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Full text of "Archiv für Naturgeschichte"

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ARCHIV 

Kult 


NATURGESCHICHTE 


GliGlU'JNDKT  VON  A.   F.  A.  WIEGMANN, 
FOKTGliSETZT   VON  W.  F.  KRlCliSON. 


IN    VEKBINUUNG    MIT 


I'RÜK.    Dr.  LEÜCKART   IN  ÜIESSEN. 


HEUAUStiEGEBEN 


vü» 


Du.  F.  a.  TSlOSCHfiZ., 

PnOFF.SSUU     AN    UMl    FUIKUKICU-WILIIKLMS-UNIVERSITÄT     ZU    BONN. 


DRE!  UND  ZWAMZWSTER  JAHRGANG, 

Kriiter   IStitiil 

mit  vierzehn   Kuprerlalelii. 


BERLIN,  1857. 

VERLAG    DER     N  I  C  O  L  A  l   S  C  li  E  N     U  U  C  II  H  A  N  D  L  U  N  G. 


Inhalt   des    ersten    Bandes. 


Seite 

Das  Genus    Cyclops   und    seine  einheimischen  Arien.     Von  Dr. 

C.  Claus  in   Giessen.   (Hierzu  Taf.  I — 111)       ...  1 

Bemerkungen  üher  die  ('ephalopoden  von  Messina.  Vom  H  er- 
ausgehe r.   (Hierzu  Taf.  IV  und  V)        ....         41 

Beitrag  zur  Anatomie  von  Nautilus  Pouipilius  L  ,  besonders  des 
männlichen  Thieres.  Von  Prof.  J.  van  der  Hoeven. 
Aus   dem   Holländischen  übersetzt  vom  Herausgeber  77 

Mikroskopische  Untersuchung  der  Spermophoren  von  Nautilus 
Pompilius.  Von  Dr.  J.  A.  Boogard.  Aus  dem  Hollän- 
dischen übersetzt  vom  Herausgeber.         .  .  .         99 

Einiges   über   Milben.    Von    A.    Scheuten    in   Bonn.    (Hierzu 

Taf.  VI  und  VII) 104 

Lumbricus  corethurus,  Hürstenschwanz.     Von   Dr.   Fr.   Müller 

zu   Itajahy  in  Brasilien      .         .  .         .         .         .  .113 

Einige  Worte  über  die  Entwickelung  der  Medusen.  Vortrag 
gehalten  in  der  Versammlung  der  skandinavischen  Natur- 
forscher in   Chriäliania  im  Juli   1836.    Von  M.   Sars         .        117 

Abrote,  ein  neues  Geschlecht  der  Cruslaceen,  aus  der  Familie 
der  Hippaceen.  Von  Dr.  R.  A.  Philippi  in  Santiago 
de  Chile  (Hierzu   Taf.  VIll) 124 

Vier  neue    Echinodermen    des    Chilenischen    Meeres.     Von   Dr. 

R.  A.  Philippi 130 

Uebcr  den  Gucinu4  von  Molina.   Von  Dr.   R.  A.  Philippi         .        135 

Beitrag   zur    Kcnntniss    der    Dipteren    Afrikas.      Vom    Director 

Loew  in  Meseritz.     Uebersclzt  von    Dr.    Creplin         .        137 

lieber  einige  Fische  und  Crustaceen  der  süssen  Gewässer  Ita- 
liens. Von  Dr.  Ed.  V.  Martens  in  Berlin.  (Hierzu  Taf.  IX 
und  X) 149 

Weitere  Miltheiluugen  über  die  einheimischen  Cyclopiden.   Von 

Dr.   C.   Claus  iu   Giessen.  (^Hierzu  Taf,  XI)  .         .       205 

Versuch  einer  syslciiialischen  Auseiniinricrsctzung  der  Gattungen 
Eumoiphus  Web.  und  Endomychus  Payk.  Von  Dr.  A. 
G  e  r  s  l  a  e  c  k  c  r  in  Berlin         .         .         .         .         .         .211 


IV  Inhalt. 


Seite 


lieber  Erziehung  des  Distoma  echinatum  durch    Fütterung.  Von 

Dr.  U.  A.  Pagen  stech  er  in   Heidelberg       .         .         .       244 

Fernere  Nachträge  zu  dem  Aufsatze  über  die  Echinospira,  nebst 
lieobachtungen  über  eine  ihr  verwandte  Larve.  (Hierzu 
Taf.  X[l.)   [im  Texte  steht   fälschlich  Taf.  XI]   .         .         .       252 

Ueber  einige  Chilenische  Vögel  und  Fische.  Von  Dr.  Philipp! 

in  Santiago  de  Chile 2G2 

Pteroplochus    albifrons  n.  sp.     Von   Ludwig    Landbeck   in 

Collico  bei  Valdivia 273 

Verzeichniss  der  Thiere,  auf  welchtn  Schmarotzer-Insekten  leben. 

Von  Gurlt,  mit  Ilinzufügungen    von  S  c  h  i  1  1  i  n  :;.         .       276 

Ueber  den  männlichen  Apus  cancriformis.  Von  Prof.  A.  Ko- 
zubowski  in  Krakau.  Vorgelegt  der  Versammlung  der 
deutschen  Naturforscher  in  Ijonn.  (Hierzu  Taf.  XIII)         .       312 

Kurze  ßeschreibuug    einiger  neuen    Crustaceen.  Von  Dr.  R.  A. 

Philippi.     (Hierzu   Taf.  XIV) 319 

Ueber  einen  lebenden  afrikanischen  Lepidosiren  im  Krystallpa- 
laste.  Von  Dr.  J.  E.  (iray.  Aus  dem  Englischen  über- 
setzt vom  Herausgeber        .         .         .         .         .         .       330 

Diagnosen  einiger    neuen    Echinodermen.       Von    Prof.    Dr.    E. 

Grube  in   Breslau  ........       340 


Das  Greiius  Cyclops  und  seine  einheimi- 
schen Arten. 

Von 
Dr.  pBiilos.   C.  Claus 

in  Giessen. 

(Hierzu  Tab.  I.  II.  III.) 


Einleitung. 

Die  ersten  gehaltvollen  Untersuchungen  über  Bau  und 
Lebensweise  der  Entomostraken  verdanken  wir  ausser  Leeu- 
wenhoek,  DeGeeru.  A,  besonders  der  wissenschaftli- 
chen Thätigkeit  des  berühmten  dänischen  Naturforschers  0. 
F.  Müller,  der  ungeachtet  der  Schwierigkeiten,  die  ihm 
das  damals  noch  so  unvollkommene  Mikroskop  in  den  Weg 
stellte,  in  seinem  bekannten  Werke  „Entomostraca  seu  In- 
secta  testacea  etc.«  eine  Reihe  vortrefflicher  Beobachtungen 
über  diese  interessanten  Thierformen  niederlegte.  In  späte- 
rer Zeit  wurde  die  Kenntniss  derselben  durch  Juri  ne's  Mo- 
nographie: „histoire  de  monocles  etc."  ergänzt  und  in  wür- 
diger Weise  bereichert.  Es  war  nicht  nur  eine  Beschreibung 
der  Oro^anisation  und  Lebensweise  dieser  Thiere  ,  mit  der  uns 
der  Verfasser  hier  beschenkte;  auch  mit  zahlreichen  interes- 
santen Thatsachen  aus  der  Enlwickelungsgeschichte  werden 
wir  durch  das  Werk  Jur ine's  in  eben  so  einfacher,  wie 
ansprechender  Weise  bekannt  gemacht.  Die  späteren  Arbei- 
ten, derer  sich  unser  Gebiet  zu  erfreuen  hatte,  bezogen  sich 
hauptsächlich  auf  strenge  Sonderung  und  Eintheilung  der  be- 
kannten Formen ,    sowie   auf  Beschreibung  neuer  Arten  und 

Archiv  f.  Naturgesch.  XXIII.  Jahrg.  I.  Bd.  1 


2  Claus: 

Gattungen.  Freilich  wurde  auch  physiologisch  Bemerkens- 
werihes  entdeckt  (v.  Siebold),  auch  der  innere  Bau  nian- 
nichfachen  Untersuchungen  unterworfen,  allein  die  hauptsäch- 
lichsten und  bei  weitem  die  zahlreichsten  Beobachtungen  hat- 
ten doch  die  Unterscheidung  der  Species  zum  Gegenstande 
(Dana,  Liljeborg  U.A.). 

Ein  ähnlicher  Gang  zeigt  sich  auch  in  der  Bearbeitung 
des  eng  begrenzten  Genus  Cyclops ,  das  bei  Müller  und 
Jurine  nur  in  der  einzigen  Art  „quadricornis'^  vertreten 
war.  Während  wir  über  die  innere  Organisation  fast  nur  bei 
Zenker  (x\rchiv  für  Naturgesch.  1854.  1.  S.  88)  ein  Nähe- 
res erfahren,  besitzen  wir  mehrere  Arbeiten,  in  welchen  ver- 
schiedene Arten  aufgestellt  und  beschrieben  werden.  Schon 
0.  F.  Müller  und  Jurine  hatten  manche  Abweichuno-en 
in  Farbe,  Grösse  der  Formen,  in  Haltung  der  Eiersäck- 
chen  u.  s.  w.  beobachtet,  mit  Rücksicht  auf  diese  Abwei- 
chungen auch  eine  Unterscheidung  mehrerer  Varietäten  gel- 
tend gemacht,  indess  war  es  denselben  bei  der  nur  allge- 
meinen Kenntniss  von  Bau  und  Organisation  entgangen,  dass 
in  der  genannten  Art  eine  ganze  Reihe  von  abgeschlosse- 
nen, stets  in  derselben  Weise  wiederkehrenden  Lebensfor- 
men enthalten  sind.  Erst  später  gewann  man  die  Ueber- 
zeugung,  dass  eine  Trennung  von  Cyclops  quadricornis  in 
mehrere  Species  nolhwendig  sei,  aliein  es  will  fast  schei- 
nen, als  wenn  die  früheren  Versuche,  diese  Trennung  wirk- 
lich auszuführen,  mehr  oder  weniger  misslungen  seien.  Ei- 
nerseils war  es  wohl  der  Mangel  an  gründlichen  Beobachtun- 
gen über  den  Gesammtbau  der  betreffenden  Thitre,  sowie  eine 
besondere  Betonung  gewisser  unwesentlicher  Unterscheidungs- 
merkmale, andererseits  aber  auch  das  Ausserachtlassen  der 
Entwickelungsformen ,  die  es  verschuldeten,  dass  die  Resul- 
tate jener  Arbeiten  nur  unbestimmt  und  unsicher  ausfielen. 
Ausser  den  Beobachtungen  Fisch  er's,  die  in  dieser  Hinsicht 
noch  am  meisten  Anerkennung  verdienen,  erwähne  ich  nur 
die  oberflächliche  Arbeit  Koch's,  die  schon  längst  durch  das 
Urtheil  competenter  Forscher  verworfen  ist. 

Jedenfalls  ist  die  Menge  der  Fehler,  die  auf  diesem 
Gebiete  untergelaufen  sind,  ein  Zeichen,  dass  die  Möglichkeit 
des  Irrens  hier  eine  ziemlich  grosse  ist.    Desshalb  konnte  ich 


Das  Genus  Cyclops  und   seine   einheimischen  Arten.  3 

mich  auch  einer  weiteren  Verfolgung-  des  betreffenden  Gegen- 
standes nur  mit  einer  gewissen  Scheu  unterziehen,  mit  ängstli- 
cher Besorgniss,  es  möchten  meine  Bemühungen  an  derselben 
Klippe  scheitern  und  zu  keinem  genügenden  Ergebnisse  hin- 
führen. Indess  die  Zuspräche  meines  hochverehrten  Lehrers, 
des  Herrn  Professor  Leuckart,  sowie  dessen  freundliche 
Unterstützung  mit  Ralh  und  That,  für  die  ich  ihm  hier  offen 
meinen  innigsten  Dank  bringe ,  nahmen  mir  einen  grossen 
Theil  jener  Besorgniss  und  ermuthigten  mich,  die  schon  un- 
ternommenen Beobachtungen  fortzusetzen.  Sie  sind  es  auch, 
sowie  das  Interesse ,  das  derselbe  an  meinen  Untersuchungen 
nahm,  die  freudige  Theilnahme,  mit  der  er  die  ihm  mitgetheil- 
ten  Beobachtungen  prüfte  und  respective  bestätigte,  wodurch 
ich  allmählich  das  Vertrauen  gewonnen  habe,  eine  nicht  ganz 
nutzlose  Arbeit  in  die  Hände  sachverständiger  Forscher  zu 
überliefern. 


A.     lieber  das  System    der  Criistaceen,    sowie  über 
die  Stellung  der  Cyclopiden  in  demselben. 

Die  Einlheilung  der  Cruslaceen  in  die  zwei  Gruppen 
Malacostracea  und  Entomoslracea ,  wie  sie  sich  in  dem  von 
Latreille  aufgestellten  Systeme  findet,  wird  mit  vollem 
Rechte  von  den  heutioen  Zoolo^^en  als  eine  natürliche  aner- 
kannt  und  würde  sich  gewiss  noch  jetzt  unverändert  erhal- 
len haben,  wenn  nicht  die  Resultate  neuerer  Untersuchungen 
zur  Aufstellung  einer  Reihe  von  weiteren  Gruppen  geführt  hätte, 
die  zwar  dort  schon  als  Untergruppen  zum  Theil  aufgenom- 
men ,  indess  in  ihrem  gegenseitigen  Verwandlschaftsverhält- 
nisse  nicht  richtig  erkannt  waren.  Besonders  ist  es  das  Ver- 
dienst Zenker's,  der  die  neuen,  zum  Theil  eigenen  For- 
schungen zur  Umgestaltung  des  Systemes  von  Latreille 
benutzte,  eine  in  der  That  auf  natürliche  Verwandtschaft  be- 
gründete Eintheilung  der  Cruslaceen  geliefert  zu  haben  (siehe 
„Zenker's  System  der  Cruslaceen  a.  a.  0.  S.  108).  Bei 
aller  Natürlichkeit ,  die  diesem  Systeme  nicht  abzusprechen 
ist,  erscheint  jedoch  die  Bedeutung  einzelner  Gruppen  in  ih- 
rem Zusammenhange  mit  den  übrigen   nicht  gehörig  gewür- 


4  Claus: 

digt.  Ich  meine  hier  zunächst  und  vor  allen  Andern  die 
Stellung-  der  Cirripedien.  Das  überraschende  Vorkommen  des 
Hermaphrodilismus,  auf  welches  unser  Verfasser  bei  der  Be- 
stimmung der  natürlichen  Verwandtschaft  ein  so  besonderes 
Gewicht  gelegt  hat,  soll  eine  liefe  Kluft  zwischen  dieser  und 
allen  übrigen  Gruppen  begründen ;  ja  es  scheint  fast,  als  ob 
Zenker  nur  durch  die  analoge  Slellung  der  hermaphrodi- 
tischen Tardigraden  bei  den  Arachnoiden  die  Stellung  der 
hermaphroditischen  Cirripedien  bei  den  Cruslaceen  gerecht- 
fertigt finden  konnte.  Diese  Bedeutung  des  Hermaphroditis- 
mus in  ihrer  Anwendung  auf  Systematik  tritt  aber  zurück, 
wenn  wir  nur  der  Lebensweise  einioie  Bechnuncx  Irairen. 
Bei  Geschöpfen,  die  in  ihrer  entwickelten  Lebensform  der 
freien  Bewegung  entbehren  und  an  Steine  oder  Felsen  ange- 
heftet ein  von  Geschöpfen  ihrer  Art  ziemlich  isolirtes  oder 
doch  nur  wenig  berührtes  Leben  führen ,  werden  wir  das 
Vorhandensein  des  Hermaphroditismus  weit  eher  als  einen 
natürlichen  Ausfluss  der  Lebensweise,  denn  als  ein  über- 
raschendes Vorkommen  aufzufassen  berechtigt  sein.  Dass 
man  aber  auf  Verhältnisse ,  die  zunächst  durch  die  Lebens- 
weise berührt  und  respective  modificirl  werden,  bei  der  Be- 
stimmung der  natürlichen  Verwandtschaft  kein  allzu  grosses 
Gewicht  zu  legen  hat,  dass  man  über  diese  nicht  den  in 
Form  und  Bau  sich  aussprechenden  Typus  vergessen  darf, 
das  findet  ja  auch  Zenker  vollkommen  begründet,  wenn  er 
(in  der  nämlichen  Abhandlung)  den  Ausspruch  Ihut :  „bessere 
Zeichen  für  ursprünglich  natürliche  Verwandtschaft  sind  solche, 
die  sich  möglichst  unabhängig  von  der  Lebensweise  erhal- 
ten/' Können  wir  daher  dieses  Principes  halber  der  Diffe- 
renz in  der  Art  und  Weise  ,  wie  die  Erhaltung  der  indivi- 
duellen Lebensform  zu  Stande  kommt,  keinen  so  hohen  systema- 
tischen Werlh  zuschreiben,  so  werden  wir  hierin  noch  durch 
die  allerdings  erst  jüngst  (von  Darvin)  entdeckte,  höchst 
merkwürdige  Thalsache  bestärkt,  dass  neben  dem  Hermaphro- 
ditismus bei  einigen  Formen  der  Cirripedien  zugleich  ge- 
trenntes Geschlecht,  wenn  auch  in  etwas  beschränkter  Weise, 
sich  vorfindet.  Es  sind  nämlich  nicht  den  hermaphroditischen 
Thieren  isomorphe  Formen ,  die  das  männliche  Geschlecht 
repräsentiren,   sondern  gleichsam  nur  individualisirte   mann- 


Pas  Genus  Cyclops  und  seine  einheimischen  Arten.  5 

liehe  Geschlehtstheile,  Hoden  mit  Ausführungsgang  und  Be- 
gattungsapparat, aus  denen  sich  die  ganze  Organisation  jener 
Männchen  zusammensetzt,  indessen  Aehnliches  finden  wir  ja 
auch  bei  zahlreichen  anderen  Geschöpfen.  Dazu  kommt 
sciiliesslich  noch  die  bekannte  Thatsache ,  dass  auch  sonst 
mitunter  nicht  nur  bei  nahe  verwandten  Formen  ,  sondern 
selbst  bei  Geschöpfen  derselben  Gattung  (Pecten,  Cardium, 
Distomum  u.  a.)  in  der  Produclion  von  Eiern  und  Samenkör- 
perchen,  so  wie  in  dem  Verhältnisse  derselben  zu  den  ein- 
zelnen Individuen  mancherlei  Verschiedenheilen  gefunden 
werden. 

Aber  nicht  nur  aus  solchen  Gründen  wollen  wir  die  Cirri- 
pedien  in  einem  weit  näheren  Verwandtschaftsverhältnisse  zu 
den  übrigen  Entomostraken  betrachtet  wissen,  sondern  dess- 
halb  besonders,  weil  der  Zusammenhang  in  Bau  und  Orga- 
nisation viel  einfacher  und  natürlicher  ist ,  als  es  bisher  be- 
kannt war.  Die  Thatsache,  dass  die  zu  einem  Stücke  ver- 
schmolzenen Haftapparate  einiger  parasitischer  Entomostraken 
morphologisch  den  Ruderantennen  der  Clyclopiden  entspre- 
chen ,  scheint  die  meisten  der  heutigen  Zoologen  zu  einer 
analogen  Zurückführung  des  Baues  der  Cirripedien  auf  den 
der  Daphnoideen  veranlasst  zu  haben.  Der  mächtig  entwik- 
kelte  Stiel,  der  sich  auf  der  Rückenseile  der  Cirripedien  fin- 
det, wird  den  zurückgeschlagenen  Ruderantennen  der  Daph- 
nien gleich  gesetzt  —  unbekümmert  darum,  dass  hiermit  für 
die  Erklärung  der  übrigen  Abweichungen  in  der  Organisa- 
tion so  viel  als  nichts  gewonnen  ist.  Einen  viel  natürliche- 
ren Ausgangspunkt  zum  Verständniss  jener  Abweichungen 
erhallen  wir  aber  ,  wenn  wir  die  temporär  festsitzenden 
Branchiopoden  in's  Auge  fassen,  jene  Geschöpfe,  die  sich 
mit  Hülfe  eines  am  Rücken  befindlichen  Saugnapfts  beliebig 
an  feste  Gegenstände  vor  Anker  legen,  um  dann  ganz  in  der 
Weise  der  Rankenfüssler  durch  Strudelbewegung  Nahrung 
herbeizuführen  und  aufzunehmen.  Denken  wir  uns  diesen 
Saugnapf,  wie  er  sich  bei  einigen  Species  des  Genus  Lyn- 
ceuSy  Daphnia,  insbesondere  auch  bei  Sida,  Evadne  und  Po- 
lyphemus  findet  *"*),  in  einen  langen  Stiel  erweitert  und  aus- 


^)  Dieser  Rückensaugnapf  gewisser   Branchiopoden    ist    schon 


6  Claus: 

ffezoo-en,  so  sind  hiermit  schon  alle  Schrille  zur  Erklärunof 
des  Baues  der  Cirripedien  gethan.  Sehr  natürlich  erscheint 
uns  jetzt  die  Lage  des  Eierstocks,  der  aus  Raumersparniss, 
wenn  wir  so  sagen  dürfen,  in  die  Höhlung  des  Stiels  zurück- 
gedrängt ist,  sehr  natürlich  auch  die  hiermit  in  Verbindung 
stehende  Versclimälerung  des  Abdomens.  Das  Verschwinden 
der  grossen  Ruderantennen  erklärt  sich  aus  der  Lebensweise 
dieser  Thiere,  die  bei  Mangel  der  freien  Bewegung  natürlich 
des  entsprechenden  lokomotorischen  Organes  entbehren  kön- 
nen, ja  sogar  entbehren  müssen,  wenn  sich  für  dieselben  kei- 
nerlei weitere  Functionen  finden.  Eine  besondere  Stütze  er- 
hält diese  Art  der  Zurückführnng  noch  durch  die  Angabe 
Thompson's,  dass  sich  die  jungen  Balanen  nicht  mit  den 
Fühlern ,  sondern  mit  einer  eigenen ,  vorn  zwischen  den 
Schalen  gelegenen  Scheibe  festsetzten  ,  die  erst  später  all- 
mählich zu  dem  bekannten  kegelförmigen  Gehäuse  heran- 
wachse. 

Ein  Zweites,  was  ich  im  System  Zenker's  für  nicht 
vollkommen  gerechtfertigt  halte,  ist  die  Trennung  der  Argu- 
lina  von  den  übrigen  Parasiten  und  die  Zusammenstellung 
derselben  mit  den  Branchiopoden.  Die  Uebereinslimmung, 
welche  diese  Thiere  allerdings  in  einzelnen  Organen  mit  den 
Branchiopoden  zeigen  ,  berechtigt ,  glaube  ich ,  noch  nicht 
zu  einem  natürlichen  Anschlüsse  an  jene  Gruppe,  zumal  der 
ganze  Bau,  die  Entwickelung  und  Lebensweise  sie  viel  näher 
und  natürlicher  auf  die  höheren  parasitischen  Formen  hin- 
weist. Ich  möchte  daher  jene  Thiere  in  ihr  früheres  Recht 
wieder  einsetzen  und  ihnen  die  ältere  Stellung  in  der  Reihe 
der  höheren  Parasiten  zurückgeben. 

früher  oft  genug  gesehen  und  auch  zum  Theil  —  wie  bei  Sida  von 
L  i  e  V  i  n  und  Z  a  d  d  a  c  h  —  als  Haitapparat  erkannt,  seine  eigen- 
thümliche  BeschafFenheit  indess,  sowie  seine  Beziehung  zu  dem  Stiele 
der  Cirripedien  ist  den  Beobachtern  bis  jetzt  entgangen.  (Lilje- 
borg  beschreibt  denselben  sogar  irrthümlicher  Weise  als  „Secretions- 
organ.«)  Das  Verdienst,  dies  Verhältniss  zuerst  in  der  besprochenen 
Weise  aufgefasst  zu  haben,  kommt  Herrn  Prof.  Leuckart  zu,  der 
das  betreuende  Gebilde  zuerst  bei  Evadne^  wo  dasselbe  sehr  deutlich 
ist  —  Loven's  „kreisförmiger  Muskel"  — ,  dann  auch  bei  Sida  u.a. 
als  einen  Saugnapf  erkannte  und  dem  Cirripedienstiele  parallclisirlc. 


Das  Genus  Cyclops  und  seine  einheimischen  Arten.  7 

Um  so  glücklicher  ist  Zenker  in  der  Aufstellung  der 
übrigen  Gruppen  gewesen.  Die  Daphnien,  die  bisher  mit  den 
Cyclopiden  und  Cypridoideen  unter  dem  gemeinschaftlichen 
Namen  ,,Lophyropoda^  zusammengestellt  waren,  erhalten  ihre 
gebührende  Stellung  in  der  Gruppe  der  Branchiopoda ,  und 
ebenso  ist  die  Vereinigung  der  Cyclopiden  mit  den  Parasiten, 
wie  sie  schon  vor  C.  Vogt  von  Burmeister  angedeutet 
worden  ist ,  als  eine  natürliche  zu  bezeichnen.  Ich  möchte 
mir  hierbei  nur  die  eine  Bemerkung  erlauben,  dass  es  wohl 
zweckmässig  erscheint,  die  Auffassung  der  gleichwerthigen 
Verwandtschaft,  wie  sie  sich  in  der  Aufstellung  der  drei  Un- 
tergruppen, Cyclopida,  Siphonostoma  und  Leniaeoda  ausspricht, 
in  Etwas  umzuändern.  Da  nämlich  die  unter  der  Bezeich- 
nung „Siphonostoma^  begriffenen  höheren  Parasiten  in  einem 
viel  näheren  Verhäilnisse  zu  den  Cyclopiden  als  zu  den 
zeitlebens  parasitischen  Lernaeaden  stehen,  da  sich  unter  den 
erstem  sogar  Formen  finden,  die  von  den  Cyclopiden  in  nichts 
als  in  der  Umbildung  der  Antennen  zu  Haflapparaten  ver- 
schieden sind  (was  ja  auch  schon  bei  den  männlichen  Cy- 
clopiden vorkommt),  so  möchte  ich  dies  Verwandtschaflsver- 
hältniss  auch  in  der  systematischen  Stellung  ausgesprochen 
wissen  und  daher  die  Kntomostraca  Zenker's  nur  in  zwei 
Unterabtheilungen  bringen:  1)  in  die  Copepoda,  unter  denen 
ich  neben  den  Cyclopiden  und  Verwandten  alle  nur  temporär 
als  Parasiten  lebenden  niederen  Crustaceen ,  die  doch  auch 
mehr  oder  weniger  durch  den  Besitz  von  Ruderlüssen  aus- 
gezeichnet sind,  zusammenfasse,  und  2)  in  die  Parasi^a,  die 
dann  die  übrig^en  zeitlebens  schmarotzenden  Formen  in  sich 
begreifen. 


'ö' 


B.     lieber  den  Bau   und  die  Organisation  des 
Genus  Cyclops. 

Die  Gattungen ,  welche  in  der  Gruppe  der  Cyclopiden 
aufgestellt  worden  ,  sind  sehr  zahlreich  und  nach  verschie- 
denen systematischen  Principien  entworfen.  Es  wird  eine 
verdienstliche,  aber  auch  schwierige  Arbeit  sein,  das  auf 
diesem  Gebiete  zu  Tage  Geförderte  einer  genauen  Revision  zu 


8  Claus: 

unterwerfen,  identische  Genera  zu  reduciren  und  solche,  de- 
ren Charaktere  nicht  bestimmt  und  erheblich  sind,  zu  streichen. 

Eine  gesicherte  Stellung-  unter  diesen  Gallungen  hat 
sich  das  Genus  Cyclops  erhalten,  dessen  Unterscheidungs- 
merkmale einfach  und  bestimmt  gegeben  sind  und  auch 
überall  in  gleicher  Weise  festgehalten  werden.  Vorläufig 
möchte  ich  mit  Dana  *"*)  die  hierher  gehörigen  Formen  zu 
einer  eigenen  kleinen  Gruppe  erheben  und  als  Charaktere 
derselben,  mit  den  von  Liljeborg  *"*")  aufgestellten  ziem- 
lich übereinstimmend,  folgende  angeben: 

Corpus  Cyclopum  annulis  undecim  compositum.  Caput 
cum  annulo  primo  thoracico  coniunctum.  Antennae  secmidi 
paris  simpUces,  quadriarticutatae.  Palpus  mandihularum  tu~ 
berculo  bisetoso  formatus.  31axillae  aculeatae  palpo  prae^ 
ditae  duplici.  Rami  pedum  quatuor  parium  primorum  triar- 
iiculati.  Pedes  quinti  paris  antecedentibus  dissimiles,  rudimen. 
tarii,     Oculus  unicus,     Sacculi  oviferi   duo. 

a.    Allgemeiner  Körperbau. 

Der  Körper  der  Cyclopiden  besteht,  wie  der  der  Arthro- 
poden überhaupt,  aus  einer  Reihe  von  Segmenten,  die  von 
einer  harten  Chitinhaut  gebildet  sind.  An  den  Verbindungs- 
stellen der  Segmente  ist  die  Chitinhaut  mehr  oder  weniger 
weich  und  biegsam,  so  dass  dadurch  eine  grössere  oder  ge- 
ringere Beweglichkeit  ermöglicht  wird.  Indess  ist  auf  der 
Rücken-  und  Bauchseite  in  der  Entwickelung  der  Chilinhaut 
ein  Unterschied  zu  beobachten.  Während  dieselbe  nämlich 
auf  dem  Rücken  glatt  und  von  minder  harter  Beschaffenheit 
ist ,  bildet  sie  auf  der  Bauchseite  eine  viel  dickere  und  här- 
tere Bedeckung,  ein  förmliches  äusseres  Skelet,  welches  so- 
wohl zum  Schulze  der  inneren  Organe  dient ,  als  auch  zur 
Befestigung  der  Muskeln  ,  sowie  zur  Einlenkung  der  Glied- 
massen geschickt  erscheint.  Zenker  *"**"""'),  welchem  wir  eine 


*)  Dana,  conspectus  Crustaceorum  etc. 

**)  Wilh.    Liljeborg,    de    Crustaceis     ex    ordinibus    tribus: 
Cladocera,  Ostracoda  ,   Copepoda  in  Scania  occurentibus. 

«%<*j  Vergl.  den  Aufsalz  Zenker's  „über  die  Cyclopiden  des  süs- 
sen Wassers"  Archiv  f.  Naturc:pscb.   1854. 


Das  Genus  Cyclops  und  seine  einheimischen  Arten.  9 

ausführliche  Beschreibung  dieser  Skelet-Theile  verdanken, 
giebt  den  regehiiässigen  Bildungen  der  ventralen  Chitinhaut  an 
den  vorderen  Segmenten  recht  passend  den  Namen  der 
„Bauchvvirbel^^  und  unterscheidet  an  einem  jeden  dieser  Thcile 
einen  Körper,  zwei  seitliche  Flügel  und  ein  Paar  Zapfen, 
welche  letztere  eine  innige  Verbindung  mit  dem  benachbar- 
ten Bauchwirbel  herstellen  und  die  Beweglichkeit  der  Seg- 
mente dadurch  bis  zu  einem  gewissen  Grade  beschränken. 
Wie  schon  bemerkt,  tritt  diese  Bildung  indessen  nur  bei  den 
ersten  und  zwar  den  fusstragenden  Segmenten  auf,  so  weit 
das  Vorhandensein  von  Gliedmassen  eine  bestimmte  Stütze 
zur  Einlenkung  verlangt  ;  am  fünften  Segmente,  welches  das 
rudimentäre  Fusspaar  trägt,  ist  sie  ebenfalls  nur  rudimentär 
und  verschwindet  endlich  am  folgenden  ganz,  so  dass  von 
da  an  Rücken-  und  Bauchseite  eine  gleiche  Beschaffenheit 
zeigen.  Hierin,  so  wie  im  geringeren  Durchmesser  der  letz- 
ten Segmente  ist  die  Ursache  zu  suchen ,  wesshalb  bei  den- 
selben eine  viel  leichtere  Verschiebung  und  grössere  Beweg- 
lichkeit möglich  ist. 

Indess  auch  noch  in  einer  anderen  Beziehung  kommt 
den  ersten  fünf  Segmenten  eine  Auszeichnung  vor  den  fol- 
genden zu.  Die  Chitinhaut  derselben  verlängert  sich  nämlich 
an  der  Stelle,  wo  Bauch-  und  Rückenseite  einander  begren- 
zen, zu  zwei  seitlichen  F'alten  oder  Wülsten;  es  schlägt 
sich  die  untere  Seite  des  Ringes  nach  Innen  ein ,  so  dass 
die  Segmente  anstatt  der  Cylinderform  die  Bildung  einer  sehr 
convexen  Rinne  annehmen ,  deren  nach  unten  zu  gekehrte 
Höhlung-  flach  und  fast  eben  ist.  Mit  Rücksicht  auf  diese 
Verschiedenheit  in  der  Bildung  der  Leibessegmente,  die  mit 
dem  Vorhandensein  oder  Fehlen  der  Gliedmassen  Hand  in 
Hand  geht ,  sind  wir  wohl  berechtigt  in  der  Auffassung  der 
Gleichwerthigkeit  einen  Unterschied  zu  machen  und  die  fünf 
ersten  Segmente  unter  der  Bezeichnung  „Ko  p  fbrus  ts  tück", 
die  letzten  unter  dem  Namen  „A  b  do  m  en"  zusammenzufassen. 

Das  erste  Segment  des  Kopfbruststücks  ist  durch  einen 
bedeutenden  Umfang  ausgezeichnet,  indem  es  an  Grösse  meist 
die  vier  folgenden  erreicht  oder  gar  überlrilTt,  Indess  wird  uns 
diese  Grössendifferenz  erklärlich  ,  wenn  wir  festhalten,  dass 
dasselbe  nicht  eigentlich  einem  einzigen  Segmente  entspricht. 


10  Claus: 

sondern  aus  der  Verwachsung  einer  ganzen  Reihe  von  Rin- 
gen hervorgeht.  Der  Beweis  liegt  unzweideutig  in  der  An- 
zaiil  der  Gliedmassenpaare ,  die  sich  in  Gestalt  von  vier 
Antennen,  einem  Oberkiefer-  und  einem  Unterkieferpaare, 
von  vier  Maxillarfüssen  und  einem  Fusspaare  am  ersten  Seg- 
mente vorfinden.  (Siehe  tab.  I.  fig.  1.)  Die  Form  dieses  Kör- 
pertheils  ist  im  Allgemeinen  als  die  eines  halben  Ovals  zu 
bezeichnen  ,  das  nach  vorn  mehr  oder  weniger  abgerundet 
ist.  Ausser  den  schon  erwähnten  seitlichen  Längswülsten  ist 
derselbe  mit  einem  unpaaren  Vorsprung  (rostrum)  versehen, 
der  durch  die  umgesciilagene  vordere  Chitinhaut  gebildet  zu 
sein  scheint  und  morphologisch  wohl  die  beiden  in  der  Me- 
dianlinie verwachsenen  Wülste  des  ersten  und  vielleicht  auch 
zweiten  Ringes  vorstellt. 

Die  folgenden  vier  Segmente  des  Kopfbruststückes  nehmen 
allmählich  an  Breite  ab,  den  vorhergehenden  Körpertheil  zu 
einem  last  vollständigen  Oval  ergänzend  ,  und  tragen  je  ein 
zweiästiges  Fusspaar ,  von  denen  jedoch  das  letzte  verküm- 
mert ist. 

Das  Abdomen  umfasst  stets  sechs  unter  einander  ziem- 
lich bewegliche  Segmente  von  cylindrischer  Gestalt  und  ge- 
ringem Durchmesser.  Die  beiden  erstem  sind  jedoch  Um- 
formungen unterworfen  ,  die  bisher  nicht  gehörig  in  ihrer 
Bedeutung  gewürdigt  waren  und  mannichfache  Widersprüche 
der  einzelnen  Autoren  hervorgerufen  haben.  Während  Ju- 
rine  *"''),  der  freilich  die  Grenze  zwischen  Kopibruststück 
und  Abdomen  nicht  richtig  aufFasst,  für  beide  Geschlechter 
die  gleiche  Zahl  von  Abdominalsegmenten  angiebl,  finden  wir 
bei  Fischer  *"'*)  und  auch  bei  Liljeborg  dieselbe  beim 
Weibe  um  eins  geringer  als  beim  Manne.  Obgleich  man  in  der 
That  durch  Untersuchung  der  geschlechtsreifen  Thiere  sich 
veranlasst  sehen  könnte,  der  Angabe  Letzterer  beizutreten,  so 
führt  doch  die  Berücksichtigung  der  Enfwickelungsformen  zu 
der  Ueberzeugung,  dass  Jurine  das  Richtige  getroffen  hat. 


*•)  Jur ine's  histoire  des  Monocles.  Paris  1820. 
-""•)  S.  Fischer's  Arbeiten    im  Bulletin  de  la  societe    imperiale 
des  naluralistes  de  Mosccu  1851  u.  1853. 


Das  Genus  Cyclops  und  seine  einheimischen  Arten.  U 

Betrachtet  man  zunächst  einen  männlichen  Cyclops  ,  so 
stellt  das  erste  Abdominalseg-ment  ein  verhältnissmässig  brei- 
tes und  grosses  cylindrisches  Gebilde  dar ,  das  fast  eben  so 
breit,  wie  lang  ist  und  an  seiner  Ventralflaclie  einen  mit  drei 
Borsten  versehenen  Vorsprung  trägt,  unter  welchem  sich  die 
Geschlechlsöffnung  befindet  (s.  tab.  I.  fig.  7  a'  u.  tab.  II.  fig.  10). 
Bei  dem  Weibe  tritt  dieses  Segment  nur  oben  in  seiner  Länge 
sehr  zurück.  Es  beschränkt  sich  auf  ein  kurzes,  nach  hin- 
ten zu  erweitertes  Glied,  fast  von  umgekehrt  conischer  Ge- 
stalt, das  seillich  ebenfalls  einen  mit  mehreren  kurzen  Sj3it- 
zen  versehenen  Vorsprung  trägt,  der  jederseits  über  die  Ge- 
schlechtsöffnung  hervorragt.  Der  hintere  Rand  dieses  Rin- 
ges ist  jedoch  nicht  frei,  sondern  mit  dem  Vorderrande  des 
folgenden  Ringes  verwachsen,  so  dass  jederseits  nur  unter 
dem  genannten  Vorsprunge  eine  Oeffnung  zum  Austritte  der 
Eiersäckchen  übrig  bleibt.  Diese  Verschmelzung  tritt  indess 
erst  mit  der  letzten  Häutung  ein;  auch  die  Enlwickelungs- 
formen  der  letzten  Stadien  zeigen  bei  Mann  und  Weib  eine 
fast  gleiche  Bildung  der  betreffenden  Segmente. 

Wenn  es  sich  also  um  eine  Vergleichung  der  Segmente 
in  beiden  Geschlechtern  handelt,  so  niuss  man  diese  That- 
sachen  der  Entwickelung  berücksichtigen ;  man  darf  nicht 
schlechthin  behaupten ,  dass  der  Körper  des  Mannes  aus  elf, 
der  des  W^eibes  nur  aus  zehn  Gliedern  zusammengesetzt  sei. 

Das  zweite  Abdominalsegment  hat  beim  männlichen  Thier 
dieselbe  Gestalt,  wie  das  vorhergehende,  nur  ist  es  in  Folge 
des  bedeutend  verminderten  Querdurchmessers  etwas  schlan- 
ker und  gestreckter.  Beim  Weibe  dagegen  ist  dasselbe  drei 
ja  vier  Mal  so  lang,  als  das  erste,  mit  dem  es,  wie  schon 
bemerkt,  mehr  oder  weniger  innig  zu  einem  oberhalb  bauchig 
aufgetriebenen  Gliede  verwachsen  i^t.  Die  folgenden  Seg- 
mente stimmen  ziemlich  überein,  wenn  man  nicht  etwa  noch 
darin  einen  bestimmten  Unterschied  sehen  will  ,  dass  diesel- 
ben beim  Manne  schlanker  und  gestrecker  sind ,  als  beim 
Weibe.  (In  einem  Falle,  bei  C,  corcnatus  n.  sp. ,  lässt  sich 
jedoch  gerade  das  umgekehrte  Verhältniss  beobachten.)  Sic 
stellen  cylinderl'örmige  Glieder  dar,  deren  Durchmesser  all- 
mählich nach  dem  Ende  zu  abnimmt. 

Beim   fünften  Abdominalsegment,   welches  zugleich  das 


12  Claus: 

kürzeste  ist ,  tritt  auf  der  Dorsalfläclie  eine  eig-cnlhümlicbe 
Bildung-  dcT  Cliitinliaut  auf,  die  bisher  nicht  richtig  aufgefasst 
war  und  in  der  That  auch  leicht  missverstanden  werden  kann. 
Ein  Theil  der  Dorsalfläche  bleibt  nämlich  von  ihr  unbedeckt; 
es  entsteht  hierdurch  ein  fast  viereckiger  Ausschnitt,  der 
sich  auch  noch  auf  das  folgende  Segment  fortsetzt.  (Siehe 
tab.  I.  fjg.  2  u.  3,  tab.  III.  fig.  8  u.  16.)  In  diesem  Ausschnitte 
verläuft  nun  das  Ende  des  Darmkanals,  der  sich  kurz  vor- 
her in  zwei  Rinnen  spaltet,  die  durch  besondere  Muskeln  von 
einander  entfernt  werden  können  und  dann  eine  freie  OefF- 
nung  zum  Austritte  des  Kothes  bilden.  Das  hier  frei  zu 
Tage  liegende  Endstück  des  Darmkanals  ist  noch  von  einer 
eigenen  Membran  umgeben  ,  die  meist  stark  entwickelt  ist 
und  sich  zu  förmlichen  Chitinklappen  verdickt.  In  einem 
Falle,  bei  Cyclops  ca?ithocarpoides  Fisch.,  wächst  dieselbe 
in  der  Medianlinie  zusammen  und  lässt  nur  am  äussersten 
Ende  eine  kleine  Oeffnung,  die  aber  immer  noch  gross  ge- 
nug ist,  um  die  Ausfuhr  des  Darminhaltes  zu  gestatten  (tab.  I. 
%.  8). 

Was  nun  endlich  das  letzte  Segment  betrifft,  so  ist  die- 
ses stets  in  zwei  cylindrische  Theile  gabelförmig  gespalten 
und  führt  daher  nicht  unpassend  den  Namen  „Furca."  Jeder 
Theil  ist  mit  zwei  kleinen  Seitenborsten  versehen,  von 
denen  die  eine  am  innern ,  die  andere  am  äussern  Rande 
aufsitzt.  Es  trägt  ausserdem  am  Ende  vier  mächtige,  meist 
befiederte  Schwanzborsten  ,  die  in  ihrer  verschiedenen  Ge- 
staltung ein  vortreffliches  Merkmal  für  die  Unterscheidung 
der  Arten  darbieten.  Die  beiden  äusseren  Schwanzborsten 
sind  am  kleinsten  und  einfach  gebildet,  die  mittleren  dagegen 
nicht  nur  von  bedeutenderem  Umfange ,  sondern  auch  aus 
zwei  besonderen  Stücken  zusammengesetzt,  einem  kurzen  Ba- 
salgliede  und  einem  langen,  borstenförmigen  und  mehr  oder 
weniger  befiederten  Endtheile  (lab.  I.  fig.  1).  Die  Anwesen- 
heit dieser  Borsten  ist  für  die  lokomotorische  Thätigkeit  die- 
ser Theile  von  hoher  Bedeutung.  Durch  willkürliche  Ver- 
änderung ihrer  Lage  ge!)en  sie  der  Bewegung  unserer  Thier- 
chen  im  Wasser  eine  beslimmle  Richtung  und  fungiren  so  zu 
gleicher  Zeit  als  Steuer  und  Balancirslangen. 


Das  Genus  Cyclops  und  seine  einheimischen  Arten.  13 

b.     Glied  111  assen    der    Cyclo  piden. 
13  Die  Antennen. 

Zu  beiden  Seiten  des  unpaaren  Vorsprungs  der  vorde- 
ren Chitinhaut,  der  meist  mit  dem  Namen  „rostrum"  bezeich- 
net wird,  finden  sich  am  ersten  Segmente  zwei  Gliedmassen- 
paare eingelenlit,  die  ihrer  Lage  und  Bildung  nach  mit  vol- 
lem Rechte  als  Antennen  betrachtet  werden.  Die  ersten 
Antennen  (les  antennes  de  la  premiere  paire  M.  Edw. , 
les  antennes  Jur. ) ,  die  an  ihrer  Basis  durch  besondere 
Chitinsläbe  mit  den  zweiten  Antennen  in  Verbindung  sind 
Cfig.  3  auf  lab.  III),  bestehen  bei  den  entwickelten  Weibchen 
aus  einer  Reihe  cylindrischer,  durch  Verbindungshäute  ver- 
einigter, mehr  oder  weniger  gestreckter  Glieder,  deren  Zahl 
bei  derselben  Species  constant  ist.  Die  ersten  Antennen  der 
meisten  Arten  sind  I7gliedrig;  bei  Cyclops  serrulatus  Fisch, 
sind  sie  12gliedrig  und  bei  Cyclops  canthocarpoides  Fisch, 
sogar  nur  aus  10  Gliedern  gebildet.  1  Igliedrige  Antennen,  wie 
sie  Liljeborg  bei  seiner  Species  C.  gracilis  gefunden  hat 
und  Fischer  bei  Cyclops  diaphanus  beschreibt,  habe  ich  nur 
bei  unentwickelten  Cyclopiden  angetroffen  und  zwar  bei  allen 
denjenigen  Arten,  die  im  geschlechtlich  ausgebildeten  Zu- 
stande iTgliedrige  Antennen  tragen.  Ich  selbst  hielt  diese 
Formen  —  auch  mit  Rücksicht  auf  andere  Eigenthüinliclikei- 
ten  —  anfangs  für  besondere  Arten,  da  ich  bei  ihnen  indess 
nie  Eiersäckchen  und  entwickelte  Geschlechtsorgane  aniraf, 
wurde  ich  zweifelhaft  und  gelangle  schliesslich  bei  weiterer 
Verfolgung  zu  der  Ueberzeugung,  dass  in  ihnen  nur  be- 
stimmte Stadien  der  Entwickelung  vertreten  seien  *"*3.  Noch 
mehr  muss  ich  mich  gegen  die  Annahme  solcher  Arten  er- 
klären ,  die  im  ausgebildeten  Zustande  eine  noch  geringere 
Anzahl  von  Antennengliedern  besitzen  sollen.  Die  Möglich- 
keit der  Existenz  solcher  Formen  ist  allerdings  nicht  zu  leug- 


*)  Mit  einer  genaueren  Untersuchung  dieser  Entwickelungsformen, 
mit  Verfolgung  derselben  vom  Eie  an  bis  zur  vollkommenen  Ausbil- 
dung, bin  ich  gegenwärtig  beschäftigt,  und  wird  sich  aus  dieser  hof- 
fentlich ein  sicherer  Aufschluss  über  noch  zweifelhafte  Punkte  ergeben. 


14  Claus: 

nen,  indess  macht  mich  die  sonstige  Beschreibung  jener  Cy- 
clopiden  weit  mehr  geneigt,  sie  gleichfalls  für  Entwickelungs- 
formen,  und  nicht  für  Vertreter  besonderer  Arten  zu  halten. 
Die  lOglicdrigen  Antennen  des  Cyclops  canihocarpoides 
Fisch.,  um  mit  diesen  den  Anfang  zu  machen,  besitzen  im 
Allgemeinen  die  Gestalt,  wie  sie  die  Abbildung  ((ab.  L  fig.  9) 
zu  erivennen  giebt.  Das  erste  Glied  ist  am  umfangreichsten; 
ihm  folfft  ein  viel  kürzeres  Glied,  das  auf  der  Rückenfläche 
ebenso  wie  das  vorhergehende,  mit  Borsten  verschiedener 
Grösse  versehen  ist,  deren  nähere  Beschreibung  ich  indes- 
sen, als  unweseniiich  ,  übergehe.  Eine  viel  längere,  ge- 
strecktere Form  zeigt  das  dritte  Glied,  an  das  sich  dann  zwei 
kürzere  anschliessen.  Das  sechste  Glied  ist  wieder  bedeu- 
tend länger  und  gleich  den  früheren  mit  mannich fachen 
Anhängen  ausgestattet.  Ihm  folgen  zwei  gleichgestaltete  kür- 
zere, und  diesen  zwei  längere,  aber  schmälere  Glieder,  von 
denen  das  äusserste  am  Ende  mehrere  büschelförmig  grup- 
pirte  Borsten  trägt. 

Der  Bau  der  llgliedrigen  Antennen,  die  wir  noch  bei 

unentwickelten    Formen  finden  (lab.  I.  fig.  11),   ist    mit  den 

eben  betrachteten  ziemlich  übereinstimmend.     Nur  finden  wir 

hier  an  der  Stelle    des   siebenten  Gliedes  zwei  längere  ,  mit 

vielen  Borsten   ausgeslattete  Glieder.      Bei    den   12gl{edrigen 

Antennen,  deren  Bildung  sich  wieder  aus  den  letzteren  sehr 

einfach  entwickeln  lässt,  schiebt  sich  noch  ein  kleines  Glied 

zwischen  das  zweite  und  dritte  ein,   während   das    Grössen- 

verhällniss  der  übrigen  Ringe  im  Ganzen  unverändert  bleibt. 

Durch  Theiiung    endlich   des   siebenten   Gliedes    in  vier  und 

des    achten  in  drei  Glieder ,    erhalten  wir  die  Zahl  und  das 

Verhältniss ,   welches    sich  an  den  Ringen    der  I7gliedrigen 

Antennen    beobachten   lässt.      Gleichzeitig   tritt    denn    noch, 

was  auch  für  die  I2gliedrigen  gilt,  eine  grössere  Streckung 

der  drei  lelzlen  Glieder  ein. 

Während  wir  in  diesen  weiblichen  Antennen  nun  eine 
Organisation  ausgedrückt  sehen,  die  dieselben  ausschliesslich 
zu  lokomotorischen  Leistungen  befähigt,  während  wir  in  ihnen 
die  Organe  finden  ,  die  wesentlich  zur  progressiven  Bewe- 
gung des  Tliieres  dienen,  erkennen  wir  in  den  entsprechen- 
den  männlichen   Antennen    die  Träger  einer   noch  anderen 


Das  Genus  Cyclops  und  seine   einheimischen  Arten.  15 

Function ,  einer  Funktion ,  die  sich  auf  die  Erhallung  des 
Geschlechtes  bezieht  Diesem  Zwecke  gemäss  zeigen  die 
männlichen  Antennen  denn  auch  einen  abvvcichcnden  Bau, 
der  freilich  erst  vollkommen  im  geschlechtsreifen  Zustande 
auftritt.  Ihre  Entwickelung  geht  bis  zu  einem  bestimmten 
Stadium  mit  der  der  weiblichen  Antennen  ganz  übereinstimmend 
vor  sich  und  zwar  so  lange,  bis  sich  11  Glieder  gebildet 
haben.  Mit  der  Ausbildung  der  Geschlechtsorgane  nimmt 
dann  aber  die  Antenne  eine  der  entwickelten  Form  immer 
ähnlichere  Gestalt  an  und  stellt  endlich,  wie  schon  Jurine 
richtig  erkannt ,  ein  durch  zwei  Gelenke  in  drei  Abschnitte 
getheiltes  Organ  dar,  das  sich  vor  dem  des  Weibchens  auch 
noch  durch  einen  gedrängteren  Bau  auszeichnet.  Die  übri- 
gen Angaben  Jur ine's  über  die  Zahl  und  das  Grössenver- 
hältniss  der  Glieder  sind  spärlich  und  meist  unrichtig.  Ebenso 
wenig  findet  man  bei  Fischer,  der  freilich  eine  delaillirte 
Beschreibung  der  männlichen  Antennen  von  Cyclops  strenuus 
giebt,  ein  genaues  Verständniss  von  der  Organisation  dieser 
Gebilde.  Auch  mir  ist  es  bis  jetzt  nicht  geglückt,  alle  Ein- 
zelnheiten des  Baues  mit  der  betreffenden  Leistung  in  Ein- 
klang zu  bringen ;  ich  kann  gegenwärtig  nur  ein  mehr 
Schematisches  Bild  derselben  entwerfen,  hoffe  indess  mit 
Hülfe  der  Entwickelungsformen  bald  zu  einer  tieferen  Ein- 
sicht in  diese  so  interessanten  Organe  zu  gelangen  und  spä- 
ter eine  ausführlichere  Mittheilung  erstatten  zu  können. 

Zunächst  verdient  hier  hervorgehoben  zu  werden,  dass 
die  Zahl  der  Ringe  bei  allen  von  mir  beobachteten  Arten 
dieselbe  ist,  abgesehen  freilich  von  einer  mehr  oder  minder 
vollkommenen  Verwachsung  der  zwei  letzten  Glieder,  wie 
sie  bei  C^c/ops  canihocarpoides  Fisch,  auftritt  (tab.  1.  fig.  10). 
Jn  Bildung  und  Gestalt  weichen  die  entsprechenden  Glieder 
bei  verschiedenen  Species  nur  wenig  ab ,  und  man  kann 
wohl  die  männlichen  Antennen  als  weit  gleichmässiger  ge- 
baut bezeichnen,  als  die  weiblichen.  Alle  sind  aus  17  Glie- 
dern zusammengesetzt,  die  jedoch  den  betrefft  nden  Gliedern 
der  Weibchen  nicht  morphologisch  gleich  bedeutend  sind, 
sondern,  wie  ich  dies  später  nachweisen  werde,  durch  eine 
abweichende  Umiormung  iliren  Ursprung  genommen  haben. 

Das   erste  Glied  stellt  ein   cylindrisches ,    breites ,  dem 


16  Claus: 

entsprechenden  des  Weibchens  gleichgeslaltetes  Gebilde  dar, 
welches,  wie  dieses,    neben  mehreren   kleinen  Borsten  eine 
sehr  lange  ,   starke  Borste    trägt.     Ihm  folgen    zwei  kürzere, 
ebenfalls  mit  Anhängen    versehene  Ringe ,   denen   sich  dann 
drei  sehr  kleine ,    fast  ganz  ineinander   eingeschachtelte  an- 
schliessen,    die  sich    durch   besondere   Länge    ihrer  Borsten 
auszeichnen.      Die    zwei   nächsten  Glieder    haben   einen  viel 
bedeutenderen  Umfang  und  stellen  mit  Hülfe  ihrer  sehr  aus- 
dehnbaren Verbindungshäute  eine  knieförmige  Beugung  her, 
vermitlelst  derer  die  Gesammtheit  der  folgenden  Ringe  gegen 
die  vorhergehenden  eingeschlagen  werden  kann.     Das  näch- 
ste kurze  Glied  dient  zur  unmittelbaren  Verbindung  des  un- 
teren und    mittleren  Abschnittes    und  kann   eben  sowohl  als 
das  letzte  Glied  des  unleren,  wie  auch  als  das  erste  des  mitt- 
leren Abschnittes  betrachtet  werden.     Sodann  folgt  ein  Glied 
von  glockenförmiger  Gestalt,   das  zu  einer  förmlichen  Rota- 
tion geschickt  ist   und  das  nächste  Glied   fast  ganz    in  sich 
einschliesst ,   dasselbe  bald  mehr  bald  weniger  überdeckend. 
Letzteres  ist  ausserordentlich   aufgetrieben   und  trägt  am  In- 
nern   Rande  einen  mit    zwei    Borsten    besetzten    Vorsprung. 
Die  zwei  folgenden  kürzeren  Ringe  entbehren  der  bauchigen 
Auftreibung  des  vorhergehenden  Gliedes,  sind  dafür  aber  an 
der   inneren  Seite  mit  kurzen  Anhängen  dicht  besetzt.     Das 
letzte  Glied  des  mittleren  Abschnittes  endlich  ist  cylindrisch, 
von  bedeutender  Länge  und  macht  durch  seine  rollenförmige 
Abstutzung  gegen   den  folgenden   Ring   das  Einschlagen  des 
letzten  Abschnittes  in  ginglymischer  Bewegung  möglich.     Zu 
diesem  Zwecke  befindet  sich  im  mittleren  und  unteren  Theile 
der  Antenne  ein  sehr  starker  Muskel,  dessen  sehniger  End- 
theil  über   die  Rolle   des  besagten  Gliedes    hinläuft  und  sich 
am    ersten  Gliede  des  dritten  Abschnittes  befestigt.     Bei  je- 
der Contraction  dieses  Muskels    wird  natürlich    der    nachge- 
bende letzte  Theil   der  Antenne  gegen    den  mittleren  einge- 
schlagen.    Der   dritte  Abschnitt   besteht    aus   einem    schma- 
len, langen ,  cylindrischen  Gliede ,  das    am  obern  Ende  eine 
lange  und  mehrere   kurze  Borsten   trägt,    so  wie  ferner  aus 
einem  spitzen  Endtheil,  der  gleichfalls  bis  zu  einem  bestimm- 
ten Grade  eingeschlagen  werden  kann,   so  dass  man  streng 
genommen  an  der  männlichen  Antenne  drei  Gelenkbewegungen 


Das  Genus  Cyclops  und  seine  einheimischen  Arten.  17 

ZU  unterscheiden  hat.  Er  wird  aus  zwei  Gliedern  gebil- 
det,  die,  den  drei  letzten  Ringen  der  weiblichen  Antenne 
gleichwerthig-,  bei  einigen  Arten  vollkommen  getrennt  sind, 
bei  Cyclops  cantJiocarpoides  Fisch,  jedoch  mehr  oder  weni- 
ger mit  einander  verwachsen.  Auf  der  Dorsalseile  trägt  ein 
jedes  dieser  beiden  Glieder  einen  kurzen  Büschel  zum  Theil 
gegliederter  Borsten,  die  durch  Muskelbewegungen  in  ihrer 
Lage  verändert  werden  können.  ^—  Was  nun  den  Effekt  dieser 
Bildung  anbetrifft,  so  dient  das  zwischen  dem  letzten  und 
mittleren  Abschnitte  befindliche  Gelenk  zur  Herstelluno-  eines 
Greif-  und  Fangapparates  für  die  Zwecke  der  Begattung, 
während  das  erste  Gelenk  durch  die  in  ihm  mögliche  Rota- 
tion die  Wirkung  dieser  Werkzeuge  auf  verschiedene  Rich- 
tungen zu  übertragen  im  Stande  ist.  Ausserdem  aber  hat 
dasselbe  bei  der  Begattung  selbst  noch  die  besondere  Funk- 
tion, den  tiefer  liegenden  Körper  des  Männchens  zu  heben 
und  so  ohne  allzugrosse  Verschiebung  und  Biegung  der  Ab- 
dominalsegmente das  Ankleben  der  Spermatophoren  möglich 
zu  machen. 

Das  zweite  Anlennenpaar  (les  antennes  de  la 
seconde  paire  M.  Edw. ,  les  antennules  Jur. )  ist  ( tab.  II. 
flg.  4,  tab.  III.  flg.  5  u.  14  und  tab.  I.  fig.  1)  stets,  wie  Jur  ine 
richtig  angiebt,  viergliedrig  und  zeigt  bei  den  verschiedenen 
Arten  eine  grosse  Uebereinsfimmung,  wenn  auch  das  Grös- 
senverhältniss  der  einzelnen  Glieder  zu  einander  sowie  das 
der  Antennen   zum  Körper   manche   Verschiedenheiten  bietet. 

Das  erste  mit  verschiedenen  Borsten  versehene  Glied 
ist  im  Allgemeinen  cylindrisch  und  von  etwas  geringerem 
Durchmesser  ,  als  das  Basalglied  der  ersten  Antennen,  dem 
es  an  Länge  ziemlich  gleichkommt.  Seine  Einlenkung  am 
Skelet  gestattet  arlhrodische  Bewegungen ,  die  indess  durch 
Chitinstäbe,  welche  die  Verbindung  mit  dem  ersten  Anten- 
nenpaare bewerkstelligen,  in  ihrer  Ausdehnung  beschränkt  wer- 
den. Das  zweite  Glied,  welches  nach  der  Medianlinie  des 
Thieres  bogenförmig  ausgeschweift  und  hier  mit  einer  Reihe 
feiner  Härchen  besetzt  ist,  steht  dem  vorigen  an  Grösse  etwas 
nach.  Das  dritte  an  seiner  Einlenkungsstelle  sehr  schmale 
Glied  kann  gegen  das  vorige  nach  Innen  eingesehlagen 
werden ,    so   dass   wir  auch   bei  den   kleinen  Antennen  eine 

Archiv  f.  Naturgescb.  XXIII.  Jahrg.  1.  Bd.  2 


18  Claus: 

ziemlich  vollkommene  ginglymische  Gelenkverbindung  an- 
treffen. Es  liat  meist  eine  länglich  glockenförmige,  bei  Cyc. 
coronatus  rein  cylindrische  Form  und  trägt  an  der  äusseren 
Seite  in  besonderen  Einkerbungen  eine  grössere  oder  gerin- 
gere Anzahl  von  Borsten,  sowie  am  Ende  ein  Büschel  von 
gebogenen,  ziemlich  langen  Haaren,  auch  an  der  inneren 
Seite  sehr  oft  eine  Reihe  kurzer,  dicht  stehender  Wimpern. 
Das  letzte  Glied  endlich  ist  von  cylindrischer  Gestalt  und 
am  äussersten  Ende  mit  einem  Büschel  stels  von  aussen  ge- 
bogener Borsten  versehen  ,  die  an  Länge  stufenmässig  zu- 
nehmen. 

Die  Funktion  dieser  Antennen  ist  die  Unterstützung  der 
progressiven  Bewegung,  zu  welchem  Zwecke  sie  mit  den 
grossen  Antennen  und  Füssen  gleichzeilig  wirken.  Während 
der  Ruhe  des  Thieres  sollen  sie  nach  Jurine  auch  zur  Er- 
regung eines  Strudels  dienen.  Ausserdem  scheinen  sie  noch 
andere  Thätigkeiten  auszuüben,  die  jedoch  bis  jetzt  noch  un- 
bekannt sind. 

2)  Die  Mundtheile  (tab.  I.  fig.  I). 

Jurin  e  liefert  im  Gegensatze  von  Milne  Edwards 
eine  richtige  Beschreibung  dieser  Thcile  ,  freilich  ohne  die 
Einzclnheiten  in  der  Bildung  vollkommen  zu  verstehn.  Aus- 
ser den  von  ihm  angegebenen  Miindtheilen  kommt  übrigens 
noch  ein  unpaarer  Vorsprung  des  Skelets  in  Betracht,  wel- 
cher über  der  Mundöffnung  gelegen  ist  und  von  Fischer 
mit  Recht  als  „labrum"  aufgeführt  wurde  (tab.  11.  fig.  17, 
tab.  in.  flg.  9,  15).  Derselbe  zeichnet  sich  im  Ganzen  durch 
eine  viereckige ,  nach  der  vorderen  Seite  spilz  zulaufende 
Form  aus  und  trägt  hier  in  einer  bogenförmigen  Ausschwei- 
fung eine  Reihe  spitzer,  schräg  nach  aussen  gestelller  Zähne, 
deren  Zahl  und  Gestalt  bei  den  verschiedenen  Arten,  auch 
bis  zu  einem  bestiuunten  Grade  bei  derselben  Species,  zu 
variiren  scheint.  Die  beiden  äussersten  Zahnpaare  sind  die 
grössten  ,  die  inneren  nehmen  nach  der  Mitte  zu  an  Grösse 
gleichmässig  ab.  Oberhalb  der  Zahnreihe  findet  sich  jeder- 
seits  ein  unpaarer  Zapfen. 

Die  eigentlichen  Mundtheile ,  die  mit  den  Gliedmassen 
morphologisch  gleichwerthig  sind,  bestehen  aus  zwei  Kiefer- 


Das  Genus  Cyclops  und  seine   einheimischen  Arten.  19 

paaren  und  zwei  Paaren  sogenannter  Maxillarfüsse  (les  mains 
Jur.,  Ics  pates  machoires  M.  Edw.)  und  keineswegs,  wie  dies 
Milne  Edwards  behauplet^  aus  drei  Kieferpaaren  und  drei 
Paaren  von  Maxillarfüssen. 

Am  ersten  Kieferpaare  (les  mandibules  internes  Jur. 
(lab.  II.  flg.  5,  lab.  III.  fig.  1),  welches  am  einfachsten  gebil- 
det ist,  unterscheidet  Jur  ine  mit  Recht  dreiTheile:  den 
Basaltheil  oder  sogenannten  Körper,  die  hornige  dünne  Ver- 
längerung desselben  und  zuletzt  den  Palpus. 

Der  Körper  hat  in  naturlicher  Lage  eine  fast  rhombi- 
sche Gestalt  und  trägt  einen  kurzen  eingliedrigen  Palpus,  der 
stets  mit  zwei  sehr  langen  und  oft  mit  noch  mehreren  kur- 
zen Borsten  versehen  ist  (Cyc.  coronatus).  Er  verlängert 
sich  in  ein  hartes  rinnenförmiges  Chitingebilde,  das  am  Ende 
eine  Anzahl  grosser  und  kleiner  Zähnen,  oft  auch  ausserdem 
noch   einen  fadenförmigen  Anhang  erkennen  lässt. 

Auch  am  zweiten  Kieferpaare  (les  mandibules 
externes  Jur.)  können  (tab.  II.  fig.  6,  tab.  III.  fig.  2.)  drei 
Theile  unterschieden  werden:  zunächst  ein  mächtig  entwickel- 
ter Basaltheil,  sodann  ein  Kautheil  und  schliesslich,  als  Ver- 
längerung des  ersteren,  der  Maxillarpalpus. 

Der  erslere  ist  in  seiner  natürlichen  Lage  von  fast 
eiförmiger  Gestalt  und  durch  besondere  Grösse  ausgezeichnet. 
Der  Kaulheil,  der  als  die  schmälere  Verlängerung  des  Basal- 
theils anzusehen  ist,  trägt  an  der  Basis  auf  einem  besontlern 
Vorsprunge  zwei  starke  Zähne  und  oft  noch  mehrere  Bor- 
sten. Ebenso  ist  derselbe  am  Ende  mit  zwei  noch  stärkeren, 
gebogenen  Zähnen  versehen,  neben  welchen  ebenfalls  Borsten 
und  Wimpern  eingelenkt  sind.  Mit  Rücksicht  auf  die  Grösse 
und  Gestalt  der  Zähne  kommen  übrigens  bei  den  verschie- 
denen Arten  manche  Modifikationen  vor,  die  bei  der  Beschrei- 
bung der  Species  zum  Theil  und  möglichst  allgemein  be- 
sprochen werden. 

Der  Maxillarpalpus  stellt  strenggenommen  ein  aus  zwei 
Palpen  bestehendes  Gebilde  dar,  das  auf  der  äusseren  Seite 
des  Basaltheils  eingelenkt  ist.  Der  grössere,  in  drei  Borsten 
auslaufende  Theil  ist  als  der  Träger  des  zweiten  anzusehen, 
insofern  dieser,  der  am  Ende    ebenfalls  mit  drei  langen  be^ 


20  Claus: 

weglichen  Borsten  versehen  ist,  an  der  Basis  des  ersten  sich 
einlenkt. 

Die  Ma  xi  II  ar  füs  s  e  betrachtet  Jurine  (und  ebenso 
auch  Rathke)  als  ein  einziges  Gliedmassenpaar,  das  aus 
zwei  Aesten  zusammengesetzt  sei.  Wenn  man  indess  die  Art 
der  Einlenkung  berücksichtigt ,  so  stellt  sich  hier  ein  ähnli- 
ches Verliältniss  heraus,  wie  bei  den  Antennen;  sie  sitzen 
nicht  auf  einem  gemeinschaftlichen  Basalgliede,  sondern  sind 
neben  einander  an  dem  Skelete  befestio-t  und  mittelst  Chi- 
tinstäben  in  Zusammenhang  gebracht.  Es  gebührt  diesem  Ap- 
parate demnach  dasselbe  Recht,  wie  den  zwei  Antennen,  und 
wenn  man  berechtigt  ist,  letztere  als  zwei  gesonderte  Glied- 
massen anzusehen ,  so  muss  man  Gleiches  auch  den  Maxil- 
larfüssen  widerfahren  lassen.  Dazu  kommt  noch  die  ganze 
Bildung,  der  Bau  derselben,  der  uns  ihre  Trennung  in  zwei 
besondere  Gliedmassenpaare  natürlicher  ers(*heinen  lässt  *"'). 

Der  innere,  kleinere  und  zugleich  schlankere  Maxillar- 
fuss  (tab.  II.  flg.  7,  tab.  III.  fig.  3)  besteht  aus  vier  Gliedern, 
von  denen  das  erste  eine  lange  cylindrische  Gestalt  hat.  Es 
trägt  an  dem  inneren  Rande  auf  einer  besonderen  Erhöhung 
eine  lange,  oft  befiederte,  und  eine  zweite  kleinere,  ebenfalls 
oft  mit  Haaren  besetzte  Borste.  Desgleichen  befindet  sich 
nahe  dem  Verbindungsrande  mit  dem  folgenden  Gliede,  eben- 
falls an  der  der  Medianlinie  des  Thieres  zugekehrten  Seite, 
eine  Borste ,  die  meist  mit  Wimpern  ausgestaltet  ist.  Das 
zweite,  dem  ersten  ziemlich  gleichgestaltete  Glied  trägt  neben 
mehreren  kleineren  seitlichen  Anhängen  eine  lange  Borste, 
und  zwar  stets  auf  einem  besonderen  Vorsprunge  der  inne- 
ren Seite.  Dem  viel  kleineren  dritten  Ringe,  welcher  nach 
der  Medianlinie  des  Thieres  zu  in  einen  gebogenen  langen 
Haken  ausläuft  und  mit  mehreren  kleinen  Borsten  versehen 
ist,  gestattet  dasselbe   eine    beschränkte  ginglymische  Bewe- 


^^)  Eine  bestimmte  Entscheidung  möchte  ich  indess  nicht  eher 
geben,  als  bis  ich  die  Entwickelung  genauer  verfolgt  habe.  Möglich 
ist  es  immerhin,  dass  die  betreffenden  Gebilde  nur  einem  Gliednias- 
senpaare  entsprechen,  besonders  wenn  es  sich  bestätigen  sollte,  dass 
dieselben  dem  dritten  Gliedmassenpaare  der  Waupliusformen  morpho- 
logisch identisch  sind. 


Das  Genus  Cyclops  und   seine  einheimischen  Arten.  21 

gung*.  Auch  das  letzte,  noch  kürzere  Glied  trägt  aussen  zwei 
starke,  in  gleicher  Weise  gebogenen  Haken,  die  scheeren- 
förmig  einander  genähert  werden  können,  mehrere  kleine 
Borsten. 

Der  zweite ,  viel  kräftiger  und  stärker  gebaute  Maxil- 
larfuss  (tab.  II.  fig.  8,  tab.  111.  %.  4)  besteht  aus  fünf  Glie- 
dern. Von  ihnen  trägt  das  erste ,  kurze  aber  sehr  breite 
Glied  an  der  inneren  Seite  einen  eingliedrigen  Palpus,  auf 
dem  zwei  lange,  oft  befiederte  Borsten  aufsitzen.  Weit  län- 
ger ist  das  hierauf  folgende  zweite  Glied,  das  nach  dem  Ende 
zu  in  einen  ziemlich  grossen  und  spitzen  Yorsprung  aus- 
läuft, an  welchen  sich  eine  starke  meist  gleichfalls  gefie- 
derte Borste  anheftet.  Auf  dem  oberen  Theile  desselben  sind 
die  zwei  folgenden  Glieder  eingelenkt,  das  dritte,  welches 
dem  dritten  des  kleinen  Maxillarfusses  analog  gebaut,  jedoch 
bei  weitem  mehr  in  die  Länge  gezogen  ist,  nach  Innen,  das 
vierte  nach  Aussen.  Letzteres  trägt,  ebenso  wie  das  auf  sei- 
ner oberen  Seite  eingelenkte  fünfte  Glied  ,  nebst  mehreren 
Borsten  zwei  lange  stets  gebogene,  fingerförmige  Haken,  die 
gegen  einander  bewegt  werden  und  oft  mit  Wimpern  dicht 
besetzt  sind. 

Die  Funktion  der  betrachteten  Mundtheile  ergiebt  sich 
aus  dem  Baue  und  der  Gestaltunor  derselben.  Es  unterließt 
keinem  Zweifel ,  dass  die  zwei  Kieferpaare  zum  Zermalmen 
und  Zerkleinern  der  zugeführten  Speise  dienen,  während  die 
Maxillarfüsse  damit  beauftragt  sind,  die  Nahrung  zu  ergreifen 
und  den  ersteren  zu  übergeben  ,  sie  auch  vielleicht  während 
der  Bearbeitung  festzuhalten. 

3)  Die  Füsse   (und  ihre  Befestigung).     Skelet  tab.  L  fig.l, 

mit  Rücksicht  auf  den  speciellen  Bau  tab.  II.  fig. 9  sowie 

tab.  III.   fig.  10,  11,   12,  17. 

Die  vollkommen  entwickelten  Füsse  ,  deren  Zahl  stets 
vier  Paar  beträgt,  sind  an  den  vier  ersten  Segmenten  des 
Kopfbruststücks  eingelenkt  und  zeigen  im  Ganzen  einen  über- 
einstimmenden Bau.  Das  erste  Paar  zeichnet  sich  indess  durch 
eine  gedrungenere,  kürzere  Form  aus,  während  die  folgen- 
den und  besonders  das  letzte  schlanker  und  gestreckter  er- 
scheinen,   Sie  bestehen  aus  einem  plattgedrückten   zweiglie- 


22  Clauä: 

drigen  Basaltheile,  an  welchem  zwei  ebenfalls  platte,  dreiglie- 
drige Aeste  öingclenkt  sind.  Bei  jungen  Entwickelungsformen 
finden  sich  auch  zweigliedrige  Aeste,  es  ist  dann  die  Tren- 
nung der  beiden  letzten  Glieder  (tab.  I.  fig.  12)  noch  nicht 
eingetreten.  Das  erste  Glied  des  Basaltheiles  stellt  die  Ver- 
bindung mit  dem  Chitinskelet  her  und  zeichnet  sich  durch 
eine  breite,  in  der  natürlichen  Lage  fast  viereckige,  plattge- 
drückte Gestalt  aus,  sowie  durch  eine  spitze  Borste,  die  am 
Ende  der  nach  der  Medianlinie  des  Thieres  zugekehrten  Seite 
aufsitzt.  Das  zweite,  fast  ebenso  breite ,  aber  kürzere  Glied 
ist  an  der  inneren  Seite  nach  aussen  gewölbt  und  hier  meist 
mit  einer  Borste  versehen.  An  derselben  Seite  trägt  es  das 
erste  Glied  des  inneren  Astes  ,  das  zwischen  zwei  kurzen 
dornförmigen  Vorsprüngen  angebracht  ist,  während  die  Ein- 
lenkung  des  zweiten  Astes  an  der  viel  schmaleren  äusseren 
Seite  oft  gleichfalls  neben  einer  kurzen  Borste,  aber  ohne  die 
zwei  umgebenden  Vorsprünge,  zu  Stande  kommt. 

Was  nun  zunächst  den  äusseren  Ast  anbetrifft,  so  trägt 
dessen  erstes  fast  glockenförmiges  Glied  an  der  inneren 
Seite  eine  lange,  meist  befiederte  Borste,  die  beweglich  auf 
einer  besonderen  Kerbe  eingelenkt  ist,  an  dem  äusseren  Rande 
dagegen  zwischen  zwei  kurzen  dornförmigen  Vorsprüngen 
einen  spitzen  Stachel,  der  oft  seitlich  noch  mit  feinen  Zähn- 
chen versehen  ist.  Nach  demselben  Typus  sind  auch  die 
zwei  folgenden  Glieder  gebaut,  während  das  letzte  Glied 
nicht  nur  grösser  ist  und  eine  ovale  oder,  wie  an  den  letz- 
ten Fusspaaren,  selbst  langgestreckte  Form  besitzt ,  sondern 
auch  an  der  inneren  Seite  vier  oder  fünf  lange  Borsten,  so 
wie  an  der  äusseren  drei  oder  vier  spitze  Stacheln  trägt. 
Ausserdem  ist  es  am  Ende  noch  mit  einem  sehr  starken, 
zwischen  zwei  kurzen  Vorsprüngen  eingelenkten,  meist  be- 
zahnten Slachel  versehen,  der  zuweilen  unmittelbar  neben  der 
letzten  inneren  Borste  und  dem  letzten  äusseren  Stachel  seine 
Insertion  findet. 

Der  innere  Ast,  mit  dem  eben  betrachteten  fast  von 
gleicher  Grösse,  besitzt  an  der  äusseren  Seite  der  beiden 
ersten  Glieder  nur  einen  kurzen  Vorsprung,  an  der  des  drit- 
ten (meist  sehr  langgestreckten)  Gliedes  aber  eine  ziemlich 
lanjje  Borste.    Ebenso  ist  derselbe  an  der  inneren  Seite  des 


Das  Genus  Cyclops  und  seilte  einheimischen  Arten.  23 

ersten  Gliedes  mit  einer,  auf  einer  besonderen  Kerbung  ein- 
gelenklen,  Borste  versehen.  Das  zweite  Glied  trägt  an  sei- 
ner inneren  Seite  zwei  Borsten  und  das  dritte  deren  drei, 
letzteres  auch  noch  ain  Ende  zwischen  zwei  kurzen  spitzen 
Vorsprüngen  zwei  Stacheln,  einen  äusseren,  grösseren,  meist 
befiederten  und  einen  inneren,  einfachen,  kleineren,  der  in- 
dess  hin  und  wieder  zu  fehlen  scheint.  < 

Neben  den  vier  Paar  vollkommen  ausgebildeten  Fusspaaren 
unterscheidet  man  noch  zwei  rudiniäntäre  Füsschen  (tab.  11. 
flg.  9,  tab.  Hl.  fig.  11,  12),  welche  am  fünften  Leibessegmente 
eingelenkt  sind.  Es  bestehen  dieselben  in  der  Regel  aus  zwei 
Gliedern,  einem  grösseren,  fast  viereckigen  Basalgliede,  das 
an  der  äusseren  Seite  eine  Borste  trägt ,  und  einem  zweiten 
kleineren  Gliede,  welches  mit  drei,  in  einem  Falle  (Cyc.  bre- 
vicaudatus)  auch  nur  mit  zwei  Borsten  versehen  ist.  Bei  Cyc. 
brevicornis  ist  das  zweite  Glied  fast  ganz  verkümmert  und 
nur  durch  eine  einfache,  an  der  Basis  verdickte  Borste,  die 
an  der  inneren  Seite  des  grossen  ersten  Gliedes  eingelenkt 
ist,  Vertreten.  Noch  rudimentärer  werden  diese  Füsschen 
bei  Cyclops  serrulatus  Fisch,  (tab.  I.  fig.  1),  bei  dem  diesel- 
ben in  Form  eines  einzigen  (drei)  Borsten  tragenden  Glie- 
des auftreten  ,  und  bei  Cyc,  canthocarpoides  Fisch,  (tab.  I. 
fig.  6)  ,  bei  dem  dieselben  Nichts  ,  als  einen  mit  drei  befie- 
derten Dornen  versehenen  einfachen  Vorsprung  des  fünften 
Segmentes  darstellen.  Die  vollkommene  Gleichheit,  die  dieses 
letztere  Gebilde  mit  dem  borslentragenden  Vorsprunge  des 
folgenden  Segmentes  zeigt,  das  wir  als  das  erste  Ahdominal- 
segment  bezeichnet  haben  ,  führt  uns  zu  der  Ueberzeugung, 
dass  dieser  in  morphologischer  Beziehung  gleichfalls  als 
Extremität  zu  betrachten  sei,  dass  also  mit  anderen  Worten 
die  Trennung  zwischen  Kopfbrustsigck  und  Abdomen  keines- 
wegs von  der  Natur  gegeben,  sondern  von  uns  gemacht 
ist.  Im  vorliegenden  Falle  (bei  Cyc.  canthocarpoides),  wo 
das  fünfte  Leibessegment  vollkommen  die  Bildung  und  Ge- 
stalt zeigt,  die  wir  sonst  am  sechsten  erkennen,  ohne  dass 
darum  die  Zahl  und  Form  der  folgenden  Segmente  eine  ab- 
weichende geworden,  müssten  wir  nach  unserem,  früher  in  An- 
wendung gebrachten  Principe  die  Grenze  von  Kopfbruststück 
und  Abdomen  zwischen   dus  vierte  und  fünfte  Leibessegment 


24  Claus: 

verlegen ;  ein  neuer  Beweis ,  dass  die  Trennung  des  Körpers 
in  Cephalliiorax  und  Abdomen  eine  vollkommen  künstliche  ist, 
und  das  Princip,  welches  wir  zur  Auffassung  der  Gleichwer- 
thigkeit  einzelner  Segmente  festhalten  müssen,  sich  kaum  bei 
den  nächst  verwandten  Thierformen  durchführen,  geschweige 
denn  auf  ganze  Gruppen  und  Classen  ausdehnen  lässt. 

Die  Funktion  der  Extremitäten  im  Allgemeinen  betref- 
fend, so  dienen  die  vier  ersten  Fusspaare  dazu  ,  gleichsam 
durch  Ruderschläge  die  progressive  Bewegung  des  Thieres 
zu  bewerkstelligen.  Die  Borsten  legen  sich  dabei  dicht  an 
die  plattgedrückten  Glieder  an,  sie  vergrössern  die  drückende 
Fläche,  erhöhen  also  den  Gegendruck  des  Wassers  und  be- 
schleunigen die  Ortsbewegungen.  Die  rudimentären  Füss- 
chen  scheinen  in  manchen  Fällen  zum  Tragen  der  Eier- 
säckchen  verwandt  zu  werden  und  sind  ausserdem  auch  viel- 
leicht noch  mit  bestimmten  Leistungen  bei  der  Begattung 
betraut. 

c.     Die  Kittdrüsen  der  männlichen  und  Weib- 
chen Cyclo  piden. 

Auf  die  inneren  Organisation  der  Cyclopiden  gehe  ich 
desshalb  nicht  näher  ein,  weil  dieselbe  in  Zenker's  Arbeit 
fast  erschöpfend  behandelt  ist.  Es  bleibt  mir  nur  eine  etwas 
ausführlichere  Betrachtung  der  oben  genannten  Drüsen,  die 
bei  Zenker  eben  nur  erwähnt  sind  und  bisher  kaum  einmal 
als  solche  gekannt  waren. 

Um  mit  den  Drüsen  der  männlichen  Cyclopiden  zu  be- 
ginnen, so  schreibt  schon  Jurine  bei  diesen  im  ersten  Ab- 
dominalsegmente zwei  ovale  Körper,  die  in  Verbindung  mit 
zwei  dreigliedrigen,  borstentragenden  Organen  ständen  und 
ihrer  Funktion  nach  zu  den  Geschlechtstheilen  gehörten.  Nach 
Fischer  besitzen  die  männlichen  Cyclopiden  an  derselben 
Stelle  ein  äusseres  Genitalorgan,  ein  länglich  rundes,  testikei- 
förmiffes  Gebilde,  welches  rückwärts  mit  zwei  starken  Dornen 
und  einer  langen  Borste,  sowie  etwas  nach  oben  mit  einem 
kleinen  Dorne  bewaffnet  wäre.  Beide,  Jurine  sowohl  als 
Fischer,  vereinigen  hier  fälschlich  zwei  ganz  verschiedene 
Gebilde   zu    einem   einzigen  Apparate.      Der    länglich   ovale 


Das  Genus  Cyclops  und  seine  einheimischen  Arien.  25 

Körper  Jur ine's  sowie  das  hiermit  identische  Organ  Fi- 
go her's,  das  er  länglich  rund,  teslikelförmig  nennt,  ist 
eine  im  Innern  des  Segments  gelegene  Drüse ,  welche  den 
Klebstoff  zur  Bildung  der  Spermalophorenhülle  absondert. 
Die  damit  in  Verbindung  gebrachten  borstentragenden  Kör- 
per, die  Jurine  fälschlich  als  dreigliedrig  bezeichnet,  ge- 
hören dagegen  zum  äusseren  Chitinskelet  und  sind  die  schon 
oben  erwähnten  beiden  Vorsprünge  des  ersten  Abdominal- 
segmentes ,  unter  welchen  sich  jederseits  die  Geschlechts- 
öffnung befindet  (lab.  11.  fig.  10). 

Die  den  Klebstoff  absondernde  Drüse,  die  allerdings 
eine  länglich  runde,  testikelförmige  Gestalt  hat ,  besteht  aus 
einer  Menge  dicht  neben  einandergelagerler ,  runder  oder 
polygonaler  Zollen ,  die  deutlich  eine  Membran  und  einen 
Inhalt  unterscheiden  lassen.  Sie  werden  von  einer  gemein- 
schaftlichen Haut  umschlossen,  die  jedoch  nichts  als  die  er- 
weiterte Wandung  des  Samenganges  zu  sein  scheint.  Unter 
dieser,  rings  um  die  Zellen  herumgelagert,  befindet  sich  eine 
lichtbrechende  Flüssigkeit,  die  mit  dem  Inhalte  der  Zellen 
identisch  (wohl  nur  durch  Zusammenfliessen  des  Inhalts  ge- 
sprengter Zellen  entstanden)  ist  und  den  Klebstoff  zur  Bil- 
dung der  Sperniatoplioren  liefert.  Wie  diese  vor  sich  geht, 
habe  ich  bis  jetzt  noch  nicht  beobachten  können,  doch 
scheint  der  Umstand,  dass  das  ganze  Segment  und  die  Wan- 
dungen des  Samenganges,  in  der  diese  Zellen  eingebettet 
sind  ,  vor  der  Begattung  weit  mehr  aufgetrieben  erscheinen, 
als  nach  Ablegung  der  Spermatophoren,  dafür  zu  sprechen, 
dass  dieselbe  eben  in  diesem  Theile  des  Geschlechtsappa- 
rates geschehe.  Unterstützt  wird  diese  Annahme  durch  die 
Analogie  der  Spermatophorenbildung  bei  Cyclopsine ,  die  ja 
gleichfalls  in  dem  letzten,  freilich  nicht,  wie  hier  bei  Cy- 
clops ,  teslikelförmig  aufgetriebenen ,  sondern  länglich  ge- 
streckten Theile  des  Samenganges  zu  Stande  kommt,  sowie 
durch  die  Gestalt  der  Spermatophore,  der  bei  unserem  Thiere 
ein  ovales  Gebilde  darstellt  und  somit  die  Form  jenes  Drü- 
senendes wiederholt. 

Um  hier  etwas  näher  auf  die  Samenschläuche  einzuge- 
hen, so  unterscheidet  man  in  denselben,  ähnlich  wie  bei 
denen  von  Cyclopsine,  1)  einen  Klebstoff,  der  aus  den  bQ- 


26  Claus: 

schriebenen  Drüsen  stammt ;  23  jenen  körnigen ,  schwach 
contourirten  Stoff,  den  Austreibestoff  v.  Si  ebol  d's;*  3)  eine 
Masse  schärferbegrenzler  Körperchen,  die  Spermatozoen. 

Die  Befestigung  der  Spermatophoren  an  dem  Weibchen 
geschieht  übrigens  nicht  auf  dieselbe  Weise,  wie  bei  Cyclo- 
psine,  bei  denen  überhaupt  die  ganze  Art  der  Begattung  eine 
andere  ist.  Bei  Cyclops,  wo  die  letzten  Fusspaare  des  Man- 
nes, ebenso  wie  die  des  Weibes  verltümmert  sind,  können 
dieselben  nicht  in  gleicher  W^eise  benutzt  werden  ,  wie  bei 
Cyclopsine,  wo  die  betreffende  Extremität  bei  dem  Manne  zu 
einem  förmlichen  Greifapparate  umgebildet  ist.  Es  sind  bei 
Cyclops  vielmehr  die  beiden  grossen  Antennen,  die  bei  der 
Begattung  zum  Festhalten  des  Weibchens  verwendet  wer- 
den und,  wieJurine  richtig  darstellt,  das  vierte  Fusspaar 
des  Weibes  umklammert  halten.  Die  Spermatophoi'en  wer- 
den gleich  in  den  ersten  Augenblicl\en  der  Umarmung  ab- 
gesetzt und  zwar  mit  Hülfe  des  ganzen  Abdomens,  den  das 
Thier  bei  der  grossen  Bevveglichlieit  der  Segmente  sehr  weit 
nach  vorti  zu  biegen  im  Stande  ist.  Ob  die  rudimentären 
Füsschen  hierbei  irgend  eine  Rolle  spielen,  habe  ich  nie  be- 
obachten können,  jedenfalls  abeV  kommt  hierbei  die  Wirkung 
des  knieförmigen  ersten  Gelenkes  der  grossen  Antennen  in 
Betracht,  die  mit  der  des  Abdomens,  wie  schon  oben  ange- 
deutet wurde,  in  sofern  Hand  in  Hand  geht,  als  dadurch  eine 
Hebung  des  tieferliegenden  njännlichen  Körpers  und  auf  sol- 
che Weise  eine  Annäherung  der  betreffenden  Leibessegmente 
ohne  allzüfn'osse  Bieouno"  des  Abdomens  möörlich  wird.  Die 
Stelle,  an  der  die  Spermatophoren  angeklebt  werden,  ist  eine 
ganz  bestimmte.  Dieselben  werden  keineswegs,  wie  Zen- 
ker meint,  durch  die  Vulva  in  die  Eierstöcke  hineingescho- 
ben, sondern  vielmehr  an  der  unteren  Seite  des  zweiten  Ab- 
dominalsegmenls  befestigt,  von  wo  dann  der  Inhalt  derselben 
durch  eine  am  Verbindungsrande  mit  dem  vorhergehenden 
Segmente  gelegene  Oeffnung,  die  sich  leicht  erkennen  lässt 
rtab.  HI.  flg.  7),  in  das  Innere  des  Weibchen  eindringt.  Wel- 
chen Weg  hierbei  das  Sperma  nimmt,  wo  ferner  die  Befruch- 
tung zu  Stande  kommt,  dies  sind  Fragen,  die  wir  erst  durch 
spätere  Beobachtungen  werden  lösen  können. 

Die  Drüsen  j   die  wir  bei   dem  Weibe  im    ersten  und 


Das  Genus  Cyclops  und  seine  einheimischen  Arten.  27 

zweiten  Abdominalsegmente  vorfinden ,  sind  als  die  analogen 
Gebilde  der  KlebestofF  secernirenden  Drüsrn  des  Männchens 
zu  betrachten.  Schon  Jnr ine  scheint  dieselben  gesehen  zu 
haben,  wenigstens  beschreibt  er  unter  dem  Namen  „Papillen" 
drei  Gebilde,  von  denen  das  eine  transversal  am  ersten,  die 
zwei  anderen  der  Länge  nach  neben  einander  am  zweiten 
Abdominalsegmente  gelegen  sein,  ganz  übereinstimmend  mit 
der  Lage  unserer  Drüsen,  die  in  der  That  bei  einigen  Arten 
durch  Jurine's  Beschreibung  ganz  passend  bezeichnet  ist. 
Auch  Fischer  hat  die  Umrisse  der  betreffenden  Drüsen 
gesehen,  aber  von  ihrem  Baue  und  ihrer  Funktion  so  wenig 
eine  Idee  gehabt^  dass  er  sie  mit  dem  Namen  „operculum 
vulvae«  bezeichnen  konnte.  Selbst  Zenker,  der  diese  Or- 
gane ihrer  Function  nach  richtig  als  Kittorgane  bezeichnete, 
konnte  sich  von  ihrer  Gestalt  keine  vollständige  Rechenschaft 
geben.  Und  in  der  That  lassen  die  verschiedenen  Arten, 
sowie  bis  zu  einem  gewissen  Grade  auch  dieselben  Species, 
solche  Modifikalionen  zu,  dass  es  schwer  ist,  die  betreffenden 
Drüsen  auf  eine  bestimmte  Form  zurückzuführen. 

Ursprünglich  scheinen  dieselben  paarige  Organe  zu 
sein ,  die  jedoch  bei  der  Kleinheit  des  ersten  Segmentes  in 
diesem  nicht  Platz  genug  zu  ihrer  Enlwickelung  finden  und 
desshalb  in  das  zweite  Segment  hineinrücken  ,  wo  sie  dann 
den  mannichfachsten  Umbildungen  unterliegen.  Bei  Cyclops 
Leuckarti  (n.  sp.)  sind  dieselben  (tab.  l.  fig.  4)  beide  in  der 
Medianlinie  zu  einer  unpaaren  ,  ovalen  Masse  verschmolzen, 
die  an  ihrem  oberen  Ende,  gleichsam  als  Rudimente  der  ur- 
sprünglichen Duplicität,  zwei  Anschwellungen  erkennen  lässt, 
welche  sich  in  einen  Ausführunffsg-ano-  nach  den  Geschlechts- 
Öffnungen  hin  zu  verlängern  scheinen.  Durch  Erweiterung 
der  Anschwellung  und  gleichzeitiges  Ausdehnen  des  unpaa- 
ren Theils  in  die  Breite  werden  wir  von  da  zu  der  Form 
geführt,  die  wir  bei  Cycl.  coronatus  (n.  sp.)  —  tab.  1.  fig.  5  — 
und  brevicornis'  (n.  sp.)  vorfinden.  Bei  Cyclops  serrulatus 
Fisch,  (tab.  1.  fig.  1)  erscheint  der  unpaare  Theil  durch  einen 
in  der  Medianlinie  befindlichen  Einschnitt  mehr  oder  weniger 
in  zwei  Hälften  getrennt  und  an  Gestalt  und  Grösse  dem 
oberen  Theile ,  der  den  beiden  Anschwellungen  gleichbe- 
deutend   ist,    sehr  ähnlich.    Bei  Cyclops  tenuicornis  (n,  sp.) 


2S  Claus: 

verschmelzen  endlich  (lab.  ill.  hg-.  7}  die  beiden  oberen,  sonst 
paarigen  Tlieile  zu  einem  einzigen  grossen,  hier  ebenfalls  im 
ersten  Abdominalseginente  gelegenen  Organe,  während  die 
beiden  unleren ,  paarigen  und  kleineren  Gebilde  die  obere 
Hälfte  des  zweiten  Segmentes  theilweise  einnehmen.  Eine 
sehr  charakteristische  Form,  die  sich  jedoch  gleichfalls  leicht 
auf  die  ursprüngliche  einfache  Gestalt  zurückführen  lässt, 
zeigt  die  Kittdrüse  von  Cyclops  canthocarpoides,  wie  sich 
aus  der  tab.  II.  fig.  6  erkennen  lässt. 

Was  den  feineren  Bau  dieser  Drüse  anbetrifft,  so  be- 
steht diese  aus  einer  Menge  kleiner  Zellen  ,  welche  in  ei- 
ner gemeinschaftlichen  Wandung  eingebettet  sind.  Im  Um- 
kreise der  Zellenmasse  finden  wir  oftmals  dicht  unter  der 
gemeinsamen  Membran  eine  lichtbrechende  Flüssigkeit,  die 
auch  hier,  wie  bei  dem  Männchen,  den  zusammengeflossenen 
Inhalt  zersprengter  Zellen  darstellt  und  das  Material  zur  Ver- 
fertigung der  Eiersäckchen  abgiebt.  Die  Art  und  Weise, 
wie  diese  Flüssigkeit  zur  Bildung  der  Eiertaschen  verwandt 
wird,  scheint  freilich  der  direkten  Beobachtung  nicht  zugän- 
gig zu  sein ,  jedoch  ist  es  mir  sehr  wahrscheinlich ,  dass 
durch  den  Druck,  welchen  die  Eier  beim  Herabgleiten  auf 
die  Drüse  ausüben,  ein  Theil  der  E)rüsenzellen  zerstört  wird, 
deren  Inhalt  sich  dann  in  grösserer  Menge  ansammelt,  um 
die  austretenden  Eier  schliesslich,  in  Form  eines  Sackes  er- 
härtend, zu  umhüllen. 


C.     Die  einheimischen  Arten  des  Genus  Cyclops. 

Um  W^iederholungen  so  viel  als  möglich  zu  vermeiden, 
habe  ich  in  Folgendem  nur  diejenigen  Charaktere  bespro- 
chen, durch  welche  sich  die  einzelnen  Arten  besonders  aus- 
zeichnen. Eine  Darstelluno-  des  Gesammtbaues  bei  denselben 
schien  mir  um  so  weniger  nölhig,  als  ja  die  vorausgeschick- 
ten Betrachlungen  uns  schon  ein  ,  wenn  auch  nur  allgemei- 
nes Bild  der  einzelnen  Species  gegeben  haben.  Nach  guter 
alter  Sitte  lasse  ich  der  Beschreibung  überall  eine  kurze 
lateinische  Diagnose  vorangehen,  die,  wie  ich  hoffe,  allein 
schon  zur  Bestimmung  der  Arten  ausreichen  wird. 


Das  Genus  Cyclops  und   seine  einheimischen  Arten.  29 

1.     Cyclops  coronaf  US  n.  sp.  (tab.  iL  fig.  1  — 11). 

Aniennae  priml  paris  sepiendecim-  articulafae ,  ultimo 
annnlo  crisla  praeditae  serrata^  corpus  anticum  (cephalotho- 
racem)  minime  superantes ;  antennae  secundi  paris  magnopere 
elongatae ;  annulus  earum  secundus  brevis  margine  inferiore 
convexuSf  ciliatus  tertius  tenuis  cylindricus,  quartum  lojigitU' 
dine  fere  superans. 

Longit.  fem.  (inclusis  setis  apicaUbus  quatuor)  3,5mm. 

Die  grossen  Antennen  dieser  überaus  schönen  Form 
sind  etwa  von  der  Länge  des  Kopfbrustslückes  und  tragen 
am  letzten  Gliede  eine  sägcförmig  gezähnte  Firste.  Die  bei- 
den vorhergehenden  Glieder  sind  ebenfalls  durch  eine  Längs- 
firste ausgezeichnet ,  die  indess  der  Zühnchen  entbehrt  und 
als  einfacher  gerader  Skeletvorsprung  über  die  ganze  Länge 
der  Glieder  sich  hinzieht.  Auch  an  den  früheren  Ringen 
unterscheidet  man  eine  scharfcontourirte  Längslinie,  die  in 
gleicher  Richtung  mit  den  betrachteten  Firsten  und  auf  gleicher 
Seite  verläuft,  aber  nur  der  Ausdruck  eines  inneren  Skelet- 
vorsprunges  zu  sein  scheint,  der  zur  Befestigung  der  einge- 
schlossenen Muskeln  dient.  Ein  ausgezeichnetes  Merkmal  für 
die  Antennen  dieser  Art,  dem  ich  auch  die  Bezeichnung 
„coronatus^'  entlehnt  habe,  ist  eine  Reihe  von  Zaiinchen,  wel- 
che die  oberen  Verbindungsränder  des  14.,  13.,  I2ten  sowie 
des  10.,  9.  und  8!en  Gliedes  besetzen  und  denselben  eine 
kronenförmige  Verzierung  verleihen  (fig.  3). 

Das  zweite,  ziemlich  lange  Antennenpaar  (fig.  4)  besteht 
aus  einem  mit  mehreren  Borsten  versehenen  Basalgliede, 
dem  sich  das  zweite  als  ein  kurzes,  nach  innen  bogenförmig 
ausgeschweiftes  und  hier  mit  einer  Reihe  feiner  Spitzen  be- 
setztes Glied  anschliesst.  Das  dritte  Glied  ist  lingcwöhniich 
lang  und  cylindrisch  ,  an  der  inneren  Seile  mit  kurzen  Spit- 
zen versehen  ,  an  der  äusseren  mit  drei  oder  vier  Borsten 
und  einem  ßorsenbüschel,  das  am  Verbindungsrande  mit  dem 
vierten  Gliede  eingelenkt  ist.  Letzteres  ist  lang  und  dünn, 
sonst  jedoch  ebenso  wie  das  vorhergehende  gestaltet  und 
trägt  am  Ende  ein  Büschel  gebogener  Borsten ,  von  denen 
zwei  durch   besondere  Länge  hervortreten. 

Die  Oberlippe  ist  mit  am  vorderen  Rande  13  Zähnchen 
besetzt,  von  denen  jederseits  die  zwei  äusseren  am  stärksten 


30  Claus: 

enlwickell  sind.  Das  ersle  Kieferpaar  besjlzt  einen  Palpus, 
der  ausser  den  zwei  stets  vorhandenen  langen  Borsten  noch 
einige  kurze  trägt ,  die  oft  auf  eckigen  Vorsprüngen  ange- 
bracht sind.  Besonders  schön  tritt  bei  dieser  Art  das  zweite 
Kieferpaar  hervor,  einmal  wegen  der  langen  starkgebogenen 
Zähne  am  Kautheile  und  seiner  schlanken  Form,  dann  aber 
auch  weil  es  durch  seine  bestimmt  ausgeprägte  Gestallung 
uns  eine  Einsicht  in  die  morphologische  Verwandtschaft  der 
Kiefer  und  Kieferfüsse  gewinnen  lässt.  Denken  wir  uns  näm- 
lich die  beiden  ersten  Glieder  des  inneren  Kieferfusses  (fig.  7) 
verwachsen  und  zugleich  mächtig  entwickelt,  während  die 
Borsten  in  starke,  gekrümmte  Haken  sich  umbilden,  so  er-^ 
halten  wir  im  Wesentlichen  die  Gestalt  des  zweiten  Kiefers 
(flg.  6),  wo  dann  der  doppelle  Palpus  nichts  als  die  nur 
wenio"  veränderten  beiden  letzten  Glieder  des  inneren  Ma- 
xillarfusses  vorstellt.  Was  die  Maxiiiarfüsse  selbst  anbe- 
trifft ,  so  sind  diese  durch  ihre  befiederten  Borsten  ,  sowie 
durch  die  Länge  der  ebenfalls  mit  Wimpern  versehenen  Ha- 
ken ausgezeichnet.  Unter  den  Fusspaaren  bietet  das  fünfte 
rudimentäre  ein  charakteristisches  Merkmal  ,  indem  es  am 
inneren  Rande  des  Basalgliedes  einen  Besatz  feiner  Spitzen 
trägt  und  ebenso  am  Verbindungsrande  mit  dem  zweiten 
Gliede  durch  eine  Reihe  von  spitzen  Zähnchen  ausgezeichnet 
ist  (flg.  9).  Die  Abdominalsegmenle  sind  von  ziemlicher 
Breite,  die  stufenförmig  mit  jedem  folgenden  Gliede  abnimmt. 
Das  fünfte  Segment  ist  kurz  und  am  Verbindungsrande  der 
ebenfalls  kurzen,  aber  breiten  Furca  mit  feinen  Wimpern 
versehen.  Die  Furca,  die  an  der  inneren  Seite  ziemlich 
lange,  dichtstehende  Haare  trägt,  läuft  in  vier  Schwanzborsten 
aus  ,  die  folgende  Beschaffenheit  haben.  Die  äussere  Borste 
(flg.  1)  ist  die  kürzeste  und  ebenso,  wie  die  übrigen,  ziem- 
lich dicht  bis  an's  Ende  befiedert.  Die  benachbarte  ist  um 
ein  Bedeutendes  grösser  und  erreicht  fast  die  Länge  des 
Abdomen,  wird  aber  von  der  drillen  noch  um  ein  Beträcht- 
liches übertreffen.  Die  innere  fast  ebenso  starke  Borste  ist 
etwa  so  lang,  wie  die  Furca  mit  den  beiden  vorhergehenden 
Abdominalsegmenlen. 

Das   Männchen    ist  fast    ein    Dritttheil    kleiner   als   das 
Weibchen  und  hat  in  allen  Stücken  die  Charaktere  mit  dem 


Das  Genus  Cyclops   und  seine  einheimischen  Arten.  31 

letzleren  gemein,  natürlich  die  Theile  ausgenommen,  die  ge- 
schlecliliclier  Zwecke  halber  eine  andere  Bildung  zeigen 
müssen.  Dies  gilt  überhaupt  für  die  Älännclicn  alier  Arien; 
sie  zeichnen  sich  stels  durch  eine,  mit  den  zugehörigen  Weib- 
chen übereinstimmende  Form  der  kleinen  Antennen ,  der 
Mundlheile,  der  Füsse  und  der  Schwanzborsien  aus,  so  dass 
ihre  Bestimmung  mit  Hülfe  der  angegebenen  Charaktere  leicht 
ausführbar  ist. 

Als  besondere  Eiffenthümlichkeit  für  das  Männchen  die- 
ser  Species  n»ag  hier  noch  erwähnt  sein,  dass  es  ungewöhn- 
lich kurze  und  breite  Abdminalsegmente  trägt,  in  Folge 
derer  der  Hinterleib  als  ein  gedrungener  Leibesabschnitt  er- 
scheint. 

Mit  blossem  Auge  lässt  sich  diese  Art  erkennen,  einmal 
an  derblauen  Färbung  der  letzten  Abdoniinalsegmente,  sowie 
anderer  Körpertheile ,  dann  aber  besonders  durch  die  Hal- 
tung der  Eiersackchen,  die  das  Thier  nicht  unter  einem  Win- 
kel zu  beiden  Seiten  des  Abdomens,  sondern  dicht  neben 
einander  auf  der  unteren  ßauchfläche  trägt ,  so  dass  hier 
beim  ersten  Anblick  mitunter  der  Anschein  hervorgerufen 
wird ,  als  trüge  das  Thier  nur  einen  einzigen  Eiersack ,  wie 
die  Arien  des  Gen.  Cyclopsine. 

2.     Cyclops  tenuicornis  n.  sp.  (lab.  HI.    fig.  1 
bis  11). 

Äntennae  primi  paris  septendecim  -  arücuJatae,  elonga- 
tae ;  Ultimi  ires  annuU  tenuissimi  cristam  simplicem  gereutes, 
Abdominis  segmenta  in  longitudinem  extensae. 
Longit.  femin.  3,2mm. 

Diese  im  Allgemeinen  schmaler  und  schlanker  gebaute 
Form  lässt  sich  sehr  leicht  an  der  Gestalt  der  grossen  An- 
tennen erkennen.  An  der  Basis  breit ,  in  der  Mitte  allmäh- 
lich verschmälert,  laufen  dieselben  in  drei  dünne  lange  End- 
glieder aus ,  von  denen  jedes  eine  unbezahnle  Längsfirsle 
trägt  (flg.  6).  An  den  früheren  Gliederi]|  sind  sie  nach  der 
inneren  Seite  zu  mit  sehr  kleinen  Zähnchen  reihenweise  be- 
setzt und  an  der  Basis  des  ersten  Gliedes  durch  eine  halb- 
kreisförmig gestellte  Reihe  kurzer  Haare  ausgezeichnet.  Sie 
erreichen  die  Länge   des  Kopfbruststückes.      Das  zweite  An- 


Z2  Claus: 

tennenpaarbe  steht  aus  einem  cylindrischen,  etwas  gekrümm- 
ten und  plattgedrückten  ßasalgliede,  welches  am  Ende  des  in- 
neren ,  mit  feinen  Haaren  verzierten  Randes  eine  sehr  lange 
befiederle  Borste  trägt.  Auf  der  gegenüberstehenden  Dor- 
salseile linden  sich  zwei  kürzere  Borsten.  Das  hierauf  fol- 
gende ovale  Glied  ist  am  inneren  nur  wenig  gebogenen  Rande 
mit  einer  Reihe  feiner,  etwas  längerer  Haare  besetzt.  Das 
dritte  glockenförmige  ,  wie  die  früheren  etwas  plattgedrückte 
Glied  trägt  auf  der  Dorsalseite  in  besonderen  Kerben  fünf 
oder  sechs  Borsten ,  zu  denen  sich  am  Ende  noch  ein  Bor- 
stenbüschel ,  am  inneren  Rande  dagegen  wieder  eine  Reihe 
dicht  stehender,  kurzer  Spitzen  gesellt.  Zuletzt  schliesst 
sich  noch  ein  ziemlich  langes,  cylinderförmiges  Endglied  an, 
auf  dem  gleichfalls  ein  Büschel  starkgekrümmter  Borsten  von 
verschiedener  Länge  aufsitzt  (fig.73.  Die  gleiche  Bildung  zeigen 
die  Antennen  aller  übrigen  Species,  die  höchstens  durch  den  Um- 
fang und  die  Länge  der  Glieder  unter  sich  differiren.  Die  Ober- 
lippe trägt  10  bis  12  starke  Zähne,  von  denen  die  zwei  äus- 
seren jederseits  am  meisten  entwickelt  sind  (fig.  9).  Die 
Kiefer  und  Kieferfüsse  sind  gedrungener  gebaut,  als  die  der 
vorigen  Art  und  zeichnen  sich  weniger  durch  lange ,  als 
starke  Haken  aus  (s.  fig.  1,  2,  3.  4).  Die  Fusspaare  tragen 
an  den  Verbindungsrändern  der  einzelnen  Glieder  sehr  kurze 
feine  Spitzen  und  zeigen  eine  undeutliche  Befiederung  der 
Borsten.  Das  rudimentäre  Fusspaar  stimmt  mit  dem  von 
Cyclops  coronatus  überein,  bis  auf  den  Besatz  der  Haare  und 
die  Reihe  von  Zähnchen ,  durch  welche  sich  das  dort  be- 
schriebene Fusspaar  auszeichnet.  Ein  besonderes  Unterschei- 
dungsmerkmal findet  sich  in  der  Gestalt  und  Grösse  der 
Schwanzborsten,  die  hier  bei  weitem  nicht  so  dicht  und  stark 
befiedert  sind,  wie  die  der  vorher  betrachteten  Art,  Die  nä- 
heren Verhältnisse  ergeben  sich  bei  Betrachtung  der  Fig.  8. 

3.     Cyclops    brevicornis  n  sp.    (lab.  HL  fig.  12 

bis  17). 

Antemiae  primi  paris  septendecim-articulatae  breves , 

primum  cephaloihoracis  segmentiim  paullulum  superantes.  Fe- 

des  quinti  paris  rudimeniarii,  simpHces,  bisetosi.    Abdominis 

Segment a  in  postremo  margine  parvulis  dentibus  praedita. 

Longit.  fem,  S,5mm. 


Das  Genus  Cyclops  und  seine  einheimischen  Arten.  33 

Die  Antennen  des  ersten  Paares  (fig.  13)  sind  sehr  ge- 
drängten Baues  und  übertreffen  an  Länge  liaum  das  erste 
Leibessegnieut.  Während  bei  den  übrigen  Arten  die  drei 
letzten  Glieder  der  Antennen  sich  durch  grössere  Länge  und 
geringeren  Durchmesser  auszeichnen,  sind  dieselben  hier 
ziemlich  dick,  nicht  viel  länger  als  breit  und  von  den  vor- 
hergehenden Gliedern  eben  nicht  sehr  verschieden.  Die  An- 
tennen des  zweiten  Paares  stimmen  wesentlich  mit  denen  von 
Cyc.  tenuicornis  überein,  unterscheiden  sich  von  denselben 
jedoch  durch  den  gedrängteren  Bau,  sowie  durch  eine  Reihe 
kleiner  Spitzen,  die  hier  die  innere  Seite  des  letzten  Gliedes 
besetzen  (fig.  14).  Die  Mundtheile  haben  ebenfalls  grosse 
Aehnlichkeit  mit  denen  der  vorher  betrachteten  Art,  sind 
aber  ein  wenig  gestreckter  und  mit  längeren  Borsten  und 
Haken  versehen.  Die  Füsse  zeichnen  sich  durch  starke 
Zähnchen  aus,  die  über  dem  Verbindungsrande  der  einzel- 
nen Glieder  befestigt  sind,  sowie  durch  die  Länge  und 
Stärke  der  Borsten  und  Dornen.  Ein  besonderes  Gewicht 
muss  auf  die  Bildung  des  rudimentären  Füsschens  gelegt 
werden  ,  das  eine  durchaus  charakteristische  Gestalt  hat. 
Während  wir  bei  den  übrigen  Arten  mit  ITgliedrigen  An- 
tennen an  demselben  ein  ziemlich  langes  Basalglied  und 
ein  nicht  unbedeutend  entwickeltes,  mit  drei  Borsten  verse- 
henes zweites  Glied  unterscheiden  ,  finden  wir  hier  nur  ein 
einziges  breites,  borstenförmig  auslaufendes  Glied,  welches  an 
der  inneren  Ecke  eine  an  der  Basis  verdickte  Borste  trägt, 
die  wohl  als  das  Analogon  des  zweiten  Gliedes  angesehen 
werden  darf.  Diese  Bildung  des  rudimentären  Fusspaares  bietet 
uns  auch  ein  Mittel,  solche  Entwickelungsformen  unserer  Art 
zu  unterscheiden  ,  an  denen  die  übrigen  Charaktere  noch  nicht 
so  bestimmt  ausgeprägt  sind ,  dass  auf  Grund  derselben  eine 
Bestimmung  ermöglicht  würde ;  sie  leistet  uns  also  dieselben 
Dienste,  wie  bei  Cyclops  coronatus  der  Bau  der  zweiten  An- 
tennen. Ein  ebenfalls  wichtiges  Merkmal  für  die  Erkennung 
dieser  Art  liegt  in  der  starken  Zähnelung ,  die  an  den  Ver- 
bindungsrändern besonders  der  Abdominalsegmente  sich  fin- 
det und  noch  stärker  in  den  Entwickelungsformen  auftritt 
(tab.  I.  fig.  13  und  tab.  IIL  fig.  16).  Die  Furca  ist  ziemlich 
lang  und  trägt  vier  schwach  befiederte  Schwanzborsten,  de-- 

Archiv  f  Katuigesch   XXI]  I    Jahrg    1.  Bd.  3 


34  Claus: 

ren  Gestalt  (fig.  16)  für  die  Unterscheidung  unserer  Art  von 
Wichtigkeit  ist. 

4.  Cyclops  breeicaudatus  n.  sp. (lab.  II.  fig.l2}. 

Antennae  primi  paris  septendecim-articulatae,  secundum 
cephalothoracis   segmentum   superantes.      Pedis    rudimentarii, 
secundus  amiulus    bisetosus.      Setae   apicales  pariim  ciliataef 
brevissimae,  fiircam  longitndine  paulo  antecedentes, 
Longit.  fem,  2,4mm. 

Die  Antennen  des  ersten  Paares  stehen  in  ihrer  Grösse 
zwischen  denen  von  Cyc.  brevicornis  und  tenuicornis  und 
erreichen  kaum  das  dritte  Leibesseginent.  Durch  ihren  Bau 
verdienen  sie  indess  den  ersteren  nähergestellt  zu  werden, 
denn  auch  in  ihnen  kommt  eine  ähnliche  Kürze  und  Ge- 
drungenheit zur  Anschauung.  Die  zweiten  Antennen  gleichen 
denen  von  tenuicornis  in  hohem  Grade.  Die  Mundtheile 
zeichnen  sich  durch  ihren  breiten ,  gedrungenen  Bau  und 
die  starke  Entwickelung  der  Zähne  und  Haken  aus,  entbeh- 
ren jedoch  entscheidender  Charaktere  für  die  Erkennung  der 
Species.  Auch  die  Füsse  verdienen  keine  specielle  Betrach- 
tung; es  mag  die  Bemerkung  genügen,  dass  sie  des  Besatzes 
von  Spitzen  an  den  Verbindungsrändern  entbehren,  sonst  aber 
die  gewöhnliche  Bildung  erkennen  lassen.  Das  rudimentäre 
Fusspaar  trägt  am  zweiten  Gliede  nur  zwei  Borsten,  eine  sehr 
lange  und  eine  kurze ,  stellt  also  gevvissermassen  ein  Zwi- 
schenglied dar  zwischen  dem  rudimentären  Fusspaare  der 
übrigen  Species  mit  17gliedrigen  Antennen  einerseits  und 
dem  von  Cyc.  brevicornis  andererseits. 

Die  Furca  (fig.  12)  ist  ausserordentlich  lang,  drei  Mal  so 
lang,  als  das  fünfte  Abdominalsegment  und  am  inneren  Rande 
jederseits  mit  feinen,  dünnen  Haaren  versehen.  An  der  Spitze 
sitzen  vier  Schwanzborsten  auf,  die  ausser  der  Furca  das 
wesentlichste  Erkennungsmerkmal  darbieten.  Die  äussere  ist 
die  kürzeste  und  ebenso  wie  die  übrigen  schwach  befiedert. 
Die  hierauf  folgende  ist  kaum  etwas  länger  als  die  Furca 
und  wird  von  der  benachbarten  nur  um  ein  kleines  Stück 
übertroffen.  Die  innerste  endlich  ist  halb  so  lang  wie  die 
vorhergehende  und  dicht  über  der  oberen  Seitenborste  ein- 
gelenkt.    Anfänglich  schien   mir   diese  Art  seltener  zu  sein. 


Das  Genus  Cyclops  und  seine  einheimischen  Arten.  35 

als  die  vorherbetrachleten ,  denn  während  der  Sommerzeit 
wurde  sie  nur  wenige  Mal  von  mir  bei  Giessen  aufgefunden, 
allein  später,  im  November,  fand  sie  sich  in  grosser  Menge. 

5.  Cyclops  Leuckarti  n.sp.  (tab.  III.  fig.l3u.l4.) 

Antennae   primi    paris    armulis    septendecim   aequaliter 
formatis   et  eiusdem  fere  amplitudinis  compositae ;    cephalo- 
thorax  saus  elongatus  ^    nee   minus    abdomen  aliquanto  an-^ 
gustius  maximeqiie  attenuatum. 
Longit.  fem.  circ,  2mm. 

Eine  kleine,  niedlich  geformte  Art  mit  schlankem  Körper 
und  gestrecktem  Abdomen.  Die  P'arbe  ist,  wie  bei  allen 
Species ,  mehr  oder  weniger  grün  ,  nach  Alter  und  nach 
raannichfachen  Umständen  in  der  Intensität  variirend.  Die 
ersten  Antennen  erreichen  kaum  die  Länge  der  drei  vorde- 
ren Thoracalsegmente  und  zeichnen  sich  durch  eine  sehr 
gleichmässige  Breite  der  einzelnen  Ringe  aus.  Nachdem 
diese  bei  den  ersten  Gliedern  von  der  Basis  aus  allmählich 
etwas  abgenommen  hat,  erhält  sie  sich  dann  bei  den  folgen- 
den fast  auf  derselben  Stufe  (fig.  14).  Ein  besonderes  Kenn- 
zeichen der  ziemlich  entwickelten  Mundlheile  ist  eine  Reihe 
kleiner  Einkerbungen,  die  sich  auf  der  Dorsalseite  an  der 
Basis  des  zweiten  breiten  Maxillarfusses  findet  und  das  An- 
sehen einer  geperlten  Contour  bietet.  Charakteristisch  ist 
ferner  die  lange  Furca ,  die  das  sehr  gestreckte  Abdomen 
beschliesst  (fig.  13).  Die  äusseren  Seitenborsten  gehen  ziem- 
lich weit  vom  Ende  ab,  während  die  inneren,  viel  dünne- 
ren und  längeren  weiter  nach  der  Spitze  zu  aufsitzen.  Von 
den  vier  schwach  befiederten  Borsten  erreicht  die  äussere 
fast  die  Länge  der  Furca;  die  hierauf  folgende  kommt 
den  drei  letzten  Abdominalringen  sammt  der  Furca  gleich, 
wird  aber  von  der  dritten  noch  um  ein  Bedeutendes  über- 
ragt. Die  innere  endlich  ist  ungefähr  doppelt  so  gross  wie 
die  äussere. 

6.  Cyclops  pennatus  n.  sp.  (tab.  III.  fig.  15  bis  17). 

Antennae   primi  paris  septendecim  -  articulatae,  corpus 
anticum  longitudine  aequantes ,  solide  conformatis  compositae 


36  Claus: 

annulis.     Setae  apicales  ciliis  inagnis ,    frequentissime  positis, 
praedifae,  pennae  fere  formam  praebentes. 

Long.  fem.  3,5mm. 

Da  diese  nur  zweimal  von  mir  gefundene  Form  in 
Gestalt  und  Bildung  der  einzelnen  Körpertheile  eine  grosse 
Uebereinstimmung  mit  Cyclops  Jenuicornis  zeigt,  war  ich  an- 
fangs geneigt,  sie  für  eine  durch  Aufenthalt  und  Lebensweise 
modificirte  Varietät  jener  Art  zu  halten.  Indess  fand  ich  bei 
näherer  Untersuchung  doch  Unterschiede  genug ,  die  mich 
zur  Ueberzeugung  führten ,  dass  in  ihr  eine  bestimmte,  in 
sich  abgeschlossene  Lebensform  repräsentirt  sei.  Die  ersten 
Antennen  haben  gleiche  Länge  mit  denen  der  erwähnten  Spe- 
cies,  sind  indess  viel  kräftiger  gebaut  und  durch  besondere 
Entwickeluiig  in  die  Breite  ausgezeichnet;  auch  entbehren, 
wie  es  scheint,  die  drei  letzten  Glieder  der  einfachen  Längs- 
firste (fig.  16).  Eine  ebenso  kräftige,  massige  Bildung  ist 
für  die  zweiten  Antennen  charakteristisch.  Die  Oberlippe  (fig.  1 7) 
hat  am  vorderen  Rande  einen  Besatz  von  13  Zähnchen,  von 
denen  die  drei  mittleren  sehr  spitz  und  klein,  die  vorletzten 
aber  am  grössten  sind.  Eine  besondere  Auszeichnung  liegt 
in  der  dichten  und  starken  Befiederung,  die  vornehmlich  an 
den  mittleren  Schwanzborslen  zur  Anschauung  kommt.  Da 
zugleich  der  untere  Theil  derselben  kahl  ist,  so  liegt  der 
Vergleich  mit  einer  langgestreckten  Feder  nahe  genug,  um 
den  Namen,  den  ich  dieser  Art  gegeben  habe,  zu  recht- 
fertigen. 

7.  Cyclops  serrulatus  Fisch.  (tabL  fig.  1  bis  3). 

Aniennae  prinii  paris  an7iulis  diiodecim  compositae,  elon- 
gatae.  Pedes  rudlmentarii  uniarüculaü.  Corpus  anticum 
elongatum ;  abdomen  maxime  attenuatum,  furca  praeditnm 
longisshna. 

Long.  fem.  2mm. 

Die  ersten  Antennen  sind  langgestreckt  und  erreichen 
etwa  die  Mitte  des  dritten  Leibessegmenles.  Die  letzten  drei 
Glieder  sind  bei  geringem  Durchmesser  sehr  lang  und  mit  einer 
wenig  hervortretenden  Längsfirste  versehen.  Bei  starker 
Vergrösserung  sieht    man    sie   mit    unregelmässigen    Reihen 


Das  Genus  Cyclops     und  seine   einheimischen  Arten.  37 

sehr  kleiner  Stachelchen  besetzt,  wie  auch  Fischer  in  sei- 
ner sonst  nicht  volllionimen  ausreichenden  Beschreibung  rieh- 
tig  hervorhebt.  Die  MundlheiJe  sind  deutlich  zu  erkennen, 
aber  verliältnissmässig-  klein ,  und  ihre  Anhänge  sind  zum 
Theil  befiedert.  Das  rudimentäre  Fusspaar  ist  eingliedrig 
und  trägt  drei  lange  Borsten.  Das  Abdomen  ist  sehr  schmal 
und  langgestreckt,  hier  und  da  auch  unregelmässig  mit  klei- 
nen Spitzen  besetzt,  die  wohl  Fischer  zu  der  Bezeichnung 
„serrulatus"  veranlasst  haben  *"').  Weit  charakteristischer  ist 
die  Länge  der  Furca  ,  die  fast  um  das  Fünffache  ihre  Breite 
übertrifft  *"""*).  An  dem  Verbindungsrande  der  Furca  mit 
dem  vorhergehenden  Segment  ist  eine  Reihe  feiner  Stachel- 
chen befestigt  und  am  äusseren  Rande  eine  sehr  kurze  dichte 
Bezahnung  angebracht.  Von  den  mit  kurzen  Spitzen  versehe- 
nen Schwanzborsten  ist  die  äusserste  die  kürzeste,  indem  sie 
nicht  mehr  als  die  halbe  Länge  der  Zinke  erreicht,  auch 
zugleich  die  kräftigste.  Die  benachbarte  ist  an  Grösse  den 
drei  letzten  Abdominalringen  sammt  der  Furca  gleich,  wäh- 
rend die  dritte  so  lang  wie  das  ganze  Abdomen  ist.  Die 
vierte  innere  endlich  ist  sehr  dünn  und  nur  vveniff  länffer 
als  die  äussere. 

8.     Cyclops    canthocarpoides    Fisch,    (tab.  L 
flg.  6  bis  10). 

Äntennae  primi  paris  decem-articulatae,   primum  ,  am^ 
plum   corporis   segmentum    minime    superantes.      Loco    pedis 
rudimentarii  tres  seiae,  quarum  duae  ciliatae.     Abdomen  pa^ 
rum  antenuatum,  corpore  antico  paulo  angustius. 
Longit  fem.  2mm. 

Die  ersten  Antennen  sind  klein  und  erreichen  nicht  einmal 
die  Länge  des  ersten  kurzen,  aber  breiten  Leibessegmentes. 


*)  Da  diese  Zähnchen  indess  erst  bei  sehr  starker  Vergrösse- 
rung  zu  erliennen  sind,  während  bei  anderen  Arten  z.  B.  bei  C.  can- 
thocarpoides Fisch.,  sowie  bei  C.  brevicornis  (n.  sp.)  schon  bei  viel 
geringerer  Vergrösserung  regelmässige  Bezahnungen  zur  Anschauung 
kommen,  so  kann  die  Bezeichnung  leicht  zu  Verwechselungen  führen 
und  ist  daher  nicht  passend  gewählt. 

