  die  verschiedenen  Lebensstadien  des 
Bibio  Marci  L.  wurde  von  Heeger  (Sitz. -Ber.  d.  Wien.  Acad.  IX. 
S.263.  Taf.  26.)  geschildert. 

Tabaniio  Neue  Arten  sind:  Tabanus  l  ongiludin  alis  und 
unilineatus  Loew  (Ber.  d.  Berl.  Acad.  S.  658.)   aus  Mossambique. 

Asilici.  In  dem  im  J.  1852  erschienenen  Bande  der  Annales 
de  la  societe  Linneenne  de  Lyon  hat  E.  Perris  als  neue  Gattung 
dieser  Familie  Apogon  aufgestellt,  welche  er  auf  eine  neue,  in  den 
grandes  Landes  gefundene  Art  A.  Dufourii  gründet.     Diese  Gattung 


während  des  Jahres  1852.  265 

ähnelt  im  Flflgelgcäder  Dioctria,  zeichnet  sich  sonst  durch  eine  fein- 
haarige Endborste  der  Fühler  und  durch  den  gänzlichen  Mangel  von 
Knebel-  und  Backenbart  sehr  aus.  So  viel  sich  aus  den  Angaben 
des  Verf.  entnehmen  lässt,  steht  seine  neue  Gattung  wohl  Damalis 
Loew  am  nächsten. 

Derselbe  beschreibt  (a.  a.  0.)  als  n.  A.  Dasypogon  Mac- 
quar  li. 

Dioctria  ochrocera,  neue  von  L.  Dufour  (Ann.  d.  1.  soc. 
ent.  S.  9.  pl.  I.  N.  I.  Fig.  21—23.)  aufgestellte  Art  scheint  der  Abbil- 
dung nach  ein  Dasypogon  zu  sein. 

Schneider  theilte  im  Berichte  über  die  Arb.  d.  schles.  Ge- 
sellsch.  während  d.  J.  1852  S.  95.  eine  Liste  der  bisher  in  Schlesien 
beobachteten  Asiliden  mit.  Es  sind  2  Leptogasler ,  10  Dioctria,  10 
Dasypogon,  9  Laphria. 

Leptogaster  s  tigmatic  alis,  Slichopogon  gig anlellus ,  St. 
punctum,  Microslylum  simplici  ssimum,  M.  acutirostre,  S(e- 
nopogon  mantis,  Laphria  albicincla  Loew,  neue  Arten  aus  Mos- 
sambique,  wurden  vorläufig  durch  Diagnosen  bekannt  gemacht  (Ber, 
d.  Berti  Acad.  S.  658.). 

Tacliydromiae.  Von  Heeger  wurde  in  den  Sitz. -Ber.  d. 
Wien.  Acad.  S.  779.  Taf.  55.  eine  neue  Art  der  Gattung  Heterodromia 
unter  dem  Kamen  H.  fem  or  ata  beschrieben  und  abgebildet,  welche 
durch  den  gedrungenen  Körperbau  und  das  Flügelgeäder  ,  besonders 
aber  durch  die  eigentümliche  Bildung  der  Vorderbeine  sehr  ausge- 
zeichnet ist.  Die  Flügel  haben  nämlich  vier  Längs-  und  eine  sehr 
kurze  Querader,  die  Vorderhüften  betragen  ein  Viertel  der  Beinlänge, 
die  Schenkel  sind  etwas  kürzer,  sehr  verdickt,  am  Grunde  halb  so 
breit  als  lang,  am  Ende  so  schmal  wie  die  Hüfte. 

Als  neue  Arten  sind  ferner  zu  erwähnen:  Tachydromia  palu- 
dosa  und  albip  ennis  Perris  (Ann.  d.  1.  soc.  Linn.  d.  Lyon  1852. 
S.  200.)  ans  dem  Dept.  des  Landes. 

Itlidasii.  Die  Gattung  Mid  as  wurde  von  Loew  mit  AT-  dis- 
par,  einer  n.  A.  aus  Mossambique ,  vermehrt,  welche  zur  Zeit  nur 
durch  eine  Diagnose  (Ber.  d.  Berl.  Acad.  S.  658.)  bekannt  gemacht 
ist  und  sich  u.  A.  durch  die  etwas  verschiedene  Färbung  beider  Ge- 
schlechter auszeichnet. 

Dolicliopoaes.  Als  neue  Arten  sind  aufzuführen :  Rhaphium 
tibiale  Perris  (Ann.  d.  1.  Soc.  Linn.  de  Lyon  1852.)  aus  dem  Dept. 
des  Landes  —  Thinophilus  calopus  Loew  (Ber.  d.  Berl.  Acad.  S. 
659.)  aus  Mossambique. 


266     Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

Heeger  hat  Porphyrops  fascipes  Meig.  in  allen  Lebenstadien 
beschrieben  und  abgebildet  (Silz.-Ber.  d.  Wien.  Ac.  IX.  S.  268.  Taf.  27.). 
Die  Larven  und  Puppen  finden  sich  unter  der  von  Borkenkäfern 
durchwühlten  Rinde  gefällter  Föhrenstämme ,  deren  Bast  in  Fäulniss 
übergeht. 

iloiiihylaurii.  Als  neue  bei  Madrid  entdeckte  Arten  sind 
Anthrax  nebulosa,  A.  trinotata,  A.  formosa,  Bombylius  fu- 
mosus,  Ploas  macrogl  ossa  und  PL  fuminervis  von  L.  Dufour 
(Ann.  d.  1.  soc.  ent.  S.  6  ff.  pl.  I.   Fig.  7—23.)  aufgestellt  worden. 

Neue  von  Peters  in  Mossambique  entdeckte  und  von  Loew, 
vorläufig  durch  Diagnosen,  bekannt  gemachte  Arten  sind :  Exoprosopa 
nigripennis,  E.  inaequ  alip  es,  Anthrax  biflexa,  Bombylius  ni- 
grib  arbus ,  B.  brunnip  ennis,  B.  laticeps  (Ber.  d.  Berl.  Acad. 
S.  659.). 

Note  sur  les  transformations  du  Bombylius  bog hariensis, 
par  Lucas  (Ann.  d.  1.  soc.  entom.  S.U.  pl.  I.  N.  II.).  —  Der  Verf. 
beschreibt  einen  von  ihm  zu  Boghar  in  Algier  gefangenen  neuen 
Bombylius  mit  buntgezeichneten  Flügeln  und  giebt  zugleich  eine  Dar- 
gtellung  der  Puppe  desselben,  welche  der  desB.  punctatus  sehr  gleicht. 
Die  vordere  Partie  derselben  hat  einige  Aehnlichkeit  mit  der  eines 
Asilus.  Der  Theil ,  welcher  den  Hinterleib  der  sich  entwickelnden 
Fliege  einschliesst,  ist  lang  gestreckt,  auf  den  einzelnen  Abschnitten 
mit  Querreihen  kurzer  Dörnchen  und  langer  steifer  Haare  besetzt. 
Die  Puppen  finden  sich  (ganz  wie  die  des  B.  punctatus)  einzeln  in 
der  Erde.     Es  gelang  Lucas  nicht,  auch  die  Larve  zu  entdecken. 

Stratyomidae*  Neue  Arten  sind:  Nemolelus  cingulalus 
und  JV.  I  ateralis  L.  Dufour  (Ann.  d.  1.  soc.  entom.  S.  5.  pl.  I. 
N.  I.  F.  1—6.)  von  Madrid. 

Syrpliici«  Zwei  Insecten  aus  dieser  Familie  beschreibt  Gorski 
in  seinen  Analeclis  ad  entomographiam  imperii  rossici  als:  Tyzen- 
hauzia  vespiformis  und  Milesia  Wagae  und  giebt  von  beiden 
sehr  gelungene  Abbildungen.  Die  Gattung  Tyz- enh  auzia ,  welche 
Gorski  auf  das  erste  dieser  beiden  Insekten  begründet  hat  ,  stimmt  in 
allen  Merkmalen  mit  der  bereits  1829  von  Latreille  gegründeten,  spä- 
ter von  Macquart  richtiger  charakterisirten  Gattung  Sphecomyia.  Der 
einzige  Grund ,  welchen  Gorski  für  die  generische  Trennung  seiner 
lilhauischen  Fliege  von  der  amerikanischen  Art,  welche  Typus  der  Gat- 
tung Sphecomyia  ist,  anzuführen  weiss,  ist  der  Unterschied  des  Vater- 
landes. Auch  die  Artrechte  derselben  sind  noch  zweifelhaft,  da  sich 
kein  rechter    llnterschicd   zwischen   ihr   und    dn  amerikanischen  Spk. 


während  des  Jahres   1852.  267 

vitlata  angeben  lässt ,  und  das  bereits  bekannte  Vorkommen  der  Tyien- 
hauila  te  piformis  im  östlichen  Sibirien,  wo  sie  SedakofT  aufgefunden 
hat,  die  Identität  beider  weniger  unwahrscheinlich  macht.  —  In  Mi- 
lesia  Wagae  hat  Gorski  selbst  Milesia  vespiformis  Fabr.  Zelt,  erkannt, 
den  ihr  ertheilten  Namen  aber  wegen  des  bereits  vollendeten  Stichs 
der  Tafel  unverändert    gelassen. 

Von  Perris  (Ann.  d.  I.  Soc.  Linn.  d.  Lyon  1852  S.  201.)  wur- 
den Tropidia  Marsanii  und  Merodon  osmioides  aufgestellt,  beide 
sind  im  Dept.   des  Landes  entdeckt  worden. 

Die  Gattung  Conops  wurde  mit  C.  bipunctatus  Loew,  einer 
n.  A.  aus  Mossambique,  bereichert  (Ber.   d.  ßerl.  Acad.  S.  659.). 

]flnscariae.  In  der  Abtheilung  der  Ta  chi  n  a  ri  en  stellte 
Perris  (Ann.  d.  1.  soc.  Linn.  de  Lyon  1852.)  als  n.  im  Dept.  des 
Landes  entdeckte  A.  auf:  Masicera  laticincla,  nova,  atropi- 
cida,  p  alp  alis,  grisea,  minor,  cylindrica,  cl  au  sa,  ex  i  - 
gua,  rubrifrons ,  Pkorocera  scutellata,  aurulent  a,  lata, 
Doria  coeruleo  -  nigra,  Plagia  ericetorum,  Exorista  longicor- 
nis,  Tachina  ign  o  ta,  Metopia  cinerea,  crassicomis,  Hypostena 
humer  alis,  maritima,  Triphera  nigrifacies,  Myobia  fusci- 
palpis,  l  atip  ennis,  varip  es ,  Clista  maura,  Millogramma  stre- 
nua,   Taxigramma  pipi  ens ,  Phania  bicolor,    appendicula  ta. 

Aus  der  Abtheilung  der  Acalyptera  beschrieb  derselbe  (a. 
a.  0.)  Ochlhiphila  nigricornis  und    Chlorops  Marc  ad  ei. 

Die  neuen  von  Peters  in  Mossambique  entdeckten  und  von  Loew 
vorläufig  durch  Diagnosen  bekannt  gemachten  Arten  sind,  in  der  Gruppe 
der  Tachinariae:  Phorocera  eucalypta;  —  in  der  Gruppe  der  echten 
Äluscariae:  Ochromyia  Peter siana,  Pyrellia  nudissima,  Idia 
serie  punctata,  eupoda,  simula  trix;  —  in  der  Gruppe  der 
Phasiariae:  Hyalomyia  nasuta;  —  in  der  Gruppe  der  Antho- 
myinae:  Hylemyia  quaterna,  Coenosia  trichopyga,  C.  lae- 
v  ig  ata;  —  in  der  Gruppe  der  Ortaliden:  Scenoplerina  subme- 
tallica,  Platystoma  pector  alis ;  —  in  der  Gruppe  der  Tephri- 
tiden:  Dacus  bislrigalus;  —  in  der  Gruppe  der  Lauxaniden: 
Lauxania  gagatina,  Ulidia  smaragditia;  —  in  der  Gruppe  der 
Hydromyziden:  Psilopa  tonsa;  —  in  der  Gruppe  der  Chloro- 
pinae:   Crassiseta  p  alp  alis. 

L.  Dufour  ergänzte  in  den  Ann.  d.  1.  soc.  entom.  S.  44">.  die 
Beschreibung,  welche  er  im  vorhergehenden  Jahrgange  der  Annalen 
von  Hyalomyia  dispar  und  der  in  dem  Körper  von  Brachyderes  lusi- 
tanicus  entdeckten  Puppe  derselben  gegeben  hatte,  durch  eine  genaue 
Schilderung   und    Abbildung    der  ihm    nun  auch  bekannt  gewordenen 


268     Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

Larve.  Es  giebt  an,  dass  sie  nur  zwei  Stigmata  und  zwar  am  hin- 
teren Körperende  habe,  von  deren  jedem  ein  nach  vorn  hin  sich  im- 
mer mehr  verästelnder  Tracheenstamm  ausgeht.  Diese  Stigmen  ste- 
hen ziemlich  stark  hervor,  und  mittelst  derselben  athmet  die  Larve 
der  Fliege  (wie  dies  Dufour  bereits  anderweitig  mitgetheilt  hat  s. 
vor.  Jahresb.  S.  10.)  durch  ein  Stigma  des  Käfers. 

Derselbe  erwähnt  (Ann.  d.  1.  soc.  ent.  S.  460.),  dass  er  die 
von  ihm  aufgestellte  Lucilia  dispar  in  grösserer  Zahl  in  einem  Schwal- 
benneste  gefangen  habe,  und  erhebt  Bedenken  gegen  die  Richtigkeit  der 
Angabe  von  Robineau-Desvoidy  (s.  Jahersb.  f.  1849.  S.  107.),  dass 
das  Weibchen  derselben  =  Phormia  regina  Meig. ,  R.  D.,  das  Männ- 
chen =  Ph.  coerulea  R.   D.   ist. 

Tachina  nitidula  wurde  von  F.  Smith  als  Parasit  der  Larve 
von  Saperda  populnea  beobachtet  (Trans.  Ent.  Soc.  II.  S.  82.). 

Perris  hat  (Ann.  d.  1.  soc.  entom.  d.  Franc.  S.  594.  pl.  14.) 
die  Verwandlungsgeschichte  der  Sapromyza  quadripwictala  Fabr.  be- 
kannt gemacht,  deren  Larve  zwischen  dem  Stroh  der  Bedachungen 
von  Schaafställen  lebt  ;  durch  fleischige  Warzen  an  dem  vorletzten 
und  zwei  fleischige  Anhänge  am  letzten  Segment  wird  sie  geschickt, 
sich,  ohne  Gefahr  herabzugleiten,  an  der  ihr  angewiesenen  Wohn- 
stelle zu  erhalten. 

Die  Metamorphosen  der  Sarcophaga  muscaria,  Lucina  fasciala, 
Gxjmnopoda  tomentosa,  Opomyza  gracilis  und  Chyliia  atrisela  sind  von 
Perris  in  den  Mein.  Soc.  Sc.  Agric.  de  Lille  beschrieben  und  durch 
eine  Tafel  mit  Abbildungen  erläutert  worden.  Mir  ist  die  Abhand- 
lung nicht  zugänglich;  die  hier  mitgetheilte  Notiz  habe  ich  aus  den 
Proc.  Ent.  Soc.  Vol.  II.  S.  86.  geschöpft. 

Heeger  gab  (Sitz.-Ber.  d.  Wien.  Acad.  IX.  S.  774  ff.  Taf.  52— 
54.)  ausführliche  Beschreibungen  und  Abbildungen  von  Phytomyza 
albiccps  Meig.,  JSoliphüa  ßaveola  Meig.  und  Drosophila  variegala)l\e\g. 
in  allen  ihren  Lebensstadien.  Die  erste  hat  viele  Generationen  im 
Jahre  umd  ihre  Maden  leben  im  grünen  Laube  von  Atriplex,  Helian- 
themum ,  Sambucus  etc.;  die  Larven  der  zweiten  miniren  geschlän- 
gelte Gänge  in  den  Blättern  von  Cochlearien  und  verwandten  Pflan- 
zen; die  dritte  setzt  ihre  Eier  an  den  Koth  der  Raupen  von  Cossus 
ligniperda  ab,  von  dem  sich  die  Larven  nähren. 

Nach  Oswell  und  Arnaud  (Compt.  rend.  1852.  tom.  XXXV. 
p.  560,  und  p.  603.,  Ann.  nat.  hist.  X.  S.  463.)  soll  der  Stich  einer 
östlich  vom  Limpopon  zwischen  dem  15°  und  18°  südl.  Breite  vor- 
kommenden und  mit  dem  Namen  Tsetse  bezeichneten  Fliege  (S.  vor. 
Jahresber.  S.  132.)  so  giltig  sein,  dass  die  meisten  Hausthiere,  mit 
Ausnahme    der  Ziegen,    demselben   erliegen.     3—4  Fliegen  sollen  im 


während  des  Jahres  1852.  269 

Stande  sein,  einen  Ochsen  zu  tödten.  Auf  Menschen  und  wilde  Thieve 
wirkt  das  Gift  dagegen  nicht  lethal.  Arnaud  glaubt,  dass  dieselbe  Fliege 
es  ist,  welche  im  Sennaar  den  Viehheerden  sehr  gefährlich  wird,  und 
erzählt,  dass  eine  Wunde,  welche  ihm  selbst  der  Stich  einer  solchen 
Fliege  beigebracht  hatte  ,  erst  nach  3 — 4  Monaten  geheilt  sei ,  und 
unerträgliche  Schmerzen  verursacht  habe.  Die  im  vorigen  Jahresbe- 
richte mitgetheilten  Angaben  von  Frank  Vardon  und  Gordon  Cumming 
über  dieselbe  Fliege  klingen  wahrscheinlicher. 

Douglas  zeigte  in  der  Londoner  entomologischen  Gesellschaft 
(Proc.  Ent.  Soc.  March  1852.)  eine  Dipteren-Larve  vor,  welche  ein 
Mann  ausgebrochen  hatte,  der  längere  Zeit  leidend  gewesen  war;  sie 
war  weiss,  nackt,  zugespitzt  und  ohne  die  gewimperten  Anhänge, 
welche  der  Larve  von  Anthomyia  canicularis  eigen  sind. 

Coriaceae»  Macquart  beschreibt  (Ann.  d.  1.  soc.  entom. 
d.  Franc.  X.  p.  331)  unter  dem  Namen  Megistopoda  Filatei  ein  mit 
Nycteribia  verwandtes  Insect,  welches  Pilate  zu  Tepea  im  Staate  Ta- 
basco  auf  einer  Fledermaus  gefunden  hat ,  und  bildet  es  auf  Taf.  IV. 
Fig.  5.  in  etwas  roher  Weise  ab.  Es  unterscheidet  sich  die  neue 
Galtung  Megistopoda  von  der  ihr  zunächst  stehenden  Gattung  Nycte- 
ribia  besonders  durch  den  Bau  der  Taster,  welche  aus  einem  senk- 
rechten cylindrischen  Theile  und  aus  einer  nach  vorn  gerichteten 
cylindrischen  Endborste  an  demselben  bestehen;  ferner  durch  die 
Kürze  des  lsten  Fussgliedes  und  endlich  durch  die  ausserordentliche 
Länge  der  Hinterbeine.  Genaueres  über  den  Bau  der  Fühler  und  das 
Vorhandensein  der  Augen  zu  ermitteln ,  gestattete  die  nothwendige 
Schonung  des  einzigen  Exemplares  nicht. 

Suctoria.  Videx  penicillig er ,  eine  neue  auf  Mustela  si- 
birica  vorkommende  Art  wurde  von  Grube  in  Middendorfs  sibiri- 
scher  Reise  Bd.  II.  Th.  I.  bekannt  gemacht. 

Orthoptera. 

Kelch  hat  in  dem  Osterprogramme  des  Gymnasiums 
zu  Ratibor  die  in  Oberschlesien  bis  jetzt  aufgefundenen  (64) 
Orlhoplera  im  älteren  Sinne  verzeichnet  (5  Blattina,  31  Acri- 
diodea,  15  Locustina  ,  6  Gryllodea,  1  Gryllotalpina,  1  Xyo- 
dea,  6  Forficulina).  Die  Bestimmungen  rühren  von  Fieber 
her,  und  es  hat  Fieber  hier  eine  kurze  Charakteristik  der 
neuen  Sectionen,  Familien,  Gattungen  und  Arten,  so  weit  sie 
Schlesien  betreffen,  mitgetheilt.     Es  wird  nicht   nölhig  sein, 


270     Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

ausführlicher  über  diese  Arbeit  zu  berichten  ,  da  der  Inhalt 
derselben  durch  die  ausgezeichnete,,  1853  erschienene  Mono- 
graphie der  europäischen  Orthoptera  von  L.  H.  Fischer 
schon  zu  allgemeinerer  Kenntniss  gelangt  ist. 

L.  H.  Fischer  machte  in  der  Enlom.  Zeit.  S.  15  ff. 
(„Ueber  unvollkommene  Flügelbildung  bei  den  Orthopteren") 
darauf  aufmerksam,  dass  die  Ober-  und  Unterflügel  in  eini- 
gen Gattungen  der  Locustariae  und  Acrklii  bei  geschlechts- 
reifen  Individuen  derselben  Art  auf  verschiedenen  Stufen  der 
Ausbildung  angetroffen  werden ,  und  dass  in  mehreren  Fäl- 
len die  langflögeligen  und  kurzflügeligen  Formen  irrig  als 
besondere  Arten  aufgestellt  worden  sind.  Dem  numerischen 
Verhältnisse  nach  bilden  die  Individuen  mit  unvollständig  ent- 
wickelten Flügeln  bei  solchen  Arten  weitaus  die  Regel,  und 
es  werden  die  vollständig  geflügelten  vorzugsweise  unter  den 
Männchen  angetroffen.  Die  einzelnen  Fälle  werde  ich  unten 
zur  Sprache  bringen. 

v.  Siebold  hat  einige  Zusätze  zu  dem  Fischer'schen 
Aufsatze  (ebenda  S.  24)  geliefert,  in  denen  einerseits  die 
Wichtigkeit  der  äusseren  Begattungsorgane  für  die  Feststel- 
lung der  Orthopteren-Arten  hervorgehoben  ,  andererseits  die 
geringe  Bedeutung,  welche  Verschiedenheiten  der  Färbung, 
Zeichnung  und  Grösse  haben ,  in  einzelnen  Fällen  nachge- 
wiesen wird  (s.  u.). 

Locustariae.  In  Stansbury's  Report  App.  C.  (s.  o.  S.  157.) 
stellte  Haldeman  eine  neue  Gattung  Anabrus  auf  und  beschrieb 
zwei  neue  Arten,  Ephippigera  tschivavensis  *)  und  Stenopelmalus 
fuscus.  Die  n.  Gattung  Anabrus  steht  Phalangopsis  im  Habitus,  in 
der  Gestalt  des  Kopfes,  der  hohen  Stellung  der  Kühler  u.  s.  w.  nahe,  hat 
aber  ein  deutlich  sattelförmiges  Pronotum,  welches  sich  über  die  Ba- 
sis des  Abdomen  ausdehnt  und  rudimentäre  Flügeldecken  verbirgt.  Die 
Gattung  ist  auf  eine  neue,  am  grossen  Salzsee  von  Utah  entdeckte 
Art,  A.  simplex,  gegründet,  welche  ebenso  wie  Ephippigera  tschiva- 
vensis auf  Tal.X.   abgebildet  ist. 

Nach  Fischer  (Entom.  Zeit.  S.  18.)  ist  Decticus  dilutus  Charp. 


*)   Haldeman    bezeichnet    den   Laut  „seh"    durch    ein  umgekehr- 
tes j  (f);  im  Original  heisst  es:  tfivavensis. 

Anm.  d.  Herausgebers. 


während  des  Jahres  1852.  Q71 

die  langflügelige  Form  (s.  o.)  des  D.  brevipennis  Charp.  ;  D.  Sieboldii 
Fisch,  die  des  bicolor  Phil.  ;  auch  D.  brachyplerus  Linn.  kommt  bis- 
weilen mit  ausgebildeten  Flügeln  vor.  —  Nach  v.  Siebold  ebenda 
S.  26.  ist  D.  Krynickii  Fisch,  v.  Waldh.  eine  sehr  grosse  Form  des 
D.  griseus. 

Acridii.     Neue  Arten  sind: 

Acinipe  quadridentata  ßrisout  de  Barn  e  vi  11  e  (Bull, 
d.   1.  soc.  entom.  d.  Franc.  S.  LXVI1I.)  aus  Algier. 

Oedipoda  cora  llipes  Haldeman  (Stansbury's  Report  App. 
Tab.  X.  Fig.  2.)  vom  grossen   Salzsee  von  Utah. 

Unter  den  Acridiern  finden  sich  nach  Fischer  (a.  a.  0.)  lang- 
flügelige und  kurzflügelige  Formen  derselben  Art  in  den  Gattungen 
Gomphocerus  und  Podisma.  Go7tiph.  platyplerus  Ocksk.  ist  nämlich  auf  die 
vollständig  geflügelten  Individuen  des  G.  brachyplerus  Ocksk.  gegründet; 
es  gehen  ferner  Gomph.  parallelus  Zett. ,  montanus  Charp.  und  elegans 
Charp.  in  einander  über;  und  Pod.  pulchellum  Herr,  ist  die  vollständig 
geflügelte  Form  von  P.  subalpinum  Fisch.  Morphologisch  bemerkens- 
werth  ist  dabei  der  Umstand,  dass  die  bei  den  kurzflügeligen  Indivi- 
duen des  Gomph.  brachyplerus  parallelen  Seilenkanten  des  Frolhorax 
bei  den  langflügeligen  in  Folge  der  Enlwickelung  der  im  Thorax  lie- 
genden Flügelmuskcln   hinten  deutlich  aus  einander  gerückt  sind. 

Nach  v.  Siebold  (Ent.  Zeit.  S.  27.)  ist  Oedipoda  salina  Fall. 
=  Oed.  fascialaGtrm.  it.  Dalm.,  und  von  Fischer  von  Waldh.  zweimal, 
als  Acridium  salinum  und  Oedipoda  germanica  ,  abgebildet  worden,  sie 
weicht  durch  rosarothe  Hinterflügel  und  die  weiter  von  der  Flügelspilze 
entfernte  schwarze  Querbinde  von  der  rothen  Form  der  0.  fasciala 
(0.  germanica  Charp.)  ab.  —  In  Oed.  rhodoptila  Charp.  vermulhet  S. 
eine  rothgeflügelte  Abart  der  0.  subcoeruleipennis  Charp.,  in  0.  varia- 
bilis  Fall,  eine  Varietät  derselben  Art  mit  farblosen  Hinterflügeln.  — 
Die  verschiedenen  weiblichen  7Yw;rah's-Arten,  welche  Klug  in  den  Symb. 
phys.  als  Tr.  Pharaonis,  grandis ,  Scolaris,  obsolela  ,  procera  und  con- 
spurcala  beschrieben  hat,  sind  nach  S.'s  Meinung  Varietäten  einer 
einzigen  Art,  zu  welcher  als  Männchen   Tr.  variabilis  Klug   gehört. 

Blattariae.  Eine  neue  bei  Nizza  entdeckte  Art  von  Blalta, 
welche  mit  ßl.  lapponica  L.  und  pallida  Ol.  in  nächster  Verwandschalt 
steht,  wurde  von  Brisout  de  Barne ville  (Bull,  d  1.  soc.  entom. 
S.  LXV1II  )  unter  dem  Namen  Bl.  nicaeensis  aufgestellt;  der  Verf. 
hat  sich  auf  die  Angabe  der  Färbung  beschränkt  und  die  Unterschiede 
Yon  den  genannten  Arten  nicht  hervorgehoben. 

Termitides*     Hagen  hat  in  der  physikalisch -ökonomischen 


272    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

Gesellschaft  zu  Königsberg  einen  Vortrag  über  die  Lebensweise  der 
Termiten  und  ihre  Verbreitung  gehalten ,  welcher  zwar  keine  neuen 
Thatsachen  milzutheilen  die  Aufgabe  hal,  aber  nach  den  vorliegenden 
sorgfältig  gesammelten  und  umsichtig  benutzten  Beobachtungen  eine 
anziehende  Schilderung  der  biologischen  Verhältnisse  dieser  merk- 
würdigen Thiere  liefert,  den  Schaden  den  sie  gelegentlich  anrichten 
und  die  Bedeutung,  die  sie  in  dem  Haushalte  der  JNatur  haben,  be- 
spricht ,  und  besonders  auf  die  geographische  Verbreitung  derselben 
und  ihre  Abhängigkeit  von  klimatischen  Einflüssen  eingeht.  In  Be- 
ziehung auf  den  Stand  der  Arbeiter  neigt  sich  der  Verfasser  entschie- 
den der  Meinung  zu,  dass  dieselben  für  die  Larven  der  geflügelten, 
einmal  im  Jahre  massenhaft  erscheinenden  Individuen  zu  halten  sind. 
Die  Dauer  der  Verwandlung  giebt  er  im  Allgemeinen  auf  2  Jahre  an, 
eine  ebenso  lange  Lebensdauer  schreibt  er  den  befruchteten  Königinnen 
zu.  Für  die  geographische  Verbreitung  der  Termiten  scheint  die  Re- 
gel zu  gelten,  dass  sie  zwar  in  allen  Welttheilen  vorkommen,  aber 
weder  südlich  noch  nördlich  vom  Aequator  den  40sten  Breitengrad 
überschreiten;  nur  in  Europa  machen  sie  eine  Ausnahme,  indem  hier 
die  eine  Art  (  T.  lucifugus  )  im  westlichen  Frankreich  bis  unter  dem 
46sten  Grade  auszudauern  vermag.  Nach  den  historischen  Studien  des 
Verf.  ist  es  übrigens  sehr  wahrscheinlich  ,  dass  alle  drei  jetzt  in  Eu- 
ropa einheimischen  Species  (T.  flatipes ,  flavicollis  und  lucifugus)  erst 
in  ziemlich  später  Zeit  hier  aeclimatisirt  worden  sind.  Die  Zahl  der 
überhaupt  bekannten  Arten  schätzt  der  Verf.  auf  60,  darunter  sind  20 
fossil.  —  Der  Vortrag  ist  in  den  Königsb.  naturwissensch.  Unterhal- 
tungen Th.  II.  Heft  3  abgedruckt. 

Eine  in  Toulouse  erschienene  Abhandlung  von  Joly  „Recher- 
ches  pour  servir  ä  l'histoire  naturelle  des  Termites"  ist  mir  nur  dem 
Titel  nach  bekannt  geworden.  Sie  enthält  nach  Westwood  (Proc. 
Ent.  Soc.  1853  S.  72.) ,  ausser  einer  Schilderung  der  allgemeinen  Ka- 
turgeschichte ,  specielle  Beobachtungen  über  Tertnes  lucifugus. 

Während  Hagen,  wie  oben  erwähnt,  die  Arbeiter  der  Termiten 
für  Larven  hält,  neigt  sich  Thwaites  in  einem  aus  Ceylon  der  Lon- 
doner entom.  Gesellschaft  eingesandten  Schreiben  (Proc.  Ent.  Soc.  Jan. 
1852.)  der  Ansicht  zu,  dass  es  zweierlei  Arten  von  Arbeitern  giebt, 
die    keine  weitere  Metamorphose  durchmachen. 

Ijibellulinae*  Die  Abhandlung  von  L.  Dufour  „Etudes  anato- 
miques  et  physiologiques  et  observalions  sur  les  larves  des  Libellules" 
(Ann.  d.  sc.  nat.  t.  XVII.  p.65 — 110.)  und  die  von  Hagen  in  der  Ent. 
Zeit.  1853.  S.  98  ff.  mitgetheilte  Uebersetzung  und  Prüfung  dieser  Arbeit 
wurden  ihrem  anatomischen  Inhalte  nach  schon  im  Eingange  dieses 
Berichtes  analysirt;  hier  ist  daher  nur   noch   der  morphologische  Theil 


während  des  Jahres  1852.  273 

jener  Aufsätze  zu  besprechen.  —  Die  Gattungen  sondern  sich  hauptsäch- 
lich in  folgender  Weise  :  A.  Aeussere  Schwanzkiemen.  Agrion.  ß.  In- 
nere Dannkiemen,  a.  Nebenaugen  vorhanden.  Calopleryx.  b.  Keine 
Nebenaugen.  1.  Unvollkommene  platte  Maske.  Aeschna.  2.  Vollkom- 
mene Maske.  Libellula.  —  Dufour  beschreibt  dann  die  Larven  von  Aeschna 
grandis,  A.  Degeerii  Duf.,  A.  innominata  Duf. ,  Libellula  depressa,  L. 
ferruginea,  Calopteryx  virgo,  Agrion  puella.  —  Hagen  wies  durch  eine 
sorgfältige  Zusammenstellung  der  Literatur  nach,  dass,  mit  Einschluss 
der  neu  beschriebenen,  jetzt  die  Larven  von  27  Arten  (mehr  als  ein 
Viertheil  der  in  Europa  einheimischen)  bekannt  sind,  und  berichtigte 
die  Dufour'schen  ßeslimmungen  dahin  ,  dass  Aeschna  innominata  Duf. 
=  cyanea  Müll.,  A.  Degeerii  Duf.  =  rufescens  Vanderl. ,  A.  grandis 
=  Anax  formosa  ist. 

Als  ein  Beispiel  von  der  ungeheuren  Gehässigkeit  der  Libellen 
wurde  von  Scott  (Zoolog.  Oct.  1852)  der  Fall  mitgetheill,  dass  eine 
Libelle  ihren  eigenen  Hinterleib  frass  ,  als  man  ihr  einen  Schmetter- 
ling aus  dem  Munde  genommen  hatte! 

Eine  Abhandlung  von  Herklots  über  die  holländischen  Libel- 
luliden  findet  sich  in  den  „Bouslopfen  voor  enne  Fauna  van  Neder- 
land,«  hat  mir  aber  nicht  zur  Einsicht  vorgelegen. 

Perlariae*  Walker  führt  in  dem  vom  britischen  Museum 
herausgegebenen  Kataloge  der  Neuropteren  (s.  o.  S.  235.)  185  Arten 
dieser  Familie  auf,  von  denen  nur  68  im  britt.  Museum  vorhanden  sind, 
19  unter  den  letzteren  sind  neu. 

Hemiptcra. 

„List  of  the  Specimens  of  Hemipterous  Insects  in  the 
collection  of  the  British  Museum,  Part.  II.«  ist,  wie  der  im 
vorjährigen  Berichte  angezeigte  erste  Theil,  von  Dallas  be- 
arbeitet und  enthält  die  Heteroptera  Supericornia  (=  Corei- 
dae)  und  den  Anfang  der  Infericornia ,  nämlich  diejenigen 
Gattungen  der  Lygaeidae,  welche  mit  Nebenaugen  verse- 
hen sind. 

Die  Abtheilung  der  Supericojmia  ist  in  8  Gruppen  (Sparto- 
ceridae,  Mictidae,  Homoeoceridae,  Anisoscelidae ,  Alydidae,  Stenocepha- 
lidae  ,  Cereidae,  Rhopalidae)  aufgelöst  und  enthält  76  Gattungen  mit 
41 1  Arten  ;  die  mit  Nebenaugen  ausgestatteten  Infericornia  zerfallen 
in  2  Gruppen  [Lygaeidae  und  Anlhocoridae)  mit  17  Gattungen  und  165 
Arten.  Die  Vorzüge  der  Arbeit  vor  den  meisten  andern  Katalogen  des 
brittischen  Museums  habe  ich  schon  im  vorigen  Jahre  hervorgehoben. 
Archiv  f.  Naturgesch.  XIX.  Jahrg.  2.  Bd.  § 


274    Schaum:   Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

Die  in  diesem  Bande  errichteten  Gattungen  stehen  freilich  zum  Theil  auf 
eben  so  schwachen  Füssen  wie  die  früheren,  und  man  möchte  annehmen, 
dass  der  Verf.  seihst  von  dem  Werthe  derselben  wenig  überzeugt  ist, 
indem  er  Namen  wie  Margus  und  Aphanus  nicht  vermeidet,  von  denen 
es  ihm  doch  bekannt  sein  musste,  dass  sie  bereits  anderweitig,  in  der 
Ordnung  der  Coleopteren  und  Hemipteren,  vergeben  sind.  —  Der  vor- 
liegende Band  enthält  auch  wieder  auf  vier  Steindrucktafeln  die  Um- 
risse neuer  Gattungen,  es  fehlt  denselben  aber  in  gleichem  Grade,  wie 
denen  im  ersten  Bande,  die  nöthige  Schärfe  der  Contouren. 

Gorski  hat  in  seinem  Werke  „Analecta  ad  entomo- 
graphiam  provinciarum  occidentali-meridionalium  imperii  ros- 
sici«  eine  monographische  Bearbeitung  der  im  südlichen  Russ- 
land einheimischen  Wanzen  begonnen.  Auf  S.  1 — 116  sind 
die  beiden  Familien  der  Longiscuti  Am.  et  Serv.  (=  Petita- 
tomidae)  und  Supericornes  (==  Coreidae)  behandelt.  Unter 
72  zur  ersten  und  44  zur  zweiten  gehörigen  hier  beschrie- 
benen Arten  ist  zwar  keine  neu,  die  Abhandlung  fördert  aber 
das  Studium  der  Hemipteren  durch  genaue  Beschreibungen  und 
sorgfältige  Feststellung  der  Synonymie ,  und  ist  besonders 
geeignet,  Anfängern  beim  Bestimmen  gute  Dienste  zu  leisten. 

Einen  weiteren  Beitrag  zur  Kenntniss  der  schwedischen 
Hemipteren  hat  Boheman  Öfversigt  af  Kongl.  Vetensk. 
Akad.  Förh.  1852.  S.  49  ff.  durch  die  Beschreibung  von  39 
Arten  geliefert,  welche  bisher  noch  nicht  in  Schweden  be- 
obachtet waren,  und  von  denen  24  neu  sind.  Durch  diesen 
Nachtrag  übersteigt  die  Gesammtzabl  der  schwedischen  He- 
mipteren bereits  500. 

Description  de  quelques  Hemipteres  Heteropteres  nou- 
veaux  ou  peu  connus  par  E.  Mulsant  et  Cl.  Rey  Ann.  d. 
1.  soc.  Linn.  de  Lyon  1850—52.  S.  76—140. 

Es  sind  hier  57  im  südlichen  und  östlichen  Frankreich  entdeckte 
Arten  beschrieben  ,  welche  ich  bei  den  einzelnen  Familien  verzeich- 
nen werde. 

Cimicum  regni  neapolitani  centuria  tertia  et  quartae 
fragmentum  auctore  Achille  Costa  (Alti  del  reale  instituto 
d'incoragiamento  alle  scienze  nat.    d.  Napoli  1852.) 

Diese  Abhandlung  schliesst  sich  an  die  früheren  desselben  Verf. 
an,  welche  im  Berichte  für  1848  angezeigt  wurden.     Es  sind  in  der« 


während  des  Jahres  1852.  275 

selben  35  neue  Arten  durch  Diagnosen  und  einige  nähere  Angaben 
charaklerisirt  und  29  (darunter  sechs  schon  früher  bekannte)  auf  drei 
Kupfertafeln  recht  kenntlich  abgebildet.  Am  Schlüsse  hat  der  Verf. 
ein  systematisches  Verzeichniss  der  (310)  bis  jetzt  in  Neapel  aufge- 
fundenen Wanzen  gegeben.  —  Signoret  hat  in  den  Annal.  d.  1.  soc, 
entom.  d.  Franc.  1853.  Bull.  S.  LIV.  einige  der  hier  von  Costa  auf- 
gestellten Arten  auf  früher  bekannte  zurückgeführt.  Ich  werde  seine 
Bemerkungen  betreffenden  Orts  erwähnen. 

Beschreibungen  einzelner  Gattungen  und  Arten  sind  fer- 
ner in  einigen  Abhandlungen  mitgelheilt,  welche  Signoret 
in  den  Ann.  d.  1.  soc.  entom.  d.  Franc. ,  S.  539  u.  545.  und 
Dallas  in  den  Trans,  of  the  ent.  Soc.  11.  S.  6.  und  Ann. 
of  nat.  hist.  X.  S.  360.  veröffentlicht  haben. 

List  of  the  Homopterous  Insects  in  the  collection  of  the 
British  Museam.  P.  IV. 

Dieser  vierte  Band  ist  mir  noch  nicht  zu  Händen  gekommen. 
Nach  Westwood's  Angabe  (Proc.  ent.  Soc.  1853.  S.  78.)  ist  er  ebenso 
wie  die  früheren  von  F.  Walker  bearbeitet  und  enthält  ein  Ver- 
zeichniss aller  bis  jetzt  bekannt  gewordenen  Arten  der  Psyllidae,  Aphi- 
dae  und  Coccidae,  Beschreibungen  der  im  brittischen  Museum  befind- 
lichen neuen  Species  dieser  Familien  und  Nachträge  zu  den  früheren 
Bänden,  in  einem  Appendix  sind  die  Physapoda  von  Haliday  bear- 
beitet. (S.  u.   Thysanoptera). 

Eine  Arbeit  von  Asa  Fitch  über  die  Homopteren  des 
Staates  Neu-York  ist  schon  oben  im  allgemeinen  Theile  die- 
ses Berichtes  erwähnt  worden. 

Pentatomidae«  Mulsant  und  Hey  errichteten  (Ann.  d. 
1.  soc.  Linn.  de  Lyon  S.  80.)  eine  neue  Gattung  Oploscelis  (der 
Name,  der  richtiger  Hoploscelis  heissen  müsste,  ist  längst  vergeben) 
auf  eine  neue  Art  0.  ciliata,  welche  in  der  Kopfbildung  und  im^ 
Habitus  ganz  mit  Sciocoris  übereinstimmt,  sich  aber  durch  bedornte 
Schienen  unterscheidet  und  gewissermassen  den  Uebergang  von  den 
Nudipeden  Amyot's  zu  dessen  Spinipeden  macht.  Schenkel,  Füsse  und 
Halsschild  sind  wie  bei  ßrachypelta  Am.  gewimpert.  Die  genannten 
Verfasser  stellten  ausserdem  (a.  a.  0.)  folgende  im  Süden  und  Süd- 
osten von  Frankreich  entdeckte  Arten  auf:  Stiretrus  maculicornis, 
Cydnus  m  aculipes ,  C.  tarsalis,  Sciocoris  angustipennis,  Pen- 
tatoma lineolata,  P.  annulata  ,  P.  roseip  ennis,  P.  pinicola, 
P.  melanocera. 

Mehrere  neue  Arten  dieser  Familie  wurden  wieder  von  Dallas 


276    Schaum:  Bericht  Aber  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

beschrieben  und  meistens  auch  abgebildet  (Trans,  ent.  Soc.  II.  S.  6. 
pl.  I.)  ,  nämlich  aus  der  Gruppe  der  Asopidae:  Oplomus  elonga- 
lus  aus  Brasilien;  —  aus  der  Gruppe  der  Sciocoridae:  Sciocoris 
au  s  Ir  all  s  aus  Neuholland,  Aednus  ventr  alis  aus  Hongkong;  — 
aus  der  Gruppe  der  Halydidae:  Dinidor  lineatus  aus  Fara  ;  — 
aus  der  Gruppe  der  Pentatomiden:  Tropicoris  latus  aus  Brasilien? 
und  Amphaces  virescens  aus  Neuholland;  —  aus  der  Gruppe  der 
Urostylidae,  welche  hier  aus  den  Gattungen  Urochela,  Urostylis  und 
Urolabida  gebildet  wird:  Urostylis  notulata  aus  Nordindien.  In  der 
zu  den  Sciocoriden  gehörigen  Gattung  Mecidca  Dali.  (=  Ceralaulax 
Sign.  s.  vor.  Jahresb.  S.  145.)  unterscheidet  der  Verf.  3  Arten  durch 
Diagnosen:  M.  quadrivitlala  Sign,  von  der  Insel  Mauritius,  M.  indica 
und  linearis  Dali.  —  Ferner  stellte  Dallas  (ebenda  S.  18.)  Ditiidor 
gibbus  als  n.  A.  aus  Brasilien  auf. 

Eine  neue  zur  Gruppe  der  Phyllocephalidae  gehörige  Gattung 
wurde  von  Dallas  Ann.  of  nat.  hist.  X.  S.  360.  pl.  V.  A.  F.  1.  unter 
dem  Namen  Alelides  errichtet;  die  Beschreibung  ist  ebenda  S.  437. 
durch  einen  kleinen  Nachtrag  vervollständigt.  Auf  den  ersten  Anblick 
könnte  man  das  Insect  leicht  für  eine  Larve  halten,  indem  die  Flü- 
geldecken sehr  kurz  sind  und  nur  die  beiden  ersten  Abdominalsegmente 
bedecken,  die  Anwesenheit  der  Nebenaugen,  die  dreigliedrigen  Füsse 
und  das  deutliche  Schildchen  beweisen  aber,  dass  es  völlig  ausgebil- 
det ist.  Die  Diagnose  lautet:  Corpus  subovatum  postice  lalius;  caput 
foliaceum,  spina  utrinque  ante  oculos  armalum,  lobis  laleralibus  inter- 
medium  longe  superantibus  contiguis,  apice  hiantibus;  anlennae  4-ar- 
ticulalae,  art.  primo  brevi,  seeundo  prismatico,  tertio  et  quarto  aequali- 
bus,  gracilioribus;  scutellum  et  elytra  abbreviata  ;  sternum  canalicula- 
tum.  Die  einzige  Art,  A.  centro  lineatu  s  ,  ist  in  Sylhet  zu  Hause 
und  misst  10  Linien. 

Küster  hat  in  der  entomol.  Zeit.  S.  391.  fünf  europäische  Ar- 
ten der  Gattung  Aelia  unterschieden:  A.  Germari  n.  A.  aus  Dalma- 
tien,  A.  acuminala  Fb.,  A.  Burmeisleri  n.  A.  von  Carlhagena  in 
Spanien,  A.  pallida  n.  A.  aus  Deutschland,  Dalmatien  und  Sicilien, 
A.  Klugii  Hahn.  Die  Unterschiede  derselben  liegen  hauptsächlich  in 
der  Bildung  der  Köpfe,  welche  von  allen  fünf  Arten  auf  Tafel  III.  in 
Umrissen  dargestellt  sind. 

Von  Boheman  wurde  Örvers.  Vet.  Ak.  Förh.  S.  50.  Aelia  ro- 
slrata  von  der  nahe  verwandten  A.  acuminala  abgesondert  und  be- 
sonders durch  längeren  Kopf  mit  wenig  herabgebogener  nicht  zusam- 
mengezogener Spitze,  durch  vorn  deutlicher  eingedrücktes  und  ge- 
kieltes Halsschild  und  durch  blassere  Färbung  charakterisirt. 

Curtis  hat  einige  Bemerkungen    über    die  Synonymie  der  vier 


während  des  Jahres  1852.  277 

brittischen  Arten  von  Acanlhosoma  in  den  Trans.  Ent.  Soc.  Vol.  I.  S.  271 
mitgetheilt.  Seiner  Meinung  nach  ist  dieselbe  in  folgender  Weise 
festzustellen.  1.  A.  haemorhoidale  Linn.  etc.  2.  A.  dentatum  De  Geer 
Dali.,  lilurata  Fabr.  3.  A.  piclipenne  Kewm. ,  picta  Newm.,  Curt.,  /i- 
luralum  Dali.     4.  A.  grisetim  Linn.,  Curt ,  Dali.,  agathina  Fb.,  Curt. 

Zwei  neue  neapolitanische  Arten  von  Cydnus  wurden  von  Co- 
sta (a.  a.  0.)  chrarakterisirt :  C.  fumig  atus  und  albip  ennis  ;  die 
letztere  ist  auch  abgebildet. 

Coreides.  Mit  einer  bemerkensvverthen  neuen  Gattung  Garn- 
psocoris  wurde  diese  Familie  von  Fuss  in  d.  Mittheil.  d.  Hermannst. 
Vereins  S.  73.  bereichert.  Sie  ist  besonders  durch  eine  auffallende 
Bildung  des  Schildchens  ausgezeichnet,  welches  in  der  Form  eines 
nach  hinten  gekrümmten  Hakens  sich  fast  bis  zur  Höhe  des  stark  ge- 
wölbten Vorderrückens  erhebt.  Uebordem  ist  das  zweite  Fussglied 
merklich  kürzer  als  das  dritte,  während  beide  zusammen  erst  die  Län<*e 
des  ersten  haben,  und  an  den  Klauen  fehlen  die  Haftlappen.  In  der 
Körperform  errinnert  die  Wanze  an  Berytus,  das  zweite  und  dritte  Füh- 
lerglied sind  aber  von  gleicher  Länge;  dieser  letzteren  Eigentümlichkeit 
wegen  ist  F\  geneigt,  sie  neben  Hypselonoclus  Burm.  zu  stellen.  G. 
transsylvaniaa  ist  2%  Lin.  lang  und  bereits  an  mehreren  Punkten 
Siebenbürgens  aufgefunden  worden. 

Eine  neue  von  Mulsant  und  Rey  (Ann.  d.  1.  soc.  Linn.  de 
Lyon  S.  92.)  beschriebene  Art  Chlorosoma  brevicorne  von  Mont- 
pellier weicht  von  den  typischen  Arten  der  Gattung  Chlorosoma  durch 
das  letzte  einen  eiförmigen  Knopf  bildende  Glied  der  Fühler  ab ;  auch 
ist  das  erste  Fussglied  nur  zweimal  so  lang  als  die  folgenden  zu- 
sammen. 

Von  Boheman  wurden  Pseudophloeus  dentipes  und  Corhus 
Ledi  (Öfv.  Vet.  Akad.  Verh.  S.  51.)  aus  Schweden,  —  von  Costa 
(Cent,  cim.)  Corhus  g  etntnalus  (nach  Si  gn  orel  =  Rhopalus  tigrinus 
Schill.)  und  sanguin  eus  (Taf.  6.  F.  7.  u.  8.)  aus  Neapel  bekannt  ge- 
macht. 

Ijygaeides.  Signoret  stellte  (Ann.  d.  1.  soc.  ent.  d.  Fr. 
S.  591.  pl.  16.  ßg.  5.)  Astemma  Muls antii  als  neue  bei  Vincennes 
entdeckte  Art  auf,  und  theilte  (ebenda  S.  539.  pl.  16.  flg.  1.)  eine  Be- 
schreibung und  Abbildung  von  Rhyparochromus  proderus  Amyot  (flavi- 
pes  Lucas),  nach  einem  bei  Prades  in  Frankreich  gefangenen  Exemplare 
mit;  bisher  war  diese  Wanze  nur  in  Sardinien  und  Algier  beobachtet 
worden. 

Als  neue  Arten  sind  ferner  aufgestellt: 


278     Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

von  Mulsant  und  Rey  (Ann.  d.  soc.  Linn.  d.  Lyon  S.  93  ff.) : 
Heterogaster  dep  ressus,  Pachymerus  villosus,  adsp  ersusy  ob- 
s  curus,  pilicornis,  qui  nquemaculatus ,  ferrugineus,  S/e- 
nogaster  collaris,  tcnuis,  Anthocoris  pilicornis ,  testac  eus, 
Xylocoris  latior,  aus  dem  südlichen  und  südöstlichen  Frankreich: 

von  Costa  (Cim.  Cent.):  Heterogaster  line  atus,  exilis, 
Pachymerus  der elictus,  discors,  mite  11  atus ,  tessela,  bivir- 
gatus,  bidenticulatus ,  p  alliatus,  Xylocoris  o  bliquus ,  aus 
Neapel  ; 

von  Boheman  (Öfv.  Vet.  Förh.  S.  52.)  :  Pachymerus  Fraga- 
riae,  insignis  ,  angustulus  ,  spinig  er  ellu  s  ,  Anthocoris  lu- 
gubris  aus  Schweden. 

Der  Letztere  gab  ausserdem  ausführliche  Beschreibungen  von 
Pachymerus  angusticollis  Sahlb.,  coleoptratus  Sahlb. ,  antennalus  Schill., 
Anthocoris  longiceps  Sahlb.,  obscurus  Hahn,  Microphysa  pselaphifor- 
mis  Curt. 

Capsini«  Eine  merkwürdige,  im  Habitus  an  eine  Ameise  er- 
innernde, besonders  durch  die  Bildung  des  Thorax  und  des  Hinlerlei- 
bes, so  wie  durch  die  Grösse  der  vordersten  Gelenkpfannen  ausge- 
zeichnete Gattung  mit  verkümmerten  Flügeldecken  und  fehlenden  Un- 
terflügeln ist  von  Gorski  (Anal,  ad  entom.  imp.  ross.  S.  167.)  unter 
dem  Namen  Myrmecoris  aufgestellt  worden.  Der  Kopf  ist  breiter 
als  der  Thorax,  vor  den  Fühlern  fast  rüsselförmig  verlängert  ,  Neben- 
augen fehlen;  der  Frolhorax  hat  sehr  grosse  Gelenkpfannen,  welche 
fast  das  ganze  Frosternum  einnehmen  ,  der  oben  mit  einem  Buckel 
versehene  Mesothorax  ist  von  der  Länge  des  Piothorax  und  ebenso  wie 
der  kurze  Metathorax  von  oben  sichtbar,  indem  die  Flügeldecken  ru- 
dimentär sind  und  die  Unterflügel  vollständig  fehlen;  der  Hinterleib 
hat  eine  schmale  Basis,  erweitert  sich  aber  in  der  Mitte  bauchig.  Die 
Gattung  ist  auf  eine  in  Lithauen  und  bei  Berlin  aufgefundene  Art  ge- 
gründet, welche  auf  Tafel  II.  Fig.  1.  als  M.  lituanica  sehr  getreu  ab- 
gebildet, im  Texte  als  M.  agilis  bezeichnet  ist.  Nach  einer  mündli- 
chen Mittheilung  des  Dr.  Nylander  ist  dasselbe  Insect  schon  1848  von 
Sahlberg  in  seiner  mir  unbekannt  gebliebenen  Monographia  Geocorisa- 
rum  Fenniae  als  Globiceps  gracilis  bekannt  gemacht  worden. 
Unter  diesem  Namen  ist  es  auch  von  Boheman  Öfv.  Vet.  Ak.  Förh. 
S.  70.  beschrieben. 

Die  für  die  schwedische  Fauna  neuen  Arten  dieser  Familie,  von 
denen  Boheman  Öfv.  Vet.  Akad.  Förh.  sorgfältige  Beschreibungen 
mitgetheilt  hat,  sind :  Phytocoris  annulicornis  Sahlb.,  flavosparsus  Sahlb., 
vali  dicornis,  lue  orum,  nigrieep  s,  morio,  pilosus,  impu- 
ruif    Pachy Stoma    evanescens,  Globiceps  gracilis  Sahlb.,    Cyllecoris 


während  des  Jahres  1852.  279 

flavonotatus,  dispar,  Capsus  mali  Meyer,  pulcker  Sahlb.,  elegan- 
tulus  Meyer,  constrictus,  p  elluc  en  s ,  antennalus. 

Mulsant  und  Key  beschrieben  (Ann.  d.  1.  soc.  Linn.  de  Lyon 
S.  107  ff.)  Miris  megatoma  und  nicht  weniger  als  28  neue  Arten 
von  Capsus  :  C.  frontalis,  coxalis,  hieroglyphicus,picli~ 
cor  nis,  bic  o  l  or  ,  cruentalus,  lin  e  ellu  s ,  aur  or  a ,  ir  r  or  a- 
tus,  anticu  s ,  ni gricep s ,  macula -rubra,  Perrisi,  proser- 
pinae,  maculic  o  llis ,  mollis,  punctipes,  d  ec  oloratus ,  öcw- 
laris,  melanaspis,  bivitreus,  coarctatus,  forticornis, 
ligripes,  an  t  ennatus  ,  horridu  s,  stygialis,  tenuicornis. 

Auch  Costa  machte  (a.  a  0.)  eine  grössere  Reihe  neuer  Ar- 
ten bekannt:  Miris  cur ii  coli  is,  quadrivirgatus,  (nach  Sig- 
noret  ===  M.  hortorum  YVolflF.) ;  Lopus  discors,  Phylocoris  obli- 
qitus,  exole  tus  ,  cinclip  es ,  trivia  lis,  circumflexus  (nach 
Signoret  =  dispar  Steph.,  Burmeisteri  Curt  ,  curvipes  Meyer  =  tho- 
racicus  Fall  );  taenioma,(  —  Capsus  Fraxini  Fabr.);  haemorrhous, 
tr  itaenia ,  co  r oniceps ,  Globiceps  rugicollis,  Slrongylocoris 
erythroleptus,  cicadifrons,  Pachytoma  major,  Halticus  cylin- 
dricollis.  In  Bezug  auf  die  im  J.  1841  von  ihm  aufgestellte  Gat- 
tung Pachytoma  bemerkt  C. ,  dass  sie  früher  nur  auf  das  weibliche 
Geschlecht  gegründet  worden  sei ;  die  Männchen  sind,  wie  in  der  Gat- 
tung Halticus,  sehr  abweichend  gebildet ;  überhaupt  steht  jene  Gattung 
der  letzteren  und  namentlich  dem  //.  paUicornis  Fabr.  so  nahe,  dass 
eine  Trennung  wohl  nicht  zu  rechtfertigen  ist. 

Eine  hübsche  neue  Art  von  Capsus,  welche  besonders  durch  die 
starke  Punktirung  des  Halsschildes  charakterisirt  und  bei  St.  Valery 
im  Dept.  de  Somme  entdeckt  worden  ist,  wurde  ferner  von  Signoret 
(Ann.  d.  1.  soc.  enl.  S.  543.  pl.  16.  fig.  4.)  unter  dem  Kamen  C.  Fair- 
mairii  beschrieben  und  abgebildet. 

Acaniliillae*  Als  neue  Art  wurde  Acanlhia  rotundata 
von  Signoret  (Ann.  d.  I.  soc.  ent.  S.  540.  pl.  16.  fig.  2.)  aufgestellt, 
sie  findet  sich  auf  der  Insel  Bourbon  und  ist  sowohl  mit  A.  lecticula- 
ria  als  mit  A.  hirundinis  nahe  verwandt. 

Aradites.  Der  Gattung  Aradus  fügte  ßoheman  Öfv.  Vet. 
Förh.  S.  77.  zwei  neue  schwedische  Arten,  A.  annulip  es  und  cras- 
sicornis  ;  —  Costa  (a.  a.  A.)  eine  neapolitanische  A.  Lucasii 
(Taf.  6.  Fig.  4.)  hinzu. 

Tingidites*  Die  Gattung  Monanthia  vermehrten  Mulsant 
und  Hey  (a.  a.  0.)  mit  zwei  neuen  Arten   aus  dem   südlichen  Frank« 


280     Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

reich:  M.  unicostata  und  Kiesenwetter  i;  —  Costa  (a.  a.  0.)  be- 
schrieb Diclyonota  fuliginosa  (Taf.  VI.  Fig.  5.),  Monanthia  villtosa 
(F.  6.)  n.  A.  aus  Neapel;  die  letztere  ist  nach  Signoret  M.  pilosa 
Fieb.,  augusticollis  Herr.  Schaeff. 

Reduvini.  Diese  Familie  wurde  von  Signoret  (Ann.  d.  1. 
soc.  ent.  S.  545.  pl.  16.  fig.  6.)  mit  einer  neuen  Gattung  Centro- 
cnetnis  bereichert,  welche,  der  Amyot-Serville'schen  Eintheilung 
zufolge,  in  die  Rotte  der  Spongipedes  mit  wenig  vorstehenden  Füh- 
lerhöckern, sehr  vorstehenden  Augen  und  eindornigem  Schildchen  ge- 
hört und  sich  zunächst  an  Macrops  anschliesst;  der  langgestreckte 
Kopf,  welcher  länger  als  breit  ist,  und  die  am  Innenrande  erweiterten, 
stark  ausgerandeten  Schienen  sind  die  wesentlichsten  Charaktere  der- 
selben, der  flache  breite  Körper  ist  an  den  Seiten  mit  vielen  Stacheln 
besetzt  und  trägt  zahlreiche  Spitzen  und  Höcker.  C.  D  eyr  olii,  eine 
Art  von  ansehnlicher  Grösse,  ist  in  Java  zu  Hause. 

Derselbe  unterschied  (ebenda  S.  544.  pl.  16.  fig.  5.)  Ploiaria 
uniannulata,  eine  neue  bei  Vincennes  entdeckte  Art,  von  der  ihr 
sehr  nahe  stehenden  PI.  vagabunda. 

Boheman  stellte  Öfv.  Vet.  Akad.  Förh.  S.  77.  Nabis  nervo- 
sus  als  n.  schwedische  Art  auf. 

Riparii.  Eine  hübsch  gezeichnete  neue  Art  aus  Neapel  ist 
Salda  geminata  Costa  (a.  a.  0.  Taf.  VI.  Fig. 3.),  das  königl.  Mu- 
seum zu  Berlin  besitzt   dieselbe  Art  aus  Portugal. 

Ploteres.  Boheman  gab  Ofv.  Vet.  Ak.  Förh.  S.  79.  eine 
neue  Beschreibung  der  Hydromelra  aplera  (Gerris  aplera  Schumm.),  ei- 
ner für  die  schwedische  Fauna  neuen  Art. 

Mulsant  und  Rey  errichteten  Ann.  d.  I.  soc.  Linn.  de  Lyon 
1850 — 52.  S.  138.  eine  neue  Gattung  Mes  ovelia,  welche  sie  dieser 
Familie  zuzählen  und  von  Velia  durch  die  zarten  Fühler,  deren  zwei- 
tes Glied  das  kleinste  ist,  durch  die  schlanken  sehr  langen  Beine  und 
durch  die  Anwesenheit  eines  Schildchen  unterscheiden.  Die  im  Dept. 
de  l'Isere  entdeckte  1%  Lin.  lange  Art  M.  fuscata  ist  auf  einer 
beigegebenen  Tafel  abgebildet  worden.  Westwood  bemerkte  in  den 
Proc.  ent.  Soc.  S.  60.,  und,  wie  es  mir  scheint,  mit  Recht,  dass  die 
Gattung  wohl  eher  zu  den  Lygaeiten  in  die  Nähe  von  Anthocoris  zu 
stellen  sei. 

\epitles.  Zailha  reticulala  und  bifoveala  sind  von 
llal  dem  an  in  Stansbury's  Report  als  n.  A.  beschrieben,  die  letzte  auch 
auf  Taf.  IX,  abgebildet. 


während  des  Jahres  1852. 

Motonectidae*  Als  n.  A.  ist  Corixa  fasciolata  vonMul- 
sant  und  Rey  (Ann.  d.  1.  soc.  Linn.  d.  Lyon  S.  141.)  aulgestellt  wor- 
den, die  Verf.  haben  aber  die  monographische  Bearbeitung  der  Gattung 
Von  Fieber  nicht  gekannt. 

Stridulantes*  Als  neue  Arten  sind  zu  erwähnen  Cicada 
REf  (sie!  der  letzte  Buchstabe  soll  seh  vertreten),  C.  strialipes, 
Hai  dem  an  in  Stansbury 's  Report  Append.  C. ;  sie  sind  beide  auf  Taf  IX. 
abgebildet. 

■Till  gor  eil  ae*  Die  von  A.  Fitch  in  dem  Fourth  Annual  re- 
port  on  Ihe  condition  of  the  State  Cab.  Albany  1851  beschriebenen  im 
Staate  Ncu-York  einheimischen  neuen  Arten  dieser  Familie  sind:  Cixius 
pini,  C.  impunetatu  s ,  Delphax  ar  vensis,  D.  dorsal is>  0/t'o- 
cerus  Kirbyi,  Poecilopleral  vulgaris.  (Der  VerF.  scheint  die  von 
Germar  in  Thon's  Archiv  veröffentlichte  Arbeit  über  die  Fulgorellen 
nicht  benutzt  zu  haben). 

Hembracides.  A.  Fitch  hat  (a.  a.  0.)  mehrere  neue  Gat- 
tungen und  viele  neue  Arten  beschrieben  ,  von  denen  indessen  ohne 
Zweifel  ein  Theil  eingehen  wird,  da  vom  Verf.  die  Monographie  der 
Membraciden,  welche  Fairmaire  in  den  Annal.  de  1.  soc.  entom.  ver- 
öffentlicht hat,  nicht  benutzt  ist:  Carynota  nov.  gen.  auf  M.  mera 
und  arquata  Say  gegründet;  Smilia  cas  taneae ,  S.  auricu  lata; 
Cyrtoisia  nov.  gen.  enthält  marmorata  Say  und  fenestrata  n. 
A. ;  Telamona  nov.  gen.  mit  M.  ampelopsidis  Harris  und  8  neuen 
Arten,  T.  unico  lor,  fasciata ,  c  oneava,  fagi,  tristis,  co- 
ryli,  querci  (!),  reclivata;  Thelia  crataegi,  Tragopa  dorsa- 
lis,    Uroxiphus  caryae. 

Cicadellae*  Von  A.  Fitch  sind  (a.  a.  0.)  folgende  neue 
Arten  beschrieben  worden:  Lepyponia  sar  alog  ensis ,  Clastoplera 
testacea,  C.  pini,  C.  proteus,  Tettigonia  tr (punctata,  Aula- 
cites  noveb  orac ensis,  Heloc har  a  nov.  gen.  mit  1  n.  A.  H. 
communis,  Evacanthus  orbitalis,  Gypona  flavilineata ,  scar- 
latina,  Penthimia  am  ericana,  Acocephalus  vitellinu  s ,  Bylho- 
scopus  tergatus,  unicolor,  strobi,  Idiocerus  lacrym  alis,  al- 
t  erna  tus ,  maculip  ennis,  suturalis,  pallidus,  Podiopsis  cin*. 
dis,  trimaculatus  ,  Athysanus  vari  abili  s  ,  fenestratus,  mi- 
nor, fagi,  nigrinasi,  Amblycephalus  Curtisii,  Sayii,  Mels- 
heimerii,  Iassus  fulvidorsum,  Erythroneura  nov.  gen.  auf 
vitis  Harr.,  obllqua  Say,  fabae  Harr,  und  drei  n.  A.  vulnerata,  a  f- 
finis  und  tricineta  gegründet;  Etnpoa  n.  Gatt,  mit  zwei  n.  A. 
J£.  querci  und  coccinca, 


282 


Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 


Guerin-Meneville  machte  indenCompt.  rend.  1852.  t.  XXXIV. 
S.  92.  eine  ausführliche  Mittheilung  über  ein  neues  Insect,  welches 
im  Dept.  des  basses  Alpes  dem  Gelraide  sehr  schädlich  geworden  ist; 
es  ist  eine  Art  der  Gattung  Jassus  ,  welche  hier  unter  dem  Warnen  J. 
d  evastans  beschrieben  wird,  und  die  in  allen  Stadien  ihrer  Ent- 
wickelung  an  den  Pflanzen  saugt  und  oft  das  Absterben  derselben  ver- 
ursacht, (vergl.  auch  Guer.  Rev.  et  Mag.    d.  Zool.  S.  39.) 

Von  Dr.  J.  H.  Schneider  in  Böhmen  wurde  ein  Insect, 
welches  er  mit  dem  Namen  Psylla  solani  tuberosi  belegt  und  in  den 
Sitzungsberichten  der  Wiener  Acad.  Bd.  9.  S.  3.  beschreibt ,  als  die 
Ursache  der  Kartoffelfäule  bezeichnet.  Kollar,  dessen  Gutachten  in 
dieser  Sache  eingeholt  wurde,  bemerkte,  dass  das  von  Schneider  be- 
obachtete Insect  keine  Psylla,  sondern  eine  neue  Art  von  Typhlocyba 
sei ,  und  erklärte  sich  zwar  nicht  entschieden  gegen  die  Ansicht 
Schneider's,  dass  es  die  KartofTelkrankheit  erzeuge,  stellte  dieselbe  aber 
doch  als  eine  sehr  zweifelhafte  dar,  welche  bestätigender  Beobach- 
tungen noch  sehr  bedürfe. 

Als  neue  bei  Stockholm  entdeckte  Art  ist  Typhlocyba  bifa- 
sciata   Boheman  (Öfv.  Vet.  Ak.  Verh.  S.  79.)  zu  erwähnen. 

Nach  Signoret  (Bull.  d.  1.  soc.  ent.  d.  Fr.  S.  LV.)  ist  Eupelix 
producta  Germ,  nur  eine  Abänderung  der  E.  cuspidata,  Paropia  palli- 
dipennis  das  Männchen  der  P.  scan ica  Fall  [megophthalmus  Walk.)  und 
Vlopa  decussata  Germ,  das  Weibchen  von   U.  trivia  Germ. 

White  zeigte  beide  Geschlechter  der  Urophora  Hardwickii  Gray 
in  der  entomol.  Gesellschaft  in  London  vor  und  bemerkte ,  dass  der 
haarige  schwanzai  tige  Anhang  am  Ende  des  Körpers,  weither  dieses 
insect  so  auszeichnet,  ebensowohl  dem  Weibchen  als  dem  Männchen 
zukommt   (Proc.  ent.  Soc.  Apr.   1852). 

l*syllidae.  Als  neue  von  A.  Fiten  (a.  a.  0.)  beschriebene 
Arten  sind  zu  erwähnen:  Psylla  t  ripun  data ,  quadrilineata, 
carpini,  a  nnulala,   Lima  vernalis,  f  emoralis. 

Die  Naturgeschichte  der  Psylla  buxi  Linne  wurde  von  West- 
wood  in  Gardener's  Chronicle  S.  516  durch  Beschreibung  und  Ab- 
bildung des  Insectes  in  seinen  verschiedenen  Lebensperioden  und  der 
von  demselben  an  den  Schösslingen  des  Buchsbaums  hervorgebrachten 
Deformationen  erläutert. 

Apliidii.  Zahlreiche  neue  Arten  von  Blattläusen  hat  A.  Fitch 
(a.  a.  0.)  bekannt  gemacht:  Aphis  cerasicolens,  berberidis, 
asclepiadis ,  cornifoliae ,  er ataegifoliae,  b etulaecolens , 
sambucifoliae}    p  inieol  en  s ,    populifoliae  ,     rudbeckiae) 


während  des  Jahres  1852.  283 

Lachnus  abietis,  quercifoliae,  salicellis,  alnifoliae,  Erio- 
sotna  ptjri,  t  es  sei  ata,  imbricator,  strobi,  Brysocrypta  (Halid.) 
ha  mame  li  dis, 

Agelges  Abietis  (  =  Chermes  Abielis  Linn. )  bildet  den  Gegen- 
stand einer  Abhandlung  von  West  wo  od  in  Gard.  Chron.  S.  580., 
welche  mit  Holzschnitten  des  Thieres  und  der  von  demselben  erzeug- 
ten Gallen  begleitet  ist. 

