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Full text of "Archiv für Naturgeschichte"

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ARCHIV 

FÜR 


NATURGESCHICHTE 


GEGRÜNDET  VON  A.  F.  A.  WIEGMANN, 
FORTGESETZT  VON  W.  F.  ERICHSON. 


IN    VERBINDUNG    MIT 

PROF.  Dr.  LEUCKART  IN  GIESSEN 

UND 

PROF.  Dr.  R.  WAGNER   IN  GÖTTINGEN 

HERAUSGEGEBEN 
VON 

Dß.  F.   H.   TZtOSCHEI., 

PROFESSOR    AN    DER    FRIEDRICH-WILHELMS-UNIVERSITÄT    ZU    BONN. 


SECHS  UND  ZWANZIGSTER  JAHRGANG, 

Zweiter  Ban«1* 


Berlin, 

Nicolaische   Verlagsbuchhandlung. 

(G.  Parthey.) 

1861. 


Inhalt  des   zweiten  Bandes. 


Seile 
Bericht  über    die  Arbeilen    in    der    allgemeinen    Zoologie    und 
der    Naturgeschichte    des    Menschen    im    Jahre  1859.     Von 

Prof.  Dr.  Wagner       .         .         .         .         .         .         .         .  1 

Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte  der  Säuge- 

thiere  während  des  Jahres  1859.  Von  Dr.  Reinh.  Hensel  20 

Bericht  über  die   Leistungen  in  der  Naturgeschichte  der  Vögel 

während  des  Jahres  1859.      Von  Dr.  G.   Hartlaub           .  70 

Bericht  über  die  wiss.  Leistungen  in  der  Naturgeschichte  der  nie- 
deren Thiere  während  des  Jahres  1859.  Von  Prof.  Leucka  rt  103 
Verraes.         .         .         .         .         .         ..         .         ,  111 

1.  Annelides 113 

Chaetopodes        .......  113 

Gephyrei 118 

Chaetognathi        .......  118 

Nematodes            .         .         .         .         .         .         .  119 

Acanthocephali 131 

2.  Piatodes 133 

Hirudinei 133 

Treniatodes 133 

Cestodes 136 

Turbellarii 141 

3.  Ciliati 149 

Rotiferi 149 

Bryozoa       .         .         .- 152 

Echinodermata 155 

1.  Scytodermata 156 

2.  Actinozoa        .         .         .         .       '.         .        .         .  158 

Echinida      . .158 

Asterida 158 

Opiurida 160 

3.  Pelmatozoa 163 


IV 


Inhalt. 


Co  e  1  enter  ata 

1.  Ctenophora 

2.  Hydrasniedusae 

Acalephae 
Hydroidea 
Siphonopho 

3.  Polypi     . 

Calycozoa 
Anthozoa 
Porifera 
Fr  0  1 0  z  0  a 

1.  Infusoria 

2.  Rhizopoda 

3.  Gregarinae 
Bericht  über  die  Leistungen  in    der  Herpetolog 

Jahres  1859.     Vom  H  e  r  a  u  s  s'  e  b  e  r 


ie  während  des 


e  während  des 


Bericht  über  die  Leistungen    in    der  Ichthyolog 
Jahres  1859.     Vom  Herausgeber 

Bericht  über  die  Leistungen    in    der  Naturgeschichte  der  Mol- 
lusken während  des  Jahres   1859.      Vom  Herausgeber 
Cephalopoda 
Gasteropoda 
Peteropoda  .  . 

Brachiopoda 
Lamellibranchiata    . 
Tunicata 

Bericht    über     die    wissenschaftlichen    Leistungen    im    Gebiete 
der   Entomologie    während    der  Jahre   1859    und  60.     Von 
Dr.  A.  Gersta  e  ck  er 

Insekten  ...... 

Orthoptera    ...... 

Neuroptera  ...... 

Coleoptera  .  ..... 


Seite 
164 
166 
168 
168 
169 
190 
204 
204 
205 
222 
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230 
256 
263 


279 


Bericht  über    die  Arbeiten  in   der  allgemeinen 

Zoologie  und  der  Naturgeschichte  des  Menschen 

im  Jahre  1859. 

Von 

Rudolph  Waguer, 

Professor    in  Göttingen. 


Indem  ich  es  unternehme,  den  bisherigen  Berichten 
eine  weitere  jährliche  Uebersicht  über  einen  bisher  unbe- 
rücksichtigt gebliebenen  und,  wie  mir  dünkt,  immer  wich- 
tiger werdenden  Abschnitt  der  Zoologie  hinzuzufügen,  mag 
es  vergönnt  sein,  einige  einleitende  Worte  vorauszuschicken. 

Die  Naturo-cschichte  des  Menschen  wird  hier  in  einem, 
der  Aufgabe  der  Zoologie  entsprechenden  möglichst  engen 
Rahmen  begrenzt.  Weder  die  in  die  Anatomie  und  Phy- 
siologie fallenden  Abschnitte  der  Somatologie  des  Menschen, 
noch  die  psychische  Anthropologie  sollen  hier  behandelt 
werden,  auch  die  geographische  Anthropologie  oder  Ethno- 
graphie nur  in  soferne  sie  eine  Bedeutung  für  die  eigent- 
liche Naturgeschichte  unserer  Gattung  hat.  Ein  Eingehen 
in  das  Detail  der  Völkerbeschreibunor  oder  der  Cultur-Ge- 
schichte  der  Rassen  bleibt  ausgeschlossen,  als  zur  Geogra- 
phie oder  zur  Weltgeschichte  gehörig.  Eine  solche  Aus- 
führung, so  interessant  sie  sein  mag,  würde  bei  dem  spär- 
lich zugemessenen  Räume  ohnediess  nicht  möglich  sein. 
Doch  sollen  in  der  Folge  wenigstens  die  Titel  der  ent- 
sprechenden, nur  einigermassen  hieher  gehörigen  Schriften 
und  Abhandlungen,  wo  es  nöthig  ist  mit  einer  kurzen 
Analyse,    aufgeführt   werden  *"').     Dagegen  scheint  es  pas- 


■"■)  Wir  stellen    die  Bitte    an  sämnitliche  Verfasser    von  solchen 
Arbeiten  im  In-    und  Auslande,    uns  Separatabdrücke  von  denselben 
Arciiiv  f.   Naturg.  XXVL  Jahrg.   2.  Bd.  A 


2  Wagner:   Bericht  üb.  d.  Arbeiten  in  d.  allg.  Zoologie 

send,  auf  diejenigen  Arbeiten  einzugehen,  welche  sich  in 
wissenschaftlicher  Form  durch  Auffindung  von  neuen  That- 
Sachen  oder  scharfsinnige  Combination  und  Kritik,  mit  den 
allgemeinen  Grundsätzen  der  Classification,  mit  den  Prinzi- 
pien der  Morphologie ,  namentlich  auch  mit  den  Fragen 
nach  dem  Begriff,  Umfang  ,  Ursprung  der  Arten  (Species), 
Varietäten,  Rassen  u.  s.  w.  beschäftigen.  Diess  sind  Auf- 
gaben, welche  die  Zoologie  in  den  ersten  Decennien  unse- 
res Jahrhunderts  sich  besonders  in  Deutschland  vielfältig- 
stellte ,  dann  aber  wieder  wegen  des  Unzureichenden  der 
Vorbedingungen  im  Felde  der  Erfahrung,  seit  einer  Reihe 
von  Jahren  verlassen  oder  doch  weniger  beachtet  hat,  wel- 
che gegenwärtig  aber  besonders  in  England  und  Kord- 
Amerika  lebhaft  besprochen  werden  und,  wie  begreiflich, 
ihr  besonderes  Interesse  für  die  Naturgeschichte  des  Men- 
schengeschlechts haben.  Die  fast  allzugrosse  Neigung  zur 
Detailforschung  hat  diess  Interesse  zurückgedrängt;  es  ist 
Zeit,  diese  Fragen  im  Sinne  einer  höheren  Natur-Erkennt- 
niss  wieder  aufzunehmen. 


Louis  Agssiz,  an  Essay  on  Classification.  London 
1859.  8.  Diess  Werk  ist  ein  vollständiger,  mit  einem  Re- 
gister versehener  Abdruck  der  Einleitung  zu  des  Verfas- 
sers grossem  Werke  über  die  Naturgeschichte  Nord-Ame- 
rikas. Ein  einziges  neues  Kapitel,  über  die  Kategorieen  der 
Analogieen  ist  hinzugekommen. 

Das  Werk  des  berühmten  Verfassers  zeichnet  sich  aus  durch 
eine  streng  theistische  Weltbetrachlung ,  wie  er  dieselbe  bereits  frü- 
her in  einer  Reihe  von  einzelnen  Aufsätzen  ausgeführt  hat.  Er  hält 
es  für  unmöglich:  „dass  der  ganze  Plan,  die  logische  Verbindung, 
die  wundervolle  Harmonie,  die  unendliche  Verschiedenheit  in  der 
Einheit,  welche  in  den  Gruppen  der  Wirbelthiere,  der  Gliederthiere, 
der  Weichthiere,  der  Strahlthiere  hindurchgreifen,  aus  der  Wirkung 
gedankenloser  Kräfte   erklärt  werden  können;  sie  setzen  eine  oberste 


Behufs  dieses  Jahresberichts  zukommen  zu  lassen,  da  wir  wünschen, 
eine  gedrängte  Darstellung  oder  wenigstens  Namhaftmachung  alles  in 
einem    Jahre    erschienenen  zu  geben  ,  was    für  diess  erste  Jahr  noch 


nicht  möglich  war. 


und  der  N.itmgeschichte  des  Menschen  im  J;ihre  1859.  3 

fnlelli^cnz,  als  Urheberin  aller  dieser  Wesen  voraus."  Darnach  hat 
auch  der  Mensch  diese  systematische  Anordnung  in  der  Natur  nicht 
erfunden,  sondern  erforscht.  „Dieser  Schöpfungsplan"  heisst  es,  „wel- 
cher sich  unserem  höchsten  Wissen  enthüllt,  ist  nicht  das  Produkt 
nofhwendiger  Wirkungen  von  physischen  Kräften,  sondern  erscheint 
als  die  freie  Conceplion  eines  allmächtigen  Verstandes  ,  welche  in 
dessen  Gedanken  gereift  ist,  bevor  sich  dieselbe  in  greifbaren  äusseren 
Formen  offenbarte."  Die  nähere  Durchführung  dieser  Ansichten  nuiss 
man  in  dem  ,  wie  alle  Schriften  des  Verfasser,  sehr  anziehend  ge~ 
schriebenen  Buche  selbst  nachsehen.  Der  Verf.  giebt  eine  Uebersicht 
der  neueren  systematischen  Eintheilnngen  des  Thierreichs ;  er  geht  von 
der  Ansicht  aus,  dass  Cuvier  und  unabhängig  von  ihm  ßaer  in 
seinen  embryologischen  Forschungen,  die  typischen  Grundlagen  des 
wahren  natürlichen  Systems  gefunden  und  festgestellt  haben,  welche 
nur  im  Einzelnen  Abänderungen  erfahren  können.  Bei  der  Bedeu- 
tung des  Verfs.,  seiner  grossen  Detailkenntniss  der  lebenden  und 
fossilen  Formen  und  seiner  Fähigkeit  für  Verallgemeinerung,  will 
ich  von  seinem  Systeme  eine  Uebersicht  geben,  namentlich  in  soweit 
es  in  den  Klassen  und  Ordnungen  doch  vielfach  abweicht  von  dem 
früheren  Systeme  in  den  Principles  of  Zoology.  Boston  1848.  Agas- 
siz  hält  an  der  Eintheiliing  des  ganzen  Thierreichs  in  vier  grosse 
Abtheilungen  (Brauches,  Departments)  im  Sinne  Cuvier's  fest.  Aber 
er  zerfällt  die  Wirbelthiere  jetzt  statt  wie  früher  in  4  in  8  Klassen: 
1)  Säugethiere  mit  3  Ordnungen:  3Iarsupialia,  Herbivora  und  Car- 
nivora. 2)  Vögel  mit  4  Ordnungen:  IVatatores  ,  Grallae,  Rasores, 
Insessores  (zugleich  mit  den  Scansores  und  Accipitres).  3)  Repti- 
lien, Ordn.:  Serpentes,  Saurii,  Rhizodontes,  Testudinata.  4)  Amphi- 
bien, Ordn.:  Caeciliae,  Ichthyodi,  Anura.  5).  S  el  a  ch  i  e  r ,  Ordn.: 
Chimaerae,  Galeoden,  Batiden.  6)  Ganoiden,  Ordn.:  Coelacanthen, 
Acipenseroiden,  Sauroiden  und  zweifelhaft :  Siluroiden,  Plectognathen, 
Lophobranchen.  7)  Eigentliche  Fische,  Ordn.:  Ctenoiden,  Cy- 
cloiden.  8)  Myzontes,  Ordn.:  Myxinoiden  ,  Cyclostomen.  Zum 
ersten  Male  erscheint  hier  die  Klasse  der  Fische  in  vier  Klassen  auf- 
gelöst. Die  zweite  grosse  Abtheilung  der  Gliederthiere  enthält  3 
Klassen.  1)  Insekten  (3  Ordn.:  Myriapoden  ,  Arachniden,  eigentli- 
che Insekten).  2)  Krustenthiere  (4  Ordn. :  Decapoden,  Tetradeca- 
poden,  Entomostraken  (mit  den  Cirripeden),  Rotiferen.  3)  Würmer 
mit  3  Ordn.:  Anneliden,  Nenialoiden  (Acanthocephala  und  Gordiacei), 
Trematoden  (Blutegel  ,  Planarien  ,  Cestoden).  Die  dritte  Abtheilung, 
die  Mollusken,  umfassen  3  Klassen  :  1)  Cephalopoden  (Ordn.:  Te- 
trabranchiaten ,  Dibranchiaten).  2)  Gasteropoden  (Ordn.:  Ptero- 
poden,  Heteropoden  ,  eigentliche  Gasteropoden).  3)Acephalen 
(4  Ordn. :  Lameliibranchien,  Tunicaten,  Brachiopoden,  Bryozoen.  Die 
Aierte  Gruppe,  die  Radiaten,  enthalten  ebenfalls  3  Klassen  :  1)  Echi- 


4  Wagner:  Bericht  üb.  d.  Arbeiten  in  d.  allg.  Zoologie 

nodermen  mit  den  allgemein  angenommenen  4  Ordnungen.  2)  Aca- 
lephen:    3  Ordn.  :  Ctenophoren  ,  Discophoren  ,  Hydroiden    mit  Ein- 
srhluss  der  Siphonophoren.     3)  Polypen  mit  den  beiden  Ordnungen 
Actinoiden  und  Halcyoniden.     Die  jetzt  sehr  allgemein  angenommene 
fünfte  Haupt-Abtheilung  der  Protozoen  löst  Agassiz  auf  und  ordnet 
sie  anderen  Klassen  unter.     Die  Infusorien  Ehrenbere's  u.  a.  brinfft 
er  theils  zu  den  Algen  (so  alle  Anenteren,  namentlich  Desmidien  und 
Volvocinen)  ;    die  Vorticellen    stellt  Ag.    uuter  die    Bryozoen  hei  den 
Acpphalen    unter    die    Mollusken  ;     die    Gattungen    Paramaecium    und 
Opalina    bringt    er  zu  den  Würmern  ,    die    Rotiferen  zu  den  Krusten- 
thieren.     Zu  den  Algen  stellt  Ag.    auch  die  Rhizopoden.  —  In  einer 
Kritik  dieser  Aufstellungen,    welche  manchfache  Anfechtung  hervor- 
gerufen   haben   und    noch    hervorrufen  werden  ,    kann  ich  hier  nicht 
weiter  eingehen,  ebenso    wenig  in  die  anderen  ,  auch   vielfach  kriti- 
sirten  Ansichten    von    Ag.      IVur    der  Artbegriff,  das  Fundament  aller 
Systemkunde    in    der  Thier-    und  Pflanzenkunde,  verdient  noch  eine 
nähere  Erwähnung.     Für  Agassiz  sind  die  Species  gerade  so  ideale 
Entia  ,  wie  Genus  ,  Familie  ,  Ordnung  ,  Klasse  und  dabei  ,  wenn  man 
will,  ebenso  wie  diese  wieder  real.     Es  ist  eine  gewisse  Menge  von 
Individuen    von  bestimmter    BeschafPenheit,   die  in  engster  Beziehung 
unter   einander    stehen,    als  Repräsentanten    der  Species.     Keines  der 
zu  einer  Species  gehörigen    Individuen    bietet    alle  charakteristischen 
Merkmale  dieser  Species  dar.     Die  Repräsentanten   repräsentiren  nicht 
einfach,  was  in  den  Individuen  spezifisch  ist,  sondern  sie  stellen  dar 
und    repräsentiren    von  Geschlecht    zu  Geschlecht     in    gleicher  Weise 
alles,  was  in  denselben  generisch  ist,  was  die  Familie,  Ordnung  u.s.  w. 
charakterisirt    —    alles     in    derselben    Consfanz    und    Präcision.      Die 
dauernde  sexuale  Verbindung  als  Merkmal    und  Grundlage  der  spezi- 
fischen Identität    verwirft  Agas.  vollständig;    es    sei  dies  eine  petitio 
principii,   welche  in   einer  philosophischen   Diskussion   über  den  Spe- 
zlesbegrifF  nicht  zulässig  sei.     Dabei  hält  Agas.  fest  an  dem  von  Cu- 
vier   aufgestellten    Grundsatz,  dass  die  Arten  (Species)    feststehende 
Charaktere  besässen,   welche  im  Laufe  der  Zeit  nicht   änderten.  Nicht 
bloss  die  bekannten  Untersuchungen  C  u  V  i  e  r's  am  egyptischen  Ibis,  die 
von  Kunth  an  den  in  egyptischen  Gräbern   gefundenen  Pflanzen  be- 
stätigten die  Lehre  von    der  Unveränderlichkeit    der  Species,  sondern 
auch  die  Geologie  zeige  ,    dass    in    verschiedenen  Perioden  der  Erd- 
entwickelung verschiedene  Arten  existirten,  und  dass  kein  Uebergang 
von     einer  Art    der    früheren  Epoche    in    einer    späteren    stattgefun- 
den habe. 

Derselbe  Gegenstand,  über  den  Begriff  der  Art,  ist 
sehr  ausführlich  und  gründlich  bearbeitet  in  :  1/e  l'espece 
et   des   races   dans  les   etres   organises  et  specialement  de 


und  der  Naturgeschichte  des  Menschen  im  Jahre  1859.  5 

l'unite  de  l'espece  humaine  par  D.  A.  Godron  Professeur 
d'histoire  naturelle  de  la  Faculte  des  sciences  de  Nancy. 
2  Voll.     Paris  1859. 

Der  Verf.  kennt  im  Ganzen  gründlich  die  hier  einschlagende 
Literatur  der  verschiedenen  Länder,  hat  ein  scharfsinniges  Urtheil  und 
geht  auf  das  Umständlichste  in  die  ganze  Breite  der  Frage  ein.  Nach- 
dem er  sich  zuerst"^:in  den  Prolegomena  historisch  über  die  Auffas- 
sung des  Artbegriffs  verbreitet  hat,  geht  er  an  eine  ausführliche  kri- 
tische Zusammeustelhing  der  Thatsachen,  betrachtet  Thiere  und  Tflan- 
zen  mit  gleicher  Vollständigkeit  im  wilden  Zustande  nach  ihrer  ge- 
genwärtigen Verbreitung,  nach  den  historischen  Dokumenten,  nach 
ihrem  fossilen  Vorkommen.  Auf  gleiche  Weise  wird  die  Bastard- 
zeugung  bei  Thieren  und  Pflanzen  ausführlich  behandelt.  Die  ge- 
naue Schilderung  aller  einzelnen  Hausthiere  nach  ihren  Variationen 
schliesst  den  ersten  Band.  Es  folgt  im  zweiten  eine  Kritik  der  Lehre 
von  der  Rassenbildung  bei  den  Thieren  und  eine  Untersuchung  über 
die  Variationen  der  Kultnipflanzen.  Die  hier  überall  geübten  öletho- 
(ieii  der  Untersuchung  und  die  gewonnenen  Erfahrungen  werden  im 
dritten  Buche  auf  den  Mensciien  angewendet,  wobei  alle  neuerdings 
zur  Sprache  gekommenen  Thatsachen  und  Controversen  zur  Sprache 
kommen.  So  weit  es  der  Raum  erlaubt  und  die  Faage  die  allgemeine 
Zoologie  angeht,  können  wir  die  folgenden  Sätze  als  Hauptresultat 
herausstellen;  Im  wilden  Zustande  behalten  die  Arten  immer  distink- 
ten,  abgeschlossenen  Charakter;  aber  auch  bei  den  llausthieren  und 
cultivirten  Pflanzen  gehen,  trotz  des  mächtigen  alterirenden  Einflusses 
des  ölenschen  auf  dieselben  ,  die  entstandenen  und  bleibenden  Modi- 
fikationen nie  so  weit,  den  Art  -  Charakter  zu  vernichten.  „Les  ca- 
racteres"  heisst  es  „de  l'espece  sont  donc  bien  diff'ereuts  des  attribuls, 
qui  distinguent  les  races:  l'espece  est  absolue  et  permanente ;  les  ra- 
ces  d'une  meme  espece  varient  avec  les  circonstances,  elles  se  nuan- 
cent  a  Tinfini  et  ne  presentent  pas  entre  elles  de  signes  distintivs 
speciaux  et  exclusifs."  AYas  die  Anwendung  auf  den  Menschen  be- 
trifft s.  weiter  unten. 

Ganz  entgegengesetzt  sind  nun  in  Bezug  auf  letzte- 
ren Punkt  die  Resultate  einer  ausführlichen  Untersuchunfr 
von  Darwin  in  dem  Werke:  0\\  the  Origin  of  species  by 
means  of  natural  Selection.  London  J859.  8.,  welches  in 
England  so  grosses  Aufsehen  erregt  hat  und  nunmehr  auch 
demnächst  in  deutscher  Bearbeitung  von  Bronn  erschei- 
nen, also  in  Jedermanns  Hände  gelangen  wird. 

Der  ausgezeichnete  englische  Naturforscher  hat  hier  ein  Werlt 
geliefert,  das  auf  Delailforschung  im  ausgedehntesten  Maasse  beruht. 


Wagner:   Bericht  üb.  d.  Arbeiten  in  d.  allff.  Zoologie 


»■ 


Darwin  kommt  miltelat  vieler  im  Einzelnen  sehr  scharfsinnigen,  oft 
aber,  wie  ich  glaube  nachweisen  zu  können  ,  auf  völlig  (namentlich 
in  physiologischen  Dingen)  verfehlten  Combinationen  zu  einem  Re- 
sultate, das  ganz  abweichend  von  den  Grund-Ansichten  von  C  u  v  i  e  r, 
U,  Owen,  Agassiz  und  a.  ni.  alle  vorhandenen  Thier-Arten  nur 
Umwandlung  früherer  Typen  sein  lässt ,  indem  in  ausserordentlich 
langen  Zeiträumen,  namentlich  in  Folge  nothwendig  veränderter  Le- 
bensweise (natural  selection)  ,  gewisse  Variationen  von  Stamm-Arten 
immer  wieder  die  Stamm -Eltern  (progenitors)  später  in  einzelne 
Arten  auseinander  gegangene  Formen  seien,  dass  also  z.  ß.  jenseits 
der  silurischen  Periode  eine  Stammform  existirte,  aus  Melcher  all- 
mählich alle  Gattungen  und  Arten  unserer  Familie  von  Tauben,  Eulen, 
Finken  u.  s.  w.  hervorgegangen  seien.  Ja  er  gehl  in  seiner  Doctrin 
von  der  Modifikation  der  Species  schliesslich  so  weit,  anzunehmen, 
dass  alle  Glieder  einer  Thier- Klasse  von  einer  Stammform  entsprungen 
seien.  „Ich  glaube"  sagt  Darwin,  „dass  die  Thiere  alle  höchstens 
von  nur  4  oder  5  Progenitoren  abstammen  und  die  Pflanzen  alle  von 
einer  ähnlichen  oder  noch  geringeren  Zahl."  „Ja  die  Analogie"  fügt 
D.  hinzu,  „obwohl  ein  betrügerischer  Führer,  führe  ihn  noch  einen 
Schritt  weiter  ,  nämlich  zu  der  Veruiuthung  ,  dass  alle  Thiere  und 
Pflanzen  von  einem  einzigen  Uibilde  (prototype)  abstammen."  —  „There- 
fore"  —  um  D.'s  eigene  Worte  zu  gebrauchen  —  „I  should  infer 
from  analogy  that  piobably  all  the  organic  beings  which  have  ever 
lived  on  Ihis  earth  have  descended  from  some  one  primordial  form, 
into  which  life  was  first  brealhed."  Indem  also  Darwin  alle  Thier- 
species  aus  Variirungen  hervorgehen  lässt ,  stellt  er  den  bisherigen 
Art-  nnd  Yarietatenbegriff  geradezu  auf  den  Kopf.  Nicht  aus  den 
Arten  entstehen  Varietäten  ,  sondern  aus  den  Varietäten  bilden  sich 
allmählich  neue  Arten.  Das  sehr  reiche  und  geistvolle  Detail  muss 
man  in  dem  Werke  selbst  nachlesen.  Die  gezogenen  Consequenzen 
führen,  wie  oben  ersichtbar,  zu  den  allerkühnsten  Hypothesen,  die 
man  sich  nur  denken  kann. 

Das  Urlheil  einer  lesensAverlhen  Anzeige  von  Dar- 
win's  Schrift  in  den  Annais  and  Magazine  of  natural  hi- 
story  Febr.  1860,  dass  mit  meiner  Ansicht  übereinstimml, 
geht  schliesslich  dahin,  dass  die  Schlussbehanptung  des  in 
vieler  Hinsicht  so  schönen  und  lcsens>verthen  Werkes  von 
einer  Art  ist,  dass  sie  uns  kaum  glauben  lässt,  der  Verf. 
habe  sie  im  Ernste  gemeint.  Vom  faktischen  Standpunkte 
scheint  mir  der  Haupt-Einwurf,  den  Darwin  selbst  aner- 
kennt und  der  auch  in  der  ebengenannlen  Anzeige  her- 
ausgehoben ist,  der  zu  sein,  dass  unsere  ganze  Kcnntniss 


und  der  Nalingeschichte  des  Menschen  im  Jahre  1859-  7 

der  fossilen  Thier-Reste  in  allen  Gcbirgsscliichten  nicht  den 
geringsten  Anhaltspunkt  für  die  Hypothese  giebt.  Wir  fin- 
den keine  solche  Uebergangsformen ,  wie  sie  zur  Stütze 
dieser  Hypothese  nöthig  sind.  Im  Gegentheile,  die  Grund- 
formen der  verschiedenen  tJiierischen  Wesen  entsprechen 
in  den  allerältesten  Gebirgsformationen  ganz  denen  unserer 
heutigen  Welt;  nirgends  existirt  ein  Uebergang  von  einer 
typischen  Hauptgruppe  zur  anderen. 

Immer  bleibt  es  merkwürdig,  dass  ganz  unabhängig 
von  Darwin  der  Schöpfer  der  heutigen  Entwickelungs- 
geschichte,  einer  der  allergenauesten  Kenner  der  thierischen 
Morphologie,  K.  E.  v.  Baer,  auf  eine  freilich  lange  nicht 
so  weit  ausgesponnene,  doch  einigermassen  verwandte  An- 
sicht gekommen  ist.  In  seiner  weiter  unten  anzuführenden 
Abhandlung  über  Papuas  und  Alfurus  geht  Baer  in  seiner 
bekannten ,  ebenso  gründlichen  als  geistreichen  Weise  auf 
diese  für  die  Naturgeschichte  so  allgemein  interessanten 
Fragen  ein. 

Ich  finde,  sagt  Baer,  „für  den  Begriff  von  Art  keinen  anderen, 
als:  die  Summe  von  Individuen,  welche  durch  Abstammung  verbun- 
den  sind  oder  sein  könnten."  Die  Betrachtung  der  geographischen 
Verbreitung  der  Thiere ,  bringt  Baer  weiter  zur  folgenden  Ansicht: 
„die  so  häufig  gruppenweise  Vertheilung  der  Thiere  nach  Verwandt- 
schaften scheint  dafür  zu  sprechen,  dass  auch  der  Grund  dieser  nicht 
gleichmässigen  Vertheilung  ein  verwandtschaftlicher  ist,  d.  h-,  dass 
die  einander  sehr  ähnlichen  Arten  wirklich  gemeinschaftlichen  Ur- 
sprungs oder  auseinander  entstanden  sind.  Ich  meine  nicht  allein 
die  unnöthig  aufgestellten  Species,  sondern  ich  meine,  die  Vertheilung 
der  Thiere  macht  es  wahrscheinlich  ,  dass  auch  viele  solcher  Arten, 
die  sich  jetzt  getrennt  halten  und  fortpflanzen,  ursprünglich  nicht  ge- 
trennt waren  ,  dass  sie  also  aus  Varietäten  ,  nach  systematischen  Be- 
griffen, zu  specifisch  verschiedenen  Species  geworden  sind  .  .  .  Wie 
weit  diese  Entwickelung  der  Arten  aus  einander  anzunehmen  ist, 
darüber  wage  ich  mir  selbst  keine  Meinung  zu   bilden." 

Man  sieht,  dass  wir  in  ein  Stadium  der  allgemeinen 
Naturgeschichte  der  organischen  Körper  getreten  sind  ,  wo 
die  Erfahrungen,  welche  uns  nicht  bloss  die  systematische 
Zoologie  und  Botanik  liefern,  sondern  auch  Physiologie  und 
Geologie,  ausgezeichnete  ,  geistvolle  Forscher ,  welche  aus 
der  Detailforschung   nach  der   Verallgemeinerung,   als   der 


8  Wagner:  Bericht  üb.  d.  Arbeiten  in  d.  allg.  Zoologie 

höchsten  Aufgabe  jeder  empirischen  Wissenschaft  streben, 
antreibt,  sich  an  Fragen  zu  versuchen,  welche  nicht  bloss 
ein  höheres  theoretisches,  sondern  selbst  ein  praktisches 
Interesse  haben.  Diess  wird  recht  deutlich,  wenn  wir  Schrif- 
ten von  grossen  Thierzüchtern  in  die  Hand  nehmen  ,  wie 
die  eben  erchienene  von  dem  Rittergutsbesitzer  H  er  man  n 
von  Nathusius  auf  Hundisburg  über  die  Schweinsrassen, 
eine  an  Umfang  nur  kleine  Schriit,  die  aber  für  die  Wis- 
senschaft von  höchster  Bedeutung  ist  und  die  wir  im  näch- 
sten Jahresberichte  besprechen  oder  zum  Gegenstande  einer 
eigenen  Abhandlung  in  diesem  Archive  oder  anderwärts 
machen  wollen,  da  sich  dieser  wichtige  Gegenstand  doch 
nicht  in  einem  blossen  Jahresberichte  abthun  lässt.  Ohne- 
diess  habe  ich  denselben  nur  zur  näheren  Erörterung  ge- 
bracht, in  soferne  er  begreiflicher  Weise  von  der  grössten 
Bedeutung  ist  für  die  Frage  nach  der  Art -Einheit  oder 
Artverschiedenheit  des  Menschen-Geschlechts  und  für  den 
Versuch,  den  Ursprung  der  Menschen-Rassen  zu  erklären. 
Nur  so  viel  mag  vorläufig  gesagt  sein,  dass  meine  Ansicht 
auf  eine  mittlere,  zwischen  die  von  Agassiz  und  Dar- 
win aufgestellte,  hinausgeht  und  sich  am  meisten  der  von 
Baer  nähert.  Vielleicht  ündet  sich  auch  Raum  im  nächsten 
Jahresberichte  auf  verschiedene  Punkte  zurückzukommen, 
bei  Gelegenheit  der  Besprechung  des  für  Bastardzeugung 
und  den  physiologischen  Arlbegriff  so  wichtigen,  eben  er- 
schienenen dritten  Theils  von  J.  Geoffroy  St.  Hilai- 
r  e's  bist,  generale   des  regnes  organiques. 

Hier  haben  wir  jetzt  zunächst  von  einem  Werke  zu 
berichten,  das  deutschem  Fleisse  und  deutscher  Gründlich- 
keit die  grösste  Ehre  macht,  es  ist  diess  die: 

Anthropologie  der  Naturvölker  von  Th.  Waitz  ,  Prof. 
in  Marburg.  1.  Theil.  Leipzig  1859.  lieber  die  Einheit  des 
Menschengeschlechts  und  den  Naturzustand    des  Menschen. 

In  diesem  ersten  Bande ,  welcher  die  allgemeinen  Grundsätze 
für  die  Methode  der  Untersuchung  aufstellt  und  auf  der  breitesten 
Basis  die  naturhistorischen  und  psychologischen  Elemente  der  auf  dem 
Titel  bezeichneten  Aufgabe  zusammenstellt  ,  geht  der  Verf.  mit  sehr 
grosser  Sachkenntniss  und  Feinheit  des  Urlheils  auf  Fragen  ein,  die 
wir  so   eben  berührt  haben.  Er  giebt  eine  Kiitik  der  Lehren   von  Ait, 


und  der  Katurgeschichle  des  Menschen  in»  Jahre  1859.  9 

Varietät,  Rasse  und    des  Variationskreises    alier    dieser   Abtheilungen, 
in  Avelche  wir  nicht  näher  eingehen  können,  die  wir  aber  allen  INa- 
turforschern    auf    das    lebhafteste    empfehlen    ■•).       Der    Verf.     kouinit 
schliesslich  zu  dem  Resultate,  in  welchem  wir  ihm   vollkommen   bei- 
pflichten: dass  aus  Einheit  der  Abstammung  Einheil  der  Art  folge,  dass 
aber  gesonderte  Abstammung    kein    ausreichender  Beweis  für  Artver- 
schiedenheit   sei.      Annaiime    von  Stammes- Einheit  aus  Aehnlichkeit 
des  Typus  für  s'ch  allein,  hält  er  für  unsicher,  ebenso  verwirft  er  die 
amerikanische    Methode,   jede  Varietät    als  ursprüngliche   Art    zu  be- 
zeichnen. Spezielle  Anwendung  dieser  ausführlichen  naturhistorischen 
Untersuchung   auf    den  Menschen  ,    bringt  VV.    zu  folgendem  Schluss- 
Resultate  der    naturhistorischen   Untersuchung:    „die    bekannten  Thal- 
sacheu  erlauben  nicht  nur  die  Annahme  der  Arteinheit  des  Menschen- 
geschlechts ,    sondern  diese  Ansicht   ist  auch  mit   geringeren  Schwie- 
rigkeiten verbunden  und  hat  die  grössere  innere  Consequenz  für  sich, 
als  die  entgegengesetzte  der  Artverschiedenheit,  weil  jede  Anzahl  von 
Arten,   die  man  aufstellen  möchte,    als  gleich  willkühilich  erscheint. 
Da  indessen    die   Hauptgründe  ,    welche  für    die  Arteinheit   sprechen, 
auf  dem  Nachweise  der  Veränderlichkeit  der  menschlichen  Organisa- 
tion   durch    äussere    und    innere  Einflüsse  beruhen    und    wir   bei    un- 
serer Unbekanntschaft  mit  den  Grenzen  der  Macht,  welche  diese  letz- 
leren besitzen  und  bei    dem  Mangel    genauer  thatsäcblicher  Angaben, 
die  sich  über    lange  Zeiträume    und    annähernd   vollständig    über  alle 
Theile    der  Erde  erstrecken  ,    nicht    mit  Sicherheit    zu  entscheiden  im 
Stande    sind,    ob    wir  die    Wirksamkeit  jener    Einflüsse    so  hoch  an- 
schlagen dürfen,  als  zur  Produktion  der  bestehenden  Verschiedenhei- 
ten erforderlich  wäre,  so  ist  und  bleibt  die  Frage  nach  der  Arteinheit 
des  Menschen-Geschlechts  eine  oflene  Frage.     Selbst  dann  aber,  wenn 
vollständig  erwiesen  wäre,   dass    die   Grösse  der  Veränderungen,  die 
mit    demselben  Menschenstamme    im   Laufe    der  Zeit    vor    sich  gehen 
können,  der  Grösse    der    Uiiterschi^-de  zwischen    dem  Keger  und  Eu- 
ropäer gleichkommt  ,    bliebe  es  noch  ungewiss,   ob  factisch  der  eine 
vom   anderen   abstamme.      Die    Frage    nach    der  Einheit  der  Art  wäre 
dann  zwar   beantwortet,  aber  damit  noch  nicht    die  nach  der  Einheit 
der  Abstammung.      Für    die  Lösung    der    letzteren    scheint    es  an  der 
erforderlichen    thatsächlichen  Grundlage    so    gut    als  ganz    zu    fehlen 
und  wie  man    sich  daher  auch  entscheiden    möge  ,    die  Entscheidung 
scheint  in  jedem  Falle  nur  einen  sehr  geringen  Grad  von  Wahrschein- 
lichkeit in  Anspruch  nehmen  zu  können."      Obwohl  wir  die  psycho- 
logischen Untersuchungen  aus  unserem  Berichte  ausschliessen,  so  magr 


""■)  Eine  vollständigere  Besprechung  des  Werkes  habe  ich  in 
den  Göttingischen  gelehrten  Anzeigen  a  on  1860  Stück  33,  3i ,  35 
gegeben. 


10         Wagner:   Bericht  üb.  d.   Arbeileu  in  d.  allg.  Zoologie 

hier  doch  kurz  erwähnt  werden,  dass  Waitz  zu  einem  Ergebnisse 
kommt,  das  mit  dem  aus  der  physischen  Betrachtung  gezogenen  über- 
einstimmt und  das  er  in  die  Worte  fasst :  „es  gicbt  wahrscheinlich 
keine  spezifische  Verschiedenheit  innerhalb  des  3Ienschengeschlechts" 
in   geistiger  Rücksicht." 

Diese  Fragen  hat  auch  Ba er  a.  a.  0.  behandelt. 

Er  sagt;  „Man  verstehe  mich  nicht  unrecht.  Ich  sehe  mich  nur 
ausser  Stande  ,  spezifische  Unterschiede  unter  den  ölenschen  zu  er- 
kennen, so  lange  man  mir  nicht  geschwänzte  Menschen  oder  ähnli- 
che Unterschiede  nachweist,  und  wenn  die  jetzigen  Stämme  der 
Menschen  sich  fruchtbar  verbinden  ,  so  erlaube  man  mir  wenigstens 
zu  fragen,  was  denn  eigenlich  selbstständige  Art  ist?  Ob  etwas,  das 
der  Naturforscher  nach  Gutdünken  -  sondert  oder  eine  in  der  Natur 
begründete  Sonderung  und  worin  diese  denn  besteht?  —  Ein  Be- 
dürfniss,  alle  Menschen  von  Einem  Paare  abzuleiten,  beherrscht  mich 

durchaus  nicht Ich  fühle  mich  sehr  wenig  angezogen, 

über  die  Art,  wie  die  Menschen  sich  ursprünglich  verbreiteten,  eine 
bestimmte  und  gegliederte  Ueberzeugung  mir  auszubilden  und  noch 
weniger  sie  zu  lehren,  ^^eil  es  mir  scheint,  dass  es  —  bis  jetzt  we- 
nigstens —  ganz  au  siclierer  Grundlage  fehlt.  Eben,  weil  ich  wohl 
nie  an  eine  vollständige  Erörterung  dieser  Frage  gehen  werde,  habe 
ich  hier  einen  kleinen  Slreifzug  in  das  Lager  derjenigen  mir  er- 
laubt, welche  viele  nicht  verschiedene  Spezies  von  Men- 
schen annehmen    zu  müssen  glauben.'' 

Ganz  im  Sinne  von  Waitz  und  Baer  spricht  sich  auch  Go- 
dron  in  seinem  oben  angeführten  Werke  für  die  Einheit  der  Art 
der  verschiedenen  Menschenformcn  aus.  Was  die  Abstammung  von 
einem  I'aare  betrilft,  so  schliesst  sich  der  Verfasser  an  die  Meinung 
derjenigen  an,  welche  die  Elemente  der  Forschung,  worüber  die  Na- 
turgeschichte gebietet,  für  unzureichend  zur  Lösung  der  Frage  hal- 
ten, ob  ein  oder  mehrere  Stammpaare  anzunehmen  seien,  „Toulefois, 
dans  cc  (jue  Ihistoire  naturelle  nous  apprend'"  sagt  der  Verf.,  um  uns 
seiner  eigenen  Worte  zu  bedienen  „rien  ne  s'oppose  ä  ce  qu'il  n'y 
ail  eu  ä  l'origine  qu'un  couple  unique ,  comme  le  prociamcnt  du 
resle  les  traditions  unanimes  de  tous  les  peuples." 

Auf  den  Menschen  angewendet,  brinjjen  die  obenerwähnten 
Darwin'schen  Schlüsse  und  Hypothesen  die  Kassen  natürlich  wieder 
in  eine  eigenthümliche  Stellun<j  zu  den  Grundfrajicii'.  Die  31enschen- 
rassen  sind  hiernach  noth\\rn<lig  nicht  ursprünglich  verschiedeuc 
Stammformen  oder  Urspezies,  sondern  erst  werdende  oder  gewordene 
Spezies  aus  einer  einfachen  Stammform,  i^lan  sieht  hieraus  recht,  wie 
vieldeulig  die  oft  besprochenen  Verschiedenheiten  des  Menschen-Ge- 
schlechts in  Belüg  auf  Ursprung  und  Slammverwandlschaft  aufgefasst 


und   der  Katnrgcschichte  des  Mensclun  im  Jahre  1859.  11 

>>erden  können  ,  ein  klares  Beispiel  von  der  hier  \valtenden  Man- 
jjelliafligkeit  der  Erkeuntniss,  welche  jeden  sieheien  Abschluss  dieses 
der  ^Vissenschaft  noch  völlig'  unzugänglichen  Prübleins  unmöglich 
macht.  jMag  man  sich  die  Entstehung  des  i^lenschen  unter  dem  I>c- 
grifie  der  Schöpfung  oder  der  Generalio  aequivoca  aus  blossen  INa- 
tnrkräften  denken,  so  A\ird  man  gestehen  müssen,  dass  jede  der  bei- 
den Annahmen  einer  naturwissenschaftlichen  Analyse,  jeder  irgend 
klaren  Voislellung,  welche  Vorgänge  man  sich  dabei  zu  denken  habe, 
unnahbar  ist. 

Unter  den  allgemeinen  Werken,  welche  im  vorigen 
Jahre  über  die  Naturgeschichte  des  Menschen,  dieselbe  melir 
als  einen  Theil  der  Länder-  und  Völkerkunde  behandelnd, 
erschienen  sind,  verdienen  genannt  zu  werden  . 

Dr.  Maximilian  Perty,  Prof.  in  Bern,  Grundzüge 
der  Ethnographie.  Leipzig  nnd  Heidelberg  1859. 

Ein  recht  brauchbarer  und  übersichtlicher  Grundriss  mit  ein- 
zelnen Holzschnitten.  Der  Verf.  geht  auch  auf  die  Culturgeschichte 
und   allgemein   statistische   Verhältnisse    ein. 

J.  J.  d'Omalius  d"lIalloy  des  races  humaines  oii 
elcments  d'ethnographie.  4.  edit.     Paris  1859. 

R.  G.  Latham,  Descriptive  Ethnology.  Vol.  L  Easlern 
and  Northern  Asia,  Europe.  Yol.  IL  Europe,  Africa,  India. 
London  1859. 

Dr.  F.  Pruner  Bey:  Der  Mensch  im  Räume  und  in 
der  Zeit  (physisch,  sprachlich,  geschichtlich).  Eine  ethno- 
graphische Skizze.     München  1859.  4.  mit  4  lith.  Taleln. 

Diese  interessante  Schrift  ist  bei  Gelegenheit  des  100jährigen 
Jubiläums  der  Akademie  der  AVissenschaftcn  in  München  vertheilt 
worden  (1859).  Sie  enthält  ebenso  geistvolle  allgemeine  Betrach- 
tungen, als  mehrere  neue  Einzelnheiten,  Erfahrungen,  die  sich  auf 
des  Verf.  langen  Aufenthalt  im  Orient  beziehen.  So  z.  ß.  beobach- 
tete der  Verf.  ähnliche  Fettwucherungen  am  Gesässe,  wie  man  sie  von 
Ilottentoltinen  kennt,  auch  bei  Frauen  vom  Dinkastamme  und  des  Cor- 
dofan,  \>ie  sie  Dr.  Barth  selbst  bei  vielen  Berberfrauen  beobachtete. 
Ebenso  fand  Bruner  die  büschelförmigen  Haarquasten  der  Hotten- 
totten bei  vielen  Ost  -  Afrikanern ,  also  allgemeiner,  als  man  bisher 
glaubte.  Feuerrothes  Haar  fand  B.,  wenn  auch  selten,  bei  INegern 
im  alten,  wie  neuen  Egypten,  ohne  den  pathologischen  Albinismus, 
der  bei  IXegern  seit  lange  bekannt  ist.  Auf  die  sprachlichen  Bemer- 
kungen des  Verf.s  können  v.ir  hier  nicht  eingehen.  Bei  Gelegenheit 
der  ffcoloffischcn  Verbreituno"  menschlicher  Knochen  und  dem  Vorkom- 
men  eigenlhümlicher  Schädel   in  allen  Gräbern  kommt  Verf.  noch  ein- 


12         Wagner:  Bericht  üb.  d.  Arbeiten  in  d.  al!g.  Zoologie 

mal  auf  die  physischen  Verhältnisse  der  Kopien  und  schreibt  allen 
entschieden  gekräuseltes,  nicht  schlichtes  Haar  zu  und  hält,  der  allge- 
meinen Ansicht  gegenüber,  die  christlichen  Kopten  für  weniger  ge- 
mischt, als  die  islamitischen  Landbebauer,  die  entschieden  mehr  ara- 
bisches Blut  haben,  als  jene.  „Fest  steht"  sagt  der  Verf.  8.44  „durch 
den  monumentalen  Befund,  dass,  so  weit  die  Denkmäler  einzelner 
Kationen  zurückreichen  ,  jede  durch  ein  eigenthümliches  physisches 
Gepräge  sich  kennzeichnet  ,  und  dass  von  einer  jeden  sich  noch 
Nachkommen  finden,  welche  ihren  Stammältern  ähnlich.  Der  Anhang 
bringt  mit  Abbildungen  einen  1^'und  aus  Stein  -  Säigen  im  alten  allo- 
brogisch-keltischen  Gebiete,  einem  Kieshügel  am  Genfer-See ;  es  fand 
sich  hier  ein  schiefzäh  niger  rachenförmiger  I.angschädel  (doch 
ist  der  Prognathismus  nach  der  Abbildung  zu  urtheilen  nicht  auf- 
fallend, Ref.),  ein  Kurzschädel  und  ein  Mischlingsschädel,  bra- 
chycephalisch  ;aber  prognathisch  nach  Angabe  des  Verf.  (Ref.  kann 
nach  der  Abbildung  einen  auffallenden  Prognathismus  nicht  finden). 
Maasse  in  Millimetern  sind  beigefügt.  Als  Schlussfolgerungen  stellt 
der  Verf.  zuletzt  fünf  Sätze  zusammen,  als  Ergebnisse  seiner  Unter- 
suchungen. Es  sind  folgende  in  etwas  abgekürzter  Blittheilung  :  1) 
Der  Mensch  bildet  durch  sein  Aeusseres,  seine  Sprache,  seine  Ge- 
schichte ein  eigenes  Reich.  2)  Die  sogenannten  Menschenrassen  müs- 
sen als  Varietäten  betrachtet  werden.  3)  Die  Species  des  Thierrei- 
ches  hat  eine  ganz  verschiedene  Unterlage  und  ihr  Begriff  ist  auf 
den  Menschen  nicht  anwendbar.  4)  Je  weiter  njan  in  die  Vergan- 
genheit zurückgeht,  desto  mehr  gleichen  sich  die  menschlichen  Ty- 
pen. 5)  Der  arische,  mit  dem  ovalen  Schädel  ist  wohl  geschichtlich 
der  jüngste. 

Der  seitdem  verstorbene  Direktor  des  statistischen 
Bureaus  in  Berlin,  Professor  Dieter  ici  hat  als  letzte  Ar- 
beit eine  Statistik  über:  Die  Bevölkerung  der  Erde  nach 
ihren  Totalsummen,  liassenyerschiedenheiten  und  Glaubens- 
bekenntnissen in  Petermanns  geographischen  Millheilungcn 
für  1859.  Kel't.  1  publicirt. 

Darnach  befinden  sich  unter  den  etwa  1300  Millionen  Menschen 
der  Erde  1026  Millionen  Dolichocephalen  und  262  Millionen  Brachy- 
cephalen ,  wenn  man  die  Völker  nach  dem  Retzius'schen  Prinzipe 
Ulassifizirt.  JNach  der  Blumenbach'schen  Eintheilung  gehören  522  Mil- 
lionen zur  Kaukasischen,  522  Millionen  zur  31ongolischcn ,  196  31il- 
lionen  zur  Aelhiopischen  ,  1  Million  zur  Amerikanischen,  200  Mil- 
lionen zur  Malayischen  Hasse  oder  in  Prozenten  sind  von  der  Bevöl- 
kerung der  Erde :  28,85  Kaukasisch,  40,61  Mongolisch,  15,38  Malayisch, 
15,08  Afrikanisch,  0,08  Amerikanisch.  Begreiflicher  Weise  können 
solche  Angaben,  namentlich  über  fremde  Erdtheile    nur  sehr  unsicher 


und    der  Naturgeschichte  des  Menschen  im  Jahre  1859.  13 

sein.  Einige  Angaben  sind  aber  so  handgreiflich  unrichtig  ,  wie  die 
viel  zu  geringe  Zahlen-Annahmen  für  die  Amerikanische  Rasse,  dass 
man  nicht  begreift,  wie  der  Verf.  sie  aufstellen  konnte. 

Als  von  allg-emeinem  Interesse  nennen  wir  auch; 

Wappaeus,  Prof.  in  Göttingen,  Allgemeine  Bevöl- 
kerungsstatistik.    Leipzig  1859. 

Von  dem  reichen  Material ,  was  die  österreichische 
jNovara-Expedition  von  ihrer  Welt-Umsegelung,  vorzüglich 
durch  die  Verdienste  Dr.  Carl  Scherzer's,  beobachtet 
oder  mitgebracht  hat,  und  w  ovon  eine  im  nächsten  Jahres- 
berichte zu  erwähnende  eben  jetzt  stattfindende  Ausstellung 
zu  Triest  eine  Uebersicht  giebt,  ist  zunächst  veröffentlicht 
worden:  lieber  Körper -Messungen  als  Behelf  zur  Dia- 
gnostik der  Menschen  -  Ragen  von  Dr.  Carl  Scherzer 
und  Dr.  Ed  uar  d  Seh  warz  in  den  Mitth eilungen  der  K. 
K.  geographischen  Gesellschaft  f.  1859. 

Diese  kleine  Schrift  enlhäft  interessante  einleitende  Bemerkun- 
gen über  das  trügerische  der  äusseren  Merkmale  beim  blossen  An- 
blick fremder  Völker,  wo  solche  Verhältnisse,  wie  Kleidung,  Art  das 
Haar  zu  tragen  u.  s.  w.  die  grössten  Täuschungen  bringen.  Die  der 
Zöpfe  beraubten  Chinesen  in  den  Gefängnissen  von  Hongkong,  na- 
mentlich vom  Stamme  der  Hakkas,  mit  ihrem  gedrungenen  kräftigen 
Körperbaue,  den  schön  geformten,  gebogenen  (langen,  geraden)  Nasen 
und  einer  fast  gar  nicht  spezifisch  chinesischen  Augenstellung  glichen 
so  gewissen  plebejischen  Figuren  aus  unseren  unteren  Ständen,  dass 
sie,  europäisch  gekleidet  ,  sich  mit  den  meisten  Menschen  in  Berüh- 
rung setzen  könnten  ,  ohne  jemals  für  Chinesen  erkannt  zu  werden. 
Bei  den  schöner  geformten  Tartaren  war  die  Täuschung  noch  frappan- 
ter. Umgekehrt  fanden  beide  Mitglieder  der  nautischen  Expedition 
katholische  und  protestantische  Missionare,  mit  chinesischem  Kopf- 
haar und  Zopf,  so  wie  chinesischer  Kleidung,  häufig  von  eigentlichen 
Chinesen  nicht  unterscheidbar.  Dr.  Med  hurst  reiste  auf  diese  Weise 
viele  Monate  im  Inneren  China's,  ohne  erkannt  zu  werden  oder 
den  geringsten  Verdacht  zu  erregen.  —  Was  die  Prinzipien  der  Mes- 
sung betrifft,  so  bedienten  sich  die  VerfT:  des  Bandmaasses,  des  Ta- 
ster -  Cirkels  und  anderer  einfachen  Instrumente  und  sie  führten  an 
jedem  Individuum  78  Messungen  aus,  von  denen  sich  80  auf  den 
Kopf,  19  auf  den  Stamm,  21  auf  die  oberen  und  unteren  Extremitä- 
ten beziehen  ,  welche  in  der  Schrift  einzeln  verzeichnet  sind.  Aus- 
serdem stellten  sie  allgemeine  Beobachtungen  nach  folgenden  Rubri- 
ken zusammen  :   ISame,  Geschlecht,  Geburtsland,  Beschäftigung,  Art  und 


14         Wagner:  Bericht  üb,  tl.   Arbeiten  in  d.  allg.  Zoologie 

Stärke  des  Bartes,  Alter,  Farbe  der  Haare,  der  Augen,  Zahl  der  Puls- 
schlage,  Gewicht,  Dynamometer  (für  Druck-  und  Hebekraft),  Höhe. 
Es  wäre  schon  sehr  viel  für  die  vergleichende  Anthropologie  gewon- 
nen, wenn  bei  den  Reisen  in  fremde  Erdtheile  die  Erforschung  die- 
ser Elemente  der  Völkerbeschreibung  ernstlich  in  Angriff  genommen 
werden  würde. 

Von  grosser  Wichtigkeit  ist  auch  die  Anwendung  der 
Photographie  für  die  Rassenbilder. 

In  Petermann's  geographischen  Mittheilungen  für  1859 
Heft  4  sind  drei  recht  gute  Photographicen  von  Eingebor- 
nen  von  Süd-Australien  gegeben. 

Noch  wichtiger  ist  die  Abnahme  von  Gypsmasken. 
Die  Gebrüder  Seh  la  gi  n  t  weit  haben  auf  ihren  ostindi- 
schen Reisen  solche  Abgüsse  bei  Eingebornen  gemacht  und 
davon  verkäufliche  galvanoplastische  Abformungen  anferti- 
gen lassen.  Noch  ist  von  den  Schlagintweitschen  For- 
schungen in  Bezug  auf  Ethnographie  uns  nichts  näheres 
bekannt  geworden ,  was  wir  für  diesen  Jahresbericht  ver- 
werthen  könnten. 

Von  der  grössten  Bedeutung  für  die  Rassenlehre  über- 
haupt und  insbesondere  die  schwarzen  Rassen  Australiens 
und  der  Südsee  sind  die  beiden  bereits  oben  benutzten  Ab- 
handlungen von  K.  E.  von  Baer  in  den  Memoires  de 
l'Academie  de  St.  Petersbourg,  Sc.  nat.  Tom.  VIII,  die  auch 
einzeln  im  Buchhandel  zu  haben  sind  : 

Crania  selecta  ex  thesauris  anthropologicis  academiae 
imperialis  petropolilanae  cum  tab.  XVI  lithogr. 

Vortreffliche  Abbildungen,  meist  von  mehreren  Seiten  von 
Schädeln  von  Papuas,  Alfuren,  Kalmücken,  Chinesen,  Bewohnern  von 
Unalaschka. 

Ueber  Papuas  und  Alfuren.  Ein  Commentar  zu  den 
beiden  ersten  Abschnitten  der  vorigen  Abhandlung. 

Eine  meisterhafte  Kritik  und  Zusammenstellung  alles  dessen, 
was  wir  in  Betreff  der  schwarzen  Rassen  der  Südsee  wissen,  wobei 
die  anmuthige  Skepsis  und  der  Humor  des  Verfassers  ,  den  wir  aus 
seinen  Studien  am  Caspischen  Meere  kennen,  Licht  und  Ordnung  in 
das  Chaos  der  Mittheilungen  von  Seefahrern  und  Naturforschern  bringt, 
so  weit  diess  in  einem  so  mangelhaft  durchforschten  Gebiete  möglich 
ist.  Ehe  eine  irgend  begründete  Ueberzeugung  über  Ursprung  und 
Verbreitung  der  Südsee -Neger  zu    gewinnen   ist,    erscheint    es  noth- 


und  der  Kalurgesrhichte  des  Mcnsclien  im  Jahre  1859.  15 

wendig,  die  dunklen  Volkerresle  in  Indien,  aber  anch  die  Bewohner 
von  Ost -Afrika  und  besonders  von  Madagascar  genauer  zu  beob- 
achten, sowohl  in  Hinsicht  der  Körper- Bildung  als  der  Sitten  und 
Sprachen.  Des  Verfassers  Untersuchungen  führen  zunächst  auf  zweierlei 
Typen,  die  ihren  Ausgangspunkt  in  Neu -Guinea  haben,  von  denen 
der  erste  oder  der  eigenliche  Papua- Stamm  entschiedenere  Neger- 
Aehnlichkeit  hat,  als  der  zweite,  der  sich,  besonders  im  Schüdelbaue, 
aber  auch  im  Gesichte,  sehr  den  Keuholländern  nähert  und  von  ihnen 
beinahe  nur  durch  das  krause  Ilaar  auffallend  sich  unterscheidet,  das 
man  nur  in  benachbarten  und  sehr  beschränkten  Gegenden  Neuhollands, 
wo  man  Einwanderungen  von  den  Torres  -  Inseln  vermuthet,  in  ge- 
drehten Troddeln  herabhängen  sieht.  „Wir  bleiben  also,  sagt  der 
Verf.,  bei  unseren  zwei  Typen  stehen.  Dem  ersteren  wird  man  wohl 
den  Namen  Papua  bewahren  müssen  ,  weil  dieser  Name  ursprünglich 
dem  westlichen  Küstenvolke  gegeben  und  diesem  nicht  entzogen  ist. 
Für  den  anderen  Typus  müsste  man  einen  eigenen  Namen  erfinden, 
wenn  man  nicht  den  der  Alfuren  beibehalten  will.  Ich  schlage  die 
Beibehaltung  desselben  vor,  denn  man  hat  doch  lange  genug  die  Be- 
wohner des  Inneren  der  Westhälfte  von  Neu-Guinea  Alfuren  genannt. 
Um  sie  von  anderen  Volksresten  im  Indischen  Archipel  zu  unter- 
scheiden, kann  man  sie  Alfuren  von  Neu-Guinea  oder  Alfuren-Papuas 
nennen.  Auch  würde  man  sich  darin  dem  in  ßalavia  noch  fortge- 
henden Gebrauche  anschliessen.  Man  hätte  nur  die  hinge  für  richtig 
gehaltene  Meinung ,  dass  die  Alfuren  schlichtes  Haar  haben  als 
falsch  anzuerkennen  und  zu  berücksichtigen  ,  dass  viele  der  Papua- 
Sklaven  in  der  Indischen  Welt  Alfuren-Papuas  sind.  Die  von  Les- 
son  und  Hombron  gebrauchte  Benennung  Andamanen,  würde  ich 
verwerfen,  so  lange  nicht  erwiesen  ist,  dass  die  Küsten-Papuas  ihre 
Nachbaren  vom  Innern  so  nennen,  wie  Lesson  andeutet,  was  aber 
kein  anderer  Beobachter  erfahren  hat,  oder  bis  nachgewiesen  ist,  dass 
die  Bewohner  der  Andamanischen  Inseln  diesem  Typus  angehören. 
Eine  solche  Uebereinstimnuing  mit  jenen  Insulanern  geht  aber  aus 
keiner  der  mir  zugänglichen  Beschreibungen  der  letzteren  bestimmt 
hervor,  obgleich  sie  auch  nicht  für  das  Gegentheil  sprechen.  Es  ist 
dagegen  ein  anderer  Best  eines  schwarzen  kraushaarigen  Volkes, 
Orang-Samang  oder  Semang  genannt,  das  im  Innern  der  Halbinsel  Ma- 
lakka lebt  und  in  mehrere  Tribus  sich  theiit,  in  neuerer  Zeit  so  be- 
schrieben, dass  ich  dieses  Volk  für  übereinstimmend  mit  den  Alfuren 
Neu-Guineas  zu  erklären  sehr  geneigt  bin.  Herr  Logan  (bei  Earl, 
the  Papuans)  ,  der  Samang's  beobachtete,  sagt:  „der  Kopf  ist  klein, 
dachförmig  (ridged  ,  mit  Firste  versehen)  ,  das  heisst ,  er  erhebt  sich 
über  der  Stirn  in  Form  eines  stumpfen  Keils,  der  Hinterkopf  ist  ge- 
rundet und  etwas  anschwellend  (swelling)  ;  die  Stirn  klein,  niedrig  (?) 
und  merklich  schmaler,  als  die  Wangengegend,  die  Augenbraunbogen 


Iß         Wagner:   Bericht  üb.  d.  Arbeilen  in  d.   allg.  Zoologie 

stark.  Das  Haar  ist  spiralig  ,  nicht  wollig  und  wächst  dicht  in  Bü- 
scheln." Der  rücken-  oder  dachförmige  Scheitel  ist  es  besonders, 
wodurch  unser  zweiter  Typus  charakterisirt  wird.  Dieselbe  Form 
des  Schädels  charakterisirt  auch  den  Schädel  der  Keu-Holländer  und 
bei  diesen  läuft  nicht  selten  eine  wirkliche  Firste  oder  ein  scharfer 
Kiel  der  Länge  nach  dem  Scheitel  fort.  Die  Keuholländer  haben  aber 
nach  übereinstimmenden  Berichten  schlichtes  Haar  oder  ganz  schwach 
gelocktes  —  mit  einziger  Ausnahme  einiger  kleinen  Stämme  der 
IVordküste,  z.  B.  der  Kowraregas  und  ähnlicher,  welche  man  deshalb 
als  von  einer  Vermischung  der  Papuas  mit  den  Neuholländern  ab- 
stammend betrachtet.  Deswegen  wird  man  die  Binnen  Völker  von 
JN'eu-Guinea  ,  für  welche  wir  den  Namen  Alfuren  beizubehalten  vor- 
schlagen, ungeachtet  der  Aehnlichkeit  ihres  Schädelbaues  mit  den  Be- 
wohnern von  Neuholland,  dennoch  zum  Hauptstamme  der  Papuas  zu 
rechnen  haben." 

Von  besooderem  Interesse  istBaer's  Kritik  der  Haare  der  Pa- 
puas, wo  er  zeigt,  wie  unbestimmt  die  Angaben  und  Begriffe  über 
das  „Wollhaar"  sind.  Baer  stellt  das  Schlussresultat  über  das  Pe- 
rückenhaar der  Papuas  in  folgender  Weise  zusammen :  „Der  grosse 
Quasten-Kopf,  durch  den  die  Küstenpapuas  so  auffallend  sind,  beruht 
nur  darauf,  dass  dieses  in  viele  Spiralen  gedrehte  Haar  ausgekämmt 
wird,  und  dass  die  einzelnen  Locken  gelöst  werden.  Natürlich  giebt 
diess  nun  einen  ganzen  Ballon  von  Haaren,  die  sich  gegenseitig  hal- 
ten.    Man  kann  die  Merino-Wolle  ebenso  auskämmen." 

lieber  den  Schädelbau  der  Rhätischen  Romanen  von  K. 
E.  V.  Baer,  g-elesen  am  24.  Juni  1859  in  der  St.  Peters- 
burg-er  Akademie   (Bulletin.  Neue  Reihe  Tome  I.  p.  38). 

Ein  Graubündtner  Schädel  in  der  Sammlung  des  anatomischen 
Museums  in  Basel  von  ausserordentlicher  Kürze  und  Breite  des  Hin- 
terhaupts erregt  des  Verf.'s  Aufmerksamkeit  im  hohen  Grade;  die 
grösste  Breite  des  Schädels  war  nur  um  3  Linien  geringer,  als  die 
grösste  Länge.  Diess  bewog  v.  Baer,  selbst  nach  Graubündten  zu 
reisen.  Schon  auf  der  Reise  nach  der  Schweiz  fiel  ihm  auf,  dass  der 
Schädel  des  Allemanischen  Stammes  im  Allgemeinen  breiter  erscheint, 
als  der  des  Franken  oder  Sachsen.  Im  Dorfe  Churwalden,  vielmehr 
aber  noch  im  Dorfe  Ems  fand  B.  in  den  Beinhäusern  der  Kirchhöfe 
zum  Theil  ungemein '  breite  Schädel,  mit  weit  hinter  den  Ohr-Üeff- 
nungen  liegenden  tubera  parietalia,  welche  B.  ungemischten  Roma- 
nen zuschreibt;  darunterkommen  aber  Mischungen  mit  germanischem 
Typus  vor.  B.  benutzt  diesen  Fund  zu  einer  umfangreicheren  ethno- 
graphischen Untersuchung  mit  vorzüglicher  Rücksicht  auf  die  mögliche 
Lösung  einer  grossen  und  tiefgreifenden  historischen  Frage,  der  näm- 
lich: über  die  ursprünglichen  Bewohner  Europa's  vor  dem  Einrücken 


und  der  Katurgeschichte  des  Menschen  im  Jahre  1859.  17 

der  Indo- Europäischen  oder  Arischen  Völker.  Der  Verf.  geht  auf 
die  Frage  zunächst  ein,  in  wie  ferne  nian  die  Rhatier,  nach  einer 
Stelle  bei  Plinius,  als  eine  Colonie  oder  einen  Zweig  der  alten  Etru- 
rier  betrachten  könne,  die  Retzius  unter  die  Brachycephalen  zählt, 
während  die  Schädel  aus  Etruskischen  Gräbern  in  der  Blumenbach'- 
schen  Sammlung,  in  Paris  und  die  neuerdings  von  Maggionari  in 
Rom  abgebildeten  dolichocephalisch  sind.  Er  zeigt  schliesslich,  dass 
schon  in  Etrurien  sich  zwei  ursprünglich  heterogene  Nationalitäten 
mischten  ,  wie  die  alten  stammverwandten  Rhätier  Mischungen  mit 
Kelten  eingingen  ;  Keltische  Stämme  drangen  höchst  wahrscheinlich 
unter  Gallischer  Herrschaft,  wie  in  Nord-Italien,  so  auch  unter  die 
benachbarten  uralten  Gebirgsvölker  vor. 

Von  dem  mit  sehr  schönen  lithographirten  Tafeln  ver- 
sehenen Werke  :  Crania  britannica,  delineations  and  descri- 
ptions  of  the  Skulls  of  the  aboriginal  and  early  inhabitants 
of  the  british  Islands,  together  with  notices  of  their  other 
remains  by  Joseph  Barnard  Davis  and  John  Thur- 
nam.  London  printed  for  the  Subscribers  only  by  Taylor 
and  Francis.  Red  Lion  Court,  fleet  Street,  das  1856  be- 
gonnen wurde  und  auf  10  Decaden  berechnet  und  seitdem 
fortgesetzt  ist ,  werden  wir  eine  Ucbersicht  geben ,  wenn 
sich  der  Inhalt  mehr  nach  seinen  allgemeinen  Resultaten 
übersehen  lässt. 

lieber  die  Wogulen  östlich  vom  mittleren  Ural  zwi- 
schen dem  59°  und  69°  Breitengrade  giebt  A.  Ahlquist 
Mittheilungen  im  Bulletin  de  l'Acad.  de  St.  Petersbourg  XVI. 
1859,  davon  ein  Auszug  in  der  Zeitschr.  f.  allg.  Erdkunde. 
N.  Folge.  Bd.  6.  S.  222. 

Enthält  nur  wenige  für  uns  wichtige  Notizen.  Die  Wogulen 
sind  von  mittlerer  Körpergrösse  ,  meist  gedrungen  und  kräftig  ge- 
baut, mit  wenig  verstehenden  Wangenknochen,  breiter,  nicht  platter 
Nase,  dunkelbraunen,  nicht  selten  ganz  hellen  Haaren. 

Die  Schoho's  und  die  Beduan  bei  Massaua  von  Wer- 
ner  Hunzinger  Zeitschr.  f.  allg.  Erdkunde,  N.  F.  Bd.  6. 

S.  89. 

Interessant,  weil  es  die  Bewohner  der  Trümmer  zweier  alten 
Reiche  sind,  das  des  äthiopisch- christlichen  der  Königin  von  Saba 
und  des  mohamedanischen  der  Völker  von  Adel  ,  das  diesem  folgte. 
Die  Ursitze  dieser  abyssinischen  Volksreste  kennt  man  nicht.  Die 
Soho's  sind  ihrer  Sprache  nach  den  Somaulis  und  Gallas  verwandt, 
ihre  Farbe  dunkelbraun  bis  schwarz,  ihre  Physiognomie  wenig  neger- 
Archiv.  f.  Naturg.  XXVI.  Jahrg.  2.  Bd.  B 


18         Wagner:  Bericht  üb.  d.  Arbeiten  in  d.  allg.  Zoologie  etc. 

artig,  nur  die  Haare  wie  grobe  Schafwolle.  Die  anstossenden,  nörd- 
licher wohnenden  Beduan  geben  ein  rechtes  Bild  von  einem  Misch- 
lingsvolk. Sie  sind  der  Farbe  nach  Afrikaner,  im  Ganzen  schwarz 
doch  mit  vielen  Nuancen,  ohne  je  die  ächte  Negerfarbe  zu  erreichen  ; 
der  Physiognomie  nach  sind  es  Kaukasier,  der  Sprache  nach  Semiten. 
Sie  haben  lange  gerade  Nasen  mit  hoher  Stirne;  besonders  die  Frauen 
haben  sehr  regelmässige  ,  schöne  Gesichtszüge  —  ganz  griechische 
Formen.  —  Form  der  Haare  wird  nicht  angegeben. 

Notes'sur  les|  negres  de  l'Ethiopie  ecrites  dememoire  et 
adressees  par M.  A n t o i n e  d'A bbadie  äM.  de  Quatre- 
fages.  Bulletin  de  la  Soc.  de  Geographie  Tome XVII.  p.  170. 

Das  Studium  des  Ursprungs  der  Neger  veranlasste  den  Verf. 
zur  Reise,  deren  wenigstens  hier  niedergelegte  ungemein  dürftige 
Resultate  sich  nur  auf  einige  Mittheilungen  über  die  Farben  der  Ne- 
ger beziehen,  über  deren  Formen  er  später  zusammenhängendere 
Mittheilungen  verspricht. 

Wir  schliessen  diesen  Bericht  mit  einer  museographi- 
schen  Abhandlung:  Nachrichten  über  die  ethnographisch- 
craniologische  Sammlung  der  Kaiserlichen  Akademie  der 
Wissenschaften  zu  St.  Petersburg  vom  Akademiker  v.  Baer. 
Bulletin  de  la  Classe  physico  -  mathematique  de  l'Ac.  etc. 
Tom.  XVII.  No.  12,  13,  14. 

Wie  alles,  was  aus  dieser  Feder  kommt,  immer  viel  vortreffli- 
chea  enthält  ,  so  auch  dieser  Aufsatz  ,  der  die  anziehendsten  Bemer- 
kungen über  die  Grundprinzipien  der  vergleichenden  Anthropologie, 
deren  Beziehung  zur  Geschichte,  den  Werth  der  craniologischen 
Sammlungen  u.  s.  w.  enthält.  Die  Sammlung  ist  vorzüglich  angelegt 
worden,  um  Studien  über  die  Völker  des  weiten  russischen  Reiches 
und  deren  Ursprung  möglich  zu  machen;  sie  dehnt  sich  abe>  natür- 
lich auch  auf  andere  Völker  aus.  Die  Sammlung  enthält  bereits  über 
vierthalbhundert  Schädel  ,  welche  geographisch  geordnet  und  aufge- 
stellt sind,  nicht  nach  einem  craniologischen  Prinzipe  ,  unstreitig  die 
zweckmässigste  Art,  welche  ich  auch  für  die  Blumenbach'sche  Samm- 
lung gewählt  habe.  Der  Verf.  spricht  sich  vorzüglich  über  die  Noth- 
wendigkeit  eines  gemeinsamen  Messungsprinzips  aus,  zu  welchem 
Ende  er  im  Sinne  hatte,  einen  Congress  nach  Göttingen  ,  als  der 
Wiege  der  wissenschaftlichen  Naturgeschichte  des  Menschen  auszu- 
schreiben, worüber  ich  einiges  in  der  oben  angeführten  Anzeige  des 
Werkes  von  Waitz  mitgetheilt  habe.  Die  Ausführung  dieses  Planes 
dürfte  von  Wichtigkeit  für  die  Forlschritte  der  gesammten  Naturge- 
schichte des  Menschen  werden. 


Bericht  über  die   Leistungen  in  der  Naturgeschichte 
der  Säugethiere  während  des  Jahres  1859. 


Von 

Dr.  Reinhold  Mensel 

in  Berlin. 


In  Folge  einer  Aufforderung  des  Herausgebers  hat 
Referent  es  unternommen  ,  nachstehenden  Bericht  für  das 
Jahr  1859  zu  liefern.  Liegt  es  schon  in  der  Natur  der 
Sache,  dass  jeder  erste  Bericht  mehr  oder  weniger  lücken- 
haft sein  wird,  so  kann  der  gegenwärtige  um  so  weniger 
einem  solchen  Vorwurfe  entgehen,  als  in  Berlin  leider  ein 
fühlbarer  Mangel  an  der  hierher  gehörigen  Literatur  herrscht. 
Manche  wichtige  Arbeiten  mussten  daher  dem  Ref.  ganz 
unbekannt  bleiben,  namentlich  wenn  sie  in  auswärtigen 
Zeitschriften  erschienen  waren,  und  von  anderen  konnten 
nur  die  Titel  angeführt  werden,  da  Ref.  noch  nicht  Gele- 
genheit gehabt  hatte ,  sich  mit  ihrem  Inhalte  bekannt  zu 
machen.  Das  Uebergangene  soll  jedoch,  so  weit  es  mög- 
lich ist,  im  nächsten  Berichte  berücksichtigt  werden,  gleich 
wie  auch  jetzt  einige  Nachträge  aus  dem  Jahre  1858  ge- 
macht worden  sind,  ohne  aber  die  systematische  Anord- 
nung des  ganzen  Referates  zu  stören.  Gerne  hätte  Ref., 
gemäss  den  Forderungen  der  Wissenschaft,  auch  die  fos- 
silen Säugethiere  in  den  Kreis  seines  Jahresberichtes  gezo- 
gen ,  allein  der  diesem  vorgeschriebene  Raum  ist  zu  be- 
schränkt, um  eine  solche  Ausdehnung  zu  gestatten.  Es 
wird  daher  der  Bericht  über  die  Fortschritte  in  der  Natur- 
geschichte derselben,  von  dem  gegenwärtigen  Referate  ge- 
trennt, an  einem  anderen  Orte  erscheinen. 


20       Hensel:  Bericht  üb.  d.    Leistungen  in  d.  Katurgeschichte 

Als  das  seiner  Anlage  nach  für  die  Kenntniss  der 
Säugethiere  wichtigste  Werk  aus  vergangenem  Jahre  sind 
^Mammals  of  North  America.  Philadelphia  1859"  von  Spen- 
cer F.  Baird  zu  nennen. 

