ARCHIV
Kult
NATURGESCHICHTE
GliGlU'JNDKT VON A. F. A. WIEGMANN,
FOKTGliSETZT VON W. F. KRlCliSON.
IN VEKBINUUNG MIT
I'RÜK. Dr. LEÜCKART IN ÜIESSEN.
HEUAUStiEGEBEN
vü»
Du. F. a. TSlOSCHfiZ.,
PnOFF.SSUU AN UMl FUIKUKICU-WILIIKLMS-UNIVERSITÄT ZU BONN.
DRE! UND ZWAMZWSTER JAHRGANG,
Kriiter IStitiil
mit vierzehn Kuprerlalelii.
BERLIN, 1857.
VERLAG DER N I C O L A l S C li E N U U C II H A N D L U N G.
Inhalt des ersten Bandes.
Seite
Das Genus Cyclops und seine einheimischen Arien. Von Dr.
C. Claus in Giessen. (Hierzu Taf. I — 111) ... 1
Bemerkungen üher die ('ephalopoden von Messina. Vom H er-
ausgehe r. (Hierzu Taf. IV und V) .... 41
Beitrag zur Anatomie von Nautilus Pouipilius L , besonders des
männlichen Thieres. Von Prof. J. van der Hoeven.
Aus dem Holländischen übersetzt vom Herausgeber 77
Mikroskopische Untersuchung der Spermophoren von Nautilus
Pompilius. Von Dr. J. A. Boogard. Aus dem Hollän-
dischen übersetzt vom Herausgeber. . . . 99
Einiges über Milben. Von A. Scheuten in Bonn. (Hierzu
Taf. VI und VII) 104
Lumbricus corethurus, Hürstenschwanz. Von Dr. Fr. Müller
zu Itajahy in Brasilien . . . . . . .113
Einige Worte über die Entwickelung der Medusen. Vortrag
gehalten in der Versammlung der skandinavischen Natur-
forscher in Chriäliania im Juli 1836. Von M. Sars . 117
Abrote, ein neues Geschlecht der Cruslaceen, aus der Familie
der Hippaceen. Von Dr. R. A. Philippi in Santiago
de Chile (Hierzu Taf. VIll) 124
Vier neue Echinodermen des Chilenischen Meeres. Von Dr.
R. A. Philippi 130
Uebcr den Gucinu4 von Molina. Von Dr. R. A. Philippi . 135
Beitrag zur Kcnntniss der Dipteren Afrikas. Vom Director
Loew in Meseritz. Uebersclzt von Dr. Creplin . 137
lieber einige Fische und Crustaceen der süssen Gewässer Ita-
liens. Von Dr. Ed. V. Martens in Berlin. (Hierzu Taf. IX
und X) 149
Weitere Miltheiluugen über die einheimischen Cyclopiden. Von
Dr. C. Claus iu Giessen. (^Hierzu Taf, XI) . . 205
Versuch einer syslciiialischen Auseiniinricrsctzung der Gattungen
Eumoiphus Web. und Endomychus Payk. Von Dr. A.
G e r s l a e c k c r in Berlin . . . . . .211
IV Inhalt.
Seite
lieber Erziehung des Distoma echinatum durch Fütterung. Von
Dr. U. A. Pagen stech er in Heidelberg . . . 244
Fernere Nachträge zu dem Aufsatze über die Echinospira, nebst
lieobachtungen über eine ihr verwandte Larve. (Hierzu
Taf. X[l.) [im Texte steht fälschlich Taf. XI] . . . 252
Ueber einige Chilenische Vögel und Fische. Von Dr. Philipp!
in Santiago de Chile 2G2
Pteroplochus albifrons n. sp. Von Ludwig Landbeck in
Collico bei Valdivia 273
Verzeichniss der Thiere, auf welchtn Schmarotzer-Insekten leben.
Von Gurlt, mit Ilinzufügungen von S c h i 1 1 i n :;. . 276
Ueber den männlichen Apus cancriformis. Von Prof. A. Ko-
zubowski in Krakau. Vorgelegt der Versammlung der
deutschen Naturforscher in Ijonn. (Hierzu Taf. XIII) . 312
Kurze ßeschreibuug einiger neuen Crustaceen. Von Dr. R. A.
Philippi. (Hierzu Taf. XIV) 319
Ueber einen lebenden afrikanischen Lepidosiren im Krystallpa-
laste. Von Dr. J. E. (iray. Aus dem Englischen über-
setzt vom Herausgeber . . . . . . 330
Diagnosen einiger neuen Echinodermen. Von Prof. Dr. E.
Grube in Breslau ........ 340
Das Greiius Cyclops und seine einheimi-
schen Arten.
Von
Dr. pBiilos. C. Claus
in Giessen.
(Hierzu Tab. I. II. III.)
Einleitung.
Die ersten gehaltvollen Untersuchungen über Bau und
Lebensweise der Entomostraken verdanken wir ausser Leeu-
wenhoek, DeGeeru. A, besonders der wissenschaftli-
chen Thätigkeit des berühmten dänischen Naturforschers 0.
F. Müller, der ungeachtet der Schwierigkeiten, die ihm
das damals noch so unvollkommene Mikroskop in den Weg
stellte, in seinem bekannten Werke „Entomostraca seu In-
secta testacea etc.« eine Reihe vortrefflicher Beobachtungen
über diese interessanten Thierformen niederlegte. In späte-
rer Zeit wurde die Kenntniss derselben durch Juri ne's Mo-
nographie: „histoire de monocles etc." ergänzt und in wür-
diger Weise bereichert. Es war nicht nur eine Beschreibung
der Oro^anisation und Lebensweise dieser Thiere , mit der uns
der Verfasser hier beschenkte; auch mit zahlreichen interes-
santen Thatsachen aus der Enlwickelungsgeschichte werden
wir durch das Werk Jur ine's in eben so einfacher, wie
ansprechender Weise bekannt gemacht. Die späteren Arbei-
ten, derer sich unser Gebiet zu erfreuen hatte, bezogen sich
hauptsächlich auf strenge Sonderung und Eintheilung der be-
kannten Formen , sowie auf Beschreibung neuer Arten und
Archiv f. Naturgesch. XXIII. Jahrg. I. Bd. 1
2 Claus:
Gattungen. Freilich wurde auch physiologisch Bemerkens-
werihes entdeckt (v. Siebold), auch der innere Bau nian-
nichfachen Untersuchungen unterworfen, allein die hauptsäch-
lichsten und bei weitem die zahlreichsten Beobachtungen hat-
ten doch die Unterscheidung der Species zum Gegenstande
(Dana, Liljeborg U.A.).
Ein ähnlicher Gang zeigt sich auch in der Bearbeitung
des eng begrenzten Genus Cyclops , das bei Müller und
Jurine nur in der einzigen Art „quadricornis'^ vertreten
war. Während wir über die innere Organisation fast nur bei
Zenker (x\rchiv für Naturgesch. 1854. 1. S. 88) ein Nähe-
res erfahren, besitzen wir mehrere Arbeiten, in welchen ver-
schiedene Arten aufgestellt und beschrieben werden. Schon
0. F. Müller und Jurine hatten manche Abweichuno-en
in Farbe, Grösse der Formen, in Haltung der Eiersäck-
chen u. s. w. beobachtet, mit Rücksicht auf diese Abwei-
chungen auch eine Unterscheidung mehrerer Varietäten gel-
tend gemacht, indess war es denselben bei der nur allge-
meinen Kenntniss von Bau und Organisation entgangen, dass
in der genannten Art eine ganze Reihe von abgeschlosse-
nen, stets in derselben Weise wiederkehrenden Lebensfor-
men enthalten sind. Erst später gewann man die Ueber-
zeugung, dass eine Trennung von Cyclops quadricornis in
mehrere Species nolhwendig sei, aliein es will fast schei-
nen, als wenn die früheren Versuche, diese Trennung wirk-
lich auszuführen, mehr oder weniger misslungen seien. Ei-
nerseils war es wohl der Mangel an gründlichen Beobachtun-
gen über den Gesammtbau der betreffenden Thitre, sowie eine
besondere Betonung gewisser unwesentlicher Unterscheidungs-
merkmale, andererseits aber auch das Ausserachtlassen der
Entwickelungsformen , die es verschuldeten, dass die Resul-
tate jener Arbeiten nur unbestimmt und unsicher ausfielen.
Ausser den Beobachtungen Fisch er's, die in dieser Hinsicht
noch am meisten Anerkennung verdienen, erwähne ich nur
die oberflächliche Arbeit Koch's, die schon längst durch das
Urtheil competenter Forscher verworfen ist.
Jedenfalls ist die Menge der Fehler, die auf diesem
Gebiete untergelaufen sind, ein Zeichen, dass die Möglichkeit
des Irrens hier eine ziemlich grosse ist. Desshalb konnte ich
Das Genus Cyclops und seine einheimischen Arten. 3
mich auch einer weiteren Verfolgung- des betreffenden Gegen-
standes nur mit einer gewissen Scheu unterziehen, mit ängstli-
cher Besorgniss, es möchten meine Bemühungen an derselben
Klippe scheitern und zu keinem genügenden Ergebnisse hin-
führen. Indess die Zuspräche meines hochverehrten Lehrers,
des Herrn Professor Leuckart, sowie dessen freundliche
Unterstützung mit Ralh und That, für die ich ihm hier offen
meinen innigsten Dank bringe , nahmen mir einen grossen
Theil jener Besorgniss und ermuthigten mich, die schon un-
ternommenen Beobachtungen fortzusetzen. Sie sind es auch,
sowie das Interesse , das derselbe an meinen Untersuchungen
nahm, die freudige Theilnahme, mit der er die ihm mitgetheil-
ten Beobachtungen prüfte und respective bestätigte, wodurch
ich allmählich das Vertrauen gewonnen habe, eine nicht ganz
nutzlose Arbeit in die Hände sachverständiger Forscher zu
überliefern.
A. lieber das System der Criistaceen, sowie über
die Stellung der Cyclopiden in demselben.
Die Einlheilung der Cruslaceen in die zwei Gruppen
Malacostracea und Entomoslracea , wie sie sich in dem von
Latreille aufgestellten Systeme findet, wird mit vollem
Rechte von den heutioen Zoolo^^en als eine natürliche aner-
kannt und würde sich gewiss noch jetzt unverändert erhal-
len haben, wenn nicht die Resultate neuerer Untersuchungen
zur Aufstellung einer Reihe von weiteren Gruppen geführt hätte,
die zwar dort schon als Untergruppen zum Theil aufgenom-
men , indess in ihrem gegenseitigen Verwandlschaftsverhält-
nisse nicht richtig erkannt waren. Besonders ist es das Ver-
dienst Zenker's, der die neuen, zum Theil eigenen For-
schungen zur Umgestaltung des Systemes von Latreille
benutzte, eine in der That auf natürliche Verwandtschaft be-
gründete Eintheilung der Cruslaceen geliefert zu haben (siehe
„Zenker's System der Cruslaceen a. a. 0. S. 108). Bei
aller Natürlichkeit , die diesem Systeme nicht abzusprechen
ist, erscheint jedoch die Bedeutung einzelner Gruppen in ih-
rem Zusammenhange mit den übrigen nicht gehörig gewür-
4 Claus:
digt. Ich meine hier zunächst und vor allen Andern die
Stellung- der Cirripedien. Das überraschende Vorkommen des
Hermaphrodilismus, auf welches unser Verfasser bei der Be-
stimmung der natürlichen Verwandtschaft ein so besonderes
Gewicht gelegt hat, soll eine liefe Kluft zwischen dieser und
allen übrigen Gruppen begründen ; ja es scheint fast, als ob
Zenker nur durch die analoge Slellung der hermaphrodi-
tischen Tardigraden bei den Arachnoiden die Stellung der
hermaphroditischen Cirripedien bei den Cruslaceen gerecht-
fertigt finden konnte. Diese Bedeutung des Hermaphroditis-
mus in ihrer Anwendung auf Systematik tritt aber zurück,
wenn wir nur der Lebensweise einioie Bechnuncx Irairen.
Bei Geschöpfen, die in ihrer entwickelten Lebensform der
freien Bewegung entbehren und an Steine oder Felsen ange-
heftet ein von Geschöpfen ihrer Art ziemlich isolirtes oder
doch nur wenig berührtes Leben führen , werden wir das
Vorhandensein des Hermaphroditismus weit eher als einen
natürlichen Ausfluss der Lebensweise, denn als ein über-
raschendes Vorkommen aufzufassen berechtigt sein. Dass
man aber auf Verhältnisse , die zunächst durch die Lebens-
weise berührt und respective modificirl werden, bei der Be-
stimmung der natürlichen Verwandtschaft kein allzu grosses
Gewicht zu legen hat, dass man über diese nicht den in
Form und Bau sich aussprechenden Typus vergessen darf,
das findet ja auch Zenker vollkommen begründet, wenn er
(in der nämlichen Abhandlung) den Ausspruch Ihut : „bessere
Zeichen für ursprünglich natürliche Verwandtschaft sind solche,
die sich möglichst unabhängig von der Lebensweise erhal-
ten/' Können wir daher dieses Principes halber der Diffe-
renz in der Art und Weise , wie die Erhaltung der indivi-
duellen Lebensform zu Stande kommt, keinen so hohen systema-
tischen Werlh zuschreiben, so werden wir hierin noch durch
die allerdings erst jüngst (von Darvin) entdeckte, höchst
merkwürdige Thalsache bestärkt, dass neben dem Hermaphro-
ditismus bei einigen Formen der Cirripedien zugleich ge-
trenntes Geschlecht, wenn auch in etwas beschränkter Weise,
sich vorfindet. Es sind nämlich nicht den hermaphroditischen
Thieren isomorphe Formen , die das männliche Geschlecht
repräsentiren, sondern gleichsam nur individualisirte mann-
Pas Genus Cyclops und seine einheimischen Arten. 5
liehe Geschlehtstheile, Hoden mit Ausführungsgang und Be-
gattungsapparat, aus denen sich die ganze Organisation jener
Männchen zusammensetzt, indessen Aehnliches finden wir ja
auch bei zahlreichen anderen Geschöpfen. Dazu kommt
sciiliesslich noch die bekannte Thatsache , dass auch sonst
mitunter nicht nur bei nahe verwandten Formen , sondern
selbst bei Geschöpfen derselben Gattung (Pecten, Cardium,
Distomum u. a.) in der Produclion von Eiern und Samenkör-
perchen, so wie in dem Verhältnisse derselben zu den ein-
zelnen Individuen mancherlei Verschiedenheilen gefunden
werden.
Aber nicht nur aus solchen Gründen wollen wir die Cirri-
pedien in einem weit näheren Verwandtschaftsverhältnisse zu
den übrigen Entomostraken betrachtet wissen, sondern dess-
halb besonders, weil der Zusammenhang in Bau und Orga-
nisation viel einfacher und natürlicher ist , als es bisher be-
kannt war. Die Thatsache, dass die zu einem Stücke ver-
schmolzenen Haftapparate einiger parasitischer Entomostraken
morphologisch den Ruderantennen der Clyclopiden entspre-
chen , scheint die meisten der heutigen Zoologen zu einer
analogen Zurückführung des Baues der Cirripedien auf den
der Daphnoideen veranlasst zu haben. Der mächtig entwik-
kelte Stiel, der sich auf der Rückenseile der Cirripedien fin-
det, wird den zurückgeschlagenen Ruderantennen der Daph-
nien gleich gesetzt — unbekümmert darum, dass hiermit für
die Erklärung der übrigen Abweichungen in der Organisa-
tion so viel als nichts gewonnen ist. Einen viel natürliche-
ren Ausgangspunkt zum Verständniss jener Abweichungen
erhallen wir aber , wenn wir die temporär festsitzenden
Branchiopoden in's Auge fassen, jene Geschöpfe, die sich
mit Hülfe eines am Rücken befindlichen Saugnapfts beliebig
an feste Gegenstände vor Anker legen, um dann ganz in der
Weise der Rankenfüssler durch Strudelbewegung Nahrung
herbeizuführen und aufzunehmen. Denken wir uns diesen
Saugnapf, wie er sich bei einigen Species des Genus Lyn-
ceuSy Daphnia, insbesondere auch bei Sida, Evadne und Po-
lyphemus findet *"*), in einen langen Stiel erweitert und aus-
^) Dieser Rückensaugnapf gewisser Branchiopoden ist schon
6 Claus:
ffezoo-en, so sind hiermit schon alle Schrille zur Erklärunof
des Baues der Cirripedien gethan. Sehr natürlich erscheint
uns jetzt die Lage des Eierstocks, der aus Raumersparniss,
wenn wir so sagen dürfen, in die Höhlung des Stiels zurück-
gedrängt ist, sehr natürlich auch die hiermit in Verbindung
stehende Versclimälerung des Abdomens. Das Verschwinden
der grossen Ruderantennen erklärt sich aus der Lebensweise
dieser Thiere, die bei Mangel der freien Bewegung natürlich
des entsprechenden lokomotorischen Organes entbehren kön-
nen, ja sogar entbehren müssen, wenn sich für dieselben kei-
nerlei weitere Functionen finden. Eine besondere Stütze er-
hält diese Art der Zurückführnng noch durch die Angabe
Thompson's, dass sich die jungen Balanen nicht mit den
Fühlern , sondern mit einer eigenen , vorn zwischen den
Schalen gelegenen Scheibe festsetzten , die erst später all-
mählich zu dem bekannten kegelförmigen Gehäuse heran-
wachse.
Ein Zweites, was ich im System Zenker's für nicht
vollkommen gerechtfertigt halte, ist die Trennung der Argu-
lina von den übrigen Parasiten und die Zusammenstellung
derselben mit den Branchiopoden. Die Uebereinslimmung,
welche diese Thiere allerdings in einzelnen Organen mit den
Branchiopoden zeigen , berechtigt , glaube ich , noch nicht
zu einem natürlichen Anschlüsse an jene Gruppe, zumal der
ganze Bau, die Entwickelung und Lebensweise sie viel näher
und natürlicher auf die höheren parasitischen Formen hin-
weist. Ich möchte daher jene Thiere in ihr früheres Recht
wieder einsetzen und ihnen die ältere Stellung in der Reihe
der höheren Parasiten zurückgeben.
früher oft genug gesehen und auch zum Theil — wie bei Sida von
L i e V i n und Z a d d a c h — als Haitapparat erkannt, seine eigen-
thümliche BeschafFenheit indess, sowie seine Beziehung zu dem Stiele
der Cirripedien ist den Beobachtern bis jetzt entgangen. (Lilje-
borg beschreibt denselben sogar irrthümlicher Weise als „Secretions-
organ.«) Das Verdienst, dies Verhältniss zuerst in der besprochenen
Weise aufgefasst zu haben, kommt Herrn Prof. Leuckart zu, der
das betreuende Gebilde zuerst bei Evadne^ wo dasselbe sehr deutlich
ist — Loven's „kreisförmiger Muskel" — , dann auch bei Sida u.a.
als einen Saugnapf erkannte und dem Cirripedienstiele parallclisirlc.
Das Genus Cyclops und seine einheimischen Arten. 7
Um so glücklicher ist Zenker in der Aufstellung der
übrigen Gruppen gewesen. Die Daphnien, die bisher mit den
Cyclopiden und Cypridoideen unter dem gemeinschaftlichen
Namen ,,Lophyropoda^ zusammengestellt waren, erhalten ihre
gebührende Stellung in der Gruppe der Branchiopoda , und
ebenso ist die Vereinigung der Cyclopiden mit den Parasiten,
wie sie schon vor C. Vogt von Burmeister angedeutet
worden ist , als eine natürliche zu bezeichnen. Ich möchte
mir hierbei nur die eine Bemerkung erlauben, dass es wohl
zweckmässig erscheint, die Auffassung der gleichwerthigen
Verwandtschaft, wie sie sich in der Aufstellung der drei Un-
tergruppen, Cyclopida, Siphonostoma und Leniaeoda ausspricht,
in Etwas umzuändern. Da nämlich die unter der Bezeich-
nung „Siphonostoma^ begriffenen höheren Parasiten in einem
viel näheren Verhäilnisse zu den Cyclopiden als zu den
zeitlebens parasitischen Lernaeaden stehen, da sich unter den
erstem sogar Formen finden, die von den Cyclopiden in nichts
als in der Umbildung der Antennen zu Haflapparaten ver-
schieden sind (was ja auch schon bei den männlichen Cy-
clopiden vorkommt), so möchte ich dies Verwandtschaflsver-
hältniss auch in der systematischen Stellung ausgesprochen
wissen und daher die Kntomostraca Zenker's nur in zwei
Unterabtheilungen bringen: 1) in die Copepoda, unter denen
ich neben den Cyclopiden und Verwandten alle nur temporär
als Parasiten lebenden niederen Crustaceen , die doch auch
mehr oder weniger durch den Besitz von Ruderlüssen aus-
gezeichnet sind, zusammenfasse, und 2) in die Parasi^a, die
dann die übrig^en zeitlebens schmarotzenden Formen in sich
begreifen.
'ö'
B. lieber den Bau und die Organisation des
Genus Cyclops.
Die Gattungen , welche in der Gruppe der Cyclopiden
aufgestellt worden , sind sehr zahlreich und nach verschie-
denen systematischen Principien entworfen. Es wird eine
verdienstliche, aber auch schwierige Arbeit sein, das auf
diesem Gebiete zu Tage Geförderte einer genauen Revision zu
8 Claus:
unterwerfen, identische Genera zu reduciren und solche, de-
ren Charaktere nicht bestimmt und erheblich sind, zu streichen.
Eine gesicherte Stellung- unter diesen Gallungen hat
sich das Genus Cyclops erhalten, dessen Unterscheidungs-
merkmale einfach und bestimmt gegeben sind und auch
überall in gleicher Weise festgehalten werden. Vorläufig
möchte ich mit Dana *"*) die hierher gehörigen Formen zu
einer eigenen kleinen Gruppe erheben und als Charaktere
derselben, mit den von Liljeborg *"*") aufgestellten ziem-
lich übereinstimmend, folgende angeben:
Corpus Cyclopum annulis undecim compositum. Caput
cum annulo primo thoracico coniunctum. Antennae secmidi
paris simpUces, quadriarticutatae. Palpus mandihularum tu~
berculo bisetoso formatus. 31axillae aculeatae palpo prae^
ditae duplici. Rami pedum quatuor parium primorum triar-
iiculati. Pedes quinti paris antecedentibus dissimiles, rudimen.
tarii, Oculus unicus, Sacculi oviferi duo.
a. Allgemeiner Körperbau.
Der Körper der Cyclopiden besteht, wie der der Arthro-
poden überhaupt, aus einer Reihe von Segmenten, die von
einer harten Chitinhaut gebildet sind. An den Verbindungs-
stellen der Segmente ist die Chitinhaut mehr oder weniger
weich und biegsam, so dass dadurch eine grössere oder ge-
ringere Beweglichkeit ermöglicht wird. Indess ist auf der
Rücken- und Bauchseite in der Entwickelung der Chilinhaut
ein Unterschied zu beobachten. Während dieselbe nämlich
auf dem Rücken glatt und von minder harter Beschaffenheit
ist , bildet sie auf der Bauchseite eine viel dickere und här-
tere Bedeckung, ein förmliches äusseres Skelet, welches so-
wohl zum Schulze der inneren Organe dient , als auch zur
Befestigung der Muskeln , sowie zur Einlenkung der Glied-
massen geschickt erscheint. Zenker *"**"""'), welchem wir eine
*) Dana, conspectus Crustaceorum etc.
**) Wilh. Liljeborg, de Crustaceis ex ordinibus tribus:
Cladocera, Ostracoda , Copepoda in Scania occurentibus.
«%<*j Vergl. den Aufsalz Zenker's „über die Cyclopiden des süs-
sen Wassers" Archiv f. Naturc:pscb. 1854.
Das Genus Cyclops und seine einheimischen Arten. 9
ausführliche Beschreibung dieser Skelet-Theile verdanken,
giebt den regehiiässigen Bildungen der ventralen Chitinhaut an
den vorderen Segmenten recht passend den Namen der
„Bauchvvirbel^^ und unterscheidet an einem jeden dieser Thcile
einen Körper, zwei seitliche Flügel und ein Paar Zapfen,
welche letztere eine innige Verbindung mit dem benachbar-
ten Bauchwirbel herstellen und die Beweglichkeit der Seg-
mente dadurch bis zu einem gewissen Grade beschränken.
Wie schon bemerkt, tritt diese Bildung indessen nur bei den
ersten und zwar den fusstragenden Segmenten auf, so weit
das Vorhandensein von Gliedmassen eine bestimmte Stütze
zur Einlenkung verlangt ; am fünften Segmente, welches das
rudimentäre Fusspaar trägt, ist sie ebenfalls nur rudimentär
und verschwindet endlich am folgenden ganz, so dass von
da an Rücken- und Bauchseite eine gleiche Beschaffenheit
zeigen. Hierin, so wie im geringeren Durchmesser der letz-
ten Segmente ist die Ursache zu suchen , wesshalb bei den-
selben eine viel leichtere Verschiebung und grössere Beweg-
lichkeit möglich ist.
Indess auch noch in einer anderen Beziehung kommt
den ersten fünf Segmenten eine Auszeichnung vor den fol-
genden zu. Die Chitinhaut derselben verlängert sich nämlich
an der Stelle, wo Bauch- und Rückenseite einander begren-
zen, zu zwei seitlichen F'alten oder Wülsten; es schlägt
sich die untere Seite des Ringes nach Innen ein , so dass
die Segmente anstatt der Cylinderform die Bildung einer sehr
convexen Rinne annehmen , deren nach unten zu gekehrte
Höhlung- flach und fast eben ist. Mit Rücksicht auf diese
Verschiedenheit in der Bildung der Leibessegmente, die mit
dem Vorhandensein oder Fehlen der Gliedmassen Hand in
Hand geht , sind wir wohl berechtigt in der Auffassung der
Gleichwerthigkeit einen Unterschied zu machen und die fünf
ersten Segmente unter der Bezeichnung „Ko p fbrus ts tück",
die letzten unter dem Namen „A b do m en" zusammenzufassen.
Das erste Segment des Kopfbruststücks ist durch einen
bedeutenden Umfang ausgezeichnet, indem es an Grösse meist
die vier folgenden erreicht oder gar überlrilTt, Indess wird uns
diese Grössendifferenz erklärlich , wenn wir festhalten, dass
dasselbe nicht eigentlich einem einzigen Segmente entspricht.
10 Claus:
sondern aus der Verwachsung einer ganzen Reihe von Rin-
gen hervorgeht. Der Beweis liegt unzweideutig in der An-
zaiil der Gliedmassenpaare , die sich in Gestalt von vier
Antennen, einem Oberkiefer- und einem Unterkieferpaare,
von vier Maxillarfüssen und einem Fusspaare am ersten Seg-
mente vorfinden. (Siehe tab. I. fig. 1.) Die Form dieses Kör-
pertheils ist im Allgemeinen als die eines halben Ovals zu
bezeichnen , das nach vorn mehr oder weniger abgerundet
ist. Ausser den schon erwähnten seitlichen Längswülsten ist
derselbe mit einem unpaaren Vorsprung (rostrum) versehen,
der durch die umgesciilagene vordere Chitinhaut gebildet zu
sein scheint und morphologisch wohl die beiden in der Me-
dianlinie verwachsenen Wülste des ersten und vielleicht auch
zweiten Ringes vorstellt.
Die folgenden vier Segmente des Kopfbruststückes nehmen
allmählich an Breite ab, den vorhergehenden Körpertheil zu
einem last vollständigen Oval ergänzend , und tragen je ein
zweiästiges Fusspaar , von denen jedoch das letzte verküm-
mert ist.
Das Abdomen umfasst stets sechs unter einander ziem-
lich bewegliche Segmente von cylindrischer Gestalt und ge-
ringem Durchmesser. Die beiden erstem sind jedoch Um-
formungen unterworfen , die bisher nicht gehörig in ihrer
Bedeutung gewürdigt waren und mannichfache Widersprüche
der einzelnen Autoren hervorgerufen haben. Während Ju-
rine *"''), der freilich die Grenze zwischen Kopibruststück
und Abdomen nicht richtig aufFasst, für beide Geschlechter
die gleiche Zahl von Abdominalsegmenten angiebl, finden wir
bei Fischer *"'*) und auch bei Liljeborg dieselbe beim
Weibe um eins geringer als beim Manne. Obgleich man in der
That durch Untersuchung der geschlechtsreifen Thiere sich
veranlasst sehen könnte, der Angabe Letzterer beizutreten, so
führt doch die Berücksichtigung der Enfwickelungsformen zu
der Ueberzeugung, dass Jurine das Richtige getroffen hat.
*•) Jur ine's histoire des Monocles. Paris 1820.
-""•) S. Fischer's Arbeiten im Bulletin de la societe imperiale
des naluralistes de Mosccu 1851 u. 1853.
Das Genus Cyclops und seine einheimischen Arten. U
Betrachtet man zunächst einen männlichen Cyclops , so
stellt das erste Abdominalseg-ment ein verhältnissmässig brei-
tes und grosses cylindrisches Gebilde dar , das fast eben so
breit, wie lang ist und an seiner Ventralflaclie einen mit drei
Borsten versehenen Vorsprung trägt, unter welchem sich die
Geschlechlsöffnung befindet (s. tab. I. fig. 7 a' u. tab. II. fig. 10).
Bei dem Weibe tritt dieses Segment nur oben in seiner Länge
sehr zurück. Es beschränkt sich auf ein kurzes, nach hin-
ten zu erweitertes Glied, fast von umgekehrt conischer Ge-
stalt, das seillich ebenfalls einen mit mehreren kurzen Sj3it-
zen versehenen Vorsprung trägt, der jederseits über die Ge-
schlechtsöffnung hervorragt. Der hintere Rand dieses Rin-
ges ist jedoch nicht frei, sondern mit dem Vorderrande des
folgenden Ringes verwachsen, so dass jederseits nur unter
dem genannten Vorsprunge eine Oeffnung zum Austritte der
Eiersäckchen übrig bleibt. Diese Verschmelzung tritt indess
erst mit der letzten Häutung ein; auch die Enlwickelungs-
formen der letzten Stadien zeigen bei Mann und Weib eine
fast gleiche Bildung der betreffenden Segmente.
Wenn es sich also um eine Vergleichung der Segmente
in beiden Geschlechtern handelt, so niuss man diese That-
sachen der Entwickelung berücksichtigen ; man darf nicht
schlechthin behaupten , dass der Körper des Mannes aus elf,
der des W^eibes nur aus zehn Gliedern zusammengesetzt sei.
Das zweite Abdominalsegment hat beim männlichen Thier
dieselbe Gestalt, wie das vorhergehende, nur ist es in Folge
des bedeutend verminderten Querdurchmessers etwas schlan-
ker und gestreckter. Beim Weibe dagegen ist dasselbe drei
ja vier Mal so lang, als das erste, mit dem es, wie schon
bemerkt, mehr oder weniger innig zu einem oberhalb bauchig
aufgetriebenen Gliede verwachsen i^t. Die folgenden Seg-
mente stimmen ziemlich überein, wenn man nicht etwa noch
darin einen bestimmten Unterschied sehen will , dass diesel-
ben beim Manne schlanker und gestrecker sind , als beim
Weibe. (In einem Falle, bei C, corcnatus n. sp. , lässt sich
jedoch gerade das umgekehrte Verhältniss beobachten.) Sic
stellen cylinderl'örmige Glieder dar, deren Durchmesser all-
mählich nach dem Ende zu abnimmt.
Beim fünften Abdominalsegment, welches zugleich das
12 Claus:
kürzeste ist , tritt auf der Dorsalfläclie eine eig-cnlhümlicbe
Bildung- dcT Cliitinliaut auf, die bisher nicht richtig aufgefasst
war und in der That auch leicht missverstanden werden kann.
Ein Theil der Dorsalfläche bleibt nämlich von ihr unbedeckt;
es entsteht hierdurch ein fast viereckiger Ausschnitt, der
sich auch noch auf das folgende Segment fortsetzt. (Siehe
tab. I. fjg. 2 u. 3, tab. III. fig. 8 u. 16.) In diesem Ausschnitte
verläuft nun das Ende des Darmkanals, der sich kurz vor-
her in zwei Rinnen spaltet, die durch besondere Muskeln von
einander entfernt werden können und dann eine freie OefF-
nung zum Austritte des Kothes bilden. Das hier frei zu
Tage liegende Endstück des Darmkanals ist noch von einer
eigenen Membran umgeben , die meist stark entwickelt ist
und sich zu förmlichen Chitinklappen verdickt. In einem
Falle, bei Cyclops ca?ithocarpoides Fisch., wächst dieselbe
in der Medianlinie zusammen und lässt nur am äussersten
Ende eine kleine Oeffnung, die aber immer noch gross ge-
nug ist, um die Ausfuhr des Darminhaltes zu gestatten (tab. I.
%. 8).
Was nun endlich das letzte Segment betrifft, so ist die-
ses stets in zwei cylindrische Theile gabelförmig gespalten
und führt daher nicht unpassend den Namen „Furca." Jeder
Theil ist mit zwei kleinen Seitenborsten versehen, von
denen die eine am innern , die andere am äussern Rande
aufsitzt. Es trägt ausserdem am Ende vier mächtige, meist
befiederte Schwanzborsten , die in ihrer verschiedenen Ge-
staltung ein vortreffliches Merkmal für die Unterscheidung
der Arten darbieten. Die beiden äusseren Schwanzborsten
sind am kleinsten und einfach gebildet, die mittleren dagegen
nicht nur von bedeutenderem Umfange , sondern auch aus
zwei besonderen Stücken zusammengesetzt, einem kurzen Ba-
salgliede und einem langen, borstenförmigen und mehr oder
weniger befiederten Endtheile (lab. I. fig. 1). Die Anwesen-
heit dieser Borsten ist für die lokomotorische Thätigkeit die-
ser Theile von hoher Bedeutung. Durch willkürliche Ver-
änderung ihrer Lage ge!)en sie der Bewegung unserer Thier-
chen im Wasser eine beslimmle Richtung und fungiren so zu
gleicher Zeit als Steuer und Balancirslangen.
Das Genus Cyclops und seine einheimischen Arten. 13
b. Glied 111 assen der Cyclo piden.
13 Die Antennen.
Zu beiden Seiten des unpaaren Vorsprungs der vorde-
ren Chitinhaut, der meist mit dem Namen „rostrum" bezeich-
net wird, finden sich am ersten Segmente zwei Gliedmassen-
paare eingelenlit, die ihrer Lage und Bildung nach mit vol-
lem Rechte als Antennen betrachtet werden. Die ersten
Antennen (les antennes de la premiere paire M. Edw. ,
les antennes Jur. ) , die an ihrer Basis durch besondere
Chitinsläbe mit den zweiten Antennen in Verbindung sind
Cfig. 3 auf lab. III), bestehen bei den entwickelten Weibchen
aus einer Reihe cylindrischer, durch Verbindungshäute ver-
einigter, mehr oder weniger gestreckter Glieder, deren Zahl
bei derselben Species constant ist. Die ersten Antennen der
meisten Arten sind I7gliedrig; bei Cyclops serrulatus Fisch,
sind sie 12gliedrig und bei Cyclops canthocarpoides Fisch,
sogar nur aus 10 Gliedern gebildet. 1 Igliedrige Antennen, wie
sie Liljeborg bei seiner Species C. gracilis gefunden hat
und Fischer bei Cyclops diaphanus beschreibt, habe ich nur
bei unentwickelten Cyclopiden angetroffen und zwar bei allen
denjenigen Arten, die im geschlechtlich ausgebildeten Zu-
stande iTgliedrige Antennen tragen. Ich selbst hielt diese
Formen — auch mit Rücksicht auf andere Eigenthüinliclikei-
ten — anfangs für besondere Arten, da ich bei ihnen indess
nie Eiersäckchen und entwickelte Geschlechtsorgane aniraf,
wurde ich zweifelhaft und gelangle schliesslich bei weiterer
Verfolgung zu der Ueberzeugung, dass in ihnen nur be-
stimmte Stadien der Entwickelung vertreten seien *"*3. Noch
mehr muss ich mich gegen die Annahme solcher Arten er-
klären , die im ausgebildeten Zustande eine noch geringere
Anzahl von Antennengliedern besitzen sollen. Die Möglich-
keit der Existenz solcher Formen ist allerdings nicht zu leug-
*) Mit einer genaueren Untersuchung dieser Entwickelungsformen,
mit Verfolgung derselben vom Eie an bis zur vollkommenen Ausbil-
dung, bin ich gegenwärtig beschäftigt, und wird sich aus dieser hof-
fentlich ein sicherer Aufschluss über noch zweifelhafte Punkte ergeben.
14 Claus:
nen, indess macht mich die sonstige Beschreibung jener Cy-
clopiden weit mehr geneigt, sie gleichfalls für Entwickelungs-
formen, und nicht für Vertreter besonderer Arten zu halten.
Die lOglicdrigen Antennen des Cyclops canihocarpoides
Fisch., um mit diesen den Anfang zu machen, besitzen im
Allgemeinen die Gestalt, wie sie die Abbildung ((ab. L fig. 9)
zu erivennen giebt. Das erste Glied ist am umfangreichsten;
ihm folfft ein viel kürzeres Glied, das auf der Rückenfläche
ebenso wie das vorhergehende, mit Borsten verschiedener
Grösse versehen ist, deren nähere Beschreibung ich indes-
sen, als unweseniiich , übergehe. Eine viel längere, ge-
strecktere Form zeigt das dritte Glied, an das sich dann zwei
kürzere anschliessen. Das sechste Glied ist wieder bedeu-
tend länger und gleich den früheren mit mannich fachen
Anhängen ausgestattet. Ihm folgen zwei gleichgestaltete kür-
zere, und diesen zwei längere, aber schmälere Glieder, von
denen das äusserste am Ende mehrere büschelförmig grup-
pirte Borsten trägt.
Der Bau der llgliedrigen Antennen, die wir noch bei
unentwickelten Formen finden (lab. I. fig. 11), ist mit den
eben betrachteten ziemlich übereinstimmend. Nur finden wir
hier an der Stelle des siebenten Gliedes zwei längere , mit
vielen Borsten ausgeslattete Glieder. Bei den 12gl{edrigen
Antennen, deren Bildung sich wieder aus den letzteren sehr
einfach entwickeln lässt, schiebt sich noch ein kleines Glied
zwischen das zweite und dritte ein, während das Grössen-
verhällniss der übrigen Ringe im Ganzen unverändert bleibt.
Durch Theiiung endlich des siebenten Gliedes in vier und
des achten in drei Glieder , erhalten wir die Zahl und das
Verhältniss , welches sich an den Ringen der I7gliedrigen
Antennen beobachten lässt. Gleichzeitig tritt denn noch,
was auch für die I2gliedrigen gilt, eine grössere Streckung
der drei lelzlen Glieder ein.
Während wir in diesen weiblichen Antennen nun eine
Organisation ausgedrückt sehen, die dieselben ausschliesslich
zu lokomotorischen Leistungen befähigt, während wir in ihnen
die Organe finden , die wesentlich zur progressiven Bewe-
gung des Tliieres dienen, erkennen wir in den entsprechen-
den männlichen Antennen die Träger einer noch anderen
Das Genus Cyclops und seine einheimischen Arten. 15
Function , einer Funktion , die sich auf die Erhallung des
Geschlechtes bezieht Diesem Zwecke gemäss zeigen die
männlichen Antennen denn auch einen abvvcichcnden Bau,
der freilich erst vollkommen im geschlechtsreifen Zustande
auftritt. Ihre Entwickelung geht bis zu einem bestimmten
Stadium mit der der weiblichen Antennen ganz übereinstimmend
vor sich und zwar so lange, bis sich 11 Glieder gebildet
haben. Mit der Ausbildung der Geschlechtsorgane nimmt
dann aber die Antenne eine der entwickelten Form immer
ähnlichere Gestalt an und stellt endlich, wie schon Jurine
richtig erkannt , ein durch zwei Gelenke in drei Abschnitte
getheiltes Organ dar, das sich vor dem des Weibchens auch
noch durch einen gedrängteren Bau auszeichnet. Die übri-
gen Angaben Jur ine's über die Zahl und das Grössenver-
hältniss der Glieder sind spärlich und meist unrichtig. Ebenso
wenig findet man bei Fischer, der freilich eine delaillirte
Beschreibung der männlichen Antennen von Cyclops strenuus
giebt, ein genaues Verständniss von der Organisation dieser
Gebilde. Auch mir ist es bis jetzt nicht geglückt, alle Ein-
zelnheiten des Baues mit der betreffenden Leistung in Ein-
klang zu bringen ; ich kann gegenwärtig nur ein mehr
Schematisches Bild derselben entwerfen, hoffe indess mit
Hülfe der Entwickelungsformen bald zu einer tieferen Ein-
sicht in diese so interessanten Organe zu gelangen und spä-
ter eine ausführlichere Mittheilung erstatten zu können.
Zunächst verdient hier hervorgehoben zu werden, dass
die Zahl der Ringe bei allen von mir beobachteten Arten
dieselbe ist, abgesehen freilich von einer mehr oder minder
vollkommenen Verwachsung der zwei letzten Glieder, wie
sie bei C^c/ops canihocarpoides Fisch, auftritt (tab. 1. fig. 10).
Jn Bildung und Gestalt weichen die entsprechenden Glieder
bei verschiedenen Species nur wenig ab , und man kann
wohl die männlichen Antennen als weit gleichmässiger ge-
baut bezeichnen, als die weiblichen. Alle sind aus 17 Glie-
dern zusammengesetzt, die jedoch den betrefft nden Gliedern
der Weibchen nicht morphologisch gleich bedeutend sind,
sondern, wie ich dies später nachweisen werde, durch eine
abweichende Umiormung iliren Ursprung genommen haben.
Das erste Glied stellt ein cylindrisches , breites , dem
16 Claus:
entsprechenden des Weibchens gleichgeslaltetes Gebilde dar,
welches, wie dieses, neben mehreren kleinen Borsten eine
sehr lange , starke Borste trägt. Ihm folgen zwei kürzere,
ebenfalls mit Anhängen versehene Ringe , denen sich dann
drei sehr kleine , fast ganz ineinander eingeschachtelte an-
schliessen, die sich durch besondere Länge ihrer Borsten
auszeichnen. Die zwei nächsten Glieder haben einen viel
bedeutenderen Umfang und stellen mit Hülfe ihrer sehr aus-
dehnbaren Verbindungshäute eine knieförmige Beugung her,
vermitlelst derer die Gesammtheit der folgenden Ringe gegen
die vorhergehenden eingeschlagen werden kann. Das näch-
ste kurze Glied dient zur unmittelbaren Verbindung des un-
teren und mittleren Abschnittes und kann eben sowohl als
das letzte Glied des unleren, wie auch als das erste des mitt-
leren Abschnittes betrachtet werden. Sodann folgt ein Glied
von glockenförmiger Gestalt, das zu einer förmlichen Rota-
tion geschickt ist und das nächste Glied fast ganz in sich
einschliesst , dasselbe bald mehr bald weniger überdeckend.
Letzteres ist ausserordentlich aufgetrieben und trägt am In-
nern Rande einen mit zwei Borsten besetzten Vorsprung.
Die zwei folgenden kürzeren Ringe entbehren der bauchigen
Auftreibung des vorhergehenden Gliedes, sind dafür aber an
der inneren Seite mit kurzen Anhängen dicht besetzt. Das
letzte Glied des mittleren Abschnittes endlich ist cylindrisch,
von bedeutender Länge und macht durch seine rollenförmige
Abstutzung gegen den folgenden Ring das Einschlagen des
letzten Abschnittes in ginglymischer Bewegung möglich. Zu
diesem Zwecke befindet sich im mittleren und unteren Theile
der Antenne ein sehr starker Muskel, dessen sehniger End-
theil über die Rolle des besagten Gliedes hinläuft und sich
am ersten Gliede des dritten Abschnittes befestigt. Bei je-
der Contraction dieses Muskels wird natürlich der nachge-
bende letzte Theil der Antenne gegen den mittleren einge-
schlagen. Der dritte Abschnitt besteht aus einem schma-
len, langen , cylindrischen Gliede , das am obern Ende eine
lange und mehrere kurze Borsten trägt, so wie ferner aus
einem spitzen Endtheil, der gleichfalls bis zu einem bestimm-
ten Grade eingeschlagen werden kann, so dass man streng
genommen an der männlichen Antenne drei Gelenkbewegungen
Das Genus Cyclops und seine einheimischen Arten. 17
ZU unterscheiden hat. Er wird aus zwei Gliedern gebil-
det, die, den drei letzten Ringen der weiblichen Antenne
gleichwerthig-, bei einigen Arten vollkommen getrennt sind,
bei Cyclops cantJiocarpoides Fisch, jedoch mehr oder weni-
ger mit einander verwachsen. Auf der Dorsalseile trägt ein
jedes dieser beiden Glieder einen kurzen Büschel zum Theil
gegliederter Borsten, die durch Muskelbewegungen in ihrer
Lage verändert werden können. ^— Was nun den Effekt dieser
Bildung anbetrifft, so dient das zwischen dem letzten und
mittleren Abschnitte befindliche Gelenk zur Herstelluno- eines
Greif- und Fangapparates für die Zwecke der Begattung,
während das erste Gelenk durch die in ihm mögliche Rota-
tion die Wirkung dieser Werkzeuge auf verschiedene Rich-
tungen zu übertragen im Stande ist. Ausserdem aber hat
dasselbe bei der Begattung selbst noch die besondere Funk-
tion, den tiefer liegenden Körper des Männchens zu heben
und so ohne allzugrosse Verschiebung und Biegung der Ab-
dominalsegmente das Ankleben der Spermatophoren möglich
zu machen.
Das zweite Anlennenpaar (les antennes de la
seconde paire M. Edw. , les antennules Jur. ) ist ( tab. II.
flg. 4, tab. III. flg. 5 u. 14 und tab. I. fig. 1) stets, wie Jur ine
richtig angiebt, viergliedrig und zeigt bei den verschiedenen
Arten eine grosse Uebereinsfimmung, wenn auch das Grös-
senverhältniss der einzelnen Glieder zu einander sowie das
der Antennen zum Körper manche Verschiedenheiten bietet.
Das erste mit verschiedenen Borsten versehene Glied
ist im Allgemeinen cylindrisch und von etwas geringerem
Durchmesser , als das Basalglied der ersten Antennen, dem
es an Länge ziemlich gleichkommt. Seine Einlenkung am
Skelet gestattet arlhrodische Bewegungen , die indess durch
Chitinstäbe, welche die Verbindung mit dem ersten Anten-
nenpaare bewerkstelligen, in ihrer Ausdehnung beschränkt wer-
den. Das zweite Glied, welches nach der Medianlinie des
Thieres bogenförmig ausgeschweift und hier mit einer Reihe
feiner Härchen besetzt ist, steht dem vorigen an Grösse etwas
nach. Das dritte an seiner Einlenkungsstelle sehr schmale
Glied kann gegen das vorige nach Innen eingesehlagen
werden , so dass wir auch bei den kleinen Antennen eine
Archiv f. Naturgescb. XXIII. Jahrg. 1. Bd. 2
18 Claus:
ziemlich vollkommene ginglymische Gelenkverbindung an-
treffen. Es liat meist eine länglich glockenförmige, bei Cyc.
coronatus rein cylindrische Form und trägt an der äusseren
Seite in besonderen Einkerbungen eine grössere oder gerin-
gere Anzahl von Borsten, sowie am Ende ein Büschel von
gebogenen, ziemlich langen Haaren, auch an der inneren
Seite sehr oft eine Reihe kurzer, dicht stehender Wimpern.
Das letzte Glied endlich ist von cylindrischer Gestalt und
am äussersten Ende mit einem Büschel stels von aussen ge-
bogener Borsten versehen , die an Länge stufenmässig zu-
nehmen.
Die Funktion dieser Antennen ist die Unterstützung der
progressiven Bewegung, zu welchem Zwecke sie mit den
grossen Antennen und Füssen gleichzeilig wirken. Während
der Ruhe des Thieres sollen sie nach Jurine auch zur Er-
regung eines Strudels dienen. Ausserdem scheinen sie noch
andere Thätigkeiten auszuüben, die jedoch bis jetzt noch un-
bekannt sind.
2) Die Mundtheile (tab. I. fig. I).
Jurin e liefert im Gegensatze von Milne Edwards
eine richtige Beschreibung dieser Thcile , freilich ohne die
Einzclnheiten in der Bildung vollkommen zu verstehn. Aus-
ser den von ihm angegebenen Miindtheilen kommt übrigens
noch ein unpaarer Vorsprung des Skelets in Betracht, wel-
cher über der Mundöffnung gelegen ist und von Fischer
mit Recht als „labrum" aufgeführt wurde (tab. 11. fig. 17,
tab. in. flg. 9, 15). Derselbe zeichnet sich im Ganzen durch
eine viereckige , nach der vorderen Seite spilz zulaufende
Form aus und trägt hier in einer bogenförmigen Ausschwei-
fung eine Reihe spitzer, schräg nach aussen gestelller Zähne,
deren Zahl und Gestalt bei den verschiedenen Arten, auch
bis zu einem bestiuunten Grade bei derselben Species, zu
variiren scheint. Die beiden äussersten Zahnpaare sind die
grössten , die inneren nehmen nach der Mitte zu an Grösse
gleichmässig ab. Oberhalb der Zahnreihe findet sich jeder-
seits ein unpaarer Zapfen.
Die eigentlichen Mundtheile , die mit den Gliedmassen
morphologisch gleichwerthig sind, bestehen aus zwei Kiefer-
Das Genus Cyclops und seine einheimischen Arten. 19
paaren und zwei Paaren sogenannter Maxillarfüsse (les mains
Jur., Ics pates machoires M. Edw.) und keineswegs, wie dies
Milne Edwards behauplet^ aus drei Kieferpaaren und drei
Paaren von Maxillarfüssen.
Am ersten Kieferpaare (les mandibules internes Jur.
(lab. II. flg. 5, lab. III. fig. 1), welches am einfachsten gebil-
det ist, unterscheidet Jur ine mit Recht dreiTheile: den
Basaltheil oder sogenannten Körper, die hornige dünne Ver-
längerung desselben und zuletzt den Palpus.
Der Körper hat in naturlicher Lage eine fast rhombi-
sche Gestalt und trägt einen kurzen eingliedrigen Palpus, der
stets mit zwei sehr langen und oft mit noch mehreren kur-
zen Borsten versehen ist (Cyc. coronatus). Er verlängert
sich in ein hartes rinnenförmiges Chitingebilde, das am Ende
eine Anzahl grosser und kleiner Zähnen, oft auch ausserdem
noch einen fadenförmigen Anhang erkennen lässt.
Auch am zweiten Kieferpaare (les mandibules
externes Jur.) können (tab. II. fig. 6, tab. III. fig. 2.) drei
Theile unterschieden werden: zunächst ein mächtig entwickel-
ter Basaltheil, sodann ein Kautheil und schliesslich, als Ver-
längerung des ersteren, der Maxillarpalpus.
Der erslere ist in seiner natürlichen Lage von fast
eiförmiger Gestalt und durch besondere Grösse ausgezeichnet.
Der Kaulheil, der als die schmälere Verlängerung des Basal-
theils anzusehen ist, trägt an der Basis auf einem besontlern
Vorsprunge zwei starke Zähne und oft noch mehrere Bor-
sten. Ebenso ist derselbe am Ende mit zwei noch stärkeren,
gebogenen Zähnen versehen, neben welchen ebenfalls Borsten
und Wimpern eingelenkt sind. Mit Rücksicht auf die Grösse
und Gestalt der Zähne kommen übrigens bei den verschie-
denen Arten manche Modifikationen vor, die bei der Beschrei-
bung der Species zum Theil und möglichst allgemein be-
sprochen werden.
Der Maxillarpalpus stellt strenggenommen ein aus zwei
Palpen bestehendes Gebilde dar, das auf der äusseren Seite
des Basaltheils eingelenkt ist. Der grössere, in drei Borsten
auslaufende Theil ist als der Träger des zweiten anzusehen,
insofern dieser, der am Ende ebenfalls mit drei langen be^
20 Claus:
weglichen Borsten versehen ist, an der Basis des ersten sich
einlenkt.
Die Ma xi II ar füs s e betrachtet Jurine (und ebenso
auch Rathke) als ein einziges Gliedmassenpaar, das aus
zwei Aesten zusammengesetzt sei. Wenn man indess die Art
der Einlenkung berücksichtigt , so stellt sich hier ein ähnli-
ches Verliältniss heraus, wie bei den Antennen; sie sitzen
nicht auf einem gemeinschaftlichen Basalgliede, sondern sind
neben einander an dem Skelete befestio-t und mittelst Chi-
tinstäben in Zusammenhang gebracht. Es gebührt diesem Ap-
parate demnach dasselbe Recht, wie den zwei Antennen, und
wenn man berechtigt ist, letztere als zwei gesonderte Glied-
massen anzusehen , so muss man Gleiches auch den Maxil-
larfüssen widerfahren lassen. Dazu kommt noch die ganze
Bildung, der Bau derselben, der uns ihre Trennung in zwei
besondere Gliedmassenpaare natürlicher ers(*heinen lässt *"').
Der innere, kleinere und zugleich schlankere Maxillar-
fuss (tab. II. flg. 7, tab. III. fig. 3) besteht aus vier Gliedern,
von denen das erste eine lange cylindrische Gestalt hat. Es
trägt an dem inneren Rande auf einer besonderen Erhöhung
eine lange, oft befiederte, und eine zweite kleinere, ebenfalls
oft mit Haaren besetzte Borste. Desgleichen befindet sich
nahe dem Verbindungsrande mit dem folgenden Gliede, eben-
falls an der der Medianlinie des Thieres zugekehrten Seite,
eine Borste , die meist mit Wimpern ausgestaltet ist. Das
zweite, dem ersten ziemlich gleichgestaltete Glied trägt neben
mehreren kleineren seitlichen Anhängen eine lange Borste,
und zwar stets auf einem besonderen Vorsprunge der inne-
ren Seite. Dem viel kleineren dritten Ringe, welcher nach
der Medianlinie des Thieres zu in einen gebogenen langen
Haken ausläuft und mit mehreren kleinen Borsten versehen
ist, gestattet dasselbe eine beschränkte ginglymische Bewe-
^^) Eine bestimmte Entscheidung möchte ich indess nicht eher
geben, als bis ich die Entwickelung genauer verfolgt habe. Möglich
ist es immerhin, dass die betreffenden Gebilde nur einem Gliednias-
senpaare entsprechen, besonders wenn es sich bestätigen sollte, dass
dieselben dem dritten Gliedmassenpaare der Waupliusformen morpho-
logisch identisch sind.
Das Genus Cyclops und seine einheimischen Arten. 21
gung*. Auch das letzte, noch kürzere Glied trägt aussen zwei
starke, in gleicher Weise gebogenen Haken, die scheeren-
förmig einander genähert werden können, mehrere kleine
Borsten.
Der zweite , viel kräftiger und stärker gebaute Maxil-
larfuss (tab. II. fig. 8, tab. 111. %. 4) besteht aus fünf Glie-
dern. Von ihnen trägt das erste , kurze aber sehr breite
Glied an der inneren Seite einen eingliedrigen Palpus, auf
dem zwei lange, oft befiederte Borsten aufsitzen. Weit län-
ger ist das hierauf folgende zweite Glied, das nach dem Ende
zu in einen ziemlich grossen und spitzen Yorsprung aus-
läuft, an welchen sich eine starke meist gleichfalls gefie-
derte Borste anheftet. Auf dem oberen Theile desselben sind
die zwei folgenden Glieder eingelenkt, das dritte, welches
dem dritten des kleinen Maxillarfusses analog gebaut, jedoch
bei weitem mehr in die Länge gezogen ist, nach Innen, das
vierte nach Aussen. Letzteres trägt, ebenso wie das auf sei-
ner oberen Seite eingelenkte fünfte Glied , nebst mehreren
Borsten zwei lange stets gebogene, fingerförmige Haken, die
gegen einander bewegt werden und oft mit Wimpern dicht
besetzt sind.
Die Funktion der betrachteten Mundtheile ergiebt sich
aus dem Baue und der Gestaltunor derselben. Es unterließt
keinem Zweifel , dass die zwei Kieferpaare zum Zermalmen
und Zerkleinern der zugeführten Speise dienen, während die
Maxillarfüsse damit beauftragt sind, die Nahrung zu ergreifen
und den ersteren zu übergeben , sie auch vielleicht während
der Bearbeitung festzuhalten.
3) Die Füsse (und ihre Befestigung). Skelet tab. L fig.l,
mit Rücksicht auf den speciellen Bau tab. II. fig. 9 sowie
tab. III. fig. 10, 11, 12, 17.
Die vollkommen entwickelten Füsse , deren Zahl stets
vier Paar beträgt, sind an den vier ersten Segmenten des
Kopfbruststücks eingelenkt und zeigen im Ganzen einen über-
einstimmenden Bau. Das erste Paar zeichnet sich indess durch
eine gedrungenere, kürzere Form aus, während die folgen-
den und besonders das letzte schlanker und gestreckter er-
scheinen, Sie bestehen aus einem plattgedrückten zweiglie-
22 Clauä:
drigen Basaltheile, an welchem zwei ebenfalls platte, dreiglie-
drige Aeste öingclenkt sind. Bei jungen Entwickelungsformen
finden sich auch zweigliedrige Aeste, es ist dann die Tren-
nung der beiden letzten Glieder (tab. I. fig. 12) noch nicht
eingetreten. Das erste Glied des Basaltheiles stellt die Ver-
bindung mit dem Chitinskelet her und zeichnet sich durch
eine breite, in der natürlichen Lage fast viereckige, plattge-
drückte Gestalt aus, sowie durch eine spitze Borste, die am
Ende der nach der Medianlinie des Thieres zugekehrten Seite
aufsitzt. Das zweite, fast ebenso breite , aber kürzere Glied
ist an der inneren Seite nach aussen gewölbt und hier meist
mit einer Borste versehen. An derselben Seite trägt es das
erste Glied des inneren Astes , das zwischen zwei kurzen
dornförmigen Vorsprüngen angebracht ist, während die Ein-
lenkung des zweiten Astes an der viel schmaleren äusseren
Seite oft gleichfalls neben einer kurzen Borste, aber ohne die
zwei umgebenden Vorsprünge, zu Stande kommt.
Was nun zunächst den äusseren Ast anbetrifft, so trägt
dessen erstes fast glockenförmiges Glied an der inneren
Seite eine lange, meist befiederte Borste, die beweglich auf
einer besonderen Kerbe eingelenkt ist, an dem äusseren Rande
dagegen zwischen zwei kurzen dornförmigen Vorsprüngen
einen spitzen Stachel, der oft seitlich noch mit feinen Zähn-
chen versehen ist. Nach demselben Typus sind auch die
zwei folgenden Glieder gebaut, während das letzte Glied
nicht nur grösser ist und eine ovale oder, wie an den letz-
ten Fusspaaren, selbst langgestreckte Form besitzt , sondern
auch an der inneren Seite vier oder fünf lange Borsten, so
wie an der äusseren drei oder vier spitze Stacheln trägt.
Ausserdem ist es am Ende noch mit einem sehr starken,
zwischen zwei kurzen Vorsprüngen eingelenkten, meist be-
zahnten Slachel versehen, der zuweilen unmittelbar neben der
letzten inneren Borste und dem letzten äusseren Stachel seine
Insertion findet.
Der innere Ast, mit dem eben betrachteten fast von
gleicher Grösse, besitzt an der äusseren Seite der beiden
ersten Glieder nur einen kurzen Vorsprung, an der des drit-
ten (meist sehr langgestreckten) Gliedes aber eine ziemlich
lanjje Borste. Ebenso ist derselbe an der inneren Seite des
Das Genus Cyclops und seilte einheimischen Arten. 23
ersten Gliedes mit einer, auf einer besonderen Kerbung ein-
gelenklen, Borste versehen. Das zweite Glied trägt an sei-
ner inneren Seite zwei Borsten und das dritte deren drei,
letzteres auch noch ain Ende zwischen zwei kurzen spitzen
Vorsprüngen zwei Stacheln, einen äusseren, grösseren, meist
befiederten und einen inneren, einfachen, kleineren, der in-
dess hin und wieder zu fehlen scheint. <
Neben den vier Paar vollkommen ausgebildeten Fusspaaren
unterscheidet man noch zwei rudiniäntäre Füsschen (tab. 11.
flg. 9, tab. Hl. fig. 11, 12), welche am fünften Leibessegmente
eingelenkt sind. Es bestehen dieselben in der Regel aus zwei
Gliedern, einem grösseren, fast viereckigen Basalgliede, das
an der äusseren Seite eine Borste trägt , und einem zweiten
kleineren Gliede, welches mit drei, in einem Falle (Cyc. bre-
vicaudatus) auch nur mit zwei Borsten versehen ist. Bei Cyc.
brevicornis ist das zweite Glied fast ganz verkümmert und
nur durch eine einfache, an der Basis verdickte Borste, die
an der inneren Seite des grossen ersten Gliedes eingelenkt
ist, Vertreten. Noch rudimentärer werden diese Füsschen
bei Cyclops serrulatus Fisch, (tab. I. fig. 1), bei dem diesel-
ben in Form eines einzigen (drei) Borsten tragenden Glie-
des auftreten , und bei Cyc, canthocarpoides Fisch, (tab. I.
fig. 6) , bei dem dieselben Nichts , als einen mit drei befie-
derten Dornen versehenen einfachen Vorsprung des fünften
Segmentes darstellen. Die vollkommene Gleichheit, die dieses
letztere Gebilde mit dem borslentragenden Vorsprunge des
folgenden Segmentes zeigt, das wir als das erste Ahdominal-
segment bezeichnet haben , führt uns zu der Ueberzeugung,
dass dieser in morphologischer Beziehung gleichfalls als
Extremität zu betrachten sei, dass also mit anderen Worten
die Trennung zwischen Kopfbrustsigck und Abdomen keines-
wegs von der Natur gegeben, sondern von uns gemacht
ist. Im vorliegenden Falle (bei Cyc. canthocarpoides), wo
das fünfte Leibessegment vollkommen die Bildung und Ge-
stalt zeigt, die wir sonst am sechsten erkennen, ohne dass
darum die Zahl und Form der folgenden Segmente eine ab-
weichende geworden, müssten wir nach unserem, früher in An-
wendung gebrachten Principe die Grenze von Kopfbruststück
und Abdomen zwischen dus vierte und fünfte Leibessegment
24 Claus:
verlegen ; ein neuer Beweis , dass die Trennung des Körpers
in Cephalliiorax und Abdomen eine vollkommen künstliche ist,
und das Princip, welches wir zur Auffassung der Gleichwer-
thigkeit einzelner Segmente festhalten müssen, sich kaum bei
den nächst verwandten Thierformen durchführen, geschweige
denn auf ganze Gruppen und Classen ausdehnen lässt.
Die Funktion der Extremitäten im Allgemeinen betref-
fend, so dienen die vier ersten Fusspaare dazu , gleichsam
durch Ruderschläge die progressive Bewegung des Thieres
zu bewerkstelligen. Die Borsten legen sich dabei dicht an
die plattgedrückten Glieder an, sie vergrössern die drückende
Fläche, erhöhen also den Gegendruck des Wassers und be-
schleunigen die Ortsbewegungen. Die rudimentären Füss-
chen scheinen in manchen Fällen zum Tragen der Eier-
säckchen verwandt zu werden und sind ausserdem auch viel-
leicht noch mit bestimmten Leistungen bei der Begattung
betraut.
c. Die Kittdrüsen der männlichen und Weib-
chen Cyclo piden.
Auf die inneren Organisation der Cyclopiden gehe ich
desshalb nicht näher ein, weil dieselbe in Zenker's Arbeit
fast erschöpfend behandelt ist. Es bleibt mir nur eine etwas
ausführlichere Betrachtung der oben genannten Drüsen, die
bei Zenker eben nur erwähnt sind und bisher kaum einmal
als solche gekannt waren.
Um mit den Drüsen der männlichen Cyclopiden zu be-
ginnen, so schreibt schon Jurine bei diesen im ersten Ab-
dominalsegmente zwei ovale Körper, die in Verbindung mit
zwei dreigliedrigen, borstentragenden Organen ständen und
ihrer Funktion nach zu den Geschlechtstheilen gehörten. Nach
Fischer besitzen die männlichen Cyclopiden an derselben
Stelle ein äusseres Genitalorgan, ein länglich rundes, testikei-
förmiffes Gebilde, welches rückwärts mit zwei starken Dornen
und einer langen Borste, sowie etwas nach oben mit einem
kleinen Dorne bewaffnet wäre. Beide, Jurine sowohl als
Fischer, vereinigen hier fälschlich zwei ganz verschiedene
Gebilde zu einem einzigen Apparate. Der länglich ovale
Das Genus Cyclops und seine einheimischen Arien. 25
Körper Jur ine's sowie das hiermit identische Organ Fi-
go her's, das er länglich rund, teslikelförmig nennt, ist
eine im Innern des Segments gelegene Drüse , welche den
Klebstoff zur Bildung der Spermalophorenhülle absondert.
Die damit in Verbindung gebrachten borstentragenden Kör-
per, die Jurine fälschlich als dreigliedrig bezeichnet, ge-
hören dagegen zum äusseren Chitinskelet und sind die schon
oben erwähnten beiden Vorsprünge des ersten Abdominal-
segmentes , unter welchen sich jederseits die Geschlechts-
öffnung befindet (lab. 11. fig. 10).
Die den Klebstoff absondernde Drüse, die allerdings
eine länglich runde, testikelförmige Gestalt hat , besteht aus
einer Menge dicht neben einandergelagerler , runder oder
polygonaler Zollen , die deutlich eine Membran und einen
Inhalt unterscheiden lassen. Sie werden von einer gemein-
schaftlichen Haut umschlossen, die jedoch nichts als die er-
weiterte Wandung des Samenganges zu sein scheint. Unter
dieser, rings um die Zellen herumgelagert, befindet sich eine
lichtbrechende Flüssigkeit, die mit dem Inhalte der Zellen
identisch (wohl nur durch Zusammenfliessen des Inhalts ge-
sprengter Zellen entstanden) ist und den Klebstoff zur Bil-
dung der Sperniatoplioren liefert. Wie diese vor sich geht,
habe ich bis jetzt noch nicht beobachten können, doch
scheint der Umstand, dass das ganze Segment und die Wan-
dungen des Samenganges, in der diese Zellen eingebettet
sind , vor der Begattung weit mehr aufgetrieben erscheinen,
als nach Ablegung der Spermatophoren, dafür zu sprechen,
dass dieselbe eben in diesem Theile des Geschlechtsappa-
rates geschehe. Unterstützt wird diese Annahme durch die
Analogie der Spermatophorenbildung bei Cyclopsine , die ja
gleichfalls in dem letzten, freilich nicht, wie hier bei Cy-
clops , teslikelförmig aufgetriebenen , sondern länglich ge-
streckten Theile des Samenganges zu Stande kommt, sowie
durch die Gestalt der Spermatophore, der bei unserem Thiere
ein ovales Gebilde darstellt und somit die Form jenes Drü-
senendes wiederholt.
Um hier etwas näher auf die Samenschläuche einzuge-
hen, so unterscheidet man in denselben, ähnlich wie bei
denen von Cyclopsine, 1) einen Klebstoff, der aus den bQ-
26 Claus:
schriebenen Drüsen stammt ; 23 jenen körnigen , schwach
contourirten Stoff, den Austreibestoff v. Si ebol d's;* 3) eine
Masse schärferbegrenzler Körperchen, die Spermatozoen.
Die Befestigung der Spermatophoren an dem Weibchen
geschieht übrigens nicht auf dieselbe Weise, wie bei Cyclo-
psine, bei denen überhaupt die ganze Art der Begattung eine
andere ist. Bei Cyclops, wo die letzten Fusspaare des Man-
nes, ebenso wie die des Weibes verltümmert sind, können
dieselben nicht in gleicher W^eise benutzt werden , wie bei
Cyclopsine, wo die betreffende Extremität bei dem Manne zu
einem förmlichen Greifapparate umgebildet ist. Es sind bei
Cyclops vielmehr die beiden grossen Antennen, die bei der
Begattung zum Festhalten des Weibchens verwendet wer-
den und, wieJurine richtig darstellt, das vierte Fusspaar
des Weibes umklammert halten. Die Spermatophoi'en wer-
den gleich in den ersten Augenblicl\en der Umarmung ab-
gesetzt und zwar mit Hülfe des ganzen Abdomens, den das
Thier bei der grossen Bevveglichlieit der Segmente sehr weit
nach vorti zu biegen im Stande ist. Ob die rudimentären
Füsschen hierbei irgend eine Rolle spielen, habe ich nie be-
obachten können, jedenfalls abeV kommt hierbei die Wirkung
des knieförmigen ersten Gelenkes der grossen Antennen in
Betracht, die mit der des Abdomens, wie schon oben ange-
deutet wurde, in sofern Hand in Hand geht, als dadurch eine
Hebung des tieferliegenden njännlichen Körpers und auf sol-
che Weise eine Annäherung der betreffenden Leibessegmente
ohne allzüfn'osse Bieouno" des Abdomens möörlich wird. Die
Stelle, an der die Spermatophoren angeklebt werden, ist eine
ganz bestimmte. Dieselben werden keineswegs, wie Zen-
ker meint, durch die Vulva in die Eierstöcke hineingescho-
ben, sondern vielmehr an der unteren Seite des zweiten Ab-
dominalsegmenls befestigt, von wo dann der Inhalt derselben
durch eine am Verbindungsrande mit dem vorhergehenden
Segmente gelegene Oeffnung, die sich leicht erkennen lässt
rtab. HI. flg. 7), in das Innere des Weibchen eindringt. Wel-
chen Weg hierbei das Sperma nimmt, wo ferner die Befruch-
tung zu Stande kommt, dies sind Fragen, die wir erst durch
spätere Beobachtungen werden lösen können.
Die Drüsen j die wir bei dem Weibe im ersten und
Das Genus Cyclops und seine einheimischen Arten. 27
zweiten Abdominalsegmente vorfinden , sind als die analogen
Gebilde der KlebestofF secernirenden Drüsrn des Männchens
zu betrachten. Schon Jnr ine scheint dieselben gesehen zu
haben, wenigstens beschreibt er unter dem Namen „Papillen"
drei Gebilde, von denen das eine transversal am ersten, die
zwei anderen der Länge nach neben einander am zweiten
Abdominalsegmente gelegen sein, ganz übereinstimmend mit
der Lage unserer Drüsen, die in der That bei einigen Arten
durch Jurine's Beschreibung ganz passend bezeichnet ist.
Auch Fischer hat die Umrisse der betreffenden Drüsen
gesehen, aber von ihrem Baue und ihrer Funktion so wenig
eine Idee gehabt^ dass er sie mit dem Namen „operculum
vulvae« bezeichnen konnte. Selbst Zenker, der diese Or-
gane ihrer Function nach richtig als Kittorgane bezeichnete,
konnte sich von ihrer Gestalt keine vollständige Rechenschaft
geben. Und in der That lassen die verschiedenen Arten,
sowie bis zu einem gewissen Grade auch dieselben Species,
solche Modifikalionen zu, dass es schwer ist, die betreffenden
Drüsen auf eine bestimmte Form zurückzuführen.
Ursprünglich scheinen dieselben paarige Organe zu
sein , die jedoch bei der Kleinheit des ersten Segmentes in
diesem nicht Platz genug zu ihrer Enlwickelung finden und
desshalb in das zweite Segment hineinrücken , wo sie dann
den mannichfachsten Umbildungen unterliegen. Bei Cyclops
Leuckarti (n. sp.) sind dieselben (tab. l. fig. 4) beide in der
Medianlinie zu einer unpaaren , ovalen Masse verschmolzen,
die an ihrem oberen Ende, gleichsam als Rudimente der ur-
sprünglichen Duplicität, zwei Anschwellungen erkennen lässt,
welche sich in einen Ausführunffsg-ano- nach den Geschlechts-
Öffnungen hin zu verlängern scheinen. Durch Erweiterung
der Anschwellung und gleichzeitiges Ausdehnen des unpaa-
ren Theils in die Breite werden wir von da zu der Form
geführt, die wir bei Cycl. coronatus (n. sp.) — tab. 1. fig. 5 —
und brevicornis' (n. sp.) vorfinden. Bei Cyclops serrulatus
Fisch, (tab. 1. fig. 1) erscheint der unpaare Theil durch einen
in der Medianlinie befindlichen Einschnitt mehr oder weniger
in zwei Hälften getrennt und an Gestalt und Grösse dem
oberen Theile , der den beiden Anschwellungen gleichbe-
deutend ist, sehr ähnlich. Bei Cyclops tenuicornis (n, sp.)
2S Claus:
verschmelzen endlich (lab. ill. hg-. 7} die beiden oberen, sonst
paarigen Tlieile zu einem einzigen grossen, hier ebenfalls im
ersten Abdominalseginente gelegenen Organe, während die
beiden unleren , paarigen und kleineren Gebilde die obere
Hälfte des zweiten Segmentes theilweise einnehmen. Eine
sehr charakteristische Form, die sich jedoch gleichfalls leicht
auf die ursprüngliche einfache Gestalt zurückführen lässt,
zeigt die Kittdrüse von Cyclops canthocarpoides, wie sich
aus der tab. II. fig. 6 erkennen lässt.
Was den feineren Bau dieser Drüse anbetrifft, so be-
steht diese aus einer Menge kleiner Zellen , welche in ei-
ner gemeinschaftlichen Wandung eingebettet sind. Im Um-
kreise der Zellenmasse finden wir oftmals dicht unter der
gemeinsamen Membran eine lichtbrechende Flüssigkeit, die
auch hier, wie bei dem Männchen, den zusammengeflossenen
Inhalt zersprengter Zellen darstellt und das Material zur Ver-
fertigung der Eiersäckchen abgiebt. Die Art und Weise,
wie diese Flüssigkeit zur Bildung der Eiertaschen verwandt
wird, scheint freilich der direkten Beobachtung nicht zugän-
gig zu sein , jedoch ist es mir sehr wahrscheinlich , dass
durch den Druck, welchen die Eier beim Herabgleiten auf
die Drüse ausüben, ein Theil der E)rüsenzellen zerstört wird,
deren Inhalt sich dann in grösserer Menge ansammelt, um
die austretenden Eier schliesslich, in Form eines Sackes er-
härtend, zu umhüllen.
C. Die einheimischen Arten des Genus Cyclops.
Um W^iederholungen so viel als möglich zu vermeiden,
habe ich in Folgendem nur diejenigen Charaktere bespro-
chen, durch welche sich die einzelnen Arten besonders aus-
zeichnen. Eine Darstelluno- des Gesammtbaues bei denselben
schien mir um so weniger nölhig, als ja die vorausgeschick-
ten Betrachlungen uns schon ein , wenn auch nur allgemei-
nes Bild der einzelnen Species gegeben haben. Nach guter
alter Sitte lasse ich der Beschreibung überall eine kurze
lateinische Diagnose vorangehen, die, wie ich hoffe, allein
schon zur Bestimmung der Arten ausreichen wird.
Das Genus Cyclops und seine einheimischen Arten. 29
1. Cyclops coronaf US n. sp. (tab. iL fig. 1 — 11).
Aniennae priml paris sepiendecim- articulafae , ultimo
annnlo crisla praeditae serrata^ corpus anticum (cephalotho-
racem) minime superantes ; antennae secundi paris magnopere
elongatae ; annulus earum secundus brevis margine inferiore
convexuSf ciliatus tertius tenuis cylindricus, quartum lojigitU'
dine fere superans.
Longit. fem. (inclusis setis apicaUbus quatuor) 3,5mm.
Die grossen Antennen dieser überaus schönen Form
sind etwa von der Länge des Kopfbrustslückes und tragen
am letzten Gliede eine sägcförmig gezähnte Firste. Die bei-
den vorhergehenden Glieder sind ebenfalls durch eine Längs-
firste ausgezeichnet , die indess der Zühnchen entbehrt und
als einfacher gerader Skeletvorsprung über die ganze Länge
der Glieder sich hinzieht. Auch an den früheren Ringen
unterscheidet man eine scharfcontourirte Längslinie, die in
gleicher Richtung mit den betrachteten Firsten und auf gleicher
Seite verläuft, aber nur der Ausdruck eines inneren Skelet-
vorsprunges zu sein scheint, der zur Befestigung der einge-
schlossenen Muskeln dient. Ein ausgezeichnetes Merkmal für
die Antennen dieser Art, dem ich auch die Bezeichnung
„coronatus^' entlehnt habe, ist eine Reihe von Zaiinchen, wel-
che die oberen Verbindungsränder des 14., 13., I2ten sowie
des 10., 9. und 8!en Gliedes besetzen und denselben eine
kronenförmige Verzierung verleihen (fig. 3).
Das zweite, ziemlich lange Antennenpaar (fig. 4) besteht
aus einem mit mehreren Borsten versehenen Basalgliede,
dem sich das zweite als ein kurzes, nach innen bogenförmig
ausgeschweiftes und hier mit einer Reihe feiner Spitzen be-
setztes Glied anschliesst. Das dritte Glied ist lingcwöhniich
lang und cylindrisch , an der inneren Seile mit kurzen Spit-
zen versehen , an der äusseren mit drei oder vier Borsten
und einem ßorsenbüschel, das am Verbindungsrande mit dem
vierten Gliede eingelenkt ist. Letzteres ist lang und dünn,
sonst jedoch ebenso wie das vorhergehende gestaltet und
trägt am Ende ein Büschel gebogener Borsten , von denen
zwei durch besondere Länge hervortreten.
Die Oberlippe ist mit am vorderen Rande 13 Zähnchen
besetzt, von denen jederseits die zwei äusseren am stärksten
30 Claus:
enlwickell sind. Das ersle Kieferpaar besjlzt einen Palpus,
der ausser den zwei stets vorhandenen langen Borsten noch
einige kurze trägt , die oft auf eckigen Vorsprüngen ange-
bracht sind. Besonders schön tritt bei dieser Art das zweite
Kieferpaar hervor, einmal wegen der langen starkgebogenen
Zähne am Kautheile und seiner schlanken Form, dann aber
auch weil es durch seine bestimmt ausgeprägte Gestallung
uns eine Einsicht in die morphologische Verwandtschaft der
Kiefer und Kieferfüsse gewinnen lässt. Denken wir uns näm-
lich die beiden ersten Glieder des inneren Kieferfusses (fig. 7)
verwachsen und zugleich mächtig entwickelt, während die
Borsten in starke, gekrümmte Haken sich umbilden, so er-^
halten wir im Wesentlichen die Gestalt des zweiten Kiefers
(flg. 6), wo dann der doppelle Palpus nichts als die nur
wenio" veränderten beiden letzten Glieder des inneren Ma-
xillarfusses vorstellt. Was die Maxiiiarfüsse selbst anbe-
trifft , so sind diese durch ihre befiederten Borsten , sowie
durch die Länge der ebenfalls mit Wimpern versehenen Ha-
ken ausgezeichnet. Unter den Fusspaaren bietet das fünfte
rudimentäre ein charakteristisches Merkmal , indem es am
inneren Rande des Basalgliedes einen Besatz feiner Spitzen
trägt und ebenso am Verbindungsrande mit dem zweiten
Gliede durch eine Reihe von spitzen Zähnchen ausgezeichnet
ist (flg. 9). Die Abdominalsegmenle sind von ziemlicher
Breite, die stufenförmig mit jedem folgenden Gliede abnimmt.
Das fünfte Segment ist kurz und am Verbindungsrande der
ebenfalls kurzen, aber breiten Furca mit feinen Wimpern
versehen. Die Furca, die an der inneren Seite ziemlich
lange, dichtstehende Haare trägt, läuft in vier Schwanzborsten
aus , die folgende Beschaffenheit haben. Die äussere Borste
(flg. 1) ist die kürzeste und ebenso, wie die übrigen, ziem-
lich dicht bis an's Ende befiedert. Die benachbarte ist um
ein Bedeutendes grösser und erreicht fast die Länge des
Abdomen, wird aber von der drillen noch um ein Beträcht-
liches übertreffen. Die innere fast ebenso starke Borste ist
etwa so lang, wie die Furca mit den beiden vorhergehenden
Abdominalsegmenlen.
Das Männchen ist fast ein Dritttheil kleiner als das
Weibchen und hat in allen Stücken die Charaktere mit dem
Das Genus Cyclops und seine einheimischen Arten. 31
letzleren gemein, natürlich die Theile ausgenommen, die ge-
schlecliliclier Zwecke halber eine andere Bildung zeigen
müssen. Dies gilt überhaupt für die Älännclicn alier Arien;
sie zeichnen sich stels durch eine, mit den zugehörigen Weib-
chen übereinstimmende Form der kleinen Antennen , der
Mundlheile, der Füsse und der Schwanzborsien aus, so dass
ihre Bestimmung mit Hülfe der angegebenen Charaktere leicht
ausführbar ist.
Als besondere Eiffenthümlichkeit für das Männchen die-
ser Species n»ag hier noch erwähnt sein, dass es ungewöhn-
lich kurze und breite Abdminalsegmente trägt, in Folge
derer der Hinterleib als ein gedrungener Leibesabschnitt er-
scheint.
Mit blossem Auge lässt sich diese Art erkennen, einmal
an derblauen Färbung der letzten Abdoniinalsegmente, sowie
anderer Körpertheile , dann aber besonders durch die Hal-
tung der Eiersackchen, die das Thier nicht unter einem Win-
kel zu beiden Seiten des Abdomens, sondern dicht neben
einander auf der unteren ßauchfläche trägt , so dass hier
beim ersten Anblick mitunter der Anschein hervorgerufen
wird , als trüge das Thier nur einen einzigen Eiersack , wie
die Arien des Gen. Cyclopsine.
2. Cyclops tenuicornis n. sp. (lab. HI. fig. 1
bis 11).
Äntennae primi paris septendecim - arücuJatae, elonga-
tae ; Ultimi ires annuU tenuissimi cristam simplicem gereutes,
Abdominis segmenta in longitudinem extensae.
Longit. femin. 3,2mm.
Diese im Allgemeinen schmaler und schlanker gebaute
Form lässt sich sehr leicht an der Gestalt der grossen An-
tennen erkennen. An der Basis breit , in der Mitte allmäh-
lich verschmälert, laufen dieselben in drei dünne lange End-
glieder aus , von denen jedes eine unbezahnle Längsfirsle
trägt (flg. 6). An den früheren Gliederi]| sind sie nach der
inneren Seite zu mit sehr kleinen Zähnchen reihenweise be-
setzt und an der Basis des ersten Gliedes durch eine halb-
kreisförmig gestellte Reihe kurzer Haare ausgezeichnet. Sie
erreichen die Länge des Kopfbruststückes. Das zweite An-
Z2 Claus:
tennenpaarbe steht aus einem cylindrischen, etwas gekrümm-
ten und plattgedrückten ßasalgliede, welches am Ende des in-
neren , mit feinen Haaren verzierten Randes eine sehr lange
befiederle Borste trägt. Auf der gegenüberstehenden Dor-
salseile linden sich zwei kürzere Borsten. Das hierauf fol-
gende ovale Glied ist am inneren nur wenig gebogenen Rande
mit einer Reihe feiner, etwas längerer Haare besetzt. Das
dritte glockenförmige , wie die früheren etwas plattgedrückte
Glied trägt auf der Dorsalseite in besonderen Kerben fünf
oder sechs Borsten , zu denen sich am Ende noch ein Bor-
stenbüschel , am inneren Rande dagegen wieder eine Reihe
dicht stehender, kurzer Spitzen gesellt. Zuletzt schliesst
sich noch ein ziemlich langes, cylinderförmiges Endglied an,
auf dem gleichfalls ein Büschel starkgekrümmter Borsten von
verschiedener Länge aufsitzt (fig.73. Die gleiche Bildung zeigen
die Antennen aller übrigen Species, die höchstens durch den Um-
fang und die Länge der Glieder unter sich differiren. Die Ober-
lippe trägt 10 bis 12 starke Zähne, von denen die zwei äus-
seren jederseits am meisten entwickelt sind (fig. 9). Die
Kiefer und Kieferfüsse sind gedrungener gebaut, als die der
vorigen Art und zeichnen sich weniger durch lange , als
starke Haken aus (s. fig. 1, 2, 3. 4). Die Fusspaare tragen
an den Verbindungsrändern der einzelnen Glieder sehr kurze
feine Spitzen und zeigen eine undeutliche Befiederung der
Borsten. Das rudimentäre Fusspaar stimmt mit dem von
Cyclops coronatus überein, bis auf den Besatz der Haare und
die Reihe von Zähnchen , durch welche sich das dort be-
schriebene Fusspaar auszeichnet. Ein besonderes Unterschei-
dungsmerkmal findet sich in der Gestalt und Grösse der
Schwanzborsten, die hier bei weitem nicht so dicht und stark
befiedert sind, wie die der vorher betrachteten Art, Die nä-
heren Verhältnisse ergeben sich bei Betrachtung der Fig. 8.
3. Cyclops brevicornis n sp. (lab. HL fig. 12
bis 17).
Antemiae primi paris septendecim-articulatae breves ,
primum cephaloihoracis segmentiim paullulum superantes. Fe-
des quinti paris rudimeniarii, simpHces, bisetosi. Abdominis
Segment a in postremo margine parvulis dentibus praedita.
Longit. fem, S,5mm.
Das Genus Cyclops und seine einheimischen Arten. 33
Die Antennen des ersten Paares (fig. 13) sind sehr ge-
drängten Baues und übertreffen an Länge liaum das erste
Leibessegnieut. Während bei den übrigen Arten die drei
letzten Glieder der Antennen sich durch grössere Länge und
geringeren Durchmesser auszeichnen, sind dieselben hier
ziemlich dick, nicht viel länger als breit und von den vor-
hergehenden Gliedern eben nicht sehr verschieden. Die An-
tennen des zweiten Paares stimmen wesentlich mit denen von
Cyc. tenuicornis überein, unterscheiden sich von denselben
jedoch durch den gedrängteren Bau, sowie durch eine Reihe
kleiner Spitzen, die hier die innere Seite des letzten Gliedes
besetzen (fig. 14). Die Mundtheile haben ebenfalls grosse
Aehnlichkeit mit denen der vorher betrachteten Art, sind
aber ein wenig gestreckter und mit längeren Borsten und
Haken versehen. Die Füsse zeichnen sich durch starke
Zähnchen aus, die über dem Verbindungsrande der einzel-
nen Glieder befestigt sind, sowie durch die Länge und
Stärke der Borsten und Dornen. Ein besonderes Gewicht
muss auf die Bildung des rudimentären Füsschens gelegt
werden , das eine durchaus charakteristische Gestalt hat.
Während wir bei den übrigen Arten mit ITgliedrigen An-
tennen an demselben ein ziemlich langes Basalglied und
ein nicht unbedeutend entwickeltes, mit drei Borsten verse-
henes zweites Glied unterscheiden , finden wir hier nur ein
einziges breites, borstenförmig auslaufendes Glied, welches an
der inneren Ecke eine an der Basis verdickte Borste trägt,
die wohl als das Analogon des zweiten Gliedes angesehen
werden darf. Diese Bildung des rudimentären Fusspaares bietet
uns auch ein Mittel, solche Entwickelungsformen unserer Art
zu unterscheiden , an denen die übrigen Charaktere noch nicht
so bestimmt ausgeprägt sind , dass auf Grund derselben eine
Bestimmung ermöglicht würde ; sie leistet uns also dieselben
Dienste, wie bei Cyclops coronatus der Bau der zweiten An-
tennen. Ein ebenfalls wichtiges Merkmal für die Erkennung
dieser Art liegt in der starken Zähnelung , die an den Ver-
bindungsrändern besonders der Abdominalsegmente sich fin-
det und noch stärker in den Entwickelungsformen auftritt
(tab. I. fig. 13 und tab. IIL fig. 16). Die Furca ist ziemlich
lang und trägt vier schwach befiederte Schwanzborsten, de--
Archiv f Katuigesch XXI] I Jahrg 1. Bd. 3
34 Claus:
ren Gestalt (fig. 16) für die Unterscheidung unserer Art von
Wichtigkeit ist.
4. Cyclops breeicaudatus n. sp. (lab. II. fig.l2}.
Antennae primi paris septendecim-articulatae, secundum
cephalothoracis segmentum superantes. Pedis rudimentarii,
secundus amiulus bisetosus. Setae apicales pariim ciliataef
brevissimae, fiircam longitndine paulo antecedentes,
Longit. fem, 2,4mm.
Die Antennen des ersten Paares stehen in ihrer Grösse
zwischen denen von Cyc. brevicornis und tenuicornis und
erreichen kaum das dritte Leibesseginent. Durch ihren Bau
verdienen sie indess den ersteren nähergestellt zu werden,
denn auch in ihnen kommt eine ähnliche Kürze und Ge-
drungenheit zur Anschauung. Die zweiten Antennen gleichen
denen von tenuicornis in hohem Grade. Die Mundtheile
zeichnen sich durch ihren breiten , gedrungenen Bau und
die starke Entwickelung der Zähne und Haken aus, entbeh-
ren jedoch entscheidender Charaktere für die Erkennung der
Species. Auch die Füsse verdienen keine specielle Betrach-
tung; es mag die Bemerkung genügen, dass sie des Besatzes
von Spitzen an den Verbindungsrändern entbehren, sonst aber
die gewöhnliche Bildung erkennen lassen. Das rudimentäre
Fusspaar trägt am zweiten Gliede nur zwei Borsten, eine sehr
lange und eine kurze , stellt also gevvissermassen ein Zwi-
schenglied dar zwischen dem rudimentären Fusspaare der
übrigen Species mit 17gliedrigen Antennen einerseits und
dem von Cyc. brevicornis andererseits.
Die Furca (fig. 12) ist ausserordentlich lang, drei Mal so
lang, als das fünfte Abdominalsegment und am inneren Rande
jederseits mit feinen, dünnen Haaren versehen. An der Spitze
sitzen vier Schwanzborsten auf, die ausser der Furca das
wesentlichste Erkennungsmerkmal darbieten. Die äussere ist
die kürzeste und ebenso wie die übrigen schwach befiedert.
Die hierauf folgende ist kaum etwas länger als die Furca
und wird von der benachbarten nur um ein kleines Stück
übertroffen. Die innerste endlich ist halb so lang wie die
vorhergehende und dicht über der oberen Seitenborste ein-
gelenkt. Anfänglich schien mir diese Art seltener zu sein.
Das Genus Cyclops und seine einheimischen Arten. 35
als die vorherbetrachleten , denn während der Sommerzeit
wurde sie nur wenige Mal von mir bei Giessen aufgefunden,
allein später, im November, fand sie sich in grosser Menge.
5. Cyclops Leuckarti n.sp. (tab. III. fig.l3u.l4.)
Antennae primi paris armulis septendecim aequaliter
formatis et eiusdem fere amplitudinis compositae ; cephalo-
thorax saus elongatus ^ nee minus abdomen aliquanto an-^
gustius maximeqiie attenuatum.
Longit. fem. circ, 2mm.
Eine kleine, niedlich geformte Art mit schlankem Körper
und gestrecktem Abdomen. Die P'arbe ist, wie bei allen
Species , mehr oder weniger grün , nach Alter und nach
raannichfachen Umständen in der Intensität variirend. Die
ersten Antennen erreichen kaum die Länge der drei vorde-
ren Thoracalsegmente und zeichnen sich durch eine sehr
gleichmässige Breite der einzelnen Ringe aus. Nachdem
diese bei den ersten Gliedern von der Basis aus allmählich
etwas abgenommen hat, erhält sie sich dann bei den folgen-
den fast auf derselben Stufe (fig. 14). Ein besonderes Kenn-
zeichen der ziemlich entwickelten Mundlheile ist eine Reihe
kleiner Einkerbungen, die sich auf der Dorsalseite an der
Basis des zweiten breiten Maxillarfusses findet und das An-
sehen einer geperlten Contour bietet. Charakteristisch ist
ferner die lange Furca , die das sehr gestreckte Abdomen
beschliesst (fig. 13). Die äusseren Seitenborsten gehen ziem-
lich weit vom Ende ab, während die inneren, viel dünne-
ren und längeren weiter nach der Spitze zu aufsitzen. Von
den vier schwach befiederten Borsten erreicht die äussere
fast die Länge der Furca; die hierauf folgende kommt
den drei letzten Abdominalringen sammt der Furca gleich,
wird aber von der dritten noch um ein Bedeutendes über-
ragt. Die innere endlich ist ungefähr doppelt so gross wie
die äussere.
6. Cyclops pennatus n. sp. (tab. III. fig. 15 bis 17).
Antennae primi paris septendecim - articulatae, corpus
anticum longitudine aequantes , solide conformatis compositae
36 Claus:
annulis. Setae apicales ciliis inagnis , frequentissime positis,
praedifae, pennae fere formam praebentes.
Long. fem. 3,5mm.
Da diese nur zweimal von mir gefundene Form in
Gestalt und Bildung der einzelnen Körpertheile eine grosse
Uebereinstimmung mit Cyclops Jenuicornis zeigt, war ich an-
fangs geneigt, sie für eine durch Aufenthalt und Lebensweise
modificirte Varietät jener Art zu halten. Indess fand ich bei
näherer Untersuchung doch Unterschiede genug , die mich
zur Ueberzeugung führten , dass in ihr eine bestimmte, in
sich abgeschlossene Lebensform repräsentirt sei. Die ersten
Antennen haben gleiche Länge mit denen der erwähnten Spe-
cies, sind indess viel kräftiger gebaut und durch besondere
Entwickeluiig in die Breite ausgezeichnet; auch entbehren,
wie es scheint, die drei letzten Glieder der einfachen Längs-
firste (fig. 16). Eine ebenso kräftige, massige Bildung ist
für die zweiten Antennen charakteristisch. Die Oberlippe (fig. 1 7)
hat am vorderen Rande einen Besatz von 13 Zähnchen, von
denen die drei mittleren sehr spitz und klein, die vorletzten
aber am grössten sind. Eine besondere Auszeichnung liegt
in der dichten und starken Befiederung, die vornehmlich an
den mittleren Schwanzborslen zur Anschauung kommt. Da
zugleich der untere Theil derselben kahl ist, so liegt der
Vergleich mit einer langgestreckten Feder nahe genug, um
den Namen, den ich dieser Art gegeben habe, zu recht-
fertigen.
7. Cyclops serrulatus Fisch. (tabL fig. 1 bis 3).
Aniennae prinii paris an7iulis diiodecim compositae, elon-
gatae. Pedes rudlmentarii uniarüculaü. Corpus anticum
elongatum ; abdomen maxime attenuatum, furca praeditnm
longisshna.
Long. fem. 2mm.
Die ersten Antennen sind langgestreckt und erreichen
etwa die Mitte des dritten Leibessegmenles. Die letzten drei
Glieder sind bei geringem Durchmesser sehr lang und mit einer
wenig hervortretenden Längsfirste versehen. Bei starker
Vergrösserung sieht man sie mit unregelmässigen Reihen
Das Genus Cyclops und seine einheimischen Arten. 37
sehr kleiner Stachelchen besetzt, wie auch Fischer in sei-
ner sonst nicht volllionimen ausreichenden Beschreibung rieh-
tig hervorhebt. Die MundlheiJe sind deutlich zu erkennen,
aber verliältnissmässig- klein , und ihre Anhänge sind zum
Theil befiedert. Das rudimentäre Fusspaar ist eingliedrig
und trägt drei lange Borsten. Das Abdomen ist sehr schmal
und langgestreckt, hier und da auch unregelmässig mit klei-
nen Spitzen besetzt, die wohl Fischer zu der Bezeichnung
„serrulatus" veranlasst haben *"'). Weit charakteristischer ist
die Länge der Furca , die fast um das Fünffache ihre Breite
übertrifft *"""*). An dem Verbindungsrande der Furca mit
dem vorhergehenden Segment ist eine Reihe feiner Stachel-
chen befestigt und am äusseren Rande eine sehr kurze dichte
Bezahnung angebracht. Von den mit kurzen Spitzen versehe-
nen Schwanzborsten ist die äusserste die kürzeste, indem sie
nicht mehr als die halbe Länge der Zinke erreicht, auch
zugleich die kräftigste. Die benachbarte ist an Grösse den
drei letzten Abdominalringen sammt der Furca gleich, wäh-
rend die dritte so lang wie das ganze Abdomen ist. Die
vierte innere endlich ist sehr dünn und nur vveniff länffer
als die äussere.
8. Cyclops canthocarpoides Fisch, (tab. L
flg. 6 bis 10).
Äntennae primi paris decem-articulatae, primum , am^
plum corporis segmentum minime superantes. Loco pedis
rudimentarii tres seiae, quarum duae ciliatae. Abdomen pa^
rum antenuatum, corpore antico paulo angustius.
Longit fem. 2mm.
Die ersten Antennen sind klein und erreichen nicht einmal
die Länge des ersten kurzen, aber breiten Leibessegmentes.
*) Da diese Zähnchen indess erst bei sehr starker Vergrösse-
rung zu erliennen sind, während bei anderen Arten z. B. bei C. can-
thocarpoides Fisch., sowie bei C. brevicornis (n. sp.) schon bei viel
geringerer Vergrösserung regelmässige Bezahnungen zur Anschauung
kommen, so kann die Bezeichnung leicht zu Verwechselungen führen
und ist daher nicht passend gewählt.
**) Bevor mir Fisch er's Arbeit bekannt war, hatte ich dess*
halb denn auch unsere Art als C. furcifer bezeichnet.