Coccides*  Memoire  sur  les  Dorthesia  et  sur  les  Coccvs  en 
general  comme  devant  former  un  ordre  particulier  dans  la  classe  des 
Insectes  par  Du  j  ardin  (Compt.  rend.  XXXIV.  S.  510 — 515)  —  Der 
Verf.  entwickelte  hier  die  Ansicht,  dass  die  Schildläuse  eine  beson- 
dere, zwischen  den  Dipteren  und  Hemipteren  in  der  Mitte  stehende  In- 
secten-Ordnung  zu  bilden  hätten,  und  sucht  dieselbe  durch  folgende, 
übrigens  hinlänglich  bekannte  Thatsachen,  zu  begründen.  1.  Die  Männ- 
chen der  Schildläuse  haben  zwei  Flügel ;  während  sie  ein  entwickelles 
Nervensystem  besitzen,  fehlt  ihnen  ein  Verdauungskanal;  sie  machen, 
indem  die  Puppe  derselben  ruht,  eine  vollkommene  Metamorphose  durch. 
(Es  ist  indessen  von  anderer  Seite  nachgewiesen,  dass  die  PHppen- 
ruhe  keine  vollständige  ist).  Die  Weibchen  dagegen  erfahren  keine 
Häutungen,  die  Bewegungsorgane  und  das  Nervensystem  derselben  er- 
leiden rückschreitende  Veränderungen  (die  auch  bei  den  Weibern  der 
Psychiden  beobachtet  werden).  2.  Die  Beine  haben  weniger  Gliede- 
rungen als  bei  allen  anderen  Insecten,  der  Fuss  besteht  nur  aus  einem 
Gliede  (dies  isf  auch  bei  der  Käfergattung  Articerus  der  Fall).  3.  Der 
unbewegliche  Schnabel  besteht  aus  zwei  verwachsenen  Gliedern  und 
enthält  einen  Saugapparat  von  vier  Borsten,  welche  in  einem  langen 
contractilen  Sacke  zusammengerollt  sind.  4.  Die  Anal-  und  Genital- 
öffnungen sind  von  einander  getrennt  (dies  ist  der  normale  Fall  bei 
den  Insecten).  —  Die  Gattungen  der  Cocciden  will  D.  auf  die  Lebens- 
weise, die  Art  des  Secrets  und  die  äussere  Form  gegründet  sehen  und 
erkennt  nur  vier  an:  Aspidiotus  und  Lecanium,  beide  mit  unbeweglichen 
Weibchen,  die  erstere  ohne  wachsartige  Secretion,  mit  Larven  und  Wei- 
bern, die  unter  einem  abgesonderten  Schilde  leben,  die  zweite  schwitzt 
Wachs  an  der  Bauchfläche  aus,  welches  zum  Schutze  für  die  Eier  dient; 
Dorthesia  durch  die  Beweglichkeit  der  Weiber  und  durch  ein  sehr 
reichliches  Wachsdach  ausgezeichnet ;  Coccus,  (womit  Monophlebus  und 
Porphyrophora  zu  vereinigen  sind)  ,  deren  Arten  sehr  feine  Filamente 
durch  die  ganze  Oberfläche  des  Körpers  absondern,  überdem  durch  die 
unvollkommene  Ausbildung  der  Beine  bei  den  Weibchen  sich  charakte- 
risiren.  —  Die  Gattung  Aleyrodes  wird  vom  Verf.  ,  weil  sie  eine  un- 
vollkommene Metamorphose  durchläuft,  übereinstimmende  Geschlechter 
und  vier  Flügel  besitzt,  von  den  Schildläusen  getrennt,  und  zu  den 
Psylliden    gestellt    (wohin   sie    jedoch  schon  desshalb   nicht   gehören 


284    Schaum:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Entomologie 

kann,  weil  sie  nicht  springt).  —  Die  speciellen  Mittheilungen  des  Verf. 
über  die  Gattung  Dorthesia  beziehen  sich  auf  D.  carcharias ,  welche 
in  der  Touraine  sich  auf  Euphorbia  findet  und  von  der  die  Entwicke- 
jung beider  Geschlechter  beobachtet  wurde,  und  auf  eine  zweite  Art, 
welche  von  D.  bei  Rennes  an  den  Wurzeln  von  Spiraea  salicifolia 
entdeckt  wurde  und  hier  beschrieben  aber  nicht  benannt  ist. 

Guerin  -  Meneville  richtete  an  die  Pariser  Academie  der 
Wissenschaften  eine  Mittheilung  über  eine  neu  entdeckte  Art  von  Coc- 
cus  (C.  Fabae  Guer.) ,  welche  sich  in  Südfrankreich  auf  der  gemeinen 
Bohne  findet  und  einen  rothen  FarbeslofF  liefert  (Bev.  d.  Zool.  S.  143.) 
Chevreuil  hat  den  Coccns  Fabae  in  Bezug  auf  seine  färbenden 
Eigenschaften  einer  Analyse  unterworfen  und  der  Academie  darüber 
Bericht  erstattet  (Rev.  et  Mag.  d.  Zool.  S.  300  ). 

Robineau-Desvoidy  hat  der  Pariser  Academie  eine  Ab- 
handlung über  die  Schildläuse  vorgelegt,  welche  bei  Nizza  und  im 
Dept.  du  Var  den  Oel-,  Citronen  -  und  Rosenlorbeerbäumen  nachthei- 
lig werden.  Nach  den  Beobachtungen  des  Verf.  hat  sich  der  vom 
Senegal  stammende  Cocctis  adonidum  vorzugsweise  auf  den  Citronen  - 
und  Limonenbäumen  angesiedelt,  der  amerikanische  Kermes  kesperidum 
findet  sich  vorzugsweise  auf  dem  Rosenlorbeer-,  den  Pfirsich-  und 
Orangebäumen,  während  Kermes  oleae  nicht  allein  den  Oelbäumen  sehr 
vielen  Schaden  zufügt,  sondern  auch  die  Orangen-,  Lorbeer-  und 
viele  andere  Bäume  befällt.  Der  Verf.  befürchtet  bei  der  raschen  Ver- 
mehrung dieser  Insecten  noch  beträchtlichere  Nachlheile  für  die  Zu- 
kunft, (Rev.  et  Mag.  d.  Zool.  S.  380). 

Die  Männchen  der  auf  dem  Rosenlorbeer  und  dem  Rosenstocke 
vorkommenden  Schildlaus  wurden  von  Gu  er  i  n  -  M  en  e  vi  1 1  e  und 
Signoret  beobachtet  (Bull.  d.i.  soc.  ent.  d.  Franc.  S.  LVI.).  Das 
Verhältniss  dieses  Geschlechts  zum  Weibchen  ist  wie  1  :  15 — 20. 

Tfiysauoptera. 

Von  Haliday,  dem  gründlichsten  Kenner  dieser  Ord- 
nung, ist  ein  Verzeichniss  der  zu  denselben  gehörigen  Gat- 
tungen und  Arten  in  einem  Appendix  zum  vierten  Bande 
der  „List  of  Homopterous  insects  in  the  collection  of  the 
British  Museum"  mitgetheilt  worden.  Mir  ist  die  Arbeit,  wel- 
che ohne  Zweifel  die  Vorzüge  der  früheren  Leistungen  des 
Verf.  besitzt  und  die  von  Westwood  (Proc.  Ent.  Soc.  1853 
S.  78.)  als  „admirable"  bezeichnet  wird,  leider  noch  nicht 
zugänglich  gewesen. 


während  des  Jahres  1852.  285 

Heeger  hat  in  den  Sitzungsberichten  der  Wiener  Acad. 
Bd.  9.  S.  123 — 140.  und  S.  473  zwei  grössere  Beiträge  zur 
Naturgeschichte  der  Physapoden  bekannt  gemacht,  welche 
ausführliche  Beschreibungen  und  stark  vergrösserte  Abbildun- 
gen von  16  Arten  enthalten. 

Diese  sind  :  Phloeothrips  aculeala  Fabr.,  Ulmi  Fabr.,  flavipes  Hai., 
slatices  Hai. ,  Th  rip  s  Ulicis  Hai.,  phalerala  Hai. ;  Melanothrips  obesa  Hai.; 
Aeolothrips  fasciata  Linn.  ,  vitlala  Hai. ;  eine  neue  Gattung,  welche  be- 
sonders durch  fadenförmige,  achtgliedrige  Fühler,  die  Stellung  der  Au- 
gen, welche  nicht  vorn,  sondern  an  den  Seiten  des  Kopfes  angebracht 
sind,  und  durch  schmale,  gleichbreile ,  ganz  umfranzte  Flügel  ausge- 
zeichnet, aber  vom  Verf.  nicht  benannt  ist,  mit  einer  n.  Art  Thr. 
S  cho  ttii;  Heliothrips  haemorrhoidalis  ßouche,  Phloeothrips  bicolor 
n.  sp. ,  lativcntris  n.  sp. ,  Ulmi  Fabr.,  Kollari  n.  sp. ,  Thrips 
vulgatissima  Hai. 

Parasita. 

Der  Katalog  der  Anoplura  des  brittischen  Museums, 
welches  in  dieser  Ordnung  durch  den  Ankauf  der  Denny'schen 
Sammlung  eine  sehr  werthvolle  Bereicherung  erhalten  hat,  ist 
im  J.  1852  erschienen,  mir  aber  noch  nicht  zu  Händen  ge- 
kommen. 

„Beschreibung  der  auf  A.  Th.  v.  Middendorf's  sibiri- 
scher Reise  gesammelten  Parasiten  von  Dr.  E.  Grube"  Pe- 
tersburg 1851.  4.  39  S.  c.  tab.  duab.  col.  (Separatabdruck 
aus  Middendorf's  sibirischer  Reise  Bd.  II.  Th.  I.). 

Die  Abhandlung  enthält  23  Mallophaga,  (darunter  7  neu),  3  Pe- 
diculina  (2  neu)  und  1  n.  A.  von  Pulex  (s.  o.).  Die  Beschreibungen 
sind  mit  grosser  Sorgfalt  entworfen,  die  neuen  Arten  ausserdem  noch 
durch  Abbildungen  erläutert. 

iSirmirtae.  Von  ürube  wurden  a.  a.  0.  als  neue  Arten  auf- 
gestellt: Nirmus  p all  i  dovitl  atus  von  Tetrao  Urogallus,  N.  fulvo- 
fas  ciatus  von  Tringa  cinerea,  pugnax  und  subarquata  $  JY.  ornatus 
von  Larus  canus,  IV.  normifer  von  Lestris  Richardsoni ,  Lipeurus 
Tetraonis  von  Lagopus  albus,  Menopon  Lagopi  auf  Lagopus  albi- 
nus,  Trinoton  gracile  auf  Anas  falcata,  acuta,  glocilans. 

Lucas  beobachtete  die  Begattung  des  Philopterus  Plataleae;  sie 
dauerte  über  40  Stunden  und  im  Verlaufe  derselben  gelangte  das  Männ- 
chen unter  den  Leib  des  Weibchens.  (Bull.  d.  1.  soc.  ent.  d.  Franc. 
S.  XXXVIII.). 


286  Schaum:  Bericht   über   die  Leistungen  u.  s.  w. 

Pediculina«  Fediculus  hispidus  von  Lemmus  Obensis  und 
P.  laeviusculus  von  Spermophilus  Eversmanni  sind  zwei  neue  von 
Grube  a.  a.  0.  bekannt  gemachte  Arten  aus  Sibirien. 

Lucas  gab  Ann.  d.  1.  soc.  ent.  S.  529.  pi.  15.  W.  IV.  eine  aus- 
führliche Beschreibung  und  Abbildung  von  Hae7nalopinus  tuberculatus 
Burm.,  welcher  in  ungeheurer  Menge  auf  einem  in  der  Menagerie  des 
Jardin  des  plantes   befindlichen   Bos  bubalus  vorgekommen  war. 


Anzeige 

das  Erscheinen  des  „Archivs  für  Naturgeschichte" 
betreffend. 


Um  mehrfachen  Anfragen  wegen  des  unregelmäfsigen 
Erscheinens  der  Hefte  des  Archivs  für  Naturgeschichte 
zu  begegnen,  sieht  sich  die  Redaction  veranlafst  auf  die 
Einrichtung-  dieser  Zeitschrift  aufmerksam  zu  machen. 
Jeder  Jahrgang  derselben  besteht  aus  zwei  Bänden.  Der 
erste  enthält  naturhistorische  Aufsätze,  meist  im  Original, 
zuweilen  in  Uebersetzungen,  mit  den  dazu  gehörigen 
Kupfertafeln.  Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  dafs  es  in 
der  Hand  der  Redaction  liegt,  diesen  ersten  Band  recht- 
zeitig-, d.  h.  im  Laufe  des  entsprechenden  Jahres  erschei- 
nen zu  lassen.  Dies  ist  auch  mit  einigen  Ausnahmen 
geschehen,  «und  soll  künftig  mit  der  genausten  Pünktlich- 
keit statt  finden.  —  Der  zweite  Band  ist  für  die  Berichte 
über  die  Erscheinungen  des  vorhergehenden  Jahres  be- 
stimmt. Diese  Berichte  rechtzeitig  erscheinen  zu  lassen, 
liegt  nun  nicht  in  der  Hand  der  Redaction,  sondern 
hängt  von  der  Pünktlichkeit  der  Herren  Berichterstatter 
ab.  Man  mufs  selbst  Jahresberichte  ausgearbeitet  haben, 
um  den  ganzen  Umfang  der  Schwierigkeiten  zu  begreifen, 
die  sich  dieser  undankbaren  Arbeit  entgegenstellen,  wenn 
eine  auch  nur  annähernde  Vollständigkeit  erzielt  werden 
soll.  Da  indefs  die  Erfahrung  gelehrt  hat,  dafs  eine  pünkt- 
liche und  frühzeitige  Einlieferung  der  Jahresberichte  nicht 
zu  erlangen  ist,  so  ist  damit  auch  die  Unmöglichkeit  ge- 
geben, die  Jahrgänge  ganz  regelmäfsig  erscheinen  zu 
lassen.  Man  hat  zuweilen  (von  Seiten  der  Buchhand- 
lungen) darüber  geklagt,  dafs  ein  neuer  Jahrgang  begon- 
nen werde,  bevor  der  frühere  beendigt  sei;  die  Antwort 


hierauf  ergiebt  sich  unmittelbar  aus  der  eben  dargelegten 
Einrichtung  des  Archivs.  Man  hat  auch  wohl  verlangt, 
es  solle  in  jedem  Jahre  der  Jahrgang  abgeschlossen  wer- 
den, die  Berichte  mögen  eingehen  oder  nicht.  Sollte 
diesem  Verlangen  entsprochen  werden,  so*würden  wir 
bald  dahin  kommen,  dafs  der  zweite  Band  Berichte  über 
die  verschiedensten  Jahre  enthielte,  und  das  würde  die 
Benutzung  derselben  sehr  erschweren. 

Da  nun  die  Jahresberichte  als  ein  sehr  wesentlicher 
und  nützlicher  Theil  unseres  Archivs  allgemein  anerkannt 
sind,  und  wohl  kein  Leser  dieselben  aufgegeben  wünscht, 
so  bitte  ich  die  geehrten  Abnehmer  des  Archivs,  dem 
Erscheinen  der  beiden  letzten  Hefte  jedes  Jahrganges 
auch  fernerhin  geduldige  Nachsicht  zu  schenken,  so  wie 
ich  den  geehrten  Berichterstattern  meine  so  oft  ausge- 
sprochene dringende  Bitte  um  möglichste  Beschleunigung 
der  Berichte  hiermit  wiederhole. 

Dr.  F.  H.  Troschel. 


Bericht  über  die  Leistungen  in  der  geogra- 
phischen und  systematischen  Botanik  wäh- 
rend des  Jahres  1852. 

Von 

■>r.  A*  €wri§ebach9 

ord.  Professor  an  der  Universität  zu  Göltingen. 


A.    Pflanzengeographie. 

Dove  hat  von  seinen  Monatsisothermen  eine  zweite 
sehr  vermehrte  Auflage  *)  herausgegeben,  worin  die  Ursachen 
der  thermischen  Anomalieen  von  einem  allgemeinen  Stand- 
punkte behandelt  sind. 

Unger  entwickelte  in  einer  Geschichte  der  Pflanzen- 
welt2) seine  Ansichten  über  die  Gliederung  der  Florengebiete. 

C.  Ritler  untersuchte,  besonders  nach  linguistischen 
Dokumenten,  die  geographische  Verbreitung  der  Baumwollen- 
kultur im  Allerthum  3). 

I.    Europa. 

Von  Henfrey  wurde  eine  Zusammenstellung  pflanzen- 
geographischer Thatsachen  aus  dem  Gebiete  von  Europa*) 
herausgegeben. 

Von  v.  Ledebour's  Flora  rossica  5)  erschien  das  12te 
Heft  (s.  vor.  Jahresb.)  und  im  J.  1853  wurde  das  ganze 
Werk  mit  dem  vierten  Bande  zum  Schlüsse  geführt.  In  den 
letzten  Lieferungen  ,  welche  erst  nach  dem  Tode  des  Ver- 
fassers beendet  wurden,  sind  die  Junceen  von  E.  Meyer, 
die  Gattung  Carex  von  Treviranus,  und  die  Gramineen  von 
m  i  r  bearbeitet. 

Uebersicht  der  monokotyledonischen  Familien :  Typhaceen  8  sp. ; 
Aroideen  8  sp.,  darunter  ein  neues  Typhonium  aus   der  Kirghisensteppe 
Archiv   £  Naturgesch.  XIX.  Jahrg.  2.  Bd.  X 


288     Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

und  Simplocarpus  aus  Ostsibirien;  4  Lemnaceen ;  32  Najadeen;  5  Jun- 
cagineen,  7  Alismaceen  ;  Butomus  (l  sp.)  ;  4  Hydrocharideen,  darunter 
Valisneria  bei  Petersburg  und  an  der  Wolgamündung;  99  Orchideen, 
von  denen  22  Arten  auf  die  Krim  und  den  Kaukasus  eingeschränkt, 
zum  Theil  zweifelhafter  Selbstständigkeit  scheinen:  13  Arten  sind  Si- 
birien eigentümlich  ,  darunter  Dienia  und  Perularia  fuscescens,  9  auf 
den  amerikanischen  Archipelen  einheimisch;  51  Irideen,  wovon  38  Arten 
zu  Iris  gehören,  Sisyrinchium  nur  in  Sitka,  Pardanthus  in  Davurien 
vertreten  sind;  9  Amaryllideen;  1  Tamus ;  25  Smilaceen,  darunter 
Paris  mit  5  sp.,  Trillium  und  Streptopus  in  Kamtschatka,  Polygonatum 
mit  7  sp.,  3  sibirische  Arten  von  Smilacina  ;  166  Liliaceen  :  die  gröss- 
ten  Gattungen  sind  Gagea  (18  sp.),  Fritillaria  (12  sp.),  Muscari  (10  sp.) 
und  Allium  (72  sp.)  ,  Steppenpflanzen  Tulipa,  Rhinopetalum,  Amtnoli- 
rion,  Henningia  und  z.  Th.  Orythyia,  kaukasisch  Erythronlum  und  Pusch- 
kinia  ;  22  Melanthaceen  mit  der  sibirisch-amerikanischen  Galtung  An- 
ticlea;  40  Junceen;  199  Cyperaceen,  darunter  Carex  mit  130  sp. ;  359 
Gramineen:  die  artenreichsten  Gattungen  sind  Bromus  (27  sp.)  ,  Poa 
(25  sp.)  ,  Avena  (22  sp.),  Triticum  (21  sp.),  Calamagroslis  (20  sp.), 
Elymus  (17  sp.). 

Von  Kryptogamen  sind  abgehandelt:  11  Equisetaceen  ;  6  Rhizo- 
spermen ,  darunter  Marsilea  mit  3  sp.;  14  Lykopodiaceen  ;  53  Farne, 
darunter  Physematium  kaukasisch    und  Camptosorus  aus  Ostsibirien. 

Maury  beschäftigte  sich  mit  der  Pflanzengeographie 
des  nördlichen  Russlands  6). 

Wiedemann  und  Weber  bearbeiteten  eine  Flora  der 
russischen  Ostseeprovinzen7).  —  v.  Trautvetter  gab  eine 
Uebersicht  der  Cyperaceen  des  Gouvernements  Kiew  (Bull. 
Petersb.  10.  p.  362—368). 

Von  Andersso  n's  Kupferwerk  über  die  skandinavische 
Flora  8)  erschien  die  zweite  Lieferung  ,  in  welcher  die  Gra- 
mineen enthalten  sind. 

Bergstrand  untersuchte  die  bisher  vernachlässigten 
Alands -Inseln  9),  besonders  Fasta ,  unter  etwa  80  Schee- 
ren  und  Eilanden  die  bedeutendste,  deren  Areal  grösser 
ist,  als  das  aller  übrigen  zusammengenommen.  Die  Phy- 
siognomie wird  durch  einen  feldspathreichen  Granit  be- 
stimmt ,  ein  anmuthiger  Wechsel  von  Höhen  und  Thal- 
gründen ,  aber  die  höchste  Erhebung  des  Archipels  beträgt 
nur  600'.  Das  insulare  Klima  bewirkt,  dass  das  Eis  zwar 
einige  Tage  früher  aufgeht,  als  in  der  benachbarten  schwe- 
dischen Provinz  Westeras,  aber  die  Entwickelungszeiten  der 
Vegetation    sich    ungefähr   um  10  Tage   verspäten   (p.  136). 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1852.        289 

Die  Jahrestemperatur  wird  zu  +  3°,  1  C. ,  das  beobachtete 
Maximum  der  Temperatur  zu  +  25°  C. ,  das  Minimum  zu 
—  29°,25  C.  angegeben  (p.  137.)-  Die  Vegetation  der  grös- 
seren Inseln  ist  im  Allgemeinen  üppig,  aber  weniger  arten- 
reich ,  als  in  Schweden.  Indessen  ist  hiebei  zu  bemerken, 
dass  die  Ostküste  Schwedens  überhaupt  auf  gleich  grossem 
Areale  bei  Weitem  mehr  Pflanzenarten  besitzt,  als  Finnland, 
und  dass  daher,  entgegengesetzt  wie  in  einigen  Gegenden  von 
Deutschland,  in  dieser  Breite  der  Pflanzenreichthum  in  öst- 
licher Richtung  abnimmt,  womit  die  Beobachtung  in  Verbin- 
dung zu  stehen  scheint,  dass  in  Finnland  die  Südgrenzen 
nördlicher  Formen  in  eine  tiefere,  die  Polargrenzen  südlicher 
in  höhere  Breiten  vorrücken  (p.  134.)-  Auf  dem  Alands-Ar- 
chipel weist  der  Verf.  685  Gefässpflanzen  nach ,  während  in 
der  Gegend  von  Helsingfors  nur  590  und  in  der  von  Stock- 
holm 886  Arten  beobachtet  sind.  —  Die  Wälder  der  Alands- 
Inseln  bestehen  aus  Pinus  sylvestris  und  P.  Abies:  doch  giebt 
es  auch  Laubgehölze  von  Alnus  glutinosa ,  Betula ,  Populus 
tremula,  Sorbus  aucuparia  und  besonders  häufig  auf  der  In- 
sel Kumlinge  Gesträuche  von  Corylus  Avellana ,  so  dass  die 
Nüsse  von  hier  ausgeführt  werden.  Auch  kommt  die  Eiche 
(Qu.  Robur)  noch  vor,  aber  wegen  des  heftigen  Windes  ist 
das  Wachsthum  der  Laubhölzer  gehindert  und  die  Zucht  der 
Obstbäume  beeinträchtigt.  Fasta  gliedert  sich  zu  einer  nord- 
östlichen und  südwestlichen  Landschaft :  dort  ist  die  Erd- 
krume thonreicher  und  fruchtbarer ,  hier  sandig  und  mager, 
aber  häufiger  von  Eichen,  Ulmen  und  Linden  bewachsen  (p.  6.). 

Charakteristische  Pflanzenformen  der  Alands-Inseln  *) ,  von  de- 
nen wegen  mangelnder  Kalkformationen  die  eigenthümlichen  Erzeug- 
nisse Goltlands  und  Oelands  ausgeschlossen  sind:  Thalictrum  simplex, 
Ranunculus  cassubicus  ,  Corydalis  laxa  ,  Hesperis  malronalis,  Bunias 
Orientalis,  Isatis  tinctoria,  Draba  incana,  Viola  epipsila,  Silene  viscosa, 
Rosa  cinnamomea,  Rubus  arcticus  und  chamaemorus,  Polentilla  macu- 
lata,  Sedum  annuum,  Bulliarda  aquatica,  Heracleum  sibiricum,  Laserpi- 
tium  latifolium,  Linnaea,  Inula  Helenium,  Cirsium  heterophyllum,  Scor- 
zonera  humilis,  Pyrola  chloranlha,  uniflora  und  umbellala,  Primula  fa- 
rinosa,  Pedicularis  Sceptrum,  Lamium  inlermedium ,  Ajuga  pyramidalis, 
Rumex  domesticus,    Salix  depressa  ,   rosmarinifolia  und  nigricans,  Be- 


*)  Einige  Arten,    welche    hier  ihre  Polargrenze  erreichen,  sind 
durch  Cursiv-Schrift  ausgezeichnet. 


290     Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

tula  nana,  Alnus  incana,  Myrica,  Listera  cordata  ,  Corallorrhiza  innata, 
Cypripedium  Calceolus  ,  Narcissus  poeticus,  Potamogeton  nitens,  prae- 
longa  und  zosleracca,  Zannichellia  polycarpa  und  pedicellata,  Eriopho- 
rum  alpinum,  Carex  capillaris,  glareosa  und  irrigua,  Calamagrostis  stri- 
cta,  Hierochloe  borealis,  VVoodsia  ilvensis,  Selaginella  spinosa. 

Westerlund10)  verglich  die  Insel  Oeland  mit  der 
gegenüberliegenden  Küste  von  Kalmar,  von  der  sich  ihre  Flora 
in  dem  Grade  unterscheidet,  dass  einVerzeichniss  der  in  Kal- 
mar fehlenden  Arten  gegen  100  Formen  aufzählt  (p.  103.). 

Zu  den  merkwürdigsten,  hier  auf's  Neue  bestätigten  Erzeugnis- 
sen Oelands  gehören  folgende  *)  :  Ranunculus  illyricus  ,  Thalictrum 
angustifolium ,  Adonis  vernalis  ,  Sisymbrium  supinum  ,  Helianlhemurn 
oelandicum,  Coronilla  Emerus,  Oxytropis  campestris,  Potentilla  fruti- 
cosa,  Arlemisia  rupeslris  ,  A.  laciniata  ,  Linosyris  vulgaris  ,  Globularia 
vulgaris,  Carex  obtusata,  C.  divulsa. 

Nyman  bearbeitete  die  europäischen  Wasserranun- 
keln n):  zu  etwas  abweichenden  Ergebnissen  gelangte  B  e ur- 
lin g  ,2)  in  einer  Uebersicht  der  skandinavischen  Arten.  — 
Ang ström  bereicherte  die  skandinavische  Moosflora  13),  mit 
deren  Verbreitung  sich  auch  Hartmann  M)  beschäftigte. 

Beiträge  zur  schwedischen  Pflanzentopographie  lieferten 
Fristedt  und  Björnström15),  Thedenius10),  Hof- 
berg ,7),  Hammström  l8),  Sandahl  ,Q),  Lindeberg  20), 
Fries  d.  J.  21)  und  Westerlund  22). 

Norman  beschrieb  seine  botanische  Reise  durch  Gul- 
brandsdalen  in  Norwegen  23). 

Von  der  Flora  danica  erschien  eine  neue  Lieferung 24), 
welche  von  Lieb  mann  verfasst  ist. 

Watson's  Cybele  brilannica  (vergl.  Jahresb.  f.  1846. 
u.  1849.)  wurde  mit  dem  dritten  Bande  23)  vollendet.  —  Von 
Withering's  britischer  Flora  erschien  eine  neue  Auflage26). 
—  Leighton  begann  die  britischen  Lichenen  zu  bearbeiten 
und  durch  analytische  Figuren  ihrer  Sporen  zu  erläutern  27); 
Berkeley  und  B  r  o o  m  e  fuhren  fort,  sich  mit  der  britischen 
Mykologie  zu  beschäftigen28).  —  Dickinson  gab  eine 
Flora  von  Liverpool  heraus  2^. 

Dickie  30)  suchte  in  der  Vertheilung  der  Algen  an 
den  britischen  Küsten  den    erwärmenden  Einfluss   des  Golf- 


*)  Die  durch  Cursiv-Schrift  ausgezeichneten  Arten  kommen  auch 
auf  Gottland  vor. 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1852.  291 

Stroms  nachzuweisen ,  indem  gewisse  Formen,  die  der  Ost- 
küste Schottlands  fehlen,  sich  an  den  westlichen  Küsten  bis 
zu  den  Orkney-  und  Shetlands- Inseln  verbreiten.  —  Der- 
selbe 31)  wies  auch  eine  Depression  der  Pflanzengrenzen  in 
Nordirland  im  Verhältnisse  zu  den  englischen  nach ,  was  mit 
den  bekannten  Wirkungen  des  stärker  ausgeprägten  Seekli- 
mas in  Norwegen  und  Portugal  übereinstimmt. 

Die  Flora  batava  (s.  Jahresb.  f.  1849.)  wurde  fortge- 
setzt 32).  —  Die  Untersuchungen  über  kritische  und  neue 
Pflanzen  der  Niederlande  (s.  vor.  Jahresb.)  wurden  von  dem 
Vereine  dortiger  Botaniker  weitergeführt:  namentlich  ist  in 
den  diesjährigen  Mittheilungen  ein  Verzeichniss  niederländi- 
scher Lichenen  von  v.  d.  Bosch  und  eine  Uebersicht  der 
dortigen  Diatomeen  und  Desmidiecn  von  Abeleven  ent- 
halten 33).  Daselbst  werden  auch  einige  früher  nicht  ange- 
führte niederländische  Lokalfloren  von  Gevers-Deynoot 
und  Abeleven  34),  von  v.  Hoven  35)  ,  Leondam  und 
Top36),  so  wie  von  Rombouts  und  Merkus  37)  erwähnt. 

Die  allgemeinen  Werke  über  die  deutsche  Flora  38-*f) 
von  Reichenbach,  Schenk,  Dietrich  und  Lincke 
wurden  fortgesetzt.  —  Löhr42)  publicirte  ein  Verzeichniss 
der  Flora  Deutschlands  und  der  Nachbarstaaten. 

Mit  der  Herausgabe  deutscher  Lokalfloren  und  systema- 
tischer oder  topographischer  Beiträge  im  Gebiete  der  deut- 
schen Flora  beschäftigten  sich:  in  Preussen  43)  ^)  Kling- 
gräff,  L.  Meier;  in  Schlesien  *ßJW)  Wimmer,,  Milde, 
Weitzner;  in  Mecklenburg"*8)  Brockmüller;  in  der 
Mark  ^9)  Schramm;  in  preussisch  Sachsen  50)  v.  S  c  h  1  e  c  h- 
tendal;  in  Thüringen  &*-53)  Schrader,  Metsch,  Rose; 
in  Westphalen  w)  Jüngst;  in  Rheinpreussen  &&-S6)  Löhr 
u.  A.;  in  Nassau  57)  Rudio;  in  der  Rheinpfalz  68)  Koch; 
in  Würtemberg  59)  6o)  Engesser,  Rehmann  und  Brun- 
ner; in  Baiern  6I>62)  Emmert  und  v.  Seynitz,  Kress; 
in  Böhmen  ß3)  **)  Ott,  Karl;  in  österreichisch  Schlesien  65) 
Milde;  in  Mähren  66)67)  Pokorny,  Wawra;  im  Erz- 
herzogtum Oesterreich  68_72)  ^\e  Mitglieder  des  Wiener  zoo- 
logisch-botanischen Vereins,  sodann  Ehrlich,  Nyman,  v. 
Widerspach;  in  Salzburg  73)  74)  Sautcr,  Keil;  in  Ti- 


292  Grisebach:  Bericht  üb.  d.   Leistungen  in  d.  geographischen 

rol  75-79)   v.  Hausmann,  Hofmann,  v.  Heufler,  S  au- 
ter, Schenk  und  i  ch  ;  in  Kärnthen  80)  81)  Graf,  KokeiL 

Von  neuen  Pflanzen  im  Gebiete  der  deutschen  Flora  sind  zu  er- 
wähnen :  lhalictrum  medium  Jacq.  (fide  ic.  Rchb.) ,  in  Böhmen  bei 
Saaz  von  Pokorny  unterschieden  (Oesterr.  bot.  Wochenbl.  2.  S.  135); 
Th.  laserpitiifolium  W.  Syn.  Th.  simplex  hercynicum  Kch.  (non  L.),  am 
Harz  von  mir  nachgewiesen  (It.  hungar.  p.  311.  s.u.);  Anemone  apen- 
nina  L. ;  bei  Gresten  südlich  von  Ips  in  Oberösterreich  von  Brittinger 
entdeckt  und  von  Fenzl  anerkannt  (Verl),  des  zool.-bot.  Vereins  1. 
S.  186);  Ranunculus  millefolialus  Vahl,  an  sonnigen  Abhängen  des  Ba- 
chergebirges in  Steiermark  von  Maly  nachgewiesen  (Oesterr.  bot.  Wo- 
chenbl. 2.  S.  230) ;  Spergula  pentandra  L.  (non  Aut.),  bei  Brandenburg 
von  Schramm  unterschieden  (das.  S.  154)  ;  Sempervivum  alpinum  Gr. 
Seh.,  im  Engadin  beobachtet,  aber  durch  die  Alpen  und  Pyrenäen  ver- 
breitet (It.  alpin,  p.  600);  Malricaria  diseoidea  ÜC,  eingewandert  bei 
Berlin  nach  A.  Braun  (Bot.  Zeit.  10.  S.  649  u.  f.) ;  Serratula  helenii- 
folia  C.  H.  Seh.,  nach  C.  H.  Schultz  an  der  Gonzenspitze  bei  Sargans 
in  St.  Gallen  und  am  Monte  Baldo  beobachtet  (Reg.  Fl.  1852.  S,  154); 
Hieracium  Bocconei  Gr.,  im  Engadin  unterschieden  (comment.  de  Hie- 
racii  distrib.  p.  35)  ;  H.  leiocephalum  Bartl. ,  im  Isonzothale  zwischen 
Woltschach  und  Canale  von  Barlling  entdeckt  (das.  p.  72.)  ;  Onosma 
arenarium  Kit.  (non  Koch),  in  Mähren  von  Hochstetter  gesammelt  und 
von  mir  nachgewiesen  (lt.  hung.  p.  326.)  ;  Lithospermum  graminifolium 
Viv.,  aus  Süd-Tirol  nach  älteren  Fundorten,  z.  B.  in  der  Val  Sugana, 
von  v.  Hausmann  wieder  angeführt  (Fl.  v.  Tirol,  S.  612.);  Euphorbia 
Baselices  Ten.,  nach  v.  Hausmann  in  Ampezzo,  (Fl.  v.  Tirol  S.  766.)  ; 
7ns  hungarica  Kit.,  am  Harze  und  bei  Halle,  wo  sie  als  I.  germanica 
oder  als  I.  bohemica  beschrieben  ist,  von  mir  nachgewiesen  (It.  hung. 
p.  356.) ;  Ampelodesmus  ienax  Lk.,  auf  der  Insel  S.  Girolamo  bei  Pola  von 
Tommasini  entdeckt,  aber  später  ausgerottet  (Oesterr.  bot.  Wochenbl.  2. 
p.  31.) ;  Botrychium  Kannenbergii  Klinsm.,  bei  Memel,  durch  ein  wurzel- 
sländiges  Blatt  von  B.  Lunaria  unterschieden  (Bot.  Zeit.  10.  S.  379.   t.  6.). 

Von  als  neu  aufgestellten  Arten  sind  ausserdem  zu  erwähnen: 
Ranunculus  Tappeineri  Bamberg.  (Regensb.  Fl.  1852.  S.  625.)  vom 
Oetzthaler  Gebirge,  zu  R.  pygmaeus  Wahl,  reducirt  (das.  S.  688.);  Draba 
nivea  Saut.  (das.  S.  622.),  welche  ich  nach  von  Vulpius  gesammelten 
Exemplaren  als  compacte  Form  von  D.  lactea  Ad.  mit  vermehrten  Se- 
ten  betrachte  ;  Carex  Marssoni  Auersw.  (Bot.  Zeit.  10.  S.  409.),  von  C. 
flava  lepidocarpa  nur  durch  cylindrische  weibliche  Aehren  abweichend; 
Avena  lucida  Bert.  (v.  Hausm.  Fl,  v.  Tirol  S.  985.),  nach  authentischen 
Exemplaren  von  ßotzen   eine  armblüthige  Form  von  A.  pratensis. 

Unter  den  Beiträgen  zur  Pflanzengeographie  Deutsch- 
lands ist  Pokorny's  musterhafte  Schrift  über  die  Vegeta- 
tionsverhällnisse  von  Iglau  6Ö)  ini  böhmisch-mährischen  Grenz- 


und  systematischen  Botanik  während   des  Jahres   1852.         293 

gebirge  hervorzuheben.  Dasselbe  stellt  eine  rauhe,  wellen- 
förmig gestaltete ,  granitische  Hochfläche  von  1500'— 2000' 
Höhe  dar,  deren  höchster  Punkt,  der  Jabonschitz,  nur  2642' 
(Wien.)  erreicht,  eine  mit  zahlreichen  Nadelwäldern  wech- 
selnde, höchst  einförmige  und  ärmliche  Kulturlandschaft,  de- 
ren natürliche  Vegetation  durch  die  geringe  Anzahl  ihrer 
Erzeugnisse  (691  Gefässpflanzen  in  der  Umgegend  von  Iglau) 
einen  auffallenden  Gegensatz  gegen  die  reiche  Flora  des 
Tieflandes  von  Mähren  und  Nieder-  Oesterreich  bildet.  Die 
mittlere  Wärme  von  Iglau  (49°  23'  und  16120  beträgt  7°,56  R. 
(Frühling  =7°,32;  Sommer  =  15°,23;  Herbst  =  7°,59  ;  Win- 
ter =  —  0°,82).  —  Unter  den  Pflanzenformationen  sind  fol- 
gende die  wichtigsten: 

1.  Die  Wälder  nehmen  mehr  als  %  des  Areals  ein; 
die  grössten  Bestände  bestehen  aus  Pinus  Abies,  P.  Picea  und 
P.  sylvestris:  zu  diesen  verhalten  sich  die  grösstentheils  aus 
Fagus  gebildeten  Laubwälder  nur  etwa  wie  1  :  18.  Unter 
den  Sträuchern  des  Waldes  sind  Lonicera  nigra  und  Rosa 
alpina,  unter  den  Stauden  im  Nadelwalde  Soldanella  montana 
und  Cardamine  trifolia ,  im  Buchenwalde  Dentaria  enneaphyl- 
los  charakteristisch. 

2.  Die  Haiden  werden  auf  y35  des  Areals  geschätzt 
und  treten  oft  an  die  Stelle  verödeter  Waldungen ,  in  wel- 
chem Falle  statt  der  sonst  herrschenden  Calluna  oder  des  iuni- 
perus  ,  Vaccinium  Myrtillus  und  Vitis  idaea  die  Hauptmasse 
der  Vegetation  bilden.  Die  Formation  zählt  überhaupt  nur 
17  Phanerogamen;  mit  diesen  vegetiren  zehn  Erdlichenen 
und  besonders  auf  den  Waldhaiden  eine  Anzahl  von  Laub- 
moosen nebst  drei  Lykopodien. 

3.  Die  Wiesen  nehmen  in  dieser  wohlbewässerten  Land- 
schaft einen  wenigstens  dreifach  grösseren  Raum  ein,  als  die 
Haiden.  Charakteristische  Formen:  Gladiolus  imbricatus,  As- 
perula  cynanchica,  Thalictrum  aquilegifolium  ,  Arabis  Hallen, 
Dianthus  superbus. 

4.  Torfmoore,  ihrem  Areale  nach  die  Haiden  wenig 
überwiegend  ,  kommen  zerstreut  als  Wiesenmoore  vor,  die 
durch  Cyperaceen  und  Moose  bezeichnet  sind.  Charakteri- 
stische Formen :  Cineraria  rivularis,  Scorzonera  humilis,  Se- 
dum  villosum,  Trifolium  spadiceum. 


294  Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

Die  Ackerfläche  nimmt  fast  die  Hälfte  des  Areals  ein : 
das  Hauptgetraide  ist  Roggen,  derKartoffelbau  bedeutend. 

Die  Regionen  der  oberösterreichischen  Kalkalpen  wur- 
den von  Ehrlich  70)  durch  folgende  Angaben  charakte- 
risirt  : 

—  3000'.     R.  des  bebauten  Landes. 

3000— 4000'.  Obere  Bergregion.  Die  Wälder  bestehen 
aus  Fagus,  Pinus  Abies  und  P.  Larix  ;  unter  den  Gesträuchen 
sind  Erica  carnea  und  Polygala  chamaebuxus  verbreitet. 

4000'— -5000'.     Subalpine  Region:  Pinus  Abies. 

5000' — 7000'.  Region  der  Alpensträucher  :  Pinus  Pumi- 
lio,  Rhododendron  hirsutum  und  Rh.  Chaemaecistus,  Iunipe- 
rus  nana,  Salices,  Dryas,  Globularia  cordifolia. 

Ueber  7000'.  Obere  Alpenregion.  Die  Schneegrenze 
erreicht  nur   der  Dachstein. 

Lobarzewski  veröffentlichte  Beiträge  zur  Mooskunde 
Galiziens  82). 

Hasslinzsky  in  Eperies  schrieb  Bemerkungen  über 
Polypetalen  aus  den  Central-Carpaten  8V). 

Die  systematischen  und  pflanzengeographischen  Ergeb- 
nisse der  von  Schenk  und  mir  nach  dem  Banat  und  Sie- 
benbürgen im  J.  1852  unternommenen  botanischen  Reise  wur- 
den in  diesem  Archive8^)  mitgetheilt.  —  Schur  85)  setzte 
seine  Beiträge  zur  Flora  von  Siebenbürgen  (Jahresb.  für 
1850)  fort. 

Schlosser  beschrieb  seine  botanische  Reise  durch 
Kroatien  86),  auf  welcher  er  den  Vellebich,  die  Likka  und 
die  Alpe  Plissiviza  bei  Korenica  besuchte  und  an  diesen  meh- 
rere seit  Kitaibel  kaum  wieder  beobachtete  Pflanzen  an  des- 
sen Standorten  wieder  auffand,  z  B.  sein  Hieracium  lanatum, 
Thymus  Piperella,  Stachys  obliqua,  Euphorbia  viridiflora,  Cam- 
panula  tenuifolia  u.  a. 

Von  Thurmann  erschien  eine  pflanzengeographische 
Skizze  des  Grenzgebiets  zwischen  dem  Kanton  Bern  und  dem 
Elsass  87)-  —  Godet  88)  begann  eine  ausgeführtere  Flora 
des  Jura  (s.  vor.  Jahresb.  Literat.  Nr.  72.)  und  vollendete 
die  Gefässpflanzen  im  folgenden  Jahre. 

Die    französische  Flora   von   Grenier  und  Godron 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1852.         295 

(Jahresb.  f.  1850.)  wurde  bis  zum  Schlüsse  der  Sympetalen 
weitergeführt 89). 

Beiträge  zur  Systematik  der  französischen  Flora  liefer- 
ten 9o_9  3  •)  Jordan,  Desmazieres,  B.  Jolis  und  die  Mit- 
arbeiter von  Billot's  Archives,  dessen  Herbarien  fortgesetzt 
wurden. 

Kirschlege r's  Flora  vom  Elsass  (s.  vor.  Jahresb.) 
wurde  bis  zum  Schlüsse  des  ersten  Bandes  *»)  fortgeführt, 
der  die  Dikotyledonen  bis  zu  den  Labiaten  umfasst. 

Willkomm  beschrieb  seine  spanische  Reise  vom  J. 
1850  953,  deren  pflanzengeographische  Ergebnisse  in  den  letz- 
ten Jahresberichten  erörtert  wurden.  Sein  Werk  über  die 
Strand  -  und  Steppengebiete  der  iberischen  Halbinsel  96),  wel- 
ches von  einer  geognostisch-botanischen  Karte  Spaniens  be- 
gleitet ist,  verdient  eine  umfassendere  Analyse.  Diese  Schrift 
ist  eine  Monographie  der  spanischen  Halophyten,  indem  W. 
den  Ausdruck  Steppe  auf  salzhaltigen  Boden  einschränken 
will.  Wie  wenig  zweckmässig  solche  individuelle  Neuerun- 
gen sind  und  wie  es  nur  zu  Undeutlichkeiten  führen  muss, 
wenn  ein  engerer  Begriff  jenem  Worte  willkührlich  beige- 
legt wird,  welches  geographische  Wissenschaft  und  Sprach- 
gebrauch längst  in  einem  weiteren  Sinne  aufgenommen  und 
auf  alle  baumlosen  Ebenen  der  gemässigten  Zone  bezogen 
haben,  zeigt  in  diesem  Falle  der  Widerspruch  zwischen  Will- 
komm's  und  Koch's  Definitionen  der  Steppe,  indem  der  Letz- 
tere unter  dieser  Bezeichnung  nur  die  Grassteppe  und  zwar 
die  mit  hohem  Burian  bewachsene  Formation  Südrusslands 
versteht,  während  unser  Verfasser  genau  das  Gegentheil,  näm- 
lich die  Salzsteppe  im  Sinne  hat.  Seine  Begriffsbestimmungen 
von  Steppe  und  Strand  (S.  10)  sind  indessen  auch  in  ande- 
rer Hinsicht  nicht  zu  billigen :  denn  der  Salzsteppe  spricht 
er  die  Dammerde  ab ,  da  doch  jeder  Vegetation  erzeugende 
Boden  aus  den  abgestorbenen  Organen  Humus  empfangt,  die 
helle  Färbung  des  Erdreichs  aber  nicht  die  Existenz,  sondern 
nur  den  Reichthum  organischer  Reste  ausschliesst,  und  die 
Strandvegetation  will  er  auf  Alluvionen  des  Meeres  einschrän- 
ken, allein,  unabhängig  von  ihrer  geologischen  Bildungsweise, 
ernährt  jede  Küste  ihreHalophyten,  so  weit  die  Wogen,  auch 
ohne  Land  bildend   zu  wirken ,  den  Boden   mit  gelösten  Na-» 


296    Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

triumverbindungen  benetzen.  Da  indessen  kritische  Beleuch- 
tung subjektiver  Standpunkte  dem  Plane  der  Jahresberichte 
fern  liegt,  so  begnüge  ich  mich  ,  durch  diese  wenigen  Bei- 
spiele anzudeuten,  dass  der  generalisirende  Theil  von  W.'s 
Schrift  nicht  ohne  Vorsicht  zu  benulzen  ist,  und  wende  mich 
nun  ausführlicher  zu  seinen  speciellen  Beobachtungen  über 
die  spanische  Halophytenvegetation,  in  denen  sein 
glückliches  Talent,  Naturverhältnisse  im  Einzelnen  charakte- 
ristisch aufzufassen,  auf's  Neue  hervortritt. 

W.  beschreibt  fünf  grössere  Salzsteppen  in  Spanien, 
die  sämmtlich  der  östlichen  Hälfte  der  Halbinsel  angehören 
und  geognostisch  durch  eine  Salz  führende  Gypsformation 
bezeichnet  werden.  Auf  die  Aehnlichkeit  der  Bodenmischung 
lege  ich  ein  besonderes  Gewicht,  wiewohl  W.  Bildungen  der 
verschiedensten  geologischen  Perioden  in  den  spanischen 
Steppen  unterscheidet  und  in  diesen  Ausführungen  die  Lite- 
ratur (S.  250  u.  f.)  fleissig  benutzt  hat ,  wobei  jedoch  Ver- 
neuil's  Arbeiten  vermisst  werden.  Indem  W.  nach  einer  sta- 
tistischen Zusammenstellung  (S.  193)  annimmt,  dass  die  Ve- 
getation der  Salzsteppen  und  des  Litorals  ,  obgleich  in  bei- 
den Fällen  der  Natriumgehalt  des  Bodens  wirksam  ist,  in 
Spanien  grösstentheils  aus  verschiedenen  Arten  bestehe,  so 
leitet  er  diesen  Gegensatz  aus  klimatischen  Einflüssen  ab  und 
schreibt  den  Salzsleppen  allgemein  ein  Plateauklima  zu  CS.  15). 
Er  berührt  hiedurch  in  der  That  das  merkwürdigste  pflan- 
zengeographische Problem  ,  welches  die  Halophytenformalion 
des  spanischen  Binnenlandes  darbietet  und  das  ich  schon  im 
vorigen  Jahresberichte  (S.  25)  andeutete,  als  ich  bemerkte,  dass 
die  Vegetation  der  aragonischen  Gypsformation,  ungeachtet 
des  so  viel  tieferen  Niveau's,  fast  aus  denselben  Arten  be- 
steht, wie  die  des  Gypsbodens  auf  dem  Tafellande  von  Ca- 
stilien  und  selbst  von  Andalusien.  Gegen  W.'s  Meinung,  dass 
diese  Uebereinstimmung  auf  klimatischen  Ursachen  beruhe, 
lassen  sich  gewichtige  Bedenken  geltend  machen.  Spanien 
ist  das  klimatisch  am  meisten  gegliederte  Land  von  Europa: 
unter  den  Salzregionen  gehören  nur  zwei,  die  von  Castilien 
und  Granada,  dem  Tafellande  an  und  können  auf  ein  ausge- 
prägtes Plateauklima  Anspruch  machen,  wiewohl  dasselbe 
keineswegs  so  excessiv  in  seiner  Wänneverllieilung  ist,  wie 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1852.  297 

man  nach  W.'s  Beschreibung  annehmen  könnte  (vergl.  Jah- 
resb.  f.  1845.  S.  29).     Die  Salzsteppen  von  Aragonien,  Mur- 
cia und  von  Nieder- Andalusien   liegen    hingegen  im  spani- 
schen Tieflande,  und  können  daher   die  niedrige  Temperatur 
des  Plateauwinters  nicht  besitzen  (vergl.  S.  186.  191).  Trok- 
kenheit,     das    zweite  klimatische   Element    der   Tafelländer, 
kann  für  sich,  sofern  deren  Vegetation  durch  die  kurze  Dauer 
der  Entwickelungsperiode  bestimmt  wird,  gleiche  Wirkungen 
hervorbringen,  wie  die  Combination  des  regenlosen  Sommers 
mit  dem  kalten  Winter,  worauf  der  Charakter  der  Hochstep- 
pen in  Spanien  beruht.      Nun  wirkt  das  spanische  Tafelland 
allerdings    bedeutend    auf   die  Trockenheit   derjenigen   unter 
den  anliegenden  Landschaften  ein,  denen  es  die  Feuchtigkeit 
der  Regen  erzeugenden  Winde ,   ehe  sie   das  Tiefland  errei- 
chen, entzogen  hat.     Die   östliche  Hälfte  Spaniens   ist  daher 
bei  Weitem  trockener,  als    die  westliche,  weil  die  Luftströ- 
mungen, die  vom  atlantischen  Meere  kommen,   die  feuchte- 
sten sind.     Aber  die  Lage  der  drei  Salzsteppen  des  Tieflands 
ist  nicht   in   gleichem   Grade   ungünstig  für   die   Vegetation. 
Die  trockenste  ist  die  von  Murcia:    von  dieser  sagt  W.,  sie 
sei  das  regenärmste  Gebiet  der  Halbinsel,  es  regne  hier  noch 
weniger,    als  in  Neu-Castilien,    es  vergehen  oft  „drei,  vier 
und  mehr  Jahre,   ohne   dass   es    ein  einziges  Mal   anhaltend 
regne ,"   der  Himmel   bleibe    fast    das  ganze  Jahr    hindurch 
wolkenlos  ,    Murcia  heisse   daher  in  ganz  Spanien    el   reino 
serenisimo  (S.  191),  die  Gebirge  in  der  Nähe  des  Cabo  de  Gata 
werden  las  montanas  de  sol  y  ayre  genannt  (S.  182).    Nach 
der  Salzsteppe  von  Murcia  wehen  nämlich  alle  Luftströmun- 
gen über  das  Tafelland  oder  dessen  Randgebirge,  mit  einziger 
Ausnahme  des  Südosts,  und  gerade  dieser  Wind,  hier  Solano 
genannt,  ist  der  Harmattan  oder  Samum  der  Sahara,  der  bei 
dem  Uebergange  über  eine  schmale  Meeresbreite  sich  so  we- 
nig abkühlt,  dass  seine  stürmische  Gluth  noch  in  Murcia  das 
Laub  der  Holzgewächse   zu    versengen  pflegt  (S.  181).    Als 
der  Verf.  diesen  Wind  im  Julius  1845  in  der  Nähe  des  Cabo 
de  Gata  erlebte,  wurden  die  Blätter  der  Weingärten  „gebräunt 
und  runzelig,  sie  fielen  bei    der  leisesten  Berührung  ab  und 
Hessen   sich  zu    Staub  zerreiben."     Treffend  bemerkt  er  da- 
her, dass  das  Maximum  und  das  Minimum  der  Regenmenge  in 


298    Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen   in  d.  geographischen 

Europa  durch  die  West-  und  Ostküste  der  spanischen  Halb- 
insel bezeichnet  wird,  d.  h.  innerhalb  eines  Gebiets  sich  zu- 
sammenfindet, dessen  Durchmesser  noch  nicht  80geogr.  Mei- 
len misst  (S.  190).  Aus  solchen  Verhältnissen  der  Exposi- 
tion gegen  Luftströmungen  von  verschiedenem  Grade  der 
Trockenheit  erklärt  sich  das  heitere  und  deshalb  relativ  wär- 
mere Klima  des  östlichen  Tieflandes  einfacher ,  als  aus  der 
Wärmecapacität  des  Bodens  oder  aus  nicht  erwiesenen  Un- 
terschieden in  der  Häufigkeit  östlicher  und  westlicher  Winde, 
zwei  Momenten,  aufweiche  der  Verf.  die  ungleiche  Verthei- 
lung  der  Wärme  an  der  Ost-  und  Westküste  der  Halbinsel 
zu  beziehen  versucht  hat  (S.  184.  185).  Auch  steht  die  Salz- 
steppe von  Aragonien,  nach  allen  Seiten  entweder  vom  Ta- 
felland oder  von  Gebirgsketten  umschlossen,  unter  ähnlichen, 
wenn  auch  minder  entschieden  ausgeprägten  Einflüssen,  und 
wird  daher  selten  durch  dauernde  Niederschläge  belebt.  W. 
sagt  von  dieser  Landschaft,  dass  im  Sommer  häufige  Gewit- 
ter vorkommen,  aber  nur  selten  von  bedeutenden  Regen- 
güssen begleitet  sind,  und  dass  es  im  Bassin  des  Ebro  über- 
haupt ,  selbst  im  Herbst  und  Winter ,  nur  wenig  regnet  und 
noch  seltener  Schnee  fällt  (S.  187).  Allein  ganz  entgegen- 
gesetzt ist  die  Lage  der  Steppe  von  Nieder-  Andalusien  ,  im 
Osten  von  Sevilla,  deren  Vegetation  freilich  noch  gar  nicht 
erforscht  ist  (S.  94)  und  über  deren  Klima  wir  zwar  ebenfalls 
nicht  näher  unterrichtet  sind,  aber  doch  so  viel  durch  W. 
erfahren,  dass  es  hier  mehr  regne,  als  in  den  anderen  südli- 
chen Steppengebieten  (S.  191),  und  dass  ihn  selbst  im  De- 
cember  1845,  als  er  diese  öde  Salzregion  auf  dem  Wege 
von  Ecija  nach  Antequera  durchreiste ,  anhallendes  Regen- 
wetter verhinderte,  irgend  eine  Beobachtung  zu  machen.  Nach 
der  Lage  dieses  Gebiets  im  Tieflande  des  Guadalquivir  und 
am  westlichen  Fusse  des  Tafellandes  von  Granada,  ist  durch- 
aus nicht  zu  zweifeln,  dass  dasselbe  in  klimatischer  Beziehung 
der  Ebene  von  Sevilla  gleich  steht. 

Das  Ergebniss  dieser  Erörterung  würde  also  sein,  dass 
die  Salzsteppen  Spaniens  nach  ihrer  Wärme  in  zwei  Gruppen 
zerfallen,  je  nachdem  sie  auf  dem  Tafellande  liegen  oder 
dem  Tieflande  angehören,  und  dass  eine  derselben  die  Re- 
genzeit des  Winters  besitzt,  welche  in  Andalusien  die  inten- 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1852.  299 

sive  Vegetation  des  Frühlings  vorbereitet.  Sind  daher  in 
allen  diesen  Gebieten  die  vorherrschenden  Pflanzenformen  die 
nämlichen,  was  freilich  von  dem  letztgenannten  noch  unge- 
wiss bleibt,  so  ist  der  Schluss  gerechtfertigt ,  dass  die  spa- 
nischen Halophyten  klimatisch  in  hohem  Grade  indifferent 
sind  und  durch  den  Natriumgehalt  des  Bodens  an  ihre  Oert- 
lichkeit  ausschliesslich  gebunden  erscheinen.  Hingegen  lässt 
sich  der  Einwand  ,  dass  die  Halophyten  der  Küste  grossen- 
theils  andere  Arten  seien ,  theils  dadurch  widerlegen  ,  dass 
die  Vertheilung  der  terrestrischen  Feuchtigkeit  am  Meeres- 
ufer sich  nicht  mit  der  des  Steppenlandes  vergleichen  lässt, 
theils  die  Standorte  in  der  physischen  Beschaffenheit  der  Erd- 
krume von  einander  abzuweichen  pflegen. 

Die  Monotonie  der  spanischen  Salzsteppen  beruht  auf 
der  Armuth  der  Flora,  auf  der  Geselligkeit  weniger  herr- 
schender Formen,  dem  niedrigen  Wüchse  der  Stauden,  der 
Seltenheit  lebhafter  Blüthenfärbung  und  auf  dem  bleichen 
Grün  der  Vegetationsorgane.  Von  Arten,  die  diesen  Gebie- 
ten angehören,  zählt  W.  nur  159  Phanerogamen  als  charak- 
terisirende  Halophyten  auf  (S.  203),  und  fügt  hinzu,  dass  die 
grosse  Mehrzahl  derselben  zerstreut  wächst  und  manche  nur 
an  einzelnen  Standorten  gefunden  sind  (S.  230):  hiezu  kom- 
men sodann  noch  234  nicht  halophile  Arten,  die  aber,  gleich- 
sam als  sporadische  Eindringlinge,  auf  die  Physiognomie  der 
Landschaft  keinen  Einfluss  ausüben  (S.  197).  Unter  seiner 
Gesammtreihe  von  376  Halophyten  der  Steppen  und  der  See- 
küste sind ,  nach  ihm ,  259  Arten  durch  ein  bleiches  Grün 
oder  ähnliche  unbestimmte  Farbentöne  ausgezeichnet  (S.  194), 
was  auf  verschiedenartigen  Bekleidungen  der  Epidermis  be- 
ruht: häufiger,  als  Haarbildungen,  sind  es  pruinose  Sekrete, 
wie  bei  Zollikoferia,  oder  farinose  und  schuppenartige  Ge- 
bilde, wie  bei  Frankenia,  Statice,  Chenopodina  vera  und  He- 
lianthemum  squamatum  (S.  4).  —  Ueber  den  Saftreichthum 
der  Blätter,  wodurch  viele  Halophyten  und  namentlich  die 
Chenopodiaceen  einen  Uebergang  zu  den  eigentlichen  Succu- 
lenten  bilden,  äussert  W.  die  Hypothese,  dass  diese  Eigen- 
tümlichkeit ihres  Baues  eine  Wirkung  der  aufgenomme- 
nen Salze  sei  (das.).  Er  führt  die  Beobachtung  an ,  dass 
Serofularia  frutescens,  die  an  sonnigen  Felsen  dünne  Blätter 


300     Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

trage,  ihm  auf  Salzboden  an  der  Mündung  des  Guadiana  mit 
fleischigen  Blättern  von  mehr  als  einer  Linie  Dicke  vorge- 
kommen sei  (S.  5).  Wenn  er  ferner  Beispiele  erwähnt,  dass 
Halophyten  auf  Natrium  -  freiem  Boden  die  succulente  mit 
membranöser  Textur  vertauschen,  so  fehlt  dieser  Behauptung 
die  nähere  Erforschung  der  begleitenden  Umstände  und  es 
würde,  die  Richtigkeit  vorausgesetzt ,  die  Erklärung  dadurch 
nur  erschwert  werden,  sofern  z.  B.  Salsola  Kali  den  Natrium- 
gehalt auf  Natrium  -  freiem  Boden  durch  Kalisalze  ersetzt.  Die 
Thatsache,  dass  die  ächten  Succulenten  meist  keine  Halophy- 
ten sind,  und  die  physiologischen  Beobachtungen  über  die 
Respiration  derselben,  so  wie  die  anatomischen  über  die  Bil- 
dung ihrer  Epidermis,  sprechen  gegen  W.'s  Hypothese,  de- 
ren Zusammenhang  darzulegen  auch  von  ihm  selbst  nicht 
versucht  wird.  Er  scheint  hier  Fälle  von  individuellen  Spiel- 
arten, welche  der  feuchtere  Standort  am  Meeresufer  erzeugt, 
irrig  mit  der  essentiellen  Succulenz  solcher  Halophyten  pa- 
rallelisirt  zu  haben  ,  deren  Verdunstungsprocess  durch  einen 
verdickten  Epidermispanzer  beschränkt  wird. 

Die  statistischen  Verhältnisse  der  spanischen  Halophyten 
hat  W.  sehr  ausführlich  und  nach  mannigfachen  Kategorieen 
bearbeitet  (S.  193—230).  Die  Reihe  der  artenreichsten  Fa- 
milien ist  folgende:  Synanthereen  (52),  Gramineen  (38),  Che- 
nopodiaceen  (35),  Plumbagineen  (32),  Leguminosen  (24), 
Cruciferen  (22),  Caryophylleen  (17  mit  Einschluss  der  Pa- 
ronychieen),  Scrofularineen  (12),  Labiaten  (12);  Gesammtzahl 
s.  o.  c=  376  sp. ,  worunter  223  Stauden  und  Halbsträucher 
(selten  über  2'  hoch  S.  231),  133  monokarpische  Gewächse 
und  20  Sträucher  begriffen  sind.  Mehr  als  ein  Dritttheil  die- 
ser Halophyten  besteht  aus  endemischen  Arten  der  iberischen 
Halbinsel. 

Die  allgemein  verbreiteten  Gewächse  der  Salzsteppen, 
die  aus  früheren  Angaben  von  Reuter  und  Anderen  bekannt 
sind  (vergl.  vor.  Jahresb.  S.  25)  ,  bilden  der  Mehrzahl  nach 
auch  durch  geselliges  Wachsthum  die  herrschende  Vegeta- 
tion. Die  Arten  ,  welche  für  sich  grosse  Räume  ausfüllen, 
sind  nach  W.  (S.  229)  folgende:  Helianthemum  squamatum, 
Gypsophila  hispanica  n.  sp.  (G.  fastigiata  ol.)  ,  Ononis  cras- 
sifolia,  Artemisia  valentina ,  A.  aragonensis,  Zollikoferia  re- 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1852.  301 

sedifolia  ,  Sideritis  linearifolia,  Salsola  papulosa  n.  sp.  (von 
S.  vermiculata  abgesondert),  Lygeum  spartum.  Diese  Pflan- 
zen, welche  vorzüglich  den  anstehenden  Gyps  charakterisiren, 
wachsen  in  „polster-  oder  besenförmigen  Büscheln"  zusam- 
men, aber  zwischen  ihnen  schimmert  der  weisse  Boden  her- 
vor, über  den  sie,  wie  schwärzliche  Flecken  ausgestreut  sind 
(S.237).  Kahler  indessen  erscheint  die  Fläche,  wo  die  Erdkrume 
lehmig  oder  sandig  wird  ,  wo  die  einzelnen  Individuen  nicht 
geselliger  Formen  so  weit  von  einander  entfernt  wachsen, 
dass  die  Vegetation  „sich  schon  in  geringer  Entfernung  dem 
Auge  gänzlich  entzieht,"  so  dass  Eian  auf  weiten  Räumen 
nichts  gewahrt ,  als  die  Farbe  des  Erdreichs  (S.  236).  Nur 
die  dritte  Formation,  durch  die  Feuchtigkeit  des  Sumpfbodens 
bedingt  (S.  223),  wo  Glumaceen  mit  Staticen  und  Chenopo- 
diaeeen  „in  grosser  Menge  beisammen  wachsen,"  würde,  wenn 
das  Grün  nicht  so  fahl  wäre ,  den  Eindruck  freudiger  Vege- 
tation hervorrufen  (S.  237).  —  Zu  den  auffallenden  Pflan- 
zenformen gehören  Caroxylon  ärticulalum  und  Anabasis  ar- 
ticulata ,  zwei  Sträucher  der  südlichen  Steppen  mit  opponir- 
ter  Verzweigung,  deren  Aeste  aus  „kurzen  ,  in  einanderge- 
schobenen  Gliedern  bestehen  ,a  die  bei  jenem  blattlos,  bei 
diesem  mit  gegenständigen  Schuppenblältern  versehen  sind; 
ferner  Herniaria  fruticosa,  deren  niederliegende,  gegliederte 
Aeste  sich  kaum  einen  Zoll  hoch  über  den  Boden  erheben 
u.  a.  (S.  234  u.  f.). 

Ueber  den  Umfang  und  die  besonderen  Eigenthümlich- 
keiten  der  fünf  grösseren  Salzsteppen  sind  folgende  Angaben 
hervorzuheben  : 

1.  Die  aragonische  Steppe,  welche  W.,  da  sie 
im  Bassin  des  Ebro  liegt,  auch  die  iberische  nennt,  wird 
auf  200  geogr.  Quadratmeilen  geschätzt  und  gehört  durchaus 
dem  Tieflande  an,  dessen  Grenzen  im  Stromthale  durch  die 
Lage  der  Orte  Tudela  und  Mesquinenza  bestimmt  sind  (S.  49. 
79).  Die  Breite  beträgt  zuweilen  (rechtwinkelig  gegen  den 
Ebro  gemessen)  10  bis  12,  der  Längsdurchmesscr  28  geogr. 
Meilen :  das  mittlere  Niveau  dieser  zu  beiden  Seiten  des 
Stroms  gelegenen  Ebene  wird  zu  400'  geschälzt  (S.  50).  Zu 
den  ödesten  Gebieten  gehört  die  Gegend  von  Plasencia,  wo 
der  Boden  nirgends  trinkbares  Quellwasser  bietet  und  häufig 


302    Grisebach:  Bericht  üb.   d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

von  Salz,  meist  schwefelsaurer  Magnesia  (S.  81),  efflorescirt: 
meilenweit  „keine  Spur  vom  Dasein  des  Menschen,  kein  Baum, 
der  Schatten  gegen  die  Gluthstrahlen  der  Sonne  oder  Schutz 
gegen  den  blendenden  Reflex  von  dem  kreideweissen  Mergel 
und  Gyps"  gewährt  (das.).  —  Die  Flora  ist  unvollständig  be- 
kannt :  das  Specialverzeichniss  enthält  nur  39  Halophylen 
(S.  214)  und  darunter  nur  eine  einzige,  übrigens  in  Spanien 
noch  nicht  beobachtete,  orientalische  Art,  die  Cenlaurea  cal- 
citrapoides.  Da  hingegen  die  castilische  Salzsteppe  eine  be- 
trächtliche Zahl  eigenthümlicher  Arten  enthält,  so  scheint  es 
mir  annehmbar,  dass  Aragonien  seine  Halophyten  von  dem 
Schöpfungscentrum  des  benachbarten  Hochlandes  grössten- 
theils  empfangen  hat. 

2.  Die  castilische  oder  centrale  Steppe ,  durch- 
schnittlich 2000'  hoch  gelegen,  erstreckt  sich  in  südöstlicher 
Richtung  von  Madrid  bis  La  Rota  (unweit  der  Grenze  von 
Murcia)  und  hat,  von  Unregelmässigkeiten  des  Randes  abge- 
sehen, eine  elliptische  Gestalt.  Die  Länge  beträgt  gegen  25, 
die  grösste  Breite  gegen  12  geogr.  Meilen  (S.  83).  Die  südliche 
Hälfte  ist  völlig  eben,  von  braunrothem  Detritus  bedeckt,  die 
nördliche  besitzt  abgerundete  Gypshügel  mit  „steilen ,  tief 
durchfurchten  Abhängen."  Der  Boden  ist  zwar  überall  salzig, 
aber  in  weit  minderem  Grade,  als  in  der  aragonischen  Steppe. 
Nicht  bloss  das  fliessende  Wasser  ist  süss,  sondern  es  fehlt 
auch  durchaus  nicht  an  trinkbarem  Brunnenwasser :  weshalb 
diese  Hochsteppe,  ungeachtet  ihres  ungünstigeren  Klimas, 
„nicht  so  unbebaut  und  unbewohnt  ist,  wie  die  von  Salz  star- 
renden Gefilde  des  iberischen  Tieflandes«  (S.  84).  —  Aus  der 
castilischen  Salzregion  werden  gegen  100  Halophylen  aufge- 
zählt (S.  214),  von  denen  die  Hälfte  ihr  eigen  (S.  22b),  21 
Arten  sogar  bis  jetzt  auf  einen  einzigen  Standort  beschränkt 
sein  sollen  (S.  244) :  doch  finden  sich  oft  auf  grossen  Räu- 
men nur  wenige  Formen,  und  nur  einzelne  Oertlichkeiten 
entwickeln  eine  grössere  Mannigfaltigkeit.  —  Endemische  und 
auf  die  castilische  Salzregion  beschränkte  Arten  sind:  Cly- 
peola  eriocarpa  Cav.  *  *)>    lberis  subvelutina  DC.  *,  1.  Rey- 


1)  Die  mit   einem  Sternchen  *  bezeichneten  Arten  sind  bis  jetzt 
nur  in  der  Gegend  yon  Aranjuez  beobachtet. 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1852.    •     303 

nevalii  Boiss.  *,  Lepidium  Cardamines  L.,  Vella  pseudocytisus 
L.  *»*,  Reseda  ramosissima  Pourr.  *,  Althaea  longiflora  Boiss.  *, 
Tetragonolobus  Bouteloui  n.  sp.  (T.  siliquosus  var.  hirsutus 
ol.),  Pimpinella  dichotoma  L.  *,  Centaurea  liyssopifolia  Vhl., 
Sonchus  crassifolius  Pourr.,  Erylhraea  gypsicola  Boiss.,  Non- 
nea  micrantha  Boiss.  *,  Ziziphora  hispanica  L.  ♦,  Vulpia  te- 
nuicula  Boiss.  * 

3.     Die  Steppe  von  Murcia,  welche  W.  die  Lito- 
ral  -  oder  Mediterransleppe  nennt,   vom  Segura  durchströmt, 
beginnt  noch   auf   dem    Plateau    in    der  Nähe  von  Chinchilla 
und  erweitert  sich,  durch  Gebirge  und  das  breite,  fruchtbare 
Stromthal  vielfach  unterbrochen,  allmählich  bis  zur  Küste,  an 
welcher  die  Grenzpunkte   des  dreiseitigen  Gebiets  durch  die 
Lage  von  Villajoyosa  in  Valencia  und  durch  Almazarron  be- 
stimmt sind,  so  wie  sich  ein  schmaler  Streifen  vom  letzleren 
Punkte  noch  über   das  Cabo   de  Gata  hinaus  bis  Almeria  an 
das  Litoral   von  Granada  fortsetzt.      In    diesem  Gebiete,   in 
welchem  endogene  Gesteine  aus  den  neptunischen  hervortre- 
ten, wechseln  die  Ebenen  und  Thäler  mit  nackten,  unfrucht- 
baren Höhenzügen.     Der  salzige  Thon  -  und  Mergelboden,  an 
welchem   Efflorescenzen     von    schwefelsaurer  Talkerde    und 
anderen  Salzen  vorkommen  ,  ist  durchaus   wüst  und   gestat- 
tet nur  den  Anbau  der  Sodapflanze  (Halogelon  sativus).     Es 
finden  sich  Lagunen,    die  in  der  heissen  Jahreszeit  sich  mit 
einer  starken  Erstarrungskruste  von  Salzkrystallen  bedecken, 
und  im   Norden,   bei  El  Pinoso,   hat  schon  Cavanilles  einen 
Steinsalzhügel,  den  Cerro  de  la  Sal,  beschrieben.  In  der  Nähe 
des  Cabo  de  Gata  bildet  die  Steppe  ein  äusserst  dürres,  vom 
Wasser  zerrissenes  Hügelland :  solche   nackte  Hügel  werden 
von  den  Spaniern  Terreras  genannt  (S.  89).  —  Aus  der  Salz- 
steppe von  Murcia  zählt  W.  68  Halophyten  auf  (S.  216):  doch 
scheinen   ihm    Bourgeau's  Sammlungen    nicht  vorgelegen    zu 
haben.     Die  Vegetation  ist  besonders  durch  einen  grösseren 
An t heil  von  nordafrikanischen  und  orientalischen  Formen  aus- 
gezeichnet, was  durch  die  offene  Lage  nach  Südosten  erklär- 
lich ist:  z.  B.  Malva  aegyptiaca  L.,  Zygophyllum  Tabago  L., 
Fagonia  cretica  L.,    Astragalus  crucialus  Lk.,  Prenanthes  spi- 
nosa  Forsk. ,    Periploca   angustifolia  Lab. ,    Nonnea  Bourgaei 
Coss.,  Anabasis  articulata  Moq.  —  Endemische  und  auf  diese 

Archiv,  f.  Naturgesch.  XIX.  Jahrg.  %.  Bd.  U 


SÖ4    Grisebaefa:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

Steppe  bis  jetzt  beschränkte  Arten  sind:  Diplotaxis  Laga- 
scanaDC,  Onobrychis  stenorrhiza  DC,  Anthyllis  sericea  Lag., 
Santolina  viscosa  Lag.,  Cenlaurea  resupinata  Coss.,  Sideritis 
lasiantha  Pers.,  Statice  furfuracea  Lag.,  St.  cacsia  Gir.,  (hier 
fehlt  St.  insignis  Coss.),  Plantago  notata  Lag.,  Salicornia 
mucronata  Lag. 