Das  Werk  zerfällt  in  zwei  Theile,  deren  erster  bereits  im 
Jahre  1857  unter  dem  Titel :  General  report  upon  the  mammais  of 
the  several  pacific  railroad  routes.  Washington  1857  erschienen  und 
jetzt  wieder  abgedruckt  ist.  Da  dieser  Theil  bereits  im  vorjährigen 
Berichte  besprochen  ist,  so  kann  bloss  auf  diesen  hingewiesen  wer- 
den. Der  zweite  Theil  führt  auch  den  besonderen  Titel :  Special  re- 
port upon  the  mammais  of  the  Mexican  Boundary.  Washington  !1859. 
Die  in  diesem  Theile  behandelten  Thiere  sind:  2  Fledermäuse  Ma- 
crotus  californica  (?)  Baird,  Vespertilio  pallidus  Leconte.  —  2  Insectiv  : 
ßlanira  Berlandieri  Baird,  ßl.  exilipes  Baird.  —  22  Carnivor :  Felis 
concolor  Linn.,  F.  on/a  ,  F.  pardalis,  F.  Eyra  Desm. ,  F.  Yaguarundi 
Desm.,  Lynx  rufus  Raf.  var.  maculatus,  Canis  occidentalis  var.  mexi- 
canus  und  var.  rufus  ,  C.  latrans  ,  Vulpes  virginianus  Rieh.  ,  Bassaris 
astuta  Licht.  ,  Putorius  frenatus  Aud.  et  Bach. ,  Mephitis  mesoleuca 
Licht.  ,  M.  varians  Gray,  M.  bicolor  Gray,  Taxidea  Berlandieri  Baird, 
Procyon  Hernandezii  Wagl.  var.  mexicana  St.  Hilaire,  Ursus  horribilis 
var.  horriaeus  Baird,  Ursus  cinnamomeus ,  Didelphys  virginiana,  D. 
californica  Bennet.  —  34  Nagethiere  :  Sciurus  limitis  Baird.  S.  ludo- 
vicianus  Custis ,  S.  carolinensis  ?,  S.  castanonotus ,  Tamias  dorsalis 
Baird,  Spermophilus  grammurus  Bach.,  Sp.  Couchii  Baird,  Sp.  tereti- 
cauda  Baird,  Sp.  mexicanus  Wagner,  Sp.  spilosoma  Bennett,  Cyno- 
mys  ludoviciamus  Baird  ,  Castor  canadensis  Kühl  ,  Geomys  Clarkii 
Baird,  Thomomys  umbrinus  Baird,  Th.  fulvus  Baird,  Dipodomys  Ordii 
Woodhouse  ,  D.  agilis  Gambel,  Perognathus  penicillatus  Woodhouse, 
P.  hispidus  Baird,  P.  flavus  Baird,  Mus  tectorum  Savi ,  Reithrodon 
megalotis  Baird,  Hesperomys  texanus  Woodhouse,  H.  sonoriensis  Le- 
conte ,  H.  eremicus  Baird ,  IS'eotoma  mexicana  Baird ,  N.  micropus 
Baird,  Sigmodon  Benlandiere  Baird,  Fiber  zibethicus  Cuv. ,  Lepus 
callotis  Wagl.,  L.  californicus  Gray,  L.  sylvaticus  Bachm.,  L.  Artemi- 
sia  Bachm.,  L.  Bachmani  Waterh.  —  1  Edent.  Dasypus  novemcinctus 
Linn.  —  7  Hufthiere  :  Dicotyles  torquatus  Cuv.  ,  Cervus  virginianus 
Boddaert,  C.  mexicanus  Gmel.,  C.  macrotis  Say,  Antilocapra  americana 
Ord.,  Ovis  montana,  Bos  americanus  Gmel.  Von  den  hier  aufgezähl- 
ten Thieren  sind  bloss  die  Fledermäuse  im  ersten  Theile  noch  nicht 
genannt  worden.  (Ungeachtet  seines  grossen  Fleisses  muss  man  dem 
Verf.  den  Vorwurf  machen  ,  die  Literatur  und  Fauna  der  allen  Welt 
zu  wenig  berücksichtigt  zu  haben.  Daher  auch  die  Diagnosen  na- 
mentlich der  Thiere  ,  bei  denen  eine  Vergleichung  mit  Formen  der 
alten  Welt  hätte  stattfinden  müssen,  trotz  der  langen  und  sorgfältigen 


der  Säugethiere  während  des  Jahres  1859-  21 

Beschreibungen  an  einer  Unbestimmtheit  leiden,  die  sie  unbrauchbar 
macht.  Sie  sind  in  vielen  Fällen  eigentlich  bloss  kurze  Beschrei- 
bungen der  äusseren  Erscheinung.  Hätte  z.  B,  der  Verf.  für  die  Dia- 
gnose des  Vulpes  fulvus  nicht  bloss  eine  schottische  Füchsin,  sondern 
die  zahlreichen  Exemplare  in  den  Europäischen  Museen  verglichen 
oder  auch  nur  das  gekannt,  was  durch  Pallas  und  Andere  über  die 
rothen  Füchse  Sibiriens  gesagt  worden  ist,  so  wäre  er  sicher  zu  dem 
Resultate  gelangt,  dass  bedeutendere  Grösse,  dichter  Pelz  und  rothe 
Farbe  nicht  unterscheidende  Merkmale  für  V.  fulvus  sind.  Ja  bei 
Lupus  ocridentalis  hat  der  Verf.  sogar  die  Diagnose  ganz  weggelas- 
sen, weil  ihm  doch  vielleicht  bekannt  gewesen  sein  mag,  dass  bei 
dem  Wolf  der  alten  Welt  genau  dieselben  Farbenunterschiede  vom 
dunkelsten  Schwarz  bis  zum  reinsten  Weiss  wie  bei  dem  Amerika- 
schen  Wolfe  vorkommen. 

Viel  geringer  an  Umfang  aber  durch  die  wissenschaft- 
lichen Resultate  wichtiger  für  die  Säugethierkunde  sind  die 
„Reisen  und  Forschungen  im  Amur -Lande  von  Leop.  v. 
S.chrenck.  ßd.  I.  Lief.  1.     St.  Petersburg  1858.« 

Der  Verf.  hat  sich  im  Sinne  der  MiddendorfF'schen  Schule  we- 
niger um  Aufstellung  neuer  Species  als  vielmehr  um  Ermittelung  der 
Grenzen  bemüht,  innerhalb  deren  die  Individuen  einer  Species  in 
Bezug  auf  Farbe  u.  s.  w.  variiren  können.  Ebenso  ist  die  geogra- 
phische Verbreitung  der  Säugethiere  mit  mustergültiger  Gründlichkeit 
bearbeitet.  Die  einzelnen  mehr  oder  weniger  ausführlich  behandel- 
ten Species  sind  :  Ursus  arctos  L.  ,  Ursus  maritimus  L. ,  Meles  Taxus 
Schreb.,  Gulo  borealis  Nilss. ,  Mustela  zibellina  L. ,  Mustela  sibirica 
Pall.,  Mustela  erminea  L.,  Mustela  vulgaris  Briss.,  Lutra  vulgaris  Erxleb., 
Lutra  (?)  aterrima  Pall.,  Enhydris  marina  Schreb.,  Canis  lupus  L., 
Canis  alpinus  Pall.,  Canis  vulpes  L.,  Canis  lagopus  L.,  Canis  procyo- 
noides  Gray,  Canis  familiaris  L.,  Felis  Lyn\  L.,  Felis  Tigeis  L.,  Felis 
Irbis  Müll.,  F'elis  domestica  Briss.,  Erinaceus  europaeus  L.,  Erinaceus 
auritus  Gmel. ,  Sorex  vulgaris  L. ,  Sorex  pygmaeus  Laxm. ,  Vespe- 
rugo  borealis  Kilss.  ,  Vespertilio  mystacinus  Leisl.,  Vespertilio  Dau- 
bentonii  Leisl.,  Plecotus  auritus  L.,  Pteromys  volans  L.,  Sciurus  vul- 
garis L.  ,  Tamias  striatus  L. ,  Tamias  uthensis  Pall.,  Arctomys  Bobac 
Schreb.,  Mus  decumanus  Pall.,  Mus  musculus  L. ,  Arvicola  amurensis 
nov.  spec.  Schrenck ,  Arvicola  rutilus  Pall.,  Arvicola  amphibius  L. 
Arvicola  saxatilis  Pall. ,  Arvicola  Maximowiczii  nov.  spec.  Schrenck, 
Siphneus  Aspalax  Pall.,  Castor  Fiber  L.  ,  Lepus  variabilis  Pall.,  La- 
gomys  hyperboreus  Pall.,  Sus  scrofa  L.  ,  ferus  und  domesticus,  Ovis 
montana  Desm.,  Ovis  aries  L.,  Antilope  crispa  Temni.,  Bos  taurus  L., 
Moschus  moschiferus  L.  ,  Cervus  capreolus  L. ,  Cervus  Tarandus  L., 
Ccrvus  Elaphus  L.  ,  Cervus  Alces  L. ,  Equus  caballus  L.  ,  Equus  asi- 


22        Hensel:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

nus  L. ,  Trichechus  Rosmarus  L. ,  Phoca  nummularis  Schlag. ,  Phoca 
barbata  Müll.,  Phoca  ochotensis  PalT. ,  Phoca  equestris  Pall.  ,  Otaria 
ursina  L. ,  Delphinapterus  Leucas  Pall.,  Balaenoptera  longiniana  Ru- 
dolphi,  Balaena  australis  Desmoul.  Die  wichtigsten  Resultate  werden 
im  speciellen  Theile  unseres  Berichtes  bei  den  einzelnen  Arten  auf- 
geführt werden. 

Tennent  hat  auf  Ceylon  (Ceylon  an  Account  of  the 
Island  etc.  Vol.  I.  160.  London  1859}  folgende  Säugethiere 
beobachtet  und  interessante  Mittheilungen  über  deren  Vor- 
kommen und  Lebensweise  gemacht. 

Presbytes  cephalopterus  Zimm.  ,  P.  ursinus  Blyth  ,  P.  Priamus 
Elliot  und  Blyth,  P.  Thersites  Blyth,  Macacus  pileatus  Shaw  und  Desm., 
Loris  gracilis  GeofF.,  Pteropus  Edwardsii  Geoff.,  P.  Leschenaultii  Dum., 
Cynopterus  marginatus  Hamilt.,  Megaderma  spasma  Linn.,  M.  lyra  Geoff., 
Rhinolophus  affinis  Horsf. ,  Hipposideros  murinus  Elliot,  H.  speoris 
Elliot ,  H.  armiger  Hodgs. ,  H.  vulgaris  Horsf.,  Kerivoula  picla  Pall., 
Taphozous  longimanus  Hardw.,  Scotophilus  Coromandelicus  F.  Cuv., 
S.  adversus  Horsf.,  S.  Temminkii  Horsf.,  S.  Tickelii  Blyth,  S.  Heathii, 
Sorex  coerulescens  Shaw.  ,  S.  ferrugineus  Kelaart,  S.  serpentarius  Is. 
Geoff.,  S.  montanus  Kelaart,  Fenoculus  macropus  Kelaart,  Ursus  labia- 
tus  Blainv. ,  Lutra  nair  F.  Cuv. ,  Canis  aureus  Linn.  ,  Viverra  indica 
Geoff.  Hodgs.  ,  Cynictis  Maccarthiae  Gray,  Herpestes  vitticollis  Renn., 
H.  griseus  Gm.,  H.  Smithii  Gray,  H.  fulvescens  Kelaart,  Paradoxurus 
typus  F.  Cuv.,  P.  ceylonicus  Pall.,  Felis  pardusLinn.,  F.  chaus  Güld., 

F.  viverrinus  Benn.,  Sciurus  macrurus  Forst.,  S.  Tennentii  Layard, 
S.  penicillatus  Leach,  S.  trilineatus  Waterh. ,  Sciuropterus  Layandii 
Kelaart ,  Pteromys  petaurista  Pall.  ,  Mus  bandicota  Bechst. ,  M.  kok 
Gray,  M.  rufescens  Gray,  M.  nemoralis  Blyth,  M.  Indiens  Geoff.,  M. 
fulvidiventris  Blyth,  Kesokia  Hardwickii  Gray,  Golunda  neuera Kelaart, 

G.  EUioti  Gray,  Gerbillus  indicus  Hardw.,  Lepus  nigricollis  F.  Cuv., 
Hystrix  leucurus  Sykes ,  Manis  pentadactyla  Linn.,  Elephas  indicus 
Linn.,  Sus  indicus  Gray,  S.  ceylonicus  Blyth,  Moschus  meminna  Eerxl., 
Stylocerus  muntjac  Horsf.  ,  Axis  maculata  H.  Smith  ,  Rusa  Aristotelis 
F.  Cuv.,  Halicore  Dugung  F.  Cuv. 

lieber  die  Lebensweise  mehrerer  Säugethiere  aus  Hin- 
dostanund  dem  westlichen  Himalaya  berichtet  L  eith  Adams. 
(Edinb.  philos.  Journ.  VlIL  1858.  p.  253—263.) 

Behandelt  werden  Felis  tigris ,  F.  pardus  L.,  unter  dessen  Va- 
rietäten auch  F.  uncia  erwähnt  wird,  Felis  pardachrous  Hodgson,  F. 
chaus  Güld.,  Cuon  primaevus  Hodgs.,  Vulpes  montanus  Gray,  —  eine 
ihm  verwandte  aber,  wenn  nicht  V.  flavescens,  wahrscheinlich  neue 
Art  glaubt  der  Verf.    in  Kaschmir  gefunden  zu  haben.  —  Martes  fla- 


der  Säugethiere   während  des  Jahres  1859.  23 

vigula  Bodd.,  Musl.  Putorius,  ürsus  isabelliniis  Horsf.,  Ursus  labiatus, 
Helarctus  tibetanus,  eine  kleinere  Varietät  desselben  findet  sich  in 
Pendschab;  Arctomys  bobac,  Kenias  Hodgsoni,  Capricornis  bubalina,  Ca- 
pra  jemlaica,  Harn.  Smith,  Capra  (Ibex)  himalayana  Blyth,  Capra  nie- 
gaceros  llutton.,  Ovis  Vignei  ßlyth,  Ovis  ammon  Linn.  ,  Ovis  nahoor 
Hodgs.,  Moschus  moschiferus,  Poephagus  grunniens,  Cervus  caschme- 
riensis  Falc,  Cervus  Muntjac  und  Asinus  Kiang. 

Aus  einer  von  B  ak  a  in  Süd-Malabar  gemachten  Samm- 
lung beschreibt  oder  erwähnt  B  I  y  th  folgende  Säugethiere. 
(Journ.  Asiat.  Soc.  Bengal.  1859.   p.  283—292). 

Presbytes  cucullatus  ,  Loris  gracilis  ,  ßhinolophus  affinis  (?) 
Hersf.,  Nyticejus  Temminkii ,  Yiverricula  malaccensis ,  Herpestes  fus- 
cus,  H.  griseus,  F.  celidogaster,  F.  bengalensis,  F.  chaus,  Lutra  Kair, 
Sorex  serpenlarius  Is.  (leolFr.,  S.  (?)  viridescens  n.  sp,,  eine  unbestimmte 
Talpa,  Pteromys  petaurista  Pall.  und  Sciuroptera  fuscocapilla  Jerdon, 
Sciurus  maximus  (?)  Schreber,  S.  albipes  n.  sp.,  P  lat  ac  anth  oniys 
lasiurus  n.  gen.  et  sp.,  eine  Maus,  vielleicht  eine  var.  von  M.  in- 
dicus,  Lepus  ruficaudatus  und  L.  nigricollis  ,  Cervus  oryzae  Kelaart, 
Kenias  hylocrius    Cyilby. 

Ueber  Säugethiere  aus  Tenasserim  von  Berdmore 
gesammelt  berichtet  Blyth  (1.  c.  p.  293— 298). 

Erwähnt  sind :  Macroglossus  niininius  Geoffr.,  Scotophilus  ful~ 
vidus  n.  sp.,  S.  coromandelicus  F.  Cuv. ,  Myolis  sp.  ? ,  Rhinolophus 
affinis  Horsf.  ,  Hylomys  pegucnsis  n.  sp.  ,  Talpa  leucura  Blyth,  Sorex 
nudipes  Blyth,  Sciurus  Keraudrenii  Lesson,  S.  Belangeri  Lesson,  Rhi- 
zoniys  sumatrensis  Raffl,,  Mus  rohustulus  n.  sp.,  M.  cinnamomeus  n.  sp., 
M.  flavescens  Gray  (var.?),  Mus  sp.  ?,  M.  nitidulus  n.  sp.  ,  M.  con- 
color  n.  sp.  ,  M.  hadius  n.  sp.  ,  M.  peguensis  n.  sp.  ,  H  apal  omys 
longicaudatus  n.  gen.  et  sp.  ,  Cervus  sp.  ?  (C.  frontalis  Cantor). 
Die  neuen  Arten  sind  im  speciellen  Theile  beschrieben. 

Nach  einem  Berichte  von  Blyth  (Journ.  Asiat,  soc. 
Bengal  1859.  p.  275)  wurden  von  Atkinson  auf  einer 
Reise  nach  Moulwein  folgende  Säugethiere  gesammelt: 

Macacus  carbonarius  Cuv.  (eine  örtliche  Varietät  desselben  ist 
M.  auratus  Geoffr.)  ,  der  sich  vielfach  ,von  Crustaceen  nährt.  Tupaja 
ferruginea  var.  peguensis,  Sciurus  bicolor  Sparm. ,  S.  chrysonotus 
Blyth,  S.  Phayrei  Blyth*,  S.  atrodorsalis  Gray,  S.  Barbei  Blyth,  Pte- 
romys cineraceus  Blyth. 

Ueber  die  Verbreitung  der  Säugethiere  auf  dem  Ma- 
laischen Archipel  berichtet  Wallace  (Proc.  Linn.  Soc. 
zoolog.  Vol.  IV.  p.  172). 


24         Hensel:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

Die  australische  und  indische  Region  sind  streng  geschieden, 
in  der  einen  bilden  Beutelthiere  den  grössten  Theil  der  Säugethiere, 
in  der  anderen  findet  sich  nicht  ein  einziges.  Auf  den  Molukken  und 
Celebes,  nicht  aber  auf  Java  und  ßorneo,  finden  sich  wenigstens  zwei 
Beutelthiergattungen  (Cuscus  und  Belideus).  Von  allen  Affen,  Car- 
nivoren,  Insektivoren  und  Wiederkäuern  des  Westens  finden  sich  nur 
die  Gattungen  Paradoxurus  und  Cervus  auf  den  Molukken.  Die  Sciu- 
riden  ,  so  zahlreich  im  Westen,  werden  auf  Celebes  nur  durch  zwei 
oder  drei  Species  vertreten,  weiter  östlich  fehlen  sie  ganz.  Süd- 
Amerika  und  Afrika  sind  in  Bezug  auf  ihre  Faunen  nicht  so  verschie- 
den wie  Asien  und  Australien.  Macacus  cynomolgus,  dessen  Verbrei- 
tung sich  bis  Lombock  und  vielleicht  bis  Timor  erstreckt,  findet  sich 
nicht  auf  Celebes.  Der  Hirsch  der  Molukken  scheint  eine  Varietät 
des  Cervus  rufus  von  Java  und  Borneo  zu  sein.  Neu-Guinea  bildet 
die  östlichste  Grenze  für  das  Gen.  Sus.  Celebes  bildet  einen  eigen- 
Ihümlichen  Distrikt  für  sich,  Cynopithecus,  Babirusa  und  Anoa  de- 
pressicornis  erinnern  nicht  an  Asien ,  sondern  an  Afrika.  Ein  Affe 
desselben  Genus,  vielleicht  dieselbe  Art,  kommt  noch  auf  der  kleinen 
Insel  Batchian  vor,  welche  somit  die  östlichste  Grenze  für  die  Ver- 
breitung der  Affen  bildet.  Eine  verwandte  Species  soll  sich  auch 
auf  den  Philippinen  finden. 

Ueber  die  Säugethiere  von  Kamienietz-Podolski  be- 
richtet Gustave  Belke  (Bullet.  Soc.  imp.  de  Moscou  1859. 
p.  24—107). 

Folgende  Arten  werden  behandelt:  Vesperugo  noctula  D.  ,  V. 
serotinus  Daub.,  V.  pipistrellus  Daub.  ,  V.  discolor  Natt.  ,  Plecotus 
auritus  L. ,  Talpa  europaea  L. ,  Sorex  fodiens  Pallas  (=  S.  leucodon 
Herm.),  Erinaceus  europaeus  L.,  Meles  taxus  Schrb.,  Mustela  foina  L., 
FoetorJus  putorius  L.  (=  F.  vulg.  Boisd.),  Foet.  lutreola  L.,  sehr  sel- 
ten, Canis  lupusL.,  C.  vulpes  L.,  Sciurus  vulg.  L.,  Spermophilus  gut- 
tatus  Temm.  ,  Myoxus  avellanarius  Desm.  ,  Mus  decumenus  Pall.,  Mus 
rattus  L.,  sehr  selten,  ölus  musculus  L.,  M.  sylvaticus  L.,  M.  agrarius 
Pall.,  M.  messorius  Shaw.,  Arvicola  arvalis  Pall.,  Cricetus  vulgaris  L., 
Spaiax  lyphlusPall.,  Lepus  timidus  L.,  sehr  selten,  Cerv.  capreolus  L., 
Sus  scrofa  aper  L. 

Wichtige  Nachrichten  über  die  Säugethierfauna  Ost- 
Sibiriens  verdanken  wir  auch  Rad  de  (Bullet.  Acad.  St.  Pe- 
tersburg XVII.  1859.  p.  170— 175  u.  301—303).  Da  jedoch 
die  Arbeiten  v.  Schrenck's  bereits  erschienen  sind,  so 
machen  sie  einen  Auszug  aus  des  Verf.  Beobachtungen 
überflüssig.  Zu  erwähnen  sind  bloss  die  genauen  Nach- 
sichten über  die  Eichhörnchen ,  welche  im  Ching-gan  vom 


der  Säugethiere  während  des  Jahres  1859.  25 

10.  Nov.  bis  zum  22.  Februar  ( alt.  Stil )  verschwunden 
waren  und  einen  Winterschlaf  hielten. 

In  den  Notizen,  welche  Frauen  fei d  über  die  Fauna 
Hongkong's  und  Schanghai's  gegeben  hat,  wird  von  Säu- 
gethieren  bloss  der  Kantschil  und  zwar  als  auf  Hongkong 
eingeführt  ,  erwähnt.  (Sitzungsberichte  d.  Wiener  Akad. 
1859.  XXXV.  p.  245.) 

Als  Bewohner  der  Andamanen  werden  ausser  Sus  an- 
damanensis  noch  verschiedene  unbestimmte  Fledermaus- 
arten angeführt,  so  wie  eine  Ratte,  welche  nicht  eingeführt 
ist,  eine  Maus,  wahrscheinlich  die  eingeführte  indische 
Hausmaus ,  Mus  manei ,  und  ein  kleines  Säugethier,  wahr- 
scheinlich ein  Tupaja.  Der  Schwanz  des  Sus  andamanensis 
ist  wie  bei  Porcula  salvania  Hodgs.  auf  einen  Höcker  re- 
ducirt.     (Journal  of  the  Asiat,  soc.   of  Bengal.  1859.  p.  271.) 

Von  Säugethieren  fand  der  Missionär  Füret  auf  den 
Lu-Tschu -Inseln  einige  Wildschweine  und  auf  der  Insel 
Kirima  eine  grosse  Menge  Hirsche.     (L'Institut  27.  p.  50.) 

Um  die  Priorität  der  Entdeckung  zu  sichern,  hat  Fit- 
zin ger  eine  Notiz  über  die  von  H  eugli  n  in  N.-O. -Afrika 
gesammelten  Säugethiere  veröffentlicht.  (Sitzungsber.  der 
Wien.  Akad.  1859.  XXXVI.  p.  345—348.) 

Heu  gl  in  wird  in  einer  Abhandlung,  welche  für  die  Sitzungs- 
berichte bestimmt  ist ,  eine  systematische  Uebersicht  der  Säugethiere 
N.-O. -Afrikas  geben,  während  eine  zweite,  für  die  Denkschfriften 
d.  Akad.  bestimmte  Abhandlung  eine  Beschreibung  theils  der  neuen, 
theils  der  nur  unvollkommen  bekannten  Säugelhier-Arten  jener  Län- 
der enthalten  wird.  Die  Bestimmung  der  Arten  hat  Fitzinge  r 
„einer  sorgfältigen  Prüfung  und  Durchsicht  unterzogen,  und  ihre  Be- 
schreibungen dem  neuesten  Standpunkte  der  Wissenschaft  gemäss  er- 
weitert," doch  möchte  Ref.  wünschen,  nicht  nach  dem  Principe,  wel- 
chem der  Verf.  bei  seinen  Untersuchungen  über  die  Rassen  der  Haus- 
thiere  gefolgt  ist.  —  Die  systematische  Uebersicht  wird  227  Arten 
Säugethiere  umfassen  und  zwar  10  Affen,  1  Halbaffen,  32  Chiropte- 
ren,  58  Raubthiere  incl.  4  domesticirlen.  48  Nagethiere,  2  Edentaten, 
13  Pachydermen  incl.  2  domesticirte ,  4  Einhufer  (2  wilde  und  2 
zahme),  33  wilde  und  20  zahme  Zweihufer,  1  Sirene  und  4  AVale.  — 
In  der  für  die  Denkschriften  bestimmten  Abhandlung,  welche  den  Titel 
„Beiträge  zur  Naturgeschichte  N. -0. -Afrikas  und  der  Nil  -  Quellen- 
Länder"  führen  wird,  sollen  18Säugethier-Arten,  14  neue  und  4  we- 


26         Hensel:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  Katurgeschichte 

nig  bekannte,  ausführlich  beschrieben  werden.  Unter  den  neuen  be- 
finden sich  1  Affe,  3  Chiropteren,  5  Raubthiere,  3  Nagethiere  und 
2  Zweihufer.  Die  4  wenig  bekannten  sind  Cynocephalus  porcarius 
Boddaert  (bisher  irriger  Weise  mit  dem  capischen  C.  ursinus  Pen- 
nant  verwechselt)  ,  Crocidura  Hedenborgi  Sundevall  ,  Orycteropus 
aethiopicus  Sundevall  und  Phatages  Temminkii  Smuts.  (Wie  durch 
eine  solche  vorläufige  Mittheilung,  nach  der  Ansicht  ihres  Verf.,  die 
Priorität  der  Entdeckung  gesichert  werden  soll  ,  vermag  Ref.  nicht 
einzusehen,  da  die  Priorität  erst  mit  Publication  der  Diagnosen  be- 
ginnt, und  hier  nicht  einmal  die  Namen  der  neuen  Arten  genannt  sind.) 
A.  Murray  hat  Beiträge  zur  Naturgeschichte  der 
Territorien  der  Hudsonsbai-Compagnie  geliefert,  den  Isten 
Theii  New  Edinb.  Journ.  Vol.  YII.  1858.  p.  189—211 ,  den 
2ten  1.  c.  Vol.  IX.  1859.  p.  210—220. 

Der  Verf.  beginnt  mit  dem  Renthier  ,  dem  eine  ausführliche 
Beschreibung  gewidmet  wird.  Alinder  ausführlich  sind  das  Elen  und 
der  Biber,  Castor  americanus  Brandt,  behandelt,  sehr  kurz  nur  Lepus 
glacialis  Leach,  Arctomys  empetra  Schreb.,  Fiber  zibethicus  Cuv.,  Mus 
leucopus  Rafin. ,  Scalops  canadensis  Cuv.?,  Sorex  parvus  Say ,  Sorex 
Forsteri  Rieh,  und  Lutra  canadensis.  Die  seither  erschienenen  Arbei- 
ten Baird's  machen  einen  Auszug  der  Untersuchungen  überflüssig, 
von  denen  bloss  zu  bemerken  ist,  dass  sie  ohne  hinreichendes  Ma- 
terial und  namentlich  ohne  Rücksicht  auf  die  entsprechenden  alt- 
weltlichen Arten  unternommen  sind,  so  ist  wohl  das  Renthier  Lapp- 
lands nirgends  aber  das  viel  grössere  sibirische  in  Betracht  gezogen 
worden. 

In  einer  Liste  der  Säugethiere  Irlands  (Journ.  Roy. 
Dublin  Sog.  Vol.  I.  1858.  p.  145  —  146)  werden  35  auf- 
gezählt. 

5  Fledermäuse,  4  Insektenfresser ,  7  Raubthiere,  3  Phoken,  8 
Nager,  1  Uufthier,  7  Cetaceen.  Auffallender  Weise  fehlt  Lepus  timi- 
dus  und  nur  L.  variabilis  und  cuniculus  sind  vorhanden,  doch  ver- 
dienen die  Bestimmungen  wenig  Vertrauen,  da  der  Baummarder  noch 
immer  als  Varietät  des  Hausmarders  betrachtet  wird.  Man  muss  alle 
osteologischen  Unterschiede  ignoriren,  um  einer  solchen  Ansicht  sein 
zu  können. 

Als  Säugethiere  des  Steigerwaldes  werden  von  Kr  ess 
in  dem  4.  Bericht  der  naturforsch.  Gesellschaft  zu  Bamberg 
1859.  p.  47  folgende  angeführt : 

Cervus  capreolus,  C.  Elaphus,  Sus  scrofa  (nur  bis  1813  Stand- 
wild, das  letzte  1829  erlegt),  Lepus  timidus,  Arvicola  amphibius,  A. 
arvalis,  A.  agrestis    (von  Blasius  bestimmt),    A.  glareolus,  Cricetus 


der  Säugethiere  Avährend  des  Jahres  1859.  27 

frumentarius ,  Mus  decuinanus  ,  M.  musculus,  M.  sylvaticus,  Myoxua 
avellanarius,  M.  nitela,  M.  glis,  Sciurus  vulgaris,  Vesperugo  noctula, 
V,  pipistiellus,  Vesperus  scrotinus,  Vespertilio  nuirinus ,  V.  mystaci- 
nus,  Plecotus  auritus,  Synotus  baibastellus,  Rhinolophus  ferruni  equi- 
num ,  R.  hippocrepis,  Talpa  euiopaea,  Sores  fodiens  ,  S.  vulgaris,  S. 
pygniaeus,  S.  Jeucodon,  S.  araneus,  Erinaceus  europaeus,  Felis  catus, 
Canis  vulpes  ,  Meles  taxus  ,  Mustela  martes  ,  M.  foina,  Foetorius  puto- 
rius,   F.  Ermineus,  F.   vulgaris,  Lutra  vulgaris. 

Als  Bewohner  des  Reisskofels  führt  Kohlmayer 
(Jahrbuch  des  Landesmuseums  von  Kärnthen  Heft  4.  p.  63) 
folgende  Säugethiere  auf: 

Erinaceus  europaeus,  Talpa  europaea,  Äleles  Taxus,  Ursusarctos, 
Mustela  martes,  M.  vulgaris,  Felis  catus,  Vulpes,  Sciurus  vulgaris, 
Mus  musculus,  Hypudaeus  arvalis,  Lepus  timidus,  L.  variabilis,  Myoxus 
glis,   Cervus  capreolus,  Antilope   rupicapra. 

Als  Zeichen  der  Zeit  haben  wir  das  bekannte  Werk 
D  a  r  w  i  n's  zu  erwähnen  :  On  the  Origin  of  species  by  means 
of  natural  selection  or  the  preservation  of  favoured  races 
in  the  struggle  for  life.  London  1859,  nach  der  zweiten 
Auflage  von  Bronn  „Charles  Darwin  über  die  Ent- 
stehung der  Arten  u.  s.  w.  Stuttgart  1860"  übersetzt.  Der 
dem  Referate  hier  zugewiesene,  beschränkte  Raum  gestattet 
nicht  eine  noch  so  kurze  Analyse  der  Epoche  machenden 
Arbeit  zu  geben,  obgleich  vieles  Wichtige,  die  Säugethiere 
betreifende  darin  enthalten  ist,  worüber  der  Leser  auf  das 
Werk  selbst  verwiesen  werden  muss.  Ref.  muss  sich  be- 
gnügen ,  dasselbe  als  die  Opposition  des  gesunden  Men- 
schenverstandes gegen  das  Dogma  von  der  Aufeinander- 
folge verschiedener  Schöpfungen  zu  bezeichnen.  Es  wie- 
derholen sich  die  Zeiten  des  Leonardo  da  Vinci,  Fracastoro 
und  Bernard  Palissy,  welche  einst  die  Kühnheit  hatten,  den 
Gelehrten  ihrer  Zeit  gegenüber  den  unorganischen  Ursprung 
der  Petrefacten  zu  läugnen. 

Als  den  vollständigsten  Gegensatz  zu  den  Bestrebun- 
gen Darwin's  müssen  wir  den  Versuch  Fitzinger's  be- 
trachten ,  die  Rassen  der  Hausthiere  auf  eine  Menge  ein- 
zelner Stammarten  zurückzuführen  (Sitzungsbcr.  d.  Wien. 
Akad.  1858  u.  1859). 

Der  Verf.  hat  bis  jetzt  die  Rassen  des  Pferdes,  des  Schweines, 
des  Schafes   und   der    Ziege   untersucht    und    ist    dabei  zu  Resultaten 


28         Hensel:    Bericht  üb.   d.  Leistungen   in  d.  Naturgeschichte 

gelangt,  welche  im  speciellen  Theile  an  den  betreffenden  Stellen 
angeführt  werden  sollen.  Ref.  glaubt,  dass  man  nur  auf  zwei  We- 
gen das  Ziel  erreichen  kann,  welches  dem  Verf.  vorschwebte,  ent- 
weder durch  historische  oder  zoologisch  -  anatomische  Untersuchun- 
gen. Allein  der  Verf.  hat  keinen  dieser  beiden  Wege  betreten  und 
giebt  auch  sonst  nicht  die  geringsten  Andeutungen,  wie  er  zu  seinen 
Resultaten  gelangt  ist,  so  dass  es  den  Anschein  gewinnt  als  seien 
diese  schon  vor  den  Untersuchungen  gebildet  gewesen.  So  wird  z.  B. 
vom  arabischen  Pferde  behauptet,  es  sei  als  ein  Abkömmling  der 
kurzhaarigen  oder  braunen  Abart  des  Tarpan  zu  betrachten  ,  allein 
vergebens  sucht  man  nach  einem  Beweise  oder  Grunde  dafür;  zwar 
folgt  mit  diesei'  Behauptung  eine  Beschreibung  des  arabischen  Pfer- 
des, allein  in  so  allgemeinen  Ausdrücken,  wie  sie  leider  noch  immer 
in  der  systematischen  Zoologie  vorkommen ,  und  ohne  alle  Maasse, 
so  dass  es  dem  Ref.  nicht  gelungen  ist,  sich  selbst  die  Gründe  für 
eine  solche  Abstammung  zu  abstrahiren.  Desgleichen  wird  man  nicht 
wenig  überrascht,  das  sardinische  Schwein  als  einen  offenbaren  Ab- 
kömmling des  indischen  Sus  cristatus  dargestellt  zu  finden  ,  ohne 
jedoch  auch  hier  die  Lösung  dieses  Räthsels  in  der  Beschreibung 
finden  zu  können. 

Der  Naturalist  in  Bermuda:  a  Sketch  of  the  Geology, 
Zoology  and  Botany  etc.  London  1859.  8. 

J  a  r  d  i  n's  Naturgeschichte  der  Marquesas-Inseln(Mem. 
Acad.  Cherbourg). 

Newberry's  Reports  on  the  Geology,  Botany  and 
Zoology    of  Northern  California.  Washington  1859. 

Kennt  Ref.  aus  eigener  Ansicht  nicht,  glaubt  sie  aber 
doch  erwähnen  zu  müssen ,  da  sie  ihren  Titeln  nach  wohl 
auch  Beiträge  zur  Säugethierkunde  der  betreffenden  Gegen- 
den enthalten  können. 

Dasselbe  gilt  von:  Godron,  de  l'espece  et  des  races 
dans  les  etres  organises,  et  principalement  de  Tunite  de 
l'espece  humaine.     Paris  1859. 

The  instructive  Picture  Book  von  Adam  White,  mit 
Abbildungen  und  Beschreibungen  der  Giraffe ,  der  Ratte, 
des  Alderney-Rindes  u.  s.  w.  ist  in  einer  3.  Auflage  Edin- 
burg  1859  erschienen. 

Als  ein  neues  Unternehmen  haben  wir  die  von  Wein- 
land in  Frankfurt  a.  M.  herausgegebene  Zeitschrift  „der 
Zoologische    Garten"   zu    begrüssen.      Sie  hat  am  1. 


der  Säugethiere  während   des  Jahres  1859.  29 

Okt.  1859  begonnen  und  erscheint  in  monatlichen ,  einen 
Bogen  starken  Heften.  In  dem  ersten  derselben  befindet 
sich  ein  Aufsatz  des  Herausgebers  über  die  Hausthiere 
Haiti's. 

Auf  den  Gebirgen  lebt  das  Schwein  verwildert  in  grösster 
Menge,  in  den  Flussniederungen  trifl't  man  ganze  Rudel  verwilderter 
Rinder,  dasselbe  gilt  von  der  Ziege.  Und  zwar  haben  alle  diese 
Thiere  an  Schönheit  und  Wuchs  nichts  verloren,  sondern  können  sich 
darin  mit  den  besten  unsrigen  messen.  Als  eigentliche  Hausthiere 
findet  man  den  Esel  ,  das  Pferd  ,  etwa  zwei  Dritttheile  so  gross  wie 
das  arabische,  der  Maulesel,  dessen  Zucht  sich  aus  der  Kleinheit  der 
Pferde  erklären  lässt,  das  Rind  fast  nur  bei  den  wohlhabenden  Mulat- 
ten, das  Schwein  überall,  die  Ziege  bei  den  ärmeren  Negern  in  nichts 
von  der  unsrigen  unterschieden.  Die  Katze  ,  in  jeder  Beziehung 
der  unsrigen  gleich.  Das  Schaf  ist  hochbeinig,  häufig  dunkelbraun, 
hat  nur  auf  dem  Schulterblatte  und  dem  Überschenkel  Wolle,  die  zu 
groben,  zottigen  Klumpen  herabhäu'gt.  Die  Hunde  sind  dem  Schakal 
ähnlicher,  als  irgend  eine  unserer  Rassen  (Ref.  kann  dies  nach  einem 
Schädel,  den  ihm  der  Verf.  von  Haiti  brachte,  vollkommen  be- 
stätigen). 

Zu  den  nicht  bloss  für  den  Gelehrten,  sondern  auch 
für  das  grössere  Publikum  bestimmten  Arbeiten  ist  „die 
Naturgeschichte  des  Thierreichs  von  Giebel"  zu  rechnen, 
deren  I.  Bd.  Leipzig  1859  die  Säugethiere  behandelt. 

Sammelwerke,  selbst  für  einen  grösseren  Leserkreis  bestimmte, 
haben  immer  etwas  Verdienstliches,  sobald  sie  nur  mit  der  nöthigen  • 
Sachkenntniss  unternommen  und  ausgeführt  sind.  Das  lässt  sich  je- 
doch nicht  immer  von  dem  vorliegenden  behaupten.  Wir  können 
nicht  mit  dem  Verf.  über  Ansichten  streiten,  so  verschieden  sie  auch 
von  den  unsrigen  sein  mögen  ,  allein  eine  grössere  Genauigkeit  in 
der  Angabe  positiver  Thatsachen  wäre  wohl  zu  erwarten  gewesen. 
Wenn  z.  B.  der  Verf.  p.  181  angiebt,  das  Gebiss  des  Fuchses  zeichne 
sich  leicht  kenntlich  von  dem  des  Wolfes  und  Hundes  durch  die 
tiefgefurchten  Schneidezähne  aus,  so  ist  dagegen  einzuwenden  ,  dass 
gerade  das  Entgegengesetzte  stattfindet,  wenn  sich  nämlich,  wie  vor- 
auszusetzen ist,  der  Ausdruck  „tiefgefurcht"  auf  die  Einschnitte  be- 
zieht, w^elche  von  dem  Körper  der  Zahnkrone  die  Seitenspitzen  der- 
selben abtrennen,  denn  kaum  bemerkbare  Eindrücke  auf  der  Vord»r- 
und  Hinterseite  der  Zahnkronen,  namentlich  bei  den  unleren  Schnei- 
dezähnen, lassen  sich  nicht  wohl  als  Furchen  bezeichnen,  sind  auch 
gleichwohl  immer  viel  undeutlicher  als  beim  Hund  und  Wolf.  Aus- 
serdem ist  aber  auch  das  Werk  durch  eine  grosse  Menge  Holzschnitte 
entstellt,  welche   oft    nach    den    unglücklichsten  Vorbildern    gemacht 


30        Hensel:  Bericht   üb.  d.  Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

(fig.  756)  und  dem  Leser  schon  anderweitig  her  bekannt  sind.  Viel- 
leicht trägt  der  Verleger  die  Schuld  daran,  dem  es  jedenfalls  auf 
grosse  Billigkeit  ankam,  allein  dem  Verf.  gereicht  es  zum  Vorwurfe, 
dass  die  zuweilen  ganz  falschen  Bezeichnungen  der  Abbildungen 
nicht  geändert  wurden  ,  so  ist  in  fig.  755  und  756  der  Auerochse 
stets  „gemeiner  Büffel"  genannt.  In  fig.  738  ist  als  Tragelaphus  die 
Abbildung  eines  fabelhaften  Thieres  gegeben  ,  die  ,  wenn  Ref.  nicht 
irrt,  bei  Griff ith  vorkommt  und  an  die  Arbeiten  Gessner's  er- 
innert, da  sie  offenbar  erst  nach  einer  Beschreibung  gemacht  wurde. 
Der  wirkliche  Tragelaphus  dagegen  ist  in  fig.  721  als  Bezoarziege 
bezeichnet. 

Der  Vollständigkeit  wegen  führen  wir  noch  die  New 
American  Cyclopaedia  etc.  edited  by  George  Ripley  and 
Charles  A.  Dana  New-York  1859  an,  welche  eine  nicht 
geringe  Anzahl  die  Säugethiere  betreffender  Artikel  ent- 
hält, die,  wie  es  scheint,  von  Kneeland  bearbeitet  sind 
und  zuweilen  von  grosser  Oberflächlichkeit  zeugen.  So 
wird,  um  nur  ein  Beispiel  anzuführen,  in  dem  Art.  Deer 
von  Cervus  americanus  Licht.,  C.  nemoralis  H.  Smith,  C. 
gymnotis  VV^iegm.  gesagt,  es  sei  allgemein  angenommen, 
dass  sie  nur  Varietäten  des    C.  virginianus  seien. 

Wir  heben  folgende  Artikel  heraus:  Vol.  IIL  Bear,  Beaver, 
Bison,  Bloodhound,  Boar.  Vol.  IV.  Buffalo,  Bulldog,  Camel,  Camelo- 
pard,  Caribon  (Cervus  tarandus),  Carnivora,  Cat,  Cattle.  Vol.  V.  Chim- 
panzee,  Cougar.  Vol.  VI.  Deer,  Dinotherium,  Dog,  Dolphin,  Dormouse 
(Myoxus),  Dugong.  Vol.  VII.  Eland  (Boselaphus) ,  Elephant,  Elk, 
Fennec ,  Fisher  (Mustela  canadensis),  Flying  squirrel    und  Fox. 

Beiträge  zur  Anatomie  des  Gehirns  einiger  kleinen 
Säugethiere  hat  Rob.  Garner  geliefert  (Nal.  bist,  review 
1859.  PI.  XV  u.  XVI ,  auch  in  Report  of  the  twenty-eighth 
Meeting  of  the  Brit.  Ass.  etc.  1859). 

Das  Gehirn  des  Ornilhorhynchus  paradoxus  wird  mit  dem  der 
Echidna  hystrix  verglichen.  Bei  3  oder  4  Spccies  Hyposiprymnus 
und  Phalangista  findet  sich  gleichfalls  kein  corpus  callosum.  Daran 
schliesst  sich  eine  Untersuchung  der  Gehirne  einiger  Maulwurfarten 
inclus.  Condylura.     Scalops  hat  ein  Gehirn  wie  Talpa  europaea. 

»      Die  Nerven    und   Ganglien   des    Säugethierdarmes  hat 
Manz  untersucht  (Habilitationsschrift.  F'reiburg  i.  B.  1859). 
Nunneley  stellte  Untersuchungen  über  die  Form  des 
Augapfels    und   die  Eintrittsstelle   der  Sehnerven    bei  ver- 
schiedenen Thieren  an. 


der  Säugethiere  während  des  Jahres  1859.  31 

British  Association  for  the  Advancementof  Scienc.  1858. 
N.  Edinb.  journ.  IX.  1859.  p.  298. 

Rhythmische  Zusammenziehungen  an  der  Cardia  des 
Kaninchenmagens  beobachtete  ßasslinger  (Sitzungsberichte 
der  Wien.  Akad.  1859.  XXXVII.  p.  569— 575);  bei  Hunden 
fehlen  sie. 

Ueber  einige  Theile  der  Halsmuskeln  bei  den  Säuge- 
thieren  schrieb  Lavocat.  (Memoires  de  l'Acad.  de  Tou- 
louse. Tom.  III.  1859.) 

Ein  besonderes  ligamentum  conjugale  costarum  ,  wel- 
ches die  entsprechenden  Rippen  der  rechten  und  linken 
Seite  verbindet,  entdeckte  Cleland  bei  dem  Seehunde 
und  fand  es  auch  bei  vielen  anderen  Säugethieren  vor.  N. 
Edinb.  Journ.  Vol.  IX.  1859.  PI.  V.  p.  259. 

Ueber  das  Unterkiefergelenk ,  auch  der  Säugethiere, 
machte  J.  Smith  einige  Notizen  bekannt  (N.  Edinb.  Journ. 
Vol.  IX.  1859.  p.  206—209). 

On  the  Vomer  in  Man  and  the  Mammalia  and  on  the 
Sphenoidal  Spongy  Bonos  etc.  ist  die  Aufschrift  einer  Arbeit, 
die  Cleland  im  N.  Edinb.  Journ.  Vol.  X.  1859.  p.  142  ver- 
öffentlicht hat. 

Humphry's  Homologieen  des  Skeletes  sind  im  L'In- 
stitut  XXVII.  p.  90  aus  den  Verhandlungen  der  Brit.  Assoc. 
for  adv.  of  sc.  1859  mitgetheilt. 

Im  Auszuge  theilt  Huxley  eine  Theorie  des  Wirbel- 
thierschädels  mit.  (Ann.  and  mag.  nat.  bist.  III.  Ser.  Vol.  3. 
p.  414) ;  welche  hier  nur  als  auch  die  Säugethiere  berührend 
erwähnt  werden  soll. 

Zur  Theorie  des  Schädelbaues  finden  sich  Bemerkun- 
gen von  Hilgaid  (Transactions  of  the  Acad.  of  sc.  of  St. 
Louis.  Vol.  I.  1859.  p.  335). 

Brendel  hat  zoologische  Beobachtungen  an  nordame- 
rikanischen Säugethieren  veröffentlicht,  welche  vorzugs- 
weise eine  grosse  Anzahl  Maasse  des  Skeletes  und  der 
Eingeweide  enthalten.  Ein  überwiegender  Theil  des  Maasse 
ist  in  Zollen  ausgedrückt,  ohne  dass  jedoch  eine  Angabe 
über  die  Art  derselben  gemacht  Aväre.  (Giebel  und  Heintz 
Zeitschrift  XIII.  1859.  p.  31—38.) 


32         Hensel:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

Die  untersuchten  Säugethiere  sind  :  Scalops  aquaticus,  Jaculus 
labradorius ,  Tamias  Lysteri  ,  Pteromys  volucella,  Sciurus  leucotis, 
Spermophilus  Hoodi  und  Arctomys  monax. 

Einen  wichtigen  Beitrag  zur  Entwickelungsgeschichte 
der  Säugethiere  verdanken  wir  Reichert  (Monatsbericht  d. 
Akad.  d.  Wissenschaft.  Berlin  1859.  p.  529—532). 

Th.  Bischoff  glaubte  nämlich  gefunden  zu  haben,  dass  bei 
dem  Meerschweinchen  der  Bildungsdotter  befruchteter  Eier,  ohne  den 
begonnenen  Furchnngsprocess  zu  vollenden,  sich  von  Neuem  in  eine 
formlose  Masse  verwandle,  in  welcher  später  bei  Entwickelung  der 
embryonalen  Anlagen  Zellenbildung  auftrete,  ein  Vorgang,  der  sehr 
wesentlich  von  der  Entwickelung  anderer  Säugethiere,  ja  der  Thiere 
überhaupt  abweiche.  Der  Verf.  überzeugte  sich  jedoch  durch  das 
glückliche  Auffinden  der  Eier  des  Meerschweinchens  am  6ten  und 
am  Beginne  des  7ten  Tages  nach  der  Befruchtung  ,  nachdem  sie  sich 
bereits  im  Uterus  zerstreut  hatten,  so  wie  durch  Beobachtung  eines 
Eies  am  7ten  Tage  und  zwar  von  der  Stelle  des  Uterus  ,  an  welcher 
die  Verdickung  zur  Bildung  der  Decidua  -  Kapsel  bereits  begonnen 
hatte,  dass  die  Bildungsvorgänge  irn  befruchteten  Meerschweincheneie 
vor  dem  Auftreten  embryonaler  Anlagen  sich  von  denen  in  den  Eiern 
anderer  Säugethiere  nicht  wesentlich  unterscheiden  ,  indem  bei  der 
genannten  Species  der  Furchungsprozess  nur  des  verhältnissmässig 
langen  Zeitraumes  von  7  Tagen  bedarf,  und  dass  die  Befestigung  des 
Eies  im  Uterus  vor  Entwickelung  der  embryonalen  Anlagen  und  vor 
der  Bildung  der  Keimblase  stattfindet. 


Placentalia. 

Quadrumana, 

Simiae.  Den  Gorilla  hat  R.  Owen  nochmals  zum  Ge- 
genstande einer  umfassenden  Untersuchung  gemacht,  welche 
vorzugsweise  die  Verwandtschaft  des  genannten  Affen  mit 
dem  Menschen  genauer  erörtern  will  (Ann.  and  mag.  nat. 
hist.  III.  Ser.  Vol.  IV.  p.  377  u.  f.)  und  in  den  Trans,  zool. 
Sog.  mit  Abbildungen  erscheinen  wird. 

Als  Resultat  ergiebt  sich  folgende  Skala  für  die  Verwandtschaft 
mit  dem  Menschen:  Gorilla,  Chimpanzee,  Orangs,  Gibbons. 

Bemerkungen  über  den  Gorilla  machte  J.  Wyman 
bekannt  (Proceed.  Bost.  Soc.  nat.  hist.  1859.  p.  211). 


der  Säugethiere  während  des  Jahres  1859.  33 

Ueber  einen  Schädel  des  Troglodytes  niger  von  Alt- 
Calabar  berichtet  John  Alex.  Smith.  (N.  Edinb.  Journ. 
Vol.  IX.  p.  322.) 

Von  R.  Owen  ist  unsere  Kenntniss  der  Chimpanzees 
und  Orangs  durch  neue  Untersuchungen  über  den  Schädel 
des  männlichen  Pithecus  Morio  und  über  die  Varietäten  des 
weiblichen  P.  Satyrus  vermehrt  worden  (Transact.  zool.  Soc. 
of  London  Vol.  IV.  Partö.  1858.  p.  165—178.  PL  48— 50). 

Eine  kleinere  Species  der  Orangs  mit  Eckzähnen  ,  welche  im 
Verhältnisse  zu  den  Schneidezähnen  kleiner  sind,  als  bei  dem  weib- 
lichen P.  Satyrus  ,  und  mit  Backzähnen  ,  die  im  Verhältnisse  zum 
Sohädel  grösser  sind,  während  die  oberen  Schneidezähne  beinahe  so 
gross  und  die  unteren  völlig  so  gross  sind  wie  die  des  männlichen 
grossen  P.  Satyrus  ,  war  von  dem  Verf.  P.  Morio  genannt  worden. 
Er  giebt  jetzt  genaue  Beschreibung  eines  Schädels  des  männlichen 
P.  Morio,  jder  auf  PI.  48  und  49  auch  abgebildet  ist,  stellt  jedoch 
zuletzt  die  Ansicht  auf,  der  P.  Morio  möge  eine  vor  langer  Zeit  ent- 
standene, jetzt  aber  dauernde,  zwerghafte  Varietät  des  P.  Satyrus  sein. 

Als  Synonyme  für  Presbytis  cucullatus  werden  von 
B  1  y  t  h  angeführt :  Semnopithecus  cucullatus  Geoffr.  ,  S. 
jubatus  Wagner,  S.  Johnii  bei  Martin,  während  der 
wahre  Pr.  Johnii  synonym  ist  mit  Simia  Johnii  Fischer, 
Semnopithecus  hypoleucos  Blyth  und  S.  Dussumieri  GeofFr. 
(Journ.  Asiat.  Soc.  Bengal.  1859.  p.  283). 

Prosimiae.  Eine  Abbildung  und  Beschreibung  des  Lori 
gracilis  siehe  bei  Tennent  (I.e.). 

Als  neu  wird  Galago  murinus  von  And.  Murray 
beschrieben  (New  Edinbg.  philos.  Journal.  Vol.  X.  1859. 
p.  243—251.  PI.  XI). 

Von  der  Grösse  der  Hausmaus.  J.E.Gray  hielt  das  Exemplar 
für  einen  jungen  Galago  senegalensis,  doch  deutete  die  Beschaffenheit 
der  Knochen  auf  ein  ausgewachsenes,  wenn  auch  nicht  altes  Thier. 
G.  murinus  wird  nur  halb  so  gross  wie  G.  senegalensis.  Dieser  ist 
lohfarbengelb,  jener  mäusegrau  am  Körper,  an  der  Unterseite  und  den 
Füssen  heller,  jener  hat  einen  Haarpinsel  auf  den  Ohren  ,  dieser 
nicht.  In  der  Abbildung  des  G.  senegalensis  bei  Audebert  ist  der 
dritte  Finger  der  längste,  bei  G.  murinus  der  zweite-  Bei  diesem  ist 
der  Schwanz  ähnlich  dem  des  fliegenden  Eichhorns,  also  nahezu  zwei- 
zeilig, bei  jenem  rund  und  buschig.  Im  Unterkiefer  6  Schneidezähne, 
die  ziemlich   lang  und  schief  nach  auswärts  gerichtet  sind  ;  die  4  obe- 

Archiv  f.   Naturg.  XXVI.  Jahrg.  2.  Bd.  C 


34         Hensel:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

ren  sind  sehr  klein,  spitzig  und  senkrecht,  die  Zwischenkiefer  an 
der  Symphysis  nicht  vereinigt.  Abgebildet  sind  das  Thier  (natürliche 
Grösse),  die  Sohle  des  llinterfusses,  der  Gaumen  mit  den  oberen  Zäh- 
nen, der  Unterkiefer,  das  Auge  und  das  Gehirn  von  drei  Seiten.  Dem 
Gehirne  nach  gehört  die  Art  zu  den  Scissencephala.  (Die  Abbildungen 
der  Zähne  sind  unbrauchbar.) 

Ch.  Coqiierel  fand  auf  der  Insel  Agisymbana  bei 
Zanzibar  einen  neuen  Lemuriden ,  der  den  Uebergang-  von 
Chirogalea  zu  Galogo  macht,  und  für  den  die  Gattung  Oto- 
lemur  gegründet  wird.  (Revue  et  magasin  de  Zoologie  etc. 
Tom.  XI.  p.  457.) 

Die  allgemeine  Form  und  der  Schwanz  wie  bei  Chirogalea,  aber 

der  Kopf    viel    weniger  sphärisch    als   bei   Chirogalea    und    selbst  bei 

Galago  ,    die    Ohren    denen    bei   Galago    gleich ,    36    Zähne  jederseits 

2.1.2+4 

.     Der    erste    obere  Backenzahn  sehr    klein    und  durch 

2.1.2+4 

einen  Zwischenraum  a  on  dem  folgenden  und  dem  starken  Eckzahne 
getrennt.  Körper  dunkelgrau  und  braun,  0,205  lang,  Kopf  0,050, 
Schwanz  0,220.  Das  Thier  auf  V\.  17.  Der  Schädel  (in  nat.  Grösse) 
auf  PI.  18  abgebildet.  Es  folgen  Bemerkungen  über  die  Lebensweise 
einiger  Lemuriden,  Tndris  brevicaudatus  GeofPr.  auf  Madagascar,  Ava- 
his  laniger  auf  Sainte-AIarie,  Lemur  ruber  Peron  et  Lesueur,  sehr  ge- 
wöhnlich auf  Alayotte,  Lemur  mongoz  ?  Linn.  ebendaselbst,  wird  im- 
mer seltener. 

Chiroptera. 

Ch.  frugirora.  Ueber  Pteropiis  hypomelanus  Temm.  be- 
richtet R.  F.  Tomes  (Proc.  zooL  soc  23.  Nov.  1858.  Ann. 
and  mag.  nat.  bist.  III.  Ser.  VoL  4.  p.  146)  nach  einem 
Exemplare  in  der  Sammlung  Dillwyn's  gesammelt  von 
J.  M  o  tley  in  Labuan. 

In  der  Farbe  ähnelt  das  Exemplar  dem  P.  funereus,  den  der 
Verf.  als  das  Junge  des  P.  edulis  ansieht,  doch  ist  es  von  ihm  durch 
die  verhältnissmässig  kurzen  und  abgerundeten  Ohren  verschieden. 
Für  Pachysoma  hrevicaitdalvm  Geofl'r.  giebt  der  Verf.  (1.  c.)  nach  zwei 
Exemplaren,  welche  in  der  hellrothbraunen  Färbung  an  den  Seiten  des 
Halses  mit  der  von  Gray  Cynopteris  llorsfieldii  genannten  Varietät 
übereinstimmen,  nach  Vergleich  zahlreicher  Exemplare  von  verschie- 
denen Lokalitäten  folgende  Synonymen  :  Pteropus  marginatus  Horsf,, 
Pt.  marginatus,  Pachysoma  marginalum  und  Pacliys.  brevicaudatuni 
Temm.  —  Cynopteris  marginatus  und  C.  Horsfieldii   Gray. 


der  Säugethiere  während   des  Jahres  1859.  35 

Für  einen  fliegenden  Hund  von  den  Fidschi-Inseln  er- 
richtet J.  E.  Gray  das  Genus  Notopteris  (Ann.  and  mag-. 
nat.  hist.  III.  Ser.  Vol.  4.  p.  307),  zunächst  mit  Macroglos- 
sus  und  Cephalotes  verwandt. 

Der  Daumen  ist  verlängert,  das  untere  (zweite?)  Glied  halb  so 

lang   wie  das   obere,    in     der    Haut    verborgen.      Der  Index    mit  drei 

knöchernen  Phalangen,    deren  letzte    kurz    und    ohne  Kralle.     Zahn- 

1.1.4 

formel  : X  2  =  26.     Die  Schneidezähne  sind  konisch,  von 

i    .  A   .  o 

einander  getrennt;  die  oberen  sehr  klein,  rudimentär,  die  unteren 
stärker,  stumpf,  durch  einen  breiten,  halbmondförmigen  Raum  von 
einander  getrennt,  nahe  an  der  Vorderseite  des  Eckzahnes.  Der  Zwi- 
schenkiefer zeigt  einen  schwachen  Eindruck  an  seinem  vorderen 
Ende,  wo  sich  vielleicht  ein  zweiter  Schneidezahn  entwickeln  mag, 
der  jedoch  in  keinem  Schädel  gefunden  wurde  und  vielleicht  aus- 
gefallen war.  Die  Mahlzähne  sind  nierenförmig  (?)  und  werden  nach 
hinten  zu  allmählich  kleiner.  In  dem  Mangel  der  Kralle  des  Zeige- 
fingers stimmt  Notopteris  mit  Cephalotes  überein  ,  doch  stehen  bei 
dieser  Gattung  die  Schneidezähne  dicht  beieinander  ;  die  oberen  sind 
meisselförmig,  die  untern  kegelförmig.  Die  Species  Notopteris  Mac- 
donaldii  ist  oberhalb  blass  rothbraun  ,  an  der  Unterseite  grau  ;  die 
hintere  Hälfte  des  Rückens,  welche  von  der  Basis  der  Flughäute 
bedeckt  wird,  ist  kahl  mit  einem  schmalen  Streifen  kurzer  Haare  auf 
der  Mittellnie.  Der  Rumpf  so  wie  die  obere  Seite  der  Basis  der 
Zwischenschenkelhaut  mit  Haaren  bedeckt.  Fundort  Viti  Leon.  Bei 
dem  ^  Kopf  und  Rumpf  472"  (Engl.),  Schwanz  2'',  Vorderarm  2V4", 
Schenkel  l'/s",  das  $  ist  kleiner,   sein    Vorderarm   2*/q". 

Ch.  insectiyora.  Die  Gaumenfalten  und  Nebenzungen 
der  Chiropteren  wurden  von  Kolenati  einer  sorgfältigen 
Untersuchung  unterworfen  (Sitzungsberichte  d.  Wien.  Akad. 
1858.  Bd.  XXIX.  p.  329—345). 

Vorausgeschickt  sind  Bemerkungen  über  den  Bau  der  Knochen 
des  Vorderarmes  ,  der  bei  Gymnorhinen  einen  wenig  gebogenen  Ra- 
dius und  ein  stets  mit  diesem  verwachsenes  Olecranon  enthält,  wobei 
die  Ulna  auf  einen  kurzen  und  fadenföimigen  aber  freien  Fortsatz 
desselben  reducirt  ist,  während  bei  den  Phyllorhinen  die  Speiche 
stärker  gebogen,  das  Olecranon  frei  und  ausgebildet  und  die  Ulna 
nur  bis  auf  ein  Viertheil  verkümmert  ist.  In  der  Nähe  der  Lücken- 
zähne an  der  inneren  Seite  der  Ober-  und  Unterlippe  entdeckte  der 
Verf.  eigenthüniliche  Längswülste  und  Kegelwarzen,  welche  er  Schnapp- 
oder IS'ebenlippen  nennt.  Ebenso  fand  der  Verf.  unter  der  wahren 
Zunge     bei    allen    Chiropteren     höchst     charakteristische     blattartige, 


36         Hensel:   Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

häutig-knorpelige  Organe,  welche  von  ihm  Schwirrzungen  (in  der 
Ueberschrift  „Nebenzungen")  genannt  werden.  Diese  Schwirrzungen, 
Gaunienfalten,  obere  und  untere  Schnapplippen,  so  wie  der  Afterver- 
schluss  werden  von  dem  Verf.  bei  31  Arten  beschrieben  und  auch 
grösstentheils  abgebildet,  wonach  sie  sich  bei  den  verschiedenen  Ar- 
ten gleichfalls  als  ganz  verschieden  herausstellen  (vorausgesetzt,  dass 
die  genannten  Formen  verschiedenen  Individuen  derselben  Art  nicht 
variiren,  worüber  der  Verf.  freilich  keine  Andeutungen  giebt,  indem 
er  nirgends  die  Zahl  der  untersuchten  Individuen  nennt). 

Einen  neuen  Artibeiis  (Arctibaeus?)  (Leach)  Gervais 
beschreibt  Peters  (Monatsber.  d.  Berl.  Akad.  p.  225). 

Artibeus  viltatus  ;  supra  fuscus  ,  subtus  pallidior,  striis  faciali- 
bus  mediaque  dorsali  albis.  Long,  ab  occip.  ad  marg.  pat.  infer.  0,075; 
cap.  0,034;  aur.  0,023;  piosth.  0,0135;  anlibr.  0,060;  crur.  0,022; 
pat.  interf.  0,003.  Puerto  Cabello.  Zunächst  dem  A.  lineatus  und  A. 
personatus  verwandt,  jedoch  viel  grösser.  Der  untere  Rand  des  Iluf- 
eifens  ragt  nicht  frei  hervor,  sondern  ist  mit  der  Schnauze  ohne  Ab- 
satz verwachsen. 

In  Bezug-  auf  Megaderma  Geoffroy  bemerkt  Peters 
(1.  c.  p.  223),  dass  die  von  Gray  vorgeschlagene  generi- 
sche  Trennung  der  afrikanischen  Meg.  Frons  auch  durch  , 
das  Gebiss  gerechtfertigt  wird,  indem  die  asiatischen  Meg. 
Lyra  und  Meg.  Spasma  (trifolium)  nach  einem  kleinen,  bis- 
her übersehenen  oberen  Lückenzahn  besitzen.  Ihre  Ge- 
bissformel   ist    also    — '- — '- ^t_     \/   2  =  30.      Die  bisher 

3.1.2  +  3'^ 

verkannten  Zwischenkiefer  bestehen  jederseits  aus  einer  sehr 
schmalen  aufsteigenden  Knochenleiste,  welche  wie  bei  Nycti- 
cejus  u.  a.  mit  dem  Oberkiefer  sehr  früh  verwächst. 

Als  neu  ysird  Phy  Korr  hina  lahuensis  von  Tom  es  (1.  c. 
p.  147  u.  148)  nach  einem  Exemplare  von  Labuan  und  einem 
von  Sawarak  beschrieben. 

Sie  ist  zunächst  Phyll.  speoris  verwandt ,  doch  sind  die  obe- 
ren Schneidzähne  ziemlich  breit  und  berühren  einander  ,  die  un- 
teren Schneidezähne  sind  klein  ,  regelmässig  und  dreispitzig.  Alle 
Eckzänhe  sind  lang  und  schlank,  die  Ohren  von  mittlerer  Grösse, 
so  breit  wie  hoch,  zugespiszt ,  der  Aussenrand  nach  der  Spitze 
zu  schwach  ausgebuchtet.  Der  4te  Finger  nicht  länger  als  die 
beiden  Basal  -  Phalangen  des  längsten  Fingers.  Oberhalb  ist  das 
Haar  dreifarbig,  dunkelgrau  an  der  Basis,  darauf  gelblichbraun, 
die  äusserste  Spitze  etwas  blässer.    Das  Exemplar  von  Sawarak  hat 


der  Säiigethieic   während  des  Jahres  1859.  37 

lebhaftere  Farben.  Flugweile  des  Exeniplares  von  Labuan  12'' Engl.,  des 
anderen  11"  8'".  IMi.  sepcoris  ist  dagegen  grösser,  hat  einen  grös- 
seren Kopf  und  namentlich  grössere  Eckzahne.  Ihre  Tihia  ist  nicht 
bloss  absolut ,  sondern  auch  relativ  grösser,  und  der  freie  Theil  des 
Daumens  ist  länger,  als  der  in  die  Haut  eingeschlossene. 

Als  in  Irland  vorkoinmend,  was  bisher  noch  nicht  be- 
kannt war,  wird  Rhinoloplius  hipposideros  genannt  (The 
nat.  bist,  review  1859.  p.  379). 

Ebendaselbst  p.  381  wird  der  Anfang  einer  Mammalogia  hi- 
bernica  mit  einer  Beschreibung  der  genannten  Species  gemacht. 

lieber  Rhinopoma  Geolfroy  bemerkt  Peters  (Monats- 
berichte der  Akad.  Berlin  1859.  p.222J: 

Die  Spornen  fehlen  dieser  Gattung  nicht ,  sondern  sind  nur 
knorpelig.  Sie  scliliesst  sich  durch  die  Gestalt  ihrer  Füsse  und  durch 
das  Vorhandensein  zweier  knöcherner  Fingerglieder  am  zweiten  Vor- 
derfinger,  so  wie  durch  Bildung  ihrer  Zwischenkiefer  unter  allen 
Flederthieren  mit  spitzhöckrigen  Backenzähnen  am  nächsten  den  Pte- 
ropina  an. 

Rhinopoma  Lepsianum  n.  sp.  ;  supra  dilate  clnnamomeum,  subtus 
flavidum  ;  cranium  regione  interorbitali  cordifornii,  concava,  intumes- 
centiis  anteorbitalibus  nullis.  Länge  des  Kopfes  und  Rumpfes  0,076, 
des  Schwanzes  0,066,  des  ^Kopfes  0,026,  des  Vorderarmes  0,070,  des 
Schenkels  0,026,  Spannweite  6,360.     Vom   blauen  Kil. 

Peters  lieferte  Beiträge  zur  Kennlniss  der  Gattung 
Nyctophilus  im  Auszuge  (Monatsberichte  d.  Akad.  d.  Wiss. 
Berlin  1859.  p.  127). 

Nach  Untersuchung  des  Nyctophilus  australis  Peters  (von  N. 
Geoffroyi  Leach  durch  beträchtlichere  Grösse  und  auch  durch  die 
Färbung  verschieden)  ergiebt  sich,  dass  die  Zahl  der  unteren  Schnei- 
dezähne ,  entgegen  Temminck,  sechs  ist,  wie  schon  Leach  an- 
giebt.  Untere  Backenzähne  finden  sich  nicht  vier,  wie  bisher  alle 
Autoren  angeben,  sondern  fünf,  so   dass  die  Gebissformel  folgende  ist: 

1.1.1.3 

" — ■ cr~~a  in  Summa  =  30.     Im  Baue  des  Schädels,  des  Skelets  und 

der  Eingeweide  zeigt  diese  Gattung  die  grösste  Uebereinstimmung 
mit  den  eigentlichen  Vespertilionen,  denen  sie  daher  viel  näher  steht, 
als  den  Nycteris  oder  Rhinolophus  ,  wie  mau  bisher  glaubte.  (Es 
rechtfertigt  sich  also  die  Ansicht,  welche  Tom  es  ausgesprochen  hat, 
der  in  seiner  Monographie  der  Gattung  Nyctophilus  —  Proc.  zool. 
soc.  Januar  1858  —  dieselbe  Gebissformel  für  die  Gattung  aufstellte 
nnd  diese  in  die  Nähe  von  Plecotus  brachte.) 

An  einer  Fledermaus  aus  Puerto  Cabello,  welche,  mit 


38         Hensel:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

Ausnahme  des  Unterkiefers ,  in  allen  übrigen  Stücken  mit 
Spectrelliim  macrourum  Gervais  übereinstimmt,  fand  Pe- 
ters sechs  deutlich  dreilappige,  quer  zum  Kieferrande 
gestellte  untere  Schneidezähne  ,  so  dass  die  Zahnfor- 
mel der  Gattung  Spectrellum    folgendermassen  lauten  muss 

^  ^_  j_  _!^.  Y  2  =  38  woraus  sich  eine  Verwandtschaft 
3.1.3  +  3^^  ' 

nicht  mit  den  Phyllostomen  ,  sondern  mit  den  ächten  Ve- 
spertilionen,  und  zwar  mit  Nycticellus  lepidus,  ergiebt. 
(Monatsberichte  d.  Akad.  Berlin  1859.  p.  225.) 

Plecotus  auritus  L.  stimmt  nach  S  ehren  ck  (1.  c. 
p.  .115  u.  116),  der  ein  Exemplar  von  der  Küste  der  Mand- 
schurei untersuchen  konnte  ,  vollständig  mit  dem  europäi- 
schen Thiere  überein. 

Eine  neue  Gattung,  Otonycteris,  wurde  von  Peters 
nach  zwei  Exemplaren,  wahrscheinlich  aus  Aegypten  stam- 
mend, aufgestellt  (1.  c.  p.  223). 

Sie  hat  durch  den  Bau  der  Ohren  und  des  Ohrdeckels  die  grösste 
Aehnlichkeit  mit  Plecotus,  jedoch  sind  die  Nasenlöcher  nicht  nach 
hinten  erweitert,  noch  auf  der  oberen  Seite  gelegen,  sondern  sichel- 
förmig und  nach  vorn  gerichtet  v/ie  bei  Vespertilio.  Im  Baue  des 
Schädels  und  in  der  (iestalt  und  Zahl  der  Zähne  stimmt  sie  mit  Nycti- 

1.1      1  +  3 

cejus  (planirostris  Pet.)  überein   — X  2  =  30. 

o  .  1   .  2  +  o 

Otonycteris  Hemprichii  n.  sp.  supra  albescenti-brunneus,  sub- 
tus  albus,  alis  dilute  brunneis.  Totallänge  0,110,  Spannweite  der 
Flughäute  0,320.  Der  Verf.  wirft  die  Frage  auf,  ob  die  Art  viel- 
leicht mit  Plecotus   Christii  Gray  übereinstimme. 

Eine  kleine  Fledermaus  aus  Aegypten  stellte  Peters 
zu  Nycticcjus  (Monatsberichte  d.  Akad.  d.  Wissensch.  Ber- 
lin 1859.  p.  224). 

Die    Zahnformel  — '—-^ X    2  =  30.      Nicht    bloss  die 

3.1.2  +  3 

"^Zahl,  sondern  auch  die  Form  der  einzelnen  Zähne,  so  wie  des  Zwi- 
schenkiefers bringt  die  Art  zur  Gattung  Nycticejus. 

JV.  Schlieffenii  n.  sp.  supra  rufescens,  subtus  ex  albo  rufescens ; 
alis  fuscis.  Long,  tota  0,075,  cap.  0,015,  aur.  0,013,  tragi  0,005, 
caudae  0,032,  antibr.  0,031,  exp.  alar.  0,200. 

Vesperugo    borealis    Nilss.    vom   Amur    unterscheidet 


der  Säiigethiere  während  des  Jahres  1859.  39 

sich  nach  Schrenck  (I.e.  p.  108 — 109)  in  Nichts  von  den 
europäischen  Exemplaren  derselben  Art. 

Als  zwei  für  Oesterreich  neue  Fledermäuse  werden 
Nanniigo  ursula  (Vesperug^o  ursula  Wagner)  und  ?iannugo 
minutissimus  (Vcspertü.  minut.  Schinz)  von  Kolenati  aus- 
führlich beschrieben  (Silzungsberichte  d.  Wien.  Akad.  1858. 
XXVIII.  p.  243—249).  Beigefügt  ist  eine  Tabelle,  welche 
die  wichtigsten  Merkmale  der  fünf  europäischen  Zwergfle- 
dermäuse N.  Kuhlii ,  N.  ursula  ,  N.  Nathusii ,  N.  minutissi- 
mus ,  N.  pipistrellus  nebst  den  Abbildungen  charakteristi- 
scher Theile  enthält.  Eine  den  Schluss  bildende  analytische 
Uebersicht  sämmtlicher  europäischen  Chinopteren  zählt  de- 
ren 28  auf. 

Eine  unbestimmte  Myotis,  der  M.  pipistrellus  an  Grösse 
und  Gestalt  gleich ,  aber  von  abweichender  Färbung ,  be- 
schreibt Blyth  von  Tenasserim  (1.  c.  p.  293). 

Tom  es  beschreibt  den  Vespertilio  suillus  Temm.  als 
Typus  der  Genera  Murina  (Gray)  und  Ocypetes  (Lesson). 
(Ann.  and  mag.  nat.  bist.  III.  Ser.  Vol.  III.  p.  154.  und  Proc. 
zoolog.  Soc.  13.  Juli  1858.) 

Gleichzeitig  (1842)  hatten  Gray  und  Lesson  füi  den  Vesper- 
lilio  suillus  Temm.  ,  der  Erstere  das  Genus  Murina  ,  der  Letztere  das 
Genus  Ocypetes  gegründet,  jener  jedoch  zugleich  mit  einer  Charak- 
teristik des  Genus.  Der  Verf.  vergeicht  meist  in  allgemeinen  Aus- 
drücken den  Vesp.  suillus  mit  der  Gruppe,  welche  Vesp.  formosus, 
V.  emarginatus,  V.  rufo-pictus  und  V.  Pearsonii  enthält.  Der  Schä- 
del gleicht  in  seiner  allgemeinen  Form  sehr  dem  des  V.  emargina- 
lus,  also  auch  in  Gestalt  und  Verhältniss  der  Zähne,  hat  jedoch  im 
Oberkiefer    1    Lückenzahn    mehr    und    im  Unterkiefer  einen  weniger, 

2  .   1   .2+3 

die  Zahnformel   ist X  2   =  34.      Der  Verf.  zieht  noch 

o  .  J    .  2  +  o 

als  Synonym  die  Noctulinia  lasyura  Hodgs.  hinzu,  und  giebt  ausser  den 
von  Temminck  mitgetheilten  Maassen  noch  solche  von  2  Exempla- 
ren des  V.  suillus  und  des  IVoctul.  lasyur.  Vaterland:  Java,  Suma- 
tra, Indien. 

Dass  unsere  Kenntniss  der  Mikromammalogie  Europas 
noch  lange  nicht  vollständig  ist,  bewies  Kolenati  durch 
die  Entdeckung  einer  neuen  Fledermaus,  Ämblyotus  alratus 
vom  Altvater  in  österreichisch  Schlesien  ,  welche  das  Ue- 
bergangsglied    von  den  Vesperugen   zu  den  Vespertilionen 


40         Hensel:  Bericht  üb.  d.  Leistungen   in  d.  Naturgeschichte 

bildet  (Sitzungsberichte  der  Wien.  Akademie  1858.  XXIX. 
p.  250—256). 

L.  c.  p.  251    sagt    der  Verf.  :    Man    braucht  nur  in  die  Seite  10 

(250)  der  in  den  Sitzungsber.  der  k.  Akad.  abgedruckten  Bestimniungs- 

labelJe  No.  14  einen    dritten  Gegensatz  :    „Im  Ganzen  32  Zähne,  oder 

im  Oberkiefer  kein,  im  Unterkiefer  ein  Lückenzahn,  Flugweite  9''  ^^n'" 

zu  setzen,  und  diese  Art   ist  bereits   eingereiht."     Aus  diesen   Worten 

scheint  hervorzugehen,  dass  sich  in  jener  Tabelle  (1.  c.  XXVIII.  p.  250) 

die    einzurückenden  Worte     noch    nicht  befinden  ,    allein    sie    stehen 

schon    daselbst ,    und  hinter    ihnen    folgt   (ohne    Gattungsnamen)    eine 

Art:  atratus  Kolenati.      Wir    müssen    also  annehmen,    der  Verf.   habe 

in  jener  Tabelle    bloss  den    Kamen    der  neuen  Art    publiciren    wollen 

und  liefere  jetzt  nachträglich  ihre  Beschreibung.     Die  Zahnformel  ist 

2.1.0.1.2.1 

— -    X    2  =  32.     Der  Mangel  des  Epiblema  ,    d.  h. 

3.1.1.1.2.1  *  ^ 

des  am  Spornbeine  befindlichen  Lappens  trennt  die  Art  von  Vesperugo 
und  nähert  sie  den  Vespertilionen,  während  sie  sich  durch  die  Zahl 
ihrer  Zähne  von  diesen  unterscheidet  und  an  Vesperugo  anschliesst. 
(Auffallend  ist,  dass  der  Verf.  selbst  Aniblyotus  als  Subgenus  bezeich- 
net und  doch  als  Genus  behandelt.) 

Vespertilio  mystacinus  Leisl.  ist  nach  S  ehren  ck  (I.e. 
p.  109 — 114)  an  der  Mündung  des  Amur  die  häufigste 
Fledermaus. 