**)  Bevor  mir  Fisch  er's  Arbeit  bekannt  war,  hatte  ich  dess* 
halb  denn  auch  unsere  Art  als  C.  furcifer  bezeichnet. 


^S  Claus: 

lieber  ihre  Bildung  und  über  das  Grössenverhäitniss  der  ein- 
zelnen Glieder  ist  das  Nähere  bei  der  allg-emeinen  Betrach- 
tung angeführt,  auf  die  ich  daher  zurückweise.  Die  zweiten 
Antennen  zeichnen  sich  durch  ausserordentliche  Gedrängt- 
heit und  Kürze  ihres  Baues  aus  und  sind  ,  ebenso  wie  die 
Füsse,  an  ihrem  inneren  Rande  mit  starken  Wimpern  besetzt, 
die  fast  die  Gestalt  von  feinen  Zähnen  annehmen.  Der  Bau 
der  Mundtheile  bietet  nichts  Abweichendes ,  jedoch  ist  ihre 
Dicke  und  Kürze  ,  sowie  die  gedrängte  Stellung  derselben 
hervorzuheben.  Eine  abnorme  Enlwickelung  zeigt  das  letzte 
Thoracalsegment,  das  zu  einem  einfachen,  sehr  breiten,  nach 
dem  Abdomen  zu  sich  erweiternden,  conischen  Ringe  um- 
geformt ist  und  als  Analogon  der  rudimentären  Füsse  zwei 
starke  befiederte,  sowie  eine  schwächere  unbefiederte  Borste 
trägt ,  auch  an  dem  unteren  Verbindungsrande  nach  Art  der 
folgenden  Abdominalsegmenle  mit  einer  Reihe  feiner  Zähn- 
chen besetzt  ist.  An  Breite  steht  das  Abdomen  dem  Cepha- 
lothorax  nur  wenig  nach ,  so  dass  hierdurch  eine  gewisse 
Aehnlichkeit  mit  dem  Genus  Canthocarpus  bedingt  ist ,  die 
durch  die  Gestalt  der  Furca  und  der  Schwanzborsten  noch 
etwas  erhöht  wird.  Sehr  kurz  erscheint  das  fünfte  Abdo- 
minalsegment, an  dem  die  schon  früher  besprochene  Bildung 
der  Chitinhaut  ein  charakteristisches  Merkmal  bietet.  Die 
etwas  längere  Furca  lenkt  sich  unterhalb  eines  Besatzes  fei- 
ner Zähnchen  ein  und  wird  auf  der  Dorsalseite  unterhalb  der 
AfteröfFnung  von  drei  Reihen  schräg  laufender  Spitzen  über- 
zooren.  Am  Ende  findet  sich  nochmals  eine  Reihe  von  kränz- 
förmig  um  die  Schwanzborsten  herumgestellten  Wimpern. 
Die  näheren  Verhältnisse  und  Eigenthümlichkeiten  der  letzte- 
ren ergeben  sich  aus  der  Figur  8. 


Erklärung   der  Abbildungen. 

Tafel  ff. 

Fig.  1.  Cyclops  serrulatus  Fisch,  von  der  Bauchseite  aus  gesehen. 

Fig.  2.  Das  fünfte  Abdominalsegment  mit  der  Furca  in  seitlicher  Lage. 

Fig.  3.  Dasselbe  von  der  Dorsalseite  aus  gesehen. 

Fig.  4>  Die  Kittdrüse  von  Cjclops  iieuckarti  (n.  sp.). 


Das   Genus  Cyclops  und   seine  einheimischen  Arten.  39 

Fig.  5.     Dieselbe  von  Cyclops  coronatus   (n.  sp.). 

Fig.  6.  Das  letzte  Thoracalsegment  und  Abdomen  von  Cyclops  can- 
thocarpoides  Fisch. 

Fig.  7.     Dasselbe  von  dem  männlichen  Thiere  derselben  Species. 

Fig.  8.  Das  fünfte  Abdominalsegment  nebst  der  Furca  vom  Rücken 
aus  gesehen. 

Fig.  9  u.  10.  Die  weiblichen  und  männlichen  ersten  Antennen  der- 
selben Species. 

Fig.ll.  Die  Antenne  des  ersten  Paares  von  Cyclops  brevicornis  (n.  sp.) 
im  letzten  Stadium  der  Entwickelung. 

Fig. 12.     Ein  Fusspaar  derselben  Form. 

Fig.13.  Das  letzte  Thoracalsegment  nebst  dem  Abdomen,  ebenfalls  im 
letzten  Stadium  der  Entwickelung,  von  Cyclops  brevicornis 
(n.  sp.). 

Tafel  II. 

Fig.   1  bis  11.     Cyclops  coronatus  (n.  sp.). 

Fig.  1.  u.  2.  Das  fünfte  Abdominalsegment  nebst  der  Furca  vom 
Bauche  und  der  Rückenseite  aus  gesehen. 

Fig.  3.     Die  ersten  Antennen  in  ihrem  Zusammenhange  mit  den  zweiten. 

Fig.  4.     Die  zweite  Antenne. 

Fig.  5.     Das  erste  Kieferpaar. 

Fig.  6.     Das  zweite  Kieferpaar. 

Fig.  7.     Der  innere  Maxillarfuss. 

Fig.  8.     Der  äussere  Maxillarfuss. 

Fig.  9.     Das  rudimentäre  Füsschen. 

Fig. 10.  Die  Drüse,  in  welcher  die  Bildung  der  Spermatophoren  vor 
sich  geht  in  ihrem  Zusammenhange  mit  dem  Hodenausfüh- 
rungsgange. 

Fig.ll.     Die  männliche    erste  Antenne. 

Fig.  12.  Der  letzte  Theil  des  Abdomens  nebst  den  Schwanzborsten 
von  Cyclops  brevicaudatus  (n.  sp.). 

Fig.  13.     Dasselbe  von  Cyclops  Leuckarti  (n.  sp.). 

Fig. 14.     Die  erste  Antenne  derselben  Species. 

Fig.  15.     Eine  der  mittleren  Schwanzborsten  von  Cyclops  pennatusfn.  sp.). 

Fig.  16.     Die   erste  Antenne  derselben  Art. 

Fig.  17.     Das  Labrum  derselben. 

Vafel  III. 

Fig.  1  bis   11.     Cyclops  tenuicornis  (n.  sp). 

Fig.  1.     Der  Oberkiefer. 

Fig.  2.     Der  zweite  Kiefer. 

Fig.  3.     Der  innere  kleine  Maxillarfuss. 

Fig.  4,     Der  äussere  grosse  Maxillarfuss, 


40  Claus:    Das  Genus  Cyclops  u.  s.  w. 

Fig.  5.  Die  zweite  Antenne. 

Fig.  6.  Die  erste  Antenne. 

Fig.  7.  Die  Kittdrüse. 

Fig    8.  Das  fünfte  Abdominalsegment  nebst  der  F'urca  und  den  Schwanz. 

borsten. 

Fig.  9.  Das  Labrum. 

Fig. 10.  Der  erste  Fuss. 

Fiff.  11.  Das  rudimentäre  Füsschcn. 
Fig.  12  bis  17.     Cyclops  brevicornis  (n.  sp.). 

Fig.  12.  Das  rudimentäre  Füsschen. 

Fig.  13.  Die  erste  Antenne. 

Fi2.l4.  Die  kleine  Antenne. 

Fig.  15.  Das  Labrum. 

Fig.  16.  Das  letzte  Abdominalsegment  mit  der   Furca. 

Fig. 17.  Ein  Fuss  des  vierten  Paares. 


Bemerkung^en  über  die  Cepiialopocleii 
von  Messiaia. 

Vom 
Herausgcelier« 

(Hierzu  Taf.  IV.  und  V.) 


Die  interessante  Abhandlung  von  Steenstrup,  wel- 
che ich  in  dem  vorigen  Jahrgange  dieses  Archivs  in  der 
Uebersetzung  mitgetheilt  habe,  und  welche  ein  klares  Licht 
auf  die  seltsamen  Geschlechtsverhältnisse  der  Cephalopoden 
wirft,  so  dass  ich  dem  Scharfblicke  des  berühmten  Verfas- 
sers meine  Bewunderung  nicht  versagen  kann,  ist  die  Ver- 
anlassung gewesen,  dass  ich  das  ziemlich  reiche  von  mir  in 
Messina  gesammeile  Cephalopoden -Material  und  die  darüber 
gemachten  Notizen,  mit  Unterbrechung  anderer  Untersuchun- 
gen, wieder  vorgenommen  habe,  um  daran  die  von  Steen- 
strup geschilderten  Verhältnisse  mit  eigenen  Augen  zu  se- 
hen. Ich  gab  mich  dieser  Untersuchung  um  so  eifriger  hin, 
als  ich  bereits  Einzelnes,  auf  das  Steenstrup  hingewie- 
sen, vorher  gesehen  hatte,  ohne  zu  wissen  was  damit  an- 
zufangen, wie  es  zu  deuten  sei.  So  hatte  ich  die  Greifplatte 
von  Octopus  (meinem  Scaeurgus  titanotus  s.  unten)  und  die 
Umbildung  des  hectocotyiisirten  Armes  bei  Sepiola  und  Se- 
pia gesehen;  ich  hoffte  bei  weiterer  Nachforschung,  die  ich, 
beschäftigt  mit  anderen  Untersuchungen,  hinausschob,  Auf- 
klärung darüber  zu  gewinnen ,  und  diese  ist  mir  nun  durch 
die  ausgezeichnete  Arbeit  Steenstrup's  geworden. 


42  Troschel: 

Durch  die  folgenden  Bemerkungen  möchte  ich  mein 
Schärflein  zur  Kenntniss  dieser  Thiergruppe  beitragen.  Ich 
cifire  überall  die  Uebersetzung  der  S  teen  strup'schen  Ar- 
beit, weil  diese  allen  Lesern  des  Archives  zugänglich  ist. 

Farn.  Pliiloiiexidae. 

Bei  der  gegenwärtigen  Kenntniss  kann  man  nicht  an- 
ders ,  als  der  Absonderung  der  wirklichen  Hectocotyliferen 
als  besondere  Familie  beitreten.  Die  schwimmende  Lebens- 
weise, das  Vorhandensein  des  Organe  de  resistance  d'Orbig- 
ny's,  welches  nicht  unpassend  Schliessknorpel  heissen  möchte, 
die  beträchtliche  Ungleichheit  der  Arme ,  unter  denen  das 
oberste  Paar  besonders  entwickelt  ist,  die  glatte  Oberfläche, 
das  Fehlen  von  Läppchen  über  den  Augen,  —  alles  das  tritt 
den  abfallenden  Heclocotylen  hülfreich  zur  Seite,  um  die  Fa- 
milie zu  einer  natürlichen  zu  machen.  Es  scheint  mir  ge- 
boten zu  sein,  dass  man  neben  Argonauta  auch  die  Gattun- 
gen Philonexis  und  Tremoctopus  trennt,  und  zwar  in  der 
Weise,  dass  Philonexis  die  Arten  umfasst,  bei  welchen  die  obe- 
ren Arme  ohne  grosse  Schwimmhäute  sind  ,  und  bei  denen 
der  Hectocotylus  keine  Zotten  ,  die  sogenannten  Kiemen  be- 
sitzt, also  auch  den  Oclopus  Carenae,  während  zu  Tremocto- 
pus die  Arten  mit  grossen  Schwimmhäuten  zwischen  den 
oberen  Armen  und  mit  zottigem  Hectocotylus  gehören.  Zu 
dieser  Auff'assung  scheint  sich  auch  Steenstrup  (vergl. 
seine  Note  p.  245)  zu  neigen. 

Argonauta  Argo. 

Bei  meinem  Aufenthalle  in  Messina  im  Herbste  1853 
sind  mir  mehrere  männliche  Exemplare  von  Argonauta  Argo 
vorgekommen.  Sie  waren  von  sehr  verschiedener  Grösse, 
aber  alle  leicht  an  der  Hectocotylus-BIase  an  der  linken  Seite 
zu  erkennen.  Der  Gegenstand  ist  zu  vielfach  besprochen 
worden,  als  das  ich  etwas  Wesentliches  hinzuzufügen  hätte. 
Von  dem  Vorhandensein  der  Spermatozoidcn  selbst  bei  ver- 
hältnissmässig  kleinen  Exemplaren  in  dem  weissen,  strotzen- 
den Hoden  habe  ich  mich  überzeugt;  sie  zeigten  jedoch  nur 
wenig  Bewegung.     In  dem  in  seiner  Blase  eingeschlossenen 


Bemerkungen  über  die  Cephalopoden  von  Messina.  43 

Hcctocolyliis  war  noch  keine  Spur  von  Samen  aufzufinden. 
Nur  auf  ein  Verhältniss  möchte  ich  noch  aufmerksam  machen, 
weil  ich  desselben  nirgends  Ervvähnuno-  gethan  finde.  Die 
Hectocotylen-Blase  war  nämlich  nicht  selten,  und  namentlich 
bei  den  kleinsten  Exemplaren  immer ,  tief  in  eine  Höhlung, 
die  sich  innerhalb  der  Haut,  welche  den  dritten  und  vierten 
Arm  verbindet,  öffnete,  eingesenkt,  so  dass  von  ihr  zwischen 
den  Armen  in  der  Nähe  des  Mundes  gar  nichts  zu  sehen 
war.  Dagegen  wurde  äusserlich  und  unterhalb  der  Arme, 
zwischen  Auge,  Trichter  und  Armen  eine  wulstige  Anschwel- 
lung sehr  deutlich  wahrgenommen,  welche  ganz  die  Lage 
hatte,  wie  sie  Steenstrup  bei  Philonexis  Quoyanus  geschil- 
dert und  in  Fig.  7  der  zweiten  (in  unserem  Archiv  XL)  Tafel 
abgebildet  hat;  natürlich  auf  der  entgegengesetzten  Seite.  Auf 
den  ersten  Blick  schien  hierin  eine  grosse  Verschiedenheit 
zu  liegen.  Ich  überzeugte  mich  jedoch,  das  man  leicht  den 
Inhalt  der  Höhlung  aus  der  erwähnten  Oeffnung  an  der  In- 
nenseite der  die  Arme  am  Grunde  verbindenden  Haut  her- 
ausdrücken und  herausziehen  konnte,  als  welcher  Inhalt  sich 
denn  die  gestielte  Hectocotylen-ßlase  ergab.  Ob  sich  beim 
lebenden  Thiere  diese  ßlase  nach  Willkühr  in  die  Höhlung 
zurückziehen  kann ,  oder  ob  sie  einmal  hervorgetreten  stels 
ausserhalb  bleibt,  darüber  habe  ich  keine  Beobachtung  ge- 
macht. Ich  zweifle  jedoch  nicht  daran,  dass  sie  sich  ab- 
wechselnd in  der  Höhlung  verbergen  kann,  da  ich  an  einem 
so  grossen  Exemplare,  wie  das  von  H.  Müller  (Zeitschr. 
f.  wiss.  Zool.  IV.  Taf.  1)  abgebildeten,  die  Tasche  völlig  zu- 
rückgezogen fand.  Hiernach  glaube  ich  annehmen  zu  kön- 
nen, dass  die  Verschiedenheit  der  Entwickelung  des  Hecto- 
cotylus  von  Philonexis  Ouoyanus,  auf  welchen  Steenstrup 
besonderes  Gewicht  legt,  zerfällt,  indem  derselbe  nur  ein  Exem- 
plar untersucht  hat,  bei  welchem  die  Hectocotylenblase  sich 
im  zurückgezogenen  Zustande  befand.  Da  Philonexis  Quoya- 
nus entschieden  zur  Gattung  Tremoctopus  gehört,  wie  sich 
auch  aus  dem  mit  sogenannten  Kiemen  versehenen  Hectoco- 
tylus  ergiebt,  so  lässl  sich  mit  ziemlicher  Sicherheit  vorher- 
sagen, dass  der  Hectocotylus  von  Tr.  violaceus  sich  in  ähn- 
licher Weise  und  an  der  rechten  Seite  entwickeln  werde, 
üeber  die  inneren  Theile  der  kleinen  Argonauta-Männ=» 


44  Troschel: 

chen,  will  ich  beiläufigf  bemerken,  dassOber-  und  Unterkie- 
fer, sowie  die  Radula  vorhanden  sind.  Ich  fand  den  Bau 
der  letzteren  ganz  wohl  übereinstimmend  mit  der  Radula  der 
Weibchen,  wie  ich  sie  in  diesem  Archive  1853.  I.  Taf.  1 
abgebildet  habe.  An  dem  hierauf  untersuchten  kleinen  Männ- 
chen sind  41  Glieder  in  der  Radula  vorhanden,  die  nach 
hinten  schnell  an  Grösse  zunehmen,  so  dass  die  Radula  hin- 
ten mehr  als  die  doppelte  Breite  hat  als  an  dem  vorderen 
Ende;  ein  Beweis,  dass  diese  kleinen  Thiere  in  der  Jugend 
ein  schnelles  Wachsthum  haben.  Von  der  Mundmasse  führte 
ein  Oesophagus  zum  Magen  ,  der  mit  brauner  Masse  erfüllt 
war.  Die  beiden  Kiemen  waren  sehr  zart  und  durchsichtig 
in  der  Kiemenhöhle.  Das  arterielle  Herz  ist  ein  eiförmiger 
Schlauch,  empfängt  an  jeder  Kieme  durch  eine  Kiemenvene 
das  Blut,  hat  beim  Eintritte  jeder  Vene  zwei  Klappen,  die  den 
Rücktritt  des  Blutes  verhindern,  und  ergiesst  dasselbe  in  eine 
vordere  Arterie.  Gleich  beim  Austritte  giebt  dieselbe  einen 
dünnen  Seitenstamm  ab;  auch  nach  hinten  tritt  aus  dem  Her- 
zen zwischen  den  beiden  Kiemenvenen  ein  feines  Gefäss  ab. 

Philonexis   microstomus  d'Orb. 
Taf.  IV.   Fig.  1—3. 

Wie  schon  oben  erwähnt,  fasse  ich  in  der  Gattung 
Philonexis  alle  diejenigen  Arien  dieser  Familie  zusammen, 
welche  keine  Zotten  an  dem  Hectocotylus,  und  keine  Schwimm- 
häute zwischen  den  Armen  besitzen.  Demnach  gehört  auch 
0.  Carenae,  von  dem  ich  leider  kein  einziges  Exemplar  in  Mes- 
sina habe  erhalten  können ,  in  diese  Gattung.  Dagegen  kam 
mir  dreimal  ein  sehr  kleiner  Cephalopode  dieser  Gattung  vor, 
der  dadurch  meine  besondere  Aufmerksamkeit  erregte,  dass 
er  nur  sechs  Arme  besass.  Ich  würde  nicht  im  Stande  sein, 
sichere  Merkmale  anzugeben ,  um  ihn  von  Philonexis  mi- 
crostomus d'Orb.  zu  unterscheiden ,  und  muss  ihn  also  dafür 
nehmen. 

Diese  Art  wurde  zuerst  von  Reynaud  am  19.  Novem- 
ber 1828  unter  33o  n.  Br.  und  35°  w.  L.  gefunden,  in  Gue- 
rin's  Magasin  de  Zoologie  1831  als  Octopus  microstomus 
beschrieben   und   pl.  23.    fig,  l— ö  abgebildet.     Hiernach  ist 


Bemerkungen  über  die   Cephalopoden  von  Messina.  45 

sie  4  Linien  lang  ,  rölhlich ,  mit  kleinen  Augen  ,  kleinem 
Munde  mit  nicht  papageischnabelnrlig  gekrümmten  Kiefern, 
die  oberen  Arme  sind  länger  als  der  Körper,  die  folgenden 
haben  nur  eine  Länge  von  zwei  Dritteln  des  Körpers,  das 
dritte  Paar  ist  sehr  klein,  kaum  sichtbar  bei  den  jüngsten;  das 
vierte  etwas  kürzer  als  das  zweite.  —  In  dem  Werke  von 
Ferussac  und  d'Orbigny  (Cephalapodes  acetabuliferes) 
wurde  die  Art  Philonexis  microstomus  genannt.,  p.  lOO  be- 
schrieben und  Octopus  pl.  10  nach  Reynaud  copirt.  —  Ich 
halte  es  für  sehr  wahrscheinlich,  dass  auch  Octopus  Kölli- 
keri  Verany  (Mollusques  mediterraneens  p.  33.  pl.  11.  Fig.  ^4. 
B,  C)  dieselbe  Art  darstellt,  und  zwar  ein  etwas  grösseres 
Weibchen. 

Unsere  Thierchen  schwammen  sehr  lebendig  im  Was- 
ser umher,  indem  sie  das  Wasser  aus  dem  Trichter  aussties- 
sen  ,  und  bewegten  sich  stossweise.  Am  Eingänge  in  die 
Kiemenhöhle  sieht  man  jederseits  die  Bewegung  eines  häu- 
tigen, klappenarligen  Vorsprunges,  der  offenbar  die  Aufgabe 
erfüllt,  Wasser  in  die  Kiemenhöhle  zu  befördern,  und  zu- 
gleich als  Ventil  dient,  um  den  Rücktritt  desselben  zu  hin- 
dern. Ein  sehr  zierlicher  Anblick.  Man  sieht  drei  schwarze 
zu  einander  gehörige  Punkte  sich  im  Wasser  bewegen;  das 
sind  die  beiden  Augen  und  die  dunkle  Eingeweidemasse. 
Hinter  der  Eingeweidemasse  sieht  man  deutlich  die  beiden 
Kiemenherzen  pulsiren.  Der  Kopf  ist  wenig  kleiner  als  der 
kurze  abgerundete  Körper,  der  breiter  ist  als  lang.  Der  Trich- 
ter ist  ziemlich  spitz,  und  ragt  weit  aus  der  Kiemenspalte 
hervor,  bis  vorn  zwischen  die  Augen. 

Die  Arme  sind  von  sehr  verschiedener  Länge.  Wenn 
man  nicht  sehr  genau  untersucht ,  bemerkt  man  nur  sechs 
Arme,  indem  das  drille  Armpaar  so.  winzig  ist,  dass  man  es 
leicht  übersieht;  es  ist  jedoch  vorhanden.  Das  erste  Arm- 
paar ist  fast  so  lang  wie  das  Thier  selbst  mit  Einschluss  des 
Kopfes;  das  zweite  Paar  erreicht  noch  nicht  die  Hälfte  des 
oberen  und  das  vierte  Paar  ist  noch  kleiner.  Alle  sind  am 
Grunde  durch  eine  kleine  verbindende  Haut  vereinigt,  und  an 
der  Innenseite  mit  zwei  aKernirenden  Saugnapfreihen  besetzt. 
Die  drei  untersten  Saugnäpfe  der  längsten  Arme  stehen  in 
einer  Reihe,  der  dritte  ist  der  grösste  von  allen,  von  da  an 


46  T  r  0  s  c  h  e  1 : 

stehen  sie  alternirend  und  nehmen  an  Grösse  bis  zur  Spitze 
ab.     Die  Zahl   der    an  jedem  Armpaare   vorhandenen    Saug- 
näpfe hängt    von  der  Grösse    des   Individuums  ab.     Am  ge- 
ringsten sind    die   Aermchen    des  dritten  Paares ,  oder  viel- 
mehr der  linke  Arm   des  dritten  Paares ,  denn  wir  haben  es 
mit  jung-en  Männchen  zu  thun.    Diese  Arme  hat  schon  Rey- 
naud  als    kaum    sichtbar   bezeichne!.     Nachdem  ich  am  le- 
benden Thiere  das  in  Rede  stehende  Armpaar  ganz  vermisst 
halte  und  keine  Spur  davon  aufzufinden  im  Stande  war,  habe 
ich  doch   an    den  Exemplaren    in  Weingeist  schon  am  Tage 
nach  dem  Einsetzen  den  einen  dieser  beiden  Arme  wahrneh- 
men können.      An  einem  sehr    kleinen  Exemplare  waren  an 
diesem   linken    dritten  Arme,    der   kaum  sichtbar  war,    nur 
zwei  Saugnäpfchen  vorhanden,  und  an  der  gegenüberliegenden 
Seite,    an  der  Stelle   des    dritten   rechten  Armes    stand  auch 
ein  Saugnäpfchen  auf  der  Innenseite  der  die  Arme  am  Grunde 
verbindenden  Haut.     Möglicherweise    könnte   dies    das   erste 
Beginnen  eines   neu   hervorwachsenden    Armes    sein.      Von 
einer  Hectocotylusblase   war  keine  Spur  wahrzunehmen,  und 
es  bleibt  also  zweifelhaft,  ob  dieses  Exemplar  ein  ganz  jun- 
ges Männchen  oder  Weibchen  war.  Dass  auch  bei  den  Weib- 
chen der  linke  Arm  den  rechtrn  an  Grösse  übertriift,  könnte 
aus  der  Betrachtung  der  Abbildung  bei  Ferussac  et  d'Or- 
bigny  1.  c.  pl.  10.  fig.  5  e   hervorzugehen  scheinen.      Diese 
Vermuthung   zerfällt   aber  sogleich,    wenn   man   diese  Copie 
mit  der  Reynaud'schen  Abbildung  in  Guerin's  Magasin  de 
Zoologie  vergleicht,  von  der    der  Lithograph  sie  gerade  auf 
den  Stein  gezeichnet  hat,  so  dass  der  Abdruck  natürlich  ver- 
kehrt geworden  ist.     Die  Verschiedenheit  in  der  Grösse  der 
beiden  Arme  muss  also   auf   eine    Ungenauigkeit   des  Zeich- 
ners geschoben  werden ,  der  vielleicht   ein  männliches  Indi- 
viduum vor  sich  hatte,  und  den  unsymmetrisch  fehlenden  Arm 
ergänzte.     Ein  anderes  Individuum ,    welches  mit  -Ausschluss 
der  Arme  knapp  4mm.  misst,  besitzt   an  dem    dritten  linken 
Arme   fünf  Saugnäpfe;    an  ihm   ist   auch    bereits    die  kleine 
Heclocotylen-Blase,  zwischen  Auge,  Trichter  und  Fühler,  ganz 
wie  bei  Argonaula,  nur  auf  der  anderen  Seite,  sichtbar;  sie 
befindet   sich   im    zurückgezogenen   Zustande,   und   ist  noch 
sehr  klein. 


Bemerkungen  über  die  Cephalopoden  von  Messina.  47 

Denken  wir  uns  ein  Individuum  aus  einem  noch  jugend- 
licheren Alter ,  so  dürfen  wir  wohl  erwarten  in  der  That 
nur  sechs  Arme  zu  finden. 

Es  möchte  hier  am  Orte  sein  auf  eine  Abbildung  hin- 
zuweisen, die  manches  Räthselhafte  darzubieten  scheint.  Als 
ich  vor  Kurzem  mit  meinem  Freunde,  dein  Dr.  Krohn, 
über  die  S  t  eenstrup'sche  Arbeit  sprach,  erinnerte  er  sich 
an  eine  Abbildung  von  Souleyet  in  der  Voyage  de  la  Bo- 
nile  (vergl.  dies  Arrhiev  1853.  II.  p.  101),  welche  wir  lei- 
der in  Bonn  nicht  nachsehen,  und  daher  auch  nicht  entschei- 
den konnten  ,  in  welcher  Beziehung  sie  etwa  zu  den  durch 
Steenstrup  aufgeschlossenen  Thatsachen  stehen  möchte. 
Krohn  hat  mir  nun  darüber  aus  Paris  unt^r  dein  19.  Oclo- 
ber  1856  folgende  briefliche  Mitlheilung  gemacht: 

„Der  in  der  Südsee  (6*^  n.  ßr. ,  106^  w.  L.)  in  zwei 
Exemplaren  angetroffene  Cephalopode  ist  ein  noch  sehr  jun- 
ges Thier,  nach  Fig.  21  von  etwa  2'"  Grösse.  Die  Zahl  der 
Arme  beläuft  sich  auf  sechs.  Die  Arme  sind  sehr  kurz  und 
fast  von  der  nämlichen  Grösse ,  mit  glockenförmigen  Saug- 
näpfen in  einfacher  Reihe  besetzt.  Das  vierte  Armpaar  fehlt, 
dagegen  findet  sich  gleichsam  als  Stellvertreter  desselben  ein 
rüsselförmiger  Anhang  oder  Fortsatz ,  welcher  die  Arme  an 
Länge  und  Dicke  bedeutend  überlriff't.  Das  Ende  des  Fort- 
salzes ist  mit  einer  membranösen  Ausbreitung  versehen,  die 
durch  eine  kreisförmige  Einschnürung  von  dem  Fortsalze  ab- 
gesetzt erscheint.  Nach  Souleyet  lässt  sich  der  Fortsatz 
weder  als  Rest  des  Dottersackes,  wofür  ihn  Blain  ville  ge- 
halten, noch  als  Stiel  des  Doltersackes  ansehen,  da  er  allem 
Anscheine  nach  vollkommen  muskulös  ist ,  auch  viel  weiter 
rückwärts  am  Kopfe  angebracht  ist,  als  der  Dottersack.  Sou- 
leyet stellt  den  Cephalopoden,  obwohl  nur  provisorisch,  in 
die  Nähe  der  Octopoden ,  führt  indess  an,  dass  der  Rücken- 
Tand  seines  Manlelsackes,  wie  bei  den  meisten  Decapoden, 
frei  vorsteht.  —  Nach  dieser  Beschreibung  dürfte  es  wohl 
sehr  schwierig  sein ,  über  die  eigentliche  Bedeutung  des 
Fortsatzes  zu  entscheiden.  Doch  möchte  ich  glauben,  dass 
er  mehr  dem  Stiele  des  Dottersackes  als  einem  hectocolyli- 
sirten  Arme  entspricht.  Dafür  scheint  einerseits  das  Fehlen 
der  Saugnäpfe,  andererseits  die  häutige  Ausbreitung  auf  dem 


48  Tr ose  hei: 

Ende  des  Fortsalzes,  die  ich  als  Ueberrest  des  früheren  ent- 
weder auf  normale  Weise  eingegangenen  oder  gewal'sam  ab- 
gerissenen Dottersackes  zu  halten  geneigt  wäre,  zu  sprechen. 
Auch  die  Lage  des  Fortsatzes  in  der  Mittellinie  des  Leibes, 
neben  und  unter  dem  Munde,  scheint  dieser  Meinung  nicht 
ungünstig.  Bei  dieser  Voraussetzung  bleibt  aber  die  enorme 
Länge  des  Dottersackstieles  und  seine  muskulöse  Beschaffen- 
heit immerhin  auffallend." 

Dieser  Ansicht  von  Krohn  muss  ich  vollkommen  bei- 
treten ,  und  werde  darin  besonders  durch  die  Vergleichung 
mit  unserem  jungen  Philonexis  microslomus  bestärkt,  der 
ihm  in  gewissen  Beziehungen  so  ähnlich  ist^  dass  ich  auch 
den  Souley et'schen  Cephalopoden  für  einen  jungen  Philo- 
nexis halte.  Der  letzlere  hat  nur  sechs  Arme  ,  auf  jedem 
zwei  glockenförmige  Saugnäpfe  in  einer  Reihe.  Auch  bei 
Philonexis  microslomus  stehen  die  ersten  Saugnäpfe  in  einer 
Reihe,  erst  später  werden  sie  alternirend  ;  es  ist  daher  höchst 
wahrscheinlich,  dass  bei  dem  jungen  Thiere  des  südlichen 
Oceans  die  Arme  eben  erst  hervorwachsen ,  dass  sie  also 
einem  noch  jüngeren  Stadium  der  Entwickelung  angehören, 
als  die  von  mir  beobachteten ,  und  dass  die  Saugnäpfe  bei 
weiterem  Forlwachsen  der  Arme  gleichfalls  alternirend  in 
zwei  Reihen  sich  stellen  werden.  Dass  hier  die  drei  oberen 
Armpaare  gleich  kurz  sind  ,  und  dass  das  vierte  Paar  noch 
fehlt,  das  kann  nur  auf  eine  specifische  Verschiedenheit  ge- 
schoben werden,  und  der  junge  Südseebewohner  wird  also 
einer  Art  angehören ,  bei  der  das  vierte  Armpaar  das  kür- 
zesle  sein  muss.  Es  ist  wohl  kaum  zu  bezweifeln,  dass  das 
vierte  Armpaar  bald  hervorspriessen  werde.  Ich  halte  es 
nicht  für  unmöglich,  dass  der  S  ouley  et'sche  Cephalopode 
ein  junger  Philonexis  hyalinus  Rang  sei ;  denn  bei  diesem 
sind  die  Arme  nicht  sehr  verschieden  an  Länge,  und  sie 
nehmen  von  oben  nach  unten  an  Länge  ein  wenig  ab.  Ue- 
brigens  hat  Souleyet  weibliche  Exemplare  beobachtet,  da 
die  beiden  Arme  des  dritten  Paares  deutlich  vorhanden  sind. 
Eine  grosse  Schwierigkeit  für  die  richtige  Deutung  dieses 
kleinen  Cephalopoden  scheint  darin  zu  liegen,  dass  Sou- 
leyet den  Manlelrand  am  Rücken  frei  hervorstehend  nennt, 
wie  bei  den  meisten  Decapoden;  doch  glaube  ich  auch  diese 


Bemerkungen  über  die  Cephalopoden  von  Messina.  49 

Schwierigkeit  beseiligen  zu  können.  Das  grosseste  von  mei- 
nen Exemplaren  von  PJülonexis  iiiicrostomus,  wie  es  in  Wein- 
geist aufbewahrt  wird  ,  hat  eberfalls  einen  freien  Rand  des 
Mantels,  der  über  den  ganzen  Rücken  hin  läuft,  und  unter 
den  man  mit  einem  spilzen  Messerchen  ziemlich  tief  hinein- 
gehen kann ;  die  beiden  anderen  Exemplare  zeigen  diese 
Eigenlhömlichkeit  nicht.  Die  Erscheinung  erklärt  sich  ein- 
fach dadurch,  dass  die  äussere  Haut  den  Körper  ziemlich  lose 
umgiebt ,  und  dass  also  leicht,  wenn  das  Thierchen  lebend 
in  Weingeist  geworfen  wird ,  der  Kopf  sich  so  kräftig  zu- 
rückzieht, dass  sich  am  Rücken  eine  bclrächlliche  Falte  der 
äusseren  Haut  bildet,  die  eine  Fortsetzung  des  freien  Mantel- 
randes an  der  Kiemenspalte  rund  um  den  Körper  herum  dar- 
stellt. So  vereinfacht  sich  denn  der  rälhselhafte  Cephalopode 
der  Südsee  zu  einem  jungen  noch  mit  dem  Dottersacksliele 
versehenen  Philonexis. 

Ueber  die  Farbe  unseres  Cephalopoden  verdient  noch 
bemerkt  zu  werden,  dass  die  Arme  farblos,  durchsichtig 
sind  ;  ebenso  die  ganze  den  Körper  umgebende  Haut,  Avelche 
mit  feinen  punctförmigen  Chromatophoren  besetzt  ist.  Unter 
der  äusseren  Haut  liegt  eng  am  Körper  anliegend  eine  weiss- 
liche  Haut ,  die  mit  Chromatophoren  von  besonderer  Grösse 
versehen  ist,  verschieden  von  denen  der  Körperhülle.  Die 
Augen  sind  irisirend  in  blau  und  grün  ,  mit  einem  Kreise 
dunklerer  rolher  Flecken  umgeben. 

Es  fiel  mir  auf,  dass  alle  Exemplare,  die  ich  an  ver- 
schiedenen Tagen  im  October  und  November  empfing,  auf  die 
zierlichste  Weise  ein  fadenförmiges  Wesen  mit  den  beiden 
langen  Armen  trugen,  gleich  einer  geschlängellen  an  beiden 
Enden  herabhängenden  Guirlande.  Die  Enden  derselben  sind 
abgerundet,  und  wenn  ich  ein  Stück  abriss,  so  rundete  sich 
das  Ende  immer  von  selbst  wieder.  Die  Saugnäpfe  der  Arme 
haben  eine  sehr  tiefe  Höhlung,  und  saugen  die  Guirlande  so 
fest  an  sich,  dass  die  Masse  derselben  tief  in  die  Saugnapf- 
höhle eindringt.  Dieselbe  haftet  ausserordentlich  fest,  und 
bleibt  so  selbst  nach  dem  Tode  des  Thieres.  Sie  ist  ein  durch- 
sichtiger Schlauch,  an  welchem  man  sehr  deutlich  eine  Wan- 
dung und  einen  inneren  durch  eine  doppelte  Linie  abgegrenz- 
ten   Raum  unterscheidet.      (Vergl.  Taf.  IV.    Fig.  2.)      In   der 

Archiv  f.  Naturgesch.  XXIII.  Jahrg.  1.  Bd.  4 


60  Troschel: 

Wandung  liegen  zahlreiche  kuglige  Bläschen  eingebettet,  mit 
weiter  OefFniing,  in  denen  man  einen  eng  gewundenen  Spi- 
ralfaden  und  in  deren  Axe  ein  Stäbchen  wahrnimmt.  Wenn 
der  Inhalt  dieser  Bläschen  hervorgeschnellt  ist  ,  sieht  man 
von  dem  umhüllenden  Bläschen  nichts  mehr.  Es  entspringt 
dann  von  dem  Schlauche  ein  sehr  langer  anfänglich  unge- 
mein dünner  kaum  sichtbarer  Faden,  der  allmählich  mit  der 
Entfernung  vom  Schlauche  dicker  wird  und  nun  deutlich  er- 
kennen lässt,  dass  es  ein  platter  gedrehter  Faden  ist.  An 
seinem  Ende  trägt  dieser  eine  sehr  scharf  conturirle  hohle 
gestielte  Kugel.  Der  Stiel  ist  dicker  als  der  Faden  und  ist 
auf  der  Oberfläche  mit  mehreren  ,  meist  sechs  äusserst  fei- 
nen borstenartigen  Fortsätzen  bewaffnet,  die  schräg  nach 
aussen  gerichtet  sind.  (Vergl.  Taf.  IV.  Fig.  3.) 

Da  meine  sämmtlichen  Exemplare  solche  Schläuche  in 
der  angegebenen  Weise  mit  sich  herumschleppten ,  und  da 
hieraus  sich  wohl  ein  Schluss  auf  die  Lebensweise  unserer 
Thierchen  ziehen  lässt,  dass  sie  nämlich  in  inniger  Beziehung 
zu  gewissen  medusenartigen  Thieren  stehen  ,  an  deren  An- 
hängen, als  welche  die  zierlichen  Nesselorgane  sie  ausweisen, 
sie  sich  mit  dem  oberen  Armpaare  ansaugen ,  und  dann 
schwimmend  solche  Anhänge  mit  sich  foriführen,  so  hielt 
ich  es  für  nicht  überflüssig ,  sie  näher  zu  beschreiben  und 
abzubilden. 

Tremoctopns  violaceus. 

Obgleich  ich  eine  grosse  Zahl  von  Weibchen  dieser  Art 
gesammelt  habe,  so  habe  ich  doch  nur  einmal  am  21.  Sep- 
tember einen  Hectocotylus  in  der  Kiemenhöhle  gefunden.  Der- 
selbe war  erst  unten  in  der  Kiemenhöhle,  verkroch  sich  je- 
doch, als  ich  ihn  da  ergreifen  wollte,  in  die  Höhlung,  welche 
rechts  neben  dem  Trichter  unter  der  Kopfhaut  liegt.  Auch 
H.  Müller  fand  nach  Mitte  August  keine  Hectocotylen  mehr 
(Zeitschr.  f.  wiss.  Zoologie  IV.  p.  32).  Von  den  merkwür- 
digen Zotten,  die  man  als  Kiemen  gedeutet  hat,  habe  ich 
mich  überzeugt,  dass  sie  nicht  flimmern^  was  gegen  die  Kie- 
mennatur spricht. 


Bemerkungen  über  die  Cephalopoden  von  Messina.  51 

Farn.  Octopofla. 

Den  Fhilonexiden  gegenüber  werden  diejenigen  acht- 
armigen Cephalopoden  eine  besondere  Familie  zusammenset- 
zen müssen,  bei  welchen  kein  eigentlicher  Hectocotylus,  son- 
dern nur  ein  hectocotylisirter  Arm  vorhanden  ist.  Dieser 
findet  sich  immer  am  dritten  Paare,  und  zwar  rechts  bei  Octo- 
pus  und  Eledone.  Ich  glaube  diesen  beiden  Gattungen  eine 
neue  dritte  hinzufügen  zu  müssen. 

Scaeurgus  titanotus  nov.  Gen.  et  nov.  spec. 
Taf.  IV.  Fig.  4  und  5. 

Bei  Messina  habe  ich  zwei  Exemplare  eines  Cephalo- 
poden in  meinen  Besitz  gebracht,  welche  ganz  das  Ansehen 
eines  Oclopus  haben  ,  welclie  ich  aber  auf  keine  der  von 
Verany  beschriebenen  Arten  mit  Sicherheit  beziehen  kann. 
Das  eine  der  beiden  Exemplare  ist  entschieden  ein  Männ- 
chen; es  hat  die  den  Octopus- Arten  eigenlhümliche  Greif- 
platte, aber  nicht  wie  erwartet  werden  musste,  am  dritten 
rechten  Arme ,  sondern  vielmehr  am  dritten  linken  Arme. 
Somit  würde  denn  innerhalb  der  Galtung  Octopus  der  hecto- 
cotylisirte  Arm  bald  rechts ,  bald  links  im  dritten  Armpaare 
vorkommen  können,  öderes  müsste  der  vorliegende  Cepha- 
lopode  den  Typus  einer  neuen  Gattung  bilden,  dem  alle  die- 
jenigen Arten,  die  etwa  den  hectocotylisirten  Arm  gleichfalls 
an  der  linken  Seite  trügen ,  folgen  müsslen.  Es  fragt  sich 
nun,  ob  eine  solche  generische  Trennung  sich  anderweitig 
rechtfertigen  Hesse. 

Durch  die  warzige  Oberfläche  des  Körpers,  die  langen 
Arme,  die  ßeschaffenheit  der  Augen,  sowie  durch  den  gan- 
zen Habitus  gehört  unser  Cephalopode  in  diejenige  Abthei- 
lung, welcher  d'Orbigny  den  Namen  Octopus  lässt ,  und 
wird  von  der  Galtung  Philonexis  ausgeschlossen,  der  ja  auch 
bekanntermassen  ein  wirklicher  Hectocotylus  zukommt,  der 
sich  an  der  Steile  des  dritten  Armes  der  rechten  Seite  ent- 
wickelt; ebenso  von  Tremoctopus,  welche  Gattung  gleichfalls 
den  Hectocotylus  an  der  rechten  Seite  trägt. 


52  Troschel: 

Die  zunächst  aufTallende  Erscheinung  bei  diesem  Ce- 
phalopoden  war  mir  die  warzige  Oberfläche  des  ganzen  Kör- 
pers, und  namentlich  der  oberen  Seile,  und  das  rauhe  An- 
fühlen der  Haut,  wenn  ich  mit  dem  Finger  darüber  hinstrich. 
Wenn  man  mit  einem  Messerchen  über  die  Oberfläche  des 
Thieres  liinstreicht,  fühlt  man  bestimmt,  dass  diese  Haut  nicht 
so  weich  ist ,  wie  sonst  bei  Cephalopoden.  Ich  habe  die 
Haut  von  mehreren  Stellen  des  Körpers  und  von  beiden 
vorliegenden  Exemplaren  genau  unler  dem  Mikroskope  unter- 
sucht, und  darin  eine  ziemlich  dichte  Schicht  von  rundli- 
chen Kalkschüppchen  gefunden.  Ich  habe  sie  vermittelst  An- 
wendung von  Aetzkali  von  ihrer  Umgebung  gereinigt,  und 
mich  überzeugt,  dass  sie  in  Berührung  mit  verdünnter  Schwe- 
felsäure brausen.  Ein  solches  Brausen  unter  dem  Mikroskope 
habe  ich  bei  der  Haut  keiner  anderen  Octopus-Art  sehen 
können,  obgleich  ich  mehrere  Arten  ganz  ebenso  unter  dem 
Mikroskope  mit  Schwefelsäure  behandelt  habe.  Unser  Ce- 
phalopode  ist  also  durch  diese  Einlagerung  von  Kalktheilchen 
von  den  eigentlichen  Octopus-Arlcn  wesentlich  ausgezeichnet. 

Diese  Kalkschuppen  finden  sich  überall  auf  der  Ober- 
fläche des  Thieres,  jedoch  sind  sie  etwas  sparsamer  an  der 
Bauchseite  vorhanden  ^  und  am  dichtesten  gedrängt,  fast  zu 
einer  zusammenhängenden  Lamelle  vereinigt ,  finden  sie  sich 
oben  auf  dem  Rücken  und  vorzugsweise  über  den  Augen. 

Die  einzelnen  Kalkschüppchen  liegen  immer  flach  in 
der  Haut,  in  der  Ebene  der  Hautoberfläche ,  und  haben  eine 
unregelmässig  rundliche  Gestalt;  zuweilen  nehmen  sie  auch 
wohl  eine  hexagonale  Gestalt  an,  wenn  sie  sich  sehr  dicht 
aneinander  drängen.  Sie  scheinen  überall  nur  eine  Lage  zu 
bilden.  Man  bemerkt  an  ihnen  eine  unregelmässig  strahlige 
Streifung,  welche  wohl  die  Folge  von  ihrem  Krystallisations- 
Verhalten  ist.  Die  Grösse  der  einzelnen  Kalkschüppchen 
schwankt  zwischen  0,04  und  0,05mm.  Ich  habe  auf  Taf,  IV. 
Fig.  5  einige  solche  Schüppchen  in  ihrer  natürlichen  Lage 
gegen  einander  gezeichnet. 

Die  Bedeutung  dieser  Kalktheilchen  möchte  sich  viel- 
leicht als  eine  rudimentäre  Kalkschale  ansprechen  lassen, 
die  sich  nicht  als  ein  besonderes  Organ  frei  vom  Thiere  ab- 
löst, sondern    in  der  Haut,  die  alle  Theile  des  Thieres,  den 


Bemerkungen  über  die  Cephalopoden  von  Messina.  53 

Hinlerleib,  den  Kopf,  die  Arme  ii.  s.  w.  iiberziehl,  eingebet- 
tet bleibt.  Sollte  sich  diese  Deutung  rechtfertigen  lassen,  dann 
würde  sich  zugleich  eine  interessante  Parallele  ziehen  lassen 
indem  die  mit  einer  Schale  (oder  deren  Rudiment)  versehe- 
nen achtfüssigen  Cephalopoden  den  heclocotylisirten  Arm 
links,  die  völlig  schalenlosen  rechts  trügen ,  alle  im  dritten 
Armpaare.  Unsere  Gattung  würde  sich  dann  zu  Octopus 
ebenso  verhalten,  wie  Argonaula  zu  Tremoclopus. 

Es  war  sehr  nahe  liegend,  auch  die  Haut  von  Argo- 
naula  Argo  auf  diese  Kalkschüppchen  zu  untersuchen.  In 
der  Haut,  welche  den  Körper  überzieht,  konnte  ich  weder 
bei  männlichen  noch  bei  weiblichen  Individuen  dergleichen 
entdecken,  dagegen  sind  in  der  Segelhaut  des  obersten  Arm- 
paares zahlreiche  Kalkstückchen  vorhanden,  welche  sich  wohl 
unzweifelhaft  mit  denen  von  Titanotus  vergleichen  lassen. 
Sie  sind  im  Allgemeinen  kleiner  (0,02— 0,04mm.),  sind  aber 
dicker,  weniger  schüppchenähnlich ,  in  mehreren  Lagen  un- 
regelinässig,  mehr  haufenweise  zusammengedrängt,  zeigen 
übrigens  gleichfalls  alkrhand  Streifen ,  die  durch  die  Kry- 
stallisationsverhältnisse  erklärt  werden  können. 

Ich  habe  eine  Zeillang  geglaubt ,  das  Vorhandensein 
dieser  Kalktheilchen  in  der  Haut  möchte  eine  Auszeichnung 
derjenigen  Octopus  -  Arten  sein,  welche  ihr  Brachium  copu- 
jator  an  der  linken  Seite  tragen  ,  und  halte  daher  für  die 
Gattung  den  Namen  Titanotus  (riTavcoroq  mit  Kalk  angestri- 
chen) beabsichtigt.  Ich  hatte  diesen  bereits  in  einem  Vor- 
trage in  der  Niederrheinischen  Gesellschaft  für  Natur-  und 
Heilkunde,  so  wie  brieflich  in  Anwendung  gebracht.  Durch 
freundliche  Mittheilung  des  Prof.  Leuckart  in  Giessen  er- 
fahre ich  nun  aber  nachträglich  ,  nachdem  dieses  Manuscript 
bereits  vollendet  war,  dass  bei  Octopus  Cocco  Verany  gleich- 
falls der  hectocotylisirte  Arm  links  liege,  ohne  dass  jedoch 
die  Kalkschüppchen  in  der  Haut  aufzufinden  gewesen  wä- 
ren. Da  mithin  die  Kalkschüppchen  keinen  generischen  Cha- 
rakter bilden,  so  habe  ich  mich  entschlossen,  noch  zur  rech- 
ten Zeit,  ohne  die  Wissenschaft  mit  unnützen  Namen  zu  be- 
lästigen ,  den  beabsichtigten  Gattungsnamen  fallen  zu  lassen 
und  ihn  durch  einen  Namen,  der  die  Lage  des  heclocotyli- 
sirten Armes  bezeichnen  soll,  zu  ersetzen.    Die  Gatlung  mag 


54  Troschel: 

nun  Scaeurgus  heisscn  Qa-zaiog,  links,  oy.aiovQyso)  ich  handle 
linkisch,  verkehrt),  und  ich  erhalle  den  früheren  Gatlungs- 
nanien  unserer  Art. 

Von  dem  zweiten  vorhandenen  Exemplare  ist  es  mir 
nicht  ganz  unzweifelhaft,  ob  es  männlichen  oder  weiblichen 
Geschlechts  ist.  Bei  ihm  ist  nämlich  der  dritte  linke  Arm, 
welcher  die  Entscheidung  geben  müsste,  an  seinem  Ende 
unvollständig;  er  erscheint  bei  dem  öOsten  Saugnapfpaare  ab- 
gerissen oder  abgebissen.  Da  jedoch  auch  die  Hautfalte 
welche  sich  an  dem  Rücken  des  Armes  hinzieht,  weniger 
entwickelt  ist,  als  an  dem  anderen  Exemplare,  so  halte  ich 
es  für  ein  Weibchen.  Die  Kalkschüppchen  in  der  Haut  be- 
sitzt es  gleichfalls.  Ich  habe  auch  das  Gebiss  unseres  Scae- 
urgus untersucht  und  dasselbe  mit  mehreren  Octopus-Arten 
verglichen.  Ich  habe  jedoch  hierin  bisher  keine  auffallende 
Differenz  finden  können,  und  enthalte  mich  hidr  um  somehr 
einer  näheren  Beschreibung  und  Abbildung  der  Raduia,  als 
ich  die  Absicht  habe  am  Schlüsse  meiner  Arbeit  über  das 
Gebiss  der  Schnecken  ,  von  welchem  bereits  die  erste  Lie- 
ferung erschienen  ist,  meine  Untersuchungen  über  die  Cepha- 
lopoden  allgemeiner  auszudehnen. 

Von  der  in  Rede  stehenden  Art  Scaeurgus  titanotus  füge 
ich  hier  eine  nähere  Beschreibung  hinzu.  ^ 

Der  Körper  ist  oval,  nach  hinten  abgerundet,  mit  einer 
geringen  Neigung  zu  einer  Zuspitzung  ;  seine  Länge  verhält 
sich  zur  Breite  wie  5  :  4.  Die  ganze  Oberfläche  ist  dicht 
granulirt  und  fühlt  sich  etwas  rauh,  wie  klettend  an.  Letz- 
teres hat  seinen  Grund  in  den  bereits  oben  erwähnten  Kalk- 
schüppchen, die  in  der  Haut  eingebettet  liegen.  In  der  gan- 
zen Breite  der  Oberseite  geht  die  Rückenhaut  des  Körpers 
unmittelbar  in  die  des  Kopfes  über ;  an  der  Bauchseite  ist 
die  Spalte  von  ganzer  Breite  des  Körpers,  so  dass  man  von 
oben  jederseits  die  Soitenecken  derselben  wahrneh-men  kann. 

Der  Kopf  ist  schmaler  als  der  Körper,  sonst  aber  we- 
nig deutlich  von  demselben  geschieden ,  da  das  Oval  des 
letzleren  sich  nach  vorn  verschmälert,  und  so  unmerklich  in 
den  Kopf  übergeht.  Die  Oberseite  ist  ebenso  granulirt,  wie 
der  Körper,  die  Unterseite  nebst  dem  Trichter  sind  glatt.  Die 
Augen  sind  klein,  wenig  vorstehend ,  von  der  sie  umgeben- 


Bemerkungen  über  die  Cephalopoden  von  Messina.  55 

den  wulstigen  Haut  fast  ganz  verdeckt,  üeber  und  dicht  liin- 
ter  jedem  Auge  erhebt  sich  ein  konisches  Tentakelchen. 

Die  Arme  sind  etwa  doppelt  so  lang  wie  Kopf  und  Kör- 
per zusammengenommen.  Die  drei  oberen  Paare  sind  an 
der  Rücken-  oder  Aussenseite  gleichfalls  granullrt,  das  un- 
tere Paar  glatt,  ihre  Länge  ist  nicht  sehr  auffallend  ver- 
schieden. Der  zweite  Arm  ist  um  ein  Geringes  länger  als 
der  erste,  und  dieser  wieder  ein  wenig  länger  als  der  vierte. 
In  Beziehung  auf  den  dritten  Arm  findet  sich  zwischen  den 
beiden  vorliegenden  Exemplaren  eine  Verschiedenheit.  Bei 
dem  Männchen  ist.  der  rechte  dritte  Arm  noch  kürzer  als  der 
vierte,  also  der  kürzeste  von  allen ;  bei  dem  zweiten  Exem- 
plare ist  der  rechte  dritte  Arm  der  längste  von  allen.  Die 
Zahl  der  Saugnäpfe  belauft  sich  am  ersten  Arme  auf  140, 
am  zweiten  auf  160,  am  dritten  auf  164,  am  vierten  gleich- 
falls auf  164.  Die  Saugnäpfe  sind  mit  einer  kurzen  dicken 
Basis  versehen,  gleichsam  ein  wenig  gestielt.  Sie  nehmen 
vom  Munde  aus  an  Grösse  zu,  so  dass  der  r2te  oder  I3te 
der  grosseste  von  allen  ist ,  und  von  da  an  nehmen  sie  bis 
zur  Spitze  des  Armes  wieder  allmählich  ab  bis  zum  sehr  klei- 
nen. Die  einzelnen  Saugnäpfe  stellen  eine  kreisrunde  napf- 
förmige  Ausbreitung  dar,  welche  auf  ihrer  inneren  Fläche 
strahlig  gefurcht  ist.  In  der  Mitte  ist  ein  weites  Loch,  wel- 
ches in  die  Höhlung  des  Saugnapfstieles  führt.  Dieses  Loch 
ist  von  einer  weisslichen  Leiste  umgeben ,  welche  mit  perl- 
arligen  Höckerchen  sehr  regelmässig  besetzt  erscheint,  indem 
die  strahligen  Furchen  der  inneren  Baachnapffläche  hier  aus- 
laufen. An  den  grossesten  Saugnäpfen  zähle  ich  15  solcher 
Perlen   am  Umkreise  des  mittleren  Saugnapfloches. 

Was  die  Greifplatte  betriift,  welche  das  Ende  des  drit- 
ten Armes  auszeichnet  (Taf.  IV.  Fig.  4),  so  unterscheidet!  sie 
sich  ein  wenig  von  denen,  wie  sie  bei  den  echten  Octopus- 
Arlcn  vorkommen.  Der  löffeiförmige  Endtheil  ist  am  Ende 
mehr  abgerundet ,  während  er  bei  Octopus  sich  nach  der 
Spitze  zu  verschmälern  pflegt.  In  seiner  Höhlung  bemerkt 
man  eine  mittlere  longitudinale  Leiste,  die  sich  jedoch  nur 
w^enig  erhebt,  und  jederseits  neben  ihr  etwa  ein  Dutzend 
Ouerfurchen,  die  jedoch  auch  nur  schwach  angedeutet  sind. 
Zu  einer  besonderen  Entwickelung  ist  hier  der  „llautlappen* 


56  Troschel: 

g-elangt,  welcher  den  Endtheil  von  dem  saiignapftragenden 
Theilo  des  Armes  abgrenzt.  Er  Irilt  als  eine  nicht  unbe- 
trächtliche Spitze  in  den  Grund  des  Endlheiles  vor  und  ist 
selbst  in  ähnlicher  Weise  löffelförmig  ausgehöhlt,  indem  eine 
breite  Längsfurche  auf  ihm  bis  zu  der  äussersten  Spitze  ver- 
läuft. So  wird  dieser  Lappen  dem  Endtheile  ähnlich  und  bildet 
gleichsam  eine  zweite  Greifplatte,  die  jedoch  kürzer  und  zu- 
gespitzt ist ,  während  ihr  die  niitllere  Längsleiste  und  die 
Querfurchen  ganz  fehlen.  Die  Haulfalte  oder  der  Halbkanal, 
welcher  längs  dem  Arme  verläuft  und  wahrscheinlich  zur 
Leitung  der  Spermatophoren  bestimmt  ist ,  führt  in  die  zu- 
letzt beschriebene  löfFelförmige  Vertiefung,  so  dass  es  den 
Anschein  gewinnt,  als  ob  die  Endplatte  nur  zum  Festhalten, 
die  löfFelförmige  Hautfalte,  hier  sehr  muskulös  ausgebildet, 
zur  Aufnahme  und  Uebertragung  der  Spermatophoren  be- 
stimmt seien. 

An  der  Basis  sind  die  Arme  durch  eine  Haut  mit  ein- 
ander verbunden ,  die  etwa  den  fünften  Theil  der  Armlänge 
einnimmt;  die  Haut  zwischen  den  beiden  unteren  Armen  ist 
weiter  als  zwischen  den  übrigen  Armen,  so  dass  die  unteren 
Arme  sich  weiter  von  einander  entfernen  können. 

Die  Farbe  ist  an  den  Weingeistexemplaren  oberhalb 
rothbraun,  unterhalb  bleich.  Die  rolhbraune  Farbe  der  Ober- 
seite setzt  ziemlich  scharf  gegen  die  ungefärbte  Unterseite 
ab.  Sie  reicht  vom  Rücken  auf  die  Seite  herab,  so  dass  die 
dunkle  Färbung  die  grössere  Hälfte  des  Körpers  einnimmt. 
An  den  Armen  ist  die  äussere  Seile  ebenfalls  rothbraun  ge- 
färbt, die  innere  farblos.  Die  beiden  ersten  Armpaare  sind 
oberhalb  ganz  dunkel  gefärbt ,  auf  dem  dritten  Paare  zieht 
sich  nur  ein  schmaler  Streifen  zur  Spitze ,  die  Baucharme 
sind  auch  auf  der  vom  Munde  abgewendelen  Seite  ungefärbt. 
Ebenso  ist  die  Haut  zwischen  den  drei  oberen  Armpaaren 
rothbraun  gefärbt ;  am  Rande  ist  sie  von  einem  helleren  Saume 
umgeben. 

Bei  genauer  Vergleichung  mit  den  von  Verany  be- 
schriebenen Arten  könnte  möglicherweise  unser  Cephalopode 
mit  Octopus  Coccoi  identisch  sein ;  die  Beschreibung  passt 
so  ziemlich  dazu,  wenn  man  von  dem  Verhältnisse  der  Arm- 
längen absieht,    welches  nicht  genau   stimmt.     Von  den  bei- 


Bemerkungen  über  die  Cephalopoden  von  Messina.  57 

den  Hauptmerkmalen,  nämlich  dem  hectocotylisirten  Arme  an 
der  Unken  Seite,  und  von  der  mit  Kalkschüppchen  geschwän- 
gerten Haut  ist  natürlich  in  der  Ver  any'schen  Beschreibung 
keine  Rede.  Ich  wurde  noch  eher  geneigt  sein ,  die  Iden- 
tität mit  Octopus  Coccoi  Ver.  anzuerkennen,  wenn  ichrnicht 
in  Messina  auch  einen  kleinen  Octopus  erhalten  hätte,  den 
ich  für  identisch  mit  der  von  Verany  gegebenen  Abbil- 
dung (Moll,  medilerr.  pl.  12.  b.  c)  halte.  Auf  der  Abbil- 
dung ist  er  als  0.  tuberculatus  Blainv.  bezeichnet,  im  Texte 
jedoch  zu  0.  Coccoi  gezogen.  Dieses  Exemplar  besitzt  keine 
Kalktheilchen  in  der  Haut. 

Scaeurgus  Coccoi  Nob. 

Octopus  Coccoi  Verany. 

Taf.  IV.   Fig.  6. 

Nachträglich  werde  ich  in  der  Ansicht,  meinen  Scaeur- 
gus titanotus  von  Octopus  Coccoi  für  verschieden  zu  halten 
bis  fast  zur  Gewissheit  bestärkt.  Mein  Freund  Leuckart 
in  Giessen  schreibt  mir  nämlich ,  dass  er  ein  männliches 
Exemplar  des  letztgenannten  Cephalopoden  aus  Verany's 
eigener  Hand  besitzt,  und  versichert,  dass  in  der  Haut  keine 
Kalkschüppchen  vorhanden  seien.  Wenn  gleich  der  hectoco- 
lylisirte  Arm  gleichfalls  der  dritte  linke  ist,  so  unterscheidet 
sich  doch  der  Endapparat,  von  welchem  mir  Leuckart 
Zeichnung  und  Beschreibung,'-  niügelheill  hat,  hinlänglich,  um 
auf  specifische  Verschiedenheit  hinzuweisen.  Leuckart 
beschreibt  den  Arm  folgendermassen: 

„Der  Hectocotylusarm  ist  zunächst  um  ein  Viertel  kür- 
zer, als  der  entsprechende  Arm  der  rechten  Seite  (der  l60Mm. 
misst,  während  der  Hectocolylus  nur  120),  hat  aber  weder 
mehr  Saugnäpfe  noch  grössere,  denn  die  Zahl  der  Saugnäpfe 
auf  120Mm.  des  rechten  Armes  ist  84,  die  am  Hectocolylus  83. 
Die  letzten  zehn  Mm.  des  Heclocotylus  sind  ohne  Saugnäpfe. 
Eben  so  wenig  zeigt  der  Hectocotylusarm  eine  beträchtli- 
chere Dicke.  Die  Auszeichnungen  desselben  bestehen  ein- 
mal in  der  stärkeren  Entwickelung  der  Rückenfalte,  sodann 
aber  und  vorzugsweise  in  der  Anwesenheit  eines  Doppel- 
löfTels  am  Ende ,    der  im  Gegensatze    zu   der   gewöhnlichen 


58  T  r  0  s  c  h  e  1 : 

Endbildung  des  IiectocolylisJrlcn  Armes  bei  den  übrigen 
Ocfopus-Arten  sehr  auffallend  in  die  Augen  sticht.  Der  ge- 
sammte  Löffelapparat  misst  lOMm.  in  Länge,  CU/j  in  Breite, 
während  das  Ende  des  saugnapftragenden  Armes  nur  SViMm. 
breit  ist/  Man  kann  denselben  vielleicht  dadurch  mit  der  "e- 
wohnlichen  Bildung  des  Endstieles  bei  Oclopus  in  Ueberein- 
stimmung  bringen,  dass  man  annimmt,  die  grubenförmig  ver- 
tiefte Bauchfläche  dieses  Endstieles  sei  hier  nur  von  einer  ein- 
zigen Ouerfalte  durchsetzt.« 

„Bei  näherer  Betrachtung  sieht  man  übrigens,  dass  die 
Löffel,  und  namentlich  der  obere,  nicht  in  der  Verlängerung 
der  mit  Saugnäpfen  versehenen  Bauchfläche  liegen,  sondern 
etwas  zur  Seite,  nach  dem  Trichter  zu,  gewandt  sind.  Man 
überzeugt  sich  sogar,  dass  der  äussersle  (hintere)  Rand  des 
oberen  Löffels  in  die  Rückenfalte  des  betreffenden  Armes 
sich  fortsetzt,  gewissermassen  das  letzte  Ende  dieser  Rücken- 
falte darstellt.  So  kommt  es  denn ,  dass  die  Rinne,  die  hin- 
ten an  der  RückenfaKe  des  Hectocotylusarms  liegt,  in  die 
Höhlung  des  oberen  Löffels  hineinführt,  während  umgekehrt 
die  vordere  Rinne  mit  dem  letzten  Löffel  in  einer  ähnlichen 
Beziehung  steht.  Die  Spermatophore  also ,  die  neben  dieser 
Rückenfalte  forlbewegt  wird ,  kommt  am  Ende  beständig  in 
einen  Löffel  zu  liegen,  möge  sie  nun  an  der  vorderen  oder 
an  der  hinteren  Fläche  der  betreffenden  Falte  forfgleiten.  Dass 
diese  Falte  nach  einer  bestimmten  Richtung  umgeschlagen  sei, 
also  einen  geschlitzten  Kanal  begrenze,  wie  Steenstrup 
es  beschreibt ,  kann  ich  bei  0.  Coccoi  eben  nicht  finden." 

Man  ersieht  aus  der  Leu  cka  rt'schen  Abbildung  und 
Beschreibung,  im  Vergleiche  der  von  mir  gegebenen,  dass 
abgesehen  von  specifischen  Verschiedenheiten,  die  Löffelap- 
parate der  beiden  Arten  viele  Uebereinstimmung  haben.  Bei 
der  Verschiedenheit  unserer  Ansichten  über  die  Deutung  der 
einzelnen  Theile  dieses  Apparates  habe  ich  mich  natürlich 
veranlasst  gesehen ,  nochmals  uiein  Exemplar  recht  genau 
zu  betrachten.  Hiernach  muss  ich  aber,  was  den  Scaeiirgus 
titanotus  betrifft,  dabei  bleiben,  dass  der  den  Saugnäpfen  zu- 
nächst liegende  Löffel  dem  die  Endplatle  begrenzenden  Haut- 
lappen S  t  e  e  n  s  t  r  u  p's  entspricht,  und  nur  viel  mehr  entwickelt 
ist.     Dies  bestätigt    sich  auch  durch  die  Bemerkung ,  >Ye]che 


Bemerkungen  über  die  Cephalopoden  von  Messina.  59< 

ich  an  Octopus  macropus  gemacht  habe  (s.  unten).  Auch 
ist  bei  meinem  Thiere  die  Rückenfalle  entschieden  nach  einer 
Seite  gelegt ,  so  dass  der  durch  sie  gebihlele  Kanal  aus- 
schliesslich in  den  Basal-Löffel  führt.  Ein  Hingleiten  der 
Spermatophore  auf  der  anderen  Seite  der  Rückenfalte ,  so 
dass  sie  in  den  End-LölTei  gelangen  könnte ,  erscheint  bei 
meinem  Exemplare  kaum  möglich. 

Octopus   macropus    Risso. 

Unter  dreizehn  von  Messina  mitgebrachten  Exemplaren 
dieser  Art  finde  ich  neun  Weibchen,  an  denen  der  dritte 
rechte  Arm  keine  Abweichung  zeigt.  Vier  Exemplare  da- 
gegen sind  Männchen  und  tragen  am  Ende  des  dritten  rech- 
ten Armes  die  eigenthümliche  Greifplatle.  Steenstrup 
hatte  nur  ein  schlaffes  und  daher  weniger  deutliches  mann- 
liches  Individuum  untersuchen  können.  Bei  meinen  Exem- 
plaren ist  die  Zahl  der  an  dem  in  Rede  stehenden  beträcht- 
lich kürzeren  Arme  stehenden  Saugnäpfe  verschieden,  ich 
zähle  48,  57  ,  58  und  64  Paare.  Die  letztere  Zahl  findet 
sich  gerade  bei  dem  kleinsten,  *\Qn  anderen  beträchtlich 
nachstehenden  Exemplare.  Bei  allen  fehlen  in  der  Vertiefung 
der  Greifplatte,  in  deren  Mitte  sich  der  Länge  nach  eine  er- 
habene abgerundete  Leiste  hinzieht,  die  Querfalten  oderQi^er- 
runzeln  ,  wie  sie  auch  schon  Steenstrup  vermisst  hatte. 
Die  Haulfalte,  welche  sich  an  der  unteren  Armseite  bis  zum 
Grunde  des  Armes  hinzieht,  ist  sehr  deutlich  vorhanden.  Sie 
erstreckt  sich  in  die  Mitte  (\es  kleinen  am  Grunde  der  Greif- 
platte vorspringenden  Hautlappens  ,  der  die  Greifplatle  vom 
Arme  absondert,  in  der  Weise  hinein,  dass  dieser  Lappen 
der  Länge  nach  gefurcht  ist  und  gleichsam  das  Ende  des 
durch  die  Falte  gebildeten  Halbkanales  darstellt. 

Von  anderen  Arten  {lieser  Gattung  Octopus  habe  ich 
den  Steenstrup'schen  Beobachtungen  nichts  hinzuzufügen. 

Eledone   mo scliata   Leach. 

Unter  mehreren  in  Messina  gesammelten  Exemplaren 
dieser  Art,  so  wie  einigen  anderen  im  Bonner  Museum  be- 
findlichen Exemplaren,  befindet  sich  nur  ein  einziges  Mann- 


60  Troschel: 

chen.  Bei  diesem  ist  der  rechte  dritte  Arm  kürzer  als  der 
linke  desselben  Paares  ;  ersterer  hat  52  Saugnäpfe,  der  letz- 
tere 84.  Von  den  durch  Steenstrup  erwähnten  zweirei- 
higen Hautläppchen  am  Ende  der  übrigen  Arme  ist  keine 
Spur  vorhanden.  Der  hectocotylisirte  Arm  besitzt  die  an  sei- 
ner unleren  Seife  verlaufende  Hautfalte  ,  die  zu  einer  unbe- 
deutenden Greifplatfe  führt,  welche  jedoch  einen  Vergleich 
mit  der  Greifplatte  von  Octopus  zulässt. 

Farn.   Myopsidae. 

Wenn  man  die  Gattungen,  wie  es  Steenstrup  thut,  in 
der  Familie  Myopsidae  bei  einander  lassen  will,  so  wird  man 
doch  genöthigt  sein,  möge  man  über  den  BegrifT  der  Fami- 
lie noch  so  verschiedener  Ansicht  sein,  die  Gattungen  Se- 
piola  und  Rossia  als  eine  besondere  Gruppe  näher  an  einan- 
der zu  schliessen,  als  an  die  übrigen  Gattungen.  Sie  stim- 
men auch  darin  mit  einander  überein ,  abgesehen  von  der 
Aehnlichkeit  im  Habitus,  dass  der  hectocotylisirte  Arm  dem 
ersten  Paare  ang-ehört. 

Sepiola   Rondeletii   Gesner. 

Im  Bonner  Museum  sind  24  männliche  und  12  weibliche 
Individuen  vorhanden,  die  ich  grösstentheils  in  Messina  ge- 
sammelt habe.  Zu  der  Beschreibung,  welche  St  een  strup 
in  so  klarer  Weise  von  dem  linken  Rückenarme  der  Männ- 
chen gegeben  hat,  kann  ich  bestätigen,  dass  er  bei  allen  24 
Exemplaren  länger  und  breiter  i^t  als  der  neben  ihm  lie- 
gende rechte  Arm  ,  so  wie  dass  stets  der  eigenlhümliche 
muskulöse  Anhang  in  der  Nähe  des  Armgrundes  und  an  der 
dem  Munde  zugewendeten  Seite  vorhanden  ist,  den  Steen- 
strup sehr  passend  mit  einer  Zange  vergleicht;  denn  an 
der  rechten  Seile  liegt  ein  muskulöser  Vorsprung,  der  dem 
eigenllichen  Anhange  gegenübergesefzt  ist.  Eine  Drüse,  wie 
sie  (vergl.  unten)  bei  Rossia  dispar  vorkommt,  ist  hier  nicht 
vorhanden.  Ich  habe  mich  auch  überzeugt,  dass  es  wirk- 
lieh die  männlichen  Individuen  sind,  denen  diese  abweichende 
Bildung  des  ersten  linken  Armes  zukommt.  In  eineni  Falle 
fand  ich  den  Spcrinatophorensack  (vergl.  Leuckarl  in  die- 


Bemerkungen  über  die  Cephalopoden  von  Messina.  61 

sem  Archiv  1847.  I.  p.  23.  Taf.  I.  Fig.  III.  i^  von  einer  un- 
geheuren Menge  von  Spermatophoren  so  dick  aufgeschwol- 
len, dass  dieselben  aus  einer  ziemlich  weiten  Oeffriung  her- 
vorquollen und  zum  Theil  bereits  in  der  Keimhöhle  lagen. 
In  einem  anderen  Falle  waren  die  Spermatophoren  massen- 
haft bereits  aus  ihrem  Sacke  ausgetreten  und  befanden  sich 
zum  Theil  im  Trichter,  alle  in  bestimmter  Richtung,  mit  dem 
stumpfen  Ende  voran.  Dieser  Fall  beweist,  dass  die  Sper- 
matophoren ihren  Weg  durch  den  Trichter  nehmen ,  um  zu 
dem  hectocotylisirten  Arme  zu  gelangen. 

Wenn  jedoch  Steenstrup  der  Meinung  ist,  dass  er 
auch  ein  Männchen  einer  anderen  Species  aus  dem  Mittel- 
meere vor  sich  gehabt  hat  (p.  227)  ,  weil  an  dem  hectoco- 
tylisirten Arme  ebenso  grosse  Saugnäpfe  vorhanden  waren, 
wie  am  zweiten  und  vierten  Armpaare,  so  muss  ich  nach 
Untersuchung  meines  Materiales  anderer  Meinung  sein.  Ich 
finde  nämlich,  dass  freilich  am  zweiten  und  vierten  Paare 
bei  allen  meinen  männlichen  Exemplaren  grosse  kuglige  Saug- 
näpfe stehen  ,  während  das  dritte  Paar,  obgleich  an  sich 
dicker  und  breiter,  nur  kleinere  Saugnäpfe  trägt,  und  hierin 
scheint  eine  Eigenthümlichkeit  der  Sepiola  Rondeletii  zu  lie- 
gen;  aber  der  hectocotylisirte  Arm  variirt  in  Hinsicht  der 
an  ihm  befestigten  Saugnäpfe  ungemein.  Oft  sind  alle  Saug- 
näpfe klein  und  regelmässig  in  zwei  Reihen  gestellt,  zuwei- 
len sind  aber  auch  einzelne  Saugnäpfe  gross  und  kugelig, 
so  dass  sie  denen  des  zweiten  und  vierten  Armpaares  an 
Grösse  nicht  nachstehen.  In  einem  Falle  finde  ich  sogar 
unterhalb  des  muskulösen  Anhanges  drei  sehr  grosse  kug- 
lige Saugnäpfe,  in  einem  anderen  Falle  sind  die  Näpfe  sehr 
zahlreich  und  bilden  gegen  das  Ende  des  Armes  hin  mehrere 
unregelmässige  Reihen.  Wollte  man  diese  Abweichungen 
für  specifische  Verschiedenheiten  nehmen,  so  würde  man  eine 
ganze  Reihe  neuer  Species  aufstellen  müssen,  was  doch  bei 
der  sonstigen  Uebereinstimmung  unthunlich  ist.  Auch  den 
muskulösen  Anhang  finde  ich  bei  verschiedenen  Exemplaren 
von  sehr  verschiedener  Grösse;  am  grossesten  durchschnitt- 
lich bei  den  grossesten  Thieren.  Daher  kann  auch  dieses 
Verhältniss  nicht  als  specifisches  Merkmal  benutzt  werden. 
Bei  allen  meinen    weiblichen  Exemplaren  sind  die  Arme  mit 


'62  T  r  0  s  c  h  e  1 : 

ihren  Saugnäpfen  gleichartiger,  und  nirgends  so  grosse  kug- 
lige  Saugnäpfe  zu  finden,  wie  bei  ihren  Männclien.  Glückli- 
cherweise hat  Steenstrup  seiner  vermeintlichen  anderen 
Species  keinen  neuen  Namen  gegeben. 

Rossia    dispar  Rüpp. 

Es  ist  mir  besonders  interessant  gewesen  in  Folge  der 
Bemerkung  von  Steenstrup  (p.  230),  von  dieser  Art  zehn 
Exemplare  untersuchen  zu  können,  von  denen  drei  mit  den 
auffallend  grossen  Saugnäpfen  versehen  sind  ,  die  ich  also 
nach  der  Angabe  Verany's  als  Weibchen  bestimmt  halte. 
Jedenfalls  sind  die  Gattungen  Sepiola  und  Rossia  zunächst 
mit  einander  verwandt,  und  es  muss  freilich  auffallen,  dass, 
während  bei  Sepiola  Rondeletii  die  grossen  Saugnäpfe  eine 
Auszeichnung  der  Männchen  sind  ,  diese  bei  Rossia  dispar 
den  Weibchen  eigenthümlich  sein  sollen.  Ich  habe  mich  sehr 
leicht  und  mit  vollster  Bestimmtheit  an  einem  meiner  Exem- 
plare mit  grossen  Saugnäpfen  überzeugen  können  ,  dass  es 
ein  Männchen  sei,  denn  ich  fand  den  Hoden  mit  einer  festen, 
in  grössere  Stücke  zerbröckelnden  Masse  erfüllt,  die  sich 
unter  dem  Mikroskope  als  lediglich  aus  Samenthierchen  be- 
stehend erwies,  die  sehr  deutlich  in  den  Weingeistexem- 
plaren erhalten  waren.  Sie  bestehen  (Taf.  IV.  Fig.  7)  aus 
einem  länglichen,  etwas  wellig  gekrümmten  Kopfe  und  einem 
ziemlich  langen  Faden.  Die  Länge  des  Kopfes  beträgt  0,0 12oMm., 
während  die  Breite  kaum  0,0020  Mm.  misst. 

So  ist  es  also  festgestellt,  dass  in  der  Ver any'schcn 
Angabe  eine  Verwechselung  vorgekommen  ist.  Derselbe  hat 
die  Angabe  nach  einer  brieflichen  Mittheilung  von  Krohn 
drucken  lassen.  Ich  habe  sogleich  nach  meiner  Untersu- 
chung hierüber  mit  meinem  Freunde  Krohn  gesprochen. 
Derselbe  hat  mir  mitgetheilt,  dass  es  ihm  damals  haupt- 
sächlich darauf  angekommen  sei ,  die  Identität  der  beiden 
Species  Rossia  dispar  und  affinis  nachzuweisen,  er  habe  den 
Inhalt  der  Geschlechtsorgane  n-iikroskopisch  untersucht,  und 
sei  der  Meinung,  soweit  sein  Gedächtniss  ihn  nicht  täusche, 
auch  die  Exemplare  mit  grossen  Saugnäpfen  als  Männchen 
erkannt  zu  haben.      Es   ist  demnach  keinem  Zweifel   unter- 


Bemerkungen  über  die  Cephalopoden  von  Messina.  63 

woi Ten ,  dass  die  Verwechselung  beider  Geschlecijter  aus 
einem  Schreibfehler  entweder  Kr  oh  n's  oder  Verany's  her- 
vorffeofanofen  ist. 

Die  männlichen  Exemplare  von  Rossia  dispar  besitzen 
also  an  den  beiden  Armen  des  dritten  Paares  (nicht  wie 
Steenslrup  p.  230  Note  irrthümlich  angiebt,  an  dem  ober- 
sten Seilenpaare,  welches  das  zweite  Paar  sein  würde),  auf- 
fallend grosse  kuglige  Saugnäpfe  ,  und  bilden  daher  hierin 
einen  Gegensatz  zu  Sepiola,  bei  welcher  gerade  das  dritte 
Armpaar  mit  kleinen  Saugnäpfen  besetzt  ist,  während  das 
zweite  und  vierte  Paar  grosse  Näpfe  tragen. 

Als  den  hectocolylisirten  Arm  hat  sich  der  rechte  des 
ersten  Paares  ausgewiesen,  gleichfalls  im  Gegensalze  zu  Se- 
piola.    Auch  zeigt  sich  hier  eine  Eigenthümlictikeit. 

Fig.  8  auf  Taf.  IV  stellt  die  obersten  beiden  Armpaare 
dar,  von  der  Mundseite  aus  gesehen.  Zunächst  fällt  in  die 
Augen,  dass  die  Arme  der  rechten  Seite  länger  sind  als  die  der 
linken;  alle  sind  mit  zwei  Saugnapfreihen  besetzt.  Der  erste 
und  zweite  Arm  der  rechten  Seite  sind  ferner  am  Grunde 
durch  eine  Anschwellung ,  welche  sich  namentlich  an  der 
Mundseite  bemerklich  macht,  mit  einander  verbunden,  so 
dass  diese  Arme  unten  verwachsen  zu  sein  scheinen.  Man 
sieht  schon  ohne  die  Körperhaut  zu  verletzen,  einen  rundli- 
chen polsterförmig  erhabenen  Körper  durch  die  Haut  hin- 
durchschimmern, welcher  zwischen  den  beiden  in  Rede  ste- 
henden Armen  liegt,  und  welcher  allseitig  an  den  ihn  um- 
gebenden Wänden  mit  einem  feinfaserigen  Gewebe  befestigt 
ist.  Er  lässt  sich  leicht  aus  seiner  Höhlung  frei  herausprä- 
pariren,  ist  noch  von  einer  besonderen  zarten  Haut  umgeben 
und  besteht  aus  einer  ziemlich  grossen  Anzahl  von  weichen 
Körperchen ,  die  ihrerseits  wiederum  aus  sehr  kleinen  mit 
zahlreichen  Körnchen  erfüllten  Schläuchen  zusammenaeselzt 
sind.  Der  Körper  ist  offenbar  eine  verhällnissmässig  grosse 
Drüse.  An  dem  ersten  rechten  Arme  scheint  dieselbe  fester 
befestigt  zu  sein,  und  hier  liegt  die  Ausführungsöfl'nung  die- 
ser Drüse,  denn  es  zeigte  sich  hier  bei  gelindem  Drucke 
auf  dieselbe  einige  austretende  Flüssigkeit.  Ob  dieselbe  durch 
eine  oder  durch  mehrere  kleine  OefTnungcn  austrat ,  liess 
sich  nicht  mit  Sicherheit   ermitteln.     An    der  Austrittsstelle 


64  T  r  0  s  c  h  e  1 : 

der  Drüse  in  der  Nähe  des  Grundes  des  ersten  rechten  Ar- 
mes bemerkt  man  eine  kleine  Vertiefung ,  welche  oberhalb, 
d.  h.  auf  der  vom  Munde  entfernteren  Seile  durch  eine  mus- 
kulöse Erhabenheit  begrenzt  wird,  die  wohl  dem  dillenförmi- 
gen  Muskelfortsatze  bei  den  Sepiola-Männchen  zu  entsprochen 
scheint,  und  die  sich  in  einer  muskulösen  Leiste  über  den 
Arm  auf  die  zwischen  den  beiden  Armen  des  ersten  Paares 
liegende  Haut  fortsetzt,  sich  der  Basis  der  Arme  nähernd, 
und  zuweilen  selbst  bis  über  den  linken  ersten  Arm  hinreicht. 
Diese  Leiste  bildet  eine  Art  Kanal,  welcher  zur  Leitung  des 
Samens  oder  des  Drüseninhalts  geeignet  sein  möchte. 

Bei  den  weiblichen  Exemplaren  findet  sich  von  der  er- 
wähnten Drüse  und  von  der  Leiste  keine  Spur. 

Die  geschlechtlichen  Unterschiede  bei  Bossia  dispar  bil- 
den somit  einen  recht  vollständigen  Gegensatz  zu  Sepiola 
Rondeletii ,  und  die  Gattung  Sepiola  würde  sich  demnach 
zu  Rossia  verhalten  wie  Argonaula  zu  Philonexis  und  Tre- 
moctopus ,  oder  wie  Scaeurgus  zu  Octopus  und  Eledone,  in- 
dem auch  Sepiola  den  hectocotylisirten  Arm  links  trägt.  Da- 
bei ist  jedoch  nicht  zu  übersehen,  dass  die  Männchen  unse- 
rer Rossia  dispar  wichtige  Abweichungen  von  denen  der 
übrigen  Rossia  -  Arten ,  wie  sie  Steenstrup  beschrieben 
hat,  darbietet,  bei  denen  ja  die  beiden  Arme  des  oberen 
Paares  umgebildet  sein  sollen,  und  bei  denen  auch  die  Umbil- 
dung selbst  eine  andere  ist.  Ob  sich  dadurch  eine  generische 
Trennung  der  Rossia  dispar  rechtfertigen  lässt,  wofür  dann 
der  Gray'sche  Name  Heleroteulhis  zur  Gellung  kommen 
müsste,  wage  ich  nicht  zu  entscheiden,  da  ich  keine  andere 
Art  zu  vergleichen  Gelegenheit  habe.  Man  wird  allerdings 
auch  hier  zugeben  müssen,  das  beide  Arme  des  oberen  Paa- 
res an  der  Geschlechlsverrichtung  Theil  nehmen  ,  weil  die 
Hautfalte  oder  der  Kanal  sich  schräg  über  beide  Arme  hin 
erstreckt;  es  ist  jedoch  hier  der  rechte  Arm ,  an  welchem 
der  Kanal  endigt,  und  der  also  vorwiegend  in  Function  tritt. 
Bei  Rossia Mölleri  scheint  nach  der  Ste  enstrup'schen  Schil- 
derung ein  wesentlicher  Unlerschied  zwischen  dem  rechten 
und  linken  Arme  des  ersten  Paares  nicht  stattzufinden. 


Bemerkungen  über  die  Cephalopoden  von  Messina.  65 

Als  eine  zweite  Gruppe  unter  den  Myopsiden  sind  nach 
Sleenstrup  die  Galtungen  Sepia,  Sepioteuthis,  Loligo  und 
Loliolus  anzusehen.  Bei  ihnen  ist  der  vierte  linke  Arm  hec- 
tocotylisirt. 

Sepia  officinalis  Linn. 

Von  Sepia  officinalis  besitzt  das  Bonner  Museum  ein 
grosses  männliches  Exemplar,  welches  vortrefflich  mit  dem 
von  Steenstrup  beschriebenen  übereinstimmt,  indem  hier 
die  angegebene  Stelle  des  hectocotylisirlen  Armes  verbrei- 
tert und  mit  sehr  kleinen  Saugnäpfen  besetzt  ist,  so  dass 
die  Runzeln  und  Falten  auf  das  Deutlichste  sichtbar  sind.  An 
einem  anderen  kleineren  Exemplare  von  5  Zoll  Länge,  wel- 
ches ich  aus  iMessina  mitgebracht  habe,  ist  die  Umbildung 
weniger  aufTallend.  Hier  stehen  die  Saugnäpfe  an  der  hec- 
tocotylisirlen Stelle  vollständig  in  vier  Reihen ,  sind  jedoch 
merklich  kleiner  als  an  den  übrigen  Armtheilen,  und  lassen 
zwischen  sich  grössere  runzlige  Räume,  was  theils  von  einer 
geringen  Verbreiterung  dieses  Armtheiles ,  theils  von  der 
grösseren  Kleinheit  der  Saugnäpfe  herrührt.  Von  einer  Drüse 
an  dieser  Stelle  habe  ich  nichts  auffinden  können.  Bei  zwölf 
kleinen  Exemplaren  von  1—2  Zoll  Länge  habe  ich  nirgends 
einen  Anfang  zur  Hectocolylisirung  wahrnehmen  können.  Es 
wäre  doch  auffallend,  wenn  alle  Weibchen  sein  sollten. 

Sepia  biss  erialis  Montf. 

Von  Sepia  bisserialis  Montf,  habe  ich  in  Messina  drei 
Exemplare  gesammelt,  unter  ihnen  sind  zwei  Männchen  und 
ein  Weibchen.  Die  Männchen  unterscheiden  sich  auf  den 
ersten  Blick  durch  die  bei  weitem  grösseren  Saugnäpfe  an 
den  Armen  von  den  Weibchen.  Die  letzleren  tragen  an  allen 
acht  Armen  gleichmässig  kleine  Saugnäpfe  in  zwei  Reihen; 
bei  den  Männchen  zeichnen  sich  jedoch  die  sieben  gewöhn- 
lichen Arme  von  dem  hectocotylisirlen  Arme  aus ,  an  dem 
die  beiden  Saugnapfreihen  weiter  von  einander  entfernt  ste- 
hen,  und  noch  sehr  viel  winziger  sind,  als  an  den  weibli- 
chen Exemplaren.  Der  hectocotylisirte  Arm  ist  derselbe  wie 
bei  Sepia  officinalis,  nämlich  der  vierte  linke ,  aber  die  um- 
gebildete Stelle  hat  eine  weit  grössere  Ausdehnung,  und 
reicht   weit   über    die   halbe   Länge  des   Armes  hin ,    indem 

Archiv  f.  Natur^esch.  XXUI.  Jahrg.  1-  Bd.  ^ 


66  Tis  0  sehe  1 : 

kaum  am  Grunde  einige  grössere  Näpfe  vorhanden  sind,  und 
gegen  das  Ende  des  Armes  hin  gar  keine  dergleichen  fol- 
gen ;  das  letzte  Drittel  des  Armes  trägt  ganz  in  derselben 
Weise  winzige  Näpfchen  wie  der  ihm  entsprechende  Arm 
der  recliten  Seile.  Auch  hier  habe  ich  keine  besondere 
Drüse  gefunden. 

üeber  die  Gattungen  Sepioteuthis,  Loligo  und  Loliolus 
finde  ich  nichts  Wesentliches  hinzuzufügen.  Sepioteuthis  si- 
cula,  welche  bei  Messina  vorkommt,  habe  ich  nicht  gesehen. 
Von  der  Gattung  Loligo  habe  ich  nur  L.  vulgaris,  Marmorae 
und  Berlheloti  gesammelt.  Ich  muss  jedoch  bekennen,  dass 
ich  an  meinen  Exemplaren  die  von  Steenstrup  geschil- 
derten Verhältnisse  nicht  habe  wahrnehmen  können. 

Olgopsidae. 

In  dem  grossen  Cephalopoden-Werke  theill  d'Orbigny 
diese  Abiheilung  wieder  in  zwei  Familien  :  Loligopsidae 
und  Teuthidae.  Von  erslerer  kenne  ich  keine  Art  aus  eige- 
ner Ansicht.  Die  letztere  Familie  vereinigt  die  Gattungen 
Onycholeuthis  und  Ommatostrephes,  auffallend  genug  dadurch 
unterschieden,  dass  erstere  Haken  an  den  Armen  besitzt,  die 
der  letzteren  mangeln.  Schon  jetzt ,  wo  man  die  erstere  in 
drei  Gattungen  mit  Recht  hat  trennen  können,  und  wo  ich  der 
letzteren  eine  zweite  neue  Galtung,  gleichfalls  ohne  Haken, 
an  die  Seite  stellen  kann,  zeigt  es  sich,  dass  sich  nicht  un- 
passend zwei  Gruppen  unterscheiden  lassen ,  die  vielleicht 
bei  vermehrtem  Materiale  die  Bedeulung  zweier  Familien  er- 
langen dürften. 

Was  zuerst  die  Gruppe  der  Onychoteulhiden  betrifft,  so 
habe  ich  aus  der  Gattung  Onycholeuthis  Licht.  ,  welche  nur 
an  den  beiden  längeren  Armen  Haken  trägt,  eine  Art  0. 
Lichtensteinii  dem  Bonner  naturhistorischen  Museum  einver- 
leibt. Die  Gattung  Verania  ,  welche  dagegen  nur  an  den 
acht  kürzeren  Armen  mit  Haken  versehen  ist,  ist  in  meiner 
Sammlung  nicht  vertreten. 

Von  beiden  unlerscheidet  sich  die  Gattung  Enoploteu- 
this  d'Orb.  dadurch,  dass  sie  an  allen  zehn  Armen  Haken 
besitzt.  Verany  beschreibt  in  seinen  Mollusques  mediter- 
raneens  drei  Arten  der  Galtung;  E.  margiritifera  Rüpp.,   E. 


Bemerkungen  über  die  Cephalopoden  von  Messina.  67 

Veranyi  Rüpp.  und  E.  Ovvenii  Verany.  Alle  drei  haben  sehr 
viel  Aehnlichkeit  mit  einander,  und  es  wäre  leicht  möglich, 
dass  bei  Untersuchung-  zahlreicherer  Exemplare  durch  Ueber- 
gänge  nachgewiesen  werden  könnte,  dass  sich  diese  Ar- 
ten vereinigen  Hessen.  So  lange  dies  nicht  geschehen  ist, 
müssen  aber  dieselben  getrennt  gehalten  werden.  Unter 
ihnen  besitze  ich  von  Messina  nur  ein  Exemplar,  welches 
ich  für  E.  Veranyi  Rüpp.  halte,  denn  die  allgemeine  Körper- 
gestail  und  die  Ausdehnung  der  Flossen  sfiinmen  so  ziem- 
lich in  allen  drei  Arten  überein  ,  und  die  Beschaffenheit  der 
Keule  der  längeren  Arme  passt  noch  am  ersten  zu  der  ge- 
nannten Art.  Es  ist  eine  Reihe  von  Haken  vorhanden,  und 
daneben  eine  Reihe  Saugnaple ,  die  sicii  an  beiden  Enden 
zu  einem  Haufen  vermehren.  Auf  ein  Paar  Saugnäpfe  mehr 
wird  es  wohl  nicht  ankommen,  und  dass  mein  Exemplar  aus- 
ser den  drei  grösseren  Haken  unterhalb  noch  einen  vierten 
kleineren  Haken  besitzt ,  darf  nmn  gewiss  nicht  als  specifi- 
sche  Differenz  deuten  wollen,  wenngleich  die  Arme  beider 
Seiten  hierin  vollkommen  übereinstimmen.  —  Dagegen  habe 
ich  einen  anderen  Enoploteuthis  in  zwei  Exemplaren  bei  Mes- 
sina gefunden,  der  viel  auffallender  abweicht,  und  der  sich 
schwerlich,  durch  Uebergänge  vernuttelt,  als  identisch  mit 
einer  der  genannten  drei  Arten  ausweisen  wird.  Ich  sehe 
ihn  als  eine  neue  Art  an,  weil  er  auch  in  Ferussac  und 
d"0  r  b  i  g  n  y  Cephalopodes  acetabuliferes  nicht  beschrie- 
ben ist. 

Enoploteuthis   polyonyx   n.    sp. 

Taf.  IV.  Fig.  9. 

Corpore  conico  acuminato ,  alis  triangularibus  angulo 
externe  rotundalo,  corporis  dimidiam  iongitudinem  superan- 
tibus;  brachiis  duplice  serie  unguium  ,  et  ad  exiremitatem 
acetabulorum  armatis;  lentaculis  acetabulatis  et  unguium  du- 
plice Serie  armatis. 

Der  konische  Körper  ist  vorn  abgestutzt  und  unter  dem 
Triciiter  ausgebuchtet;  die  Ausbucht  nimmt  etwa  den  fünften 
Theil  der  Körperlänge  ein.  Die  Flossen  sind  abgerundet 
dreieckifj  und  bilden  ein  abf^erundetes  Rhoinboid,  welches 
breiter  als  lang  ist ,  und  von  der  hinteren  Körperspilze  bis 
über  die  Hälfte  der  Körperlänge  reicht.  —  Der  Kopf  mit  den 


68  T rose  hei: 

Augen  ist  ziemlich  von  derselben  Breite  wie  der  Körper^ 
aber  viel  kürzer.  Der  Durchmesser  der  Augen  ist  fast  so 
gross  wie  die  Länge  des  Kopfes  vom  Körper  bis  zu  den 
Armwurzeln;  die  AugenöfTnung  ist  höher  als  breit,  hinten 
fast  gerade ,  vorn  in  einen  kleinen ,  spitzen  Sinus  lacrimalis 
vorgezogen.  —  Die  acht  sitzenden  Arme  sind  etwas  kürzer 
als  der  Körper  mit  dem  Kopfe,  unter  ihnen  sind  wiederum 
das  zweite  und  dritte  Paar  länger  als  das  erste  und  vierte. 
Die  Tentakeln  sind  an  Länge  gleich  dem  Körper  mit  Ein- 
schluss  des  Kopfes.  Die  sitzenden  Arme  sind  mit  zwei  Rei- 
hen alternirender  Haken  besetzt,  die  mit  einer  Haut  umge- 
ben sind,  am  Ende  der  Arme  stehen  zwei  Reihen  Saugnäpfe. 
Die  Tentakeln  trag-en  an  dem  etwas  erweiterten  Ende  zwei 
Reihen  Haken,  sechs  in  jeder  Reihe  und  gleichfalls  von  einer 
Haut  umhüllt,  unterhalb  derselben  zieht  sich  am  Rande  eine 
Reihe  massiger  Saugnäpfe  hin,  denen  sich  an  der  Spitze  und 
an  der  Basis  der  Keule  je  ein  Haufen  kleiner  Saugnäpfe  an- 
schliesst  ( Fig.  9).  An  dieser  Fühlerkeule  zieht  sich  ein 
durchsichtiorer  breiter  Haufsaum  hin,  welcher  die  oberen  zwei 
Drittel  der  Keule  einnimmL 

Die  Farbe  des  Weingeistexemplares  ist  röthlichgelb,  mit 
vielen  dunklen  Chromatophoren  besetzt.  Längs  der  Aussen- 
seite  der  Tentakeln  zielit  sich  eine  Reihe  entfernt  stehender 
kleiner  erhabener  Tuberkeln,  die  aus  einem  linsenförmigen 
Körper  bestehen  ,  und  in  der  überziehenden  Haut  mit  einem 
Kranze  von  meist  sechs  kleinen  Flecken  (Chromatophoren?) 
geziert  sind. 

Maasse  in  Millinictern. 
Ganze  Länge  ohne  Tentakeln      ....       35 
Länge  des  Körpers  und  Kopfes  ....       21 

Länge  des  Körpers  allein 17 

Länge  des  ersten  Armpaares  ....  12 
Länge  des  zweiten  Armpaares  ....  16 
Länge  des  dritten  Armpaares  ....  lö 
Länge  des  vierten  Armpaares     ....       12 

Länge  der  Tentakeln 21 

Breite  der  Flosse 12 

Länge  der  Flosse 8 

Breite  des  Körpers 6. 


Bemerkungen  über  die  Cephalopoden  von  Messina.  69 

Diese  Art  könnte  wohl  am  ersten  mit  der  iinvollständicr 
beschriebenen  E.  Morrisii  d'Orb.  (Onychoteuthis  Morrisii  Ve- 
rany)  verglichen  werden,  welche  von  Verany  im  atlanti- 
schen Ocean  unter  39^  n.  ßr.  und  20^  w.  L.  ^efanjjen  wurde, 
lieber  die  Bewaffnung  der  Tentakellveuie  findet  sich  keine 
Angabe.  Da  jedoch  die  unterslen  Arme  die  längsten  sein 
sollen,  so  ist  unsere  Art  nicht  mit  ihr  zu  identificiren. 

In  der  zweiten  Gruppe,  welche  nur  Saugnäpfe,  keine 
Haken  an  den  Armen  hat,  kennt  man  bisher  nur  die  Gatluno- 
Ommatostrephes  d'Orb.,  die  früher  mit  Loligo  vereinigt  war. 
Ihr  kann  ich  jetzt  eine  neue  zweite  Gattung  an  die  Seite 
setzen,  welche  zu  ihr  in  dem  Verhältnisse  steht,  wie  Sepio- 
teulhis  zu  Loligo. 

Thysanoteuthis  nov.  gen. 

In  Messina  habe  ich  zwei  Cephalopoden  in  meinen  Be- 
sitz gebracht,  die  specifisch  verschieden  in  den  generischen 
Charakteren  übereinstimmen.  Sie  scheinen  in  der  Strasse 
von  Messina  sehr  selten  vorzukommen,  da  sie  vor  mir  noch 
Niemand  gefunden  oder  doch  beschrieben  hat ,  und  ich  sie 
nur  in  je  einem  Exemplare  habe  sammeln  können.  Ich  er- 
hielt den  einen  im  August  des  Jahres  1853,  den  anderen  im 
October  desselben  Jahres.  Ich  habe  sie  lebend  beobachtet, 
und  mich  namentlich  an  dem  lebhaften  Wesen  des  ersterhal- 
tenen kleineren  Exemplarcs  ergötzt.  Sie  fallen  sogleich  da- 
durch auf ,  dass  sie  recht  munter  in  dem  Glasbehältnisse 
umherkriechen,  sich  fest  mit  ihren  Armen  an  den  Wänden 
ansaugend  und  abwechselnd  durch  Ausstossen  von  Wasser 
aus  dem  Trichter  sich  halbschwimmend  fortbewegen.  Das 
Ansaugen  wird  dadurch  um  so  leichtei*  und  kräftiger  bewerk- 
stelligt, als  sich  breite  flossenartige  Säume  an  den  Armen 
befinden ,  die  sich  ausgebreitet  flach  an  die  Glaswände  an- 
legen, und  so  die  Haftfläche  vergrössern.  Gleich  bei  der 
ersten  Beobachtung  erschien  mir  das  Thier  so  eigenthümlich, 
dass  ich  meine  besondere  Aufmerksamkeit  auf  dasselbe  ver- 
wendete. Das  eine  zuerst  beobachtete  kleine  Exemplar  con- 
servirte  ich  in  Liqueur  cons.  ,  das  andere  grössere  in 
Weingeist. 


70  Troschel: 

Die  allgemeine  Körpergestalt  deutet  auf  die  nächste 
Verwandtschaft  zu  Sepioteuthis  hin,  denn  die  Flossen  nehmen 
die  ganze  Länge  oder  doch  fast  die  ganze  Länge  des  Man- 
telsackes ein.  Ich  würde  auch  durch  die  eigenthümlichen 
Flossen  an  den  Armrändern  allein  mich  nicht  zu  generisclier 
Trennung  entschlossen  haben  ,  weil  ähnliche  Bildungen  auch 
bei  der  Gattung  Ommatostrcphes  vorliommen,  ohne  dass  man 
sie  für  generische  Trennung  benutzt  hat.  Ich  finde  solche 
Flossensäume  z.  B.  bei  Ommatostrcphes  aequipoda  Rüpp.  und 
0.  sagittata,  wenngleich  in  minderer  Ausdehnung,  und  nach 
den  Abbildungen  in  dem  grossen  Cephalopodenwerke  von 
Ferussac  und  d'Orbigny  zu  schliessen,  sind  die  Arm- 
säume bei  Ommatostrcphes  Bartramii  Lesueur  und  oualanien- 
sis  Lesson  in  ähnlicher  Weise  organisirt.  Bei  ihnen  ist  je- 
doch das  Schalstück  im  Fiücken  mit  denen  anderer  Loligineen 
übereinstimmend.  Bei  unseren  Thicren,  (ich  habe  dasselbe 
aus  beiden  Exemplaren  herausgeschnitten),  zeigt  das  Schal- 
stück eine  sehr  abweichende  Gestalt  sowohl  von  Sepio- 
teuthis  wie  von  Loligo  und  Ommatostrcphes ;  es  wird  von 
der  hinteren  Spitze  nach  vorn  allmählich  breiler  und  endet 
vorn  in  zwei  abgerundeten  Lappen,  die  neben  dem  vorderen 
Stiele  liegen,  und  von  ihm  nicht  sehr  weit  überragt  werden. 
Man  kann  die  Form  unlerl  Anwendung  der  Terminologie  der 
Pflanzenblätter  als  pfeilförmig  bezeichnen.  Die  wesenilichste 
Entscheidung  giebt  jedoch  das  Verhalten  der  Augen,  welche 
frei  hinter  einer  grossen  Oeffnung  der  Haut  in  einer  weiten 
Höhle  liegen,  wie  es  der  Familie  der  Teuthiden  in  d'Or- 
bigny'scher  Auffassung  zukomm!.  Diese  neue  Gattung  ist 
mit  demselben  Rechte  von  Omniatoslrephes  zu  trennen,  wie 
Sepioteuthis  von  Loligo.    Die  Charaktere  sind  die  folgenden: 

Oculi  aperti  ;  brachia  et  tenlacula  acetabulata  ,  ungui- 
bus  nullis  :  alae  longitudini  corporis  aequantes ;  laniina  dor- 
salis  sagitliformis. 

Thysanot  euthis  Rhombus  n.  sp. 
Taf.  IV.  Fig.  12  und  Taf.  V.  Fig.  1-4. 

Der  Körper  ist  cylindrisch ,  vorn  abgestutzt  mit  unbe- 
trächtlicher Spitze  in  der  Mitte  des  Rückens,  seicht  ausge- 
schweift an  der  Bauchseile,  nach  hinten  etwas  verschmälert 


Bemerkungen  über  die  Cephalopoden  von  Messina.  71 

und  am  Ende  abgerundet.  Die  Flossen  nehmen  die  volle 
Länge  des  Körpers  ein,  sind  dreieckig,  und  bilden  so  zusam- 
men einen  Rhombus,  dessen  vordere  Seiten  kurzer  als  die  hin- 
teren sind,  und  dessen  vorderer  Winkel  abgestutzt  ist.  Der 
Kopf  ragt  mit  etwas  verschmälertem  Halse  aus  dem  Körper- 
sacke hervor,  ist  mit  dem  Körper  gleich  breit  und  trägt  je- 
derseits  ein  Auge,  das  unter  einer  v^eiten  OefFnung  der  Haut 
liegt,  deren  Durchmesser  fast  die  Hälfte  der  Kopflänge  be- 
trägt; diese  OefFnung  ist  birnförmig,  nach  vorn  zugespitzt. 
Auf  dem  Rücken  des  Halses  finden  sich  zwei  langslreckig 
dreieckige  tiefe  Gruben,  die  durch  eine  Längsbrücke  getrennt 
sind.  —  der  Trichter  reicht  fast  bis  unter  die  Mitte  der  Au- 
gen; er  ist  an  der  Basis  tief  ausgeschnitten,  nach  vorn  mas- 
sig verschmälert  und  durch  zwei  Muskelseile  am  Kopfe  be- 
festigt. Jederseits  an  der  Basis  des  Trichters  ist  ein  rund- 
lieber  Knorpel  angebracht,  der  in  eine  knorplige  Vertiefung 
im  Innern  des  Mantelrandes  eingreift  (organe  de  resistance 
d'Orb.  ,  Organe  restricteur  Verany).  —  Die  acht  den  Mund 
umgebenden  Arme  sind  von  verschiedener  Länge.  Die  des 
dritten  Paares  sind  bei  weitem  die  längsten,  das  zweite  Paar  ist 
viel  kürzer,  das  erste  Paar  noch  kürzer  und  das  vierte  Paar  ist 
unbedeutend  länger  als  das  erste.  Alle  diese  Arme  sind  mit 
zwei  Reihen  gestielter  Saugnäpfe  besetzt,  und  von  jedem 
Saugnapfstiete  entspringt  nach  aussen  an  der  Basis  ein  ten- 
takeiförmiger  Forlsatz,  der  an  den  verschiedenen  Armen  und 
an  verschiedenen  Seilen  der  Arme  von  sehr  verschiedener 
Grösse  ist.  Am  längsten  sind  diese  Girren  oder  Fransen  am 
dritten  Arme  und  an  den  drei  oberen  Armpaaren  sind  die 
an  der  äusseren  oder  unteren  Seite  befindlichen  vorzugsweise 
entwickelt.  Die  einzelnen  Fransen  sind  an  den  drei  oberen 
Armpaaren  durch  eine  Haut  verbunden,  so  dass  sie  einen 
schmaleren  oder  breiteren  Fiossensaum  bilden.  In  Taf  V. 
Fig.  2  habe  ich  ein  Stück  des  dritten  Armes  der  linken  Seite 
dargestellt ,  um  die  Verbindung  der  Fransen  mit  den  Saug- 
näpfen zu  verdeutlichen.  Jede  solche  Franse  ist  von  einer 
Hautscheide  umgeben  ,  aus  welcher  sich  der  Inhalt  an  dem 
in  Weingeist  conservirten  Exemplare  ausdrücken  lässt.  Der- 
selbe zeigt  ein  Gewirre  von  Fäden,  die  wie  Muskelfasern 
aussehen,  und  ich  denke,  dass  dies  das  üeberbleibsel  der  in 


72  Troschel: 

Weingeist  etwas  zersetzten  Muskelmasse  ist ,  aus  der  die 
Fransen  bestehen.  Da  sicli  jeder  Saugnapfstiel  an  seiner  Basis 
in  zwei  Aeste  theilt,  deren  einer  den  Saugnapf  trägt,  deren 
anderer  am  Rande  des  Armes  liegender  gleichsam  als  Flos- 
senstrahl zur  Spannung  des  Hautsaumes  dient ,  so  muss  die 
Zahl  der  Cirren  oder  Fransen  mit  der  Zahl  der  Saugnäpfe 
genau  übereinstimmen,  und  es  ist  begreiflich,  dass  die  Thä- 
tigkeit  der  Saugnäpfe  mit  der  ihrer  Fransen  und  dadurch 
der  ganzen  Flossensäume  in  innigster  Beziehung  steht.  Am 
vierten  oder  untersten  Armpaare  sind  die  Fransen  schwach 
entwickelt  und  bilden  keine  wirklichen  Flossensäume.  —  Die 
beiden  längeren  Arme  oder  Tentakeln  sind  ausgestreckt  nicht 
völlig  so  lang  wie  der  Körper  mit  dem  Kopfe,  sie  sind  überall 
gleich  dick  und  die  Keule  zeigt  kaum  eine  merkliche  Ver- 
dickung. An  der  letzteren  stehen  vier  Reihen  gestielter  Saug- 
näpfe, von  denen  die  der  beiden  mitlleren  Reihen  grösser  als 
die  sehr  winzigen  in  den  beiden  Aussenreihen  sind.  An  dem 
Tentakelstiele  bemerkt  man  eine  Reihe  weitläufiger  gestellter 
Saugnäpfchen,  gleichfalls  gestielt  und  von  derselben  Winzig- 
keit wie  die  am  Rande  der  Keulen  stehenden.  Am  Anfange, 
d.h.  dicht  neben  der  Keule  stehen  diese  Näpfchen  noch  deut- 
lich alternirend,  weiterhin  sind  sie  weiter  auseinandergerückt, 
und  erscheinen  dann  vollkommen  einreihig  bis  in  die  Nähe 
der  Basis.  —  Die  Saugnäpfe  sind  an  allen  Armen  mit  Horn- 
ringen  versehen,  welche  leicht  verloren  zu  gehen  scheinen. 
An  den  grossen  Näpfen  des  dritten  Armes  zeigen  sich  diese 
Ringe  (Taf.  V.  Fig.  3)  als  ziemlich  schmale  Reifen  mit  umge- 
bogenen Rändern,  so  dass  dadurch  eine  oben  offene  Rinne 
entsteht;  an  der  vorderen  Seite  ist  der  Reifen  verbreitert. 
Hier  trägt  er  am  Rande  sieben  konische,  spitze,  etwas  ge- 
bogene Zähne,  während  der  übrige  schmale  Theil  des  Rin- 
ges völlig  zahnlos  ist.  An  den  Tentakeln  habe  ich  nur  Halb- 
ringe (Taf.  V.  Fig.  4)  vorgefunden,  welche  schmal  und  zahn- 
los waren,  und  die  also  den  Ringen  der  übrigen  Arme  ent- 
sprechen ,  wenn  man  sich  das  zahntragende  Stück  fehlend 
denkt.  —  Die  Haut,  welche  den  Mund  umgiebt,  trägt  keine 
Saugnäpfe,  ist  aber  auf  der  inneren  Fläche  mit  zickzackarlig 
gefalteten  Runzeln  dicht  besetzt,  die  sich  von  der  Basis  zum 
Bande  hinziehen.  Dadurch  wird  die  ganze  innere  Oberfläche 


Bemerkungen  über  die  Cephalopoden  von  Messina.  73 

dieser  Haut  wulstig  und  uneben.  ^Der  Rand  der  Haut  springt 
in  sieben  grösseren  Zipfelchen  vor,  zwischen  denen  noch 
durch  das  Auslaufen  der  Zickzackrunzeln  andere  kleinere 
Zipfelchen  liegen.  Von  den  Hauptzipfeln  ziehen  sich  ausser- 
halb sieben  Muskelhäute  zur  Basis  der  Arme  hin,  von  denen 
eine  unpaarige  zwischen  dem  ersten  Armpaare  sich  spallet 
und  an  beide  Arme  sich  heftet;  die  folgende  jederseits  hef- 
tet sich  oberhalb  an  das  zweite  Armpaar;  die  dritte  jeder- 
seits unterhalb  an  das  dritte  Armpaar,  sich  in  die  grosse 
Flossenhaut  fortsetzend ;  die  beiden  untersten  liegen  nahe  an 
einander  und  heften  sich  unterhalb  an  das  vierte  Armpaar. 
—  Die  die  Kiefer  umgebenden  Lappen  sind  mit  zahlreichen 
Zotten  besetzt,  die  in  mehreren  Reihen  stehen. 

Die  Rückenlamelle  (Taf.  IV.  Fig.  12)  ist  ein  glashelles 
sehr  dünnes  Blättchen,  welches  hinten  spitz  ausläuft.  In  der 
Mitte  erhebt  sich  der  ganzen  Länge  nach  eine  Falte,  welche 
sich  bis  vorn  hinzieht,  wie  die  mittlere  Rippe  eines  Blattes, 
und  vorn  frei  hervorragt  wie  der  Blattstiel.  Die  Fläche  der 
Lamelle  wird  nach  vorn  allmählich  breiter  und  bildet  am 
vorderen  Ende  zwei  von  der  mittleren  Falte  getrennte  neben 
ihr  liegende  vorn  abgerundete  Lappen.  So  lässt  sich  die 
Form  der  Lamelle  im  ganzen  mit  einem  pfeilförmigen  Blatte 
vergleichen.  Die  Abbildung  stellt  sie  in  natürlicher  Grösse  dar. 

Maasse  in  Millimetern : 

Länge  des  Körpers  mit  dem  Kopfe    .     .  115 

Länge  des  Körpers 92 

Länge  des  ersten  Armes 34 

Länge  des  zweiten  Armes 53 

Länge  des  dritten  Armes 100 

Länge  des  vierten  Armes     .....  35 

Länge  der  Tentakeln 104 

Breite  des  Körpers 26 

Breite  der  Flossen 84 

Länge  der  Rückenlamelle  mit  dem  Stiele  102 

Breite  der  Rückenlamelle 18 

Länge  des  Stieles  derselben      ....  25 

Länge  der  vorderen  Lappen  derselben     .  16. 


74  Troschel: 

Die  Farbe  dieses  merkwürdigen  und  scKenen  Cephalo- 
poden  ist  roth ,  und  auf  dem  Rücken  des  Kopfes  und  Kör- 
pers, namentlich  in  der  Mitte  dunkler. 

Vaterland  ;  Strasse  von  Messina. 

Thysanoteuthis  elegans    n.  sp. 

Taf.  IV.   Fig.  10  und  11. 

Das  zweite  Exemplar  dieser  Gattung  muss  ich  für  spe- 
cifisch  verschieden  halten  ,  da  einige  Differenzen  die  Mög- 
lichkeit, dass  dies  ein  jüngerer  Zustand  sei ,  ausschliessen. 
Vor  allen  Dingen  hat  der  Körper  mit  seinen  Flossen  eine 
sehr  abweichende  Gestalt.  Ersterer  ist  gleichfalls  cylindrisch, 
vorn  abgestutzt,  hinten  verschmälert  und  abgerundet,  aber 
verhältnissmässig  kürzer;  letztere  erreichen  den  vorderen 
Rand  des  Körpers  nicht ,  und  haben  eine  mehr  abgerundete 
Gestalt,  so  dass  sie  dem  Ganzen  eher  die  Gestalt  eines  Ovals 
als  eines  Rhombus  geben.  Der  vordere  Theil  des  Körpers, 
der  frei  vor  den  Flossen  hervorragt,  beträgt  ein  Viertel  der 
ganzen  Körperlänge.  Die  Länge  der  Arme  steht  in  ähnli- 
chem Verhältnisse  wie  bei  der  vorigen  Art,  wie  sich  aus  den 
unten  angegebenen  Maassen  ergiebt,  auch  die  Stellung  der 
Saugnäpfe  und  der  mit  ihnen  zusammenbängenden  Flossen- 
säume zeigt  keine  auffallende  Abweichung.  An  der  Tenta- 
kelkeule stehen  die  Saugnäpfe  in  vier  regelmässigen  Reihen, 
die  beiden  mittleren  sind  aber  kaum  merklich  grösser  als 
die  beiden  seitlichen  und  die  Näpfchen,  welche  an  der  inne- 
ren Seite  des  Stieles  angebracht  sind,  sind  zahlreicher,  dich- 
ter gestellt  und  deutlicher  alternirend  bis  zur  Basis  hiin. 

Dass  diese  Art  zur  Gattung  Thysanoteuthis  gehört,  trotz- 
dem die  Flossen  nicht  die  völlige  Länge  des  Körpers  einneh- 
men, geht  aus  der  Beschaffenheit  und  Gestalt  der  Rückenla- 
melle (Taf.  IV.  Fig.  1 1)  hervor.  Sie  ist  äusserst  zart,  dünn 
und  biegsam,  glashell  wie  bei  der  vorigen  Art,  auch  ist  sie 
pfeilförmig  ,  erscheint  jedoch  an  der  Spitze  etwas  mehr  ab- 
gerundet. Die  vorderen  Lappen  sind  weiter  vom  Stiele  ge- 
trennt, ihre  Länge  beträgt  etwa  die  Hälfte  der  ganzen  Lamelle. 


Bemerluingen  über  die  Ccphaiopoden  von  Messina.  75 

Maasse  in  Millimetern: 

Länge  des  Körpers  mit  dem  Kopfe      .     .  19 

Länge  des  Körpers 15 

Länge  des  ersten  Armes 8 

Länore  des  zweiten  Armes 10 

Länge  des  dritten  Armes 13 

Länge  des  vierten  Armes 7 

Länofe  der  Tentakeln 13 

Breite  des  Körpers 6 

Breite  der  Flossen 9. 

Die  Farbe  des  Thierchens  ist  röthlichgelb  und  die  ganze 
Oberfläche  ist  mit  zahlreichen  dunklen  Chromatophorcn  bedeckt. 

Vaterland  :  Strasse  von  Messina. 


Erklärung   der   Abbildungen, 

Tafel  IV. 

Fig.  1.  Philonexis  microstomus  d'Orl).  in  jugendlichem  Zustande,  von 
der  Bauchseite  gesehen  und  vergrössert. 

Fig.  2.  Stücli  des  Fadens  ,  welchen  Philonexis  microstomus  mit  sich 
herumträgt,  denselben  guirlandenartig  zwischen  den  bei- 
den dorsalen  Armen  tragend;  einige  Wesselorgane  sind  her- 
vorgeschnellt, stark  vergrössert. 

Fig.  3.     Ein  Nesselorgan  aus  demselben  Faden,  sehr  stark  vergrössert. 

Fig.  4.  Die  Greifplatte  des  hectocotylisirten  Armes  von  Scaeurgus 
titanotus,  zweimal  vergrössert. 

Fig.  5.  Kalkschüppchen  aus  der  Haut  von  Scaeurgus  titanotus,  sehr 
stark  vergrössert. 

Fig.  6.  Die  Greifplatte  des  hectocotylisirten  Armes  von  Scaeurgus 
Coccoi  (Octopus  Coccoi  Yerany)  um  die  Hälfte  vergrössert 
(gezeichnet  von  Prof.  Rud.  Leuckart). 

Fig.  7.  Ein  Spermatozoid  von  Rossia  dispar  bei  einer  Yergrösserung 
von  920  gezeichnet. 

Fig.  8.  Die  oberen  vier  Arme  einer  männlichen  Rossia  dispar  Rüpp., 
von  der  Mundseite  gesehen,  etwas  vergrössert. 

Fig.   9.     Keule  des  linken  Tentakels  von  Enoploteuthis  polyonyx  n.  sp. 

Fig.  10.  Thysanoteuthis  elegans  nov.  spec.  nat.  Grösse,  vom  Rücken 
gesehen. 

Fig. 11.  Rückenlamelle  von  Thysanoteuthis  elegans  gleichfalls  in  na- 
natürlichcr  Grösse. 

Fig.  12.  Rückenlamelle  von  Thysanoteuthis  Rhombus  in  natürlicher 
Grösse. 


7ö      Troschel:  Bemerk,  üb.  die  Cephalopoden  von  Messina. 

Tafel  V. 

Fig.  1.  Thysanoteuthis  Rhombus  vom  Rücken  gesehen,  in  nalürlichcr 
Grösse. 

Fig.  2.  Ein  Stück  des  dritten  Armes  der  linken  Seite  von  Thysano- 
teuthis Rhombus  ,  um  die  Beziehung  der  Saugnapfsliele  zu 
den  durch  eine  Membran  verbundenen  Fransen  zu  zeigen, 
etwas  vergrössert. 

Fig.  3.  Ein  Ring  aus  einem  Saugnapfe  des  dritten  Armes  von  Tliy- 
sanoteulhis  Rhombus,  stark  vergrössert. 

Fig.  4.  Ein  Halbring  aus  einem  Saugnapfe  der  Tentakelkeule  von 
Thysanoteuthis  Rhombus,   ebenfalls  stark  vergrössert. 


ISoltrag    zur  AuatoBiile    vosi   lHaiitSIus  Poeii- 
giiilusff^.,  Ibesoiiders  «ies  anäiiiftliciieBa  Tiiieres. 

Von 
Prof.  J.  van  der  fifoeven» 

Aus    dem  Holländischen  *»')   übersetzt 

vom 
lleraiisg'eber« 


Seit  das  Thier,  welches  die  längst  bekannte  Schale  von 
Nciutllus  Pompilius  bewohnt,  durch  R.  Owen  beschrieben 
worden  war,  blieb  hier  noch  besonders  die  Frage  zu  unter- 
suchen, wie  sich  bei  dieser  Art  die  Geschlechts-Verschieden- 
heit stelle.  Das  Exemplar,  welches  Owen  so  vortrefflich 
uniersucht  hat,  war  weiblich,  ebenso  wie  die,  welche  Va- 
lenciennes  und  W.  Vrolik  beschrieben  haben.  Die  Frage, 
in  wieweit  hier  die  allgemeine  Bildung  und  die  äussere  Ge- 
stalt bei  beiden  Geschlechtern  abweicht,  war  um  so  wichti- 
ger, als  Nautilus  sich  in  so  mancher  Hinsicht  von  allen  übri- 
gen Cephalopoden ,  die  zu  der  gegenwärtigen  Periode  der 
Geschichte  unseres  Erdballs  gehören  ,^  unterscheidet  und  nur 
in  fossilen  Arten  seines  Geschlechtes  und  in  der  zahlreichen 
Familie  der  Ammoniten  ,  einer  ausgestorbenen  Thiergruppe 
längst  verflossener  Zeiträume ,  seine  nächsten  Verwandten 
hat.     Vor   einigen    Jahren   glückte   es  mir ,   ein    männliches 


*)  Wis-en  natuurk.    Verh.     der    koninkl.    Akademie    Deel  III. 
Amsterdam  1850.     Die  Abhandlung  enthält  5  Tafeln. 


78  vanderlloeven: 

Exemplar  dieser  Art  in  meinen  Besitz  zu  beliommen,  welches 
jedoch  in  so  verstümmeltem  Zustande  war,  dass  die  Unter- 
suchung der  inneren  Theile  unmöglich  wurde  Das  was  ich 
bei  jenem  Exemplare  als  abweichend  in  den  äusseren  Thei- 
len  bezeichnete,  könnte  gleichwohl  eine  zufällige  Missbildung 
sein,  die  eben  so  wohl  bei  einem  weiblichen  Individuum  hätte 
vorkommen  können.  Bei  der  Beschreibung,  welche  ich  von 
diesem  Exemplare  entwarf,  und  dem  vormaligen  instituut  van 
Wetenschappen,  Letterkunde  en  schoone  Künsten  mitgetheilt 
linbe  '"*),  glaubte  ich  daher  es  zweifelhaft  lassen  zu  müssen, 
ob  man  hier  eine  individuelle  Missbildung,  oder  eine  nor- 
male Geschlechtsverschiedenheit  annehmen  müsse.  Ich  sprach 
das  letzte  nur  als  eine  Vermuthung  aus,  welche  mir  aber 
sehr  annehmlich  erschien  ,  da  unter  der  bereits  grösser  ge- 
wordenen Zahl  nach  Europa  gebrachter  Exemplare,  derglei- 
chen Missbildungen  noch  nicht  beobachtet  waren. 