4.  Die  Steppe  von  Granada  oder  Hoch-Andalu- 
sien begreift  den  östlichen  Theil  dieses  Tafellandes  zwischen 
Huescar  und  Diezma  ,  rings  von  dessen  Randgebirgen  und 
Ausläufern  der  Sierra  Nevada  umschlossen.  Sie  besieht  aus 
der  Ebene  von  Guadix,  die  bei  einem  mittleren  Niveau  von 
3000'  (S.  45) ,  etwa  8  geogr.  Meilen  lang  und  breit,  eine 
von  salzhaltigem,  graubraunem  Lehm  bedeckte  Fläche  dar- 
stellt, und  aus  der  bei  Weitem  öderen,  des  Trinkwassers 
entbehrenden  Gypsmulde  von  Baza,  deren  Länge  bei  einer 
vierfach  geringeren  Breite,  1 0  geogr.  Meilen  beträgt,  und  auf 
deren  weissgefärbtem  Boden  der  Verf.  die  Kochsalzkrystalle 
das  Sonnenlicht ,  wie  anf  einem  Schneefelde  reflektiren  sah 
(S.  92).  —  Aus  dieser  Salzsteppe  kennt  W.  nur  36  Halophy- 
ten  (S.  217)  und  unter  diesen  als  eigenlhümliche  Arten  nur 
Astragalus  tumidus  W.  und  Sideritis  linearifolia  Lag. ,  also 
eine  orientalische  und  eine  endemische  Art. 

5.  Die  n  i  ed  era  nd  a  lus  is  ch  e  Steppe,  die  VV. 
auch  die  baetische  nennt,  breitet  sich  zu  beiden  Seiten  des 
Xenil  vom  nordwestlichen  Fusse  des  Hochlandes  von  Granada 
bis  Ecija  aus.  Ihr  Durchmesser  beträgt  in  beiden  Richtun- 
gen nicht  über  8  geogr.  Meilen,,  aber  sie  ist,  abgesehen  von 
ihrem  Flusse,  ohne  Trinkwasser  und  unbewohnt;  auch  zählt 
sie  mehrere  Salzseen.  —  Kleinere  Salzsteppen  kommen  noch 
ausser  den  fünf  grossen,  in  anderen  Theilen  Andalusiens,  so 
wie  in  Valencia  und  Aragonien  vor. 

Die  Halophyten  der  spanischen  und  portugiesischen  Mee- 
resküsten behandelt  W.  ebenso  ausführlich  wie  die  des  Bin- 
nenlandes ;  aber  da  sie  weniger  Interesse  darbieten,  beschränke 
ich  mich  darauf,  eine  Bemerkung  über  ihre  Socialität,  so  wie 
die  Charakteristik  einiger  auffallender  Formen  hervorzuhe- 
ben, welche  mit  bemerkenswerther  Auffassungsgabe  geschil- 
dert werden.  Die  Strandvegetation  besteht  in  Spanien  zum 
kleinsten  Theile  aus  gesellig  wachsenden  Arten  und  hierin  ist 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1852.  305 

ein  hervorstechender  Unterschied  von  der  Physiognomie  der 
Salzsteppen  ausgedrückt.  Einzelne  Ausnahmen  finden  sicli 
an  der  Küste  des  Golfs  von  Cadiz ,  wo  die  Dünen  bei  Huelva 
von  Iuniperus  oophora  fast  gänzlich  bedeckt  sind,  und  in  den 
Marismas  dieses  Litorals ,  so  wie  Algarbiens ,  welche  eine 
gesellige  Vegetation  von  Inula  crilhmoides,  Limoniastrum  mo- 
nopetalum,  Obione  portulacoides  und  Arthrocnemum  frulico- 
sum  besitzen,  die  im  October  in  Blüthe  steht  (S.  228.  236). 
—  Zu  den  auffallenden  Pflanzenformen  gehören:  Zizyphus 
Lotus  in  der  Gegend  des  Cabo  de  Gata  ,  „ein  von  Dornen 
starrender  Strauch  mit  zierlichen,  schlanken,  hängenden, 
glatten,  grauweissen  Zweigen  ,  die  mit  zahlreichen,  zweirei- 
hig gestellten,  glänzend  grünen  Blättern  von  eiförmiger  Ge- 
stalt besetzt  sind,  aus  deren  Achseln  im  Juli  Büschel  kleiner, 
goldgelber  Blüthen  hervorbrechen;"  am  Golf  von  Cadiz  und 
in  Algarbien  Retama  monosperma  ,  ein  „mannshoher  Strauch 
mit  armesdicken  Stämmen  ,  deren  aufwärts  strebende  Aeste 
sich  in  grosse  Büschel  ruthenförmiger,  blattloser,  silbergrauer, 
seidenglänzender  Zweige  von  der  Dicke  eines  Gänsekiels 
auflösen,  welche,  wie  die  Zweige  der  Trauerbirke  herabhän- 
gend, im  Februar  dichte  Trauben  wohlriechender  Blüthen  mit 
weisser  Blume  und  purpurfarbenem  Kelche  entfalten;"  die 
Solaneen-Sträucher  Withania  frulescens  in  Valencia  und  Gra- 
nada, oft  über  6'  hoch  mit  starkem  Stamme  und  rulhenför- 
mig  überhängenden  Zweigen,  Solanum  sodomeum,  an  der 
ganzen  Ost-  und  Südküste,  welches  das  ganze  Jahr  mit  blauen 
Blüthen  prangt,  und  Lycium  intricalum,  an  der  Küste  von 
Granada;  Armeria  pungens,  von  Portugal  bis  Huelva  verbrei- 
tet, deren  stachelspitzige  Blattbüschel  auf  gebogenen,  „oft 
armsdicken"  Stämmen  sitzen;  Iuniperus  oophora,  durch  sein 
dunkles  Grün  ausgezeichnet  und  vom  Mittelpunkte  aus  theils 
niederliegende,  theils  aufsteigende  Stämme  zu  einer  gerun- 
deteten  Verzweigungsgruppe  aussendend    (S.  233  u.  f.). 

Unter  den  klimatologischen  Beiträgen,  welche  wir  demVerf. 
verdanken,  sind  besonders  wichtig  die  meteorologischen  Beo- 
bachtungen von  Madrid,  welche  J.  Garriga  25  Jahre  lang 
angestellt  hat  (S.  189),  so  wie  die  zweijährigen  Messungen 
des  Marine -Observatoriums  zu  Cadiz,  welche  J.  d  e  Eli  — 
zahle  mitgelheilt  hat  (S.  183).    Die  mittlere  Plateauhöhe  von 


306     Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

Alt-Caslilien  und  Leon  berechnet  W.  aus  20  Messungen  zu 
2560',  die  des  südlich  von  der  Sierra  de  Guadarama  gele- 
genen Tafellandes  aus  30  Niveaubestimmungen  zu  2480'  (S.  25). 
Das  Plaleau  von  Navarra  schätzt  er  zu  1200'  (S.  38) ,  also 
nur  800'  höher,  als  die  Steppe  von  Saragossa. 

Klima  von  Madrid,  durch  plötzliche  Temperaturschwan- 
kungen ausgezeichnet. 


Januar 

Februar 

März 

April 

Mai 

Juni 

Juli 

August     . 

September 

October  . 

November 

December 

Milteltemperatur 

Regenmenge 


Miüelwärme. 

+  7°,05C. 
7°,27  „ 
9^66  „ 
13o,08  „ 
160,78  „ 
21°,02  „ 
24o,6l  „ 
24o,90  „ 
20o,07  „ 
14°,57 


Minimum, 
-4°,62  C 

~  4o,37  „ 

-3o,75  „ 

0°,00 

+40,37 

+  70,87 
+  12°,00 
+  llo,87 

+  7o,12 
0o,00 

-2o,50 

-6°,25 


Maximum. 

+  130,00  C. 

20°,00  , 

24°,12  j 

27o,50  , 

30°,78  , 

35°,87  , 

37o,25  , 

40o,00  , 

33o,75  , 

30°,00  , 

20°,62  ,. 

I6o,50  i 


7o,95  , 
6Ö,30  „ 
14o,27  „ 
10,62  P.  Zoll. 

Klima  von    Cadiz.  (Madrid.) 

Temp.  des  Frühlings  15o,60  C.         (13o,l7  C.) 

„    Sommers  22o,93  „  (23°,51  „) 

„    Herbstes  18°,11  „  (13°,53  „) 

„   Winters  ll°,2l  '„  (6o,87  „) 

„    kältesten  Mon.     7°,94  „  (s.  0.) 

„  wärmsten  Mon.  19°,36  „  (s.  0.) 

„    Jahres  16°,97  „  (s.  0.) 

Minimum  der  Temp.  +    1°,25  „  (s.  0.) 

Maximum  der  Temp.  33°,75  „  (s.  0.) 

Auf  seiner  Karle  hat  W.  eine  klimatisch-botanische  Glie- 
derung der  iberischen  Halbinsel  versucht  und  die  Arealgren- 
zen von  einigen  charakteristischen,  besonders  Kultur-Gewäch- 
sen angegeben.     Seine  botanischen  Provinzen  sind  folgende: 

1.  Centrale  Provinz. 

2.  Nördliche  oder  mitteleuropäische  Provinz ,  in  wel- 
cher er  die  Gebirgskette  der  Pyrenäen  und  der  cantabrischen 


und  systematischen  Botanik   während  des  Jahres  1852.        307 

Fortsetzung*  derselben  mit  der  biscajischen  Küstenterrasse  als 
zwei  Unterabtheilungen  zusammenfasse 

3.  Westliche  oder  oceanische  Provinz:  Portugal  und 
Galicien. 

4.  Ocstliche  oder  mediterrane  Provinz:  Catalonien  und 
Valencia  bis  zum  Cap  S.  Marlin,  mitEinschluss  des  aragoni- 
schen Tieflands. 

5.  Südliche  oder  afrikanische  Provinz,  die  der  S.  Mo- 
rena  südlich  gelegenen  Landschaften  begreifend,  nämlich  An- 
dalusien, Murcia  und  den  südlichsten  Theil  von  Valencia. 

In  dem  systematischen  Verzeichnisse  der  spanischen  Ha- 
lophyten  hat  W.  6  Formen  als  neu  unterschieden.  Die  vier- 
fache Anzahl  neuer  Arten  enthält  ein  anderer  systematischer 
Beitrag  des  Verf.,  in  welchem  er  die  auf  seiner  früheren  Reise 
in  den  J.  1845  und  1846  besonders  in  Algarbien  und  Anda- 
lusien gesammelten  Pflanzen  bearbeitet  hat  97).  Auch  ward 
von  ihm  ein  Kupferwerk  über  ausgewählte  spanische  Gewächse 
begonnen  9<SJ.  —  Eine  grosse  Anzahl  neuer  Arten  aus  Spa- 
nien haben  Boissier  undReuter  beschrieben  ^).  —  C  o  s- 
son  hat  ebenfalls  seine  Beiträge  zur  Flora  von  Murcia  (s. 
vor.  Jahresb.  S.  23.)  fortgesetzt  und  auf  Bourgeau's  Samm- 
lungen aus  Andalusien  ausgedehnt  10°).  Zu  den  interessan- 
testen Entdeckungen  des  Letzteren  gehören  Hohenackeria  in 
der  Steppe  von  Granada  bei  Baza  und  eine  Forskalia  bei 
Almeria. 

Willkomm's  neue  Arten  sind  :  Pendulina  intricata  (s.  u.) ,  Corynelo- 
bus  bacticus  d.  Roem.,  Alyssum  Willkommii  d.  R.,  Viola  Willkommii  d.  R., 
Dianthus  crassipes  d.  R.,  Gypsophila  hispanica,  Silene  fallax,  Moehringia 
intricata,  Arenaria  tomentosa,  Rhamnus  myrtifolius,  Genista  polyanthos 
d.  R.,  Lotus  longisiliquosus  d.  R.,  Tetragonolobus  Bouteloui ,  Rosa  gra- 
nalensis,  Oenanthe  macrosciadia,  Galium  ephedroides,  Centaurea  Will- 
kommii C.  H.  Seh.,  G.  Funkii  Seh.,  C.  macrorrhiza  ,  Haenselera  ela- 
tior,  Podospermum  Willkommii  Seh  ,  Spitzelia  Willkommii  Seh.,  Erica 
aragonensis  (E.  australis  der  S.  de  Moncayo  bei  W.),  Erythraea  Bois- 
sieri  (E.  maior  boiss.),  Atropa  baetica  (Scopolina  atropoides  Willk.  ol.), 
Verbascum  giganleum,  Teucrium  Funkianum ,  T.  erioeephalum,  Salsola 
papillaris,  Phragmites  pumila. 

ßoissier's  und  Reuter's  neue  spanische  Arten  sind:  Paeonia  mi- 
crocarpa,  Berberis  hispanica  (B.  vulgaris  var.  ol.),  Fumaria  rupestris, 
Papaver  rupifragum  ,    Naslurlium  hispanicum    (N.  pyrenaicum  Reut,   et 


308     Griscbach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

Boiss.  ol.),  Moricandia  baetica,  Alyssum  granalense,  Kernera  Bois.sieri  R. 
(K.  saxatilis  Boiss.),  Thlaspi  stenopterum  ,  Thl.  nevadense ,  Iberis  gra- 
natensis  (I.  nana  ol.),  Hclianthemum  brevipes,  Frankenia  Webbii  (F. 
revoluta  ol.),  Silene  lasiostyla  (S.  villosa  ol.),  S.  Cambessedesii  =  S. 
litorea  Brot.  (S.  villosa  var.  Cainb.)  ,  S.  pteropleura,  Dianthus  antica- 
rius,  1).  Broleri  (D.  serrulatus  ol.),  Sagina  nevadensis,  Loeflingia  gadi- 
tana,  L.  micranlha,  Erodium  Jacquinianum  (E.  hiilum  ol.),  E.  astraga- 
loides,  Geranium  malviflorum  (G.  tuberosum  ol.),  Sarothamnus  Welwit- 
sehii  (S.  patens  Welw.) ,  Lupinus  leucospermus,  Ononis  Reuten  ,  0. 
Bourgaei,  0.  saxicola  ,  0.  Cossoniana  (0.  diffusa  Coss.) ,  0.  Salzman- 
niana  (0.  monophylla  ol.),  Anthyllis  arundana,  A.  hispida ,  Lotus  gla- 
reosus  (L.  corniculatus  var.  ol.) ,  L.  Salzmanni,  Rosa  hispanica  (R.  ca- 
nina  ol.),  Poterium  multicaule,  P.  rupicolum,  Saxifraga  granatensis  (S. 
globulifera  ol),  S.  gibraltarica  (S.  globulifera  var.  ol.),  S.  Caniposii, 
S.  glaucescens  (S.  granulata  ol.)  ,  Galium  viridiflorum  ,  G.  erythrorrhi- 
zon,  G.  rosellum  (G.  sylvestre  var.  ol.),  Lonicera  hispanica  (L.  peri- 
clymenum  ol.),  Knautia  subscaposa  (K.  arvensis  var.  ol.),  Aster  discoi- 
deus,  Anthemis  Bourgaei  (A.  Cotula  var.  Gay)  ,  Senecio  pelraeus,  S. 
carpetanus,  S.  nevadensis  (S.  linifolius  var.  ol.),  Calendula  malacitana, 
Carduus  Bourgaeanus  (C.  myriacanthus  ol.),  C.  raalacitanus  (C.  argy- 
roa  Kz.) ,  C.  baeticus  (C.  confertus  Bourg.)  ,  Kentropbyllum  baeticum 
(K.  lanatum  ol.) ,  Centaurea  carpetana ,  C.  caslellana  (C.  paniculata 
Auct.  hisp.),  C.  Haenseleri  (C.  acaulis  var.  ol.),  Picris  longifolia,  An- 
dryala  arenaria  (A.  parviflora  var.  ol.) ,  Jasione  blcpharodon  (J.  mon- 
tana  var.  ol.),  J.  echinata  (J.  montana  ol.),  J.  rosularis,  Chlora  citriua, 
Myosotis  minutillora  ,  Antirrhinum  glutinosum  (A.  inolle  part.  ol.),  A. 
rupestre  (A.  mollc  part.  ol.),  Linaria  niacropoda  (L.  origanifolia  var. 
ol.) ,  L.  glareosa  (L.  origanifolia  var.  ol.),  L.  melanantha  (L.  tristis 
var.  ol.),  L.  anticaria,  L.  oblongifolia  (L.  supina  var.  ol.),  L.  nevaden- 
sis (L.  supina  var.  ol.) ,  L.  Haenseleri  (L.  supina  var.  ol.),  Odontites 
hispanica  (0.  viscosa  var.  ol.),  Calan>inlha  baetica  (C.  officinalis  var. 
Benth.),  C.  heterotricha  (C.  officinalis  var.  Benth.),  C.  granatensis  (Me- 
liss.  alpina  ol.),  Teucrium  baeticum  (T.  pseudoscoronia  Bth.  pari.)  ,  T. 
granatense  (T.  pyrenaicum  var.  ol.),  Armeria  macrophylla  (A.  baetica 
var.  ol.),  A.  longearistata,  Ecbinopsilon  Reuterianus ,  Rumex  papillaris 
(R.  Acetosa  Auct.  hisp.),  R.  induratus  (R.  scutalus  var.  ol.),  Euphor- 
bia nevadensis,  Biarum  arundanum,  Orcbis  Durandii,  Gladiolus  Reuteri, 
Muscari  allanticum,  Caiex  Reuteriana  ,  C.  asturica  (C.  leiocarpa  Gay), 
C.  Camposii  (C.  laevigata  ol.),  C.  nevadensis  (C.  flava  ol.)  ,  Holcus 
grandiflorus ,  H.  Reuten',  Agrostis  hispanica,  Anhenaterum  erianthum 
(A.  arenaccum  ol.),  Triselum  DuTourii,  Koeleria  castellana,  Corynepho- 
rus  fasciculatus  (Aira  articulata  ß.  Desf.) ,  C.  macrantherus,  Agrostis 
scabriglumis  (A.  alba  var.  ol.),  Sporobolus  gaditanus,  Gastridium  laxum, 
Glyceria  tenuifolia,  Poa  flaccidula,  Vulpia  Broteri  (V.  niyurus  var.  ol.), 
Warduius  inontanus. 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1852.  309 

Cosson's  neue  Arten  sind:  Aloricandia  foedila ,  Euzomodendron 
ßourgacanum  (s.  u.),  Draha  lutescens  ,  Lepidium  petrophilum,  Hyperi- 
cum callithyrsum,  Genista  relamoides  Sp.,  Ononis  erotalarioides,  Anthyl- 
lis  rupestris,  Aslragalus  ßourgaeanus,  Sedum  nevadense,  Senecio  auri- 
cula,  Statice  insignis,   Beta  diffusa,  Korskalea  Cossoniana. 

In  Bonnet's  Topographie  von  Algarbien  10')  ,  in  wel- 
cher zahlreiche  Niveaumessungen  vorkommen  (p.  172  u.  f.) 
die  z.  B.  für  die  Serra  de  Monchique  91  lm  ergeben,  finden 
sich  auch  Angaben  über  die  Höhengrenzen  verschiedener  Ge- 
wächse (p.  70—72),  die  in  einem  so  insularen  Klima  auf  die- 
selbe Depression  der  Werlhe  schliessen  lassen ,  welche  im 
Norden  Portugal's  durch  das  Niveau  der  Schneegrenze  aus- 
gedrückt wird.  Die  bemerkenswerlheslen  Thalsachen  aus 
Algarbien  sind  folgende: 

0 — 200ni.     Pinus  Pinea.  —  Chamaerops  vorzüglich  30m 

—  180'»:  local  bis  425™. 
0—300'».     Quercus  coccifera.  —  Olea  bis  300'»  kräftig: 

verkümmernd  bis  450m.     Ceratonia  ebenso. 
0—350*».     Opuntia  und  Ricinus  (also  dem  Barrocäl  ent- 
sprechend: Jahresb.  f.  1845.  S.  37.)  — Ficus 
Carica  bis  360m  mit  schmackhaften  Früchten, 
aber  reichlich  bis  500'»  noch  fortkommend. 
0 — 400m.     Quercus  Baiiota  und  Nerium. 
0— 500,n.     Phoenix ,  Agave  ,    Quercus  Suber  und  Rhus 

Coriaria. 
0  —  600»\     Cistus  ladaniferus.  —  Die  Weinkullur  reicht 
etwas  über  600'»,  aber  Rosinen  können  nur 
bis  270m  erzeugt  werden. 
0—785'».     Maiskultur. 
100m— 520m.     Arbulus  Unedo. 
300'»— 500'».     Iuglans. 
300m— 750m.     Castanea. 
425m— 700m.     Rhododendron  ponlicum. 

Bertoloni's  italienische  Flora  (s.  vor.  Jahresb.  S.  31.) 
wurde  fortgesetzt  102). 

Briganti  beschäftigte  sich  mit  der  Mykologie  Nea- 
pel's  ,o3),  die  er  durch  eine  Reihe  neuer  Formen  von  Agari- 
cus  bereichert  und  durch  Abbildungen  erläutert  hat. 


310       Grisebacli:  Bericht  üb.  d.  Leislungen  in  d.  geographischen 

Pariatore  10^)  suchte  nachzuweisen,  dass  der  nach 
Sicilien  erst  zur  Zeit  der  Araber  übersiedelte  und  wahrschein- 
lich in  Syrien  einheimische  Papyrus,  welchen  er  Cyperus  sy- 
riacus  nennt,  nicht  die  Nutzpflanze  der  Alten  gewesen  sei, 
sondern  eine  andere  in  Nubien  einheimische  Art  (C.  Papyrus 
Pari.),  die  zwar  jetzt  ebenso  wenig  in  Aegypten  wächst,  wie 
die  andere,  von  welcher  P.  aber  Ueberreste  in  ägyptischen 
Gräbern  gefunden  hat. 

Topographische  Mitlheilungen  über  die  Flora  von  Dal- 
matien  publicirten  Pet  tcr  1nO  und  D  orni  tzer  106)  ;  Schee- 
le 107)  gab  einen  systematischen  Beitrag,  der  sich  auf  die 
Gruppe  von  Ononis  Natrix  bezieht. 

II.     Asien. 

Von  Gr.  Jaubert's  und  Spach's  Illuslrationes  plan- 
taren orientalium  (s.  Jahresb.  f.  1849.  S.  35.)  erschien  der 
vierte  Band  1o8). 

Ausführlicher  bearbeitet  sind  in  dieser  Abtheilung  Gattungen  aus 
den  Synanthereen  (19  sp.  besonders  Inuleen)  ,  den  Boragineen  (7  sp.)  , 
Convolvulaccen  (6  sp.),  Labiaten  (14  sp.,  z.  B.  ütoslegia) ,  den  Thy- 
melaeen  (6  sp.)  und  den  Gramineen  (32  sp.,  namentlich  Triticeen,  Chlo- 
rideen und  Stipaceen). 

v.  Nordmann  publicirte  Beiträge  zur  Kryptogamen- 
flora  des  Kaukasus  109)  ,  Farne  und  Moose  enthaltend ,  von 
denen  die  letzteren  von  Bruch  bestimmt  worden  waren. 

Von  Griffith's  Bemerkungen  zu  den  von  Lynch  in 
Palästina  gesammelten  Pflanzen  (Jahresb.  f.  1850.  S.  43.)  er- 
schien eine  unveränderte,  amerikanische  Ausgabe  r0). 

In  Grewingk's  Abhandlung  über  die  geognostischen 
Verhältnisse  Nordpersiens  ,n)  sind  zahlreiche  neue  Niveaube- 
stimmungen von  ßuhse,  Lemm  und  Abich  enthalten,  welche 
durch  die  von  dem  Ersteren  mitgetheilten  (Jahresb.  f.  1850. 
S.  44.)  und  weiter  zu  erwartenden  pflanzengeographischen 
Beobachtungen  ein  besonderes  Interesse  erbalten.  Das  Pla- 
teau von  Aserbeidschan  liegt  in  einem  mittleren  Niveau  von 
4200',  also  gegen  2000'  tiefer,  als  Erzerum  und  Bajazid: 
den  Spiegel  des  Urmia  fand  Lemm  nur  4000'  hoch.  Die  Pässe 
zum  kaspischen  Meere  über    die  Gebirge   von   Talüsch   und 


und   systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1852.        311 

Ghilan  senken  sich  fast  zu  5000'  (Schindanpass  —  5115': 
Ab.),  während  andere  sich  über  8000'  erheben  (Goerabawend- 
pass  =  8180':  B.),  Am  Schindanpasse  zwischen  Ghilan  und 
Ardabil  ist  nicht  bloss  der  Ostabhang  reich  bewaldet,  son- 
dern auch  der  Rücken  des  Gebirgs  liegt  noch  innerhalb  der 
Waldzone,  während  auf  der  Westseite  die  Hochebene  von  Aser- 
beidschan  sich  dürr,  verbrannt  und  baumlos  ausbreitet  (S.  107). 
Die  Höhen  des  Elborus  sind  noch  nicht  überall  bekannt,  scheinen 
aber  bedeutend  überschätzt  zu  sein,  denn  den  Demawend  hält 
G.  nur  14000'  hoch  (S.  124.),  nachdem  Lemm  bei  seiner  Be- 
stimmung Iö846',  Buhse  15000'  erhalten  hatte  (S.  11 2.).  Die  in 
seinem  Meridian  gelegene  Passhöhe  von  Imam  Sadeh  Haschim 
beträgt  6566'.  Das  nordpersische  Plateau,  welches  in  der 
Gegend  von  Kasbin  und  Teheran  fast  in  demselben  Niveau 
liegt,  wie  Aserbeidschan,  (Durchschnittswert!!  =  4187'),  und 
das  sich  in  Khorasan  allmählich  senkt  (Durchschnittswerth  für 
die  Ebene  von  Bostam  bis  Nischapur  und  Mesched  =  3400' 
S.  126.),  liegt  etwa  um  die  Hälfte  höher,  als  die  grosse  Salz- 
wüste ,  deren  Niveau  nach  Massgabe  der  Höhe  von  Korn 
(=  2050')  nur  auf  2000'  geschätzt  wird:  dies  ist  also  eine 
Depression,  welcher  die  persischen  Flüsse  zuströmen,  um  darin 
zu  versiegen,  und  zwar  von  allen  Seiten,  da  die  südpersische 
Hochebene  der  nördlichen  an  Höhe  nicht  nachsteht  oder  sie 
noch  etwas  übertrifft  (Ispahan  ===  4400' ,  Schiras  =  4480'). 
Zu  den  wichtigsten  Mittheilungen  des  verflossenen  Jah- 
res gehören  die  aus  dem  Nachlasse  von  A.  Lehmann  her- 
ausgegebenen 11?)  und  nach  seinen  Sammlungen  von  Bun- 
ge u3)  bearbeiteten  Forschungen  über  das  Khanat  Bokhara 
und  die  angrenzenden  russischen  Steppen  (vergl.  den  frühe- 
ren Bericht  über  L.'s  Expedition  [Jahresb.  f.  1847.  S.  29-32], 
der  sich  nur  auf  die  gesammelten  Thalamifloren  bezog ,  so 
wie  die  Angaben  über  das  Klima  von  Bokhara  aus  Chani- 
kofTs  Reise  [Jahresb.  f.  1845.  S.  39.],  welche  von  der  näm- 
lichen russischen  Expedition  herrühren).  Obgleich  weder 
Bunge  bei  seiner  systematischen  Arbeit  das  Tagebuch  des 
Reisenden  benutzen  konnte,  noch  dem  Herausgeber  des  letz- 
teren, v.  Helmersen,  die  Pflanzenbestimmungen  Bunge's  vor- 
gelegen haben,  so  ist  es  doch,  da  dieEtiquetten  der  Samm- 
lung Standort  und  Datum  der  Reise  enthalten  und  von  Bunge 


312    Grisebacb:  Bericht  üb.  d.    Leistungen  in  d.  geographischen 

vollständig  mitgetheilt  sind,  in  den  meisten  Fällen  möglich, 
die  allgemeinen  und  oft  irrigen  Angaben  des  Journals  mit 
völliger  Sicherheit  zu  berichtigen,  was  in  der  folgenden  Dar- 
stellung geschehen  ist.  Wie  wichtig  aber  diese  Verbesse- 
rungen sind  und  wie  wenig  zuverlässig  die  Bestimmungen 
Lehmann's  während  seiner  Reise  waren,  davon  erwähne  ich 
als  Beispiele,  dass  er  bei  dem  Anblick  der  Sesam -Kultur  in 
BokharaSesamum  indicum  für  eine  Digitalis  hielt  (S.  97),  und 
dass  er  die  in  diesen  Landschaften  verbreitete  Colutea  cruenta 
Ait.  mehrfach  als  eine  Caragana  bezeichnet  (z.B.  S.  113). 

Aus  dem  schon  früher  milgelheillen  Itinerar  des  Rei- 
senden ergiebt  sich,  dass  die  Steppe  im  Osten  des  Aralsee's, 
das  Gebiet  des  unteren  Jaxartes  (Sir-Daria)  bis  zum  Säraf- 
schan,  dem  bei  Bokhara  vorübei fliessenden,  zwischen  jenem 
und  dem  Oxus  (Amu-Daria)  eingeschalteten  Strome,  also 
etwa  zwischen  47°  und  40°  N.  Br.  zuerst  im  Sommer  1841 
(Ende  Juni  bis  Anfang  August)  und  zum  zweiten  Male  auf 
der  Rückreise  im  Frühling  1842  (Anfang  April  bis  Mitte  Mai) 
untersucht  worden  ist.  Von  Norden  nach  Süden  lassen  sich 
auf  diesem  Wege  folgende  Abschnitte  unterscheiden:  Wüste 
Karakum  am  nordöstlichen  Gestade  des  Aralsees;  Thalwege 
des  Jaxartes,  von  denen  der  nördlichste  jetzt  den  grossen 
Strom  allein  aufgenommen  hat,  ohne  auf  russischem  Gebiete 
eine  Kulluroase  zu  erzeugen;  Wüste  Kisilkum;  nordwestliche 
Ausläufer  des  Gebirges  von  Bokhara;  Lehmsleppe  von  Bok- 
hara ;  endlich  durch  Canalisation  gesicherte  Kulturfläche  längs 
des  Särafschan. 

Die  Sandwüste  Karakum  ,  d.  h.  schwarzer  Sand,  ver- 
dankt diese  Bezeichnung  Bildungen  von  Flugsand,  die  jedoch 
mit  dürrem  Lehmboden  und  salzigen  Morästen  abwechseln 
(S.  47) ,  und  in  pflanzengeographischer  Bedeutung  des  Worts 
kann  hier  so  wenig,  wie  in  den  später  durchreisten  Land- 
strecken, von  einer  wirklichen  Wüste,  d.  h.  einer  pflanzen- 
losen Einöde,  sondern  nur  von  Steppenformationen  die  Rede 
sein.  Der  für  die  Anordnung  der  Pflanzen  unwesentliche  Um- 
stand, ob  trinkbares  Quellwasser  in  einer  Gegend  vorhanden 
ist  oder  nicht,  scheint  in  diesen  Landschaften  dem  Sprach- 
gebrauehe, der  Steppen  und  Wüsten  unterscheidet,  zu  Grunde 
zu  liegen,    Auch  der  lose  Flugsand  des  Karakum  hat  seine  Ye- 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1852.  313 

getation,  die  durch  zwei  Leguminosensträucher,  Ammodendron 
(A.  Sieversii  var.  Bg-)  und  Eremosparton  (E.  aphyllum  F.  M.) 
charakterisirt  wird  (S.  47).  Der  Lehmboden,  der  salzhaltig 
ist,  erzeugt  eine  zweite  Pflanzenformation,  die  der  Chenopo- 
diaeeen,  welche  hier,  wie  auf  der  Westseite  des  Aralsees, 
besonders  durch  den  Saxaul  (Haloxylon  Ammodendron  Bg.) 
bezeichnet  werden,  der  auf  der  „ganzen,  unabsehbaren  Steppe 
zerstreute«  Gesträuche  bildet  (S.  45)  und  dessen  Nordgrenze 
L.  am  Irgis  feststellte  (S.  289).  Mit  diesem  sonderbaren  Holz- 
gewächse wächst  eine  Umbellifere  in  Gemeinschaft,  welche 
die  Kirghisen  Ilan  nannten  und  die  Lehmann  als  Ferula  Asa 
foetida  bezeichnet  (S.  46)  ,  die  jedoch  von  Bunge  zweifelhaft 
zu  F.  persica  W.  gezogen  wird.  Späterhin,  südlich  von  Ja- 
xartes,  fand  L.  eine  andere,  4'  hohe  Umbellifere,  deren  gel- 
ben Blüthen  er  einen  starken  Geruch  nach  Asa  foetida  zu- 
schreibt und  die  er  Ferula  persica  nennt  (S.  58.  269):  unter 
dieser  Bezeichnung  scheint  er  indessen,  nach  Bunge's  Be- 
stimmungen, zwei  verwandte  Gewächse  zusammengefasst  zu 
haben,  nämlich  Dorema  ammoniacum  und  Scorodosma  foeti- 
dum  Bg. 

Das  Gestade  des  Aralsees  ist  hier ,  ebenso  wie  an  der 
Mündung  des  Oxus,  mit  Schilfrohr  (Arundo  Phragmites)  weit- 
hin bewachsen.  Dieses  Gewächs ,  welches  in  gleich  allge- 
meiner Verbreitung  auch  die  Mündungsgebiete  der  Wolga 
und  der  Donau  bekleidet ,  gehört  daher  zu  den  über  grosse 
Räume  geselligsten  Pflanzenformen.  Auch  das  Ufer  des  Ja- 
xartes  ist  mit  diesem  Rohr  umsäumt,  aber  dasselbe  wechselt 
hier  mit  einer,  auch  in  der  jenseitigen  Steppe  häufigen,  hoch- 
wüchsigen Slipacce,  der  Lasiagrostis  splendens,  aus  welcher 
die  Kirghisen,  die  sie  Tschi  nennen,  ihre  zierlichen  Stroh- 
matten flechten  (S.  52).  —  Die  übrigen  Formationen  im  Delta 
des  Jaxartes,  wo  im  Julius  bei  28°  R.  Luftwärme  der  Boden 
sich  zu  37°  erhitzte,  sind  ausser  dem  Saxaul,  der  hier  bis 
14'  hoch  wächst,  auf  den  Flugsandhügeln  „anmuthige  Wäld- 
chen« von  Tamarix  (T.  Pallasii  undT.  leptostaehya  Bg),  Ge- 
büsche von  Calligonum  (z.  B.  C.  Pallasia)  und  am  Ufer  des 
Aral  reichliche  Halophyten  ( z.  B.  Halocnemum  strobilaceum, 
Kalidium  arabicum,  Statice  caspia   und  suffruticosa). 

Die  Wüste  Kisilkum ,   d,  h.  rother  Sand,  ist  ein  Sand- 


314    Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

meer  von  braunrother  Farbe,  im  geringsten  Durchmesser  mehr 
als  40  geogr.  Meilen  messend,  „dessen  Flugsandhügel ,  den 
Wogen  des  empörten  Oceans  vergleichbar ,  wie  diese  durch 
Sturme  aufgethürmt  werden"  (S.  57),  Lichtes  Gesträuch,  bis- 
weilen 10—12'  hoch,  bedeckt  diese  Hügel:  Saxaul,  Calligo- 
num,  Tamarix,  Convolvulus  fruticosus  und  mehrere  Astragali, 
von  denen  einer  10'  hoch  wird  (A.  arborescens  Bg. ,  der 
jedoch  auf  der  Etikette  nur  als  frutex  orgyalis  bezeichnet 
wird,  A.  unifoliolatus  Bg.  und  A.  lurbinatus  Bg.  ,  die  beiden 
ersteren  aus  der  Gruppe  der  Hypoglottidei,  der  letztere  ein 
Alopecuroideus,  während  die  Traganthsträucher  diesen  Step- 
pen durchaus  zu  fehlen  scheinen  und  erst  im  Gebirge  von 
Bokhara,  am  oberen  Särafschan ,  vertreten  sind).  Fast  das 
einzige  Gras  des  Kisilkum  und  die  einzige  Nahrung  der  Pferde, 
ist  die  Aristida  pennata,  die  aber  daselbst  sehr  häufig  ist  und 
grosse  Rasen  bildet  (Bg.  p.  348). 

Diese  reine  Sandbildung  grenzt  im  Süden,  da  wo  die 
letzten  Ausläufer  des  Gebirges,  als  kahle,  schroffe  Granitfel- 
sen sich  plötzlich,  jedoch  hier  wohl  nicht  über  1000',  aus 
dem  Tieflande  erheben,  an  die  Lehmsteppe  von  Bokhara,  die 
den  übrigen  Raum  bis  zum  Särafschan  ausfüllt,  aber  noch 
mehrfach  durch  einzelne  Bergzüge  von  Thonschiefern  und 
plutonischen  Gesteinen  unterbrochen  wird.  Die  Lehmsteppc 
erschien  dem  Reisenden  noch  öder,  als  Kisilkum,  ein  Wech- 
sel von  kahlem  Lehm  mit  Salzmoor  und  oft  ohne  alle  Vege- 
tation, wobei  die  Wärme  bis  zu  35°  R.  im  Schatten  stieg. 

In  der  Nähe  des  40sten  Parallels  breitete  sich  dann 
plötzlich  die  schöne  Kulturfläche  des  Särafschan  aus,  die  ge- 
nau so  viel  Raum  der  ursprünglichen  Lehmsteppe  abgewon- 
nen hat,  als  durch  die  künstliche  Bewässerung  mit  fliessen- 
dem,  süssen  Wasser  möglich  ist.  Der  Ackerbau  und  die 
Baumkullur  beruhen  in  diesem  regenlosen  Klima  auf  periodi- 
schen Ueberstauungen  des  Bodens  ,  die  nach  herkömmli- 
chen und  für  jedes  Gewächs  bestimmten  Regeln  mittelst  der 
das  Land  in  allen  Richtungen  durchschneidenden  Kanäle  von 
der  dicht  gedrängten  Bevölkerung  auf  das  Sorgfältigste  be- 
wirkt werden.  Auf  diese  Weise  bewässert  man  z.  B.  die  Fei- 
genbäume den  ganzen  Sommer  hindurch  einmal  wöchentlich 
(S.  223).  Die  Lehmmauern,  welche  die  Baumgärten  umschlies- 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1852.  315 

sen,  scheinen  bestimmt,  das  Wasser  eine  Zeit  lang  zurück- 
zuhalten, aber  auch  längs  der  Ackerfelder  sind  überall  Pap- 
peln, Ulmen,  Weiden,  Elaeagnus,  Morus  und  die  verschieden- 
sten Obstbäume  angepflanzt,  so  dass  der  Anblick  des  Landes 
ein  ähnlicher  sein  wird ,  wie  in  der  Lombardei.  Das  Haupl- 
getraide  ist  Weizen,  sodann  Hirse  (Sorghum  vulgare);  Reis- 
kultur findet  sich  vorzüglich  in  der  Nähe  von  Samarkand; 
das  allgemeine  Futlergewächs  ist  die  Luzerne,  deren  Kraut 
in  Folge  wöchentlich  wiederholter  Bewässerung,  mannshoch 
aufschiesst  und  fünf-  bis  sechsmal  im  Jahre  geschnitten  wer- 
den kann.  Die  wichtigste  Nahrungspflanze  für  die  ärmeren 
Volksklassen  ist  die  Melone,  die,  ebenfalls  wöchentlich  bewäs- 
sert, ein  trefflicheres  Aroma  erlangt,  als  dem  Reisenden  je 
in  anderen  Ländern  vorkam.  Sehr  bedeutend  ist  die  Obst- 
kultur und  es  werden  fast  alle  Früchte  des  mittleren  und  süd- 
lichen Europas,  zum  Theil  in  eigentümlichen  Spielarten,  er- 
zeugt: doch  müssen  die  Feigen-  und  Granat-ßäume  im  Win- 
ter niedergebogen  und  gegen  die  Kälte  durch  Bedeckung  ge- 
schützt werden.  Aprikosen  und  Pfirsische  gehören  zu  den  all- 
gemeinsten und  trefflichsten  Erzeugnissen  des  Landes.  Auch 
findet  Seidenzucht  und  Weinbau  statt:  die  Rebe  wird  auf  dem 
ebenen  Felde  gezogen  und  nur  zweimal  im  Jahre  bewässert; 
die  Traube  dient  nicht  zur  Weinerzeugung,  sondern  wird 
theils  als  Frucht  genossen ,  theils  zur  Bereitung  von  Sirup 
verwendet  oder  zu  Rosinen  eingetrocknet ,  aus  denen  man 
Traubenbrandwein  bereitet. 

Uebersicht  der  Bodenerzeugnisse  von  Bokhara:  Weizen  (Kul- 
tyk),  gesäet  im  September,  im  Junius  geerndtet  (zuweilen  bis  zum  40sten 
Korn)  worauf  als  zweite  Frucht  die  Mungobohne  folgt,  die  in  demsel- 
ben Herbste  geerndtet  wird,  so  dass  als  dritte  Frucht  nicht  wieder 
Weizen,  sondern  Hirse  eintritt,  weil  diese  den  Boden,  wiewohl  sie  6 
bis  9  Fuss  hoch  wachst,  doch  nur  drei  Monate  einnimmt;  Gerste 
(Dschau),  im  Gebirge  und  auf  schlechtem  Boden,  ebenfalls  als  Winter- 
korn im  Herbste  gesäet  und  im  Mai  geerndtet;  Hafer  nur  im  Gebirge; 
Sorghum  vulgare  i^Dschugari)  ;  R  eis  (Berindsch)  :  eigenthümlich 
ist  die  Düngung  mit  trockenen  Arlemisien,  die  zu  diesem  Zwecke 
aus  der  Steppe  geholt  werden  und  in  dem  überstauten  Boden  einge- 
pflügt durch  ihre  Fäulniss  die  Erdkrume  bereichern;  Mais  (Dschuari 
Mäkka),  selten  gebaut;  Hirse  (Tank,  persisch:  Arsän),  nicht  näher 
charakterisirt  ,  wahrscheinlich  ist  Panicum  miliaceum  gemeint;  Lu- 
zerne =  Medicago  sativa  (Juunlschka,    Dschuuntschka).  —  Melone 


316  Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

(Charbusa),  drei  zu  verschiedener  Jahreszeit  reifende  Sorten  und,  da  die 
Wintermelone  sich  im  Winter  schmackhaft  erhält,  in  jedem  Monat  in 
Ueheriluss  :  bei  nachlässiger  Bearbeitung  des  Bodens  werden  die  Melonen- 
felder von  Phelipaea  indica  heimgesucht,  wodurch  den  Früchten  Grösse 
und  Süssigkeit  verloren  geht  (S.  222.);  Wassermelone  (Tärbus), 
ebenfalls  in  grosser  Menge  gebaut;  Gurke  (Badring);  Kürbiss 
(Kadu) ;  Koloquinte  (  Baitndschan ) ,  als  Gemüse  benutzt;  gelbe 
Rübe  (Ssabchi) ;  Rettig  (Trüb);  rothe  Rübe  (Läblä);  weisse 
Rübe  (Schalgam);  Kohl  (  Karam )  ;  Bohne  =  Phaseolus  Mungo 
(Moscb);  Erbse  (Nachud) :  Pflanze  unbekannt,  nach  L.  vielleicht  ein 
Lathyrus;  Linse  (Adas),  selten  gebaut;  Zwiebel  (Pias):  Pflanze 
unbekannt. 

Obstbäume:  Feige  (Andschil)  ;  Pfirsich  (Scheft-alu) ;  Apri- 
kose (Sardalu) ;  Pflaume  (Alu);  Apfel  (Alma);  Birne  (Nasch- 
puti;  Quilte  (liehi);  Kirsche  (Gilaas)  ;  Granate  (Anar)  ;  Elaea. 
gnus  hortensis  (Dschidda),  wahrscheinlich  die  Dattel  Ostturkestans, 
von  welcher  orientalische  Schriftsteller  reden,  wählend  die  Dattelpalme 
hier  nicht  bestehen  kann;  Wallnuss  (Tscharmagis);  Pistazie  = 
Pistacia  vera  (Piota) ;  Mandel  (Badam);  Weintraube  (Anguri). 

Papaver  somniferum  (Keschgasch  ;  die  Samen  heissen  Kug- 
nar)  ;  Sesamum  indicum  (Siagir,  Ssiae);  Ta  b  a  k  (Tambaku);  Lein 
(Kundschut) ;  Hanf  (Kanab) ;    B  aum  wol  1  e  (Gusa)  ;  Mor  u  s  alba  (Tut). 

Von  einheimischen  Gewächsen  ist  die  Benutzung  des  Alhagi  ca- 
mclorum  (Tschuturchar)  bemerkenswerth,  welches  als  Rindensekret  ein 
süsses  Gummi  liefert.  —  Einheimische  Bäume  scheint  die  Oase  nicht 
zu  besitzen;  das  Bauholz  liefert  vorzüglich  Juniperus  excelsa  (Burs), 
die  das  Gebirge  charakterisirt  und  von  der  auch  das  Harz  benutzt  wird. 

Der  wichtigste  Abschnitt  von  Lehmann's  Werk  ist  seine 
Gebirgsreise  im  Osten  von  Samarkand,  von  welcher  Stadt  aus 
er  noch  2%  Längengrade  (bis  88°  0.  L.  von  Ferro)  in  eine 
bis  dahin  völlig  unbekannte,  hochalpine  Landschaft  vordrang. 
Die  Mittheilungen  aus  seinem  Berichte  bedürfen  zuvörderst 
einer  geographischen  Erläuterung.  Vergleicht  man  v.  Hum- 
boldt's  Karte  der  Gebirgsketten  von  Centralasien  mit  derje- 
nigen, welche  L.'s  Itinerar  graphisch  darstellt,  so  zeigt  sich 
eine  genaue  Uebereinstimmung  in  der  Lage  des  Asferah  oder 
der  hohen  Kette,  welche  das  nördliche  Ufer  des  Säraf- 
schan  über  den  Meridian  von  Samarkand  hinaus  begleitet  und 
sich  zuletzt  im  Norden  der  Stadt  Bokhara  in  jene  niedrigen 
Ausläufer  auflöst,  welche,  wie  oben  erwähnt,  die  Steppe  in 
der  Richtung  gegen  den  unteren  Stromlauf  (\es  Oxus  durch- 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1852.  317 

schneiden  und  diesen  Flufs  zu  erreichen  scheinen  (Gebirge 
von  Bokhara  =  L.'s).  Diesen  Asferah  oder  Aktau  L.'s  und 
anderer  Reisenden  betrachtet  v.  Humboldt  nach  Massgabe 
seiner  Streichungslinie,  welche  durch  die  Lage  desSärafschan 
und  des  jenseitigen  Jaxartes  von  Kokand  bestimmt  ist,  als 
eine  Fortsetzung  des  Thian-Schan  auf  der  Westseite  der  Me- 
ridiankette des  Bolor.  In  südlicher  Richtung  vom  Asferah 
oder  am  linken  Ufer  des  Särafschan  hat  von  Humboldt  bis 
zum  Hindu-kho,  d.  h.  auf  einem  Abstände  von  fünf  Breiten- 
graden bis  über  das  Quellengebiet  das  Oxus  hinaus  auf  dem 
westlichen  Abhänge  des  Bolor  kein  ähnliches  Parallelgebirge 
verzeichnet.  Es  ist  demnach  eine  bedeutende,  von  unserem 
Reisenden  zuerst  bestimmt  nachgewiesene  geographische  Ent- 
deckung, dass  gerade  dieser  Raum  zwischen  dem  Särafschan 
und  dem  oberen  Oxus,  wo  v.  Humboldt  nur  den  weit  entle- 
genen und  mit  dem  Bolor  ohne  Zusammenhang  gedachten 
Kotin-kho  kannte,  von  einem  grossen  Systeme  schneebedeck- 
ter Gebirge  weithin  erfüllt  ist.  Und  gerade  auf  dieses  Ge- 
birge, welches  bei  L.  den  allgemeinen  Namen  Fonlau  führt, 
beziehen  sich  seine  botanischen  Forschungen.  Die  am  wei- 
testen nach  Norden  vorgeschobene  und  unmittelbar  über  dem 
Särafschan  ansteigende  Kette  des  Fontau,  welche  er  besuchte, 
verläuft  von  Ost  nach  West  dem  Asferah  parallel  (40°  N.  Br.) 
und  liegt  dem  letzteren  so  nahe ,  dass  beide  Gebirge  als  ein 
einziges  System  zu  betrachten  sind ,  in  welchem  der  Strom 
ein  enges  Längenthal  bewässert,  dasL.,  sobald  er  in  östlicher 
Richtung  Samarkand  verlassen  hatte,  als  Gebirgsthal  bezeich- 
net, indem  es  nur  eine  Breite  von  zwei  bis  drei  Werst  zu  ha- 
ben schien  (S.  109).  Eine  Gliederung  des  Fontau  am  obe- 
ren Särafschan  ,  die  ihrer  Lage  nach  dem  von  L.  nicht  er- 
wähnten Orte  Uruschnah  auf  v.  Humboldt's  Karte  benach- 
bart sein  wird  (88°  0.  L.  bei  L.)  und  die  unser  Reisender 
am  genauesten  kennen  lernte  ,  führt  in  einem  beschränkten 
Umfange  den  Namen  Karat  au,  den  Bunge  nach  L.'s  Eti- 
ketten als  allgemeine  Bezeichnung  seiner  Gebirgsstationen  ge- 
wählt hat,  indessen  ist  es  angemessen,  statt  der  in  allen  Län- 
dern,  wo  türkische  Idiome  geredet  werden,  häufig  wieder- 
kehrenden Gebirgsnamen  Aktau  und  Karatau ,  die  den  eben- 
falls verwirrenden  Flussnamen  Aksu  und  Karasu  entsprechend 


318    Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.    geographischen 

gebildet  sind,  die  bestimmteren  Bezeichnungen   Asferah  und 
Fontau  zu  gebrauchen. 

Wie  bedeutend    die    Erhebung   des    Bodens  in   diesem 
Theile  von  Centralasien  sei,    geht    aus  der    Angabe   hervor, 
dass  der  Asferah   schon   im  Westen   des   Meridians   von  Sa- 
markand,  wo  er  also  anfängt  sich  abzuflachen,  wenigstens  an 
seiner  Nordseite  ewigen  Schnee  tragen  soll  (S.  99),  während 
der  Fontau  dieses  Phänomen  in  weit  grösserem  Umfange  zeigt. 
Hier   sah  L.  zum    ersten  Male  Schnee   in  südöstlicher  Rich- 
tung von  Samarkand  und  zwar  in  der  letzten  Hälfte  des  Au- 
gust   (S.  109:  seine    Daten   sind    nach    altem  Styl  gegeben). 
Als  er   später  bei   der    Uebersteigung   eines   Contrefort   des 
Fontau,  in  der  Nähe  des  Karatau  (87°  0.  L.,  39°  45'  N.  B.), 
die  Schneegrenze  selbst   erreichte,   beschreibt   er  den  Cha- 
rakter dieses  Gebirgssystems    in  folgenden  ,  für  die  geogra- 
phische Feststellung  desselben  bezeichnenden  Worten:  „nach 
Südosten  thürmten  sich  die  mit  Schnee  bedeckten  Alpen  des 
Fontau  in  weiter    Ferne  immer  höher  empor,  da  zeigten 
sich  keine  Kämme  oder  Bergkuppen  mehr,  die  sich,    wie  im 
Karatau,  von  Osten  nach  Westen,  keltenartig  an  einander  reihen, 
sondern  der  Fontau  ist  ein  unregelmässiger,  von  Kegelbergen" 
(Alpenliörnern)  ..zusammengesetzter  Gebirgsknolen,  dessen  Eis- 
berge und  Schneelawinen  jeden  Versuch,  ihn  zu  übersteigen, 
zurückweisen  sollen;  das  ganze  Jahr  hindurch  sollen  hier  heftige 
Schneegestöber    herrschen    und  ganze  Berge    aus  Eis  beste- 
hen" (S.  139).   Nach  dieser  Darstellung  erscheint  es  gerecht- 
fertigt, den  Raum  zwischen  dem  Särafschan  und  Oxus  bis  in 
die  Nähe  des  Meridians  von  Samarkand  sich  mit  hochalpinen 
Gliederungen    des   Bolor   vollständig    ausgefüllt    zu    denken, 
während  im  Süden  des   Oxus  der  Hindu-kho    sich  sofort  zu 
erheben   scheint.     Allein    diese    Thatsachen    tragen    zugleich 
bei,  die  bisherigen  Vorstellungen  über  die  Gebirgsgliederung 
Centralasiens  zu    modificiren.      Schon   aus   Thomson's  denk- 
würdiger Reise   über   den  Himalajah  bis   zu   den  Pässen  des 
Küenlün  (Jahresb.  f.  1848.  S.  4ö.)    ergab    sich,    dass    diese 
beiden  Gebirge   in  orographischer  Hinsicht   nur  ein  einziges 
System    bilden ,    welches   in   ununterbrochener  Kettengliede- 
rung sich  über  sechs  Breitengrade    ausdehnt.     In  einem  öst- 
licheren Meridiane   scheint   das  Itinerar  des  Missionars  Huc 


and  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  l&ji.         319 

aus  der  Gegend  des  Sternenmeers  nach  Hlassa,  so  wenig  es 
geographisch  brauchbar  ist,  doch  zu  ähnlichen  Ansichten  über 
den  transversalen  Durchmesser  der  zahlreichen,  tibetanischen 
Himalajah  -  Ketten  zu  berechtigen.     Nachdem  nun  am  West- 
ende   dieser  Systeme  eine,  wie  in   den  europäischen  Alpen, 
zusammenhängende  Kettengliederung  vom  Hindu-kho  bis  zum 
Asferah,  also  ebenfalls  auf  einer  Basis  von  wenigstens  sechs 
Breitengraden  (35°— 4 1°   N.  Br.)   durch   Lehmann's   Berichte 
wahrscheinlich    geworden    ist,  so  möchte   man  geneigt  sein, 
die  Gebirge  vonTurkestan  als  eine  Fortsetzung 
des    Himalajah    zu   betrachten   und   in   diesem  letzteren, 
dem  Küenlün ,    Bolor,    Hindu-kho,  Fontau  und  Asferah  nur 
ein  einziges    orographisches  System   zu  erkennen  ,   welches, 
wie  es  die  Alpen   beinahe    um  das  Doppelte   an  Höhe  über- 
trifft, so  auch  seine  Basis  in  doppelter  Breite  entwickelt  hat. 
Wenn     die    Beachtung    der   Sireichungslinien,     welche    der 
bisherigen  Auffassung  verschiedener,  sich  kreuzender  Systeme 
in  Cenlralasien  zu  Grunde  liegt,    ihren  dauernden  Werlh  für 
orogenetische  Untersuchungen  behauptet,  so  werden  die  geo- 
graphischen Beziehungen  und  namentlich  auch  die  Bedingun- 
gen der  Pflanzenwanderung  in  höherem  Grade  durch  die  Ver- 
knüpfungen   der    Gebirgsglieder   zu    einem    abgeschlossenen 
Ganzen,  durch  die  orographische  Individualität  erläutert^  wel- 
che in  der  plastischen  Gestaltung  des  Bodens  so  oft  zu  be- 
merken ist.     Gerade  in  einigen   durch  gemeinsame,  orogra- 
phische Charaktere   ausgezeichnetsten  Gebirgen,  wie  in  den 
Alpen  und  auch  in  den  Anden,    bemerkt  man  Abweichungen 
der  Längsaxe  von  einer  geraden  Streichungslinie,  die  auf  ihre 
Bildungsgeschichte   in   verschiedenen    geologischen  Epochen 
Licht  werfen,  und  die  bei  unserer  Auffassung   vom  Umfange 
des  Himalajah    sogar    minder   bedeutend  sind,   wiewohl    ich 
wenig  Gewicht  auf   den    vielleicht   zufälligen  Umsland  legen 
möchte,  dass  die  Lage  von  Samarkand  ,  in  dessen  Nähe  der 
grösste  Gebirgszug  der  Erde  endet,  mit  der  Fortselzung  der 
Hebungslinie  der  Ketten  von  Kunawur  und  Kaschmir  fast  ge- 
nau zusammenfällt 

Das  pflanzengeographische  Interesse ,  welches  die  oro- 
graphische Gliederung  Centralasiens  darbietet,  wurde  schon 
durch  die  Ergebnisse   von  Thomson's  Reise   angeregt ,  nach 

Archiv  f.  Naturgescb.  XIX.  Jahrg.  2.  Bd  Y 


320     Grisebach:  Beriefet  üb.   d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

welchen  die  tibetanische  Flora  als  ein  Glied  in  dem  grossen 
Vegotationssebiete  der  im  Westen  des  Continents  entwickelten 
Hochsteppen  erscheint  (a.  a.  0.).  In  einer  anderen  Bezie- 
hung- ist  Lehmanns  Ausbeute  aus  dem  Fonlau  bemerkens- 
werlh,  indem  sie  wahrscheinlich  eine  Reihe  von  alpinen  Er- 
zeugnissen des  indischen  Himalajah  enthält,  deren  Verbrei- 
tung durch  den  ununterbrochenen  Zusammenhang  einer  alpi- 
nen Region  durch  das  ganze  Gebirgssystem  begünstigt  wor- 
den ist.  Bunge's  Katalog  enthält  namentlich  folgende  Arten: 
Draba  lasiophylla  Royl.  ,  Potentilla  Gerardiana  Lindl  ,  P.  in- 
signis  Rl.,  Eremostachys  supeiba  Rl.  Aber  leider  sind  diese 
Bestimmungen  zweifelhaft  geblieben  ,  da  dem  Verf.  die  Ver- 
gleichung  indischer  Herbarien  nicht  zu  Gebote  stand.  Eine 
grössere  und  vollkommen  sicher  gestellte  Uebcrcinstimmung 
der  Flora  des  Fonfau  mit  Tibet  zeigt  sich  indessen  in  der 
Vermischung  von  Steppen-  und  Gebirgspflanzen,  wie  die 
folgenden,  wiederum  aus  L.'s  Reisebericht  geschöpften,  Mit- 
theilungen ergeben. 

Die  Pflanzenregionen  des  Fontau ,  leider  durch  keine 
einzige  Niveaumessung  charakterisirt,  ordnen  sich  vom  Thale 
des  Särafschan  in  dreifacher  Gliederung,  so  dass  ein  Wald- 
gürtel zwischen  der  alpinen  Vegetation  und  den  Steppenpflan- 
zen und  Gesträuchen  des  Thals  eingeschaltet  wird.  Wo  der 
Wald  fehlt,  ziehen  sich  die  Sträucher  bis  zu  alpinen  Höhen 
hinauf  und  mehrere  Sleppenpflanzen  dringen  in  die  Gemein^ 
Schaft  der  alpinen  Flora  selbst  ein. 

1.  Untere  Region  des  Fontau.  Die  Thalsohle 
des  Särafschan  erzeugt  bei  Pendschakend  (86°  0.  L  )  ein  10' 
hohes  Gesträuch  von  Elaeagnus,  Salix,  Berberis  (B.  inlegcr- 
rima  Bg.  und  nummularia  Bg),  Rosa  (R.  maracandica  Bg. 
und  Lehmanniana  Bg  )  und  Tamarix  (T.  arceulhoides  Bg.) 
(S.  115);  die  dürren  Hügel  sind  daselbst  mit  Steppensfräu- 
chern  bewachsen,  z.  B.  Alhagi,  Sophora  alopecuroides  und 
neuen  Aslragalus-Arten  aus  der  Section  Tragacantha  (A.  la- 
sioslylis  Fisch.  ,  A.  transoxanus  Fisch.,  A.  bactrianus  Fisch, 
werden  von  Bg.  publicirt  ,  doch  gehört  wenigstens  eine  der 
Arten  den  oberen  Regionen  an)  (S.  110.  126).  —  Die  Ab- 
hänge des  Gebirgs  selbst,  welches  in  dieser  Gegend  aus  Dio- 
nl  und  Thonschiefer  besteht,  waren  hier  grösstenteils  wald- 


mid  systematischen  Botanik  während    des  Jahres  1852.  321 

los  , .aber  mit  hohem  Gesträuch  bewachsen,  namentlich  mit 
Juniperus  excelsa,  die  in  anderen  Seitenthälern  als  Baum  am 
meisten  zur  Bewaldung  des  Fontau  beiträgt.  Die  Nachwei- 
sung dieser  Conifere  in  einem  Gebirgszuge,  welcher  dem 
Taurus  näher  liegt,  als  Kaschmir,  dient  die  früher  bemerkten 
Lücken  in  deren  grossem  und  merkwürdigem  Areal  auszu- 
füllen (vergl.  Jahresb.  f.  184S.  S.  47).  Die  übrigen  ,  hier 
vorkommenden  Sträucher  sind  folgende:  Amygdalus  spino- 
sissima  Bg.  „mit  kleinen,  bitteren  Mandeln,«  die  beiden  schon 
erwähnten  Rosen  nebst  einer  drillen,  nicht  beschriebenen  Art 
mit  gelben  Blülhcn,  Colutea  cruenta ,  Loniccra  persica  Jaub , 
Alraphaxis  pyrifolia  Bg.  (als  10'  hohes  Tragopyrum  von  L. 
bezeichnet) ,  Ephedra  equisetina  Bg.  (diese  bis  zur  subalpi- 
nen Region  ansteigend) ,  Zygophyllum  atriplieoides  Fisch. 
(3'—  5'  hoch,  sehr  holzig),  Salsoleen  und  Tamarix.  Die 
Stauden  in  dieser  Gesträuchformalion  sind  grösstenteils  Step- 
penformen, wie  Peganum,  Ferula,  Verbascum. 

2.  Waldregion  des  Fontau.  Die  ersten,  wild 
gewachsenen  Bäume  traf  L.  in  der  Nähe  von  Pendschakend, 
mehrere  nicht  näher  bestimmte  Arten  von  Crataegus  aus  der 
Gruppe  von  C.  Azarolus,  nebst  Ulmen,  Weiden  und  Cotonca- 
ster  nummularia.  Weiler  thalaufwärts  nahmen  lichte  Laub- 
gehölze die  sanfteren  Abhänge  ein,  aus  Pistacia  vera  (Fisla 
bokh.)  gebildet,  deren  Stamm  nur  12'  hoch  war,  womit  jener 
Crataegus- Wald  ,  aber  auch  schon  Juniperus  excelsa  wech- 
selte. Fernerwerden  erwähnt:  Cellis  australis,  einzelne  Baum- 
gruopen  bildend,  mit  Stämmen  von  12 — 18'  Höhe  und  3—4' 
Umfang;  Fraxinus  sogdiana  Bg.  am  Ufer  eines  Nebenflusses  des 
Särafschan ;  Betula  pubescens,  die  auf  einem  Contrefort  eine 
eigene  Region  bildete,  wo  Bäume  vom  Umfange  eines  starken 
Mannes  doch  nur  24—30'  hoch  wurden  (&  138)  ;  Acer  Lobelii 
Ten. ,  nebst  Sorbus  aueuparia,  Crataegus  und  Prunus  Cerasus 
einen  anmuthigen  Laubwald  zusammensetzend  (S.142).  —  Der 
Bericht  über  die  Reise  durch  die  südlich  vom  Särafchan  erreich- 
ten Gliederungen  des  Fontau  zeigt,  dass  neben  diesen  so  man- 
nigfaltig wechselnden ,  aber  in  niedrigem  Wuchs  der  Bäume 
übereinstimmenden  Laubgehölzen  die  aus  Juniperus  excelsa 
gebildeten  Nadelwälder  im  Allgemeinen  überwiegend  den  Ab- 
hang  bekleiden.     Aber   auch   diese  sind   keineswegs  hoch- 


322     Grisebach:   Bericht    üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

wüchsig,  sondern  geben  ,  gleich  den  Sleppenpflanzen,  die  sie 
begleiten ,  indem  ihre  „mächtigen  Stämme"  nicht  viel  über 
18'  Höhe  zu  messen  scheinen  (S.  140)  dem  ganzen  Gebirge 
sein  klimatisches  Gepräge.  Das  Unterholz  der  Wälder  be- 
steht aus  Slräuchern  ,  die  auch  in  der  unteren  Region  vor- 
kommen, wie  Lonicera  persica,  Berberis  integerrima,  Ephe- 
clra  equisetina  (12'  hoch),  Colutea  cruenta.  Dies  ist  auch  der 
Standort  der  Liane  Cissus  aegirophylla  Bg .,  deren  Verwandt- 
schaft mit  der  persischen  C.  vitifolia  Boin.  früher  erwähnt 
worden  ist  (Jahresb.  f.  1848.  S.  32).  Unter  den  Stauden  fin- 
den sich  ebenfalls  neben  den  Sleppenformen  manche  charak- 
terislische  Arien:  z.  B.  Dclphinium  barbalum  Bg. ,  Capparis 
herbacea,  Althaea  pallida,  Geranium  collinum,  Impatiens  par- 
viflora,  Heracleum  Lehmannianum  Bg. 

3  Alpine  Region  des  Fontau.  L.  hat  dieselbe 
zweimal  erreicht,  am  Karatau ,  wo  sie  unmittelbar  über  den 
Gesträuchen  begann  und  wo  die  höchsten  Felszacken  zu  An- 
fang September  mit  Schnee  erfüllt  waren  (S.  131)  und  spä- 
ter auf  dem  Waschantra ,  einem  Nebenjoche  des  Fontau,  an 
dem  er  sich  dem  ewigen  "Schnee  auf  200'  näherte,  nachdem 
der  oben  erwähnte  Birkenwald  zuletzt  sich  in  Krummholz 
verwandelt  halte,  aber  die  Juniperus-Bäume  noch  später  ver- 
schwunden waren  (S.  138).  Die  Formalionen  entsprechen 
denen  der  Alpen  und  es  lassen  sich  in  dem  Berichte  deren 
drei  unterscheiden : 

a.  Alpen  wiese  n.  Polygonum  alpinum  (herrschend) : 
sodann  Eremostachys  superba ,  Bartsia  sp.,  zwei  Arten  von 
Pedicularis  (darunter  P.  lasiostaehys  bei  Bg.) ,  Morina  Leh- 
manniana  Bg.  (von  L.  als  Labiate  irrig  bezeichnet),  Swertia 
lactea  Bg.  ,  Tleurogyne  carinthiaca  ,  Artemisia  Lehmanniana 
Bg.  und  eine  andere  Art ,  eine  Umbellifere  (nicht  bei  Bg.), 
Ligularia  thyrsoidea  DC.  var.  Bg. ,  Alchemilla  vulgaris  var., 
—  Asperugo  procumbens,  Veronica  Anagallis. 

b.  Form,  der  trockenen  Abhänge.  Astragalus 
sp.  und  Hedysarum  sp.  (beide  nicht  bei  Bg.),  Consinia  pul- 
chella  Bg.,  C.  verlicillaris  Bg. ,  C.  alpina  Bg.,  —  Acantholi- 
mon  tataricum  Boiss. 

c.  Rupestro  Form.  Zwei  Draba  -Arten  (darunter 
D.  lasiophylla),  Parrya  sp.    (nicht  bei  Bg.) ,    Alsine  Villarsii, 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1852.  323 

Silene  sp.  (nicht  bei  Bg.),  Oxytropis  Lehmanni  Bg.,  Hedysa- 
rum  Lehmannianum  Bg. ,  PolenüIIa  Gerardiana ,  P.  bifurca, 
P.  insignis,  Sedum  algidum  var.,  Erigeron  uniflorus ,  lletero- 
chaete  leucophylla  Bg ,  II.  pseuderigeron  Bg. ,  Nepcla  mara- 
candica;  Thymus  Scrpyllum,  Hyssopus   offieinalis  var. 

Fortgesetzte  Uebcrsicht  der  Flora  des  Chanats  Bokhara  (s.  Jah- 
resb.  f.  1847.  S.  31.,  wo  die  Reihe  der  Familien  von  den  Ranuncula- 
ceen  bis  zu  den  Leguminosen  aus  einer  früheren  Publikatiou  Bunge's 
railgetheilt  wurde). 

1.     Pflanzen  der  Steppe  von  Bokhara  (im  Süden  von  42°  IN.  ßr.). 
Tamarix  polystachya ,    T.  Pallasii  (Julgun),  Eichwaldia    oxana;    Scoro- 
do$ma  foclidum,  Scandix  pinnatifida,    Cryptodiscus  ammophilus  Dg.,   Ere- 
modaucus    Lehmanni    Bg.   (Ssausi  - Javai    =    Steppeniübchen);    Galium 
Aparine,  Callipeltis  cucullaria;    Valerianella   Ssovilsiana  ;    Achillea  mi- 
cranlha  (zwischen  Kokand  und  Tasclikend) ,    Malricaria  lamellala  Bg., 
Artemisia  eriocarpa   Bg.,  A.   Olivcriana  Gay?    (um  Samarkand),  A.  ina- 
racandica  Bg.    (ebenda)  ,    Senecio    subdentatus  Led.  ,    Cousinia  tenella 
(aus  Kokandy,  C.  dichotoma  Bg  ,   C.  affinis,  C.  disseeta,  Amberboa  odo- 
rata,  Centaurea   pulchella,  Jurinea  adenocarpa  var.?,    Koelpinia  linea- 
ris,   Hedypnis  minulissima  Bg. ,    Scorzonera   pusilla  ,    Sc.  tuberosa,    Sc. 
macrophylla?,   Sc.  intermedia  Bg  ,  Sc.  acrolasiaUg.,  Lactuca  undulata, 
Sleplorhamphus  crambifolius  Bg.,   Heteracia  Szovitsii,  Barhhausia  chaelo- 
cepkala  Bg.,    B.   melanocepkala  Bg.r  B.  leueoeephala   Bg.    (ohne  Stand- 
ort);  Apocynum  venetum  ;    Cynanchuni  acutum  (Ghilan-Peischaku  d.  i. 
emporkriechende  Schlange) ;    Convolvulus  erinaecus  ,  Cuscula  Lehman- 
niana  Bg. ;  Heliotropium   sogdianum  Bg.,  INonea  pieta,  Arnebia  cornula, 
Rlyosolis  refraeta,   Echinospcrmum  semiglabro  äff.,  E.   ditaricalum   Bg., 
E    lieterocaryum    Bg.  ,    E.   Szovitsianum ,    E.    laevigalum ,    Omphalodes 
glochidata   Bg.  ,  Suchtelinia  calycina,   Rindera  cyclodonta  Bg. ,  Rochelia 
incana?,    R.   leiocarpa,    R.  macrocalyx  Bg. ,    R.  cardiosepala   Bg. ;     Ly- 
cium    turcomanicum  ;    Scrofularia    leucoclada    Bg. ,    Dodarlia  oricntalis, 
Yeronira  biloba;  Vhelipaca  ambigua  Bg.  ;   Lallemantia  Royleana,   Tapci- 
nanthus  persicus  ,    Chamaesphacos   ilicifolius  ,   Lagochihts  ineliians  Bg. 
und  sp.,  Phlomis  lliapsoides  Bg.,  Ercmostachys   transoxana  Bg.,  E.  ara- 
lensis  Bg.  ;  Slatice  otolepis,  St.  pcrfoliata;  Planlago  lachnanlha  Bg. 

Spinacia  tetrandra  ,  Ceratoearpus  arenarius  ,  Kirilowia  eriantha, 
Echinopsilon  hyssopifolius,  Agriopltyllum  latifolium,  Salicornia  pro- 
strata,  llalocnemum  slrobilaccum,  Schanginia  linifolia  ,  Schoberia  salsa, 
Haloxylon  Ammodendron,  Caroxylon  hispidulum ,  C.  snbaphyllum,  Sal- 
sola  carinata,  S.  scleranthac  äff.,  S.  Kali,  S.  sogdiana  Bg.,  Halimocne- 
mis  villosa,  H.  macranlhera  Bg.,  Nanophytum  macranthum,  Cirgensoh- 
nia  diptera  Bg.  ,  Anabasis  cretacea  ,  A.  affinis  F.  M  ?,  A.  brachiata, 
Brachylepis  eriopoda  ;  Atraphaxis  spinosa ,  A.  Fischeri  ,  A.  cornpacia, 
Calligonum  lcucocladum,  C.  eriopodum  Bg-,  Polygonum  aviculare;  Eu- 


324     Griscbach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

phoibia  inderiensis;  Populus  diversifolia  (uralte  Bäume  an  der  Quelle 
Karagata  im  Worden  von  ßokhara:  41«K.  Br.);  Ephedra  stiobilacea  Bg. 
(mannshoch  und  an  der   Wurzel  armsdick). 

Biarum  Lchmanni  Bg.  ,  Iris  falcifolia  Bg. ,  I.  ßlifolia  Bg. ,  1. 
tenuifolia,  I.  soongarica,  /.  sogdiana  Bg. ;  Ixioiiriom  tataricum,  Hen- 
ningia  anisopteia,  Allium  inderiense,  A.  caspium  ,  Rhir.opctalum  Kare- 
lini,  Gagea  slipitata  l\lerckl.,  G.  reliculata,  Tulipa  Lehmnnniana  Ulrckf., 
T.  sogdiana  Bg.,  Merendera  robusta  Bg.  ;  Carex  stenophylla,  C.  phy- 
sodes;  Schisinus  minutus,  Bromus  tectorum,  Triticum  Orientale. 