Unter  5  Exemplaren  vom  Amur,  welche  der  Verf.  untersuchen 
konnte,  gehörten  drei  dem  V.  mystacinus,  zwei  dem  V.  Daubentonii, 
doch  fand  sich  eine  solche  Abstufung  und  ein  so  grosses  Schwanken 
der  unterscheidenden  Charaktere  selbst  an  der  Form  des  Ohres  und 
der  Länge  der  Glieder  des  dritten  Fingers,  dass  die  Unterscheidung 
der  genannten  Arten  zweifelhaft  wird. 

Einer  neuen  Art,  Scotophilus  fulvidus  schreibt  Blyth 
(1.  c.  p.  293)  4  Exemplare  eines  kleinen  Scot.  von  Tenas- 
serim  zu. 

Farbe  durchgehends  blass  braunroth,  Flughäute  schwarz.  Länge 
2%"  Engl.,  Schwanz  1",  Flugweite  774'',  Vorderarm  V/ie",  Ohrmu- 
schel am  Hinterrande  Vie". 

Scotophilus  nitidus  n.  sp.  Tom  es  (1.  c.  p.  149 — 150). 

Es  ist  zunächst  mit  V.  coromandelicus  Cuv.  verwandt  und  nur 
wenig  grösser  als  dieser.  Die  Ohren  klein  und  oval  mit  abgerunde- 
ter Spitze  und  einer  kaum  bemerkbaren  Ausbuchtung  am  Aussenrande. 
Der  Tragus  ist  kurz  ,  beinahe  gleichmässig  breit,  einwärts  gekrümmt 
und  am  Ende  abgerundet.  Der  freie  Theil  des  Daumens  ist  etwas 
länger    als    (Jer  eingeschlossene.      Die  Spitze  des  Schwanzes  ist  frei. 


der  Säugethiere  während  des  Jahres  1859.  41 

Wie  bei  Pipistrellus  steht  ein  kleiner  Lückenzahn  unmittelbar  hinler 
dem  oberen  Eckzahne  und  in  gleicher  Linie  mit  den  übrigen  Zäh- 
nen, so  dass  er  von  der  Aussenseite  sichtbar  ist.  Bei  Sc.  tralatitius 
berührt  der  zweite  Lückenzahn  den  Eckzahn,  und  der  erste  befindet 
sich  in  dem  Winkel,  den  beide  bilden,  so  dass  er  nur  von  innen  her 
sichtbar  ist;  das  wichtigste  Merkmal  aber  liegt  in  den  oberen  Schnei- 
dezähnen ,  deren  äussere  bei  Sc.  nitidus  den  Eckzähnen  anliefen, 
weiter  nach    vorn  gerückt  ,    als  die   inneren  und  gänzlich  rudimentär 

2.1.2  +  3 

sind.     Zahnformel X    2  =  34.     Spannweite  der  Flug- 

o   .    1   .  2  +  o 

häute  9"  Engl. 

Hieran  knüpft  der  Verf.  folgende  Bemerkungen:  Vespertilio 
tralatitius  Temm.  ist  gänzlich  verschieden  von  der  gleichnamigen 
Art  bei  Horsfield  und  vielmehr  ein  wahrer  Vespertilio,  dem  V. 
mystacinus  sehr  ähnlich.  V.  tenuis  Temm.  kann  nur  mit  Schwierig- 
keit von  ihr  unterschieden  werden.  Der  V.  imbricatus  Temm,  ent- 
spricht ganz  dem  ächten  V.  tralatitius  und  gehört  zu  ihm  ,  den  V. 
imbricatus  Horsf.  kennt  der  Verf.  nur  aus  einem  Exemplar  im  India 
House.  V.  brachypterus  ist  das  Junge  des  V.  tralatitius  Horsf.  V. 
pachypus  ist  eine  gute  Species ,  ebenso  V.  Akokumuli,  aber  Tem- 
minck's  Beschreibung  und  Abbildung  des  V.  abramus  passt  so  genau 
auf  Scotophilus  lobatus  Gray,  dass  sie  als  Synonym  der  letzteren  be- 
trachtet werden  muss. 

Einen  anderen  Scotophilus  bringt  der  Verf.  in  Verbindung  mit 
Vespertilio  circumdatus  Temm.,  obgleich  er  etwas  kleiner  und  sein 
Pelz  kürzer  und  einfarbig  ist,  während  der  der  letzteren  nach  Tem- 
minck  lang  und  zweifarbig  sein  soll. 

Iiisectivora. 

lieber  die  Verbreitimg  des  Erinaceus  europaeus  er- 
halten wir  wichtige  Aufschlüsse  durch  Schrenck  (1.  c. 
p.  100—105). 

Der  Verf.  fand  einen  Igel,  der  sich  von  dem  europäischen  nur 
durch  eine  dunklere  Färbung  der  Stacheln  und  ein  vielleicht  etwas 
spiteres  Ohr  unterscheidet,  also  nicht  als  eigene  Art  angesehen  werden 
kann,  am  Amur  nur  in  der  Nähe  der  Stadt  Aigun,  oberhalb  des  ßurlja- 
Gebirges,  niemals  dagegen  im  unteren  Amurlande  ,  an  der  Mündung 
des  Stromes  oder  auf  Sachalin,  während  er  auch  im  östlichen  Sibi- 
rien ,  westlich  vom  Amurlande  ganz  unbekannt  ist.  Er  scheint  sich 
also  auch  in  China,  wo  sein  Vorkommen  sicher  ist,  nach  Norden  ver- 
breitet zu  haben.  Ob  auch  Erinaceus  auritus  im  Amur-Lande  vor- 
komme, Hess  sich  nicht  mit  Bestimmtheit  nachweisen. 


42         Hensel:   Bericht  üb.  d.   Leistungen   in  d.  Naturgeschichte 

Eine  Monographie  der  Russischen  Igel  ist  von  Brandt 
zu  erwarten  (Bullet,  de  l'Acad.  St.  Petersbourg  Tom.  1. 
p.  256—257). 

Als  neue  Art  beschreibt  B 1  y  t  h  Hylojnys  peguensis 
(I.  c.  p.  294). 

Er  ähnelt  dem  II.  suillus  J.  Müller,  der  sich  aber  durch  einen 
entwickelteren  Schwanz  unterscheidet.  Totallänge  6"  (Engl.),  davon 
kommen  auf  den  Schwanz  Ya",  Kopf  IVs",  Hinterrand  der  Ohrmu- 
schel  V2",  Hinterfuss  mit  Klauen  1". 

Soricina.  Sorex  vulgaris  L.  aus  dem  Amur-Lande  und 
von  Sachalin  v>  eicht  nach  S  c  h  r  e  n  c  k  (I.e.  p.  106 — 107)  von 
den  europäischen  Exemplaren  durch  den  Mangel  des  röth- 
lichbraunen  und  gelblichen  Farbentones  ab,  indem  die  Ober- 
seite dunkelgraubraun  und  die  Unterseite  heller  und  weiss- 
licher  als  bei  den  europäschen  Thieren  erscheint,  ein  Ver- 
halten, welches  nicht,  wie  Middendorf  für  die  nord- 
sibirischen Thiere  annimmt,  von  einem  stärkeren  Durch- 
schimmern der  mäusegrauen  Farbe  des  unteren  Theiles  der 
Haare,  sondern  von  einer  verschiedenen  Färbung  der  Haar- 
spitzen selbst  herrührt. 

Bemerkungen  über  Sorex  serpentarius  Geoffr.  machte 
Blyth,  indem  er  diese  Species  mit  S.  coerulescens  und 
S.  heterodon  Blyth  verglich.  (Journ.  Asiat.  Soc.  Bengal. 
1859.  p.  284.) 

Leider  sind  diese  Bemerkungen,  wie  gewöhnlich,  so  allgemein 
gehalten,  wie  „dünnerer  Schwanz,"  „geringere  Grösse,"  „kleinere 
Zähne"  u.  s.w.,  dass  sie  zur  Erkennung  einer  Species  völlig  un- 
brauchbar sind.  Wir  führen  bloss  an,  dass  bei  S.  serpentarius  die 
Zähne  als  weiss,  bei  S.  heterodon  als  röthlichgelb  angegeben  werden. 

Ferner  beschreibt  Blyth  (1.  c.  p.  285j  den  S.  succa- 
tus  Hodffs.  und  zwei  unbestimmte  Arten  von  Masuri  den 
S.  Swinhoei  Blyth  von  Amoy  und  als  neu  von  Deyra  doon 
den  S.   Tytleri. 

Oberhalb  röthlichbraun ,  unten  heller,  der  Schwanz  ist  dicht 
bedeckt  mit  kurzen  Haaren,  denen  zahlreiche  lange  untermischt  sind, 
der  Basaltheil  des  Schwanzes  ungewöhnlich  dick.  Kopf  und  Rumpf  d^/V', 
Engl,  lang,  Schwanz  2%",  Sohle  des  Hinterfusses   Vö"- 

Als    neu   beschreibt   Blyth   aus  Süd-Malabar    einen 


der  Säugethiere  während  des  Jahres  1859.  43 

Sorex  viridescens   (Joiirn.  Asiat.   Soc.  ßengal.  1859.  p.  285) 
nach  einem  höchst  mangelhaften  Fell. 

Die  Art  soll  sich  von  S.Sonneratii  nicht  bloss  durch  die  Farbe 
und  Beschaffenheit  des  Pelzes  unterscheiden,  sondern  auch  durch 
Länge  der  Sohle  des  Hinterfusses,  welche  bis  zur  Ferse  1^/\ö''  Engl, 
inisst,  bei  S.  Sonnerati  aber  ^Vie'S  Lunge  bis  zur  Schwanzwurzel  un- 
gefähr b'/i".  Farbe  sehr  dunkel,  oberhalb  undeutlich,  unterhalb  sehr 
deutlich  mit  gelblichen  Spitzen  untermischt,  was  dem  Thiere  eine 
dunkelgrünliche  Färbung  verleiht.  Das  Haar  ungewöhnlich  kurz  und 
vom  Charakter  des  Maulwurfhaares.  Vielleicht  gehört  die  Art,  wel- 
che nach  Baker  in  Süd-^Ialabar  gemein  sein  soll,  einem  neuen 
Genus  der  Soriciden  an.  (Ref.  kann  nur,  wie  schon  öfters,  sein 
Bedauern  über  den  Zustand   der  Zoologie  Indiens  aussprechen.) 

Einen  bei  Myogale  moschata  und  M.  pyrenaica  be- 
ständig vorkommenden  miiscutiis  sterno  -  clavicularis  ent- 
deckte Hyrtl  als  Seltenheit  auch  bei  dem  Menschen.  (Sit- 
zungsberichte d.Wien.  Akad.  1858.  XXIX.  p.  265— 268.) 


Carnivora. 

Ferae.  • 

Feiina.  Nachdem  bereits  v.  Middendorf  höchst 
wichtige  Nachrichten  über  das  Vorkommen  des  Tigers  in 
Sibirien  gegeben  hat,  sind  diese  durch  Schrenck  (1.  c. 
p.  90 — 96)  noch  weiter  vervollständigt  worden ,  der  sein 
wenn  auch  seltenes  Vorkommen  auf  der  Insel  Sachalin  nach- 
gewiesen hat,  in  Gegenden,  in  welchen  der  Verf.,  wie  auch 
am  unteren  Amur ,  im  Winter  zu  wiederholten  Malen  eine 
unter  dem  Gefrierpunkte  des  Quecksilbers  stehende  Tem- 
peratur beobachtet  hat. 

Nach  Ca  st  ein  au  haben  die  Tiger  in  Singapore,  seit 
die  Engländer  daselbst  sind,  bedeutend  zugenommen,  in- 
dem sie  durch  die  Aussicht  auf  Beute  angelockt  von  Ma- 
lacca  herüberschwimmen  (Rev.  et  mag.  de  zoolog.  etc.  II. 
Ser.  Tom.  XI.  1859.  p.  401). 

Heber  einen  Tiger  mit  doppelten  Streifen  am  Rumpfe 
findet  sich  eine  Nachricht  Ann.  and  mag.  nat.  hist.  III.  Ser. 
Vol.  3.  p.  240.  (Overland  Hurkam,  Calcutta    Dec.  8.  1858.) 


44  Hensel:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  iVatnrgeschichte 

[Jeher  die  Verbreitung  des  auch  am  Amur  seltenen 
Irbis  berichtet  Schrenck  (1.  c.  p.  96 — 98). 

Einen  Jaguar  von  Mazatlan  beschreicht  G  r  a  y  als  Leo- 
pardus  Hernandesii.  (New  Edinb.  Journ.  Vol.  VIII.  1858. 
p.  170.) 

Er  gleicht  dem  Jaguar  in  der  Form  der  Beine  und  des  Schwan- 
zes, unterscheidet  sich  aber  von  ihm  durch  die  grössere  Länge  des 
Kopfes  und  die  Anordnung  der  Flecken,  welche  am  Vordertheile  des 
Körpers  einzeln  und  zerstreut  sind  und  nur  am  Hintertheile  desselben 
Ringe  bilden  ,  während  sie  bei  dem  Jaguar  überall  die  letztere  An- 
ordnung zeigen. 

Ueber  die  Verbreitung  der  Hauskatze  in  den  Amur- 
ländern erhielten  wir  Nachricht  durch  Schrenck  (1.  c. 
p.  98—100). 

Einige  Bemerkungen  über  die  Lebensweise  der  Felis 
celidogaster  giebt  Blyth  (Journ.  Asiat.  Soc.  Bengal.  1859. 
p.  283). 

Der  Luchs  des  Amurlandes  gehört  nach  Schrenck 
(1.  c.  p.  88 — 90)  der  fein-  und  schwachgefleckten  Varietät 
F.  Lynx  Temm.  et  Nilss.  an.  Seine  Verbreitung  ist  hier, 
wie  überall,  an  hochstämmige  Waldungen  gebunden.  Seine 
Südgrenze  dürfte  auf  dem  Südende  der  Insel  Sachalin  sein. 

Viverrina.  Bemerkungen  über  die  Lebensweise  der  Ga- 
lidia  concolor  und  Galidictis  vittata  Gray  werden  von 
Coquerel  (1.  c.  p.  465)  mitgetheilt.  Der  Schädel  der 
letzteren  Art  ist  PI.  18.  Fig.  2  abgebildet. 

Hyaenina.  Einen  sehr  wichtigen  Beitrag  zur  Naturge- 
schichte der  Hyänen  erhielten  wir  von  Nord  ström  in  sei- 
ner Dissertation  über  die  vergleichende  Osteologie  der  ge- 
streiften und  gefleckten  Hyäne.  Petersburg  1859  in  russi- 
scher Sprache  erschienen. 

Der  Verf.  vergleicht  die  Skelete  der  genannten  beiden  Hyänen- 
arten untereinander  und  mit  den  Skeleten  des  Hundes,  des  Leoparden, 
des  Löwen,  des  Bären  u.  s.  w.  und  kommt  schliesslich  zu  folgenden 
Resultaten:  1)  Der  osteologische  Bau  der  Hyänen  zeigt  eine  auffallende 
Verschmelzung  des  Typus  der  Katzen  mit  dem  der  Hunde  und  zwar 
an  einem  und  demselben  Knochen.  2)  Die  gestreifte  und  die  ge- 
fleckte Hyäne  unterscheiden  sich  von  einander  nicht  nur  durch  den 
Schädel,  sondern  auch  durch  das  Skelet,      3)  Die  Verwandtschaft  der 


der  Säugethiere  während  des  Jahres  1859.  45 

Hyänen  mit  den  Hunden  ist  eben  so  gross  wie  die  mit  den  Katzen, 
so  dass  sie  weder  zu  den  einen ,  noch  zu  den  anderen  gerechnet 
werden  dürfen. 

Eine  Menge  schöner  Abbildungen  begleiten  das  Werk  (zeigen 
aber  doch,  dass  die  Anwendung  der  Photographie  für  Darstellungen 
naturhistorischer  Objekte  eine  sehr  beschränkte  ist). 

Caniua.  Unsere  Kenntniss  des  Canis  procyonoides  Gray 
wurde  durch  Schrenck  (1.  c.  p.  53 — 87)  ansehnlich  be- 
reichert. 

Ein  reichhaltiges  Material  hat  den  Verf.  veranlasst  den  C.  pro- 
cyonoides Gray  und  C.  viverrinus  Temm.  (wie  zu  erwarten  war)  in 
eine  einzige  Ast  zusammenzuziehen.  Durch  ihr  Vorkommen  am  Amur 
unterscheidet  sich  die  Fauna  der  betreffenden  Länder  wesentlich  von 
der  Sibiriens,  um  sich  an  die  Faunen  Chinas  und  .Japans  anzuschlies- 
sen.     Abgebildet  sind   aufTaf,  III — V  Farbenvarietäten  und  das  Skelet. 

Holland  berichtet  über  Bastarde  einer  Wölfin  mit 
Hunden  in  der  Freiheit  geboren  in  den  Wäldern  von  Nouaille. 
Compt.  rend.  de  l'Acad.  des  scienc.  Paris  1859.  Tom.  48. 
p.  1072. 

Die  bisher  so  mangelhaften  Nachrichten  über  den  Ca- 
nis  alpinus  Dali,  sind  sehr  vervollständigt  worden  durch 
.Schrenck  (1.  c.  p.  48— 50). 

Dem  Verf.  gelang  es  auf  seinen  Reisen  in  den  Amurländern 
nur  ein  einziges  Fell  zu  eihalten  ,  welches  viel  dunkler,  röther  und 
mit  mehr  Schwarz  versehen  ist,  als  ein  anderes  Exemplar  aus  dem 
Altai  ,  welches  vielleicht  aber  auch  in  Folge  langer  Aufbewahrung 
im  Museum  zu  Petersburg  ausgebleicht  sein  kann.  (Dem  so  seltenen 
Vorkommen  des  C,  alpinus  in  den  Sammlungen  ,  so  wie  dem  Dilet- 
tantismus, mit  welchem  die  Ostindische  Säugethierfauna  bisher  be- 
handelt worden  ist  und  noch  behandelt  wird  ,  ist  es  zuzuschreiben, 
dass  der  C,  alpinus,  der  C.  primaevus  aus  Ostindien  und  der  C.  ru- 
tilans  von  den  Sundainseln  noch  immer  als  besondere  Arten  betrachtet 
werden.  Die  Schädel  dieser  drei  Arten  sind,  wie  Ref.  gefunden  hat, 
so  scharf  getrennt  von  denen  aller  anderen  Hundearten,  untereinander 
aber  vollständig  übereinstimmend  ,  sowohl  was  die  F'orm  betrifft  als 
auch  im  Gebisse.  Ausserdem  lässt  sich  eine  Lücke  in  Färbung  schon 
jetzt  durch  das  Exemplar  von  Amur  ausfüllen,  so  dass  sich  genü- 
gende Uebergänge  von  den  hellen  Exemplaren  aus  dem  Altai  zu  den 
dunkelrothen  aus  Java  finden  lassen.) 

Der  Schädel  des  C.  alpinus  wurde  durch  v.  Nord- 
mann  genauer  beschrieben  und  gemessen  (Palaeontologie 
Südrusslands.  Helsingfors  1858.  p.  136 — 137  Anmerk.). 


46         Hensel:  Bericht  üb.   d.  Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

Das  gemeinste  und  am  leichtesten  zu  erlangende  Raub- 
thier  unserer  Gegenden  ist  der  Fuchs  ,  und  doch  fehlt  es 
noch  vollständig  an  einer  ausluhrlichen  Feststellung  der 
Grenzen ,  innerhalb  deren  seine  Färbung  in  verschiede- 
nen Theilen  der  alten  Welt  variirt.  Durch  die  Arbeiten 
Schrenck's  (I.e.  p.  51 — 52)  sind  wir  diesem  Ziele  näher 
gerückt.  Er  fand,  dass  das  Insel-  und  Küstengebiet  im 
Nordosten  Asiens  vorzugsweise  die  Entwickelung  einer 
schwarzen  Varietät  begünstige. 

Das  Gebiss  des  Canis  vuJpes  L.  im  Zahnwechsel  hat 
V.  Nordmann  ausführlich  beschrieben  und  Maasse  des 
Unterkiefers  junger  und  alter  Thiere  und  einzelner  Skelet- 
theile beigefügt  {\.  c.  p.  140—142). 

Dass  Canis  lagopus  auf  Sachalin  nicht  vorkommt ,  hat 
Schrenck  (I.e.  p.  52  u.  53)  nachgewiesen,  nachdem  be- 
reits V.  ßaer  dasselbe  für  die  Russischen  Kurilen  gethan 
hatte.  Es  müssen  also  die  Angaben  v.  Siebold's  über 
das  Vorkommen  des  Polarfuches  auf  den  südlichen  Kurili- 
schen  Inseln  entschieden  in  Zweifel  gezogen  werden. 

lieber  die  Verbreitung  des  Eisfuchses  bemerkt  v. 
Nordmann  gelegentlich  (1.  c.  p.  244  Anmerk.) ,  dass  er 
im  russischen  Theile  von  Karelen  nicht  selten  ist  und  zu- 
weilen bis  in  die  südlichste  Provinz  Finnlands  kommt.  Zu- 
letzt wurde  er  1854  bei  der  Stadt  Lovisa  geschossen. 
Selbst  bei  St.  Petersburg  ist  er  schon  vorgekommen. 

Vrsiua.  Der  Bär  des  Amurlandes  gehört  nach  Schrenck 
(1.  c.  p.  7 — 16)  ohne  Zweifel  zu  der  durch  den  ganzen 
Norden  beider  Welten  verbreiteten  Art  U.  arctos  L. 

Seine  Farbe  variirt  vom  reinen  Schwarz  bis  Fahlbraun.  Auch 
findet  sich  eine  Varietät  mit  weissem  Halsbande.  Mitgetheilt  werden 
die  Maasse  zweier  Schädel  ,  der  eine  hoch  ,  der  andere  flachförniig. 
Die  Gesammtlänge  des  grösseren  beträgt  450  Mm.,  während  der  bis- 
her als  der  grösste  bekannte  (bei  Middendorf)  418  Mm.  missl, 
und  der  grösste  Ursus  spelaeus  (bei  Kordmann)  488  Mm.  lang  ist. 
Auf  Sachalin  ist  der  Bär  sehr  zahlreich  und  von  derselben  Farbe, 
doch  fiudet  sich  im  Norden  der  Insel,  nach  Erzählung  der  Giljaken, 
eine  sehr  helle  Varietät. 

Schilderungen  des  brauen  und  Eis-Rären  gab  Wein- 


der  Säugethiere  während  des  Jahres  1859.  47 

land  in  seiner  Zeitschrift  „der  Zoologische  Garten."  1859. 
p.  57 — 46. 

Musteliua.  Meles  Taxus  Schreb. ,  bisher  bloss  bis  an 
die  Lena  nach  Ossten  bekannt,  kommt  nach  Schrenck 
(I.  c.  p.  17)  auch  am  Amur  vor. 

An  acht  dem  Verf.  vorliegenden  Dachsfellen  aus  dem  Amur- 
lande finden  sich  alle  Uebergänge  zum  Meles  Anakuma  Temm.  aus 
Japan  ,  so  dass  dieser  nicht  als  eigene  Art  anzusehen  ist.  (Dass  der 
Verf.  den  Melas  Taxus  Schreb.  vom  M.  labradoria  Say  hauptsächlich 
durch  die  Zeichnung  des  Kopfes  unterscheidet,  niuss  uns  wundern,  da 
diese  Arten  bekanntlich  durch  ihr  Gebiss  so  von  einander  entfernt 
sind,  dass  eine  generische  Trennung  durchaus  nothwendig  ist.) 

Gulo  boreaUs'N'üss.  kommt  nach  Schrenck  (I.  c.  p.  24) 
im  Amurlande  in  denselben  bald  helleren,  bald  dunkleren 
Färbung  vor,  wie  in  Europa  und  Nordasien.  Seine  Ver- 
breitung ist  an  die  des  Renthieres  geknüpft. 

Bei  Mustela  flavigula  ßodd.  ist  naeh  Leith  Adams 
(I.  c.)  der  Winterpelz  so  verschieden  vom  Sommerpelz,  dass 
Must.  Gwatkinsii  Jardine  vielleicht  keine  besondere  Art  ist. 
(Die  Ansicht  des  Verf.  wird  nicht  recht  klar,  da  M.  Gwat- 
kinsii sich  durch  dunklere  ,  fast  schwarze  Färbung  unter- 
scheiden soll.) 

Mustela  z-ibellinah.  ist  nach  S  c  h  ren  c  k  (I.e.  p.  27)  sehr  häufig 
im  Anuirlande  und  ebenso,  ja  vielleicht  noch  häufiger  auf  Sachalin. 
Ihr  Haar  verliert  nach  Osten  und  Süden  zu  an  Schwärze  und  Dich- 
tigkeit. Am  unteren  Amur  finden  sich  häufig  helle  Exenjplare,  eine 
helle  Varietät  kommt  aber  auf  Sachalin  vor,  die  als  Miltelform  zwi- 
schen dem  asiatischen  und  amerikanischen  Zobel  zu  betrachten  ist. 
Ebenso  dürfte  auch  der  Mustela  hrachyura  Temm.  von  Japan  nur  eine 
hellere  Varietät  des  Zobels  sein.  Weder  M.  martes  noch  xM.  foina  findet 
sich  im  Amurlande. 

Mustela  sibirica  Fall,  fehlt  auf  Sachalin  und  ist  eine  ausschliess- 
liche Charakterform  des  conlinenlalen  östlichen  Sibiriens.  Der  zuerst 
von  Wagner  erwähnte  weisse  Fleck  an  der  Unterseite  des  Halses 
ist  unwesentlich. 

Mvstela  erminea  L.  dürfte  am  Südende  der  Insel  Sachalin  ihre 
Aequatorialgrenze  erreichen  ;    sie  gleicht  ganz  der  europäischen. 

Mustela  vulgaris  Briss.  in  der  Gegend  von  Nikolajew  nur  in 
einem  Exemplare  gesammelt,  ist  auf  der  Unterseite  etwas  gelblich,  so 


48         Hensel:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

dass  somit    der  einzige    Unterschied    zwischen  dem  gemeinen  Wiesel 
und  M.  pusilla  De  Kay  in  Nordamerika  aufgehoben  wird  "). 

Nach  einer  Älittheilung  von  Struck  wurde  Foetorius 
lutreola  bei  Ludwigslust  in  Mecklenburg-  beobachtet  (Archiv. 
d.  Ver.  d.  Freunde  für  Naturg.  in  Mecklenburg  XIII.  1859. 
p.  139). 

Lutra  vulgaris  Erxl.  kommt  nach  Schrenck  (1.  c.) 
bis  nach  China  hinein  vor ,  so  dass  L.  chinensis  Gray ,  L. 
indica  Gray,  L.  Nair  Cuv.  u.  a.  m.  vielleicht  nur  als  Ab- 
arten unseres  Fischotters  zu  betrachten  sind.  Die  Viverra 
aterrima  Pallas  Hesse  sich  nirgends  finden  und  dürfte  wohl 
eine  Varietät  der  L.  vulgaris  gewesen  sein. 

Pinnipedia.  Enhydris  marina  Schreb.  lebt  nach  Schrenck 
(I.e.)  auf  der  Süd  -  und  Ost-Seite  der  Insel  Sachalin,  wird 
aber  von  den  Eingebornen  nicht  gejagt. 

Ueber  die  Verwandtschaft  des  Walrosses  erhielten  wir 
wichtige  Aufschlüsse  durch  Steenstrup  und  Sundevall 
(Öfversigt  af  K.  V.  A.  Förh.  1859.  p.  441  ff.,  im  Auszuge 
mitgetheilt  in  Giebel  und  Heintz,  Zeitschrift  1860. 
p.  270—275). 

Steenstrup  war  durch  eine  Vergleichiing  der  Schädel  so 
wie  der  Skelete  zu  der  Ueberzeugung  gelangt,  dass  die  Gattung  Odo- 
baenus  (=  Trichechus  L.  Syst.  Nat.  ed.  XII)  zunächst  mit  den  Muste- 
linen  verwandt  sei  ,  und  dass  die  Raubthiere  ohne  Unterbrechung  in 
die  Phoken  übergingen,  indem  das  Wallross  nicht  mehr  von  Enhydris 
abweiche,  als  diese  Gattung  von  Lutra.  Sundevall  ist  durch  Ver- 
gleichung  des  reichen  Materials  der  Stockholmer  Sammlung  zu  dem- 
selben Resultate  gelangt  und  will  nur  durch  Lebensweise  und  Form 
der  hinteren  Extremitäten  eine  Grenze  zwischen  Lutra  und  Enhydris 
ziehen.  Es  würde  sich  danach  das  Schema  folgendermaassen  ge- 
stalten : 

I.  Terrestres  vel  Lilorales.  a.  Melinae,  b.  Mustelinae,  c.  Lu- 
trinae  (Lutra,  Pterura). 

II.  Pelagicae.    a.  Enhydris,  b.  Odobaenus,  c.  Otaria  ,  d.  Phoca. 

■")  Bei  Baird  (1.  c.  p.  159),  dessen  bereits  im  Jahre  1857  er- 
schienene Arbeit  der  Verf.  nicht  gekannt  zu  haben  scheint,  wird  dem 
Putorius  pusillus  eine  weisse  Unterseite  zugeschrieben,  so  dass  mithin 
durchaus  kein  Unterschied  zwischen  dieser  Art  und  dem  europäischen 
Wiesel  aufzufinden  ist,  und  in  der  That  passt  die  betrefTende  Diagnose, 
wie  so  manche  andere,  bei  Baird   wörtlich    auf  die  altweltliche  Art, 


der  Säugethiere  während  des  Jahres  1859.  49 

In  einer  Beschreibung-  der  Guanoformation  und  ihrer 
Bewohner  auf  den  Chinchas-lnseln  theilte  Kinahan  schät- 
zenswerthe  Bemerliung-en  über  die  Robben  der  genannten 
Gegend  mit.  (Journ.  Roy.  Dublin  Soc.  Vol.  I.  1858.  p.  92 
und  93.) 

Otaria  leonina  (Gray's  Museum  Catal.)  hat  folgende  Zahnforniel 

— '- '- —    X  2  =  — .      Der    äussere    obere    Schneidezahn    gleicht   in 

2.1.5  IQ  ^ 

Länge  und  Gestalt  dem  Eckzahn,  die  hinteren  Backenzähne  haben 
nur  einen  einfachen  Höcker,  die  übrigen  dagegen  an  der  Basis  dieses 
Höckers  noch  zwei  undeutliche  Spitzen.  Der  letzte  Backenzahn  in 
jedem  Kiefer  hat  eine  doppelte  Wurzel.  Das  Haar  ist  lang  aber  sei- 
denartig ,  die  Farbe  hellbraun.  Die  Thiere  werden  oft  mehr  als  20' 
(Engl.)  lang.  Die  Gipfel  der  Inseln  findet  man  von  todten  Seelöwen 
umgeben,  und  Köpfe  und  Skelete  liegen  in  allen  denkbaren  Lagen 
zu  Hunderten  rings  umher.  Unter  den  zahlreichen  Schädeln  des  See- 
löwen fand  der  Verf.  nur  einen,  der  (ohne  Unterkiefer)  jederseits  nur 
5  Backenzähne  hatte,  deren  letzter  eine  einfache  Wurzel  besass.  Die- 
ser Schädel  unterschied  sich  auch  durch  andere  wesentliche  Merk- 
male von  denen  des  Seelöwen. 

Otaria  ursinahmn.  kommt  nach  Schrenck  (1.  c.  p.  189 — 190) 
in  den  Gewässern  der  südlichen  Hälfte  Sachalin's,  im  Ochotskischen 
und   Nord-Japanischen  Meere  wenigstens  bis  47**  N.  B.   vor. 

Fhoca  nummalaris  Schleg.  ist  nach  Schrenck  (1.  c.  p.  180) 
für  das  Amur-Land  die  wichtigste  Robbenart.  Sie  findet  sich  an  den 
Küsten  des  Amur -Landes  im  Ochotskischen  Meere,  im  lartarischen 
Sund  und  im  Amur  selbst  vor.  In  diesem  gehen  junge  Thiere  bis 
zum  Dorfe  Yrri  ,  400  Werst  oberhalb  der  i\!ündung  und  nahe  dem 
51°  N.  Br.  hinauf.  In  Beziehung  auf  die  Zeichnung  des  Felles  kom- 
men die  mannichfachsten  Varietäten  vor. 

Phoca  barbata  Müll,  hat  im  Amur -Lande  dieselbe  Verbreitung 
wie  die  vorhergehende  Art,  doch  Hess  sich  nicht  ermitteln,  wie 
w^eit  sie  den  Amur  hinaufgeht. 

Phoca  ochotensis  Fall,  geht  dagegen  nur  sehr  selten  in  den 
Amur.  Eine  genauere  Beschreibung  dieser  noch  sehr  ungenügend 
gekannten  Art  ist  von  Brandt  zu  erwarten. 

Phoca  equestris  (Ph.   fasciata  Shaw.),  welche  Pallas  nur  nach 

einem  aus    dem  Rücken    ausgeschnittenen  Fellslücke  gekannt  hat,   ist 

ihrer  Seltenheit  wegen  von  Ke  y  s  er  1  in  g  und  Blasius  für  synonym 

mit  Ph.  foetida  Fabr.   oder  Ph.  annelata  Kilss.  gehalten  worden,  doch 

unterscheidet    sie    sich    durch    Zeichnung     und    Zahnbildung    wesent- 

5 
lieh.  Sie  hat-—    X   2  Backenzähne,  welche,  mit  Ausnahme  des  ersten, 
5 

Arch.  für  Naturg.  XXVI.  Jahrg.  2.  Bd.  D 


50         Hensel:  Bericht   üb.  d.   Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

zum  Unterschiede  von  Halichoerus  Nilss.  mit  je  zwei  Wurzeln  ver- 
sehen sind.  Doch  nähert  sie  sich  dieser  Gattung  sehr  durch  die  äus- 
sere Form  der  Zähne  und  steht  gewissermassen  zwischen  ihr  und  den 
ächten  Seehunden  mitten  inne.  Die  eigenthürnliche  Färbung  und 
Zeichnung  ist  durch  3  Abbildungen  1.  r.  Taf.  IX.  fig.  1 — 3  erläutert. 
Ihre  Verbreitung  beschränkt  sich  auf  das  Beringsmeer  ,  die  Küsten 
Kanischatkas,  die  Kurilen,  des  Ochotskische  Meer,  den  Amur-Liman 
und  den  Tartarischen  Sund  bis  nach  der  Südspitze  Sachalin's, 

Rodentia. 

Sandwich  berichtet  über  die  Lebensweise  des  Chi- 
romys  madagascariensis  nach  Beobachtungen  an  einem  le- 
benden Exemplare.  (Annal.  des  sc.  nat.  X.  1858.  p.  377; 
Proceed.  Linnean  Soc.  Zoology  IV.  p.  28 — 30.) 

Der  Verf.  hält  das  Thier  für  einen  Lemur,  1)  weil  31adagascar 
(das  Land  der  Lemure)  sein  Vaterland  ist;  2)  weil  kein  Nagethier  die 
gleiche  Beweglichkeit  des  Vorderarmes  besitzt ,  wie  sie  nur  dem 
Menschen  und  den  Quadrumanen  zukommt ;  und  3)  weil  kein  Nager 
einen  Daumen  an  jeder  Extremität  besitzt.  Die  Schneidezähne  sind 
geeignet,  das  härteste  Holz  zu  zernagen.  Sie  sind  nebst  dem  Unter- 
kiefer wie  die  entsprechenden  Theile  der  INager  gebaut.  Das  äus- 
serst feine  Gehör  dient  dem  Thiere,  nach  Ansicht  der  Eingebornen, 
um  das  Arbeiten  der  Insekten  im  Holze  zu  hören,  worauf  es  selbst 
das  Holz  annage  bis  auf  das  Insekt  und  dasselbe  hervorziehe.  Das 
im  Zimmer  gehaltene  Thier  brachte  durch  Anschlagen  des  Zeigefin- 
gers an  das  Holz  der  Möbel  und  des  Fussbodens  einen  vibrirenden 
Ton  hervor  und  versuchte  in  einem  Falle  nach  dieser  Manipulation 
das  Holz  der  Matte  zu  zernagen,  so  dass  jene  Ansicht  der  Eingebor- 
nen wahrscheinlich  wird.  Es  wurde  übrigens  mit  Bananen  und  Dat- 
teln ernährt.  Um  zu  trinken  ,  tauchte  es  den  Zeigefinger  ins  Wasser 
und  brachte  ihn  darauf  in  den  Mund,  und  zwar  geschah  Alles  mit  so 
grosser  Schnelligkeit,  dass  das  Wasser  gleichsam  aus  dem  Gefässe  in 
den  Mund  zu  fliessen  schien. 

Sciurina.  lieber  ein  weisses  Eichhorn  ans  Würtemberg 
berichtet  Kraus  s  (Würtemberg.  naturw.  Jahreshefte  1859. 
p.  44). 

lieber  Sciurus  vulgaris  vom  Amurlande,  dunkler  noch 
als  Eichhörnchen  jenseits  des  Jenissei ,  berichtete  ausführ- 
lich Schrenck  (1.  c.  p.  118— 124). 

lieber  den  Winterschlaf  der  Eichhörnchen  im  Amur- 
Lande  vergleiche  man  Rad  de  (1.  c). 


der  Säugethiere  während  des  Jahres  1859.  51 

Eng-elmann  berichtet  über  eine  schwarze  Varietät 
des  Fuchseichhorns  von  Missouri.  Es  ist  von  B  a  c  h  m  a  n  n 
als  Sciurus  Auduboni  beschrieben  worden,  kann  aber  nicht 
von  dem  gemeinen  Fuchseichhorn  des  Westens,  Sciurus 
macrourus  Say  =  Sc.  Sayi  Aud.  et  Bachm.,  getrennt  wer- 
den. Bei  Baird  findet  es  sich  als  Sciurus  ludovicianus 
Costis.  da  dieser  es  schon  lange  vor  Say  beschrieben  hat. 
Transactions  of  theAcad.  of  sc.  of  St.  Louis.  Vol.  I.  p.  329. 

Als  neu  beschreibt  Blyth  einen  Sc.  albipes,  dessen 
Fell  und  Skelet  sich  in  Calcutta  befindet ,  ohne  dass  das 
Vaterland  genauer  bekonnt  wäre  (1.  c.  p.  287). 

Er  gleicht  dem  S.  macrourus  Pennant  von  Süd-Indien  und  Cey- 
lon, ist  aber  oberhalb  und  auf  der  Aussenseite  der  Beine  bis  zu  den 
Füssen  einförmig  matlbraun,  das  Wollhaar  ist  dunkelgrau,  vveisslich 
an  der  Vorderhälfte  des  Kopfes;  die  Pfoten  sind  weisslich,  auf  der 
Überseite  der  Zehen  mit  untermischten  schwarzen  Haaren.  Die  Farbe 
der  Unterseite  ist  weiss  ,  schaif  abgesetzt  gegen  die  der  Obeiseite. 
Die  ührniuscheln  sind  auf  der  Aussenseite  schwärzlich  und  ohne  Ohr- 
pinsel. Der  Schwanz  dunkelbraun  mit  einem  mattweissen  Längsstrei- 
fen auf  der  Unterseite.  Im  Uebrigen  gleicht  die  Art  dem  S.  macrou- 
rus von  Süd-Indien  und  Ceylon. 

Tamias  striatus  findet  sich  am  Amur  und  auf  Sachalin 
nach  Schrenck  (1.  c.  p.  124 — 125)  von  derselben  con- 
stanten  Färbung  wie  in  ganz  Nordasien,  den  schwarzen 
Tamias  uthensis  Fall,  ist  Verf.  geneigt  mit  A.  Wagner 
und  Middendorf  für  eine  Abänderung  des  T.  striatus  zu 
halten. 

Eine  Zusammenstellung  aller  fliegenden  Eichhornarten 
erhielten  wir  von  Blyth  (Journ.  Asiat.  Soc.  Bengal.  1859. 
p.  276— 278). 

A.  Peteromys  pentaurisfa  Fall.  (=  Pt.  philippensis  Gray,  PI. 
oral  Tickell)  ,  Pt.  cineraceus  ßlyth  (=  Pt.  pelaurista  var.  cineraceus 
Blyth),  Pt.  philippensis  Gray,  Pt.  elegans  S.  Müller,  Pt.  punctatus 
Gray,  Pt.  inornatns  Geoffr.,  vielleicht  Pt.  albiventer  Gray  (nicht  in 
Hurdwicks  Iliustrations)  ,  Pt.  yriseovenler  Gray.  Br.  Mus.  Cat.  be- 
schrieben?, Pt.  melanotis  Gray,  nicht  vollständig  beschrieben,  als 
Synonym  Pt.  Diardi  Temm.  dazu  ,  als  zweifelhaftes  Pt.  nitidus  Gray 
(Hardw.  Illust.)  ,  Pt.  nitidus  Geoffr.  =  Sciurus  petaurista  foem.  Pall. 
(=  Pt.  albiventer  '  =  ray  in  Hardw.  Illustrt.)  ,  hierzu  als  zweifelhafte 
Varietät    Pt.  punctatus  Gray  ,    Pt.  magnifictis  Hodgs.,  Sciuroptenis  no- 


52         Hensel:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  Naturgeschichte    ' 

Ulis  Gray  (=  Pt.  chrysotryx  Hodgs.  )  Pt.  leucogenys  Temm.,  Sciuro- 
plera  caniceps  Gray  (=  S.  senex  Hodgs.)  ,  Sc.  Leyardi  Kelaart ,  Sc. 
Baberi  (?)  Blyth,  S.  fuscocapilla  Jerdon,  S.  fimbriata  Gray  (=  Ptero- 
mys  Leachii  (?)  Gray,  S.  albonigra  Hodgs.  (=.  Pt.  Turnbullii  Gray), 
S.  viUosa  Blyth,  S.  Horsfieldii  (=  Pt.  Horsfieldii  Waterhouse,  Pt.  au- 
rantiacus  Wagler),  S.  genibarbis  Horsf. ,  S.  lepida  Horsf.  ,  S.  Phayrei 
Blyth  n.  sp.  (=  Sc.  sagitta  von  Burma) ,  S.  spadicea  Blyth  ,  S.  Mo- 
raoga  Temm.  et  Schleg.,  S.  volans  L.  (=  Pt.  sibiricus  Desm. ,  Pt.  rus- 
sicus  Tiedem.) ,  S.  volucella  Pall.  (=:  Sciurus  acrobates  Schreber, 
Sciuropterus  americanus  Desm.),  S.  Sabrina  Shaw.  =  Sc.  hudsonius 
Forster). 

Unter  dem  Namen  S.  sagitta  kommen  bei  Temminck  und 
Schlegel  5  Arten  vor. 

Die  osteologischen  Verhältnisse  des  Pteromys  volu- 
cella nach  zwei  Skeleten,  des  P.  sagitta  und  des  P.  nitidus 
nach  je  einem  Skelet  hat  Giebel  zum  Gegenstande  einer 
Untersuchung  gemacht.  (Giebel  u.  Heintz  Zeitschrift  XIII. 
1859.  p.  309—318.) 

Bemerkungen  über  Pteromys  petaurista Pallas  undSciu- 
roptera  fuscocapilla  Jerdon  im  Vergleiche  zu  Sc.  fimbriata 
Gray  gab  Blyth  (1.  c.  p.286). 

Ueber  Pteromys  volans  vom  Amur  ,  nicht  verschieden  vom  si- 
birischen, vergleiche  manSchrenck  (I.e.  p.  116 — 118). 

Als  neu  beschreibt  Blyth  Sciuroptera  Phayrei  (Jour- 
nal Asiat.  Soc.  Bengal.  1859.  p.  278). 

Aehnlich  der  Sc.  albonigra  ,  aber  beträchtlich  kleiner,  der 
Schwanz  weniger  buschig.  Länge  6 — 6'/i"  (Engl.),  der  Schwanz  (die 
Wirbel)  öVi",  Hinterfuss  mit  den  Klauen  IVb"-     Rangoon,  Mergui. 

Zur  Osteologie  der  Murmelthiere  hat  Giebel  Bei- 
träge geliefert  (Giebel  und  Hintz  Zeitschrift  XIII.  1859. 
p.  299—309). 

Durch  Brendel  in  Peoria  erhielt  der  Verf.  das  vollständige 
Skelet  eines  ausgewachsenen  Arctomys  monax,  welches  mit  drei  Ske- 
leten und  einem  einzelnen  Schädel  des  Alpenmurmelthieres  und  einem 
Schädel  des  Bobac  verglichen  werden  konnte.  Der  Verf.  findet  eine 
„überraschende  Aehnlichkeit  im  Schädelbau  und  Zahnsystem,"  aber 
bei  Vergleichung  der  einzelnen  Skelettheile  „viel  erheblichere  Unter- 
schiede von  hoher  systematischer  Bedeutung  für  das  europäische  Al- 
penmurmelthier  und  den  nordamerikanischen  Monax."  Beigefügt  sind 
viele  Maasse  des  Schädels  und  des  Skeletes  ,  doch  muss  Ref.  hierzu 
bemerken,  dass  die  Maasse    des  Arct.  monax   von  denen,  welche  be- 


der  Säugethiere  während  des  Jahres  1859.  53 

reits  Brendel  (I.e.)  von  demselben  Skelete  mitgetheilt  hat,  so  weit 
abweichen,  dass  eine  wissenschaftliche  Verwerthung  der  beiderseiti- 
gen Messungen  durchaus    unmöglich   ist. 

Arctomys  Bobac  wurde  von  Schrenck  (1.  c.  p.l27) 
im  Amur -Lande  nicht  gefunden,  doch  ist  wahrscheinlich, 
dass  er  wenigstens  im  oberen  Theile  des  Stromgebietes  und 
in  den  Prairien  desselben  sich  finden  werde.  Die  Beschrei- 
bung einer  von  Maack  bei  Nertschinsk  gesammelten  Va- 
rietät durch  Brandt  steht  zu  erwarten. 

Spermophilus  Eversmanni  Brandt  ist  nach  Schrenck  (1.  c. 
p.  126 — 127)  von  Tiansbaikalien  ostwärts  im  ganzen  oberen  Amur- 
Lande  und  in  den  Prairieen  des  Amur  verbreitet  und  scheint  also 
diejenige  Zieselmaus  zu  sein,  welche  die  grösste  Verbreitung  über 
den  asiatischen  Kontinent  hat. 

Myoxina.  AlsMyoxusarten  Ungarns  werden  von  Kor  n- 
huber  (Verh.  d.  Vereins  für  Naturkunde,  Presburg  1858. 
p.  56)  jedoch  ohne  Beschreibungen  genannt: 

M.  avellanarius ,  M.  glis  ,  31.  Dryas  und  M.  quercinus  L.  ,  von 
welcher  letzteren  Art  das  National-Museum  zu  Pesth  Exemplare  aus 
Ungarn  uud  Siebenbürgen  besitzt. 

Die  Familie  der  Myoxiden  wurde  von  Blyth  durch 
eine  neue  Gattung  Platacanthomys  bereichert  (1.  c.  p.  288). 

Dieses  Genus  ähnelt  in  Zahnbau ,  Schädel  und  dem  behaarten 
Schwänze  den  Schläfern,  aber  der  Obertheil  ist  mit  flachen  Stacheln 
dicht  bedeckt,  denen  sehr  dünne  beigemischt  sind.  Die  Unterwolle 
der  Überseite  ist  etwas  gekräuselt.  An  der  Unterseite  befinden  sich 
auch  Stacheln,  aber  sie  sind  kleiner  und  dünner  (ähnlich  den  oberen 
des  M.  platylhrix) ,  vorherrschend  ist  hier  eine  weiche  ünterwolle. 
Kopf,  Kehle,  Schenkel  und  Hintertheil  des  Abdomen  sind  ohne  Sta- 
cheln, doch  ist  das  Haar  am  Vorder-  und  Hinterhaupte  voll  und  bu- 
schig. Drei  Malilzähne  von  gleicher  Grösse  befinden  sich  oben  und 
unten  ,  doch  ist  der  letzte  obere  um  %  kleiner  als  die  übrigen. 
Jeder  Mahlzahn  hat  3  oder  4  Querfalten.  Der  Schädel,  nach  dem  Rest 
zu  urtheilen,  ähnelt  dem  des  Graphiurus,  Schneidezähne  wie  bei  l\Iyo- 
xus  glis  ,  der  Hallux  weniger  entwickelt  und  nagellos.  Zwei  Paar 
(Abdominal-)  Zitzen.  Die  Art  PI.  lasiurus  Blyth  ist  so  gross  wie 
Myoxus  glis  ,  doch  ist  der  Kopf  kleiner  und  kürzer.  Ein  Männchen 
mass  bis  zur  Basis  des  Schwanzes  6".  Die  Schwanzwirbel  S'/j",  mit 
dem  Haare  l'/j"  mehr.  Die  Ohrmuschel  an  der  Hinterseite  */»";  sie 
ist  eiförmig  und  ganz  nackt;  der  Hinterfuss  bis  zur  Ferse  1'';  die 
längsten  Scbnurrbaare  2yi".    Die  aUgemeioe  Farbe  bell  rothbraun,  an 


54         Hensel:  Bericht  üb.   d.  Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

der  Unterseite  blasser.  Die  Stacheln  sind  Vs''  lang.  Die  Schnurr- 
haare sind  hauptsächlich  schwarz,  die  unteren  Theile  schmutzigweiss, 
das  Haar  am  Schwänze  ist  dunklerschwarz,  als  am  Körper,  die  Schwanz- 
spitze ihrer  ganzen  Länge  nach  schmutzigweiss.  Die  Lebensweise 
wird  von  Baker  geschildert;  von  Malabar.  (Wodurch  die  Verwandt- 
schaft mit  den  Myoxiden  bewiesen  werden  soll,  ist  nicht  zu  erken- 
nen, da  sich  jederseits  nur  3  Backenzähne  befinden,  und  eine  .Unter- 
suchung des  Darmkanals,  wie  es  scheint,  nicht  stattgefunden  hat.) 

Castorina.  Vom  Biber  erhielt  S ehr enck  (I.e.  p.  145) 
durchaus  keine  Nachricht  im  Amur-Lande  ,  so  dass  wohl 
anzunehmen  ist,  er  werde  daselbst  nirgends  vorkommen. 

Kornhuber  giebt  Nachricht  über  das  Vorkommen  des  Bi- 
bers in  der  Donau  bei  Presburg  (Verhandl.  d.  Vereins  f.  Naturk.  zu 
Presburg  IIL   1858.  Heft  1.) 

Ueber  das  Vorkommen  des  Bibers  in  Baiern  berichtet  Jäckel 
(Corespendenz -Blatt  des  zool.  -  mineral.  Vereins  in  Regensburg  XIIL 
p.  1—28). 

Ueber  das  fiühere  Vorkommen  des  Bibers  in  Schottland  so 
wie  über  seine  frühere  und  jetzige  Verbreitung  in  Europa  erhalten 
wir  Nachricht  durch  Ch.  Wilson.  (Edinb.  philos.  Journ.  VIIL  1858. 
p.  1-41.) 

Maasse  der  unteren  Backenzähne  des  Castor  fiber  erhielten  wir 
durch   Nordmann  (1.  c.  p.  167). 

lurina-  Ch.  Coquerel  (I.e.  p.466)  theilt  Beobach- 
tungen über  die  Lebensweise  der  Ratten  auf  Bourbon  mit. 

Auf  Bourbon  ,  wie  in  allen  französischen  Colonieen  ist  der 
grösste  Theil  der  Mäusearten  eingeführt.  M.  musculus,  M.  rattus  und 
M.  decumanus  sind  sehr  häufig.  Mus  rattus  wanderte  früher  ein,  als 
die  Wanderratte  und  vermehite  sich  in  den  Jahren  1548 — 1664  so 
stark,  dass  die  ersten  Colonisten  zum  Verlassen  der  Insel  gezwungen 
wurden.  Durch  die  später  eingeführte  Mus  decumanus  verdrängt,  zog 
sie  sich  in  das  gebirgige  Innere  der  Insel  zurück,  wo  sie  zwar  noch 
zahlreich  ist,  aber  doch  später  der  nachdringenden  Wanderratte  un- 
terliegen muss. 

Die  Zahl  der  Mäuse  wurde  durch  Blyth  (I.e.  p.  294) 
um  mehrere  neue  Arten  vermehrt. 

Mtts  rohuslulus.  Der  Schwanz  nicht  völlig  so  lang  wie  Kopf 
und  Rumpf,  die  zusammen  6"  (Engl.)  messen.  Die  Farbe  beinahe 
wie  bei  Mus  decumanus  ,  die  Füsse  deutlich  weisslich,  der  Schwanz 
mit  kurzen  Borsten  von  durchaus  gleicher  Länge  und  nicht  länger 
nach   der  Spitze  zu. 


der  Säugethiere  während  des  Jahres  1859.  55 

Mus  cinnamonieus,  ahnlich  dem  M.  flavescens,  aber  kleiner,  mit 
verhältnissmässig  langem  Schwänze.  Das  weiche  Fell  ist  zinimtfar- 
ben  wie  bei  M.  oleraceus ,  mit  kaum  sichtbaren  schwarzen  Spitzen. 
Die  Unteiseite  weiss,  scharf  abgesetzt  gegen  das  obere  zimmetbraun. 
Kopf  und  Rumpf  gegen  6",  Schwanz  7y^"j    Hinterfuss  \\\" . 

Mus  spec?  ähnlich  dem  jungen  M.  nemoralis,  aber  wie  sich  aus 
den  Hoden  ergiebt,  erwachsen.  Kopf  und  Rumpf  4",  Schwanz  4'Vj 
Hinterfuss  Vie". 

Mus  nitidulus,  der  Hausmaus  ähnlich,  der  Schwanz  so  lang  wie 
Kopf  und  Körper  und  gleichförmig  mit  kurzen  Borsten  am  Ende  be- 
setzt. Ohren  gross  und  weit.  Totallänge  GVi"-  Hinterfuss  wenig 
länger  als  %",  Hinterrand  der  Ohrmuschel  Vio"-  Farbe  wie  bei  Äl. 
decumanus,  die  Unterseite  weiss,  ziemlich  scharf  abgestutzt.  Zu  der- 
selben Gruppe  wie  M.  musculus  und  AI.  Manei  gehörig. 

M.  concolor  ,  gleichmässig  dunkelmäusegrau  oben  und  unten. 
Ohren  massig  gross,  Füsse  gross,  der  Schwanz  durchgehends  mit  kur- 
zen Borsten  besetzt.     Länge  3",  Schwanz  4",  Hinterfuss   ''/z". 

Mus  badius ,  dem  M.  oleraceus  gleichend,  aber  die  Augen  dop- 
pelt so  gross,  Schnurrhaare  schwarz,  die  Oberseite  rothbraun  oder 
zimmetfarben,  die  Unterseite  fast  rein  weiss.  Länge  (5)  3'',  Schwanz 
4y8"i  Hinterfuss  ^q".     Tenasserim. 

Mus  peguensis.  Eine  Feldmaus,  deren  dicht  behaarter  Schwanz 
länger  als  Kopf  und  Rumpf  ist.  Seine  Haare  werden  nach  dem  Ende 
länger.  Länge  bis  zur  Basis  des  Schwanzes  Sy^".  Schwanz  3y8", 
Ohrmuschel  V»"  und  Hinterfuss  V4",  nach  einem  $  in  Spiritus  ;  bei 
einem  ausgestopften  (^  sind  die  Schwanzwirbel  4yi"  lang.  Der  Felz 
ist  sehr  dicht,  blass  gelbliclibraun  auf  der  Oberseite,  etwas  gelblich- 
weiss  an  der  Unterseite.  Die  Schnurrhaare  auffallend  lang.  Te- 
nasserim. 

Mus  crassipes ,  dem  31.  homourus  Hodgs.  gleichend,  doch  ist 
der  Schwanz  etwas  länger  als  Kopf  und  Rumpf.  Länge  2%",  Schwanz 
3y+'',  Hinterfuss  ^n".  Die  Füsse  sind  besonders  stark  und  gleich  dem 
Schwänze  mit  starken  kurzen  Borsten  bedeckt,  von  Masuri  (Malabar). 

Mus  Tytleri.  Länge  2^/\",  ebenso  der  Schwanz  der  gegen  24 
Wirbel  besitzt,  Hinterfuss  %''.  Pelz  seli,r  dicht  und  lang,  oberhalb 
blass  sandfarben,  unterhalb  isabellfarben  und  hell  an  den  dicht  be- 
harrten Beinen,  an  der  Unterfläche  und  den  Seiten  des  Schwanzes. 
Schnurrhaare  sehr  fein  und  weisslich.     Aus  Deyra  doon. 

Dabei  finden  sich  noch  Bemerkungen  über  M.  niviventer  Hodgs., 
M.  oleraceus  Sykes  [  ?  =  M.  (Vandileuria)  dumeticola  Hodgs.]  und 
M.  musculus  aus  England  im  Vergleiche  zu  M.  manei,  die  vollständig 
verschieden  von  einander  sein  sollen. 


56         Henshel:   Bericht  üb.  d.  I<eistuiigen  in  d.  Naturgeschichte 

Eine  Maus  von  Baker  in  Malabar  gesammelt  und,  nach  seiner 
Ansicht,  in  dem  Gebirge  die  Stelle  des  Mus  proidens  s.  indicus  El- 
liot  (?)  vertretend  ,  der  nur  in  der  Ebene  vorkommen  soll  ,  ist  nach 
Blyth  (I.  n.  p.  290)  vielleicht  nur  eine  südliche  Varietät  der  ge- 
nannten Art. 

lieber  die  Einwanderung  und  Verbreitung  des  Mus 
decumanus  im  Amur -Lande  vergleiche  man  Schrenck 
(1.  c.  p.  127 — 129).  Dagegen  fehlt  in  den  genannten  Ge- 
genden Mus  musculus,  obgleich  in  Sibirien,  Japan  und  China 
zahlreich. 

Bei  Mus  musculus  fand  Canestrini  als  Regel  eine  Durch- 
bohrung der  Clitoris  durch  die  Harnröhre,  ebenso  bei  M.  decumanus 
(Verhandl.  d.  zool.-bot.  Gesellsch.  in  Wien  IX.  1859).  (Seit  langer 
Zeit  nicht  bloss  von  Mus  musculus,  sondern  auch  nahe  verwandten 
Thieren  bekannt.) 

Ein  Genus  Hapalomys  verdanken  wir  Blyth  (1.  c. 
p.  266). 

Der  Pelz  ist  lang  und  sehr  fein.  Der  Schwanz  ausserordentlich 
lang,  im  End viertel  auffs'.llend  flac'u  und  mit  stärkerer  Behaarung  als 
vielleicht  irgend  eine  andere  ächte  Mänseform.  Die  Vorderseite  der 
Zehen  deutlich  runzlig.  T/cv  liopf  ist  kurz  ,  Ohren  klein  und  nicht 
durchscheinend.  Der  Schädel  ähnelt  den;  des  M.  indicus,  doch  sind 
die  Schneidezähne  breiter  und  flacher.  Die  Backenzähne  sind  weni- 
ger nach  Aussen  gewendet,  als  gewöhnlich. 

H.  longicmidatus.  Länge  des  r^  b^/n"  (Engl.),  Schwanz  T*/^", 
beim  Q  b'/x"  und  1%",  Sohle  l'/a",  Hinterrand  des  Ohres  VV'-  Das 
Ohr  abgerundet  und  mit  langen  Haaren  schwach  gefranst.  Der  Pelz 
lang  und  weich,  auf  der  Oberseite  gegen  Va"  lang  ,  glänzendbraun 
mit  schwarzen  Spitzen  ,  zw^ei  Drittel  an  der,  Basis  der  Haare  schie- 
fergrau, die  Unterseite  mattweiss,  die  Schnurrhaare  schwarz,  lang  und 
dünn,  vor  den  Ohren  ein  Büschel    schwärzlicher,  feiner  Haare. 

Brandt  gab  eineUebersicht  der  Russischen  Hamster- 
Arten  (Bullet,  de  l'Acad.  St.  Petersburg   Tom.  XVII.  p.489 

—494). 

Die  Gattung  Circetus  zerfällt  in  2  Abtheilungen.  A)  Eigentliche 
Hamster  mit  schwarzer  Brust,  plattem  Scheitel  und  kleinem,  dreiecki- 
gem Interparietalbein,  C.  frumentarius  Pall.  (=  C.  vulgaris  Desni.  und 
fuscatus  Brandt)  und  C.  nigricans  Brandt.  B)  Mausähnliche  Hamster  mit 
meist  weisser  Brust  und  gewölbtem  Scheitelbein ,  Interparietalbein 
ziemlich  gross,  viel  breiter  als  lang,  a)  ohne  schwarze  Rückenlinie  : 
C.   accedula  Pall.,   C  phaeus  Pall.,  C.  arenarius  Pall.,  C.  Eversmanni 


der  Sängethiere  während   des  Jahres  1859.  57 

Brandt    (=  C    phaeus  Evesm.);    b)    mit    schwarzer    Rückenlinie:    C. 
songarus  Fall.,  C.  furunculus  Fall. 

Eine  Monographie  der  Gattung  wird  vom  Verf.  in  Aussicht 
gestellt. 

Aryicolina.  Als  neu  wurde  Armcola  amurensis  durch 
Schrenck  (1.  c.  p.  129—135.  Taf.  VI.  fig.  1  und  2)  be- 
schrieben. 

Der  Gesammthabitus  ,  die  ziemlich  langen  Ohren  und  der  ver- 
hältnissmässig  lange  Schwanz  stellen  die  Art  in  die  Untergattung  der 
VValdwühlmäuse  bei  Blas  ins.  Damit  stimmt  auch  die  Beschaffen- 
heit der  stunipfkantigen  Schmelzfalten,  wie  sie  denn  A.  glareolus  und 
seinen  Verwandten  eigen  ist.  Als  wesentlich  specifischer  Charakter, 
wie  er  bei  keiner  anderen  Feldmaus  vorkommt,  ist  eine  Schmelz- 
falte zu  betrachten,  die  sich  am  Vorderende  des  ersten  unteren  Bak- 
kenzahnes  und  zwar  an  seiner  Vorderseite  befindet.  Die  Farbe  der 
Oberseite  ist  rothbraun,  schwarz  gestichelt,  an  der  Schnauze  und  unter 
den  Seiten  des  Körpers  gelblich;  die  Unterseite  und  die  Extremitäten 
sind  scharf  abgesetzt,  schmutzig  weiss,  Kopf  und  Rumpf  92  Mm.,  der 
Schwanz  ohne  Endhaare  37  Mm. ,  das  Ohr  von  der  äusseren  Ohrbasis 
an  15  Mm.  lang.  Sohle  des  Hinterfusses  bis  zur  Krallenspitze  18  Mm. 
Amur-Mündung. 

Arvicola  riitilus  Fall,  vom  Amur  stimmt  mit  den  sibirischen 
und  europäischen  Thieren  (Schrenck  1.  c.  p.  135 — 136)  vollständig 
überein.  An  der  Mündung  des  Amur  lag  ein  bei  —  14*^  R.  gefunde- 
nes Exemplar  im  Winterschlaf,  wachte  jedoch,  in  die  Stube  gebracht, 
nach  kurzer  Zeit  auf. 

Als  neu  beschreibt  Schrenck  (1.  c.  p.  140  — 144.  Taf.  VI. 
fig.  4  u,  5)  aus  dem  Amurlande  einen  Arvicola  Maximowiczii.  Nach 
Gesammthabitus  und  Zahnbildung  den  ächten  Mäusen  angehörig.  Ober- 
seite rothbraun,  schwarz  gestichelt,  an  den  Seiten  heller,  unten  scharf 
abgesetzt,  gelblich  weiss,  die  Extremitäten  sind  grau.  Der  Schwanz 
oben  schwarzbraun,  unten  scharf  abgesetzt,  weisslich.  Kopf  und 
Rumpf  81  Mm.,  Schwanz  ohne  Endhaare  26  Mm.,  Kopf  26  31m.,  Länge 
des  Ohres  von  der  äusseren  Basis  an  11  Mm.  ,  Sohle  des  Hinterfusses 
bis  zur  Kagelspitze  19  Mm.  Kur  5  Schwielen  auf  der  Sohle  des  Hin- 
terfusses. 

Arvicola  saxalilis  Pall.  ist  von  neuem  durch  Schrenck 
(I.e.  p.  137 — 140.  Taf.  VI.  fig.  3)  und  zwar  vom  Amur  be- 
schrieben vi^orden. 

Er  gehört  zu  den  ächten  Feldmäusen,  deren  Zähne  scharfkantig 
und-  mit  nach  innen  tief  einspringenden  und  meist  vollständig  ge- 
trennten Schmelzschlingen  versehen  sind.  Die  grösseren  Ohren  und 
der  verhältnissmässig  längere,  dünn  behaarte  Schwanz  nähern  die  Art 


58  Hensel:  Bericht  üb.' d.  Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

den  ächten  Mäusen.  8  Zitzen,  2  Paar  waren  zwischen  und  hinter 
den  Vordeibeinen  und  2  Paar  hinten,  zwischen  und  hinter  den  Hin- 
terbeinen. Länge  des  Kopfes  und  Rumpfes  103  Mm. ,  der  Schwanz 
ohne  Endhaare  46  Mm.,  Länge  des  Ohres  von  der  äusseren  Basis  an 
12  Mm.  ,  Sohle  des  Hinterfusses  bis  zur  Krallenspitze  20  Mm.  Nach 
der  Zahnbildung  ,  namenlich  nach  der  Anzahl  der  Schmelzschlingen 
im  ersten  unteren  Backenzahne  ist  A.  saxatilis  mit  A-  arvalis  Pall.,  A. 
campestris  Blas.,  A.  subterraneus  Selys  und  A.  Savii  Selys  verwandt, 
von  letzteren  durch  die  Körperverhältnisse,  durch  längere  Ohren  und 
eine  grössere  Anzahl  und  verschiedene  I^age  der  Zitzen  unterschie- 
den. Von  den  ersteren  durch  die  Zahl  der  Schwielen  an  der  Sohle 
des  Hinterfusses  verschieden  ,  da  diese  deren  6  besitzen,  A.  saxatilis 
aber  nur  5  iiat,  obgleich  B  1  a  s  i  us  hier  ebenfalls  6  angiebt,  allein  es 
ist  zu  vermuthen  ,  das  er  nicht  den  wirklichen  A.  saxatilis  vor  sich 
gehabt  hat. 

Ein  Exemplar  des  Arvicola  amphibius  aus  dem  Amur -Lande 
gehörte  nach  S  c  h  r  e  n  c  k  (1-  c.  p.  136 — 137)  der  helleren,  kurzschwän- 
zigen  Varietät  A.  terrestris  Auct.  an. 

Ueber  einen  weissen  Arvicola  arvalis  berichtet  Krauss  (1.  c. 
p.  44). 

Spalaciua.  Siphneus  Aspalas  Pall.  ist  vonMaack  nach 
einer  Angabe  Schrenck's  (1.  c.  p.  144)  am  oberen  Amur 
gefunden  worden,  das  Exemplar  stimmt  mit  dem  sibirischen 
Thiere  in  der  Beschreibung  bei  Pallas  überein,  nur  ist 
bei  ihm,  wie  bei  6  altaischeti  Exemplaren,  am  Hinterfusse 
der  3te  Finger  der  längste,  während  es  nach  Pallas  der 
zweite  sein  soll. 

Die  wichtigsten  Maasse  am  Unterkiefer  des  SpalaX 
typhlus  theilt  v.  INordmann  mit  (l.  c.  p.  165). 

Alex.  V.  IMordmann  beschrieb  das  Gebiss  und  den 
Schädel  des  Ellobius  (Chthonoergiis)  talpinus.  (Palaeontologie 
Südrusslands,  Helsingfors  1858.  4.  p.  163.  Anmerk.) 

3 

Die  Backenzähne,   — ,  sind  nicht  wie  bei  Spalax,  sondern  nach 
3 

dem  Typus  bei  den  Arvicolinen  gebaut,  der  Iste  obere  hat  6  Prismen 
und  ebenso  viele  Schmelzschlingen  ^  der  2te  5  Prismen  mit  3  äusse- 
ren und  2  inneren  Schmelzschlingen,  der  3te,  kleinste,  hat  3  Prismen 
und  ebenso  viele  Schmelzschlingen  ,  eine  kleine  nach  aussen  ,  eine 
grössere ,  abgerundete  nach  innen  ,  und  eine  verlängerte  ,  ebenfalls 
abgerundete  nach  hinten.  Der  Ite  untere,  zeigt  o  innere  und  4  äus- 
sere  Prismen   mit   einer   vorderen  ,^  etwas    nach    innen    gekrünynte^ 


der  Säugethieie  während  des  Jahres  1859.  59 

Schmelzschlinge;  der  2te  3  äussere  und  3  innere,  einander  gegen- 
überstehende Prismen,  während  das  vordere  7te  Prisma  nur  klein 
bleibt  und  auch  zuweilen  ganz  fehlt;  der  3te  ist  unregelniässig  zu- 
sammengesetzt aus  2  inneren  ,  einem  hinteren  und  einem  äusseren, 
schmäleren  Prisma,  ein  zweites  äusseres  und  ein  vorderes  bleiben 
undeutlich. 

Histricina.  Dass  Hystrix  cristata  in  Griechenland  Ge- 
genstand der  Jagd  ist,  erzählt  Land  er  e  r  (Correspd. -Blatt 
des  zool.-min.  Vereins  in  Regensburg  XIII.  p.  29.) 

Leporiua.  Die  vielfachen  Abweichungen  in  der  Farbe 
des  Lagomys  hyperboreus  Fall,  sind  durch  Schrenck 
(1.  c.  p.  147—152.  Taf.  VII.  fig.  1  u.  2.  Taf.  VIII.  fig.  1  u.  2) 
genauer  beschrieben  und  durch  Abbildungen  erläutert 
worden. 

Der  Verf.  unterscheidet  eine  var.  normalis  mit  der  Färbung, 
wie  sie  Pallas  beschreibt,  eine  var.  ferruginea  mit  vorherrschend 
rostrother  und  eine  var.  cinereo-fusca  mit  vorherrschend  graubrauner 
Farbe,  eine  dritle,  var.  cinereo-flava  steht  in  der  Mitte  zwischen  den 
beiden  letzteren. 

Lepns  variahilis  Pall.  kommt  nach  Schrenck  (I.e.  p.  145 — 147) 
überall  im  Amurlande  so  wie  auf  Sachalin  vor, 

llngiilata. 

Artiodactyla  rumiuantia.  lieber  den  Tarsus  der  Wieder- 
käuer und  paarzehigen  Pachydermen  stellte  Bergemann 
Untersuchungen  an.  (Rectoratsprogramm.  Rostock  1859), 
namentlich  in  Beziehung  auf  die  Mechanik  desselben  und 
zwar,  wie  zu  erwarten  war,  vom  teleologischen  Stand- 
punkte aus. 

Die  Geburt  eines  Lama  zu  Paris  theilte  Geoffroy 
Saint-Hilaire  mit  (Compt.  rend.  Tom.  49.  1859.  p.  62). 

P.  Panceri  hat  Untersuchungen  über  die  Anatomie 
der  Giraffe  mitgetheilt.  (Atti  dell'  I.  R.  Instituto  Lombardo 
di  Scienze  etc.  Tom.  1.  fasc.  15.  Milano  1859.) 

Hervorzuheben  ist  grosse  AusstreckLarkeit  der  Zunge  in  Folge 
grosser  Entwickelung  der  tiansversalen  Fasern.  Im  Pharynx  befindet 
sich  eine  besondere  Drüse,  die  an  Reichhaltigkeit  der  Schleimsecre- 
tion  den  Tonsillen  gleicht.  Die  cartilines  arythenoidei  hält  der  Verf. 
für  dienlich  beim  Aufsteigen    der  Speisen  ,  indem  sie  die  ötiiumritae 


60         Hensel:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

in  der  Weise  schützen,  wie  die  Epiglottis  während  des  Hinunterschlin- 
gens.  Bemerkungen  über  die  Zahl  der  Luflröhrenringe,  der  Abwe- 
senheit oder  Gegenwart  der  Gallenblase.  Die  Giraffe  ist  das  einzige 
Säugethier  ohne  Schilddrüse.  , 

Bemerkungen  über  die  Fortpflanzungen  einer  Giraffe 
hat  Kitzinger  gemacht.  (Sitzungsberichte  d.  Wien.  Akad. 
1858.  XXXI.  p.  344—346.) 

Eine  schon  seit  1852  in  der  kaiserlichen  Menagerie  zu  Schön- 
brunn gehaltene  Giraffe  wurde  trächtig  und  gebar  in  stehender  Stel- 
lung. Eine  Anhänglichkeit  der  Mutter  an  ihr  Junges  war  nicht  zu 
bemerken.  Dieses  musste  künstlich  ernährt  werden.  21  Stunden 
nach  der  Geburt  betrug  die  Gesammthöhe  bei  gestrecktem  Halse  4' 
8 — 9"  (Wiener?),  vom  Stirnzapfen  war  keine  Spur  vorhanden;  an 
ihrer  Stelle  befand  sich  ein  zolllanges  Büschel  schwarzer  Haare,  nach 
vorwärts  gerichtet  und  glatt  am  Scheitel  anliegend. 

Eine  Arbeit  über  die  Anatomie  der  Giraffe  stellte  Brandt  in 
Aussicht.     (Bulletin  de  l'Acad.  St.  Petersburg.    Tom.  I.  p.314.) 

Für  die  Geschichte  der  Giraffe  sind  wichtig : 

Cavedoni:  Della  camelopardali  ,  o  sia  giraffa  rappresenlata 
in  monumenti  antichi  (Bulletino  deü'  Institut©  di  corrispondenza  ar- 
cheologica  per  l'anno  1858.  p.  125  u.  ff.  und 

Michaelis:  Ponteo  rappresentazioni  della  giraffa  (1.  c. 
p.  170  u.  ff.). 

Brandt  entscheidet  sich  in  seiner  ausführlichen,  kritischen 
Arbeit  dafür  ,  dass  der  JXabus  des  Plinius  mit  seinem  Camelopardalis 
identisch  ist  (Bullet,  de  l'Acad.  St.  Petersbourg.  Tom   I.  p.  353 — 357). 

Cayicornia.  lieber  ein  einjähriges  Stierkalb  des  Bos 
gaurus,  der  als  die  grösste  lebende  Rinderspecies  geschil- 
dert wird  ,  findet  sich  eine  Nachricht  Ann.  and  mag.  nat. 
bist.  III.  Ser.  Vol.  3.  p.  240.  (Overland  Hurkaru ,  Calculta 
Dec.  8.  1858.) 

Schätzenswerthe  Nachrichten  über  den  Auerochsen  des 
Bialowiczer  Waldes  verdanken  wir  F.  Müller.  (Mittheilun- 
gen d.  k.  k.  geograph.  Gesellschaft  zu  Wien  1859.  p.  155.) 

Ein  ausgestopftes  Exemplar  im  Hause  des  Gouverneurs  in  Grodno 
ist  235  Centim.  lang,  seine  höchste  Höhe  beträgt  177  Centim.  Nach 
der  letzteu  Zählung  vor  drei  Jahren  '")  betrug  die  Anzahl  der  Indi- 
viduen über  1200,    gegenwärtig    wohl  1400.      In  der  Jugend  ist  der 


*)  Vor  Beendigung  der  Reise,  die  der  Vuf.  im  Oct,  1851  an^ 
trat  ?     Ref. 


der  Säugethiere  während  des  Jahres  1809.  61 

Auer  ganz  gleichmässig  silbergrau  ■■•) ,  mit  4 — 6  Jahren  mehr  schwärz- 
lich, und  zwar  hat  er  in  diesem  Alter  ein  schönes  Aussehen,  später 
wird  er  kaffeebraun.  Daher  glauben  selbst  in  Bialowicz  Einige,  es 
gäbe  2  Species,  eine  kleinere  schwärzlichere  und  eine  grössere  braune. 
In  der  Jugend  ist  er  leicht  zähmbar.  Bastarde  mit  dem  Rind  sind 
nicht  selten.  Ob  diese  sich  weiter  fortpflanzen  ,  ist  noch  nicht  ver- 
sucht. Das  Wiener  Exemplar  der  Auer  ist  8'  lang  und  4'  11"  (Wie- 
ner Maass  ?)  am  Widerrist  hoch. 

Zahlreiche  Bemerkungen  über  Schädel,  Zähne  und  Skelettheile 
des  Lithauischen  Auerochsen  so  wie  Maasse  derselben  verdanken  wir 
Nordmann  (1.  c.  p.  191—214). 

Die  Geburt  zweier  Yaks  zu  Paris  theilte  Geoffroy  Saint 
Hilaire  mit  (Compt.  rend.  hebd.  1859.  Tom.  49.  p.  62). 

Notizen  über  die  Ungarische  Rinderrasse  *"*»")  theilte 
Beock  mit  (Archiv  für  Landeskunde  in  dem  Grossherz. 
Mecklenburg.  Bd.  IX.  1859.  p.  90). 

Ovis  montanaDesm.  findet  sich  nach  Schrenck  (1.  c. 
p.  156 — 157)  nirgends  im  Amur- Lande.  Es  dürfte  daher 
das  durch  Mi  ddendorf  ermittelte  Vorkommen  an  den 
Quellen  des  Utschur  im  Stanowoigebirge  als  die  Südgrenze 
zu  bezeichnen  sein. 

Ovis  aries  wird  nur  am  oberen  Ussuri  und  in  grösserer  Menge 
am  Ssungari  gezüchtet. 