^S Claus:
lieber ihre Bildung und über das Grössenverhäitniss der ein-
zelnen Glieder ist das Nähere bei der allg-emeinen Betrach-
tung angeführt, auf die ich daher zurückweise. Die zweiten
Antennen zeichnen sich durch ausserordentliche Gedrängt-
heit und Kürze ihres Baues aus und sind , ebenso wie die
Füsse, an ihrem inneren Rande mit starken Wimpern besetzt,
die fast die Gestalt von feinen Zähnen annehmen. Der Bau
der Mundtheile bietet nichts Abweichendes , jedoch ist ihre
Dicke und Kürze , sowie die gedrängte Stellung derselben
hervorzuheben. Eine abnorme Enlwickelung zeigt das letzte
Thoracalsegment, das zu einem einfachen, sehr breiten, nach
dem Abdomen zu sich erweiternden, conischen Ringe um-
geformt ist und als Analogon der rudimentären Füsse zwei
starke befiederte, sowie eine schwächere unbefiederte Borste
trägt , auch an dem unteren Verbindungsrande nach Art der
folgenden Abdominalsegmenle mit einer Reihe feiner Zähn-
chen besetzt ist. An Breite steht das Abdomen dem Cepha-
lothorax nur wenig nach , so dass hierdurch eine gewisse
Aehnlichkeit mit dem Genus Canthocarpus bedingt ist , die
durch die Gestalt der Furca und der Schwanzborsten noch
etwas erhöht wird. Sehr kurz erscheint das fünfte Abdo-
minalsegment, an dem die schon früher besprochene Bildung
der Chitinhaut ein charakteristisches Merkmal bietet. Die
etwas längere Furca lenkt sich unterhalb eines Besatzes fei-
ner Zähnchen ein und wird auf der Dorsalseite unterhalb der
AfteröfFnung von drei Reihen schräg laufender Spitzen über-
zooren. Am Ende findet sich nochmals eine Reihe von kränz-
förmig um die Schwanzborsten herumgestellten Wimpern.
Die näheren Verhältnisse und Eigenthümlichkeiten der letzte-
ren ergeben sich aus der Figur 8.
Erklärung der Abbildungen.
Tafel ff.
Fig. 1. Cyclops serrulatus Fisch, von der Bauchseite aus gesehen.
Fig. 2. Das fünfte Abdominalsegment mit der Furca in seitlicher Lage.
Fig. 3. Dasselbe von der Dorsalseite aus gesehen.
Fig. 4> Die Kittdrüse von Cjclops iieuckarti (n. sp.).
Das Genus Cyclops und seine einheimischen Arten. 39
Fig. 5. Dieselbe von Cyclops coronatus (n. sp.).
Fig. 6. Das letzte Thoracalsegment und Abdomen von Cyclops can-
thocarpoides Fisch.
Fig. 7. Dasselbe von dem männlichen Thiere derselben Species.
Fig. 8. Das fünfte Abdominalsegment nebst der Furca vom Rücken
aus gesehen.
Fig. 9 u. 10. Die weiblichen und männlichen ersten Antennen der-
selben Species.
Fig.ll. Die Antenne des ersten Paares von Cyclops brevicornis (n. sp.)
im letzten Stadium der Entwickelung.
Fig. 12. Ein Fusspaar derselben Form.
Fig.13. Das letzte Thoracalsegment nebst dem Abdomen, ebenfalls im
letzten Stadium der Entwickelung, von Cyclops brevicornis
(n. sp.).
Tafel II.
Fig. 1 bis 11. Cyclops coronatus (n. sp.).
Fig. 1. u. 2. Das fünfte Abdominalsegment nebst der Furca vom
Bauche und der Rückenseite aus gesehen.
Fig. 3. Die ersten Antennen in ihrem Zusammenhange mit den zweiten.
Fig. 4. Die zweite Antenne.
Fig. 5. Das erste Kieferpaar.
Fig. 6. Das zweite Kieferpaar.
Fig. 7. Der innere Maxillarfuss.
Fig. 8. Der äussere Maxillarfuss.
Fig. 9. Das rudimentäre Füsschen.
Fig. 10. Die Drüse, in welcher die Bildung der Spermatophoren vor
sich geht in ihrem Zusammenhange mit dem Hodenausfüh-
rungsgange.
Fig.ll. Die männliche erste Antenne.
Fig. 12. Der letzte Theil des Abdomens nebst den Schwanzborsten
von Cyclops brevicaudatus (n. sp.).
Fig. 13. Dasselbe von Cyclops Leuckarti (n. sp.).
Fig. 14. Die erste Antenne derselben Species.
Fig. 15. Eine der mittleren Schwanzborsten von Cyclops pennatusfn. sp.).
Fig. 16. Die erste Antenne derselben Art.
Fig. 17. Das Labrum derselben.
Vafel III.
Fig. 1 bis 11. Cyclops tenuicornis (n. sp).
Fig. 1. Der Oberkiefer.
Fig. 2. Der zweite Kiefer.
Fig. 3. Der innere kleine Maxillarfuss.
Fig. 4, Der äussere grosse Maxillarfuss,
40 Claus: Das Genus Cyclops u. s. w.
Fig. 5. Die zweite Antenne.
Fig. 6. Die erste Antenne.
Fig. 7. Die Kittdrüse.
Fig 8. Das fünfte Abdominalsegment nebst der F'urca und den Schwanz.
borsten.
Fig. 9. Das Labrum.
Fig. 10. Der erste Fuss.
Fiff. 11. Das rudimentäre Füsschcn.
Fig. 12 bis 17. Cyclops brevicornis (n. sp.).
Fig. 12. Das rudimentäre Füsschen.
Fig. 13. Die erste Antenne.
Fi2.l4. Die kleine Antenne.
Fig. 15. Das Labrum.
Fig. 16. Das letzte Abdominalsegment mit der Furca.
Fig. 17. Ein Fuss des vierten Paares.
Bemerkung^en über die Cepiialopocleii
von Messiaia.
Vom
Herausgcelier«
(Hierzu Taf. IV. und V.)
Die interessante Abhandlung von Steenstrup, wel-
che ich in dem vorigen Jahrgange dieses Archivs in der
Uebersetzung mitgetheilt habe, und welche ein klares Licht
auf die seltsamen Geschlechtsverhältnisse der Cephalopoden
wirft, so dass ich dem Scharfblicke des berühmten Verfas-
sers meine Bewunderung nicht versagen kann, ist die Ver-
anlassung gewesen, dass ich das ziemlich reiche von mir in
Messina gesammeile Cephalopoden -Material und die darüber
gemachten Notizen, mit Unterbrechung anderer Untersuchun-
gen, wieder vorgenommen habe, um daran die von Steen-
strup geschilderten Verhältnisse mit eigenen Augen zu se-
hen. Ich gab mich dieser Untersuchung um so eifriger hin,
als ich bereits Einzelnes, auf das Steenstrup hingewie-
sen, vorher gesehen hatte, ohne zu wissen was damit an-
zufangen, wie es zu deuten sei. So hatte ich die Greifplatte
von Octopus (meinem Scaeurgus titanotus s. unten) und die
Umbildung des hectocotyiisirten Armes bei Sepiola und Se-
pia gesehen; ich hoffte bei weiterer Nachforschung, die ich,
beschäftigt mit anderen Untersuchungen, hinausschob, Auf-
klärung darüber zu gewinnen , und diese ist mir nun durch
die ausgezeichnete Arbeit Steenstrup's geworden.
42 Troschel:
Durch die folgenden Bemerkungen möchte ich mein
Schärflein zur Kenntniss dieser Thiergruppe beitragen. Ich
cifire überall die Uebersetzung der S teen strup'schen Ar-
beit, weil diese allen Lesern des Archives zugänglich ist.
Farn. Pliiloiiexidae.
Bei der gegenwärtigen Kenntniss kann man nicht an-
ders , als der Absonderung der wirklichen Hectocotyliferen
als besondere Familie beitreten. Die schwimmende Lebens-
weise, das Vorhandensein des Organe de resistance d'Orbig-
ny's, welches nicht unpassend Schliessknorpel heissen möchte,
die beträchtliche Ungleichheit der Arme , unter denen das
oberste Paar besonders entwickelt ist, die glatte Oberfläche,
das Fehlen von Läppchen über den Augen, — alles das tritt
den abfallenden Heclocotylen hülfreich zur Seite, um die Fa-
milie zu einer natürlichen zu machen. Es scheint mir ge-
boten zu sein, dass man neben Argonauta auch die Gattun-
gen Philonexis und Tremoctopus trennt, und zwar in der
Weise, dass Philonexis die Arten umfasst, bei welchen die obe-
ren Arme ohne grosse Schwimmhäute sind , und bei denen
der Hectocotylus keine Zotten , die sogenannten Kiemen be-
sitzt, also auch den Oclopus Carenae, während zu Tremocto-
pus die Arten mit grossen Schwimmhäuten zwischen den
oberen Armen und mit zottigem Hectocotylus gehören. Zu
dieser Auff'assung scheint sich auch Steenstrup (vergl.
seine Note p. 245) zu neigen.
Argonauta Argo.
Bei meinem Aufenthalle in Messina im Herbste 1853
sind mir mehrere männliche Exemplare von Argonauta Argo
vorgekommen. Sie waren von sehr verschiedener Grösse,
aber alle leicht an der Hectocotylus-BIase an der linken Seite
zu erkennen. Der Gegenstand ist zu vielfach besprochen
worden, als das ich etwas Wesentliches hinzuzufügen hätte.
Von dem Vorhandensein der Spermatozoidcn selbst bei ver-
hältnissmässig kleinen Exemplaren in dem weissen, strotzen-
den Hoden habe ich mich überzeugt; sie zeigten jedoch nur
wenig Bewegung. In dem in seiner Blase eingeschlossenen
Bemerkungen über die Cephalopoden von Messina. 43
Hcctocolyliis war noch keine Spur von Samen aufzufinden.
Nur auf ein Verhältniss möchte ich noch aufmerksam machen,
weil ich desselben nirgends Ervvähnuno- gethan finde. Die
Hectocotylen-Blase war nämlich nicht selten, und namentlich
bei den kleinsten Exemplaren immer , tief in eine Höhlung,
die sich innerhalb der Haut, welche den dritten und vierten
Arm verbindet, öffnete, eingesenkt, so dass von ihr zwischen
den Armen in der Nähe des Mundes gar nichts zu sehen
war. Dagegen wurde äusserlich und unterhalb der Arme,
zwischen Auge, Trichter und Armen eine wulstige Anschwel-
lung sehr deutlich wahrgenommen, welche ganz die Lage
hatte, wie sie Steenstrup bei Philonexis Quoyanus geschil-
dert und in Fig. 7 der zweiten (in unserem Archiv XL) Tafel
abgebildet hat; natürlich auf der entgegengesetzten Seite. Auf
den ersten Blick schien hierin eine grosse Verschiedenheit
zu liegen. Ich überzeugte mich jedoch, das man leicht den
Inhalt der Höhlung aus der erwähnten Oeffnung an der In-
nenseite der die Arme am Grunde verbindenden Haut her-
ausdrücken und herausziehen konnte, als welcher Inhalt sich
denn die gestielte Hectocotylen-ßlase ergab. Ob sich beim
lebenden Thiere diese ßlase nach Willkühr in die Höhlung
zurückziehen kann , oder ob sie einmal hervorgetreten stels
ausserhalb bleibt, darüber habe ich keine Beobachtung ge-
macht. Ich zweifle jedoch nicht daran, dass sie sich ab-
wechselnd in der Höhlung verbergen kann, da ich an einem
so grossen Exemplare, wie das von H. Müller (Zeitschr.
f. wiss. Zool. IV. Taf. 1) abgebildeten, die Tasche völlig zu-
rückgezogen fand. Hiernach glaube ich annehmen zu kön-
nen, dass die Verschiedenheit der Entwickelung des Hecto-
cotylus von Philonexis Ouoyanus, auf welchen Steenstrup
besonderes Gewicht legt, zerfällt, indem derselbe nur ein Exem-
plar untersucht hat, bei welchem die Hectocotylenblase sich
im zurückgezogenen Zustande befand. Da Philonexis Quoya-
nus entschieden zur Gattung Tremoctopus gehört, wie sich
auch aus dem mit sogenannten Kiemen versehenen Hectoco-
tylus ergiebt, so lässl sich mit ziemlicher Sicherheit vorher-
sagen, dass der Hectocotylus von Tr. violaceus sich in ähn-
licher Weise und an der rechten Seite entwickeln werde,
üeber die inneren Theile der kleinen Argonauta-Männ=»
44 Troschel:
chen, will ich beiläufigf bemerken, dassOber- und Unterkie-
fer, sowie die Radula vorhanden sind. Ich fand den Bau
der letzteren ganz wohl übereinstimmend mit der Radula der
Weibchen, wie ich sie in diesem Archive 1853. I. Taf. 1
abgebildet habe. An dem hierauf untersuchten kleinen Männ-
chen sind 41 Glieder in der Radula vorhanden, die nach
hinten schnell an Grösse zunehmen, so dass die Radula hin-
ten mehr als die doppelte Breite hat als an dem vorderen
Ende; ein Beweis, dass diese kleinen Thiere in der Jugend
ein schnelles Wachsthum haben. Von der Mundmasse führte
ein Oesophagus zum Magen , der mit brauner Masse erfüllt
war. Die beiden Kiemen waren sehr zart und durchsichtig
in der Kiemenhöhle. Das arterielle Herz ist ein eiförmiger
Schlauch, empfängt an jeder Kieme durch eine Kiemenvene
das Blut, hat beim Eintritte jeder Vene zwei Klappen, die den
Rücktritt des Blutes verhindern, und ergiesst dasselbe in eine
vordere Arterie. Gleich beim Austritte giebt dieselbe einen
dünnen Seitenstamm ab; auch nach hinten tritt aus dem Her-
zen zwischen den beiden Kiemenvenen ein feines Gefäss ab.
Philonexis microstomus d'Orb.
Taf. IV. Fig. 1—3.
Wie schon oben erwähnt, fasse ich in der Gattung
Philonexis alle diejenigen Arien dieser Familie zusammen,
welche keine Zotten an dem Hectocotylus, und keine Schwimm-
häute zwischen den Armen besitzen. Demnach gehört auch
0. Carenae, von dem ich leider kein einziges Exemplar in Mes-
sina habe erhalten können , in diese Gattung. Dagegen kam
mir dreimal ein sehr kleiner Cephalopode dieser Gattung vor,
der dadurch meine besondere Aufmerksamkeit erregte, dass
er nur sechs Arme besass. Ich würde nicht im Stande sein,
sichere Merkmale anzugeben , um ihn von Philonexis mi-
crostomus d'Orb. zu unterscheiden , und muss ihn also dafür
nehmen.
Diese Art wurde zuerst von Reynaud am 19. Novem-
ber 1828 unter 33o n. Br. und 35° w. L. gefunden, in Gue-
rin's Magasin de Zoologie 1831 als Octopus microstomus
beschrieben und pl. 23. fig, l— ö abgebildet. Hiernach ist
Bemerkungen über die Cephalopoden von Messina. 45
sie 4 Linien lang , rölhlich , mit kleinen Augen , kleinem
Munde mit nicht papageischnabelnrlig gekrümmten Kiefern,
die oberen Arme sind länger als der Körper, die folgenden
haben nur eine Länge von zwei Dritteln des Körpers, das
dritte Paar ist sehr klein, kaum sichtbar bei den jüngsten; das
vierte etwas kürzer als das zweite. — In dem Werke von
Ferussac und d'Orbigny (Cephalapodes acetabuliferes)
wurde die Art Philonexis microstomus genannt., p. lOO be-
schrieben und Octopus pl. 10 nach Reynaud copirt. — Ich
halte es für sehr wahrscheinlich, dass auch Octopus Kölli-
keri Verany (Mollusques mediterraneens p. 33. pl. 11. Fig. ^4.
B, C) dieselbe Art darstellt, und zwar ein etwas grösseres
Weibchen.
Unsere Thierchen schwammen sehr lebendig im Was-
ser umher, indem sie das Wasser aus dem Trichter aussties-
sen , und bewegten sich stossweise. Am Eingänge in die
Kiemenhöhle sieht man jederseits die Bewegung eines häu-
tigen, klappenarligen Vorsprunges, der offenbar die Aufgabe
erfüllt, Wasser in die Kiemenhöhle zu befördern, und zu-
gleich als Ventil dient, um den Rücktritt desselben zu hin-
dern. Ein sehr zierlicher Anblick. Man sieht drei schwarze
zu einander gehörige Punkte sich im Wasser bewegen; das
sind die beiden Augen und die dunkle Eingeweidemasse.
Hinter der Eingeweidemasse sieht man deutlich die beiden
Kiemenherzen pulsiren. Der Kopf ist wenig kleiner als der
kurze abgerundete Körper, der breiter ist als lang. Der Trich-
ter ist ziemlich spitz, und ragt weit aus der Kiemenspalte
hervor, bis vorn zwischen die Augen.
Die Arme sind von sehr verschiedener Länge. Wenn
man nicht sehr genau untersucht , bemerkt man nur sechs
Arme, indem das drille Armpaar so. winzig ist, dass man es
leicht übersieht; es ist jedoch vorhanden. Das erste Arm-
paar ist fast so lang wie das Thier selbst mit Einschluss des
Kopfes; das zweite Paar erreicht noch nicht die Hälfte des
oberen und das vierte Paar ist noch kleiner. Alle sind am
Grunde durch eine kleine verbindende Haut vereinigt, und an
der Innenseite mit zwei aKernirenden Saugnapfreihen besetzt.
Die drei untersten Saugnäpfe der längsten Arme stehen in
einer Reihe, der dritte ist der grösste von allen, von da an
46 T r 0 s c h e 1 :
stehen sie alternirend und nehmen an Grösse bis zur Spitze
ab. Die Zahl der an jedem Armpaare vorhandenen Saug-
näpfe hängt von der Grösse des Individuums ab. Am ge-
ringsten sind die Aermchen des dritten Paares , oder viel-
mehr der linke Arm des dritten Paares , denn wir haben es
mit jung-en Männchen zu thun. Diese Arme hat schon Rey-
naud als kaum sichtbar bezeichne!. Nachdem ich am le-
benden Thiere das in Rede stehende Armpaar ganz vermisst
halte und keine Spur davon aufzufinden im Stande war, habe
ich doch an den Exemplaren in Weingeist schon am Tage
nach dem Einsetzen den einen dieser beiden Arme wahrneh-
men können. An einem sehr kleinen Exemplare waren an
diesem linken dritten Arme, der kaum sichtbar war, nur
zwei Saugnäpfchen vorhanden, und an der gegenüberliegenden
Seite, an der Stelle des dritten rechten Armes stand auch
ein Saugnäpfchen auf der Innenseite der die Arme am Grunde
verbindenden Haut. Möglicherweise könnte dies das erste
Beginnen eines neu hervorwachsenden Armes sein. Von
einer Hectocotylusblase war keine Spur wahrzunehmen, und
es bleibt also zweifelhaft, ob dieses Exemplar ein ganz jun-
ges Männchen oder Weibchen war. Dass auch bei den Weib-
chen der linke Arm den rechtrn an Grösse übertriift, könnte
aus der Betrachtung der Abbildung bei Ferussac et d'Or-
bigny 1. c. pl. 10. fig. 5 e hervorzugehen scheinen. Diese
Vermuthung zerfällt aber sogleich, wenn man diese Copie
mit der Reynaud'schen Abbildung in Guerin's Magasin de
Zoologie vergleicht, von der der Lithograph sie gerade auf
den Stein gezeichnet hat, so dass der Abdruck natürlich ver-
kehrt geworden ist. Die Verschiedenheit in der Grösse der
beiden Arme muss also auf eine Ungenauigkeit des Zeich-
ners geschoben werden , der vielleicht ein männliches Indi-
viduum vor sich hatte, und den unsymmetrisch fehlenden Arm
ergänzte. Ein anderes Individuum , welches mit -Ausschluss
der Arme knapp 4mm. misst, besitzt an dem dritten linken
Arme fünf Saugnäpfe; an ihm ist auch bereits die kleine
Heclocotylen-Blase, zwischen Auge, Trichter und Fühler, ganz
wie bei Argonaula, nur auf der anderen Seite, sichtbar; sie
befindet sich im zurückgezogenen Zustande, und ist noch
sehr klein.
Bemerkungen über die Cephalopoden von Messina. 47
Denken wir uns ein Individuum aus einem noch jugend-
licheren Alter , so dürfen wir wohl erwarten in der That
nur sechs Arme zu finden.
Es möchte hier am Orte sein auf eine Abbildung hin-
zuweisen, die manches Räthselhafte darzubieten scheint. Als
ich vor Kurzem mit meinem Freunde, dein Dr. Krohn,
über die S t eenstrup'sche Arbeit sprach, erinnerte er sich
an eine Abbildung von Souleyet in der Voyage de la Bo-
nile (vergl. dies Arrhiev 1853. II. p. 101), welche wir lei-
der in Bonn nicht nachsehen, und daher auch nicht entschei-
den konnten , in welcher Beziehung sie etwa zu den durch
Steenstrup aufgeschlossenen Thatsachen stehen möchte.
Krohn hat mir nun darüber aus Paris unt^r dein 19. Oclo-
ber 1856 folgende briefliche Mitlheilung gemacht:
„Der in der Südsee (6*^ n. ßr. , 106^ w. L.) in zwei
Exemplaren angetroffene Cephalopode ist ein noch sehr jun-
ges Thier, nach Fig. 21 von etwa 2'" Grösse. Die Zahl der
Arme beläuft sich auf sechs. Die Arme sind sehr kurz und
fast von der nämlichen Grösse , mit glockenförmigen Saug-
näpfen in einfacher Reihe besetzt. Das vierte Armpaar fehlt,
dagegen findet sich gleichsam als Stellvertreter desselben ein
rüsselförmiger Anhang oder Fortsatz , welcher die Arme an
Länge und Dicke bedeutend überlriff't. Das Ende des Fort-
salzes ist mit einer membranösen Ausbreitung versehen, die
durch eine kreisförmige Einschnürung von dem Fortsalze ab-
gesetzt erscheint. Nach Souleyet lässt sich der Fortsatz
weder als Rest des Dottersackes, wofür ihn Blain ville ge-
halten, noch als Stiel des Doltersackes ansehen, da er allem
Anscheine nach vollkommen muskulös ist , auch viel weiter
rückwärts am Kopfe angebracht ist, als der Dottersack. Sou-
leyet stellt den Cephalopoden, obwohl nur provisorisch, in
die Nähe der Octopoden , führt indess an, dass der Rücken-
Tand seines Manlelsackes, wie bei den meisten Decapoden,
frei vorsteht. — Nach dieser Beschreibung dürfte es wohl
sehr schwierig sein , über die eigentliche Bedeutung des
Fortsatzes zu entscheiden. Doch möchte ich glauben, dass
er mehr dem Stiele des Dottersackes als einem hectocolyli-
sirten Arme entspricht. Dafür scheint einerseits das Fehlen
der Saugnäpfe, andererseits die häutige Ausbreitung auf dem
48 Tr ose hei:
Ende des Fortsalzes, die ich als Ueberrest des früheren ent-
weder auf normale Weise eingegangenen oder gewal'sam ab-
gerissenen Dottersackes zu halten geneigt wäre, zu sprechen.
Auch die Lage des Fortsatzes in der Mittellinie des Leibes,
neben und unter dem Munde, scheint dieser Meinung nicht
ungünstig. Bei dieser Voraussetzung bleibt aber die enorme
Länge des Dottersackstieles und seine muskulöse Beschaffen-
heit immerhin auffallend."
Dieser Ansicht von Krohn muss ich vollkommen bei-
treten , und werde darin besonders durch die Vergleichung
mit unserem jungen Philonexis microslomus bestärkt, der
ihm in gewissen Beziehungen so ähnlich ist^ dass ich auch
den Souley et'schen Cephalopoden für einen jungen Philo-
nexis halte. Der letzlere hat nur sechs Arme , auf jedem
zwei glockenförmige Saugnäpfe in einer Reihe. Auch bei
Philonexis microslomus stehen die ersten Saugnäpfe in einer
Reihe, erst später werden sie alternirend ; es ist daher höchst
wahrscheinlich, dass bei dem jungen Thiere des südlichen
Oceans die Arme eben erst hervorwachsen , dass sie also
einem noch jüngeren Stadium der Entwickelung angehören,
als die von mir beobachteten , und dass die Saugnäpfe bei
weiterem Forlwachsen der Arme gleichfalls alternirend in
zwei Reihen sich stellen werden. Dass hier die drei oberen
Armpaare gleich kurz sind , und dass das vierte Paar noch
fehlt, das kann nur auf eine specifische Verschiedenheit ge-
schoben werden, und der junge Südseebewohner wird also
einer Art angehören , bei der das vierte Armpaar das kür-
zesle sein muss. Es ist wohl kaum zu bezweifeln, dass das
vierte Armpaar bald hervorspriessen werde. Ich halte es
nicht für unmöglich, dass der S ouley et'sche Cephalopode
ein junger Philonexis hyalinus Rang sei ; denn bei diesem
sind die Arme nicht sehr verschieden an Länge, und sie
nehmen von oben nach unten an Länge ein wenig ab. Ue-
brigens hat Souleyet weibliche Exemplare beobachtet, da
die beiden Arme des dritten Paares deutlich vorhanden sind.
Eine grosse Schwierigkeit für die richtige Deutung dieses
kleinen Cephalopoden scheint darin zu liegen, dass Sou-
leyet den Manlelrand am Rücken frei hervorstehend nennt,
wie bei den meisten Decapoden; doch glaube ich auch diese
Bemerkungen über die Cephalopoden von Messina. 49
Schwierigkeit beseiligen zu können. Das grosseste von mei-
nen Exemplaren von PJülonexis iiiicrostomus, wie es in Wein-
geist aufbewahrt wird , hat eberfalls einen freien Rand des
Mantels, der über den ganzen Rücken hin läuft, und unter
den man mit einem spilzen Messerchen ziemlich tief hinein-
gehen kann ; die beiden anderen Exemplare zeigen diese
Eigenlhömlichkeit nicht. Die Erscheinung erklärt sich ein-
fach dadurch, dass die äussere Haut den Körper ziemlich lose
umgiebt , und dass also leicht, wenn das Thierchen lebend
in Weingeist geworfen wird , der Kopf sich so kräftig zu-
rückzieht, dass sich am Rücken eine bclrächlliche Falte der
äusseren Haut bildet, die eine Fortsetzung des freien Mantel-
randes an der Kiemenspalte rund um den Körper herum dar-
stellt. So vereinfacht sich denn der rälhselhafte Cephalopode
der Südsee zu einem jungen noch mit dem Dottersacksliele
versehenen Philonexis.
Ueber die Farbe unseres Cephalopoden verdient noch
bemerkt zu werden, dass die Arme farblos, durchsichtig
sind ; ebenso die ganze den Körper umgebende Haut, Avelche
mit feinen punctförmigen Chromatophoren besetzt ist. Unter
der äusseren Haut liegt eng am Körper anliegend eine weiss-
liche Haut , die mit Chromatophoren von besonderer Grösse
versehen ist, verschieden von denen der Körperhülle. Die
Augen sind irisirend in blau und grün , mit einem Kreise
dunklerer rolher Flecken umgeben.
Es fiel mir auf, dass alle Exemplare, die ich an ver-
schiedenen Tagen im October und November empfing, auf die
zierlichste Weise ein fadenförmiges Wesen mit den beiden
langen Armen trugen, gleich einer geschlängellen an beiden
Enden herabhängenden Guirlande. Die Enden derselben sind
abgerundet, und wenn ich ein Stück abriss, so rundete sich
das Ende immer von selbst wieder. Die Saugnäpfe der Arme
haben eine sehr tiefe Höhlung, und saugen die Guirlande so
fest an sich, dass die Masse derselben tief in die Saugnapf-
höhle eindringt. Dieselbe haftet ausserordentlich fest, und
bleibt so selbst nach dem Tode des Thieres. Sie ist ein durch-
sichtiger Schlauch, an welchem man sehr deutlich eine Wan-
dung und einen inneren durch eine doppelte Linie abgegrenz-
ten Raum unterscheidet. (Vergl. Taf. IV. Fig. 2.) In der
Archiv f. Naturgesch. XXIII. Jahrg. 1. Bd. 4
60 Troschel:
Wandung liegen zahlreiche kuglige Bläschen eingebettet, mit
weiter OefFniing, in denen man einen eng gewundenen Spi-
ralfaden und in deren Axe ein Stäbchen wahrnimmt. Wenn
der Inhalt dieser Bläschen hervorgeschnellt ist , sieht man
von dem umhüllenden Bläschen nichts mehr. Es entspringt
dann von dem Schlauche ein sehr langer anfänglich unge-
mein dünner kaum sichtbarer Faden, der allmählich mit der
Entfernung vom Schlauche dicker wird und nun deutlich er-
kennen lässt, dass es ein platter gedrehter Faden ist. An
seinem Ende trägt dieser eine sehr scharf conturirle hohle
gestielte Kugel. Der Stiel ist dicker als der Faden und ist
auf der Oberfläche mit mehreren , meist sechs äusserst fei-
nen borstenartigen Fortsätzen bewaffnet, die schräg nach
aussen gerichtet sind. (Vergl. Taf. IV. Fig. 3.)
Da meine sämmtlichen Exemplare solche Schläuche in
der angegebenen Weise mit sich herumschleppten , und da
hieraus sich wohl ein Schluss auf die Lebensweise unserer
Thierchen ziehen lässt, dass sie nämlich in inniger Beziehung
zu gewissen medusenartigen Thieren stehen , an deren An-
hängen, als welche die zierlichen Nesselorgane sie ausweisen,
sie sich mit dem oberen Armpaare ansaugen , und dann
schwimmend solche Anhänge mit sich foriführen, so hielt
ich es für nicht überflüssig , sie näher zu beschreiben und
abzubilden.
Tremoctopns violaceus.
Obgleich ich eine grosse Zahl von Weibchen dieser Art
gesammelt habe, so habe ich doch nur einmal am 21. Sep-
tember einen Hectocotylus in der Kiemenhöhle gefunden. Der-
selbe war erst unten in der Kiemenhöhle, verkroch sich je-
doch, als ich ihn da ergreifen wollte, in die Höhlung, welche
rechts neben dem Trichter unter der Kopfhaut liegt. Auch
H. Müller fand nach Mitte August keine Hectocotylen mehr
(Zeitschr. f. wiss. Zoologie IV. p. 32). Von den merkwür-
digen Zotten, die man als Kiemen gedeutet hat, habe ich
mich überzeugt, dass sie nicht flimmern^ was gegen die Kie-
mennatur spricht.
Bemerkungen über die Cephalopoden von Messina. 51
Farn. Octopofla.
Den Fhilonexiden gegenüber werden diejenigen acht-
armigen Cephalopoden eine besondere Familie zusammenset-
zen müssen, bei welchen kein eigentlicher Hectocotylus, son-
dern nur ein hectocotylisirter Arm vorhanden ist. Dieser
findet sich immer am dritten Paare, und zwar rechts bei Octo-
pus und Eledone. Ich glaube diesen beiden Gattungen eine
neue dritte hinzufügen zu müssen.
Scaeurgus titanotus nov. Gen. et nov. spec.
Taf. IV. Fig. 4 und 5.
Bei Messina habe ich zwei Exemplare eines Cephalo-
poden in meinen Besitz gebracht, welche ganz das Ansehen
eines Oclopus haben , welclie ich aber auf keine der von
Verany beschriebenen Arten mit Sicherheit beziehen kann.
Das eine der beiden Exemplare ist entschieden ein Männ-
chen; es hat die den Octopus- Arten eigenlhümliche Greif-
platte, aber nicht wie erwartet werden musste, am dritten
rechten Arme , sondern vielmehr am dritten linken Arme.
Somit würde denn innerhalb der Galtung Octopus der hecto-
cotylisirte Arm bald rechts , bald links im dritten Armpaare
vorkommen können, öderes müsste der vorliegende Cepha-
lopode den Typus einer neuen Gattung bilden, dem alle die-
jenigen Arten, die etwa den hectocotylisirten Arm gleichfalls
an der linken Seite trügen , folgen müsslen. Es fragt sich
nun, ob eine solche generische Trennung sich anderweitig
rechtfertigen Hesse.
Durch die warzige Oberfläche des Körpers, die langen
Arme, die ßeschaffenheit der Augen, sowie durch den gan-
zen Habitus gehört unser Cephalopode in diejenige Abthei-
lung, welcher d'Orbigny den Namen Octopus lässt , und
wird von der Galtung Philonexis ausgeschlossen, der ja auch
bekanntermassen ein wirklicher Hectocotylus zukommt, der
sich an der Steile des dritten Armes der rechten Seite ent-
wickelt; ebenso von Tremoctopus, welche Gattung gleichfalls
den Hectocotylus an der rechten Seite trägt.
52 Troschel:
Die zunächst aufTallende Erscheinung bei diesem Ce-
phalopoden war mir die warzige Oberfläche des ganzen Kör-
pers, und namentlich der oberen Seile, und das rauhe An-
fühlen der Haut, wenn ich mit dem Finger darüber hinstrich.
Wenn man mit einem Messerchen über die Oberfläche des
Thieres liinstreicht, fühlt man bestimmt, dass diese Haut nicht
so weich ist , wie sonst bei Cephalopoden. Ich habe die
Haut von mehreren Stellen des Körpers und von beiden
vorliegenden Exemplaren genau unler dem Mikroskope unter-
sucht, und darin eine ziemlich dichte Schicht von rundli-
chen Kalkschüppchen gefunden. Ich habe sie vermittelst An-
wendung von Aetzkali von ihrer Umgebung gereinigt, und
mich überzeugt, dass sie in Berührung mit verdünnter Schwe-
felsäure brausen. Ein solches Brausen unter dem Mikroskope
habe ich bei der Haut keiner anderen Octopus-Art sehen
können, obgleich ich mehrere Arten ganz ebenso unter dem
Mikroskope mit Schwefelsäure behandelt habe. Unser Ce-
phalopode ist also durch diese Einlagerung von Kalktheilchen
von den eigentlichen Octopus-Arlcn wesentlich ausgezeichnet.
Diese Kalkschuppen finden sich überall auf der Ober-
fläche des Thieres, jedoch sind sie etwas sparsamer an der
Bauchseite vorhanden ^ und am dichtesten gedrängt, fast zu
einer zusammenhängenden Lamelle vereinigt , finden sie sich
oben auf dem Rücken und vorzugsweise über den Augen.
Die einzelnen Kalkschüppchen liegen immer flach in
der Haut, in der Ebene der Hautoberfläche , und haben eine
unregelmässig rundliche Gestalt; zuweilen nehmen sie auch
wohl eine hexagonale Gestalt an, wenn sie sich sehr dicht
aneinander drängen. Sie scheinen überall nur eine Lage zu
bilden. Man bemerkt an ihnen eine unregelmässig strahlige
Streifung, welche wohl die Folge von ihrem Krystallisations-
Verhalten ist. Die Grösse der einzelnen Kalkschüppchen
schwankt zwischen 0,04 und 0,05mm. Ich habe auf Taf, IV.
Fig. 5 einige solche Schüppchen in ihrer natürlichen Lage
gegen einander gezeichnet.
Die Bedeutung dieser Kalktheilchen möchte sich viel-
leicht als eine rudimentäre Kalkschale ansprechen lassen,
die sich nicht als ein besonderes Organ frei vom Thiere ab-
löst, sondern in der Haut, die alle Theile des Thieres, den
Bemerkungen über die Cephalopoden von Messina. 53
Hinlerleib, den Kopf, die Arme ii. s. w. iiberziehl, eingebet-
tet bleibt. Sollte sich diese Deutung rechtfertigen lassen, dann
würde sich zugleich eine interessante Parallele ziehen lassen
indem die mit einer Schale (oder deren Rudiment) versehe-
nen achtfüssigen Cephalopoden den heclocotylisirten Arm
links, die völlig schalenlosen rechts trügen , alle im dritten
Armpaare. Unsere Gattung würde sich dann zu Octopus
ebenso verhalten, wie Argonaula zu Tremoclopus.
Es war sehr nahe liegend, auch die Haut von Argo-
naula Argo auf diese Kalkschüppchen zu untersuchen. In
der Haut, welche den Körper überzieht, konnte ich weder
bei männlichen noch bei weiblichen Individuen dergleichen
entdecken, dagegen sind in der Segelhaut des obersten Arm-
paares zahlreiche Kalkstückchen vorhanden, welche sich wohl
unzweifelhaft mit denen von Titanotus vergleichen lassen.
Sie sind im Allgemeinen kleiner (0,02— 0,04mm.), sind aber
dicker, weniger schüppchenähnlich , in mehreren Lagen un-
regelinässig, mehr haufenweise zusammengedrängt, zeigen
übrigens gleichfalls alkrhand Streifen , die durch die Kry-
stallisationsverhältnisse erklärt werden können.
Ich habe eine Zeillang geglaubt , das Vorhandensein
dieser Kalktheilchen in der Haut möchte eine Auszeichnung
derjenigen Octopus - Arten sein, welche ihr Brachium copu-
jator an der linken Seite tragen , und halte daher für die
Gattung den Namen Titanotus (riTavcoroq mit Kalk angestri-
chen) beabsichtigt. Ich hatte diesen bereits in einem Vor-
trage in der Niederrheinischen Gesellschaft für Natur- und
Heilkunde, so wie brieflich in Anwendung gebracht. Durch
freundliche Mittheilung des Prof. Leuckart in Giessen er-
fahre ich nun aber nachträglich , nachdem dieses Manuscript
bereits vollendet war, dass bei Octopus Cocco Verany gleich-
falls der hectocotylisirte Arm links liege, ohne dass jedoch
die Kalkschüppchen in der Haut aufzufinden gewesen wä-
ren. Da mithin die Kalkschüppchen keinen generischen Cha-
rakter bilden, so habe ich mich entschlossen, noch zur rech-
ten Zeit, ohne die Wissenschaft mit unnützen Namen zu be-
lästigen , den beabsichtigten Gattungsnamen fallen zu lassen
und ihn durch einen Namen, der die Lage des heclocotyli-
sirten Armes bezeichnen soll, zu ersetzen. Die Gatlung mag
54 Troschel:
nun Scaeurgus heisscn Qa-zaiog, links, oy.aiovQyso) ich handle
linkisch, verkehrt), und ich erhalle den früheren Gatlungs-
nanien unserer Art.
Von dem zweiten vorhandenen Exemplare ist es mir
nicht ganz unzweifelhaft, ob es männlichen oder weiblichen
Geschlechts ist. Bei ihm ist nämlich der dritte linke Arm,
welcher die Entscheidung geben müsste, an seinem Ende
unvollständig; er erscheint bei dem öOsten Saugnapfpaare ab-
gerissen oder abgebissen. Da jedoch auch die Hautfalte
welche sich an dem Rücken des Armes hinzieht, weniger
entwickelt ist, als an dem anderen Exemplare, so halte ich
es für ein Weibchen. Die Kalkschüppchen in der Haut be-
sitzt es gleichfalls. Ich habe auch das Gebiss unseres Scae-
urgus untersucht und dasselbe mit mehreren Octopus-Arten
verglichen. Ich habe jedoch hierin bisher keine auffallende
Differenz finden können, und enthalte mich hidr um somehr
einer näheren Beschreibung und Abbildung der Raduia, als
ich die Absicht habe am Schlüsse meiner Arbeit über das
Gebiss der Schnecken , von welchem bereits die erste Lie-
ferung erschienen ist, meine Untersuchungen über die Cepha-
lopoden allgemeiner auszudehnen.
Von der in Rede stehenden Art Scaeurgus titanotus füge
ich hier eine nähere Beschreibung hinzu. ^
Der Körper ist oval, nach hinten abgerundet, mit einer
geringen Neigung zu einer Zuspitzung ; seine Länge verhält
sich zur Breite wie 5 : 4. Die ganze Oberfläche ist dicht
granulirt und fühlt sich etwas rauh, wie klettend an. Letz-
teres hat seinen Grund in den bereits oben erwähnten Kalk-
schüppchen, die in der Haut eingebettet liegen. In der gan-
zen Breite der Oberseite geht die Rückenhaut des Körpers
unmittelbar in die des Kopfes über ; an der Bauchseite ist
die Spalte von ganzer Breite des Körpers, so dass man von
oben jederseits die Soitenecken derselben wahrneh-men kann.
Der Kopf ist schmaler als der Körper, sonst aber we-
nig deutlich von demselben geschieden , da das Oval des
letzleren sich nach vorn verschmälert, und so unmerklich in
den Kopf übergeht. Die Oberseite ist ebenso granulirt, wie
der Körper, die Unterseite nebst dem Trichter sind glatt. Die
Augen sind klein, wenig vorstehend , von der sie umgeben-
Bemerkungen über die Cephalopoden von Messina. 55
den wulstigen Haut fast ganz verdeckt, üeber und dicht liin-
ter jedem Auge erhebt sich ein konisches Tentakelchen.
Die Arme sind etwa doppelt so lang wie Kopf und Kör-
per zusammengenommen. Die drei oberen Paare sind an
der Rücken- oder Aussenseite gleichfalls granullrt, das un-
tere Paar glatt, ihre Länge ist nicht sehr auffallend ver-
schieden. Der zweite Arm ist um ein Geringes länger als
der erste, und dieser wieder ein wenig länger als der vierte.
In Beziehung auf den dritten Arm findet sich zwischen den
beiden vorliegenden Exemplaren eine Verschiedenheit. Bei
dem Männchen ist. der rechte dritte Arm noch kürzer als der
vierte, also der kürzeste von allen ; bei dem zweiten Exem-
plare ist der rechte dritte Arm der längste von allen. Die
Zahl der Saugnäpfe belauft sich am ersten Arme auf 140,
am zweiten auf 160, am dritten auf 164, am vierten gleich-
falls auf 164. Die Saugnäpfe sind mit einer kurzen dicken
Basis versehen, gleichsam ein wenig gestielt. Sie nehmen
vom Munde aus an Grösse zu, so dass der r2te oder I3te
der grosseste von allen ist , und von da an nehmen sie bis
zur Spitze des Armes wieder allmählich ab bis zum sehr klei-
nen. Die einzelnen Saugnäpfe stellen eine kreisrunde napf-
förmige Ausbreitung dar, welche auf ihrer inneren Fläche
strahlig gefurcht ist. In der Mitte ist ein weites Loch, wel-
ches in die Höhlung des Saugnapfstieles führt. Dieses Loch
ist von einer weisslichen Leiste umgeben , welche mit perl-
arligen Höckerchen sehr regelmässig besetzt erscheint, indem
die strahligen Furchen der inneren Baachnapffläche hier aus-
laufen. An den grossesten Saugnäpfen zähle ich 15 solcher
Perlen am Umkreise des mittleren Saugnapfloches.
Was die Greifplatte betriift, welche das Ende des drit-
ten Armes auszeichnet (Taf. IV. Fig. 4), so unterscheidet! sie
sich ein wenig von denen, wie sie bei den echten Octopus-
Arlcn vorkommen. Der löffeiförmige Endtheil ist am Ende
mehr abgerundet , während er bei Octopus sich nach der
Spitze zu verschmälern pflegt. In seiner Höhlung bemerkt
man eine mittlere longitudinale Leiste, die sich jedoch nur
w^enig erhebt, und jederseits neben ihr etwa ein Dutzend
Ouerfurchen, die jedoch auch nur schwach angedeutet sind.
Zu einer besonderen Entwickelung ist hier der „llautlappen*
56 Troschel:
g-elangt, welcher den Endtheil von dem saiignapftragenden
Theilo des Armes abgrenzt. Er Irilt als eine nicht unbe-
trächtliche Spitze in den Grund des Endlheiles vor und ist
selbst in ähnlicher Weise löffelförmig ausgehöhlt, indem eine
breite Längsfurche auf ihm bis zu der äussersten Spitze ver-
läuft. So wird dieser Lappen dem Endtheile ähnlich und bildet
gleichsam eine zweite Greifplatte, die jedoch kürzer und zu-
gespitzt ist , während ihr die niitllere Längsleiste und die
Querfurchen ganz fehlen. Die Haulfalte oder der Halbkanal,
welcher längs dem Arme verläuft und wahrscheinlich zur
Leitung der Spermatophoren bestimmt ist , führt in die zu-
letzt beschriebene löfFelförmige Vertiefung, so dass es den
Anschein gewinnt, als ob die Endplatte nur zum Festhalten,
die löfFelförmige Hautfalte, hier sehr muskulös ausgebildet,
zur Aufnahme und Uebertragung der Spermatophoren be-
stimmt seien.
An der Basis sind die Arme durch eine Haut mit ein-
ander verbunden , die etwa den fünften Theil der Armlänge
einnimmt; die Haut zwischen den beiden unteren Armen ist
weiter als zwischen den übrigen Armen, so dass die unteren
Arme sich weiter von einander entfernen können.
Die Farbe ist an den Weingeistexemplaren oberhalb
rothbraun, unterhalb bleich. Die rolhbraune Farbe der Ober-
seite setzt ziemlich scharf gegen die ungefärbte Unterseite
ab. Sie reicht vom Rücken auf die Seite herab, so dass die
dunkle Färbung die grössere Hälfte des Körpers einnimmt.
An den Armen ist die äussere Seile ebenfalls rothbraun ge-
färbt, die innere farblos. Die beiden ersten Armpaare sind
oberhalb ganz dunkel gefärbt , auf dem dritten Paare zieht
sich nur ein schmaler Streifen zur Spitze , die Baucharme
sind auch auf der vom Munde abgewendelen Seite ungefärbt.
Ebenso ist die Haut zwischen den drei oberen Armpaaren
rothbraun gefärbt ; am Rande ist sie von einem helleren Saume
umgeben.
Bei genauer Vergleichung mit den von Verany be-
schriebenen Arten könnte möglicherweise unser Cephalopode
mit Octopus Coccoi identisch sein ; die Beschreibung passt
so ziemlich dazu, wenn man von dem Verhältnisse der Arm-
längen absieht, welches nicht genau stimmt. Von den bei-
Bemerkungen über die Cephalopoden von Messina. 57
den Hauptmerkmalen, nämlich dem hectocotylisirten Arme an
der Unken Seite, und von der mit Kalkschüppchen geschwän-
gerten Haut ist natürlich in der Ver any'schen Beschreibung
keine Rede. Ich wurde noch eher geneigt sein , die Iden-
tität mit Octopus Coccoi Ver. anzuerkennen, wenn ichrnicht
in Messina auch einen kleinen Octopus erhalten hätte, den
ich für identisch mit der von Verany gegebenen Abbil-
dung (Moll, medilerr. pl. 12. b. c) halte. Auf der Abbil-
dung ist er als 0. tuberculatus Blainv. bezeichnet, im Texte
jedoch zu 0. Coccoi gezogen. Dieses Exemplar besitzt keine
Kalktheilchen in der Haut.
Scaeurgus Coccoi Nob.
Octopus Coccoi Verany.
Taf. IV. Fig. 6.
Nachträglich werde ich in der Ansicht, meinen Scaeur-
gus titanotus von Octopus Coccoi für verschieden zu halten
bis fast zur Gewissheit bestärkt. Mein Freund Leuckart
in Giessen schreibt mir nämlich , dass er ein männliches
Exemplar des letztgenannten Cephalopoden aus Verany's
eigener Hand besitzt, und versichert, dass in der Haut keine
Kalkschüppchen vorhanden seien. Wenn gleich der hectoco-
lylisirte Arm gleichfalls der dritte linke ist, so unterscheidet
sich doch der Endapparat, von welchem mir Leuckart
Zeichnung und Beschreibung,'- niügelheill hat, hinlänglich, um
auf specifische Verschiedenheit hinzuweisen. Leuckart
beschreibt den Arm folgendermassen:
„Der Hectocotylusarm ist zunächst um ein Viertel kür-
zer, als der entsprechende Arm der rechten Seite (der l60Mm.
misst, während der Hectocolylus nur 120), hat aber weder
mehr Saugnäpfe noch grössere, denn die Zahl der Saugnäpfe
auf 120Mm. des rechten Armes ist 84, die am Hectocolylus 83.
Die letzten zehn Mm. des Heclocotylus sind ohne Saugnäpfe.
Eben so wenig zeigt der Hectocotylusarm eine beträchtli-
chere Dicke. Die Auszeichnungen desselben bestehen ein-
mal in der stärkeren Entwickelung der Rückenfalte, sodann
aber und vorzugsweise in der Anwesenheit eines Doppel-
löfTels am Ende , der im Gegensatze zu der gewöhnlichen
58 T r 0 s c h e 1 :
Endbildung des IiectocolylisJrlcn Armes bei den übrigen
Ocfopus-Arten sehr auffallend in die Augen sticht. Der ge-
sammte Löffelapparat misst lOMm. in Länge, CU/j in Breite,
während das Ende des saugnapftragenden Armes nur SViMm.
breit ist/ Man kann denselben vielleicht dadurch mit der "e-
wohnlichen Bildung des Endstieles bei Oclopus in Ueberein-
stimmung bringen, dass man annimmt, die grubenförmig ver-
tiefte Bauchfläche dieses Endstieles sei hier nur von einer ein-
zigen Ouerfalte durchsetzt.«
„Bei näherer Betrachtung sieht man übrigens, dass die
Löffel, und namentlich der obere, nicht in der Verlängerung
der mit Saugnäpfen versehenen Bauchfläche liegen, sondern
etwas zur Seite, nach dem Trichter zu, gewandt sind. Man
überzeugt sich sogar, dass der äussersle (hintere) Rand des
oberen Löffels in die Rückenfalte des betreffenden Armes
sich fortsetzt, gewissermassen das letzte Ende dieser Rücken-
falte darstellt. So kommt es denn , dass die Rinne, die hin-
ten an der RückenfaKe des Hectocotylusarms liegt, in die
Höhlung des oberen Löffels hineinführt, während umgekehrt
die vordere Rinne mit dem letzten Löffel in einer ähnlichen
Beziehung steht. Die Spermatophore also , die neben dieser
Rückenfalte forlbewegt wird , kommt am Ende beständig in
einen Löffel zu liegen, möge sie nun an der vorderen oder
an der hinteren Fläche der betreffenden Falte forfgleiten. Dass
diese Falte nach einer bestimmten Richtung umgeschlagen sei,
also einen geschlitzten Kanal begrenze, wie Steenstrup
es beschreibt , kann ich bei 0. Coccoi eben nicht finden."
Man ersieht aus der Leu cka rt'schen Abbildung und
Beschreibung, im Vergleiche der von mir gegebenen, dass
abgesehen von specifischen Verschiedenheiten, die Löffelap-
parate der beiden Arten viele Uebereinstimmung haben. Bei
der Verschiedenheit unserer Ansichten über die Deutung der
einzelnen Theile dieses Apparates habe ich mich natürlich
veranlasst gesehen , nochmals uiein Exemplar recht genau
zu betrachten. Hiernach muss ich aber, was den Scaeiirgus
titanotus betrifft, dabei bleiben, dass der den Saugnäpfen zu-
nächst liegende Löffel dem die Endplatle begrenzenden Haut-
lappen S t e e n s t r u p's entspricht, und nur viel mehr entwickelt
ist. Dies bestätigt sich auch durch die Bemerkung , >Ye]che
Bemerkungen über die Cephalopoden von Messina. 59<
ich an Octopus macropus gemacht habe (s. unten). Auch
ist bei meinem Thiere die Rückenfalle entschieden nach einer
Seite gelegt , so dass der durch sie gebihlele Kanal aus-
schliesslich in den Basal-Löffel führt. Ein Hingleiten der
Spermatophore auf der anderen Seite der Rückenfalte , so
dass sie in den End-LölTei gelangen könnte , erscheint bei
meinem Exemplare kaum möglich.
Octopus macropus Risso.
Unter dreizehn von Messina mitgebrachten Exemplaren
dieser Art finde ich neun Weibchen, an denen der dritte
rechte Arm keine Abweichung zeigt. Vier Exemplare da-
gegen sind Männchen und tragen am Ende des dritten rech-
ten Armes die eigenthümliche Greifplatle. Steenstrup
hatte nur ein schlaffes und daher weniger deutliches mann-
liches Individuum untersuchen können. Bei meinen Exem-
plaren ist die Zahl der an dem in Rede stehenden beträcht-
lich kürzeren Arme stehenden Saugnäpfe verschieden, ich
zähle 48, 57 , 58 und 64 Paare. Die letztere Zahl findet
sich gerade bei dem kleinsten, *\Qn anderen beträchtlich
nachstehenden Exemplare. Bei allen fehlen in der Vertiefung
der Greifplatte, in deren Mitte sich der Länge nach eine er-
habene abgerundete Leiste hinzieht, die Querfalten oderQi^er-
runzeln , wie sie auch schon Steenstrup vermisst hatte.
Die Haulfalte, welche sich an der unteren Armseite bis zum
Grunde des Armes hinzieht, ist sehr deutlich vorhanden. Sie
erstreckt sich in die Mitte (\es kleinen am Grunde der Greif-
platte vorspringenden Hautlappens , der die Greifplatle vom
Arme absondert, in der Weise hinein, dass dieser Lappen
der Länge nach gefurcht ist und gleichsam das Ende des
durch die Falte gebildeten Halbkanales darstellt.
Von anderen Arten {lieser Gattung Octopus habe ich
den Steenstrup'schen Beobachtungen nichts hinzuzufügen.
Eledone mo scliata Leach.
Unter mehreren in Messina gesammelten Exemplaren
dieser Art, so wie einigen anderen im Bonner Museum be-
findlichen Exemplaren, befindet sich nur ein einziges Mann-
60 Troschel:
chen. Bei diesem ist der rechte dritte Arm kürzer als der
linke desselben Paares ; ersterer hat 52 Saugnäpfe, der letz-
tere 84. Von den durch Steenstrup erwähnten zweirei-
higen Hautläppchen am Ende der übrigen Arme ist keine
Spur vorhanden. Der hectocotylisirte Arm besitzt die an sei-
ner unleren Seife verlaufende Hautfalte , die zu einer unbe-
deutenden Greifplatfe führt, welche jedoch einen Vergleich
mit der Greifplatte von Octopus zulässt.
Farn. Myopsidae.
Wenn man die Gattungen, wie es Steenstrup thut, in
der Familie Myopsidae bei einander lassen will, so wird man
doch genöthigt sein, möge man über den BegrifT der Fami-
lie noch so verschiedener Ansicht sein, die Gattungen Se-
piola und Rossia als eine besondere Gruppe näher an einan-
der zu schliessen, als an die übrigen Gattungen. Sie stim-
men auch darin mit einander überein , abgesehen von der
Aehnlichkeit im Habitus, dass der hectocotylisirte Arm dem
ersten Paare ang-ehört.
Sepiola Rondeletii Gesner.
Im Bonner Museum sind 24 männliche und 12 weibliche
Individuen vorhanden, die ich grösstentheils in Messina ge-
sammelt habe. Zu der Beschreibung, welche St een strup
in so klarer Weise von dem linken Rückenarme der Männ-
chen gegeben hat, kann ich bestätigen, dass er bei allen 24
Exemplaren länger und breiter i^t als der neben ihm lie-
gende rechte Arm , so wie dass stets der eigenlhümliche
muskulöse Anhang in der Nähe des Armgrundes und an der
dem Munde zugewendeten Seite vorhanden ist, den Steen-
strup sehr passend mit einer Zange vergleicht; denn an
der rechten Seile liegt ein muskulöser Vorsprung, der dem
eigenllichen Anhange gegenübergesefzt ist. Eine Drüse, wie
sie (vergl. unten) bei Rossia dispar vorkommt, ist hier nicht
vorhanden. Ich habe mich auch überzeugt, dass es wirk-
lieh die männlichen Individuen sind, denen diese abweichende
Bildung des ersten linken Armes zukommt. In eineni Falle
fand ich den Spcrinatophorensack (vergl. Leuckarl in die-
Bemerkungen über die Cephalopoden von Messina. 61
sem Archiv 1847. I. p. 23. Taf. I. Fig. III. i^ von einer un-
geheuren Menge von Spermatophoren so dick aufgeschwol-
len, dass dieselben aus einer ziemlich weiten Oeffriung her-
vorquollen und zum Theil bereits in der Keimhöhle lagen.
In einem anderen Falle waren die Spermatophoren massen-
haft bereits aus ihrem Sacke ausgetreten und befanden sich
zum Theil im Trichter, alle in bestimmter Richtung, mit dem
stumpfen Ende voran. Dieser Fall beweist, dass die Sper-
matophoren ihren Weg durch den Trichter nehmen , um zu
dem hectocotylisirten Arme zu gelangen.
Wenn jedoch Steenstrup der Meinung ist, dass er
auch ein Männchen einer anderen Species aus dem Mittel-
meere vor sich gehabt hat (p. 227) , weil an dem hectoco-
tylisirten Arme ebenso grosse Saugnäpfe vorhanden waren,
wie am zweiten und vierten Armpaare, so muss ich nach
Untersuchung meines Materiales anderer Meinung sein. Ich
finde nämlich, dass freilich am zweiten und vierten Paare
bei allen meinen männlichen Exemplaren grosse kuglige Saug-
näpfe stehen , während das dritte Paar, obgleich an sich
dicker und breiter, nur kleinere Saugnäpfe trägt, und hierin
scheint eine Eigenthümlichkeit der Sepiola Rondeletii zu lie-
gen; aber der hectocotylisirte Arm variirt in Hinsicht der
an ihm befestigten Saugnäpfe ungemein. Oft sind alle Saug-
näpfe klein und regelmässig in zwei Reihen gestellt, zuwei-
len sind aber auch einzelne Saugnäpfe gross und kugelig,
so dass sie denen des zweiten und vierten Armpaares an
Grösse nicht nachstehen. In einem Falle finde ich sogar
unterhalb des muskulösen Anhanges drei sehr grosse kug-
lige Saugnäpfe, in einem anderen Falle sind die Näpfe sehr
zahlreich und bilden gegen das Ende des Armes hin mehrere
unregelmässige Reihen. Wollte man diese Abweichungen
für specifische Verschiedenheiten nehmen, so würde man eine
ganze Reihe neuer Species aufstellen müssen, was doch bei
der sonstigen Uebereinstimmung unthunlich ist. Auch den
muskulösen Anhang finde ich bei verschiedenen Exemplaren
von sehr verschiedener Grösse; am grossesten durchschnitt-
lich bei den grossesten Thieren. Daher kann auch dieses
Verhältniss nicht als specifisches Merkmal benutzt werden.
Bei allen meinen weiblichen Exemplaren sind die Arme mit
'62 T r 0 s c h e 1 :
ihren Saugnäpfen gleichartiger, und nirgends so grosse kug-
lige Saugnäpfe zu finden, wie bei ihren Männclien. Glückli-
cherweise hat Steenstrup seiner vermeintlichen anderen
Species keinen neuen Namen gegeben.
Rossia dispar Rüpp.
Es ist mir besonders interessant gewesen in Folge der
Bemerkung von Steenstrup (p. 230), von dieser Art zehn
Exemplare untersuchen zu können, von denen drei mit den
auffallend grossen Saugnäpfen versehen sind , die ich also
nach der Angabe Verany's als Weibchen bestimmt halte.
Jedenfalls sind die Gattungen Sepiola und Rossia zunächst
mit einander verwandt, und es muss freilich auffallen, dass,
während bei Sepiola Rondeletii die grossen Saugnäpfe eine
Auszeichnung der Männchen sind , diese bei Rossia dispar
den Weibchen eigenthümlich sein sollen. Ich habe mich sehr
leicht und mit vollster Bestimmtheit an einem meiner Exem-
plare mit grossen Saugnäpfen überzeugen können , dass es
ein Männchen sei, denn ich fand den Hoden mit einer festen,
in grössere Stücke zerbröckelnden Masse erfüllt, die sich
unter dem Mikroskope als lediglich aus Samenthierchen be-
stehend erwies, die sehr deutlich in den Weingeistexem-
plaren erhalten waren. Sie bestehen (Taf. IV. Fig. 7) aus
einem länglichen, etwas wellig gekrümmten Kopfe und einem
ziemlich langen Faden. Die Länge des Kopfes beträgt 0,0 12oMm.,
während die Breite kaum 0,0020 Mm. misst.
So ist es also festgestellt, dass in der Ver any'schcn
Angabe eine Verwechselung vorgekommen ist. Derselbe hat
die Angabe nach einer brieflichen Mittheilung von Krohn
drucken lassen. Ich habe sogleich nach meiner Untersu-
chung hierüber mit meinem Freunde Krohn gesprochen.
Derselbe hat mir mitgetheilt, dass es ihm damals haupt-
sächlich darauf angekommen sei , die Identität der beiden
Species Rossia dispar und affinis nachzuweisen, er habe den
Inhalt der Geschlechtsorgane n-iikroskopisch untersucht, und
sei der Meinung, soweit sein Gedächtniss ihn nicht täusche,
auch die Exemplare mit grossen Saugnäpfen als Männchen
erkannt zu haben. Es ist demnach keinem Zweifel unter-
Bemerkungen über die Cephalopoden von Messina. 63
woi Ten , dass die Verwechselung beider Geschlecijter aus
einem Schreibfehler entweder Kr oh n's oder Verany's her-
vorffeofanofen ist.
Die männlichen Exemplare von Rossia dispar besitzen
also an den beiden Armen des dritten Paares (nicht wie
Steenslrup p. 230 Note irrthümlich angiebt, an dem ober-
sten Seilenpaare, welches das zweite Paar sein würde), auf-
fallend grosse kuglige Saugnäpfe , und bilden daher hierin
einen Gegensatz zu Sepiola, bei welcher gerade das dritte
Armpaar mit kleinen Saugnäpfen besetzt ist, während das
zweite und vierte Paar grosse Näpfe tragen.
Als den hectocolylisirten Arm hat sich der rechte des
ersten Paares ausgewiesen, gleichfalls im Gegensalze zu Se-
piola. Auch zeigt sich hier eine Eigenthümlictikeit.
Fig. 8 auf Taf. IV stellt die obersten beiden Armpaare
dar, von der Mundseite aus gesehen. Zunächst fällt in die
Augen, dass die Arme der rechten Seite länger sind als die der
linken; alle sind mit zwei Saugnapfreihen besetzt. Der erste
und zweite Arm der rechten Seite sind ferner am Grunde
durch eine Anschwellung , welche sich namentlich an der
Mundseite bemerklich macht, mit einander verbunden, so
dass diese Arme unten verwachsen zu sein scheinen. Man
sieht schon ohne die Körperhaut zu verletzen, einen rundli-
chen polsterförmig erhabenen Körper durch die Haut hin-
durchschimmern, welcher zwischen den beiden in Rede ste-
henden Armen liegt, und welcher allseitig an den ihn um-
gebenden Wänden mit einem feinfaserigen Gewebe befestigt
ist. Er lässt sich leicht aus seiner Höhlung frei herausprä-
pariren, ist noch von einer besonderen zarten Haut umgeben
und besteht aus einer ziemlich grossen Anzahl von weichen
Körperchen , die ihrerseits wiederum aus sehr kleinen mit
zahlreichen Körnchen erfüllten Schläuchen zusammenaeselzt
sind. Der Körper ist offenbar eine verhällnissmässig grosse
Drüse. An dem ersten rechten Arme scheint dieselbe fester
befestigt zu sein, und hier liegt die Ausführungsöfl'nung die-
ser Drüse, denn es zeigte sich hier bei gelindem Drucke
auf dieselbe einige austretende Flüssigkeit. Ob dieselbe durch
eine oder durch mehrere kleine OefTnungcn austrat , liess
sich nicht mit Sicherheit ermitteln. An der Austrittsstelle
64 T r 0 s c h e 1 :
der Drüse in der Nähe des Grundes des ersten rechten Ar-
mes bemerkt man eine kleine Vertiefung , welche oberhalb,
d. h. auf der vom Munde entfernteren Seile durch eine mus-
kulöse Erhabenheit begrenzt wird, die wohl dem dillenförmi-
gen Muskelfortsatze bei den Sepiola-Männchen zu entsprochen
scheint, und die sich in einer muskulösen Leiste über den
Arm auf die zwischen den beiden Armen des ersten Paares
liegende Haut fortsetzt, sich der Basis der Arme nähernd,
und zuweilen selbst bis über den linken ersten Arm hinreicht.
Diese Leiste bildet eine Art Kanal, welcher zur Leitung des
Samens oder des Drüseninhalts geeignet sein möchte.
Bei den weiblichen Exemplaren findet sich von der er-
wähnten Drüse und von der Leiste keine Spur.
Die geschlechtlichen Unterschiede bei Bossia dispar bil-
den somit einen recht vollständigen Gegensatz zu Sepiola
Rondeletii , und die Gattung Sepiola würde sich demnach
zu Rossia verhalten wie Argonaula zu Philonexis und Tre-
moctopus , oder wie Scaeurgus zu Octopus und Eledone, in-
dem auch Sepiola den hectocotylisirten Arm links trägt. Da-
bei ist jedoch nicht zu übersehen, dass die Männchen unse-
rer Rossia dispar wichtige Abweichungen von denen der
übrigen Rossia - Arten , wie sie Steenstrup beschrieben
hat, darbietet, bei denen ja die beiden Arme des oberen
Paares umgebildet sein sollen, und bei denen auch die Umbil-
dung selbst eine andere ist. Ob sich dadurch eine generische
Trennung der Rossia dispar rechtfertigen lässt, wofür dann
der Gray'sche Name Heleroteulhis zur Gellung kommen
müsste, wage ich nicht zu entscheiden, da ich keine andere
Art zu vergleichen Gelegenheit habe. Man wird allerdings
auch hier zugeben müssen, das beide Arme des oberen Paa-
res an der Geschlechlsverrichtung Theil nehmen , weil die
Hautfalte oder der Kanal sich schräg über beide Arme hin
erstreckt; es ist jedoch hier der rechte Arm , an welchem
der Kanal endigt, und der also vorwiegend in Function tritt.
Bei Rossia Mölleri scheint nach der Ste enstrup'schen Schil-
derung ein wesentlicher Unlerschied zwischen dem rechten
und linken Arme des ersten Paares nicht stattzufinden.
Bemerkungen über die Cephalopoden von Messina. 65
Als eine zweite Gruppe unter den Myopsiden sind nach
Sleenstrup die Galtungen Sepia, Sepioteuthis, Loligo und
Loliolus anzusehen. Bei ihnen ist der vierte linke Arm hec-
tocotylisirt.
Sepia officinalis Linn.
Von Sepia officinalis besitzt das Bonner Museum ein
grosses männliches Exemplar, welches vortrefflich mit dem
von Steenstrup beschriebenen übereinstimmt, indem hier
die angegebene Stelle des hectocotylisirlen Armes verbrei-
tert und mit sehr kleinen Saugnäpfen besetzt ist, so dass
die Runzeln und Falten auf das Deutlichste sichtbar sind. An
einem anderen kleineren Exemplare von 5 Zoll Länge, wel-
ches ich aus iMessina mitgebracht habe, ist die Umbildung
weniger aufTallend. Hier stehen die Saugnäpfe an der hec-
tocotylisirlen Stelle vollständig in vier Reihen , sind jedoch
merklich kleiner als an den übrigen Armtheilen, und lassen
zwischen sich grössere runzlige Räume, was theils von einer
geringen Verbreiterung dieses Armtheiles , theils von der
grösseren Kleinheit der Saugnäpfe herrührt. Von einer Drüse
an dieser Stelle habe ich nichts auffinden können. Bei zwölf
kleinen Exemplaren von 1—2 Zoll Länge habe ich nirgends
einen Anfang zur Hectocolylisirung wahrnehmen können. Es
wäre doch auffallend, wenn alle Weibchen sein sollten.
Sepia biss erialis Montf.
Von Sepia bisserialis Montf, habe ich in Messina drei
Exemplare gesammelt, unter ihnen sind zwei Männchen und
ein Weibchen. Die Männchen unterscheiden sich auf den
ersten Blick durch die bei weitem grösseren Saugnäpfe an
den Armen von den Weibchen. Die letzleren tragen an allen
acht Armen gleichmässig kleine Saugnäpfe in zwei Reihen;
bei den Männchen zeichnen sich jedoch die sieben gewöhn-
lichen Arme von dem hectocotylisirlen Arme aus , an dem
die beiden Saugnapfreihen weiter von einander entfernt ste-
hen, und noch sehr viel winziger sind, als an den weibli-
chen Exemplaren. Der hectocotylisirte Arm ist derselbe wie
bei Sepia officinalis, nämlich der vierte linke , aber die um-
gebildete Stelle hat eine weit grössere Ausdehnung, und
reicht weit über die halbe Länge des Armes hin , indem
Archiv f. Natur^esch. XXUI. Jahrg. 1- Bd. ^
66 Tis 0 sehe 1 :
kaum am Grunde einige grössere Näpfe vorhanden sind, und
gegen das Ende des Armes hin gar keine dergleichen fol-
gen ; das letzte Drittel des Armes trägt ganz in derselben
Weise winzige Näpfchen wie der ihm entsprechende Arm
der recliten Seile. Auch hier habe ich keine besondere
Drüse gefunden.
üeber die Gattungen Sepioteuthis, Loligo und Loliolus
finde ich nichts Wesentliches hinzuzufügen. Sepioteuthis si-
cula, welche bei Messina vorkommt, habe ich nicht gesehen.
Von der Gattung Loligo habe ich nur L. vulgaris, Marmorae
und Berlheloti gesammelt. Ich muss jedoch bekennen, dass
ich an meinen Exemplaren die von Steenstrup geschil-
derten Verhältnisse nicht habe wahrnehmen können.
Olgopsidae.
In dem grossen Cephalopoden-Werke theill d'Orbigny
diese Abiheilung wieder in zwei Familien : Loligopsidae
und Teuthidae. Von erslerer kenne ich keine Art aus eige-
ner Ansicht. Die letztere Familie vereinigt die Gattungen
Onycholeuthis und Ommatostrephes, auffallend genug dadurch
unterschieden, dass erstere Haken an den Armen besitzt, die
der letzteren mangeln. Schon jetzt , wo man die erstere in
drei Gattungen mit Recht hat trennen können, und wo ich der
letzteren eine zweite neue Galtung, gleichfalls ohne Haken,
an die Seite stellen kann, zeigt es sich, dass sich nicht un-
passend zwei Gruppen unterscheiden lassen , die vielleicht
bei vermehrtem Materiale die Bedeulung zweier Familien er-
langen dürften.
Was zuerst die Gruppe der Onychoteulhiden betrifft, so
habe ich aus der Gattung Onycholeuthis Licht. , welche nur
an den beiden längeren Armen Haken trägt, eine Art 0.
Lichtensteinii dem Bonner naturhistorischen Museum einver-
leibt. Die Gattung Verania , welche dagegen nur an den
acht kürzeren Armen mit Haken versehen ist, ist in meiner
Sammlung nicht vertreten.
Von beiden unlerscheidet sich die Gattung Enoploteu-
this d'Orb. dadurch, dass sie an allen zehn Armen Haken
besitzt. Verany beschreibt in seinen Mollusques mediter-
raneens drei Arten der Galtung; E. margiritifera Rüpp., E.
Bemerkungen über die Cephalopoden von Messina. 67
Veranyi Rüpp. und E. Ovvenii Verany. Alle drei haben sehr
viel Aehnlichkeit mit einander, und es wäre leicht möglich,
dass bei Untersuchung- zahlreicherer Exemplare durch Ueber-
gänge nachgewiesen werden könnte, dass sich diese Ar-
ten vereinigen Hessen. So lange dies nicht geschehen ist,
müssen aber dieselben getrennt gehalten werden. Unter
ihnen besitze ich von Messina nur ein Exemplar, welches
ich für E. Veranyi Rüpp. halte, denn die allgemeine Körper-
gestail und die Ausdehnung der Flossen sfiinmen so ziem-
lich in allen drei Arten überein , und die Beschaffenheit der
Keule der längeren Arme passt noch am ersten zu der ge-
nannten Art. Es ist eine Reihe von Haken vorhanden, und
daneben eine Reihe Saugnaple , die sicii an beiden Enden
zu einem Haufen vermehren. Auf ein Paar Saugnäpfe mehr
wird es wohl nicht ankommen, und dass mein Exemplar aus-
ser den drei grösseren Haken unterhalb noch einen vierten
kleineren Haken besitzt , darf nmn gewiss nicht als specifi-
sche Differenz deuten wollen, wenngleich die Arme beider
Seiten hierin vollkommen übereinstimmen. — Dagegen habe
ich einen anderen Enoploteuthis in zwei Exemplaren bei Mes-
sina gefunden, der viel auffallender abweicht, und der sich
schwerlich, durch Uebergänge vernuttelt, als identisch mit
einer der genannten drei Arten ausweisen wird. Ich sehe
ihn als eine neue Art an, weil er auch in Ferussac und
d"0 r b i g n y Cephalopodes acetabuliferes nicht beschrie-
ben ist.
Enoploteuthis polyonyx n. sp.
Taf. IV. Fig. 9.
Corpore conico acuminato , alis triangularibus angulo
externe rotundalo, corporis dimidiam iongitudinem superan-
tibus; brachiis duplice serie unguium , et ad exiremitatem
acetabulorum armatis; lentaculis acetabulatis et unguium du-
plice Serie armatis.
Der konische Körper ist vorn abgestutzt und unter dem
Triciiter ausgebuchtet; die Ausbucht nimmt etwa den fünften
Theil der Körperlänge ein. Die Flossen sind abgerundet
dreieckifj und bilden ein abf^erundetes Rhoinboid, welches
breiter als lang ist , und von der hinteren Körperspilze bis
über die Hälfte der Körperlänge reicht. — Der Kopf mit den
68 T rose hei:
Augen ist ziemlich von derselben Breite wie der Körper^
aber viel kürzer. Der Durchmesser der Augen ist fast so
gross wie die Länge des Kopfes vom Körper bis zu den
Armwurzeln; die AugenöfTnung ist höher als breit, hinten
fast gerade , vorn in einen kleinen , spitzen Sinus lacrimalis
vorgezogen. — Die acht sitzenden Arme sind etwas kürzer
als der Körper mit dem Kopfe, unter ihnen sind wiederum
das zweite und dritte Paar länger als das erste und vierte.
Die Tentakeln sind an Länge gleich dem Körper mit Ein-
schluss des Kopfes. Die sitzenden Arme sind mit zwei Rei-
hen alternirender Haken besetzt, die mit einer Haut umge-
ben sind, am Ende der Arme stehen zwei Reihen Saugnäpfe.
Die Tentakeln trag-en an dem etwas erweiterten Ende zwei
Reihen Haken, sechs in jeder Reihe und gleichfalls von einer
Haut umhüllt, unterhalb derselben zieht sich am Rande eine
Reihe massiger Saugnäpfe hin, denen sich an der Spitze und
an der Basis der Keule je ein Haufen kleiner Saugnäpfe an-
schliesst ( Fig. 9). An dieser Fühlerkeule zieht sich ein
durchsichtiorer breiter Haufsaum hin, welcher die oberen zwei
Drittel der Keule einnimmL
Die Farbe des Weingeistexemplares ist röthlichgelb, mit
vielen dunklen Chromatophoren besetzt. Längs der Aussen-
seite der Tentakeln zielit sich eine Reihe entfernt stehender
kleiner erhabener Tuberkeln, die aus einem linsenförmigen
Körper bestehen , und in der überziehenden Haut mit einem
Kranze von meist sechs kleinen Flecken (Chromatophoren?)
geziert sind.
Maasse in Millinictern.
Ganze Länge ohne Tentakeln .... 35
Länge des Körpers und Kopfes .... 21
Länge des Körpers allein 17
Länge des ersten Armpaares .... 12
Länge des zweiten Armpaares .... 16
Länge des dritten Armpaares .... lö
Länge des vierten Armpaares .... 12
Länge der Tentakeln 21
Breite der Flosse 12
Länge der Flosse 8
Breite des Körpers 6.
Bemerkungen über die Cephalopoden von Messina. 69
Diese Art könnte wohl am ersten mit der iinvollständicr
beschriebenen E. Morrisii d'Orb. (Onychoteuthis Morrisii Ve-
rany) verglichen werden, welche von Verany im atlanti-
schen Ocean unter 39^ n. ßr. und 20^ w. L. ^efanjjen wurde,
lieber die Bewaffnung der Tentakellveuie findet sich keine
Angabe. Da jedoch die unterslen Arme die längsten sein
sollen, so ist unsere Art nicht mit ihr zu identificiren.
In der zweiten Gruppe, welche nur Saugnäpfe, keine
Haken an den Armen hat, kennt man bisher nur die Gatluno-
Ommatostrephes d'Orb., die früher mit Loligo vereinigt war.
Ihr kann ich jetzt eine neue zweite Gattung an die Seite
setzen, welche zu ihr in dem Verhältnisse steht, wie Sepio-
teulhis zu Loligo.
Thysanoteuthis nov. gen.
In Messina habe ich zwei Cephalopoden in meinen Be-
sitz gebracht, die specifisch verschieden in den generischen
Charakteren übereinstimmen. Sie scheinen in der Strasse
von Messina sehr selten vorzukommen, da sie vor mir noch
Niemand gefunden oder doch beschrieben hat , und ich sie
nur in je einem Exemplare habe sammeln können. Ich er-
hielt den einen im August des Jahres 1853, den anderen im
October desselben Jahres. Ich habe sie lebend beobachtet,
und mich namentlich an dem lebhaften Wesen des ersterhal-
tenen kleineren Exemplarcs ergötzt. Sie fallen sogleich da-
durch auf , dass sie recht munter in dem Glasbehältnisse
umherkriechen, sich fest mit ihren Armen an den Wänden
ansaugend und abwechselnd durch Ausstossen von Wasser
aus dem Trichter sich halbschwimmend fortbewegen. Das
Ansaugen wird dadurch um so leichtei* und kräftiger bewerk-
stelligt, als sich breite flossenartige Säume an den Armen
befinden , die sich ausgebreitet flach an die Glaswände an-
legen, und so die Haftfläche vergrössern. Gleich bei der
ersten Beobachtung erschien mir das Thier so eigenthümlich,
dass ich meine besondere Aufmerksamkeit auf dasselbe ver-
wendete. Das eine zuerst beobachtete kleine Exemplar con-
servirte ich in Liqueur cons. , das andere grössere in
Weingeist.
70 Troschel:
Die allgemeine Körpergestalt deutet auf die nächste
Verwandtschaft zu Sepioteuthis hin, denn die Flossen nehmen
die ganze Länge oder doch fast die ganze Länge des Man-
telsackes ein. Ich würde auch durch die eigenthümlichen
Flossen an den Armrändern allein mich nicht zu generisclier
Trennung entschlossen haben , weil ähnliche Bildungen auch
bei der Gattung Ommatostrcphes vorliommen, ohne dass man
sie für generische Trennung benutzt hat. Ich finde solche
Flossensäume z. B. bei Ommatostrcphes aequipoda Rüpp. und
0. sagittata, wenngleich in minderer Ausdehnung, und nach
den Abbildungen in dem grossen Cephalopodenwerke von
Ferussac und d'Orbigny zu schliessen, sind die Arm-
säume bei Ommatostrcphes Bartramii Lesueur und oualanien-
sis Lesson in ähnlicher Weise organisirt. Bei ihnen ist je-
doch das Schalstück im Fiücken mit denen anderer Loligineen
übereinstimmend. Bei unseren Thicren, (ich habe dasselbe
aus beiden Exemplaren herausgeschnitten), zeigt das Schal-
stück eine sehr abweichende Gestalt sowohl von Sepio-
teuthis wie von Loligo und Ommatostrcphes ; es wird von
der hinteren Spitze nach vorn allmählich breiler und endet
vorn in zwei abgerundeten Lappen, die neben dem vorderen
Stiele liegen, und von ihm nicht sehr weit überragt werden.
Man kann die Form unlerl Anwendung der Terminologie der
Pflanzenblätter als pfeilförmig bezeichnen. Die wesenilichste
Entscheidung giebt jedoch das Verhalten der Augen, welche
frei hinter einer grossen Oeffnung der Haut in einer weiten
Höhle liegen, wie es der Familie der Teuthiden in d'Or-
bigny'scher Auffassung zukomm!. Diese neue Gattung ist
mit demselben Rechte von Omniatoslrephes zu trennen, wie
Sepioteuthis von Loligo. Die Charaktere sind die folgenden:
Oculi aperti ; brachia et tenlacula acetabulata , ungui-
bus nullis : alae longitudini corporis aequantes ; laniina dor-
salis sagitliformis.
Thysanot euthis Rhombus n. sp.
Taf. IV. Fig. 12 und Taf. V. Fig. 1-4.
Der Körper ist cylindrisch , vorn abgestutzt mit unbe-
trächtlicher Spitze in der Mitte des Rückens, seicht ausge-
schweift an der Bauchseile, nach hinten etwas verschmälert
Bemerkungen über die Cephalopoden von Messina. 71
und am Ende abgerundet. Die Flossen nehmen die volle
Länge des Körpers ein, sind dreieckig, und bilden so zusam-
men einen Rhombus, dessen vordere Seiten kurzer als die hin-
teren sind, und dessen vorderer Winkel abgestutzt ist. Der
Kopf ragt mit etwas verschmälertem Halse aus dem Körper-
sacke hervor, ist mit dem Körper gleich breit und trägt je-
derseits ein Auge, das unter einer v^eiten OefFnung der Haut
liegt, deren Durchmesser fast die Hälfte der Kopflänge be-
trägt; diese OefFnung ist birnförmig, nach vorn zugespitzt.
Auf dem Rücken des Halses finden sich zwei langslreckig
dreieckige tiefe Gruben, die durch eine Längsbrücke getrennt
sind. — der Trichter reicht fast bis unter die Mitte der Au-
gen; er ist an der Basis tief ausgeschnitten, nach vorn mas-
sig verschmälert und durch zwei Muskelseile am Kopfe be-
festigt. Jederseits an der Basis des Trichters ist ein rund-
lieber Knorpel angebracht, der in eine knorplige Vertiefung
im Innern des Mantelrandes eingreift (organe de resistance
d'Orb. , Organe restricteur Verany). — Die acht den Mund
umgebenden Arme sind von verschiedener Länge. Die des
dritten Paares sind bei weitem die längsten, das zweite Paar ist
viel kürzer, das erste Paar noch kürzer und das vierte Paar ist
unbedeutend länger als das erste. Alle diese Arme sind mit
zwei Reihen gestielter Saugnäpfe besetzt, und von jedem
Saugnapfstiete entspringt nach aussen an der Basis ein ten-
takeiförmiger Forlsatz, der an den verschiedenen Armen und
an verschiedenen Seilen der Arme von sehr verschiedener
Grösse ist. Am längsten sind diese Girren oder Fransen am
dritten Arme und an den drei oberen Armpaaren sind die
an der äusseren oder unteren Seite befindlichen vorzugsweise
entwickelt. Die einzelnen Fransen sind an den drei oberen
Armpaaren durch eine Haut verbunden, so dass sie einen
schmaleren oder breiteren Fiossensaum bilden. In Taf V.
Fig. 2 habe ich ein Stück des dritten Armes der linken Seite
dargestellt , um die Verbindung der Fransen mit den Saug-
näpfen zu verdeutlichen. Jede solche Franse ist von einer
Hautscheide umgeben , aus welcher sich der Inhalt an dem
in Weingeist conservirten Exemplare ausdrücken lässt. Der-
selbe zeigt ein Gewirre von Fäden, die wie Muskelfasern
aussehen, und ich denke, dass dies das üeberbleibsel der in
72 Troschel:
Weingeist etwas zersetzten Muskelmasse ist , aus der die
Fransen bestehen. Da sicli jeder Saugnapfstiel an seiner Basis
in zwei Aeste theilt, deren einer den Saugnapf trägt, deren
anderer am Rande des Armes liegender gleichsam als Flos-
senstrahl zur Spannung des Hautsaumes dient , so muss die
Zahl der Cirren oder Fransen mit der Zahl der Saugnäpfe
genau übereinstimmen, und es ist begreiflich, dass die Thä-
tigkeit der Saugnäpfe mit der ihrer Fransen und dadurch
der ganzen Flossensäume in innigster Beziehung steht. Am
vierten oder untersten Armpaare sind die Fransen schwach
entwickelt und bilden keine wirklichen Flossensäume. — Die
beiden längeren Arme oder Tentakeln sind ausgestreckt nicht
völlig so lang wie der Körper mit dem Kopfe, sie sind überall
gleich dick und die Keule zeigt kaum eine merkliche Ver-
dickung. An der letzteren stehen vier Reihen gestielter Saug-
näpfe, von denen die der beiden mitlleren Reihen grösser als
die sehr winzigen in den beiden Aussenreihen sind. An dem
Tentakelstiele bemerkt man eine Reihe weitläufiger gestellter
Saugnäpfchen, gleichfalls gestielt und von derselben Winzig-
keit wie die am Rande der Keulen stehenden. Am Anfange,
d.h. dicht neben der Keule stehen diese Näpfchen noch deut-
lich alternirend, weiterhin sind sie weiter auseinandergerückt,
und erscheinen dann vollkommen einreihig bis in die Nähe
der Basis. — Die Saugnäpfe sind an allen Armen mit Horn-
ringen versehen, welche leicht verloren zu gehen scheinen.
An den grossen Näpfen des dritten Armes zeigen sich diese
Ringe (Taf. V. Fig. 3) als ziemlich schmale Reifen mit umge-
bogenen Rändern, so dass dadurch eine oben offene Rinne
entsteht; an der vorderen Seite ist der Reifen verbreitert.
Hier trägt er am Rande sieben konische, spitze, etwas ge-
bogene Zähne, während der übrige schmale Theil des Rin-
ges völlig zahnlos ist. An den Tentakeln habe ich nur Halb-
ringe (Taf. V. Fig. 4) vorgefunden, welche schmal und zahn-
los waren, und die also den Ringen der übrigen Arme ent-
sprechen , wenn man sich das zahntragende Stück fehlend
denkt. — Die Haut, welche den Mund umgiebt, trägt keine
Saugnäpfe, ist aber auf der inneren Fläche mit zickzackarlig
gefalteten Runzeln dicht besetzt, die sich von der Basis zum
Bande hinziehen. Dadurch wird die ganze innere Oberfläche
Bemerkungen über die Cephalopoden von Messina. 73
dieser Haut wulstig und uneben. ^Der Rand der Haut springt
in sieben grösseren Zipfelchen vor, zwischen denen noch
durch das Auslaufen der Zickzackrunzeln andere kleinere
Zipfelchen liegen. Von den Hauptzipfeln ziehen sich ausser-
halb sieben Muskelhäute zur Basis der Arme hin, von denen
eine unpaarige zwischen dem ersten Armpaare sich spallet
und an beide Arme sich heftet; die folgende jederseits hef-
tet sich oberhalb an das zweite Armpaar; die dritte jeder-
seits unterhalb an das dritte Armpaar, sich in die grosse
Flossenhaut fortsetzend ; die beiden untersten liegen nahe an
einander und heften sich unterhalb an das vierte Armpaar.
— Die die Kiefer umgebenden Lappen sind mit zahlreichen
Zotten besetzt, die in mehreren Reihen stehen.
Die Rückenlamelle (Taf. IV. Fig. 12) ist ein glashelles
sehr dünnes Blättchen, welches hinten spitz ausläuft. In der
Mitte erhebt sich der ganzen Länge nach eine Falte, welche
sich bis vorn hinzieht, wie die mittlere Rippe eines Blattes,
und vorn frei hervorragt wie der Blattstiel. Die Fläche der
Lamelle wird nach vorn allmählich breiter und bildet am
vorderen Ende zwei von der mittleren Falte getrennte neben
ihr liegende vorn abgerundete Lappen. So lässt sich die
Form der Lamelle im ganzen mit einem pfeilförmigen Blatte
vergleichen. Die Abbildung stellt sie in natürlicher Grösse dar.
Maasse in Millimetern :
Länge des Körpers mit dem Kopfe . . 115
Länge des Körpers 92
Länge des ersten Armes 34
Länge des zweiten Armes 53
Länge des dritten Armes 100
Länge des vierten Armes ..... 35
Länge der Tentakeln 104
Breite des Körpers 26
Breite der Flossen 84
Länge der Rückenlamelle mit dem Stiele 102
Breite der Rückenlamelle 18
Länge des Stieles derselben .... 25
Länge der vorderen Lappen derselben . 16.
74 Troschel:
Die Farbe dieses merkwürdigen und scKenen Cephalo-
poden ist roth , und auf dem Rücken des Kopfes und Kör-
pers, namentlich in der Mitte dunkler.
Vaterland ; Strasse von Messina.
Thysanoteuthis elegans n. sp.
Taf. IV. Fig. 10 und 11.
Das zweite Exemplar dieser Gattung muss ich für spe-
cifisch verschieden halten , da einige Differenzen die Mög-
lichkeit, dass dies ein jüngerer Zustand sei , ausschliessen.
Vor allen Dingen hat der Körper mit seinen Flossen eine
sehr abweichende Gestalt. Ersterer ist gleichfalls cylindrisch,
vorn abgestutzt, hinten verschmälert und abgerundet, aber
verhältnissmässig kürzer; letztere erreichen den vorderen
Rand des Körpers nicht , und haben eine mehr abgerundete
Gestalt, so dass sie dem Ganzen eher die Gestalt eines Ovals
als eines Rhombus geben. Der vordere Theil des Körpers,
der frei vor den Flossen hervorragt, beträgt ein Viertel der
ganzen Körperlänge. Die Länge der Arme steht in ähnli-
chem Verhältnisse wie bei der vorigen Art, wie sich aus den
unten angegebenen Maassen ergiebt, auch die Stellung der
Saugnäpfe und der mit ihnen zusammenbängenden Flossen-
säume zeigt keine auffallende Abweichung. An der Tenta-
kelkeule stehen die Saugnäpfe in vier regelmässigen Reihen,
die beiden mittleren sind aber kaum merklich grösser als
die beiden seitlichen und die Näpfchen, welche an der inne-
ren Seite des Stieles angebracht sind, sind zahlreicher, dich-
ter gestellt und deutlicher alternirend bis zur Basis hiin.
Dass diese Art zur Gattung Thysanoteuthis gehört, trotz-
dem die Flossen nicht die völlige Länge des Körpers einneh-
men, geht aus der Beschaffenheit und Gestalt der Rückenla-
melle (Taf. IV. Fig. 1 1) hervor. Sie ist äusserst zart, dünn
und biegsam, glashell wie bei der vorigen Art, auch ist sie
pfeilförmig , erscheint jedoch an der Spitze etwas mehr ab-
gerundet. Die vorderen Lappen sind weiter vom Stiele ge-
trennt, ihre Länge beträgt etwa die Hälfte der ganzen Lamelle.
Bemerluingen über die Ccphaiopoden von Messina. 75
Maasse in Millimetern:
Länge des Körpers mit dem Kopfe . . 19
Länge des Körpers 15
Länge des ersten Armes 8
Länore des zweiten Armes 10
Länge des dritten Armes 13
Länge des vierten Armes 7
Länofe der Tentakeln 13
Breite des Körpers 6
Breite der Flossen 9.
Die Farbe des Thierchens ist röthlichgelb und die ganze
Oberfläche ist mit zahlreichen dunklen Chromatophorcn bedeckt.
Vaterland : Strasse von Messina.
Erklärung der Abbildungen,
Tafel IV.
Fig. 1. Philonexis microstomus d'Orl). in jugendlichem Zustande, von
der Bauchseite gesehen und vergrössert.
Fig. 2. Stücli des Fadens , welchen Philonexis microstomus mit sich
herumträgt, denselben guirlandenartig zwischen den bei-
den dorsalen Armen tragend; einige Wesselorgane sind her-
vorgeschnellt, stark vergrössert.
Fig. 3. Ein Nesselorgan aus demselben Faden, sehr stark vergrössert.
Fig. 4. Die Greifplatte des hectocotylisirten Armes von Scaeurgus
titanotus, zweimal vergrössert.
Fig. 5. Kalkschüppchen aus der Haut von Scaeurgus titanotus, sehr
stark vergrössert.
Fig. 6. Die Greifplatte des hectocotylisirten Armes von Scaeurgus
Coccoi (Octopus Coccoi Yerany) um die Hälfte vergrössert
(gezeichnet von Prof. Rud. Leuckart).
Fig. 7. Ein Spermatozoid von Rossia dispar bei einer Yergrösserung
von 920 gezeichnet.
Fig. 8. Die oberen vier Arme einer männlichen Rossia dispar Rüpp.,
von der Mundseite gesehen, etwas vergrössert.
Fig. 9. Keule des linken Tentakels von Enoploteuthis polyonyx n. sp.
Fig. 10. Thysanoteuthis elegans nov. spec. nat. Grösse, vom Rücken
gesehen.
Fig. 11. Rückenlamelle von Thysanoteuthis elegans gleichfalls in na-
natürlichcr Grösse.
Fig. 12. Rückenlamelle von Thysanoteuthis Rhombus in natürlicher
Grösse.
7ö Troschel: Bemerk, üb. die Cephalopoden von Messina.
Tafel V.
Fig. 1. Thysanoteuthis Rhombus vom Rücken gesehen, in nalürlichcr
Grösse.
Fig. 2. Ein Stück des dritten Armes der linken Seite von Thysano-
teuthis Rhombus , um die Beziehung der Saugnapfsliele zu
den durch eine Membran verbundenen Fransen zu zeigen,
etwas vergrössert.
Fig. 3. Ein Ring aus einem Saugnapfe des dritten Armes von Tliy-
sanoteulhis Rhombus, stark vergrössert.
Fig. 4. Ein Halbring aus einem Saugnapfe der Tentakelkeule von
Thysanoteuthis Rhombus, ebenfalls stark vergrössert.
ISoltrag zur AuatoBiile vosi lHaiitSIus Poeii-
giiilusff^., Ibesoiiders «ies anäiiiftliciieBa Tiiieres.
Von
Prof. J. van der fifoeven»
Aus dem Holländischen *»') übersetzt
vom
lleraiisg'eber«
Seit das Thier, welches die längst bekannte Schale von
Nciutllus Pompilius bewohnt, durch R. Owen beschrieben
worden war, blieb hier noch besonders die Frage zu unter-
suchen, wie sich bei dieser Art die Geschlechts-Verschieden-
heit stelle. Das Exemplar, welches Owen so vortrefflich
uniersucht hat, war weiblich, ebenso wie die, welche Va-
lenciennes und W. Vrolik beschrieben haben. Die Frage,
in wieweit hier die allgemeine Bildung und die äussere Ge-
stalt bei beiden Geschlechtern abweicht, war um so wichti-
ger, als Nautilus sich in so mancher Hinsicht von allen übri-
gen Cephalopoden , die zu der gegenwärtigen Periode der
Geschichte unseres Erdballs gehören ,^ unterscheidet und nur
in fossilen Arten seines Geschlechtes und in der zahlreichen
Familie der Ammoniten , einer ausgestorbenen Thiergruppe
längst verflossener Zeiträume , seine nächsten Verwandten
hat. Vor einigen Jahren glückte es mir , ein männliches
*) Wis-en natuurk. Verh. der koninkl. Akademie Deel III.
Amsterdam 1850. Die Abhandlung enthält 5 Tafeln.
78 vanderlloeven:
Exemplar dieser Art in meinen Besitz zu beliommen, welches
jedoch in so verstümmeltem Zustande war, dass die Unter-
suchung der inneren Theile unmöglich wurde Das was ich
bei jenem Exemplare als abweichend in den äusseren Thei-
len bezeichnete, könnte gleichwohl eine zufällige Missbildung
sein, die eben so wohl bei einem weiblichen Individuum hätte
vorkommen können. Bei der Beschreibung, welche ich von
diesem Exemplare entwarf, und dem vormaligen instituut van
Wetenschappen, Letterkunde en schoone Künsten mitgetheilt
linbe '"*), glaubte ich daher es zweifelhaft lassen zu müssen,
ob man hier eine individuelle Missbildung, oder eine nor-
male Geschlechtsverschiedenheit annehmen müsse. Ich sprach
das letzte nur als eine Vermuthung aus, welche mir aber
sehr annehmlich erschien , da unter der bereits grösser ge-
wordenen Zahl nach Europa gebrachter Exemplare, derglei-
chen Missbildungen noch nicht beobachtet waren.
Meine Aufmerksamkeit blieb seit 1847, als ich dieses
Exemplar untersucht hatte, stets auf diesen Punkt gerichtet,
*) Eenige afwijkingen in den vorm van het hoofd, waargeno-
nien by een mannelijk voorvs^eip van Kautilus Ponipilius. Tijdschr.
voor de Wis-en Natuurliundige Wetenscliappen , iiitgegeven door
de Eerste Klasse van het Koninkl. Nederl. Instituut. I. 1848. p. 67 — 73.
pl. I. flg. 1 — 3. Später habe ich diese Beobachtungen auch in einen
Aufsalz unter dem Titel: Contributions to the Knowledge of the Ani-
mal of Nautilus Pompilius aufgenommen, welcher durch R. Owen's
Vermittelung der Zoological Society zu London überreicht worden
ist. S. Transactions of theZool. Society Vol. IV. part. I.London 1851.
p. 21—29. PI. 5 — S. In jener Abhandlung bin ich besonders bemüht
gewesen, bessere Abbildungen von dem weiblichen Thiere zu geben,
und einige Nachlese auf dem Felde zu halten, welches bereits durch
Owen und Andere beinahe abgemäht war. (Was die dort gemeldete
Eigenthümlichkeit betrifft, dass ich in den Räumen, w^elche die fol-
liculärcn Anhänge der vordersten Kiemenarterie umschliessen, ein
sleinarliges Concrement antraf, muss ich bemerken, dass mir dies spä-
ter noch in einem anderen Exemplare vorgekommen ist. Das Stein-
chen, durch Herrn Dr. L. C. Levoir auf meinen Wunsch untersucht,
wog, 0,47 Gram (getrocknet 0,43Sj , hatte ein specifisches Gewicht
von 1,C6, enthielt einige Spuren von Fett und Eiweiss , aber keine
Harnsäure, 70,4% anorganische ßcstandtheile, hauptsächlich neutralen
phosphorsauren Kalk.