Nachträge  zu  dem  früher  mitgelheillen  Verzeichnisse,  die  sich 
aus  der  genaueren  Kenntniss  der  Standorte  ergeben:  Anemone  biflora 
(nicht  auf  russischem  Gebiete  gefunden),  Ranunculus  linearilobus  Bg., 
Lcontice  vesiearia,  L.  Ewersmanni  Bg. ;  Glaucium  squamigerum  ,  Fu- 
niaria  Vaillantii  j  Aleniocus  linifolius  ,  Psilonema  dasycarpum,  Alyssum 
minimum,  A.  cryplopelalum  Bg.,  Chorispora  strieta,  Tetracme  quadricornis ; 
Jlolosteum  umbeilatum  var. ;  'Ammodendron  Karelini  ,  Tiigonella  gran- 
diflora  Bg.,  T.  geminiflora  Bg  ,  Astragalus  arborescens  Bg. ,  A.  subbi- 
jngus,  A.  sclerojrylon  Bg. ,  A.  campylorhynchos?  ,  A.  bakaliensis  Bg., 
A.  Lehinannianus  Bg.,  A.  holargyreus  Bg. ,  A.  pentapetaloides  Bg  ,  La- 
gonychium  Stephanianum  (Dshin-dschak:  häufig  zwischen  dem  Säiaf- 
sthan  und  Oxus). 

2.  Spontane  Pflanzen  der  Kulluiflärhe  von  Bokhara  und  Samar- 
kand.  Potentilla  snpina ;  Porlulaca  oleracea;  Eryngium  diehotomum, 
Echinophora  lenuilolia,  Daucus  Carola  ;  Asperula  humifusa  var.  ;  Pipsa- 
cus  sylvestris  var.,  Aster  Tripolium,  Callinieris  allaiea  ,  Lachnophyllum 
gossypinum  Bg  ,  (s.  u.) ,  Conyza  allaiea,  Inula  Briianica,  1.  macrolcpis 
Bg.,  I.  caspia,  Bidens  tripartitus ,  Arlemisia  serolina  Bg.,  A.  sogdiana 
Bg.,  A.  vulgaris,  A  annua  ,  A.  Absinlhium  ,  Saussurea  erassilolia  var., 
Cousinia  platylcpis,  Centaurea  squarrosa,  C.  iberica  ,  Carthamus  Oxya- 
canlha,  Picnomon  Acarna,  Cirsium  lanceolalum,  Acroptilun  Picris,  Ci- 
chorium Intybus  var.,  Lactuca  saligna,  Chondrilla  latifolia  ,  Ch.  mara- 
candica  Bg.,  Taraxacum  officinale,  Sonchus  oleraceus,  Alulgidiiim  tata- 
ricum ;  Convolvulus  sogdianvs  Bg.,  Cuscuta  approximata  ;  lleliolropium 
lasiocarpum  ,  Erbium  altissimum ,  Lilhospermum  tenuiflorum  ,  L.  ollici- 
nale,  Asperugo  procumbens  ,  Cynoglossnm  macrostylum  Bg  ;  Dalura 
Stramonium,  Solanum  nigrum  ;  Verbascum  Blattaria,  V.  baclrianum  Bg., 
Vcronica  Buxbaumii ;  Pbelipaea  indica  ;  Verbena  officinalis ;  Mentha 
sylvestris  ,  Lycopus  europaeus  ,  Rlarrubium  vulgare  ,  Lamiuro  amplexi- 
caule,   Lagochilus  inebrians   Bg. 

Chenopodium  murale,  album,  glaueum  und  rubrum,  Alriplex  hor- 
tensis,  micrantha,  laciniata,  haslata  !Uoq.  var.  und  tatarica,  Kochia  sco- 
paria,  Schanginia  linifolia,  Belovia  paradoxa  Bg.,  Schoberia  Iransoxana 
Bg. ;  Amaranlus  Blitum  ;  Polygonum  Persicaria  ;  Crozophora  tinetoriae 
afl\,  Ricinus  communis  (Bedenschir),  Euphorbia  helioscopia  ;  Salix  hip- 
pophacfoÜa,  S.  babylonica. 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1852,  325 

Typha  minima;  Cyperus  mucronatus,  C.  longus,Scirpus  palustris?; 
Alopecurus  agrestis,  Uplismenus  crus  galli  ,  Seteria  glauca  und  viridis, 
Calamagrostis  dubia  Bg.,  Cynodon  daetylon,  Eragrostis  pilosa,  Poa  bul- 
busa  und  annua,   Brian  thus  Bavennae. 

Nachträge  zu  dem  früheren  Verzeichnisse:  Spcrgularia  margu 
nata;  Vicia  hyreanica. 

3.  Flora  des  Fonlau  oberhalb  Samarkand  (früher  als  Vege- 
tation am  oberen  Särafschan  und  im  Karatau  bezeichnet).  Amygdalus 
communis,  A.  spinosissima  Bg.  ,  Spiraea  hj  pericifolta,  Alchemilla  vul- 
garis var. ,  Potentilla  Gerardiana,  P.  insignäs  ,  P.  bifurca,  P.  frulirosa, 
Rubus  caesius,  Rosa  maracandica  Hg.,  R.  Lehmanniana  Bg  ,  Cratae- 
gus monogynae  äff.,  C.  Azarolo  äff.  2  sp-  c. ,  Cofoneastcr  nummularis, 
Sorbus  Aucuparia ;  Epilobium  tomentosum?;  Lylhrum  Salicaiia  var.; 
Tamarix  areeuthoidesti«.;  Uerniaria  diandraUg.  y  Sedum  algidurn  var.; 
Bupleurum  cuspidalum  Hp.  ,  Libanolis  Lekmanniana  Bg. ,  Heraclcum 
Lchmannianum  Bg.,  Daucus  bactrianus  Bg. ,  Torilis  hclvetica. 

Loniccra  persica?;  Morina  Lekmanniana  Bg. ;  Callimcris  allaira, 
Engeion  uniflorus,  Ileterockaeta  leucophijlla  Bg.,  //.  pseuderigeron  Bg., 
ßlyiiactis  Gmelini,  Pulicaria  gnaphaloides,  P.  salviaefolia,  Achillea  fili- 
pendulina,  Matricaria  diseiformis,  Artcmisia  Lekmanniana  Bg.,  A.  Les- 
singiana  var.?;  Ilelichrysum  arenario  äff.,  Ligularia  Ihyrsoidea  var., 
Eckinops  maracandicus  Bg.  ,  Cousinia  radians  Bg.  ,  C.  alpin«  B«:., 
C.  verlicdlaris  Bg  ,  C.  ptdckella  Bg.  ,  Centaurea  squarrosa,  Carthamus 
Oxyacantha,  ünopordun  arabicum  ?,  Carduus  nutans,  Cirsium  lappaecum 
var.?,  Serratula  sogdiana  Bg.  ,  Koelpinia  linearis,  Phoenixopus  vimi- 
neus  ;  Campanula  Lekmanniana  Bg. ;  Androsace  villosa  ;  Fraxinus  sog- 
diana  Bg.  ;  Gentiana  Olivieri  ,  Pleurogyne  carinthiaca,  Swerlia  laclea 
Bg.;  Arnebia  obovata  Bg.,  Asperugo  proeunihens,  Cynoglossum  macro- 
slylum  Bg. ,  Trickodesma  incanum  Bg.  ,  Caccinia  dubia  Bg.;  Veronica 
Anagallis,  Pedicularis  lasiostachys,?  ;  Origanum  normale  ?,  Thymus  Scr- 
pyllum  ,  tlyssopus  officinalis  var.,  Pcroicsi;ya  scrofularifvlia  Bg.  ,  Sal- 
via  Selarea,  S.  Siblhorpii,  Nepeta  maracandica  Bg.,  K.  Cataria,  IM.  satu- 
rejoides?;  Scutellaria  orbicidaris  Bg.  ,  Marrubium  vulgare,  Lagochilus 
insignis?,  Eremoslachys  supeiba;    Acantholimum  taUricum. 

CheiKipodium  Bolrys,  Eurotia  ferruginea,  Ceratocarpus  arenarius, 
Kochia  prostrata,  Salsola  aiborcscenß?,  S.  rigida,  S.  erieoides,  llaloge- 
ton  glomeratus ,  Girgensohnia  beteroptera  ;  Alraphaxis  pyrifolia  Bg  , 
Polygonuni  llydropipcr,  P.  alpinum  ;  Passeiina  annua,  P.  vesiculosa  ; 
Elaeagnus  hortensis  ,  llippopltae  rhamnoides;  Crozophora  inlegrilolia, 
Euphorbia  lalcata;  Parietaria  diffusa,  Celtis  auslralis,  Ulmus  campestris, 
Belu'a  pubescens;  Salix  alba?,  aeutifolia,  drtphnoide«,  purpurca?,  sal- 
vifoliae  äff.,  repens  var.?,  Populus  alba;  Ephedra  equisetina  Bg.,  Ju- 
niperus  excelsa ,  Cyperus  fuscus  ;  l'oa  karalavica  Bg.  ;  Equi.sc tum  ra- 
jikjsuui. 

Kachträge:    Thaliotrum    sp.  ,    Aquilegia     sp.  ;     Diauthus    crinilus, 


326    Grisebach:    Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

Arenaria  sp.  ;   Medicago  lupulina,  Trifolium  repens,  Halimodendion  ar- 
genteum  ,   Aslragalus  leucvspermus  Bg. ,  A.  lasiostylus  Fisch.,  A.  Iran- 
soxanus  Fisch.,  A.  bactrianu$  Fisch.,    Hedysarum  Lehmannianum  Bg. 
Cicer  tragacanthoides,  Lathyrus  pratensis. 

Von  den  gegen  155  Arien  betragenden  BestandtheiJen  der  Ve- 
getation des  Fonlau  können  etwa  25  als  entschiedene  Sleppenpflanzen 
bezeichnet  werden,  abgesehen  von  den  dem  Gebirge  eigentümlichen, 
aber  Galtungen  der  Steppe  angehörenden   Formen. 

Auch  für  die  Flora  des  asiatischen  Russlands  liefert  Bun- 
ge's  Bearbeitung  der  Lehmann'schen  Reise  wichtige  Beiträge. 

Forlgeselzle  Uebersicht  der  neuen  Bereicherungen  der  russischen 
Flora  (vergJ.  Jahresb.  f,  1848.  S.  30.).  Die  Ausläufer  des  Aslerah 
(42°  S.  Bf.)  werden  als  Katurgrenze  im  Süden  der  sibirischen  Steppen 
anzunehmen  sein.  Aslragalus  chactodon  Bg.  (Jaxartes-Steppe  =  J.),  A. 
pentap^taloides  Bg.  (Kisilkum  =  Ki.  bis  J.) ,  A.  faretus  Bg.  (Ki.) ; 
Tamarix  leptostachya  Bg.  (J.  und  am  Aral)  ;  Silaus  gracilis  Bg.  (Oren- 
burg) ;  Hyalolaena  jaxartica  (J.  s.  u.) ,  Dorema  ammontacum  (J.),  Sco- 
rodosma  foetidum  (J.)  ,  Cnminum  hispanieum?  (Ki.)  ,  Cryplodiscus  ru- 
tifolius  Bg.  (J.);  Arfemisia  eriocarpa  Bg.  (Ki.),  A-  eranthema  Bg.  (J  ), 
Echinops  jdxarlicus  Bg.  (J.)  ,  Cousinia  aralensis  Bg.  (J),  C.  sylvicola 
Bg-  (J)>  Wagiobasis  sogdiana  Bg.  (Ki.),  Wicrolonchns  albispinus  Bg.  (J.), 
Tolytaxis  I.ehmanni  Bg.  (Ki.),  Scorzonera  hemilasia  Bg.  (J!),  Sc.  acro- 
lasia  Bg.  (Ki.),  Sc.  cenopleura  Bg  (J.),  Sc,  ammophila  Bg.  (J.),  Ptero- 
theca  aralensis  Bg.  (J.),  Pt.  macrantha  Bg.  (J.)  ,  Barhhausia  melanoce- 
phala  Bg.  (J.) ;  flcliotropium  micranlhum  Bg.  (Ki.),  H.  transoxanum  Bg. 
(Ki.),  H.  sogdiannm  Bg.  (Ki.),  Anchusa  bispida  Forsk.?  (J:),  Ompltalo- 
des  glochidata  Bg.  (Mi.),  0.  physodes  Bg.  (J.)  ;  Tapeinanthns  peisicu.s 
(Ki.);  Flantago  lagoeephala  Bg.  (J.)  ;  Atriptex  heterosperma  Hg.  (Safa- 
steppe  bei  Urat^k),  Corispermum  l.ehmanniannm  Bg.  (J.) ,  Schanginia 
inderiensis  Bg.  (am  See  lndersk  in  der  Ural-Steppe),  Suaeda  arc^ata 
Bg.  (J.)  ,  Schobcria  obtusifolia  Bg.  (Usljurt),  Caroxylon  hispiduium  Bg. 
(Ki.)  ,  Haiogeton  aculifolius  Bg.  (zw  Irgis  und  Karakum)  ;  Colligonurö 
murex  Bg.  (am  Aral  und  Irgis);  Ephedra  strobilacea  Bg.  (Ki.);  Iris  fili- 
folia  Bg.  (J.);  AUium  Lehmannianum  Merckl.  (J.  und  Karakum)  ;  He- 
leocharis  Lehmanni  Kier.  (J[.) ,  H.  argyrolepis  Kier.  (J.);  Bromus  gra- 
cillimus  Bg.  (Karakum). 

Von  Turczani  n  o  w's  Flora  der  Baikalgegenden  (s. 
vor.  Jahresb.)  erschien  eine  Fortsetzung  m)  :  dieselbe  ent^ 
hält  die  Plumbagineen  (5  sp.),  Planlagineen  (5  sp.),  Cheno- 
podeen (27  sp.),  Polygoneen  (31  sp),  Thymelaeen  (3  sp  ), 
Elacagneen  (l  sp.),  Santaleen  (5  sp.). 

Seemann  berichtete  über  seine  botanische  Forschung 
gen  auf  Hongkong  und  bei  Canton   li% 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1S52.  327 

Das  Gewächs  der  Insel  Formosa,  aus  dessen  Mark  das 
chinesische  Reispapier  geschnitten  wird  (vergl.  Jahresb.  für 
1850.  S.  48),  ist  nach  Sir  W.  Hooker's  neueren  Forschun- 
gen ».*)  eine  Araliacee ,  die  in  China  Tung-tsaou  genannt 
wird.  Sic  hat  den  provisorischen  Namen  Aralia  papyrifera 
Hook,  erhallen  und  ihre  Vcgelationsorganc  wurden  abgebildet 
(t.  1.  2),  die  habituell  jene  Familie  ausdrücken  und  durch 
ein  grosses,  handförmig  eingeschnittenes  an  der  unteren  Fläche 
behaartes,  starkrippiges  Laub  charaklerisirt  sind.  Ob  das 
Gewächs,  welches  nur  in  den  tiefen,  sumpfigen  Waldungen 
des  nördlichen  Theils  von  Formosa  einheimisch  ist,  ein  Baum 
sei,  wie  aus  Amoy  geschrieben  ward ,  oder  ein  Halbstrauch, 
wie  H.  mit  Recht  annahm,  blieb  Anfangs  zweifelhaft :  nach- 
gewiesen aber  wurde  sogleich  die  Uebereinslimmung  des 
überaus  reichlichen  Marks  mit  dem  Reispapier  des  Handels, 
so  wie  dass  zusammenhängende,  schneeweise  Mark- Stücke 
von  der  Länge  eines  Arms  und  dem  Durchmesser  des  Hand- 
gelenks vorkommen  (S.  52).  Diese  von  H.  mitgeteilten  That- 
sachen  widerlegen  die  Angabe  von  Lewis  n6),  der  das 
Reispapier  von  Formosa  mit  einem  ähnlichen  Produkte  Hin- 
terindiens, welches  von  Scaevola  Taccada  Roxb.  (Sc.  Kocni- 
gii  var.)  abstammt,  aber  dessen  grösster  bekannter  Durch- 
messer nur  7/10  Zoll  beträgt.  Später  hat  ßo wring  ll6)  um- 
fassende Nachrichten  über  die  Benutzungsweise  der  Aralia 
papyrifera  mitgeteilt,  die  nach  ihm  in  mehreren  Landschaf- 
ten von  Formosa  auch  im  Grossen  angebaut  wird:  ihre  Ye- 
getationszeit  dauert  nur  10  Monate  und  mit  Recht  halte  sich 
daher  Hooker  gegen  die  Meinung,  class  sie  ein  Baum  sei, 
erklärt. 

Ueber  die  Produktion  des  chinesischen,  vegetabilischen 
Talgs  und  die  Kultur  der  Slillingia  sebifera  in  China,  welche 
dasselbe  in  ihren  Früchten  enthält,  so  wie  über  das  Pe-la 
oder  Insekten- Wachs,  welches  in  China  das  Bienenwachs 
verdrängt  hat  und  jetzt,  ebenso  wie  das  Stearin  der  Slillin- 
gia in  England  in  grossem  Massstabe  benutzt  wird,  gab  Mac- 
Gowan  u7)  interessante  Aufschlüsse,  aus  denen  sich  ergiebt, 
dass  das  Pe-la  in  Folge  des  Stichs  einer  Cicade  (Flata  lim- 
bala}  von  einem  immergrünen  Strauche  secernirt  wird.  Fast 
scheint  es,  als  ob  die  eigenthümlichc  Verwandlung  von  Pllan- 


328  Grisebach:   Bericht  üb.  d.  Leistungen  in   d.  geographischen 

zensäften  in  einen  Stoff,  der  dem  gereinigten  Bienenwachse 
sehr  nahe  stellt ,  weniger  von  der  Natur  des  Gewächses  als 
von  einem  Sekrete  des  Insekts  abhängig  sei:  wenigstens  hat 
St.  Julien  früherhin  behauptet,  dass  das  chinesische  Wachs 
von  verschiedenen  Pflanzen,  nämlich  von  Rhus  succedaneum, 
einem  Ligustrum  und  dem  Choui-kin  (wahrscheinlich  einem 
Hibiscus)  abstamme.  Allein  M.  G.  bemerkt ,  dass  ein  be- 
stimmter Strauch ,  den  er  als  Ligustrum  lucidum  bezeichnet, 
zu  diesem  Zwecke  in  ganz  China  angebaut  werde,  und  dass 
man  im  dritten  oder  vierten  Jahre  der  Pflanzung  die  Insek- 
ten künstlich  damit  in  Verbindung  bringe.  Gegen  die  syste- 
matische Bestimmung  des  Gewächses  hat  indessen  Fortune 
mündlich  Einsprache  erhoben  und  eine  andere  Slammpflanze 
des  chinesischen  Wachses  eingeführt,  die  als  ein  Baum  mit 
abfallendem  Laube  bezeichnet  wird ,  aber  systematisch  bis 
jetzt  nicht  näher  untersucht  werden  konnte. 

Thomson  hat  seine  tibetanische  Reise  nach  seiner 
Rückkehr  in  einem  ausführlichen  Werke  118)  beschrieben, 
woraus  sich  einige  Nachträge  zu  der  früheren  Analyse  seiner 
brieflichen  Millheilungcn  ergeben  (vergl.  Jahresb.  f.  1848). 
Den  klimatischen  Gegensatz  des  westlichen  und  östlichen  Hi- 
malajah  (von  Sikkim)  findet  er  besonders  in  der  Trockenheit 
und  Kälte  des  Winters  von  Simla  ausgesprochen  und  bota- 
nisch wird  diese  Verschiedenheit  dadurch  charakterisirt,  dass 
hier  die  parasitischen  Orchideen  und  die  Melastomaceen  feh- 
len, die  im  östlichen  Himalajah  so  häufig  sind  (p.  23).  Die 
Ursache  der  höheren  Schneelinie  in  Tibet  leitet  Th  ,  ähnlich, 
wie  ich  ebenfalls  gegen  Strachey  einwendete  (vor.  Jah- 
resb. S.  45)  von  zwei  Momenten  ab,  einmal  von  dem  gerin- 
geren Schneefall  im  Winter  und  sodann  von  der  grösseren 
Insolation  des  wolkenlosen  Sommers  (p.  487).  Beides  sind 
Wirkungen  des  dauernden  Nordostpassats  in  Tibet,  während 
die  Monsune  am  indischen  Abhänge  eine  Sommerregenzeit 
hervorrufen.  Der  nach  Th.  von  Strachey  am  richtigsten 
angegebene  Werlh  für  die  Schneelinie  des  indischen  Hima- 
lajah beträgt  15500'  engl.;  in  Klein-Tibet  liegt  dieselbe  ge- 
wiss nicht  unter  18000'  (certainly  not  below  18000')  und  in 
demselben  Niveau  am  Küenlün. 

Die  gesammelten  Pflanzen  hat  Th.  noch  nicht   publicirt  ;  dies  soll 


und  systematischen  Botanik  wahrend  des  Jahres  1852.  329 

in  der  Folge  in  Verbindung  mit  den  Sammlungen  D.  Hooker's  ge- 
sehenen. Allein  in  seinem  Reiseberichte  wild  doch  eine  Anzahl  von 
Pflanzen  genannt,  von  dennn  ich  hier  eine  Uebersicht  der  europäischen 
Feimen  mittheile,  die  genau  erkannt  und  zum  Theil  speciell  verglichen 
zu  sein  scheinen  und  deren  Vorkommen  um  so  interessanter  ist,  als 
sie  zum  Theil  auch  in  den  indischen  Himalajah  sich  verbreiten:  Ra- 
nunculus  Philonotis  (Kaschmir  p  285),  K.  Cyrnbalaria  (Ladak  p.  171), 
R.  aquatilis  (Ladak  p.  153);  INymphaea  alba  (Kaschmir  p.  286)  ;  Tiir- 
ritis  glabra  und  üraba  verna  (das.  p.  283)  ;  Silene  intlata  (Kunawur 
p.  343)  ,  S.  conoidea  und  Vaccaria  vulgaris  (Ladak  p.  390) ,  Stellaria 
media  (da3.  und  Simla  p.  21),  Cerastium  vulgatnin  (Simla  p.  21);  alalva 
rotundifolia  (Ladak  p.  390)  ;  Euphorbia  helioscopia  (Kaschmir  p.  283); 
Peganum  Ilarmala  (Baltistan  bei  Iskardo  p.  212);  Medicago  lupulina 
(Ladak  p.  365);  Poientilla  supina  (Kaschmir  p.  296) ,  P.  anserina  (Ladak 
p.365);  Hippuris  vulgaris  (Ladak  p.  156);  Scaedix  peelen  (Kaschmir 
p  283). 

Galium  Aparine  (Kunawur  p.  43);  Tussilago  Farfara  (Baltistan 
p.  263),  Taraxacum  olficinale  (Simla  p.2L);  Anayallis  arvensis  (Kasch- 
mir p.  283),  Glaux  maritima  (Ladak  p.  153);  Menyanthes  trifoliata  und 
Limnaiithemum  nymphoides  (Kaschmir  p.  286) ;  Veronica  Beccabunga 
u.  V.  Anagallis  (Kunawur  p.  89) ,  V.  agrestis  und  V.  biloba  (Ladak 
p.  389),  Limos<lla  aquatica  (Ladak,  1400'0  — 15000'  p.  156),  Verbascum 
Thapsus  (Simla  p.  21);  Hyoscyamus  niger  (Kunawur  p.  77)  ;  Convol- 
vulus  arvensis  (Kaschmir  p.  296) ,  Lycopsis  arvensis  (Baltistan  p.  221), 
Lilliospermum  arvense  und  Myosotis  collina  (Kaschmir  p.  283)  ;  Salvia 
glutitwsa  (Kunawur  p.  105),  Thymus  Serpyllum  (Simla  p.  21),  Prunella 
vulgaris  (Baltistan  p.  221)  ,  Scutellaria  orientalis  (Kunawur  p.  343), 
Lamium   amplexi»  aule   (Ladak   p.  389). 

Salsola  Kali  (Pili  p.  128);  Rumex  Acctosa  (Kunawur  p.  40)  ;  CeU 
lis  australis  (Kaschmir  p.2S3,;  Fopulus  nigra  und  P.  laurifolia  Led. 
(=  P.  balsamifera  nach  Th.)  (Ladak  p  153j  ;  Qvercvs  Ballola  (=  Q. 
Hex  var.  nach  Th.)  (Kunawur  p.  73,  auch  in  Afghanistan);  Jimipcrus 
exceha  (Kunawur  p.  83.  87:  die  Art  wurde  von  Th.  mit  Exemplaren 
von  Ssowitz  aus  Karabagh  und  von  Sa^kitchiwan  verglichen  und  iden- 
tisch gefunden  ,  während  er  sich  abweichend  über  die  taurische  Art 
äussert:  „theTaurian  speeimens  are  a  good  deel  differenl  and  ate  per- 
haps  only  a  form  cf  J.  Sabina"  p.  256)  ,  J.  communis?  (Kunawur  a. 
a.  0.)  ;  —  Orchis  lalifolia  (Ladak  p.  400)  ;  Poa  annua  (Simla  p.  21);  — 
Marsilea  quadrilolia  (Kaschmir  p.296);  Pleris  aquilina  (Kunawur  p.S4). 

B  ab  in g  ton  119)  hat  die  Lichenen  bearbeitet,  welche 
von  S  t  r  a  c  h  e  y  und  W  i  n  l  e  r  b  o  1 1  o  in  am  Himalajah  ge- 
sammelt waren  (44  Arten).  —  Berkeley  12°)  untersuchte 
die  Pilze  von  Sikkim  und  lümssyä  in  D.  Hooker's  Samm- 
lungen (40  Arien). 


330    Grisebach:    Bericht  üb.  d.  Leislungen  in  d.  geographischen 

Die  nachgelassenen  Schriften  Griffith's  wurden  von 
M'Lelland  herausgegeben,  durch  eine  neue  Lieferung121) 
bereichert,  welche  seine  Monographie  der  ostindischen  Pal- 
men enthält.  —  Dalzell  setzte  seine  Publikation  über  neue 
Pflanzen  der  Präsidentschaft  Bombay  122)  fort  (s.  vor.  Jah- 
resb.).  —  Edgeworth  bearbeitete  ein  Verzeichniss  123)  der 
von  ihm  in  dem  Banda- Distrikte  gesammelten  Pflanzen  (783 
Gefässpflanzen). 

Nicholson  124)  suchte  nachzuweisen,  dass  das  Bdel- 
Hum  des  Alterthums  (demnach  verschieden  von  dem  heutzu- 
tage unter  dieser  Bezeichnung  vorkommenden  Produkte  des 
Balsamodendron  africanum)  mit  dem  im  nordwestlichen  In- 
dien gewonnenen  Googul  identisch  sei ,  welches  von  Balsa- 
modendron Kataf  (Amyris  Forsk.)  abstammt.  Dieser  Baum 
ist  nämlich  nicht  bloss  in  Yemen  einheimisch ,  wo  N.  ihn 
selbst  beobachtet  hat,  sondern  wächst  auch  in  mehreren  Land- 
schaften Ostindiens,  namentlich  in  Kutsch,  Wangcer,  Parkur 
und  in  der  kleinen  Wüste  bei  Baimeer. 

Stocks  125)   gab    einige   fragmentarische  Nachrichten 
über  die  klimatisch-botanische  Gliederung  der  Präsidentschaft 
Bombay.     Der  dichte  Wald  der  Gliauts  von  Malabar,  wo  die 
Teakbäume  sich  hoch  über  verwachsenes  Unterholz  erheben, 
fehlt  den  Concans,  d.  h.  den  Ghauls  von  Bombay,  deren  Vor- 
berge bis   zum  Gipfel  kultivirt  sind,  wobei  man  die  Gehölze 
verbrennt  und  die  Asche  als  Dünger  benutzt.     Zwischen  den 
Ghauts  und  dem  trockenen,  durch  Acacien  bezeichneten  Hoch- 
lande von  Dekkan,    liegt    die  feuchte   Landschaft  Mawul  mit 
Gebirgszügen,  deren  Vegetation  an  die  JNiclgherries  erinnert. 
So    sondern   sich    zwischen  Poona    in  Dekkan    und  Bombay, 
auf  einem  Räume   von   etwa    12  geogr.  Meilen  ,  drei  Klimale 
und  mit  diesen  drei  Vegetationsgebiete,  die  St.  durch  folgende 
Charakteristik  unterscheidet: 

1,  Dekkan.  Auf  dem  Tafellande  von  Poona  (2000O 
fallen  nur  24—30  Zoll  Regen  in  den  Sommermonaten:  der 
Winter  ist  kühl ,  der  Frühling  heiss  und  trocken.  Diesem 
Klima  entsprechen  Acacia  arabica,  Balaniles,  Euphorbia  anti- 
quorum,  Calotropis,  Capparis  aphylla  und  ähnliche  Gewächse. 

2.  Mawul,  wo  Mahableshwur   bei  4500'   durch   den 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1852.         331 

Monsun  250  Zoll  Regen  empfängt:  im  Herbste  wird  das  Klima 
angenehm,  das  Land  ist  dann  prachtvoll  grün  und  reich  an 
Orchideen,  der  Winter  kalt.  St.  besuchte  diese  Gegend  im 
Mai,  kurz  vor  dem  Anfange  der  Regenzeit:  die  herrschenden 
Bäume  waren  Eugenia ,  Memecylon ,  Flacourtia,  Piltosporum, 
Glochidion,  Terminalia  u.  a.  Farne  und  Scitamineen  sind  reich 
vertreten. 

3.  DieConcans  besitzen  ein  heisses  und  feuchtes 
Klima  (in  Bombay  76  Zoll  Regen).  Bezeichnend  sind  die 
Guiliferen,  Myristiceen,  Scitamineen  und  Orchideen. 

Von  Seemann  wurde  eine  Skizze  der  aufblühenden 
Kolonie  Singapore  126)  mitgelheilt.  Die  wichtigsten  Pro- 
dukte sind :  Myristica  moschata,  Cassava  (Manihot  ulilissima : 
hier  Tapioca  genannt) ,  Cocos,  Piper  nigrum,  Uncaria  Garn- 
bir,  Maranta  arundinacea.  Isonandra  Gutta  ist  gegenwärtig 
auf  der  Insel  ausgerottet.  Man  rechnet,  dass  in  viertehalb 
Jahren  (1845—1848)  gegen  270,000  Bäume  gefällt  worden 
sind:  der  Bedarf  an  Gutta  percha,  die  eigentlich  Gutta  Ta- 
ban  heisst,  indem  der  Namen  eines  anderen  Produkts  damit 
verwechselt  wurde,  wird  jetzt  aus  den  Sunda-Inseln  und  aus 
Hinterindien  bezogen. 

Während  seines  Aufenthalts  in  Europa  hat  Junghuhn 
ein  gehaltreiches  Werk  über  Java  127)  herausgegeben ,  wel- 
ches die  geographischen  und  geologischen  Verhältnisse  zu- 
gleich mit  einer  ausführlichen  Darstellung  der  Vegetation  die- 
ser Insel  umfasst.  In  den  früheren  Miltheilungen  des  Rei- 
senden (vergl.  Jahresb.  für  1841.  1843.  1844  u.  1846),  an 
welche  sein  neues  Werk  sich  zwar  anschliesst,  aber  indem 
es  die  vereinzelten  Eindrücke  langjähriger  Wanderungen  zu 
einem  grossartigen  Gesammlbilde  vereinigt,  zeigten  sich,  so 
günstig  sie  aufgenommen  worden  sind ,  doch  Mängel  theils 
in  der  Darstellungsweise,  theils  der  Formenkenntniss  im  Ein- 
zelnen, die  der  Verfasser,  erfolgreich  in  seinem  energischen 
Streben,  nunmehr  nicht  bloss  vermieden,  sondern  glänzend 
überwunden  hat.  Und  so  ist  eine  übersichtliche  Analyse  tro- 
pischer Naturfülle  entstanden,  eine  auf  systematische  Bezeich- 
nung der  physiognomisch  hervortretenden  Beslandtheile  ge- 
gründete Darstellung    der  Formationen,  zu  denen  die  Flora 


332     Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

von  Java  sich  gliedert,  reichhaltig  und  abgeschlossen,  wie 
die  Literatur  unter  den  Quellenschriften  der  Pflanzengeogra- 
phie selten  ihres  Gleichen  erzeugt   hat. 

Um    an   die    früheren   Berichte    über   J.'s   Forschungen 
anzuknüpfen,  beginne  ich  mit  der  Frage  über  die  Baumgrenze 
und  die  Gliederung  der  Regionen  von  Java  (Jahrcsb.  f.  1844. 
S.  55.  und  f.  1846.  S.  39).      Dass  diese,    wie  Blume   zuerst 
behauptet  hatte  ,  nicht    so  scharf  gegen  einander  abgegrenzt 
sind,  wie  in  anderen  Ländern,  ist  eine  Eigenthümlichkeit  der 
Insel,  welche  J.  in  vollem  Masse  bestätigt.     Er  sagt,  der  Ue- 
bergang  von  der  Flora  des  Tieflandes  in  die  Flora  der  Berg- 
gipfel sei  so  unmerklich,  dass  er  sich  der  unmittelbaren  Be- 
obachtung des  Wanderers  ganz  entzieht,  wiewohl  dieser  zu- 
weilen die  Reihe   der  nach   dem  Niveau   wechselnden  Pflan- 
zengestalten im  Verlaufe  weniger  Stunden  vollständig  durch- 
schnitten hat  (S.  151).     Wenn  ,   wie  es    in  der  gemässigten 
Zone  allgemein  der  Fall  ist,  jede  Region  durch  eine  einzige, 
physiognomisch  hervortretende  Pflanzenform  bezeichnet  wird, 
so  muss  deren  Höhengrenze  ebenso  scharf  sein,  wie  für  jede 
einzelne  Art ,   deren  Areal   immer    einem   bestimmten  Masse 
klimatischer  Lebensbedingungen   entspricht.     Wenn  dagegen, 
wie  in  Java,  in  den  verschiedensten  Höhen  unähnliche  Baum- 
formen, wie  die  Dikotyledonen  mit  Palmen  und  Farnbäumen, 
gesellig  zusammenleben ,  so  wird  ,  sofern  die  Repräsentanten 
jeder  einzelnen  Form  an  eigenthümliche,  klimatische  Phasen 
gebunden  sein,  auch  der  Wechsel  der  Regionen  ein  allmäh- 
licher sein.     Es  scheint  daher  auch  hier ,  dass ,    wenn   aus- 
nahmsweise die  Bekleidung  des  Bodens    einfacher  wird,  wie 
in  den  Casuarina-Wäldern  des  östlichen  Java's,  deren  Region 
sich  schärfer  von  den    benachbarten  absondert,   als    da,  wo 
die  Fülle  der  tropischen  Gestallungen  grösser  ist.     Demnach 
behauptet  auch  die  allgemeine  Eintheilung  Java's  in  bestimmte 
Pflanzenregionen,  welche  J.  versucht  hat,  obgleich  sich  ihre 
Grenzen  vermischen,  einen  dauerden  Werth  ,  nicht  bloss  als 
einziges  Mittel ,  die  Gestaltungen  der  Natur  geordnet  darzu- 
stellen, sondern  auch ,  weil  jede  Region   durch  einen  mittle- 
ren thermischen  Werth  charakterisirt  werden  kann,   der   da, 
wo  er  wirklich  eintritt,  auch  dem  reinsten  und  vollständigsten 
Ausdruck  ihrer  botanischen  Individualität  entspricht.  Die  von 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  IS52.         333 

J.    seiner    Darstellung   zu   Grunde    gelegten   Regionen    sind 
folgende : 

0'— 2000'.  22°  R.  —  18°,85.  Heisse  Region,  wo  der 
immergrüne  Laubwald  besonders  durch  Ficus  und  durch  Ano- 
naeeen  charaktcrisirt  wird  (S.  254).  Reg.  der  Reiskultur. 

2000'— 4500'.  18°,85  R.  —  15°.  Gemässigte  Region. 
Reg.  der  Rasamala- Wälder  (Liquidambar  Allingiana  131.)  Reg. 
der  KalTeekultur. 

4500'— 7500'.  15o  R.  _  100,35.  Kühle  Region.  Reg. 
der  Eichen,  (deren  Vorkommen  in  tieferem  Niveau  bis  2000' 
auf  Java  für  örtliche  Anomalie  erklärt  wird.  S.  361),  ferner 
der  Podokarpen  und  in  Ostjava  der  Casuarina. 

7500'— 10000'.  10°,35  —  6°,45.  Kalte  Region.  Reg. 
der  Ericecn  (Agapetcs). 

Es  wurde  früher  die  Ursache  erörtert ,  weshalb  die 
Baumgrenze  auf  den  Sundainseln  tiefer  liegt,  als  am  Hima- 
lajah  (Jahresb.  f.  1846.  S.  39),  es  wurde  angenommen,  dass 
auf  Java  die  Bedingungen  der  Baumvegetalion  bei  9200'  auf- 
hören, aber  dass  auf  den  meisten  Bergen  der  Wald  eine  tie- 
fere Depression  erleidet  (Jahresb.  f.  1844.  S.  54).  Jetzt  weist 
J.  eine  grössere  Reihe  von  Bergen  nach,  auf  denen  die  Bäume 
bei  9300'  und  bei  einer  Mittelwärme  von  7°,5  R.  noch  25' 
hoch  werden  (S.  447  u.  f.)  und  es  kann  daher  die  klimati- 
sche Waldgrenze  etwas  höher  gesetzt  werden,  als  bisher  be- 
kannt war.  Da  aber  im  günstigsten  Falle,  z.  B.  am  Sumbing 
in  der  Residentschaft  Kadu,  der  mit  kümmerlicher  Vegetation 
bewachsene  Gipfel  (10348')  nur  wenig  sich  über  das  Niveau 
erhebt,  wo  Baumwuchs  möglich  ist,  und  da  die  beiden  noch 
höheren  Berge  Ost-Java's,  der  Slamat  und  Semeru ,  von  de- 
nen der  letztere,  der  höchste  der  Insel,  11480'  misst,  als 
thälige  Vulkane  abwärts  bis  8500'  von  allem  Pflanzenwuchse 
enlblösst  sind  (S.  158),  so  bleibt  für  eine  eigentlich  alpine, 
d.  h.  baumlose  Pflanzenregion  auf  diesen  Kegelbergen  nur 
ein  äusserst  geringer  Raum  übrig.  Man  kann  allgemeiner, 
als  es  bis  jetzt  geschehen  ist,  die  Bedingungen  des  Baum- 
wuchses in  der  nördlichen  gemässigten  und  heissen  Zone 
unterscheiden  :  zwar  ist  es  beiden  gemeinsam,  dass  durch 
die  plastische  Gestaltung  des  Gebirgs,  durch  Mangel  an  Feuch- 
tigkeit  und  ungünstigen  Boden   die   Waldregionen   deprimirt 


334     Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

werden  können,  aber,  sofern  die  Wärme  in  Betracht  kommt, 
ist  die  Baumvegetation  der  nördlichen  gemässigten  Zone  von 
den  Temperaturphasen  abhängig  und  wird  durch  den  kürze- 
sten Zeitraum  bestimmt,  innerhalb  dessen  die  in  Verhältnis«: 
zu  niedrigeren  Pflanzenformen  so  viel  mannigfaltigeren  Ent 
wickelungsprocesse  einer  Jahresvegetation  vollendet  werden 
können.  In  der  tropischen  Zone  dagegen,  wo  die  Wärme 
das  ganze  Jahr  dieselbe  bleibt,  ist  die  Dauer  der  Vegetation, 
sofern  sie  an  bestimmte  Temperaturgrade  gebunden  ist,  eine 
unbeschränkte.  Nun  ist  kein  physiologischer  Grund  ersicht- 
lich, dass  das  Baumleben  an  sich  an  höhere  Wärmegrade 
gebunden  sei,  als  das  anderer  Gewächse:  es  erwacht  bei 
uns  im  Frühlinge  bei  derselben  Ordinate  der  Jahreskurve,  bei 
welcher  die  Mehrzahl  der  Kräuter  und  Gräser  sich  zu  ent- 
wickeln beginnt.  In  der  tropischen  Zone  ist  es  daher  mög- 
lich, wiewohl  kaum  anderswo,  wie  in  Java,  beobachtet,  dass 
die  Baumgrenze  mit  der  Grenze  des  Pflanzenlebens  über- 
haupt beinahe  zusammenfällt,  während  in  der  nördlichen  ge- 
mässigten Zone  ein  alpiner  Gürtel  der  allgemeine  Ausdruck 
jener  durch  den  Gang  der  Temperatur  auf  ein  kurzes  Zeit- 
mass  eingeschränkten  Vegetationszeiten  ist,  die  der  Entwik- 
kelungsperiode  zuerst  von  Sträuchern,  dann  von  Stauden  und 
Gräsern  entsprechen,  nicht  aber  dem  Wachsthume  grosser 
Holzcylinder,  für  deren  Ausbildung  die  Blätter  Monate  lang 
thätig  bleiben  müssen.  In  der  südlichen  gemässigten  Zone, 
wo  das  Seeklima  zuweilen  eine  den  Tropen  wenig  nachste- 
hende Beständigkeit  der  Temperatur  bewirkt,  kann  in  diesem 
Falle,  wie  unten  von  Südchile  gezeigt  werden  wird,  die 
Baumgrenze  sich  ähnlich  verhalten,  wie  in  Java. 

Uebersicht  der  Pflanzenformationen    von   Java. 

I.  0'— 2000'  1.  Rhizophorenf.  (vgl.  Jahresb.  f.  1843.  S.48). 
Der  Mangrovewald ,  der  an  der  Nordküste  allgemein  verbreitet  ist  und 
auf  der  Südseite  der  Insel  nur  an  wenigen  Punkten  auftritt,  entwickelt, 
wie  auch  Korthals  bemerkte  (Jahresb.  f.  1846.  S.69),  indem  das  Wur- 
zelgeflecht die  Bewegung  des  schlammreichen  Wassers  hemmt,  eine 
bemerkenswerthe  landbildende  Thätigkeit  (S.  188).  Die  Bäume,  die 
ihn  zusammensetzen,  bei  den  Javanern  Baku  genannt,  werden  nur  10 
bis  25  Fuss  hoch,  bleiben  also  weit  niedriger,  als  auf  der  Westküste 
von  Sumatra  (vergl.  Jahresb.  a.  a.  0.).  Von  eigentlichen  Rhizopho- 
reen  kommen  in  Java  7  Arten  vor  (Rh.  mucronata  uud  conjugata ,  Bru- 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1852,      335 

guiera  gymnorrhiza  ,  cylindrica  und  Rumphii,  Kanilia  parviflora  und  ca- 
ryophylloides):  die  übrigen  analogen  Formen,  wie  Sonneratia,  Avieen- 
nia  und  Aegiceras,  bleiben  Sträuchcr  mit  dichter  ßelaubung.  —  An  der 
ßinnenseite  des  Mangrovewalds,  aber  auch  auf  dem  Schlammboden,  zu- 
zweilen  in  stillen  Buchten  auch  jenseits  in  das  Meer  hinaustretend, 
folgen  Gesträuche  anderer  Art:  dies  ist  der  Standort  der  INipa  fruti- 
cans ,  der  javanischen  Zwergpalme,  und  der  Acanthacee  Dclivaria  (D. 
ilicifolia).  ISebenbestandlheile  dieser  Geslräuchformation  sind  Piuchea 
indica,  Clerodendron  inerme  ,  Acacia  Farnesiana  ,  Salsola  indica,  ferner 
eine  Liane  (Derris  uliginosa)  ,  ein  mannshohes  Farnkraut  (Acrostichum 
inaequale)    und  ein  niedriger  Apocyneen-Üaum  (Alstonia  scholaris). 

2.  D  ünen  vegeta  lion.  Der  schlammfreie  Sandboden  der 
Küste  ist  durch  eine  kriechende  ,  stechende  Graminee,  durch  den  Spi- 
nil'ex  squarrosus  bezeichnet,  zwischen  dessen  Rasen  sich  ein  Wetz  von 
ebenfalls  kriechenden  Convolvulaceen  ausbreitet  (lpomoea  pes  caprae  und 
litoralis).  Dieser  Formation  gehört  ausser  zwei  grossen  Zwiebelge- 
wächsen (Pancratium  zeylanicum  und  Crinum  asiaticum)  namentlich  die 
Pandanusform  an  ,  die  ,  bald  durch  kaum  8'  hohe  Bäumchen  vertreten, 
bald  zu  palmengleichem  Wuchs  sich  erhebend,  hier  gewöhnlich  mit 
einigen  Gabelzweigen  ihren  Stamm  nach  oben  abschliesst ,  während 
dieser  zugleich  am  Boden  auf  eine  ähnliche  Bildung  von  Luftwurzeln 
sich  zu  stützen  pflegt  (S.  191).  Die  gewöhnlichsten  Pandaneen  der 
Küste  sind:  Pandanus  humilis  und  caricosus,  Marquartia  leucacantha  und 
globosa. 

3.  Küste  nwald,  aus  F'agraea  litoralis  und  der  Myrsinee  Cli- 
macandra  obovata ,  nebst  Tourneforlia  argentea  und  Dodonaea  litoralis  J. 
(Syn.  D.  Burmanniana  z.  Th.)  gebildet.  Bezeichnend  für  den  Koral- 
lenboden der  Küste  prangen  solche,  nur  20  bis  25  Fuss  hohe  Gehölze  im 
„schönsten,  üppigsten,  dicht  verwebten  Grün."  Das  Unterholz  besteht 
besonders  aus  Scaevola- Arten  (Sc.  Plumieri,  Koenigii  und  sericea), 
auch  die  Pandanus-Form  ist  vertreten  (P.  Bidur  J.  =  P.  lalissimus  Bl. 
und  P.  Pandjang  J.  =  P.  furcatus  Roxb.)  und  zuweilen  breitet  Cycas 
circinalis  seine  Rosette  auf  mannshohem  Stamme  aus.  —  In  einigen 
Gegenden  wird  diese  Formation  durch  Gehölze  von  Calophyllum  Ino- 
phyllum  ,  oder  von  Paritium  tiliaceum  vertreten.  —  Uebrige  Bestand- 
teile: Glula  Benghas,  Cerbera  üdallam  und  lactaria,  Antidesma  lilorale 
und  helerophyllum,  Canarium  lilorale,  Anaxagorea  javanica,  Uvaria  pur- 
purea;  Palmen:  Areca  Nibung,  Licuala  sp.  plur.,  Wallichia  üranii, 
Drymophloeus  Zippelii,  Arenga  obtasifolia;  Lianen:  Secamone  mari- 
tima, Uvaria  litoralis,  Calamus  litoralis. 

4.  Palmenwald  von  Corypha  Gebang.  Diese  30  bis  40 
Fuss  höhe  Facherpalme  bildet,  unbegleitet  von  anderen  Bäumen,  in 
der  Nähe  der  Küste  durch  den  ganzen  westlichen  Theil  der  Insel,  eine 
eigene,  schmale  Region    (—    400')  ,  die  von   der  Savanenformation  des 

Archiv  f.  Naturgesch.  XIX.  Jahrg.  2.  Bd.  W 


336    Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

Alang-alang  umgeben  wird.  Sie  entspricht  einem  Substrat  aus  mürben 
Sandsteinen  und  charakterisirt  die  geneigten  Gehänge  der  Küste,  ohne 
bis  zum  Ufer  des  Meeres  herabzusteigen.  Die  Stämme  stehen  in  ge- 
wissen Abständen  weitläufig  geordnet,  und  es  kann  daher,  da  die  Zwi- 
schenräume ebenfalls  von  Alang  -  Gras  ausgefüllt  sind,  dieser  Palmen- 
wald eigentlich  nur  als  eine  charakteristische  Bildung  der  Savane  (6) 
betrachtet  werden.  Selbstsländiger  erscheint  indessen  die  Formalion 
da,  wo  statt  des  Alang  ein  Jungle  von  ßambusen  sich  zwischen  den 
Palmen  erhebt,  aus  welchem  ihre  Fächer  seltsam  herhorragen  (S.  204). 
Im  östlichsten  Gebiete  der  Insel  wird  die  Gebang-Palme  durch  ßorus- 
sus  flabelliformis  ersetzt,  der  von  hieraus  über  die  östlichen  Sunda- 
Inseln  sich  verbreitet  und  besonders    für  Timor  bezeichnend  ist, 

5.  Vegetation  der  Sümpfe,  oder  Rawa-  Formation. 
Die  Physiognomie  stehender  Gewässer  hat  auf  Java  wenig  Eigenthüm- 
liches,  gleiche  Gewächse  erzeugen  auch  die  überschwemmten  Reisfel- 
der. Im  Wasser  vegetirende  Pflanzen  sind:  INymphaea  stellata  und 
pubescens,  Nclumbium  speciosum  ,  Limnanlhemum  indicum,  Ulricularia 
flexuosa,  Pistia  Stratiotes  (sehr  gesellig),  Lemna  minor,  Najas  indica, 
Marsilea  quadrilolia  ;  dem  Schlammboden  des  Ufers  entsprechen  :  Jus- 
siaea  repens,  Ludwigia  lythroides,  Hydrolea  zeylanica,  Sagittaria  hirun- 
dinacea,  Pontederiaceen  (Monochoria  vaginalis  und  hastifolia),  die  Aroi- 
dee Lasia,  Xyris  indica  und  von  Glumaceen  namentlich  Panicum  sar- 
mentosum  und  auritum,  sowie  Fimbiislylis  miliacea ,  Cyperus  vulgaris 
u.  a.  —  Am  Ufer  fliessenden  Wassers  wachsen  Jussiaea  suffruticosa, 
Ludwigia  fruticulosa,  Lysimachia  javanica. 

6.  Alang-Savane  (vergl.  Jahresb.  f.  1844.  S.  55.  und  be- 
sonders Jahresb.  f.  1846.  S.  42  u.  f.).  Es  wurde  schon  früher  bemerkt, 
dass  die  Savane  auf  Java  erst  in  Folge  der  Waldzerstörung  sekundär 
auftritt  :  J.  führt  mehrere  historische  Thatsachen  an,  welche  diesen  Zu- 
sammenhang darthun  (S.  153  u.  f.).  Es  kommt  indessen  auch  der  ent- 
gegengesetzte Fall  vor,  dass  eine  offene  Kulturlandschaft,  von  der  Be- 
völkerung verlassen,  sich  wieder  in  Hochwald  verwandelt ,  indem  von 
den  Fruchtbäumen  und  Palmen  der  Ansiedlung  aus  das  Gehölz  über 
die  Fläche  fortschreitet  (S.  157).  J.  meint,  dass  die  Ausrodung  der 
Wälder  das  Klima  trockner  mache  (S.  152),  und  scheint  auf  diesen  Um- 
stand die  Bildung  von  Savanen  beziehen  zu  wollen  :  von  einem  all- 
gemeineren Standpunkte  lässt  sich  behaupten ,  dass  der  Wechsel  von 
Wald  und  Savane,  wie  überall  wo  eine  Formation  die  andere,  selbst 
ohne  Eingriff  des  Menschen  ,  historisch  verdrängt,  auf  der  verhältniss- 
mässigen  Erschöpfung  des  Bodens  an  bestimmten  mineralischen  Nah- 
rungsstoffen  beruht,  und  dass,  wenn  das  Alang-  Gras  einmal  an  die 
Stelle  des  Waldes  getreten  ist,  auch  ein  trockeneres  Klima  auf  der 
heissen,  wolkenlosen ,  durch  stärkere  Insolation  getrockneten  Savane 
sich  entwickeln  muss.  —  Die  Alang-Savane  ist  auf  Java  viel  weniger 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres   1852.     337 

allgemein  ,  als  auf  Sumatra  ,  und  charakterisirt  besonders  die  Preanger 
Regentschaft,  wo  sie  die  Oberfläche  der  niedrigen,  zur  Südküste  abge- 
dachten Höhenzüge  bedeckt,  die  aus  Sandsteinen  gebildet  sind  (S.  215). 
—  Es  ist  bekannt,  dass  das  schilfartig  wachsende  Alang-Gras  (Saccha- 
rum  Koenigii)  nur  3  bis  4  Fuss  hoch  wird,  und  dass  die  Gruppen  des 
Glagah-Grases  (S.  spontaneum  =  S.  Klaga  ol.)  sich  zur  Höhe  von  8 
bis  10,  zuweilen  bis  12  Fuss  aus  diesem  ebenen  Schilfteppich  erheben. 
Nebenbestandlheile :  Andropogon  tropicus,  Anthistiria  arundinacea  und 
mutica,  Rotthoellia  exaltata  ,  Androscepia  gigantea;  Polygala  densiflora, 
Exacum  sulcatum  (selten),  Flemingia  involucrata  (eine  Leguminose  von 
beschränkter,  aber  geselliger  Verbreitung).  —  Zu  den  Bäumen  der 
Savane,  die  nicht,  wie  in  der  folgenden  Formation,  zu  Waldungen  zu- 
sammentreten, gehören:  Grewia  celtidifolia ,  Butea  frondosa  ,  Emblica 
officinalis  (diese  Euphorbiacee  ist  der  häufigste  Baum  der  Savane  und 
verwandelt  nicht  selten  die  öde  Ebene  in  den  Habitus  des  Parklandes), 
Albizzia  stipulata  und  procera. 

7.  Waldinseln  der  AI  a  n  g-S  a  v  a  n  e.  Dies  sind  kleine, 
gedrängte,  dichtbelaubte  Gehölze,  wo  die  Bäume  selten  höher  als  30 
Fuss  werden,  von  der  Savane  umschlossen,  also  ihr  vielmehr  als  un- 
tergeordnete Bildung  zuzurechnen  ,  aber  in  anderen  Fällen  auch  als 
ein  selbstständiger  Baumgürtel  zwischen  ihr  und  dem  Urwalde  einge- 
ordnet. Der  wichtigste,  oft  allein  herrschende  Bestandtheil  ist  ßam- 
busa,  wodurch  diese  Formation  mit  der  der  Gebangpalmen  (4)  ver- 
knüpt  ist  (B.  Blumeana,  vulgaris,  Bitung).  Uebrige  Glieder:  Bäume 
aus  den  Familien  der  Urticeen  (Covellia  microcarpa  und  paniculala), 
Leguminosen  (Bauhinia  tomentosa  und  acuminala  ,  Piliostigma  aeidum), 
Ebenaceen  (Diospyros  melanoxylon  und  frutescens),  Olacineen  (Stemo- 
nurus  javanicus),  Euphorbiaceen  (Rottlera  tomentosa  und  floribunda,  die 
zu  den  häufigsten  gehören),  Pandaneen  (z.  B.  P.  lalifolius),  Palmen 
(Wallichia  Oranii,  Licuala  speetabilis  und  4  andere  Arten,  Drymophloeus 
Zippelii,  sämmtlich  von  geringer  Stammhöhe);  Sträucher,  namentlich 
eine  Sapindacee  (Schmidelia  litoralis)  ,  eine  Apocynee  (Carissa  Caran- 
das),  eineRubiacee  (Canthium  horridum),  Rhamneen  (Rhamnus  leprosa, 
Zizyphus  Napeca,  Oenoplia  und  xylopyrus),  eine  aromatische  Verbena- 
cee  (Vitex  trifoliata),  Euphorbiaceen  (Gelonium  glomerulatum  und  spi- 
catum),  eine  Celastrinee  (Evonymus  javanicus)  ;  Lianen  der  verschie- 
densten Art,  Synanthereen  (Wollastonia  montana ,  Vernonia  cinerea), 
eine  Ranunculacee  (Clematis  smilacina),  eine  Apocynee  (Vallaris  Per- 
gulana),  Convolvulaeeen  (Convolvulus  angularis  und  peltalus,  Argyreia 
mollis)  ,  kletternde  Farne  (Lygodium  circinalum  und  microphyllum) 
eine  Leguminose  (Abrus  precatorius),  Passiiloreen  (Modecca  obtusa  und 
cordifolia) ,  Rhamneen  (Samara  scandens  und  racemosa)  ,  Rubiazeen 
(Uncaria  ferruginea  ,  pedicellata  und  aeida)  ,  Hippocrateaceen  (Salacia 
sp.,  Hippocratca  indica),  eine  Bambus -Liane  (Nastus  Tjangkorreh) ;  als 


338    Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

Parasiten  besonders  Loranthaceen  (S.  245)  ;  endlich  Scitamineengebüsch 
(Coslus  speciosus).  —  Die  Ufer  der  Flüsse  und  ßäche  sind  von  Ge- 
sträuch  eingefasst:  Buddleja  asiatica,  Mussaenda  glabra,   Ficus  Loa. 

8.  Savane  mit  kurzem  Grasrasen.  Auch  diese  Forma- 
lion ist  nur  eine  untergeordnete  Bildung  der  Alang  -  Savane :  sie  ent- 
steht durch  anhaltendes  Weiden  des  Viehs  in  den  Alangfeldern  (S.  2l4). 
Die  vorherrschenden  Gräser  sind  :  Chloris  barbata,  Eleusine  indica,  Foa 
amabilis  ,  Zoysia  pungens  und  Andropogon  acicularis.  Die  Nebenbe- 
slandlheile  bestehen  grösstentheils  aus  Kräutern ,  die  zum  Theil  am 
Grunde  verholzen:  Leguminosen  (Mimosa  pudica,  Aeschynomene  in- 
dica, Smithia  javanica,  Cassia  Tora,  pumila  und  angustissima  ,  Crotala- 
ria  striata,  Alysicarpus  nummularifolius,  Desmodium  triflorum),  Malva- 
ceen  (Sida  acuta  u.  a. ,  Urena  repanda ,  Hibiscus  callosus  und  hirtus)  , 
Oxalideen  (Oxalis  repens  und  sensitiva),  Commelyneen  (Commelyna 
bengalensis  und  salicifolia) ;  aus  anderen  Familien  Euphorbia  thymi- 
folia  ,  Xanthium  inaequilaterum,  Mimulus  javanicus  ,  Lippia  nodiflora, 
das  strauchartige  Solanum  saponaceum,  Celosia  argentea,  Kyllingia  leu- 
cocephala).  —  Diese  Grasmalten  gehen  auf  geneigtem  Boden,  nament- 
lich an  der  unteren  Waldgrenze,  in  Geslräuchformalionen  über,  die 
entweder  dichte  Gebüsche  bilden  und  dann  vorzüglich  aus  Sapinda- 
ceen,  so  wie  aus  einem  Fhyllanthus  bestehen  (Vitenia  edulis ,  Schmi- 
delia  racemosa,  Allophyllus  javensis  ,  sessilis,  ligustrinus  und  fulviner- 
vis,  —  Phyllanlhus  rhamnoides),  oder  in  mehr  vereinzeltem  Wachsthum 
durch  Desmodium  -  ähnliche  Leguminosen  bezeichnet  sind:  (Uraria  cri- 
nila  und  lagopodoides,  Dendrolobium  cephalotes,  Flemingia  lineata  und 
strobilifera  ,  Desmodium  gyroides  u.  a.).  —  Die  zur  Weide  dienenden 
Grasplätze  bei  den  Ortschaften  sind  ebenfalls  an  Gesträuchformen  kennt- 
lich (Melastoma  polyanthum  —  dies  ist  der  in  Java  am  allgemeinsten 
verbreitete  Strauch  — ,  Psidium  Guajava,  Leea  sambucina,  Cassia  timo- 
rensis,  alata  und  occidentalis,  Calotropis  gigantea:  mit  diesen  wachsen 
Arten  von  Urtica  und  Aroideen  :  Amorphophallus  in  Gemeinschaft). 
An  feuchteren  Orten  werden  die  Gräser  zum  Futter  geschnitten  (Paspa- 
lum,  Poa,  Spartina   pubera,   —  Fuirena   quinquangularis). 

9.  Waldungen  des  trockenen  Kalkbodens:  ein  Ge- 
misch von  Bäumen  und  Sträuchern  ohne  geschlossenes  Laubgewölbe. 
Bäume:  Slerculiaceen  (Sterc.  nobilis  ,  subpeltata  und  javanica) ,  eine 
Byttneriacee  (Visenia  indica),  eine  Euphorbiacee  (Rotllera  Blumei), 
eine  Apocynee  (Kixia  arborea),  zwei  Cassien  (C.  Fislula  und  javanica), 
eine  Lythrariee  —  einer  der  wenigen  Bäume  Java's,  der  periodisch, 
zur  Zeit  der  ßlüthe  ,  das  Laub  abwirft  —  (Adambea  glabra),  Dille— 
niaeeen  (Colbertia  obovala,  Dillenia  speciosa);  Sträucher:  fllemecylon 
(M.  floribundum) ,  Boehmeria  (B.  incana),  Acacia  (A.  pluricapitata)  und 
ein  Croton  (C.  Tiglium)  ;  Lianen:  Rotang-Palmen  (Calamus  ornatus  und 
ciliaris)  ,  Jasminum    (z.   B.  J.  scandens),    Cissus  (C.   involucrata),  eine 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1852.       339 

Leguminose  (Denis  multiflora)  ,  Asklepiadeen  (z.  B.  Secamone  Ianceo- 
lata),  zahlreiche  Cucurbitaceen  (Momordica,  Coccinia,  Bryonopsis,  Ery- 
thropalum,  Trichcsanth.es) ,  in  Osljava  eine  Passiflora  (P.  llorsfieldii) ; 
die  Parasiten  sind  vorzüglich  Loranthaceen  und  dieselben,  wie  in  den 
Waldinseln  der  Savane ;  charakteristisch  ist  auch  durch  geselliges 
Wachslhum  ein  kleiner  Farn  (f'olybotrya  aurita).  —  Eigentümlich  ist 
die  Vegetation  der  Kalkfelsen,  an  deren  Absturz  Ficus-Bäume  ihre  Wur- 
zeln befestigen,  während  kletternde  Piperaceen  und  andere  Lianen  an 
ihnen  emporranken  und  saftige  Begonien  aus  den  Vertiefungen  hervor- 
sprossen (Urostigma  bicorne ;  Ficus  Remblas,  gibbosa  u.  a  ,  Chavica  sar- 
mentosa,  officinarum  u.  a.  ,  Clematis  Junghuhniana,  Cissus,  Entada  scan- 
dens;  Begonia  erosa,  mehrere  Argostemma-Arten).  —  Auf  fruchtbarem 
Boden  entsteht  zuweilen  in  Folge  der  Waldverwüstung  eine  gesellige 
Vegetation  von  Musa,  eine  noch  unbestimmte  Art,  die  an  der  unleren 
Blattfläche  Wachs  secernirt,  welches  technisch  benutzt  wird  (S.  246). 

10.  A  c  a  c  i  a  -  W  a  1  d  ,  die  erste  Formation  hochstämmiger  Bäume 
Sie  entspricht  ebenfalls  dem  Kalkboden  und  bildet  weilläuftige  Wal- 
dungen, besonders  an  der  Südküste  von  Jogjakerta  ,  welche  aus  vier 
geselligen  Arten  zusammengesetzt  sind  (Albizzia  stipulata  und  procera, 
sodann  A.  tenerrima  und  Acacia  alba).  Sie  wachsen  unvermischt  mit 
anderen  Bäumen,  frei  von  Lianen  und  Parasiten  :  der  Boden  des  Wal- 
des ist  Grasmalte.  Der  Weru-Baum  (A.  procera)  erinnerte  wegen  der 
weisslichen    Rindenfarbe  den  Reisenden  an  die  Birke  des  Nordens. 

11.  Djati-Wald,  d.  h.  Teakwald  aus  Tectona  grandis.  Die- 
ser Baum  verdrängt  von  dem  trockenen  Thon-  oder  Sandboden,  den 
er  aufsucht,  fast  alle  anderen  Bäume.  Im  westlichen  ,  „höher  liegen- 
den feuchteren"  Gebiete  der  Insel  wird  er  nicht  gefunden,  sondern  nur 
im  östlichen  Ticflande,  unter  dem  Niveau  von  500',  einem  heissen  und 
relativ  trocknen  Klima  entsprechend.  In  den  trockensten  Monaten  des 
Jahres  ,  vom  Juli  an  verliert  der  Teakwald  sein  Laub  ,  das  erst  am 
Schlüsse  der  Regenzeit,  im  März  und  April  sich  wieder  entfaltet.  Der 
Wald  ist  hier  nicht  hoch,  im  Durchschnitt  50  bis  60  Fuss,  die  Stämme 
oft  krumm  gebogen  ,  in  ein  weitläufiges  Astsystem  getheilt.  Lianen 
kommen  fast  niemals  vor  und  auch  das  Unterholz  ist  sparsam  ;  kleines 
Gesträuch   bedeckt  nebst  hoch   aufgeschossenem  Grase  den  Boden. 

12.  Tropischer  Mischwald.  Es  herrschen  Ficus -Arten 
und  Anonaceen  ,  unter  den  Lianen  stachelichte  Rotang  -  Palmen  ,  den 
Boden  charakterisiren  saftige  Scitamineenrasen  von  8  bis  12  Fuss  Höhe. 
Die  Bestandteile  sind  weniger  genau  bekannt,  als  in  den  übrigen  For- 
mationen. Die  durchschnittliche  Höhe  des  Waldes  beträgt  70  bis  80  Fuss, 
einzelne  Bäume  ragen  um  %  oder  */4  aus  der  Reihe  der  übrigen  hervor. 
Die  Bildung  strahlenförmig  geordneter  Leisten  am  Grunde  des  Stammes  ist, 
wie  in  den  brasilianischen  Urwäldern,  häufig  zu  bemerken.  Eigen- 
Ihümlicher  sind    dir  FlccMwerke    und   gitterähnlich-cn  Gestaltungen  der 


340    Grisebach:   Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

Luftwurzeln  bei  den  Feigenbäumen  (S.  258).  Uebersicht  der  wichtig- 
sten Bestandteile.  Bäume  :  Urticeen  (Ficus  plastica,  involucrata,  con- 
sociata,  sundaica ,  rubescens,  pisocarpa,  Urostigma  benjamina),  Anona- 
ceen  (Michelia  longifolia,  montana  ,  velutina  und  pubinervia,  Aroma- 
dendron  elegans,  Uvaria  polysperma  und  Burahol)  ,  sodann  Myrtaceen 
(Stravadium  excelsum  ,  Barringtonia  speciosa) ,  Dilleniaceen  (z.  B.  Ca- 
pellenia  multiflora) ,  Tiliaceen  (z.  ß.  Columbia  javanica) ,  Rubiaceen 
(z.  B.  Nauclea  lanceolata),  Terebinthaceen  (z.  B.  Semecarpus  Anacar- 
dium),  Ebenaceen  (z.  B.  Diospyros  cauliflora),  ferner  Apocyneen  (z.B. 
Orchipeda  foetida),  Bignoniaceen  (z.  B.  Calosanthes  indica),  Rhamneen 
(z.  B.  Strombosia  javanica)  ,  Sapindaceen  (z.  B.  Xerospermum  Roron- 
hianum),  Leguminosen  (z.  B.  Pterocarpus  indicus)  ,  Hernandia  (H.  so- 
nora),  einzelne  Myristiceen  (Myristica  iners,  laurina  und  javanica)  und 
Diplerokarpeeti  (sporadisch  Dipterocarpus  litoralis,  gracilis,  Hasseltii  und 
Spanoghei),  wenige  Laurineen  (Dehaasia  microcarpa,  cuneata  u.  a.),  endlich 
Amentaceen  (Quercus  encleisacarpa,  die  J.  für  generisch  verschieden  er- 
klärt). Die  über  das  geschlossene  Laubdach  hervorragenden  Kiesenbäume 
gehören  zu  den  Sapoteen  (Mimusops  acuminata),  Bignoniaceen  (Spathodea 
gigantea)  und  Sapindaceen  (Irina  glabra).  Dem  östlichen  Java  eigenlhüm- 
liche  Bäume:  aus  den  Urticeen  (Antiaris  toxicaria,  Artocarpus  venenosa), 
Sterculiaceen  ( Pterocymbium  javanicum  ) ,  Anonaceen  (Saccopelalum 
Horsfieldii),  Datisceen  (Telrameles  nudiflora).  —  Sträucher  und  Unter- 
holz :  aus  den  Anonaceen  (Guatteria,  Bocagea,  Polyallhia,  Unona  dis- 
color),  Rubiaceen  (Pavetta  sylvatica)  ,  Apocyneen  (Alyxia  stellata), 
Laurineen  (Cinnamomum  camforatum),  Urticeen  (Boehmeria  odonto- 
phylla,  sanguinea  u.a.);  Palmen  (Pinanga  javana,  Arenga  obtusifolia)  ; 
Scitamineenform  (Alpinia  hemisphaerica  ,  pallida,  Blumei,  Canna  cocci- 
nea  und  speciosa);  Pisangform  (Musasp.);  Pandanusform  (P.  latifolius 
undSamak).  —  Lianen:  Rotang-Palmen  (Ceratolobus  glaucescens,  Dae- 
monorops  accedens  und  melanochaetes ,  Calamus  viminalis,  equestris 
und  rhomboideus),  Ampelideen  (Cissus  thyrsiflora,  mutabilis  u.  a), 
Leguminosen  (Bauhinia  purpurea  und  corymbosa)  ,  Piperaceen  (Piper 
arborescens) ,  Anonaceen  (Uvaria  javana,  rufa  u.  a.),  Asclepiadeen 
(Otostemma  lacunosum ,  Acanthostemma  Hasseltii  und  puberum,  Hoya 
coronaria  und  macrophylla),  Aroideen  (z.  B.  Aglaonema  simplex),  eine 
Orchidee  (Erythrorchis  altissima).  —  Parasiten  :  zahlreiche  Farne  (z.  B. 
Acrostichum  nummularifolium  ,  Kiphobolus  elongatus,  Polypodium  Gau- 
dichaudii ,  Platycerium  biforme)  ,  einige  Orchideen  (z.  B.  Phalaenopsis 
amabilis).  —  Schattengewächse  des  Bodens  :  Farne  (z.  B.  Polypodium 
longissimum),  Nepenthes  (N.  phyllamphora)  ,  Balanophoren  (B.  aluta- 
cea),  RafTlesicn  (R.  Patina,  Brugmansia  Zippelii).  Gramineen  fehlen 
dem  Boden,  wie  unter  den  Riesenbäumen  die  Palmen  hier  nicht  ver- 
treten zu  sein  scheinen;  auch  Farnbäume  werden  nicht  erwähnt. 

IL     2000'— 450CK     Da  das  höhere  Gebirge   von  Java  aus  einer 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1852.      341 

Reihe  von  vulkanischen  Kegeln  besteht,  so  ist  die  räumliche  Entwik- 
kelung  der  oberen  Regionen  im  Verhältnisse  zum  Tieflande  eine  sehr 
beschränkte  und  schon  von  dieser  zweiten  Region  schätzt  J.  das  Areal 
fünfzigmal  kleiner,  als  von  der  ersten  (S.  269).  Der  Boden  ist  ferner 
in  den  meisten  Fällen  stark  geneigt  und  im  Gegensatze  zu  den  man- 
nigfaltigeren Erdkrumen  in  neptunischen  Gebilden  und  Alluvien  des  tie- 
feren Landes  allgemein  als  ein  vulkanischer  Verwitterungsboden  von 
hoher  Fruchtbarkeit  zu  bezeichnen.  In  klimatischer  Beziehung  ist  die 
zweite  Region,  die  noch  unter  der  Grenze  der  täglich  sich  bildenden 
Gebirgswolken  liegt,  durch  die  grösste  Intensität  der  atmosphärischen 
Niederschläge  ausgezeichnet  (S.  277). 

1.  Savanen-Abhänge.  Die  Savane  entsteht  auch  hier  in 
Folge  der  Kultur  und  besitzt  nur  wenig  eigentümliche  Formen.  Der 
Boden  ist  ebenso,  wie  in  der  unteren  Region,  mit  Alang-  oder  mit 
kurzem  Grase  bedeckt,  aber  anscheinend  reicher  an  Stauden  (unter 
diesen  sociell  Artemisia  indica  S.  313)  und  unter  den  Holzgewächsen 
treten  einige  neue  Bestandtheile  auf,  namentlich,  dem  feuchteren  Klima 
entsprechend,  die  Form  der  Farnbäume  (Alsophila  contaminans  u.  a. 
(S.  308).  Andere  bemerkenswerthe  Bestandtheile  der  Baum-  und  Ge- 
sträuchgruppen sind:  Ficus  fulva  und  elegans,  Melastoma  erectum  und 
asperum,  Bauhinia  hirsuta  ;  als  Liane  Clematis  coriacea ;  als  Schatten 
pflanzen  Curcuma  longa    und  Zerumbet. 