Meine    Aufmerksamkeit    blieb  seit  1847,  als  ich  dieses 
Exemplar  untersucht  hatte,    stets   auf  diesen  Punkt  gerichtet, 


*)  Eenige  afwijkingen  in  den  vorm  van  het  hoofd,  waargeno- 
nien  by  een  mannelijk  voorvs^eip  van  Kautilus  Ponipilius.  Tijdschr. 
voor  de  Wis-en  Natuurliundige  Wetenscliappen  ,  iiitgegeven  door 
de  Eerste  Klasse  van  het  Koninkl.  Nederl.  Instituut.  I.  1848.  p.  67  — 73. 
pl.  I.  flg.  1 — 3.  Später  habe  ich  diese  Beobachtungen  auch  in  einen 
Aufsalz  unter  dem  Titel:  Contributions  to  the  Knowledge  of  the  Ani- 
mal  of  Nautilus  Pompilius  aufgenommen,  welcher  durch  R.  Owen's 
Vermittelung  der  Zoological  Society  zu  London  überreicht  worden 
ist.  S.  Transactions  of  theZool.  Society  Vol.  IV.  part.  I.London  1851. 
p.  21—29.  PI.  5 — S.  In  jener  Abhandlung  bin  ich  besonders  bemüht 
gewesen,  bessere  Abbildungen  von  dem  weiblichen  Thiere  zu  geben, 
und  einige  Nachlese  auf  dem  Felde  zu  halten,  welches  bereits  durch 
Owen  und  Andere  beinahe  abgemäht  war.  (Was  die  dort  gemeldete 
Eigenthümlichkeit  betrifft,  dass  ich  in  den  Räumen,  w^elche  die  fol- 
liculärcn  Anhänge  der  vordersten  Kiemenarterie  umschliessen,  ein 
sleinarliges  Concrement  antraf,  muss  ich  bemerken,  dass  mir  dies  spä- 
ter noch  in  einem  anderen  Exemplare  vorgekommen  ist.  Das  Stein- 
chen, durch  Herrn  Dr.  L.  C.  Levoir  auf  meinen  Wunsch  untersucht, 
wog,  0,47  Gram  (getrocknet  0,43Sj ,  hatte  ein  specifisches  Gewicht 
von  1,C6,  enthielt  einige  Spuren  von  Fett  und  Eiweiss  ,  aber  keine 
Harnsäure,  70,4%  anorganische  ßcstandtheile,  hauptsächlich  neutralen 
phosphorsauren  Kalk. 


Beitrag  zur  Anatomie  von  IVautilus  Pompilius.  79 

ii«d  ich  bin  jetzt  im  Stande,  diese  Frage  mit  völliger  Sicher- 
heit zu  entscheiden.  Im  vorigen  Jahre  1855  empfing  ich 
dnrch  die  wohlwollenden  Bemühungen  Sr.  Exe.  des  damali- 
gen Generalgouverneur's  des  niederländischen  Indiens,  von 
dem  Ministerium  der  Kolonieen  einige  Exemplare  von  Nauti- 
lus Pompilius,  worunter  sich  mehrere  männliche  in  verschie- 
denem Erhaltunorszustande  befanden  :  obwohl  sie  daher  zur 
Untersuchung  der  inneren  Theile  nicht  alle  gleich  geeignet 
waren,  zeigten  sie  doch  alle  die  äusseren  Theile  unverletzt, 
und  stimmten  bis  in  die  kleinsten  Eigenthümlichkeiten  mit 
dem   1847  beobachteten  Exemplare  überein  *"*}. 

Ich  brauche  mich  daher  nicht  länger  mit  einer  Vermu- 
lliung  zu  begnügen ,  sondern  kann  mit  völliger  Sicherheit 
zeigen,  dass  in  den  äusseren  Theilen  bei  beiden  Geschlech- 
tern von  Nautilus  Pompilius  eine  merkwürdige  und  beständige 
Verschiedenheit  besteht.  Diese  Verschiedenheit  vollständig 
kennen  zu  lehren  und  durch  Abbildungen  *"")  zu  erläutern, 
ist  der  Hauptzweck  der  gegenwärtigen  Mittheilung.  Zur  Be- 
förderung der  Deutlichkeit  enthalte  ich  mich  einer  Verweisuno- 
auf  meinen  früheren  Aufsatz.  Mit  mehr  Hülfsmitteln  ausge- 
rüstet, erscheint  es  mir  passender,  eine  neue  und  zusammen- 
hängende Beschreibung  zu  entwerfen,  als  nur  das  früher  Be- 
schriebene zu  verbessern,  und  so  meine  Untersuchungen  für 
die,  welche  die  früheren  nicht  genugsam  kennen,  minder 
fruchtbar,  und  seihst  für  die,  welche  sie  zu  Rathe  ziehen  wol- 
len, minder  deutlich  zu  machen.  Ich  werde  dabei  auch  die 
Beschreibung  der  inneren  männlichen  Geschlechfstheile  hin- 
zufügen ,  die  ich  jetzt  zuerst  anatomisch  untersucht  habe. 
Hier  ist  aber  viel  für  die  nähere  Untersuchung  übrig  geblie- 


*)  Sind  bei  Nautilus  Pompilius  die  männlichen  Individuen  min- 
der zahlreicli  als  die  weiblichen?  So  sollte  man  fast  vermuthen,  um 
so  mehr,  da  es  von  anderen  Cephalopoden  angegeben  ist,  z.  B.  von 
Delle  Chiaje.  Duvernoy  fand  unter  200  Exemplaren  von  Loligo 
nur  30  männliche  Individuen. 

*"')  An  merk,  des  Herausgebers.  Leider  war  es  nicht 
wohl  thunlich,  die  Abbildungen  des  Originals,  welche  fünf  Quartta- 
feln einnehmen  ,  auch  in  unserem  Archive  dieser  Uebersetzung  bei- 
zugeben. Ich  hoffe  jedoch  dieser  Mangel  werde  das  Verständniss 
der  Abhandlung  nicht  wesentlich  beeinträchtigen. 


80  vanderHoeven: 

ben,  und  manche  Punkte  werden  wahrscheinlich  immer  dun- 
kel bleiben,  so  lange  die  Untersuchung-  allein  auf  Exemplare, 
die  bereits  Monate  lang  in  Weingeist  aufbewahrt  waren,  be- 
schränkt bleibt.  Es  ist  daher  zu  wünschen,  dass  diese,  so 
wie  viele  andere  Eigenthümlichkeiten  in  der  Anatomie  der 
Thiere,  am  Orte  selbst  durch  sorgfältige  Beobachter ,  die  in 
unseren  Kolonieen  leben,  früher  oder  später  erforscht  werden 
mögen.  Ich  schätze  mich  gewiss  glücklich,  durch  diese  Ab- 
handlung wenigstens  einige  neue  Thatsachen  an  das  Licht 
gebracht,  und  etwas  der  Anatomie  des  Nautilus  hinzugefügt 
zu  haben,  die  durch  einen  so  vortrefflichen  Forscher,  wie 
R.  Owen,  ein  Gegenstand  allgemeinen  Interesses  für  alle 
Zoologen  geworden  ist;  aber  ich  kann  dennoch  die  Befürchtung 
nicht  unterdrücken,  ihm  haud  passibus  aequis  nachzutreten, 
und  bin  überzeugt,  dass  eine  geübtere  Hand  und  ein  scharf- 
sichtigeres Auge  von  der  mir  zu  Gebote  stehenden  Gelegen- 
heit einen  fruchtbareren  Gebrauch  gemacht  haben  würden. 


I. 

Aeussere  Gestalt  des  männlichen  Nautilus  Pompilius. 

Bei  dem  männlichen  und  weiblichen  Nautilus  ist  der 
allgemeine  Bau  des  Körpers  derselbe.  Er  besteht  aus  zwei 
Hauptlheilen,  einem  festeren  und  mehr  muskulösen,  dem  vor- 
dersten Theile,  welcher  die  Werkzeuge  der  Bewegung  und 
der  Sinne  trägt  und  den  hornartigen  Schnabel  umschliesst, 
und  einem  dünnhäutigen  Sack ,  worin  die  Eingeweide  ent- 
halten sind.  Dieser  Sack  o-eht  in  seinem  vordersten  Theile 
in  einen  starken  Hautlappen,  Mantel  genannt,  über,  und 
öffnet  sich  nach  aussen  unter  dem  ersten  Theile,  durch  den 
aus  zwei  über  einander  liegenden  Lappen  gebildeten  Trich- 
ter -»-). 


*)  Bald  ist  in  dem  Trichter  der  rechte ,  bald  wieder  der  linke 
Lappen  üher  den  anderen  geschlagen.  Dieser  von  unten  oITene  Trich- 
ter ist  eine  auffallende  Eigtnthümlichkeit,  da  bei  den  übrigen  (zwei- 
kiemigen)    Cephalopoden    der   Trichter   ein    geschlossener  Kanal    ist. 


Beitrag  zur  Anatomie  von  Nautilus  Pompilius.  81 

In  der  ersten  Abtheilung-  unterscheiden  wir  erstens 
die  Kappe.  So  nennt  Owen  eine  häutige  Scheibe,  die  die 
OefTnung-  der  Schale  einnimmt,  hinten  höher  ist,  sanft  ab- 
fifleilend  noch  vorn  läuft  und  daher  eine  keilförmige  Gestalt 
hat.  Sie  ist  ungefähr  1  Decinieter  lang-  und  an  dem  breite- 
sten Theile  bei  männlichen  Individuen  7'/2  bis  9  Cenliineter 
breit.  Von  hinten  ist  die  Kappe  in  der  Mitte  ausgeschnitten; 
dieser  etwa  4  Centimeter  tiefe  Ausschnitt  entspricht  der  in 
die  OefTnung  vorspringenden  Windung  der  Schale.  Eine  läng- 
liche Grube  auf  der  Oberfläche  trennt  diese  Kappe  in  zwei 
seilliche  Theile;  die  Oberfläche  ist  oberhalb  mit  queren  Gru- 
ben gerunzelt,  welche  sich,  besonders  nach  vorn,  mit  ande- 
ren feineren  Längsrinnen  kreuzen  ;  sie  ist  mit  vielen  zer- 
streut stehenden  Wärzchen  von  ungleicher  Grösse  bedeckt, 
deren  grosseste  den  papillae  vallatae  der  menschlichen  Zunge 
ähnlich  sind.  Unter  dem  Vorderrande  der  Kappe  sieht  man  an 
der  jeder  Seile  der  Miltelgrube,  in  einem  Abstände  von  fast 
1  Centimeter,  einen  queren  Einschnitt  der  OefTnung,  woraus 
ein  grau-schwärzliches  geringeltes  Fühlerchen  hervorgestreckt 
werden  kann;    innerhalb  der  Kappe    dehnen  sich  diese  Füh- 


Ich  habe  schon  früher  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass  diese  Ein- 
richtung bei  den  Cephalopoda  tetrabranchiata  (Nautilus)  als  eine  blei- 
bend embryonale  Structur  betrachtet  werden  kann,  da,  nach  den 
Beobachtungen  Kölliker's,  der  Trichter  bei  den  zweikiemigen 
Cephalopoden  anfangs  aus  zwei  seitlich  getrennten  Theilen  besteht. 
Entwiokelungsgeschichte  der  Cephalopoden  von  Dr.  A.  Kölliker. 
Zürich  1843.  p.  41. 

Ich  will  hier  beiläufig  nochmals  hervorheben ,  dass  die  Oeff- 
nung,  wodurch  nach  Owen  der  ölantel  zum  Durchlassen  des  Trichters 
durchbohrt  sein  sollte  (Memoir  an  Ihe  Nautilus  p.  9)  durchaus  nicht 
existirt.  Der  Mantel  hat  einen  geraden  freien  Uand,  worauf  das  Ende 
des  Trichters  ruht.  Ich  muss  also  der  Auffassung  widersprechen, 
wozu  leichtlich  die  später  als  meine  Contributions  erschienene  zweite 
Ausgabe  von  Owen's  Lectures  on  the  comparative  Anatomy  of  the 
invertebrated  Animals.  London  1855  Veranlassung  geben  kann,  wo 
wir  p.  579  nochmals  lesen:  „The  margin  or  coUar  of  the  mantle  .  .  . . 
is  perforated  below  for  the  passage  of  the  niuscular  expiratory  and 
excretory  tube  called  the  funnel."  Diese  Worte  scheinen  aus  Verse- 
hen aus  der  vorigen  Ausgabe  der  Lectures  (1843.  p.  316}  übergegan- 
gen zu  sein. 

ArcLiv  L  Naturgcsch.  XXIII.  Jahrg.  1.  Bd.  6 


^2  vanderHoeven: 

lerchen    zu   etwa  4V3  Cenlimeler  aus.      An  jeder  Seite    der 
Kappe   liegt  die  dicke   äussersle  Umkleidung-    des  Kopfes  in 
achtzehn  Einkerbungen  verlheilt  *").  Diese  Einkerbungen  oder 
Zipfel    sind  nach    hinten    zusammengewachsen    und   wie  zu 
einem  Kelche  verbunden;  die  untersten  Einkerbungen  schlies- 
sen  über  dem  Trichter  aneinander,  und  sind  hier  durch  einen 
dicken ,  nach    vorn  ausgeschnittenen  Rand  verbunden.     Vier 
dieser  Zipfel  liegen  mehr  nach  aussen  und  nach  hinten;  die 
übrigen  bilden  gleichsam  einen  Verticillus;  an  der  Innenfläche 
bilden  alle  diese  Zipfel  mit  der  Kappe  ein  zusammenhängen- 
des Ganze,  welches  als  auswendige  Bekleidung  die  fleischige 
Mundmasse  ,  worin    die   Kiefer  liegen  ,  kreisförmig  umgiebt. 
Der  erste  Zipfel,  der  an  beiden  Seiten    auf  die  Kappe  folgt, 
schliesst  sich  daran  unmittelbar  an,  und  bildet  von  oben  und 
vorn  gleichsam    einen  Saum    um  die  Kappe ,    von    derselben 
Farbe  und  Oberfläche    wie    dieser  Theil;   die  übrigen  Zipfel 
liegen  zur  Seile  und  nach  unten,   und  sind  in  der  Oeffnung 
der  Schale  nicht  sichtbar,  von  welcher  sie  zur  Seite  bedeckt 
werden;  sind  blasser  von  Farbe,    und  zeigen  wohl  Runzeln, 
aber  keine  Wärzchen  und  Tüpfelchen.     In  jedem  der  Zipfel 
ist  ein  kleines  Fühlerchen  eingeschlossen  ;  von  derselben  Farbe 
wie  die  zwei  Fühlerchen  der  Kappe.     Diese  Fühlerchen  stek- 
ken nun  mehr  oder  weniger   aus  den  Oeffnungen    der  Zipfel 
hervor,  in  welcher  Hinsicht  eine  grosse  Verschiedenheit  zwi- 
schen   verschiedenen  Exemplaren  herrscht;    sie  können  sich 
aber  ganz    in    die  Zipfel    zurückziehen.      Owen  hat  richtig 
angegeben ,  dass    die  Kappe  aus  der  Verwachsung  der  zwei 
obersten  Zipfel  dieser  kranzförmigen,  fleischigen  ümhüHung 
des  Mundes  gebildet  ist. 

In  diesen  Theilen  ist  kein  merklicher  Unterschied  von  den 
weiblichen  Exemplaren,  welche  bisher  untersucht  waren.  Der 
Unterschied  zeigt  sich  nicht  in  der  Anzahl  der  fühlertragen- 
den Zipfel;  aber  es  scheint  dagegen,  dass  hierin  einige  Ver- 
schiedenheit, unabhängig  von  dem  Geschlechte,  vorkommen 
kann.  Owen  zählte  wenigstens  ausser  der  Kappe  neunzehn 
Zipfel  an  jeder  Seile  an    dem  Exemplare,   welches  er  unter- 


*•')  Bei  einem  Exemplare    sah    ich    an  der  rechten   Seile   nur 
siebenzehn. 


Beilrag  zur  Anatomie  von  Nautilus  Fompilius.  83 

suchte  •'•*).  Achlzehn  scheint  hier  aber  die  Normalzahl  zu 
sein  ,  welche  ich  sowohl  bei  männlichen  als  bei  weiblichen 
Individuen  beobachtete,  und  welche  auch  Valenciennes 
bei  seinem  Exemplare  fand  *»•"').  Es  ist  mir  übrigens  nicht 
unwahrscheinli(  h,  dass  in  der  Gestalt  der  Kappe  eine  sexuelle 
Verschiedenheit  liegt,  und  dass  sie,  bei  derselben  minieren 
Länge,  bei  weiblichen  Individuen  etwa  zwei  Centimeter 
schmaler  ist.  Damit  ist  auch  eine  Verschiedenheit  in  der 
Gestalt  der  Schale  verbunden  ;  bei  männlichen  Exemplaren 
ist  sie  an  der  Apertur  breiler  und  gewölbter,  bei  weiblichen 
Thieren  mehr  zusammengedrückt.  Auch  ist  der  Rand  der 
Apertur  der  Schale  bei  dem  männlichen  Thiere,  wie  es  mir 
vorkommt,  stärker  buchlig,  bei  dem  weiblichen  mehr  gerade. 
Diese  Unterschiede  sind  aber  von  oferinffer  Bedeuluno- 
im  Vergleiche  zu  denen,  welche  uns  die  Untersuchung  der 
mehr  inwendig  angebrachten  Zipfel  gewährt,  die  Owen  Pro- 
cessus labiales  nennt.  Wenn  wir  bei  dem  Nautilus,  von 
welchem  Geschlechfe  er  auch  sein  möge,  die  Dicke  der 
Kappe  durchschnitten  haben,  und  nun  die  auswärtigen  Zipfel 
nach  jeder  Seite  von  einander  entfernen,  dann  sehen  wir, 
dass  die  glatte  Innenhaut,  welche  die  ganze  durch  diese 
Zipfel  und  die  Kappe  gebildete  Scheide  inwendig  bedeckt, 
eine  Haulfalle  abgiebt ,  woran  sich  fleischige  Verdickungen 
anheften.  Diese  sind  in  Zipfel  verlheilt,  welche  Köcher  bil- 
den, in  denen  relraclile  Fühler,  wie  an  den  äusserslen,  aber 
kleiner  als  diese,  eingeschlossen  werden.  Betrachten  wir 
nun  diese  Einrichtung  zuerst  bei  männlichen  Exemplaren 
etwas  genauer.      Die  Hautfalle,  wovon  wir  sprachen,  heftet 


*)  Memoir  on  the  IVautilus  p.  13. 

*■*)  Wenn  ich  früher  angegeben  habe,  Transact.  of  the  Zool. 
Soc.IV.  I.  p.24,  dass  Valenciennes  nur"  siebenzehn  zählte,  muss 
ich  solches  jetzt  als  einen  Irrthum  widerrufen.  Mein  Irrthum  ent- 
stand dadurch,  dass  ich  nicht  bedacht  halle,  das  Valenciennes 
den  an  dem  Aussenrande  der  Kappe  liegenden  ersten  Zipfel  als  einen 
Theil  der  Kappe  ansah,  der  also  bei  ihm  an  jeder  Seite  zwei  Füh- 
lerchen durchliess.  Ich  vermuthe,  dass  es  auf  dieselbe  Weise  erklärt 
werden  muss,  wenn  W.  Vrolik  auch  von  siebenzehn  grossen  Ta- 
stern an  jeder  Seite  spricht,  Tijdschrift  uitgegeven  door  de  Eerstc 
Klasse  van  het  Koninkl.  Nederl.  Instituut  II.  p.  323. 


g4  vanderlloevcn: 

sich  hier  nach  unlcn  zu  mit  einem  freien  Rande  an  die  In- 
nenseile des  auswendigen  Kranzes  von  Taslern  ;  die  Anhef- 
lungsränder  der  linken  und  rechten  Seite  der  Haulfalle  stehen 
etwa  15  J\lillim.  von  einander  entfernt.  An  dieser  Falte  ist 
nach  oben  zu  ein  fleischige  Verdickung  (labial  process)  von 
nahe  3  Cenlimeter  Länge  zu  bemerken,  die  sich  an  dem 
Vorderrande  in  acht  platte  fingerförmige  Scheiden  spaltet. 
Durch  jede  dieser  Scheiden  geht  ein  kleines  Fühlerchen. 
Die  beiden  obersten  Zipfel  sind  kurz  ,  liegen  unten  an  dem 
Fussstücke  der  plattenlörmigen  Verdickung,  und  sind  nach 
hinten  umgebogen  ;  die  sechs  übrigen  Zipfel  sind  höher  ge- 
stellt und  länger.  An  der  rechten  Seile  ist  dieser  gefingerte 
Lappen  breiler  als  an  der  linken  "''O-  An  der  Aussenseite 
derselben  Haulfalle,  aber  gleichwohl  mit  aus  ihr  entsprin- 
gend, liegt  nach  unten  zu,  am  rechten  Rande,  ein  kleiner 
fleischiger  Lappen,  der  sich  in  vier  fühlertragende  Zipfel 
spaltet.  An  der  linken  Seite  liegt  auf  derselben  Stelle,  aber 
sich  nach  hinten  weiter  ausstreckend  und  deutlicher  von  der 
Falte  getrennt,  ein  grosser  und  dicker  Körper,  der  aus  der 
Vereinigung  von  vier  ungemein  entwickelten  und  bemerk- 
lichen Tentakeln  besteht.  Wir  nennen  diesen  Theil,  worauf 
wir  später  zurückkommen,  den  Spadix.  Es  ist  der  bezeich- 
nendste Theil  des  männlichen  Nautilus. 

Ausser  diesen  Lappen  und  den  darin  enthallenen  Füh- 
lerchen findet  man  zwischen  dem  auswendigen  Kreise  gros- 
ser Taslerzipfel  keine  andere  Theile.  Die  mehrfach  erwähnte 
Falte  geht  von  oben  nach  innen  in  die  Haut  über,  die  die 
fleischige,  grosse,  runde  Muskelmasse,  welche  den  Schnabel 
umgiebt,  kreisförmig  bedeckt,  und  welche  rund  um  den  Punkt 
der  Kiefer  in  vielen  kurzen  und  gekrümmlen  Fädchen ,  wie 
in  einer  Rorde  von  Fransen,  endigL  An  dem  nach  unten 
liegenden  Verbindungstheile  der  äusseren  grossen  fühlerlra- 
genden  Zipfel  findet  man  von  innen  viele  Gruben,  die  an 
dem  ausgeschnittenen  Vorderrand  der  Commissur  parallel 
sind,  und  zur  Seite  und  mehr  nach  hinlen  sind  kleine  Höh- 
lungen, wodurch  dieser  Theil  ein  netzförmiges  Ansehen  be- 
kommt.^   Eine  Fortsetzung    der  Haut  klimmt ,    auf  etwa   ein 


*}  Die  Breite  beträgt  links  ungefähr  1 ,  rechts  2  Cenlimeter. 


Beitrag  zur  Anatomie  von  Kautilus  Poinpilius.  85 

Centimeler  Abstand  hinler  jenem  ausg-eschnillenen  Rande, 
als  dünne  Bekleidung  nach  oben,  um  das  von  Owen  soge- 
nannte Zungenbein  und  den  ganzen  Muskelapparat  der  Kie- 
fer zu  bedecken  ,  und  geht  in  die  von  der  Rückseite  ent- 
springende Haut  über,  oder  viehnehr  macht  damit  ein  Ganzes 
aus.  Nach  unten  zu  bildet  diese  Haut  aber  noch  eine  Du- 
pücalur,  einen  blinden  ovalen  Sack,  der  ein  zusammenge- 
selzles  Organ  umkleidet.  Aus  der  Querspalte,  oben  an  der 
Duplicatur,  kommt  dieses  Organ  zum  Theil  mit  seinem  Ober- 
rande zum  Vorschein.  Dieser  Theil  ist  etwa  14mm.  breit 
und  18mm.  lang,  hat  eine  eirunde,  an  der  Oberfläche  ge- 
wölbte, an  der  Unterseite  platte  Gestalt,  und  liegt  als  ein 
kleines  Polster  unter  und  hinter  dem  Zungenbein,  und  gegen 
die  Unterfläche  des  Anfangs  des  Schlundes.  OelTnet  man  die 
Hautfalte,  worin  es  eingeschlossen  liegt,  dann  sieht  man,  dass 
das  Organ  aus  zwei  seillichen  Theilen  von  bohnenförmiger 
Geslalt  besteht,  die  vorn  mit  einem  rundlichen  Rande  einan- 
der zuo-ekehrt  sind.  Diese  zwei  Ränder  sind  durch  7  oder 
mehr  Einkerbungen  *"'"} ,  zwei  bis  drei  mm.  tief,  in  platte, 
viereckige,  nach  innen  zu  schmaler  werdende  Zipfel  gelheiU. 
Wenn  man  durch  einen  Längsschnitt  die  zwei  seitlichen 
Tlieile  von  einander  trennt,  dann  sieht  man  in  jedem  dieser 
Theile  noch  etwa  vierzehn  sehr  dünne  Plättchen ,  die  schief 
nach  dem  Innenrande  und  nach  innen  laufen  ;  das  unterste 
dieser  Plätkhen  liegt  gegen  einen  keulenförmigen,  glaüen 
Theil,  der  nach  unten  zu  breiter  wird.  An  der  Aussenseilo 
dieses  Theils  liegt  eine  kleine  Höhle  zwischen  der  freien 
dicken  Aussenwand ,  die  durch  quere  lose  Fasern  gebil- 
det wird. 

Vergleichen  wir  nun  diese  Organisation  mit  der,  welche 
bei  den  weiblichen  Exemplaren  von  Kaulilus  vorkommt.  Hier 
sind  an  jeder  Seile  zwei  Lappun,  die  in  fingerförmige  Zipfel 
verlheilt  sind  *"••).      Das    oberste  Paar    ist   breiter    und  tragt 


*)  In  dem  1847  von  mir  untersuchton  Exemplare  fand  ich  zehn 
bis  elf  von  diesen  tetragonalen  Zipfeln.  Transact.  of  the  Zool.  Soc. 
1  Y.  I.  p.  27.  pl.  8.  Fig.  9. 

**)  „Four  processes,  vvhich  may  be  termed  labial"  Owen,  Mem. 
on  the  TS'antilus  p.  14.     Yal  eu  cienii  es ,    der   sich    bemüht  eine  ge- 


86  vanderHoeven: 

gewöhnlich  oder  fast  immer  zwölf  Fühlerchen  ^'*).  Die  Haut- 
falte, die  diese  Lappen  an  der  Unterseite  mit  den  äussersten 
grossen  Tasterzipfeln  vereinigt ,  ist  durch  eine  Menge  fein- 
häutiger  Blättchen  bedeckt,  die  in  zwei  Gruppen  gelrennt 
sind.  Das  unterste  Paar  liegt  innerhalb  des  Kreises  des  ober- 
sten Paares  und  unmittelbar  gegen  die  fleischige  Masse,  die 
die  Kiefer  umgiebt.  Diese  untersten  Lappen  sind  schmaler; 
sie  entstehen  mit  einem  stielförmigen  Theile ,  der  nach  vorn 
zu  in  einen  breiteren,  bandförmigen  Theil  übergeht,  und  sich 
seillich  gegen  die  fleischige  Mundmasse  aufrichtet.  Ich  fand 
hier  sechzehn  Fühlerchen  an  der  rechten,  vierzehn  an  der 
linken  Seile  *""'^).  Zwischen  diesen  innersten  fühlerlragenden 
Zipfeln  liegt,  unter  der  fleischigen  Mundmasse,  ein  aus  acht- 
zehn oder  siebzehn  Fallen  gebildeter  Theil,  welchen  Owen 
für  das  Geruchsorgan  hielt,  welcher  aber  nach  meiner  Mei- 
nung für  eine  Fortsetzung  des  Kreises  der  inneren  Tentakeln, 
die  hier  in  rudimentärem  Zustande  vorhanden  sind,  angese- 
hen werden  muss.  Dieser  Theil  liegt  auf  den  feinhäuligen 
Blältchen  der  Commissur  der  vorigen  Zipfel. 

Man  sieht  folglich,  dass  hier  ein  sexueller  Unlerschied 
Statt  findel.  Dieser  Unterschied  muss  aber  in  seiner  Be- 
schaffenheit noch  näher  untersucht  werden.  Man  könnte  an- 
nehmen, dass  sowohl  bei  dem  männlichen  als  bei  dem  weib- 
liche Nautilus  zwei  Paare  von  processus  labiales  anwesend 
wären.  Das  erste  Paar  würde  dann  bei  dem  Männchen  oben 
und  inwendig  angebracht  sein,  und  acht  Fühlerchen  tragen, 
während  es  bei  den  Weibchen  oben  und  auswendig  gelegen 


zwungene  Analogie  mit  den  Armen  der  Dibranchiala  zu  vertheidigen, 
nennt  diese  Theile  bras  internes. 

*)  Hier  fanden  Owen  und  W.  Yrolik  zwölf  tentacula,  wo- 
mit auch  meine  Dcobachlungen  immer  übereinstimmten  j  Valencien- 
nes  fand  dreizehn  Tenlacula,  p.27i. 

^•"')  Bei  einem  Exemplare  fand  ich  vierzehn  rechts,  dreizehn 
links.  Owen  giebt  an  diesen  Zipfeln,  gleichwie  an  den  äussersten 
labialen  Zipfeln  j  zwölf  Fühlerchen  an*  Wemoir  p.  14  ;  Valencien- 
Ties  giebt  lür  diese  Anzahl  jederseils  dreizehn  an;  W.  Vrolik  vier- 
zehn. Es  scheint  daher  hier  einige  individuelle  Verschiedenheit  statt 
yü  linden,  aber  eine  grössere  Zahl  als  bei  den  äussersten  labialen 
Ziplelu  li.uss  dennoch  als  Regel  betrachtet  werden. 


Beitrag  zur  Anatomie  von  Kaulilus  Pompilius.  87 

wäre  und  zwölf  Fühlerchen  trüge;  das  zweite  Paar  würde 
sich  durch  die  geringe  Zahl  von  nur  vier  Tentakehi,  und 
mehr  noch  weil  es  ausserhalb  der  obersten  Zipfel  liegt,  von 
den  untersten  processus  labiales  des  Weibchens  unterscheiden. 
Früher  habe  ich  die  Verschiedenheit  in  diesem  Sinne 
aufgefasst  "*''■).  Nähere  Untersuchung  brachte  mich  jedoch  zu 
einer  anderen  Auffassung,  die  mir  mehr  annehmlich  erscheint. 
Beide  Zipfel  sind  bei  dem  männlichen  Exemplare  an  dersel- 
ben Haulfalte  befestigt,  wie  sehr  auch  der  unterste  Zipfel  an 
der  Aussenseite  der  Haulfalte  liegt.  Ich  glaube  daher,  dass 
diese  beiden  Fühlergruppen  bei  dem  männlichen  Nautilus  nur 
einem  Paare  der  labialen  Zipfel  des  weiblichen  Nautilus  ent- 
sprechen, und  dass  sie  auf  Kosten  des  anderen  Paares  ent- 
wickelt sind.  Die  Commissur  an  der  Unterseite  lehrt,  dass 
das  Paar,  welchem  sie  entsprechen,  das  der  äusserslen  labia- 
len Zipfel  des  weiblichen  Nautilus  ist.  In  dieser  Auffassung 
kommt  auch  die  Zahl  der  Fühlerchen  in  beiden  Geschlechtern 
überein  (8  +  4  bei  dem  Männchen,  12  bei  dem  Weibchen. 

Die  sexuelle  Verschiedenheit  kann  nun  klarer  angege- 
ben werden.  Bei  dem  männlichen  Thierc  sind  die  äusser- 
sten  labialen  Zipfel  in  zwei  Abtheilungen  getrennt,  wovon  die 
unterste  nach  unten  liegt  und  vier  Fühlerchen  trägt.  An 
der  linken  Seile  ist  diese  Gruppe  von  4  Tastern  zu  dem  Spa- 
dix  entwickelt.  Die  untersten  oder  innersten  labialen  Zipfel 
scheinen  bei  dem  männlichen  Thiere  zu  fehlen.  Als  rudi- 
mentäre Processus  labiales  interni  oder  inferiores  können 
jedoch  vielleicht  die  Theile  angesehen  werden ,  die  an  der 
innersten  Commissur,  das  unter  der  Zunge  und  den  Kiefern 
liegende  Organ  zusammensetzen.  Die  vorragenden  ßlättchen 
in  diesem  Theile  entsprechen  dann  in  einer  grösseren  Fein- 
heit den  Plättchen,  welche  bei  Owen,  in  seiner  Beschrei- 
bung des  weiblichen  Nautilus  den  Namen  von  Riechorganen 
tragen.  Die  feinen  häutigen  Theile  dagegen,  die  bei  der 
Commissur  der  äusseren  labialen  Zipfel  bei  dem  Weibchen 
vorhanden  sind,  fehlen  bei  dem  männlichen  Thiere  ganz,  und 


*)  Tijdschr.  uitgeg.  door  de  eerste  Klasse  van  het  Eoninkl.  INe- 
derl.  Instituut.  I.  71 ;  Transact.  of  the  200I.  Soc.  IV.  I.  p.  26,  27. 


88  V  a  n  cl  e  r  H  0  e  V  e  D : 

werden  durch  das  netzförmige  Gewebe  vertreten ,  das  die 
Vereinigung  der  äussersten  lastertragenden  Zipfel  von  innen 
bedeckt. 

Kehren  wir  nun  zu  dem  Spadix  an  der  linlien  Seite  des 
männlichen  NautiUis  zurück.  Dieser  Körper  ist  6  bis  7  Cen- 
timeter  lang,  ^'^/^  bis  5  Centimeter  hoch,  und  am  Grunde  3 
Centimeter  breit.  Ein  Ouerdurchsclinilt  beweist  deutlich,  dass 
er  aus  vier  Tenfalieln  besieht,  wovon  sich  besonders  drei 
durch  bedeutenderen  Umfang  unterscheiden,  und  deren  Schei- 
den untereinander  verwachsen  sind  •"*).  Das  unterste  Fühler- 
chen hat  nur  eine  kurze,  häuiige  Scheide  am  Grunde,  und 
liegt  übrigens  frei  längs  dem  Unterrande  an  der  Aussenseite 
des  durch  die  drei  übrigen  Fühler  gebildeten  Mauptkörpers  des 
»Spadix.  An  der  Aussenseite  der  häutigen  Scheide  des  ober- 
sten Tentakels  des  Spadix  liegt,  dicht  bei  dem  Vorderrande, 
ein  platte  Scheibe  von  länglich  runder  Gestalt,  deren  kleine- 
rer Durchmesser  'i'/j,  deren  grösserer  3  Centimeter  beträgt. 
Diese  Scheibe  ist  von  vielen  kleinen,  runden  Löchern  durch- 
bohrt, die  durch  etwas  erhabene  Ränder  umsäumt  sind ;  sie 
liegen  auf  ungefähr  1mm.  Abstand  von  einnnder,  auf  einigen 
Stellen  aber  dichter  beieinander.  Ein  Längsdurchsrhnitt  der 
Dicke  der  Scheibe  zeigt,  dass  sie  aus  vielen  folliculi  besteht, 
welche  senkrecht  auf  ihrer  Oberfläche  stehen ,  sich  durch 
sackförmige  Erweiterungen  an  den  Wänden  auszeichnen  und 
ihre  Oeffnungen   in  den  eben   erwähnten  Löchi-rn  haben. 

An  dem  Mantel,  um  etwas  von  dem  zweiten  Haupttheile 
des  Körpers  hinzuzufügen ,  fehlen  die  beiden  Hervon  agun- 
gen,  die  an  seinem  unteren  Theile  hei  dem  weiblichen  Thiere 
vorhanden  sind  *""•"■).  Der  drüsenarlige,  aus  vielen  Platten 
zusammengeselzte  Theil,  der  bei  dem  weibliciien  Nautilus  an 
der  Stelle  an   die   Innenseite   des   Mantels  geheftet  ist,    fehlt 


*)  Diese  Tcntalieln  zeigen  dem  unbewaffneten  Auge  eine  Struk- 
tur, welche  mit  der,  wie  sie  bei  den  gevvöhniiclicn  Tentakeln  unter 
dem  Mikroskope  wahrgenommen  wird,  ühcreinsliinmt.  Vgl.  R,  Owen, 
Un  Ihe  struclure  and  homology  of  ihe  cephalic  tenlaclcs  in  ihe  peariy 
Kautilus.     Annais  and  »lag.  of  nat.  hist.  XII.   1843.  p.  308. 

•^*)  Owen  31cmoir  p.  9.  Fl.  1.  e  Fi.  II.  f.  I.  c  ;  vergl.  meine  Ab- 
bildungen Transact.  of  Ihe  zool.   Sjc.  IV.  I.  Fl.  5  b.   Fl.  ö.  fig.  3  h  h. 


Beitrag  zur  Anatomie  von  I^autilus  roinpilius.  89 

bei  dem  mannlichen  Nautilus,  wodurch  also  Owen*s  Meinung^ 
bestädgt  wird,  der  diesen  Theil  als  in  Verbindung  mit  den 
Forlpflanzungsorganen  betrachtete  und  ihm  die  Absonderung 
einer  Umldeidung  der  Eier  zuschrieb  *"*).  Ferner  kommt 
es  mir  vor,  dass  der  Mantel  bei  dem  männlichen  Nautilus 
kürzer  ist,  und  die  Augen  fast  unbedeckt  lässt,  während  der 
Rand  des  Mantels  bei  den  weiblichen  Exemplaren  über  die 
Mitte  der  Vorderfläche  der  gestielten  Augäpfel  hinläuft  **). 


II. 

Männliche  Fortpflanxungsorgane  des  Nautilus. 

Wenn  wir,  nach  Zurückschlagung  oder  Wegschneidung 
des  Mantels ,  den  Nautilus  an  der  Unterseite  betrachten,  dann 
finden  wir  bei  diesem  Thiere  einen  Raum  oder  eine  Höhle, 
die  von  der  E)ingewei(!ehöhle  abgeschieden  ist ,  und  die  vier 
Kiemen  enthält.  Die  La^e  der  in  diesem  Kiemensacke  sieht- 
baren  Theile  kommt  bei  dem  männlichen  Nauiilus  im  Ganzen 
mit  der  der  gleichnamioren  Theile  bei  dem  weiblichen  Thiere 
überein.     Die  Ruthe   liegt  aber  nicht   oder    kaum  zu  unserer 


*)  „X  glandulär  apparatus  .  .  .  . ,  which  ,  if  not  peculiar  to, 
is  in  all  probability  more  strongly  developed  in  the  female  than  in 
thc  male  Nautilus  Pompilius,"  p.  9.  S.  ferner  die  Beschreibung  die- 
ses Theiles  ebend.   p.  43. 

**)  Anmerkung  des  Herausgebers.  Als  der  Verf.  diese  Ab- 
handlung veröfienllichte ,  kannte  er  die  Arbeit  von  Steenstrup 
noch  nicht,  weiche  ich  im  vorigen  Jahrgange  in  der  Uebersetzung 
milgetheilt  habe.  Er  würde  sonst  unzweifelhaft  in  dem  Spadix  einen 
hectocotylisirten  Arm  erkannt  haben,  der  "hier  an  der  linken  Seite  im 
ersten  Paare  liegt.  Diese  Thatsache  redet  der  V  al  en  c  ien  n  es'schen 
Ansicht  sehr  das  Wort,  nach  welcher  die  inneren  acht  Zipfel  den 
Armen  der  Dibranchiaten,  die  sogenannten  Tentakeln  oder  Fühierchen 
den  Saugnäpfen  entsprechen.  Selbst  diejenigen,  welche,  wie  unser 
Verfasser,  bisher  der  V  a  1  e  n  ei  e  n  n  e  s'schen  Deutung  abhold  waren, 
möchten  sieh  durch  die  Vergleichung  der  von  Steenstrup  soge- 
nannten hectocotylisirten  Arme  mit  dem  Spadix  van  der  lloeven's 
umstimmen  lassen. 


90  vanderHoeven: 

Linken,  wie  die  Eierleiteröffnun^  oder  Vulva  bei  dem  Weib- 
chen*), sondern  beinahe  genau  in  der  Mittellinie,  zwischen 
dem  After  und  dem  Trichter.  Diese  Ruthe  ist  von  einer 
stumpfkegelförmigen  Gestalt ;  an  der  Rückenfläche  ist  sie  fast 
bis  an  ihr  Ende  an  die  Haut  festgewachsen,  welche  zwischen 
zwei  grossen  Muskelsäulen  (den  grossen  Schalenmuskeln)  aus- 
gespannt ist ,  und  wodurch  die  Eingeweidehöhle  von  dem 
Kiemensacke  getrennt  wird.  Zu  unserer  Linken,  also  —  da 
wir  das  Thier  hier  von  der  Unterseite  sehen  ■ —  an  der  rech- 
ten Seite  des  Thieres,  unterscheidet  man,  zwischen  dem  After 
und  der  ersten  Kieme ,  an  dem  Grunde  des  Penis,  eine  ge- 
wölbte Erhabenheit ,  welche  durch  eine  darunter  liegende 
Blase  (dem  Spermatophoren-Sack)  verursacht  wird. 

Betrachten  wir  ferner,  bevor  wir  diese  äusseren  Theile 
ferner  verfolgen,  die  inneren  Fortpflangungsorgane.  Sie  be- 
stehen hauptsächlich  aus  zwei  Drüsen  ,  beide  von  ansehnli- 
cher Grösse.  Wenn  wir  den  Sack,  der  die  Eingeweide  ent- 
hält, von  der  Rückseite  öffnen,  dann  finden  wir  in  dem  Hin- 
terende dieses  Sackes  ,  links  von  dem  Muskelmagen ,  die 
grösste  dieser  beiden  Drüsen,  die  jedoch  grossentheils  durch 
die  Leberlappen  und  rechts  auch  ein  wenig  vom  Magen  be- 
deckt ist.  Diese  Drüse,  welche  nach  Analogie  mit  den  übri- 
gen Cephalopoden  für  den  Hoden  gehallen  werden  muss  **), 
ist  in  eine  dünne  weisse  Haut  eingeschlossen,  wie  auch  die 
übrigen  Eingeweide  durch  eine  solche  Umkleidung  alle  be- 
sonders  eingeschlossen  sind  *"**"**'^ ).      Diese  Drüse  hat    eine 


*)  Das  ist  an  der  rechten  Seite  des  Thieres,  welches  in  dieser 
Lage  den  Rücken  von  uns  abkehrt.  S.  meine  Abbild.  Transact.  of  the 
zool.  Sog,  1.  1.  PI.  7.  fig.  4. 

*■*)  An  derselben  Stelle,  wo  bei  dem  männlichen  Nautilus  der 
Ilode  liegt,  ist  bei  dem  weiblichen  Thiere  das  Ovarium  angebracht. 
Owen  sagt  zwar,  dass  der  Muskelmagen  im  Grunde  des  Eingeweide- 
sackes links  und  der  Eierstock  rechts  liege  (Memoir  on  Ihe  pearly 
Nautilus  p.  26.  §.4),  aber  dies  ist  nur  auf  die  Lage  bezüglich,  in  der 
das  Thier  untersucht  und  abgebildet  ist,  nämlich  auf  dem  Rücken  lie- 
gend und  von  der  Bauchseite  gesehen. 

*)  Das  Mikroskop  zeigt  in  dieser  Haut  feine  Längsfasern  und 
einige,  wenig  zahlreiche  Querfäden,  mit  zerstreuten  Körnchen  oder 
Kernen. 


Beitrag  zur  Anatomie  von  Nautilus  Pompilius.  91 

Länfje  von  etwa  7  Cenliinetern,  und  an  ihrem  breitesten  Theile 
eine  Breite  von  4  Centimetern ;  sie  übertrifft  alle  übrigen 
Eingeweide,  die  grosse  Leber  allein  ausgenommen ,  an  Um- 
fang, und  reicht  mit  ihrem  Vorderrande  bis  an  das  Herz, 
nimmt  also  fast  die  ganze  Länge  des  Eingeweidesackes  ein. 
Sie  hat  eine  platte  eiförmige  Gestalt  und  ist  an  der  linken 
oder  Aussenseite  durch  einen ,  besonders  von  oben  kugelig 
hervortretenden  Rand  umschrieben.  Hat  man  die  dünne,  aber 
feste  Bekleidung  von  diesem  Theile  weggenommen,  dann  er- 
scheint der  Hode  von  einer  bräunlichgelben  Farbe^,  und  man 
sieht,  dass  er  in  eine  untere  und  obere  Hälfte,  und  durch 
schiefe  Quergruben  in  einige  lose  verbundene  Lappen  ge- 
theilt  ist.  Er  ist  aus  einer  Menge  Acini  zusammengesetzt, 
die  sich  auf  der  Oberfläche  mit  ihren  blinden  Enden  als 
weisse  Flecken  darstellen.  Die  eigentliche  Zusammensetzung 
des  Gewebes  dieser  Acini  ist  mir  nicht  deutlich  geworden ; 
das  Mikroskop  zeigte  nichts  als  eine  körnige  Masse.  Inner- 
halb des  Hodens  sieht  man  weisse  Röhren,  die  in  einen 
rechts  verlaufenden  Kanal  (vas  efferens)  zusammenlaufen.  Die- 
ser Kanal  verlässt  das  Gewebe  des  Hodens ,  verläuft  eine 
kurze  Strecke  in  dem  Umhüllungssack  und  endigt  in  eine 
platte,  kegelförmige  Hervorragung  mit  einer  kleinen  schiefen 
OefTnung.  Der  Rand  dieser  Papille  zeigt  strahlenförmige 
Falten  und  ist  mit  der  Umhüllung  des  Hodens  innig  verbun- 
den, welche  von  der  erwähnten  OefTnung  durchbohrt  ist. 

Ueber  und  rechts  vom  Hoden  liegt  eine  zweite  Drüse  von 
platter  Gestalt,  länglichrund  und  kleiner  als  die  erste  '*^>  Sie 
besteht  zum  Theil  aus  vielen  kleinen  ,  an  plattenarlige  quere 
Zwischenwände  gehefteten  Läppchen,  die  aus  mikroskopischen, 
fingerförmigen  blinden  Schläuchen  gebildet  sind,  deren  Wände 
aus  cylinder-  oder  kegelförmigen  Zellen  (Cylinderepithelium) 
bestehen.  Im  Vorderende  dieser  zweiten  Geschlechtsdrüse 
ist  ein  quergestelltes  Säckchen  eingeschlossen ,  das  von  un- 


*)  Es  ist  jetzt  klar  geworden,  dass  es  diese  zweite  Drüse  war, 
welche  ich  an  dem  unvollständigen  Exemplare,  das  ich  1847  unter- 
sucht hahe ,  für  den  Hoden  ansah  („eine  runde  ölasse,  die  aus  der 
Bauchhöhle  fiel."  Tijdschr.  uitgeg.  door  de  eerste  klasse  van  het  Icon. 
Kedeil.  Instituut  L  p.  72;. 


92  vanderHoeven: 

ten  von  ihrem  Gewebe  frei  umgeben  wird.  Hinter  diesem 
Bläschen  zeigt  sich  ein  milchweisser  Körper,  worin  ich  erst 
später,  aufmerlisam  gemacht  durch  Dr.  J.  A.  Bogaard, 
Prosector  an  der  Leydener  Universität,  der  mit  mir  die 
Geschlechlslheile  des  Naulikis  untersuchte,  die  Windungen 
einer  Röhre  erkannte.  Es  ist  mir  geglüclit,  den  Verlauf  die- 
ser Röhre  weiter  zu  verfolgen,  was,  da  sie  innig  mit  dem 
Gewebe  der  Drüse  zusammenhängt,  und  grossentheils  im  In- 
nern dieses  Gewebes  verborgen  liegt,  einige  Schwierigkeit 
hat.  Mit  ihrem  Vorderende  kommt  diese  Röhre  zwischen 
einem  zweizipfeligen  Wärzchen  rechts  von  dem  oben  er- 
wähnten Bläschen  hervor ,  nimmt  dann  erst  gegen  den  Hin- 
terrand des  Bläschens  ihren  Verlauf  nach  links,  bildet  dar- 
auf starke  Verwickelungen,  die  nach  unten  und  oben  gehen, 
und  dicht  bei  einander  liegen,  gehl  dann  weiter,  dicht  längs 
dem  rechten  Rande  der  Drüse,  nach  hinten,  dringt  wiederum 
mehr  in  die  Tiefe  und  endet  endlich  als  ein  feiner  Kanal  von 
etwa  Vj^^"^  Durchschnitt.  Die  für  das  blosse  Auge  kaum 
sichtbare  OefTnung  dieses  feinen  Kanales  liegt  an  der  linken 
Seite  der  Drüse,  welche  daselbst  eine  längliche  Grube  zeigt 
gegenüber  der  kegelförmigen  Hervorragung,  worin  das  Vas 
deferens  des  Hodens  ausmündet.  In  dieser  Grube  wird  das 
erwähnte  kejreirörmioe  Ende  in  der  natürlichen  Lajje  der 
Theile  aufgenommen  ,  und  in  ihrer  Tiefe  ist  eine  längliche 
Spalte,  welche  zu  einer  kleinen  Höhlung  der  Drüse  führt, 
die  mit  einer  Haut,  die  schwache  LüngsfaUen  besitzt ,  jedoch 
übrigens  glatt  ist,  bekleidet  wird.  Oben  in  diesem  Räume 
ödnet  sich  das  dünne  Ende  des  verwickelten  Kanales.  Die- 
ser Kanal  ist  also  die  abführende  Röhre  (vas  deferens),  und 
die  zweite  Drüse  ist  deshalb  zum  Theil  als  die  Umhüllung 
dieser  abführenden  Röhre  anzusehen.  Aber  diese  Röhre  ist 
zugleich  der  Abzugskanal  der  Absonderung  dieses  Drüsenge- 
webes, durch  welches  es  hindurehtrilt,  und  unzweifelhaft  ist 
sie  noch  ausserdem  selbst  der  Sitz  einer  Absonderung,  weil 
ihre  Wände  dasselbe  Cylinderepithelium  darbieten  ,  wie  die 
Acini  der  umgebenden  Drüse.  Diese  Wände  sind,  besonders 
in  dem  oberen  Theile,  sehr  dick,  so  dass  der  innere  Raum 
in  keinem  Verhallnisse  zu  dem  äusseren  Umfang  stellt.  Die- 
ser hat  im  J\lillel  zwei  Miilim.  im  Ouerschnilt;   nach  vorn  z'i 


Beitrag  zur  Anatomie  von  Nautilus    Pompilius.  93 

wird  die  Röhre  von  grösserem  Uiiifange,  oLwohl  nicht  gleich- 
massig;  zwei  Haufiterweitcrungen  ,  die  sie  zeigt,  haben  im 
Querschnitte  drei  Millim.  Weite. 

Das  Bläschen,  wovon  wir  oben  sprachen,  bildet  ein 
nach  links  blind  endigendes  Diverticulum.  Die  Innenfläche 
dieses  Bläschens  hat  an  der  rechten  Seite  viele  vorspringende 
Querfallen,  und  zeigt  hier  eine  kleine  zweite  Oeffiiung,  die 
unmittelbar  über  dem  Ende  des  Vas  deferons  liegt;  rund  um 
diese  Oefl'nung  bilden  die  erwähnten  Falten  einige  Kreise. 
Sie  ist  das  unterste  Ende  einer  4  bis  5  ÖJillim.  langen  Röhre, 
deren  Umfang  etwa  drei  MilÜm.  beträgt.  Diese  Röhre  hat 
ziemlich  dicke  Wände,  und  zeigt  auf  ihrer  Innenfläche  Längs- 
falten. Sie  führt  zu  dem  Spermophoren- Sack  *"),  einer  run- 
den Blase,  mit  ziemlich  festen  Wänden,  so  dass  sie  auch  im 
völlig  leeren  Zustande  nicht  zusammenfällt.  Die  innere  Höhlung 
dieser  Blase  besitzt  zahlreiche  vorspringende  Längsfalten, 
und  wird  durch  eine  schiefe  Zwischenwand  mit  einem  freien 
Vorderrande  in  zwei  von  oben  mit  einander  zusammen- 
hänoende  Höhlen  oelheilt.  Diese  Blase  ffeht  unmittelbar  in 
den  Rulhenkanal  (Urethra  seminalis)  über,  welcher  auch  stark 
vorspringende  Längsfalten  zeigt.  Die  dicken  Wände  dieses 
Kanales,  die  den  Penis  bilden,  bestehen  aus  einem  ziemlich 
festen  Gewebe;  auf  der  zerspaltenen  Oberfläche  bemerkt  man 
einige  runde  Löcherchen,  die  durchschnittene  Blutgefässe 
zu  sein  scheinen.  An  dem  Ende  des  Penis  zeigt  sich  das 
Ende  der  Urethra  seminalis  als  eine  Queröfl'nung,  von  einem 
dicken  Rande  umgeben,  der  durch  Einkerbungen  in  einige 
Höckerchen  gethellt  wird;  an  der  nach  unten  gekehrten 
Fläche  sind  besonders  zwei  dergleichen  Höcker  deutlich  zu 
unterscheiden. 

In  einem  von  mir  untersuchten  Exemplare ,  welches  in 
der  Periode  der  Geschlechtserregung^  gestorben  war,  sah  ich 
den  Spermophoren-Sack  durch  seinen  Inhalt  stark  gespannt, 
den  ganzen  Raum  zwischen  dem  After  und  dem  Grunde  der 
Rulhe  neben  der  vorderen    rechten  Kieme   einnehmen,  wäh- 


*)  Die  französischen  Schriftsteller  über  die  Anatoinie  der  Ce- 
phalopoden  nennen  diesen  Theil  poche  needhamienne,  nach  Need- 
ham,  den  man  als  den  Entdecker  der  Spermophoren  anzusehen  pflegt. 


94  vandcrllocvcn: 

rcnd    eine   Spcrmopliore  den   Penis  anfüllte    und   zum    Theil 
aus  seiner  Ocffnung  zum  Vorschein  kam. 

Die  von    mir  bei  Nautilus  gefundenen  Theile  zeigen  im 

Ganzen    denselben  Typus,   welchen    wir   in    den    männlichen 

Geschlechtstheilen  der  zweikicmigen  Cephalopoden  bemerken. 

Der   Kanal ,    den    wir    als    Vas    delerens    angedeutet    haben, 

kommt   in    seinem    obersten    weiteren ,    mit    dicken   Wänden 

versehenen  Theile  mit  dem  Theile  überein,  welchen  Cuvier 

bei  Octopus  als  Vesicula  seminalis   anspricht.     Das  Bläschen, 

worin    diese  Röhre  endigt,  kann    mit   dem  Theile  verglichen 

werden  ,    den    dieser    berühmte   Anatom    und    Andere    nach 

iiim    als   Proslata    betrachten,    obgleich    es    mit   mehr  Recht 

für  eine  Vesicula  setninalis  gehalten  werden  kann.     Das  Drü- 

sengevvebe,  welches  das  Vas  deferens  umgiebt  und    bedeckt, 

scheint   bei  den  übrigen  Cephalopoden  zu  fehlen.     Durch  die 

Kleinheil    des   S|)ormophorensackes     und     einige   andere   Ei- 

genlhümlichkeiten   nähert  sich  üclopus,    mehr   als    Sepia  und 

Loligo,    an    Nautilus  an;  auch  in  den  Spermophoren  ist  eine 

nähere  Verwandtschaft  von  Nautilus  mit  Octopus,  als  mit  den 

zehnarmigen  Ce[dialopoden    anzugeben. 

In  dem  Oberende  des  abführenden  Kanales  (dem  Theile, 
welcher  der  Vesicula  spermatica  der  Schriftsteller  entspricht) 
fand  ich  bereits  unvollkommene,  noch  sehr  weiche  Spermo- 
phoren; sie  waren  mehr  entwickelt  in  der  kleinen  Blase, 
worin  der  Kanal  endigt;  aber  eine  grössere  Festigkeit  und 
eine  bestimmte  Verwickelung  in  spiraligen  Windungen  be- 
kommen sie  erst  in  dem  Sack,  worin  sie  sich  unter  dem  Penis 
ansamtneln. 

Aus  diesem  Needhamschen  Sack,  der  unzweifelhaft  con- 
tractu ist,  werden  die  Spermophoren  in  den  Kanal  des  Penis 
und  von  da  in  den  Kiemensack  gebracht.  Daraus  gelangen 
sie,  sei  es  durch  den  Trichter,  sei  es  längs  dem  freien  Man- 
telrande ,  nach  oben  zu  den  verschiedenen  Theilen ,  die  als 
fühlertragende  Zipfel  die  muskulöse  Mundmassc  umgeben. 

Dass  dort  die  Spermophoren,  bevor  sie  aus  der  Schalen- 
öffnuno-  herausgehen,  um  in  die  Schale  eines  weiblichen  Nau- 
tilus  zu  gelangen,  einige  Zeit  verbleiben,  ist  mir  zur  Gewiss- 
heit geworden.  Bei  drei  Exemplaren  habe  ich  sie  dort  an- 
getroifen,  und  in  allen  an  derselben  Stelle.     Es  war  namenl- 


Beitrag  zur  Anatomie  vun  ?(autilus  Fompilius.  95 

lieh  an  der  Rüekseile,  iinler  der  Knppe,  und  zwar  zwischen 
den  beiden  kleineren  ersten  Fühlerchen  der  beiden  Pro- 
cessus labiales,  während  die  der  linken  Seile  sie  als  zwei 
Finger  umgaben,  und  davon  eine  Höhlung  am  Grunde  des 
rechten  luhlerlragenden  Lappens,  durch  eine  die  Spermopho- 
ren  umschliessende  Blase  eingedrückt  war.  Also  liegen 
die  S  p  e  r  m  0  p  h  0  r  e  n  iii  e  r  nicht  unbedeckt,  son- 
dern sind  in  einer  runden  braunen  Blase  e i n o- e- 
schlössen,  die  etwa  18  Millim.  lang  und  15  J\liiliin.  breit 
ist,  und  deren  Wände  aus  drei  bis  vier  auf  einander  liegen- 
den structurlosen  Häuten  bestehen. 

Ich  halle  diese  Umhüllung  der  Spormophore  für  eine  der 
bcmerkenswerthesten  Eigcnlhümliclikciten,  welche  ich  bei  der 
Untersuchung  des  männlichen  Nautilus  kennen  gelernt  habe. 
Das  Einschliesscn  di'r  Spermophoren  in  dieses  r)läschen  mus5 
nolhwendig  staltgefunden  haben,  nachdem  sie  durch  den  ViS- 
nis  gegangen  sind.  Selbst  wenn  ich  nicht,  wic^  oben  er- 
wähnt, Spermophoren  in  dem  Kanal  des  Penis  wirklich  an- 
getroffen hätte,  die  nech  , nicht  in  einem  solchen  Bläschen 
eingesclilossen  waren,  so  würde  doch  die  anselinliche  Grösse 
der  Blase  gegen  die  Möglichkeit  eines  Durchganges  durch 
den  Kanal  streiten.  Die  Häute  dieser  Blase  werden  also  aus- 
serhalb der  Eingeweide  abgeschieden.  Aber  durch  wel- 
che Theile  geschieht  diese  Abscheidung?  Auf  diese  Frage 
kann  ich  nur  durch  eine  Vermulhung  antworten.  In  dem 
Kiemensacke  sieht  man  nichts,  was  die  Abscheidunir  bewir- 
ken  könnte.  Aber  an  dem  anderen  Haupitheile  des  Körpers 
sind  zwei  Organe,  welche  hier  in  Betracht  kommen  können. 
Man  könnte  erstens  meinen,  dass  die  vielen  Fallen  des  hin- 
ter dem  Unterkiefer  unter  dem  Schlünde  liegenden  Organcs 
zur  Abscheidung  dienen  könnten.  Zweitens  muss  hier  die 
runde  drüsige  Scheibe  in  Betracht  kommen,  die  auf  der  Aus- 
senfläche  des  Spadix  liegt.  Während  es  unsicher  ist,  ob  der 
erstgenannte  Theil  eine  secernirende  Verrichtung  ausübt, 
kann  über  eine  solche  Verrichluno-  bei  dem  zweiten  kein 
Zweifel  sein.  Daraus  folgt  aber  nicht,  dass  die  Abscheidung, 
die  in  der  erwähnten  Scheibe  stattfindet,  gerade  zur  Bildung 
des  Bläschens,  welches  die  Spermophoren  einschliesst,  dienen 
muss.     Wäre  es  mir  geglückt,  in  einem  Exemplare  Spermo- 


96  vanderUoeven: 

phoren  auf  dem  Wege  von  dem  Kiemensack  nach  der  Rück- 
seite des  Thieres  anzutreffen,  dann  würde  diese  Sache  einer 
näheren  Entscheidung-  fähig  sein. 

Ich  bin  nicht  im  Stande  zu  erklären,  wie  das  Dläschen 
mit  Spermophoren  aus  der  Schale  des  männlichen  Thieres 
ausgeworfen  wird.  Eine  wirkliche  Begattung  kann  hier  nicht 
stattfinden;  nicht  allein  ist  hierzu  der  Penis  zu  tief  im  Man- 
tel ffcleofen  und  zu  kurz,  sondern  ausserdem  zeigt  die  Um- 
hüilung  der  Spermophoren ,  dass  das  Auswerfen  des  Sperma 
durch  den  Penis  bereits  einige  Zeit  der  Befruchtung  vorher- 
geht. Ich  glaube  mich  nicht  zu  irren,  wenn  ich  in  der  Ein- 
hüllung der  Spermophoren  ein  Mittel  sehe,  um  das  Sperma 
einige  Zeit  zu  bewahren  und  gegen  die  Wirkung  des  See- 
wassers zu  beschirmen,  bis  es  auf  den  Ort  seiner  Bestimmung, 
den  Kiemensack  des  weiblichen  Nautilus,  gekommen  ist. 

Wir  wollen  zum  Schlüsse  noch  etwas  über  die  Struktur 
der  Spermatophoren  *)  oder  Spermophoren  miltheilcn,  soweit 
diese  bei  Exemplaren,  die  lange  in  Weingeist  gelegen  haben, 
untersucht  werden  können.     Es  ist  bekannt,  dass  das  Sperma 
der   Cephalopoden   in    besondere   grosse    Körperchen    einge- 
schlossen   ist,     welche  unser    Swammerdam    zuerst     bei 
Sepia    olficinalis  als   „weisse  und  zarte  Federchen,    die   sich 
im  Wasser  bewegen  und  aufplatzen"  *"*)  beschrieb,  und  wel- 
che Needham  bei   Loligo  näher    untersuchte,  wodurch  sie 
auch  später    den   Namen    Corpora    Needhamiana     bekommen 
haben.     Ich  fand  in  dem  eben  beschriebenen  Bläschen,  wel- 
ches unter   der  Kappe  lag,    stets   nur    eine    einzige  Spcrmo- 
phore,  und  darf  nicht  annehmen,  dass    es  deren  zwei  fassen 
könnte.       Die    Spermophore    ist    von    einer    ungewöhnlichen 
Länge  und  liegt  in  dem  Bläschen   in  vielen  Windungen  auf- 
gerollt, wie  ja  auch  die  Spermophoren  bereits  in  der  Vesicula 
seminalis  aufgewunden  sind.      Es  ist  mir  geglückt,  eine  von 
ihnen    zu  entrollen,  aber  nicht   ohne  dass  einige  Stücke  ab- 
brachen, und  ich  kann  daher  die  Länge  auf  reichhch  27  Cen- 


*)  üuvernoy   verändert   diesen  Namen  in  den  von  Spermo- 
phoren; mit  einer  geringen  Modificirung,  gemäss  der  Erläuterung  eines 
berühmten  Hellenisten,  schreiben  wir  lieber  Jjpermophoren. 
**")  Biblia  naturae  p.  896. 


Beilrag  zur  Anatomie  von  Nautilus  Poinpiiius.  97 

timeler  festsetzen.  Dr.  Booi^aard  setzt  die  Län^e  einer 
nnderen  durch  ihn  gemessenen  Spermophore  selbst  auf  34 
Centimeter.  Diese  ansehnliche  Länge  ist  nicht  ganz  ohne 
Beispiel  bei  den  übrigen  Cephalopoden;  Milne  Edwards 
fand  die  Spermophoren  bei  Octopus  vulgaris  8  Centimeter 
lang  •^'3  und  R.  Leuckart  fand  bei  Octopus  Carenae  die 
Spermophore  drei  Fuss  lang  **«*).  Die  Spermophore  von  Nau- 
tilus ist  ein  walzenrundes  Röhrchen,  nicht  überall  gleich  dick, 
durchschnittlich  1mm. ;  an  beiden  Enden  läuft  es  schmal  aus. 
Das  schmälste  Ende  zeigt  eine  kleine  Umbiegung  unter  einem 
spitzen  Winkel ;  dieser  umgebogene  und  dünne  Theil  ist  etwa 
3mm.  lang.  Die  Spitze  endlich  bot  in  einem  Exemplare  noch 
einen  mikroskopischen  Anhang  dar,  der  in  zwei  Zipfelchen 
gespalten  zu  sein  schien  und  unter  einem  rechten  Winkel 
von  dem  früher  genannten  dünnen  Theile  abging. 

Die  Farbe  der  Spermophore,  so  wie  sie  ausser  dem 
Penis  vorkommt,  ist  braungelb,  innerhalb  der  Höhle  der  Sper- 
mophore liegt  ein  bandförmiger,  mit  dem  blossen  Auge  schon 
sichtbarer  Faden  von  etwa  Yj^mm.  Breite.  Dieser  Faden  ist 
platt  und  in  dichten  Kreisen  spiralförmig  gewunden,  wie  der 
Spiralfaden  in  den  Tracheen  der  Insekten.  Sie  besteht  gros- 
sentheils  aus  Spermatozoiden ,  die  mit  ihren  haarförmigen 
Enden  an  den  in  der  Mitte  liegenden  structurlosen  Faden 
geheftet  sind  -'•-"•^^).  In  Betreff  des  Uebrigen  verweise  ich 
meine  Leser  auf  die  sorgfältigen,  hinter  dieser  Abhandlung 
folgenden  Untersuchungen  des  Dr.  Boogaard,  und  lasse 
meine  nicht  vollendeten  Aufzeichnungen  lieber  ganz  weg, 
als  dass  sie  bei  dem  Leser  durch  verschiedene  Auffassung 
vielleicht  zu  einer  unsicheren  Ansicht  und  zu  Verwirrung 
führen  möchten. 


*)  Annales    des    sciences   nat. ,    sec.    Serie,    Tom.  XVIII.  1842. 
Zool.  p.339.  pl.  14.  fig.  1. 

***)  Zoologische  üntersucliungen,  drittes  Heft,  Giessen  1854.  p.  98. 
Note  2. 

***)  Was  ich  früher  als  platte,  länglich  eirunde,  mikroskopische 
Körper,  die  an  dem  Faden  hingen,  beschrieb  (Tijdschr.  van  de  Eerste 
Kl.  van  het  Koninkl.  Nederl.  Instituut.  I.  p.  72)  betrachte  ich  jetzt  als 
abgerissene  Fasern  des  Spiralbandes. 

Archiv  f.  Naturgesch.  XXIII.  Jahrg.  1.  Bd.  7 


9$  vanderlloeven: 

Der  Bau  der  Corpora  Needhamiana  bei  dem  Dinten- 
fische  (Sepia  officinalis)  ist  genau  untersucht  durch  C.  G. 
Ca[rus,  der  aber  seine  Beschreibung  unler  dem  Eindrucke 
einer  verkehrten  Vorstellung  verfasst  hat,  als  habe  er  hier 
ein  thierischcs  Wesen,  einen  parasitischen  Wurm  vor  sich  ^^). 
Vielleicht  kann  man  mit  dem,  was  er  als  Vormaocn  und  Ma- 
gen seiner  Needhamia  expulsoria  beschreibt,  die  Theile  in 
dem  dünnen  Ende  der  Spermophore  von  Nautilus  vergleichen. 
Nach  dieser  Beschreibung  haben  wir  von  Peters  und 
Milne  Edwards  ^"*)  und  von  dem  bis  zu  seinem  Tode 
unermüdeten  D  u  v  e  r  n  o y  ■'"**"•*"* )  vortrelfliche  und  ausführliche 
Beobachtungen  über  die  Spermophoren  bei  verschiedenen  Ce- 
phalopoden  erhalten.  Bei  dem  nicht  frischen  Zustande  der 
von  uns  untersuchten  Exemplare  kann  aber  eine  Vergleichung 
mit  diesen  Beobachtungen  nicht  sehr  fruchtbar  sein.  An  Ue- 
I)ereinslimmungspunkten  fehlt  es  sicher  nicht,  und,  so  weit 
ich  nach  dem  gegenwärtigen  Zustande  unserer  Kenntniss  ur- 
theilen  kann,  sind  es  besonders  die  Spermophoren  von  Octo- 
pus,  welche  die  nächste  Analogie  mit  denen  von  Nautilus 
haben.  Durch  ihre  aussergewöhnliche  Länge  unterscheiden 
sich  aber  die  Spermophoren  von  Nautilus  von  den  meisten, 
und  durch  ihre  Aufrollung  in  dichten  Windungen  von  allen 
bisher  beobachteten  Needham'scben  Körpern. 


*)  Pieerlhaniia  expulsoria  Sepiae  officinalis.  Beschrieben  und 
abgebildet  von  Dr.  C.  <i.  Carus,  Act.  Acad.  Leop.  Capol  Vol.  XIX. 
Pars  I.   1839. 

**)  Diirch  den  Letzterea  naitgetheilt  in  den  Annales  des  Sc.  nal. 
1.   1.   p.  331—347. 

***)  Mem.  de  l'Acad.  des  sciences  XXIII.  1850.  Besonders  ab- 
gedruckt unter  dem  Titel :  Fragments  sur  les  organes  de  generation 
de  divers  animaux  p.  lll  —  ll4,  wo  man  auch  eine  vollständige  hi- 
storische Uebersicht  über  diesen  Gegenstand  antrifi't,  womit  man  das 
vergleichen  kann,  was  vor  mehreren  Jahren  von  F.  S.  Leuckart 
in  seinen  Zoologischen  Bruchstücken,  II.  Stuttgart  1841.  p.  93 — 103 
gegeben  ward.  Bei  Nautilus  ist  die  Spermophore  fast  ganz  von  deai 
r«9ervoir  spermatique  eingenomraea,  welches  spiral  g^wuwJep  ist;  der 
appÄFeil  ejaculatoire  nimmt,  wenn,  überhaupt:  anwesend,  nur  einen 
kleine»  iVau-m  ein. 


Beitrag  zur  Anatomie    von  IN'autilus  Pompilius.  99 

Mikroskopische  Untersuchung  der  Spermophoren 
von  Nautilus  Pompilius. 

Von 


Die  Gestalt  der  Spermophoren  ist  im  Allgemeinen  wal- 
zenförmig, während  sie  nach  den  beiden  Enden  spitz  zulau- 
fen ;  öf(ers  sieht  man  aber  (besonders  an  der  concaven  Seile 
der  zahlreichen  Windungen)  eine  oder  mehrere  Längsfalten  in 
ihrer  Umhüllung.  In  der  Nähe  der  Enden  sind  die  Spermopho- 
ren weniger  oder  mehr  abgeplattet,  und  an  dem  einen  Ende, 
das  sich  durch  eine  geringere  Dicke  unterscheidet,  obenein 
hakenförmig  gebogen;  sie  endigen,  wie  es  scheint,  an  bei- 
den Seiten  mit  einem  feinen  aber  ziemlich  festen,  spitz  aus- 
laufenden Anhange  von  ungefähr  1,5mm.  Länge  und  an  sei- 
nem Ursprünge  0,3mm.  Dicke. 

Die  Windungen  der  Spermophoren  haben  eine  gewisse 
Regeln^fässigkeit:  die  beiden  Hälften  sind  jede  besonders  ge- 
wunden und  so  zu  einander  gebogen,  dass  der  mittelste 
Theit  der  Spermophore  an  einem  der  Enden  der  länglichen, 
gewundenen  Masse  liegt;  dieser  Theil  kommt  auch  zuerst 
aus  dem  Penis  zum  Vorschein.  —  Die  Ursache  dieser  Eigen- 
thümlichkeit  ist  offenbar  in  der  Gestalt  des  Spermophorcn- 
sackes  zu  suchen,  der  unmittelbar  hinter  dem  Penis  liegt; 
wenn  die  Spermophore  in  diesen  Sack  kommt,  wird  das  Ende, 
welches  zuerst  aufgenommen  wird,  allmählich  über  den  Rand 
der  Zwischenwand  in  die  zweite  Abtheiltung  des  Sackes  ge- 
drängt,  während  das  andere  Ende  später  die  erste  Abtheilung 
anfüllt;  der  mittelste  Theil  der  Spermophore  kommt  dann  von 
selbst  in  das  vorderste  Ende  des  Sackes  bei  dem  freien  Ende 
der  Zwischenwand  zu  liegen  und  muss  also  auch  wohl  zuerst 
in  den  Penis  und  wieder  aus  diesem  zum  Vorschein  kommen, 
da  die  längliche  Gestalt  des  Knäuels ,  welche  die  gewundene 
Spermophore  bildet,  und  das  enge  Anschliessen  der  Penis- 
wand  eine  Umdrehung  verhindern. 


lÜO  van  der  llocven: 

Zwischen  den  Windungen  liegt  ein  weisser,  sclileimi- 
gfer  Stoff.  —  Die  Länge  einer  von  mir  gemessenen  Spermo- 
phore  betrug  34  Cenlim.,  die  Dicke  in  der  Mitte  ungefähr 
1,25  Millim.  —  Die  Farbe  wechselt  zwischen  Graugelb  und 
Dunkelbraun  ab:  diese  letztere  Farbe  findet  man  aber  nur  an 
Spermophoren,  die  in  oder  bereits  ausser  dem  Penis  sind. 
—  Die  F'estigkeit  der  Spermophoren  ist  sehr  verschieden  nach 
der  Stelle,  wo  sie  angetroffen  werden;  kurz  nach  ihrer  Bil- 
dung sind  sie  äusserst  weich,  wenn  sie  in  den  Penis  gekom- 
men sind  ,  werden  sie  viel  fester ,  und  die,  welche  in  dem 
Bläschen  ausser  dem  Penis  angetroffen  werden,  sind  ziem- 
lich hart  und  einigermassen  elastisch,  aber  brechen  doch  sehr 
leicht.  Dies  alles  gilt  natürlich  nur  von  in  Weingeist  auf- 
bewahrten Exemplaren,  da  ich  keine  andere  untersuchen 
konnte. 

Die  Thelle,  woraus  die  Spermophore  zusammengesetzt 
ist,  sind:  eine  äussere  und  eine  innere  Hülle  und  ein 
Inhalt,  worin  sich  ein  grossentheils  aus  Spermatozoen  ge- 
bildetes Spiralband  und  einige  meist  amorphe  Stoffe,  die 
den  Raum  zwischen  dem  Spiralbande  und  den  Hüllen  der  Sper- 
mophore anfüllen,  unterscheiden  lassen. 

Die  äussere  Hülle  ist  eine  structurlose ,  ziemlich  harte 
aber  zugleich  zerbrechliche,  sehr  wenig  dehnbare  Haut,  im 
Mittel  0,03  Millim,  dick  (die  Dicke  wechselt  zwischen  0,1 
und  0,005  Millim.  ab);  sie  ist  bald  farblos  und  dann  heller 
durchscheinend  ,  bald  gelb  oder  auch  wohl  dunkelbraun  ge- 
färbt. Die  äussere  Oberfläche  dieser  Haut  ist  glatt,  die  in- 
nere zeigt  öfters  quere  Hervorragungen ,  die  zwischen  den 
Falten  der  inneren  Hülle  liegen.  Diese  letzte  ist  eine  viel 
dünnere  (0,001 — 0,003  Millim.)  und  auch  structurlose  Haut, 
die  aber  zahllose  Querfalten  zeigt.  Sie  lässt  sich  sehr  schwer 
anders  als  in  kleinen  Fragmenten  absondern  ,  da  sie  ziemlich 
fest  mit  der  äusseren  Hülle  zusammenhängt,  und  sehr  leicht 
in  der  Richtung  der  Falten  zerreisst. 

Der  Raum ,  welcher  zwischen  diesen  Hüllen  und  dem 
Spiralbande  übrig  bleibt,  wird  grossentheils  durch  einen 
helleren ,  vollkommen  farblosen  ,  ziemlich  festen  Stoff  ange- 
füllt, der  überall  zwischen  die  Falten  der  inneren  Hülle 
und  die  Windungen    des  Spiralbandes   eindringt.      In  diesem 


Beitrag  zur   Anatomie  von  Pfautilus  Fornpilius.  lUl 

Stoffe  lieg-en  zahllose,  meistens  längliche  und  zuweilen  ab- 
geplattete Körperchen  von  sehr  verschiedener  Grösse  (0,002— 
0,01  Millim.  breit  und  0,002—0,04  Millim.  und  selbst  0,06  Mil- 
lim.  lang),  die  aus  einem  festen,  stark  lichlbrechenden,  farb- 
losen Stoffe  bestehen  ;  der  grosseste  Durchmesser  dieser  Kör- 
perchen liegt  immer  quer.  —  Ausser  diesen  Stoffen  kommen 
noch  zwei  andere  vor  ,  die  vielleicht  nur  bei  in  Weingeist 
aufbewahrten  Exemplaren  gefunden  werden,  und  die  ich  also 
nur  beiläufig  erwähnen  will,  nämlich:  1)  ein  feinkörniger, 
wenio-  durchscheinender  Stoff,  der  besonders  öfters  auf  der 
inwendigen,  aber  zuweilen  auch  auf  der  auswendigen  Ober- 
fläche der  inneren  Hülle  gefunden  wird;  und  2)  ein  hellerer, 
stark  lichtbrechender ,  fester  Stoff,  der  in  unregelmässigen 
Stücken  von  allerlei  Grösse  und  Gestalt,  meist  dicht  an  dem 
Spiralbande  anliegt,  und  aus  diesem  seinen  Ursprung  zu  neh- 
men scheint. 

Der  wichtigste  Theil  des  Inhaltes  der  Spermophoren  ist 
unzweifelhaft  das  Spiralband ,  das  in  queren  aber  übrigens 
sehr  unregelmässigen  Windungen  den  grössten  Theil  der  Höh- 
lung der  Spermophoren  erfüllt.  Die  Breite  dieses  Bandes 
beträgt  0,04— 0,06  Millim.  ,  die  Dicke  0,012  Millim.;  die 
Farbe  ist  bei  auffallendem  Lichte  gelblich  weiss ,  bei  durch- 
fallendem Lichte  dunkelgelb.  Seine  Festigkeit  ist  sehr  an- 
sehnlich; man  kann  bequem  Stücke  von  zehn  und  mehr  Cen- 
timetern  Länge  an  dem  einen  Ende  aufnehmen,  ohne  dass 
der  Faden  bricht.  Dieses  Spiraiband  liegt,  wenn  es  nicht 
den  ganzen  Raum  einnimmt,  selten  mitten  in  dem  Lumen  der 
Spermophore,  sondern  fast  immer  dicht  an  eine  Seite  gedrängt. 

Man  kann  an  dem  Spiraibande  eine  Hülle  und  einen 
Inhalt  unterscheiden ;  die  erste  wird  durch  ein  feines  (höch- 
stens 0,002  Millim.  dickes)  vollkommen  siruclurloses  Häut- 
chen gebildet,  welches  ziemlich  fest  mit  dem  Inhalle  zusam- 
menhängt: dieser  letzte  besteht  grossenlheiis  aus  Spermato- 
zoen,  deren  sogenannte  Schwänze  mit  einem,  in  der  Mitte 
des  Bandes  liegenden  Faden  so  ganz  verschmelzen,  dass  sie 
in  den  meisten  Spermophoren  nicht  mehr  sonderlich  wahrzu- 
nehmen und  auch  nicht  zu  isoliren  sind:  nur  bei  kaum  gebil- 
deten Spermophoren  konnte  ich  an  einzelnen  Stellen  einen 
structurlosen   Faden   und   die  daran  liegenden  Spermatozaen 


102  vanderHoeven: 

unterscheiden.  Die  vorderen  Enden  liegen  an  der  Oberfläche 
unmittelbar  gegen  das  umhüllende  Häutchen  des  Spiralbandes: 
man  kann  von  da  ab  die  Spermatozoen  als  sehr  feine,  aber 
scharfgezeichnete  Fädchen  noch  eine  Strecke  weit  nach  der 
Mitte  des  Bandes  mit  dem  Auge  verfolgen;  sie  laufen  erst 
schräg  nach  innen  und  dann  fast  longitudinal.  An  ihrem 
freien  Ende  sieht  man  keine  deutliche  Grenze  zwischen  ei- 
nem Kopfe  und  Schwänze,  sondern  nur  eine  sehr  geringe, 
kaum  merkliche  Verdickung  und  zugleich  eine  Art  von  Va- 
ricosität. 

Was  das  Verhalten  der  verschiedenen  zusammensetzenden 
Theile  an  den  Enden  der  Spermophoren  betrilTt,  so  muss  ich 
erstens  bemerken,  dass  die  beiden  Enden  darin  keine  sehr 
bemerkenswerihe  Verschiedenheit  darboten.  Das  Spiralband 
erstreckt  sich  von  einem  Ende  zum  andern  ,  und  lässt  sich 
am  dünnen  Ende  bis  zu  der  erwähnten  hakenförmigen  Krüm-^ 
mung,  bei  dem  anderen  Ende  bis  unmittelbar  an  die  Basis 
den  Anhanges  ,  der  nicht  gebogen  ist,  wie  an  dem  dünnen 
Ende,  verfolgen.  Die  Höhle  der  Spermophore  schien  sich, 
allmählich  enger  werdend,  zu  diesem  Anhange  zu  erstrecken  : 
ich  habe  dies  Ende  aber  nur  einmal  in  einem  gut  conservir- 
ten  Exemplare  untersuchen  können,  und  kann  also  nicht  be- 
haupten, ob  die  dort  bemerkten  Eigenlhümlichkeiten  bestän- 
dig vorkommen.  An  dem  anderen  (dünnen)  Ende  ver- 
engt sich  die  Höhlung  bei  der  kakenförmigen  Krümmung 
plötzlich  zu  einem  sehr  feinen ,  spiralig  gewundenen  Kanal, 
der  sich  nach  wenigen  Windungen  an  der  Basis  des  An- 
hanges  dem  Auge  entzog.  Vielleicht  ist  daher  dies  dünne 
Ende  geschlossen  und  das  andere  offen ,  oder  wird  we- 
nigstens leicht  durch  das  Abbrechen  des  feinen  Anhanges 
geöffnet.  Die  innere  Hülle  schien  mir  sich  eben  so  weit  wie 
das  Spiralband  zu  erstrecken;  weiterhin  sah  ich  nur  noch 
die  äussere  Hülle;  die  Dicke  der  Hüllen  ist  in  der  Nähe 
der  Enden  sehr  veränderlich.  —  Von  einem  Ejaculalions-Ap- 
parate  (\\\e  er  in  den  Spermophoren  anderer  Cephalopoden 
vorkommt),  habe  ich  nichts  gefunden;  ich  kann  jedoch  kaum 
glauben,  dass  die  Aufbewahrung  in  Weingeist  daran  Schuld 
sein  sollte,  weil  doch  irgend  eine  Spur  davon  übrig  geblie- 
hen sein  würde.   Ob  dieser  Mangel  eines  Ejaculalionsappara- 


Beitrag  zur  Anatomie  von  Nautilus  Ponipilius«  103 

les  in  irgend  einer  Verbindung  mit  dem  Bläschen  steht,  worin 
die  Spermophoren  des  Nautilus,  nachdem  sie  aus  dem  Penis 
gekommen  sind,  eingeschlossen  werden,  lässt  sich  vermu- 
then ,  aber  vorläufig-  schwerlich  beweisen. 

Die  Bildung  der  Spermophoren  findet  unzweifelhaft  gros- 
senlheils  in  [dem  Vas  deferens  statt,  da  sie  bereits  in  dem 
Säckchen,  in  welches  dieser  Kanal  mündet,  alle  zusammen- 
setzenden Theile  besitzen;  jedoch  sind  daselbst  die  Hüllen 
noch  sehr  weich,  und  ebenso  der  SlofT,  welcher  zwischen 
diesem  und  dem  Spiralbande  liegt,  woher  es  kommt,  dass  man 
dieses  Band  in  langen  Stücken  aus  der  Spermophore  hervor- 
ziehen kann,  was  bei  den  festeren  Spermophoren  ohne  Hülfe 
von  Reagenlien  nicht  möglich  ist. 

Die  Stoffe,  woraus  die  Spermophoren  bestehen,  sind  im 
Allgemeinen  nicht  sehr  empfindlich  gegen  Reagentien.  Es- 
sigsäure, verdünnte  Schwefelsäure  und  selbst  Salzsäure  blie- 
ben fast  ohne  einige  Wirkung.  Salpetersäure  giebt  allen 
Theilen  der  Spermophore  (ausser,  wie  es  scheint,  den  erst- 
erwähnten ,  zwischen  den  Hüllen  und  dem  Spiralbande  lie- 
genden Stoffen)  eine  heller  gelbe  Farbe,  die  später  durch 
Zusatz  einer  Kaliauflösung  in  Orange  übergeht,  während 
fast  Alles  aufgelöst  wird.  Bei  einzelner  Behandlung  mit  Kali 
Cl  +  20  aq. )  wird  erst  der  so  eben  erwähnte  Stoff  auf- 
gelöst, wodurch  die  darin  liegenden  länglichen  Körperchen 
frei  werden;  später  werden  auch  die  Hüllen  aufgelöst;  das 
Spiralband  bietet  den  längsten  Widerstand ,  aber  wird  sehr 
durchscheinend  und  scheint  dann  ganz  struclurlos  zu  sein.  — 
In  Aelher  gekocht  erleidet  das  Gewebe  der  Spermophoren 
keine  Veränderung. 

Das  Bläschen,  worin  die  Spermophoren  ausserhalb  des 
Penis  eingeschlossen  sind,  wird,  selbst  nach  24  Stunden,  durch 
eine  Auflösung  von  I  Theil  Kali  in  9  Theilen  Wasser  wenig 
oder  gar  nicht  verändert;  ebenso  wenig  durch  die  meisten 
Säuren  ,  Salpetersäure  aber  bringt  Gascnlwickelung  hervor. 
Bei  der  Behandlung  des  Gewebes  der  drüsigen  Scheibe  an 
dem  Spadix  mit  den  genannten  Reagenlien  nimmt  man  das- 
selbe wahr. 


K^laiiges   tibei*  Milben. 

Von 

A-     üclieuiera 

in   Bonn. 
(Hierzu  Taf.  VI  und  VlI.) 


Ja  schwarzen  pustelarlig  aufgetriebenen  Flecken  von 
ßirnbaum-BläUern  entdeckte  ich  unter  der  Epidermis  kleine, 
wurmförinige,  weissliche  Thierchen,  die  ich  nicht  zu  deuten 
wusste.  Herr  Professor  Troschel,  dem  ich  sie  zeigte, 
hielt  sie  für  Milben-Larven.  Darauf  untersuchte  ich  die  Aus- 
senseite  meiner  Blätter  und  fand  da  auch  bald  Milben,  die 
sich  wohl  aus  jenen  Thierchen  entwickelt  haben  konnten. 
Ich  schloss  dieses  nicht  bloss  wegen  des  gemeinsamen  Fund- 
ortes, sondern  auch  wegen  der  Aehnlichkeit  ihrer  Mundtheile 
und  besonders  aus  zwei  starken  Borsten  am  Hinterleibe  der 
beiden  Thiere.  Da  ich  reichliches  Material  hatte,  indem  wohl 
ein  Drittel  der  Blätter  eines  Birnbaumes  meines  Gartens  so 
gefleckt  und  alle  meine  übrigen  Bäume  dieser  Art,  sowohl 
frei  stehende  wie  Spaliere,  mehr  oder  weniger  so  angesteckt 
waren,  so  setzte  ich  meine  Untersuchungen  lleissig  fort,  in- 
nen fand  ich  immer  die  Larve  und  aussen,  wenn  auch  nicht 
immer,  doch  sehr  häufig,  die  Milbe.  Und  zwar  immer  die- 
selbe Larve  und  dieselbe  Milbe  mit  einer  einzigen  Ausnahn»e. 
Ich  fand  nämlich  an  einem  anderen  Birnbäume  meines  Gartens 
eine  sehr  ähnliche,  aber  doch  etwas  abweichende  Larve  und 
einige  seltene  Male  eine  andere  Milbe  ^  die  aber  mit  meiner 


Scheuten:  Einiges  über  Milben.  105 

Binibauin-Milbe  nichls  g-emein  zu  haben  scheint,  kh  werde 
später  darauf  zurückkommen  und  halte  mich  nun  an  meine 
eigentlichen  Birnbaum-Thiere. 

Meine  erste  Entdeckung  machte  ich  Ende  Juli  vorigen 
Jahres  in  Bonn.  Im  August  war  ich  in  Harlem  in  Holland 
und  fand  da,  auf  der  Campagne  des  Herrn  Bunge,  eben- 
falls schwarzgefleckte  Birnbaum -Blätter,  die  ich  kurz  nach- 
her in  Amsterdam  mit  Herrn  Dr.  D  u  s  s  e  a  u  mikroskopisch 
untersuchte  und  wir  fanden  auch  da  dieselbe  Larve  und  die- 
selbe Milbe. 

Später  untersuchte  ich,  durch  Erineum  rubigo,  rothbraun 
gefleckte  Blätter  einer  Linde  und  fand  darin  ganz  ähnliche 
Larven  und  auf  den  Blättern  Milben. 

Diese  übereinstimmenden  Erscheinungen  machten  es 
wahrscheinlich ,  wo  nicht  gewiss,  dass  Larve  und  Milbe  zu- 
sammen gehören.  Wenn  diese  Frage  an  und  für  sich  nicht 
ohne  Belang  ist ,  so  wird  sie  dadurch  noch  interessanter, 
dass  Duges  bereits  annimmt,  dass  diese  aus  jener^ entstan- 
den, welches  Dujard in  bestreitet  und  die  Larve  für  eine 
vollendete  Milbe  nimmt,  weil  er  glaubt  Eier  darin  gesehen 
zu  haben.  Hätte  er  Recht,  so  hätten  wir  vierbeinige  Milben, 
denn  unser  Thier  hat  vier  Beine.  Seine  ganze  Behauptung 
beruht  übrigens  bloss  darauf,  dass  er  durch  die  opake  Haut 
eines  dieser  Thiere,  rundliche  Gebilde  hat  durchschimmern 
gesehen,  die  er  für  Eier  annimmt. 

in  den  Annales  des  sciences  naturelles  1834.  t.  H.  sec. 
Serie  p.  104  finden  wir  von  Duges  dieselbe  Larve  beschrie- 
ben und  abgebildet.  Identisch  dieselbe  ist  sie  zwar  nicht, 
aber  doch  so  ähnlich,  dass  Dujard  in  sie  mit  der  seini- 
gen ,  die  auch  wieder  von  der  meinigen  abweicht ,  für 
demselben  Genus  angehörend  nimmt.  Duges  vermuthet, 
dass  es  die  Larve  einer  achlbeinigen  Milbe,  des  Tetranichus 
Dufour  sei,  und  zwar,  theils  wegen  der  Aehnlichkeit  der  Mund- 
theile  und  der  Beine  ,  theils  wegen  des  gemeinsamen  Fund- 
ortes. Auch  sah  er  die  Larven  unbevveo-jich  werden  und  sich 
in  Puppen  verwandeln ,  den  Körper  sich  zusammenziehen, 
indem  er  die  Extremitäten  seiner  Hülle  vcrliess.  Zwei-  oder 
dreimal  sah  er  in  Gallen  der  weissen  Weide  und  der  Linde 
kurze,  Hinke,  achtbeinige  Milben,  mit  den  Palpen  und  Beinen 


106  Scheuten: 

des  Tetranichus,  dem  grösseren  rölhlichen  Tetranichus  voll- 
kommen ähnlich,  die  er  auch  mehrmals  in  grösseren  Gallen 
gefunden  hat.  Dujardin  bcschreibl  das  Thier  in  den  An- 
nales des  sciences  naturelles  1851.  lome  XV.  3.  serie  p.  Iü6. 
Wegen  der  vermeinllichen  Eier  hält  er  es  für  eine  ausge- 
bildete vierbeinige  Milbe  und  legt  ihr  den  Namen  Phyloptus 
bei.  Für  diese  Eier  hat  er  keinen  anderen  Beweis,  als  dass 
er  durch  die  Hülle  desThieres  hindurch  rundliche  oder  runde 
Gebilde  hat  durchscheinen  sehen.  Nach  seiner  Zeichnung 
kann  man  sie  für  Eier  hallen,  aber  auch  für  etwas  anderes. 
Er  beschreibt  das  Thier  als  weiss,  also  nicht  durchsichtige 
gestreift  und  daher  noch  undeullicher.  Bei  auffallendem  Lichte 
unterscheidet  man  vom  Innern  auch  gar  nichts  und  bei  durch- 
fallendem bekommt  man  nur  einsehr  trübes  Bild  davon;  wie 
auch  seine  eigene  Zeichnung  es  darstellt.  Man  sieht  darin 
das  was  er  für  Eier  annimmt,  aber  durchaus  nichts  anderes 
von  Eingeweiden,  wofür  doch  noch  Kaum  genug  übrig  bleibt. 
Bei  meinen  Larven  sieht  man  bei  durchlallendem  Lichte  in- 
wendig verschiedene  runde  Conlouren ,  besonders  bei  An- 
wendung von  Glycerin.  Namentlich  ist  im  oberen  Körper- 
theile  conslant  ein  runder  lichter  Raum,  den  man  auch  an 
derselben  Stelle  bei  der  Milbe  wiederfindet,  dann  folgen  un- 
regelmässige Rundungen,  die  man  nach  Belieben  deuten  kann, 
die  aber  wohl  ohne  Zweifel  Ernährungs- Organe  sind.  Im 
Uebrigen  ist  meine  Larve,  wie  schon  erwähnt,  nur  unwesent- 
lich von  derjenigen  von  Duges  sowohl  wie  von  der  von 
Dujardin  verschieden,  so  dass  man  sie  nur  für  eine  andere 
Species  desselben  Genus  halten  kann.  Dujardin  beschreibt 
sie  als  ein  sehr  kleines  und  weisses  Würmchen  0,15  bis 
0,23mm.  lang;  0,035  bis  0,04omm.  breil.  Die  meinige  (Fig. l) 
ist  0,10  bis  0,18  zu  0,025  bis  0,040.  Der  ganze  Körper  ist 
mit  Querstreifen  bedeckt,  die  bei  Dujardin  0,0025  breit 
sind,  bei  der  meinigen  0,00205mm.  Bei  sehr  starker  Ver- 
grösserung  fand  ich  diese  Streifen  als  sehr  derbe  höckerige 
Rippen ,  einen  starken  Panzer  bildend  ,  den  ich  durch  kein 
Reiben  und  Drücken  zum  platzen  bringen  konnte.  Das  Thier- 
chen  bewegt  sich  langsam  mit  seinen  vier  kurzen  Beinen, 
die  am  Oberkörper  nahe  beim  Schnabel  eingelenkt  sind,  da- 
mit einen    stumpfen  Winkel  bildend.     Bei  Dujardin  endet 


Einiges  über  Milben.  107 

der  sich  verschmälernde  Körper  mit  einem  zweilappigen  Saug- 
napf Cventouse).  Bei  dem  meinigen  findet  weder  das  eine 
noch  das  andere  Statt.  Da  verläuft  der  Körper  gleichmässig 
und  endet  stumpf  mit  zwei  sehr  starken  Borsten,  die  haar- 
und  wellenförmig  lang  ausgezogen  sind.  Bei  Umwendungen 
stützt  sich  das  Thier  auf  diese  Verlängerungen.  Zwischen  die- 
sen charakteristischen  Borsten,  die  wir  auch  bei  der  Milbe 
wiederfinden ,  sfehen  zwei  kleinere.  Am  Oberkörper  ist  an 
jeder  Seite,  auf  einer  Warze,  eine  starke  unbewegliche  Borste, 
dahinter  einige  weniger  slarke  aber  bewegliche,  die  beim  Ge- 
hen den  langen  Körper  zu  unterstülzen  scheinen.  Die  Beine 
der  beiden  Species  sind  fünfgliedrig,  durch  einen  langen  Na- 
gel oder  eine  Klaue  beendigt.  Bei  Dujardin  ist  diese  Klaue 
spitz  und  gebogen,  darunter  ein  federarliges,  dreizackiges  Ge- 
bilde. Bei  mir  abgestutzt,  eine  kurze  steife  Borste  darunter 
(Fig.  Q).  Der  Schnabel  bildet  einen  abgestutzten  Kegel,  der 
eine  Saugröhre  enthält.  Dujardin  sagt:  „il  doit  conlenir 
un  sugoir.^*  Duges  nennt  den  ganzen  Schnabel  Su(;oir,  und 
sagt,  dass  er  einmal  eine  Lamelle,  courbe  etroite  et  longue 
herausgepresst  habe.  Diese  Lamelle,  zwar  nicht  gebogen, 
sondern  gerade,  habe  ich  mehreremal  gesehen,  nebst  dem 
ganzen  Saug-Apparat  wie  in  Fig.  3. 

Duges  hat  seine  Larve  in  Gallen  von  weissen  Wei- 
den und  Linden  gefunden,  Dujardin  in  den  letzteren,  wo 
sie  von  der  Oberseite  und  nicht  von  unten  hinein  gekom- 
men. Meine  Birnbaum-Blätter  haben  unten  eine  Oeffnung,  und 
die  der  Linde  haben  ihre  larvenbergenden  Auswüchse  auch 
auf  der  Unlerseile.  Beide  sind  aber  keine  Gallen,  sondern 
wahrscheinlich  schimmelige  Produkte.  Das  auf  der  Linde  ist 
Erineum  rubigo.  Die  Milbe  legt  also  ihre  Eier  nicht  in  das 
gesunde  Blatt,  wodurch  die  Galle  entsteht,  sondern  in  den 
vorgefundenen  Schimmel  oder  in  eine  Galle,  wie  sie  es  ge- 
rade vorfindet. 

Meine  Milben  fand  ich  auch  stets  auf  der  Unterseite  der 
Blätter.  Diejenige  des  Birnbaums  (Fig.  4)  ist  so  klein  ,  dass 
man  sie  mit  blossen  Augen  auf  dem  Blatte  schwer  sieht,  so 
schnelllüssig,  dass  sie  sich  nur  mühsam  fangen  lässt  und  so 
dünnhäutig  und  zart ,  dass  es  ein  Glück  ist,  wenn  man  sie 
unverlelzt   unter  das   Mikroskop   bringt,    wo   dann    erst   die 


108  Scheuten: 

grösste  Schwierigkeit  beginnt  um  sie  zu  fixiren ,  denn  auf 
dem  Glase  läuft  sie  ohne  Stillstehen,  mit  einer  Geduld  er- 
schöpfenden Schnelligkeit,  welches  um  so  mehr  zu  verwun- 
dern ist ,  da  sie  keine  Augen  hat.  Die  Vorderbeine  schei- 
nen ihr  die  zu  ersetzen ,  denn  damit  tastet  sie  beständig 
herum,  während  die  hintern  sechs  das  Laufen  allein  verrich- 
ten. Dabei  sind  ihre  langen  Palpen  auch  in  beständiger  Be- 
wegung und  nach  unten  umgebogen  als  auch  zum  Tasten 
beitragend.  Im  Tode  zieht  sie  Taster  und  Beine  eng  zusam- 
men und  wird  dadurch  ganz  undeutlich  ,  so  dass  die  Beob- 
achtung in  jeder  Weise  erschwert  ist. 

Die  Gestalt  dieser  Milbe  ist  eiförmig,  die  Länge  0,30  bis 
0,34mm.,  die  Breite  0,17  bis  0,1 9mm.  Die  Mundtheile  sitzen 
kegelförmig  auf,  sind  spitz  und  fernrohrartig  einziehbar.  Die 
fünfgliedrigen  stark  behaarten  Palpen  enden  stumpf,  das  End- 
glied mit  Borsten  besetzt.  Am  lebenden  Thiere  habe  ich 
nie  Kieferfühler  unterscheiden  können,  wohl  manchmal  bei 
Giycerin- Präparaten  zwei  scheerenförmige  (Fig.  5).  Die 
Palpen  sind  halb  mit  dem  Schnabel  verwachsen.  Von  den 
vier  Paar  siebengliedrigen  Beinen  ist  das  erste  merklich  län- 
ger als  die  übrigen,  die  mittleren  zwei  sind  am  kürzesten. 
Das  Tarsal-Glied  ist  mit  einem  kleinen  trichterförmigen  Haft- 
lappen versehen,  der  zusammengezogen  werden  kann,  so  dass 
derselbe  an  dem  ersten  Beinpaare  wie  eine  einfache  Kralle 
erscheint,  wenn  das  Thier  dasselbe,  wie  gewöhnlich  beim 
Laufen,  zum  Tasten  gebraucht.  Am  Oberkörper,  hinter  dem 
Schnabel,  ist  eine  durchscheinende  Stelle,  so  auch  am  Hin- 
terlheile,  das  Uebrige  ist  undurchsichtig  und  Iheilweise  röth- 
lich  gefärbt.  Eingeweide  und  Säftebewegung  sind  am  leben- 
digen Thiere  nicht  zu  unterscheiden. 

Bei  Giycerin  -  Präparaten  habe  ich  manchmal  das  Tra- 
cheen-System sich  bis  in  die  Beine  erstrecken  gesehen. 

Der  Körper  ist  wenig  behaart ,  aber  die  charakteristi- 
schen zwei  starken  Hinlerborsten  der  Larve  finden  wir  auch 
hier  sehr  prononcirt  wieder,  nur  haben  sie  die  haarlörmige 
Verlängerung  verloren.  i 

o-t  l;  Für  erwähnungswerth  halte  ich  noch,  dass  mir  einmal 
eine  merkwürdige  Zwischenform  (zwischen  Larve  und  Milbe) 
vorgekommen  ist  (Fig.  6).     Sie  hat  die  Gestnlt  der  Milbe,  ist 


Einiges  über  Milben.  109 

aber  viel  kleiner.  Von  ihren  vier  Beinpaaren  sind  die  zwei 
vordem  stummelartig,  die  zwei  hintern  stilettförmig  und  davon 
ersteres  zweigliedrig,  das  andere  ungegliedert  mit  zwei  Bor- 
sten endigend. 

Die  oben  erwähnte  andere  Larve,  welche  ich  an  einem 
anderen  Birnbäume  fand,  weicht  von  der  beschriebenen  durch 
ihre  Gestalt  merklich  ab  (Fig.  8)  ,  denn  sie  ist  nicht  wurm- 
förmig,  sondern  doppelt  konisch,  eine  unregelmässige  Raute 
mit  abgerundeten  Ecken  bildend.  Die  Grösse  ist  nahegenug 
dieselbe ,  Beine  und  Schnauze  gleich  gestellt.  Die  Streifen 
oder  Rippen  des  Panzers  verlaufen  ausgeschweift  oder  wel- 
lenförmig. Die  Borsten  sind  anders  vertheilt.  Uebrigens 
habe  ich  diese  Form  nur  selten  und  einzeln  gefunden,  zu- 
letzt auch  auf  meinem  ersten  Birnbäume  zwischen  den  sehr 
zahlreichen  ersten.  Eine  entsprechende  Milbe  ist  mir  noch 
nicht  vorgekommen. 

Die  auf  den  Linden  »Blättern  gefundene  Larve  (Fig.  9) 
gleicht  in  ihrer  Gestalt  wieder  mehr  der  ersteren ,  denn  sie 
ist  wurmförmig,  aber  nicht  weisslich,  sondern  dunkelbraun, 
so  dass  man  die  Streifen,  welche  auch  hier  den  Körper  be- 
decken und  nur  0,00 175mm.  breit  sind,  erst  nach  Anwen- 
dung von  Glycerin  sieht.  Sie  ist  0,10  lang  und  0,0375  breit, 
also  weniger  gestreckt.  Die  vier  funfgliedrigen  Beine  sind 
länger  und  ragen  weit  über  den  Schnabel  heraus.  Die  Stel- 
lung zu  einander  ist  bei  beiden  Species  gleich.  Auch  hier 
sah  ich  an  einem  Individuum  eine  0,01mm.  lange  Saug- 
röhre vorstehen.  Der  Körper  ist  wellenförmig  ausgebogen, 
nach  hinten  etwas  schmäler  und  endet  ebenfalls  mit  zwei 
starken  haarförmig  verlängerten  Borsten ,  dazwischen  zwei 
kurze.  Am  Vorderkörper  sind  an  jeder  Seite  eine  starke 
und  zwei  schwächere  Borsten.  Die  Kralle  an  den  Beinen 
ist  etwas  gebogen  und  darunter  ein  dreizackiges  Gebilde, 
ähnlich  dem,  welches  Duj ardin  an  seiner  Larve  gefunden 
(Fig.  10),  darüber  eine  starke  lange  Borste. 

Die  hierzu  gehörige  Milbe  (Fig.  1 1)  ist  kurz  und  stumpf 
birnförmig,  0,40mm.  lang,  vorn  0,22  und  hinten  0,11  breit, 
also  vorn  doppelt  so  breit  wie  hinten.  Zwischen  dem  zwei- 
ten und  dritten  Beinpaare  sind  zwei  Ausbuchten  oder  Wel- 
len auf  jeder  Seite,  wie  bei  der  Larve.     Von  den  vier  Paar 


110  Scheuten: 

siebengliedrigen  Beinen  sind  die  zwei  Mittelpaare  etwas  kür- 
zer als  die  andern.  Die  Tarsal- Glieder  enden  mit  zwei 
dünnen  geraden  Klauen  und  einer  kleinen  Haftscheibe.  Die 
Palpen  sind  undeutlich  gegliedert.  Das  letzte  Glied  trägt  sie 
fast  immer  nach  innen  umgeschlagen,  so  dass  man  es  nur 
selten  sehen  kann.  Sie  sind  halb  mit  dem  kegelförmigen 
Schnabel  verwachsen,  woraus  ich  einmal  die  Saugröhre  her- 
vorstehen sah.  Der  Leib  endet  mit  sechs  kurzen,  papillen- 
arligen  Borsten.  Zwischen  dem  zweiten  und  dritten  Bein- 
paare auf  den  wellenförmigen  Ausbuchtungen  sitzt  auf  jeder 
eine  einfache  kurze  Borste  und  so  mehrere  an  den  Beinen. 
Augen  sind  nicht  vorhanden.  Die  Farbe  ist  bräunlich  weiss, 
durchaus  undurchsichtig.  Zerquetscht  sind  sie  durchscheinend 
braun  ,  welches  wieder  an  die  braune  Larve  erinnert.  Sie 
bewegen  sich  weit  weniger  lebhaft  als  die  erst  beschriebenen. 

Endlich  muss  ich  noch  einiges  erwähnen  über  die  Milbe, 
Von  der  ich  oben  sagte,  dass  sie  mir  einige  Male  vorge- 
kommen wäre,  obschon  sie  mit  unseren  Larven  nichts  zu  Ihun 
hat.  Ich  glaube,  sie  verdient  es  ihrer  schönen  Farben  wegen 
und  weil  sie  noch  nicht  bekannt  zu  sein  scheint.  Im  Gan- 
zen habe  ich  sie  nur  viermal  gesehen,  und  zwar  in  drei  ver- 
schiedenen Stufen  der  Entwickelung  und  Grösse  (Fig.  12.  13, 
14).  Die  kleinste  war  0,24mm.  lang  und  0,18mm.  breit,  die 
andere  0,32  zu  0,24  und  die  grösste  0,48  zu  0,34,  also 
bedeutend  grösser  als  die  beiden  beschriebenen  Species. 
Ausser  der  Grösse  ist  die  erwachsene  von  den  jungen  noch 
in  manchen  anderen  Stücken  verschieden.  Der  Leib  der  er- 
steren  ist  oval,  der  Schnabel  kegelförmig,  die  dreigliedrigen, 
spitz  endenden  Palpen  sind  halb  damit  verwachsen.  Die  vier 
Paar  siebengliedrigen  Beine  enden  mit  zwei  Krallen  und 
einem  kugelförmigen,  mit  Borsten  besetzten  Haftlappen.  Was 
das  Thier  besonders  auszeichnet  sind  seine  schönen  Farben. 
Der  Leib  ist  grün  mit  schwarzen  Punkten  besetzt.  Ueber  die 
Mittellinie  hinaus  verläuft  eine  breite  weisse  Binde  mit  einem 
grossen  dreieckigen  rothen  Flecken.  Ueber  dem  zweiten 
Fusspaare  steht  jederseits  ein  grosser  rother  augenähnlicher 
Fleck,  hinter  welchem  ein  oval  weisser  liegt.  Ausserdem 
ist  der  Körper  noch  regelmässig  mit  kleinen  weissen  Punk- 
ten oder  Papillen  besetzt.      Der  Leib   der   Jungen   ist   nicht 


Einiges  über  Milben.  111 


•o 


regelmässig  oval,  sondern  abgerundet  rautenförmig.  Farben 
und  Zeichnung  sind  im  Wesenllicben  dieselben.  Die  diffusen 
rolhen  Augenflecke  aber  sind  hier  zirkelrund  und  deutlich 
wie  Auffen  einiijcrmassen  vortretend.  Statt  der  weissen  Punlite 
auf  dem  Leibe  der  Alten,  sind  es  hier  trianguläre  Papillen 
mit  einer  Spitze  angewachen.  Hiervon  stehen  sechs  neben- 
einander am  Hinterleibe ,  zwischen  dem  zweiten  und  dritten 
Beinpaare  je  zwei,  auf  jeder  Palpe  eine  ,  auf  der  Spitze  des 
Schnabels  zwei  und  viole  besetzen  symmetrisch  den  Leib, 
so  dass  das  Thier  gleichsam  mit  diesen  Gebilden  bedeckt 
ist,  welches  sonderbar  genug  aussieht. 

Zum  Schlüsse  bleibt  mir  nun  noch  übrig,  meinen  Mil- 
ben ihre  Stelle  im  Arachniden- Systeme  anzuweisen.  Die 
Birnbaum-  und  Linden -Milben  passen  mit  ihren  spindelför- 
migen Tastern,  plattem  ungetheillen  Körper,  Abwesenheit  von 
Augen,  mit  Haftlappen  und  Krallen  versehenen  Beinen  in  die 
Familie  der  Gamasei  Duges.  Die  grüne  dagegen  hat  Taster 
und  Beine,  so  wie  die  Augen  derFamile  der  Trombidici  des- 
selben. Für  Geschlecht  und  Art  finde  ich  aber  keine  passende 
Diagnose  oder  Abbildung  weder  bei  Panzer,  Duges, 
Koch  noch  Herrich-Schäffer.  Auch  beschreibt  Duges 
die  Milbe  nicht,  die  er  bei  seinen  Larven  gefunden,  sondern 
sagt  nur,  dass  sie  klein,  achtbeinig ,  flink,  mit  Palpen 
und  Beinen  der  grösseren  röthlichen  Tetranichen  versehen, 
aber  eine  andere  Species  sei,  so  dass  ich  nicht  wissen  kann, 
ob  sie  mit  einer  der  meinigen  identisch  ist.  Ich  muss  diese 
daher  für  unbeschrieben  oder  neu  halten,  und  sehe  mich  ge- 
rechtfertigt und  gewissermassen  gezwungen  ihnen  Namen 
beizulegen.  So  habe  ich  dann  die  Birnbaum -Milbe  Typhlo~ 
dromus  Pyri  genannt,  nach  ihrem  Fundorte  und  weil  sie  sich 
trotz  ihrer  Blindheit  ganz  besonders  durch  ihr  unermüdliches 
Rennen  auszeichnet.  Die  Linden -Milbe,  Flexipalpns  Tiliae, 
auch  nach  ihrem  Fundorte  ,  und  weil  sie  ihre  Palpen  ganz 
eigenlhümlich  zusammenschlägt.  Die  grüne  endlich  nenne 
ich  Sannio  rubrioculus,  durch  ihre  rothen  Augen  und  aus- 
gezeichnetes buntscheckiges  Kleid  dazu  veranlasst. 


112  Scheuten:  Einiges  über  Milben. 

Erklärung  der  Abbildungen. 

Alle  stark  vergrössert. 

Tafel  VI. 


}  stärker  vergrösser.. 


Fig.   1.     Larve  von  Typhlodromus  Pyri. 

Fig.  2.     Deren  Fussspilze 

Fig.  3.     Deren  Schnabel 

Fig.  4.     Typhlodromus  Pyri. 

Fig.  5.     Deren  Schnabel  mit  Kieferfühlern. 

Fig.  6.     Halb  entwickelter  Typhlodromus. 

Fig.   7.     Typhlodromus-Larve  in  gleicher  Vergrösserung  mit  der  Milbe 

und    Zwischenform    um    das    richtige    Grössenverhältniss    zu 

zeigen. 
Fig.  8.     Andere  Specier  einer  Typhlodromus-Larve. 

Tafel  VII. 

Fig.  9.     Larve  von  Flexipalpus  Tiliae. 
Fig.  10.     Deren  Fussspitze  stärker  vergrössert. 
Fig.ll.     Flexipalpus  Tiliae. 

Fig.l2  13.  14.     Sannio    rubrioculus  in  drei    verschiedenen  Entwicke- 
lungsstufen. 


liiiinbricus  coretlirurus »  Btirsteiiiscliii'anz. 

Von 
Dr.  Fr«    MUller. 


Der  gemeinste  der  hiesigen  Regenwurmer  und  fast  in 
jeder  Scholle  urbaren  Landes  zu  finden;  ziemlich  schlank, 
weich,  leicht  zerreissend ;  die  Haut  fast  farblos,  durchschei- 
nenrl,  se  dass  die  Körperfarbe  hauptsächlich  durch  Darm  und 
Bliitfjefässe  bedingt  ist,  daher  meist  am  Vorderende  mehr  röth- 
lieh,  in  der  Mitte  mehr  grau,  hinten  blass  röthlichWeiss  er- 
scheint. Der  Gürtel  ist  oben  bräunlich  gelb.  Die  Messung 
von  9  güreltragenden  Thieren ,  —  in  Weingeist  getödtet, 
weil  im  Leben  die  Länge  stets  wechselt  —  ergab  im  Mittel 
28'"  Länge,  wovon  3"'  auf  den  Gürtel,  4'"  auf  die  davor  lie- 
genden Ringe  kommen.  Der  Körper  ist  cylindrisch,  vom 
Gürtel  nach  vorn  verjüngt,  hinterwärts  ziemlich  gleichmässig 
dick.  Die  Zahl  der  Ringe  ist  etwa  200—250;  vor  dem 
Gürtel  liegen  13;  der  Gürtel,  den  man  oft  vermisst,  umfasst 
8.  Der  vorderste  Ring  ist  längsgerieft,  wie  die  drei  vorderen 
bei  Geoscolex  maximus  Leuck.  Wenn  das  Thier  tastend  das 
Kopfende  vorstreckt ,  scheinen  aus  dem  ersten  Ringe  noch 
ein  oder  zwei  ähnliche  vorzutreten  nebst  einem  langgestiel- 
ten keulenförmigen  Kopflappen.  —  Die  Borsten  zeigen  an  den 
allervordersten  Ringen  die  gewöhnliche  Stellung,  dass  die  4 
Borsten  jeder  Seite  paarweise  genähert  sind;  so  bleibt  das 
obere  Paar  bis  zum  Gürtel,  während  die  beiden  Borsten  des 
unteren  Paares  immer  weiter  auseinander  rücken;  vom  Gür- 
tel hinterwärts  sieht  man  jederseits  nur  noch  2  Reihen  ein- 
zelner Borsten;  es  sind  das,  von  unten  nach  oben  gezählt, 
die  erste  und  dritte  Reihe  ;  letzlere  verläuft  ziemlich  in  der 
Mitte  zwischen  Bauch  und  Rücken;    die   2te   und  4te  Borste 

Archiv  f.  Natursesch    XXIII.  .labrg    1.  Od  g 


114  Müller: 

haben  eine  mit  jedem  Ringe  wechselnde  Höhe  der  Insertion, 
ohne  dass  dabei    eine    bestimmte    Norm  in    die  Augen  fiele; 
bald  z.  ß.  sieht  man  sie  abwechselnd  höher  und  tiefer  gestellt, 
so   dass  also  die  des  Isten,  3len,  5ten .  . .  und  wieder  die  des 
2ten,  4len,  6ten  . .  .  Ringes    in  derselben  Längslinie    liegen; 
bald  steigen    3  auf  und  2  wieder  nieder,    so    dass    die   am 
Isten  und  5ten  iVmge    gleich  hoch  stehen,  die  am  2ten  und 
4ten  höher    und    noch   höher  die  am   dritten;  bald  auch  be- 
haupten   sie    an     mehreren    Ringen    hintereinander    dieselbe 
Höhe  u.  s.  w.      Nach  einer   grösseren  oder  geringeren  Zahl 
z,  B.  20  oder  30  Ringen  hören  auch  die  beiden  noch  beste- 
henden Borstenreihen   auf  regelmässig    fortzugehen ,  erst  die 
unlere,  dann  die  obere  in  der  Älitte    der  Seiten  verlaufende; 
auch  diese  Borsten  schwanken  nun  von  Ring  zu  Ring  in  der 
Höhe  der  Insertion.     Diese   anscheinend  vollkommen  chaoti- 
sche Borstenstellung    regelt   sich    nun   in  der  Nähe  des    Hin- 
terendes wieder  in  der  Weise,  dass  jeder  Ring  8  in  nahezu 
gleicher  Entfernung  von  einander  stehende  Borsten  trägt,  die 
mit  denen  der  nächstanliegenden  Ringe  alterniren,   wodurch 
denn   16  Längsreihen  (oder  auch  3  Schraubenlinien)  von  Bor- 
sten entstehen.     Merkwürdig  ist,  dass  diese  sonderbare  Bor- 
stenstellung bei  jüngeren  Thieren  sich  noch  nicht  findet;  diese 
haben  am  Vorderende  jederseits  zwei  Reihen    gepaarter  Bor- 
sten ,  die   sich  weiter    hinten  in   4  Reihen  einzeln  stehender 
Borsten  auflösen. 

Die  Borsten  am  vorderen  Theile  des  Körpers  sind  zar- 
ter und  scheinen  schwach  hakenförmig  gekrümmt,  die  am 
hintersten  Theile  sind  sehr  stark,  gerade,  bernsteinfarbig, 
stehen  auf  deutlichen  Höckerchen  und  scheinen  nicht  voll- 
ständig zurückgezogen  werden  zu  können.  Der  ganze  Schwanz 
erhält  durch  diese  löreihigen  starken  Borsten  ein  bürstenar- 
tiges Ansehen.  —  Der  Magen  ist  stark  muskulös.  Die  Eier- 
hüllen sind  fast  kugelrund,  farblos,  opalisirend;  ich  fand  da- 
rin nie  mehr,  als  ein  Junges. 

Diese  kurze  Beschreibung  wird  genügen ,  eine  unge- 
fähre Vorstellung  von  unserem  Regenwurme  zu  geben  und 
ihn  wenigstens  von  den  bisher  beschriebenen  Arten  leicht  un- 
terscheiden lassen.  Obwohl  man  die  Anordnung  und  Gestalt 
der    Borsten    als    wesentliche  Gallungsmerkmale   der  Regen- 


Lumbricus  corethrurus.  115 

Würmer  anzusehen  pflegt  und  demnach  unser  hierin  so  ei- 
genlhümlicher  Wurm  die  Aufstellung  eines  neuen  Genus  ge- 
bielerisch  zu  fordern  scheint  ,  so  habe  ich  mich  doch,  na- 
mentlich der  regelmässig  beborsleten  Jungen  wegen,  nicht 
dazu  entschliessen  mögen  ,  ehe  nicht  irgend  ein  erhebliches 
anatomisches  oder  physiologisches  Moment  diese  Trennung 
rechtfertigt,  wie  es  z.  B.  bei  Euaxes  und  dem  einer  näheren 
Untersuchuno-  so  werlhen  Criodrilus  der  Fall  ist.  Vielleicht 
dürfte  sich  ein  solches  Moment  herausstellen  bei  weiterer 
Verfolgung  einer  Eigenthümlichkeit,  die  mich  veranlasst  hat, 
diess  unscheinbare  Thierchen  dem  zoologischen  Publikum 
vorzuführen.  Fast  bei  allen  grösseren  Exemplaren  fällt  so- 
fort etwa  zu  Ende  des  dritten  Viertels  der  Körperlänge  eine 
kleine  Stelle  auf,  die  lebhafter  gerölhet,  wie  entzündet  aus- 
sieht; oft  erscheint  hier  auf  der  Uückenseite  die  zartere  Haut 
aufgetrieben  um  gleichsam  einen  kleinen  Bruchsack  zu  bil- 
den. Bei  in  Spiritus  getödteten  Exemplaren  nimmt  sich  diese 
Stelle  aus,  wie  ein  zweiter  nur  viel  kleinerer  Gürtel,  indem 
sie  sich  scharf  abgesetzt  ein  wenig  über  die  davor-  und  da- 
hinterliegenden  Ringe  erhebt,  wohl  weil  bei  der  Zusammen- 
ziehung des  Körpers  die  hier  schwächere  Haut-  und  Muskel- 
schicht weniger  Widerstand  leistet.  Betrachtet  man  nun  diese 
Stelle,  die  ich  an  keinem  der  sehr  zahlreichen  erwachsenen 
Thiere,  die  ich  in  diesen  Tagm  darauf  angesehen,  vermisst 
habe  ,  mit  der  Lupe  ,  so  findet  man  ,  dass  sie  aus  5  bis  10 
mehr  oder  weniger  deutlich  geschiedenen,  schmalen,  bor- 
stenlosen, allem  Anscheine  nach  neugebildeten  Hingen  besteht. 
Eine  beginnende  Quertheilung  war  beim  Anblick  dieser 
Neubildung  mein  erster  Gedanke;  allein  dann  hätten  sich 
doch  Exemplare  finden  sollen  ,  die  aus  solcher  Quertheilung 
hervorgegangen  wären  ,  denen  entweder  ein  gehöriges  Vor- 
derende oder  der  ßürstenschwanz  gefehlt  hätte;  solche  habe 
ich  vergeblich  gesucht.  Bei  einer  an  9  Exemplaren  vorge- 
nommenen Zählung  der  Ringe  fanden  sich  zwischen  Gürtel  und 
dieser  Stelle  nahezu  gleichviel  Ringe,  etwa  HO;  die  unbedeu- 
tenden Differenzen  können  aus  Verzählen  entstanden  sein; 
dagegen  schwankte  die  Zahl  der  dahinterliegenden  Ringe  von 
60  bis  fast  zum  Doppelten.  So  könnte  denn  vielleicht  diese 
Stelle  eine  Bildungsstätte  neuer  Schwanzringe  sein. 


116  Müller:  Lumbricus  corethrurus. 

Eine   durch    alle  Jahreszeiten  fortgesetzte  Beobachtung 
mag  vielleicht  auch  ohne  Älikroskop  darüber  Gewissheit  geben. 
Itajahy,  Anfang  Juni  185Ö. 


Die  obige  Miltheilung  ist  mir  im  Januar  1857  mit  fol~ 
gendem  Schreiben  des  Hrn.  Prof.  Max  Schultze  in  Halle 
zugegangen,  welches  manchem  Leser  des  Archives  von  In- 
teresse sein  dürfte:  v 

Mit  besten  Grüssen  sende  ich  Ihnen  anbei  die  Beschrei- 
bung eines  neuen  Regenwurmes  von  Dr.  Fritz  Müller  in 
Colonie  ßlumenau  in  Brasilien,  Ihnen  bekannt  durch  seine 
früheren  Beiträge  zu  Ihrem  Archiv ,  in  welchem  auch  diese 
Zeilen  wohl  einen  Platz  finden  dürften. 

Nachdem  Müller  mehrere  Jahre  Landbauer  in  der  ge- 
nannten Colonie  gewesen  und  kaum  Zeit  zu  naturwissen- 
schaltlichen  Beobachtungen,  geschweige  denn  dazu  halte,  sol- 
che in  einer  mitlheilbaren  Form  niederzuschreiben,  dürfen 
wir  jetzt  auf  reichlich  erfolgende  Millheilungen  und  Samm- 
lungen von  ihm  hoHen.  Er  ist  seit  Kurzem  als  Lehrer  der 
Mathematik  an  einer  neugegründelen  Schule  in  Desterro  auf 
der  Insel  St.  Catharina  angestellt,  wohnt  unmittelbar  am  Meere, 
dessen  Fauna  er  mir  in  beredten  begeisterten  Worten  als 
eine  ausserordentlich  mannichfallige  schildert,  und  wird  sich 
zoolooischen  Studien  nunmehr  so  viel  es  seine  Zeit  erlaubt 
widmen.  Ich  freue  mich  ungemein,  dass  eine  so  tüchlige 
Kraft  der  Wissenschaft  wiedergewonnen  ist.  Ein  Mikroskop 
habe  ich  ihm  jetzt  auch  durch  Burmeister  hinüber  ge- 
schickt. 


Eiiilgfc  IVorte  über  die  Entwickeluiigf  der 

Medusen. 

(Vortrag  gehallen  in  der  Versammlung   der  skandinavischen 
Naturforscher  in  Chrisliania  im  Juli  1856.) 

Von 
HI*    S  A  r  8. 


Die  von  mir  im  Jahre  1835  theilweise  (Bcskriv.  og  Jagt- 
tag.  over  Dyr  ved  den  Bergenske  Kyst  p.  16.  Tab.  3)  und  im 
Jahre  1841  vollständig  (Archiv  für  Naturg.  7.  Jahrg.  p.  9. 
Tab.  1 — 4)  gelieferte  Darstellung  der  Entwickelung  der  hö- 
heren Medusen  ,  namentlich  der  Medusa  aurila  und  Cyanea 
capillata  ,  wurde  bekanntlich  später  von  J.  Reid  (Annais  of 
Natural  History^  Januar  1848.  p  25.  Tab.  5,  6)  bis  in  die 
geringsten  Details  auf's  Vollständigste  bestätigt.  Ausser  meh- 
reren werthvollen  Beobachtungen  über  die  feinere  Struktur 
der  polypenförmigen  Amme,  giebt  Reid  auch  Aufklärung 
über  das  unterste  oder  angeheftete  Stück  des  Ammenkörpers, 
welches  nicht  geringelt  oder  in  Abschnitte  getheilt  wird,  und 
dessen  Schicksal  mir  unbekannt  geblieben  war  (Beskr.  og 
Jagtt.  p.  18).  —  „Dieser  Theilungsprocess  in  junge  Medusen," 
sagt  er  (1.  c.  p.  31)  „erstreckt  sich  niemals  durch  die  ganze 
Länge  des  Larvenkörpers ;  denn  ein  Theil ,  häufig  ein  sehr 
kleiner,  an  seinem  angehefteten  Ende  wurde  nicht  geringelt 
(Tab.  6,  üg.  14,0),  trieb  neue  Tentakeln  hervor,  ehe  die  letzt 
gebildeten  neuen  Medusen  abgelöst  waren,  und  fuhr  fort  als 
Larve  zu  leben.^^  —  Uebrigens  ist  diese  merkwürdige  That- 
sache  eigentlich  zuerst  vonJ.Dalyeli  entdeckt,  wie  ich  aus 


118  Sarss 

seinem  mir  erst  später  zu  Händen  gekommenen  Buche;  ^Rare 
and  remarliable  Animals  of  Scotland,   1847,''  ersehe. 