Beitrag zur Anatomie von IVautilus Pompilius. 79
ii«d ich bin jetzt im Stande, diese Frage mit völliger Sicher-
heit zu entscheiden. Im vorigen Jahre 1855 empfing ich
dnrch die wohlwollenden Bemühungen Sr. Exe. des damali-
gen Generalgouverneur's des niederländischen Indiens, von
dem Ministerium der Kolonieen einige Exemplare von Nauti-
lus Pompilius, worunter sich mehrere männliche in verschie-
denem Erhaltunorszustande befanden : obwohl sie daher zur
Untersuchung der inneren Theile nicht alle gleich geeignet
waren, zeigten sie doch alle die äusseren Theile unverletzt,
und stimmten bis in die kleinsten Eigenthümlichkeiten mit
dem 1847 beobachteten Exemplare überein *"*}.
Ich brauche mich daher nicht länger mit einer Vermu-
lliung zu begnügen , sondern kann mit völliger Sicherheit
zeigen, dass in den äusseren Theilen bei beiden Geschlech-
tern von Nautilus Pompilius eine merkwürdige und beständige
Verschiedenheit besteht. Diese Verschiedenheit vollständig
kennen zu lehren und durch Abbildungen *"") zu erläutern,
ist der Hauptzweck der gegenwärtigen Mittheilung. Zur Be-
förderung der Deutlichkeit enthalte ich mich einer Verweisuno-
auf meinen früheren Aufsatz. Mit mehr Hülfsmitteln ausge-
rüstet, erscheint es mir passender, eine neue und zusammen-
hängende Beschreibung zu entwerfen, als nur das früher Be-
schriebene zu verbessern, und so meine Untersuchungen für
die, welche die früheren nicht genugsam kennen, minder
fruchtbar, und seihst für die, welche sie zu Rathe ziehen wol-
len, minder deutlich zu machen. Ich werde dabei auch die
Beschreibung der inneren männlichen Geschlechfstheile hin-
zufügen , die ich jetzt zuerst anatomisch untersucht habe.
Hier ist aber viel für die nähere Untersuchung übrig geblie-
*) Sind bei Nautilus Pompilius die männlichen Individuen min-
der zahlreicli als die weiblichen? So sollte man fast vermuthen, um
so mehr, da es von anderen Cephalopoden angegeben ist, z. B. von
Delle Chiaje. Duvernoy fand unter 200 Exemplaren von Loligo
nur 30 männliche Individuen.
*"') An merk, des Herausgebers. Leider war es nicht
wohl thunlich, die Abbildungen des Originals, welche fünf Quartta-
feln einnehmen , auch in unserem Archive dieser Uebersetzung bei-
zugeben. Ich hoffe jedoch dieser Mangel werde das Verständniss
der Abhandlung nicht wesentlich beeinträchtigen.
80 vanderHoeven:
ben, und manche Punkte werden wahrscheinlich immer dun-
kel bleiben, so lange die Untersuchung- allein auf Exemplare,
die bereits Monate lang in Weingeist aufbewahrt waren, be-
schränkt bleibt. Es ist daher zu wünschen, dass diese, so
wie viele andere Eigenthümlichkeiten in der Anatomie der
Thiere, am Orte selbst durch sorgfältige Beobachter , die in
unseren Kolonieen leben, früher oder später erforscht werden
mögen. Ich schätze mich gewiss glücklich, durch diese Ab-
handlung wenigstens einige neue Thatsachen an das Licht
gebracht, und etwas der Anatomie des Nautilus hinzugefügt
zu haben, die durch einen so vortrefflichen Forscher, wie
R. Owen, ein Gegenstand allgemeinen Interesses für alle
Zoologen geworden ist; aber ich kann dennoch die Befürchtung
nicht unterdrücken, ihm haud passibus aequis nachzutreten,
und bin überzeugt, dass eine geübtere Hand und ein scharf-
sichtigeres Auge von der mir zu Gebote stehenden Gelegen-
heit einen fruchtbareren Gebrauch gemacht haben würden.
I.
Aeussere Gestalt des männlichen Nautilus Pompilius.
Bei dem männlichen und weiblichen Nautilus ist der
allgemeine Bau des Körpers derselbe. Er besteht aus zwei
Hauptlheilen, einem festeren und mehr muskulösen, dem vor-
dersten Theile, welcher die Werkzeuge der Bewegung und
der Sinne trägt und den hornartigen Schnabel umschliesst,
und einem dünnhäutigen Sack , worin die Eingeweide ent-
halten sind. Dieser Sack o-eht in seinem vordersten Theile
in einen starken Hautlappen, Mantel genannt, über, und
öffnet sich nach aussen unter dem ersten Theile, durch den
aus zwei über einander liegenden Lappen gebildeten Trich-
ter -»-).
*) Bald ist in dem Trichter der rechte , bald wieder der linke
Lappen üher den anderen geschlagen. Dieser von unten oITene Trich-
ter ist eine auffallende Eigtnthümlichkeit, da bei den übrigen (zwei-
kiemigen) Cephalopoden der Trichter ein geschlossener Kanal ist.
Beitrag zur Anatomie von Nautilus Pompilius. 81
In der ersten Abtheilung- unterscheiden wir erstens
die Kappe. So nennt Owen eine häutige Scheibe, die die
OefTnung- der Schale einnimmt, hinten höher ist, sanft ab-
fifleilend noch vorn läuft und daher eine keilförmige Gestalt
hat. Sie ist ungefähr 1 Decinieter lang- und an dem breite-
sten Theile bei männlichen Individuen 7'/2 bis 9 Cenliineter
breit. Von hinten ist die Kappe in der Mitte ausgeschnitten;
dieser etwa 4 Centimeter tiefe Ausschnitt entspricht der in
die OefTnung vorspringenden Windung der Schale. Eine läng-
liche Grube auf der Oberfläche trennt diese Kappe in zwei
seilliche Theile; die Oberfläche ist oberhalb mit queren Gru-
ben gerunzelt, welche sich, besonders nach vorn, mit ande-
ren feineren Längsrinnen kreuzen ; sie ist mit vielen zer-
streut stehenden Wärzchen von ungleicher Grösse bedeckt,
deren grosseste den papillae vallatae der menschlichen Zunge
ähnlich sind. Unter dem Vorderrande der Kappe sieht man an
der jeder Seile der Miltelgrube, in einem Abstände von fast
1 Centimeter, einen queren Einschnitt der OefTnung, woraus
ein grau-schwärzliches geringeltes Fühlerchen hervorgestreckt
werden kann; innerhalb der Kappe dehnen sich diese Füh-
Ich habe schon früher darauf aufmerksam gemacht, dass diese Ein-
richtung bei den Cephalopoda tetrabranchiata (Nautilus) als eine blei-
bend embryonale Structur betrachtet werden kann, da, nach den
Beobachtungen Kölliker's, der Trichter bei den zweikiemigen
Cephalopoden anfangs aus zwei seitlich getrennten Theilen besteht.
Entwiokelungsgeschichte der Cephalopoden von Dr. A. Kölliker.
Zürich 1843. p. 41.
Ich will hier beiläufig nochmals hervorheben , dass die Oeff-
nung, wodurch nach Owen der ölantel zum Durchlassen des Trichters
durchbohrt sein sollte (Memoir an Ihe Nautilus p. 9) durchaus nicht
existirt. Der Mantel hat einen geraden freien Uand, worauf das Ende
des Trichters ruht. Ich muss also der Auffassung widersprechen,
wozu leichtlich die später als meine Contributions erschienene zweite
Ausgabe von Owen's Lectures on the comparative Anatomy of the
invertebrated Animals. London 1855 Veranlassung geben kann, wo
wir p. 579 nochmals lesen: „The margin or coUar of the mantle . . . .
is perforated below for the passage of the niuscular expiratory and
excretory tube called the funnel." Diese Worte scheinen aus Verse-
hen aus der vorigen Ausgabe der Lectures (1843. p. 316} übergegan-
gen zu sein.
ArcLiv L Naturgcsch. XXIII. Jahrg. 1. Bd. 6
^2 vanderHoeven:
lerchen zu etwa 4V3 Cenlimeler aus. An jeder Seite der
Kappe liegt die dicke äussersle Umkleidung- des Kopfes in
achtzehn Einkerbungen verlheilt *"). Diese Einkerbungen oder
Zipfel sind nach hinten zusammengewachsen und wie zu
einem Kelche verbunden; die untersten Einkerbungen schlies-
sen über dem Trichter aneinander, und sind hier durch einen
dicken , nach vorn ausgeschnittenen Rand verbunden. Vier
dieser Zipfel liegen mehr nach aussen und nach hinten; die
übrigen bilden gleichsam einen Verticillus; an der Innenfläche
bilden alle diese Zipfel mit der Kappe ein zusammenhängen-
des Ganze, welches als auswendige Bekleidung die fleischige
Mundmasse , worin die Kiefer liegen , kreisförmig umgiebt.
Der erste Zipfel, der an beiden Seiten auf die Kappe folgt,
schliesst sich daran unmittelbar an, und bildet von oben und
vorn gleichsam einen Saum um die Kappe , von derselben
Farbe und Oberfläche wie dieser Theil; die übrigen Zipfel
liegen zur Seile und nach unten, und sind in der Oeffnung
der Schale nicht sichtbar, von welcher sie zur Seite bedeckt
werden; sind blasser von Farbe, und zeigen wohl Runzeln,
aber keine Wärzchen und Tüpfelchen. In jedem der Zipfel
ist ein kleines Fühlerchen eingeschlossen ; von derselben Farbe
wie die zwei Fühlerchen der Kappe. Diese Fühlerchen stek-
ken nun mehr oder weniger aus den Oeffnungen der Zipfel
hervor, in welcher Hinsicht eine grosse Verschiedenheit zwi-
schen verschiedenen Exemplaren herrscht; sie können sich
aber ganz in die Zipfel zurückziehen. Owen hat richtig
angegeben , dass die Kappe aus der Verwachsung der zwei
obersten Zipfel dieser kranzförmigen, fleischigen ümhüHung
des Mundes gebildet ist.
In diesen Theilen ist kein merklicher Unterschied von den
weiblichen Exemplaren, welche bisher untersucht waren. Der
Unterschied zeigt sich nicht in der Anzahl der fühlertragen-
den Zipfel; aber es scheint dagegen, dass hierin einige Ver-
schiedenheit, unabhängig von dem Geschlechte, vorkommen
kann. Owen zählte wenigstens ausser der Kappe neunzehn
Zipfel an jeder Seile an dem Exemplare, welches er unter-
*•') Bei einem Exemplare sah ich an der rechten Seile nur
siebenzehn.
Beilrag zur Anatomie von Nautilus Fompilius. 83
suchte •'•*). Achlzehn scheint hier aber die Normalzahl zu
sein , welche ich sowohl bei männlichen als bei weiblichen
Individuen beobachtete, und welche auch Valenciennes
bei seinem Exemplare fand *»•"'). Es ist mir übrigens nicht
unwahrscheinli( h, dass in der Gestalt der Kappe eine sexuelle
Verschiedenheit liegt, und dass sie, bei derselben minieren
Länge, bei weiblichen Individuen etwa zwei Centimeter
schmaler ist. Damit ist auch eine Verschiedenheit in der
Gestalt der Schale verbunden ; bei männlichen Exemplaren
ist sie an der Apertur breiler und gewölbter, bei weiblichen
Thieren mehr zusammengedrückt. Auch ist der Rand der
Apertur der Schale bei dem männlichen Thiere, wie es mir
vorkommt, stärker buchlig, bei dem weiblichen mehr gerade.
Diese Unterschiede sind aber von oferinffer Bedeuluno-
im Vergleiche zu denen, welche uns die Untersuchung der
mehr inwendig angebrachten Zipfel gewährt, die Owen Pro-
cessus labiales nennt. Wenn wir bei dem Nautilus, von
welchem Geschlechfe er auch sein möge, die Dicke der
Kappe durchschnitten haben, und nun die auswärtigen Zipfel
nach jeder Seite von einander entfernen, dann sehen wir,
dass die glatte Innenhaut, welche die ganze durch diese
Zipfel und die Kappe gebildete Scheide inwendig bedeckt,
eine Haulfalle abgiebt , woran sich fleischige Verdickungen
anheften. Diese sind in Zipfel verlheilt, welche Köcher bil-
den, in denen relraclile Fühler, wie an den äusserslen, aber
kleiner als diese, eingeschlossen werden. Betrachten wir
nun diese Einrichtung zuerst bei männlichen Exemplaren
etwas genauer. Die Hautfalle, wovon wir sprachen, heftet
*) Memoir on the IVautilus p. 13.
*■*) Wenn ich früher angegeben habe, Transact. of the Zool.
Soc.IV. I. p.24, dass Valenciennes nur" siebenzehn zählte, muss
ich solches jetzt als einen Irrthum widerrufen. Mein Irrthum ent-
stand dadurch, dass ich nicht bedacht halle, das Valenciennes
den an dem Aussenrande der Kappe liegenden ersten Zipfel als einen
Theil der Kappe ansah, der also bei ihm an jeder Seite zwei Füh-
lerchen durchliess. Ich vermuthe, dass es auf dieselbe Weise erklärt
werden muss, wenn W. Vrolik auch von siebenzehn grossen Ta-
stern an jeder Seite spricht, Tijdschrift uitgegeven door de Eerstc
Klasse van het Koninkl. Nederl. Instituut II. p. 323.
g4 vanderlloevcn:
sich hier nach unlcn zu mit einem freien Rande an die In-
nenseile des auswendigen Kranzes von Taslern ; die Anhef-
lungsränder der linken und rechten Seite der Haulfalle stehen
etwa 15 J\lillim. von einander entfernt. An dieser Falte ist
nach oben zu ein fleischige Verdickung (labial process) von
nahe 3 Cenlimeter Länge zu bemerken, die sich an dem
Vorderrande in acht platte fingerförmige Scheiden spaltet.
Durch jede dieser Scheiden geht ein kleines Fühlerchen.
Die beiden obersten Zipfel sind kurz , liegen unten an dem
Fussstücke der plattenlörmigen Verdickung, und sind nach
hinten umgebogen ; die sechs übrigen Zipfel sind höher ge-
stellt und länger. An der rechten Seile ist dieser gefingerte
Lappen breiler als an der linken "''O- An der Aussenseite
derselben Haulfalle, aber gleichwohl mit aus ihr entsprin-
gend, liegt nach unten zu, am rechten Rande, ein kleiner
fleischiger Lappen, der sich in vier fühlertragende Zipfel
spaltet. An der linken Seite liegt auf derselben Stelle, aber
sich nach hinten weiter ausstreckend und deutlicher von der
Falte getrennt, ein grosser und dicker Körper, der aus der
Vereinigung von vier ungemein entwickelten und bemerk-
lichen Tentakeln besteht. Wir nennen diesen Theil, worauf
wir später zurückkommen, den Spadix. Es ist der bezeich-
nendste Theil des männlichen Nautilus.
Ausser diesen Lappen und den darin enthallenen Füh-
lerchen findet man zwischen dem auswendigen Kreise gros-
ser Taslerzipfel keine andere Theile. Die mehrfach erwähnte
Falte geht von oben nach innen in die Haut über, die die
fleischige, grosse, runde Muskelmasse, welche den Schnabel
umgiebt, kreisförmig bedeckt, und welche rund um den Punkt
der Kiefer in vielen kurzen und gekrümmlen Fädchen , wie
in einer Rorde von Fransen, endigL An dem nach unten
liegenden Verbindungstheile der äusseren grossen fühlerlra-
genden Zipfel findet man von innen viele Gruben, die an
dem ausgeschnittenen Vorderrand der Commissur parallel
sind, und zur Seite und mehr nach hinlen sind kleine Höh-
lungen, wodurch dieser Theil ein netzförmiges Ansehen be-
kommt.^ Eine Fortsetzung der Haut klimmt , auf etwa ein
*} Die Breite beträgt links ungefähr 1 , rechts 2 Cenlimeter.
Beitrag zur Anatomie von Kautilus Poinpilius. 85
Centimeler Abstand hinler jenem ausg-eschnillenen Rande,
als dünne Bekleidung nach oben, um das von Owen soge-
nannte Zungenbein und den ganzen Muskelapparat der Kie-
fer zu bedecken , und geht in die von der Rückseite ent-
springende Haut über, oder viehnehr macht damit ein Ganzes
aus. Nach unten zu bildet diese Haut aber noch eine Du-
pücalur, einen blinden ovalen Sack, der ein zusammenge-
selzles Organ umkleidet. Aus der Querspalte, oben an der
Duplicatur, kommt dieses Organ zum Theil mit seinem Ober-
rande zum Vorschein. Dieser Theil ist etwa 14mm. breit
und 18mm. lang, hat eine eirunde, an der Oberfläche ge-
wölbte, an der Unterseite platte Gestalt, und liegt als ein
kleines Polster unter und hinter dem Zungenbein, und gegen
die Unterfläche des Anfangs des Schlundes. OelTnet man die
Hautfalte, worin es eingeschlossen liegt, dann sieht man, dass
das Organ aus zwei seillichen Theilen von bohnenförmiger
Geslalt besteht, die vorn mit einem rundlichen Rande einan-
der zuo-ekehrt sind. Diese zwei Ränder sind durch 7 oder
mehr Einkerbungen *"'"} , zwei bis drei mm. tief, in platte,
viereckige, nach innen zu schmaler werdende Zipfel gelheiU.
Wenn man durch einen Längsschnitt die zwei seitlichen
Tlieile von einander trennt, dann sieht man in jedem dieser
Theile noch etwa vierzehn sehr dünne Plättchen , die schief
nach dem Innenrande und nach innen laufen ; das unterste
dieser Plätkhen liegt gegen einen keulenförmigen, glaüen
Theil, der nach unten zu breiter wird. An der Aussenseilo
dieses Theils liegt eine kleine Höhle zwischen der freien
dicken Aussenwand , die durch quere lose Fasern gebil-
det wird.
Vergleichen wir nun diese Organisation mit der, welche
bei den weiblichen Exemplaren von Kaulilus vorkommt. Hier
sind an jeder Seile zwei Lappun, die in fingerförmige Zipfel
verlheilt sind *"••). Das oberste Paar ist breiter und tragt
*) In dem 1847 von mir untersuchton Exemplare fand ich zehn
bis elf von diesen tetragonalen Zipfeln. Transact. of the Zool. Soc.
1 Y. I. p. 27. pl. 8. Fig. 9.
**) „Four processes, vvhich may be termed labial" Owen, Mem.
on the TS'antilus p. 14. Yal eu cienii es , der sich bemüht eine ge-
86 vanderHoeven:
gewöhnlich oder fast immer zwölf Fühlerchen ^'*). Die Haut-
falte, die diese Lappen an der Unterseite mit den äussersten
grossen Tasterzipfeln vereinigt , ist durch eine Menge fein-
häutiger Blättchen bedeckt, die in zwei Gruppen gelrennt
sind. Das unterste Paar liegt innerhalb des Kreises des ober-
sten Paares und unmittelbar gegen die fleischige Masse, die
die Kiefer umgiebt. Diese untersten Lappen sind schmaler;
sie entstehen mit einem stielförmigen Theile , der nach vorn
zu in einen breiteren, bandförmigen Theil übergeht, und sich
seillich gegen die fleischige Mundmasse aufrichtet. Ich fand
hier sechzehn Fühlerchen an der rechten, vierzehn an der
linken Seile *""'^). Zwischen diesen innersten fühlerlragenden
Zipfeln liegt, unter der fleischigen Mundmasse, ein aus acht-
zehn oder siebzehn Fallen gebildeter Theil, welchen Owen
für das Geruchsorgan hielt, welcher aber nach meiner Mei-
nung für eine Fortsetzung des Kreises der inneren Tentakeln,
die hier in rudimentärem Zustande vorhanden sind, angese-
hen werden muss. Dieser Theil liegt auf den feinhäuligen
Blältchen der Commissur der vorigen Zipfel.
Man sieht folglich, dass hier ein sexueller Unlerschied
Statt findel. Dieser Unterschied muss aber in seiner Be-
schaffenheit noch näher untersucht werden. Man könnte an-
nehmen, dass sowohl bei dem männlichen als bei dem weib-
liche Nautilus zwei Paare von processus labiales anwesend
wären. Das erste Paar würde dann bei dem Männchen oben
und inwendig angebracht sein, und acht Fühlerchen tragen,
während es bei den Weibchen oben und auswendig gelegen
zwungene Analogie mit den Armen der Dibranchiala zu vertheidigen,
nennt diese Theile bras internes.
*) Hier fanden Owen und W. Yrolik zwölf tentacula, wo-
mit auch meine Dcobachlungen immer übereinstimmten j Valencien-
nes fand dreizehn Tenlacula, p.27i.
^•"') Bei einem Exemplare fand ich vierzehn rechts, dreizehn
links. Owen giebt an diesen Zipfeln, gleichwie an den äussersten
labialen Zipfeln j zwölf Fühlerchen an* Wemoir p. 14 ; Valencien-
Ties giebt lür diese Anzahl jederseils dreizehn an; W. Vrolik vier-
zehn. Es scheint daher hier einige individuelle Verschiedenheit statt
yü linden, aber eine grössere Zahl als bei den äussersten labialen
Ziplelu li.uss dennoch als Regel betrachtet werden.
Beitrag zur Anatomie von Kaulilus Pompilius. 87
wäre und zwölf Fühlerchen trüge; das zweite Paar würde
sich durch die geringe Zahl von nur vier Tentakehi, und
mehr noch weil es ausserhalb der obersten Zipfel liegt, von
den untersten processus labiales des Weibchens unterscheiden.
Früher habe ich die Verschiedenheit in diesem Sinne
aufgefasst "*''■). Nähere Untersuchung brachte mich jedoch zu
einer anderen Auffassung, die mir mehr annehmlich erscheint.
Beide Zipfel sind bei dem männlichen Exemplare an dersel-
ben Haulfalte befestigt, wie sehr auch der unterste Zipfel an
der Aussenseite der Haulfalte liegt. Ich glaube daher, dass
diese beiden Fühlergruppen bei dem männlichen Nautilus nur
einem Paare der labialen Zipfel des weiblichen Nautilus ent-
sprechen, und dass sie auf Kosten des anderen Paares ent-
wickelt sind. Die Commissur an der Unterseite lehrt, dass
das Paar, welchem sie entsprechen, das der äusserslen labia-
len Zipfel des weiblichen Nautilus ist. In dieser Auffassung
kommt auch die Zahl der Fühlerchen in beiden Geschlechtern
überein (8 + 4 bei dem Männchen, 12 bei dem Weibchen.
Die sexuelle Verschiedenheit kann nun klarer angege-
ben werden. Bei dem männlichen Thierc sind die äusser-
sten labialen Zipfel in zwei Abtheilungen getrennt, wovon die
unterste nach unten liegt und vier Fühlerchen trägt. An
der linken Seile ist diese Gruppe von 4 Tastern zu dem Spa-
dix entwickelt. Die untersten oder innersten labialen Zipfel
scheinen bei dem männlichen Thiere zu fehlen. Als rudi-
mentäre Processus labiales interni oder inferiores können
jedoch vielleicht die Theile angesehen werden , die an der
innersten Commissur, das unter der Zunge und den Kiefern
liegende Organ zusammensetzen. Die vorragenden ßlättchen
in diesem Theile entsprechen dann in einer grösseren Fein-
heit den Plättchen, welche bei Owen, in seiner Beschrei-
bung des weiblichen Nautilus den Namen von Riechorganen
tragen. Die feinen häutigen Theile dagegen, die bei der
Commissur der äusseren labialen Zipfel bei dem Weibchen
vorhanden sind, fehlen bei dem männlichen Thiere ganz, und
*) Tijdschr. uitgeg. door de eerste Klasse van het Eoninkl. INe-
derl. Instituut. I. 71 ; Transact. of the 200I. Soc. IV. I. p. 26, 27.
88 V a n cl e r H 0 e V e D :
werden durch das netzförmige Gewebe vertreten , das die
Vereinigung der äussersten lastertragenden Zipfel von innen
bedeckt.
Kehren wir nun zu dem Spadix an der linlien Seite des
männlichen NautiUis zurück. Dieser Körper ist 6 bis 7 Cen-
timeter lang, ^'^/^ bis 5 Centimeter hoch, und am Grunde 3
Centimeter breit. Ein Ouerdurchsclinilt beweist deutlich, dass
er aus vier Tenfalieln besieht, wovon sich besonders drei
durch bedeutenderen Umfang unterscheiden, und deren Schei-
den untereinander verwachsen sind •"*). Das unterste Fühler-
chen hat nur eine kurze, häuiige Scheide am Grunde, und
liegt übrigens frei längs dem Unterrande an der Aussenseite
des durch die drei übrigen Fühler gebildeten Mauptkörpers des
»Spadix. An der Aussenseite der häutigen Scheide des ober-
sten Tentakels des Spadix liegt, dicht bei dem Vorderrande,
ein platte Scheibe von länglich runder Gestalt, deren kleine-
rer Durchmesser 'i'/j, deren grösserer 3 Centimeter beträgt.
Diese Scheibe ist von vielen kleinen, runden Löchern durch-
bohrt, die durch etwas erhabene Ränder umsäumt sind ; sie
liegen auf ungefähr 1mm. Abstand von einnnder, auf einigen
Stellen aber dichter beieinander. Ein Längsdurchsrhnitt der
Dicke der Scheibe zeigt, dass sie aus vielen folliculi besteht,
welche senkrecht auf ihrer Oberfläche stehen , sich durch
sackförmige Erweiterungen an den Wänden auszeichnen und
ihre Oeffnungen in den eben erwähnten Löchi-rn haben.
An dem Mantel, um etwas von dem zweiten Haupttheile
des Körpers hinzuzufügen , fehlen die beiden Hervon agun-
gen, die an seinem unteren Theile hei dem weiblichen Thiere
vorhanden sind *""•"■). Der drüsenarlige, aus vielen Platten
zusammengeselzte Theil, der bei dem weibliciien Nautilus an
der Stelle an die Innenseite des Mantels geheftet ist, fehlt
*) Diese Tcntalieln zeigen dem unbewaffneten Auge eine Struk-
tur, welche mit der, wie sie bei den gevvöhniiclicn Tentakeln unter
dem Mikroskope wahrgenommen wird, ühcreinsliinmt. Vgl. R, Owen,
Un Ihe struclure and homology of ihe cephalic tenlaclcs in ihe peariy
Kautilus. Annais and »lag. of nat. hist. XII. 1843. p. 308.
•^*) Owen 31cmoir p. 9. Fl. 1. e Fi. II. f. I. c ; vergl. meine Ab-
bildungen Transact. of Ihe zool. Sjc. IV. I. Fl. 5 b. Fl. ö. fig. 3 h h.
Beitrag zur Anatomie von I^autilus roinpilius. 89
bei dem mannlichen Nautilus, wodurch also Owen*s Meinung^
bestädgt wird, der diesen Theil als in Verbindung mit den
Forlpflanzungsorganen betrachtete und ihm die Absonderung
einer Umldeidung der Eier zuschrieb *"*). Ferner kommt
es mir vor, dass der Mantel bei dem männlichen Nautilus
kürzer ist, und die Augen fast unbedeckt lässt, während der
Rand des Mantels bei den weiblichen Exemplaren über die
Mitte der Vorderfläche der gestielten Augäpfel hinläuft **).
II.
Männliche Fortpflanxungsorgane des Nautilus.
Wenn wir, nach Zurückschlagung oder Wegschneidung
des Mantels , den Nautilus an der Unterseite betrachten, dann
finden wir bei diesem Thiere einen Raum oder eine Höhle,
die von der E)ingewei(!ehöhle abgeschieden ist , und die vier
Kiemen enthält. Die La^e der in diesem Kiemensacke sieht-
baren Theile kommt bei dem männlichen Nauiilus im Ganzen
mit der der gleichnamioren Theile bei dem weiblichen Thiere
überein. Die Ruthe liegt aber nicht oder kaum zu unserer
*) „X glandulär apparatus . . . . , which , if not peculiar to,
is in all probability more strongly developed in the female than in
thc male Nautilus Pompilius," p. 9. S. ferner die Beschreibung die-
ses Theiles ebend. p. 43.
**) Anmerkung des Herausgebers. Als der Verf. diese Ab-
handlung veröfienllichte , kannte er die Arbeit von Steenstrup
noch nicht, weiche ich im vorigen Jahrgange in der Uebersetzung
milgetheilt habe. Er würde sonst unzweifelhaft in dem Spadix einen
hectocotylisirten Arm erkannt haben, der "hier an der linken Seite im
ersten Paare liegt. Diese Thatsache redet der V al en c ien n es'schen
Ansicht sehr das Wort, nach welcher die inneren acht Zipfel den
Armen der Dibranchiaten, die sogenannten Tentakeln oder Fühierchen
den Saugnäpfen entsprechen. Selbst diejenigen, welche, wie unser
Verfasser, bisher der V a 1 e n ei e n n e s'schen Deutung abhold waren,
möchten sieh durch die Vergleichung der von Steenstrup soge-
nannten hectocotylisirten Arme mit dem Spadix van der lloeven's
umstimmen lassen.
90 vanderHoeven:
Linken, wie die Eierleiteröffnun^ oder Vulva bei dem Weib-
chen*), sondern beinahe genau in der Mittellinie, zwischen
dem After und dem Trichter. Diese Ruthe ist von einer
stumpfkegelförmigen Gestalt ; an der Rückenfläche ist sie fast
bis an ihr Ende an die Haut festgewachsen, welche zwischen
zwei grossen Muskelsäulen (den grossen Schalenmuskeln) aus-
gespannt ist , und wodurch die Eingeweidehöhle von dem
Kiemensacke getrennt wird. Zu unserer Linken, also — da
wir das Thier hier von der Unterseite sehen ■ — an der rech-
ten Seite des Thieres, unterscheidet man, zwischen dem After
und der ersten Kieme , an dem Grunde des Penis, eine ge-
wölbte Erhabenheit , welche durch eine darunter liegende
Blase (dem Spermatophoren-Sack) verursacht wird.
Betrachten wir ferner, bevor wir diese äusseren Theile
ferner verfolgen, die inneren Fortpflangungsorgane. Sie be-
stehen hauptsächlich aus zwei Drüsen , beide von ansehnli-
cher Grösse. Wenn wir den Sack, der die Eingeweide ent-
hält, von der Rückseite öffnen, dann finden wir in dem Hin-
terende dieses Sackes , links von dem Muskelmagen , die
grösste dieser beiden Drüsen, die jedoch grossentheils durch
die Leberlappen und rechts auch ein wenig vom Magen be-
deckt ist. Diese Drüse, welche nach Analogie mit den übri-
gen Cephalopoden für den Hoden gehallen werden muss **),
ist in eine dünne weisse Haut eingeschlossen, wie auch die
übrigen Eingeweide durch eine solche Umkleidung alle be-
sonders eingeschlossen sind *"**"**'^ ). Diese Drüse hat eine
*) Das ist an der rechten Seite des Thieres, welches in dieser
Lage den Rücken von uns abkehrt. S. meine Abbild. Transact. of the
zool. Sog, 1. 1. PI. 7. fig. 4.
*■*) An derselben Stelle, wo bei dem männlichen Nautilus der
Ilode liegt, ist bei dem weiblichen Thiere das Ovarium angebracht.
Owen sagt zwar, dass der Muskelmagen im Grunde des Eingeweide-
sackes links und der Eierstock rechts liege (Memoir on Ihe pearly
Nautilus p. 26. §.4), aber dies ist nur auf die Lage bezüglich, in der
das Thier untersucht und abgebildet ist, nämlich auf dem Rücken lie-
gend und von der Bauchseite gesehen.
*) Das Mikroskop zeigt in dieser Haut feine Längsfasern und
einige, wenig zahlreiche Querfäden, mit zerstreuten Körnchen oder
Kernen.
Beitrag zur Anatomie von Nautilus Pompilius. 91
Länfje von etwa 7 Cenliinetern, und an ihrem breitesten Theile
eine Breite von 4 Centimetern ; sie übertrifft alle übrigen
Eingeweide, die grosse Leber allein ausgenommen , an Um-
fang, und reicht mit ihrem Vorderrande bis an das Herz,
nimmt also fast die ganze Länge des Eingeweidesackes ein.
Sie hat eine platte eiförmige Gestalt und ist an der linken
oder Aussenseite durch einen , besonders von oben kugelig
hervortretenden Rand umschrieben. Hat man die dünne, aber
feste Bekleidung von diesem Theile weggenommen, dann er-
scheint der Hode von einer bräunlichgelben Farbe^, und man
sieht, dass er in eine untere und obere Hälfte, und durch
schiefe Quergruben in einige lose verbundene Lappen ge-
theilt ist. Er ist aus einer Menge Acini zusammengesetzt,
die sich auf der Oberfläche mit ihren blinden Enden als
weisse Flecken darstellen. Die eigentliche Zusammensetzung
des Gewebes dieser Acini ist mir nicht deutlich geworden ;
das Mikroskop zeigte nichts als eine körnige Masse. Inner-
halb des Hodens sieht man weisse Röhren, die in einen
rechts verlaufenden Kanal (vas efferens) zusammenlaufen. Die-
ser Kanal verlässt das Gewebe des Hodens , verläuft eine
kurze Strecke in dem Umhüllungssack und endigt in eine
platte, kegelförmige Hervorragung mit einer kleinen schiefen
OefTnung. Der Rand dieser Papille zeigt strahlenförmige
Falten und ist mit der Umhüllung des Hodens innig verbun-
den, welche von der erwähnten OefTnung durchbohrt ist.
Ueber und rechts vom Hoden liegt eine zweite Drüse von
platter Gestalt, länglichrund und kleiner als die erste '*^> Sie
besteht zum Theil aus vielen kleinen , an plattenarlige quere
Zwischenwände gehefteten Läppchen, die aus mikroskopischen,
fingerförmigen blinden Schläuchen gebildet sind, deren Wände
aus cylinder- oder kegelförmigen Zellen (Cylinderepithelium)
bestehen. Im Vorderende dieser zweiten Geschlechtsdrüse
ist ein quergestelltes Säckchen eingeschlossen , das von un-
*) Es ist jetzt klar geworden, dass es diese zweite Drüse war,
welche ich an dem unvollständigen Exemplare, das ich 1847 unter-
sucht hahe , für den Hoden ansah („eine runde ölasse, die aus der
Bauchhöhle fiel." Tijdschr. uitgeg. door de eerste klasse van het Icon.
Kedeil. Instituut L p. 72;.
92 vanderHoeven:
ten von ihrem Gewebe frei umgeben wird. Hinter diesem
Bläschen zeigt sich ein milchweisser Körper, worin ich erst
später, aufmerlisam gemacht durch Dr. J. A. Bogaard,
Prosector an der Leydener Universität, der mit mir die
Geschlechlslheile des Naulikis untersuchte, die Windungen
einer Röhre erkannte. Es ist mir geglüclit, den Verlauf die-
ser Röhre weiter zu verfolgen, was, da sie innig mit dem
Gewebe der Drüse zusammenhängt, und grossentheils im In-
nern dieses Gewebes verborgen liegt, einige Schwierigkeit
hat. Mit ihrem Vorderende kommt diese Röhre zwischen
einem zweizipfeligen Wärzchen rechts von dem oben er-
wähnten Bläschen hervor , nimmt dann erst gegen den Hin-
terrand des Bläschens ihren Verlauf nach links, bildet dar-
auf starke Verwickelungen, die nach unten und oben gehen,
und dicht bei einander liegen, gehl dann weiter, dicht längs
dem rechten Rande der Drüse, nach hinten, dringt wiederum
mehr in die Tiefe und endet endlich als ein feiner Kanal von
etwa Vj^^"^ Durchschnitt. Die für das blosse Auge kaum
sichtbare OefTnung dieses feinen Kanales liegt an der linken
Seite der Drüse, welche daselbst eine längliche Grube zeigt
gegenüber der kegelförmigen Hervorragung, worin das Vas
deferens des Hodens ausmündet. In dieser Grube wird das
erwähnte kejreirörmioe Ende in der natürlichen Lajje der
Theile aufgenommen , und in ihrer Tiefe ist eine längliche
Spalte, welche zu einer kleinen Höhlung der Drüse führt,
die mit einer Haut, die schwache LüngsfaUen besitzt , jedoch
übrigens glatt ist, bekleidet wird. Oben in diesem Räume
ödnet sich das dünne Ende des verwickelten Kanales. Die-
ser Kanal ist also die abführende Röhre (vas deferens), und
die zweite Drüse ist deshalb zum Theil als die Umhüllung
dieser abführenden Röhre anzusehen. Aber diese Röhre ist
zugleich der Abzugskanal der Absonderung dieses Drüsenge-
webes, durch welches es hindurehtrilt, und unzweifelhaft ist
sie noch ausserdem selbst der Sitz einer Absonderung, weil
ihre Wände dasselbe Cylinderepithelium darbieten , wie die
Acini der umgebenden Drüse. Diese Wände sind, besonders
in dem oberen Theile, sehr dick, so dass der innere Raum
in keinem Verhallnisse zu dem äusseren Umfang stellt. Die-
ser hat im J\lillel zwei Miilim. im Ouerschnilt; nach vorn z'i
Beitrag zur Anatomie von Nautilus Pompilius. 93
wird die Röhre von grösserem Uiiifange, oLwohl nicht gleich-
massig; zwei Haufiterweitcrungen , die sie zeigt, haben im
Querschnitte drei Millim. Weite.
Das Bläschen, wovon wir oben sprachen, bildet ein
nach links blind endigendes Diverticulum. Die Innenfläche
dieses Bläschens hat an der rechten Seite viele vorspringende
Querfallen, und zeigt hier eine kleine zweite Oeffiiung, die
unmittelbar über dem Ende des Vas deferons liegt; rund um
diese Oefl'nung bilden die erwähnten Falten einige Kreise.
Sie ist das unterste Ende einer 4 bis 5 ÖJillim. langen Röhre,
deren Umfang etwa drei MilÜm. beträgt. Diese Röhre hat
ziemlich dicke Wände, und zeigt auf ihrer Innenfläche Längs-
falten. Sie führt zu dem Spermophoren- Sack *"), einer run-
den Blase, mit ziemlich festen Wänden, so dass sie auch im
völlig leeren Zustande nicht zusammenfällt. Die innere Höhlung
dieser Blase besitzt zahlreiche vorspringende Längsfalten,
und wird durch eine schiefe Zwischenwand mit einem freien
Vorderrande in zwei von oben mit einander zusammen-
hänoende Höhlen oelheilt. Diese Blase ffeht unmittelbar in
den Rulhenkanal (Urethra seminalis) über, welcher auch stark
vorspringende Längsfalten zeigt. Die dicken Wände dieses
Kanales, die den Penis bilden, bestehen aus einem ziemlich
festen Gewebe; auf der zerspaltenen Oberfläche bemerkt man
einige runde Löcherchen, die durchschnittene Blutgefässe
zu sein scheinen. An dem Ende des Penis zeigt sich das
Ende der Urethra seminalis als eine Queröfl'nung, von einem
dicken Rande umgeben, der durch Einkerbungen in einige
Höckerchen gethellt wird; an der nach unten gekehrten
Fläche sind besonders zwei dergleichen Höcker deutlich zu
unterscheiden.
In einem von mir untersuchten Exemplare , welches in
der Periode der Geschlechtserregung^ gestorben war, sah ich
den Spermophoren-Sack durch seinen Inhalt stark gespannt,
den ganzen Raum zwischen dem After und dem Grunde der
Rulhe neben der vorderen rechten Kieme einnehmen, wäh-
*) Die französischen Schriftsteller über die Anatoinie der Ce-
phalopoden nennen diesen Theil poche needhamienne, nach Need-
ham, den man als den Entdecker der Spermophoren anzusehen pflegt.
94 vandcrllocvcn:
rcnd eine Spcrmopliore den Penis anfüllte und zum Theil
aus seiner Ocffnung zum Vorschein kam.
Die von mir bei Nautilus gefundenen Theile zeigen im
Ganzen denselben Typus, welchen wir in den männlichen
Geschlechtstheilen der zweikicmigen Cephalopoden bemerken.
Der Kanal , den wir als Vas delerens angedeutet haben,
kommt in seinem obersten weiteren , mit dicken Wänden
versehenen Theile mit dem Theile überein, welchen Cuvier
bei Octopus als Vesicula seminalis anspricht. Das Bläschen,
worin diese Röhre endigt, kann mit dem Theile verglichen
werden , den dieser berühmte Anatom und Andere nach
iiim als Proslata betrachten, obgleich es mit mehr Recht
für eine Vesicula setninalis gehalten werden kann. Das Drü-
sengevvebe, welches das Vas deferens umgiebt und bedeckt,
scheint bei den übrigen Cephalopoden zu fehlen. Durch die
Kleinheil des S|)ormophorensackes und einige andere Ei-
genlhümlichkeiten nähert sich üclopus, mehr als Sepia und
Loligo, an Nautilus an; auch in den Spermophoren ist eine
nähere Verwandtschaft von Nautilus mit Octopus, als mit den
zehnarmigen Ce[dialopoden anzugeben.
In dem Oberende des abführenden Kanales (dem Theile,
welcher der Vesicula spermatica der Schriftsteller entspricht)
fand ich bereits unvollkommene, noch sehr weiche Spermo-
phoren; sie waren mehr entwickelt in der kleinen Blase,
worin der Kanal endigt; aber eine grössere Festigkeit und
eine bestimmte Verwickelung in spiraligen Windungen be-
kommen sie erst in dem Sack, worin sie sich unter dem Penis
ansamtneln.
Aus diesem Needhamschen Sack, der unzweifelhaft con-
tractu ist, werden die Spermophoren in den Kanal des Penis
und von da in den Kiemensack gebracht. Daraus gelangen
sie, sei es durch den Trichter, sei es längs dem freien Man-
telrande , nach oben zu den verschiedenen Theilen , die als
fühlertragende Zipfel die muskulöse Mundmassc umgeben.
Dass dort die Spermophoren, bevor sie aus der Schalen-
öffnuno- herausgehen, um in die Schale eines weiblichen Nau-
tilus zu gelangen, einige Zeit verbleiben, ist mir zur Gewiss-
heit geworden. Bei drei Exemplaren habe ich sie dort an-
getroifen, und in allen an derselben Stelle. Es war namenl-
Beitrag zur Anatomie vun ?(autilus Fompilius. 95
lieh an der Rüekseile, iinler der Knppe, und zwar zwischen
den beiden kleineren ersten Fühlerchen der beiden Pro-
cessus labiales, während die der linken Seile sie als zwei
Finger umgaben, und davon eine Höhlung am Grunde des
rechten luhlerlragenden Lappens, durch eine die Spermopho-
ren umschliessende Blase eingedrückt war. Also liegen
die S p e r m 0 p h 0 r e n iii e r nicht unbedeckt, son-
dern sind in einer runden braunen Blase e i n o- e-
schlössen, die etwa 18 Millim. lang und 15 J\liiliin. breit
ist, und deren Wände aus drei bis vier auf einander liegen-
den structurlosen Häuten bestehen.
Ich halle diese Umhüllung der Spormophore für eine der
bcmerkenswerthesten Eigcnlhümliclikciten, welche ich bei der
Untersuchung des männlichen Nautilus kennen gelernt habe.
Das Einschliesscn di'r Spermophoren in dieses r)läschen mus5
nolhwendig staltgefunden haben, nachdem sie durch den ViS-
nis gegangen sind. Selbst wenn ich nicht, wic^ oben er-
wähnt, Spermophoren in dem Kanal des Penis wirklich an-
getroffen hätte, die nech , nicht in einem solchen Bläschen
eingesclilossen waren, so würde doch die anselinliche Grösse
der Blase gegen die Möglichkeit eines Durchganges durch
den Kanal streiten. Die Häute dieser Blase werden also aus-
serhalb der Eingeweide abgeschieden. Aber durch wel-
che Theile geschieht diese Abscheidung? Auf diese Frage
kann ich nur durch eine Vermulhung antworten. In dem
Kiemensacke sieht man nichts, was die Abscheidunir bewir-
ken könnte. Aber an dem anderen Haupitheile des Körpers
sind zwei Organe, welche hier in Betracht kommen können.
Man könnte erstens meinen, dass die vielen Fallen des hin-
ter dem Unterkiefer unter dem Schlünde liegenden Organcs
zur Abscheidung dienen könnten. Zweitens muss hier die
runde drüsige Scheibe in Betracht kommen, die auf der Aus-
senfläche des Spadix liegt. Während es unsicher ist, ob der
erstgenannte Theil eine secernirende Verrichtung ausübt,
kann über eine solche Verrichluno- bei dem zweiten kein
Zweifel sein. Daraus folgt aber nicht, dass die Abscheidung,
die in der erwähnten Scheibe stattfindet, gerade zur Bildung
des Bläschens, welches die Spermophoren einschliesst, dienen
muss. Wäre es mir geglückt, in einem Exemplare Spermo-
96 vanderUoeven:
phoren auf dem Wege von dem Kiemensack nach der Rück-
seite des Thieres anzutreffen, dann würde diese Sache einer
näheren Entscheidung- fähig sein.
Ich bin nicht im Stande zu erklären, wie das Dläschen
mit Spermophoren aus der Schale des männlichen Thieres
ausgeworfen wird. Eine wirkliche Begattung kann hier nicht
stattfinden; nicht allein ist hierzu der Penis zu tief im Man-
tel ffcleofen und zu kurz, sondern ausserdem zeigt die Um-
hüilung der Spermophoren , dass das Auswerfen des Sperma
durch den Penis bereits einige Zeit der Befruchtung vorher-
geht. Ich glaube mich nicht zu irren, wenn ich in der Ein-
hüllung der Spermophoren ein Mittel sehe, um das Sperma
einige Zeit zu bewahren und gegen die Wirkung des See-
wassers zu beschirmen, bis es auf den Ort seiner Bestimmung,
den Kiemensack des weiblichen Nautilus, gekommen ist.
Wir wollen zum Schlüsse noch etwas über die Struktur
der Spermatophoren *) oder Spermophoren miltheilcn, soweit
diese bei Exemplaren, die lange in Weingeist gelegen haben,
untersucht werden können. Es ist bekannt, dass das Sperma
der Cephalopoden in besondere grosse Körperchen einge-
schlossen ist, welche unser Swammerdam zuerst bei
Sepia olficinalis als „weisse und zarte Federchen, die sich
im Wasser bewegen und aufplatzen" *"*) beschrieb, und wel-
che Needham bei Loligo näher untersuchte, wodurch sie
auch später den Namen Corpora Needhamiana bekommen
haben. Ich fand in dem eben beschriebenen Bläschen, wel-
ches unter der Kappe lag, stets nur eine einzige Spcrmo-
phore, und darf nicht annehmen, dass es deren zwei fassen
könnte. Die Spermophore ist von einer ungewöhnlichen
Länge und liegt in dem Bläschen in vielen Windungen auf-
gerollt, wie ja auch die Spermophoren bereits in der Vesicula
seminalis aufgewunden sind. Es ist mir geglückt, eine von
ihnen zu entrollen, aber nicht ohne dass einige Stücke ab-
brachen, und ich kann daher die Länge auf reichhch 27 Cen-
*) üuvernoy verändert diesen Namen in den von Spermo-
phoren; mit einer geringen Modificirung, gemäss der Erläuterung eines
berühmten Hellenisten, schreiben wir lieber Jjpermophoren.
**") Biblia naturae p. 896.
Beilrag zur Anatomie von Nautilus Poinpiiius. 97
timeler festsetzen. Dr. Booi^aard setzt die Län^e einer
nnderen durch ihn gemessenen Spermophore selbst auf 34
Centimeter. Diese ansehnliche Länge ist nicht ganz ohne
Beispiel bei den übrigen Cephalopoden; Milne Edwards
fand die Spermophoren bei Octopus vulgaris 8 Centimeter
lang •^'3 und R. Leuckart fand bei Octopus Carenae die
Spermophore drei Fuss lang **«*). Die Spermophore von Nau-
tilus ist ein walzenrundes Röhrchen, nicht überall gleich dick,
durchschnittlich 1mm. ; an beiden Enden läuft es schmal aus.
Das schmälste Ende zeigt eine kleine Umbiegung unter einem
spitzen Winkel ; dieser umgebogene und dünne Theil ist etwa
3mm. lang. Die Spitze endlich bot in einem Exemplare noch
einen mikroskopischen Anhang dar, der in zwei Zipfelchen
gespalten zu sein schien und unter einem rechten Winkel
von dem früher genannten dünnen Theile abging.
Die Farbe der Spermophore, so wie sie ausser dem
Penis vorkommt, ist braungelb, innerhalb der Höhle der Sper-
mophore liegt ein bandförmiger, mit dem blossen Auge schon
sichtbarer Faden von etwa Yj^mm. Breite. Dieser Faden ist
platt und in dichten Kreisen spiralförmig gewunden, wie der
Spiralfaden in den Tracheen der Insekten. Sie besteht gros-
sentheils aus Spermatozoiden , die mit ihren haarförmigen
Enden an den in der Mitte liegenden structurlosen Faden
geheftet sind -'•-"•^^). In Betreff des Uebrigen verweise ich
meine Leser auf die sorgfältigen, hinter dieser Abhandlung
folgenden Untersuchungen des Dr. Boogaard, und lasse
meine nicht vollendeten Aufzeichnungen lieber ganz weg,
als dass sie bei dem Leser durch verschiedene Auffassung
vielleicht zu einer unsicheren Ansicht und zu Verwirrung
führen möchten.
*) Annales des sciences nat. , sec. Serie, Tom. XVIII. 1842.
Zool. p.339. pl. 14. fig. 1.
***) Zoologische üntersucliungen, drittes Heft, Giessen 1854. p. 98.
Note 2.
***) Was ich früher als platte, länglich eirunde, mikroskopische
Körper, die an dem Faden hingen, beschrieb (Tijdschr. van de Eerste
Kl. van het Koninkl. Nederl. Instituut. I. p. 72) betrachte ich jetzt als
abgerissene Fasern des Spiralbandes.
Archiv f. Naturgesch. XXIII. Jahrg. 1. Bd. 7
9$ vanderlloeven:
Der Bau der Corpora Needhamiana bei dem Dinten-
fische (Sepia officinalis) ist genau untersucht durch C. G.
Ca[rus, der aber seine Beschreibung unler dem Eindrucke
einer verkehrten Vorstellung verfasst hat, als habe er hier
ein thierischcs Wesen, einen parasitischen Wurm vor sich ^^).
Vielleicht kann man mit dem, was er als Vormaocn und Ma-
gen seiner Needhamia expulsoria beschreibt, die Theile in
dem dünnen Ende der Spermophore von Nautilus vergleichen.
Nach dieser Beschreibung haben wir von Peters und
Milne Edwards ^"*) und von dem bis zu seinem Tode
unermüdeten D u v e r n o y ■'"**"•*"* ) vortrelfliche und ausführliche
Beobachtungen über die Spermophoren bei verschiedenen Ce-
phalopoden erhalten. Bei dem nicht frischen Zustande der
von uns untersuchten Exemplare kann aber eine Vergleichung
mit diesen Beobachtungen nicht sehr fruchtbar sein. An Ue-
I)ereinslimmungspunkten fehlt es sicher nicht, und, so weit
ich nach dem gegenwärtigen Zustande unserer Kenntniss ur-
theilen kann, sind es besonders die Spermophoren von Octo-
pus, welche die nächste Analogie mit denen von Nautilus
haben. Durch ihre aussergewöhnliche Länge unterscheiden
sich aber die Spermophoren von Nautilus von den meisten,
und durch ihre Aufrollung in dichten Windungen von allen
bisher beobachteten Needham'scben Körpern.
*) Pieerlhaniia expulsoria Sepiae officinalis. Beschrieben und
abgebildet von Dr. C. <i. Carus, Act. Acad. Leop. Capol Vol. XIX.
Pars I. 1839.
**) Diirch den Letzterea naitgetheilt in den Annales des Sc. nal.
1. 1. p. 331—347.
***) Mem. de l'Acad. des sciences XXIII. 1850. Besonders ab-
gedruckt unter dem Titel : Fragments sur les organes de generation
de divers animaux p. lll — ll4, wo man auch eine vollständige hi-
storische Uebersicht über diesen Gegenstand antrifi't, womit man das
vergleichen kann, was vor mehreren Jahren von F. S. Leuckart
in seinen Zoologischen Bruchstücken, II. Stuttgart 1841. p. 93 — 103
gegeben ward. Bei Nautilus ist die Spermophore fast ganz von deai
r«9ervoir spermatique eingenomraea, welches spiral g^wuwJep ist; der
appÄFeil ejaculatoire nimmt, wenn, überhaupt: anwesend, nur einen
kleine» iVau-m ein.
Beitrag zur Anatomie von IN'autilus Pompilius. 99
Mikroskopische Untersuchung der Spermophoren
von Nautilus Pompilius.
Von
Die Gestalt der Spermophoren ist im Allgemeinen wal-
zenförmig, während sie nach den beiden Enden spitz zulau-
fen ; öf(ers sieht man aber (besonders an der concaven Seile
der zahlreichen Windungen) eine oder mehrere Längsfalten in
ihrer Umhüllung. In der Nähe der Enden sind die Spermopho-
ren weniger oder mehr abgeplattet, und an dem einen Ende,
das sich durch eine geringere Dicke unterscheidet, obenein
hakenförmig gebogen; sie endigen, wie es scheint, an bei-
den Seiten mit einem feinen aber ziemlich festen, spitz aus-
laufenden Anhange von ungefähr 1,5mm. Länge und an sei-
nem Ursprünge 0,3mm. Dicke.
Die Windungen der Spermophoren haben eine gewisse
Regeln^fässigkeit: die beiden Hälften sind jede besonders ge-
wunden und so zu einander gebogen, dass der mittelste
Theit der Spermophore an einem der Enden der länglichen,
gewundenen Masse liegt; dieser Theil kommt auch zuerst
aus dem Penis zum Vorschein. — Die Ursache dieser Eigen-
thümlichkeit ist offenbar in der Gestalt des Spermophorcn-
sackes zu suchen, der unmittelbar hinter dem Penis liegt;
wenn die Spermophore in diesen Sack kommt, wird das Ende,
welches zuerst aufgenommen wird, allmählich über den Rand
der Zwischenwand in die zweite Abtheiltung des Sackes ge-
drängt, während das andere Ende später die erste Abtheilung
anfüllt; der mittelste Theil der Spermophore kommt dann von
selbst in das vorderste Ende des Sackes bei dem freien Ende
der Zwischenwand zu liegen und muss also auch wohl zuerst
in den Penis und wieder aus diesem zum Vorschein kommen,
da die längliche Gestalt des Knäuels , welche die gewundene
Spermophore bildet, und das enge Anschliessen der Penis-
wand eine Umdrehung verhindern.
lÜO van der llocven:
Zwischen den Windungen liegt ein weisser, sclileimi-
gfer Stoff. — Die Länge einer von mir gemessenen Spermo-
phore betrug 34 Cenlim., die Dicke in der Mitte ungefähr
1,25 Millim. — Die Farbe wechselt zwischen Graugelb und
Dunkelbraun ab: diese letztere Farbe findet man aber nur an
Spermophoren, die in oder bereits ausser dem Penis sind.
— Die F'estigkeit der Spermophoren ist sehr verschieden nach
der Stelle, wo sie angetroffen werden; kurz nach ihrer Bil-
dung sind sie äusserst weich, wenn sie in den Penis gekom-
men sind , werden sie viel fester , und die, welche in dem
Bläschen ausser dem Penis angetroffen werden, sind ziem-
lich hart und einigermassen elastisch, aber brechen doch sehr
leicht. Dies alles gilt natürlich nur von in Weingeist auf-
bewahrten Exemplaren, da ich keine andere untersuchen
konnte.
Die Thelle, woraus die Spermophore zusammengesetzt
ist, sind: eine äussere und eine innere Hülle und ein
Inhalt, worin sich ein grossentheils aus Spermatozoen ge-
bildetes Spiralband und einige meist amorphe Stoffe, die
den Raum zwischen dem Spiralbande und den Hüllen der Sper-
mophore anfüllen, unterscheiden lassen.
Die äussere Hülle ist eine structurlose , ziemlich harte
aber zugleich zerbrechliche, sehr wenig dehnbare Haut, im
Mittel 0,03 Millim, dick (die Dicke wechselt zwischen 0,1
und 0,005 Millim. ab); sie ist bald farblos und dann heller
durchscheinend , bald gelb oder auch wohl dunkelbraun ge-
färbt. Die äussere Oberfläche dieser Haut ist glatt, die in-
nere zeigt öfters quere Hervorragungen , die zwischen den
Falten der inneren Hülle liegen. Diese letzte ist eine viel
dünnere (0,001 — 0,003 Millim.) und auch structurlose Haut,
die aber zahllose Querfalten zeigt. Sie lässt sich sehr schwer
anders als in kleinen Fragmenten absondern , da sie ziemlich
fest mit der äusseren Hülle zusammenhängt, und sehr leicht
in der Richtung der Falten zerreisst.
Der Raum , welcher zwischen diesen Hüllen und dem
Spiralbande übrig bleibt, wird grossentheils durch einen
helleren , vollkommen farblosen , ziemlich festen Stoff ange-
füllt, der überall zwischen die Falten der inneren Hülle
und die Windungen des Spiralbandes eindringt. In diesem
Beitrag zur Anatomie von Pfautilus Fornpilius. lUl
Stoffe lieg-en zahllose, meistens längliche und zuweilen ab-
geplattete Körperchen von sehr verschiedener Grösse (0,002—
0,01 Millim. breit und 0,002—0,04 Millim. und selbst 0,06 Mil-
lim. lang), die aus einem festen, stark lichlbrechenden, farb-
losen Stoffe bestehen ; der grosseste Durchmesser dieser Kör-
perchen liegt immer quer. — Ausser diesen Stoffen kommen
noch zwei andere vor , die vielleicht nur bei in Weingeist
aufbewahrten Exemplaren gefunden werden, und die ich also
nur beiläufig erwähnen will, nämlich: 1) ein feinkörniger,
wenio- durchscheinender Stoff, der besonders öfters auf der
inwendigen, aber zuweilen auch auf der auswendigen Ober-
fläche der inneren Hülle gefunden wird; und 2) ein hellerer,
stark lichtbrechender , fester Stoff, der in unregelmässigen
Stücken von allerlei Grösse und Gestalt, meist dicht an dem
Spiralbande anliegt, und aus diesem seinen Ursprung zu neh-
men scheint.
Der wichtigste Theil des Inhaltes der Spermophoren ist
unzweifelhaft das Spiralband , das in queren aber übrigens
sehr unregelmässigen Windungen den grössten Theil der Höh-
lung der Spermophoren erfüllt. Die Breite dieses Bandes
beträgt 0,04— 0,06 Millim. , die Dicke 0,012 Millim.; die
Farbe ist bei auffallendem Lichte gelblich weiss , bei durch-
fallendem Lichte dunkelgelb. Seine Festigkeit ist sehr an-
sehnlich; man kann bequem Stücke von zehn und mehr Cen-
timetern Länge an dem einen Ende aufnehmen, ohne dass
der Faden bricht. Dieses Spiraiband liegt, wenn es nicht
den ganzen Raum einnimmt, selten mitten in dem Lumen der
Spermophore, sondern fast immer dicht an eine Seite gedrängt.
Man kann an dem Spiraibande eine Hülle und einen
Inhalt unterscheiden ; die erste wird durch ein feines (höch-
stens 0,002 Millim. dickes) vollkommen siruclurloses Häut-
chen gebildet, welches ziemlich fest mit dem Inhalle zusam-
menhängt: dieser letzte besteht grossenlheiis aus Spermato-
zoen, deren sogenannte Schwänze mit einem, in der Mitte
des Bandes liegenden Faden so ganz verschmelzen, dass sie
in den meisten Spermophoren nicht mehr sonderlich wahrzu-
nehmen und auch nicht zu isoliren sind: nur bei kaum gebil-
deten Spermophoren konnte ich an einzelnen Stellen einen
structurlosen Faden und die daran liegenden Spermatozaen
102 vanderHoeven:
unterscheiden. Die vorderen Enden liegen an der Oberfläche
unmittelbar gegen das umhüllende Häutchen des Spiralbandes:
man kann von da ab die Spermatozoen als sehr feine, aber
scharfgezeichnete Fädchen noch eine Strecke weit nach der
Mitte des Bandes mit dem Auge verfolgen; sie laufen erst
schräg nach innen und dann fast longitudinal. An ihrem
freien Ende sieht man keine deutliche Grenze zwischen ei-
nem Kopfe und Schwänze, sondern nur eine sehr geringe,
kaum merkliche Verdickung und zugleich eine Art von Va-
ricosität.
Was das Verhalten der verschiedenen zusammensetzenden
Theile an den Enden der Spermophoren betrilTt, so muss ich
erstens bemerken, dass die beiden Enden darin keine sehr
bemerkenswerihe Verschiedenheit darboten. Das Spiralband
erstreckt sich von einem Ende zum andern , und lässt sich
am dünnen Ende bis zu der erwähnten hakenförmigen Krüm-^
mung, bei dem anderen Ende bis unmittelbar an die Basis
den Anhanges , der nicht gebogen ist, wie an dem dünnen
Ende, verfolgen. Die Höhle der Spermophore schien sich,
allmählich enger werdend, zu diesem Anhange zu erstrecken :
ich habe dies Ende aber nur einmal in einem gut conservir-
ten Exemplare untersuchen können, und kann also nicht be-
haupten, ob die dort bemerkten Eigenlhümlichkeiten bestän-
dig vorkommen. An dem anderen (dünnen) Ende ver-
engt sich die Höhlung bei der kakenförmigen Krümmung
plötzlich zu einem sehr feinen , spiralig gewundenen Kanal,
der sich nach wenigen Windungen an der Basis des An-
hanges dem Auge entzog. Vielleicht ist daher dies dünne
Ende geschlossen und das andere offen , oder wird we-
nigstens leicht durch das Abbrechen des feinen Anhanges
geöffnet. Die innere Hülle schien mir sich eben so weit wie
das Spiralband zu erstrecken; weiterhin sah ich nur noch
die äussere Hülle; die Dicke der Hüllen ist in der Nähe
der Enden sehr veränderlich. — Von einem Ejaculalions-Ap-
parate (\\\e er in den Spermophoren anderer Cephalopoden
vorkommt), habe ich nichts gefunden; ich kann jedoch kaum
glauben, dass die Aufbewahrung in Weingeist daran Schuld
sein sollte, weil doch irgend eine Spur davon übrig geblie-
hen sein würde. Ob dieser Mangel eines Ejaculalionsappara-
Beitrag zur Anatomie von Nautilus Ponipilius« 103
les in irgend einer Verbindung mit dem Bläschen steht, worin
die Spermophoren des Nautilus, nachdem sie aus dem Penis
gekommen sind, eingeschlossen werden, lässt sich vermu-
then , aber vorläufig- schwerlich beweisen.
Die Bildung der Spermophoren findet unzweifelhaft gros-
senlheils in [dem Vas deferens statt, da sie bereits in dem
Säckchen, in welches dieser Kanal mündet, alle zusammen-
setzenden Theile besitzen; jedoch sind daselbst die Hüllen
noch sehr weich, und ebenso der SlofT, welcher zwischen
diesem und dem Spiralbande liegt, woher es kommt, dass man
dieses Band in langen Stücken aus der Spermophore hervor-
ziehen kann, was bei den festeren Spermophoren ohne Hülfe
von Reagenlien nicht möglich ist.
Die Stoffe, woraus die Spermophoren bestehen, sind im
Allgemeinen nicht sehr empfindlich gegen Reagentien. Es-
sigsäure, verdünnte Schwefelsäure und selbst Salzsäure blie-
ben fast ohne einige Wirkung. Salpetersäure giebt allen
Theilen der Spermophore (ausser, wie es scheint, den erst-
erwähnten , zwischen den Hüllen und dem Spiralbande lie-
genden Stoffen) eine heller gelbe Farbe, die später durch
Zusatz einer Kaliauflösung in Orange übergeht, während
fast Alles aufgelöst wird. Bei einzelner Behandlung mit Kali
Cl + 20 aq. ) wird erst der so eben erwähnte Stoff auf-
gelöst, wodurch die darin liegenden länglichen Körperchen
frei werden; später werden auch die Hüllen aufgelöst; das
Spiralband bietet den längsten Widerstand , aber wird sehr
durchscheinend und scheint dann ganz struclurlos zu sein. —
In Aelher gekocht erleidet das Gewebe der Spermophoren
keine Veränderung.
Das Bläschen, worin die Spermophoren ausserhalb des
Penis eingeschlossen sind, wird, selbst nach 24 Stunden, durch
eine Auflösung von I Theil Kali in 9 Theilen Wasser wenig
oder gar nicht verändert; ebenso wenig durch die meisten
Säuren , Salpetersäure aber bringt Gascnlwickelung hervor.
Bei der Behandlung des Gewebes der drüsigen Scheibe an
dem Spadix mit den genannten Reagenlien nimmt man das-
selbe wahr.
K^laiiges tibei* Milben.
Von
A- üclieuiera
in Bonn.
(Hierzu Taf. VI und VlI.)
Ja schwarzen pustelarlig aufgetriebenen Flecken von
ßirnbaum-BläUern entdeckte ich unter der Epidermis kleine,
wurmförinige, weissliche Thierchen, die ich nicht zu deuten
wusste. Herr Professor Troschel, dem ich sie zeigte,
hielt sie für Milben-Larven. Darauf untersuchte ich die Aus-
senseite meiner Blätter und fand da auch bald Milben, die
sich wohl aus jenen Thierchen entwickelt haben konnten.
Ich schloss dieses nicht bloss wegen des gemeinsamen Fund-
ortes, sondern auch wegen der Aehnlichkeit ihrer Mundtheile
und besonders aus zwei starken Borsten am Hinterleibe der
beiden Thiere. Da ich reichliches Material hatte, indem wohl
ein Drittel der Blätter eines Birnbaumes meines Gartens so
gefleckt und alle meine übrigen Bäume dieser Art, sowohl
frei stehende wie Spaliere, mehr oder weniger so angesteckt
waren, so setzte ich meine Untersuchungen lleissig fort, in-
nen fand ich immer die Larve und aussen, wenn auch nicht
immer, doch sehr häufig, die Milbe. Und zwar immer die-
selbe Larve und dieselbe Milbe mit einer einzigen Ausnahn»e.
Ich fand nämlich an einem anderen Birnbäume meines Gartens
eine sehr ähnliche, aber doch etwas abweichende Larve und
einige seltene Male eine andere Milbe ^ die aber mit meiner
Scheuten: Einiges über Milben. 105
Binibauin-Milbe nichls g-emein zu haben scheint, kh werde
später darauf zurückkommen und halte mich nun an meine
eigentlichen Birnbaum-Thiere.
Meine erste Entdeckung machte ich Ende Juli vorigen
Jahres in Bonn. Im August war ich in Harlem in Holland
und fand da, auf der Campagne des Herrn Bunge, eben-
falls schwarzgefleckte Birnbaum -Blätter, die ich kurz nach-
her in Amsterdam mit Herrn Dr. D u s s e a u mikroskopisch
untersuchte und wir fanden auch da dieselbe Larve und die-
selbe Milbe.
Später untersuchte ich, durch Erineum rubigo, rothbraun
gefleckte Blätter einer Linde und fand darin ganz ähnliche
Larven und auf den Blättern Milben.
Diese übereinstimmenden Erscheinungen machten es
wahrscheinlich , wo nicht gewiss, dass Larve und Milbe zu-
sammen gehören. Wenn diese Frage an und für sich nicht
ohne Belang ist , so wird sie dadurch noch interessanter,
dass Duges bereits annimmt, dass diese aus jener^ entstan-
den, welches Dujard in bestreitet und die Larve für eine
vollendete Milbe nimmt, weil er glaubt Eier darin gesehen
zu haben. Hätte er Recht, so hätten wir vierbeinige Milben,
denn unser Thier hat vier Beine. Seine ganze Behauptung
beruht übrigens bloss darauf, dass er durch die opake Haut
eines dieser Thiere, rundliche Gebilde hat durchschimmern
gesehen, die er für Eier annimmt.
in den Annales des sciences naturelles 1834. t. H. sec.
Serie p. 104 finden wir von Duges dieselbe Larve beschrie-
ben und abgebildet. Identisch dieselbe ist sie zwar nicht,
aber doch so ähnlich, dass Dujard in sie mit der seini-
gen , die auch wieder von der meinigen abweicht , für
demselben Genus angehörend nimmt. Duges vermuthet,
dass es die Larve einer achlbeinigen Milbe, des Tetranichus
Dufour sei, und zwar, theils wegen der Aehnlichkeit der Mund-
theile und der Beine , theils wegen des gemeinsamen Fund-
ortes. Auch sah er die Larven unbevveo-jich werden und sich
in Puppen verwandeln , den Körper sich zusammenziehen,
indem er die Extremitäten seiner Hülle vcrliess. Zwei- oder
dreimal sah er in Gallen der weissen Weide und der Linde
kurze, Hinke, achtbeinige Milben, mit den Palpen und Beinen
106 Scheuten:
des Tetranichus, dem grösseren rölhlichen Tetranichus voll-
kommen ähnlich, die er auch mehrmals in grösseren Gallen
gefunden hat. Dujardin bcschreibl das Thier in den An-
nales des sciences naturelles 1851. lome XV. 3. serie p. Iü6.
Wegen der vermeinllichen Eier hält er es für eine ausge-
bildete vierbeinige Milbe und legt ihr den Namen Phyloptus
bei. Für diese Eier hat er keinen anderen Beweis, als dass
er durch die Hülle desThieres hindurch rundliche oder runde
Gebilde hat durchscheinen sehen. Nach seiner Zeichnung
kann man sie für Eier hallen, aber auch für etwas anderes.
Er beschreibt das Thier als weiss, also nicht durchsichtige
gestreift und daher noch undeullicher. Bei auffallendem Lichte
unterscheidet man vom Innern auch gar nichts und bei durch-
fallendem bekommt man nur einsehr trübes Bild davon; wie
auch seine eigene Zeichnung es darstellt. Man sieht darin
das was er für Eier annimmt, aber durchaus nichts anderes
von Eingeweiden, wofür doch noch Kaum genug übrig bleibt.
Bei meinen Larven sieht man bei durchlallendem Lichte in-
wendig verschiedene runde Conlouren , besonders bei An-
wendung von Glycerin. Namentlich ist im oberen Körper-
theile conslant ein runder lichter Raum, den man auch an
derselben Stelle bei der Milbe wiederfindet, dann folgen un-
regelmässige Rundungen, die man nach Belieben deuten kann,
die aber wohl ohne Zweifel Ernährungs- Organe sind. Im
Uebrigen ist meine Larve, wie schon erwähnt, nur unwesent-
lich von derjenigen von Duges sowohl wie von der von
Dujardin verschieden, so dass man sie nur für eine andere
Species desselben Genus halten kann. Dujardin beschreibt
sie als ein sehr kleines und weisses Würmchen 0,15 bis
0,23mm. lang; 0,035 bis 0,04omm. breil. Die meinige (Fig. l)
ist 0,10 bis 0,18 zu 0,025 bis 0,040. Der ganze Körper ist
mit Querstreifen bedeckt, die bei Dujardin 0,0025 breit
sind, bei der meinigen 0,00205mm. Bei sehr starker Ver-
grösserung fand ich diese Streifen als sehr derbe höckerige
Rippen , einen starken Panzer bildend , den ich durch kein
Reiben und Drücken zum platzen bringen konnte. Das Thier-
chen bewegt sich langsam mit seinen vier kurzen Beinen,
die am Oberkörper nahe beim Schnabel eingelenkt sind, da-
mit einen stumpfen Winkel bildend. Bei Dujardin endet
Einiges über Milben. 107
der sich verschmälernde Körper mit einem zweilappigen Saug-
napf Cventouse). Bei dem meinigen findet weder das eine
noch das andere Statt. Da verläuft der Körper gleichmässig
und endet stumpf mit zwei sehr starken Borsten, die haar-
und wellenförmig lang ausgezogen sind. Bei Umwendungen
stützt sich das Thier auf diese Verlängerungen. Zwischen die-
sen charakteristischen Borsten, die wir auch bei der Milbe
wiederfinden , sfehen zwei kleinere. Am Oberkörper ist an
jeder Seite, auf einer Warze, eine starke unbewegliche Borste,
dahinter einige weniger slarke aber bewegliche, die beim Ge-
hen den langen Körper zu unterstülzen scheinen. Die Beine
der beiden Species sind fünfgliedrig, durch einen langen Na-
gel oder eine Klaue beendigt. Bei Dujardin ist diese Klaue
spitz und gebogen, darunter ein federarliges, dreizackiges Ge-
bilde. Bei mir abgestutzt, eine kurze steife Borste darunter
(Fig. Q). Der Schnabel bildet einen abgestutzten Kegel, der
eine Saugröhre enthält. Dujardin sagt: „il doit conlenir
un sugoir.^* Duges nennt den ganzen Schnabel Su(;oir, und
sagt, dass er einmal eine Lamelle, courbe etroite et longue
herausgepresst habe. Diese Lamelle, zwar nicht gebogen,
sondern gerade, habe ich mehreremal gesehen, nebst dem
ganzen Saug-Apparat wie in Fig. 3.
Duges hat seine Larve in Gallen von weissen Wei-
den und Linden gefunden, Dujardin in den letzteren, wo
sie von der Oberseite und nicht von unten hinein gekom-
men. Meine Birnbaum-Blätter haben unten eine Oeffnung, und
die der Linde haben ihre larvenbergenden Auswüchse auch
auf der Unlerseile. Beide sind aber keine Gallen, sondern
wahrscheinlich schimmelige Produkte. Das auf der Linde ist
Erineum rubigo. Die Milbe legt also ihre Eier nicht in das
gesunde Blatt, wodurch die Galle entsteht, sondern in den
vorgefundenen Schimmel oder in eine Galle, wie sie es ge-
rade vorfindet.
Meine Milben fand ich auch stets auf der Unterseite der
Blätter. Diejenige des Birnbaums (Fig. 4) ist so klein , dass
man sie mit blossen Augen auf dem Blatte schwer sieht, so
schnelllüssig, dass sie sich nur mühsam fangen lässt und so
dünnhäutig und zart , dass es ein Glück ist, wenn man sie
unverlelzt unter das Mikroskop bringt, wo dann erst die
108 Scheuten:
grösste Schwierigkeit beginnt um sie zu fixiren , denn auf
dem Glase läuft sie ohne Stillstehen, mit einer Geduld er-
schöpfenden Schnelligkeit, welches um so mehr zu verwun-
dern ist , da sie keine Augen hat. Die Vorderbeine schei-
nen ihr die zu ersetzen , denn damit tastet sie beständig
herum, während die hintern sechs das Laufen allein verrich-
ten. Dabei sind ihre langen Palpen auch in beständiger Be-
wegung und nach unten umgebogen als auch zum Tasten
beitragend. Im Tode zieht sie Taster und Beine eng zusam-
men und wird dadurch ganz undeutlich , so dass die Beob-
achtung in jeder Weise erschwert ist.
Die Gestalt dieser Milbe ist eiförmig, die Länge 0,30 bis
0,34mm., die Breite 0,17 bis 0,1 9mm. Die Mundtheile sitzen
kegelförmig auf, sind spitz und fernrohrartig einziehbar. Die
fünfgliedrigen stark behaarten Palpen enden stumpf, das End-
glied mit Borsten besetzt. Am lebenden Thiere habe ich
nie Kieferfühler unterscheiden können, wohl manchmal bei
Giycerin- Präparaten zwei scheerenförmige (Fig. 5). Die
Palpen sind halb mit dem Schnabel verwachsen. Von den
vier Paar siebengliedrigen Beinen ist das erste merklich län-
ger als die übrigen, die mittleren zwei sind am kürzesten.
Das Tarsal-Glied ist mit einem kleinen trichterförmigen Haft-
lappen versehen, der zusammengezogen werden kann, so dass
derselbe an dem ersten Beinpaare wie eine einfache Kralle
erscheint, wenn das Thier dasselbe, wie gewöhnlich beim
Laufen, zum Tasten gebraucht. Am Oberkörper, hinter dem
Schnabel, ist eine durchscheinende Stelle, so auch am Hin-
terlheile, das Uebrige ist undurchsichtig und Iheilweise röth-
lich gefärbt. Eingeweide und Säftebewegung sind am leben-
digen Thiere nicht zu unterscheiden.
Bei Giycerin - Präparaten habe ich manchmal das Tra-
cheen-System sich bis in die Beine erstrecken gesehen.
Der Körper ist wenig behaart , aber die charakteristi-
schen zwei starken Hinlerborsten der Larve finden wir auch
hier sehr prononcirt wieder, nur haben sie die haarlörmige
Verlängerung verloren. i
o-t l; Für erwähnungswerth halte ich noch, dass mir einmal
eine merkwürdige Zwischenform (zwischen Larve und Milbe)
vorgekommen ist (Fig. 6). Sie hat die Gestnlt der Milbe, ist
Einiges über Milben. 109
aber viel kleiner. Von ihren vier Beinpaaren sind die zwei
vordem stummelartig, die zwei hintern stilettförmig und davon
ersteres zweigliedrig, das andere ungegliedert mit zwei Bor-
sten endigend.
Die oben erwähnte andere Larve, welche ich an einem
anderen Birnbäume fand, weicht von der beschriebenen durch
ihre Gestalt merklich ab (Fig. 8) , denn sie ist nicht wurm-
förmig, sondern doppelt konisch, eine unregelmässige Raute
mit abgerundeten Ecken bildend. Die Grösse ist nahegenug
dieselbe , Beine und Schnauze gleich gestellt. Die Streifen
oder Rippen des Panzers verlaufen ausgeschweift oder wel-
lenförmig. Die Borsten sind anders vertheilt. Uebrigens
habe ich diese Form nur selten und einzeln gefunden, zu-
letzt auch auf meinem ersten Birnbäume zwischen den sehr
zahlreichen ersten. Eine entsprechende Milbe ist mir noch
nicht vorgekommen.
Die auf den Linden »Blättern gefundene Larve (Fig. 9)
gleicht in ihrer Gestalt wieder mehr der ersteren , denn sie
ist wurmförmig, aber nicht weisslich, sondern dunkelbraun,
so dass man die Streifen, welche auch hier den Körper be-
decken und nur 0,00 175mm. breit sind, erst nach Anwen-
dung von Glycerin sieht. Sie ist 0,10 lang und 0,0375 breit,
also weniger gestreckt. Die vier funfgliedrigen Beine sind
länger und ragen weit über den Schnabel heraus. Die Stel-
lung zu einander ist bei beiden Species gleich. Auch hier
sah ich an einem Individuum eine 0,01mm. lange Saug-
röhre vorstehen. Der Körper ist wellenförmig ausgebogen,
nach hinten etwas schmäler und endet ebenfalls mit zwei
starken haarförmig verlängerten Borsten , dazwischen zwei
kurze. Am Vorderkörper sind an jeder Seite eine starke
und zwei schwächere Borsten. Die Kralle an den Beinen
ist etwas gebogen und darunter ein dreizackiges Gebilde,
ähnlich dem, welches Duj ardin an seiner Larve gefunden
(Fig. 10), darüber eine starke lange Borste.
Die hierzu gehörige Milbe (Fig. 1 1) ist kurz und stumpf
birnförmig, 0,40mm. lang, vorn 0,22 und hinten 0,11 breit,
also vorn doppelt so breit wie hinten. Zwischen dem zwei-
ten und dritten Beinpaare sind zwei Ausbuchten oder Wel-
len auf jeder Seite, wie bei der Larve. Von den vier Paar
110 Scheuten:
siebengliedrigen Beinen sind die zwei Mittelpaare etwas kür-
zer als die andern. Die Tarsal- Glieder enden mit zwei
dünnen geraden Klauen und einer kleinen Haftscheibe. Die
Palpen sind undeutlich gegliedert. Das letzte Glied trägt sie
fast immer nach innen umgeschlagen, so dass man es nur
selten sehen kann. Sie sind halb mit dem kegelförmigen
Schnabel verwachsen, woraus ich einmal die Saugröhre her-
vorstehen sah. Der Leib endet mit sechs kurzen, papillen-
arligen Borsten. Zwischen dem zweiten und dritten Bein-
paare auf den wellenförmigen Ausbuchtungen sitzt auf jeder
eine einfache kurze Borste und so mehrere an den Beinen.
Augen sind nicht vorhanden. Die Farbe ist bräunlich weiss,
durchaus undurchsichtig. Zerquetscht sind sie durchscheinend
braun , welches wieder an die braune Larve erinnert. Sie
bewegen sich weit weniger lebhaft als die erst beschriebenen.
Endlich muss ich noch einiges erwähnen über die Milbe,
Von der ich oben sagte, dass sie mir einige Male vorge-
kommen wäre, obschon sie mit unseren Larven nichts zu Ihun
hat. Ich glaube, sie verdient es ihrer schönen Farben wegen
und weil sie noch nicht bekannt zu sein scheint. Im Gan-
zen habe ich sie nur viermal gesehen, und zwar in drei ver-
schiedenen Stufen der Entwickelung und Grösse (Fig. 12. 13,
14). Die kleinste war 0,24mm. lang und 0,18mm. breit, die
andere 0,32 zu 0,24 und die grösste 0,48 zu 0,34, also
bedeutend grösser als die beiden beschriebenen Species.
Ausser der Grösse ist die erwachsene von den jungen noch
in manchen anderen Stücken verschieden. Der Leib der er-
steren ist oval, der Schnabel kegelförmig, die dreigliedrigen,
spitz endenden Palpen sind halb damit verwachsen. Die vier
Paar siebengliedrigen Beine enden mit zwei Krallen und
einem kugelförmigen, mit Borsten besetzten Haftlappen. Was
das Thier besonders auszeichnet sind seine schönen Farben.
Der Leib ist grün mit schwarzen Punkten besetzt. Ueber die
Mittellinie hinaus verläuft eine breite weisse Binde mit einem
grossen dreieckigen rothen Flecken. Ueber dem zweiten
Fusspaare steht jederseits ein grosser rother augenähnlicher
Fleck, hinter welchem ein oval weisser liegt. Ausserdem
ist der Körper noch regelmässig mit kleinen weissen Punk-
ten oder Papillen besetzt. Der Leib der Jungen ist nicht
Einiges über Milben. 111
•o
regelmässig oval, sondern abgerundet rautenförmig. Farben
und Zeichnung sind im Wesenllicben dieselben. Die diffusen
rolhen Augenflecke aber sind hier zirkelrund und deutlich
wie Auffen einiijcrmassen vortretend. Statt der weissen Punlite
auf dem Leibe der Alten, sind es hier trianguläre Papillen
mit einer Spitze angewachen. Hiervon stehen sechs neben-
einander am Hinterleibe , zwischen dem zweiten und dritten
Beinpaare je zwei, auf jeder Palpe eine , auf der Spitze des
Schnabels zwei und viole besetzen symmetrisch den Leib,
so dass das Thier gleichsam mit diesen Gebilden bedeckt
ist, welches sonderbar genug aussieht.
Zum Schlüsse bleibt mir nun noch übrig, meinen Mil-
ben ihre Stelle im Arachniden- Systeme anzuweisen. Die
Birnbaum- und Linden -Milben passen mit ihren spindelför-
migen Tastern, plattem ungetheillen Körper, Abwesenheit von
Augen, mit Haftlappen und Krallen versehenen Beinen in die
Familie der Gamasei Duges. Die grüne dagegen hat Taster
und Beine, so wie die Augen derFamile der Trombidici des-
selben. Für Geschlecht und Art finde ich aber keine passende
Diagnose oder Abbildung weder bei Panzer, Duges,
Koch noch Herrich-Schäffer. Auch beschreibt Duges
die Milbe nicht, die er bei seinen Larven gefunden, sondern
sagt nur, dass sie klein, achtbeinig , flink, mit Palpen
und Beinen der grösseren röthlichen Tetranichen versehen,
aber eine andere Species sei, so dass ich nicht wissen kann,
ob sie mit einer der meinigen identisch ist. Ich muss diese
daher für unbeschrieben oder neu halten, und sehe mich ge-
rechtfertigt und gewissermassen gezwungen ihnen Namen
beizulegen. So habe ich dann die Birnbaum -Milbe Typhlo~
dromus Pyri genannt, nach ihrem Fundorte und weil sie sich
trotz ihrer Blindheit ganz besonders durch ihr unermüdliches
Rennen auszeichnet. Die Linden -Milbe, Flexipalpns Tiliae,
auch nach ihrem Fundorte , und weil sie ihre Palpen ganz
eigenlhümlich zusammenschlägt. Die grüne endlich nenne
ich Sannio rubrioculus, durch ihre rothen Augen und aus-
gezeichnetes buntscheckiges Kleid dazu veranlasst.
112 Scheuten: Einiges über Milben.
Erklärung der Abbildungen.
Alle stark vergrössert.
Tafel VI.
} stärker vergrösser..
Fig. 1. Larve von Typhlodromus Pyri.
Fig. 2. Deren Fussspilze
Fig. 3. Deren Schnabel
Fig. 4. Typhlodromus Pyri.
Fig. 5. Deren Schnabel mit Kieferfühlern.
Fig. 6. Halb entwickelter Typhlodromus.
Fig. 7. Typhlodromus-Larve in gleicher Vergrösserung mit der Milbe
und Zwischenform um das richtige Grössenverhältniss zu
zeigen.
Fig. 8. Andere Specier einer Typhlodromus-Larve.
Tafel VII.
Fig. 9. Larve von Flexipalpus Tiliae.
Fig. 10. Deren Fussspitze stärker vergrössert.
Fig.ll. Flexipalpus Tiliae.
Fig.l2 13. 14. Sannio rubrioculus in drei verschiedenen Entwicke-
lungsstufen.
liiiinbricus coretlirurus » Btirsteiiiscliii'anz.
Von
Dr. Fr« MUller.
Der gemeinste der hiesigen Regenwurmer und fast in
jeder Scholle urbaren Landes zu finden; ziemlich schlank,
weich, leicht zerreissend ; die Haut fast farblos, durchschei-
nenrl, se dass die Körperfarbe hauptsächlich durch Darm und
Bliitfjefässe bedingt ist, daher meist am Vorderende mehr röth-
lieh, in der Mitte mehr grau, hinten blass röthlichWeiss er-
scheint. Der Gürtel ist oben bräunlich gelb. Die Messung
von 9 güreltragenden Thieren , — in Weingeist getödtet,
weil im Leben die Länge stets wechselt — ergab im Mittel
28'" Länge, wovon 3"' auf den Gürtel, 4'" auf die davor lie-
genden Ringe kommen. Der Körper ist cylindrisch, vom
Gürtel nach vorn verjüngt, hinterwärts ziemlich gleichmässig
dick. Die Zahl der Ringe ist etwa 200—250; vor dem
Gürtel liegen 13; der Gürtel, den man oft vermisst, umfasst
8. Der vorderste Ring ist längsgerieft, wie die drei vorderen
bei Geoscolex maximus Leuck. Wenn das Thier tastend das
Kopfende vorstreckt , scheinen aus dem ersten Ringe noch
ein oder zwei ähnliche vorzutreten nebst einem langgestiel-
ten keulenförmigen Kopflappen. — Die Borsten zeigen an den
allervordersten Ringen die gewöhnliche Stellung, dass die 4
Borsten jeder Seite paarweise genähert sind; so bleibt das
obere Paar bis zum Gürtel, während die beiden Borsten des
unteren Paares immer weiter auseinander rücken; vom Gür-
tel hinterwärts sieht man jederseits nur noch 2 Reihen ein-
zelner Borsten; es sind das, von unten nach oben gezählt,
die erste und dritte Reihe ; letzlere verläuft ziemlich in der
Mitte zwischen Bauch und Rücken; die 2te und 4te Borste
Archiv f. Natursesch XXIII. .labrg 1. Od g
114 Müller:
haben eine mit jedem Ringe wechselnde Höhe der Insertion,
ohne dass dabei eine bestimmte Norm in die Augen fiele;
bald z. ß. sieht man sie abwechselnd höher und tiefer gestellt,
so dass also die des Isten, 3len, 5ten . . . und wieder die des
2ten, 4len, 6ten . . . Ringes in derselben Längslinie liegen;
bald steigen 3 auf und 2 wieder nieder, so dass die am
Isten und 5ten iVmge gleich hoch stehen, die am 2ten und
4ten höher und noch höher die am dritten; bald auch be-
haupten sie an mehreren Ringen hintereinander dieselbe
Höhe u. s. w. Nach einer grösseren oder geringeren Zahl
z, B. 20 oder 30 Ringen hören auch die beiden noch beste-
henden Borstenreihen auf regelmässig fortzugehen , erst die
unlere, dann die obere in der Älitte der Seiten verlaufende;
auch diese Borsten schwanken nun von Ring zu Ring in der
Höhe der Insertion. Diese anscheinend vollkommen chaoti-
sche Borstenstellung regelt sich nun in der Nähe des Hin-
terendes wieder in der Weise, dass jeder Ring 8 in nahezu
gleicher Entfernung von einander stehende Borsten trägt, die
mit denen der nächstanliegenden Ringe alterniren, wodurch
denn 16 Längsreihen (oder auch 3 Schraubenlinien) von Bor-
sten entstehen. Merkwürdig ist, dass diese sonderbare Bor-
stenstellung bei jüngeren Thieren sich noch nicht findet; diese
haben am Vorderende jederseits zwei Reihen gepaarter Bor-
sten , die sich weiter hinten in 4 Reihen einzeln stehender
Borsten auflösen.
Die Borsten am vorderen Theile des Körpers sind zar-
ter und scheinen schwach hakenförmig gekrümmt, die am
hintersten Theile sind sehr stark, gerade, bernsteinfarbig,
stehen auf deutlichen Höckerchen und scheinen nicht voll-
ständig zurückgezogen werden zu können. Der ganze Schwanz
erhält durch diese löreihigen starken Borsten ein bürstenar-
tiges Ansehen. — Der Magen ist stark muskulös. Die Eier-
hüllen sind fast kugelrund, farblos, opalisirend; ich fand da-
rin nie mehr, als ein Junges.
Diese kurze Beschreibung wird genügen , eine unge-
fähre Vorstellung von unserem Regenwurme zu geben und
ihn wenigstens von den bisher beschriebenen Arten leicht un-
terscheiden lassen. Obwohl man die Anordnung und Gestalt
der Borsten als wesentliche Gallungsmerkmale der Regen-
Lumbricus corethrurus. 115
Würmer anzusehen pflegt und demnach unser hierin so ei-
genlhümlicher Wurm die Aufstellung eines neuen Genus ge-
bielerisch zu fordern scheint , so habe ich mich doch, na-
mentlich der regelmässig beborsleten Jungen wegen, nicht
dazu entschliessen mögen , ehe nicht irgend ein erhebliches
anatomisches oder physiologisches Moment diese Trennung
rechtfertigt, wie es z. B. bei Euaxes und dem einer näheren
Untersuchuno- so werlhen Criodrilus der Fall ist. Vielleicht
dürfte sich ein solches Moment herausstellen bei weiterer
Verfolgung einer Eigenthümlichkeit, die mich veranlasst hat,
diess unscheinbare Thierchen dem zoologischen Publikum
vorzuführen. Fast bei allen grösseren Exemplaren fällt so-
fort etwa zu Ende des dritten Viertels der Körperlänge eine
kleine Stelle auf, die lebhafter gerölhet, wie entzündet aus-
sieht; oft erscheint hier auf der Uückenseite die zartere Haut
aufgetrieben um gleichsam einen kleinen Bruchsack zu bil-
den. Bei in Spiritus getödteten Exemplaren nimmt sich diese
Stelle aus, wie ein zweiter nur viel kleinerer Gürtel, indem
sie sich scharf abgesetzt ein wenig über die davor- und da-
hinterliegenden Ringe erhebt, wohl weil bei der Zusammen-
ziehung des Körpers die hier schwächere Haut- und Muskel-
schicht weniger Widerstand leistet. Betrachtet man nun diese
Stelle, die ich an keinem der sehr zahlreichen erwachsenen
Thiere, die ich in diesen Tagm darauf angesehen, vermisst
habe , mit der Lupe , so findet man , dass sie aus 5 bis 10
mehr oder weniger deutlich geschiedenen, schmalen, bor-
stenlosen, allem Anscheine nach neugebildeten Hingen besteht.
Eine beginnende Quertheilung war beim Anblick dieser
Neubildung mein erster Gedanke; allein dann hätten sich
doch Exemplare finden sollen , die aus solcher Quertheilung
hervorgegangen wären , denen entweder ein gehöriges Vor-
derende oder der ßürstenschwanz gefehlt hätte; solche habe
ich vergeblich gesucht. Bei einer an 9 Exemplaren vorge-
nommenen Zählung der Ringe fanden sich zwischen Gürtel und
dieser Stelle nahezu gleichviel Ringe, etwa HO; die unbedeu-
tenden Differenzen können aus Verzählen entstanden sein;
dagegen schwankte die Zahl der dahinterliegenden Ringe von
60 bis fast zum Doppelten. So könnte denn vielleicht diese
Stelle eine Bildungsstätte neuer Schwanzringe sein.
116 Müller: Lumbricus corethrurus.
Eine durch alle Jahreszeiten fortgesetzte Beobachtung
mag vielleicht auch ohne Älikroskop darüber Gewissheit geben.
Itajahy, Anfang Juni 185Ö.
Die obige Miltheilung ist mir im Januar 1857 mit fol~
gendem Schreiben des Hrn. Prof. Max Schultze in Halle
zugegangen, welches manchem Leser des Archives von In-
teresse sein dürfte: v
Mit besten Grüssen sende ich Ihnen anbei die Beschrei-
bung eines neuen Regenwurmes von Dr. Fritz Müller in
Colonie ßlumenau in Brasilien, Ihnen bekannt durch seine
früheren Beiträge zu Ihrem Archiv , in welchem auch diese
Zeilen wohl einen Platz finden dürften.
Nachdem Müller mehrere Jahre Landbauer in der ge-
nannten Colonie gewesen und kaum Zeit zu naturwissen-
schaltlichen Beobachtungen, geschweige denn dazu halte, sol-
che in einer mitlheilbaren Form niederzuschreiben, dürfen
wir jetzt auf reichlich erfolgende Millheilungen und Samm-
lungen von ihm hoHen. Er ist seit Kurzem als Lehrer der
Mathematik an einer neugegründelen Schule in Desterro auf
der Insel St. Catharina angestellt, wohnt unmittelbar am Meere,
dessen Fauna er mir in beredten begeisterten Worten als
eine ausserordentlich mannichfallige schildert, und wird sich
zoolooischen Studien nunmehr so viel es seine Zeit erlaubt
widmen. Ich freue mich ungemein, dass eine so tüchlige
Kraft der Wissenschaft wiedergewonnen ist. Ein Mikroskop
habe ich ihm jetzt auch durch Burmeister hinüber ge-
schickt.
Eiiilgfc IVorte über die Entwickeluiigf der
Medusen.
(Vortrag gehallen in der Versammlung der skandinavischen
Naturforscher in Chrisliania im Juli 1856.)
Von
HI* S A r 8.
Die von mir im Jahre 1835 theilweise (Bcskriv. og Jagt-
tag. over Dyr ved den Bergenske Kyst p. 16. Tab. 3) und im
Jahre 1841 vollständig (Archiv für Naturg. 7. Jahrg. p. 9.
Tab. 1 — 4) gelieferte Darstellung der Entwickelung der hö-
heren Medusen , namentlich der Medusa aurila und Cyanea
capillata , wurde bekanntlich später von J. Reid (Annais of
Natural History^ Januar 1848. p 25. Tab. 5, 6) bis in die
geringsten Details auf's Vollständigste bestätigt. Ausser meh-
reren werthvollen Beobachtungen über die feinere Struktur
der polypenförmigen Amme, giebt Reid auch Aufklärung
über das unterste oder angeheftete Stück des Ammenkörpers,
welches nicht geringelt oder in Abschnitte getheilt wird, und
dessen Schicksal mir unbekannt geblieben war (Beskr. og
Jagtt. p. 18). — „Dieser Theilungsprocess in junge Medusen,"
sagt er (1. c. p. 31) „erstreckt sich niemals durch die ganze
Länge des Larvenkörpers ; denn ein Theil , häufig ein sehr
kleiner, an seinem angehefteten Ende wurde nicht geringelt
(Tab. 6, üg. 14,0), trieb neue Tentakeln hervor, ehe die letzt
gebildeten neuen Medusen abgelöst waren, und fuhr fort als
Larve zu leben.^^ — Uebrigens ist diese merkwürdige That-
sache eigentlich zuerst vonJ.Dalyeli entdeckt, wie ich aus
118 Sarss
seinem mir erst später zu Händen gekommenen Buche; ^Rare
and remarliable Animals of Scotland, 1847,'' ersehe.
In einer Abhandlung betitelt; „Sur la generation medu-
sipare des Polypes Hydraires" (Annales des Sciences natu-
relles, October 1849. p. 204. Tab. 2. fig. 1—6) hat endlich
Desor in Boston eine Darstellung der Entwickelung der
Medusen geliefert , welche er auf eine ganz andere als die
von mir angegebene und von Reid bestätigte Weise zu er-
klären sucht. Die Arbeit von Reid kennt er nicht, wenig-
stens erwähnt er deren mit keinem Worte.