2.  Tropischer  Mischwald,  in  Westjava  besonders 
durch  die  Rasamalabäume  charakerisirt  (Liquidambar  Al- 
tingiana,  vergl.  Jahresb.  f.  1844.  S.  53).  J.  vermuthet,  dass  in  dieser 
Region  die  Mannigfaltigkeit  der  Baumarten  noch  grösser  sei,  als  in  der 
unteren  :  die  Physiognomie  des  Waldes  ist  wenig  verändert.  Ueber- 
sicht  der  wichtigsten  Bestandtheile.  Bäume:  Urliceen  (die  Ficus-Arten 
sind  auf  den  unteren  Theil  der  Region,  auf  2000'  bis  3000',  beschränkt 
und  werden  hier  vertreten  durch  F\  valida,  tiicolor,  brevipes,  oligo- 
sperma  ,  adhaercns  und  leucoptera  ;  nur  F.  ceriflora  J.  —  Syn.  F.  gum- 
millua  Miq.  —  ein  Baum  ,  dessen  Milchsaft  ein  reines  Wachs  in  Menge 
liefert,  findet  sich  zerstreut  durch  die  ganze  Region)  ;  Myrisliceen  (M. 
glabra,  spadicea,  llorsfieldii,  glauca  u.  a.),  Elaeokarpeen  (E.  resinosus), 
Sapoteen  ( Millingtonia  lanceolata,  ferruginea  und  sambucina)  Anona- 
ceen  (Uvaria  montana  und  rugosa ,  Guatteria  lateriflua),  eine  baumar- 
tige Synanlheree  mit  50'  hohem  Stamm,  (Vernonia  javanica),  Rubia- 
ceen  (z.  B.  Nauclea  morindifolia) ,  Euphorbiaceen  (Homalanthes  Le- 
schenaulliana  ,  Pachystemon  trilobus ,  Rotllera  oppositifolia,  Elaterio- 
spermum  Tokbrai),  Apocyneen  (Kopsia  arborea),  Loganiaceen  (Fagraea 
lanceolata,  speciosa  und  obovato-javana,  von  denen  die  erslere  oft  ei- 
gene Waldbestände  für  sich  bildet)  ,  Magnoliacccn  (Michelia  Doltsopa), 
T  e  r  n  str  oem  i  a  ceen  (Gordonia  Wallichii  oder  der  Puspa-Baum  ,  ne- 
ben dem  Rasatr.ala  der  häufigste  Baum  dieser  Region,   G.  excelsa,  Py- 


342     Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

renaria  serrala),  eine  Zanthoxylee  (Bischofia  javanica),  eine  Byttneria- 
cee  (Pterospermum  lanceifolium),  Leguminosen  (Pithecolobium  Clypea- 
ria  und  Junghuhnianum),  endlich  Amentaceen  (Quercus  :  mehrere  Arten 
der  folgenden  Region,  die  bis  3000'  herabsteigen).  —  Die  zu  150'  über 
den  80'  hohen  Wald  hervorragenden  Riesenbäume  sind  der  Rasa  mala 
(s.  o.),  ferner  eine  Terebinlhacee  (Canarium  altissimum),  eine  Malvacee 
(Thespesia  altissima),  Dipterokarpeen  (D.  trinervis  und  retusus),  Melia- 
ceen  (Epicharis  densiflora):  unter  diesen  sind  die  säulenförmigen  Ra- 
samala-Stämme  die  höchsten,  ihre  regelmässige  Gestallung  schützt  sie 
durchaus  vor  den  Parasiten,  ihre  Stärke  auch  vor  den  meisten  Lianen; 
in  Ostjava  ,  wo  sie  fehlen  ,  findet  sich  in  dieser  Region  kein  gleich 
charakteristischer  Baum  ,  wiewohl  für  einen  bestimmten  Berg  daselbst, 
den  Semeru,  als  Vertreter  eine  60  bis  70  Fuss  hohe  Bambuse  erwähnt 
wird,  die  eigene  Wälder  zusammensetzt,  wie  derRasamala.  — Sträucher 
und  Unterholz,  zu  einem  undurchdringlichen  Zweig-  und  Laubdickicht 
zusammentretend  ,  die  Rubiacen  und  sodann  Urticeen  und  Myrsineen 
vorherrschend  :  Rubiacecn  (z.  ß.  Pavetla  macrophylla  und  odorata, 
Ixora  salicifolia  und  javanica,  Mephitidia  cyanocarpa,  laevigala,  slerco- 
raria,  Axanthes  macrophylla,  Stylocoryne  fragrans,  Kauclea  purpurascens 
und  obtus3)  ,  Urticeen  (Leucocnide  candidissima  und  alba,  Boehmeria 
nivea,  diversifolia  und  clidemioides,  Ficus  scaberrima)  ,  Myrsineen  (Aldi» 
sia  speciosa,  marginata,  semidentata,  stylosa  und  laevigata),  eine  Verbc- 
nacee  (Gumira  foetida)  ,  eine  Leguminose  (Bauhinia  tomentosa) ,  eine 
Polygalee  (Polygala  venenosa),  eine  Sapindacec  (Lepisanthes  montana), 
Chloranthus  (Chi.  officinalis)  ;  Palmen,  20  bis  25  Fuss  hoch  (Pinanga 
IVenga,  costata,  lalisecta,  noxa  und  coronala  ,  am  häufigsten  P.  Kuhlii, 
nur  3'  hoch  Areca  pumila)  ;  Farnbäume  (Alsophila  debilis,  robusta  und 
conlaminans)  ;  Pisangform  (Musasp.);  Scitamineenform  (Alpinia  cernua, 
coccinea  und  speciosa  ;  Umbelliferenform  (Horsfieldia  aculeata,  ein  den 
Araliaceen  ähnlicher  mannshoher  Halbstrauch).  —  Lianen  :  Cissus  und 
Rotang-Palmen  herrschend  (Cissus  dichotoma  und  papulosa  —  Calamus 
adspersus  und  heteroideus  ,  Plectocomia  elongata,  Daemonorops  ruber 
und  oblongus),  sodann  Leguminosen  (Bauhinia  fulva)  ,  Hippocrateaceen 
(H.  Glagah),  Passifloren  (z.  B.  Modecca  acuminata),  Asklepiadeen  (Cen- 
trostemma  coriaceum,  Acanlhostemma  longifolium  und  pictum ,  Tylo- 
phora  villosa  und  cissoides),  Pandaneen  (Freycinetia  Gaudichaudii  und 
scandens).  —  Parasiten:  Pilze  sind  hier  am  häufigsten  (zu  den  grösse- 
ren und  ausgezeichneteren  gehören  Thelephora  prineeps  und  oslrea,  Cy- 
matoderma  elegans,  Xerotus  indicus  ,  Polyporus  >anthopus  und  amboi- 
nensis,  neben  europäischen  Formen,  wie  P.  fomentarius) ;  die  Farne  und 
Orchideen  sind  nicht  so  mannigfaltig,  wie  in  der  dritten  Region,  aus  der 
ersteren  Familie  die  auf  dem  Boden  wachsenden  Formen  zahlreicher 
(unter  den  parasitischen  z.  B.  Kiphobolus  fissus ,  Anthrophyum  Borya- 
num,  Acrostichum  sp.,  sodann  Lycopodium  plegmaria,  unter  den  Orchi- 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1852.       343 

deen  z.  B.  Cyrtosia  javanica) ;  Aroideen  (Pothos  scandens);  Piperacecn 
(Piper  Chaba,  sulcatum  und  nigrescens).  —  Sehaüengewächse  des  Erd- 
bodens :  Farnkräuter  höchst  mannigfaltig  (z.  B.  Angiopteris  erecta, 
Gleichenia  Hermanni ,  Grammitis  Tolta  ,  Aspidium),  Lykopodiaceen  (L. 
atroviride  und  cernuum,  sociell  und  hier  gleichsam  die  fehlenden  Gra- 
mineen vertretend),  eine  Labiate  (Scutellaria  indica)  ,  eine  Scrophula- 
rinee  (Loxotis  obliqua),  sehr  häufig  eine  lmpatiens  (I.  leptoceras),  Cyr- 
tandraceen  (Cyrtandra  pilosa ,  nemorosa  und  coccinea ,  Aeschinanthus 
pulcher,  radicans  und  longiflorus),  Nepenthes  (N.  gymnamphora),  Com- 
melyneen  (Pollia  elegans  und  thyrsiflora) ,  eine  Asparagee  (Dianella 
montana),  eine  Rafflcsia  (R.  Rochussenii).  Auf  dem  Boden  gefällter 
Wälder  entwickeln  sich  sociell :  Lactuca  indica  und  longifolia,  Bidens 
leucanthus,  Ageratum  conyzoides  und  Calanchoe  pinnata  ,  die  einzige 
Crassulacee  Java's. 

III.  4500'-  7500'.  Die  Bedingungen  der  Vegetation  sind  fast 
dieselben  ,  wie  in  der  zweiten  Region  ,  das  Areal  natürlich  ausseror- 
dentlich viel  eingeschränkter.  Dies  ist  die  Region  der  Wolken,  wo 
sich  täglich  Nebel  bilden,  welche  gewöhnlich  in  Gewittern  sich  auf- 
lösen, so  dass  die  Nachmittagssonne  wieder  frei  wirken  kann.  Nebel 
und  Thauhildungen  befeuchten  die  Pflanzen  hier  in  höherem  Grade,  als 
die  Niederschläge,  die  in  der  zweiten  Region  intensiver  sind. 

1.  Wald  aus  Eichen,  Laurineen  und  Podokarpus, 
letztere  Form  in  Ostjava  kaum  vertreten.  Es  sind  jedoch  die  Eichen 
und  Laurineen  nicht  als  isohypsil  anzusehen  und  es  möchte  daher  viel- 
leicht naturgemäss  sein  ,  die  Regionen  der  Amentaceen  und  Laurineen 
von  einander  abzusondern  :  die  Eichen  sind  zwischen  3500'  und  5500' 
am  häufigsten,  die  Laurineen  zwischen  5500' und  5700'  (S.  362) ,  letz- 
tere vermischt  mit  Ternslroemiaceen  (Saurauja).  Die  Mannigfaltigkeit 
dor  Baumformen  vermindert  sich  in  der  dritten  Region  bedeutend,  der 
physiognomische  Charakter  des  Waldes  ist  einförmiger  ,  die  Eichen  ha- 
ben eine  übereinstimmende,  ganzrandige  Blattbildung,  die  Coniferen 
vertreten  durch  die  ganze  Region,  indem  sie  durch  höheres  Wachsthum 
die  übrigen  Bäume  überragen,  eine  ähnliche  Stellung,  wie  der  Rasa- 
mala  in  der  zweiten  Region.  Uebersichl  der  Bestandtheile.  Bäume  : 
Amentaceen  (Quercns  mit  25  Arten,  von  denen  einige  eine  weite  ver- 
tikale Verbreitung  haben,  wie  Q.  sundaica,  die  wahrscheinlich  mit  der 
an  der  Küste  von  Sumatra  wachsenden  Eiche  (Jahresb.  f.  1846.  S.  41) 
identisch  ist,  während  im  östlichen  Java  Q.  pruinosa ,  die  J.  für  eine 
Form  derselben  Art  hält,  bis  9000'  ansteigt;  Castanea  javanica,  argen- 
tea  und  Tungurrut,  Lilhocarpus  javensis) ,  Juglandeen  (Engelhartia  4  sp.) 
eine  Meliacee  (llartigsea  Forsten),  eine  Acerinee  (A.  javanicum),  eine 
Leguminose  (Pithecolobium  monlanum),  Laurineen  (Tetranthera  rubra, 
lucida,  resinosa,  angulata  und  elliptica,  Polyadenia  Madang,  Phoebe 
excelsa  ,    Maslixia    irichotoma  und   pentandra  ,   Persea    pseudosassafras, 


344     Grisebach:   Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

Daphnidium  caesium,  Litsaea  triplinervis,  Cinnamomum  sulfuratum,  Sin- 
toc  und  Kiarois) ,  Ternstroemiaceen  (Saurauja  leprosa  ,  pendula,  Blume- 
ana, nudiflora,  cauliflora  und  bracteosa;  als  zweifelhaftes  Glied  dieser 
Familie  im  Eichenwalde  Leucoxylon  buxifolium) ;  zwei  hohe  Palmen 
(Caryota  propinqua  und  furfuracea).  —  Die  den  Wald  überragenden 
Riesenbäume  dieser  Region  gehören  zu  folgenden  Familien:  den  Coni- 
feren  (Podocarpus  latifolia,  Junghuhniana,  amara,  bracteata  und  cupres- 
sina);  Combretaceen  (Agathisanthes  javanica) ,  Bixineen  (Echinocarpus 
Sigun),  Cedreleen  (C.  febrifuga) ,  Memecyleen  (M.  grande,  intermedium 
und  ferreum).  —  Sträucher  und  Unterholz  ,  Mclastomaceen,  Aialiaceen 
und  Rubus  herschend:  Melastomaceen  (Medinilla  radicans  ued  pterocaula, 
Marumia  muscosa,  Kibessia  azurea ,  Astronia  spectabilis),  Araliaceen 
und  Hederaceen  (Sciadophyllum  palmatum,  tomenlosum  und  divaricatum, 
Paratropia  nodosa  und  rigida,  Arthrophyllum  mit  3  Arten,  Hedera  aro- 
matica,  rugosa  und  glomerulata),  Rosaceen  (Rubus  sundaicus,  alpestris, 
lineatus,  rosifolius,  fraxinifolius  und  javanicus),  Myrsineen  (z.  B.  Ardi- 
sia  decus  montis),  eine  Ericee  (Rhododendron  javanicum),  eine  Myr- 
tacee  (Jambosa  lineata)  ,  Corneen  (Cornus  ilicifolia  und  caudata),  Ru- 
biaceen  (Mephitidia  lucida,  rhinocerotis  und  hexandra),  Urticeen  (z.  ß. 
Leucocnide  dichotoma),  Scrophularineen  (z.  B.  Buddleja  Neemda),  ein 
Sambucus  (S.  javanica);  Pandannsform  (P.  furcatus) ;  Farnbäume  (Cya- 
thca  oligocarpa  und  polycarpa  ,  Balantium  magnificum);  Pisangform 
(Musa  sp.).  —  Lianen,  an  Menge  abnehmend:  Pandaneen  (Freycinetia 
imbricala,  javanica,  insignis  und  angustifolia) ,  eine  Bambuse  (B.  ele- 
gantissima),  Ampelideen  (z.  ß.  Cissus  compressa),  Ranunculaceen  (Cle- 
matis  javana  und  smilacifolia) ,  Asklepiadeen  (Acanthostemma  Kuhlii), 
Rotang-Palmen  (Calamus  anceps,  spectabilis  und  asperrimus).  —  Parasiten, 
hier  vom  intensivsten  Wachsthum,  Farne  und  Orchideen  nebst  Moosen  und 
Lichenen  herrschend,  jede  dieser  Familien  durch  Hunderte  von  Arten 
vertreten,  die  in  den  feuchten  Moospolstern  eine  angemessene  Unter- 
lage Gnden:  zu  den  ausgezeichnetsten  Orchideen  gehören  Arachnanthe 
moschilera  ,  Aerides  suaveolens ,  Grammatophyllum  speciosum  ;  unter 
den  Farnen  sind  besonders  charakteristisch  Acrostichum  gorgoneum, 
Asplenium  Nidus,  sodann  Aspidium  nereiforme,  Davallia  heterophylla  und 
pedala  ,  unter  den  Lykopodiaceen  Lycop.  cataphractum ,  den  Moosen 
Hypnum,  den  Lichenen  Usnea.  —  Schattengewächse  des  Erdbodens: 
Acanthaceen  (Strobilanthes  speciosa,  elata,  imbricata,  cernua  und  hirta), 
Myrsineen  (Ardisia  villosa  und  pumila),  Begonien  (B.  robusta  und  re- 
panda)  ,  ein  Solanum  (S.  fistulosum) ,  Rubiaceen  (Argostemma  monta- 
num,  Ophiorrhiza  sanguinea  und  longifolia)  ,  Melastomaceen  (Sonerila 
tenuifolia  und  heterophylla),  eine  Impaliens  (I.  javensis),  eine  zwei- 
felhafte Saxifragee  (Astilbe?  speciosa  J.  =  Spiraea  ol.)  ;  Urlieeen  (z. 
B.  Elatostemma  paludosum),  eine  Gunnera  (G.  macrophylla),  eine  Col- 
chlcaccc  (Drapiczia  multiflora)  ,   Balanophorcen  (D.  globosa,    Rhopalo- 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1852.       345 

cnemis  phalloides) ;  auch  die  Zahl  der  auf  dem  Erdboden  vegetirenden 
Farnkräuter  und  Moose  ist  sehr  beträchtlich  (z.  B.  Polypodium  conju- 
gatum,  Horsfieldii  und  dipteris  ,  Gleichenia  longissima,  Campteria  sp., 
Gymnogramme  obtusata  —  Lycopodium  curvatum  —  Hypnum  Rein- 
wardlii,  Junghuhnii  und  divaricatum). 

2.  Anggring-Wald.  Der  Anggring  ist  ein  niedriger  Urticeen- 
baum  (Parasponia  parviflora  Miq.  =  Cellis  monlana  J.  ol.)  ,  welcher 
am  Merapi  und  am  Kelut  eine  eigene  Waldregion  bildet,  die  zwischen 
der  Eichenregion  und  den  Ericeenslräuchern  der  vierten  Region  einge- 
schaltet ist  und  demnach  hier  die  Laurineen  zu  vertreten  scheint. 

3.  Tjemoro- Wald.  Tjemoro  heisst  die  Casuarina  Junghuh- 
niana,  die  in  Ostjava  die  Podokarpen  ersetzt,  aber  nicht  wie  diese,  von 
Laubholzbäumen  begleitet  wird  (vergl.  Jahresb.  f.  1844.  S.  55).  Der 
Baum  selbst,  80  bis  90  Fuss  hoch  sich  erhebend,  trägt  weder  Lianen  noch 
Parasiten:  nur  Usneen  hängen  von  seinen  Zweigen  herab;  auch  der 
Erdboden  entbehrt  des  üppigen  Wachsthums  der  Schattengewächse. 
Die  Region  der  Casuarinen  wird  jetzt  von  J.  genauer  auf  das  Niveau 
von  4500'  bis  9500'  bezogen. 

4.  Savane,  von  geringer  Ausdehnung  besonders  an  Seeen 
und  Sümpfen  entwickelt.  Die  herrschenden  Formen  sind  Gräser  und 
einige  Cyperaceen ,  von  Sumpf-  und  Wasserpflanzen  begleitet  (z.  B. 
Nasturtium  indicum  und  officinale,  Falcaria  laciniata  ,  Myriophyllum , 
Potamogeton  indica  ,  Acorus  Calamus,  Xyris  macrocephala,  Equisetum 
virgatum  und  laxum  ,  Chara ;  auf  trockenerem  Boden  steigen  manche 
Stauden  aus  europäischen  Gattungen,  die  in  der  vierten  Region  heimisch 
sind,  hier  in  ein  tieferes  Niveau  herab. 

IV.  7500'  — 10000'.  Bei  steilerer  Böschung  und  trockenerer  Luft 
geht  die  Bildung  der  Erdkrume  hier  langsamer  von  statten.  Die  Trok- 
kenheit  ist  nicht  bloss  eine  Folge  des  Niveau's,  sondern  stehtauch  in 
Verbindung  mit  dem  Charakter  der  Luftströmungen.  Man  unterschei- 
det in  den  unteren  Regionen  von  Java  eine  nasse,  in  den  Monaten  vom 
December  bis  März  am  stärksten  ausgeprägte  Jahreszeit,  die  dem  als- 
dann herrschenden  Nordwest-  oder  West-Mousson  entspricht,  von  den 
trockenen  Monaten  Juli  und  August,  zu  welcher  Zeit  der  Südost-Passat 
die  westlichen  Winde  allgemein  zurückgedrängt  hat  (S.  162  u.  f.):  aber 
auch  der  Passat  entladet,  wo  er  als  Seewind  ein  Gebirge,  wie  in  Java, 
trifft,  atmosphärische  Niederschläge,  und  der  grösste  Theil  der  Insel 
besitzt  daher  ein  ewig  feuchtes  Aequatorialklima.  Allein  in  den  obe- 
ren Regionen  ,  wo  weniger  abkühlende  Kräfte  auf  die  Luftströmungen 
einwirken  können,  weil  der  Erdboden  auf  kleine  Dimensionen  zurück- 
geführt ist,  würde  der  Gegensatz  zwischen  einem  an  sich  feuchten 
Moueson  und  einem  seiner  Richtung  nach  trockenen  Passat  hervortre- 
ten müssen  ,  wäre  nicht  auf  Java  der  Mousson  ein  auf  die  unteren 
Schichten  der    Atmosphäre    beschränkter    Wind,  dessen    Einfluss  schon 


346     Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

bei  5000'  Elevation  aufhört.  In  den  oberen  Regionen  herrscht  demnach 
das  ganze  Jahr  hindurch  der  Südostpassat  des  indischen  Meeres  und 
dieser  entwickelt  oberhalb  der  Wolkengrenze,  d  h.  über  dem  Niveau, 
wo  die  Ausdehnung  des  Bodens  auf  den  Wasserdampf  von  Einfluss  ist, 
seine  natürliche  Trockenheit.  Aehnliche  klimatische  Verhältnisse  lie- 
gen dem  Gegensatze  zwischen  dem  trockeneren  Osten  und  dem  feuch- 
teren Westen  der  Insel  zu  Grunde:  denn  in  Ostjava,  wo  die  vulkani- 
schen Kegel  sich  einzeln  aus  dem  Tieflande  erheben,  ist  bei  gesteiger- 
ter Höhe  der  Gipfel  die  Masse  des  Gebirgs  weniger  ausgedehnt,  als  in 
Westjava,  dessen  Gesammterhebung  bedeutender  ist  (S.  271). 

1.  A  g  a  p  e  t  es- Wa  1  d.  Die  vierte  Region  besitzt  einen  eigen- 
tümlichen Wald  ,  durch  gebogenes  Wachsthum  an  die  Krummholzbil- 
dungen erinnernd,  aber  durch  die  15  bis  20,  zuweilen  bis  30  Fuss  ho- 
hen, schirmartig  ausgebreiteten  Laubkronen  eine  intensivere  Lebens- 
kraft andeutend,  wo  Ericeenbäume  herrschen ,  nordische  Geschlechter 
vertreten  sind  und  die  Formen  des  feuchten  Klima's  ,  die  Farne  und 
parasitischen  Orchideen  aufhören.  Uebersicht  der  Bestandteile.  Bäume: 
Ericeen  (mehrere  Arten  von  Agapetes ,  unter  denen  A.  vulgaris  J.  , 
wahrscheinlich  eine  der  Blume'schen  Thibaudien,  vorherrscht  und  über- 
haupt der  häufigste  Baum  der  Region  ist)  ,  eine  Myrlacee  (Leptosper- 
mum  floribundum  J.  =  L.  javanicum  und  alpestre  Bl. ,  in  Westjava 
allgemein  verbreitet),  in  Ostjava  eine  die  letztere  vertretende,  gesellige 
Sapindacee  (Dodonaea  montana  J.),  ebenfalls  gesellig  eine  Leguminose 
(Albizzia  montana)  und  eine  20  bis  25  Fuss  hohe  Synantheree  (An- 
tcnnaria  javanica) ;  Ternstroemiaceen  (Eurya  tristyla,  conocarpa  und  Blu- 
meana, Dicalyx  costatus,  sessilifolius  und  ciliatus),  eine  Tiliacee  (Acro- 
nodia  punctata),  eine  Rosacee  (Photinia  integrifolia),  eine  Alyrira  (M. 
javanica),  eine  Hydrangea  (H.  oblongifolia),  Caprif'oliaceen  (Viburnum 
monogynum  und  coriaceum),  eine  Myrsinee  von  beschränkter  Verbrei- 
tung (Myrsine  Korthalsii  )  ;  Farnbäume  ( Alsophila  lanuginosa  J.  = 
Chnoophora  ol.,  der  höchste,  bis  zu  50  Fuss  sich  erhebende  Baum  der 
Region  und  der  höchste  Farnbaum  Java's,  dessen  geringe  Laubfülle  dem 
trockeneren  Klima  angepasst  erscheint).  —  Unterholz:  Ericeen  (Rho- 
dodendron retusum  und  tubiflorum,  Gaultheria  repens,  punctata  und  leu- 
cocarpa),  Rubus  (z.  B  R.  alpestris,  lineatus,  pruinosus),  Hypericum  (z. 
B.  H.  patulum),  Lonicera  (L.  Loureiri  und  javana),  Berberis  (ß.  xan- 
thoxylon) ,  Polygonum  (P.  paniculatum  und  corymbosum)  ,  Anlennaria 
(A.  saxatilis),  Hedera  (z.  B.  H.  rugosa  und  glomerulata) ;  —  Myrsineen 
(z.  B.  Ardisia  laevigata).  —  Lianen,  kaum  angedeutet  durch  Gleiche- 
nia  volubilis  J.,  Lygodium  tenue  und  in  Ostjava  durch  Clematis  Lesche- 
naultiana. — Parasiten:  die  Usneen  hier  am  häufigsten,  Laubmoose  und 
Farne  durch  tiefen  Waldschalten  auch  noch  begünstigt  (unter  den  letz- 
teren z.  B.  Grammitis  fascicularis  und  hirta  ,  Acrostichum  sp.).  — 
Schattengewächsc  :  Impatiens  (I.  javensis).  Sanicula  (S.  montana),  eine 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1852.       347 

Genlianee  (Ophelia  javanica)  ,  Galium  (z.  ß.  G.  javanicum),  Synanthe- 
reen  (Myriactis  javanica  und  pilosa) ;  Farne  (Blechnum  Orientale,  — 
Lycopodium  rigidum)  ;  Balanophoren  (B.  elongata  und  maxima).  An- 
dere Kräuterformen  hat  der  Wald  mit  der  alpinen  Savane  gemein,  wes- 
halb   J.  beide  Formationen  als  eine  einzige  auffasst  (S.  431). 

2.  Alpine  Savane.  Die  vierte  Begion  ist  neben  den  Stau- 
den aus  nordischen  Gattungen  besonders  durch  nahrhafte  Gräser  aus- 
gezeichnet, welche  das  Bhinoceros  auf  die  höchsten  Berggipfel  führen, 
die  dieses  Thier  ,  indem  es  sich  Pfade  durch  den  dicht  verwachsenen 
Wald  bricht,  leicht  zugänglich  zu  machen  pflegt.  In  Ostjava  sind  die 
herrschenden  unter  den  Rasen  bildenden  Gräsern  Festuca  nuhigena  J. 
und  Ataxia  Horsfieldii:  die  letztere  besitzt  einen  ähnlichen  Wohlge- 
ruch, wie  das  verwandte  Anthoxanthum.  Stauden:  Plantago  (P.  asia- 
tica),  ßanuneulaeeen  (Ranunculus  javanicus  und  prolifer,  Thalictrum 
javanicum),  Umbelhferen  (rlydroeolyle  podanlha  und  asiatita,  Pimpi- 
nella  Pruatjan  und  javana) ,  Viola  (V.  serpens  ,  pilosa,  alala  und  sar- 
menlosa),  Fragaria  (F.  indica),  Valeriana  (V.  javanica),  Echinospermum 
(E.  javanicum),  Alchemilla  (A.  vulcanica)  ,  eine  Orchidee  (Thelymitra 
angustifolia)  ;  Synanthereen  (Gnaphalium  javanum,  Dichrocephala  chry- 
santhemifolia,  Senecio  pyrophilus),  Wahlenbergia  (W.  lavandulifolia), 
Gentiana  (G.  quadrifaria)  ,  die  einzige  Epakridee  Java's  (Leucopogon 
javanicus). 

3.  Farnvegetation  der  Krater e.  Auf  Felsboden,  in  der 
Nähe  der  Kratere,  nicht  selten  von  ihren  Dämpfen  erwärmt  und  be- 
feuchtet, wächst  eine  Menge  von  Farnkräutern  und  Lykopodiaceen. 
Beispiele:  Gleichenia  vulcanica  und  vestita  ,  Acrostichum  callifolium 
Polypodium  rupestre  und  vulcanicum,  Lycopodium  trichiatum,  sabinifo- 
lium,  vulcanicum  und  javanicum. 

Die  natürlichen  Pflanzenformationen  Java's  werden  auf  dem  Al- 
luvialboden des  Tieflands  an  räumlicher  Ausdehnung  von  der  Kullur- 
fläche  weit  übertroffen  (S.  166).  Das  vollständige  Verzeichniss  der 
Kulturgewächse,  welches  J.  mittheilt,ist  zu  reichhaltig,  um  es  hier  voll- 
ständig wiederzugeben  :  ich  muss  mich  auf  einige  wenige  Einzelnhei- 
heilen  einschränken.  Die  Hauptnahrungspflanze  Java's  ist  der  Reis, 
der  hier  auch  in  trockenen  Feldern  gebaut  werden  kann.  Die  Ort- 
schaften sind  stets  von  einer  mannigfaltigen  Baumkultur  begleitet,  sie 
liegen  versteckt  in  einem  Hain  von  Bäumen,  unter  deren  die  Tamarinde 
und  Canarium  commune  durch  Grösse  und  schattendes  Laubdach  sich 
auszeichnen  und  die  Cocospalme  nebst  der  Areca  Catechu,  so  wie  die 
Arenga  saccharifera  nicht  fehlen.  —  Java's  Pflanzenprodukte  für  den 
europäischen  Markt  sind  folgende:  in  der  heissen  Region  Indigo  (In- 
digofera  caerulea  und  linetoria),  Zuckerrohr,  Zimmet  (Cinnamomum  zey- 
lanicum  0'-1500'),  Tabak  0'-7000'),  Pfeffer  (Piper  nigrum,  wenig  gebaut, 
wichtig  für  Sumatra),  Cochenille  (besonders  auf  Opuntia  crassa  erzeugt), 


348    Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

Teakholz  (s.  o.) ;  in  der  zweiten  Region  Kaffee  (s.  Jahresb.  f.  1844. 
S.  55)  und  Thee  (in  gleichem  Niveau  ,  zwischen  3000'  und  4000'  ge- 
baut, aber  bekanntlich  ein  schlechtes  Produkt  liefernd). 

Sowohl  bei  den  Kulturpflanzen  als  auch,  so  oft  es  möglich  war, 
bei  den  einheimischen  Gewächsen  Java's  hat  J.  stets  die  javanischen 
Namen  angegeben,  wodurch  sein  Buch,  um  in  die  Systematik  der  Flora 
einzuführen,  am   Brauchbarkeit   sehr  gewonnen   hat. 

Von  den  systematischen  Ergebnissen  aus  den  Sammlun- 
gen Jungh  uh  n's  ,28)  (Jahresb.  f.  1850.  S.  53)  erschien  die 
zweite  Lieferung,  von  den  von  R.Brown  bearbeiteten,  aus- 
gewählten Pflanzen  Java's  129)  der  Scbluss.  — Miquel  setzte 
seine  Analecta  13°)  (s.  vor.  Jahresb.  S.  46)  fort:  dies  sind 
Nachträge,  in  welchen  auch  einige  neue  Formen  des  ostin- 
dischen Festlandes  aus  den  Sammlungen  von  Metz  enthalten 
sind.  —  Einzelne  Notizen  zur  Flora  von  Java  und  Sumatra 
wurden  von  Hasskarl  131)  mitgetheilt.  —  Berkeley  132) 
bestimmte  einige  Pilze  aus  Borneo.  —  Kessel  133)  beschrieb 
die  schon  von  de  Vriese  erläuterte  Gewinnung  des  Borneo- 
kampfers, einen  Gegenstand,  den  auch  Sir  W.  Hooker  13v) 
durch  neue  Mittheilungen  und  durch  Abbildungen  von  Dryo- 
balanops  Camphora  und  von  dessen  krystallinischem  Sekret 
bereichert  hat. 

Stocks  135)  beschrieb  eine  Reihe  neuer  Pflanzen  aus 
Beludschistan.  Er  bemerkt,  dass  die  Flora  dieses  Landes  eine 
grosse  Uebereinstimmung  mit  der  des  südlichen  Persiens  habe 
und  führt  eine  Anzahl  von  Arten  an,  die  beiden  gemeinsam 
sind:  auch  gehören  seine  neuen  Pflanzen  fast  ohne  Ausnahme 
Gattungen  an,  die  im  Orient  reich  vertreten  sind. 

III.     Afrika. 

Ueber  die  Zusammensetzung  der  Pflanzenformationen  bei 
Algier  und  Oran  hat  Reuter  136)  einige  Mittheilungen  be- 
kannt gemacht.  Die  Umgebungen  der  Stadt  Algier  sind  gros- 
senlheils  von  Maquis  (broussailles)  bedeckt,  die  sich  beson- 
ders weithin  über  die  Ebene  der  Mitidscha  erstrecken  und 
deren  Anbau  erschweren.  Die  herrschenden  Bestandtheile 
sind:  Genisteen  (Genista  tricuspidata  und  ferox,  Calycotome 
spinosa,  Cytisus  triflorus),  Chamaerops,    immergrüne  Eichen 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1852.       349 

(Quercus  coccifera  und  pseudococcifera),  Rhamnus  Alater- 
nus,  Pistacia  Lentiscus  und  Phillyreen;  auf  den  Hügelabhän- 
gen Cisten  (C.  heterophyllus  und  monspeliensis)  und  aroma- 
tische Labiaten  (Rosinarinus ,  Lavandula  multifida)  nebst  Ar- 
temisia  arborescens.  —  Bäume  sind  selten:  Ceratonia,  Olea, 
immergrüne  Eichen ,  in  Thalgründen  Ulmus ,  Populus  albus, 
Salix  pedicellata:  die  Baumgruppen  sind  oft  von  Ricinus  be- 
gleitet und  von  Lianen  bedeckt,  von  Clematis  cirrhosa,  Rosa 
sempervirens,  Lonicera  implexa,  Smilax  maurilanica,  Aristo- 
Iochia  altissima,  Convolvulus  lucanus;  auf  den  Opuntien  ran- 
ken Rubia  longifolia  und  Ephedra  altissima.  Die  Mitidscha 
ist  besonders  reich  an  Zwergpalmen :  an  feuchteren  Orten 
findet  sich  daselbst  der  Zizyphus  Lotus,  der  mit  Asparagus 
albus ,  Calycotome  und  Rubus  fruticosus  undurchdringliche 
Dickichte  bildet,  während  auf  dürrem  Boden  die  Maquis  auch 
mit  Kräuterwiesen  abwechseln.  Die  unteren  Nordabhänge  des 
kleinen  Atlas  bei  Blidah  sind  ebenfalls  mit  Maquis  bedeckt, 
die  hier  aus  Viburnum  Tinus ,  Cytisus  triflorus  und  Erica 
arborea,  in  den  Thälern  von  Nerium  und  Salix  pedicellata  ge- 
bildet werden:  darüber  folgen  Wälder  von  immergrünen  Ei- 
chen, von  Thuja  articulata  und  auf  den  Höhen,  von  Ain-tel- 
Azid  tritt  die  atlantische  Ceder  auf.  —  Die  Umgebungen  von 
Oran  sind  unfruchtbarer  und  weniger  anziehend,  die  Höhen- 
züge ohne  einheimische  Bäume,  aber  die  Flora  ist  demunge- 
achtet  mannigfaltiger :  Kräuterwiesen  mit  niedrigen  Labiaten- 
slräuchern ,  wechselnd  mit  Maquis  und  mit  den  Halophylen 
der  Salzseeen,  kurz  die  Ungleichheil  der  Bodenverhältnisse 
hat  diesen  Einfluss,  der  sich  auch  in  der  Vegetation  des  dür- 
ren Felsbodens  zu  erkennen  giebt;  der  grössere  Reichthum 
an  Cistineen  deutet  auf  die  nähere  Beziehung  zu  Spanien.  — 
Tlemsen,  der  westlichste  Punkt  der  französischen  Besitzungen, 
den  R.  besuchte,  gehört  zu  den  interessantesten,  weil  hier 
eine  der  Hauptslationen  auf  Desfontaine's  Reise  war.  An 
Fruchtbarkeit  übertrifft  sie  die  Gegend  von  Oran  und  besitzt 
daher  Bäume,  namentlich  Pistacia  atlantica.  Die  höhere  und 
durch  Gebirge  gegen  Ost  und  Süd  geschützte  Lage  entwickelt 
hier  eine  grössere  Reihe  mitteleuropäischer  Gewächse,  die, 
wie  die  nordischen  Pflanzen  bei  uns,   daselbst  in  einer  frü- 


350    Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

heren  Jahreszeit  zur  Entwicklung  gelangen  und,  indem  die 
Frühlingspflanzen  ihre  Phasen  gegen  den  Winter  weniger  zu- 
rückschieben, gleichzeitig  mit  diesen  sich  entfalten.  —  In 
zwei  Frühlingsmonaten  (März  und  April)  sammelte  R.  700  Ar- 
ten, von  denen  sich  yl4  als  unbeschrieben  herausgestellt  hat; 
diese  neuen  Formen  hat  R.  in  Gemeinschaft  mit  ßoissier 
in  der  schon  oben  erwähnten  Schrift  9<?)  publicirt. 

Nach  Schimper  137)  liegt  die  Baumgrenze  in  Abys- 
sinien  im  Niveau  von  11000':  immergrün  nennt  er  das  Ge- 
birge zwischen  6000'  und  13000',  während  unterhalb  dieser 
Regionen  die  Vegetation  durch  den  Wechsel  der  trockenen 
und  nassen  Jahreszeit  bedingt  wird  und  während  der  erste- 
ren  die  meisten  Gewächse  ihr  Laub  verlieren  (S.234). 

Seemann  ,38)  besuchte  während  seiner  Erdumsegelung 
auch  die  Kapstadt.  Er  bemerkt,  dass  bei  der  Befestigung  des 
Dünensandes  Myrica  cordifolia  am  Kap  eine  ähnliche  Rolle 
spielt,  wie  Carex  arenaria  in  Europa,  und  dass  zu  demselben 
Zwecke  Mesembryanthemum  edule  daselbst  angebaut  wird. 
Zeyher  theilte  ihm  mit,  dass  dieAloe,  nachdem  Aloe  ferox 
selten  geworden  sei,  jetzt  vorzüglich  von  A.  africana  Mill. 
gewonnen  werde,  so  wie  dass  die  Bukkoblälter  hauptsächlich 
von  Diosma  crenata  und  von  Empleurum  serratilolium  ab- 
slammen (p.  238). 

Plant  !MJ  besuchte  von  Port  Natal  aus  das  Gebiet  der 
nördlich  von  dieser  Kolonie  wohnenden  Zulu -Kaffern  und 
drang  bis  zum  27°  S.  Br.  vor.  Seine  Nachrichten  über  die 
Vegetation  dieser  Gebirgsküste  sind  unbedeutend,  er  traf  viel 
Hochwald  (Mimoseen,  Ficus,  Fächerpalmen)  und  eine  Fülle  von 
schön  blühenden  Erdorchideen.  Auch  erwähnt  er  (p.  253), 
dass  die  trockene  Jahreszeit  vom  April  bis  Oktober  anhält 
und  die  Regenzeit  im  November  und  December,  so  wie  zum 
zweiten  Male  im  März  heftige  Niederschläge  bringt. 

IV.     Inseln   des   atlantischen    Meeres. 

Heer's  Beobachtungen  in  Madeira  wo)  (s.  vor.  Jah- 
resb.  S.  48)  beziehen  sich  besonders  auf  die  Zeit  der  Belau- 
bung und   des  Blätterfalls    von  Eichen,  Buchen  und   anderen 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1852.        351 

europäischen  Bäumen  auf  einer  Insel ,  deren  einheimische 
Holzgewächse  immer  grün  sind.  Die  Unterschiede,  welche 
zwischen  jenen  Vegetationsperioden  in  ihrer  Heimalh  und  de- 
nen auf  Madeira  stattfinden,  sind  nicht  so  erheblich,  als  man 
erwarten  sollte  ,  wenn  man  den  Gang  der  Temperatur  ver- 
gleicht. Solche  Thalsachen  scheinen  zu  beweisen,  dass  die 
Periodicität  des  Pflanzenlebens  nicht  allein  durch  die  Wärme, 
sondern  zugleich  durch  Einflüsse  bestimmt  wird  ,  deren  Na- 
iur  uns  unbekannt  ist.  —  Von  Lowe's  Werk  über  Madeira 
erschien  eine  neue  Ausgabe  in)i 

Eine  werthvolle  Bereicheruno-  unserer  Kenntniss  der  at- 
lantischen  Inselfloren  verdanken  wir  dem  Werke  über  den 
Archipel  des  grünen  Vorgebirgs  von  Schmidt  142),  welcher 
daselbst  von  Ende  Januar  bis  Anfang  April  1851  verweilte 
und  ein  Herbarium  von  mehr  als  300  Arten,  vorzüglich  auf 
S.  Vincent  und  S.  Antonio  gesammelt  hat,  von  denen  etwa 
J/13  sich  ihm  als  unbeschrieben  herausstellte.  Seiner  systema- 
tischen Bearbeitung  der  Flora  der  Cap  -  Verden  hat  er  eine 
ausführliche  pflanzengeographische  Arbeit  über  diesen  Archi- 
pel vorausgeschickt.  Die  Anzahl  der  einheimischen  Gcfass- 
pflansen  (vergl.  Jahresb.  f.  1849.  S.  51.,  wo  278  Arten  an- 
gegeben wurden,  die  durch  Nachträge  • —  Jahresb.  f.  1850. 
S.  61 —  auf  319  gestiegen  waren)  ist  durch  ihn  bis  auf  435 
Arten  vermehrt  worden;  die  Zahl  der  endemischen  Formen 
beträgt  jetzt  78  Arten,  von  denen  nur  29  zwei  oder  mehre- 
ren Inseln  angehören,  die  übrigen  nur  auf  einer  einzigen 
angetroffen  sind. 

Dass  in  der  Breite  der  Antillen  auf  den  Cap-Verdischcn 
Inseln  die  Ueppigkeit  tropischen  Pflanzenlebens  durchaus  ver«- 
misst  wird ,  lässt  sich  zwar  im  Allgemeinen  aus  dem  herr- 
schenden Passalwinde  ableiten:  allein,  wenn  wir  die  Höhe 
der  Inseln  berücksichtigen,  die  in  dem  thäligen  Vulkan  von 
Fuego  auf  7000'  steigt  und  auf  S.  Antonio  ebenfalls  über 
6000'  beträgt  (S.  34)  ,  und  wenn  wir  erwägen ,  dass  solche 
Gebirgsmassen  ,  vorausgesetzt,  dass  sie  bewaldet  sind,  auf 
anderen  Inseln  der  tropischen  Zone  auch  aus  der  seiner  Rieh» 
tung  nach  trockenen  Passalströmung  den  Wasserdampf  nie- 
derschlagen und  sich  dauernd  in  Nebel  und  Wolken  zu  ver- 
hüllen pflegen,  so  bieten  uns  die  Cap^  Verden  ein  ausgereicht 

Archiv    f.  Nalurgesch.  XIX.  Jahrg.  2  Bd.  X 


352       Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

netes  Beispiel,  dass  der  Mangel  der  Wälder,  die  auf  einem 
dürren,  quellenlosen  Vulkanboden  nicht  entstehen  können, 
bestimmend  auf  die  Nalur  der  meteorologischen  Bedingungen 
des  organischen  Lebens  einwirkt.  So  scheint  Fuego,  die  ein- 
zige grössere  Insel,  welche  bis  jetzt  noch  von  keinem  Bota- 
niker besucht  ward,  da  der  Boden  hier,  durch  häufig  er- 
neuerte vulkanische  Ausbrüche  überschüttet,  der  ernährenden 
Erdkrume  am  meisten  entbehrt,  nach  den  Berichten  der  Be- 
wohner, die  pflauzenärmste  aller  Inseln  zu  sein,  wo  „nur  zur 
Regenzeit  kleine  Pflänzchen  dem  kahlen  Fels  entsprossen" 
(S.  41).  —  Die  schwache  und  zuweilen  ausbleibende  Regen- 
zeit, die  auf  den  Cap-Verden  die  herrschende  Bedingung  der 
Vegetation  ist  und  deren  Dauer  und  Zeitpunkt  früher  nicht 
genau  bekannt  war,  hängt  von  dem  Eintreten  westlicher  Winde 
ab,  die  den  Passat  im  Herbst  eine  Zeillang  unterbrechen:  sie 
beginnt,  nach  S.,  zu  Anfang  August  und  dauert  bis  Ende  October 
(S.  8) ,  aber  ihre  Wirkungen  auf  das  Pflanzenlebcn  scheinen 
erst  in  den  folgenden  Monaten  hervorzutreten ,  bis  im  März 
der  Boden  wieder  völlig  austrocknet  und  die  Vegetation  nun 
jenen  Stillstand  erleidet,  der  Brunner's  frühere  Reise  verei- 
telte. Die  Untersuchungen  D.  Hooker's  (im  November)  und 
des  Verfassers  (Januar  —  März)  fielen  daher  in  eine  gün- 
stige Jahreszeit.  Das  Gebirge  hat  der  Letztere  auf  S.  An- 
tonio bis  zur  Höhe  von  4500'  kennen  gelernt,  die  Pflanzen- 
formalionen  auf  den  einzelnen,  von  ihm  besuchten  Inseln  ab- 
gesondert dargestellt. 

S.  Antonio,  die  nordwestlichste  der  Inseln  (17°  N.  Br.), 
erhebt  sich  in  schroffen  Felsen  aus  dem  Meere.  Die  Strand- 
vegetation ist  daher  wenig  entwickelt,  sie  besitzt  neben  ver- 
einzelten Gräsern  an  Succulenten  Zygophyllum  simplex  und 
Aizoon  canariense.  Die  Thälcr  sind  oft  wüste  Steinfelder  von 
Basaltgerölle  mit  einer  ziemlich  mannigfaltigen,  aber  grossen- 
theils  nicht  endemischen  Vegetation,  nur  die  Ufer  der  Bäche 
mit  lebhafterem  Grün  ausgestaltet :  der  kullivirte  Theil  des 
Bodens  ist  besonders  durch  Kaffee-Plantagen  mit  vereinzelten 
Agrumen,  Pisang  undCocospalmen  charakterisirt,  so  wie  durch 
Maisfelder  und  Zuckerrohr.  —  S.  unterscheidet  zwei  Gebirgs- 
regionen: 

L  0'— 1500'.  1.  Format,  der  strauchartigen,  mit  E.  pisca- 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1852.        353 

loria  verwandten,  3—8'  hohen  Euphorbia  Tuckeyana,  die  vom 
Psidium  pomiferum,  Anona  Cherimolia,  Ficus  Sycomorus,  Ja- 
tropha  Curcas  und  Gossypium  punetatum  bewachsene  Abhänge 
schmückt.  —  2.  Gesträuchformalion  von  zwei  endemischen 
Synanlherecn  (Nidorella  Slcctzii  4 — 6'  hoch  und  N.  varia), 
mit  Lanlana  Camara  und  Periploca  laevigala  vegetirend.  — 
3.  Fclspflanzen,  eine  mannigfaltige  Formalion,  wo  von  ende- 
mischen Arten  namentlich  auftreten  :  Sarcostemma  Daltoni,  wie 
ein  Tau  in  der  Nähe  des  Meeres  herabhängend,  Lavandula 
rotundifolia  ,  Sinapidendron  Vogelii,  Aconium  gorgoneum, 
Echium  hypertropicum,  CampanuJa  jacobaca ,  Phagnalon  me- 
lanolcucum,  Rhabdothcca  picridioides,  Polycarpaea  Gayi,  Pa- 
ronychia  illccebroides,  Micromeria  Forbesii. 

IL  150CK-450CK.  Diese  Region  zerfällt  in  zwei  Ab- 
theilungen,  in  eine  untere,  die  durch  Synanlhereen  und  in 
eine  obere,  die  durch  Labiaten  physiognomisch  charakterisirt 
ist:  die  Grenze  wird  zu  2500'  bis  3000y  angenommen.  Beide 
Formalionen  besitzen  gesellige  Slräucher ,  aber  die  unlere 
mehr  endemische,  die  obere  fast  nur  eingewanderte  Formen: 
1.  Conyza  lurida  ,  Inula  leptoclada,  Odonlospermum  Daltoni, 
Rhabdolheca  picridioides  nebst  Yernonia  cinerea,  Conyza  thyr- 
soidea  und  aurita.  2.  Rosmarinus,  Ocimum  Basilicum,  Lavan- 
dula denlata  und  rolundifolia,  Micromeria  Forbesii:  nebst  ei- 
ner mannigfaltigeren  Reihe  von  Nebenbestandlheilcn. 

Auf  S.  Vincent  erhebt  sich  der  M.  Veredo  zwar  zu  3Ö0CK, 
aber  das  wüste  Tiefland  mit  seinen  Succulenten  und  einer 
reichlicheren  Slrandvegelation  ist  vorherrschend  entwickelt. 
Die  letztere  ist  merkwürdig  durch  einige  endemische  Grami- 
neen (Elionurus  Grisebachii,  Aristida  paradoxa,  Pappophorum 
Vincentianum),  die  Succulenten  dagegen  sind  eingewanderte, 
afrikanische  Formen,  gleich  derTamarix  senegalensis,  die  S. 
fast  für  den  einzigen  einheimischen  Baum  erklärt  (S.  81). 
Die  Formation  der  Ebene,  reich  an  Gräsern  und  Legumino- 
sen, vergleicht  er  naturgemäss  mit  einer  Grassteppe,  deren 
Entwickclung  schon  im  Januar  zu  Ende  ging.  —  Die  Hügel, 
welche  den  Basallkegel  des  Veredo  umgeben,  sind  bis  zum 
Niveau  von  1200'  durch  die  Gesträuche  der  geselligen  Eu- 
phorbia Tuckeyana  bezeichnet.  Darüber  folgt  die  Region  von 
Lablab  vulgaris,  den  S.  für  ein  einheimisches,  hier  durch  ge- 


354    Griscbach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

seilige  Verbreitung  charakteristisches  Gewächs  hält,  welches 
von  mehreren  endemischen  Pflanzen  begleitet  wird:  Odonlo- 
spermum  Daltoni,  0.  Vogelii,  Rhabdotheca  picridioides  ,  fer- 
ner Koniga  spalhulala,  Echium  stenosiphon,  Linaria  dichon- 
drifolia,  Tornabcnea  hirta  u.  a.  Die  oberste  Region  des  Ve- 
redo  wird  endlich*  durch  eine  Reihe  von  geselligen  Synan- 
therccn  bezeichnet,  die  als  Repräsentanten  der  auf  S.  Anto- 
nio vorkommenden  betrachtet  werden  können  oder  mit  ihnen 
identisch  sind :  z.  B.  Conyza  pannosa ,  Phagnalon  luridum, 
Gnaphalium  luteofuscum  ,  Nidorclla  varia  nebst  Statice  Jo- 
vibarba. 

Die  drei  östlichen  Inseln,  Majo  (15°  N.  ßr),  Boa  Vista 
(16°)  und  Sal  0"°)?  werden  als  Salzinseln  zusammengefasst : 
sie  sind  bei  Weitem  weniger  gebirgig  und  scheinen  der  Sy- 
nanthereenslräucher  zu  entbehren.  Weite  Sandflächen  sind 
schwach  mit  blaltarmen,  oft  dornigen  Stauden  und  Gräsern, 
in  der  Nähe  des  Meeres  mit  Succulenten  bewachsen:  doch 
besitzen  die  Hügel  auf  Majo  eine  ausgedehnte  Gesträuchfor- 
mation von  Gossypium  punclalum,  die  Basaltkegel  auf  Boa  Vista 
von  Jatropha  Curcas.  Zu  den  geselligen  Pflanzen  der  letz- 
teren Insel  gehört  namentlich  die  für  den  Wüstensand  be- 
zeichnende Rhabdotheca  spinosa. 

Daa  Vcrzeichniss  der  endemischen  Pflanzen  (Jahrcsb.  f.  1849. 
S.  103)  ist  durch  Formen  aus  folgenden  Gattungen  vermehrt  worden, 
von  denen  jeduch  die  mit  einem  *  bezeichneten  bekannten  Arten  nahe 
verwandt  sind  und  zum  Theil  auch  anderswo  vorkommen  werden  :  Fuma- 
maria  *,  Koniga,  Sinapidendron,  Arenaria  *,  Malva  *,  Sida  *,  Corcho- 
rus*,  Rhynchosia  *,  Aeonium  ,  Cremaspora ,  Pavetta  ,  Canthium,  Kido- 
rella,  Conyza,  Linaria,  Cyperus*,  Elionurus  *  ,  Pleuroplitis  *,  Cte- 
nium  *,  Schmidtia  (s.  u.),  Pappophorum,  Sporobolus,  Aristida. 

Einige  Nachrichten  über  Ascension  und  St.  Helena  wur- 
den von  Seemann  H3)   milgetheilt. 

V.     Amerika. 

Nach  den  schönen  Untersuchungen  Rink's  >«)  in  Grön- 
land bildet  das  Binnenland  im  Bereiche  der  nördlichen  dä- 
nischen Kolonieen  (68°  bis  73°  N.  Br.)  ,  so  weit  es  bekannt 
ist,  ein  grosses  Plateau  von  etwas  über  2000'  Höhe  (S.  9), 
welches  durchaus   mit    Gletschereis    bedeckt  ist.     Ich   habe 


und  systematischen  Botanik   während  des  Jahres  1852.         355 

früher  den  Satz  aufgestellt ,  dass  ewiger  Schnee  nur  auf  ge- 
neigtem Boden  möglich  sei  (Jahresb.  f.  1847.  S.  34)  *} :  die 
Eisdecke  Grönlands,  die  in  keinem  bekannten  Polarlande  ih- 
res Gleichen  hat,  bietet  ein  Beispiel  dafür  von  eigenlhümli- 
chem  Charakter.  Aus  dem  im  Sommer  geschmolzenen  Schnee 
entsteht  in  den  meisten  Polarebenen  unterirdisches  Eis :  wäre 
aber  der  unterirdische  Abfluss  durch  das  geognostische  Sub- 
strat, der  oberflächliche  durch  die  plastische  Gestalt  des  Bo- 
dens gehindert,  so  müsste  sich  das  Eis,  d.  h.  das  nicht  in 
der  Atmosphäre ,  sondern  an  der  Erdoberfläche  erstarrende 
Wasser,  wie  die  steigende  Fluth  eines  Landsees,  zu  einer  das 
Land  übcrkleidenden  Decke  in  vertikalem  Sinne  anhäufen. 
Im  alpinen  Gebirge  dagegen,  wo  der  ewige  Schnee,  wiewohl 
stetig  erneuert,  unveränderlich  scheint,  ist  der  Schmelzungs- 
process  durch  die  geringere  Kraft  der  Sonne  geschwächt 
(vergl.  vor.  Ber.  S.  37)  und  der  Abfluss  des  Wassers  erleich- 
tert: hier  bildet  sich  Gletschereis  nur  in  den  wärmeren  Thal- 
gründen.  Aber  wie  der  schwellende  Landsee  endlich  seine 
Ufer  überflulhet,  so  ist  es  auch  mit  der  wachsenden  Eisdecke 
Grönlands  der  Fall,  die  in  die  Thäler  der  Westküste  in  der 
Form  wirklicher  Gletscher  hinabgleitet  und  endlich  die  Baf- 
fins  -  Bai  mit  ihren  flulhenden  Eismassen  erfüllt.  Diese  Ver- 
hältnisse sind  es,  welche  die  Verlheilung  der  grönländischen 
Vegetation  bestimmen.  Die  zerrissene,  zu  Archipelen  und 
Halbinseln  gegliederte  und  fast  allein  zugängliche  Westküste, 
besitzt,  wiewohl  sie  in  der  Nähe  des  Waigat  zu  6000'  an- 
steigt (S.  19),  keine  scharfe  obere  Grenze  des  Pflanzenlcbens, 
weil  diese  von  der  unregelmässigen  Verlheilung  des  Glet- 
schereises, nicht  aber  von  einer  in  bestimmtem  Niveau  ent- 
wickelten Schneclinie  (S.  27)  abhängt.  In  dem  Binncnlande, 
wo  die  zusammenhängende  Eisdecke  bei  2000'  anhebt,  bil- 


*)  Der  angeführte  Salz,  in  dessen  Begründung  ein  Fehler  zu 
berichtigen  ist,  lautet  in  verbesserter  Form:  „die  Frage,  weshalb  bei 
so  niedrigen  Mittelwärmen  der  Schnee  im  Sommer  nicht  liegen  bleibt, 
dagegen  das  Eis  im  Boden  ansteht,  scheint  mir  dadurch  gelöst,  dass 
ewiger  Schnee  überhaupt  nur  im  Gebirge  möglich  ist,  wo  die  Ober- 
fläche grösstenteils  geneigt  ist  und  „mehr''  materielle  Punkte  von  den 
Strahlen  der  Sommersonne  getroffen  weiden,  die  daher  jeden  einzel- 
nen, nicht  go  kräftig,  wie  in  einer  Ebene  erwärmt.- 


356     Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

det  dieses  Niveau  daher  die  Vegetationsgrenze,  während  R. 
auf  der  zwischen  dem  Omenaksfjord  und  dem  Waigat  gele- 
genen Halbinsel ,  deren  Plateau  5000'  bis  6000'  hoch  liegt, 
noch  in  der  Höhe  von  4500'  eine  Reihe  von  Phanerogamcn 
antraf  (S.  29).  Dies  ist,  wenn  man  die  Tiefe  der  Mittellcm- 
peraturen  in  diesem  Theile  Grönlands  in's  Auge  fasst,  eins 
der  auffallendsten  Beispiele  von  dem  Einflüsse  des  excessiven 
Plateauklima's  auf  das  Pflanzenlcben,  wovon  man  Kunde  hat, 
um  so  merkwürdiger,  als  die  Insolation  des  Sommers,  auf  der 
das  Leben  dieser  Pflanzen  beruht,  hier,  in  der  unmittelbaren 
Nähe  des  Meeres,  durch  Nebclbildungen  geschwächt  wird. 
Aber  mit  Recht  hebt  R.  hervor,  dass  diese  höchste  Elevalion 
der  Pflanzengrenzen,  die  er  in  Grönland  bemerkt  hat,  mit 
der  geringen  Menge  von  Schnee  in  Beziehung  steht,  die  hier 
herabfällt.  Er  theilt  folgende  nähere  Angaben  über  die  Ver- 
theilung  der  Pflanzen  auf  jener  Halbinsel  (71°  N.  Br.)  mit 
(S.  283  : 

0' — 2000'.  Granilboden  mit  niedrigen  Sträuchern  (Em- 
petrum,  Andromeda  u.  a.}>  die  mit  Grasmatten  und  Moostun- 
dra wechseln. 

2000'— 3000'.  Der  Pflanzenleppich  ist  vermindert :  Grä- 
ser, Cyperaccen  und  Lichenen  bilden  den  Hauptbestandteil; 
ausserdem  findet  sich  eine  Moosvegetation  mit  Ranunculus 
nivalis. 

3900'.  Obere  Grenze  von  Salix  glauca.  Die  Pflanzen 
wachsen  nicht  mehr  gesellig,  sondern  sind  auf  einzelne  Flek- 
chen  des  Detritus  beschränkt. 

4500'.  Rand  der  zusammenhängenden  Eis-  und  Schnee- 
decke. Hier  wuchsen  noch  folgende  Pflanzen  und  blühten 
grösstenteils  Ende  Juli :  Papaver  nudicaule  (sehr  häufig) , 
Potentilla  Vahliana,  Saxifraga  tricuspidata  ,  oppositifolia  und 
caespitosa,  Alsine  rubella,  Silene  acaulis,  Draba  arclica,  Fe- 
stuca  nardifolia,  Carex  nardina ;  ausser  diesen  kamen  meh- 
rere Lichenen  vor. 

Von  drei  Punkten  der  grönländischen  Westküste  hat  R. 
die  Monatstemperaturen  mitgetheilt  (S.  22). 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1852. 


357 


Jahr. 

Jan. 

Febr. 

März. 

Apiii. 

t.Jakobshavn 

(69*  13') 

—  4o,7  R. 

—140,2  R. 

— 15<>,2  R. 

—  llo,6  R. 

-  6o,7  R. 

2.  Omenak 
(70°  41') 

-  6o,l  „ 

-17°,0„ 

-18o,2„ 

-14o,8„ 

3.  Upernivik 

(72°  48') 

-  8V>„ 

-19°,7„ 

— 22°,4„ 

-18o,6„ 

-130,0,, 

Jahr. 

Mai. 

Juni. 

Juli. 

Aug. 

UnkobshaYn 
(69°  13') 

—  4n,7R. 

-  Oo,l  R. 

+  3o,7  R. 

+  5°,9  R. 

+  4n,3  R 

2.  Omenak 

(70°  41') 

-  6o,l  „ 

-  0°,9„ 

+  3o,0„ 

+  4°,9„ 

+  3°,S„ 

3.  Upernivik 
(72«>  48') 

—  8o,6  „ 

-  2o,6„ 

+  !%»« 

+  3o,3  „ 

+  2",9„ 

Jahr. 

Sept. 

Okt. 

Kov. 

Dec. 

Uakobshavn 

(69«  13*) 

—  4°,7R. 

+  1°,0R. 

—  2o,5  R. 

-  9o,l  R. 

-12°,2R. 

2.  Omenak 

(70'>  4t') 

—  6°,1„ 

+  0°,4„ 

—  4o,2„ 

-  8°,l„ 

-14°,3„ 

3.  Upernivik 

(72°  43') 

—  8°,6  „ 

-  0«,5  „ 

—  5°,5„ 

-  9°,7„ 

-17°,2„ 

Seemann  hat  angefangen,  die  Ausbeule  seiner  Reise 
systematisch  zu  bearbeiten  und  in  einem  schönen  Kupfer- 
werke W5)  zu  erläutern,  dessen  erste  Lieferung  die  Flora  des 
westlichen  Eskimaux-Landes,  d.  h.  der  äussersten  Nordwest- 
küste von  Amerika  enthält  (vgl.  Jahresb.  f.  1849.  S.  52  u.  f. 
1850.  S.  61).  Das  Material  besieht  aus  249  Gefässpflanzen 
und  umfasst,  mit  Einschluss  der  Kryptogamen,  315  Arten,  an 
welche  sich  die  Verzeichnisse  der  von  Pullen ,  Penny  und 
Ede  in  anderen,  zumTheil  erst  auf  den  Franklins-Reisen  ent- 
deckten Gebieten  des  arktischen  Amerika's  gesammelten  Pllan- 
zen  anreihen.  —  S.'s  Zurückhaltung  in  der  Unterscheidung  neuer 
Arten  verdient  Anerkennung:  unter  den  Phanerogamen  ist 
nur  eine  Form  neu  benannt ,  aber  manche  sind  durch  kriti- 
sche Bemerkungen  besser  erläutert  worden.  —  Die  Moose 
des  Eskimaux-Landes  wurden  von  Wilson,  die  Algen  von 
Harvey  bearbeitet.  —  Babington  liiC)  bestimmte  auch  die 
auf  Penny's  Expedition  von  Sutherland  gesammelten,  arkti- 
schen Lichcnen.  D.  Hooker  und  Berkeley  147)  berich- 
teten über  eine  von  dem  Letzteren  auf  den  Eismassen  des 
Wellington-Kanals  in  grosser  Menge  beobachtete  Nostochinee, 
die,  ebenso  wie  das  Nostoc  cdule  China's  und  eine  andere 
in  Tibet  von  Thomson  bei  17000'  in  Salzwasser   gefundene 


358    Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.    geographischen 

Form,  wegen  ihres  reichlichen  Schleimgehalls  als  Nahrungs- 
mittel benutzt  werden  kann:  ß.  benannte  sie  Hormosiphon 
areticus. 

Beiträge  zur  Flora  des  Gebietes  der  Vereinigten  Staa- 
ten lieferten  Le  Conte  148),  Kirtland  ,£»<0,  RavencI  m% 
Bertoloni  löt),  Torrey  lb2Jlb%  A.  Gray  154),  Engcl- 
mann  15S)  156),  Scheele  157).  Eine  Sammlung  getrockne- 
ter, nordamerikanischer  Carices  yvurde  von  Sartwcll  ,f,83 
herausgegeben. 

Zu  den  bedeutendsten  Bereicherungen  der  nordamer'ka- 
nischen  Flora  gehört  A.  Gray's  Bearbeitung  der  Pflanzen, 
welche  C.  Wright  in  Texas  und  besonders  auf  der  Reise  von 
S.  Antonio  nach  El  Paso  im  südlichen  Theile  von  Neu -Me- 
xiko gesammelt  hat  1M).  Der  Reisende  verliess  die  Grenze 
von  Texas  zu  Anfang  Juni  1849,  erreichte  im  September  El 
Faso  und  kehrte  im  November  nach  S.  Anlonio  zurück.  Die 
erste  Hälfte  von  G.'s  Arbeit  enthält  418  Arten;  sie  ist  reich 
an  neuen  Formen  und  systematischen  Erörterungen,  zu  deren 
Begründung  häufig  auch  aus  anderen  Quellen  neue  Pflanzen 
beschrieben  werden. 

Engelmann  15<>)  schilderte  nach  Lindheimor's  Anga- 
ben und  Sammlungen  den  Vcgetalionscharakter  des  südli- 
chen Texas,  von  welchem  er  den  nordöstlichen  Theil  dieses 
Staates  als  zur  Flora  des  Mississippi-Thals  gehörig  absondert. 
Die  Grenze  zwischen  beiden  Gebieten  bildet  die  Wasser- 
scheide zwischen  dem  Rio  Brazos  und  dem  Colorado;  in 
südlicher  und  westlicher  Richtung  erstreckt  sich  die  Flora 
von  Texas  wahrscheinlich  bis  an  die  Abhänge  des  mexikani- 
schen Tafellandes.  Sondert  man  auch  die  Alluvialebenen  am 
Golf  davon  aus,  denen  E.  eine  abweichende,  subtropische 
Vegetation  zuschreibt ,  so  entspricht  sein  Gebiet  der  texani- 
schen  Kreideformation ,  die  ein  waldarmes  Terassenland  er- 
zeugt hat.  Mit  dem  Februar  beginnt  hier  der  Frühling,  des- 
sen Niederschläge  den  Boden  bis  zum  Mai  oder  Juni  befeuch- 
ten; dann  folgt  die  trockene  Jahreszeit,  der  mit  dem  Sep- 
tember die  llcrbstregen  folgen  ,  welche  die  Vegetation  auf's 
Neue  in  Trieb  setzen  und  manchen  annuellen  Pflanzen  eine 
holzige  Beschaffenheit  des  Stengels  verleihen.  —  Geslräuch- 
[prmationen  sind  hier,  wie  in  dem  klimalisch  so  verwandten 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1S52.         359 

südlichen  Europa,  verbreitet  und  sie  enthalten,  was  eigentüm- 
licher ist,  eine  Reihe  von  Arten  aus  Geschlechtern  ,  die  in 
dem  Waldgebiele  der  vereinigten  Staaten  durch  verwandte 
Baumformen  vertreten  sind  :  solche  Slräucher  sind  Juglans  nana, 
Monis  parvifolia,  Aesculus  discolor,  Acanlhocellis  (eine  noch 
unbeschriebene,  der  Celtis  occidenlalis  nahe  stehende  Form), 
Prunus  rivularis  und  minuliflora,  Cercis  occidenlalis.  Aber 
es  ist  bekannt,  dass  nicht  diese,  sondern  die  Mezquite-Sträu- 
cher,  dieMimoseen,  die  herrschenden,  physiognomisch  das 
Land  charaklerisirenden  Beslandlhcile  der  texanischen  Ge- 
slräuchformation  bilden,  welche  E.,  nach  einem  mexikanischen 
Ausdrucke,  die  Chaparal-Formation  nennt.  DieMimoseen  und 
viele  andere  Sträucher  tragen  Dornen  (namentlich  Rhamneen, 
Zanlhoxylon,  Caslela,  Berberis  trifoliolata,  einige  Rosaceen); 
auch  die  Agavenform,  hier  durch  Yucca  und  durch  die  Bro- 
meliacec  Dasylirion  vertreten,  zeigt  in  den  stechenden  Blatt— 
pitzen  oder  Serraturen  einen  ähnlichen,  der  Trockenheit  des 
Älima's  entsprechenden  Charakter.  Aber  in  höherem  Grade 
werden  diese  Beziehungen  durch  die  Cacteen  ausgedrückt, 
die,  in  den  Prairieen  nur  durch  einzelne  Formen  angedeutet, 
hier  zuerst  in  einem  ähnlichen  Reichlhum  von  Arten  und  In- 
dividuen auflreien,  wie  in  den  tropischen  Savanen  Amerika's. 
Texas  besitzt  Opuntien  mit  flachen  (0.  Lindheimeri)  und  mit 
cylindrischen  Gliedern  (0.  frutescens),  mehrere  Mamillarien, 
Echinocaclus  (E.  texensis,  setispinus  u.  a.)  und  den  gross- 
blumigen ,  kugelähnlichen  Echinocereus.  —  Aus  den  Nach- 
bargebielen  hat  Texas  am  meisten  aus  der  Prairieenflora  ent- 
lehnl,  aber  es  besitzt  auch  ausser  den  Miinosecn  und  Cacteen 
noch  einige  andere  mexikanische  Formen,  wie  Bolivaria,  ei- 
nige Malpighiaceen  und  Zygophyllccn.  Unter  den  endemischen 
Formen,  deren  Verwandte  in  weilen  Fernen  einheimisch  sind, 
hebt  E/Hermannia  texana  und  Rutosma  texanum  hervor. 

Kotschy  159)  stellte  aus  den  Quellen  eine  Charakteri- 
stik der  mexikanischen  Flora  zusammen.  Nach  seinen  sta- 
tistischen Untersuchungen  sind  bis  jetzt  über  7300  Arten  aus 
Mexiko  beschrieben:  von  denjenigen,  deren  Vorkommen  be- 
kannt ist,  rechnet  er  etwa  13Ü0  Arten  aufdieTierra  caliente, 
26S0  auf  dieT.  templada  und  1540  auf  die  T.  fria.  —  Hel- 
ler l6°)  beschrieb  eine  Exkursion  auf  den  Vulkan  yoii  Toluca. 


360     Griscbach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

Liebmann  l6t)  setzte  seine  systematischen  Beiträge  zur 
mexikanischen  Flora  (s.  vor.  Jahresb.  S.  63)  fort:  er  bear- 
beitete die  Gattungen  Begonia  (44  sp.)  und  Rubus  (14  sp.). 
—  Von  den  Ergebnissen  der  Oersted'schen  Reise  nach  Co- 
sta-Rica und  Nicaragua  (s.  vor.  Jahresb.  S.  68)  haben  Ben- 
tham  162)  (in  Verbindung  mit  Oersled)  die  Rubiacccn 
(98  sp.),  Synantherecn  (202  sp.),  den  Anfang  der  Legumino- 
sen (54  sp.),  die  Scrofularineen  (29  sp.)  und  die  Labiaten 
(40  sp.),  ich  ,t3)  die  Malpighiaceen  (26  sp.)  und  die  Gen- 
tianeen  (9  sp.)  bearbeitet.  —  Das  zweite  Heft  des  oben  er- 
wähnten Werkes  von  Seemann  »451  enthält  den  Anfang  der 
Flora  des  Isthmus  von  Panama  (Ranunculaceen  bis  Polygalcen). 

Sporleder  164)  veröffentlichte  einen  Beitrag  zur  Kry- 
ptogamen- Flora  von  Portorico ,  in  welchem  die  Laubmoose 
(48  sp.)  von  Hampe,  die  Lebermoose  (60  sp.)  von  diesem 
und  Gottsche,  die  Pilze  (17  sp.)  von  Klotzsch  nach 
den  von  Sc  hwa  necke  gesammelten  Materialien  bearbeitet 
sind.  —  Pilze  von  S.  Domingo,  von  Salle  gesammelt,  be- 
stimmte Berkeley  16ft)  :   67  Arten. 

Die  Beiträge  von  Klotzsch  zu  einer  Flora  des  tropi- 
schen Amerika,  wurden  mit  einer  Arbeit  von  C.  11.  Schultz  lf)ö) 
über  Slevia  wieder  aufgenommen.  —  Die  Bestimmungen  der 
von  II.  Wagen  er  in  Columbien  gesammelten  Pflanzen  wer- 
den von  v.  Schlechtcndal  ,67)  veröffentlicht:  bis  jetzt 
wurden  die  Kryptogamcn  (86  sp.),  darunter  aus  Kunze's 
Feder  die  Farne  gedruckt. 

Sir  R.  Schomburgk  l68)  gab  eine  Uebcrsicht  der  Be- 
nutzung der  Waldbäume  von  Britisch  Guiana:  nicht  von  allen 
sind  ihm  die  systematischen  Namen  bekannt  geworden. 