In  einer  Abhandlung  betitelt;  „Sur  la  generation  medu- 
sipare  des  Polypes  Hydraires"  (Annales  des  Sciences  natu- 
relles, October  1849.  p.  204.  Tab.  2.  fig.  1—6)  hat  endlich 
Desor  in  Boston  eine  Darstellung  der  Entwickelung  der 
Medusen  geliefert ,  welche  er  auf  eine  ganz  andere  als  die 
von  mir  angegebene  und  von  Reid  bestätigte  Weise  zu  er- 
klären sucht.  Die  Arbeit  von  Reid  kennt  er  nicht,  wenig- 
stens erwähnt  er  deren  mit  keinem  Worte. 

Mit  ziemlich  vieler  Zuversicht  behauptet  er  nun,  dass 
ich,  und  auch  Daly  eil,  dessen  Beobachtungen  ihm  bekannt 
sind,  die  Medusenproduction  aus  der  polypenförmigen  Amme 
missgedeutet  haben,  und  erlaubt  sich  sogar  Thatsachen,  die 
von  mir  sowohl  als  Daly  eil  durch  selbslständige  und  von 
einander  unabhängige  Beobachlungen  festgestellt,  ja  von  uns 
beiden  abgebildet  sind,  auf  eine  merkwürdig  leichtsinnige 
Weise  hinwegzuräsonniren.  Wenn  ich  nicht  lange  schon 
seine  Einwendungen  gegen  meine  Darstellung  widerlegt  habe, 
so  hat  dies  seinen  Grund  darin,  dass  ich  überhaupt  derglei- 
chen Streit  nicht  liebe,  und,  wenn  ich  mich  endlich  in  Dis- 
cussion  einliesse,  gern  neue  Thatsachen  in  dieser  Sache,  wo 
noch  vieles  zu  entwirren  übrig  ist,  vorbringen  möchte;  aber 
leider  ist  meine  Hoffnung,  den  Theilungsprocess  der  polypen- 
förmigen Medusenammen  noch  einmal  zu  beobachten,  bisher 
fehlgeschlagen. 

Ich  benutze  daher  die  gegenwärtige  Gelegenheit,  um  in 
gedrängter  Kürze  zu  zpigen,  wie  sich  die  Beobachtungen  von 
Desor  sehr  gut  mit  der  von  mir  früher  gegebenen  Dar- 
stellung vereinigen  lassen. 

Gleich  im  Anfange  seines  Aufsatzes  (1.  c.  p.  211)  drückt 
er  sich  folgendermassen  aus;  „Die  Entwickelung  der  wahren 
Medusen  (Aurelia,  Cyanea)  scheint  bei  dem  ersten. Anblicke 
sehr  verschieden  von  der  medusenerzeugenden  Generation  (la 
generation  medusipare,  so  nennt  er  das  Hervorsprossen  der 
Medusengemmen  aus  den  Hydroiden-Ammen),  besonders  wenn 
man  sich  an  die  von  Herrn  Sars  gegebene  Erklärung  der- 
selben hält.  Dieser  tüchtige  Beobachter  stellt  nämlich  die 
Entwicklung  der  Aurelien   als  eine  ^eihe   vou  }Ieta-» 


Einige  Worte  über  die  Entwickelung  der  Medusen.  119 

morphosen  dar,  indem  die  jung-e  Meduse,  nach  ihm,  suc- 
cessive  von  dem  Zustande  des  Infusoriums  zu  dem  des  Po- 
lypen, und  darnach  zu  dem  der  vollkommenen  Meduse  über- 
gehe.^' 

Es  scheint  nur  durch  ein  sonderbares  Missverständniss  mei- 
ner Beobachtungen  oder  eine  sonderbare  Auffassung  des  Begrif- 
fes von  Metamorphose  erklärlich,  dass  Herr  Desor  mir  eine 
solche  Anschauung  zuschreiben  könne,  da  ich  doch  deutlich 
genug  in  meiner  Darstellung  hervorgehoben  habe,  dass  sich 
die  polypenförmige  Amme  niemals  in  eine  Meduse  verwan- 
dele, sondern  dass  es  deren  durch  Quertheilung  entstandene 
^Brut  sei ,  die  zu  Medusen  gebildet  werde  —  demnach  nicht 
durch  Metamorphose,  sondern  durch  Metagenese  oder  Gene- 
ralionswechsel. „Es  ist  nicht  das  Individuum ,  sondern  es 
ist  die  Generation,  die  sich  metamorphosirt,  hatte  ich  schon 
damals,  ehe  noch  die' fruchtbare  Lehre  Sleenstrup's  vom 
Generationswechsel  erschienen  war,  mit  Bestimmtheit  ausge- 
sagt (1.  c.  p.  29). 

MitDalyell  sieht  auch  Desor  die  polypenförmige  Me- 
dusenamme „als  einen  wahren  Polypen  an  (p.  211),  der 
durch  seinen  Bau  mit  unserer  gewöhnlichen  Süsswasser-Hy- 
dra  sehr  nahe  verwandt  sei  (p.  216),  ja  so  nahe,  dass  Kei- 
ner daran  gedacht  haben  sollte,  ihn  generisch  von  dieser  zu 
trennen  (sie!);  Dalyell  habe  ihn  daher  aus  diesem  Grunde 
unter  dem  Namen  von  Hydra  tuba  beschrieben.« 

Allein,  schon  im  Jahre  1829  (Bidrag  til  Södyrenes  Na- 
turhistorie p.  7)  hielt  ich  es  für  nöthig,  diese  von  mir  zuerst 
entdeckte  Form  generisch  von  Hydra  zu  trennen,  von  wel- 
cher letzteren  sie  dadurch  abweicht ,  dass  sie  angeheftet  ist 
und  ihre  Stelle  nicht  ändern  kann,  so  wie  durch  ihren  her- 
vorstreckbaren röhrenförmigen  Mund,  und  ich  führte  sie  da- 
her damals  als  ein  besonderes  Gesclilecht  (das  ich  allerdings 
im  Jahre  1835,  nachdem  ich  es  als  einen  Jugend-  oder  Am- 
menzustand  einer  Meduse ,  Beskriv.  og  Jagtt.  p.  16,  kennen 
gelernt  hatte,  wieder  aufgeben  musste),  unter  dem  Namen 
von  Scyphistoma  auf.  Diese  Annahme  wurde  auch  später 
von  Steenstrup  (lieber  den  Generationswechsel  p.  7), 
Reid  (I.e.  Tab.  5.  fig.  6)  und  mir  selbst  (Archiv  für  Naturg. 
1841.  Tab.  1.  ßg.  33)  durch  die  Entdeckung  ihres  Gefässsy- 


120  Sar«! 

siems  —  dieses  constanten  Kriteriums  um  Medusen  von  Po- 
lypen (Hydroiden)  zu  unterscheiden  . —  bestätigt.  Es  ist 
hiermit  bewiesen,  dass  diese  Form  nicht  ein  wahrer  Polyp 
(Hydroide),  sondern  ein  polypenähniicher  oder  Ammenzu- 
sland  einer  Meduse  sei. 

„Aber,  fährt  Desor  fort  (p.  211),  das  Sonderbare  bei 
diesem  Polypen  ist,  dass  er  von  Zeit  zu  Zeit  grosse  Knospen 
von  einer  cigenthümlichen  Gestalt  hervortreibt ,  welche  aus 
seinem  Munde  hervorzukommen  scheinen.  Es  sind  diese 
Knospen,  die  sich  zu  Medusen  entwickeln.  Herr  Dalyell 
hat  sich  inzwischen,  indem  er  auf  diese  wichtige  Thalsache 
aufmerksam  macht,  von  dem  Irrthume,  in  welchen  Herr  Sars 
gefallen  ist,  nicht  ganz  befreien  können,  indem  er  noch  im- 
mer eine  partielle  Metamorphose  des  Polypen  annimmt,  so  dass 
von  letzterem  nach  jeder  Knospung  nichts  mehr  übrig  bleibe 
als  die  Basis,  welches  folglich  einen  Hauptunterschied  zwi- 
schen der  Entwickelung  dieser  Knospen  und  der  medusener- 
zeugenden Generalion  der  Syncorynen  und  Campanularien 
bilden  würde.  Solch  ein  Unterschied  existirt  aber  nicht  in 
der  Wirklichkeit.« 

Herr  Desor  betrachtet  also,  wie  man  hieraus  ersieht, 
die  Medusenproduction  als  eine  Knospung,  er  ist  aber  den 
Beweis  für  diese  Annahme  schuldig  geblieben.  Nirgends  in 
seiner  Abhandlung  erwähnt  er  des  Hervorwachsens  dieser 
Knospen  —  und  eine  Knospe  muss  ja  doch  immer  als  ein 
Minimum  anfangen  und  nach  und  nach  sich  vergrössern  — ; 
nach  seiner  Darstellung  scheinen  sie  auf  einmal  in  ihrer 
vollen  Grösse  fast  wie  mit  einem  Zauberschlage  zu  entste- 
hen. „Sie  scheinen,  sagt  er  selbst  (p.  211)  aus  dem  Munde 
des  Polypen  hervorzukommen",  eine  ziemlich  unwahrschein- 
liche Conjeclur,  die  wenigstens  aller  Analogie  entbehrt. 

Desor  fand  im  Meere  bei  Boston  diese  polypenähnli- 
chen Medusenammen  in  dem  Theilungsprocesse,  so  wie  ich 
ihn  dargestellt  habe,  oder,  nach  seiner  Annahme,  in  der  Kno- 
spung. „Die  Knospe,  sagt  er  (p.  212),  hatte  gewöhnlich  das 
Doppelte  oder  zuweilen  Dreifache  von  der  Höhe  des  Stieles 
oder  des  Polypen ;  sie  war  von  letzterem  durch  einen  Kreis 
von  Tentakeln  gelrennt,  welche  in  jeder  Beziehung  denen, 
die  bei  Individuen  gefunden  werden,  die  keine  Knospen  ha- 


Einige  Worte  über  die  Enlwickelung  der  Medusen.  121 

ben,   ähnlich  waren.      Es  ist  folglich  ausgemacht,  dass  die 
Tentakeln  dem  Polypen  und  nicht  der  Knospe  angehören.« 

Alles  dies  verhält  sich  allerdings  vollkommen  richtig. 
Wenn  er  aber  ferner  sagt:  „dieser  Schluss  stimmt  inzwischen 
nicht  ganz  mit  der  Anschauung  des  Herrn  Dal  y eil  über- 
ein, welcher  behauptet,  dass  sich,  wenn  die  Knospung  an- 
fängt, eine  Einschnürung  am  Polypenkörper  unter  dem  Kreise 
der  Tentakeln  bilde  :  dass  die  Tentakeln  solchermassen  nach 
dem  Gipfel  der  Knospe  gebracht  gefunden  werden,  während 
ein  neuer  Kreis  von  Tentakeln  an  ihrer  Basis  sich  bilde,*  — 
so  wir'd  ein  Jeder ,  der  sich  mit  den  Beobachtungen  von 
Dalyell,  Reid  und  mir  bekannt  gemacht  hat,  leicht  er- 
kennen, dass  die  von  Desor  beobachteten  Medusenammen 
offenbar  sehr  weit  in  dem  Theilungsprocesse  vorgerückt  wa- 
ren, dessen  erster  Anfang,  der  durch  ringförmige  Einschnü- 
rungen am  Körper  unterhalb  des  Tentakelkreises  geschieht, 
welche  oben  anfangen  und  nach  und  nach  weiter  nach  un- 
ten sich  erstrecken  ,  wonach  die  Tentakeln  am  Gipfel  ver- 
schwinden ,  von  ihm  gar  nicht  gesehen  worden  ist.  Es  ist 
nur  das  letzte  Stadium  des  Theilungsprocesses  ,  das  er  be- 
obachtet hat,  in  welchem  das  unterste  Stück  des  Ammenkör- 
pers, welches  nicht  geringelt  oder  in  Querschnitte  getheilt 
wird,  nach  den  Beobachtungen  von  Dalyell  und  Reid  an- 
fängt neue  Tentakeln  hervorzutreiben ,  und  zwar  ehe  sich 
noch  die  lelzIgebiMeten  neuen  Medusen  abgelöst  haben. 

Es  ist  folglich  nichts  Ueberraschendes  in  dem ,  was  er 
ferner  anführt  (p.  212):  „Unter  einer  Anzalil  von  hundert 
knospentragenden  Individuen,  die  ich  untersucht,  habe  ich 
kein  einziges  bemerkt ,  das  einen  Tentakelkranz  am  Gipfel 
der  Knospe  trüge.  Im  Gegenlheile,  immer  habe  ich  die  Ten- 
takeln an  der  Basis  der  Knospe  pefsistiren  gesehen,  und  ich 
habe  sie  an  dieser  Stelle  sogar  bei  Individuen,  deren  Polyp 
noch  sehr  klein  im  Vergleiche  mit  der  Knospe  war,  wieder- 
gefunden.*«' 

Und  ferner  (p.  213):  „Ich  frage  mich  denn,  ob  Herr 
Dalyell  nicht  die  Lappen  der  obersten  Scheibe  der  Knospe, 
welche  bisweilen,  besonders  bei  sehr  entwickelten  Kno- 
spen ,  sehr   lang  und  schmal ,  und  ausserdem   durchsichtiger 


122  Sarss 

als  der  Körper  sind ,  so  dass  sie  gewissermassen  Tentakeln 
ähneln,  für  Tentakeln  angenommen  liabe/* 

Herr  Desor  scheint  hier  vergessen  zu  haben,  dass 
auch  ich  ganz  dasselbe  wie  Dal  y  eil  gesehen  und  sogar 
die  beobachteten  Verhältnisse  in  Fiof.  43  und  44  in  meiner 
Abhandlung  abgebildet  habe  ,  so  dass  hier  nicht  von  einer 
Irrung  die  Rede  sein  könne,  und  zumal  von  einer  so  groben 
wie  der  Verwechselung  der  fadenförmigen  Tentakeln  der 
Amme  mit  den  eingeschnittenen  Scheibenlappen  der  jungen 
Medusen. 

Als  völlig  überzeugend  und  entscheidend  in  dieser  Con- 
troverse  füge  ich  noch  schliesslich  hinzu,  dass  ich  in  meiner 
Sammlung  sehr  wohl  conservirte  Exemplare  in  Weingeist 
von  Medusenammen  in  verschiedenen  Stadien  der  Querlhei- 
lung  besitze ,  einige  mit  anfangenden  ringförmigen  glatten 
Einschnürungen  oder  Abschnitten,  andere,  bei  denen  letztere 
rings  herum  in  acht  zweitheilige  Lappen  (Randlappen)  her- 
vorgewachsen sind;  in  beiderlei  Formen  sitzen  noch  die  lan- 
gen fadenförmigen  Tentakeln  der  Amme  an  dem  obersten 
Abschnitte  auf.  Bei  noch  anderen  sind  diese  Tentakeln  ver- 
schwunden und  die  jungen  Medusen  im -Begriffe  sich  abzu- 
lösen. (Alle  diese  Medusenammen  wurden  hier  den  anwe- 
senden Zoologen  vorgezeigt.)  Bei  der  Revision  meiner  auf- 
bewahrten Medusenammen  fanden  sich  auch  unter  ihnen  ei- 
nige wenige,  deren  unterstes  ungeringeltes  Stück  neue  Ten- 
takeln, wie  es  Dalyell  und  Reid  bemerkt  haben,  produ- 
zirt  hatte. 

Späterer   Zusatz. 

Lange  nachdem  der  obige  Vortrag  gehalten  war,  er- 
hielt ich  das  zweite  Heft  des  Jahrganges  1856  von  v.  Sie- 
bold's  und  Kölliker's  Zeitschrift  für  wiss.  Zoologie,  wo 
Herr  Gegenbaur  in  seinem  interessanten  Aufsatze:  „Ver- 
such eines  Systemes  der  Medusen«  p.  209  auch  die  oben 
abgehandelte,  für  die  Physiologie  so  wichtige  Frage  berührt. 
Es  ist  mir  eine  Freude  und  Befriedigung,  daraus  zu  verneh- 
men, dass  dieser  scharfsichtige  Forscher,  der  ehedem  („Zur 
Lehre   vom  Generationswechsel.*    1854.  p.  8}  mehr    geneigt 


Einige  Worte  über  die  Entwickelung  der  Medusen.  123 

war  der  Erklärungsweise  von  Desor  beizupflichten,  jetzt, 
nachdem  er  die  Darstellung  Dal yell's  (Rare  and  reniRrkable 
animals  of  Scotland  1847)  mit  der  meinigen  hat  vergleichen 
können,  das  wahre  Verhällniss  ganz  richtig  aufgelasst  hat, 
so  dass  „das  ganze  Rälhsel  befriedigend  gelöst  wird.**  — 
Dalyell,  sagt  er,  stimmt  in  der  Angabe  von  der  Bildung 
der  Medusen  aus  dem  Ammenkörper  ganz  mit  Sars  überein, 
nur  hat  Dalyell  noch  spätere  Stadien  zur  Beobachtung  ge- 
habt, und  deshalb  vollständiger  diese  Verhältnisse  erforscht. 
Auch  die  Desor'sche  Beobachtung  harmonirt  hiermit,  denn 
Desor  hatte,  wie  es  nunmehr  mir  augenscheinlich  vorliegt, 
nur  spätere  Stadien  ,  in  welchen  der  Tentakelkranz  an  dem 
Ammenreste  schon  gebildet  war,  und  Hess  sich,  indem  er  den 
letzleren  für  unverändert  nahm,  dazu  verleiten,  die  daran 
sitzenden  jungen  Medusen  ats  aus  einer  Knospung  hervorge- 
gangen anzusehen." 

üebrigens  bin  ich  mit  Herrn  Gegenbaur  ganz  einig 
in  dem  Schlüsse,  welchen  er  daraus  zieht:  „Das  Wichtigste 
ist  hierbei  ,  dass  die  Amme  in  der  Medusenerzeugung  nicht 
aufgeht ,  sondern  nach  jeder  Ammenperiode  sich  gewisser- 
massen  rehabilitirt  und  zu  neuer  Erzeugung  von  Medusen 
sich  anschickt,  so  dass  sie  bezüglich  ihrer  Lebensdauer  ganz 
den  ammenden  Hydrinen  gleichgestellt    werden  kann.« 

Christian ia  im  November  1856. 


Jkhrote^y^  ein  netips  Qesclilecht  der  Crusta« 
ceeii,  aus  der  Familie  der  Hippaeeen« 

Von 

llr-  R*    JL»    Pllilippi« 

Professor  der  Zoologie  und  Botanik  an  der  Universität  Santiago 

de  Chile. 

(Hierzu    Taf.  VIII.) 


Der  Conservalor  des  Nationalmuseums  von  Santiago, 
Herr  Philibert  Germain,  fand  im  Oktober  1855  am 
Strande  von  Tome  im  Meerbusen  von  Talcahueno  mehrere 
Exemplare  eines  zur  Familie  der  Hippaeeen  gehörigen  Kreb- 
ses ausgeworfen,  welcher  ein  neues  Geschlecht  bilden  muss. 
Ich  vermulhe,  dass  dieser  Krebs  sehr  selten  ist ,  da  er  den 
Naturforschern  entgangen  ist,  welche  bis  jetzt  Chile  erforscht 
haben,  ungeachtet  die  Mehrzahl  derselben  gerade  im  Meer- 
busen von  Talcahueno  längere  Zeit  verweilt  haben.  Dieser 
Umstand  ,  so  wie  die  Betrachtung,  dass  die  kleine  Familie 
der  Hippaeeen  zu  der  interessantesten  ihrer  Ordnung  gehört, 
haben  mich  bestimmt,  das  Thier  zu  untersuchen  und  zu  be- 
schreiben, wenn  auch  die  Exemplare  ziemlich  beschädigt 
waren. 

Das  Kopf  bruststück  ist  oval,  in  der  Mitte  am  brei- 
testen, hinten  ausgerandet ,  von  vorn  nach  hinten  eben,  von 
einer  Seite  zur  anderen  aber  stark  gewölbt,  beinahe  dacli- 
förmig  abschüssig.     Der  Schnabel  ist  klein,   dreieckig,  und 


*)  I^ymphe,  Tochter  des  Poseidon  und  der  Oenope, 


Philip pi:  Abrote,  ein  neues  Geschlecht  der  Crustaceen.     125 

kürzer  als  zwei  dreieckige  Spitzen,  welche  die  Augengegend 
von  der  der  äusseren  Fühler  trennen.  Der  dadurch  jeder- 
seils  gebildete  Einschnitt  ist  sehr  fein  gekerbt.  Von  den 
eben  erwähnten  seitlichen  Spitzen  fällt  der  ümriss  schräg 
nach  aussen  und  hinten  ab,  und  hierauf  folgt  eine  Einbucht, 
welche  den  vorderen  Rand  des  Kopfbrustslückes  von  den 
Seilenrändern  trennt.  Diese  sind  ziemlich  convex,  und  zei- 
gen in  ihrer  vorderen  Hallte  bis  zur  Mille  vier  Dornen,  von 
denen  die  drei  ersten  in  gerader  Linie  nach  vorn  gerichtet 
sind,  während  der  hinterste  stumpfer  und  mehr  nach  aussen 
gewendet  erscheint.  In  der  Höhe  der  beiden  vordersten  Sei- 
lendornen findet  sich  in  der  Mittellinie  ebenfalls  ein  kurzer 
horizontal  nach  vorn  gerichteter  Dom ,  und  vor  demselben 
eine  erhabene,  mit  Körnchen  besetzte  Querlinie.  Eine  zweite 
ebenfalls  mit  Körnchen  besetzte  Querlinie  erstreckt  sich  vom 
eben  genanntem  Dorne  nach  seitwärts,  hört  aber  auf  halbem 
Wege  zum  Seitenrande  auf.  Vermulhlich  haben  alle  Körn- 
chen Borsten  getragen.  Eine  vertiefte  nach  vorn  convexe 
Linie,  etwas  hinler  der  Mille  der  Länge  gelegen,  welche 
sich  ebenfalls  nur  über  die  halbe  Breite  erstreckt,  deutet  die 
Gränze  der  Magengegend  an.  Von  jeder  Seile  ziehen  sich 
zwei  Out^rfurchen  nach  innen  bis  in  die  Mille  zwischen  der 
Seilenlinie  und  der  Mittellinie;  die  vordere  in  querer  Richtung 
von  der  Bucht  vor  dem  drillen  Zahne  aus;  die  andere,  schräg 
nach  vorn  verlaufend,  von  der  Bucht  vor  dem  vierten  Zahne 
aus.  Das  Koplbrustslück  hat  hinten  keine  lamellenarligen 
Verlängerungen,  um  die  Füsse  zu  bedecken,  sondern  nur  eine 
scharfe  Kante,  welche  die  obere  Seile  von  der  unteren  trennt. 
Diese  ist  in  ihrem  hinteren  Theile  von  der  Kante  bis  zu  den 
Beinen  hin  weich,  fein  gekörnelt  und  durch  eine  Menge  häu- 
tiger Linien  in  unregelmässige  Täfelchen  getheilt.  Siehe  Fig.  c. 
Die  Augenstiele  sind  unmittelbar  unter  dem  Schna- 
bel des  Kopfbruststückes  befestigt,  stehen  nahe  bei  einander 
und  zeigen  drei  Glieder,  von  denen  die  beiden  ersten  sehr 
kurz  und  unter  dem  Kopfbruststück  verborgen  sind;  das 
dritte  Glied  ist  cylindrisch  an  seiner  Basis  etwas  aufgeschwol- 
len und  so  lang,  dass  es  über  die  Seilenspitzen  des  Kopf- 
bruststückes hervorragt.  Die  kleinen  Augen  stehen  am 
Ende  desselben. 


126  Philip  pi: 

Die  äusseren  Fühler  sind  von  der  halben  Länge  des 
Kopfbrustslückes  und  stehen  noch  ausserhalb  der  erwähnten 
Seilenspitzen.  Das  erste  Glied  ihres  Stieles  ist  kurz  und 
breit,  ragt  aber  doch  noch  etwas  über  das  Kopfbruststück 
hervor ;  das  zweite  Glied  ist  kaum  länger  als  breit  und  zeigt 
nach  innen  einen  beweglichen  Dorn  ;  das  dritte  Glied  ist  so 
lang  wie  das  zweite,  aber  weit  dünner,  cylindrisch;  es  hat 
drei  erhabene  mit  Borsten  besetzte  Querlinien:  das  vierte 
Glied  ist  anderlhalbmal  so  lang  wie  das  dritte,  ebenfalls  cy- 
lindrisch, und  trägt  etwa  sieben,  rn'ü  kurzen  Borsten  verse- 
hene Höcker.  Die  Geis  sei  ist  beinahe  so  lang  wie  die 
beiden  letzten  Glieder  des  Stieles  und  besteht  aus  13  ver- 
kehrt kegelförmigen  Gliedern,  welche  unmittelbar  vor  ihrer 
oberen  Gdenkfläche  nach  aussen  mit  langen  Borsten  gewim- 
pert  sind,  welche  auf  einer  erhabenen  Querlinie  stehen. 

Die  inneren  Fühler  sind  massig  gross.  Das  erste 
Glied  des  Stieles  ist  kurz  und  dick,  die  beiden  folgenden 
bilden  ein  nach  unten  gebogenes  Knie  und  sind  beinahe  gleich 
lang  und  cylindrisch.  Die  Geis  sei  fehlte  an  allen  drei 
Exemplaren. 

Die  äusseren  Kaufüsse  sind  gross  und  im  Ganzen 
ziemlich  cylindrisch.  Siehe  Fig.  d.  Das  erste  Glied  ist  sehr 
kurz;  die  vier  folgenden  sind  beinahe  gleich  lang:  das  zweite 
hat  nach  innen  eine  scharfe ,  mit  kammförmigen  Zähnen  be- 
setzte Kante,  welche  nach  vorn  mit  einer  zahnartigen  Ver- 
längerung weit  vorspringt.  Das  dritte  Glied  ist  beinahe 
stumpf  dreikantig  und  zeigt  auf  seiner  unteren  Kante  eine 
Reihe  zahnartiger  Körnchen.  Das  vierte  und  fünfte  Glied 
zeichnen  sich  durch  die  langen  Wimpern  ihrer  Aussenseite 
aus;  das  letzte  Glied  ist  aber  zusammengedrückt,  lanzettför- 
mig und  beiderseits  stark  gewimpert.  Der  Palpus  ist  pfrie- 
menförmig,  dicht  und  lang  bewimpert. 

Das  zweite  Paar  Kaufüsse,  s.  Fig.  d,  hat  cylin- 
drische  Glieder,  von  denen  die  letzten  drei  zusammengenom- 
men so  lang  sind,  wie  die  vorhergehenden.  —  Die  folgen- 
den Kaufüsse  sind  lamellenartiar. 

Die  ächten  Füsse  berühren  sich  unmittelbar  in  der  Mit- 
tellinie der  Brust;,  das  erste  Paar  ist  vom  folgenden  ziemlich 
entfernt,  s.  Fig.  c.     Die  Scheeren   sind  nicht    viel  länger 


Abrote,  ein  neues  Geschlecht  der  Crustaceen.  127 

als  die  anderen  Füsse,  aber  weit    dicker,    zumal  in  den  er- 
sten Gliedern.     Die  Hüfle,  s  Fig.  c.  1,  zeigt  ncuh  hinten  und 
aussen  einen  abgerundeten  Vorsprung;  der  Trot hanter,  s.  c.  2, 
hat   die  Gestalt    eines  Dreiecks,    in  welches  ein  rechter,   ja 
beinahe  spitzer  Winkel  hineintritt,  welcher  der  Geienkiläche 
der  Cüxa  und  dem  äusseren  Rande  dieses  Gliedes  entspricht; 
der  Schenkel,  s.  Fig.  c.  3,  ist  gross  und  dick,  und  zeigt  nach 
vorn  und  unten  etwa  in  halber  Länge  einen  grossen  spitzen 
Dorn.     Das  [olgende  Glied  hat  die  Gestalt  eines  stumpfwink- 
ligen Dreiecks,    s.  Fig.  f.  1,   dessen  stumpfer  Winkel   nach 
aussen  und  hinten  gerichtet  ist  und  dessen  Grundlinie,  nach 
oben  gerichtet,  eine  scharfe  stark  bewimperte  Schneide  bildel,, 
die  mit  einem  spitzen  Dorne  endet,  und  davor  einen  zweiten, 
kleineren  Dorn  zeigt.     Die  Gelenkfläche,  wodurch  dies  Glied 
mit  dem  Carpus    verbunden  ist,  nimmt  nur  die  untere  Hallte 
der  vordem  Seile  der  Tibia  ein.  Die  Hand  ist  ebenfalls  drei- 
eckig, allein  fast  in  Gestalt  eines  gleichseitigen  Dreiecks,  des- 
sen Spitze  nach  unten  und  vorn  gerichtet  und  stark  zusam- 
mengedrückt   ist.      Sie    endet     ebenfalls    mit    einem   spitzen 
Dorne;  in  der  Mitte  der  unteren  Kante  steht  ein  zweiter  spit- 
zer Dorn  und  zwei  andere  stehen  an  der  äusseren  Fläche  in 
der  Linie,  welche  man  zwischen  beiden  Gelenken  ziehen  kann. 
Endlich  stehen  drei  Dornen   auf  der  scharfen   stark  bewim- 
perten Kante,  welche  dem  Daumen  zugekehrt  ist,  die  von  der 
Spitze  nach    der  Gelenkfläche    hin    an  Grösse   allmählich  ab- 
nehmen.     Der    nicht    von    der   Gelenkfläche    eingenommene 
Theil  der  Basis  ist    zusammengedrückt   und  stark  gewimpert. 
Der  Daumen   ist  stark  zusammengedrückt,  schmal   und    spitz. 
Seine  innere,  der  Hand  zugekehrte  Kante   ist  geradlinig  und 
ganzrandig,    die    äussere    schwach  gekrümmt,  und  mit  zwei 
starken  Dornen  besetzt,  wozu  oft   nolch  ein  dritter,  kleinerer 
an  der  Basis  kommt. 

Die  folgenden  drei  Fusspaare  sind  ziemlich 
übereinstimmend  gebildet;  Hüfte  und  Trochanter  sind  kurz 
und  zeigen  niclits  Auff'allendes;  der  Schenkel  ist  zusammen- 
gedrückt, halb  so  breit  wie  lang ,  seine  obere  Kante  sowohl 
wie  seine  untere  schwach  convex  und  gewimpert.  Die  Tibia 
verbreitert  sich  nach  unten,  und  läuft  unten  und  aussen  in 
eine  stark  zusammengedrückte  Spitze  aus,  wodurch  sie  beinahe 


128  P  h  i  1  i  p  p  i : 

dreieckig  erscheint ;  die  äussere  Kante,  die  längste,  ist  so  lang 
wie  der  Femur  und  gekörnt.  Die  Verscliiedenheiten,  welche 
diese  beiden  Glieder  an  den  drei  Fusspaaren  zeigen,  beste- 
hen hauptsächlich  darin,  dass  die  obere  Fläche  des  Femur 
beim  dritten  und  vierten  Fuss  glatter,  flacher,  und  in  der 
Mitte  sogar  beinahe  häutig  ist,  und  dass  dieTibia  des  zwei- 
ten Fusspaares  einen  stärker  hervortretenden  Winkel  hat.  Der 
Tarsus  ist  an  diesen  drei  Fusspaaren  breiter  als  lang,  zu- 
sammengedrückt, und  aussen  mit  einem  Kiele  versehen,  wel- 
cher der  Länge  nach  von  Gelenk  zu  Gelenk  verläuft;  allein 
die  Breite  dieses  Gliedes  nimmt  vom  zweiten  Fusspaare  bis 
zum  vierten  zu,  und  namentlich  ist  die  grössere  innere  Hälfte 
des  Gliedes  beim  vierten  Fusspaare  sehr  verbreitert.  —  Das 
Kagel^lied  ist  bei  den  genannten  drei  Fusspaaren  zwar  stets 
lamel.enarlig  und  sicheltörmig,  allein  beim  vierten  Fusspaare 
ist  es  breit  und  schwach  gebogen  ;  beim  zweiten  zeigt  es 
statt  der  sanften  Kinbiegung  des  vierten  Fusspaares  eine  Ein- 
kerbung, wodurch  die  bpilze  mehr  nach  aussen  gerichtet  ist, 
und  beim  dritten  Fusspaare  ist  das  INagelglied  sehr  stark  ge»- 
bogen  und  sehr  schmal.  Die  convexen  t>eiten  des  Nagelglie- 
des sind  stark  gewimpert. 

Das  fünfte  Fuss  paar  ist  unter  dem  Seitentheile  des 
Kopfbruslstückes  verborgen,  und  einem  besonderen  Ringe 
des  Leibes  entsprossen ,  welcher  mit  dem  Hinterleibe  enger 
verbunden  erscheint,  als  mit  dem  Kopibrustslück,  s.  Fig.  b. 
Dieses  Fusspaar  ist  schlank  und  dünn,  s.  Fig.  k.  Das  Nagel- 
glied ist  stark  zusammengedrückt,  beinahe  lamellenartig,  drei 
Mal  so  lang  wie  breit,  stark  gewimpert.  Der  Tarsus  ist  an- 
derthalb Mal  so  lang  als  das  Nagelglied  aber  schmaler;  der 
Femur  eher  kürzer  als  der  Tarsus,  aber  slärker. 

Der  Hinterleib  besteht  aus  sechs  Gliedern:  die  vier 
ersten  sind  jederseits  in  einen  queren  blattartiger  Fortsatz 
verlängert,  s.  Fig.  6,  welche  Fortsätze  von  vorn  nach  hinten 
immer  kürzer  werden,  und  am  Vorderrande  stark  gewimpert 
sind.  Das  fünfte  Glied  ist  beinahe  quadratisch.  Das  End- 
glied ist  fast  zweimal  so  breit  wie  das  vorhergehende,  ziem- 
lich eiförmig,  so  breit  wie  lang,  und  zeigt  zwei  eingedrückte 
Längslinien,  welche  es  in  drei  ziemlich  gleiche  Theile  ihei- 
len;  die  OelTnung  des  Afters  schimmert  durch.   Die  ialschen 


Abrote,  ein  neues  Geschlecht   der  Crustaceen.  129 

Füsse  des  vorletzten  Gliedes  haben  einen  nach  vorn  gerich- 
teten Stiel,  welcher  so  lang-  ist,  wie  das  erwähnte  Glied  des 
Hinterleibes  und  zwei  linealische,  abgerundete,  stark  gewim- 
perle  Flossen  trägt,  an  denen  die  äussere  am  Ende  des  Stie- 
les, die  innere  aber  davon  entfernt,  fast  in  der  Mitte  des 
Stieles,  eingelenkt  ist.  -  Die  falschen  Füsse  der  vorherge- 
henden Glieder  des  Hinterleibs    sind  fadenförmig. 

Durch  die  eben  gegebene  Beschreibung  ist  klar,  dass 
dieses  neue  Genus  durch  die  Form  des  Kopfbruslstückes  mit 
Remipes  oder  Hippa  übereinkommt,  und  letzterem  Geschlechte 
auch  durch  die  ziemlich  grossen  äusseren  Antennen  nahe 
stellt;  durch  den  Umstand,  dass  die  Vordeffüsse  Scheeren 
tragen,  stimmt  Abrote  mit  Albunea  und  Ranina  überein,  von 
welchen  beiden  Geschlechtern  letzteres  auch  Dornen  an  den 
Scheeren  trägt.  Mit  Albunea  stimmt  auch  die  Form  des  End- 
gliedes des  Hinterleibes  und  die  Form  der  Klauen  überein, 
während  die  Form  des  Kopfbruststückes,  der  Augenstiel,  die 
äusseren  Fühler  u.  s.  w.  eine  bedeutende  Verschiedenheit 
darbieten. 

Die  Art  nenne  ich  A.  spinimana,  und  habe  zu  der  obi- 
gen Beschreibung  nur  hinzuzufügen,  dass  die  Farbe  des  Ge- 
häuses ein  blasses  schmutziges  Rosenroth  ist,  ganz  so  wie 
ich  es  bei  einer  Albunea  symnista  fand  ,  die  ich  einst  nach 
einem  Sturme  am  Strande  von  Calania  auflas  ,  oder  wie  sie 
Hippa  zeigt.  Die  Dimensionen  sind  leicht  auf  der  Abbildung 
zu  entnehmen:  das  Kopfbruststück  ist  in  der  Mittellinie  13  Li- 
nien lang  und  10 y3"'  breit;  der  Hinterleib  ist  11  Linien  lang, 
und  sein  erstes  Glied  Vy/"  breit,  das  letzte  Glied  ist  fast 
3'"  lang.  Die  äusseren  Fühler  messen  9'",  die  Augensliele 
ausgestreckt  2%.  An  den  Scheerenfüssen  ist  der  Femur  5'" 
lang  und  372'"  dick  ;  die  Tibia  incL  des  Enddorns  7'"  lang, 
in  der  Mitte  31/3'"  hoch ;  der  Garpus  in  seiner  unteren  Kante 
6'//"  lang  und  Sy^"'  hoch.  Der  Femur  der  folgenden  Füsse 
ist  Sy^— 4'"  lang,  2— 2y4'"  hoch;  die  Tibia  4y.'"  lang,  am 
unteren  Ende  2y2  — 3'"  breit;  der  Tarsus  fast  2'"  lang 
2— ay^'"  breit,  das  Nagelglied  endlich  ist  4V2'"  lang. 


Archiv  f.  Naturgescb.  XXlIl.  Jahrg.  1.  ßd.  9 


Tier  neue  Eehinoderiiieti    des  Cliilenischen 

Heeres. 

Von 

Or     R,     jt.     Pltilippi 

in  Santiago  de  Chile.  • 


Bei  der  grossen  Arinulh  der  Chilenischen  Fauna  wird 
es,  glaube  ich,  doppelt  interessant  sein,  dass  ich  im  Stande 
bin,  zu  den  bisher  aus  Chile  bekannten  Echinodermen  vier 
neue  Arten  hinzuzufügen. 

1.  Echinus  magellanicus  Ph.  Klein,  ziemlich  niederge- 
drückt, unten  eben;  die  Ambulakral-Felder  sind  etwa  zwei 
Drittel  so  breit,  wie  die  Zwischenfelder.  Je  drei  Paare  von 
Poren  bilden  in  den  Ambulakren  gezähnte  Linien.  Die  Höcker 
sind  verhältnissmässig  ziemlich  gross;  die  grösseren  bil- 
den in  den  Ambulakralfeldern  zwei  Reihen  die  nach  aussen, 
also  dicht  an  den  Poren,  liegen  ,  und  zwei  Reihen  kleinerer 
Höcker  zwischen  sich  haben.  In  den  Zwischenfeldern  bemerkt 
man  ebenfalls  zwei  Reihen  grösserer  Höcker  ,  allein  diese 
nehmen  die  Mittellinie  der  einzelnen  Täfelchen  ein  und  haben 
jederseits  eine  Reihe  kleinerer  Höckerchen.  Die  Mundöffnung 
des  Gehäuses  nimmt  etwa  den  halben  Durchmesser  desselben 
ein,  ist  kaum  winklig,  und  ohne  Einschnitte;  die  Ohren  sind 
inwendig  breit,  niedrig  mit  eiförmiger,  verhältnissmässig  klei- 
ner Oeffnung.  Die  Lamellen ,  welche  die  Analöffnung  des 
Gehäuses  verschliessen ,  sind  gross,  fünf  an  der  Zahl,  un- 
gleich, zwei  aneinanderstossende  sind  kleiner,  drei  grösser, 
so  dass  der  After  nicht  im  Centrum  liegt,  allein  die  Linie, 
welche  diese  Afterplatten  in  zwei  symmetrische  Hälflen  Iheilt, 
trifft  nicht  auf  die  Labyrinth-Platte.     Die  Stacheln  sind  ver- 


Philipp! :  Vier  neue  Echinoderraen  d.  Chilenischen  Meeres.     131 

hältnissmässig  lang-.  —  Durchmesser  des  Gehäuses  8  Linien. 
Höhe  4'/,,  Durchmesser  der  JVlundöffnung-  3,  der  AnalöfFnung* 
ly,  Linie;  Länge  der  Stacheln  Sy^  Lin.  —  Die  Färbung  ist 
bald  violett,  bald  grün,  die  Ambulakra  sind  weisslich ,  die 
Stacheln  sind  an  der  Spitze  weiss. 

Aus  der  Magellans-Strasse  in  mehreren  Exemplaren  von 
Herrn  Schythe  geschickt. 

Der  Beschreibung  nach  muss  Echinus  minimus  ßlainv. 
Dlct.  sc.  nat.  37.  p.  80  dieser  Art  sehr  ähnlich  sein,  allein 
bei  E.  minimus  liegen  zw^ei  Reihen  kleinerer  Höcker  nach 
aussen  von  der  Reihe  grösserer  Höcker,  welche  die  Täfel- 
chen der  Zwischenfelder  durchzieht  („outre  une  double  ran- 
gee  extreme  dans  les  ambulacraires").  Auch  der  kleine 
an  den  Sicilischen  Küsten  so  überaus  häufige  Seeigel ,  wel- 
chen ich  für  E.  miliaris  L.  genommen  habe,  ist  der  Magella- 
nischen Art  zum  Verwechseln  ähnlich,  unterscheidet  sich  aber 
wesentlich  durch  ein  wichliges  physiologisches  Kennzeichen : 
die  Platten,  welche  die  Afteröffnung  des  Gehäuses  verschlies- 
sen,  sind  viel  kleiner  und  zahlreicher.  Auch  E.  patagonicus 
d'Orb.  Voy.  Amer.  mer.  Paleont.  p.  135.  t.  6.  fig.  14 — 16  ist 
dieser  Art  sehr  ähnlich,  aber  fast  zweimal  so  gross;  die  vom 
Eierleiter  durchbohrten  Platten  und  die  Stellung  der  Poren  in 
den  Ambulakris  ,  so  weit  sie  aus  der  Figur  zu  erkennen 
sind  —  die  Beschreibung  schweigt  darüber!  —  sind  indes-^ 
sen  verschieden. 

2.  Arbacia  oder  Echinocidaris  Schythei  Ph.  Nieder- 
gedrückt kegelförmig,  schwärzlich;  die  Höcker  in'  dem  obe- 
ren Theile  der  Interambulakralfelder  nur  vierzeilig,  so  dass 
in  der  Mitte  des  Feldes  ein  breiter ,  gänzlich  höckerfreier 
Raum  ist;  während  die  Höcker  im  Umfange  des  Gehäuses  in 
demselben  Felde  acht  Reihen  bilden,  ohne  freien  Zwischen- 
raum. Die  grösseren  Stacheln  sind  nach  der  Spitze  hin  nicht 
verdickt  oder  verbreitert,  und  enden  mit  drei  kurzen  glatten 
Schneiden;  die  unmittelbar  um  die  Mundöffnung  herum  ge- 
stellten Stacheln  sind  gegen  das  Ende  breiter,  an  der  Spitze 
selbst  zusammengedrückt  platt  und  mit  Längsleisten  verse- 
hen; die  vier  Klappen,  weiche  den  After  vcrschliessen,  bilden 
eine  Ebene,  indem  ihre  freien  Spitzen  rechtwinklig  sind;  die 
Afteröffnung  im  Gehäuse  ist  oval.     Die  fünf  Ovarial- Platten 


13^  Philippi: 

sind  ausgezeichnet  runzlig,  und  die  Oeffnung  der  Eierleiter 
selbst  liegt  in  einer  Grube.  —  Der  Durchmesser  beträgt  27 
Linien,  die  Höhe  15' Linien;  die  grösseren  Stacheln  sind  l2 
Linien  lang.  Die  Farbe  der  Stacheln  ist  am  Grunde  grau, 
gegen  die  Spitze  hin  schwärzlich. 

In  der  Mageilans- Strasse  von  Herrn  G.  Schythe 
entdeckt. 

Im  Norden  Chiles  kommt  ein  Echinocidaris  spalhuliger 
vor,  dessen  Beschreibung  bei  Gay  nicht  genügend  ist  (die 
daselbst  cilirte  Figur  kann  ich  nicht  nachsehen).  Der  See- 
igel, welchen  ich  für  E.  spathuliger  halte,  ist  von  dem  eben 
beschriebenen  durch  folgende  Merkmale  leicht  zu  unterschei- 
den ;  der  sehr  auffallende  freie  Raum  im  oberen  Theile  der 
Interambulakralfelder  fehlt;  die  Afteröffnung  des  Gehäuses  ist 
kreisförmig,  nicht  oval;  die  vier  Klappen,  welche  dieselbe 
verschliessen,  haben  die  Gestalt  eines  gleichseitigen  Dreiecks, 
oder  sind  sogar  noch  etwas  spitzer,  so  dass  sie  eine  Pyra- 
mide und  nicht  eine  ebene  Fläche  bilden ;  endlich  ist  die 
Gestalt  der  Stacheln  verschieden  ,  sO  wie  die  Skulptur  der 
Ovarial-Plalten,  tienen  auch  die  Grube  fehlt,  in  welcher  bei 
E.  Schythei  die  Eierleiter  münden.  Nach  Gay  sollen  gar 
bei  E.  spalhuliger  die  um  den  Mund  herum  gestellten  Sta- 
cheln die  längsten  sein,  allein  dies  ist  offenbar  eine  von  den 
zahllosen  Flüchtigkeiten  des  Werkes,  und  heissl  es  denn  auch 
wenige  Zeilen  weiter  bei  E.  niger,  dass  die  Stacheln  im  Um- 
fange des  Gehäuses  bei  E.  spathuliger  die  längsten  seien. 

3.  Goniodiacus  verrucosus  Ph.  Fünf  Arme.  Das  Ver- 
hältniss  des  kleinen  zum  grossen  Radius  wie  1:2;  die  Win- 
kel zwischen  den  Armen  sehr  stumpf  und  gerundet.  Es  sind 
19  bis  20  dorsale  und  ventrale  Randplatten  jederseils  an  den 
Armen  vorhanden,  ausserdem  eine  unpaare  Bauch  -  und  Rük- 
kenplalte.  Die  Furchenpapillen  stehen  in  3  bis  4  Reihen  wie 
bei  Goniodiscus  singularis  Müll.  u.  Trosch.  —  Die  Platten 
der  Bauchseite  sind  mit  cylindrischen  Papillen  dicht  bedeckt; 
die  Randplatten  haben  niedrige  Papillen,  die  so  dicht  stehen, 
dass  sie  sich  wie  Pflastersteine  berühren.  Der  Rücken  ist 
mit  dicht  granulirten  Warzen  besetzt ,  fast  genau  wie  bei 
Linckia  mammillala.  Die  Labyrinlhplatle  ist  nicht  grösser 
als  eine  dieser  Warzen,    etwa   halb  so   gross  wie  bei  Gon. 


Vier  neue  Echinodermen  des  Chilenischen  Meeres.  133 

singularis,  und  von  sechs  Warzen  umg-eben ,  von  denen  ab- 
wechselnd drei  kleiner  und  drei  grösser  sind.  —  Die  Farbe 
ist  rolh.  —Grösse,  Durchmesser  der  Scheibe  17  Linien,  des 
ganzen  Sterns  3  Zoll. 

Diese  interessante  Art  ist  an  der  Küste  zwischen  Val- 
paraiso und  der  Mündung  des  Rio  Maipu  gefunden. 

4.  Cuvieria  antarcüca  Ph.  Der  Körper  ist  eiförmig, 
oben  convex,  mit  gelblichen  Schuppen  bedeckt,  die  am  Rande 
sehr  klein  sind,  nach  der  Mitte  des  Rückens  hin  aber  Drösser 
werden;  so  dass  etwa  fünf  Schuppenreihen  zwischen  After  und 
Mund  liegen.  Fünf  bis  sechs  dreieckige  Klappen  verschlies- 
sen  die  Mundöffnung ,  fünf  weit  kleinere  Klappen  die  Afler- 
öffnung.  —  Die  Länge  beträgt  4y2  Linie,  bei  einer  Breite  von 
3  Linien. 

Mein  verehrter  Freund,  Herr  Georg  Schythe  sandte 
ein  getrocknetes  Exemplar  aus  der   Mageilans-Strasse. 

Diese  Art  ist  der  Holothuria  squamata  0.  Fr.  Müll,  so 
ähnlich  ,  dass  ich  lange  gezweifelt  habe ,  ob  ich  sie  nicht 
ohne  Weiteres  dafür  ansprechen  sollte.  Wenn  indess  die 
Figur  Encycl.  meth.  87.  p.  11.  12.  getreu  ist,  so  sind  bei  der 
Art  des  nordischen  Meeres  die  Schuppen,  welche  die  Mund - 
und  Afteröffnung  verschliessen,  weniger  regelmässig  als  bei 
der  analogen  der  Südspilze  Amerikas,  und  es  sind  wenigstens 
zehn  Schuppenreihen  zwischen  After  und  Mund.  Sollte  eine 
Untersuchung  zahlreicherer  Exemplare  aber  auch  herausstel- 
len, dass  beide  Arten  zusammenfallen  müssen  ,  so  bleibt  es 
nicht  minder  eine  interessante  Thatsache  ,  dass  sich  diese 
merkwürdige  Holothurienform  an  beiden  Folarmeeren  wieder- 
holt, so  wie  sich  identische  Formen  von  Seesternen  und  ähn- 
liche analoge  Formen  von  Seeigeln  zeigen. 

Bis  jetzt  sind  folgende  Seesterne  und  Seeigel  von  Chile 
bekannt: 

Seeigel. 

Echinus  albus  Mol. 

—       magellanicus  Ph. 

Echinocidaris  spathuliger  Val. 

—  Schythei  Ph. 

—  niger  (Echinus  n.)  Mol, 
Heliocidaris  erythrogramma.. 


134    Philip pi:  Vier  neue  Echinodermen   d.  Chilenischen  Meeres. 

Tripylus  excavatus  Ph.  Archiv 

1845.  p.  344  sq.  .  u       n 

DU    Ml/  von  Hrn.  Gay  vergessen. 

—  cavernosus  Ph.  ibid.(  •'        ° 

—  australis  Ph.  ibid. 
Seesterne. 

Asteracanthion  gelatinosus  Meyen. 

—  helianlhus. 

—  aurantiacus  Meyen. 

—  rubensL.  Archiv  1843.  p.  123  von  Herrn 

Gay  vergessen. 
Goniodiscus  singularis.    Archiv   1841    p.  116,  ebenfalls 
von  Herrn  Gay  vergessen, 
verrucusus  Ph.  nov.  sp. 
Asleriscus  calcaralus  Val. 

Während  Herr  Gay  also  nur  acht  Arten  See-Igel  und 
See-Sterne  aus  dem  Chilenischen  Meere  aufzählt,  stellt  sich 
die  Zahl  derselben  hiernach  auf  16  heraus,  von  denen  ich 
sechs  zuerst  besclirieben  habe. 


lieber  den  Grueiniil  von  JHoIina, 

Von 

Or.    R«    A*   Philipp! 

in  Santiago  de  Chile. 


Der  Guemul,  Huemul,  Guamul,  Huamul  der  Chilenen 
miiss  ein  sehr  seltenes  Thier  sein.  Molina  kann  ihn  un- 
möglich selbst  gesehen  haben,  sonst  würde  er  keine  so  grund- 
falsche Beschreibung  von  demselben  gegeben  und  ihm,  um 
nur  eins  zu  erwähnen  ,  namentlich  keinen  Eselschwanz  bei- 
gelegt haben.  Er  scheint  offenbar  durch  die  Nachricht  von 
Wallis  irregeführt  zu  sein,  der  dies  Thier  in  der  Magel- 
lans-Slrasse  zuerst  gesehen  hat,  ohne  es  schiessen  zu  kön- 
nen, (Hawkesworth  Voy.  tom.  I.  c.  2.  p.  38).  Herrn  Gay  ge- 
lang es  bei  seinem  mehrjährigen  Aufenthalt  in  Chile  nur,  sich 
das  Weibchen  ^u  verschaffen ,  welches  er  in  historia  de  Chile 
p.  159  als  Cervus  chilensis  beschreibt  und  t.  13  abbildet,  nach- 
dem er  nebst  Gervais  zuerst  in  den  Annales  des  Scien- 
ces Naturelles  Fevr.  1846  eine  Nachricht  davon  gegeben.  Das 
Exemplar,  nach  welchem  vermuthlich  die  Abbildung  gemacht 
ist,  existirt  noch  im  Museum  von  Santiago.  Schon  Gay  ist 
die  Aehnlichkeit  seines  Cervus  chilensis  mit  dem  zwei  Jahre 
früher  von  d'O  rb  ig  ny  aufgestellten  Cervus  antisensis  aufge- 
fallen. Nachdem  Herr  Ga  y  Chile  bereits  verlassen,  gelangte, 
ich  weiss  nicht  in  welchem  Jahre,  ein  Männchen  des  Guemul 
an  das  Museum,  welches  in  der  Cordillere  der  Provinz  Col- 
chagua  geschossen  war.  Es  wurde  leider  in  einer  wun- 
derlichen Stelking  ausgestopft,  um  als  Wappenhalter  eines 
auf  Blech  gemallen  grossen  Chilenischen  Wappens  zu  dienen, 


136  |Philippi:  Ueber  den  Guemul  TOn  Molina. 

und  ZU  dem  Ende  auch  mit  einer  blechernen  Krone  verse- 
hen. Als  ich  vor  Kurzem  das  Werk  von  d'Orbigny  Vo- 
yage  dans  l'Amerique  meridionale  etc.  erhielt  und  in  dem- 
selben die  ausführliche  Beschreibung  des  Cervus  antisiensis 
nebst  einer  Abbildung  des  Männchens  fand  ,  überzeugte  ich 
mich  sogleich  ,  dass  der  Chilenische  Guemul  durchaus  iden- 
tisch mit  diesem  Hirsche  ist.  Die  Beschreibung  von  d'Or- 
bigny passt  Wort  für  Wort  auf  das  ausgestopfte  Exemplar 
des  Museums,  und  ebenso  die  Figur;  nur  ist  das  Colorit  zu 
hell;  unser  Exemplar  ist  braun,  nicht  falb,  wie  die  Abbildung 
bei  d'Orbigny,  die  einzelnen  Haare  sind  aber  genau  be- 
schaffen, wie  sie  d'Orbigny  beschreibt,  graubraun  mit  gelb- 
lichem Ring  vor  der  dunkelbraunen  Spitze.  Unser  Chileni- 
sches Exemplar  ist  etwas  grösser  al^s  das  von  d'Orbigny, 
wie  die  Zusammenstellung  der  Maasse  zeigt. 
Longueur  du  corps  et 

de  la  tele  bei  d'O  r- 

bigny      .    .     .     .     1,200""  bei  diesem  Exemplare  1,575"» 
Höhe  des  Geweihes  von 

der    Basis    bis    zur 

Spitze  des    hinteren 

Astes 0,170       „         „  „  0,254 

Höhe  des  Geweihes  bis 

zur  Spitze  des  vorde- 
ren Astes  ....     0,140       „         „  „  0,215 
Länge  des  Ohres  ..     0,125       „         „          „              0,152 
Länge  des  Schwanzes     0,100       „         „          „              0,139 
wobei  ich  bemerke  ,    dass  ich    meine  Messungen    mit   einem 
Bandmaasse  und  der  Krümmung  derTheile  folgend  angestellt 
habe.     Die  Beschreibung  von  d'Orbigny  a.a.O.  ist  so  ge- 
nau, dass  ich  derselben  nichts  hinzuzufügen  habe;  höchstens 
möchte  ich    bemerken  ,    dass  das  Geweih  an  seinem  Grunde 
eine  Anzahl  erhabener  Längskanten  besitzt,  die  sich  vor  der 
Gabelung  bereits  verlieren,    und  dass  die  Perlen  der  Rosen 
einen  ziemlich  stark  hervortretenden  Kranz  bilden. 


Reitrag'  zur  ICoiintniss  der  Dipteren 
/Ifrika's. 

Von 

«■  Director  I^oe^v 

in  Meseritz. 

(A.  d.  Öfversigt  af  K.  V.  Ak.  Förhandl,  arg.  13.  p.  255— Qö-i). 

Uebetsetzt  von 
Ifr.    Creplin» 


Afrika,  seit  Jahrtausenden  das  Ziel  von  Besuchern, 
besonders  an  seinen  Küsten  ,  seit  Jahrhunderten  der  Begräb- 
nissplatz unerschrockener  Reisender,  welche  ihr  Forschungslrieb 
seinen  inneren 'Tiieilen  zuführte,  hat  während  der  letzteren 
Jahrhunderle  durch  fortgesetztes  Durchforschen  seiner  vor- 
her unbekannten  Gegenden  einen  reichen  Schatz  wichtiger 
Erläuterungen  geliefert.  So  wie  das  geographische  Bild  vom 
Innern  dieses  Welltheils  klarer  und  klarer  hervortritt,  ebenso 
wird  seine  Fauna  und  Flora  uns  bald  einen  nicht  geahnten 
Reichthum  und  Mannichfaltigkeit  darbieten. 

Was  seine  Fauna  betrifft,  so  iiat  sich  die  Kenntniss 
der  höheren  Thierklassen  viel  weiter  und  nach  ausgedehnte- 
ren Gegenden  erhoben,  als  die  Bekanntschaft  mit  den  nie- 
deren .Thieren.  Während  die  erstere  grosse  Theile  des  in- 
neren Landes  umfasst,  hält  die  letztere  sich  fast  ganz  und 
gar  an  die  Küstenländer,  ja  oft  nur  an  gewisse  Punkte  von 
diesen.  Auch  aus  den  Ländern,  durch  welche  bereiste  Wege 
führen,  wissen  wir  von  den  niederen  Thieren  Wenig  oder 
Nichts.    Was  von  ihnen  angeführt  worden  ist,  berührt  haupt- 


138  L  0  e  w : 

sächlich  unsere  Kenntniss  der  afrikanischen  Insekten,  wenn 
auch  nicht  alle  Classen  derselben  in  gleichem  Maasse.  Unsere 
Kenntniss  von  den  Koleopteren  ist  die  bedeutendste ,  wovon 
die  Ursache  ist,  dass  diese  unter  den  gewöhnlichen  Ver- 
hältnissen einer  Reise  in  Afrika  am  •  leichtesten  gesammelt 
und  heimgebracht  werden  können.  Besonders  geringe  ist 
dagegen  die  Kenntniss  der  Dipteren,  welche  die  Aufmerk- 
samkeit der  Sammler  wenig  auf  sich  ziehen,  und  deren  Auf- 
bewahrung während  des  Transportes  mit  so  manchen  Schwie- 
rigkeiten verknüpft  ist. 

Die  erste  Kunde  von  Afrika's  Dipteren  begann  mit 
der  Aufstellung  einiger  Arten  von  Linne,  de  Geer  u.  m. 
A.  Eine  darauf  folgende,  etwas  reichhaltigere  Benachrich- 
tigung von  denselben  erlheilte  Fabricius  durch  die  Be- 
schreibung von  77  Arten.  Um  eine  Uebersicht  der  all- 
mählich erweiterten  Kenntniss  und  ein  deutli- 
ches Bild  vom  gegenwärtigen  Standpunkte  der- 
selben zu  liefern,  ist  es  nöthig,  Afrika  in  Distrikte  zu 
Iheilen.  Diese  sind  auf  keine  Welse  durch  natürliche  Grän- 
zen  bestimmt,  sondern  sind  durch  den  Handel  entstanden, 
mit  welchem  die  naturgeschichllichen  P'orschungen  Hand  in 
Hand  gegangen,  und  sind  zufolge  der  Zeit  und  deren  Dauer 
mehr  oder  weniger  ausgedehnt  worden.  Der  erste  dieser  Aus- 
gangspunkte ist  Aegypten,  der  zweite  Algier  nebst  den 
anffränzenden  Küstenländern  ,  der  dritte  sind  die  Handels- 
platze  an  der  Westküste,  der  vierte  ist  das  Capland 
und  der  fünfte  Mosambique.  Ausserdem  müssen  noch 
zwei  besondere  Distrikte  angenommen  werden,  einer  besteht 
aus  den  azorischen  und  canarischen  Inseln,  ein  an- 
derer, umfassend  Ma  da  gas  car,  Isle  de  France  und 
Bo  urbo  n. 

Der  erste  oben  genannte  Distrikt  umfasst  die  in  Osten, 
am  rotlien  Meere  liegenden  Länder,  also  Aegypten,  Nu- 
bien  und  Abyssinien,  und  erstreckt  sich  von  den  Küsten 
des  Mittelmeers  bis  zum  nördlichen  Ende  der  Bucht  von  Aden. 
Er  ist  anzusehen  als  der  nordöstliche  Distrikt.  Aus- 
ser 7  von  Olivier  in  der  Encyclopedie  melhodique  bekannt 
gemachten  und  6  von  Ehrenberg  und  Hemprich  ent- 
deckten Arten,  welche   von  Klügln  den   „Symbolae  plysi- 


Beitrag  zur  Kenntniss  der  Dipteren  Afrika's.  139 

cae"  beschrieben  sind,  hat  Wiede mann  65  von  da  ange- 
führt ,  welche  zum  grössern  Theile  von  dem  unermüdlichen 
Rüppell  entdeckt  worden  sind.  Macquart  hat  ihnen  33 
neue  hinzugefügt,  Walcker  in  verschiedenen  Werken  7  an- 
dere, und  ich  habe  36  Arten  aus  Aegypten  beschrieben,  de- 
ren einige  von  Rüppell,  alle  anderen  von  Frauenfeld 
gesammelt  worden  sind.  Rechnet  man  hierzu  2  oder  3  von 
anderen  Schriftstellern  veröffentlichte  Species ,  so  ergiebt  es 
sich,  dass  bisher  etwa  157  Arten  aus  dem  nordöstlichen  Afrika 
bekannt  gemacht  sind.  Um  das  Bild  von  der  Dipterenfauna 
dieses  Distrikts  zu  vollenden ,  so  weit  Solches  bei  unserer 
gegenwärtigen  Kenntniss  geschehen  hann,  sind  jenen  157  *) 
dort  zuerst  entdeckten  Arten  noch  43  hinzuzufügen  ,  welche 
theils  dort  gemeinschaftlich  mit  anderen  Gegenden  in  Afrika 
oder  Europa^  oder  auch  in  Arabien  und  Syrien,  vorkommen. 
Hieraus  folgt  sonach  ,  dass  wir  mit  Sicherheit  nur  etwa  200 
Species  kennen,  welche  in  diesem  Distrikte  einheimisch  sind. 
Es  ist  ziemlich  unsicher,  bei  einem  so  geringen  Materiale  den 
Charakter  der  Fauna  bestimmen  zu  wollen ;  doch  kann  hin- 
sichtlich derselben  mit  einiger  Gewissheit  gesagt  werden,  dass 
die  Anzahl  der  Arten ,  welche  die  nördliche  Hälfte  dieses 
Distrikts  gemeinschaftlich  mit  Europa  besitzt,  nicht  geringe, 
noch  grösser  aber  die  Anzahl  ist,  welche  der  ganze  Distrikt 
mit  Arabien  Iheilt.  Die  ihm  mit  der  Berberei  gemeinsame 
Artenanzahl  scheint  für  jetzt  nicht  viel  grösser,  als  die  an 
den  südeuropäischen  Küsten  zu  sein.  Mit  Afrika's  Westküste 
und  südlicher  Spitze  hat  er  nur  wenige  identische  Species 
aufzuweisen. 

Der  zweite  Distrikt  umfasst  die  ganze  nördliche 
Küste  von  Tripolis  bis  Marokko.  Die  canarischen  Inseln 
wären  füglich  hieher  zu  rechnen  ,  keineswegs  aber  die  azo- 
rischen,  deren  Fauna  man  dann  mit  der  europäischen  würde 


*)  Ich  gebe  hier,  wie  überall,  bestimmte  Zahlen,  nach  der 
mir  zugänglichen  Litteratur ,  an.  Anspruch  auf  absolute  Richtigkeit 
können  dieselben  nicht  machen,  da  einige  Veröffentlichungen,  beson.- 
ders  in  englischen  Zeitschriften,  mir  nicht  zugänglich  waren.  Dass 
sie  ^keineswegs  bedeutend  von  der  Richtigkeit  abweichen,  glaube  ich 
versichern  zu  können. 


140  L  0  e  w: 

vereinigen  müssen.  Ich  iialfe  es  somit  für  passlicher,  sie 
beide  zusammen  einen  eigenen  Distrikt  bilden  zu  lassen,  den 
der  westlichen  Inseln,  dessen  Mittelpunkt  Madera  mit 
einer  Fauna  von  völlig  südeuropäischem  Charakter  ist.  Ge- 
wiss ist  das  Verhalten  auf  allen  nördlicher  gelegenen  Inseln 
sich  gleich  ,  während  es  dagegen  auf  den  canarischen  nicht 
unbedeutend  modificirt  erscheint,  wo  die  Fauna  sich  weit 
mehr  der  nordafrikanischen  nähert.  Ueber  die  Dipteren- 
Fauna  von  Madeira  werde  ich  mich  nach  den  mir  zu  Gebote 
siehenden  Materialien  binnen  kurzem  ausführlicher  äussern. 
Ueber  die  Fauna  der  canarischen  Inseln  hat  Macquart  in 
Webb's  und  Berthelot's  bekanntem  Werke  die  vollstän- 
digsten Aufklärungen  gegeben.  Er  beschreibt  dort  41  ei- 
genthümliche  Arten  und  zählt  dazu  noch  eine  ziemlich  grosse 
Anzahl  auch  in  Europa  und  Nordafrika  gefundener  auf.  Von 
anderen  Schriftstellern  sind  ferner  8  Arten  und  eine  geringe 
Anzahl  auf  diesen  Inseln  vorkommender  europäischer  Arten 
ebenfalls  angemerkt  worden.  Der  von  Tripolis  bis  Marokko 
sicherstreckende  Nordküste  ndistrikt  hat  die  Sahara  zur 
Gränze  gegen  Süden.  Schon  von  den  77  Fab  rici'schen 
Arten  gehören  demselben,  und  vorzugsweise  seiner  westli- 
chen Hälfte,  24  an.  Durch  Wiedemann  sind  9  Arten 
hinzugekommen.  Für  die  vollständigste  Ausforschung  ist  die 
Dipterologie  Macquart  verpflichtet,  welcher  theils  in  sei- 
nem Werke  über  exotische  Diptera,  theils  in  seiner  Bearbei- 
tung derDiptera  in  der  „Exploration  de  1' Algerien*  nicht  allein 
127  neue  Arten  von  Algier  beschrieben,  sondern  auch  eine 
grosse  Menge  dort  vorkommender  europäischer  Arten  aus- 
gemiltelt  hat.  Mit  Hinzufügung  der  wenigen  von  Walker, 
Erichson,  Lucas,  Leon  Dufour  und  einigen  Anderen 
charakterisirten  Arten  kennen  wir  zur  jetzigen  Zeit  l72  erst 
im  Nordküstendistrikte  entdeckte  Arten.  Rechnet  man  hierzu 
die  dort  vorkommende  grosse  Anzahl  europäischer  Arten  und 
die  wenigen,  welche  dieser  Distrikt. mit  anderen  Gegenden 
in  Afrika  gemein  hat,  so  steigen  die  dort  einheimischen  Ar- 
ten auf  310.  Ungefähr  die  Hälfte  dieser  Arten  gehört  auch 
Europa's  Fauna  an.  Wie  weit  die  Verbreitung  der  in  diesem 
Distrikte  gefundenen,  Europa  nicht  angehörenden  Arten  sich 
erstreckt,  lässt  sich  noch  nicht  ermitteln,  und  zwar  ebenso 


Beitrag  zur  Kenntniss  der  Dipteren  Afrika's.  141 

wenig,  als  ob  sein  westlicher  Theil  eine  von  der  östlichen 
besonders  abweichende  Fauna  besitzt.  Benierlienswerlh  ist 
übrigens  die  geringe  Uebereiiistinimung  zwischen  den  nicht 
europäischen  Arten  Algier's  und  der  canarischen  Inseln,  und 
so  in  die  Augen  fallend,  dass  die  Vermullmng  entstehen  aiuss, 
die  Identitär  sei  in  vielen  Fällen  übersehen  worden.  Die 
Anzahl  der  dem  Nordküslendistrikte  und  Aegypten  gemein- 
samen Arien  dürfte  nicht  unbedeutend  sein.  Mit  Afrika's 
tropischer  Weslliüste  und  südlicher  Spilze  besitzt  dieser  Di- 
strikt nur  sehr  wenige,  theils  auch  nach  Europa  verbreitete 
Arien  gemeinschaftlich. 

Der  dritte  Distrikt  umfasst  die  tropische  Westküste  von 
Senegambien  bei  Benguela.  Er  ist  reich  an  ausge- 
zeichneten Formen.  Wir  haben  Fabricius  zu  danken  für 
die  Kenntniss  von  31,  Wiedemann  von  24,  Macquart 
von  47  und  Walker  von  81  Arten,  unler  welchen  letzteren 
sich  eine  ziemlich  grosse  Anzahl  befindet ,  deren  Vaterland 
ungewiss  ist.  Andere  Schriftsteller  haben  ferner  20  Species 
beschrieben,  so  dass  überhaupt  174  Arten  von  dorther  be- 
kannt geworden  sind.  Hinsichtlich  des  Vorkommens  euro- 
päischer und  nordafrikanischer  Arten  in  diesem  Distrikte 
ist  fast  Nichts  bekannt;  dagegen  besitzt  er,  und  selbst  seine 
nördlich  vom  Aequator  liegende  Hälfte,  eine  grössere  Anzahl 
von  Arten,  die  sich  auch  am  Cap  finden,  als  man  Grund  ge- 
habt hätte  wegen  des  grossen  Abstandes,  der  Ungleichheil 
der  geographischen  Breilengrade  und  der  davon  herrühren- 
den klimatischen  Verschiedenheiten  zu  vermuthen. 

Der  Distrikt  der  südlichen  Spitze  oder  des  Cap- 
landes  reicht  bis  zum  südlichen  Wendekreise  oder  wenig- 
stens bis  zum  20"^  S.  Br»  Aus  ihm  sind  von  Fabricius  14, 
von  Wiedemann  179,  von  Macquart  154,  von  Wal- 
ker 95  und  von  verschiedenen  Anderen  etwa  32,  oder  zu- 
sammen 47 1  Arten  beschrieben  worden.  Ausserdem  sind, 
theils  als  in  Europa  vorkommend,  theils  früher  in  anderen 
Theilen  von,  Afrika  entdeckt,  30  Species^  bekannt ,  so  dass 
die  Anzahl  aller  als  einheimisch  in  diesem  Distrikte  ange- 
gebenen Arten  mindestens  auf  500  angesetzt  werden  kann, 
eine  Anzahl,  welche  bedeutend  grösser  ist,  als  die  aus  irgend 
einer  anderen  Gegend  von  Afrika.     Dieses  Verhalten   dürfte 


142  L  0  e  YV  : 

nicht  so  sehr  seinen  Grund  im  Reichlhume  dieser  Fauna  ha- 
ben, als  in  der  länger  dauernden  und  engeren  Berührung,  in 
welcher  Europa  mit  dem  genannten  Lande  gestanden  hat. 
So  gewiss  es  ist,  dass  durch  diese  mehrere  von  den  im  Cap- 
lande  gefundenen  europäischen  Arten  dahin  versetzt  worden 
sind,  ebenso  gewiss  ist  es,  dass  Solches  mit  mehreren  an- 
deren nicht  der  Fäll  gewesen  ist. 

Zu  dem  rücksichtlich  der  Diplerenfauna  am  wenigsten 
bekannten  Theile  von  Afrika  gehört  die  tropische  Ostküste 
von  Mozambique  bis  Bäb  el  man  de b.  Ich  habe  oben 
als  Hauptpunkt  für  diesen  Distrikt  Mozambique  angegeben, 
d.  h.  nicht  als  durch  seine  geographische  Lage ,  da  es  die 
südliche  Gränzo  des  Distrikts  bildet ,  dazu  berechtigt ,  son- 
dern weil  es  bisher  die  einzige  Gegend  ist ,  von  deren  Di- 
pterenfauna wir  einige  Kunde  haben.  Peters'  Bemühungen 
haben  wir  diese  Kenntniss  zu  danken,  Sie  beschränkt  sich 
auf  37  von  ihm  dort  entdeckte  Arten,  welche  ich  in  seiner 
„Reise"  beschrieben  habe  *••*),  und  auf  13  Arten,  welche  Mo- 
zambique mit  dem  Cap,  einige  auch  selbst  mit  der  westlichen 
Küste,  gemein  hat. 

Schliesslich  ist  noch  Madagascar  mit  den  östlich  von 
ihm  liegenden  Inseln  übrig ,  welche  ich  als  einen  eigenen 
Distrikt  betrachte.  Von  dorther,  besonders  von  Isle  de  France, 
sind  durch  Macquart  77  und  durch  andere  Schriftsteller 
13,  oder  zusammen  90  neue  Arten  bekannt  geworden,  denen 
kaum  ein  halbes  Dutzend,  als  auch  in  Europa  oder  dem  Cap- 
lande  vorkommend,  hinzugefügt  werden  kann. 

Die  Anzahl  aller  bisher  bekannten  afrikanischen  Arten 
beläuft  sich  sonach  auf  1,190,  von  denen  zwar  einige,  als 
doppelt  beschriebene ,  abgerechnet  werden  können ,  denen 
jedoch  auch  wieder  wenigstens  200  europäische  Arten,  wel- 
che ebenfalls  in  Afrika  gefunden  worden,  hinzuzufügen  sind, 
so  dass  das  verhällnissmässig  unbedeutende  Fragment  von 
Afrika's  Dipterenfauna ,  welches  durch  die  vereinigte  Bemü- 
hungen Vieler  bekannt  geworden  ist,  sich  auf  1,400  Arten 
beläuft. 


*)  Ich  finde  in  den  „Berichten  d.  Verhandl.  d.  K.  Ak.  d.  Wiss. 
in  Berlin  v.  J.  1852.  S.  G58— 661  ,«  die  Loew'schen  Diagnosen  von 
35  Arten.  Creplin. 


Beitrag  zur  Kenntniss  der  Dipteren  Afrika's.  143 

Von  den  1,190  Afrika  eigenlhümlichen  Arten  sind  von 
Fabricius  77,  von  Wiedeinann  296,  von  Macquart 
479,  von  Walker  193,  von  mir  87  und  von  anderen 
Schriftstellern  164  Arten,  und  von  diesen  die  grössle  Anzahl 
von  WesUvood,  die  übrigen  vonLinne,  Olivier,  La- 
treille,  Palisot,  Leach,  Olfers,  Klug,  Erichson, 
L.  Dufour,  Guerin,  Lucas  und  M.  beschrieben  worden. 
Diese  Arten  können  nach  den  Gegenden,  in  denen  sie  zuerst 
entdeckt  worden  sind,  folgendermassen  vertheilt  werden; 

Nordostdistrikt  .     .     .  157 

Nördliche  Küste     .     .  172 

Westlicher  Inseldistrikt  49 

Westküste     ....  194 

Südliche  Spitze      .     .  471 

Oestlicher  Inseldistrikt  90 

Oestliche  Küste      .     .  37. 

Berechnen  wir  die  Arten,  welche  in  mehreren  Distrik- 
ten gefunden  worden  sind ,  bei  einem  jeden  von  diesen  mit 
Beifügung  der  dort  bemerkten  europäischen  Arten ,  so  weist 
sich  das  Verhalten  in  den  7  von  mir  angenommenen  Lokal- 
Faunen  in  runden  Zahlen  folgendermassen  aus  : 

Nordostdistrikt   ...  200 

Nördliche  Küste      .     .  300 

Westlicher  Inseldistrikt  180 

Westliche  Küste      .     .  200 

Südliche  Spitze       .     .  500 

Oestlicher  Inseldistrikt  100 

Oestliche  Küste     .     .  50. 

Da  die  Dipterenfauna  von  Afrika  uns  so  wenig  bekannt 
ist,  so  muss  jede  Vermehrung  derselben  willkommen  sein. 
Dass  alle  Gegenden  dieses  Welttheils ,  selbst  die  bisher  am 
meisten  unlersuchfen,  einem  fleissigen  Sammler  die  voitheil- 
hafteste  Gelegenheit  zu  einer  reichen  Ernte  neuer  und  inte- 
ressanter Arten  darbieten,  ist  offenbar.  Besonders  reich  wird 
sie  ausfallen,  wenn  die  Aufmerksamkeit  den  kleineren  Arten 
zugewendet  wird,  welche  bis  dahin  den  Sammlern  ganz  und 
gar  entgangen  sind.  Das  Verdienst  des  Sammeins  hat  sich 
inzwischen  vor  allen  Anderen,  weiche  es  in  Afrika  betrieben 


144  Loew: 

haben,  in  ausgezeichnetem  Grade  J.  A.  Wahlberg  erwor- 
ben. Ich  habe  zur  Grundlage  für  den  Beilrag,  welchen  ich 
über  die  afrikanischen  Dipteren  niitzutheilen  beabsichtige,  die 
von  ihm  im  Cap-  und  KafTcrnlande  gesammelten  Arten  die- 
ser Classe,  mit  Ausnahme  der  Nemocera  gemacht.  Sie  ma- 
chen unter  477  Nummern  etwa  450  Arien  aus,  von  denen 
ungefähr  50  früher  schon  mit  Sicherheit  beschrieben  worden 
sind.  Wie  viele  der  übrigen  400  Arten  zu  bereits  bekann- 
ten Species  zu  bringen  seien  ,  lässt  sich  nicht  bestimmt  an- 
geben, ehe  die  Bearbeitung  derselben  abgeschlossen  ist;  doch 
schätze  ich  ihre  Anzahl  auf  ebenfalls  50.  Meine  Berechnung 
stützt  sich  auf  folgende  Gründe :  Alle  die  Arten  gehören 
Afrika's  südlicher  Spitze  an.  Fabricius  und  Wiede- 
mann  haben  von  dorther  173  Arten  beschrieben.  Unter  den 
W  a  hl  b  erg'schen  sind  kaum  40  Fa  b  r  i  c  i'sche  oderWie- 
demann'sche  Species.  Macquart,  Walker  u.  A.  hal)en 
278Diptera  aufgenommen,  von  denen  etwa  60  mit  den  Wah  1- 
b  erg'schen  identisch  sein  müssen;  von  diesen  finden  sich 
jedoch  10  unter  den  vorher  genannten  ,  wesshalb  man  ver- 
muthen  kann,  dass  höchstens  50  andere  bekannt  seien.  Die 
W  ahl  b  er  g'sche  Einsammlung  an  der  südlichen  Spitze  von 
Afrika  bereichert  die  Dipterenfauna  dieses  Welttheils  mit  min- 
destens 350  Brachycera  -  Arten ,  ein  Zuwachs,  welchen  die 
Dipterenfauna  vorher  nie  auf  einmal  aus  irgend  einer  nicht- 
europäischen Gegend  bekommen  hat.  Die  mir  anvertraute 
Bearbeitung  einer  solchen  Menge  neuer  Entdeckungen  heischt, 
wenn  sie  der  Wissenschaft  wirklich  nützen  soll ,  eine  Ab- 
weichung von  der  Art,  und  Weise ,  nach  welcher  die  exoti- 
schen Dipteren-Arten  bis  jetzt  bekannt  gemacht  sind.  Die 
meisten  neuen  Schriftsteller  haben  Alles  als  neu  angenom- 
men, welches  sich  nicht  in  ihren  eigenen  Sammlungen  vor- 
fand oder  sich  nicht  sogleich  aus  älteren  Autoren  ermitteln 
Hess.  Insonderheit  'hat  man  sein  Augenmerk  nicht  auf  die 
Beschreibungen  solcher  Arten  gerichtet,  welche  an  weit  ent- 
fernten Orten  gesammelt  wurden.  Dies  ist  jedoch  bei  keiner 
Classe  nothwendiger ,  als  bei  der  der  Dipteren,  deren  Arten 
oft  ausserordentlich  weit  verbreitet  sind.  Ich  habe  desshalb 
nicht  allein  die  Beschreibungen  aller  veröffentlichten  Arten 
sorgfällig   verglichen  ,   (mit  Ausnahme  einiger ,    welche   ich 


Beitrag  zur  Kenntniss  der  Dipteren  Afrikas.  145 

nicht  Gelegenheit  gehabt  habe  zu  sehen),  sondern  vor  Allem 
die  Typen  zu  erforschen  gesucht,  so  weit  diese  mir  zugäng- 
lich waren.     Die  grosse  Menge  solcher  ,  welche  sich  in  der 
Wi  ed  e  mann- Wi  n  th  e  m'schen  Sammlung  in  Wien  befin- 
det, habe  ich  genau  mit  den  Wahl  her g'schen  Dipteren  ver- 
glichen, wie  eben  auch  einen  grossen  Theil  der  im  Berliner 
Museum    stehenden  Typen    zu   den   von    Wiedemann  be- 
schriebenen capischen  Arten,  so  dass  meine  Arbeit  sich  nä- 
her, als  irgend  eine  andere,  an  das,  was  Wiedemann  ge- 
meinkundig   gemacht  hat,    anschliesst.     Was  die  vielen  von 
M  ac  qua  rt  und  Walker  beschriebenen  Arten  betrifft,  so  ist 
eine  Vergleichung   mit  deren  Typen   nicht  möglich  gewesen, 
welches    ich    um  so  mehr  beklage,    als    die    Beschreibungen 
dieser  beiden  Schriftsteller  zweifeln  lassen,  ob  man  eine  von 
ihnen   beschriebene  Art  wirklich    vor  sich  habe    oder  nicht. 
Ich  hoffe  vor  der  Vollendung    meiner  Arbeit    diesem  Mangel 
einigermassen  abhelfen  zu  können.    Da  die  schliessliche  Voll- 
endung   dadurch    einen   Aufschub    erleidet,    so    erlaube    ich 
mir,  zum  voraus  familienweise  die  Diagnosen  der  neuen  Ar- 
ten bekannt  zu  machen.      Unter   diesen   werden  hier  und  da 
Diagnosen  einer  oder  der  anderen  schon  bekannten  Art  auf- 
genommen werden,  wo  sich  dann  in  deren  Charakteren  ent- 
weder   eine   Berichtigung    zu    den   Angaben   des  ersten  ße- 
schreibers  finden  wird  ,   oder  ich  auch    zum  Aufstellen  jener 
durch    die  Entdeckung  verwandter  Arten    genöthigt   worden 
bin.  Ich  habe  auch  einige  andere  beschriebene  Species  auf- 
genommen, weil  Berichtigungen  in  der  Synonymie  oder  eine 
Aenderung  ihrer  Stelle  im  Systeme  nothwendig  waren.     Mich 
ausschliesslich  an  die  von  Wahlberg  mitgebrachten  Dipte- 
jen  zu  halten,  dazu  konnte  ich    keinen  Grund  finden ,  indem 
das  Interesse    der  Wissenschaft    es  erheischte,  dass  ich  alle 
mir  zugänglichen  Materialien  benutzte.     Wahlberg's  Ver- 
dienst   um    die    Diptcrenclasse  ist  so  gross  ,    dass  es  keiner 
weiteren  Auseinandersetzung  desselben  bedarf,  als  die,  wel- 
che sich  aus  dem  ganzen  Inhalte  meiner  Arbeit  ergeben  wird. 
Indessen    habe  ich  es  für    meine  Pflicht  gehalten,    bei  jeder 
von  ihm  mitgebrachten  Art  dies  ausdrücklich  anzuführen  und 
die  von  ihm  gefundenen ,    auch    von    früher    her  bekannten, 
Arten. nicht  auszuschliessen.    Letzteres  ist  die  Ursache,  au^ 

Archiv  f.  Naturgescb.  XXUI.  Jahr^.  1.  Bd,  IQ 


146  Loew: 

welcher  einige,  selbst  allgemeiner  bekannte  Arten  mit  aufge- 
führt worden  sind. 

Diptera   bracliycera* 

Fam.  I.     Stratiomyidae. 

A.  Sargina, 

Gen.  1.     Ptecticus  Loew. 

Sp.  1.     Pt.  elongatns  Fabr.  J^. 
Synon. :  31usca  elongata  Fabr.  Ent.  Syst.  IV.  338.  19. 
Sargus  posticus  Wied.  Zweifl.  II.  34. 
Guinea,  Prom.  b.  sp.,  Caffraria.  (Wahlb.) 
Gen.  2.     Chrysonotus  Loew. 

Sp.  2.  Chr.  flavamarginatus^  n.  sp.  $.  —  Chr.  bipun- 
ctalo  similis,  angulis  thoracis  posterioribus 
scufellique  margine  flavis ;  abdem.  rufotesta- 
ceo,  segm.  5to  macula  violaceo-nigra  signato. 
— •  Long.  corp.  SVö'". 
Mauritius. 
Gen.  3.     Chrysomyia  Macqu. 

•Sp.  3.     Chr.  hella,  n.  sp.  $.  — •  Violacea,    anlennis, 
pedib.  halteribusque   nee  uon  limbo  thoracis 
lalerali  et  scuteili  margine  abdominisque  ma- 
culis  lateralibus  flavis.  — •  L.  corp.  3'". 
Prom.  b.  sp. 
Gen.  4.     Microchrysa  Lw. 

Sp.  4.  M.  circumscripta,  n.  sp.  ^.  —  Viridis  ,  abd. 
violaceo,  limbo  maculaque  magna  basali  te- 
staceis.  —  L.  corp.  IVö'". 
Caffraria.  (Wahlb.) 
Sp.  5.  M.  scutellaris,  n.  sp.  $.  —  Virescenli-viola- 
cea  ,  antenn.  totis  pedibusque  flavescenlibus, 
femoribus  tibiisque  posticis  nigro-annulatis; 
sculello  angusle  flavomarginato.  —  Long, 
corp.  l'/j'"' 

Caffraria.  (Wahlb.) 

B.  Odontomyina, 

Gen.  5.     Odontomyia  Meig. 


Beitrag  zur  Kenntniss  der  Dipteren  Afrikas.  147 

Sp.  6.  0.  quadrinotafa,  n.  sp.  $.  —  Cap.  pallide  fla- 
vescente,  facie  fronteque  maculis  binis  atris 
verticeque  atro:  thor.  nigro,  Stria  laterali  pal- 
lida  paruni  distincta;  scutello  flavesc. ;  abd. 
pall.  flavo ,  fasciis  3  atris,  margini  anteriori 
segm.  2di,  3tii  et  4li  contiguis,  latis,  postice 
rolundalis  ,  latera  versus  acuminatis  ;  pedib. 
nigro  flavoque  variis.  —  L.  corp.  ö'/g'". 
Mozambique. 

Sp.  7.  0.  adusta,  n.  sp.  $.  —  Thor.  laterib.  et  scut. 
flavis;  spinulis  scut.  valde  ininutis;  abd.  fasciis 
nigris  latissimis  signato;  alar.  parte  anter.  ni- 
gricante,  celiula  discoidali  aperta.  —  L.  corp. 
42/3'". 
Caffraria.  (Wahlb.) 

Sp.  8.  0.  frontalis  Macq.  ^.  —  Faciei  carina  sub 
antenn.  rotundata ;  abdominis  vitta  longitu- 
dinali  nigra  lateribus  parum  angulata,  postice 
subattenuata;  pedib.  flavesc,  immaculatis. — 
L.  corp.  5'". 

Synon. :  ^.  Od.  frontalis  Macqu.  Dipt.  exot.  I.  1.  p.  185. 
Prom.  b.  sp. 
Gen.   (3.     JSemotelus  GeofFr. 

Sp.  9.  A.  dissimiUs,  n.  sp.  (^  et  $.  —  (j^  niger,  $ 
lutea;  oculis  nudis ;  facie  valde  obtusa,  lu- 
teola,  in  ^e  puncto  apicali  nigro ;  lhöi\  Stria 
laterali  punctoque  laterali  ante  scut.  pall.  fla- 
vescentib. ;  abd.  luteolo,  niaculis  intermed. 
inagnis,  postice  rotundatis  nigris.  —  L.  corp. 

Caffraria.  cWahlb.) 
S.  10.     N.  haemorrhous^  n.sp.  J^  et  $.  --  Ater,  summo 
abd.  apice  tarsisque  postcr.  rulo-ferrugineis, 
oculis  ^is  dislincte  pilosis.  —  L.  corp.Syg — 

Caffraria.  (Wahlb.) 
Gen.  7.     Oxycera  Meig. 

Sp.  U.     0.  nuhifera,  n.  sp.  ,^,  —  Atra,  alis  hyaii- 


148  Loew:  Beitrag  zur  Kennlniss  der  Dipteren  Afrikas. 

nis,  inacula  apicali  magna  nigricante.    —  L. 
corp.  3%/". 

Caffraria.  (Wahlb.) 
Gen.  8.     Ephippium  Lalr. 

Sp.  12.  E.  maculipenne,  n.  sp.  ^/i.  — •  Nigruui,  tho- 
racis  striis  lalis  abdüminisque  inaculis  albo- 
lomenlosis ,  pedib.  albido  nigroque  variis; 
aus  hyalinis  macula  permagna  subapicali  ina- 
culaque  magna  posteriore  triangulär!  nigro- 
brunneis.  —  L.  corp.  4%'"- 
Guinea. 
C.     Pachygastrina. 

Gen.  9.     Sternobrithes  n.  gen. 

Oculi  immarginati.      Antennar.    arliculi  2  prio- 
res parvi ,  3tius  angustus ,  6-annulatus ;  Sty- 
lus terminalis ,    2-arliculalus.     Thorax  latus, 
tumidus.  Scutellum  permagnum,  tumidum,  in- 
erme,  marg.  aculo.      Abdomen  breve,  tumi- 
dum,    segm.     posteriorib.    connatis.      Fedes 
breves. 
Sp.  13.     St.  tumidus  n.  sp.  $.  —  Ater  ,  pilis  breviss., 
albido-rnicanlib.  vestitus;  antenn.  rufescentib.; 
tiblis    et   tarsis    brunnescentib. ;    aus   pallide 
cinereis.  —  L.  corp.  2— Sy^'". 
Guinea,  Caffraria.  (Wahlb. ) 
Gen.  10.     Ptilocera  Wied» 

Sp.  14.     Pt.  quadrilineata  Fabr.  Ji  ei  ^.  —  Scutclli 
spinis  et  pedib.  obscure  testaceis,  sectionib. 
arliculi  3lii  anlennarum  8  subaequalibus,  qua- 
rum  3tia,  4ta  et  5ta  breviter  radialis,  radio 
infero  distincliore.  —  L.  corp.  S'/j— 472'"- 
Synon. :  Stratiomys  quadrilineata  Fabr.  Eni.  Syst. 
IV.  268.  23.      Fabr.  Syst.   Antl.  86.  Nro.  34. 
Wied.  Zweifl.  11.  72.  19. 
Sierra  Leona.  Caffraria.  (Wahlb.) 


lieber   eiiiigfe  Fische    uiicS  Crustaceesi   der 
süssen  Grewässer  Italiens, 

Von 

Eduard  v»  Ulartens  , 

Dr.  med.  in  Berlin. 

(Hierzu  Taf.  IX  und  X.) 


Durch  meinen  Vater  aufmerksam  gemacht  auf  die  An- 
gabe des  Veroneser  Botanikers  Pollini  über  einen  Blennius 
und  einen  kleinen  langschwänzigen  Krebs  im  Gardasee,  von 
denen  der  erste  dem  gegenwärtigen  Stande  der  Wissenschaft 
zweifelhaft,  der  andere  unbekannt  geblieben  war,  wandte  ich 
bei  einer  Familienreise  nach  Italien  im  vorigen  Sommer  meine 
Aufmerksamkeit  auf  die  höheren  Süsswasserthiere  dieses  Lan- 
des ,  namentlich  solche,  welche  sonst  meerbewohnenden  Gal- 
tungen und  Familien  angehören;  ich  halle  dabei  die  doppelle 
Freude,  jenes  wackeren  Forschers  Beobachtungen  bestätigt 
zu  finden  und  neue  daran  knüpfen  zu  können. 

Aber  nicht  nur  die  erste  Anregung,  sondern  auch  we- 
sentliche Hülfe  durch  Sach-  und  Sprachkenntniss  verdanke 
ich  meinem  Vater,  der  in  Italien  geboren  und  herangewach- 
sen,  die  Erforschung  seiner  Naturverhällnisse  sich  zur  Le- 
bensaufgabe gemacht  hat.  Möge  daher  dieser  Aufsatz  als  ein 
kleiner'  Nachtrng  zum  zweiten  Bande  seines  „Italien«  (Stutt- 
gart, bei  Schcible  und  Rieger  1845.  8.)  betrachtet  werden. 


150  V.  Martens; 

A.     Vorkommen  und  Landesnamen. 
1.     Der   Gardasee. 

Die  Cabazza  (Blennius  vulgaris  Pollini)  und  Avola 
(Leuciscus  alburnellus  Fillippi). 

Caboza  oder  Cagnota  soll  nach  Valenciennes  am 
Lage  maggiore  ein  Blennius  hoissen,  welchen  derselbe  unter 
letzterem  Namen  in  der  histoire  nal.  d.  poiss.  beschrieben 
hat.  Dieselben  Namen  mit  kleinen  Abänderungen  halle  schon 
früher  Pollini  für  den  von  ihm  entdeckten  Blennius  des 
Gardasees  angegeben ,  bei  einem  früheren  Aufenthalte  am 
Lago  maggiore  konnte  mein  Valer  trotz  aller  Erkundigungen 
nichts  von  einem  solchen  Fische  im  letzlgenannten  See  erfah- 
ren,  die  Fischer  kannten  den  Namen  gar  nicht,  die  ihnen 
gezeigte  Abbildung  erkannten  sie  ebenso  wenig  oder  glaub- 
ten, es  handle  sich  um  eine  Grundel.  Ganz  anders  hier  am 
Gardasee.  Unser  Schiffer  in  Malcesine  kannte  die  Cabazza 
sehr  gut  und  sagte,  als  wir  darnach  fragten,  wir  sollten  nur 
hinab  ins  Wasser  sehen;  bald  erkannte  auch  das  Auge  die^ 
niedlichen  Thierchen ,  welche  ein  paar  Fuss  tief  schallenähn- 
lich  ruhig  über  die  Steine  am  Boden  hinglitten  und  bei  jeder 
Störung  sich  rasch  zwischen  denselben  verbargen  oder  auch 
hinter  einer  Paludina  fasciata  Mll. ,  wenn  gerade  kein  ande- 
rer Schutz  nahe  war;  in  kurzer  Zeit  mittelst  eines  kleinen 
Handnetzes  hatten  wir  viele  beisammen.  Auffallend  war  mir 
dabei,  dass  sie  dicht  an  der  senkrechten  Mauer,  welche  eine 
Art  Miniatur-Molo  bildet ,  in  seitlicher  Lage  hinschwammen, 
den  Bauch  der  Mauer  zugekehrt ,  so  dass  seine  helle  Farbe 
von  oben  sichtbar  wurde,  in  der  Stellung  eines  Pleuronectes 
(schwimmen  diese  auch  so?  oder  liegen  sie  bloss  seitlich 
auf  dem  Boden?  jedenfalls  mögen  sie  wenig  schwimmen); 
wahrscheinlich  um  rasch  in  die  horizontalen  Ritzen  hin- 
einschlüpfen zu  können,  denn  am  Boden  oder  mitten  im  Was- 
ser sah  ich  diese  Lage  nie.  Ruhend  spreizen  sie  Brust- 
und  Bauchflossen  unter  einem  Winkel  von  etwa  60— 70^  aus, 
und  halten  den  Schwanz  bald  gerade  gestreckt,  bald  seillich 
wellenförmig  gebogen;  im  Trocknen  springen  sie  in  die  Höhe, 
bis  Fuss  hoch  und  zwar  um  so  höher,  wenn  sie  vorher   auf 


Ueber  einige  Fis<;he  und  Crustaceen  Italiens.  151 

der   Seile  lagen ,    der    Sprung    wird    also    wohl   durch  Sei- 
lenschlag  des  Schwanzes  ausgeführt.     Auch  aus  dem  Wasser 
sprangen    sie    mehrere  Zoll  hoch   und    weit    ober    den  Rand 
einer  Schussel  hinüber.     Einer  biss   mich  in  den  Finger,  es 
war    nur   ein   leichtes  Klemmen ,  wie  bei   den    kleineren  Ei- 
dechsen.    Die  lebenden  Fische   zeigen  eine  blass  öraungelbe 
Farbe,  oben  mit    dunkelgrünen    grossen  Flecken    marmorirt, 
in  einem  Gefässe    mit  mehrmals    erneuertem   Wasser  wurden 
sie  innerhalb  ^/^_ — 1  Slunde    bleicher    und  einfarbig  ,  starben 
auch   alle  bald  und   zeigten    sich  alsdann    trübaschgrau  ,    die 
früher   weisse    Kiemenhaut   und   Analis  röthlicli.      Lebend  in 
Branntwein  gesetzt,  da  kein  Weingeist  in  Malcesine  zu  haben 
war,    haben    viele    ihre    Farben    gut    erhalten.      Das  rasche 
Sterben  fiel    mir  um    so  mehr  auf ,    da   ich  den  verwandten 
Gunellus,  welcher  bei  Helgoland  ähnliche  Stellen  im  Salzwas^ 
ser  bewohnt,  als  lebenszäh  kennen  gelernt  hatte;  selbst  ein- 
zelne isolirte  lebten  nicht  länger.  Sie  werden  von  den  Omni- 
voren Italienern  gegessen,  wie  auch  die  Magnaroni  (Cotlus). 
Auf  einer  Fahrt  über  den  See  an  einem  sonnigen  Nach- 
mittage sahen  wir  oft  in  geringer  Entfernung  vor   dem  Boote 
kleine   glänzende    Fischchen  ,    wie  silberne  Pfeile ,  in  einem 
flachen  Bogen    über  die   Wasserfläche    emporspringen ,  meist 
mehrere   hintereinander,    wie   wenn  sie    durch  unser  Nahen 
aufgestört  wären,    und    ebenso    rasch    wieder   unter  Wasser 
verschwinden.     Das  seien  die  Avole,    sagten  unsere  Schif- 
fer. Einen  Begriff  von  ihrer  Menge  erhielten  wir  am  folgenden 
Morgen  in  Malcesine,  als  wir  mit  Tagesanbruch  zum  Netzplatze 
(Retelino)  gingen,  d.h.  der  Stelle  ausserhalb  des  Städtchens, 
wo  die  Netze  und  Boote  aufbewahrt,  die  Fische  gelandet  und 
getrocknet  werden.  Eine  kaum  erst  verlassene  Matraze,  auf  dem 
Kjessande  ausgebreitet,  mit  einem  Netze  statt  der  Belldecke, 
bewies,  dass  hier,  am  Fusse  des  Monte  Baldo,  keine  Malaria 
existire.     Ebenfalls  im  Freien  neben  einer  kleinen  Hülle    für 
den  Wächter  standen  zahlreiche  mannslange  und  längere  aus 
Schilfrohr   gefertigte    Platten    oder    flache  Wannen    mit  höl- 
zernen Rahmen,  auf  denen  die  Avole  an  der  Sonne  dörren; 
für  die  Nacht  werden  die  Platten  aufeinander  geschichtet  und 
die  oberste  bedeckt;  Streifen  grober  Leinwand,  an  dem  einen 
Rande  mit  Kork,  an   dem  entgegengesetzten  mit  Bleistücken 


152  V.   Martens: 

besetzt,  dienen  zum  Umstellen  und  Zusammentreiben  dieser 
die  Oberfläche  liebenden  Fische ,  eine  aus  Bindfaden  und 
Holzreifen  verfertigte  Reuse,  mehre^re  in  einander  steckende 
Trichter  darstellend ,  ist ,  der  Todtenkammer  des  Thunfisch- 
nelzes  entsprechend ,  der  letzte  Zufluchtsort  und  Kerker  der 
schwachen  Thiere.  Schon  lag  eine  grosse  Partie  diese  Nacht 
gefangener  bereit,  um  auf  neue  Platten  ausgebreitet  zu  wer- 
den, mehrere  fischende  Boote  waren  in  Sicht,  eines,  die  Reuse 
und  noch  einen  grossen  Korb  voll  x\vole,  landete  eben,  und  die 
Leute  meinten,  das  sei  ein  geringer  Fang.  Unter  den  vielen 
Tausenden  dieser  Art  sah  ich  nur  ein  Exemplar  eines  ande- 
ren Fisches ,  eine  Cavazza ,  die  sich  von  ihren  Ufersteinen 
in  die  hohe  See  verirrt  haben  mochte.  Der  Fang  im  Grossen 
dauert  von  Ende  Mai  bis  26.  Juli;  je  nach  der  Witterung 
wird  mehr  oder  weniger  Salz  zugesetzt.  Die  gedörrten  Avole 
werden  unter  dem  Namen  Pesatte  (geringe  Fische)  weithin 
in  die  Provinzen  Oberitaliens  verschickt  und  bieten  dem  ge- 
meinen Manne  eine  wohlfeile  Zuspeise. 

Nun  erkundigte  ich  mich  auch  nach  den  anderen  Fi- 
schen des  Sees  und  Hess  mir  zeigen,  was  die  Fischer  davon 
aufzuweisen  hatten.  Es  sind  überhaupt,  so  viel  mir  bekannt, 
drei  Specialverzeichnisse  der  Fische  dieses  Sees  veröffent- 
licht worden,  deren  Vergleichung  Interesse  bieten  dürfte,  da 
keiner  der  Verfasser  die  anderen  kannte  oder  wenigstens  er- 
wähnte. Das  erste  gab  der  schon  genannte  C  irro  Po  1  li  ni  in 
seinem  „Viaggio  al  lago  di  Garda  e  al  monte  ßaldo.  Verona, 
Mainardi  1816.  8.  p.  20  in  Linne'scher  Nomenclatur  und  mit 
Beifügung  der  einheimischen  Namen;  das  zweite,  nur  letztere 
enthaltend,  L.  Ga  m  b  a  aus  Sermione  bei  Persico  descrizione  di 
Verona  e  della  sua  provincia.  Verona  1820.  8.  Bd.  II.  p,  205. 
Beide  wurden  von  meinem  Vater  bei  Gelegenheit  einer  Mo- 
nographie dieses  Sees  (in  Berghaus  Hertha  Bd.  XIII.  1829. 
p.  230)  zusammengestellt  und  mit  Anmerkungen  begleitet.  Das 
neueste  ,  vollständigste  und  in  den  Bestimmungen  zuverläs- 
sigste verdnnken  wir  dem  Wiener  Ichthyologen  He  ekel  in 
dessen  Reisebericht  (Sitzungsberichte  der  mathematisch -na- 
turwissenschaftlichen Klasse  der  K.  K.  Akademie  der  Wis- 
senschaften zu  Wien  1851).  Ich  erlaube  mir  an  dieses  die 
Synonyjiicn  seiner  Vorgänger  und  einige  Bemerkungen  anzu- 


üeber  einige  Fische  und  Cruslaceen  Italiens.  153 

reihen.     Die  betreffenden  Buchslaben  P,  G  und  H  bezeichnen 
die  genannten  Autoren. 

Acanthopteri  4. 

1.  Cottus  gobio  var.  ferrugineus.  Scazzone  H.  Colt.  g. 
Mawnarone.  P.  und  G. ;  auch  ich  hörte  nur  letzteren  Namen, 
welcher  „Fresser"  bezeichnet,  wohl  wegen  des  weiten  Maules. 

2.  Gasterosteus  brachycentrus  Val.  Spinarella  H. 

3.  Gobius  fluvialiüs  Bonelli.  Boltina  H.;  P.  u.  G.  ken- 
nen ihn  nicht,  wahrscheinlich  lebt  er  nur  im  unteren  flachen 
und  schlammigen  Theile  des  Sees  ,  da  er  um  Malcesine  un- 
bekannt, aber  in  der  Venezianischen  Ebene  (s.  unten)  vor- 
handen ist. 

4.  Blennius  vulgaris  Pollinl.  Cagnetta,  Cabazza  P.  Von 
H.  als  B.  cagnota  nur  genannt. 

Anacanthini  1. 

5.  Lota  fluviatilis  auct.  Nur  von  Gamba  unter  dem 
Namen  Boza  erwähnt;  sie  ist  in  den  anderen  Seen  Oberita- 
liens unter   ähnh'chcn  Namen  bekannt. 

Salmones  2? 

6.  Fario  carpio  (Salmo)  L.  Salviani  aquat.  bist.  1554. 
tab.  23.  Carpione  P.,  G.  Von  Heck  eil.  c.  ausführlich  erör- 
tert. Pollini  unterscheidet  einen  Salmo  umbla  als  „Carpione 
femina«  vom  S.  carpio  „Carpione  maschio''  ohne  sich  weiter 
darüber  zu  erklären;  auch  sonst  wurde  dieser  Fisch  öfter  mit 
dem  Ombre  chevalier  des  Genfersees  zusammengeworfen. 

7.  Fario  argenteus  Val.?  Schon  Pollini  und  Gamba 
kennen  neben  dem  vorigen  eine  Lachsforelle ,  Trotla,  Trulta, 
vom  Gardasee.  Mein  Vater  erfuhr ,  dass  sie  am  häufigsten 
bei  Torbole  (Nordende  des  Sees)  gefangen  werde,  indem  sie 
zur  Laichzeit  die  Sarca  (welche  hier  einmündet)  hinaufziehe, 
und  dass  man  sie  als  guten  Fisch  weit  verschicke.  Auch  ich 
sah  eine  neunpfündige  schwarz  getüpfelte  Lachsforelle,  die  aber 
leider  zum  Verspeistwerden  bestimmt  war,  so  dass  ich  über 
die  Artbestimmung  nicht  ins  Reine  kam  ;  nur  am  Vomer  konnte 
ich  mich  überzeugen,  dass  es  ein  Fario  Val.  sei.  Weder 
He  ekel  noch  Bon  aparte  führen  sie  an,  und  letzterer 
kennt  den  Namen  Trota  nur  für  die  Bachforelle. 

Cyprinoidei  12. 

8.  Cyprinus  carpio  L.     Bulbero    (von    seinem    schmat- 


154  V.  Martens: 

zenden  Ton).  P.,  G.  Bon  aparte  erwähnt  ihn,  ohne  ihn 
zu  einer  der  drei  von  ihm  unterschiedenen  Arten  (regina, 
elatus,  carpio)  zu  bringen,  Heckel  nennt  ihn  gar  nicht. 

9.  Tinea  chrysitis  Ag.  Tenca,  die  grösseren  Tencone. 
(Bonaparte's  T.  italica  kann  ich  nicht  für  verschieden  halten.) 

10.  Barbus  plebejus  Bonap.  Mit  dieser  Art  des  Ko- 
mersees  stimmt  das  Exemplar,  das  ich  vom  Gardasee  mit- 
brachte. Pollini  nennt  ihn  einfach  Cyprinus  barbus,  Hek- 
k  e  1  hat  ihn  nicht  aufgeführt,     ßarbo. 

11.  Gobio  venalus  Bp.  Wahrscheinlich  diese  von  Pie- 
monl  bis  Bologna  verbreitete  Art  ist  es,  welche  Pollini  als 
Cyprinus  Benacensis  (Benacus  ist  der  alte  Name  des  Garda- 
sees)  beschreibt  und  abbildet  (Fig.  2).  Diese  Abbildung  zeigt 
die  grossen  seitlichen  Flecken,  welche  ßp.  nur  bei  fluviatilis 
zeichnet,  aber  im  Texte  auch  bei  venalus  erwähnt.  Er  führt 
bei  den  Fischern  den  Namen  Temolo,  der  eigentlich  der  Aesche 
(Thymallus)  angehört  und  soll  nach  Polli  ni  nicht  häufig  und 
nur  im  Winter  gefangen  werden,  vielleicht  dass  er  sich  dann 
aus  den  Bächen  in  den  See  zurückzieht.  Heckel  erwähnt 
ihn  nicht. 

12.  Leuciscus  (Leucos)  Cisalpinus  Heckel,  TrioUo.  H. 

13.  Leuciscus  (Squaüusj  Cavedanus  ßp. ,  H.  Cyprinus 
idus  P.,  Cavazzino  (Grosskopfj  ,  nicht  selten  bei  Malcesine, 
erinnert  durch  die  Körpergestalt  und  Grösse  der  Schuppen 
an  den  süddeutschen  Schup^fisch  oder  Alet  (dobula),  welcher 
auch  bei  früheren  Autoren  dieselben  Namen  capito  und  ce- 
phalus  führt. 

14.  Leuciscus  (Scardinius)  Hesperidicus  Heckel  (ery- 
throphthalmus  Bp.  116,'2_),  Cypr.  rulilus  P.,  Scardola  (Pollini 
und  Gamba  schreiben  Scardova ,  vvas  sich  der  römischen 
Aussprache  Scardafa  nähert).  Denselben  Namen  führt  aber 
auch  in  der  venezianischen  Ebene  eine  dem  L.  rutilus  L. 
nahe  stehende  Art,  in  Rom  L.  scardafa  Bp. 

15.  Leuciscus  (Alburnus)  Alburnellus  Filippi,  Cypr. 
alburnus  P.,  Avola  G.  Dieser  Name  bedeutet  der  gleichbe- 
deutende Arbureo  (am  Lago  maggiore  Arborello)  „der  oder 
die  kleine  Weisse, «^  aus  dem  lateinischen  Albula  oder  Albur- 
nellus; er  muss  demnach  schon  alt  sein,  da  jetzt  die  Italie- 
ner bianco  statt  albus  sagen. 


Ueber  einige  Fische  und  Crustaceen  Italiens.  foS 

16.  Leuciscus  (Telestes)  Savignyi  ßp. ,  H.  Cypr.  pho- 
xinus  (!)  P.  Varone  (von  varius ,  bunt,  wegen  des  violetten 
Seilenbandes,  daher  von  P  ollini  für  unsere  Elleritze  gehal- 
ten).    Wird  bei  Malcesine  häufig  an  der  Angel  gefangen, 

NB.  PoUini  nennt  noch  Cyprinus  grislagine,  eben- 
falls als  scardova,  C.  aphya  als  roncone,  C.  orfus  als  dorata 
und  C.  vimba  als  musella;  Gamba  dieselben  italienischen 
Namen,  nur  statt  des  letzten  majella.  Musetta  ist  nach  Bo- 
naparte der  römische  Name  für  L.  (Telestes)  muticellus, 
welcher  auch  in  der  Lombardei  vorkommt;  orala,  eigentlich 
der  Name  des  Goldbrachsens,  Chrysophrys  aurata  L.,  wird  der 
schönen  Farbe  wegen  von  römischen  Fischern  auch  der  schon 
erwähnten  scardafa  gegeben.  Aus  den  lateinischen  Bezeich- 
nungen lässt  sich  nicht  schliessen ,  was  für  Fische  gemeint 
seien,  gewiss  nicht  die,  welchen    diese  Namen  zukommen. 

17.  Chondrostoma  soelfa  Hecke!  loc,  cit.  tab.  7.  fig. 
1 — 3  (ryscla  Bp.)  Savetta. 

18.  Cobitis  barbatula  L.  H.,  Slrega  P.  G. 

19.  Cobitis  (Acanthopsis)  taenia  L.  Foraguada  (wohl 
gleichbedeutenxi  mit  dem  paduanischen  Foracesta,  Netzdurch- 
bohrer, weil  sie  zwischen  den  Maschen  durchschlüpft)  P.,  G. 
Ussellina  (der  mailändische  Name)  H. 

Esoces  1. 

20.  Esox  lucius  L.  Luccio  oder  Luzzo.  P.,  G.  Von  H. 
nicht  erwähnt. 

Clupeoidei  1. 

21.  Alosa  finta  (Cuv.)  Troschel.  Clupea  alosa  '0  die 
grösseren  Agone  oder  Alosa,  die  kleineren  Sardene,  die 
ganz  kleinen  Scarabina,  bei  P ollini  und  Gamba,  letzterer 
schreibt  Sardella  für  Sardena;  von  H  ecket  als  A.  vulgaris 
aufgeführt.  Wird  namentlich  im  Frühjahre  in  Menge  ge- 
fangen. 

Muraenoidei  \ . 

22.  Anguilla  acutirostris  Risso.  H.  Muraena  anguilla  P. 
Anguilla.  Der  Aal  ist  im  unteren  Theile  des  Sees  häufig  und 

*}  Auf  diesem  Fische  beruht  verinuthlich  die  Angabe  von  Prof. 
Schmarda  (die  geographische  Verbreitung  der  Thiere  p.59),  dass 
Clupea-Arlen  im  Gardasee  leben.  Schon  Belon  kennt  sie  unter  dem 
Namen  agoni  von  unserem  See   (p.  305). 


156  V.  Martens  : 

wird  namentlich  bei  Peschiera,  das  vom  Fischfange  den  Na- 
men hat^  seit  Plinius  **)  Zeiten  häufig  gefangen.  Doch  auch  bei 
Maicesine  begegneten  wir  einem  Boote,  das  nur  Aale  fing. 
Cyclostomi  1. 

Q3.  Petromyzon  Planeri  Bl. ,  H. ,  P.  branchialis  P.  Lam- 
preda.  Durch  Dr.  Aug.  Muller's  Entdeckung,  dass  der 
Querder  die  Larve  des  Neunauges  ist,  fallen  diese  zwei  An- 
gaben zusammen. 

Unter  den  Seen  Oberitaliens  ist  der  Gardasee  nicht  nur 
der  grösste.  sondern  er  liegt  auch  bei  weitem  liefer,  nur 
212'  über  dem  Meere,  und  diesem  in  horizontaler  Richtung 
weit  näher,  als  die  Seen  von  Lugano,  Como  und  der  Lago 
maggiore.  Dennoch  sind  von  seinen  23  Fischen  17  mit  Be^ 
stimmtheit  aus  den  eben  genannten  Seen  bekannt  geworden, 
zwei  andere ,  vorzugsweise  in  Flüssen  (Chondrostoma)  oder 
kleineren  Wasserbehältern  (Gasterosteus)  vorkommende,  mö- 
gen denselben  wohl  mit  demselben  Rechte,  wie  unserem  See, 
zukommen,  so  dass  diesem  nur  drei  vor  jenen  vorausbleiben, 
die  beiden  marinen  Gattungen  Blennius  und  Gobius  und  der 
berühmte  Carpione,  letzterer  allein  ihm  ganz  eigenthümlich ; 
auffallend  ist  es,  dass  der  in  den  anderen  Seen  häufige  Barsch 
im  Gardasee  nicht  bekannt  ist. 

Unter  den  Seen  am  Nordrande  der  Alpen  wurde  der 
Bodensee,  seiner  Stellung  und  Grösse  nach,  mit  dem  Garda- 
see in  Parallele  gestellt,  er  zeigt  aber  gemäss  seiner  Lage 
am  Nordabhange  der  grössten  europäischen  Gebirgsscheide, 
wie  auch  <  der  fast  sechsmal  grösseren  Krhebiuig  bei  der  glei- 
chen Zahl  einen  verschiedenen  Habitus  seiner  Fischfauna,  so 
namentlich  durch  3  Arten  der  Gattung  Coregonus ,  welche 
für  den  Norden  beider  Halbkugeln  charakteristisch  ist  und 
in  Italien  vielleicht  ganz  fehlt  **"*),  ferner  besitzt  der  Boden- 


»)  Bist.  nat.  IX.   22. 

^^)  Kur  Bonaparte  sagt  in  der  allgemLinen  Aufzählung  ita- 
lienischer Fische  in  der  Einleitung  zum  III.  Bd.  seiner  Fauna  italica, 
dass  in  den  Seen  Überitaliens  auch  die  Aesche  und  ein  oder  der  an- 
dere (qualche)  Coregonus  nicht  fehle.  Aus  den  grossen  Seen  ist  mir 
keiner  bekannt  geworden,  und  ob  die  Gattung  in  den  kleineren  hoch- 
gelegenen Alpenseen  und  Bächen  vorkommt,  weiss  ich  nicht,  es  wäre 
dieses  aber  nur  eine  Bestätigung  ihres  nordischen  Charakters. 


Ueber  einige  Fische  und  Crustaceen  Italiens.  157 

see  den  ebenfalls  nordeuropäischen  Brachsen,  als  Rarität  den 
mehr  osteuropäischen,  ganz  Italien  fehlenden  Wels,  endlich 
zwei  auch  sonst  in  Oberitalien  nicht  seltene  Fische ,  Barsch 
und  Aesche.  Zu  den  Fischen,  welche  der  Gardasee  voraus 
hat,  gehören  namentlich  wieder  der  Blennius  und  Gobius, 
ferner  Alosa  ,  welche  im  Rlieingebiete  auch  vorkommt,  aber 
nicht  die  Meereshöhe  des  Bodensees  erreicht,  und  der  Car- 
pione.  Gemeinschaftlich  beiden  Seen  sind  8  Arten  (Cottus 
gobio,  Cyprinus  carpio,  Tinea,  Cobitis  barbatula,  Esox,  Fario 
argenteus?,  Lota ,  Anguilla) ,  6  andere  sind  zu  derselben 
Gruppe  gehörig  und  erst  in  neuerer  Zeit  unterschieden  ,  so 
entspricht  : 

im  Gardasee:  im  Bodensee: 

der  Barbus  plebejus  ßp.  dem  ß.  fluviatilis  Flem. 

Lcuciscus  cavedanus  Dp.  „     L.  dobula  L. 

„         Hesperidicus  H.  „     „   erythrophtlialmus  L. 


„  „         alburnellus  Fil.  „      „   alburnus  L. 


» 


Gobio  venatus  Bp  „      G.  fluviatilis  Val. 

„     Chondrosloma  soetla  Bp.  „     Ch.  nasus  L. 

2.     Wassergräben    um   Pa  d  u  a. 

Marsion  und  Schila  d'acqua  dolce  (Gobius  sp.  und  Pa- 
laemon  lacuslris. 

Zwei  Sössvvnsserthiere,  welche  ich  im  Gardasee  ver- 
geblich gesucht  halte,  fand  ich  in  den  Wassergräben  um  Vil- 
lanova, ein  paar  Stunden  nördlich  von  Padua.  Beide  mögen 
wie  hier,  so  im  südlichen  flachen  Thcile    des  Sees  leben. 

Der  erste  war  ein  noch  nicht  fingerslanger  Gobius,  den 
ich  nur  einmal  in  der  Negozza  (einem  groben  Hand-Netze 
an  langer  Stange)  mit  zahlreichen  Scardole  (Leuciscus  cisal- 
pinus  Heckel) ,  Spinarelle  (Gasterosleus  leiurus  Cuv.)  und 
Foraceste  (Cobitis  taeniaL.)  in  den  stehenden  Wasser-Gräben 
fing,  welche  mit  der  Tergola,  einem  Zuflüsse  der  Brenta,  zu- 
sammenhängen und  später  im  Sommer  ganz  austrocknen  sol- 
len. Der  Fischer  erkannte  ihn  gleich,  nannte  ihn  Marsion 
(das  ist  in  Venedig  der  Name  des  Gobius  jozo),  wusste,  dass 
er  eine  gute  Zuspeise  zurPolenta  sei,  konnte  mir  aber  keine 


158  V.  Martens: 

weiteren  verschaffen.     Bis   ich   nach  Hause  kam,  waren  die 
Thiercheii  schon  todt. 

Nach  Pollini  (1.  c.)  kommt  neben  dem  Flusskrebs  und 
der  Geize  (Gammarus  F.)  im  Gardasee,  namentlich  in  dessen 
flachem  sumpfigen  Theile  und  in  den  Reisfeldern  von  Verona 
noch  ein  dritter  Krebs  vor,  den  die  Einwohner  Gamberozolo 
(Diminutiv  von  Gambero,  Namen  des  Flusskrebses,  Gammarus 
der  Alten)  nennen  und  Pollini  für  Cancer  squilla  L,  (h.  z. 
Tage  Palaemon,  im  Meere)  hält.     Auch  mein  Vater  erinnerte 
sich,  in  der  venezianischen  Ebene  eine  Schila  d'acqua  dolce  als 
Köder   beim   Angeln  benutzt  gesehen    zu  haben,  Schila  (das 
alle  Squilla)  ist  aber  der  venezianische  Name  für  die  Garnele 
der  Norddeutschen  (Crangon).      Bei   Malcesine    wusste    man 
nichts  davon,    aber   die   Bauern    in  Villanova    kannten   diese 
Schila  wohl ,   einer  habe  einmal  ein   halbes  Pfund  davon  auf 
einmal  gefangen  und  selbst    mit   ihren  weitmaschigen  Fisch- 
netzen, besser  aber  mit  einem  kleinen  Schmetterlingskescher 
brachten  wir  eine   bedeutende  Anzahl    aus  den  mit  Pflanzen, 
namentlich  Vallisneria,  bewachsenen  Wassergräben  zusammen. 
Es  ist  richtig    ein  Palaemon  ,    viel  kleiner,    aber  sonst  nahe 
verwandt    dem  Palaemon  squilla    des  Meeres.      In  Weingeist 
wurde  er    wie  dieser  krebsrolh,   lebend    war  er  blass  grün, 
ganz  durchsichtig ,    so  dass   er  im  Wasser    oft   nur  an    den 
grossen   schwarzen   Augen  und  den    am    Bauche    befestigten 
dunkleren  Eiermassen  zu  erkennen  war,  auch  die  Gelenkver- 
bindungen des  Abdomens    sind   etwas  dunkler;    die  Geissein 
der  äusseren  Fühler  orangerolh.      Ich    erhielt  einige  in  täg- 
lich  erneuerlem    Brunnenwasser    mehrere    Tage    am    Leben, 
ohne  dass  ich  sie  weder  ihre  Kameraden,  noch  kleine  Schnek- 
ken  und  Insekten  angreifen  sah.  Ruhend,  gehend  und  schwim- 
mend hielten  sie  sich  ganz  gerade,  die  sechs  langen  Endfä- 
den der  Fühler    (je  zwei    am   inneren,    einen   am    äusseren 
Paare)  fächerförmig  ausgestreckt,  um  einen  möglichst  gros- 
sen Raum  im  Bereiche  ihrer  Empfindung  zu  haben,  die  Kie- 
ferfüsse  unter  dem  Kopfe  in  beständiger  zitternder  Bewegung. 
Die  Fühler  bewegten  sie  zuweilen  langsam  hin  und  her,  zu- 
w^eilen  ganz  nach   hinten;    an    den  Augenstielen   konnte  ich 
nie  eine  Bewegung  bemerken.     Ihre  Ortsbewegung  war  drei- 
facher Art,  erstens  ein  langsames  gleichmässiges  Fortschrei- 


Ueber  eiuige  Fische  und  Crustaceen  Italiens.  159 

ten  am  Boden,  vor-  oder  rückwärts,  mittelst  der  langen 
dünnen  Thoraxfüsse;  zweitens  ein  rasches,  slossweises  Schwim- 
men, nur  vorwärts,  wie  es  mir  schien,  mittelst  der  flossen- 
artigen Abdominalfüsse  und  der  Schwanzflosse;  endlich  ein 
kräftiges  Emporschnellen,  durch  Ausstrecken  des  vorläufig 
eingebogenen  ganzen  Abdomens  und  Schwanzes  ,  wodurch 
er  mehrere  Zoll  hoch  und  weit  springt.  Die  am  hinteren 
Ende  des  Körpers  angebrachten  Locomotionsorgane  ergeben 
also  eine  raschere  und  ausgiebigere ,  aber  weniger  anhal- 
tende Bewegung ,  als  die  in  der  Mitte  ,  ebenso  z.  B.  beim 
Känguru. 