Mit ziemlich vieler Zuversicht behauptet er nun, dass
ich, und auch Daly eil, dessen Beobachtungen ihm bekannt
sind, die Medusenproduction aus der polypenförmigen Amme
missgedeutet haben, und erlaubt sich sogar Thatsachen, die
von mir sowohl als Daly eil durch selbslständige und von
einander unabhängige Beobachlungen festgestellt, ja von uns
beiden abgebildet sind, auf eine merkwürdig leichtsinnige
Weise hinwegzuräsonniren. Wenn ich nicht lange schon
seine Einwendungen gegen meine Darstellung widerlegt habe,
so hat dies seinen Grund darin, dass ich überhaupt derglei-
chen Streit nicht liebe, und, wenn ich mich endlich in Dis-
cussion einliesse, gern neue Thatsachen in dieser Sache, wo
noch vieles zu entwirren übrig ist, vorbringen möchte; aber
leider ist meine Hoffnung, den Theilungsprocess der polypen-
förmigen Medusenammen noch einmal zu beobachten, bisher
fehlgeschlagen.
Ich benutze daher die gegenwärtige Gelegenheit, um in
gedrängter Kürze zu zpigen, wie sich die Beobachtungen von
Desor sehr gut mit der von mir früher gegebenen Dar-
stellung vereinigen lassen.
Gleich im Anfange seines Aufsatzes (1. c. p. 211) drückt
er sich folgendermassen aus; „Die Entwickelung der wahren
Medusen (Aurelia, Cyanea) scheint bei dem ersten. Anblicke
sehr verschieden von der medusenerzeugenden Generation (la
generation medusipare, so nennt er das Hervorsprossen der
Medusengemmen aus den Hydroiden-Ammen), besonders wenn
man sich an die von Herrn Sars gegebene Erklärung der-
selben hält. Dieser tüchtige Beobachter stellt nämlich die
Entwicklung der Aurelien als eine ^eihe vou }Ieta-»
Einige Worte über die Entwickelung der Medusen. 119
morphosen dar, indem die jung-e Meduse, nach ihm, suc-
cessive von dem Zustande des Infusoriums zu dem des Po-
lypen, und darnach zu dem der vollkommenen Meduse über-
gehe.^'
Es scheint nur durch ein sonderbares Missverständniss mei-
ner Beobachtungen oder eine sonderbare Auffassung des Begrif-
fes von Metamorphose erklärlich, dass Herr Desor mir eine
solche Anschauung zuschreiben könne, da ich doch deutlich
genug in meiner Darstellung hervorgehoben habe, dass sich
die polypenförmige Amme niemals in eine Meduse verwan-
dele, sondern dass es deren durch Quertheilung entstandene
^Brut sei , die zu Medusen gebildet werde — demnach nicht
durch Metamorphose, sondern durch Metagenese oder Gene-
ralionswechsel. „Es ist nicht das Individuum , sondern es
ist die Generation, die sich metamorphosirt, hatte ich schon
damals, ehe noch die' fruchtbare Lehre Sleenstrup's vom
Generationswechsel erschienen war, mit Bestimmtheit ausge-
sagt (1. c. p. 29).
MitDalyell sieht auch Desor die polypenförmige Me-
dusenamme „als einen wahren Polypen an (p. 211), der
durch seinen Bau mit unserer gewöhnlichen Süsswasser-Hy-
dra sehr nahe verwandt sei (p. 216), ja so nahe, dass Kei-
ner daran gedacht haben sollte, ihn generisch von dieser zu
trennen (sie!); Dalyell habe ihn daher aus diesem Grunde
unter dem Namen von Hydra tuba beschrieben.«
Allein, schon im Jahre 1829 (Bidrag til Södyrenes Na-
turhistorie p. 7) hielt ich es für nöthig, diese von mir zuerst
entdeckte Form generisch von Hydra zu trennen, von wel-
cher letzteren sie dadurch abweicht , dass sie angeheftet ist
und ihre Stelle nicht ändern kann, so wie durch ihren her-
vorstreckbaren röhrenförmigen Mund, und ich führte sie da-
her damals als ein besonderes Gesclilecht (das ich allerdings
im Jahre 1835, nachdem ich es als einen Jugend- oder Am-
menzustand einer Meduse , Beskriv. og Jagtt. p. 16, kennen
gelernt hatte, wieder aufgeben musste), unter dem Namen
von Scyphistoma auf. Diese Annahme wurde auch später
von Steenstrup (lieber den Generationswechsel p. 7),
Reid (I.e. Tab. 5. fig. 6) und mir selbst (Archiv für Naturg.
1841. Tab. 1. ßg. 33) durch die Entdeckung ihres Gefässsy-
120 Sar«!
siems — dieses constanten Kriteriums um Medusen von Po-
lypen (Hydroiden) zu unterscheiden . — bestätigt. Es ist
hiermit bewiesen, dass diese Form nicht ein wahrer Polyp
(Hydroide), sondern ein polypenähniicher oder Ammenzu-
sland einer Meduse sei.
„Aber, fährt Desor fort (p. 211), das Sonderbare bei
diesem Polypen ist, dass er von Zeit zu Zeit grosse Knospen
von einer cigenthümlichen Gestalt hervortreibt , welche aus
seinem Munde hervorzukommen scheinen. Es sind diese
Knospen, die sich zu Medusen entwickeln. Herr Dalyell
hat sich inzwischen, indem er auf diese wichtige Thalsache
aufmerksam macht, von dem Irrthume, in welchen Herr Sars
gefallen ist, nicht ganz befreien können, indem er noch im-
mer eine partielle Metamorphose des Polypen annimmt, so dass
von letzterem nach jeder Knospung nichts mehr übrig bleibe
als die Basis, welches folglich einen Hauptunterschied zwi-
schen der Entwickelung dieser Knospen und der medusener-
zeugenden Generalion der Syncorynen und Campanularien
bilden würde. Solch ein Unterschied existirt aber nicht in
der Wirklichkeit.«
Herr Desor betrachtet also, wie man hieraus ersieht,
die Medusenproduction als eine Knospung, er ist aber den
Beweis für diese Annahme schuldig geblieben. Nirgends in
seiner Abhandlung erwähnt er des Hervorwachsens dieser
Knospen — und eine Knospe muss ja doch immer als ein
Minimum anfangen und nach und nach sich vergrössern — ;
nach seiner Darstellung scheinen sie auf einmal in ihrer
vollen Grösse fast wie mit einem Zauberschlage zu entste-
hen. „Sie scheinen, sagt er selbst (p. 211) aus dem Munde
des Polypen hervorzukommen", eine ziemlich unwahrschein-
liche Conjeclur, die wenigstens aller Analogie entbehrt.
Desor fand im Meere bei Boston diese polypenähnli-
chen Medusenammen in dem Theilungsprocesse, so wie ich
ihn dargestellt habe, oder, nach seiner Annahme, in der Kno-
spung. „Die Knospe, sagt er (p. 212), hatte gewöhnlich das
Doppelte oder zuweilen Dreifache von der Höhe des Stieles
oder des Polypen ; sie war von letzterem durch einen Kreis
von Tentakeln gelrennt, welche in jeder Beziehung denen,
die bei Individuen gefunden werden, die keine Knospen ha-
Einige Worte über die Enlwickelung der Medusen. 121
ben, ähnlich waren. Es ist folglich ausgemacht, dass die
Tentakeln dem Polypen und nicht der Knospe angehören.«
Alles dies verhält sich allerdings vollkommen richtig.
Wenn er aber ferner sagt: „dieser Schluss stimmt inzwischen
nicht ganz mit der Anschauung des Herrn Dal y eil über-
ein, welcher behauptet, dass sich, wenn die Knospung an-
fängt, eine Einschnürung am Polypenkörper unter dem Kreise
der Tentakeln bilde : dass die Tentakeln solchermassen nach
dem Gipfel der Knospe gebracht gefunden werden, während
ein neuer Kreis von Tentakeln an ihrer Basis sich bilde,* —
so wir'd ein Jeder , der sich mit den Beobachtungen von
Dalyell, Reid und mir bekannt gemacht hat, leicht er-
kennen, dass die von Desor beobachteten Medusenammen
offenbar sehr weit in dem Theilungsprocesse vorgerückt wa-
ren, dessen erster Anfang, der durch ringförmige Einschnü-
rungen am Körper unterhalb des Tentakelkreises geschieht,
welche oben anfangen und nach und nach weiter nach un-
ten sich erstrecken , wonach die Tentakeln am Gipfel ver-
schwinden , von ihm gar nicht gesehen worden ist. Es ist
nur das letzte Stadium des Theilungsprocesses , das er be-
obachtet hat, in welchem das unterste Stück des Ammenkör-
pers, welches nicht geringelt oder in Querschnitte getheilt
wird, nach den Beobachtungen von Dalyell und Reid an-
fängt neue Tentakeln hervorzutreiben , und zwar ehe sich
noch die lelzIgebiMeten neuen Medusen abgelöst haben.
Es ist folglich nichts Ueberraschendes in dem , was er
ferner anführt (p. 212): „Unter einer Anzalil von hundert
knospentragenden Individuen, die ich untersucht, habe ich
kein einziges bemerkt , das einen Tentakelkranz am Gipfel
der Knospe trüge. Im Gegenlheile, immer habe ich die Ten-
takeln an der Basis der Knospe pefsistiren gesehen, und ich
habe sie an dieser Stelle sogar bei Individuen, deren Polyp
noch sehr klein im Vergleiche mit der Knospe war, wieder-
gefunden.*«'
Und ferner (p. 213): „Ich frage mich denn, ob Herr
Dalyell nicht die Lappen der obersten Scheibe der Knospe,
welche bisweilen, besonders bei sehr entwickelten Kno-
spen , sehr lang und schmal , und ausserdem durchsichtiger
122 Sarss
als der Körper sind , so dass sie gewissermassen Tentakeln
ähneln, für Tentakeln angenommen liabe/*
Herr Desor scheint hier vergessen zu haben, dass
auch ich ganz dasselbe wie Dal y eil gesehen und sogar
die beobachteten Verhältnisse in Fiof. 43 und 44 in meiner
Abhandlung abgebildet habe , so dass hier nicht von einer
Irrung die Rede sein könne, und zumal von einer so groben
wie der Verwechselung der fadenförmigen Tentakeln der
Amme mit den eingeschnittenen Scheibenlappen der jungen
Medusen.
Als völlig überzeugend und entscheidend in dieser Con-
troverse füge ich noch schliesslich hinzu, dass ich in meiner
Sammlung sehr wohl conservirte Exemplare in Weingeist
von Medusenammen in verschiedenen Stadien der Querlhei-
lung besitze , einige mit anfangenden ringförmigen glatten
Einschnürungen oder Abschnitten, andere, bei denen letztere
rings herum in acht zweitheilige Lappen (Randlappen) her-
vorgewachsen sind; in beiderlei Formen sitzen noch die lan-
gen fadenförmigen Tentakeln der Amme an dem obersten
Abschnitte auf. Bei noch anderen sind diese Tentakeln ver-
schwunden und die jungen Medusen im -Begriffe sich abzu-
lösen. (Alle diese Medusenammen wurden hier den anwe-
senden Zoologen vorgezeigt.) Bei der Revision meiner auf-
bewahrten Medusenammen fanden sich auch unter ihnen ei-
nige wenige, deren unterstes ungeringeltes Stück neue Ten-
takeln, wie es Dalyell und Reid bemerkt haben, produ-
zirt hatte.
Späterer Zusatz.
Lange nachdem der obige Vortrag gehalten war, er-
hielt ich das zweite Heft des Jahrganges 1856 von v. Sie-
bold's und Kölliker's Zeitschrift für wiss. Zoologie, wo
Herr Gegenbaur in seinem interessanten Aufsatze: „Ver-
such eines Systemes der Medusen« p. 209 auch die oben
abgehandelte, für die Physiologie so wichtige Frage berührt.
Es ist mir eine Freude und Befriedigung, daraus zu verneh-
men, dass dieser scharfsichtige Forscher, der ehedem („Zur
Lehre vom Generationswechsel.* 1854. p. 8} mehr geneigt
Einige Worte über die Entwickelung der Medusen. 123
war der Erklärungsweise von Desor beizupflichten, jetzt,
nachdem er die Darstellung Dal yell's (Rare and reniRrkable
animals of Scotland 1847) mit der meinigen hat vergleichen
können, das wahre Verhällniss ganz richtig aufgelasst hat,
so dass „das ganze Rälhsel befriedigend gelöst wird.** —
Dalyell, sagt er, stimmt in der Angabe von der Bildung
der Medusen aus dem Ammenkörper ganz mit Sars überein,
nur hat Dalyell noch spätere Stadien zur Beobachtung ge-
habt, und deshalb vollständiger diese Verhältnisse erforscht.
Auch die Desor'sche Beobachtung harmonirt hiermit, denn
Desor hatte, wie es nunmehr mir augenscheinlich vorliegt,
nur spätere Stadien , in welchen der Tentakelkranz an dem
Ammenreste schon gebildet war, und Hess sich, indem er den
letzleren für unverändert nahm, dazu verleiten, die daran
sitzenden jungen Medusen ats aus einer Knospung hervorge-
gangen anzusehen."
üebrigens bin ich mit Herrn Gegenbaur ganz einig
in dem Schlüsse, welchen er daraus zieht: „Das Wichtigste
ist hierbei , dass die Amme in der Medusenerzeugung nicht
aufgeht , sondern nach jeder Ammenperiode sich gewisser-
massen rehabilitirt und zu neuer Erzeugung von Medusen
sich anschickt, so dass sie bezüglich ihrer Lebensdauer ganz
den ammenden Hydrinen gleichgestellt werden kann.«
Christian ia im November 1856.
Jkhrote^y^ ein netips Qesclilecht der Crusta«
ceeii, aus der Familie der Hippaeeen«
Von
llr- R* JL» Pllilippi«
Professor der Zoologie und Botanik an der Universität Santiago
de Chile.
(Hierzu Taf. VIII.)
Der Conservalor des Nationalmuseums von Santiago,
Herr Philibert Germain, fand im Oktober 1855 am
Strande von Tome im Meerbusen von Talcahueno mehrere
Exemplare eines zur Familie der Hippaeeen gehörigen Kreb-
ses ausgeworfen, welcher ein neues Geschlecht bilden muss.
Ich vermulhe, dass dieser Krebs sehr selten ist , da er den
Naturforschern entgangen ist, welche bis jetzt Chile erforscht
haben, ungeachtet die Mehrzahl derselben gerade im Meer-
busen von Talcahueno längere Zeit verweilt haben. Dieser
Umstand , so wie die Betrachtung, dass die kleine Familie
der Hippaeeen zu der interessantesten ihrer Ordnung gehört,
haben mich bestimmt, das Thier zu untersuchen und zu be-
schreiben, wenn auch die Exemplare ziemlich beschädigt
waren.
Das Kopf bruststück ist oval, in der Mitte am brei-
testen, hinten ausgerandet , von vorn nach hinten eben, von
einer Seite zur anderen aber stark gewölbt, beinahe dacli-
förmig abschüssig. Der Schnabel ist klein, dreieckig, und
*) I^ymphe, Tochter des Poseidon und der Oenope,
Philip pi: Abrote, ein neues Geschlecht der Crustaceen. 125
kürzer als zwei dreieckige Spitzen, welche die Augengegend
von der der äusseren Fühler trennen. Der dadurch jeder-
seils gebildete Einschnitt ist sehr fein gekerbt. Von den
eben erwähnten seitlichen Spitzen fällt der ümriss schräg
nach aussen und hinten ab, und hierauf folgt eine Einbucht,
welche den vorderen Rand des Kopfbrustslückes von den
Seilenrändern trennt. Diese sind ziemlich convex, und zei-
gen in ihrer vorderen Hallte bis zur Mille vier Dornen, von
denen die drei ersten in gerader Linie nach vorn gerichtet
sind, während der hinterste stumpfer und mehr nach aussen
gewendet erscheint. In der Höhe der beiden vordersten Sei-
lendornen findet sich in der Mittellinie ebenfalls ein kurzer
horizontal nach vorn gerichteter Dom , und vor demselben
eine erhabene, mit Körnchen besetzte Querlinie. Eine zweite
ebenfalls mit Körnchen besetzte Querlinie erstreckt sich vom
eben genanntem Dorne nach seitwärts, hört aber auf halbem
Wege zum Seitenrande auf. Vermulhlich haben alle Körn-
chen Borsten getragen. Eine vertiefte nach vorn convexe
Linie, etwas hinler der Mille der Länge gelegen, welche
sich ebenfalls nur über die halbe Breite erstreckt, deutet die
Gränze der Magengegend an. Von jeder Seile ziehen sich
zwei Out^rfurchen nach innen bis in die Mille zwischen der
Seilenlinie und der Mittellinie; die vordere in querer Richtung
von der Bucht vor dem drillen Zahne aus; die andere, schräg
nach vorn verlaufend, von der Bucht vor dem vierten Zahne
aus. Das Koplbrustslück hat hinten keine lamellenarligen
Verlängerungen, um die Füsse zu bedecken, sondern nur eine
scharfe Kante, welche die obere Seile von der unteren trennt.
Diese ist in ihrem hinteren Theile von der Kante bis zu den
Beinen hin weich, fein gekörnelt und durch eine Menge häu-
tiger Linien in unregelmässige Täfelchen getheilt. Siehe Fig. c.
Die Augenstiele sind unmittelbar unter dem Schna-
bel des Kopfbruststückes befestigt, stehen nahe bei einander
und zeigen drei Glieder, von denen die beiden ersten sehr
kurz und unter dem Kopfbruststück verborgen sind; das
dritte Glied ist cylindrisch an seiner Basis etwas aufgeschwol-
len und so lang, dass es über die Seilenspitzen des Kopf-
bruststückes hervorragt. Die kleinen Augen stehen am
Ende desselben.
126 Philip pi:
Die äusseren Fühler sind von der halben Länge des
Kopfbrustslückes und stehen noch ausserhalb der erwähnten
Seilenspitzen. Das erste Glied ihres Stieles ist kurz und
breit, ragt aber doch noch etwas über das Kopfbruststück
hervor ; das zweite Glied ist kaum länger als breit und zeigt
nach innen einen beweglichen Dorn ; das dritte Glied ist so
lang wie das zweite, aber weit dünner, cylindrisch; es hat
drei erhabene mit Borsten besetzte Querlinien: das vierte
Glied ist anderlhalbmal so lang wie das dritte, ebenfalls cy-
lindrisch, und trägt etwa sieben, rn'ü kurzen Borsten verse-
hene Höcker. Die Geis sei ist beinahe so lang wie die
beiden letzten Glieder des Stieles und besteht aus 13 ver-
kehrt kegelförmigen Gliedern, welche unmittelbar vor ihrer
oberen Gdenkfläche nach aussen mit langen Borsten gewim-
pert sind, welche auf einer erhabenen Querlinie stehen.
Die inneren Fühler sind massig gross. Das erste
Glied des Stieles ist kurz und dick, die beiden folgenden
bilden ein nach unten gebogenes Knie und sind beinahe gleich
lang und cylindrisch. Die Geis sei fehlte an allen drei
Exemplaren.
Die äusseren Kaufüsse sind gross und im Ganzen
ziemlich cylindrisch. Siehe Fig. d. Das erste Glied ist sehr
kurz; die vier folgenden sind beinahe gleich lang: das zweite
hat nach innen eine scharfe , mit kammförmigen Zähnen be-
setzte Kante, welche nach vorn mit einer zahnartigen Ver-
längerung weit vorspringt. Das dritte Glied ist beinahe
stumpf dreikantig und zeigt auf seiner unteren Kante eine
Reihe zahnartiger Körnchen. Das vierte und fünfte Glied
zeichnen sich durch die langen Wimpern ihrer Aussenseite
aus; das letzte Glied ist aber zusammengedrückt, lanzettför-
mig und beiderseits stark gewimpert. Der Palpus ist pfrie-
menförmig, dicht und lang bewimpert.
Das zweite Paar Kaufüsse, s. Fig. d, hat cylin-
drische Glieder, von denen die letzten drei zusammengenom-
men so lang sind, wie die vorhergehenden. — Die folgen-
den Kaufüsse sind lamellenartiar.
Die ächten Füsse berühren sich unmittelbar in der Mit-
tellinie der Brust;, das erste Paar ist vom folgenden ziemlich
entfernt, s. Fig. c. Die Scheeren sind nicht viel länger
Abrote, ein neues Geschlecht der Crustaceen. 127
als die anderen Füsse, aber weit dicker, zumal in den er-
sten Gliedern. Die Hüfle, s Fig. c. 1, zeigt ncuh hinten und
aussen einen abgerundeten Vorsprung; der Trot hanter, s. c. 2,
hat die Gestalt eines Dreiecks, in welches ein rechter, ja
beinahe spitzer Winkel hineintritt, welcher der Geienkiläche
der Cüxa und dem äusseren Rande dieses Gliedes entspricht;
der Schenkel, s. Fig. c. 3, ist gross und dick, und zeigt nach
vorn und unten etwa in halber Länge einen grossen spitzen
Dorn. Das [olgende Glied hat die Gestalt eines stumpfwink-
ligen Dreiecks, s. Fig. f. 1, dessen stumpfer Winkel nach
aussen und hinten gerichtet ist und dessen Grundlinie, nach
oben gerichtet, eine scharfe stark bewimperte Schneide bildel,,
die mit einem spitzen Dorne endet, und davor einen zweiten,
kleineren Dorn zeigt. Die Gelenkfläche, wodurch dies Glied
mit dem Carpus verbunden ist, nimmt nur die untere Hallte
der vordem Seile der Tibia ein. Die Hand ist ebenfalls drei-
eckig, allein fast in Gestalt eines gleichseitigen Dreiecks, des-
sen Spitze nach unten und vorn gerichtet und stark zusam-
mengedrückt ist. Sie endet ebenfalls mit einem spitzen
Dorne; in der Mitte der unteren Kante steht ein zweiter spit-
zer Dorn und zwei andere stehen an der äusseren Fläche in
der Linie, welche man zwischen beiden Gelenken ziehen kann.
Endlich stehen drei Dornen auf der scharfen stark bewim-
perten Kante, welche dem Daumen zugekehrt ist, die von der
Spitze nach der Gelenkfläche hin an Grösse allmählich ab-
nehmen. Der nicht von der Gelenkfläche eingenommene
Theil der Basis ist zusammengedrückt und stark gewimpert.
Der Daumen ist stark zusammengedrückt, schmal und spitz.
Seine innere, der Hand zugekehrte Kante ist geradlinig und
ganzrandig, die äussere schwach gekrümmt, und mit zwei
starken Dornen besetzt, wozu oft nolch ein dritter, kleinerer
an der Basis kommt.
Die folgenden drei Fusspaare sind ziemlich
übereinstimmend gebildet; Hüfte und Trochanter sind kurz
und zeigen niclits Auff'allendes; der Schenkel ist zusammen-
gedrückt, halb so breit wie lang , seine obere Kante sowohl
wie seine untere schwach convex und gewimpert. Die Tibia
verbreitert sich nach unten, und läuft unten und aussen in
eine stark zusammengedrückte Spitze aus, wodurch sie beinahe
128 P h i 1 i p p i :
dreieckig erscheint ; die äussere Kante, die längste, ist so lang
wie der Femur und gekörnt. Die Verscliiedenheiten, welche
diese beiden Glieder an den drei Fusspaaren zeigen, beste-
hen hauptsächlich darin, dass die obere Fläche des Femur
beim dritten und vierten Fuss glatter, flacher, und in der
Mitte sogar beinahe häutig ist, und dass dieTibia des zwei-
ten Fusspaares einen stärker hervortretenden Winkel hat. Der
Tarsus ist an diesen drei Fusspaaren breiter als lang, zu-
sammengedrückt, und aussen mit einem Kiele versehen, wel-
cher der Länge nach von Gelenk zu Gelenk verläuft; allein
die Breite dieses Gliedes nimmt vom zweiten Fusspaare bis
zum vierten zu, und namentlich ist die grössere innere Hälfte
des Gliedes beim vierten Fusspaare sehr verbreitert. — Das
Kagel^lied ist bei den genannten drei Fusspaaren zwar stets
lamel.enarlig und sicheltörmig, allein beim vierten Fusspaare
ist es breit und schwach gebogen ; beim zweiten zeigt es
statt der sanften Kinbiegung des vierten Fusspaares eine Ein-
kerbung, wodurch die bpilze mehr nach aussen gerichtet ist,
und beim dritten Fusspaare ist das INagelglied sehr stark ge»-
bogen und sehr schmal. Die convexen t>eiten des Nagelglie-
des sind stark gewimpert.
Das fünfte Fuss paar ist unter dem Seitentheile des
Kopfbruslstückes verborgen, und einem besonderen Ringe
des Leibes entsprossen , welcher mit dem Hinterleibe enger
verbunden erscheint, als mit dem Kopibrustslück, s. Fig. b.
Dieses Fusspaar ist schlank und dünn, s. Fig. k. Das Nagel-
glied ist stark zusammengedrückt, beinahe lamellenartig, drei
Mal so lang wie breit, stark gewimpert. Der Tarsus ist an-
derthalb Mal so lang als das Nagelglied aber schmaler; der
Femur eher kürzer als der Tarsus, aber slärker.
Der Hinterleib besteht aus sechs Gliedern: die vier
ersten sind jederseits in einen queren blattartiger Fortsatz
verlängert, s. Fig. 6, welche Fortsätze von vorn nach hinten
immer kürzer werden, und am Vorderrande stark gewimpert
sind. Das fünfte Glied ist beinahe quadratisch. Das End-
glied ist fast zweimal so breit wie das vorhergehende, ziem-
lich eiförmig, so breit wie lang, und zeigt zwei eingedrückte
Längslinien, welche es in drei ziemlich gleiche Theile ihei-
len; die OelTnung des Afters schimmert durch. Die ialschen
Abrote, ein neues Geschlecht der Crustaceen. 129
Füsse des vorletzten Gliedes haben einen nach vorn gerich-
teten Stiel, welcher so lang- ist, wie das erwähnte Glied des
Hinterleibes und zwei linealische, abgerundete, stark gewim-
perle Flossen trägt, an denen die äussere am Ende des Stie-
les, die innere aber davon entfernt, fast in der Mitte des
Stieles, eingelenkt ist. - Die falschen Füsse der vorherge-
henden Glieder des Hinterleibs sind fadenförmig.
Durch die eben gegebene Beschreibung ist klar, dass
dieses neue Genus durch die Form des Kopfbruslstückes mit
Remipes oder Hippa übereinkommt, und letzterem Geschlechte
auch durch die ziemlich grossen äusseren Antennen nahe
stellt; durch den Umstand, dass die Vordeffüsse Scheeren
tragen, stimmt Abrote mit Albunea und Ranina überein, von
welchen beiden Geschlechtern letzteres auch Dornen an den
Scheeren trägt. Mit Albunea stimmt auch die Form des End-
gliedes des Hinterleibes und die Form der Klauen überein,
während die Form des Kopfbruststückes, der Augenstiel, die
äusseren Fühler u. s. w. eine bedeutende Verschiedenheit
darbieten.
Die Art nenne ich A. spinimana, und habe zu der obi-
gen Beschreibung nur hinzuzufügen, dass die Farbe des Ge-
häuses ein blasses schmutziges Rosenroth ist, ganz so wie
ich es bei einer Albunea symnista fand , die ich einst nach
einem Sturme am Strande von Calania auflas , oder wie sie
Hippa zeigt. Die Dimensionen sind leicht auf der Abbildung
zu entnehmen: das Kopfbruststück ist in der Mittellinie 13 Li-
nien lang und 10 y3"' breit; der Hinterleib ist 11 Linien lang,
und sein erstes Glied Vy/" breit, das letzte Glied ist fast
3'" lang. Die äusseren Fühler messen 9'", die Augensliele
ausgestreckt 2%. An den Scheerenfüssen ist der Femur 5'"
lang und 372'" dick ; die Tibia incL des Enddorns 7'" lang,
in der Mitte 31/3'" hoch ; der Garpus in seiner unteren Kante
6'//" lang und Sy^"' hoch. Der Femur der folgenden Füsse
ist Sy^— 4'" lang, 2— 2y4'" hoch; die Tibia 4y.'" lang, am
unteren Ende 2y2 — 3'" breit; der Tarsus fast 2'" lang
2— ay^'" breit, das Nagelglied endlich ist 4V2'" lang.
Archiv f. Naturgescb. XXlIl. Jahrg. 1. ßd. 9
Tier neue Eehinoderiiieti des Cliilenischen
Heeres.
Von
Or R, jt. Pltilippi
in Santiago de Chile. •
Bei der grossen Arinulh der Chilenischen Fauna wird
es, glaube ich, doppelt interessant sein, dass ich im Stande
bin, zu den bisher aus Chile bekannten Echinodermen vier
neue Arten hinzuzufügen.
1. Echinus magellanicus Ph. Klein, ziemlich niederge-
drückt, unten eben; die Ambulakral-Felder sind etwa zwei
Drittel so breit, wie die Zwischenfelder. Je drei Paare von
Poren bilden in den Ambulakren gezähnte Linien. Die Höcker
sind verhältnissmässig ziemlich gross; die grösseren bil-
den in den Ambulakralfeldern zwei Reihen die nach aussen,
also dicht an den Poren, liegen , und zwei Reihen kleinerer
Höcker zwischen sich haben. In den Zwischenfeldern bemerkt
man ebenfalls zwei Reihen grösserer Höcker , allein diese
nehmen die Mittellinie der einzelnen Täfelchen ein und haben
jederseits eine Reihe kleinerer Höckerchen. Die Mundöffnung
des Gehäuses nimmt etwa den halben Durchmesser desselben
ein, ist kaum winklig, und ohne Einschnitte; die Ohren sind
inwendig breit, niedrig mit eiförmiger, verhältnissmässig klei-
ner Oeffnung. Die Lamellen , welche die Analöffnung des
Gehäuses verschliessen , sind gross, fünf an der Zahl, un-
gleich, zwei aneinanderstossende sind kleiner, drei grösser,
so dass der After nicht im Centrum liegt, allein die Linie,
welche diese Afterplatten in zwei symmetrische Hälflen Iheilt,
trifft nicht auf die Labyrinth-Platte. Die Stacheln sind ver-
Philipp! : Vier neue Echinoderraen d. Chilenischen Meeres. 131
hältnissmässig lang-. — Durchmesser des Gehäuses 8 Linien.
Höhe 4'/,, Durchmesser der JVlundöffnung- 3, der AnalöfFnung*
ly, Linie; Länge der Stacheln Sy^ Lin. — Die Färbung ist
bald violett, bald grün, die Ambulakra sind weisslich , die
Stacheln sind an der Spitze weiss.
Aus der Magellans-Strasse in mehreren Exemplaren von
Herrn Schythe geschickt.
Der Beschreibung nach muss Echinus minimus ßlainv.
Dlct. sc. nat. 37. p. 80 dieser Art sehr ähnlich sein, allein
bei E. minimus liegen zw^ei Reihen kleinerer Höcker nach
aussen von der Reihe grösserer Höcker, welche die Täfel-
chen der Zwischenfelder durchzieht („outre une double ran-
gee extreme dans les ambulacraires"). Auch der kleine
an den Sicilischen Küsten so überaus häufige Seeigel , wel-
chen ich für E. miliaris L. genommen habe, ist der Magella-
nischen Art zum Verwechseln ähnlich, unterscheidet sich aber
wesentlich durch ein wichliges physiologisches Kennzeichen :
die Platten, welche die Afteröffnung des Gehäuses verschlies-
sen, sind viel kleiner und zahlreicher. Auch E. patagonicus
d'Orb. Voy. Amer. mer. Paleont. p. 135. t. 6. fig. 14 — 16 ist
dieser Art sehr ähnlich, aber fast zweimal so gross; die vom
Eierleiter durchbohrten Platten und die Stellung der Poren in
den Ambulakris , so weit sie aus der Figur zu erkennen
sind — die Beschreibung schweigt darüber! — sind indes-^
sen verschieden.
2. Arbacia oder Echinocidaris Schythei Ph. Nieder-
gedrückt kegelförmig, schwärzlich; die Höcker in' dem obe-
ren Theile der Interambulakralfelder nur vierzeilig, so dass
in der Mitte des Feldes ein breiter , gänzlich höckerfreier
Raum ist; während die Höcker im Umfange des Gehäuses in
demselben Felde acht Reihen bilden, ohne freien Zwischen-
raum. Die grösseren Stacheln sind nach der Spitze hin nicht
verdickt oder verbreitert, und enden mit drei kurzen glatten
Schneiden; die unmittelbar um die Mundöffnung herum ge-
stellten Stacheln sind gegen das Ende breiter, an der Spitze
selbst zusammengedrückt platt und mit Längsleisten verse-
hen; die vier Klappen, weiche den After vcrschliessen, bilden
eine Ebene, indem ihre freien Spitzen rechtwinklig sind; die
Afteröffnung im Gehäuse ist oval. Die fünf Ovarial- Platten
13^ Philippi:
sind ausgezeichnet runzlig, und die Oeffnung der Eierleiter
selbst liegt in einer Grube. — Der Durchmesser beträgt 27
Linien, die Höhe 15' Linien; die grösseren Stacheln sind l2
Linien lang. Die Farbe der Stacheln ist am Grunde grau,
gegen die Spitze hin schwärzlich.
In der Mageilans- Strasse von Herrn G. Schythe
entdeckt.
Im Norden Chiles kommt ein Echinocidaris spalhuliger
vor, dessen Beschreibung bei Gay nicht genügend ist (die
daselbst cilirte Figur kann ich nicht nachsehen). Der See-
igel, welchen ich für E. spathuliger halte, ist von dem eben
beschriebenen durch folgende Merkmale leicht zu unterschei-
den ; der sehr auffallende freie Raum im oberen Theile der
Interambulakralfelder fehlt; die Afteröffnung des Gehäuses ist
kreisförmig, nicht oval; die vier Klappen, welche dieselbe
verschliessen, haben die Gestalt eines gleichseitigen Dreiecks,
oder sind sogar noch etwas spitzer, so dass sie eine Pyra-
mide und nicht eine ebene Fläche bilden ; endlich ist die
Gestalt der Stacheln verschieden , sO wie die Skulptur der
Ovarial-Plalten, tienen auch die Grube fehlt, in welcher bei
E. Schythei die Eierleiter münden. Nach Gay sollen gar
bei E. spalhuliger die um den Mund herum gestellten Sta-
cheln die längsten sein, allein dies ist offenbar eine von den
zahllosen Flüchtigkeiten des Werkes, und heissl es denn auch
wenige Zeilen weiter bei E. niger, dass die Stacheln im Um-
fange des Gehäuses bei E. spathuliger die längsten seien.
3. Goniodiacus verrucosus Ph. Fünf Arme. Das Ver-
hältniss des kleinen zum grossen Radius wie 1:2; die Win-
kel zwischen den Armen sehr stumpf und gerundet. Es sind
19 bis 20 dorsale und ventrale Randplatten jederseils an den
Armen vorhanden, ausserdem eine unpaare Bauch - und Rük-
kenplalte. Die Furchenpapillen stehen in 3 bis 4 Reihen wie
bei Goniodiscus singularis Müll. u. Trosch. — Die Platten
der Bauchseite sind mit cylindrischen Papillen dicht bedeckt;
die Randplatten haben niedrige Papillen, die so dicht stehen,
dass sie sich wie Pflastersteine berühren. Der Rücken ist
mit dicht granulirten Warzen besetzt , fast genau wie bei
Linckia mammillala. Die Labyrinlhplatle ist nicht grösser
als eine dieser Warzen, etwa halb so gross wie bei Gon.
Vier neue Echinodermen des Chilenischen Meeres. 133
singularis, und von sechs Warzen umg-eben , von denen ab-
wechselnd drei kleiner und drei grösser sind. — Die Farbe
ist rolh. —Grösse, Durchmesser der Scheibe 17 Linien, des
ganzen Sterns 3 Zoll.
Diese interessante Art ist an der Küste zwischen Val-
paraiso und der Mündung des Rio Maipu gefunden.
4. Cuvieria antarcüca Ph. Der Körper ist eiförmig,
oben convex, mit gelblichen Schuppen bedeckt, die am Rande
sehr klein sind, nach der Mitte des Rückens hin aber Drösser
werden; so dass etwa fünf Schuppenreihen zwischen After und
Mund liegen. Fünf bis sechs dreieckige Klappen verschlies-
sen die Mundöffnung , fünf weit kleinere Klappen die Afler-
öffnung. — Die Länge beträgt 4y2 Linie, bei einer Breite von
3 Linien.
Mein verehrter Freund, Herr Georg Schythe sandte
ein getrocknetes Exemplar aus der Mageilans-Strasse.
Diese Art ist der Holothuria squamata 0. Fr. Müll, so
ähnlich , dass ich lange gezweifelt habe , ob ich sie nicht
ohne Weiteres dafür ansprechen sollte. Wenn indess die
Figur Encycl. meth. 87. p. 11. 12. getreu ist, so sind bei der
Art des nordischen Meeres die Schuppen, welche die Mund -
und Afteröffnung verschliessen, weniger regelmässig als bei
der analogen der Südspilze Amerikas, und es sind wenigstens
zehn Schuppenreihen zwischen After und Mund. Sollte eine
Untersuchung zahlreicherer Exemplare aber auch herausstel-
len, dass beide Arten zusammenfallen müssen , so bleibt es
nicht minder eine interessante Thatsache , dass sich diese
merkwürdige Holothurienform an beiden Folarmeeren wieder-
holt, so wie sich identische Formen von Seesternen und ähn-
liche analoge Formen von Seeigeln zeigen.
Bis jetzt sind folgende Seesterne und Seeigel von Chile
bekannt:
Seeigel.
Echinus albus Mol.
— magellanicus Ph.
Echinocidaris spathuliger Val.
— Schythei Ph.
— niger (Echinus n.) Mol,
Heliocidaris erythrogramma..
134 Philip pi: Vier neue Echinodermen d. Chilenischen Meeres.
Tripylus excavatus Ph. Archiv
1845. p. 344 sq. . u n
DU Ml/ von Hrn. Gay vergessen.
— cavernosus Ph. ibid.( •' °
— australis Ph. ibid.
Seesterne.
Asteracanthion gelatinosus Meyen.
— helianlhus.
— aurantiacus Meyen.
— rubensL. Archiv 1843. p. 123 von Herrn
Gay vergessen.
Goniodiscus singularis. Archiv 1841 p. 116, ebenfalls
von Herrn Gay vergessen,
verrucusus Ph. nov. sp.
Asleriscus calcaralus Val.
Während Herr Gay also nur acht Arten See-Igel und
See-Sterne aus dem Chilenischen Meere aufzählt, stellt sich
die Zahl derselben hiernach auf 16 heraus, von denen ich
sechs zuerst besclirieben habe.
lieber den Grueiniil von JHoIina,
Von
Or. R« A* Philipp!
in Santiago de Chile.
Der Guemul, Huemul, Guamul, Huamul der Chilenen
miiss ein sehr seltenes Thier sein. Molina kann ihn un-
möglich selbst gesehen haben, sonst würde er keine so grund-
falsche Beschreibung von demselben gegeben und ihm, um
nur eins zu erwähnen , namentlich keinen Eselschwanz bei-
gelegt haben. Er scheint offenbar durch die Nachricht von
Wallis irregeführt zu sein, der dies Thier in der Magel-
lans-Slrasse zuerst gesehen hat, ohne es schiessen zu kön-
nen, (Hawkesworth Voy. tom. I. c. 2. p. 38). Herrn Gay ge-
lang es bei seinem mehrjährigen Aufenthalt in Chile nur, sich
das Weibchen ^u verschaffen , welches er in historia de Chile
p. 159 als Cervus chilensis beschreibt und t. 13 abbildet, nach-
dem er nebst Gervais zuerst in den Annales des Scien-
ces Naturelles Fevr. 1846 eine Nachricht davon gegeben. Das
Exemplar, nach welchem vermuthlich die Abbildung gemacht
ist, existirt noch im Museum von Santiago. Schon Gay ist
die Aehnlichkeit seines Cervus chilensis mit dem zwei Jahre
früher von d'O rb ig ny aufgestellten Cervus antisensis aufge-
fallen. Nachdem Herr Ga y Chile bereits verlassen, gelangte,
ich weiss nicht in welchem Jahre, ein Männchen des Guemul
an das Museum, welches in der Cordillere der Provinz Col-
chagua geschossen war. Es wurde leider in einer wun-
derlichen Stelking ausgestopft, um als Wappenhalter eines
auf Blech gemallen grossen Chilenischen Wappens zu dienen,
136 |Philippi: Ueber den Guemul TOn Molina.
und ZU dem Ende auch mit einer blechernen Krone verse-
hen. Als ich vor Kurzem das Werk von d'Orbigny Vo-
yage dans l'Amerique meridionale etc. erhielt und in dem-
selben die ausführliche Beschreibung des Cervus antisiensis
nebst einer Abbildung des Männchens fand , überzeugte ich
mich sogleich , dass der Chilenische Guemul durchaus iden-
tisch mit diesem Hirsche ist. Die Beschreibung von d'Or-
bigny passt Wort für Wort auf das ausgestopfte Exemplar
des Museums, und ebenso die Figur; nur ist das Colorit zu
hell; unser Exemplar ist braun, nicht falb, wie die Abbildung
bei d'Orbigny, die einzelnen Haare sind aber genau be-
schaffen, wie sie d'Orbigny beschreibt, graubraun mit gelb-
lichem Ring vor der dunkelbraunen Spitze. Unser Chileni-
sches Exemplar ist etwas grösser al^s das von d'Orbigny,
wie die Zusammenstellung der Maasse zeigt.
Longueur du corps et
de la tele bei d'O r-
bigny . . . . 1,200"" bei diesem Exemplare 1,575"»
Höhe des Geweihes von
der Basis bis zur
Spitze des hinteren
Astes 0,170 „ „ „ 0,254
Höhe des Geweihes bis
zur Spitze des vorde-
ren Astes .... 0,140 „ „ „ 0,215
Länge des Ohres .. 0,125 „ „ „ 0,152
Länge des Schwanzes 0,100 „ „ „ 0,139
wobei ich bemerke , dass ich meine Messungen mit einem
Bandmaasse und der Krümmung derTheile folgend angestellt
habe. Die Beschreibung von d'Orbigny a.a.O. ist so ge-
nau, dass ich derselben nichts hinzuzufügen habe; höchstens
möchte ich bemerken , dass das Geweih an seinem Grunde
eine Anzahl erhabener Längskanten besitzt, die sich vor der
Gabelung bereits verlieren, und dass die Perlen der Rosen
einen ziemlich stark hervortretenden Kranz bilden.
Reitrag' zur ICoiintniss der Dipteren
/Ifrika's.
Von
«■ Director I^oe^v
in Meseritz.
(A. d. Öfversigt af K. V. Ak. Förhandl, arg. 13. p. 255— Qö-i).
Uebetsetzt von
Ifr. Creplin»
Afrika, seit Jahrtausenden das Ziel von Besuchern,
besonders an seinen Küsten , seit Jahrhunderten der Begräb-
nissplatz unerschrockener Reisender, welche ihr Forschungslrieb
seinen inneren 'Tiieilen zuführte, hat während der letzteren
Jahrhunderle durch fortgesetztes Durchforschen seiner vor-
her unbekannten Gegenden einen reichen Schatz wichtiger
Erläuterungen geliefert. So wie das geographische Bild vom
Innern dieses Welltheils klarer und klarer hervortritt, ebenso
wird seine Fauna und Flora uns bald einen nicht geahnten
Reichthum und Mannichfaltigkeit darbieten.
Was seine Fauna betrifft, so iiat sich die Kenntniss
der höheren Thierklassen viel weiter und nach ausgedehnte-
ren Gegenden erhoben, als die Bekanntschaft mit den nie-
deren .Thieren. Während die erstere grosse Theile des in-
neren Landes umfasst, hält die letztere sich fast ganz und
gar an die Küstenländer, ja oft nur an gewisse Punkte von
diesen. Auch aus den Ländern, durch welche bereiste Wege
führen, wissen wir von den niederen Thieren Wenig oder
Nichts. Was von ihnen angeführt worden ist, berührt haupt-
138 L 0 e w :
sächlich unsere Kenntniss der afrikanischen Insekten, wenn
auch nicht alle Classen derselben in gleichem Maasse. Unsere
Kenntniss von den Koleopteren ist die bedeutendste , wovon
die Ursache ist, dass diese unter den gewöhnlichen Ver-
hältnissen einer Reise in Afrika am • leichtesten gesammelt
und heimgebracht werden können. Besonders geringe ist
dagegen die Kenntniss der Dipteren, welche die Aufmerk-
samkeit der Sammler wenig auf sich ziehen, und deren Auf-
bewahrung während des Transportes mit so manchen Schwie-
rigkeiten verknüpft ist.
Die erste Kunde von Afrika's Dipteren begann mit
der Aufstellung einiger Arten von Linne, de Geer u. m.
A. Eine darauf folgende, etwas reichhaltigere Benachrich-
tigung von denselben erlheilte Fabricius durch die Be-
schreibung von 77 Arten. Um eine Uebersicht der all-
mählich erweiterten Kenntniss und ein deutli-
ches Bild vom gegenwärtigen Standpunkte der-
selben zu liefern, ist es nöthig, Afrika in Distrikte zu
Iheilen. Diese sind auf keine Welse durch natürliche Grän-
zen bestimmt, sondern sind durch den Handel entstanden,
mit welchem die naturgeschichllichen P'orschungen Hand in
Hand gegangen, und sind zufolge der Zeit und deren Dauer
mehr oder weniger ausgedehnt worden. Der erste dieser Aus-
gangspunkte ist Aegypten, der zweite Algier nebst den
anffränzenden Küstenländern , der dritte sind die Handels-
platze an der Westküste, der vierte ist das Capland
und der fünfte Mosambique. Ausserdem müssen noch
zwei besondere Distrikte angenommen werden, einer besteht
aus den azorischen und canarischen Inseln, ein an-
derer, umfassend Ma da gas car, Isle de France und
Bo urbo n.
Der erste oben genannte Distrikt umfasst die in Osten,
am rotlien Meere liegenden Länder, also Aegypten, Nu-
bien und Abyssinien, und erstreckt sich von den Küsten
des Mittelmeers bis zum nördlichen Ende der Bucht von Aden.
Er ist anzusehen als der nordöstliche Distrikt. Aus-
ser 7 von Olivier in der Encyclopedie melhodique bekannt
gemachten und 6 von Ehrenberg und Hemprich ent-
deckten Arten, welche von Klügln den „Symbolae plysi-
Beitrag zur Kenntniss der Dipteren Afrika's. 139
cae" beschrieben sind, hat Wiede mann 65 von da ange-
führt , welche zum grössern Theile von dem unermüdlichen
Rüppell entdeckt worden sind. Macquart hat ihnen 33
neue hinzugefügt, Walcker in verschiedenen Werken 7 an-
dere, und ich habe 36 Arten aus Aegypten beschrieben, de-
ren einige von Rüppell, alle anderen von Frauenfeld
gesammelt worden sind. Rechnet man hierzu 2 oder 3 von
anderen Schriftstellern veröffentlichte Species , so ergiebt es
sich, dass bisher etwa 157 Arten aus dem nordöstlichen Afrika
bekannt gemacht sind. Um das Bild von der Dipterenfauna
dieses Distrikts zu vollenden , so weit Solches bei unserer
gegenwärtigen Kenntniss geschehen hann, sind jenen 157 *)
dort zuerst entdeckten Arten noch 43 hinzuzufügen , welche
theils dort gemeinschaftlich mit anderen Gegenden in Afrika
oder Europa^ oder auch in Arabien und Syrien, vorkommen.
Hieraus folgt sonach , dass wir mit Sicherheit nur etwa 200
Species kennen, welche in diesem Distrikte einheimisch sind.
Es ist ziemlich unsicher, bei einem so geringen Materiale den
Charakter der Fauna bestimmen zu wollen ; doch kann hin-
sichtlich derselben mit einiger Gewissheit gesagt werden, dass
die Anzahl der Arten , welche die nördliche Hälfte dieses
Distrikts gemeinschaftlich mit Europa besitzt, nicht geringe,
noch grösser aber die Anzahl ist, welche der ganze Distrikt
mit Arabien Iheilt. Die ihm mit der Berberei gemeinsame
Artenanzahl scheint für jetzt nicht viel grösser, als die an
den südeuropäischen Küsten zu sein. Mit Afrika's Westküste
und südlicher Spitze hat er nur wenige identische Species
aufzuweisen.
Der zweite Distrikt umfasst die ganze nördliche
Küste von Tripolis bis Marokko. Die canarischen Inseln
wären füglich hieher zu rechnen , keineswegs aber die azo-
rischen, deren Fauna man dann mit der europäischen würde
*) Ich gebe hier, wie überall, bestimmte Zahlen, nach der
mir zugänglichen Litteratur , an. Anspruch auf absolute Richtigkeit
können dieselben nicht machen, da einige Veröffentlichungen, beson.-
ders in englischen Zeitschriften, mir nicht zugänglich waren. Dass
sie ^keineswegs bedeutend von der Richtigkeit abweichen, glaube ich
versichern zu können.
140 L 0 e w:
vereinigen müssen. Ich iialfe es somit für passlicher, sie
beide zusammen einen eigenen Distrikt bilden zu lassen, den
der westlichen Inseln, dessen Mittelpunkt Madera mit
einer Fauna von völlig südeuropäischem Charakter ist. Ge-
wiss ist das Verhalten auf allen nördlicher gelegenen Inseln
sich gleich , während es dagegen auf den canarischen nicht
unbedeutend modificirt erscheint, wo die Fauna sich weit
mehr der nordafrikanischen nähert. Ueber die Dipteren-
Fauna von Madeira werde ich mich nach den mir zu Gebote
siehenden Materialien binnen kurzem ausführlicher äussern.
Ueber die Fauna der canarischen Inseln hat Macquart in
Webb's und Berthelot's bekanntem Werke die vollstän-
digsten Aufklärungen gegeben. Er beschreibt dort 41 ei-
genthümliche Arten und zählt dazu noch eine ziemlich grosse
Anzahl auch in Europa und Nordafrika gefundener auf. Von
anderen Schriftstellern sind ferner 8 Arten und eine geringe
Anzahl auf diesen Inseln vorkommender europäischer Arten
ebenfalls angemerkt worden. Der von Tripolis bis Marokko
sicherstreckende Nordküste ndistrikt hat die Sahara zur
Gränze gegen Süden. Schon von den 77 Fab rici'schen
Arten gehören demselben, und vorzugsweise seiner westli-
chen Hälfte, 24 an. Durch Wiedemann sind 9 Arten
hinzugekommen. Für die vollständigste Ausforschung ist die
Dipterologie Macquart verpflichtet, welcher theils in sei-
nem Werke über exotische Diptera, theils in seiner Bearbei-
tung derDiptera in der „Exploration de 1' Algerien* nicht allein
127 neue Arten von Algier beschrieben, sondern auch eine
grosse Menge dort vorkommender europäischer Arten aus-
gemiltelt hat. Mit Hinzufügung der wenigen von Walker,
Erichson, Lucas, Leon Dufour und einigen Anderen
charakterisirten Arten kennen wir zur jetzigen Zeit l72 erst
im Nordküstendistrikte entdeckte Arten. Rechnet man hierzu
die dort vorkommende grosse Anzahl europäischer Arten und
die wenigen, welche dieser Distrikt. mit anderen Gegenden
in Afrika gemein hat, so steigen die dort einheimischen Ar-
ten auf 310. Ungefähr die Hälfte dieser Arten gehört auch
Europa's Fauna an. Wie weit die Verbreitung der in diesem
Distrikte gefundenen, Europa nicht angehörenden Arten sich
erstreckt, lässt sich noch nicht ermitteln, und zwar ebenso
Beitrag zur Kenntniss der Dipteren Afrika's. 141
wenig, als ob sein westlicher Theil eine von der östlichen
besonders abweichende Fauna besitzt. Benierlienswerlh ist
übrigens die geringe Uebereiiistinimung zwischen den nicht
europäischen Arten Algier's und der canarischen Inseln, und
so in die Augen fallend, dass die Vermullmng entstehen aiuss,
die Identitär sei in vielen Fällen übersehen worden. Die
Anzahl der dem Nordküslendistrikte und Aegypten gemein-
samen Arien dürfte nicht unbedeutend sein. Mit Afrika's
tropischer Weslliüste und südlicher Spilze besitzt dieser Di-
strikt nur sehr wenige, theils auch nach Europa verbreitete
Arien gemeinschaftlich.
Der dritte Distrikt umfasst die tropische Westküste von
Senegambien bei Benguela. Er ist reich an ausge-
zeichneten Formen. Wir haben Fabricius zu danken für
die Kenntniss von 31, Wiedemann von 24, Macquart
von 47 und Walker von 81 Arten, unler welchen letzteren
sich eine ziemlich grosse Anzahl befindet , deren Vaterland
ungewiss ist. Andere Schriftsteller haben ferner 20 Species
beschrieben, so dass überhaupt 174 Arten von dorther be-
kannt geworden sind. Hinsichtlich des Vorkommens euro-
päischer und nordafrikanischer Arten in diesem Distrikte
ist fast Nichts bekannt; dagegen besitzt er, und selbst seine
nördlich vom Aequator liegende Hälfte, eine grössere Anzahl
von Arten, die sich auch am Cap finden, als man Grund ge-
habt hätte wegen des grossen Abstandes, der Ungleichheil
der geographischen Breilengrade und der davon herrühren-
den klimatischen Verschiedenheiten zu vermuthen.
Der Distrikt der südlichen Spitze oder des Cap-
landes reicht bis zum südlichen Wendekreise oder wenig-
stens bis zum 20"^ S. Br» Aus ihm sind von Fabricius 14,
von Wiedemann 179, von Macquart 154, von Wal-
ker 95 und von verschiedenen Anderen etwa 32, oder zu-
sammen 47 1 Arten beschrieben worden. Ausserdem sind,
theils als in Europa vorkommend, theils früher in anderen
Theilen von, Afrika entdeckt, 30 Species^ bekannt , so dass
die Anzahl aller als einheimisch in diesem Distrikte ange-
gebenen Arten mindestens auf 500 angesetzt werden kann,
eine Anzahl, welche bedeutend grösser ist, als die aus irgend
einer anderen Gegend von Afrika. Dieses Verhalten dürfte
142 L 0 e YV :
nicht so sehr seinen Grund im Reichlhume dieser Fauna ha-
ben, als in der länger dauernden und engeren Berührung, in
welcher Europa mit dem genannten Lande gestanden hat.
So gewiss es ist, dass durch diese mehrere von den im Cap-
lande gefundenen europäischen Arten dahin versetzt worden
sind, ebenso gewiss ist es, dass Solches mit mehreren an-
deren nicht der Fäll gewesen ist.
Zu dem rücksichtlich der Diplerenfauna am wenigsten
bekannten Theile von Afrika gehört die tropische Ostküste
von Mozambique bis Bäb el man de b. Ich habe oben
als Hauptpunkt für diesen Distrikt Mozambique angegeben,
d. h. nicht als durch seine geographische Lage , da es die
südliche Gränzo des Distrikts bildet , dazu berechtigt , son-
dern weil es bisher die einzige Gegend ist , von deren Di-
pterenfauna wir einige Kunde haben. Peters' Bemühungen
haben wir diese Kenntniss zu danken, Sie beschränkt sich
auf 37 von ihm dort entdeckte Arten, welche ich in seiner
„Reise" beschrieben habe *••*), und auf 13 Arten, welche Mo-
zambique mit dem Cap, einige auch selbst mit der westlichen
Küste, gemein hat.
Schliesslich ist noch Madagascar mit den östlich von
ihm liegenden Inseln übrig , welche ich als einen eigenen
Distrikt betrachte. Von dorther, besonders von Isle de France,
sind durch Macquart 77 und durch andere Schriftsteller
13, oder zusammen 90 neue Arten bekannt geworden, denen
kaum ein halbes Dutzend, als auch in Europa oder dem Cap-
lande vorkommend, hinzugefügt werden kann.
Die Anzahl aller bisher bekannten afrikanischen Arten
beläuft sich sonach auf 1,190, von denen zwar einige, als
doppelt beschriebene , abgerechnet werden können , denen
jedoch auch wieder wenigstens 200 europäische Arten, wel-
che ebenfalls in Afrika gefunden worden, hinzuzufügen sind,
so dass das verhällnissmässig unbedeutende Fragment von
Afrika's Dipterenfauna , welches durch die vereinigte Bemü-
hungen Vieler bekannt geworden ist, sich auf 1,400 Arten
beläuft.
*) Ich finde in den „Berichten d. Verhandl. d. K. Ak. d. Wiss.
in Berlin v. J. 1852. S. G58— 661 ,« die Loew'schen Diagnosen von
35 Arten. Creplin.
Beitrag zur Kenntniss der Dipteren Afrika's. 143
Von den 1,190 Afrika eigenlhümlichen Arten sind von
Fabricius 77, von Wiedeinann 296, von Macquart
479, von Walker 193, von mir 87 und von anderen
Schriftstellern 164 Arten, und von diesen die grössle Anzahl
von WesUvood, die übrigen vonLinne, Olivier, La-
treille, Palisot, Leach, Olfers, Klug, Erichson,
L. Dufour, Guerin, Lucas und M. beschrieben worden.
Diese Arten können nach den Gegenden, in denen sie zuerst
entdeckt worden sind, folgendermassen vertheilt werden;
Nordostdistrikt . . . 157
Nördliche Küste . . 172
Westlicher Inseldistrikt 49
Westküste .... 194
Südliche Spitze . . 471
Oestlicher Inseldistrikt 90
Oestliche Küste . . 37.
Berechnen wir die Arten, welche in mehreren Distrik-
ten gefunden worden sind , bei einem jeden von diesen mit
Beifügung der dort bemerkten europäischen Arten , so weist
sich das Verhalten in den 7 von mir angenommenen Lokal-
Faunen in runden Zahlen folgendermassen aus :
Nordostdistrikt ... 200
Nördliche Küste . . 300
Westlicher Inseldistrikt 180
Westliche Küste . . 200
Südliche Spitze . . 500
Oestlicher Inseldistrikt 100
Oestliche Küste . . 50.
Da die Dipterenfauna von Afrika uns so wenig bekannt
ist, so muss jede Vermehrung derselben willkommen sein.
Dass alle Gegenden dieses Welttheils , selbst die bisher am
meisten unlersuchfen, einem fleissigen Sammler die voitheil-
hafteste Gelegenheit zu einer reichen Ernte neuer und inte-
ressanter Arten darbieten, ist offenbar. Besonders reich wird
sie ausfallen, wenn die Aufmerksamkeit den kleineren Arten
zugewendet wird, welche bis dahin den Sammlern ganz und
gar entgangen sind. Das Verdienst des Sammeins hat sich
inzwischen vor allen Anderen, weiche es in Afrika betrieben
144 Loew:
haben, in ausgezeichnetem Grade J. A. Wahlberg erwor-
ben. Ich habe zur Grundlage für den Beilrag, welchen ich
über die afrikanischen Dipteren niitzutheilen beabsichtige, die
von ihm im Cap- und KafTcrnlande gesammelten Arten die-
ser Classe, mit Ausnahme der Nemocera gemacht. Sie ma-
chen unter 477 Nummern etwa 450 Arien aus, von denen
ungefähr 50 früher schon mit Sicherheit beschrieben worden
sind. Wie viele der übrigen 400 Arten zu bereits bekann-
ten Species zu bringen seien , lässt sich nicht bestimmt an-
geben, ehe die Bearbeitung derselben abgeschlossen ist; doch
schätze ich ihre Anzahl auf ebenfalls 50. Meine Berechnung
stützt sich auf folgende Gründe : Alle die Arten gehören
Afrika's südlicher Spitze an. Fabricius und Wiede-
mann haben von dorther 173 Arten beschrieben. Unter den
W a hl b erg'schen sind kaum 40 Fa b r i c i'sche oderWie-
demann'sche Species. Macquart, Walker u. A. hal)en
278Diptera aufgenommen, von denen etwa 60 mit den Wah 1-
b erg'schen identisch sein müssen; von diesen finden sich
jedoch 10 unter den vorher genannten , wesshalb man ver-
muthen kann, dass höchstens 50 andere bekannt seien. Die
W ahl b er g'sche Einsammlung an der südlichen Spitze von
Afrika bereichert die Dipterenfauna dieses Welttheils mit min-
destens 350 Brachycera - Arten , ein Zuwachs, welchen die
Dipterenfauna vorher nie auf einmal aus irgend einer nicht-
europäischen Gegend bekommen hat. Die mir anvertraute
Bearbeitung einer solchen Menge neuer Entdeckungen heischt,
wenn sie der Wissenschaft wirklich nützen soll , eine Ab-
weichung von der Art, und Weise , nach welcher die exoti-
schen Dipteren-Arten bis jetzt bekannt gemacht sind. Die
meisten neuen Schriftsteller haben Alles als neu angenom-
men, welches sich nicht in ihren eigenen Sammlungen vor-
fand oder sich nicht sogleich aus älteren Autoren ermitteln
Hess. Insonderheit 'hat man sein Augenmerk nicht auf die
Beschreibungen solcher Arten gerichtet, welche an weit ent-
fernten Orten gesammelt wurden. Dies ist jedoch bei keiner
Classe nothwendiger , als bei der der Dipteren, deren Arten
oft ausserordentlich weit verbreitet sind. Ich habe desshalb
nicht allein die Beschreibungen aller veröffentlichten Arten
sorgfällig verglichen , (mit Ausnahme einiger , welche ich
Beitrag zur Kenntniss der Dipteren Afrikas. 145
nicht Gelegenheit gehabt habe zu sehen), sondern vor Allem
die Typen zu erforschen gesucht, so weit diese mir zugäng-
lich waren. Die grosse Menge solcher , welche sich in der
Wi ed e mann- Wi n th e m'schen Sammlung in Wien befin-
det, habe ich genau mit den Wahl her g'schen Dipteren ver-
glichen, wie eben auch einen grossen Theil der im Berliner
Museum stehenden Typen zu den von Wiedemann be-
schriebenen capischen Arten, so dass meine Arbeit sich nä-
her, als irgend eine andere, an das, was Wiedemann ge-
meinkundig gemacht hat, anschliesst. Was die vielen von
M ac qua rt und Walker beschriebenen Arten betrifft, so ist
eine Vergleichung mit deren Typen nicht möglich gewesen,
welches ich um so mehr beklage, als die Beschreibungen
dieser beiden Schriftsteller zweifeln lassen, ob man eine von
ihnen beschriebene Art wirklich vor sich habe oder nicht.
Ich hoffe vor der Vollendung meiner Arbeit diesem Mangel
einigermassen abhelfen zu können. Da die schliessliche Voll-
endung dadurch einen Aufschub erleidet, so erlaube ich
mir, zum voraus familienweise die Diagnosen der neuen Ar-
ten bekannt zu machen. Unter diesen werden hier und da
Diagnosen einer oder der anderen schon bekannten Art auf-
genommen werden, wo sich dann in deren Charakteren ent-
weder eine Berichtigung zu den Angaben des ersten ße-
schreibers finden wird , oder ich auch zum Aufstellen jener
durch die Entdeckung verwandter Arten genöthigt worden
bin. Ich habe auch einige andere beschriebene Species auf-
genommen, weil Berichtigungen in der Synonymie oder eine
Aenderung ihrer Stelle im Systeme nothwendig waren. Mich
ausschliesslich an die von Wahlberg mitgebrachten Dipte-
jen zu halten, dazu konnte ich keinen Grund finden , indem
das Interesse der Wissenschaft es erheischte, dass ich alle
mir zugänglichen Materialien benutzte. Wahlberg's Ver-
dienst um die Diptcrenclasse ist so gross , dass es keiner
weiteren Auseinandersetzung desselben bedarf, als die, wel-
che sich aus dem ganzen Inhalte meiner Arbeit ergeben wird.
Indessen habe ich es für meine Pflicht gehalten, bei jeder
von ihm mitgebrachten Art dies ausdrücklich anzuführen und
die von ihm gefundenen , auch von früher her bekannten,
Arten. nicht auszuschliessen. Letzteres ist die Ursache, au^
Archiv f. Naturgescb. XXUI. Jahr^. 1. Bd, IQ
146 Loew:
welcher einige, selbst allgemeiner bekannte Arten mit aufge-
führt worden sind.
Diptera bracliycera*
Fam. I. Stratiomyidae.
A. Sargina,
Gen. 1. Ptecticus Loew.
Sp. 1. Pt. elongatns Fabr. J^.
Synon. : 31usca elongata Fabr. Ent. Syst. IV. 338. 19.
Sargus posticus Wied. Zweifl. II. 34.
Guinea, Prom. b. sp., Caffraria. (Wahlb.)
Gen. 2. Chrysonotus Loew.
Sp. 2. Chr. flavamarginatus^ n. sp. $. — Chr. bipun-
ctalo similis, angulis thoracis posterioribus
scufellique margine flavis ; abdem. rufotesta-
ceo, segm. 5to macula violaceo-nigra signato.
— • Long. corp. SVö'".
Mauritius.
Gen. 3. Chrysomyia Macqu.
•Sp. 3. Chr. hella, n. sp. $. — • Violacea, anlennis,
pedib. halteribusque nee uon limbo thoracis
lalerali et scuteili margine abdominisque ma-
culis lateralibus flavis. — • L. corp. 3'".
Prom. b. sp.
Gen. 4. Microchrysa Lw.
Sp. 4. M. circumscripta, n. sp. ^. — Viridis , abd.
violaceo, limbo maculaque magna basali te-
staceis. — L. corp. IVö'".
Caffraria. (Wahlb.)
Sp. 5. M. scutellaris, n. sp. $. — Virescenli-viola-
cea , antenn. totis pedibusque flavescenlibus,
femoribus tibiisque posticis nigro-annulatis;
sculello angusle flavomarginato. — Long,
corp. l'/j'"'
Caffraria. (Wahlb.)
B. Odontomyina,
Gen. 5. Odontomyia Meig.
Beitrag zur Kenntniss der Dipteren Afrikas. 147
Sp. 6. 0. quadrinotafa, n. sp. $. — Cap. pallide fla-
vescente, facie fronteque maculis binis atris
verticeque atro: thor. nigro, Stria laterali pal-
lida paruni distincta; scutello flavesc. ; abd.
pall. flavo , fasciis 3 atris, margini anteriori
segm. 2di, 3tii et 4li contiguis, latis, postice
rolundalis , latera versus acuminatis ; pedib.
nigro flavoque variis. — L. corp. ö'/g'".
Mozambique.
Sp. 7. 0. adusta, n. sp. $. — Thor. laterib. et scut.
flavis; spinulis scut. valde ininutis; abd. fasciis
nigris latissimis signato; alar. parte anter. ni-
gricante, celiula discoidali aperta. — L. corp.
42/3'".
Caffraria. (Wahlb.)
Sp. 8. 0. frontalis Macq. ^. — Faciei carina sub
antenn. rotundata ; abdominis vitta longitu-
dinali nigra lateribus parum angulata, postice
subattenuata; pedib. flavesc, immaculatis. —
L. corp. 5'".
Synon. : ^. Od. frontalis Macqu. Dipt. exot. I. 1. p. 185.
Prom. b. sp.
Gen. (3. JSemotelus GeofFr.
Sp. 9. A. dissimiUs, n. sp. (^ et $. — (j^ niger, $
lutea; oculis nudis ; facie valde obtusa, lu-
teola, in ^e puncto apicali nigro ; lhöi\ Stria
laterali punctoque laterali ante scut. pall. fla-
vescentib. ; abd. luteolo, niaculis intermed.
inagnis, postice rotundatis nigris. — L. corp.
Caffraria. cWahlb.)
S. 10. N. haemorrhous^ n.sp. J^ et $. -- Ater, summo
abd. apice tarsisque postcr. rulo-ferrugineis,
oculis ^is dislincte pilosis. — L. corp.Syg —
Caffraria. (Wahlb.)
Gen. 7. Oxycera Meig.
Sp. U. 0. nuhifera, n. sp. ,^, — Atra, alis hyaii-
148 Loew: Beitrag zur Kennlniss der Dipteren Afrikas.
nis, inacula apicali magna nigricante. — L.
corp. 3%/".
Caffraria. (Wahlb.)
Gen. 8. Ephippium Lalr.
Sp. 12. E. maculipenne, n. sp. ^/i. — • Nigruui, tho-
racis striis lalis abdüminisque inaculis albo-
lomenlosis , pedib. albido nigroque variis;
aus hyalinis macula permagna subapicali ina-
culaque magna posteriore triangulär! nigro-
brunneis. — L. corp. 4%'"-
Guinea.
C. Pachygastrina.
Gen. 9. Sternobrithes n. gen.
Oculi immarginati. Antennar. arliculi 2 prio-
res parvi , 3tius angustus , 6-annulatus ; Sty-
lus terminalis , 2-arliculalus. Thorax latus,
tumidus. Scutellum permagnum, tumidum, in-
erme, marg. aculo. Abdomen breve, tumi-
dum, segm. posteriorib. connatis. Fedes
breves.
Sp. 13. St. tumidus n. sp. $. — Ater , pilis breviss.,
albido-rnicanlib. vestitus; antenn. rufescentib.;
tiblis et tarsis brunnescentib. ; aus pallide
cinereis. — L. corp. 2— Sy^'".
Guinea, Caffraria. (Wahlb. )
Gen. 10. Ptilocera Wied»
Sp. 14. Pt. quadrilineata Fabr. Ji ei ^. — Scutclli
spinis et pedib. obscure testaceis, sectionib.
arliculi 3lii anlennarum 8 subaequalibus, qua-
rum 3tia, 4ta et 5ta breviter radialis, radio
infero distincliore. — L. corp. S'/j— 472'"-
Synon. : Stratiomys quadrilineata Fabr. Eni. Syst.
IV. 268. 23. Fabr. Syst. Antl. 86. Nro. 34.
Wied. Zweifl. 11. 72. 19.
Sierra Leona. Caffraria. (Wahlb.)
lieber eiiiigfe Fische uiicS Crustaceesi der
süssen Grewässer Italiens,
Von
Eduard v» Ulartens ,
Dr. med. in Berlin.
(Hierzu Taf. IX und X.)
Durch meinen Vater aufmerksam gemacht auf die An-
gabe des Veroneser Botanikers Pollini über einen Blennius
und einen kleinen langschwänzigen Krebs im Gardasee, von
denen der erste dem gegenwärtigen Stande der Wissenschaft
zweifelhaft, der andere unbekannt geblieben war, wandte ich
bei einer Familienreise nach Italien im vorigen Sommer meine
Aufmerksamkeit auf die höheren Süsswasserthiere dieses Lan-
des , namentlich solche, welche sonst meerbewohnenden Gal-
tungen und Familien angehören; ich halle dabei die doppelle
Freude, jenes wackeren Forschers Beobachtungen bestätigt
zu finden und neue daran knüpfen zu können.
Aber nicht nur die erste Anregung, sondern auch we-
sentliche Hülfe durch Sach- und Sprachkenntniss verdanke
ich meinem Vater, der in Italien geboren und herangewach-
sen, die Erforschung seiner Naturverhällnisse sich zur Le-
bensaufgabe gemacht hat. Möge daher dieser Aufsatz als ein
kleiner' Nachtrng zum zweiten Bande seines „Italien« (Stutt-
gart, bei Schcible und Rieger 1845. 8.) betrachtet werden.
150 V. Martens;
A. Vorkommen und Landesnamen.
1. Der Gardasee.
Die Cabazza (Blennius vulgaris Pollini) und Avola
(Leuciscus alburnellus Fillippi).
Caboza oder Cagnota soll nach Valenciennes am
Lage maggiore ein Blennius hoissen, welchen derselbe unter
letzterem Namen in der histoire nal. d. poiss. beschrieben
hat. Dieselben Namen mit kleinen Abänderungen halle schon
früher Pollini für den von ihm entdeckten Blennius des
Gardasees angegeben , bei einem früheren Aufenthalte am
Lago maggiore konnte mein Valer trotz aller Erkundigungen
nichts von einem solchen Fische im letzlgenannten See erfah-
ren, die Fischer kannten den Namen gar nicht, die ihnen
gezeigte Abbildung erkannten sie ebenso wenig oder glaub-
ten, es handle sich um eine Grundel. Ganz anders hier am
Gardasee. Unser Schiffer in Malcesine kannte die Cabazza
sehr gut und sagte, als wir darnach fragten, wir sollten nur
hinab ins Wasser sehen; bald erkannte auch das Auge die^
niedlichen Thierchen , welche ein paar Fuss tief schallenähn-
lich ruhig über die Steine am Boden hinglitten und bei jeder
Störung sich rasch zwischen denselben verbargen oder auch
hinter einer Paludina fasciata Mll. , wenn gerade kein ande-
rer Schutz nahe war; in kurzer Zeit mittelst eines kleinen
Handnetzes hatten wir viele beisammen. Auffallend war mir
dabei, dass sie dicht an der senkrechten Mauer, welche eine
Art Miniatur-Molo bildet , in seitlicher Lage hinschwammen,
den Bauch der Mauer zugekehrt , so dass seine helle Farbe
von oben sichtbar wurde, in der Stellung eines Pleuronectes
(schwimmen diese auch so? oder liegen sie bloss seitlich
auf dem Boden? jedenfalls mögen sie wenig schwimmen);
wahrscheinlich um rasch in die horizontalen Ritzen hin-
einschlüpfen zu können, denn am Boden oder mitten im Was-
ser sah ich diese Lage nie. Ruhend spreizen sie Brust-
und Bauchflossen unter einem Winkel von etwa 60— 70^ aus,
und halten den Schwanz bald gerade gestreckt, bald seillich
wellenförmig gebogen; im Trocknen springen sie in die Höhe,
bis Fuss hoch und zwar um so höher, wenn sie vorher auf
Ueber einige Fis<;he und Crustaceen Italiens. 151
der Seile lagen , der Sprung wird also wohl durch Sei-
lenschlag des Schwanzes ausgeführt. Auch aus dem Wasser
sprangen sie mehrere Zoll hoch und weit ober den Rand
einer Schussel hinüber. Einer biss mich in den Finger, es
war nur ein leichtes Klemmen , wie bei den kleineren Ei-
dechsen. Die lebenden Fische zeigen eine blass öraungelbe
Farbe, oben mit dunkelgrünen grossen Flecken marmorirt,
in einem Gefässe mit mehrmals erneuertem Wasser wurden
sie innerhalb ^/^_ — 1 Slunde bleicher und einfarbig , starben
auch alle bald und zeigten sich alsdann trübaschgrau , die
früher weisse Kiemenhaut und Analis röthlicli. Lebend in
Branntwein gesetzt, da kein Weingeist in Malcesine zu haben
war, haben viele ihre Farben gut erhalten. Das rasche
Sterben fiel mir um so mehr auf , da ich den verwandten
Gunellus, welcher bei Helgoland ähnliche Stellen im Salzwas^
ser bewohnt, als lebenszäh kennen gelernt hatte; selbst ein-
zelne isolirte lebten nicht länger. Sie werden von den Omni-
voren Italienern gegessen, wie auch die Magnaroni (Cotlus).
Auf einer Fahrt über den See an einem sonnigen Nach-
mittage sahen wir oft in geringer Entfernung vor dem Boote
kleine glänzende Fischchen , wie silberne Pfeile , in einem
flachen Bogen über die Wasserfläche emporspringen , meist
mehrere hintereinander, wie wenn sie durch unser Nahen
aufgestört wären, und ebenso rasch wieder unter Wasser
verschwinden. Das seien die Avole, sagten unsere Schif-
fer. Einen Begriff von ihrer Menge erhielten wir am folgenden
Morgen in Malcesine, als wir mit Tagesanbruch zum Netzplatze
(Retelino) gingen, d.h. der Stelle ausserhalb des Städtchens,
wo die Netze und Boote aufbewahrt, die Fische gelandet und
getrocknet werden. Eine kaum erst verlassene Matraze, auf dem
Kjessande ausgebreitet, mit einem Netze statt der Belldecke,
bewies, dass hier, am Fusse des Monte Baldo, keine Malaria
existire. Ebenfalls im Freien neben einer kleinen Hülle für
den Wächter standen zahlreiche mannslange und längere aus
Schilfrohr gefertigte Platten oder flache Wannen mit höl-
zernen Rahmen, auf denen die Avole an der Sonne dörren;
für die Nacht werden die Platten aufeinander geschichtet und
die oberste bedeckt; Streifen grober Leinwand, an dem einen
Rande mit Kork, an dem entgegengesetzten mit Bleistücken
152 V. Martens:
besetzt, dienen zum Umstellen und Zusammentreiben dieser
die Oberfläche liebenden Fische , eine aus Bindfaden und
Holzreifen verfertigte Reuse, mehre^re in einander steckende
Trichter darstellend , ist , der Todtenkammer des Thunfisch-
nelzes entsprechend , der letzte Zufluchtsort und Kerker der
schwachen Thiere. Schon lag eine grosse Partie diese Nacht
gefangener bereit, um auf neue Platten ausgebreitet zu wer-
den, mehrere fischende Boote waren in Sicht, eines, die Reuse
und noch einen grossen Korb voll x\vole, landete eben, und die
Leute meinten, das sei ein geringer Fang. Unter den vielen
Tausenden dieser Art sah ich nur ein Exemplar eines ande-
ren Fisches , eine Cavazza , die sich von ihren Ufersteinen
in die hohe See verirrt haben mochte. Der Fang im Grossen
dauert von Ende Mai bis 26. Juli; je nach der Witterung
wird mehr oder weniger Salz zugesetzt. Die gedörrten Avole
werden unter dem Namen Pesatte (geringe Fische) weithin
in die Provinzen Oberitaliens verschickt und bieten dem ge-
meinen Manne eine wohlfeile Zuspeise.
Nun erkundigte ich mich auch nach den anderen Fi-
schen des Sees und Hess mir zeigen, was die Fischer davon
aufzuweisen hatten. Es sind überhaupt, so viel mir bekannt,
drei Specialverzeichnisse der Fische dieses Sees veröffent-
licht worden, deren Vergleichung Interesse bieten dürfte, da
keiner der Verfasser die anderen kannte oder wenigstens er-
wähnte. Das erste gab der schon genannte C irro Po 1 li ni in
seinem „Viaggio al lago di Garda e al monte ßaldo. Verona,
Mainardi 1816. 8. p. 20 in Linne'scher Nomenclatur und mit
Beifügung der einheimischen Namen; das zweite, nur letztere
enthaltend, L. Ga m b a aus Sermione bei Persico descrizione di
Verona e della sua provincia. Verona 1820. 8. Bd. II. p, 205.
Beide wurden von meinem Vater bei Gelegenheit einer Mo-
nographie dieses Sees (in Berghaus Hertha Bd. XIII. 1829.
p. 230) zusammengestellt und mit Anmerkungen begleitet. Das
neueste , vollständigste und in den Bestimmungen zuverläs-
sigste verdnnken wir dem Wiener Ichthyologen He ekel in
dessen Reisebericht (Sitzungsberichte der mathematisch -na-
turwissenschaftlichen Klasse der K. K. Akademie der Wis-
senschaften zu Wien 1851). Ich erlaube mir an dieses die
Synonyjiicn seiner Vorgänger und einige Bemerkungen anzu-
üeber einige Fische und Cruslaceen Italiens. 153
reihen. Die betreffenden Buchslaben P, G und H bezeichnen
die genannten Autoren.
Acanthopteri 4.
1. Cottus gobio var. ferrugineus. Scazzone H. Colt. g.
Mawnarone. P. und G. ; auch ich hörte nur letzteren Namen,
welcher „Fresser" bezeichnet, wohl wegen des weiten Maules.
2. Gasterosteus brachycentrus Val. Spinarella H.
3. Gobius fluvialiüs Bonelli. Boltina H.; P. u. G. ken-
nen ihn nicht, wahrscheinlich lebt er nur im unteren flachen
und schlammigen Theile des Sees , da er um Malcesine un-
bekannt, aber in der Venezianischen Ebene (s. unten) vor-
handen ist.
4. Blennius vulgaris Pollinl. Cagnetta, Cabazza P. Von
H. als B. cagnota nur genannt.
Anacanthini 1.
5. Lota fluviatilis auct. Nur von Gamba unter dem
Namen Boza erwähnt; sie ist in den anderen Seen Oberita-
liens unter ähnh'chcn Namen bekannt.
Salmones 2?
6. Fario carpio (Salmo) L. Salviani aquat. bist. 1554.
tab. 23. Carpione P., G. Von Heck eil. c. ausführlich erör-
tert. Pollini unterscheidet einen Salmo umbla als „Carpione
femina« vom S. carpio „Carpione maschio'' ohne sich weiter
darüber zu erklären; auch sonst wurde dieser Fisch öfter mit
dem Ombre chevalier des Genfersees zusammengeworfen.
7. Fario argenteus Val.? Schon Pollini und Gamba
kennen neben dem vorigen eine Lachsforelle , Trotla, Trulta,
vom Gardasee. Mein Vater erfuhr , dass sie am häufigsten
bei Torbole (Nordende des Sees) gefangen werde, indem sie
zur Laichzeit die Sarca (welche hier einmündet) hinaufziehe,
und dass man sie als guten Fisch weit verschicke. Auch ich
sah eine neunpfündige schwarz getüpfelte Lachsforelle, die aber
leider zum Verspeistwerden bestimmt war, so dass ich über
die Artbestimmung nicht ins Reine kam ; nur am Vomer konnte
ich mich überzeugen, dass es ein Fario Val. sei. Weder
He ekel noch Bon aparte führen sie an, und letzterer
kennt den Namen Trota nur für die Bachforelle.
Cyprinoidei 12.
8. Cyprinus carpio L. Bulbero (von seinem schmat-
154 V. Martens:
zenden Ton). P., G. Bon aparte erwähnt ihn, ohne ihn
zu einer der drei von ihm unterschiedenen Arten (regina,
elatus, carpio) zu bringen, Heckel nennt ihn gar nicht.
9. Tinea chrysitis Ag. Tenca, die grösseren Tencone.
(Bonaparte's T. italica kann ich nicht für verschieden halten.)
10. Barbus plebejus Bonap. Mit dieser Art des Ko-
mersees stimmt das Exemplar, das ich vom Gardasee mit-
brachte. Pollini nennt ihn einfach Cyprinus barbus, Hek-
k e 1 hat ihn nicht aufgeführt, ßarbo.
11. Gobio venalus Bp. Wahrscheinlich diese von Pie-
monl bis Bologna verbreitete Art ist es, welche Pollini als
Cyprinus Benacensis (Benacus ist der alte Name des Garda-
sees) beschreibt und abbildet (Fig. 2). Diese Abbildung zeigt
die grossen seitlichen Flecken, welche ßp. nur bei fluviatilis
zeichnet, aber im Texte auch bei venalus erwähnt. Er führt
bei den Fischern den Namen Temolo, der eigentlich der Aesche
(Thymallus) angehört und soll nach Polli ni nicht häufig und
nur im Winter gefangen werden, vielleicht dass er sich dann
aus den Bächen in den See zurückzieht. Heckel erwähnt
ihn nicht.
12. Leuciscus (Leucos) Cisalpinus Heckel, TrioUo. H.
13. Leuciscus (Squaüusj Cavedanus ßp. , H. Cyprinus
idus P., Cavazzino (Grosskopfj , nicht selten bei Malcesine,
erinnert durch die Körpergestalt und Grösse der Schuppen
an den süddeutschen Schup^fisch oder Alet (dobula), welcher
auch bei früheren Autoren dieselben Namen capito und ce-
phalus führt.
14. Leuciscus (Scardinius) Hesperidicus Heckel (ery-
throphthalmus Bp. 116,'2_), Cypr. rulilus P., Scardola (Pollini
und Gamba schreiben Scardova , vvas sich der römischen
Aussprache Scardafa nähert). Denselben Namen führt aber
auch in der venezianischen Ebene eine dem L. rutilus L.
nahe stehende Art, in Rom L. scardafa Bp.
15. Leuciscus (Alburnus) Alburnellus Filippi, Cypr.
alburnus P., Avola G. Dieser Name bedeutet der gleichbe-
deutende Arbureo (am Lago maggiore Arborello) „der oder
die kleine Weisse, «^ aus dem lateinischen Albula oder Albur-
nellus; er muss demnach schon alt sein, da jetzt die Italie-
ner bianco statt albus sagen.
Ueber einige Fische und Crustaceen Italiens. foS
16. Leuciscus (Telestes) Savignyi ßp. , H. Cypr. pho-
xinus (!) P. Varone (von varius , bunt, wegen des violetten
Seilenbandes, daher von P ollini für unsere Elleritze gehal-
ten). Wird bei Malcesine häufig an der Angel gefangen,
NB. PoUini nennt noch Cyprinus grislagine, eben-
falls als scardova, C. aphya als roncone, C. orfus als dorata
und C. vimba als musella; Gamba dieselben italienischen
Namen, nur statt des letzten majella. Musetta ist nach Bo-
naparte der römische Name für L. (Telestes) muticellus,
welcher auch in der Lombardei vorkommt; orala, eigentlich
der Name des Goldbrachsens, Chrysophrys aurata L., wird der
schönen Farbe wegen von römischen Fischern auch der schon
erwähnten scardafa gegeben. Aus den lateinischen Bezeich-
nungen lässt sich nicht schliessen , was für Fische gemeint
seien, gewiss nicht die, welchen diese Namen zukommen.
17. Chondrostoma soelfa Hecke! loc, cit. tab. 7. fig.
1 — 3 (ryscla Bp.) Savetta.
18. Cobitis barbatula L. H., Slrega P. G.
19. Cobitis (Acanthopsis) taenia L. Foraguada (wohl
gleichbedeutenxi mit dem paduanischen Foracesta, Netzdurch-
bohrer, weil sie zwischen den Maschen durchschlüpft) P., G.
Ussellina (der mailändische Name) H.
Esoces 1.
20. Esox lucius L. Luccio oder Luzzo. P., G. Von H.
nicht erwähnt.
Clupeoidei 1.
21. Alosa finta (Cuv.) Troschel. Clupea alosa '0 die
grösseren Agone oder Alosa, die kleineren Sardene, die
ganz kleinen Scarabina, bei P ollini und Gamba, letzterer
schreibt Sardella für Sardena; von H ecket als A. vulgaris
aufgeführt. Wird namentlich im Frühjahre in Menge ge-
fangen.
Muraenoidei \ .
22. Anguilla acutirostris Risso. H. Muraena anguilla P.
Anguilla. Der Aal ist im unteren Theile des Sees häufig und
*} Auf diesem Fische beruht verinuthlich die Angabe von Prof.
Schmarda (die geographische Verbreitung der Thiere p.59), dass
Clupea-Arlen im Gardasee leben. Schon Belon kennt sie unter dem
Namen agoni von unserem See (p. 305).
156 V. Martens :
wird namentlich bei Peschiera, das vom Fischfange den Na-
men hat^ seit Plinius **) Zeiten häufig gefangen. Doch auch bei
Maicesine begegneten wir einem Boote, das nur Aale fing.
Cyclostomi 1.
Q3. Petromyzon Planeri Bl. , H. , P. branchialis P. Lam-
preda. Durch Dr. Aug. Muller's Entdeckung, dass der
Querder die Larve des Neunauges ist, fallen diese zwei An-
gaben zusammen.
Unter den Seen Oberitaliens ist der Gardasee nicht nur
der grösste. sondern er liegt auch bei weitem liefer, nur
212' über dem Meere, und diesem in horizontaler Richtung
weit näher, als die Seen von Lugano, Como und der Lago
maggiore. Dennoch sind von seinen 23 Fischen 17 mit Be^
stimmtheit aus den eben genannten Seen bekannt geworden,
zwei andere , vorzugsweise in Flüssen (Chondrostoma) oder
kleineren Wasserbehältern (Gasterosteus) vorkommende, mö-
gen denselben wohl mit demselben Rechte, wie unserem See,
zukommen, so dass diesem nur drei vor jenen vorausbleiben,
die beiden marinen Gattungen Blennius und Gobius und der
berühmte Carpione, letzterer allein ihm ganz eigenthümlich ;
auffallend ist es, dass der in den anderen Seen häufige Barsch
im Gardasee nicht bekannt ist.
Unter den Seen am Nordrande der Alpen wurde der
Bodensee, seiner Stellung und Grösse nach, mit dem Garda-
see in Parallele gestellt, er zeigt aber gemäss seiner Lage
am Nordabhange der grössten europäischen Gebirgsscheide,
wie auch < der fast sechsmal grösseren Krhebiuig bei der glei-
chen Zahl einen verschiedenen Habitus seiner Fischfauna, so
namentlich durch 3 Arten der Gattung Coregonus , welche
für den Norden beider Halbkugeln charakteristisch ist und
in Italien vielleicht ganz fehlt **"*), ferner besitzt der Boden-
») Bist. nat. IX. 22.
^^) Kur Bonaparte sagt in der allgemLinen Aufzählung ita-
lienischer Fische in der Einleitung zum III. Bd. seiner Fauna italica,
dass in den Seen Überitaliens auch die Aesche und ein oder der an-
dere (qualche) Coregonus nicht fehle. Aus den grossen Seen ist mir
keiner bekannt geworden, und ob die Gattung in den kleineren hoch-
gelegenen Alpenseen und Bächen vorkommt, weiss ich nicht, es wäre
dieses aber nur eine Bestätigung ihres nordischen Charakters.
Ueber einige Fische und Crustaceen Italiens. 157
see den ebenfalls nordeuropäischen Brachsen, als Rarität den
mehr osteuropäischen, ganz Italien fehlenden Wels, endlich
zwei auch sonst in Oberitalien nicht seltene Fische , Barsch
und Aesche. Zu den Fischen, welche der Gardasee voraus
hat, gehören namentlich wieder der Blennius und Gobius,
ferner Alosa , welche im Rlieingebiete auch vorkommt, aber
nicht die Meereshöhe des Bodensees erreicht, und der Car-
pione. Gemeinschaftlich beiden Seen sind 8 Arten (Cottus
gobio, Cyprinus carpio, Tinea, Cobitis barbatula, Esox, Fario
argenteus?, Lota , Anguilla) , 6 andere sind zu derselben
Gruppe gehörig und erst in neuerer Zeit unterschieden , so
entspricht :
im Gardasee: im Bodensee:
der Barbus plebejus ßp. dem ß. fluviatilis Flem.
Lcuciscus cavedanus Dp. „ L. dobula L.
„ Hesperidicus H. „ „ erythrophtlialmus L.
„ „ alburnellus Fil. „ „ alburnus L.
»
Gobio venatus Bp „ G. fluviatilis Val.
„ Chondrosloma soetla Bp. „ Ch. nasus L.
2. Wassergräben um Pa d u a.
Marsion und Schila d'acqua dolce (Gobius sp. und Pa-
laemon lacuslris.
Zwei Sössvvnsserthiere, welche ich im Gardasee ver-
geblich gesucht halte, fand ich in den Wassergräben um Vil-
lanova, ein paar Stunden nördlich von Padua. Beide mögen
wie hier, so im südlichen flachen Thcile des Sees leben.
Der erste war ein noch nicht fingerslanger Gobius, den
ich nur einmal in der Negozza (einem groben Hand-Netze
an langer Stange) mit zahlreichen Scardole (Leuciscus cisal-
pinus Heckel) , Spinarelle (Gasterosleus leiurus Cuv.) und
Foraceste (Cobitis taeniaL.) in den stehenden Wasser-Gräben
fing, welche mit der Tergola, einem Zuflüsse der Brenta, zu-
sammenhängen und später im Sommer ganz austrocknen sol-
len. Der Fischer erkannte ihn gleich, nannte ihn Marsion
(das ist in Venedig der Name des Gobius jozo), wusste, dass
er eine gute Zuspeise zurPolenta sei, konnte mir aber keine
158 V. Martens:
weiteren verschaffen. Bis ich nach Hause kam, waren die
Thiercheii schon todt.
Nach Pollini (1. c.) kommt neben dem Flusskrebs und
der Geize (Gammarus F.) im Gardasee, namentlich in dessen
flachem sumpfigen Theile und in den Reisfeldern von Verona
noch ein dritter Krebs vor, den die Einwohner Gamberozolo
(Diminutiv von Gambero, Namen des Flusskrebses, Gammarus
der Alten) nennen und Pollini für Cancer squilla L, (h. z.
Tage Palaemon, im Meere) hält. Auch mein Vater erinnerte
sich, in der venezianischen Ebene eine Schila d'acqua dolce als
Köder beim Angeln benutzt gesehen zu haben, Schila (das
alle Squilla) ist aber der venezianische Name für die Garnele
der Norddeutschen (Crangon). Bei Malcesine wusste man
nichts davon, aber die Bauern in Villanova kannten diese
Schila wohl , einer habe einmal ein halbes Pfund davon auf
einmal gefangen und selbst mit ihren weitmaschigen Fisch-
netzen, besser aber mit einem kleinen Schmetterlingskescher
brachten wir eine bedeutende Anzahl aus den mit Pflanzen,
namentlich Vallisneria, bewachsenen Wassergräben zusammen.
Es ist richtig ein Palaemon , viel kleiner, aber sonst nahe
verwandt dem Palaemon squilla des Meeres. In Weingeist
wurde er wie dieser krebsrolh, lebend war er blass grün,
ganz durchsichtig , so dass er im Wasser oft nur an den
grossen schwarzen Augen und den am Bauche befestigten
dunkleren Eiermassen zu erkennen war, auch die Gelenkver-
bindungen des Abdomens sind etwas dunkler; die Geissein
der äusseren Fühler orangerolh. Ich erhielt einige in täg-
lich erneuerlem Brunnenwasser mehrere Tage am Leben,
ohne dass ich sie weder ihre Kameraden, noch kleine Schnek-
ken und Insekten angreifen sah. Ruhend, gehend und schwim-
mend hielten sie sich ganz gerade, die sechs langen Endfä-
den der Fühler (je zwei am inneren, einen am äusseren
Paare) fächerförmig ausgestreckt, um einen möglichst gros-
sen Raum im Bereiche ihrer Empfindung zu haben, die Kie-
ferfüsse unter dem Kopfe in beständiger zitternder Bewegung.
Die Fühler bewegten sie zuweilen langsam hin und her, zu-
w^eilen ganz nach hinten; an den Augenstielen konnte ich
nie eine Bewegung bemerken. Ihre Ortsbewegung war drei-
facher Art, erstens ein langsames gleichmässiges Fortschrei-
Ueber eiuige Fische und Crustaceen Italiens. 159
ten am Boden, vor- oder rückwärts, mittelst der langen
dünnen Thoraxfüsse; zweitens ein rasches, slossweises Schwim-
men, nur vorwärts, wie es mir schien, mittelst der flossen-
artigen Abdominalfüsse und der Schwanzflosse; endlich ein
kräftiges Emporschnellen, durch Ausstrecken des vorläufig
eingebogenen ganzen Abdomens und Schwanzes , wodurch
er mehrere Zoll hoch und weit springt. Die am hinteren
Ende des Körpers angebrachten Locomotionsorgane ergeben
also eine raschere und ausgiebigere , aber weniger anhal-
tende Bewegung , als die in der Mitte , ebenso z. B. beim
Känguru.
3. Die Seen von Albano und Nemi.
Granzo (Telphusa fluviatilis Latr.) undLalfarina (Athe-
rina lacustris Bp.).
Neue Freunde wie alte Bekannte unter den Fischen und
Crustaceen boten mir im vulkanischen Albanergebirge un-
weit von Rom die beiden genannten Seen, 917 und 1019
Fuss über dem mittelländischen Meere, nur 5 und 3 ital. Mei-
len im Umfange. Keine Flussseen, wie die berühmten Seen
Oberitaliens, sondern nahezu kreisrund, nur wenige und nicht
beständige Rinnsale aufnehmend, nur durch unterirdische Emis-
säre unter sich und mit dem Bache bei Albano in Verbin-
dung, scheinen sie ein Bild der Abgeschlossenheit zu sein;
auch werden sie nur von wenigen (8 u. ö) Fischerkähnen be-
fahren, der gefürchteten Malaria wegen steht nur je ein Haus
oder richtiger Hütte am Ufer jedes Sees, selbst die Fischer
ziehen sich über Nacht in die höher am Kraterrande gele-
genen Orte zurück (Castelio Gandolfo, wornach der Albaner-
see jetzt lago di Castelio heisst, — Albano selbst liegt ent-
fernter, am Abhänge gegen dieCampagna — Nemi und Gen-
zapo) und nur ein kränkelnder Wald-Wächter trotzt der Fie-
berluft. Aber Thiere und Pflanzen haben diese Abgeschlos-
senheit überwunden. Wo unser Scirpus lacustris, Myrio-
phyllum spicatum, Lemna gibba und Nostoc lichenoides in
Menge sich findet , da leben auch ebenso behaglich unsere
grünen Wasserfrösche, unsere Nephelis vulgaris Sav., unsere
kleinen Wasserschnecken (Ancylus fluviatilis, Limnaeus ova-
lus, Planorbis albus) , schreitet Gerris paludum F. und flie-
160 V. aiartens:
gen unsere bekannten Wasserjungfern (Aeschna, Agrion) über
die Wasserfläche hin. Aber auch der Blennius vom Garda-
see findet sich wieder, in beiden Seen wie dort zwischen
den Sleinen umherschlüpfend und der entgegengehaltenen
Hand von weitem ausweichend. Ebenso fand ich den oben-
genannten Palaeraon lacustris wieder zahlreich im Albaner-
see und auch in dem von Nemi sollen nach der Versi-
cherung eines Fischers die Ganimarelli (diese dem Lateini-
sclien treuere Form ist hier ihr Name) häufig vorkommen.