Von  v.  Martius'  Flora  brasiliensis  (s.  vor.  Jahresb. 
S.  68)  erschien  die  elfte  Lieferung  l6?) ,  welche  die  Bcarbci- 
iung  der  Pipcraceen  und  Chlorantheen  von  Miquel  enthält: 
tlie  Artenzahl  der  ersteren  Familie  beträgt  174  sp.,  der  letz- 
teren 1  sp.  —  Ben  tham's  1?0)  Bearbeitung  der  von  Spruce 
in  Nordbrasilien  gesammelten  Pflanzen  wurde  fortgesetzt:  es 
wurden  die  Hippocrateaceen,  Ilicineen,  Rhamneen  und  Tere- 
binlhaccen  bearbeitet;  S.'s  Reisebericht  vom  April  1852  be- 
zieht sich  auf  seinen  Aufenthalt  am  Rio  Negro ,  wo  einige 
Protcacccn  gesellig  auftreten,  —  Weddcll  171)  setzte  eben- 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1852.  361 

falls  die  Publikation  der  neuen  Formen  aus  seinen  südame- 
rikanischen Sammlungen  fort  (s.  Jahresb.  f.  1850.  S.  73) :  die 
vorliegende  Lieferung  enthält  dieUrticeen.  —  Pinel  172)  be- 
schäftigte sich  mit  dem  allgemeinen  Charakter  der  brasilia- 
nischen Flora.  —  Burmeister  173)  gab,  in  Folge  seiner 
zoologischen  Reise  nach  Rio  de  Janeiro,  eine  lebhafte  Schil- 
derung des  tropischen  Urwalds  und  theilte  eine  Uebersicb! 
der  essbaren  Früchte  mit,  die  in  Rio  auf  den  Markt  kommen. 

Aus  der  für  Gay's  Flora  chilena  bestimmten  Bearbeitung 
der  chilenischen  Lichenen  und  Algen  von  Montagne  174> 
sind  die  neuen  Formen  vorläufig  publicirt  worden. 

Philippi  l76)  berichtete  über  seine  Besteigung  des  Vul- 
kans von  Osorno  in  Valdivia  und  lieferte  dadurch  einen  schätz- 
baren Beitrag  zur  Kunde  des  südlichen  Andensystems  (40° 
S.  Br.).  Auf  dem  Wege  von  Valdivia  nach  Osorno  wurde 
die  etwa  1500' — 1800'  hohe  Küstencordillere  durchschnitten1, 
die  fast  überall  von  dichtem  Urwald  bedeckt  ist :  viele  Bäume 
erreichen  eine  Höhe  von  60'  bis  100'  und  Lianen  (nament- 
lich Cissus  striata  und  eine  Bambuse)  steigen  bis  in  die  höch- 
sten Baumgipfel.  Die  häufigsten  Bäume  sind  Fagus  australis 
u.  Dombeyi,  Eucryphia  latifolia,  die  MonimieeLaurelia  aroma- 
tica,  Laurus  Lingue,  ferner  eine  Menge  von  Myrtaceen  und 
zwei  Saxifragccn  (Weinmannia  trichosperma  und  Caldcluvia 
paniculata);  zu  diesen  gesellen  sich  mehrere  Proteaceen  (z. 
B.  Guevinia  avellana,  Lomatia  ferruginea).  —  Dann  folgen 
im  Zwischenräume  zur  Andenkette  tertiäre  Ebenen,  die  Lla- 
nos  von  Valdivia  genannt;  unmittelbar  am  Fusse  des  über 
8000'  hohen  Vulkans  von  Osorno  beträgt  das  Niveau  des 
Sees  Todos  los  Sanlos  nur  525'.  Die  feuchten,  dichtverwaclu 
senen  Wälder,  welche  das  Land  und  die  Abhänge  des  Gebir- 
ges bedecken,  erschweren  den  Zugang,  aber  die  niedrige 
Sommertemperatur  —  eine  Folge  des  umwölkten  Himmels  und 
der  Nähe  des  Meeres  —  deprimirt  die  Vegelationsgrenzen, 
wie  sich  aus  dem  Niveau  der  Schneelinie  schlicssen  lässt,  die 
rii.  am  Nordabhange  des  Vulkans  zu  4500'  bestimmte  (S.  941). 
Nach  einjährigen  Messungen  in  Valdivia  ist  das  Klima  dieses 
Orts  durch  folgende  Wcrlhe  bestimmt : 

Mitlcltcmperalur  von  Valdivia  =    8°,8  R. 

M.  Temperatur  des  Frühlings  =    7°,01  „ 


362    Grisebach:  Bericht   üb.  d.    Leistungen  in  d.  geographischen 

M.  Temperatur   des  Sommers   =  12°,4    R. 
„ä  „    Herbstes    =    9°,  12  „ 

„  „  „     Winters     =    6°,6     „ 

Die  tiefe  Lage  der  Schneelinie  hat  hier,  wo  die  Feuch- 
tigkeit des  Bodens  so  gross  und  der  Gegensatz  der  Jahreszei- 
ten gering  ist,  die  bemerkenswerte,  schon  oben  bei  Java  be- 
sprochene Wirkung,  dass  eine  alpine  Region  ohne  Holzge- 
wächse fehlt.  Die  „meisten  Bäume  und  Sträucher  der  Ebene 
reichen  so  ziemlich  bis  zum  ewigen  Schnee  hinauf"  (S.  567), 
namentlich  Fagus  Dombeyi,  der  vorherrschende  Baum  dieser 
Gegend,  der  aber  gleich  der  Bambuse  Coligue,  die  im  Tief- 
lande Dickichte  von  30'  Höhe  bildet,  an  seiner  oberen  Grenze 
zur  Zwcrggestalt  verkümmert.  Viele  Bäume  waren  indessen 
in  Folge  einer  vulkanischen  Eruption  abgestorben.  Von  an- 
deren Holzgewächsen  in  der  Nähe  der  Schneegrenze  erwähnt 
Ph.  folgende :  eine  Proteacee  mit  Scharlachblülhen,  Drimys 
chilensis,  Fuchsia  macrostemma,  mehrere  Berberis-Arten;  die 
häufigsten  Sträucher  sind  eine  Escallonia  und  mehrere  Eri- 
ceen  cPerncttya,  Gaullheria)  nebst  Empetrum  rubrum.  Kleine 
alpine  Stauden  sind  besonders  an  den  feuchten  Felswänden 
verbreitet. 

Einige  neue  vonLechl  er  inValdivia  gesammelte  Pflan- 
zen wurden  von  Miquel  17fl)  beschrieben. 

VI.     Australien. 

F.Müller  ,77)  publicirlc  die  neuen  Formen,  welche  er 
auf  seiner  Reise  im  südlichen  Neuholland  entdeckt  hat:  105 
Arten;  diese  beschrieb  er  selbst  zu  Adelaide;  seine  ganze 
Sammlung  aber  wird  in  Deutschland  bearbeitet  und  zwar  er- 
schienen bis  jetzt  die  Synanthereen  ,  Algen  und  Farne  von 
Sonder,  die  Charen  und  Rhizospermen  von  A.  Braun,  die 
Lichenen  und  Moose  von  Hampe.  —  A.Gray  178)  bearbei- 
tete eine  Reihe  von  Synanthereen  aus  der  Swan- River  -Ko- 
lonie, besonders  Gnaphalieen  der  Drummond'schen  Sammlun- 
gen. —  Meisner  17^)  machte  ein  Verzeichniss  der  daselbst 
von  Drummond  gesammelten  Proteaceen  bekannt. 

Die  zweite  Abiheilung  von  J.  D.  Hooker's  Werk  über 
seine  antarktische    Reise  Cvergl.    Jahrcsb.  f.  1846)  l8°)  ent- 


und  systematischen  Botanik  wahrend  des  Jahres  1852.  363 

hält  eine  auf  reichhaltige  Materialien  gegründete  und  mit  Mei- 
sterhand hearbeitete,  auch  durch  schöne  Kupfertaleln  erläu- 
terte Flora  von  Neu -Seeland. 

Uebersicht  der  bisher  erschienenen  Lieferungen  dieses  Werkes 
(die  Gattungen,  welche  nur  nicht  endemische  Arten  enthalten,  sind  mit 
*  bezeichnet):  18  Ranunculaceen  (Clematis  5,  Slyosurus,  Ranun- 
culus  11,  Caltha)  ;  1  Alagnoliacee  (Drimys)  ;  6  Cruciferen  (Cardamine  2, 
Naslurlium  *,  Barbarea  *,  Lepidium  2);  7  Violaceen  (Viola  2,  Hyme- 
nanthera,  Melicylus  4);  6  sp.  Drosera;  10  Pittosporeen  (Pitlosporum);  6 
Caryophylleen  (Stellaria  4,  Arenaria  *  =  Spergularia  ,  Colobanlhus) ; 
1  Elalinee  *;  1  Linum  ;  5  Malvaceen  (Hibiscus  *,  Plagianlhus  2,  Ho- 
heria  2) ;  1  Tiliacee  (Entelca)  ;  4  Elaeokarpeen  (Elaeocarpus  2,  Arislo- 
telia  2);  1  Olacinee  (Pennantia) ;  2  sp.  Hypericum  *;  2  Sapindaceen 
(Alectryon,  Dodonaea)  ;  1  Meliacee  (Hartighsea) ;  5  Geraniaceen  (Gera- 
nium  4,  Pelargonium)  ;  2  sp.  Oxalis  *;  3  Rutaceen  (Melicope  2,  Phe- 
balium);  2  sp.  Coriaria ;  4  Rhamnecn  (Pomaderris  3,  Discaria) ;  lStack- 
housia  ;  1  Anacardiacee  (Corynocarpus) ;  7  Leguminosen  (Clianthus, 
Carmichaelia  5,  Edwardsia) ;  7  Rosaceen  (Rubus,  Potentilla  *,  Acaena  3, 
Geum  2);  16  Onagrarieen  (Fuchsia  2,  Epilobium  14):  8  Malora- 
geen  (Haloragis  4,  Alyriophyllum  2,  Callitriche  *,  Gunnera);  15  Myr- 
taeeen  (Melrosideros  9,  Leplospermum  2,  Myrlus  3,  Eugenia);  1  Cu- 
curbitacee  (Sicyos  *) ;  1  Passiflora  ;  2  Porlulaceen  (Claytonia,  Wontia  *) ; 
1  Sclcranlhee  (Scleranthus  =  Mniarum  Auct.);  4  Crassulaceen  (Til- 
laca);  2  Ficoideen  (Mesembryanlhemum ,  Tetragonia  *)  ;  3  Escallonia- 
cecn  (Carpodelus,  Quintinia  2) ;  3  Cunoniaceen  (Ackama,  Weinmannia  2); 

1  Saxifragee  (Donatia) ;  1  Brexiacee  (Ixerba)  ;  23  Umbelliferen 
(Hydrocotyle  9,  Pozoa ,  Eryngium ,  Apium  2,  Cranlzia  *,  Aciphylla, 
Anisotome  6,  Daucus,  Oreomyrrhis) ;  11  Araliaceen  (Panax  6,  Aralia  4, 
Boti  yodendron) ;  3  Corneen  (Griselinia ,  Corokia  2)  ;  7  Loranthaceen 
(Loranthus  5,  Tupeia,  Viscum). 

4  Capiifoliaceen  (Alseuosmia) ;  28  Rubiaceen  (Coprosma  19, 
Opercularia2,  Nerlera  4,  Galium  2,  Asperula);  87  Synanthereen 
(Olearia  5,  Eurybia  10,  Celmisia  10,  Eurybiopsis,  Lagenophora  4,  Bra- 
chycome  ,  Cotula  2,  Leplinella4,  Myriogyne,  Trineuron,  daspedia, 
Cassinia  3,  Ozothamnus  3,  Raoulia  (s.  u.)  5,  Gnaphalium  9,  Helichry- 
sum  2,  Erechtites  4,  Senecio  18,  Microseris,  Picris  *,  Taraxacum  *, 
Sonchus  »,  llieracium?)  ;  4  Stylidieen  (Forslera);  1  Goodenia;  4  Lo- 
beliacecn  (Colensoa  (s.u.),  Pratia,  Lobelia?);  2  Campanulaceen  (Wah- 
lcnbergia);  6  Ericeen  (Gaullheria)  ;  24Epacrideen  (Cyathodes  3, 
Leucopogon  3,  Pentachondra  ,  Epacris  3,  Dracophyllum  14);  4  Myrsi- 
neen  (Suttonia) ;  Sapota ;  2  sp.  ülea;  2  Loganiaceen  (Logania,  Genio- 
stoma); 3    Gentianeen  (Gentiana  2,  Scbaea)  ;  4  Apocyneen  (Parsonsia); 

2  sp.  Solanum;  8  Convolvulaceen  (Calystegia  4,  Ipomoea ,  Convolvu- 
lus,  üichondra,  Cuscuta);  1  Cyrtandracee  (Bhabdolhamnus);   40  Sero- 


364    Griscbach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

fularineen  (Calceolaria  2,  Mimulus  2,  Riazug,  Gratiola  2,  Glossosligma, 
Limosella  *,  Veronica  24,  üurisia  3,  Euphrasia  4) ;  8  ßoragineen  (Myo- 
solis);  3  Vtrbenaceen  (Vitex,  Teucridium  (s.u.),  Avicennia  f)  ;  1  Myo- 
pornm  ;  2  Labialen  [Mentha  ,  Scutellaria)  ;  3  sp.  ütricularia  ;  1  Samo- 
lus;  4  sp.  Plantago. 

1  Kyctaginee   (Pisonia);    8  Polygoneen    (Polygonum  7,  Rumex) ; 

1  Amarantacee  ( Alternanthcra) ;  12  Chenopodeen  (Chenopodium  6, 
Suaeda  *,  Alriplex  3,  Salsola  *,  Salicornia  »)  ;  4  Laurineen  (Tetran- 
thera,  Nesodaphne  2,  Cassytha)  ;    2  Monimiecn  (Laurtlia  ,  Hedycarya)  ; 

2  Proteaceen  (Knightia,  Persoonia) ;  9  Thymelaeen  (Pimelea  7,  Drape- 
tes  2);  2  Santaleen  (Exocarpus,  Santalum)  ;  7  Urticcen  (Trophis?,  Ur- 
tica 3,  Auslralina,  Parietaria,  Elatostemma)  ;  1  Euphorbia;  2  Pipera- 
ceen  (Piper,  Peperomia) ;  1  Chloranlhee  (Ascarina)  ;  4  sp.  Fagus  ;  12 
Coniferen  (  Dammara  ,  Thuja  ,  Podocarpus  5  ,  Dacrydium  3  ,  Phyllo- 
cladus  2). 

5  Najadeen  (Triglochin,  Polamogelon  *  2,  Ruppia  *,  ZannicheU 
lia  *)  ;  t  Pandanee  (Freycinetia)  ;  4  Aroideen  (Typha  *,  Sparganium  *, 
Lemna  *  2). 

Der  botanische  Atlas181)  zu  Dumont  d'Urville's  an- 
tarktischer Heise  wurde  vollendet,  der  Text  zu  den  Gefäss- 
pllanzen  noch  nicht. 

Seemann  182)  schrieb  eine  Skizze  der  Sandwich- In- 
seln, in  welcher  die  Nutzpflanzen  aufgezählt  sind.  Zu  den 
eigentümlichem  gehören :  von  Nahrungspflanzen  Colocasia 
esculenta  (Kalo),  Tacca  pinnalifida  (Pia),  Dracaena  termina- 
lis  (Ki) ;  von  Früchten  Älorus  indica  (Kilika),  Morinda  citri— 
folia  (Noni),  Osteomeles  anthyllidifolia  (Vhi) ,  Sambosa  ma- 
laccensis  (Obiaai),  Pandanu?  odoratissimus  (Lahala),  Physalis 
pubescens;  von  Faserpflanzen  Broussonetia  (Wauka) ,  Boch- 
meria  albida  (Mamaki),  Paritium  tiliaceum  (Hau);  von  feinen 
Hölzern  Acacia  heterophylla,  Jambosa  malaccensis,  Cordia 
subcordata:  Santalum  paniculatum  ist  fast  ausgerottet. 


Literarische  Nah  Weisungen. 

1)  Dove,  die  Verbreitung  der  Wärme  auf  der  OberCfiche  der 
Erde,  erläutert  durch  Isothermen,  thermische  Isanomalen  und  Tempera** 
turcurven.  Zweite,  sehr  vermehrte  Auflage  der  Monatsisothermen.  Ber- 
lin, 1852.  26  S.  4.  und  7  Karten  nebst  2  Tafeln. 

2)  Unger,  Versuch  einer  Geschichte  der  Pflanzenwelt.  Wien, 
1852.  364  S.  8.     Daselbst:  S.  1—48. 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1852.  365 

3)  C.  Ritter,  über  die  geographische  Veibreitung  der  Baum- 
wolle. Abschn.  1.  Antiquarischer  Theil.  Berlin,  1852.  63  S.  4.  (Sep. 
Abdr.  aus  den  Abh.  der  Berliner  Akademie). 

4)  A.  Henfrey,  the  Vegetation  of  Europc,  its  conditions  and 
causes.  London,  1852.  387  pag.  8.  mit  einer  Karte.  Diese  Schrift  bil- 
det die  erste  Abtheilung  eines  Werkes,  welches  unter  dem  Titel:  Out- 
lines of  the  natural  history  of  Europe  fortgesetzt  werden  soll. 

5)  v.  Ledcbour,  Flora  rossica.  Vol  IV.  Fase.  12—14.  Stutt- 
gart, (J852-)  1853.  741  pag.  8.  Die  Separatabdrücke  des  von  mir  be- 
arbeiteten Abschnitts  über  die  Gräser  führen  den  Titel  :   Gramina  rossica. 

6)  Maury,  considerations  sur  la  geographie  botanique  de  la 
Russie  septentrionale  (Bullet,  de  la  soc.  de  geogr.  1852.  3.  p.  256  u. 
4.  p.70j. 

7)  F.  J.  Wicdemann  und  E.Weber,  Beschreibung  der  pha- 
nerogamisehen  Gewäcl.se  Esth-,  Liv-  und  Curlands.  Reval ,  1852. 
664  S.  8.  mit  4  Tafeln. 

8)  N.  J.  Andersson,  Planlae  Scandinaviae  descriptionibus  et 
figuris  analyticis  adumbratae.  Fase.  II.  Ilolmiae,  1852.  112  pag.  8  m. 
12  Taf.  al.  til. :  Gramineae  Scandinaviae. 

9)  C.  E.  Bergstrand,  naturalhistoriska  Anteckningar  om  Aland 
(N.  Bot.  Kotiser,  1852.  p.   1—11.  p.  23-26.  p.  35—44.  p.  129—141). 

10)  C.  A.  Westerlund,  Anteckningar  tili  Ölands  Flora  (das. 
p.8i— 86.  p.  100  — 115.  p.  15t  — 155). 

11)  Nyman,  üfversigt  af  slägtet  Batrachium  (das.  p.  97— 100). 

12)  P.  J.  Beurling,  svenska  arterna  af  Ranunculus  sect.  Ba- 
trachium (das.  p.  155 — 157). 

13)  Angström,  musci  novi  Scandinaviae  (das.  p.  33 — 35:  10 
Arten  von  Laubmoosen). 

14)  C.  II  artmann,  nya  vextställen  för  nagra  svenska  och 
norrska  mossarter  (das.  ISO — 188). 

15)  R.  F.  Frist  cd  t  und  F.  Björnstrom:  die  merkwürdig- 
sten, auf  ihrer  Reise  durch  Torneä-Lappland  beobachteten  Fundorte  sind 
mitgetheilt  das.  p.  158—160. 

16)  Thedenius:  Verzeichniss  der  bei  Stockholm  gefundenen 
Lichenen  nebst  kritischen  Bemerkungen  und  einigen  neu  unterschiede- 
nen Formen  (das.   p.   161—180). 

17)  II.  Hofberg,  Södermanlands  Phanerogamcr  och  Filices. 
Stockholm,   1S52.:  Pflanzenverztichniss   von  884  Arten. 

18)  C.  O.  Hamnström:  zweite,  umgearbeitete  Auflage  von  Gel- 
lerstedt's  Nerikes  Flora.  Örebro  ,  1852.  Diese  Lokalflora  zählt  724 
Phanerogamen. 

19)  0.  Sandahl:  Beilrag    zur  Flora   des  Kinnekullen   am  We- 


366  Griscbacli:   Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

nersee  (K.  Bot.  Notis.  a.  a.  0.   p.65  — 69),  Zusätze  zu  Zettersledt's  Ar- 
beit enthallend. 

20)  Lindeberg:  Fundorte  aus  der  Frovinz  Bohuslän  (daselbst 
p.  17-23). 

21)  T.  AI»  Fries:  Bemerkungen  über  die  Vegetation  des  Kirch- 
spiels Fcmsjö  in  Smalaod  (das.  p.49— 57.  p.69  —  78.  p.  86— 94). 

22)  Wes  teil  und,  Bidrag  tili  kännedommen  om  Kalmarläns  Ve- 
getation. Kalmar,  1852.  64  pag.  8.  :  Verzcichniss  von  853  Gefäss- 
pflanzen. 

23)  J.  Norman,  Berelning  om  en  i  Gulbrandsdalen  Toretagne 
botanisk  Heise  (Kyt  Magazin  for  Naturvidenskaberne.  Bd.  6.  Christiania, 
1851.  p.  212— 291). 

24)  Iconcs  planlarum  sponte  nascentium  in  regno  Daniae  et  in 
ducalibus  Slesvici  Holsatiae  et  Lauenburgiae  ad  illustrandum  opus  Florae 
danicae  nomine  descriptum,  edilae  a  Lieb  mann.  Fase.  XL1V.  tab. 
2581—2640.     Hafniae,    1852.  tot. 

25)  Watson,  Cybele  britannica.  Vol.  3.  London,  1852.  8. 

26)  Withering,  British  planls:  the  ilowcring  plants  and  ferns 
of  Grcat  Britain  and  Ireland  arranged  aecording  to  the  Linnean  system.  8. 
edition.   London,   1852.  480  pag.    12. 

27)  Rev.  W.  A.  Leighton,  the  British  species  of  AngiOcar- 
pous  Lichcns,  elueidated  by  their  sporidia.   London,  1851. 

28)  Rev.  AI.  J.  Berkeley  and  C.  E.  ßroome,  Noticcs  of 
British  Fungi  (Ann.  nat.  hist.  II  9.  p.  317.  377.  t.  8  — 12.:  vorzüglich 
analytische  Figuren  von  Sphaerien  enthaltend)  vergl.  Jahresb.  f.  1850. 
und  1851. 

29)  J.  Dickinson,  the  Flora  of  Liverpool.  Liverpool,  1851. 
166  pag.  8. 

30)  Dickie:  Vortrag  bei  der  britischen  Naluiforschervcrsamm- 
lung  über  die  Verlheilung  der  Aleeresalgen  an  der  englischen  und  iri- 
schen Küste  (22.  meeting  of  the  British  Association  held  at  Belfast). 

31)  Derselbe:  über  die  Höhenbezirke  der  Pflanzen  in  Nordir- 
land (ebenda). 

32)  Kops,  Flora  balava.  Aflevering  159 — 172.  Amsterdam, 
1850-52.  4. 

33)  Bericht  über  die  sechste  Zusammenkunft  der  Mitglieder  des 
Vereins  für  die  niederländische  Flora  zu  Leiden,  so  wie  der  siebenten 
ebenda  (Nederlandsch  kruidkundig  Archief.  D.  3.  St.  2.  p.  197—309. 
Leiden,   1852). 

34)  P.  AI.  E.  Gevers  Deynot  und  T.  H.  A.  J.  Abeleven, 
Flora  Noviomagensis.     Nymwegen,  1848.  8. 

35)  F.  J.  J.  v.  Hoven,  Flora  van's  Herlogenbosch.  Heusden, 
1848.  8. 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1852.  367 

36)  R.  Bond  am  und  W.  G.  Top,  Flora  campensis.  Kampen, 
1849.  4.  (Eine  frühere  Auflage,  von  Bondam  allein  verfasst,  erschien 
1845.  in  8). 

37)  J.  G.  H.  Rombouts  und  J.  J.  F.  H.  T.  Merkus  Door- 
nik,  Flora  Amstelaedamensis.  Traj  ,  1852.  8. 

38)  Reichenbach,  Icones  Florae  germanicae.  Vol.  14.  Dec. 
8  —  10.  und  Vol.  15.  Dec.  1  —  12.:  den  Schluss  der  Orchideen  und  Cy- 
nareen  enthaltend. 

39)  Schenk,  Flora  von  Deutschland.  Bd.  12.  —Flora  von  Thü- 
ringen.    Heft  117—124. 

40)  Dietrich,  Deutschlands  Flora.  Ein  Taschenbuch.  Heft 
1-9.     Jena,  1852. 

41)  Linckc,  Flora  von  Deutschland.  Heft  96 97. 

42)  Löhr,  Enumeratio  der  Flora  von  Deutschland  und  der  an- 
grenzenden Länder,  unter  besonderer  Berücksichtigung  der  Gegenden 
am  Rheine.     Braunschweig,  1852.  820  päg.   12. 

43)  v.  Klinggräff,  Beiträge  zur  Charakteristik  einiger  Arten 
der  deutschen  Flora  (Bot  Zeit.  10.  S.  169—173)  und  zur  Flora  det4 
l'rovinz  Preussen  (N.  preusS.  Provinzialblätter.  11.2.  Heft  2.  S.  93 95). 

44)  Leo  Meier,  Verzeichniss  der  bei  Kreuzburg  wachsenden 
Pflanzen  (a.  letzterem  0.   S.  95 — 103), 

45)  Wim  m  er:  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Formen  ton  Salix  und 
der  Gruppe  von  Carex  caespitosa  (Jahresber.  der  schles.  Gesellschaft 
f.  1852.  S.  63—67). 

46)  Milde:  Beiträge  zur  Topographie  der  Kryplogamenflora  um 
Breslau  (das.  S.  67  — 73)  und  Verzeichniss  der  schlcsischen  Gefässkryp- 
togamen  (Oesterr.  bot.  Wochenblatt,  2.  p.  187—189). 

47)  Weizner,  Pflanzentopographie  des  Breslauer  Kreises.  Bres- 
lau, 1852.  65  S.   16. 

48)  Brock  müller,  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Haideflora  des 
südwestlichen  Mecklenburg  (Archiv  des  meckl.  Vereins  v.  Freunden  der 
Naturg.     Heft  6.  S.  100— 112). 

49)  Schramm,  Beitrag  zur  Flora  der  Mark  Brandenburg  (Oesterr. 
bot.  Wochenblatt.  2.  S.  129.  137.  145.  153.  16l):  Verzeichniss  der  sel- 
teneren Pflanzen  bei  der  Stadt  Brandenburg  nebst  einigen  kritischen 
Bemerkungen. 

50)  v.  Schi  ech  len  dal,  Bemerkungen  zu  einer  Üecade  für  die 
Flora  von  Halle  neuer  Pilze  (Bot.  Zeit.  10.  S.  601.  617). 

51)  W.  Schrader,  die  Thüringer  Flora  zum  Schulgebrauche. 
Erfurt,  1852    220  S.  8. 

52)  Metsch,  Pflanzenformen  aus  der  Grafschaft  Henneberg. 
(Bot.  Zeit.   10.  S.  278—289). 

Archiv   f.  tfjuursesch.  XIX. Jahrj.  2.  Bd.  v 


363     Griscbach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

53)  A.  Rose,  über  die  Moosvegetation  des  Thüringer  Waldes 
(das.  S.  33). 

54)  Jüngst,  Flora  Westfalens.  Bielefeld,  1852.  438  S.  8.:  dies 
ist  eine  zweile  sehr  verbesserte  Auflage  von  des  Verf.  im  J.  1837  er- 
schienener Flora  von  Bielefeld. 

55)  Lö  hr:  südliche  und  nördliche  Formen  der  Rheinflora  (Bot. 
Zeit.  10.  S.  889). 

56)  Verhandlungen  des  naturhislorischen  Vereins  der  preussischen 
Rheinlande.  Jahrg.  9.  Bonn,  1852:  enthalten  einige  systematische  Bei- 
träge (S.  577.  582.  593.  598).' 

57)  Rudio,  Uebersichl  der  Phanerogamen  und  Gefässkrypto- 
gamen  von  Nassau  (Jahrbücher  des  Vereins  für  Naturkunde  in  Nassau 
Heft  7.  Abth.  1.  136  pag.)  und  Nachtrag  (das.  Heft  8.  Abth.  2.  S.  166 
—  199). 

58)  G.  F.  Koch,  Zusätze  und  Bemerkungen  zur  Flora  der  Pfalz 
(Zehnter  Jahresbericht  der  Pollichia,  S.  22— 35.     Neustadt  a.  II.   1852). 

59)  K.  Engesser,  Flora  des  südöstlichen  Schwarzwaldes.  Do- 
naueschingen,  1852.  270  S.    12:  ungünstig  beul  tb  ei  lt. 

60)  E.  Rehmann  und  F.  Brunn  er,  Gäa  und  Flora  der  Quel- 
lenbezirke der  Donau  und  Wulach  (Beiträge  zur  rheinischen  Naturge- 
schichte, herausgeg.  von  der  Freiburger  Gesellschaft.  Heft  2.  S.  1  —  117. 
das.  1851.  8). 

61)  F.  Emmert  und  G.  v.  Segnitz,  Flora  von  Schweinfurt. 
Schweinfurt  1852.  290  S.  8. 

62)  J.  Kress,  Verzeiehniss  der  selteneren  Phanerogamen  des 
Steigerwaldes  (Erster  Bericht  des  naturforschenden  Vereins  zu  Bamberg, 
S.  54—59.   Das.   1852.  8). 

63)  J.  Ott,  Catalog  d?r  Flora  Böhmens  nach  Tausch's  Herba- 
rium Florae  bohemicae.     Prag,  1851.   111  S.  4. 

64)  W.  Karl,  Nordböhmen  und  seine  Flora  (Oeslerr.  bot.  Wo- 
chenbl.  2.  S.  233.  241.  249.  257.  2Ö5.  270)  :  alphabetisch  geordneter 
Pflanzenkalalog  für  die  Gegend  von  Schluckenau  und  Rumburg  au  der 
Grenze  der  Lausitz. 

65)  Milde,  zur  Flora  von  Uslron  bei  Teschen  (Bot.  Zeit.  10. 
S.  715— 717.  und  gleichzeitig:  Oesterr.  bot.  Wochenbl.  2.  S.  325) :  ei- 
nige, auf  Exeursioncn  autgezeichnete  Notizen. 

66)  A.  Pokorny,  die  Vegetationsverhältnisse  von  Iglau.  Wien, 
1852.  164  S.  8.  mit  einer  Karte:  vergl.  den  Bericht  von  Fenzl  und 
Unger  über  diese  Schrift  (Sitzungsberichte  der  Wiener  Akad.  Math,  na- 
turw.  KI.  8.  S.  233)  und:  Beiträge  zur  Flora  des  böhmisch-mährischen 
Gebirges  (Verb,  des  zool— bot.  Vereins    s.  no.  67.  S.  59.  99). 

67)  11.  Wawra,  Vorarbeiten  zu  einer  Flora  von  B'inn  (Verh. 
des  zool. -bot.  Vereins  das.  S.  161). 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1832.  369 

G8)  Verhandlungen  des  zoologisch -botanischen  Vereins  in  Wien. 
Bd.  1.  Wien,  1852.  234  S. :  über  den  für  die  Pflanzentopographie  Uu- 
teröslerreichs  reichen  Inhalt  vergl.   Bot.  Zeit.  10.  S.  813  u.  f. 

69)  Pokorny,  über  die  Verbreitung  und  Verlheilung  der  Le- 
bermoose von  Unteröslerieiih  (Wiener  Silzungberichte.  Math,  naturw. 
Kl.  9.  p.  186—200). 

70)  C.  Ehrlich,  geognostische  Wanderungen  im  Gebiete  der 
nordöstlichen  Alpen.  Linz,  1852.  8.:  enthält  einen  Abschnitt  über  den 
Einfluss  der  geognostischen  und  klimatischen  Verhältnisse  auf  die  Ve- 
getation. S  136  —  141. 

71)  Nyman:  Exkursion  auf  den  Schneeberg  und  die  Raxalpe 
(N.  bot.   Notiscr,   1852.  p.  145  — 150). 

72)  v.  Widerspach,  der  Göller  bei  S.  Egidi  und  seine  Flora 
(Oesterr.   bot.   Wochenbl.  2.  S.  340.  350):  Pflanzenverzeichniss. 

73)  Sauter,  neue  Beiträge  zur  Flora  Salzburgs  (Regensb.  Flora 
1852.  S.  577— 581). 

74)  Keil,  Fortsetzung  der  Ausflöge  von  Gastein  (Oesterr.  bot. 
Wochenbl.  2.  S.203.  211). 

75)  v.  Hausmann,  Flora  von  Tirol.  Heft  2.  Innsbruck  1852. 
8.  S.  577 — 1033:  die  hiemit  bis  zum  Schlüsse  der  Gefässpflanzen  vol- 
lendete Flora  (s.  vor.  Jahrcsb.  nr.  59)  enthält  2279   Arten. 

76)  J.  Hofmann:  über  einige  kritische  Tiroler  Pflanzen  (Oesterr. 
bot.  Wochcnb.  2.  S.  169.  177.   185.  193). 

77)  v.  Heul ler;  Exkursion  nach  dem  Monte  Penegal  (das» 
S.  291.  299). 

78)  Sauter,  zur  Flora  des  Passes  Finstermünz  (Regensb.  Fl. 
1852.  S.  621-623). 

79)  Grisebach  und  Schenk,  observationes  quaedam  de  plan* 
tis,  quas  in  itinere  alpino  a.  1851  suseepto  legerunt  (Linnaea,  23. 
p  593 — 611):  systematische  Ergebnisse  und  neue  Fundorte  von  einer 
Reise  durch  das  westliche  Tirol,  das  Engadin,  die  Lombardei,  Piemont 
und  Dauphine. 

80)  Graf,  Beiträge  zur  Flora  des  Lavanlhals  (Jahrbuch  des  na* 
lurhist.  Landesmuseums  von  Kärnthtn.     Klagenfurt,  1852.  8.  S.  3  — 10). 

81)  Kok  eil,  Aufzählung  der  in  der  Umgebung  von  Klagenfurt 
vorkommenden  phanerogamischen  Gewächse  und  Farnkräuter  (daselbst 
S.  15—56). 

82)  H.  Lobarzewski,  musci  hypnoidei  Galiciae  rariores.  Leo* 
pol.,  1852.  23  pag.  4. 

83)  F.  Hasslinzsky,  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Flora  der: 
Karpaten  (Verhandlungen  des  zoolog.  bot.  Vereins  in  Wien  ,  1.  S.  200 
-207). 

84)  Iler  hungaricum,  Beiträge  zur  Systematik  der  ungarischen  Flora> 


370     Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  <1.  geographischen 

von  Grisebach   und    Schenk   (Archiv   für  Naturgeschichte,    18.  1. 
S.  291-362). 

85)  F.  Schur,  über  die  siebenbürgischen  Arten  von  Scleran- 
Ihus  (Verhandlungen  des  siebenbürgischen  Vereins  für  Naturwissen- 
schaften. Jahrg.  2.  S.  9 — 13.  Hermannstadt,  1851);  Verzeichniss  der 
Cyperaccen  und  Junceen  (das.  S.  65—70);  über  Bulbocodium  edenla- 
tum  (das.  S.  165—167.  t.6.  und  Jahrg.  3.  S.  117—121);  Excursion  auf 
den  Foravascher- Gebirgen  (Jahrg.  2.  S.  167—171.  und  176—177); 
Uebersicht  der  auf  den  Arpascher  Alpen  gesammelten  Pflanzen  (Jahrg.  3. 
S.  84—95);  Verzeichniss  von  im  November  1851  in  der  Blülhe  beob- 
achteten Pflanzen  (das.  S.  95);  Verzeichniss  siebenbürgischer  Euphor- 
bien (das.  S.  122—128). 

86)  Schlosser,  Reiseflora  aus  Südcroatien  (Oesterr.  bot.  Wo- 
chenbl.  2.  S.  322.  329.  337.  345.  353.  361.  369.  377.  385.  393.  401). 

87)  Thurmann,  la  Flore  de  la  frontiere  berno-alsalique  d'apres 
les  observations  de  Montandon  (Mittheilungen  der  nalurf.  Gesellsch.  in 
Bern.  Jahrg.  1851.  S.  137—144). 

88)  Godet,  Flore  du  Jura  suisse  et  francais.  Partie  1.  Neu- 
chätel  et  Berne,   1852.  P.  2.   1853.  872  pag.  8. 

89)  Grenier  et  Godron,  Flore  de  France.  Tome  2.  Partie  2. 
Paris,  1852.  p.  393—760.  8. 

90)  Jordan,  pugillus  plantarum  novarum  praeserlim  gallicarum. 
Taris.,  1852.  148  pag.  8. 

91)  Desmazi  er  e  s,  20.  notice  sur  les  plantes  cryptogames  rc- 
cemment  decouverles  en  France  (Ann.  sc.  nat.  III.  18.  p.  355 — 375): 
23  Pilze  enthaltend. 

92)  Le  Jolis,  observations  sur  les  Ulex  des  environs  de  Cher- 
bourg  (Mein,  de  la  soc.  des  sc.  nat.  de  Cherbourg.  Vol.  1.  p.  263 — 279. 
Cherbourg,  1852). 

93)  Billot,  Archives  de  la  Flore  de  France  et  d'Allemagne. 
p.  195—206.  (s.  vor.  Jahresb.).  Centuriae  Fl.  exsiccatae  nr.  8.  9.  Diese 
Miltheilung  enthält  namentlich  einen  Artikel  von  Grenier  über  Scler- 
anlhus. 

94)  Kirsch  leger,  Flore  d'Alsace  et  des  conlrees  limilrophes. 
Vol.  1.     Strassbourg,  1852.  662  pag.  8. 

95)  Willkomm,  Wanderungen  durch  die  nordöstlichen  und 
centralen  Provinzen  Spaniens.  Reiseerinnerungen  aus  dem  J.  1850. 
2  Theile.     Leipzig,   1852.  812  S.  8. 

96)  Willkomm,  die  Strand-  und  Steppengebiete  der  iberischen 
Halbinsel  und  deren  Vegetation.  Leipzig,  1852,  275  S.  8.  mit  1  Karte 
und  2  Tafeln. 

97)  Willkomm,  enumeratio   plantarum    novarum    et  rariorum, 


und  systematischen  Botanik  während  des    Jahres   1852.  371 

quas   in  Hispania   auslrali    regnoque    Algarbiorum    legit    (Linnaea  ,    25. 
P.  1— 70). 

98)  Willkomm  ,  icones  et  descriptioncs  planlarum  novarum 
crilicarum  et  rariorum  Europae  auslro-occidentalis  praeeipue  llispaniae. 
T.  1.  Fase.  1.  16  pag.  4.  mit  7  Taf. :  Diese  Lieferung  enthält  nur  Dian- 
tlius-Arten. 

99)  Boissier  et  Reuter,  pugillus  plantarum  novarum  Afri- 
cae  borealis  Ilispaniaeque  australis.     Genevae,   1852.   134  pag.  8. 

100)  Cosson,  notes  sur  quelques  plantes  nouvelles,  criliques 
ou  rares  du  midi  de  l'Espagne.  Fase.  IV.  p.  141  —  184.  Paris,  1852.  8. 

101)  Gh.  Bonnet,  Memoire  sur  le  royaume  de  l'Algarve  (Me- 
morias  da  Academia  das  Sciencias  de  Lisboa.  Serie  II.  T.  2.,  Parte  2. 
p.  1-176.     Lisboa,   1850.  4). 

102)  ßerloloni,  Flora  italica.  Vol.  8.  Fase.  3.  4.  Bologna, 
1851.  p.  257—512. 

103)  Briganti,  historia  fungorum  regni  neapolitani  (Alti  della 
reale  accademia  delle  scienze.  Vol.  6.  p.  1  —  140.  mit  46  Taf.  Napoli, 
1851.  4). 

104)  Pariatore  (Comples  rendus  ,  35.  p.  211 — 217:  Jussieu, 
rapport  sur  son  memoire,  ayant  pour  titre  „sur  le  Papyrus  des  anciens 
et  sur  le  Papyrus  de  Sicile,"  abgedruckt  in  den  Ann.  des  sc.  nat.  III. 
18.  Bot.  p.  295  u.  f.). 

105)  Petter,  dalmatische  Inselflora  (Oesterr.  bot,  Wochenbl.  2. 
S.   18.  26.  34.  42,  50.  53-  66,  74.  81.  89.  97.   105.  113). 

106)  M.  Dornilzer,  Eindrücke  einer  Reise  nach  Dalmatien  im 
April  1S52.  (Lotos,  Zeitschr.  f.  Nalurwissensch.  2,  3.152.  167.  184. 
Prag,    1852). 

107)  Scheele,  Beiträge  zur  Flora  von  Damalien  (Linnaea,  25. 
p.  266-267). 

108)  Jaubert  et  Spach,  illustrationes  plantarum  orienlalium. 
Vol.  IV.  Parisiis,   1850-1853.  (Livr.  31-40.  tab.  301—400.  4.). 

109)  d.  Nordmann,  symbolae  ad  Floram  cryptogamicamTrans- 
caucasiae  (Acta  soc.  fennic.  Vol.  3.  p.  385— 396.  Helsingfors,  1852.  4). 

110)  Lynch,  official  report  of  the  United  States  expedition  lo 
explore  the  dead  sea.  Baltimore,  1852:  darin  Griffilh's  Botanical 
report  p.  58—67. 

111)  G.  Grewingk,  geognoslische  und  orographische  Verhält- 
nisse des  nördlichen  Persiens  (Verhandl.  der  mineralogischen  Gesellschaft 
in  St.  Petersburg.  Jahrg.   1852.  S.  97—244). 

112)  A.  Lehmann,  Reise  nach  Buchara  und  Samarkand  in  den 
J.  1841  und  1842 ,  nach  den  hinterlassenen  Schriften  desselben  bear- 
beitet von  G.  v.  Helmersen  (Beiträge  zur  Kcnntniss  des  russischen 
Reichs,  herausgegeben  von  v.  Baer  und  v.  Helmersen).  Bd.  17,  J5t.  Pe- 
tersburg, 1852.  3'12S.  8). 


372     Griscbach:   Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.   geographischen 

113)  Bunge,  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Flora  Russlands  und  der 
Steppen  Centralasiens.  Abth.  1.  Alex.  Lehmann,  reliquiae  botanicae  sive 
enumeralio  plantarum  in  itinere  per  regiones  uralensi  -  caspicas,  deserla 
Kirghisoruin,  Transoxanam  et  Sogdianam  annis  1839 — 1842  peracto  col- 
lectarum.  370  pag.  4.  (Mem.  des  savants  etrangers  de  l'acad.  de  St. 
Petersburg,  1852). 

114)  Turcz  aninow,  Flora  baiealensi- dahurica.  Continualio 
(Bullet.  Mose.  1852.  2.  p.  392— 471). 

115)  Seemann  (Hooker's  Journal  of  Botany,  4.  p.  18 — 26). 

116)  Sir  W.  Hook  er,  on  the  Chinese  Rice  paper  (das.  p.  50 
—  54.  347— 351.  t.  1.2:  darin  auch  der  Abdruck  von  Lewis'  Mitlhei- 
Jung  über  Scaevola  Taccada  aus  dem  Journ.  of  the  Agrie.  Soc.  of  India 
(Vol.  8.  P.  2).  —  Bowring's  Artikel  über  die  Reispapier  -  Pflanze 
(Transacl.  of  the  Roy.  Asiat.  Soe.  China  Branch)  ist  ebenfalls  in  Hoo- 
ker's Journal  wiedergegeben  (5.  p.  79 — 84). 

117)  Mac  Gowan,  Tallow-tree  and  Insect-wax  of  China  (das. 
4.  p.  150  —  154:  aus  dem  Journ.  of  the  Agricult.  Soc.  of  India  f.  1850). 

118)  Thomson,  Western  Himalaya  and  Tibet.  London,  1852. 
1  Vol.  8, 

119)  Babington,  Lichenes  Himalayenses  (Hook.  Journ.  ofBot. 
4.  p.  243—252). 

120)  Berkeley,  decades  of  Fungi  nr.  37— 40.  (Ilcok.  Journ. 
of  Bot.  4.  p.  97-107.  u.  p.  130—142). 

121)  Griffith,  Palms  of  British  East  India,  in  continualion  of 
the  „Posthumous  papers"  arranged  by  M'Lelland.  Calculta,  1850.  mit 
etwa  150  Tafeln  Fol.  —  Nach  einer  Anzeige  in  Hook.  Journ.  4.  p.  94. 
bestehen  die  Posthumous  papers  nunmehr  aus  folgenden  Abtheilungen: 
1.  Private  Journals  and  Travels  in  India.  1  Vol.  8.  (16  Rs.).  2.  Itine- 
rary  noles  (with  a  map).  1  Vol.  8.  (12  Rs.).  3.  Palms  of  British  In- 
dia. 1  Vol.  fol.  (50  Rs.).  4.  Icones  plantarum  asiaticarum.  Vol.  1,  show- 
ing  development  of  organs  in  Phanerogair.ous  plants.4.  (16  Rs.).  Vol.  2. 
On  the  higher  Acolyledonous  plants  notulae  and  icones.  4.  (20  Rs.) :  der 
dritte  Band  sollte  1851  erscheinen  und  Monokotyledonen  enthalten.  Als 
Beigabe  zu  den  Icones  sind  2  Bände  Notulae  ad  plantas  asiaticas  er- 
schienen (256  und  380  pag.  8.):  alle  diese  Werke  sind  jetzt  in  London, 
namentlich  auch  bei  Pamplin,  zu  erhalten. 

122)  Dalzell,  contributions  lo  the  Botany  of  Western  India 
(Hook.  Journ.  of  Bot.  4.  p.  107  — 114.  289-295.  341—347). 

123)  Edgeworth,  catalogue  of  plants  found  in  the  Banda  di- 
strict.  (Journ.  of  the  Asiat.  Soc.  of  Bengal.  1852.  p.  24-48.  151—184): 
die  systematischen  Bemerkungen  zu  einzelnen  Arten  sind  abgedruckt 
in  der  Bot.  Zeit.  (10.  S.  810.  822.  838.  859). 

124)  B.   R.   A.  Nicholson,   noles   on   Bdellium   (Proceed.  of 


und  systematischen  Botanik  wahrend  des  Jahres  1852.  373 

Linnean  Soc,  March  1851:  abgedruckt  in  Ann.  nat.  hist.  II.  10.  p.  222 
—224). 

125)  Stocks  (Hook.  Journ.  of.  Bot.  4.  p.  314— 317.  u.  5.  p.59 
— 60).  —  Es  wird  daselbst  ein  neues  Werk  von  Buist  über  die  Klima- 
tologie  Ostindiens  erwähut :  Manual  ofphysical  research  for  lndia.  Bom- 
bay, 1852). 

126)  Seemann,  (Hook.  Journ.  of  Bot.  4.  p.  82-92). 

127)  Junghuhn,  Java,  seine  Gestalt,  Pflanzendecke  und  innere 
Bauart.  Aus  dem  Holland,  von  Hasskarl.  Der  erste  Band  (Leipzig, 
1852.  483  S.  8.  mit  Landschaftsansichten)  enthält  die  püanzengeogra- 
phische  Abiheilung. 

128)  Hantae  Junghuhnianae.  Fase.  II.  p.  107—270.  8.  Lugdun. 
Bat.,  1852:  darin  vonMiquel:  Palmae,  Nepentheae,  Lemnaceae,  Cha- 
raceae ,  Cycadeae,  Styracifluae,  IWyristiceae,  Elaeagneae,  Laurineae, 
Myrsineae,  Aegicereae,  Sapoteae,  Ebenaccae  (p.  167 — 204);  von  Hass- 
karl Polygaleac,  Amarantaceae  ,  Commelyneae  (p.  123 — 155);  von 
Molkenboer  Loranthaceae  (p.  107— 117);  von  Bürge  rsd  y  k  Viola- 
rieae  (p.  118— 122);  von  Bentham  Leguminosae  (p.  205 — 269). 

129)  'fh.  Ilorsfield,  plantae  javanicae  rariores.  Elab.  J.  J. 
Ben  nett  et  R.  Brown.  P.  IV.  Londini,  1852.  4.  p.  239—259.  und 
VIII.  u.  XVI  pag.  t.  46— 50:  das  Postscript  enthält  ausführliche  Kach- 
richten über  H.'s  Reisen  in  Java. 

130)  Miquel,  Analecta  botanica  indica.  P.  III.  (N.  Yerhande- 
lingen  der  eersle  Klasse  v.  h.  Nederl.  Instituut.  Ser.  3.  D.  5.  1852): 
die  Diagnosen  sind  abgedruckt  in  der  Regensb.  El.  f.  1S53.  S.  761  —  771. 

131)  Hasskarl,  Beiträge  zur  Flora  von  Java  und  Sumatra  (Re- 
gensb. Fl.  f.  1852.  S.  113— 118):  über  INaegelia,  Monochoria  und  San- 
severia. 

132)  Berkeley,  enumeration  of  a  small  collection  of  Fungi 
from  Borneo  (Hook.  Journ.  of  Bot.  4.  p.  161 — 164). 

133)  Kessel,  über  das  Vorkommen  und  die  Gewinnung  des 
Kampfers  von  Dryobalanops  Camphora  in  Ostindien  (Wiener  Silzungsber. 
8.  p.  418-422). 

134)  Sir  W.  Hooker,  on  the  Camphor-tree  of  Borneo  and 
Sumatra  (Hook.  Journ.  of  Bot.  4.  p.  200  —  206.  t.    7.  8). 

135)  J.  E.  Stocks,  notes  on  Beloochistan  plants  (Hook.  Journ. 
of  Bot.  4.  p.  142—150.   p.  172-181):    37  Arten. 

136)  Reuter,  quelques  noles  sur  la  Vegetation  de  l'Algerie 
(Bibl.   de  Geneve.  Archives  des  sc.  20.  p.  89— 113.  1852). 

137)  Schimper,  Berichte  aus  und  über  Abyssinien  (Wiener 
Sitzungsberichte.   Philosoph.-histor.  Kl.  Bd.  8.  S.  227—239.    1852). 

138)  Seemann  (Hook.  Journ.  of  Bot,  4.  p.  212.  238). 


374  Grisebach:  Bericht   üb.  d.   Leistungen  in  d.  geographischen 

139)  Plant,  Notice  of  an  excursion  in  ihe  Zulu  country:  das. 
P-257— 2C5). 

140)  Heer  (Verhandlungen  der  Schweiz,  nalurf.  Gesellschalt  f. 
1851.  S.  54  u.  f.). 

141)  R.  T.  Lowe,  primiliae  et  novitiae  Faunae  et  Florae  Ma- 
derae  etPorlus  Sancti.  London,  1852.  (reprinted  from  the  Transaclions 
of  the   Cambridge  Philosophical  Society). 

142)  J.  A.  Schmidt,  Beiträge  zur  Flora  der  Cap  Vcrdisthcn 
Inseln.     Heidelberg,   1S52.  356  S.  8. 

143)  Seemann,  (Hook.  Journ.  of  Bot.  4.  p.  238— 242). 

144)  H.  Rink,  om  den  geographiske  Beskaffenhed  af  de  danske 
Handelsdistrikter  i  Kordgrönland  (k.  danske  Videnskabernes  Selskabs 
Skrifter.  Nalurv.  Afdel.  V.  3):  Sep.-Abdruck,  Kopenhagen,  1852.  C2 S. 
4.  mit  einer  Karte. 

145)  Seemann,  the  Botany  oT  the  Voyage  of  H.  Hl.  S.  He- 
rald. Part.  1.  2.  London,  1852.  80  png.  4.  mit  20  Taf.  Die  erste 
Lieferung  enthält:  Flora  of  Western  Eskimaux- Land  (5G  pag.)  ,  die 
zweite:    Flora  of  ihe  Isthmus   of  Panama  (Anfang). 

146)  Babington  (Hook.  Journ.  of  Bot.  4.  p.  276—  278). 

147)  J.  D.  Ilookcr,  note  on  the  oecurrence  of  an  eatablc  No- 
ßloc  in  the  Arctic  Regions  and  in  the  mountains  of  Central  Asia  ;  ac- 
companied  by  a  communication  from  M.  J.  Berkeley  on  the  samc 
uubjeet  (Proceedings  ofLinn.  Soc.  Jan.  1852,  abgedr.  in  Ann.  nat.  hist. 
II.   10.  p.  301—303). 

148)  Le  Conte,  an  enumeration  of  the  Vines  of  North  America 
(Proceed.  of  the  acad.  of  Philadelphia  ,  1852.  p.  269— 274):  die  Dia- 
gnosen der  12  vom  Verf.  unterschiedenen,  nordamerikanischen  Vitis-Ar- 
ten  sind  abgedruckt  in  Regensb.  Fl.  1853.  S.  707  u.  f. 

149)  Kirtland,  peculiarities  of  the  climate,  Flora  and  Fauna 
of  the  South  Shore  of  Lake  Erie  (Sjlliman  Amer.  Journ.  11.  13.  p. 
215-219.  1852), 

150)  Rayenel,  plants  of  the  Sanlec  Canal  (Proceedings  of  the 
Americ.  association.  III.   Meeting.  1850). 

151)  Bertoloni,  (Miscellanea  botanica.  XI.  Bologna,  1851): 
darin  Forlsetzung  seiner  Arbeit  über  Pflanzen  aus  Alabama  (s.  Jahresb. 
f.  1849.  S.  53):  yergl.  A.  Gray's  Kritik  in  Sillim.  Journ.ll.  14.  p.  114, 
wo  B.'s  Bestimmungen  berichtigt  werden  und  sich  z.  B.  die  Angabe 
findet,  dass  B.  eine  bekannte  Leguminose  (Petalostemon  corymbosus) 
als  neues  Synanthereen-Genus  (Gatesia)   aufgestellt  hat. 

152)  Torrey,  new  plants  of  Fremont  from  California  (Proceed. 
pf  Amer.  assoc.  IV.  Meet.  1850). 

153)  Torr ey,  catalogue   of  plants  collected    by  the  expedition 


und  systematischen  Botanik  wahrend  des  Jahres  1852.  375 

to   the  Valley  of  the  great  Salt    Lake    of    Utah  (Stansbury,    expedition 
etc.  Appendix  ü.  p.  383—397.  mit  Taf.  London,   1S52.   8). 

154)  A.  Gray,  pianlae  Wrightianae.  P.  1.  146  pag.  und  10  Taf, 
4.  (Smilhsonian   Conlributions  Vol.  3):  Ranunculaceen-Synanthereen. 

155)  Engel  mann,  notes  on  the  Cereus  giganteus  of  Suulh 
Eastcrn  California  (Americ.  Journ.  of  Science.  XIV.  1852.  Nov.  5  pag.). 

156)  Engelmann,  on  Ihe  characler  of  the  Vegetation  of  South 
"Western  Texas  (Proceed.  oT  Americ.  Assoc.  V.  Wcet.   1851). 

157)  Scheele,  Beiträge  zur  Flora  von  Texas  (Linnaea,  25.  p. 
254—265) :  8  Arten. 

158)  Sartvvell,  Carices  Americae  septentrionalis  exsiccatae. 
P.  1.  2.     New- York,  1848—50:   158  Formen. 

159)  Kotschy,  Ueherblick  der  Vegetation  Mexico's  (Wiener 
Sitzungsb.  Naturw.  CJ.  Bd.  8.  S.  187—198). 

160)  Heller,  die  Hochebene  und  der  Vulkan  von  Toluca  (Oe- 
slcrr.  bot.  Wochenbl.  f.   1852.  S.  123.   131). 

161)  Liebmann,  Rlexico's  og  Cenlral-Amerika's  Begonier  (Vi- 
densk.  Meddelelser  fra  den  naturh.  Forening  i  Kjöbenhavn  for  1S52. 
p.  1—22);  Rubi  (das.  p.  150—164). 

162)  Benlham  undOersted,  Centralamerikas  Rubiaceer  (das. 
p.  23 — 61);  Composilae  (das.  p.  65 — 121);  Leguminosae  (das.  f.  1853. 
19  pag.)  ;  Scrophularineae  (das.  12  pag.);  Labialae  (das.   1 1  pag.). 

163)  Grisebach  und  Oersted,  Malpighiaceae  centroamerica- 
nae  (das.    10  pag.)  ;  Gentianeae    (das.  6  pag.). 

164)  Sporleder,  Beitrag  zur  Flora  der  Insel  Fortorico  (Lin- 
naea, 25.  p.  333— 366). 

165)  Berkeley,  enumeration  of  some  Fungi  from  S.  Domingo 
(Ann.  nat.  hist.  II.  9.  p.   192—203). 

166)  Klotz  seh,  Beiträge  zu  einer  Flora  der  Aequinoclial-Ge- 
genden  der  neuen  Welt:  darin  C.  II.  Schultz,  Stevia  (Linnaea,  25. 
p.  268-292). 

167)  v.  S  c  hl  ech  t  endal,  pianlae  Wagencrianae  columbicae 
(das.  p.  743— 750). 

168)  Sir  R.  Schombourgk,  on  the  forest- trecs  of  British 
Guiana  and  their  uses  in  architeclure  (Proceed.  Linn.  Soc.  Dec.  1851: 
abgedr.   in  Ann.  nat.   hist.  II.   10.  p.  294— 300). 

169)  d.  Marti  us,  Flora  brasilensis.  Fase.  XI.  Chloranlhaccao 
et  Piperaceae,  exposuit  JMiquel.  76  pag.  mit  24  Taf.  und  einer  Land-. 
Schaftsansicht.     Lips.   1852. 

170)  ßentham,  Second  report  on  Mr.  Spruce's  collcctions  of 
dried  plants  from  North  Brazil  (Hook.  Journ.  of  Bot.  4.  p.  8  — IS) ; 
Leiter  from  Mr.  Sprucc  (das.  p.  315— 312). 


376     Griscbach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

171)  Weddell,  Additions  ä  la  Flore  de  l'Amerique  du  Sud: 
Suite  (Ann.  sc.  nat.  III.   18.  p.  193—232). 

172)  Spring,  rapport  sur  un  memoire  de  Mr.  C.  Pinel,  inli- 
tule:  considerations  generales  sur  la  Vegetation  au  Bresil  (Bulletin  de 
l'acad.  de  ßruxelles,  1852.  T.  19.  P.  2.  p.  483— 488). 

173)  Burmeister,  geologische  Bilder.  Bd.  2.  Leipzig,  1852. 
darin:  der  tropische  Urwald  (S.  181— 276);  die  Obstarten  Brasiliens. 
(S.  277—306). 

174)  Montagne,  Diagnoses  phycologicac  (Ann.  sc.  nat.  III.  18. 
p.  302—319). 

175)  Philippi,  Besteigung  des  Vulkans  Pi-se,  auch  Vulkan  von 
Osorno  und  Vulkan  von  Llanquihue  genannt  (v.  Leonhard  und  Bronn, 
neues  Jahrb.  f.  Mineralogie.  1852.  S.  551 — 580);  llöhenbestimmungen 
(das.  S.  941). 

176)  Miquel,  species  aliquot  nov.  Valdivian,  a  W.  Lechler 
collect.  (Linnaea,  25.  p.  650 — 654). 

177)  F.  Müller,  diagnoses  et  descriptiones  plantarum  novarum, 
quas  in  Nova  Hollandia  australi  detexil  (Linnaea,  25,  p. 367— 445),  und 
Flantae  Müllerianae  (das.  p.  449-530.  657-722). 

178)  A.  Gray,  characters  of  some  South-\A'est-Auslralian  Com- 
positae  (Hook.  Journ.  4.  p.  225—232.  p.  266—276). 

179)  Meisner,  a  list  of  the  Proteaceae  collectcd  in  South-we- 
stern  Australia  by  J.  Drummond  (das.  p.  181—187.  207—212). 

180)  J.  D.  Hook  er,  the  Botany  of  the  Antarctic  voyage.  II. 
Flora  of  Kew-Zealand.  Part.  1.  2.  3.  London,  1852—53.  240  pag.  4. 
mit  60  Taf. 

181)  Dumont  d'  Urville,  Voyage  au  Pole  Sud  et  dans 
TOceanie.  Botanique.  Atlas.  Paris,  1852.:  20  Taf.  Zellenpilanzen  , 
5  Taf.  Farne  und    31  Taf.  Phanerogamen. 

182)  Seemann,  Kotes  on  the  Sandwich  Islands  (Hook.  Journ. 
of  Bot.  4.  p.  335—341). 


IS.    Systematik, 


Von  Lindley's  Darstellung  der  natürlichen  Familien 
erschien  eine  neue  vermehrte  Auflage  (The  vegetable  King- 
dorn. 3.  edition.  London,  1852.  8).  —  Schieiden  hat  seine 
Ansichten  über  Systematik  des  Pflanzenreichs  in  seinem  Hand- 
buche der  medicinisch-pharmaceutischen  Botanik  ausgespro- 
chen (Leipzig,  1852.  414  S.  8.). 

Von  DeCandolle's  Prodromus  erschien  die  erste  Ab- 
theilung des  dreizehnten  Bandes ,  worin  die  Solaneen  von 
Dunal  und  die  Plantagineen  von  Decaisne  enthalten  sind 
(Paris,  1852.  741  pag.  8). 

Von  Sir  W.  Hooker's  Icones  plantarum  erschien  der 
neunte  Band  (London,  1852.  8).  —  Wenderoth  publicirte 
Analeklen  kritischer  Bemerkungen  (Heft  1.  12  Gewächse  mit 
1  Tafel). 

D  i  k  o  t  y  1  e  d  o  n  e  n. 

RanunculaceeD.  Clos  untersuchte  die  Enlwickelung  von 
Ranunculus  Ficaria  (Ann.  sc.  nat.  HI.  17.  p.  129—142).  Dieses  Ge- 
wächs erklärt  er  für  nicht  perennirend,  weil  es  15  bis  IG  Monate  nach, 
seiner  Keimung  bis  auf  die  Knollen  abstirbt:  er  behauptet,  dass  diese 
letzteren  Gebilde  theils  Axillarknospen,  theils  Wurzelhypertrophieen, 
aber  in  beiden  Fällen  zur  Erzeugung  neuer  Individuen  bestimmt  seien. 
C.  reducirt  Ficaria  und  Oxygraphis  zu  Ranunculus.  —  Neue  Gat- 
tung: Gampsoceras  Stev.  (Bullet.  Mose.  1852.  1.  p.  54l)  =  Ranuncu^ 
lus  cornuius  Pinard  coli,  (non  DC.)  :  weder  die  Trennung  dieser  Art 
von  Ranunculus  —  auf  Grund  des  längeren  Karpellschnabels—  ist  ge^- 
rechtfertigt,  noch  das  früher  von  Steven  aufgestellten  Xiphocoma ,  zu 
welchem  er  jetzt  noch  einige  andere  kleinasialische,  von  R.  orienlalis 
abgesonderte  Formen,  so  wie  R.  leptaleus  DG.  gezogen  hat  (das.  p.  537 
u,  f.  Taf.  7), 


378     Grisebach:  Bericht  üb.   d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

Anonacecn.  Neue  Galtung:  Richella  A.  Gr.  (Procced.  of  the 
Amer.  acad.  2.  p.  325)  :  ein  Baum  des  Fidschi-Archipels  mit  einer  Testa 
alata,  neben  Polyallhia  gestellt. 

Kyraphaeaccen.  Von  S  i r  W.  Hooker  erhielten  wir  eine 
schöne  Abbildung  der  durch  ihre  herz  -  lanzettförmigen  Blätter  so  aus- 
gezeichneten Barclaya  longifolia  (Ann.  sc.  nat.  111.  17.  p.  301— 304. 
t.  21):  H.  ist  geneigt,  nach  Analogie  von  Hepatica  und  Podophyllum, 
den  Kelch  dieser  Pflanze,  aber  auch  einen  Theil  ihrer  Corolla  supera 
als  Involucralbildungen  aufzufassen.  —  Mit  Beobachtungen  über  Victo- 
ria beschäftigte  sich  Klotzsch  (Monatsber.  der  ßerl.  Akad.  f.  1S52. 
S.  547 — 549),  mit  der  Anatomie  derselben  II  en  fr  ey  (Philosoph,  trans- 
act.  1852.  p.  289— 294). 

M  e  n  isp  er  m  e  e  n.  Paycr  untersuchte  dio  Enlwickelung  der 
Blüthc  (Ann.  sc.  nat.  III.  18.  p.  248—250  t.  15):  die  ursprüngliche 
Stellung  der  Organe  ist  der  von  Berberis  analog;  bei  Menispermum 
Cocculus  findet  P.  die  eine  seitliche  Hälfte  jeder  Anthere  aborlirl  und 
zwar  die  nach  aussen  gestellte,  während  die  innere  sich  durch  eine 
transversale  Falte  in  zwei  über  einandergcslellte  Fächer  theile ;  bei 
M.  canadense  waren  die  drei  Karpcllc  Anfangs  offen  und  schlicssen  sich 
durch  Zusammenwachsen  ihrer  Ränder  (P.  schlägt  vor,  eine  solche  Ver- 
einigung früher  gesonderter  Theile  durch  den  Terminus  „coalilus"  von 
der  Symphyse  =  „connatus"  zu  unterscheiden);  an  jedem  Karpellrande 
entsteht  hier  ein  anatropes  Ei,  von  denen  das  eine  aufsteigt,  das  an- 
dere herabhängt:  bei  Cissampelos  abortirt    eins  der  beiden  Eier. 

Berberideen.  Durch  Payer's  Untersuchung  der  Blüthenent- 
wickelung  bei  mehreren  Berberidecn  (das.  S.  246  —  248.  t.  14)  werden 
Schenk' s  Beobachtungen  über  Berberis  (Jahresb.  f.  1850.  S.  93)  bestä- 
tigt. Bei  Mahonia  repens  und  andern  Berberideen  glaubt  P.  wahrge- 
nommen zu  haben,  dass  die  Eier  aus  dem  Tonis  entspringen  ,  der  von 
dem  Karpellblatt  unterschieden  werden  könne,  eine  Ansicht,  die  mit  der 
Placenlalion  von  Epimedium  (f.  32)  nicht  so  leicht  zu  vereinigen  sein 
dürfte,  wie  der  Verf.  annimmt. 

Cruciferen.  Neue  Galtungen:  Dollineria  Saut.  (Regensb.  Fl. 
1852.  S.  353.)  =?=  Draba  ciliata  Scop.  ,  wegen  der  später  zu  linearer 
Gestalt  auswachsenden  Silicula  als  Uebergangsglied  zwischen  den  Alys- 
siueen  und  Arabideen  betrachtet  und  von  Arabis  durch  die  anastomo- 
sirenden  Nerven  auf  den  Fruchlklappen,  die  geringe  Anzahl  der  Samen 
und  die  dickeren  Funiculi  unterschieden;  Greggia  A.  Gr.  (ph  YVright.  1. 
p.  8.  t.  1.)  ==  Synlhlispis  sp.  olim,  von  dieser  Gattung  durch  notorrhi- 
zeische  Samen  unterschieden,  von  den  Sisymbreen  durch  ein  schmales, 
fast  wie  bei  den  Lepidineen  gebildetes  Septum  abweichend,  einheimisch 
in  den  südlichen  Prairieen  —  Greggia  Engelm.  ist  nach  A.  Gr.  Cowa- 
uia  purpurea  Zucc.  — ;  Euzotnodendron  Coss.  (notes  p.  144):  Strauch 
des  südspanischen  Salzbodens,  von  Bourgeau  unweit  Almeria  entdeckt, 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1852.  379 

aus  der  Gruppe  der  ßrassieeen,  durch  Slamina  maiora  per  paria  usque 
ad  apicem  filamenla  coalila  sehr  ausgezeichnet;  Pendulina  Willk.  (Lin- 
naea,  25,  p.  2.)  =  Diplotaxis  sp.  siliquis  pendulis,  durch  fast  sitzende 
Narbe  von  Diplotaxis  abweichend;  Corynelobos  d.  Roem.  (das.  p.  7), 
Brassicee,  bei  Malaga  von  Willkomm  gefunden  und  von  Sinapis  nur 
durch  die  Bildung  des  Rostrum  unterschieden:  R.  siliqua  crassius,  cla- 
valuni,  „circulo"  albido  irnposilum  ,  secedens,  monosperrnum,  parte  se- 
minifera  toruloso-strangulata. 

Resedaceen.     Ilolopetalum  Turcz.  wird  von  Turczaninow 
als  zu  Oligomeris  gehörig  anerkannt  (Bullet.   Mose.  1852.  2.  p.  180). 

Capparideen.  Schenk  untersuchte  die  Blülhenentwitkelung 
von  Capparis  sicula  (Verh.  der  Würzburger  Ges.  3.  p.  66 — 71):  der 
Kelch  entsteht  in  zwei  Wirtein  successiv,  die  vier  Petala  als  ein  einzi- 
ger gleichzeitig;  die  Staminen  bilden  vier  bis  fünf  Wirtel,  von  denen 
wahrscheinlich  jeder  acht  Organe  zahlt;  das  Ovarium  nebst  dem  Car- 
pophorum  sieht  S.  als  becherförmige  Axe  an  ,  die  Narben  als  Blatlbil- 
dungen  :  es  sind  im  Anfange  placentare,  vollständige  Dissepimenle  vor- 
handen, wie  bei  den  Crucileren,  die  aber  zur  Zeit  der  Befruchtung 
verschwinden,  während  die  Pulpa  aus  einem  von  der  Wand  des  Ova- 
riums  zwischen  den  Placenten  entwickelten  Gewebe  hervorgeht:  die 
Eier  stehen  nicht  neben,  sondern  auf  den  Placenten  in  je  zwei  Reihen  ; 
die  Frucht,  die  man  als  nicht  dehiseirend  beschrieben  hat,  öffnet  sich 
kapselartig.  —  Payer  beschäftigte  sich  ebenfalls  gleichzeitig  mit  der 
Blüthenentwickelung  von  Capparis,  so  wie  von  Cleomo  und  Polanisia 
(Comptes  rendus,  34.  p.  286 — 289).  Seine  Beobachtungen  an  Capparis 
sind  in  Bezug  auf  die  Fruchlenlwickelung  weniger  vollständig,  aber  im 
Ganzen  mit  denen  Schenk's  übereinstimmend  :  im  Kelche  sind  das  vor- 
dere und  hintere  Blatt  die  zuerst  entwickelten;  die  beiden  zuerst 
gebildeten  Staminalwirtel  fand  P.  vierzählig,  den  dritten  8-,  den  vier- 
ten 16zählig,  wobei  der  erste,  als  der  äusserste,  der  Corolle  alternirt; 
das  Ovarium  bildet  sich,  nach  ihm,  ähnlich,  wie  bei  Primula,  als  eine 
kreisförmige  Falte  rings  die  Spitze  des  Torus  umgebend  (repli  circu- 
laire  aulour  du  mamelon  central)  ;  die  Placenten  enden  nach  oben  in 
die  Narben ,  wie  bei  Cleome  und  bei  den  Cruciferen ;  die  Eier  sind 
anatrop.  Cleome  weicht  bedeutend  ab  ,  indem  hier  und  bei  Polanisia 
das  Ovarium  aus  zwei  gesonderten  Karpellanlagen  hervorgeht  (2  bour- 
relets).  Auch  Cleome  und  Polanisia  zeigen  Verschiedenheiten  :  dort 
sind,  wie  bei  Capparis,  zwei  successiv  gebildete  Kelchwirlei  ,  die  bei- 
den seitlichen  Staminen  entstehen  zuerst,  dann  das  vordere  und  hintere 
Paar  gleichzeitig,  die  Narben  sind  den  Placenten  opponirt;  bei  Polani- 
sia entsteht  erst  das  vordere,  dann  die  beiden  seitlichen  Kelchblätter, 
zulelzt  das  hintere,  von  den  Staminen  bilden  sich  zuerst  die  hinteren, 
dann  die  seitlichen,  zuletzt  die  vorderen,  die  Narben  wechseln  mit  den 
Placenten  ab.     Dass  bei  drei  so  nahe  verwandten  Gattungen  so  bedeu- 


380     Griscbach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen    in  d.  geographischen 

tende  genetische  Unterschiede  in  der  ßlülhe  bemerkt  werden,  mindert 
die  Erwartungen  ,  welche  die  Systematik  an  Untersuchungen  dieser  Art 
zu  knüpfön  pflegt.  — Mi  eis  verbesserte  und  vervollständigte  den  Cha- 
rakter von  Atamisquea,  die  sich  durch  pseudoperigynische  Insertion  der 
drei  äusseren  ßlülhenwirtel  auszeichnet  (Transact.  of  Linn.  soc.  21. 
p.  1-5.  t.    1). 