3.  Die  Seen  von  Albano  und  Nemi. 

Granzo  (Telphusa  fluviatilis  Latr.)  undLalfarina  (Athe- 
rina  lacustris  Bp.). 
Neue  Freunde  wie  alte  Bekannte  unter  den  Fischen  und 
Crustaceen  boten  mir  im  vulkanischen  Albanergebirge  un- 
weit von  Rom  die  beiden  genannten  Seen,  917  und  1019 
Fuss  über  dem  mittelländischen  Meere,  nur  5  und  3  ital.  Mei- 
len im  Umfange.  Keine  Flussseen,  wie  die  berühmten  Seen 
Oberitaliens,  sondern  nahezu  kreisrund,  nur  wenige  und  nicht 
beständige  Rinnsale  aufnehmend,  nur  durch  unterirdische  Emis- 
säre unter  sich  und  mit  dem  Bache  bei  Albano  in  Verbin- 
dung, scheinen  sie  ein  Bild  der  Abgeschlossenheit  zu  sein; 
auch  werden  sie  nur  von  wenigen  (8  u.  ö)  Fischerkähnen  be- 
fahren, der  gefürchteten  Malaria  wegen  steht  nur  je  ein  Haus 
oder  richtiger  Hütte  am  Ufer  jedes  Sees,  selbst  die  Fischer 
ziehen  sich  über  Nacht  in  die  höher  am  Kraterrande  gele- 
genen Orte  zurück  (Castelio  Gandolfo,  wornach  der  Albaner- 
see jetzt  lago  di  Castelio  heisst,  —  Albano  selbst  liegt  ent- 
fernter, am  Abhänge  gegen  dieCampagna  —  Nemi  und  Gen- 
zapo)  und  nur  ein  kränkelnder  Wald-Wächter  trotzt  der  Fie- 
berluft. Aber  Thiere  und  Pflanzen  haben  diese  Abgeschlos- 
senheit überwunden.  Wo  unser  Scirpus  lacustris,  Myrio- 
phyllum  spicatum,  Lemna  gibba  und  Nostoc  lichenoides  in 
Menge  sich  findet ,  da  leben  auch  ebenso  behaglich  unsere 
grünen  Wasserfrösche,  unsere  Nephelis  vulgaris  Sav.,  unsere 
kleinen  Wasserschnecken  (Ancylus  fluviatilis,  Limnaeus  ova- 
lus,  Planorbis  albus) ,   schreitet  Gerris   paludum  F.  und  flie- 


160  V.  aiartens: 

gen  unsere  bekannten  Wasserjungfern  (Aeschna,  Agrion)  über 
die  Wasserfläche  hin.  Aber  auch  der  Blennius  vom  Garda- 
see  findet  sich  wieder,  in  beiden  Seen  wie  dort  zwischen 
den  Sleinen  umherschlüpfend  und  der  entgegengehaltenen 
Hand  von  weitem  ausweichend.  Ebenso  fand  ich  den  oben- 
genannten Palaeraon  lacustris  wieder  zahlreich  im  Albaner- 
see und  auch  in  dem  von  Nemi  sollen  nach  der  Versi- 
cherung eines  Fischers  die  Ganimarelli  (diese  dem  Lateini- 
sclien  treuere  Form  ist  hier  ihr  Name)  häufig  vorkommen. 
Nicht  mehr  eigenlhümlich  ,  sondern  mit  südlichen  Gegenden 
Unteritaliens  und  Griechenlands  gemein  ist  die  sonderbare 
Flusskrabbe,  Thelphusa  *)  fluvialilis  Latr. ;  längst  im  Alter- 
thume  bekannt,  führt  sie  auch  einfach  den  alten  Namen 
Granzo  (Cancer),  wie  an  den  Küsten  die  häufigste  Meer- 
krabbe, Carcinus  maenas  L.  Sie  lebt  hauptsächlich  an  den 
steileren  Ufern  zwischen  Steinen  und  Baumvvurzeln,  wird  oft 
ausserhalb  des  Wassers  gefunden  ,  flüchtet  aber  bei  Störung 
unter  dasselbe  ""*"').  Den  Fischern  ist  der  Granzo  verhasst, 
weil  er  die  gefangenen  Lattarine  in  den  Netzen  anfressen 
soll,  sie  fangen  dieselben  mit  der  Hand  und  bringen  sie  dut- 
zendweise an  eine  Schnur  gereiht,  damit  sie  sich  nicht  ge- 
genseitig Scheeren  und  Füsse  abkneipen,  was  doch  mitunter 
geschieht,  zum  Verkaufe,  selbst  bis  nach  Rom,  wo  die  frisch- 
gehäuleten  als  Granci  teneri  auf  den  Speisezetteln  der  Trat- 
torien  figuriren.  Er  lebt  lange  Zeit  im  Trockenen,  selbst 
dem  Sonnenscheine  ohne  allen  Schutz  mehrere  Stunden  aus- 
gesetzt, am  Faden  im  Luftzuge  hängend,  blieben  einige  noch 
am  Leben.  In  der  Gefangenschaft  zeigt  er  die  allgemeinen 
Taschenkrebsmanieren,  geht  immer  seitwärts,  ungestört  lang- 
sam, behaglich  und   leise,    erschreckt   sehr   rasch   und    mit 


*)  Mi  Ine  Edwards  schreibt  Thelpheusa.  Der  Name  dürfte, 
nach  einer  freundlichen  Mittheilung  des  Hrn.  Prof.  Passow,  einer 
bei   Pausanias  erwähnten  Ts^ymphe  Arkadiens,   Thelpusa,  entlehnt  sein. 

**)  Ganz  wie  Grapsus  marmoratus  Olivi  in  den  Lagunen  und 
an  den  Lidi  von  Venedig.  üiesen  fanden  wir  namentlich  an  den 
Pfählen,  welche  das  Fahrwasser  zwischen  den  bei  der  Ebbe  entblöss- 
ten  Schlammbänken  der  Lagunen  bezeichnen  ,  an  jeder  P-fahlgruppe 
nur  Einen,  über  Wasser. 


Ueber  einige  Fische  und  Crustaceen  Italiens.  161 

klapperndem  Lärmen.  Bei  jedem  fremden  Geräusche,  wie 
z.  B.  beim  Sprechen  oder  laulem  Gehen  im  Zimmer,  hält  er 
sogleich  an  und  richtet  sich  schief  aufwärts;  dieselbe  Stellung 
mit  drohend  aufgesperrten  und  emporgehobenen Scheeren  nimmt 
er  an,  wenn  er  nicht  mehr  entfliehen  kann  ,  und  behält  sie 
minutenlang  bei;  glaubt  er  aber  einen  Moment  sich  unbe- 
achtet, so  versucht  er  rasch  sein  Heil  in  der  Flucht. 

Schwimmen  kann  er  gar  nicht;  an  einem  Faden  in  einen 
Brunnen  gesenkt,  blieb  er  ganz  ruhig,  bis  er  den  Grund  er- 
reichte, dann  suchte  er  davon  zu  laufen.  Stets  zog  er  den 
Aufenthalt  in  der  Luft  dem  im  Wasser  vor,  erkletterte  in 
einer  Wasserschüssel  alle  Gegenstände,  die  sich  ihm  boten, 
in  einer  Büchse  mit  glatten  Wänden  arbeitete  er  sich  lange 
vergeblich  ab,  um  über  Wasser  zu  kommen,  und  wurde  über 
Nacht  so  schwach  und  apathisch,  dass  ich  an  seinem  Auf- 
kommen zweifelte,  erholte  sich  aber  an  der  Luft  bald  wie- 
der. Bei  zweimaliger  Wiederholung  des  Experimentes  gieng 
aber  der  Scheintod  zuletzt  in  wirklichen  über.  So  oft  ich 
ihn  ins  Wasser  brachte,  bemerkte  ich,  dass  am  Munde  Luft- 
blasen sich  zeigten  und  oft  längs  des  vorderen  Thoraxran- 
des bis  zur  Einfügung  der  Anne  fortgleitelen ,  wahrschein- 
lich ist  es  aber  nur  die  zwischen  den  Fresswerkzeugen  hän- 
gen gebliebene  atmosphärische  Luft.  Mi  Ine  Edwards 
bemerkt  von  den  westindischen  Landkrabben,  (bist.  nat.  de 
Crustaces  IL  p.  16)  man  könne  sie  auf  dem  Wege  der  Asphy- 
xie tödten,  wenn  man  sie  längere  Zeit  unter  Wasser  halte, 
und  unsere  Süsswasserkrabbe  hat  bekanntlich  wie  diese  die 
Kiemenhöhle  sehr  geräumig  und  gewölbt  '''). 

Die  Lattarina,  Atherina  lacustris  Bp. ,  spielt  in  die- 
sen Seen  eine  ganz  ähnliche  Rolle  wie  die  Avola  im  Garda- 
see,  sie  ist  ein  nur  kleiner  silberglänzender  Fisch  ,  der  das 
ganze  Jahr  hindurch  in  Menge  vorhanden,  des  Morgens  frühe 
vor  Sonnenaufgang,  vom  Ufer  entfernt,  an  der  Oberfläche  ge- 
fangen wird.  Der  charakteristische  Silberstreifen  an  der 
Seite  erscheint  beim  frischen  Fische,  bei  dem  der  ganze  Kör- 
per glänzt,  viel  weniger  aufl'allend,  als  in  Spiritus.  Der  Name 

*)  Nach  ßelon  (aquatil.  1553.  p.  365)  kann  die  Flusskrabbe 
Wochen,  ja  Monatelang  ausser  Wasser  leben. 

Archiv  f  Naturgescb.  XXIII.  Jahrg    1.  Bd  [l 


162  V.  Märten  S! 

gleicht  auffallend  dem  altgriechischen  Atherina  bei  Aristote- 
les, und  gilt  nach  Bonaparte  an  der  Küste  auch  für  die 
marinen  Arten,  wie  ebenso  bei  den  Neugriechen  (alherno); 
in  Toscana  ist  er  zu  Lattaja  umgeändert  und  ihm  damit  eine 
andere  Etymologie  (von  Latte,  Milch)  untergelegt.  Oder 
sollte  dieses  die  ursprüngliche  Bedeutung  und  der  Gleichklang 
mit  dem  Griechischen  ein  zufälliger  sein?  Ein  acht  lateini- 
scher Name  ist  nicht  bekannt,  in  Venedig,  Südfrankrei^h 
und  Spanien  führen  diese  überall  bekannten  Meerfische  ganz 
andere  Namen,  dort  anguela  *'•*),  hier  sauclet,  chucleto. 

Die  Fischarten,  welche  ich  an  beiden  Seen  zu  Gesichte 
bekam,  sind  überhaupt  folgende: 

Spinarella  :  Gasterosteus  leiurus  Cuv.  var.  ?  s.  unten. 

Lattarina  :  Atherina  lacustris  Bp. 

Capociulo  oder  Capocaciulo  ,  der  oben  erwähnte  Blen- 
nius  vulgaris  Pollini  (anticolus  Bonap.),  hauptsächlich  an  den 
seichteren  Stellen.  Der  Name  röhrt,  wie  cabazza,  von  caput 
her,  wie  ja  so  viele  Fische  den  Namen  von  der  Grösse  ihres 
Kopfes  führen.  Die  andere  von  Bonaparle  angeführten 
Namen  anticolo  und  lupelto  (Wölfchen)  hörte  ich  nie;  letz- 
teren führt  nach  demselben  auch  ein  verwandter  Blennius  der 
loskanischen  Küstenflüsse. 

Tenca.  Bon  aparte  nennt  sie  (im  Artikel  über  Athe- 
rina lacustris)  eine  neue  Art,  ohne  sie  näher  zu  charakteri- 
siren;  mir  schien  sie  wie  die  oberilalienische  ,  welche  er 
italica  nennt,  nicht  von  unserer  deutschen  Schleihe  verschieden. 

Barbo.  Bonaparte  erwähnt  desselben  nicht,  in  Nemi 
zeigten  ihn  mir  die  Fischer,  in  Castello  sprachen  sie  davon; 
vermulhlich  ist  es  derselbe  wie  der  der  Tiber,  den  B.  für  den 
nordeuropäischen  fluviatilis  hielt. 

Rovione  oder  Roviglione,  (von  ruber,  roth).  Leuciscus 
(Squalius)  rubilio  Bp.  Ich  sah  ihn  auch  vom  Albanersee, 
welchem  Bonaparte  ihn  abspricht. 

Ferner  kommt  nach  Angabe  der  Fischer  noch  der  Aal, 
Anguilla,  in  beiden  Seen  vor;  die  sehr  grossen  nennen  sie 
Capitoni ,  ganz   klein  komme  er  nie  vor,  (wie  ja  auch  sonst 

*)  Die  in  Venedig  auf  dem  Flschraarkte  in  Menge  vorhandene 
Art  ist  A.  Boyeri  Risso,  ßp. 


Ueber  einige  Fische  und   Crustaceen  Italiens.  163 

im  Binnenlande) ;  eine  Einwanderung  vom  Meere  aus  ist 
vermittelst  der  Emissäre  nicht  ganz  unmöglich*).  Neben  die- 
sen acht  gemeinschaftlichen  Fischen  sprach  man  mir  in  Nemi 
noch  von  zwei  Fischen  ,  die  nur  hier  und  nicht  im  Albaner- 
see vorkämen,  der  Reina  und  dem  Cefalo;  wie  viel  Werlh 
aber  solchen  Behauptungen  zuzuschreiben  ist,  ergiebt  sich 
daraus,  dass  derselbe  Fischer  mit  denselben  noch  den  Capo- 
caciulo  nannte,  den  ich  Tags  zuvor  mit  eigenen  Händen  im 
Albanersee  gefangen  halte.  Reina  ist  der  Name  des  Kar- 
pfens und  dieser  könnte  eingesetzt  sein,  Cefalo  sei  ein  gros- 
ser weisser  Fisch ,  über  den  ich  nichts  näheres  erfahren 
konnte ;  sollte  es  etwa  der  Leuciscus  (Scardinius)  scardafa 
sein,  den  ßonaparte  vom  Nemisee  *"*)  angiebt,  ohne  den 
Albanersee  zu  erwähnen?  Die  Atherina  kommt  nach  dem- 
selben auch  in  den  Seen  von  Bolsena  und  Bracciano  ,  der 
Rubilio  in  dem  letzteren  vor.  Es  ist  also  keine  Art  mit 
einiger  Sicherheit  einem  oder  beiden  Seen  ausschliesslich 
eigen  -«-55-"-). 


*)  Das  Aufsteigen  der  jungen  Aale  aus  dem  Meere  haben  über- 
einstimmend Spallanzani  in  Comacchio  (s.  Georg  v.  Martens 
Italien  II.  p.  334)  ,  Couch  in  Cronwales  (Transact.  Linn.  soc.  XIV. 
1825.  pari.  I.  p.  69),  Drcwsen  und  Kröyer  am  Sunde  (diese  Zeit- 
schrift 1837.   Bd.  II.  p.  212)  beobachtet. 

**)  Valenciennes  (bist.  nat.  des  poiss.  XIV.  p.  124)  schreibt, 
indem  er  die  Angabe  des  Vorkommens  aus  ßonaparte  übersetzt, 
Venise  statt  Nemi. 

***)  Das  Vorkommen  des  Hechtes  wurde  ausdrücklich  verneint, 
dieser  Fisch,  noch  in  Oberitalien  häufig  (es  ist  nur  ein  unabsichtli- 
ches Versehen,  dass  er  in  meines  Vaters  Reise  nach  Venedig  im  Ver- 
zeichnisse der  venezianischen  Fische  fehlt),  scheint  nach  Süden  sehr 
bald  seine  Verbreitungsgränze  zu  finden:  Bonaparte  sagt  nichts 
über  sein  Vorkommen  in  Mittel-  oder  Unteritalien,  auf  den  römischen 
Speisezetteln  fehlt  er,  ebenso  in  den  Faunen  von  Syrien  (Heckel), 
Morea  (Exped.  en  Moree)  und  Andalusien  (Rosenhauer)  trotz  des 
Guadalquivir,  ebenso  soll  ihn  Cornide  nicht  aus  Galizien  nennen. 
Aristoteles  sagt  nichts  von  ihm  und  auch  die  römischen  Schriftsteller 
erwähnen  ihn  nur  aus  dem  Rheine  (Plinius,  Esox?  IX,  15)  und  Mosel 
(Ausonius).  Seine  südlichsten  mir  bekannt  gewordenen  Wohnorte 
sind  der  See  von  Montepulciano  (Repetti),  Trasimenersee  (Val.), 
Asowsches  Meer   (Krynicki)  und  Portugal?  (Vandelli   mem.  acad.  Lis- 


164  V.  Märten  s: 

4.     Pontinische  Sümpfe.    CSphaeroma  fossariim.) 

Bei  der  Locanda  del  Foro  Appio,  dem  Appifer  der  Apo- 
stelgeschichte ,  Station  der  Strasse  von  Veüetri  nach  Terra- 
cina  durch  die  pontinischen  Sümpfe ,  benulzte  ich  die  kurze 
Frist  des  Aufenthaltes,  noch  durch  einen  Platzregen  beein- 
trächtigt, um  aus  dem  nahen  Wassergraben,  Fossa  delle  Botte, 
Pflanzen  herauszuholen  und  auf  die  dazwischen  steckenden 
Thicre  zu  untersuchen.  Es  waren  nahe  dem  Ufer  die  auch 
bei  uns  häufigen  Potamogeton  peclinatus ,  Nasturtium  off., 
Myriophylluin  spicalum  und  Ceratophyllum  demersum  ,  aber 
einige  Fuss  tief,  am  Rande  der  Hauptslrömung  des  Wassers, 
fast  nur  die  grasähnliche  Zannichellia  palustris,  bevölkert  von 
den  bekannten  deutschen  Paludina  (Bithinia)  tenlaculata  L., 
Planorbis  carinatus  Müll,  und  Physa  fontinalis  L.;  nur  die 
kleine  schwarze  Neritina  meridionalis  Phil,  und  eine  in  ganz 
Unteritalien  häufige  ,  der  vorgenannten  Paludina  verwandte 
Art,  P.  rubens  Mke.  zeigten  italienischen  Boden  an;  daneben 
die  nie  fehlenden  Phryganeenlarven  ,  zahllose  Geizen  (Gam- 
marus  fluviatilis  Gervais,  der  auch  in  den  Brunnen  Roms  häufig 
ist)  und  ein  anderes  Crustaceum,  das  sich  durch  sein  Zusam- 
menkugeln, wie_ein  Armadili,  sogleich  als  Sphaeroma  erwies; 
leider  konnte  ich  nur  drei  Exemplare  davon  bekommen.  Das 
Wasser  ist  vollkommen  süss,  wie  ich  mich  jetzt  selbst  durch 
Kosten  überzeugte ,  dazu  für  den  Monat  August  empfindlich 
kühl  und  langsam  fliessend;  es  kommt  vermittelst  eines  künst- 
lichen Kanalsystems  aus  den  Küstenflüssen  zunächst  aus  der 
Fossa  cavata  ,  vom  Meere  in  gerader  Linie  6 ,  dem  Ablaufe 
des  Wassers  nach  15  italienische  Meilen  entfernt. 


bon.  I).  In  Schweden  ist  nach  Nilsson  unter  allen  unseren  Süsswas- 
serfischen  -keiner  allgemeiner  und  er  bleibt  bis  Finmarken  häufig. 
In  Island  fehlt  er. 


üeber  einige  Fische  und  Crustaceen  Italiens.  165 

B.     Beschreibung   einzelner   Arten. 

1 .     Gasterosteus  leiurus  C.  V.  var. 
vom    Albanersee. 

Körper  lanzeUförmig,  die  Höhe  am  Ursprünge  der  Bauch- 
stacheln am  bedeutendsten  und  hier  4y2nial  in  der  Toiallänge 
(ohne  Schwanzflosse)  enthalten,  die  Dicke  hinler  dem  Kopfe 
die  Hälfte  dieser  Höhe.  Das  Küolienprofil  steigt  von  der 
Schnauze  bis  zu  den  Augen  bedeutend,  dann  schwächer  und 
gleichmässig  an,  bleibt  zwischen  den  Rüclvenstacheln  gerad- 
linig und  fällt  von  dem  Beginn  der  weichen  Rückenflossen 
an  stärker  als  es  angestiegen  ist,  wird  aber  im  letzten  Viertel 
des  Schwanzes  wieder  nahezu  horizontal;  dieselben  Verhältnisse 
zeigt  die  Bauchlinie ,  aber  fJle  Krümmungen  sind  hier  stärker. 
Der  Rücken  wie  der  Bauch  sind  stumpfkantig,  ersterer  nur 
gleich  hinter  dem  Kopfe,  letzterer  vor  den  Bauchstacheln 
flach,  der  Rücken  etwas  breiter.  Die  Kopflänge  (bis  zum 
Rande  des  Kiemendeckels}  ist  kaum  etwas  über  3mal  in  der 
Totallänge  (ohne  Schwanzflosse)  enthalten.  Der  obere  Au- 
genrand erreicht  beinahe  das  Profil ,  die  Distanz  beider  Au- 
gen ist  in  der  Kopflänge  4'/i,mal  enthalten,  der  Durchmesser 
SVjmal  und  dieser  ist  gleich  der  Entfernung  des  Auges  von 
der  Schnauzenspitze.  Mundspalte  schief  nach  oben,  der  Un- 
terkiefer überragt  den  obern ;  in  beiden  Kiefern  die  Zähne 
in  drei  concentrische  Reihen  hinter  einander  gestellt,  inner- 
halb jeder  Reihe  von  innen  nach  aussen  an  Grösse  abneh- 
mend; im  Oberkiefer  jederseits  8 — 10,  im  Unterkiefer  13  bei 
geöffnetem  Munde  von  aussen  sichtbar.  Operculum  feinge- 
streift, silherglänzend.  Brustflossen  abgerundet,  lOstrnhlig, 
y7  der  Kopflänge  oder  V5  der  Toiallänge,  reichen  mit  ihrer 
Spitze  über  die  Basis  des  zweiten  Rückenstachels  hinaus  und 
bis  zur  Mitte  der  Bauchstacheln.  Diese  liegen  an  ihrer  In- 
sertion dem  zweiten  Rückenstachel  näher  als  dem  ersten, 
sind  um  V5  kürzer  als  die  Bauchflossen  und  gezähnelt ;  der 
mit  dem  Bauchstachel  verbundene  kleine  Strahl  ist  y^  so 
lang  als  der  Bauchstachel  selbst.  Die  zwei  ersten  Rücken- 
stacheln sind  gleich  lang,  y^  der  Länge  der  Brustflosse  oder 
%  der  Leibeshöhe,  der  erste  gerade,  der  zweite  nach  rück- 


166  V.    Martens: 

wärls  gebogen,  beide  schwach  gezähnelt ;  der  dritte,  unmit- 
telbar vor  der  weichen  Rückenflosse,  aber  nicht  durch  eine 
Membran  mit  ihr  verbunden  ,  kaum  y^  so  lang  als  die  zwei 
ersten.  Wenn  zurückgelegt,  berührt  der  erste  Rückenstachel 
die  Wurzel  des  zweiten,  dieser  aber  nicht  die  des  dritten  und 
reicht  auch  nicht  so  weit  nach  hinten  als  der  Bauchstachel. 
Hinler  jedem  Stachel  eine  Membran,  die  nur  bis  zu  sei- 
ner Hälfte  heraufreicht.  Die  weiche  Rückenflosse  zählt  12 
Strahlen,  welche  von  vorn  nach  hinten  an  Länge  abnehmen, 
vom  sechsten  bis  zum  elften  nur  unbedeutend  ,  so  dass  der 
obere  Rand  der  Flosse  schwach  concav  wird;  der  12te  ist 
viel  kürzer;  alle  Strahlen  ausser  dem  ersten  sind  gegen  die 
Spitze  verzweigt  '^} ;  die  vorderen  überlrefTen  die  zwei  ersten 
Rückenstacheln  um  y^  der  eigenen  Länge.  Die  Afterflosse 
hat  gleiche  Höhe  mit  der  Rückenflosse,  beginnt  etwas  hinter 
ihr  und  endet  ebenda,  wo  die  Rückenflosse  endet.  Sie  besitzt 
auch  einen  kleinen  Stachel  und  dann  9  gleichmässig  an  Länge 
abnehmende  Strahlen,  die  acht  hintern  ebenfalls  an  der  Spitze 
verzweigL  Die  Schwanzflosse  zeigt  13  Strahlen,  fast  alle  von 
der  Basis  an  gegabelt,  die  mittleren  um  y^ — V^  kürzer  als 
die  äusseren.  Die  Seitenlinie  verläuft  in  %  der  Höhe  und 
nahezu  dem  Profil  des  Rückens  parallel. 

Fünf  Rückenschienen.  Die  erste  cslachellose)  bedeu- 
tend schmäler  als  die  zweite ,  welche  den  ersten  Stachel 
trägt;  alle  fünf  länger  als  breit,  die  seitlichen  Fortsätze  der 
zweiten  und  dritten  (die  sonst  zur  Artikulation  der  Seiten- 
schienen dienen)  klein  und  abgestumpft.  Die  vom  Bauche 
aufsteigende  seilliche  Platte  reicht  über  den  oberen  Rand  der 
Brustflossenach  oben.  Bei  dem  einen  Exemplare  gar  keine 


*)  Wie  es  auch  Cuv.  und  Val.  angeben,  ebenso  an  vier  Exem- 
plaren des  G.  trachurus  von  der  Insel  Föhr.  Dr.  Günther  (Neckar- 
fische p.  30)  nennt  die  Strahlen  der  Rückenflosse  und  Afterflosse  bei 
G.  leiurus  aus  dem  Neckar  ungegabelt,  unter  mehreren  Exemplaren  von 
leiurus  aus  der  Umgegend  von  Berlin  finde  ich  solche  mit  gegabel- 
ten und  mit  ungegabelten  Flossenstrahlen,  auch  Uebergänge  zwischen 
beiden,  wo  der  3te  und  4te  Strahl  stark,  6te  und  7te  an  der  Spitze 
gegabelt  sind;  dagegen  zeigen  zwei  von  J,  Müller  aus  Triest  mitge- 
brachte die  Flossenstrahlen  einfach,  nur  bei  dem  einen  die  ersten 
Strahlen  der  Analis  gegabelt. 


Ueber  einige  Fische  und  Crustaceen  Italiens.  107 

Seitenschienen,  bei  dem  anderen  nur  links  eine  vor 
dem  aufsteigenden  Aste  der  Bauchplalte,  der  drillen  bei  der 
gewöhnlichen  Form  von  leiurus  enlsprechend.  Farbe  silberr- 
glänzend,  in  Spirilus  rolhgrau,  mit  schwarzen  Punkten  besät, 
welche  auf  dem  Rücken  dichter  stehen.  Länge  (incl.  Schwanz- 
flosse) 67  Mill. 

Die  Exemplare  aus  der  Umgegend  von  Padua  weichen  von 
den  beschriebenen  in  Folgendem  ab:  die  Höhe  nur  4-4y4mal 
in  der  Totallänge ^  die  Distanz  beider  Augen  nur  Syjmal  in 
der  Kopflänge  enthalten ;  der  erste  Rückenstachel  etwas  kür- 
zer als  der  zweite  und  erreicht  zurückgelegt  nicht  dessen 
Wurzel ;  beide  gleich  gerade.  (Dorsalis  und  Analis  eben- 
falls mit  gegabelten  Strahlen).  Die  Strahlen  der  Schwanzflosse 
theilen  sich  erst  in  ihrer  halben  Länge;  5—6  Seitenschienen 
jederseits ,  die  letzte  hinter  der  vom  Becken  aufsteigenden 
Platte. 

G.  brachycentrus  unterscheidet  sich  nach  Cuv.  und  Val. 
durch  die  kürzeren  Rückenstacheln  (der  zweite  nicht  einmal  '4 
der  Höhe),  an  denen  sich  die  Membran  bis  zur  Spitze  er- 
streckt.       ' 

G^  argyropomus  derselben  Autoren  ist  möglicherweise 
derselbe  mit  dem  unsrigen,  aber  die  dort  angegebenen  Cha- 
raktere ungenügend  für  die  Identification ;  die  Anzahl  der 
Seitenschienen  wird  nicht  erwähnt. 

2.     Atherina  lacustris  Bp.     Bonaparte  fauna  ilal,  HL 

tab.  118.  fig.  3. 

Aus  dem  Albanersee.     Taf.  IX.  Fig.   1.  2. 

Der  Körper  ist  lang  und  schmal ,  seine  grösste  Höhe, 
gleich  hinter  dem  Kopfe,  7nial  in  der  Tolallänge  (mit  Aus- 
schluss der  Schwanzflosse),  die  Dicke  längs  des  ganzen  Kör- 
pers kaum  V3  <^'c^  entsprechenden  Höhe.  Der  Rücken  ist  in 
der  Mitle  platt  und  geht  abgerundet  in  die  Seitenflächen  über; 
sein  Profil  in  den  ersten  zwei  Dritteln  des  Rumpfes  fast  ge- 
radlinig ,  dasjenige  des  Kopfes  bildet  mit  demselben  einen 
stumpfen  Winkel  und  dacht  sich  gleichinässig  gegen  die 
Schnauzenspilze  ab.  Der  Bauch  ist  slumpfkantig,  sein  Profil 
etwas  mehr  gebogen  als  das  dos  Rückens.    Die  Kopflänge  ist 


168  V.  Ma  rtens: 

etwas  über  4mal  in  der  Totallänge  enthalten,  der  Scheitel  ist 
platt,  zwischen  den  Augen  verläuft  eine  mittlere  Längskante, 
welche  vor  denselben  durch  eine  Einsenkung  unterbrochen 
wird  und  sich  gegen  die  Schnauzenspitze  hin  verliert;  jeder- 
seits  vom  oberen  Augenrande  an  erstreckt  sich  eine  forllau- 
fende Kante  bis  zur  Oberlippe.  Das  Auge  liegt  mit  seinem 
oberen  Rande  in  der  Profillinie,  seine  Entfernung  von  der 
Schnauzenspitze  gleicht  Vs  seines  Durchmessers,  dieser  ist  V5 
der  Kopflänge;  der  Zwischenraum  zwischen  beiden  Augen  ist 
etwas  weniges  mehr  als  2/3   ihres  Durchmessers. 

Die  MundöfTnung  liegt  nach  oben,  indem  der  Unterkie- 
fer bei  geschlossenem  Munde  länger  als  der  Oberkiefer  ist, 
und  seine  Spitze  in  gleicher  Linie  mit  dem  Profil  des  Kopfes 
liegt,  aber  wenn  die  beiden  Kiefer  ausgestreckt  werden, 
überragt  der  obere  den  unteren.  Der  Angelpunkt  des  Unter- 
kiefers liegt  nach  hinten  vom  vorderen  Augenrand ,  in  etwa 
Yg  des  Augendurchmessers ,  die  Oeffnung  der  Mundspalte 
erstreckt  sich  aber  nicht  so  weit  nach  hinten  als  der  vordere 
Augenrand  liegt.  Bei  geschlossenem  Munde  ist  der  Ober- 
kieferknochen ganz  verdeckt;  die  MundöfTnung  ist  entspre- 
chend der  messerförmigen  Gestalt  des  Fisches  fast  doppelt  so 
lang  als  breit,    gegen  den  Mundwinkel  zu  verschmälert. 

Eine  einfache  Reihe  sehr  kleiner  spitzer  Zähne  im  Zwi- 
schenkiefer und  Unterkiefer.  Die  vorderen  länger  als  die 
hinleren ;  im  Gaumen  und  auf  der  Zunge  keine  Zähne.  Die 
Kiemenbogen  an  der  concaven  Seite  kammarlig  mit  kurzen, 
starken ,  weissen  ,  zahnähnlichen  Fortsätzen  besetzt ,  welche 
zwei  anfangs  sich  parallel  gegenüberliegende ,  nach  oben  zu 
alternirende  und  sich  zwischen  einander  einschiebende  Reihen 
bilden,  in  jeder  Reihe  am  unteren  grösseren  Stücke  des  Kie- 
menbog^ns  unterhalb  der  Biegung  12 — 16;  am  ersten  Kie- 
menbogen ist  die  eine  Reihe  in  biegsame ,  dünne,  borsten- 
ähnliche Fortsätze  umgewandelt;  ihre  Länge  beträgt  etwa  '/g 
der  des  ganzen  Bogens;  beide,  die  borsten-  und  die  zahn- 
förmigen  sind  wieder  mit  kleinen  Stacheln  besetzt.  Die  un- 
tern Schlundkiefer  mit  starken  dichtgedrängten  Zähnen  be- 
setzt, von  denen  die  am  äusseren  Rande  beträchtlich  grösser 
sind;  es  lassen  sich  in  der  Mitte  bis  6  nebeneinander,  am 
Aussenrande  14  hintereinander  zählen.  Der  Suborbitalknochen 


Ueber  einige  Fische  und  Crustaceen  Italiens.  169 

ist  ganzrandig  und  zeigt  eine  Reihe  Gröbehen  nach  vorn  vom 
Auge.  Praeoperculum  rechtwinklig,  der  Winkel  abgerundet. 
Wanffen  und  obere  Hälfte  des  Kiemendeckels  beschuppt,  der 
Schädel  bis  zu  den  Augen,  von  da  nach  vorn  schuppenlos. 
Kiemenöffnung  gross  ,  nach  vorn  bis  zum  vorderen  Drittel 
des  Augendurchmessers  sich  erstreckend.  Sechs  Kiemen- 
hautstrahlen.  Eine  Reihe  Kiemenblälter  an  der  Innenseite 
des  Deckels. 

Die  Zahlen  der  Flossenstrahlen  sind  im  Durchschnitte: 
D.  7—12.  P.  15.  V.  5.  A.  13—15.  C.  17—20. 

Bei   60  Exemplaren    zählte   ich   die  Strahlen    der    zwei 
Rückenflossen  und  der  Analflosse.     Es  ergab  sich: 

bei    einem  9 — 11 — 13 

„     einem  8 — 13 — 15 

„     zwei  8—13—14 

einem  8—12—14 

zwei  8—12—13 

einem  8 — 11 — 13 

zwei  7—12 — 15 

zwölf  7—12—14 

achtzehn  7 — 12 — ^13 

einem  7—12—12 


55 
» 

55 

n 

55 
5) 
55 
» 
55 
55 


55 
» 


einem  7 — 11 — -15 

einem  7 — U — ^14 

zwei  7 — 11 — 13 

zwei  7—11—12 

einem  7—10—14 

einem  6 — 12 — 15 

vier  6—12—14 

einem  6 — 12 — 13 

einem  6 — 11 — ^15 

einem  6 — -ll — -13 

einem  5 — ^12 — -14 

zwei  5—12—13 

einem  5 — it — 13, 


170  V.  Martens: 

also  für  die  erste  Rückenflosse  bei    1   Exempl.     9 

»5>»  »  55'»  " 

»            55            J?  55  55        "J"               55  ' 

»           y)           »  n  55            "                55  ^ 

55            5555  55  55^*55  ^ 

für  die  zweite  Rückenflosse  bei    2        „        13 

555555  »  »        ^^  n  '"^ 

5555     55  r>  55*^       55       ^' 

555555  55  55^55^^ 

für  die  Analflosse    „      6        „         15 

5,  55  55  ,        22  „  14 

15  5'  '5  55         -^^  55  ^^ 

55  55  55  »  "J  })  *  '^ 

Nur  in  einem  Falle  also  hatte  die  Analis  gleich  viele 
Strahlen  wie  die  zweite  Dorsalis  und  in  keinem  weniger, 
obgleich  sich  der  Spielraum  beider  durchkreuzt.  Grösse  (oder 
Alter)  des  Individuums  steht  in  keinem  direkten  Verhältnisse 
zur  Flossenzahl,  da  die  Mehrzahl  der  Individuen  unter  T'/j 
Centimeter  lang  ist,  so  finden  wir  auch  unter  diesen  die  am 
meisten  abweichenden  Zahlen;  5,  12,  14,  dagegen  findet  sich 
bei  einem  ungewöhnlich  grossen  Exemplar. 

Die  Brustflosse  ist  spitzig,  ihre  Länge  gleicht  y^  der 
Kopflänge.  Die  Bauchflossen  sind  um  wenig  kürzer  und  ihre 
Insertion  liegt  vor  der  Spitze  der  Brustflossen.  Die  erste 
Rückenflosse  beginnt  um  2 — 3  Schuppenreihen  hinter  der  Ein- 
fügung der  Bauchflossen  und  um  eine  Kopflänge  hinter  dem 
Rande  des  Kiemendeckels ,  die  zweite  um  ebenso  viel  hinter 
dem  Beginne  der  Afterflosse.  Der  Zwischenraum  zwischen 
der  ersten  und  zweiten  Rückenflosse  ist  länger  als  die  zweite 
selbst.  In  dieser  wie  in  der  Afterflosse  ist  der  erste  Strahl 
halb  so  lang  als  der  zweite,  die  folgenden  nehmen  rasch  an 
Länge  ab,  von  der  Mitte  an  bleiben  sie  ungefähr  gleich  und 
die  letzten  sind  wieder  etwas  länger,  was  der  ganzen  Flosse 
eine  ausgebogene,  flügeiförmige  Form  giebt;  in  beiden  sind 
die  Flossenstrahlen  nicht  verzweigt.  Die  Schwanzflosse  ist 
gegabelt;  die  mittlem  Strahlen  etwa  7^  so  lang  als  die  läng- 
sten, die  beiden  Enden  spitzig,  die  Strahlen  verzweigt. 

Die  Seitenlinie  läuft  nahezu  horizontal  und  enthält  46 — 


Ueber  einige  Fische  und  Crustaceen  Italiens.  171 

60  Schuppen,  welche  alle  stark  silberglänzend  sind  und  leicht 
ausfallen;  ebenso  leicht  die  unterhalb  dieses  Silberbandes 
gelegenen.  Die  Schuppen  des  Rückens  haften  fester  ,  sind 
blass  olivengrün  und  am  ffeien  Rande  mit  mehreren  schwar- 
zen Punkten  besät ,  namentlich  in  der  Mitte  sind  diese 
Punkte  zahlreich  und  bilden  im  Ganzen  eine  maschenförmige 
Zeichnung.  Die  Querscliuppenreihe  enthält  über  der  Seiten- 
linie 4,  unter  ihr  6 — 7  Schuppen.  Die  Schuppen  sind  ganz- 
randig,  breit  fünfseilig  mit  abgestumpften  Ecken;  der  Durch- 
messer der  Miltelschuppe  beträgt  nur  V^  desjenigen  des  Au- 
ges. Wirbel  43—44;  mit  dem  19ten  bis  20sten  beginnen 
die  das  Ende  der  Schwimmblase  umschliessenden  Fortsätze, 
Die  grössten  Exemplare  aus  dem  Albanersee  haben  eine  Länge 
von  79  Mill.  (incl.  der  Schwanzflosse),  eine  Höhe  von  10  und 
eine  Kopflänge  von  15,  Am  See  von  Nemi  erhielt  ich  noch 
etwas  grössere,   102  Mill.  lang,   15  hoch  und  10  breit. 

Unsere  Art  steht  der  A.  ßoyeri  Risso  aus  dem  adrialischen 
Meere  in  den  Verhältnissen  des  Kopfes  zunächst,  diese  ist  aber 
verhältnissmässig  höher  (Höhe  nur  5mal  in  der  Totaliänge, 
die  Dicke  zw«$imal  in  der  Höhe  enthalten);  auch  besitzt  sie 
nach  Val.  Zähne  „au  devanl  du  vomer,"  die  ich  an  lacuslris 
vergebens  suchte.  Die  Spitze  der  Brustflosse  steht  bei  A. 
lacustris  um  2 — ^3,  bei  Boyeri  nur  um  1  Schuppenreihe  vor 
dem  Beginne  der  ersten  Rückenflosse.  A.  hepsetus  L.  (Val., 
Bp.)  gleicht  ihr  in  der  Körpergeslalt ,  hat  aber  einen  spitzi- 
geren Kopf,  wie  sich  auch  aus  den  von  Valenciennes  an- 
gegebenen Verhältnissen  ergiebt;  von  dem  Wenigen  ,  was 
Valenciennes  über  die  drei  anderen  europäischen  Arten  ver- 
gleichsweise mit  hepsetus  angiebt,  passt  weder  die  breitere 
Stirn  und  das  grössere  Auge  derA.  mochon,  noch  der  spit- 
zigere Kopf  der  A.  Rissoi  oder  der  kürzere  Körper  der  A. 
sarda ,  abgesehen  von  den  Zahlen  der  Flossenstrahlen  und 
Wirbel.  Auch  Rafinesqu  e  hat  drei  sicilianische  Alherinen, 
freilich  sehr  oberflächlich,  beschrieben  (Caratteri  di  alcuni 
nuovi  generi  e  nuove  specie  di  animali  e  plante  della  Sicilia 
Palermo  18i0.  8.);  alle  drei  unterscheiden  sich  durch  Strah- 
lenzahl der  Flüssen  ,  die  zwei  abgebildeten  auch  durch  die 
Stellung  derselben  und  den  angeblichen  Mangel  der  Zähne 
von  der  uusrigen,  sind  also  wohl  ganz  andere  Fische. 


172  V.    M  a  r  t  e  n  s : 

3.     Blennius   vulgaris  Pollini 

aus  dem  Gardasee  Taf.  IX.  Fig.  3. 

Pollini   viaggio    al    lago    di  Garda.    Verona  1816.  8. 

p.  20.  Tab.  unica  fig.  1. 
Bl.  cagnota  Val.  bist.  nat.  d.  poiss.  XI.  1836.  p.  249. 

Körper  lang  und  schmal,  nach  hinten  gleichmässig  an 
Höhe  und  Dicke  abnehmend;  grösste  Höhe  Sy.mal  in  der 
Totallänge  enthalten,  grösste  Breite  %  der  Höhe.  Kopflänge 
V4  der  Totallänge.  Das  Profil  des.  Kopfes  fällt  sanft  vom 
Nacken  bis  zu  den  Augen  und  viel  steiler  von  hier  bis  zu  der 
Schnauzenspitze,  das  der  ünterkinnlade  und  Kehle  nahezu  ge- 
radlinig. Auf  dem  Scheitel  ein  Hautkamm  mit  continuirlichem 
Rande,  welcher  sich  nach  vorn  zwischen  die  Augen  erstreckt; 
(subgen.  Ichthyocoris  ßonap.).  Am  oberen  Augenrande,  etwas 
nach  hinten  von  seiner  Mitte  ^  ein  häutiger  konischer  Faden 
von  der  Länge  des  halben  Augendurchmessers.  Das  Auge 
nahe  der  Profillinie,  sein  Durchmesser  Sysmal  in  der  Kopflänge 
enthalten.  Hinteres  Nasenloch  dicht  vor  dem  Auge  in  der  Höhe 
der  Pupille,  vorderes  nach  vorn  und  unten  auf  die  halbe  Ent- 
fernung zur  Schnauze,  beide  kreisrund,  mit  einfachem  Rande. 
Mundspalte  wenig  von  der  Horizontallinie  abweichend,  bis  un- 
ter die  Mitte  des  Auges  oder  %  der  Kopflänge  reichend. 
Zähne  im  Oberkiefer  jederseits  10,  im  Unterkiefer  9,  mit  schma- 
ler Basis,  nach  oben  breit,  meisselförmig,  die  Schneide  oft  gelb- 
lich gefärbt;  sie  nehmen  von  innen  nach  aussen  an  Grösse 
ab  und  bilden  eine  anschliessende  Reihe;  nur  der  vorletzte 
ist  in  der  Regsl  etwas  entfernter  von  den  anderen,  und  der 
letzte  (äusserste)  ist  konisch  rückwärts  gekrümmt,  länger  als 
die,  auf  welche  er  folgt  (dens  caninus).  Gaumen  zahnlos. 
6  Kiemenhautstrahlen.  Durchschnittlich  10  kleine,  an  der 
Spitze  gegabelte  knöcherne  Fortsätze  an  den  Kiemenbogen. 
Die  unteren  Schlundkiefer  zeigen  10  in  ein  schiefes  Oval 
gestellte  Zähne ,  wovon  die  4 — ^5  hinteren  bedeutend  grös- 
ser sind. 

Die  Zahl  der  Flossenstrahlen  ist  im  Durchschnitte  : 
D.  29.  P.   15.  V.  2.  A.  19.  C.  13. 

Von  62  Individuen  haben  neun  und  zwanzig  in  der  Der- 


Ueber  einige  Fische  und  Cruslaceen  Italiens.  173 

salis  29  und  in  derAnalis  19  Strahlen,  neun  30  und  19,  sechs 
29  und  20,  fünf  30  und  20,  ebensoviel  28  und  19,  vier  29 
und  18,  zwei  31  und  19,  je  eines  31  und  20,  28  und  l7. 
Die  Dorsalis  hat  demnach  in  39  Fällen  dieselbe  Anzahl ,  in 
14  um  eine  vermehrt,  in  einem  um  zwei  vermehrt,  in  6  um 
eine  vermindert;  die  Anaüs  in  45  dieselbe,  in  12  um  eine 
vermehrt,  in  4  um  eine,  in  einem  um  zwei  vermindert; 
nie  ist,  wenn  die  Zahl  der  einen  vermehrt  isl,  die  der  an- 
deren vermindert,  sondern  entweder  normal  oder  auch  ver- 
mehrt; ebenso  bei  der  Verminderung.  Die  Grösse  des  Indi- 
viduums macht  keinen  Unterschied,  Exemplare  von  30  Mill. 
Länge  zeigen  29  und  30  Strahlen  der  Dorsalis. 

Die  Rückenflosse  beginnt  über  der  Wurzel  der  Brust- 
flosse und  ist  durch  einen  kleinen  Zwischenraum  von  der 
Caudalis  gelrennt,  die  vordersten  8  Strahlen  und  dann  wieder 
von  20.— 27.  sind  die  längsten ,  so  dass  ihr  oberer  Rand  in 
der  Mitte  etwas  ausgeschnitten  ist;  die  Membran  reicht  bis 
zu  ihren  Spitzen.  Die  Analflosse  ist  beinahe  ebenso  hoch,  be- 
ginnt etwas  hinter  der  Hälfte  der  Totallänge  (ohne  Schwanz- 
flosse) und  endigt  mit  der  Rückenflosse.*  Die  Membran  er- 
streckt sich  nicht  bis  zu  ihrer  Spitze  und  bildet  vor  dem  er- 
sten Strahl  zwei  abgerundete  isolirte  Läppchen.  Alle  Strah- 
len der  Dorsalis  und  Analis  sind  biegsam  und  ungelheilt,  die 
Gliederung  der  Strahlen  in  der  zweiten  Hälfte  der  Rücken- 
flosse und  in  der  Afterflosse  nur  dem  bewafl'neten  Auge  sicht- 
bar. Die  Schwanzflosse  zählt  13  grössere  Strahlen,  die  8  mitt- 
leren gegabelt ,  wenig  kürzer  als  die  äussern,  so  dass  die 
Flosse  im  ausgebreiteten  Zustande  nur  sehr  schwach  gabel- 
förmig isl.  Die  Brustflosse,  deren  Länge  4 — ^4y2mal  in  der 
Totallänge  enthalten  ist ,  hat  eine  ovale  Gestalt ,  länger  als 
breit;  ihre  Strahlen  sind  gegliedert  und  nicht  verzweigt.  Die 
schmalen  zugespitzten  Bauchflossen  sind  y3mal  so  lang  als 
die  Brustflossen  und  reichen,  da  sie  vor  ihnen  inserirt  sind, 
nur  bis  an  das  erste  Viertel  derselben;  ihre  Länge  ist  öVjmal 
in  der  Totallänge  enthalten. 

Die  Seitenlinie  beginnt  im  oberen  Viertel  der  Höhe» 
steigt  gegen  das  Ende  der  Brustflosse  hinab  und  verläuft 
dann  in  gerader  Linie  ungefähr  in  der  Hälfte  der  Höhe. 
Die  Haut  ist  schuppenlos,  glatt,  schleimig.  ^ 


174  V.  Martens: 

Wirbel  35 — 36  an  der  Zahl.  Der  letzte  Interspinalkno- 
clien  (Jer  Rückenflosse  zwischen  den  obern  Fortsätzen  des 
31.  und  32.  Wirbels.  Die  Länge  des  grössten  Individuums 
beträgt  66  Mill.  ,  die  meisten,  welche  ich  fieng  ,  sind  nicht 
über  50  Mill.  lang,  die  Abbildung  bei  Pol lini  70,  Die  Farbe 
ist  gelblich  mit  breiten  grünschwarzen  Flecken  und  Punkten, 
welche  auf  dem  Rücken  die  Grundfarbe  fast  ganz  verdrän- 
gen ;  unter  dem  Auge  oft  zwei  schiefe  breite  schwarze  Li- 
nien. Rückenflosse  einfarbig  oder  fein  schwarz  punktirt, 
oder  mit  einzelnen  grösseren  schwarzen  Flecken,  besonders 
auf  den  Strahlen  ;  zwischen  dem  ersten  und  zweiten  Strahl 
stets  ein  grosser  schwarzer  Fleck;  Afterflosse  dunkel  ge- 
s-äumt,  die  über  die  Membran  vorragenden  Spitzen  der  Strah- 
len blass.  Einfarbige  sah  ich  keine  lebend ,  aber  während 
des  Abslerbens  erblassten  viele  zusehends  und  einige  we- 
nige ,  welche  nicht  lebend  in  Spiritus  kamen,  so  sehr,  dass 
sie  einfarbig  wurden. 

Bei  kleinen  Exemplaren  (30 — 35  Mill.  Länge)  Höhe  nur 
5mal  in  der  Totallänge;  auch  das  Auge  verhältnissmässig 
grösser,  nur  2y2ma1  in  der  Kopflänge  enthalten.  Noch  keine 
Augenfäden  oder  Scheitelkamm.  Beide  finden  sich  schon  bei 
Individuen  von  40—44  Mill.,  aber  der  Kamm  noch  nicht  bei 
allen  von  dieser  Grösse.  Die  Zähne  verhalten  sich  bei  den 
kleinen  in  der  Regel  wie  bei  den  Erwachsenen  ;  zuweilen 
finden  sich  weniger,  selbst  nur  7  oder  8  jederseits  im  Ober- 
kiefer. 

4.     Bl  vulgaris  var.   anticolus 
aus  dem  Albanersee. 

Bl.   anticolus    Bonaparle    fauna   ital.    lil.     1832 — -41. 
tab.  106.  fig.  4. 

Derselbe  unterscheidet  sich  hauptsächlich  durch  die  An- 
zahl der  Zähne  und  die  Färbung.  An  den  nieisten  Exempla- 
ren stehen  nämlich  im  Oberkiefer  jederseits  11  statt  10  Zähne, 
indem  an  der  Stelle  des  vorletzten  kleinsten  und  isolirten  Zah^ 
nes  zwei  dergleichen  vorhanden  sind.  Die  Beständigkeit 
dieses  Charakters  brachte  mich  anfangs  auf  den  Glauben,  er 
möchte  eine  eigene  Species  sein  ,  bis  ich ,  über  ein  halbes 
Dutzend  der  Untersuchung  unter  starker  Vergrösserung  opfernd, 


Ueber  einige  Fische  und  Crustaceen  Italiens.  175 

bei  einem  Exemplar  rechts  10,  links  11^,  bei  einem  anderen 
jüngeren  beiderseits  10  fand.  Unterschiede  in  der  Zahl  der 
Zähne  sind  also  vorhanden ,  aber  nicht  scharf  genug,  um  ^ 
darauf  specifische  Yerschiedeiiheit  zu  gründen.  Schlundkno- 
chen, Wirbelzahl  und  die  äusseren  Charaktere  stimmen  mit 
denen  der  Gardaseefische  überein,  der  Kamm  auf  dem  Kopfe 
ist  nur  bei  grossen  Individuen  recht  deutlich,  ebenso  der  Fa- 
den über  dem  Auge.  (Bonapart e's  Figur  zeigt  den  ersten 
nicht,  überhaupt  ist  der  Umriss  des  Kopfes  nicht  richtig,  aber 
in  der  Beschreibung  wird  desselben  erwähnt.)  Unter  21 
Exemplaren  finde  ich  bei  neun  in  der  Dorsalis  '29,  in  der 
Analis  19  Strahlen,  bei  fünf  30  und  19,  bei  zwei  31  und  19, 
bei  ebensovielen  29  u.  18,  bei  je  einem  29  u.  20,  30  u.  18, 
30  u.  20.  Die  Färbung  ist  im  Allgemeinen  etwas  mehr  röth- 
lich ,  die  obere  Hälfte  des  Kopfes  und  Rumpfes,  namentlich 
schön  die  Infraorbitalgegend  und  der  Kiemendeckel,  mit  run- 
den schwarzen  Tropfen  besetzt,  ein  Ansehen,  das  lebhaft  an 
gewisse  Serranus-Arten  (die  sog.  Jakob  Evertsen),  erinnert. 
Am  Rumpfe  gruppiren  sie  sich  namentlich  zu  einer  Reihe 
grösserer  Flecken  längs  der  Seilenlinie,  während  sie  bei  den 
Gardaseefischen  mehr  vom  Rücken  herablaufende  Querbinden 
bilden.  Doch  finden  sich  ähnliche,  etwas  weniger  scharf  ge- 
zeichnete Tropfen  an  den  Wangen  und  dem  Operculum  auch 
bei  einigen  Exemplaren  aus  dem  Gardasee  mit  20  Zähnen  im 
Oberkiefer. 


Es  sind  seit  Pollini  mehrere  Süsswasserblennius  aus 
Süd-Europa  charakterisirl  worden.  Die  Beschreibung  des  Bl. 
cagnota  von  Toulon  bei  Va  len  ci  ennes  (XI.  p.  184)  weicht 
von  unserem  Fische  nur  dadurch  ab,  dass  er  in  der  Unterkinn- 
lade 10-12,  also  jederseits  nur  5-6  statt  9  Zähne  zählt;  es  ist 
daher  möglich,  dass  seine  Art  dieselbe  mit  der  unsrigen  ist,  die 
ja  auch  in  der  Zahl  der  Zähne  variirt.  Dagegen  unterscheidet 
sich  Risso's  Bl.  Sujefianus  aus  dem  Var  (Ichthyologie  de  Nice 
1810.  p.  131,  in  desselben  Verfassers  bist.  nat.  d.  principales 
product.  de  l'Eu.  merid.  zu  Salarias  Varus  umgetauft  und  von 
Val.  zu  seinem  cagnota  citirt )  neben  der  bedeutenderen 
Grösse  (2  Decimeter)  wesentlich  dadurch,  dass  die  Rücken- 
flosse   mit    der    Schwanzflosse    zusammenhängt ,    und    damit 


176  V.  Marteüs: 

stimmt    ß  0  na  p  arte's    Beschreibung   und    Abbildung    (I.e. 
106,  7)  überein. 

Der  von  As  so  (Introductio  in  oryctographiam  et  zoo- 
logiam  Aragoniae  1784.  8.)  beobachtete  Blennius  frater  im 
Ebro  bei  Saragossa,  den  ich  nur  aus  Schnei  de  r's  Angabe 
(syst,  ichthyol.  p.  171 ;  Cuv.  Val.  XI.  p.  252}  kenne,  scheint 
dem  unsrigen  verwandt  zu  sein,  er  hat  auch  einen  Scheitel- 
kamm, aber  jederseits  eine  doppelte  Spina  (doch  kaum  ein 
weicher  Faden,  wie  bei  unserem?)  über  dem  Auge,  und  in 
der  Anaüs  21  Strahlen,  eine  Zahl,  welche  ich  bei  ßl.  vulga- 
ris nie  fand. 

Auch  Rafinesque  (caratteri  di  alcuni  nuovi  generi 
e  nuove  specie  di  animali  e  plante  della  Sicilia  1810.  8. 
p.  eil)  kennt  einen  Bl.  lluvialilis  aus  Sicilien ,  derselbe  soll 
aber  keinerlei  Forlsätze  am  Kopfe  haben,  die  beiden  Strah- 
len der  ßauchflosse  seien  gleichlaug,  der  Körper  einfarbig, 
ohne  Flecken  oder  Bänder ;  es  ist  also  nicht  unsere  Art. 
Ebenso  unterscheidet  sich  ßl.  lupulus  ßp.  (fn.  ilal.  lOö,  5) 
in  der  Flora  an  der  römisch  -  toskanischen  Gränze  und  der 
in  die  Tiber  aufsteigende  Bl.  ocellaris  L.  schon  durch  den 
Mangel  des  Scheitelkammes,  worauf  Bona  parte  für  Bl.  ca- 
gnota  das  subgenus  Ichthyocorys  gründete. 

5.     Gobius  fluviatilis  Bonelli  ? 

von  Villanova  bei  Padua.  Tab.  IX.  fio-.  4.  5. 

Val.  hist.  nat.  d.  poiss.  XII.  p.  52. 

Val.  et  Cuv.  regn.  an.  ed.  illustr.  tab.  pl.  80.  fig.  2. 

Körper  nahezu  cylindrisch ,  Kopf  wenig  verschmälert, 
nur  der  Schwanz  höher  als  breit.  Breite  und  Höhe  in  der 
Gegend  der  Brustflossen  nicht  ganz  6mal  in  der  Körperlänge 
ohne  Schwanzflosse  enthalten.  Kopflänge  4mal  in  derselben 
enthalten,  seine  Höhe  y^  seiner  Länge,  seine  Breite  in  der 
Augengegend  gleich  der  Höhe  derselben  Stelle.  Augen  nach 
oben  gerückt,  so  dass  etwa  ihr  Mittelpunkt  in  der  ProfiUinie 
liegt ,  ihr  Durchmesser  V3  der  Kopflänge  und  das  Doppelte 
der  Entfernung.  Obere  Profiflinie  von  den  Augen  an  fast 
horizontal,  untere  von  der  Basis  des  Unterkiefers  an  ebenso, 


Üeber  einige  Fische  und  Cruätaceen  Italiens.  177 

Wangengegend  gewölbt.  An  den  Nasenlöchern  kein  Faden. 
Die  Mundspalte  reicht  nicht  bis  zum  Auge ,  die  Spitze  des 
Unterkiefers  steht  bei  geschlossenem  Munde  gerade  vor  der 
des  Oberkiefers.-  Im  Ober-  wie  im  Unterkiefer  eine  Reihe 
spitziger  Zähne  (bei  dem  grösseren  Exemplar  zählte  ich  unten 
jederseits  16,  oben  12);  die  vordem  Zähne  des  Oberkiefers 
gewöhnlich  von  der  Lippe  bedeckt,  die  des  Unterkiefers  über 
dieselbe  vorstehend.  Zunge  dick,  stumpf,  zahnlos.  Kiemen- 
öfFnung  etwas  weiter  als  die  Basis  der  Brustflossen.  Kie- 
menhaut mit  5  Strahlen.  Flossenstrahlcn  D.  6 — 10.  P.  13 — -15. 
V.  5.  A.  8.  C.  18.  Brustflossen  3/5  so  lang  wie  der  Kopf,  zu- 
gespitzt. Die  in  der  Mittellinie  vereinigten  Bauchflossen  ent- 
springen unter  den  Brustflossen  und  bestehen  aus  2mal  5  ver- 
zweigten Strahlen;  der  Zwischenraum  der  2  mittleren  ist  grös- 
ser, als  zwischen  den  anderen;  an  jeder  Seite  ein  einfacher 
Strahl,  von  dem  aus  eine  Hautfalte  vor  der  Bauchflosse  selbst 
zu  demjenigen  der  anderen  Seite  sich  hinzieht.  Die  erste  Rük- 
kenflosse  steht  über  der  hinteren  Hälfte  der  Brustflosse,  der 
letzte  Strahl  ist  durch  einen  grösseren  Zwischenraum  von  den 
übrigen  geschieden ;  die  Höhe  der  vordersten  Strahlen  ist 
die  Hälftß  der  entsprechenden  Körperhöhe;  die  zweite  Rük- 
kenflosse  entspringt  gleich  hinler  dem  After  und  erstreckt 
sich  bis  Vg  der  Entfernung  zwischen  After  und  Ursprung  der 
Schwanzflosse;  ihre  Höhe  übertriff"!  die  der  ersten  Rücken- 
flosse. Die  Analis  entspricht  in  ihrer  Lage  und  Höhe  der 
zweiten  Rückenflosse.  Schwanzflosse  so  lang  wie  die  Bauch- 
flosse; die  Strahlen  nehmen  von  oben  und  unten  nach  der 
Mitte  zu  allmählich  an  Länge  zu. 

Der  ganze  Körper  ist  schleimig;  die  Schuppen  klein,  am 
Rande  mit  5  Kerben;  die  Farbe  grauweiss,  auf  der  Oberseile 
durch  zahlreiche  schwarze  Punkte  dunkler.  An  den  Seiten 
gruppiren  sich  diese  zu  dunkelgrauen  Bändern,  welche  durch 
gleichbreite  Zwischenräume  getrennt,  von  oben  nach  unten  ver- 
laufen und  am  Schwänze  am  schärfsten  ausgeprägt  sind; 
selbst  auf  der  Schwanzflosse  noch  Spuren  davon.  Unterseite 
weiss,  nur  am  Kinn  mehrere  schwarze  Punkte. 

Länge  meiner  Exemplare  39  Mill. 

Diese  Beschreibung,  wozu  mir  nur  3  mangelhafte  Exem- 
plare vorlagen,  weicht  von  der  bei  Cuv.  u.  Val.  (XH.  p,  53) 

Archiv  L  Naturgesch.  XXIU.  Jahrg.  1.  Bd  12 


178  V.  jiartens: 

und  dcssea  Abbildung  in  der  neuen  iHustrirlen  Ausgabe  von 
Cuviers  regne  animal  (Poissons  pl.  80.  fig.  2)  mehrfach  ab; 
einige  Differenzen,  wie  die  Grösse  der  Augen,  könnten  auf 
dem  Jugendzustande  meiner  drei  Exemplare  beruhen ,  welche 
alle  einen  sehr  angeschwollenen  Bauch  wie  junge  Fische  zei- 
gen; schon  wichtiger  ist,  dass  er  die  Strahlen  in  der  zwei- 
ten Rückenflosse  um  1  mehr  angiebt,  und  noch  mehr,  dass 
in  der  Abbildung  die  Stellung  beider  Rückenflossen  eine  etwas 
verschiedene   ist.      Bon>e Mi  selbst    hat    diese  Art  nirgends 
beschrieben,  wenigstens   fand  ich.  in  den  Abhandlungen  der 
Turiner  Akademie  ,  wo  sonstige  kleinere  Arbeiten,  z.  B.  über 
Trachypterus,  von  ihm  stehen,  Nichts,  ausser  bei  Gelegenheit 
seines  Elogio    (Lob-  und    Grabrede)    die  Erwähnung  dieses 
Fisches  unter  seinen  nicht  publicirten  Entdeckungen  *).  Noch 
zwei  weitere  Gobius-Arten  wurden  als  Bewohner  der  süssen 
Gewässer  Italiens  angegeben,  G.  Iota  Val.  u.  Panizzae  Verga. 
Letzterer  ist  mir  nur  durch  die  kurze  Diagnose  bekannt,  welche 
der  Autor  in  den  Verhandlungen  der  Nalurforscherversamm-. 
lung  (Atti  della  terza  riunione  degli  scienziati  italiani.  Firenze)i 
1841.  fol.  p.  379.)  mittheilt:  corpore  minimo,  maxilla  inferiore 
macula   atra    notala    (bei    dem    unsrigen    mehrere   schwarze 
Punkte),  pinna  dorsali  anleriori  öradiata  (bei  unserem  6),  linea 
laterali  utrinque   maculis   irregularibus  nigris  indicata  (sollen 
das  die  punktirten    senkrechten  Bänder    der  unsrigen  sein?). 
Er  soll  aus  den  Lagunen  von  Comacchio  stammen;  diese,  be- 
rühmt   durch,  ihre  Aale  ,    sind  übrigens  gesalzen    und  durchv 
einen  Damm  vom  süssen  Wasser  abgesperrt    (s.  meines  Va- 
ters   „Italien^«    Bd.  L    p.  275) ,    was    der  Wahrscheinlichkeit 
einer  Identität   mit  unserem  Fische    wieder  entgegentritt  und 
jenen    in    die  Reihe    der  Meerfische   zurückweist.      Aehnlich 
dürfte    es    sich    mit  dem  G.  Iota    verhalten.     Ich  habe  mich 
an  mehreren  mitgebrachten  Exemplaren  überzeugt,  dass  der 
häufigste  Gobius  des  venezianischen  Fiscbmarktes,  schlecht- 
weg Go   genannt   weder   G.  niger  L.  noch    G.  gullatus  Val. 
ist  ,    welche    Namen   schon    auf    ihn    angewendet    wurden, 


♦)  Nardo  in  Configliachi'g  Giornale  di  fisica  VII.  1824.  p.  228 
schreibt  G.  fluv,  nobid  und  giebt  ihm  auch  11  Strahlen  in  der  zwei, 
ton  Dorsalig.. 


Üeber  einige  Fische  und  Crustaceen  Italiens.  lt9 

aber  genau  auf  Valenciennes''  Beschreibung  seines  G» 
Iota  passt,  und  dieser  Name,  auf  die  Farbenähnlichiieit 
mit  Gadus  Iota  sich  beziehend ,  wurde  mir  jetzt  erst  klar. 
Von  einem  Vorkommen  dieses  Fisches  im  süssen  Wasser 
konnte  ich  weder  in  Bologna,  wo  ihn  Savigny  erhielt, 
noch  sonst  wo  etwas  erfahren;  im  Museum  dieser  Universi- 
tätsstadt, wo  sonst  die  Süsswasserfische  der  Umgegend  ver- 
treten und  bezeichnet  sind,  darunter  auch  G.  fluviatilis,  be- 
findet sich  kein  Fisch  dieses  Namens  und  Prof.  Bertoloni 
daselbst  konnte  mir  keine  andere  Auskunft  geben,  als  die 
Vermuthung ,  Savigny  habe  ihn  auf  dem  Fischmarkte  be- 
kommen ,  wohin  er  frisch  mit  anderen  Meerfischeri  kömmt, 
wie  ebenso  nach  Verona,  wo,  ich  ihn  selbst  sah.  Denn  die 
Italiener  kennen  die  Regel  der  Holländer  nicht,  nur  lebend 
gekaufte  und  lege  artis  todtgeschlagene  Fische  frisch  zu  es- 
sen, sind  daher  nicht,  wie  diese  selbst  in  Lagunenstädten 
wie  Amsterdam,  auf  die  lebenszähe  Pleuronectesfamilie  be- 
schränkt. ' 

6.     Leuciscus  alburnellus  Filippi  *) 
vom  Gardasee.  Tab.  IX.  Fig.  6. 

Aspius  alburnus  Bonap.  fn.  ital.  IIL  tab.  1 16.  fig.  5. 
Caus  den  oberitalienischen  Seen  im  Allg.). 

Leuciscus  alburnus  var.  ?  an  propr.  sp.?  Val.  bist.  naL 
d.  poiss.  XVII.  p.  284. 

Aspius  arborella  Filippi  (v.  Lago  Maggiore). 

Alburnus  alborella  Heckel  Reisebericht  (Sitzungsbe- 
richte d.  math.  naturw.  Cl.  d.  k.  Ak.  zu  Wien) 
1851.  p.  37.  (ohne  Beschreibung). 

Körper  schmal,  unten  schmäler  als  oben,  hinter  den 
Bauchflossen  stumpfkantig.  Der  Rücken  setzt  sich  vom  Kopfe 
ab  und  verläuft  bis  zur  Dorsalis  in  einer  äusserst  schwachen 


*)  Da  der  Plame  doch  aus  dem  Lateinischen  stammt,  so  zog  ich 
es  vor  ihn  in  der  lateinischen  Form  zu  schreiben  ,  statt  der  halbla- 
tinisirten  alborella  aus  dem  italienischen  arborello.  —  In  der  Be- 
schreibung folge  ich,  der  Yergleichung  mit  alburnus  wegen  ,  Wort  für 
Wort  derjenigen,  welche  mein  Freund,  Dr.  Günther,  für  letztge- 
nannten in  seiner  Arbeit  über  die  Neckarfische  (Jahresheft  des  Vereins 
f.  Waturkunde  in  Württemberg  1853  p.  311)  gegeben  hat 


180  V.  M  arten  s: 

Curve,  von  da  an  senkt  er  sich  nur  unbedeutend  in  gerader 
Linie    bis  zur  Schwanzflosse.     Das    untere  Profil  vom  Kopfe 
bis  zum  Ende  der  Analis  ist  dagegen  ziemlich  gebogen.     Die 
Höhe  des  Leibes    ist  472 — 5mal    in  der  Totallänge  enthalten 
(diese  ohne  Schwanzflosse,  welche  Dr.  Günther  wohl  njit- 
rechnet ,    denn  nur  in  diesem  Falle   stimmt  seine  Zahl  „über 
5y2mal^^  zu  Exemplaren    des    alburnus  von  Berlin,  wie  auch 
zu  unserem    alburnellus)  ,    die  Länge    des  Kopfes    4mal  oder 
diese  ist  gleich  zwei-  und  einhalbmal  die  Distanz  der  Augen 
genommen.     Das  Maul  ist  der  Grösse  des  Fisches  proporlio- 
nirt  (wenigstens  in  demselben  Verhältnisse  wie  bei  alburnusj, 
seine  seillichen  Ränder  steigen    schief  von  hinten  und  unten 
nach  vorn  und  oben.     Der  Unterkiefer,  länger  als  der  obere, 
hat  vorne  eine  Andeutung  eines  wulstigen  Hakens,  welche  in 
eine  Vertiefung  des  Oberkiefers  passt.     Der  Durchmesser  des 
grossen  Auges  ist   anderthalb  mal    so   gross    als    seine 
Entfernung  von  der  Schnauzenspitze  und  Syjmal  in  der  Länge 
des  Kopfes  enthalten.    Der  äussere  membranöse  Opercularrand 
ist  nicht  besonders   stark  entwickelt.     Die  Bruslflossen  mit  16 
Strahlen  und  fast  geradem  Rande   sind  etwas  länger,  als  die 
Dorsalis  hoch  ist,  und  noch  länger  als  die  ßauchflossen.  Diese 
mit  9 — ^10  Strahlen  und  schwach  convexem  Rande  sind  ebenso 
lang,  als  die  Analis   hoch  ist.     Die  Rückenflosse,  deren  Höhe 
1  V4  der  eigenen  Länge  ist,  beginnt  am  Ende  der  (nach  hin- 
ten   gelegten )    Ventrales    (ebenso    bei  alburnus    von   Berlin) 
und  das   hintere  Ende   ihrer  Insertion    fällt   noch    hinter  das 
vordere  der  Afterflosse;   ihre  Entfernung   vom   Kopfe  ist  um 
sehr  wenig  grösser  als  die  von  der  Schwanzflosse;  von  ihren 
10  Strahlen  ist  der  erste  nicht  halb  so  gross  als  der  zweite; 
der    obere   Rand    dieser  Flosse   ist  gerade.     Die  Afterflosse, 
deren  Länge  ihrer   eigenen  Höhe  gleichkommt  und  die  Höhe 
der  Dorsalis    nicht  erreicht,    hat   einen    concaven  Rand  und 
16—18  Strahlen.     (Unter  22  Exenjplaren   zählte  ich  an  fünf- 
zehn  17  ,    an    sechs    18  und    an  ebenso  vielen  16  Strahlen), 
Die  Schwanzflosse  mit  einem  Ausschnitte  und  20  Strahlen,  ihr 
oberer  Lappen  selten  kürzer  als  der  untere«      Die  Seilenlinie 
fälÜ    von  der  Schulter,  wo   sie  über  der  halben  Körperhöhe 
entspringt  ,    in    einem  Bogen    gegen    die    Brustflossen  hinab, 
steigt   viel    allmählicher    wieder  in    die  Hohe   (wie  bei  den 


Ueber  einige  Fische  und  Crustaceen  Italiens.  181 

hiesigen  alburnus)  und  verläuft  auf  dem  Schwänze  unter  der 
Mitte  bis  zur  Caudalis.  Sie  besteht  aus.  44 — 48  Schuppen, 
die  Ouei'schuppenreihe  zählt  über  der  Seilenlinie  9 — 10,  un- 
ter ihr  4 — 5  Schuppen ;  die  Miltelschuppe  ist  etwa  die  24ste 
der  Seitenlinie  und  kaum  etwas  grösser  als  die  Pupille  im 
Auge.  Die  Schuppen  sind  alle  dünn  und  gehen  sehr  leicht 
ab.  Die  grünbraune  Farbe  des  Rückens  schneidet  sich  scharf 
von  dem  reinen  Silberglanze  der  Seiten  ab;  vereinzelte 
schwarze  Pigmenlflecken  kommen  an  den  Seiten,  namentlich 
in  der  hinteren  Körperhälfte,  nicht  so  selten ,  aber  nicht  bei 
allen  Individuen,  vor.  Das  grösste  Exemplar  misst  mit  Ein- 
schluss  der  Schwanzflosse  78  Mill. 

Auf  jeder  Seite  finden  sich  zwei  Reihen  Schlundkiefer- 
Zähne,  die  äussere  besteht  aus  5  seitlich  zusammengedrück- 
ten etwas  krummen  Zähnen,  (Fangzähnen  nach  Heckeis  Ter- 
minologie), welche  an  ihrer  Spitze  mit  einem  Haken  verse- 
hen sind  und  von  denen  die  vier  hinleren  an  der  concaven 
Seite  bald  bis  zu  y^  ihrer  Länge ,  bald  bis  nahe  zur  Spitze 
unregelmässig  zackig  sind  ;  in  der  Innern  Reihe  zwei  sehr 
unbedeutende  Zähnchen.  Anzahl  der  Wirbel  36 — -38.  Die 
Inlerspinalknochen  der  Rückenflosse  stehen  zwischen  den  Forl- 
sätzen des  Uten  und  ISten  Wirbels,  die  der  Afterflosse  zwi- 
schen denen  des   iBten  und  25sten  Wirbels.     Rippen   12. 

Soviel  mir  bekannt,  ist  dieser  Fisch  noch  nirgends  ge- 
nauer beschrieben  und  mit  dem  deutschen  alburnus  vergli- 
chen worden.  Dr.  Günther,  welchem  ich  einige  zuschickte, 
ist  auch  eher  geneigt  ihn  für  eine  eigene  Art  zu  hallen,  we- 
gen der  noch  viel  stärker  als  bei  Alburnus  von  oben  nach 
unten  gehenden  Richtung  der  Mundspalte,  der  Gestalt  und 
Strahlenzahl  der  Analis,  endlich  des  bedeutenden  Grössenun- 
terschiedes.  Der  verhältnissmässig  grössere  Durchmesser  des 
Auges  könnte  auf  den  Gedanken  führen,  dass  ich  nur  junge 
Thiere  vor  mir  hatte,  aber  ich  hatte  hinreichende  Müsse  mir 
unter  den  vielen  Traisenden  der  an  demselben  Morgen  ge- 
fangenen Fische  schöne  und  grosse  auszuwählen  ;  auch  bej 
anderen  Thieren  wiederholt  sich  die  Erscheinung ,  dass  die 
Schädelverhältnisse  kleinerer  Arten  im  ausgewachsenen  Zu- 
stande den  jugendlichen  Verhältnissen  verwandter  grösserer 
Thiere  ähneln ,  z.  B,  bei  dem  Katzengeschlechte. 


482  V.  Martens; 

7.     Leuciscus  Savignyi  Val. 

vom  Gardasee. 

Bp.  faun.  italic.  III.   115,  1. 

Val.  bist.  nat.  d.  poiss.  XVII.  p.  238  pl.  494. 

Da  dieser  Fisch  schon  von  obigen  Autoren  beschrie- 
ben ist,  vs^ili  ich  nur  die  Unterschiede  anführen,  w^elche  eine 
Vergleichung  mit  Dr.  Günth  er's  Beschreibung  des  verwand- 
ten L.  muticellus  Bp.  von  Heilbronn   ergab  : 

Der  Körper  erscheint ,  von  oben  und  unten  betrachtet, 
schmal,  der  Rücken  steigt  wenig  an,  das  untere  Profil  ist 
stärker  gebogen  als  das  obere,  die  Höhe  des  Leibes  ist  kaum 
ein  Fünftel  der  Totallänge  (einschliesslich  der  Schwanzflosse, 
wie  bei  Günther)  enthalten.  Die  Entfernung  des  Auges 
von  der  Schnauzenspitze  des  überragenden  Oberkiefers  ist 
geringer  als  die  Distanz  beider  Augen,  die  Länge  der  Brust- 
flossen übertriff't  zwar  die  der  Ventrales,  erreicht  aber  nicht 
die  Höhe  der  Dorsalis  (bei  Valen  cienn  es  ist  sie  sogar 
länger).  Die  Rückenflosse  beginnt  unmittelbar  hinter  der  In- 
sertion der  Ventrales,  ihre  Entfernung  vom  Kopfe  ist  gleich 
der  von  der  Schwanzflosse.  Die  Länge  der  Afterflosse  er- 
reicht nur  2/3  derjenigen  der  Dorsalis.  Die  Seitenlinie  fällt 
von  der  Schulter  an  sehr  unbedeutend,  bleibt  nahe  der  Mit- 
tellinie und  verläuft  schon  von  der  Mitte  der  Brustflossen  an 
gerade  zum  Schwänze.     Peritoneum  nicht  schwarz. 

8.    Alosa  flnta  (Cuv.)  Troschel. 

Mehrere  in  Verona  auf  dem  Fischmarkte  gekaufte  Fi- 
sche, welche  von  dem  Händler  als  Agoni  aus  dem  Gardasee 
bezeichnet  wurden  und  nach  der  Anzahl  der  Fortsätze  am 
ersten  Kiemenbogen  zu  Troschels  A.  finta  (s.  dieses  Ar- 
chiv Jahrgang  1852)  gehören,  weichen  von  dem  bei  Gün- 
ther beschriebenen  Maifische  aus  Heilbronn  in  Folgendem  ab: 
Die  Höhe  des  Leibes  ist  gleich  der  Kopflänge  und  etwas  we- 
niger als  Y5  der  Totallänge  (einschl.  Schwanzflosse).  Der 
hintere  Mundwinkel  liegt  noch  vor  dem  Vorderrande  des 
Auges.  Die  Spitze  des  Unterkiefers  greift  nicht  in  den  am 
Oberkiefer  befindlichen  Ausschnitt  ein,  dessen  Seitenränder 
beim  Schliessen  des  Mundes  sich  aneinanderlegen.     Die  Ent- 


lieber  einige  Fische  und  Crustaceen  Italiens.  ^63 

fernung  des  Auges  von  der  Schnauzenspitze'ist  wenig  grös^r 
als  sein  Durchmesser.  Die  Brustflossen  sind  köurn  länger  als 
die  Dorsalis  hoch  ist.  Die  Bauchflossen  erreichen  y^  der 
Lange  der  Brustflossen ,  Höhe  und  Länge  der  Dorsalis  sind 
sich  nahezu  gleich.  Ein  deutlicher  und  mehrere  halberfo- 
schene  schwärzliche  Seitenflecken. 

Auch  die  relative  Grösse  des  Kopfes  und  der  Augen 
deutet  auf  jugendliche  Exemplare.  Die  Länge  clerseiben  be- 
trägt nur  22  Centimeter. 

9.     Palaemon   lacustris  M. 

vom  Albanersee.    Taf.  X.  Fig.  1 — 9. 

Der  Schnabel  (roslrum)  ist  schwach  aufwärts  gebogen 
und  zeigt  am  oberen  Rande  6 — 7  Zähne ,  das  Vorderende 
nicht  eingerechnet,  welches  einfach  zugespitzt  ausläuft,  auf 
seinem  unteren  Rande  nur  2;  von  den  oberen  Zähnen  steht 
der  letzte  hinter,  der  vorletzte  über  den  Augen,  von  den  un- 
leren in  der  Regel  der  erste  hinter  dem  ersten  oberen,  sel- 
tener (namentlich  wenn  ausnahmsweise  drei  vorhanden  sind) 
unter  ihm  *).  Die  Höhe  des  Schnabels  ist  73  seiner  Länge; 
seine  seitliche  Längsleiste  tritt  stark  hervor.  Seine  vordere 
Spitze  überragt  in  den  meisten  Fällen  den  Stiel  der  inneren 
Fühler  und  erreicht  ganz  oder  beinahe  den  vorderen  Rand 
der  blattförmigen  Anhänge  der  äusseren  Fühler,  die  Behaa- 
rung derselben  nicht  mit  eingerechnet.     Seine  Länge  von  der 


*)  An  103  Exemplaren  zählte  ich  die  Zähne  des  Schnabels  und 
fand  darunter: 

bei  59  oben  6,  unten  2 
^22  —  5  —  2 
„10  —  7—2 
„  5  _  6  .  —  3 
„  3-7,-3 
„2-6-1 
„  1-8  -  2 
„  1-6  -  4 
„  1-5  -  1 
«       1-4       -     2 

die  unteren  Zähne  sind   in  der  Regel   schwächer  ausgeprägt,  oft  nur 
Wellenlinien. 


184  V.  Martens: 

Spitze  bis  zum  Augenhöhlenrande  ist  4y^ — ömal  in  der  To- 
tallänge des  Thieres  von  der  Schnabelspitze  bis  zur  Spitze 
der  Schwanzflossen  enthalten. 

Die  inneren  (oberen)  Fühler  zeigen  das  erste  Glied  mit 
einer  Ausbuchtung  für  die  Augen  und  an  der  Aussenseite 
mit  einem  Stachel  versehen  ,  vv^ie  es  dem  Genus  überhaupt 
zukommt,  von  ihren  drei  Endfäden  ist  der  kürzeste  zu  y^ 
seiner  Länge  an  den  äussersten  längsten  angewachsen.  Die- 
ser letztere  erreicht  V3  der  Länge  des  folgenden  Fühler- 
paares. 

Diese,  die  äusseren  oder  unteren  Fühler,  haben  einen 
kürzeren  Basaltheil ,  aber  ihr  (vielgliedriger)  Endfaden  er- 
reicht nahezu  die  Länge  des  ganzen  Körpers;  ihr  blattförmi- 
ger Anhang  zeigt  den  vorderen  Rand  abgerundet,  ohne  Spit- 
zen, nur  mit  Haaren  dicht  besetzt ;  der  innere  Rand  zeigt 
eben  solche  Haare,  der  äussere  ist  unbehaart,  zeigt  nach 
vorn  einen  Zahn  von  der  Länge  jener  Haare  und  vor  dem- 
selben eine  schräg  nach  hinten  und  innen  laufende  Spalte. 
Das  ganze  Blatt  ist  ungefähi*  dreimal  so  lang  als  breit  oder 
als  das  letzte  Basalglied  des  Fühlers  lang  ist. 

Der  Thorax  erscheint  in  seinem  vorderen  Drittel,  zuwei- 
len in  der  vorderen  Hälfte,  durch  eine  Fortsetzung  des  Schna- 
bels gekielt,  sonst  ist  er  ganz  glatt;  seine  Randstacheln,  je 
einer  über  und  einer  unter  der  Einfügung  der  äusseren  Füh- 
ler, sind  klein,  schlank  und  spitzig,  gleich  gross  unter  sich 
und  mit  dem  Stachel  am  äusseren  Rande  des  ersten  Gliedes 
der  genannten  Fühler.  Das  Rückenprofil  des  Thorax  ist  zwi- 
schen der  Mitte  und  dem  Schnabel  eingebogen,  in  der  hin- 
teren Hälfte  convex. 

Aeussere  Kieferfüsse  fussförmig,  reichen  nach  vorn  etwas 
über  die  Spitze  des  Stiels  der  äusseren  Fühler  hinaus  und 
endigen  mit  einem  lanzettförmigen  am  Innenrande  behaarten 
Gliede.  Das  erste  Fusspaar  klein  und  dünn,  reicht  nach  vorn 
bis  zum  Vorderrande  der  blattförmigen  Fühler-Anhänge  und 
endigt  mit  einer  Scheere ,  deren  innere  Ränder  geradlinig 
aneinanderschliessen ;  an  dem  der  Mittellinie  zugewandten 
Rande  ist  sie  mit  kleinen  Büscheln  schwarzer  Haare  bedeckt. 
Das  zweite  Fusspaar  ist  das  längste,  reicht  nach  vorn  bis 
"  zur  Spitzendes  dritten  Endfadens  der  inneren  Fühler  und  en- 


Ueber  einige  Fische  und  Crustaceen  Italiens.  185 

digt  ebenfalls  mit  einer  Scheere,  diese  ist  ebenso  dick,  aber 
doppelt  so  lang  als  die  am  ersten  Paare ;  der  Daumen  der- 
selben ist  kürzer  als  die  Hälfte  der  Länge  des  Metacarpus- 
gliedes;  die  Handwurzel  (Carpus)  ist  einfach  (wie  bei  den 
übrigen  Palaemonarten)  und  nicht  vielgliedrig  (wie  bei  Hip- 
polyte).  Die  drei  folgenden  Fusspaare  nahezu  gleich  lang, 
zwischen  dem  ersten  und  zweiten  die  Mitte  haltend,  mit  ein- 
facher Endklaue.  Das  letzte  Paar  reicht  nach  vorn  bis  zum 
Beginne  des  Scheerengliedes  des  zweiten  und  bis  zum  vor- 
deren Ende  der  blattförmigen  Anhänge  der  äusseren  Fühler. 

Die  Abdominalsegmente  alle  glatt,  mit  rundem  Rücken; 
die  Seitenstücke  des  ersten  bis  dritten  gerundet ,  scheiben- 
förmig, die  Eier  bedeckend,  das  des  zweiten  deckt  nach  vorn 
und  hinten  seine  Nachbarn;  die  Seitenstücke  des  vierten  und 
fünften  Abdominalsegmenis  zeigen  hinten  einen  abgerundeten 
Winkel  von  etwa  60°,  das  sechste  zwei  seitliche  stumpfe 
Zähne  zu  beiden  Seiten  derJnscrtion  der  seitlichen  Flossen- 
blätter; das  siebente  (mittleres  Flossenstück)  ist  etwas  länger 
als  das  sechste,  aber  kürzer  als  die  seitlichen  Flossenblätter, 
schmal  dreiseilig,  von  rechts  n^ch  links  stark  gewölbt,  im 
Profil  geradlinig,  und  endigt  mit  3  Zähnen,  zwischen  denen 
zwei  Büschel  längerer  heller  Haare  sich  befinden.  Die  bei- 
den Flossenblätler  sind  oval,  am  hinteren  Rande  behaart,  das 
innere  auch  an  beiden  Seiten  ,  das  äussere  zeigt  am  Aus- 
senrande  den  Zahn  und  die  schiefe  Spalte,  wie  der  blaltför- 
mige  Anhang  der  äusseren  Fühler.  Totallänge  bis  38  Mill. 
Das  ganze  Thier  lebend  durchsichtig,  Endfäden  der  Fühler 
röthlich,  schwarze  Punkte  auf  den  Abdominalsegmenten,  na- 
mentlich dem  Hinterrande  des  dritten.  Die  Exemplare  von 
Padua  sind  etwas  kleiner  und  ihre  äussere  Fühler  länger  als 
der  Körper. 

Belon  (de  aquatilibus  1553.  p.  359)  beschreibt  diesen 
Krebs  schon  ziemlich  deutlich  als  Squilla  fluviatilis;  er  unter- 
scheidet sich  von  der  Squilla  marina  (Palaemon  squilla)  in 
der  Grösse,  wurde  bei  den  Römern  Gambarella  genannt  und 
erscheint  auf  den  vornehmsten  Tafeln  (?).  In  Frankreich 
komme  er  nicht  vor.  Da  Belon  ihn  nicht  abbildet,  so  ist 
er  seitdem  ganz  in  Vergessenheit  gekommen.  Er  steht  dem 
bekannten    P.    squilla    aus    den   europäischen   Meeren   iiahcj 


186  V.  Märten^: 

unterscheidet  sfch  von  ihm  aber  neben  der  geringeren  Grösse 
schon  durch  die  Charaktere  des  Schnabels.  Auch  der  adria- 
tische  P.  anlennarius  M.  E.  (Schnabel  unten  mit  drei  Zähnen) 
und  longirostris  Mil.  Edw.  von  der  Mündung  der  Garonne  (mit 
längeren  Beinen)  stehen  ihm  nahe.  Symelhus  fluviatilis  Raf. 
(Precis  des  decouvertes  somiologiques.  Palermo  1814.  8. 
p.  22.)  aus  den  Bächen  von  Sicilien  unterscheidet  sich  nach 
der  kurzen  Diagnose  schon  dadurch,  dass  die  inneren  Füh- 
ler nur  2  Endfäden  haben  und  nur  das  erste  Fusspaar  sich 
in  Schceren  endigt  (bei  Milne  Edwards),  nach  Roux 
nur  der  eine  Fuss  des  ersten  Paares;  Rafinesque  i.e.  sagt 
nichts  davon,  so  wenig  wie  von  „scheerenförmigen«  Kiefer- 
füssen. 

10.     Sphaeroma  fossarum  M. 

von  Foro  Appio.     Taf.  X.  Fig.  10—12. 

Der  Leib  massig  gewölbt,  zu  einer  Kugel  sich  einrollend, 
die  Segmente  des  Thorax  nahezu  gleichbreit.  Der  Kopf  etwas 
schmäler  als  diese,  vorn  stark  gebogen.  Die  Augen  in  einem 
Ausschnitte  hinten  am  Seilenrande  desselben,  oval,  gross, 
lief  schwarz.  Die  Fühler  gewöhnlich  unter  dem  Kopfe  ver- 
borgen. Das  vordere  Fühlerpaar  besteht  aus  3  Basalglie- 
dern, wovon  die  zwei  ersten  kurz  angeschwollen,  das  dritte 
etwas  länger  und  doppelt  so  dünn,  cylindrisch  ist,  und  aus 
8  oder  9  Endgliedern,  welche  allmählich  an  Dicke  abneh- 
men, das  letzte  endet  zugespitzt;  die  ganze  Länge  dieser  Füh- 
ler gleicht  der  Distanz  zwischen  beiden  Augen.  Das  zweite 
oder  hintere  Fühlerpaar  ist  um  das  Anderthalbfache  länger  ^^), 
zeigt  4  Basalglieder ,  von  denen  die  zwei  ersten  kaum  län- 
ger als  breit,  das  dritte  cylindrisch,  doppelt  so  lang  als  breit, 
das  vierte  ebenso  lang,  aber  an  der  Basis  (gegen  das  dritte 
zu)  schmäler,  ist  und  17  allmählich  kleiner  werdende  End- 
glieder. 

*)  Ist  es  vielleicht  nur  ein  Druckfehler,  dass  Milne  Edwards 
(III.  p.  203)  das  zweite  Paar  „viel  weniger  lang"  nennt.  Auch  bei 
Sph.  serratum  F.  von  Venedig  und  einer  anderen  Art  von  Amsterdam 
finde  ich  das  zweite  Fühlcrpaar  länger,  wie  es  auch  schon  Pallas 
angiebt  und  Rathkc  (zur  Fauna  der  Krym,  in  Mcm.  d.  savans  etr. 
Pelersb.  III.  p.  301)  bestätigt. 


lieber  einige  Fische  und  Crustaceen  Italiens.  187 

Die  7  Thoraxsegmente  laufen  an  den  Seiten  je  in  einen 
stumpfen  rückwärtsgewandten  Zahn  aus  (wie  bei  Armadillo, 
wodurch  das  Einkugeln  möglich  gemacht  wird),  das  siebente 
ist  von  vorn  nach  hinten  um  die  Hälfte  schmäler  als  die 
vorhergehenden,  hat,  wie  alle  vorhergehenden,  der  Hinler- 
rand einfach  ausgeschweift  ohne  besondere  Fortsätze.  Das 
nun  folgende  Abdominalstück  zeigt  an  den  Seiten  4  schiefe 
Furchen  oder  Näthe,  welche  seine  Zusammensetzung  aus  ver- 
schiedenen Segmenten  zeigen.  Das  letzte  Segment  endlich, 
dessen  Länge  von  vorn  nach  hinten  beinahe  derjenigen  von 
3  Thoraxsegmenten  zusammen  gleicht ,  ist  kugelförmig  ge- 
wölbt, sein  Hinterrand  schwach  bogenförmig.  Alle  Segmente 
mit  Einschluss  des  Kopfes  sind  mit  ziemlich  dicht  gestellten 
konischen  gleichmässigen  Höckerchen  besät,  welche  auf  den 
schmalen  Segmenten,  wie  dem  siebenten  Thoraxglied  und  den 
rudimentären  des  Abdomens,  sich  deutlich  in  Querlinien  rei- 
hen. Diejenigen  der  Abdominalsegmente  sind  nicht  grösser 
als  die  des  Thorax.  Das  letzte  (kugelförmige)  Segment  zeigt 
ausser  diesen  Höckern  zwei  durch  eine  Mittelfurche  geschie- 
dene Anschwellungen,  welche  in  der  Längenrichlung  vom 
vorderen  Rande  bis  zur  Mitte  des  Segments  sich  hinziehen. 
Die  beiden  Schwanzflossen  jederseits  von  nahezu  gleicher 
Form,  lanzettförmig,  der  Aussenrand  stärker  gebogen  ,  ohne 
Zähnelung;  sie  reichen  über  den  Hinterrand  des  letzten  Ab- 
dominalsegments hinaus.  Die  obere  ist  dicht  an  dasselbe 
angelegt ,  theilt  dessen  Farbe  und  Körnelung,  die  untere  ist 
leichter  beweglich  ,  glatt  und  durchsichtig.  Die  Farbe  des 
ganzen  Thiers  ist  ähnlich  der  der  Ligia  oceanica,  auf  der 
Oberseite  gelblich  dunkelgrau,  in  der  Mitte  des  Rückens 
ziemlich  scharf  abgesetzt  schwarz,  unten  schmutzig  gelblich. 
Länge  7,  Breite  4  Millimeter. 

Von  dem  im  adriatischen  und  tyrrhenischen  Meere  ge- 
sammelten Sphaeroma  ( serratum  Fabr.?  aber  nicht  ganz 
glatt,  sondern  mit  schwach  erhabenen  Punkten  und  Längs- 
linien versehen)  unterscheidet  sich  unsere  Art  durch  die 
ganzrandigen  Schwanzflossen,  die  viel  stärkeren  Höcker,  um 
i\ie  Hälfte  geringere  Grösse  und  die  verschiedene  Färbung.  Die 
andern  von  Milne  Edwards  aufgezählten  Sphaeromen  un- 
terscheiden sich  alle  durch  die  Sculpturverhältnisse.  nament- 


188  V.  M  a  r  t  e  n  s : 

lieh  des  letzten  Segments.  Sehr  nahe  kommt  ihm  dagegen 
eine  Art,  welche  ich  früher  im  Hafen  von  Amsferciam  zahl- 
reich unter  nassen  Steinen  gefunden  habe,  doch  sind  bei 
lelzlerem  die  Schwanzflossen  kurzer  ,  das  letzte  Segment  ist 
an  den  Seiten  deutlich  eingezogen  und  daher  abgestumpft 
dreieckig,  das  ganze  Thier  ist  bei  gleicher  Ausdehnung  stär- 
ker gewölbt,  daher  Kopf  und  lelztes  Segment  steiler  abfallen, 
endlich  ist  die  Farbe  einfach  dunkelgrau  ,  wie  bei  manchen 
Armadillo  *••'). 


C.     lieber  das  Vorkommen  mariner  Formen  im  süssen 
Wasser  überhaupt. 

Die  Galtungen  Sphaeroma  und  Palaemon ,  Gobius  und 
Bjennius  sind  in  der  Nordsee  häufig,  aber  in  den  süssen  Ge- 
wässern Nord-  und  Mittel -Europas  ganz  unbekannt.  Dass 
dagegen  in  Süd  -  Europa  mehrere  Blennius- Arien  im  süssen 
Wasser  vorkommen,  wurde  schon  oben  bemerkt,  die  Familie 
der  Gobioiden  zählt  in  Ostindien  zahlreiche  Süsswasserfische, 
mehrere  zur  Gattung  Gobius  selbst  gehörig;  was  Palaemon 
betrifft,  so  ist  schon  seil  Sl  o  ane  undParra  ein  Süsswasser- 
krebs  (Camaron  de  agua  dolce,  Palaemon  Jamaicensis  A.)  aus 
Jamaika  und  Cuba  bekannt,  nach  einer  mündlichen  Mittheilung 
von  Dr.  Engel  mann  lebt  auch  bei  St.  Louis  in  Nordamerika 
ein  (noch  nicht  beschriebener?)  Krebs  dieser  Gattung,  zu 
derselben  Familie  gehören  Syincthus  fluvialilis  Rafinesque  aus 
Sicilien ,  wenn  auch  noch  so  unvollkommen  beschrieben  und 
wieder  verschollen,  doch  auf  irgend  einer  Beobachtung  be- 
ruhend, ferner  die  schon  seit  einiger  Zeit  entdeckte  Hippo- 
lyte  Desmarestii  Millet  in  der  Mayenne,  Sarthe  und  anderen 
Flüssen  des  nordwestlichen  Frankreichs  (Ann.  sc.  nat.  XXV. 
1832.  pl.  10.  flg.  ß) ,  Dana's  chilesischer  Süsswasserkrebs 
Cryphiops  spinulosomanus,  endlich  die  blasse  augenlose  Höh- 
lengarnele (Troglocaris)  von  Adelsberg.     Genossin  der  lelz- 


*)  Die  beschriebenen  Arten  sind  im  K.  zoologischen  Museum 
zu  Berlin  und  die  Mehrzahl  auch  im  K.  Naturalienkabinet  zu  Stuttgart 
aufgestellt. 


Ud)er  einige  Fische  und  Crustaceen  Italiens.  189 

teren  ist  die  auch  erst  seit  Kurzem  entdeckte  Monolistra;  diese 
war  bis  jetzt  im  süssen  Wasser  der  einzige  bekannte  Reprä- 
sentant der  Isopodes  nageurs  M.  Ed.  (Cymolhoidea  Dana), 
wohin  Sphaeroma  gehört. 

Ebenso  sind  mehrere  Familien,  welche  noch  im  Millel- 
meergebiele  wie  in  dem  der  Nordsee  rein  marin  sind,  z.  ß. 
am  auffallendsten  die  Scoraberoiden ,    Haien   und   Rochen,  in 
der  Tropenwelt  auch  durch  3üsswasserformen  vertreten  (Mo- 
nocirrhus  polyacanthus  Heckel  im  Rio  Negro,  Carcharias  gan- 
geticus  M.  H.,  60  Stunden  oberhalb  des  Meeres,  Pristis  Per- 
roteti  AI.  H.  im  Senegal,  Raja  fluvialilis  Harn.  Buch,  bei  Kam- 
pur 1000  engl.  Meilen  oberhalb  des  Einflusses  der  Fluth,  der 
von  Schomburgk  im  Magdalenenüusse  gefundene  Trygon). 
Die    ganze   Abtheilung    der    kurzschwänzigen   Krabben ,    im 
Meere  bis  Grönland  und  Spitzbergen  vorhanden ,  ist  erst  im 
subtropischen  Klima  durch  unsere  Thelphusa  im  süssen  Was- 
ser vertreten    und  erhebt  sich  in  ,Westindien    durch  die  Ge- 
carcinus  gar  zu  einem  bleibenderen  Verweilen  auf  dem  Lande. 
Unter  den  Muscheln  lebt  Area  scaphula  Bens,  bei  Humerpoor  am 
Jumna,   „1000  engl.   Meilen^«  vom  Meere  entfernt,  und  Pho- 
las  rivicola  Sovv.    im    süssen  Wasser    des  Flusses  Panlai,  12 
engl.  Meil.    über  seiner  Mündung,  in   schwimmendem  Holze. 
So  modificirt  sich  die   aus   den  Verhältnissen  unseres  Vater- 
landes uns  angewöhnte  Anschauung  von  der  Viertheilung  der 
Meer-   und    Süsswasserlhiere    in  verschiedene  Familien    bei 
der  fortschreitenden    Kenntniss    mehr  und  mehr,  und  es  er- 
hebt sich  uns  die  Frage,  welche  aus  den  zahlreichen  Formen 
der  Wasserthiere  überhaupt   dem    einen    der   beiden  Medien 
ausschliesslich  eigenlhümlich  bleiben,  wie  weit  überhaupt  der 
Aufenthalt  mit  der  systematischen  Stellung,  d.  h.  mit  den  Mo- 
difikationen   der  Organisation,   Hand    in    Hand  gehen  ,    eine 
FragCj  die  namentlich    auch  für  die  Geologie    von  Interesse 
ist.     Um  nicht  zu  einem  ganz    negativen  Resultate  zu  gelan- 
gen, wird  es  passend  sein,  von  den  manchfalligen  Mischun- 
gen und  Uebergängen    beider    Elemente,  wie  sie  Flussmün- 
dungen und  Salzseen  im  Kleinen,  die  Ostsee  und  das  kaspi- 
sche  Meer  im  Grossen    darbieten ,    ganz  abzusehen  und  nur 
den  Gegensatz  von  Flüssen    und  Binnenseen  süssen  Wassers 
mit  dem  offenen    Meere   festzuhalten.      Auch  auf  die  Unter- 


190  V.  Märten Si 

Scheidung  der  Familien,  deren  Arten  alle  im  Meere  leben  und 
von  denen  nur  zeitweise  einige  in  das  süsse  Wasser  auf- 
steigen (z.  B.  Alosa)  ,  von  denen  ,  welche  einzelne  ständige 
Repräsentanten  in  diesem  Medium  besitzen  (z.  B.  Lota),  müs- 
sen wir  absehen,  da  von  manchen  und  theilweise  gerade  den 
interessantesten  fremden  Flussfischen,  es  nicht  bekannt  ist,  ob 
sie  aufsteigend  oder  ständig  sind.  Mit  diesen  Einschränkun- 
gen und  natürlich  mit  der  noch  bedeutenderen  unserer  ge- 
genwärtigen Kenntnisse  ergiebt  eine  Zusammenstellung  der 
Süsswasserthiere  unter  den  Fischen,  Crustaceen  und  Mollus- 
ken nach  Familien  einerseits  und  klimatischen  Zonen  ande- 
rerseits folgende  Tabelle,  zunächst  für  die  alte  Welt,  wobei 
aber  die  nur  in  der  anderen  Hemisphäre  vorkommenden  mit 
der  entsprechenden  Bezeichnung  N.-Am.,  S.-Am.  oder  Auslr. 
(Nordamerika ,  Südamerika  ,  Australien)  eingeschaltet  sind. 
Island  schliesst  sich  in  Beziehung  auf  Süsswasserthiere  noch 
an  die  hochnordischen  Länder  an;  Mittel  -  Europa  ist  nach 
Süden  bis  zum  Hauptzuge  der  Alpen  ,  Aegypten  und  auch 
Syrien  (wegen  Mastacemblus)  zur  heissen  Zone  gerechnet. 

0  bedeutet,  dass  diese  Familie  in  dieser  Zone  gar  nicht 
vorkommt. 

m  bedeutet ,   dass    diese    Familie  in   dieser    Zone   nur 
im  Meere  vorkommt. 

—  bedeutet,  dass  diese  Familie  in  dieser  Zone  in  Meere 
und  Süsswasser  vorkommt. 

f    bedeutet,  dass  diese  Familie  in  dieser  Zone  nur  im 
süssen  Wasser  vorkommt. 

Die  Klammern  bedeuten  seltenes,    mehr  zufälliges  Vor- 
kommen. 

Die  cursiv  gedruckten    sind    ausschliessliche  Süsswas- 
serfamilien. 


üeber  einige  Fische  und  Crustaceen  Italiens. 


191 


II 


m 


IV 


£*isce§« 


Dipnoi : 


Acanthopteri 


Anacantcini 


Pharyngonathi 


Pliysostemi 


Plectognalhi 
Lephelranchii 


Ganoidei 

Plagiostomi 
Cyclostomi 


■ 

ii 

es    > 
^   es 

Mittel  - 
Europa. 

Süd- 
Europa. 

Heisse 
Zone. 

5    3 

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Sirenoidei  .     . 

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Sciaenoidei 

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(N.-Am. - 
Austr.  -) 

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Atberinoidei 

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m 

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Notacanthini  ^) 

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Scomberoidei 

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Blennioidei 

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Gobiordei    .     . 

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Gadini     .     .     . 

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Chromides  . 

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Scomberesoces. 

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m 

m 

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Siluroides  .     . 

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(N.-Am.-) 

0 

(N.-Am.-) 

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Loricariae 

0 

^       0 

0 

0 

t 

Cyprinoidei 

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t 

Characini  . 

0 

0 

0 

0 

t 

Cyprinodontes 

0 

0 

0 

0 

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Mormyri     . 

0 

0 

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0 

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Esoces    . 

0 

-i 

t 

0 

Galaxiae 

0 

S.-A.t 

Austr.  -J- 

0 

0 

Salmones    .     . 

— 

— 

— 

f 

0 

Clupeoidei 

m 

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— 

- — 

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Uyodo7iles  Yal. 

0 

0 

1 

N.-Am.  i 

N.-Am.  i 

i 

Elopes  Val.     . 

0 

0 

0 

0 

— 

Ileleropygii 

0 

0 

N.-Am.  t 

0 

0 

Muraenoidei    . 

— 

■ — 

— ~ 

"~~ 

Gymnolini 

0 

0 

0 

0 

i 

^  Symbranchii    . 

0 

0 

0 

0 

— 

Gymnodontes  . 

0 

(m) 

(m) 

m 

-') 

Lophobranchii 

0 

m 

m 

m 

-') 

[  Folypterini . 

0 

0 

0 

0 

i 

1 

1  Lepidosleim 

Amine    .     .     . 

0 

0 

0 

N.-Am.  i 

Am. -V 

0 

1          ^ 

0 

N._Am.  t 

0 

Acipenserini    . 

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Spatulariae      . 

0 

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N.-Am.  t 

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Squali    .     .     . 

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Rajae     .     .     . 

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—  *) 
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Petromyzones 

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— 

192                                              V.  Martensi 

1 

II 

III 

IV 

V 

^-»     CO 

ii 

Mittel  - 

Süd- 

4}       • 
«3     OJ 
CO    C 

Crustacea^}. 

1^ 

CA    S 

Europa. 

Europa. 

*5  o 

- 

.Brachyura  im 

_,,,,,         1     Allgem.  .     . 
Podophthalma  )nelphminea    . 

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JAstacidea    .     . 

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1  Idoteidea     .     . 

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(S.Am.-'o) 

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Tetradecapoda  )  Oniscidea    .     . 

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Gammaridea     . 

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Cyclopoidea    . 

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— 

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Daphnoidea 

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^Gnathostoma  (  Cyproidea 

—  " 

— 

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JArtemioidea     . 

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lApodoidea 

— 

— 

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'  Limnadioidea 

0 

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Cormostoma  {Caligoidea        . 
l  Lernaeoidea    . 

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jflolluäica« 

- 

-     .            ,        Melaniacea  ^^) 

0 

0 

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t 

t 

Gasteropoda    U^i^dmacea^^) 

0 

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1 

t 

Gasteropoda  1  Limnaeacea     . 
pulmonala  )Atnpullariacea 

i 

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0 

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N.-Am.  t 

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i  Mytilaceä    .     . 

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lArcacea 

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Conchifera  JCydadea    .     . 

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^Pholadea    .     . 

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-*) 

Bemerkungen. 

1.  Tropische  Süsswasser-  Gasterosteus  oder  —  Coltus 
sind  mir  nicht  bekannt. 

2.  Schmarda  (geogr.  Verbreitung  d.  Thiere  p.  59) 
spricht  von  Meeräschen  im  Teiche  beiArcach,  dieser  ist  mir 
unbekannt;  in  einem  See  bei  Arquä  (unweit  Padua,  in  den 
Euganeen)  sollen  nach  einer  Volksage  Meerfische  leben.  Mu- 
gilarten  werden  in  Italien  oft  in  ßrackwasserteichen  gehegt, 
SO  bei  Malamocco    und  ziehen    in  Frankreich   häufig  in  die 


Üeber  einige  Fische  und  Crustaceen  Italiens.  19^ 

Flussmündungen  (s.  Vale  nciennes)  ,  aber  ich  weiss  nicht, 
wie  weit  in  rein  süsses  Wasser  hinauf.  In  den  Tropenlän- 
dern kommen  Mugil  liza,  Nestis  und  Dajaus  im  süssen  Was- 
ser vor. 

3.  Campylodon  im  Grönländischen  Meere,  Mastacemblus 
in  indischen  Flüssen  und  schon   bei  Aleppo  (Russell). 

4.  S.  oben  p.  189. 

5.  Platessa  flesus  steigt  in  Schweden  nach  Nilsson 
bis  zu  den  Torfmooren  von  Jaeravallen,  vermuthlich  dieselbe 
im  Rheine  bis  Bonn,  wie  mir  Dr.  Günther  nach  Fischer- 
aussagen mitzulheilen  die  Güte  hatte ,  die  nahe  verwandte 
Passara  (PI.  passer  Bp.)  den  Po  herauf  bis  in  die  kleinen 
Flüsschen  Tartaro  und  Molinella,  worauf  schonPoIlini  (I.e. 
p.  22)  aufmerksam  machte.  Ueber  PI.  limanda  und  solea  s. 
Schmarda  I.  c.  p.  148.  Ob  in  der  heissen  Zone  auch  auf- 
steigende Arten  vorkommen,  ist  mir  nicht  bekannt,  im  Brack- 
wasser des  Ganges  sind  einige  Arten  nach  Hamilton-Bu- 
chanan  häufig  und  gehen  nach  demselben  aufwärts  so  weit 
die  Fluth  reicht. 

6.  Belone  cancila  Harn.  Buch  und  caudimacula  Val.  in 
Ostindien.  Hemirhamphus  far  Rüpp.  steigt  nach  Prof.  Pe- 
ters in  Mossambique  in  die  Flüsse  auf. 

6b.  Galeichthys  marinus  Mitchill  (Parrae  Val.)  bei  Cuba 
und  New-York,  G.  feliceps  am  Cap ,  Plotosus  lineatus  Yal. 
vom  rothen  Meere  bis  zu  den  Freundschaflsinseln  sind 
Meerfische. 

7.  Tetrodon  fahaca  Forsk.  im  Nil ,  andere  Arten  im 
Ganges. 

8.  Sygnalhus  deocata  Ham.  Buch  im  Kawarlayiflusse 
(nördl.  Bengalen),  S.  Zambezensis  und  argulus  Peters  in  Mos- 
sambique. 

9.  üeber  die  Vertheilung  der  Meer  -  Crustaceen  hat 
Dana  am  Schlüsse  seines  grossen  Werkes  die  reichhaltigste 
Uebersicht  gegeben,  die  ich  hier  mit  Freuden  benutzte;  seine 
frigid  Zone  entspricht  hier  Nro.  I ,  subfrigid  II,  cold-tempe- 
rate  und  subtemperate  III,  temperate  (das  mittelländische  Meer, 
und  warm-temperate  IV,  subtorrid  und  torrid  V. 

10.  Chaetilia  ovata  Dana  in  Chile  ist  ein  Süsswas- 
serthier. 

Archiv  f.  Naturgesch.  XXIIl.  Jahrg.  1.  Bd.  \  3 


194  y.  M  a  r  l  e  n  s  J    ^ 

11.  Jaßra  teach  ,  ein  marines  fienus  der  Unlerabthei-  • 
Jung  Aseliidae,  dessen  Arien  von  Grönland  bis  in  die  warme 
gemässigte  Zone  sich  finden.  Das  Vorkommen  des  Asellus 
in  Grönland  ist  zweifelhaft;  Fabricius  sah  ihn  nicht  selbst ; 
von  den  Tropengegenden  weiss  man  gar  nichts  aus  dieser 
Unlerablheilung. 

12.  Die  „Salzkrebse"  (Artemia)  sind  allerdings  keine 
Süssvvasserthicre ,  aber  leben  ebenso  wenig  im  Meere.  Die 
übrigen  Glieder  dieser  Abtheilung  sind  Susswasserlhiere  z.  B. 
Branchipus. 

13.  Ich  folge  hier  W  0  0  d  war  d's  Eintheilung,  wonach 
der  Spirale  Deckel  den  Unterschied  zwischen  beiden  Familien 
macht ,  Cl»iernach  müsste  Hydrobia  Hart^;n.  und  Lühoglyphus 
Mhlfld  zu  den  Melaniaceen) ,  giaube  aber,  dass  die  Abgrän- 
zung  derselben  von  den  Litoriniden  kaum  zu  billigen  ist  und 
nur  wegen  des  Unterschiedes  im  Vorkommen  gewagt  wurde. 
Namentlich  dürfte  eine  so  weite  Trennung  zwischen  den 
glatten  Rissoen  (Paludinelip  Loven,  Beck)  von  Hydrobia  HarUn. 
(Amnicola  Haldeman,  Paludinella  J.  C.  Schmidt)  nicht  zu  biW 
ligen  sein. 

14.  Hieher  nach  Wopdwopd  die  afrikanische  Gala- 
thea.     Die  Aetherien  stallt  derselbe  zu  den  Najaden. 

15.  Novaculina  gangetica  Bens.,  vielleicht  auch  nur  im 
Brackwasser ,  wie  Potamoraya  (Corbulacea)  und  Gnalhodon 
(Mactracea). 


An  diese  Tabelle  knüpfen  sich  folgende  Betrachtungen: 
A.  Rechnet  man  nun  für  jede  Zone  die  in  derselben 
vorkommende!)  marinen  Familien  hinzu,  (bei  den  Crustaceen 
nahm  ich,  um  nicht  zu  sehr  zu  zersplittern,  nur  Dana's 
nächsthöhere  Abtheilungen  auf-  inea  oder  oidea  ,  nicht  die 
Familien  auf-idae)  so  ergiebt  sich  als  Anzahl  der  Familien: 

im  Ganzen,         gemein-  ausschliesslich  im 

schaftl.  Meer       Süsswasser 

für  die  Fische     ...     55                23  16             16 

Crustaceen  .     .     44                 10  29         *    3 
Schnecken  und 

Muscheln     .     .     52                  6  40              6 


Üeber   einige  Fische  und  Cruslaceen  Italiens.  1^ 

Also  nur  bei  den  Fischen  ist  die  Anzahl  der  Süsswasser- 
und  Meerfische  gleich,  und 'lösen  wir  hier  die  Plagiostomen, 
die  oben  der  Uebersicht  halber  nur  als  Rajae  und  Squali  auf- 
geführt sind,  in  die  16  oder  21  Familien  J.  Müller's  auf; 
wovon  nur  4  auch  im  süssen  Wasser  vorkommen,  so  ergiebl 
sich  auch  hier  ein  entschiedenes  Uebergewicht  der  Meerthiere. 

Nach  den  Zonen  verlheilen  sie  sich  folgendermassen  ; 

I.     Für  die  kalte  Zone: 

a)  gemein-     b)  ausscliliesslich  im      Verhältniss  von 
schaftlich         Meer       Süsswasser  a  zu  b. 

bei  den  Fischen          3  15  0  1:5 

„       „     Cruslaceen     3  17  l  1:6 
„      „     Schnecken 

und  Muscheln      .0  27  3  1  :  ao 

IL     Für  die  kältere  gemässigte  Zone: 

a)  gemein-     b)  ausschliesslich  im       Verhältniss  von 
schaftlich         Meer       Süsswasser  a  zu  b. 

bei  den  Fischen      .8  19  2  1  :  Si% 

Cruslaceen     7  24  1  1  :  sy^ 


„     Schnecken 

und  Muscheln       0  34  5  1 


QO 


III.     Für  die  mittlere  gemässigte  Zone: 

a)  gemein-  b)  ausschliesslich  im  Verhältniss  von 
schaftlich         Meer       Süsswasser  a  zu  b. 

bei  den  Fischen      .11  18  4  1:2 

„      „     Cruslaceen     8  28  3  1  :  SVg 

^       „     Schnecken 

und  Muscheln       1  39  6  1  :  45 

IV.     Für  die  wärmere  gemässigte  Zone : 

a)  gemein-     b)  ausschliesslich  im       Verhältniss  von 

ser  a  zu  b. 

1   :  2V„ 
1  :  3y, 

1  .-  24% 


schaftlich 

Meer 

Süss^ 

bei  den  Fischen     .   11 

19 

7 

„      „     Crustaceen     9 

25 

4 

„       „     Schnecken 

und  Muscheln       2 

43 

6 

19Ö  V.  MaitensJ 

V.     Für  die  heisse  Zone: 


a)  gemein- 

b) 

ausschliesslich 

im 

Yerhältniss  von 

schaftlich 

Meer 

Süsswasser 

a  zu  b. 

»ei 

den  Fischen     .  16 

21 

11 

1   ;  2 

» 

„    Crustaceen     5  ? 

2Ö 

5 

1   :  ÖV5? 

» 

^     Schiieclien 

und  Muscheln       6 

40 

6 

1   :  7% 

Wir  sehen  demnach  von  der  kalten  zur  heissen  Zone 
eine  Zunahme  der  gemeinschaftlichen  Familien;  die  Ausnahme 
für  die  Crustaceen  der  heissen  Zone  dürfte  eine  nur  schein- 
bare sein,  durch  die  Unvollständigkeil  unserer  Kenntnisse  über 
die  tropischen  Süssvvasserthiere  bedingt.  Diese  Zunahme  ist 
nicht  nur  eine  absolute,  wie  sie  auch  die  ausschliesslichen 
Meer-  oder  Süsswasserfamilien  zeigen  und  wie  von  vorn 
herein  zu  erwarten  war,  sondern  eine  relative,  auf  Kosten 
der  ausschliesslichen.  Die  gemeinschaftlichen  bilden  einen 
grösseren  Bruchlheil  der  Gesammtzahl  der  in  derselben  Zone 
überhaupt  vertretenen  Familien. 

B.  Aber  auch  die  Zahl  der  ausschliesslichen  Süss- 
wasserfamilien nimmt  im  Verhältnisse  zu  den  auch  oder  nur  im 
Meere  lebenden  von  der  kalten  zur  heissen  Zone  zu  ,  sehr 
entschieden  bei  den  Fischen  (I  1  :  ex,  II  1  ;  iS%,  III   1  rOy^, 

IV  1  :  4y7 ,  V  1  :3y,i)j  immerhin  merklich  auch  bei  den 
Schnecken  und  Muscheln  (I  1  :  9,  II  1  :  6/5,  III  1  :  6V3,  IV 
1  :  7%)  und  bei  den  Krebsen  (l  1  :  20,  III  1  :  12,  IV  1  :S%, 

V  1  :  öy^). 

C.  Ebenso  nimmt  die  Zahl  der  im  süssen  Wasser  über- 
haupt vorkommenden  Familien  im  Verhältnisse  zu  den  im 
Meere  überhaupt  vorkommenden  zu,  so 

in     I  II  III  IV  V 

bei  den  Fischen     .     1:6     1 :  Sy^o     1:2  1  :  P/j     1 :  1  yg 

„       „Crustaceen    1:5     1 :  Syg       l:'d^/n    ^  -  ^'Vis    ^-'^Wo 


» 


Schnecken 


und  Muscheln      1:9     l:6y5       I :  öy^      l:ö%      i'-^Vo 
Wieder  bilden  also  die  tropischen  Süsswasscrcrustaceen 
(wohl  in  Folge  mangelnder  Kenntnisse)  die  einzige  Ausnahme. 


Ueber  einiffe  Fische  und  Crustaceen  Italiens.  197 


•o 


Es  ist  diese  Zunahme,  wie  die  unter  B.  die  Bestätigung  eines 
allgemeinen  Satzes,  welcher  auch  schon  folgendermassen  aus- 
gedrückt wurde :  das  organische  Leben  zieht  sich  gegen  die 
Pole  zu  von  dem  extremen  Klima  des  Landes  in  das  gleich- 
massigere  des  Meeres  zurücit.  Wo,  wie  in  Grönland  *) ,  das 
ganze  Binnenland  eine  beständige  Eismasse  ist,  nur  an  den 
Küsten  und  Buchten  der  Wechsel  von  Aufthauen  und  Gefrie- 
ren eintritt,  da  wird  die  Süsswasserfauna  nicht  sehr  reich- 
haltig sein. 

D.     Unter  den  Familien  des  süssen  Wassers  selbst  ver- 
halten sich  die  ausschliesslichen  zu  den  gemeinschaftlichen 

in         I  II  111  IV  V 


bei  den  Fischen 

l:ao 

1:4 

1:2% 

1 :  V% 

1:173 

j,       „     Crustaceen  . 

1:3 

(1:7) 

\:2% 

t:2V4 

1:1? 

„      „     Schnecken 

und  Muscheln     . 

1:0 

1:0 

1:% 

l:Vs 

1:1 

Es  findet  also  hier  ein  auffallender  Gegensatz  zwischen  Fi- 
schen und  Mollusken  Statt,  bei  ersteren  überwiegen  überall 
die  gemeinschaftlichen  Familien  über  die  ausschliesslichen 
(allerdings  nicht  an  Artenzahl) ,  aber  dieses  Uebergewicht 
nimmt  von  der  kalten  Zone,  wo  es  gar  kein  Gegengewicht 
findet,  zum  Aequator  fortwährend  und  bedeutend  ab,  bei  den 
Mollusken  überwiegen  die  gemeinschaftlichen  nie  die  aus- 
schliesslichen, aber  ihr  Verhällniss  zu  diesen  nimmt  in  der- 
selben Richtung  von  0  bis  zur  Gleichheit  zu;  bei  beiden  Klas- 
sen also  findet  in  der  Richtung  zum  Aequator  eine  fortschrei- 
tende Ausgleichung,  aber  nach  den  Polen  eine  Divergenz  in 
entgegengesetztem  Sinne  statt ,  indem  hier  unter  den  Fischen 
die  gemeinschaftlichen  Salomonen,  unter  den  Mollusken  die 
ausschliesslichen  Limnaeen  und  Pisrdien  herrschen,  jene  ge- 
rade durch  ihr  Wandern,  diese  durch  den  Winterschlaf  vor 
dem  Froste  geschützt. 

E.  Es  giebt  Familien  ,  welche  in  der  einen  Zone  ge- 
meinschaftlich, in  einer  anderen  ausschliesslich  sind,  von  den 
4  hier  möglichen  Fällen  finden  sich 


*)    S.    R  i  n  Ii  ,    Grönland    geographisk    og  Statistik   beskrevet. 
Kjöbnhavn  1857.  8. 


198  ▼'  Mareens: 


bei  den     Crusta-     Mollus- 
Fischen       ceen         ken. 


a)  ausschliesslich  marin  in  einer  käl- 
teren Zone,  als  in  der,  wo  sie  ge- 
meinschaftlich sind 17  6  5 

b)  ausschliesslich  im  süssen  Wasser 
in  einer  kälteren 

c)  ausschliesslich  marin  in  einer  wär- 
meren      5  2 

d)  ausschliesslich  im   süssen  Wasser 

in  einer  wärmeren 1 

Von  diesen  mag  das  Vermisstwerden  der  Blennioiden, 
Pleuronectiden  und  Apodoiden_,  vielleicht  auch  das  der  Athe- 
rinen,  Idoleiden  und  Cymolhoiden  in  den  süssen  Gewässern 
der  Tropenzone,  so  wie  das  der  Sciaenoiden  in  der  subtro- 
pischen ,  der  Lernaeoiden  und  Cyclopoiden  in  der  kalten, 
nur  auf  dem  Mangel  unserer  Kenntnisse  beruhen,  wodurch  in 

a)  zwei,  in  c)  und  d)  alle  Beispiele  wegfallen  würden.     Für 

b)  liefert  auch  der  Wels  in  der  alten  Welt  einen  eclatanten  Fall, 
aber  in  Amerika  findet  sich  in  derselben  Zone  auch  ein  Meer- 
wels (Galeichthys  marinus  Mitchj.  Ueberhaupt  bieten  die 
Siluroiden  und  etwa  noch  Pelromyzon  die  einzigen  Beispiele 
einer  vorwiegend  im  süssen  Wasser  lebenden  Familie  mit  ein- 
zelnen Repräsentanten  im  Meere;  die  anderen  gemeinschaft- 
lichen Familien  verhalten  sich  in  der  Regel  umgekehrt. 

Von  den  unter  a)  begriffenen  Familien  treten  in  den 
einzelnen  Zonen  zuerst  im  süssen  Wasser  auf    . 


in 

11 

III 

IV 

V 

bei  den  Fischen 

4 

2 

d 

8 

„      „     Crustaceen 

3 

2 

1 

„      -     Schnecken  und  Muscheln 

1 

2 

3 

Diese  Erscheinung  ist  also  bei  den  Fischen  am  auffal- 
lendsten und  regelmässigsten  (Gadini,  Clupeoidei,  ßlennioidei, 
Lophobranchii);  sie  tritt  bei  den  Crustaceen  nach  unseren  ge- 
genwärtigen Kenntnissen  schon  in  der  gemässigten  Zone  (Ca- 
rideen,  idoteiden,  Cymothoiden) ,  bei  den  Mollusken  erst  in 
der  Tropenzone  deutlicher  hervor;  dass  sie  in  Zone  II  und  V 
die  meisten  Beispiele  zeigt ,  beruht  wohl  darin ,    dass  II— IV 


lieber  einige  Fische  und  Crustaceen  Italiens.  1^9 

nur  Ünterabtheilungen  der  einen  gemässigten  Zone  sind,  also 
nur  II  und  V  das  Auftreten  einer  neuen  Hauplzone  be- 
zeichnen. 

Hieraus  lassen  sich  folgende  Sätze  für  die  genannten 
vier  Klassen  formuliren  ; 

1.  Die  Mehrzahl  der  Familienformen  sowohl  überhaupt 
als  in  jeder  Zone  ist  einem  der  beiden  Medien  ausschfioss- 
lich  eigen  (A}. 

2.  Die  Susswasserbewohner  sind  sowohl  überhaupt  als 
in  jeder  Zone  einförmiger  (und  weniger  zahlreich)  als  die 
Meerbewohner'(C). 

3.  Die  Susswasserbewohner  nehmen  vom  Pole  gegett 
den  Aequalor  nicht  nur  absolut,  sondern  auch  relativ  im 
Verhältnisse  zu  den  Meerbewohnern,  an  Mannichfalfigketf  der 
Formen  (und  an  Zahl)  zu  (C). 

4.  Diese  Zunahme  beruht  ebensowohl  auf  Entvvicke- 
lung  neuer  eigenlhümlicher  Formen ,  als  auf  Theilnahme  an 
den  marinen  (D). 

5.  Die  Aehnlichkeit  der  einzelnen  Süsswasserthiete 
mit  einzelnen  Meerthieren  nimmt  vom  Pole  ^agen  den  Aequa- 
tor  ab  (ß)- 

6.  Die  Aehnlichkeit  der  gesammten  Süsswasserfauna 
mit  der  gesammten  Meerfauna  nimmt  vom  Pole  gegen  den 
Aequalor  zu  (A). 