Nicht mehr eigenlhümlich , sondern mit südlichen Gegenden
Unteritaliens und Griechenlands gemein ist die sonderbare
Flusskrabbe, Thelphusa *) fluvialilis Latr. ; längst im Alter-
thume bekannt, führt sie auch einfach den alten Namen
Granzo (Cancer), wie an den Küsten die häufigste Meer-
krabbe, Carcinus maenas L. Sie lebt hauptsächlich an den
steileren Ufern zwischen Steinen und Baumvvurzeln, wird oft
ausserhalb des Wassers gefunden , flüchtet aber bei Störung
unter dasselbe ""*"'). Den Fischern ist der Granzo verhasst,
weil er die gefangenen Lattarine in den Netzen anfressen
soll, sie fangen dieselben mit der Hand und bringen sie dut-
zendweise an eine Schnur gereiht, damit sie sich nicht ge-
genseitig Scheeren und Füsse abkneipen, was doch mitunter
geschieht, zum Verkaufe, selbst bis nach Rom, wo die frisch-
gehäuleten als Granci teneri auf den Speisezetteln der Trat-
torien figuriren. Er lebt lange Zeit im Trockenen, selbst
dem Sonnenscheine ohne allen Schutz mehrere Stunden aus-
gesetzt, am Faden im Luftzuge hängend, blieben einige noch
am Leben. In der Gefangenschaft zeigt er die allgemeinen
Taschenkrebsmanieren, geht immer seitwärts, ungestört lang-
sam, behaglich und leise, erschreckt sehr rasch und mit
*) Mi Ine Edwards schreibt Thelpheusa. Der Name dürfte,
nach einer freundlichen Mittheilung des Hrn. Prof. Passow, einer
bei Pausanias erwähnten Ts^ymphe Arkadiens, Thelpusa, entlehnt sein.
**) Ganz wie Grapsus marmoratus Olivi in den Lagunen und
an den Lidi von Venedig. üiesen fanden wir namentlich an den
Pfählen, welche das Fahrwasser zwischen den bei der Ebbe entblöss-
ten Schlammbänken der Lagunen bezeichnen , an jeder P-fahlgruppe
nur Einen, über Wasser.
Ueber einige Fische und Crustaceen Italiens. 161
klapperndem Lärmen. Bei jedem fremden Geräusche, wie
z. B. beim Sprechen oder laulem Gehen im Zimmer, hält er
sogleich an und richtet sich schief aufwärts; dieselbe Stellung
mit drohend aufgesperrten und emporgehobenen Scheeren nimmt
er an, wenn er nicht mehr entfliehen kann , und behält sie
minutenlang bei; glaubt er aber einen Moment sich unbe-
achtet, so versucht er rasch sein Heil in der Flucht.
Schwimmen kann er gar nicht; an einem Faden in einen
Brunnen gesenkt, blieb er ganz ruhig, bis er den Grund er-
reichte, dann suchte er davon zu laufen. Stets zog er den
Aufenthalt in der Luft dem im Wasser vor, erkletterte in
einer Wasserschüssel alle Gegenstände, die sich ihm boten,
in einer Büchse mit glatten Wänden arbeitete er sich lange
vergeblich ab, um über Wasser zu kommen, und wurde über
Nacht so schwach und apathisch, dass ich an seinem Auf-
kommen zweifelte, erholte sich aber an der Luft bald wie-
der. Bei zweimaliger Wiederholung des Experimentes gieng
aber der Scheintod zuletzt in wirklichen über. So oft ich
ihn ins Wasser brachte, bemerkte ich, dass am Munde Luft-
blasen sich zeigten und oft längs des vorderen Thoraxran-
des bis zur Einfügung der Anne fortgleitelen , wahrschein-
lich ist es aber nur die zwischen den Fresswerkzeugen hän-
gen gebliebene atmosphärische Luft. Mi Ine Edwards
bemerkt von den westindischen Landkrabben, (bist. nat. de
Crustaces IL p. 16) man könne sie auf dem Wege der Asphy-
xie tödten, wenn man sie längere Zeit unter Wasser halte,
und unsere Süsswasserkrabbe hat bekanntlich wie diese die
Kiemenhöhle sehr geräumig und gewölbt ''').
Die Lattarina, Atherina lacustris Bp. , spielt in die-
sen Seen eine ganz ähnliche Rolle wie die Avola im Garda-
see, sie ist ein nur kleiner silberglänzender Fisch , der das
ganze Jahr hindurch in Menge vorhanden, des Morgens frühe
vor Sonnenaufgang, vom Ufer entfernt, an der Oberfläche ge-
fangen wird. Der charakteristische Silberstreifen an der
Seite erscheint beim frischen Fische, bei dem der ganze Kör-
per glänzt, viel weniger aufl'allend, als in Spiritus. Der Name
*) Nach ßelon (aquatil. 1553. p. 365) kann die Flusskrabbe
Wochen, ja Monatelang ausser Wasser leben.
Archiv f Naturgescb. XXIII. Jahrg 1. Bd [l
162 V. Märten S!
gleicht auffallend dem altgriechischen Atherina bei Aristote-
les, und gilt nach Bonaparte an der Küste auch für die
marinen Arten, wie ebenso bei den Neugriechen (alherno);
in Toscana ist er zu Lattaja umgeändert und ihm damit eine
andere Etymologie (von Latte, Milch) untergelegt. Oder
sollte dieses die ursprüngliche Bedeutung und der Gleichklang
mit dem Griechischen ein zufälliger sein? Ein acht lateini-
scher Name ist nicht bekannt, in Venedig, Südfrankrei^h
und Spanien führen diese überall bekannten Meerfische ganz
andere Namen, dort anguela *'•*), hier sauclet, chucleto.
Die Fischarten, welche ich an beiden Seen zu Gesichte
bekam, sind überhaupt folgende:
Spinarella : Gasterosteus leiurus Cuv. var. ? s. unten.
Lattarina : Atherina lacustris Bp.
Capociulo oder Capocaciulo , der oben erwähnte Blen-
nius vulgaris Pollini (anticolus Bonap.), hauptsächlich an den
seichteren Stellen. Der Name röhrt, wie cabazza, von caput
her, wie ja so viele Fische den Namen von der Grösse ihres
Kopfes führen. Die andere von Bonaparle angeführten
Namen anticolo und lupelto (Wölfchen) hörte ich nie; letz-
teren führt nach demselben auch ein verwandter Blennius der
loskanischen Küstenflüsse.
Tenca. Bon aparte nennt sie (im Artikel über Athe-
rina lacustris) eine neue Art, ohne sie näher zu charakteri-
siren; mir schien sie wie die oberilalienische , welche er
italica nennt, nicht von unserer deutschen Schleihe verschieden.
Barbo. Bonaparte erwähnt desselben nicht, in Nemi
zeigten ihn mir die Fischer, in Castello sprachen sie davon;
vermulhlich ist es derselbe wie der der Tiber, den B. für den
nordeuropäischen fluviatilis hielt.
Rovione oder Roviglione, (von ruber, roth). Leuciscus
(Squalius) rubilio Bp. Ich sah ihn auch vom Albanersee,
welchem Bonaparte ihn abspricht.
Ferner kommt nach Angabe der Fischer noch der Aal,
Anguilla, in beiden Seen vor; die sehr grossen nennen sie
Capitoni , ganz klein komme er nie vor, (wie ja auch sonst
*) Die in Venedig auf dem Flschraarkte in Menge vorhandene
Art ist A. Boyeri Risso, ßp.
Ueber einige Fische und Crustaceen Italiens. 163
im Binnenlande) ; eine Einwanderung vom Meere aus ist
vermittelst der Emissäre nicht ganz unmöglich*). Neben die-
sen acht gemeinschaftlichen Fischen sprach man mir in Nemi
noch von zwei Fischen , die nur hier und nicht im Albaner-
see vorkämen, der Reina und dem Cefalo; wie viel Werlh
aber solchen Behauptungen zuzuschreiben ist, ergiebt sich
daraus, dass derselbe Fischer mit denselben noch den Capo-
caciulo nannte, den ich Tags zuvor mit eigenen Händen im
Albanersee gefangen halte. Reina ist der Name des Kar-
pfens und dieser könnte eingesetzt sein, Cefalo sei ein gros-
ser weisser Fisch , über den ich nichts näheres erfahren
konnte ; sollte es etwa der Leuciscus (Scardinius) scardafa
sein, den ßonaparte vom Nemisee *"*) angiebt, ohne den
Albanersee zu erwähnen? Die Atherina kommt nach dem-
selben auch in den Seen von Bolsena und Bracciano , der
Rubilio in dem letzteren vor. Es ist also keine Art mit
einiger Sicherheit einem oder beiden Seen ausschliesslich
eigen -«-55-"-).
*) Das Aufsteigen der jungen Aale aus dem Meere haben über-
einstimmend Spallanzani in Comacchio (s. Georg v. Martens
Italien II. p. 334) , Couch in Cronwales (Transact. Linn. soc. XIV.
1825. pari. I. p. 69), Drcwsen und Kröyer am Sunde (diese Zeit-
schrift 1837. Bd. II. p. 212) beobachtet.
**) Valenciennes (bist. nat. des poiss. XIV. p. 124) schreibt,
indem er die Angabe des Vorkommens aus ßonaparte übersetzt,
Venise statt Nemi.
***) Das Vorkommen des Hechtes wurde ausdrücklich verneint,
dieser Fisch, noch in Oberitalien häufig (es ist nur ein unabsichtli-
ches Versehen, dass er in meines Vaters Reise nach Venedig im Ver-
zeichnisse der venezianischen Fische fehlt), scheint nach Süden sehr
bald seine Verbreitungsgränze zu finden: Bonaparte sagt nichts
über sein Vorkommen in Mittel- oder Unteritalien, auf den römischen
Speisezetteln fehlt er, ebenso in den Faunen von Syrien (Heckel),
Morea (Exped. en Moree) und Andalusien (Rosenhauer) trotz des
Guadalquivir, ebenso soll ihn Cornide nicht aus Galizien nennen.
Aristoteles sagt nichts von ihm und auch die römischen Schriftsteller
erwähnen ihn nur aus dem Rheine (Plinius, Esox? IX, 15) und Mosel
(Ausonius). Seine südlichsten mir bekannt gewordenen Wohnorte
sind der See von Montepulciano (Repetti), Trasimenersee (Val.),
Asowsches Meer (Krynicki) und Portugal? (Vandelli mem. acad. Lis-
164 V. Märten s:
4. Pontinische Sümpfe. CSphaeroma fossariim.)
Bei der Locanda del Foro Appio, dem Appifer der Apo-
stelgeschichte , Station der Strasse von Veüetri nach Terra-
cina durch die pontinischen Sümpfe , benulzte ich die kurze
Frist des Aufenthaltes, noch durch einen Platzregen beein-
trächtigt, um aus dem nahen Wassergraben, Fossa delle Botte,
Pflanzen herauszuholen und auf die dazwischen steckenden
Thicre zu untersuchen. Es waren nahe dem Ufer die auch
bei uns häufigen Potamogeton peclinatus , Nasturtium off.,
Myriophylluin spicalum und Ceratophyllum demersum , aber
einige Fuss tief, am Rande der Hauptslrömung des Wassers,
fast nur die grasähnliche Zannichellia palustris, bevölkert von
den bekannten deutschen Paludina (Bithinia) tenlaculata L.,
Planorbis carinatus Müll, und Physa fontinalis L.; nur die
kleine schwarze Neritina meridionalis Phil, und eine in ganz
Unteritalien häufige , der vorgenannten Paludina verwandte
Art, P. rubens Mke. zeigten italienischen Boden an; daneben
die nie fehlenden Phryganeenlarven , zahllose Geizen (Gam-
marus fluviatilis Gervais, der auch in den Brunnen Roms häufig
ist) und ein anderes Crustaceum, das sich durch sein Zusam-
menkugeln, wie_ein Armadili, sogleich als Sphaeroma erwies;
leider konnte ich nur drei Exemplare davon bekommen. Das
Wasser ist vollkommen süss, wie ich mich jetzt selbst durch
Kosten überzeugte , dazu für den Monat August empfindlich
kühl und langsam fliessend; es kommt vermittelst eines künst-
lichen Kanalsystems aus den Küstenflüssen zunächst aus der
Fossa cavata , vom Meere in gerader Linie 6 , dem Ablaufe
des Wassers nach 15 italienische Meilen entfernt.
bon. I). In Schweden ist nach Nilsson unter allen unseren Süsswas-
serfischen -keiner allgemeiner und er bleibt bis Finmarken häufig.
In Island fehlt er.
üeber einige Fische und Crustaceen Italiens. 165
B. Beschreibung einzelner Arten.
1 . Gasterosteus leiurus C. V. var.
vom Albanersee.
Körper lanzeUförmig, die Höhe am Ursprünge der Bauch-
stacheln am bedeutendsten und hier 4y2nial in der Toiallänge
(ohne Schwanzflosse) enthalten, die Dicke hinler dem Kopfe
die Hälfte dieser Höhe. Das Küolienprofil steigt von der
Schnauze bis zu den Augen bedeutend, dann schwächer und
gleichmässig an, bleibt zwischen den Rüclvenstacheln gerad-
linig und fällt von dem Beginn der weichen Rückenflossen
an stärker als es angestiegen ist, wird aber im letzten Viertel
des Schwanzes wieder nahezu horizontal; dieselben Verhältnisse
zeigt die Bauchlinie , aber fJle Krümmungen sind hier stärker.
Der Rücken wie der Bauch sind stumpfkantig, ersterer nur
gleich hinter dem Kopfe, letzterer vor den Bauchstacheln
flach, der Rücken etwas breiter. Die Kopflänge (bis zum
Rande des Kiemendeckels} ist kaum etwas über 3mal in der
Totallänge (ohne Schwanzflosse) enthalten. Der obere Au-
genrand erreicht beinahe das Profil , die Distanz beider Au-
gen ist in der Kopflänge 4'/i,mal enthalten, der Durchmesser
SVjmal und dieser ist gleich der Entfernung des Auges von
der Schnauzenspitze. Mundspalte schief nach oben, der Un-
terkiefer überragt den obern ; in beiden Kiefern die Zähne
in drei concentrische Reihen hinter einander gestellt, inner-
halb jeder Reihe von innen nach aussen an Grösse abneh-
mend; im Oberkiefer jederseits 8 — 10, im Unterkiefer 13 bei
geöffnetem Munde von aussen sichtbar. Operculum feinge-
streift, silherglänzend. Brustflossen abgerundet, lOstrnhlig,
y7 der Kopflänge oder V5 der Toiallänge, reichen mit ihrer
Spitze über die Basis des zweiten Rückenstachels hinaus und
bis zur Mitte der Bauchstacheln. Diese liegen an ihrer In-
sertion dem zweiten Rückenstachel näher als dem ersten,
sind um V5 kürzer als die Bauchflossen und gezähnelt ; der
mit dem Bauchstachel verbundene kleine Strahl ist y^ so
lang als der Bauchstachel selbst. Die zwei ersten Rücken-
stacheln sind gleich lang, y^ der Länge der Brustflosse oder
% der Leibeshöhe, der erste gerade, der zweite nach rück-
166 V. Martens:
wärls gebogen, beide schwach gezähnelt ; der dritte, unmit-
telbar vor der weichen Rückenflosse, aber nicht durch eine
Membran mit ihr verbunden , kaum y^ so lang als die zwei
ersten. Wenn zurückgelegt, berührt der erste Rückenstachel
die Wurzel des zweiten, dieser aber nicht die des dritten und
reicht auch nicht so weit nach hinten als der Bauchstachel.
Hinler jedem Stachel eine Membran, die nur bis zu sei-
ner Hälfte heraufreicht. Die weiche Rückenflosse zählt 12
Strahlen, welche von vorn nach hinten an Länge abnehmen,
vom sechsten bis zum elften nur unbedeutend , so dass der
obere Rand der Flosse schwach concav wird; der 12te ist
viel kürzer; alle Strahlen ausser dem ersten sind gegen die
Spitze verzweigt '^} ; die vorderen überlrefTen die zwei ersten
Rückenstacheln um y^ der eigenen Länge. Die Afterflosse
hat gleiche Höhe mit der Rückenflosse, beginnt etwas hinter
ihr und endet ebenda, wo die Rückenflosse endet. Sie besitzt
auch einen kleinen Stachel und dann 9 gleichmässig an Länge
abnehmende Strahlen, die acht hintern ebenfalls an der Spitze
verzweigL Die Schwanzflosse zeigt 13 Strahlen, fast alle von
der Basis an gegabelt, die mittleren um y^ — V^ kürzer als
die äusseren. Die Seitenlinie verläuft in % der Höhe und
nahezu dem Profil des Rückens parallel.
Fünf Rückenschienen. Die erste cslachellose) bedeu-
tend schmäler als die zweite , welche den ersten Stachel
trägt; alle fünf länger als breit, die seitlichen Fortsätze der
zweiten und dritten (die sonst zur Artikulation der Seiten-
schienen dienen) klein und abgestumpft. Die vom Bauche
aufsteigende seilliche Platte reicht über den oberen Rand der
Brustflossenach oben. Bei dem einen Exemplare gar keine
*) Wie es auch Cuv. und Val. angeben, ebenso an vier Exem-
plaren des G. trachurus von der Insel Föhr. Dr. Günther (Neckar-
fische p. 30) nennt die Strahlen der Rückenflosse und Afterflosse bei
G. leiurus aus dem Neckar ungegabelt, unter mehreren Exemplaren von
leiurus aus der Umgegend von Berlin finde ich solche mit gegabel-
ten und mit ungegabelten Flossenstrahlen, auch Uebergänge zwischen
beiden, wo der 3te und 4te Strahl stark, 6te und 7te an der Spitze
gegabelt sind; dagegen zeigen zwei von J, Müller aus Triest mitge-
brachte die Flossenstrahlen einfach, nur bei dem einen die ersten
Strahlen der Analis gegabelt.
Ueber einige Fische und Crustaceen Italiens. 107
Seitenschienen, bei dem anderen nur links eine vor
dem aufsteigenden Aste der Bauchplalte, der drillen bei der
gewöhnlichen Form von leiurus enlsprechend. Farbe silberr-
glänzend, in Spirilus rolhgrau, mit schwarzen Punkten besät,
welche auf dem Rücken dichter stehen. Länge (incl. Schwanz-
flosse) 67 Mill.
Die Exemplare aus der Umgegend von Padua weichen von
den beschriebenen in Folgendem ab: die Höhe nur 4-4y4mal
in der Totallänge ^ die Distanz beider Augen nur Syjmal in
der Kopflänge enthalten ; der erste Rückenstachel etwas kür-
zer als der zweite und erreicht zurückgelegt nicht dessen
Wurzel ; beide gleich gerade. (Dorsalis und Analis eben-
falls mit gegabelten Strahlen). Die Strahlen der Schwanzflosse
theilen sich erst in ihrer halben Länge; 5—6 Seitenschienen
jederseits , die letzte hinter der vom Becken aufsteigenden
Platte.
G. brachycentrus unterscheidet sich nach Cuv. und Val.
durch die kürzeren Rückenstacheln (der zweite nicht einmal '4
der Höhe), an denen sich die Membran bis zur Spitze er-
streckt. '
G^ argyropomus derselben Autoren ist möglicherweise
derselbe mit dem unsrigen, aber die dort angegebenen Cha-
raktere ungenügend für die Identification ; die Anzahl der
Seitenschienen wird nicht erwähnt.
2. Atherina lacustris Bp. Bonaparte fauna ilal, HL
tab. 118. fig. 3.
Aus dem Albanersee. Taf. IX. Fig. 1. 2.
Der Körper ist lang und schmal , seine grösste Höhe,
gleich hinter dem Kopfe, 7nial in der Tolallänge (mit Aus-
schluss der Schwanzflosse), die Dicke längs des ganzen Kör-
pers kaum V3 <^'c^ entsprechenden Höhe. Der Rücken ist in
der Mitle platt und geht abgerundet in die Seitenflächen über;
sein Profil in den ersten zwei Dritteln des Rumpfes fast ge-
radlinig , dasjenige des Kopfes bildet mit demselben einen
stumpfen Winkel und dacht sich gleichinässig gegen die
Schnauzenspilze ab. Der Bauch ist slumpfkantig, sein Profil
etwas mehr gebogen als das dos Rückens. Die Kopflänge ist
168 V. Ma rtens:
etwas über 4mal in der Totallänge enthalten, der Scheitel ist
platt, zwischen den Augen verläuft eine mittlere Längskante,
welche vor denselben durch eine Einsenkung unterbrochen
wird und sich gegen die Schnauzenspitze hin verliert; jeder-
seits vom oberen Augenrande an erstreckt sich eine forllau-
fende Kante bis zur Oberlippe. Das Auge liegt mit seinem
oberen Rande in der Profillinie, seine Entfernung von der
Schnauzenspitze gleicht Vs seines Durchmessers, dieser ist V5
der Kopflänge; der Zwischenraum zwischen beiden Augen ist
etwas weniges mehr als 2/3 ihres Durchmessers.
Die MundöfTnung liegt nach oben, indem der Unterkie-
fer bei geschlossenem Munde länger als der Oberkiefer ist,
und seine Spitze in gleicher Linie mit dem Profil des Kopfes
liegt, aber wenn die beiden Kiefer ausgestreckt werden,
überragt der obere den unteren. Der Angelpunkt des Unter-
kiefers liegt nach hinten vom vorderen Augenrand , in etwa
Yg des Augendurchmessers , die Oeffnung der Mundspalte
erstreckt sich aber nicht so weit nach hinten als der vordere
Augenrand liegt. Bei geschlossenem Munde ist der Ober-
kieferknochen ganz verdeckt; die MundöfTnung ist entspre-
chend der messerförmigen Gestalt des Fisches fast doppelt so
lang als breit, gegen den Mundwinkel zu verschmälert.
Eine einfache Reihe sehr kleiner spitzer Zähne im Zwi-
schenkiefer und Unterkiefer. Die vorderen länger als die
hinleren ; im Gaumen und auf der Zunge keine Zähne. Die
Kiemenbogen an der concaven Seite kammarlig mit kurzen,
starken , weissen , zahnähnlichen Fortsätzen besetzt , welche
zwei anfangs sich parallel gegenüberliegende , nach oben zu
alternirende und sich zwischen einander einschiebende Reihen
bilden, in jeder Reihe am unteren grösseren Stücke des Kie-
menbog^ns unterhalb der Biegung 12 — 16; am ersten Kie-
menbogen ist die eine Reihe in biegsame , dünne, borsten-
ähnliche Fortsätze umgewandelt; ihre Länge beträgt etwa '/g
der des ganzen Bogens; beide, die borsten- und die zahn-
förmigen sind wieder mit kleinen Stacheln besetzt. Die un-
tern Schlundkiefer mit starken dichtgedrängten Zähnen be-
setzt, von denen die am äusseren Rande beträchtlich grösser
sind; es lassen sich in der Mitte bis 6 nebeneinander, am
Aussenrande 14 hintereinander zählen. Der Suborbitalknochen
Ueber einige Fische und Crustaceen Italiens. 169
ist ganzrandig und zeigt eine Reihe Gröbehen nach vorn vom
Auge. Praeoperculum rechtwinklig, der Winkel abgerundet.
Wanffen und obere Hälfte des Kiemendeckels beschuppt, der
Schädel bis zu den Augen, von da nach vorn schuppenlos.
Kiemenöffnung gross , nach vorn bis zum vorderen Drittel
des Augendurchmessers sich erstreckend. Sechs Kiemen-
hautstrahlen. Eine Reihe Kiemenblälter an der Innenseite
des Deckels.
Die Zahlen der Flossenstrahlen sind im Durchschnitte:
D. 7—12. P. 15. V. 5. A. 13—15. C. 17—20.
Bei 60 Exemplaren zählte ich die Strahlen der zwei
Rückenflossen und der Analflosse. Es ergab sich:
bei einem 9 — 11 — 13
„ einem 8 — 13 — 15
„ zwei 8—13—14
einem 8—12—14
zwei 8—12—13
einem 8 — 11 — 13
zwei 7—12 — 15
zwölf 7—12—14
achtzehn 7 — 12 — ^13
einem 7—12—12
55
»
55
n
55
5)
55
»
55
55
55
»
einem 7 — 11 — -15
einem 7 — U — ^14
zwei 7 — 11 — 13
zwei 7—11—12
einem 7—10—14
einem 6 — 12 — 15
vier 6—12—14
einem 6 — 12 — 13
einem 6 — 11 — ^15
einem 6 — -ll — -13
einem 5 — ^12 — -14
zwei 5—12—13
einem 5 — it — 13,
170 V. Martens:
also für die erste Rückenflosse bei 1 Exempl. 9
»5>» » 55'» "
» 55 J? 55 55 "J" 55 '
» y) » n 55 " 55 ^
55 5555 55 55^*55 ^
für die zweite Rückenflosse bei 2 „ 13
555555 » » ^^ n '"^
5555 55 r> 55*^ 55 ^'
555555 55 55^55^^
für die Analflosse „ 6 „ 15
5, 55 55 , 22 „ 14
15 5' '5 55 -^^ 55 ^^
55 55 55 » "J }) * '^
Nur in einem Falle also hatte die Analis gleich viele
Strahlen wie die zweite Dorsalis und in keinem weniger,
obgleich sich der Spielraum beider durchkreuzt. Grösse (oder
Alter) des Individuums steht in keinem direkten Verhältnisse
zur Flossenzahl, da die Mehrzahl der Individuen unter T'/j
Centimeter lang ist, so finden wir auch unter diesen die am
meisten abweichenden Zahlen; 5, 12, 14, dagegen findet sich
bei einem ungewöhnlich grossen Exemplar.
Die Brustflosse ist spitzig, ihre Länge gleicht y^ der
Kopflänge. Die Bauchflossen sind um wenig kürzer und ihre
Insertion liegt vor der Spitze der Brustflossen. Die erste
Rückenflosse beginnt um 2 — 3 Schuppenreihen hinter der Ein-
fügung der Bauchflossen und um eine Kopflänge hinter dem
Rande des Kiemendeckels , die zweite um ebenso viel hinter
dem Beginne der Afterflosse. Der Zwischenraum zwischen
der ersten und zweiten Rückenflosse ist länger als die zweite
selbst. In dieser wie in der Afterflosse ist der erste Strahl
halb so lang als der zweite, die folgenden nehmen rasch an
Länge ab, von der Mitte an bleiben sie ungefähr gleich und
die letzten sind wieder etwas länger, was der ganzen Flosse
eine ausgebogene, flügeiförmige Form giebt; in beiden sind
die Flossenstrahlen nicht verzweigt. Die Schwanzflosse ist
gegabelt; die mittlem Strahlen etwa 7^ so lang als die läng-
sten, die beiden Enden spitzig, die Strahlen verzweigt.
Die Seitenlinie läuft nahezu horizontal und enthält 46 —
Ueber einige Fische und Crustaceen Italiens. 171
60 Schuppen, welche alle stark silberglänzend sind und leicht
ausfallen; ebenso leicht die unterhalb dieses Silberbandes
gelegenen. Die Schuppen des Rückens haften fester , sind
blass olivengrün und am ffeien Rande mit mehreren schwar-
zen Punkten besät , namentlich in der Mitte sind diese
Punkte zahlreich und bilden im Ganzen eine maschenförmige
Zeichnung. Die Querscliuppenreihe enthält über der Seiten-
linie 4, unter ihr 6 — 7 Schuppen. Die Schuppen sind ganz-
randig, breit fünfseilig mit abgestumpften Ecken; der Durch-
messer der Miltelschuppe beträgt nur V^ desjenigen des Au-
ges. Wirbel 43—44; mit dem 19ten bis 20sten beginnen
die das Ende der Schwimmblase umschliessenden Fortsätze,
Die grössten Exemplare aus dem Albanersee haben eine Länge
von 79 Mill. (incl. der Schwanzflosse), eine Höhe von 10 und
eine Kopflänge von 15, Am See von Nemi erhielt ich noch
etwas grössere, 102 Mill. lang, 15 hoch und 10 breit.
Unsere Art steht der A. ßoyeri Risso aus dem adrialischen
Meere in den Verhältnissen des Kopfes zunächst, diese ist aber
verhältnissmässig höher (Höhe nur 5mal in der Totaliänge,
die Dicke zw«$imal in der Höhe enthalten); auch besitzt sie
nach Val. Zähne „au devanl du vomer," die ich an lacuslris
vergebens suchte. Die Spitze der Brustflosse steht bei A.
lacustris um 2 — ^3, bei Boyeri nur um 1 Schuppenreihe vor
dem Beginne der ersten Rückenflosse. A. hepsetus L. (Val.,
Bp.) gleicht ihr in der Körpergeslalt , hat aber einen spitzi-
geren Kopf, wie sich auch aus den von Valenciennes an-
gegebenen Verhältnissen ergiebt; von dem Wenigen , was
Valenciennes über die drei anderen europäischen Arten ver-
gleichsweise mit hepsetus angiebt, passt weder die breitere
Stirn und das grössere Auge derA. mochon, noch der spit-
zigere Kopf der A. Rissoi oder der kürzere Körper der A.
sarda , abgesehen von den Zahlen der Flossenstrahlen und
Wirbel. Auch Rafinesqu e hat drei sicilianische Alherinen,
freilich sehr oberflächlich, beschrieben (Caratteri di alcuni
nuovi generi e nuove specie di animali e plante della Sicilia
Palermo 18i0. 8.); alle drei unterscheiden sich durch Strah-
lenzahl der Flüssen , die zwei abgebildeten auch durch die
Stellung derselben und den angeblichen Mangel der Zähne
von der uusrigen, sind also wohl ganz andere Fische.
172 V. M a r t e n s :
3. Blennius vulgaris Pollini
aus dem Gardasee Taf. IX. Fig. 3.
Pollini viaggio al lago di Garda. Verona 1816. 8.
p. 20. Tab. unica fig. 1.
Bl. cagnota Val. bist. nat. d. poiss. XI. 1836. p. 249.
Körper lang und schmal, nach hinten gleichmässig an
Höhe und Dicke abnehmend; grösste Höhe Sy.mal in der
Totallänge enthalten, grösste Breite % der Höhe. Kopflänge
V4 der Totallänge. Das Profil des. Kopfes fällt sanft vom
Nacken bis zu den Augen und viel steiler von hier bis zu der
Schnauzenspitze, das der ünterkinnlade und Kehle nahezu ge-
radlinig. Auf dem Scheitel ein Hautkamm mit continuirlichem
Rande, welcher sich nach vorn zwischen die Augen erstreckt;
(subgen. Ichthyocoris ßonap.). Am oberen Augenrande, etwas
nach hinten von seiner Mitte ^ ein häutiger konischer Faden
von der Länge des halben Augendurchmessers. Das Auge
nahe der Profillinie, sein Durchmesser Sysmal in der Kopflänge
enthalten. Hinteres Nasenloch dicht vor dem Auge in der Höhe
der Pupille, vorderes nach vorn und unten auf die halbe Ent-
fernung zur Schnauze, beide kreisrund, mit einfachem Rande.
Mundspalte wenig von der Horizontallinie abweichend, bis un-
ter die Mitte des Auges oder % der Kopflänge reichend.
Zähne im Oberkiefer jederseits 10, im Unterkiefer 9, mit schma-
ler Basis, nach oben breit, meisselförmig, die Schneide oft gelb-
lich gefärbt; sie nehmen von innen nach aussen an Grösse
ab und bilden eine anschliessende Reihe; nur der vorletzte
ist in der Regsl etwas entfernter von den anderen, und der
letzte (äusserste) ist konisch rückwärts gekrümmt, länger als
die, auf welche er folgt (dens caninus). Gaumen zahnlos.
6 Kiemenhautstrahlen. Durchschnittlich 10 kleine, an der
Spitze gegabelte knöcherne Fortsätze an den Kiemenbogen.
Die unteren Schlundkiefer zeigen 10 in ein schiefes Oval
gestellte Zähne , wovon die 4 — ^5 hinteren bedeutend grös-
ser sind.
Die Zahl der Flossenstrahlen ist im Durchschnitte :
D. 29. P. 15. V. 2. A. 19. C. 13.
Von 62 Individuen haben neun und zwanzig in der Der-
Ueber einige Fische und Cruslaceen Italiens. 173
salis 29 und in derAnalis 19 Strahlen, neun 30 und 19, sechs
29 und 20, fünf 30 und 20, ebensoviel 28 und 19, vier 29
und 18, zwei 31 und 19, je eines 31 und 20, 28 und l7.
Die Dorsalis hat demnach in 39 Fällen dieselbe Anzahl , in
14 um eine vermehrt, in einem um zwei vermehrt, in 6 um
eine vermindert; die Anaüs in 45 dieselbe, in 12 um eine
vermehrt, in 4 um eine, in einem um zwei vermindert;
nie ist, wenn die Zahl der einen vermehrt isl, die der an-
deren vermindert, sondern entweder normal oder auch ver-
mehrt; ebenso bei der Verminderung. Die Grösse des Indi-
viduums macht keinen Unterschied, Exemplare von 30 Mill.
Länge zeigen 29 und 30 Strahlen der Dorsalis.
Die Rückenflosse beginnt über der Wurzel der Brust-
flosse und ist durch einen kleinen Zwischenraum von der
Caudalis gelrennt, die vordersten 8 Strahlen und dann wieder
von 20.— 27. sind die längsten , so dass ihr oberer Rand in
der Mitte etwas ausgeschnitten ist; die Membran reicht bis
zu ihren Spitzen. Die Analflosse ist beinahe ebenso hoch, be-
ginnt etwas hinter der Hälfte der Totallänge (ohne Schwanz-
flosse) und endigt mit der Rückenflosse.* Die Membran er-
streckt sich nicht bis zu ihrer Spitze und bildet vor dem er-
sten Strahl zwei abgerundete isolirte Läppchen. Alle Strah-
len der Dorsalis und Analis sind biegsam und ungelheilt, die
Gliederung der Strahlen in der zweiten Hälfte der Rücken-
flosse und in der Afterflosse nur dem bewafl'neten Auge sicht-
bar. Die Schwanzflosse zählt 13 grössere Strahlen, die 8 mitt-
leren gegabelt , wenig kürzer als die äussern, so dass die
Flosse im ausgebreiteten Zustande nur sehr schwach gabel-
förmig isl. Die Brustflosse, deren Länge 4 — ^4y2mal in der
Totallänge enthalten ist , hat eine ovale Gestalt , länger als
breit; ihre Strahlen sind gegliedert und nicht verzweigt. Die
schmalen zugespitzten Bauchflossen sind y3mal so lang als
die Brustflossen und reichen, da sie vor ihnen inserirt sind,
nur bis an das erste Viertel derselben; ihre Länge ist öVjmal
in der Totallänge enthalten.
Die Seitenlinie beginnt im oberen Viertel der Höhe»
steigt gegen das Ende der Brustflosse hinab und verläuft
dann in gerader Linie ungefähr in der Hälfte der Höhe.
Die Haut ist schuppenlos, glatt, schleimig. ^
174 V. Martens:
Wirbel 35 — 36 an der Zahl. Der letzte Interspinalkno-
clien (Jer Rückenflosse zwischen den obern Fortsätzen des
31. und 32. Wirbels. Die Länge des grössten Individuums
beträgt 66 Mill. , die meisten, welche ich fieng , sind nicht
über 50 Mill. lang, die Abbildung bei Pol lini 70, Die Farbe
ist gelblich mit breiten grünschwarzen Flecken und Punkten,
welche auf dem Rücken die Grundfarbe fast ganz verdrän-
gen ; unter dem Auge oft zwei schiefe breite schwarze Li-
nien. Rückenflosse einfarbig oder fein schwarz punktirt,
oder mit einzelnen grösseren schwarzen Flecken, besonders
auf den Strahlen ; zwischen dem ersten und zweiten Strahl
stets ein grosser schwarzer Fleck; Afterflosse dunkel ge-
s-äumt, die über die Membran vorragenden Spitzen der Strah-
len blass. Einfarbige sah ich keine lebend , aber während
des Abslerbens erblassten viele zusehends und einige we-
nige , welche nicht lebend in Spiritus kamen, so sehr, dass
sie einfarbig wurden.
Bei kleinen Exemplaren (30 — 35 Mill. Länge) Höhe nur
5mal in der Totallänge; auch das Auge verhältnissmässig
grösser, nur 2y2ma1 in der Kopflänge enthalten. Noch keine
Augenfäden oder Scheitelkamm. Beide finden sich schon bei
Individuen von 40—44 Mill., aber der Kamm noch nicht bei
allen von dieser Grösse. Die Zähne verhalten sich bei den
kleinen in der Regel wie bei den Erwachsenen ; zuweilen
finden sich weniger, selbst nur 7 oder 8 jederseits im Ober-
kiefer.
4. Bl vulgaris var. anticolus
aus dem Albanersee.
Bl. anticolus Bonaparle fauna ital. lil. 1832 — -41.
tab. 106. fig. 4.
Derselbe unterscheidet sich hauptsächlich durch die An-
zahl der Zähne und die Färbung. An den nieisten Exempla-
ren stehen nämlich im Oberkiefer jederseits 11 statt 10 Zähne,
indem an der Stelle des vorletzten kleinsten und isolirten Zah^
nes zwei dergleichen vorhanden sind. Die Beständigkeit
dieses Charakters brachte mich anfangs auf den Glauben, er
möchte eine eigene Species sein , bis ich , über ein halbes
Dutzend der Untersuchung unter starker Vergrösserung opfernd,
Ueber einige Fische und Crustaceen Italiens. 175
bei einem Exemplar rechts 10, links 11^, bei einem anderen
jüngeren beiderseits 10 fand. Unterschiede in der Zahl der
Zähne sind also vorhanden , aber nicht scharf genug, um ^
darauf specifische Yerschiedeiiheit zu gründen. Schlundkno-
chen, Wirbelzahl und die äusseren Charaktere stimmen mit
denen der Gardaseefische überein, der Kamm auf dem Kopfe
ist nur bei grossen Individuen recht deutlich, ebenso der Fa-
den über dem Auge. (Bonapart e's Figur zeigt den ersten
nicht, überhaupt ist der Umriss des Kopfes nicht richtig, aber
in der Beschreibung wird desselben erwähnt.) Unter 21
Exemplaren finde ich bei neun in der Dorsalis '29, in der
Analis 19 Strahlen, bei fünf 30 und 19, bei zwei 31 und 19,
bei ebensovielen 29 u. 18, bei je einem 29 u. 20, 30 u. 18,
30 u. 20. Die Färbung ist im Allgemeinen etwas mehr röth-
lich , die obere Hälfte des Kopfes und Rumpfes, namentlich
schön die Infraorbitalgegend und der Kiemendeckel, mit run-
den schwarzen Tropfen besetzt, ein Ansehen, das lebhaft an
gewisse Serranus-Arten (die sog. Jakob Evertsen), erinnert.
Am Rumpfe gruppiren sie sich namentlich zu einer Reihe
grösserer Flecken längs der Seilenlinie, während sie bei den
Gardaseefischen mehr vom Rücken herablaufende Querbinden
bilden. Doch finden sich ähnliche, etwas weniger scharf ge-
zeichnete Tropfen an den Wangen und dem Operculum auch
bei einigen Exemplaren aus dem Gardasee mit 20 Zähnen im
Oberkiefer.
Es sind seit Pollini mehrere Süsswasserblennius aus
Süd-Europa charakterisirl worden. Die Beschreibung des Bl.
cagnota von Toulon bei Va len ci ennes (XI. p. 184) weicht
von unserem Fische nur dadurch ab, dass er in der Unterkinn-
lade 10-12, also jederseits nur 5-6 statt 9 Zähne zählt; es ist
daher möglich, dass seine Art dieselbe mit der unsrigen ist, die
ja auch in der Zahl der Zähne variirt. Dagegen unterscheidet
sich Risso's Bl. Sujefianus aus dem Var (Ichthyologie de Nice
1810. p. 131, in desselben Verfassers bist. nat. d. principales
product. de l'Eu. merid. zu Salarias Varus umgetauft und von
Val. zu seinem cagnota citirt ) neben der bedeutenderen
Grösse (2 Decimeter) wesentlich dadurch, dass die Rücken-
flosse mit der Schwanzflosse zusammenhängt , und damit
176 V. Marteüs:
stimmt ß 0 na p arte's Beschreibung und Abbildung (I.e.
106, 7) überein.
Der von As so (Introductio in oryctographiam et zoo-
logiam Aragoniae 1784. 8.) beobachtete Blennius frater im
Ebro bei Saragossa, den ich nur aus Schnei de r's Angabe
(syst, ichthyol. p. 171 ; Cuv. Val. XI. p. 252} kenne, scheint
dem unsrigen verwandt zu sein, er hat auch einen Scheitel-
kamm, aber jederseits eine doppelte Spina (doch kaum ein
weicher Faden, wie bei unserem?) über dem Auge, und in
der Anaüs 21 Strahlen, eine Zahl, welche ich bei ßl. vulga-
ris nie fand.
Auch Rafinesque (caratteri di alcuni nuovi generi
e nuove specie di animali e plante della Sicilia 1810. 8.
p. eil) kennt einen Bl. lluvialilis aus Sicilien , derselbe soll
aber keinerlei Forlsätze am Kopfe haben, die beiden Strah-
len der ßauchflosse seien gleichlaug, der Körper einfarbig,
ohne Flecken oder Bänder ; es ist also nicht unsere Art.
Ebenso unterscheidet sich ßl. lupulus ßp. (fn. ilal. lOö, 5)
in der Flora an der römisch - toskanischen Gränze und der
in die Tiber aufsteigende Bl. ocellaris L. schon durch den
Mangel des Scheitelkammes, worauf Bona parte für Bl. ca-
gnota das subgenus Ichthyocorys gründete.
5. Gobius fluviatilis Bonelli ?
von Villanova bei Padua. Tab. IX. fio-. 4. 5.
Val. hist. nat. d. poiss. XII. p. 52.
Val. et Cuv. regn. an. ed. illustr. tab. pl. 80. fig. 2.
Körper nahezu cylindrisch , Kopf wenig verschmälert,
nur der Schwanz höher als breit. Breite und Höhe in der
Gegend der Brustflossen nicht ganz 6mal in der Körperlänge
ohne Schwanzflosse enthalten. Kopflänge 4mal in derselben
enthalten, seine Höhe y^ seiner Länge, seine Breite in der
Augengegend gleich der Höhe derselben Stelle. Augen nach
oben gerückt, so dass etwa ihr Mittelpunkt in der ProfiUinie
liegt , ihr Durchmesser V3 der Kopflänge und das Doppelte
der Entfernung. Obere Profiflinie von den Augen an fast
horizontal, untere von der Basis des Unterkiefers an ebenso,
Üeber einige Fische und Cruätaceen Italiens. 177
Wangengegend gewölbt. An den Nasenlöchern kein Faden.
Die Mundspalte reicht nicht bis zum Auge , die Spitze des
Unterkiefers steht bei geschlossenem Munde gerade vor der
des Oberkiefers.- Im Ober- wie im Unterkiefer eine Reihe
spitziger Zähne (bei dem grösseren Exemplar zählte ich unten
jederseits 16, oben 12); die vordem Zähne des Oberkiefers
gewöhnlich von der Lippe bedeckt, die des Unterkiefers über
dieselbe vorstehend. Zunge dick, stumpf, zahnlos. Kiemen-
öfFnung etwas weiter als die Basis der Brustflossen. Kie-
menhaut mit 5 Strahlen. Flossenstrahlcn D. 6 — 10. P. 13 — -15.
V. 5. A. 8. C. 18. Brustflossen 3/5 so lang wie der Kopf, zu-
gespitzt. Die in der Mittellinie vereinigten Bauchflossen ent-
springen unter den Brustflossen und bestehen aus 2mal 5 ver-
zweigten Strahlen; der Zwischenraum der 2 mittleren ist grös-
ser, als zwischen den anderen; an jeder Seite ein einfacher
Strahl, von dem aus eine Hautfalte vor der Bauchflosse selbst
zu demjenigen der anderen Seite sich hinzieht. Die erste Rük-
kenflosse steht über der hinteren Hälfte der Brustflosse, der
letzte Strahl ist durch einen grösseren Zwischenraum von den
übrigen geschieden ; die Höhe der vordersten Strahlen ist
die Hälftß der entsprechenden Körperhöhe; die zweite Rük-
kenflosse entspringt gleich hinler dem After und erstreckt
sich bis Vg der Entfernung zwischen After und Ursprung der
Schwanzflosse; ihre Höhe übertriff"! die der ersten Rücken-
flosse. Die Analis entspricht in ihrer Lage und Höhe der
zweiten Rückenflosse. Schwanzflosse so lang wie die Bauch-
flosse; die Strahlen nehmen von oben und unten nach der
Mitte zu allmählich an Länge zu.
Der ganze Körper ist schleimig; die Schuppen klein, am
Rande mit 5 Kerben; die Farbe grauweiss, auf der Oberseile
durch zahlreiche schwarze Punkte dunkler. An den Seiten
gruppiren sich diese zu dunkelgrauen Bändern, welche durch
gleichbreite Zwischenräume getrennt, von oben nach unten ver-
laufen und am Schwänze am schärfsten ausgeprägt sind;
selbst auf der Schwanzflosse noch Spuren davon. Unterseite
weiss, nur am Kinn mehrere schwarze Punkte.
Länge meiner Exemplare 39 Mill.
Diese Beschreibung, wozu mir nur 3 mangelhafte Exem-
plare vorlagen, weicht von der bei Cuv. u. Val. (XH. p, 53)
Archiv L Naturgesch. XXIU. Jahrg. 1. Bd 12
178 V. jiartens:
und dcssea Abbildung in der neuen iHustrirlen Ausgabe von
Cuviers regne animal (Poissons pl. 80. fig. 2) mehrfach ab;
einige Differenzen, wie die Grösse der Augen, könnten auf
dem Jugendzustande meiner drei Exemplare beruhen , welche
alle einen sehr angeschwollenen Bauch wie junge Fische zei-
gen; schon wichtiger ist, dass er die Strahlen in der zwei-
ten Rückenflosse um 1 mehr angiebt, und noch mehr, dass
in der Abbildung die Stellung beider Rückenflossen eine etwas
verschiedene ist. Bon>e Mi selbst hat diese Art nirgends
beschrieben, wenigstens fand ich. in den Abhandlungen der
Turiner Akademie , wo sonstige kleinere Arbeiten, z. B. über
Trachypterus, von ihm stehen, Nichts, ausser bei Gelegenheit
seines Elogio (Lob- und Grabrede) die Erwähnung dieses
Fisches unter seinen nicht publicirten Entdeckungen *). Noch
zwei weitere Gobius-Arten wurden als Bewohner der süssen
Gewässer Italiens angegeben, G. Iota Val. u. Panizzae Verga.
Letzterer ist mir nur durch die kurze Diagnose bekannt, welche
der Autor in den Verhandlungen der Nalurforscherversamm-.
lung (Atti della terza riunione degli scienziati italiani. Firenze)i
1841. fol. p. 379.) mittheilt: corpore minimo, maxilla inferiore
macula atra notala (bei dem unsrigen mehrere schwarze
Punkte), pinna dorsali anleriori öradiata (bei unserem 6), linea
laterali utrinque maculis irregularibus nigris indicata (sollen
das die punktirten senkrechten Bänder der unsrigen sein?).
Er soll aus den Lagunen von Comacchio stammen; diese, be-
rühmt durch, ihre Aale , sind übrigens gesalzen und durchv
einen Damm vom süssen Wasser abgesperrt (s. meines Va-
ters „Italien^« Bd. L p. 275) , was der Wahrscheinlichkeit
einer Identität mit unserem Fische wieder entgegentritt und
jenen in die Reihe der Meerfische zurückweist. Aehnlich
dürfte es sich mit dem G. Iota verhalten. Ich habe mich
an mehreren mitgebrachten Exemplaren überzeugt, dass der
häufigste Gobius des venezianischen Fiscbmarktes, schlecht-
weg Go genannt weder G. niger L. noch G. gullatus Val.
ist , welche Namen schon auf ihn angewendet wurden,
♦) Nardo in Configliachi'g Giornale di fisica VII. 1824. p. 228
schreibt G. fluv, nobid und giebt ihm auch 11 Strahlen in der zwei,
ton Dorsalig..
Üeber einige Fische und Crustaceen Italiens. lt9
aber genau auf Valenciennes'' Beschreibung seines G»
Iota passt, und dieser Name, auf die Farbenähnlichiieit
mit Gadus Iota sich beziehend , wurde mir jetzt erst klar.
Von einem Vorkommen dieses Fisches im süssen Wasser
konnte ich weder in Bologna, wo ihn Savigny erhielt,
noch sonst wo etwas erfahren; im Museum dieser Universi-
tätsstadt, wo sonst die Süsswasserfische der Umgegend ver-
treten und bezeichnet sind, darunter auch G. fluviatilis, be-
findet sich kein Fisch dieses Namens und Prof. Bertoloni
daselbst konnte mir keine andere Auskunft geben, als die
Vermuthung , Savigny habe ihn auf dem Fischmarkte be-
kommen , wohin er frisch mit anderen Meerfischeri kömmt,
wie ebenso nach Verona, wo, ich ihn selbst sah. Denn die
Italiener kennen die Regel der Holländer nicht, nur lebend
gekaufte und lege artis todtgeschlagene Fische frisch zu es-
sen, sind daher nicht, wie diese selbst in Lagunenstädten
wie Amsterdam, auf die lebenszähe Pleuronectesfamilie be-
schränkt. '
6. Leuciscus alburnellus Filippi *)
vom Gardasee. Tab. IX. Fig. 6.
Aspius alburnus Bonap. fn. ital. IIL tab. 1 16. fig. 5.
Caus den oberitalienischen Seen im Allg.).
Leuciscus alburnus var. ? an propr. sp.? Val. bist. naL
d. poiss. XVII. p. 284.
Aspius arborella Filippi (v. Lago Maggiore).
Alburnus alborella Heckel Reisebericht (Sitzungsbe-
richte d. math. naturw. Cl. d. k. Ak. zu Wien)
1851. p. 37. (ohne Beschreibung).
Körper schmal, unten schmäler als oben, hinter den
Bauchflossen stumpfkantig. Der Rücken setzt sich vom Kopfe
ab und verläuft bis zur Dorsalis in einer äusserst schwachen
*) Da der Plame doch aus dem Lateinischen stammt, so zog ich
es vor ihn in der lateinischen Form zu schreiben , statt der halbla-
tinisirten alborella aus dem italienischen arborello. — In der Be-
schreibung folge ich, der Yergleichung mit alburnus wegen , Wort für
Wort derjenigen, welche mein Freund, Dr. Günther, für letztge-
nannten in seiner Arbeit über die Neckarfische (Jahresheft des Vereins
f. Waturkunde in Württemberg 1853 p. 311) gegeben hat
180 V. M arten s:
Curve, von da an senkt er sich nur unbedeutend in gerader
Linie bis zur Schwanzflosse. Das untere Profil vom Kopfe
bis zum Ende der Analis ist dagegen ziemlich gebogen. Die
Höhe des Leibes ist 472 — 5mal in der Totallänge enthalten
(diese ohne Schwanzflosse, welche Dr. Günther wohl njit-
rechnet , denn nur in diesem Falle stimmt seine Zahl „über
5y2mal^^ zu Exemplaren des alburnus von Berlin, wie auch
zu unserem alburnellus) , die Länge des Kopfes 4mal oder
diese ist gleich zwei- und einhalbmal die Distanz der Augen
genommen. Das Maul ist der Grösse des Fisches proporlio-
nirt (wenigstens in demselben Verhältnisse wie bei alburnusj,
seine seillichen Ränder steigen schief von hinten und unten
nach vorn und oben. Der Unterkiefer, länger als der obere,
hat vorne eine Andeutung eines wulstigen Hakens, welche in
eine Vertiefung des Oberkiefers passt. Der Durchmesser des
grossen Auges ist anderthalb mal so gross als seine
Entfernung von der Schnauzenspitze und Syjmal in der Länge
des Kopfes enthalten. Der äussere membranöse Opercularrand
ist nicht besonders stark entwickelt. Die Bruslflossen mit 16
Strahlen und fast geradem Rande sind etwas länger, als die
Dorsalis hoch ist, und noch länger als die ßauchflossen. Diese
mit 9 — ^10 Strahlen und schwach convexem Rande sind ebenso
lang, als die Analis hoch ist. Die Rückenflosse, deren Höhe
1 V4 der eigenen Länge ist, beginnt am Ende der (nach hin-
ten gelegten ) Ventrales (ebenso bei alburnus von Berlin)
und das hintere Ende ihrer Insertion fällt noch hinter das
vordere der Afterflosse; ihre Entfernung vom Kopfe ist um
sehr wenig grösser als die von der Schwanzflosse; von ihren
10 Strahlen ist der erste nicht halb so gross als der zweite;
der obere Rand dieser Flosse ist gerade. Die Afterflosse,
deren Länge ihrer eigenen Höhe gleichkommt und die Höhe
der Dorsalis nicht erreicht, hat einen concaven Rand und
16—18 Strahlen. (Unter 22 Exenjplaren zählte ich an fünf-
zehn 17 , an sechs 18 und an ebenso vielen 16 Strahlen),
Die Schwanzflosse mit einem Ausschnitte und 20 Strahlen, ihr
oberer Lappen selten kürzer als der untere« Die Seilenlinie
fälÜ von der Schulter, wo sie über der halben Körperhöhe
entspringt , in einem Bogen gegen die Brustflossen hinab,
steigt viel allmählicher wieder in die Hohe (wie bei den
Ueber einige Fische und Crustaceen Italiens. 181
hiesigen alburnus) und verläuft auf dem Schwänze unter der
Mitte bis zur Caudalis. Sie besteht aus. 44 — 48 Schuppen,
die Ouei'schuppenreihe zählt über der Seilenlinie 9 — 10, un-
ter ihr 4 — 5 Schuppen ; die Miltelschuppe ist etwa die 24ste
der Seitenlinie und kaum etwas grösser als die Pupille im
Auge. Die Schuppen sind alle dünn und gehen sehr leicht
ab. Die grünbraune Farbe des Rückens schneidet sich scharf
von dem reinen Silberglanze der Seiten ab; vereinzelte
schwarze Pigmenlflecken kommen an den Seiten, namentlich
in der hinteren Körperhälfte, nicht so selten , aber nicht bei
allen Individuen, vor. Das grösste Exemplar misst mit Ein-
schluss der Schwanzflosse 78 Mill.
Auf jeder Seite finden sich zwei Reihen Schlundkiefer-
Zähne, die äussere besteht aus 5 seitlich zusammengedrück-
ten etwas krummen Zähnen, (Fangzähnen nach Heckeis Ter-
minologie), welche an ihrer Spitze mit einem Haken verse-
hen sind und von denen die vier hinleren an der concaven
Seite bald bis zu y^ ihrer Länge , bald bis nahe zur Spitze
unregelmässig zackig sind ; in der Innern Reihe zwei sehr
unbedeutende Zähnchen. Anzahl der Wirbel 36 — -38. Die
Inlerspinalknochen der Rückenflosse stehen zwischen den Forl-
sätzen des Uten und ISten Wirbels, die der Afterflosse zwi-
schen denen des iBten und 25sten Wirbels. Rippen 12.
Soviel mir bekannt, ist dieser Fisch noch nirgends ge-
nauer beschrieben und mit dem deutschen alburnus vergli-
chen worden. Dr. Günther, welchem ich einige zuschickte,
ist auch eher geneigt ihn für eine eigene Art zu hallen, we-
gen der noch viel stärker als bei Alburnus von oben nach
unten gehenden Richtung der Mundspalte, der Gestalt und
Strahlenzahl der Analis, endlich des bedeutenden Grössenun-
terschiedes. Der verhältnissmässig grössere Durchmesser des
Auges könnte auf den Gedanken führen, dass ich nur junge
Thiere vor mir hatte, aber ich hatte hinreichende Müsse mir
unter den vielen Traisenden der an demselben Morgen ge-
fangenen Fische schöne und grosse auszuwählen ; auch bej
anderen Thieren wiederholt sich die Erscheinung , dass die
Schädelverhältnisse kleinerer Arten im ausgewachsenen Zu-
stande den jugendlichen Verhältnissen verwandter grösserer
Thiere ähneln , z. B, bei dem Katzengeschlechte.
482 V. Martens;
7. Leuciscus Savignyi Val.
vom Gardasee.
Bp. faun. italic. III. 115, 1.
Val. bist. nat. d. poiss. XVII. p. 238 pl. 494.
Da dieser Fisch schon von obigen Autoren beschrie-
ben ist, vs^ili ich nur die Unterschiede anführen, w^elche eine
Vergleichung mit Dr. Günth er's Beschreibung des verwand-
ten L. muticellus Bp. von Heilbronn ergab :
Der Körper erscheint , von oben und unten betrachtet,
schmal, der Rücken steigt wenig an, das untere Profil ist
stärker gebogen als das obere, die Höhe des Leibes ist kaum
ein Fünftel der Totallänge (einschliesslich der Schwanzflosse,
wie bei Günther) enthalten. Die Entfernung des Auges
von der Schnauzenspitze des überragenden Oberkiefers ist
geringer als die Distanz beider Augen, die Länge der Brust-
flossen übertriff't zwar die der Ventrales, erreicht aber nicht
die Höhe der Dorsalis (bei Valen cienn es ist sie sogar
länger). Die Rückenflosse beginnt unmittelbar hinter der In-
sertion der Ventrales, ihre Entfernung vom Kopfe ist gleich
der von der Schwanzflosse. Die Länge der Afterflosse er-
reicht nur 2/3 derjenigen der Dorsalis. Die Seitenlinie fällt
von der Schulter an sehr unbedeutend, bleibt nahe der Mit-
tellinie und verläuft schon von der Mitte der Brustflossen an
gerade zum Schwänze. Peritoneum nicht schwarz.
8. Alosa flnta (Cuv.) Troschel.
Mehrere in Verona auf dem Fischmarkte gekaufte Fi-
sche, welche von dem Händler als Agoni aus dem Gardasee
bezeichnet wurden und nach der Anzahl der Fortsätze am
ersten Kiemenbogen zu Troschels A. finta (s. dieses Ar-
chiv Jahrgang 1852) gehören, weichen von dem bei Gün-
ther beschriebenen Maifische aus Heilbronn in Folgendem ab:
Die Höhe des Leibes ist gleich der Kopflänge und etwas we-
niger als Y5 der Totallänge (einschl. Schwanzflosse). Der
hintere Mundwinkel liegt noch vor dem Vorderrande des
Auges. Die Spitze des Unterkiefers greift nicht in den am
Oberkiefer befindlichen Ausschnitt ein, dessen Seitenränder
beim Schliessen des Mundes sich aneinanderlegen. Die Ent-
lieber einige Fische und Crustaceen Italiens. ^63
fernung des Auges von der Schnauzenspitze'ist wenig grös^r
als sein Durchmesser. Die Brustflossen sind köurn länger als
die Dorsalis hoch ist. Die Bauchflossen erreichen y^ der
Lange der Brustflossen , Höhe und Länge der Dorsalis sind
sich nahezu gleich. Ein deutlicher und mehrere halberfo-
schene schwärzliche Seitenflecken.
Auch die relative Grösse des Kopfes und der Augen
deutet auf jugendliche Exemplare. Die Länge clerseiben be-
trägt nur 22 Centimeter.
9. Palaemon lacustris M.
vom Albanersee. Taf. X. Fig. 1 — 9.
Der Schnabel (roslrum) ist schwach aufwärts gebogen
und zeigt am oberen Rande 6 — 7 Zähne , das Vorderende
nicht eingerechnet, welches einfach zugespitzt ausläuft, auf
seinem unteren Rande nur 2; von den oberen Zähnen steht
der letzte hinter, der vorletzte über den Augen, von den un-
leren in der Regel der erste hinter dem ersten oberen, sel-
tener (namentlich wenn ausnahmsweise drei vorhanden sind)
unter ihm *). Die Höhe des Schnabels ist 73 seiner Länge;
seine seitliche Längsleiste tritt stark hervor. Seine vordere
Spitze überragt in den meisten Fällen den Stiel der inneren
Fühler und erreicht ganz oder beinahe den vorderen Rand
der blattförmigen Anhänge der äusseren Fühler, die Behaa-
rung derselben nicht mit eingerechnet. Seine Länge von der
*) An 103 Exemplaren zählte ich die Zähne des Schnabels und
fand darunter:
bei 59 oben 6, unten 2
^22 — 5 — 2
„10 — 7—2
„ 5 _ 6 . — 3
„ 3-7,-3
„2-6-1
„ 1-8 - 2
„ 1-6 - 4
„ 1-5 - 1
« 1-4 - 2
die unteren Zähne sind in der Regel schwächer ausgeprägt, oft nur
Wellenlinien.
184 V. Martens:
Spitze bis zum Augenhöhlenrande ist 4y^ — ömal in der To-
tallänge des Thieres von der Schnabelspitze bis zur Spitze
der Schwanzflossen enthalten.
Die inneren (oberen) Fühler zeigen das erste Glied mit
einer Ausbuchtung für die Augen und an der Aussenseite
mit einem Stachel versehen , vv^ie es dem Genus überhaupt
zukommt, von ihren drei Endfäden ist der kürzeste zu y^
seiner Länge an den äussersten längsten angewachsen. Die-
ser letztere erreicht V3 der Länge des folgenden Fühler-
paares.
Diese, die äusseren oder unteren Fühler, haben einen
kürzeren Basaltheil , aber ihr (vielgliedriger) Endfaden er-
reicht nahezu die Länge des ganzen Körpers; ihr blattförmi-
ger Anhang zeigt den vorderen Rand abgerundet, ohne Spit-
zen, nur mit Haaren dicht besetzt ; der innere Rand zeigt
eben solche Haare, der äussere ist unbehaart, zeigt nach
vorn einen Zahn von der Länge jener Haare und vor dem-
selben eine schräg nach hinten und innen laufende Spalte.
Das ganze Blatt ist ungefähi* dreimal so lang als breit oder
als das letzte Basalglied des Fühlers lang ist.
Der Thorax erscheint in seinem vorderen Drittel, zuwei-
len in der vorderen Hälfte, durch eine Fortsetzung des Schna-
bels gekielt, sonst ist er ganz glatt; seine Randstacheln, je
einer über und einer unter der Einfügung der äusseren Füh-
ler, sind klein, schlank und spitzig, gleich gross unter sich
und mit dem Stachel am äusseren Rande des ersten Gliedes
der genannten Fühler. Das Rückenprofil des Thorax ist zwi-
schen der Mitte und dem Schnabel eingebogen, in der hin-
teren Hälfte convex.
Aeussere Kieferfüsse fussförmig, reichen nach vorn etwas
über die Spitze des Stiels der äusseren Fühler hinaus und
endigen mit einem lanzettförmigen am Innenrande behaarten
Gliede. Das erste Fusspaar klein und dünn, reicht nach vorn
bis zum Vorderrande der blattförmigen Fühler-Anhänge und
endigt mit einer Scheere , deren innere Ränder geradlinig
aneinanderschliessen ; an dem der Mittellinie zugewandten
Rande ist sie mit kleinen Büscheln schwarzer Haare bedeckt.
Das zweite Fusspaar ist das längste, reicht nach vorn bis
" zur Spitzendes dritten Endfadens der inneren Fühler und en-
Ueber einige Fische und Crustaceen Italiens. 185
digt ebenfalls mit einer Scheere, diese ist ebenso dick, aber
doppelt so lang als die am ersten Paare ; der Daumen der-
selben ist kürzer als die Hälfte der Länge des Metacarpus-
gliedes; die Handwurzel (Carpus) ist einfach (wie bei den
übrigen Palaemonarten) und nicht vielgliedrig (wie bei Hip-
polyte). Die drei folgenden Fusspaare nahezu gleich lang,
zwischen dem ersten und zweiten die Mitte haltend, mit ein-
facher Endklaue. Das letzte Paar reicht nach vorn bis zum
Beginne des Scheerengliedes des zweiten und bis zum vor-
deren Ende der blattförmigen Anhänge der äusseren Fühler.
Die Abdominalsegmente alle glatt, mit rundem Rücken;
die Seitenstücke des ersten bis dritten gerundet , scheiben-
förmig, die Eier bedeckend, das des zweiten deckt nach vorn
und hinten seine Nachbarn; die Seitenstücke des vierten und
fünften Abdominalsegmenis zeigen hinten einen abgerundeten
Winkel von etwa 60°, das sechste zwei seitliche stumpfe
Zähne zu beiden Seiten derJnscrtion der seitlichen Flossen-
blätter; das siebente (mittleres Flossenstück) ist etwas länger
als das sechste, aber kürzer als die seitlichen Flossenblätter,
schmal dreiseilig, von rechts n^ch links stark gewölbt, im
Profil geradlinig, und endigt mit 3 Zähnen, zwischen denen
zwei Büschel längerer heller Haare sich befinden. Die bei-
den Flossenblätler sind oval, am hinteren Rande behaart, das
innere auch an beiden Seiten , das äussere zeigt am Aus-
senrande den Zahn und die schiefe Spalte, wie der blaltför-
mige Anhang der äusseren Fühler. Totallänge bis 38 Mill.
Das ganze Thier lebend durchsichtig, Endfäden der Fühler
röthlich, schwarze Punkte auf den Abdominalsegmenten, na-
mentlich dem Hinterrande des dritten. Die Exemplare von
Padua sind etwas kleiner und ihre äussere Fühler länger als
der Körper.
Belon (de aquatilibus 1553. p. 359) beschreibt diesen
Krebs schon ziemlich deutlich als Squilla fluviatilis; er unter-
scheidet sich von der Squilla marina (Palaemon squilla) in
der Grösse, wurde bei den Römern Gambarella genannt und
erscheint auf den vornehmsten Tafeln (?). In Frankreich
komme er nicht vor. Da Belon ihn nicht abbildet, so ist
er seitdem ganz in Vergessenheit gekommen. Er steht dem
bekannten P. squilla aus den europäischen Meeren iiahcj
186 V. Märten^:
unterscheidet sfch von ihm aber neben der geringeren Grösse
schon durch die Charaktere des Schnabels. Auch der adria-
tische P. anlennarius M. E. (Schnabel unten mit drei Zähnen)
und longirostris Mil. Edw. von der Mündung der Garonne (mit
längeren Beinen) stehen ihm nahe. Symelhus fluviatilis Raf.
(Precis des decouvertes somiologiques. Palermo 1814. 8.
p. 22.) aus den Bächen von Sicilien unterscheidet sich nach
der kurzen Diagnose schon dadurch, dass die inneren Füh-
ler nur 2 Endfäden haben und nur das erste Fusspaar sich
in Schceren endigt (bei Milne Edwards), nach Roux
nur der eine Fuss des ersten Paares; Rafinesque i.e. sagt
nichts davon, so wenig wie von „scheerenförmigen« Kiefer-
füssen.
10. Sphaeroma fossarum M.
von Foro Appio. Taf. X. Fig. 10—12.
Der Leib massig gewölbt, zu einer Kugel sich einrollend,
die Segmente des Thorax nahezu gleichbreit. Der Kopf etwas
schmäler als diese, vorn stark gebogen. Die Augen in einem
Ausschnitte hinten am Seilenrande desselben, oval, gross,
lief schwarz. Die Fühler gewöhnlich unter dem Kopfe ver-
borgen. Das vordere Fühlerpaar besteht aus 3 Basalglie-
dern, wovon die zwei ersten kurz angeschwollen, das dritte
etwas länger und doppelt so dünn, cylindrisch ist, und aus
8 oder 9 Endgliedern, welche allmählich an Dicke abneh-
men, das letzte endet zugespitzt; die ganze Länge dieser Füh-
ler gleicht der Distanz zwischen beiden Augen. Das zweite
oder hintere Fühlerpaar ist um das Anderthalbfache länger ^^),
zeigt 4 Basalglieder , von denen die zwei ersten kaum län-
ger als breit, das dritte cylindrisch, doppelt so lang als breit,
das vierte ebenso lang, aber an der Basis (gegen das dritte
zu) schmäler, ist und 17 allmählich kleiner werdende End-
glieder.
*) Ist es vielleicht nur ein Druckfehler, dass Milne Edwards
(III. p. 203) das zweite Paar „viel weniger lang" nennt. Auch bei
Sph. serratum F. von Venedig und einer anderen Art von Amsterdam
finde ich das zweite Fühlcrpaar länger, wie es auch schon Pallas
angiebt und Rathkc (zur Fauna der Krym, in Mcm. d. savans etr.
Pelersb. III. p. 301) bestätigt.
lieber einige Fische und Crustaceen Italiens. 187
Die 7 Thoraxsegmente laufen an den Seiten je in einen
stumpfen rückwärtsgewandten Zahn aus (wie bei Armadillo,
wodurch das Einkugeln möglich gemacht wird), das siebente
ist von vorn nach hinten um die Hälfte schmäler als die
vorhergehenden, hat, wie alle vorhergehenden, der Hinler-
rand einfach ausgeschweift ohne besondere Fortsätze. Das
nun folgende Abdominalstück zeigt an den Seiten 4 schiefe
Furchen oder Näthe, welche seine Zusammensetzung aus ver-
schiedenen Segmenten zeigen. Das letzte Segment endlich,
dessen Länge von vorn nach hinten beinahe derjenigen von
3 Thoraxsegmenten zusammen gleicht , ist kugelförmig ge-
wölbt, sein Hinterrand schwach bogenförmig. Alle Segmente
mit Einschluss des Kopfes sind mit ziemlich dicht gestellten
konischen gleichmässigen Höckerchen besät, welche auf den
schmalen Segmenten, wie dem siebenten Thoraxglied und den
rudimentären des Abdomens, sich deutlich in Querlinien rei-
hen. Diejenigen der Abdominalsegmente sind nicht grösser
als die des Thorax. Das letzte (kugelförmige) Segment zeigt
ausser diesen Höckern zwei durch eine Mittelfurche geschie-
dene Anschwellungen, welche in der Längenrichlung vom
vorderen Rande bis zur Mitte des Segments sich hinziehen.
Die beiden Schwanzflossen jederseits von nahezu gleicher
Form, lanzettförmig, der Aussenrand stärker gebogen , ohne
Zähnelung; sie reichen über den Hinterrand des letzten Ab-
dominalsegments hinaus. Die obere ist dicht an dasselbe
angelegt , theilt dessen Farbe und Körnelung, die untere ist
leichter beweglich , glatt und durchsichtig. Die Farbe des
ganzen Thiers ist ähnlich der der Ligia oceanica, auf der
Oberseite gelblich dunkelgrau, in der Mitte des Rückens
ziemlich scharf abgesetzt schwarz, unten schmutzig gelblich.
Länge 7, Breite 4 Millimeter.
Von dem im adriatischen und tyrrhenischen Meere ge-
sammelten Sphaeroma ( serratum Fabr.? aber nicht ganz
glatt, sondern mit schwach erhabenen Punkten und Längs-
linien versehen) unterscheidet sich unsere Art durch die
ganzrandigen Schwanzflossen, die viel stärkeren Höcker, um
i\ie Hälfte geringere Grösse und die verschiedene Färbung. Die
andern von Milne Edwards aufgezählten Sphaeromen un-
terscheiden sich alle durch die Sculpturverhältnisse. nament-
188 V. M a r t e n s :
lieh des letzten Segments. Sehr nahe kommt ihm dagegen
eine Art, welche ich früher im Hafen von Amsferciam zahl-
reich unter nassen Steinen gefunden habe, doch sind bei
lelzlerem die Schwanzflossen kurzer , das letzte Segment ist
an den Seiten deutlich eingezogen und daher abgestumpft
dreieckig, das ganze Thier ist bei gleicher Ausdehnung stär-
ker gewölbt, daher Kopf und lelztes Segment steiler abfallen,
endlich ist die Farbe einfach dunkelgrau , wie bei manchen
Armadillo *••').
C. lieber das Vorkommen mariner Formen im süssen
Wasser überhaupt.
Die Galtungen Sphaeroma und Palaemon , Gobius und
Bjennius sind in der Nordsee häufig, aber in den süssen Ge-
wässern Nord- und Mittel -Europas ganz unbekannt. Dass
dagegen in Süd - Europa mehrere Blennius- Arien im süssen
Wasser vorkommen, wurde schon oben bemerkt, die Familie
der Gobioiden zählt in Ostindien zahlreiche Süsswasserfische,
mehrere zur Gattung Gobius selbst gehörig; was Palaemon
betrifft, so ist schon seil Sl o ane undParra ein Süsswasser-
krebs (Camaron de agua dolce, Palaemon Jamaicensis A.) aus
Jamaika und Cuba bekannt, nach einer mündlichen Mittheilung
von Dr. Engel mann lebt auch bei St. Louis in Nordamerika
ein (noch nicht beschriebener?) Krebs dieser Gattung, zu
derselben Familie gehören Syincthus fluvialilis Rafinesque aus
Sicilien , wenn auch noch so unvollkommen beschrieben und
wieder verschollen, doch auf irgend einer Beobachtung be-
ruhend, ferner die schon seit einiger Zeit entdeckte Hippo-
lyte Desmarestii Millet in der Mayenne, Sarthe und anderen
Flüssen des nordwestlichen Frankreichs (Ann. sc. nat. XXV.
1832. pl. 10. flg. ß) , Dana's chilesischer Süsswasserkrebs
Cryphiops spinulosomanus, endlich die blasse augenlose Höh-
lengarnele (Troglocaris) von Adelsberg. Genossin der lelz-
*) Die beschriebenen Arten sind im K. zoologischen Museum
zu Berlin und die Mehrzahl auch im K. Naturalienkabinet zu Stuttgart
aufgestellt.
Ud)er einige Fische und Crustaceen Italiens. 189
teren ist die auch erst seit Kurzem entdeckte Monolistra; diese
war bis jetzt im süssen Wasser der einzige bekannte Reprä-
sentant der Isopodes nageurs M. Ed. (Cymolhoidea Dana),
wohin Sphaeroma gehört.
Ebenso sind mehrere Familien, welche noch im Millel-
meergebiele wie in dem der Nordsee rein marin sind, z. ß.
am auffallendsten die Scoraberoiden , Haien und Rochen, in
der Tropenwelt auch durch 3üsswasserformen vertreten (Mo-
nocirrhus polyacanthus Heckel im Rio Negro, Carcharias gan-
geticus M. H., 60 Stunden oberhalb des Meeres, Pristis Per-
roteti AI. H. im Senegal, Raja fluvialilis Harn. Buch, bei Kam-
pur 1000 engl. Meilen oberhalb des Einflusses der Fluth, der
von Schomburgk im Magdalenenüusse gefundene Trygon).
Die ganze Abtheilung der kurzschwänzigen Krabben , im
Meere bis Grönland und Spitzbergen vorhanden , ist erst im
subtropischen Klima durch unsere Thelphusa im süssen Was-
ser vertreten und erhebt sich in ,Westindien durch die Ge-
carcinus gar zu einem bleibenderen Verweilen auf dem Lande.
Unter den Muscheln lebt Area scaphula Bens, bei Humerpoor am
Jumna, „1000 engl. Meilen^« vom Meere entfernt, und Pho-
las rivicola Sovv. im süssen Wasser des Flusses Panlai, 12
engl. Meil. über seiner Mündung, in schwimmendem Holze.
So modificirt sich die aus den Verhältnissen unseres Vater-
landes uns angewöhnte Anschauung von der Viertheilung der
Meer- und Süsswasserlhiere in verschiedene Familien bei
der fortschreitenden Kenntniss mehr und mehr, und es er-
hebt sich uns die Frage, welche aus den zahlreichen Formen
der Wasserthiere überhaupt dem einen der beiden Medien
ausschliesslich eigenlhümlich bleiben, wie weit überhaupt der
Aufenthalt mit der systematischen Stellung, d. h. mit den Mo-
difikationen der Organisation, Hand in Hand gehen , eine
FragCj die namentlich auch für die Geologie von Interesse
ist. Um nicht zu einem ganz negativen Resultate zu gelan-
gen, wird es passend sein, von den manchfalligen Mischun-
gen und Uebergängen beider Elemente, wie sie Flussmün-
dungen und Salzseen im Kleinen, die Ostsee und das kaspi-
sche Meer im Grossen darbieten , ganz abzusehen und nur
den Gegensatz von Flüssen und Binnenseen süssen Wassers
mit dem offenen Meere festzuhalten. Auch auf die Unter-
190 V. Märten Si
Scheidung der Familien, deren Arten alle im Meere leben und
von denen nur zeitweise einige in das süsse Wasser auf-
steigen (z. B. Alosa) , von denen , welche einzelne ständige
Repräsentanten in diesem Medium besitzen (z. B. Lota), müs-
sen wir absehen, da von manchen und theilweise gerade den
interessantesten fremden Flussfischen, es nicht bekannt ist, ob
sie aufsteigend oder ständig sind. Mit diesen Einschränkun-
gen und natürlich mit der noch bedeutenderen unserer ge-
genwärtigen Kenntnisse ergiebt eine Zusammenstellung der
Süsswasserthiere unter den Fischen, Crustaceen und Mollus-
ken nach Familien einerseits und klimatischen Zonen ande-
rerseits folgende Tabelle, zunächst für die alte Welt, wobei
aber die nur in der anderen Hemisphäre vorkommenden mit
der entsprechenden Bezeichnung N.-Am., S.-Am. oder Auslr.
(Nordamerika , Südamerika , Australien) eingeschaltet sind.
Island schliesst sich in Beziehung auf Süsswasserthiere noch
an die hochnordischen Länder an; Mittel - Europa ist nach
Süden bis zum Hauptzuge der Alpen , Aegypten und auch
Syrien (wegen Mastacemblus) zur heissen Zone gerechnet.
0 bedeutet, dass diese Familie in dieser Zone gar nicht
vorkommt.
m bedeutet , dass diese Familie in dieser Zone nur
im Meere vorkommt.
— bedeutet, dass diese Familie in dieser Zone in Meere
und Süsswasser vorkommt.
f bedeutet, dass diese Familie in dieser Zone nur im
süssen Wasser vorkommt.
Die Klammern bedeuten seltenes, mehr zufälliges Vor-
kommen.
Die cursiv gedruckten sind ausschliessliche Süsswas-
serfamilien.
üeber einige Fische und Crustaceen Italiens.
191
II
m
IV
£*isce§«
Dipnoi :
Acanthopteri
Anacantcini
Pharyngonathi
Pliysostemi
Plectognalhi
Lephelranchii
Ganoidei
Plagiostomi
Cyclostomi
■
ii
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Mittel -
Europa.
Süd-
Europa.
Heisse
Zone.
5 3
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Notacanthini ^)
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0
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Scomberoidei
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Blennioidei
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ra
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Gobiordei . .
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Gadini . . .
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Pleuronectid.5)
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Chromides .
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Scomberesoces.
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Siluroides . .
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i
(N.-Am.-)
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(N.-Am.-)
-6b)
Loricariae
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Cyprinoidei
0
t
i
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t
Characini .
0
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0
0
t
Cyprinodontes
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Mormyri .
0
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Esoces .
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Galaxiae
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S.-A.t
Austr. -J-
0
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Salmones . .
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Clupeoidei
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Uyodo7iles Yal.
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N.-Am. i
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Ileleropygii
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N.-Am. t
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Muraenoidei .
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Gymnolini
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192 V. Martensi
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^Pholadea . .
0
m
m
m
-*)
Bemerkungen.
1. Tropische Süsswasser- Gasterosteus oder — Coltus
sind mir nicht bekannt.
2. Schmarda (geogr. Verbreitung d. Thiere p. 59)
spricht von Meeräschen im Teiche beiArcach, dieser ist mir
unbekannt; in einem See bei Arquä (unweit Padua, in den
Euganeen) sollen nach einer Volksage Meerfische leben. Mu-
gilarten werden in Italien oft in ßrackwasserteichen gehegt,
SO bei Malamocco und ziehen in Frankreich häufig in die
Üeber einige Fische und Crustaceen Italiens. 19^
Flussmündungen (s. Vale nciennes) , aber ich weiss nicht,
wie weit in rein süsses Wasser hinauf. In den Tropenlän-
dern kommen Mugil liza, Nestis und Dajaus im süssen Was-
ser vor.
3. Campylodon im Grönländischen Meere, Mastacemblus
in indischen Flüssen und schon bei Aleppo (Russell).
4. S. oben p. 189.
5. Platessa flesus steigt in Schweden nach Nilsson
bis zu den Torfmooren von Jaeravallen, vermuthlich dieselbe
im Rheine bis Bonn, wie mir Dr. Günther nach Fischer-
aussagen mitzulheilen die Güte hatte , die nahe verwandte
Passara (PI. passer Bp.) den Po herauf bis in die kleinen
Flüsschen Tartaro und Molinella, worauf schonPoIlini (I.e.
p. 22) aufmerksam machte. Ueber PI. limanda und solea s.
Schmarda I. c. p. 148. Ob in der heissen Zone auch auf-
steigende Arten vorkommen, ist mir nicht bekannt, im Brack-
wasser des Ganges sind einige Arten nach Hamilton-Bu-
chanan häufig und gehen nach demselben aufwärts so weit
die Fluth reicht.
6. Belone cancila Harn. Buch und caudimacula Val. in
Ostindien. Hemirhamphus far Rüpp. steigt nach Prof. Pe-
ters in Mossambique in die Flüsse auf.
6b. Galeichthys marinus Mitchill (Parrae Val.) bei Cuba
und New-York, G. feliceps am Cap , Plotosus lineatus Yal.
vom rothen Meere bis zu den Freundschaflsinseln sind
Meerfische.
7. Tetrodon fahaca Forsk. im Nil , andere Arten im
Ganges.
8. Sygnalhus deocata Ham. Buch im Kawarlayiflusse
(nördl. Bengalen), S. Zambezensis und argulus Peters in Mos-
sambique.
9. üeber die Vertheilung der Meer - Crustaceen hat
Dana am Schlüsse seines grossen Werkes die reichhaltigste
Uebersicht gegeben, die ich hier mit Freuden benutzte; seine
frigid Zone entspricht hier Nro. I , subfrigid II, cold-tempe-
rate und subtemperate III, temperate (das mittelländische Meer,
und warm-temperate IV, subtorrid und torrid V.
10. Chaetilia ovata Dana in Chile ist ein Süsswas-
serthier.
Archiv f. Naturgesch. XXIIl. Jahrg. 1. Bd. \ 3
194 y. M a r l e n s J ^
11. Jaßra teach , ein marines fienus der Unlerabthei- •
Jung Aseliidae, dessen Arien von Grönland bis in die warme
gemässigte Zone sich finden. Das Vorkommen des Asellus
in Grönland ist zweifelhaft; Fabricius sah ihn nicht selbst ;
von den Tropengegenden weiss man gar nichts aus dieser
Unlerablheilung.
12. Die „Salzkrebse" (Artemia) sind allerdings keine
Süssvvasserthicre , aber leben ebenso wenig im Meere. Die
übrigen Glieder dieser Abtheilung sind Susswasserlhiere z. B.
Branchipus.
13. Ich folge hier W 0 0 d war d's Eintheilung, wonach
der Spirale Deckel den Unterschied zwischen beiden Familien
macht , Cl»iernach müsste Hydrobia Hart^;n. und Lühoglyphus
Mhlfld zu den Melaniaceen) , giaube aber, dass die Abgrän-
zung derselben von den Litoriniden kaum zu billigen ist und
nur wegen des Unterschiedes im Vorkommen gewagt wurde.
Namentlich dürfte eine so weite Trennung zwischen den
glatten Rissoen (Paludinelip Loven, Beck) von Hydrobia HarUn.
(Amnicola Haldeman, Paludinella J. C. Schmidt) nicht zu biW
ligen sein.
14. Hieher nach Wopdwopd die afrikanische Gala-
thea. Die Aetherien stallt derselbe zu den Najaden.
15. Novaculina gangetica Bens., vielleicht auch nur im
Brackwasser , wie Potamoraya (Corbulacea) und Gnalhodon
(Mactracea).
An diese Tabelle knüpfen sich folgende Betrachtungen:
A. Rechnet man nun für jede Zone die in derselben
vorkommende!) marinen Familien hinzu, (bei den Crustaceen
nahm ich, um nicht zu sehr zu zersplittern, nur Dana's
nächsthöhere Abtheilungen auf- inea oder oidea , nicht die
Familien auf-idae) so ergiebt sich als Anzahl der Familien:
im Ganzen, gemein- ausschliesslich im
schaftl. Meer Süsswasser
für die Fische ... 55 23 16 16
Crustaceen . . 44 10 29 * 3
Schnecken und
Muscheln . . 52 6 40 6
Üeber einige Fische und Cruslaceen Italiens. 1^
Also nur bei den Fischen ist die Anzahl der Süsswasser-
und Meerfische gleich, und 'lösen wir hier die Plagiostomen,
die oben der Uebersicht halber nur als Rajae und Squali auf-
geführt sind, in die 16 oder 21 Familien J. Müller's auf;
wovon nur 4 auch im süssen Wasser vorkommen, so ergiebl
sich auch hier ein entschiedenes Uebergewicht der Meerthiere.
Nach den Zonen verlheilen sie sich folgendermassen ;
I. Für die kalte Zone:
a) gemein- b) ausscliliesslich im Verhältniss von
schaftlich Meer Süsswasser a zu b.
bei den Fischen 3 15 0 1:5
„ „ Cruslaceen 3 17 l 1:6
„ „ Schnecken
und Muscheln .0 27 3 1 : ao
IL Für die kältere gemässigte Zone:
a) gemein- b) ausschliesslich im Verhältniss von
schaftlich Meer Süsswasser a zu b.
bei den Fischen .8 19 2 1 : Si%
Cruslaceen 7 24 1 1 : sy^
„ Schnecken
und Muscheln 0 34 5 1
QO
III. Für die mittlere gemässigte Zone:
a) gemein- b) ausschliesslich im Verhältniss von
schaftlich Meer Süsswasser a zu b.
bei den Fischen .11 18 4 1:2
„ „ Cruslaceen 8 28 3 1 : SVg
^ „ Schnecken
und Muscheln 1 39 6 1 : 45
IV. Für die wärmere gemässigte Zone :
a) gemein- b) ausschliesslich im Verhältniss von
ser a zu b.
1 : 2V„
1 : 3y,
1 .- 24%
schaftlich
Meer
Süss^
bei den Fischen . 11
19
7
„ „ Crustaceen 9
25
4
„ „ Schnecken
und Muscheln 2
43
6
19Ö V. MaitensJ
V. Für die heisse Zone:
a) gemein-
b)
ausschliesslich
im
Yerhältniss von
schaftlich
Meer
Süsswasser
a zu b.
»ei
den Fischen . 16
21
11
1 ; 2
»
„ Crustaceen 5 ?
2Ö
5
1 : ÖV5?
»
^ Schiieclien
und Muscheln 6
40
6
1 : 7%
Wir sehen demnach von der kalten zur heissen Zone
eine Zunahme der gemeinschaftlichen Familien; die Ausnahme
für die Crustaceen der heissen Zone dürfte eine nur schein-
bare sein, durch die Unvollständigkeil unserer Kenntnisse über
die tropischen Süssvvasserthiere bedingt. Diese Zunahme ist
nicht nur eine absolute, wie sie auch die ausschliesslichen
Meer- oder Süsswasserfamilien zeigen und wie von vorn
herein zu erwarten war, sondern eine relative, auf Kosten
der ausschliesslichen. Die gemeinschaftlichen bilden einen
grösseren Bruchlheil der Gesammtzahl der in derselben Zone
überhaupt vertretenen Familien.
B. Aber auch die Zahl der ausschliesslichen Süss-
wasserfamilien nimmt im Verhältnisse zu den auch oder nur im
Meere lebenden von der kalten zur heissen Zone zu , sehr
entschieden bei den Fischen (I 1 : ex, II 1 ; iS%, III 1 rOy^,
IV 1 : 4y7 , V 1 :3y,i)j immerhin merklich auch bei den
Schnecken und Muscheln (I 1 : 9, II 1 : 6/5, III 1 : 6V3, IV
1 : 7%) und bei den Krebsen (l 1 : 20, III 1 : 12, IV 1 :S%,
V 1 : öy^).
C. Ebenso nimmt die Zahl der im süssen Wasser über-
haupt vorkommenden Familien im Verhältnisse zu den im
Meere überhaupt vorkommenden zu, so
in I II III IV V
bei den Fischen . 1:6 1 : Sy^o 1:2 1 : P/j 1 : 1 yg
„ „Crustaceen 1:5 1 : Syg l:'d^/n ^ - ^'Vis ^-'^Wo
»
Schnecken
und Muscheln 1:9 l:6y5 I : öy^ l:ö% i'-^Vo
Wieder bilden also die tropischen Süsswasscrcrustaceen
(wohl in Folge mangelnder Kenntnisse) die einzige Ausnahme.
Ueber einiffe Fische und Crustaceen Italiens. 197
•o
Es ist diese Zunahme, wie die unter B. die Bestätigung eines
allgemeinen Satzes, welcher auch schon folgendermassen aus-
gedrückt wurde : das organische Leben zieht sich gegen die
Pole zu von dem extremen Klima des Landes in das gleich-
massigere des Meeres zurücit. Wo, wie in Grönland *) , das
ganze Binnenland eine beständige Eismasse ist, nur an den
Küsten und Buchten der Wechsel von Aufthauen und Gefrie-
ren eintritt, da wird die Süsswasserfauna nicht sehr reich-
haltig sein.
D. Unter den Familien des süssen Wassers selbst ver-
halten sich die ausschliesslichen zu den gemeinschaftlichen
in I II 111 IV V
bei den Fischen
l:ao
1:4
1:2%
1 : V%
1:173
j, „ Crustaceen .
1:3
(1:7)
\:2%
t:2V4
1:1?
„ „ Schnecken
und Muscheln .
1:0
1:0
1:%
l:Vs
1:1
Es findet also hier ein auffallender Gegensatz zwischen Fi-
schen und Mollusken Statt, bei ersteren überwiegen überall
die gemeinschaftlichen Familien über die ausschliesslichen
(allerdings nicht an Artenzahl) , aber dieses Uebergewicht
nimmt von der kalten Zone, wo es gar kein Gegengewicht
findet, zum Aequator fortwährend und bedeutend ab, bei den
Mollusken überwiegen die gemeinschaftlichen nie die aus-
schliesslichen, aber ihr Verhällniss zu diesen nimmt in der-
selben Richtung von 0 bis zur Gleichheit zu; bei beiden Klas-
sen also findet in der Richtung zum Aequator eine fortschrei-
tende Ausgleichung, aber nach den Polen eine Divergenz in
entgegengesetztem Sinne statt , indem hier unter den Fischen
die gemeinschaftlichen Salomonen, unter den Mollusken die
ausschliesslichen Limnaeen und Pisrdien herrschen, jene ge-
rade durch ihr Wandern, diese durch den Winterschlaf vor
dem Froste geschützt.
E. Es giebt Familien , welche in der einen Zone ge-
meinschaftlich, in einer anderen ausschliesslich sind, von den
4 hier möglichen Fällen finden sich
*) S. R i n Ii , Grönland geographisk og Statistik beskrevet.
Kjöbnhavn 1857. 8.
198 ▼' Mareens:
bei den Crusta- Mollus-
Fischen ceen ken.
a) ausschliesslich marin in einer käl-
teren Zone, als in der, wo sie ge-
meinschaftlich sind 17 6 5
b) ausschliesslich im süssen Wasser
in einer kälteren
c) ausschliesslich marin in einer wär-
meren 5 2
d) ausschliesslich im süssen Wasser
in einer wärmeren 1
Von diesen mag das Vermisstwerden der Blennioiden,
Pleuronectiden und Apodoiden_, vielleicht auch das der Athe-
rinen, Idoleiden und Cymolhoiden in den süssen Gewässern
der Tropenzone, so wie das der Sciaenoiden in der subtro-
pischen , der Lernaeoiden und Cyclopoiden in der kalten,
nur auf dem Mangel unserer Kenntnisse beruhen, wodurch in
a) zwei, in c) und d) alle Beispiele wegfallen würden. Für
b) liefert auch der Wels in der alten Welt einen eclatanten Fall,
aber in Amerika findet sich in derselben Zone auch ein Meer-
wels (Galeichthys marinus Mitchj. Ueberhaupt bieten die
Siluroiden und etwa noch Pelromyzon die einzigen Beispiele
einer vorwiegend im süssen Wasser lebenden Familie mit ein-
zelnen Repräsentanten im Meere; die anderen gemeinschaft-
lichen Familien verhalten sich in der Regel umgekehrt.
Von den unter a) begriffenen Familien treten in den
einzelnen Zonen zuerst im süssen Wasser auf .
in
11
III
IV
V
bei den Fischen
4
2
d
8
„ „ Crustaceen
3
2
1
„ - Schnecken und Muscheln
1
2
3
Diese Erscheinung ist also bei den Fischen am auffal-
lendsten und regelmässigsten (Gadini, Clupeoidei, ßlennioidei,
Lophobranchii); sie tritt bei den Crustaceen nach unseren ge-
genwärtigen Kenntnissen schon in der gemässigten Zone (Ca-
rideen, idoteiden, Cymothoiden) , bei den Mollusken erst in
der Tropenzone deutlicher hervor; dass sie in Zone II und V
die meisten Beispiele zeigt , beruht wohl darin , dass II— IV
lieber einige Fische und Crustaceen Italiens. 1^9
nur Ünterabtheilungen der einen gemässigten Zone sind, also
nur II und V das Auftreten einer neuen Hauplzone be-
zeichnen.
Hieraus lassen sich folgende Sätze für die genannten
vier Klassen formuliren ;
1. Die Mehrzahl der Familienformen sowohl überhaupt
als in jeder Zone ist einem der beiden Medien ausschfioss-
lich eigen (A}.
2. Die Susswasserbewohner sind sowohl überhaupt als
in jeder Zone einförmiger (und weniger zahlreich) als die
Meerbewohner'(C).
3. Die Susswasserbewohner nehmen vom Pole gegett
den Aequalor nicht nur absolut, sondern auch relativ im
Verhältnisse zu den Meerbewohnern, an Mannichfalfigketf der
Formen (und an Zahl) zu (C).
4. Diese Zunahme beruht ebensowohl auf Entvvicke-
lung neuer eigenlhümlicher Formen , als auf Theilnahme an
den marinen (D).
5. Die Aehnlichkeit der einzelnen Süsswasserthiete
mit einzelnen Meerthieren nimmt vom Pole ^agen den Aequa-
tor ab (ß)-
6. Die Aehnlichkeit der gesammten Süsswasserfauna
mit der gesammten Meerfauna nimmt vom Pole gegen den
Aequalor zu (A).
Der scheinbare Widerspruch der beiden vorhergehen-
den Sätze erklärt sich dadurch, dass im ölen die ausschliess-
lich marinen Familien gar nicht in Betracht kommen, im 6len
aber so gut wie die ausschliesslichen Süsswasserformen den
negativen Faktor bilden.
7. Zahlreiche Familienformen sind in kälteren Gegen-
den ausschliesslich marin, in wärmeren (auch vorherrschend
marin , aber durch einzelne Arien) auch im süssen Wasser
vertreten (E).
Hieher gehören namentlich auch diejenigen Thiere, welche
die Veranlassung zu vorliegendem Aufsatze geworden sind.
Obige Sätze gelten natürlich nur insofern, als die der
Rechnung zu Grunde gelegten Familien innerhaflb jeder Klasse
für gleichwerlhig in Bezug auf die Aehnlichkeit ihres Baues
gellen können. Fortschritte in der Systematik können daher
200 V. Martensj
ebensowohl als solche in der Faunenlienntniss , die nament-
lich für die Tropenwelt noch so sehr mangelhaft ist, diesel-
ben modificiren. Eine Vergleichung der drei Klassen unter
sich , wonach innerhalb jeder Zone die Aehnlichkeit zwi-
schen der Molluskenfauna des Meeres und des süssen Was-
sers geringer, als die der Crustaceen und diese geringer als
die der Fische sich ergiebt , würde auch die Gleichwerlhig-
keil der angenommenen Abtheilungen in allen vier Klassen
zugleich voraussetzen, was allerdings eine Sache des subjek-
tiven ürlheils bleiben wird. Hätte ich z. B. für die Crusla-
ceen die zahlreichen Unterabtheilungen, welche Dana Fa-
milien nennt, zu Grunde gelegt, so wären die Zahlen für
die Süsswasserbewohner um weniges, die für die Meerbe-
wohner bedeutend grösser ausgefallen, weil auch unter diesen
Unlerabtheilungen wieder die Meerlhiere vorherrschen; in-
nerhalb jeder einzelnen Zone wäre daher die Verhältnisszahl
der Süsswasser- zu den Meerbewohnern eine kleinere gewor-
den , das Zu- oder Abnehmen nach den Zonen hätte sich
aber nicht oder nur unwesentlich geändert. Steigt man noch
höher in der Stufenleiter der Eintheilungen , so wird die
Uebereinslimmung zwischen beiden Medien numerisch immer
grösser, aber die noch bleibenden Differenzen immer wesent-
licher. So schon bei Betrachtung der Ordnungen : unter den
14, welche J. Müller für die Klasse der Fische angenom-
men hat, sind nur fünf und gerade die sehr artenarmen (zu
1 — 3 Genera mit nicht viel mehr Species) auf das eine der
beiden Medien beschränkt, die Sirenoidei und Ganoidei ho-
loslei auf Süsswasser, die Holocephali (Chimaera) , Hypero-
treti (Myxine) und Leptocardii (Amphioxus) *") auf das Meer.
Unter Dana's grösseren Abtheilungen der Crustaceen
sind zwar der Zahl nach die Hälfte, 7, dem Meere eigen-
thümlich: Anomura, Stomapoda, Schizopoda, Aploopoda, Ani-
sopoda, Merostoma , Cirripedia, aber es sind dieses durch-
gängig die weniger artenreichen ; keine ist dem süssen Was-
ser eigenthümlich , von den drei Hauptabtheilungen Podoph-
thalma , Edriophthalma und Cirripedia sind 2 gemeinschaftlich.