Kitzinger  führt  die  Rassen  des  zahmen  Schafes  auf 

11  Arten  zurück  (1.  c.  Bd.  XXXVIIL  p.  141—222). 

Sie  werden  genannt:  Ovis  Musimon  ,  0.  steatopyga,  0.  pachy- 
cerca,  0.  brachyura  ,  0.  strepsiceros ,  0.  aries,  0.  platyura,  ü.  doli- 


^)  Ein  ganz  junger  Bison  im  hiesigen  zoologischen  Museum 
ist  rothgelb.     Ref. 

■"")  Die  im  Panser  der  Wiederkäuer,  namenlich  des  Schafes, 
aber  auch  des  Rindes  zu  allen  Zeiten  i^n  ungeheuren  Schaaren  vor- 
kommenden Infusorien  hat  Stein,  durch  Punkyne  aufmerksam  ge- 
macht, untersucht  und  vorläufig  drei  neue  Gattungen  derselben  be- 
schrieben. Abhandl.  der  königl.  böhmischen  Gesellsch.  d.  Wissensch. 
5te  Folge.  Bd.  X.  1859.  p.  69. 

Desgleichen  beschrieb  Wedl  ein  im  Magen  des  Rindes  vor- 
kommendes Epiphyt  (Sitzungsberichte  d.  Wien.  Akad.  1858.  XXIX, 
p.  91  ff.). 


62         Hensel:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

chura ,  0.  catotis  ,    0.   longipes    und    0.   africana.      (Diagnosen  dieser 
Arten  werden  nicht   gegeben.) 

Die  Rassen   der  Haiisziegen    untersuchte  Fitzinger 

(I.e.  1859.  Bd.  XXXVIl.  p.  289— 355). 

Er  führt  sie  auf  14  zurück  :  davon  3  noch  im  wilden  Zustande 
vorkonunen  sollen,  Hircus  Aegagrns ,  H.  viilosus  und  Heniitragus  jem- 
lahicus,  während  die  11  übrigen,  Hircus  capra,  II.  barbaricus,  H,  ae- 
thiopicus  ,  H.  depressus  ,  H.  reversus,  H.  angorensis  ,  H.  laniger,  H. 
arietinus,  H.  aegyptiacus ,  H.  mambricus  und  H.  thebaicus  als  voll- 
ständig domesticiit  zu  betrachten  sind. 

Die  Einführung  der  Angora- Ziege  ist  Gegenstand  vielfacher 
Auseiandersetzungen  gewesen  ;  man  vergleiche  darüber  Buvry  in  den 
„Mittheilungen  des  Central-Instituts  für  Akklimatisation  in  Deutschland. 
Berlin  1859.  p.  6 — 9"  und  Sacc,  ebendaselbst  p.  41 — 44,  auch  im  zoo- 
logischen Garten  1859.  p.  28—33  und  p.  47—52. 

Bemerkungen  überKemas  hylocriiis  Ogilby  (=  Capra 
warryato  Gray)  finden  sich  von  Blyth  (1.  c.  p.291),  der 
bei  diesem  Thiere  nur  zwei  Zitzen  fand,  während  derTher 
und  Goral  deren  vier   und  zwar  entwickelte  besitzen. 

Aus  zwei  einzelnen,  im  unteren  Amur-Lande  erhal- 
tenen Hörnern  schliesst  S  ehr  e  nck  (1.  c.  p.  158 — 160)  auf 
das  Vorkommen  der  Japanischen  Antilope  crispa  Temm. 
auch  in  der  Küstenregion  der  Mandschurei. 

Blyth  ist  geneigt,  die  Aegyptische  Gazelle  als  G. 
Dorcas,  die  Arabische  als  G.  Cora  und  die  Indische  als  G. 
Benneltii  zu  unterscheiden.  (Journ.  Asiat.  Soc.  ßengal.  1859. 
p.  282.) 

Eine  neue  Antilope  Kobus  Maria  aus  dem  Innern  Afrika 
beschreibt  Gray  (Ann.  mag.  nat.  bist.  III.  Ser.  Vol.  IV. 
p.  296). 

Bei  dem  Männchen  ist  der  Kopf  schwarzbraun,  Lippen,  Kinn, 
Kehle,  Augengegend,  Schläfe  und  Ohren  weiss.  Die  Seiten  der  Nase 
braun.  Das  Haar  auf  den  Backen  ,  den  Seiten  des  Unterkiefers  ,  der 
Kehle  und  dem  oberen  Ibeile  des  Nackens  verlängert  und  rauh.  Die 
Hörner  sind  ziemlich  lang  und  dünn ,  breit  leierförniig,  mit  starken 
Querwurzeln  und  einwärts  gebogener  Spitze.  Bei  dem  Weibchen  ist 
der  Kopf  braun,  das  Kinn,  die  Kehle,  die  Basis  der  Ohren  weiss- 
lich ;  ein  eben  solcher  Fleck  findet  sich  über  der  Stirn  und  am  un- 
teren Augenwinkel.  Das  Haar  ist  am  unteren  Theile  der  Backen,  am 
Unterkiefer   und  im  Nacken    sehr  lanff.      Das  Weibchen   besitzt    keine 


der  Säugethiere  während  des  Jahres  1859.  63 

Hörner.  Ein  schöner  llolzschnilt  stellt  den  Kopf  des  Männchens  dar. 
(Das  Berliner  zoologische  Museum  besilzt  unter  dem  Namen  Antilop. 
megaloceros  Heuglin  eine  dunkelbraune  Antilope  ,  w^elche  grosse 
Aehnlichkeit   mit  der   von   Gray   beschriebenen   zu    haben   scheint.) 

Moschiua.  Moschus  moschiferus  L.  ist  nach  S  ehr  enck 
(1.  c.  p.  161 — 163)  durch  das  ganze  Amur-Land  bis  an  die 
Küsten  des  stillen  Oceans  verbreitet,  desgleichen  findet  er 
sich  überall  auf  Sachalin.  (Es  ist  zu  bedauern,  dass  Verf. 
nicht  auf  eine  Kritik  der  so  zweifelhaften  indischen  Arten 
eingegangen  ist.) 

Beiträge  zur  Anatomie  des  Moschus  moschiferus  sind  von 
Brandt  zu  erwarten  (Bullet,  de  l'Acad.  St.  Petersbourg.  Tom.  I. 
p.  549). 

Cervitta.  Bei  Gelegenheit  der  Beschreibung  eines  fos- 
silen Hirsches  (Zeitschrift  d.  deutsch.  Geol.  Gesellschaft 
Bd.  XI.  1859.  p.  251  ff.  Taf.  XI.)  hat  Ref.  die  Form  der  Ba- 
ckenzähne der  Hirsche  zum  Gegenstande  einer  genaueren 
Vergleichung  gemacht  und  an  Cervus  Elaphus ,  Tarandus, 
Alces,  Dama,  capreolus,  virginianus  (?),  savannarum,  gym- 
notis  und  Prox  moschatus  nachgewiesen ,  dass  die  drei  er- 
sten Backenzähne  des  Unterkiefers  bei  den  verschiedenen 
Hirschgruppen  oder  auch  -Arten,  so  lange  sie  nicht  abge- 
kaut sind,  charakteristische  Formen  besitzen. 

Nach  Sehr  enck  (1.  c.  p.  167— ITOj  ist  Cervus  Ta^ 
randus  im  Amur-Lande  eine  Charakterform  des  nördlichsten 
Theiles,  des  Küstengebietes  und  der  Amur-Mündung.  Ebenso 
findet  er  sieh  in  der  grössten  Häufigkeit  im  nördlichen 
Theile  der  Insel  Sachalin,  an  der  Südküste  des  Oehotski- 
schen  Meeres  und  am  Amur-Limane. 

Die  Formen  der  Zähne  des  Renthieres  hat  Nordmann  erläu- 
tert (1.  c.  p.  243-246).  lieber  die  geographische  Verbreitung  des 
Renthieres  bemerkt  Verf.  ,  dass  dasselbe  im  verwilderten  (wilden  ?) 
Zustande  bis  iu  das  eigentliche  Finnland,  Karelen  hinein  streift  und 
namentlich  im  Winter  rudelweise  bis  zum  Ladogasee  und  dessen  In- 
selgruppen kommt. 

Eine  umfangreiche,  wenn  auch  wiegen  mangelhafter  Verglei- 
chung nicht  erschöpfende  Beschreibung  des  Renthieres  der  Territorien 
der  Hudsonsbai  verdanken  wir  A.  Murray  1.   c.  Vol.  VIL  p.  189  ff. 

Cervus  Alces  ist  nach  Sehr  enck  (I.e.  p.  173  —  175)  derjenige 
Hirsch,   welcher  im  Amur-Lande  dem  Räume  nach  die  grösste  Verbrei- 


64         Hensel:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

tung  und  im  Allgemeinen  auch  die  grösste  Bedeutung  für  die  Einge- 
bornen  hat.  Er  findet  sich  in  grösster  Zahl  namentlich  am  unteren 
Laufe  des  Amur  vor,  nicht  aber  auf  Sachalin,  wenigstens  nicht  in  der 
nördlichen  Hälfte  der  Insel. 

Eine  genaue  und  durch  Abbildungen  erläuterte  Beschreibung 
der  Zähne  des  Cervus  Alces  lieferte  Nordmann  (l.  c.  p.  217 — 226- 
Taf.  XVIII). 

Wie  zu  erwarten  war,  hat  auch  Schrenck  (1.  c.  p.  163 — 167) 
die  Identität  des  Cervus  capreolus  und  pypargus  nach  Exemplaren  vom 
Amur  bestätigt.  Das  Reh  fehlt  im  Mündungslande  des  Amur  so  wie 
auf  Sachalin. 

Ueber  den  Geweihwechsel  des  amerikanischen  Rothhirsches 
(Cerv.  canad.?)  berichtet  J.  Wyman  (Proceed.  ßost.  Soc.  nat.  bist. 
1859.  p.  167). 

Cervus  Elaphus  ist  im  Amur -Lande  nach  Schrenck  (1,  c. 
p.  170 — 173)  grösser,  als  in  Europa,  und  zugleich  von  hellerer  und 
mehr  grauer  Färbung,  sowohl  im  Sommer-  wie  im  Winterfell.  Seine 
Kordgrenze  am  Amur  erreicht  er  an  der  Mündung  des  Chelasso,  eines 
rechten  Nebenflusses  des  Amur,  ungefähr  in  51°  N.  Br.  Niemals  geht 
er  auf  Sachalin  hinüber. 

Cervus  gymnotis  Wiegm.  wird  nach  einem  lebenden  Exemplare 
aus  Santa  Marta  und  Neu-Granada  von  G,  v.  Martens  kurz  beschrie- 
ben.    (Würtemberg.  naturw.  Jahreshefte  1859.  p.  52.) 

Ueber  einen  Hirsch  der  Gattung  Fanolia  aus  Malacca  (Cervus 
frontalis  bei  Cantor)  finden  sich  Bemerkungen  von  B  lyth  (1.  c.  p.  297). 
ßlyth  glaubt  (1.  c.  p.  297),  dass  die  Geweihe  des  Cervus  por- 
cimis  von  Ceylon,  der  identisch  sein  soll  mit  dem  von  Malabar,  län- 
ger sind  ,  als  bei  dem  wahren  C.  porcinus  ,  und  mehr  Aehnlichkeit 
mit  den  Geweihen  des  Axis  besitzen.  Das  innere  Ende  der  Endgabel  soll 
einen  spitzen  Winkel  bilden.  Auch  soll  die  ganze  Gestalt  des  Thie- 
res  etwas  weniger  schweineähnlich  sein,  1.  c.  p.291,  siehe  auch  eine 
Bemerkung  über  Cervus  oryzae  Kelaart. 

Artiodactyla  nonruminantia.  Kitzinger  giebt  als  Stamm - 
eitern  der  Rassen  des  zahmen  Haiisschweines  folgende  6 
Arten  an  (I.e.  XXIX.  p.  361— 408  und  XXX.  p.  233— 260)  : 
Sus  scrofa  fer. ,  S.  leucomystax,  S.  cristatus,  S.  papuensis, 
S.  sennaariensis,  Potamochoerus  penicillatus. 

Das  Wildschwein,  Sus  scrofa  L.  des  Amur- Landes  ist  nach 
Schrenck  (1.  c.  p.  152 — 155)  von  derselben  Beschaffenheit  wie  im 
westlichen  Asien  und  in  Europa.  Es  kommt  fast  am  gesammten  Laufe 
des  Amur  vor,  fehlt  dagegen  am  Amur-Liman,  so  wie  auf  Sachalin. 
Das  bisher  über    S.  leucomystax  Temm.    aus  Japan   Bekannte  ist  nicht 


der  Säugethiere  während  des  Jahres  1859.  65 

hinreichend,   es    als   besondere  Art    zu    charakterisiren.      Das    zahme 
Hausschwein  ist  erst  theilweise  im  Amur-Lande  eingebürgert. 

Nach  Nord  mann  Ivonimt  das  Wildschwein  in  den  Steppen  von 
Neurussland  nicht  vor,  wohl  aber  in  Bessarabien  in  den  schilfbe- 
wachsenen Niederungen  am  Pruth  wie  auch  auf  den  Donauinscln  und 
am  Don.  Am  Pruth  zeichnet  es  sich  durch  seine  verhältnissmässig 
hohen  Beine  aus. 

J  o  1  y  macht  nach  dem  Schädel  eines  monströsen  Schweineske- 
letes  Bemerkungen  über  die  knöcherne  Zahnkapsel  der  Schweine. 
(L'Institut  I.  Sect.  27.  p.  12.) 

Dass  bereits  zum  zweiten  Male  im  Pariser  Pflanzen- 
garten ein  Nilpferd  geboren  wurde,  machte  Geoffroy 
Saint-Hilaire  bekannt.  (Compt.  rend.  hebd.  Acad.  sc. 
Paris  1859.  Tom.  49.  p.  118.) 

Perissodactyla.  Die  Beschreibung  eines  sogenannten 
wilden  Pferdes  aus  der  Gebend  von  Novoi  Bug-  theilt  Nord- 
mann  mit  (1.  c.  p.  170).  Zugleich  giebt  der  Verf.  zahl- 
reiche Maasse    von  Zähnen  des  Equus  caballus  und  asinus. 

Kitzinger  stellte  folgende  fünf  Pferdearten  auf, 
welche  die  Rassen  des  zahmen  Pferdes  geliefert  haben  sol- 
len (Sitzungsberichte  d.  Wien.  Akad.  1859.  XXXV.  p.  178 
—344): 

Equus  nudus  mit  1  Rasse  ,  E.  caballus  mit  68  Rass.,  E.  velox 
mit  34  Rass.,  E.  robustus  mit  36  Rass.  und  E.  nanus  mit  6  Rass. 

In  einem  Anhange  (1.  c.  p.  593 — 611)  finden  sich  Bemerkun- 
gen über  die  Pferde  Amerikas.  Von  dem  haarlosen  Pferde ,  wel- 
ches wahrscheinlich  aus  Asien,  vielleicht  aus  Beludschistan  (warum  ?) 
stammen  soll,  führt  der  Verf.  an,  dass  schon  die  völlige  Verschie- 
denheit in  der  Beschaffenheit  seiner  Haut  von  der  aller  übrigen 
bekannten  Pferderassen  auf  eine  selbststämiige  Art  hinweise,  ein 
(irund  ,  welcher  vielmehr  auf  eine  pathologische  Abnormität  hin- 
deutet, da  sich  bekanntlich  alle  als  gut  anerkannten,  wilden  Pferde- 
arten durchaus  nicht  in  der  Beschaffenheit  ihrer  Haut  von  einander 
unterscheiden. 

Schon  im  Jahre  1857  theilfe  (irilT  in  einem  Briefe  an  Sun- 
devall  (Öfvers.   Kgl.  V.  A.    Förh.  1857.    p.  385— 387)   Bemerkungen 
über  die  haarlose  Pferderasse  mit,  welche  sich  jetzt  auch  durchCrep- 
lin   übersetzt  in   der  Zeitschrift  für  die  gesammten  INaturw.  von  Gie 
bei   und   Heiniz  XIV.  1859.  p.  8— 11  befinden. 

In  einer  Untersuchung  über  diejenigen  Thiere,  welche 
gewöhnlich  als  wilde  Esel  bezeichnet  werden,  kommt  Blyth 

Arohiv.  f.   Naturg.  XXVI.  Jahrg.  2.  Bd.  E 


6(i         Hensel:  Bericht   üb.  d.  Leistungen  in    d.  Naturgeschichte 

ZU  folgenden  Resultaten  (Journal  of  the  Asiat,  soc.  ofBen- 
gat.  1859.  p.  229— 253): 

1)  Der  Onager  und  Heniionus  der  Alten  war  Pallas  imbe- 
kannt, der  mit  diesem  Namen  den  Alten  unbekannte  Arten  oder  Ras- 
sen bezeichnet  hat. 

2)  Der  Koulan  von  Nord  -Asien  ist  nicht  der  wahre  Onager 
oder  ursprüngliche  Wildesel ,  sondern  identisch  mit  dem  Indischen 
Ghor-Khur. 

3)  Der  wahre  Onager  oder  Wildesel  bewohnt  nicht  Nord-Asien, 
sondern  N.-O.-Afrika  und   Süd-Arabien. 

4)  Der  Koulan  und  der  Dshiggetai  oder  Kyang  zeigen,  anstatt 
streng  geschieden  zu  sein,  wie  man  anzunehmen  pflegt,  vielmehr  eine 
so  grosse  üebereinstimmung  ,  dass  es  noch  an  genügend  unterschei- 
denden Merkmalen  fehlt,  obgleich  wohl  eine  Verschiedenheit  statt- 
finden mag. 

Proboscidea.  Joly  machte  an  einem  Elephantenskelet 
folgende  Beobachtungen  über  die  Entwickelung  der  Zähne. 

Es  waren  in  jedem  Kiefer  4  Zähne  vorhanden.  Der  Ersatzzahn 
welcher  noch  über  dem  Zahnrande  des  Kiefers  erschienen  war,  steckte 
in  einer  Knochenkapsel,  an  einzelnen  Stellen  mindestens  2 — 3  Mm. 
dick.  Diese  Kapsel,  in  ihrem  vorderen  Theile  schon  grösstentheils 
resorbirt,  ist  frei  und  vollständig,  da  wo  die  einzelnen  Zahnkeime 
noch  nicht  durch  Cement  verbunden  sind.  (Annales  des  sc.  natur. 
Tom.  XI.  1859.  p.  151.) 

Für  die  Naturgeschichte  des  Asiatischen  Elephanten  sehr  wich- 
tig sind  die  Beobachtungen,  w^elche  Tennent  (I.  c.)  über  densel- 
ben auf  Ceylon  gemacht  hat.  Das  Gehirn  ,  der  Magen  und  der  tra- 
cheo-oesophageal   Muskel  sind  abgebildet. 

Pinnipedia.  Eine  kurze  Notiz  über  das  Vorkommen  des 
Dugong  in  der  Strasse  von  Malacca  findet  sich  im  Journal 
of  the  Asiat,  soc.  ofBengal.  1859.  p.  159u.  271. 

Edentata. 

R.  Owen  hat  in  einer  zweiten  Abhandlung  über  die 
Anatomie  der  Myrmecophaga  jubata  L.  den  Bau  des  Ma- 
gens abgehandelt  und  auf  3  Tafeln  durch  Abbildungen  er- 
läutert. (Transact.  zool.  Soc.  of  London  Vol.  IV.  Part  5. 
1858.  p.  179—180.  PI.  51—53.) 

Der  Pylonustheil  des  Magens,  welcher  auch  äusserlich  vom  Car- 
diatheile    deutlich    getrennt  ist  ,     ist  merkwürdig    durch    seine  starke 


der  Säugethiere  während  des  Jahres  1859.  67 

»luskelhaut  und  ein  festes  Epithel.  In  seine  enge  Höhlung  tritt  im- 
mer nur  ein  kleiner  Theil  der  Speisen  ,  der  zerrieben  und  durch  eine 
Klappe  von  dem  Zurücktreten  in  den  Cardiatheil  geschützt  wird.  In 
ihm  befindet  sich  auch  Sand  mit  unvollkommen  zerriebenen  Termiten 
gemischt. 

Cetacea. 

Delphinapterus  leiicas  Pall.  geht  nach  Sclirenck  (1.  c.  p.  190 
— 192)  an  den  Küsten  Ostasiens  nicht  über  die  Mündung  des  Amur 
oder  wenigstens  nicht  über  den  Amur-Liman  nach  Süden  hinaus,  er- 
reicht hier  also  seine  Südgrenze  ungefähr  unter  dem  52°  N.  Br.  Im 
Amur  dagegen  geht  er  noch  weiter  noch  Süden.  Hier  ist  seine  äus- 
serste  Grenze  die  Mündung  des  Chelasso  ,  400  Werste  von  der  Mün- 
dung des  Amur,  ungefähr  unter  5P  N.  ßr. 

Ueber  den  Fang  eines  Hyperoodon  Butzkopf  (bottle-nosed  Whale) 
im  Sept.  1857  in  der  Bai  von  Belfast  findet  sich  eine  Nachricht  in 
der  Proceed.  Dublin  univers.  Zoolog,  and  botan.  Assoc.  Vol.  I. 
part.  I.  p.  4. 

Das  gefangene  Exemplar  war  20' 5"  Engl.  lang.  Es  werden  noch 
zahlreiche  Maasse  angegeben,  ebenso  eines  im  Jahre  1845  gefangenen 
Exemplares. 

Ebendaselbst  p.  6  veröffentlicht  Dickie  Bemerkungen  über  die 
Zähne  des  Hyperoodon.  Es  fanden  sich  nur  2  Zähne,  in  jedem  Un- 
terkiefer nahe  der  Symphyse  nur  einer,  der  Schmelz  fehlte  und  Ce- 
ment   überzog  die  Zähne. 

Für  die  Küsten  des  Amur-Landes  unterscheidet  S  ehren  ck,  nach 
den  Angaben  der  Eingebornen  und  nach  einigen  bei  ihnen  gesehenen 
Knochenbruchstücken  (1.  c.  p.  192  u.  193)  folgende  zwei  Walfisch- 
arten :  Balacnoptera  longimana  Rudolphi  ,  die  am  häufigsten  gleich 
nördlich  vom  Amur-Liman  strandet,  und,  nach  grossen  auf  Sachalin 
gesehenen  Barten,  Balaena  australis  Desmoul. 

Ueber  den  Unterkiefer  und  die  Zähne  des  Physeter  macroce- 
phaliis  berichtet  J.  C.  White  (Poceed.  Bost.  Soc  nat.  bist.  1859. 
p.  222). 

Schon  im  Jahre  1858  hatte  E schriebt  eine  Mit- 
theilung über  die  nordischen  Glattwale  veröfFentlicbt  (Över- 
sigt  Kgl.  danske  V.  S.  Förb.) ,  welche  sich  jetzt  auch  in 
Giebel  und  Heintz  Zeitschrift  1859.  XIII.  p.  318—321  von 
Creplin  übersetzt  befindet. 

AVährend  des  17ten  und  18ten  Jahrhunderts  hielten  die  Wal- 
fischfänger den  bei  Spitzbergen  in  so  grosser  Anzahl  vorkommenden 
Glatwal  für  specifisch  verschieden    von  dem  früher  im  offenen  Meere 


68  Hensel:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

so  rücksichtslos  gejagten  und  endlich  ausgerotteten  Glattwal,  dem  so- 
genannten Nordkaper,  während  C  u  vi  er  eine  Flucht  desselben  in  das 
nördliche  Eismeer  annahm,  und  Andere  sein  Verschwinden  durch  eine 
locale  Ausrottung  zu  erklären  suchten.  Alle  Zoologen  waren  aber 
einig  in  der  Ansicht,  dass  der  Nordkaper  als  eigene  Art  zu  streichen 
sei.  Nach  Holböll's  Beobachtungen  und  den  älteren  Berichten  der 
spitzbergischen  Walfischfänger  schien  hervorzugehen  ,  dass  der  Wal- 
fisch des  nördlichen  Eismeeres  östlich  und  westlich  von  Grönland  sich 
niemals  aus  dem  mit  Treibeis  angefüllten  Fahrwassern  entferne,  und 
folglich  der  Nordkaper  im  eisfreien  atlantischen  Meere  nicht  gleicher 
Art  mit  Bai.  Myslicetus  sein  könne.  Schon  im  Jahre  1847  hatte  der 
Verf.  nach  historischen  Studien  den  verschwundenen  Nordkaper  als 
besondere  Species  anerkennen  müssen.  Doch  bleibt  noch  die  Frage 
unerledigt,  ob  jene  Art  wirklich  ausgerottet  sei.  Dass  dieses  nicht  der 
Fall  ist,  davon  konnte  sich  der  Verf.  durch  die  Untersuchung  des  zu 
Pamplona  aufgestellten  Skeletes  eines  zu  St.  Sebastian  gestrandeten 
Walfisches  überzeugen,  so  dass  also  der  Nordkaper  als  eine  sehr  leicht 
zu  bestimmende  Art  noch  gegenwärtig,  wenn  auch  in  äusserst  geringer 
Menge  im  nördlichen  atlantischen  Meere  lebende  Art  anzusehen  ist. 
Vom  Fange  eines  Walfisches  (spec.  ?)  bei  Bell  Rock  giebt  Jam. 
M'ßain  Nachricht  (New.  Edinb.  Journ.  Vol.  VIII.  1858.  p.  155). 


Implacentalia. 

Marsupiälia. 

Bei  Gelegenheit  der  Beschreibung  eines  fossilen  Raub-Beutel- 
thieres  hat  R.  Owen  die  unterscheidenden  Merkmale  des  Beutelthier- 
ßchädels  gegenüber  dem  Schädel  der  monodelphen  Carnivoren  aus- 
einandergesetzt und  mehrfache  Ansicht  des  Schädels  der  Thylacinus 
Harrisii  und  Sarcophilos  ursinus  abgebildet  (Philos.  Transact.  Vol.  149. 
p.  312  ff.  PI.  XII— XV.  Ann.  mag.  nat.  bist.  IV.  p.  63—64.) 

Bei  den  meisten  Beutelthieren  und  zwar  bei  allen  fleischfres- 
senden ,  ist  der  knöcherne  Gaumen  von  grossen  Lücken  durchbro- 
chen. Das  grosse  Thränenbein  bildet  einen  Theil  des  Gesichtes  und 
ist  vor  und  ausserhalb  der  Augenhöhle  vom  Thränenkanale  durch- 
bohrt. In  der  Fossa  anter.  des  Hinterhauptscondylus  sind  drei  Fo- 
ramina  praecondyloidea.  Der  Entocarotidkanal  durchbohrt  das  Basis- 
phenoid.  Zwischen  For.  ovale  und  rotundum  befindet  sich  ein  gros- 
ser Zwischenraum.  Das  Paukenbein  ist  vom  Felsenbein  getrennt.  Die 
Bulla  auditor.  entwickelt  sich  im  Alisphenoid.  Die  Venen  des  Sei- 
tensinus   treten   hinter   und    über    der  Basis   des    Jochbogens   hervor. 


der  Säugethiere  während    des  Jahres  1859.  69 

Da«  Hinterhaupt    ist  breit  und  niedrig,    und    der   Raum  der  Schädel- 
höhle sehr  eng. 

Peters  berichtete  über  ein  neues  Flugbeutelthier,  Pe- 
taurus  (Belideus)  von  Victoria  im  südlichen  Neu- Holland 
(Monatsbericht  d.  Akad.  Berlin  1859.  p.  14). 

Petaurus    notatus;    canus ,  subtus  pallidior,  rostro    brevi  fusco  ; 

Stria  a   rostro    ad    regionem    sacralein    decurrente ,    auriculis,  regione 

Orbitali,  superficie  patagii  superiore  nigris  ;  niacula  infra  et  post  au- 

riculam,    margine  patagii  taeniaque   supracaudali  albidis ;    cauda  vil- 

losa ,    disticha ,    nigra,    apice  nivea.     Körper    mit  Rumpf  0,150  lang; 

Schwanz  0,160    (mit  den  Haaren  0,173)  ;   Unterarm  0,031  ,   Hand    mit 

den    Fingern  0,0215 ;    Schenkel    0,032;    Fuss   mit    den    Zehen    0,027. 

3  .  4 

Backenzähne ;    die   beiden    hinteren   waren    schon    entwickelt, 

o  .  4 

aber  noch  nicht    durchgebrochen. 


Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 
der  Vögel  während  des  Jahres  1859. 


Von 

Dr.  G.  Uartlaub 

in    Bremen. 


An  der  Spitze  unseres  diesmaligen  Jahresberichts  be- 
grüssen  wir  das  Erscheinen  einer  neuen  Zeitschrift  für 
Ornithologie,  „The  Ibis,"  welche  unter  den  günstigsten  Au- 
spicien  ins  Leben  tritt,  und  für  deren  gedeihliche  Fort- 
dauer uns  der  Name  ihres  Begründers,  Philip  Lutley 
Sclater's,  hinlängliche  Bürgschaft  zu  gewähren  scheint. 
Der  erste  Gedanke,  in  England  ein  besonderes  Organ  für 
diesen  Zweig  der  Thiergeschichte  zu  stiften,  entstand  im 
Schoosse  einer  Gesellschaft  von  Freunden  ornithologischer 
Studien,  welche  sich  gelegentlich  in  wissenschaftlicher  Weise 
zu  besprechen  pflegten,  und  deren  Namen  uns,  grössten- 
theils  als  Verfasser  werthvoller  und  anziehender  Beiträge, 
gleich  der  erste  Band  des  vortrefflich  ausgestatteten  Buches 
zur  Kenntniss  bringt.  Mag  es  uns  ,  ausnahmsweise  antici- 
pirend,  gestattet  sein,  an  diese  Mittheilung  eine  andere  uns 
vaterländisch  noch  näher  berührende  zu  knüpfen,  die  näm- 
lich, dass  sich  die  Herausgeber  der  „Naumannia"  und  des 
„Journals  für  Ornithologie,"  Baldamus  und  Cabanis,  zu 
gemeinschaftlichem  Fortarbeiten  auf  dem  von  beiden  mit  so 
viel  Hingebung  und  Erfolg  cultivirten  Felde  vereinigt  haben. 
Ein  ornithologisches  Ereigniss,  dem  die  beifällige  Zustim- 
mung der  grossen  Mehrzahl  von  Fachgenossen  sicher  nicht 
entgehen  wird.  —  Dass  es  im  verflossenen  Jahre  an  viel- 
seitig fördernder  Thätigkeit    auf  dem  so   anziehenden  Ge- 


Hartlaiib:  Bericht  üb.   d.  Leistungen  in  d.  IVaüirgeschichte  etc.     71 

biete  unserer  Wissenschaft  nicht  gemangelt  hat,  davon  mö- 
gen die  nachfolgenden  Blätter  Zeugniss  ablegen.  Von  her- 
vorragender Wichtigkeit  erscheint  uns  der  Zuwachs  zu 
sein ,  welchen  unsere  bis  dahin  so  mangelhafte  Bekannt- 
schaft mit  den  Vögeln  der  oceanischen  Inselgruppen  ,  so 
wie  der  Papualänder  und  der  Molukken  erfahren  hat.  In 
wie  glänzendem  Lichte  diesen  Bereicherungen  gegenüber 
der  kühne  und  enthusiastische  Reisende  Alfred  Rüssel 
Wallace  erscheint,  ist  von  uns  wiederholt  anerkannt  wor- 
den. Es  ist  diese  zumeist  an  seinen  Namen  geknüpfte  Pe- 
riode zahlreicher  und  glänzender  ornithologischer  Entdek- 
kungen  um  so  mehr  geeignet ,  unser  vollstes  Interesse  zu 
fesseln,  als  sie  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  die  letzte 
bleiben  wird.  Wir  erfahren,  dass  der  augenblicklich  in 
Neu-York  lebende  Reisende  Pier  re  B  eloni  du  Chaillu, 
dessen  reiche  Sammlungen  bekanntlich  durch  C  assin  wis- 
senschaftlich verwerthet  worden  sind,  nach  länger  als  vier- 
jährigem Aufenthalte  im  Innern  der  äquatorialen  Gegenden 
Westafrika's,  zu  neuen  und  noch  gewagteren  Unterneh- 
mungen dorthin  zurückzukehren  beabsichtigt.  —  Unter  den 
Männern,  welche  in  jüngster  Zeit  dazu  beigetragen  haben, 
den  unerschöpflichen  Reichthum  der  Avifauna  Südamerika's 
vor  unseren  Blicken  zu  enthüllen,  nimmt  Prof.  H.  Burmei- 
ster  einen  hervorragenden  Platz  ein.  Die  zoologische  Aus- 
beute seiner  so  eben  beendeten  zweiten  Reiseunternehmung 
scheint  von  bedeutendem  wissenschaftlichen  Interesse  zu 
sein.  —  Es  verdient  schliesslich  hervorgehoben  zu  wer- 
den ,  dass  mit  der  ornithologischen  Durchforschung  der 
Insel  Formosa,  bis  dahin  in  naturwissenschaftlicher  Hinsicht 
einer  absoluten  terra  incognita,  ein  sehr  erfreulicher  An- 
fang gemacht  worden  ist. 


Von  T.  C.  Eyton's  „Osteologia  avium"  sahen  wir 
den  zweiten  noch  Raubvögel  behandelnden  Theil.  Hoffent- 
lich erfährt  das  werthvolle  Werk  keine  Unterbrechung. 

E.  B  1  a  n  c  h  a  r  d  :  „Recherches  sur  les  characteres 
osteologiques  des  Oiseaux  appliquees  ä  la  Classification  na- 


72      Hartlaub:   Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.   Naturgeschichte 

tiirelle  de  ces  animaux"  Ann.  Sc.  nat.  1859.  Ausführlich 
und  wichtig.  Die  hauptsächlichste  Bedeutung  will  Bl.  dem 
sternum  beilegen.  Die  Affinitäten,  zu  welchen  Blanchard 
auf  diesem  Wege  gelangt,  scheinen  uns  fast  ohne  Ausnahme 
richtig  und  natürlich. 

Dr.  H.  Jäger:  „Das  Wirbelgelenk  der  Vögel."  Se- 
paratabdruck aus  den  Sitzungsber.  der  Kais.  Acad.  der 
Wissensch.  in  Wien  von  1858.     40  S. 

Prof.  C.  Langer:  „Ueber  die  Fussgelenke  der  Vö- 
gel" ibid.  mit  4  lithogr.  Tafeln. 

L.  P.  Herre:  „Dissert.  inaugur.  de  avium  Passerina- 
rum larynge  bronchiali."  Greifswald.     28  S. 

C.  Brendel:  „Anatomische  Mittheilungen  über  ver- 
schiedene Vögel."  Gieb.  Zeitschr.  für  die  ges.  Naturwis- 
sensch.  1859.  p.  449— 52. 

E.  Berger:  „L'Oiseau  par  Michelet."  Angers.  8.  14  S. 
Aus  den  Ann.  de  la  Soc.  Linneenne  de  Maine  et  Loire. 
Michelet's  Buch  erschien  auch  in  holländischer  Sprache 
(Rotterdam  bei  P.  C.  Hoog.) 

Dr.  Adam  and  Dr.  A.  L.  Adam:  „On  Ornithology 
as  a  branch  of  liberal  education."  Aberdeen  1859.  8.  („con- 
taining  notes  on  all  the  wild  birds  discovered  in  Banchory 
Ternan  by  the  former  and  remarks  upon  such  of  them  as 
have  been  found  in  India  by  the  latter  gentleman.") 

Cuthbert  Collingwood:  „A  comparison  between 
ancient  and  modern  views  on  the  migration  of  Birds"  24  S. 
Liverpool  1859. 

J.  Cabanis:  „Journal  für  Ornithologie."  Enthält  von 
hier  zu  Erwähnenden  z.  B.  „Zur  Erinnerung  an  L.  Thie- 
n  emann  von  Rieh.  Baron  König- Warthausen. 

E.  Baldamus  „Naumannia"  bringt  z.  B.  Dr.  C.  Bo  Ile  : 
„Namensverzeichniss  der  kleineren  überseeischen  Vögel, 
welche  jetzt  auf  dem  Wege  des  Handels  nach  Deutschland 
gelangen;"  Prof.  Wilke:  „lieber  das  Pigment  in  den  Eier- 
schalen der  Vögel." 

P.  L.  Sclater:  „The  Ibis,  a  magazine  of  General  Orni- 
thology." London.  Tübner.  8.  Alle  drei  Monat  erscheint  sehr 
regelmässig  ein   mit  drei  oder   vier  colorirten  Kupfertafeln 


der  Vögel   während  des  Jahres  1859.  73 

ausgestattetes  Heft  dieser  von  uns  bereits  nach  Verdienst 
gewürdigten  Zeitschrift.  Wir  zählen  dieselbe  zu  den  Zier- 
den unserer  Bibliothek,  und  werden  auf  zahlreiche  vortreff- 
liche Beiträge  des  ersten  Bandes  ihres  Orts  zurückkom- 
men. Hier  wäre  hervorzuheben:  T.  C.  Eyton  „On  the 
different  methode  of  preparing  natural  skeletons  of  Birds;'' 
Wallace:  „Letter  concerning  the  geographica!  distribution 
of  Birds.«  Enthält  eine  Fülle  interessanter  und  wichtiger 
Bemerkungen  und  resp.  Berichtigungen  zu  Sclater's  Arbeit 
über  denselben  Gegenstand.  Sumatra  ,  Java  ,  Borneo  und 
die  Philippinen  sind  nach  Wallace  ursprünglich  Theile 
Asien's;  Timor,  die  Molukken  ,  Neuguinea  und  Neuholland 
sind  ursprünglich  Theile  eines  grossen  australischen  Con- 
tinents.  Celebes  steht  sehr  eigenthümlich  und  isolirt,  und 
zeigt  deutliche  Spuren  afrikanischen  Gepräges  u.  s.  w. 

A.  E.  Brehm:  „Das  Leben  der  Vögel,  dargestellt 
für  Haus  und  Familie."  In  7  bis  8  Lieferungen  von  4  Bo- 
gen und  2  bis  3  Illustrationen  in  Holzschnitt  oder  Iris- 
druck. —  Das  Werk  zerfällt  in  6  Hauptabschnitte,  nämlich: 
1)  Das  Leben  des  Körpers.  2)  Das  Leben  des  Geistes.  3) 
Heimath  und  Beruf.  4)  Häusliches  und  geselliges  Leben. 
5)  Der  Mensch  und  die  Vögel,  und  6)  Charakterbilder  ein- 
zelner Vögel.  Vor  uns  liegen  drei  Hefte  dieses  im  hohen 
Grade  anziehenden  Buches.  Die  Idee  desselben  erscheint 
vortrefflich  und  ist  in  ihrer  Totalität  jedenfalls  neu.  Die 
schwere  Aufgabe,  ein  für  populäre  Verbreitung  bestimmtes 
Buch  zugleich  unterhaltend  und  wissenschaftlich  gehaltvoll 
zu  gestalten,  ist  glücklich  genug  von  dem  jedem  Ornitho- 
logen  wohlbekannten  unternehmenden  Forscher  in  Nord- 
ostafrika und  Spanien  gelöst  worden.  Die  Kupfer  gehören 
in  ihrem  Genre  zu  dem  Besten  was  wir  kennen.  Sie 
sind  zum  Theil  wahrhaft  reizend,  so  das  köstliche  Bildchen 
„Schwäne  am  Weiher."  Wir  wünschen  diesem  Buche  Dr. 
A»  E.  Brehm's  aus  voller  Ueberzeugung  gedeihlichen  Fort- 
gang, und  glauben,  dass  wenige  mehr  geeignet  sein  dürf- 
ten, unserem  Lieblingszweige  der  Zoologie  Theilnahme  auch 
in  weiteren  Kreisen  zu  erwecken. 

Moquin-Tandon:  „Considerations  sur  les  oeufs  des 


74      Ha  rtl  a  u  b  :  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

oiseaux."  Rev.  et  Mag.  de  Zool.  "p.  414.  Ausführlich  und 
streng  wissenschaftlich  gehalten.  Der  Verf.  weiss  sehr 
zweckmässig  die  Ergebnisse  seiner  Forschungen  in  die 
knappe  Form  von  numerischen  Resume's  einzukleiden ,  und 
diese  letzteren  scheinen  uns  im  hohen  Grade  Beachtung  zu 
verdienen. 

Bartlett:  „über  die  längere  Aufbewahrung  von 
Eiern,  dergestalt,  dass  sie  später  ausgebrütet  werden  kön- 
nen.    Proc.  Zool.  Soc. 

P.  L.  Sclater:  „lieber  die  Zahl  der  Bruttage  einiger 
Vögel  im  zoologischen  Garten  zu  London."  Behandelt  18 
Arten.  Die  längste  Dauer  betrug  56  Tage  (Dromaius)  und 
die  kürzeste  14  Tage  (Ocyphaps). 

Europa. 

A.  F  ritsch:  „Naturgeschichte  der  Vögel  Europa's« 
nimmt  einen  etwas  langsamen  Fortgang,  ohne  indessen  an 
Gehalt  der  Durchführung  zu  verlieren.   Heft  5.  Abth.  3. 

Bree's  „Birds  of  Europe  not  observed  in  the  British 
Isles"  ist ,  wenn  wir  nicht  irren ,  zum  Schlüsse  gediehen. 
Wir  sahen  das  Werk  kürzlich  in  England.  Die  Abbildun- 
gen sind  zum  Theil  nur  recht  massig.  1  Vol.  von  210  S. 

F.  Grässner:  „Die  Vögel  Deutschlands  und  ihre 
Eier"  2te  sehr  vermehrte  und  gänzlich  umgearbeitete  Auf- 
lage des  älteren  Werkes  von  Naumann  und  Buhle.  Er- 
stes Heft  4.  Ein  recht  gut  und  tüchtig  gearbeitetes  Buch, 
dem  auch  der  Ornitholog  von  Fach  seine  Anerkennung  nicht 
versagen  wird.  Die  Kupfer  lassen  zu  wünschen  übrig. 
Aber  wie  wäre  es  auch  bei  solchem  Preise  anders  möglich  ? 

Cabanis  „Journal  für  Ornithologie"  enthält  als  hier- 
her gehörig:  1)  A.  v.  Home y er:  „Ueber  das  Vorkommen 
einiger  Vögel  des  Mittelrheins,  mit  besonderer  Berücksich- 
tigung Frankfurt's  a.  M.  2)  Acht  Tage  auf  der  Ebenalp 
von  Baron  Dr.  J.W.  v.  Müller.  3)  v.  Homeyer:  „lie- 
ber einige  zweifelhafte  Arten  in  der  europäischen  Ornis,  so 
über  Hirundo  cahirica,  Muscicapa  muscipeta,  Hypolais  Pre- 
glii  u.  s.  w. 


der  Vögel  während  des  Jahres  1859.  75 

Und  die  „Naumannia."  1)  G.  T.  Büttner:  „Vogel- 
leben in  Kurland.«  2)  Gadamer:  „Ornithol.  Bericht  aus 
Westgothland."  3)  Derselbe:  „Verzeichniss  der  Brutvö- 
gel Westgothland's."  4)  Dr.  G.  Quistorp:  „Ornithol.  Be- 
richte aus  Neuvorpommern."  5)  Blasius:  „Ueber  die  Vö- 
gel in  Gätke's  Sammlung  auf  Helgoland."  6)  Pfarrer  Jäkel: 
„Ornithol.  Jahresbericht  aus  Baiern."  7)  Riefkohl:  „Ni- 
dologische  und  oologische  Notizen  aus  der  Umgegend  von 
Rostock."  8)  H.  Gätke:  „Ornithologisches  aus  Helgo- 
land" u.  s.  w. 

Der  „Ibis"  bringt  1)  W.  C.  Hewitson:  „Recent  di- 
scoveries  in  European  Oology."  2)  E.  Ewans  and  W. 
Sturge:  „Notes  on  the  Birds  of  Western  Spitzbergen  as 
observed  in  1855."  Sehr  hübsch.  Es  wurden  16  Arten  be- 
obachtet, unter  ihnen  eine  neue^  Lagopus  hemileucurus.  Der 
Reichthum  an  Individuen  war  ausserordentlich.  Ob  Larus 
eburneus  dort  brüte,  war  nicht  zu  ermitteln. 

„List  of  Birds  observed  in  Great-Britain  and  Ireland." 
Separatabdruck  aus  dem  „Zoologist."     1  Bogen. 

„Vergleichendes  Verzeichniss  der  Vögel  Schweden's 
und  Grossbritanniens"  (in  englischer  und  schwedischer 
Sprache  gedruckt).     Brochüre  von  18  S.  Carlstadt  1859. 

W.  Meves  beschreibt  einen  zoologischen  Ausflug 
durch  Lappmarken.  Darin  viel  Ornithologisches :  Öfvers. 
Kongl.  Vetensk,  Akad.  Förh.  1858. 

J.  V.  Wright:  „Knopiotractens  Fogelfauna"  in  Bidr. 
til  Finland's  Naturk.  etc.  ,  utgifna  af  Finska  Vetensk.  Soc. 
Helsingf.  1857—58.  Heft  2.  p.  1—12. 

Magn.  V.  Wright:  „Antekning.  under  en  ornitolog. 
resa  fran  Knopio  tili  Aavasaksa  om  sommaren  ar  1856. 
Ibid.  2.  p.  52—86". 

„Anteckningar  om  Flyttfoglar's  ankörnst  tili  särskilda 
orter  in  Finland"  ib.  p.  138. 

Gustav  Betke  „Esquisse  de  l'histoire  .naturelle  de 
Kaminiez  en  Podolie"  in  Bullet.  Natur.  Mose.  vol.  32.  p.  29. 

J.  B.  Jaubert  etBarthelemy-Lapommerage: 
„Richesses  ornithologiques  du  midi  de  la  France  on  de- 
scription  methodique  de  tous  les  oiseaux  observes  en  Pro- 


76       Hartiao  b:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in   d.  Naturgeschichte 

vence  et  dans  les  departements  circonvoisins.  Marseille  4. 
Fase.  I.  72  S.  mit  drei  color.  Kupfertafeln.  Die  Ausstattung 
dieses  von  zwei  Ornithologen  ersten  Ranges  ausgehenden 
Werkes  ist  eine  sehr  gelungene.  Der  Text  scheint  kritisch 
und  streng  wissenschaftlich  gehalten  zu  sein. 

B.Vincelot:  „Essai  etymologique  sur  TOrnithologie 
de  Maine  et  Loire."    Angers.  108  S. 

Moquin  Tandon  fährt  fort  seine  sehr  guten  und 
fleissigen  oologischen  und  nidologischen  „Notes  ornitholo- 
giques"  zu  geben.  Rev.  et  Mag.  de  Zool.  p.  97  u.  s.  w. 
Ausführlich  z.  B.  über  die  Beutelmeise. 

Dubois:  „Planches  color.  des  Oiseaux  de  la  Belgi- 
que."  Livr.  100 — 108.  Die  regelmässige  Fortführung  die- 
ses Werkes  ist  sehr  zu  loben  und  die  künstlerische  Aus- 
führung der  Kupfertafeln  ist  immer  besser  geworden. 

Gaetano  Perini:  „Degli  uccelli  Veronesi"  notizie 
raccolte  etc.  1  vol.  8.  Verona  1858.  Preisgekrönt  von  der 
wissensch.  Academie  zu  Verona. 

Dr.  Erhard:  „Die  Fauna  der  Cycladen.  1)  Die  Wir- 
belthiere  der  Cycladen ,  nebst  einem  Anhange  über  deren 
Pflanzendecke.«  1  vol.  8.  Leipzig  1858.  117  S.  Der  Haupt- 
sache nach  bekannt  aus  der  Naumannia.  Baldamus  führt 
das  Buch  ein.  Ein  zweiter  Theil  soll  die  Abbildung  von 
Falco  dichrous  bringen. 

Von  Bädeker's  vortrefflichem  Eierwerke  erschien 
eine  neue  Lieferung.  Mit  nationaler  Befriedigung  gedenken 
wir  der  ausserordentlichen  Anerkennung ,  welche  dieses 
Werk  auch  bei  den  Oologen  Englands  gefunden  hat. 

Asien. 

Von  Gould's  „Birds  of  Asia"  erschien  part.  11. 

Mit  den  Abbildungen  von  Gennaeus  nycthemerus,  Dendrocheli- 
don  coronatum,  D.  klecho,  D.  Wallacei,  D.  mystaceum,  D.  comatum, 
Harpactes  Duvaucelii,  H.  rutilus,  Amydrus  Trislramii,  Merula  castanea, 
M.  albocincta,  M.  boulboul,  Parus  dichrous,  P.  rubidiventris,  P.  rufo- 
nuchalis,  P.  melanolophus. 

Fred.  Moore   „List    of  Malayan  Birds   collected  by 


der  Vögel  während  des  Jahre«  1859.  77 

Th.  Cantor ,-  with  descriptions  etc.  Proceed.  Zool.  Soc. 
p.443. 

J.  Gould:  „List  of  Birds  collecled  at  Tavoy,  Tenasse- 
rim,  by  Capt.  Briggs."  Proceed.  Zool.  Soc.  p.  149.  Ein 
Namensverzeichniss  von  83  Arten. 

J.  Gould:  „List  of  Birds  collected  in  Siam  by  Sir 
R.  Schomburgk."  Proceed.  ZooL  Soc.  p.  151.  Es  werden 
64  Arten  namhaft  gemacht. 

A.  Leith  -  Adams:  „The  Birds  of  Cachmere  and 
Ladakh."  Proceed.  Zool.  Soc,  p.  169.  Wichtig  und  im  ho- 
hen Grade  interessant. 

Es  wurden  189  Arten  beobachtet.  Von  europäischen  Vögeln 
scheinen  dort  vorzukommen  :  Passer  domesticus  ,  Cuculus  canorus, 
Pyrrhocorax  graculus  und  alpinus,  Sturnus  vulgaris  und  unicolor,  Cor- 
vus  corax,  corone  und  monedula,  Cypselus  melba  und  apus,  Uirundo 
ruslica,  Upupa  epops,  xMerops  apiaster,  Cotyle  riparia,  Cinclus  vulga- 
ris, Turdus  viscivorus,  Alauda  arvensis,  Regulus  cristatus,  die  Mehr- 
zahl unserer  Enten  u.  s.  w.  —  Metoponia  pnsilla  (Fall.)  ist  zu  gewis- 
sen Zeiten  gemein. 

W.  Theobai  d:  „On  Indian  Oology."  Journ.  As.  Soc. 
of  Beng.  No.  69.  p.  601. 

„Catalogue  of  Birds  collected  by  A.  A.  Henderson, 
M.  D.  at  Hacodadi,  Island  of  Jesso,  Japan ,  with  notes  and 
descriptions  of  new  species,  by  J.  C assin."  Proceed.  Acad. 
N.  Sc.  Philad.  52.  p.  191.     Ist  wichtig. 

Es  wurden  39  Arten  gesammelt,  und  zwar  im  Monat  Oktober. 
Als  neu  für  die  Avifauna  Japan's  erscheinen  hier  zuerst:  Farus  kamt- 
schatkensis  13p.,  Motacilla  boarula,  Lusciniopsis  japonica  n.  sp.,  Lus- 
ciniopsis  Hendersonii  Cass.  n,  sp.,  Turdus  eunomus  Temm.,  Sitta  sibi- 
rica  F.  (roseilia  Bp.) ,  Charadrius  morinellus  ,  Squaturola  helvetica, 
Totanus  glottis,  Tringa  alpina,  Tringa  minuta,  iXumenius  sp.  (?),  Hae- 
matopus  ostralegus.  —  Zum  Schlüsse  werthvoUe  Bemerkungen  über 
die  Lebensweise  einzelner  Arten. 

Mr.  S  w  i  n  h  0  e :  „A  few  remarks  on  the  Fauna  of  Amoy" 
Supplem.  China  Mail  IVo.  670.  (Hongkong  Dec.  17.  57.) 

Mr.  R.  Swinhoe:  „Narrative  of  a  visit  lo  the  Island 
of  Formosa«  in  Journ.  of  the  North  China  Brauch  of  the 
Royal  Asiatic  Society. 

Beobachtet  wurden  Alauda  minuta  n.  sp. ,  Sterna  caspia  und 
minuta,  Oriolus  sinensis,  Dicrurus  malabaricus,  Hirundo  dauriea  etc. 
Keine  Spur   von  Dasyptilus  fulgidvs  ! 


78       Hartlaub:  Bericht  üb.  d.   Leistungen  in   d.  Naturgeschichte 

Sir  E  mm  er  so  11  Tennent's  vielbesprochenes  Werk 
über  Ceylon  enthält  denn  auch  einen  recht  instructiv  und 
anziehend  geschriebenen  Abschnitt  über  die  Vögel  dieser 
reichen  Tropeninsel. 

Zu  den  Wundern  Ceylons  möchte  Tennent  die  von  Myriaden 
der  verschiedensten  Wasservögel  belebten  Seen  im  östlichen  Theile 
desselben  zählen.  Als  die  besten  Sänger  werden  gepriesen  die  Cop- 
sychusarten  macrourus  und  saularis  so  wie  Pratincola  atrata.  Sehr 
hübsch  wird  über  den  wilden  Pfau  berichtet. 

E.  Blyth,  der  unermüdliche  Zoolog  Indien's,  fährt 
fort  den  Vögeln  der  Andamanen  Aufmerksamkeit  zu 
schenken.     Journ.  Asiat.  Soc.  of  Beng.  vol.  27. 

Er  kennt  bis  jetzt  die  folgenden  Arten  :  Halcyon  coromandeli- 
cus,  Todirhamphus  collaris,  H.  smyrnensis,  Corvus  culminatus,  Kitta- 
cincla  albiventris,  Sturnia  erythropygia,  Tephrodornis  grisola,  Geocichla 
innotata,  Copsychus  saularis,  Artamus  leucorhynchus,  Edolius  sp.,  Py- 
enonotus  jocosus,  Gracula  intermedia,  Palaeornis  Alexandri,  Carpophaga 
»ylvatica,  Anous  stolidus,  Oriolus  coronatus,  Irena  indica,  Sturnopa- 
stor  niger,  Pericrocotus  peregrinus,  also  bis  jetzt  20  Arten.  Man  ver- 
gleiche einschreiben  von  Blyth  an  Sclater  mitgetheilt  im  Ibis  I. 
p.463.  Die  Avifauna  der  Andamanen  ist  eine  ausschliesslich  indische. 
Caloenas  nicobarica  bewohnt  di«  mehr  nördlich  gelegenen  Cocos- 
Felsen. 

Dr.  Bernstein  schreibt  sehr  instructiv  und  aus- 
führlich „über  die  sogenannten  essbaren  Vogelnester  und 
den  Nestbau  einiger  anderen  javanischer  Vögel."  Act.  Soc. 
Scient.  Ind.  Neerl.  III.  (Batavia  1858.)  p.  34.     . 

Diese  Vögel  sind  :  Scops  lempiji,  Caprimulgus  macrourus,  Pen- 
drochelidon  Klecho ,  Centropus  affinis ,  Picus  moluccensis ,  Halcyon 
chlorocephala,  H.  melanoptera,  Timalia  pileata,  Pomalorhinus  monta- 
nus,  Parus  atriceps,  Miraffra  javanica,  Enicurus  Leschenaultii ,  Myio- 
phonus  flavirostris,  Ixos  chrysorhoeus ,  Copsychus  mindanensis  ,  Geo- 
cichla citrina,  Megalurus  palustris  und  polychrous  ,  Prinia  familiaris, 
Orthotomus  sepium,  Cyornis  banyumas  ,  Leucocerca  javanica,  Hirundo 
javanica,  Artamus  leucogaster,  Oriolus  indicus;  Dicrurus  cinerascens, 
D.  longus  ,  Lalage  Orientalis,  Tephrodornis  hirundinaceus  ,  Lanius 
schach,  Dicaeum  rubrocanum,  Cinnyris  pectoralis  und  aspasia,  Arach- 
nothera  longirostris. 

A.  R.  Wallace:  .fin  the  Zoological  Geography  af  the 
Malay  Archipelago."  Proceed.  Linn.  Soc.  of  Lond.  1859. 
p.  172.  Mitgetheilt  von  Charles  Darwin,  und  von 
grösstem   Interesse.      Genaue    Begränznng    der   einzelnen 


der  Vögel  während  des  Jahres  1859.  79 

zoologischen  Regionen.  Darwin  findet  in  den  Ergebnis- 
sen von  Wallace's  Forschungen  eine  Bestätigung  seiner 
vielbesprochenen  Ansichten  über  den  Ursprung  der  Arten 
durch  Wahlverwandtschaft  und  die  Grundgesetze  der  geo- 
graphischen Verbreitung  der  Thiere  über  den  Erdboden. 

Rev.  H.  B.  Tristram  :  „Notes  on  Birds  observed  in 
Southern  Palästine  in  March  and  April."  Reichhaltig  und 
höchst  anziehend   geschrieben. 

Tristram  konnte  nicht  weniger  als  119  Arten  beobachten. 
Ausführlicher  wird  z.  B.  berichtet  über  Garrulus  melanocephalus, 
Amydrus  Tristiamii  ,  Ixos  xanthopygius  ,  Crateropus  chalybeus  ,  Sitta 
syriaca  ,  Tinnunculus  cenchris,  Neophron  percnopterus  ,  Ammoperdix 
Heyi.     Ibis  I.  p.22— 41. 

Afrika. 

Es  ist  unter  den  Ornithologen  Jung-Englands  zu  einer 
Art  von  Mode  oder  besser  Passion  geworden,  gewisse  seit 
der  französischen  Besitznahme  mit  verhältnissmässig  gerin- 
gem Aufwände  von  Mühe  und  Gefahr  zugängliche  Gebiete 
Nordafrika's  zu  bereisen;  nicht  sowohl,  um  Bälge  heim- 
zubringen, als  vielmehr  um  die  Sitten  und  Gewohnheilen 
der  dortigen  Vögel  zu  beobachten  und  um  deren  Eier  zu 
sammeln.  So  bringt  uns  denn  der  Ibis,  das  Organ  dieses 
jüngeren  Stammes  englischer  Ornithologen,  eine  kleine  An- 
zahl von  anziehend  und  geschickt  verfassten  Arbeiten,  wel- 
che uns  mit  den  Ergebnissen  jener  Ausflüge  bekannt  ma- 
chen, und  zwar,  was  die  Hauptsache  bleibt,  zum  entschie- 
denen Vortheile  der  Wissenschaft. 

Rev.  H.  B.  Tristram:  „Characters  of  apparently  new 
species  of  Birds  collected  in  the  great  Desert  of  Sahara, 
southwards  of  Algeria  and  Tunis.'-  Ibis  I.  p.  57.  Bringt 
gute  Beschreibungen  von  9  Arten , ,  auf  die  der  specielle 
Theil  dieses  Berichts  zurückkommen  wird. 

Rev.  H.  B.  Tristram:  „On  the  Ornithology  of  Nor- 
thern Africa."     Ibis  I.  p.  153,  277,  415. 

Nach  einer  gedrängten  Schilderung  der  physikalisch -geogra- 
phischen Züge  Nordafrikas  zieht  der  Verfasser  den  Schluss,  die  so- 
genannte Barbarei  erscheine  dem  Naturforscher  nur  wie  eine  euro- 
päische Insel  ,  getrennt   zwar  von  Europa  durch  das  Miltelmeerj  weit 


80       Hartlaub:  Bericht    üb.  d.  Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

schärfer  aber  isolirt  von  Centralafrika  durch  das  Sandmeer  der  Sahara. 
Man  dürfe  sich  demgemäss  nicht  wundern,  dass  jenes  weite  Gebiet 
nur  sieben  unzweifelhaft  eigenthüniliche  Vogelarten  aufzuweisen  habe, 
von  welchen  nur  zwei,  nämlich  Aquila  naevioides  und  Ruticilla  Mous- 
sieri  ohne  sehr  nahe  europäische  Anverwandte  seien;  dass  uns  dage- 
gen die  Wüste  mit  ihren  Oasen  bis  jetzt  nicht  weniger  als  38  eigen- 
thümliche  noch  nie  auf  europäischem  Boden  angetroffene  Arten  ge- 
liefert habe,  und  unter  diesen  eine  Anzahl  sehr  ungewöhnlicher  Ge- 
stalten von  specifisch  afrikanischem  Gepräge,  als  Hhomphocorys, 
Otogyps  ,  Comatibis,  Crateropus  ,  Drynioica  ,  Corospiza.  Auf  S.  279 
beginnt  der  specielle  Theil  dieser  im  hohen  Grade  instruktiven  Ar- 
beil, wobei  es  sich  sehr  zweckmässig  nicht  um  hundertfältig  wie- 
derholte Beschreibungen  handelt,  sondern  um  die  geographische  Ver- 
breitung und  die  Lebensweise  der  zahlreichen  von  Mr.  Tristram 
beobachteten  Arten.  Wir  vernehmen  mit  Befriedigung  ,  dass  der  uns 
wohlbekannte  Autor  ein  grösseres  Werk  über  die  Sahara  bei  Murray 
in  London  erscheinen  lassen  wird  ,  und  glauben  getrost  Genuss  und 
Belehrung  davon  voraussagen  zu   können. 

Osbert  Salvin:  „Fife  Month's  Birds'-nesting  in  the 
Eastern  Atlas. <^     Ibis  I.  p.  174. 

Wir  haben  die  warme  und  lebensvolle  Schilderung,  welche 
uns  hier  von  einer  specielle  oologische  Zwecke  vorfolgenden  Ex- 
cursion  entworfen  wird  ,  gewissermassen  als  Ergänzung  zu  der  eben 
besprochenen  Arbeit  Tristram's  zu  betrachten. 

E.  Cavendish  Taylor:  „Ornithological  Reminis- 
cences  of  Egypt."     Ibis  I.  p.  41. 

Der  Berichterstatter  bereiste  das  Nilthal  zwischen  Alexandrien 
und  dem  ersten  Cataract  während  der  Monate  November ,  December 
und  Januar.  Es  wurden  87  Vögelarten  beobachtet,  unter  diesen  ein- 
zelne seltnere  Arten,  als  Vanellus  leucurus,  Bubo  ascalaphus,  Elanus 
melanopterus,  Erythrospiza  gilhaginea,  Rhynchaea  u.  s.  w. 

„List  of  Birds  observed  and  collected  diiring  a  voyage 
in  the  Red  Sea.  By  Dr.  Th.  v.  H engl  in.  Edited  and 
translated  by  Dr.  G.  Hart la üb." 

Behandelt  130  Arten,  über  deren  Vorkommen  und  Lebensweise 
der  rühmlichst  bekannte  Reisende  auf  den  Küstengebieten  von  Abys- 
sinien,  der  Danakilgegend  und  des  Somalilandes  Beobachtungen  an- 
zustellen vermochte.  Es  befinden  sich  darunter  verschiedene  neue, 
80  z.  ß.  eine  schöne  ütisart ,  welche  wir  ihrem  Entdecker  zu  Ehren 
benannt  haben.  Herr  v.  H  engl  in  ist  auf  seinen  verschiedenen 
Reisen  in  Afrika  unablässig  und  höchst  erfolgreich  bemüht  gewesen, 
die    Ornithologie    jener    Länder    zu    fördern.      Wir    hoffen  ,    dass  der 


der  Vögel  während  des  Jahres  1859.  81 

„Ibis"  wenigstens  einen  Theil  der  schönen  Originalabbildungen  ver- 
öffentlichen wird,  welche  zu  diesem  Zwecke  dem  Herausgeber  des- 
selben eingehändigt  worden  sind.  Wenigstens  haben  wir  es  an  för- 
dernden Bemühungen     in  dieser  Richtung  nicht  fehlen   lassen. 

E.  V.  Harcourt's  Buch:  „Sportino-  in  Algeria"  giebt 
am  Schhisse  ein  Verzeichniss  der  Vögel  Algerien's. 

J.  Cassin:  „Catalogue  of  Birds  collected  on  the  Ri- 
vers Gamma  (Fernando  Paz)  ,  Ogobai,  Rembo  and  Ovenga 
by  P.  B.  du  Chaillu,  with  notes  and  descriptions  of  new 
species."  Proceed.  Acad.  N.  Sc.  of  Philad.  1859.  p.  30. 

Ungemein  reichhaltig  und  wichtig,  aber  leider  ohne  die  im 
hohen  Grade  wünschenswerthe  Zuthat  biographischer  Noten.  Wir  wol- 
len bei  dieser  Gelegenheit  bemerken,  dass  wir  bis  jetzt  nur  sehr  we- 
nige Exemplare  aus  den  überreichen  Sammlungen  Du  Chaijlu's 
ihren  W^eg  in  die  iMuseen  Europas  gefunden  haben.  Sämmtliche  unica 
blieben  in  Philadelphia.  Möglich,  dass  das  noch  in  diesem  Jahre  er- 
scheinende Reisebuch  Du  Chailla's  auch  eine  oder  die  andere  auf 
die  Ornithologie  der  von  ihm  bereisten  Gebiete  Westafrika's  bezüg- 
liche Frage  berühren  wird.     Näheres  im  speciellen  Theile. 

J.  H.  Gurney:  „List  of  Birds  from  Ibadan,  in  We- 
stern Africa."  Ibis  I.  p.  152.  Zehn  bekannte  Arten.  Ibadan 
liegt  in  7^  4'  N.  B.  und  4^  10'  0.  L.,  etwa  50  engl.  Meilen 
landeinwärts  von  der  Bucht  von  Benin.  Angabe  der  Iris- 
färbung. 

J.  H.  Gurney  „List  of  collection  of  Birds  reccived 
from  the  colony  of  Natal  in  South  Eastern  Africa."  Ibis  I. 
p.  234. 

Ein  sehr  erfreulicher  Beitrag  zu  unserer  Bekanntschaft  aus  der 
Ornithologie  Natal's.  Der  bei  weitem  grosseste  Theil  der  64  hier 
aufgezählten  Arten  wurde  von  Mr.  Thomas  Ayres  in  D'Urban  ge- 
sammelt, und  die  beigefügten  Bemerkungen  über  die  Lebensweise  d(M'- 
selben  zeugen  von  entschiedenem  Beobachtungstalent  und  von  prak- 
tischer Uebung.  Mr.  Gurney  hat  diese  Mittheilung  mit  werfhvollen 
kritischen  Noten  ausgestattet. 

In  LadislausMagyars  „Reisen  in  Südafrika,^' Bd.  1. 
wird  die  Ornithologie  in  der  entsetzlichsten  Weise  ver- 
stümmelt. 

Calhartes,  Trochilus,  Palaniedea  cornuta  (!  !),  Columba  speciosa, 
Psittacula  passerina  ,  Psittacus  pulverulentus  ,  Tanagra,   Penelope  leu- 
coptera  u.  s.  w.      Das  Alles    in    den  Wäldern  Südafrika's!       W^ie  nur 
der  Herausgeber,  Herr  J.  llunfal  vy,  solchen  Unsinn  drucken  mochte! 
Arohiv  f.  Nalurg.  XXVI.  Jahrg.  2.  Bd.  F 


82       Hartlaub:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

C.  Sundevall:  „Kritisk  framställning  af  fogelarterna 
uti  äldre  ornitologisca  arbeten."  Kongl  Vetensk.  Acad. 
Handl.  II.  ISo.  3.  Separatabdruck  in  4.  60  S.  Diese  vor- 
treffliche Arbeit  eines  der  besten  Zoologen  unserer  Zeit 
behandelt  :  1)  Sparmann's  „Museum  Carlsonianum«  und  2) 
L  e  V  a  i  1 1  a  n  t's  „Oiseaux  d'Afrique." 

Jede  einzelne  Abbildung  des  284  Arten  umfassenden  Werkes 
wird  kritisch  geprüft.  Die  Einleitung  ist  in  schwedischer,  der  spe- 
cielle  Text  glücklicher  Weise  in  lateinischer  Sprache  geschrieben. 
Das  Ergebniss  dieser  kritischen  Untersuchung  ist  ein  überraschendes. 
Von  den  284  angeblich  südafrikanischen  Vögeln  des  Levaillant'schen 
Werkes  erweisen  sich  134  als  wirklich  daselbst  angetrofTen  ;  bei  9 
Arten  ist  ihr  Vorkommen  in  Südafrika  nicht  mit  Sicherheit  nachge- 
wiesen ;  ]0  Arten  sind  zweifelhaft  und  der  Bestätigung  bedürftig; 
60  Arten  sind  entschieden  von  n  i  ch  tsudafrikanischem  Vorkommen, 
und  41  Arten  werden  von  Levaillant  selbst  als  von  ihm  nicht  am 
Cap  erhalten  bezeichnet.  Diese  sind  mit  sehr  wenigen  Ausnahmen 
indischen  oder  amerikanischen  Ursprungs.  Dreizehn  Arten  endlich 
sind  erwiesener  Maassen  Kunstprodukte  und  von  zehn  anderen  ist 
Sundevall  geneigt  dies  zu  argwöhnen. 

A.  V.  Pelzeln:  „Einige  Worte  über  die  von  Frau 
Ida  Pfeifer  an  das  Kaiserl.  zool.  Museum  in  Wien  ein- 
gesandten Vögel  von  Madagascar."  Naumannia  Heft  6.  Sehr 
werthvolle  Mittheilung.  Die  zoologische  Sammlung  in  Wien 
ist  nächst  Paris  die  reichste  an  Madagascarvögeln. 

Man  findet  daselbst  nicht  weniger  als  60  Arten,  also  jedenfalls 
mehr,  als  in  sämmtlichen  Museen  Europas  und  Amerikas  zusammen 
genommen.  Wir  haben  uns  bei  einer  grösseren  Arbeit  über  die  Or- 
nithologie Madagascars  der  liberalsten  Unterstützung  von  dieser  Seite 
her  zu  erfreuen  gehabt,  und  fühlen  uns  Herrn  v.  Pelzeln  zu  auf- 
richtigem Danke  verpflichtet. 

Amerika. 

„Reports  of  Explorations  and  Surveys  to  ascertain  the 
most  practicable  and  economical  route  for  a  railway  from 
the  Missisippi  to  the  Pacific  Ocean.  vol.  X."  Enthält :  1) 
Zool.  Portion  of  the  reports  by  Lieutn.  E.  G.  Beckwith. 
Birds  by  J.  F.  Baird. 

Mit  Beschreibungen  und  Abbildungen  von  Buteo  Swainsonii 
(pl.  12,  13),  B.  calurus  Cass.  pl.  14,  B.  oxypterus  Cass.  pl.  15,  Chor- 
deilesHenryi  C.  pl.  17,  Sialia  arctica  pl.  35,  Eremophila  cornula  pl.  32. 


der  Vögel  während  des  Jahres  1850.  83 

2)  Rep.  Lieiitii.  Whipple:  Birds  by  C.  R.  Kennerly. 
Keine  Beschreibungen,  aber  biographisclie  Notizen. 

Abbild.:  Panyptila  nielatioleuca  pl.  18.  fig.  1,  Chaetura  Vauxi 
ib.  flg.  2,  Trochilus  Costae  pl.  ü,  Corvus  cacololl  pl.  20,  Corviis  cry- 
ptoleucus  pl.  22,  Carpodaccus  Cassiuii  pl.  27.  fig.  1  ,  Melospiza  fal- 
laxB.  ib.  fig.  2,  Pipilo  niesoleucus  B.  pl.  29,  Pipilo  Alberti  B.  pl.  30, 
Pyranga  hepatica  pl.  32,  Polioptila  pliimbea  B.  pl.  33.  fig.  1 ,  Psallri- 
paius  plumbeus  fig  2,  Sitta  aciileala  C.  fig.  3,  Sitia  carolinensis  ib. 
fig.  4,  Centurus  nropygialis  B.  pl.  3G,  Gins  fraterciiliis  Cass.  pl.  37. 

3)  Rep.  Lieiitn.  Parke:  Birds  by  A.  L.  H  eerm  a  nn. 
Sehr  guter  Bericht.  Beschreibungen   und  Lebensweise. 

Abbild,  von  Ilypotiiorchis  femoralis  pl.  1  ,  Passerculus  alaiidi- 
niis  pl.  4.  fig.   1,  Pcucaea  Cassinii   ib.   (ig.  2,  Actiturus  naevius  H. 

4)  Rep.  Lieutn.  Willi  amso  n.  Birds  by  A.  L.  Heer- 
mann. 

Mit  Abbild,  von  Buteo  elegans  pl.  2,  3,  Myiarchus  mexicanus 
pl.  5  ,  Strepsilas  nielanoccphalns  pl.  7,  Podiceps  californicus  Heerni. 
juv.  pl.  8,  Podilymbns  lineatiis  11.  pl.  9,  Phalacrocorax  penicillatus 
pl.   10. 

5)  Rep.  Leutn.  A  b  b  o  t.  Birds  by  L.  N  e  w  b  e  r  r  y. 

Abbild,  von  Pica  Nuttalli  pl.  26,  Picus  Williamsonii  pl.  34.  Ilg.  1, 
und   Icferia  longicauda  ib.  fig,  2. 

„United  States  and  Mexican  Boundary  Survey  under 
the  Order  of  Lieutn.  Emory."  Birds  of  the  Boundary  by 
Spencer  F.  Baird.  38  S.  in  4.  Wie  die  eben  namhaft  ge- 
machten Berichte  wichtig.  Handelt  von  226  Arten.  Meist 
nur  Namen  und  genaue  Angabe  des  Fundortes.  Häufig  aber 
auch  biographische  Bemerkungen  von  den  Herren  Ken- 
nerly, Couch,  Clerk.  Alphabetischen  Index  und  zahl- 
reiche Abbildungen. 

Der  jüngere  Audubon  ist  im  BegrüFe,  das  grosse 
Vogelwerk  seines  Vaters  neu  herauszugeben.  Format  und 
Ausstattung  bleiben  unverändert.  Der  Preis  ist  viel  nie- 
driger.    Wir  wünschen  Erfolg,  zweifeln  aber. 

A.  Murräy:  „Contributions  to  the  Natural  History 
of  the  Hudsonsbay  territories.'^ 

Unter  Tetrao  obscurus  sollen  zwei  Arten  stecken.  Eine  an- 
geblich neue  Bernida  wird  ß.  lencolaema  genannt.  Somateria  V  ni- 
gruni   soll   auf  dem  grossen  Sklavensee  vorkommen. 

Cabanis'    Journal    für  Ornithologie  bringt  die  Fort- 


84       Hartlaub:  Bericht  üb.  d.   Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 


ö' 


Setzung  von  Prinz  Max  zu  Neuwied  Arbeit  über  die 
von  ihm  in  Nordamerika  beobachteten  Vögel. 

„Catalogue  of  Birds  coUected  in  the  vicinity  of  Fort 
Tejon  ,  California  ,  with  a  description  of  a  new  species  of 
Syrnium,  by  John  Xanthus  de  Vesey.«  Proceed  Acad. 
Philad.  Juli  1859.  Handelt  von  144  Arten.  Die  Küsten- 
fauna Californiens  ist  sehr  verschieden  von  der  der  Colo- 
radogegenden. Wir  begegnen  manchen  mexikanischen  Ar- 
ten. Der  höchste  Punkt  liegt  nahe  dem  Tejonpass  und  er- 
reicht 4250  Fuss. 

„Notes  on  a  collection  of  Birds  made  by  Mr.  J.  Xan- 
thus de  Vesey  at  Cap  St.  Lukas,  Lower  California,  by 
Prof.  Baird."  Proc.  Ac.  Nat.  Sc,  Philad.  p.  299.  Mit  to- 
pographischer Einleitung. 

Die  Fauna  dieser  interessanten  Lokalität  ähnelt  sehr  der  des 
Rio  Gila  und  einigermaassen  der  des  Uio  Grande.  Sie  weicht  ganz 
ab  von  der  Küstenl'auna  Ober  -  Californiens.  Unter  den  42  namhaft 
gemachten  Arten  befinden  sich  verschiedene  neue,  nämlich:  Picus 
lucasanus.  Harporhynchus  cinereus,  Cainpylorhynchus  affinis,  Cardi- 
nalis igneus,  Pipilo  albigula,  Brachyrhainphus  hypoleucus.  Als  sehr 
selten  heben  wir  noch  hervor  Biasipus  Ileermanni  und  Paroides 
flaviceps. 

P.  L.  Sclater:  „On  a  collection  of  Birds  from  Van- 
couvers  Island."  Proceed.  Zool.  Soc.  1859.  Behandelt  35 
Arten. 

Wir  nennen  Sialia  mexicana  ,  Ilelniintophaga  celata,  Hirundo 
thalassina,  Cypselus  borealis,  Bonasia  Sabini,  Oreortyx  piclus,  Aphriza 
virgata,  Brachyrhamphus  marnioratus,  Laras  Belcheri. 

P.  L.  Sclater:  „List  of  Birds  collected  by  Mr.  A. 
B  0  u  c  a  r  d  in  the  State  of  Oaxaca  in  South  West  Mexico,  with 
descriptions  of  new  species."  Proc.  Z.  S,  p.  369.  In  dieser 
wichtigen  Arbeit  werden  236  Arten  aufgezählt. 

P.  L.  Sclater:  „On  a  series  of  Birds  collected  in 
the  vicinity  of  Jalapa."  Proceed.  Z.  S.  p.  362.  Umfasst 
226  Arten,  welche  in  850  Exemplaren  von  Herren  Rafael 
Montes  de  Oka  gesammelt  wurden. 

De  Saussure  bezeichnet  in  Guerin's  „Revue  zoolo- 
gique"    auf  S.  126  die  Farbe  der  Iris,  so  wie  die  der  Füsse 


der  Vögel   wahrend  des  Jahres  1859.  85 

und  des  Schnabels  im  frischen  Zustande    bei  42  Arten  von 
Mexiko  oder  Haiti. 