Violaceen.  Zu  dieser  Familie  überträgt  J.  I).  Hook  er  die 
mit  Hymcnanthera  nahe  verwandte  Gattung  Melicylus ,  die  bisher  zu 
den  Flacourtianeen  gerechnet  war,  von  denen  sie  z.  B.  durch  Hypo- 
gynie  abweicht  (Fl.  New-Zeal.  p.  17).  —  Neue  Gattungen :  Agatea  A. 
Gr.  (Proceed.  of  Am  er.  Acad.  II.  p.  323) :  eine  Liane  der  Fidschi  -  In- 
seln, durch  diadclphische  (l  :  4)  Staminen  ausgezeichnet;  Isodendrion 
A.  Gr.  (das.  p.  324) :  eine  durch  drei  Arten  auf  den  Sandwich -Inseln 
repräsenlirte  Galtung,  die  sich  durch  Symmetrie  der  Blüthe  zwar  an 
Alsodeia  anschliesst,  aber  getrennte  Staminen  ohne  Connectiv-Forlsalz 
und  einen   hakenförmigen  Griffel  mit  einseitiger  Narbe  besitzt. 

Tremandreen.  A.  Gray  vindicirt  gegen  Payer,  der  dieTre- 
mandreen  irrig  durch  einzelne  Eier  charakterisirt  glaubte,  die  Richtig- 
keit des  von  B.Brown  gegebenen  Familiencharakters,  indem Tetratheca 
nur  in  gewissen  Arten,  wie  in  T.  erieifolia  ,  Loculi  uniovulati  besitze 
(Hook.  Journ.  of  Bot.  4.  p.  199). 

Euphorbiaceen.  Scheele  beschrieb  einige  neue  Formen  aus 
den  Sammlungen  von  Lindheimer,  Roemer  und  Biege  (Linnaea,  25. 
p.  580—588).  —  Turczaninow  erklärt,  dass  Diplostylis  Sond.  (Jah- 
resb.  f.  1850.  S.  8ö)  mit  seiner  1S43  aufgestellten  Galtung  Adenocline 
zusammenfalle  (Bull.  Mose.  1852.  2.  p.  179).  —  Neue  Gattung  :  Pro- 
sorus  Dalzell  (Hook.  Journ.  4.  p.  345)  :  ein  ostindischer  Baum  ,  von 
Flüggea  vorzüglich  durch  lelramerische  Blüthe  unterschieden. 

Antidesmecn.  Die  schon  bei  Wallich  vorkommende  Gattung 
Benneltia  R.  Br.  (pl.  Javan.  rar.  4.  p.  249.  t.  50)  unterscheidet  sich 
von  den  Anlidesmeen  vorzüglich  durch  eine  polypelalische  Corolle  und 
dient  daher  die  Stellung  derselben  bei  den  Euphorbiaceen  zu  bestäti- 
gen. Sie  erinnert,  namentlich  durch  den  übereinstimmenden  Bau  des 
Ovariums,  auch  an  die  Phytokreneen:  die  unterscheidenden  Weikmale 
sind  jedoch  mannigfach,  namentlich  die  Stipulen,  die  Folypetalie,  die 
Dekandrie,  die  eigentümliche  Querlage  des  Embryo  bei  Bennettia. 

Portulaceen.  Neue  Gattung:  Talinopsis  A.  Gr.  (pl.  AVright. 
1.  p.  14):  von  Grahamia  durch  die  eigentümliche  Dehiscenz  (C.  tri— 
valvis,  epicarpio  coriaceo  ab  endocarpio  sexvalvi  chartaceo  dissiliente), 
flügellose  Samen  und  fehlende  Brakteen  unterschieden  ,  ein  niedriger 
Strauch  in  Ncu-Mexiko  ;  Grahamia  hat  Semina  late  membranaceo-aIala$ 
embryone  curvato  albumen  parcum  semicingente. 

Ficoideen.  Payer  untersuchte  die  Biüthenenlwickelung  von 
Mcsembryanthemum,  Tttragonia  und  Trianthema  (Ann.  sc.  nat.  III.  18. 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1852.         381 

p.  234.  240.  t.  10.  12.  13.,  vergl.  vor.  Jahresb.  S.  91)  :  durch  die  jetzt 
erschienenen  Tafeln    werden  die  früher  mitgelheilten  Ergebnisse  deut- 
licher.    Bei  Mesembryanthenium  ist  die  Corolle  ein  System  steriler  Fi- 
lamente, eine  wirkliche  Corolle  fehlt,  wodurch  die  Verwandtschaft  mit 
Tetragonia  erläutert  wird  :  nachdem  sich  nämlich  die  Kelchblätter  suc- 
cessiv  (zuerst  zwei  gleichzeitig,  dann  die  übrigen)  gebildet  haben,  ent- 
wickeln sich  ihnen  alternirend  sogleich  die  Bildungspunkte  der  Stami- 
nen  ;  es  sind  dies  z.  B.  bei  M.  violaceum  fünf  Höcker  (bosses)  auf  dem 
Toms,   aus  denen  zuerst  die  fünf  innersten  Staminen  hervortreten,  wor- 
auf  die    übrigen  allmählich  in  centrifugaler  Richtung    folgen,  bis   end- 
lich   die  letzten  und  äusserslen  sich   in  die  Petala    umbilden  ;    die  Kar- 
pophylle  (bei  M.  violaceum  5,  die  durch  ein  falsches  Dissepiment  zum 
zehnfächrigen  Ovarium  werden,    bei    M.  edule   10)    sind  Anfangs  offen 
(t.  10.  f.  ß.   7.  9.  10)  ,  sie  werden,  ähnlich  wie  bei  Punica,  bei  den  ge- 
nannten Arten  (nicht  bei  M.  cordifolium)    durch  das    in    der  Peripherie 
stärkere  Wachsthum  des  Torus  in  eine  horizontale  und  zuletzt  hängende 
Lage  gebracht  (leur  Ouvertüre  etant  tournee  vers  le  centre  et  leur  fond 
vers  l'extericur — le  mouvement  ne  s'arrete  pas  lä  —  les  loges  redevien- 
nent  paralleles  ä  Taxe  apres  avoir  accompli  une  revolution  entiere,  mais 
alors  leur  fond  est  en  haut  et  kur  sommet  en  bas) :    meines  Erachlens 
kann  man  die  epigynische  Insertion  ebenfalls  durch  den  becherförmigen 
Torus  erklären,  dessen  Grüfte  von  den  durch  Symphyse  vereinigten  Blatt- 
scheiden der  Karpophylle,  d.  h.  den  unteren  Ovarien  ausgefüllt  wird  ;  die 
anatropen  Eier    entstehen   in    mehreren  Reihen  und  entwickeln  sich  in 
absteigender  Richtung  an  der  Placenla,  welche  durch  die  Drehung  pa- 
rietal  erscheint  (F.   IG.  25) ,  wiewohl  sie  ursprünglich    an  der  inneren 
Seite    des    Karpophylls  lag  (F.  11  — 13)  und  bei  M.  cordifolium  als  ge- 
meinsame Centralplacente   beharrt  (F.  20).     In    den  apetalen  Gattungen 
Tetragonia  und  Trianthema  slternirt  der  zuerst  gebildete  Staminalwirtel 
ebenfalls  mit  dem  Kelch ,  bei  der  tetrandrischen  Tetrag.  echinata  bleibt 
jener  Wirtel   der  einzige,  die  Polyandrie  anderer  Arten  ist  der  von  Me- 
sembryanlhemum  analog;    das  Ovarium    entspricht    der  Bildung  von  M. 
cordifolium,  nur  dass  jedes  Fach   ein  einziges  hängendes,  anatropes   Ei 
erzeugt:  die   Hemiepigynie    von  Tetragonia    hat  P.  sehr   klar  von  dem 
ungleichen  Wachsthum  des  Torus    in    der  Peripherie  und  den  mittleren 
Regionen  abgeleitet.      Auch  Trianthema,  eine  Gattung,    die  wegen  der 
Stellung   der    Staminen    und  der  anatropen    Eier    von   den  Porlulaceen, 
ungeachtet  des  freien  Ovarium?,  zu   den   Ficoideen  zu   transponiren  ist, 
sieht  Mesembryanlhemum  in  seiner  Bildungsgeschichle  nahe   (t.  12) :  bei 
T.   monogynum  ist  von  Anfang    an  nur  ein  Karpophyll   vorhanden   und 
daher   die    Placenta   parietal;    ihre  Eier,  die  ebenfalls   in    centrifugaler 
Richtung  erscheinen  ,  haben  am  Grunde  eine  becherförmige  Bekleidung 
(F.  15),  welche  P.  für  ein  drittes  Integument  erklärt,  die  aber  wohl  nur 
ein  Arillus  ist;  das  Ovarium  entwickelt  im  oberen  Theile  ein  transversa- 


382  Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

Jes  Dissepiment  (F.  19),  welches  die  oberen  Eier  von    den  übrigen  ab- 
sondert und  an  die  Scheidewände  des  Lomentum  erinnert. 

Chenopodeen.  Bunge  reformirt  den  Charakter  mehrerer 
Gallungen  (Lehm,  reliq*  bot.  p.  282  u.  f.).  Die  Salicornieen  disponiit 
er  nach  folgenden  Kennzeichen:  a.  Flores  aiticulis  excepli  =  Arlhro- 
cnemum;  b.  Flores  spicati ,  excavationibus  rhacheos  immersi  ;  radicula 
horizontalis  infera.  Salicomia,  albumine  subnullo,  embryone  condupli- 
calo  ;  Kalidium,  albumine  ccntrali  copioso^  embryone  hippoerepico.  c. 
Flores  squamis  deeiduis  inlerstincti,  radicula  supera.  Halocnemum,  se- 
palis  3  liberis  ;  Ilalostachys  ,  sepalis  connatis.  Von  Schoberia  giebt  er 
eine  monographische  Uebersicht  der  Arten  und  vereinigt  damit  Che- 
nopodina  und  ßrezia.  Von  den  Anabaseen  giebt  er  ebenfalls  eine  neue 
Analyse  der  Gattungen.  Thysogelon  gehöre  anscheinend  zu  llalimo- 
cnemis.  Neue  Gallungen  :  Ilaloa-ylon  ßg.  (das.  p.  292.)  =  Anabasis 
Ammodendion  und  Caroxylon  articulalum;  Micropeplis  Bg.  (das.  p.  29S.) 
=  Halogelon  arachnoideus. 

Amarantaceen.  Gomolriche  Turcz.  (rectius  Goniolrichc)  wird 
vom  Begründer  dieser  Gallung  mit  Trichinium  für  vielleicht  identisch 
erklärt  (Bull.  Mose.  1852.  2.  p.  180).  —  Neue  Gallung:  Hemisleirus  F. 
Müll.  (Linnaea,  25.  p.  434)  :  jährige  Pflanze  Australiens,  zwischen  Pli- 
lolus  und  Psilotrichum  gestellt. 

Malvaceen.  Payer,  der  die  Blüthenentwickelung  untersucht 
hat,  theilt  einige  Abweichungen  zwischen  seinen  und  Ducharlre's  Er- 
gebnissen mit,  die  jedoch  nicht  erheblich  und  zum  Theil  nur  von  mor- 
phologischem Interesse  sind  (Comptes  rendus,  34.  p.  912):  bei  Hibis- 
cus  splendens  und  anderen  Arten  entsteht  di*j  Corolle  früher,  als  die 
ihr  opponirten  Stammen;  die  letzteren  folgen  nicht  einem  cenlripeta- 
lcn,  sondern  einem  centrifugalen  Entwiekelungsplan.  —  Neue  Galtung: 
Abalilaea  F.  Müll.  (Linnaea,  25.  p.  379) ,  ein  neuholländischer  Strauch, 
der  Fleischeria  am  nächsten  steht. 

Tiliaceen.  Payer  beschrieb  die  Blüthenentwickelung  von 
Tilia,  Sparmannia  und  Corchorus  (Comptes  rendus,  34.  p.  908—912). 
Bei  Tilia  ist  die  Blülhe  nach  dem  Bildungsplane  der  Malvaceen  ge- 
baut: namentlich  alterniren  auch  hier  die  Staminalgruppen  mit  dem 
Kelch  (cinq  grosses  bosses,  opposees  aux  pelales).  Bei  Sparmannia  und 
Corchorus  dagegen  findet  sich,  nach  ihm,  die  entgegengesetzte  Stel- 
lung der  ßlüthenwirtel,  und,  da  er  auch  eine  Reihe  von  anderweitigen 
Bildungsverschiedenheilen  aufgefunden  hat,  so  wird  dadurch  die  Ver- 
wandtschaft dieser  Gattungen  mit  Tilia  zweifelhaft:  die  Staminalhöcker 
(bosses  staminales),  d.  h.  die  Primordialgebilde  des  Staminalwirtels  al- 
terniren mit  der  Corolle,  ihre  Entwickelung  weicht  ab,  ebenso  die 
des  Ovariums,  die  Karpophylle  sind  der  Corolle  opponirt,  die  Eier  sind 
indefinit  und  horizontal  gerichtet;  an  den  hängenden  Eiern  von  Tili» 
fand  P.  eine  Raphe  exlrorsa. 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1852.         383 

Byttneriaceen.  Turczaninow  beschrieb  eine  Beihe  neuer 
Formen  (Bull.  Mose.  1852.  2.  p.  138  u.  f.,  abgedruckt  in  Regensb 
Fl.  1833.  S.  729  u.  f.)  und  reducirte  seine  Galtung  Ditomoslrophe  zu 
Thomasia  fp.  144).  — Neue  Galtungen :  Aslerochilon  Turcz.  (das.  p.  138): 
zwischen  Lasiopctalum  und  Corethroslylis  gestellt,  von  Swan  River  =s 
Drunim.  coli.  V.  nr.  258;  Cybiosligma  Turcz.  (p.  155):  zwei  mit  Bytt- 
neria  verwandte  Arten  aus  Mexiko  =  Galeott.  coli.  nr.  326.  und  Lin- 
den coli.  nr.  848  ;  Diuroglossian  Turcz.  (p.  157):  ein  Baum  in  Guaya- 
quil,  mit  Herrania  verglichen  =  Jameson  coli.   nr.  399  und   519. 

Rhamneen.  Hasskarl  gab  eine  genauere  Beschreibung  von 
Naegelia  (Regens.  Fl.  1852.  S.  113  u.  f.)  —  Neue  Gattung:  Micro- 
rhamnus  A.  Gr.  (pl.  YVright.  1.  p.  33) :  ein  Strauch  in  Kordmexiko  und 
den  von  Texas  westlich  gelegenen  Prairieen,  von  Erikenhabitus.  Cha- 
rakter :  5,  5,  5,  2  ;  ovarium  superum  in  stylum  angustatura,  stigmate 
emarginato,  ovulis  solitariis  ;  fruetus  subdrupaceus,  cupula  parva  suflul- 
tus,  abortu  monospermus,  cotyledonibus  oblongis  planis. 

Meliaceen.  Alexander  bestätigte  die  schon  von  A.  Jussieu 
beobachtete  successive  Entwickelung  des  Blatts  von  Guareä  (Proceed. 
of  Linn.  soc.  1851  May  in  Ann.  nat.  bist.  II.  10.  p.  224):  der  gemein- 
schaftliche Blattstiel  von  G.  grandifolia  wächst  in  Jamaika,  nachdem 
er  seine  Blättchen  bereits  verloren  ,  in  der  Begenzeit  auf's  Neue  an 
seinem  Ende  fort  und  entwickelt  hier  neue  Blättchen  ,  während  der 
untere  Theil  verholzt  und  einem  Zweige  ähnlich  wird  (at  cach  suc- 
cessive rainy  season  ,  of  which  there  are  two  in  the  year ,  throws 
out  from  the  end  a  fiesh  foliage  of  several  paiis).  Dass  deshalb,  wie 
Schacht  später  gemeint  hat ,  ein  solches  Blatt  morphologisch  nicht  ols 
Zweig  zu  betrachten  sei,  ist  aus  A.'s  weiteren  Bemerkungen  deutlich 
zu  entnehmen.  —  Neue  Gattung  :  Zurloa  Ten.  (Atli  d.  reale  accad.  d. 
scienze.  Vol.  6.  p.  141  — 151.  c.  ic.  Napoli,  1851):  aus  dem  neapolita- 
nischen Garten. 

Hypericineen.  Roeper,  der  die  Stellung  ven  Parnassia  in 
dieser  Familie  mit  Recht  für  naturgemäss  erklärt,  bemerkt  gegen  Bra- 
vais, dass,  wenn  monströs  5  Karpophylle  vorkommen,  diese  den  Nek- 
tarien  opponirt  stehen:  die  letzteren  sind,  nach  ihm,  von  der  CoroIIe 
ganz  gesondert  und  jedes  Bündel  als  ein  Blattorgan  anzusehen  (Bot. 
Zeit.   10.  S.  187.  425). 

Podostemeen.  Tulasne  hat  seine  Monographie  dieser  Fa- 
milie (s.  Jahresb.  f.  1849.  S.  88)  jetzt  zum  Abschlüsse  gebracht  und  mit 
vollständiger  Beschreibung  der  Arten  herausgegeben  (Monographia  Po- 
dostemacearum.  Paris,  1852.  4  mit  13  Taf.)  :  in  einem  Supplement  sind 
die  neuen  Gattungen  Lonchostcphus  und  MonosUßis  unterschieden. 

Tama  riscineen.      Mit    dieser    Familie    vereinigt    Buno-e  die 
Reaumuriaceen  wegen  der  vermittelnden  Stellung    von  llololachna  (re- 
liq.  Lehm.  p.  114):  die  Insertion  erklärt  er   in  beiden  Fällen  für  peri- 
Archiv f.  Natur^esch.  XIX.  Jahrg.  2.  Bd.  2 


384     Griscbach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen   in  d.  geographischen 

gynisch,  die  einzige  Verschiedenheit  liege  in  dem  Albumen  der  Reau- 
muriaeeen  (Tarn.  p.  3).  Bunge  publicirte  eine  sehr  schätzbare  Mo- 
nographie der  schwierigen  Gattung  Tamarix  (Frogr.  univ.  dorpat:  In- 
est tentamen  generis  Tamaricum  species  aecuralius  definiendi.  Dor- 
pati,  1852.  84pag.  4):  die  Zahl  der  Arten  ist  durch  ihn  bedeutend  — 
bis  auf  51  vermehrt,  eine  Reihe  neuer  distinktiver  Charaktere  ent- 
deckt worden.  Trichaurus  wird  zu  Tamarix  reducirt,  Myricaria  durch 
St.  monadelpha  und  Coma  seminum   stipilala  unterschieden. 

Coriariecn.  Zu  Coriaria  reducirt  Turczaninow  seine  für 
eine  Zanlhoxytee  gehaltene  Gattung  Helerocladus  (=  Ilcterophylleia  ej.) 
(Bullet.  Mose.   1852.  2.  p.  ISO). 

Rutaceen.  A.  Gray  versetzt,  nach  Bentham's  Vorgange,  Koc- 
berlinia  von  den  Filtosporecn  zu  den  Diosmeen  und  giebt  einen  aus- 
führlichen Charakter  jener  Gattung  (pl.  Wright.  1.  p.  30).  Bunge 
zieht  Feganum  zu  den  Zygophyllecn  wegen  der  Struktur  des  Samens, 
wie  auch  Malacocarpus  und  Tetradiclis  (reliq.  Lehm.  p.  62).  —  Tur- 
czaninow erklärt  seine  Zygophyllee  Gonoplcra  für  identisch  mit  Bul- 
nesia  Cl.  Gay  (Bullet.  Mose.  1852.2.  p.  180).  —  Neue  Gattungen:  Mi- 
croeybe  Turcz.  (das.  p.  1G6)  :  Diosmeen  aus  Swan  River  =  Drumm. 
coli.  V.  nr.  209.  210.  211;  ISematolepis  Turcz.  (das.  p.  158):  den  Si- 
marubeen  verwandter  Strauch  aus  Swan  River  mit  sympetalischcr  Corolle 
=  Drumm.  coli.  V.  nr.  194  ;  Sericodes  A.  Gr.  (pl.  Wright.  1.  p.  28)  : 
den  Zygophylleen  verwandter  Strauch  aus  Nordmexiko,  aber  mit  einfa- 
chen fasciculirten  Blättern ,  wobei  diese  Fascikel  am  Stengel  allerni- 
ien  ;  Miltianlhus  Bg.  (reliq.  Lehm.  p.  58.)  =  Zygophyllum  portulacoi- 
des  Cham.,  durch  apctalische  Blüthe  und  Sarcozygium  Bg.  (das.  p.  59) 
durch  Tetrameric  und  indehiscirende  Frucht  von  Zygophyllum  ab- 
weichend. 

Ericcen.  Rocpcr  bestätigt  Döll's  Beobachtung,  dass  bei  den 
Rhodorcen  das  fünfte  Kelchblatt  von  der  Axe  abgewendet  sei,  wozu 
auch  Ledum  gehöre;  auch  erläutert  er  die  Stellung  ihrer  Brakteoleen 
(Bot.  Zeit.  10.  S.  430).  —  Turczaninow  reducirt  seine  Gattung  Jur- 
gensenia,  die  er  irrig  für  eine  Zygophyllee  gehalten  hatte,  zu  Bejaria 
(a.  a.  O.  p.  180). 

D  iapen  si  ace  en.  Die  beiden  hieher  gehörigen  Gewächse  wur- 
den von  A.  DeCandolle  im  Frodromus  abgehandelt  (13.  1.  p.  C91)  : 
er  hält  sie  mit  Fries  für  eine  Tribus  der  Folemoniaceen  ,  durch  quin- 
cunciale  Corollenästivalion  und  divergirende  Anlherenfächer  von  ihnen 
abweichend,  aber  habituell  einigen  kleinen  Fhlox-Arten  ähnlich. 

Epacridcen.  Neue  Gattung:  Froebelia  Reg.  (Regensb.  Fl. 
1852.  S.417):  Stypheliee  aus  Adelaide,  mit  Soleniscia  verwandt. 

Celaslrineen.  Von  der  Gattung  Goupia,  deren  Verwandtschaft 
zweifelhaft  ist,   gabßentham  einen  ausführlichen  Charakter  der  Blüthe 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres   1852.  385 

(Hook.  Journ.  4.  p.  12)  ,  jedoch  ohne  ihre  Stellung  aufzuklären:  im 
Habitus  stehe  sie  Byttneria  nahe,  allein  durch  imbrikativen  Kelch  und 
der  Corolle  alternirende  Stammen  entfernt  sie  sich  von  deren  VerwandU 
schaftskreisc,  durch  Ovula  indefinita  und  5  getrennte  Griffel  von  den 
Celastrineen.  —  Neue  Gattung  :  Morlonia  A.  Gr.  (pl.  Wrigbt.  1.  p.  34. 
t.  4) :  Sträucher  in  Nordmexiko  und  am  S.  Felipe  -  River.  Charakter: 
5,  5,  5,  5  ;  calycis  tubus  10-coslatus;  lobi  disci  petalis  oppositi;  ova- 
rium  basi  parum  aecrescens  5-!oculare,  loculis  corollae  oppositis  biovu- 
latis,  stylo  apice  5-dentato  ,  achenio  aborlu  monospermo,  arillo  nullo, 
albtimine  parco. 

Urticeen.  Thvvaites  vergleicht  Trophis  und  Epicarpurus,  die 
beide  zu  den  Morecn  gehören  (Hook.  Journ.  4.  p.  1  u.  f.).  —  Neue 
Gattungen  :  Hyrlanandra  Miq.  (PI.  Jungh.  p.  25.)  =  Urtica  pentandra 
Roxb.  etc. 5  Dendrocnide  Miq.  (das.  p.  29.)  =  U.  peltata  Bl.  etc.;  Leu- 
coenide  Miq.  (das.  p.  36.)  =  U.  alba  Bl.,  candidissima  Bl.,  dichotoma  Bl. 
etc.;  Oreocnide  Miq.  (das.  p.  39.)  =  U.  sylvalica  Bl.  ß  ,  rubescens  Bl. 
etc.  ;  Stcnochasma  Miq.  (das.  p.  45)  :  Artokarpee  in  Sumatra  ,  unvoll- 
ständig bekannt,  mit  einem  Perigonium  $  basi  membranaceum,  apice 
carnosum  incrassalum  poro  exili  pervium ;  Parasponia  Miq.  (das.  p.  68): 
Baum  in  Java,  in  der  Mitte  zwischen  Sponia  und  Celtis  stehend;  Di- 
scocarpus  Liebm.  (K.  dansk.  Selsk.  Skr.  V.  2.  p.308.):  mexikanische 
Holzgewächse  ,  neben  Myriocarpa  gestellt ;  Leucococcus  Liebm.  (das. 
p. 311.):  tropisch,  von  Boehmeria  abgesondert;  Sahagunia  Liebm.  (das. 
p.316);   zweifelhafte  Moree  von  Vera  Cruz,  $  unbekannt. 

Polygoneen.  Bunge  vereinigt  Pterococcus  und  Calliphysa 
mit  Calligonum  und  giebt  eine  diagnostische  Uebersicht  der  Calligo- 
num-Arten  (reliq.  Lehm.  p.  309).  —  Miers  reformirt  nach  einer  neuen 
chilenischen  Art  den  Charakter  von  Oxylheca  (Proceed.  Linn.  Soc.  Dec. 
1851  in  Ann.  nat.  hist.  II.   10.  p.  292). 

Terebinthaceen.  Neue  Gattung  :  Cyrtospermum  Benth.  (Hook. 
Journ.  4.  p.  13):  Anakardiacee  vom  Amazonas,  unvollständig  bekannt, 
durch  eine  Drupa  mit  zweifächerigem  Endokarp  charakterisirt ,  worin 
ein  Fach  leer,  das  andere  cinsamig  ist. 

Amentaceen.  Neue  Galtung:  Callaeocarpus  Miq.  (pl.  Jungh. 
p.  13),  eine  neben  Caslanea  gestellte,  aber  unvollständig  bekannte  Cu- 
pulifere  Sumatra's,  deren  dreisamige  Nuss  aussen  mit  kammförmig  ge- 
ordneten Höckern  versehen  ist. 

Leguminosen.  Gasparrini  machte  die  merkwürdige  Be« 
obachlung,  dass  die  Leguminosen  allgemein  an  ihren  Radicellcn  kleine 
knollenförmige  Auswüchse  besitzen  (tuberculi  spongiolari)  (Atti  della 
r.  accad.  delle  scienze,  6.  p.  221— 239  mit  1  Taf.)  :  dieselbe  Entdeckung 
ist  unabhängig  von  ihm  in  Deutschland  von  Lac  h  m  an  n  gemacht  wor- 
den, der  mir  diese  Organe  gezeigt  hat ,  die  sowohl  bei  krautartigen 
(z.  B.  Trifolium)  als  holzigen  Leguminosen  (z.  B.  Robinia)  vorkommen* 


386    Griscbach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

—  Monographisch  bearbeiteten  Webb  die  Gruppe  von  Ulex,  Nepa  und 
Stauracanthus  (Ann.  sc.  nat.  III.  17.  p.  280—291),  Sover-  Wille- 
met  Trifolium  sect.  Chronosemium  (nouv.  observations  etc.  Nancy,  1852. 
8  pag.  8.,  vergl.  S.'s  frühere  Arbeit  im  Jahresb.  f.  1847.  S.  62),  See- 
mann die  Acacien  der  europäischen  Gärten  (Hannov.  1852.  72  S.  8. 
mit  2  Taf. :  darin  148  Arten  von  Acacia)  ;  Bentham  gab  eine  Reihe 
systematischer  Bemerkungen  über  indische  Leguminosengattungen,  na- 
mentlich über  die  Gruppe  von  Desmodium  ,  von  Cajanus,  von  Millctia 
«.  a.  (pl.  Junghuhn.  p.  205— 269);  von  v.  Fischer  erschienen  An- 
deutungen über  seine  Eintheilung  von  Astragalus  sect.  Tragacantha 
(Bg.  relig.  Lehm.  p.  S5).  —  Turczaninow  reducirle  seine  Gattungen 
Meladenia  zu  Psoralea  und  Anisostemon  zu  Connarus  (liullet.  Mose. 
1852.  2.  p.  181).  —  Neue  Galtungen:  Peleria  A.  Gr.  (pl.  Wright.  1. 
p.  50):  krautarlige  Galegee  aus  den  südlichen  Prairieen,  zunächst  ver- 
wandt mit  Caragana  ;  Ougeinia  Benth.  (pl.  Jungh.  p.  216.)  =  Dalber- 
gia  ougeinensis  Roxb.  ;  Catcnaria  Benth.  (da3.  p.  217.  220.)  =  Desmo- 
dium laburnifolium  DC;  Pieustanthus  Benth.  (das.  p.  234.)  ==  Dolichos 
phaseoloides  Roxb.  u.  a.  ;  Otosema  Benth.  (das.  p.  248.)  =  Robinia 
macrophylla  Roxb.  u.  a. 

Myrtaceen.  Turczaninow  beschrieb  die  neuen  Myrlaceen 
und  Chamaelaucieen  der  Drummond'schen  fünften  Sammlung  von  Swan 
River:  77  Arten  (Bullet.  Petersb.  10.  p.  321— 346).  —  Neue  Gattungen  : 
Cyalhostemon  Turcz.  (das.  p.  331.)  =  Drumm.  coli.  V.  nr.  123,  neben 
Rinzia  ;  Anlicoryne  Turcz.  (das.  p.  332.)  =  ib.  nr.  124,  neben  vorige 
gestellt  ;  Funiceila  Turcz.  (das.  p.  333.)  =  ib.  nr.  26,  zwischen  Hypo- 
calymna  und  Astartea  ;  Trichobasis  Turcz.  (das.  p.  336.)  =  ib.  nr.  147 
zu  Kunzea  gestellt;  Sckuermannia  F.Müll.  (Lionaea  25.  p.  386, :  eben- 
falls aus  Neuholland,  von  Uomoranthus  nur  durch  die  Bildung  des  Kel- 
ches unterschieden. 

AI  elastom  ace  en.  Naudinhat  seine  monographische  Bearbei- 
tung dieser  Familie  (s.  vor.  Ber.)  zum  Schlüsse  geführt  (Ann.  sc.  nat. 
III.  17.  p.  305-382.  —  18.  p.  85— 154.  257-294.  mit  Taf.).  Fortge- 
setzte Uebersicht  der  bearbeiteten  Gattungen:  Fortsetzung  der  Clide- 
mieen.  Pogonorhynchus  (1  sp.:  nach  N.  wahrscheinlich  zu  Miconia 
zu  reduciren) ;  Staphidium  N.  (17.  p.  305.)  =  Clidemiae,  lleterotrichi 
sp.  DC.  et  Stephanotrichum  ol.  (30  sp.) ;  Cyanophyllum  N.  (p.  324) : 
eine  Art  aus  Venezuela  =  Funk  coli.  nr.  1078;  Staphidiastrum  N. 
(p.  325.)  =  Clidemiae,  Sagraeae  sp.  DC.  (13  sp.)  ;  Ossaea  (5sp.), 
Clidemia  (60  sp.),  Octomeris  (6  sp.),  lleterotrichum  (2  sp.)  ;  Clidemia- 
slrum  N.  (18.  p.  87):  ein  mexikanischer  Strauch;  Leandra  (3  sp.), 
Tschudya  (1  sp.)  ,  Sagraea  (16  sp.) ;  Diclemia  N.  (p.  102):  ein  boli- 
vianischer Strauch;  CapitellariaN.  (p.  103.)  =  Clidem.  capitata  Benth.; 
Henrieltea  (5  sp.)  ;  Henriellella  N.  (p.  107.)  =  Henrietteae  sp.  DC.  etc. 
(3  sp.) ;  Loreya  (2  sp.) ;  Truncaria :    zweifelhaft  (1  sp.).   —  dd.  Cha- 


und  systematischen  Botanik  während   des  Jahres  1852.  387 

riantheae.  Charianlhus  (3  sp.).  —  ee.  Davy  eae.  Plalycentrum 
N.  (p.  114):  ein  Strauch  in  Guiana;  Calyptrella  N.  (p.  115):  mexika- 
nisch (1  sp.);  Graflenrieda  (4  sp.) ,  Cycnopodium  (1  sp.) ,  Chastenaea 
(6  sp.),  Axinaea  (3  sp.),  Meriania  (8  sp.) ,  Brachycentrum  (1  sp.);  No- 
tocenlrutn  N.  (p.  131):  Baum  in  Neu-Granada;  Cahjptraria  N.  (p.  132.) 
=  Conostegiae  sp.  DC.  etc.  (4  sp.) ;  Davya  (8  sp.),  Centronia  (l  sp.), 
Leiostegia  (l  sp.) ;  —  SarmentariaN.  (p.  140):  aus  Guiana  (1  sp.). — 
ft".  Pyxidantheae.  Blakea  (5  sp.)  ,  Topobea  (6  sp.) ;  Fyxidanlhus  N.  (p. 
150):  aus  Neu-Granada  und  Venezuela  (3  sp.);  Creochilon  (2  sp.).  — 

2.  Astronieae.     Astronia  (5  sp.). 

3.  Kibessieae.  Macroplacis  (1  sp.),  Ewyckia  (1  sp.),  Rectomi- 
tra  :  mit  Ewyckia  zu  vereinigen,  Kibessia. 

4.  Memecyleae.  Spathandra  (1  sp.)  ,  Memecylon  (33  sp  ),  Liin- 
denia  :  vielleicht  zu  Memecylon  gehörig. 

5.  Mouririeae.     Guildingia  (1  sp),  Mouriria  (7  sp.). 

Ueber  Heterocentron  publicirte  v.  Schlechtendal  einige  Be- 
merkungen (Linnaea,  25.  p.  324—332). 

Thymelaeen.  Neue  Gattungen:  Radojilskya  Turcz.  (Bullet. 
Mose.  1852.2.  p.  176):  vom  Cap  =  Zeyher  coli.  nr.  2163;  Macroslegia 
Turcz.  (das.  p.  177):  von  Swan  River  =  Drumm.    coli.  Y.  nr.  424. 

Ph  y  to  k  ren  een.  Die  erschöpfende  Darstellung  dieser  Gruppe 
von  R.  Brown  (PI.  javan.  rar.  4.  p.  241— 245.  t.  47.  48),  welcher 
Planchon's  Begrenzung  derselben  (Jahresb.  f.  1848.  S.  96)  als  richtig 
anerkennt,  klärt  zwar  ihren  Bau  genauer  auf,  regt  aber  über  ihre  sy- 
stematische Stellung  neue  Zweifel  an  ,  ohne  sie  zur  Entscheidung  zu 
bringen.  Wie  schwierig  diese  Frage  sei  ,  ergiebt  sich  aus  den  fast 
beispiellos  divergirenden  Meinungen,  die  in  den  letzten  Jahren  darüber 
laut  wurden  :  Trecul  stellte  die  Phytokreneen  zu  den  Proteaceen  (Jah- 
resb. f.  1847.  S.  84),  Planchon  hielt  sie  den  Olacineen  nahe  stehend 
(das.  1848.  a.  a.  0.),  Blume  den  Urticeen  (das.  1850.  S.  106),  frühere 
Schriftsteller  verwechselten  sie  mit  den  Menispermeen  ,  einzelne  Gat- 
tungen erklärten  sie  für  Araliaceen  oder  Hernandiaceen,  und  P».  Brown 
spricht  sich  jetzt  für  ihre  Verwandtschaft  mit  der  sympelalischen  Gat- 
tung Cardiopteris  aus.  Er  äussert  hierüber  Folgendes  :  Klein  und  spä- 
ter Blume  haben  der  ßlöthe  Kelch  und  Corolle  zugeschrieben,  Wight 
und  Arnott  Kelch  und  Involucrum  ;  für  die  letzlere  Ansicht  spreche  die 
Dauer  (persistence)  sogar  die  Verhärtung  (induration)  des  zweiten  Wir- 
teis bei  Sarcostigma  ,  sodann  die  Vergleichung  mit  Hernandia  (die  je- 
doch R.  Br.  nicht  für  begründet  hält) ;  allein  in  beiden  Fällen  (bei 
Sarcostigma  und  Hernandia)  stehen  die  Alternanz  beider  Wirtel  und 
ihre  Anordnung  ohne  zwischen  ihnen  entwickeltes  Internodium  (their 
closc  approximalion)  als  wenigstens  ebenso  bedeutende  Momente  einer 
solchen  Meinung    entgegen,    während   die   zahlreichen  Analogiecn   im 


383     Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

Baue  von  Cardiopteris  nicht  minder  für  die  von  Klein  herrührende 
Ansicht  angeführt  werden  können.  Nach  dieser  Deduktion  sollte  man 
erwarten,  das  R.  Brown  die  Phytokreneen  und  ebenso  Ilernandia  (mit 
welcher  er  Inocarpus  für  nicht  sehr  nahe  verwandt  erklärt)  als  Sym- 
petalen entschieden  bezeichnen  würde  :  allein  in  dem  Familiencharak- 
ter der  ersteren  lässt  er  die  Frage  unentschieden  ,  indem  er  den  dop- 
pelsinnigen Ausdruck  „perianlhium  duplex"  gebraucht  und  zugleich  in 
Parenthese  hinzufügt  „(calyx  et  corolla).«  Vielleicht  hat  der  Umstand 
ihn  von  grösserer  Entschiedenheit  abgehallen  ,  dass  Pyrenacantha,  eine 
Gattung,  die  er  zwar  nicht,  wie  Planchon,  den  Phytokreneen  als  typi- 
sches Glied  zuordnet,  aber  sie  doch  als  Genus  affine  an  ihren  Schluss 
setzt,  nur  ein  einfaches  Perigonium  besitzt,  welches  nach  seiner  Stel- 
lung zu  den  Staminen  und  nach  seiner  Aestivation  der  Corolle  der 
übrigen  Gattungen  entspricht.  Auf  der  anderen  Seite  ist  R.  Br.  auch 
in  Beziehung  auf  die  Verwandtschaft  zwischen  den  Phytokreneen  und 
Cardiopteris  nicht  über  eine  blosse  Andeutung  hinausgegangen,  und 
vergleicht  man  seine  Beschreibung  von  Cardiopteris  (das.  S.  24C)  mit 
dem  Charakter  jener  Gruppe,  so  wird  man  ausser  dem  übereinstim- 
menden Baue  des  Ovariums  wenig  Anhaltspunkte  finden  ,  um  jene  An- 
deutung zu  verstehen:  die  imbrikative  Aestivation  der  Corolle,  die  son- 
derbare Bildung  der  Narbe,  die  Samara  und  vor  Allem  der  Embryo 
minutissimus  indivisus  in  der  Spitze  des  Albumens  sind  grosse  Gegen- 
sätze, welche  Cardiopteris  von  den  Phytokreneen  entfernen.  Allein  die 
Yergleichung  der  Abbildungen  von  Jodes  (l.  48)  und  Cardiopteris  (t.  49) 
zeigt  eine  merkwürdige  Uebereinstimmung  im  Blüthenstande  ,  die  ln- 
florcscentia  gyrosa  (s.  circinalis),  welche  in  der  letzteren  Gattung  mit 
dem  Mangel  der  Braklcen  (p.  247)  in  Verbindung  steht  und  die  mich 
schon  früher  (Jahresb.  f,  1850.  S.  97)  bewogen  hat,  dieselbe  zu  den 
Hydrophylleen  zu  stellen,  worüber  weiter  unten  aul's  Neue  zu  spre- 
chen ist.  Es  würde  nun  nicht  gerathen  sein,  ohne  neue  Materialien 
über  die  Andeutungen  hinauszugehen  ,  bis  zu  welchen  R.  Brown  die 
Frage  über  die  Verwandtschaft  der  Phytokreneen  geführt  hat :  allein 
wollte  man,  ihnen  folgend,  sie  in  das  System  einreihen  ,  so  böte  sich 
die  Consequenz  dar,  dass  die  Hydrophylleen  mit  ihrem  kleinen  Embryo 
sich  ähnlich  zu  llydrolea  verhalten,  wie  Cardiopteris  in  dieser  Bezie- 
hung zu  den  Phytokreneen.  Auf  der  anderen  Seite  würde  die  val- 
virte  Aestivation  ihrer  Corolle ,  die  hypogynische  Insertion  bei  Phyto- 
crene  und  der  Mangel  des  Kelches  bei  Pyrenacantha  bis  jetzt  ungelöste 
Schwierigkeiten  darbieten.  —  R.  Brown's  Familicncharaklcr  der  Phy- 
tokreneen ist  wörtlich  folgender  (p.244):  Flores  diclines  (dioiei),  in- 
conspieui.  Perianlhium  duplex  (Calyx  et  Corolla)  ulrumque  4-5-fidum, 
calycinum  ;  inlerius  maius,  aestivalione  valvata  ,  intra  cxlerius  in  quU 
busdam  pedicellatum.  ^  Stamina  4 — 5  ,  laciniis  perianlhii  inlcrioris 
aUcwantia;    filamenta  nunc    hypogyna    et  ipsa  basi  coalita,    nunc  tubo 


und  systematischen  Botanik  wahrend  des  Jahres   1852.  389 

perianthii  inscrta;  anlherao  locnlis  Iongitudinaliler  dehisccnlibus.  Ru- 
dimentum  pislilli.  §  Uvarium  liberum  ,  unilolulare,  biovulatum,  ovulis 
ab  apice  cavitatis  suspensis.  Stigma  sessile ,  indivisum  v.  bifidum. 
Drupa  monosperma.  Albumen  semini  conforme;  embryo  magnitudine 
fere  albuininis,  cofylcdonibus  foliaeeis.  —  Fruliccs  vohibiles  v.  scan- 
denles,  foliis  alternis,  raro  oppositis,  integerrimis  v.  lobatis,  exstipula- 
lis.  —  Gattungen.  1.  Phylocrcne:  flores  4-Gdi ,  capitati ;  slamina  hypo- 
gyna  ,  anthera  versatili  ;  sligma  bilobum  ,  obtusum.  2.  Sarcostigma  : 
flores  spicati,  5-fidi  (raro  4-fidi)  ;  stamina  tubo  perianthii  inserta,  eius- 
dem  laciniis  longiora,  anthera  versatili;  Stigma  depresso-capitalum; 
drupa  pulposa.  3.  Jodes:  flores  5-fidi,  paniculali  ;  stamina  tubo  peri- 
anthii longioris  inserta,  eiusdem  laciniis  breviora;  anlherae  slantes ; 
stigma  depresso-capitalum  ;  drupa  exsucca  ;  —  folia  opposita.  4.  Nan- 
sialum:  flores  5-fidi,  spicati;  Stigmata  2,  acuta,  recurva.  5.  Miquclia 
(Syn.  lenkinsia):  flores  5-fidi;  ^1  perianthium  interius  inlra  exlerius 
pedicellatum ;  $  perianthium  interius  intra  exterius  sessile;  stamina 
sub  ovarii  rudimento  inserta;  sligma  depresso-capitalum,  umbilicatum ; 
drupa  exsucca.  —  Genus  affine:  Pyrcnacanlha  (Syn.  Adelanthus)  aPhy- 
toereneis  diversum  :  perianthio  simplici,  stigmale  radiatim  multifido ;  qua- 
drat  staminibus  cum  „calycis"  segmentis  alternantibus,  aestivatione  val- 
vata,  pericarpio  indehiscente. 

Onagrarieen.  Ich  publicirte  systematische  Bemerkungen  über 
Epilobium  (Bot.  Zeit.  16.  S.  849— 855. 

Cucurbitaceen.  Schläfly  lieferte  einen  Beitrag  zur  Mor- 
phologie der  Vegetalionsorgane  von  Cucurbita  (Miüh.  der  naturf.  Ge- 
sellsch.  in  Bern  f.  1852.  S.  5 — 21). 

Cacteen.  Fayer's  Beobachtungen  über  die  Blü'henentwicke- 
lung  von  Opuntia  (s.  vor.  Ber.  S.  91)  sind  jetzt,  wie  die  über^die  Fi- 
coideen,  durch  Zeichnung  erläutert  worden  (Ann.  sc.  nal.  III.  18.  p. 
237  —  240.  t.  11):  die  Blallspirale,  welche  Kelch  und  Corolle  verbindet, 
ist  auch  im  jüngsten  Zustande  eine  einzige,  in  welcher  man  die  Fetalen 
nur  an  ihrer  zarleren  Textur  unterscheidet ;  am  Rande  des  becherför- 
migen Torus  entstehen  die  ersten  Staminen  (Fig.  13),  dann  in  centrifuga- 
ler  Richtung  die  folgenden  Reihen  (Fig.  15)  ;  der  gemeinsame  Griffel- 
kanal  wird  von  ebenso  viel  Längsfalten  bekleidet,  wie  Karben  vorhan- 
den sind,  die  denselben  allerniren  (Fig.  2t):  diese  Falten,  welche  aus 
dem  Torusbecher  vorspringen  ,  können  als  die  durch  Symphyse  verei- 
nigten Ränder  von  je  zwei  rudimentären  Karpophyllen  belrachtet  wer- 
den, sie  setzen  sich  abwärts  in  die  Mittellinie  der  hufeisenförmigen 
Farielalplacenta  fort  ,  deren  Arme  zwischen  je  zwei  Falten  hinaufstei- 
gen, weshalb  späterhin  jede  Placenta,  als  aus  zwei  Placentararmen  her- 
vorgegangen, der  Narbe,  wie  bei  Parnassia,  gegeuübersteht  (Fig.  22 — 
26);  die  Eier  entwickeln  sich  successiv  ,  wie  früher  erwähnt,  in  cen- 
Iripctaler  Richtung  (Fig.  25).  Man  erkennt  <aus  dieser  Darstellung  deut- 


3J0     Griscbach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen   in  d.   geographischen 

lieh,  wie  die  Wand  des  unleren  einfächerigen  Ovariums  bei  den  Cac- 
teen  aus  dem  becherförmigen  Torus  gebildet  wird  :  aber  dies  hindert 
nicht,  die  Bildungen  auf  der  Oberfläche  desselben  (Stylodien,  Falten  und 
Placenten)  mit  herablaufenden  Blaltrudimenten  zu  vergleichen.  —  Auch 
Gasparrini  beschäftigte  sich  mit  dem  Baue  der  Frucht  von  üpuntia 
(Atti  della  r.  accad.  delle  scienze,  6.  p.  ICO — 192). 

Passifloreen.  Wydler  besprach  die  Stellung  der  Blüthcn- 
organe  bei  Passiflora  (Mitth.  der  naturf.  Gesellschaft  in  Bern  f.  1S52. 
S.  153—162). 

E  1  aeokarpe  en.  J.  D.  Hook  er  zieht  zu  dieser  Gruppe  Ari- 
slotclia,  bei  welcher  die  Petala  häufig  dreitheilig  sind  und  die  Anlhe- 
ren  einen  ähnlichen  Bau  zeigen  (Fl.  of  Ncw-Zeal.  p.  33) :  sie  kann, 
nach  meiner  Ansicht  ,  wegen  der  Griffellrcnnung  und  der  fehlenden 
Blaltschuppen  (vulgo  Stipulen)  als  ein  verbindendes  Glied  zwischen 
den  Legnotideen  (Klaeokarpecn)  und  Hydrangea  betrachtet  werden. 

Phil  adelphccn.  Neue  Galtung:  Fendlera  Engelm.  A.  Gr. 
(pl.  Wright.  1.  p.  77.  t.  5):  ein  Strauch  in  Texas,  oktandtisch  und  mit 
Deutzia  nahe  verwandt,  von  A.  Gray  zu  den  Saxifrageen  gerechnet, 
weil  er  die  Philadclpheen  mit  dieser  Familie  vereinigt,  wogegen  dio 
geringere  Ausbildung  des  Albumens  spricht. 

llicineen.  Goeppcrt  verfasste  eine  monographische  Uebcr- 
sicht  der  in  der  Kultur  vorkommenden  llcx-Arlcn  :  22  sp.  (Delect.  sem. 
Yratislay.  1852.  fol.). 

U  m  b  cl  Uferen.  Bunge  erklärt  Gaya  simplex  Gaud.  für  syn- 
onym mit  Pachypleuruin  alpinum  Lcd.  (reliq.  Lehm.  p.  126);  er  re- 
ducirt  ferner  Soranlhus  zu  Ferula  (das.  p.  131).  —  Neue  Gallungen: 
Taeniopelalum  Bg.  (das.  p.  127.)  —  Peuccdanum  alsaticum  L  ,  transpo- 
nirt  zu  den  Angeliceen  und  durch  die  eine  Villa  enthaltenden  Jr.ga  aus- 
gezeichnet; Hyalolacna  \$g,  (das.  p.  128)  :  vom  Jaxartes,  mit  10  Frucht- 
Hügeln  und  zu  den  Angeliceen  gestellt,  aber  im  Habitus  Cnidium  nahe 
Stehend;  Balansaea  ßoiss.  Reut.  (pug.  pl.  Afr.  bor.  p.  49.)  =  Scan- 
dix  glaberrima  Desf.,  mit  Conopodium  verwandt,  durch  Valleculae  uni- 
vittatae  unterschieden. 

Hamamelideen.  Zu  diesen  zieht  Miers  Diclidanthera,  eine 
Gattung,  die  bisher  zweifelhaft  im  Verwandtschaflskreise  der  Styraci- 
neen  stand  und  von  Hamamelis  durch  ein  freies  üvarium  und  andere 
bedeutendere  Charaktere  sich  unterscheidet  (Ann.  nat.  hist.  II.  9. 
p.  130). 

Olacineen.  Miers  setzte  seine  Bemerkungen  über  die  Ver- 
wandtschaften dieser  Familie  (s.  vor.  Ber.  S.  89)  fort  (Ann.  nat.  hist. 
II.  9.  p.  128.  218.  387.  481.  —  10.  p.  30.  108.  176):  es  ist  aus  sei- 
ner Arbeit  eine  umfassende  monographische  Analyse  aller  der  Gattun- 
gen geworden,  welche,  nach  ihm,  die  Familie  der  Icacinaceen  bilden, 


und  systematischen  Botanik  während   des  Jahres  1852.  391 

von  der  er  jetzt  einen  ausführlichen  Charakter  giebt  und  die  er  mit 
den  Celastrineen,  llicineen,  llippocrateaceen,  Chailletiaceen  und  Cyril- 
leen  zu  einem  den  ülacineen  fern  stehenden  Verwandtschaflskreise  nicht 
glücklich  vereinigt.  Sein  Charakter  der  Icacineen  (p.  221)  enthält  fol- 
gende Momente:  5  —  4,  5—4,5 — 4,?;  calyx  sepalis  connatis  persislens; 
corolla  hypogyna,  pelalis  dislinctis  vulvaribus;  staniina  corollae  alterna  ; 
ovarium  superum  ,  disco  insertum,  1 — 31oculare,  ovulis  geminis  iuxta 
apicem  loculi  suspensis,  stylo  simplici,  pericarpio  drupaceo  monospermo; 
semen  tesla  tenui,  rhaphe  integra  (?  s.  u.),  albumine  copioso,  embryono 
minuto  aut  cotyledonibus  foliaeeis  axili,  radicula  supera.  Bestandteile 
dieser  Familie  nach  JH.,  der  jetzt  Ptychopetalum  zu  den  Olacineen 
zurückversetzt:  Trib.  1.  Icacineae.  Ovarium  unilocularc,  slylo  distineto. 
Icaciua,  Apodyles,  Rhaphioslylis  ,  Lerelia,  Mappia  (Syn.  Stemonurus 
Wight,  non  Bl.,  INothapodytes  Bl.),  Desmoslachys  Mrs.  (9.  p.  399) :  Liane 
aus  Madagaskar,  von  Mappia  anscheinend  nur  durch  unwesentliche 
Charactere  ,  z.  B.  eine  membranöse  Corolle  unterschieden,  P  oraqueiba. 
—  Trib.  2.  Sarcosligmeae.  Ovarium  uniloculare,  stigmate  subsessili, 
Pennanlia,  Stemonurus  Bl.  (Syn.  Gomphandra  Wght.,  Lasianlhera  P.  B.), 
Platea  Bl.  (Syn.  Phlebocalymna  Griff.)  ,  Sarcostigma  (dies  ist  nach  R. 
Br. ,  wie  oben  bemerkt,  eine  Phytokrenee),  Discopkora  Mrs.  (10.  p.  118)  ; 
ein  Strauch  in  Demerara,  unvollständig  bekannt.  —  Trib.  3.  Emmoleae. 
Ovarium  triloculare.  Antherae  bilobae  extrorsae.  Emmotum  Desv.  (Syn. 
Pogopelalum  Benth.).  —  Von  Pennanlia  gab  D.  Hook  er  eine  Ana- 
lyse nebst  treffenden  Bemerkungen  über  den  Bau  dieser  Gattung  (Fl.  of 
Kevv-Zeal.  p.  34.  t.  12),  wonach  mir  M.'s  Ansicht,  dass  die  Icacineen 
von  den  Olacineen  zu  entfernen  wären,  nicht  gerechtfertigt  erscheint: 
denn  das  allein  in  diesem  Falle  Entscheidende,  den  Beweis  für  die  Be- 
hauptung, dass  den  Icacineen  ein  complicirterer  Bau  des  Eis  zukomme, 
ist  Miers  schuldig  geblieben.  Hooker  nämlich  zeigt,  dass  in  der  Frucht 
von  Pennantia  (Fig.  12 — 14)  ein  aus  der  Basis  derselben  entspringen- 
der, an  der  Seite  des  Perikarpium  anliegender,  aber  freier  Funiculus 
centralis  vorhanden  ist,  von  dessen  Spitze  der  Samen  herabhängt:  die- 
sen Funiculus,  der  also  der  Ccntralplacenta  der  Santalaceen  entspricht, 
hielt  M.  irrthümlich  für  eine  Rhaphe.  Zwar  fehlten  Hooker  die'Hülfs- 
mittel,  um  auch  den  Bau  des  Ovariums  aufzuklären,  aber  seine  Hypo- 
these, dass  Myzodendron  den  Schlüssel  zum  Versländniss  von  Pennan- 
tia enthält,  hat  einen  hohen  Grad  von  Wahrscheinlichkeit,  da  die  PJa- 
centalion  der  Frucht  in  beiden  Fällen  so  genau  übereinstimmt. 

Santalaceen.  Turczaninow  führt  Rhinostegia  jetzt  wie- 
der zu  Thesium  zurück   (Bullet.  Mose.  1852.  2.  p.  181). 

Loranlhaceen.  Karsten  untersuchte  die  Blüthcnentwicke- 
lung  und  Keimung  einer  Loranlhacee,  seiner  bei  Puerto  Cabello  beob- 
achteten Passowia  odorala  (Bot.  Zeit.  10.  S.  305.  321.  337.  361.  Taf. 
4.  5).     Das  Involucellum  in  dieser  hexandrischen  Galtung,  welches  K. 


392     Griscbach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

als  Kelch  auffasst,  ist  eine  kreisförmige  Falte  ohne  ßlattbildung  ;  der 
Kelch  (Blumenkrone  K.'s)  entwickelt  sich  sucecssiv  aus  je  drei  Orga- 
nen, wobei  aber  diese,  sechs  an  der  Zahl,  späler  in  einem  einzigen 
Kreise  stehen  und  von  gleicher  Gestalt  si'id  ;  ebenso  bilden  sich  drei 
Stammen  früher,  als  die  drei  anderen,  stimmen  auch  später  in  ihrer 
Länge  nicht  mit  den  letzteren  überein.  Die  Darstellung  des  Ovariums, 
wo  die  Enlwickelung  nicht  vollständig  beobachtet  ward  ,  ist  undeut- 
lich. —  Neue  Galtungen  :  Passowia  Karst,  (das.  S.  305.)  =  Loranlhus 
sect.  Slruthantus  Mart.  spec.  embryone  axili :  wäre  diese  Gattung  be- 
gründet, so  hätte  der  von  v.  Marlius  ihr  gegebene  IVame  beibehalten 
werden  müssen;  Myrlobium  Miq.  (Linnaea ,  25.  p.  652):  aus  Valdivia 
=  Lechl.  coli.  nr.  46 1,  fällt  nach  meiner  später  veröffentlichten  Unter, 
suchung  mit  Lepidoceras  D.  Hook,  zusammen. 

Rubiaceen.  Neue  Gallungen:  Raxnia  Oerst.  (Cenlralamer. 
Rubiac.  p.  49):  Cinchonee  in  den  Gebirgen  von  Costa  Rica  =  6 — 8000', 
verwandt  mit  Hillia  ;  Xerococcus  Oerst.  (das.  p.  52)  von  Costarica  und 
Ophryococcus  Oerst.  (das.)  von  Segovia  ,  beide  Gardenieen  und  Cocco- 
cypselum  nahe  stehend. 

S  y  nan  th  ereen.  Aus  Tausch's  nachgelassenen  Manuscripten 
hat  Opiz  Bemerkungen  über  die  Systematik  dieser  Familie  bekannt 
gemacht  (Zeitschr.  Lolos.  Bd.  2.  Prag,  1852).  —  Fragmentarische  No- 
tizen erschienen  von  C.  II.  Schultz  (Regensb.  Fl.  1852.  S.  129.  150). 
—  Von  Guardiola  gab  A.  Gray  einen  verbesserten  Charakter  (pl. 
Wright.  1.  p.  110):  Synonym  ist  Tulocarpus.  —  Mit  Cenia  beschäftigte 
sich  v.  Schlechtendal  (I3ot.  Zeit.  10.  S.  801).  —  Wichura  be- 
stimmte das  Zahlenverhältniss  von  Involucrum  und  Radius  bei  den  ein- 
heimischen Arten  von  Senecio  und  kam  dabei  zu  charakteristischen 
Ergebnissen  (Jahrcsb.  der  schlcs.  Gesellsch.  f.  1852.  S.  80):  a.  Hüll- 
blätter und  Slrahlblülhen  gleichzählig :  21  bei  S.  paludosus  ,  13  bei  S. 
Jacobaea,  aquaticus,  erucifoiius  und  sylvalicus  ;  b.  die  Zahl  der  Strahl- 
blüthen  steht  der  der  Hüllblätter  um  ein  Glied  in  der  Reihe  der  phyl- 
lotaktischcn  Systeme  nach  (z.  B.  bei  8  Hüllblättern  5  Slrahlblülhen): 
S.  nemorensis  8 — 13  Hüllblätter,  S.  saracenicus  13,  S.  vernalis  21,  S. 
viscosus  21 — 8;  c.  S.  vulgaris  hat  ebenfalls  21  Hüllblätter.  —  Ich 
beabsichtigte  die  geographische  Verbreitung  der  Hieracien  in  Europa 
zu  bearbeiten  :  indessen  ist  bis  jetzt  nur  der  systematische  Theil,  die 
Revision  der  Arten  enthaltend  erschienen,  indem  später  neue  und  nicht 
gehobene  Bedenken  der  Fortsetzung  entgegengetreten  sind  (Commen- 
tatio  de  distributione  Hieracii  generis  per  Europam  geographica.  Sectio 
I.  Göttingen,  1852.  SO  pag.  4  :  Sep.-Abdr.  aus  den  Abhandl.  der  Götlin- 
gcr  Sociel).  —  Boissicr  bemerkt,  dass  nach  dem  eigenen  Zugeständ- 
niss  Kunze's  dessen  Thlipsocarpus  mit  Hyoseris  radiala  identisch  sei 
(pug.  plant,  nov.  p.  68).  —  I'olytaxis  gehört  nach  Bunge  (reliq. 
Lehm.  p.  195)  vielleicht,  wofür  auch  der  Tollen  spricht,  zu  den  Wuti- 


und  systematischen  Dotanik    während  des  Jahres  1852.  393 

siaccen.  —  Neue  Gattungen.  Vernoniaceen:  Bolanosa  A.  Gr.  (pl. 
Wright.  1.  p.  82):  aus  ISordmexiko  ,  mit  einem  Receplaculum  palea- 
ceuin  ;  —  Eupatoriaceen:  Steelzia  Sond.  (Linnaea,  25.  p.  450.)  = 
Olearia  pannosa  Hook,  etc.,  von  S.  als  Eutussilaginee  zwischen  Cclmi- 
sia  und  Alciope  gestellt;  —  Asteroideen:  Ixiochlamys  F.  Müll,  et 
Sond.  (das.  p.  466.)  =  Podocoma  cuneifolia  R.  Br. ;  Lachnophyllum  Hg. 
(reliq.  Lehm.  p.  137):  aus  ßokhara,  nahe  mit  Erigeron  verwandt;  Mo- 
nolhrix  Torr.  (Slansbury's  expedit.  to  the  Salt  Lake.  Botany.  p.  389. 
t.  7):  auf  einer  Insel  des  Salt-Lake  und  in  Texas,  nahe  verwandt  mit 
Pcrityle  und  von  A.  Gray  als  Section  von  Laphaniia  betrachtet;  La- 
phamia  A.  Gr.  (pl.  Wright.  1.  p.  99.  t.  9)  :  mehrere  in  Texas  und  Neu- 
mexiko einheimische  und  von  G.  mit  Terityle  verglichene  Gewächse  ; 
Cheiroloma  F.  Müll.  (Linnaea,  25.  p.  401)  :  australische  ßclliee,  neben 
Calotis  gestellt;  Eyrea  F.  Müll.  (das.  p.  403) :  australische  Conyzee, 
neben  Phagnalon  ;  Scijphocoronis  A.  Gr.  (Hook.  Journ.  4.  p.  225.  und 
Hook.  ic.  t.  854)  und  Anlhocerasles  A.  Gr.  (Hook.  Journ.  a.  a.  0.): 
beide  von  Swan-River  und  nicht  ohne  Zweifel  zu  den  Asteroideen  ge- 
stellt, von  den  Tarchonantheen  durch  Homogamie  abweichend;  —  Se- 
necionideen:  Diolosperma  A.  Gr.  (Hook.  Journ.  4.  p.  275.  u.  Hook, 
ic.  t.  855)  :  Partheniee  von  Swan-River;  Podachaenium  Benlh.  (üerst. 
Centralam.  Compos.  p.  98) :  vom  Irasu  in  Costa -Rica  =  8000':  den 
Verbesineen  und  den  Galinsogeen  verwandt,  durch  gestielte  Achcnien 
ausgezeichnet;  Sarlwellia  A.  Gr.  (pl.  Wright.  1.  p.  122.  t.  6):  anomale 
Flaveriee  aus  Texas;  Eriochlamys,  Trichanlhodium,  Polycalymna  Sond. 
et  F.  Müll.  (Linnaea,  25.  p.  4S8.  489.  494):  3  Angiantheen  aus  Au- 
stralien; australische  Helichryseen:  Haeckeria  F.  Müll.  (das. 
p.  406)  :  neben  Humea,  Dullonia  F.  Müll.  (das.  p.  409) :  neben  Ixiolaena, 
Elachanlhus  F.  Müll.  (das.  p.  410}:  neben  Pteropogon ,  Rulidochlamys 
Sond.  (das.  p.  497.)  =  Rutidosis  arachnoidea  Hook. ,  Sluarlina  Sond. 
(das.  p.  522.)  =  Gnaphalium  sp.  Schlechtend.,  Actinopappus  ü.  Hook. 
(Hook.  Journ.  4.  p.  226) :  neben  Quinetia,  Dimorpholepis  A.  Gr.  (das. 
p.  227.  und  llook.  ic.  t.  856):  neben  Panaelia  und  Chrysodiscus,  Gna- 
phalodes  A.  Gr.  und  Achrysvm  A.  Gr.  (das.  p.  228)  :  beide  von  Swan- 
River,  habituell  Gnaphalium  und  Anlennaria  ähnlich,  Monencyanlhes  A. 
Gr.  (das.  p.  229.)  s=  Caloccphalus  gnaphalioides  Hook.,  Acroclinium  A. 
Gr.  (das.  p.  270)  :  mehrere  jährige  Arten  von  Swan-River,  Cephaliple- 
rum  A.  Gr.  (das.  p.  271)  :  ebendaher,  verwandt  mit  Uclipteruni  ,  Co- 
nanlhodium  A.  Gr.  (das.  p.  272):  Strauch  von  Swan-River,  Raoulia  D. 
Hook.  (Fl.  of  New-Zeal.  p.  134.  t.  36.  a.)  :  mehrere  neu-secländische 
Arten,  neben  Ozolhamnus  gestellt  ;  —  Olkonnopsis  Jaub.  Sp.  (illuslr. 
pl.  Orient.  4.  p.  90.  t.  357.)  =  ülhonna  angustifolia  DC. ;  —  Cicho- 
raccen:  Steptorhamphus  Rg.  (reliq.  Lehm.  p.  205):  aus  der  Steppe 
von  ßokhara,  nahe  verwandt  mit  Lomatolepis ;  Chlorocrepis  Griseb. 
(Hierac.  p.  75.)  ps    Jlicracium    statieifolium  Vill.    und    Schlaginlweilia 


394  Griscbach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

Griseb.  (das.  p.  76.)  =  H.  intybaecum  Wulf.,  erstere  durch  die  Rie- 
fenbildung des  Achenium  ,  letztere  durch  eigentümliche  Blattstellung 
im  Involucrum  von  Hieracium  bestimmt  geschieden. 

#  Plantagineen.  Diese  Familie  wurde  in  Decandolle's  Prodio- 
mus  von  Decaisne  bearbeitet  (13.  1.  p.  693 — 737):  sie  ist  daselbst 
auf  über  200  Arten  gebracht  worden. 

Dipsaceen.  Bunge  verbessert  den  Charakter  von  Morina 
(reliq.  Lehm.  p.  145) :  stamina  didynama  ,  2  superiora  antheris  bilocu- 
laribus,  2  inferiora  ad  antheras  rudimentarias  plerumque  redueta. 

Yalerianeen.  Neue  Gattung:  Porleria  Hook.  (ic.  pl.  t.  8G4) 
(Syn.  Amblyorhinum  Turcz.  in  Bull.  Mose.  1852.  2.  p.  1C8j:  aus  der 
alpinen  Region  von  Venezuela  =  Linden  coli.  nr.  424,  Funck  coli.  nr. 
1515.  1539.  1540.  1551.  1623. 

Campanulaceen.  Neue  Gattungen  :  Asyneuma  Griseb.  et  Schk. 
(dies.  Arch.  1.  p.  335.)  =  Campanula  sect.  Podanthe  Boiss.,  d.  h.  die 
ehemaligen  Phyteuma-Arten  mit  freien  Corollenloben  ;  Siphocodon  Turcz. 
(Bullet.  Mose.  1852.  2.  p.  175):  vom  Cap  =  Zeyher  coli.  nr.  3103.  a., 
durch  Stamina  epipetala  fremdartig. 

Lobeliaceen.  Wal  per s  sprach  seine  Ansichten  über  die 
Cyphiaceen  aus  (Bot.  Zeit.  10.  S.  344) :  er  will  die  Nemacladeen  und 
Cyphokarpeen  mit  den  Cyphiaceen  vereinigt  wissen  (Jahresb.  f.  1850. 
p.  100)  und  führt  diese  selbst  auf  die  Lobeliaceen  zurück.  —  Neue 
Gattungen:  Crcmochilus  Turcz.  (Bullet.  Mose.  1852.  2.  p.  174):  aus 
der  alpinen  Region  von  Venezuela  =  Linden  coli.  nr.  453,  Funck  coli, 
nr.  778.  1042,  neben  Siphocampylus  gestellt;  —  Colensoa  D.  Hook. 
(FI.  of  New-Zeal.  p.  156)  war  schon  früher  (Hook.  ic.  t.  555.  556) 
publicirt  worden:  sie  erinnert  durch  ihre  Beere  an  Pratia. 

Goodeniaceen.  Neue  Gattung:  Picrophyla  F.  Müll.  (Linnaea, 
25.  p.  421.)  =  Goodenia  albiflora  Schlechlend. 

Myrsineen.  Neue  Gattung:  Climacandra  Miq.  ( pl.  Jungh. 
p.  199.)  ==  Ardisia  obovala  Bl.  etc. 

Ebenaceen.  Neue  Gattung:  Holochilus  Dalz.  Hook.  Journ.  4. 
p.  290)::  Baum  in  Ostindien,  nahe  verwandt  mit  Macreightia,  durch 
einen  Calyx  integer  truncatus  und  6  sterile  Staminea  in  der  weibli- 
chen ßlüthe  unterschieden. 

Jasmineen.  As.  Gray  publicirte  eine  monographische  Ana- 
lyse YOn  Menodora,  womit  er  Bolivaria  vereinigt  (Amer.  Journ.  II.  14. 
p.  41 — 45).  Er  bestätigt,  dass  die  Corollen-Aeslivation  imbrikaliv  sei 
und  dass  auch  bei  Menodora  4  Eier  in  jedem  Fache  vorkommen.  Die 
Zahl  der  Arten  bringt  er  bis  auf  12,  die  er  in  drei  Sektionen  ordnet : 
a.  Bolivaria.  Calyx  5— 6-lobus.  b.  Menodora.  Calyx  10—  14-lobus  (7 — 
9-lobus).  c.  Menodoropsis.  Calyx  10-lobus.  Corolla  tubo  elongato.  An- 
therae  mucronatae. — Gleichzeitig  kam  Scheele  (Linnaea,  25.  p.  254) 
zu  ähnlichen  Resultaten,  indem  er  bemerkte,  dass  seine  Bolivaria  Gri- 


und  systematischen  Botanik  während   des  Jahres  1852.  395 

sebachii  —  die  nach  der  Beschreibung  mit  Menodora  heterophylla  Mo- 
ric.  zusammenfällt  —  je  4  Eier  besitzt  ,  aber  nur  je  2  Samen  aus- 
bildet. 

Asclepiadeen.  Neue  Galtungen:  Amllyoglossum  Turcz.  (Bul- 
let. Mose.  1852.  2.  p.  310):  aus  dem  indischen  Archipel  =  Cum.  coli, 
nr.  1431,  Göring  coli.  II.  nr.  275),  neben  ßaeolepis  gestellt;  Slenome- 
ria Turcz.  (das.  p.  312)  :  aus  Venezuela  und  Neu-Granada  =.  Funck  coli, 
nr.  510,  Linden  coli.  nr.  970,  mit  Tassadia  habituell  übereinstimmend. 

Orobancheen.  Fischer  wies  nach,  dass  die  Ccntaurea  deal- 
bala  die  Mutterpflanze  von  Anoplanthus  Biebersteinii  sei  (Bullet.  Mose. 
1852.  1.  p.  105.  t.  1):  von  A.  Tourneforlii  ist  es  wahrscheinlich  Pyre- 
thium  myriophyllum. 

Scrophularineen.  Neue  Gattung:  Leucanlhea  Scheel.  (Lin- 
naea,  25.  p.  258)  :  aus  Texas,  neben   Leucophyllum  gestellt. 

Solaneen.  Dunal  bearbeitete  diese  Familie  in  DeCandolle's 
Prodromus  (13.  1.  p.  1 — 690).  Die  Anzahl  der  Gattungen  beträgt  (mit 
Einschluss  der  Nolaneen  und  einiger  anderer  fremdartiger  Typen)  63, 
die  der  Arten  gegen  1700,  von  Solanum  allein  901  sp.  Neu  sind:  Co- 
dochonia  Dun.  (p.  4S2)  :  Lycinee  aus  Peru  ;  Fregirardia  Dun.  (p.  502.) 
=  Witheringiae  sp.  Kth.  etc.;  Bouchelia  DC.  (p.  589):  Fabianeen  aus 
Mexiko  und  Texas.  Die  letzten  Arbeiten  von  Miers  sind  von  Dunal 
noch  nicht  benutzt  worden. 

Bignoniaceen.  Neue  Gattung:  Oxycladus  Mrs.  (Proceed.  of 
Linn.  Soc.  1851.  Dec.):  ein  dorniger,  fast  blattloser  Strauch  von  Men- 
doza ,  durch  eine  einsamige  Nuss  von  dem  Charakter  der  Familie  ab- 
weichend, weshalb  M.  auf  diese  Entdeckung  eine  besondere  Tribus  der 
Oxycladeen  bedründet. 