Bei den Anneliden finden wir im Gegentheile nicht nur die
*) Einen leider nicht vollständig erhaltenen Arnphioxug aus
Ceylon hat das Berliner Museum durch Hrn. Nietn er erhalten.
Ueber einige Fische und Crustaceen Italiens. 201
Mehrzahl der Ordnungen (3 gegen 2 nach Grube), sondern
unter diesen auch die bei weitem entwickeltste und zahl-
reichste ausschliesslich marin. Bei den Gasteropoden über-
wiegen ebenfalls die ausschliesslich marinen Ordnungen und
hallen den gemeinschaftlichen und den dem Meere fremden
zusammen die Waage, so nach TroscheTs Eintheilung
die 5: Heteropoda-, Cyclo-, Noto-, Monopleuro- und Hy-
pebranchiata, gegen die 2 gemeinschaftlichen Ctenobranchiata
und Rhipidoglossata sammt den dem Meere fremden Pulmo-
nata und Pulmonata operculata, (er schliesst aber die Hele-
ropoda aus), in den neueren englischen Systemen, z. B. bei
Wood ward, die 2 marinen : Nucleobranchiata und Opistho-
branchiata, gegen die gemeinschaftlichen Prosobranchiata und
die dem Meere fremden Pulmonifera, aber doch zählen immer
von den zwei zahlreichsten Ordnungen die eine zu den ge-
meinschaftlichen , die andere zu den dem Meere fremden,
(abgesehen von den an der Gränzscheide lebende Auriculen,
Onchidien und Amphibola). Eine wesentliche Verschieden-
heit nach den Zonen findet für die Ordnungen nur noch
bei den Fischen statt, indem gerade die zwei ausschliesslich
dem Süsswasser eigenen (Sirenoidei, Ganoidei holostei) den
kälteren Gegenden fehlen; unter den Gasteropoden fehlen der
kalten Zone ebensowohl die marinen Heteropoden (Nuclebran-
chiata) als die dem Meere fremden Lungendeckelschnecken,
unter den Crustaceen nur die artenarme Abtheilung der Me-
rostoma (Limulus), denren nördlichster bei Boston vorkommt.
Von den wesentlich im Wasser lebenden Thierklassen
überhaupt (oder Unterklassen, je nach den verschiedenen Sy-
stemen) finden wir 11": die Polycystinen, Anthozoen, Acale-
phen, Ctenophoren und Siphonophoren, Echinodermen, Tuni-
caten, Brachiopoden , Pteropoden, Heteropoden und Cepha-
lopoden ausschliesslich marin, und ebenso viele, nämlich ne-
ben den 4 schon erörterten noch die Infusorien und Rhi-
zopoden, Hydroidpolypen, Räderlhiere, Bryozoen, Turbellarien
und Anneliden beiden Medien gemeinschaftlich , worunter
übrigens wieder sehr artenreiche Abtheilungen rein marin,
(Sertularinen, die Bryozoa stematopoda *) und die zahlreiche,
*") Doch soll nach Duraorti er und vanBenedendas Süss^
Wassergenus Paludicella hieher gehören.
202 V. Martenst
höchst entwickelte vielnamige Ordnung der Anneliden), wäh-
rend nur wenige artenarme Abtheilungen dem süssen Was-
ser eigen sind wie die Arm- und Federbuschpolypen (Hy-
drina und ßryozoa lophopoda), dann die Planarien im eng-
sten Sinne.
Die Batrachier sind das einzige Beispiel einer Thier-
klasse, welche dem Meere ganz fremd ist, und doch sind sie,
wenigstens zeitweise, wasserathmend; denn man kennt wohl
Meerschildkröten, Meereidechsen (Darwin's Amblyrhynchus
crislalus auf den Gallapagosinseln) und Meerschlangen (Hydro-
phis, nicht die berüchtigte norwegisch - amerikanische), aber
trotz Seba und Schillers Taucher keine Meerkröte oder Meer-
molch. Bei den nur luftathmenden Klassen endlich leben
von Reptilien und Säugthieren Repräsentanten beständig im
Meere , von den Vögeln und Insekten wagen sich nur ein-
zelne zeitweise in und unter das Wasser, sow^ohl süsses wie
salziges, leben aber wesentlich über demselben; von den In-
sekten gehört hauptsächlich der von Audouin beobachtete
kleine flügellose Carabicine (Blemus fulvescens Nouv. Ann.
du Mus. III. p. 117) hieher, welcher unter Steinen während
der Fluth verborgen bleibt und an Stellen lebt, die nicht bei
jeder Ebbe entblösst werden; die anderen sogenannten Meer-
insekten leben meist nur in Brackwasser oder treiben sich
auf seiner Oberfläche herum , wie Halobates analog unserer
Hydrometra. Für die Arachniden hängt die Beantwortung der
Frage nach Meerthieren von der anderen ab, ob die Pycno-
goniden einbegriff'en werden, die neuesten und gewichtigen
Stimmen bejahen dieselbe. Bei den Myriapoden ist das Vor-
kommen von Glomeris ovalis im Meere sehr problematisch,
jedenfalls lebt er nicht in Oceano Europaeo , wie Linne
sagte ; auch Süsswasserthiere kennen wir unter ihnen nicht.
Für die Klassen v/ürde also die Zahl der ausschliess-
lichen und der gemeinschaftlichen sich nahezu ausgleichen.
,Von den etwa 7 Haupttypen des Thierreichs dagegen ist nur
einer, der der Echinodermen, ausschliesslich marin, die an-
deren mit dem süssen Wasser und die Mehrzahl (4) auch
mit dem Lande gemeinschaftlich, keiner fehlt dem Meere.
Wir dürfen also im Allgemeinen den Satz aufstellen, dass
aus der Familien-Uebcreinstimmung eines Thiers unbekann-
Ueber einige Fische und Crustaceen Italiens« 203
ter Herkunft mit einem bekannten in der Mehrzahl (bei den
Crustaceen in drei Vierteln , bei den Mollusken in beinahe
neun Zehnteln) der Fälle ein Wahrscheinlichkeits - (-Induk-
tions-) Schluss auf das Vorkommen des unbekannten erlaubt ist,
dass dasselbe für einen Bruchtheil der Ordnungen und Klassen
gilt, welcher je nach dem sie umfassenden Haupttypus oft
bis zur Hälfte, bei den Echinodermen bis zur Einheit steigt.
Umgekehrt, in der Stufenleiter der Systematik herab-
steigend, ist nur eine unbedeutende Anzahl der Genera
(im heutigen Sinne = Artengruppen), selbst bei den Fischen
wahrscheinlich nicht über Ein Procent, beiden Medien eigen-
thümlich, und bei den Species sinkt dieselbe bei den Mollus-
ken und Crustaceen , einige noch zweifelhafte Fälle (Paludi-
nella thermalis oder acuta, Gammarus locusta) ausgenommen
auf 0 herab, bei den Fischen wird nicht nur das Vorkom-
men des Gasterosteus trachurus Cuv. in der Nordsee selbst
von di^n dortigen Ichthyologen seit Gronovius bis Nüs-
sen behauptet, sondern wir finden auch als eigenthümliche
Erscheinung das Wandern von Meerfischen die Ströme auf-
wärts um zu laichen, und seltener das der Flussfische in das
Meer zu demselben Zwecke (der Aal, vergl, Spallanzanis
Beobachtungen in Comacchio, Georg v. Martens Italien II.
p. 334). Hier sind es also sogar dieselben Individuen, wel-
che abwechselnd beide Medien bewohnen, und vielleicht nicht
einmal alle, denn man erzählt von mehreren Seen, dass die
aus dem Meere eingewanderten Zugfische wegen Mangels der
Strömung den Rückzug nicht mehr finden und so wie ihre
ganze Nachkommenschaft im süssen Wasser bleiben; ande-
rerseits erwähnt Nilsson in seiner skandinavischen Fauna
bei unserem Maifische (Alosa) mit keinem Worte des Auf-
steigens in süsses Wasser, dagegen dass sie nach Hr. Malm's
Beobachtungen zwischen den Scheeren von Gothenburg (Gö-
theborg's skärgard) laiche. Meersäugethiere ziehen auch zu-
weilen in Flüsse hinauf, doch weniger regelmässig, haupt-
sächlich die Fischzüge verfolgend, wie es G. Simpson
(Narrative of a journey round Ihe world 1841 — 42. Aus dem
Engl. Leipzig 1848. 1. p. 219) an Robben im Oregonflusse bis
■zu den Stromschnellen les pelites Dalles beobachtete ^ ob der
nach E. Boll (in dessen Archiv des Vereins für Naturkunde
204 V. Martens: Ueber einige Fische und Cruslaceen Italiens.
in Meklenburg 10. Heft 1856. p. 73) bei Dessau an der Elbe
erlegte Seehund auch hieherzu rechnen ist, oder vielleicht ein
durch Menschen transportirter und aus deren Gewahrsam ent-
kommener war, blieb bei der grossen Entfernung vom Meere
für den vereinzelten Fall zweifelhaft.
Der überwiegende Reichthum des Meeres erklärt sich
rieben seiner bedeutenderen Ausdehnung durch seine gleich-
massiger bleibende Temperatur. Die süssen Gewässer ver-
halten sich hierin zu ihm, wie Continental- zum Insularklima,
ihr Temperaturwechel ist das Haupthinderniss ihrer Bevölke-
rung, das in den kälteren Zohnen durch Gefrieren sein Ma-
ximum erreich!, mit der Zunahme der Temperatur nimmt die
Süsswasserbevölkerung zu , in der subtropischen Zone noch
gehemmt durch theilweises Austrocknen. In der Tropenzone
nähern sich die Temperaturverhältnisse der süssen Gewässer
am meisten denen des Meeres und damit auch die Bevölke-
rung derselben.
Erklärung der Abbildungen.
TafellX. Fig. 1. Atherina lacustrisBp. vom Albanersee von der Seite.
« „ r 2. „ „ „ „ von oben.
„ „ „ 3. Blennius vulgaris Pollini vom Gardasee.
3a. Dessen Gebiss.
„ 3b. Gebiss des Bl. vulgaris var. (anticoius Bp.) vom
Albanersee , abnorm die Zahl der Zähne ungleich.
4. Gobius fluviatilis Boneili? von Padua.
» «
•n j) «
Y> W >?
n
4a. Dessen Gebiss.
„ 4b. Eine Schuppe desselben.
5. Derselbe Fisch von unten.
„ 5a. Dessen vereinigte Bauchflosse,
ö „ „ 6. Leuciscus alburnellus Filippi vom GardaSee.
„ „ „ 6a. Schlundkiefcrzähne desselben.
Tafel X. Fig. 1. Palaemon lacustris M. vom Gardasee.
„ „ „ 2. „ Kopf von oben.
„ „ „ 3. n » Fühler des ersten Paares.
4. „ „ „ „ zweiten Paares.
5. „ „ Fuss des ersten Paares.
6. „ „ n » zweiten Paares.
7. „ „ „ „ dritten Paares.
8. „ „ „ „ fünften Paares.
9. „ „ Schwanzflosse.
„ 10. Sphaeroma fossarum M. von Foro Appio in den
pontinischen Sümpfen.
„ 11. „ „ Fühler des ersten Paares.
„ 12. „ „ „ ,j zweiten Paares.
n
n
n
n
w
n
»
s>
ll^eitere Ulittlieilung^eii über die einiieiml-
sehen Cyelopiclen.
Von
Dr C. Claus
in Giessen.
(Hierzu Taf. XI.)
Die Untersuchungen, die ich im vergangenen Jahre über
Bau und Organisation der Cyclopiden begonnen halte, soll-
ten zu einer genauem Kenntniss der Forrnverhallnisse die-
ser Geschöpfe hinführen und zugleich Anhaltspunkte bie-
ten, die schon längst als nothvvendig erkannte Zertheilung
von Cyclops quadricornis in verschiedene Arten auszufüh-
ren. Wenn es mir nun, wie ich glaube, geglückt ist, eine
Anzahl in sich abgeschlossener Lebensformen aus der Reihe
jener Thiere zu sondern und auf Grund bestimmter , stets
wiederkehrender Eig-enthümlichkeiten als neue Arien zu be-
schreiben, so konnte ich mir doch nicht im Enlfernleslen
einfallen lassen, die zoologische Kenntniss jener Geschöpfe
bis zu einem bestimmten Abschlüsse gebracht zu haben, zu-
mal ich ja nur an wenigen Lokaliläten, und nicht einmal das
ganze Jahr hindurch, sondern nur im Sommer und Herbst, be-
obachtet hatte. Es wird daher nicht befremden können,
dass ich jetzt, nachdem ich auch im Winter und Frühling
Gelegenheit fand, die Untersuchungen fortzusetzen, eine An-
zahl neuer Species hinzuzufügen im Stande bin.
Man sollte allerdings vermuthen, dass alle Arten unse-
rer kleinen Geschöpfe bei so geringen Lebensbedürfnissen zu
jeder Zeit und in gleich günstigen Zahlenverhäitnissen zu
finden seien , dass das Auftreten der einzelnen Species wohl
206 Claus:
an bestimmte Gegenden, weniger aber au verschiedene Jah-
reszeilen gebunden sei. Indess enthält jede Jahres-
zeit ihre eigenen Formen, freilich nicht aus-
schliesslich, aber doch in vorwiegender An-
zahl und EntWickelung. Während ich im Sommer Cy-
clops brevicornis, tenuicornis, auch hin und wieder serrulatus,
coronatus, Leuckarti, canlhocarpoides, pennatus beobach-
tete, fand ich im Herbst C= coronatus, Leuckarti, serrulatus
in grösserer Menge und zuweilen auch Cyclops brevicaudatus,
eine Species, die zur Winterzeit in den Gräben der Gies-
sener Umgegend fast ausschliesslich sich zeigte. Ende Februar
und im März traten massenhaft*die neu beobachteten Arten auf,
die zugleich mit Cyclops serrulatus, brevicaudatus und Cyclo-
sine Castor die Gewässer belebten ; allmählich stellten sich auch
die Species coronatus, tenuicornis ein, die früheren verschwan-
den, und die Fauna des Frühjahrs näherte sich der des Som-
mers mehr und mehr '"*). Aber auch auf die relative Menge
beider Geschlechter übt die Jahreszeit einen unverkennbaren
Eintluss aus, und ich kann der Beobachtung Zenker's,
das zahlreichere Auftreten der Daphnienmännchen im Winter
betreffend, auch eine ähnliche über die Gyclopiden hinzufü-
gen. Während nämlich im Sommer die Zahl der Weibchen
ganz bedeutend die der Männchen überwiegt und man oft
förmlich suchen muss, um ein Männchen aufzufinden, tritt im
Winter ein weit günstigeres Verhältniss für letztere ein. Ob-
wohl die Menge der auftretenden Gyclopiden natürlich in
Folge der ungünstigen Lebensverhältnisse bedeutend redu-
cirt ist; kann man doch mit Bestimmtheit behaupten, dass
die Zahl der vorhandenen Männchen im Winter sogar ab-
solut grösser ist, als im Sommer. Worauf diese Abwei-
chung beruht, lässt sich kaum sicher entscheiden, es liegt
*) Ich möchte jedoch meine Behauptung nicht so verstanden
wissen, als ob die in der bestimmten Jahreszeit von mir nicht gefunde-
nen Arten überhaupt auch nicht vorhanden seien; im Gegentheile ist
es mir wahrscheinlich, dass Vertreter jeder Species zur Arterhaltung
stets existiren und nur bei ungünstigen Bedingungen auf eine sehr
geringe Zahl zurücksinken, so dass sie dann leicht der Beobachtung
entgehen,
Weitere MittheÜungen über die einheimischen Cyclopiden. 207
aber die Vermuthung nahe, dass die Weibchen den Störun-
gen , welche die eintretende Kälte selbst im Haushalte der
kleinsten Geschöpfe hervorruft, geringeren Widerstand leisten
und weit mehr zu Grunde gehen, als die Männchen. Möglich
ist es auch immerhin, dass die Bedingungen, unter denen
die Embryonen sich zu männlichen Cyclopiden entwickeln,
zu dieser Zeit vorzüglich erfüllt sind, dass überhaupt ein
nothwendiger Zusammenhang der hervorgehobenen Eigen-
thümlichkeit mit der Erhaltung der Art besteht.
Die neuen Arten sind folgende :
1. Cyclops gigas n. sp. (Fig. 1 bis 5.)
Antennae prinii paris septendecim -articulatae, annulum
secundum corporis minime superantes. Pedes quinti
paris bisetosi. Furca in longitudinem exiensa , ultima
tria abdomiiiis segmenta aequans.
Long. fem. 5,5mm.
Bei weitem die grösste aller bei uns einheimischen Ar-
ten, durch ziemlich massigen Bau aller Körperlheile ausge-
zeichnet. Die Antennen des ersten Paares sind etwas mehr
gestreckt, als die von Cyclops brevicornis und an ihrem End-
Iheile bedeutend schmaler als an der Basis. Die Kauwerk-
zeuge tragen schwach befiederte Anhänge und sind kräftig
entwickelt. Besonders in die Länge gezogen erscheint der
innere Maxillarfuss (Fig. Sj. Die Oberlippe (Fig. 1) trägt am
Rande 10 ziemlich unregelmässig gestaltete Zähnchen und
über denselben auf der oberen Seite einen Besatz langer
Haare. Das rudimentäre Füsschen (Fig. 2) gleicht dem von
Cyclops brevicornis; ebenso wie dort ist das zweite, innen
eingelenkte Glied sehr wenig entwickelt und nur mit einer
Borste und am inneren Rande mit einem kleinen Häkchen als
Andeutung einer zweiten Borste versehen. Das erste und
zweite Abdominalsegment ist beim Weibchen zu einem oben
nur wenig erweiterten, fast cylindrischen Gliede von glei-
chen Längs- und Querdurchmessern verschmolzen. Am un-
teren Verbindungsrande dieses und der folgenden Segmente
silzea kleine Zähnchen auf, die nur an dem des letzten
Gliedes fehlen ; statt ihrer finden sich aber an der genannten
Stelle feine Spitzchen, ähplich wie sie Cyciops brevicornis
,208 Clau8i
an gleichem Orte trägt. Ueberhaupt stimmt der Körperbau
unserer Art mit dem der erwähnten Species in vielen Stücken
überein ; wenn wir indess schon in der ausserordentlichen
Grössenverschiedenheit, wie in der Bildung der ersten Anten-
nen genügende Unterscheidungsmerkmale finden, so ist es noch
besonders die Gestaltung der Furca, die eine Verwechselung
mit jener Art unmöglich macht. Die Furca ist hier sehr ge-
streckt und erreicht fast die Länge der drei letzten Abdo-
minalsegmente. Von den vier Schwanzborsten ist die äus-
sere jederseils die kürzeste, etwa von der Länge der Furca,
und wird von der innersten um das Doppelle übertrofFen.
Von ziemlich gleicher Grösse sind die beiden mittleren, die,
ebenso wie die anderen nur schwach gefiedert, die Länge des
Abdomens wiederholen. Die Körperfarbe ist braun, in Folge
der ebenso gefärbten Dottermasse ; die Eier sind licht grün,
die Embryonen sehr hell und durchsichtig.
2. Cyclop s furcifer n. sp. C^ig. 14 — 16).
Aniennae primi paris septendecim-articulataef tenues, pri^
mum corporis segmentum magnitudine distinctum parum
superanies. Pedis rudimentarü internus annulus seta et
hamulo praeditus. Furca tenuis^ longa.
Longit. fem. circ. 3mm.
Diese stets röthlich gefärbte, im Frühjahre ziemlich häu-
fige Art, zeichnet sich durch dünne und zugleich nicht sehr
iu die Länge entwickelte Antennen aus , denen ein ebenfalls
schmächtiges zweites Antennenpaar folgt (Fig. 16). Die Kie-
fer und Füsse sind lang gestreckt mit nur schwach befieder-
ten Anhängen versehen. Das rudimentäre Füsschen (Fig.l4)
bildet gewissermassen einen Uebergang zwischen den bei-
den Species gigas und brevicaudatus, indem das kleine Häk-
chen, welches sich dort am inneren Ringe findet, bei un-
serer Art in eine Spitze umgebildet ist und endlich bei Cycl.
brevicaudatus die Gestalt einer Borste angenommen hat. Das
erste und zweite Abdoniinalsegmenl ist zu einem fast cylin-
drischen, oben kaum erweiterlem Gliede verschmolzen, das
an Länge den drei folgenden Segmenten gleich kommt, von
der dünnen, ausserordentlich schlanken Furca indess noch
Weitere Mittheilungen über die einheimisclien Cyclopiden. 209
um Einiges überlroffen wird. Diese trägt dünne, mit langen,
aber sehr feinen Härchen besetzte Schwanzborsten, deren
nähere Gestaltungsverhältnisse die Fig. 15 deutlich macht.
3. Cyclops hicuspidatus n. sp. (Fig. 6 u. 7.)
Antennae primi paris septendecim-ariiculatae, breves. Pe»
dis rudimentarii annulus secundus teniiis , in longitudi-
nem extensus, hisetosus. Seta in interno longae furcae
margini adhaerens, brevissima.
Longit. fem. 2mm.
' Die grossen Antennen dieser kleinen , niedlichen Art
sind von unbedeutender Länge und viel gedrungener gebaut,
als die von Cyclops Leuckarti , mit der eine Verwechse-
lung wegen der gleichen Grösse wohl möglich wäre. Ein
sicheres Unterscheidungsmerkmal bietet uns auch hier das
rudimentäre Füsschen , so wie nicht minder die Furca mit
ihren Schwanzborsten. Während ersteres bei jener Species
ein sehr breites Basalstück besitzt; dem sich ein kurzes nur
eine Borste tragendes Glied anschliesst (Fig. 17), ist dasselbe
bei unserer Art durch ein schmales und gestrecktes ßasalglied
und ein langes , sehr dünnes mit zwei Borsten versehenes
inneres Glied ausgezeichnet (Fig. 6). DieFuixa, welche dort
das letzte Segment kaum um das Doppelle überragt , erlangt
hier fast die vierfache Länge bei viel geringerem Durchmes-
ser. Unter den Schwanzborsten ist die innere die kürzeste
und ebenso wie die äussere als kleine haarförmige Spilze
entwickelt. Von den zwei mittlem viel starkem ist die innere
am grössten und kommt dem Abdomen an Länge gleich
(Fig. 7).
4. Cyclops insignis n. sp. (Fig. 8 — ■12).
Antennae primi paris qiiatnordecim- articulafae , iemies.
Corpus elongatum magna praeditum furca. Pedes ma-
xillarii magnopere exteiisi selis freqiientissime cUialis
inslructi.
Longit. paene 4mm.
Wenn die Species Cyclops serrulafus mit Rücksicht auf
die ersten Antennen desshalb eine besondere Beaciituno: ver-
Archiv f. Naturgescli. XXIII. Jahrg. 1 Bd. 1^
210 Claus: Weitere Mittheilungen über die Cyclopiden.
dient, weil die Theilung des Öten langgestreckten Gliedes in
vier und die des 9ten ebenfalls bedeutend entwickelten Ringes
in drei Glieder mit der letzten Häutung nicht mehr zu Stande
kommt, so ist die vorliegende Art dadurch ausgezeichnet, dass
die Trennung des 9. Ringes wohl eintritt, die des 8. aber in
allen Fällen unterbleibt und nur durch das Vorhandensein der
betreffenden Borsten gewissermassen angedeutet erscheint. So
treffen wir denn in den langgestreckten, ziemlich dünnen ersten
Antennen nur 14 Glieder an, die übrigens mit Berücksichtigung
der erwähnten Abweichung das bekannte Grössenverhältniss
zeigen (siehe Fig. 10). Ein ausgezeichnetes Merkmal findet
sich in der Gestalt der Maxillarfüsse, die im Ganzen sehr ent-
wickelt und mit langen , stark befiederten Borsten versehen
sind. Das Nähere lässt sich an den Figuren 11 u. 12 ersehen.
Das rudimentäre Füsschen (Fig. 8) charakterisirt sich durch
ein mit einer langen Endborste und einer kürzeren starken
Seitenborste besetztes inneres Glied. Das erste Segment des
langgestreckten Abdomens ist ausserordentlich in die Breite
aufgetrieben und durch weit klaffende Oeffnungen zum Aus-
tritte der Eierschläuche ausgezeichnet. Ziemlich scharf ab-
gesetzt vom zweiten Abdominalsegmente , welches ebenso
wie die folgenden cylindrisch geformt ist, schliesst es die
breite in zwei flügeiförmige Seitenfortsätze ausgezogene Kitt-
drüse ein. Die Furca ist mächtig entwickelt, etwa von der
Länge der drei vorhergehenden Abdominalringe und trägt
auf der Dorsalseile eine sich über die ganze Länge erstrek-
kende Firste. Die stark befiederten Schwanzborsten zeigen
ein Grössenverhältniss, wie sich aus Fig. 9 erkennen lässt.
Versuch einer systeinatisclien i%iiseiiiaii-
flersetzung^ der Grattiiiig:eBi ÜMBaiorpIius Web«
und Kndoinyclius Payk.
Von
■Br* A» Oerstaecker
in Berlin.
Seit längerer Zeit mit einer monographischen Bearbei-
tung der Familie Endomychidae Leach beschäftigt, sehe
ich mich veranlasst, einen Theil derselben, der bereits ab-
geschlossen vorliegt, vorläufig in kurzem Abrisse zu veröf-
fentlichen, hauptsächlich aus dem Grunde, um den nach um-
fassenden Untersuchungen von mir festgestellten Gallungen
und Arten die Priorität des Namens zu sichern. Die Erfah-
rung hat es zu wiederholten Malen gelehrt, dass die Verfasser
monographischer Arbeiten, sobald ihr Vorhaben bekannt wird,
durch kurz zuvor in die Welt geschickte Beschreibungen ein-
zelner Arten, denen dann in der Regel gerade das mangelt,
worauf es vorzüglich ankommt, gestört und dadurch gezwun-
gen werden, ihre Arbeit von Neuem zu beginnen. Naturlich
sind es in diesem Falle stets die durch Grösse, Form und
Färbung ausgezeichneten Arten, welche die Ruhmsucht der
Beschreiber am ersten mit Namen zu versehen trachtet, so
dass dem Monographen neben der Zurechtsetzung dessen,
was von seinen Vorgängern versehen worden ist , nur das
Heer der winzigen und schwer zu sichtenden Arten übrig
bleibt. Dies zur Begründung der VerölTentlichung einer Ar-
beil, die zum grössten Theile nur aus kurzen Diagnosen von
Gattungen und Arien besteht; letztere sind übrigens der Art
212 Gerstaecker:
abgefasst, dass eine Bestimmung schon nach ihnen allein in
den meisten Fällen zu ermöglichen sein wird , indem sie
durchweg die c harakt eris lisch cn Merkmale einer Art
und besonders im Gegensätze zu den nächst verwandten
hervorheben. Einzelne Arten sind allerdings stets nur durch
ausführliche , vergleichende Beschreibungen auseinanderzu-
setzen und über diese wird die später zu veröffentlichende
Bearbeitung der Familie Aufschluss geben müssen.
Die Familie der Endomychiden steht durch die Tarsen-
bildung in der nächsten Verwandtschaft mit d^n Coccinelli-
nen^ nnl denen sie auch noch von Latreille (Gen. Crust.
et Insect. JII. p. 71) als erste Gruppe vereinigt wurde. Als
eigene Familie wurde sie später von demselben (Nouv. Di-
cüonn. d'hist. nat. 1817 und Familles naturelles du regne animal
p. 406) unter dem Namen Fungicolae und von Leach
(.Brevvsler's Edinburgh Encyclopaedia IX. p. 116} unter dein Na-
men Endomychidae abgegränzt. Bekanntlich hat Latreille
in seiner auf die Zahl der Tarsenglieder basirten Einiheilung
der Coleopteren die Coccinellinen und Endomychiden nebst
einigen anderen sehr heterogenen Familien als Trimera be-
zeichnet, in der irrigen Annahme, dass den beiden ersteren
wirklich dreiffliedriffe Tarsen zukämen. Dass dem nicht so
ist, sondern dass hier deutlich viergliedrige Tarsen vorlie-
gen, hat schon im Jahre 1805 Müller (llliger's Magaz. d.
Insektenkunde IV. p. 218) und nach ihm im J. 182(3 Mac
Leay, welchem jene Beobachtung unbekannt geblieben war,
(Transactions of Ihe Linnean sociely XV. 1. p. 70) dargelegt.
Um so weniger ist es zu begreifen , dass von den meisten
Schriftstellern nach jener Zeit, nämlich von Latreille (fa-
milles naturelles p. 406) , Leach (Edinburgh Encycl. IX.
p. 116), Dumeril (Considerat. gener. sur la classe des In-
secles p. 197), Newman (Entomol. Magaz. II. p. 420), Ger-
mar (Ersch. u. Gruber Alig. Encyclop. d. Wissensch. Th. .'^Q.
p.85), Blanchard (Histoire des Insecjes I. p.3l0), de
Caslelnau (Hist. nat. d. Ins. Coleopt. II. p. 522) die Tar-
sen jener Familien immer wieder als dreigliedrig angegeben
werden. Die Betrachtung der Füsse mit einer nur massig
vergrössernden Lupe lässt leicht zwischen den seitlichen Lap-
pen des grossen zweiten Gliedes das kleine dritte, welches
Vers, einer syst. Aiiseinanders. d. Gatt. Eumorphus u. Endomyehus. 213
dein langgestreckten Endgtiede vorhergeht, erkennen und die
letramerische i3eschaffenheit der Füsse ausser Zweifel treten.
Dass in sofern auch der allgemein gebräuchliche Gruppen-
name „Trimera'' durchaus unangemessen ist , um so mehr,
als die Lalhridier, zu denen Dasycerus ßrongn. und H(do-
paramecus Curt. gestellt werden muss, wirklich dreigliedrige
Tarsen haben und also jenen Namen mit viel grösserem
Rechte für sich in Anspruch nehmen könnten , versteht sich
von selbst. Schon Westwood hat dies eingesehen und
(Introd. to the mod. classif. of Insects I. p. 390) die Lalreil-
le'sche Benennung in „Pseudotrimera" ujngeänderl; in
Betracht dass die in Rede stehende Fussbildung sich nur als
eine Modifikation der tetramerischen , wie sie bei den Cur-
culionen, Cerambyciden und Chrysomelinen auftritt, zu er-
kennen giebt , möchte der Name Cryptotetramera der
bezeichnendste sein.
Uebrigens wird weder bei den Coccinellinen noch bei
den Endomychiden diese cryptotetramerische Fussbildung aus-
schliesslich angetroffen; unter letzteren ist sie vielmehr nur
dem Hauptstamme der Familie, die ich als Endomychi-
dae genuin i bezeichnen werde, eigenthümlich, verschwin-
det dagegen bei einer kleinen, sich jener ersten in der Ge-
sammtbildung des Körpers eng anschliessenden Gruppe, wel-
che die Gattungen Leiestes Redt., Rhanis LeConte, Phyma-
phora Newm. , Trochoideus Westw., Mycetaea Steph. und
Symbiotes Redt, umfasst, und welche ich unter dem Na inen
Endomychidae adsciti begreife. Jm Grunde kann man
die Fussbildung der letzteren kaum als wesentlich verschie-
den von derjenigen der eigentlichen Endomychiden bezeich-
nen, sondern esfmdet nur eine Modifikation dahin stau, düss
das zweite Glied in seiner Entwickelung zurückbleibt und
daher das drille, welches hier im Gegentheile deullicher her-
vortritt, in weit geringerem Grade umschliesst. — - Was die
Coccinellinen anlangt, seist es die Gattung LilhophÜus Frölil.,
welche zu Coccinella gerade in demselben Verliälinisse .steht,
als z. ß. Leiestes zu Lycoperdina ; welche Stellung aucli im-
mer dieser Gattung von den verschiedenen Autoren ange-
wiesen worden ist, so kann sie nirgends naturgemässoi' als
unter den Coccinellinen untergebracht werden, uiit demn sie
514 Gerstaecker:
in der Mundbildung, der Einlenkung der Fühler und der
Schenkelgrube des Melathorax und ersten Abdominalringes
vollkommen übereinstimmt.
Bei der Feststellung der Familien-Charaktere der En-
domychiden wird es hauptsächlich nothvvendig sein , einen
scharfen Gegensatz gegen die ihnen am nächsten stehende
Coccinellen -Familie hervorzuheben, wie ich ihn in der fol-
genden Diagnose zu geben versucht habe.
Familia Endomychidae.
Coleoptera cryplotelramera aut tetramera,
capite ante oculos constricto, prolongato, an-
tennis frontalibus, elongatis, haud retractili-
bus, palp is maxi llari bus articulo ultimo subcy-
lindrico: coxis anticis globosis,pedibusple-
rumque elongatis, gracilibus, unguiculis sim-
plicibus, epimeris rhomboideis, parapleuris an-
tice oblique productis, metas te r n o a b d omin is-
que segmento primofoveis femoralibus nullis.
Die Familie zerfällt nach der Tarsenbildung in zwei
Hauptgruppen^ nämlich:
1. Endomychidae genuin i. Tarsorum arti-
culo secundo triangulari, dilatato, ter-
lium minutissimum includente.
2. Endomychidae ad seit i. Tarsorum arti-
culo secundo parum dilatato, tertio
libero. '
Der ersteren Gruppe gehören die beiden im Folgenden
auseinandergesetzten Unterabiheilungen , welche den alten
Gattungen Eumorphus und Endomychus entsprechen , an.
Tribus Eumorphini.
Antennarum articulus tertius elofigalus,
clava dilalata, compressa. Maxillarum
lamina externa ac um in ata, antrorsum
niembranea.
Vers, einer syst. Auseinanders. d. Gatt. Eumorphus u. Endomychus. 215
Die Gattungen dieser Gruppe enthalten die grösslen und
schönsten Arten der ganzen Familie und sind auf die Tro-
pengegenden Asiens, Afrikas und Süd -Amerikas besckränkt;
mit Benulzunof ihrer wesentlichsten Charaktere lassen sie sich
in folgende analytische Tabelle bringen.
I. Palpi labiales articulo ultimo Iransverso.
A. Proslernum latum, apice furcatum . . , Amphisternus.
B. Prosternum angustum, apice integrum, coxas
retrorsum superans.
1. Mandibulae intus unidentatae, apice truncato.
a. Mandibulae apice longissimo, antennarum
clava solida Spathomeles.
b. Mandibulae apice brevi, antennarum clava
perfoliata Engonius.
2. Mandibulae intus unidentatae, apice fisso Trycberus.
3. Mandibulae intus haud dentatae.
a. Mandibulae acuminatae Eumorpbus.
b. Mandibulae obtusae, rotundatae. . . . Pedanus.
C. Prosternum coxas retrorsum non superans.
1. Prosternum a'equaliter latum Dioedes.
2. Prosternum inter coxas lineare, vix perspi-
cuum Encymon.
II. Palpi labiales articulo ultimo cylindrico, late
truncato Corynomalus^
III. Palpi labiales articulo ultimo ovato . . , Cymbacbus.
].• Aanpliisternus Germar.
Eumorphus Guerin, Thomson.
Prosternum latum^ apice furcatum,
Mandibulae apice fisso , dente interno subapicaU.
Palpi labiales articulo ultimo iransverso.
Femora clavata.
Die Arten sind sämmllich Bewohner der Sunda- Inseln
und von eigenlhümlichem Habitus, der sie von den verwand-
ten Gattungen leicht unterscheiden lässt. Die Flügeldecken
sind an der Basis stets beträchtlich breiter als der verhält-
nissmässig kleine Thorax, stark gewölbt, von eiförmigem
Umrisse und nach hinten mehr oder weniger zugespitzt; ihre
Oberfläche mit scharfen Leisten , schwielenartigen Höckern
216 Gerstaecker:
oder langen abstehenden Dornen besetzt. Die Schenkel
sind am Ende keulenarlig verdickt , bei den meisten Arten
sehr langgestreckt , übrigens in gleichem Maasse wie die
Fühler beträchtlichen Längsverschiedenheiten unterworfen. — •
Gcschlechtsunlerschiede an den Schenkeln und Schienen sind
nur bei einigen bemerkbar.
Von den 10 hier aufgeführten Arten sind drei bereits
beschrieben, die übrigen neu, sie lassen sich unter folgende
Abtheilungen bringen:
A. Flügeldecken mit scharf erhabener, in einen zahnarligen
Yorsprung endigender Schulterleiste, ihre Oberfläche mit
Tuberkeln und scharfen Leisten besetzt,
a) Fühler und Beine langgestreckt.
1. A. haniatus. Oblongo-ovalus, niger, opacus, ely-
tiis caüis (ribus corallinis, intermedio humerisque alte cari-
natis. Lonfj. Hn. 5.
S Tibiis anlicis ante apicem dente parvo armatis, tro-
chanleribus anticis inucronatis, segmento abdonii-
nis ultimo basi biluberculato, apice exciso.
Eumorphus hamalus Dejean Cat. — Guerin , Iconogr. du
regne animal, p. 316. pl. 50. fig. 7. (^)
Amphlslernus inaequalis Gerinar in Ersch. u. Gruber, All-
gemeine Encyclop. d. Wisscnsch. 39. Bd. p. 85. (^)
Eumorphus corallinus * de Haan i. lit.
Palria: Java.
' b) Fühler und ßeine kurz, gedrungen.
2. A. corallifer. Niger, opacus, elytris forliter
punctalis, carinula ante medium disci alle clevata instructis:
tuberculis diiobus antcrioribus , altero basaü, altero lalerali,
maculisque duabus ante apicem Iransverse disposilis coralli-
nis. Long. lin. 3%.
S Tibiis anticis infra medium dente inlcrno aculo
armatis.
Patria : Birma.
3. A. tu her cula tu s. Thorace laleribus rolunda-
to-ampliato , i^upra niger, fere opacus, elylrorum carina hu-
meraii, luberculo basali, sutura , margine lalerali, thoracis
laleribus, anlennarum basi, coxis, femorum basi apiceque
Vers, einer syst. Auscinanders. d. Gatt. Euniorphusu. Endomyehus. 217
rufo- brunneis, elytrorum tuberculo ante, maculaque post me-
dium auranliacis. Long. \\n»3^/n.
S Tibiis anlicis infra medium dente brevi armatis.
Amphisternus ttiberculalus Germar in Ersch und Gruber
Allgem. Encycl. d. Wissensch. 39. Bd. p. 85.
Patria: Java.
B. Flügeldecken hinter den Schultern und auf der Mitte der
Scheibe mit langen abstehenden Dornen besetzt,
a) Yorderecken des Ilalsschildes kurz, zugerundet.
4. A. mucr onatus. Niger, opacus, thorace mar-
gine lalerali reflexo, elylris irregulariler slriato-punctatis, tu-
berculo basali maculisque duabus ante apicem sanguineis,
Spina laterali antica alteraque disci conoidea instruclis. Long,
lin. 3%— 4.
J Tiiorace angusto, latcribus subreclis.
$ Thorace aniplo, anlrorsum rolundato.
Patria: Borneo.
b) Vorderecken des Ilalsschildes weit hervortretend,
scharf zugespitzt.
5. A. satanas. Scabrosus, cyaneus, nitidus, thorace
transverso, angulis anticis longe niucronalis, elylris lubor-
culis duobus, altero pone basin, altero ante apicem, spinisque
quatuor longis, una poslhumeraii, duabus basi coniunctis disci,
ultima apicali, instruclis. Long. lin. 472.
Eumorphus satanas* Thomson, Rev. et Magas. de Zoo-
logie 2. ser. T. VlIL p. 476. pl. 23. fig. 6.
Patria: Borneo.
6. A. aculeatus. Nigro-cyaneus, nitidus, fortiler ru-
goso-punctatus, thorace profunde canaliculalo, angulis anlicis
planis, acuminalis : elylris spinis duabus longissimis , exlror-
sum versis ;, tuberculisqiie duobus , altero basali, altero ante
apicem, instruclis. Long. lin. -i'/^ — ^V^.
J Elylris apice singulatim acuminato-productis.
^ Elylris apice oblique truncalis.
Palria: Borneo.
7. A. auri culatu s. Obscure cyaneus, fere opacus,
subtiliter punclatus, thorace obsolete sulcato , angulis anticis
rellexis , acutissitnis: eiylris spinis duabus longissimis (djscoi-
218 Gerstaecker:
dali fere reclo) tuberculisque duobus , allero basali , allero
ante apicem, inslructis. Long^. lin. sy^ — 4.
J Antennarum clava angusta, elytris apice oblique
truncatis.
$ Antennarum clava dilatata, elytris apice rede
truncatis.
Patria : Borneo.
8. A. belli cos US. Niger, opacus , Ihorace amplo,
angulis anlicis acutis , prominentibus , elytris disperse forli-
terque punclatls, apice mucronatis, spinis duabus validis ar-
matis: luberculis duobus, altero basali, allere ante apicem,
laete sanguineis. Long. lin. 3 — Sy^.
Patria : Sumatra, Pulo Penang.
9. A. hystric osus. Niger, cyaneo-micans, thorace
angiisto, angulis anticis brevibus, acutis, elytris irregulariter
punolatis, apice breviter mucronalis, spinis duabus (discoidali
conoidea) armatis: tuberculis tribus, uno basali, duobus ante
apicem sanguineis. Long. lin. 3 — 3^^»
var. a. Femoribus rufo-brunneis.
Palria: Borneo, Pulo Penang.
10. A. s p in ic Ollis. Thorace angusto, bispinoso,
niger, fere opacus, femoribus piceis, elytris irregulariler pun-
clatls, apice aculeatis, spinis duabus longissimis instruclis :
luberculis duobus, allero pone basin, allero ante apicem ru-
bris. Long. lin. 3.
Eumorphus spinifex de Haan i. lit.
Palria; Sumatra.
2* Spailiomeles n. g.
Frosternum angustum, obtuse lanceolatum.
Antennarum clava solida,
Mandibiilae intus unidentatae, apice longissimo.
Palpi labiales arliculo ultimo transversa,
Femora clavata.
Auch diese Gallung ist auf die Sunda-Inseln beschränkt;
sie sieht der vorigen in der Körperform, besonders in der
Vers, einer syst. Auseinanders. d. Galt. Eumorphus u. Endomychus. 219
beträchtlichen Wölbung des Hinterkörpers sehr nahe, unter-
scheidet sich aber abgesehen von dem merklich plumperen
und gedrungeneren Bau sogleich durch die Bildung des Pro-
sternum , welches hier schmal und nach hinten stumpf lan-
zetllich zugespitzt ist. Besonders bezeichnend für diese Gat-
tung ist die Bildung der Tvlandibeln, deren Spitze sehr ver-
längert und unter einem rechten Winkel nach innen gekrümmt
ist; der Zahn am Innenrande ist von der Endspitze, welche
gerade abgestutzt ist , weit entfernt. An der Fühlerkeule
sind die drei Glieder eng mit einander verschmolzen. — Die
Geschlechtsunterschiede sind sehr in die Augen fallend; das
Männchen zeichnet sich durch einen hakenförmigen Fortsatz
auf der Mitte des Rückens und ausserdem durch Zahnung der
Schenkel und Schienen aus.
Die vier hier aufgeführten Arten sind neu und fallen
nach der Bildung des Thorax und der Fühlerkeule zwei Ab-
theilungen zu :
A. Oberfläche des Thorax durch Vertiefungen und Wulste
uneben, Fühlerkeule kurz.
1. Sp. anaglyptus. Oblongus, niger, nitidus, cre-
bre punclatus, elylris cy-aneis, maculis tribus, basali minore
rotundata , intermedia et posteriore magnis, transversis au-
rantiacis. Long. lin. ö% — 6.
J Elytris medio dorso prope suturam spina recurva
armatis, femoribus anticis tibiisque posticis basi,
tibiis mediis apicem versus donlatis.
var. a. Maculis elytrorum rufis, maioribus.
Patria: Java, Sumatra, Pulo Penang.
2. Sp. Dohrnii. Oblongus, niger, nitidus, conferlim
punctatus, elylris cyaneo-micanlibus, fasciis duabus abbrevia-
tis, flexuosis maculaque basali cun\ fascia anteriore coniuncta
rufis. Long. lin. 52/3 — ö.
J Elylris dorso prope suluram obtuse hamatis, femo-
ribus anticis tibiisque pasticis basi dentalis, tibiis
mediis ante apicem angulato-dilatatis.
Palria: Sumatra.
3. Sp. d ecor atus. Oblongus, niger, subnitidus, ely-
lris cyaneis, callis Iribus , uno basali, duobus tranverse dis-
220 Gerstaecker:
positis ante medium fasciaque ante apicem undulata croceis.
Long. lin. 52/3 — 6.
J Elytris spina dorsali sulurae approximata instructis,
femoribus anlicis basi, libiis mediis ante apicem
dentalis.
Patria: Ins. Sundae.
B. Oberfläche des Thorax ohne Vertiefungen und Wulste,
Fühlerkeule langgestreckt.
4. Sp. turritus. Oblonge -ovatus, niger, subtus ni-
tidus, capite thoraceque opacis, elylris cyanescenlibus, macu-
lis duabus rußs, altera ante medium obliqua , altera post me-
dium transversa. Long. lin. 5.
J Elytris medio dorso prope suturam processu pyra-
midal!, cornu recurvum emitlente, instructis, tibiis
leviter curvatis, ante apicem angulalo-dilalatis.
Patria: Pulo Penang.
3» Eng^ouius n. g.
Prosternum angustum, apice rotundatum.
Antennarum clava perfoliata,
Mandibulae intus unidentatae, apice brevi,
Palpi labiales articulo ultimo transverso.
Femora subclavata.
Die Arten leben auf Ceylon und den Sunda-Inseln; von
denen der vorigen Gattung unterscheiden sie sich habituell
durch flach gewölbten Hinterkörper, verhältnissmässig gros--
seren und besonders breiteren Thorax und kürzere Beine, an
denen die Schenkel nur schwach gekeull sind. Die in der
Diagnose angegebenen Verschiedenheiten der iVIandibeln und
der Fühlerkeule bilden ihren wesentlichsten Charakter; an
ersleren ist die Spitze kurz, gerade abgestutzt und der Zahn
des Innenrandes ihr nahe gerückt; letztere ist lose geglie-
dert, so dass die einzelnen Glieder deutlich von einander ge-
trennt sind. — Die Geschlechslunlerschiede liegen in der
Zahnung der Vorder- und Millel-, oder nur der Vorder-
schienen beim Männchen; hiernach lassen sich die sechs bis
Vers, einer syst. Auseinanders. d. Gatt. Eumorphus u. Endomychus. 221
jetzt sämmtlich unbeschriebenen Arten folgendermassen grup-
piren.
A. Beim Alännchen sind Vorder- und Mittelschicnen gezähnt,
erstere in der Mitte des Innenrandes.
1. E. sex gut tat US. Oblongus, nlger, nitidus, gla-
ber , thoracis disco laovigalo , clytris violaceo-micanlibus,
raaculis tribus rolundalis croceis, inlermedio lalerali. Long,
lin. 5.
J Tibiis anlerioribus denle interno medio armatis,
abdominis segmenlo ultimo deplanalo , apice pro-
funde exciso.
Patria: Pulo Penang.
2. E. Klugii. Oblongus, niger, subnitidus , glaber,
thorace basi subsulcato, elytris cyanescentibus, maculis dua-
bus auranliacis^ anteriore obliqua, maiore. Long. lin. 4 — 4y2.
J Tibiis anlerioribus denle interno medio armatis,
abdominis segmento ultimo deplanato , apice pro-
funde exciso.
Palria: Pulo Penangr.
3. E. perspicillaris. Oblongo-ovatus, niger, sub-
nitidus, glaber , thoracis disco leviler convexo, aequali, ely-
tris annulo humerali , ramum internum et posticum emittente
fasciaque post medium undulata rufis. Long. lin. 4'/2.
J Tibiis anticis denle medio acuto armatis , mediis
infra dentem parvum profunde excisis: abdominis
segmenlo ultimo lale impresso , apice profunde
emarginalo, penultimo trifoveolalo.
Patria: Java.
4. E. rubropictus. Oblongus, niger, opacus, tho-
race maculis sex sanguineis, dytris violacco-micantibus, prope
suluram obsolete tricoslalis, maculis duabus anlerioribus fas-
ciisque duabus sinuatis angustis auranliacis. Long. lin. 5.
Palria : Dorneo.
B. Beim Männchen sind nur die Vorderschienen und zwar
nahe an der Spitze gezähnt.
5. E. annularis. Oblongo-ovatus, niger, subnitidus,
fusco-pubescens, thoracis disco antrorsum profunde canali-
culalo , clytris annulo humerali anlice aperto fasciaque post
medium irregulari, abbreviala sanguineis. Long. lin. 4 — 4V2.
222 Gerstaecker:
J Tibiis anticis denle apicali bifido armatis, abdoml-
nis segmento ultimo luberculo lato, tricarinato.
Patria: Ceylon.
6. E. lunu latus. Oblongo - ovatus, niger, nitidus,
glaber, thoracis disco canaliculalo, elytris cyaneo -niicanli-
bus, lunula infrahumerali, retrorsum sinuata fasciaque post
medium flexuosa abbreviata sanguineis. Long. lin. ^^j^.
J Tibiis anticis apicem versus profunde excisis,
dente supra excisionem minuto nee non apicali lato,
bifido armatis, abdominis segmento ultimo tuberculo
angusto, bicarinato.
Patria: Ceylon.
4» Tryclierus n. g.
Ölen US Dejean Cat.
Prosternum angustum, apice rofundafum.
Mandibulae intus unidentatae, apice psso.
Palpi labiales articulo ultimo transverso.
Femora haud clavata.
Die Galtung scheint auf das tropische Afrika und zwar
auf die Westküste (Guinea, Senegal) beschränkt zu sein; es
sind Kälcr von sehr flach gewölbtem Körper mit kurzen Bei-
nen, deren Schenkel in der Mitte leicht erweitert, an der
Spitze dagegen wieder verschmälert und nicht verdickt sind.
Wie bei Amphisternus ist die Spitze der Mandibeln gespalten
und der deutlich ausgedrückte Innenrandszahn derselben sehr
nahe gerückt; die Mandibeln sind jedoch hier ganz flach,
blaltarlig, mit fast schneidendem Aussenrand. Das Proster-
num ist schmal, an der Spitze leicht abgerundet. Die Form
des Prothorax ist schwankend, indem er an der Basis bald von
der Breite der Flügeldecken, bald beträchtlich schmaler ist.
— Geschlechtsunterschiede sind entweder nur an den Vor-
der-, oder auch zugleich an den Mittelschienen wahrzunehmen.
Nach der Form des Halsschildes sondern sich die fünf,
sämmtlich neuen Arten in folgender Weise:
A. Körper länglich eiförmig, Ilalsschild in der Mitte breiter
als an der Basis, mit fast reclitwinkligen llintereckcn.
Vers, einer syst. Auseinanders. d. Gatt. Eumorphus u. Endomychus. 223
1. Tr. bifasciatus. Oblongo - ovalus, ferrugineus,
glaber, subnitidus, capite, antennis , thoracis basi punctisque
duobus lateralibus, scutello, elytrorum sutura fasciisque dua-
bus flexuosis, posteriore latissima, pectoris abdominisque la-
teribus nee non pedibus, femorum basi excepta, nigris. Long,
lin. 41/2—5.
S Tibiis anticis apicem versus relrorsum angulato-di-
latatis, antennaruin clava lata.
Patria : Guinea, Senegal.
2. Tr. appendiculatus. Oblongo - ovatus, rufo-
ferrugineus, glaber, subnilidus, capite, antennis, pedibus ely-
trisque nigris, bis fasciis duabus abbrevialis sinuatis, altera
ante medium, altera subapicali flavis: thoracis angulis posti-
cis reclis, antennis elongatis. Long. lin. 5.
J Tibiis anticis apicem versus angulato-dilatatis, ab-
dominis segmento penullimo appendicibus duabus
erectis triangularibus inslructo, ultimo basi profunde
excavalo.
Palria: Guinea.
B. Körper eiförmig, Halsschild an der Basis am breitesten,
mit spitzwinkligen Hinterecken.
3. Tr. erotyloides. Ovalus, obscure ferrugineus,
glaber, subnitidus, capite, antennis, pedibus, thoracis disco
punctisque duobus, scutello elylrisque nigris, his iascia un-
dulata, intus abbreviata apiceque lato flavis : thoracis angulis
posticis acutis, antennis brevibus. Long. lin. SVs»
Patria: Guinea.
4. Tr. senegalensis. Ovalus, niger, supra glaber,
nitidus, elytrorum, fasciis duabus abbreviatis, sinuatis abdomi-
neque rufo-ferrugineis. Long. lin. 472.
J Tibiis anticis retrorsum ante apicem profunde emar-
ginatis , medlis intus cxcisis denteque magno ar-
matis.
Olenus senegalensis^ Dejean Catal. 2. edit. p. 439.
Patria: Guinea, Senegal.
C. Körper länglich, fast gleich breit, Hinterecken des Hals-
schildes rechtwinklig; das 4. bis 8. Glied der Fühler
kurz, fast knopfförmig.
»
224 Gerstaecker:
5. Tr. tricolor. Oblongus, subparallelus, rufo-Lrun-
neus, nitidus, anlennis, femorum apice , libiis elylrorumque
macula oblonga nigris, hac fascia sinuata aureo -flava inler-
rupta. Long. lin. 3 72«
Palria: Guinea.
5* Eumorpliu« Weber.
Eumorphus et Olena Castelnau.
Proslernum angustum, lanceolatum.
Mandibulae apice integro, dente interno nullo.
Palpi labiales articulo ullimo transversa,
Femara compressa.
Diese Gattung ist wieder ausschliesslich oslindisch,
hauptsächlich auf den Sunda-Inseln^ ausserdem auch auf Cey-
lon und den Philippinen einheimisch; nur einzelne Arien sind
bisher vom Festlande bekannt geworden. Ihr wesentlicher
Charaliler liegt in der Bildung der Mandibeln^, welche bei
allen Arien darin übereinkommen , dass der Innenrand nicht
gezähnt und die Spitze von oben nach unten gerade abge-
stutzt ist ; dagegen variirt die grössere oder geringere Länge
der letzleren nach den Arten. Diese zeigen in der äusse-
ren Körperform mannigfache Verschiedenheilen; bei den einen,
welche im Ganzen flacher gewölbt sind, ist der Seilenrand
der Flügeldecken erweitert und flach ausgebreitet, Schenkel
und Schienen platt gedrückt , letztere beim Männchen ge-
krümmt und das erste Paar ausser der Zähnung^ stark um seine
Axe gedreht; die anderen sind höher gewölbt, von mehr
eiförmigem Umrisse, ohne erweiterten Flögeldeckenrand, die
Beine schlanker, weniger platt gedrückt, die Schienen fast
gerade. — Die Geschlechtsunlerschiede sind überall deutlich
ausgedrückt; stets sind es die Vorder- und zuweilen auch
die Rlitlclschiencn, welche beim Männchen gezahnt sind.
Von den 22 hier angeführten Arten sind fünf bisher
bekannt gemacl'.t worden; sie lassen sich folgendermassen
anordnen :
Vers, einer syst. Auseinanders. d. Gatt. Eumorphus u. Endomychus. 225
A. Flügeldecken mit stark erweitertem Seitenrande , beim
Männchen sich der Kreisform nähernd ; Mittel - und Hin-
terschienen des Männchens stark gekrümmt.
a) Flügeldecken beim Männchen in der Mitte des Rük.
kens bucklig erhöht.
1. E. marg-inalus. Subtus niger, supra cyaneus,
fere opacus, elytris maculis duabus subrolundis flavis. Long,
lin. 7—8.
r^ Thoracis angulis poslicis acutissimis, elytris sub-
orbicularibus : tibiis anticls dente magno, obtuso
armatis.
Eumorphus marginatus Fabr. Syst. Eleuth. II. p. 12. no. 2.
— Olivier, Entomol. VI. p. 1065. no. 1. pl. 1. fig. l.
— Cuvier, Regne animal (ed. Massen) pl. 74 bis, fig. 1.
~ Castelnau, Hisl. nat. d. Ins. Coleopt. IL p. 522.
Eumorphe de Siimalra Dumeril, Consid. gen. sur la classe
des Insectes, pl. 21. fig. 3.
2 Thoracis angulis poslicis oblusis, elytris elliplicis.
Eumorphus rotundipennis * Dejean Cat. 2. edit. p. 438. —
Chenu, Encycl. d'hist. nat., Coleopt. I. p. 10. fig. 30.
Patria : Java.
2. E. dilataius. Piceus , subnitidus , thoracis mar-
ginibus elytrorumque basi et sulura rufis, his inargine late-
rali testaceb, disco violaceis, guttis duabus subrotundis flavis.
Long. lin. öy^ — ^%'
(^ Thoracis angulis posticis acutis, tibiis anticis dente
longo, acuminato armatis.
$ Thoracis angulis poslicis fere reclis.
Eumorphus dilataius Perty , Observat. in Coleopt. Indiae
Orient, p. 42. ($)
Eumorphus eburalus Dejean Catal. 2. ed. p. 438.
Patria: Java.
3. E. turritus. Piceus, nitidus, elytris disco metal-
lico-micantibus, maculis duabus subquadratis croceis, margine
laterali apice acuminato. Long. lin. 6 — 6%,
cj^ Thoracis angulis poslicis acutissimis, tibiis anticis
dente recto , acuto armatis. ^
Patria : Borneo, Singapore,.Pulo Penang.
b) Flügeldecken des Männchens ohne buckelartige Er-
höhung.
Archiv f. Naturgesch. XXllI. Jahrg. 1. Bd. 15
22Q Gerstaecker:
4. E. quadrino ta tus. Niger, nitidus, elytris vix
cyanescenlibuSj inaculis duabus raagnis subquadralis croceis.
Long. lin. 6 — öy^.
^ Thoracis angulis poslicis acuminalis.
$ Thoracis angulis posticis rectis.
Eumorphus quadrinotalus * Dejean Catal. 2. ed. p. 438.
Patria : Java.
B. Flügeldecken mit weniger erweitertem Seitenrand, in
beiden Geschlechtern von eiförmigem Umrisse ; Mittel-
schienen des Männchens stets , Hinterschienen zuweilen
gekrümmt.
5. E. eburatus. Oblongo-ovatus, piceus, fere opa-
cus , elytris disco cyanescentibus , margine pallido , inaculis
duabus magnis eburneis , anteriore subquadrato , posteriore
orbiculari. Long. lin. 5.
Fatria: Java.
6. E. politus. Oblongo-ovalus, piceus, nitidissimus,
elytris cupreo- nücanlibus, maculis duabus roturidalis aureo-
flavis , margine laterali retrorsum forlius dilalato. Long,
lin. 5 — 6.
(/Tibiis anlicis denle infra medium valido armatis,
posterioribus arcuatis.
Patria : Singapore.
7. E. cyanescens. Oblongo-ovalus, niger, subniti-
dus, elytris cyanescentibus, maculis duabus aurantiacis. Long.
lin. öy'j.
(^ Tibiis anticis dente interno medio triangulär!, acuto
armatis, posticis fere rectis: thoracis angulis po-
sticis acuminalis.
Patria: Ins. Philippinac.
8. E. tetrasp ilotus. Ovalus , rufo-piceus, subme-
tallicus , elytris apice obtusis , violaceo-micanlibus , maculis
duabus rolundatis tiavis. Long. lin. 47^ — 5.
cj^ Tibiis anlicis ullra medium crislato-dilalalis, dente
longissimo, curvalo instruclis, -segmento abdominis
ultimo semicirculariter exciso.
var. minor. Dente tibiarum breviore , vix curvato,
elytrorum macula anteriore transversa.
Vers, einer syst. Auseinanders. d Gatt. Eumorphus u. Endomychus. 227
Eumorphus telraspilotus Hope in Griffith, Animal Kingd.
pl. 60. flg. 6. (^)
Patria : Pulo Penang.
9. E. aiisterus. Oblongo-ovalus, subtus niger, supra
piceus, opacus, elytris violaceo -micantibus, maculis duabus
rolundalis croceis , antennarum articulo primo femorumque
apice laete corallinis. Long. lin. 5 — 5V2.
(f' Tibiis anticis dente interno medio aculissimo.
Palria : Birma.
10. E. CO 1 um bin US. Oblongo-ovalus, piceus, niti-
dus, elytris disco aeneo- micantibus, maculis duabus rolun-
dalis flavis: capite, antennarum articulo primo, Ihoracis ely-
trorumque marginibus, coxis, trochanteribus, femorum apice
tarsisque rufis. Long. lin. 5 — 6.
(/ Tibiis anticis dente triangulari lato, acuto armalis,
abdominis segmento ultimo profunde exciso.
Eumorphus columbinus Reiclie i. lit.
Patria: Java.
11. E. oculatus. Oblongo-ovalus, piceus, nitidus,
elytris disco violaceo- micantibus, maculis duabus transversis
flavis : capite , antennarum articulis duobus primis , thoracis
elylrorumque marginibus ncc non pedibus, rufo-testaceis, fe-
moribus libiisque fusco-annulatis.
cT Tibiis anticis dente angusto , acuto armalis, abdo-
minis segmento ultimo apice integro.
Eumorphus oculatus * v. d. Linden i. lit.
Eumorphus laelus de Haan i. lit.
Patria: Java.
C. Flügeldecken ohne erweiterten Seitenrand, höher ge-
wölbt, von eiförmigem Umrisse.
a) Beim Männchen sind die Vorder- und Mittelschienen
an der Innenseite gezähnt,
12. E. qua drigut latus. Oblongo-ovalus, niger,
fere opacus, elytris cyanescentibus, maculis duabus transver-
sis flavis , anteriore maiore: Ihorace deplanalo, subopaco.
Long. lin. 4 — 5.
cf Tibiarum anticarum dente supra medium orto, ad-
iacente: abdominis segmenlis ultimis medio rufo-
pilosis.
228 ' Gerstaecker:
Erotylus quadrigutlatus * llliger in "Wiedemann, Archiv f.
Zool. und Zoot. I. 2. p. 124. no. 18. Taf. I. flg. 4.
(1800).
Eumorphus Sumatrae Weber, Observat. entom. p. 59. (1801.)
— llliger, Magaz. f. Inseklenk. I. p. 246.
Eumorphus immarginatus Fabr. Syst. Elenth. II. p. 11.
no. l. (1801.) — llliger, Magaz. f. Insektenk. III. p. 160.
— Olivier, Entom. VI. p. 1065. no. 2. pl. 1. fig. 2. —
Latreille, Gen. Crust. et Insect. Tab. XI. fig. 12. —
Schönherr, Synon. Insect. II. p. 329. no. 1.
Palria : Sumatra, Java.
13. E. pulchripes. Oblongo-ovatus, niger, subniti-
dus, elytris cyanescenlibus, maculis diiabus transversis, flavis :
femoribus basi excepta carallinis. Long. lin. 47. — 5.
J" Tibiarum anlicariim dente supra medium orto, ad-
iacente: abdominis segmenlis ultimis medio rufo-
pilosis.
Palria : Ceylon.
14. E. convexicollis. Oblongo-ovalus^ niger, ni-
tidus, elytris cyanescenlibus, maculis duabus transversis fla-
vis: thorace convexo, nitido. Long. lin. 5y2— öV^
(^Tibiarum anticarum dente medio, distante , abdo-
minis segmenlis duobus penullimis pilis erectis
nigris.
Eumorphus confusus Dejean i. lit.
Patria: Ins. Philippinae.
b) Beim Männchen sind nur die Yorderschienen an der
Innenseite gezähnt.
15. E. alboguttatus. Oblongo-ovatus, niger, niti-
dus, elytris aeneo-micanlibus, maculis duabus magnis flavis,
rotundato-quadratis: thorace parum convexo, angulis posticis
acuminatis. Long. lin. 4V2 — 5.
(/ Tibiis anticis rectis, infra medium dente acuminato
armatis.
Eumorphus alboguttatus * de Haan i. lit.
Eumorphus 4maculatus Dejean Catal. 2. edit. p. 438.
(IjEumorphus St/ma(rae Castelnau, Hist. nat. d. Ins. Coleopt.
IL p. 522.
Palria: Java.
Vers, einer syst. Auseinanders. d. Gatt. Eumorphus u. Endomychus. 229
16. E. consobrinus. Oblonge -ovatus, niger, niti-
dus, elytris violaceo-micantibus, maculis duabus rotundato-
quadratis teslaceis : thorace convexo, angulis poslicis acutis-
simis. Long. lin. b^/^-
c^ Tibiis anticis curvalis, dente medio aculissimo ar-
matis, ante apicem profunde excisis.
Patria: Java.
17. E. sybarita. Oblongus, niger, nitidus, elytris
cyanescentibus , maculis duabus aurantiacis, anteriore trans-
verso, posteriore rotundalo. Long. lin. 5 — 6.
cT Tibiis anticis dente medio acutissimo armatis, ante
apicem profunde excisis.
Patria: Singapore.
18. E. bipunctatus. Oblongo-ovalus, niger, niti-
dus, elytris albidis, basi, sutura, margine externe maculisque
duabus mediis, transverse disposilis nigris. Long. lin. 4V2.
cj^ Tibiis anticis dente medio tenui, distante: abdomi-
nis segmento ultimo triangulariter exciso.
Eumorphus bipunctatus Perty, Observat. in Coleopt. Ind.
Orient, p. 42.
Eumorphus am6u5/us de Haan, Dejean Catal. 2. ed. p. 438.
Palria: Java.
19. E. as Samens is. Oblonge -ovatus, niger, sub-
nitidus , thorace lato , longitudinaliter sulcato , elytris hume-
ris carinatis, supra disperse punctulalis, maculis duabus trans-
versis, calloso-elevatis flavis. Long. lin. 4.
(^ Tibiis anticis dente medio acute armatis, ante api-
cem carinatis.
Patria: Assam.
20. E. s.ubguttatus. Oblonge -ovatus, niger, opa-
cus, thorace angusto , basi sulcato , elytris carina humerali
elevala , guttis duabus subrotundis flavis , callosis. Long,
lin. 32/3.
Eumorphus subguttalus * de Haan i. lit.
Patria: Java^ Singapore.
21. E. carina tu s. Oblongo-evatus, rufus, fere opa-
cus, antennis , tibiis elytrerumque vitla lata nigricanlibus:
thorace ante medium angulato- dilatalo, basi apiceque atte-
230 Gerstaecker:
nualo, disco subsulcato: elylris carina humerali alte elevata,
maculis duabus aureo - flavis , anteriore obliqua , posteriore
rotundata. Long*, lin. SVs-
Eumorphus guttatus * de Haan i. lit,
Palria: Java.
22. E. coloratus. Oblonge - ovatus , rufiis, opacus,
antennis basi excepla, tibiis elytrorumque vitla lata nigrican-
libus: thorace lateribus leviler rotundato, disco vix sulcato,
elytris carina humerali obsoleta, maculis duabus aurantiacis,
anteriore transversa, posteriore rotundata. Long. lin. 373.
var. a. Thoracis elytrorumque disco nee non femo-
, rum basi nigricantibus.
Patria: Java.
6. Pedanus n. g.
Eumorphus Dejean.
_ Prosternum angustum^ apice rotundatum,
Mandibulae obtusae, late rotundatae,
Palpi labiales artictdo ultimo iransverso.
Femora simplicia.
Diese Gattung umfasst einige kleine Ostindische Arten
von flachgewölbtem Körper, kleinem quadratischen Halsschiide
mit schwach hervortretenden und daher den Kopf kaum ein-
schliessenden Vorderecken und massig- entwickelten Beinen,
welche sich durch die Bildung der Mandibeln von allen übri-
gen Eumorphiden -GaKungen sehr auffällig unterscheiden.
Dieselben endigen nämlich nicht in eine dünne, nach innen
gerichtete Spitze, sondern sind sehr kurz und am vorderen
Ende abgestumpft und breit abgerundet ; ihr Aussenrand ist
an der Basis stark verdickt, flacht sich jedoch nach vorn
allmählig ab, so dass er am Ende schneidend scharf er-
scheint. — Geschlechtsunterschiede zeigen sich an den Mit-
telschienen, welche beim Männchen gezähnt sind.
Die drei aufgeführten Arten sind neu:
1. P. quadrilunatus. Nigro-piceus, punctatus, sub-
nitidus, thorace transverse quadrato, elylris subtiliter puncta-
Vers, einer syst. Auseinanders. d. Galt. Eumorphus u. Endoinychus. 231
lis, cyaneis, maculis duabus flavi's: antennanim clava angu-
sta. Long. lin. 2V2— SVj.
cT Tibiis mediis in(us denle parvo armatis, abdoininis
segmento ultimo apice emarginato.
Patria : Pulo Penang.
2. P. affinis. Nigro- piceus :, punctatus , subnitidus,
Ihorace basi apiceque dilatato, elytris crebre fortiterque pun-
ctatis, viridi-cyaneis, maculis duabus magnis aurantiacis: an-
tennarum clava latiore. Long. lin. 3V,.
Patria: Borneo.
3. P. Westermanni. Nigro-piceus, punctatus, sub-
nitidus, elytris cyanescentibus^ fasciis duabus abbreviatis, fle-
xuosis aurantiacis, anteriore humerum includente. Long. lin. Sy,.
c^ Tibiis mediis intus dente parvo armatis, abdominis
segmento ultimo apice emarginato.
Eumorphus Westermanni^ Dejean Catal. 2. ed. p. 438.
Patria: Java.
Vielleicht gehört dieser Gattung ebenfalls eine mir un-
bekannte Art: Eumorphus Schneider i Schönherr, Sy-
nonym. Insect. H. p. 329. no. 4 an.
7, Dioedes n. g.
Aploscelis (Chevr.) Dejean. — Eumorphus Klug.
Prost er num angustüm^ tnmcatmn, coxas retrorsum
non Slip er ans.
Mandibulae intus unidentatae, apice integro.
Palpi labiales ai^ticulo ultimo transversa,
Femara suhclavata, compressa.
Eine auf Madagascar beschrankte, bis jetzt nur zwei
Arten umfassende Galtung, bei der das Prosternum nicht nach
hinten über die Vorderhüften hinaus verlängert, sondern zwi-
schen diesen abgestutzt ist; es legt sich daher auch nur ge-
gen den Vorderrand des Mesosternum an und nicht, wie sonst,
auf dasselbe auf. Die Bildung der Mandibeln ist ähnlich wie
bei Engonius; sie haben nämlich einen Zahn am Innenrande,
welcher der senkrecht abgestutzten Spitze nahe gerückt ist.
232 Gerstaecker:
Die Beine sind ziemlich langgestreckt , die Schenkel gegen
die Spitze verdickt, aber dabei zusammengedrückt. — Ge-
schlechtsunterschiede zeigen die Vorderschienen, welche beim
Männchen entweder mit einem kurzen Haken an der Spitze
besetzt oder winklig erweitert sind.
1. D. atratus. Niger, subnitidus , thoracis angulis
anticis acutis , elylris concoloribus, subtiliter coriaceis. Long,
ling. 5 — 6.
(^ Elytris retrorsum dilatalis, depressis, laleribus ob-
tuse carinatis , tibiis Omnibus elongatis, anticis
unco terminali lato, truncato, posterioribus curvatis.
$ Elytris convexis, acuminalo-ovatis , tibiis omnibus
simplicibus.
Eumorphus atratus^ Klu?» Coleopt. v. Madagascar p. 126.
no.210. Taf. V. fig.l2. ($)
Patria : Madagascar.
2. D. columbinus. Oblongo-ovalus, niger, sub-
nitidus , thoracis angulis anticis obtusis, elylris violaceis vel
aurichalceis. Long. lin. öVj.
^ Tibiis anticis ante apicem angulato-dilatatis, poste-
rioribus leviter arcuatis.
Patria: Madagascar.
S. Encymon n. g.
Prosternum inter coxas lineare.
Mandibulae breves, intus unidentatae, apice acu^
tissimae.
Palpi labiales articulo ultimo latissimo.
Palpi maxillares articulo ultimo late truncato.
Femara gracilia.
Die Vorderhuften sind in dieser Gattung so dicht an-
einander gerückt , dass das Prosternum zwischen ihnen nur
als feine scharfe Leiste sichtbar ist , welche überdem noch
tief zwischen den Hüften eingesenkt liegt; nach hinten er-
weitert es sich wieder in Form eines Dreiecks, ist aber in
gleicher Linie mit den Hüften quer abgestutzt und legt sich
Vers, einer syst. Auseinanders. d. Gatt. Eumorphus u. Endomychus. 233
also nicht dem Mesosternum auf. Hierin liegt auch die ein-
zige Uebereinslimmung mit der vorigen Gattung, von der die
vorliegende liabituell sehr abweicht; durch die eigenthümli-
che Form des Halsschildes reiht sie sich an Pedanus, durch
den verkürzten, hochgevvölbten Hinterkörper an Corynomalus
an. Die Mandibeln fallen durch ihre Kürze und Breite auf
und dadurch dass die Spitze nicht gestutzt, sondern wie die
Spitze eines Messers fein zugeschlifTen ist. An den Lippen-
tastern ist das Endglied von ganz besonderer Breite, fast dop-
pelt so breit als das vorhergehende, welches selbst schon
stark in die Quere gezogen ist ; das Endglied der Kieferta-
ster ist breit abgestutzt und von gleicher Länge mit den bei-
den vorhergehenden. — Die Gattung ist auf eine einzelne
Ostindische Art gegründet.
1. E. violaceus. Niger, subtus nitidus, thorace
opaco, deplanalo , basin versus angustato, ante medium ro-
tundato-ampliato , apice utrinque lobato , elylris hemisphaeri-
cis, laete violaceis, nitidis , confertim at obsolete punctatis.
Long. lin. 32/3.
Palria : Sumatra.
9« Cymbachns n. g.
Prosternum inter coxas abbreviatum, furcatum.
Mandibulae angustae , intus unidentatae , apice
elongato, integro.
Palpi labiales articulo ultimo ovato.
Palpi maxillares articulo ultimo elongato, subulato,
Pedes breviusculi.
Durch die angegebenen ChaYaktere unterscheidet sich
diese Gattung sehr auffallend von allen vorhergehenden; be-
sonders ist es das längliche, eiförmige, nur an der Spitze
leicht abgestutzte Endglied der Lippentaster, in welchem ein
diametraler Gegensatz zu der bisherigen Bildung dieses Thei-
les bemerkbar ist. Das Prosternum ist in ähnlicher Weise
wie bei Dioedes zwischen den Hüften abgekürzt, aber nicht
wie dort gerade abgestutzt , sondern tief eingeschnitten und
234 Gerstaecker: ^
daher gabelförmio-. Die Körperform ist sehr gedrungen und
kurz, das Halsschild quer, herabgebogen, die Flügeldecken
von herzförmigem Umrisse, bucklig gewölbt. — Geschlechts-
unterschiede zeigen sich bei der einzigen bekannten Art an
den Trochanteren der Vorderbeine und am Hinterleibe.
1. C. pulchellus. Subglobosus, niger, supra coe-
ruleo-micans, elytris tectaceis, basi, sulura, margine laterali,
apice punctoque medio cyaneis. Long. lin. '6.
(^ Trochanteribus anticis breviter mucronatis, abdo-
minis segmento primo profunde triangulariter im-
presso.
Patria: Java.
1.0* Corynonnalns Dejean.
Amphix Castelnau.
Frosternum inter coxas abbreviatunij apice emar-
ginatum.
Mandibulae intus unidentatae, apice integro.
Palpi labiales articulo ultimo cylindri'co , late
truncato.
Palpi maxillares articulo ultimo subulato.
Femora compressa.
Die Eumorphiden der neuen Welt, welche unter dieser
Gattung vereinigt sind , zeichnen sich äusserlich durch kur-
zen, gedrungenen, mehr oder weniger hoch gewölbten Kör-
per aus. Der Thorax ist durchweg belräciitlich schmaler als
die Basis der Flögeldecken und stark herabgeneigt, ein Um-
stand , der durch die Bildung des Frosternum hervorgerufen
wird; dieses ist nämlich verkürzt, zwischen den Hüften en-
digend und an der Spitze ausgerandet; seiner Ausrandung
entspricht das in eine kurze Spitze ausgezogene Mesoster-
num, an welches es sich anlegt. Von den Mundtheilen sind
besonders die Lippentaster charakteristisch, deren Endglied
nicht quergezogen, sondern fast ebenso breit als lang, fast
cylindrisch mit breit abgestutzter Spitze erscheint. An l^c\\
Kiefertastern ist das letzte Glied länglich, gegen die Spitze
Vers, einer syst. Auseinanders. d. Gatt. Eumorphus u. Endomychus. 235
hin pfriemlörmig verdünnt. Die Mandibeln haben einen Zahn
am Innenrande , welcher der Spitze, die nicht gespalten ist,
nahe gerückt ist. Die Beine sind massig lang, einfach, die
Schenkel etwas zusammengedrückt. — Geschlechtsiinterschiede
finden sich an den iMiltelschienen, welche beim Männchen vor
der Spitze am Innenrande ausgeschnitten sind.
Die Artea sind zum Theil vielfachen Abänderungen in
Farbe und Zeichnung unterworfen und die Synonymie der
bereits beschriebenen daher in grosser Verwirrung; eine na-
turgemässe Gruppirung derselben ist folgende :
A. Flügeldeclien gleich von der Basis aus hoch l^uglig ge-
wölbt, seillich hinter den Schultern bauchig erweitert
und daher den Seitenrand von oben her überragend; ihre
Oberfläche mit abgekürzten Punktreihen , im Uebri-
gen glatt.
1. C. rufipennis. Subglobosus^ niger, nitidus, gla-
ber, thoracis disco polito, elytris rufis , punctorum seriebus
tribus abbreviatis : tarsis basi ferrugineis. Long. lin. 4 — A^I^,
Patria : Nova Granada.
2. C. femoral is. Subglobosus, subtus niger, supra
metallicus, nitidus, antennarum basi , femoribus, tarsis abdo-
mineque rufo-ferrugineis : elytris punctorum seriebus quinque.
Long. lin. 3 — 3V3.
Corynomalus femoralis* Dejean i. lit,
Patria: Bogota.
B. Flügeldecken vorn und hinten schräg abfallend, der Sei.
tenrand in seiner ganzen Ausdehnung von oben her
sichtbar ; ihre Überfläche dicht und unregelmässig punktirt.
3. C. marginatus. Ferrugineus, antennis basi ex-
cepta fuscis, clava nigra, elytris fortiter rugoso -punctatis,
nigro-viridibus vel cyaneis, vix nitidis, margine omni sutura-
que ferrugineis. Long.Jin. 4.
Erotylns marginatus Fabr. Entom. syst, suppl. p. 101.
no. 18—19.
Aegilhus marginatus Fabr. Syst. Eleuth. II. p. 10. no. 2.
Eumorphus limbatus Oliv. Entom. VI. p. 1066. no. 4. pl. I.
fig. 4.
Ampkix binotatus de Castelnau, Hist. nat. d. Ins. Coleopt.
II. p. 522.
' Patria: Guyana.
236 - Gerstaecker:
4. C. ferrugineus. Totus ferrugineiis , anlonnis
basi excepta nigris: Ihorace opaco, angulis poslicis fere acutis,
elylris vix nitidis , crebre fortiterque rugoso-punclatis. Long,
lin. 4.
Patria: America meridionalis.
5. C. discoideus. Rufo- ferrugineus, anlennarum
clava nigra , elytris crebre punctalis , viridibus, nitidissluds,
margine externo testaceo. Long. lin. 32/3 — 4.
"^ Aegilhus discoideus Fabr. Syst. Eleuth. IL p. 10. no. 4.
var. a. Corpore sublus, capite , Ihorace, scutello,
elytrorum margine pedibusque pallide teslaceis, an-
tcnnis basi excepta infuscalis.
Patria: Guyana, Brasilia septemtrionalis.
6. C. aurichalceus. Rufo-ferrugineus, antennarum
clava nigra, elytris metallico-micantibus , nitidissimis, crebre
punctatis, margine externo testaceo. Long. lin. Sy^ — 373.
Patria: Brasilia interior.
7. C. apicalis. Rufo-ferrugineus, antennis basi ex-
cepta nigris , thorace angusto , angulis posticis fere rectis,
elytris cordatis, crebre subtiliterque punctatis, lucidis, viola-
ceis, margine apicali flavo. Long. lin. 32/3.
Patria: America meridionalis.
8. C. speciosus. Laete ferrugineus, nitidus, anten-
nis apicem versus infuscatis, clava nigra, elytris fortiter pun-
ctatis , macula discoidali magna communi, medio utrinque
profunde excisa, violacea. Long. lin. Syj.
Patria : America meridionalis.
9. C. laevigatus. Laete ferrugineus, laevigalus,
nitidus, antennis pedibusque nigris: thorace transverso, an-
gulis poslicis fere rectis , elytris disperse punctatis. Long,
lin. 373.
Patria : America meridionalis.
10. C. q ua d rim acula tus. Ferrugineus, fere opacus,
antennis basi excepta elytrorumque maculis duabus magnis
fusco-nigris, his cyaneo-micantibus. Long. lin. Sy^.
Corynomalus quadrlma culnlvs * Erichson , Schomburgk's
Reisen in British Guyana III. p. 579«
Palria : Guyana.
Vers, einer syst. Auseinanderg. d. Gatt. Eumorphus u. Endomychus. 237
11. C. tarsatus. Niger, subnitidus , elylris crebre
punctalis, viridescentibus, anlennis apice tarsisque laete ferru-
gineis. Long-, üii. Syj.
Corynomalus tarsatus* Erichson, Conspect. Ins. Coleopt.
Peruan. p. 181. no. 1.
Patria: Peru.
12. C. subcordatus. Rufo-brunneus, fere opacus,
antennis basi excepta tibiisque nigris, elytris fuscis, subtili-
ter coriaceis^ crebre punctalis. Long, lin, Sy^ — Sy^^.
Evmorphus cinctus var. 6. * Hoffmannsegg in Wiedemann,
Zoolog. Magaz. I. 2. p. 74.
var. a. Elytris viridi vel violaceo-micanlibus.
var. b. Thorace, capile, antennarum basi femoribus-
que dilute ferrugineis.
Eumorphus cinctus var. 5. * Hoffmannsegg 1. c.
var. c. Tolus rufo-ferrugineus, antennis basi excepta
tibiisque nigris.
Eumorphus cinctus var. 7. * Hoffmannsegg 1. c.
Patria : Parä Brasiliae.
13. C. in terruptus. Rufus, subnitidus , pedibus con-
coloribus, antennis basi excepta infuscatis , elytris disperse
punctatis, nigris, margine onnni, sutura fasciaque media fer-
rugineis. Long. lin. 3 — 374.
Eumorphus cinctus var. i. * Hoffmannsegg 1. c.
var. a. Fascia elytrorum suturam versus interrupta.
Eumorphus cinctus Oliv. Entom. VI. p. 1067. no. 5. pl.I.
fig. 5.
var. b. Fascia elytrorum extrorsum abbreviata.
Eumorphus cinctus var. 3. * Hoffmannsegg 1. c.
var. c. Fascia elytrorum extrorsum abbreviata , an-
tennis rufis, clava nigra.
var. d. Elytris fascia nulla, antennis rufis , clava
nigra.
Eumorphus cinctus var. 4. * Hoffmannsegg 1. c.
(?) Chrysomela vestita\oet.f ed. Panzer IV. p. 105. no. 15.
Tab. XLVI. fig. 15.
Corynomalus marginellus Dejean Catal. 2. ed. p. 439.
Patria: ßahia et Parä ßrasiliae.
14. C. cinctus. Thorace ferruginco maculis duabus
238 Gerstaecker:
nigris, elyfrorum margine, sutura fasciaque media nee non
antennarum arliculis duobus primis rufis , libiis , basi nigris.
Long. lin. 22/3—32/3.
Aegühus cinclus Fabr. Syst. Eleuth. II. p. 10. no. 3.
Eumorphus cruciger Latreille, Recueil d'observat. p. 355.
no. 46. pl. XXII. fig. 11.
Eumorphus cinctus var. 2. * HofFmannsegg 1. c.
var. a. Elylris fascia transversa nulla, sutura nigra,
var. b. Elytris fascia altera ante apicem dentata,
ferruginea.
var. c. Elytris fasciis duabus strigisque duabus lon-
gitudinalibus ferrugineis.
var. d. Elytris ut in var. c, at striga interna basin
versus maculatim dilatata.
var. e. Elytris ferrugineis, maculis 3. 3. 1. nigris.
Patria: Columbia.
C. Flügeldecken sehr flach gewölbt, länger gestreckt, fast
eiförmig; deutliche Geschlechtsunterschiede am Hin-
terleibe.
15. C. dentalus. Rufo-ferrugineus, nitidus, anten-
narum arliculis octo ultimis, thoracis maculis duabus quadra-
tis scutello elytrisque nigris : bis forliter punctatis, aeneo-mi-
cantibus, margine omni fasciisque tribus dentatis ferrugineis.
Long. lin. 31/3—4.
c^ Tibiis posterioribus elongatis, curvatis, mediis ante
apicem late excisis : abdomine carina media acuta,
segmento quinto utrinque tuberculalo.
var. a. Elytris testaceis, maculis Septem nigris.
Erolylus dentatus Fabr. Syst. Elt^uth. II. p. 7. no. 23. —
Lacordaire, Monogr. d. Erotyliens. p. 516. no. 3.
Corynomalus panlherimis * Dejean i. lit.
Corynotnalus coccinelloides Hope i. lit.
Patria: Columbia.
16. C. perforatus. Rufo-brunneus^ subnilidus, an-
tennis basi excepta, thoracis maculis duabus sculelioque ni-
gris, elylris fortiler cribralo-punctaliS;, cyaneis , margine ex-
terno fasciaque media rufis. Long. lin. 3y2.
(/ Tibiis mediis intus emarginatis, abdominis segmento
Vers, einer syst. Auseinanders; d. Gatt. Eumorphus u. Eudomychus. 239
primo breviter carinato, ultimo impressione cruci-
formi notato.
Corynomalus Leprieuri * Buquet i. lit.
Patria : Cayenna.
Tribus Endomychini.
Antennariim articulus tertius haud elonga-
lus (i. e. quarto non long-ior). Mandibulae intus
non dentatae. MaxiUarum lamina externa tota
Cornea, hauH elongata. Ligula angusta, apice
rotundata. Palpi labiales articulo ultimo ovato.
Die vier dieser Gruppe angehörigen Galtungen zeigen
^vvar in der äusseren Körperform wenig Uebereinslimmendes,
werden aber durch die Bildung der Unterlippe , an welcher
die Zunge länger als breit und an der Spitze abgerundet er-
scheint, eng mit einander verbunden. Hierzu kommt die allen
gemeinsame Forui der äusseren Maxillarlade, welche die innere
an Länge kaum übertrifft, vorn abgerundet ist und nicht wie
bei den Eumorphiden in eine häutige Fahne endigt, sondern
durchweg eine hornige Beschaffenheit zeigt. — Eine analyti-
sche Tabelle der Gattungen ist folgende:
I. Prosternutn dilatatum, mesosterno parum an-
guslius.
1) Corpus oblongum, antennarum clava la-
tissima, compressa, mandibulae apice fisso. £ucteanus.
2) Corpus hemisphaericum, antennae articulis
tribus ultimis vix incrassatis , oblongis:
mandibulae apice oblique truncatae . . Meilichius.
II. Prosternum mesosterno hiulto angustius.
3) Prosternum carinatum , retrorsum sensim
dilatatum, antennae breves, clava longis-
sima: corpus heaiisphaericum . . . . Panomoea.
4) Prosternum planum, spatuliforme, anten-
nae elongatae, clava niediocri : corpus
ovatum, leviter convexum Endomychus.
240 Gerstaecker:
].• Eucteaniis n. g.
Prosternum latum, apice rotundatum, coxas retror-
sum superans.
Antennae elongatae , clava compressa , dilatata,
articulo ultimo fere securiformL
Palpi articulo ultimo täte truncato.
Mandibulae apice ßssae.
Pedes elongati, graciles.
Eine sehr ausgezeichnete Form vom Himalaya, welche
nicht nur durch die Körperform , sondern auch ganz beson-
ders durch die flachgedrückte und blattartig ausgebreitete
Fühlerkeule, so wie durch die langen und schlanken Beine
lebhaft an einige Eumorphiden-Gatlungen erinnert, jedoch in
der Bildung der Mundtheile sich von ihnen entfernt. An den
Fühlern sind alle Glieder länglich, das dritte und vierte gleich
lang, doppelt so lang als das zweite , das fünfte bis achte
allmählig an Länge abnehmend; die drei Glieder der Keule
nehmen an Breite zu , das letzte ist aussen stark gerundet,
innen stumpfwinklig erweitert. — Geschlechtsunterschiede
fehlen an den Beinen gänzlich, dagegen bietet solche die
Hinterleibsfläche dar.
Die einzige bekannte Art ist:
1. E. coelestinus. Coeruleus, crebre punctatus,
fere opacus, elytris maculis duabus magnis aureo-flavis, infra
cum pedibus antennisque obscure cyaneus. Long. lin. 5 — öVs«
(/ Abdomine longitudinaliter bicarinato, segmento
quinto profunde exciso.
Patria : Himalaya.
dt Meilicliius n. g.
Prosternum latissimum , apice lemter rotundatum.
Antennae vix clavatae, articulis duohus basalibus
abbreviatis.
Mandibulae angustae, apice oblique truncatae.
Palpi maxillares articulo ultimo breviter ovato,
Palpi labiales articulo ultimo subulato.
Pedes breviusculi.
Vers. einer syst. Auseinanders. d. Gatt. Eumorphus u. Endomychus. 241
Die Galtung erinnert im äusseren an Corynomalus, von
der sie sich aber sogleich durch das kurze Fühlerglied un-
terscheidet. Das Prosternum ist hier fast so breit als lang
und die Vorderhüflen daher weit auseinanderstehend; mit sei-
nem Hinlerrand, der leicht gerundet ist, legt es sich an das
Mesosternum an , das in entsprechender Weise ausgerandel
erscheint. Die Zunge ist länger als breit, nach vorn all-
mählich erweitert, an der Spitze stark gerundet; die Mandi-
beln verlängert, schmal, am Ende schief abgestutzt; das End-
glied der Kiefertaster verkürzt, stumpf eiförmig, das der Lip-
pentaster länglicher, pfriemförmig verdünnt, leicht abgestutzt.
— • Geschlechtsunlerschiede sind an der einzigen Art bis jetzt
nicht bemerkbar.
1. M. n igri.col lis. Hemisphaericus , glaber, nitidus,
rufus, antennis apice excepto, thorace, pectoris lateribus pe-
dibusque nigris : thorace elytrisque crebre at obsolete pun-
ctatis, antennarum articulo apicali tarsorumque duobus primis
testaceis. Long. lin. 2.
Palria: Pulo Penang.
3. Pänomoea n. g.
~ Prosternum carinatum, apice rotundatum.
Antennae breves clava lotiyissima, articuUs prae-
cedentibus longituditie aequali.
Mandibutae breves, apice acutissimae.
- Palpi articulo ultimo truncato.
Corpus coccinelliforme.
Die Art, aufweiche diese Gattung gegründet ist, hat
durchaus das Ansehen einer Coccinella und zwar um so mehr,
als auch die Fühler in ihrer Länge weit hinter denen der
übrigen Endomychiden zurückbleiben. An denselben ist das
erste Glied länglich, verdickt, die folgenden bis zum achten
sehr kurz und dicht aneinander gedrängt, die Keule langge-
zogen, von der Länge der vorhergehenden Glieder zusam-
mengenommen. Die Mandibeln sind breit und kurz , innen
lief ausgeschnitten, am Ende scharf zugespitzt. Das Endglied
Archiv f. Naturgescb. XXIJI. Jabrg i. 2d. It)
242 Gerstaecker:
beider Palpen ist abgestutzt. — Geschlechtsunterschiede sind
äusserlich nicht bemerkbar.
1. P. coccinellina. Hemisphaerica , rufo - ferrugi-
nea, glabra, niÜda, antennaruin clava elylrorumque maculis
Septem nigris. Long. lin. 3 — 3%.
Patria : Ins. Philippinae.
4« Endoiiiychus Paykull.
Chrysomela Linne. — Galleruca Fabricius.
Prosternum spatuUforme, deplanatum.
Antennae elongatae, articiilis tribus iiltimis dilatatis.
Mandibulae apice bifidae.
Ligula rotundata, leviter sinuata.
Palpi maxillares articulo ultimo oblique truncato.
Von den vier bis jetzt bekannten Arten dieser Gattung
gehören zwei Europa , eine dem westlichen Asien und die
vierte Nord-Amerika an ; sie stimmen in Form, Grösse und
Färbung sehr mit einander überein. Aeussere Geschlechts-
unterschiede scheinen bei ihnen nicht vorhanden zu sein.
A. Querfurche der Basis des Halsschildes vom Hinterrande
entfernt, dieser hinter derselben schräg aufsteigend.
1. E. coccineus. Laete coccineus, capite, antennis,
Ihoracis disco , scutello , elytrorum maculis duabus, pectore
pedibusque nigris. Long. lin. 12/3 — 2V2-
var. a. Corpore dilute rufo vel testaceo, pectoris la-
teribus pedibusque piceis.
var. b. Thorace unicolore, rufo.
£ndomi/cÄM5coccincws Paykull, Faun.Suec. IL p. 112. no. 1.
Chrysomela coccinea Linne, Syst. Nat. IL p. 592.
Patria : Europa.
2. E. thoracicus. Laete coccineus, capite, anten-
nis^ thorace, scutello, elytrorum maculis duabus magnis , pe-
ctoris lateribus pedibusque nigris. Long. lin. ^y^ — 3.
var. a. Thoracis margine antico rufo-piceo.
Endomyehus thoracicus KoUar i. lit. — Charpentier, Ho«
Vers, einer syst. Auseinanders. d. Galt. Eumorphus u. Endomychus. 243
rae entomol. p. 245. — Germar, Faun. Insect. Europ.
XX. tab. 13. — Küster, Käfer Europa's IV. no. 100.
Palria : Hungaria, Transsylvania.
3. E. armen iacus. Thorace deplanalo, dilute rufus,
antennis basi excepta elytrorumque maculis duabus nigris.
Long. lin. 2 — 3.
Endomychtis armeniacus Motschulsky, Nouv. Mem. de la
soc. imp. d. natural. deMoscoulV- p. 321. no. 17. Tab.
XI. fig. K.
Endomychus Scovitzii Faldermann, ibidem V. p. 411. Tab.
XX. fig. 8.
Palria: Armenia, Georgia.
B. Querfurche der Basis des Halsschildes unmittelbar am
Hinterrande verlaufend.
4. E. bigutlalus. Rufus, capitc, anlennis, Ihorace,
scutello , elytrorum maculis duabus , anleriore minuto, pedi-
busque nigris. Long. lin. \% — 2.
Endomychus bigultalus Say, Journal of the acad. of nat.
scienc. of Philadelphia IV. p. 96. — Le Conte, Proceed.
of the acad. of nat. scienc. of Philadelphia VI. p. 359
no, 1.
Patria: America seplemtrionalis.
lieber. Urzlehiiing' nefi Distotna ecliliiatum
durch Fütterung*.
Von
Ur. H« A* Pag-eii§teclier9
Docenten in Heidelberg.
Die bisher bekannt gemachten Versuche, aus bestimm-
ten unreifen Formen reife Distomen bis zu vollendeter ge-
schlechtlicher Entwickelung zu erziehen, sind wohl sämmt-
lich — diejenigen , welche ich in meiner Arbeit über Tre-
matoden miltheilte , nicht ausgenorrffnen — • nicht als in der
Weise gelungen und zuverlässig zu betrachten, wie wir dies
einer grösseren Reihe von Experimenten zur Erziehung von
Cestoden zugestehen müssen. Ich säume deshalb nicht, das
Gelingen eines Versuches mitzutheilen , welcher einerseits
ganz zum Muslerversuche bei der Demonstration geeignet ist,
andererseits aber auch eine vielleicht nur wenig schwierige
Gelegenheit bietet, weiterhin auch die Entwickelung der Em-
bryonen zu Ammen und somit die ganze Lebensgeschichte
der Art zu verfolgen.
Wie ich in der oben genannten Schrift bereits mit-
theilte, halte ich ebensowenig, wie La Valette bei seinen
Versuchen an Fringilla, in Anas ßoschas domestica aus der
als Disloma echiniferum Paludinae bezeichneten Trematoden-
cyste ein reifes Thier erziehen können. Ja ich war unglück-
lich genug, nicht einmal die Cysten ausfallen zu sehen. Und
doch konnte ich mich nach Verffleichunof der vorhandenen
Beschreibungen des Disloma echinatuin nicht des Gedankens
entschlagen, es müsse dieses als reife Form zu jener Cyste
Pagenstecher: Ueber Erziehung des Distoma echinatum etc. 245
gehören , und das von mir gewählte Versuchsthier für die
Entwickelung der betreffenden Parasiten weit mehr sich
eignen , als die Finken und Sperlinge (bei denen dasselbe
auch nach längerem Aufenthalte niemals zur Geschlechtsreife
gelangt). Da ich indessen nicht wohl annehmen durfte, dass
der Gesundheitszustand der Versuchsenle , welche an der
Theilung der Trachea ein Geschwür hatte und wenig Nahrung
erhielt, das Misslingen verschuldet habe , so blieben mir zur
Erklärung des früheren negativen Resultates zwei andere Hy-
pothesen: die eine, dass nicht die Cyste aus Paludina, son-
dern die sehr ähnliche kleinere aus Anodonta die geeignete
sei; die andere, dass in jener Jahreszeit, nach vorausgegan-
genem Froste, bei Nahrungsmangel der VVohnthiere, die Disto-
macysten ihre Vitalität eingebüsst gehabt hätten.