On  the  Ornithology  of  Central  America"  by  Phil.  L. 
Sclater  andOsbert  Salvin."  Ibis  T.  p.  1,  117,  213. 
Diese  Arbeit  gehört  zu  den  besten  unter  den  zahlreichen 
Beiträgen,  welche  der  Ornithologie  Amerika's  durch  ihren 
eifrigen  Förderer,  P.L.  Sclater,  zu  Theil  geworden  sind. 
Sie  beruht  auf  (\en  Sammlungen  D  e  1  a  t  tr  e's  ,  D  ys  o  n's, 
Leylands  und  Anderer,  zunächst  aber  auf  denen,  welche 
Mr.  George  Ure  Skinner  und  Mr.  Osbert  Salvin 
in  Guatemala  zusammenbrachten. 

Eine  grosse  An/.ahl  werthvoller  biographischer  Koten  haben 
wir  fast  ausschliesslich  letzterem  zu  verdanken.  Centralainerika  ist 
als  Fortsetzung  von  Mexiko  zu  betrachten,  und  lässt  drei  wohl  zu 
unterscheidende  Faunen  wahrnehmen,  nämlich  :  1)  die  atlantische  Kü- 
stenregion oder  Tierra  caliente  (iMeleagris  ocellata,  Cotinga  amabilis). 
2)  Die  Küstenregion  am  stillen  Meere,  ebenfalls  eine  Tierra  caliente 
und  wie  die  vorige  bis  zu  4000  Fuss  Höhe  hinaufreichend;  (Buteo 
Ghiesbrechtii,  Ära  aracanga ,  Cyanocorax  Beachii).  3)  Das  zwischen 
diesen  beiden  liegende  Tafelland  Guatemala's  4  bis  8000'  hoch  und 
unterbrochen  durch  eine  Kette  mächtiger  vulk-inischer  Piks.  Hier 
ist  es,  wo  njan  von  Oktober  bis  zu  Ende  ölärz  Schaaren  von  nörd- 
lichen Zugvögeln  antrifft.  Unter  den  dieser  Region  ausschliesslich 
angehörenden  Formen  mögen  hier  nur  Oreophasis  derbyanus  und 
Pharomacrus  paradiseus  genannt  sein.  Salvin's  und  S  c  1  a  t  e  r's 
Arbeit  kennt  382  Arten.  Gerne  und  dankbar  gedenken  wir  bei  die- 
ser Gelegenheit  des  Vergnügens,  welches  uns  kürzlich  in  London 
durch  die  Besichtigung  der  trefflichen  musterhaft  präparirten  Samm- 
lungen Salvin's  zu  Theil   geworden  ist. 

Th.  J.  Moore:  „List  ofMammals  and  Birds  collected 
by  Mr.  Jos.  L  e  y  1  a  n  d  in  Honduras,  Belize  and  Guatemala.« 
Proceed.  Zool.  Soc.     Ebenfalls  wichtig-. 

Es  werden  125  Arten  aufgezählt  mit  etwas  spärlichen  Bemer- 
kungen über  die  Lebensweise  einzelner.  -  Hylomanes  momotula,  Gym- 
nocichla  nudiceps,  Dendrocolaptes  Lessoni,  Ortyv  nigrogularis  elc. 

P.L.  Sclater:  „List  of  Birds  collected  by  Mr.  Louis 
Fräser  at  Cuenca  ,  Guaiaquiza  and  Zamora  in  the  repu- 
blique  of  Ecuador."  Proceed.  Zool.  Soc.  p.  449.  Behan- 
delt 87  Arten,  von  welchen  die  um  Cuenca,  also  in  der 
Höhe  von  8200'   gesammelten,    sehr   erheblich   abweichen. 


86       Hartlaub;  Bericht  üb.   d.  Leistungen  in  d.   Katurgeschichte 

Unter  ihnen  befinden  sich  verschiedene  neue;  die  der  tie- 
fer gelegenen  Gebiete  sind  meist  weitverbreitete  Arten  des 
oberen  Amazones  und  St.  Fe  de  Bogota's. 

P.  L.  Sclater:  „On  the  Birds  collected  by  Mr.  L. 
Fräser  in  the  vicinity  of  Riobamba,  Ecuador."  Proceed. 
Zool.  Soc.  Es  wurden  auf  diesem  10,000  Fuss  hoch  gele- 
genen Gebiete  60  Arten  gesammelt. 

F.  L.  Sclater:  „List  of  the  first  collection  of  Birds 
made  by  Mr.  L.  Fräser  at  Pallatanga,  Ecuador"  with  no- 
tes  and   descriptions.     Proceed.  Zool.  Soc.  p.l35. 

Das  liebiet  ,  wo  von  Mitte  August  bis  Mitte  November  gesam- 
melt wurde  ist  Tierra  caliente  und  begränzt  durcU  den  westlichen 
Abhang  der  westlichen  Cordillere  Ecuadors.  Sehr  interessante  Ar- 
beit. Cephalopterus  penduliger,  Vireo  Josephae  ,  INemosia  ornala, 
Andigena  laminirostris  ,  Aulacorhamphus  erythropygius,  Heliotrypha 
viola,  Dasithamnus  unicolor  etc. 

M.  Osburn:  „Notes  on  the  Mountain  Birds  of  Ja- 
maica"  in  „Zoologist"  p.  6709  und  6761. 

Ausführlicher  wird  über  die  Schwalben  und  Segler  jener  Re- 
gionen berichtet.     Auch  über  Nesopsar  nigerrimus. 

Im  „Zoologist-  linden  wir  auch  einen  Brief  Osburn's 
an  Gosse  „On  the  Birds  and  Bats  of  Jamaica"  p.  6587 
und  6658. 

Dass  Gundlach  noch  immer  thätig  ist  für  die  Orni- 
thologie Cubas,  geht  aus  einer  interessanten  brieflichen  Mil- 
theilung  in  Cabanis  Journal  hervor.  Heft  4. 

„Observations  on  the  Birds  of  St.  Croix,  West  Indies, 
made  between  Febr.  20.  and  Aug.  6.  1857  by  Alfred 
Newton,  und  between  March  4.  and  Sept.  28.  1858  by 
Edward  Newton."     Ibis  I.  p.59,  138,  252  und  365. 

Eine  gute  Arbeit,  welche  unsere  volle  Aufmerksamkeit  ver- 
dient. Nach  einer  einleitenden  sehr  instructiven  Schilderung  der  na- 
türlichen Beschairenheit  St.  Croix's  ,  seiner  geologischen,  meteorolo- 
gischen^und  botanischen  Hauptzüge,  geben  uns  die  beiden  Newton's 
die  Summe  ihrer  Beobachtungen  über  64  von  ihnen  auf  der  Insel  an- 
getroffene Vogelarten.  Die  Avifauna  St.  Croix's  war  bisher  völlig 
unbekannt,  und  ^Vieles  so  anziehend  von  manchen  seltneren  Arten 
Mitgetheilte  hat  zugleich  den  Reiz  der  Neuheit.  Dies  gilt  z.  ß.  von 
Gymnoglaux  nudipes.  von  Cichtherminia  fuscafa  ,  von  Enlampis  chlo^ 


der  Vögel   während  des  Jahres  1859.  87 


'o 


rolaemus.     Man  begegnet  zahlreichen  bekannten  Arten  von  St.  Thomas 
und  Jamaika. 

Dr.  Henry  Bryant:  A  List  of  Birds  seen  at  the 
Bahamas  from  Jan.  20.  to  Mai  14.  1859."  Brochüre  von 
32  S.  Gute  Beobachtungen  zumeist  in  der  Umgebung  von 
Nassau  auf  New  Providence  angestellt. 

Neben  einer  grossen  Anzahl  von  bekannten  nordanierikanischen 
Arten  scheinen  wirklich  einige  neue  vorzukommen.  Als  solche  wer- 
den uns  beschrieben  :  Crotophaga  sp.,  Trochilus  Evelinae,  Empidonax 
bahamensis.  Ilirundo  cyanoviridis,  Laniovireo  crassiroslris,  Mimus  ba- 
hamensis  (ein  vortrefflicher  Sänger)  und  Sula  sp.  Eine  Fülle  interes- 
santer biographischer  Bemerkungen  zeichnet  diese  Arbeit  vor  Al- 
lem aus. 

E.  V.  Martens:  „Uebersicht  der  Vögel  der  Bermudas 
nach  Wedderburne."     Caban.  Journ.  Heft  3. 

„Notes  on  the  Birds  collected  by  the  U.  St.  La  Plata 
und  Paraguay  Expedition  under  the  command  of  Th.  J.  Page, 
by  John  Gas  sin."  In  dem  Werke  „La  Plata,  the  Argen- 
tine  confederation  and  Paraguay,  by  T.  J.  Page  p.  599." 

Sehr  kurzer  und  ungenügender  Bericht  über  ,  wie  es  scheint, 
reiche  Sammlungen,  welche  schon  in  Hinblick  auf  die  von  der  Expe- 
dition berührten  Lokalitäten  ,  als  z.  B.  Gran  Chaco  und  Paraguay,  so 
wie  gegenüber  den  älteren  Forschungen  A  za  r  a's  einer  besseren  Bear- 
beitung werth  gewesen  wären.  Cassin  vermuthet  manches  INeue. 
Kamhaft  gemacht  werden  z.  B.  Anodorhynchus  cinereus,  Pionus  co- 
laliinus,  Picus  melanogaster  ,  Crax  Yarrellii  ,  Cygn.us  nigricollis  und 
coscoroba,  Spatula  macujata.  Querqiiedula  torqunta,  Podiceps  leucopte- 
rus,  über  welchen  eine  biographische  Notiz  auf  S.  336.  Wie  gesagt, 
überraschend  dürftig  ! 

J.  Gould:  „List  of  Birds  from  the  Falcland  Islands 
with  descriptions  of  the  eggs  of  some  of  the  species,  from 
specimens  collected  principally  by  Capt.  G.  G.  Ab  bot."  Proc. 
Zool.  Soc.  1859.  p.  93.  Ein  willkommener  Beitrag,  Avelcher 
über  38  Arten  berichtet. 

Der  werthvollste  Theil  desselben  ist  der  oologische.  (Mega- 
jestris  antarctica,  Eudyptes  papua,  Haematopus  unicolor.  3Iicropterus 
cinereus,  Melanodera  typica,  Buteo  erythronotus  etc.).  Manches  schon 
bei  Darwin.  Die  als  Gavia  roseiventris  beschriebene  angeblich 
neue  Möve  konnten  wir  im  Originalexemplare  untersuchen.  Sie  ist 
einfach  Meyen's  Larus   glaucodes- 


8S       Hiullaub:  iiericlit  üb.  d.  Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

Australien. 

Ein  drittes  Siipplementheft  von  Gould's  „Birds  of  Au- 
stralia"  bringt  die  trefflichen  Abbildungen  von : 

Malurus  coronatus,  Seniiopteia  Wallacei,  Psephotus  chrysopte- 
lygius  ,  Nestor  notabilis  ,  N.  Esslingii  und  N.  hypopolius  ,  Casuarius 
Bennettii,  Petroica  cerviniventris,  Chrysococcyx  minutillus,  Zosterops 
albogulaiis,  Z.  tenuirostris,  Spatula  variegata,  Chlamydera  cerviniven- 
tris, Merula  poliocephala  und  Gelochelidon  niacrotarsa. 

G.  R.  Gray:  „Catalogue  of  the  Mammalia  and  Birds 
of  New -Guinea  in  the  collection  of  the  British  Museum." 
1  Vol.  8.  Lond.  1859.  Sehr  zeitgemässe  nützliche  Zusam- 
menstellung. 

Von  Sclater's  Arbeit  in  den  Proceedings  der  Linne'schen  Ge- 
sellschaft wird  auffallender  Weise  keine  Notiz  genommen.  Zahlreiche 
Beschreibungen  neuer  Arten.  Mitunter  Irrthümliches,  als  z.  B.  Eury- 
stomus  gularis  ,  als  dessen  Wohnort  Westafrika  längst  nachgewiesen 
ist.     John  Edward   Gray  bearbeitete  die  Säugethiere. 

G.  R.  Gray:  „List  of  Birds  lately  sent  by  M.  Wal- 
lace  from  Dorey,  New-Guinea."  Proc.  Zool.  Soc.  p.  153. 
Behandelt  79  Arten  und  ist  im  hohen  Grade  der  Beachtung 
werth.  Wir  haben  es  uns  wiederholt  angelegen  sein  las- 
sen, die  ganze  Wichtigkeit  der  Forschungen  Wallace's 
in  das  rechte  Licht  zu  stellen. 

Unter  den  eingesandten  Seltenheiten  befindet  sich  endlich  auch 
wieder  Henicopernis  longicauda  Less.  !  Ferner  Baza  stenozona  Gr., 
und  zahlreiche  Novitäten  aus  anderen  Familien.  Wallace  steht  im 
Begriffe  ,  seinen  Versuch  das  Innere  von  Neuguinea  zu  bereisen  von 
einem  anderen  Punkte  aus  zu  wiederholen.  Möge  ihm  das  Glück  so 
hold  bleiben  als  bisher! 

G.  R.  Gray:  „List  of  New-Caledonian  Birds. •■'  Pro- 
ceed.  Zool.  Soc.  1859.  (Mit  Einschluss  der  benachbarten 
Loyalty -Islands,  der  Isle  of  Pines  und  der  Insel  Nu.)  46 
Arten. 

Verschiedene  Forster'sche  Arten  wurden  jetzt  zuerst  wieder 
aufgefunden,  so  Turdus  xanthopus  auf  der  Insel  Nu,  Muscicapa  ca- 
ledonica  Forst..  Muscicapa  xanthetraea  Forst.,  Muscicapa  naevia  F., 
Coracias  pacifica  (eine  Aplonis-Art)  auf  Nu;  Columba  holosericea  auf 
der  Isle  of  Pines  u.  s.  w.  Der  interessanteste  Vogel  Neucaledoniens 
ist  jedenfalls  der  ganz  kürzlich  nach  Paris  gelangte  Ibisartige  Rhino- 
chetos  juhatiis  Verr. 


der  Vögel  während  des  Jahres  1859.  89 

G.  R.  Gray:  „Catalogue  of  the  Birds  of  the  tropical 
Islands  of  the  Pacific  Ocean  in  the  collection  of  the  British 
Museum."  1.  Vol.  Von  hervorragender  Wichtigkeit.  Voll- 
ständige Synonymie  und  genaue  Lokalitätsangabe.  Begreift 
sämmtliche  Inselgruppen  zwischen  dem  134'^  0.  L.  und 
13^  W.  L.  Neue  Arten  werden  beschrieben.  Am  Schlüsse 
ein  vortrefflicher  Index. 


Accipitres, 

lieber  die  „Raubvögel  des  östlichen  Atlas"  vergleiche 
man  0.  Salvin  Ibis  I.  p.  184. 

J.  H.  Gurney  giebt  ein  Verzeichniss  von  16  Raub- 
vögelarten von  Beyrout  in  Syrien.  Ibis  I.  p.389. 

Unter  diesen  befindet  sich  Buteo  tachardus  und  Accipiter  sphe- 
nurus  Rüpp. 

Falconidae.  ..Falconry,  its  Claims,  history  and  practica, 
by  G.  E.  Freeman  and  Capt.  F.  H.  Salvin;  with  illustr. 
from  drawings  by  Wolf."     London  1859. 

Neue  Arten.  Tinnunculus  saluratus  Blyth.  Moulmein.  —  Hypo- 
triorchis  ferrugineus  de  Sauss.  St.  Domingo.     Rev.  zool.  p.  117.  pl.  3. 

—  Elamis   hypoleuciis  Gould  Proc.  p.  127.  Celebes.    —  Accipiter  ha- 
plochrous  Sei.   Ibis  I.  pl.  8.  Neucaledonien. 

Abbild.  Falco  barbarvs  L.  Ibis  I.  pl.  6.  p.  184.  (F.  puniceus 
Lev.).    —    Uriibitinga  schislacea   Sundev.  Transact.  Zool.  Soc.    pl.  58. 

—  Buteo  zonocercus  ib.   pl.  59.   —   Buteo  fuliyiiiosns  Sclat,   ib.  pl,  60. 

Astur  macrourus  Teinni.  (Pel)  wurde  von  Du  Chaillu  am 
Ogobai   erlegt. 

Strigidae.  Dr.  J.  J.  Kaup:  „Monograph  of  the  Stri- 
gidae."  Transact.  Zool.  Soc.  p.  201.  Sehr  verspätet  er- 
schienen und  unvollständig-. 

Kaup  beschreibt  sämmtliche  ihm  bekannte  Arten,  die  neuen 
ausführlicher.  Keine  Synonymie.  Glaucidiuin  8  Arten,  Nyctale  3  A., 
Athene  9  A.,  Surnia  3  A.,  Jeraglaux  14  A.,  Scops  17  A.,  Otiis  10  A., 
Bubo  14  A.  ,  Strix  11  A.,  Syrnium  16  A.     Im  Ganzen  105  Arten. 

Neue  Arten.  Syrnium  occidentale  de  Vesey  Proc.  Ac.  Philad. 
p.  193.  Fort  Tejon  in  Californien.  Steht  S.  nebulosum  nahe,  ist  aber 
kleiner.  —  Ciccaba  nigrolineata  Sei.  Proceed.  p.  131  und  Transact. 
Zool.  Soc.  pl.  63.  Südmexiko. 


90      Hartlanb:  Bericht  üb.  d.   Leistungen   in  d.   Naturgeschichte 

Abbild.  Gymnoglaux  nudipes  (Dend.)-  Ibis  I.  pl.  I.  —  Syrnium 
^alhitarse  Gray.  Transact.  Zool.  Soc,  pl.  60.  —  Scops  usta  Sei.  ib.  pl.  31. 
—  Scotopelia  Peli  Bp.  Ibis  pl.  15.  p.  445.  Die  schöne  Abbildung 
wurde  nach  eineiü  lebenden  Exemplare  aus  der  Barragegend  am  Gam- 
bia angefertigt.  Du  Chaillu  erlegte  diese  ausserordentliche  Form 
am  Cammaiiusse. 

V.  Preen:  ,,  Ueber  die  Brehm'schen  Schleierkäuze."  ISaum. 
p.  409.  Zieht  (vielleicht  mit  grossem  Rechte)  Alles  in  eine  Art  zu- 
sammen. 

Passeres. 

I.     Fissirostres. 

Caprimulgidae.  INeu:  ChordeUes  texensis  Lawr.  U.  St.  Mexic. 
Bound.  Surv.  ßirds  pl.  6.  —  Otolhrix  Uodasoni  G.  R.  Gray  Proceed. 
p.  101.  Nepal.  (Ann.  and  Mag.  p.  465.)  —  Aegotheles  Wallacei  Gr. 
Proceed.  p.  154.     Neuguinea. 

GypselidaO.  Neu:  Accmlkylis  semicollaris  de  Sauss.  Rev.  p.  118. 
Mexiko.  —  Dendrochelidoti  Wallacei  G.  R.  Gray  Proc.  Zool.  Soc 
p.  100.     Celebes. 

Ueber  die  Lebensweise  von  Panyptila  melanoleuca  Baird  vergl. 
0.  Sal  vin  Ibis  I.  p.  125. 

Hirundinidae.  Neu  sind  :  Cotyle  fnlripennis  Sclat.  l'roceed.  p.364. 
Xalapa.  —  Himndo  cyanoviridis  Bryant  Bah.  Birds  p.  10.  Gute  zwi- 
schen IL  thalassiua  und  IL   euchrysea  inmitten  stehende  Ait. 

Meropidae.  Neu  ist  Merops  Breweri  Cass.  Proc.  Acad.  N.  Soc. 
Philad.  p.  14.  Vom  OgobaiHuss.  Eine  der  y.ahlreichen  Entdeckungen 
Du   Chaillu's.   Typus   unserer  Gattung   Ar  chi  m  e  r  op  s. 

TrOgOnidaC.  Abbild.  Troyoti  mexicanus  Sw.  in  U.  St.  Mexic. 
Bound  Surv.   Birds  pl.  11. 

Ueber  Pharomachrus  paradiseus  \evg].  0.  Sa\Y  \n   Ibis  i.  p.  132. 

AlcBdinidaO.  Neue  Art:  Tanysiptera  yalathea  G.  R.  Gray  Pro- 
ceed. Z.  S.  p.  154.  Dorey  auf  Neuguinea.  Wallace  (=  T.  Margare- 
thae  F.  Heine),  unterscheidet  sich  in  der  Schwanzform  von  T.  dea. 
—  Halcyon  leucopygia  Verr.  Beschr.  in  Gray  Birds  Tro_pic.  Isl.  p.  7. 
Salomoninseln.  , 

Abbild.  Ceryle  americana  in  U.  St.  Mexic.  Bound.  Surv.  Birds 
pl.  7  ad.  und  juv. 

Eine  hübsche  Notiz  über  das  Nisten  von  Ale edo  ispida  in  Eng- 
land  gab  J.   Gould   Proceed.  Zool.  Soc. 

Momotidae.  Abbild.  Prionites  caerulieeps  in  U.  St.  Mex.  Bound. 
Surv.  Birds  pl.  8. 


Her  Vögel    während  des  Jahres  1859.  91 

II.      Tenuirostres, 

PromeropidäO.  ^eu  :  Coereba  carneipes  Sei.  I'roceed.  p.  376. 
von  üaxaea.  —  Conivostrum  Fraseri  Sciat.  ib.  von  Ciienea.  —  Coe- 
reba Incida  Sei.   Ib.  I.  p.  14.   Duenas. 

TrOChilidäe.  Nene  Arten  sollen  sein  :  Amazilia  ocai  Cionld  Ann. 
and  Mag.  p.  96.  Xalapa.  —  Calothorax  pulchva  Gould  ib.  Oaxaca.  — 
Cyanomyia  violiceps  G.  ib.  Oaxaca.  —  Cyanomyia  sordida  G.  ib. 
Oaxaca. 

Von  GoiiUrs  Prachtwerk  erschienen  part.  16  und  17. 
Bis  jetzt  wurden  270  Arten  abgebildet.  Der  Schluss  die- 
ser grossartigen  monographischen  Arbeit  steht  bevor. 

Abbild.  Selasphorus  plalycercus  in  U.  St.  iMex.  ßonnd.  Surv. 
Birds  pl.  5.   —    Trochilus  Alexandvi  ib. 

Leber  die  Lebensweise  von  Cyanomyia  cyanocephala,  Ikauina- 
slura  enicura^  Ämaziiia  covallirostris,  Trochilus  colubris  in  Guatemala 
vergleiche  0.  Salvin  Ibis  I.    p.  127. 

üeber  Eulampis  vhlorulaema  und  Orfhorhynchus  exilis  auf  St. 
Croix  vergl.  A.  Newton  Ibis  L  p.  138. 

H.   Bryaut's   Trochilus  bahamensis   ist   =  Evelinae. 

Interessante  biographische  Notizen  über  einige  Tiochiliden 
Ecuador's  geben  Dr.  W.  J  a  ni  e  s  o  n  und  L.  Fräser  Ibis  I.  p.  399  : 
Oreotrochilus  chimborazo  und  pichincha  ,  Lesbia  amaryllis  ,  Patagona 
gigas,  Adelomyia  melanogenys ,  Coeligena  Wilsoni  ,  Eugenia  inipera- 
trix,  Aglaeactis  cupreipenuis   und   Heliantha  lutetiae. 

MeliphägidäB.  Neu  sind  :  Entomophila  spilodera  G.  R.  Gray 
Troceed.  p.  155.  Dorey.  —  Glyciphila  modesta  Gray  Ib.  p.  160.  Neii- 
caledonien.  —   Gl.  poliolis  Gr.   ib.  Loyalty-Islands. 

Gertlliädä6.  (Fumarinae).  Neu:  Cinclodes  bifascialits  '^c\.  Proc. 
Z.  S.  p.  448.  Bolivien.  —  (Synallaxinae):  Synallaxis  propinqua  \. 
Pelzein  Sitz.-Ber.  Kais.  Ac.  Wissensch.  Bd.  34.  p.  99.  Brasilien.  —  S. 
alopecias  id.  ib.  —  S.  hyposticta  Id.  ib.  p.  6.  —  Anabates  concolor 
Natt.  Id.  ib.  —  A.  dendrocolaptoides  Tenini.  ib.  —  A.  erythrocercus 
v.  Pelz,  ib.  Brasilien.  Cajenne.  —  A.  echinatns  T.  ib.  —  A.  infnsca- 
lus  T.  ib.  —  A.  dimidiatns  Pelz.  Brasilie^i,  —  A.  rufopileatus  Id.  ib. 
—  A'  iurdimis  Natt.  ib.  —  A.  obscurus  v.  Pelz.  ib.  Cajenne.  —  Sy- 
nallaxis anlisiensis  Sei.  Cuenca.  —  Anabat fs  subalaris  Sclat.  Pro- 
ceed.  p.  141.  Ecuador.  —  A.  temporalis  Sei.  ib.  p.  141.  Ecuador.  — 
Synallaxis  pudica  Sei.  Proceed.  p.  191.  Neugranada.  —  S.  stictotho- 
rax  ScL    ib.  p.  191.  Eruadoi'.  —  S.  scntala  Sei.  ib.  Brasilien. 

(i>  e  n  d  r  0  c  o  1  a  p  t  i  n  a  c).  Neu  sind  :  Xiphocolaples  emigrans 
Sei.  Ibio  L    p.  118.  Cenlralamerika.    —    Dendrocincla    anahatina   Sei. 


92      Harllaub:  Bericht  üb.   d.  Leistungen   in  d.  Katuigeschichte 

Proceed.    p.  54.    pl.  150.  —     Dendrornis    erythropygia    Sclat,  Proceed. 
p.  366.  Xalapa.  —  Dendromanes  cnwbatinus  Sei.  Fror.  p.  382.  Oaxaca. 

—  D.   komochroiis  Sei.   ibid.  —  Xenops   niger  Katt.  v.  Pelz.   Sitz.-Ber. 
Acad.  d.   Wissensch.  Bd.  34.  Brasilien.    —  X.   tenuirostris   v.   Pelz.   ib. 

—  X.  approximans   v.   Pelz.   ibid. 

In  der  hier  mehrfach  erwähnten  Arbeit  A.  v.  Pelz  ein  über 
neue  Arten  der  Haltungen  Anabates  ,  Synallaxis  und  Xenops  werden 
zugleich  zahlreiche  biographische  handschr.  Notizen  Joh.  Katte- 
rer's  niitgetheilt. 

(Menurinae).  Neu:  Campylorhynchus  jocosus  Sei.  Proceed. 
p.  371.  Oaxaca.  —  C.  affinis  Xanth.  Proc  Ac.  Philad.  p.  299.  Südca- 
lifornien.  —  Tkryofhoriis  felix  Sei.  ib.  Oaxaca.  —  Cyphorkinus  pu~ 
sillus  Sei.  ib.  p.  373.  —  Troglodytes  solstitialis  Sei.  Proc.  p.  550. 
Ecuador. 

(Sittin  ae).  Abbild.  Nest  und  Eier  von  Sittella  chrysoplera. 
Proceed.  p.  351. 

III.     Dentirostres. 

LuSCilliä(lä6.  Neu  ist:  Farmoplila  Woodhousei  Cass.  Proc.  Ac. 
Philad.  p.  40.  Camniatluss.  —  Drymoica  slriaticeps  Tristr,  Ibis  I.  p.58. 
Alger.  Sahara.  —  Sylvia  deserticola  Tr.  ib.  —  Lusciniopsis  japonica 
Cass.  Proc.  Ac.  Philad.  58.  p.  194.  Hacodadi.  —  L.  Ueitdersonii  Cass. 
ib.  p.  193.  Japan.  —  Abrornis  superciliaris  Blyth.  Monlniain.  —  Eu- 
prinodes  schislaceus  Cass.  Proc.  Ac.  Phil.  59.  p.  38.  Cininiatl.  VVest- 
afrika.  —  Camaropiera  caniceps  Cass.  ib.  —  Syhietla  virens  Cass. 
ib.  p.38.  Canimannss.  —  Macrosp/icuvs  fl avicans  Crss.  ib.  p.43.  Cani- 
mafluss,  —  Eniciirus  nigrifrons  Hodgs.  Proceed.  p.  102.  Nepal.  — 
Acanlhiza  ßavolaferalis  Gray  Proceed.  p.  161.  Insel  Nu.  —  Sylvia  de- 
licatula  Hartl.  Ibis  I.  p.  340.  pl.  10.  iig.  1.  Sonialiland.  VonHeuglin 
entdeckt,  —  Zosterops  melanops .  Gray  Calal.  Birds  Isl.  Pacif.  p.  15. 
Loyalty-Islands.  —  Z.  xanthochroa  Gr.  Proceed.  p.  161.  Insel  Nu.  — 
Z.  griseonota  Gr.  ib.  Insel  Nu.  —  Petroica  hypoleuca  Gr.  Proc.  p.  155. 
Doj-ey,  —  p.  similis  Gr.  ib.  Neue  Hebriden.  —  Saxicola  philolkamna 
Tristr.  1.  c.  p.  9.  (=  S.  ruficeps  Buvry.).  —  S.  halophila  Tr.  ib.  — 
S.  homochroa  Tr.  ib.  Tunesische  Sahara.  —  Hylophilus  ochraceiceps 
Sei.  Proc.   p.  375.   Oaxfica.   —  Geolhlypis  speciosa  Sei.   Proc.  Mexiko. 

Abbild.  Lophophanes  Wollueberi  Un.  St,  Mex.  Bound.  Surv. 
Birds  pl.  15.  —  Paroides  flaviceps  Sundev.  ib.  —  Psaltriparus  mela- 
notis  Sandb.  ib. 

31.  T  a  z  k  a  n  0  w  s  k  y  :  „Ueber  das  Nisten  von  Parus  pendulinus 
im  Königreich  Polen."  Rev.   zool.  p.  241. 

C.  G.  Löventjelni;  „Ueber  S.  tithys'-^  m  Clvers.  Kongl.  Vet. 
Handl.  1858. 


der  Vögel  während  des  Jahres  1859.  93 

Bar.  K  ön  i  g  -  Wa  r  t  h  a  11  s  e  11  :  „Zur  Fortpflanzungsgeschichtc 
der  Spottsänger  (Hypolais)."  Bullet.  Ac.  N.  de  Mose.  32.  p.238.  Be- 
handelt H.  olivetoruin,  elaeica,  salicaria,  cinerascens  Sei.,  palliata  und 
polyglofta. 

Turdidae.  (For  micarin  ae).  —  Keu  :  Mynneciza  exsul  Sei. 
Ann.  and  Mag.  p.  151.  Panama.  —  Dasithamnus  olivacevs  Sei.  ib. 
Bolivien.  —  MyrmeJasies  phnnbei/s  Sei.  Ann.  p.  239.  Rio-Javari  —  ikf. 
ni(jen'imus  Sei.  ib.  —  Dasilhamnns  unicolor  Sei.  Pi  oc.  p.  141.  Ecua- 
dor. —  Fonnicivora  caloptera  Sei.  ib.  Ecuador.  —  Grallaria  nuchalis 
Sei.   Proc.  p.  441.   Rio-INapo. 

(T  u  r  d  i  n  a  e).  —  INeu  :  Filta  rußcentris  F.  Heine  Cab.  Jouru. 
p.  406.  Ins.  Batscliian.  Wallace.  —  Citiclus  cashmeviensis  Gould  Pro- 
ceed.  p.  494.  —  C  soraidus  Gould  ib.  Beide  von  Cashniere.  —  Geo- 
cichla  enjthronola  Sei.  Ibis  I.  p.  113.  iUacassar.  —  Catharus  occiden- 
talis  Sei.  Ann.  Mag.  p.  400.  Oaxaea.  —  Harporliyttchus  cinereus  Xanth. 
1.  e.  Cap.  St.  Lucas.  —  Turdus  leucauchen  Sei.  Proc.  58.  p.  447.  Gua- 
temala. —  T.  pinicola  Sei.  ib.  Mexikan.  Hochland.  —  Mitnus  baha- 
me?isis  Bryant  1,   c. 

Abbild.  Harporhii?ichus  Lecontei  Lawr.  in  U.  St.  Mex.  Boiind. 
Surv.  Birds  pl.  12.  —  H.  curvivostris  ib.  pl.l3.  — //.  longirosiris  ib. 
pl.    14. 

P.  L.  Sclater:  „A  Synopsis  ot' the  Thrushes  of  the 
new  World"  in  Proc.  Zool.  Soc.  1859.  Giebt  Beschreibun- 
gen sämmtlicher  Arten  und  ist  von  grosser  Bedeutung. 

Catharus  7  Arten,  Turdus  39  A.  ,  Cichlheiniinia  1  A.  ,  Marga- 
rops  3A.,  Galeoscoptes  3A.,  Melanoptila  lA.,  Melanotis  2A.,  Rham- 
phocinclus  1  A.,  Cinclocerthia  2A.,  Harporhynchus  6  A-,  Oreoscoptes 
1  A.,  Mimus  20  A  Zum  Schluss  ein  geographisch-zoologischer  Con- 
spectus  sämmtlicher  Arten. 

Ueber  Cichlherniinia  fuscata  vergl.  A.  Newton  Ibis  I.  p.l41. 
St.  Cioix. 

Ueber  eine  merkwürdige  Anomalie  im  Ursprünge  der  Arteriae 
carotid.  bei  Pitta  cyanwa:  Dr.  Bernstein  in  Katuurk.  Tydskr.  v. 
xNederl.  Indie.  Vol.  XIX.  Batavia  1859. 

R.  F.  Tom  es:  „Ueber  ein  Exemplar  von  Oreocincla  anrea  bei 
Stratford  am  Avon  erlegt."  Ibis  p.  379.  Ausführlich  Sternum. 

(Oriolinae).  —  Ferdinand  Heine  beschreibt  ausführlich 
Oriolus  Broderipi  ßp.,  Mimeta  viridissima  Bp.  ,  M.  Forsteni  Bp.  von 
Ceram  und  als  neu  :  31.  viridifusca  von  Timor.    Caban.  Journ.  p.  402. 

(T  r  ie  h  o  p  h  0  r  i  n  ae).  —  Neu  sind:  Sibia  melmiolevca  Blyth 
von  Moulmein.  Journ.  As.  Soc.  Beng.  —  Pellorneum  Tickelliae  ßl.  ib. 
—  Ixuiiis  striatus  Bl.  ib.  Moulmein.  —  Turdinns  gnttatus  Bl.  ib.  — 
Trichophovits  chloronotus  Cass.  Proc.    Ac.  Philad.  p.  43.  Cammafluss. 


94       Haitl«iil):  Bericht  üb.  d.   Leistungen  in  d.    Naturgeschichte 

MuSCiCäpidäO.  INeue  Arten  :  Microeca  conspicillala  G.  B.  tiray 
Proceed.  Z.  S.  p.  156.  Dorey  auf  INeuguinea.  —  Mylagra  lieisficillala . 
Id.  ib.  Insel  Nu.  —  Mijiagra  vir'ulinitens  Gr.  ib.  Loyalty  -  Islands.  — 
Myicujra  rufivenlris  EUiot  Ibis  1.  p.  393.  Sanioagruppe.  —  Myiayra 
melanvra  Gray  1.  c.  p.  63.  Errotnanga.  —  M.  modesta  Gr.  ib.  Neu- 
Irland. 

üeber  Todopsis  cyanocephala  {Q.  et  Gaini.)  vcrgl.  G.  K.  Gray 
Proceed.  Z.  S.  p.  156.     Von  Wallace    auf  Neuguinea  gesammelt. 

Megabias  tri c ol o r  EWiol  ist  (^  von  M.   flammulatus.  Ibis  I.   p.393. 

Tyrännidäe.  Neue  Arten :  Vireolanius  pulckellus  Sclat.  Ibis.  I. 
p.  12.  —  Cyclorhis  ßavipectus  Sclal.  Proceed.  Trinidad.  Venezuela. 
Von  Salvin  aus  Guatemala.  —  Vireo  Josepluie  Sei.  Proceed.  p.  142. 
pl.  154.  —  Laniitiveo  crassiroslris  Bryant  Bahamas.  —  Pachyrham- 
phus  homochrous  Sei.  Proceed.  p.  142.  Ecuador.  —  Platypsaris  afßnis 
Elliot  Ibis  p.  394.  pl.  13.  Mexiko.  —  Tyranmdns  chrysops  Sei.  Proc. 
Z.  S.  Gualaquiza ,  Zaniora.  Fräser.  —  Sayornis  aquatica  Sei.  Ib.  I. 
p.  119.  Duennas.    —  Empidonax   albiyularis    Sei.   ib.  p.  172.  Duennas. 

—  E.  &rt/jrtme;isis  Bryant.  Bahama's.  — E.  bvachytavsus  Sc\.  \h\s,^.A^^\. 
Süd-Mexiko.  —  Elaenia  yriseogularis  Sclat.  Proceed.  Z.  S.  p.  554. 
pl.l46.  Tig.  1.  Riobaniba.  —  E.  stictoptera  Sc),  ih.  pl.  146.  fig.  2.  Ecua- 
dor. —  E.  placens  Sei.  Ibis  p.  123.  pl.4.  fig.  3.  Guatemala,  Mexiko. — 
S.  tiiissima  ^i\.'\h.  fig.  1.  —  Contopns  mesolencvs  Sc\.  Proceed.  p.  43. 
Guatemala.  —  C.  soi-didtdus  Sei.  ib.  Guatemala.  —  Mitrephonis  phaeo- 
cercus  Sei.  ib.  p.  44.  Guatemala.  Ibis  I.  p.  442.  pl.  .  fig.  2.  —  Myio- 
nectes  assimilis  Sei.  ib.  p.  46.  Süd-Mexiko,  Guatemala.  —  Myiodyna- 
stes  7iobilis  Sc\.  ib.  p.42.  St.  Martha.  —  Cyclovhnychus  cinereiceps  Sc\. 
Ibis.  p.  443.  Oaxaca.  —  Todirostmm  schislaceiceps  Sei.  ib.  p.  444. 
Oaxaca.  —  Pyrocephalus  mexicanns  Sei.  Proc.  p.  45.  —  Attila  citrimi- 
vetitris  Sclat.  Proceed.  p.  40.  Ucayale.  —  Agriornis  solitaria  Sei.  Proc. 
Titiacun. 

Abbild.  Pachyrhamphus  Aglajae  U.  St.  Mex.  Bound.  Surv.  Birds 
pl.  9.  fig.  1.  —  Bathmidiirus  major  ib.  fig.  2.  —  Myiarchus  Laurencii 
ib.  fig.  3.    —   Tyrannus  vociferns  ib.   pl.   10.    —    T.  Couchii  ib.  pl.  11 

—  T.  melanckolicus  ib.  fig.  2.  --  Empidonax  obscurns  ib.  fig.  o.  — 
Camptosloma  imberhe  Ibis  I.   pl.  14. 

,,A  List  of  Ihe  Tyrant  Birds  o!"  Mexico  with  descriptions  of 
some  new  species"  by  P.  L.  Sclater.  Ibis  p.  436.  Die  Tyrannidae 
zerfallen  bei  Sclater  sehr  natürlich  in  die  Subfamilien  Attilinae, 
Taeniopterinae,  Tyianninae  uiid  Piatyrhynchinae. 

Ueber  Tyrannus  dominicus  vergl.  A.  Newton  Ibis  p.  146. 

Taenioptera  obscura  von  den  Sandwichinseln  wird  von  Scla- 
ter zur  Gattung  Phaeorvis   erhoben. 

P.  L.   Sclater:  „Ueber  die  Gattung  Attila.^'     Proceed.  p.  40. 


der  Vögel  während  des  Jahres   1859.  95 

6  Arten.   Neben  Attila  stell!  Sclater  die  (nilliing  Caslovnis  (Miis- 
cicapa  rubra  Vieili.}. 

Ampelidae.  Neue  Arien :  Cephalopterus  'pew.lulifjer  Sclal.  Ibis 
j),  114.  pl.  3.  Eeiiador.  (Fräser.)  —  Jlupiculu  sanfjuhioleula  Gou\d  Pro- 
eeed.  p.  99.  Ecuador.  —  Euchlornis  frontalis  Sei.  Proe.  58.  p.  446. 
Bolivien.  —  Lipaucius  vnhufus  Sei.  Proceed.  p.  385.  Oaxaca.  —  Fa- 
chycepkala  titiensis  (iray  Catal.  Birds  Trop.-lsl.  Pacif.  p.  21.  —  Elo- 
psaltria  cucidlata  Gr.  ib.  p.  21.  —  E.  rarierjata  Gray  Proceed.  p.  162. 
Insel  Nu. 

Abbild.  Ei  von  Bombycilla  gairulus  in  Cab.  Journ.  1859.  t.l. 
( Vergl.  darüber  B  a  1  d  a  m  u  s  in  Nauii:.  p.  498.) 

Gustav  Radde  sah  Flüge  von  Bombycilla   garrnlus  am  Amur. 

„Notes  sur  les  deux  especes  de  Cephalopterns  par  M.  0.  Des- 
murs.''  Rev.  et  iMag  p.  193.  Sclater  sucht  mit  Kecht  die  hier 
ausgesprochene  Ansicht  zu  widerlegen,  dass  C.  glabricollis  nur  der 
ganz  alte   oruatus  sei.     lieber  penduliger  kein  Zweifel  möglich. 

LaniädaO.  Fr.  Moore  zieht  jetzt  Lophocilta  galericulata,  co- 
ronata  und  ardesiaca  als  ^-^  $  und  juv.  in  eine  sehr  weitverbreitete 
Art  zusammen. 

Corvidae.  Neue  Arten  :  Corvus  fnscicapillus  G.  R.  Gray  Proc. 
p.  157.  Von  Wallace  auf  Neuguinea  gesammelt.  Verschieden  von 
C.  orru.  —  Corvus  intermecUus  L.  Adams  Proceed.  p.  171.  Zwischen 
corone  und  monedula. 

Ueber  Gazzola  typica  Bp.  vergl.  Sclater  Ibis  I.  p.  113.  Wal- 
lace fand  diese  Art  auf  Macassar. 

Abbild.  Cijanocitta  Woodhousei  in  U.  St.  Mex.  Bound.  Surv. 
Birds  pl.  21.  —   C.  sordida  ib.   —   C.  tdtramarina  ib.  pl.  22. 

R.  A.  J  u  n  g  :  Descriptio  plexuum  abdominalium  nervosorum  in 
Corvo   cornice.  Greifsw.  8.   28  S. 

lY.     Conirostres. 

SturnidäG.  Neu  sind:  Qniscaliis  Sumichrasti  de  Sauss.  Rev.  et 
Mag.  p.  119.  Mexiko.  —  Aplonis  atronitens  G.  B.  Giay  Proceed. 
p.  164.  Loyalty-Islaud.  —  Aplonis  viridigrisea  Gr.  ib.  —  Nesopsar 
nigerrimus  Sei.  Ibis  I.  p.  417.  Jamaica-  —  Slnrnopastor  niger  Bl.  T. 
As.  S.  of  Beng.  Andemanen?  —  Lamprocolius  sycobitis  Pet.  Ilartl. 
Cab.   Journ.   p.  19.  Mossambique.  —  L.  abyssinicus  Uml].  ibid.  p.  21. 

Abbild.  Jctervs  parisorum  in  U.  St.  Mex.  Bound.  Surv.  Birds 
pl.  19.  —  Quiscalus  macrourus   ib.    pl.  20. 

Referent  veröffentlichte  eine  monographische  Arbeit  über  die 

„Glanzstaare  (Lamprotornithinae)''    in  Cab.  Journ.  p.l.  36  S.     Lanipro- 

'tornis  5  Arten,  Lamprocolius  15  A.,  Notauges  4  A.,  Pholidauges  1  A., 


96        Hartlaub:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

Fsilorhinus  1  A.,  Aniydrus  5A.,  Oligomfdrus  1  A.  und  Onychognathus 
2  Arten.     (34  Arten,  wovon  24   in  der  Bremer  Sammlung.) 

Fringillidae.  (Ploceinae).  —  Neue  Arten:  Sycobius  Cassi- 
nii  EUiot  Ibis  I.  p.  393.  Gabon.  —  Sycobius  nuchalis  E.  ib.  —  Hy^ 
phantornis  cinctus  Cixss.Fioc.  As.  Fhilad.  p.  133.  Cammafl.   Westafrika. 

(F  r  i  n  g  i  1 1  i  n  a  e).  —  Neue  Arten  :  Phrygihis  ocularis  Sei.  Pro- 
ceed.  Z.  S.  pl.  145.  Cuenca.  —  Catamenia  homochroa  Sclat.  Froc. 
p.  552.  Matos.  —  Fringilla  Moreleti  Fiicher.  Instit.  Nr.  1310.  Azoren, 
und  Bev.  et  Mag.  p.  409-  pl.  IG.  Verwandt  mit  F.  teydea.  —  Orizo- 
borus  funereus  Sei.  Froceed.  p.  378.  Oaxaca.  —  Spermopkila  corvina 
Sei.  ib.  — Montifringilla  Jt/öwsi  Moore  Froceed.  Z.  S.  pl.  156.  p.  178. 

Hespeiiphona  verpertina  wurde  im  nördlichen  Illinois  erlegt. 
Cass.  Froc.  A.  Fhil.  58.  p.  191. 

Fu  eher  an  1.  c.  über  die  grössere  Basse  des  Dompfa  (Ten  (Fyrr- 
hula  coccinea). 

Dr.  C.  Bolle:  „Der  VVüstentrompeter  (Fyrrhula  githaginea)" 
in  Naum.  p.  369.  Zu  den  befähigtsten  ornithologischen  Capacitäten 
auf  dem  Felde  anniuthiger  und  doch  acht  wissenschaftlicher  Darstel- 
lung zählen  wir  den  Verfasser  dieser  vortrefflichen  kleinen  Mono- 
graphie. Man  liest  und  lernt  mit  wahrem  Vergnügen.  Vergl.  dazu 
Dr.   A.  Brehm  in  Gab.  Journ.  VII.  p.  469. 

Beferent  gab  eine  Notiz  über  die  Gattung  Er  y  ihrura.  Fro- 
ceed. Zool.  Soc.  58.  p.461.     Es  wurden  8  Arten   aufgezählt. 

Dr.  J.  Hof  mann:  «Zur  Naturgeschichte  von  Fringilla  seri- 
7ms"  in  Naum.  p.  337. 

Dr.  C.  Bolle:  „Ueber  die  Fortpflanzung  einiger  Amadinen  in 
der  Gefangenschaft"  in  Gab.  Journ.    Heft  1. 

(Tan  a  grin  a  e).  —  Neu:  Euphonia  cyanodorsalis  Dubois  Bev. 
et  Mag.  p.  50.  pl.  2.  Guatemala.  —  Buarremon  castaneiceps  Sei.  Fro- 
ceed. p.441.  Bio-Napo. 

(Em  b  e  r  i  zi  n  a  e).  —  G.  G.  Lövenhjelm  über  Flectrophanes 
lapponica.     Ofvers.  Kongl.  Vetens.  Förhandl.  1858. 

Emberiza  aureola  sieht  man  bei  kalter  Witterung  schaarenweise 
um  Moulmein.  Blyth. 

(Alaudinae).  —  Neu:  Alauda  coelivox  Swinhoe.  Nordchina, 
Formosa  Zoologist  p.  6723.  —  Certhilauda  Salvini  Trist.  Ibis  I.  p.  57. 
Alger.  Sahara.  —  Galerida  macrorhyncha  Tr.  ibid.  Nördl.  Alger.  Sa- 
hara. —  G.  arenicola  Tr.   ib.   —   Calandrella  reboudia  Loche  ibid. 

Ueber  die  Lerchen  Algeriens  vergleiche  man  Tristram  im 
Ibis  I.  p.  421  bis  433. 

Buceridae.  Beiträge  zu  unserer  Kennlniss  der  Nashornvögel 
Sumatras    gieht    ein    Herr    v.  Bösen  her  g    in    Act.    Soc.  scient.    Ind. 


der  Vögel  während  des  Jahres  1859.  97 

Weerl.  Vol.  III.     Er  kennt  11  Arten.      B.    gracilis  Temin.   ist  bekannt- 
lich der  junge  corrugatus. 

Scansores. 

Psittacidae.  Die  wichtigste  Arbeil,  deren  >vir  hier  zu 
gedenken  haben,  ist  G.  R.  Gray's  ungemein  fleissig  zu- 
sammengestelltes Buch  :  „List  of  the  specimens  of  Psittaci- 
dae in  the  collection  of  the  British  Museum."     110  S. 

Umfasst  sämmtliclie  Arten  und  giebt  die  Beschreibungen  eini- 
ger neuen.  313  Arten  befinden  sich  im  Britischen  Museum,  Auf  den 
synonymischen  Theil  ist  viel  Mühe  verwendet.  Pezoporinae  87  Arten, 
Arinae  82  A.  ,  Loriinae  69  A.,  Psittacinae  108  A.,  Cacatuinae  34  A.  — 
In   der  neuen  Welt  kennt  man  151,   in   der  alten  229  Arten. 

Charles  de  Souance's  „Iconographie  des  Perro- 
quet's  non  figures  dans  les  public  de  Levaillant  et  Bourj. 
St.  Hilaire"  ist  mit  dem  12ten  Hefte  abgebrochen  und  ge- 
schlossen.    Leider! 

INeue  Arten:  Platycercus  Coohii  G.  R.  Gray  1.  c.  Neuseeland. 
Conurus  roseifrons  Gr.  ib.  p.  42.  Vom  Amazonas.  —  Conurus  holo- 
chlovus  Sclat.  Ann.  and  Mag.  p.  224.  Jalapa,  —  Conurus  xantholaenius 
Sclat.  ibid.  Insel  St.  Thomas,  —  Loritis  hypoinochrous  Gray  1.  c,  Loui- 
siadearchipel,  —  Trichoglossus  Mitchelii  Gr.  ib.  p.  62.  —  Psittacus 
Yukesii  Gray  ib.  Timor.  —  Psiltacula  Sclateri  Gr.  ib,  p,  86.  Rio-Ja- 
vari.  —  Charmosyna  pulchella  Gr.  ib.  Dorey  auf  Neuguinea.  Wallace. 

Wallace's  briefliche  Mittheilungen  über  die  Papageien  des 
Papuaarchipels  und  der  Molukken  sind  im  hohen  Grade  interessant. 
Er  fand  Eos  fuscata  Bl.  auf  Neuguinea.  Lorius  superbus  Fräser 
scheint  nur  auf  der  Insel  Jobie,  Eos  cyanogenia  nur  auf  den  Mavors- 
Inseln  vorzukommen.  (Ibis  I.  p.211.) 

Palaeornis  neglectus  Blyth  von  Moulmein  scheint  doch  schliess- 
lich nur  Alexandri  zu  sein.     J.  As.  Soc.  of  Beng. 

Picidae.  Vor  uns  liegt  die  erste  Lieferung  von  A. 
Math  erbe's  längst  erwartetem  grossen  monographischen 
Kupferwerke  über  die  Spechte  :  „Monographie  des  Picidees." 
L  Fol.  max.     Mit  5  Tafeln. 

Enthaltend  die  Abbildungen  von  Megapicus  imperialis  ^  und  $ 
in  Lebensgrösse ,  M.  principalis  sehr  klein;  pi.2:  M.  magellanicus 
C^  ^  Lebensgr.  pl.3:  31.  Boiei  Leb ensgr.  und  M.  robustus  ganz  klein, 
pl.  4:  M.  albirostris  und  pl.5:  M.  Grayi  Malt.  —  Der  Text  zu  die- 
sem Werke  entspricht  im  Allgemeinen  den  Erwartungen,  welche  mit 
Recht  an  Malherbe  gestellt  werden  konnten.  Mal  herbe  erstrebt 
Archiv  f.   Naturg.  XXVI.  Jahrg,  2.  Bd.  G 


98       Hartlaub:  Bericht  üb.  d.  Leistungen   in  d.  Naturgeschichte 

möglichste  Vollständigkeit  in  jeder  Hinsicht.  Er  kennt  die  Litteratur 
wie  Wenige,  und  ist  immer  bemüht  strenge  Critik  zu  üben.  Das  Ma- 
terial, welches  ihm  zu  Gebote  stand,  ist  ungeheuer.  Die  Abbildun- 
gen sind  durchaus  treu  und  das  bleibt  jedenfalls  die  Hauptsache.  Ein- 
zelne Arten  lebensgross  und  andere  nach  sehr  reducirtem  Maass- 
stabe abzubilden,  erscheint  mindestens  sehr  bedenklich.  —  Das  ganze 
Werk  ist,  wenn  schon  nützlich  und  Acrdienstlich  ,  im  hohen  Grade 
unschön.  Ein  grosser  Uebelstand  bei  einem  modernen  ornithologi- 
schen  Kupferwerke ! 

Neue  Arten  :  Chloronerpes  sangiiinolentus  Sei.  Proceed.  p.  61. 
pl.  151.  Omoa.  —  Picus  lucasanus  Xanth.  Proc.  Acad.  Philad.  p.  298. 
Cap  St.  Lucas  in  Californien.  —  Picus  atrahts  Blyth  J.  As.  Soc.  Beng. 
Vol.  18.  p.  803.  Moulmein.  —  Picus  andamensis  Bl.  ib.  dem  analis 
nächst  verwandt. 

CuCUlidae.  Neue  Arten  :  Chrysococcyx  minutillus  Gould  Proc. 
p.  128.  Port  Essington.  —  Cacomantis  bronzinus  G.  R.  Gray  Proceed. 
p.  164.  Insel  Nu.  —  Piaya  thermophila  Sclat.  Proc.  370.  Jalapa. 

Ueber  Brutgeschäft  und  Eier  von  Oxylopkus  glatidarius  vergl. 
Tristram  Ibis  L  p.  76.  c.  fig.  ov.  Legt  nie  in  fremde  Nester,  wenn 
diese  noch  bewohnt  sind.  —  W.  Schlüter:  „Zweifel  am  Nichtbrü- 
ten  des  Oxylophus  glandarius."     Gab.  Journ.  Heft  3. 

Vergl.  Osbert  Salvin:  über  Piaja  erythropygia.  Ibis  p.  133. 
Dieser  Kukuk  singt  merkwürdiger  Weise  recht  gut. 

Ueber  Crotophaga  ani  auf  St.  Croix  vergl.  E.  Newton  Ibis  I. 
p.  148. 

Ueber  die  Lebensweise  von  Scythrops  schreibt  sehr  interessant 
G.  Bennett  Proceed. Zool.  Soc.  1859  u.  Ann.  and  3Iag.  N.  H.  p.  514. 
Fortpflanzungsvveise  ganz  kukuksartig.  Ein  junger  Nestvogel  liess 
sich  in  der  Voliere  durch  Dacelo  füttern. 

G.  Ben  nett:  „Notes  on  Australian  Cuckoos."  Proceed.  Z.  S, 
p.  220.  Chrysococcyx  lucidus  legt  in  das  Nest  von  Rhipidura  albiscapa 
und   Cuculus  inornatus  in  das  von  Malurus  cyaneus. 

Ueber  „Monorchie  bei  Centropus  affinis  Horsf.  und  C,  medius 
Müll."  schreibt  Dr.  Bernstein  Natuurl.  Tydskr.  van  Nederl.  Indie. 
Vol.  21.  c.  flg. 

Pf.  Snell;  „Zur  Hypothese  über  die  verschiedene  Färbung  und 
langsame  Entwickelung  der  Kukukseier."      Gab.  Journ.  Heft  3. 

Columbae. 

VonCh.  Bon  aparte:  „Iconographie  des  Pigeons  non 
figures  par  Mad.  Knip  etc.  sahen  wir  ein  Utes  Heft. 

Neue  Arten :    Columba  nnicincta  Cass.  Proc.  As.  Philad.  p.  143. 


der  Vögel  während  des  Jahres  1859.  99 

Ogobaifluss.    —   Columha  nigrirostris  Sei.  Proc.    Z.  S.  p.  391.  Oaxaca. 

—  Carpophaga  goliath  Gray  Proc.  Z.  S.  p.  165.  pl.  155.  Isle  of  Pines. 

Abbild.     Col.  ßavirostris  in  ü.  St.  Mex.  Bound.  Surv.  Birds  pl.  23- 

Nach  Wallace  kommt  Goura  Victoriae  auf  Jobie-Island  vor. 

Eudes-Deslongchamp:  „lieber  Ser7-esius  galeatus  von 
den  Marquesas."  Memoir.  Soc.  Linn.  de  Norm.  Specieller  über  das 
Skelett. 

Fr.  Moore:  „Ueber  Columha  rupestris  Pall.  Centralasiens." 
Proceed.  p.  400. 

B.  P.  Brent:  „The  Pigeon-book  etc."  London  12.  110  Seiten. 

Gallinae. 

Neue  Arten:  Tinamus  Boucardi  Salle  Proceed.  Z.  S.  p.  391. 
Oaxaca.  —  Tin.  meserythrus  Sclat.  ib.  Oaxaca.  —  Ortyx  Leylatidii 
Moore  Proc.  Z.  S.  p.62.  Honduras.  —  Odontophorus  erythrops  Gould 
Proceed.  p.  99.  Ecuador.  Fräser.  —  Excalfacloria  minima  Gould  Proc. 
p.  128.  Celebes.  Wallace.  —  Phoenicoperdix  chloropus  Blyth  J.  As.  S. 
Beng.  Moulmein. 

Abbild.  Ortyx  texanus  in  U.  St.  Mex.  Bound.  Serv.  Birds  pl.24. 

—  Diardigallus  fasciolatus  Blyth  von  Borneo.  Journ.  As.  S.  Beng. 
Vol.  27.  (Ibis  I.  p.  114.)  —  Phasidus  niger  Cass.  in  Journ.  Acad.  N. 
Sc.  of  Philad.  1859.  pl.  3.  —  Numida  plumifera  Cass.  ibid.  pl.  2. 

„On  the  Indian  Pheasants  bred  in  the  Menagerie  of  the  Zool. 
Soc.  by  D.  W.  Mitchell."  Proceed.  Z.  S.  58.  p.  544.  Behandelt 
Gallophasis  albocristatus,  G.  Horsfieldli,  G.  melanotus,  Catreus  Walli- 
chii  ,  Lophophorus  impeyanus.  Abgebildet  sind  die  Jungen  von  G. 
Horsfieldii  und  albocristatus  auf  pl.  148  und  die  von  Loph.  impeya- 
nus und  Catreus  Wallichii  auf  pl.  149.      Ebendaselbst  die  Eier. 

Gute  Notizen  über  die  „Principal  Game  Birds  of  the  Himalaja," 
nämlich  über  Tragopan  melanocephalus,  Lophophorus  impeyanus,  Pu- 
crasia  macrolopha,  Catreus  Wallichii,  Galloph.  albocristatus  und  Te- 
traogallus  Nigelli  enthält  das  Sporting  Magazine  für  Juli  und  Sep- 
tember. 

Barthelemy  de  1  a  Pom  m  e  r  aye  :  „Ueber  die  Fortpflanzung 
und  Zucht  der  Hocco's."     Bullet.  Soc.  Imp.  d'acclimat.  Vol.  V. 

Ueber  Tinamus  major  Gm.  und  Meleagris  ocellata  in  Honduras 
vergl.  Moore  Proceed.  Z.  S.  p.  62,  63. 

Syrrhaptes  paradoxus  wurde  in  Norfolk  geschossen.  Ibis  I.  p.  471. 

Leon-Bertrand:  Du  Faisan  considere  dans  l'etat  de  nature 
et  dans  l'etat  de  domestication  etc.     Paris.  32  S. 

D.  R.  C.  Tasoro:  „De  la  cria  de  gallinas,  palomas  y  pavos, 
de  SU  alimento  et  propagacion  etc."  Madrid.     148  S. 


100       Hartlaub:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

C.  Löffler:  „Die  in  Deutschland  vorkommenden  verschiede- 
nen Rassen  des  Haushuhns."  Berlin.  122  S.     Mit  color.  Abb. 

C.  Löffler:  „Versuch  einer  Classification  sämmtlicher  Hühner- 
rassen."    Berlin.  27  S. 

C.  Löffler:  „Die  Zucht  der  ausländischen  Hühner  in  Deutsch- 
land" mit  27  color.  Abbil.     122  S. 

Struthioues. 

Neue  Arten:  Dromams  irr oratus  Sc].  Lebend  im  zoolog.  Gar- 
ten. Barth  Proceed.  p.  205.  —  Casuarius  nniappendiculatus  Blyth  J. 
As.  Soc.  of  Beng.  Gute  Art.  —  Casuarius  bicarunculatus  Sei.  Lebend 
in  London.     Gute  Art. 

Eine  interessante  Mittheilung  über  den  afrikanischen  Strauss 
von   Dr.   Gosse  im  Bullet.  Soc.  Imp.  d'acclimatis.   Vol.  IV.  (1857). 

Florent  Prevost:  „Ueber  die  Acclimatisation  und  Fortpflan- 
zung des  neuholländischen  Casuar's."     Ibid. 

Von  Casuarius  Bennetti  sind  neue  Exemplare  in  England  an- 
gelangt. Auch  Eier  ,  die  wesentlich  von  gewöhnlichen  Casuareiern 
abweichen. 

G.  Bennett:  „Bemerkungen  über  den  Mooruck  (C.  Bennettii)." 
Proc.  Zool.  Soc.  p.  39.     Lebensweise  in    der  Gefangenschaft.  Eier. 

W.  J.  Broderip:  „Additional  evidence  relative  to  the  Dodo." 
Transact.  Zool.  Soc.  IV.  p.  183.  In  Abraham  Wolfgangh's  holländi- 
scher Uebersetzung  der  Naturgeschichte  des  Plinius  Secundus  (Am- 
sterdam 1662)  findet  sich  auf  pl.  LIV  ein  hübsches  kleines  Bild  des 
Dodo  uach  Roland  Savery. 

H.  G.  Strickland:  „On  some  bones  of  Birds  allied  to  the 
Dodo."     Ibid.  p.  187,  mit  pl.  55.     Von  Rodriguez. 

„Notice  of  an  original  Painting  including  a  figure  of  the  Dodo 
in  the  collection  of  the  duke  of  Northumberland."  Ibid.  Mit  Copie 
in  Holzschnitt.  Sehr  gute  Zeichnung  von  Jean  Goimare  und  J.  D. 
de  Heem. 

(irallae. 

Gruidae.  Jules  Verreaux  über  Grus  carunculata.  Bullet. 
Soc.  Imper.  d'acclimat.   Vol.  III.  (1856.) 

J.  Wo  Hey:  „Ueber  das  Brüten  von  Grus  cinerea  in  Lappland." 
Ibis  I.  p.l91.  Im  hohen  Grade  anziehend  geschrieben.  Der  talent- 
volle englische  Naturforscher  JohnWolley  ist  in  der  Blüthe  seines 
Lebens  gestorben.  A.  Newton  hat  dem  Freunde  einen  schönen  von 
Herzen  kommenden   Nachruf  gewidmet.     Ibis  IL   p.  172. 

Ardeidae.     Neue  Arten:  Tigrisoma  Cabanisi  F.  Heine  Gab.  Journ. 


der  Vögel  während  des  Jahres  1859.  101 

p.  407.  Mexiko.   —  Ardea  «Z6oZmea/a  G.  R.  Gray  Proceed.  Z.  S.  p.  166. 
Isle  of  Pines. 

G.  Ben  nett:  „Ueber  die  Lebensweise  \on  Mycteria  australis.^'^ 
Proceed.   Z.  S.  p.  47.     Sehr  interessant. 

„Oologische  Betrachtungen  über  Balaeniceps  von  0.  Des  Murs." 
Rev.  et  Mag.  p.  477.     Beschreibung  der  Eier. 

ScolOpäCidäB.  Sclater  kennt  ein  Exemplar  von  Eurinorhyn- 
chus  pygmaetis  im  Sommerkleide,  „head  neck  and  breast  riitous." 
Stammt  sehr  wahrscheinlich  von  den  nördlichen  Küsten  Asiens  her. 
Ibis  IL 

Pfarrer  .läckel:  „Ueber  das  Schnurren  der  Becassinen."  Naum. 
p.  490. 

Ueber  Phalaropus  lobatus  im  Winterkleide  bei  Calcutta  und  über 
Lobipes  hyperboreus  im  Winterkleide  bei  Madras  geschossen,  vergl. 
Blyth  in  litt.  Ibis  I.  p.  464. 

E.  Blyth  will  den  Macrorhamphus  semipalmatus  Indiens  sogar 
generisch  von  dem  M.  griseus  Nordamerikas  unterscheiden.  Er  schlägt 
für  ihn  die  generische  Benennung  Pseudoscolopax  vor. 

RallidäO.  Neue  Art:  Gallinula  pumila  Sei.  Port  Natal.  Ibis 
p.  249.  pl.  7. 

Ebendaselbst  sehr  instructiv  über  Podica  Petersii  nob.  Diese 
ausgezeichnete  Art  ist  um  Natal  selten. 

Blyth  erhielt  Podica  personata  von  Moulmein.  Beschreib,  im 
Journ.   As.  Soc.  Beng.  p.  29. 

„Zur  Oophagie  der  Rallen"  von  Dr.  C.  Bolle.  Caban.  Journ. 
Heft  3. 

Anseres. 

Als  neu  wird  beschrieben :  Bernicla  leucolaema  A.  Murray  New 
Edinb.  Philos.  Journ.  April  1859. 

J.  WoUey:  „Ueber  das  Brüten  von  Mergus  albellus  in  Lapp- 
land" im   Ibis  I.  p.  71.     Zu  dem  besten  in    diesem  Genre  gehörig. 

A.  Strick land:  „On  the  British  Wild  Geese."  Ann.  and 
Magaz.  N.  H.  p.  121.  Wichtig,  mit  Abbildungen  der  Köpfe  und  Schnä- 
bel. Es  werden  unterschieden:  1)  A.  albifrons,  2)  A.  ferus,  Gould 
p.  347,  3)  A.  segetum  (Bean  Goose  mit  kurzem  starken  hohen  Schnabel 
und  4)  A.  paludosus  Str.  Gould  p.  348.  Mit  langem  schwachen  Schna- 
bel.    Die  Schnabelfärbung  variirt  stark. 

Laurence:  „Ueber  die  Fortpflanzung  und  Zucht  von  Anas 
galericulata."     Bullet.  Soc.  Imper.  d'acclimat.  Vol.  V. 

Anas  querquedula  brütet  bei  Moulmein.  Tickell  in  J.  As.  Soc. 
of  Beng.  Vol.  29. 


102     Haitlaub:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Katurgesch.  d.  Vögel  etc. 

A.  Newton:  „lieber  Anas  histrionica."     Ibis  I.  p.  162. 

lieber  ein  Männchen  von  Anas  penelope  im  Kleide  des  Weib- 
chen's  schreibt  Louis  Roget  Rev.  et  Mag.  p.  145.  c.  fig.  pl.  6. 

Anas  maxima  Gosse  wurde  bei  Jalapa  erlegt.  Sclat.  Proceed. 
Zool.  Soc.  p.369. 

A.  Lang  man:  „Zur  Naturgeschichte  des  Mergus  merganser" 
in  Giebel  Naturg.  Zeitschr.  S.  11. 

G.  Ben  nett:  „On  the  semipalmated  Goose."  Proc.  Z.  S.  p.  39. 
Biographie. 

P.  L.  Sclat  er  hatte  Gelegenheit  an  lebenden  Exemplaren  des 
zoologischen  Gartens  in  London  die  specifische  Verschiedenheit  der 
östlichen  und  westlichen  Plectrop*terus-Art  zu  erkennen.  Er  unterschei- 
det die  erstere  unter  dem  Namen  PI.  Rüppelli.  Beide  Arten  abgebildet 
auf  pl.  153.  Wir  haben  uns  von  der  Richtigkeit  dieser  Beobachtung 
an  Ort  und  Stelle  überzeugt.  Clapperton's  Exemplar  aus  Centralafrika 
im  brittischen  Museum  gehört  eben  dieser  Art  an. 

Golymbidäe.  Neu  scheint  zu  sein  :  Colymbiis  Adamsi  G.  R.  Gray 
in  Proceed.  Z,  S.  p.  167.  Russisches  Amerika.  Gurney  und  Scla- 
ter  möchten  den  Vogel  für  ein  ungewöhnlich  altes  Exemplar  von  C. 
glacialis    halten.     Proceed.  p.  206. 

PrOCelläridäB.  Neue  Art:  Thalassidroma  gracilis  Elliot.  Ibis  I. 
p.  591.  Chili. 

lieber  Puffinus  obscurus,  dessen  Fortpflanzung  und  Fang  auf  den 
Inseln  der  Bassstrasse.     Ibis  1.  p.  397. 

FeleCäüidäB.  Als  neu  wird  beschrieben :  Graculus  elegans  Phi- 
lippi  in  diesem  Arch.  p.  305.  Chiloe.  (Scheintuns  nur  cirrhatus  zusein.) 

G.  C.  Taylor:  „lieber  eine  Brutlokalität  der  Fregatte."  Ibisl. 
p.  150.  (Bird  Island  in  der  Bucht  von  Fonseka,  Honduras.) 

Laridae.  Gavia  roseiventris  Gould  ist  Meyen's  L.  glaucodes 
Falklandinseln. 

lieber  die  Möven  der  „Zoographia  Rosso-Asiatica"  schreibt 
Blasius  Naumannia   p.  303. 

Catarrhactes  pomarinus  wurde  bei  Moulmein  erlegt  nach  Ti- 
ck eil.  Ibis  I.  p.  464. 


Bericht  über  die  wissenschaftliclten  Leistnngeu  in  der 
Naturgeschichte   der   niederen  Thiere  während  des 

Jahres  1859. 


Von 

Dr.  Rud.  Leuckart; 

Professor  in  Giessen. 


Der  unter  dem  Separattitel :  essay  on  Classification 
erscliienene  und  schon  früher  von  uns  (J.  ß.  XXIII.  S.  167) 
angezeigte  erste  Band  von  Agassi  z's  Contributions  of 
nat.  hist.  united  states  —  der  zweite  und  dritte  ebenfalls 
erschienene  Band  dieser  kostbaren  Sammlung  handelt  über 
Schildkröten  und  deren  Entwickelung  —  ist  vom  Verf.  jetzt 
auch  als  selbstständiges  Werk  (London  1859,  in  Octav) 
herausgegeben  und  mit  einem  Capitel  über  die  Analogieen 
zwischen  den  natürlichen  Gruppen  der  einzelnen  Abthei- 
lungen des  Thierreichs  vermehrt  worden. 

Gegenbaur  veröffentlicht  „Grundzüge  der  verglei- 
chenden Anatomie"  (606  Seiten  in  gross  Octav,  mit  198  Ab- 
bildungen in  Holzschnitt ,  Leipzig  1859) ,  ein  vortreffliches 
Werk,  in  dem  Verf  den  Versuch  macht,  den  gesammten 
Inhalt  unserer  heutigen  Kenntniss  über  den  Bau  der  Thiere 
vom  morphologischen  Standpunkte  aus  zu  ordnen  und  über- 
sichtlich zusammenzustellen.  In  der  Einleitung  handelt  Verf. 
von  den  Thieren  und  der  Ihierischen  Organisation  im  fAll- 
gemeinen;  er  setzt  sodann  seine  Ansichten  über  die  Typen 
des  Thierreichs  aus  einander  (Protozoa,  Coelenterata,  Echi- 
nodermata ,  Vermes,  Arthropoda,  Mollusca,  Vertebrata)  und 
schildert  einen  jeden  dieser  Typen  einzeln  nach  seinen 
Organengruppen. 


104Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

van  Beneden  liefert  in  der  mit  P.  Gervais  ge- 
meinschaftlich herausgegebenen  Zoologie  medicale  (11.  Vol. 
in  Octav,  540  und  445  Seiten  Paris  1859)  eine  Uebersicht 
des  gesammten  Thierreichs  mit  besonderer  Berücksichtigung 
der  den  Mediciner  interessirenden  Thierformen,  namentlich 
der  Eingeweidewürmer.  Als  obersten  Abtheilungen  begeg- 
nen wir  auch  hier  den  schon  im  letzten  Jahresberichte 
erwähnten  drei  Kreisen ,  den  Hypocotyleen  oder  Vertebra- 
ten  ,  den  Epicotyleen  oder  Articulaten  (Insecta  L.)  und  den 
Allocotyleen  oder  Mollusco-Radiaten  (Vermes  L.) ,  dreien 
Abtheilungen,  die  sich  in  gleicher  Weise  durch  das  La- 
genverhältniss  des  Dotters  zum  Embryo,  wie  auch  später- 
hin durch  gewisse  anatomische  Eigenthümlichkeiten  von 
einander  unterscheiden  sollen,  üie  Allocotyleen ,  die  uns 
hier  besonders  interessiren,  werden  dabei  als  Thiere  cha- 
rakterisirt :  „dont  la  vitellus  ne  rentre  ni  par  la  face  su- 
perieure  ,  ni  par  le  face  inferieure  du  corps  ,  dont  le  Sy- 
steme nerveux  est  la  plus  souvent  forme  du  collier  oeso- 
phagien  sans  serie  ganglionnaire  en  forme  de  chaine  sous- 
intestinale ,  qui  n'ont  pas  des  pattes  arliculees  et  sont  ge- 
neralement  cilies  pendant  leur  etat  embryonnaire  (Vol.  I. 
p.  XI).  In  dem  Kreise  dieser  Thiere  unterscheidet  Verf. 
5  Typen :  die  Mollusken,  Würmer ,  Echinodermen,  Polypen 
(=  Coelenteraten  Lt.),  Protozoen,  die  einzeln  wiederum  in 
eine  Anzahl  von  Classen  zerfällt  werden. 

Von  Bronn  erhielten  wir  die  ersten  Lieferungen 
eines  grösseren  iconographisch- zoologischen  Werkes:  die 
Classen  und  Ordnungen  des  Thierreiches ,  wissenschaftlich 
dargestellt  in  Wort  und  Bild.  (Leipzig  und  Heidelberg  1859. 
Gross  Octav  ,  Bd.  1.  142  S.  mit  12  lithographirten  Tafeln, 
die  Amorphozoen  =  Protozoen  enthaltend ,  Bd.  IL,  die  Ra- 
dialen betreffend ,  noch  unvollendet).  Eine  fleissige  und 
gewandte  Verarbeitung  des  vorhandenen  Materials,  die  durch 
Wiedergabe  der  wichtigsten  neueren  Forschungen  und  Re- 
production  der  bessern,  sonst  meist  in  Monographien  zer- 
streuten Abbildungen  gewiss  dazu  beitragen  wird,  den  ge- 
genwärtigen Inhalt  unserer  Wissenschaft  in  weiteren  Krei- 
sen bekannt  zu  machen.     Der  Detailforscher  vermisst  frei- 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  105 

lieh  hier  und    da    die    Schärfe    der  Critik   und  die  richtige 
Beurtheilung  widerstreitender  Angaben. 

Tr  ose  hei  publicirt  die  fünfte  Auflage  seines  bekann- 
ten Handbuchs  der  Zoologie  ,  in  der  namentlich  auch  die 
Systematik  der  niederen  Thiere  in  zeitgemässer  Weise  ge- 
ändert ist. 

Ebenso  beendigt  Leunis  mit  der  dritten,  den  niede- 
ren Thieren  gewidmeten  Lieferung  die  Herausgabe  seiner 
„Synopsis  der  Naturgeschichte  des  Thierreiches"  (II.  Aufl.), 
in  der  gleichfalls  den  neueren  Entdeckungen  gebührende 
Rechnung  getragen  ist. 

Schmarda  beginnt  die  Beschreibung  der  von  ihm 
während  einer  vierjährigen  Reise  um  die  Erde  (1853 — 1857), 
besonders  in  Ceylan,  Neu-Süd-Wales,  am  Cap  und  in  Cen- 
tralamerika  beobachteten  wirbellosen  Thiere,  deren  Gesamml- 
menge  sich  trotz  vielfacher  Verluste  (30 — 40%)  noch  im- 
mer auf  mehrere  Tausende  beläuft.  Der  erste  Band  ent- 
hält die  Turbellarien,  Rotatorien  und  Anneliden,  im  Ganzen 
340  Species,  die  mit  höchstens  10  Ausnahmen  alle  neu  sind. 
Bis  jetzt  ist  nur  die  erste  Hälfte  dieses  Bandes  mit  den 
Turbellarien  (98  Sp.)  und  Rotatorien  (51  Sp.)  erschienen; 
kurze  Diagnosen  und  Beschreibungen ,  die  durch  colorirte, 
zum  grossen  Theile  (besonders  bei  den  Dendrocoelen)  vor- 
treffliche Abbildungen  illustrirl  sind.  Für  die  Artenkennt- 
niss  ist  das  Sc  h  ma  r  d  a'sche  Werk  von  höchster  Bedeu- 
tung (in  manchen  Gruppen  hebt  sich  die  Zahl  der  bekann- 
ten Species  dadurch  um  507^,  z.  B.  bei  den  Dendrocoelen), 
nicht  minder  auch  für  die  Lehre  von  der  geographischen 
Verbreitung  der  Thiere  —  um  so  mehr  aber  bedauern  wir 
es,  dass  der  Verf.  durch  die  Flucht  der  Erlebnisse  daran 
gehindert  wurde ,  unsere  Wissenschaft  auch  in  anderen 
Richtungen,  durch  anatomische  und  embryologische  Forschun- 
gen ,  zu  bereichern.  (Neue  wirbellose  Thiere  ,  beobachtet 
und  gesammelt  auf  einer  Reise  um  die  Erde  von  L. 
Schmarda.  Erster  Band,  Turbellarien,  Rotatorien  und 
Anneliden.  Erste  Hälfte,  65  S.  in  klein  Folio,  mit  15  illu- 
minirten  Kupfertafeln  und  Holzschnitten.  Leipzig  1859.) 