Der  scheinbare  Widerspruch  der  beiden  vorhergehen- 
den Sätze  erklärt  sich  dadurch,  dass  im  ölen  die  ausschliess- 
lich marinen  Familien  gar  nicht  in  Betracht  kommen,  im  6len 
aber  so  gut  wie  die  ausschliesslichen  Süsswasserformen  den 
negativen  Faktor  bilden. 

7.  Zahlreiche  Familienformen  sind  in  kälteren  Gegen- 
den ausschliesslich  marin,  in  wärmeren  (auch  vorherrschend 
marin  ,  aber  durch  einzelne  Arien)  auch  im  süssen  Wasser 
vertreten  (E). 

Hieher  gehören  namentlich  auch  diejenigen  Thiere,  welche 
die  Veranlassung  zu  vorliegendem  Aufsatze  geworden  sind. 

Obige  Sätze  gelten  natürlich  nur  insofern,  als  die  der 
Rechnung  zu  Grunde  gelegten  Familien  innerhaflb  jeder  Klasse 
für  gleichwerlhig  in  Bezug  auf  die  Aehnlichkeit  ihres  Baues 
gellen  können.    Fortschritte  in  der  Systematik  können  daher 


200  V.  Martensj 

ebensowohl  als  solche  in  der  Faunenlienntniss ,  die  nament- 
lich für  die  Tropenwelt  noch  so  sehr  mangelhaft  ist,  diesel- 
ben modificiren.  Eine  Vergleichung  der  drei  Klassen  unter 
sich  ,  wonach  innerhalb  jeder  Zone  die  Aehnlichkeit  zwi- 
schen der  Molluskenfauna  des  Meeres  und  des  süssen  Was- 
sers geringer,  als  die  der  Crustaceen  und  diese  geringer  als 
die  der  Fische  sich  ergiebt ,  würde  auch  die  Gleichwerlhig- 
keil  der  angenommenen  Abtheilungen  in  allen  vier  Klassen 
zugleich  voraussetzen,  was  allerdings  eine  Sache  des  subjek- 
tiven ürlheils  bleiben  wird.  Hätte  ich  z.  B.  für  die  Crusla- 
ceen  die  zahlreichen  Unterabtheilungen,  welche  Dana  Fa- 
milien nennt,  zu  Grunde  gelegt,  so  wären  die  Zahlen  für 
die  Süsswasserbewohner  um  weniges,  die  für  die  Meerbe- 
wohner bedeutend  grösser  ausgefallen,  weil  auch  unter  diesen 
Unlerabtheilungen  wieder  die  Meerlhiere  vorherrschen;  in- 
nerhalb jeder  einzelnen  Zone  wäre  daher  die  Verhältnisszahl 
der  Süsswasser-  zu  den  Meerbewohnern  eine  kleinere  gewor- 
den ,  das  Zu-  oder  Abnehmen  nach  den  Zonen  hätte  sich 
aber  nicht  oder  nur  unwesentlich  geändert.  Steigt  man  noch 
höher  in  der  Stufenleiter  der  Eintheilungen ,  so  wird  die 
Uebereinslimmung  zwischen  beiden  Medien  numerisch  immer 
grösser,  aber  die  noch  bleibenden  Differenzen  immer  wesent- 
licher. So  schon  bei  Betrachtung  der  Ordnungen  :  unter  den 
14,  welche  J.  Müller  für  die  Klasse  der  Fische  angenom- 
men hat,  sind  nur  fünf  und  gerade  die  sehr  artenarmen  (zu 
1 — 3  Genera  mit  nicht  viel  mehr  Species)  auf  das  eine  der 
beiden  Medien  beschränkt,  die  Sirenoidei  und  Ganoidei  ho- 
loslei  auf  Süsswasser,  die  Holocephali  (Chimaera) ,  Hypero- 
treti  (Myxine)  und  Leptocardii  (Amphioxus)  *")  auf  das  Meer. 
Unter  Dana's  grösseren  Abtheilungen  der  Crustaceen 
sind  zwar  der  Zahl  nach  die  Hälfte,  7,  dem  Meere  eigen- 
thümlich:  Anomura,  Stomapoda,  Schizopoda,  Aploopoda,  Ani- 
sopoda,  Merostoma ,  Cirripedia,  aber  es  sind  dieses  durch- 
gängig die  weniger  artenreichen ;  keine  ist  dem  süssen  Was- 
ser eigenthümlich ,  von  den  drei  Hauptabtheilungen  Podoph- 
thalma  ,  Edriophthalma  und  Cirripedia  sind  2  gemeinschaftlich. 
Bei  den  Anneliden  finden   wir  im  Gegentheile  nicht  nur  die 

*)  Einen    leider    nicht    vollständig    erhaltenen    Arnphioxug    aus 
Ceylon  hat  das  Berliner  Museum  durch  Hrn.  Nietn  er  erhalten. 


Ueber   einige  Fische  und  Crustaceen  Italiens.  201 

Mehrzahl  der  Ordnungen  (3  gegen  2  nach  Grube),  sondern 
unter    diesen    auch    die    bei  weitem    entwickeltste   und  zahl- 
reichste   ausschliesslich   marin.     Bei  den  Gasteropoden  über- 
wiegen ebenfalls  die  ausschliesslich  marinen  Ordnungen  und 
hallen   den  gemeinschaftlichen   und  den    dem  Meere  fremden 
zusammen    die  Waage,    so    nach    TroscheTs    Eintheilung 
die  5:  Heteropoda-,  Cyclo-,  Noto-,  Monopleuro- und  Hy- 
pebranchiata,  gegen  die  2  gemeinschaftlichen  Ctenobranchiata 
und  Rhipidoglossata  sammt   den   dem  Meere  fremden  Pulmo- 
nata  und  Pulmonata  operculata,  (er  schliesst   aber  die  Hele- 
ropoda  aus),  in  den  neueren  englischen  Systemen,  z.  B.  bei 
Wood  ward,  die  2  marinen  :  Nucleobranchiata  und  Opistho- 
branchiata,  gegen  die  gemeinschaftlichen  Prosobranchiata  und 
die  dem  Meere  fremden  Pulmonifera,  aber  doch  zählen  immer 
von  den  zwei  zahlreichsten  Ordnungen    die  eine  zu  den  ge- 
meinschaftlichen ,    die    andere    zu    den    dem  Meere  fremden, 
(abgesehen  von  den  an  der  Gränzscheide  lebende  Auriculen, 
Onchidien  und  Amphibola).      Eine   wesentliche  Verschieden- 
heit  nach    den    Zonen  findet    für  die   Ordnungen    nur  noch 
bei  den  Fischen  statt,  indem  gerade  die  zwei  ausschliesslich 
dem  Süsswasser  eigenen  (Sirenoidei,  Ganoidei  holostei)  den 
kälteren  Gegenden  fehlen;  unter  den  Gasteropoden  fehlen  der 
kalten  Zone  ebensowohl  die  marinen  Heteropoden  (Nuclebran- 
chiata)  als  die  dem  Meere   fremden  Lungendeckelschnecken, 
unter  den  Crustaceen  nur  die  artenarme  Abtheilung  der  Me- 
rostoma  (Limulus),  denren  nördlichster  bei  Boston  vorkommt. 
Von   den  wesentlich    im  Wasser  lebenden   Thierklassen 
überhaupt  (oder  Unterklassen,  je  nach  den  verschiedenen  Sy- 
stemen) finden   wir  11":  die  Polycystinen,  Anthozoen,  Acale- 
phen,  Ctenophoren  und  Siphonophoren,  Echinodermen,  Tuni- 
caten,  Brachiopoden ,  Pteropoden,    Heteropoden    und  Cepha- 
lopoden  ausschliesslich  marin,  und  ebenso  viele,  nämlich   ne- 
ben den    4  schon  erörterten  noch    die    Infusorien    und  Rhi- 
zopoden,  Hydroidpolypen,  Räderlhiere,  Bryozoen,  Turbellarien 
und  Anneliden    beiden    Medien    gemeinschaftlich  ,    worunter 
übrigens    wieder  sehr   artenreiche   Abtheilungen    rein  marin, 
(Sertularinen,  die  Bryozoa  stematopoda  *)  und  die  zahlreiche, 

*")  Doch  soll  nach  Duraorti  er  und  vanBenedendas  Süss^ 
Wassergenus  Paludicella  hieher  gehören. 


202  V.  Martenst 

höchst  entwickelte  vielnamige  Ordnung  der  Anneliden),  wäh- 
rend nur  wenige  artenarme  Abtheilungen  dem  süssen  Was- 
ser eigen  sind  wie  die  Arm-  und  Federbuschpolypen  (Hy- 
drina und  ßryozoa  lophopoda),  dann  die  Planarien  im  eng- 
sten Sinne. 

Die  Batrachier  sind  das  einzige  Beispiel  einer  Thier- 
klasse,  welche  dem  Meere  ganz  fremd  ist,  und  doch  sind  sie, 
wenigstens  zeitweise,  wasserathmend;  denn  man  kennt  wohl 
Meerschildkröten,  Meereidechsen  (Darwin's  Amblyrhynchus 
crislalus  auf  den  Gallapagosinseln)  und  Meerschlangen  (Hydro- 
phis,  nicht  die  berüchtigte  norwegisch  -  amerikanische),  aber 
trotz  Seba  und  Schillers  Taucher  keine  Meerkröte  oder  Meer- 
molch. Bei  den  nur  luftathmenden  Klassen  endlich  leben 
von  Reptilien  und  Säugthieren  Repräsentanten  beständig  im 
Meere  ,  von  den  Vögeln  und  Insekten  wagen  sich  nur  ein- 
zelne zeitweise  in  und  unter  das  Wasser,  sow^ohl  süsses  wie 
salziges,  leben  aber  wesentlich  über  demselben;  von  den  In- 
sekten gehört  hauptsächlich  der  von  Audouin  beobachtete 
kleine  flügellose  Carabicine  (Blemus  fulvescens  Nouv.  Ann. 
du  Mus.  III.  p.  117)  hieher,  welcher  unter  Steinen  während 
der  Fluth  verborgen  bleibt  und  an  Stellen  lebt,  die  nicht  bei 
jeder  Ebbe  entblösst  werden;  die  anderen  sogenannten  Meer- 
insekten leben  meist  nur  in  Brackwasser  oder  treiben  sich 
auf  seiner  Oberfläche  herum ,  wie  Halobates  analog  unserer 
Hydrometra.  Für  die  Arachniden  hängt  die  Beantwortung  der 
Frage  nach  Meerthieren  von  der  anderen  ab,  ob  die  Pycno- 
goniden  einbegriff'en  werden,  die  neuesten  und  gewichtigen 
Stimmen  bejahen  dieselbe.  Bei  den  Myriapoden  ist  das  Vor- 
kommen von  Glomeris  ovalis  im  Meere  sehr  problematisch, 
jedenfalls  lebt  er  nicht  in  Oceano  Europaeo ,  wie  Linne 
sagte ;    auch  Süsswasserthiere    kennen  wir  unter  ihnen  nicht. 

Für  die  Klassen  v/ürde  also  die  Zahl  der  ausschliess- 
lichen und  der  gemeinschaftlichen  sich  nahezu  ausgleichen. 
,Von  den  etwa  7  Haupttypen  des  Thierreichs  dagegen  ist  nur 
einer,  der  der  Echinodermen,  ausschliesslich  marin,  die  an- 
deren mit  dem  süssen  Wasser  und  die  Mehrzahl  (4)  auch 
mit  dem  Lande  gemeinschaftlich,  keiner  fehlt  dem  Meere. 
Wir  dürfen  also  im  Allgemeinen  den  Satz  aufstellen,  dass 
aus  der  Familien-Uebcreinstimmung  eines  Thiers  unbekann- 


Ueber  einige  Fische  und  Crustaceen  Italiens«  203 

ter  Herkunft  mit  einem  bekannten  in  der  Mehrzahl  (bei  den 
Crustaceen  in  drei  Vierteln ,  bei  den  Mollusken  in  beinahe 
neun  Zehnteln)  der  Fälle  ein  Wahrscheinlichkeits  -  (-Induk- 
tions-)  Schluss  auf  das  Vorkommen  des  unbekannten  erlaubt  ist, 
dass  dasselbe  für  einen  Bruchtheil  der  Ordnungen  und  Klassen 
gilt,  welcher  je  nach  dem  sie  umfassenden  Haupttypus  oft 
bis  zur  Hälfte,  bei  den  Echinodermen  bis  zur  Einheit  steigt. 
Umgekehrt,  in  der  Stufenleiter  der  Systematik  herab- 
steigend, ist  nur  eine  unbedeutende  Anzahl  der  Genera 
(im  heutigen  Sinne  =  Artengruppen),  selbst  bei  den  Fischen 
wahrscheinlich  nicht  über  Ein  Procent,  beiden  Medien  eigen- 
thümlich,  und  bei  den  Species  sinkt  dieselbe  bei  den  Mollus- 
ken und  Crustaceen  ,  einige  noch  zweifelhafte  Fälle  (Paludi- 
nella  thermalis  oder  acuta,  Gammarus  locusta)  ausgenommen 
auf  0  herab,  bei  den  Fischen  wird  nicht  nur  das  Vorkom- 
men des  Gasterosteus  trachurus  Cuv.  in  der  Nordsee  selbst 
von  di^n  dortigen  Ichthyologen  seit  Gronovius  bis  Nüs- 
sen behauptet,  sondern  wir  finden  auch  als  eigenthümliche 
Erscheinung  das  Wandern  von  Meerfischen  die  Ströme  auf- 
wärts um  zu  laichen,  und  seltener  das  der  Flussfische  in  das 
Meer  zu  demselben  Zwecke  (der  Aal,  vergl,  Spallanzanis 
Beobachtungen  in  Comacchio,  Georg  v.  Martens  Italien  II. 
p.  334).  Hier  sind  es  also  sogar  dieselben  Individuen,  wel- 
che abwechselnd  beide  Medien  bewohnen,  und  vielleicht  nicht 
einmal  alle,  denn  man  erzählt  von  mehreren  Seen,  dass  die 
aus  dem  Meere  eingewanderten  Zugfische  wegen  Mangels  der 
Strömung  den  Rückzug  nicht  mehr  finden  und  so  wie  ihre 
ganze  Nachkommenschaft  im  süssen  Wasser  bleiben;  ande- 
rerseits erwähnt  Nilsson  in  seiner  skandinavischen  Fauna 
bei  unserem  Maifische  (Alosa)  mit  keinem  Worte  des  Auf- 
steigens  in  süsses  Wasser,  dagegen  dass  sie  nach  Hr.  Malm's 
Beobachtungen  zwischen  den  Scheeren  von  Gothenburg  (Gö- 
theborg's  skärgard)  laiche.  Meersäugethiere  ziehen  auch  zu- 
weilen in  Flüsse  hinauf,  doch  weniger  regelmässig,  haupt- 
sächlich die  Fischzüge  verfolgend,  wie  es  G.  Simpson 
(Narrative  of  a  journey  round  Ihe  world  1841 — 42.  Aus  dem 
Engl.  Leipzig  1848. 1.  p.  219)  an  Robben  im  Oregonflusse  bis 
■zu  den  Stromschnellen  les  pelites  Dalles  beobachtete  ^  ob  der 
nach  E.  Boll  (in  dessen  Archiv  des  Vereins  für  Naturkunde 


204    V.  Martens:  Ueber  einige  Fische  und  Cruslaceen  Italiens. 

in  Meklenburg  10.  Heft  1856.  p.  73)  bei  Dessau  an  der  Elbe 
erlegte  Seehund  auch  hieherzu  rechnen  ist,  oder  vielleicht  ein 
durch  Menschen  transportirter  und  aus  deren  Gewahrsam  ent- 
kommener war,  blieb  bei  der  grossen  Entfernung  vom  Meere 
für  den  vereinzelten  Fall  zweifelhaft. 

Der  überwiegende  Reichthum  des  Meeres  erklärt  sich 
rieben  seiner  bedeutenderen  Ausdehnung  durch  seine  gleich- 
massiger  bleibende  Temperatur.  Die  süssen  Gewässer  ver- 
halten sich  hierin  zu  ihm,  wie  Continental-  zum  Insularklima, 
ihr  Temperaturwechel  ist  das  Haupthinderniss  ihrer  Bevölke- 
rung, das  in  den  kälteren  Zohnen  durch  Gefrieren  sein  Ma- 
ximum erreich!,  mit  der  Zunahme  der  Temperatur  nimmt  die 
Süsswasserbevölkerung  zu  ,  in  der  subtropischen  Zone  noch 
gehemmt  durch  theilweises  Austrocknen.  In  der  Tropenzone 
nähern  sich  die  Temperaturverhältnisse  der  süssen  Gewässer 
am  meisten  denen  des  Meeres  und  damit  auch  die  Bevölke- 
rung derselben. 

Erklärung   der   Abbildungen. 

TafellX.   Fig.  1.  Atherina  lacustrisBp.  vom  Albanersee  von  der  Seite. 

«       „       r     2.  „                „                „            „            von  oben. 

„       „       „     3.  Blennius  vulgaris  Pollini  vom   Gardasee. 

3a.  Dessen   Gebiss. 

„     3b.  Gebiss    des    Bl.  vulgaris   var.  (anticoius    Bp.)    vom 
Albanersee  ,  abnorm  die  Zahl  der  Zähne  ungleich. 

4.  Gobius  fluviatilis   Boneili?  von  Padua. 


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4a.  Dessen  Gebiss. 


„     4b.   Eine  Schuppe  desselben. 

5.     Derselbe  Fisch  von  unten. 
„     5a.  Dessen  vereinigte   Bauchflosse, 
ö       „       „     6.     Leuciscus  alburnellus  Filippi  vom  GardaSee. 
„        „       „     6a.   Schlundkiefcrzähne  desselben. 
Tafel  X.   Fig.   1.     Palaemon  lacustris  M.  vom   Gardasee. 
„       „       „     2.  „  Kopf  von  oben. 

„       „       „     3.  n  »  Fühler  des  ersten  Paares. 

4.  „  „  „         „     zweiten  Paares. 

5.  „  „  Fuss    des  ersten  Paares. 

6.  „  „  n       »     zweiten  Paares. 

7.  „  „  „       „   dritten  Paares. 

8.  „  „  „       „     fünften  Paares. 

9.  „  „  Schwanzflosse. 
„  10.     Sphaeroma    fossarum    M.    von    Foro    Appio    in   den 

pontinischen   Sümpfen. 
„   11.  „  „     Fühler  des  ersten  Paares. 

„  12.  „  „         „         ,j     zweiten  Paares. 


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ll^eitere  Ulittlieilung^eii  über    die   einiieiml- 
sehen  Cyelopiclen. 

Von 

Dr      C.     Claus 

in  Giessen. 

(Hierzu  Taf.  XI.) 


Die  Untersuchungen,  die  ich  im  vergangenen  Jahre  über 
Bau  und  Organisation  der  Cyclopiden  begonnen  halte,  soll- 
ten zu  einer  genauem  Kenntniss  der  Forrnverhallnisse  die- 
ser Geschöpfe  hinführen  und  zugleich  Anhaltspunkte  bie- 
ten, die  schon  längst  als  nothvvendig  erkannte  Zertheilung 
von  Cyclops  quadricornis  in  verschiedene  Arten  auszufüh- 
ren. Wenn  es  mir  nun,  wie  ich  glaube,  geglückt  ist,  eine 
Anzahl  in  sich  abgeschlossener  Lebensformen  aus  der  Reihe 
jener  Thiere  zu  sondern  und  auf  Grund  bestimmter ,  stets 
wiederkehrender  Eig-enthümlichkeiten  als  neue  Arien  zu  be- 
schreiben,  so  konnte  ich  mir  doch  nicht  im  Enlfernleslen 
einfallen  lassen,  die  zoologische  Kenntniss  jener  Geschöpfe 
bis  zu  einem  bestimmten  Abschlüsse  gebracht  zu  haben,  zu- 
mal ich  ja  nur  an  wenigen  Lokaliläten,  und  nicht  einmal  das 
ganze  Jahr  hindurch,  sondern  nur  im  Sommer  und  Herbst,  be- 
obachtet hatte.  Es  wird  daher  nicht  befremden  können, 
dass  ich  jetzt,  nachdem  ich  auch  im  Winter  und  Frühling 
Gelegenheit  fand,  die  Untersuchungen  fortzusetzen,  eine  An- 
zahl neuer  Species    hinzuzufügen  im  Stande  bin. 

Man  sollte  allerdings  vermuthen,  dass  alle  Arten  unse- 
rer kleinen  Geschöpfe  bei  so  geringen  Lebensbedürfnissen  zu 
jeder  Zeit  und  in  gleich  günstigen  Zahlenverhäitnissen  zu 
finden  seien ,  dass  das  Auftreten  der  einzelnen  Species  wohl 


206  Claus: 

an  bestimmte  Gegenden,  weniger  aber  au  verschiedene  Jah- 
reszeilen gebunden  sei.  Indess  enthält  jede  Jahres- 
zeit ihre  eigenen  Formen,  freilich  nicht  aus- 
schliesslich, aber  doch  in  vorwiegender  An- 
zahl und  EntWickelung.  Während  ich  im  Sommer  Cy- 
clops  brevicornis,  tenuicornis,  auch  hin  und  wieder  serrulatus, 
coronatus,  Leuckarti,  canlhocarpoides,  pennatus  beobach- 
tete, fand  ich  im  Herbst  C=  coronatus,  Leuckarti,  serrulatus 
in  grösserer  Menge  und  zuweilen  auch  Cyclops  brevicaudatus, 
eine  Species,  die  zur  Winterzeit  in  den  Gräben  der  Gies- 
sener  Umgegend  fast  ausschliesslich  sich  zeigte.  Ende  Februar 
und  im  März  traten  massenhaft*die  neu  beobachteten  Arten  auf, 
die  zugleich  mit  Cyclops  serrulatus,  brevicaudatus  und  Cyclo- 
sine  Castor  die  Gewässer  belebten  ;  allmählich  stellten  sich  auch 
die  Species  coronatus,  tenuicornis  ein,  die  früheren  verschwan- 
den, und  die  Fauna  des  Frühjahrs  näherte  sich  der  des  Som- 
mers mehr  und  mehr  '"*).  Aber  auch  auf  die  relative  Menge 
beider  Geschlechter  übt  die  Jahreszeit  einen  unverkennbaren 
Eintluss  aus,  und  ich  kann  der  Beobachtung  Zenker's, 
das  zahlreichere  Auftreten  der  Daphnienmännchen  im  Winter 
betreffend,  auch  eine  ähnliche  über  die  Gyclopiden  hinzufü- 
gen. Während  nämlich  im  Sommer  die  Zahl  der  Weibchen 
ganz  bedeutend  die  der  Männchen  überwiegt  und  man  oft 
förmlich  suchen  muss,  um  ein  Männchen  aufzufinden,  tritt  im 
Winter  ein  weit  günstigeres  Verhältniss  für  letztere  ein.  Ob- 
wohl die  Menge  der  auftretenden  Gyclopiden  natürlich  in 
Folge  der  ungünstigen  Lebensverhältnisse  bedeutend  redu- 
cirt  ist;  kann  man  doch  mit  Bestimmtheit  behaupten,  dass 
die  Zahl  der  vorhandenen  Männchen  im  Winter  sogar  ab- 
solut grösser  ist,  als  im  Sommer.  Worauf  diese  Abwei- 
chung beruht,    lässt  sich  kaum  sicher  entscheiden,   es  liegt 


*)  Ich  möchte  jedoch  meine  Behauptung  nicht  so  verstanden 
wissen,  als  ob  die  in  der  bestimmten  Jahreszeit  von  mir  nicht  gefunde- 
nen Arten  überhaupt  auch  nicht  vorhanden  seien;  im  Gegentheile  ist 
es  mir  wahrscheinlich,  dass  Vertreter  jeder  Species  zur  Arterhaltung 
stets  existiren  und  nur  bei  ungünstigen  Bedingungen  auf  eine  sehr 
geringe  Zahl  zurücksinken,  so  dass  sie  dann  leicht  der  Beobachtung 
entgehen, 


Weitere  MittheÜungen  über   die  einheimischen  Cyclopiden.     207 

aber  die  Vermuthung  nahe,  dass  die  Weibchen  den  Störun- 
gen ,  welche  die  eintretende  Kälte  selbst  im  Haushalte  der 
kleinsten  Geschöpfe  hervorruft,  geringeren  Widerstand  leisten 
und  weit  mehr  zu  Grunde  gehen,  als  die  Männchen.  Möglich 
ist  es  auch  immerhin,  dass  die  Bedingungen,  unter  denen 
die  Embryonen  sich  zu  männlichen  Cyclopiden  entwickeln, 
zu  dieser  Zeit  vorzüglich  erfüllt  sind,  dass  überhaupt  ein 
nothwendiger  Zusammenhang  der  hervorgehobenen  Eigen- 
thümlichkeit  mit  der  Erhaltung  der  Art  besteht. 
Die  neuen  Arten  sind  folgende : 

1.     Cyclops  gigas  n.  sp.  (Fig.  1  bis  5.) 

Antennae  prinii  paris  septendecim -articulatae,    annulum 
secundum    corporis    minime   superantes.      Pedes   quinti 
paris  bisetosi.     Furca    in  longitudinem   exiensa ,  ultima 
tria  abdomiiiis  segmenta  aequans. 
Long.  fem.  5,5mm. 

Bei  weitem  die  grösste  aller  bei  uns  einheimischen  Ar- 
ten, durch  ziemlich  massigen  Bau  aller  Körperlheile  ausge- 
zeichnet. Die  Antennen  des  ersten  Paares  sind  etwas  mehr 
gestreckt,  als  die  von  Cyclops  brevicornis  und  an  ihrem  End- 
Iheile  bedeutend  schmaler  als  an  der  Basis.  Die  Kauwerk- 
zeuge tragen  schwach  befiederte  Anhänge  und  sind  kräftig 
entwickelt.  Besonders  in  die  Länge  gezogen  erscheint  der 
innere  Maxillarfuss  (Fig.  Sj.  Die  Oberlippe  (Fig.  1)  trägt  am 
Rande  10  ziemlich  unregelmässig  gestaltete  Zähnchen  und 
über  denselben  auf  der  oberen  Seite  einen  Besatz  langer 
Haare.  Das  rudimentäre  Füsschen  (Fig.  2)  gleicht  dem  von 
Cyclops  brevicornis;  ebenso  wie  dort  ist  das  zweite,  innen 
eingelenkte  Glied  sehr  wenig  entwickelt  und  nur  mit  einer 
Borste  und  am  inneren  Rande  mit  einem  kleinen  Häkchen  als 
Andeutung  einer  zweiten  Borste  versehen.  Das  erste  und 
zweite  Abdominalsegment  ist  beim  Weibchen  zu  einem  oben 
nur  wenig  erweiterten,  fast  cylindrischen  Gliede  von  glei- 
chen Längs-  und  Querdurchmessern  verschmolzen.  Am  un- 
teren Verbindungsrande  dieses  und  der  folgenden  Segmente 
silzea  kleine  Zähnchen  auf,  die  nur  an  dem  des  letzten 
Gliedes  fehlen ;  statt  ihrer  finden  sich  aber  an  der  genannten 
Stelle  feine  Spitzchen,    ähplich    wie  sie  Cyciops  brevicornis 


,208  Clau8i 

an  gleichem  Orte  trägt.  Ueberhaupt  stimmt  der  Körperbau 
unserer  Art  mit  dem  der  erwähnten  Species  in  vielen  Stücken 
überein ;  wenn  wir  indess  schon  in  der  ausserordentlichen 
Grössenverschiedenheit,  wie  in  der  Bildung  der  ersten  Anten- 
nen genügende  Unterscheidungsmerkmale  finden,  so  ist  es  noch 
besonders  die  Gestaltung  der  Furca,  die  eine  Verwechselung 
mit  jener  Art  unmöglich  macht.  Die  Furca  ist  hier  sehr  ge- 
streckt und  erreicht  fast  die  Länge  der  drei  letzten  Abdo- 
minalsegmente. Von  den  vier  Schwanzborsten  ist  die  äus- 
sere jederseils  die  kürzeste,  etwa  von  der  Länge  der  Furca, 
und  wird  von  der  innersten  um  das  Doppelle  übertrofFen. 
Von  ziemlich  gleicher  Grösse  sind  die  beiden  mittleren,  die, 
ebenso  wie  die  anderen  nur  schwach  gefiedert,  die  Länge  des 
Abdomens  wiederholen.  Die  Körperfarbe  ist  braun,  in  Folge 
der  ebenso  gefärbten  Dottermasse ;  die  Eier  sind  licht  grün, 
die  Embryonen  sehr  hell  und  durchsichtig. 

2.     Cyclop  s  furcifer  n.  sp.  C^ig.  14 — 16). 

Aniennae  primi  paris  septendecim-articulataef  tenues,  pri^ 
mum  corporis  segmentum  magnitudine  distinctum  parum 
superanies.    Pedis  rudimentarü  internus  annulus  seta  et 
hamulo  praeditus.     Furca  tenuis^  longa. 
Longit.  fem.  circ.  3mm. 

Diese  stets  röthlich  gefärbte,  im  Frühjahre  ziemlich  häu- 
fige Art,  zeichnet  sich  durch  dünne  und  zugleich  nicht  sehr 
iu  die  Länge  entwickelte  Antennen  aus ,  denen  ein  ebenfalls 
schmächtiges  zweites  Antennenpaar  folgt  (Fig.  16).  Die  Kie- 
fer und  Füsse  sind  lang  gestreckt  mit  nur  schwach  befieder- 
ten Anhängen  versehen.  Das  rudimentäre  Füsschen  (Fig.l4) 
bildet  gewissermassen  einen  Uebergang  zwischen  den  bei- 
den Species  gigas  und  brevicaudatus,  indem  das  kleine  Häk- 
chen, welches  sich  dort  am  inneren  Ringe  findet,  bei  un- 
serer Art  in  eine  Spitze  umgebildet  ist  und  endlich  bei  Cycl. 
brevicaudatus  die  Gestalt  einer  Borste  angenommen  hat.  Das 
erste  und  zweite  Abdoniinalsegmenl  ist  zu  einem  fast  cylin- 
drischen,  oben  kaum  erweiterlem  Gliede  verschmolzen,  das 
an  Länge  den  drei  folgenden  Segmenten  gleich  kommt,  von 
der   dünnen,    ausserordentlich    schlanken  Furca   indess  noch 


Weitere  Mittheilungen  über  die  einheimisclien  Cyclopiden.      209 

um  Einiges  überlroffen  wird.  Diese  trägt  dünne,  mit  langen, 
aber  sehr  feinen  Härchen  besetzte  Schwanzborsten,  deren 
nähere  Gestaltungsverhältnisse   die  Fig.  15  deutlich  macht. 

3.  Cyclops  hicuspidatus  n.  sp.  (Fig.  6 u.  7.) 

Antennae  primi  paris  septendecim-ariiculatae,  breves.  Pe» 
dis  rudimentarii  annulus  secundus  teniiis  ,    in  longitudi- 
nem  extensus,  hisetosus.     Seta  in  interno  longae  furcae 
margini  adhaerens,  brevissima. 
Longit.  fem.  2mm. 

'  Die  grossen  Antennen  dieser  kleinen ,  niedlichen  Art 
sind  von  unbedeutender  Länge  und  viel  gedrungener  gebaut, 
als  die  von  Cyclops  Leuckarti ,  mit  der  eine  Verwechse- 
lung wegen  der  gleichen  Grösse  wohl  möglich  wäre.  Ein 
sicheres  Unterscheidungsmerkmal  bietet  uns  auch  hier  das 
rudimentäre  Füsschen ,  so  wie  nicht  minder  die  Furca  mit 
ihren  Schwanzborsten.  Während  ersteres  bei  jener  Species 
ein  sehr  breites  Basalstück  besitzt;  dem  sich  ein  kurzes  nur 
eine  Borste  tragendes  Glied  anschliesst  (Fig.  17),  ist  dasselbe 
bei  unserer  Art  durch  ein  schmales  und  gestrecktes  ßasalglied 
und  ein  langes  ,  sehr  dünnes  mit  zwei  Borsten  versehenes 
inneres  Glied  ausgezeichnet  (Fig.  6).  DieFuixa,  welche  dort 
das  letzte  Segment  kaum  um  das  Doppelle  überragt ,  erlangt 
hier  fast  die  vierfache  Länge  bei  viel  geringerem  Durchmes- 
ser. Unter  den  Schwanzborsten  ist  die  innere  die  kürzeste 
und  ebenso  wie  die  äussere  als  kleine  haarförmige  Spilze 
entwickelt.  Von  den  zwei  mittlem  viel  starkem  ist  die  innere 
am  grössten  und  kommt  dem  Abdomen  an  Länge  gleich 
(Fig.  7). 

4.  Cyclops  insignis   n.  sp.  (Fig.  8 — ■12). 

Antennae  primi  paris  qiiatnordecim-  articulafae ,  iemies. 
Corpus  elongatum  magna  praeditum  furca.  Pedes  ma- 
xillarii  magnopere  exteiisi  selis  freqiientissime  cUialis 
inslructi. 

Longit.  paene  4mm. 

Wenn  die  Species  Cyclops  serrulafus  mit  Rücksicht  auf 
die  ersten  Antennen  desshalb  eine  besondere  Beaciituno:  ver- 

Archiv  f.  Naturgescli.  XXIII.  Jahrg.  1   Bd.  1^ 


210         Claus:  Weitere  Mittheilungen  über  die  Cyclopiden. 

dient,  weil  die  Theilung  des  Öten  langgestreckten  Gliedes  in 
vier  und  die  des  9ten  ebenfalls  bedeutend  entwickelten  Ringes 
in  drei  Glieder  mit  der  letzten  Häutung  nicht  mehr  zu  Stande 
kommt,  so  ist  die  vorliegende  Art  dadurch  ausgezeichnet,  dass 
die  Trennung  des  9.  Ringes  wohl  eintritt,  die  des  8.  aber  in 
allen  Fällen  unterbleibt  und  nur  durch  das  Vorhandensein  der 
betreffenden  Borsten  gewissermassen  angedeutet  erscheint.  So 
treffen  wir  denn  in  den  langgestreckten,  ziemlich  dünnen  ersten 
Antennen  nur  14  Glieder  an,  die  übrigens  mit  Berücksichtigung 
der  erwähnten  Abweichung  das  bekannte  Grössenverhältniss 
zeigen  (siehe  Fig.  10).  Ein  ausgezeichnetes  Merkmal  findet 
sich  in  der  Gestalt  der  Maxillarfüsse,  die  im  Ganzen  sehr  ent- 
wickelt und  mit  langen  ,  stark  befiederten  Borsten  versehen 
sind.  Das  Nähere  lässt  sich  an  den  Figuren  11  u.  12  ersehen. 
Das  rudimentäre  Füsschen  (Fig.  8)  charakterisirt  sich  durch 
ein  mit  einer  langen  Endborste  und  einer  kürzeren  starken 
Seitenborste  besetztes  inneres  Glied.  Das  erste  Segment  des 
langgestreckten  Abdomens  ist  ausserordentlich  in  die  Breite 
aufgetrieben  und  durch  weit  klaffende  Oeffnungen  zum  Aus- 
tritte der  Eierschläuche  ausgezeichnet.  Ziemlich  scharf  ab- 
gesetzt vom  zweiten  Abdominalsegmente  ,  welches  ebenso 
wie  die  folgenden  cylindrisch  geformt  ist,  schliesst  es  die 
breite  in  zwei  flügeiförmige  Seitenfortsätze  ausgezogene  Kitt- 
drüse ein.  Die  Furca  ist  mächtig  entwickelt,  etwa  von  der 
Länge  der  drei  vorhergehenden  Abdominalringe  und  trägt 
auf  der  Dorsalseile  eine  sich  über  die  ganze  Länge  erstrek- 
kende  Firste.  Die  stark  befiederten  Schwanzborsten  zeigen 
ein  Grössenverhältniss,  wie  sich  aus  Fig.  9  erkennen  lässt. 


Versuch    einer    systeinatisclien  i%iiseiiiaii- 

flersetzung^  der  Grattiiiig:eBi  ÜMBaiorpIius  Web« 

und  Kndoinyclius  Payk. 


Von 

■Br*    A»   Oerstaecker 

in  Berlin. 


Seit  längerer  Zeit  mit  einer  monographischen  Bearbei- 
tung der  Familie  Endomychidae  Leach  beschäftigt,  sehe 
ich  mich  veranlasst,  einen  Theil  derselben,  der  bereits  ab- 
geschlossen vorliegt,  vorläufig  in  kurzem  Abrisse  zu  veröf- 
fentlichen, hauptsächlich  aus  dem  Grunde,  um  den  nach  um- 
fassenden Untersuchungen  von  mir  festgestellten  Gallungen 
und  Arten  die  Priorität  des  Namens  zu  sichern.  Die  Erfah- 
rung hat  es  zu  wiederholten  Malen  gelehrt,  dass  die  Verfasser 
monographischer  Arbeiten,  sobald  ihr  Vorhaben  bekannt  wird, 
durch  kurz  zuvor  in  die  Welt  geschickte  Beschreibungen  ein- 
zelner Arten,  denen  dann  in  der  Regel  gerade  das  mangelt, 
worauf  es  vorzüglich  ankommt,  gestört  und  dadurch  gezwun- 
gen werden,  ihre  Arbeit  von  Neuem  zu  beginnen.  Naturlich 
sind  es  in  diesem  Falle  stets  die  durch  Grösse,  Form  und 
Färbung  ausgezeichneten  Arten,  welche  die  Ruhmsucht  der 
Beschreiber  am  ersten  mit  Namen  zu  versehen  trachtet,  so 
dass  dem  Monographen  neben  der  Zurechtsetzung  dessen, 
was  von  seinen  Vorgängern  versehen  worden  ist ,  nur  das 
Heer  der  winzigen  und  schwer  zu  sichtenden  Arten  übrig 
bleibt.  Dies  zur  Begründung  der  VerölTentlichung  einer  Ar- 
beil, die  zum  grössten  Theile  nur  aus  kurzen  Diagnosen  von 
Gattungen  und  Arien  besteht;  letztere  sind  übrigens  der  Art 


212  Gerstaecker: 

abgefasst,  dass  eine  Bestimmung  schon  nach  ihnen  allein  in 
den  meisten  Fällen  zu  ermöglichen  sein  wird  ,  indem  sie 
durchweg  die  c  harakt  eris lisch  cn  Merkmale  einer  Art 
und  besonders  im  Gegensätze  zu  den  nächst  verwandten 
hervorheben.  Einzelne  Arten  sind  allerdings  stets  nur  durch 
ausführliche ,  vergleichende  Beschreibungen  auseinanderzu- 
setzen und  über  diese  wird  die  später  zu  veröffentlichende 
Bearbeitung  der  Familie  Aufschluss  geben  müssen. 

Die  Familie  der  Endomychiden  steht  durch  die  Tarsen- 
bildung  in  der  nächsten  Verwandtschaft    mit  d^n  Coccinelli- 
nen^  nnl  denen  sie  auch  noch    von  Latreille  (Gen.  Crust. 
et  Insect.  JII.  p.  71)  als  erste  Gruppe  vereinigt  wurde.     Als 
eigene  Familie   wurde  sie  später   von  demselben  (Nouv.  Di- 
cüonn.  d'hist.  nat.  1817  und  Familles  naturelles  du  regne  animal 
p.  406)    unter   dem    Namen  Fungicolae   und  von  Leach 
(.Brevvsler's  Edinburgh  Encyclopaedia  IX.  p.  116}  unter  dein  Na- 
men Endomychidae  abgegränzt.  Bekanntlich  hat  Latreille 
in  seiner  auf  die  Zahl  der  Tarsenglieder  basirten  Einiheilung 
der  Coleopteren   die  Coccinellinen    und  Endomychiden    nebst 
einigen  anderen   sehr  heterogenen  Familien    als  Trimera   be- 
zeichnet, in  der  irrigen  Annahme,   dass  den  beiden  ersteren 
wirklich    dreiffliedriffe  Tarsen   zukämen.     Dass  dem  nicht  so 
ist,  sondern    dass  hier  deutlich    viergliedrige  Tarsen  vorlie- 
gen, hat  schon   im  Jahre  1805   Müller  (llliger's  Magaz.  d. 
Insektenkunde  IV.    p.  218)    und    nach    ihm  im    J.  182(3  Mac 
Leay,  welchem  jene  Beobachtung  unbekannt  geblieben  war, 
(Transactions  of  Ihe  Linnean  sociely  XV.  1.  p.  70)  dargelegt. 
Um  so  weniger   ist  es  zu  begreifen  ,    dass    von    den  meisten 
Schriftstellern  nach  jener  Zeit,  nämlich  von  Latreille  (fa- 
milles   naturelles    p.  406) ,    Leach    (Edinburgh    Encycl.  IX. 
p.  116),  Dumeril  (Considerat.  gener.  sur  la  classe  des  In- 
secles  p.  197),  Newman  (Entomol.  Magaz.  II.  p.  420),  Ger- 
mar  (Ersch.  u.  Gruber  Alig.  Encyclop.  d.  Wissensch.  Th.  .'^Q. 
p.85),   Blanchard  (Histoire    des  Insecjes  I.    p.3l0),    de 
Caslelnau    (Hist.  nat.  d.    Ins.    Coleopt.  II.  p.  522)  die  Tar- 
sen jener  Familien  immer  wieder   als  dreigliedrig  angegeben 
werden.     Die  Betrachtung  der  Füsse    mit    einer   nur   massig 
vergrössernden  Lupe  lässt  leicht  zwischen  den  seitlichen  Lap- 
pen des  grossen    zweiten  Gliedes   das  kleine  dritte,  welches 


Vers,  einer  syst.  Aiiseinanders.  d.  Gatt.  Eumorphus  u.  Endomyehus.  213 

dein  langgestreckten  Endgtiede  vorhergeht,  erkennen  und  die 
letramerische  i3eschaffenheit  der  Füsse  ausser  Zweifel  treten. 
Dass  in  sofern  auch  der  allgemein  gebräuchliche  Gruppen- 
name „Trimera''  durchaus  unangemessen  ist ,  um  so  mehr, 
als  die  Lalhridier,  zu  denen  Dasycerus  ßrongn.  und  H(do- 
paramecus  Curt.  gestellt  werden  muss,  wirklich  dreigliedrige 
Tarsen  haben  und  also  jenen  Namen  mit  viel  grösserem 
Rechte  für  sich  in  Anspruch  nehmen  könnten  ,  versteht  sich 
von  selbst.  Schon  Westwood  hat  dies  eingesehen  und 
(Introd.  to  the  mod.  classif.  of  Insects  I.  p.  390)  die  Lalreil- 
le'sche  Benennung  in  „Pseudotrimera"  ujngeänderl;  in 
Betracht  dass  die  in  Rede  stehende  Fussbildung  sich  nur  als 
eine  Modifikation  der  tetramerischen ,  wie  sie  bei  den  Cur- 
culionen,  Cerambyciden  und  Chrysomelinen  auftritt,  zu  er- 
kennen giebt ,  möchte  der  Name  Cryptotetramera  der 
bezeichnendste  sein. 

Uebrigens  wird  weder  bei  den  Coccinellinen  noch  bei 
den  Endomychiden  diese  cryptotetramerische  Fussbildung  aus- 
schliesslich angetroffen;  unter  letzteren  ist  sie  vielmehr  nur 
dem  Hauptstamme  der  Familie,  die  ich  als  Endomychi- 
dae  genuin  i  bezeichnen  werde,  eigenthümlich,  verschwin- 
det dagegen  bei  einer  kleinen,  sich  jener  ersten  in  der  Ge- 
sammtbildung  des  Körpers  eng  anschliessenden  Gruppe,  wel- 
che die  Gattungen  Leiestes  Redt.,  Rhanis  LeConte,  Phyma- 
phora  Newm.  ,  Trochoideus  Westw.,  Mycetaea  Steph.  und 
Symbiotes  Redt,  umfasst,  und  welche  ich  unter  dem  Na  inen 
Endomychidae  adsciti  begreife.  Jm  Grunde  kann  man 
die  Fussbildung  der  letzteren  kaum  als  wesentlich  verschie- 
den von  derjenigen  der  eigentlichen  Endomychiden  bezeich- 
nen, sondern  esfmdet  nur  eine  Modifikation  dahin  stau,  düss 
das  zweite  Glied  in  seiner  Entwickelung  zurückbleibt  und 
daher  das  drille,  welches  hier  im  Gegentheile  deullicher  her- 
vortritt,  in  weit  geringerem  Grade  umschliesst.  — -  Was  die 
Coccinellinen  anlangt,  seist  es  die  Gattung  LilhophÜus  Frölil., 
welche  zu  Coccinella  gerade  in  demselben  Verliälinisse  .steht, 
als  z.  ß.  Leiestes  zu  Lycoperdina ;  welche  Stellung  aucli  im- 
mer dieser  Gattung  von  den  verschiedenen  Autoren  ange- 
wiesen worden  ist,  so  kann  sie  nirgends  naturgemässoi'  als 
unter  den  Coccinellinen  untergebracht  werden,  uiit  demn  sie 


514  Gerstaecker: 

in  der  Mundbildung,  der  Einlenkung  der  Fühler  und  der 
Schenkelgrube  des  Melathorax  und  ersten  Abdominalringes 
vollkommen  übereinstimmt. 

Bei  der  Feststellung  der  Familien-Charaktere  der  En- 
domychiden  wird  es  hauptsächlich  nothvvendig  sein ,  einen 
scharfen  Gegensatz  gegen  die  ihnen  am  nächsten  stehende 
Coccinellen -Familie  hervorzuheben,  wie  ich  ihn  in  der  fol- 
genden Diagnose  zu  geben  versucht  habe. 


Familia  Endomychidae. 

Coleoptera  cryplotelramera  aut  tetramera, 
capite  ante  oculos  constricto,  prolongato,  an- 
tennis  frontalibus,  elongatis,  haud  retractili- 
bus,  palp  is  maxi  llari  bus  articulo  ultimo  subcy- 
lindrico:  coxis  anticis  globosis,pedibusple- 
rumque  elongatis,  gracilibus,  unguiculis  sim- 
plicibus,  epimeris  rhomboideis,  parapleuris  an- 
tice  oblique  productis,  metas  te  r  n  o  a  b  d  omin  is- 
que  segmento  primofoveis  femoralibus  nullis. 

Die  Familie  zerfällt  nach  der  Tarsenbildung  in  zwei 
Hauptgruppen^  nämlich: 

1.  Endomychidae   genuin i.     Tarsorum  arti- 

culo secundo  triangulari,  dilatato,  ter- 
lium  minutissimum  includente. 

2.  Endomychidae  ad  seit  i.  Tarsorum  arti- 
culo secundo  parum  dilatato,  tertio 
libero.  ' 

Der  ersteren  Gruppe  gehören  die  beiden  im  Folgenden 
auseinandergesetzten  Unterabiheilungen  ,  welche  den  alten 
Gattungen  Eumorphus  und  Endomychus  entsprechen  ,  an. 


Tribus  Eumorphini. 

Antennarum  articulus  tertius  elofigalus, 
clava  dilalata,  compressa.  Maxillarum 
lamina  externa  ac  um  in  ata,  antrorsum 
niembranea. 


Vers,  einer  syst.  Auseinanders.  d.  Gatt.  Eumorphus  u.  Endomychus.  215 

Die  Gattungen  dieser  Gruppe  enthalten  die  grösslen  und 
schönsten  Arten  der  ganzen  Familie  und  sind  auf  die  Tro- 
pengegenden Asiens,  Afrikas  und  Süd -Amerikas  besckränkt; 
mit  Benulzunof  ihrer  wesentlichsten  Charaktere  lassen  sie  sich 
in  folgende  analytische  Tabelle  bringen. 

I.  Palpi  labiales  articulo  ultimo  Iransverso. 

A.  Proslernum  latum,  apice  furcatum      .     .     ,     Amphisternus. 

B.  Prosternum  angustum,  apice  integrum,  coxas 

retrorsum  superans. 

1.  Mandibulae  intus  unidentatae,  apice  truncato. 

a.  Mandibulae  apice  longissimo,  antennarum 

clava  solida Spathomeles. 

b.  Mandibulae  apice  brevi,  antennarum  clava 

perfoliata Engonius. 

2.  Mandibulae  intus  unidentatae,  apice    fisso       Trycberus. 

3.  Mandibulae  intus  haud  dentatae. 

a.  Mandibulae  acuminatae Eumorpbus. 

b.  Mandibulae  obtusae,  rotundatae.     .     .     .     Pedanus. 

C.  Prosternum  coxas  retrorsum  non  superans. 

1.  Prosternum  a'equaliter  latum Dioedes. 

2.  Prosternum  inter  coxas  lineare,  vix  perspi- 

cuum Encymon. 

II.  Palpi  labiales    articulo   ultimo    cylindrico,  late 

truncato Corynomalus^ 

III.  Palpi  labiales  articulo  ultimo  ovato       .     .     ,     Cymbacbus. 

].•     Aanpliisternus  Germar. 
Eumorphus  Guerin,  Thomson. 

Prosternum  latum^  apice  furcatum, 
Mandibulae  apice  fisso ,  dente  interno  subapicaU. 
Palpi  labiales  articulo  ultimo  iransverso. 
Femora  clavata. 

Die  Arten  sind  sämmllich  Bewohner  der  Sunda- Inseln 
und  von  eigenlhümlichem  Habitus,  der  sie  von  den  verwand- 
ten Gattungen  leicht  unterscheiden  lässt.  Die  Flügeldecken 
sind  an  der  Basis  stets  beträchtlich  breiter  als  der  verhält- 
nissmässig  kleine  Thorax,  stark  gewölbt,  von  eiförmigem 
Umrisse  und  nach  hinten  mehr  oder  weniger  zugespitzt;  ihre 
Oberfläche  mit   scharfen  Leisten ,   schwielenartigen    Höckern 


216  Gerstaecker: 

oder  langen  abstehenden  Dornen  besetzt.  Die  Schenkel 
sind  am  Ende  keulenarlig  verdickt ,  bei  den  meisten  Arten 
sehr  langgestreckt ,  übrigens  in  gleichem  Maasse  wie  die 
Fühler  beträchtlichen  Längsverschiedenheiten  unterworfen.  — • 
Gcschlechtsunlerschiede  an  den  Schenkeln  und  Schienen  sind 
nur  bei  einigen  bemerkbar. 

Von  den  10  hier  aufgeführten  Arten  sind  drei  bereits 
beschrieben,  die  übrigen  neu,  sie  lassen  sich  unter  folgende 
Abtheilungen  bringen: 

A.     Flügeldecken  mit  scharf  erhabener,  in  einen  zahnarligen 
Yorsprung  endigender  Schulterleiste,  ihre  Oberfläche  mit 
Tuberkeln  und  scharfen  Leisten  besetzt, 
a)  Fühler  und  Beine  langgestreckt. 

1.  A.  haniatus.  Oblongo-ovalus,  niger,  opacus,  ely- 
tiis  caüis  (ribus  corallinis,  intermedio  humerisque  alte  cari- 
natis.     Lonfj.  Hn.  5. 

S  Tibiis  anlicis  ante  apicem  dente  parvo  armatis,  tro- 
chanleribus  anticis  inucronatis,  segmento  abdonii- 
nis  ultimo  basi  biluberculato,  apice  exciso. 

Eumorphus  hamalus   Dejean   Cat.  —  Guerin  ,  Iconogr.  du 

regne  animal,  p.  316.   pl.  50.  fig.  7.  (^) 
Amphlslernus  inaequalis  Gerinar  in   Ersch.   u.    Gruber,   All- 
gemeine Encyclop.  d.  Wisscnsch.  39.  Bd.  p.  85.  (^) 
Eumorphus  corallinus  *  de  Haan  i.  lit. 
Palria:  Java. 
'  b)   Fühler  und  ßeine  kurz,  gedrungen. 

2.  A.  corallifer.  Niger,  opacus,  elytris  forliter 
punctalis,  carinula  ante  medium  disci  alle  clevata  instructis: 
tuberculis  diiobus  antcrioribus ,  altero  basaü,  altero  lalerali, 
maculisque  duabus  ante  apicem  Iransverse  disposilis  coralli- 
nis.    Long.  lin.  3%. 

S  Tibiis    anticis    infra   medium    dente    inlcrno    aculo 
armatis. 
Patria :  Birma. 

3.  A.  tu  her  cula  tu  s.  Thorace  laleribus  rolunda- 
to-ampliato ,  i^upra  niger,  fere  opacus,  elylrorum  carina  hu- 
meraii,  luberculo  basali,  sutura  ,  margine  lalerali,  thoracis 
laleribus,    anlennarum  basi,  coxis,    femorum    basi  apiceque 


Vers,  einer  syst.  Auscinanders.  d.  Gatt.  Euniorphusu.  Endomyehus.  217 

rufo- brunneis,  elytrorum  tuberculo  ante,  maculaque  post  me- 
dium auranliacis.     Long.  \\n»3^/n. 

S  Tibiis  anlicis  infra  medium  dente  brevi  armatis. 

Amphisternus    ttiberculalus  Germar    in   Ersch    und    Gruber 
Allgem.  Encycl.  d.  Wissensch.  39.  Bd.  p.  85. 

Patria:  Java. 
B.     Flügeldecken  hinter  den  Schultern  und  auf  der  Mitte  der 
Scheibe  mit  langen    abstehenden  Dornen  besetzt, 
a)  Yorderecken  des  Ilalsschildes  kurz,  zugerundet. 

4.  A.  mucr  onatus.  Niger,  opacus,  thorace  mar- 
gine  lalerali  reflexo,  elylris  irregulariler  slriato-punctatis,  tu- 
berculo basali  maculisque  duabus  ante  apicem  sanguineis, 
Spina  laterali  antica  alteraque  disci  conoidea  instruclis.  Long, 
lin.  3%— 4. 

J  Tiiorace  angusto,  latcribus  subreclis. 
$  Thorace  aniplo,  anlrorsum  rolundato. 
Patria:  Borneo. 

b)    Vorderecken    des    Ilalsschildes    weit   hervortretend, 
scharf  zugespitzt. 

5.  A.  satanas.  Scabrosus,  cyaneus,  nitidus,  thorace 
transverso,  angulis  anticis  longe  niucronalis,  elylris  lubor- 
culis  duobus,  altero  pone  basin,  altero  ante  apicem,  spinisque 
quatuor  longis,  una  poslhumeraii,  duabus  basi  coniunctis  disci, 
ultima  apicali,  instruclis.     Long.  lin.  472. 

Eumorphus  satanas*  Thomson,    Rev.    et  Magas.   de   Zoo- 
logie 2.  ser.  T.  VlIL  p.  476.  pl.  23.  fig.  6. 

Patria:  Borneo. 

6.  A.  aculeatus.  Nigro-cyaneus,  nitidus,  fortiler  ru- 
goso-punctatus,  thorace  profunde  canaliculalo,  angulis  anlicis 
planis,  acuminalis  :  elylris  spinis  duabus  longissimis  ,  exlror- 
sum  versis ;,  tuberculisqiie  duobus  ,  altero  basali,  altero  ante 
apicem,  instruclis.     Long.  lin.  -i'/^ — ^V^. 

J  Elylris  apice  singulatim  acuminato-productis. 
^  Elylris  apice  oblique  truncalis. 
Palria:  Borneo. 

7.  A.  auri  culatu  s.  Obscure  cyaneus,  fere  opacus, 
subtiliter  punclatus,  thorace  obsolete  sulcato  ,  angulis  anticis 
rellexis ,  acutissitnis:  eiylris  spinis  duabus  longissimis  (djscoi- 


218  Gerstaecker: 

dali  fere  reclo)  tuberculisque   duobus ,  allero  basali ,  allero 
ante  apicem,  inslructis.     Long^.  lin.  sy^ — 4. 

J  Antennarum    clava    angusta,    elytris  apice  oblique 

truncatis. 
$   Antennarum    clava    dilatata,    elytris    apice    rede 
truncatis. 
Patria :  Borneo. 

8.  A.  belli  cos  US.  Niger,  opacus  ,  Ihorace  amplo, 
angulis  anlicis  acutis ,  prominentibus  ,  elytris  disperse  forli- 
terque  punclatls,  apice  mucronatis,  spinis  duabus  validis  ar- 
matis:  luberculis  duobus,  altero  basali,  allere  ante  apicem, 
laete  sanguineis.     Long.  lin.  3 — Sy^. 

Patria :  Sumatra,  Pulo  Penang. 

9.  A.  hystric  osus.  Niger,  cyaneo-micans,  thorace 
angiisto,  angulis  anticis  brevibus,  acutis,  elytris  irregulariter 
punolatis,  apice  breviter  mucronalis,  spinis  duabus  (discoidali 
conoidea)  armatis:  tuberculis  tribus,  uno  basali,  duobus  ante 
apicem  sanguineis.    Long.  lin.  3 — 3^^» 

var.  a.  Femoribus  rufo-brunneis. 
Palria:  Borneo,  Pulo  Penang. 

10.  A.  s p in ic Ollis.  Thorace  angusto,  bispinoso, 
niger,  fere  opacus,  femoribus  piceis,  elytris  irregulariler  pun- 
clatls, apice  aculeatis,  spinis  duabus  longissimis  instruclis : 
luberculis  duobus,  allero  pone  basin,  allero  ante  apicem  ru- 
bris.     Long.  lin.  3. 

Eumorphus  spinifex  de  Haan  i.  lit. 

Palria;  Sumatra. 


2*     Spailiomeles  n.  g. 

Frosternum  angustum,  obtuse  lanceolatum. 
Antennarum  clava  solida, 
Mandibiilae  intus  unidentatae,  apice  longissimo. 
Palpi  labiales  arliculo  ultimo  transversa, 
Femora  clavata. 

Auch  diese  Gallung  ist  auf  die  Sunda-Inseln  beschränkt; 
sie  sieht  der  vorigen    in  der  Körperform,    besonders   in  der 


Vers,  einer  syst.  Auseinanders.  d.  Galt.  Eumorphus  u.  Endomychus.  219 

beträchtlichen  Wölbung  des  Hinterkörpers  sehr  nahe,  unter- 
scheidet sich  aber  abgesehen  von  dem  merklich  plumperen 
und  gedrungeneren  Bau  sogleich  durch  die  Bildung  des  Pro- 
sternum  ,  welches  hier  schmal  und  nach  hinten  stumpf  lan- 
zetllich  zugespitzt  ist.  Besonders  bezeichnend  für  diese  Gat- 
tung ist  die  Bildung  der  Tvlandibeln,  deren  Spitze  sehr  ver- 
längert und  unter  einem  rechten  Winkel  nach  innen  gekrümmt 
ist;  der  Zahn  am  Innenrande  ist  von  der  Endspitze,  welche 
gerade  abgestutzt  ist ,  weit  entfernt.  An  der  Fühlerkeule 
sind  die  drei  Glieder  eng  mit  einander  verschmolzen.  —  Die 
Geschlechtsunterschiede  sind  sehr  in  die  Augen  fallend;  das 
Männchen  zeichnet  sich  durch  einen  hakenförmigen  Fortsatz 
auf  der  Mitte  des  Rückens  und  ausserdem  durch  Zahnung  der 
Schenkel  und  Schienen  aus. 

Die  vier  hier  aufgeführten  Arten  sind  neu  und  fallen 
nach  der  Bildung  des  Thorax  und  der  Fühlerkeule  zwei  Ab- 
theilungen zu : 

A.     Oberfläche   des    Thorax    durch    Vertiefungen   und   Wulste 
uneben,  Fühlerkeule  kurz. 

1.  Sp.  anaglyptus.  Oblongus,  niger,  nitidus,  cre- 
bre  punclatus,  elylris  cy-aneis,  maculis  tribus,  basali  minore 
rotundata  ,  intermedia  et  posteriore  magnis,  transversis  au- 
rantiacis.     Long.  lin.  ö% — 6. 

J  Elytris   medio    dorso  prope  suturam   spina  recurva 
armatis,    femoribus    anticis    tibiisque   posticis  basi, 
tibiis  mediis  apicem  versus  donlatis. 
var.  a.  Maculis  elytrorum  rufis,  maioribus. 
Patria:  Java,  Sumatra,  Pulo  Penang. 

2.  Sp.  Dohrnii.  Oblongus,  niger,  nitidus,  conferlim 
punctatus,  elylris  cyaneo-micanlibus,  fasciis  duabus  abbrevia- 
tis,  flexuosis  maculaque  basali  cun\  fascia  anteriore  coniuncta 
rufis.     Long.  lin.  52/3 — ö. 

J  Elylris  dorso  prope  suluram  obtuse  hamatis,  femo- 
ribus   anticis    tibiisque    pasticis  basi  dentalis,  tibiis 
mediis  ante  apicem  angulato-dilatatis. 
Palria:  Sumatra. 

3.  Sp.  d  ecor  atus.  Oblongus,  niger,  subnitidus,  ely- 
lris cyaneis,  callis  Iribus  ,   uno  basali,  duobus  tranverse  dis- 


220  Gerstaecker: 

positis  ante  medium  fasciaque  ante  apicem  undulata  croceis. 
Long.  lin.  52/3 — 6. 

J  Elytris  spina  dorsali  sulurae  approximata  instructis, 
femoribus  anlicis  basi,    libiis    mediis   ante   apicem 
dentalis. 
Patria:  Ins.  Sundae. 

B.     Oberfläche   des    Thorax    ohne   Vertiefungen   und    Wulste, 
Fühlerkeule    langgestreckt. 

4.  Sp.  turritus.  Oblonge -ovatus,  niger,  subtus  ni- 
tidus, capite  thoraceque  opacis,  elylris  cyanescenlibus,  macu- 
lis  duabus  rußs,  altera  ante  medium  obliqua ,  altera  post  me- 
dium transversa.    Long.  lin.  5. 

J  Elytris  medio  dorso  prope  suturam  processu  pyra- 
midal!, cornu  recurvum  emitlente,  instructis,  tibiis 
leviter  curvatis,  ante  apicem  angulalo-dilalatis. 
Patria:  Pulo  Penang. 


3»     Eng^ouius  n.  g. 


Prosternum  angustum,  apice  rotundatum. 
Antennarum  clava  perfoliata, 
Mandibulae  intus  unidentatae,  apice  brevi, 
Palpi  labiales  articulo   ultimo  transverso. 
Femora  subclavata. 

Die  Arten  leben  auf  Ceylon  und  den  Sunda-Inseln;  von 
denen  der  vorigen  Gattung  unterscheiden  sie  sich  habituell 
durch  flach  gewölbten  Hinterkörper,  verhältnissmässig  gros-- 
seren  und  besonders  breiteren  Thorax  und  kürzere  Beine,  an 
denen  die  Schenkel  nur  schwach  gekeull  sind.  Die  in  der 
Diagnose  angegebenen  Verschiedenheiten  der  iVIandibeln  und 
der  Fühlerkeule  bilden  ihren  wesentlichsten  Charakter;  an 
ersleren  ist  die  Spitze  kurz,  gerade  abgestutzt  und  der  Zahn 
des  Innenrandes  ihr  nahe  gerückt;  letztere  ist  lose  geglie- 
dert, so  dass  die  einzelnen  Glieder  deutlich  von  einander  ge- 
trennt sind.  —  Die  Geschlechslunlerschiede  liegen  in  der 
Zahnung  der  Vorder-  und  Millel-,  oder  nur  der  Vorder- 
schienen beim  Männchen;   hiernach  lassen  sich  die  sechs  bis 


Vers,  einer  syst.  Auseinanders.  d.  Gatt.  Eumorphus  u.  Endomychus.  221 

jetzt  sämmtlich  unbeschriebenen  Arten  folgendermassen  grup- 
piren. 

A.     Beim  Alännchen  sind  Vorder-  und  Mittelschicnen  gezähnt, 
erstere  in  der  Mitte  des  Innenrandes. 

1.  E.  sex  gut  tat  US.  Oblongus,  nlger,  nitidus,  gla- 
ber ,  thoracis  disco  laovigalo  ,  clytris  violaceo-micanlibus, 
raaculis  tribus  rolundalis  croceis,  inlermedio  lalerali.  Long, 
lin.  5. 

J  Tibiis    anlerioribus   denle  interno    medio    armatis, 
abdominis    segmenlo  ultimo  deplanalo  ,    apice  pro- 
funde exciso. 
Patria:  Pulo  Penang. 

2.  E.  Klugii.  Oblongus,  niger,  subnitidus ,  glaber, 
thorace  basi  subsulcato,  elytris  cyanescentibus,  maculis  dua- 
bus  auranliacis^  anteriore  obliqua,  maiore.     Long.  lin.  4 — 4y2. 

J  Tibiis    anlerioribus   denle    interno    medio    armatis, 
abdominis  segmento  ultimo  deplanato ,    apice  pro- 
funde exciso. 
Palria:  Pulo  Penangr. 

3.  E.  perspicillaris.  Oblongo-ovatus,  niger,  sub- 
nitidus, glaber ,  thoracis  disco  leviler  convexo,  aequali,  ely- 
tris annulo  humerali ,  ramum  internum  et  posticum  emittente 
fasciaque  post  medium  undulata  rufis.     Long.  lin.  4'/2. 

J  Tibiis    anticis    denle    medio   acuto  armatis ,  mediis 
infra  dentem   parvum   profunde  excisis:   abdominis 
segmenlo    ultimo    lale    impresso ,    apice    profunde 
emarginalo,  penultimo  trifoveolalo. 
Patria:  Java. 

4.  E.  rubropictus.  Oblongus,  niger,  opacus,  tho- 
race maculis  sex  sanguineis,  dytris  violacco-micantibus,  prope 
suluram  obsolete  tricoslalis,  maculis  duabus  anlerioribus  fas- 
ciisque  duabus  sinuatis  angustis  auranliacis.     Long.  lin.  5. 

Palria :  Dorneo. 

B.     Beim  Männchen    sind   nur    die  Vorderschienen   und  zwar 
nahe  an  der  Spitze  gezähnt. 

5.  E.  annularis.  Oblongo-ovatus,  niger,  subnitidus, 
fusco-pubescens,  thoracis  disco  antrorsum  profunde  canali- 
culalo ,  clytris  annulo  humerali  anlice  aperto  fasciaque  post 
medium  irregulari,  abbreviala  sanguineis.     Long.  lin.  4 — 4V2. 


222  Gerstaecker: 

J  Tibiis  anticis  denle  apicali  bifido  armatis,  abdoml- 
nis  segmento  ultimo  luberculo  lato,  tricarinato. 
Patria:  Ceylon. 

6.  E.  lunu latus.  Oblongo  -  ovatus,  niger,  nitidus, 
glaber,  thoracis  disco  canaliculalo,  elytris  cyaneo -niicanli- 
bus,  lunula  infrahumerali,  retrorsum  sinuata  fasciaque  post 
medium  flexuosa  abbreviata  sanguineis.     Long.  lin.  ^^j^. 

J  Tibiis    anticis    apicem    versus   profunde   excisis, 
dente  supra  excisionem  minuto  nee  non  apicali  lato, 
bifido  armatis,  abdominis  segmento  ultimo  tuberculo 
angusto,  bicarinato. 
Patria:  Ceylon. 


4»     Tryclierus    n.  g. 
Ölen  US  Dejean  Cat. 

Prosternum  angustum,  apice  rofundafum. 
Mandibulae  intus  unidentatae,  apice  psso. 
Palpi  labiales  articulo  ultimo  transverso. 
Femora  haud  clavata. 

Die  Galtung  scheint  auf  das  tropische  Afrika  und  zwar 
auf  die  Westküste  (Guinea,  Senegal)  beschränkt  zu  sein;  es 
sind  Kälcr  von  sehr  flach  gewölbtem  Körper  mit  kurzen  Bei- 
nen, deren  Schenkel  in  der  Mitte  leicht  erweitert,  an  der 
Spitze  dagegen  wieder  verschmälert  und  nicht  verdickt  sind. 
Wie  bei  Amphisternus  ist  die  Spitze  der  Mandibeln  gespalten 
und  der  deutlich  ausgedrückte  Innenrandszahn  derselben  sehr 
nahe  gerückt;  die  Mandibeln  sind  jedoch  hier  ganz  flach, 
blaltarlig,  mit  fast  schneidendem  Aussenrand.  Das  Proster- 
num ist  schmal,  an  der  Spitze  leicht  abgerundet.  Die  Form 
des  Prothorax  ist  schwankend,  indem  er  an  der  Basis  bald  von 
der  Breite  der  Flügeldecken,  bald  beträchtlich  schmaler  ist. 
—  Geschlechtsunterschiede  sind  entweder  nur  an  den  Vor- 
der-, oder  auch  zugleich  an  den  Mittelschienen  wahrzunehmen. 

Nach  der  Form  des  Halsschildes  sondern  sich  die  fünf, 
sämmtlich  neuen  Arten  in  folgender  Weise: 

A.     Körper   länglich  eiförmig,  Ilalsschild  in  der  Mitte  breiter 
als  an  der  Basis,  mit  fast  reclitwinkligen  llintereckcn. 


Vers,  einer  syst.  Auseinanders.  d.  Gatt.  Eumorphus  u.  Endomychus.  223 

1.  Tr.  bifasciatus.  Oblongo  - ovalus,  ferrugineus, 
glaber,  subnitidus,  capite,  antennis  ,  thoracis  basi  punctisque 
duobus  lateralibus,  scutello,  elytrorum  sutura  fasciisque  dua- 
bus  flexuosis,  posteriore  latissima,  pectoris  abdominisque  la- 
teribus  nee  non  pedibus,  femorum  basi  excepta,  nigris.  Long, 
lin.  41/2—5. 

S  Tibiis  anticis  apicem  versus  relrorsum  angulato-di- 
latatis,  antennaruin  clava  lata. 
Patria  :  Guinea,  Senegal. 

2.  Tr.  appendiculatus.  Oblongo  -  ovatus,  rufo- 
ferrugineus,  glaber,  subnilidus,  capite,  antennis,  pedibus  ely- 
trisque  nigris,  bis  fasciis  duabus  abbrevialis  sinuatis,  altera 
ante  medium,  altera  subapicali  flavis:  thoracis  angulis  posti- 
cis  reclis,  antennis  elongatis.     Long.  lin.  5. 

J  Tibiis  anticis  apicem  versus  angulato-dilatatis,  ab- 
dominis    segmento   penullimo    appendicibus    duabus 
erectis  triangularibus  inslructo,  ultimo  basi  profunde 
excavalo. 
Palria:  Guinea. 

B.     Körper  eiförmig,    Halsschild  an  der  Basis   am  breitesten, 
mit  spitzwinkligen  Hinterecken. 

3.  Tr.  erotyloides.  Ovalus,  obscure  ferrugineus, 
glaber,  subnitidus,  capite,  antennis,  pedibus,  thoracis  disco 
punctisque  duobus,  scutello  elylrisque  nigris,  his  iascia  un- 
dulata,  intus  abbreviata  apiceque  lato  flavis :  thoracis  angulis 
posticis  acutis,  antennis  brevibus.    Long.  lin.  SVs» 

Patria:  Guinea. 

4.  Tr.  senegalensis.  Ovalus,  niger,  supra  glaber, 
nitidus,  elytrorum, fasciis  duabus  abbreviatis,  sinuatis  abdomi- 
neque  rufo-ferrugineis.  Long.  lin.  472. 

J  Tibiis  anticis  retrorsum  ante  apicem  profunde  emar- 
ginatis ,  medlis  intus  cxcisis  denteque  magno  ar- 
matis. 

Olenus  senegalensis^  Dejean  Catal.  2.  edit.  p.  439. 
Patria:  Guinea,  Senegal. 

C.  Körper  länglich,  fast  gleich  breit,  Hinterecken  des  Hals- 
schildes rechtwinklig;  das  4.  bis  8.  Glied  der  Fühler 
kurz,  fast  knopfförmig. 

» 


224  Gerstaecker: 

5.  Tr.  tricolor.  Oblongus,  subparallelus,  rufo-Lrun- 
neus,  nitidus,  anlennis,  femorum  apice  ,  libiis  elylrorumque 
macula  oblonga  nigris,  hac  fascia  sinuata  aureo -flava  inler- 
rupta.     Long.  lin.  3 72« 

Palria:  Guinea. 


5*    Eumorpliu«  Weber. 
Eumorphus    et    Olena    Castelnau. 

Proslernum  angustum,  lanceolatum. 
Mandibulae  apice  integro,  dente  interno  nullo. 
Palpi  labiales  articulo  ullimo  transversa, 
Femara  compressa. 

Diese  Gattung  ist  wieder  ausschliesslich  oslindisch, 
hauptsächlich  auf  den  Sunda-Inseln^  ausserdem  auch  auf  Cey- 
lon und  den  Philippinen  einheimisch;  nur  einzelne  Arien  sind 
bisher  vom  Festlande  bekannt  geworden.  Ihr  wesentlicher 
Charaliler  liegt  in  der  Bildung  der  Mandibeln^,  welche  bei 
allen  Arien  darin  übereinkommen  ,  dass  der  Innenrand  nicht 
gezähnt  und  die  Spitze  von  oben  nach  unten  gerade  abge- 
stutzt ist ;  dagegen  variirt  die  grössere  oder  geringere  Länge 
der  letzleren  nach  den  Arten.  Diese  zeigen  in  der  äusse- 
ren Körperform  mannigfache  Verschiedenheilen;  bei  den  einen, 
welche  im  Ganzen  flacher  gewölbt  sind,  ist  der  Seilenrand 
der  Flügeldecken  erweitert  und  flach  ausgebreitet,  Schenkel 
und  Schienen  platt  gedrückt ,  letztere  beim  Männchen  ge- 
krümmt und  das  erste  Paar  ausser  der  Zähnung^  stark  um  seine 
Axe  gedreht;  die  anderen  sind  höher  gewölbt,  von  mehr 
eiförmigem  Umrisse,  ohne  erweiterten  Flögeldeckenrand,  die 
Beine  schlanker,  weniger  platt  gedrückt,  die  Schienen  fast 
gerade.  —  Die  Geschlechtsunlerschiede  sind  überall  deutlich 
ausgedrückt;  stets  sind  es  die  Vorder-  und  zuweilen  auch 
die  Rlitlclschiencn,  welche  beim  Männchen  gezahnt  sind. 

Von  den  22  hier  angeführten  Arten  sind  fünf  bisher 
bekannt  gemacl'.t  worden;  sie  lassen  sich  folgendermassen 
anordnen : 


Vers,  einer  syst.  Auseinanders.  d.  Gatt.  Eumorphus  u.  Endomychus.  225 

A.     Flügeldecken    mit    stark    erweitertem    Seitenrande ,   beim 
Männchen  sich  der  Kreisform  nähernd  ;  Mittel  -  und  Hin- 
terschienen des  Männchens  stark  gekrümmt. 
a)  Flügeldecken  beim  Männchen  in  der  Mitte  des  Rük. 
kens  bucklig  erhöht. 

1.  E.  marg-inalus.  Subtus  niger,  supra  cyaneus, 
fere  opacus,  elytris  maculis  duabus  subrolundis  flavis.  Long, 
lin.  7—8. 

r^  Thoracis  angulis  poslicis  acutissimis,  elytris  sub- 
orbicularibus  :  tibiis  anticls  dente  magno,  obtuso 
armatis. 

Eumorphus  marginatus  Fabr.  Syst.  Eleuth.  II.  p.  12.  no.  2. 

—  Olivier,    Entomol.  VI.   p.  1065.  no.  1.     pl.  1.  fig.  l. 

—  Cuvier,  Regne  animal  (ed.  Massen)  pl.  74  bis,  fig.  1. 
~    Castelnau,   Hisl.   nat.  d.  Ins.  Coleopt.  IL  p.  522. 

Eumorphe  de  Siimalra  Dumeril,  Consid.  gen.  sur   la    classe 
des  Insectes,  pl.  21.  fig.  3. 

2  Thoracis  angulis  poslicis  oblusis,  elytris  elliplicis. 

Eumorphus  rotundipennis  *  Dejean  Cat.  2.   edit.  p.  438.  — 
Chenu,  Encycl.  d'hist.  nat.,  Coleopt.  I.  p.  10.  fig.  30. 

Patria  :  Java. 

2.  E.  dilataius.  Piceus  ,  subnitidus ,  thoracis  mar- 
ginibus  elytrorumque  basi  et  sulura  rufis,  his  inargine  late- 
rali  testaceb,  disco  violaceis,  guttis  duabus  subrotundis  flavis. 
Long.  lin.  öy^ — ^%' 

(^  Thoracis  angulis  posticis  acutis,  tibiis  anticis  dente 

longo,  acuminato  armatis. 
$  Thoracis  angulis  poslicis  fere  reclis. 

Eumorphus  dilataius  Perty  ,    Observat.  in  Coleopt.  Indiae 

Orient,  p.  42.  ($) 
Eumorphus  eburalus  Dejean  Catal.  2.  ed.  p.  438. 

Patria:  Java. 

3.  E.  turritus.  Piceus,  nitidus,  elytris  disco  metal- 
lico-micantibus,  maculis  duabus  subquadratis  croceis,  margine 
laterali  apice  acuminato.    Long.  lin.  6 — 6%, 

cj^  Thoracis    angulis  poslicis  acutissimis,  tibiis  anticis 
dente  recto  ,  acuto  armatis.  ^ 

Patria  :  Borneo,  Singapore,.Pulo  Penang. 

b)     Flügeldecken  des  Männchens  ohne  buckelartige  Er- 
höhung. 
Archiv  f.  Naturgesch.  XXllI.  Jahrg.  1.  Bd.  15 


22Q  Gerstaecker: 

4.  E.  quadrino  ta  tus.  Niger,  nitidus,  elytris  vix 
cyanescenlibuSj  inaculis  duabus  raagnis  subquadralis  croceis. 
Long.  lin.  6 — öy^. 

^  Thoracis  angulis  poslicis  acuminalis. 
$  Thoracis  angulis  posticis  rectis. 

Eumorphus  quadrinotalus  *  Dejean  Catal.  2.  ed.   p.  438. 
Patria  :  Java. 

B.  Flügeldecken  mit  weniger  erweitertem  Seitenrand,  in 
beiden  Geschlechtern  von  eiförmigem  Umrisse ;  Mittel- 
schienen des  Männchens  stets  ,  Hinterschienen  zuweilen 
gekrümmt. 

5.  E.  eburatus.  Oblongo-ovatus,  piceus,  fere  opa- 
cus  ,  elytris  disco  cyanescentibus  ,  margine  pallido  ,  inaculis 
duabus  magnis  eburneis  ,  anteriore  subquadrato ,  posteriore 
orbiculari.     Long.  lin.  5. 

Fatria:  Java. 

6.  E.  politus.  Oblongo-ovalus,  piceus,  nitidissimus, 
elytris  cupreo- nücanlibus,  maculis  duabus  roturidalis  aureo- 
flavis ,  margine  laterali  retrorsum  forlius  dilalato.  Long, 
lin.  5 — 6. 

(/Tibiis    anlicis    denle  infra    medium  valido  armatis, 
posterioribus  arcuatis. 
Patria :  Singapore. 

7.  E.  cyanescens.  Oblongo-ovalus,  niger,  subniti- 
dus,  elytris  cyanescentibus,  maculis  duabus  aurantiacis.  Long. 
lin.  öy'j. 

(^  Tibiis  anticis  dente  interno  medio  triangulär!,  acuto 
armatis,    posticis  fere  rectis:    thoracis  angulis  po- 
sticis acuminalis. 
Patria:  Ins.  Philippinac. 

8.  E.  tetrasp  ilotus.  Ovalus  ,  rufo-piceus,  subme- 
tallicus  ,  elytris  apice  obtusis  ,  violaceo-micanlibus  ,  maculis 
duabus  rolundatis  tiavis.     Long.  lin.  47^ — 5. 

cj^  Tibiis  anlicis  ullra  medium  crislato-dilalalis,  dente 
longissimo,  curvalo  instruclis,  -segmento  abdominis 
ultimo  semicirculariter  exciso. 

var.  minor.  Dente  tibiarum  breviore  ,  vix  curvato, 
elytrorum  macula  anteriore  transversa. 


Vers,  einer  syst.  Auseinanders.  d  Gatt.  Eumorphus  u.  Endomychus.  227 

Eumorphus   telraspilotus   Hope   in    Griffith,  Animal  Kingd. 
pl.  60.  flg.  6.  (^) 
Patria  :  Pulo  Penang. 

9.  E.  aiisterus.  Oblongo-ovalus,  subtus  niger,  supra 
piceus,  opacus,  elytris  violaceo -micantibus,  maculis  duabus 
rolundalis  croceis ,  antennarum  articulo  primo  femorumque 
apice  laete  corallinis.     Long.  lin.  5 — 5V2. 

(f'  Tibiis  anticis  dente  interno  medio  aculissimo. 
Palria :  Birma. 

10.  E.  CO  1  um  bin  US.  Oblongo-ovalus,  piceus,  niti- 
dus, elytris  disco  aeneo- micantibus,  maculis  duabus  rolun- 
dalis flavis:  capite,  antennarum  articulo  primo,  Ihoracis  ely- 
trorumque  marginibus,  coxis,  trochanteribus,  femorum  apice 
tarsisque  rufis.     Long.  lin.   5 — 6. 

(/  Tibiis  anticis  dente  triangulari  lato,  acuto  armalis, 
abdominis  segmento  ultimo  profunde  exciso. 

Eumorphus  columbinus  Reiclie  i.  lit. 

Patria:  Java. 

11.  E.  oculatus.  Oblongo-ovalus,  piceus,  nitidus, 
elytris  disco  violaceo- micantibus,  maculis  duabus  transversis 
flavis  :  capite  ,  antennarum  articulis  duobus  primis  ,  thoracis 
elylrorumque  marginibus  ncc  non  pedibus,  rufo-testaceis,  fe- 
moribus  libiisque   fusco-annulatis. 

cT  Tibiis  anticis  dente  angusto ,  acuto  armalis,  abdo- 
minis segmento  ultimo  apice  integro. 

Eumorphus  oculatus  *  v.  d.  Linden  i.  lit. 
Eumorphus  laelus  de  Haan  i.  lit. 
Patria:  Java. 

C.     Flügeldecken    ohne    erweiterten    Seitenrand,    höher    ge- 
wölbt, von   eiförmigem  Umrisse. 

a)  Beim  Männchen  sind  die  Vorder-  und  Mittelschienen 
an  der  Innenseite  gezähnt, 

12.  E.  qua drigut latus.  Oblongo-ovalus,  niger, 
fere  opacus,  elytris  cyanescentibus,  maculis  duabus  transver- 
sis flavis ,  anteriore  maiore:  Ihorace  deplanalo,  subopaco. 
Long.  lin.  4 — 5. 

cf  Tibiarum  anticarum  dente  supra  medium  orto,  ad- 
iacente:  abdominis  segmenlis  ultimis  medio  rufo- 
pilosis. 


228  '  Gerstaecker: 

Erotylus  quadrigutlatus  *  llliger  in  "Wiedemann,  Archiv  f. 

Zool.    und    Zoot.    I.  2.    p.  124.    no.  18.    Taf.  I.   flg.  4. 

(1800). 
Eumorphus  Sumatrae  Weber,  Observat.  entom.  p.  59.  (1801.) 

—  llliger,  Magaz.  f.  Inseklenk.  I.  p.  246. 
Eumorphus   immarginatus    Fabr.    Syst.    Elenth.    II.    p.  11. 

no.  l.  (1801.)  —  llliger,  Magaz.  f.  Insektenk.  III.  p.  160. 

—  Olivier,  Entom.  VI.  p.  1065.  no.  2.  pl.  1.  fig.  2.  — 
Latreille,  Gen.  Crust.  et  Insect.  Tab.  XI.  fig.  12.  — 
Schönherr,  Synon.    Insect.  II.  p.  329.  no.  1. 

Palria :  Sumatra,  Java. 

13.  E.  pulchripes.  Oblongo-ovatus,  niger,  subniti- 
dus,  elytris  cyanescenlibus,  maculis  diiabus  transversis,  flavis : 
femoribus  basi  excepta  carallinis.     Long.  lin.  47. — 5. 

J"  Tibiarum  anlicariim  dente  supra  medium  orto,  ad- 
iacente:   abdominis   segmenlis    ultimis  medio  rufo- 
pilosis. 
Palria :  Ceylon. 

14.  E.  convexicollis.  Oblongo-ovalus^  niger,  ni- 
tidus, elytris  cyanescenlibus,  maculis  duabus  transversis  fla- 
vis: thorace  convexo,  nitido.    Long.  lin.  5y2— öV^ 

(^Tibiarum  anticarum  dente  medio,  distante  ,  abdo- 
minis segmenlis  duobus  penullimis  pilis  erectis 
nigris. 

Eumorphus  confusus  Dejean  i.  lit. 
Patria:  Ins.  Philippinae. 

b)  Beim  Männchen  sind  nur  die  Yorderschienen  an  der 
Innenseite  gezähnt. 

15.  E.  alboguttatus.  Oblongo-ovatus,  niger,  niti- 
dus, elytris  aeneo-micanlibus,  maculis  duabus  magnis  flavis, 
rotundato-quadratis:  thorace  parum  convexo,  angulis  posticis 
acuminatis.     Long.  lin.  4V2 — 5. 

(/  Tibiis  anticis  rectis,  infra  medium  dente  acuminato 
armatis. 

Eumorphus  alboguttatus  *  de  Haan  i.  lit. 
Eumorphus  4maculatus  Dejean  Catal.  2.  edit.  p.  438. 
(IjEumorphus  St/ma(rae  Castelnau,  Hist.  nat.  d.  Ins.  Coleopt. 
IL  p.  522. 

Palria:  Java. 


Vers,  einer  syst.  Auseinanders.  d.  Gatt.  Eumorphus  u.  Endomychus.  229 

16.  E.  consobrinus.  Oblonge -ovatus,  niger,  niti- 
dus, elytris  violaceo-micantibus,  maculis  duabus  rotundato- 
quadratis  teslaceis :  thorace  convexo,  angulis  poslicis  acutis- 
simis.     Long.  lin.  b^/^- 

c^  Tibiis  anticis  curvalis,  dente  medio  aculissimo  ar- 
matis,  ante  apicem  profunde  excisis. 
Patria:  Java. 

17.  E.  sybarita.  Oblongus,  niger,  nitidus,  elytris 
cyanescentibus ,  maculis  duabus  aurantiacis,  anteriore  trans- 
verso,  posteriore  rotundalo.     Long.  lin.  5 — 6. 

cT  Tibiis  anticis  dente  medio  acutissimo  armatis,  ante 
apicem  profunde  excisis. 
Patria:  Singapore. 

18.  E.  bipunctatus.  Oblongo-ovalus,  niger,  niti- 
dus, elytris  albidis,  basi,  sutura,  margine  externe  maculisque 
duabus  mediis,  transverse  disposilis  nigris.     Long.  lin.  4V2. 

cj^  Tibiis  anticis  dente  medio  tenui,  distante:  abdomi- 
nis  segmento  ultimo  triangulariter  exciso. 
Eumorphus  bipunctatus  Perty,  Observat.    in  Coleopt.  Ind. 

Orient,  p.  42. 
Eumorphus  am6u5/us  de  Haan,  Dejean  Catal.  2.  ed.  p.  438. 
Palria:  Java. 

19.  E.  as Samens is.  Oblonge -ovatus,  niger,  sub- 
nitidus  ,  thorace  lato ,  longitudinaliter  sulcato ,  elytris  hume- 
ris  carinatis,  supra  disperse  punctulalis,  maculis  duabus  trans- 
versis,  calloso-elevatis  flavis.     Long.  lin.  4. 

(^  Tibiis  anticis  dente  medio  acute  armatis,  ante  api- 
cem carinatis. 
Patria:  Assam. 

20.  E.  s.ubguttatus.  Oblonge -ovatus,  niger,  opa- 
cus,  thorace  angusto ,  basi  sulcato  ,  elytris  carina  humerali 
elevala ,  guttis  duabus  subrotundis  flavis ,  callosis.  Long, 
lin.  32/3. 

Eumorphus  subguttalus  *  de  Haan  i.  lit. 

Patria:  Java^  Singapore. 

21.  E.  carina  tu  s.  Oblongo-evatus,  rufus,  fere  opa- 
cus,  antennis  ,  tibiis  elytrerumque  vitla  lata  nigricanlibus: 
thorace  ante   medium    angulato- dilatalo,  basi  apiceque  atte- 


230  Gerstaecker: 

nualo,  disco  subsulcato:  elylris  carina  humerali  alte  elevata, 
maculis  duabus  aureo  -  flavis  ,  anteriore  obliqua  ,  posteriore 
rotundata.    Long*,  lin.  SVs- 

Eumorphus  guttatus  *  de  Haan  i.  lit, 

Palria:  Java. 

22.  E.  coloratus.  Oblonge  - ovatus ,  rufiis,  opacus, 
antennis  basi  excepla,  tibiis  elytrorumque  vitla  lata  nigrican- 
libus:  thorace  lateribus  leviler  rotundato,  disco  vix  sulcato, 
elytris  carina  humerali  obsoleta,  maculis  duabus  aurantiacis, 
anteriore  transversa,  posteriore  rotundata.     Long.  lin.  373. 

var.  a.    Thoracis  elytrorumque  disco  nee  non  femo- 
,  rum  basi  nigricantibus. 

Patria:  Java. 


6.     Pedanus   n.  g. 

Eumorphus  Dejean. 


_  Prosternum  angustum^  apice  rotundatum, 
Mandibulae  obtusae,  late  rotundatae, 
Palpi  labiales  artictdo  ultimo  iransverso. 
Femora  simplicia. 

Diese  Gattung  umfasst  einige  kleine  Ostindische  Arten 
von  flachgewölbtem  Körper,  kleinem  quadratischen  Halsschiide 
mit  schwach  hervortretenden  und  daher  den  Kopf  kaum  ein- 
schliessenden  Vorderecken  und  massig-  entwickelten  Beinen, 
welche  sich  durch  die  Bildung  der  Mandibeln  von  allen  übri- 
gen Eumorphiden -GaKungen  sehr  auffällig  unterscheiden. 
Dieselben  endigen  nämlich  nicht  in  eine  dünne,  nach  innen 
gerichtete  Spitze,  sondern  sind  sehr  kurz  und  am  vorderen 
Ende  abgestumpft  und  breit  abgerundet ;  ihr  Aussenrand  ist 
an  der  Basis  stark  verdickt,  flacht  sich  jedoch  nach  vorn 
allmählig  ab,  so  dass  er  am  Ende  schneidend  scharf  er- 
scheint. —  Geschlechtsunterschiede  zeigen  sich  an  den  Mit- 
telschienen, welche  beim  Männchen  gezähnt  sind. 

Die  drei  aufgeführten  Arten  sind  neu: 

1.  P.  quadrilunatus.  Nigro-piceus,  punctatus,  sub- 
nitidus,  thorace  transverse  quadrato,  elylris  subtiliter  puncta- 


Vers,  einer  syst.  Auseinanders.  d.  Galt.  Eumorphus  u.  Endoinychus.  231 

lis,  cyaneis,  maculis  duabus  flavi's:  antennanim  clava  angu- 
sta.     Long.  lin.  2V2— SVj. 

cT  Tibiis  mediis  in(us  denle  parvo  armatis,  abdoininis 
segmento  ultimo  apice  emarginato. 
Patria  :  Pulo  Penang. 

2.  P.  affinis.  Nigro- piceus  :,  punctatus  ,  subnitidus, 
Ihorace  basi  apiceque  dilatato,  elytris  crebre  fortiterque  pun- 
ctatis,  viridi-cyaneis,  maculis  duabus  magnis  aurantiacis:  an- 
tennarum  clava  latiore.     Long.  lin.  3V,. 

Patria:  Borneo. 

3.  P.  Westermanni.  Nigro-piceus,  punctatus,  sub- 
nitidus, elytris  cyanescentibus^  fasciis  duabus  abbreviatis,  fle- 
xuosis  aurantiacis,  anteriore  humerum  includente.  Long.  lin.  Sy,. 

c^  Tibiis  mediis  intus  dente  parvo  armatis,  abdominis 
segmento  ultimo  apice  emarginato. 
Eumorphus   Westermanni^  Dejean  Catal.   2.  ed.  p.  438. 
Patria:  Java. 

Vielleicht  gehört  dieser  Gattung  ebenfalls  eine  mir  un- 
bekannte Art:  Eumorphus  Schneider i  Schönherr,  Sy- 
nonym. Insect.  H.  p.  329.  no.  4  an. 


7,     Dioedes  n.  g. 

Aploscelis  (Chevr.)  Dejean.    —  Eumorphus  Klug. 

Prost  er  num  angustüm^  tnmcatmn,  coxas  retrorsum 

non  Slip  er  ans. 
Mandibulae  intus  unidentatae,  apice  integro. 
Palpi  labiales  ai^ticulo  ultimo  transversa, 
Femara  suhclavata,  compressa. 

Eine  auf  Madagascar  beschrankte,  bis  jetzt  nur  zwei 
Arten  umfassende  Galtung,  bei  der  das  Prosternum  nicht  nach 
hinten  über  die  Vorderhüften  hinaus  verlängert,  sondern  zwi- 
schen diesen  abgestutzt  ist;  es  legt  sich  daher  auch  nur  ge- 
gen den  Vorderrand  des  Mesosternum  an  und  nicht,  wie  sonst, 
auf  dasselbe  auf.  Die  Bildung  der  Mandibeln  ist  ähnlich  wie 
bei  Engonius;  sie  haben  nämlich  einen  Zahn  am  Innenrande, 
welcher  der  senkrecht  abgestutzten  Spitze  nahe   gerückt  ist. 


232  Gerstaecker: 

Die  Beine  sind  ziemlich  langgestreckt ,  die  Schenkel  gegen 
die  Spitze  verdickt,  aber  dabei  zusammengedrückt.  —  Ge- 
schlechtsunterschiede zeigen  die  Vorderschienen,  welche  beim 
Männchen  entweder  mit  einem  kurzen  Haken  an  der  Spitze 
besetzt  oder  winklig  erweitert  sind. 

1.  D.  atratus.  Niger,  subnitidus ,  thoracis  angulis 
anticis  acutis ,  elylris  concoloribus,  subtiliter  coriaceis.  Long, 
ling.  5 — 6. 

(^  Elytris  retrorsum  dilatalis,  depressis,  laleribus  ob- 

tuse     carinatis ,    tibiis    Omnibus    elongatis,    anticis 

unco  terminali  lato,  truncato,  posterioribus  curvatis. 

$  Elytris  convexis,  acuminalo-ovatis ,   tibiis  omnibus 

simplicibus. 

Eumorphus  atratus^  Klu?»  Coleopt.  v.  Madagascar  p.  126. 
no.210.  Taf.  V.  fig.l2.  ($) 

Patria :  Madagascar. 

2.  D.  columbinus.  Oblongo-ovalus,  niger,  sub- 
nitidus ,  thoracis  angulis  anticis  obtusis,  elylris  violaceis  vel 
aurichalceis.     Long.  lin.  öVj. 

^  Tibiis  anticis  ante  apicem  angulato-dilatatis,  poste- 
rioribus leviter  arcuatis. 
Patria:  Madagascar. 


S.     Encymon  n.  g. 

Prosternum  inter  coxas  lineare. 

Mandibulae  breves,  intus  unidentatae,  apice  acu^ 

tissimae. 
Palpi  labiales  articulo  ultimo  latissimo. 
Palpi  maxillares  articulo  ultimo  late  truncato. 
Femara  gracilia. 

Die  Vorderhuften  sind  in  dieser  Gattung  so  dicht  an- 
einander gerückt ,  dass  das  Prosternum  zwischen  ihnen  nur 
als  feine  scharfe  Leiste  sichtbar  ist ,  welche  überdem  noch 
tief  zwischen  den  Hüften  eingesenkt  liegt;  nach  hinten  er- 
weitert es  sich  wieder  in  Form  eines  Dreiecks,  ist  aber  in 
gleicher  Linie  mit  den   Hüften  quer  abgestutzt   und  legt  sich 


Vers,  einer  syst.  Auseinanders.  d.  Gatt.  Eumorphus  u.  Endomychus.  233 

also  nicht  dem  Mesosternum  auf.  Hierin  liegt  auch  die  ein- 
zige Uebereinslimmung  mit  der  vorigen  Gattung,  von  der  die 
vorliegende  liabituell  sehr  abweicht;  durch  die  eigenthümli- 
che  Form  des  Halsschildes  reiht  sie  sich  an  Pedanus,  durch 
den  verkürzten,  hochgevvölbten  Hinterkörper  an  Corynomalus 
an.  Die  Mandibeln  fallen  durch  ihre  Kürze  und  Breite  auf 
und  dadurch  dass  die  Spitze  nicht  gestutzt,  sondern  wie  die 
Spitze  eines  Messers  fein  zugeschlifTen  ist.  An  den  Lippen- 
tastern ist  das  Endglied  von  ganz  besonderer  Breite,  fast  dop- 
pelt so  breit  als  das  vorhergehende,  welches  selbst  schon 
stark  in  die  Quere  gezogen  ist ;  das  Endglied  der  Kieferta- 
ster ist  breit  abgestutzt  und  von  gleicher  Länge  mit  den  bei- 
den vorhergehenden.  —  Die  Gattung  ist  auf  eine  einzelne 
Ostindische  Art  gegründet. 

1.  E.  violaceus.  Niger,  subtus  nitidus,  thorace 
opaco,  deplanalo ,  basin  versus  angustato,  ante  medium  ro- 
tundato-ampliato ,  apice  utrinque  lobato  ,  elylris  hemisphaeri- 
cis,  laete  violaceis,  nitidis  ,  confertim  at  obsolete  punctatis. 
Long.  lin.  32/3. 

Palria :  Sumatra. 


9«     Cymbachns  n.  g. 

Prosternum  inter  coxas  abbreviatum,  furcatum. 
Mandibulae    angustae ,    intus    unidentatae ,    apice 

elongato,  integro. 
Palpi  labiales  articulo  ultimo  ovato. 
Palpi  maxillares  articulo  ultimo  elongato,  subulato, 
Pedes  breviusculi. 

Durch  die  angegebenen  ChaYaktere  unterscheidet  sich 
diese  Gattung  sehr  auffallend  von  allen  vorhergehenden;  be- 
sonders ist  es  das  längliche,  eiförmige,  nur  an  der  Spitze 
leicht  abgestutzte  Endglied  der  Lippentaster,  in  welchem  ein 
diametraler  Gegensatz  zu  der  bisherigen  Bildung  dieses  Thei- 
les  bemerkbar  ist.  Das  Prosternum  ist  in  ähnlicher  Weise 
wie  bei  Dioedes  zwischen  den  Hüften  abgekürzt,  aber  nicht 
wie  dort  gerade  abgestutzt ,    sondern  tief  eingeschnitten  und 


234  Gerstaecker:  ^ 

daher  gabelförmio-.  Die  Körperform  ist  sehr  gedrungen  und 
kurz,  das  Halsschild  quer,  herabgebogen,  die  Flügeldecken 
von  herzförmigem  Umrisse,  bucklig  gewölbt.  —  Geschlechts- 
unterschiede zeigen  sich  bei  der  einzigen  bekannten  Art  an 
den  Trochanteren  der  Vorderbeine  und  am  Hinterleibe. 

1.  C.  pulchellus.  Subglobosus,  niger,  supra  coe- 
ruleo-micans,  elytris  tectaceis,  basi,  sulura,  margine  laterali, 
apice  punctoque  medio  cyaneis.     Long.  lin.  '6. 

(^  Trochanteribus    anticis  breviter    mucronatis,  abdo- 
minis   segmento    primo  profunde  triangulariter  im- 
presso. 
Patria:  Java. 


1.0*     Corynonnalns  Dejean. 
Amphix    Castelnau. 

Frosternum  inter  coxas  abbreviatunij  apice  emar- 

ginatum. 
Mandibulae  intus  unidentatae,  apice  integro. 
Palpi    labiales     articulo    ultimo     cylindri'co ,    late 

truncato. 
Palpi  maxillares  articulo  ultimo  subulato. 
Femora  compressa. 

Die  Eumorphiden  der  neuen  Welt,  welche  unter  dieser 
Gattung  vereinigt  sind  ,  zeichnen  sich  äusserlich  durch  kur- 
zen, gedrungenen,  mehr  oder  weniger  hoch  gewölbten  Kör- 
per aus.  Der  Thorax  ist  durchweg  belräciitlich  schmaler  als 
die  Basis  der  Flögeldecken  und  stark  herabgeneigt,  ein  Um- 
stand ,  der  durch  die  Bildung  des  Frosternum  hervorgerufen 
wird;  dieses  ist  nämlich  verkürzt,  zwischen  den  Hüften  en- 
digend und  an  der  Spitze  ausgerandet;  seiner  Ausrandung 
entspricht  das  in  eine  kurze  Spitze  ausgezogene  Mesoster- 
num,  an  welches  es  sich  anlegt.  Von  den  Mundtheilen  sind 
besonders  die  Lippentaster  charakteristisch,  deren  Endglied 
nicht  quergezogen,  sondern  fast  ebenso  breit  als  lang,  fast 
cylindrisch  mit  breit  abgestutzter  Spitze  erscheint.  An  l^c\\ 
Kiefertastern  ist    das  letzte  Glied  länglich,    gegen  die  Spitze 


Vers,  einer  syst.  Auseinanders.  d.  Gatt.  Eumorphus  u.  Endomychus.  235 

hin  pfriemlörmig  verdünnt.  Die  Mandibeln  haben  einen  Zahn 
am  Innenrande  ,  welcher  der  Spitze,  die  nicht  gespalten  ist, 
nahe  gerückt  ist.  Die  Beine  sind  massig  lang,  einfach,  die 
Schenkel  etwas  zusammengedrückt.  —  Geschlechtsiinterschiede 
finden  sich  an  den  iMiltelschienen,  welche  beim  Männchen  vor 
der  Spitze  am  Innenrande  ausgeschnitten  sind. 

Die  Artea  sind  zum  Theil  vielfachen  Abänderungen  in 
Farbe  und  Zeichnung  unterworfen  und  die  Synonymie  der 
bereits  beschriebenen  daher  in  grosser  Verwirrung;  eine  na- 
turgemässe  Gruppirung  derselben  ist  folgende : 

A.  Flügeldeclien  gleich  von  der  Basis  aus  hoch  l^uglig  ge- 
wölbt, seillich  hinter  den  Schultern  bauchig  erweitert 
und  daher  den  Seitenrand  von  oben  her  überragend;  ihre 
Oberfläche  mit  abgekürzten  Punktreihen ,  im  Uebri- 
gen  glatt. 

1.  C.  rufipennis.  Subglobosus^  niger,  nitidus,  gla- 
ber,  thoracis  disco  polito,  elytris  rufis  ,  punctorum  seriebus 
tribus  abbreviatis :  tarsis  basi  ferrugineis.     Long.  lin.  4 — A^I^, 

Patria :  Nova  Granada. 

2.  C.  femoral is.  Subglobosus,  subtus  niger,  supra 
metallicus,  nitidus,  antennarum  basi ,  femoribus,  tarsis  abdo- 
mineque  rufo-ferrugineis :  elytris  punctorum  seriebus  quinque. 
Long.  lin.  3 — 3V3. 

Corynomalus  femoralis*  Dejean  i.  lit, 

Patria:  Bogota. 

B.  Flügeldecken  vorn  und  hinten  schräg  abfallend,  der  Sei. 
tenrand  in  seiner  ganzen  Ausdehnung  von  oben  her 
sichtbar  ;  ihre  Überfläche  dicht  und  unregelmässig  punktirt. 

3.  C.  marginatus.  Ferrugineus,  antennis  basi  ex- 
cepta  fuscis,  clava  nigra,  elytris  fortiter  rugoso -punctatis, 
nigro-viridibus  vel  cyaneis,  vix  nitidis,  margine  omni  sutura- 
que  ferrugineis.     Long.Jin.  4. 

Erotylns    marginatus    Fabr.    Entom.    syst,    suppl.    p.  101. 

no.  18—19. 
Aegilhus  marginatus  Fabr.   Syst.  Eleuth.   II.  p.  10.  no.  2. 
Eumorphus  limbatus  Oliv.  Entom.  VI.  p.  1066.  no.  4.  pl.  I. 

fig.  4. 
Ampkix  binotatus  de  Castelnau,  Hist.  nat.  d.  Ins.   Coleopt. 

II.  p.  522. 

'  Patria:  Guyana. 


236  -  Gerstaecker: 

4.  C.  ferrugineus.  Totus  ferrugineiis ,  anlonnis 
basi  excepta  nigris:  Ihorace  opaco,  angulis  poslicis  fere  acutis, 
elylris  vix  nitidis ,  crebre  fortiterque  rugoso-punclatis.  Long, 
lin.  4. 

Patria:  America  meridionalis. 

5.  C.  discoideus.  Rufo- ferrugineus,  anlennarum 
clava  nigra ,  elytris  crebre  punctalis  ,  viridibus,  nitidissluds, 
margine  externo  testaceo.     Long.  lin.  32/3 — 4. 

"^  Aegilhus  discoideus  Fabr.  Syst.  Eleuth.  IL  p.  10.  no.  4. 

var.  a.     Corpore  sublus,    capite ,    Ihorace,    scutello, 
elytrorum  margine  pedibusque  pallide  teslaceis,  an- 
tcnnis  basi  excepta  infuscalis. 
Patria:  Guyana,  Brasilia  septemtrionalis. 

6.  C.  aurichalceus.  Rufo-ferrugineus,  antennarum 
clava  nigra,  elytris  metallico-micantibus ,  nitidissimis,  crebre 
punctatis,  margine  externo  testaceo.     Long.  lin.  Sy^ — 373. 

Patria:  Brasilia  interior. 

7.  C.  apicalis.  Rufo-ferrugineus,  antennis  basi  ex- 
cepta nigris ,  thorace  angusto  ,  angulis  posticis  fere  rectis, 
elytris  cordatis,  crebre  subtiliterque  punctatis,  lucidis,  viola- 
ceis,  margine  apicali  flavo.    Long.  lin.  32/3. 

Patria:  America  meridionalis. 

8.  C.  speciosus.  Laete  ferrugineus,  nitidus,  anten- 
nis apicem  versus  infuscatis,  clava  nigra,  elytris  fortiter  pun- 
ctatis ,  macula  discoidali  magna  communi,  medio  utrinque 
profunde  excisa,  violacea.     Long.  lin.  Syj. 

Patria :  America  meridionalis. 

9.  C.  laevigatus.  Laete  ferrugineus,  laevigalus, 
nitidus,  antennis  pedibusque  nigris:  thorace  transverso,  an- 
gulis poslicis  fere  rectis  ,  elytris  disperse  punctatis.  Long, 
lin.  373. 

Patria :  America  meridionalis. 

10.  C.  q  ua  d  rim  acula  tus.  Ferrugineus,  fere  opacus, 
antennis  basi  excepta  elytrorumque  maculis  duabus  magnis 
fusco-nigris,  his  cyaneo-micantibus.     Long.  lin.  Sy^. 

Corynomalus    quadrlma culnlvs  *    Erichson ,     Schomburgk's 
Reisen  in  British  Guyana  III.   p.  579« 

Palria  :  Guyana. 


Vers,  einer  syst.  Auseinanderg.  d.  Gatt.  Eumorphus  u.  Endomychus.  237 

11.  C.  tarsatus.  Niger,  subnitidus ,  elylris  crebre 
punctalis,  viridescentibus,  anlennis  apice  tarsisque  laete  ferru- 
gineis.     Long-,  üii.  Syj. 

Corynomalus   tarsatus*  Erichson,    Conspect.  Ins.  Coleopt. 
Peruan.  p.  181.  no.  1. 
Patria:  Peru. 

12.  C.  subcordatus.  Rufo-brunneus,  fere  opacus, 
antennis  basi  excepta  tibiisque  nigris,  elytris  fuscis,  subtili- 
ter  coriaceis^  crebre  punctalis.     Long,  lin,  Sy^ — Sy^^. 

Evmorphus  cinctus  var.  6.  *  Hoffmannsegg  in  Wiedemann, 
Zoolog.  Magaz.  I.  2.  p.  74. 

var.  a.     Elytris  viridi  vel  violaceo-micanlibus. 
var.  b.     Thorace,  capile,  antennarum  basi  femoribus- 
que  dilute  ferrugineis. 

Eumorphus  cinctus  var.   5.  *  Hoffmannsegg  1.  c. 

var.  c.  Tolus  rufo-ferrugineus,  antennis  basi  excepta 
tibiisque  nigris. 

Eumorphus  cinctus  var.  7.  *  Hoffmannsegg  1.  c. 
Patria  :  Parä  Brasiliae. 

13.  C.  in  terruptus.  Rufus,  subnitidus ,  pedibus  con- 
coloribus,  antennis  basi  excepta  infuscatis ,  elytris  disperse 
punctatis,  nigris,  margine  onnni,  sutura  fasciaque  media  fer- 
rugineis.    Long.  lin.  3 — 374. 

Eumorphus  cinctus  var.  i.  *   Hoffmannsegg  1.  c. 

var.  a.     Fascia  elytrorum  suturam  versus  interrupta. 

Eumorphus  cinctus  Oliv.  Entom.  VI.    p.  1067.  no.  5.  pl.I. 
fig.  5. 

var.  b.     Fascia  elytrorum  extrorsum  abbreviata. 

Eumorphus  cinctus  var.  3.  *   Hoffmannsegg  1.   c. 

var.  c.  Fascia  elytrorum  extrorsum  abbreviata ,  an- 
tennis rufis,   clava  nigra. 

var.  d.  Elytris  fascia  nulla,  antennis  rufis ,  clava 
nigra. 

Eumorphus  cinctus  var.  4.  *  Hoffmannsegg  1.  c. 

(?)  Chrysomela  vestita\oet.f  ed.  Panzer IV.  p.  105.  no.  15. 

Tab.  XLVI.  fig.    15. 
Corynomalus  marginellus  Dejean  Catal.  2.  ed.  p.  439. 

Patria:  ßahia  et  Parä  ßrasiliae. 

14.  C.  cinctus.    Thorace  ferruginco  maculis  duabus 


238  Gerstaecker: 

nigris,  elyfrorum  margine,  sutura  fasciaque  media  nee  non 
antennarum  arliculis  duobus  primis  rufis ,  libiis  ,  basi  nigris. 
Long.  lin.  22/3—32/3. 

Aegühus  cinclus  Fabr.  Syst.  Eleuth.  II.  p.  10.  no.  3. 

Eumorphus  cruciger  Latreille,  Recueil  d'observat.  p.  355. 
no.  46.  pl.  XXII.  fig.  11. 

Eumorphus  cinctus  var.  2.  *  HofFmannsegg  1.  c. 

var.  a.     Elylris  fascia  transversa  nulla,  sutura  nigra, 
var.  b.     Elytris   fascia   altera    ante    apicem    dentata, 

ferruginea. 
var.  c.     Elytris  fasciis  duabus  strigisque  duabus  lon- 

gitudinalibus  ferrugineis. 
var.  d.     Elytris    ut  in    var.  c,  at   striga  interna  basin 

versus  maculatim  dilatata. 
var.  e.     Elytris  ferrugineis,  maculis  3.  3.    1.  nigris. 
Patria:  Columbia. 

C.  Flügeldecken  sehr  flach  gewölbt,  länger  gestreckt,  fast 
eiförmig;  deutliche  Geschlechtsunterschiede  am  Hin- 
terleibe. 

15.  C.  dentalus.  Rufo-ferrugineus,  nitidus,  anten- 
narum arliculis  octo  ultimis,  thoracis  maculis  duabus  quadra- 
tis  scutello  elytrisque  nigris :  bis  forliter  punctatis,  aeneo-mi- 
cantibus,  margine  omni  fasciisque  tribus  dentatis  ferrugineis. 
Long.  lin.  31/3—4. 

c^  Tibiis  posterioribus  elongatis,  curvatis,  mediis  ante 
apicem  late  excisis :  abdomine  carina  media  acuta, 
segmento  quinto  utrinque  tuberculalo. 
var.  a.     Elytris  testaceis,  maculis  Septem  nigris. 

Erolylus  dentatus  Fabr.    Syst.  Elt^uth.  II.   p.  7.  no.  23.   — 

Lacordaire,  Monogr.  d.  Erotyliens.  p.  516.  no.  3. 
Corynomalus  panlherimis  *  Dejean  i.  lit. 
Corynotnalus   coccinelloides  Hope  i.  lit. 

Patria:  Columbia. 

16.  C.  perforatus.  Rufo-brunneus^  subnilidus,  an- 
tennis  basi  excepta,  thoracis  maculis  duabus  sculelioque  ni- 
gris, elylris  fortiler  cribralo-punctaliS;,  cyaneis ,  margine  ex- 
terno  fasciaque  media  rufis.      Long.  lin.  3y2. 

(/  Tibiis  mediis  intus  emarginatis,  abdominis  segmento 


Vers,  einer  syst.  Auseinanders;  d.  Gatt.  Eumorphus  u.  Eudomychus.  239 

primo  breviter  carinato,  ultimo  impressione  cruci- 
formi  notato. 

Corynomalus  Leprieuri  *  Buquet  i.  lit. 

Patria  :  Cayenna. 


Tribus  Endomychini. 

Antennariim  articulus  tertius  haud  elonga- 
lus  (i.  e.  quarto  non  long-ior).  Mandibulae  intus 
non  dentatae.  MaxiUarum  lamina  externa  tota 
Cornea,  hauH  elongata.  Ligula  angusta,  apice 
rotundata.     Palpi  labiales  articulo  ultimo  ovato. 

Die  vier  dieser  Gruppe  angehörigen  Galtungen  zeigen 
^vvar  in  der  äusseren  Körperform  wenig  Uebereinslimmendes, 
werden  aber  durch  die  Bildung  der  Unterlippe  ,  an  welcher 
die  Zunge  länger  als  breit  und  an  der  Spitze  abgerundet  er- 
scheint, eng  mit  einander  verbunden.  Hierzu  kommt  die  allen 
gemeinsame  Forui  der  äusseren  Maxillarlade,  welche  die  innere 
an  Länge  kaum  übertrifft,  vorn  abgerundet  ist  und  nicht  wie 
bei  den  Eumorphiden  in  eine  häutige  Fahne  endigt,  sondern 
durchweg  eine  hornige  Beschaffenheit  zeigt.  —  Eine  analyti- 
sche Tabelle  der  Gattungen  ist  folgende: 

I.  Prosternutn  dilatatum,  mesosterno  parum  an- 
guslius. 

1)  Corpus  oblongum,    antennarum  clava    la- 

tissima,  compressa,  mandibulae  apice  fisso.     £ucteanus. 

2)  Corpus  hemisphaericum,  antennae  articulis 
tribus    ultimis    vix    incrassatis ,    oblongis: 

mandibulae  apice  oblique   truncatae      .     .     Meilichius. 

II.  Prosternum  mesosterno  hiulto  angustius. 

3)  Prosternum   carinatum ,   retrorsum    sensim 
dilatatum,  antennae  breves,  clava  longis- 

sima:  corpus  heaiisphaericum       .     .     .     .     Panomoea. 

4)  Prosternum  planum,  spatuliforme,    anten- 
nae   elongatae,    clava    niediocri :    corpus 

ovatum,  leviter  convexum Endomychus. 


240  Gerstaecker: 

].•     Eucteaniis  n.  g. 

Prosternum  latum,  apice  rotundatum,  coxas  retror- 

sum  superans. 
Antennae  elongatae ,    clava    compressa ,   dilatata, 

articulo  ultimo  fere  securiformL 
Palpi  articulo  ultimo  täte  truncato. 
Mandibulae  apice  ßssae. 
Pedes  elongati,  graciles. 

Eine  sehr  ausgezeichnete  Form  vom  Himalaya,  welche 
nicht  nur  durch  die  Körperform  ,  sondern  auch  ganz  beson- 
ders durch  die  flachgedrückte  und  blattartig  ausgebreitete 
Fühlerkeule,  so  wie  durch  die  langen  und  schlanken  Beine 
lebhaft  an  einige  Eumorphiden-Gatlungen  erinnert,  jedoch  in 
der  Bildung  der  Mundtheile  sich  von  ihnen  entfernt.  An  den 
Fühlern  sind  alle  Glieder  länglich,  das  dritte  und  vierte  gleich 
lang,  doppelt  so  lang  als  das  zweite  ,  das  fünfte  bis  achte 
allmählig  an  Länge  abnehmend;  die  drei  Glieder  der  Keule 
nehmen  an  Breite  zu ,  das  letzte  ist  aussen  stark  gerundet, 
innen  stumpfwinklig  erweitert.  —  Geschlechtsunterschiede 
fehlen  an  den  Beinen  gänzlich,  dagegen  bietet  solche  die 
Hinterleibsfläche  dar. 

Die  einzige  bekannte  Art  ist: 

1.    E.    coelestinus.      Coeruleus,     crebre   punctatus, 

fere  opacus,  elytris  maculis  duabus  magnis  aureo-flavis,  infra 

cum  pedibus  antennisque  obscure  cyaneus.  Long.  lin.  5 — öVs« 

(/  Abdomine    longitudinaliter    bicarinato,    segmento 

quinto  profunde  exciso. 

Patria :  Himalaya. 


dt     Meilicliius  n.  g. 

Prosternum  latissimum ,  apice  lemter  rotundatum. 
Antennae  vix  clavatae,  articulis  duohus  basalibus 

abbreviatis. 
Mandibulae  angustae,  apice   oblique  truncatae. 
Palpi  maxillares  articulo  ultimo  breviter  ovato, 
Palpi  labiales  articulo  ultimo  subulato. 
Pedes  breviusculi. 


Vers. einer  syst.  Auseinanders.  d.  Gatt.  Eumorphus  u.  Endomychus.   241 

Die  Galtung  erinnert  im  äusseren  an  Corynomalus,  von 
der  sie  sich  aber  sogleich  durch  das  kurze  Fühlerglied  un- 
terscheidet. Das  Prosternum  ist  hier  fast  so  breit  als  lang 
und  die  Vorderhüflen  daher  weit  auseinanderstehend;  mit  sei- 
nem Hinlerrand,  der  leicht  gerundet  ist,  legt  es  sich  an  das 
Mesosternum  an  ,  das  in  entsprechender  Weise  ausgerandel 
erscheint.  Die  Zunge  ist  länger  als  breit,  nach  vorn  all- 
mählich erweitert,  an  der  Spitze  stark  gerundet;  die  Mandi- 
beln  verlängert,  schmal,  am  Ende  schief  abgestutzt;  das  End- 
glied der  Kiefertaster  verkürzt,  stumpf  eiförmig,  das  der  Lip- 
pentaster länglicher,  pfriemförmig  verdünnt,  leicht  abgestutzt. 
— •  Geschlechtsunlerschiede  sind  an  der  einzigen  Art  bis  jetzt 
nicht  bemerkbar. 

1.  M.  n  igri.col  lis.  Hemisphaericus  ,  glaber,  nitidus, 
rufus,  antennis  apice  excepto,  thorace,  pectoris  lateribus  pe- 
dibusque  nigris  :  thorace  elytrisque  crebre  at  obsolete  pun- 
ctatis,  antennarum  articulo  apicali  tarsorumque  duobus  primis 
testaceis.     Long.  lin.  2. 

Palria:  Pulo  Penang. 


3.     Pänomoea   n.  g. 

~  Prosternum  carinatum,  apice  rotundatum. 
Antennae  breves  clava  lotiyissima,  articuUs  prae- 

cedentibus  longituditie  aequali. 
Mandibutae  breves,  apice  acutissimae. 
-  Palpi  articulo  ultimo  truncato. 

Corpus  coccinelliforme. 

Die  Art,  aufweiche  diese  Gattung  gegründet  ist,  hat 
durchaus  das  Ansehen  einer  Coccinella  und  zwar  um  so  mehr, 
als  auch  die  Fühler  in  ihrer  Länge  weit  hinter  denen  der 
übrigen  Endomychiden  zurückbleiben.  An  denselben  ist  das 
erste  Glied  länglich,  verdickt,  die  folgenden  bis  zum  achten 
sehr  kurz  und  dicht  aneinander  gedrängt,  die  Keule  langge- 
zogen, von  der  Länge  der  vorhergehenden  Glieder  zusam- 
mengenommen. Die  Mandibeln  sind  breit  und  kurz ,  innen 
lief  ausgeschnitten,  am  Ende  scharf  zugespitzt.    Das  Endglied 

Archiv  f.  Naturgescb.  XXIJI.  Jabrg    i.  2d.  It) 


242  Gerstaecker: 

beider  Palpen  ist  abgestutzt.  —  Geschlechtsunterschiede  sind 
äusserlich  nicht  bemerkbar. 

1.  P.  coccinellina.  Hemisphaerica  ,  rufo  -  ferrugi- 
nea,  glabra,  niÜda,  antennaruin  clava  elylrorumque  maculis 
Septem  nigris.     Long.  lin.  3 — 3%. 

Patria  :  Ins.  Philippinae. 


4«     Endoiiiychus  Paykull. 
Chrysomela  Linne.  —    Galleruca  Fabricius. 

Prosternum  spatuUforme,  deplanatum. 

Antennae  elongatae,  articiilis  tribus  iiltimis  dilatatis. 

Mandibulae  apice  bifidae. 

Ligula  rotundata,  leviter  sinuata. 

Palpi  maxillares  articulo  ultimo  oblique  truncato. 

Von  den  vier  bis  jetzt  bekannten  Arten  dieser  Gattung 
gehören  zwei  Europa ,  eine  dem  westlichen  Asien  und  die 
vierte  Nord-Amerika  an  ;  sie  stimmen  in  Form,  Grösse  und 
Färbung  sehr  mit  einander  überein.  Aeussere  Geschlechts- 
unterschiede scheinen  bei  ihnen  nicht  vorhanden  zu  sein. 

A.     Querfurche    der  Basis    des  Halsschildes  vom  Hinterrande 
entfernt,  dieser  hinter  derselben  schräg  aufsteigend. 

1.  E.  coccineus.  Laete  coccineus,  capite,  antennis, 
Ihoracis  disco ,  scutello  ,  elytrorum  maculis  duabus,  pectore 
pedibusque  nigris.     Long.  lin.   12/3 — 2V2- 

var.  a.     Corpore  dilute  rufo  vel  testaceo,  pectoris  la- 

teribus  pedibusque  piceis. 
var.  b.     Thorace  unicolore,  rufo. 

£ndomi/cÄM5coccincws  Paykull,  Faun.Suec.  IL  p.  112.  no.  1. 
Chrysomela  coccinea  Linne,  Syst.   Nat.  IL   p.  592. 
Patria :  Europa. 

2.  E.  thoracicus.  Laete  coccineus,  capite,  anten- 
nis^ thorace,  scutello,  elytrorum  maculis  duabus  magnis  ,  pe- 
ctoris lateribus  pedibusque  nigris.     Long.  lin.  ^y^ — 3. 

var.  a.     Thoracis  margine  antico  rufo-piceo. 

Endomyehus  thoracicus  KoUar  i.  lit.    —  Charpentier,  Ho« 


Vers,  einer  syst.  Auseinanders.  d.  Galt.  Eumorphus  u.  Endomychus.  243 

rae   entomol.    p.  245.  —  Germar,  Faun.  Insect.  Europ. 
XX.  tab.  13.  —  Küster,  Käfer  Europa's  IV.  no.  100. 
Palria :  Hungaria,  Transsylvania. 

3.  E.  armen iacus.  Thorace  deplanalo,  dilute  rufus, 
antennis  basi  excepta  elytrorumque  maculis  duabus  nigris. 
Long.  lin.  2 — 3. 

Endomychtis   armeniacus  Motschulsky,    Nouv.  Mem.  de  la 
soc.  imp.  d.  natural.  deMoscoulV-  p.  321.  no.  17.   Tab. 
XI.  fig.  K. 
Endomychus  Scovitzii  Faldermann,  ibidem  V.  p.  411.  Tab. 
XX.  fig.  8. 
Palria:  Armenia,  Georgia. 

B.     Querfurche    der    Basis    des    Halsschildes    unmittelbar    am 
Hinterrande  verlaufend. 

4.  E.  bigutlalus.  Rufus,  capitc,  anlennis,  Ihorace, 
scutello  ,  elytrorum  maculis  duabus ,  anleriore  minuto,  pedi- 
busque  nigris.     Long.  lin.  \% — 2. 

Endomychus  bigultalus  Say,   Journal    of  the  acad.  of  nat. 
scienc.  of  Philadelphia  IV.  p.  96.   —  Le  Conte,  Proceed. 
of  the  acad.  of  nat.  scienc.    of  Philadelphia  VI.  p.  359 
no,  1. 
Patria:  America  seplemtrionalis. 


lieber.  Urzlehiiing'  nefi  Distotna  ecliliiatum 
durch  Fütterung*. 

Von 

Ur.  H«  A*  Pag-eii§teclier9 

Docenten  in  Heidelberg. 


Die  bisher  bekannt  gemachten  Versuche,  aus  bestimm- 
ten unreifen  Formen  reife  Distomen  bis  zu  vollendeter  ge- 
schlechtlicher Entwickelung  zu  erziehen,  sind  wohl  sämmt- 
lich  —  diejenigen  ,  welche  ich  in  meiner  Arbeit  über  Tre- 
matoden  miltheilte ,  nicht  ausgenorrffnen  — •  nicht  als  in  der 
Weise  gelungen  und  zuverlässig  zu  betrachten,  wie  wir  dies 
einer  grösseren  Reihe  von  Experimenten  zur  Erziehung  von 
Cestoden  zugestehen  müssen.  Ich  säume  deshalb  nicht,  das 
Gelingen  eines  Versuches  mitzutheilen ,  welcher  einerseits 
ganz  zum  Muslerversuche  bei  der  Demonstration  geeignet  ist, 
andererseits  aber  auch  eine  vielleicht  nur  wenig  schwierige 
Gelegenheit  bietet,  weiterhin  auch  die  Entwickelung  der  Em- 
bryonen zu  Ammen  und  somit  die  ganze  Lebensgeschichte 
der  Art  zu  verfolgen. 