Als ich am Ausgange des Winters, bei reichlichem En-
tenfange, helminthologische Nachforschungen anstellte, traf ich
bei einem Exemplare von Anas ßoschas fera in der That
erwachsene , ausgezeichnet grosse Exemplare von Distoma
echinatum , und die Untersuchung befestigte in mir die alte
Vermuthung, das gereifte Distoma echiniferum hierin wieder zu
finden. Es gelang mir damals nicht, wilde Enten lebend zu
erhalten, wie ich es zur Anstellung des Versuches wünschte,
und ich beschloss durch eine den Gewohnheiten der wilden
Ente entsprechende Nahrung bei zahmen Enten die Verschie-
denheit auszugleichen, die allein in Betracht kommen konnte.
Zuvor suchte ich noch über einige Fragen in's Klare
zu kommen, welche die unreife Form betrafen und über Diffe-
renzen , die zwischen mir und den anderen Forschern be-
standen. Ausser in den traubigen Conglomeraten am Her-
zen der Paludina fand ich jetzt auch zahlreiche Exemplare
zerstreut in den verschiedenen Organen dieser Schnecke;
ebenso fand ich einzelne bei Limnaeus stagnalis und häuGger
bei Pianorbis corneus. Ich kann nicht umhin, auch jetzt
noch anzunehmen , dass in den meisten Fällen hier eine
Einwanderung stattgefunden hat behufs der Encystirung. Bei
dieser herrscht eine grössere Freiheit für die Wahl des
Vyohnthiers , als sonst auf irgend einer Entvvickelungsslufe,
wie ich denn jetzt z. B. auch Cysten von Cercaria ornata in
Hydrachna concliarum, so wie Tetrakolylecyslen in eine feste
246 Pagenstecher:
Hülle eingeschlossen nicht nur in verschiedenen Mollusken,
sondern auch in den Halsmuskeln der wilden Ente und in
den Darmhäuten von Leuciscus dobula und Cyprinus Carpio
gefunden habe. Dennoch glaube ich mit Philipp! und La
Valette annehmen zu dürfen, dass in derThat die Ammen-
bildung und die Produktion der Cerkarien auch in der Palu-
dina vivipara stattfindet, aber in weit weniger Exemplaren,
deren Fruchtbarkeit ausreicht, weit und breit Alles mit Cy-
sten zu versorgen.
Als ich nämlich Anfangs April wieder etwa 300 Palu-
dinen öffnete, welche im März gefangen waren , halten einige
gar keine Cysten, die meisten nur wenige, nur einzelne etwa
die Zahl , welche ich im Herbst und Winter zu finden ge-
wohnt gewesen war. In einer einzigen glaube ich die Am-
menform gefunden zu haben, obwohl die grosse Aehnlichkeit
der Ammen und Cerkarien mit Cercaria magna mich anfangs
zweifelhaft machen kpnnte. Es lagen die jüngeren Formen
zwischen Tausenden von mehr und weniger gereiften Cy-
sten, Als jüngste Formen erschienen kugelförmige Haufen,
in denen auffallender Weise eine sehr lebhafte, wimmelnde
Molekularbewegung, ähnlich der der Spermatozoen, stattfand.
Von diesen Formen an fanden sich alle die gewohnten Zwi-
schenformen in Grösse und Entwickelung bis zur vollendeten,
sackförmigen Redie mit gelbbraunem Darme. Aus dieser
traten die Cefkarien, unter denen die reifsten am meisten
vorn lagen, bestimmt durch eine besondere seitliche OefFnung
nahe dem Vorderende aus. Sie haben nie einen Mundstachel,
lassen aber zuweilen schon bei der Geburt den Beginn des
Stachelkragens erkennen. Der Bauchnapf prominirt stark,
der Darm ist abgetheilt, dunkler als in der Cyste, die Kör-
persubstanz von bräunlichen Zellen mit dunklem Contour ge^
bildet. Der Schweif ist von einem hellen Saume eingefasst.
Bei den frisch encystirten Thieren erkennt man anfangs die
gleiche Färbung des Darms und der Körpersubstanz. Lang-
sam jedoch wird die Färbung blasser und gleichmässiger, die
Darmäste werden unsichtbar, dagegen füllen sich die Ge-
fässe mit den scharfkontourirten , stark lichtbrechenden Ex-
krementkörnchen. Als Vorbereitung zur Encystirung wurde
eine Einrollung bemerkt.
Ueber Erziehung des Distoma echinatum durch Fütterung. 247
Im Juli stellte sich das Verhältniss der Encystirung ganz
anders. Von allen Paludinen , welche ich untersuchte, etwa
160 an der Zahl, war auch nicht eine, die nicht mit Disloma
echiniferum inficirt gewesen wäre , alle besassen wenigstens
die traubigen Conglomerate am Herzen. Jelzt sowohl, als
im April wurden die deutlichen Beweise des Lebens an vie-
len der eingeschlossenen Thiere erkannt. Alle die Trauben
wurden von den Herzen der Schnecken abgelöst und der
ganze Vorrath von Cysten, zu schätzen auf 8000 — 10000 Stück
an zwei junge, kräftige zahme Enten am 6ten und 9ten Juli
verfüttert. Bis zum 24sten Juli wurden die Enten mit ge-
mischter Nahrung gefüttert , welche jedoch , so weit sie aus
ungekochten Thieren bestand, helminthologischer Durchsu-
chung unterworfen gewesen war.
Bei der bedeutenden Anzahl von Distoma echinatum,
welche sich im Darme beider Thiere ohne Mühe fand, wurde
nicht speciell genug der ganze Darminhalt durchforscht und
es lässt sich annehmen, dass besonders bei dem erstun-
tersuchten Thiere eine grössere Zahl Distomen ungezählt
blieb. Dennoch gewann ich aus diesem über fünfzig , aus
dem anderen Thiere an 200 geschlechtlich vollkommen ent-
wickelte Distomen. Die beiden Enten waren dabei in ganz
gutem Zustande, wie ja diese Thiere auch ohne besonderen
Nachtheil Tausende von Echinorhynchen mit sich tragen
können.
Die Distomen waren in der Färbung dem Speisebrei
im Dünndarme gleich , aber ein der Anhäufung der reifen
Eier entsprechendes bräunliches Pünktchen Hess sie leicht
finden. Bei geringerer Reife mögen sie ohne gehörige Aus-
breitung des Darminhalts leicht übersehen werden. Haupt-
sitz der Parasiten war der Dünndarm, in etwa ein Fuss Ent-
fernung vom Magen, auf einer Strecke von einem Zoll Länge
fanden sich hier über 100 Stück; die grössten aber sassen
an der Stelle, wo die Blinddärme in den Darm münden, ein-
zelne zerstreut durch den ganzen Darm bis hart an den Ma-
gen. Exemplare so gross , als die sechs oder acht Stück,
welche ich im Frühjahre bei der wilden Ente gefunden hatte,
von 2 Cm. Länge, fanden sich nicht; die vorhandenen Hes-
sen sich in zwei Kategorien Iheilen, die, in der Grösse nicht
248 , Pagenstecher:
unwesentlich differirend, den beiden Fülterungsterminen ent-
sprachen. Die grössten, durch die Fütterung erzielten, Thiere
massen 5mm. an Länge auf 1^3mm. Breite, die kleineren
im Durchschnitte 4mm. an Länge und 1mm. an Breite. Jene
enthielten bis über 100 reite Eier, diese meist 10 — 14 der-
selben. Die im Vergleiche mit der an den beiden Versuchs-
tagen ziemlich gleichmässig vorgenommenen Fütterung auf-
fallend geringe Zahl der reiferen Thiere ist wohl die Folge
allgemeiner Bedingungen, welche kontinuirlich die Zahl der
parasitischen Würmer während des Heranwachsens schmä-
lern. Gefüllt mit den Produkten geschlechtlicher Thätigkeit
verlieren die Thiere an Behändigkeit und Energie, ihre Saug-
näpfe wachsen nicht im gleichen Verhältnisse mit dem Volu-
men des Körpers, der in der Cyste erworbene Stachelbesatz
des Vorderleibes geht immer mehr verloren und wenn auch
die Stacheln des Kragens von der Wurzel aus wachsend an
Länge und Stärke gewinnen , so brechen sie doch meist ab
und die ausgefallenen werden nicht wieder ersetzt. So spült
die Bewegung des Darms die Thiere immer weiter hinab und
nach und nach verschwinden immer mehr von ihnen, mit den
Speiseresten, den Steinchen weggerissen, ganz aus dem Or-
ganismus und es dürfte als ein genügendes Resultat erschei-
nen, nach zwei bis drei W^ochen von einigen Tausend Cy-
sten, welche schwerlich alle vollständig entwickelungsfähig
waren , einige Hundert reife Distomen zu finden. Da die
Distomen an Grösse in der Cyste nicht zunehmen, so kön-
nen bei gleichzeitigem Einbringen in den Magen nicht solche
Differenzen im Wachsthume beobachtet werden , als bei der
Finnenfülterung; es scheint überhaupt ein langes Verweilen
in der Cyste nicht Bedürfniss. Die Cyste ist der Schutz ge-
gen die zu lebhafte Wirkung der Magenverdauung , wie sie
bis dahin überhaupt als Schulz gegen die Aussenwell die Er-
haltung bei sehr beschränkter Ernährung ermöglichte, und es
ist mir wahrscheinlich, auch nach wiederholten Versuchen
mit nicht encystirten Amphistomen, dass sie allen Tremato-
den nöthig sei, welche den Magen passiren.
Ein Bild von der Massenzunahme des Distoma während
seines Heranwachsens geben die angeführten Flächenmasse
der verschiedenen Lebensperioden , wobei zu bedenken ist,
Ueber Erziehung des Disloma echinatum durch Fütterung. 249
dass trotz der möglichsten Abplattung des Objektes durch
den Druck des Deckgläschens gewiss bei den grösseren
Thieren eine Dicke anzunehmen ist, die das drei- und mehr-
fache der kleineren, besonders der Cerkarien erreicht.
Quadratmillimeter
der Oberfläche
die Cercaria echinata misst ohne den
Schweif etwa . . , . . . • • ^»^
das aus der Cyste genommene Distoma 0,44
das Distoma 15 Tage nach der Fütterung 3,0 — 4,0
das Disloma 18 Tage „ ^ „ 6,0—7,0
die in Anas Boschas fera gefundenen Distomen 0,5—0,8 Qua-
dratcentimeter. Demnach kann man etwa in 3 — 4 Tagen eine
Verdoppelung des Flächeninhaltes statuiren und annehmen,
dass in einem Monate jene bedeutendste Grösse erreicht
werden kann. Die Nahrung des Thieres , sein Gesundheits-
zustand , die Jahreszeit können hier jedoch ebensowohl in-
fluiren, als das Aller und der Entwickelungszustand der ver-
fütterten Cysten.
Nur weniges möchte ich zur Charakteristik des Distoma
echinatum beifügen. Die grossen Stacheln am nierenförmigen
Kragen massen je nach der Grösse der Thiere 0,07, 0,08 bis
0,1mm. an Länge, 0,013 bis 0,03 an Dicke, diekleinen Stacheln
des Leibes 0,015 — 0,027 an Länge; der letzleren sind, wo
sie noch vollständig sind, etwa 30 Reihen von je 40 Stück. Sie
gehen dann noch über den Bauchnapf hinaus. Der Bauchnapf
misst von 0,4 — 1mm. an Länge und % der Länge an Breite.
Vor demselben ist der Körper löfl^elartig ausgehöhlt und im
Grunde dieser Rinne liegen die Geschlechlsmündungen. Bei
den ganz grossen Thieren ist der Penis nicht mehr erkenn-
bar , sehr schön hingegen bei den jüngeren. Er misst hier
von der Wurzel an 0,5mm. und überragt, wenn vorgestreckt,
weit den Rand des Körpers. Er ist von einem deutlichen,
mit muskulösen Wandungen eingefassten, Kanal durchsetzt
und verhältnissmässig feiner als der von Distoma variega-
tum , bei welchem ich ihn nunmehr auch deutlich erkannt
habe. An der Wurzel 0,06mm. dick , spitzt er sich zuletzt
auf OjOlmm. zu. Man darf aber einen vorgestreckten Penis
bei den Trematoden - wie bei den Cestodengliedern nicht
250 Pagenstecher:
leicht in den mit Eiern bereits überfüllten Stücken zu fin-
den hoffen. Die männliche Geschlechtslhätigkeit geht immer
voraus und mindert sich hernach. Weder in der Samen-
blase noch in der sogenannten inneren Samenblase , welche
eher Samentasche heissen könnte, da sie zu den weiblichen
Sexualorganen gehört^ konnte ich gestreckte, bewegliche Sa-
menfäden sehen , die bei anderen Distomen so deutlich wa-
ren; im Uebrigen ganz der bekannte Process des Austretens
der Keime und des Zutritts der Doltersubstanz. Der Keim-
stock ist nicht gross , die Dotterstöcke liegen in sehr zahl-
reichen Läppchen an den Seitenwänden des Körpers. Die
beiden Hoden stossen anfangs in der Längsaxe an einander,
in den ganz grossen Thieren sind sie deutlich getrennt und
lappig. Das Gefässsystem beginnt mit feinen Verästelungen
dicht an der Oberfläche, welche mit Körnchen gefüllt sind
und keine deutlichen Wandungen besitzen. Die grossen Ge-
fässe bilden so wie vorn auch hinten Schlingen, weil die
Mündung derselben in die weiter in den Körper hineinra-
gende Caudalblase mehr vorwärts gelegen ist. Die Flimme-
rung ist stellenweise sehr stark, grosse Lappen, in der Längs-
richtung gelegen, schwingen in die Quere. Eigenlhümlich ist
die Neigung des Thiers den Vorderkörper einzubiegen, was
vielleicht wie die Neigung männlicher Nematoden, das Schwei-
fende einzurollen , mit den Geschlechtsfunktionen zusammen-
hängen dürfte. Die bräunlichen Eier haben eine nachgiebige
Schale. Sie sind 0,095mm. lang und 0,07mm. breit ^ der
helle Fleck in denselben misst 0^0 19mm.
Für Wiederholung des Versuches glaube ich nun em-
pfehlen zu müssen , um auch jeden Verdacht einer anderen
Quelle der Distomen zu entfernen, künstlich ausgebrütete En-
ten ausser mit den auspräparirten abgewaschenen Cysten nur
mit gekochter , jedoch gemischter Speise zu füttern und in
gleicher Art sie nur mit gekochtem Wasser zu versehen.
Man wird nicht leicht irgend ein anderes helmin thologisches
Experiment reiner machen können. So möchte ich auch zu
Fütterungsversuchen mit den geeigneten Nematoden junge
Hühner vorschlagen, weil auch diese von Anfang an künst-
lich gefüttert und vor unfreiwilliger Infektion leicht bewahrt
werden können. Hat man nun hinlänglich reife Distomen
üeber Erziehung des Distoma echinatum durch Fütterung. 251
erzogen, so muss der Versuch begonnen werden, die Eier
dieser wieder zur Entwickelung zu bringen. Man wird dazu
sich junger, aus dem Tragsacke der Mutter ausgeschnittener
Paludinen, die nicht selten hinlänglich kräftig sind, bedienen
müssen, weil die Alten immer inficirt sind. Es scheint nicht
unmöglich, sich vegetabilische Nahrung zu erziehen, welche
ihrerseits keine Gefahr der Ansteckung bieten kann.
Selbst in diesem Augenblicke in die Unmöglichkeit ver-
setzt, diese Versuche anzustellen, hoffe ich, sie in den Hän-
den Anderer glücken zu sehen. ^
Fernere üfacliträg^e zu dem itiifsatze über
die Ecliiiiospira, nebst Beobaclitung^en über
eine iSir verwandte liSrve.
Von
Or* A» 54. r o li n«
(Hierzu Taf. XL)
Die letzten Beobachtungen über die Echinospira hatten
zu dem Resultate geführt, dass selbige die Larve eines mög-
licherweise zu den Kammkiemern gehörenden Gastropoden
sei (dies. Arch. 1855. Bd. L p. 1). Es ist mir nun im ver-
flossenen Winter, an einem wiederum bei Messina erhaltenen
Exemplare geglückt , nicht nur höchst befriedigende Auf-
schlüsse über das weitere Schicksal dieser Larve , sondern
auch manche zuverlässige Anhaltspunkte zur näheren Ermitte-
lung ihrer Abkunft zu gewinnen.
An der am 18ten Februar mit dem Netze gefischten
Larve, liess sich während der ersten Tage nach dem Ein-
fangen , keine irgend bemerkenswerthe Erscheinung wahr-
nehmen. Nur am drillen Tage fiel es mir auf, dass sie nicht
mehr herumschwamm, sondern in ihr Gehäuse zurückgezo-
gen, fortwährend auf dem Boden des Glasgefässes verweilte.
Während der beiden ersten Tage hatte ich indess Gelegen-
heit , die früheren Beobachtungen in Betreff, des Wimperse-
gels und anderer Organe zu ergänzen. Es sei mir gestat-
tet, ehe ich weiter berichte, diese neueren Ergebnisse mitzu-
theilen.
Krohn: Fernere Nacht, zu dem Aufsatze üb. die Echinospira. 253
An dem Segel lässl sich leicht ein doppelter Wimper-
saum , ein oberer mit mächtig-eren und ein unlerer mit weit
zahlreicheren , feineren und kürzeren Cilien versehener un-
terscheiden. Beide Säume sind durch eine furchenartige
Aushöhlung der Aussenränder sämmtlicher Wimpel, die sich
gegen den Mund herabzieht , von einander geschieden. Der
ober-e Saum setzt sich am Vorderrande des Kopfes, conti-
nuirlich über den Mund weg, von der einen Hälfte des Ve-
lum auf die andere fort. Dert unteren Saum kann man zwar
noch deutlich bis in die Nähe des Mundes verfolgen, aber
darüber hinaus ist sein weiteres Verhalten nicht mehr ganz
sicher zu* ermitteln. Nach den frühern, freilich noch unvoll-
ständigen Beobachtungen über die Bewimperung des Segels,
scheint es jedoch , als setze auch dieser Saum , unter dem
Munde, von der einen Seile auf die andere über {}, c,
p. 3) ^'0.
Die schwärzlichen Augen der Larve liegen an derAus-
senseite der Fühler, dicht neben der Basis derselben. Letz-
tere sind ziemlich lang und überall gleichmässig cylindrisch.
Die Hörbiäschen schimmern hinter und unter den Augen
durch die Hautdecke und scheinen dem Schlundringe des
Nervensystems unmittelbar aufzuliegen. Der Magen liegt als
rundliche Erweiterung ganz zur Linken und hat rechlerseils
den oberen oder vorderen Theil der Leber neben sich. Die
hintere Portion der Leber reicht noch lange nicht bis an den
Grund der Schale. Es nimmt somit die Larve nur den obe-
ren weiteren Theil der letzleren ein. Der Fuss ist länglich,
schmal , am breiten Vorderrande mit einer seichten Quer-
furche versehen. Ich gehe nun in meinem Berichte weiter.
Am Morgen des vierten Tages war ich nicht wenig
überrascht, das Thierchen aus seiner Schale herausgelöst zu
finden. Es hielt sich nach Art der Limnaeen, mit nach oben
gekehrtem, zu einer ovalen Scheibe ausgebreitetem Fusse,
*) Die eben berührten Struiiturverhältnisse des Segels finden
sich, nach meinen Beobachtungen, in gleicher Weise bei allen Ce-
phalophorenlarven. Auch sind sie bereits vonGegenbaur bei den
Larven der Pteropoden und Heteropoden nachgewiesen worden (vergl,
dessen Untersuchungen über Pterop. und Heterop. p. 35, 36, 98 u. 128).
254 Krohn:
dicht an der Wasseroberfläche , schien aber nicht merklich
von der Stelle zu rücken. Die leere Schale wurde alsbald
auf dem Boden des Gefässes entdeckt. Das Wimpersegel
fehlte. Es war demnach offenbar, dass die Larve ihre Me-
tamorphose, die nach dem bereits erwähnten ruhigen Verhal-
ten schon am Tage zuvor begonnen haben mochte, während
der Nacht überstanden hatte. Diese Ansicht wurde denn
auch bei der sogleich vorgenommenen näheren Untersuchung,
trotz des nun in seiner Ruhe gestörten und in Folge dessen
fortwährend contrahirten Thieres bestätigt.
Zunächst liess sich äusserlich um den Hinterleib eine
äusserst zarte , durchsichtige Schale mit einem deutlichen
Ansätze zur Windung, unterscheiden. Aus der weiten Oeff-
nung derselben ragte der Mantel in Form einer über Kopf
und Fuss allseitig vorspringenden , durch die starke Con-
traction über beide zusammengeschlagenen und sie so fast
gänzlich verdeckenden Scheibe, hervor. Am Kopfe liess sich
nicht die geringste Spur mehr des früheren Wimpersegels
entdecken. Was die im Hinlerleibc enthaltenen Organe an-
langt, so fiel zunächst deutlich die auf der Rückseite gele-
gene, schon früher näher beschriebene Kieme in die Augen.
Sie zog sich von vorne und rechts nach hinten zu dem ganz
linkerseits liegenden Herzen. Den Darm, dessen Richtung
gegen die Kiemenhöhle zu, schon aus der Larve bekannt ist,
sah ich entschieden rechterseits verlaufen. Die hintere Ab^
theilung der Schale zeigte sich ganz von der Leber aus-
gefüllt.
Nachdem die Schale, über die sogleich das Nähere,
unversehrt abgelöst worden war , richtete ich mein Augen-
merk vorzüglich auf die Mundtheile, namentlich aber auf die
Reibmembran oder Radula, über deren Bewaffnung die frü-
heren Angaben noch Manches zu wünschen übrig gelassen
hatten. Es gelang mir die ziemlich entwickelte Mundmasse
sammt der langen spiralig zusammengerollten Zungenscheide
glücklich herauszulösen. An der unter das Mikroskop ge-
brachten Radula, liess sich denn auch sofort in jeder Querreihe
oder in jedem Gliede, unter den nach innen gerichteten Spitzen
der beiden Seitenplatten , die früher vermisste Mittelplatte
deutlich erkennen. Sie lag mittelst einer ansehnlichen, nach
Fernere Nachträge zu d^m Aufsatze über die Echinospira. 255
hinten zu allmählich sich verbreiternden Basis der Reibmem-
bran auf. Ihr vorderer in die Höhle der Mundmasse aus
der Zungenscheide frei vorragender Theil, zeigte sich nach
rückwärts umgebogen und lief in eine scharfe Spitze oder
Zahn aus. Dicht unter letzlerem liess sich an den beiden
Seitenrändern, noch eine deutliche sägeförmige Zähnelung
w^ahrnehmen.
Was die Form der Schale betrifft, so glaube ich den
Leser am füglichsten sogleich auf die beifolgenden Figuren
(l und 2) verweisen zu müssen. Wie man sieht, ist sie
ziemlich stark gewölbt, besitzt eine verhättnissmässig sehr
weite Oeffnung und läuft ziemlich rasch in eine sehr enge,
spiralig nach der rechten Seite umgebogene Spitze aus. Man
könnte sie, der Terminologie zufolge, ohrförmig nennen. Sie
ist durchsichtig, bei auffallendem Lichte ins Bläuliche schim-
mernd , durchweg membranös , biegsam aber zugleich ela-
stisch. Sie misst der Länge nach etwa V/^ Miliim. und ist
wie aus einem Gusse, ohne Spur von Anwachsstreifen.
Durch die obigen Mittheüungen über die Anordnung des
Respirationsapparats und den Verlauf des Darms gegen die
Kiemenhöhle zu, ist es wohl hinlänglich dargethan, dass die
Echinospira die Larve eines Ctenobranchiaten ist. Es handelt
sich also jetzt um die Frage, zu welcher Familie oder Gat-
tung dieselbe wohl gehören möchte. Es bedarf wohl keiner
besonderen Rechtfertigung, wenn ich bei dem Versuche diese
Frage zu entscheiden, das meiste Gewicht auf die Radula und
die Schale lege.
Schon in dem ersten Nachtrage (p. 2. Anmerk.) machte
ich bei Besprechung der Radula , auf die auffallende Ueber-
einstimmung der Seitenplatten mit denen der Gattung Marse-
nia Leach (Coriocella ßlainv.) aufmerksam, indem ich mich
auf die trefflichen Abbildungen Loven's in dessen bekann-
ter Abhandlung bezog. Da Marsenia conspicua bei Messina
nicht selten ist, so habe ich seitdem Gelegenheit gehabt, den
Vergleich in natura anzustellen, und mich so auf das Voll-
ständigste von jener Uebereinstimmung überzeugt. Was die
Mittelplalten betrifft, so ist zwar die Formähnlichkeit mit de-
nen der Marsenien nicht minder gross, allein es fehlen, oder
scheinen wenigstens die beiden divergirenden Schenkel zu
1^56 Krohn;
fehlen^ in welche die. Basis der Mittelplatten bei Marsenia
getheilt ist. Ich zweifele indess nichts dass sich bei genaue-
rer Untersuchung eine völlige Uebereinstimmung auch in die-
sem Punkte herausstellen wird *).
Die Schale, so rudimentär sie auch ist, zeigt, ihrem
Habitus nach, doch ebenfalls eine nicht geringe Aehnlichkeit
mit der Schale der Marsenien. Auch schien sie mir nicht
nur .in der Gestalt, sondern auch in den Grössenverhältnis-
s'en, der Spitze des Gewindes, oder nach der Terminologie,
dem Nucleus der Marsenienschale vollkommen zu entspre-
chen. Wie bekannt besteht nun die letztere aus zwei Schich-
ten, dem Periostracum und der eigentlichen Schalenmasse
oder Kalkschicht. Bei ihrer membranösen Beschaffenheit ist
also die Schale des jungen, aus der Echinospira hervorge-
henden Gastropoden, noch ganz Periostracum und es muss
sich die Kalkschicht erst später ablagern.
Die Form der äusseren, so wie die Anordnung der in-
neren Organe, weit entfernt den aus der Radula und der
Schale gezogenen Belegen für die Abstammung der Echino-
spira von Marsenia zu widersprechen , unterstützt und be-
kräftigt vielmehr diese Ansicht. Ich erinnere nur an die
Form und den Umfang des Mantels, an den langen, schma-
len, am Vorderrande ausgefurchten Fuss, an die Gestalt der
Fühler , die Lage der Augen, des Herzens , des Magens und
die Anwesenheit eines einzigen sphärischen Ofolithen in
den Hörkapseln. Es müssen jedoch noch manche wichtige
Veränderungen vor sich gehen, ehe das junge Thier seiner
muthmasslichen Mutler vollkommen ähnlich wird. So z. ß.
rauss, abgesehen von den noch fehlenden Zeugungsorganen,
*) Dass ich der Basisschenkel nicht ansichtig geworden, mag
abgesehen von der winzigen Grösse der IVliltelplatlen und der Schwie-
rigkeit sie bloßzulegen, hauptsächlich wohl der bedeutenden Trans-
parenz der letzteren zuzuschreiben sein. An den noch nicht völlig
erhärteten , innerhalb der Matrix gelegenen Mittelplatten von Marse-
nia conspicua, Hessen sich die Basisschenkel aus demselben Grunde
kaum unterscheiden, und schien die Basis hinten mit einem ausgebuch-
teten Bande sich abzugränzen, gerade so wie ich es auch an den
Millelplatten der Echinospira gesehen.
Fernere Nachträge zu dem Aufsatze über die Echinospira. 257
der Mantel die Schale umwachsen und in sich aufnehmen_,
so das Alhmung-sorgan zu einer Doppelkieme sich gestalten.
Ich habe die Besprechung der Kiefer auf die Letzt
verspart, weil sie die einzigen Theile sind, die ich mit mei-
ner Ansicht nicht recht in Einklang bringen kann. Bei Mar-
senia ist die Schneide der Kiefer bekanntlich ganzrandig,
ohne alle Bezahnung, während doch nach meinen früheren,
noch neuerlich bestätigten Erfahrungen, die Kiefer der Echi-
nospira eigenthümlich ausgezackt erscheinen (1. c. Tab. I»
Fig. I). Zur Lösung dieses Widerspruchs bieten sich vor-
läufig zwei Auswege dar. Entweder nämlich gehen die ur-
sprünglichen Kiefer mit der Zeit ein und werden durch an-
dere ersetzt, oder sie bleiben und nehmen erst allmählich die
spätere Form an *).
Ich habe in dem ersten Nachtrage einer von d'Or-
bigny beschriebenen, Helicophiegma Candei genannten
Schale erwähnt , die mir nach der kurzen Charakteristik in
Troschel's Jahresberichte, mit der Schale von Echinospira
identisch schien. Ich habe seitdem die ausführlichere Be-
schreibung d'Orbigny's in dem damals citirten Werke von
Ramon de la Sagra (Mollusques p. 100. Tab. II. Fig. 15
■ — 17) vergleichen können. Die Uebereinstimmung. bei der
Schalen ist in der That so gross , dass sie fast an Identität
streift. Ich sage fast, indem die einzige Abweichung (nach
Figur 16) nur darin zu liegen scheint, dass die grossen Zak-
ken oder Stacheln am Mündungsrande weniger ausgewirkt
erscheinen. Doch mag dies vielleicht von einer Stellung der
Schale herrühren , bei welcher jene Zacken in starker per-
spectivischer Verkürzung erscheinen.
Neuerlich hat auch John D. Macdonald eine
mit der Echinospira äusserst übereinstimmende Larven-
form beschrieben , jedoch mit völliger Verkennung des
Wimpersegels, dieselbe zu einer neuen Gattung und Art
*) Nach den Abbildungen in R. Bergh's wichtiger Schrift
(Bidrag til en Monographi af Marseniaderne. Kjöbenh. 1853), deren
Text mir leider nicht verständlich, scheinen in der Familie der Mar-
seniaden nur die Gattungen ünchidiopsis und Marsenina gezähnelte
Kiefer zu besitzen.
Archiv f. Naturgesch. XXIil. Jahrg. 1. Bd j,7
258 Krohn:
gestempelt. (S. The Lond. , Edinb. and Dubl. philosophic.
Magazine Fourlh Series. Vol. X. p. 142). Er nennt sie Ja-
sonilla Macleyiana. Diese Larve scheint im Wesentlichen nur
durch den Besitz von vier Paar Wimpeln am Velum abzu-
weichen, und rnuss sonach von einer anderen Species stam-
men. Sie soll in der Nähe von Port Jackson häufig- vor-
Jiommen *).
Ich gehe nun zur Beschreibung einer der Echinospira
zwar weniger nahestehenden , doch unzweifelhaft zu dersel-
ben Familie gehörenden Larve über. Sie kam mir erst in
diesem Frühjahre in zwei Exemplaren zur Beobachtung. Das
eine erhielt ich am 26sten , das andere etwas weiter in der
Enlwickeiung vorgeschrittene am 3Isten März.
Die Larve steckt ebenfalls in einem doppellen Gehäuse,
von welchen das innere (das erste Rudiment der bleibenden
Schale) mit dem der Echinospira gänzlich übereinzukommen
scheint, während das äussere (die eigentliche Larvenschale)
folgl)nde Eigenthümlichkeiten zeigt.
Obwohl eben so durchsichtig und von der nämlichen
Consislenz, fällt sie doch sogleich durch ihre starke seitliche
Verflachung und eine deutlich spiralige Einrollung auf (Fig. 33.
Sie ist durchaus in derselben Ebene gewunden und besitzt
etwa zwei Umläufe. Mitten auf der Rückseite des zweiten
Umlaufes sind auch hier zwei parallele Reihen dichtgedräng-
ter stacheln oder Zähne zu bemerken, doch in weit grösse-
rer Menge als bei Echinospira. Die Stacheln nehmen in
*) Von dem genannten Verfasser sind in den Philosopliic. Trans-
aclions (Vol. 145. Part IL 1855. p. 289 u.. 295) zwei Abhandlungen
erschienen, in welchen eine ganz neue Ordnung von Gastropoden auf-
gestellt wird, deren wesentlicher Charakter in der Anwesenheit be-
wimperter Arme am Kopfe liegen soll. Ausser mehreren vom Verf.
beobachteten Arten, werden auch Macgillivrayia pelagica und Chele-
tropis Huxleyii E. Forb., über welche der Verf. übrigens interessante
Beobachtungen mittheilt, in diese angeblich neue Ordnung eingereiht.
Man wird sich aber leicht überzeugen , dass es sich hier nur um
junge, zwar weit entwickelte, aber noch mit dem Wimpersegel ver-
sehene Gastropoden handelt. Beispiele der Art habe ich bereits ia
meinem ersten Kachtrage, nach Loven's, v. Nordmann's und eige-
nen Beobachtungen angeführt, und auch schon damals angedeutet, dass
sie keinesweges zu den Ausnahmen gehören dürften.
Fernere Nachträge zu dem Aufsätze über die Echinospira. 259
Höhe und Breite um so mehr ab, je näher sie dem unteren
oder hinteren Mundungsrande rücken. Statt der beiden seit-
lichen Stachelreihen findet sich jederseils auf dem schon
genannten Umlaufe , eine mit breiter Basis aufsteigende
Leiste , deren scharfkantiger Rand auf einer kleinen Strecke
hinter der Mündung , fein ausgezackt oder gezähnelt er-
scheint, lieber diese Strecke hinaus verliert die Leiste
die ßezahnung und setzt sich nun, immer niedriger und un-
scheinbarer werdend , auf die erste Windung fort. Bei
der starken seitlichen Abplattung ist die Mündung länglich,
fast sechseckig. Der Rückentheil der Schale springt über
der Mündung in Gestalt eines kurzen dachförmigen Fortsat-
zes vor. Die Schale misst von der Spitze dieses Fortsatzes
bis zum diametral entgegengesetzten Punkte des Rückens,
etwas über 2 Millim.
Die Larve , um weniges kleiner als die Echinospira
nimmt gleich dieser, nur die obere Hälfte des stachligen Ge-
häuses ein. Auch stimmt sie in Bezug auf die äusseren Or-
gane und die Disposition der inneren, völlig mit jener öber-
ein. Der erheblichste Unterschied liegt in der Anwesenheil
eines (zum Verschluss der Innern Schale dienenden) Deckels
am Fusse. Minder wichtig ist die verhältnissmässig gerin-
gere Länge der Velu;nwimpel und die nur auf vier bis fünf
sich belaufende Zahl der Kiemenblätter. Der Deckel ist äus-
serst dünn, rundlich, von aussen, wie es scheint, concav,
und zart concentrisch gestreift. Da der innere Bau, wegen
des viel flacheren und an den Seiten slachellosen Gehäuses,
sehr viel leichler sich überblicken Hess, so sei noch Folgen-
des in BetrefF einzelner Organe erwähnt.
Der Magen ist länglich rund, liegt ebenfalls linkerseits,
mit dem längern Durchmesser der Leibesachse parallel. Die
Speiseröhre erstreckt sich an der Bauchseite zum Magen und
senkt sich in dessen hintere Portion, dicht vor dem hinteren
blindsackartigen Ende desselben , ein. Der Darm entspringt
vom vorderen Ende des Magens und zieht sich , bei ausge-
strecktem Leibe, in fast gerader Richtung, aber vorwiegend
re^hterseils, zur Kiemenhöhle, in welcher er mit dem After
ausmündet. Die Hörkapseln hängen offenbar mit den beiden
unteren Schlundringknoten (Pedalganglien} zusammen.
260 Krohn:
Ich habe schon angezeigt, dass von den beiden Larven
die später eingefangene etwas weiter entwickelt war. Am
Abend des vierten Tages bemerlite ich nun , dass sie sich
zur Hälfte aus der Larvenschale herausgearbeitet hatte. Das
Velum zeigte sich eingezogen. Es waren dies wohl die er-
sten Anzeichen der bevorstehenden Umwandlung. Am fol-
genden Tage fand ich die Larvenschale in der That abgelöst.
Bei näherer Untersuchung wurden nur noch geringe Ueber-
reste des früheren Velum bemerkt. Der Deckel fand sich
nicht mehr vor. Die Radula , auf deren Beschaffenheit ich
ganz besonders gespannt sein musste, wurde leider nicht
aufgefunden, vielleicht in Folge nicht genug vorsichtiger Ma-
nipulation. Dagegen Hessen sich die beiden Kiefer leicht
nachweisen. Sie ähneln denen der Echinospira (s. Fig. 4).
Das stachlige Larvengehäuse hat eine überraschende
Aehnlichkeit mit der schon früher gedachten, von Souleyet
beschriebenen Calcarella spinosa. Doch ist diese Schale viel
grösser, in drei Windungen aufgerollt, und an der letzten
Windung, statt der doppelten, nur mit einer einfachen Reihe
Rückenstacheln versehen. Zudem springt das Gewinde sicht-
lich vor und ist auch die Mündung anders ^'").
Durch die oben beigebrachten Belege glaube ich es
mehr als wahrscheinlich gemacht zu haben, dass die Echi-
nospira die Larve einer Marsenia sei. Man hat demnach
allen Grund, die Abkunft der eben beschriebenen Larve, von
irgend einer anderen Gattung der Marseniaden , oder v^e-
*) Ich muss hier noch einer winzigen, nicht völlig ausgebilde-
ten, im Spätherbste des vorigen Jahres eingefangenen Larve erwäh-
nen, weil sie mir der Schale nach, zu derselben Familie zu gehören
scheint. Die glashelle, weiche Schale besteht aus einer einfachen
Windung und misst etwa yg Mill. Sie ist durch zwei Paare scharf-
kantiger, mit breiter Basis sich erhebender Leisten ausgezeichnet.'
Das eine Paar der Leisten nimmt die Mitte des Rückens ein, die bei-
den anderen Leisten sind lateral, auf die entgegengesetzten Seiten,
flächen der Schale vertheilt. Die Larve schwamm mittelst eines aus
zwei einfachen, fast scheibenförmigen Lappen bestehenden Segels leb-
haft umher. An dem länglichen, flachen Fussrudimente liess sich ein
Deckel entdecken. Die Augen zeigten sich schwärzlich, verhältniss-
mässig gross, während die Fühler noch nicht angelegt schienen.
Fernere Nachträge zu dem Aufsatze über die Echinospira. 261
nigslens von einer nahe verwandten Familie herzuleiten.
Diese Vermuthungen gelten in gleichem Maasse auch für die
Calcarella. Jedenfalls aber stellt sich aus den vorstehenden
Mitlheilungen so viel als sicher heraus, dass es unter den Cte-
nobranchiaten eine Gruppe giebt, deren sämmtliche Mitglieder,
im Larvenzustande, durch den Besitz einer provisorischen,
nach einem eigenlhümlichen überall durchaus conformen Ty-
pus gebauten Schale, sich in auffallender Weise auszeichnen.
Es giebt unter den Cephalophoren nur noch eine, zu einer
anderen Ordnung gehörende Familie, deren Repräsentanten
im frühesten Jugendalter ebenfalls mit einer vergänglichen,
von der spätem ganz abweichenden »Schale versehen sind.
Ich meine die Familie der Cymbuliaceen unter den Pteropo-
den. (s. meine briefliche Mittheilung in Müller's Archiv für
Anatomie und Physiolog. 1856. p. 515).
Erklärung der Abbildungen.
¥\g. 1. Rudiment der bleibenden Schale des aus der Echinospira
sich entwickelnden Gastropoden, (natürl. Gr. c. lyg Millim).
Ansicht von der Seite.
Fig. 2. Dasselbe mit der Mündung nach oben.
Fig. 3. Die mit der Calcarella verwandte Larve, tief- in ihr Gehäuse
zurückgezogen. Profilansicht.
An der Larve ist : a das Wimpersegel. — b der Fuss.
— c der Mantel. — d das Rudiment der den Hinterleib
überkleidenden bleibenden Schale.
Am Larvengehäuse (natürl. Gr. c. 2 Millim.) ist : e die
linke Reihe der Rückenstacheln. — f die linke Seiten-
leisten. — g der dachförmig über der Mündung vorra-
gende Fortsatz des Rückentheils.
Fig. 4. Die beiden Kiefer des jungen Gastropoden, zu dem sich die
Larve ausbildet.
Bonn, d. 18. Juli 1857.
Späterer Zusatz. In den Annais of natur. history (Vol. 19.
p. 373) beschreibt Herr Arthur Adams eine stachlige Schale, die
er zur vermeintlichen Gattung Macgillivrayia zieht und M. echinata
bezeichnet. Es scheint mir diese Schale in den meisten Beziehun-
gen mit dem Gehäuse der in dem vorstehenden Aufsatze zuletzt er-
wähnten Larve übereinzustimmen.
lieber einige Chilenische Vögel und Fisclie.
Von
Dr. R. A» Pliilippi
in Santiago de Chile.
Das Museum von Santiago besitzt jetzt 133 Arten Chileni-
scher Yögel, so dass demselben noch 63 Art^n fehlen, von
denen ich bis jetzt weiss, dass sie wirklich in Chile einheimisch
sind. Ich rechne hierbei die nur in der Magellanstrasse be-
obachteten Vögel ab. Unter obigen 133 Arten befinden sich
16, welche in dem bekannten VV^erke von Herrn Gay nicht
beschrieben sind, und die ich, so weit meine allerdings sehr
mangelhaften literarischen Hülfsmittel reichen, für neu halte.
Ich begnüge mich gegenwärtig die folgenden zu beschreiben.
1. Rallus Satinasi Ph.. Der Kopf ist oben graubraun und
geht diese Färbung nach dem Nacken hin allmählich in zimmt-
braun über : der Rücken ist schwarzbraun. Die Flügel ha-
ben dieselbe Grundfarbe , sind aber weiss gefleckt , indem
jede Deckfeder mehrere quergestellte weisse Flecke zeigt.
Die Schwungfedern sind braunschwarz aber mit weisslichem
Aussenrande, und zeigen ebenfalls weissliche Flecke, die aber
sehr klein sind. Die Steuerfedern sind ähnlich gefleckt, wie die
Deckfedern, aber ihr Grund ist dunkler, schwärzer. Die Kehle
ist rein weiss; diese weisse Färbung verliert sich allmählich
nach den Seiten des Halses und nach der Brust hin, welche
Theile aschgrau sind. Die Seiten des Leibes und der Bauch
sind hellbraun mit weissen Querbinden; der Unterschenkel
zeigt dieselbe Färbung, nur sind die weissen Querbinden we-
niger deutlich. Die Füsse sind grünlich; der Schnabel mehr
braun als grün. — Dimensionen: die Länge des Körpers von
der Schnabelwurzel bis zum Ende des Schwanzes beträgt
4y2Zoll; der Schnabel misst 71/3 Linie, der Tarsus ll»^ Linie,
der Daumen 5, die Innenzehe II, die Mittelzehe 12, die
Aussenzehe wieder 1 1 Linien.
Philippi: Ueber einige Chilenische Vögel und Fische. 263
Dieser Vogel muss sehr selten sein, da Herr Eulogio
Salinas, der sich seit vielen Jahren eifrig mil der Orni-
thologie von Chile beschäftigt, nur das einzige Exemplar ge-
sehen hat, welches ich oben beschrieben habe, und welches
er dem Museum von Santiago verehrt hat. Der Vogel lebt
im Röhricht.
2. Upuarthia atacamensis Ph. Der Oberkörper ist
rolhbraun , mit Ausnahme des Kopfes, welcher mehr grau-
braun ist. Ein weisser Streifen fängt über den Augenbrauen
an, und zieht sich von dort nach hinten, wie bei ü. nigro-
fumosa. Die Federn in der Ohrgegend sind einfach grau,
die unter dem Auge grau mit weissem Schafte. Die Kehle
ist rein weiss, und geht diese Färbung allmählich auf der
Brust in ein helles röthliches Grau über. Die Federn dieser
Theile sind durchaus einfarbig, ohne die Querstreifen, welche
ü. dumetoria und vulgaris zeigen, und ohne die Längsstrei-
fen, welche bei U. nigrofumosa vorkommen. Die Seiten des
Leibes, der Bauch und die untern Deckfedern des Schwanzes
sind hell graubraun, letztere mit weissen Spitzen. Die gros-
sen Deckfedern der Flügel sind am Grunde schneeweiss, an
der Spitze schwarzgrau. Die erste und zweite Schwungfeder
sind einfarbig schwärzlichgrau, die dritte hat einen langen
rostgelben Fleck, der vom Grunde bis zur Mitte der Länge
reicht, aber die Ränder nicht berührt, und durch den schwar-
zen Schaft getheilt wird ; die vierte Schwungfeder hat den-
selben Fleck aber von weisser Farbe; von der fünften an
ist die ganze Basis der Federn einschliesslich des Randes
weiss. Die Schwungfedern der zweiten Ordnung haben eben-
falls eine weisse Basis, sind aber bräunlich, und namentlich
ist ihr Aussenrand rothbraun. Die drei äusseren Schwanz-
federn jederseits haben an der Spitze einen breiten weissen
Fleck; die beiden folgenden haben an der Spitze einen
schmalen röthlichen Rand , die inneren sind einfarbig grau-
schwarz. Sohnabel und Füsse sind schwarz. Erslerer ist
wenig gebogen, ähnlich wie bei U. vulgaris.
U. dumetoria , vulgaris und nigrofumosa unterscheiden
sich auf den ersten Blick durch die gestreiften oder gebänder-
ten Federn der Kehle, erstere ausserdem durch den stark ge-
krümmten Schnabel. Durch dasselbe Kejinzeichen unterschei-
264 Philippi:
det sich auch Ochetorrhynchus ruficaudus Meyen (den Des-
murs geneigt ist, mit dem geradschnäbligen Eremobius phoe-
nicurus Gould zu vereinigen!).^ U. antarctica ist einfarbig
russbraun, U. chilensis hat eine weisse, dunkelpunktirte Kehle,
und die Federn der Unterseite haben weisse Schäfte; U.
melanura endlich ermangelt der weissen Flecke auf der Kehle.
Die Dimensionen der U. atacamensis sind : Länge
von der Spitze des Schnabels bis an das Ende des Schwan-
zes 8 Zoll; Länge des Oberschnabels Q'^ Linie, der Schna-
belöffnung 12y2 Linie. Der Tarsus misst 15 , der Daumen
ohne den Nagel öVj, die Innenzehe und ebenso die Aussen-
zehe 6, die Mittelzehe 10 Linien.
Diese Art wurde von mir an den Ufern des Flusses von
S. Pedro de Atacama beobachtet.
3. Totanus chilensis Ph. Kopf, Hals und Brust sind
graulich weiss, mit schwärzlichen Längsstreifen ; Kehle, Bauch
und die untern Deckfedern des Schwanzes schneeweiss; die
Seiten weiss mit schwärzlichen Querwellen, der Rücken grau-
braun mit weissen und schwarzen Flecken, indem fast sämmt-
liche Federn einen weiss- und schwarzgegliederten Rand
haben. — Die Schwungfedern sind schwärzlich; die kleinen
Deckfedern schwärzlich mit einem schmalen, weissen Rande,
die anderen Deckfedern braun, am Rande schwarz und weiss
gegliedert; die Steuerfedern sind in der Mitte grau, an den
Rändern rein weiss, mit etwa 10 Querbinden, die in der
Mitte wenig von der Grundfarbe verschieden sind, nach den
Rändern hin aber allmählich tiefschwarz werden. Die obern
Deckfedern des Schwanzes sind weiss mit schwärzlichen
Querbinden. Der Schnabel ist schwarz, die Füsse braungelb.
Ersterer ist in seiner zweiten Hälfte etwas aufwärts ge-
krümmt, die Spitze dagegen ist wieder etwas abwärts gebo-
gen ; die Basis ist anderthalbmal so hoch wie breit.
Die Länge des Vogels von der Spitze des Schnabels
bis zum Ende des Schwanzes beträgt 14 Zoll. Der Ober-
schnabel misst 25 Linien, der nackte Theil der Tibia 14 Lin.,
der Tarsus 2 Zoll 7 Lin., der Daumen 3 Lin., die innere
Zehe 13, die Mittelzehe 17 und die Aussenzehe 14 Linien.
T. chilensis steht dem T. glottis offenbar sehr nahe,
unterscheidet sich aber durch bedeutendere Grösse, durch
Ueber einige Chilenische Vögel und Fische. 265
die weiss und schwarz geränderten Deckfedern, den asch-
grauen Schwanz, der weit weniger Querbinden hat, die am
Rande der Federn schwarz werden. Bei T. glotlis ist der
Grund der Schwanzfedern weiss; die Querbinden sind zahl-
reicher, schmaler, durchaus blassgrau. Der Schaft der er-
sten Schwinge ist weiss, wie bei T. gloltis.
An der Küste der Provinz Valparaiso heisst dieser Vo-
gel Pitoitoi grande,
4. Culicivora Fernandeziana Ph. C. grisea ; crista e
plumis slrictis, elongatis , nigris, albido variegatis formata;
gutlure pectoreque albidis, nigro flammulatis ; abdomine albo;
alis nigris, tectricibus albo-marginatis; remigibus recfricibus-
que exterioribus albo limbatis: rostro pedibusque nigris. Ha-
bitat in Insula luan Fernandez.
Diese Art unterscheidet sich schon auf den ersten Blick
von der- im grössten Thcile Chiles vorkommenden C. paru-
lus durch die Färbung. Sie hat nämlich nichts Olivenfarbe-
nes an sich , sondern Rücken , Flügel und Schwanz sind
graulich schwarz; die Federn der Holle sind mit weniger
Weiss gemischt, und scheinen auch breiter, mehr auseinan-
dergezasert zu sein, Brust und Bauch sind rein weiss, ohne
Spur von gelber Beimischung, und die schwarzen Längsslri-
che der ersteren sind viel breiter und intensiver. Noch we-
sentlicher ist aber der Unterschied , dass der Schnabel im
Verhältnisse weit grösser ist, wie die Vergleichung der Di-
mensionen bei beiden Arten zeigen wird.
Länge von der Schnabelspitze bis
zum Ende des Schwanzes
Länge des Schnabels . .
„ der SchnabelöfTnung
„ des Tarsus
„ der Hinlerzehe ohne den
Nagel
„ der Innenzehe .
„ der Miltelzehe .
ff der Aussenzehe
Culicivora
C. parulus
Fernandeziana
Ph.
is
4 Zoll 6 Lin.
4 Zoll 3 Lin.
- 5'A „
- 4% ,
- 6'/4„
- 5 „
— 10 „
- 9V. ,
- 3 „
- 2% „
- 3% ,
-3 ,
- « „
-4 „
- 3«/, „
knapp 3 ,
266 PhiHppi:
Velasia chilensis Gray^,
In der Ichthyologie des Gay'schen Werkes über Chile
wird kein einziger Fisch aus der Ordnung der Cycloslomen
aufgeführt, ungeachtet schon Dombey die Haut eines Chi-
lenischen , in diese Ordnung gehörenden Fisches nach Eu-
ropa gebracht halte, welcher von Lacepdde als Gastro-
branchus Dombeyi und von Dumeril als Heptatretus Dom-
beyi beschrieben ist. Die neueren Ichthyologen rechnen diese
Art, glaube ich, zu Bdellostoma. Girard beschreibt in der
ü. S. naval aslronomical Expedition vol. IL p. 252. tab. XXXIII
eine neue Art Bdellostoma, Bd. polytrema von der Küste von
Valparaiso. Dieselbe Art hat dem Museum von Santiago von
der Magellans-Strasse der Gouverneur der dortigen Colonie,
Herr G. Schythe zugesendet, doch sind die Exemplare lei-
der sehr verdorben, indem der Weingeist zu schwach war.
Eine dritte Art ist der Aal der Chilenen, ihre Anguila. Schon
Moli na sagt in seinem Saggio sulla storia naturale di Chili
p. 226, dass im Gebiete der Araukaner Aale, anguille, vor-
kämen, und während ich in der Provinz Valdivia zubrachte,
habe ich oft von den dortigen Aalen erzählen hören, ohne
dass es mir gelungen wäre, einen davon zu sehen. Kürz-
lich aber hat mir Herr L. Landbeck von dort ein Exem-
plar desselben in Weingeist übersendet , und die oberfläch-
lichste Ansicht zeigte mir sogleich , dass dieser Fisch nichts
weniger als ein Aal, sondern vielmehr eine Lamprete, Pricke
oder Neunauge ist, jedoch ein eigenes Genus bilden muss.
Der Körper ist sehr verlängert und cylindrisch, ohne Schup-
pen, ohne Brust-, Bauch- und After-Flossen, aber mit zwei
kleinen Rückenflossen und einer Schwanzflosse versehen, wie
die Lampreten. Wie diese zeigt er sieben Kiemenlöcher und
eine kurze Röhre auf dem Scheitel. Jedoch zeichnet er sich
auf den ersten Blick durch eine sackförmige Erweiterung der
Kehle und die sonderbare Beschaff'enheit der Lippen aus. Der
Kopf ist schief abgestutzt, der Mund kreisförmig, die Lippen
aussen von einer Furche umgeben und mit einer grossen
Anzahl quergestellter, halbkreisförmiger, gekerbter oder ge-
franster Blältchen besetzt; ausserhalb welcher noch eine Zahl
Ueber einige Chilenische Vögel und Fische. 267
kleiner kurzer Fühlfäden erkannt wird. Die Zähne, welche
den von den Lippen gebildeten Trichter bedecken, bilden
wenigstens sieben concenlrische Reihen und nehmen von aus-
sen nach innen an Grösse zu. Im Gaumen stehen vier kräf-
tige Zähne, von denen die beiden mittleren kaum halb so
breit wie die beiden äusseren sind , auf der Zunge befindet
sich ein quergestelUer neunspitziger Zahn. Zwei kräftige
Zähne sieht man endlich auf dem Schlünde. — Dieser son-
derbare Fisch ist einfarbig schiefergrau und wird einen Fuss
lang. Er findet sich in den Flüssen und nicht im Meere.
Ich habe das einzige Exemplar nicht zergliedern wol-
len, hoffe aber bald von Herrn L. Landbeck mehrere
Exemplare zu erhalten, welche mich in den Stand setzen
werden , die Beschreibung dieses Fisches zu vervollständi-
gen *).
*) Nachdem ich diese Beschreibung entworfen , ersehe ich ans
der von Giebel und Heintz herausgegebenen Zeitschr. für die
gesammten Naturwiss., dass Gray in den Ann. and Mag. of nat. hi-
story, eine Chilenische Cyclostome als Velasia chilensis beschriebeo
hat. Ist dies vielleicht dieselbe Art?
Anmerkung des Herausgebers. Die Frage nach der
Identität des Philippi'schen Fisches mit Ve'lasia chilensis Gray glaube
ich bejahend beantworten zu müssen. In beiden Beschreibungen ist
nichts geradezu widersprechendes enthalten, wenngleich die Beschrei-
bung des Gebisses in beiden in anderem Sinne aufgefasst ist. Die
Gray'sche Beschreibung (Annais and Magazine of natural history. Se-
cond series Vol. XIII. p. 62; vergl. auch dies Archiv 1854.11. p. 144)
lautet vollständig in der Uebersetzung so : „Velasia. Die oberen in-
neren Zähne gross, quer, mondförmig , in vier flache längliche Lap-
pen getheilt; die äusseren Lappen die grossesten. Die unteren in-
neren Zähne gross, quer, mondförmig, tonvex, am Rande gezähnelt.
Die Lippenzähne sehr zahlreich, abgestutzt, in gedrängten, geboge-
nen Reihen, die vom Schlünde aus divergiren; die inneren gross,
nach dem Rande zu allmählich an Grösse abnehmend. Zunge mit
zwei sehr grossen langen gekrümmten Zähnen, mit einer dreieckigen
Platte unten an ihrer Basis. Die beiden Rückenflossen weit von ein-
ander entfernt. Mund massig, mit queren Blältchen (foliations) ge-
landet. Velasia chilensis Hab. Chili, in süssem Wasser." Wenn ich
Gray's obere innere Zähne mit Philippi's Gaumenzähßen , seine
unteren inneren Zähne mit dem Philippi'schen Zungenzahn , seine
268 Philippi:
Genypterus ?h'^')* Neues Geschlecht der Blennioiden.
Unter den Chilenischen Fischen sind wenige im Lande
so bekannt wie der Congrio, der häufig in den mittleren
Provinzen auf den Markt kommt, und in noch grösserer Menge
in den nördlichen Provinzen gefischt wird , wo man ihn
trocknet und in grossen Quantitäten nach Peru , den Argen-
tinischen Provinzen, zum Consum der Schiffe und zur Fa-
stenspeise verkauft. In früheren Zeiten war der Fang des
Congrio fast die einzige Nahrungsquelle der Küstenbewohner,
der ,s. g. Changos , bis ihnen die Bergwerke eine vorlheil-
haftere Beschäftigung gaben. Es ist daher sehr sonderbar,
dass dieser Fisch den Naturforschern unbekannt geblieben
ist. Herr Gay meint, die Ursache hiervon sei die Grösse
des Fisches, welcher zur Aufbewahrung ein ziemlich grosses
Gefäss und eine ziemliche Menge Weingeist verlange. Dies
mag dann auch wohl die Ursache sein, welche ihn verhin-
dert hat, Exemplare nach Frankreich mitzunehmen, so dass
er sich damit begnügt hat, den Congrio nach einer von ihm
nach dem Leben entworfenen Zeichnung zu beschreiben. Er
nennt den Fisch Conger chilensis, S. Zool. der bist, de Chile
vol. II. p. 339. Hierin irrt er sich aber gewaltig: der Con-
grio der Chilener gehört gar nicht zum Geschlechte Conger,
ja nicht ein Mal zur Ordnung der Malacopterygii apodes, da
er Bauchflossen besitzt, obgleich diese an einem ungewöhn-
Zungenzähne mit den Philippi'schen Schlundzähnen identificire, und
wenn ich ferner die Uebereinstimmung der Gray'schen „transversa
foliations" am Mundrande mit den „gefransten Blättchen" Philippi's
in Betracht ziehe, so kann ich an der Uebereinstimmung beider Fi-
sche nicht mehr zweifeln. Wenigstens ist die generische Ueberein-
stimmung erwiesen. — Da jedoch die Beschreibung Philippi's die
von Gray ergänzt, und die Kennlniss des seltenen und merkwürdigen
Fisches fördert, so habe ich sie unverändert abdrucken lasset. Da
aber der Gray'sche Name die unbezweifelte Priorität hat, und ein
Thier nur einen Kamen braucht, so habe ich um eine unnütze Syno-
nymie zu vermeiden den von Philippi gegebenen Namen, Thysa-
nochilus valdivianus, unterdrückt. Ich denke sowohl der Herr Verfasser
wie die übrigen Ichthyologen werden mich darum nicht tadeln.
*} Von yiyvgy das Kinn und niiQOPi die Flosse.
üeber einige Chilenische Vögel und Fische. 269
liehen Orte, nämlich an der Spitze des Kinnes stehen und
von Gay übersrhen sind, und ausserdem eine sehr grosse
Kiemenspalte hat , während diese Oeffnung bei den Aalen
und Meeraalen bekanntlich sehr klein ist. Die Stellung der
Bauchflossen vor den Brustflossen, und der Umstand, dass die
unpaaren Flossen keine Slachelsirahlen führen , könnten uns
veranlassen, den Congrio in der Ordnung der Malacopterygii
jugulares zu suchen bei den Gadoiden , allein die geringe
Zahl der Strahlen der Bauchflossen und die grosse Länge
der Rücken- und Afterflosse erinnern vielmehr an die Blen-
nioiden, welche, obgleich zu den Stachelflossern gerechnet,
doch einige Geschlechter mit weichen Strahlen enthalten,
und eine genauere Untersuchung überzeugt uns in der That,
dass der Congrio der Chilenen in diese Abtheilung, und na-
mentlich neben" Zoarces gehört. Von diesem Geschlechte un-
terscheidet er sich jedoch sogleich dadurch, dass seine
Rückenflosse in gleicher Höhe ohne Unterbrechung verläuft,
und dass er Zähne auf dem Vomer und auf den Gaumen-
knochen besitzt. Der Körper ist verlängert , jedoch weit
weniger als bei den ächten Meeraalen, zusammengedrückt
und mit sehr kleinen Schuppen bedeckt. Der Kopf ist nackt;
der Unterkiefer zeigt conische, etwas gekrümmte Zähne, die
vorn mehrere, auf den Seiten aber eine einzige Reihe bilden.
Zähne von derselben Gestalt in mehreren Reihen gestellt,
sieht man auf dem Oberkiefer; gleiche Zähne, aber mit klei-
neren vermischt, auf dem Pflugschaar- und den Gaumen-
beinen. Die Lippen sind dick und fleischig. Die Rücken-
flosse und die Afterflosse sind sehr verlängert und verflies-
sen ohne Unterbrechung mit der Schwanzflosse ; sie zeigen
nur weiche Strahlen , so viel man durch die dicke Haut
durchfühlen kann, welche sie bedeckt. Die Augen sind ziem-
lich gross; das Praeoperculum endet mit einem in der Haut
versteckten Dorn. Die Brustflossen sind eiförmig ; ihre Strah-
len lassen sich ohne Zergliederung nicht zählen , wegen der
dicken Haut , die sie bedeckt ; die Bauchflossen stehen am
Kinn senkrecht unter den Augen und bestehen jede aus zwei
Strahlen, die fast bis zur Basis getrennt sind. Die Kiemen-
spalte ist, wie gesagt, sehr gross, und die Kiemenhaut zeigt
6 Strahlen. Ich nenne die Art G, nigricans, Ihre Färbung
270 Philippi:
ist schwarz ; die Seiten und die Afterflosse sind schwarz mit
weissen Flecken; die Lippen, die Kehle und der vordere
Theil des Bauches ziegelrolh, der hintere Theil der Bauches
weiss. — Die Länge des vorliegenden Exemplares beträgt
18 Zoll; die grösste Höhe etwas hinter den Brustflossen 3
Zoll 2Lin. ; die Dicke des Körpers beinahe 2 Zoll Der Kopf
misst 4 Zoll , die Brustflosse 2 Zoll. Die Fischer nennen ihn
Congrio negro.
Raja scohina Ph.
Herr Gay erwähnt eine einzige Rochenarl, die er R.
chilensis nennt, und der er drei Reihen Stacheln auf dem
Winkel der Brustflossen und eine einzige Stachelreihe auf
dem Schwänze zuschreibt. Es ist sonderbar, dass Herr Gay
sich nicht die Mühe gegeben hat, die Reise von Popp ig
nachzusehen, in welcher er Vol. L p. 148 einen Chilenischen
Rochen unter dem Namen R. lima gefunden hätte. Unser
Museum besitzt diese Föppig'sche Art, und eine andere neue,
welche ich R. scohina nenne, beide von der Küste der Pro-
vinz Valparaiso. Die letztere hat einen abgerundet rauten-
förmigen Körper mit stumpfer Schnauze , der oben grau mit
weissen Flecken ist. Unter diesen zeichnet sich einer von
dreieckiger Gestalt auf der Schnauze aus. Die untere Seite
ist weiss« Die Zähne sind breiter als lang, dicht gedrängt,
unbewehrt. Der obere Theil des Körpers zeigt drei Arten
Stacheln ; die grössern bilden zwei Reihen auf dem Rücken
in der Nähe der Mittellinie, und drei auf dem Schwänze, ein
oder zwei solcher Stacheln sieht man auch nach hinten und
innen von den Augen. Stacheln von der zweiten Grösse be-
decken in grosser Menge die Peripherie des Körpers und den
Schwanz, kleine, oft zu blossen Körnern reducirte Stacheln
endlich bedecken sonst die ganze obere Seite des Körpers.
Der Schwanz hat keine Schwanzflosse, und gehört unsere
Art daher in die Abtheilung üraptera Müll, und Henle. Es
ist überflüssig, die Unterschiede zwischen dieser Art und den
beiden, R. chilensis und R. lima, besonders hervorzuheben;
schon die drei Reihen grösserer Stacheln auf dem Schwänze
zeichnen sie auf den ersten Bück aus.
üeber einige Chilenische Vögel und Fisc^p. 271
Rhynchobatiß, Schnabelrochen n. Gen.
Auf der Reise, welche mein Präparator, Herr Ger-
m a i n , nach der Insel Juan Fernandez machte , gelang es
ihm, einen sonderbaren Rochen zu bekommen, welcher ein
neues Genus bilden muss. Unglücklicherweise erlaubte ihm
die Eile, mit welcher er umkehren musste, indem das Schiff
nicht die nöthigen Lebensmittel mitgenommen hatte, nicht den
Fisch zu präpariren, und nur der trockne Kopf desselben ist
in meine Hände gelangt. Dieser zeichnet sich von dem aller
übrigen Rochen dadurch aus, dass er in einen langen, li-
nealischen, platten, an der Spitze abgerundeten Schnabel aus-
läuft, welcher auf 6 Zoll Länge 10 Linien breit ist. Die un-
tere Seite dieses Schnabels zeigt den nur 4 Linien breiten
knöchernen Theil, welcher sich gegen die Spitze hin ver-
flacht, und einen Zoll vor derselben gänzlich aulhört, so wie
jederseits einen 3 Linien breiten Hautsaum: diese Unterseite
ist an der Basis glatt , übrigens aber mit kleinen, rückwärts
gekrümmten Stacheln dicht bedeckt. Die Oberseite ist ganz
und gar mit kleinen Stacheln bedeckt, die eine sternförmige
Basis haben. Aehnliche aber grössere Stacheln bedecken
ebenfalls den Kopf; ihr Durchmesser beträgt beinahe 1 LiniC;,
und ihr Centrum hat eine senkrecht grade Spitze. Etwa
sechs grössere Dornen, deren Basis 4 Linien lang und 3 Li-
nien breit, und deren Spitze rückwärts gekrümmt ist, begleiten
auf der Innern Seite und in der Entfernung von etwa einem
halben Zoll die Augen, indem sie eine etwas gekrümmte Li-
nie bilden. Am Vorderrande des Kopfes bemerkt man jeder-
seits einen rundlichen, oben gewölbten Vorsprung; welcher,
wie man auf der unteren Seite des Schädels sieht, durch
einen oval-elliptischen Körper gebildet wird, der grosse in
vier Reihen gestellte, durch ein fibröses Gewebe unvollkom-
men getrennte Zellen enthält. Ich bekenne, dass ich nicht
weiss, wofür ich dies Organ halten soll. Zu einem elektri-
schen Organe scheint es mir zu klein. Die Zähne sind ziem-
lich dicht gestellt, sie haben eine beinahe rhombische Grund-
fläche von i% Lin. Durchmesser und eine geneigte nach in-
nen gerichtete Spitze.
i72 Philippi: Üeber einige Chilenische Vögel und Fische.
Die Breite des ganzen Kopfes beträgt beinahe 6 Zoll;
die Mundöffnung so weit sie mit Zähnen besetzt ist, missl
3 Zoll 3 Lin. , die Entfernung des Mundes von der Spitze
des Schnabels beträgt beinahe 8V2 Zoll. Die beiden räth-
selhaften Organe am Vorderrande des Kopfes sind \% Zoll
von einander und etwa ly^ Zoll vom Munde entfernt; ihr
Längsdurchmesser beträgt fast 1% Zoll, ihr Querdurchmes-
ser 8 Linien.
Santiago im März 1857.
Pteroptochos albifrous n. sp.
Von
liudivig^ Etandbeck*
Artkennzeichen: Eine runde Platte auf
Stirn und Scheitel atlasglänzend weiss.
Länge von der Schnabel- bis Schwanzspitze
(allparis. Maass) (4" chil.) .... 3" 6'"
„ des Schnabels vom Winkel an . . — 6"'
„ „ „ von der Slirne an . .- — • 5'"
„ „ Schwanzes l" —
Breite 5" 9'"
Flügel vom Bug bis zur Spitze i" 6"'
Schienbein - 11'"
Tarsus — 8'"
Hinterzehe sammt Nagel — 7'"
Vordere Innenzehe — • b^"
Mittelzehe \ — 8'"
Aussenzehe — 6'"
Der Schnabel ist kegelförmig, scharf zugespitzt, die
Nasenlöcher von einer aufgetriebenen Haut bedeckt, horn-
schwarz, der Winkel gelb. Das Auge von verhältnissmässi-
ger Grösse, ist dunkelbraun, der nackte Tarsus auf der In-
nenseite lehmweisslich , aussen schwarzbraun genetzt; die
Nägel weiss.
Stirn und Scheitel am Grunde der Federn schwarzbraun,
an den Spitzen wie Atlas prachtvoll weissglänzend; die übrige
Oberseite braun und schwarz gebändert und gefleckt, was
auch bei allen schmalen Kanten der Flügel und des Schwan-
Archiv f. Namrgescb. XXII I. Jahrg. 1. öd. 18
274 Landbeck:
zes der Fall ist. Kopfseiten, Kehle, Gurgel und Brust glänzend
aschgrau, gegen den Bauch und die Seiten in helles Rost-
gelb übergehend , auf den Seiten und unter dem Schwänze
fein schwarz quergebändert. Die Unterseite der Schwung- und
Schwanzfedern glänzend grauschwarz. Unterflügeldeckfedern
silbergrau. Männchen und Weibchen sind in der Grösse und
Befiederung nicht wohl zu unterscheiden, ebenso wenig ist
das Sommer- vom ^yinlerkleide verschieden. Die reiche Be-
fiederung des Winterkleides wird durch das ümherschlüpfen
abgerieben, dadurch die Federn kürzer, da der Vogel aber
fast niemals sich dem Sonnenlichte aussetzt, so verbleichen
die Farben seines Gefieders sehr wenig.
Die Jungen tragen ein von den Alten verschiedenes
Kleid. Die ganze Befiederung ist grau und rostbraun quer-
gewellt und gebändert und es fehlt die weisse Kopfplatle.
Dieser niedliche Vogel , welcher noch kleiner als der
deutsche Zaunkönig und der kleinste seiner Gattung ist, ge-
hört in der Umgegend von Vaidivia keineswegs zu den sel-
tenen Vögeln; vielmehr findet man ihn in den meisten tief-
schattigen mit altem Holze von gefallenen Stämmen oder
dürrer Quila bedeckten feuchten oder sumpfigen Wald- und
Gebüschpartieen paarweise. Er lebt jedoch so verborgen
und treibt sein Wesen so heimlich , dass es nur selten ge-
lingt, ihn zu Gesicht zu bekommen, weshalb er auch sehr
schwierig zu schiessen ist. Am ehesten ist dieses während
der Paarungszeit im Frühlinge, im September möglich, wo er
manchmal auch auf Gebüsche hinaufsteigt und seinen äusserst
laut tönenden Ruf, der genau wie „Gottlieb" klingt, halbe
Stunden lang ertönen lässt. Ausser dieser Lockstimme, die wohl
sein Gesang genannt werden kann, lässt er während des Um-
herhüpfens im Gebüsche noch mehrere quikende Töne hö-
ren , die an die Töne des Zaunkönigs erinnern. Seine Be-
wegungen sind sehr behende; er trägt gewöhnlich Kopf und
Hals erhoben vorgestreckt und den Schwanz aufgerichtet.
Er läuft mit grossen Schritten mit locker gehaltenen Flügeln
unter liegenden Hölzern weg und wer ihn zum erstenmal
sieht, glaubt eher ein kleines Säugethier, etwa eine Maus,
vor sich zu haben, als einen Vogel. Am muntersten ist er
beim Regenwetter, wahrscheinlich ist ihm da seine Tafel am
Pteroptochos albifrons. 275
reichsten gedeckt. Er frisst kleine Würmer und Insekten,
Käfer^ Spinnen, Mücken.
Sein Nest findet sich an den Rändern von steilen be-
moosten Felsabhängen und alten iVJühlkanälen, wo es y^ bis
2 Fuss tief in Seitenlöchern angebracht wird, seltener unter
Baumwurzeln und in liegenden hohlen Bäumen. Es ist gross,
gut gebaut und besteht äusserlich aus Würzelchen und Moos,
innerlich aus Haaren und Federn , es ist ziemlich lief und
daher sehr warm. Er legt 3 — 4 schneeweisse ziemlich grosse
etwas kugelige Eier , welche an beiden Spitzen ziemlich ab-
gestumpft sind.
Wie lange die Brütezeit dauert , ist noch nicht beob-
achtet.
Dem Verfasser dieser Zeilen ist keine auf diesen Vogel
passende Beschreibung bekannt, wesshalb er denselben für
neu hält und ihm die obige sehr bezeichnende Benennung
gegeben hat.
Collico bei Valdivia d. 16. März 1857.
Verzeichnis^ der Tliiere« aufweichen
SchtnarotzeF- Insekten leben.
Von
O u r 1 t.
Mit Hinzuiugungen von Schilling.
Vorbemerkung des Herausgebers. Vor meh-
reren Jahren halte der Conservator Dickert eine Anzahl
Schmarotzer -Insekten von Thieren, die für das Bonner Mu-
seum ausgestopft wurden, gesammelt. Ich sandle sie an den
Geh. Med. - Rath. Gurlt, Director der Thierarzneischule,
nach Berlin , der nicht nur die Freundlichkeit halle sie zu
bestimmen, sondern auch durch reichliche Hinzufügung aus
seinen Doublelten , eine Grundlage für eine derartige Samm-
lung im Bonner Museum zu legen. Später halte ich Gele-
genheit von dem früheren Conservator des Greifswalder Mu-
seums, Dr. Schilling in Naumburg an der Saale 110 Ar-
ten von Schmarotzern in Glycerin - Präparaten für das Bon-
ner Museum zu erwerben. Als ich nun in diesem Sommer,
1857, wieder eine Partie gesammelter Schmarotzer-Insekten
an Gurlt schickte, um sie bestimmen zu lassen, bat ich ihn
um ein Verzeichniss sämmtlicher Schmarotzer nach denWohn-
thieren geordnet. Gurlt gab sogleich meiner Bitte Folge
und übersandte mir das beifolgende Verzeichniss. Darin
sind die Schmarotzer -Arachniden nicht berücksichtigt; die
Wohnlhiere sind alphabetisch geordnet , jedoch die Säiige-
thiere für sich und die Vögel für sich. Da in den von
Schilling gekauften Schmarotzern sich einige Hinzufügun-
Gurlt: Verzeichn. d. Thiere, auf welchen Schniarolzer-Ins. leben. 277
gen zu dem Verzeichnisse ergaben , so schickte ich unter
Zustimmung von Gurlt das Verzeichniss an Schilling,
um Ergänzungen , die ihm seine reiche Erfahrung möglich
machten, in das Verzeichniss einzutragen. Diesem Wunsche
hat derselbe bereitwilligst genügt, und so hat das Verzeichniss
seine gegenwärtige Vollständigkeit erlangt. Mit dem Wunsche,
es möchte auch andere Sammler zu Nachträgen veranlassen,
und so ein ebenso nützliches Verzeichniss bilden , wie das
von Gurlt mit den Creplin'schen Fortsetzungen für die Ein-
geweidewürmer in den früheren Jahrgängen unseres Archivs,
lasse ich es jetzt abdrucken. Es möchte vielleicht besser
gewesen sein , die Wohnthiere in systematischer Ordnung
aufzuführen; indessen Jeder kann ja leicht es in eine belie-
bige Anordnung umstellen , wenn es etwa darauf ankommt
zu vergleichen, in welcher Verwandtschaft die Schmarotzer
mit einander stehen^ die verwandle Thiere bewohnen. Hier
soll es hauptsächlich das Auffinden der Wohnthiere erleich-
tern , um bei der Bestimmung einen Fingerzeig zu erhal-
ten. Das angehängte gleichfalls von Gurlt angefertigte Ver^
zeichniss sämmtlicher Genejra , Subgenera und Species wird
ihm gewiss auch den Dank des betreffenden Publicums er-
werben.
Möchte doch dieses Verzeichniss die Conservatoren und
Ausstopfer an den Museen auf die Schmarotzer-Insekten auf-
merksam machen , und sie zum Sammeln derselben anregen !
Es ist mit wenig Mühe und sehr geringen Kosten verknüpft.
Für die Sammler , die noch keine Uebung im Anfertigen
der Präparate haben , nur noch ein Paar anleitende Worte,
Ich finde die Aufbewahrung in Glycerin-Präparaten ganz be-
sonders zu empfehlen, weil das einmal eingeschlossene In-
sekt durch die Glashülle vollständig geschützt ist, und für
jedesmalige Untersuchung nur unter das Mikroskop gescho-
ben zu werden braucht. In Weingeist aufbewahrt, muss man
immer erst bei der Beschauung die Thierchen selbst behan-
deln, und wird so leicht Fühler und Beine abbrechen. Ich
empfehle es als zweckmässig, die Schmarotzer zunächst in
Weingeist zu werfen und zu tödten. Dann darf man sie aber
nicht unmittelbar in Glycerin übertragen , sondern wird gut
Ihun , sie erst für kurze Zeit in Wasser zu legen , um den
278 ^ Gurlt:
Weingeist abzuspulen. Nun trage man auf eine Glasplatte
einen Tropfen Glycerin, bringe das Schmarotzer-Insekt in den-
selben^ und lege, nachdem man sich von der günstigen Lage
des Objecles überzeugt, und etwa die Fühler oder Beine ein
wenig zurechtgerückt hat, ein Deckgläschen auf. Man wird
für die Grösse des Glycerin-Tropfens bald und nach einiger
üebung das richtige Augenmaass erlangen. Liegt das Deck-
gläschen so auf, dass die ganze untere Fläche desselben mit
Glycerin benetzt ist, und dass kein Glycerin über den Rand
hervorsteht^ dann verkitte man den Rand des Deckgläschens.
Als Kitt wende ich den so billigen gewöhnlichen Eisenkitt
an , und trage ihn in Syrupsdicke mittelst eines Drahtstiftes
auf. Objectgläser sowohl wie Deckgläschen sind für denjeni-
gen , welcher sie gleichförmig und elegant haben will , vom
Dr. Oschatz in Berlin, so wie von dem Giessener Tausch-
verein zu beziehen.
A» Iflenscli«
Homo.
Pediculus Capitis L.
Pediculus Vestimenti L.
Pediculus Tabescentium?
Phthirius inguinalis Leach.
Pulex irritans L.
II* Säug^etliiere*
Antilope Dorcas,
Trichodectes Antilopes Gurlt.
Antilope Rupicapra.
Staematopinus Rupicaprae G.
Bos Bubalus.
Haematopinus Bubali G.
Bos Taurus.
Haematopinus eurysternus Nitzsch.
Haematopinus Vituli Stephens.
Trichodectes scalaris N.
Oestrus Bovis Meig. (larvae).
Verzeichniss der Thiere, auf welchen Schmarotzer-Insekten leben. 279
Canis familiaris.
Haeinatopinus piliferus Burm.
Pulex Canis Bouche.
Pulex Martis Bouche.
Trichodecles latus N.
Canis Vulpes.
Pulex Canis Bouche.
Pulex Melis G.
Trichodecles Vulpis Denny.
Capra Hircus,
Haematopinus stenopsis B.
Trichodecles Climax N.
Oeslrus Ovis Meig. (larvae).
Cavia Cobaya.
Gyropus gracilis N.
Gyropus ovalis N.
Cervus Capreolus»
Melophagus Cervi Meig.
Trichodecles longicornis N.
Cervus Dama.
Melophagus Cervi Meig.
Trichodecles longicornis N.
Cervus Elaphus,
Melophagus Cervi Meig.
Haemalopinus crassicornis B.
Trichodecles longicornis M.
Trichodecles similis D.
Equus Asinus.
Haematopinus Asini Steph.
Trichodecles Equi N.
Equus Caballus.
Haematopinus Asini Steph.
Trichodecles Equi N.
Gaslrus Equi Meig. el aliae species (larvae).
Erinaceus europaeus.
Pulex Erinacei Bouche.
Felis Catus dorn.
Pulex Felis Bouche.
Trichodecles suhrostralus N.
280 G in 1 1 : -
Bysirix dorsata.
Trichodectes Hystricis B.
Lemmus obensis,
Pediculus hispidus Grube.
Lepus Cuniculus.
Haematopinus ventricosus D.
Lepus timidus,
Haematopinus lyriocephalus B.
Lutra vulgaris.
Trichodectes exilis N.
. Meles vulgaris,
Pulex Melis G.
Trichodectes crassus N.
Mus agi^arius.
Haematopinus affinis B.
Mus agrestris.
Haematopinus acanthopus B.
Mus (Hypudaeus) arvalis.
Haematopinus tumidus Schill.
Ums decumanus,
Pulex Musculi Bouche.
Haematopinus spinulosus B.
Mus Musculus.
Pulex Musculi Bouche.
Haematopinus spinulosus B.
Mus Rattus,
Haematopinus spiniger B.
Mus sylvaticus,
Haematopinus affinis B.
Mustela Erminea.
Trichodectes dubius N.
Mustela Foina.
Trichodectes dubius N.
Trichodectes retusus N.
Mustela Furo.
Haematopinus piliferus B.
Verzeichniss der Thiere, auf welchen Schmarotier-Insekten leben. 281
Mustela Maries,
Pulex Marlis Bouche.
Trichodectes retusus N.
Mustela sibirica.
Pulex penicilliger Grube.
Mustela vulgaris.
Pulex Mustelae Schill. (Schill.).
Trichodectes dubius N.
Myoxus Nitela,
Pulex fasciatus Bosc.
Ovis Aries,
Oestrus Ovis Meig. (larvae).
Melophagus ovinus N.
Trichodectes sphaerocephalus N.
Phoca groenlandica.
Haematopinus setosus B.
' Phoca hispida.
Haematopinus annulatus Schilling.
Sciurus vulgaris.
Pulex Sciurorum Schrank.
Haematopinus sphaerocephalus B.
Spermophilus Eversmanni.
Pediculus laeviusculus Grube.
Sus Scrofa dorn.
Haematopinus Suis Leach.
Talpa europaea,
Pulex Talpae Bouche.
Ursus arctos.
Trichodectes pinguis B.
Ursus (Procyon) Lotor.
Trichodectes Vulpis D.
Vespertilio auritus.
Pulex Vespertilionis Bouche.
Nycteribia Vespertilionis Fabric.
Vespertilio harbastellus.
Pulex Vespertilionis Bouche (Schill.)
282 Gurlt:
Accentor modularis.
Docophorus modularis D.
Alauda arvensis.
Docophorus communis N.
Menopon minulum N.
Alca Torda.
Docophorus celidoxus Burm.
Nirmus Alcae D.
Menopon lutescens N.
Menopon nigropleurum D.
Menopon transversum D.
Alcedo coromandeliana.
Docophorus mystacinus ß.
Alcedo ispida.
Docophorus AIcedinis D.
Anas acuta.
Docophorus icterodes N. (Schill).
Lipeurus squalidus N. (Schill.)-
Trinolon gracile Grube.
Trinoton luridum B.
Anas Boschas.
Docophorus icterodes N.
Nirmus tessellatus D.
Lipeurus squalidus N.
Lipeurus variabilis N.
Menopon leucoxanthum N.
Anas Clatigula.
Docophorus Chrysophthalmi D.
Trinolon luridum N.
Anas clypeata.
Docophorus icterodes N.
Lipeurus squalidus N.
Trinoton squalidum D.
Anas Crecca.
Docophorus icterodes N.
Menopon leucoxanthum N.
Trinolon luridum N.
Verzeichniss der Thiere, auf welchen Schmarotzer-Insekten leben. 283
Anas falcata.
Trinoton gracile Grube.
Anas ferina,
Docophorus icterodes N.
Lipeurus squalidus N.
Trinoton luridum N. (Schill.)-
Anas glocitans,
Trinoton gracile Grube.
Anas Marita.
Docophorus icterodes N.
Nirmus obscurus B.
Lipeurus squalidus N.
Anas nigra.
Lipeurus squalidus N.
Anas Penelope.
Docophorus icterodes N.
Trinoton luridum N.
Anas rufina.
Nirmus stenopyx B.
Anas Stelleri.
Docophorus icterodes N.
Lipeurus squalidus N.
Anas Tadorna.
Lipeurus Tadornae D.
Anastomus coromandelianus.
Docophorus completus B.
Colpocephalum occipitale B.
Anastomus tamettigerus.
Docophorus completus ß.
Lipeurus Anastomi G.
Colpocephalum occipitale^ B.
Anser aegyptiacus.
Docophorus Anseris G.
Docophorus Chrysophthalmi D.
Lipeurus jejunus N.
Menopon Anseris G.
Anser atbifrons.
Docophorus icterodes N.
284 G u r ll :
Lipeurus jejunus N.
Trinoton squalidutn D.
Anser Bernicla.
Lipeurus jejunus N.
Anser einer eus dorn.
Docophorus adustus B.
Lipeurus jejunus N.
Lipeurus Tadornae D.
Trinoton conspurcatum N.
Trinoton squalidum D.
Anser ruficollis.
Trinoton conspurcatum N.
Anser Segetum.
Docophorus Cygni D.
Lipeurus jejunus N.
Aquila AlbiciUa.
Docophorus aquilinus D.
Nirmus discocephalus N.
Lipeurus quadripustulatus N.
Lipeurus sulcifrons D.
Colpocephalurn flavescens N.
Laemobothrium giganfeum N.
Aquila Chrysaelos.
Docophorus aquilinus D.
Lipeurus quadripustulatus N.
Colpocephalurn flavescens N.
Aquila leucocephala.
Lipeurus sulcifrons D.
Aquila naevia,
Docophorus aquilinus D. CSchill.)
Nirmus fuscus N. (Schill.)
Lipeurus sexmaculalus Seh. (Sciiill.)
Colpocephalus flavescens N. (Schill.)
Ardea cinerea.
Docophorus tricolor N.
Lipeurus leucopygus B.
Colpocephalurn importunum N.
Verzeichniss der Thiere, auf welchen Schmarotaer-Insekten leben. 285
Ardea Nyclicorax.
Lipeurus Nyclicoracis G.
Coipoceplialum Nyctarde D.
Ardea purpurea.
Colpocephalum Zebra N.
Ardea stellaris.
Nirmiis tessellalus D.
Lipeurus stellaris D.
Colpocephalum trochioxum B.
Laemobolhrium gilvurn N.
Argus giganteus.
Goniodes curvicornis B.
Colpocephalum appendiculatum B.
Bombycilla garrula.
Physostomum Bombycillae D.
Buceros abyssinicus,
Colpocephalum produclum B.
Buceros limbatus.
Lipeurus Buceri G.
Colpocephalum ailurum B.
Calidris arenaria.
Nirmus obscurus B.
Menopon icterum B.
Caprimulgus europaeus.
Nirmus hypoleucus N.
Centröpus Philippinarum.
Nirmus subcuspidatus B.
Charadrius cantianus.
Docophorus Canuti D.
Docophorus cephalus D.
Nirmus obscurus B.
Charadrius Hiaticula,
Docophorus cephalus D.
Docophorus platygaster D.
Nirmus fissus N.
Nirmus Hiaticulae D.
Colpocephalum, ochraceum N.
286 Gurlti
Charadrius minor.
Nirmus fissus N.
Charadrius Morinellüs.
Docophorus platygaster D.
Ninnus attenuatus N.
Charadrius pluvialis (auratusj.
Docophorus Charadrii pluvialis Seh.
Docophorus conicus D.
Lipeurus Charadrii pluvialis Seh.
Ciconia Äbdimii.
Colpocephalum occipitate ß.
Ciconia alba.
Docophorus incomplefus N.
Lipeurus versicolDr N.
Colpocephalum quadripustulatum B.
Colpocephalum Zebra N.
Ciconia Argala.
Docophorus breviloratus B.
Ciconia Maguari,
Docophorus subcomplelus B.
Ciconia nigra,
Docophorus Iricolor N.
Lipeurus versicolor N.
Colpocephalum?
Cinclus aquaticus.
Docophorus Cincli D.
Columba domestica,
Pulex Columbae Bouche.
Nirmus claviformis D.
Goniocoles compar B.
Lipeurus Baculus N.
Colpocephalum longicaudum B.
Columba Oenas.
Nirmus claviformis D.
Goniocotes compar B.
Lipeurus Baculus N.
Menopon giganleum D. .
Verzeichniss der Thiere, auf welchen Schmarotzer-Insekten leben. 287
Columba Palumbus.
Lipeurus Baculus N;
Columba tigrina.
Colpocephalum longicaudüm B.
Columba turbinata,
Colpocophalum türbinatum D.
Columba Turtur,
Goniocotes compar B.
Colymbus arciicus.
Docophorus colymbinus D.
Colymbus bicornis.
Docophorus colymbinus D.
Colymbus glacialis.
Docophorus colymbinus D.
Colymbus septentrionalis.
Docophorus colymbinus D.
Coracias garrula.
Nirmus subcuspidatus B.
Corpus Corax.
Docophorus semisignatus B.
Nirmus argulus N.
Colpocephalum subaequale N.
Menopon gonophaeum N.
Corvus Cornix.
Docophorus acutofrontalis Seh. (Schill.} ,
Docophorus atratus N.
Docophorus ocellalus N.
Nirmus uncinosus B.
Colpocephalum subaequale N.
Menopon gonophaeum N.
Menopon mesoleucum N..
Corvus Corone.
Docophorus ocellalus N.
Nirmus varius B.
Colpocephalum subaequale N.
Menopon mesoleucum N.
Corvus Coryocatactes.
Docophorus crassiceps ß.
Nirmus olivaceus B.
1188 G u r 1 1 :
Corvus frugilegus.
Docophorus atralus N.
Nirmus argulus N.
Nirmus fuscus N.
Colpocephalum subaequale N.
Menopon mesoleucum N.
Cor t US glandarius.
Docophorus fulvus B.
Nirmus fuscicollis B.
Nirmus Glandarii D.
Corvus Graculus.
^ Colpocephalum Fregili D.
Corcus Monedula.
Docophorus guttatus B.
Nirmus varius B.
Corvus Pica.
Docophorus Picae D.
Colpocephalum eurysternum D.
Corythaix porphyrocephala.
Lipeurus brunneus G;
Crex pratensis.
Nirmus attenuatus B.
Nirmus Fulicae D.
Cuculus canofus. .
Docophorus latifrons N.
Nirmus Cuculi D.
Nirmus fenestralus N.
Nirmus lalirostris B.
Menopon phanerostigmaton.
Cygnus Bewickii.
Docophorus Cygni D.
Ornilhobius Cygni D.
Ornithobius alro-marginatus D.
Trinolon conspurcalum N.
Cygnus canadensis.
Ornilhobius atro-marginatus D.
Ornilhobius goniopleurus D.
Verzeichniss der Thiere, auf welchen Schmarotzer-Insekten leben. 289
Cygnus ferus.
Nirmus junceus D,
Ornilhobius Cygni D.
Cygnus musicus.
Ornithobius Cygni D.
Ornilhobius minor Schill.
Trinoton conspurcatum N.
Cygnus Olor.
Ornilhobius Cygni D.
Trinolon conspurcatum N.
Menopon?
Cypselus Apus.
Anapera palüda Meig.
Stenapleryx Hirundinis Leach.
Docophorus excisus ß.
Nitzschia Burmeisleri D.
Eureum cimicoides N.
Dacelo giganteus,
Docophorus Delphax B.
Nirmus bracteatus N.
Diomedea chlororrhyncha.
Lipeurus Diomedeae N.
Diomedea culminata.
Lipeurus inlermedia G,
Diomedea exulans,
Docophorus Diomedeae G.
Docophorus Exulantis G.
Docophorus Gigas G.
Goniodes Diomedeae G.
Nirmus Diomedeae G.
Lipeurus brevis N.
Lipeurus Diomedeae N.
Menopon Diomedeae G.
Dromas Ardeola.
Nirmus brunneus B.
Emberiza citrinella.
Docophorus Cilrinellae Seh. (SchilL)
Docophorus communis N.
Archiv f Naturgesch. XXIII. Jahrg. 1. Bd. JQ. s
290 G u r 1 1 :
Menopon Cilrineilae D.
Physoslomum nitidissimum N.
Emberiza müiaria,
Docophorus Citrinellae Seh. (Schill.)
Docophorus communis N.
Emberiza nivalis.
Docophorus Rubeculae Leach.
Physoslomum Bombycillae D.
Epimachus regius,
Nirmus salelles N.
Falco aeruginosus.
Laemobothrium giganleum N.
Colpocephalum?
Falco Aesalon,
Nirmus rufus ß.
Falco apivorus.
Docophorus aquilinus D.
Colpocephalum flavescens N.
Falco ater.
Colpocephalum ailurum B.
Colpocephalum produclum B.
Nirmus lunalus Seh. cSchill.)
Falco brachydactylus.
Nirmus leucopleurus D.
Falco Buteo.
Docophorus aquilinus D.
Docophorus plalyslomus B.
Nirmus fuseus N.
Laemobothrium giganteum N.
Colpocephalum Zebra N.
Falco cyaneus.
Colpocephalum dubium Seh. (Schill.)
Falco Haliaetos.
Colpocephalum Haliaeti D.
Falco ictinus.
Nirmus fuseus N.
Verzeichniss derThiere, auf welchen Schmarotzer-Insekten leben. 291
Falco lagopus.
Docophorus platystomus B.
Nirmus fuscus N.
Falco Macei.
Colpocephalum ailurum B.
Falco Milvus,
Laemobothrium laticolle D.
Falco Nisus.
Docophorus Nisi D.
Nirmus rufus ß.
Nirmus subfuscus Seh. (Schill.)
Colpocephalum?
Falco palumbarius.
Docophorus platyrrhynchus N.
Docophorus Nisi D.
Falco peregrinus,
Colpocephalum flavescens N.
Falco rufus.
Nirmus fuscus N.
Colpocephalum flavescens N.
Falco subbuteo.
Laemobothrium laticolle N.
Falco Tinnunculus.
Nirmus rufus B.
Laemobothrium hasliceps M.
Fratercula arctica.
Docophorus celidoxus B.
Fringilla coelebs.
Docophorus communis N.
Docophorus Rubeculae Leach.
Physostomum irascens B.
Physostomum Mystax B.
Fringilla carduelis.
Docophorus anceps Seh. (Schill.)
Menopon carduelis D.
Fringilla cucullata.
Nirmus trithorax B.
J292 G u r 1 1 :
Fringilla domeshca.
Docophorus communis N.
Docophorus Fringillae D. (Schill.)
Docophorus Bubeculae D. (Schill.)
Menopon minulum N.
Fringilla montana.
Docophorus Fringillae D.
Nirmus cyclothorax B.
Fringilla monti fringilla.
Nirmus cyclothorax B.
Fulica atra.
Docophorus perlusus B.
Nirmus Fulicae D.
Nirmus minutus N.
Nirmus Numeniae D.
Lipeurus Fulicae G.
Lipeurus luridus N.
Laemobothrium atrum N.
Colpocephalum Fregili D.
Menopon tridens N.
Fulica mitrata.
Docophorus perlusus B.
Gallinula Chloropus.
Nirmus cuspidatus D.
Lipeurus luridus N.
Colpocephalum Gallinulae G.
Menopon scopulacorne 1).
Gallus Bankiwa.
Docophorus Galli G.
Gallus domesticus.
Pulex Gallinae Schrank.
Goniocotes hologaster ß.
Goniodes dissimilis N.
Lipeurus helerographus N.
Lipeurus variabilis N.
Menopon pallidum N.
Gracula galUnacea.
Nirmus Graculae G.
Verzeichniss der Thiere, auf welchen Schmarotzer-Insekten leben. 293
Gracula rosea.
Docophorus Leontodon N.
Gracula tristis,
Nirmus Graculae G.
Grus cinerea,
Lipeurus Ebraeus N.
Menopon Gruis G.
Haematopus ostralegus.
Docophorus Ostralegi D.
Nirmus Haematopi Steph.
Lipeurus brevicornis D.
Colpocephaium ochraceum N.
üalieus brasiliensis.
Docophorus Bassanae D.
Docophorus humeralis D.
Nirmus Haliei G.
Goniodes Haliei G.
Halieus Carbo.
Docophorus Bassanae D.
Himantopus rufipes.
Nirmus fusco-marginatus D.
Nirmus Haematopi Steph.
Lipeurus brevicornis D.
Colpocephaium ochraceum N.
Hirimdo riparia.
Docophorus excisus B.
Nirmus tenuis ß.
Hirundo rnstica.
Hirundo iirbica.
Docophorus excisus B.
Nirmus elongalus D.
Nirmus gracilis B.
Eureum Malleus N.
Menopon Hirundinis G.
Ibis aethiopica.
Lipeurus albus G.
294 Gurlt:,
Ibis Hagedasch.
Lipeurus fasciatus G.
Lipeurus Ibis G.
Colpocephalum Ibis G.
Lagopus vide Tetrao.
Lamprotornis aurata.
Nirmus Lamprotornis G.
Colpocephalum Lamprotornis G.
Menopon Lamprotornis G.
Lanius Collurio.
Nirmus cruciatus B.
Menopon fusco-cinctum D.
Lantus Excubitor,
Docophorus fuscicollis B.
Larus arcticus.
Docophorus Cephalus D.
Docophorus melanocephalus B.
Larus argentatus.
Docophorus Lari D.
Docophorus melanocephalus B.
Nirmus sellalus B.
Larus cahirinus.
Docophorus melanocephalus B.
Nirmus sellatus B.
Menopon transversum D.
Larus canus.
Docophorus Larl D.
Docophorus platygaster D.
Nirmus melanonyx Schill.
Nirmus ornatus Grube.
Trinoton conspurcatum N.
Larus fuscus.
Docophorus Canuti D.
Docophorus Cephalus D.
Nirmus sellatus B.
Colpocephalum Lari G.
Larus islandicus,
Docophorus Lari D.
Verzeichniss der Thiere, auf welchen Schmarotzer-Insekten leben. 295
Larus leucophaeus.
Docophorus Canuli D.
Nirmus sellatus B.
Lipeurus pelagicus D.
Colpocephalum Lari G.
Larus marinus.
Docophorus Lari D.
Nirmus sellatus D.
Larus minutus.
Nirmus eugrammicus B.
Larus ridibundus.
Docophorus Lari D.