Interessant  ist,  aus    den  Untersuchungen    des  Verf.  zu  ersehen, 


106     Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

dass  die  mikroskopische  Süssvvasserfauna  einen  viel  gleichmässige- 
ren  Charakter  behält,  als  man  früher  vermuthete.  Stentoren  ,  Hydren, 
Daphniaden ,  Rotiferen,  Rhabdocoelen  fanden  sich  fast  überall,  wo 
Verf.  darnach  suchte,  in  Neu-Seeland,  wie  in  Chili  —  ja  zum  Theil 
sind  es  sogar  dieselben  Arten,  durch  welche  diese  Thierformen  dort 
vertreten  werden,  so  dass  Verf.  „auch  in  der  weitesten  Ferne  an  die 
Fauna  des  Wiener  Parkes  oder  Berliner  Thiergartens  errinnert  wurde." 

Bei  dieser  Gelegenheit  sei  übrigens  noch  nachträglich 
erwähnt,  dass  Schmarda  schon  vor  einigen  Jahren  eine 
Reihe  von  Mittheilungen  über  die  niederen  wasserbewoh- 
nenden Thiere  Aegyptens  gemacht  hat:  zur  Naturgeschichte 
Aegyptens  in  den  Denkschriften  der  K.  K.  Akad.  zu  Wien 
1854.  II.  S.  1—28  mit  7  Tafeln  in  Quart. 

Mettenheim  er's  „Beobachtungen  über  niedere  See- 
thiere"  (Abhandl.  der  Senkenberg'schen  naturf.  Gesellschaft 
Bd.  III.  S.  287—312  mit  3  Tafeln  Abbildungen  in  Quart) 
beziehen  sich  vorzugsweise  auf  Würmer,  Seesterne ,  Qual- 
len und  Infusorien,  und  werden  unten  noch  mehrfach  von 
uns  angezogen  werden. 

Grube  liefert  einen  vorläufigen  Bericht  über  die 
Fauna  des  Quarnero,  mit  besonderer  Berücksichtigung  der 
wirbellosen  Thiere,  37.  Jahresber.  der  schlesischen  Gesell- 
schaft fürvaterl.  Cult.  S.  19. 

W  r  i  g  h  t  und  G  r  e  e  n  e  handeln  über  die  marine  Fauna 
der  Süd-  Westküste  Irlands,  besonders  die  dort  vorkom- 
menden Echinodermen  und  Polypen.  Rep.  br.  assoc.  held 
1858.  p.  176.  Wie  reich  die  dortige  Fauna  ist,  geht  auch 
aus  der  schon  vor  einigen  Jahren  von  W.  Thompson 
herausgegebenen  Nat.  bist,  of  Ireland  hervor,  deren  vierter 
Band  (1856)  95  Anneliden,  55  Echinodermen,  31  Akalephen, 
71  Anthozoen,  96  Bryozoen ,  30  Foraminiferen  und  34  Po- 
riferen  aufführt. 

Auch  Gosse's  marine  Zoologie  (Vol.  I.  London  1858) 
enthält  eine  Aufzählung  der  bisher  um  Englands  Küsten 
beobachteten  wirbellosen  Seethiere,  mit  Charakteristik  der 
einzelnen  Geschlechter,  Familien,  Ordnungen  und  Klassen. 
Jedes  Genus  ist  durch  eine  vom  Verf.  nach  der  Natur  ge- 
zeichnete Abbildung  illustrirt. 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  107 

Nach  Ed.  Jardin's  Angaben  über  die  Küstenfauna 
der  Marquesasinseln  sollen  daselbst  wenige  Anneliden,  aber 
zahlreiche  Echinodermen  und  Polypen  vorkommen.  Mem. 
Soc.  imper.  des  sc.   de  Cherbourg  T.  VI.  p.  180  u.  198. 

van  Beneden  bespricht  in  einer  vor  der  Belgischen 
Akademie  gehaltenen  Rede  die  Erscheinungen  der  Fort- 
pflanzung bei  den  niederen  Thieren  mit  besonderer  Rück- 
sicht auf  die  neueren  Entdeckungen  über  Parthenogenese, 
Generationswechsel ,  Polymorphismus.  De  l'homme  et  de 
la  perpetuation  des  especes.  Bruxell.  1859.  48  Pages. 
(Bullet.  Acad.  roy.  de  Belg.  1858.  Dec,  l'Instit.  1859.  No. 
1320—1324.) 

Auch  die  neue  (dritte)  Auflage  von  Carpenter's 
„animal  physiologie"  (London  1859)  widmet  der  Fortpflan- 
zunof  der  Thiere  besondere  Aufmerksamkeit. 

Wir  haben  schon  im  letzten  Jahresberichte  (S.  225) 
des  Streites  Erwähnung  gethan ,  der  in  der  Pariser  Akade- 
mie durch  P  ou  ch  et's  Untersuchungen  und  Schlussfolgerun- 
gen über  die  Generalio  aequivoca  entstanden  ist  und  schon 
damals  erwähnt,  dass  derselbe  noch  keineswegs  geschlich- 
tet sei.  Die  diesjährigen  Bände  des  Instituts  und  der  Com- 
ptes  rendus  (T.  48  u.  49)  liefern  dazu  die  litterarischen 
Belege.  Wir  finden  in  ihnen  nicht  bloss  die  schon  damals 
(nach  einer  Mittheilung  aus  den  Ann.  sc.  nat.)  angezoge- 
nen Entgegnungen  von  Milne  Edwards  und  anderen 
Akademiemitgliedern  (T.  48.  p.  23 — 36),  so  wie  die  vonLa- 
caze-D  u  thie  rs  (ibid.  p.  118 — 120),  auch  nicht  bloss  die 
Replik  von  Pouch  et  (ibid.  p.  148 — 158),  wir  hören  in 
denselben  auch  neue  Stimmen  für  und  wider  sich  erheben. 
So  werden  (ibid.  p.  262)  von  Flourens  Experimente  von 
Mantegazza  mitgetheilt,  die  mit  den  Pouchet'schen  über- 
einstimmen, während  andererseits  (ibid.  p.  334)  Gaul  ti  er 
de  Claubry  die  Beweiskraft  dieser  Experimente  mit  einem 
Hinblick  auf  die  dabei  möglichen  Fehlerquellen  in  Abrede 
stellt. 

Um  den  verschiedenen  Einwürfen  gegen  seine  Expe- 
rimente zu  begegnen,  dehnte  Pou  chet  seine  Untersuchun- 
gen  auch    auf  die  in    der  Luft  vorhandenen    organischen 


108     Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Körper  (Cpt.  rend.  T.  47.  p.  546) ,  so  wie  die  eingetrock- 
neten und  nach  Doyeres  wiederholten  (Cpt.  rend.  T.  49. 
p.  992)  Angaben  durch  Wasserzusatz  wieder  zum  Leben 
erweckbaren  Geschöpfe  aus  (Cpt.  rend.  T.  49.  p.  492  und 
886,  so  wie  eine  eigene  vom  Ref.  nicht  gelesene  Brochüre, 
rech,  et  exper.  sur  les  anim.  ressuscitants  faites  au  mus. 
d'hist.  nat.  de  Ronen  1859).  Die  Resultate  der  Untersuchun- 
gen waren  nach  beiden  Richtungen  nur  negativer  Art.  Der 
atmosphärische  Staub  sollte  so  gut  wie  keine  lebendigen 
Keime  enthalten,  wohl  aber  zahlreiche  Amylumkörperchen, 
die,  wie  Verf.  annimmt,  von  anderen  Forschern  für  einge- 
kapselte Infusorien  u.  s.  w.  gehalten  wären,  und  ein  Wie- 
deraufleben ausgetrockneter  thierischer  Organismen  soll 
ebenso  wenig  stattfinden ,  wie  ein  Organismus  jemals  im 
Stande  sei ,  eine  Temperatur  von  100*^  ungefährdet  zu  er- 
tragen. 

Aber  beiderlei  Behauptungen  fanden  alsbald  auf  di- 
rektem sowohl,  wie  auf  indirektem  Wege  ihre  Wider- 
legung. Unter  den  hier  in  Betracht  kommenden  Arbei- 
ten erwähnen  wir  zunächst  E  h  ren  b  er  g's  Untersuchun- 
gen über  das  mikroskopische  Leben  des  Montblanc-Gipfels 
(Monatsber.  der  Berl.  Akad.  1859.  S.  775  ff.),  die  in  voller 
Uebereinstimmung  mit  anderen  früheren  Untersuchungen 
desselben  Verfassers  —  die  Po  u  ch  et  freilich  nicht  zu  ken- 
nen scheint  —  es  ausser  Zweifel  stellen  ,  dass  in  einer 
Höhe  von  10,000'  und  darüber  Organismen  existiren  ,  die 
nur  mit  dem  Winde  und  Luftzuge  dorthin  gelangt  sein 
können  ,  und  zwar  Organismen ,  die  zum  Theil  nach  mona- 
telangem Ruhezustande  alsbald  durch  Wasserzusatz  wieder 
zum  Leben  zurückkehren.  Eine  vielleicht  noch  bestimm- 
tere Widerlegung  fand  die  erste  Angabe  Pouchet's  durch 
H.  Hoffmann  (Bot.  Zeitung  1859.  No.  5  u.  6)  und  Fa- 
st eur  (Ann.  des  sc.  nat.  1859.  T.  XU.  p.  85),  welche  die 
Erscheinungen  der  Gährung  zum  Gegenstande  der  Unter- 
suchung machten  und  den  Nachweis  lieferten,  dass  diese  nur 
nach  einer  Zufuhr  von  Pilzsporen  eintrete  ,  von  Gebilden, 
die  in  der  Luft ,  auf  der  Oberfläche  von  Früchten  u.  s.  w. 
sehr  allgemein  verbreitet  seien. 


der   niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  109 

Andererseits  unterzog  Gavarret  die  absprechenden 
Angaben  Pouchet's  in  Betreff  der  Resistenzkraft  gewisser 
niederer  Thiere  gegen  Trockniss  und  Hitze  einer  experimen- 
tellen Prüfung  (quelques  exper.  sur  les  rotiferes ,  les  tar- 
digrades  et  les  anguillules,  Annal.  des  sc.  nat.  1859.  T.  XI. 
p.  315),  und  auch  hier  iiel  das  Resultat  gegen  unseren  For- 
scher aus.  Nicht  bloss,  dass  jene  Geschöpfe  eine  monate- 
lange vollständige  Austrocknung  ( unter  der  Luftpumpe) 
überstanden  und  schon  wenige  Stunden  nach  der  Anfeuch- 
tung wieder  zum  vollen  Leben  erwachten  ,  sie  ertrugen 
in  diesem  Zustande  auch  Temperaturgrade  von  100 — 110^ 
während  sie  im  Wasser  schon  bei  50  und  5P,  im  Wasser- 
dampfe bei  80 — 82^  zu  Grunde  gingen.  Wie  lange  Zeit 
die  Thiere  jener  hohen  Temperatur  ungefährdet  ausgesetzt 
sein  können,  hat  Verf.  nicht  untersucht;  in  den  oben  er- 
wähnten Experimenten  betrug  die  Zeitdauer  2  Minuten. 

Der  Streit ,  den  wir  hier  berührten,  hat  natürlich  in 
den  weitesten  Kreisen  Aufmerksamkeit  und  Interesse  er- 
regt. Wir  begnügen  uns  in  dieser  Hinsicht  auf  Flourens, 
zur  Frage  der  Generatio  aequivoca  (Gazette  hebdom.  VI. 
5)  und  Martin  Lanzer,  die  Lehre  der  Generatio  aequivoca 
vor  der  Akademie  der  Wissenschaften  (Rev.  deTher.  med.- 
chir.  1859.  4.)  hinzuweisen. 

Auch  Pouch  et  selbst  hat  seine  Ansichten  und  Un- 
tersuchungen für  das  grössere  Publikum  in  einem  eigenen 
Werke  zusammengestellt:  heterogenie,  ou  traite  de  la  ge- 
neration  spontanee  base  sur  des  nouvelles  experiences,  Pa- 
ris 1859.  XVI.  und  672  pag.  mit  3  Tafeln. 

Bei  Gelegenheit  dieses  Streites  wollen  wir  übrigens 
weiter  noch  einer  merkwürdigen  Beobachtung  von  Clark 
gedenken  (Silliman's  Journ.  1858.  p.  107  u.  154),  die  den 
Anhängern  der  P  o  uch  et'schen  Lehre  gewiss  höchst  will- 
kommen sein  wird,  der  Beobachtung  nämlich,  dass  die  Fi- 
brillen faulender  Sagittamuskeln  sich  in  vibrionenartige 
Körperchen  verwandelt ,  und  die  von  der  Rüsselfläche  einer 
Aurelia  losgelösten  Zellen  sich  ganz  nach  Monadenart  bewegt 
und  durch  Theilung  vermehrt  hätten.  Als  Gewährsmann 
für  die  erstere  Behauptung  wird  Agassi z  angeführt,  und 


110    Leuckavt:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

in  der  That  kann  man  nicht  selten  auch  bei  höheren  Thie- 
ren  in  den  Sarcolenimaschläuchen  dasselbe  Phänomen  beob- 
achten. Die  Muskelfasern  der  Kaninchen  enthalten  (im 
Sommer)  mitunter  schon  24  Stunden  nach  dem  Tode  statt 
der  Fleischsubstanz  Milliarden  beweglicher  „Vibrionen", 
deren  Identität  mit  den  Primitivfibrillen  unmöglich  geläug- 
net  werden  kann.  Ref.  sieht  darin  freilich  keine  Umwand- 
lung der  zerfallenden  Fibrillen  in  selbstständige  Geschöpfe, 
sondern  blosse  ,  mit  der  Zersetzung  zugleich  auftretende 
Bewegungsphänomene  organischer  Elemente  ,  die  sich  in 
gewisser  Beziehung  den  bekannten  amöbenartigen  Bewe- 
gungen isolirter  thierischer  Zellen  vergleichen  lassen. 

Zum  Schlüsse  erwähnen  wir  hier  noch  der  interessan- 
ten Entdeckung  vonWedl  (Sitzungsber.  der  Wiener  Akad. 
Bd.  XXXIII.  S.451)  uM  Kölliker  (Zeitschrift  für  wiss. 
Zool.  X.  S.  215,  im  Auszuge  Sitzungsber.  der  phys.-med. 
Gesellsch.  in  Würzburg  1859,  S.  XXVIII) ,  dass  die  in  den 
Hautgebilden  niederer  und  höherer  Wasserthiere  so  häufig 
vorkommenden  und  früher  schon  oftmals  beobachteten,  ver- 
ästelten feinen  Röhren  von  vegetabilischen  Parasiten  her- 
rühren ,  die  meist  wohl  auf  chemische  W^eise  (durcti  Auf- 
lösung der  Kalksalze  vor  den  keimenden  Spitzen)  eindrin- 
gen und  sich  in  denselben  verbreiten.  W^edl  hält  diesen 
Parasit  für  eine  mehrzellige  Alge,  Kölliker  für  einen 
einzelligen  Pilz  —  vielleicht,  dass  je  nach  Umständen  und 
Arten  hier  die  verschiedensten  Schmarotzer  gedeihen  kön- 
nen. Kölliker  stützt  seine  Deutung  besonders  auf  die 
Beobachtung  der  bei  Hornschwämmen  in  den  Fasern  vor- 
kommenden Parasiten ,  an  denen  er  deutliche  Sporangien 
aufgefunden  haben  will;  bei  anderen  Hornschwämmen  kom- 
men hier  aber,  wie  wir  später  sehen  werden,  Schmarotzer 
vor,  die  von  Braun  und  P  ring  sh  eim  als  eine  hoch  ent- 
wickelte Alge  aus  der  Gruppe  der  Florideen  erkannt  wurden. 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  111 

I.    V  e  r  m  e  s« 

Wie  wenig'  es  l)isher  hat  gelingen  wollen,  eine  Eini- 
gung in  Betreff  der  Gesichtspunkte  zu  gewinnen,  die  bei 
der  Classification  der  Würmer  maassgebend  sein  dürften, 
wird  zur  Genüge  dadurch  bewiesen,  dass  uns  das  Jahr  1859 
drei  verschiedene  Versuche  gebracht  hat ,  die  Abtheilung 
dieser  Thiere  in  natürliche  Gruppen  aufzulösen. 

"van  Beneden,  den  wir  hier  zuerst  nennen,  theilt 
(Zool.  med.  II.  p.  83)  die  Würmer  mit  Ausschluss  der  Rä- 
derthiere  und  Bryozoen,  die  den  Articulaten  ,  resp.  Mollus- 
ken zugerechnet  werden,  nach  folgendem  Schema  in  vier 
Klassen  : 
Corps 

non  diffluent 
Sans  ventouses 

deprime  et  ä  soies Annelides 

arrondi  et  sans  soies Nematoides 

ä  ventouses Cotylides 

diffluent  et  entierement  cilie     ....     Turbellaries. 

In  der  Klasse  der  Anneliden  unterscheidet  Verf.  so- 
dann die  Ordnungen  der  Chaetopoden,  Gephyreen  und  To- 
mopteriden ,  in  der  Klasse  der  Nematoden  die  der  Chaeto- 
gnathen,  Nematoden  s.  st.,  Gordiaceen  und  Acanthocephalen, 
in  der  Klasse  der  Cotyliden  die  der  Polypoden  (Peripatus), 
Hirudineen,  Trematoden ,  Cestoden,  in  der  Klasse  der  Tur- 
bellarien  endlich  die  der  Teretularien  (Nemertinen  und  Pro- 
stomeen)  und  Planarien. 

Auch  Gegenbaur  trennt  die  Würmer  nach  Aus- 
schluss der  Bryozoen  und  Rotiferen  in  vier  Klassen:  1) 
Platyelminthes  mit  den  Cestoda,  Trematoda  und  Turbellaria, 
2)  Nemathelminthes  mit  den  Acantliocephala  und  Nematoi- 
dea ,  3)  Oesthelminthes  (=  Chaetognathi  Lt.)  ,  4)  Annulata 
mit  den  Gephyrea,  Suctoria  (Hirudinea),  Scoleina  und  Bran- 
chiata.     Vergl.  Anat.  S.  137. 

Weit  conservativer  ist  die  Eintheilung  von  Stein 
(Organismus  der  Infusionsthiere  S.  53),  der  die  Annulateii, 


112     Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Entozoen,  Turbellarien  und  Rotiferen  als  Klassen  in  der  Ab- 
theilung der  Würmer  beibehalten  wissen  will. 

Diesing's  „Revision  der  Rhyngodeen"  (Sitzungsber. 
derK.  K.  Akad.  zu  Wien  Bd.  37.  S.  719—785  mit  3  Tafeln) 
enthält  eine  Uebersicht  der  neueren  Forschungen  über  die 
Naturgeschichte  und  Zoologie  der  Sipunculiden ,  Akantho- 
cephalen  und  Gregarinen  mit  Beschreibung  einiger  bisher 
unbekannten  Arten. 

Der  von  W  e  i  n  I  a  n  d  in  dem  Archiv  für  Naturgeschichte 

1858.  I.  S.  276  veröffentlichte  „Systematischer  Katalog  aller 
Helminthen  ,  die  im  Menschen  gefunden  werden"  ist  eine 
Reproduction  aus  des  Verf's  Essay  on  the  tapeworm  of  man, 
den  wir  schon  im  vorigen  J.  B.  angezogen  haben. 

Cobbold's  observations  on  entozoa,  with  description 
of  several  new  species ,  in  den  Transact.  Linnaean  Soc. 
Vol.  XXII.  p.  155—172  und  363—370  mit  4  Tafeln,  erstrecken 
sich  über  alle  Entozoengruppen  und  werden  unten  noch  mehr- 
fach von  uns  angezogen  werden.  Sie  liefern  namentlich 
auch  über  das  Vorkommen  der  Schmarotzerwürmer  manche 
interessante  neue  Angabe. 

Schiott  hauber  veröffentlicht  in  dem  amtlichen  Be- 
richte der  Göttinger  Naturforscherversammlung  S.  128  — 
133  „Beiträge  zur  Helminthologie,"  meist  Aufzählungen 
neuer  Arten,  ohne  Beschreibung  und  Diagnose. 

Lambl  berichtet  in  seinen  „mikroskopischen  Unter- 
suchungen   der  Darm  -  Excrete"    (Prager   Vierteljahrschrift 

1859.  Bd.  I.  S.43  ff.)  über  die  nicht  selten  mit  den  Stüh- 
len entleerten  Eier  von  Ascaris  lumbricoides,  Trichocepha- 
lus  dispar,  Oxyuris  vermicularis  und  Taenia  Solium,  mit 
Beschreibung  und  Abbildungen.  Weitere  Mittheilungen  be- 
treffen den  schon  im  vergangenen  Jahresberichte  erwähn- 
ten jungen  Echinorhynchus  ,  den  Verf.  in  dem  Darmkanale 
eines  leukhämischen  Kindes  auffand  (Abbildung  Tab.  IV. 
Fig.  12),  einen  Fall  von  Distomum  hepaticum,  so  wie  end- 
lich das  myriadenweise  Vorkommen  von  Vibrionen  und  Cer- 
comonaden  im  Darme. 

Die  schon  im  letzten  Jahresberichte  erwähnte  Abhand- 
lung von  Gerstfeld:    über  einige  zum  Theil  neue  Arten 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  118 

Platoden,  Anneliden,  Myriapoden  und  Crustaceen  (Mem.  des 
sav.  ctrang.  de  l'Acad.  de  St.  Petersburg  T.  VIII.  S.  261—296) 
enthält  Beschreibungen  Sibirischer  Planarien,  Blutegel,  Gor- 
dien und  Lumbricinen ,  und  wird  bei  Gelegenheit  dieser 
Würmer  noch  besonders  von  uns  angeführt  werden. 

1.     Annelides. 
Chaetopodes. 

Die  schon  in  den  zwei  letzten  Jahresberichten  mehr- 
fach von  uns  erwähnte  borstenlose  Phoronis  hippocrepia  ist 
auch  dieses  Mal  wieder  Gegenstand  einer  näheren  Unter- 
suchung geworden.  D  yst  er  publicirte  über  dieselbe  eine 
ausführliche ,  durch  treffliche  Zeichnungen  illustrirte  Ab- 
handlung (Transact.  Linn.  Sog.  XXII.  S.  251—256.  PI.  44), 
die  unsere  Kenntnisse  über  diesen  sonderbaren  Kopfkiemer 
vorläufig  zum  Abschlüsse  bringen  dürfte. 

Die  hufeisenförmige  Kopfscheibe  ist  an  beiden  Rändern  mit 
einer  Tentakelreihe  versehen  ,  nicht  bloss  am  äusseren,  obwohl  die 
äussere  Reihe  durch  ihre  Länge  sich  auszeichnet.  Die  inneren  Ten- 
takel sind  kürzer  und  einander  zugeneigt,  so  dass  zwischen  ihnen 
ein  Raum  bleibt,  der  als  Brutraum  dient.  Abgerissene  Tentakelkränze 
werden  in  48  Stunden  ergänzt.  Die  Flimmerhaare,  mit  denen  die 
(16 — 86)  Fäden  besetzt  sind,  dienen  zur  Nahrungszufuhr.  Der  Mund 
liegt  in  der  Mitte  der  Kopfscheibe,  also  zwischen  beiden  Tentakelrei- 
hen, und  wird  von  einer  schirmförmigen  ,  dem  concaven  Rande  an- 
gehefteten Lippe  bedeckt.  An  ihn  schliesst  sich  zunächst  ein  Oeso- 
phagus und  ein  ovaler  Magen,  und  auf  diesen  folgt  sodann  ein  wei- 
ter Darm,  dessen  Verlauf  nicht  genau  verfolgt  werden  konnte,  da  die 
hintere  Hälfte  des  Wurmes  beim  Hervorziehen  aus  der  Röhre  meist 
abreisst,  der  aber  anj  Kopfende  ,  zwischen  den  Schenkeln  der  Tenta- 
kelscheibe nach  Aussen  führt.  Ein  IServensystem  konnte  nicht  auf- 
gefunden werden.  Von  einer  eigentlichen  Leibeshöhle  ist  keine  Spur 
vorhanden,  dagegen  aber  finden  sich  zwei  mediane  Blulgefässstämme  mit 
grossen  gefärbten  Körperchen,  wie  das  schon  von  früher  her  bekannt 
ist.  Neben  dem  After  münden  zwei  Oviducte,  die  von  einem  un- 
paaren,  flaschenförmigen  Üvarium  abgehen.  Die  Embryonen  bedek- 
ken  sich  wenige  Stunden  nach  der  Geburt  der  Eier  mit  einem  Flim- 
merüberzuge ,  und  zerfallen  dann  durch  eine  mittlere  Einschnürung 
in  eine  vordere  und  eine  hintere  Hälfte,  von  denen  die  erstere  zieni- 
Arckiv  für  Naturg.  XX VL  Jahrg.  2.  Bd.  H 


114    Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

lieh  bald  eine  dreilappige  Gestalt  annimmt.  In  diesem  Zustande  ver- 
lassen sie  nach  48  Stunden  den  Brutraum  ,  um  dann  wahrscheinlich 
ohne  Weiteres  zu  dem  ausgebildeten  Wurme  auszuwachsen.  Die  ge- 
ringe Beweglichkeit  der  Larve  lässt  wenigstens  kaum  vermuthen,  dass 
zwischen  diese  beiden  Zustände  noch  eine  weitere  Phase  sich  ein- 
schiebe. 

Dass  Phoronis  übigens  wirklich  mit  Crepina  von  Ben. 
zusammenfalle,  wie  wir  schon  im  letzten  J.  B.  bemerkt  ha- 
ben, wird  jetzt  auch  von  Wright  hervorgehoben,  Annales 
des  sc.  natur.  T.  XI.  p.  150. 

Auch  über  Tomopteris  haben  wir  eine  neue  Abhandlung 
zu  erwähnen :  on  Tomopteris  onisciformis  Esch.  by  W.  C  ar- 
penter,  Transact.  Linn.  soc.  T.  XXII.  p.  353— 362.  Tab.  62. 
Besonders  hervorzuheben  sind  dabei  die  schönen  Abbildun- 
gen, namentlich  -Fig.  6,  die  einen  vollständig  entwickelten 
Wurm  mit  16  Ruderpaaren  und  langem  Schwänze  darstellt, 
während  in  Fig.  1  ein  jüngerer  Wurm  mit  8  Rudern  und 
noch  ohne  Schwanz,  sehr  ähnlich  dem  T.  quadricornis  Pag. 
et  Lt.  wiedergegeben  ist.  Ob  beide  jedoch  vollkommen 
identisch  sind,  wie  Verf.  in  einem  Nachtrage  angiebt,  möchte 
Ref.  nicht  geradezu  behaupten.  Carpenter  stützt  sich 
dabei  auf  die  Beobachtung,  dass  die  Vierzahl  der  Fühler 
bei  Tomopteris  ganz  constant  und  nur  desshalb,  besonders 
bei  grösseren  Exemplaren,  schwer  nachzuweisen  sei,  weil 
die  hinteren  Fühler  von  den  grösseren  vorderen  bedeckt 
würden,  aber  er  hat  dabei  ausser  Acht  gelassen,  dass  wir 
unsere  T.  quadricornis  nicht  wegen  der  Vierzahl  der  Fühler, 
sondern  der  Borsten  also  genannt  haben.  Dass  aber  die 
hinteren  Fühler  bei  Tomopteris  Borsten  enthielten  ,  davon 
finden  wir  nirgends  bei  unserem  Verf.  eine  Angabe.  Ue- 
brigens  glaubt  Verf.,  dass  alle  bis  jetzt  beobachteten  Tomo- 
pteris, auch  die  tropischen,  derselben  Art  angehörten,  obwohl 
das  nach  dem  Urtheile  des  Ref.  durch  die  beigefügte  Zeich- 
nung eines  von  Huxley  in  der  Torres-Strasse  gefange- 
nen Exemplares  insofern  kaum  eine  Stütze  findet,  als  die- 
ses nicht  bloss  durch  eine  grössere  Anzahl  der  Rückcn- 
füsse  (17  Paare),  sonderen  weiter  auch  durch  stärkere 
Entwickelung    der   Schwanzanhänge    von    den    nordischen 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859  115 

Formen  sich  unterscheidet.  Geschlechtsstoffe  hat  Verf.  bei 
seinen  Exemplaren  nicht  beobachtet  (auch  keine  Ge- 
schlechtsöffnung-en  und  Flimmerkanäle);  er  ist  desshalb  auch 
ungewiss  ,  ob  er  Tomopteris  als  ein  ausgebildetes  Thier 
ansehen  soll,  und  nicht  vielleicht  als  eine  Amme,  deren 
sog.  Schwanzstück  im  Laufe  der  Zeit  zu  einem  Geschlechts- 
thiere  heranwachse.  (Es  bedarf  nach  den  positiven  Beob- 
achtungen anderer  Forscher ,  auch  den  hier  mitgetheilten 
von  Huxley  keiner  ausdrücklichen  Widerlegung  dieser 
Hypothese.  Huxley  glaubtauch  ein  kleineres  männliches 
Exemplar  mit  rundlichen  Körnern  in  der  Leibeshöhle  beob- 
achtet zu  haben.)  Von  dem  Nervensysteme  wurde  auch 
von  unserem  Verf.  kaum  mehr,  als  das  Hirnganglion  aufge- 
funden. 

Gegenbaur  hat  gleichfalls  geschlechtsreife  Exem- 
plare von  Tomopteris  beobachtet  und  giebt  von  dem  Pro- 
cesse  der  Eibildung  bei  derselben  eine  Darstellung,  die  — 
bis  auf  die  vom  Verf.  übersehene  Theilung  der  primitiven 
Eizelle  —  mit  den  Beobachtung-en  von  Leuckart  und 
Pagenstecher  vollkommen  übereinstimmt.  Vergl.  Anat. 
p.  191. 

Schmarda's  Angaben  über  die  Organisation  der 
Chätopoden  und  die  von  ihm  beobachteten  neuen  Formen, 
sind,  so  weit  sie  bis  jetzt  vorliegen  (a.  a.  0.  Einleitung 
S.  XVI),  zu  aphoristisch,  als  dass  wir  schon  dieses  Mal  aus- 
führlich darüber  referiren  könnten.  Wir  beschränken  uns 
desshalb  einstweilen  auf  die  Bemerkung,  dass  Verf.  die  Be- 
hauptung von  der  freien  Bildung  der  Geschlechtsstoffe  in 
der  Leibeshöhle  bezweifelt  und  diese  überall  in  besondern 
(in  einzelnen  Fällen  auch  wirklich  von  ihm  aufgefundenen) 
Organen  vor  sich  gehen  lässt.  Pelagenia  ,  ein  neues  mit 
Pherusa  verwandtes  Genus  besitzt  am  Rücken  ,  wie  am 
Bauche  langgestielte  Saugnäpfe.  Ein  anderes  zu  den  Nai- 
den  gehörendes  neues  Genus  (-^ulophorus)  baut  Röhren,  die 
ganz  nach  Art  der  Phryganeen- Gehäuse  von  den  frei  be- 
weglichen Thieren  mit  umhergeschleppt  werden. 

Mettenheimer  liefert  eine  Beschreibung  des  Ner- 
vensystems und  der  Gehörorgane  von  Arenicola  piscatorum 


116     Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  derKaturgeschiehte 

und  macht  auch  sonstige  Angaben  über  Organisation ,  wie 
Lebensweise  dieses  Wurmes.  Das  Hirn  liegt,  wie  das  von 
Ref.  beschrieben  ist,  dicht  unter  der  Haut  und  lässt  sich 
mitunter  schon  von  Aussen  erkennen.  Ganglienkugeln  schei- 
nen dem  Hirne  zu  fehlen  ,  wie  denn  auch  in  dem  Bauch- 
strange, und  hier  mit  noch  grösserer  Entschiedenheit,  die 
Existenz  von  Ganglienkugeln  und  Ganglien  in  Abrede  ge- 
stellt wird.  Die  Gehörkapsel  ist  mit  einer  körnigen  Beleg- 
schicht versehen,  an  der  an  einer  Stelle  ein  deutlicher 
Hilus  gefunden  wird.  (Wohl  die  von  Meissner  beschrie- 
bene kanalförmige  Ausmündung  der  Gehörblase,  J.  B.  XXIV. 
S.  98.) 

Mayer  macht  einige  Mittheilungen  „über  das  Repro- 
ductionsvermögen  der  Naiden"  und  glaubt,  dass  die  zu 
vollständigen  Thieren  wieder  auswachsenden  Theilstücke  im- 
mer ein  Ganglion  und  einen  Abschnitt  des  Blutgefässsystems 
in  sich  einschliessen.  (Cölnische  Zeitung  1859.  No.  112.  Beil. 
und  daraus  Froriep's  Notizen  1859.  II.  S.  216,  vollständiger 
in  den  Verhandl.  des  naturf  Vereins  der  preuss.  Rheinlande 
Bd.  XVI.  S.  43ff.)  Die  vom  Verf.  beobachtete  Art ,  die  als 
A'ais  caecilia  n.  sp.  bezeichnet  wird,  scheint  trotz  der  be- 
haupteten Duplicität  des  Geschlechts  mit  Saenuris  identisch 
zu  sein. 

van  Benedeu  macht  die  Beobachtung,  dass  Serpu- 
laceen  und  andere  Kopfkiemer  nicht  bloss  die  verloren  ge- 
gangenen Tentakel  wieder  ersetzen,  sondern  mitunter  auch 
in  scheinbar  leeren  Röhren  aus  kleinen  Bruchstücken  wie- 
der zu  vollständigen  Thieren  auswachsen.    Cpt.  rend.  T.  49. 

p.  453. 

Derselbe  giebt  eine  Beschreibung  des  Tentakelap- 
parates von  Spirorbis  nautiloides  (Zool.  med.  T.  II.  p.  88) 
und  erwähnt,  dass  er  auf  den  Kiemen  des  Barsches  eine 
Nais  im  eingekapselten  Zustande  beobachtet  habe  (Ibid.  p.  92). 

Die  Kalkschalen  der  Serpulaceen  sind  nachKöIliker 
oft  auf  das  Reichlichste  von  mikroskopischen  Pilzfäden 
durchzogen.     Zeitschrift  für  wiss.  Zool.X.  S.  227. 

Den  von  Leuckart  und  Pagenstecher  (J.B.  XXV. 
S.  116)  besprochenen  Spiolarven  sehr  nahe  verwandt,  wenn 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  117 

nicht  damit  idenlisch,  sind  zwei  von  Gosse  (Tenby  PI.  XV) 
abgebildete  Annelidlarven ,  von  denen  die  eine  auch  vom 
Verf.  auf  Spio  bezogen  wurde. 

Macdonald  liefert  eine  Beschreibung  und  Abbildung 
des  sog.  Palolowurmes,  der,  wie  durch  Gray  schon  vor 
mehreren  Jahren  bekannt  geworden  (J.  B.  XVI.  S.  367),  zu 
bestimmten,  von  den  Mondphasen  abhängigen  Zeiten,  be- 
sonders im  November,  an  den  Küsten  der  Navio-ations-  und 
Fitschie  -  Inseln  in  ungeheuerer  Menge  erscheint  und  ge- 
gessen wird.  Die  auffallende  Thatsache,  dass  alle  diese 
Exemplare  des  Kopfendes  entbehren,  hält  Verf.  nicht  für 
zufällig;  er  glaubt  vielmehr  an  eine,  bei  bestimmten  Ge- 
legenheiten normal  auftretende  Trennung,  an  einen  der  Ab- 
slossung  der  Proglottiden  analogen  Vorgang.  Trotzdem 
aber  glückte  es  Verf.  ein  Kopfende  des  Wurmes  zu  beob- 
achten und  damit  den  Beweis  zu  führen ,  dass  derselbe 
nicht  mit  Arenicola  verwandt  sei,  wie  man  früher  annahm, 
sondern  den  Nereiden  zugehöre.  Transact.  Linn.  Soc.  XXII. 
p.  237— 2ö9.  PI.  XLI.  (Kopfbildung  ,  Gebiss  ,  Ruderplatten 
und  Borsten  stimmen  so  vollständig  mit  Lumbriconereis 
überein,  dass  die  Beibehaltung  des  Genusnamens  Palolo 
kaum  zulässig  erscheint.) 

Dawson's  Abhandlung  über  die  tubicolen  Meerwür- 
mer des  Golfs  von  St.  Lawrence  (Canadian  naturalist  and 
geolog.  Vol.  V.  p.  24 — 30)  ist  Ref.  nicht  zu  Gesicht  ge- 
kommen. 

Nach  den  Beobachtungen  Leidy's  lebt  in  dem  nord- 
amerikanischen Süsswasser  (Schuylkill-River)  eine  Art  des 
sonst  marinen  Genus Fabricia  (M anayunkiaspesiosa Le'idy)^ 
von  IV2'"  Länge,  mit  12  Ringen,  von  denen  der  vorderste 
und  hinterste  ein  Augenpaar  trägt,  und  sechs  Armen,  die 
in  etwa  80  flimmernde  Tentakel  auskaufen.  Proc.  Acad.  n. 
sc.  Philad.  1859.  p.  1. 

Schlotth  aub  er  beschreibt  eine  zweite  neue  Art  des 
Gen.  Phrcoryctes,  dessen  Namen  er  übrigens  in  Georyctes 
umgewandelt  wissen  will,  da  die  betreffenden  V\^ürmer  ei- 
gentlich in  der  Erde  lebten  und  nur  gelegentlich  im  Brun- 
nenwasser gefunden  würden.  (Amt.  Ber.  der  Göttinger  Na- 


118  L  e  u  c  U  a  r  t :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

turforscherversammlung  S.  122).  Die  neue  Art  wird  als 
Ph.  (G.)  Lichtenstei?iii  aufgeführt  und  soll  sich  besonders 
durch  Kürze  der  Segmente  und  Kleinheit  der  —  wie  bei 
Lumbricus  —  einzeln  stehenden  Borsten  auszeichnen.  Ref. 
bemerkt  bei  dieser  Gelegenheit ,  dass  Ph.  Menkeanus  auch 
indessen  ziemlich  häufig  mit  dem  Brunnenwasser  zu  Tage 
gefördert  wird. 

Die  Sibirischen  Regenwürmer  gehören  nach  Gersl- 
feld  (a.  a.  0.  S.258)  zu  Lumbricus  anatomicus  (=L.  com- 
munis Hoffjn.),  L.  brevispinusn.sip.  (corpore  coriaceo,  terete, 
antice  et  postice  attenuato,  annulis  distinctis,  transversim 
rugosis ;  lobi  capitali  brevi,  rotundato,  processu  postico  bre- 
vissimo,  obtuso;  cingulo  nullo;  setarum  geminarum  serie- 
bus  4  longitudinalibus,  minimarum),  L.  multispinus  (?)  Gr. 

Gepbyrei. 

Unter  den  von  Diesing  (Revision  der  Rhyngodeen 
a.  a.  0.)  nach  fremden  und  eigenen  Beobachtungen  aufge- 
zählten Sipunculiden  linden  sich  folgende  neue  Arten  :  Aspi- 
dosiphon  Steenstrupii  von  St.  Thomas ,  A.  rhyssaspis  aus 
Westindien,  A.  eremita  aus  Madeira,  auf  leeren  Schalen 
von  Ditrupa,  Thalassema  Pelzelnii  aus  Westindien,  Echiurus 
Lütkenü  von  der  dänischen  Küste  und  E.  caraibicus  aus 
Weslindien.  Abgebildet  werden  Aspidosiphon  Steenstrupii 
(Tab.  II)  und  Thalassema  Grohmanni  Dies.  (Tab.  III). 

Aid  er  erwähnt  als  neu  Phascolosoma  radiatum  von 
der  englischen  Küste,  Rep.  br.  assoc.  held  1859.  p.  142. 

Ein  kurzer  Auszuor  aus  der  schon  im  letzten  J.  B.  an- 
gezogenen  Arbeit  von  Lacaze-Duthiers  über  Bonellia 
findet  sich  in  Institut  1859.  p.  5  und  p.  203. 

Chaetognathi. 

Der  von  Gegenbaur  (vergl.  Anat.  S.  138)  für  die 
Gruppe  der  Sagitten  in  Anwendung  gebrachte  Namen  Oest- 
helminthes  dürfte  nach  den  Gesetzen  der  Priorität  der  oben- 
anstehenden, von  mir  schon  seit  vielen  Jahren  gebrauchten 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  11  i) 

Bezeichnung  weichen  müssen,  und  das  um  so  mehr,  als  letz- 
lere inzwischen  auch  von  anderer  Seite  (bei  van  Beneden) 
Aufnahme  gefunden  hat. 

Dass  Gegenbaur  trotz  Meissner's  Behauptungen 
die  Sagitten  bei  den  Würmern  lässt,  war  von  vorn  herein 
zu  vermuthen.  Die  Annahme  eines  Rückenmarks  und  Rück- 
grates von  Seite  des  letztern  dürfte  sich  nach  der  Meinung 
des  Verf.'s  (S.  387.  Anm.)  durch  unrichtige  Interpretation 
gewisser  Gebilde  erklären  lassen.  „Aber  auch  die  wirkliche 
Existenz  eines  anderen  Nervensystems,  als  Krohn  es  ken- 
nen lehrte,  zugegeben ,  so  möchte  damit  doch  noch  lange 
nicht  die  Wirbelthiernatur  der  Sagitten  bewiesen  sein.'' 

Nematodes. 

Wir  haben  schon  in  einem  früheren  Berichte  Gelegen- 
heit gehabt  (J.  B.  XXIV.  S.  104),  der  von  Clapar  ede  über 
Eibildung  und  Befruchtung  bei  den  Nematoden  angestellten 
Untersuchungen  zu  gedenken  und  deren  hauptsächlichste 
Resultate  kennen  zu  lernen.  Was  uns  damals  vorlag,  war 
eine  vorläufige  Mittheilung,  der  jetzt  eine  ausführliche  Dar- 
stellung gefolgt  ist :  de  la  formation  et  de  la  fecondation 
des  oeufs  chez  les  vers  nematodes,  Geneve  1859.  (101  S.  in 
Quart  mit  8  Tafeln).  Die  Abhandlung  wird  durch  eine  ge- 
schichtliche Darstellung  der  betreffenden  bisherigen  Lei- 
stungen und  Controversen  eingeleitet  (p.  1 — 12)  und  be- 
rücksichtigt dann  weiter  in  besondern  Capiteln  die  Histolo- 
gie der  Geschlechtsorgane  (p.  13 — 27) ,  die  Bildung  der  Eier 
(p.  27 — 47),  die  Bildung  der  Samenkörperchen  (p.  48 — 64), 
die  Befruchtung  und  Embryonalentwickelung  (64 — 89)  ,  so 
wie  schliesslich  die  Bewegungen  der  Samenkörperchen 
(p.  90 — 96).  Die  Untersuchungen  sind  meistens  an  Ascaris 
suilla  und  A.  mystax  angestellt ,  ausserdem  aber  auch  auf 
andere,  kleinere  ausgedehnte  Arten  und  liefern  viele  werth- 
volle  Beiträge  zur  Kenntniss  des  Nematodenbaues  überhaupt. 
Was  wir  dem  früheren  Referate  an  Einzelnheiten  noch  hin- 
zufügen ,  ist  Folgendes : 

Die    von    Meissner   bei    gewissen    Nematoden    beschriebenen 


120     Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

queren  Nervenfäden  erschienen  dem  Verf.  in  manchen  Fällen  als 
deutliche  Verbindungsstränge  zwischen  den  Längsniuskelfasern ,  und 
keineswegs  als  Nerven.  Ueberhaupt  scheint  der  Muskelapparat  in 
histologischer  Beziehung  mehrfaches  Interesse  darzubieten,  wie  denn 
Verf.  u.  a.  an  dem  Schwanzende  der  männlichen  Asc.  mucronata 
sternförmig  verästelte  Muskelzellen  beschreibt,  ganz  derselben  Art, 
wie  sie  Ref.  bei  den  Heteropoden  aufgefunden  hat.  Bei  Asc.  mu- 
cronata liegen  in  der  Nähe  des  Afters  grosse  einzellige  Drüsen.  Ein 
vollständiges  Chorion  entsteht  in  vielen  Fällen,  z.  B.  bei  Asc.  suilla 
und  Asc.  mystax,  erst  nach  der  Befruchtung,  und  nicht  ohne  dieselbe, 
(wie  das  auch  von  3Iunck  beobachtet  ist),  doch  darf  man  diese 
Thatsache  allem  Anscheine  nach  nicht  auf  alle  Neniatoden  übertra- 
gen. Die  Segmenlirung  des  Dotters  ist  bei  der  Mehrzahl  der  Nema- 
toden eine  weniger  regelmässige,  als  sonst,  und  auch  bei  Cucullanus, 
«u  beobachten,  obgleich  Kolli  ker  demselben  eine  sehr  abweichende 
Entstehung  der  Embryonalzellen  vindicirt  hat.  Nach  Beendigung  des 
Furchungsprocesses  streckt  sich  der  Dotter,  und  dann  unterscheidet 
man  im  Innern  desselben  bereits  die  spätere  Leibeshöhle,  in  die  von 
der  concaven  Bauchfläche  aus  ein  solider  Zellenstrang  vorspringt, 
der  sich  im  Laufe  der  Zeit  in  den  Darmkanal  verwandelt.  Die  neu- 
gebornen  Nematoden  scheinen  sehr  allgemein  nicht  bloss  der  Ge- 
schlechtsöCfnung  ,  sondern  auch  des  Afters   zu  entbehren. 

Die  „Beiträge  zur  Anatomie  und  Physiologie  des  Tri- 
chocephalus  dispar"  (Zeitschrift  für  wiss.  Zool.  X.  S.  233 — 
252.  Taf.  XVII und  XVIII)  vonEberth  liefern  eine  genaue 
und  detaillirte  Schilderung  von  der  Haut,  dem  Muskelap- 
parate und  den  Verdauungsorganen,  deren  Richtigkeit  Ref. 
fast  überall  bis  in  die  Einzelnheiten  hinein  bestätigen  kann. 

Die  Cuticularhüllen  von  Trichocephalus  besitzen,  wie  bei  Asca- 
ris  lumbricoides,  einen  complicirten  Bau.  Sie  bestehen  aus  mehreren 
über  einander  liegenden  Schichten  von  verschiedener  Dicke  und 
einer  zum  Theil  fasrigen  Beschaffenheit.  In  dem  dünnen  Yorderleibe 
zeigt  die  Cuticula  an  der  Bauchfläche  eine  abweichende  (bisher  ver- 
kannte) Bildung;  man  erkennt  hier  in  derselben  zahlreiche  pallisa- 
denförmig  neben  einander  stehende  Stäbchen  ,  die  zu  einem  Längs- 
Bande  zusammengruppirl  sind  und  auf  einer  gelbpigmentirten,  gleich- 
falls stäbchenförmigen  Zellenschicht  aufsitzen.  Sonst  findet  man  un- 
ter der  Cuticula  eine  körnige,  wahrscheinlich  gleichfalls  aus  Zellen 
gebildete  Lage,  die  am  Vorderleibe  unvollständig  bleibt  und  nanjent- 
lich  die  Seitenlheile  freilässt.  Die  dann  folgende  Muskelschicht  be- 
steht^ aus  dichten  blattförmig  an  einander  gereihten  Bändern  von 
fibrillärer  Beschaffenheit,  und  diese  wird  auf  der  Innenfläche  von  einer 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  121 

Zellenlage  ausgekleidet,  die  Bef.  der  Bindegewebsgruppe  zurechnen 
möchte.  Ein  muskulöser  Oesophagus  fehlt  bei  Trichocephalus.  Was 
man  dafür  gehalten,  ist  ein  besonderes  „lappiges"  Organ,  welches  das 
von  zieiulich  dicken  und  festen  Cuticiilarwändcn  umschlossenen  Oe- 
sophagealrohr  rinnenförmig  umfasst,  sich  vielfach  ausbuchtet  und  von 
Zeit  zu  Zeit  eine  grössere  helle  Zelle  durch  seine  sonst  körnige  Sub- 
stanz hindurchschinimern  lasst  (lief,  glaubt  dieses  sonderbare,  auch 
bei  Trichina  —  J.  B.  XXV.  S.  134  —  vorkommende  Organ,  das  Verf. 
dem  von  Meissner  bei  iMeimis  beschriebenen  Resorptionsappaiate 
vergleicht,  in  eine  Längsreihe  grosser  körniger  Zellen  auflösen  zu 
können  und  betrachtet  die  Eberth'schen  Zellen  nur  als  Zellenkerne.) 
Durch  Hülfe  zahlreicher,  vom  Verf.  als  Ausläufer  besonderer,  wohl 
den  Bindegewebskörperchen  verwandter,  sternförmiger  Gebilde  er- 
kannte Stränge  wird  dieser  Körper  an  der  Zellenauskleidung  der 
Leibeshöhle  befestigt.  Die  beiden  am  Anfange  des  Chylusmagens  an- 
hängenden Blindschläuche,  die  Verf.  mit  den  früheren  Beobachtern 
dem  Chylusdaime  zurechnet,  sind  nach  den  Untersuchungen  des  Ref. 
die  letzten  Endigungen  des  „lappigen  Organes"  und  keineswegs  in 
allen  Individuen  vorhanden.  Die  Leibeshöhle  umschliesst  eine  gelb- 
liche colloide  Flüssigkeit  mit  festeren  Colloidkörpern.  Ein  Gefäss- 
system  fehlt,  und  auch  vom  Nervensysteme  konnte  Verf.  keine  Spur 
auffinden.  In  Betreff  des  letzteren  muss  Ref.  jedoch  bemerken,  dass 
es  ihm  gelungen  ist,  in  kurzer  Entfernung  hinter  der  Mundspitze  ein 
quer  über  den  Oesophagus  hinziehendes  blasses  Band  zu  entdecken, 
das  er  als  INervencentrum  in  Anspruch  nehmen  möchte,  obgleich  er 
darin   keine  Ganglienkugein  nachweisen  konnte. 

In  einer  Abhandlung  über  „Draciinculus  und  die  mi- 
kroskopischen Filarien  von  Bombay  (Ann.  and  mag.  nat. 
hist.  T.IY.  p.28— 44,  p.  98— 114.  Tab.  I— III)  verfolgt  Car- 
ler die  nach  einer  mehr  vorläufigen  Mittheilung  schon  im 
letzten  Jahresber.  (S.  139)  angezogene  Frage  nach  der 
Naturgeschichte  und  dem  Ursprünge  der  Filaria  medinen- 
sis.  Er  liefert  zunächst  eine  Beschreibuno-  des  äusseren 
^vie  des  inneren  Baues  der  genannten  Filaria  sowohl ,  als 
auch  des  Brackwasserwurmes  Urolabes  palustris  und  der 
von  Filaria  abstammenden  Embryonen,  macht  uns  sodann 
mit  einer  Anzahl  anderer  neuen  Arten  des  Gen.  Urolabes 
(das  am  meisten  mit  Rhabditis  verwandt  ist,  aber,  wie  es 
scheint,  Typen  mehrerer  Geschlechter  in  sich  einschliesst) 
und  sucht  endlich  den  Nachweis  zu  liefern,  dass  die  Aehn- 
lichkeiten  zwischen  Filaria    medinensis   und  Urolabes  palu- 


122     Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

stris ,  trotz  der  Verschiedenheit  der  Grösse  und  anderer 
Differenzen,  bedeutend  überwiegen  und  immerhin  dem  Ge- 
danken Raum  geben,  dass  erstere  ein  durch  die  äussern 
Lebensverhältnisse  modificirter  Brackwasserwurm  sei. 

Aeusserlich  ist  die  Fiiaiia  niedinensis  bekanntlich  sehr  einfach 
gebaut.  Sie  gleicht  einem  langen  (bis  3')  dünnen  Faden  ,  der  sich 
an  den  Enden  ein  wenig  verjüngt,  vorn  abgerundet  ist  und  hinten 
in  einen  kurzen  und  dünnen  nach  dem  Bauche  eingekrümmten  Schwanz 
ausläuft.  Die  Mundölfnung  ist  äusserst  eng  und  zwischen  zweien 
Papillen  gelegen,  die  der  Bauch  -  und  Rückenfläche  angehören.  Zwei 
kleine  seitliche  Papillen  stehen  weiter  nach  aussen.  Von  diesen  vier 
Papillen  gehen  vier  —  nicht  näher  untersuchte  —  Längslinien  aus, 
von  denen  die  zwei  medianen  in  der  Mitte  zweier  Längsmuskelbän- 
der  verlaufen.  Eine  Afteröffnung  scheint  zu  fehlen  ,  obgleich  ein 
Mastdarm  vorhanden  ist  und  bis  in  die  Schwanzspitze  hinein  sich 
verfolgen  lässt.  Ebenso  fehlt  auch  die  Geschlechtsöffnung;  Verf. 
hat  sich  davon  überzeugt ,  dass  der  Genitalkanal  durch  Ruptur  sich 
öffnet.  Die  äusseren  Bedeckungen  sind  fein  gestreift,  doch  lässt  es 
Verf.  unentschieden,  ob  diese  Streifung  der  Cuticula  angehört,  wie 
bei  dem  Embryo,  oder  von  den  unter  den  Bedeckungen  hinziehenden 
Ringmuskelfasern  herrührt.  Die  Eingeweide  bestehen  aus  dem  Darm- 
kanale  und  dem  Genitalschlauche,  die  beide  gestreckt  durch  die  ganze 
Länge  der  Leibeshöhle  verlaufen  und  durch  zarte  Zellgewebsstränge 
in  ihrer  Lage  erhalten  werden.  An  dem  Darmkanale  unterscheidet 
man  ausser  dem  kurzen  (Vs")  i\lastdarme  einen  etwa  2"  langen  Oeso- 
phagus und  einen  Chylusdarm.  Ersterer  besitzt  ein  äusserst  dünnes 
Lumen  ,  das  von  einer  cylindrischen  Chitinröhre  ausgekleidet  und 
von  einer  eben  so  cylindrischen  Muskellage  umschlossen  wird.  Dazu 
kommt  äusserlich  noch  eine  Zellgewebsscheide,  die  sich  nach  hinten 
auch  auf  den  Chylusmagen  fortsetzt  und  hier  eine  Lage  bräunlicher 
Leberzellen  überkleidet.  Nur  das  letzte  Ende  des  Chylusdarmes  ent- 
behrt dieses  Leberüberzugs.  Der  Genitalschlauch  ist  weit  dicker,  als 
der  Darmkanal  und  mit  Embryonen  gefüllt,  die  immer  frei,  nie  ein- 
gehüllt in  Häute  gefunden  werden.  Eine  Vagina  fehlt,  dagegen  lau- 
fen beide  Enden  des  Schlauches  in  ein  etwa  zolllanges  dünnes 
Ovarium  aus,  das  scharf  gegen  den  Embryonenschlauch  abgesetzt  ist 
und  mit  einer  kleinen  Erweiterung  aufhört.  (Eine  genauere  Analyse 
dieses  Ovariums  ist  leider  nicht  angestellt.)  Männchen  sind  vom 
Verf.  niemals  beobachtet,  überhaupt  noch  unbekannt,  denn  die  An- 
gabe von  Owen,  dass  das  Schwanzende  der  männlichen  Filaria  me- 
dinensis  stumpf  sei  und  Spiculae  umschliesse,  scheint  kaum  auf  zu- 
verlässige Untersuchungen  gegründet.  Der  Embryo  niisst  V33"  in 
Länge  und  '/033''  in  Breite  und  unterscheidet  sich  hauptsächlich  durch 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  123 

einen  langen  ,  zugespitzten  Schwanz  ,  der  fast  die  Hälfte  von  der 
Länge  des  Rumpfes  hat  und  mit  der  Afteröffnung  seinen  Anfang 
nimmt.  Der  Verdauungsapparat  ist  bis  auf  den  deutlichen  After  und 
die  unverhältnissmässige  Länge  des  Oesophagus,  die  ungefähr  ein 
Drittel  von  der  Länge  des  Chylusdarnis  beträgt,  wie  bei  den  ausge- 
bildeten Individuen,     (lenitalorgane   fehlen  denselben. 

Urolabes  palustris  hat  einen  gleichfalls  linearen  Körper  von 
höchstens  yg"  (Vsto"'  breit),  mit  zweien  undeutlichen  Papillen  neben 
der  iMundöfTuung  und  einem  Darmkanale,  der  mit  Filaria  medinensis 
die  grosseste  Uebereinstimmung  zeigt,  nur  dass  auch  hier  der  Oeso- 
phagus verhältnissmässig  länger  und  die  Afteröffnung  deutlich  ist. 
Das  Schwanzende  des  Weibchens  ist  in  eine  gerade  Spitze  ausgezogen, 
das  des  Männchens  abgestumpft  und  mit  zwei  kurzen  Spiculä  verse- 
hen. Haut  glatt  ohne  Querrunzel.  Die  weibliche  OefFnung  liegt  unge- 
fähr in  der  Mitte  des  Körpers  und  führt  in  eine  kurze  Vagina,  die 
sich  alsbald  in  einen  vorderen  und  hinteren  Eiergang  spaltet.  Die 
beiden  Eiergänge  verhalten  sich  völlig  symmetrisch,  sie  verlaufen  in 
der  Längs-Achse  des  Körpers  und  gehen  an,  der  Grenze  des  vorderen 
und  hinteren  Viertheils  mit  einer  scharfen  Knickung  in  die  nach  der 
Mitte  zu  gerichteten  dünneren  Eierstöcke  über.  Das  Ende  der  Eier- 
gänge ist  zu  einer  Samenblase  erweitert.  An  dieser  Stelle  geschieht 
die  Befruchtung  und  darauf  die  Bildung  einer  festen  Eihülle.  Die 
Zahl  der  im  Fruchtleiter  befindlichen  Eier  beträgt  nur  einige  we- 
nige, und  niemals  wurden  an  denselben  Zeichen  der  Embrynoalent- 
wickelung  beobachtet.  Die  Hoden  sind  gleichfalls  doppelt:  zwei 
einfache  ßlindschläuche ,  die  von  der  Mitte  des  Körpers  nach  vorn 
und  hinten  verlaufen  und  da,  wo  sie  zusammenstossen,  in  einen  Sa- 
menleiter übergehen,  der  nach  hinten  herabläuft  und  neben  dem 
Rectum  mündet.  Die  Samenfäden  sind  im  ausgebildeten  Zustande 
stäbchenförmig,  mit  Schwanzfaden,  und  entstehen  durch  Kernmeta- 
morphose im  Innern  der  zu  mehreren  (bis  16  und  mehr)  von  ihrer 
Mutterblase   umschlossenen  Tochterzellen. 

Bei  der  Vergleichiing  dieser  beiden  Thierformen  stellt 
sich  allerdings  eine  gewisse  Aehnlichkeit  heraus,  doch  will 
es  Ref.  fast  bedünken,  als  ob  Verf.  dieselbe  zu  hoch  ver- 
anschlage ,  wenn  er  sagt,  dass  jed«r  Zoologe  die  Würmer 
in  dieselbe  Familie  stellen  ,  ja  sogar  demselben  Genus  zu- 
rechnen würde.  Doch  Ref.  will  darüber  mit  Verf.  nicht 
rechten.  Er  will  selbst  die  Vermuthung  gelten  lassen,  dass 
die  Verkümmerung  von  After  und  selbst  Mund ,  wie  der 
Schwund  der  Vagina  und  die  Reduction  des  Schwanzes  durch 
mangelnden  Gebrauch  sich  erklären  lasse  —  obwohl  durch 


124     Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

das  Raisonnement  des  Verf.  zunächst  nichts  mehr  bewiesen 
wird,  als  dass  die  Organisation  der  Filaria  medinensis  und 
auch  der  Urolabes  mit  den  Anforderungen  ihrer  Lebens- 
weise harmonire.  Die  Hauptschwierigkeit  der  Reduclion 
beider  Formen  auf  einander  liegt  in  dem  Umstände  ,  dass 
beide  eine  Brut  prodiiciren,  und  beide,  nach  der  bisherigen 
Annahme,  auf  geschlechtlichem  Wege.  Allerdings  beruht 
diese  letztere  Annahme  für  Filaria  medinensis  auf  einer 
Voraussetzung.  Und  diese  Voraussetzung  muss  Verf.  als 
eine  irrige  erweisen,  um  seine  Hypothese  von  der  Identität 
beider  Formen  glaublich  zu  machen.  Er  hebt  zu  diesem 
Zwecke  hervor,  dass  die  Fil.  medinensis,  die  doch  unstreitig 
—  wie  schon  die  Topologie  ihres  Vorkommens  zur  Genüge 
beweise  —  durch  die  Haut  einwandere  (vielleicht  durch 
eine  Schweissdrüse) ,  zur  Zeit  dieser  ihrer  Einwanderung 
sehr  klein  sein  müsse.  Und  ein  so  kleines  Thier  könne 
unmöglich  den  Samenvorrath  für  eine  so  grosse  Menge  von 
Eiern  in  sich  einschliessen ,  als  Fil.  medinensis  Junge  ge- 
bäre. (Verf.  schätzt  die  Zahl  derselben  in  einem  erwach- 
senen Thiere  auf  eine  halbe  Million.)  Ueberdiess  besitze 
der  Embryo  von  Fil.  medinensis,  von  dem  man  das  ent- 
wickelte Thier  gewöhnlich  direkt  abstammen  lasse ,  noch 
nicht  ein  Mal  Spuren  von  Geschlechtsorganen.  Auch  wisse 
man  nicht,  ob  diese  Embryonen  im  Freien  wachsen.  Er 
habe,  wie  früher  Forbes,  dieselben  unter  verschiedenen 
Umständen  im  Wasser  gehalten  ,  aber  keiner  sei  älter  als 
10  Tage  geworden  und  habe  sich  in  dieser  Zeit  nicht  im 
Geringsten  verändert.  Gestützt  auf  diese  Beobachtungen 
ist  Verf.  sogar  geneigt,  den  Embryonen  von  Filaria  medi- 
nensis eine  Entwickelungsfähigkeit  abzusprechen  (?  Ref.). 

Ist  es  wirklich  wahr ,  was  Verf.  vermuthet,  dass  die 
Fil.  medinensis  ein  durch  die  Besonderheiten  seiner  Le- 
bensweise modificirter  Brackwasserwurm  sei,  so  muss  die- 
selbe entweder  aus  einem  jungen  noch  unbefruchteten  Em- 
bryo dieses  Thieres  oder  aus  einem  ausgewachsenen,  viel- 
leicht bereits  befruchteten  Weibchen  sich  entwickeln.  In 
letzterem  F'alle  würde  der  Wurm  nach  Erschöpfung  seines 
Samenvorrathes,  im  erstem  gleich  von  Anfang  an  auf  par- 


der  niederen  Thiere  wahrend  des  Jahres  1859.  125 

thenogenetischem  Wege  eine  Nachkommenschaft  erzeugen, 
und  zwar  in  Gestalt  von  Embryonen,  anstatt  der  hartschali- 
gcn  Eier  ,  die  dasselbe  Thier  im  freien  Zustande  gelegt 
hätte.  Aber  das  sind  Verhältnisse  ,  denen  wir  bis  jetzt 
kaum  etwas  Analoges  an  die  Seite  setzen  können,  —  denn 
die  vom  Verf.  angezogene  Fortpflanzungsweise  der  Daph- 
niaden  (und  Rotifcren)  dürfte  bei  näherer  Prüfung  wohl 
schwerlich  etwas  Aehnliches  sein  , —  Verhältnisse  also, 
die  wir  nur  dann  anerkennen  dürfen  ,  wenn  sie  bewiesen 
sind.  Viel  einfacher  und  plausibler  wäre  es,  wenn  man 
die  Filaria  medinensis  etwa  als  Amme  des  Brackwasser- 
wurms betrachten  könnte  ,  aber  diese  Möglichkeit  liegt  so 
ferne,  dass  Verf.  selbst  es  verschmäht,  sie  näher  zu  prü- 
fen. In  der  Thal  ist  auch  nicht  abzusehen,  wie  sich  die 
(ungeschlechtliche)  Fil.  medinensis  in  regelmässigem  Wech- 
sel zwischen  die  einzelnen  (geschlechtlichen)  Generationen 
der  Urolabes  einschieben  könnte. 

Wie  die  Sachen  liegen,  ist  die  Naturgeschichte  der  Fil. 
medinensis  noch  immer  ein  Räthsel ,  das  durch  die  Bemü- 
hungen unseres  Verf.,  so  dankenswerth  dieselben  auch  sind, 
noch  keineswegs  aufgelöst  ist.  Es  bedarf  dazu  noch  an- 
derer vielseitiger  Untersuchungen  —  Ref.  möchte  z.B.  zu- 
nächst empfehlen  ,  das  Endstück  des  Fruchthälters,  an  der 
Insertion  des  Ovariums  ,  einer  genauen  Prüfung  zu  unter- 
werfen ,  um  die  Frage  nach  der  etwaigen  Anwesenheit  be- 
fruchtender Elemente  zu  prüfen  —  es  bedarf  dazu  vor 
allen  Dingen  auch  des  Experimentes,  das  bisher  kaum  ver- 
suchsweise zur  Lösung  der  hier  vorliegenden  Räthsel  an- 
gewendet ist. 

Die  in  einem  eigenen  kleinen  Werke  niedergeleg- 
ten Untersuchungen  von  Benoit  über  einen  nach  Frank- 
reich eingeschleppten  Medinawurm  sind  Ref.  nicht  zu  Ge- 
sicht gekommen.  Er  weiss  davon  nur  durch  eine  kurze 
Notiz  in  den  Cpt.  rend.  (T.  49.  p.  175),  der  Moquin-Ta  n- 
don  einige  weitere  Bemerkungen  über  denselben  Parasiten 
zufügt.  Aus  letzteren  erwähnen  wir  hier  die  Angabe,  dass 
nach  Deville  und  Robin  die  jungen  Embryonen  des  Me- 


126  Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

dinawurmes  12  Stunden   nach  dem  Auftrocknen   durch  Be- 
feuchten wieder  zum  Leben  kommen. 

Claus  macht  (Sitzungsber.  der  physik.-med.  Gesell- 
schaft in  Würzburg  1859.  X,  S.  Llll)  einige  Mittheilungen 
über  den  Bau  der  Anguillulinen  ,  besonders  deren  Ge- 
schlechtsorgane, und  zwar  nach  Untersuchung  zweier  ver- 
schiedener Formen  ,  die  in  grosser  Menge  zwischen  Spo- 
renmassen von  Aethalium  septicum  gefunden  wurden,  und 
von  denen  eine  wahrscheinlich  zur  Anguillula  mucronata 
Grube  gehört. 

Das  Nervensystem  bildet  oberhalb  des  Pbarynx  und  ebenso  in 
der  Nähe  der  Afteröffnung  zwei  durch  Quercomniissuren  verbundene 
Anschwellungen  und  „stimmt  somit  seiner  Anlage  nach  mit  dem  Ner- 
vensysteme der  grösseren  Nematoden  überein"  (eine  Angabe,  die  nach 
den  neuesten  Mittheilungen  über  diesen  Gegenstand,  von  Schneider, 
freilich  keineswegs  erwiesen  sein  dürfte).  Die  weiblichen  Geschlechts- 
oigane  sind  paarig  entwickelt  und  verhalten  sich  zur  Querachse  über- 
raschend symmetrisch  (ganz  wie  in  den  von  C  a  r  te  r ,  Schnitze  u.  A. 
beobachteten  Fällen),  während  der  männliche  Apparat  einen  unpaa- 
ren  einfachen  Schlauch  bildet,  der  durch  zwei  mit  einander  ver- 
wachsene Spiculae  gestützt  mit  der  AfterölTnung  gemeinschaftlich  aus- 
mündet. Die  Enden  der  Geschlechtsröhren  sind  umgeschlagen.  Be- 
sondere Abschnitte,  wie  sie  bei  den  grössern  Nematoden  unterschie- 
den werden  ,  fehlen  an  denselben  ;  höchstens  ,  dass  man  den  aufge- 
triebenen Basaltheil  der  weiblichen  Organe  ,  der  sich  auch  histolo- 
gisch etwas  abweichend  verhält,  als  Receptaculum  seminis  deuten 
könnte.  Männliche  und  weibliche  Keimstoffe  verhalten  sich  in  der 
Anlage  vollkommen  identisch,  gehen  aber  während  der  späteren  Ent- 
wickelung  allmählich  immer  mehr  aus  einander.  Die  Samenkörper- 
chen  erscheinen  in  ihrer  vollendeten  Form,  die  aber  nur  im  Rece- 
ptaculum der  weiblichen  Individuen  gefunden  wird,  als  scharf  con- 
tourirte  Kerne  mit  einem  Sarcodehofe,  der  aber  keine  Contractioncn 
zeigte.  Die  erste  Andeutung  der  weiblichen  Organe  liess  sich  schon 
bei  jungen  %2  Mm.  grossen  Exemplaren  auffinden.  Dieselbe  besteht 
aus  einem  hellen  ,  in  der  Mitte  des  Körpers  gelegenen  Blastem,  das 
einige  scharf  gezeichnete  Kerne  einschloss  und  fast  an  den  sog.  Nu- 
cleus  der  Infusorien  erinnerte.  Später  schnürt  sich  das  Blastem  in  der 
Mitte  ein  und  bildet  zwei  birnförmige  Körper,  die  symmetrischen  An- 
lagen zu  den  beiden  Schläuchen,  die  allmählich  in  den  vordem  und 
hintern  Theil  des  Körpers  hineinwachsen. 

Nach   den  Untersuchungen  von   d'Ukedem    leben  in 
dem   Darmkanale    von    Julus    terrestris  zwei    bisher    noch 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  127 

unbeschriebene  geschlechtsreife  Nematoden :  Rhabditis  acu- 
minatus  und  Rh.  macrocephalus  und  zwar  —  ganz  wie  das 
vonLeidy  in  der  bekannten  Flora  and  Fauna  wilhin  living 
animals  auch  von  den  Nematoden  des  Nordamerikanischen 
Juius  marginatus  beschrieben  ist  —  in  Gemeinschaft  mit 
einem  Fadenpilze  (Enterobryus  Leidy),  der  nicht  selten  auch 
auf  der  Cuticula ,  wenigstens  der  ersten  Art ,  sich  ansie- 
delt, und  mit  paramaeciumartigen  Infusorien.  Die  beiden 
Nematoden  werden  von  unserem  Verf.  genau  beschrieben 
und  abgebildet,  und  finden  dabei  namentlich  Darm  und  Ge- 
schlechtswerkzeuge eine  sorgfältige  Darstellung.  Bull. 
Acad.  roy.  de  Belg.  1859.  p.  562  ff.  mit  2  Tafeln.  (Im  Aus- 
zug rinst.  1859.  p.423.) 

Die  männlichen  Geschlechtsorgane  sind  in  beiden  Fällen  ein- 
fach, die  weiblichen  dagegen  zweigetheilt,  mit  mehreren  auf  einan- 
der folgenden  Abtheilungen  von  specifischer  Funktion  und  Bildung. 
An  den  männlichen  Organen  ist  namentlich  ausser  dem  eigentlichen 
Hoden  eine  längliche  Samenblase,  an  den  weiblichen  ausser  der  Va- 
gina noch  ein  Keimstock  (germigene)  ,  Dotterstock  (vitellogene)  und 
Schalenstock  (capsulogene)  zu  unterscheiden.  Die  Befruchtung  ge- 
schieht im  zweiten  Abschnitte,  vor  Ablagerung  der  Eischalen,  wie 
sich  njimentlich  bei  der  ersten  Art  mit  aller  Entschiedenheit  fest- 
stellen Hess.  Die  zu  mehreren  in  Mutterzellen  entstehenden  Samen- 
körperchen  sind  von  exorbitanter  Grösse  (bei  Rh.  macrocephalus 
0,1  Mm.)  und  von  gewissen  Gregarinen  kaum  zu  unterscheiden,  er- 
reichen auch  bereits  vor  der  Uebertragung  in  die  weiblichen  Theile 
ihre  volle  Entwickelung.  Bei  Rh.  acuminatus  ^  finden  sich  zwei 
grosse  Spiculae,  bei  Rh.  macrocephalus  ausserdem  noch  zwei  kleinere. 

In  Arion  ater  beobachtete  Schneider  (Zeitschrift 
für  wiss.  Zool.  Bd.  X.  S.  176)  einen  kleinen  Rundwurm  von 
IVj'",  der  vor  Beginn  des  Hinterleibsendes  zwei  bandför- 
mige Fortsätze  trägt  und  sich  zugleich  durch  Abwesenheit 
von  Mund  und  After ,  so  wie  durch  eine  eigenthümliche 
Bildung  der  noch  unvollständig  entwickelten  Geschlechts- 
organe auszeichnet.  Bringt  man  diese  Schmarotzer  aus 
dem  lebenden  Träger  in  eine  faulende  oder  auch  frische 
organische  Flüssigkeit,  dann  gelangen  dieselben  zur  Ge- 
schlechtsreife, nachdem  vorher  die  Seitenbänder  abgefallen 
sind,  und  Mund  wie  Afteröffnung  sich  gebildet  haben.  Die 
Weibchen  zeigen  etwa  in  der  Mitte  des  Körpers  eine  Vulva, 


128     L  e  u  c  k  a  r  t :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

während  die  Männchen  in  dem  zugleich  als  Geschlechts- 
ölTnuno^  fnngirenden  After  zwei  Spiciilae  und  daneben  drei 
Haftpapillen  tragen.  In  faulenden  Substanzen  pflanzen  sich 
diese  Thiere  durch  viele  Generationen  hindurch  fort,  ohne 
dass  die  Embryonen  wandern  und  das  oben  erwähnte  Lar- 
venstadium durchleben.  Verf.  nennt  seinen  Wurm  Alloio- 
nema  (n.  gen.)  appendiculatum. 

Anfang  des  Winters  findet  sich  nach  demselben 
Verf.  (a.  a.  0.  S.  677)  in  faulenden  Schnecken  noch  ein 
zweiter  nicht  minder  interessanter  Rundwurm ,  ein  Herma- 
phrodit, Pelodytes  (n.  gen.)  hermaphroditus.  DasThierist 
ly/"  lang,  hat  drei  Lippen  um  den  Mund,  einen  Oesopha- 
gus mit  doppelter  Anschwellung ,  im  letzten  Bulbus  einen 
dreieckigen  Zahnapparat.  Die  Geschlechtsorgane  haben  die 
Gestalt  gewöhnlicher  zweistämmiger  Eierstöcke ,  die  in  der 
Mitte  des  Körpers  ausmünden  und  sich  symmetrisch  über 
die  vordere  und  hintere  Hälfte  vertheilen.  In  den  Enden 
der  Röhren  entstehen  Eikeime  ,  aber  diese  werden  nicht 
gleich  von  Anfang  an  zu  Eiern,  sondern  Anfangs,  nach 
vorher  gegangener  Theilung,  zu  Samcnkörperchen.  Erst 
nach  einiger  Zeit  verwandeln  sich  die  Keime  in  Eier,  die  sich 
dann  regelmässig  durch  Furchung  in  Embryonen  entwickeln. 

Barthelemy's  Beobachtungen  über  Ascaroides  li- 
macis,  die  wir  bereits  im  vorjährigen  Berichte  (S.  140)  an- 
gezogen, finden  sich  im  Auszuge  weiter  in  den  Cpt.  rend. 
1859.  T.  48.  p.230,  Ann.  and  mag.  nat.  hist.  T.  IIL  p.515, 
Quarterly  Journ.  micr.  sc.  T.  VIL  p.  239. 

Referent  verfütterte  eine  Quantität  trichinigen  Men- 
schenfleisches an  ein  Schweinchen  und  fand  fünf  Wochen 
später  im  Darmkanale  dieses  Thieres  mehrere  Dutzende 
eines  Trichocephalus ,  der  in  allen  Stücken  mit  Tr.  dispar 
des  Menschen  übereinstimmte.  (Bullet,  acad.  roy.  de  Belg. 
1859.  p.  657,  Cpt.  rend.  T.  49.  p.  453  —  an  letzterem  Orte 
mit  der  irrigen  Angabe,  dass  sich  die  Zahl  der  aufgefun- 
denen Trichocephalen  auf  Tausende  belaufen  habe.)  Der 
Fund  wird  als  eine  Bestätigung  der  Küchenmeister'schen 
Vermuthung  angesehen,  dass  Trichina  spiralis  von  Tricho- 
cephalus abstamme. 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  129 

Auch  Virchow  experimentirt  mit  trichinigem  Flei- 
sche und  überzeugt  sich,  dass  die  Trichina  spiralis  im 
Darmkanale  der  Hunde  zu  einem  Wurme  auswächst,  der 
schon  am  vierten  Tage  nach  der  Fütterung  Geschlechtsor- 
gane mit  Eiern  und  Samenkörperchen  zeigte.  Die  Grösse 
der  Würmer  betrug  etwa  das  Drei-  und  Vierfache  der  Mus- 
keltrichinen, deren  Uebergang  in  diese  Darmparasiten  durch 
Zwischenformen  auf  das  Bestimmteste  nachgewiesen  wurde. 
Trotz  der  Entwickelung  der  Geschlechtsorgane  hält  Verf. 
seine  Darmtrichinen  noch  nicht  für  ausgewachsen;  er  hebt 
die  Aehnlichkeit  derselben  mit  Trichocephalus  hervor  und 
spricht  die  Vermuthung  aus ,  dass  sie  sich  schliesslich  in 
diese  oder  auch  vielleicht  in  einen  Strongylus  umwandeln 
würden. 