Wie  ich  in  der  oben  genannten  Schrift  bereits  mit- 
theilte, halte  ich  ebensowenig,  wie  La  Valette  bei  seinen 
Versuchen  an  Fringilla,  in  Anas  ßoschas  domestica  aus  der 
als  Disloma  echiniferum  Paludinae  bezeichneten  Trematoden- 
cyste  ein  reifes  Thier  erziehen  können.  Ja  ich  war  unglück- 
lich genug,  nicht  einmal  die  Cysten  ausfallen  zu  sehen.  Und 
doch  konnte  ich  mich  nach  Verffleichunof  der  vorhandenen 
Beschreibungen  des  Disloma  echinatuin  nicht  des  Gedankens 
entschlagen,  es    müsse  dieses  als  reife  Form  zu  jener  Cyste 


Pagenstecher:  Ueber  Erziehung  des  Distoma  echinatum  etc.     245 

gehören  ,  und  das  von  mir  gewählte  Versuchsthier  für  die 
Entwickelung  der  betreffenden  Parasiten  weit  mehr  sich 
eignen ,  als  die  Finken  und  Sperlinge  (bei  denen  dasselbe 
auch  nach  längerem  Aufenthalte  niemals  zur  Geschlechtsreife 
gelangt).  Da  ich  indessen  nicht  wohl  annehmen  durfte,  dass 
der  Gesundheitszustand  der  Versuchsenle ,  welche  an  der 
Theilung  der  Trachea  ein  Geschwür  hatte  und  wenig  Nahrung 
erhielt,  das  Misslingen  verschuldet  habe ,  so  blieben  mir  zur 
Erklärung  des  früheren  negativen  Resultates  zwei  andere  Hy- 
pothesen: die  eine,  dass  nicht  die  Cyste  aus  Paludina,  son- 
dern die  sehr  ähnliche  kleinere  aus  Anodonta  die  geeignete 
sei;  die  andere,  dass  in  jener  Jahreszeit,  nach  vorausgegan- 
genem Froste,  bei  Nahrungsmangel  der  VVohnthiere,  die  Disto- 
macysten  ihre  Vitalität  eingebüsst  gehabt  hätten. 

Als  ich  am  Ausgange  des  Winters,  bei  reichlichem  En- 
tenfange, helminthologische  Nachforschungen  anstellte,  traf  ich 
bei  einem  Exemplare  von  Anas  ßoschas  fera  in  der  That 
erwachsene ,  ausgezeichnet  grosse  Exemplare  von  Distoma 
echinatum  ,  und  die  Untersuchung  befestigte  in  mir  die  alte 
Vermuthung,  das  gereifte  Distoma  echiniferum  hierin  wieder  zu 
finden.  Es  gelang  mir  damals  nicht,  wilde  Enten  lebend  zu 
erhalten,  wie  ich  es  zur  Anstellung  des  Versuches  wünschte, 
und  ich  beschloss  durch  eine  den  Gewohnheiten  der  wilden 
Ente  entsprechende  Nahrung  bei  zahmen  Enten  die  Verschie- 
denheit auszugleichen,  die  allein  in  Betracht  kommen  konnte. 

Zuvor  suchte  ich  noch  über  einige  Fragen  in's  Klare 
zu  kommen,  welche  die  unreife  Form  betrafen  und  über  Diffe- 
renzen ,  die  zwischen  mir  und  den  anderen  Forschern  be- 
standen. Ausser  in  den  traubigen  Conglomeraten  am  Her- 
zen der  Paludina  fand  ich  jetzt  auch  zahlreiche  Exemplare 
zerstreut  in  den  verschiedenen  Organen  dieser  Schnecke; 
ebenso  fand  ich  einzelne  bei  Limnaeus  stagnalis  und  häuGger 
bei  Pianorbis  corneus.  Ich  kann  nicht  umhin,  auch  jetzt 
noch  anzunehmen  ,  dass  in  den  meisten  Fällen  hier  eine 
Einwanderung  stattgefunden  hat  behufs  der  Encystirung.  Bei 
dieser  herrscht  eine  grössere  Freiheit  für  die  Wahl  des 
Vyohnthiers ,  als  sonst  auf  irgend  einer  Entvvickelungsslufe, 
wie  ich  denn  jetzt  z.  B.  auch  Cysten  von  Cercaria  ornata  in 
Hydrachna  concliarum,  so  wie  Tetrakolylecyslen  in  eine  feste 


246  Pagenstecher: 

Hülle  eingeschlossen  nicht  nur  in  verschiedenen  Mollusken, 
sondern  auch  in  den  Halsmuskeln  der  wilden  Ente  und  in 
den  Darmhäuten  von  Leuciscus  dobula  und  Cyprinus  Carpio 
gefunden  habe.  Dennoch  glaube  ich  mit  Philipp!  und  La 
Valette  annehmen  zu  dürfen,  dass  in  derThat  die  Ammen- 
bildung  und  die  Produktion  der  Cerkarien  auch  in  der  Palu- 
dina  vivipara  stattfindet,  aber  in  weit  weniger  Exemplaren, 
deren  Fruchtbarkeit  ausreicht,  weit  und  breit  Alles  mit  Cy- 
sten zu  versorgen. 

Als  ich  nämlich  Anfangs  April  wieder  etwa  300  Palu- 
dinen  öffnete,  welche  im  März  gefangen  waren  ,  halten  einige 
gar  keine  Cysten,  die  meisten  nur  wenige,  nur  einzelne  etwa 
die  Zahl ,  welche  ich  im  Herbst  und  Winter  zu  finden  ge- 
wohnt gewesen  war.  In  einer  einzigen  glaube  ich  die  Am- 
menform gefunden  zu  haben,  obwohl  die  grosse  Aehnlichkeit 
der  Ammen  und  Cerkarien  mit  Cercaria  magna  mich  anfangs 
zweifelhaft  machen  kpnnte.  Es  lagen  die  jüngeren  Formen 
zwischen  Tausenden  von  mehr  und  weniger  gereiften  Cy- 
sten, Als  jüngste  Formen  erschienen  kugelförmige  Haufen, 
in  denen  auffallender  Weise  eine  sehr  lebhafte,  wimmelnde 
Molekularbewegung,  ähnlich  der  der  Spermatozoen,  stattfand. 
Von  diesen  Formen  an  fanden  sich  alle  die  gewohnten  Zwi- 
schenformen in  Grösse  und  Entwickelung  bis  zur  vollendeten, 
sackförmigen  Redie  mit  gelbbraunem  Darme.  Aus  dieser 
traten  die  Cefkarien,  unter  denen  die  reifsten  am  meisten 
vorn  lagen,  bestimmt  durch  eine  besondere  seitliche  OefFnung 
nahe  dem  Vorderende  aus.  Sie  haben  nie  einen  Mundstachel, 
lassen  aber  zuweilen  schon  bei  der  Geburt  den  Beginn  des 
Stachelkragens  erkennen.  Der  Bauchnapf  prominirt  stark, 
der  Darm  ist  abgetheilt,  dunkler  als  in  der  Cyste,  die  Kör- 
persubstanz von  bräunlichen  Zellen  mit  dunklem  Contour  ge^ 
bildet.  Der  Schweif  ist  von  einem  hellen  Saume  eingefasst. 
Bei  den  frisch  encystirten  Thieren  erkennt  man  anfangs  die 
gleiche  Färbung  des  Darms  und  der  Körpersubstanz.  Lang- 
sam jedoch  wird  die  Färbung  blasser  und  gleichmässiger,  die 
Darmäste  werden  unsichtbar,  dagegen  füllen  sich  die  Ge- 
fässe  mit  den  scharfkontourirten ,  stark  lichtbrechenden  Ex- 
krementkörnchen. Als  Vorbereitung  zur  Encystirung  wurde 
eine  Einrollung  bemerkt. 


Ueber  Erziehung  des  Distoma  echinatum  durch  Fütterung.      247 

Im  Juli  stellte  sich  das  Verhältniss  der  Encystirung  ganz 
anders.  Von  allen  Paludinen  ,  welche  ich  untersuchte,  etwa 
160  an  der  Zahl,  war  auch  nicht  eine,  die  nicht  mit  Disloma 
echiniferum  inficirt  gewesen  wäre ,  alle  besassen  wenigstens 
die  traubigen  Conglomerate  am  Herzen.  Jelzt  sowohl,  als 
im  April  wurden  die  deutlichen  Beweise  des  Lebens  an  vie- 
len der  eingeschlossenen  Thiere  erkannt.  Alle  die  Trauben 
wurden  von  den  Herzen  der  Schnecken  abgelöst  und  der 
ganze  Vorrath  von  Cysten,  zu  schätzen  auf  8000 — 10000  Stück 
an  zwei  junge,  kräftige  zahme  Enten  am  6ten  und  9ten  Juli 
verfüttert.  Bis  zum  24sten  Juli  wurden  die  Enten  mit  ge- 
mischter Nahrung  gefüttert ,  welche  jedoch ,  so  weit  sie  aus 
ungekochten  Thieren  bestand,  helminthologischer  Durchsu- 
chung unterworfen  gewesen  war. 

Bei  der  bedeutenden  Anzahl  von  Distoma  echinatum, 
welche  sich  im  Darme  beider  Thiere  ohne  Mühe  fand,  wurde 
nicht  speciell  genug  der  ganze  Darminhalt  durchforscht  und 
es  lässt  sich  annehmen,  dass  besonders  bei  dem  erstun- 
tersuchten Thiere  eine  grössere  Zahl  Distomen  ungezählt 
blieb.  Dennoch  gewann  ich  aus  diesem  über  fünfzig ,  aus 
dem  anderen  Thiere  an  200  geschlechtlich  vollkommen  ent- 
wickelte Distomen.  Die  beiden  Enten  waren  dabei  in  ganz 
gutem  Zustande,  wie  ja  diese  Thiere  auch  ohne  besonderen 
Nachtheil  Tausende  von  Echinorhynchen  mit  sich  tragen 
können. 

Die  Distomen  waren  in  der  Färbung  dem  Speisebrei 
im  Dünndarme  gleich  ,  aber  ein  der  Anhäufung  der  reifen 
Eier  entsprechendes  bräunliches  Pünktchen  Hess  sie  leicht 
finden.  Bei  geringerer  Reife  mögen  sie  ohne  gehörige  Aus- 
breitung des  Darminhalts  leicht  übersehen  werden.  Haupt- 
sitz der  Parasiten  war  der  Dünndarm,  in  etwa  ein  Fuss  Ent- 
fernung vom  Magen,  auf  einer  Strecke  von  einem  Zoll  Länge 
fanden  sich  hier  über  100  Stück;  die  grössten  aber  sassen 
an  der  Stelle,  wo  die  Blinddärme  in  den  Darm  münden,  ein- 
zelne zerstreut  durch  den  ganzen  Darm  bis  hart  an  den  Ma- 
gen. Exemplare  so  gross  ,  als  die  sechs  oder  acht  Stück, 
welche  ich  im  Frühjahre  bei  der  wilden  Ente  gefunden  hatte, 
von  2  Cm.  Länge,  fanden  sich  nicht;  die  vorhandenen  Hes- 
sen sich  in  zwei  Kategorien  Iheilen,  die,  in  der  Grösse  nicht 


248  ,  Pagenstecher: 

unwesentlich  differirend,  den  beiden  Fülterungsterminen  ent- 
sprachen. Die  grössten,  durch  die  Fütterung  erzielten,  Thiere 
massen  5mm.  an  Länge  auf  1^3mm.  Breite,  die  kleineren 
im  Durchschnitte  4mm.  an  Länge  und  1mm.  an  Breite.  Jene 
enthielten  bis  über  100  reite  Eier,  diese  meist  10 — 14  der- 
selben. Die  im  Vergleiche  mit  der  an  den  beiden  Versuchs- 
tagen ziemlich  gleichmässig  vorgenommenen  Fütterung  auf- 
fallend geringe  Zahl  der  reiferen  Thiere  ist  wohl  die  Folge 
allgemeiner  Bedingungen,  welche  kontinuirlich  die  Zahl  der 
parasitischen  Würmer  während  des  Heranwachsens  schmä- 
lern. Gefüllt  mit  den  Produkten  geschlechtlicher  Thätigkeit 
verlieren  die  Thiere  an  Behändigkeit  und  Energie,  ihre  Saug- 
näpfe wachsen  nicht  im  gleichen  Verhältnisse  mit  dem  Volu- 
men des  Körpers,  der  in  der  Cyste  erworbene  Stachelbesatz 
des  Vorderleibes  geht  immer  mehr  verloren  und  wenn  auch 
die  Stacheln  des  Kragens  von  der  Wurzel  aus  wachsend  an 
Länge  und  Stärke  gewinnen ,  so  brechen  sie  doch  meist  ab 
und  die  ausgefallenen  werden  nicht  wieder  ersetzt.  So  spült 
die  Bewegung  des  Darms  die  Thiere  immer  weiter  hinab  und 
nach  und  nach  verschwinden  immer  mehr  von  ihnen,  mit  den 
Speiseresten,  den  Steinchen  weggerissen,  ganz  aus  dem  Or- 
ganismus und  es  dürfte  als  ein  genügendes  Resultat  erschei- 
nen, nach  zwei  bis  drei  W^ochen  von  einigen  Tausend  Cy- 
sten, welche  schwerlich  alle  vollständig  entwickelungsfähig 
waren  ,  einige  Hundert  reife  Distomen  zu  finden.  Da  die 
Distomen  an  Grösse  in  der  Cyste  nicht  zunehmen,  so  kön- 
nen bei  gleichzeitigem  Einbringen  in  den  Magen  nicht  solche 
Differenzen  im  Wachsthume  beobachtet  werden  ,  als  bei  der 
Finnenfülterung;  es  scheint  überhaupt  ein  langes  Verweilen 
in  der  Cyste  nicht  Bedürfniss.  Die  Cyste  ist  der  Schutz  ge- 
gen die  zu  lebhafte  Wirkung  der  Magenverdauung ,  wie  sie 
bis  dahin  überhaupt  als  Schulz  gegen  die  Aussenwell  die  Er- 
haltung bei  sehr  beschränkter  Ernährung  ermöglichte,  und  es 
ist  mir  wahrscheinlich,  auch  nach  wiederholten  Versuchen 
mit  nicht  encystirten  Amphistomen,  dass  sie  allen  Tremato- 
den  nöthig  sei,  welche   den  Magen  passiren. 

Ein  Bild  von  der  Massenzunahme  des  Distoma  während 
seines  Heranwachsens  geben  die  angeführten  Flächenmasse 
der  verschiedenen  Lebensperioden ,  wobei    zu  bedenken  ist, 


Ueber  Erziehung  des  Disloma  echinatum  durch  Fütterung.      249 

dass  trotz  der  möglichsten  Abplattung  des  Objektes  durch 
den  Druck  des  Deckgläschens  gewiss  bei  den  grösseren 
Thieren  eine  Dicke  anzunehmen  ist,  die  das  drei-  und  mehr- 
fache der  kleineren,  besonders  der  Cerkarien  erreicht. 

Quadratmillimeter 
der  Oberfläche 
die  Cercaria  echinata  misst   ohne    den 

Schweif  etwa     .     .     ,     .     .     .     •     •  ^»^ 

das   aus  der  Cyste  genommene  Distoma  0,44 

das  Distoma  15  Tage  nach  der  Fütterung  3,0 — 4,0 

das  Disloma  18  Tage     „        ^  „  6,0—7,0 

die  in  Anas  Boschas  fera  gefundenen  Distomen  0,5—0,8  Qua- 
dratcentimeter.  Demnach  kann  man  etwa  in  3 — 4  Tagen  eine 
Verdoppelung  des  Flächeninhaltes  statuiren  und  annehmen, 
dass  in  einem  Monate  jene  bedeutendste  Grösse  erreicht 
werden  kann.  Die  Nahrung  des  Thieres ,  sein  Gesundheits- 
zustand ,  die  Jahreszeit  können  hier  jedoch  ebensowohl  in- 
fluiren,  als  das  Aller  und  der  Entwickelungszustand  der  ver- 
fütterten Cysten. 

Nur  weniges  möchte  ich  zur  Charakteristik  des  Distoma 
echinatum  beifügen.  Die  grossen  Stacheln  am  nierenförmigen 
Kragen  massen  je  nach  der  Grösse  der  Thiere  0,07,  0,08  bis 
0,1mm.  an  Länge,  0,013  bis  0,03  an  Dicke,  diekleinen  Stacheln 
des  Leibes  0,015 — 0,027  an  Länge;  der  letzleren  sind,  wo 
sie  noch  vollständig  sind,  etwa  30  Reihen  von  je  40  Stück.  Sie 
gehen  dann  noch  über  den  Bauchnapf  hinaus.  Der  Bauchnapf 
misst  von  0,4 — 1mm.  an  Länge  und  %  der  Länge  an  Breite. 
Vor  demselben  ist  der  Körper  löfl^elartig  ausgehöhlt  und  im 
Grunde  dieser  Rinne  liegen  die  Geschlechlsmündungen.  Bei 
den  ganz  grossen  Thieren  ist  der  Penis  nicht  mehr  erkenn- 
bar ,  sehr  schön  hingegen  bei  den  jüngeren.  Er  misst  hier 
von  der  Wurzel  an  0,5mm.  und  überragt,  wenn  vorgestreckt, 
weit  den  Rand  des  Körpers.  Er  ist  von  einem  deutlichen, 
mit  muskulösen  Wandungen  eingefassten,  Kanal  durchsetzt 
und  verhältnissmässig  feiner  als  der  von  Distoma  variega- 
tum ,  bei  welchem  ich  ihn  nunmehr  auch  deutlich  erkannt 
habe.  An  der  Wurzel  0,06mm.  dick ,  spitzt  er  sich  zuletzt 
auf  OjOlmm.  zu.  Man  darf  aber  einen  vorgestreckten  Penis 
bei  den  Trematoden  -    wie    bei  den   Cestodengliedern    nicht 


250  Pagenstecher: 

leicht  in  den  mit  Eiern  bereits  überfüllten  Stücken  zu  fin- 
den hoffen.  Die  männliche  Geschlechtslhätigkeit  geht  immer 
voraus  und  mindert  sich  hernach.  Weder  in  der  Samen- 
blase noch  in  der  sogenannten  inneren  Samenblase ,  welche 
eher  Samentasche  heissen  könnte,  da  sie  zu  den  weiblichen 
Sexualorganen  gehört^  konnte  ich  gestreckte,  bewegliche  Sa- 
menfäden sehen ,  die  bei  anderen  Distomen  so  deutlich  wa- 
ren; im  Uebrigen  ganz  der  bekannte  Process  des  Austretens 
der  Keime  und  des  Zutritts  der  Doltersubstanz.  Der  Keim- 
stock ist  nicht  gross  ,  die  Dotterstöcke  liegen  in  sehr  zahl- 
reichen Läppchen  an  den  Seitenwänden  des  Körpers.  Die 
beiden  Hoden  stossen  anfangs  in  der  Längsaxe  an  einander, 
in  den  ganz  grossen  Thieren  sind  sie  deutlich  getrennt  und 
lappig.  Das  Gefässsystem  beginnt  mit  feinen  Verästelungen 
dicht  an  der  Oberfläche,  welche  mit  Körnchen  gefüllt  sind 
und  keine  deutlichen  Wandungen  besitzen.  Die  grossen  Ge- 
fässe  bilden  so  wie  vorn  auch  hinten  Schlingen,  weil  die 
Mündung  derselben  in  die  weiter  in  den  Körper  hineinra- 
gende Caudalblase  mehr  vorwärts  gelegen  ist.  Die  Flimme- 
rung ist  stellenweise  sehr  stark,  grosse  Lappen,  in  der  Längs- 
richtung gelegen,  schwingen  in  die  Quere.  Eigenlhümlich  ist 
die  Neigung  des  Thiers  den  Vorderkörper  einzubiegen,  was 
vielleicht  wie  die  Neigung  männlicher  Nematoden,  das  Schwei- 
fende einzurollen ,  mit  den  Geschlechtsfunktionen  zusammen- 
hängen dürfte.  Die  bräunlichen  Eier  haben  eine  nachgiebige 
Schale.  Sie  sind  0,095mm.  lang  und  0,07mm.  breit  ^  der 
helle  Fleck  in  denselben  misst  0^0 19mm. 

Für  Wiederholung  des  Versuches  glaube  ich  nun  em- 
pfehlen zu  müssen ,  um  auch  jeden  Verdacht  einer  anderen 
Quelle  der  Distomen  zu  entfernen,  künstlich  ausgebrütete  En- 
ten ausser  mit  den  auspräparirten  abgewaschenen  Cysten  nur 
mit  gekochter ,  jedoch  gemischter  Speise  zu  füttern  und  in 
gleicher  Art  sie  nur  mit  gekochtem  Wasser  zu  versehen. 
Man  wird  nicht  leicht  irgend  ein  anderes  helmin thologisches 
Experiment  reiner  machen  können.  So  möchte  ich  auch  zu 
Fütterungsversuchen  mit  den  geeigneten  Nematoden  junge 
Hühner  vorschlagen,  weil  auch  diese  von  Anfang  an  künst- 
lich gefüttert  und  vor  unfreiwilliger  Infektion  leicht  bewahrt 
werden  können.      Hat   man    nun   hinlänglich   reife  Distomen 


üeber  Erziehung  des  Distoma  echinatum  durch  Fütterung.     251 

erzogen,  so  muss  der  Versuch  begonnen  werden,  die  Eier 
dieser  wieder  zur  Entwickelung  zu  bringen.  Man  wird  dazu 
sich  junger,  aus  dem  Tragsacke  der  Mutter  ausgeschnittener 
Paludinen,  die  nicht  selten  hinlänglich  kräftig  sind,  bedienen 
müssen,  weil  die  Alten  immer  inficirt  sind.  Es  scheint  nicht 
unmöglich,  sich  vegetabilische  Nahrung  zu  erziehen,  welche 
ihrerseits  keine  Gefahr  der  Ansteckung  bieten  kann. 

Selbst  in  diesem  Augenblicke  in  die  Unmöglichkeit  ver- 
setzt, diese  Versuche  anzustellen,  hoffe  ich,  sie  in  den  Hän- 
den Anderer  glücken  zu  sehen.  ^ 


Fernere  üfacliträg^e   zu  dem  itiifsatze    über 

die  Ecliiiiospira,  nebst  Beobaclitung^en  über 

eine  iSir   verwandte  liSrve. 

Von 
Or*     A»     54.  r  o  li  n« 

(Hierzu  Taf.  XL) 


Die  letzten  Beobachtungen  über  die  Echinospira  hatten 
zu  dem  Resultate  geführt,  dass  selbige  die  Larve  eines  mög- 
licherweise zu  den  Kammkiemern  gehörenden  Gastropoden 
sei  (dies.  Arch.  1855.  Bd.  L  p.  1).  Es  ist  mir  nun  im  ver- 
flossenen Winter,  an  einem  wiederum  bei  Messina  erhaltenen 
Exemplare  geglückt ,  nicht  nur  höchst  befriedigende  Auf- 
schlüsse über  das  weitere  Schicksal  dieser  Larve  ,  sondern 
auch  manche  zuverlässige  Anhaltspunkte  zur  näheren  Ermitte- 
lung ihrer  Abkunft  zu  gewinnen. 

An  der  am  18ten  Februar  mit  dem  Netze  gefischten 
Larve,  liess  sich  während  der  ersten  Tage  nach  dem  Ein- 
fangen ,  keine  irgend  bemerkenswerthe  Erscheinung  wahr- 
nehmen. Nur  am  drillen  Tage  fiel  es  mir  auf,  dass  sie  nicht 
mehr  herumschwamm,  sondern  in  ihr  Gehäuse  zurückgezo- 
gen, fortwährend  auf  dem  Boden  des  Glasgefässes  verweilte. 
Während  der  beiden  ersten  Tage  hatte  ich  indess  Gelegen- 
heit ,  die  früheren  Beobachtungen  in  Betreff,  des  Wimperse- 
gels und  anderer  Organe  zu  ergänzen.  Es  sei  mir  gestat- 
tet, ehe  ich  weiter  berichte,  diese  neueren  Ergebnisse  mitzu- 
theilen. 


Krohn:      Fernere  Nacht,  zu  dem  Aufsatze  üb.  die  Echinospira.     253 

An  dem  Segel  lässl  sich  leicht  ein  doppelter  Wimper- 
saum ,  ein  oberer  mit  mächtig-eren  und  ein  unlerer  mit  weit 
zahlreicheren  ,  feineren  und  kürzeren  Cilien  versehener  un- 
terscheiden. Beide  Säume  sind  durch  eine  furchenartige 
Aushöhlung  der  Aussenränder  sämmtlicher  Wimpel,  die  sich 
gegen  den  Mund  herabzieht ,  von  einander  geschieden.  Der 
ober-e  Saum  setzt  sich  am  Vorderrande  des  Kopfes,  conti- 
nuirlich  über  den  Mund  weg,  von  der  einen  Hälfte  des  Ve- 
lum  auf  die  andere  fort.  Dert  unteren  Saum  kann  man  zwar 
noch  deutlich  bis  in  die  Nähe  des  Mundes  verfolgen,  aber 
darüber  hinaus  ist  sein  weiteres  Verhalten  nicht  mehr  ganz 
sicher  zu* ermitteln.  Nach  den  frühern,  freilich  noch  unvoll- 
ständigen Beobachtungen  über  die  Bewimperung  des  Segels, 
scheint  es  jedoch  ,  als  setze  auch  dieser  Saum  ,  unter  dem 
Munde,  von  der  einen  Seile  auf  die  andere  über  {},  c, 
p.  3)  ^'0. 

Die  schwärzlichen  Augen  der  Larve  liegen  an  derAus- 
senseite  der  Fühler,  dicht  neben  der  Basis  derselben.  Letz- 
tere sind  ziemlich  lang  und  überall  gleichmässig  cylindrisch. 
Die  Hörbiäschen  schimmern  hinter  und  unter  den  Augen 
durch  die  Hautdecke  und  scheinen  dem  Schlundringe  des 
Nervensystems  unmittelbar  aufzuliegen.  Der  Magen  liegt  als 
rundliche  Erweiterung  ganz  zur  Linken  und  hat  rechlerseils 
den  oberen  oder  vorderen  Theil  der  Leber  neben  sich.  Die 
hintere  Portion  der  Leber  reicht  noch  lange  nicht  bis  an  den 
Grund  der  Schale.  Es  nimmt  somit  die  Larve  nur  den  obe- 
ren weiteren  Theil  der  letzleren  ein.  Der  Fuss  ist  länglich, 
schmal  ,  am  breiten  Vorderrande  mit  einer  seichten  Quer- 
furche versehen.      Ich  gehe  nun  in  meinem  Berichte  weiter. 

Am  Morgen  des  vierten  Tages  war  ich  nicht  wenig 
überrascht,  das  Thierchen  aus  seiner  Schale  herausgelöst  zu 
finden.  Es  hielt  sich  nach  Art  der  Limnaeen,  mit  nach  oben 
gekehrtem,    zu  einer    ovalen   Scheibe    ausgebreitetem   Fusse, 


*)  Die  eben  berührten  Struiiturverhältnisse  des  Segels  finden 
sich,  nach  meinen  Beobachtungen,  in  gleicher  Weise  bei  allen  Ce- 
phalophorenlarven.  Auch  sind  sie  bereits  vonGegenbaur  bei  den 
Larven  der  Pteropoden  und  Heteropoden  nachgewiesen  worden  (vergl, 
dessen  Untersuchungen  über  Pterop.  und  Heterop.  p.  35,   36,  98  u.  128). 


254  Krohn: 

dicht  an  der  Wasseroberfläche  ,  schien  aber  nicht  merklich 
von  der  Stelle  zu  rücken.  Die  leere  Schale  wurde  alsbald 
auf  dem  Boden  des  Gefässes  entdeckt.  Das  Wimpersegel 
fehlte.  Es  war  demnach  offenbar,  dass  die  Larve  ihre  Me- 
tamorphose, die  nach  dem  bereits  erwähnten  ruhigen  Verhal- 
ten schon  am  Tage  zuvor  begonnen  haben  mochte,  während 
der  Nacht  überstanden  hatte.  Diese  Ansicht  wurde  denn 
auch  bei  der  sogleich  vorgenommenen  näheren  Untersuchung, 
trotz  des  nun  in  seiner  Ruhe  gestörten  und  in  Folge  dessen 
fortwährend  contrahirten  Thieres  bestätigt. 

Zunächst  liess  sich  äusserlich  um  den  Hinterleib  eine 
äusserst  zarte ,  durchsichtige  Schale  mit  einem  deutlichen 
Ansätze  zur  Windung,  unterscheiden.  Aus  der  weiten  Oeff- 
nung  derselben  ragte  der  Mantel  in  Form  einer  über  Kopf 
und  Fuss  allseitig  vorspringenden ,  durch  die  starke  Con- 
traction  über  beide  zusammengeschlagenen  und  sie  so  fast 
gänzlich  verdeckenden  Scheibe,  hervor.  Am  Kopfe  liess  sich 
nicht  die  geringste  Spur  mehr  des  früheren  Wimpersegels 
entdecken.  Was  die  im  Hinlerleibc  enthaltenen  Organe  an- 
langt, so  fiel  zunächst  deutlich  die  auf  der  Rückseite  gele- 
gene, schon  früher  näher  beschriebene  Kieme  in  die  Augen. 
Sie  zog  sich  von  vorne  und  rechts  nach  hinten  zu  dem  ganz 
linkerseits  liegenden  Herzen.  Den  Darm,  dessen  Richtung 
gegen  die  Kiemenhöhle  zu,  schon  aus  der  Larve  bekannt  ist, 
sah  ich  entschieden  rechterseits  verlaufen.  Die  hintere  Ab^ 
theilung  der  Schale  zeigte  sich  ganz  von  der  Leber  aus- 
gefüllt. 

Nachdem  die  Schale,  über  die  sogleich  das  Nähere, 
unversehrt  abgelöst  worden  war ,  richtete  ich  mein  Augen- 
merk vorzüglich  auf  die  Mundtheile,  namentlich  aber  auf  die 
Reibmembran  oder  Radula,  über  deren  Bewaffnung  die  frü- 
heren Angaben  noch  Manches  zu  wünschen  übrig  gelassen 
hatten.  Es  gelang  mir  die  ziemlich  entwickelte  Mundmasse 
sammt  der  langen  spiralig  zusammengerollten  Zungenscheide 
glücklich  herauszulösen.  An  der  unter  das  Mikroskop  ge- 
brachten Radula,  liess  sich  denn  auch  sofort  in  jeder  Querreihe 
oder  in  jedem  Gliede,  unter  den  nach  innen  gerichteten  Spitzen 
der  beiden  Seitenplatten ,  die  früher  vermisste  Mittelplatte 
deutlich  erkennen.    Sie  lag  mittelst  einer  ansehnlichen,  nach 


Fernere  Nachträge   zu  d^m  Aufsatze  über  die  Echinospira.     255 

hinten  zu  allmählich  sich  verbreiternden  Basis  der  Reibmem- 
bran  auf.  Ihr  vorderer  in  die  Höhle  der  Mundmasse  aus 
der  Zungenscheide  frei  vorragender  Theil,  zeigte  sich  nach 
rückwärts  umgebogen  und  lief  in  eine  scharfe  Spitze  oder 
Zahn  aus.  Dicht  unter  letzlerem  liess  sich  an  den  beiden 
Seitenrändern,  noch  eine  deutliche  sägeförmige  Zähnelung 
w^ahrnehmen. 

Was  die  Form  der  Schale  betrifft,  so  glaube  ich  den 
Leser  am  füglichsten  sogleich  auf  die  beifolgenden  Figuren 
(l  und  2)  verweisen  zu  müssen.  Wie  man  sieht,  ist  sie 
ziemlich  stark  gewölbt,  besitzt  eine  verhättnissmässig  sehr 
weite  Oeffnung  und  läuft  ziemlich  rasch  in  eine  sehr  enge, 
spiralig  nach  der  rechten  Seite  umgebogene  Spitze  aus.  Man 
könnte  sie,  der  Terminologie  zufolge,  ohrförmig  nennen.  Sie 
ist  durchsichtig,  bei  auffallendem  Lichte  ins  Bläuliche  schim- 
mernd ,  durchweg  membranös ,  biegsam  aber  zugleich  ela- 
stisch. Sie  misst  der  Länge  nach  etwa  V/^  Miliim.  und  ist 
wie  aus  einem  Gusse,  ohne  Spur  von  Anwachsstreifen. 

Durch  die  obigen  Mittheüungen  über  die  Anordnung  des 
Respirationsapparats  und  den  Verlauf  des  Darms  gegen  die 
Kiemenhöhle  zu,  ist  es  wohl  hinlänglich  dargethan,  dass  die 
Echinospira  die  Larve  eines  Ctenobranchiaten  ist.  Es  handelt 
sich  also  jetzt  um  die  Frage,  zu  welcher  Familie  oder  Gat- 
tung dieselbe  wohl  gehören  möchte.  Es  bedarf  wohl  keiner 
besonderen  Rechtfertigung,  wenn  ich  bei  dem  Versuche  diese 
Frage  zu  entscheiden,  das  meiste  Gewicht  auf  die  Radula  und 
die  Schale  lege. 

Schon  in  dem  ersten  Nachtrage  (p.  2.  Anmerk.)  machte 
ich  bei  Besprechung  der  Radula  ,  auf  die  auffallende  Ueber- 
einstimmung  der  Seitenplatten  mit  denen  der  Gattung  Marse- 
nia  Leach  (Coriocella  ßlainv.)  aufmerksam,  indem  ich  mich 
auf  die  trefflichen  Abbildungen  Loven's  in  dessen  bekann- 
ter Abhandlung  bezog.  Da  Marsenia  conspicua  bei  Messina 
nicht  selten  ist,  so  habe  ich  seitdem  Gelegenheit  gehabt,  den 
Vergleich  in  natura  anzustellen,  und  mich  so  auf  das  Voll- 
ständigste von  jener  Uebereinstimmung  überzeugt.  Was  die 
Mittelplalten  betrifft,  so  ist  zwar  die  Formähnlichkeit  mit  de- 
nen der  Marsenien  nicht  minder  gross,  allein  es  fehlen,  oder 
scheinen  wenigstens  die  beiden    divergirenden   Schenkel  zu 


1^56  Krohn; 

fehlen^  in  welche  die. Basis  der  Mittelplatten  bei  Marsenia 
getheilt  ist.  Ich  zweifele  indess  nichts  dass  sich  bei  genaue- 
rer Untersuchung  eine  völlige  Uebereinstimmung  auch  in  die- 
sem Punkte  herausstellen  wird  *). 

Die  Schale,  so  rudimentär  sie  auch  ist,  zeigt,  ihrem 
Habitus  nach,  doch  ebenfalls  eine  nicht  geringe  Aehnlichkeit 
mit  der  Schale  der  Marsenien.  Auch  schien  sie  mir  nicht 
nur  .in  der  Gestalt,  sondern  auch  in  den  Grössenverhältnis- 
s'en,  der  Spitze  des  Gewindes,  oder  nach  der  Terminologie, 
dem  Nucleus  der  Marsenienschale  vollkommen  zu  entspre- 
chen. Wie  bekannt  besteht  nun  die  letztere  aus  zwei  Schich- 
ten, dem  Periostracum  und  der  eigentlichen  Schalenmasse 
oder  Kalkschicht.  Bei  ihrer  membranösen  Beschaffenheit  ist 
also  die  Schale  des  jungen,  aus  der  Echinospira  hervorge- 
henden Gastropoden,  noch  ganz  Periostracum  und  es  muss 
sich  die  Kalkschicht  erst  später  ablagern. 

Die  Form  der  äusseren,  so  wie  die  Anordnung  der  in- 
neren Organe,  weit  entfernt  den  aus  der  Radula  und  der 
Schale  gezogenen  Belegen  für  die  Abstammung  der  Echino- 
spira von  Marsenia  zu  widersprechen  ,  unterstützt  und  be- 
kräftigt vielmehr  diese  Ansicht.  Ich  erinnere  nur  an  die 
Form  und  den  Umfang  des  Mantels,  an  den  langen,  schma- 
len, am  Vorderrande  ausgefurchten  Fuss,  an  die  Gestalt  der 
Fühler  ,  die  Lage  der  Augen,  des  Herzens ,  des  Magens  und 
die  Anwesenheit  eines  einzigen  sphärischen  Ofolithen  in 
den  Hörkapseln.  Es  müssen  jedoch  noch  manche  wichtige 
Veränderungen  vor  sich  gehen,  ehe  das  junge  Thier  seiner 
muthmasslichen  Mutler  vollkommen  ähnlich  wird.  So  z.  ß. 
rauss,  abgesehen  von   den  noch  fehlenden  Zeugungsorganen, 


*)  Dass  ich  der  Basisschenkel  nicht  ansichtig  geworden,  mag 
abgesehen  von  der  winzigen  Grösse  der  IVliltelplatlen  und  der  Schwie- 
rigkeit sie  bloßzulegen,  hauptsächlich  wohl  der  bedeutenden  Trans- 
parenz der  letzteren  zuzuschreiben  sein.  An  den  noch  nicht  völlig 
erhärteten  ,  innerhalb  der  Matrix  gelegenen  Mittelplatten  von  Marse- 
nia conspicua,  Hessen  sich  die  Basisschenkel  aus  demselben  Grunde 
kaum  unterscheiden,  und  schien  die  Basis  hinten  mit  einem  ausgebuch- 
teten Bande  sich  abzugränzen,  gerade  so  wie  ich  es  auch  an  den 
Millelplatten  der  Echinospira  gesehen. 


Fernere  Nachträge  zu  dem  Aufsatze  über  die  Echinospira.     257 

der  Mantel  die  Schale  umwachsen  und  in  sich  aufnehmen_, 
so  das  Alhmung-sorgan  zu  einer  Doppelkieme    sich  gestalten. 

Ich  habe  die  Besprechung  der  Kiefer  auf  die  Letzt 
verspart,  weil  sie  die  einzigen  Theile  sind,  die  ich  mit  mei- 
ner Ansicht  nicht  recht  in  Einklang  bringen  kann.  Bei  Mar- 
senia  ist  die  Schneide  der  Kiefer  bekanntlich  ganzrandig, 
ohne  alle  Bezahnung,  während  doch  nach  meinen  früheren, 
noch  neuerlich  bestätigten  Erfahrungen,  die  Kiefer  der  Echi- 
nospira eigenthümlich  ausgezackt  erscheinen  (1.  c.  Tab.  I» 
Fig.  I).  Zur  Lösung  dieses  Widerspruchs  bieten  sich  vor- 
läufig zwei  Auswege  dar.  Entweder  nämlich  gehen  die  ur- 
sprünglichen Kiefer  mit  der  Zeit  ein  und  werden  durch  an- 
dere ersetzt,  oder  sie  bleiben  und  nehmen  erst  allmählich  die 
spätere  Form  an  *). 

Ich  habe  in  dem  ersten  Nachtrage  einer  von  d'Or- 
bigny  beschriebenen,  Helicophiegma  Candei  genannten 
Schale  erwähnt ,  die  mir  nach  der  kurzen  Charakteristik  in 
Troschel's  Jahresberichte,  mit  der  Schale  von  Echinospira 
identisch  schien.  Ich  habe  seitdem  die  ausführlichere  Be- 
schreibung d'Orbigny's  in  dem  damals  citirten  Werke  von 
Ramon  de  la  Sagra  (Mollusques  p.  100.  Tab.  II.  Fig.  15 
■ — 17)  vergleichen  können.  Die  Uebereinstimmung.  bei  der 
Schalen  ist  in  der  That  so  gross ,  dass  sie  fast  an  Identität 
streift.  Ich  sage  fast,  indem  die  einzige  Abweichung  (nach 
Figur  16)  nur  darin  zu  liegen  scheint,  dass  die  grossen  Zak- 
ken  oder  Stacheln  am  Mündungsrande  weniger  ausgewirkt 
erscheinen.  Doch  mag  dies  vielleicht  von  einer  Stellung  der 
Schale  herrühren ,  bei  welcher  jene  Zacken  in  starker  per- 
spectivischer  Verkürzung  erscheinen. 

Neuerlich  hat  auch  John  D.  Macdonald  eine 
mit  der  Echinospira  äusserst  übereinstimmende  Larven- 
form beschrieben ,  jedoch  mit  völliger  Verkennung  des 
Wimpersegels,    dieselbe    zu    einer   neuen  Gattung  und  Art 


*)  Nach  den  Abbildungen  in  R.  Bergh's  wichtiger  Schrift 
(Bidrag  til  en  Monographi  af  Marseniaderne.  Kjöbenh.  1853),  deren 
Text  mir  leider  nicht  verständlich,  scheinen  in  der  Familie  der  Mar- 
seniaden  nur  die  Gattungen  ünchidiopsis  und  Marsenina  gezähnelte 
Kiefer  zu  besitzen. 

Archiv  f.  Naturgesch.  XXIil.  Jahrg.  1.  Bd  j,7 


258  Krohn: 

gestempelt.  (S.  The  Lond. ,  Edinb.  and  Dubl.  philosophic. 
Magazine  Fourlh  Series.  Vol.  X.  p.  142).  Er  nennt  sie  Ja- 
sonilla  Macleyiana.  Diese  Larve  scheint  im  Wesentlichen  nur 
durch  den  Besitz  von  vier  Paar  Wimpeln  am  Velum  abzu- 
weichen, und  rnuss  sonach  von  einer  anderen  Species  stam- 
men. Sie  soll  in  der  Nähe  von  Port  Jackson  häufig-  vor- 
Jiommen  *). 

Ich  gehe  nun  zur  Beschreibung  einer  der  Echinospira 
zwar  weniger  nahestehenden  ,  doch  unzweifelhaft  zu  dersel- 
ben Familie  gehörenden  Larve  über.  Sie  kam  mir  erst  in 
diesem  Frühjahre  in  zwei  Exemplaren  zur  Beobachtung.  Das 
eine  erhielt  ich  am  26sten  ,  das  andere  etwas  weiter  in  der 
Enlwickeiung  vorgeschrittene  am  3Isten  März. 

Die  Larve  steckt  ebenfalls  in  einem  doppellen  Gehäuse, 
von  welchen  das  innere  (das  erste  Rudiment  der  bleibenden 
Schale)  mit  dem  der  Echinospira  gänzlich  übereinzukommen 
scheint,  während  das  äussere  (die  eigentliche  Larvenschale) 
folgl)nde  Eigenthümlichkeiten  zeigt. 

Obwohl  eben  so  durchsichtig  und  von  der  nämlichen 
Consislenz,  fällt  sie  doch  sogleich  durch  ihre  starke  seitliche 
Verflachung  und  eine  deutlich  spiralige  Einrollung  auf  (Fig.  33. 
Sie  ist  durchaus  in  derselben  Ebene  gewunden  und  besitzt 
etwa  zwei  Umläufe.  Mitten  auf  der  Rückseite  des  zweiten 
Umlaufes  sind  auch  hier  zwei  parallele  Reihen  dichtgedräng- 
ter stacheln  oder  Zähne  zu  bemerken,  doch  in  weit  grösse- 
rer Menge    als    bei  Echinospira.     Die    Stacheln   nehmen    in 


*)  Von  dem  genannten  Verfasser  sind  in  den  Philosopliic.  Trans- 
aclions  (Vol.  145.  Part  IL  1855.  p.  289  u..  295)  zwei  Abhandlungen 
erschienen,  in  welchen  eine  ganz  neue  Ordnung  von  Gastropoden  auf- 
gestellt wird,  deren  wesentlicher  Charakter  in  der  Anwesenheit  be- 
wimperter Arme  am  Kopfe  liegen  soll.  Ausser  mehreren  vom  Verf. 
beobachteten  Arten,  werden  auch  Macgillivrayia  pelagica  und  Chele- 
tropis  Huxleyii  E.  Forb.,  über  welche  der  Verf.  übrigens  interessante 
Beobachtungen  mittheilt,  in  diese  angeblich  neue  Ordnung  eingereiht. 
Man  wird  sich  aber  leicht  überzeugen ,  dass  es  sich  hier  nur  um 
junge,  zwar  weit  entwickelte,  aber  noch  mit  dem  Wimpersegel  ver- 
sehene Gastropoden  handelt.  Beispiele  der  Art  habe  ich  bereits  ia 
meinem  ersten  Kachtrage,  nach  Loven's,  v.  Nordmann's  und  eige- 
nen Beobachtungen  angeführt,  und  auch  schon  damals  angedeutet,  dass 
sie  keinesweges   zu  den  Ausnahmen  gehören  dürften. 


Fernere  Nachträge  zu  dem  Aufsätze  über  die  Echinospira.     259 

Höhe  und  Breite  um  so  mehr  ab,  je  näher  sie  dem  unteren 
oder  hinteren  Mundungsrande  rücken.  Statt  der  beiden  seit- 
lichen Stachelreihen  findet  sich  jederseils  auf  dem  schon 
genannten  Umlaufe  ,  eine  mit  breiter  Basis  aufsteigende 
Leiste ,  deren  scharfkantiger  Rand  auf  einer  kleinen  Strecke 
hinter  der  Mündung ,  fein  ausgezackt  oder  gezähnelt  er- 
scheint, lieber  diese  Strecke  hinaus  verliert  die  Leiste 
die  ßezahnung  und  setzt  sich  nun,  immer  niedriger  und  un- 
scheinbarer werdend ,  auf  die  erste  Windung  fort.  Bei 
der  starken  seitlichen  Abplattung  ist  die  Mündung  länglich, 
fast  sechseckig.  Der  Rückentheil  der  Schale  springt  über 
der  Mündung  in  Gestalt  eines  kurzen  dachförmigen  Fortsat- 
zes vor.  Die  Schale  misst  von  der  Spitze  dieses  Fortsatzes 
bis  zum  diametral  entgegengesetzten  Punkte  des  Rückens, 
etwas  über  2  Millim. 

Die  Larve ,  um  weniges  kleiner  als  die  Echinospira 
nimmt  gleich  dieser,  nur  die  obere  Hälfte  des  stachligen  Ge- 
häuses ein.  Auch  stimmt  sie  in  Bezug  auf  die  äusseren  Or- 
gane und  die  Disposition  der  inneren,  völlig  mit  jener  öber- 
ein.  Der  erheblichste  Unterschied  liegt  in  der  Anwesenheil 
eines  (zum  Verschluss  der  Innern  Schale  dienenden)  Deckels 
am  Fusse.  Minder  wichtig  ist  die  verhältnissmässig  gerin- 
gere Länge  der  Velu;nwimpel  und  die  nur  auf  vier  bis  fünf 
sich  belaufende  Zahl  der  Kiemenblätter.  Der  Deckel  ist  äus- 
serst dünn,  rundlich,  von  aussen,  wie  es  scheint,  concav, 
und  zart  concentrisch  gestreift.  Da  der  innere  Bau,  wegen 
des  viel  flacheren  und  an  den  Seiten  slachellosen  Gehäuses, 
sehr  viel  leichler  sich  überblicken  Hess,  so  sei  noch  Folgen- 
des in  BetrefF  einzelner  Organe  erwähnt. 

Der  Magen  ist  länglich  rund,  liegt  ebenfalls  linkerseits, 
mit  dem  längern  Durchmesser  der  Leibesachse  parallel.  Die 
Speiseröhre  erstreckt  sich  an  der  Bauchseite  zum  Magen  und 
senkt  sich  in  dessen  hintere  Portion,  dicht  vor  dem  hinteren 
blindsackartigen  Ende  desselben ,  ein.  Der  Darm  entspringt 
vom  vorderen  Ende  des  Magens  und  zieht  sich ,  bei  ausge- 
strecktem Leibe,  in  fast  gerader  Richtung,  aber  vorwiegend 
re^hterseils,  zur  Kiemenhöhle,  in  welcher  er  mit  dem  After 
ausmündet.  Die  Hörkapseln  hängen  offenbar  mit  den  beiden 
unteren  Schlundringknoten  (Pedalganglien}  zusammen. 


260  Krohn: 

Ich  habe  schon  angezeigt,  dass  von  den  beiden  Larven 
die  später  eingefangene  etwas  weiter  entwickelt  war.  Am 
Abend  des  vierten  Tages  bemerlite  ich  nun ,  dass  sie  sich 
zur  Hälfte  aus  der  Larvenschale  herausgearbeitet  hatte.  Das 
Velum  zeigte  sich  eingezogen.  Es  waren  dies  wohl  die  er- 
sten Anzeichen  der  bevorstehenden  Umwandlung.  Am  fol- 
genden Tage  fand  ich  die  Larvenschale  in  der  That  abgelöst. 
Bei  näherer  Untersuchung  wurden  nur  noch  geringe  Ueber- 
reste  des  früheren  Velum  bemerkt.  Der  Deckel  fand  sich 
nicht  mehr  vor.  Die  Radula  ,  auf  deren  Beschaffenheit  ich 
ganz  besonders  gespannt  sein  musste,  wurde  leider  nicht 
aufgefunden,  vielleicht  in  Folge  nicht  genug  vorsichtiger  Ma- 
nipulation. Dagegen  Hessen  sich  die  beiden  Kiefer  leicht 
nachweisen.     Sie  ähneln  denen  der  Echinospira  (s.  Fig.  4). 

Das  stachlige  Larvengehäuse  hat  eine  überraschende 
Aehnlichkeit  mit  der  schon  früher  gedachten,  von  Souleyet 
beschriebenen  Calcarella  spinosa.  Doch  ist  diese  Schale  viel 
grösser,  in  drei  Windungen  aufgerollt,  und  an  der  letzten 
Windung,  statt  der  doppelten,  nur  mit  einer  einfachen  Reihe 
Rückenstacheln  versehen.  Zudem  springt  das  Gewinde  sicht- 
lich vor  und  ist  auch  die  Mündung  anders  ^'"). 

Durch  die  oben  beigebrachten  Belege  glaube  ich  es 
mehr  als  wahrscheinlich  gemacht  zu  haben,  dass  die  Echi- 
nospira die  Larve  einer  Marsenia  sei.  Man  hat  demnach 
allen  Grund,  die  Abkunft  der  eben  beschriebenen  Larve,  von 
irgend   einer    anderen    Gattung    der  Marseniaden ,  oder  v^e- 


*)  Ich  muss  hier  noch  einer  winzigen,  nicht  völlig  ausgebilde- 
ten, im  Spätherbste  des  vorigen  Jahres  eingefangenen  Larve  erwäh- 
nen, weil  sie  mir  der  Schale  nach,  zu  derselben  Familie  zu  gehören 
scheint.  Die  glashelle,  weiche  Schale  besteht  aus  einer  einfachen 
Windung  und  misst  etwa  yg  Mill.  Sie  ist  durch  zwei  Paare  scharf- 
kantiger, mit  breiter  Basis  sich  erhebender  Leisten  ausgezeichnet.' 
Das  eine  Paar  der  Leisten  nimmt  die  Mitte  des  Rückens  ein,  die  bei- 
den anderen  Leisten  sind  lateral,  auf  die  entgegengesetzten  Seiten, 
flächen  der  Schale  vertheilt.  Die  Larve  schwamm  mittelst  eines  aus 
zwei  einfachen,  fast  scheibenförmigen  Lappen  bestehenden  Segels  leb- 
haft umher.  An  dem  länglichen,  flachen  Fussrudimente  liess  sich  ein 
Deckel  entdecken.  Die  Augen  zeigten  sich  schwärzlich,  verhältniss- 
mässig  gross,  während  die  Fühler  noch  nicht  angelegt  schienen. 


Fernere  Nachträge  zu  dem  Aufsatze  über  die  Echinospira.     261 

nigslens  von  einer  nahe  verwandten  Familie  herzuleiten. 
Diese  Vermuthungen  gelten  in  gleichem  Maasse  auch  für  die 
Calcarella.  Jedenfalls  aber  stellt  sich  aus  den  vorstehenden 
Mitlheilungen  so  viel  als  sicher  heraus,  dass  es  unter  den  Cte- 
nobranchiaten  eine  Gruppe  giebt,  deren  sämmtliche  Mitglieder, 
im  Larvenzustande,  durch  den  Besitz  einer  provisorischen, 
nach  einem  eigenlhümlichen  überall  durchaus  conformen  Ty- 
pus gebauten  Schale,  sich  in  auffallender  Weise  auszeichnen. 
Es  giebt  unter  den  Cephalophoren  nur  noch  eine,  zu  einer 
anderen  Ordnung  gehörende  Familie,  deren  Repräsentanten 
im  frühesten  Jugendalter  ebenfalls  mit  einer  vergänglichen, 
von  der  spätem  ganz  abweichenden  »Schale  versehen  sind. 
Ich  meine  die  Familie  der  Cymbuliaceen  unter  den  Pteropo- 
den.  (s.  meine  briefliche  Mittheilung  in  Müller's  Archiv  für 
Anatomie  und  Physiolog.  1856.  p.  515). 


Erklärung    der  Abbildungen. 

¥\g.  1.     Rudiment  der    bleibenden    Schale   des    aus    der   Echinospira 
sich  entwickelnden  Gastropoden,     (natürl.  Gr.  c.  lyg  Millim). 
Ansicht  von  der  Seite. 
Fig.  2.      Dasselbe  mit  der  Mündung  nach  oben. 

Fig.  3.     Die  mit  der  Calcarella  verwandte  Larve,  tief- in  ihr  Gehäuse 
zurückgezogen.     Profilansicht. 

An    der  Larve  ist :    a  das   Wimpersegel.    —    b   der    Fuss. 
—  c  der  Mantel.  —  d  das  Rudiment  der  den  Hinterleib 
überkleidenden  bleibenden  Schale. 
Am  Larvengehäuse    (natürl.  Gr.    c.    2  Millim.)  ist :  e  die 
linke  Reihe  der  Rückenstacheln.  —  f  die  linke  Seiten- 
leisten. —  g  der  dachförmig  über  der  Mündung  vorra- 
gende Fortsatz   des  Rückentheils. 
Fig.  4.      Die  beiden  Kiefer  des  jungen  Gastropoden,    zu  dem  sich  die 
Larve  ausbildet. 

Bonn,  d.  18.  Juli  1857. 

Späterer  Zusatz.  In  den  Annais  of  natur.  history  (Vol.  19. 
p.  373)  beschreibt  Herr  Arthur  Adams  eine  stachlige  Schale,  die 
er  zur  vermeintlichen  Gattung  Macgillivrayia  zieht  und  M.  echinata 
bezeichnet.  Es  scheint  mir  diese  Schale  in  den  meisten  Beziehun- 
gen mit  dem  Gehäuse  der  in  dem  vorstehenden  Aufsatze  zuletzt  er- 
wähnten Larve  übereinzustimmen. 


lieber  einige  Chilenische  Vögel  und  Fisclie. 

Von 
Dr.  R.    A»    Pliilippi 


in  Santiago  de  Chile. 


Das  Museum  von  Santiago  besitzt  jetzt  133  Arten  Chileni- 
scher Yögel,  so  dass  demselben  noch  63  Art^n  fehlen,  von 
denen  ich  bis  jetzt  weiss,  dass  sie  wirklich  in  Chile  einheimisch 
sind.  Ich  rechne  hierbei  die  nur  in  der  Magellanstrasse  be- 
obachteten Vögel  ab.  Unter  obigen  133  Arten  befinden  sich 
16,  welche  in  dem  bekannten  VV^erke  von  Herrn  Gay  nicht 
beschrieben  sind,  und  die  ich,  so  weit  meine  allerdings  sehr 
mangelhaften  literarischen  Hülfsmittel  reichen,  für  neu  halte. 
Ich  begnüge  mich  gegenwärtig  die  folgenden  zu  beschreiben. 

1.  Rallus  Satinasi  Ph..  Der  Kopf  ist  oben  graubraun  und 
geht  diese  Färbung  nach  dem  Nacken  hin  allmählich  in  zimmt- 
braun  über :  der  Rücken  ist  schwarzbraun.  Die  Flügel  ha- 
ben dieselbe  Grundfarbe ,  sind  aber  weiss  gefleckt ,  indem 
jede  Deckfeder  mehrere  quergestellte  weisse  Flecke  zeigt. 
Die  Schwungfedern  sind  braunschwarz  aber  mit  weisslichem 
Aussenrande,  und  zeigen  ebenfalls  weissliche  Flecke,  die  aber 
sehr  klein  sind.  Die  Steuerfedern  sind  ähnlich  gefleckt,  wie  die 
Deckfedern,  aber  ihr  Grund  ist  dunkler,  schwärzer.  Die  Kehle 
ist  rein  weiss;  diese  weisse  Färbung  verliert  sich  allmählich 
nach  den  Seiten  des  Halses  und  nach  der  Brust  hin,  welche 
Theile  aschgrau  sind.  Die  Seiten  des  Leibes  und  der  Bauch 
sind  hellbraun  mit  weissen  Querbinden;  der  Unterschenkel 
zeigt  dieselbe  Färbung,  nur  sind  die  weissen  Querbinden  we- 
niger deutlich.  Die  Füsse  sind  grünlich;  der  Schnabel  mehr 
braun  als  grün.  —  Dimensionen:  die  Länge  des  Körpers  von 
der  Schnabelwurzel  bis  zum  Ende  des  Schwanzes  beträgt 
4y2Zoll;  der  Schnabel  misst  71/3  Linie,  der  Tarsus  ll»^  Linie, 
der  Daumen  5,  die  Innenzehe  II,  die  Mittelzehe  12,  die 
Aussenzehe  wieder  1 1  Linien. 


Philippi:    Ueber  einige  Chilenische  Vögel  und  Fische.       263 

Dieser  Vogel  muss  sehr  selten  sein,  da  Herr  Eulogio 
Salinas,  der  sich  seit  vielen  Jahren  eifrig  mil  der  Orni- 
thologie von  Chile  beschäftigt,  nur  das  einzige  Exemplar  ge- 
sehen hat,  welches  ich  oben  beschrieben  habe,  und  welches 
er  dem  Museum  von  Santiago  verehrt  hat.  Der  Vogel  lebt 
im  Röhricht. 

2.  Upuarthia  atacamensis  Ph.  Der  Oberkörper  ist 
rolhbraun ,  mit  Ausnahme  des  Kopfes,  welcher  mehr  grau- 
braun ist.  Ein  weisser  Streifen  fängt  über  den  Augenbrauen 
an,  und  zieht  sich  von  dort  nach  hinten,  wie  bei  ü.  nigro- 
fumosa.  Die  Federn  in  der  Ohrgegend  sind  einfach  grau, 
die  unter  dem  Auge  grau  mit  weissem  Schafte.  Die  Kehle 
ist  rein  weiss,  und  geht  diese  Färbung  allmählich  auf  der 
Brust  in  ein  helles  röthliches  Grau  über.  Die  Federn  dieser 
Theile  sind  durchaus  einfarbig,  ohne  die  Querstreifen,  welche 
ü.  dumetoria  und  vulgaris  zeigen,  und  ohne  die  Längsstrei- 
fen, welche  bei  U.  nigrofumosa  vorkommen.  Die  Seiten  des 
Leibes,  der  Bauch  und  die  untern  Deckfedern  des  Schwanzes 
sind  hell  graubraun,  letztere  mit  weissen  Spitzen.  Die  gros- 
sen Deckfedern  der  Flügel  sind  am  Grunde  schneeweiss,  an 
der  Spitze  schwarzgrau.  Die  erste  und  zweite  Schwungfeder 
sind  einfarbig  schwärzlichgrau,  die  dritte  hat  einen  langen 
rostgelben  Fleck,  der  vom  Grunde  bis  zur  Mitte  der  Länge 
reicht,  aber  die  Ränder  nicht  berührt,  und  durch  den  schwar- 
zen Schaft  getheilt  wird ;  die  vierte  Schwungfeder  hat  den- 
selben Fleck  aber  von  weisser  Farbe;  von  der  fünften  an 
ist  die  ganze  Basis  der  Federn  einschliesslich  des  Randes 
weiss.  Die  Schwungfedern  der  zweiten  Ordnung  haben  eben- 
falls eine  weisse  Basis,  sind  aber  bräunlich,  und  namentlich 
ist  ihr  Aussenrand  rothbraun.  Die  drei  äusseren  Schwanz- 
federn jederseits  haben  an  der  Spitze  einen  breiten  weissen 
Fleck;  die  beiden  folgenden  haben  an  der  Spitze  einen 
schmalen  röthlichen  Rand ,  die  inneren  sind  einfarbig  grau- 
schwarz. Sohnabel  und  Füsse  sind  schwarz.  Erslerer  ist 
wenig  gebogen,  ähnlich  wie  bei  U.  vulgaris. 

U.  dumetoria ,  vulgaris  und  nigrofumosa  unterscheiden 
sich  auf  den  ersten  Blick  durch  die  gestreiften  oder  gebänder- 
ten Federn  der  Kehle,  erstere  ausserdem  durch  den  stark  ge- 
krümmten Schnabel.     Durch  dasselbe  Kejinzeichen  unterschei- 


264  Philippi: 

det  sich  auch  Ochetorrhynchus  ruficaudus  Meyen  (den  Des- 
murs  geneigt  ist,  mit  dem  geradschnäbligen  Eremobius  phoe- 
nicurus  Gould  zu  vereinigen!).^  U.  antarctica  ist  einfarbig 
russbraun,  U.  chilensis  hat  eine  weisse,  dunkelpunktirte  Kehle, 
und  die  Federn  der  Unterseite  haben  weisse  Schäfte;  U. 
melanura  endlich  ermangelt  der  weissen  Flecke  auf  der  Kehle. 
Die  Dimensionen  der  U.  atacamensis  sind :  Länge 
von  der  Spitze  des  Schnabels  bis  an  das  Ende  des  Schwan- 
zes 8  Zoll;  Länge  des  Oberschnabels  Q'^  Linie,  der  Schna- 
belöffnung  12y2  Linie.  Der  Tarsus  misst  15  ,  der  Daumen 
ohne  den  Nagel  öVj,  die  Innenzehe  und  ebenso  die  Aussen- 
zehe  6,  die  Mittelzehe  10  Linien. 

Diese  Art  wurde  von  mir  an  den  Ufern  des  Flusses  von 
S.  Pedro  de  Atacama  beobachtet. 

3.  Totanus  chilensis  Ph.  Kopf,  Hals  und  Brust  sind 
graulich  weiss,  mit  schwärzlichen  Längsstreifen ;  Kehle,  Bauch 
und  die  untern  Deckfedern  des  Schwanzes  schneeweiss;  die 
Seiten  weiss  mit  schwärzlichen  Querwellen,  der  Rücken  grau- 
braun mit  weissen  und  schwarzen  Flecken,  indem  fast  sämmt- 
liche  Federn  einen  weiss-  und  schwarzgegliederten  Rand 
haben.  —  Die  Schwungfedern  sind  schwärzlich;  die  kleinen 
Deckfedern  schwärzlich  mit  einem  schmalen,  weissen  Rande, 
die  anderen  Deckfedern  braun,  am  Rande  schwarz  und  weiss 
gegliedert;  die  Steuerfedern  sind  in  der  Mitte  grau,  an  den 
Rändern  rein  weiss,  mit  etwa  10  Querbinden,  die  in  der 
Mitte  wenig  von  der  Grundfarbe  verschieden  sind,  nach  den 
Rändern  hin  aber  allmählich  tiefschwarz  werden.  Die  obern 
Deckfedern  des  Schwanzes  sind  weiss  mit  schwärzlichen 
Querbinden.  Der  Schnabel  ist  schwarz,  die  Füsse  braungelb. 
Ersterer  ist  in  seiner  zweiten  Hälfte  etwas  aufwärts  ge- 
krümmt, die  Spitze  dagegen  ist  wieder  etwas  abwärts  gebo- 
gen ;  die  Basis  ist  anderthalbmal  so  hoch  wie  breit. 

Die  Länge  des  Vogels  von  der  Spitze  des  Schnabels 
bis  zum  Ende  des  Schwanzes  beträgt  14  Zoll.  Der  Ober- 
schnabel misst  25  Linien,  der  nackte  Theil  der  Tibia  14  Lin., 
der  Tarsus  2  Zoll  7  Lin.,  der  Daumen  3  Lin.,  die  innere 
Zehe  13,  die  Mittelzehe  17  und  die  Aussenzehe  14  Linien. 

T.  chilensis  steht  dem  T.  glottis  offenbar  sehr  nahe, 
unterscheidet  sich   aber  durch   bedeutendere  Grösse,    durch 


Ueber  einige  Chilenische  Vögel  und  Fische.  265 

die  weiss  und  schwarz  geränderten  Deckfedern,  den  asch- 
grauen Schwanz,  der  weit  weniger  Querbinden  hat,  die  am 
Rande  der  Federn  schwarz  werden.  Bei  T.  glotlis  ist  der 
Grund  der  Schwanzfedern  weiss;  die  Querbinden  sind  zahl- 
reicher, schmaler,  durchaus  blassgrau.  Der  Schaft  der  er- 
sten Schwinge  ist  weiss,  wie  bei  T.  gloltis. 

An  der  Küste  der  Provinz  Valparaiso  heisst  dieser  Vo- 
gel Pitoitoi  grande, 

4.  Culicivora  Fernandeziana  Ph.  C.  grisea ;  crista  e 
plumis  slrictis,  elongatis ,  nigris,  albido  variegatis  formata; 
gutlure  pectoreque  albidis,  nigro  flammulatis ;  abdomine  albo; 
alis  nigris,  tectricibus  albo-marginatis;  remigibus  recfricibus- 
que  exterioribus  albo  limbatis:  rostro  pedibusque  nigris.  Ha- 
bitat  in  Insula  luan  Fernandez. 

Diese  Art  unterscheidet  sich  schon  auf  den  ersten  Blick 
von  der-  im  grössten  Thcile  Chiles  vorkommenden  C.  paru- 
lus  durch  die  Färbung.  Sie  hat  nämlich  nichts  Olivenfarbe- 
nes  an  sich ,  sondern  Rücken ,  Flügel  und  Schwanz  sind 
graulich  schwarz;  die  Federn  der  Holle  sind  mit  weniger 
Weiss  gemischt,  und  scheinen  auch  breiter,  mehr  auseinan- 
dergezasert  zu  sein,  Brust  und  Bauch  sind  rein  weiss,  ohne 
Spur  von  gelber  Beimischung,  und  die  schwarzen  Längsslri- 
che  der  ersteren  sind  viel  breiter  und  intensiver.  Noch  we- 
sentlicher ist  aber  der  Unterschied  ,  dass  der  Schnabel  im 
Verhältnisse  weit  grösser  ist,  wie  die  Vergleichung  der  Di- 
mensionen bei  beiden  Arten  zeigen  wird. 


Länge  von  der  Schnabelspitze  bis 
zum  Ende  des  Schwanzes 

Länge  des  Schnabels       .    . 
„       der  SchnabelöfTnung 


„       des  Tarsus  

„       der  Hinlerzehe  ohne  den 


Nagel 


„  der  Innenzehe  . 
„  der  Miltelzehe  . 
ff      der  Aussenzehe 


Culicivora 

C.  parulus 

Fernandeziana 

Ph. 

is 
4  Zoll  6  Lin. 

4  Zoll  3  Lin. 

-    5'A  „ 

-  4%  , 

-    6'/4„ 

-  5      „ 

—  10       „ 

-  9V.  , 

-   3      „ 

-  2%  „ 

-    3%  , 

-3      , 

-   «      „ 

-4      „ 

-  3«/,  „ 

knapp  3      , 

266  PhiHppi: 


Velasia  chilensis  Gray^, 

In  der  Ichthyologie  des  Gay'schen  Werkes  über  Chile 
wird  kein  einziger  Fisch  aus  der  Ordnung  der  Cycloslomen 
aufgeführt,  ungeachtet  schon  Dombey  die  Haut  eines  Chi- 
lenischen ,  in  diese  Ordnung  gehörenden  Fisches  nach  Eu- 
ropa gebracht  halte,  welcher  von  Lacepdde  als  Gastro- 
branchus  Dombeyi  und  von  Dumeril  als  Heptatretus  Dom- 
beyi  beschrieben  ist.  Die  neueren  Ichthyologen  rechnen  diese 
Art,  glaube  ich,  zu  Bdellostoma.  Girard  beschreibt  in  der 
ü.  S.  naval  aslronomical  Expedition  vol.  IL  p.  252.  tab.  XXXIII 
eine  neue  Art  Bdellostoma,  Bd.  polytrema  von  der  Küste  von 
Valparaiso.  Dieselbe  Art  hat  dem  Museum  von  Santiago  von 
der  Magellans-Strasse  der  Gouverneur  der  dortigen  Colonie, 
Herr  G.  Schythe  zugesendet,  doch  sind  die  Exemplare  lei- 
der sehr  verdorben,  indem  der  Weingeist  zu  schwach  war. 
Eine  dritte  Art  ist  der  Aal  der  Chilenen,  ihre  Anguila.  Schon 
Moli  na  sagt  in  seinem  Saggio  sulla  storia  naturale  di  Chili 
p.  226,  dass  im  Gebiete  der  Araukaner  Aale,  anguille,  vor- 
kämen, und  während  ich  in  der  Provinz  Valdivia  zubrachte, 
habe  ich  oft  von  den  dortigen  Aalen  erzählen  hören,  ohne 
dass  es  mir  gelungen  wäre,  einen  davon  zu  sehen.  Kürz- 
lich aber  hat  mir  Herr  L.  Landbeck  von  dort  ein  Exem- 
plar desselben  in  Weingeist  übersendet ,  und  die  oberfläch- 
lichste Ansicht  zeigte  mir  sogleich ,  dass  dieser  Fisch  nichts 
weniger  als  ein  Aal,  sondern  vielmehr  eine  Lamprete,  Pricke 
oder  Neunauge  ist,  jedoch  ein  eigenes  Genus  bilden  muss. 
Der  Körper  ist  sehr  verlängert  und  cylindrisch,  ohne  Schup- 
pen, ohne  Brust-,  Bauch-  und  After-Flossen,  aber  mit  zwei 
kleinen  Rückenflossen  und  einer  Schwanzflosse  versehen,  wie 
die  Lampreten.  Wie  diese  zeigt  er  sieben  Kiemenlöcher  und 
eine  kurze  Röhre  auf  dem  Scheitel.  Jedoch  zeichnet  er  sich 
auf  den  ersten  Blick  durch  eine  sackförmige  Erweiterung  der 
Kehle  und  die  sonderbare  Beschaff'enheit  der  Lippen  aus.  Der 
Kopf  ist  schief  abgestutzt,  der  Mund  kreisförmig,  die  Lippen 
aussen  von  einer  Furche  umgeben  und  mit  einer  grossen 
Anzahl  quergestellter,  halbkreisförmiger,  gekerbter  oder  ge- 
franster Blältchen  besetzt;  ausserhalb  welcher  noch  eine  Zahl 


Ueber  einige  Chilenische  Vögel  und  Fische.  267 

kleiner  kurzer  Fühlfäden  erkannt  wird.  Die  Zähne,  welche 
den  von  den  Lippen  gebildeten  Trichter  bedecken,  bilden 
wenigstens  sieben  concenlrische  Reihen  und  nehmen  von  aus- 
sen nach  innen  an  Grösse  zu.  Im  Gaumen  stehen  vier  kräf- 
tige Zähne,  von  denen  die  beiden  mittleren  kaum  halb  so 
breit  wie  die  beiden  äusseren  sind  ,  auf  der  Zunge  befindet 
sich  ein  quergestelUer  neunspitziger  Zahn.  Zwei  kräftige 
Zähne  sieht  man  endlich  auf  dem  Schlünde.  —  Dieser  son- 
derbare Fisch  ist  einfarbig  schiefergrau  und  wird  einen  Fuss 
lang.     Er  findet  sich  in  den  Flüssen  und  nicht  im  Meere. 

Ich  habe  das  einzige  Exemplar  nicht  zergliedern  wol- 
len, hoffe  aber  bald  von  Herrn  L.  Landbeck  mehrere 
Exemplare  zu  erhalten,  welche  mich  in  den  Stand  setzen 
werden  ,  die  Beschreibung  dieses  Fisches  zu  vervollständi- 
gen *). 


*)  Nachdem  ich  diese  Beschreibung  entworfen  ,  ersehe  ich  ans 
der  von  Giebel  und  Heintz  herausgegebenen  Zeitschr.  für  die 
gesammten  Naturwiss.,  dass  Gray  in  den  Ann.  and  Mag.  of  nat.  hi- 
story,  eine  Chilenische  Cyclostome  als  Velasia  chilensis  beschriebeo 
hat.     Ist  dies  vielleicht  dieselbe  Art? 

Anmerkung  des  Herausgebers.  Die  Frage  nach  der 
Identität  des  Philippi'schen  Fisches  mit  Ve'lasia  chilensis  Gray  glaube 
ich  bejahend  beantworten  zu  müssen.  In  beiden  Beschreibungen  ist 
nichts  geradezu  widersprechendes  enthalten,  wenngleich  die  Beschrei- 
bung des  Gebisses  in  beiden  in  anderem  Sinne  aufgefasst  ist.  Die 
Gray'sche  Beschreibung  (Annais  and  Magazine  of  natural  history.  Se- 
cond  series  Vol.  XIII.  p.  62;  vergl.  auch  dies  Archiv  1854.11.  p.  144) 
lautet  vollständig  in  der  Uebersetzung  so  :  „Velasia.  Die  oberen  in- 
neren Zähne  gross,  quer,  mondförmig  ,  in  vier  flache  längliche  Lap- 
pen getheilt;  die  äusseren  Lappen  die  grossesten.  Die  unteren  in- 
neren Zähne  gross,  quer,  mondförmig,  tonvex,  am  Rande  gezähnelt. 
Die  Lippenzähne  sehr  zahlreich,  abgestutzt,  in  gedrängten,  geboge- 
nen Reihen,  die  vom  Schlünde  aus  divergiren;  die  inneren  gross, 
nach  dem  Rande  zu  allmählich  an  Grösse  abnehmend.  Zunge  mit 
zwei  sehr  grossen  langen  gekrümmten  Zähnen,  mit  einer  dreieckigen 
Platte  unten  an  ihrer  Basis.  Die  beiden  Rückenflossen  weit  von  ein- 
ander entfernt.  Mund  massig,  mit  queren  Blältchen  (foliations)  ge- 
landet. Velasia  chilensis  Hab.  Chili,  in  süssem  Wasser."  Wenn  ich 
Gray's  obere  innere  Zähne  mit  Philippi's  Gaumenzähßen ,  seine 
unteren  inneren   Zähne   mit  dem  Philippi'schen   Zungenzahn  ,    seine 


268  Philippi: 

Genypterus  ?h'^')*   Neues  Geschlecht  der  Blennioiden. 

Unter  den  Chilenischen  Fischen  sind  wenige  im  Lande 
so  bekannt  wie  der  Congrio,  der  häufig  in  den  mittleren 
Provinzen  auf  den  Markt  kommt,  und  in  noch  grösserer  Menge 
in  den  nördlichen  Provinzen  gefischt  wird ,  wo  man  ihn 
trocknet  und  in  grossen  Quantitäten  nach  Peru ,  den  Argen- 
tinischen Provinzen,  zum  Consum  der  Schiffe  und  zur  Fa- 
stenspeise verkauft.  In  früheren  Zeiten  war  der  Fang  des 
Congrio  fast  die  einzige  Nahrungsquelle  der  Küstenbewohner, 
der  ,s.  g.  Changos  ,  bis  ihnen  die  Bergwerke  eine  vorlheil- 
haftere  Beschäftigung  gaben.  Es  ist  daher  sehr  sonderbar, 
dass  dieser  Fisch  den  Naturforschern  unbekannt  geblieben 
ist.  Herr  Gay  meint,  die  Ursache  hiervon  sei  die  Grösse 
des  Fisches,  welcher  zur  Aufbewahrung  ein  ziemlich  grosses 
Gefäss  und  eine  ziemliche  Menge  Weingeist  verlange.  Dies 
mag  dann  auch  wohl  die  Ursache  sein,  welche  ihn  verhin- 
dert hat,  Exemplare  nach  Frankreich  mitzunehmen,  so  dass 
er  sich  damit  begnügt  hat,  den  Congrio  nach  einer  von  ihm 
nach  dem  Leben  entworfenen  Zeichnung  zu  beschreiben.  Er 
nennt  den  Fisch  Conger  chilensis,  S.  Zool.  der  bist,  de  Chile 
vol.  II.  p.  339.  Hierin  irrt  er  sich  aber  gewaltig:  der  Con- 
grio der  Chilener  gehört  gar  nicht  zum  Geschlechte  Conger, 
ja  nicht  ein  Mal  zur  Ordnung  der  Malacopterygii  apodes,  da 
er  Bauchflossen  besitzt,  obgleich  diese  an  einem  ungewöhn- 


Zungenzähne  mit  den  Philippi'schen  Schlundzähnen  identificire,  und 
wenn  ich  ferner  die  Uebereinstimmung  der  Gray'schen  „transversa 
foliations"  am  Mundrande  mit  den  „gefransten  Blättchen"  Philippi's 
in  Betracht  ziehe,  so  kann  ich  an  der  Uebereinstimmung  beider  Fi- 
sche nicht  mehr  zweifeln.  Wenigstens  ist  die  generische  Ueberein- 
stimmung erwiesen.  —  Da  jedoch  die  Beschreibung  Philippi's  die 
von  Gray  ergänzt,  und  die  Kennlniss  des  seltenen  und  merkwürdigen 
Fisches  fördert,  so  habe  ich  sie  unverändert  abdrucken  lasset.  Da 
aber  der  Gray'sche  Name  die  unbezweifelte  Priorität  hat,  und  ein 
Thier  nur  einen  Kamen  braucht,  so  habe  ich  um  eine  unnütze  Syno- 
nymie  zu  vermeiden  den  von  Philippi  gegebenen  Namen,  Thysa- 
nochilus  valdivianus,  unterdrückt.  Ich  denke  sowohl  der  Herr  Verfasser 
wie  die  übrigen  Ichthyologen  werden  mich  darum  nicht  tadeln. 
*}  Von  yiyvgy  das  Kinn  und  niiQOPi  die  Flosse. 


üeber  einige  Chilenische  Vögel  und  Fische.  269 

liehen  Orte,  nämlich  an   der  Spitze   des  Kinnes   stehen   und 
von  Gay  übersrhen  sind,    und   ausserdem   eine  sehr  grosse 
Kiemenspalte    hat ,    während    diese  Oeffnung    bei  den  Aalen 
und  Meeraalen    bekanntlich    sehr  klein    ist.     Die  Stellung  der 
Bauchflossen  vor  den  Brustflossen,  und  der  Umstand,  dass  die 
unpaaren  Flossen   keine  Slachelsirahlen    führen ,  könnten  uns 
veranlassen,  den  Congrio  in  der  Ordnung  der  Malacopterygii 
jugulares    zu  suchen  bei    den  Gadoiden ,    allein    die   geringe 
Zahl    der  Strahlen    der  Bauchflossen    und   die  grosse   Länge 
der  Rücken-  und  Afterflosse  erinnern  vielmehr  an  die  Blen- 
nioiden,  welche,  obgleich  zu    den  Stachelflossern  gerechnet, 
doch    einige    Geschlechter    mit   weichen    Strahlen    enthalten, 
und  eine  genauere  Untersuchung  überzeugt  uns  in  der  That, 
dass  der  Congrio  der  Chilenen  in  diese  Abtheilung,  und  na- 
mentlich neben"  Zoarces  gehört.  Von  diesem  Geschlechte  un- 
terscheidet   er   sich   jedoch     sogleich    dadurch,    dass    seine 
Rückenflosse  in  gleicher  Höhe    ohne  Unterbrechung  verläuft, 
und  dass    er  Zähne   auf  dem  Vomer    und   auf   den  Gaumen- 
knochen   besitzt.      Der    Körper    ist   verlängert ,  jedoch  weit 
weniger  als   bei   den   ächten  Meeraalen,    zusammengedrückt 
und  mit  sehr  kleinen  Schuppen  bedeckt.  Der  Kopf  ist  nackt; 
der  Unterkiefer  zeigt  conische,  etwas  gekrümmte  Zähne,  die 
vorn  mehrere,  auf  den  Seiten  aber  eine  einzige  Reihe  bilden. 
Zähne  von    derselben  Gestalt    in    mehreren    Reihen    gestellt, 
sieht  man  auf  dem  Oberkiefer;  gleiche  Zähne,  aber  mit  klei- 
neren vermischt,    auf  dem    Pflugschaar-  und    den  Gaumen- 
beinen.     Die  Lippen    sind  dick  und  fleischig.     Die  Rücken- 
flosse und  die  Afterflosse  sind  sehr   verlängert  und  verflies- 
sen  ohne  Unterbrechung   mit  der   Schwanzflosse ;  sie  zeigen 
nur  weiche   Strahlen ,    so    viel   man    durch   die   dicke   Haut 
durchfühlen  kann,  welche  sie  bedeckt.  Die  Augen  sind  ziem- 
lich gross;  das  Praeoperculum  endet  mit  einem    in  der  Haut 
versteckten  Dorn.     Die  Brustflossen  sind  eiförmig  ;  ihre  Strah- 
len lassen  sich  ohne  Zergliederung  nicht  zählen ,  wegen  der 
dicken  Haut ,  die  sie  bedeckt ;    die    Bauchflossen   stehen    am 
Kinn  senkrecht  unter  den  Augen  und  bestehen  jede  aus  zwei 
Strahlen,  die  fast  bis  zur  Basis  getrennt  sind.     Die  Kiemen- 
spalte ist,  wie  gesagt,  sehr  gross,  und  die  Kiemenhaut  zeigt 
6  Strahlen.    Ich  nenne  die  Art  G,  nigricans,     Ihre  Färbung 


270  Philippi: 

ist  schwarz ;  die  Seiten  und  die  Afterflosse  sind  schwarz  mit 
weissen  Flecken;  die  Lippen,  die  Kehle  und  der  vordere 
Theil  des  Bauches  ziegelrolh,  der  hintere  Theil  der  Bauches 
weiss.  —  Die  Länge  des  vorliegenden  Exemplares  beträgt 
18  Zoll;  die  grösste  Höhe  etwas  hinter  den  Brustflossen  3 
Zoll  2Lin. ;  die  Dicke  des  Körpers  beinahe  2  Zoll  Der  Kopf 
misst  4  Zoll ,  die  Brustflosse  2  Zoll.  Die  Fischer  nennen  ihn 
Congrio  negro. 

Raja  scohina  Ph. 

Herr  Gay  erwähnt  eine  einzige  Rochenarl,  die  er  R. 
chilensis  nennt,  und  der  er  drei  Reihen  Stacheln  auf  dem 
Winkel  der  Brustflossen  und  eine  einzige  Stachelreihe  auf 
dem  Schwänze  zuschreibt.  Es  ist  sonderbar,  dass  Herr  Gay 
sich  nicht  die  Mühe  gegeben  hat,  die  Reise  von  Popp  ig 
nachzusehen,  in  welcher  er  Vol.  L  p.  148  einen  Chilenischen 
Rochen  unter  dem  Namen  R.  lima  gefunden  hätte.  Unser 
Museum  besitzt  diese  Föppig'sche  Art,  und  eine  andere  neue, 
welche  ich  R.  scohina  nenne,  beide  von  der  Küste  der  Pro- 
vinz Valparaiso.  Die  letztere  hat  einen  abgerundet  rauten- 
förmigen Körper  mit  stumpfer  Schnauze  ,  der  oben  grau  mit 
weissen  Flecken  ist.  Unter  diesen  zeichnet  sich  einer  von 
dreieckiger  Gestalt  auf  der  Schnauze  aus.  Die  untere  Seite 
ist  weiss«  Die  Zähne  sind  breiter  als  lang,  dicht  gedrängt, 
unbewehrt.  Der  obere  Theil  des  Körpers  zeigt  drei  Arten 
Stacheln ;  die  grössern  bilden  zwei  Reihen  auf  dem  Rücken 
in  der  Nähe  der  Mittellinie,  und  drei  auf  dem  Schwänze,  ein 
oder  zwei  solcher  Stacheln  sieht  man  auch  nach  hinten  und 
innen  von  den  Augen.  Stacheln  von  der  zweiten  Grösse  be- 
decken in  grosser  Menge  die  Peripherie  des  Körpers  und  den 
Schwanz,  kleine,  oft  zu  blossen  Körnern  reducirte  Stacheln 
endlich  bedecken  sonst  die  ganze  obere  Seite  des  Körpers. 
Der  Schwanz  hat  keine  Schwanzflosse,  und  gehört  unsere 
Art  daher  in  die  Abtheilung  üraptera  Müll,  und  Henle.  Es 
ist  überflüssig,  die  Unterschiede  zwischen  dieser  Art  und  den 
beiden,  R.  chilensis  und  R.  lima,  besonders  hervorzuheben; 
schon  die  drei  Reihen  grösserer  Stacheln  auf  dem  Schwänze 
zeichnen  sie  auf  den  ersten  Bück  aus. 


üeber  einige  Chilenische  Vögel  und  Fisc^p.  271 


Rhynchobatiß,    Schnabelrochen  n.  Gen. 

Auf  der  Reise,  welche  mein  Präparator,  Herr  Ger- 
m  a  i  n ,  nach  der  Insel  Juan  Fernandez  machte ,  gelang  es 
ihm,  einen  sonderbaren  Rochen  zu  bekommen,  welcher  ein 
neues  Genus  bilden  muss.  Unglücklicherweise  erlaubte  ihm 
die  Eile,  mit  welcher  er  umkehren  musste,  indem  das  Schiff 
nicht  die  nöthigen  Lebensmittel  mitgenommen  hatte,  nicht  den 
Fisch  zu  präpariren,  und  nur  der  trockne  Kopf  desselben  ist 
in  meine  Hände  gelangt.  Dieser  zeichnet  sich  von  dem  aller 
übrigen  Rochen  dadurch  aus,  dass  er  in  einen  langen,  li- 
nealischen, platten,  an  der  Spitze  abgerundeten  Schnabel  aus- 
läuft, welcher  auf  6  Zoll  Länge  10  Linien  breit  ist.  Die  un- 
tere Seite  dieses  Schnabels  zeigt  den  nur  4  Linien  breiten 
knöchernen  Theil,  welcher  sich  gegen  die  Spitze  hin  ver- 
flacht, und  einen  Zoll  vor  derselben  gänzlich  aulhört,  so  wie 
jederseits  einen  3  Linien  breiten  Hautsaum:  diese  Unterseite 
ist  an  der  Basis  glatt ,  übrigens  aber  mit  kleinen,  rückwärts 
gekrümmten  Stacheln  dicht  bedeckt.  Die  Oberseite  ist  ganz 
und  gar  mit  kleinen  Stacheln  bedeckt,  die  eine  sternförmige 
Basis  haben.  Aehnliche  aber  grössere  Stacheln  bedecken 
ebenfalls  den  Kopf;  ihr  Durchmesser  beträgt  beinahe  1  LiniC;, 
und  ihr  Centrum  hat  eine  senkrecht  grade  Spitze.  Etwa 
sechs  grössere  Dornen,  deren  Basis  4  Linien  lang  und  3  Li- 
nien breit,  und  deren  Spitze  rückwärts  gekrümmt  ist,  begleiten 
auf  der  Innern  Seite  und  in  der  Entfernung  von  etwa  einem 
halben  Zoll  die  Augen,  indem  sie  eine  etwas  gekrümmte  Li- 
nie bilden.  Am  Vorderrande  des  Kopfes  bemerkt  man  jeder- 
seits einen  rundlichen,  oben  gewölbten  Vorsprung;  welcher, 
wie  man  auf  der  unteren  Seite  des  Schädels  sieht,  durch 
einen  oval-elliptischen  Körper  gebildet  wird,  der  grosse  in 
vier  Reihen  gestellte,  durch  ein  fibröses  Gewebe  unvollkom- 
men getrennte  Zellen  enthält.  Ich  bekenne,  dass  ich  nicht 
weiss,  wofür  ich  dies  Organ  halten  soll.  Zu  einem  elektri- 
schen Organe  scheint  es  mir  zu  klein.  Die  Zähne  sind  ziem- 
lich dicht  gestellt,  sie  haben  eine  beinahe  rhombische  Grund- 
fläche von  i%  Lin.  Durchmesser  und  eine  geneigte  nach  in- 
nen gerichtete  Spitze. 


i72    Philippi:  Üeber  einige  Chilenische  Vögel  und  Fische. 

Die  Breite  des  ganzen  Kopfes  beträgt  beinahe  6  Zoll; 
die  Mundöffnung  so  weit  sie  mit  Zähnen  besetzt  ist,  missl 
3  Zoll  3  Lin. ,  die  Entfernung  des  Mundes  von  der  Spitze 
des  Schnabels  beträgt  beinahe  8V2  Zoll.  Die  beiden  räth- 
selhaften  Organe  am  Vorderrande  des  Kopfes  sind  \%  Zoll 
von  einander  und  etwa  ly^  Zoll  vom  Munde  entfernt;  ihr 
Längsdurchmesser  beträgt  fast  1%  Zoll,  ihr  Querdurchmes- 
ser 8  Linien. 

Santiago  im  März  1857. 


Pteroptochos  albifrous  n.  sp. 

Von 
liudivig^  Etandbeck* 


Artkennzeichen:    Eine   runde    Platte     auf 
Stirn  und  Scheitel  atlasglänzend  weiss. 
Länge  von  der  Schnabel-  bis  Schwanzspitze 

(allparis.  Maass)  (4"  chil.)  ....  3"  6'" 
„  des  Schnabels  vom  Winkel  an  .  .  —  6"' 
„        „  „        von  der  Slirne  an    .    .-  — •    5'" 

„        „    Schwanzes l"    — 

Breite 5"    9'" 

Flügel  vom  Bug  bis  zur  Spitze i"    6"' 

Schienbein -    11'" 

Tarsus —    8'" 

Hinterzehe  sammt  Nagel —     7'" 

Vordere  Innenzehe — •    b^" 

Mittelzehe \     —    8'" 

Aussenzehe —    6'" 

Der  Schnabel  ist  kegelförmig,  scharf  zugespitzt,  die 
Nasenlöcher  von  einer  aufgetriebenen  Haut  bedeckt,  horn- 
schwarz,  der  Winkel  gelb.  Das  Auge  von  verhältnissmässi- 
ger  Grösse,  ist  dunkelbraun,  der  nackte  Tarsus  auf  der  In- 
nenseite lehmweisslich ,  aussen  schwarzbraun  genetzt;  die 
Nägel  weiss. 

Stirn  und  Scheitel  am  Grunde  der  Federn  schwarzbraun, 
an  den  Spitzen  wie  Atlas  prachtvoll  weissglänzend;  die  übrige 
Oberseite   braun  und   schwarz   gebändert  und  gefleckt,  was 
auch  bei  allen  schmalen  Kanten  der  Flügel  und  des  Schwan- 
Archiv  f.  Namrgescb.  XXII I.  Jahrg.  1.  öd.  18 


274  Landbeck: 

zes  der  Fall  ist.  Kopfseiten,  Kehle,  Gurgel  und  Brust  glänzend 
aschgrau,  gegen  den  Bauch  und  die  Seiten  in  helles  Rost- 
gelb übergehend  ,  auf  den  Seiten  und  unter  dem  Schwänze 
fein  schwarz  quergebändert.  Die  Unterseite  der  Schwung-  und 
Schwanzfedern  glänzend  grauschwarz.  Unterflügeldeckfedern 
silbergrau.  Männchen  und  Weibchen  sind  in  der  Grösse  und 
Befiederung  nicht  wohl  zu  unterscheiden,  ebenso  wenig  ist 
das  Sommer-  vom  ^yinlerkleide  verschieden.  Die  reiche  Be- 
fiederung des  Winterkleides  wird  durch  das  ümherschlüpfen 
abgerieben,  dadurch  die  Federn  kürzer,  da  der  Vogel  aber 
fast  niemals  sich  dem  Sonnenlichte  aussetzt,  so  verbleichen 
die  Farben  seines  Gefieders  sehr  wenig. 

Die  Jungen  tragen  ein  von  den  Alten  verschiedenes 
Kleid.  Die  ganze  Befiederung  ist  grau  und  rostbraun  quer- 
gewellt und  gebändert  und  es  fehlt  die  weisse  Kopfplatle. 

Dieser  niedliche  Vogel ,  welcher  noch  kleiner  als  der 
deutsche  Zaunkönig  und  der  kleinste  seiner  Gattung  ist,  ge- 
hört in  der  Umgegend  von  Vaidivia  keineswegs  zu  den  sel- 
tenen Vögeln;  vielmehr  findet  man  ihn  in  den  meisten  tief- 
schattigen mit  altem  Holze  von  gefallenen  Stämmen  oder 
dürrer  Quila  bedeckten  feuchten  oder  sumpfigen  Wald-  und 
Gebüschpartieen  paarweise.  Er  lebt  jedoch  so  verborgen 
und  treibt  sein  Wesen  so  heimlich ,  dass  es  nur  selten  ge- 
lingt, ihn  zu  Gesicht  zu  bekommen,  weshalb  er  auch  sehr 
schwierig  zu  schiessen  ist.  Am  ehesten  ist  dieses  während 
der  Paarungszeit  im  Frühlinge,  im  September  möglich,  wo  er 
manchmal  auch  auf  Gebüsche  hinaufsteigt  und  seinen  äusserst 
laut  tönenden  Ruf,  der  genau  wie  „Gottlieb"  klingt,  halbe 
Stunden  lang  ertönen  lässt.  Ausser  dieser  Lockstimme,  die  wohl 
sein  Gesang  genannt  werden  kann,  lässt  er  während  des  Um- 
herhüpfens im  Gebüsche  noch  mehrere  quikende  Töne  hö- 
ren ,  die  an  die  Töne  des  Zaunkönigs  erinnern.  Seine  Be- 
wegungen sind  sehr  behende;  er  trägt  gewöhnlich  Kopf  und 
Hals  erhoben  vorgestreckt  und  den  Schwanz  aufgerichtet. 
Er  läuft  mit  grossen  Schritten  mit  locker  gehaltenen  Flügeln 
unter  liegenden  Hölzern  weg  und  wer  ihn  zum  erstenmal 
sieht,  glaubt  eher  ein  kleines  Säugethier,  etwa  eine  Maus, 
vor  sich  zu  haben,  als  einen  Vogel.  Am  muntersten  ist  er 
beim  Regenwetter,  wahrscheinlich  ist  ihm  da  seine  Tafel  am 


Pteroptochos  albifrons.  275 

reichsten  gedeckt.     Er   frisst   kleine  Würmer  und  Insekten, 
Käfer^  Spinnen,  Mücken. 

Sein  Nest  findet  sich  an  den  Rändern  von  steilen  be- 
moosten Felsabhängen  und  alten  iVJühlkanälen,  wo  es  y^  bis 
2  Fuss  tief  in  Seitenlöchern  angebracht  wird,  seltener  unter 
Baumwurzeln  und  in  liegenden  hohlen  Bäumen.  Es  ist  gross, 
gut  gebaut  und  besteht  äusserlich  aus  Würzelchen  und  Moos, 
innerlich  aus  Haaren  und  Federn ,  es  ist  ziemlich  lief  und 
daher  sehr  warm.  Er  legt  3 — 4  schneeweisse  ziemlich  grosse 
etwas  kugelige  Eier ,  welche  an  beiden  Spitzen  ziemlich  ab- 
gestumpft sind. 

Wie  lange  die  Brütezeit  dauert ,  ist  noch  nicht  beob- 
achtet. 

Dem  Verfasser  dieser  Zeilen  ist  keine  auf  diesen  Vogel 
passende  Beschreibung  bekannt,  wesshalb  er  denselben  für 
neu  hält  und  ihm  die  obige  sehr  bezeichnende  Benennung 
gegeben  hat. 

Collico  bei  Valdivia  d.  16.  März  1857. 


Verzeichnis^  der  Tliiere«  aufweichen 
SchtnarotzeF- Insekten  leben. 

Von 
O  u  r  1  t. 

Mit  Hinzuiugungen   von  Schilling. 


Vorbemerkung  des  Herausgebers.  Vor  meh- 
reren Jahren  halte  der  Conservator  Dickert  eine  Anzahl 
Schmarotzer -Insekten  von  Thieren,  die  für  das  Bonner  Mu- 
seum ausgestopft  wurden,  gesammelt.  Ich  sandle  sie  an  den 
Geh.  Med.  -  Rath.  Gurlt,  Director  der  Thierarzneischule, 
nach  Berlin  ,  der  nicht  nur  die  Freundlichkeit  halle  sie  zu 
bestimmen,  sondern  auch  durch  reichliche  Hinzufügung  aus 
seinen  Doublelten ,  eine  Grundlage  für  eine  derartige  Samm- 
lung im  Bonner  Museum  zu  legen.  Später  halte  ich  Gele- 
genheit von  dem  früheren  Conservator  des  Greifswalder  Mu- 
seums, Dr.  Schilling  in  Naumburg  an  der  Saale  110  Ar- 
ten von  Schmarotzern  in  Glycerin  -  Präparaten  für  das  Bon- 
ner Museum  zu  erwerben.  Als  ich  nun  in  diesem  Sommer, 
1857,  wieder  eine  Partie  gesammelter  Schmarotzer-Insekten 
an  Gurlt  schickte,  um  sie  bestimmen  zu  lassen,  bat  ich  ihn 
um  ein  Verzeichniss  sämmtlicher  Schmarotzer  nach  denWohn- 
thieren  geordnet.  Gurlt  gab  sogleich  meiner  Bitte  Folge 
und  übersandte  mir  das  beifolgende  Verzeichniss.  Darin 
sind  die  Schmarotzer -Arachniden  nicht  berücksichtigt;  die 
Wohnlhiere  sind  alphabetisch  geordnet ,  jedoch  die  Säiige- 
thiere  für  sich  und  die  Vögel  für  sich.  Da  in  den  von 
Schilling  gekauften  Schmarotzern  sich  einige  Hinzufügun- 


Gurlt:  Verzeichn.  d.  Thiere,  auf  welchen  Schniarolzer-Ins.  leben.  277 

gen  zu  dem  Verzeichnisse  ergaben ,  so  schickte  ich  unter 
Zustimmung  von  Gurlt  das  Verzeichniss  an  Schilling, 
um  Ergänzungen ,  die  ihm  seine  reiche  Erfahrung  möglich 
machten,  in  das  Verzeichniss  einzutragen.  Diesem  Wunsche 
hat  derselbe  bereitwilligst  genügt,  und  so  hat  das  Verzeichniss 
seine  gegenwärtige  Vollständigkeit  erlangt.  Mit  dem  Wunsche, 
es  möchte  auch  andere  Sammler  zu  Nachträgen  veranlassen, 
und  so  ein  ebenso  nützliches  Verzeichniss  bilden  ,  wie  das 
von  Gurlt  mit  den  Creplin'schen  Fortsetzungen  für  die  Ein- 
geweidewürmer in  den  früheren  Jahrgängen  unseres  Archivs, 
lasse  ich  es  jetzt  abdrucken.  Es  möchte  vielleicht  besser 
gewesen  sein ,  die  Wohnthiere  in  systematischer  Ordnung 
aufzuführen;  indessen  Jeder  kann  ja  leicht  es  in  eine  belie- 
bige Anordnung  umstellen ,  wenn  es  etwa  darauf  ankommt 
zu  vergleichen,  in  welcher  Verwandtschaft  die  Schmarotzer 
mit  einander  stehen^  die  verwandle  Thiere  bewohnen.  Hier 
soll  es  hauptsächlich  das  Auffinden  der  Wohnthiere  erleich- 
tern ,  um  bei  der  Bestimmung  einen  Fingerzeig  zu  erhal- 
ten. Das  angehängte  gleichfalls  von  Gurlt  angefertigte  Ver^ 
zeichniss  sämmtlicher  Genejra  ,  Subgenera  und  Species  wird 
ihm  gewiss  auch  den  Dank  des  betreffenden  Publicums  er- 
werben. 

Möchte  doch  dieses  Verzeichniss  die  Conservatoren  und 
Ausstopfer  an  den  Museen  auf  die  Schmarotzer-Insekten  auf- 
merksam machen ,  und  sie  zum  Sammeln  derselben  anregen ! 
Es  ist  mit  wenig  Mühe  und  sehr  geringen  Kosten  verknüpft. 
Für  die  Sammler ,  die  noch  keine  Uebung  im  Anfertigen 
der  Präparate  haben  ,  nur  noch  ein  Paar  anleitende  Worte, 
Ich  finde  die  Aufbewahrung  in  Glycerin-Präparaten  ganz  be- 
sonders zu  empfehlen,  weil  das  einmal  eingeschlossene  In- 
sekt durch  die  Glashülle  vollständig  geschützt  ist,  und  für 
jedesmalige  Untersuchung  nur  unter  das  Mikroskop  gescho- 
ben zu  werden  braucht.  In  Weingeist  aufbewahrt,  muss  man 
immer  erst  bei  der  Beschauung  die  Thierchen  selbst  behan- 
deln, und  wird  so  leicht  Fühler  und  Beine  abbrechen.  Ich 
empfehle  es  als  zweckmässig,  die  Schmarotzer  zunächst  in 
Weingeist  zu  werfen  und  zu  tödten.  Dann  darf  man  sie  aber 
nicht  unmittelbar  in  Glycerin  übertragen ,  sondern  wird  gut 
Ihun ,    sie  erst  für  kurze  Zeit  in  Wasser  zu  legen ,  um  den 


278  ^  Gurlt: 

Weingeist  abzuspulen.  Nun  trage  man  auf  eine  Glasplatte 
einen  Tropfen  Glycerin,  bringe  das  Schmarotzer-Insekt  in  den- 
selben^ und  lege,  nachdem  man  sich  von  der  günstigen  Lage 
des  Objecles  überzeugt,  und  etwa  die  Fühler  oder  Beine  ein 
wenig  zurechtgerückt  hat,  ein  Deckgläschen  auf.  Man  wird 
für  die  Grösse  des  Glycerin-Tropfens  bald  und  nach  einiger 
üebung  das  richtige  Augenmaass  erlangen.  Liegt  das  Deck- 
gläschen so  auf,  dass  die  ganze  untere  Fläche  desselben  mit 
Glycerin  benetzt  ist,  und  dass  kein  Glycerin  über  den  Rand 
hervorsteht^  dann  verkitte  man  den  Rand  des  Deckgläschens. 
Als  Kitt  wende  ich  den  so  billigen  gewöhnlichen  Eisenkitt 
an  ,  und  trage  ihn  in  Syrupsdicke  mittelst  eines  Drahtstiftes 
auf.  Objectgläser  sowohl  wie  Deckgläschen  sind  für  denjeni- 
gen ,  welcher  sie  gleichförmig  und  elegant  haben  will ,  vom 
Dr.  Oschatz  in  Berlin,  so  wie  von  dem  Giessener  Tausch- 
verein zu  beziehen. 


A»    Iflenscli« 

Homo. 

Pediculus  Capitis  L. 
Pediculus  Vestimenti  L. 
Pediculus  Tabescentium? 
Phthirius  inguinalis  Leach. 
Pulex  irritans  L. 

II*     Säug^etliiere* 

Antilope  Dorcas, 

Trichodectes  Antilopes  Gurlt. 
Antilope  Rupicapra. 

Staematopinus  Rupicaprae  G. 
Bos  Bubalus. 

Haematopinus  Bubali  G. 
Bos  Taurus. 

Haematopinus  eurysternus  Nitzsch. 

Haematopinus  Vituli  Stephens. 

Trichodectes  scalaris  N. 

Oestrus  Bovis  Meig.  (larvae). 


Verzeichniss  der  Thiere,  auf  welchen  Schmarotzer-Insekten  leben.  279 

Canis  familiaris. 

Haeinatopinus  piliferus  Burm. 

Pulex  Canis  Bouche. 

Pulex  Martis  Bouche. 

Trichodecles  latus  N. 
Canis  Vulpes. 

Pulex  Canis  Bouche. 

Pulex  Melis  G. 

Trichodecles  Vulpis  Denny. 
Capra  Hircus, 

Haematopinus  stenopsis  B. 

Trichodecles  Climax  N. 

Oeslrus  Ovis  Meig.  (larvae). 
Cavia  Cobaya. 

Gyropus  gracilis  N. 

Gyropus  ovalis  N. 
Cervus  Capreolus» 

Melophagus  Cervi  Meig. 

Trichodecles  longicornis  N. 
Cervus  Dama. 

Melophagus  Cervi  Meig. 

Trichodecles  longicornis  N. 
Cervus  Elaphus, 

Melophagus  Cervi  Meig. 

Haemalopinus  crassicornis  B. 

Trichodecles  longicornis  M. 

Trichodecles  similis  D. 
Equus  Asinus. 

Haematopinus  Asini  Steph. 

Trichodecles  Equi  N. 
Equus  Caballus. 

Haematopinus  Asini  Steph. 

Trichodecles  Equi  N. 

Gaslrus  Equi  Meig.  el  aliae  species  (larvae). 
Erinaceus  europaeus. 

Pulex  Erinacei  Bouche. 
Felis  Catus  dorn. 

Pulex  Felis  Bouche. 

Trichodecles  suhrostralus  N. 


280  G  in  1 1 :     - 

Bysirix  dorsata. 

Trichodectes  Hystricis  B. 

Lemmus  obensis, 

Pediculus  hispidus  Grube. 

Lepus  Cuniculus. 

Haematopinus  ventricosus  D. 
Lepus  timidus, 

Haematopinus  lyriocephalus  B. 
Lutra  vulgaris. 

Trichodectes  exilis  N. 
.   Meles  vulgaris, 

Pulex  Melis  G. 

Trichodectes  crassus  N. 

Mus  agi^arius. 

Haematopinus  affinis  B. 
Mus  agrestris. 

Haematopinus  acanthopus  B. 

Mus  (Hypudaeus)  arvalis. 

Haematopinus  tumidus  Schill. 
Ums  decumanus, 

Pulex  Musculi  Bouche. 

Haematopinus  spinulosus  B. 

Mus  Musculus. 

Pulex  Musculi  Bouche. 
Haematopinus  spinulosus  B. 

Mus  Rattus, 

Haematopinus  spiniger  B. 
Mus  sylvaticus, 

Haematopinus  affinis  B. 
Mustela  Erminea. 

Trichodectes  dubius  N. 
Mustela  Foina. 

Trichodectes  dubius  N. 

Trichodectes  retusus  N. 
Mustela  Furo. 

Haematopinus  piliferus  B. 


Verzeichniss  der  Thiere,  auf  welchen  Schmarotier-Insekten  leben.  281 

Mustela  Maries, 

Pulex  Marlis  Bouche. 
Trichodectes  retusus  N. 

Mustela  sibirica. 

Pulex  penicilliger  Grube. 
Mustela  vulgaris. 

Pulex  Mustelae  Schill.  (Schill.). 

Trichodectes  dubius  N. 
Myoxus  Nitela, 

Pulex  fasciatus  Bosc. 
Ovis  Aries, 

Oestrus  Ovis  Meig.  (larvae). 

Melophagus  ovinus  N. 

Trichodectes  sphaerocephalus  N. 

Phoca  groenlandica. 

Haematopinus  setosus  B. 
'    Phoca  hispida. 

Haematopinus  annulatus  Schilling. 

Sciurus  vulgaris. 

Pulex  Sciurorum  Schrank. 

Haematopinus  sphaerocephalus  B. 
Spermophilus  Eversmanni. 

Pediculus  laeviusculus  Grube. 
Sus  Scrofa  dorn. 

Haematopinus  Suis  Leach. 
Talpa  europaea, 

Pulex  Talpae  Bouche. 

Ursus  arctos. 

Trichodectes  pinguis  B. 
Ursus  (Procyon)   Lotor. 

Trichodectes  Vulpis  D. 
Vespertilio  auritus. 

Pulex  Vespertilionis  Bouche. 

Nycteribia  Vespertilionis  Fabric. 
Vespertilio  harbastellus. 

Pulex  Vespertilionis  Bouche  (Schill.) 


282  Gurlt: 

Accentor  modularis. 

Docophorus  modularis  D. 
Alauda  arvensis. 

Docophorus  communis  N. 

Menopon  minulum  N. 
Alca  Torda. 

Docophorus  celidoxus  Burm. 

Nirmus  Alcae  D. 

Menopon  lutescens  N. 

Menopon  nigropleurum  D. 

Menopon  transversum  D. 
Alcedo  coromandeliana. 

Docophorus  mystacinus  ß. 
Alcedo  ispida. 

Docophorus  AIcedinis  D. 
Anas  acuta. 

Docophorus  icterodes  N.  (Schill). 

Lipeurus  squalidus  N.  (Schill.)- 

Trinolon  gracile  Grube. 

Trinoton  luridum  B. 
Anas  Boschas. 

Docophorus  icterodes  N. 

Nirmus  tessellatus  D. 

Lipeurus  squalidus  N. 

Lipeurus  variabilis  N. 

Menopon  leucoxanthum  N. 
Anas  Clatigula. 

Docophorus  Chrysophthalmi  D. 

Trinolon  luridum  N. 
Anas  clypeata. 

Docophorus  icterodes  N. 

Lipeurus  squalidus  N. 

Trinoton  squalidum  D. 
Anas  Crecca. 

Docophorus  icterodes  N. 

Menopon  leucoxanthum  N. 

Trinolon  luridum  N. 


Verzeichniss  der  Thiere,  auf  welchen  Schmarotzer-Insekten  leben.  283 

Anas  falcata. 

Trinoton  gracile  Grube. 
Anas  ferina, 

Docophorus  icterodes  N. 
Lipeurus  squalidus  N. 
Trinoton  luridum  N.  (Schill.)- 
Anas  glocitans, 

Trinoton  gracile  Grube. 
Anas  Marita. 

Docophorus  icterodes  N. 
Nirmus  obscurus  B. 
Lipeurus  squalidus  N. 
Anas  nigra. 

Lipeurus  squalidus  N. 
Anas  Penelope. 

Docophorus  icterodes  N. 
Trinoton  luridum  N. 
Anas  rufina. 

Nirmus  stenopyx  B. 
Anas  Stelleri. 

Docophorus  icterodes  N. 
Lipeurus  squalidus  N. 
Anas  Tadorna. 

Lipeurus  Tadornae  D. 
Anastomus   coromandelianus. 
Docophorus  completus  B. 
Colpocephalum  occipitale  B. 
Anastomus  tamettigerus. 
Docophorus  completus  ß. 
Lipeurus  Anastomi  G. 
Colpocephalum  occipitale^  B. 
Anser  aegyptiacus. 

Docophorus  Anseris  G. 
Docophorus  Chrysophthalmi  D. 
Lipeurus  jejunus  N. 
Menopon  Anseris  G. 
Anser  atbifrons. 

Docophorus  icterodes  N. 


284  G  u  r  ll : 

Lipeurus  jejunus  N. 

Trinoton  squalidutn  D. 
Anser  Bernicla. 

Lipeurus  jejunus  N. 
Anser  einer eus  dorn. 

Docophorus  adustus  B. 

Lipeurus  jejunus  N. 

Lipeurus  Tadornae  D. 

Trinoton  conspurcatum  N. 

Trinoton  squalidum  D. 
Anser  ruficollis. 

Trinoton  conspurcatum  N. 
Anser  Segetum. 

Docophorus  Cygni  D. 

Lipeurus  jejunus  N. 
Aquila  AlbiciUa. 

Docophorus  aquilinus  D. 

Nirmus  discocephalus  N. 

Lipeurus  quadripustulatus  N. 

Lipeurus  sulcifrons  D. 

Colpocephalurn  flavescens  N. 

Laemobothrium  giganfeum  N. 

Aquila  Chrysaelos. 

Docophorus  aquilinus  D. 

Lipeurus  quadripustulatus  N. 

Colpocephalurn  flavescens  N. 
Aquila  leucocephala. 

Lipeurus  sulcifrons  D. 
Aquila  naevia, 

Docophorus  aquilinus  D.  CSchill.) 

Nirmus  fuscus  N.  (Schill.) 

Lipeurus  sexmaculalus  Seh.  (Sciiill.) 

Colpocephalus  flavescens  N.  (Schill.) 
Ardea  cinerea. 

Docophorus  tricolor  N. 

Lipeurus  leucopygus  B. 

Colpocephalurn  importunum  N. 


Verzeichniss  der  Thiere,  auf  welchen  Schmarotaer-Insekten  leben.  285 

Ardea  Nyclicorax. 

Lipeurus  Nyclicoracis  G. 

Coipoceplialum  Nyctarde  D. 
Ardea  purpurea. 

Colpocephalum  Zebra  N. 

Ardea  stellaris. 

Nirmiis  tessellalus  D. 

Lipeurus  stellaris  D. 

Colpocephalum  trochioxum  B. 

Laemobolhrium  gilvurn  N. 
Argus  giganteus. 

Goniodes  curvicornis  B. 

Colpocephalum  appendiculatum  B. 

Bombycilla  garrula. 

Physostomum  Bombycillae  D. 
Buceros  abyssinicus, 

Colpocephalum  produclum  B. 
Buceros  limbatus. 
Lipeurus  Buceri  G. 
Colpocephalum  ailurum  B. 
Calidris  arenaria. 
Nirmus  obscurus  B. 
Menopon  icterum  B. 
Caprimulgus  europaeus. 

Nirmus  hypoleucus  N. 
Centröpus  Philippinarum. 

Nirmus  subcuspidatus  B. 
Charadrius  cantianus. 
Docophorus  Canuti  D. 
Docophorus  cephalus  D. 
Nirmus  obscurus  B. 
Charadrius  Hiaticula, 
Docophorus  cephalus  D. 
Docophorus  platygaster  D. 
Nirmus  fissus  N. 
Nirmus  Hiaticulae  D. 
Colpocephalum,  ochraceum  N. 


286  Gurlti 

Charadrius  minor. 

Nirmus  fissus  N. 
Charadrius  Morinellüs. 

Docophorus  platygaster  D. 
Ninnus   attenuatus  N. 
Charadrius  pluvialis  (auratusj. 

Docophorus  Charadrii  pluvialis  Seh. 
Docophorus  conicus  D. 
Lipeurus  Charadrii  pluvialis  Seh. 
Ciconia  Äbdimii. 

Colpocephalum  occipitate  ß. 
Ciconia  alba. 

Docophorus  incomplefus  N. 
Lipeurus  versicolDr  N. 
Colpocephalum  quadripustulatum  B. 
Colpocephalum  Zebra  N. 
Ciconia  Argala. 

Docophorus  breviloratus  B. 
Ciconia  Maguari, 

Docophorus  subcomplelus  B. 
Ciconia  nigra, 

Docophorus  Iricolor  N. 
Lipeurus  versicolor  N. 
Colpocephalum? 
Cinclus  aquaticus. 

Docophorus  Cincli  D. 
Columba  domestica, 

Pulex  Columbae  Bouche. 
Nirmus  claviformis  D. 
Goniocoles  compar  B. 
Lipeurus  Baculus  N. 
Colpocephalum  longicaudum  B. 

Columba  Oenas. 

Nirmus  claviformis  D. 
Goniocotes  compar  B. 
Lipeurus  Baculus  N. 
Menopon  giganleum  D.  . 


Verzeichniss  der  Thiere,  auf  welchen  Schmarotzer-Insekten  leben.  287 

Columba  Palumbus. 

Lipeurus  Baculus  N; 
Columba  tigrina. 

Colpocephalum  longicaudüm  B. 
Columba  turbinata, 

Colpocophalum  türbinatum  D. 
Columba  Turtur, 

Goniocotes  compar  B. 
Colymbus  arciicus. 

Docophorus  colymbinus  D. 
Colymbus  bicornis. 

Docophorus  colymbinus  D. 
Colymbus  glacialis. 

Docophorus  colymbinus  D. 
Colymbus  septentrionalis. 

Docophorus  colymbinus  D. 
Coracias  garrula. 

Nirmus  subcuspidatus  B. 
Corpus  Corax. 

Docophorus  semisignatus  B. 

Nirmus  argulus  N. 

Colpocephalum  subaequale  N. 

Menopon  gonophaeum  N. 
Corvus  Cornix. 

Docophorus  acutofrontalis  Seh.  (Schill.}     , 

Docophorus  atratus  N. 

Docophorus  ocellalus  N. 

Nirmus  uncinosus  B. 

Colpocephalum  subaequale  N. 

Menopon  gonophaeum  N. 

Menopon  mesoleucum  N.. 
Corvus  Corone. 

Docophorus  ocellalus  N. 

Nirmus  varius  B. 

Colpocephalum  subaequale  N. 

Menopon  mesoleucum  N. 
Corvus  Coryocatactes. 

Docophorus  crassiceps  ß. 

Nirmus  olivaceus  B. 


1188  G  u  r  1 1 : 

Corvus  frugilegus. 

Docophorus  atralus  N. 

Nirmus  argulus  N. 

Nirmus  fuscus  N. 

Colpocephalum  subaequale  N. 

Menopon  mesoleucum  N. 
Cor t US  glandarius. 

Docophorus  fulvus  B. 

Nirmus  fuscicollis  B. 

Nirmus  Glandarii  D. 
Corvus  Graculus. 

^  Colpocephalum  Fregili  D. 
Corcus  Monedula. 

Docophorus  guttatus  B. 

Nirmus  varius  B. 
Corvus  Pica. 

Docophorus  Picae  D. 

Colpocephalum  eurysternum  D. 
Corythaix  porphyrocephala. 

Lipeurus  brunneus  G; 
Crex  pratensis. 

Nirmus  attenuatus  B. 

Nirmus  Fulicae  D. 

Cuculus  canofus.  . 

Docophorus  latifrons  N. 
Nirmus  Cuculi  D. 
Nirmus  fenestralus  N. 
Nirmus  lalirostris  B. 
Menopon  phanerostigmaton. 

Cygnus  Bewickii. 

Docophorus  Cygni  D. 

Ornilhobius  Cygni  D. 

Ornithobius  alro-marginatus  D. 

Trinolon  conspurcalum  N. 
Cygnus  canadensis. 

Ornilhobius  atro-marginatus  D. 

Ornilhobius  goniopleurus  D. 


Verzeichniss  der  Thiere,  auf  welchen  Schmarotzer-Insekten   leben.  289 

Cygnus  ferus. 

Nirmus  junceus  D, 
Ornilhobius  Cygni  D. 
Cygnus  musicus. 

Ornithobius  Cygni  D. 
Ornilhobius  minor  Schill. 
Trinoton  conspurcatum  N. 
Cygnus  Olor. 

Ornilhobius  Cygni  D. 
Trinolon  conspurcatum  N. 
Menopon? 
Cypselus  Apus. 

Anapera  palüda  Meig. 
Stenapleryx  Hirundinis  Leach. 
Docophorus  excisus  ß. 
Nitzschia  Burmeisleri  D. 
Eureum  cimicoides  N. 
Dacelo  giganteus, 

Docophorus  Delphax  B. 
Nirmus  bracteatus  N. 
Diomedea  chlororrhyncha. 
Lipeurus  Diomedeae  N. 
Diomedea  culminata. 

Lipeurus  inlermedia  G, 
Diomedea  exulans, 

Docophorus  Diomedeae  G. 
Docophorus  Exulantis  G. 
Docophorus  Gigas  G. 
Goniodes  Diomedeae  G. 
Nirmus  Diomedeae  G. 
Lipeurus  brevis  N. 
Lipeurus  Diomedeae  N. 
Menopon  Diomedeae  G. 
Dromas  Ardeola. 

Nirmus  brunneus  B. 
Emberiza  citrinella. 

Docophorus  Cilrinellae  Seh.  (SchilL) 
Docophorus  communis  N. 

Archiv  f    Naturgesch.  XXIII.  Jahrg.  1.  Bd.  JQ.  s 


290  G  u  r  1 1 : 

Menopon  Cilrineilae  D. 
Physoslomum  nitidissimum  N. 
Emberiza  müiaria, 

Docophorus  Citrinellae  Seh.  (Schill.) 

Docophorus  communis  N. 
Emberiza  nivalis. 

Docophorus  Rubeculae  Leach. 

Physoslomum  Bombycillae  D. 
Epimachus  regius, 

Nirmus  salelles  N. 
Falco  aeruginosus. 

Laemobothrium  giganleum  N. 

Colpocephalum? 
Falco  Aesalon, 

Nirmus  rufus  ß. 
Falco  apivorus. 

Docophorus  aquilinus  D. 

Colpocephalum  flavescens  N. 
Falco  ater. 

Colpocephalum  ailurum  B. 

Colpocephalum  produclum  B. 

Nirmus  lunalus  Seh.  cSchill.) 
Falco  brachydactylus. 

Nirmus  leucopleurus  D. 
Falco  Buteo. 

Docophorus  aquilinus  D. 

Docophorus  plalyslomus  B. 

Nirmus  fuseus  N. 

Laemobothrium  giganteum  N. 

Colpocephalum  Zebra  N. 
Falco  cyaneus. 

Colpocephalum  dubium  Seh.  (Schill.) 
Falco  Haliaetos. 

Colpocephalum  Haliaeti  D. 
Falco  ictinus. 

Nirmus  fuseus  N. 


Verzeichniss  derThiere,  auf  welchen  Schmarotzer-Insekten  leben.  291 

Falco  lagopus. 

Docophorus  platystomus  B. 
Nirmus  fuscus  N. 

Falco  Macei. 

Colpocephalum  ailurum  B. 

Falco  Milvus, 

Laemobothrium  laticolle  D. 

Falco  Nisus. 

Docophorus  Nisi  D. 

Nirmus  rufus  ß. 

Nirmus  subfuscus  Seh.  (Schill.) 

Colpocephalum? 

Falco  palumbarius. 

Docophorus  platyrrhynchus  N. 
Docophorus  Nisi  D. 

Falco  peregrinus, 

Colpocephalum  flavescens  N. 

Falco  rufus. 

Nirmus  fuscus  N. 
Colpocephalum  flavescens  N. 

Falco  subbuteo. 

Laemobothrium  laticolle  N. 
Falco  Tinnunculus. 

Nirmus  rufus  B. 

Laemobothrium  hasliceps  M. 
Fratercula  arctica. 

Docophorus  celidoxus  B. 
Fringilla  coelebs. 

Docophorus  communis  N. 

Docophorus  Rubeculae  Leach. 

Physostomum  irascens  B. 

Physostomum  Mystax  B. 
Fringilla  carduelis. 

Docophorus  anceps  Seh.  (Schill.) 

Menopon  carduelis  D. 
Fringilla  cucullata. 

Nirmus  trithorax  B. 


J292  G  u  r  1 1 : 

Fringilla  domeshca. 

Docophorus  communis  N. 
Docophorus  Fringillae  D.  (Schill.) 
Docophorus  Bubeculae  D.  (Schill.) 
Menopon  minulum  N. 

Fringilla  montana. 

Docophorus  Fringillae  D. 

Nirmus  cyclothorax  B. 
Fringilla  monti fringilla. 

Nirmus  cyclothorax  B. 
Fulica  atra. 

Docophorus  perlusus  B. 

Nirmus  Fulicae  D. 

Nirmus  minutus  N. 

Nirmus  Numeniae  D. 

Lipeurus  Fulicae  G. 

Lipeurus  luridus  N. 

Laemobothrium  atrum  N. 

Colpocephalum  Fregili  D. 

Menopon  tridens  N. 
Fulica  mitrata. 

Docophorus  perlusus  B. 
Gallinula  Chloropus. 

Nirmus  cuspidatus  D. 

Lipeurus  luridus  N. 

Colpocephalum  Gallinulae  G. 

Menopon  scopulacorne  1). 
Gallus  Bankiwa. 

Docophorus  Galli  G. 
Gallus  domesticus. 

Pulex  Gallinae  Schrank. 

Goniocotes  hologaster  ß. 

Goniodes  dissimilis  N. 

Lipeurus  helerographus  N. 

Lipeurus  variabilis  N. 

Menopon  pallidum  N. 
Gracula  galUnacea. 

Nirmus  Graculae  G. 


Verzeichniss  der  Thiere,  auf  welchen  Schmarotzer-Insekten  leben.  293 

Gracula  rosea. 

Docophorus  Leontodon  N. 

Gracula  tristis, 

Nirmus  Graculae  G. 
Grus  cinerea, 

Lipeurus  Ebraeus  N. 

Menopon  Gruis  G. 

Haematopus  ostralegus. 
Docophorus  Ostralegi  D. 
Nirmus  Haematopi  Steph. 
Lipeurus  brevicornis  D. 
Colpocephaium  ochraceum  N. 

üalieus  brasiliensis. 

Docophorus  Bassanae  D. 

Docophorus  humeralis  D. 

Nirmus  Haliei  G. 

Goniodes  Haliei  G. 
Halieus  Carbo. 

Docophorus  Bassanae  D. 
Himantopus  rufipes. 

Nirmus  fusco-marginatus  D. 

Nirmus  Haematopi  Steph. 

Lipeurus  brevicornis  D. 

Colpocephaium  ochraceum  N. 

Hirimdo  riparia. 

Docophorus  excisus  B. 
Nirmus  tenuis  ß. 

Hirundo  rnstica. 
Hirundo  iirbica. 

Docophorus  excisus  B. 
Nirmus  elongalus  D. 
Nirmus  gracilis  B. 
Eureum  Malleus  N. 
Menopon  Hirundinis  G. 

Ibis  aethiopica. 
Lipeurus  albus  G. 


294  Gurlt:, 

Ibis  Hagedasch. 

Lipeurus  fasciatus  G. 
Lipeurus  Ibis  G. 
Colpocephalum  Ibis  G. 

Lagopus  vide  Tetrao. 
Lamprotornis  aurata. 

Nirmus  Lamprotornis  G. 

Colpocephalum  Lamprotornis  G. 

Menopon  Lamprotornis  G. 

Lanius  Collurio. 

Nirmus  cruciatus  B. 

Menopon  fusco-cinctum  D. 
Lantus  Excubitor, 

Docophorus  fuscicollis  B. 
Larus  arcticus. 

Docophorus  Cephalus  D. 

Docophorus  melanocephalus  B. 
Larus  argentatus. 

Docophorus  Lari  D. 

Docophorus  melanocephalus  B. 