Nirmus punctatus B.
Nirmus sellatus B.
Menopon Ridibundus D.
Larus Risso.
Docophorus Lari D.
Larus tridactylus.
Docophorus Lari D.
Nirmus lineolatus B.
Nirmus sellatus B.
Menopon nigropleurum D.
Menopon transversum D.
Lestris arclica.
Docophorus Cephalus D.
Lestris pomarina.
Docophorus Cephalus D.
Lestris Richardsonü.
Docophorus Cephalus D.
Nirmus normifer Grube.
Limosa melanura.
Docophorus Limosae D.
Nirmus cingulatus B.
Nirmus obscurus B.
Menopon lutescens N. ,
Limosa rufa.
Docophorus Limosae D.
Nirmus cingulatus B.
296 Gurlt:
Nirmus obscurus B.
Nirmus Phaeopi D.
Colpocephalum ochraceum N.
Lophophorus impayanus,
Nirmus?
Goniocotes haplogonus N.
Loxia curvirostra.
Docophorus communis N.
Nirmus limbatus B.
Loxia Pyrrhula.
Docophorus communis N.
Macrorrhamphus grisea,
Colpocephalum ochraceum N.
Meleagris Gallo-pavo,
Goniodes stylifer N.
Lipeurus polytrapezius N.
Menopon stramineum N.
Menura supei'ba.
Nirmus submarginalis N.
Mergulus Alle.
Docophorus Merguli D.
Mergus albellus.
Docophorus icterodes N.
Trinotön luridum N.
Trinoton lituratum N.
Mergus Merganser.
Docophorus icterodes N.
Lipeurus lemporalis N.
Ornilhobius goniopleurus D.
Trinoton luridum N.
Mergus Serrator.
Lipeurus temporalis N.
Trinoton luridum N.
Merops aegyptius.
Nirmus Apiastri D.
Nirmus Meropis G.
Merops apiasUr.
Docophorus Meropis D.
Nirmus Apiastri D.
Veraeichniss derThiere, auf welchep Schmarotzer-Insekten leben. 297
Motacilla alba,
Docophorus passerinus D.
Menopon Citrinellae D.
Motacilla flava.
Docophorus passerinus D.
Nectarinia lucida.
Docophorus Nectariniae G.
Numenius Arquata.
Docophorus humeralis D.
Docophorus tesludinarius N.
Nirmus Numenii D.
Nirmus obscurus B.
Menopon nigropleurum D.
Numenius Phaeopus,
Docophorus humeralis D.
Nirmus Phaeopi D.
^umida Meleagris.
Nirmus Numidae D.
Goniodes numidianus D.
Goniocotes Numidae G.
Menopon stramineum N.
Üedicnemus crepitans.
Nirmus annulatus B.
Nirmus Oedicnemi D.
Oedicnemus mexicamis.
Docophorus Oedicnemi G. ^
Lipeurus Oedicnemi G.
Opisthocomus cristatus,
Nirmus Opisthocomi G.
Goniocotes curlus B.
Oriolus Galhula.
Docophorus latifrons N. .
Docophorus Leontodon N.
Nirmus Orioli G.
Physostomum sulphureum B.
Ortyx virginiana.
Goniodes Ortygis D.
Otts tarda.
Nirmus turmalis N.
298 Gurlt:
Palamedea cornuta.
Lipeurus macrocneinis B.
Paradisea regia.
Nirmus satelles N.
Parus ater.
Docophorus Pari D.
Parus caudatus.
Docophorus Pari D.
Parus caeruleus.
Docophorus Pari D.
Parus maior,
Docophorus pallescens D.
Menopon sinualum B.
Parus palustris.
Docophorus pallescens D.
Pavo crisfatus.
Goniocotes rectangulus B.
Goniodes falcicornis N.
Pelecanus Onocrotalus.
Lipeurus forficulalus B.
Colpocephalum eucarenutn B.
Perdix cinerea.
Goniocotes microlhorax B.
Goniodes dispar D.
Menopon Perdicis D.
Perdix Coturnix.
Nirmus argentatus Seh. (Schill.)
Goniocotes aslrocephalus B.
Goniodes paradoxus N.
Menopon fulvo-maculalum D.
Perdix petrosa.
Goniocotes pusillus B.
Goniodes securiger N.
perdix rubra.
Goniocotes microthorax B.
Lipeurus polytrapezius N.
Phalacrocorax africanus.
Nirmus semicinctus G.
Lipeurus brevicornis D.
Verzeichniss der Thiere, auf welchen Schmarotzer-Insekten leben. 299
Phalacrocorax cristatus.
Lipeurus brevicornis D.
Phalaropus lobatus. ^
Nirmus Phalaropi D.
Phasianus colchicus.
Goniocotes hologasler B.
Goniodes Colchici D.
Menopon fusco-maculatum D.
Phasianus nycthemerus,
Goniocotes Phasiani G.
Phoenicopterus ruber.
Docophorus Phoenicopteri G.
Docophorus pygaspis B.
Docophorus testudinarius Child.
Lipeurus Phoenicopteri G.
Picus canus.
Docophorus scalaris B.
Picus major.
Docophorus superciliosus B.
Nirmus stramineus D.
Picus Martius.
Colpocephalum inaequale B.
Picus mecdus.
Docophorus scalaris B.
Nirmus stramineus D. (Schill.)
Picus minor,
Physoslomum Myslax B.
Picus robustus.
Nirmus stramineus D.
Colpocephalum inaequale D.
Menopon Pici D.
Picus viridis.
Docophorus scalaris B.
Nirmus stramineus D.
Menopon Pici D.
Platalea leucorrhodia.
Docophorus Plataleae D
Lipeurus Tadornae D.
Menopon giganteum D.
500 Gurlt:
Plotus Anhinga.
Docophorus Ploli G.
Nirraus Ploti G.
Podiceps auritus.
Nirmus fusco-marginatus D.
Nirmus Podicipis D.
Podiceps cristatus.
Nirmus fusco-marginatus D.
JVirmus Podicipis D.
Podiceps minor,
Nirmus Podicipis D.
Menopon scopulacorne D.
Podiceps ruhricollis.
Nirmus Podicipis D.
Prionites Momota.
Nirmus marginalis B.
Procellaria capensis.
Lipeurus Procellariae G.
Procellaria chlororrhyncha.
Lipeurus pelagicus D.
Procellaria Leachii.
Lipeurus pelagicus D.
Procellaria pelagica.
Docophorus Thalassidromae D.
Lipeurus pelagicus D.
Psittacus frenatus.
Lipeurus Psittaci G.
Colpocephalum turbinatum D.
Psittacus Macacuanna.
Nirmus Psittaci G.
Psittacus undulatns.
Colpocephalum Psittaci G.
Menopon Psittaci G.
Pterocles Lichtensteitiii.
Nirmus Pleroclis G.
Rallus aquaticus.
Docophorus Ralli D.
Verzeichniss derThiere, auf welchen Schmarotzer-Insekten leben. 301
Nirmiis cuspidatus D.
Nirmus rallinus D.
Menopon scopulacorne D.
Recurvirostra Avocetta.
Docophorus adustus B.
Nirmus decipiens N.
Nirnjus furvus ß.
Nirmus piceus N.
Nirmus Recurvirostrae <j.
Lipeurus Recurvirostrae G.
Colpocephalum ochraceum N.
Menopon Recurvirostrae G.
Regulus auricapillus.
Docophorus Reguli D.
Rhamphastos chlor orrhynchus.
Docophorus Rhamphasti G.
Rhea Novae HoUandiae,
Nirmus asymmetricus B.
Scolopax Gallinago.
Docophorus ambiguus B. , -
Nirmus Scolopacis D.
Scolopax rusticola.
Docophorus auratus N.
Lipeurus helvolus B.
Lipeurus Scolopacis G.
Menopon iclerum ß.
Sitta europaea.
Docophorus communis N.
Sterna cantiaca.
Docophorus melanocephalus B.
Colpocephalum piceum D.
Sterna fissipes,
Nirmus nyclhemerus B.
Sterna Uirundo.
Docophorus ßassanae D.
Docophorus melanocephalus B.
Nirmus sellalus B. ^
Lipeurus gyricornis D.
302 Gurlt:
Sterna maxuriensis.
Menopon transversum D.
Sterna minuta.
Nirmus nyclhemerus D.
Colpocephalum ochraceuin N.
Sterna nigra.
Nirmus obscurus B.
Strepsilas interpres,
Nirmus furvus B.
Nirmus holophaeus ß.
Nirmus Strepsilaris D.
Nirmus Vanelli D.
Menopon Slrepsilae D.
Strix africana.
Docophorus ceblebrachys N.
Nirmus fuscus N.
Strix Brachyotus.
Docophorus Cursor B.
Strix Bubo.
Docophorus heterocerus ß.
Strix ßammea.
Docophorus rostratus ß.
Colpocephalum Haliaeti D.
Strix nyctea,
Docophorus ceblebrachys N.
Nirmus hexophlhalmus ß.
Strix Otus,
Docophorus Cursor B.
Docophorus plalyslomus ßm. (Schill.)
Strix uralensis.
Docophorus heterocerus N.
Sturnus vulgaris.
Docophorus Leontodon N.
Nirmus nebulosus B.
Menopon cucullare N.
Sula Bassana.
Docophorus Bassanae D.
Docophorus humeralis I).
Lipeurus staphylinoides D.
Verzeichniss der Thiere, auf welchen Schmarotzer-Insekten leben. 303
Sylvia Phragmiiis.
Docophorus passerinus D.
Sylvia rubecula.
Docophorus Rubeculae Leach.
Sylvia suecica.
Nirmus Sylviae G.
Physoslomiim Mystax B.
Tachydromus isabellinus.
Nirmus lotus B.
Tantalus Ibis.
Menopon Tantali G.
Tetrao (Lagopus) albus, ^
Nirmus cameratus N.
Goniodes Tetraonis D.
Tetrao (Lagopus) alpinus.
Nirmus cameratus N.
Menopon Lagopi Grube.
Tetrao Saliceti.
Goniodes Tetraonis D.
Tetrao scoticus.
Nirmus cameratus N.
Goniodes Tetraonis D.
Tetrao Tetrix.
Nirmus cameratus N.
Goniodes Colchici D.
Goniodes Tetraonis D.
Tetrao Vrogallus.
Nirmus cameratus N.
Nirmus pallido-vittatus Grube.
Lipeurus Tetraonis Grube. -
Goniodes chelicornis N.
Totanus hypoleucus.
Docophorus Cephalus D.
Nirmus obscurus ß.
Colpocephalum ochraceum N.
Totanus maculatus.
Nirmus furvus ß.
Menopon lutescens N.
304 Gurlt;
Totanus ochropiis.
Nirmus Ochropi D.
Nirmus obscurus B.
Tragopan Satyrus,
Goniocotes diplogonus B.
Goniodes spinicornis B.
Tringa Canuti.
Docophorus Canuli D.
Nirmus holophaeus B. '
Tringa cinerea.
Nirmus fulvo-fascialus Grube.
Nirmus Vanelli D.
Tringa islandica,
Docophorus Lari D.
Tringa minuta.
Docophorus fusiförmis D.
Nirmus obscurus B.
Tringa pugnax,
Nirmus cingulalus B.
Nirmus fulvo-fascialus Grube.
Nirmus holophaeus B.
Menopon lulescens N.
Menopon nigropleurum D.
Tringa subarquata.
Nirmus fulvo-fascialus Grube.
Nirmus holophaeus B.
Nirmus obscurus B.
Nirmus Phaeopi D.
Colpocephalum umbrinum B.
Tringa variabilis.
Docophorus variabilis D.
Nirmus obscurus B.
Colpocephalum ochraceum N.
Menopon icterum B.
Trochilus ater*
Nirmus Trochili G.
Physoslomum Trochili G.
Verzeichniss der Thiere, auf welchen Schmarotzer-Insekten leben. 305
Troglodytes europaeus.
Menopon Troglodytis D.
Pliysoslomum frenatum N.
Turdus iliacus.
Docophorus Turdi D.
Nirmus Iliaci D.
Turdus Merula.
Dücopliorus Merulae D.
Nirmus merulensis D.
Turdus musicus.
Docophorus Turdi D.
Turdus pilaris.
Docophorus Merulae D.
Nirmus marginalis B.
Nirmus marginatus B.
Physoslomum Myslax B.
Turdus roseus.
Docophorus 'Pastoris D.
Nirmus Iliaci D.
Turdus ruficollis.
Physoslomum Myslax D.
Turdus torquatus.
Docophorus Merulae D.
Nirmus calenalus Schillino-,
Nirmus marginalis B.
Physoslomum Myslax B.
Turdus viscivorus.
Docophorus Merulae D.
Nirmus marginalis B.
Nirmus Viscivori D.
üpupa Epops.
Docophorus üpupae D.
Nirmus Upupae G.
Uria GryUe,
Docophorus megacephalus D.
Uria Troile.
Docophorus celidoxus B.
Docophorus humeralis D.
Docophorus plalygaster D.
Archiv f. Naturgesch. XXIII. Jahrg. 1. Bd. 20
306 Gurlt:
Vanellus crisfatus,
Docophorus Vanelli Seh. (Schill.)
Nirmus junceus D.
Colpocephalum ochraceum N.
Vanellus griseus,
Nirmus Vanelli D.
Vultur Aura.
Docophorus brevifrons B.
Nirmus Vulluris G.
Colpocephalum ailurum B.
Menopon Vulturis G.
Laemobothrium laticolle N.
Laemobothrium Vulturis G.
Vultur cinereus,
Docophorus brevicollis N.
Lipeurus quadripustulatus N.
Laemobothrium Vulluris G.
Vultur Gryphus.
Lipeurus quadripustulatus N.
Vultur Papa.
Docophorus brevifrons B.
Lipeurus ternatus B.
Vultur Percnopterus.
Menopon Vulturis G.
Vultur Rüppellii.
Nirmus fuscus N.
Lipeurus quadripustulatus N.
Colpocephalum flavescens N.
Colpocephalum Haliaeti D.
Laemobothrium laticolle N.
Yunx Tot-quilla.
Docophorus latifrons N.
Docophorus serrilimbus B.
Verzeichniss der Thiere, aufweichen Schmarotzer- Insekten leben. 307
Genera, Subgenera et Species.
Anapera*
pallida M.
Colpocepbaluin N.
ailurum B.
appendiculutum B.
dubium Schill,
eucarneum ß.
eurysternum D.
flavescens N.
Fregili D.
Gallinulae G.
Haliaeti D.
Ibis G.
importunum N.
inaequale ß.
Lamprotornis G.
Lari G.
longicaudum B.
Nyclarde D.
occipitale ß.
ochraceum N.
piceum D.
productum ß.
Psittaci G.
quadripustulalum B.
subaequale N.
Trochioxum ß.
turbinatum D.
umbrinum ß.
Zebra N.
Ilocopliorus n.
acutofronlalis Seh.
adustus ß.
Alcedinis D.
ambiguus ß.
anceps Schill.
Anseris G.
aquilinus D.
atratus N.
auratus N.
ßassanae D.
brevicollis N.
brevifrons ß.
breviloralus ß.
Canuti D.
cephalus D.
ceblebrachys N.
celidoxus B.
Chrysophthalmi D.
Cincli D.
Citrinellae Seh.
colymbinus D.
communis N.
completus ß.
eonieus D.
crassiceps ß.
Cursor ß.
Cygni D.
Delphax B.
Diomedeae G.
excisus ß.
Exulantis G.
Fringillae D.
fulvus ß.
fuscicollis ß.
fusiformis D.
Galli G.
Gigas G.
guttatus B.
heterocerus B.
humeralis D.
icter^des N.
incompletus N.
Lari D.
latifrons N.
Leontodon N.
Limosae D.
megacephalus D.
melanocephalus B.
Merguli D.
Meropis D.
308
Gurlt:
Merulae D.
modularis D.
mystacinus B.
Nectariniae G.
Nisi D.
ocellalus N.
Oedicnemi G.
Ostralegi D.
pallescens D.
Pari D.
passerinus D.
Pastoris D.
pertusus ß.
Phoenicopteri G.
Picae D.
Plalaleae Ü.
plalygasler D.
plalyrrhynchus N.
Ploli G.
pluvialis Schill,
pygaspis ß.
Ralii 0.
Reoruli D.
Rhamphasti G.
rostralus B.
Rubeculae Leach.
scalaris B.
semisignalus B.
sorrilimbus B.
subcoinpletus B.
superciliosus B.
testudinarius N.
Thalassidromae D.
tricolor N.
Turdi D.
Upupae D.
Vanelli Schill,
variabilis D.
Eureum N.
cimicoides N.
malleus N.
<Koniocotefl B.
astrocephalus B.
compar ß.
curtus B.
diplogonus B.
haplogonus B.
holognsler B.
Microthorax B.
Numidae G.
Phasiani G.
pusillus B.
rectangulatus B.
Ooniodes M.
chelicornis N.
Colchici D.
curvicornis B.
Diomedeae G.
dispar D.
dissimilis N.
falcicornis N.
Haliei G.
numidianus D.
Ortygis D.
paradoxus N.
seciiriger N.
spinicornis B.
stylifer N.
Telraonis D.
gracilis N.
ovalis N.
Maeanatopinus Leach.
acanthopus B.
affinis B.
annulalus Schill.
Asini Steph.
Bubali G.
crassicornis B.
eurysternus N.
iyriocephalus B.
piliferus B.
Rupicaprae G.
serratus B.
setosus B.
sphaerocephalus B.
spiniger B.
spinulosus B.
Verzeichniss der Thiere, auf welchen Schmarotzer-Insekten leben. 309
stenopsis B.
Suis Leach.
tumidus Schill,
ventricosus D.
Viluli Steph.
liaeniobotlirinm IS.
atrum N.
gi(^anteum N.
gilvum N.
hasticeps N.
lalicolle N.
Vulturis G.
liipeiirus N.
albus G.
Anastomi G.
Baculus N.
bilineatus Steph.
brevicornis D.
brevis B.
brunneus G.
Buceri G.
Diomedeae G.
ebraeus N.
fascialus G.
forficulalus B.
Fulicae G.
gyricornis D.
helvolus B.
helerographus N.
Ibis G.
intermedius G.
jejunus N.
leucopygos B.
luridus N.
macrocnemis B.
Nyclicoracis G.
Oedicnemi G.
pelagicus D.
Phoenicopleri G.
pluvialis Seh.
polylrapezius N.
Procellariae G.
Psiltaci G.
Recurvirostrae G.
quadripuslulatus N.
Scolopacis G.
sexmaculatus Seh.
squalidus N.
slaphylinoides D.
slellaris D.
suicifrons D.
Tadornae D.
temporalis N.
variabilis N.
versicolor N.
Iflelopliag^us N.
Cervi Meig.
ovinus N.
menopon M.
Anseris G.
Carduelis D.
Cilrinellae D.
cucullare N.
Cygni G.?
Diomedeae G.
fulvo-maculalum D.
fusco-cinctum D.
giganteum D.
gonophaeuin N.
Gruis G.
Uirundinis G.
icterum B.
Lamprotornis G.
leucoxanthum N.
lutesccns N.
mesoleucum N.
minutum N.
nigropleurum D.
pallidum N.
Perdicis D.
phanerosligmaton N.
Pici D.
Psiltaci G.
Recurvirostrae G.
Ridibundus D.
scopulacornc D.
sinualum B.
stramineum N.
Strepsilae D.
310
Gurlt:
Tantali G.
transversum D.
tridens N.
Trogloditis D.
VuUuris G.
IVirmus ?I.
Alcae D.
annulatus B.
Apiastri D.
argulus N.
asymmetricus ß.
attenuatus N.
bracteatus N.
brunneus B.
cameratus N.
calenalus Schill,
cingulalus B.
claviforrnis D.
crucialus B.
Cuculi D. -
cuspidatus D.
cyclolhorax B.
decipiens N.
Diomedeae G.
discocephalus N.
elongalus D. -
eugrammicus B.
fenestratus N.
fissus N.
Fulicae D.
furvus B»
fusco-marginatus D.
fuscus N.
Glandarii D.
gracllis B.
Graculae G.
Haematopi Steph.
Haliei G.
hexophthalmus B.
Hiaticulae D.
holophaeus B.
hypoleucus N.
Illaci D.
junceus D.
Lamprotornis G.
lalirostris B.
leucopleurus D.
limbatus B.
lineolatus B.
lotus B.
lunalus Schill,
marginalis B.
marginalus ß.
melanonyx Schill.
Meropis D.
merulensis D.
minutus N.
nebulosus B.
Numenii D.
Numidae D.
nyclhemerus B.
obscurus B.
Ochropi D.
Oedicnemi D.
olivaceus B.
Opisthocomi G.
Orioli G.
Phaeopi D.
Phalaropi D.
piceus N.
Ploti G.
Podicipis D.
Psitlaci G.
Pteroclis G.
punctatus B.
Tallinus D.
Recurvirostrae G.
rufus B.
satelles N.
Scolopacis D.
sellatus B.
semicinctus G.
slenopyx B.
stramineus D.
Strepsilaris D.
subcuspidalus B.
siibmarginalls N.
Sylviae G.
tenuis B.
tessellatus D.
trithorax B.
Trochili G.
Verzeichniss der Thiere, auf welchen Schmarotzer-Insekten leben. 311
turmalis N.
uncinosus B.
Upupae G.
Urogalli G.
Vanelli D.
varius ß.
Viscivori D.
Vulturis G.
]iritz§cliia D.
Burmeisteri D.
]Vycferibia Fabr.
Vespertilionis Fabr.
Ornitliobius D.
alro-marginalus D.
Cygni D.
gonopleuros D.
minor Schill.
Petliciilus L.
Capitis L.
laeviusculus Grube,
hispidus Grube.
Tabescenlium?
Veslimenli L.
Plstäriiis Leach.
inguinalis Leach.
Pliysostoinnm N.
Bombyciliae D.
frenatum N.
irascens B.
Pitiex L.
Canis Bouche.
Coliimbae Beb.
Erinacei Bch.
fasciatus Bosc.
Felis Bch.
Gallinae Bch. '
irritans L.
Martis Beb.
Melis G.
Musculi Bch.
Mustelae Seh.
penicilliger Grube.
Sciurorum Schrank.
Talpae Bch.
Vespertilionis Bch.
Stenapteryx Leach.
Hirundinis Leach-
Tricliodectes N.
Antilopes G.
Climax N.
crassus N.
dubius N.
Equi N.
exilis N.
Hystricis B.
latus N.
longicornis N.
pinguis B.
relusus N.
scalaris N.
similis D.
sphaerocephalus N.
subrostratus N.
Vulpis D.
Trinoton N.
conspurcalum N.
gracile Grube,
iituralum N.
luridum N.
squalidum D.
Heber den männliclien ^piis cancriformis.
Von
I>r* A' Kozubowski,
Prof. an der Universität zu Krakau.
Vorgelegt der Versammlung der deutschen Naturforscher
in Bonn.
Hierzu Taf. XIII.
Mit wahrem Vergnügen bringe ich der geehrten Ver-
sammlung eine neue Entdeckung im Bereiche der verglei-
chenden Anatomie zurKennlniss, und hoffe, dass diese Nach-
richt für die Forscher im zoologisch -anatomischen Gebiete
nicht uninteressant sein dürfte. Im Laufe des verflossenen
Monats entdeckte ich Mätinchen der Galtung Apus cancrifor-
mis, welche unter den Crustaceen bis zur Stunde nicht be-
kannt waren. Um aber keinen Zweifel darüber obwalten zu
lassen , und der geehrten Versammlung die Möglichkeit zu
geben von der Richtigkeit meiner Aussage sich selbst zu
überzeugen , übersende ich hiemit mehrere in Spiritus auf-
bewahrte Exemplare ^} dieser Männchen, so wie auch abge-
sondert die männlichen Geschlechtsorgane mit beiliegenden
Zeichnungen und einer kurzen Beschreibung.
Ehe ich aber zur Beschreibung selbst schreite, sei es
mir erlaubt, die Aufmerksamkeit der geehrten Versammlung
auf den Umstand zu lenken, dass diese meine Entdeckung
gerade mit der hundertjährigen Jahresfeier der ersten über
^) Dieselben sind im Naturhistorischen Museum zu Bonn aufbewahrt.
Kozubowski: üeber den männlichen Apus cancriformis. 313
den Apus cancriformis erschienenen Monographie zusammen-
trifft. — Im Jahre I75ö hat nämlich der berühmte und un-
ermüdete Naturforscher Schaeffer sein Werk unter dem
Titel : ^Der krebsartige Kiefenfuss,« veröffentlicht. Es ist ihm
aber ungeachtet seiner mühseligen und langwierigen For-
schungen doch nicht gelungen, Männchen zu entdecken, wes-
halb er angenommen hat, dass diese Crustaceen Hermaphro-
diten seien. Dass spätere, nicht minder fleissige Untersuchun-
gen ebenfalls zu keinem anderen Resultate geführt haben,
überzeugt man sich leicht, wenn man die Handbücher über
vergleichende Anatomie vonLeuckart und Siebold nach-
schlägt, und die Worte von Grube, die man in seiner im
Jahre 1853 verfasslen Beschreibung anderer Phyllopoden
findet, beweisen zur Genüge, dass seit Schaeffer die in
Rede stehende Frage nicht im mindesten aufgeklärt und ihrer
Lösung entgegengeführt wurde.
Grube sagt nämlich: „Schaeffer, der sich vier Jahre
lang mit dem Apus cancriformis beschäftigt, so wie Ber-
thold und Za dd ach waren in ihren Bemühungen nicht
glücklicher, woher sie vermulhen, dass diese Crustaceen Zwit-
ter seien, doch zweifelt Sieb o 1 d, ob die Organe, die Zad-
dach für männliche hält, nicht zu dem weiblichen Geschlechts-
apparate gehören."
Siebold blieb jedoch fortwährend bei seiner Meinung,
dass der krebsartigre Kicfenfuss auch Männchen besitzen müsse,
die jedoch wegen ihrer Seltenheit bis jetzt nicht entdeckt wer-
den konnten, und da wir jetzt diese seine Meinung vollkom-
men bestätigt finden, so gebührt volle Achtung der durch-
dringlichen Auffassungsgabe dieses berühmten Naturforschers.
— Das erste Männchen entdeckte ich zufällig am I3ten Juli
1. J. und als ich mich unter dem Mikroskope von seinem
Geschlechle überzeugte, desnonstrirle ich es allsogleich den
geehrten Professoren der Anatomie und Zoologie an der hie-
sigen Universität Hrn. Prof. Voigt und Hrn. Prof. Schmidt,
und da es mir später gelungen ist, eine grössere Menge von
Männchen zu bekommen , so habe ich nach sorgfältiger Un-
tersuchung ihres Geschlechtsapparates dieses wichtige und
interessante Resultat in der am 31. Juli 1. J. abgehaltenen
Sitzung der Krakauer gelehrten Gesellschaft vorgetragen,
314 Kozubowski:
Ich theile hier aus diesem Vortrage in Kürze die nach-
folgenden wichtigen Daten mit. — Unter 160 untersuchten
Thierchen; der Gattung Apus cancriformis befanden sich 16
Männchen, es bilden somit die Männchen im Verhältnisse zu
den Weibchen zehn Procent — ich zweifle aber sehr, ob
dieses Verhältniss in den nachfolgenden Jahren sich erhal-
ten werde.
Jedes vollkommen ausgebildete Männchen ist um y^ der
Körperlänge kürzer als ein reifes Weibchen und in seiner
ganzen Grösse betrachtet, ist das Männchen beinahe um die
Hälfte kleiner als das Weibchen.
Der Rumpf des Männchens ist sehr schmal und sein
Rückenschild mehr plattgedrückt. — Das Männchen ist un-
geachtet seiner geringeren Grösse weit stärker als das Weib-
chen, denn in einem Gefässe aufbewahrt, bleibt es länger am
Leben als das Weibchen , und aus dem Wasser herausge-
nommen, auf einen Tisch gelegt, springt es auf seinen Vor-
derfüssen oder indem es den Schweif unter sich zieht , wirft
es sich auf diese Art in die Höhe. — Der wichtigste Un-
terschied besteht jedoch in der Bildung des elften
Fusspaares; denn da beim Weibchen am elften Fusse
beiderseits sich kleine zarte Eierbehälter befinden , durch
welche die rothen Eierchen hindurchschimmern, besitzt das
Männchen keinen solchen Behälter , und das elfte Fusspaar
unterscheidet sich in nichts von den nächst anstossenden
Paaren. — Dieses einzige Unterscheidungsmerkmal reicht
also bereits aus , auf den ersten Augrenschein das Männchen
vom Weibchen unterscheiden zu können.
Die Lage der Hoden beim Männchen entspricht genau
der Lage der Eierstöcke beim Weibchen; sie erstrecken sich
nämlich vom Kopfe bis zum hinteren Theile des Körpers ohne
die letzten Ringe desselben zu erreichen; denn sie endigen
an der Stelle, wo der Mastdarm anfängt. — Beide Hoden
liegen an den Seilen des Darmkanales und bedecken ihn
Iheilweise von oben und unten mit ihrem mittleren Theile,
nämlich unter dem Herzen und an dieser Stelle nähern sich
in der Mittellinie die geschlossenen Enden der Samenröhr-
chen beider Hoden so sehr, dass sie sich beinahe gegensei-
tig berühren; — jeder Hoden ist mittelst einer feinen Mem-
, üeber den männlichen Apus cancriformis. 313
bran an die Seitenwand der Bauchhöhle angewachsen und
ausserdem schieben sich zarte von dieser Wand entspringende
Muskelbündel zwischen die einzelnen Windungen der Samen-
kanälchen des Hodens.
Der Bau der Hoden ist ähnlich dem Baue der weiblichen
Eierstöcke , sie bestehen nämlich aus verästelten Kanälchen,
welche in gewissen Abständen unter einem rechten Winkel
in einen gemeinschaftlichen Gang münden, welcher längs der
Seitenwand der Bauchhöhle verläuft. Dieser gemeinschaft-
liche Samenleiter entspricht also genau dem gemeinschaftli-
chen Eileiter der Weibchen, nur ist der erstere weit schmä-
ler als der letztere. An diesen Stellen, wo in gewissen Ab-
sländen zahlreichere Samengänge in denselben einmünden, ist
er weiter und verengert sich dann trichterförmig.
Indem nun die feinen Samenkanälchen in bestimmten
Abständen in den gemeinschaftlichen Samengang einmünden,
ist der ganze Hoden , von der Seitenwand der Bauchhöhle
aus, in Läppchen abgetheilt, zwischen welche sich lange
warzenförmige Muskeln hineinschieben (musculi papilläres).
Diese Muskeln entspringen von der Seitenwand der Bauch-
höhle, schieben sich zwischen die einzelnen Hodenläppchen
hinein, und schicken von ihrem freien Ende zarte fadenför-
mige Fortseizungen zu den Hodenkanälchen, welche zur Erhal-
tung derselben in ihrer Lage dienen. — Ob diese fadenför-
mige Fortsetzungen nicht bindegewebig wären, und zugleich
als Leiter der Blutgefässe dienen, konnte ich bis jetzt nicht
ermitteln. Diese den Hoden in seiner Lage erhaltenden Pa-
pillarmuskeln sind so stark, hingegen die Samenkanälchen
so schwach und brüchig, dass, wenn man den Hoden, ohne
zu zerreissen, in seiner ganzen Länge von der Seitenwand
der Bauchhöhle lostrennen will , man zuerst trachten muss,
sämmtliche Papillarmuskel zu durchschneiden , oder dieselben
vorsichtig aus den Zwischenräumen zwischen den Hodenläpp-
chen herauszuziehen, was am besten gelingt, wenn man den
ganzen Rumpf der Länge nach von der Rückgratsfläche
durchschneidet , und alsdann diese Cruslaceen auf einige
Stunden in schwachen Weingeist hineinbringt.
Sämmtliche Samenkanälchen sind im frischen Zustande
blass milchfarben, fast halbdurchsichtig, und in dem aus den-
316 Kozubowski:
selben herausgedrückten Samen sieht man unter dem Mikro-
skope bei einer starken Vergrösserung* zahlreiche Spermalo-
zoen , welche bei diesen Thierchen Zellen darstellen , ohne
Schwingbewegungen. Eine jede Zelle ist flach gedrückt, und
ihre sehr durchsichtige ümhüllungsmembran steht bedeutend
von dem körnigen Inhalte ab. Diese Zellen stellen verschie-
dene Entwickelungsstufen dar, die kleinsten von ihnen enthal-
ten bloss zwei Körnchen , die grösseren 10-^12; einige von
diesen Körnchen sind ganz dunkel , die anderen hell und
durchsichtig. Diese Körnchen haben also das Besondere,
dass sie je nach dem verschiedenen Lichtheerde unter dem
Mikroskope sich bald dunkel, bald hell und durchsichtig dar-
stellen, was auf ihr starkes Lichtbrechungsvermögen, vermit.-
telst ihrer Dichtheit hindeutet.
Aus der Mitte des gemeinschaftlichen Samenganges, dem
Uten Fusspaare gegenüber, entspringt ein kurzer Ausfüh-
rungsgang, welcher an der hinteren Fläche des Uten Fusses
mit einer sehr feinen Oeffnung mündet, welche sich an dem
Hüftstücke des Fusses an der Basis des Kieferfortsatzes be-
findet — an der äusseren Seite dieser Oeffnung liegt eine
viereckige schiefe Grube.
Die Mündung dieses Ausführungsganges ist so enge,
dass eine Borste in denselben nicht hineingeführt werden kann.
Diese Mündung kann man nicht einmal mit Hülfe einer Lupe
sehen, weil sie taschenförmig ist, so dass bloss ihre hintere
Wand beweglich und die vordere mit der Fussbedeckung
verwachsen ist, — man gelangt somit erst dann in diese
Oeffnung, wenn man ein Rosshaar auf dem Fusse, in schiefer
Richtung gegen die Medianlinie des Bauches schiebt, und
sobald nur das Haar hineingeht, fliesst gleich der Same her-
vor. Schiebt man das Haar weiter hinauf, so sieht man deut-
lich den Ausführungsgang durch die allgemeinen Körperbe-
deckungen hindurchscheinen, welche an dieser Stelle durch-
sichtig sind. Dieser Gang verläuft gegen den oberen Win-
kel des Kieferfortsatzes (processus maxillaris) des Fusses,
welcher an den Bauch angewachsen ist.
Schon seit einigen Jahren beschäftige ich mich mit die-
sen Crustaceen, doch habe ich sie niemals während des Tages
auf der Wasseroberfläche schwimmen gesehen, — sie zeigen
Ueber den männlichen Apus cancriformis. 317
sich aaf der Oberfläche des Wassers erst während eines
warmen und ruhigen Abendes, und einige von ihnen, indem
sie unter die Oberfläche des Wassers kommen , wenden sich
mit dem Bauche nach oben, halten sich in dieser Lage einige
Zeit auf, und machen mit allen Füssen eine leicht wellen-
förmige Bewegung, die sich auch der Wasseroberfläche mit-
theilt. — Es kann gegenwärtig mit grösserer Sicherheit vor-
ausgesetzt werden, dass dies lauter Weibchen sind, während die
übrigen, und zwar die Männchen, schnell auf der Wasserober-
fläche schwimmen , den ruhigen Weibchen nachjagen und
fortwährend von einer zur anderen überlaufen. Diese den
Weibchen gemachten Besuche sind gewiss nichts anderes,
als eine Befruchtung derselben; denn selbst der Bau und die
Art des Oefl'nens der Eiertaschen erlauben den Schluss zu
machen , dass das Weibchen während der Befruchtung mit
dem Bauche nach oben gewendet sein muss, damit der her-
ausfliessende männliche Same leichter in die dazu off'ene
Tasche gelangen könne. Nachdem jetzt die Männchen entdeckt
und die überwiegende Anzahl der Weibchen constatirl ist,
so ist nicht zu verwundern, dass die Männchen sich fortwäh-
rend bewegen müssen.
Wenn die Weibchen in einem mit Wasser gefüllten Ge-
fässe gehalten werden, so lassen sie die Eier aus ihren Ta-
schen heraus. Diese Eier behielt ich in demselben Wasser, und
stellte sie am lüten Juli 1. J. ans Fenster in die Sonne um
die Erfahrung zu machen, ob nicht daraus Junge ausgebrü-
tet würden. Und in der That bemerkte ich am Isten Au-
gust 1. J. fünf ausgebrütete Junge, welche aus Mangel der
entsprechenden Nahrung oder aus einer anderen unbekann-
ten Ursache nur liurze Zeit lebten , während welcher die
Häutung einige Male eingetreten ist. Dieser Umstand könnte
den Beweis liefern, dass nicht alle gelegten Eier dieser Cru-
staceen zur Ausbrütung bis zum nächsten Frühjahre warten
müssen, sondern dass aus denselben unter günstigen -Um-
ständen im Laufe desselben Jahres Junge auskriechen kön-
nen. Von der Wahrheit dieser Voraussetzung überzeugte
ich mich noch mehr, als ich am lOten August 1. J. an einem
Orte, wo früher sehr viele erwachsene Cruslaceen waren, von
denselben kaum einige fand , wofür ich einige sehr kleine
318 Kozubowski: Ueber den männlichen Apus cancriformis.
traf, welche ich früher gar nicht gesehen habe; dies waren
junge Weibchen, welche kaum den sechsten oder fünften Theil
der Erwachsenen betrugen. Doch merkwürdig ist der Um-
stand, dass obgleich sie so klein waren, ihre Taschen schon
mit Eierchen gefüllt waren. Nach dem 15. August l. J. sind
alle diese Crustaceen spurlos verschwunden.
Erklärung der Abbildungen.
Fig. 1. Das hintere Ende des rechten Hodens, frisch, 2ömal vergr.
„ 2. Hodenfollikel noch stärker vergrösserl mit durchscheinenden
Zellenkörnchen.
„ 3. Samenzellen.
„ 4. Ein Stück vom Eierstock. 26mal vergr.
Kurze Besehreibuiig' eiiiig^er neuen
Crustaceen.
Von
»r. R. A^ Pliilippi,
Professor der Naturgeschichte an der Universität Santiago de Chile.
Hierzu Taf. XIV.
1. Thysanopus australis Ph.
Bei dem Versuche einen Fisch zu bestimmen, welchen
Herr Dr. Fonk auf- einer Expedition von Chiloe nach der
Halbinsel Tresmontes gesammelt hat, sah ich mich veranlasst,
die Bauchhöhle desselben zu öffnen, und den Magen aufzu-
schneiden. Ich fand in demselben zwei Eingeweidewür-
mer, ein Dutzend kleiner Flohkrebse, Amphithoe ähnlich,
und 18 Exemplare des Krebses, den ich jetzt beschreiben
werde, die Crustaceen natürlich mehr oder weniger verdaut,
so dass es mir nicht gelungen ist, alle Organe zu erkennen.
Da jedoch meines Wissens erst eine *) Art Thysanopus bekannt
ist, und zwar aus den Europäischen Meeren, so ist die Ent-
deckung einer zweiten, beinahe bei den Antipoden lebenden
Art eine Thatsache , die wohl verdient, bemerkt zu wer-
den, wenn auch die Beschreibung derselben nicht ganz voll-
ständig ist. Ich nenne sie Th. australis. Der Körper ist
acht Linien lang, wovon 2V2 Linie auf das Bruststück kom-
men, das vorn in einen sehr kurzen Dorn ausläuft. Der
Kopf, welcher die Augen und Fühler trägt, wird von dem
Brustslücke bedeckt. Die Augen zeigen nichts Besonderes.
*) Brandt zählt in v. Middendorf's Reise 7 Arten dieser Gattung
auf. Vergl. Archiv 1855. II. p. 294, D. Herausgeber.
320 P h i 1 i p p i :
Die äusseren Fühler tragen am Grunde eine, 1 Linie
lange, längliche, abgestutzte, am inneren Rande gewim-
perle Schuppe; ihr Stiel ist dreigliedrig, fast so lang wie die
Schuppe, und nur wenig von der Geissei verschieden; diese
ist bei allen Exemplaren unvollständig, und kann ich daher ihre
Länge nicht angeben. Der Stiel der innern Fühler ist
so lang wie die Schuppe der äussern , dicker als der Stiel
der äussern Fühler, und trägt zwei Geissein; die eine, halb
so lang wie der Stiel und vielglledrig, die andere sehr kurz,
rudimentär, zweigliedrig. Bei Thysanopus tricuspis sind beide
Geissein gleich und lang. Es sind acht Fusspaare vor-
handen, die sich nur in der Grösse unterscheiden, indem die
längeren Sy^ Linie, die kürzeren ly^, Linie lang sind. Sie
sind zweiäslig; der eine Ast fadenförmig, fünfgliedrig, wie
bei Thysanopus, aber nur auf der einen Seite und zwar sehr
lang gewimpert; der zweite Ast ist zweigliedrig, kaum viel
länger als das erste Glied des anderen Astes, das zweite
Glied länglich , beiderseits kurz gewimpert. An der Basis
der Füsse sitzen die büschelförmigen Kiemen. Der Hin-
terleib besteht aus 6 Gliedern, von denen das letzte schmal
und spitz, das Mittelglied der Schwanzflosse ist. Die Blätter
der Seitenglieder sind nicht viel länger als das Mittelglied,
1% Linie lang und schmal, besonders das innere. Ausser-
dem sind fünf Paar 1^2 Linie lange Bauchfüsse vorhanden;
die beiden Lamellen derselben sind so lang wie das Grund-
glied, schmal und gewimpert. Von Fresswerkzeugen habe
ich nur die erste Maxille erkannt; sie ist dreigliedrig; das
Mittelglied ist das stärkste, mit sieben graden Zälinen besetzt,
die beiden andern Glieder sind eiförmig, und mit gekrümm-
ten Borsten von der Länge der erwälinten Zähne besetzt.
Diese Bildung/ ist also etwas verschieden von der, wie sie
Th. tricuspis zeigt, und erinnert mehr an die des folgenden
Geschlechtes. S. Tafel XIV. 1. g.
Hoplit es , novum genus ex ordine Stomatopodorum.
Taf. XIV. Fig. L a— 1.
Den 22sten August 1851 fing ich mitten im Atlantischen
Ocean in 25^ N. ß. und 22» 50' W. L. von Greenwich eine
Kurze Beschreibung einiger neuen Cruslaceen. 321
grosse Menge kleiner, nur 4 Linien langer Krebschen, farb-
los, durchsichtig, mit himmelblauen Augen ^ und azurblauer
Eingeweide- Masse. Dießrusl wird von drei Segmenten
gebildet, und verdeckt den Kopf, welcher nur die Augen und
Fühler trägt. Das erste Segment der Brust ist so lang wie
die beiden folgenden^, und läuft — ähnlich wie bei Palaemon
u. s. w. — • vorn in einen langen , schwach nach oben ge-
bogenen Schnabel aus, der an seinem Ursprünge oben noch
ein kleines nach vorn gerichtetes Zähnchen zeigt. Die bei-
den folgenden ßrustglieder sind gleich lang und das drille
endet mit einem langen, horizontalen Dorn. Das folgende
Segment des Körpers ist nach unten gebogen , und so lang
wie die beiden nächstfolgenden ; das vorletzte Glied ist fast
doppelt so lang, und beinahe cylindrisch. Das Mittelglied
der Schwanzflosse ist schmal, spitz, etwa 2 Drittel so lang
wie das vorhergehende Glied ; die beiden Lamellen der Sei-
tenflossen sind wenig länger als das Mittelglied, gleich gross,
schmal. Die Aiigen sind dick; ihre Stiele ungefähr von
der Länge des Augapfels. Die inneren oder oberen
Fühler sind kaum drei Viertel so lang wie der Dorn des
Kopfbruslstücks , und ihr Stiel nimmt zwei Drittel von der
Länge der ganzen Fühler ein; er trägt zwei, gleich lange
Geissein. Die unteren oder äusseren Fühler sind halb
so lang wie das ganze Thier; die Schuppe am Grunde der-
selben ist etwas länger als der Stiel der oberen Fühler ; die
beiden Basalglieder des Stieles sind kurz, das drille Glied
desselben sehr lang, so dass es fast bis zur Spitze det Schuppe
reicht, aber kaum dicker als die Geissei. Die Mandibel
s. Fig. f. hat innen eine Spitze, und in der Mitte ihres äus-
seren Theiles eine lange , hakenförmig gekrümmte Borste.
Die erste Maxille zeia^t drei Glieder: das miniere endet
mit vier starken Zähnen ; das obere ist weit kleiner und cy-
lindrisch, es endet mit drei Borsten; das untere ist ein rund-
licher gewimperter Lappen, etwa der Taster? s. Fig. g. Die
zweite Maxille? s. Fig. h ist zweigliedrig, das Endglied
oval, mit starken, langen Borsten besetzt. Die Unterlippe
s: Fig. i ist vierspallig mit abgerundeten Lappen und lang
gewimpert. Es sind wie bei Mysis zwei Paar Kaufüsse vor-
Arcliiv f. Naturgesch XXIH. Jahrg. 1. Bd- 21
3211 Philippi:
banden, beide zvveiäslig. Der innere Ast des ersten Kau-
fusses ist dick und kräftig, s. Fig. b, und besteht aus 5
Gliedern ; das erste ist kurz, das zweite verlängert, die drei
folgenden sind unter einander gleich lang, halb so lang wie
das zweite Glied, und, zumal das letzle, mit starken kräfli-
gen Borsten besetzt. Der äussere Ast ist etwa halb so lang,
beinahe fadenförmig stumpf, fünfgliedrig? gegen das Ende
hin mit langen zarten Borsten bekleidet; die Kaufüsse des
zweiten Paares, s. Fig c, sind etwas länger. Beim inneren Asie
sind die beiden ersten Glieder gleich lang und zusammen etwa
so lang wie die drei folgenden, die ebenfalls unter einander
ziemlich gleich lang sind. Der äussere Ast ist nicht viel
kürzer als der innere, aber weit schwächer, und dem äus-
seren Aste des ersten Ivaufusses ähnlich. Die folgenden
drei oder vier Fusspaare sind unter einander gleich
gebildet. Beim inneren Aste, der ziemlich dick ist, sind die
vier ersten Glieder gleich lang, das fünfte Glied aber kurz und
so eingelenkt, dass es mit dem vorhergehenden eine kleine
Scheere bildet, s. Fig. d. Der äussere Ast ist so lang wie
der innere, fadenförmig, gegen das Ende sehr stark gewim-
pert, und, wie es scheint, nur zweigliedrig. Das erste Paar
ist beinahe so lang wie das zweite Paar Kaufüsse, die bei-
den folgenden haben zwar einen ebenso langen äusseren
AsI, allein ihr innerer Ast ist kürzer. Die beiden fo 1 gen-
den Fusspaare unterscheiden sich von den vorhergehenden
dadurch, dass ihr innerer Ast weit dünner, nur viergliedrig
ist, und keine Scheere trägt, s. Fig. e. Kiemen oder blatt-
artige Anhänge an den Füssen habe ich nicht bemerkt.
Der Hinterleib besieht aus sechs Gliedern, von de-
nen das erste unter dem letzten Segmente der Brust versteckt
ist; die ersten haben — ebenso wie bei Mysis — keine
blattartige Vorsprünge an den Seiten, welche den Ursprung
der falschen Füsse verdecken. Von diesen sind fünf
Paar vorhanden. Das erste besieht (vielleicht nur bei einem
Geschlechte) aus einem sehr kräftigen Basalgliede, und einem
einfachen, beinahe hakenförmig gebogenen Endgliede, s.
Fig. k; — die folgenden enden mit zwei linealischen, fast
vollkommen gleich langen, nicht gewimperten Aesten, die
ziemlich so lang sind, wie das Grundglied, s. Fig. 1, — Die
Kurze Beschreibung einiger neuen Crustaceen. 323
Schwanzflosse zeigt nichts Auffallendes; sie besteht aus
einem Mittelgliede und zwei Lamellen jederseils.
Ich habe diesem merkwürdigen Krebschen den Arlna-
men longirostris gegeben.
Leucifer Zybrantsii Ph.
Diese neue Art Leucifer, welche ich zum Andenken des
Herrn Capilains Peter Zybrants benenne, der das SchifT
führte, auf welchem ich nach Chile gereist bin, wurde von
mir im Atlantischen Ocean unter 25^ N. ß. und 22° 50' VV. L.
von Greenwich am 22sten August 1851 in 7 Exemplaren ge-
fischt. Das Krebschen ist 7 Linien lang, vollkommen was-
serhell, schwach ins Röthliche ziehend, mit schwarzen Au-
gen. Das Segment, welches die Augen und Fühler trägt, ist
vom eigentlichen Kopfbruslstücke deutlich abgesetzt, schlank
und oben vor seinem Ende mit einem kleinen Dorn versehen.
Die Augenstiele sind etwas länger als die Häifle dieses
Segmentes. Ich finde drei Paar Fühler: die oberen sind
ziemlich dick, viergliedrig, fast anderthalb Mal so lang wie
die Augen: ihr erstes Glied ist cylindrisch und nimmt zwei
Drittel der Fühlerlänge ein; das zweite Glied ist solang wie
das dritte und vierte zusammengenominen; das vierte ist
spitz, etwas kleiner als das dritte. Das zweite Paar Füh-
ler ist fast so lang wie das erste Glied der obern, borsten-
artig, anscheinend vielgliedrig. Das unterste Fühler-
paar ist kürzer als das zweite, dreigliedrig; das Grundglied
dick und kurz ; das zweite walzenförmig , fast 2y2mal so
lang; das Endglied hat die Gestalt eines kleinen Knöpfchens,
und unterhalb desselben hängen zwei kurze Fädchen. Das
eigentliche K opfbrusts tu ck ist etwas kürzer als das erste
Segment, und wird nach hinten allmählich dicker. Es sind
zwei Paar Kaufüsse und vier Paar eigentliche Füsse vorhan-
den, die ziemlich regelmässig von vorn nach hinten an Länge
zunehmen. Das erste Paar Kaufüsse ist klein, die bei-
den letzten Glieder sind gleich lang, nach vorn gebogen und
auf der hinteren Seite mit kurzen, steifen Borsten besetzt.
Das zweite Paar Kaufüsse ist wohl drei- oder viermal
so lang wie das erste; das letzte Glied klauenförmig, nach
324 Philippi:
hinlen umgeschlagen, reichlich so lang wie die beiden vor-
hergehenden Glieder; der ganze Fuss ist mit längeren, wei-
chen Borsten besetzt. Die vier Paar eigentlichen Füssc
nehmen dergestalt an Länge zu, dass das letzte so lang wie
Kopfbruslstück und Augenslück zusammengenommen ist, doch
ist der zweite Fuss etwas kürzer als der erste. Sie sind
sämmllich sehr schlank und fünfgliedrig; das Oasalglied ist
kurz; das zweite Glied ist das längste; das drille und vierte
Glied werden allmählich kürzer und sind nach vorn hin mit
sehr langen Borsten besetzt; das Endglied ist einfach, jedoch
das der lelzten scheinbar mit einem kurzen, leicht für ein
Klauenglied anzusehenden Fortsatz , so dass man eine Art
Scheere zu sehen glaubt.
Der Hinterleib besteht aus sieben Gliedern; die
fünf ersten Segmente sind beinahe gleich , halb so lang wie
das Kopfbruslstück^ das erste jedoch etwas länger. Das
sechste Glied ist reichlich zwei Mal so lang wie das vorher-
gehende, walzenförmig, unten unbewehrt. Das siebente oder
das Mittelstück der S chvv an z flösse, ist kurz, aber schmal
und spitz, und zeigte in der Mitle einen etwas aufgetriebe-
nen rothen Fleck; das innere Blätlchen des Seitentheiles ist
ly^mal so lang, schmal lanzettförmig, spitzlich; das äussere
ist abgestutzt und aussen am Ende mit einem kleinen Spitz-
chen versehen. Es sind fünf Paar Abd o min a 1 füs se vor-
handen, die von hinten nach vorn an Länge zunehmen; die
beiden gleich langen, schmalen, spitzen Flossen sind so lang
wie das Grundglied.
Die Fresswerkzeuge habe ich nicht untersucht. — Es
ist wohl unnölhig, die Merkmale noch besonders hervorzu-
heben, welche diese Art von dem vier Zoll langen L. Rey-
naudii des Indischen Oceans, oder von dem L. typus des Eu-
ropäischen Meeres unterscheiden; ob eine der beiden von
Krusenstern in der Russischen Ausgabe seiner Reise abge-
bildeten Arten mit gcgenwärliger zusammenfällt, kann ich, da
mir dieses Werk nicht zugänglich ist, nicht sagen.
Alima valdiviana Ph.
Den 24sten Januar 1852 fischte ich zwei Arten tlieses
sonderbaren, bisher noch nicht an den Küsten Amerikas be-»
Kurze Beschreibung einiger neuen Cruslaceen. 325
obaclitefen Geschlechtes dicht vor dem Hafen von Valdivia,
also unter 39^ 45' S. ßr. Die eine Art, welche ich A. valdi-
viana nenne, ist 9 Linien lang. Das Kopfhruststück hat vorn
jederseifs, hinler dem Auge einen kleinen Dorn, und läuft
hinten in zwei parallele Dornen aus. Die grossen birnförmi-
gcn Augen sind so lang wie der mittlere Dorn des Kopf-
bruststückes. Die Hand der GreifTiisse trägt unten zwei
ziemlich grosse Dornen, und der innere Rand oberhalb der-
selben ist mit feinen Zähnchen besetzt. Das Klauenglied selbst
ist massig gekrümmt und zweispitzig. Der Carpus ist kaum
den vierten Theil so lang wie die Hand , s. Fig IV. c. Das
letzte Glied des Hinterleibes ist fast so breit wie lang, in
der Mitte ausgeschnitten,, jederseils mit drei in ein Spitzchen
auslaufenden Winkeln ; der ganze hintere Rand ist gezähnt,
und die Oberfläche rauh von flachen, strahlenförmigen, am
Rande gekerhten Leisten; ähnlich wie bei Squilla. Das erste
Fusspaar, s. Fig. IV. d zeigt nichts besonderes.
A. ctenura Ph.
Dieses gleichzeitig mit dem vorigen in einem Exemplar
gefangene Krebschen misst nur Syj Linie in der Länge, und
hat gleichfalls vorn dicht hinter den Augen jederseits einen
nach aussen gerichteten Dorn, und einen Dorn jederseits am
hinleren Ende des Kopfbruslstückes; allein diese beiden letzteren ^
Dornen wenden sich etwas nach auswärts, und der Dorn der
Stirn ist verhältnissmässig etwas länger. Die Antennen des
zweiten Paares tragen drei kurze Geissein , von denen zwei
bis auf die beiden Endglieder verwachsen sind, s. Fig. HL a.
Die Hand der Greiff'üsse zeigt unten am inneren Rande einen
sehr schwachen Zahn , und ist oberhalb desselben am In-
nenrande gezähnelt; das Klauenglied ist unbewehrl. Der
Carpus ist kaum halb so lang wie die Hand. Das letzte
Glied des Hinterleibes ist hinten ausgeschnitten, sonst ver-
kehrt trapezförmig, ziemlich so breit wie lang, und am hin-
leren ausgeschnittenen Rande mit lö Zähnen kammartig be-
setzt, woher ich den specifischen Namen entnommen habe.
S. Fig. HL
326 Philippi;
Euacanthus Ph. nov. genus ex ordirte Stomatopodiun.
Taf. XIV. Fig. II. a-k.
Das kleine Krebschen, welches dieses neue Genus bil-
den muss, wurde von mir gleichzeitig mit den beiden vori-
gen und mit der folgenden Art in mehreren Exemplaren ge-
fischt. Das Kopfbruststück ist nach hinten dicker, birn-
förmig, und endet vorn in einen graden, cylindrischen, enorm
langen Dorn, der mehr als die Hälfte der gesammlen Länge
einnimmt. Hinten endet das KopfbrustslQck in zwei eben-
falls cylindrische Dornen , welche nur wenig divergiren und
etwa die Länge des birnförmigen Theiles haben. Die Au-
gen sind ziemlich gross und kurz gestielt. Es sind zwei
Paar Fühler vorhanden. Die ersten Fühler, s. Fig. II. h,
sind dreigliedrig, und etwa doppelt so lang wie die Augen;
das Grundg^ed ist kurz, fast so dick wie Ihng ; das folgende
Glied ist etwa viermal so lang wie dick, und endet mit einer
slumpflichen Spitze; das dritte Glied ist unter dieser Spitze
eingesetzt, etwa den dritten Theil so lang wie das zweite,
und an seinem, der oben erwähnten Spitze zugekehrten Rande
etwas gekerbt, so dass man den Fühler ganz füglich mit
einer Scheere vergleichen kann. Das zweite Fühler-
paar, s. Fig. II. i, reicht bis zur Spitze des ersten Paares,
und ist zweiästig; die beiden Aesle sind gleich lang, der
untere Ast aber ist kaum den dritten Theil so dick wie der
obere; beide Aeste sind ungegliedert. Es sind nur zwei Paar
Brust füsse vorhanden, wenigstens habe ich an vier Exem-
plaren, die ich untersuchte, nicht mehr finden können. Die-
selben sind zweiästig; der gemeinschaftliche Stamm ist zwei-
gliedrig, das Hüftglied kurz, das folgende ziemlich cylin-
drisch , fast dreimal so lang wie dick. Der längere Ast ist
etwa anderthalb Mal so lang, wie das letzte Sticlglied, und
zweigliedrig : das zweite Glied ist etwas kürzer und dünner
als das erste und am Ende mit fünf Borsten besetzt, die die
Länge des Astes haben. Der zweite Ast ist beim ersten
Fusspaar kaum den dritten Theil so lang wie der erste Ast,
sehr dünn und dreigliedrig, s. Fig. H. c, beim zweiten Fuss bei-
nahe halb so lang wie der erste Ast, fast ebenso dick und vier-
gliedrig ; das dritte Glied ist hier ebenso lang wie die beiden
Kurze Beschreibung einiger neuen Crustaceen. 327
vorhergehenden, das Endglied s. Fig. IL d kurz und spilzlich.
Der Hinterleib ist wenig länger als das Kopfbruslslück,
welches grösstentheils leer erscheint, und kann ganz nach
unten umgeschlagen werden. Er ist sechsgliedrig und endet
mit einer fast fünfeckigen Schwanzflosse, deren bogenförmi-
ger Hinterrand 13 grösstentheils lange und gefiederte Borsten
trägt; die mittlere und die beiden äussersten sind kürzer
und nicht gefiedert. Das vorletzte Glied hat jederseils ein
Spitzchen am Seitenrande. Ich finde drei Paar Afterfüsse
oder Abdominal-Füsse, Fig. II. k, die aus einem Grundgliede
und einem einfachen, beinahe cylindrischen , nicht blattarti-
gen Endgliede bestehen. Was die drei kugligen Auswüchse
bedeuten, die ich vor dem Ursprünge der ersten Afterfüsse,
zwischen diesen und den ßrustfüssen gesehen habe, wage
ich nicht zu sagen.
Von Kauwerkzeugen habe ich nur die Mandibeln?
und ein Paar Maxillen deutlich unterscheiden können. Die
erstere, s. Fig. II. f, ist dreilappig; der erste Lappen endet
mit einem starken Dorne, der zweite trägt fünf etwas schwä-
chere Dornen oder Zähne , der dritte etwa acht gewimperte
Borsten. Die Maxille Fig. IL e ist fünflappig, und jeder
Lappen mit drei bis vier Zähnen besetzt; sie trägt einen
blattarligen, eiförmigen, gewimperten Taster.
Das Kopfbruststück ist mit seinen Dornen öy, Linie
lang, und wie das ganze Thierchen wasserhell: die beiden
hinleren Dornen, die Spitze und ein Ring in der Mitte des
vorderen Dorns waren aber lebhaft rolh ; die Augen des
Thierchens waren schwarz.
Dasselbe gehört offenbar wegen seiner gestielten Au-
gen u. s. w. zu den Stomapoden , und die Gestalt seines so
stark mit Dornen besetzten Bruststückes erinnert an Erich-
thus. Allein auf der andern Seite weicht es wesentlich ab.
Die Fühler haben keine deutliche Geissei, und die äusseren
keine Schuppe. Das Fehlen der GreifTüsse ist wie bei Am-
phion, allein die geringe Zahl der Füsse ist sehr eigenthüm-
lich, und die Bildung derselben erinnert mehr an die Cope-
poden als an Stomapoden. Auch die Kiefern haben eine
grosse Aehnlichkeit mit denen der Copepoden,
328 P h i l i p p i :
Megalopa valdioiana Ph.
Taf. XIV. Fig. V. a~b.
Ich fing" mit dem vorigen zusammen ein einziges Exem-
plar dieses Krebschens, dasselbe ist 3 Linien lang, vollkom-
men wasserhell. - Das Kopfbrustslück nin)ml die halbe Länge
des Körpers ein, ist ziemlich trapezförmig, ohne den vorde-
ren in eine Spitze auslaufenden Theil und läuft hinten in
einen Dorn aus, welcher bis an das Ende des zweiten Hin-
terleibssegmentes reicht. Die birnenförmigen Augen sind sehr
gross. Die äussern Fühler haben einen dreigliedrigen Stiel
und eine doppelt so lange, achtgliedrige Geissei; die Innern
Fühler sind unter der Stirn versteckt; die zehn Füsse sind
so lang wie das Kopfbruslstück, und ihre Hüftglieder sind
unbewehrt. Die Scheere ist ziemlich klein, der Daumen hat
eine gekrümmte Spitze, der innere Rand ist ungezähnelt. Das
sichelförmige Nagelglied der beiden folgenden Fusspaare ist
am inneren Rande gezähnt; dergleichen Zähne habe ich aber
nicht an dem Nagelgliede der beiden letzten Fusspaare be-
merkt. Das lelzte Glied des Hinterleibes hat die Gestalt eines
Kreisabschnittes ; die beiden Seitenllossen jederseils sind ab-
gerundet und kürzer als das-Endglied. Die Abdominalfüsse
tragen jeder zwei ovale sehr lang- gewimperte Flossen. — •
Von M,Montagui unterscheidet sich diese Art durch das Vor-
handensein des Dorns am hinteren Rande des Kopfbrusfstük-
kes ; von 31. armata durch die Kürze dieses Dornes, mit M.
mutica ist keine Verwechselung möglich.
Wenn meine Beobachtung dieses Thierchens auch nicht
das Mindeste zur Entscheidung der Frage beitragen kann,
ob Megalopa ein ausgewachsenes, vollkommenes Thier oder
nur der Jugendzustand eines anderen Geschlechtes ist, so
ist es nichts destoweniger eine interessante Thalsache, dass
diese Krebsform auch in den Chilenischen Meeren vorkommt.
Kurze Beschreibung einiger neuen Cruslaceen. 329
Erklärung- der Abbildungen.
Fig. I. Hopliles longirosiris Pli., 9mal vergrössert, b der erste Kau-
fuss , c der zweite Kaufuss , d einer {der ersten Bruslfüsse,
e einer der letzten Brustfüsse , f die iMandibel, g die erste
Blaxille, h die zweite Maxiiie?, i die Unterlippe, k der erste
Abdominalfuss, 1 einer der folgenden.
„ II. Euacarithus longispinus Ph. ömal vergrössert, a vom Rücken,
b von der Seite gesehen, c ein Fuss des ersten, d des zwei-
ten Paares, f Mandibel?, g Maxille? mit ihrem Taster, h
oberer, i unlerer Fühler, k Abdominalfuss.
„ III. Alima clenura Ph., 7mal vergrössert, a einer der inneren
Fühler.
„ lY. Alima valdhiana Ph. , 2mal vergrössert; c Greiffuss, d der
erste Fuss.
„ V. Megalopa valdivicma ?h., 5mal vergrössert; b die Scheere.
lieber einen lebeitdefii afrikanliselieBi liepi-
dosiren im Krystallpalaste.
Von
Kr. J« JE, Grray«
Aus dem Englischen überselzt vom Herausgeber.
(Proceedings of the Zoological Society 18573.
Dieses Thier ist während einiger Monate im Krystall-
palaste ausgestellt gewesen , scheint sich in gutem Gesund-
heitszustande zu befinden, und hat an Grösse zugenommen.
Mr. W. Hawkins hat in den illustrated News (Supp.
20. Sept. 1856) eine sehr gute Abbildung des Thieres gege-
ben, und bemerkt dazu:
„Die drei lebenden Exemplare dieses Thieres wurden
aus dem Gambia nach England gebracht, eingeschlossen in
Kuoreln von hartem Thon , worin sie sich acht Monate lang-
befanden, ohne ein Zeichen von Leben zu geben, bis diese
Thonkugeln in Wasser gelegt wurden , wodurch sie platzten
und zerfielen, und dunkel gefärbte eiarlige Körper enthüll-
ten, welche auch sogleich barsten und ihre Insassen befrei-
ten, die lebhaft schwammen oder vielmehr durch das Was-
ser hinschossen, und unverkennbare Lebenszeichen erblicken
liessen, indem sie gefrässig grosse Würmer, kleine Frösche
und Stucke Fleisch verzehrten, die ihnen vorgelegt waren."
Der Lepidosiren braucht seinen Schwanz um sich vor-
wärts und aufwärts nach der Oberfläche des Wassers zu be-
wegen. Die pfriemförmigen Gliedmassen sind sehr verlän-
gert; die Vorderglledmassen sind am ganzen Hinterrande mit
einem schmalen fast gleichbreiten Haulsaume versehen; die
Gray: Üeber einen lebend, afrikan. Lcpldosiren im Krystallpal. 331
Hintergliedmassen haben eine schmale Membran an der Mitte
der Aiissenseite; sie sind ausserordentlich beweglich und
biegsam, werden von dem Thiere zur Richtung der Bewe-
gungen benutzt, und gleichen mehr Füssen als Flossen,
nam'enllich wenn sie sich im Bereiche fester Körper befinden,
die das Thier als Stütze brauchen kann.
jedersüits über der Basis der Yordergliedmassen be-
finden sich zwei Forlsätze , welche von einigen Autoren als
Kiemen angeschen worden sind *) , sie sind von derselben
Farbe wie der übrige Körper, und ich konnte selbst mit einer
Hand-Lupe von 1 Zoll Focus nicht entdecken , dass sie von
besonderen Gefässen durchzogen, oder mit Girren oder an-
deren Fortsätzen versehen wären, wie man sie gewöhnlich
an den äusseren Kiemen der Batrachier findet. Während ich
das Thier beobachtete, wurden sie kaum bewegt, ausser
wenn das Thier schwamm , wobei sie wie die grösseren
Gliedmassen benutzt wurden und ofTenbar zur Richtung der
Bewegungen hülfreich waren; sie bilden also einen Theii der
vordem Gliedmassen. Sie befinden sich ziemlich dicht an-
einander über dem Grunde des langen Flossenfadens. Diese
Gliedmassen dienen dem Thiere um es in einiger Höhe über
der Kiesfiäche zu erhalten , wenn es ruht.
Wirklich gleichen alle Bewegungen des Thieres mehr
einem Triton oder Lissolriton als einem aalförmigen Fische.
Die obere und untere Fläche des Kopfes sind mit Linien
von Schleimporen versehen , symmetrisch an beiden Seiten,
ähnlich den Poren , welche sich an Kopf und Kinn mancher
Fische und von Triton und Lissotrilon finden. Es ist auch
eine deutliche conlinuirliche Porenlinie , ähnlich der Seiten-
linie der Fische und Trilonen, vorhanden, welche an dem
Schwänze etwas hinter der Basis der Hintergliedmassen ver-
läuft, aber nach hinten zu undeutlicher wird.
Die Augen sind von massiger Grösse, kaum über die
Oberfläche hervorragend, rund, ohne Augenliedcr; die Pu-
pille ist schwarz, klein, kreisrund, kleiner als ein Drittel des
Augendurchmessers, mit einer schmalen goldfarbigen Iris.
Man sieht den Fisch gewöhnlich unter dem Wasser um-
*j Felets Ann. and Mag. Nat. Hist. XVL p. 348,
332 - Gray:
herschwimmen , oder auf dem Boden des Wasserbehälters,
gestützt auf seine Gliedinassen , anderthalb oder zwei Zoll
über der Kiesfläche ruhen, mit der Nase meist in der EckC;,
niedergebog^en und zum Theil in dem Kiese verborgen.
Der Mund ist fest durch die überhängende Oberlippe
geschlossen, ausgenommen vorn, wo sich eine kleine läng-
liche, quere, horizontale Oelfnung am Aussenrande der Lip-
pen befmdct, die dem Wasser den Zutritt zu den kleinen
äusseren NasenöfTnungen gestattet, welche in der Mitte der
Unterseite der Oberlippe liegen. Diese OefTnung erstreckt
sich nicht zu dem hinteren Theile der Lippen, welche hinter
ihr geschlossen sind, so dass das Wasser in dieser Richtung
nur durch die Naslöcher in den Mund dringen kann.
In diesem ruhenden Zustande ist die seitliche Kiemen-
Öffnung gewöhnlich geschlossen, aber zuweilen ist sie schwach
erhöben und ein kleiner Wasserstrom scheint dann und wann
aus ihr ausgestossen zu werden, als wenn eine kleine Was-
sermenge durch die Nasenlöcher eingenommen und durch
die Kiemenspalte ausgestossen würde ; aber dieser Vorgang
ist weder continuirlich, noch sehr deutlich wahrzunehmen.
So lange das Thier unter Wasser ist, öffnet es zuwei-
len den Mund weit, lässt ihn einige Zeit offen, erweitert die
Kehle vermittelst des Zungenbeins ; ist diese vollständig er-
weitert, dann schliesst es den Mund, öffnet die Kiemenspalte
und stösst durch die Contraclion der Kehle einen starken
Wasserstrom durch die seitliche Kiemenöffnung hervor.
Periodisch, aber in ungewissen Pausen, erhebt es sich
senkrecht zur Oberfläche des Wassers, bis der Vordertheil
des Kopfes und der ganze Mund sich über dem Wasser
befindet; dann öffnet es den Mund, hält ihn einige Zeit offen,
erweitert die Kehle , füllt sie mit Luft, schliesst den Mund,
steigt unter Wasser zurück und contrahirt die Kehle um die
Luft in die Lungen zu treiben (wobei zuweilen eine oder zwei
sehr kleine Luftblasen aus der Kiemenspalle hervortreten)
und nimmt dann seine alte Stellung in der Nähe des Bodens
des Behälters wieder ein.
Ich sah einmal das Thier aufsteigen und Luft einneh-
men, nachdem es unmittelbar vorher die Kiemen mit neuem
Wasser versehen hatte. Als ich es beobachtete, schien es
Ueber einen lebend, afrikanischen Lepidosiren im Krystallpalaste. 333
häufiger Luft als Wasser einzunehmen •"'). Es richlel sich
oft mit seinem Körper senkrecht auf, als wenn es -.in die
freie Luft kommen wollte , steigt aber wieder hinab , ohne
die Oberfläche des Wassers erreicht zu haben.
Die Respirationsorgane dieses Thieres sind zwiefach:
i. Wohlorgaiiisirte Kiemen am inneren Rande derKie-
menbogen, wie bei Fischen, und ein regelmässiger Kiemen-
deckel mit einer kleinen länglichen OefTnung vor der Basis
der Vordergliedmassen (vergl. Owen, Trans. Linn. Soc. XVllL
t. 25. f, 3. t. 26. f. 1),
2. Zwei wohl entwickeile zcllige Lungen von fast glei-
cher Grösse (vergl. Owen , Trans. Linn. Soc. XVllL t. 25.
f. 3. t. 26. f. L 2).
3. Die Naslöcher liegen dicht bei einander an der Un-
terseite der inneren Lippe, mit ihrer inneren Oeffnung an
der Seite des Mundes zwischen den Lippen und dem Aus-
senrande der grossen inneren Zahnreihe ; der Durchgang ist
kurz, so dass eine Sonde leicht von einer Oeffnung zur an-
deren geführt werden kann, und die inneren Naslöcher sind
sehr deutlich beim lebenden Thiere zu sehen, wenn es den
Mund öffnet, um Luft zu schöpfen.
Bise hoff erwähnt dieser inneren Naslöcher auch bei
dem Curamuru oder Lepidosiren paradoxa aus Brasilien.
Das Thier ist also mit wohl enlwickellcn Organen für
Luflalhmung und Wasserathmung verschen, und die Alh-
mungsweise ist vollkommen angemessen dieser Organisation,
es ist daher das vollkommenste amphibische Thier, gleich
geschickt auf dem Lande und im Wasser zu leben, das ich
je beobachtet habe.
Der Charakter, welcher am besten die Balrachier, —
*) Mr. W. Hawkins bemerkt in den Uluslrated News: „Man
sieht ihn zuweilen an die Oberfläche des Wassers steigen, um viel
atmosphärische Luft einzunehmen, indem er seinen offenen Mund über
die Oberfläche hervorstreckt."
Dr. Holbrook scheint dasselbe bei Neclurus maculosus (wahr-
scheinlich die Larve von Protonopsis horrida) beobachtet zu haben.
Er sagt, dass dieses Thier in der Gefangenschaft an die Oberfläche
des Wassers steigt um einen Mund voll Wasser zu nehmen , und dann
wieder auf den Boden sinkt, Amer. Herpet. L p. 113.
334 Gray:
Kröten, Frösche, Salamander — von den Fischen trennt, ist
dass sie sowohl im Larven- wie im vollständigen Zustande
mit äusseren und inneren Naslöchern versehen sind , durch
welche diese Thiere die Luft zur Athmung einnehmen oder
ausstossen; während bei Fischen das Wasser zur Athmung
durch den Mund eingenommen und nachdem es an den Kie-
men vorbeigegangen ist, durch die seitliche Oeffnung des
Kiemendeckels ausgestossen wird; während das Nasloch bloss
ein Saclc ohne irgend welche Communication mit der Mund-
höhle ist.
Wenn ein Batrachicr athmet, wird der Mund geschlos-
sen, die Kehle wird wie ein Paar Blasebälge benutzt, um die
Luft in die Lungen zu pressen , und wenn der Mund offen
gehalten wird, stirbt das Thier, weil es nicht athmen kann.
Bei den Fischen dagegen ist der Mund immer mehr oder
weniger offen; und der Fisch schluckt entweder beständig
Wasser ein , welches dann bei verschlossenem Munde und
Lippen durch die seitlichen Spalten ausgestossen wird; oder
der Mund bleibt theilweise offen, und das Thier braucht seine
Zunge und den hinteren Innenrand der Lippe als eine Art
Klappe , durch welche die Mundhöhle geschlossen wird, und
das Wasser ist genölhigt an den Kiemen vorbei zu strömen.
Der Lepidosiren scheint das Wasser durch die Naslö-
cher einzunehmen , und gleichzeitig Luft zu athmen wie ein
Batrachier und Wasser wie ein Fisch.
Die meisten Amphibien, wie Kröten, Frösche und Sala-
mander j, sind in ihrem Jugendzuslande für Wasserathmung
organisirt, in ihrem ausgebildeten Zustande für Luflathmung;
aber dieses Thier hat beide Arten von Organen in einem
völlig dienstfähigen Zustande zu derselben Zeit, und das Thier
braucht sie offenbar gleichzeitig.
Es scheint mir , dass der Lepidosiren den Amphibien
näher verwandt ist, als irgend ein anderer mir bekannter
Fisch ; zugleich bildet er offenbar eine besondere Gruppe in
der Klasse.
Dr. Daniel, welcher einige Jahre in Gambia und auf
den Macarthy's-Inseln gelebt hat , theilt mir mit, dass der
Lepidosiren , wie der Schlammaal oder echte Siren, nur in
den Reisfeldern gefunden wird, welche die grössere Hälfte
Ueber einen lebend, afrikanischen Lepidosiren im Krystallpalaste. 335
des Jahres unter Wasser stehen, und dass man sie nur von
den Eingebornen gegen das Ende der trockenen Jahreszeit
erhallen kann, wenn sie aus dem fast getrockneten Schlamme
ausgegraben werden. Sie werden gebraten verspeist und
haben einen kräftig öligen Geschmack.
Die Lebensweise im Schlamme kommt auch einigen Am-
phibien zu; so lebt der Schlamm -Aal oder Siren lacertina,
welcher Lungen und äussere Kiemen hat , hauptsächlich im
Schlamme, und wird ausgegraben, wenn die Gräben der Reis-
felder in Carolina gereinigt werden. Der Höllenspanner
oder Schlammleufel (Protonopsis horrida) , und die Congo-
Schlange (Amphiuma) , welche innere Kiemen und Lungen
und eine kleine Seitenöffnung haben, leben oft zwei oder drei
Fuss tief im Schlamme, besonders im Winter; und sie und
Siren lacertina können einige Zeit ausser dem Wasser leben^
und sie sollen es zuweilen freiwillig verlassen.
Wasserthiere graben sich häufiger in den Sciilamm ein,
als man gewöhnlich annimmt. Die gemeinen Frösche Eng-
lands und die grossen Salamander verbergen sich während
des grössten Theils des Winters in dem Schlamm, und ebenso
die Dytisci und andere Wasserinsekten.
Aber auch einige Fische, welche bloss Kiemen für die
Wasserathmung besitzen, haben dieselbe Lebensweise. Dr.
Hancock sagt im Zool. Journ. lY.. p. 2-J3.: „Wenn das Was-
ser in den Pfützen austrocknet, in denen der Yarrow (eine
Art Esox L.) und der rundköpfige Hassar (Callichthys litto-
ralis) zu leben pflegen, graben sich diese Fische in den
Schlamm ein , während alle übrigen Fi«che aus Mangel an
ihrem natürlichen Elemente sterben, oder von den Raubvögeln
verzehrt werden. Der flachköpfige Hassar (Doras costata)
dagegen verlässt den Ort und wandelt über Land um Wasser
zu suchen,- er wandert nach Angabe der Indianer die ganze
Nacht hindurch, um seinen Zweck zu erreichen. Ich habe mich
überzeugt, dass sie Stunden lang ausser Wasser leben kön-
nen , selbst wenn sie den Sonnenstrahlen ausgesetzt werden.
Ihre Bewegung wird mit der einer two-pollet Eidechse ver-
glichen: sie stürzen sich vorwärts auf ihre dornigen Arme
durch die Elasticität ihres seitlich vorgestreckten Schwanzes;
sie bewegen sich so schnell wie etwa ein Mensch bequem
336 Gray:
geht. — Die Indianer erzählen , dass diese Fische M^asser
in sich aufnehirien , als Vorralh für ihre Reise. An dieser
Behauptung scheint etwas wahres zu sein, denn ich hnhe
bemerkt, dass die Körper der Hassar nicht lioclien N^erdrn
wie die anderer Fische, wenn sie aus dem Wasser gezogen
werden ; und wenn die Feuchtigkeit verdunstet ist, oder wenn
sie mit einem Tuche abgetrocknet werden, dann haben sie
eine solche Secretionsfähigkeil , dass sie sogleich wieder
feuclit werden; es ist in der That kaum möglich die Ober-
fläche trocken zu machen, so lange der Fisch lebendig ist.
Dr. Hancock giebt ferner an , dass ein Fisch , wel-
chen er für Loricaria plecostomus hält, seine Flossen nicht
bloss zum Schwimmen benulzt , sondern dass er mit vier
Knochenstülzen , je einer an Brust- und Bauchflossen, näm-
lich den ersten Strahlen dieser Flossen, versehen ist, um auf
dem Boden der Flüsse, und da, wo das Wasser knapp ist
oder fehlt, zu kriechen ; so dass er zum Theil amphibisch zu
sein scheint.
Nach diesen Angaben scheint die Lebensweise dieser
Fische sehr wenig Aehnlichkeit mit der des Lepidosiren zu
haben.
Es ist bekannt, dass manche Süsswassermollusken, wel-
che freie Luft athmen, und auch einige von den mit kamm-
förmigen Kiemen für Wasserathmung versehene Schnecken,
wie Paludinen und Valvaten, in den wärmeren Klimaten, wie
in Indien, wo die Flüsse oder Teiche austrocknen, sich wie
Lepidosiren beträchtlich tief in den Schlamm eingraben, und
gleich ihm darin bis zur Rückkehr der Regenzeit in einem
Zustande der Erstarrung verharren.
Sir William Jardine hat die Art Cocon in dem
Thone, in welchem der Lepidosiren nach England gebracht
worden ist, beschrieben; aber ich habe von Mr. Bartlett
erfahren, dass die Höhlung immer an der Stelle, wo die
Nase des Thiers liegt , mit einer kleinen Oeff"nung verse-
hen ist.
Diejenigen Forscher, welche dieses Thier in die Klasse
der Fische setzen, haben grosses Gewicht darauf gelegt, dass
es mit einer Seitenlinie versehen ist. So erwähnt Dume-
ril, in seiner letzten Mitlheilung über diesen Gegensland, der
Üeber einen lebend, afrikanischen Lepidosiren im Krystallpalaste. 337
Linie, „welche an den Seiten des Kopfes sich verzweigt wie
bei Chiinaera /< hat aber das Factum übersehen , dass auch
Triton crislatus , der gemeine Wassersalamander ähnliche
Linien an beiden Seilen und am Kopfe besitzt. Er vergleicht
die Kiemenbogen und die Kiemenöfmung mit denen von Mor-
myrus und Cobitis , aber sie sind ganz ähnlich denen von
Prolonopsis ; er vergleicht ferner die Naslöcher mit denen
der Lampreten, hat aber nicht beachtet, dass das Thier mit
Naslöchern versehen ist, die mit der Mundhöhle communici-
ren. Vergl. Erpetologie generale IX. p. 213.
Ich habe in Erfahrung gebracht, dass diese Galtung in
verschiedenen Gegenden Afrikas gefunden wird, wie im Se-
negal, wo sie Tobal genannt wird, und im weissen Nil, von
wo Armand im Jahre 1843 Exemplare an das Pariser Mu-
seum sandte; Peters fand eine Art in Quelliinane, welche
er und J. Müller Rhinocryptes amphibia genannt haben.
Als Antwort auf ein Schreiben von mir habe ich von
Mr. Bartlett die folgende interessante Miltheilung erhallen.
Kryslall-PaiasI, Sydenham den l7. November 1856*
„In Erwiederung Ihres Schreibens in Betreff des le-
benden Lepidosiren, erlaube ich mir Ihnen inifzutheilen,
dass ich im letzten Juni von West- Afrika eine Kiste mit
vier Exemplaren dieser Thiere erhielt ; jedes Exemplar war
in einem Klumpen von trockenem schlammigen Thon enthal-
ten, von der Grösse eines Brods (quartern loaf) ; jeder die-
ser Klumpen war in ein Stück Leinwand eingenäht , um das
Zerbröckeln oder Zerfallen des Thones zu verhindern. Zu-
folge der Anweisungen, welche ich von dem Absender Ca-
pitain Chamberlayne erhalten hatte, legte ich sie in ein Bek-
ken mit Wasser von 83*^ = 222/3» Reaum) ; hierbei zerbrök-
kelte der Thon des einen und legte zum Theil die Höhle
offen, in der das Thier enlhalten war. Ich beobachtete den
Vorgang, als plölzlich der Behälter oder Cocon an die Ober-
lläche des Wassers stieg. Ich dachte erst das darin ent-
haltene Thier müsse todt sein, aber bald darauf bemerkte ich,
eine leise Bewegung. Offenbar w;ir dns Thier bemüht sich
herauszuwickeln , und das gelang ihm auch bald darauf , in-
dem es die Seite seiner harten Hülle durchbrach; es schwamm
Arcliiv f. Naturgescb. XXill. Jahrg. 1. Bd. 22
Iliag^iiosen eiiilg^er neuen £chin od ernten.
Von
Prof. Dr. Ed. «rnbe
in Breslau.
Astropecten ciliatus Gr.
Radiisö, tesseris dorsualihus aequaliler granulalis, circum
circa spinulis ciliatis. aculeis longioribus nullis, aculeis t,
ventralium marginalibus binis, aeque magnis , complanalis,
brevioribus ternis infra eos, siinilibus senis ad marginem les-
serarum aboralcm positis, aculeis ambulacraäbus biserialibus
inlerioribus ternis, exlerioribus sub-octonis, quos inter
singulus longior; radio disci 1, brachiali 472; tesseris dor-
sualibus ulrinque 45, venlralibus 42.
Diam. 4,5 unc.
Puerlo Cabello.
Aster opsis imbricata Gr.
Badiis 5 subbrevibiis, obtuse carinatis , angulo intcrra-
diali rolundalo, tesseris marginalibus imbricatis , inferioribus
superiorum inarginem paulisper tantum excedenlibus, iesselUs
venlralibus imbricalis, dorsualibus iuxta posilis (mediis ra-
diorum imposilis); cule crassissima aculeis nullis; aculeis am-
bidacralibus dislirhis, cuiusque seriei cule coniunclis, singu-
lis, ititerioribus longioribus, liberis; radio disci, brachiali 2V4
vel 2V3; tesseris ma7'ginalibus (et dorsualibus et venlralibus)
ulrinque c. 35.
Diamelcr ad 7^/^ unc.
Silcha. (Dr. W. v. Bock).
Scytaster cancellatus Asm. Gr.
Corpore coniplanalo, dorso subtiliter granulato, radiis 5
supra Seriebus Iransversis 6 dislanlibus bullarum ornalis, bul-
lis complanalis, orbiculatis, ad basin granulalis, quinis, poris
Ueber einen lebend, afrikanischen Lepidosiren im Krystallpalaste. 339
denn als ich versuchte das Exemplar in dem freien ßassin
zu fangen, schoss es mit der Schnelligkeit eines Pfeiles da-
von. Ich habe auch Grund zu glauben, dass das Thier seine
Nahrung mehr durch den Geruch als durch das Gesicht wahr-
nimmt. Was den Cocon betrifft, so ist das Ende, welches
die Nase des Thieres bedeckt, etwas zugespitzt, und hat eine
Oeffnung etwa von der Grösse eines Stecknadelknopfes, wo-
durch ohne Zweifel das Thier aihmet, so lange es sich im
Zustande der Erstarrung befindet. In dem Behälter ist das
Thier fast zweimal zusammengefallet, und ich bemerkte in
jedem der Thonklumpen eine kleine Höhle von der Grösse
eines Mäuselochs, welche innen ganz glatt war, als wenn
das Thier durch dieselbe gekrochen wäre.**
I>iag;Bio§eii einig^cr neiacii E^cIiliiocSormoii.
Von
Prof. Dr> Ed. €;;rn1»ei
in Bres^lau.
Astropecten ciliatus Gr.
Badiis 5, tesseris dorsimlibus aequaliter granulalis, circum
circa spinulis ciüatis acnlois longioribus nullis, aculeis t,
ventralitim marginalibus binis, aeque magnis , complanatis,
brevioribus ternis infra eos, similibus senis ad marginem tes-
serarimi aboralem posilis, aculeis ambulacralibus biserialibus
inlerioribus ternis, exlcrioribus sub-octonis, quos inier
singulus longior; radio disci 1, bracbiali ^^^ tesseris dor-
sualibus utrinque 45, veniralibus 42.
Diaru. 4^5 unc.
Puerto Cabello.
Aster opsis imbricata Gr.
Badiis 5 subbrevibus, obluse carinatis , angulo infcrra-
diali rolundalo, tesseris marginalibus imbricatis , inlerioribus
superiorum inarginem paulisper tantum excedentibus, iessellis
veniralibus imbricalis, dorsualibus iuxla posilis (mediis ra-
diorum iniposilis); cute crassissima aculeis nullis; aculeis am-
bulacralibus disliihis, cuiusque seriei cute coniunclis, singu-
lis, interioribusXongxoxWms, liberis; radio disci, brachiaü 2*/*
vel 2V3; tesseris mai^ginalibus (et dorsualibus et veniralibus)
ulrinque c. 35.
Diameler ad 7^''^ unc.
Silcha. (Dr. W. v. Bork).
Scytas ter c an cel latus Asm. Gr.
Corpore complanato, dorso subliliter granulato, rad'iis 5
supra seriebus transvcrsis 6 dislnnlibus bullarum ornalis, bul-
lis compbinalis, orbiculatis, ad basin granulalis, quinis, poris
Grube: Diagnosen einiger neuen Echinodermen. 341
in ordines longiludinales et transversos disposilis; tesseris
marginalibus rolundalis, niinoribus et maioribus dorsualium
alternanlibus, ilÜs omnino , his ad basin lanlum granulatis,
venlralibus omnino granulatis, aequalibus : aculeis ambulacra"
Uhus Iruncalis, angusle rectangulis, uniserialibus, binis, bul-
lis 5 ponlagoni instar anum circumdantibus, radici radioruia
iniposilisj radio disci 1, brachial! paene 3y2.
DirJineter 2 unc.
Patria? (Eschschollz)»
Echinaster dep lanatus Asm. Gr.
Corpore supra piano, subtus leniter rolundato, radiis 5
basi lafis, apiceni versus sensim allenuatis, cute crassiuscula,
fusca, supra rete trabecularum , subtus tessellas obducenle,
trabeculis ex parte subliliter granulatis^ pallidioribus, spinuli-
feris, spinulis glabris, brevibus, aculis, singulis^ in dorso ra-
diorum e longitudine ordines 3 flrxuosos, in ventre series re-
clas ulrinque 4 vel 3 componenlibus; margine radiorurn trun-
calo, Serie spinularum dorsuali arinalo , aculeis ambulacrali-
bus spissis, ulrinque distichis , ternis ad marginem, singulo
in pariefe sulci brachialis; radio disci 1, brachiali Sy^.
Diam. 4^/^ unc.
Talria? (Eschscholtz).
Echinaster rigidus Asm. Gr.
Radiis 5 cylindratis, sub-heptagonis, apicem versus minus
allenuatis, reti trabecularum dorsuali et lalerali pallido, ma-
xime perspicuo, areis fuscis plus minus rectangulis, mullipo-
ris, spinulis brevibus, erectis, obtusis, asperis, albidis, dorsi
trislichis , parietis lateralis monostichis, venlralibus ulrinque
subdislichis, subacutis, aculeis ambulacralibus externis con-
slipalis biserialibus vel triserialibus, paulo longioribus, leniter
compressis, internis (in &ulco branclriali affixis) binis; radio
disci 1, brachiali 5.
Diameter ad 4y2 unc.
Patria? (Eschscholtz).
Echinaster lacun osus Gr.
Radiis 5 complanatis, basi constrictis, apicem versus
allenuatis, quinquies longioribus quam latis, trabeculis retis
dorsualis seric spinularum simplici continua consitis, maculis
342 ' Grube:
parvas numerosas continentibus , poris macularum qualernis
vel quinis, apicem radii versus binis vel singulis, venIris nul-
lis; spinuUs oblusis, dorsi minoribus, y^ lineam longis, ven-
Iris 1 lineam longis ulrinque fere telrastichis, aculeis ambu-
lacralibus externis similibus paulo longioribus , dislicliis,
ulriusque seriei paulo distanlibus, iiiternis mullo minoribus,
oblusis ; radio disci 1, brachial! 6 vel öVj.
Diameler fere 6 unc.
Palria?
Oreaster lapidarius Gr.
Badiis subbrevibus 5 , obtuse carinalis, Irabeculis dorsi
crassis , brevissimis, Iruncato fusiformibus vel cylindratis, ela*
tis , aculeos singulos ferentibuS;, aculeis crassis subovalis vel
Gonoideis, oblusis, fuscescentibus, areis poriferis parvis, aegre
dislinguendis, tessellis ventralibus elatis, ad basin radioruin
ulrinque sexserialibus, ad exlreniilaleni Iri-serialibus, praeter
granula plurima ininuta 2 ad 5 maiora ferenlibus, pedicellariis
bivalvibus, inlcrvalla tossellarum explentibus, aculeis ambula-
cralibus distichis , interioribus ternis vel qualernis, compla-
natis, oblusis (medio longiore), exterioribus singulis ^ radlo
disci 1, brachiali plus 2.
Diameter 11 unc.
Patria?
Ophiocoma v ariabilis Gr.
Disco quinquelobo, subtus squamuloso (haud granulalo),
aperturis genilalibus verruculis nullis, scufellis radiorum dor~
sualibus Iransversis subovalibus , ulrinque aculis, veniralibus
subquadratis, angulis aboralibus angusle Iruncalis, spinis la-
teralibns flabellaüs qualernis, vel ternis, longitudine deorsum
decrescente, supremo qualernorum longiludinem sculelli dor-
sualis Irienle vel quadranle excedenle, sqamulis ambulacra^
libus singulis , anterioribus , saepius binis, scutellis oralibus
subpenlagonis ovalis , os versus anguslioribus; disco supra
colore brunneo, interdum maculis ocularibus dislinclo, radiis
supra brunneis, interdum maculis lacleis mavmoratis , subtus
albidis ; radio disci 1, brachiali 16 ad 18.
Diameler ad 8 unc.
Woahu cl^schschüllz).
Diajjnosen einiger neuen Echinodermen. 343
Ophiolepis limbata Gr.
Pallide brunnea, disco quinqiielobo, haud spinoso, squa^
?ms dorsi parvis, subaequalibus, seriei marginalis pauIo maio-
ribus, ventralibus miniiuis puncliformibus, scuiis radialibus
conspicuis, cuiusque paris sulco lanlum lineari (interdum cen-
truin disci versus dilulato, hie squamulam excipiente) seiun-
clis , figuram rolundato-rhouiboideam exhibeulibus, squama
duplici a radice radiorurn separatis, scutellis radiorum dorsua-
iibiis transversis , trigonis , dimidio brevioribus quam lalis,
margine aboraü paulo convexo, a laleralibus minus seposilis,
ventralibus subrectangulis, sese non tangentibus, paulo latio-
ribus quam longis, margine adorali saepius oblusangulo ; spi^
nis lateralibus acutis, ternis, subaequalibus, latiludine radio-
rum paulo minoribus sqiiamulis ambidacralibus binis ; scutellis
oralibus rhombicis, parvis, lineis rectis pentagoni instar inter
se iunctis, fissuris oralibus utrinque 3 tanlum spinulis arma-
tis , basilari (maiore) et secunda trigonis, terlia apicali ob-
longa, truncata; radio disci 1, brachiali 8.
Diameler ad 4 unc.
Rio Janeiro. (Dr. W. v. Bock).
Ophiolepis sexradia Gr.
Albida supra viridi variegala, disco rotundato, squamis
dorsi parvis, subaequalibus^ spinulis sin^ulis sparsis, scutis
radialibus viridibus anice albo, oblongis, cuiusque paris serie
squamularum angustissima seiunclis; scutellis radiorum dor-
sualibus ovalibus margine aborali obluse trilobo, anlerioribus
dimidio brevioribus quam latis posterioribus angustioribus,
alteris albis, alteris viridi distinctis, ventralibus ovalibus ve
suborbiculalis, albidis , sese tangentibus, lateralibus subtus
salis , supra vix perspicuis , spinis lateralibus minulis senis,
latiludine radiorum brevioribus , supremo et iiifimis brevissi-
in'is, oblusiusculis, viridi alboque variegatis, squamulis ambu-
lacralibus sirigulis, scutellis oralibus aegre dislinguendis, par-
vis rotundatis margine adorali paulo acuminato, fissuris ora-
libus utrinque 2 tantum vel 3 squamulis armatis ; radio disci 1,
brachiali 12.
Diameter ad 3 unc.
Horolulu (Dr. Ed. Lenz).
344 Grube: Diagnosen einiger neuen Echinodermen.
0 phiotrix alba Gr.
Alba , disco supra spinuüs longioribus et brevioribus
echinulatis, subtus brevissitnis, papiliaribus armato, scuiis ra^
dialibus nudis, stMiiiovatis, cuiusque paris taeriia angusla spi-
nulifera seiuncüs , scutellis radiorum dorsualibus rotundato-
rhoinbicis leviter carinatis, ulrinque uinbone adumbrato ornalis,
latei'alibus vix disliiiclis , ventralibus Iransversis, subrectan-
gulis rotundatis , inargine oborali excavalo, asperulis; inler-
stitiis laevibus, spinis lateralibus conipressis, oblusis , p!e-
rumque seplenis, longiludine sursuin et deorsum decrcscenle,
3. et 4. celeris longiore, latiludinem radii superante, pedicel-
lis verruculosis , scutellis oralibus Iransverse ovalibus, ae-
g-re dislinguendis, fissuris gefiitalibus basi niiniuK^ dislanlibus;
radio disci I, l)rachiali ü vel 8.
Diameter 3 unc.
Oceanus pacificus (Eschschoitz).
Brissus panis Gr.
2'esta bruunea, ex cordato ovala, ambulacro antico leniter
einarginala , ajiice paiilo elalo in inilio trientis secundi sito,
planilie poslica obliquissime imininente, (minime rede trun-
cala), ano iam paene venlrali, ambulacris paribiis salis exca-
vatis, anticis angulo fere 130° iunctis, ad marginem lateralem
descendenlibus , poslicis iis paulo longioribus, intervallo ad
apicem lanlum subcarinato^ suko longitudinali ad aniim de-
scendente ; fasciola ambtilacra ambeunte maxime angulosa,
subirregulari , in ambulacro impari lobi instar prominente,
inier posleriora relrorsum intranle , area fasciolae subanaUs
lalissiina, supra vix dislinguenda , area inter hanc et os sita
vKta lalissinia circun»dala.
.Longiludo 6 unr., latitudo 5 unc, alüludo 3 unc.
Talria?
Bonn, {gedruckt bei Tarl l/eorgi.
Verbesserungen zuKrohn's Aufsatz: Fernere Nachträge zu dem
Aufsatze über Echinospira im ersten Bande dieses Jahrganges:
S. 255. Z. 2 u. 3 von oben sind die Worte: aus der Zungen-
scheide zu streichen.
„ 257. „22 von oben: statt bei der lies: beider.
„ 261. „ 11 von unten: statt Seit enl eis ten lies S eiten leiste.
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