Köberle  schildert  den  anatomischen  Bau  und  die 
Entwickelungsgeschichte  von  Cucullanus  elegans,  l'Instilut 
1859.  p.  104.  Wir  heben  daraus  die  Angabe  hervor,  dass 
die  neugebornen  Jungen  zu  Millionen  den  Darm  des  Bar- 
sches mit  dem  Kothe  verlassen  und  in  reinem  Wasser  wei- 
ter leben. 

White  beobachtete  eine  Anzahl  Exemplare  von  Ste- 
phanurus  dentatus  in  den  Fettanhäufungen  neben  den  Nie- 
ren eines  anscheinend  gesunden  Schweines  ,  die  an  einer 
Stelle  davon  nach  allen  Richtungen  durchwühlt  waren.  Die 
Gänge  führten  in  grössere  mit  Eiter  gefüllte  Cavernen, 
die  je  einen  männlichen  und  einen  (mit  Eiern  gefüllten) 
weiblichen  Wurm  enthielten.  Verf.  vermuthet,  dass  sich  die 
Würmer  als  Embryonen  durch  die  Wandungen  des  Blut- 
gefässsystems  hindurchgebohrt  hätten.  Proc.  Bost.  Soc.  n. 
hist.  VI.  p.428. 

Mol  in  erweitert  unsere  Kenntniss  über  Nematoden 
durch  Beschreibung  und  Charakteristik  neuer  oder  doch 
nur  unvollständig  bekannter  Arten.  Sitzungsber.  der  K. 
Akad.  der  Wissenschaft.  Bd.  38.  S.  16  ff.. 

Trichina  agilissima  n.  sp.,  in  dem  Peritonaeuni  von  Lacerta  mu- 

ralis  eingekapselt  (nach  Körperfoiin,  Lage  des  Afters  und  Bildung  des 

Darmlianals  dem  Gen.  Trichina  nicht    zuzurechnen),    Oxyuris    acan- 

thura  Mol.    (=  Asc.  extenuata  Rud.),  Ascaris    spiralis  Zed.  ,  Asc.  ri- 

Archiv  f.   Naturg.  XXVI.  Jahrg.   2.  Bd.  1 


130     L  e  u  c  k  a  r  t :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Katurgeschichte 

gida  Rud.,  Asc.  constricta  Rud.,  Cosmocephalus  papillosus  n.  sp.  aus 
dem  Magen  von  Larus  ridibundus ,  Spiropteva  papillata  n.  sp.  aus 
dem  Darme  von  Leuciscus  cavedanus,  Dacnitis  esuriens  Duj.,  D.  ro- 
tundata  n.  sp.  aus  dem  Darme  von  Cantharus  vulgaris  ,  Filaria  fusca 
Rud.,  Fil.  congeri  vulgaris  n.  sp. ,  Lecanocephaliis  annnlatus  n.  sp. 
aus  dem  iMagen  von  Lahrax  lupus.  Ausserdem  drei  generisch  unbe- 
stimmte Arten  aus  Ardea  ralloides  ,  Alausa  vulgaris  und  Gobius  Pa- 
ganellus. 

Zu  den  von  Schlotthauber  aufgezählten  neuen 
Nematoden  gehört  u.  a.  der  Repräsentant  eines  neuen  Gen. 
Piguris  (P.  retioulata  n.  sp.),  der  durch  Hauttextur  und 
Wohnort  mit  Oxyuris  curvula  übereinstimmt,  durch  Habi- 
tus, Mundbildung  und  Afterlage  in  der  Schwanzspitze  aber 
gänzlich  verschieden  ist.  Für  Oxyuris  curvula  wird  die 
Bezeichnung  Lepturis  eingeführt,  das  Gen.  Heterakis  da- 
gegen mit  Oxyuris  vereinigt.     A.  a.  0.   S.  126. 

C  0  b  b  0 1  d  beschreibt  von  neuen  Arten  :  Ascaris  acan- 
thocaudata  n.  sp.  aus  Lota  molva,  1.  c.  p.  159,  A.  tribo- 
thrioides  n.  sp.  aus  Anas  obscura  ,  ibid.  p.  365,  und  macht 
ausserdem  noch  Mittheilungen  über  Dacnitis  globosa  p.  159, 
über  Asc.  collaris  p.  162  u.  a. 

In  der  schon  oben  angezogenen  Abhandlung  Carter's 
wird  ausser  Urolabes  palustris  ferner  noch  (p.  40.  Tab.  III) 
beschrieben  und  abgebildet:  Urolabes  gleocapsarum^  U.  la- 
biata ,  U.  tentaculata ,  L.  cirrata ,  L.  erythrops ,  LI.  infre- 
quens,  l),  oceUata,  JJ.  barbata,  ü.  parasitica^  (aus  der  Lei- 
beshöhle von  INais  albida)  sämmtlich  neu,  aus  den  Gewäs- 
sern Bombays,  von  U.  erythrops  an  marin  oder  brakisch  — 
wohl  zum  Theil  dem  Gen.  Enoplus  zugehörig.  Der  Namen 
Urolabes  bezieht  sich  auf  die  Fähigkeit  der  Thiere,  mit  dem 
Schwänze  sich  an  fremden  Gegenständen  zu  befestigen, 
die  auch  von  Enoplus  bekannt  ist  und  hier  (nach  Leydig, 
Müllers  Arch.  1854.  S.  291)  von  der  Anwesenheit  einer  ei- 
genen,  auch  Carter  nicht  ganz  unbekannt  gebliebenen 
Spinndrüse  herrührt. 

J.  Müller  beobachtet  „einen  Fadenwurm  in  der  Raupe 
von  Vanessa  V.  album"  und  giebt  dabei  eine  Uebersicht  der 
von  diesen  Schmarotzern  bewohnten  Insekten,  Jahresheft 
der  naturw.  Section    der    k.    k.    mährisch. -schles.    Gesell- 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  131 

Schaft,  1859.  S.  109  mit  Nachtrag-  S.  136  (meist  nach  v, 
Siebold). 

Auch  S  ch  lo  tth  aiiber  zählt  einige  selbstbeobach- 
tefe  Fälle  von  Gordius  und  Filaria  (Mermis)  in  Insekten 
auf,  .a.  a.  0.  S.  124.  Interessant  ist  der  Fund  einer  derar- 
tigen Filaria  unter  frisch  abgelöster  Eichenrinde  ,  der  sich 
an  die  bekannten  Gravenhorst'schen  Fälle  vom  Vorkommen 
der  Filarien  in  Aepfeln  anschliesst. 

Nach  Gerstfeld  findet  sich  Gordius  aquaticus  (G. 
seta)  auch  in  Sibirien  und  namentlich  im  Baikalsee  mitun- 
ter in  ungeheurer  Menge.     A.  a.  0.  S.  267. 

Acauthocephali. 

Von  Pa  g  en  s  t  e  c  h  e  r  erhielten  wir  Mittheilungen  über 
das  Nervensystem  und  die  weiblichen  Theile  von  Echino- 
rhynchus  proteus  (Amtlicher  Ber.  über  die  Karlsruher  Na- 
turforscher-Versammlung-1859.  S.134),  nach  denen  die  Ana- 
logie der  beiderlei  Geschlechtsorgane  viel  grösser  ist,  als 
man  früher  vermuthete.  Nicht  bloss  ,  dass  sich  die  weib- 
lichen keimbereitenden  Organe,  wie  die  männlichen,  inner- 
halb des  sog.  Ligamentum  Suspensorium  entwickeln,  wir 
finden  anfangs  auch  bei  den  weiblichen  Individuen  einen 
doppelten  Ausführungsgang,  der,  ganz  wie  die  doppelten 
Samenleiter,  mit  den  Keimorganen  in  direktem  Zusammen- 
hange steht.  Nach  der  Begattung  aber  verkümmert  der 
eine  dieser  Ausführungsgänge,  während  der  andere  so  lange 
mit  der  Eibildungsstätte  in  Verbindung  bleibt,  bis  die  über- 
mässige Produktion  von  Eihaufen  in  der  Wand  des  hohlen 
Ovariums  das  letztere  sprengt.  Bis  dahin  findet  auch  ein 
einfacher  Uebergang  der  Eier  aus  dem  Ovarium  in  die 
Scheide  statt.  Dass  das  auch  später  noch  geschieht,  möchte 
Verf.  bezweifeln;  er  glaubt,  dass  die  in  der  Leibeshöhle 
flottirenden  Eihaufen,  die  sog.  „losen  Ovarien",  erst  durch 
die  Zerstörung  des  Mutterthieres  frei  werden. 

Cobbold  handelt  über  die  Eier  von  Echinorhynchus 
anthuris,  Observations  etc.  1.  c.  p.  173. 

Der  von  Lambl   im  Dünndarme  eines  Knaben  gefun- 


132     L  e  u  c  k  a  r  t :   Bericht  über  die  Leifstuugeii  in  der  Natiirgescliiciite 

dene  Echinorhynchus  besass  bei  einer  Länge  von  5,6  Mm. 
eine  ziemlich  schlanke  Körperform  und  einen  Rüssel  mit 
8  Reihen  von  Haken,  in  jeder  Reihe  deren  fünf.  Die  Sehne 
der  grossen  Ciirvatur  an  den  Haken  maass  0,1032  Mm.  Die 
(weiblichen)  Geschlechtsorgane  waren  noch  unvollständig 
entwickelt,  die  Lemniscen  bandförmig.  Die  Bestimmung  war 
bei  dem  unvollkommenen  Entwickelungszustande  nicht  mit 
gehöriger  Schärfe  auszuführen ,  doch  hebt  Verf.  hervor, 
dass  der  Wurm  mit  dem  Ech.  gigas  der  Schweine  eine 
grosse  Aehnlichkeit  besitzt.  Prager  Vierteljahrsschrift  I. 
Tab.  IV.  Fig.  12. 

Von  neuen  Arten  haben  wir  zu  erwähnen : 

Echinorhynchus  rubicundus   aus    der    Leber    von  Pla- 

tessa  passer ,    E.  JSardoi  aus  dem  Darme  von  Belone  acus, 

E,  lesiniformis    aus   dem    Peritonäum    von    Rana    esculenta 

venet.     Mol  in,  Sitzungsber.  der  Wiener  Akademie  Bd.  38. 

S.  15. 

Durch  Di  es  in  g  erhielten  wir  eine  Abbildung  (Revi- 
sion der  Rhynchodeen  a.  a.  0.  Tab.  I)  der  von  Kolenati 
an  Nycteribien  aufgefundenen  und  als  echinorhynchusartige 
Schmarotzer  (Arthrorhynchvs^  vergl.  J.  ß.  XXV.  S.  147)  be- 
schriebenen Schläuche,  und  fasst  deren  Bildung  in  folgende 
Diagnose  zusammen:  „Animalia  solitaria,  libera,  flavidula, 
coeca.  Corpus  elasticum,  ventricosum,  extremitate  caudali 
attenuata ,  strictura  discreta  ,  maris  integra ,  feminae  fissa. 
Collum  longum.  Proboscis  articulata,  collo  oblique  inserta, 
echinata.  Os  in  proboscidis  apice.  Acetabulum  in  limite 
proboscidis  et  colli.  Tractus  intestinalis  simplex,  ano  sti- 
patus."  Trotz  dieser  so  bestimmt  lautenden  Charakteristik 
muss  übrigens  auch  unser  Verf.  gestehen ,  dass  der  Bau 
dieser  sonderbaren  Geschöpfe  noch  nicht  hinreichend  be- 
kannt sei.  Ref.  fügt  hinzu,  dass  auch  er  durch  die  vor- 
liegenden Abbildungen  über  die  Natur  der  betreffenden  Bil- 
dungen keineswegs  aufgeklärt  ist.  Er  möchte  fast  bezwei- 
feln, dass  dieselben  überhaupt  selbstständige  Thiere  sind, 
und  kann  die  Vermuthung  nicht  unterdrücken  ,  dass  hier 
ein  ähnlicher  Irrthum ,  wie  einst  bei  der  bekannten  Need- 
hamia  Car.,  zu  Grunde  liegt. 


der   niederen  Thiere  während   des  Jahres  1859.  133 

2.     Piatodes. 
Hiriidinei. 

Gegenbaur  giebt  an  (Vergl.  Anat,  S.  154.  Anm.), 
bei  Sanguisuga  eine  direkte  Verbindung  zwischen  den  Au- 
gennerven und  den  sog.  lichtbrechenden  Körpern  gese- 
hen zu  h^ben  und  ghiubt,  dass  Aehnliches  durchgchends 
in  den  Gesichtsorganen  der  Würmer  stattfinde. 

Nachträglich  mag  hier  auch  noch  einer  Arbeit  von 
N  or  d  m  a  n  n  über  die  wechselnde  Zahl  der  Augen  bei  einer 
Nephelisart  erwähnt  sein  (die  übrigens  Ref.  nicht  gesehen 
hat),  Öfvers.  finska  wetensk.  soc.  Foerhand.  Vol.  11.  p.l — 10. 

Referent  hatte  durch  van  Beneden  Gelegenheit, 
die  interessante  Histriobdella  (J.  B.  XXV.  S.  149)  zu  unter- 
suchen und  die  darüber  vorliegenden  Angaben  zu  bestäti- 
gen. Bullet,  acad.  roy.  de  Belgique  1859.  p.  183,  l'lnstit. 
1859.  p.209. 

Nach  den  iMittheilungen  Gerstfeld's  sind  die  bei 
uns  so  gemeinen  Clepsine  complanata ,  Nephelis  vulgaris 
(mit  mehreren  Farbenvarietäten)  und  Aulacostomum  gulo 
auch  in  Sibirien  weit  verbreitet.     A.  a.  0.  S.  263. 

Trematodes. 

Die  von  Diesing  herausgegebenen  „Nachträge  und 
Verbesserungen  zur  Revision  von  Myzhelminthen"  (Sitzungs- 
ber.  derK.  K.  Akad.  zu  Wien  Bd.  XXXV.  8.421—454)  ent- 
halten eine  systematisch  geordnete  üebersicht  der  im  Jahre 
1858  von  van  Beneden,  Wagener,  Leidy,  Mo- 
lin u.  A.  publicirten  und  in  unserem  vorjährigen  Berichte 
angezogenen  Arbeiten  über  Trematoden   und  Hirudineen. 

Thiry  liefert  „Beiträge  zur  K'enntniss  der  Cercaria 
macrocerca'^  (^Zeitschrift  für  wiss.  Zool.  Bd.  X.  S.  271 — 277. 
Tab.  XX  u.  XXI) ,  welche  die  früheren  Angaben  über  diese 
interessante  Form  bestätigen  und  ergänzen.  Von  beson- 
derem Werthe  ist  die  Beobachtung,  dass  die  Wassergefässe 
der  Amme  (und  Grossamme)  mit  der  Leibeshöhle  in  offener 


134     L  e  n  c  k  a  I  t :   Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Katurgeschichte 

Verbindung  stehen  uml  zwar  mit  Hülfe  besonderer  Flim- 
nierorgane,  die  fast  vollkommen  mit  den  von  Leydig  be- 
schriebenen Flimmertrichtern  von  Clepsine  complanata  über- 
einstimmen. Der  eigenthümliche  becherförmige  Behälter, 
der  den  Leib  der  ausgewachsenen  Cercaria  umgiebt ,  ist 
nicht  durch  temporäre  Einsenkung  der  Schwanzwurzel  ent- 
standen, wie  man  bisher  annahm,  sondern  eine  ring-  oder 
wallförmige  Aufwulstung  der  strukturlosen  Cuticula,  die  vom 
Vorderende  des  Schwanzes  abgeht  und  nur  bei  jungen 
Exemplaren  vermisst  wird.  Beim  Schwimmen  wird  der 
ganze  Leib  in  diesen  Becher  zurückgezogen.  Der  kolos- 
sale Schwanz  scheint  übrigens  weniger  beim  Schwimmen, 
als  beim  Einbohren  von  Bedeutung  zu  sein. 

Nach  den  Beobachtungen  de  1  a  V a  1  e  1 1 e's  beherbergt 
Gammarus  pulex  in  seinen  Leberschläuchen  mitunter  ein 
eingekapseltes  Distomum,  das  offenbar  auf  der  Wanderung 
begriffen  ist  und ,  wie  der  nebenliegende  Stachel  beweist, 
der  Gruppe  der  Cercariae  armalae  zugehört.  Verh.  des 
naturf.  Vereins  der  pr.  Rheinlande  Bd.  XVI.  S.  56. 

Claparede's  Abhandlung  über  die  Kalkkörperchen 
der  Trematoden  (J.  B.  XXIV.  S.  117)  wird  übersetzt  in 
Quarterly  journ.  micr.  sc.  T.  VII.  p.  92. 

Von  van  Beneden  erhielteil  wir  eine  Beschreibung 
des  äusseren  und  inneren  Baues  von  Monostomum  trigono- 
cephalum  Rud.  und  M.  reticiilare  n.  sp. ,  beide  aus  dem 
Dünndarme  von  Chelonia  midas,  Bullet.  Acad.  roy.  de  Bel- 
gique  1859.  p.  81.  c.  tab. 

Das  Gen.Nematobolhrium  vanBen.  (J.B.  XXV.  S.  160) 
will  Diesing  nicht  anerkennen;  er  glaubt  (a.  a.  0.),  das- 
selbe mit  Monostomum  vereinigen  zu  können.  Demselben 
Gen.  bleibt  auch  die  von  Wagen  er  näher  untersuchte 
(J.  B.  XXV.  S.  165)  Amphilina  zugesellt. 

Das  im  letzten  Jahresberichte —  nach  W^  ei  n  1  a  nd  — 
erwähnte  Distomum  Buskii,  das  von  Busk  in  dem  Duode- 
num eines  in  England  verstorbenen  Lascar  aufgefunden 
wurde,  gleicht  im  Habitus  dem  Dist.  hepaticum  ,  ist  aber 
grösser,  bis  zu  3  Zoll  gross,  und  mit  einem  einfach  gega- 
belten   Darme  versehen  ,    wie    D.  lanceolatum.      Der   Zwi- 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  135 

schenraum  zwischen  den  Darmschenkeln  wird,  ebenfalls  wie 
bei  letzterer  Art,  von  den  Windungen  des  Uterus  ausge- 
füllt. Budd,  on  deseases  of  the  liver  London  1852.  p.484. 
Molin's  Abhandlung:  nuovi  myzhelmintha  (Sitzungs- 
ber.  der  K.  Akad.  der  Wissensch.  1859.  Bd.  37.  S.  818— 
854  mit  3  Tafeln)  enthalten  Mittheilungen  über  32  Trema- 
todenarten ,  von  denen  zwölf  neu  sind  und  andere  mit 
verbesserter  Diagnose  charakterisirt  werden.  Auch  der  in- 
nere Bau,  besonders  der  Geschlechtsorgane,  findet  manch- 
fache  Berücksichtigung. 

Besonders  wichtig  sind  die  Mittheilungen  über:  Codonocepha- 
lus  inutabilis  (Tab.  I.  Fig.  2)  ,  Gasterostomum  fimbriatnm  n.  sp.  aus 
dem  Darme  von  Anguilla  vulgaris  ,  Monosfomum  ovatuin  n.  sp.  aus 
dem  Darmkanale  von  Gallinula  crex  ,  M.  attenuatum  Rud.  ,  Distomum 
inßalum  n,  sp.  aus  dem  Magen  des  Aals,  Ü.  grandiporum  Rud.,  I). 
variegatum  Rud.  ,  D.  hemiciclum  n.  sp.  aus  dem  Darme  von  Belone 
acus,  D.  serpentatum  n.  sp.  aus  dem  Darme  von  Sayris  Camperi  ,  D. 
arreclum  Duj.,  D.  mutabile  n.  sp,  aus  der  Gallenblase  von  Lacerla 
muralis,  D.  bacillare  n.  sp.  aiis  den  Fylorialanhängen  von  Cenlrolo- 
phus  pompiliusj  D.  unicum  n.  sp.  aus  dem  Darme  desselben  Fisches, 
D.  mentulatum  Rud.,  D.  fuscescens  Rud.,  D.  crenatum  n.  sp.  aus  dem 
Magen  von  Centrolophus,  D.  rerrucostim  n.  sp.  aus  dem  Darme  von 
Labrax  lupus,  D.  imhuliforme  n.  sp.  ebendaher,  D.  cinceps  n.  sp.  aus 
dem  Darme  von  Fulica  atra,  D.  clavigerum  Rud. 

Das  von  Seh  1  ottha  üb  er  unter  seinen  neuen  Tre- 
matoden  aufgeführte  gen.n.  Astomum  (a.  a.  0.  S.  129)  mit 
A,  poricola  n.  sp.  aus  den  Magendrüsen  von  Anas  boschas, 
reducirt  sich,  nach  Untersuchung  von  Original-Exemplaren, 
auf  weibliche  Individuen  des  sonderbaren  Nematodengenus 
Tetrameres.     Vergl.  J.  B.  XXII.  S.  352. 

Cobbold  handelt  in  den  schon  mehrfach  erwähnten 
Observations  u.  a.  über  folgende  Trematoden  :  Monostomum 
dubium  n.  sp.  (aus  einer  Cyste  unter  der  Peritonealbeklei- 
dung  des  Ovariums  von  Gasterosteus  spinachia  p.  156), 
D.  fulvum  (nach  der  Ansicht  des  VerPs  identisch  mit  D. 
Simplex  Rud.  und  D.  bramae  Müll.,  aus  Gadus  mustela 
p.  157) ,  D.  rachion  n.  sp.  (aus  dem  Cabliau  p.  158) ,  D. 
gracilescens  Rud.  (p.  161  ,  bekanntlich  ein  Gasterostomum, 
dessen  Penis  unser  Verf.  als  contractile  Blase  gedeutet  hat), 
D.  hispidum  (p.  162,  das  Verf.  dem  Gen.  Echinostomum  zu- 


136     L  e  u  c  k  a  r  t :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

rechnen  möchte),  D.  oblongum  n.  sp.  (aus  dem  erweiterten 
Ende  der  Galleng-änge  von  Delphinus  phocaena  ,  mit  Ma- 
genschläuchen ,  deren  zickzackförmige  Gestalt  die  Unter- 
schiede zwischen  den  echten  Distomaarten  und  Fasciola 
ausgleicht,  wesshalb  denn  auch  Verf.  dasselbe  zum  Typus 
eines  eigenen  Genus  Campula  macht  i^AßS),  D.  compactum 
n.  sp.  (aus  der  Lunge  von  Ichneumon  mungoz  p.  363), 
D.  minutum  n.  sp.  (aus  dem  Austernfischer  p.  364),  D.  Bosci 
Cobb.  (=  D.  colubri  amer.  Rud.  p.  364),  Bilharzia  (n.  gen.) 
magna  n.  sp.  (aus  der  Hohlvene  von  Cercopithecus  fuligi- 
nosus,  eine  mit  D.  haematobium  Bilh.  sehr  nahe  verwandte, 
vielleicht  identische  Art ,  die  aber  nur  in  einem  einzigen, 
männlichen  Exemplare  zur  Untersuchung  kam  p.  364.  Die 
Grösse  soll  viel  bedeutender  sein,  als  bei  D.  haematobium, 
doch  besitzt  Ref.  Exemplare  des  letztem,  die  keineswegs 
gegen  das  hier  abgebildete  Thier  zurückstehen.  Auch  sonst 
lindet  Ref.  keine  Unterschiede,  es  müssle  dann  sein,  dass  die 
äussere  Haut  der  Cobbold'schen  Art  wirklich  glatt  wäre, 
wie  es  die  Zeichnung  wiedergiebt.  Der  Genusnamen  Bil- 
harzia kann  nicht  bleiben,  da  Die  sing  dafür  bereits  die 
Bezeiclinung  Gynaecophorus,  Wein  1  and  Schistosoma  in 
Anwendung  gebracht  hat.  Immerhin  aber  ist  der  Nachweis 
interessant ,  dass  diese  sonderbaren  Blulwürmer  auf  den 
Menschen  nicht  allein  beschränkt  sind.) 

Cestodes. 

Von  Platner  erhielten  wir  (Archiv  für  Anat.  und 
Physiol.  1859.  S.  272—290.  Tab.  VI— VIII)  unter  dem  Titel 
„helminthologische  Beiträge"  Untersuchungen  über  den  Bau 
von  Taenia  Solium,  besonders  deren  Geschlechtsorgane, 
mit  Angaben  ,  die  sich  in  mehrfacher  Beziehung  von  den 
früheren  Darstellungen  entfernen,-  hier  und  da  auch  unsere 
Anschauungen  berichtigen,  aber  daneben  mancherlei  Irr- 
thümliches  enthalten.  Vielleicht  dass  Verf.  vor  Fehlgriffen 
mehr  bewahrt  gewesen  wäre,  wenn  er  statt  einer  rein  dog- 
matisirenden  Behandlung  seines  Themas  eine  mehr  einge- 
hende Prüfung  der  Verhältnisse  versucht  hätte. 

Der    von    Ref.    als    „Keimstock"    beschriebene    paarige    Apparat 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  137 

ist  nach  unserem  Verf.  als  DotterstoU  anzusehen.  Er  enthält  (was 
auch  Ref.  bestätigen  kann)  vollständige  kleine  Eier  mit  Keimbläs- 
chen, Dotterkörner  und  Schale  — ■  die  freilich  nicht  mit  der  späteren 
Schale  verwechselt  werden  darf  und  richtiger  als  Eihaut  bezeichnet 
wird  —  und  soll  die  ersteren  aus  einer  besonderen  kleinen  als  Keim- 
stock fungirenden  Blase  bekommen,  die  dicht  hinter  dem  Receptaculum 
seminis  gelegen  sei.  (Ref.  hat  sich  von  letzlerer  Angabe  nicht  über- 
zeugen können  und  glaubt  das  erstere  Gebilde  demnach  als  Ovarium 
in  Anspruch  nehmen  zu  müssen.  In  morphologischer  Beziehung  ent- 
spricht dasselbe  dem  „Keimstocke"  der  Bothriocephalen ,  aber  diese 
besitzen  daneben  noch  einen  Dotterstock,  der  den  Täniaden  abgeht. 
In  der  Bildung  und  der  Entwickelung  der  Eier  finden  sich  zwischen 
diesen  beiden  Familien  gewisse  charakteristische  Verschiedenheiten, 
wie  das  Ref.  an  einem  anderen  Orte  specieller  aus  einander  setzen 
wird.)  Die  Entwickelungsgeschichte  des  Eies  behält  sich  Verf.  für 
eine  spätere  Gelegenheit  vor;  er  giebt  aber  beiläufig  an,  dass  der 
Dotter  zu  einer  gewissen  Zeit  deutlich  mit  Wimpern  versehen  sei  (?). 
Die  bekanntlich  bläschenartigen  Hoden  („Hodenkörpercheu")  sind  mit 
bleibenden  Ausführungsgängen  versehen  und  münden  am  hinteren  Ende 
des  geschlängelten  Samenleiters  („Samenbehälters";  in  einen  unre- 
gelmässig gezackten  Sinus.  Die  Entwickelung  der  Ilodenkörperchen 
wird  auf  einfache  Zellen  zurückgeführt.  Die  Existenz  durchgehender 
und  verästelter  Seitenkanäle  wird  von  unserem  Verf.  in  Abrede  ge- 
stellt; was  man  in  diesem  Sinne  gedeutet  habe,  sei  der  Darm  der 
Cestoden,  der  in  jedem  Segmente  einen  isolirten  ß-förmigen  Schlauch 
bilde.  (Es  scheint,  dass  Verf.  niemals  Gelegenheit  gehabt  hat,  junge 
Exemplare  von  Taenien  zu  untersuchen  ,  er  würde  sich  sonst  z.  B. 
an  T.  cucumerina  sehr  bald  von  dem  Irrthume  seiner  Behauptung 
überzeugt  haben.)  Ausserdem  habe  jedes  Glied  noch  ein  eigenes 
bisher  übersehenes  Gefässsystem ,  das  dicht  unter  der  Oberfläche  des 
Körpers  liege  und  jederseits  aus  vier  Längsstämmen  bestehe ,  die 
durch  viele  querverlaufende  Aeste  unter  einander  zusammenhängen. 
Aber  dieses  Gefässsystem  sei  merkwürdiger  Weise  nicht  durchgängig, 
sondern  von  zahllosen  Scheidewänden  durchsetzt  d.  h.  aus  länglichen, 
mit  ihren  Enden  an   einander  gefügten  Zellen   gebildet. 

Die  erst  jetzt  (^1860j  erschienenen  amtlichen  Berichte 
der  Göttinger  Naturforscherversammlung  enthalten  S.  90 
eine  vorläufig  Mittheilung  über  die  von  Ref.  in  Betreff  der 
Entwickelung  der  Blasenbandwürmer  angestellten  und  seit- 
dem ausführlich  veröffentlichten  Experimentaluntersuchun- 
gen.  Vergl.  J.  B.  XXIII.  S.  198. 

ßaillet  veröffentlicht  in  dem  Journ.  des  veterin.  du 


138     L  e  u  c  k  a  1'  t :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Midi  1859  (oder  Armales  des  sc.  nat.  1859.  T.XI.  p.  303— 
315)  neue  Experimentalimtersiichungen  über  die  Entwicke- 
liing  der  Blasenbandwürmer,  dieses  Mal  ausschliesslich  über 
Taenia  Coenurus.  Er  verfütterte  die  Proglottiden  dieses 
Bandwurmes,  die  zum  Theil  von  einem  bereits  16  Monate 
vorher  mit  Coenurus  inficirtcn  Hunde  abstammten  ,  an  zwei 
Scbafiämmer,  vier  junge  Ziegen,  ein  Kalb,  eine  Kuh  und  einen 
Bock  und  sah  darauf  (in  der  2.  und  3.  Woche)  nicht  bloss 
bei  den  Lämmern ,  sondern  auch  bei  einer  Ziege  und  dem 
Kalbe  die  bekannten  Erscheinungen  der  Drehkrankheit  auf- 
treten ,  konnte  auch  in  allen  diesen  Fällen  den  Coenurus, 
und  zum  Theil  in  grosser  Menge  ,  in  dem  Hirne  nachwei- 
sen. Eine  zweite  Ziege  starb  einige  Tage  nach  der  Füt- 
terungunter Congestionserscheinungen,  die  möglicher  Weise 
gleichfalls  von  der  Einwanderung  der  Bandwurmbrut  in's 
Hirn  herrührten.  Die  übrigen  Ziegen  und  die  zum  Expe- 
rimentQ  verwandten  zwei  alten  Thiere  blieben  gesund.  Den 
deutschen  Experimentatoren  ist  es  bisher  nicht  gelungen, 
den  Drehwurm  bei  den  Ziegen  zur  Entwickelung  zu  brin- 
gen ,  während  Kälber  bekanntlich  auch  bei  uns  drehkrank 
gemacht  sind.  Uebrigens  scheint  es  nach  den  von  unserem 
Verf.  gesammelten  Angaben  ,  dass  der  Coenurus  unter  den 
Wiederkäuern  eine  ziemlich  weite  Verbreitung  habe.  Das 
Rennthier,  Reh,  Kamel,  Muflon,  so  wie  die  Gemse  und  Ga- 
zelle,  sie  alle  leiden  gelegentlich  an  dem  berüchtigten 
Wurme. 

Zu  den  von  Fürstenberg  mit  Coenurus  und  Cysti- 
cercus tenuicollis  angestellten  Experimenten  dienten  nicht, 
wie  es  in  unserem  letzten  J.  B.  (S.  172),  heisst,  „Frösche 
und  Hunde,"  sondern  „Füchse  und  Hunde,"  wie  wir  bei 
dieser  Gelegenheit  noch  nachträglich  verbessern  wollen. 

Wir  erwähnten  im  letzten  J.  B.  S.  171  einer  Beobach- 
tung von  B  a  i  1  1  c  t  über  das  Vorkommen  eines  Coenurus 
in  den  Brustmuskeln  des  Kaninchens.  Derartige  Fälle  meh- 
ren sich. 

So  fand  Eich  1er  einen  mit  zahlreichen  (gegen  2000) 
Köpfchen  besetzten  Coenurus  von  Gänseeigrösse  im  Unter- 
hautzellgewebe eines  Schafes,  und  zwar  ganz  den  gemeinen 


der  niederen  Thiere  während   des  Jahres   1859.  139 

C.  cerebralis,  wie  die  Untersuchungen  von  Haubner  und 
Zenker  ausser  Zweifel  setzten.  Bericht  über  das  Vete- 
rinärwesen im  Königreich  Sachsen  1858 — 59.  S.  47. 

Noch  interessanter  ist  Cobbold's  Beobachtung  (I.  c. 
p.  365)  vom  Vorkommen  eines  Coenurus  in  der  Leber  und 
der  Lunge  von  Lemur  maco  ,  dessen  Identität  mit  C.  cere- 
bralis freilich  nicht  constatirt  wurde.  Die  Coenuren  der 
Lunge  Sassen  durch  einen  dünnen  Stiel  an  dem  Pleuraüber- 
zuge  und  hatten  eine  vielfach  gelappte  Form. 

Cobbold  machte  auch  (ibid.  p.  166)  einige  Fütte- 
rungsversuche mit  Kaninchenfinnen  und  fand  nach  eini- 
gen Wochen  bei  den  inficirten  Hunden  bald  Taenia  serrata, 
bald  T.  cucumerina.  Er  sieht  darin  den  Beweis,  dass  auch 
die  letztere  Art  ihren  Finnenzustand  im  Kaninchen  ver- 
lebe und  glaubt  gewisse  —  freilich  nicht  näher  beschrie- 
bene —  kleine  Leberfinnen  als  deren  Jugendform  bean- 
spruchen zu  dürfen,  (Nach  der  Ansicht  des  Ref.  durchläuft 
der  betreffende  Bandwurm  seinen  Finnenzustand  in  Insek- 
ten ,  vielleicht  Fliegenlarven  ,  die  die  Eier  bei  Fütterungs- 
versuchen auch  wirklich  aufnehmen.  Freilich  haben  diese 
Versuche  Ref.  sonst  immer  nur  negative  Ergebnisse  ge- 
liefert.) 

Ueber  den  Zusammenhang  im  Vorkommen  der  Taenia 
Solium  mit  dem  Genüsse  von  rohem  und  halb  rohem  Flei- 
s  che  vergleiche  Barclay,  Med.  Times  1859.  March  26. 

Köberle  glaubt  ausser  dem  Cysticercus  cellulosae 
beim  Menschen  noch  zwei  andere  grosshakige  Finnen  un- 
terscheiden zu  können  ,  C.  turbinatus  n,  sp.  und  C.  me- 
lanocephalus  n.  sp.  ,  die  beide  im  Hirne  gefunden  wurden 
(l'Institut  1859.  p.  194.)  Ob  der  Aufstellung  dieser  Arten 
wirklich  specilische  Differenzen  zu  Grunde  liegen  ,  müssen 
wir  dahin  gestellt  sein  lassen ;  die  Unterschiede  in  Grösse 
der  Blase  und  Haltung  des  eingestülpten  Halses  dürften  kaum 
dahin  gehören,  indem  diese  ganz  einfach  auf  Altersverschie- 
denheiten sich  reduciren  lassen.  Die  Haken  der  ersten  Art 
sollen  denen  der  Taenia  laticollis  ähnlich  sein. 

Haubner  erwähnt  eines  Falles,  in  dem  das  (erweichte) 
Hirn  und    verlängerte  Mark    eines  Schweines   mit  mehr  als 


140     L  e  u  c  k  a  r  t :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

hundert  Finnen  durchsetzt  war,  während  sonst  nur  einzelne 
dieser  Parasiten  im  Zellgewebe  zwischen  Schulter  und 
Brust  gefunden  wurden.  Bericht  über  das  Veterinärwesen 
Sachsen's,  1858—59.  S.  99. 

Das  medicinische  Correspondenzblatt  des  würtemberg. 
ärztlichen  Vereins  enthält  in  lNo.31  (Bd.  XXIX)  zwei  Mit- 
theilungen Weinland's,  von  denen  die  erste  über  Cysti- 
cercus acanthotrias  und  Taenia  flavo- maculala,  die  zweite 
über  Taenia  mediocanellata  handelt  und  Beobachtungen 
bringt,  über  die  wir  nach  einer  früheren  Mittheilung  un- 
seres Verf. 's  schon  im  letzten  J.  B.  (S.  174j  referirt  haben. 

Die  von  uns  schon  früher  (J.  B.  XXIV.  S.  129)  ange- 
zogenen Beobachtungen  Steenstrup's  über  den  Band- 
wurm des  Stichlings  finden  sich  übersetzt  in  der  Hallischen 
Zeitschrift  für  die  gesammten  Naturwissensch.  1859.  XIV. 
p.  475. 

Weinland  giebt  an  1 13.  Jahresber.  der  Ohio  Staats- 
Landbaubehörde  S.  566)  auf  Hayti  in  der  Leibeshöhle  von 
Rhynchichthys  Gronovis  einen  mit  Schistocephalus  verwand- 
ten   geschlechtslosen  Bandwurm  beobachtet    zu  haben. 

Nach  Cobbold  soll  auch  die  Taenia  filicollis  des 
Stichlings  ein  unvollständig  entwickeltes  Thier  sein.  Obser- 
vations  etc.  I.  c.  p.  156. 

Derselbe  Beobachter  überzeugt  sich  davon,  dass 
die  Kalkkörperchen  von  Tricuspidaria  ,  wie  die  der  Trema- 
toden,  in  flaschenförmigen  Hohlräumen  gelegen  sind,  lässt 
diese  sich  aber  einzeln  in  einen  gerade  zur  Cuticula  auf- 
steigenden Canal  fortsetzen.  Quarterly  journ.  micr.  Sc 
T.  VII.  p.  115.  (Bei  durchsichtigen  Exemplaren  von  T.  cu- 
cumerina  ist  es  Ref.  gelungen  ,  denselben  Zusammenhang 
mit  dem  excrelorischen  Gefässsystem  nachzuweisen,  den  er 
mit  Pagen  Stecher  schon  früher  bei  Echinobothrium  be- 
schrieben hat,  J.  ß.  XXIV.  S.  174.) 

Derselbe  bemerkt  eine  zwischen  den  hornförmigen 
Fortsätzen  an  den  Haken  von  Tricuspidaria  ausgespannte 
Chitinlamelle  und  giebt  an,  das  diese  Hörner  ,  je  nach  Um- 
ständen, nach  vorn  und  nach  hinten  gerichtet  sind.  Eben- 
daselbst S.  202. 


der   niederen  Thiere    während  des  Jahres  1859.  141 

Molin  macht  in  den  Sitzungsberichten  der  Wiener  Akademie 
(Bd.  38.  S.  7— 14)  Mitlheilungen  über  neue  oder  doch  nur  unvollstän- 
dig gekannte  Cestoden  ,  besonders  Sparganum  lanceolatum  Alol.  (Sp. 
Erinacei  Dies.),  Scolex  crassus  n.  sp.  aus  dem  Darme  von  Solea  vul- 
garis, Dibüthrium  claviceps  Rud. ,  D.  heteropleuriim  Dies.,  Rbyncho- 
bothrium  corollatum  Rud. ,  Taenia  rolvndata  n.  sp.  aus  dem  Darme 
von  Lacerta  muralis,    7'.  hemisphaerica   aus  dem  Aale. 

Cobbold  entdeckte  in  dem  Darmkanale  von  Delphinus  phocaena 
einen  langen  Bandwurm  D  ip  htjll  ob  o  thr  ium  (n.  gen.)  stemmace- 
phaluni  ,  und  giebt  von  dieser  neuen  Form  (Observations  etc.  l.  c. 
p.  167)  folgende  kurze  Beschreibung:  length  upwards  of  100  inches, 
greatest  breath  Vs  Ihs  of  an  inch  ;  head  arched,  supported  by  a  nar- 
row  neck,  the  lalter  rapidly  increasing  in  breadth;  bolhria  two  in 
number,  compressed,  shallow,  subsessile,  together  forming  a  semicir- 
cular  festooned  crovvn ;  segments  */,2  th  to  Ve  th  of  an  inch  broad 
from  above  downwards ,  marked  by  10  or  12  longitudinal  furrows, 
the  lower  border  of  each  slightly  overlapping  the  succeeding  Seg- 
ment, reproductioneorifices  conspicuons,  vvidely  separated,  both  pla- 
ced   in  the  mesial  line. 

Ebendas.  handelt  Cobbold  auch  noch  über  andere  Cestoden, 
über  einen  Tetrarhytichns  aus  dem  Cabliau  (p.  158),  über  Gymnorhyn- 
chu.s  reptans  (p.  160),  Taenia  sphaerocephala  (p.  164)  u.  a. 

Taenia  sulciceps  n.  sp.  aus  dem  Darme  von  Diomedea  exulans, 
Baird  Annais  and  mag.  nal.  bist.  T.  IV.  p.  240. 

Nach  den  Angaben  von  Schlotthauber  (Amtl.  Bericht  u.  s.  w. 
S.  13)  ist  die  Taenia  malleus  Rud.  keine  eigene  Art,  sondern  eine  in- 
dividuelle 3Iissbildung,  die  bei  verschiedenen  Arten,  z.  B.  T.  trilineata, 
T.  undulata,  T.  spenocephala  in  verschiedener  Ausbildung  gefunden 
wird.  Ebendas.  wird  auch  die  unrichtige  Behauptung  ausgesprochen, 
dass  die  Bandwürmer  im  natürlichen  Zustande  nicht  platt,  sondern 
drehrund   und   ungegliedert  seien. 

Turbellarii. 

Ph  aryng-o  coe  la.  0.  S c h  m  i d  t's  Untersuchungen 
über  „die  dendrocoelen  Strudelwürmer  aus  den  Umgebun- 
gen von  Gratz^  (Zeitschrift  für  wissensch.  Zool.  Bd.  X. 
S.  24—33.  Taf.  III— IV)  beziehen  sich  auf  Polycelis  cor- 
nuta  n.  sp.  {=  Planaria  viganensis  Duj.  ?)  ,  F.  nigra  Ehrbg,, 
Planaria  torva  Müll,  und  PI.  gonocephala  Duj.  und  betreffen 
vorzugsweise  die  Anatomie  der  Geschlechtsorgane.  Die 
Geschlechtsöffnung  führt  nach  den  hier  vorliegenden  Beob- 


142     Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

achtungen  zunächst  in  einen  Hohlraum,  die  Geschlechts- 
kloake (antrum)  ,  in  die  dann  von  hinten  der  muskulöse 
Penis,  von  vorn  der  kuglige,  mit  muskulösem  Ausführungs- 
gange versehene  Uterus  und  zwischen  beiden  die  Keim - 
und  Dotterstöcke  mit  gemeinschaftlicher  OefTnung  einmün- 
den. Der  Penis  nimmt  ausser  den  beiden  Samenleitern 
noch  eine  besonders  bei  PI.  gonocephala  entwickelte  Drüse 
auf,  deren  körniges  Secret  sich  im  Grunde  des  Penis  an- 
häuft. Auch  bei  den  übrigen  Arten  zeigt  die  Organisation 
der  hier  erwähnten  Theile  mancherlei  charakteristische  V'er- 
schiedenheiten.  Polycelis  cornuta  besitzt  hinter  der  Ge- 
schlechtsöffnung noch  ein  besonderes  sackförmiges  Organ, 
in  das  von  den  Seiten  zwei  flaschenförmige  Warzen  hin- 
einragen, die  eine  auf  der  Spitze  mündende  Höhlung  in 
sich  einschliessen.  Aller  Wahrscheinlichkeit  nach  ist  die- 
ses Gebilde  eine  Drüse,  vielleicht  eine  Schleimdrüse. 

Aus  den  gelegentlichen  Mittheilungen,  die  S  c  h  m  a  r  d  a 
in  seinem  grossen  Reisewerke  über  den  Bau  der  Planarien 
macht,  heben  wir  u.  a.  hervor,  „dass  stäbchenförmige  Kalk- 
ablagerungen" in  der  Haut  häutiger  zu  sein  scheinen,  als 
man  früher  annahm.  Sie  wurden  nicht  bloss  bei  Mesostomum 
hystrix,  sondern  auch  bei  Macrostomum  setosum,  Thysonozoon 
discoideum  und  Sphyrocephalus  dendrophilus  beobachtet,  bei 
welchem  letztern  sie  in  so  grosser  Menge  vorkommen,  dass 
die  Haut  dadurch  einen  bedeutenden  Grad  von  Festigkeit 
erhält.  Bei  Diotis  kommen  zwei  Gehörorgane,  je  mit  einem 
Otolithen,  vor  und  ebenso  bei  Leptoplana  otophora,  nur  dass 
hier  zwei  Otolithen  in  jeder  Kapsel  gefunden  werden. 
Einfache  mediane  Otolithenkapseln  beobachtete  Verl.  bei 
Acmostomum  crenulatum  ,  Mesopharynx  otifera  und  Cate- 
nula  quaterna.  Bei  Prostomum  wird  in  Uebereinstimmung 
mit  Referent  der  vordere  sog.  Pharynx  als  Analogon  des 
Nemertinenrüssels  gedeutet.  Eine  Quertheilung  wurde  an 
mehreren  ceylonischen  und  südafrikanischen  Rhabdocoelen 
aufgezeichnet;  Strongylostomum  caerulescens  und  die  beiden 
Arten  Catenula  kamen  sogar  immer  nur  in  diesem  Zustande 
zur  Untersuchung.  Am  ausführlichsten  ist  der  anatomische 
Bau    bei  Leptoplana  otophora    (S.  18)    und   Sphyrocephalus 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  143 

dendrophiliis  beschrieben.  Noch  mag  hier  er^vähnt  sein, 
dass  beim  Schwimmen  der  Dendrocoelen  die  Körperränder 
meist  eine  scharf  markirte  undulirende  Bewegung  zeigen, 
die  an  den  beiden  Seiten  ganz  in  derselben  Weise  vor  sicli 
geht,  wie  bei  einem  Bote,  dessen  Ruder  sich  gleichmässig 
senken  und  heben. 

Noch  mehr  aber  als  unsere  anatomischen,  werden  un- 
sere systematisch  -  zoologischen  Detailkenntnisse  durch 
Schmarda's  umfassende  Beobachtungen  erweitert.  Es 
dürfte  wohl  kaum  ein  zweiter  Forscher  von  sich  rühmen 
können,  eine  so  grosse  Zahl  von  Turbellarien  gesehen  und 
untersucht  zu  haben. 

Das  System,  das  Schmarda  bei  seinen  Bestimmun- 
gen zu  Grunde  legte  ,  schliesst  sich  zunächst  an  das  Die- 
sing'sche  an  ,  ohne  damit  indessen  zusammenzufallen  ,  wie 
die  nachfolgende  Synopsis  zur  Genüge  nachweist. 

I.     Synopsis  Dendrocoeloruni  (1.  c.  p.  13) : 
A.   Caput  nulluni:  Acarena- 
a.  Tentacula  nulla  (Aceroidea). 

«.  Oculi   duo Dicelis. 

ß.  Oculi  tres Tricelis. 

y.  Oculi  quatuor Tetracelis. 

tT.  Oculi  nulli. 

a.  Os  articum Polycladus. 

b.  Os  subcentrale   posticuni  .     .     .     .     Typhlolepta. 
«.     Oculi   numerosi. 

a.  Os  anticuni Leptoplana. 

b.  Os  subcentrale  ;   oculi  marginales        .     Polycelis. 

c.  Os    centrale  ,    pharynx    protractilis 

multilobus  aut  crenatus        ....     Centrostomum 
D.     Os  duplex  (!) ;    pharynx  duplex  pro- 
tractilis tubaeforniis Diplanaria    u. 

I).     Tentacula  frontalia  spuria  (Pseudoceroidea). 

a.     Dorsum   laeve    .     .     .     .  - Eurylepta. 

ß.     Dorsum  papillosum Thysanozoon. 

c.     Tentacula  frontalia  (Cephaloceroidea). 
«.     Os  centrale   v.  subcentrale  posticum, 
pharynx  protractilis  cylindricus. 
a,     Oculi  numerosi  cervicales    et    ten- 

taculares P  r  o  th  ec  e  r  aeu  s   n. 

(=  Proceros  Quat,). 


144     L  e  u  c  k  a  r  t :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

b.     Oculi  duo  submarginales    .     .     H  om  al  oc  er  aeu  s  n. 
ß.     Os     posticum .     pharynx     protractilis 

multi-partitus Phagocata. 

i\.     Tentacula  cervicalia  (Notoceroidea). 

«.     Oculi  nulli Planocera. 

(i.     Oculi  numerosi  ad  basin  tenfaculorum  Stylochus. 
y,     Oculi  in  apice  tentaculorum   .     .     .     Imogene. 

ß.     Caput  corpore  distinctuin  :   Carenota. 

a      Caput  quadrangulare Cephalolepla. 

I).     Caput  trianguläre G  oni  ocar  ena  x\. 

c.  Caput  produclum  tenlaculis  duobus  Car  en  ocer  aeiis  n. 

d.  Caput  mall  ei  forme Sp  hyr  oc  ephalu  s  n. 

Einige  der  hier  neu  aufgestellten  Genera  dürften  übrigens  wohl 
mit  anderen  schon  bekannten  zusammenfallen.  So  namentlich  Gonio- 
carena  mit  Dugesia  Gir. ,  Carenoceraeus  mit  Nautiloplana  Stimps., 
Sphyrocephalus,  eine  , interessante,  fast  nemertinenartig  gestaltete  Land- 
planaria,  mit  ßipalium.  Wir  wollen  es  auch  nicht  vertreten,  wenn 
Verf.  bloss  auf  Grund  der  Augenbildung  in  seinem  Genus  Polycelis 
die  verschiedensten  Formen,  Landplanarien,  Süsswasserforraen  (Arten 
des  alten  Gen.  Planaria ,  dessen  übrige  Repräsentanten  zu  Dicelis, 
Homaloceraeus,  Goniocarena  gerechnet  Averden)  und  marine  vereinigt, 
während  er  andererseits  die  so  charakteristischen  Formen  der  Land- 
planarien (Geoplana  Schnitze)  über  verschiedene  Genera  verlheilt. 
II.     Synopsis  Rhabdocoelorum  (1.  c  p.  2 — 12). 

A.  Os  minimum  extensile:    Microstomea. 
a.     Os   orbiculare. 

a.     Os  terminale. 

a.  Otolithus  unus,   oculi  nulli   .     .     .     Proporus. 

b.  Oculi  sex        Disorus. 

ß.     Os  subterminale  anticum     ....      Vorticeros. 

\..     Os  rimaeforme. 

«.     Os  subterminale Microstomum. 

ß.     Os  terminale Schizoprora. 

B.  Pharynx  protractilis,  amphoraeformis,  co- 

nicns  vel  cylindricus:  Pharyngea. 

a.  Os    anticum    terminale    (Acmostomea) 

Gen.  un Ann  o  s  t  o  mu  m  u. 

b.  Os  subterminale  anticum  (Derostomea). 

«.     Os  circulare Vortex. 

ß.     Os  longitudinale üerostomum. 

/'.     Os  obliquum  (?) Stenostomum. 

c.  Os  centrale  (Mesopharyngea). 


der  niederen  Tliiere  während  des  Jahres  1859.  145 

«.     Pharynx  cylindricus Mesopharynxn. 

ß.     Pharynx  infundibuliformis       .     .     C honos  t  otnum  n. 
d.     Os  posticum  (Opistostomea). 

«.     Otolithi  duo Dio  ti  s  n. 

ß.     Ütolithus   unicus Monocelis. 

y.     Otolithus  nullus Opisloslonium. 

C.  Pharynx  protraclilis  nullus:  Apharyngea. 

a.  Os  rimaeforme  (Rhochmostomea). 
«.  Os  longitudinale  vel  ellipticnni. 

a.  Os  subterniinale Macrostorauni. 

b.  Os  terminale Telos  tomum  n. 

ß.     Os  transversa m Convoluta. 

b.  Os  annuliforme  (Gyrostomea). 

fi.     anticuin  subterminale Strongylostoniuni. 

ß.     Os  centrale  vel  subcentrale  posticum. 

a.  Oculi  duo      ........     Mesostomuni. 

b.  Oculi  nulli Typhloplana. 

D.  Proboscis  extensilis  terminalis :  Rhynchoproboli. 

a.  Os  anticum  subterminalc Prostonium. 

b.  Os  centrale  annuliforme  .     .     .  Rhy  nchopr  ob  o  Ins  n. 

E.  Individua  in  catenas  associata.   Caput  cor- 

pore discretum  :  Aggregala. 

Gen.  unic Catenula. 

Der  Genusnamen  Vortex  wird  hier  in  einem  sehr  umfassenden 
Sinne  gebraucht,  so  dass  demselben  ausser  dem  Leidy'schen  Gen.  Cate- 
«thia  auch  noch  Plagiostomum,  Spiroclytus,  Trigonostomum,  Hyposto- 
mum,  Pseudostomum  Schm.  zufallen. 

Die  vom  Verf.  beschriebenen  und  abgebildeten  neuen  Arten 
sind  folgende  : 

A.  Dendrocoela  (p.  15— 37.  Tab.  II— VIII)  ,  alle,  mit  Ausnahme 
der  Landplanarien,  marin. 

Dicelis  megalops  Jamaica,  Polycladus  andicola,  eine  Landpla- 
narie aus  Quito,  Typhloleptfi  opaca  Cap  b.  sp. ,  Leptoplana  monosora 
Ceylon,  P.  striataVevw,  L.  gigas  Ceylon,  (140  Mm.  lang,  60  Mm.  breit, 
die  grösste  bis  jetzt  bekannte  Art),  L.  chilensis  Chili,  L.  otophora 
Ceylon,  L.  macrosora  Antillen,  L.  purpurea  Jamaica,  L.  lanceolata 
Valparaiso,  Polycclis  ophryoglena  Peruan.  Küste,  P.  obovata  Antillen. 
P.  orhicularis  Küste  von  Chile,  P.  haloglena  ebendaher,  P.  atistralis 
Neu-Sud-Wales,  P.  erylhrotaenia  Tafelbai,  P.  microsora  Ceylon,  P. 
ferruginea  Jamaica,  P.  capensis  Cap  b.  sp. ,  P.  oosora  Ceylon,  P. 
tnacrorhyncha  Ceylon,  P.  trapezoglena  Ceylon,  P.  lyrosora  Tafelbai, 
Centroslomuintaenia  Peruanische  Küste,  C.  polycydium  Ceylon,  C  po- 
lysorum  Keu-Seeland,  C.  dnbium  Ceylon,  EvrylepUt  rubrocincta  Cey- 

Archiv  f.   Naturg.  XXVI.  Jahrg.  2.  Bd.  K 


146  Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Ion,  E.  nigrocincta  ebendaher,  E.  miniala  ebendaher,  E.  violacea 
ebendaher,  E.  striata  ebendaher,  E.  cardiosora  ebendaher,  E.  su~ 
perba  ebendah.,  E.  orhicnhiris  Antillen,  Thysanozoon  Diesinfjii  Gr.  Cey- 
lon, Th.  discoidevm  ebendah.,  Th.  ovale  ebendah.,  Th.  crnciatKm  Port 
Jackson,  Protheceraevs  terricola  Central-Amerika  in  der  Region  der 
Bergpalmen,  P.  microceiaeus  Ceylon,  P.  nigricornis  Peiu,  P.  latissi- 
mus  Ceylon,  P.  clavicornis  ,  P.  viridis  ebenduh.,  Stylochns  diclyotus 
Antillen,  St.  fasciaius  ebendah.,  St.  oligoglenus  Ceylon,  St.  amphibo- 
hts  ebendah.  ,  St.  heteroglenus  Antillen,  St.  oxyceractis  Ceylon,  Imo- 
gene  trnncata  ebendah.  ,  /.  conoceraea  ebendah.,  Sphyrocephaltts  den- 
drophilus  in  feuchten  und  schattigen  Wäldern  Ceylons. 
B)  Rhabdocoela  (p.  2—12.  Tab.  I,  II). 

Äcmostomum  denliculatum  aus  Keu-Süd-Wales  ,  A.  crenulattim. 
Neu -York,  Mesopharytix  otopkoriis  Cap  b,  sp.  ,  3].  diglena  Neu-Süd- 
Wales,  Chonostomum  crenulatum  Neu-Seeland,  Diotis  grisea  Central- 
Amerika,  Vortex  sphaeropharynx  ^ eu-Gianadci,  V.  cmidattis  ebendaher, 
V.  trigonoglena  Neu-Süd-Walcs  ,  V.  truncatus  Ehrbg.  Aegypten ,  V 
ferruginetis  Aegypten,  Derostomum  leucocelis  Central-Amerika,  D. 
truncatum  Neu-Süd-Wales  ,  D.  elongatnm  ISeu-Orleans,  Macroslomum 
setosum,  INeu-Granada,  M.  ceylaniciim,  Telostomum  ferriigineum  Cen- 
tral-Amerika, Convoluta  arciica  Ceylon,  Typhloplana  gracilis  Neu- 
Granada,  T.  viridata  Schmdt,  IVeu-Seeland,  Strongylostonmm  andicola 
Ecuador,  St.  nietopoglemim  Sydney,  St.  coeriilescens  Jamaika,  Mesoslo- 
mun»  rostratum  Duj.  Ceylon,  31.  hystrix  Istrien,  Rhynchoproholus  tetro- 
phthalmus  Jamaika,  Rh.  papillosus  Neu -York,  Rh.  erythrophthalmus 
Cap  b.  sp.,  Catenida  qualerna  ebendaher,  0.  bina  Neu-Süd-Wales. 
Vortex  ferrugineus  wurde  vom  Verf.  in  einem  Aegyptischen  Salzsee, 
Diotis  grisea  im  Brackwasser  aufgefunden  ;  die  übrigen  Arten  sind 
Süsswasserbewohner.  , 

Sonst  haben  wir  von  neuen  Arten  nur  einige  wenige  Süsswas- 
serplanarien  aus  Sibirien  zu  erwähnen,  die  von  Gerstfeld  (a.a.O. 
S.  260)  beschrieben  sind  :  Planaria  Angarensis  n.  sp.  (von  PI.  lactea 
durch  lederartige  Consislenz  der  Haut,  durch  dunklere  Färbung  und 
schwarzes  Halsband  verschieden)  ,  PI.  torva  Müll.  ,  P.  gutttila  (mit 
breitem,  blattförmigem  Leibe  und  10  in  zwei  Reihen  gestellten  hellen 
Flecken 'auf  dem  fast  braunen   Rücken). 

Rh  y  11  ch  0  coel  a.  Die  Ansichten  ,  dieSchmarda 
(a.  a.  0.)  über  den  Bau  der  Neniertinen  ausspricht,  schlies- 
sen  sich  an  die  Auffassungsweise  der  übrigen  deutschen 
Forscher  an.  Der  Rüssel  ist  darnach  ein  selbstständiges 
von  dem  Verdauungsapparate  abgetrenntes  Organ.  Die 
Kopfgruben  werden  als  Respirationsorgane  in  Anspruch  ge^ 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  147 

nommen,  ob  mit  Recht,  wollen  wir  hier  dahin  gestellt  sein 
lassen.  Besonders  interessant  unter  den  vom  Verf.  beob- 
achteten Formen  ist  die  in  Süsswasser  lebende  Nemertes 
polyhopla  (p.  44),  die  von  den  übrigen  Süsswassernemer- 
tinen  generisch  verschieden  ist,  sich  durch  Bildung  des  Rüs- 
sels aber  auch  von  den  marinen  Formen  so  weit  entfernt, 
dassVerf.  dafür  gewiss  mit  Recht  ein  neues  Genus  hätte  auf- 
stellen können.  Der  hintere  Theil  des  Rüssels  ist  hier  näm- 
lich bis  auf  das  knopfförmig  verdickte  Ende  in  der  vorde- 
ren eingestülpt.  Die  Innenwand  des  letzteren  trägt  grosse 
Angelorgane.  Auch  die  gewöhnliche  Bewaffnung  ist  vor- 
handen. Das  Gefässsystem  besteht  aus  zwei  langen  Canä- 
len,  die  an  den  Seiten  des  Darmes  verlaufen,  an  den  En- 
den mit  einander  anastomosiren  und  zwischen  Kopf  und  dem 
übrigen  Körper  in  zwei  kugelförmige  contractile  Sinus  oder 
Herzen  überoehen.  Zwei  andere  Canäle,  welche  die  Ge- 
fasse  an  der  inneren  Seite  begleiten ,  scheinen  sich  nach 
Aussen  zu  öffnen. 

Das  nach  Beattie  (Ann.  and  mag.  nat.  hist.  III. 
p.  160,  Proc.  Zool.  Soc.  1858.  June)  von  einer  sehr  langen 
Nemertine  (Lineus  longissimus)  producirte  18"  lange  ,  fa- 
denförmige Junge,  das  ungefähr  eine  Woche  lang  lebte, 
ist  offenbar  Nichts,  als  der  nach  Aussen  ausgeworfene 
Rüssel,  der  durch  seine  selbstständigen  Bewegungen  leicht 
zu  allerlei  Missdeutungen  Veranlassung  giebt. 

Bei  der  Aufstellung  der  einzelnen  Genera  lässt  sich 
Seh  mar  da,  dem  wir  auch  über  die  Zoologie  der  Nemer- 
tinen  sehr  umfangreiche  Untersuchungen  verdanken,  in  ähn- 
licher Weise ,  wie  oben  bei  den  Planarien ,  weniger  von 
anatomischen  Gesichtspunkten  leiten,  als  von  der  Bildung  des 
vorderen  Körperendes  mit  den  hier  gelegenen  Sinneswerk- 
zeugen und  OefTnungen.  Auf  diese  Weise  entstand  denn 
folgende  synoptische  Uebersicht  (p.  38,  39). 

A.     Organa   respiratoria  distincta  nulla  (AbranchiataJ. 
a.     Caput  integrum  (Holocephala). 
«.     Oculi  nulli. 

a.  Proboscis   terminali:*    ....     Borlasia. 

b.  Proboscis  subterniinali:>    .  ,      Valencinia. 


148     L  e  u  c  k  a  r  t :  Bericht  übe«,  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

ß.     Ocellata.     Pioboscis  terminaiis.     Os  subterniinale. 
a.     Oculi  duo Cephalotrix. 

b.  Oculi  quatuor     ......     Oerstedia. 

c.  Oculi  plurimi. 

1.  Corpus  appendice  destilutum     Ommatoplea. 

2.  Corpus  appendiculatum   .     .     Polystemma. 
b.     Caput  lobis  duobus   (Lobocephala). 

«.  Caput  subovatum  excavatum  .  .  C  o  Ip  ocepkalus  n. 
ß.  Caput  obcordatum  planum  .  Chi  amydoecphalus  n. 
y.     Caput   conicum  ,   lobis  rostrifornii- 

bus  ;  corpus  teretiuscuium    .     .     .     Rhamphogordius. 
J".     Lobi  bilobi.     Caput  depressum      .     Lobilabrum  n. 
B.     Organa  respiratoria  fissiforniia  (Rhochmobranchiata). 

a.     Caput  fissura  unica  transversa  terminali  (Monobranchiala). 

a.     Oculi  nulli Tubulanus. 

ß.     Oculi  frontales  bissen'ati    ....     Micrura. 
y.     Oculi  frontales  plurimi  in  serie  se- 

micirculari  simplici }I  emi  eye  li  a  n. 

h.     Fissurae  duae  (Dibranchiata). 

«.     Fissurae  terminales  breves.  Oculi  4     Tetrastemma. 

ß.  Fissurae  terminales  in  utroque  la- 
tere  decurrentes.  Oculi  quinde- 
cim  usque  septendecim  ....     Notospermus. 

y.  Fissurae  longitudinales  in  utro- 
que margine  vel  obliquae. 

a.  Oculi  nulli        Meckelia. 

b.  Oculi  4 — 12  aut  plurimi     .     .     .     Wemertes. 
c.     Fissurae  quattuor    (Tetrabranchiata). 

«.     F'issurae  in  apice  capitis  cruciatim 

divergentes Ophiocephalus. 

ß.     Fissurae  quattuor  breves  terminales  L  ox o  r  rhochma  n. 

Was  die  in  den  letzten  Jahren  von  Nordamerikanischen  For- 
schein aufgestellten  neuen  Genera  betrifft,  so  glaubt  Verf.  das  Gen. 
Hecate  Gir.  zu  Tetrastemnia,  Leodes,  Renieria  und  Slimpsonia  Gir.  zu 
Meckelia,  Poseidon  Gir.  zu  Nemertes  ziehen  zu  dürfen.  Emmeia  Leidy 
möchte  wahrscheinlicher  Weise  der  Gruppe  der  Lobocephalen  zu- 
gehören. 

Die  von  unserem  Verf.  beobachteten  neuen  Arten  (p.  40 — 46. 
Tab.  IX  und  X)  sind  : 

Borlasia  bilineata  Antillen  ,  B.  trilineala  Cap  b.  sp.,  B.  dory- 
cepkala  ebendaher,  B.  cardiocephala  Chilesisrhe  Küste,  B.  (?)  unili- 
neata  Peruanische  Küste,  Ommatoplea  ophiocepliala  Tafelbai,  0.  hc~ 
lerophthalma  Neu -Seeland,  Meckelia  atro-coerulea  Chili,  M.  macvo- 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  149 

Stoma  Neu-Seeland,  M.  ceylanica  Ceylon,  M.  trigonocephala  tbendah. 
M.  striata  ebendah.,  M.  macrorvhochma  Neu-Seeland,  M.  viridis  Dies. 
Ceylon,  Nemertes  polyophthalma  Peru.  N.  collaris  Ceylon,  N.  pachy-. 
rhyncha  Tafelbai  ,  iV.  polyhoplu  eine  Süsswassernemertine  aus  dem 
Nicaragua-See,  Ophirephalus  helerorrhochmus  Südsee. 

3.     C-il  i a  t  i. 
Rotiferi. 

Ge^enbaur  stellt  dieRotiferen  zu  den  Arthropoden 
und  lässt  sie  hier  eine  eigene,  den  Crustaceen,  Arachniden 
und  Insekten  gleichwerthige  Klasse  bilden.  Vergl.  Anal. 
S.  195. 

Schmarda  überzeugte  sich  während  seiner  Reise 
selbstständig  von  der  Duplicität  des  Geschlechts  bei  den  Rä- 
derthieren ,  fand  aber  in  den  von  ihm  untersuchten  Arten 
Männchen  und  Weibchen  stets  von  gleicher  Bildung  und 
Grösse.  So  namentlich  bei  Euchlanis  tetraodon,  deren  lange 
Samenfäden  in  grosse  runde  Kapseln  eingeschlossen  und  in 
einem  drüsigen  Organe  enthalten  waren.  (A.  a.  a.  S.  XV.) 
Es  scheint  demnach,  dass  bei  denRäderthieren  ebensolche 
Gradationen  in  der  Entwickelung  der  männlichen  Individuen 
obwalten,  wie  bei  den  Lernäaden. 

Limnias,  Floscularia  ,  Stephanoceros  und  einige  ver- 
wandte Arten,  deren  Darmkanal  im  hinteren  Körperende 
sich  umbiegt,  glaubt  derselbe  den  Bryozoen  überweisen 
zu  dürfen ,  während  Ichthydium  und  Chaetonotus  wohl  am 
besten  an  die  Naiden  oder  Turbellarien  sich  anschliessen. 
Der  Rest,  die  eigentlichen  Räderthiere,  wird  den  Würmern 
zugerechnet.    A.  a.  0.  p.  XIV. 

Diese  übrigen  Rotiferen  theilt  Verf.  in  fünf  Familien, 
die  der  Ptyguriden  mit  dem  Gen.  Diplotrocha,  der  Hyda- 
tinaeen,  Euchlanidoten,  Philodinaeen  und  ßrachionaeen.  Für 
die  zweite  Familie  wird  dabei  folgende  Synopsis  aufge- 
stellt (S.  48). 

A.     Oculi  nuUi. 

a.  Dentes  et  niaxillae  nuliae      ....     Enteroplea. 

b.  Maxillae  et  dentes. 


150     Leuckait:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

«.     Denle  unico Pleurotrocha. 

ß.     Dentibus  duobus         .     .     .     .     Typltlotrochan.  gen. 
B.     Uculns  unus  aut  plures. 

a.  Maxillae  inaequales H  eler  o  gnathus  n.  gen. 

b.  Maxillae   utriusque  lateris  aequales. 

«.     Oculus  unicus  frontalis     ....     Furcularia. 
ß.     Oculus  unicus  cervicalis. 

a.  Pes  slyliformis Monocerca. 

b.  Pes  forcipatus. 

1.  Ogauon  rotatorium  ciliis  in- 

structum Notomniata. 

2.  Org.  rot.  ciliis  et  stylis  instr.  Synchaeta. 

3.  Org.  rot.  eil.  et  humulis  instr.  Scaridium. 

c.  Pes  nullus  ,  pinnulae    4  partitae  Polyarthra. 
y.     Oculi  duo  frontales. 

a.  Pes  nullus;  Pinnulae  6  part.    .     Hexarthra. 

b.  Pes  styliformis. 

1.  Pinnulae Triarthra. 

2.  Pinnulae  nullae       ....  Rattulus. 

c.  Pes  forcipatus Diglena. 

6.     Oculi  duo  cervicales Distemma. 

s.     Oculi  tres  sessiles. 

Q.     Oculi  cervicales Triophthalmus. 

b.     Oculi  duo  frontales,  unus  cerv.  Eosphora. 
&.     Oculi    duo    frontales    pedicellati, 

unus  cervicalis  sessilis       .     .     .  Otoglena. 

rf.     Oculi  Septem Heptaglena. 

t.      Oculi  plures  in  soro   uno       .    ^.     .  Cycloglena. 

X.     Oculi  plures  in  soro  duplici      ,     .  Theorus. 

Neu  beschrieben  und  abgebildet  werden  (p.  47  —  64.  Tab. 
XII— XV)  : 

Diplotrocha  ptygura  Cairo ,  Typhlotrocha  (n.  gen.)  zygo~ 
donta  Central -Amerika,  Hydatina  senta  Ehrbg.  Neu-Seeland,  H.  chi- 
lensis  San  Jago  ,  H.  tetraodon  Quito,  H.  macrognatha  Panama,  Me- 
ter o  gnathus  (n.  gen.)  macrodactylus  Jamaika,  H.  brachydactylus 
Central-Amerika ,  H,  diglenus  San  Jago,  //.  nolommata  im  Brackwas- 
ser bei  Neu  -  Orleans ,  Notommata  melanoglena  Jamaika,  N.  Syrinx 
Ehrbg.  Aegypten,  Ceylon,  N.  brachionus  Ehrbg.  Ceylon,  JY.  sulcata 
Central-Amerika ,  N.  megalodena  ebendaher,  Diglena  macrodonta  Ja- 
maika, D.  diadena  Central-Amerika,  D.  longlpes  Neu-  Granada,  D. 
<indesina  Chili,  Polyarthra  hexaptera  Peru,  Eosphora  caribaea  Ja- 
maika, Euchlanis  tetraodon  ebendaher,  Euchl.  conica  Central-Amerika, 
Lepadella  mucronata  ebendaher,  L.  setifera  Neu-Granada,   L.   cornuta 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  151 

im  Brackwasser  bei  Neu-Orleans,  Salpina  polyodonta  Chili,  Monostyla 
tnacrognatha  Quito ,  M.  oophthalma  Central-Amerika,  M.  closterocerca 
Quito  ,  Stephanops  ovalis  Quito,  Squamella  ^-denlata  IVeu-Granada, 
Hexastemma  melanoglena  Chili  ,  Kotifer  vulgaris  Ehrbg.,  Ceylon,  Ja- 
maika ,  Philodina  roseola  Chili,  Central-Amerika,  Ph.  citrina,  Cey- 
lon, Vh.  setifera  Hab.  ?  Ph.  megalotrocha  Ehrbg.  Neu  -  Seeland  ,  Ph. 
macrosipho  Jamaika,  Vh.  erythrophlhalma  Ehrbg.  Neu -Granada,  No- 
teus  sp.  aus  Ceylon,  Änuraea  longistyla  3ama\ka ,  A.  sp.  d.  aus  Ceylon 
und  Chili,  Brachionus  diacanthus  Istrien ,  Ceylon  und  Jamaika,  Br. 
Pala  Ehrbg.  Aegypten  und  Cap  b.  sp. ,  Br.  rubens  Ehrbg.  ebendaher, 
Br.  longipes  Neu  -  Granada  ,  Br.  nicaraguensis  Central-Amerika,  Br. 
jamaicetisis,  Br.  militaris  Ehrbg.  Jamaika,  Br.  chilensis  St.  Jago,  Br. 
ancylognathns  Quito  ,  Br.  polycerus  Jamaika,  Br.  pustulatus  Cential- 
Amerika,  Arthracanthns  qnadriremis  Aegypten,  A.  biremis  ebendaher 
und  Pterodina  Patina  Ehrbg.  Ceylon. 

Die  neuen  Genera  tragen  folgende  Diagnose  : 

Typhlotrocha  (e  fam.  hydat.)  Oculi  nulli.  Maxilla  simplex 
bacilliformis  ;  dentes  duplices  divergentes. 

Meter  0  gnathus  (e  fam.  hydat.)  Oculus  occipitalis  unus  aut 
duo.     Pes  furcalus  vel  styliformis    duplex.     Maxillae  inaequales. 

Bei  Beschreibung  dieser  Räderthiere  verweist  Schmarda  auf 
die  schon  früher  in  den  Denkschriften  der  K.  K.  Akademie  zu  Wien 
aus  dem  Jahre  1854  von  ihm  beschriebenen  und  abgebildeten 
ägyptischen  Rotiferen ,  die  hier  noch  nachträglich  aufgeführt  werden 
sollen  ,  da  sie  durch  Versehen  des  Ref.  früher  unberücksichtigt  ge- 
blieben sind:  Diplotrocha  (n.  gen.)  ptygura,  Triarthra  hremseta^ 
Hexarthra  (n.  gen.)  polyptera  ,  Euchlanis  brachydactyla ,  Botifer 
megaceros ,  Philodina  gracilis,  Ph.  calcarata ,  Brachionus  syenensis, 
Br.  latissiiHus,  Br.  diacanthus,  Br.  inermis,  Ar  t  hr  ac  anthus  (n.  gen.) 
quadriremis ,  A.  biremis.  Zur  Naturgeschichte  Aegyptens  a.  a.  0. 
II.  S.  1  ff. 

Diplotrocha  n.  gen.  e  fam.  Ptygur.  Corpus  nudum  ;  orga- 
non  rotatoiiuiii  integrum,  ciliis  in  duos  circulos  concentricos  disposi- 
tis  ;   oculus  unus  cervicalis. 

Hexarthra  n.  gen.  e  fam.  Kydatinaearum.  Ocelli  duo  fron- 
tales; pinnae  sex. 

Arthr  acanthus  n.  gen.  e  fam.  Brachion.  Oculus  unus  cer- 
vicalis ;  pes  furcatus,  aculei   mobiles    testula  arficulatim   coniuncti. 

Beobachtungen  über  Synchaeta  baltica,  Philodina  citrina,  Flo- 
scularia  ornata  und  Melicerta  ringens  mit  schonen  Abbildungen  siehe 
bei  Gosse,  Tenby  p.  274,  297—317. 

In  die  Nähe  der  Räderthiere   gehört  möglicher  Weise 


152     Leuckavt:  Bericht  übei  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

auch  ein  eigenthümliches  von  Grube  bei  Triest  beobach- 
tetes Thier,  das  sich  mit  Sicherheit  keiner  der  bisher  auf- 
gestellten Hauptgruppen  einordnen  lässt.  Der  Körper  die- 
ses Thierchens  besteht  aus  zwei  hinter  einander  liegenden, 
durch  einen  engen  verkürz  -  und  verlängerbaren  Hals  ver- 
bundenen spindelförmigen  Abschnitten,  mit  ziemlich  star- 
rer ,  durchsichtiger  Wandung ,  von  denen  der  hintere  in 
einen  dicken,  biegsamen,  gegliederten  Stiel  ausläuft,  um 
sich  durch  diesen  an  das  Bein  eines  Krebses  (Nebalia)  fest- 
zusetzen. Von  Zeit  zu  Zeit  führt  der  auf  diese  Weise  be- 
festigte Körper  auffallende,  mehr  oder  weniger  anhaltende 
Schwingungen  aus,  von  denen  der  Genusnamen  Seison  ent- 
lehnt wurde.  Hinter  der  Mundöffnug  liegen  eigenthümlich 
geformte  Kiefer.  In  der  inneren  Organisation  scheinen  un- 
sere Thiere  am  meisten  mit  den  Rotiferen  übereinzustim- 
men ,  doch  fehlt  ein  eigentliches  Räderorgan  ,  indem  nur 
der  vorderste  Zipfel  wimpert.  Die  Art  wird  als  S.  nebaliae 
aufgeführt.  Siebenunddreissigster  Bericht  der  schlesischen 
Gesellsch.  f.  vaterl.  Cultur  1859.  S.  24. 

Bryozoa. 