Nirmus  sellalus  B. 
Larus  cahirinus. 

Docophorus  melanocephalus  B. 

Nirmus  sellatus  B. 

Menopon  transversum  D. 
Larus  canus. 

Docophorus  Larl  D. 

Docophorus  platygaster  D. 

Nirmus  melanonyx  Schill. 

Nirmus  ornatus  Grube. 

Trinoton  conspurcatum  N. 
Larus  fuscus. 

Docophorus  Canuti  D. 

Docophorus  Cephalus  D. 

Nirmus  sellatus  B. 

Colpocephalum  Lari  G. 
Larus  islandicus, 

Docophorus  Lari  D. 


Verzeichniss  der  Thiere,  auf  welchen  Schmarotzer-Insekten  leben.  295 

Larus  leucophaeus. 

Docophorus  Canuli  D. 
Nirmus  sellatus  B. 
Lipeurus  pelagicus  D. 
Colpocephalum  Lari  G. 

Larus  marinus. 

Docophorus  Lari  D. 

Nirmus  sellatus  D. 
Larus  minutus. 

Nirmus  eugrammicus  B. 
Larus  ridibundus. 

Docophorus  Lari  D. 

Nirmus  punctatus  B. 

Nirmus  sellatus  B. 

Menopon  Ridibundus  D. 

Larus  Risso. 

Docophorus  Lari  D. 
Larus  tridactylus. 

Docophorus  Lari  D. 

Nirmus  lineolatus  B. 

Nirmus  sellatus  B. 

Menopon  nigropleurum  D. 

Menopon  transversum  D. 
Lestris  arclica. 

Docophorus  Cephalus  D. 
Lestris  pomarina. 

Docophorus  Cephalus  D. 
Lestris  Richardsonü. 

Docophorus  Cephalus  D. 

Nirmus  normifer  Grube. 
Limosa  melanura. 

Docophorus  Limosae  D. 
Nirmus  cingulatus  B. 
Nirmus  obscurus  B. 
Menopon  lutescens  N.  , 

Limosa  rufa. 

Docophorus  Limosae  D. 
Nirmus  cingulatus  B. 


296  Gurlt: 

Nirmus  obscurus  B. 

Nirmus  Phaeopi  D. 

Colpocephalum  ochraceum  N. 
Lophophorus  impayanus, 

Nirmus? 

Goniocotes  haplogonus  N. 
Loxia  curvirostra. 

Docophorus  communis  N. 

Nirmus  limbatus  B. 
Loxia  Pyrrhula. 

Docophorus  communis  N. 
Macrorrhamphus  grisea, 

Colpocephalum  ochraceum  N. 
Meleagris  Gallo-pavo, 

Goniodes  stylifer  N. 

Lipeurus  polytrapezius  N. 

Menopon  stramineum  N. 
Menura  supei'ba. 

Nirmus  submarginalis  N. 
Mergulus  Alle. 

Docophorus  Merguli  D. 
Mergus  albellus. 

Docophorus  icterodes  N. 

Trinotön  luridum  N. 

Trinoton  lituratum  N. 
Mergus  Merganser. 

Docophorus  icterodes  N. 

Lipeurus  lemporalis  N. 

Ornilhobius  goniopleurus  D. 

Trinoton  luridum  N. 
Mergus  Serrator. 

Lipeurus  temporalis  N. 

Trinoton  luridum  N. 
Merops  aegyptius. 

Nirmus  Apiastri  D. 

Nirmus  Meropis  G. 
Merops  apiasUr. 

Docophorus  Meropis  D. 

Nirmus  Apiastri  D. 


Veraeichniss  derThiere,  auf  welchep  Schmarotzer-Insekten  leben.  297 

Motacilla  alba, 

Docophorus  passerinus  D. 

Menopon  Citrinellae  D. 
Motacilla  flava. 

Docophorus  passerinus  D. 
Nectarinia  lucida. 

Docophorus  Nectariniae  G. 
Numenius  Arquata. 

Docophorus  humeralis  D. 

Docophorus  tesludinarius  N. 

Nirmus  Numenii  D. 

Nirmus  obscurus  B. 

Menopon  nigropleurum  D. 
Numenius  Phaeopus, 

Docophorus  humeralis  D. 

Nirmus  Phaeopi  D. 
^umida  Meleagris. 

Nirmus  Numidae  D. 

Goniodes  numidianus  D. 

Goniocotes  Numidae  G. 

Menopon   stramineum  N. 
Üedicnemus  crepitans. 

Nirmus  annulatus  B. 

Nirmus  Oedicnemi  D. 
Oedicnemus  mexicamis. 

Docophorus  Oedicnemi  G.   ^ 

Lipeurus  Oedicnemi  G. 
Opisthocomus  cristatus, 

Nirmus  Opisthocomi  G. 

Goniocotes  curlus  B. 
Oriolus  Galhula. 

Docophorus  latifrons  N.     . 

Docophorus  Leontodon  N. 

Nirmus  Orioli  G. 

Physostomum  sulphureum  B. 
Ortyx  virginiana. 

Goniodes  Ortygis  D. 
Otts  tarda. 

Nirmus  turmalis  N. 


298  Gurlt: 

Palamedea  cornuta. 

Lipeurus  macrocneinis  B. 
Paradisea  regia. 

Nirmus  satelles  N. 
Parus  ater. 

Docophorus  Pari  D. 
Parus  caudatus. 

Docophorus  Pari  D. 
Parus  caeruleus. 

Docophorus  Pari  D. 
Parus  maior, 

Docophorus  pallescens  D. 

Menopon  sinualum  B. 
Parus  palustris. 

Docophorus  pallescens  D. 
Pavo  crisfatus. 

Goniocotes  rectangulus  B. 

Goniodes  falcicornis  N. 
Pelecanus  Onocrotalus. 

Lipeurus  forficulalus  B. 

Colpocephalum  eucarenutn  B. 
Perdix  cinerea. 

Goniocotes  microlhorax  B. 

Goniodes  dispar  D. 

Menopon  Perdicis  D. 
Perdix  Coturnix. 

Nirmus  argentatus  Seh.  (Schill.) 

Goniocotes  aslrocephalus  B. 

Goniodes  paradoxus  N. 

Menopon  fulvo-maculalum  D. 
Perdix  petrosa. 

Goniocotes  pusillus  B. 

Goniodes  securiger  N. 
perdix  rubra. 

Goniocotes  microthorax  B. 

Lipeurus  polytrapezius  N. 
Phalacrocorax  africanus. 

Nirmus  semicinctus  G. 

Lipeurus  brevicornis  D. 


Verzeichniss  der  Thiere,  auf  welchen  Schmarotzer-Insekten  leben.  299 

Phalacrocorax  cristatus. 

Lipeurus  brevicornis  D. 
Phalaropus  lobatus.  ^ 

Nirmus  Phalaropi  D. 
Phasianus  colchicus. 

Goniocotes  hologasler  B. 
Goniodes  Colchici  D. 
Menopon  fusco-maculatum  D. 
Phasianus  nycthemerus, 

Goniocotes  Phasiani  G. 
Phoenicopterus  ruber. 

Docophorus  Phoenicopteri  G. 
Docophorus  pygaspis  B. 
Docophorus  testudinarius  Child. 
Lipeurus  Phoenicopteri  G. 
Picus  canus. 

Docophorus  scalaris  B. 
Picus  major. 

Docophorus  superciliosus  B. 
Nirmus  stramineus  D. 
Picus  Martius. 

Colpocephalum  inaequale  B. 
Picus  mecdus. 

Docophorus  scalaris  B. 
Nirmus  stramineus  D.  (Schill.) 
Picus  minor, 

Physoslomum  Myslax  B. 
Picus  robustus. 

Nirmus  stramineus  D. 
Colpocephalum  inaequale  D. 
Menopon  Pici  D. 
Picus  viridis. 

Docophorus  scalaris  B. 
Nirmus  stramineus  D. 
Menopon  Pici  D. 
Platalea  leucorrhodia. 
Docophorus  Plataleae  D 
Lipeurus  Tadornae  D. 
Menopon  giganteum  D. 


500  Gurlt: 

Plotus  Anhinga. 

Docophorus  Ploli  G. 
Nirraus  Ploti  G. 

Podiceps  auritus. 

Nirmus  fusco-marginatus  D. 

Nirmus  Podicipis  D. 

Podiceps  cristatus. 

Nirmus  fusco-marginatus  D. 
JVirmus  Podicipis  D. 

Podiceps  minor, 

Nirmus  Podicipis  D. 

Menopon  scopulacorne  D. 
Podiceps  ruhricollis. 

Nirmus  Podicipis  D. 
Prionites  Momota. 

Nirmus  marginalis  B. 
Procellaria  capensis. 

Lipeurus  Procellariae  G. 
Procellaria  chlororrhyncha. 

Lipeurus  pelagicus  D. 
Procellaria  Leachii. 

Lipeurus  pelagicus  D. 
Procellaria  pelagica. 

Docophorus  Thalassidromae  D. 

Lipeurus  pelagicus  D. 
Psittacus  frenatus. 

Lipeurus  Psittaci  G. 

Colpocephalum  turbinatum  D. 
Psittacus  Macacuanna. 

Nirmus  Psittaci  G. 
Psittacus  undulatns. 

Colpocephalum  Psittaci  G. 

Menopon  Psittaci  G. 
Pterocles  Lichtensteitiii. 

Nirmus  Pleroclis  G. 
Rallus  aquaticus. 

Docophorus  Ralli  D. 


Verzeichniss  derThiere,  auf  welchen  Schmarotzer-Insekten  leben.  301 

Nirmiis  cuspidatus  D. 

Nirmus  rallinus  D. 

Menopon  scopulacorne  D. 
Recurvirostra  Avocetta. 

Docophorus  adustus  B. 

Nirmus  decipiens  N. 

Nirnjus  furvus  ß. 

Nirmus  piceus  N. 

Nirmus  Recurvirostrae  <j. 

Lipeurus  Recurvirostrae  G. 

Colpocephalum  ochraceum  N. 

Menopon  Recurvirostrae  G. 
Regulus  auricapillus. 

Docophorus  Reguli  D. 

Rhamphastos  chlor orrhynchus. 
Docophorus  Rhamphasti  G. 
Rhea  Novae  HoUandiae, 

Nirmus  asymmetricus  B. 
Scolopax  Gallinago. 

Docophorus  ambiguus  B.  ,  - 

Nirmus  Scolopacis  D. 
Scolopax  rusticola. 

Docophorus  auratus  N. 
Lipeurus  helvolus  B. 
Lipeurus  Scolopacis  G. 
Menopon  iclerum  ß. 
Sitta  europaea. 

Docophorus  communis  N. 
Sterna  cantiaca. 

Docophorus  melanocephalus  B. 
Colpocephalum  piceum  D. 
Sterna  fissipes, 

Nirmus  nyclhemerus  B. 
Sterna  Uirundo. 

Docophorus  ßassanae  D. 
Docophorus  melanocephalus  B. 
Nirmus  sellalus  B.  ^ 

Lipeurus  gyricornis  D. 


302  Gurlt: 

Sterna  maxuriensis. 

Menopon  transversum  D. 
Sterna  minuta. 

Nirmus  nyclhemerus  D. 

Colpocephalum  ochraceuin  N. 
Sterna  nigra. 

Nirmus  obscurus  B. 
Strepsilas  interpres, 

Nirmus  furvus  B. 

Nirmus  holophaeus  ß. 

Nirmus  Strepsilaris  D. 

Nirmus  Vanelli  D. 

Menopon  Slrepsilae  D. 
Strix  africana. 

Docophorus  ceblebrachys  N. 

Nirmus  fuscus  N. 
Strix  Brachyotus. 

Docophorus  Cursor  B. 
Strix  Bubo. 

Docophorus  heterocerus  ß. 
Strix  ßammea. 

Docophorus  rostratus  ß. 

Colpocephalum  Haliaeti  D. 
Strix  nyctea, 

Docophorus  ceblebrachys  N. 

Nirmus  hexophlhalmus  ß. 

Strix  Otus, 

Docophorus  Cursor  B. 

Docophorus  plalyslomus  ßm.  (Schill.) 
Strix  uralensis. 

Docophorus  heterocerus  N. 
Sturnus  vulgaris. 

Docophorus  Leontodon  N. 

Nirmus  nebulosus  B. 

Menopon  cucullare  N. 
Sula  Bassana. 

Docophorus  Bassanae  D. 

Docophorus  humeralis  I). 

Lipeurus  staphylinoides  D. 


Verzeichniss  der  Thiere,  auf  welchen  Schmarotzer-Insekten  leben.  303 

Sylvia  Phragmiiis. 

Docophorus  passerinus  D. 
Sylvia  rubecula. 

Docophorus  Rubeculae  Leach. 
Sylvia  suecica. 

Nirmus  Sylviae  G. 

Physoslomiim  Mystax  B. 
Tachydromus  isabellinus. 

Nirmus  lotus  B. 
Tantalus  Ibis. 

Menopon  Tantali  G. 
Tetrao  (Lagopus)  albus,  ^ 

Nirmus  cameratus  N. 

Goniodes  Tetraonis  D. 
Tetrao  (Lagopus)  alpinus. 

Nirmus  cameratus  N. 

Menopon  Lagopi  Grube. 
Tetrao  Saliceti. 

Goniodes  Tetraonis  D. 
Tetrao  scoticus. 

Nirmus  cameratus  N. 

Goniodes  Tetraonis  D. 

Tetrao  Tetrix. 

Nirmus  cameratus  N. 

Goniodes  Colchici  D. 

Goniodes  Tetraonis  D. 
Tetrao  Vrogallus. 

Nirmus  cameratus  N. 

Nirmus  pallido-vittatus  Grube. 

Lipeurus  Tetraonis  Grube.  - 

Goniodes  chelicornis  N. 
Totanus  hypoleucus. 

Docophorus  Cephalus  D. 

Nirmus  obscurus  ß. 

Colpocephalum  ochraceum  N. 
Totanus  maculatus. 

Nirmus  furvus  ß. 

Menopon  lutescens  N. 


304  Gurlt; 

Totanus  ochropiis. 

Nirmus  Ochropi  D. 

Nirmus  obscurus  B. 
Tragopan  Satyrus, 

Goniocotes  diplogonus  B. 

Goniodes  spinicornis  B. 
Tringa  Canuti. 

Docophorus  Canuli  D. 

Nirmus  holophaeus  B.   ' 
Tringa  cinerea. 

Nirmus  fulvo-fascialus  Grube. 

Nirmus  Vanelli  D. 
Tringa  islandica, 

Docophorus  Lari  D. 
Tringa  minuta. 

Docophorus  fusiförmis  D. 

Nirmus  obscurus  B. 

Tringa  pugnax, 

Nirmus  cingulalus  B. 

Nirmus  fulvo-fascialus  Grube. 

Nirmus  holophaeus  B. 

Menopon  lulescens  N. 

Menopon  nigropleurum  D. 
Tringa  subarquata. 

Nirmus  fulvo-fascialus  Grube. 

Nirmus  holophaeus  B. 

Nirmus  obscurus  B. 

Nirmus  Phaeopi  D. 

Colpocephalum  umbrinum  B. 

Tringa  variabilis. 

Docophorus  variabilis  D. 
Nirmus  obscurus  B. 
Colpocephalum  ochraceum  N. 
Menopon  icterum  B. 

Trochilus  ater* 

Nirmus  Trochili  G. 
Physoslomum  Trochili  G. 


Verzeichniss  der  Thiere,  auf  welchen  Schmarotzer-Insekten  leben.  305 

Troglodytes  europaeus. 

Menopon  Troglodytis  D. 

Pliysoslomum  frenatum  N. 
Turdus  iliacus. 

Docophorus  Turdi  D. 

Nirmus  Iliaci  D. 
Turdus  Merula. 

Dücopliorus  Merulae  D. 

Nirmus  merulensis  D. 
Turdus  musicus. 

Docophorus  Turdi  D. 
Turdus  pilaris. 

Docophorus  Merulae  D. 

Nirmus   marginalis   B. 

Nirmus  marginatus  B. 

Physoslomum  Myslax  B. 
Turdus  roseus. 

Docophorus 'Pastoris  D. 

Nirmus  Iliaci  D. 
Turdus  ruficollis. 

Physoslomum  Myslax  D. 
Turdus  torquatus. 

Docophorus  Merulae  D. 

Nirmus  calenalus  Schillino-, 

Nirmus  marginalis  B. 

Physoslomum  Myslax  B. 
Turdus  viscivorus. 

Docophorus  Merulae  D. 

Nirmus  marginalis  B. 

Nirmus  Viscivori  D. 
üpupa  Epops. 

Docophorus  üpupae  D. 

Nirmus  Upupae  G. 
Uria  GryUe, 

Docophorus  megacephalus  D. 
Uria  Troile. 

Docophorus  celidoxus  B. 

Docophorus  humeralis  D. 

Docophorus  plalygaster  D. 

Archiv  f.  Naturgesch.  XXIII.  Jahrg.  1.  Bd.  20 


306  Gurlt: 

Vanellus  crisfatus, 

Docophorus  Vanelli  Seh.  (Schill.) 
Nirmus  junceus  D. 
Colpocephalum  ochraceum  N. 

Vanellus  griseus, 

Nirmus  Vanelli  D. 
Vultur  Aura. 

Docophorus  brevifrons  B. 

Nirmus  Vulluris  G. 

Colpocephalum  ailurum  B. 

Menopon  Vulturis  G. 

Laemobothrium  laticolle  N. 

Laemobothrium  Vulturis  G. 

Vultur  cinereus, 

Docophorus  brevicollis  N. 
Lipeurus  quadripustulatus  N. 
Laemobothrium  Vulluris  G. 

Vultur  Gryphus. 

Lipeurus  quadripustulatus  N. 

Vultur  Papa. 

Docophorus  brevifrons  B. 
Lipeurus  ternatus  B. 

Vultur  Percnopterus. 

Menopon  Vulturis  G. 

Vultur  Rüppellii. 

Nirmus  fuscus  N. 
Lipeurus  quadripustulatus  N. 
Colpocephalum  flavescens  N. 
Colpocephalum  Haliaeti  D. 
Laemobothrium  laticolle  N. 

Yunx  Tot-quilla. 

Docophorus  latifrons  N. 
Docophorus  serrilimbus  B. 


Verzeichniss  der  Thiere,  aufweichen  Schmarotzer- Insekten  leben.  307 


Genera,   Subgenera   et   Species. 


Anapera* 

pallida  M. 

Colpocepbaluin  N. 

ailurum  B. 
appendiculutum  B. 
dubium  Schill, 
eucarneum  ß. 
eurysternum  D. 
flavescens  N. 
Fregili  D. 
Gallinulae  G. 
Haliaeti  D. 
Ibis  G. 

importunum  N. 
inaequale  ß. 
Lamprotornis  G. 
Lari  G. 

longicaudum  B. 
Nyclarde  D. 
occipitale  ß. 
ochraceum  N. 
piceum  D. 
productum  ß. 
Psittaci  G. 
quadripustulalum  B. 
subaequale  N. 
Trochioxum  ß. 
turbinatum  D. 
umbrinum  ß. 
Zebra  N. 

Ilocopliorus  n. 

acutofronlalis  Seh. 
adustus  ß. 
Alcedinis  D. 
ambiguus  ß. 
anceps  Schill. 
Anseris  G. 
aquilinus  D. 
atratus  N. 


auratus  N. 
ßassanae  D. 
brevicollis  N. 
brevifrons  ß. 
breviloralus  ß. 
Canuti  D. 
cephalus  D. 
ceblebrachys  N. 
celidoxus  B. 
Chrysophthalmi  D. 
Cincli  D. 
Citrinellae  Seh. 
colymbinus  D. 
communis  N. 
completus  ß. 
eonieus  D. 
crassiceps  ß. 
Cursor  ß. 
Cygni  D. 
Delphax  B. 
Diomedeae  G. 
excisus  ß. 
Exulantis  G. 
Fringillae  D. 
fulvus  ß. 
fuscicollis  ß. 
fusiformis  D. 
Galli  G. 
Gigas  G. 
guttatus  B. 
heterocerus  B. 
humeralis  D. 
icter^des  N. 
incompletus  N. 
Lari  D. 
latifrons  N. 
Leontodon  N. 
Limosae  D. 
megacephalus  D. 
melanocephalus  B. 
Merguli  D. 
Meropis  D. 


308 


Gurlt: 


Merulae  D. 
modularis  D. 
mystacinus  B. 
Nectariniae  G. 
Nisi  D. 
ocellalus  N. 
Oedicnemi  G. 
Ostralegi  D. 
pallescens  D. 
Pari  D. 
passerinus  D. 
Pastoris  D. 
pertusus  ß. 
Phoenicopteri  G. 
Picae  D. 
Plalaleae  Ü. 
plalygasler  D. 
plalyrrhynchus  N. 
Ploli  G. 

pluvialis  Schill, 
pygaspis  ß. 
Ralii  0. 
Reoruli  D. 
Rhamphasti  G. 
rostralus  B. 
Rubeculae  Leach. 
scalaris  B. 
semisignalus  B. 
sorrilimbus  B. 
subcoinpletus  B. 
superciliosus  B. 
testudinarius  N. 
Thalassidromae  D. 
tricolor  N. 
Turdi  D. 
Upupae  D. 
Vanelli  Schill, 
variabilis  D. 

Eureum  N. 

cimicoides  N. 
malleus  N. 

<Koniocotefl    B. 

astrocephalus  B. 
compar  ß. 


curtus  B. 
diplogonus   B. 
haplogonus  B. 
holognsler  B. 
Microthorax  B. 
Numidae  G. 
Phasiani  G. 
pusillus  B. 
rectangulatus  B. 

Ooniodes   M. 

chelicornis  N. 
Colchici  D. 
curvicornis  B. 
Diomedeae  G. 
dispar  D. 
dissimilis  N. 
falcicornis  N. 
Haliei  G. 
numidianus  D. 
Ortygis  D. 
paradoxus  N. 
seciiriger  N. 
spinicornis  B. 
stylifer  N. 
Telraonis  D. 

gracilis  N. 
ovalis  N. 

Maeanatopinus  Leach. 

acanthopus  B. 
affinis  B. 
annulalus  Schill. 
Asini  Steph. 
Bubali  G. 
crassicornis  B. 
eurysternus  N. 
iyriocephalus  B. 
piliferus  B. 
Rupicaprae  G. 
serratus  B. 
setosus  B. 
sphaerocephalus  B. 
spiniger  B. 
spinulosus  B. 


Verzeichniss  der  Thiere,  auf  welchen  Schmarotzer-Insekten  leben.  309 


stenopsis  B. 
Suis  Leach. 
tumidus  Schill, 
ventricosus  D. 
Viluli  Steph. 

liaeniobotlirinm  IS. 

atrum  N. 
gi(^anteum  N. 
gilvum  N. 
hasticeps  N. 
lalicolle  N. 
Vulturis  G. 

liipeiirus  N. 

albus  G. 
Anastomi  G. 
Baculus  N. 
bilineatus  Steph. 
brevicornis  D. 
brevis  B. 
brunneus  G. 
Buceri  G. 
Diomedeae  G. 
ebraeus  N. 
fascialus  G. 
forficulalus  B. 
Fulicae  G. 
gyricornis  D. 
helvolus  B. 
helerographus  N. 
Ibis  G. 

intermedius  G. 
jejunus  N. 
leucopygos  B. 
luridus  N. 
macrocnemis  B. 
Nyclicoracis  G. 
Oedicnemi  G. 
pelagicus  D. 
Phoenicopleri  G. 
pluvialis  Seh. 
polylrapezius  N. 
Procellariae  G. 
Psiltaci  G. 
Recurvirostrae  G. 
quadripuslulatus  N. 


Scolopacis  G. 
sexmaculatus  Seh. 
squalidus  N. 
slaphylinoides  D. 
slellaris  D. 
suicifrons  D. 
Tadornae  D. 
temporalis  N. 
variabilis  N. 
versicolor  N. 

Iflelopliag^us  N. 

Cervi  Meig. 
ovinus  N. 

menopon  M. 

Anseris  G. 
Carduelis  D. 
Cilrinellae  D. 
cucullare  N. 
Cygni  G.? 
Diomedeae  G. 
fulvo-maculalum  D. 
fusco-cinctum  D. 
giganteum  D. 
gonophaeuin  N. 
Gruis  G. 
Uirundinis  G. 
icterum  B. 
Lamprotornis  G. 
leucoxanthum  N. 
lutesccns  N. 
mesoleucum  N. 
minutum  N. 
nigropleurum  D. 
pallidum  N. 
Perdicis  D. 
phanerosligmaton  N. 
Pici  D. 
Psiltaci  G. 
Recurvirostrae  G. 
Ridibundus  D. 
scopulacornc  D. 
sinualum  B. 
stramineum  N. 
Strepsilae  D. 


310 


Gurlt: 


Tantali  G. 
transversum  D. 
tridens  N. 
Trogloditis  D. 
VuUuris  G. 

IVirmus  ?I. 

Alcae  D. 

annulatus  B. 
Apiastri  D. 
argulus  N. 
asymmetricus  ß. 
attenuatus  N. 
bracteatus  N. 
brunneus  B. 
cameratus  N. 
calenalus  Schill, 
cingulalus  B. 
claviforrnis  D. 
crucialus  B. 
Cuculi  D.  - 
cuspidatus  D. 
cyclolhorax  B. 
decipiens  N. 
Diomedeae  G. 
discocephalus  N. 
elongalus  D.  - 
eugrammicus  B. 
fenestratus  N. 
fissus  N. 
Fulicae  D. 
furvus  B» 

fusco-marginatus  D. 
fuscus  N. 
Glandarii  D. 
gracllis  B. 
Graculae  G. 
Haematopi  Steph. 
Haliei  G. 
hexophthalmus  B. 
Hiaticulae  D. 
holophaeus  B. 
hypoleucus  N. 
Illaci  D. 
junceus  D. 
Lamprotornis  G. 
lalirostris  B. 


leucopleurus  D. 
limbatus  B. 
lineolatus  B. 
lotus   B. 
lunalus  Schill, 
marginalis  B. 
marginalus  ß. 
melanonyx  Schill. 
Meropis  D. 
merulensis  D. 
minutus  N. 
nebulosus  B. 
Numenii  D. 
Numidae  D. 
nyclhemerus  B. 
obscurus  B. 
Ochropi  D. 
Oedicnemi  D. 
olivaceus  B. 
Opisthocomi  G. 
Orioli  G. 
Phaeopi  D. 
Phalaropi  D. 
piceus  N. 
Ploti   G. 
Podicipis  D. 
Psitlaci  G. 
Pteroclis  G. 
punctatus  B. 
Tallinus  D. 
Recurvirostrae  G. 
rufus  B. 
satelles  N. 
Scolopacis  D. 
sellatus  B. 
semicinctus  G. 
slenopyx  B. 
stramineus  D. 
Strepsilaris  D. 
subcuspidalus  B. 
siibmarginalls  N. 
Sylviae  G. 
tenuis  B. 
tessellatus  D. 
trithorax  B. 
Trochili  G. 


Verzeichniss  der  Thiere,  auf  welchen  Schmarotzer-Insekten  leben.  311 


turmalis  N. 
uncinosus   B. 
Upupae  G. 
Urogalli  G. 
Vanelli  D. 
varius  ß. 
Viscivori  D. 
Vulturis  G. 

]iritz§cliia  D. 

Burmeisteri  D. 

]Vycferibia  Fabr. 
Vespertilionis  Fabr. 

Ornitliobius  D. 

alro-marginalus  D. 
Cygni  D. 
gonopleuros  D. 
minor  Schill. 

Petliciilus  L. 

Capitis  L. 

laeviusculus  Grube, 
hispidus  Grube. 
Tabescenlium? 
Veslimenli  L. 

Plstäriiis    Leach. 

inguinalis  Leach. 

Pliysostoinnm  N. 

Bombyciliae  D. 
frenatum  N. 
irascens  B. 

Pitiex  L. 

Canis  Bouche. 
Coliimbae  Beb. 
Erinacei  Bch. 


fasciatus  Bosc. 
Felis  Bch. 

Gallinae  Bch.  ' 

irritans  L. 
Martis  Beb. 
Melis  G. 
Musculi  Bch. 
Mustelae  Seh. 
penicilliger  Grube. 
Sciurorum  Schrank. 
Talpae  Bch. 
Vespertilionis  Bch. 

Stenapteryx  Leach. 
Hirundinis  Leach- 

Tricliodectes  N. 

Antilopes  G. 
Climax  N. 
crassus  N. 
dubius  N. 
Equi  N. 
exilis  N. 
Hystricis  B. 
latus  N. 
longicornis  N. 
pinguis  B. 
relusus  N. 
scalaris  N. 
similis  D. 

sphaerocephalus  N. 
subrostratus  N. 
Vulpis  D. 

Trinoton  N. 

conspurcalum  N. 
gracile  Grube, 
iituralum  N. 
luridum  N. 
squalidum  D. 


Heber  den  männliclien  ^piis  cancriformis. 

Von 

I>r*  A'  Kozubowski, 

Prof.  an  der  Universität  zu  Krakau. 

Vorgelegt  der  Versammlung  der  deutschen  Naturforscher 

in  Bonn. 

Hierzu  Taf.  XIII. 


Mit  wahrem  Vergnügen  bringe  ich  der  geehrten  Ver- 
sammlung eine  neue  Entdeckung  im  Bereiche  der  verglei- 
chenden Anatomie  zurKennlniss,  und  hoffe,  dass  diese  Nach- 
richt für  die  Forscher  im  zoologisch -anatomischen  Gebiete 
nicht  uninteressant  sein  dürfte.  Im  Laufe  des  verflossenen 
Monats  entdeckte  ich  Mätinchen  der  Galtung  Apus  cancrifor- 
mis, welche  unter  den  Crustaceen  bis  zur  Stunde  nicht  be- 
kannt waren.  Um  aber  keinen  Zweifel  darüber  obwalten  zu 
lassen ,  und  der  geehrten  Versammlung  die  Möglichkeit  zu 
geben  von  der  Richtigkeit  meiner  Aussage  sich  selbst  zu 
überzeugen ,  übersende  ich  hiemit  mehrere  in  Spiritus  auf- 
bewahrte Exemplare  ^}  dieser  Männchen,  so  wie  auch  abge- 
sondert die  männlichen  Geschlechtsorgane  mit  beiliegenden 
Zeichnungen  und  einer  kurzen  Beschreibung. 

Ehe  ich  aber  zur  Beschreibung  selbst  schreite,  sei  es 
mir  erlaubt,  die  Aufmerksamkeit  der  geehrten  Versammlung 
auf  den  Umstand  zu  lenken,  dass  diese  meine  Entdeckung 
gerade  mit    der  hundertjährigen  Jahresfeier    der  ersten  über 


^)  Dieselben  sind  im  Naturhistorischen  Museum  zu  Bonn  aufbewahrt. 


Kozubowski:  üeber  den    männlichen  Apus  cancriformis.     313 

den  Apus  cancriformis  erschienenen  Monographie  zusammen- 
trifft. —  Im  Jahre  I75ö  hat  nämlich  der  berühmte  und  un- 
ermüdete  Naturforscher  Schaeffer  sein  Werk  unter  dem 
Titel :  ^Der  krebsartige  Kiefenfuss,«  veröffentlicht.  Es  ist  ihm 
aber  ungeachtet  seiner  mühseligen  und  langwierigen  For- 
schungen doch  nicht  gelungen,  Männchen  zu  entdecken,  wes- 
halb er  angenommen  hat,  dass  diese  Crustaceen  Hermaphro- 
diten seien.  Dass  spätere,  nicht  minder  fleissige  Untersuchun- 
gen ebenfalls  zu  keinem  anderen  Resultate  geführt  haben, 
überzeugt  man  sich  leicht,  wenn  man  die  Handbücher  über 
vergleichende  Anatomie  vonLeuckart  und  Siebold  nach- 
schlägt, und  die  Worte  von  Grube,  die  man  in  seiner  im 
Jahre  1853  verfasslen  Beschreibung  anderer  Phyllopoden 
findet,  beweisen  zur  Genüge,  dass  seit  Schaeffer  die  in 
Rede  stehende  Frage  nicht  im  mindesten  aufgeklärt  und  ihrer 
Lösung  entgegengeführt  wurde. 

Grube  sagt  nämlich:  „Schaeffer,  der  sich  vier  Jahre 
lang  mit  dem  Apus  cancriformis  beschäftigt,  so  wie  Ber- 
thold und  Za  dd  ach  waren  in  ihren  Bemühungen  nicht 
glücklicher,  woher  sie  vermulhen,  dass  diese  Crustaceen  Zwit- 
ter seien,  doch  zweifelt  Sieb  o  1  d,  ob  die  Organe,  die  Zad- 
dach  für  männliche  hält,  nicht  zu  dem  weiblichen  Geschlechts- 
apparate gehören." 

Siebold  blieb  jedoch  fortwährend  bei  seiner  Meinung, 
dass  der  krebsartigre  Kicfenfuss  auch  Männchen  besitzen  müsse, 
die  jedoch  wegen  ihrer  Seltenheit  bis  jetzt  nicht  entdeckt  wer- 
den konnten,  und  da  wir  jetzt  diese  seine  Meinung  vollkom- 
men bestätigt  finden,  so  gebührt  volle  Achtung  der  durch- 
dringlichen Auffassungsgabe  dieses  berühmten  Naturforschers. 
—  Das  erste  Männchen  entdeckte  ich  zufällig  am  I3ten  Juli 
1.  J.  und  als  ich  mich  unter  dem  Mikroskope  von  seinem 
Geschlechle  überzeugte,  desnonstrirle  ich  es  allsogleich  den 
geehrten  Professoren  der  Anatomie  und  Zoologie  an  der  hie- 
sigen Universität  Hrn.  Prof.  Voigt  und  Hrn.  Prof.  Schmidt, 
und  da  es  mir  später  gelungen  ist,  eine  grössere  Menge  von 
Männchen  zu  bekommen  ,  so  habe  ich  nach  sorgfältiger  Un- 
tersuchung ihres  Geschlechtsapparates  dieses  wichtige  und 
interessante  Resultat  in  der  am  31.  Juli  1.  J.  abgehaltenen 
Sitzung  der  Krakauer  gelehrten  Gesellschaft  vorgetragen, 


314  Kozubowski: 

Ich  theile  hier  aus  diesem  Vortrage  in  Kürze  die  nach- 
folgenden wichtigen  Daten  mit.  —  Unter  160  untersuchten 
Thierchen;  der  Gattung  Apus  cancriformis  befanden  sich  16 
Männchen,  es  bilden  somit  die  Männchen  im  Verhältnisse  zu 
den  Weibchen  zehn  Procent  —  ich  zweifle  aber  sehr,  ob 
dieses  Verhältniss  in  den  nachfolgenden  Jahren  sich  erhal- 
ten werde. 

Jedes  vollkommen  ausgebildete  Männchen  ist  um  y^  der 
Körperlänge  kürzer  als  ein  reifes  Weibchen  und  in  seiner 
ganzen  Grösse  betrachtet,  ist  das  Männchen  beinahe  um  die 
Hälfte  kleiner  als  das  Weibchen. 

Der  Rumpf  des  Männchens  ist  sehr  schmal  und  sein 
Rückenschild  mehr  plattgedrückt.  —  Das  Männchen  ist  un- 
geachtet seiner  geringeren  Grösse  weit  stärker  als  das  Weib- 
chen, denn  in  einem  Gefässe  aufbewahrt,  bleibt  es  länger  am 
Leben  als  das  Weibchen  ,  und  aus  dem  Wasser  herausge- 
nommen, auf  einen  Tisch  gelegt,  springt  es  auf  seinen  Vor- 
derfüssen  oder  indem  es  den  Schweif  unter  sich  zieht ,  wirft 
es  sich  auf  diese  Art  in  die  Höhe.  —  Der  wichtigste  Un- 
terschied besteht  jedoch  in  der  Bildung  des  elften 
Fusspaares;  denn  da  beim  Weibchen  am  elften  Fusse 
beiderseits  sich  kleine  zarte  Eierbehälter  befinden ,  durch 
welche  die  rothen  Eierchen  hindurchschimmern,  besitzt  das 
Männchen  keinen  solchen  Behälter  ,  und  das  elfte  Fusspaar 
unterscheidet  sich  in  nichts  von  den  nächst  anstossenden 
Paaren.  —  Dieses  einzige  Unterscheidungsmerkmal  reicht 
also  bereits  aus ,  auf  den  ersten  Augrenschein  das  Männchen 
vom  Weibchen  unterscheiden  zu  können. 

Die  Lage  der  Hoden  beim  Männchen  entspricht  genau 
der  Lage  der  Eierstöcke  beim  Weibchen;  sie  erstrecken  sich 
nämlich  vom  Kopfe  bis  zum  hinteren  Theile  des  Körpers  ohne 
die  letzten  Ringe  desselben  zu  erreichen;  denn  sie  endigen 
an  der  Stelle,  wo  der  Mastdarm  anfängt.  —  Beide  Hoden 
liegen  an  den  Seilen  des  Darmkanales  und  bedecken  ihn 
Iheilweise  von  oben  und  unten  mit  ihrem  mittleren  Theile, 
nämlich  unter  dem  Herzen  und  an  dieser  Stelle  nähern  sich 
in  der  Mittellinie  die  geschlossenen  Enden  der  Samenröhr- 
chen  beider  Hoden  so  sehr,  dass  sie  sich  beinahe  gegensei- 
tig berühren;  —  jeder  Hoden  ist  mittelst  einer  feinen  Mem- 


,  üeber  den  männlichen    Apus  cancriformis.  313 

bran  an  die  Seitenwand  der  Bauchhöhle  angewachsen  und 
ausserdem  schieben  sich  zarte  von  dieser  Wand  entspringende 
Muskelbündel  zwischen  die  einzelnen  Windungen  der  Samen- 
kanälchen  des  Hodens. 

Der  Bau  der  Hoden  ist  ähnlich  dem  Baue  der  weiblichen 
Eierstöcke  ,  sie  bestehen  nämlich  aus  verästelten  Kanälchen, 
welche  in  gewissen  Abständen  unter  einem  rechten  Winkel 
in  einen  gemeinschaftlichen  Gang  münden,  welcher  längs  der 
Seitenwand  der  Bauchhöhle  verläuft.  Dieser  gemeinschaft- 
liche Samenleiter  entspricht  also  genau  dem  gemeinschaftli- 
chen Eileiter  der  Weibchen,  nur  ist  der  erstere  weit  schmä- 
ler als  der  letztere.  An  diesen  Stellen,  wo  in  gewissen  Ab- 
sländen zahlreichere  Samengänge  in  denselben  einmünden,  ist 
er  weiter  und  verengert  sich  dann  trichterförmig. 

Indem  nun  die  feinen  Samenkanälchen  in  bestimmten 
Abständen  in  den  gemeinschaftlichen  Samengang  einmünden, 
ist  der  ganze  Hoden ,  von  der  Seitenwand  der  Bauchhöhle 
aus,  in  Läppchen  abgetheilt,  zwischen  welche  sich  lange 
warzenförmige  Muskeln  hineinschieben  (musculi  papilläres). 
Diese  Muskeln  entspringen  von  der  Seitenwand  der  Bauch- 
höhle,  schieben  sich  zwischen  die  einzelnen  Hodenläppchen 
hinein,  und  schicken  von  ihrem  freien  Ende  zarte  fadenför- 
mige Fortseizungen  zu  den  Hodenkanälchen,  welche  zur  Erhal- 
tung derselben  in  ihrer  Lage  dienen.  —  Ob  diese  fadenför- 
mige Fortsetzungen  nicht  bindegewebig  wären,  und  zugleich 
als  Leiter  der  Blutgefässe  dienen,  konnte  ich  bis  jetzt  nicht 
ermitteln.  Diese  den  Hoden  in  seiner  Lage  erhaltenden  Pa- 
pillarmuskeln  sind  so  stark,  hingegen  die  Samenkanälchen 
so  schwach  und  brüchig,  dass,  wenn  man  den  Hoden,  ohne 
zu  zerreissen,  in  seiner  ganzen  Länge  von  der  Seitenwand 
der  Bauchhöhle  lostrennen  will ,  man  zuerst  trachten  muss, 
sämmtliche  Papillarmuskel  zu  durchschneiden  ,  oder  dieselben 
vorsichtig  aus  den  Zwischenräumen  zwischen  den  Hodenläpp- 
chen herauszuziehen,  was  am  besten  gelingt,  wenn  man  den 
ganzen  Rumpf  der  Länge  nach  von  der  Rückgratsfläche 
durchschneidet ,  und  alsdann  diese  Cruslaceen  auf  einige 
Stunden  in  schwachen  Weingeist  hineinbringt. 

Sämmtliche  Samenkanälchen  sind  im  frischen  Zustande 
blass  milchfarben,  fast  halbdurchsichtig,  und  in  dem  aus  den- 


316  Kozubowski: 

selben  herausgedrückten  Samen  sieht  man  unter  dem  Mikro- 
skope bei  einer  starken  Vergrösserung*  zahlreiche  Spermalo- 
zoen  ,  welche  bei  diesen  Thierchen  Zellen  darstellen ,  ohne 
Schwingbewegungen.  Eine  jede  Zelle  ist  flach  gedrückt,  und 
ihre  sehr  durchsichtige  ümhüllungsmembran  steht  bedeutend 
von  dem  körnigen  Inhalte  ab.  Diese  Zellen  stellen  verschie- 
dene Entwickelungsstufen  dar,  die  kleinsten  von  ihnen  enthal- 
ten bloss  zwei  Körnchen  ,  die  grösseren  10-^12;  einige  von 
diesen  Körnchen  sind  ganz  dunkel ,  die  anderen  hell  und 
durchsichtig.  Diese  Körnchen  haben  also  das  Besondere, 
dass  sie  je  nach  dem  verschiedenen  Lichtheerde  unter  dem 
Mikroskope  sich  bald  dunkel,  bald  hell  und  durchsichtig  dar- 
stellen, was  auf  ihr  starkes  Lichtbrechungsvermögen,  vermit.- 
telst  ihrer  Dichtheit  hindeutet. 

Aus  der  Mitte  des  gemeinschaftlichen  Samenganges,  dem 
Uten  Fusspaare  gegenüber,  entspringt  ein  kurzer  Ausfüh- 
rungsgang, welcher  an  der  hinteren  Fläche  des  Uten  Fusses 
mit  einer  sehr  feinen  Oeffnung  mündet,  welche  sich  an  dem 
Hüftstücke  des  Fusses  an  der  Basis  des  Kieferfortsatzes  be- 
findet —  an  der  äusseren  Seite  dieser  Oeffnung  liegt  eine 
viereckige  schiefe  Grube. 

Die  Mündung  dieses  Ausführungsganges  ist  so  enge, 
dass  eine  Borste  in  denselben  nicht  hineingeführt  werden  kann. 
Diese  Mündung  kann  man  nicht  einmal  mit  Hülfe  einer  Lupe 
sehen,  weil  sie  taschenförmig  ist,  so  dass  bloss  ihre  hintere 
Wand  beweglich  und  die  vordere  mit  der  Fussbedeckung 
verwachsen  ist,  —  man  gelangt  somit  erst  dann  in  diese 
Oeffnung,  wenn  man  ein  Rosshaar  auf  dem  Fusse,  in  schiefer 
Richtung  gegen  die  Medianlinie  des  Bauches  schiebt,  und 
sobald  nur  das  Haar  hineingeht,  fliesst  gleich  der  Same  her- 
vor. Schiebt  man  das  Haar  weiter  hinauf,  so  sieht  man  deut- 
lich den  Ausführungsgang  durch  die  allgemeinen  Körperbe- 
deckungen hindurchscheinen,  welche  an  dieser  Stelle  durch- 
sichtig sind.  Dieser  Gang  verläuft  gegen  den  oberen  Win- 
kel des  Kieferfortsatzes  (processus  maxillaris)  des  Fusses, 
welcher  an  den  Bauch  angewachsen  ist. 

Schon  seit  einigen  Jahren  beschäftige  ich  mich  mit  die- 
sen Crustaceen,  doch  habe  ich  sie  niemals  während  des  Tages 
auf  der  Wasseroberfläche  schwimmen  gesehen,  —  sie  zeigen 


Ueber  den  männlichen   Apus  cancriformis.  317 

sich  aaf  der  Oberfläche  des  Wassers  erst  während  eines 
warmen  und  ruhigen  Abendes,  und  einige  von  ihnen,  indem 
sie  unter  die  Oberfläche  des  Wassers  kommen ,  wenden  sich 
mit  dem  Bauche  nach  oben,  halten  sich  in  dieser  Lage  einige 
Zeit  auf,  und  machen  mit  allen  Füssen  eine  leicht  wellen- 
förmige Bewegung,  die  sich  auch  der  Wasseroberfläche  mit- 
theilt. —  Es  kann  gegenwärtig  mit  grösserer  Sicherheit  vor- 
ausgesetzt werden,  dass  dies  lauter  Weibchen  sind,  während  die 
übrigen,  und  zwar  die  Männchen,  schnell  auf  der  Wasserober- 
fläche schwimmen ,  den  ruhigen  Weibchen  nachjagen  und 
fortwährend  von  einer  zur  anderen  überlaufen.  Diese  den 
Weibchen  gemachten  Besuche  sind  gewiss  nichts  anderes, 
als  eine  Befruchtung  derselben;  denn  selbst  der  Bau  und  die 
Art  des  Oefl'nens  der  Eiertaschen  erlauben  den  Schluss  zu 
machen  ,  dass  das  Weibchen  während  der  Befruchtung  mit 
dem  Bauche  nach  oben  gewendet  sein  muss,  damit  der  her- 
ausfliessende  männliche  Same  leichter  in  die  dazu  off'ene 
Tasche  gelangen  könne.  Nachdem  jetzt  die  Männchen  entdeckt 
und  die  überwiegende  Anzahl  der  Weibchen  constatirl  ist, 
so  ist  nicht  zu  verwundern,  dass  die  Männchen  sich  fortwäh- 
rend bewegen  müssen. 

Wenn  die  Weibchen  in  einem  mit  Wasser  gefüllten  Ge- 
fässe  gehalten  werden,  so  lassen  sie  die  Eier  aus  ihren  Ta- 
schen heraus.  Diese  Eier  behielt  ich  in  demselben  Wasser,  und 
stellte  sie  am  lüten  Juli  1.  J.  ans  Fenster  in  die  Sonne  um 
die  Erfahrung  zu  machen,  ob  nicht  daraus  Junge  ausgebrü- 
tet würden.  Und  in  der  That  bemerkte  ich  am  Isten  Au- 
gust 1.  J.  fünf  ausgebrütete  Junge,  welche  aus  Mangel  der 
entsprechenden  Nahrung  oder  aus  einer  anderen  unbekann- 
ten Ursache  nur  liurze  Zeit  lebten ,  während  welcher  die 
Häutung  einige  Male  eingetreten  ist.  Dieser  Umstand  könnte 
den  Beweis  liefern,  dass  nicht  alle  gelegten  Eier  dieser  Cru- 
staceen  zur  Ausbrütung  bis  zum  nächsten  Frühjahre  warten 
müssen,  sondern  dass  aus  denselben  unter  günstigen -Um- 
ständen im  Laufe  desselben  Jahres  Junge  auskriechen  kön- 
nen. Von  der  Wahrheit  dieser  Voraussetzung  überzeugte 
ich  mich  noch  mehr,  als  ich  am  lOten  August  1.  J.  an  einem 
Orte,  wo  früher  sehr  viele  erwachsene  Cruslaceen  waren,  von 
denselben  kaum  einige  fand  ,  wofür  ich  einige  sehr   kleine 


318     Kozubowski:  Ueber  den  männlichen  Apus  cancriformis. 

traf,  welche  ich  früher  gar  nicht  gesehen  habe;  dies  waren 
junge  Weibchen,  welche  kaum  den  sechsten  oder  fünften  Theil 
der  Erwachsenen  betrugen.  Doch  merkwürdig  ist  der  Um- 
stand, dass  obgleich  sie  so  klein  waren,  ihre  Taschen  schon 
mit  Eierchen  gefüllt  waren.  Nach  dem  15.  August  l.  J.  sind 
alle  diese  Crustaceen  spurlos  verschwunden. 


Erklärung   der  Abbildungen. 

Fig.   1.     Das  hintere  Ende  des  rechten  Hodens,  frisch,  2ömal  vergr. 
„    2.     Hodenfollikel  noch  stärker  vergrösserl  mit  durchscheinenden 

Zellenkörnchen. 
„    3.     Samenzellen. 
„    4.     Ein  Stück  vom  Eierstock.     26mal  vergr. 


Kurze  Besehreibuiig'  eiiiig^er  neuen 
Crustaceen. 

Von 

»r.  R.   A^   Pliilippi, 

Professor  der  Naturgeschichte  an  der  Universität  Santiago  de  Chile. 

Hierzu  Taf.  XIV. 


1.     Thysanopus    australis  Ph. 

Bei  dem  Versuche  einen  Fisch  zu  bestimmen,  welchen 
Herr  Dr.  Fonk  auf-  einer  Expedition  von  Chiloe  nach  der 
Halbinsel  Tresmontes  gesammelt  hat,  sah  ich  mich  veranlasst, 
die  Bauchhöhle  desselben  zu  öffnen,  und  den  Magen  aufzu- 
schneiden. Ich  fand  in  demselben  zwei  Eingeweidewür- 
mer, ein  Dutzend  kleiner  Flohkrebse,  Amphithoe  ähnlich, 
und  18  Exemplare  des  Krebses,  den  ich  jetzt  beschreiben 
werde,  die  Crustaceen  natürlich  mehr  oder  weniger  verdaut, 
so  dass  es  mir  nicht  gelungen  ist,  alle  Organe  zu  erkennen. 
Da  jedoch  meines  Wissens  erst  eine  *)  Art  Thysanopus  bekannt 
ist,  und  zwar  aus  den  Europäischen  Meeren,  so  ist  die  Ent- 
deckung einer  zweiten,  beinahe  bei  den  Antipoden  lebenden 
Art  eine  Thatsache  ,  die  wohl  verdient,  bemerkt  zu  wer- 
den, wenn  auch  die  Beschreibung  derselben  nicht  ganz  voll- 
ständig ist.  Ich  nenne  sie  Th.  australis.  Der  Körper  ist 
acht  Linien  lang,  wovon  2V2  Linie  auf  das  Bruststück  kom- 
men, das  vorn  in  einen  sehr  kurzen  Dorn  ausläuft.  Der 
Kopf,  welcher  die  Augen  und  Fühler  trägt,  wird  von  dem 
Brustslücke  bedeckt.    Die  Augen  zeigen  nichts  Besonderes. 


*)  Brandt  zählt  in  v.  Middendorf's  Reise  7  Arten  dieser  Gattung 
auf.   Vergl.  Archiv  1855.  II.  p.  294,  D.  Herausgeber. 


320  P  h  i  1  i  p  p  i  : 

Die   äusseren   Fühler  tragen   am    Grunde  eine,  1  Linie 
lange,    längliche,   abgestutzte,    am    inneren    Rande    gewim- 
perle  Schuppe;  ihr  Stiel  ist  dreigliedrig,  fast  so  lang  wie  die 
Schuppe,  und  nur  wenig  von    der  Geissei  verschieden;  diese 
ist  bei  allen  Exemplaren  unvollständig,  und  kann  ich  daher  ihre 
Länge  nicht  angeben.      Der  Stiel   der    innern    Fühler  ist 
so  lang    wie   die    Schuppe  der  äussern ,  dicker  als  der  Stiel 
der  äussern  Fühler,  und  trägt    zwei  Geissein;  die  eine,  halb 
so  lang  wie  der  Stiel  und  vielglledrig,  die  andere  sehr  kurz, 
rudimentär,  zweigliedrig.  Bei  Thysanopus  tricuspis  sind  beide 
Geissein  gleich  und  lang.     Es  sind  acht  Fusspaare  vor- 
handen, die  sich  nur  in  der  Grösse  unterscheiden,  indem  die 
längeren  Sy^  Linie,  die  kürzeren  ly^,  Linie    lang  sind.      Sie 
sind  zweiäslig;    der    eine  Ast  fadenförmig,  fünfgliedrig,  wie 
bei  Thysanopus,  aber  nur  auf  der  einen  Seite  und  zwar  sehr 
lang  gewimpert;    der  zweite  Ast  ist  zweigliedrig,  kaum  viel 
länger  als  das  erste   Glied   des    anderen    Astes,    das   zweite 
Glied   länglich ,    beiderseits   kurz   gewimpert.     An  der  Basis 
der  Füsse  sitzen   die    büschelförmigen   Kiemen.      Der  Hin- 
terleib besteht  aus  6  Gliedern,  von  denen  das  letzte  schmal 
und  spitz,  das  Mittelglied  der  Schwanzflosse  ist.     Die  Blätter 
der   Seitenglieder  sind   nicht  viel    länger  als    das  Mittelglied, 
1%  Linie  lang  und  schmal,  besonders  das   innere.     Ausser- 
dem sind  fünf  Paar  1^2  Linie    lange  Bauchfüsse    vorhanden; 
die  beiden  Lamellen  derselben  sind  so  lang  wie  das  Grund- 
glied,   schmal   und    gewimpert.      Von  Fresswerkzeugen  habe 
ich  nur  die  erste  Maxille  erkannt;    sie    ist   dreigliedrig;  das 
Mittelglied  ist  das  stärkste,  mit  sieben  graden  Zälinen  besetzt, 
die  beiden  andern  Glieder  sind  eiförmig,  und  mit  gekrümm- 
ten   Borsten    von    der  Länge    der   erwälinten    Zähne   besetzt. 
Diese    Bildung/  ist  also  etwas    verschieden   von  der,  wie  sie 
Th.  tricuspis  zeigt,  und  erinnert  mehr  an  die  des  folgenden 
Geschlechtes.     S.  Tafel  XIV.  1.  g. 

Hoplit  es ,  novum  genus  ex  ordine  Stomatopodorum. 
Taf.  XIV.  Fig.  L  a— 1. 

Den  22sten  August  1851  fing  ich  mitten  im  Atlantischen 
Ocean  in  25^  N.  ß.   und  22»  50'  W.  L.  von  Greenwich  eine 


Kurze  Beschreibung  einiger  neuen  Cruslaceen.  321 

grosse  Menge  kleiner,  nur  4  Linien  langer  Krebschen,  farb- 
los,  durchsichtig,  mit  himmelblauen  Augen ^  und  azurblauer 
Eingeweide- Masse.      Dießrusl  wird  von    drei  Segmenten 
gebildet,  und  verdeckt  den  Kopf,  welcher  nur  die  Augen  und 
Fühler  trägt.     Das  erste  Segment  der  Brust  ist   so  lang  wie 
die  beiden  folgenden^,  und  läuft  —  ähnlich  wie  bei  Palaemon 
u.  s.  w.  — •  vorn    in  einen  langen ,  schwach   nach  oben  ge- 
bogenen Schnabel  aus,  der  an    seinem  Ursprünge  oben  noch 
ein  kleines  nach  vorn  gerichtetes    Zähnchen  zeigt.     Die  bei- 
den folgenden  ßrustglieder    sind    gleich    lang   und  das  drille 
endet    mit    einem  langen,    horizontalen  Dorn.     Das  folgende 
Segment    des  Körpers   ist  nach  unten  gebogen  ,  und  so  lang 
wie  die  beiden    nächstfolgenden ;    das  vorletzte  Glied  ist  fast 
doppelt    so  lang,    und  beinahe   cylindrisch.      Das  Mittelglied 
der  Schwanzflosse  ist  schmal,  spitz,  etwa    2  Drittel  so  lang 
wie  das  vorhergehende  Glied ;  die  beiden  Lamellen  der  Sei- 
tenflossen sind  wenig  länger  als  das  Mittelglied,  gleich  gross, 
schmal.      Die    Aiigen    sind  dick;   ihre  Stiele  ungefähr  von 
der   Länge    des  Augapfels.     Die  inneren    oder   oberen 
Fühler    sind   kaum  drei  Viertel  so   lang  wie   der  Dorn  des 
Kopfbruslstücks ,    und    ihr  Stiel    nimmt   zwei  Drittel  von  der 
Länge    der   ganzen   Fühler   ein;    er  trägt  zwei,  gleich  lange 
Geissein.     Die   unteren  oder  äusseren  Fühler  sind  halb 
so  lang  wie  das  ganze  Thier;   die  Schuppe  am  Grunde  der- 
selben ist  etwas  länger  als  der  Stiel  der  oberen  Fühler  ;  die 
beiden  Basalglieder    des    Stieles  sind  kurz,    das  drille  Glied 
desselben  sehr  lang,  so  dass  es  fast  bis  zur  Spitze  det  Schuppe 
reicht,  aber  kaum    dicker    als  die  Geissei.     Die  Mandibel 
s.  Fig.  f.  hat  innen  eine  Spitze,  und  in  der  Mitte  ihres  äus- 
seren Theiles    eine    lange ,    hakenförmig    gekrümmte  Borste. 
Die  erste  Maxille   zeia^t  drei  Glieder:   das  miniere  endet 
mit  vier  starken  Zähnen ;  das  obere  ist  weit  kleiner  und  cy- 
lindrisch,  es  endet  mit  drei  Borsten;  das  untere  ist  ein  rund- 
licher gewimperter  Lappen,  etwa  der  Taster?  s.  Fig.  g.     Die 
zweite  Maxille?  s.  Fig.  h    ist  zweigliedrig,  das  Endglied 
oval,  mit  starken,  langen  Borsten  besetzt.     Die  Unterlippe 
s:  Fig.  i    ist  vierspallig   mit    abgerundeten  Lappen   und  lang 
gewimpert.     Es  sind  wie  bei  Mysis  zwei  Paar  Kaufüsse  vor- 

Arcliiv   f.  Naturgesch    XXIH.  Jahrg.  1.  Bd-  21 


3211  Philippi: 

banden,  beide  zvveiäslig.  Der  innere  Ast  des  ersten  Kau- 
fusses  ist  dick  und  kräftig,  s.  Fig.  b,  und  besteht  aus  5 
Gliedern  ;  das  erste  ist  kurz,  das  zweite  verlängert,  die  drei 
folgenden  sind  unter  einander  gleich  lang,  halb  so  lang  wie 
das  zweite  Glied,  und,  zumal  das  letzle,  mit  starken  kräfli- 
gen  Borsten  besetzt.  Der  äussere  Ast  ist  etwa  halb  so  lang, 
beinahe  fadenförmig  stumpf,  fünfgliedrig?  gegen  das  Ende 
hin  mit  langen  zarten  Borsten  bekleidet;  die  Kaufüsse  des 
zweiten  Paares,  s.  Fig  c,  sind  etwas  länger.  Beim  inneren  Asie 
sind  die  beiden  ersten  Glieder  gleich  lang  und  zusammen  etwa 
so  lang  wie  die  drei  folgenden,  die  ebenfalls  unter  einander 
ziemlich  gleich  lang  sind.  Der  äussere  Ast  ist  nicht  viel 
kürzer  als  der  innere,  aber  weit  schwächer,  und  dem  äus- 
seren Aste  des  ersten  Ivaufusses  ähnlich.  Die  folgenden 
drei  oder  vier  Fusspaare  sind  unter  einander  gleich 
gebildet.  Beim  inneren  Aste,  der  ziemlich  dick  ist,  sind  die 
vier  ersten  Glieder  gleich  lang,  das  fünfte  Glied  aber  kurz  und 
so  eingelenkt,  dass  es  mit  dem  vorhergehenden  eine  kleine 
Scheere  bildet,  s.  Fig.  d.  Der  äussere  Ast  ist  so  lang  wie 
der  innere,  fadenförmig,  gegen  das  Ende  sehr  stark  gewim- 
pert,  und,  wie  es  scheint,  nur  zweigliedrig.  Das  erste  Paar 
ist  beinahe  so  lang  wie  das  zweite  Paar  Kaufüsse,  die  bei- 
den folgenden  haben  zwar  einen  ebenso  langen  äusseren 
AsI,  allein  ihr  innerer  Ast  ist  kürzer.  Die  beiden  fo  1  gen- 
den  Fusspaare  unterscheiden  sich  von  den  vorhergehenden 
dadurch,  dass  ihr  innerer  Ast  weit  dünner,  nur  viergliedrig 
ist,  und  keine  Scheere  trägt,  s.  Fig.  e.  Kiemen  oder  blatt- 
artige Anhänge  an  den  Füssen  habe  ich  nicht  bemerkt. 

Der  Hinterleib  besieht  aus  sechs  Gliedern,  von  de- 
nen das  erste  unter  dem  letzten  Segmente  der  Brust  versteckt 
ist;  die  ersten  haben  —  ebenso  wie  bei  Mysis  —  keine 
blattartige  Vorsprünge  an  den  Seiten,  welche  den  Ursprung 
der  falschen  Füsse  verdecken.  Von  diesen  sind  fünf 
Paar  vorhanden.  Das  erste  besieht  (vielleicht  nur  bei  einem 
Geschlechte)  aus  einem  sehr  kräftigen  Basalgliede,  und  einem 
einfachen,  beinahe  hakenförmig  gebogenen  Endgliede,  s. 
Fig.  k;  —  die  folgenden  enden  mit  zwei  linealischen,  fast 
vollkommen  gleich  langen,  nicht  gewimperten  Aesten,  die 
ziemlich  so  lang  sind,  wie  das  Grundglied,  s.  Fig.  1,  —  Die 


Kurze  Beschreibung  einiger  neuen  Crustaceen.  323 

Schwanzflosse    zeigt  nichts  Auffallendes;  sie  besteht  aus 
einem  Mittelgliede  und  zwei  Lamellen  jederseils. 

Ich  habe  diesem  merkwürdigen  Krebschen  den  Arlna- 
men  longirostris  gegeben. 

Leucifer  Zybrantsii  Ph. 

Diese  neue  Art  Leucifer,  welche  ich  zum  Andenken  des 
Herrn  Capilains  Peter  Zybrants  benenne,  der  das  SchifT 
führte,  auf  welchem  ich  nach  Chile  gereist  bin,  wurde  von 
mir  im  Atlantischen  Ocean  unter  25^  N.  ß.  und  22°  50' VV.  L. 
von  Greenwich  am  22sten  August  1851  in  7  Exemplaren  ge- 
fischt. Das  Krebschen  ist  7  Linien  lang,  vollkommen  was- 
serhell, schwach  ins  Röthliche  ziehend,  mit  schwarzen  Au- 
gen. Das  Segment,  welches  die  Augen  und  Fühler  trägt,  ist 
vom  eigentlichen  Kopfbruslstücke  deutlich  abgesetzt,  schlank 
und  oben  vor  seinem  Ende  mit  einem  kleinen  Dorn  versehen. 
Die  Augenstiele  sind  etwas  länger  als  die  Häifle  dieses 
Segmentes.  Ich  finde  drei  Paar  Fühler:  die  oberen  sind 
ziemlich  dick,  viergliedrig,  fast  anderthalb  Mal  so  lang  wie 
die  Augen:  ihr  erstes  Glied  ist  cylindrisch  und  nimmt  zwei 
Drittel  der  Fühlerlänge  ein;  das  zweite  Glied  ist  solang  wie 
das  dritte  und  vierte  zusammengenominen;  das  vierte  ist 
spitz,  etwas  kleiner  als  das  dritte.  Das  zweite  Paar  Füh- 
ler ist  fast  so  lang  wie  das  erste  Glied  der  obern,  borsten- 
artig, anscheinend  vielgliedrig.  Das  unterste  Fühler- 
paar ist  kürzer  als  das  zweite,  dreigliedrig;  das  Grundglied 
dick  und  kurz ;  das  zweite  walzenförmig ,  fast  2y2mal  so 
lang;  das  Endglied  hat  die  Gestalt  eines  kleinen  Knöpfchens, 
und  unterhalb  desselben  hängen  zwei  kurze  Fädchen.  Das 
eigentliche  K  opfbrusts  tu  ck  ist  etwas  kürzer  als  das  erste 
Segment,  und  wird  nach  hinten  allmählich  dicker.  Es  sind 
zwei  Paar  Kaufüsse  und  vier  Paar  eigentliche  Füsse  vorhan- 
den, die  ziemlich  regelmässig  von  vorn  nach  hinten  an  Länge 
zunehmen.  Das  erste  Paar  Kaufüsse  ist  klein,  die  bei- 
den letzten  Glieder  sind  gleich  lang,  nach  vorn  gebogen  und 
auf  der  hinteren  Seite  mit  kurzen,  steifen  Borsten  besetzt. 
Das  zweite  Paar  Kaufüsse  ist  wohl  drei-  oder  viermal 
so  lang  wie  das  erste;   das  letzte  Glied  klauenförmig,  nach 


324  Philippi: 

hinlen  umgeschlagen,  reichlich  so  lang  wie  die  beiden  vor- 
hergehenden Glieder;  der  ganze  Fuss  ist  mit  längeren,  wei- 
chen Borsten  besetzt.  Die  vier  Paar  eigentlichen  Füssc 
nehmen  dergestalt  an  Länge  zu,  dass  das  letzte  so  lang  wie 
Kopfbruslstück  und  Augenslück  zusammengenommen  ist,  doch 
ist  der  zweite  Fuss  etwas  kürzer  als  der  erste.  Sie  sind 
sämmllich  sehr  schlank  und  fünfgliedrig;  das  Oasalglied  ist 
kurz;  das  zweite  Glied  ist  das  längste;  das  drille  und  vierte 
Glied  werden  allmählich  kürzer  und  sind  nach  vorn  hin  mit 
sehr  langen  Borsten  besetzt;  das  Endglied  ist  einfach,  jedoch 
das  der  lelzten  scheinbar  mit  einem  kurzen,  leicht  für  ein 
Klauenglied  anzusehenden  Fortsatz ,  so  dass  man  eine  Art 
Scheere  zu  sehen  glaubt. 

Der  Hinterleib  besteht  aus  sieben  Gliedern;  die 
fünf  ersten  Segmente  sind  beinahe  gleich  ,  halb  so  lang  wie 
das  Kopfbruslstück^  das  erste  jedoch  etwas  länger.  Das 
sechste  Glied  ist  reichlich  zwei  Mal  so  lang  wie  das  vorher- 
gehende, walzenförmig,  unten  unbewehrt.  Das  siebente  oder 
das  Mittelstück  der  S  chvv an  z flösse,  ist  kurz,  aber  schmal 
und  spitz,  und  zeigte  in  der  Mitle  einen  etwas  aufgetriebe- 
nen rothen  Fleck;  das  innere  Blätlchen  des  Seitentheiles  ist 
ly^mal  so  lang,  schmal  lanzettförmig,  spitzlich;  das  äussere 
ist  abgestutzt  und  aussen  am  Ende  mit  einem  kleinen  Spitz- 
chen versehen.  Es  sind  fünf  Paar  Abd  o  min  a  1  füs  se  vor- 
handen, die  von  hinten  nach  vorn  an  Länge  zunehmen;  die 
beiden  gleich  langen,  schmalen,  spitzen  Flossen  sind  so  lang 
wie  das  Grundglied. 

Die  Fresswerkzeuge  habe  ich  nicht  untersucht.  —  Es 
ist  wohl  unnölhig,  die  Merkmale  noch  besonders  hervorzu- 
heben, welche  diese  Art  von  dem  vier  Zoll  langen  L.  Rey- 
naudii  des  Indischen  Oceans,  oder  von  dem  L.  typus  des  Eu- 
ropäischen Meeres  unterscheiden;  ob  eine  der  beiden  von 
Krusenstern  in  der  Russischen  Ausgabe  seiner  Reise  abge- 
bildeten Arten  mit  gcgenwärliger  zusammenfällt,  kann  ich,  da 
mir  dieses  Werk  nicht  zugänglich  ist,  nicht  sagen. 

Alima  valdiviana  Ph. 

Den  24sten  Januar  1852  fischte    ich  zwei  Arten  tlieses 
sonderbaren,  bisher  noch  nicht  an  den  Küsten  Amerikas  be-» 


Kurze  Beschreibung  einiger  neuen  Cruslaceen.  325 

obaclitefen  Geschlechtes  dicht  vor  dem  Hafen  von  Valdivia, 
also  unter  39^  45' S.  ßr.  Die  eine  Art,  welche  ich  A.  valdi- 
viana  nenne,  ist  9  Linien  lang.  Das  Kopfhruststück  hat  vorn 
jederseifs,  hinler  dem  Auge  einen  kleinen  Dorn,  und  läuft 
hinten  in  zwei  parallele  Dornen  aus.  Die  grossen  birnförmi- 
gcn  Augen  sind  so  lang  wie  der  mittlere  Dorn  des  Kopf- 
bruststückes. Die  Hand  der  GreifTiisse  trägt  unten  zwei 
ziemlich  grosse  Dornen,  und  der  innere  Rand  oberhalb  der- 
selben ist  mit  feinen  Zähnchen  besetzt.  Das  Klauenglied  selbst 
ist  massig  gekrümmt  und  zweispitzig.  Der  Carpus  ist  kaum 
den  vierten  Theil  so  lang  wie  die  Hand  ,  s.  Fig  IV.  c.  Das 
letzte  Glied  des  Hinterleibes  ist  fast  so  breit  wie  lang,  in 
der  Mitte  ausgeschnitten,,  jederseils  mit  drei  in  ein  Spitzchen 
auslaufenden  Winkeln  ;  der  ganze  hintere  Rand  ist  gezähnt, 
und  die  Oberfläche  rauh  von  flachen,  strahlenförmigen,  am 
Rande  gekerhten  Leisten;  ähnlich  wie  bei  Squilla.  Das  erste 
Fusspaar,  s.  Fig.  IV.  d  zeigt  nichts  besonderes. 

A.  ctenura  Ph. 

Dieses  gleichzeitig  mit  dem  vorigen  in  einem  Exemplar 
gefangene  Krebschen  misst  nur  Syj  Linie  in  der  Länge,  und 
hat  gleichfalls  vorn  dicht  hinter  den  Augen  jederseits  einen 
nach  aussen  gerichteten  Dorn,  und  einen  Dorn  jederseits  am 
hinleren  Ende  des  Kopfbruslstückes;  allein  diese  beiden  letzteren  ^ 
Dornen  wenden  sich  etwas  nach  auswärts,  und  der  Dorn  der 
Stirn  ist  verhältnissmässig  etwas  länger.  Die  Antennen  des 
zweiten  Paares  tragen  drei  kurze  Geissein  ,  von  denen  zwei 
bis  auf  die  beiden  Endglieder  verwachsen  sind,  s.  Fig.  HL  a. 
Die  Hand  der  Greiff'üsse  zeigt  unten  am  inneren  Rande  einen 
sehr  schwachen  Zahn ,  und  ist  oberhalb  desselben  am  In- 
nenrande gezähnelt;  das  Klauenglied  ist  unbewehrl.  Der 
Carpus  ist  kaum  halb  so  lang  wie  die  Hand.  Das  letzte 
Glied  des  Hinterleibes  ist  hinten  ausgeschnitten,  sonst  ver- 
kehrt trapezförmig,  ziemlich  so  breit  wie  lang,  und  am  hin- 
leren ausgeschnittenen  Rande  mit  lö  Zähnen  kammartig  be- 
setzt, woher  ich  den  specifischen  Namen  entnommen  habe. 
S.  Fig.  HL 


326  Philippi; 

Euacanthus  Ph.  nov.  genus  ex  ordirte  Stomatopodiun. 
Taf.  XIV.  Fig.  II.  a-k. 

Das  kleine  Krebschen,  welches   dieses  neue  Genus  bil- 
den muss,  wurde  von  mir  gleichzeitig    mit  den  beiden  vori- 
gen und  mit  der  folgenden  Art  in  mehreren  Exemplaren  ge- 
fischt.    Das  Kopfbruststück  ist  nach  hinten  dicker,  birn- 
förmig,  und  endet  vorn  in  einen  graden,  cylindrischen,  enorm 
langen  Dorn,  der  mehr  als  die  Hälfte  der  gesammlen  Länge 
einnimmt.     Hinten   endet   das  KopfbrustslQck   in  zwei  eben- 
falls cylindrische  Dornen  ,  welche  nur  wenig  divergiren  und 
etwa  die  Länge  des    birnförmigen  Theiles   haben.     Die  Au- 
gen sind  ziemlich    gross    und    kurz  gestielt.     Es  sind  zwei 
Paar  Fühler  vorhanden.     Die  ersten  Fühler,  s.  Fig.  II.  h, 
sind  dreigliedrig,  und  etwa  doppelt   so  lang  wie  die  Augen; 
das  Grundg^ed  ist  kurz,  fast  so  dick  wie  Ihng ;  das  folgende 
Glied   ist  etwa  viermal  so  lang  wie  dick,  und  endet  mit  einer 
slumpflichen  Spitze;    das    dritte  Glied  ist  unter  dieser  Spitze 
eingesetzt,  etwa    den    dritten  Theil  so  lang   wie  das  zweite, 
und  an  seinem,  der  oben  erwähnten  Spitze  zugekehrten  Rande 
etwas  gekerbt,   so    dass  man   den    Fühler   ganz    füglich  mit 
einer    Scheere    vergleichen  kann.     Das    zweite   Fühler- 
paar, s.  Fig.  II.  i,  reicht  bis  zur  Spitze  des  ersten  Paares, 
und   ist    zweiästig;    die   beiden  Aesle    sind   gleich  lang,  der 
untere  Ast  aber  ist  kaum  den  dritten  Theil  so  dick   wie  der 
obere;  beide  Aeste  sind  ungegliedert.  Es  sind  nur  zwei  Paar 
Brust  füsse  vorhanden,  wenigstens  habe  ich  an  vier  Exem- 
plaren, die  ich  untersuchte,  nicht  mehr  finden  können.     Die- 
selben sind  zweiästig;  der  gemeinschaftliche  Stamm  ist  zwei- 
gliedrig,   das    Hüftglied  kurz,   das   folgende  ziemlich  cylin- 
drisch ,  fast  dreimal  so  lang  wie  dick.     Der  längere  Ast  ist 
etwa  anderthalb    Mal  so  lang,  wie  das   letzte  Sticlglied,  und 
zweigliedrig  :  das  zweite  Glied   ist  etwas  kürzer  und  dünner 
als  das  erste  und  am  Ende  mit  fünf  Borsten  besetzt,  die  die 
Länge  des  Astes  haben.      Der   zweite    Ast    ist   beim    ersten 
Fusspaar  kaum  den   dritten  Theil  so  lang  wie  der  erste  Ast, 
sehr  dünn  und  dreigliedrig,  s.  Fig.  H.  c,  beim  zweiten  Fuss  bei- 
nahe halb  so  lang  wie  der  erste  Ast,  fast  ebenso  dick  und  vier- 
gliedrig ;  das  dritte  Glied  ist  hier  ebenso  lang  wie  die  beiden 


Kurze  Beschreibung  einiger  neuen  Crustaceen.  327 

vorhergehenden,  das  Endglied  s.  Fig.  IL  d  kurz  und  spilzlich. 
Der  Hinterleib  ist  wenig  länger  als  das  Kopfbruslslück, 
welches  grösstentheils  leer  erscheint,  und  kann  ganz  nach 
unten  umgeschlagen  werden.  Er  ist  sechsgliedrig  und  endet 
mit  einer  fast  fünfeckigen  Schwanzflosse,  deren  bogenförmi- 
ger Hinterrand  13  grösstentheils  lange  und  gefiederte  Borsten 
trägt;  die  mittlere  und  die  beiden  äussersten  sind  kürzer 
und  nicht  gefiedert.  Das  vorletzte  Glied  hat  jederseils  ein 
Spitzchen  am  Seitenrande.  Ich  finde  drei  Paar  Afterfüsse 
oder  Abdominal-Füsse,  Fig.  II.  k,  die  aus  einem  Grundgliede 
und  einem  einfachen,  beinahe  cylindrischen ,  nicht  blattarti- 
gen Endgliede  bestehen.  Was  die  drei  kugligen  Auswüchse 
bedeuten,  die  ich  vor  dem  Ursprünge  der  ersten  Afterfüsse, 
zwischen  diesen  und  den  ßrustfüssen  gesehen  habe,  wage 
ich  nicht  zu  sagen. 

Von  Kauwerkzeugen  habe  ich  nur  die  Mandibeln? 
und  ein  Paar  Maxillen  deutlich  unterscheiden  können.  Die 
erstere,  s.  Fig.  II.  f,  ist  dreilappig;  der  erste  Lappen  endet 
mit  einem  starken  Dorne,  der  zweite  trägt  fünf  etwas  schwä- 
chere Dornen  oder  Zähne ,  der  dritte  etwa  acht  gewimperte 
Borsten.  Die  Maxille  Fig.  IL  e  ist  fünflappig,  und  jeder 
Lappen  mit  drei  bis  vier  Zähnen  besetzt;  sie  trägt  einen 
blattarligen,  eiförmigen,  gewimperten  Taster. 

Das  Kopfbruststück  ist  mit  seinen  Dornen  öy,  Linie 
lang,  und  wie  das  ganze  Thierchen  wasserhell:  die  beiden 
hinleren  Dornen,  die  Spitze  und  ein  Ring  in  der  Mitte  des 
vorderen  Dorns  waren  aber  lebhaft  rolh ;  die  Augen  des 
Thierchens  waren  schwarz. 

Dasselbe  gehört  offenbar  wegen  seiner  gestielten  Au- 
gen u.  s.  w.  zu  den  Stomapoden  ,  und  die  Gestalt  seines  so 
stark  mit  Dornen  besetzten  Bruststückes  erinnert  an  Erich- 
thus.  Allein  auf  der  andern  Seite  weicht  es  wesentlich  ab. 
Die  Fühler  haben  keine  deutliche  Geissei,  und  die  äusseren 
keine  Schuppe.  Das  Fehlen  der  GreifTüsse  ist  wie  bei  Am- 
phion,  allein  die  geringe  Zahl  der  Füsse  ist  sehr  eigenthüm- 
lich,  und  die  Bildung  derselben  erinnert  mehr  an  die  Cope- 
poden  als  an  Stomapoden.  Auch  die  Kiefern  haben  eine 
grosse  Aehnlichkeit  mit  denen  der  Copepoden, 


328  P  h  i  l  i  p  p  i : 

Megalopa   valdioiana  Ph. 
Taf.  XIV.  Fig.  V.  a~b. 

Ich  fing"  mit  dem  vorigen  zusammen  ein  einziges  Exem- 
plar dieses  Krebschens,  dasselbe  ist  3  Linien  lang,  vollkom- 
men wasserhell.  -  Das  Kopfbrustslück  nin)ml  die  halbe  Länge 
des  Körpers  ein,  ist  ziemlich  trapezförmig,  ohne  den  vorde- 
ren in  eine  Spitze  auslaufenden  Theil  und  läuft  hinten  in 
einen  Dorn  aus,  welcher  bis  an  das  Ende  des  zweiten  Hin- 
terleibssegmentes reicht.  Die  birnenförmigen  Augen  sind  sehr 
gross.  Die  äussern  Fühler  haben  einen  dreigliedrigen  Stiel 
und  eine  doppelt  so  lange,  achtgliedrige  Geissei;  die  Innern 
Fühler  sind  unter  der  Stirn  versteckt;  die  zehn  Füsse  sind 
so  lang  wie  das  Kopfbruslstück,  und  ihre  Hüftglieder  sind 
unbewehrt.  Die  Scheere  ist  ziemlich  klein,  der  Daumen  hat 
eine  gekrümmte  Spitze,  der  innere  Rand  ist  ungezähnelt.  Das 
sichelförmige  Nagelglied  der  beiden  folgenden  Fusspaare  ist 
am  inneren  Rande  gezähnt;  dergleichen  Zähne  habe  ich  aber 
nicht  an  dem  Nagelgliede  der  beiden  letzten  Fusspaare  be- 
merkt. Das  lelzte  Glied  des  Hinterleibes  hat  die  Gestalt  eines 
Kreisabschnittes  ;  die  beiden  Seitenllossen  jederseils  sind  ab- 
gerundet und  kürzer  als  das-Endglied.  Die  Abdominalfüsse 
tragen  jeder  zwei  ovale  sehr  lang-  gewimperte  Flossen.  — • 
Von  M,Montagui  unterscheidet  sich  diese  Art  durch  das  Vor- 
handensein des  Dorns  am  hinteren  Rande  des  Kopfbrusfstük- 
kes ;  von  31.  armata  durch  die  Kürze  dieses  Dornes,  mit  M. 
mutica  ist  keine  Verwechselung  möglich. 

Wenn  meine  Beobachtung  dieses  Thierchens  auch  nicht 
das  Mindeste  zur  Entscheidung  der  Frage  beitragen  kann, 
ob  Megalopa  ein  ausgewachsenes,  vollkommenes  Thier  oder 
nur  der  Jugendzustand  eines  anderen  Geschlechtes  ist,  so 
ist  es  nichts  destoweniger  eine  interessante  Thalsache,  dass 
diese  Krebsform  auch  in  den  Chilenischen  Meeren  vorkommt. 


Kurze  Beschreibung    einiger  neuen  Cruslaceen.  329 

Erklärung-    der   Abbildungen. 


Fig.  I.  Hopliles  longirosiris  Pli.,  9mal  vergrössert,  b  der  erste  Kau- 
fuss  ,  c  der  zweite  Kaufuss  ,  d  einer  {der  ersten  Bruslfüsse, 
e  einer  der  letzten  Brustfüsse  ,  f  die  iMandibel,  g  die  erste 
Blaxille,  h  die  zweite Maxiiie?,  i  die  Unterlippe,  k  der  erste 
Abdominalfuss,  1  einer  der  folgenden. 
„  II.  Euacarithus  longispinus  Ph.  ömal  vergrössert,  a  vom  Rücken, 
b  von  der  Seite  gesehen,  c  ein  Fuss  des  ersten,  d  des  zwei- 
ten Paares,  f  Mandibel?,  g  Maxille?  mit  ihrem  Taster,  h 
oberer,  i  unlerer  Fühler,  k  Abdominalfuss. 

„     III.    Alima  clenura  Ph.,   7mal   vergrössert,    a    einer  der   inneren 
Fühler. 

„     lY.  Alima   valdhiana    Ph.  ,  2mal    vergrössert;  c  Greiffuss,  d  der 
erste  Fuss. 

„     V.     Megalopa  valdivicma  ?h.,  5mal   vergrössert;  b  die  Scheere. 


lieber    einen  lebeitdefii   afrikanliselieBi  liepi- 
dosiren  im   Krystallpalaste. 

Von 

Kr.  J«    JE,  Grray« 

Aus  dem  Englischen  überselzt  vom  Herausgeber. 
(Proceedings  of  the  Zoological  Society  18573. 


Dieses  Thier  ist  während  einiger  Monate  im  Krystall- 
palaste  ausgestellt  gewesen  ,  scheint  sich  in  gutem  Gesund- 
heitszustande zu  befinden,  und  hat  an  Grösse  zugenommen. 

Mr.  W.  Hawkins  hat  in  den  illustrated  News  (Supp. 
20.  Sept.  1856)  eine  sehr  gute  Abbildung  des  Thieres  gege- 
ben, und  bemerkt  dazu: 

„Die  drei  lebenden  Exemplare  dieses  Thieres  wurden 
aus  dem  Gambia  nach  England  gebracht,  eingeschlossen  in 
Kuoreln  von  hartem  Thon  ,  worin  sie  sich  acht  Monate  lang- 
befanden,  ohne  ein  Zeichen  von  Leben  zu  geben,  bis  diese 
Thonkugeln  in  Wasser  gelegt  wurden  ,  wodurch  sie  platzten 
und  zerfielen,  und  dunkel  gefärbte  eiarlige  Körper  enthüll- 
ten, welche  auch  sogleich  barsten  und  ihre  Insassen  befrei- 
ten, die  lebhaft  schwammen  oder  vielmehr  durch  das  Was- 
ser hinschossen,  und  unverkennbare  Lebenszeichen  erblicken 
liessen,  indem  sie  gefrässig  grosse  Würmer,  kleine  Frösche 
und  Stucke  Fleisch  verzehrten,  die  ihnen  vorgelegt  waren." 

Der  Lepidosiren  braucht  seinen  Schwanz  um  sich  vor- 
wärts und  aufwärts  nach  der  Oberfläche  des  Wassers  zu  be- 
wegen. Die  pfriemförmigen  Gliedmassen  sind  sehr  verlän- 
gert; die  Vorderglledmassen  sind  am  ganzen  Hinterrande  mit 
einem  schmalen    fast  gleichbreiten  Haulsaume   versehen;  die 


Gray:  Üeber  einen  lebend,  afrikan.  Lcpldosiren  im  Krystallpal.      331 

Hintergliedmassen  haben  eine  schmale  Membran  an  der  Mitte 
der  Aiissenseite;  sie  sind  ausserordentlich  beweglich  und 
biegsam,  werden  von  dem  Thiere  zur  Richtung  der  Bewe- 
gungen benutzt,  und  gleichen  mehr  Füssen  als  Flossen, 
nam'enllich  wenn  sie  sich  im  Bereiche  fester  Körper  befinden, 
die  das  Thier  als  Stütze  brauchen  kann. 

jedersüits  über  der  Basis  der  Yordergliedmassen  be- 
finden sich  zwei  Forlsätze  ,  welche  von  einigen  Autoren  als 
Kiemen  angeschen  worden  sind  *) ,  sie  sind  von  derselben 
Farbe  wie  der  übrige  Körper,  und  ich  konnte  selbst  mit  einer 
Hand-Lupe  von  1  Zoll  Focus  nicht  entdecken  ,  dass  sie  von 
besonderen  Gefässen  durchzogen,  oder  mit  Girren  oder  an- 
deren Fortsätzen  versehen  wären,  wie  man  sie  gewöhnlich 
an  den  äusseren  Kiemen  der  Batrachier  findet.  Während  ich 
das  Thier  beobachtete,  wurden  sie  kaum  bewegt,  ausser 
wenn  das  Thier  schwamm ,  wobei  sie  wie  die  grösseren 
Gliedmassen  benutzt  wurden  und  ofTenbar  zur  Richtung  der 
Bewegungen  hülfreich  waren;  sie  bilden  also  einen  Theii  der 
vordem  Gliedmassen.  Sie  befinden  sich  ziemlich  dicht  an- 
einander über  dem  Grunde  des  langen  Flossenfadens.  Diese 
Gliedmassen  dienen  dem  Thiere  um  es  in  einiger  Höhe  über 
der  Kiesfiäche  zu  erhalten  ,  wenn  es  ruht. 

Wirklich  gleichen  alle  Bewegungen  des  Thieres  mehr 
einem  Triton  oder  Lissolriton  als  einem  aalförmigen  Fische. 

Die  obere  und  untere  Fläche  des  Kopfes  sind  mit  Linien 
von  Schleimporen  versehen ,  symmetrisch  an  beiden  Seiten, 
ähnlich  den  Poren ,  welche  sich  an  Kopf  und  Kinn  mancher 
Fische  und  von  Triton  und  Lissotrilon  finden.  Es  ist  auch 
eine  deutliche  conlinuirliche  Porenlinie ,  ähnlich  der  Seiten- 
linie der  Fische  und  Trilonen,  vorhanden,  welche  an  dem 
Schwänze  etwas  hinter  der  Basis  der  Hintergliedmassen  ver- 
läuft, aber  nach  hinten  zu  undeutlicher  wird. 

Die  Augen  sind  von  massiger  Grösse,  kaum  über  die 
Oberfläche  hervorragend,  rund,  ohne  Augenliedcr;  die  Pu- 
pille ist  schwarz,  klein,  kreisrund,  kleiner  als  ein  Drittel  des 
Augendurchmessers,  mit  einer  schmalen  goldfarbigen  Iris. 

Man  sieht  den  Fisch  gewöhnlich  unter  dem  Wasser  um- 

*j  Felets  Ann.  and  Mag.  Nat.  Hist.  XVL  p.  348, 


332  -  Gray: 

herschwimmen  ,  oder  auf  dem  Boden  des  Wasserbehälters, 
gestützt  auf  seine  Gliedinassen ,  anderthalb  oder  zwei  Zoll 
über  der  Kiesfläche  ruhen,  mit  der  Nase  meist  in  der  EckC;, 
niedergebog^en  und  zum  Theil  in  dem  Kiese  verborgen. 

Der  Mund  ist  fest  durch  die  überhängende  Oberlippe 
geschlossen,  ausgenommen  vorn,  wo  sich  eine  kleine  läng- 
liche, quere,  horizontale  Oelfnung  am  Aussenrande  der  Lip- 
pen befmdct,  die  dem  Wasser  den  Zutritt  zu  den  kleinen 
äusseren  NasenöfTnungen  gestattet,  welche  in  der  Mitte  der 
Unterseite  der  Oberlippe  liegen.  Diese  OefTnung  erstreckt 
sich  nicht  zu  dem  hinteren  Theile  der  Lippen,  welche  hinter 
ihr  geschlossen  sind,  so  dass  das  Wasser  in  dieser  Richtung 
nur  durch  die  Naslöcher  in  den  Mund  dringen  kann. 

In  diesem  ruhenden  Zustande  ist  die  seitliche  Kiemen- 
Öffnung  gewöhnlich  geschlossen,  aber  zuweilen  ist  sie  schwach 
erhöben  und  ein  kleiner  Wasserstrom  scheint  dann  und  wann 
aus  ihr  ausgestossen  zu  werden,  als  wenn  eine  kleine  Was- 
sermenge durch  die  Nasenlöcher  eingenommen  und  durch 
die  Kiemenspalte  ausgestossen  würde  ;  aber  dieser  Vorgang 
ist  weder  continuirlich,  noch  sehr  deutlich  wahrzunehmen. 

So  lange  das  Thier  unter  Wasser  ist,  öffnet  es  zuwei- 
len den  Mund  weit,  lässt  ihn  einige  Zeit  offen,  erweitert  die 
Kehle  vermittelst  des  Zungenbeins ;  ist  diese  vollständig  er- 
weitert, dann  schliesst  es  den  Mund,  öffnet  die  Kiemenspalte 
und  stösst  durch  die  Contraclion  der  Kehle  einen  starken 
Wasserstrom  durch  die  seitliche  Kiemenöffnung  hervor. 

Periodisch,  aber  in  ungewissen  Pausen,  erhebt  es  sich 
senkrecht  zur  Oberfläche  des  Wassers,  bis  der  Vordertheil 
des  Kopfes  und  der  ganze  Mund  sich  über  dem  Wasser 
befindet;  dann  öffnet  es  den  Mund,  hält  ihn  einige  Zeit  offen, 
erweitert  die  Kehle  ,  füllt  sie  mit  Luft,  schliesst  den  Mund, 
steigt  unter  Wasser  zurück  und  contrahirt  die  Kehle  um  die 
Luft  in  die  Lungen  zu  treiben  (wobei  zuweilen  eine  oder  zwei 
sehr  kleine  Luftblasen  aus  der  Kiemenspalle  hervortreten) 
und  nimmt  dann  seine  alte  Stellung  in  der  Nähe  des  Bodens 
des  Behälters  wieder  ein. 

Ich  sah  einmal  das  Thier  aufsteigen  und  Luft  einneh- 
men, nachdem  es  unmittelbar  vorher  die  Kiemen  mit  neuem 
Wasser  versehen  hatte.     Als    ich    es  beobachtete,  schien  es 


Ueber  einen  lebend,  afrikanischen  Lepidosiren  im  Krystallpalaste.  333 

häufiger  Luft  als  Wasser  einzunehmen  •"').  Es  richlel  sich 
oft  mit  seinem  Körper  senkrecht  auf,  als  wenn  es  -.in  die 
freie  Luft  kommen  wollte  ,  steigt  aber  wieder  hinab ,  ohne 
die  Oberfläche  des  Wassers  erreicht  zu  haben. 

Die  Respirationsorgane  dieses  Thieres  sind  zwiefach: 
i.  Wohlorgaiiisirte  Kiemen  am  inneren  Rande  derKie- 
menbogen,  wie  bei  Fischen,  und  ein  regelmässiger  Kiemen- 
deckel mit  einer  kleinen  länglichen  OefTnung  vor  der  Basis 
der  Vordergliedmassen  (vergl.  Owen,  Trans.  Linn.  Soc.  XVllL 
t.  25.  f,  3.  t.  26.  f.  1), 

2.  Zwei  wohl  entwickeile  zcllige  Lungen  von  fast  glei- 
cher Grösse  (vergl.  Owen ,  Trans.  Linn.  Soc.  XVllL  t.  25. 
f.  3.  t.  26.  f.  L  2). 

3.  Die  Naslöcher  liegen  dicht  bei  einander  an  der  Un- 
terseite der  inneren  Lippe,  mit  ihrer  inneren  Oeffnung  an 
der  Seite  des  Mundes  zwischen  den  Lippen  und  dem  Aus- 
senrande  der  grossen  inneren  Zahnreihe ;  der  Durchgang  ist 
kurz,  so  dass  eine  Sonde  leicht  von  einer  Oeffnung  zur  an- 
deren geführt  werden  kann,  und  die  inneren  Naslöcher  sind 
sehr  deutlich  beim  lebenden  Thiere  zu  sehen,  wenn  es  den 
Mund  öffnet,  um  Luft  zu  schöpfen. 

Bise  hoff  erwähnt  dieser  inneren  Naslöcher  auch  bei 
dem  Curamuru  oder  Lepidosiren  paradoxa  aus  Brasilien. 

Das  Thier  ist  also  mit  wohl  enlwickellcn  Organen  für 
Luflalhmung  und  Wasserathmung  verschen,  und  die  Alh- 
mungsweise  ist  vollkommen  angemessen  dieser  Organisation, 
es  ist  daher  das  vollkommenste  amphibische  Thier,  gleich 
geschickt  auf  dem  Lande  und  im  Wasser  zu  leben,  das  ich 
je  beobachtet  habe. 

Der  Charakter,  welcher    am    besten  die  Balrachier,  — 

*)  Mr.  W.  Hawkins  bemerkt  in  den  Uluslrated  News:  „Man 
sieht  ihn  zuweilen  an  die  Oberfläche  des  Wassers  steigen,  um  viel 
atmosphärische  Luft  einzunehmen,  indem  er  seinen  offenen  Mund  über 
die  Oberfläche  hervorstreckt." 

Dr.  Holbrook  scheint  dasselbe  bei  Neclurus  maculosus  (wahr- 
scheinlich die  Larve  von  Protonopsis  horrida)  beobachtet  zu  haben. 
Er  sagt,  dass  dieses  Thier  in  der  Gefangenschaft  an  die  Oberfläche 
des  Wassers  steigt  um  einen  Mund  voll  Wasser  zu  nehmen  ,  und  dann 
wieder  auf  den  Boden  sinkt,  Amer.  Herpet.  L  p.  113. 


334  Gray: 

Kröten,  Frösche,  Salamander  —  von  den  Fischen  trennt,  ist 
dass  sie  sowohl  im  Larven-  wie  im  vollständigen  Zustande 
mit  äusseren  und  inneren  Naslöchern  versehen  sind  ,  durch 
welche  diese  Thiere  die  Luft  zur  Athmung  einnehmen  oder 
ausstossen;  während  bei  Fischen  das  Wasser  zur  Athmung 
durch  den  Mund  eingenommen  und  nachdem  es  an  den  Kie- 
men vorbeigegangen  ist,  durch  die  seitliche  Oeffnung  des 
Kiemendeckels  ausgestossen  wird;  während  das  Nasloch  bloss 
ein  Saclc  ohne  irgend  welche  Communication  mit  der  Mund- 
höhle ist. 

Wenn  ein  Batrachicr  athmet,  wird  der  Mund  geschlos- 
sen, die  Kehle  wird  wie  ein  Paar  Blasebälge  benutzt,  um  die 
Luft  in  die  Lungen  zu  pressen ,  und  wenn  der  Mund  offen 
gehalten  wird,  stirbt  das  Thier,  weil  es  nicht  athmen  kann. 
Bei  den  Fischen  dagegen  ist  der  Mund  immer  mehr  oder 
weniger  offen;  und  der  Fisch  schluckt  entweder  beständig 
Wasser  ein  ,  welches  dann  bei  verschlossenem  Munde  und 
Lippen  durch  die  seitlichen  Spalten  ausgestossen  wird;  oder 
der  Mund  bleibt  theilweise  offen,  und  das  Thier  braucht  seine 
Zunge  und  den  hinteren  Innenrand  der  Lippe  als  eine  Art 
Klappe ,  durch  welche  die  Mundhöhle  geschlossen  wird,  und 
das  Wasser  ist  genölhigt  an  den  Kiemen  vorbei  zu  strömen. 

Der  Lepidosiren  scheint  das  Wasser  durch  die  Naslö- 
cher einzunehmen ,  und  gleichzeitig  Luft  zu  athmen  wie  ein 
Batrachier  und  Wasser  wie  ein  Fisch. 

Die  meisten  Amphibien,  wie  Kröten,  Frösche  und  Sala- 
mander j,  sind  in  ihrem  Jugendzuslande  für  Wasserathmung 
organisirt,  in  ihrem  ausgebildeten  Zustande  für  Luflathmung; 
aber  dieses  Thier  hat  beide  Arten  von  Organen  in  einem 
völlig  dienstfähigen  Zustande  zu  derselben  Zeit,  und  das  Thier 
braucht  sie  offenbar  gleichzeitig. 

Es  scheint  mir ,  dass  der  Lepidosiren  den  Amphibien 
näher  verwandt  ist,  als  irgend  ein  anderer  mir  bekannter 
Fisch ;  zugleich  bildet  er  offenbar  eine  besondere  Gruppe  in 
der  Klasse. 

Dr.  Daniel,  welcher  einige  Jahre  in  Gambia  und  auf 
den  Macarthy's-Inseln  gelebt  hat ,  theilt  mir  mit,  dass  der 
Lepidosiren  ,  wie  der  Schlammaal  oder  echte  Siren,  nur  in 
den  Reisfeldern   gefunden    wird,   welche  die  grössere  Hälfte 


Ueber  einen  lebend,  afrikanischen  Lepidosiren  im  Krystallpalaste.  335 

des  Jahres  unter  Wasser  stehen,  und  dass  man  sie  nur  von 
den  Eingebornen  gegen  das  Ende  der  trockenen  Jahreszeit 
erhallen  kann,  wenn  sie  aus  dem  fast  getrockneten  Schlamme 
ausgegraben  werden.  Sie  werden  gebraten  verspeist  und 
haben  einen  kräftig  öligen  Geschmack. 

Die  Lebensweise  im  Schlamme  kommt  auch  einigen  Am- 
phibien zu;  so  lebt  der  Schlamm -Aal  oder  Siren  lacertina, 
welcher  Lungen  und  äussere  Kiemen  hat ,  hauptsächlich  im 
Schlamme,  und  wird  ausgegraben,  wenn  die  Gräben  der  Reis- 
felder in  Carolina  gereinigt  werden.  Der  Höllenspanner 
oder  Schlammleufel  (Protonopsis  horrida) ,  und  die  Congo- 
Schlange  (Amphiuma) ,  welche  innere  Kiemen  und  Lungen 
und  eine  kleine  Seitenöffnung  haben,  leben  oft  zwei  oder  drei 
Fuss  tief  im  Schlamme,  besonders  im  Winter;  und  sie  und 
Siren  lacertina  können  einige  Zeit  ausser  dem  Wasser  leben^ 
und  sie  sollen  es  zuweilen  freiwillig  verlassen. 

Wasserthiere  graben  sich  häufiger  in  den  Sciilamm  ein, 
als  man  gewöhnlich  annimmt.  Die  gemeinen  Frösche  Eng- 
lands und  die  grossen  Salamander  verbergen  sich  während 
des  grössten  Theils  des  Winters  in  dem  Schlamm,  und  ebenso 
die  Dytisci  und  andere  Wasserinsekten. 

Aber  auch  einige  Fische,  welche  bloss  Kiemen  für  die 
Wasserathmung  besitzen,  haben  dieselbe  Lebensweise.  Dr. 
Hancock  sagt  im  Zool.  Journ.  lY..  p.  2-J3.:  „Wenn  das  Was- 
ser in  den  Pfützen  austrocknet,  in  denen  der  Yarrow  (eine 
Art  Esox  L.)  und  der  rundköpfige  Hassar  (Callichthys  litto- 
ralis)  zu  leben  pflegen,  graben  sich  diese  Fische  in  den 
Schlamm  ein ,  während  alle  übrigen  Fi«che  aus  Mangel  an 
ihrem  natürlichen  Elemente  sterben,  oder  von  den  Raubvögeln 
verzehrt  werden.  Der  flachköpfige  Hassar  (Doras  costata) 
dagegen  verlässt  den  Ort  und  wandelt  über  Land  um  Wasser 
zu  suchen,-  er  wandert  nach  Angabe  der  Indianer  die  ganze 
Nacht  hindurch,  um  seinen  Zweck  zu  erreichen.  Ich  habe  mich 
überzeugt,  dass  sie  Stunden  lang  ausser  Wasser  leben  kön- 
nen ,  selbst  wenn  sie  den  Sonnenstrahlen  ausgesetzt  werden. 
Ihre  Bewegung  wird  mit  der  einer  two-pollet  Eidechse  ver- 
glichen: sie  stürzen  sich  vorwärts  auf  ihre  dornigen  Arme 
durch  die  Elasticität  ihres  seitlich  vorgestreckten  Schwanzes; 
sie  bewegen    sich  so  schnell  wie  etwa  ein  Mensch  bequem 


336  Gray: 

geht.  —  Die  Indianer  erzählen  ,  dass  diese  Fische  M^asser 
in  sich  aufnehirien ,  als  Vorralh  für  ihre  Reise.  An  dieser 
Behauptung  scheint  etwas  wahres  zu  sein,  denn  ich  hnhe 
bemerkt,  dass  die  Körper  der  Hassar  nicht  lioclien  N^erdrn 
wie  die  anderer  Fische,  wenn  sie  aus  dem  Wasser  gezogen 
werden  ;  und  wenn  die  Feuchtigkeit  verdunstet  ist,  oder  wenn 
sie  mit  einem  Tuche  abgetrocknet  werden,  dann  haben  sie 
eine  solche  Secretionsfähigkeil  ,  dass  sie  sogleich  wieder 
feuclit  werden;  es  ist  in  der  That  kaum  möglich  die  Ober- 
fläche trocken  zu  machen,  so  lange  der  Fisch  lebendig  ist. 

Dr.  Hancock  giebt  ferner  an ,  dass  ein  Fisch  ,  wel- 
chen er  für  Loricaria  plecostomus  hält,  seine  Flossen  nicht 
bloss  zum  Schwimmen  benulzt  ,  sondern  dass  er  mit  vier 
Knochenstülzen ,  je  einer  an  Brust-  und  Bauchflossen,  näm- 
lich den  ersten  Strahlen  dieser  Flossen,  versehen  ist,  um  auf 
dem  Boden  der  Flüsse,  und  da,  wo  das  Wasser  knapp  ist 
oder  fehlt,  zu  kriechen  ;  so  dass  er  zum  Theil  amphibisch  zu 
sein  scheint. 

Nach  diesen  Angaben  scheint  die  Lebensweise  dieser 
Fische  sehr  wenig  Aehnlichkeit  mit  der  des  Lepidosiren  zu 
haben. 

Es  ist  bekannt,  dass  manche  Süsswassermollusken,  wel- 
che freie  Luft  athmen,  und  auch  einige  von  den  mit  kamm- 
förmigen  Kiemen  für  Wasserathmung  versehene  Schnecken, 
wie  Paludinen  und  Valvaten,  in  den  wärmeren  Klimaten,  wie 
in  Indien,  wo  die  Flüsse  oder  Teiche  austrocknen,  sich  wie 
Lepidosiren  beträchtlich  tief  in  den  Schlamm  eingraben,  und 
gleich  ihm  darin  bis  zur  Rückkehr  der  Regenzeit  in  einem 
Zustande  der  Erstarrung  verharren. 

Sir  William  Jardine  hat  die  Art  Cocon  in  dem 
Thone,  in  welchem  der  Lepidosiren  nach  England  gebracht 
worden  ist,  beschrieben;  aber  ich  habe  von  Mr.  Bartlett 
erfahren,  dass  die  Höhlung  immer  an  der  Stelle,  wo  die 
Nase  des  Thiers  liegt ,  mit  einer  kleinen  Oeff"nung  verse- 
hen ist. 

Diejenigen  Forscher,  welche  dieses  Thier  in  die  Klasse 
der  Fische  setzen,  haben  grosses  Gewicht  darauf  gelegt,  dass 
es  mit  einer  Seitenlinie  versehen  ist.  So  erwähnt  Dume- 
ril,  in  seiner  letzten  Mitlheilung  über  diesen  Gegensland,  der 


Üeber  einen  lebend,  afrikanischen  Lepidosiren  im  Krystallpalaste.  337 

Linie,  „welche  an  den  Seiten  des  Kopfes  sich  verzweigt  wie 
bei  Chiinaera  /<  hat  aber  das  Factum  übersehen ,  dass  auch 
Triton  crislatus ,  der  gemeine  Wassersalamander  ähnliche 
Linien  an  beiden  Seilen  und  am  Kopfe  besitzt.  Er  vergleicht 
die  Kiemenbogen  und  die  Kiemenöfmung  mit  denen  von  Mor- 
myrus  und  Cobitis ,  aber  sie  sind  ganz  ähnlich  denen  von 
Prolonopsis  ;  er  vergleicht  ferner  die  Naslöcher  mit  denen 
der  Lampreten,  hat  aber  nicht  beachtet,  dass  das  Thier  mit 
Naslöchern  versehen  ist,  die  mit  der  Mundhöhle  communici- 
ren.    Vergl.  Erpetologie  generale  IX.  p.  213. 

Ich  habe  in  Erfahrung  gebracht,  dass  diese  Galtung  in 
verschiedenen  Gegenden  Afrikas  gefunden  wird,  wie  im  Se- 
negal, wo  sie  Tobal  genannt  wird,  und  im  weissen  Nil,  von 
wo  Armand  im  Jahre  1843  Exemplare  an  das  Pariser  Mu- 
seum sandte;  Peters  fand  eine  Art  in  Quelliinane,  welche 
er  und  J.  Müller  Rhinocryptes  amphibia  genannt  haben. 

Als  Antwort  auf  ein  Schreiben  von  mir  habe  ich  von 
Mr.  Bartlett  die  folgende  interessante  Miltheilung  erhallen. 

Kryslall-PaiasI,  Sydenham  den   l7.  November  1856* 

„In  Erwiederung  Ihres  Schreibens  in  Betreff  des  le- 
benden Lepidosiren,  erlaube  ich  mir  Ihnen  inifzutheilen, 
dass  ich  im  letzten  Juni  von  West- Afrika  eine  Kiste  mit 
vier  Exemplaren  dieser  Thiere  erhielt ;  jedes  Exemplar  war 
in  einem  Klumpen  von  trockenem  schlammigen  Thon  enthal- 
ten, von  der  Grösse  eines  Brods  (quartern  loaf) ;  jeder  die- 
ser Klumpen  war  in  ein  Stück  Leinwand  eingenäht ,  um  das 
Zerbröckeln  oder  Zerfallen  des  Thones  zu  verhindern.  Zu- 
folge der  Anweisungen,  welche  ich  von  dem  Absender  Ca- 
pitain  Chamberlayne  erhalten  hatte,  legte  ich  sie  in  ein  Bek- 
ken  mit  Wasser  von  83*^  =  222/3»  Reaum) ;  hierbei  zerbrök- 
kelte  der  Thon  des  einen  und  legte  zum  Theil  die  Höhle 
offen,  in  der  das  Thier  enlhalten  war.  Ich  beobachtete  den 
Vorgang,  als  plölzlich  der  Behälter  oder  Cocon  an  die  Ober- 
lläche  des  Wassers  stieg.  Ich  dachte  erst  das  darin  ent- 
haltene Thier  müsse  todt  sein,  aber  bald  darauf  bemerkte  ich, 
eine  leise  Bewegung.  Offenbar  w;ir  dns  Thier  bemüht  sich 
herauszuwickeln ,  und  das  gelang  ihm  auch  bald  darauf ,  in- 
dem es  die  Seite  seiner  harten  Hülle  durchbrach;  es  schwamm 

Arcliiv  f.  Naturgescb.  XXill.  Jahrg.  1.  Bd.  22 


Iliag^iiosen   eiiilg^er  neuen  £chin  od  ernten. 

Von 

Prof.    Dr.  Ed.  «rnbe 

in   Breslau. 


Astropecten  ciliatus  Gr. 

Radiisö,  tesseris  dorsualihus  aequaliler  granulalis,  circum 
circa  spinulis  ciliatis.  aculeis  longioribus  nullis,  aculeis  t, 
ventralium  marginalibus  binis,  aeque  magnis  ,  complanalis, 
brevioribus  ternis  infra  eos,  siinilibus  senis  ad  marginem  les- 
serarum  aboralcm  positis,  aculeis  ambulacraäbus  biserialibus 
inlerioribus  ternis,  exlerioribus  sub-octonis,  quos  inter 
singulus  longior;  radio  disci  1,  brachiali  472;  tesseris  dor- 
sualibus  ulrinque  45,  venlralibus  42. 

Diam.  4,5  unc. 

Puerlo  Cabello. 

Aster opsis  imbricata  Gr. 

Badiis  5  subbrevibiis,  obtuse  carinatis ,  angulo  intcrra- 
diali  rolundalo,  tesseris  marginalibus  imbricatis  ,  inferioribus 
superiorum  inarginem  paulisper  tantum  excedenlibus,  iesselUs 
venlralibus  imbricalis,  dorsualibus  iuxta  posilis  (mediis  ra- 
diorum  imposilis);  cule  crassissima  aculeis  nullis;  aculeis  am- 
bidacralibus  dislirhis,  cuiusque  seriei  cule  coniunclis,  singu- 
lis,  ititerioribus  longioribus,  liberis;  radio  disci,  brachiali  2V4 
vel  2V3;  tesseris  ma7'ginalibus  (et  dorsualibus  et  venlralibus) 
ulrinque  c.  35. 

Diamelcr  ad  7^/^  unc. 

Silcha.  (Dr.  W.  v.  Bock). 

Scytaster  cancellatus  Asm.  Gr. 
Corpore  coniplanalo,  dorso  subtiliter  granulato,  radiis  5 
supra  Seriebus  Iransversis  6  dislanlibus  bullarum  ornalis,  bul- 
lis  complanalis,  orbiculatis,  ad  basin  granulalis,  quinis,  poris 


Ueber  einen  lebend,  afrikanischen  Lepidosiren  im  Krystallpalaste.  339 

denn  als  ich  versuchte  das  Exemplar  in  dem  freien  ßassin 
zu  fangen,  schoss  es  mit  der  Schnelligkeit  eines  Pfeiles  da- 
von. Ich  habe  auch  Grund  zu  glauben,  dass  das  Thier  seine 
Nahrung  mehr  durch  den  Geruch  als  durch  das  Gesicht  wahr- 
nimmt. Was  den  Cocon  betrifft,  so  ist  das  Ende,  welches 
die  Nase  des  Thieres  bedeckt,  etwas  zugespitzt,  und  hat  eine 
Oeffnung  etwa  von  der  Grösse  eines  Stecknadelknopfes,  wo- 
durch ohne  Zweifel  das  Thier  aihmet,  so  lange  es  sich  im 
Zustande  der  Erstarrung  befindet.  In  dem  Behälter  ist  das 
Thier  fast  zweimal  zusammengefallet,  und  ich  bemerkte  in 
jedem  der  Thonklumpen  eine  kleine  Höhle  von  der  Grösse 
eines  Mäuselochs,  welche  innen  ganz  glatt  war,  als  wenn 
das  Thier  durch  dieselbe  gekrochen  wäre.** 


I>iag;Bio§eii   einig^cr   neiacii  E^cIiliiocSormoii. 

Von 

Prof.    Dr>  Ed.  €;;rn1»ei 

in  Bres^lau. 


Astropecten  ciliatus  Gr. 

Badiis  5,  tesseris  dorsimlibus  aequaliter  granulalis,  circum 
circa  spinulis  ciüatis  acnlois  longioribus  nullis,  aculeis  t, 
ventralitim  marginalibus  binis,  aeque  magnis  ,  complanatis, 
brevioribus  ternis  infra  eos,  similibus  senis  ad  marginem  tes- 
serarimi  aboralem  posilis,  aculeis  ambulacralibus  biserialibus 
inlerioribus  ternis,  exlcrioribus  sub-octonis,  quos  inier 
singulus  longior;  radio  disci  1,  bracbiali  ^^^  tesseris  dor- 
sualibus  utrinque  45,  veniralibus  42. 

Diaru.  4^5  unc. 

Puerto  Cabello. 

Aster opsis  imbricata  Gr. 

Badiis  5  subbrevibus,  obluse  carinatis ,  angulo  infcrra- 
diali  rolundalo,  tesseris  marginalibus  imbricatis  ,  inlerioribus 
superiorum  inarginem  paulisper  tantum  excedentibus,  iessellis 
veniralibus  imbricalis,  dorsualibus  iuxla  posilis  (mediis  ra- 
diorum  iniposilis);  cute  crassissima  aculeis  nullis;  aculeis  am- 
bulacralibus disliihis,  cuiusque  seriei  cute  coniunclis,  singu- 
lis,  interioribusXongxoxWms,  liberis;  radio  disci,  brachiaü  2*/* 
vel  2V3;  tesseris  mai^ginalibus  (et  dorsualibus  et  veniralibus) 
ulrinque  c.  35. 

Diameler  ad   7^''^  unc. 

Silcha.  (Dr.  W.  v.  Bork). 

Scytas  ter  c an cel latus  Asm.  Gr. 
Corpore  complanato,  dorso  subliliter  granulato,  rad'iis  5 
supra  seriebus  transvcrsis  6  dislnnlibus  bullarum  ornalis,  bul- 
lis  compbinalis,  orbiculatis,  ad  basin   granulalis,  quinis,  poris 


Grube:  Diagnosen  einiger  neuen   Echinodermen.  341 

in  ordines  longiludinales  et  transversos  disposilis;  tesseris 
marginalibus  rolundalis,  niinoribus  et  maioribus  dorsualium 
alternanlibus,  ilÜs  omnino  ,  his  ad  basin  lanlum  granulatis, 
venlralibus  omnino  granulatis,  aequalibus :  aculeis  ambulacra" 
Uhus  Iruncalis,  angusle  rectangulis,  uniserialibus,  binis,  bul- 
lis  5  ponlagoni  instar  anum  circumdantibus,  radici  radioruia 
iniposilisj  radio  disci  1,  brachial!  paene  3y2. 

DirJineter  2  unc. 

Patria?  (Eschschollz)» 

Echinaster  dep  lanatus  Asm.  Gr. 

Corpore  supra  piano,  subtus  leniter  rolundato,  radiis  5 
basi  lafis,  apiceni  versus  sensim  allenuatis,  cute  crassiuscula, 
fusca,  supra  rete  trabecularum ,  subtus  tessellas  obducenle, 
trabeculis  ex  parte  subliliter  granulatis^  pallidioribus,  spinuli- 
feris,  spinulis  glabris,  brevibus,  aculis,  singulis^  in  dorso  ra- 
diorum  e  longitudine  ordines  3  flrxuosos,  in  ventre  series  re- 
clas  ulrinque  4  vel  3  componenlibus;  margine  radiorurn  trun- 
calo,  Serie  spinularum  dorsuali  arinalo  ,  aculeis  ambulacrali- 
bus  spissis,  ulrinque  distichis ,  ternis  ad  marginem,  singulo 
in  pariefe  sulci  brachialis;  radio  disci  1,  brachiali  Sy^. 

Diam.  4^/^  unc. 

Talria?  (Eschscholtz). 

Echinaster  rigidus  Asm.  Gr. 

Radiis  5  cylindratis,  sub-heptagonis,  apicem  versus  minus 
allenuatis,  reti  trabecularum  dorsuali  et  lalerali  pallido,  ma- 
xime  perspicuo,  areis  fuscis  plus  minus  rectangulis,  mullipo- 
ris,  spinulis  brevibus,  erectis,  obtusis,  asperis,  albidis,  dorsi 
trislichis ,  parietis  lateralis  monostichis,  venlralibus  ulrinque 
subdislichis,  subacutis,  aculeis  ambulacralibus  externis  con- 
slipalis  biserialibus  vel  triserialibus,  paulo  longioribus,  leniter 
compressis,  internis  (in  &ulco  branclriali  affixis)  binis;  radio 
disci  1,  brachiali  5. 

Diameter  ad  4y2  unc. 

Patria?  (Eschscholtz). 

Echinaster  lacun  osus  Gr. 

Radiis  5  complanatis,  basi  constrictis,  apicem  versus 
allenuatis,  quinquies  longioribus  quam  latis,  trabeculis  retis 
dorsualis  seric  spinularum  simplici  continua  consitis,  maculis 


342  '  Grube: 

parvas  numerosas  continentibus ,  poris  macularum  qualernis 
vel  quinis,  apicem  radii  versus  binis  vel  singulis,  venIris  nul- 
lis;  spinuUs  oblusis,  dorsi  minoribus,  y^  lineam  longis,  ven- 
Iris 1  lineam  longis  ulrinque  fere  telrastichis,  aculeis  ambu- 
lacralibus  externis  similibus  paulo  longioribus  ,  dislicliis, 
ulriusque  seriei  paulo  distanlibus,  iiiternis  mullo  minoribus, 
oblusis ;  radio  disci  1,  brachial!  6  vel  öVj. 

Diameler  fere  6  unc. 

Palria? 

Oreaster   lapidarius  Gr. 

Badiis  subbrevibus  5 ,  obtuse  carinalis,  Irabeculis  dorsi 
crassis ,  brevissimis,  Iruncato  fusiformibus  vel  cylindratis,  ela* 
tis ,  aculeos  singulos  ferentibuS;,  aculeis  crassis  subovalis  vel 
Gonoideis,  oblusis,  fuscescentibus,  areis  poriferis  parvis,  aegre 
dislinguendis,  tessellis  ventralibus  elatis,  ad  basin  radioruin 
ulrinque  sexserialibus,  ad  exlreniilaleni  Iri-serialibus,  praeter 
granula  plurima  ininuta  2  ad  5  maiora  ferenlibus,  pedicellariis 
bivalvibus,  inlcrvalla  tossellarum  explentibus,  aculeis  ambula- 
cralibus  distichis  ,  interioribus  ternis  vel  qualernis,  compla- 
natis,  oblusis  (medio  longiore),  exterioribus  singulis  ^  radlo 
disci  1,  brachiali  plus  2. 

Diameter  11  unc. 

Patria? 

Ophiocoma  v ariabilis  Gr. 

Disco  quinquelobo,  subtus  squamuloso  (haud  granulalo), 
aperturis  genilalibus  verruculis  nullis,  scufellis  radiorum  dor~ 
sualibus  Iransversis  subovalibus ,  ulrinque  aculis,  veniralibus 
subquadratis,  angulis  aboralibus  angusle  Iruncalis,  spinis  la- 
teralibns  flabellaüs  qualernis,  vel  ternis,  longitudine  deorsum 
decrescente,  supremo  qualernorum  longiludinem  sculelli  dor- 
sualis  Irienle  vel  quadranle  excedenle,  sqamulis  ambulacra^ 
libus  singulis ,  anterioribus  ,  saepius  binis,  scutellis  oralibus 
subpenlagonis  ovalis ,  os  versus  anguslioribus;  disco  supra 
colore  brunneo,  interdum  maculis  ocularibus  dislinclo,  radiis 
supra  brunneis,  interdum  maculis  lacleis  mavmoratis ,  subtus 
albidis ;  radio  disci  1,  brachiali  16  ad  18. 

Diameler  ad  8  unc. 

Woahu  cl^schschüllz). 


Diajjnosen  einiger  neuen  Echinodermen.  343 

Ophiolepis  limbata  Gr. 

Pallide  brunnea,  disco  quinqiielobo,  haud  spinoso,  squa^ 
?ms  dorsi  parvis,  subaequalibus,  seriei  marginalis  pauIo  maio- 
ribus,  ventralibus  miniiuis  puncliformibus,  scuiis  radialibus 
conspicuis,  cuiusque  paris  sulco  lanlum  lineari  (interdum  cen- 
truin  disci  versus  dilulato,  hie  squamulam  excipiente)  seiun- 
clis ,  figuram  rolundato-rhouiboideam  exhibeulibus,  squama 
duplici  a  radice  radiorurn  separatis,  scutellis  radiorum  dorsua- 
iibiis  transversis ,  trigonis ,  dimidio  brevioribus  quam  lalis, 
margine  aboraü  paulo  convexo,  a  laleralibus  minus  seposilis, 
ventralibus  subrectangulis,  sese  non  tangentibus,  paulo  latio- 
ribus  quam  longis,  margine  adorali  saepius  oblusangulo  ;  spi^ 
nis  lateralibus  acutis,  ternis,  subaequalibus,  latiludine  radio- 
rum paulo  minoribus  sqiiamulis  ambidacralibus  binis  ;  scutellis 
oralibus  rhombicis,  parvis,  lineis  rectis  pentagoni  instar  inter 
se  iunctis,  fissuris  oralibus  utrinque  3  tanlum  spinulis  arma- 
tis  ,  basilari  (maiore)  et  secunda  trigonis,  terlia  apicali  ob- 
longa,  truncata;  radio  disci   1,  brachiali  8. 

Diameler  ad  4  unc. 

Rio  Janeiro.  (Dr.  W.  v.  Bock). 

Ophiolepis  sexradia  Gr. 

Albida  supra  viridi  variegala,  disco  rotundato,  squamis 
dorsi  parvis,  subaequalibus^  spinulis  sin^ulis  sparsis,  scutis 
radialibus  viridibus  anice  albo,  oblongis,  cuiusque  paris  serie 
squamularum  angustissima  seiunclis;  scutellis  radiorum  dor- 
sualibus  ovalibus  margine  aborali  obluse  trilobo,  anlerioribus 
dimidio  brevioribus  quam  latis  posterioribus  angustioribus, 
alteris  albis,  alteris  viridi  distinctis,  ventralibus  ovalibus  ve 
suborbiculalis,  albidis ,  sese  tangentibus,  lateralibus  subtus 
salis ,  supra  vix  perspicuis ,  spinis  lateralibus  minulis  senis, 
latiludine  radiorum  brevioribus  ,  supremo  et  iiifimis  brevissi- 
in'is,  oblusiusculis,  viridi  alboque  variegatis,  squamulis  ambu- 
lacralibus  sirigulis,  scutellis  oralibus  aegre  dislinguendis,  par- 
vis rotundatis  margine  adorali  paulo  acuminato,  fissuris  ora- 
libus utrinque  2  tantum  vel  3  squamulis  armatis ;  radio  disci  1, 
brachiali  12. 

Diameter  ad  3  unc. 

Horolulu  (Dr.  Ed.  Lenz). 


344  Grube:  Diagnosen  einiger  neuen  Echinodermen. 

0 phiotrix  alba  Gr. 

Alba ,  disco  supra  spinuüs  longioribus  et  brevioribus 
echinulatis,  subtus  brevissitnis,  papiliaribus  armato,  scuiis  ra^ 
dialibus  nudis,  stMiiiovatis,  cuiusque  paris  taeriia  angusla  spi- 
nulifera  seiuncüs  ,  scutellis  radiorum  dorsualibus  rotundato- 
rhoinbicis  leviter  carinatis,  ulrinque  uinbone  adumbrato  ornalis, 
latei'alibus  vix  disliiiclis  ,  ventralibus  Iransversis,  subrectan- 
gulis  rotundatis  ,  inargine  oborali  excavalo,  asperulis;  inler- 
stitiis  laevibus,  spinis  lateralibus  conipressis,  oblusis  ,  p!e- 
rumque  seplenis,  longiludine  sursuin  et  deorsum  decrcscenle, 
3.  et  4.  celeris  longiore,  latiludinem  radii  superante,  pedicel- 
lis  verruculosis ,  scutellis  oralibus  Iransverse  ovalibus,  ae- 
g-re  dislinguendis,  fissuris  gefiitalibus  basi  niiniuK^  dislanlibus; 
radio  disci   I,  l)rachiali  ü  vel  8. 

Diameter  3  unc. 

Oceanus  pacificus  (Eschschoitz). 

Brissus  panis  Gr. 

2'esta  bruunea,  ex  cordato  ovala,  ambulacro  antico  leniter 
einarginala ,  ajiice  paiilo  elalo  in  inilio  trientis  secundi  sito, 
planilie  poslica  obliquissime  imininente,  (minime  rede  trun- 
cala),  ano  iam  paene  venlrali,  ambulacris  paribiis  salis  exca- 
vatis,  anticis  angulo  fere  130°  iunctis,  ad  marginem  lateralem 
descendenlibus  ,  poslicis  iis  paulo  longioribus,  intervallo  ad 
apicem  lanlum  subcarinato^  suko  longitudinali  ad  aniim  de- 
scendente  ;  fasciola  ambtilacra  ambeunte  maxime  angulosa, 
subirregulari ,  in  ambulacro  impari  lobi  instar  prominente, 
inier  posleriora  relrorsum  intranle  ,  area  fasciolae  subanaUs 
lalissiina,  supra  vix  dislinguenda  ,  area  inter  hanc  et  os  sita 
vKta  lalissinia  circun»dala. 

.Longiludo  6  unr.,  latitudo  5  unc,  alüludo  3  unc. 

Talria? 


Bonn,   {gedruckt    bei   Tarl   l/eorgi. 


Verbesserungen  zuKrohn's  Aufsatz:  Fernere  Nachträge  zu  dem 
Aufsatze  über  Echinospira  im  ersten  Bande    dieses  Jahrganges: 

S.  255.    Z.  2  u.  3   von   oben    sind    die   Worte:   aus   der   Zungen- 
scheide zu  streichen. 
„  257.     „22  von  oben:  statt  bei  der  lies:  beider. 
„  261.     „  11  von  unten:  statt  Seit  enl  eis  ten  lies  S  eiten  leiste. 


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