Cardio  ptcrideen.  R.  Brown  verbesserte  Blume's  Charak- 
ter von  Cardiopteris  (pl.  Javan.  4.  p.  246.  t.  49,  vergl.  oben  die  Phy- 
tokreneen  und  B.'s  Charakter  im  Jahresb.  f.  1850.  S.  97)  :  die  Radicula 
ist  nach  oben  gerichtet,  die  Eier  daher  wahrscheinlich  anatrop :  über 
den  letzleren  Punkt  waren  indessen  die  Materialien  nicht  genügend 
die  Narbe  ist  ganz  eigentümlich  gebildet  („Stigmata  duo,  altero  (vero) 
post  anthesin  aueto  emarginato  tarde  deeiduo,  altero  (eflbeto)  capitato 
pedicellato  persistente");  der  Embryo  liegt  in  der  Spitze  des  Albumens 
und  ist  ungetheilt  („radicula  brevis  supera,  cotyledon  adhuedum  indivisa 
subglobosa  obtusissima").  Die  bisherigen  Ausichlen  über  die  Verwandt- 
schaft von  Cardiopteris  mit  den  Sapindaceen  (Wallich),  den  Euphor- 
biaeeen  (Ilasskarl)  oder  mit  den  Verhenaceen  und  Boragineen  (Blume) 
erklärt  R.  Br.  für  ungenügend  und  spricht  sich  nur  dahin  aus,  dass  sie 
nicht  weit  von  den  Phytokreneen  entfernt  werden  dürfe,  besonders 
wegen  Jodes,  obgleich  ihm  einige  bedeutende  Gegengründe  nicht  un- 
bekannt sxien. 

Boragineen.      Bunge   reducirt  seine   Friedrichsthalia  incana 


396     Grisebach:  Bericht  üb.   d.  Leistungen  in    d.  geographischen 

zu  Trichodesma  (reliq.  Lehm.  p.  241);  er  verbessert  die  Charakteristik 
der  Seclioncn  von  Ileliotropiuin  (das.  p.  223  u.  f.)  ;  er  lässt  es  zwei- 
felhaft, ob  Anchusa  hisp;da  eine  Seclion  ihrer  Gattung  bilde  oder  als 
eigene  Gattung  =  Gaslrocolijh  ßg.  zu  betrachten  sei  (das,  p.  229). — 
Neue  Gattung:  Elizaldia  Willk.  (Strand-  und  Steppengebiete  S.  128. 
c.  tab.)  =  Nonnea  multicolor  Kz. ,  ohne  Fornices  ,  wie  in  der  Sect. 
l'haneranlhera,  von  dieser  vorzüglich  durch  ein  stigma  capilalum  un- 
terschieden. 

Labiaten.  Bunge  verbessert  den  Charakter  von  Perowskia, 
bei  welcher  die  Oberlippe  mit  der  Unterlippe  verwechselt,  die  ausge- 
zeichnete Narbe  unvollkommen  beschrieben  und  die  sterilen  Staminen 
von  Benlham  übersehen  waren  (reliq.  Lehm.  p.  256). 

Verbenaceen.  v.  Schlechtendal  beschrieb  die  Frucht  von 
mehreren  kultivirten  Yerbena-Arten  (Linnaea,  25,  p.  446 — 448).  —  Neue 
Gattung:  Teucridium  D.  Hook.  (Fl.  of  New-Zeal.  p.  203.  t.  49) :  Staude 
in  Neuseeland,  vom  Habitus  und  der  (.  orollenbildung  eines  Teucrium  und 
durch  hängende  Eier  sehr  ausgezeichnet. 

WyoporinecD.  Neue  Gattung :  Pholidiopsis  F.  Müll.  (Linnaea, 
25.  p.  429) :   australischer  Strauch,  neben  Pholidia   gestellt. 

Coni  feren.  Neue  Gattungen:  Saxogolhaea  Lindl.  (Faxt.  FIo- 
wer.  Card.  2.  Gleanings,  p.  380)  und  Filzroya  D.  Hook.  (das.  p.  387) : 
beide  aus  Falagonien  (vergl.  den  Charakter  der  ersteren  in  Bot.  Zeit. 
10.  S.  789,  die  zweite  stehe  neben  Thuiopsis). 

Cycadeen.  Miquel  bescluieb  die  weibliche  Blülhe  von  Cy- 
cas  Bumphii  nach  dem  Leben  (Linnaea,  25.  p.  589.  t.2). 


Monokotyledonen. 

Najadeen.  Hofmeister  untersuchte  die  Entwickelungsge- 
schichte  von  Zostera  (Bot.  Zeit.  10.  S.  121.  137.  Taf.  3,  vergl.  Grön- 
lands Arbeit  über  diesen  Gegenstand  in  vor.  Jahresb.  S.  106).  II. 's 
morphologisch  und  histologisch  höchst  bedeutende  Abhandlung  enthält 
am  Schlüsse  eine  Ansicht  vom  Baue  des  monokotyledonischen  Embryo, 
welche  an  die  Richard's  erinnert  ,  indem  H.  den  Kotyledo  als  einen 
Theil  der  Axe  ansieht.  Nach  ihm  hat  die  Frimäraxe  des  monokotyle- 
donischen Embryo's  ein  begrenztes  Wachsthum,  aber  sie  erzengt  einen 
seitlichen  Spross  (eine  Sccundäraxe) ,  welcher  zu  der  Hauplaxe  der 
Pflanze  auswächst  (S.  144).  Richard's  Ansichten  haben  besonders  des- 
halb keinen  Anklang  gefunden,  weil  ihnen  die  Analogie  mit  den  Di- 
kotyledonen  entgegen,  keine  andere  Analogie  zur  Seile  stand.  Diesen 
Einwand  sucht  H.  durch  die  speeiöse  Bemerkung  hinwegzuräumen,  dass 
die  Entwicklung   der  Axen    bei   der  Keimung  der  Gcfässkryptogamen 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1852.  397 

der  monokotyledonischen  Keimung  entspreche.  Aber  es  ist  misslich, 
Analogieen  von  den  Kryptogamen  auf  die  Morphologie  der  Phaneroga- 
men  anzuwenden  :  passender  erscheint  der  umgekehrte  Versuch  ,  die 
viel  dunklere  Organisation  der  Kryplogamen  durch  die  Phanerogamen 
aufzuklären.  Wiewohl  ich  eine  Zeillang  H. 's  Ansicht  gefolgt  bin,  muss 
ich  mich  jetzt  doch  gegen  dieselbe  aussprechen  ,  weil  eine  Verzwei- 
gung ohne  Blattslütze  dem  spateren  Verhalten  der  Monokotyledonen 
widerspricht  und  alle  schwierigen  Fälle  im  Baue  des  monokotyledoni- 
schen Embryo's  sich  durch  Jussieu's  Theorie  der  Axenexcrescenzen  er- 
klären lassen.  Die  terminale  Plumula  von  Posidonia  würde  sich  dage- 
gen nicht  mit  H.'s  Seitenaxen  vereinigen  lassen.  —  Mit  Recht  spricht 
sich  übrigens  II.  gegen  die  auch  von  Grönland  angenommene  Deutung 
des  Embryo's  von  Zoslera  aus  ,  nach  welcher  die  mantelförmige,  dem 
Scutellum  der  Gräser  ähnliche  Bildung  (II. 's  Primäraxe)  als  Kotyledo 
aufgefasst  worden  ist:  er  beweist  durch  ihre  den  übrigen  Theilen  des 
Embryos  vorausgehende  Entwickelung,  was  Jussieu  aus  der  Analogie 
mit  anderen  Pflanzen  geschlossen  hatte,  dass  sie  der  Axe  angehört. 
Bei  ihrer  Aehnlichkeit  mit  dem  Scutellum  der  Gräser  ist  es  bemerkens- 
werth,  dass  der  cylindrische  Axentheil  ,  der  in  die  Plumula  ausläuft, 
erst  aus  ihrer  Seitenfläche  hervorvvächst :  was  dort  sekundäre  Excres- 
cenz  ist,  ist  hier  das  Primärgebilde  (vgl.  meine  Bemerkung  über  Rup- 
pia  im  vor.  Ber.  S.  105).  —  Das  hängende,  alrope  Ei  von  Zostera  ist 
ähnlich  gebildet,  wie  bei  Ruppia  ,  aber  bei  der  letzteren  Gattung  wird 
es  durch  eine  die  Lage  des  Embryosacks  nicht  afficirende  Verschiebung 
der  Mikropyle  fast  kampylolrop  (Fig.  44).  —  Die  Bildungsgeschichte  des 
prosenehymatosen  Pollens  von  Zoslera  ist  dadurch  sehr  eigenlhümlich, 
dass  die  Pollenzellen  aus  wiederholten  Längstheilungen  ihrer  Mutter- 
zellen hervorgehen,  ohne  das  Zwischenglied  der  Specialmulterzellen, 
(für  diesen  Bildungsgang  bei  Zostera  findet  IL  eine  Analogie  in  den 
früheren  Bildungsstufen  der  Pollinarien  bei  den  Asclepiadeen) :  auch 
fehlt  den  Pollenzellen  im  Zustande  der  Reife  die  Cuticularhaut.  —  Der 
Spadix  von  Zostera  ist,  wie  H.  aus  der  Stellung  der  ßrakteen  nach- 
weist, als  eine  Terminalknospe  zu  betrachten.  —  J.  G.  Agardh  be- 
schrieb Knollenbildungen  am  Rhizom  von  Potamogelon  peclinatus  (Öfvers. 
af  K.   Vetensk.  Ak.  Förhandl.    1852). 

Aroideen.  Schott  beschrieb  eine  Reihe  neuer  Formen  aus 
dieser  Familie  (Oesterr.  bot.  Wochenbl.  1852.  S.  59.  67).  —  C.  Koch 
publicirte  einige  systematische  Bemerkungen  über  kullivirte  Aroideen 
und  über  Pislia  (Bot.  Zeit.  10.  S.  273.  577.  t.  6.  C.)  :  seine  Behaup- 
tung, dass  die  Radicula  bei  Pistia  nach  abwärts  gerichtet  und  von  der 
Mikropyle  abgewendet  sei,  beruht  auf  einer  irrthümlichen  Deutung  der 
Organe  des  Embryo's.  —  Klotzsch  bearbeitete  eine  Monographie 
von  Pistia  (Abhandl.  der  Berlin.  Akad.  f.  1852.  S.  329— 359.  mit  3  Taf.)  : 
er  betrachtet  die  Pistiaceen    als    eine  besondere  Familie  ,  von  welcher 


393     Griscbach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

er  die  Lemnaceen  ,  die  nach  ihm  den  IVajadeen  näher  stehen  sollen, 
ausschliesst.  Für  die  Ausschliessung  der  Galtung  Lemna  von  den  Aroi- 
deen  führt  K.  indessen  kein  anderes  Argument  an  ,  als  dass  der  Spa- 
dix  fehle,  womit  nur  ein  relativer  Untirschied  in  der  Grösse  eines  Or- 
gans ausgedrückt  ist.  Die  Pistiaceen  ,  von  denen  er  Ambrosinia  aus- 
schliesst, unterscheidet  er  von  den  Aroideen  dadurch  ,  dass  der  Spadix 
nur  zwei  Blülhen,  eine  männliche  und  eine  weibliche,  trage,  wovon 
jede  ein  Perigonium  besitze  :  er  fügt  noch  eine  anatomische  und  eine 
morphologische  Eigenlhümliclikeit  des  Bialtes  von  Pistia  hinzu,  die  Ge- 
fässbündel  der  oberen  und  unteren  Blattiläche  seien  durch  eine  Zellen- 
schicht getiennt,  die  Blatlscheidcn  nicht  mit  den  Blatlslielrändern  ver- 
bunden. Die  Deutung  der  männlichen  Blülhe  weicht  von  der,  welche 
Schieiden  versuchte,  namentlich  darin  ab,  dass  die  Antheren  nicht  als 
besondere  Blüthen  eines  Spadix,  sondern  als  der  Wiitel  einer  einzigen 
Blüthe  aufgefasst  sind  :  für  diese  Ansicht  lässt  sich  anführen,  dass  das 
becherförmige  Gebilde  unterhalb  der  die  Antheren  tragenden  Säule  als 
Perigonium  betrachtet  werden  kann,  und  dass  die  männliche  Blüthe, 
wenn  man  sie  in  diesem  Sinne  sich  begrenzt  denkt,  nach  der  Befruch- 
tung abgeworfen  wird.  Allein  nachdem  K.  diese  Theorie  aufgestellt, 
wäre  es  vielleicht  zu  vermeiden  gewesen,  in  dem  Familiencharakter 
auch  noch  den  antherentragenden  Axenthcil  als  Spadix  zu  bezeichnen, 
worunter  man  die  Axe  für  ein  Blülhensystem,  nicht  aber  den  wuchern- 
den Torus  einer  einzelnen  Blüthe  verstehen  würde ,  auch  wenn  der 
letztere  nur  eine  Fortsetzung  des  wirklichen  Spadix  ist.  Die  Antheren 
von  Pistia  zeigen  das  Eigenlhümliche,  dass  die  Fächer  durch  eine  ho- 
rizontale Scheidewand  in  zwei  obere  und  zwei  untere  zerfallen  ,  wo- 
von jedes  einzelne  durch  ein  besonderes  Foramen  nach  aussen  sich 
öffnet  (Taf.  II.  Fig.  E).  Auch  an  der  weiblichen  Blüthe  ist  das  Peri- 
gonium durch  eine  Schuppe  angedeutet.  K.  hat  17  Arten  von  Pistia 
beschrieben  und  drei  andere  generisch  abgesondert.  Auch  theilt  er 
Schott's  Charakteristik  der  Ambrosinieen,  d.h.  der  Gattung  Ambrosi- 
nia mit,  bei  welcher,  im  Gegensatze  zu  Pistia,  eine  Mehrzahl  von  männ- 
lichen Blüthen  angenommen  wird.  —  Gasparrini  lieferte  eine  Arbeit 
über  die  Blülhe  von  Arum  italicum  (Alli  della  r.  accad.  delle  scienze, 

(j#  p.  211 219).   Neue  Gattungen:  Alocasia  Schll.  (a.  a.   0.  S.  59.) 

—  Colocasia  sect.  Alocasia;  Aslerosligma  Schlt.  (das.  S.  67) :  aus  Süd- 
amerika, neben  Spalhicarpa  gestellt  ;  Lagenandra  Dalz.  (Hook.  Journ. 
4.  p.289):  aus  Bombay,  die  „Cryptocoryneen  und  Dracunculinecn  ver- 
bindend"; Massoicia  G.  Kch.  (a.  a.  0.  S.  277.)  =  Pothos  cannifolia 
Bot.  mag.;  Apiospermum  Kl.  (a.a.O.  p.  351.)  =  Pistia  obeordata  Schi., 
durch  das  Hervorragen  des  Torus  (Spadix)  über  die  Antheren  und 
glatte  Samen  unterschieden  ;  Limnonesis  Kl.  (das.  p.  352.)  =  P.  com- 
mutala  Schi,  und  eine  zweite  neue  Art,  durch  2—3  Antheren  (bei  Pi- 
stia 4—8),  zweisamige  Beere  und  oifene  Mikropyle   charakterisirt. 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1852.  399 

Typhaceen.  Mit  der  Entwicklung  von  Typha  beschäftigte 
sich  Schur  (Verhandlungen  des  siebenbürg.  Vereins,  2.  S.  177.  198. 
t.  1.  2). 

Commel  yne  en.  Von  v.  Schlechten  dal  erschienen  Bemer- 
kungen über  Callisia  (Linnaea  ,  25.  S. 612—621.)-  —  SchnizJein 
verlheidigl  seine  Gattung  Zebrina,  die  Lindley  als  Cyanotis  viltata  be- 
schrieben hatte  (Sem.  ht.  Erlang.,  abgedr.  das.  S.  302.) :  nach  ihm  ist 
sie  durch  einen  Calyx  tubulosus,  Stamina  epipetala,  ein  Connectivum 
dilatatum  und  ein  Stigma  capilato-lrilobum  von  C.  cristala  verschieden. 
—  Hasskarl  erklärt  üithyrocarpus  Ulli,  für  identisch  mit  Floscopa 
Lour.  (PI.  Jun^h.  p.  15 i .) ;  auch  verbessert  er  den  Charakter  von  Pol- 
lia,  womit  Aclisia  uud  Lamprocarpus  zusammenfallen  (das.  p.  1-18.). 

Gramineen,  ßoeper  erklärt  sich  gegen  Schleidens  Ansicht, 
dass  die  Coleoplilis  ein  Analogon  der  Ligula  sei  (Bot.  Zeit.  10.  S.  157.) : 
er  erklärt  diese  Bildung,  ohne  sich  über  die  Bedeutung  des  Scutellums  zu 
entscheiden,  für  ein  selbstständiges  Blatt,  weil  sie  Gefässbündel  besitze, 
welche  der  Ligula  abgehen,  und  weil  in  gewissen  Fällen,  wie  auch 
lrmisch  urgirte  (vor.  Ber.  S.106.),  die  Coleoptilis  durch  ein  Interno- 
dium vom  Scutellum  getrennt  werde;  er  bemerkt  übrigens  ausdrück- 
lich, dass  das  Scutellum  nach  seiner  Stellung  kein  Blatt  sein  könne, 
und  steht  daher  Jussieu's  Theorie  sehr  nahe.  —  Auch  de  Moor  be- 
schäftigte sich  mit  dem  Embryo  der  Gräser,  (Bullet,  de  l'acad.  de  Bru- 
xelles.  1852.  1.  p.  503 — 511.).  —  Ich  habe  bei  meiner  Systematik  der 
Gräser  (Gram,  rossica  in  Led.  Fl.  ross.  4.)  besonders  auf  die  Grösse 
des  Embryo  im  Verhältniss  zum  Albumen,  bei  der  Charakteristik  der 
Gattungen  auf  die  Bildung  der  Frucht  und  der  Karben  Rücksicht  ge- 
nommen: Cinna  L.,  womit  Blyltia  Fr.  zusammenfällt,  wurde  wieder- 
hergestellt, zu  Pleuroplitis  Lucaea  ,  Alectoridia  und  Psilopogon  redu- 
cirt.  —  v.  Schlechtendal  publicirte  kritische  Bemerkungen  über 
Reimaria  (Bot.  Zeit.  10.  S.  15.)  und  über  Penicillaria  oder  Holcus  spi- 
catus  L.  (Linnaea,  25.  p.  531— 569.).  —  Gr.  Jaubert  und  Spacb. 
emendiren  den  Charakter  vonTripogon  und  stellen  diese  Gattung,  die 
Endlicher  zu  Danthonia  gezogen  hatte,  zu  den  Chlorideen  neben  Eu- 
triana  und  Leplochloa  (Ulustr.  pl.  or.  4.  t.  332.).  —  Neue  Gattungen: 
Heleranlhelium  Höchst,  ap.  Jaub.  Sp.  (1.  c.  t.  3l8.)  =  Elymus  piliferus 
Russ.?,  durch  sterile  Spiculae  über  den  fruchtbaren  abweichend;  Ere- 
mopxjrum  J.  Sp.  (t.  319.)  =  Triticum  sect.  Eremopyrum  Led.,  als  be- 
sondere Galtung  nicht  anzuerkennen;  Crilhopsis  J.  Sp.  (t.  321.)  = 
Elymus  rhachitrichus  Höchst.,  aus  Syrien  und  Persien,  ohne  deutlichen 
Charakter;  Leucopoa  Griseb.  (Fl.  ross.  4.  p.  383.)  =  Poa  albida  Turcz,, 
zwischen  Poa  und  Koeleria  stehend ;  Schmidlia  Steud.  (Schmidl's  Bcitr. 
zur  Fl.  der  Cap  Verd.  Ins.  p.  144):  Fappophoree  auf  Boa  Vista,  neben 
Triraphis  gestellt;  Arctagroslis  Griseb.  (a.  a.  0.  p.  434.)  =  Colpo- 
dium  lalifolium  Br.,  zwischen  Psamma  und  Cinna  stehend;  Ptilagrostis 
Archiv  f.  Naturgesch.  XIX.  Jahrg.  2.  Bd.  AA 


400    Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

Griseb.  (das.  p.  447.)  =  Lasiagrostis  mongholica  Tr.  ;    Brachiaria   Gri- 
seb.    (das.  p.  469.)    =    Panieum  sect.  Brachiaria  Tr. 

Orchideen.  H.  G.  Reichenbach  untersuchte  die  Entwicke- 
lungsgeschichte  der  Pollinarien  (De  pollinis  Orchidearum  genesi  ac 
structura  et  de  Orchideis  in  artem  ac  systema  redigendis.  Lipsiae,  1852. 
37  pag.  4.  2  Taf.).  Er  bemerkte  bei  den  monandrischen  Orchideen 
keine  Specialmutterzellen,  sondern  die  Mutterzellen  des  Pollens  theilen 
sich  (Cellulae  maternae  primariae)  und  eine  jede  Tochterzelle  (C.  ma- 
terna  secundaria)  erzeugt  dann  in  ihrer  Flüssigkeit  vier  aus  einem  ein- 
zigen hervorgehende  Zellenkerne  (Taf.  1.  Fig.  3.  4),  denen  die  später 
erfolgenden  Theilungen  des  Primordialschlauchs  und  die  dieselben  um- 
hüllenden Pollenzellmembranen  entsprechen  (Fig.  5):  das  Viscin  geht 
daher  nur  aus  den  sich  auflösenden  ftlutterzellen  (nicht  aus  Special- 
multerzellen) hervor,  während  die  Pollenzellen  selbst  gewöhnlich  te- 
tradisch  vereinigt  bleiben.  BeiCypripedium  fand  R.  Specialmutterzellen 
und  erklärt,  dass  bei  allen  diandrischen  Orchideen  die  Bildung  des  Pol- 
lens dem  Nägeli'schen  Gesetze  folge.  —  R.  unterscheidet  drei  Arten 
von  Pollinarien:  a.  P.  granulosum  (pulveriger  Pollen),  wenn  das  Vis- 
cin zu  einer  wässerigen  Flüssigkeit  wird,  in  welcher  die  Pollentetra- 
den schweben  ;  b.  P.  sectile,  wenn  keilförmige  Massulae  das  Pollina- 
rium  zusammensetzen:  wahrscheinlich  entsprechen  die  Grenzen  der 
Massulae  (bekleidet  durch  eine  Cuticula  ==  Exina)  den  primären  Mut- 
lerzellen, die  secundären  lösen  sich  auf,  aber  die  Pollentetraden  hän- 
gen unter  einander  zusammen,  c.  P.  ceraceum,  wenn  die  secundären 
Mutterzellen  sich  in  eine  kleberige  Pulpa  verwandeln  und  dadurch  die 
Pollentelraden  fest  zusammenhängen.  —  Sein  P.  pulposum  (z.  B.  Ce- 
phalanthera  F.  51 — 44)  scheint  sich  nur  durch  frühzeitige  Auflösung 
der  Telraden  in  einzelne  Pollenzellen  von  dem  P.  granulosum  zu  un- 
terscheiden. —  Bei  der  Eintheilung  der  Orchideen  wählt  R.  zum  Cha- 
rakter erster  Ordnung  die  Bildung  der  Antheren,  hierauf  folgt  der  Bau 
der  Pollinarien ,  dann  in  der  dritten  Linie  die  Hülfsorgane  der  Be- 
fruchtung (Coudiculae,  glandulae}:  er  zieht  daher  das  von  Klotzsch  ver- 
besserte System  R.  Brown 's  dem  Lindley'schen  vor.  Er  selbst  giebt 
folgende  Uebersicht:  I.  Monandrae.  1.  Ophrydeae.  Anlhera  omnino 
adnata.  Pollen  sectile.  2.  Operculatae.  Anthera  basi  affixa  v.  libera. 
A.  Neottiaceae.  Anthera  basi  affixa.  Weitere  Eintheilung  nach  dem 
Pollen.  B.  Euoperculatae.  (Syn.  Opercularieae  Kl.)  Anthera  demum 
omnino  libera.  Weitere  Einth.  nach  dem  Pollen  und  den  Hülfsorga- 
nen.  II.  Diandrae.  —  Schacht  beschrieb  den  Bau  von  Ophrys  api- 
fera  (Bot.  Zeit.  10.  S.  1.  25.  Taf.  1.:  er  hielt  die  Pflanze  irrthümlich 
für  0.  arachnites).  —  Lindley  hat  eine  Reihe  von  monographischen 
Arbeiten  über  ausgewählte  Orchideengattungen  begonnen  (Folia  Or- 
chidacea.  An  enumeration  of  the  known  species  of  Orchids.  Part.  1. 
48  pag.  8):  die  erste  Lieferung  enthält  Stanhopea,  Coryanthes,  Jonopsis, 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres   1852.  401 

Queketia,  Zygostates,  Odontoglossum  und  zwei  neue  Gattungen  (s.u.). 
—  H.  G.  Reichenbach  nahm  seine  orchidiographischen  Beiträge 
(Jahresb.  f.  1849.  S.  93)  wieder  auf  (Linnaea,  25.  p.  225—232.  und 
Bot.  Zeit.  10.  S.  633.  665.761.883.  927)  und  bearbeitete  die  Orchideen 
der  Regnell'schen  Sammlung  (Linn.  25.  p.233 — 253).  —  Neue  Gattun- 
gen. Maxillarieen:  Bolbophyllopsis  G.  Rchb  (Bot.  Zeit.  10.  S.  933)  :  Gar- 
tenorchidee, von  Bolbophyllum  getrennt;  Tauroslalix  G.  Rchb.  (das.)  :  aus 
Sierra  Leone,  neben  Bolbophyllum  ;  Bolbophyllaria  G.  Rchb.  (das.  S.  934.) 
=  ß.  bracteolatum  Lindl. ;  Didactijle  Lindl.  (Fol.  Orch.  1.)  =  Bol- 
bophylli  sp. ;  Xiphizusa  Lindl.  (das.)  =  B.  chloropterum  G.  Rchb. 
etc.  —  Vandeen  :  Kefersteinia  G.  Rchb.  (Bot.  Zeit.  IC.  S.  633.)  == 
Zygopetalum  gramineum  Lindl.  ;  Warczeiciczella  G.  Rchb.  (das.  S.  635 
u.  7o5.)  =  Warrea  discolor  Lindl.  ,  Candida  Lindl.  etc. ;  Pescaloria 
G.  Rchb.  (das.  S.  667.)  =  Huntleya  cerina  Lindl.  ,  Bollea  G.  Rchb. 
(das.)  =  H.  violacea  Lindl.;  Fapperitzia  G.  Rchb.  (das.  S.  670  u.  772.) 
=  Leochilus  Leiboldi  ej.  ;  Kegelia  G.  Rchb.  (das.  S.  670)  :  aus  Suri- 
n  am,  neben  Sutrina;  Cliaubardia  G.  Rchb.  (das.  S.  671):  aus  Surinam, 
neben  Stenia ;  Sigmatoslalix  G.  Rchb.  (das.  S.  769.)  =  Specklinia 
graminea  Poepp.  ;  Rhijnchoslele  G.  Rchb.  (das.  S.  770.)  =  Odontoglos- 
sum pygmaeum  Lindl.  ;  Lycomormium  G.  Rchb.  (das.  S.  833.)  =  An- 
guloa  squalida  Endl. ;  Neodryas  G.  Rchb.  (das.  S.  8j4)  :  aus  Südame- 
rika, neben  Rodriguezia;  Stanhopeastrum  G.  Rchb.  (das.  S.  927.)  = 
Stanhopea  ecornuta  Lindl. ;  Cohnia  G.  Rchb.  (das.  S.  928.) :  Gartenor- 
chidee ,  neben  Sigmatostalix;  Mesospinidium  G.  Rchb.  (das.  S.  929) : 
aus  Centralamerika;  Lislrostachys  G.  Rchb.  (das.  S.  930.)  =  Angrae- 
cum  pertusum  Lindl.  etc.;  Paradisanlhus  G.  Rchb.  (das.):  aus  Bahia; 
Neogyna  G.  Rchb.  (das.  S.  931.)  =  Coelogyne  sp.  ;  Hofmeislera  G. 
Rchb.  (pollin.  genes,  p.  30) :  aus  Peru,  9600',  mit  Telipogon  und  Tri- 
choceros  verwandt  (Syn.  Hofmeisterella  G.  Rchb.  in  AVp.  Ann.  3.  p. 
563);  Schlimmia  Lindl.  (Paxton  Fl.  Gard.  2.  Glean.  587)  :  ausSchlimm's 
Sammlung  in  Ocana.  —  Epidendreen;  Thunia  G.  Rchb.  (Bot.  Zeit.  10. 
S.  764.)  =  Phajus  albus  Lindl.;  Euothonaea  G.  Rchb.  (das.  S.  772.) 
=  Diothonaea  imbricata  Lindl.  etc.;  Oerstedella  G.  Rchb.  (das.  S.  932.) 
=  Epidendron  centropetalum  G.  Rchb.  etc.  —  Ophrydeen  :  Deroemera 
G.  Rchb.  (pollin.  genes,  p.  29.)  =  Spiranthes  abyssinica  Höchst. ;  Areo- 
linea  G.   Rchb.   (das.)  =  Aceras  intacta    G.  Rchb. 

Burm  anniacee  n.  Neue  Gattung:  Slenomeris  Planch.  (Ann. 
sc.  nat.  III.  18.  p.  319):  aus  Luzon=Cum.  nr.  87 5 ,  von  P.  neben 
Thismia  gestellt,  von  der  sie  durch  ein  dreifächeriges  Ovarium  ab- 
weicht ,  allein  nach  der  Beschreibung  als  Liane  schwerlich  an  den 
richtigen  Platz  gestellt,  sondern  wahrscheinlich,  wofür  auch  die  Se- 
mina more  generis  Pini  alata  sprechen,  eine  Dioskoree,  bemerkens- 
werth  durch  Connectivorum  appendices  stigmati  adhaerentes. 


402     Grisebach:  Bericht  üb.   d.    Leistungen  in  d.  geographischen 


K  r  y  p  t  o  g  a  m  e  n. 

Schnizlein  hat  seine  Ansichten  über  die  Eintheilung  der 
Kryptogamen  ausgesprochen  (Abhandl.  der  Nürnberger  naturhistorisch. 
Gesellsch.  Heftl:  sein  System,  worin  die  Benutzung  der  neueren  Ar- 
beiten über  die  Reproduktionsorgane  vermisst  wird,  ist  abgedruckt 
in  Reg.  Fl    1852.  S.  686). 

Rhiz  okar  peen.       Hofmeister    hat    seine    Untersuchungen 
über  die  Entwickelungsgeschichte    der  Gefässkryptogamen  durch   eine 
Arbeit  über  Isoetes  vervollständigt,  die  in  bewundrungswürdiger Voll- 
endung   die  anatomischen  und  morphologischen    Thatsachen  auf  jeder 
Bildungsstufe  und    für  alle   Organe    erschöpft  (Beiträge  zur  Kenntniss 
der  Gefässkryptogamen  I.    in  der  Abhandl.  der   math.  -  phys.    Cl.  der 
sächs.  Gesellsch.   der  Wissensch.  f.  1852.  S.  121  —  167.  Taf.  2— 16).  H. 
scheint  Isoetes  den  Lykopodiaceen  näher  verwandt  zu  halten,  als  den 
Rhizokarpeen    (S.  157.   158)  :  allein  da   der    Inhalt    der   reifen    Spore 
auf  der  Mutterpflanze  kein  Gewebe  entwickelt,  sondern  sich  „optisch 
und  chemisch  wie  ein  Gemenge  von  Oel  und  Eiweiss  verhält"  (S.  126), 
da  ihr  Innenraum  sich  erst  einige  Wochen,  nachdem  sie  aus  dem  durch 
Verwesung  der  Wand    geöffneten  Sporangium    frei  herausgetreten  ist, 
mit  dem  Parenchym  des  Proembryo  zu  füllen  beginnt  (das  ),  so  muss 
Isoetes  nach  dem   für    die    Systematik   wichtigsten  Gesichtspunkte  bei 
den  Rhizokarpeen  bleiben.     Denn,  wie   v.    Mohl's  berühmte  Verglei- 
chung  der  Anthere  mit  dem  Sporangium  so  deutlich  zeigt ,  sind  auch 
die  grössten  histologischen  und    morphologischen  Analogieen  physio- 
logischen Gegensätzen  in  den  Reproduktionsorganen,  wo  wir  sie  be- 
sitzen,  unterzuordnen.      Ein    ebenso   schlagendes    Beispiel    giebt  H.'s 
Vergleichung   der    Coniferen   mit  Isoetes    (S.  157).      Nach  ihm  stehen 
unter    den    Phanerogamen   die  Coniferen   den  Kryptogamen    am  näch- 
sten; der  Proembryo  von  Isoetes,  aus  chlorophylllosen  Zellen  beste- 
hend ,    nimmt    keinen    erheblich   grösseren  Raum  ein ,    als  die  Spore 
selbst,  in  deren  Innenraum  er  durch   freie  Zellbildunng   entsteht:  „in 
beiden  Beziehungen  verhält  sich   dieser  Proembryo    dem  Eiweisskör- 
per  der  Nadelhölzer  vollkommen  ähnlich,  Entwickelungsgeschichte  und 
Bau  der  Archegonien  gleichen    in  den    wesentlichsten  Punkten  völlig 
derjenigen   der   Corpuscula   der    Coniferen«    (das.).      Es    ist  indessen 
vom  systematischen  Gesichtspunkte  nicht  zu  verkennen,  dass  der  Ge- 
gensatz der  Befruchtung  durch  Pollenschläuche  oder  durch  Phytozoen, 
so  wie  die  Entwickelung  des  Embryos    aus  Nahrungsstoffen  der  Mut- 
terpflanze und  die  Keimung  einer  den  Kräften  der  unorganischen  Na- 
tur   hingegebenen  Spore,   Momente    von  unverhältnissmässig    höherer 
Bedeutung  sind,  als  die  Entwickelungsgeschichte  der  Gewebe  sie  bie- 
ten kann,   so  wie  dass  der  übereinstimmende  Bau    des  reifen  Samens 


und  systematischen  Botanik  während   des   Jahres   1852.  403 

der  Coniferen  mit  dem  der  übrigen  Dikotyledonen  für  die  Stellung 
dieser  Familie  im  Systeme  entscheidend  ist.  Der  eigenthümlichste  Cha- 
rakter von  Isoetes  beruht  allerdings  auf  dem  kugelförmigen,  nicht  grünen 
Proembryo,  der  die  obere  Hälfte  der  Spore  zuletzt  in  drei  Lappen 
spaltet  und  dann  eine  Mehrzahl  von  Archegonien  erzeugen  kann,  von 
denen  das  erste  dem  Scheitelpunkte  des  Proembryos  entspricht  (Taf.  2. 
Fig.  2) :  nur  eins  derselben  wird  in  der  Regel  befruchtet  (S.  132). 
Andere  merkwürdige  Eigenthümlichkeiten  liegen  in  der  Entwickelung 
der  Vegetationsorgane.  1.  Bei  den  übrigen  Rhizokarpeen  und  den 
Famen,  den  Gewächsen,  welche  H.  als  Gefässkryptogamen  mit  grü- 
nem Proembryo  bezeichnet,  liegt  das  erste  Seitenorgan  der  entwicke- 
lungsfähigen  Axe  der  Keimpflanze  (d.  h.  H.'s  Wedel  =  blattähnlicher 
Zweig  mit  begrenztem  Wachsthum)  über  der  Terminalknospe  zwischen 
dieser  und  der  Mündung  des  Archegoniums  ,  bei  Isoetes  unter  der 
Knospe:  diese  letztere  liegt  der  Mündung  des  Archegoniums  näher 
und- dicht  neben  der  ersten  Wurzel  (S.  158).  Einen  ähnlichen  Ge- 
gensatz in  der  Stellung  der  ersten  Wurzeln  zur  Plumula  findet  II.  bei 
den  Gräsern  und  mehreren  Kajadeen,  die  sich  wie  Isoetes  verhalten, 
einerseits,  und  andererseits  bei  Lcmna ,  die  in  dieser  Beziehung  der 
Keimung  der  Farne  entspreche  (Bot.  Zeit.  15.  S.  146V  2.  Isoetes  ist 
ferner  ,  nach  H.  ,  die  einzige  bekannte  Gattung  mit  durchaus  unver- 
zweigtem Stengel,  mit  Internodien,  die,  einmal  gebildet,  ohne  irgend 
eine  Zellenvermehrung  in  ihrer  ursprünglichen  Dimension  verharren 
(S.  123).  3.  Isoetes  ist  endlich  durch  einen  homogenen  Holzkörper 
ohne  Mark  charakterisirt ,  der  eine  jährlich  sich  verjüngende  Cam- 
bialschicht  besitzt,  durch  einen  Stamm,  der  am  oberen  wie  am  unte- 
ren Ende  in  die  Länge  wächst,  womit  H.  die  Stämme  von  Cyclamen 
und  Beta  vergleicht  (S.  159).  —  H.  fand  in  Bezug  auf  die  Blattstel- 
lung von  Isoetes  einen  scheinbaren  Zusammenhang  zwischen  dieser 
und  dem  Wachsthumsgesetze  der  Endzelle  der  Knospe:  bei  der  Blatt- 
stellung y2»  die  für  die  jüngeren  Individuen  von  I.  lacustris  charak- 
teristisch ist,  theilte  sich  die  Endzelle  durch  wechselnd  nach  zwei 
diametral  entgegengesetzten  Richtungen  geneigte  Scheidewände,  wäh- 
rend sie  bei  anderen  Arten  mit  f/3  Stellung  durch  Wände  von  Toch- 
terzellen sich  verjüngte,  die  nach  drei  Richtungen  geneigt  waren. 
Allein  wenn  I.  lacustris  später  in  höhere  Blaustellungssysteme  (z.  B. 
bis  V13)  überging,  blieb  jenes  Wachsthumsgesetz  der  terminalen  Zelle 
das  ursprüngliche  (S.  160).  —  Milde  beobachtete  die  Keimung  von 
Salvinia  und  Pilularia  (Nov.  Act.  Cur.  23.  2.  p.  642—643.  t.  60.  fig. 
59—65). 

Equ  i  setac  e  en.  Es  gelang  Hofmeister  seine  frühere  Un- 
tersuchung (vor.  Ber.  S.H2)  durch  die  vollständige  Beobachtung  der 
Keimung  zu  erweitern  und  damit  zum  Abschluss  zu  bringen  (Beiträge 
a.a.O.  S.  168—179.  Taf.  17— 19.)     Seine  Arbeit  enthält  mehrere  wich- 


404     Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

tige  Entdeckungen:  so  die  der  Dioeeie  der  Proembryonen,   die  Auffin- 
dung   eines   breiten  ,    flossenfönnigen    Anhangs    an    der   Innenseite    der 
Schraubenwindung  der  Phytozoen,  einer  zarten   Membran,  die  während 
des  Lebens   lebhalt  flimmert  (T.  17.  f.  6j,  ähnlich  den  undulirenden  Mem- 
branen bei  den  Spermatozoen  von  Reptilien.     Die  männlichen  und  weib- 
lichen Proembryonen    gehen    aus    Sporen    von    gleicher    Beschaffenheit 
hervor:  H.    meint,  dass   äussere,    bei    der  Keimung  wirksame  Einflüsse 
erst  ihr  Geschlecht  bestimmen    (S.  171.)      Die  Archegonien    sind  denen 
von  Pilularia  ähnlich  gebaut:  die  vier  prosenchymatischen  Zellen,  wel- 
che, aus   dem  Gewebe  hervortretend,  die  Mündung  des  Kanals   zwischen 
sich   fassen,   biegen  sich  zur  Zeit  der  Befruchtung  bogenförmig   zurück 
(T.  17.   f.  12.   13).     Dieses  Gebilde  vergleicht  H.  treffend  mit  einem   vier- 
armigen  Wurfanker.     Phytozoen  verfolgte  er  bis  in  das  Innere  des  Mün- 
dungskanals (f.  13.)     Er  erklärt,   dass  die  Equisetaceen  durch   die  Dioe- 
eie der  Proembryonen    und    durch    den    Bau   der  Archegonien   von  den 
Farnen  abweichend,  ein  Uebergangsglied  von  diesen   zu  den  Rhizokar- 
peen  darstellen  (S.  173.)      Dieser  Ausspruch    scheint  mir  treffender  als 
der  entgegengesetzte,  den  ich  bei  H.  an  einem  anderen  Orte  finde  (Ke- 
gensb.   Fl.   1852.  S.  7):  wo  er  wegen   der  längereu  Dauer  und  reiche- 
ren  Verzweigung  des  Proembryo,  so  wie  wegen   des  Mangels  der  Axil- 
larknospen   in     der   zweiten   Generalion     den    Eqnisetaceen    die    tiefste 
Stelle  unter  den  Gefässkryptogamcn  anweist  und  sie  zwischen  die  Farne 
und   Moose  stellt.     Ich  vermulhe  nach  dem  Zeilpunkte  beider  Publika- 
tionen, dass  II.  diese  Ansicht   später  seihst  geändert    hat.    —    Bei    der 
Keimung  des  Embryo  (d.  h.  des  im  Archegonium  frei  entstandenen   Or- 
ganismus zweiler  Generation)    unterscheidet  H.  auch  hier  eine  primäre 
Axe,  die,  nicht  cntwitkelungsfähig,  bei  Equisetum   von  kugelförmiger 
Gestalt  ist  und  die  seeundäre  ,  enlwickelungsfähige  Axe  als  einen  Sei- 
tentrieb erzeugt,    der    bald    an    den  Scheitel    der  ersteren  ruckt  (T.  18. 
f.  5.)     Es  Hessen  sich  indessen   für  diese  Bildungsvorgänge   bei  den  Ge- 
fässkryptogamen  ,   deren  Aehnlichkeit  mit  der  Entwickelung  des  mono- 
kotyledonischen  Embryo  nicht  zu  verkennen  ist,  wohl  einfachere  Aus- 
drücke gewinnen,  als  die  Unterscheidung  von  zwei  Axen  gewährt  :  das 
Wesentliche  ist,   dass  das  Primordialgewebe  nicht  wie   der  Embryo  der 
Dikotyledonen  an  seinen  Enden,  sondern  an  seiner  Seilenfläche  die    Bil- 
dungszellen  für  die  weitere  Entwickelung    trägt  (vergl.  oben    die  Be- 
merkung zu   den  Kajadcen).    H.'s  Secundäraxe  erzeugt  ihr  erstes  Blatt, 
gleich  wie  alle  späteren  entstehen,    in   der  Form    einer    geschlossenen 
ringförmigen  Scheide,  die  in  drei  Zähne  (die  Scheidenzähne)  auswächst 
(T.  18.  f.  6.)     Die  erste  W'urzel  entsteht  an  der  der  ursprünglichen  Lage 
der  Secundäraxe    abgewendeten    Seite    der   Primäraxe.      Alle   Verzwei- 
gungen, sowohl  der  ersten  entwickelungsfähigen   Axe,  wie  aller   spä- 
teren,  erfolgen  durch  Advenlivknospen,  und  hierin  liegt  wohl  eine  An- 
deutung für  die  morphologische  Hatur  der  Frons  bei  den  Heteronemeen 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1852.  405 

überhaupt,  d.  h.  für  die  Bildung  von  Axen  aus  nicht  axillaren  Knos- 
pen, während  bei  den  Phanerogamen  die  axillaren  Knospen  überwie- 
gen. Bei  Equisetum  tritt,  indem  die  älteren  Axen  zu  Grunde  gehen 
und  durch  neue  Sprossen  ersetzt  werden,  eine  allmähliche  Kräftigung  des 
Organismus  ein.  Solche  Adveutivknospen  sind  es  auch  (zuweilen  schon 
die  dritte),  welche  in  den  Boden  eindringen  und  das  horizontale  Rhi- 
zom  bilden,  dessen  aufsteigende  Axen  erst  die  Pflanze  in  vollständiger 
Ausbildung  darstellen.  —  Auch  Milde  hat  sich  mit  der  Entwickelungs- 
geschichte  von  Equisetum  beschäftigt  (Nov.  Act.  Kat.  Curios.  23.  2. 
p.  613— 641.  t.  57— 60,  sodann  Reg.  Fl.  1852.  S.  497- 500.  Taf.  7  und 
Oesterr.  YYochenbl.  1852.  S.  306— 308):  er  hat  weniger  gesehen  als 
Hofmeister,  aber  doch  eine  gute  Darstellung  vom  Baue  des  Arehego- 
niums  gegeben  (Reg.  Fl.  1.7.  f.  6  c)  und  auch  die  Dioecie  der  Proem- 
bryonen bemerkt,  von  der  indessen  individuelle  Ausnahmen  vorkommen 
(S  638.).  M.  hat  ferner  seine  systematischen  Untersuchungen  über  die 
einheimischen  Equisetum-Arlen  (vor.  Ber.  S.  113)  vervollständigt  und 
in  einer  reichhaltigen  Arbeit  zusammengelässt  (Nov.  Act.  das.  S.  557 — 
612.  Taf.  54-56.) 

Farne.  Fee  hat  ein  reichhaltiges  Werk  über  die  Systematik 
der  Farne  herausgegeben  (Genera  Filicum.  Exposition  des  genres  de 
la  famille  des  Polypodiacees  =.  cinquieme  memoire  sur  la  famille  des 
F'augeres.  Paris,  Strasbourg  ,  1850—52.  387  pag.  4  m.  30  Taf.)  Diese 
Schrift  kann  zwar  von  dem  Systemaliker  künftig  nicht  entbehrt  wer- 
den: aber,  indem  sie  Presl's  auf  eine  nalurgemässe  Systematik  der 
Farne  nicht  anwendbare  Ansichten  in  das  Extrem  treibt,  enthält  sie 
zwar  gute  Beobachtungen  über  die  Nervatur,  aber  auch  eine  neue  Reihe 
künstlicher,  auf  den  anatomischen  Bau  der  Vegetationsorgane  gegrün- 
deter, unhaltbarer  Gattungen,  die  das  System  beschweren.  Auch  wird 
bei  der  Aufstellung  zahlreicher  neuer  Arten,  wie  ich  mich  bei  der  Un- 
tersuchung westindischer  Farne,  welche  dem  Verf.  aus  gleicher  Quelle 
vorgelegen  haben,  kürzlich  überzeugte,  der  systematische  Blick  ver- 
misst,  der  solchen  Arbeilen  allein  dauernden  Werth  verleiht.  Die  Ka- 
men seiner  neuen  Gattungen  sind:  JSeurodium  (p.  93)  =  Paltonium  Prl., 
Relerophlebium  (p.  139)  =  Pteris  grandifolia  L.,  Adiantopsis  (p.  145)  = 
Gheilanthes  capensis,  Adiantum  radiatum  etc.,  Myriopteris  (p.  148)  = 
Cheilanthes  tomenlosa,  lenligera  etc.,  Plecosorus  (p.  150)  =  Cheil.  spe- 
ciosissima  etc.,  Eriosorus  (p.  152)  =  Acroslichum  sp.  Rz.,  Aleurilopte- 
ris  (p.  153)  =  Cheilanth.  dealbala  etc.,  Trismeria  (p.  164)  =  Acrost. 
trifoliatum  etc.,  Botryogramme  (p.  166)  =  Allos.  Karwinskii  Kz. ,  Co- 
niogramme  fp.  167)  =  Gymnogr.  serrulata  Bl.  etc.,  Callogramme  (p.  169) : 
aus  Singapore,  Diclyogramme  (p.  170)  =  Gymnogr.  japonica  Kz.,  Pfe- 
rozonium  (p.  178)  =  Gymnogr.  reniformis  Wart.,  Pleurasorus  (p  179)  = 
Gymnogr.  rutifolia  etc.  ,  Hypochlamys  (p.  200)  =  Asplen.  ambiguum 
Schis,  etc.,  Dryomenis  (p.  225)  =  Drynaria  raeniseiifolia  J.  gra. ,   Phe- 


406  Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

gopteris  (p.  242)  ===  Polypod.  sect.  Phegopteris,  Hemicardion  (p.  282) 
=  Aspid.  semicordatum  elc,  Podopeltis  (p.286)  =  Aspid.  singaporia- 
num  Hook.,  Lepidoneuron  (p.  301)  =  Aspid.  punctulatum  etc.,  Phlebio- 
gonium  (p.  314):  Griffith  pl.  ind.  nr.  34.,  Cardiochlaena  (das.)  = 
Aspid.  macrophyllum  etc.,  Pteroneuron  (p.32ü)  =  Davallia  parallela 
Hook.,  Scyphvlaria  (p.  324)  =  Davall.  pentaphylla  u.  triphylla,  Odon- 
tosoria  (p.  325)  =  Davall.  uncinella  Kz. ,  Stenoloma  (p.  330)  —  Da- 
vall. aculeata  etc.,  Lindsaynium  (p.  333)  =  Lindsaya  rigida  Hook. 

Moose.  Gegen  einen  Aufsatz  von  Mitten  über  die  Systema- 
tik der  Moose  (Ann.  nat.  bist.  II.  8.  p.  51),  worin  die  richtige  Bemer- 
kung vorkommt,  dass  die  meisten  zu  den  Akrokarpen  gerechneten  Moose 
(nicht  Polylrichum)  in  der  That  plcurokarp  sind,  tritt  Hofmeister 
auf,  indem  er  die  schon  in  den  vorigen  Berichten  dargestellten  syste- 
matischen Ergebnisse  seiner  morphologischen  Untersuchungen  zusam- 
menfasst  (Regensb.  Fl.  1852.  S.  1— 9.)  Er  zeigt,  dass  die  Moose,  wie 
die  Gefässkryptogamen,  nicht  etwa  einen  dreifachen,  sondern  nur  einen 
allernirenden  Generationswechsel  besitzen,  indem  der  Vorkeim  der  Laub- 
moose nicht  dem  Proembryo  der  Farne,  sondern  dem  Embryoträger  der 
Phanerogamen  entspricht.  H.'s  neue  Ansicht  über  die  Eintheilung  der 
Laub-  und  Lebermoose  nicht  in  zwei,  sondern  in  vier  Familien,  wo- 
bei ich  die  Dehiscenz  des  Sporangium  nicht  berücksichtigt  finde,  wel- 
che eine  Begrenzung  der  Laub-  gegen  die  Lebermoose  gestattet,  ist 
auf  histologische  Charaktere  gegründet,  denen  man  eine  solche  syste- 
matische Bedeutung  einzuräumen  Bedenken  tragen  wird.  Er  unterschei- 
det: 1.  Laubmoose.  Die  Scheitelzellen  der  Fruchtanlage  theilt  sich  in 
Tochterzcllen,  deren  Wände  nach  zwei  Richtungen  geneigt  sind.  2. 
Jungermannicen.  Diese  Wände  stehen  wagerecht.  3.  Marchantieen 
(Targionieen,  Riccicen).  Sie  sind  wie  bei  den  Laubmoosen  gerichtet. 
4.  Anthoceroteen.  Sie  sind  nach  vier  Richtungen  geneigt,  nach  Art  der 
Phanerogamen.  Auf  die  untersten  Lebermoose  will  IL  sodann  dieCha- 
ren  folgen  lassen,  als  letztes  Glied  einer  natürlichen  Reihe,  die  mit  den 
Phanerogamen  anhebt,  durch  die  Loranthaceen  zu  den  Coniferen  fort- 
schreitet, deren  weitere  Glieder  sodann  Sclaginella,  Isoetes  ,  die  Rhi- 
zokarpeen,  Farne  und  Equisetaceen ,  endlich  die  Moose  sind.  Er  be- 
merkt, dass  Anthoceros  mit  den  Charen  darin  übereinstimme  ,  dass  die 
Antheridien  durch  Auswachsen  der  Wandzellen  eines  Intercellularraums 
angelegt  werden.  Er  hat  damals  den  Befi  nchtungsapparat  anderer  Al- 
gen (ausser  den  Charen)  noch  nicht  anerkannt  und  lügt  selbst  treffend 
hinzu,  dass  bei  Chara  die  Befruchtung  nicht  zurEnlstehung  eines  Zel- 
lenkörpers  im  Archegonium  führt,  wie  bei  alleu  Heleronemeen,  sondern 
nur  in  der  Spore  die  Entstehung  von  Amylum  und  Oel  zur  Folge  hat, 
und  dass  daher  hier  von  einem  Generationswechsel  im  Sinne  der  Moose 
nicht  die  Rede  sein  kann.  Ich  habe  diesen  wichtigsten  und  vielleicht 
einzig  durchführbaren  Unterschied  zwischen  den  Heteronemeen  und  Ho- 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1852.  407 

monemeen  (so  weit  wir  deren  Befruchtung  kennen)  später  dadurch  ein- 
facher zu  bezeichnen  gesucht,  dass  bei  jenen  ein  Archegonium  ,  bei 
diesen  die  Spore  selbst  befruchtet  wird.  —  Einige  kritische  Bemerkun- 
gen über  Müller's  Moossystem  und  besonders  über  Hypnum  publicirte 
Hampe  (Bot.  Zeit.  10.  S.  65  — 73.  —  Von  der  Bryologia  europaea  (s. 
vor.  Ber.)  erschienen  die  Hefte  48—51  (Stuttgart,  1852),  Hypnaceen 
enthaltend  ,  die  in  eine  Reihe  neuer  Gallungen  zerlegt  werden  :  die 
bis  dahin  publicirten  waren  Plagiothecium  =  Hypnum  denticulalum,  un- 
dnlatum  etc.;  Orthothecium  =  Leskea  rufescens  etc.;  Thedenia:  Hy- 
pnacee  aus  Schweden,  Anisodon  =  Keckera  perpusilla  C.  Müll.,  Pseu- 
doleskca  =  Lesk.  incurvata  etc.,  Heterocladium  =  Hypn.  dimorphum  ; 
Thuidium  =  II.  tamariscinum ,  abielinum  etc.;  Hylocomium  =.  H.trique- 
trum,  loreum,  splendens,  squarrosum  etc.;  Thatnnium  =  H.  alopecu- 
rum,  Rhynchostegium  =  H.  confertum,  murale,  rusciforme  etc. 

Lebermoose.  Schacht  beobachtete  die  Phytozoen  einiger 
Lebermosse  (Bot.  Zeit.  10.  S.  153 — 157.):  er  sucht  nachzuweisen,  dass 
die  sie  erzeugende  Zelle  aus  Cellulose  (Mittelstufe  zwischen  Stärkemehl 
und  Zellstoff  nach  S.)  ,  das  Phytozoon  selbst  aus  Protein  besteht  und 
vielleicht  aus  dem  Zellenkern  der  ersteren  hervorgehe. 

Algen.  T  hur  et  setzte  seine  Untersuchungen  über  die  Befruch- 
tung der  Fucoiden  (s.  vor.  Ber.)  fort  (Mem.  de  la  soc.  de  Cherbourg, 
1.  p.  161.  167.).  Es  ist  diesem  ausgezeichneten  Beobachter  jetzt  ge- 
lungen, die  Sexualität  der  Befruchtungsorgane  noch  schärfer  zu  bewei- 
sen, als  es  selbst  bei  den  höheren  Kryptogamen  bis  jetzt  möglich  ge- 
wesen ist:  er  hat  später  gezeigt,  dass  die  Befruchtung  nach  dein  Frei- 
werden der  männlichen  und  weiblichen  Organe  im  Meerwasser  statt- 
findet, indem  sicli  die  Phytozoen  an  die  Spore  anhängen.  —  Prings- 
heim  beobachtete  die  Keimung  von  Spirogyra  jugalis  (Regensb.  Fl. 
1852.  S.  465— 486  Taf.  5):  seine  Arbeit  zeichnet  sich  durch  feine  Be- 
achtung histologischer  Fragen  und  durch  morphologische  Vollständig- 
keil aus.  Ausser  den  durch  Copulalion  entstandenen,  ruhenden  und 
durch  Sprengung  des  Episporium  in  zwei  Klappen  keimenden  Sporen 
fand  er  eine  zweite  Form  von  kleineren,  frei  im  Zellensaft  anderer 
Zellen  gebildeter  Tochterzellen,  aus  denen  ein  durch  Wimpern  beweg- 
tes Körperchen  ausschlüpft,  das  durch  seine  Entwicklung  an  die  Phy- 
tozoen von  Fucus  erinnert:  er  hielt  es  für  eine  zweite  Form  von  Spo- 
ren, aber  es  keimt  nicht;  Colin,  der  sich  ebenfalls  mit  der  Keimung 
der  Zygnemeen  beschäftigte  (Jahresber.  der  schles.  Gesellsch.  f.  1852. 
S.  82 — 86)  meinte,  dies  seien  parasitische  Bildungen  oder  Infusorien, 
die  sich  in  Folge  des  Absterbens  der  Pflanze  bildeten  (das.  S.  45),  wo- 
gegen P .'s  Entwicklungsgeschichte  (fig.8  u.  4)  durchaus  spricht;  was 
ltzig  solin  über  seine  Spermatosphaerien  bei  Spirogyra  areta  sagt 
(Ann.  sc.  nat.  III.  17.  p.  150 — 152),  lässt  zwar  schliessen,  dass  er  die» 
selbe  Erscheinung  vor  Augen  gehabt,  aber  ohne  ihre  Natur  aufzuklä- 


408 


Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 


ren.  —  Pringsheim  entdeckte  die  Fortpflanzungsweise  von  Coela- 
strum,  welche  der  von  Hydrodiclyon  (s.  vor.  Ber.)  entspricht,  mit  dem 
Unterschiede,  dass  die  Mikrogonidien  unbeweglich  sind    (a.a.O.  S.486 

—  492.  Taf.6.)  —  de  Bary  beschäftigte  sich  mit  Achlya  prolifera 
(Bot.  Zeit  10.  S.473.489.505.Taf.  7)  :  er  giebt  eine  vollständige  Ent- 
wickejungsgeschichte und  zeigt  gegen  Pringsheim,  dass  Saprolegnia  fe- 
rax  an  den  Sporen  zwei  Cilien  trägt  (f.  24.  25),  so  wie  dass  Achlya  pro- 
lifera (Syn.  S.  ferax  Kutz.,  S.  capitulifera  A.  Br.)  von  jener  speeifisch 
(nach  seiner  Ansicht  sogar  generisch)  verschieden  ist.  —  Karsten 
beschrieb  die  Forlpflanzung  von  Vaucheria  sessilis,  die  er  in  Venezuela 
beobachtete  und  die  er  als  Conferva  fontinalis  L.  bezeichnet  (Bot.  Zeit. 
10-  S.  89. 105.  Taf.  2.)  —  AI  o  n  tag  n  e  zeigte,  dass  die  Sterne  der  Ni- 
tella  stelligera  Amylum-haltige  Zellengruppen  sind,  denen  die  physio- 
logische Bedeutung  von  Bulbillen  zukommt  (Ann.  sc.  nat.  111.  18.  p.65 
— 85.  Taf.  2.)  —  Trevisan  versuchte  eine  Deutung  der  Reproduk- 
tionsorgane von  Corallina  (Nov.  Act.  Nat.  Cur.  23.2.  p.  817— 823): 
er  vereinigt  mit  dieser  Gattung  Amphiroa,  indem  die  ersteren  die  Indivi- 
duen mit  Keramidien,  die  letzteren  die  mit  Sphaerosporen  seien.  — 
Einzelne  Beiträge  zur  Algologie  sind  von  Itzigsohn,  Cohn 
und  v.  Cesati  mitgetheilt  (Bot.  Zeit.  10.  S.  785  und  Journal  Hed- 
wigia  f.  1852:  der  Inhalt  ist  Regensb.  Fl.  f.   1853.  S.  317  angegeben). 

—  Yon  Kützing's  Kupferwerk  über  die  Algen  (s.  vor.  Ber.)  er- 
schien die  Fortsetzung  (Tab.  phycolog.  Bd.  2.  Lief.  6 — 10.  1852.  8.). 
Neue  Gattungen:  Rkodocladia  Sond.  (Linnaea  ,  25.  S.679.)  =  Fucus 
Lamberti  Turn.;  Erylhroclonium  Sond.  (das.  S.  691):  Chondrieen  aus 
Neuholland. 

Liehen  en.  Wir  verdanken  Tulasne  (s.  vor.  Ber.)  jetzt  eine 
ausführliche  Arbeit  über  den  Bau  der  Lichenen ,  die  durch  treffliche 
Abbildungen  erläutert  wird.  (Ann.  sc.  nat.  III.  17.  p.  5 — 128.  153 — 
249.  Taf.  1  — 16).  Nachdem  er  die  Itzigsohn'schen  Körper  in  den  mei- 
sten Lichenen-Gattungen  nachgewiesen  und  sie  sowohl  durch  überein- 
stimmenden Bau  in  den  Hauptzügen,  wie  durch  die  Funktion,  stabför- 
mig  gestaltete  Zellchen  (die  Spermatien)  acrogen  abzuschnüren  und 
auszustreuen  charakterisirt  hat,  gewinnen  wir  in  der  eigenthümlichen 
Bildungsweise  und  Gestalt  der  Spermatien,  obwohl  deren  Funktion  als 
befruchtende  Organe  noch  nicht  festgestellt  ist ,  doch  einen  schärfe- 
ren Charakter  für  die  Familie  der  Lichenen,  als  die  Wissenschaft  bis 
jetzt  besass.  Die  Pyrenothea  -  Arten  sind  nach  T.  weiter  nichts,  als 
Lichenen  ohne  Apothecien,  an  denen  nur  die  Itzigsohn'schen  Körper 
sich  entwickelt  haben  (S.  155).  Eine  den  Spermatien  in  ihrer  Ab- 
schnürung von  einem  ßasidium  verwandte,  aber  durch  bedeutendere 
Grösse  und  deutlichere  Zellcnnatur  von  ihnen  weit  abweichende  Bil- 
dung ist  die  der  Stylosporen  T.'s,  deren  Behälter  er  Pycniden  nennt 
CS,  107*  t.  14.  f.  22.  24) :  dieses  Organ  fand   T.  nur  bei  einigen  wc- 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1852.  409 

nigen  Gattungen,  die,  sofern  sie  keinen  Thallus  besitzen,  doch  nur  als 
zweifelhafte  Lichenen  betrachtet  werden  können,  denen  sie  T.  indes- 
sen zuzählt  (Abrothallus,  Scutula  s.  u.  ,   Celidium  s.  u.,  Phacopsis  s. 
u.)  :     eine    dieser  Formen  wurde   von    Wallroth  zu    den  Pezizen  ge- 
bracht, andere  wachsen,  nach  T.'s  Auffassung,  auf  Parmelien  und  an- 
deren Lichenen  parasitisch;  sie  stimmen    in  der   Bildung  der  Sperma- 
tien ,    so    wie    in   den  Apothecien   mit  anderen  Lichenen    überein  und 
besitzen  daher  drei    Reproduktionsorgane.      Die  Kenntniss  des  Liche- 
nen-Gewebes  und  seiner  Entwickelung    ist  durch   T.  ungemein  berei- 
chert worden.  —  Bayrhoffer  schrieb  lichenologische  Bemerkungen 
(Bot.  Zeit.   10.  S.  241.  257).    —    Massalongo    gab   zwei    monogra- 
phische Werke  über    die  Lichenen    heraus,    die    besonders  durch  die 
Messungen  der  Sporengrösse  und  durch  die  Zeichnungen  von  Apothe- 
cium-Durchschnitten    (bei  hinlänglicher  Vergrösserung ,    um    den  Bau 
der  Sporen  darzustellen)  für  eine  grosse  Reihe  von  Arten  wichtig  sind, 
aber  durch  Aufstellung  unhaltbarer  Gattungen  an  systematischem  Werth 
verlieren  (Ricerche  dei  Licheni  crostosi  Verona,   1852.  207  pag.  4.  m.  400 
Fig.  und  Memorie  lichenografiche,  ib.  1853.  183  pag.  4.  m.  200  Fig., 
die  Licheni  fogliosi  e  fruticolosi,  so  wie  die    Collemaceen  und  Kach- 
träge  zu    den    Krustenflechten    enthaltend);    auch    publicirte  derselbe 
eine  Arbeit  über  Dirina  (Verh.  des  zool. -botanisch.  Vereins   in  Wien, 
1.  S.  207.  m.   2.  Tat'.).  —  Bornet  schrieb    eine  genaue  Monographie 
von  Ephebe  Fr.,  einer  Gattung,  die  Schaerer  zu  Collema  zog,  Kützing 
zu  den  Algen  rechnet,  die  aber  vom  Verf.  als  eigene  Lichenengattung 
festgestellt  wird  (Ann.  sc.  nat.  III.   18.  p.  155—171.    mit  1   Taf.).    — 
Neue  Gattungen  :    Candelaria  Massal.   (mein.  p.  46.)    =  L.  candelaris, 
Ricasolia  Massal.  non  Kot.  (das.  p.47.)    =  L.   candicans  etc.,  Gxjalo- 
lechia  Massal.   (auton.   p.  17.)  =  L.  bracteatus  und  Parm.  aurea,  Aca- 
rospora  Massal.  (das.  p.  27.)  ==  L.  cervinus,  chlorophanus  etc  ,  Ochro- 
leckia  Massal.  (das.  p.  30.)  =  Parm.  tartarea,  parella  etc.,  Haemalomma 
Massal.  (das.  p.  32.)   =  P.   haematomma  und  ventosa,  Aspicilia  Massal. 
(das.  p.  36  )   =  Urceolariae  sp.,  Gomphospora  Massal.  (das.  p.  40.)   = 
Urc.   viridescens,  Mischoblastia  Massal.   (das.  p.  40.)  =  Urceolariae  sp., 
Pachyospora  Massal.   (das.   p.  42.)    =    Urceol.  calcarea   etc. ,  Arthothe- 
liutn  Massal.  (das.   p.  n4)  =  Arthoniae  sp.,  Macrodiclya  Massal.  (das. 
p.  59  )  =  Gyroph.  pustulata,  Diploicia  Massal.  (das.   p.  86.)  =  L.  mus- 
corum    etc.,    Thalloidima   Massal.    (das.    p.95.)    =    Lecid.  vesicularis, 
Candida  etc.,  Scoliciosporum  Massal.    (das.  p.  104.)  =    Lecid.  holome- 
laena   etc.,   Toninin  Massal.  (das.  p.  107.)  =  Lecid.  cinereovirens  etc., 
Lecothecium  Trevis.    (das.    p.  109   und  Nuov.    Ann.    di  Bologn.  MI.  3. 
p.  457.)   =    Collema  nigrum,    Paraphysorma  Massal.    (das.  p.  116.)  = 
Lecid.  cervina  var.   protuberans,  Bactrospora  Massal.   (das.  p.133.)  = 
Lecid.  dryina,  Biatorma  Massal.  (das.  p.  134.)  =  Lecid.  anomala  etc., 
Loxospora  Massal.    (das.  p   137.)    =  Lecnn.  clatina,  Racoblenna  Mas- 


410     Grisebach:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  geographischen 

sal.  (das.  p.  139.)  =  Lecid.  caesia  Du  f.  etc.,  Tolyhlaslia  Massal.  (das. 
p.  147.)  =  Endoc.  Garovaglii  Schaer.  etc.,  Porphyrispora  Massal.  (das. 
p.  154.)  =  Verrucariae  forma  Schaer.,  Arthopyrenia  Massal.  (das.  p. 
165-)  =  Verruc.  gemmata,  analepta  etc  ,  Blaslodesmia  Massal.  (das.  p. 
180.)  ==  Verruc.  sp.,  Sporodiclyon  Massal.  (das.  p.  181.  und  Reg.  Fl. 
1852.  S.  321.  m.  Taf.,  auch  Ann.  di  Bologna  111.  V.  p.  393.)  =  Parm. 
atra  var.  Schaer.,  Arthrosporum  Massal.  (mem.  p.  127):  von  Verona, 
vom  Ansehen  der  Lecid.  parasema,  BagHetloa  Massal.  (das.  p.  146) : 
von  Genua,  vom  Ansehen  der  Verrucar.  rupestris ,  Amphoridium  Mas- 
sal. (das.  p.  145.  und  Regensb.  Fl.  1852.  S.  5Ö3.)  =  Verrucar.  ru- 
pestris etc.;  —  Scutula  Tulasn.  (Ann.  sc.  nat.  111.  17.  p.  118.)  = 
Peziza  miliaris  >Vallr  ,  Celidnim  Tul.  (das.  p.  120.)  =  Lecanora  pa- 
rasitica  Fl.  etc.,  Phacopsis  Tul.  (das.  p.  124):  verwandt  mit  vori- 
gem; Dcsmazicria  Mont.  (das.  18.  p.  303.)  =  Usnea  homalea  Fr, 
Chrysolhrix  Mont.   (das.  p.  312)  :  Collemacee   =  Ciliciae  sp.  ol. 

Pilze.  Tulasne's  schon  im  vorigen  Berichte  (S.  121)  kurz 
erwähnte  Behauptung,  dass  das  Mutterkorn  das  Stroma  einer  Sphä- 
viacee,  der  Cordyliceps  purpurea  Fr.  sei,  gründet  sich  auf  folgende 
Beobachtung  (Compt.  rend.  33.  p.  645 — 647)  :  am  Mutterkorn  findet 
sich  eine  Produktion  zwiefacher  Reproduktionsorgane ,  abgeschnürte 
Conidien  am  Mycelium  der  Spermoedia  (dies  ist  die  für  parasitisch 
gehaltene  Sphacelia)  und  Asci,  wenn  das  Gewächs  zur  Sphärie  wird, 
was  T.  durch  direkte  Beobachtung  der  Entwickelung  nachweist.  — 
Bornet  beschäftigte  sich  ebenfalls  mit  dem  Mutterkorn  (Mem.  de  la 
soc.  de  Cherbourg,  1.  p.  337 — 342).  —  v.  Cesati  sprach  sich  über 
Generatio  aequivoca  bei  den  Pilzen  aus  (Regensb.  Fl.  1852.  S.  626 — 
637).  —  Spring  untersuchte  Pilzbildungen  im  Hühnerei  (Bull,  de 
Brux.  1852.  19.  1.  p.  555— 573).  —  v.  Mo  hl  gab  eine  Uebersicht 
von  seinen  Untersuchungen  über  die  Traubenkrankheit,  die  auf  dem 
Oidium  Tuckeri  Berk.  beruht  (Bot.  Zeit.  10.  S.  9.  31).  -  Schniz- 
lein  suchte  die  Organisation  von  Phallus  mit  Amanita  zu  verglei- 
chen (Abh.  der  Kürnb.  naturhist.  Gesell.  Heft  1.,  vgl.  Reg.  Fl.  1852. 
S.  684).  —  Von  Fresenius'  Beiträgen  zur  Mykologie  erschien  das 
zweite  Heft  (Frankf.  1852.  p.39— 80.  Taf.  5— 9.  4).  _  Trog  publi- 
cirte  „kleine  Beobachtungen  im  Gebiete  der  Pilzkunde"  (Mitth.  der 
Berner  naturf.  Gesellsch.  f.  1852.  S.  121-132).  —  Miquel  bear- 
beitete einige  exotische  Pilze  (Tijdschr.  voor  naturk.  Wetensch.  v.  h. 
Nederl.  Instit.  5.  S.  188— 198.  m.  3  Tat'.).  —  Preuss  setzte  seine 
mykologischen  Publikationen  fort  und  vertheidigte  einige  seiner  Gat- 
tungen gegen  Bonorden  (Linnaea,  25.  S.  71-80.  158— 161.  723-742). 
—  Lavalle  gab  ein  Handbuch  über  essbare  Pilze  heraus  (Traite 
pratique  des  Champignons  comestibles.  Livr.  1 — 10.  Dijon,  1851.  144 
pag.  mit  12  Taf.  8;.  —  Neue  Gattungen.  Pyr  enomy  c  elen :  Pro- 
slhecium  Fres.  (a,  a.  O)  ==  Sphaeriae  sp ,  Spkaerosperma  Pr,  (a.  a.  O, 


und  systematischen  Botanik  während  des  Jahres  1852.         411 

S.  732)  :  auf  Erlenrinde,  Enterobotryum  Pr.  (das.  S.  733)  :  auf  faulen- 
dem Stroh,  Sphaerocisla  Pr.  (das.  S.  734)  :  Nemasporeen,  Galeraicla  Pr. 
(das.  S.  737)  :  Nemosporee  auf  Laburnum  ,  Hormococcus  Pr.  (das.  S. 
738):  Nemasporeen.  Discomycet:  Microsloma  Bernslein  (Nov.  Act. 
Nat.  Cur.  23.  2.  p.  647-658.  mit  Taf.  und  Milde  in  Bot.  Zeit.  10. 
S.  208.)  :  Pezizee  mit  Paraphysen  aus  Schlesien.  Cytisporeen  (z. 
Th.  viellicht  unausgebildete  Pyrenomyceten) :  Myxocyclus  Riess  (bei 
Pres.  a.  a.  0.  m.  Taf.):  auf  ßirkenzweigen) ,  Riessia  Fres.  (das.  mit 
Taf)  :  mit  Isaria  verglichen  ,  Masligosporlum  Rss.  (das.)  :  neben  Pe- 
stalozzia  gestellt,  Heydenia  Fres.  (das.  mit  Taf.):  von  den  Alpen, 
Bolnjonipha  Pr.  (a.a.O.  S.  79) :  Isariee.  Gas  t  er  om  y  c  eten:  Ficlo- 
derma  Pr.  (das.  p.  729)  und  Baclriexla  Pr.  (das.  p.  730) :  Physarieen. 
Hyphomycet:  Tolypomyria  Pr.   (das.  p.  726):   Polyactidee. 


Bonn,  gedruckt  bei  Carl  Georgl. 


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