Carter  liefert  eine  detaillirte Beschreibung  von  den 
Wintereiern  eines  indischen  Lophopus,  der  in  seinem  Aeus- 
seren  mitL.  crystallinus  die  grosseste  Aehnlichkeit  hat,  be- 
rücksichtigt dabei  namentlich  die  histologische  Zusammenset- 
zung der  Hülle  und  die  im  Innern  sich  findenden  „Stärke- 
mehlkörnchen" und  giebt  an ,  dass  die  Süsswasserbryozoen 
in  Indien  zu  den  häufigsten  Objecten  gehören  und  nament- 
lich in  Gesellschaft  von  Süsswasserspongillen  vorkommen. 
Die  letztern  werden  sogar  nicht  selten  von  erstem  zer- 
stört, wobei  denn  mitunter  die  Wintereier  der  Bryozoen 
untermischt  mit  der  Gemmulae  der  Spongillen  gefunden  wer- 
den. Ausser  dem  oben  erwähnten  Lophopus  führt  C.  aus 
Bombay  weiter  an  eine,  wie  es  scheint,  mit  Plumatella  re- 
pens  van  Ben.  und  PI.  stricta  Allm.  identische  Art  und  eine 
im  dortigen  Brackwasser  lebende  Paludicella.  Ann.  and  mag. 
nat.  bist.  T.  III.  p.  335  ff. 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  153 

Gosse  machte  Mittheilungen  über  die  Entwickelung 
einer  Lepralia.  Er  sah  deren  Embryo  frei  im  Wasser  um- 
herschwimmen, sich  festsetzen  und  in  eine  beslachelte  Zelle 
verwandeln,  deren  Inhalt  dann  erst  den  eigentlichen  Thier- 
körper  bildete.  Rambles  on  the  Devonsh.  coast.  (1853.) 
p.  218.  Tab.  XIII. 

Bei  Pedicellina  beobachtete  derselbe ,  wie  zahlreiche 
bewegliche  Körperchen  mit  langen  starren  Haarbüscheln 
(Junge)  durch  die  Mundöffnung  austraten.  Ibid.  p.  210. 

Andere  Beobachtungen  desselben  Verf.'s  beziehen  sich 
auf  Eucratea  chelata,  Cellularia  avicularia,  C.  aciliata,  An- 
guinaria  spathulata  (1.  c.  PI.  VI,  VII,  X)  und  Bowerbankia 
imbricata  (Temby  p.  328.  PI.  XXIII). 

Nach  den  Beobachtungen  von  Holdsworth  ist  die 
typische  Form  der  schönen  Electra  verticillata  nicht  die 
cylindrische,  sondern  die  bandförmig  abgeplattete,  die  bis- 
her, wie  es  scheint,  nur  selten  gefunden  wurde.  Die  cy- 
lindrische Form  entsteht  nur  durch  Incrustirung  dünner 
Fucoideenzweige,  nicht  durch  freies  Wachsthum.  Die  ersten 
Zellen  des  Polypenstockes  scheinen  übrigens  beständig  über 
fremde  Gegenstände  hinzukriechen.  Die  nächsten  Verwand- 
ten von  Electra  dürften  in  dem  Gen.  Membranipora  zu  su- 
chen sein.  Ann.  and  mag.  nat.  hist.  T.  III.  p.  159.  Proc. 
Zool.  Soc.  1858.  June. 

Professor  Wyville  Thomson  in  Dublin  liefert  (Nat. 
hist.  rev.  Vol.  V.  Proc.  Soc.  p.  136.  Tab.  X— XV  oder  Proc. 
Dubl.  univ.  zool.  and  bot.  assoc.  I.  p.  77)  eine  Beschreibung 
der  von  Dr.  Harvey  an  der  Süd-  und  Westküste  Austra- 
liens gesammelten  Bryozoen,  und  zwar  zunächst  derjenigen 
Arten,  die  den  sechs  ersten  Familien  der  Cheilostomata  Busk 
zugehören.  Die  Zahl  derselben  beläuft  sich  auf  38,  und 
davon  kommt  mehr  als  die  Hälfte  (20)  auf  die  Familie  der 
Catenicelliden.  Die  neuen,  zum  Theil  sehr  interessanten 
Arten  (deren  Beschreibung  auch  in  Quart,  rev.  micr.  sc. 
T.  VII.  p.  143  übergegangen  ist),  sind  folgende  :  CateniceUa 
alata,  C.  Harveyi,  C.  Dawsoni,  C.  castanea,  C.  crystallina, 
C.  Buskii,  C.  geminata,  Cothurnicella  (n.  gen.)  daedala, 
Menipea  cyathus ,  M.  Buskii,  Calwellia  (n.  gen.)  bicornis. 


154     Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Die  Charakteristik  des  Gen.  Catenicella  und  Menipea  ent- 
hält mancherlei  neue  Bemerkungen  ,  von  denen  wir  hier 
das  Eine  hervorheben,  dass  das  Genus  Emma  Gr.  kaum  von 
Menipea  zu  trennen  sein  dürfte.  Die  neuen  Gen.  werden 
wie  folgt  charakterisirt : 

Cothurnicella  n.  gen.  e  fam.  Cateuicellidarum.  Cells  in 
simple  rovvs,  each  row  arising  from  the  sidc  of  a  Joint  of  an  articu- 
lated  stein,  each  cell  springing  from  the  upper  and  back  part  of  an- 
other  by  a  short  horny  tube.  Cells  all  facing  the  same  way.  Cell- 
mouth  provided  with  a  moveable  operculuni.  Ovicell  an  ordinaiy 
cell   of  a  series,  much  enlarged,  but  scarcely  modified  in  form. 

Calwellia  n.  gen.  e  fam.  Gemellariadarum.  Cells  in  pairs, 
jointed  back  to  back.  Each  pair  of  cells  arising  by  tubulär  prolon- 
gations  from  the  pair  next  but  one  below  il.  Each  pair  having  a 
direction  at  right  anjjles  to  the  next.  At  a  bifurcation  each  cell  of 
the  primary  pair  giving  off  a  secondary  pair.  Ovicell  subglobular, 
placed  immediately  above  and  behind  the  posterior  margin  of  the 
cell-aperture. 

Busk  giebl  eine  Uebersicht  über  40  von  Barlee  an 
den  Küsten  Schottlands  und  der  Orkneys  aufgefundenen 
Bryozoen  (Rep.  br.  Assoc.  held  1859.  p.  144),  unter  denen 
neu:  BiceUaria  Alderi,  Flustra  Barleei,  Membranipora  cor- 
nigera,  M.  vulnerala,  31.  minax,  L.  sinuosa  ^  L.  Barleei,  L. 
canthariformis,  L.  umbonata^  Alysidota  conferta.  Die  neuen 
Arten  sind  theilweise  auch  beschrieben  in  Quarterly  Journ. 
micr.  sc.  T.  YIII. 

Von  Gray  erhielten  wir  Mittheilungen  über  einige 
neue  australische  Bryozoen:  Char  adeUa  (n.  gen.)  tri- 
fida  und  Lichenella  (n.  gen.)  Brentii  (Annais  and  mag. 
nat.  bist.  Vol.  III.  p.  150),  von  denen  erstere  zu  der  Gruppe 
des  Gen.  Amathia  Lamrx  (=  Serialia  Lmk.)  gehört,  für  die 
Verf.  folgende  Eintheilung  vorschlägt. 

*  Cells  simple,  in  a  straight  cluster  on  the  joints. 

Amathia  s.  str.  Coral  creeping;  stem  rarely  forked  ;  joints  fili- 
form, the  Upper  half  covered  with  one  or  tvvo  series  of  cells,  ter- 
minal Joint  or  tag  simple  or  rarely  bifid.     Sp.  Ä.   lettdigera. 

Amathell a  n.  gen.  Coral  asborescens,  erect,  repeately  for- 
ked ;  joints  short,  rather  incurved,  covered  with  one  or  tvvo  series 
of  cells;  terminal  joints  or  tags  bifid.  Sp.  A.  bisserialis  Kr.  (cells  in 
two  series),  A.  uniserialis  (cells  in  one  compressed  series).    , 


der  niederen   Thiere    während   des  Jahres   1859.  155 

C har  adella  n.  gen.  Coral  arborescent,  erect,  repeately  trifid  ; 
joints  moderale  ,  rather  incurved  ,  upper  side  covered  with  one  oi 
tw'O  series  of  cells;  terminal  Joint  or  tag  trifid.  Sp.  Ch.  trifiJa 
(8—10"  hoch). 

"*  Cells  simple  ,  disposed  spirally  on  the  articulations.  Coral 
arborescent,  forked. 

Serialia  s.  str.  Coral  arborescent  forked ;  articulations  elon- 
gate,  naked  at  the  tail,  cell-bearing  above  ,  subspiral;  terminal  Joint 
bifid.   Sp.  S.  convoluta. 

Spiralia  n.  gen.  Coral  arborescent,  forked;  articulations 
Short,  covered  with  crowded  cells,  forming  together  a  nearly  conti- 
nuous  Spiral  series  of  cells  on  the  stem  ;  tags  indistinct.  Sp.  Sp. 
spiralis,  Sp.  unispiralis. 

"-■■"^  Cells  with  on  elongated  horny  proress  on  each  side,  and 
disposed  spirally  on  the  articulations. 

C ornalia  n.  gen.  Coral  arborescent,  forked;  articulations 
elongate  ,  upper  end  with  a  crowded  spiral  series  of  cells,  each 
armed  with  an  elongated  horny  process  on  the  side.  Sp.  C.  Au- 
stralasiae. 

Das  Gen.  n.  Lichenella  ist  zunächst  mit  Flustra  verwandt,  hat 
aber  frappant  das  Aussehen  einer  Flechte.  Gleich  in  Form  und  Be- 
schaffenheit der  als  Mastophora  Lamourouxii  beschriebenen  Kalkalge. 

Hincks  erwähnt  gleichfalls  zweier  neuer  Bryozoen: 
Avanella  dilatata  und  Arachnidia  (n.  gen.)  hippothoides 
Rep.  br.  assoc.  held  1858.  p.  128,  beide  von  der  Engli- 
schen Küste. 


IL      Echinodermata. 

Nach  van  ßeneden  zerfällt  die  Abtheilung  der  Echi- 
nodermen  in  drei  Classen,  die  Echiniden,  Stelleriden  und 
Holothuriden,  und  von  diesen  die  zweite  wieder  in  die  Ord- 
nungen der  Asteriden,  Ophiuriden  und  Crinoiden.  Zool.med. 
II.  p.326. 

Wrighl  und  Greene  führen  in  ihrer  Liste  irischer 
Echinodermen  35  Species  auf,  1  Crinoide,  12  Ophiuren,  13 


156     Leuckait:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Ästenden  und  9  Echiniden.  Rep.  br.  Assoc.  held  1858. 
p.  179. 

lieber  irische  Echinodermen  (mit  Einschluss  der  Ho- 
lothurien,  deren  Zahl  sich  auf  10  beläuft)  vergleiche  man 
weiter  die  Mittheilungen  von  Kinahan,  nat.  bist.  rev. 
T.  VI.  Proc.  Soc.  p.  368. 

In  dem  Catalogue  des  cirrhipedes,  mollusques  et  rayon- 
nes,  die  während  eines  zweijährigen  Aufenthalts  in  Cayenne 
von  Eudes-Deslongchamps  gesammelt  wurden  (Bullet. 
Soc.  Linneenne  de  Normandie  Vol.  IV.  p.40 — 67),  geschieht 
einiger  Echinodermen  und  Polypen  Erwähnung  ,  unter  de- 
nen eine  neue  Comatula. 

I.     Scytoileriuata. 

Sars  hebt  die  bei  den  Holothurien  vorkommenden 
Spuren  einer  seitlichen  Symmetrie  hervor  und  macht  dar- 
auf aufmerksam,  dass — auch  abgesehen  von  den  mit  einer 
Bauchscheibe  versehenen  Arten  des  Gen.  Psolus  —  bei 
zahlreichen  Arten  (Cucumaria  Diquemarii,  Phyllophorus  v, 
Hemicrepis  granulatus,  Echinocucumis  u.  a.)  in  der  Stellung 
und  Entwicklungsweise  der  Ambulacra,  Tentakel  und  wie  auch 
gelegentlich  in  der  Bildung  der  den  Mundring  zusammen- 
setzenden Skeletstücke  und  der  Retractoren  Verschieden- 
heiten vorkämen ,  die  auf  eine  Differenzirung  von  Bauch 
(mit  Trivium)  und  Rücken  (mit  Bivium)  hinweisen.  Ref. 
fügt  hinzu,  dass  auch  die  Anordnung  der  sog.  Wasserlun- 
gen und  Geschlechtsorgane  eine  seitliche  Symmetrie  kund 
thun ,  wie  er  das  schon  vor  längerer  Zeit  bei  seiner  Mor- 
phologie der  wirbellosen  Thiere  aus  auseinander  gesetzt 
hat.  Verband,  der  Gesellsch.  der  Wissensch.  in  Christiania 
für  1858.  S.176. 

Ebendaselbst  (S.  167)  macht  Sars  auch  Mittheilungen 
über  sieben  an  der  Finnischen  Küste  von  ihm  u.  A.  neu 
aufgefundenen  Holothurien  :  Thyonidium  Drummondi  Tomps., 
Th.  hyalinumForb.,  Psolus  (Cuvieria)  squamatus  Kor.,  Ho- 
lothuria  ecalearata  n.  sp.,  Molpadia  borealis  n.  sp.,  Synapta 
inhaerens  Müll.,  Eupyrgus   hispidus  Barr.  (=  Echinococcu- 


der  niederen   Thiere  während  des  Jahres  1859  157 

mis  typica  Sars  ?j  ,  die  unsere  bisherigen  Kenntnisse  aber 
die  Echinoderrnenfauna  des  Nordpolarmeeres  in  unerwar- 
teter Weise  bereichern. 

Die  neuen  Arten  werden  sorgfältig  beschrieben  und  folgender- 
maassen  charakterisirt: 

Holothuria  ecalcaratu  Sars.  8-polIicaris  et  ultra,  cute  crassa, 
tendinea,  molli,  laevi,  pedibus  suctoriis  conicis  sparsis,  in  dorso  pau- 
cioribus  ,  maioribus  interpositis,  in  venire  minoribus  et  numerosiori- 
bus  obsita.  Cutis  corporis,  peduni  suctoriorum  ac  tentaculorum  la- 
minis  aut  aciculis  calcareis  prorsus  destituta. 

Molpadia  borealis  Sars.  Corpus  3-pollicare  et  ultra,  ellipticum 
seu  bursiforme,  scabrum,  obscure  fusco-violaceum,  postice  in  caudam 
valde  coarctalani  conicam  brevissiniani  desinens;  ore  et  cauda  albi- 
dis.  Cutis  coriacea,  granulis  calcareis  innumeris  densissime  accumu- 
latis  globosis  ovalibus  aut  irregularibus,  aliis  obscure  fuscis  opacis, 
aliis  laete  rubris  aut  aurantiacis  translucidis  repleta  est,  simul  cum 
corpusculis  calcareis  crystallinis  incoloratis  sparsis  et  partim  in  su- 
perficie  externa  cutis  prominentibus  irregularibus,  e  trabeculis  reticu- 
latis  foraminibus  niaximis  rotundis  vel  ovalibus  disiunctis  constantibus. 

Für  des  Gen.  Echinocucuniis  stellt  Verf.  nach  erneuten  Unter- 
suchungen jetzt  folgende  Diagnose  fest: 

Echinocucuniis  Sars.  Corpus  fusi forme  vel  elevatum,  curvatum. 
Cutis  corporis  squamosa  seu  laminis  calcareis  imbricatis  laevibus  fora- 
minibus rotundis  perforatis  tecta  ,  de  quarum  singula  surgit  aculeus 
scaber  conico-acuminatus.  —  Pedes  suctorii  in  ambulacris  5  dispositi, 
in  quoque  biseriales  alternantes,  in  ambulacris  3  ventralibus  completi, 
in  2  dorsalibus  incompleti  (in  medio  corpore  absentes).  —  Tentacula 
10  frondoso-ramosa ,  quorum  2  lateralia  caeteris  longe  niaiora,  etiam 
4  ventralia  totidem  dorsalibus  inaequalia.  —  Annulus  calcareus  pha- 
ryngeus  gracilis  huniilis  e  laminis  10  intime  connatis,  postice  medio 
incisis  ,  antice  conico  -  elongatis  apice  bicuspida,  quarum  5  radiales 
interradialibus  maiores  ,  constans :  laminae  5  ventrales  dorsalibus  5 
multo  (fere  duplo)  maiores.  Hie  annulus  oblique  axi  corporis  longi- 
tudinali  impositus  est,  ila  ul  pars  illius  dorsalis  magis  anterius,  ven- 
tralis  vero  posterius  sita  sit.  Äliisculi  coi:poris  longitudinales  5  gra- 
ciles,  idemque  5  retractores  annuli  calcarei  pharyngei,  quorum  2  dor- 
sales caeteris  tenuiores.  —  Tubi  genitales  parum  divisi.  —  Arbor 
pulmonalis  rudimentalis,  e  tubis  2  basi  connatis  indivisis,  solummodo 
appendice  laterali  brevissima  obsitis  constans.  —  Canalis  cibarius 
longissimus.  —  In  cute  pedum  suctoriorum  aciculae  transversales  dis- 
persae,  itemque  in  tentaculis  densissime  accumulatae. 

Woodward  und  Lucas  handeln  (Ann.  and  mag.  nat. 


158     Le  uckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

hist.  T.  III.  p.  214— 221,  Proc.  Zool.  Soc.  T.  XXVI.  p.  360. 
PI.  XIV)  über  das  Genus  Synapta,  namentlich  S.  digitata 
Mont.,  S.  inhaerens  Müll.  (=  S.  Duvernaen  Qiiatref.)  und  S. 
bidentata  n.  sp.  aus  China,  mit  besonderer  Rücksicht  auf 
die  aus  der  Haut  hervorragenden  ankerförmigen  Kalkkör- 
perchen.  Nach  den  Untersuchungen  unserer  Forscher  neh- 
men diese  Gebilde  beständig  unter  der  Epidermis  ihren  Ur- 
sprung; sie  werden  erst  frei,  wenn  letztere  sich  abstösst. 
Der  Anker  entsteht  vor  der  Ankerplatte ,  und  zwar  beide 
zuerst  unter  der  Form  einer  einfachen  Nadel  ,  die  durch 
Verzweigung  erst  allmählich  die  bekannte  zierliche  Bildung 
annimmt.  Uebrigens  scheint  es,  als  wenn  die  Zahl,  Grösse 
und  auch  Form  dieser  Körper  bei  derselben  Art  manchfach 
wechseln  könne.  Nach  den  von  unserem  Verf.  gegebenen 
Aufzählungen  kennen  wir  bis  jetzt  12  Arten  des  Gen. 
Synapta,  5  Chirodota,   1  Myriotrochus. 

2.    Actinozoa. 
Echinida. 

Gosse  liefert  Beobachtungen  über  den  Bau  und  die 
verschiedenen  Formen  der  Pedicellarien  (Tenby  p.232 — 251. 
Tab.XI— XIll),  so  wie  über  Seeigellarven.  (Ibid.  p.  282— 
291.  Tab.  XVI— XVIII.) 

Kinahan  berichtet  über  eine  Varietät  von  Echinus 
lividus,  die  durch  Bildung  des  Apex  mit  E.  sphaera  über- 
einstimmt.    Nat.  hist.  rev.  IV.  Proc.  Soc.  p.227. 

Asterida. 

Von  E.  Haeckel  erhielten  wir  Beobachtungen  „über 
die  Augen  und  Nerven  der  Seesterne"  (Zeitschrift  für 
wiss.  Zool.  X.  S.  184—191.  Taf.  XI).  Die  rothen  Pigment- 
flecke, welche  die  Asterien  an  der  Unterseite  der  Strahlen 
im  Endtheile  der  Ambulacralfurche  tragen  und  durch  Um- 
biegen der  Strahlenspitzen  frei  nach  Aussen  richten,  sind 
in  der  That,  wie  Ehrenberg  schon  vor  vielen  Jahren 
behauptet  hatte  ,    Augen    und  zwar  zusammengesetzte  Au- 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  159 

gen.  Nach  den  vom  Verf.  an  Astropecten  auranliacus,  Aster- 
acanthion  glacialis,  Asteriscus  verriiculatus  angestellten 
Beobachtungen  erscheint  dieses  Gesichtswerkzeug  in  seiner 
Grundform  als  ein  halbkugliger  oder  halbcylindrischer  Bul- 
bus, der  mit  seiner  ebenen  Grundfläche  auf  einem  erhöh- 
ten Polster  angewachsen  ist,  an  das  von  der  Innenseite  her 
ein  keilförmig  erweiterter  Stiel  mit  dem  Sehnerven  im  In- 
nern herantritt.  Die  convexe  Oberfläche  des  Bulbus  ist  von 
einer  einfachen  Cornea  überzogen  und  unter  dieser  liegt, 
in  der  Rindenschicht  des  Bulbus,  in  gewissen  regelmässi- 
gen Abständen  eine  grosse  Anzahl  (80 — 200)  kegelförmiger 
Einzelaugen,  die  mit  ihren  Achsen  gegen  einen  gemein- 
schaftlichen Mittelpunkt  oder  eine  Mittellinie  gerichtet  sind. 
Der  Kern  des  Bulbus  besteht  aus  einer  feinkörnigen  Mark- 
masse ,  die  wahrscheinlicher  Weise  als  ganglionäre  Verdi- 
ckung des  Nervus  opticus  betrachtet  werden  muss.  In  den 
Einzelaugen  unterscheidet  man  einen  rothen  Pigmentkegel 
und  unmittelbar  unter  der  Cornea  eine  an  der  Basis  des 
Pigmentkegels  gelegene  Linse.  In  den  Einzelheiten  zei- 
gen übrigens  die  untersuchten  Arten  manche  Diff'erenzen,  für 
die  wir  auf  das  Original  verweisen. 

In  dem  Nervensysteme  der  Seesterne  ist  eine  gang- 
lionäre Beschaffenheit  bisher  bekanntlich  noch  nicht  mit 
Sicherheit  beobachtet  worden.  Nach  den  Untersuchunoren 
unseres  Verf. 's  ist  solche  aber  nicht  abwesend ;  man  findet 
eben  sowohl  in  dem  Nervenringe,  wie  auch  in  den  Radial- 
stämmen deutliche,  wenn  gleich  zarte  und  blasse  Ganglien- 
zellen, die  besonders  in  die  peripherischen  Schichten  der 
Nervenstämme  eingelagert  sind,  ohne  dass  es  übrigens  ge- 
lingt, einen  continuirlichen  Zusammenhang  mit  den  Fasern 
nachzuweisen. 

Nach  Max  Schnitze  sollen  nur  in  den  Ambulacral- 
stämmen,  aber  nicht  in  den  Commissuren  ganglionäre  Ele- 
mente vorkommen.  Gegenbaur's  vergl.  Anat.  S.  114. 
Anmerk. 

Auch  Metten  heim  er  untersucht  die  Augen  eines 
Seesterns,  (Asteracanthion  violaceus)  und  kommt  zu  we- 
sentlich übereinstimmenden  Resultaten,  nur  dass  er  die  Lin- 


160     Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

sen  nicht  als  solche,  sondern  als  Agglomerate  zarter  Gang- 
lienkugeln in  Anspruch  nimmt.  Beobachtungen  u.  s.  w. 
a.  a.  0.  S.  287. 

Möbius  beschreibt  „neue  Seesterne  des  Hamburger 
und  Kieler  Museums«    (Hamburg  1859.    14  S.   in  Quart  mit 

4  Taf.  Abb.,  aus  dem  4.  Bande  der  Abhandl.  des  naturwiss. 
Vereins  in  Hamburg  besonders  abgedruckt)  und  erläutert 
den  äusseren  Bau  derselben  durch  hübsche  Abbildungen. 

Dieselben  tragen  folgende  Warnen  :  Chaetaster  inunitus  von  un- 
bekanntem Fundorte  ,  Ch.  cylindrahis  Ostindien ,  Asteriscus  stellifer 
Rio- Janeiro,  Oreaster  superbns  Sumatra.  Or.  tuberosus  von  unbekann- 
tem Fundorte ,  Astrogonium  longimanum  ebenso  ,  Astr.  crassimanum 
Ostindien,  Goniodiscus  Stella  Ostindien,  Goti.  scaber  ebendaher,  Gon. 
conifer  Südsee ,  Stellaster  sulcatus  von  unbekanntem  Fundorte ,  St. 
gracilis  China,  Sumatra  und  Ostindien,  Archaster  nicobaricus  Wicob, 
Inseln. 

Kinahan  hebt  hervor,  dass  an  der  Küste  bei  Dublin 
Exemplare  von  Uraster  glacialis  vorkämen  ,  bei  denen  die 
Dornen  nackt  und  ohne  Spinulae  seien. 

lieber  die  Asteriden  des  mittelländischen  Meeres  vergl. 
deFilippi  in  Guerin-Meneville's  Rev.  de  Zool.  1859.  p.  63. 

Ophiiirida. 

Von  Lütken  erhielten  wir  den  schon  im  letzten  Jah- 
resberichte (S.  196)  angekündigten  zweiten  Theil  seiner  schö- 
nen Additamenta  ad  historiam  ophiuridarum  (S.  76 — 169  mit 

5  ausgezeichnet  ausgeführten  Kupfertafeln ,  aus  dem  5ten 
Bande  der  Kgl.  danske  vidensk.  selsk.  sksrift.  besonders 
abgedruckt)  mit  einer  Beschreibung  der  aus  Westindien  und 
Centralamerika  bisher  bekannt  gewordenen  Arten  (S. 76-158), 
so  wie  derer ,  die  während  der  Expedition  der  Galathea 
gesammelt  sind.  Für  die  geographische  Verbreitung,  wie 
für  die  Kenntniss  der  einzelnen  Arten  sind  die  Mittheilun- 
gen unseres  Forschers  gleich  wichtig,  für  letztere  um  so 
mehr,  als  Verf.  nicht  bloss  die  ihm  zunächst  vorliegenden 
Arten  berücksichtigt,  sondern  weiter  auch  bei  vielen  Genera 
(Ophioderma,  Ophiolepis  s.  str.,  Amphiura  u.  a.)  den  Versuch 
macht,  durch  Zufügung  eines  Conspectus  specierum  die  einzel- 
nen Arten  schärfer  und  sicherer,  als  es  bisher  möglich  war. 


der  niederen  Thicre  während  des  Jahres  1859.  161 

ZU  unterscheiden.  Die  Diagnosen  sind  in'Iateinischer  Sprache 
geschrieben,  der  beschreibende  Text  dänisch.  Für  ein  spe- 
cielleres  Studium  der  Schlangensterne  sind  die  Arbeiten 
des  Verf.'s  ganz  unentbehrlich;  wir  können  uns  desshalb 
darauf  beschränken  ,  die  Namen  der  einzelnen .  theilweise 
hier  zum  ersten  Male  beschriebenen  Arten  aufzuzählen. 
(Vergl.  J.  B.  XXIII.  S.  222.) 

Ophiodernia  Anlillarum  Llk.  (=  Oph.  cinereum  ?  M.  Tr.),  p.  88. 
Tab.  I.  fig.  1,  0.  rubinundum  Ltk.  p.  90.  Tab.  I.  fig.  2  ,  0.  panamense 
n.  sp.  p.  91  ,  0.  squamosissinumi  Ltk.  p.  92.  T.  I.  fig.  7,  0.  virescens 
Ltk.  p.  92.  Tab.  L  fig.  4,  0.  elaps  Ltk.  p.  93,  0.  brevicauda  Ltk. 
p.  94.  Tab.  I.  fig.  3,  0.  gutlatum  n.  sp.  p.  95.  Tab.  J.  fig.  8,  0.  ser- 
pens  Ltk.  p.  96.  Tab.  L  fig.  Q,  0.  Januarii  Ltk.  p.  97.  Tab.  L  fig.  5, 
0.  variegatum  Ltk.  p.  97,  Ophiopeza  Yoldii  Ltk.  p.  98,  Ophiolepls 
impressa  n.  sp.  p.  101,  0.  paucispina  Say  ,  0.  pacifica  Ltk.  p.  104. 
Tab.  II.  fig.  4,  0.  elegans  n.  sp.  p.  105,  0.  variegata  Ltk.  p.  106,  0. 
inibricata  M.  Tr.  p.  160,  0.  (?)  Januarii  Ltk.  p.  108.  Tab.  IL  fig.  1, 
Ophioner  eis  (n.  gen.)  reticulata  Say  (=  Ophiolepis  nereis  Ltk.) 
p.  110.  Tab.  III.  fig.  6,  0.  triloba  Ltk.  p.  112,  Amphiura  elongata  Say 
p.  115.  Tab.  III.  fig.  1  ,  A.  Stimpsonii  n.  sp.  p.  116,  A.  scabriuscula 
n.  sp.  p.118.  Tab.  III.  fig.  4,  A.  matginata  Ltk.  p.  119.  Tab.  III.  fig.  3, 
A.  septa  n.  sp.    p.  120,    A.    cordifera  Boso    p.  120.    Tab.  III.    fig.  2. 

A.  Oerstedii  Ltk.  p.  121,  A.  Puirtarenae,  violacea  und  microdiscus  Ltk. 
p.  123,  A.  tenera  n.  sp.  p.  124.  Tab.  III.  fig.  5,  Ophiactis  Krebsii  Ltk. 
p.  126,  0.  Reinhardii  Ltk.  (=  0.  sexradia  ?(;r.)  p.  161,  0.  Mülleri 
Ltk.  p.  127,  0.  virescens  Ltk.  p.  128,  0.  Oerstedii  Ltk.  p.  129,  0. 
arenosa  Ltk.  p.  129,  0.  Kroyeri  Ltk.  p.  130.  Tab.  III.  fig.  8,  Ophio- 
stignia  tenue  Ltk.  p.  131.  Tab.  III.  fig.  9,  0.  monilifornie  Ltk.  (= 
Ophiura  isocantha  Say)    p.  132,  Ophiopsila    (=   Ophianoplus  Sars,  J. 

B.  XXIV.  S.  152),  Riisei  n.  sp.  p.  136.  Tab.  V.  fig.  2,  Ophioblenna 
(n.  gen.)  antillensis  n.  sp.  p.  137.  Tab.  IV.  fig.  4,  Ophioniyxa  flaccida 
Say  p.  138.  Tab.  V.  fig.  1,  Ophioconia  crassispina  Say  p.  142.  Tab.  IV. 
fig.  7,  0.  scolopendrina  Lmk.  p.  163,  0.  erinaccus  M.  Tr.  p.  164. 
0.  dentata  M.  Tr.  p.  165,  0.  Riisei  Ltk.  p.  143.  Tab.  IV.  fig.  6,  0. 
aelhiops  n.  sp.  p.  145,  0.  pumila  Ltk.  p.  146.  Tab.  IV.  fig.  5,  Ophio- 
Ihrix  longipeda  Link.  p.  165,  0.  Suensonii-  Ltk.  p,  148.  Tab.  IV.  fig.  2, 
0.  Oerstedii  Ltk.  p.  149.  Tab.  IV.  fig.  3  ,  0.  violacea  M.  Tr.  (=  0. 
caribaea  Ltk.  und  0.  Kroyeri  Ltk.)  p.  150.  Tab.  V.  fig.  1,  0.  spiculata 
le  Conte  p.  151,  Asteroporpa  annulata  Ltk.  p.  152.  Tab.  V.  fig.  4,  A. 
affinis  n.  sp.  p.  154.  Tab.  V.  fig.  5,  Asteroschenia  oligactes  Fall.  (= 
Ophiura  cirrosa  Say)  p.  155.  Tab.  V.  fig.  3,  Aslerophyton  niuricatuni 
Lmk.  p.  156  ,  A  Caecilia  Ltk.  p.  157.  Tab.  V.  fig.  6 ,  A.  Krebrii  Ltk 
p.  158. 

Archiv  für  Naturg.  XXVI.  Jahrg.  2.  Bd.  L 


162  L  eu  c  ka  rt :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Die  neuen  Genera  werden  folgendermaassen  diagnosticirt : 
0 phio  ner  ei s  diagnoscitur  inter  ceteras  ophiuridas  squama- 
tas  papiliis  dentalibus  carcnles  squaniis  disci  niinutissimis,  scutis  ra- 
dialibus  fere  absconditis,  oralibus  mediocribus,  ovatis,  papiliis  oralibus 
quinis  ,  intimis  infradentalibus,  brachiis  longis,  latiusculis,  ad  inser- 
tionem  angustioribus,  scutellis  dorsalibus  tripartitis,  media  parte  irre- 
gulariter  hexagona,  spinis  ternis    glabris  mediocribus. 

Ophi  obl  enna.  Disco  nudo  squamulis  destituto,  cum  sculellis 
brachialibus  tenuibus  cute  molli,  scuta  radialia  etiani  tegentc  obducto, 
spinis  brachialibus  pluribus  (7)  gracilibus  nudis  scaberrimis ,  rimis 
genitalibus  decem.  Papulae  orales  et  ambiilacrales  adsunl,  dentales 
desunt. 

Der  erste  Theil  der  hier  angezogenen  Additamenta  ist 
auszugsweise  übersetzt  in  Silliman's  Amer.  Journ.  1859. 
Vol.  XXVIII.  p.  55—66. 

Auch  L  y  m  a  n  bereichert  unsere  Kenntnisse  über  Ophiu- 
ren  durch  Beschreibung  neuer  amerikanischer  Arten  und 
Ivritische  Prüfung  der  Synonymie  (Proceed.  Bost.  sog.  nat. 
bist.  VII.  p.  193—204). 

Als  neu  beschreibt  derselbe:  Amphiura  Pugelana  aus  dem  Fu- 
get Sund,  A.  occidentalis  Californien,  A.  urlica  Fuget  Sund,  A.  Wur- 
demarmii  Florida,  Ophioglypha  (n.  gen.  =  Ophiura  Forb.  non 
Lamk.,  einem  Genusnamen,  der  zunäclist  für  Asterias  longicauda  Linck 
verbraucht  wurde  und  daher  den  jetzt  üblichen  Ophioderma  ersetzen 
muss)  Lmkenii  Fuget  Sund  ,  Ophinra  (=  Ophioderma  31.  Tr.)  teres 
Fanania,  Ophiopholis  Kennerthyi  Fuget  Sund,  Ophiobrix  lineata  Florida. 

Aus  den  kritischen  Bemerkungen  unseres  Verf.'s  ergiebt  sich 
weiter,  dass  Ophioderma  virescens  Lülk.  =  Ophiura  appressa  Say, 
Ophioderma  antillaium  Lülk.  =  0.  cinereum  M.  Tr.,  Asterias  cordi- 
fera  Bosk  nicht  =  Amphiura  cordifera  Lülk.,  sondern  =  Ophiura 
elongata  Say ,  Ophionereis  triloba  Lütk.  =  Ophiolepis  annulata  le 
Conte.  Den  Beschluss  der  Abhandlung  machen  eijiige  Betrachtungen 
über  die  Ophiurenfauna Amerikas  und  die  geographische  Verbreitung 
der  Ophiuren  überhaupt. 

Ueber  Amphiura  Leachii  Greene,  eine  neue  mit  Ophiocoma  ne- 
glecta  verwandte,  irische  Form  vergl.  Nat.  bist.  rev.  T.  V.  Froceed. 
Soc.  p.  191. 

Peach  macht  auf  die  Anwesenheit  besonderer  krebs- 
scheerenartiger  Waffen  an  der  Unterseite  der  Arme  von 
Ophiocoma  rosula  und  0.  minuta  aufmerksam  (die  wohl 
den  sog.  Pedicellarien  zugehören  dürften).  Rep.  br.  assoc. 
held  1858.  p.  128. 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  163 

3.    Pelmatozoa. 

Thompson  macht  Mittheilungen  über  die  Entwicke- 
lung  von  Comatula,  die  um  so  interessanter  sind,  als  daraus 
eine  grössere  Uebereinstimmung  mit  der  typischen  Ent- 
wickelungsweise  der  übrigen  Echinodermen  hervorgeht. 
Proceed.  roy.  Soc.  1859.  Jan.,  Ann.  and  mag.  nat.  bist. 
T.  IV.  p.  64. 

Die  reifen  Eier  bleiben  noch  eine  Zeit  lang  vor  der  Ge- 
schlechtsöffnung  liegen  und  werden  hier  befruchtet.  Nach  der  Klüf- 
tung  bildet  sich  im  Centruni  des  niaulbeerförmigen  Dotters  ein  soli- 
der Körper,  der  den  übrigen  Dotter  allmählich  absorbirt  und  dann  die 
erste  Larve  unseres  Thieres  darstellt.  Beim  Ausschlüpfen  ist  die- 
selbe tonnenförmig  und  mit  5  Flimmerkränzen  umgürtet.  Einer  die- 
ser Kränze  zeigt  später  eine  circumscripte  Vertiefung,  die  allmählich 
zum  Munde  wird.  An  diesen  schliesst  sich  sodann  ein  aus  Oesopha- 
gus, Magen  und  Enddarm  bestehender  Tractus  an.  Die  zweite  OefF- 
nung  ist  neben  dem  hinteren  Körperende  gelegen.  Während  der  Ent- 
wickelung  des  Tractus  wird  die  Larve  länger  und  wurmförmig  und 
mit  anderen  Flimmerorganen  versehen.  Von  den  Kränzen  bleibt  nur 
ein  einziger,  der  vordere,  und  zu  diesem  gesellt  sich  eine  jederseits 
von  dem  Munde  bis  zum  hinteren  Körperende  hinlaufende  Flimmer- 
schnur. In  diesem  Zustande  beginnt  die  Bildung  des  Echinoderms 
und  zv/ar  unterhalb  der  Larvenhaut,  in  Form  einer  Rosette,  die  die 
erste  Anlage  des  ambulacralen  Gefässsystems  und  auch  des  bleiben- 
den Darmes  zu  repräsentiren  scheint,  Rund  um  diese  Anlage  ent- 
wickelt sich  eine  dichte  Zellenschicht,  durch  welche  die  späte- 
ren Veränderungen  der  inneren  Organe  der  Untersuchung  entzogen 
werden.  Die  Lösung  des  Echinoderms  von  der  Larve  wurde  nicht  be- 
obachtet. Nach  der  Lösung  erscheint  dasselbe  Anfangs  als  ein  be- 
wegungsloser Körper  von  eiförmiger  Gestalt,  unter  dessen  dicker 
Rindenschicht  die  ersten  Kalkkörper  ihren  Ursprung  nehmen.  Spä- 
ter wird  das  Echinoderm  keulenförmig,  und  dann  befestigt  es  sich 
mit  seinem  dünnen  Ende,  dem  späteren  Stiele,  an  irgend  welchen 
fremden  Gegenständen.  Im  hintern  Segmente  des  verdickten  Kopfes 
entstehen  neben  der  Insertion  des  Stieles  zwei  correspondirende  Rei- 
hen von  Skeletstücken  (die  sog.  basalia  und  interradialia)  und  hier- 
durch .  wie  durch  die  Bildung  der  Anfangs  sehr  rudimentären  Arme 
geht  das  Thier  allmählich  in  die  bekannte  Pentacrinusform  über. 

Comatula  fimbriata  n.  sp.  Endes  -Deslongchamps  1.  c. 
p.  66,  mit  vorspringendem  Dorne  auf  der  Aussenfläche  der  Armglieder. 


164    Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

IIL    Coelenterata. 

Es  sind  jetzt  15  Jahre  verflossen,  seit  Ref.  nach  Dar- 
legung des  bis  dahin  so  vielfach  verkannten  Baues  der 
Akalephen  und  Anthozoen  den  Versuch  machte,  diesen  bei- 
den Gruppen  einen  gemeinschaftlichen  Organisationstypus  zu 
vindiciren  und  sie  darauf  hin  unter  voranstehendem  Namen 
zu  einer  eigenen  Hauptabtheilung  des  Thierreichs  zu  er- 
heben. Dies  Verfahren  des  Ref.  hat  allmählich  in  immer 
weiteren  Kreisen  Beifall  und  Anerkennung  gefunden.  Wie 
die  letzten  Jahresberichte  nachgewiesen ,  haben  sich  nicht 
bloss  in  Deutschland,  sondern  auch  in  Frankreich,  Skandi- 
navien und  England  zahlreiche  und  gewichtige  Stimmen 
für  die  Nothwendigkeit  einer  derartigen  Vereinigung  aus- 
gesprochen; es  ist  auch  der  Name  „Coelenterata"  in  neue- 
rer Zeit,  besonders  in  Deutschland  und  England,  vielfach 
in  Lehr-  und  Handbücher  der  Zoologie  und  vergleichenden 
Anatomie  übergegangen. 

Unter  den  englischen  Forschern  sind  es  ausser  Hu x- 
1  e  y  in  London  namentlich  W  r  i  g  h  t  in  Dublin  und  G  r  e  e  n  e 
in  Cork  ,  die  bei  mehrfachen  Gelegenheiten  in  sehr  ent- 
schiedener Weise  die  Anschauungsweise  des  Ref.  vertreten 
haben.  Dem  letztern  verdanken  wir  zwei  eigens  diesem 
Gegenstande  gewidmete  Mittheilungen  :  „on  the  present  State 
ofour  knowledge  of  the  coelenterata"  (Proceed.  Dubl.  zool. 
and  bot.  associat.  Vol.  L  p.  52)  und  „on  the  morphology 
of  the  hydrozoa  with  reference  to  the  Constitution  of  the 
subkingdom  coelenterata"  (nat.  bist.  rev.  Vol.  VL  Proc.  Soc. 
p.  237),  in  denen  derselbe  weiter  auch  seine  —  am  meisten 
mit  Huxley  übereinstimmenden  —  Ansichten  über  die 
Classification  der  Coelenteraten  folgendermassen  auseinan- 
der setzt  (vgl.  bes.  die  zweite  Mittheilung). 

Subkingdom  Coelenterata. 

Animals  in  which  the  digestive  canal  freely  communicates  with 
the  general  cavity  of  the  body.  Substance  of  the  body  consisting  of 
two  distinct  layers.  The  peculiar  urticating  Organs  ternied  „thread 
cells"  usually  present. 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  165 

Class  I.     Hydrozott' 

Coelenterate  animals  ,  in  which  the  wall  of  the  digestive  sac 
is  identical  with  that  of  the  general  cavity  of  the  body,  and  the  re- 
productive  Organs  are  external. 

Order  1.  Hydridae.  Animal  consisling  of  a  Single  naked  po- 
lype.     Locomotive. 

Order  2.  Tiibularidae.  Animal  consisting  of  one  polype  or  of 
several  connected  by  a  coenosark.     Fixed.  Polypes  naked. 

Order  3.  Sertularidae.  Animal  consisting  of  several  polyps 
connected  by  a  coenosark.     Fixed.  Polypes  protected  by  cells. 

Order  4.  Calycophoridae.  Animal  consisting  of  several  poly- 
pes connected  by  a  coenosark,  furnished  with  natatorial  organs. 
Oceanic. 

Order  5.  Physophoridae.  Animal  consisting  of  several  poly- 
pes connected  by  a  coenosark ,  with  or  without  natatorial  organs. 
Upper  extremity   of  coenosark  dilated  into  a  float.     Oceanic. 

Order  6.  Medusidae.  Animal  consisting  of  a  polype  suspen- 
ded  from  the  under  surface  of   a  natatorial   organ.     Oceanic. 

Order  7.  Lucernaridae.  Animal  consisting  of  a  polype  situa- 
ted  in  the  centre  of  a  natatorial  organ  furnished  with  adherent  base. 
Oceanic. 

Class  II.     Actino  zoa. 

Coelenterate  animals,  in  with  the  wall  of  the  digestive  sac  is 
separated  from  that  of  the  general  cavity  of  the  body  by  a  interve- 
ning  Space,  subdivided  into  Chambers  by  a  series  of  vertical  periga- 
stric  partitions,  on  the  sides  of  which  the  productive  bodies  are 
situated. 

a.  Parts  of  the  body  in  number  some  multiple  of  five  or  six. 
Order  1.     Zoantharia.     Polypes  with    simple    (rarely  branched) 

tentacula,  usually  numerous.     Solitary   or    aggregated.      Sedentary  or 
locomotive,  seldom  oceanic. 

b.  Parts  of  the    body  in  number  some  multiple  of  four. 
Order  2.     Rugosa.      Animal  unknown.      Corallum   thecal ,  with 

septa  and  tabulae. 

Order  3.  Älcyonaria.  Polypes  with  eight  fringed  tentacula. 
Always  aggregated.     Kever  locomotive. 

Order  4.  Ctenophora.  Oceanic,  free  swimming  ,  transparent, 
gelatinous  Actinozoa ,  moowing  by  mcans  of  vertical  rows  of  cili- 
ated  plates. 

Auch  van  Beneden  vereinigt  -die  echten  Polypen 
mit  den  Cuvier'schen  Akalephen  zu  einer  gemeinschaft- 
lichen Abtheilung,  für  die  er  (mit  Umgehung  des  von  Ref. 


166     L  e  u  c  k  n  rt :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Pfaturgeschichle 

vorgeschlagenen  und  sonst  ganz  allgemein  angenommenen 
Namens)  die  Bezeichnung  Polypi  beibehält,  eine  Bezeich- 
nung, die  schon  ihrer  Vieldeutigkeit  wegen  vermieden  wer- 
den sollte.  Die  Gruppen ,  die  in  dieser  Abtheilung  unter- 
schieden werden,  sind:  1)  Ctenophores ,  2)  Discophores 
oder  Polypo-Meduses,  3)  Zoanthaires  (Polyactinia),  4)  Cte- 
noceres  (Octactinia),  5)  Spongiaires  (Polypori).  Zool.  med. 
II.  p.  341. 

1.    Ctenophora. 

Nach  der  Ansicht  von  Mc.  Cready  stehen  die  Cte^^ 
nophoren  und  Discophoren  in  demselben  Verhältnisse  zu 
einander,  wie  die  Seeigel  zu  den  Seesternen.  Eine  Rippen- 
qualle lässt  sich  gewissermassen  als  eine  Meduse  ansehen, 
deren  Scheibe  bei  Abwesenheit  eines  Mundstieles  der  Art 
sich  aufblähete ,  dass  die  hintere  Fläche  dabei  auf  ein 
Minimum,  auf  den  Apex,  reducirt  wurde,  der  frühere 
Rand  jetzt  also  mit  dem  hinteren  Pole  der  Längsachse  zu- 
sammenfällt. Verf.  sucht  diese  Ansicht  durch  Verglei- 
chung  des  inneren  Baues  zu  begründen,  doch  will  es  Ref. 
bedünken,  als  wenn  das  wirkliche  Verständniss  des  Cteno- 
phorenbaues  dadurch  nur  wenig  gewönne.  Der  Versuch 
unseres  Verf. 's  fusst  offenbar  auf  den  systematischen  An- 
schauungen Cuvier's,  nach  denen  die  Ctenophoren  und 
Medusen  zu  einer  gemeinschaftlichen  Gruppe  (den  Akale- 
phen)  zu  vereinigen  seien,  während  von  anderer  Seite  doch 
längst  nachgewiesen  ist,  dass  der  Bau  der  Ctenophoren  in 
seinen  Einzelnheiten  fast  mehr  Verwandtschaft  zu  den  An- 
thozoen  verräth,  als  zu  den  Scheibenquallen.  (Huxley 
betrachtet  die  Rippenquallen  geradezu  als  schwimmende 
Actinien.  J.  B.  XXIIl.  S.  226.)  Nach  der  Existenz  oder 
der  Abwesenheit  der  Tentakel  unterscheidet  unser  Verf. 
bei  den  Rippenquallen  zwei  Unterordnungen:  Cydippidac 
und  Beroidae  ,  von  denen  die  letzteren  am  höchsten  ent- 
wickelt sind.  Proceed.  Elliot  Soc.  nat.  bist.  Charleston  I. 
p.  264—270. 

Die  hier  angezogenen  Beobachtungen  Mc.  Cready's 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  167 

knüpfen  sich  an  Untersiichung-en  an,  die  Verf.  über  die  Ju- 
gendzustände  von  Bolina  littoraUs  n.  sp.  und  Beroe  pun- 
ctata gemacht  hat,  und  die  vorzugsweise  die  äussere  Kör- 
perbildung, so  wie  die  Entwickelung  des  Gastrovasculär- 
apparats  zum  Gegenstande  haben.  Ibid.  p.  254  if. 

Die  Jugendfornien  von  Bolina  haben  nach  den  Beobachtungen 
unseres  Verf.'s  eine  so  grosse  Aehnlichkeit  mit  kleinen  Cydippen, 
dass  daraufhin  die  Cydippe  quadricoslata  Sars  als  eine  unentwik- 
kelte  Mnemia  norwegica  und  Cyd.  brevicostata  Willi  als  Jugend- 
zustand von  Eucharis  multicornuta  in  Anspruch  genommen  wird.  Der 
Gastrovasculärapparat  hatte  bereits  in  den  jüngsten  zur  Beobach- 
tung gekommenen  Individuen  seine  erste  einfache  Form  (vergl.  J.  B. 
XXIII.  S.  227)  verloren  ;  er  zeigte  bereits  einen  centralen,  hinter  dem 
Magenrohre  gelegenen  Trichter,  der  freilich  Anfangs  nur  kurz  war, 
und  zwei  damit  im  Zusammenhange  stehende  weite  Lacunen  ,  deren 
äussere  Peripherie  sich,  den  nach  hinten  gedrängten,  kurzen  Flimmer- 
rippen entsprechend ,  in  vier  kurze  Zipfel  aussackte.  Die  hinteren 
Schenkel  der  sog.  Ambulacralcanäle  entwickeln  sich  vor  den  vorde- 
ren, und  ebenso  auch  die  zwei  iMagengefässe.  Bei  den  tentakellosen 
Jugendformen  vor  Beroe  erscheint  der  Gastrovasculärapparat  als  eine 
achteckige  Höhle  von  streng  radiärer  Bildung,  mit  Fortsätzen,  die 
gleichfalls  zuerst  nach  hinten  wachsen,  bevor  sie  sich  nach  vorne 
bis  zum  Munde  verlängern.  Unter  den  letzteren  überragen  die  den 
Mundwinkeln  entsprechenden  Canäle  die  zwischenliegenden  so  weit, 
dass  erstere  in  jeder  Lippe  bereits  durch  eine  Queranastomose  zu- 
sammenhängen, während  die  letzteren  kaum  die  Hälfte  des  Körpers 
erreicht  haben.  Neben  der  Otolithenkapsel  bemerkt  man  ausser  zweien 
Pigmentflecken  jederseits  schon  frühe  eine  Anzahl  zottenförmiger 
Gefühlswärzchen. 

Bei  halbwegs  erwachsenen  Individuen  von  Bolina  wurde  der- 
selbe Verf.  (Ibid.  p.  263  (f.)  häufig  Zeuge  eines  schon  früher  von 
Will  gesehenen  Vorgangs,  der  möglicher  Weise  eine  ungeschlecht- 
liche Vermehrung  einleiten  könnte.  Er  sah  nämlich  die  Flimmerrip- 
pen in  kleine  Partien  zerfallen  und  diese  nach  Art  von  selbstständi- 
gen Wesen  eine  längere  Zeit  hindurch  im  Wasser  umhertreiben.  Aber 
noch  mehr.  Einzelne  dieser  Ballen  durchliefen  allmählich  eine  Form- 
veränderung und  producirten  dabei  zwei  lange  und  schlanke  Tenta- 
kel, die  durch  Bau  und  Contraktililät  mit  den  Tentakeln  junger  Bo- 
linen  übereinstimmten.  Eine  weitere  Entwickelung  konnte  nicht  be- 
obachtet werden,  da  die  betreffenden  Theilstücke  ,  wie  die  Thiere, 
von  denen  dieselben  abstammten,  in  den  Aquarien  des  Verf.'s  zu 
Grunde  gingen.  Es  wird  die  Vermuthung  ausgesprochen  ,  dass  die- 
ser Untergang  nur    durch  äussere  Momente  bedingt  wurde,   und  dass 


168  Le  u  ck  art :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

gewisse  vom  Verf.  im  Freien  aufgefischte  Exemplare  mit  unsymme- 
trisch gebildetem  Körper  aus  der  Metamorphose  derartiger  Theilslücke 
hervorgegangen   waren. 

Auch  Strethill  Wright  macht  einige  Mittheilungen 
über  die  Jugendzustände  von  Cydippe,  Beroe  und  Alcinoe 
(new  Edinb.  philos.  Journ.  X.  p.  112).  Er  schildert  na- 
mentlich eine  junge  Cydippe,  deren  Magenrohr  trompeten- 
artig aus  dem  mit  vier  Flimmerrippen  und  zweien  langen 
Tentakeln  versehenen  Leibe  nach  Aussen  vorsteht  und  mit 
einem  zweilappigen  Höhlensysteme  im  Innern  des  letzteren 
zusammenhängt.  Das  Gehörorgan  war  schon  vorhanden, 
der  Tentakel  trotz  seiner  Länge  erst  mit  einem  Seitenzweige 
versehen.  Die  junge  Alcinoe  entbehrt  der  späteren  Schwimm- 
lappen und  gleicht  bis  auf  die  Vierzahl  der  Flimmerrippen 
und  die  einstweilen  noch  unverhältnissmässig  langen  Ten- 
takel einer  Beroe  ,  die  übrigens  bei  ihrer  Geburt  zunächst 
gleichfalls  nur  vier  Flimmerrippen  besitzt. 

3.    Uydrasmedusae. 
Acalephae. 

van  Beneden  beobachtete  bei  einigen,  schon  seit 
vielen  Monaten  im  Aquarium  lebenden  Exemplaren  von  Hy- 
dra tuba  den  in  wenigen  Tagen  ablaufenden  Process  der 
Strobilation  und  überzeugte  sich  dabei  von  der  Richtig- 
keit der  von  (D  a  1  y  e  1  1  und)  S  a  r  s  hierüber  publicirten 
Angaben.  Die  Scyphistomen  produciren  demnach  keine 
Knospen,  wie  Desor  wollte,  sondern  lösen  sich  durch 
Quertheilung  nach  vorhergegangenem  Längenwachsthume 
in  eine  Reihe  über  einanderliegender  flacher  Medusen  auf. 
Das  terminale  Theilstück  (segment)  wird  ebenso,  wie  die 
anderen,  zu  einer  Meduse,  nur  dass  hier  der  ursprüngliche 
Larvenmund  bleibt,  während  die  übrigen  Medusen  einen 
solchen  Mund  neu  bilden  müssen.  Die  Larvenarme  bleiben 
nur  eine  Zeit  lang  am  obersten  Theilstücke  ansitzen  und 
gehen  während  der  Entwickelung  der  Medusenform  durch 
Resorption  verloren,  während  dafür  das  den  Theilungspro- 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  169 

cess  überdauernde  Basalstück  durch  Neubildung-  von  Armen 
und  Mund  wieder  zu  einer  Hydra  tuba  wird.  Bullet,  de 
l'Acad.  roy.  de  Belgique  T.  YII,  No.  7.  p.  487,  oder  Annal. 
des  sc.  natur.  1859^  T.  XI.  p.  154—160. 

Strethill  Wright  liefert  Abbildung  und  Beschrei- 
bung der  polypenförmigen  Aminen  von  Chrysaora,  die  sich 
bekanntlich  aus  flimmernden  Embryonen  entwickeln.  Der 
Stiel  ist  äusserst  dünn  und  von  einer  hellen  Gallertschicht, 
einer  Art  Polypenstock,  überzogen.  Wenn  das  Thier  wächst, 
und  seine  Tentakel  (bis  16)  vermehrt ,  so  treibt  es  auch 
wohl  seitliche  ,  zur  Befestigung  dienende  Fortsätze.  New 
Edinb.  phil.  Journ.  X.  p.  106.  (Von  einer  Prolification  der 
Embryonen  und  Polypen,  wie  sie  Busch  beschreibt,  wird 
Nichts  erwähnt.) 

Fr.  Müller's  Abhandlung  über  die  Magenfäden  der 
Medusen  (J.  B.  XXV.  S.  200)  geht  in  englischer  Ueberse- 
Izung  in  die  Ann.  and  Mag.  nat.  bist.  Vol.  III.  p.  446  über. 

Abbildungen  und  Beschreibungen  von  Chrysaora  cy- 
clonota  und  Rhizostoma  Cuvieri  bei  Gosse,  Rambles  etc. 
Fl.  XVII.  p.  363  und  Tenby  PI.  I.  p.  37. 

Hydroidea. 

unter  der  Ueberschrift :  Gymnophthalmata  of  Ghar- 
leston  Harbor  veröflentlicht  Mc  Cready  in  dem  ersten 
so  eben  (1859)  erschienenen  Bande  der  Elliot  Society  p.  103 
— 221  (PI.  8 — 12)  eine  Abhandlung  über  amerikanische  Hy- 
droidpolypen  und  Medusen,  die  um  so  wichtiger  ist,  als  sie 
nicht  bloss  eine  grosse  Menge  neuer  Formen  kennen  lehrt 
und  in  systematischer  Hinsicht  mancherlei  treffliche  Winke 
giebt,  sondern  weiter  auch  unsere  Kenntnisse  über  Anato- 
mie, Entwickelungsgeschichte  und  geographische  Verbrei- 
tung dieser  interessanten  Thiergruppe  vielfach  bereichert. 
So  giebt  Verf.  u.  a.  an,  dass  es  ihm  gelungen  sei,  bei 
Eucheilota  n.  gen.  und  anderen  Arten  hinter  jedem  Ten- 
takel und  Randkörperchen  ein  unverkennbares  Ganglion  auf- 
zufinden. In  embryologischer  Beziehung  interessant  sind 
des  Verfassers   Beobachtungen  über   JSemopsis  Gibbesü  und 


170     Lcuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der iXaturgeschichte 

Cunina  octonaria ,  welche  letztere  sich  wie  die  nahe  ver- 
wandte Aeginopsis  (J.  ß.  XX.  S.419)  durch  einfache  Meta- 
morphose entwickelt,  jedoch  nicht  frei  im  Wasser,  sondern 
auffallender  Weise  in  der  Mantelhöhle  einer  anderen  Meduse 
(Turriiopsis  nutricula).  Aber  nicht  genug-,  dass  letztere 
den  sich  entwickelnden  Larven  Schutz  und  Aufenthalt  ffe- 
währt,  sie  dient  denselben  auch  als  Ernährerin,  indem  sie 
es  zulässt,  dass  die  mit  den  Tentakeln  befestigten  Parasiten 
durch  Hülfe  eines  mächtigen  Rüssels  aus  ihrer  Mundöffnung 
schöpfen.  In  der  That ,  das  Yerhältniss  ist  ein  so  uner- 
wartetes, dass  man  dem  Verf.  kaum  einen  Vorwurf  machen 
wird,  wenn  man  erfährt,  dass  dieser  in  seiner  ersten,  aus- 
führlichen Mitlheilung  (  description  of  Oceania  nutricula 
and  the  embryological  history  of  a  Singular  medusan  larva, 
found  in  the  cavity  of  its  bell,  1.  c.  p.  55—90.  PI.  IV— VIj 
den  frechen  Schmarotzer  für  den  Sprössling  der  so  sorg- 
fältig ihn  beschützenden  Meduse  gehalten  hat.  Die  vom 
Verf.  beobachteten  jüngsten  Zustände  dieser  Schmarolzer- 
meduse  bildeten  einen  flimmernden  Körper  von  keulenför- 
miger Gestalt,  der  mittelst  des  dünn  auslaufenden  Stieles  in 
der  Manteihöhle  befestigt  war.  Die  erste  Veränderung 
derselben  besteht  darin,  dass  das  dickere  Ende  zwei  schlanke 
und  biegsame  Tentakel  treibt ,  und  dass  im  Innern  durch 
Verflüssigung  eine  Centralhöhle  sich  bildet.  Auf  dieser 
Entwickelungsstufe  beobachtete  Verf.  an  dem  keulenförmigen 
Ende  auch  oftmals  eine  Knospenbildung ,  mitunter  sogar 
eine  mehrfach  wiederholte.  Später  verdoppelt  sich  die 
Zahl  der  Tentakel.  Dieselben  biegen  sich  über  dem  keu- 
lenförmigen Ende  zusammen  und  werden  dann  anstatt  des 
früheren  schlanken  Körperendes  zur  Befestigung  benutzt. 
Das  letztere  bekommt  eine  Mundöffnung  und  giebt  sich  da- 
mit als  Magenstiel  zu  erkennen,  als  ein  Organ,  das  in  oben 
angedeuteter  Weise  für  die  INahrungszufuhr  Sorge  trägt. 
Die  morphologische  Natur  dieses  Rüssels  wird  noch  deut- 
licher,  wenn  sich  nach  einiger  Zeit  dicht  unter  den  Ten- 
takeln eine  Ringfalte  erhebt,  die  sich  durch  Form  und  Bil- 
dung von  (acht)  Ololithenkapseln  als  erste  Andeutung  des 
späteren  Mantels  zu  erkennen  giebt.     Gleichzeitig   mit  den 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  171 

Otolithenkapselii  entstehen  zwischen  den  vier  Tentakeln 
noch  vier  Tentakelstummel.  Auf  dieser  Bildiingslufe  verharrt 
unsere  Meduse  eine  längere  Zeit.  Der  Mantel  entwickelt 
sich  immer  freier  und  wird  schliesslich  durch  Reduction 
und  gänzlichen  Schwund  des  Magenrohres  zu  dem  wesent- 
lichsten Theile  des  Medusenkörpers  ,  nachdem  der  frühere 
Aufenthalt  in  der  Mantelhöhle  verlassen  ist.  Uebrigens  be- 
hält der  Mantel  noch  eine  Zeit  lang  die  frühere  lappige 
Form  und  ungleich  lange  Tentakel. 

Den  Charakter  der  Medusenfauna  von  Charleston  be- 
treffend ,  so  glaubt  der  Verf.,  dass  sich  ausser  den  conti- 
nentalen  Beziehungen  zu  der  Medusenfauna  von  Grand  Ma- 
nan,  Boston  und  Long  Island  Sound  auch  eine  unverkenn- 
bare (klimatische)  Analogie  mit  den  mittelmeerischen  For- 
men und  eine  theilweise  —  vielleicht  durch  den  Golf- 
strom bedingte  —  Identität  mit  den  südenglischen  Arten 
herausstelle. 

Um  zu  dem  speciell  zoologischen  Inhalte  unserer  Ab- 
handlung überzugehen,  müssen  wir  zunächst  bemerken,  dass 
Verf.  den  Umfang  seiner  Gymnophthalmata  s.  Hydroidea  in 
etwas  anderem  Sinne  begrenzt,  als  das  gewöhnlich  ge- 
schieht, und  namentlich  auch  die  Siphonophoren  denselben 
zurechnet.  Die  aus  der  Vereinigung  dieser  in  unseren 
Berichten  getrennten  Ordnungen  entstandene  Gruppe  zer- 
fällt derselbe  sodann  in  zwei  Abiheilungen,  Endostomata 
und  Exostomata,  die  sich  beide  nicht  bloss  durch  die  Form 
der  hydroiden  Jugendzustände  und  die  Organisation  der  Ge- 
schlechtsthiere ,  sondern  namentlich  auch  durch  die  Ent- 
wickelungsweise  der  lelzleren  unterscheiden.  Die  zu  der 
Abtheilung  der  Endostomata  gehörenden  Medusen  entstehen 
durch  Aufbrechen  eines  Anfangs  geschlossenen  Bläschens, 
das  den  Magenstiel  eine  Zeit  lang  in  sich  einschloss,  wäh- 
rend die  Abtheilung  der  Exoslomata  umgekehrt  diejenigen 
Formen  enthält,  die  durch  Abplattung  des  bläschenförmigen 
Keimes  oder  ringförmiges  Auswachsen  desselben  ihren  Ur- 
sprung nehmen,  wobei  Mund  und  Magenstiel  natürlich  jeder 
Zeit  aussen  gefunden  werden.  Dazu  kommt  weiter,  dass 
die  medusoiden  Geschlechtsthiere  der  ersten  Gruppe  durch 


172     Leiickart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

eine  meist  tiefe  Glockenform  und  einen  klöpfelartigen, 
hohlen  Magensliel  sich  auszeichnen ,  der  die  Geschlechts- 
organe in  seine  Wandungen  einschliesst,  auch  beständig 
ohne  Otolithenkapseln  (dafür  aber  gewöhnlich  mit  Augen- 
flecken versehen)  sind,  während  die  Exostomata  eine  meist 
flachere  Scheibenform  mit  Gehörkapseln  am  Rande  und  einen 
kurzen,  mitunter  freilich  auch  von  einem  soliden  Fortsatze 
getragenen  J\lagenstiel  besitzen  und  Geschlechtsorgane  ha- 
ben, die  in  der  Peripherie  der  Radiärkanäle  liegen.  Die 
Jugendzustände  der  letzteren  sind,  falls  dieselben  überhaupt 
zu  einer  morphologischen  Selbstständigkeit  gelangen,  den 
Zoologen  als  Sertulariaden  (s.  a.)  bekannt,  die  der  erstem 
dagegen  als  Tubulariaden  (s.  a.)  und  Siphonophoren.  Ob 
die  Geschlechtsthiere  sessil  bleiben,  hat  auf  das  System 
unseres  Verf.'s  nur  insofern  einen  Einfluss ,  als  im  ersten 
Falle  Benennung  und  Charakteristik  der  Genera  an  die  Ge- 
schlechtsthiere ,  als  die  Repräsentanten  der  höhern  Ent- 
wickelungsstufe ,  anknüpft.  Die  Arten  mit  sessilen  Ge- 
schlechtsthieren  stehen  mit  ihrem  bekannten  Genusnamen 
bei  den  zunächst  verwandten  Medusen.  Jedenfalls  ist  das 
ein  Verfahren  ,  das  man  als  ein  consequentes  anerkennen 
muss,  selbst  wenn  man  es  nicht  vollständig  billigt. 

Wie  der  Verf.  die  beiden  Hauptgruppen  seines  Systems 
anderweitig  eintheilt,  ersieht  man  vielleicht  am  Besten  aus 
folgender  Uebersicht : 

1.    Endostomata. 

1.  Corynidae. 

a.  Oceanidae  (Gen.  Oceania,  Turritopsis  g.  n.,  Turris,  Moo- 
deria?,  Saphenia). 

b.  Sarsiadae  (Gen.  Sarsia,  Cor  1/ntf  15  g.  n.,  Dipurena  g.  n., 
Slabberia). 

c.  Clavidae  (Clava). 

2.  Velellidae.     (Gen.  Yelella,  Porpita,  Chrysomitra,  Rataria). 

3.  Tubularidae. 

a.  Pennaridae  (Gen,  Cladomena,  Zanclea?,  Pennaria,  Willsia  ?). 

b.  Tubularidae  (Gen.  Steenstruppia  ,  Euphysa,  Tubularia,  Co- 
r  ym  orp h i s  g.   n.J. 

c.  Hippocrenidae  (Gen.  Nemopsis  ,  Lizzia,  Bougainvillia,  Hip- 
pocrene,  Cytaeis,  Eudendrium,  Hydractinia  ?). 


o     «      ^ 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  173 

4.     Siphonophorae. 

a.  Physophoridae    (Gen.   Forskalia,  Agalma,  Agalmopsls,    Phy- 
sophora  etc.). 

b.  Hippopodidae  (Gen.  Hippopodius,    Vogtia). 

c.  üiphyidae  (Gen.  Praya,  Diphyes,  Eudoxia  etc.). 

d.  Physalidae  (Gen.  Physalia). 

II.    Exostomata. 

1.  Campanularidae. 

a.  Thauniantiadae  (Gen.  Thauniantias,  Staurophora,  Tiaropsis). 

b.  Eucopidae  (Gen.  Geryonopsis,  Tinia,  Eucope,  Eucheilo  ta 
g.  n.,  Epenthesis  g.  n.,  Campanularia). 

2.  Sertulariadae   (Gen.  Sertularia,  Haleciuni  ,  Thuiaria,  Plumularia, 

Aglaophenia,  Antennularia). 
c    s3  ^  /  Circeadae  (Gen.  Circe,  Persa  g.  n,,  Aglaura  ?). 

^  i^    "  \  Trachynemidae  (Gen.  Trachynema,  ßhopalonema). 

"^    £  'S  ) 

-2    «    c  {   Stomobrachidae  (Gen.  Stoniobrachium,  Mesonema). 
§  ^    ^  t 

Geryonidae  (Gen.  Geryonia,  Liriope). 

Aequoriadae  (Gen.   Aequorea,  Rachostorna). 

3.  Aeginidae    (Gen.   Cunina  ,  Aegina,    Aegineta ,  Aeginopsis,    Po- 
lyxenia). 

Die  vom  Verf.  beobachteten  Arten  sind  folgendermassen  in 
dieses  System  eingereiht. 

Subordo  Endostomatä. 

Mantel  stets  glockenartig,  niemals  scheibenförmig.  Augenflecke 
meist  vorhanden,  Otolithenkapseln  niemals.  Entwicklung  immer 
durch  Generationswechsel  (oder,  wie  Verf.  zu  sagen  vorzieht  „indi- 
vidualized  metamorpliosis").  Der  Mantel  der  Glocke  nmschliesst  den 
Magenstiel  von  Anfang  an  und  erscheint  zunächst  unter  der  Form 
eines  geschlossenen  Bläschens. 
Trib.  C or  yni  dae. 

Die  Larve  ist  eine  Coryne,  ein  spindelförmiger  Polyp  mit  zer- 
streuten an  der  Spitze  meist  geknöpften  Tentakeln  ,  zwischen  oder 
unter  welchen  die  Medusenknospen  hervorkomn;en.  Die  äussere  Ober- 
fläche des  glockenförmigen  Mantels  ist  gewöhnlich  mit  einzelnen,  un- 
regelmässig gruppirten  Angelorganen  versehen.  Tentakel  in  wech- 
selnder Anzahl.  jMantelstiel  fast  immer  verlängert. 
Fam.   Oceanidae. 

Kuglig ,  kegelförmig  oder  abgerundet,  mit  meist  zahlreichen 
Tentakeln,  deren  Basis  zu  einem  schlanken  oder  spindelförmigen  Bul- 
bus angeschwollen  ist.  Gruppirung  der  ücellen  wechselnd,  mitunter  = 
0.  Magenstiel   dick ,  mit  Geschlechtsorganen ,  die   meist  vier  deutliche 


174     Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Wülste  im  Umkreise    der  Magenhöhle    bilden  ,    und  vier  blattförmigen 
Mundlappen. 

Tui'vitopsis  gen.  n.  Unterscheidet  sich  von  Turris  durch 
die  Stellung  der  Ocellen  an  der  Innern  oder  untern  Seite  der  Tentakel, 
so  wie  durch  Anwesenheit  einer  weitzelligen  Hyalinsubstanz  an  der 
Basis  des  Magenstieles,  da,  wo  die  Radiärcanäle  ihren  Ursprung  neh- 
men.     T.   nulricula. 

Saphenia  apicata  n.  sp. 
Fam.  Sarsiadae. 

Mit  einem  meist  langen  und  schlanken  Magenstiele  ohne  Mund- 
lappen. Die  Geschlechtsorgane  mehr  gleichmässig  in  der  Peiipherie 
des  Magensliels.  Tentakel  vier  mit  rundlichem  augentragenden  Bul- 
bus, der  einen  zwischen  Ringgefass  und  Badiärkanäle  eingeschobenen 
Sinus    enthält. 

Corynitis  g.  n.  Mit  dickem  Mantel,  dessen  Concavität  sich 
zwischen  den  Radiärkanälen  ausbuchtet,  und  einem  ziemlich  gedrunge- 
nen Magenstiele.  Geschlechtsorgane  auf  die  Wurzel  des  Magenstiels 
beschränkt.  Tentakel  kurz  und  dick,  mit  Häufchen  von  Nesselzellen, 
die  in  derselben  Weise  auch  an  der  Überfläche  des  Glockenmantels 
vorkommen.  Die  Larve  ist  eine  Coryne  mit  kurzem  und  gedrunge- 
nem Leibe  und  nur  wenigen  Tentakeln.  Die  Meduse  trennt  sich  vor 
vollständiger  Entwickelung;  sie  hat  Anfangs  nur  zwei  Tentakel  und 
eine  einfach  gewölbte  Mantelhöhle.  C.  Agassizii  n.  sp.  im  ausge- 
wachsenen Zustande   von  3"  Höhe. 

Dipur  e  na  g.  n.  Von  dem  Ansehen  einer  Sarsia ,  aber  mit 
geknüpften  Tentakeln  und  einem  Magenstielc,  der  durch  eine  Einschnü- 
rung in  zwei  über  einander  gelegene  Abschnitte  getrennt  ist.  Ge- 
schlechtsorgane im  Umkreise  dieser  beiden  Abschnitte.  D.  strangu- 
lata  n.  sp.,  D.  cervicata  n.   sp. 

Sarsia  lurricula  n.  sp.  mit  soliden,  kurzen  Tentakeln  und  einem 
gleichfalls  kurzen  xMagensliele ,  wie  Oceanea  thelostyla  Ggbr.  Ent- 
steht an  einer  verästelten  Coryne  mit  schlankem  Körper  und  8  oder  9 
zerstreuten  Tentakeln. 

Tribus  Tubularidae. 

Mit  Larvenzuständen  ,  deren  Tentakel  einen  oder  zwei  unre- 
gelmässige Kreise  bilden.  Medusen  von  zierlicher  Form  und  oftmals 
mit  reihenweis  gestellten  Angelorganen  oder  Pigmentzellen  auf  der 
Oberfläche  des  Mantels. 

Fam.  Pennaridae. 

Medusen  meist  tief  glockenförmig  mit  einfachem  Munde  und 
einem  mehr  oder  weniger  verlängerten  Mngenstie^ie.  Aussenfläche 
des  Mantels  mit  reihenweis  gestellten  Angelorganen  oder  Pigmentzel- 
Icn.     Augen  fehlen  fast  immer.     Radialkanäle  n»itunter  verästelt.     Die 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  175 

Larvenzustände  cylindrisch  mit  zwei  Tentakelkreisen ;  die  Tentakel 
des  obersten  Kreises  geknüpft. 

Willsia  ornala  n.  sp.  (von  unbekannter  Herkunft,  in  mehrfa- 
cher Hinsicht  von  den   übriffen    Pennariden  abweichend.) 

Z,anclea  gemmosa  n.  sp.,  kam  nur  im  geschlechtslosen  Zustande, 
mit  bloss  zwei  Tentakeln,  zur  Beobachtung.  Sollte  diese  Zahl  blei- 
ben, so  würde  dies  die  Aufstellung  eines  neuen  Gen.  Gemmaria 
rechtfertigen.  Die  Seitenzueige  der  Tentakel  gleichen  gestielten 
Blättern.  Entwickelt  sich  nach  Beobachtungen  von  Agassiz  an 
einem   Pennaria-artigen   Hydroidpolypen. 

Pennaria  Gold  f.  (=  Globiceps  Ayres).  Medusen  mit  reihen- 
weis gestellten  Pigmentzellen  und  vier  rudimentären  Tentakeln  ohne 
Augen.   Die  Larven  bilden  einen  federförmigen  Stock.  P.  tiarella  Ayres. 

Farn.   Tubulär idae. 

Im  geschlechtsreifen  Zustande  mit  vier  zapfenförmigen  Vor- 
sprüngen ,  die  vom  Glockenrande  firstenförmig  auf  der  Oberfläche 
des  iMantels  emporsteigen.  Tentakel  bald  vier  ,  bald  nur  einer  oder 
gänzlich  fehlend.  Augen  =  0.  Äluud  einfach.  Die  Larvenformen  mit 
zwei  Reihen  einfach  cylindrischer  Tentakel.  Die  Grösse  derselben 
ist    oftmals  sehr  beträchtlich. 

Tubularia  Auct. ,  mit  Arten,  deren  Geschlechtsthiere  bald  frei 
werden,  bald  auch  sessil  sind.     Zu  den  letztern   T.   crislala  n.  sp. 

Fam.  Hippocrenidae. 

Mantel  der  Meduse  von  beträchtlicher  Dicke  und  sphärischer 
Form  ,  mit  büschelförmig  gruppirten  Tentakeln  und  Angenflecken. 
Geschlechtsorgane  in  vierfacher  Anzahl.  Vier  mehr  oder  minder 
stark  verästelte  Mundtentakel.  Die  Larvenzustände  verschieden,  mit 
1  oder  2  Tentakelkränzen,  bald  frei,  bald  auch  befestigt,  einfach  oder 
verästelt,  und  mitunter  von  ansehnlicher  Grösse.  Die  Medusenkno- 
spen entspringen  zwischen  beiden  Tentakelkränzen  oder  von  dem  ge- 
meinschaftlichen Stamme. 

Kemopsis  Agass.  Tentakel  mit  Augenflecken  an  der  Basis,  in 
vier  Büschel  zusammengruppirt.  Das  mittlere  Paar  jeden  Büschels 
mit  einer  (ungefärbten)  Anschwellung  am  Ende.  Mundtentakel  reich 
verästelt.  Die  vier  Geschlechtsdrüsen  gehen  von  dem  oberen  Ende 
des  Maofensliels  allmählich  auf  die  Radialkanäle  über  und  hängen 
frei  in  den  Innenraum  des  Mantels  hinein.  Die  Larve  von  ISenio- 
psis  ist  ein  einfacher  freier  und  grosser  Polyp,  der  die  grosseste 
Aehnlichkeit  mit  Stimpson's  Acaulis  hat  (J.  B.  XXII.  S.  416).  Die 
Medusenknospen  ,  die  zwischen  den  beiden  Tentakelkränzen  ihren 
Ursprung  nehmen,  zeigen  Anfangs  einen  die  Mantelhöhle  ausfüllenden, 
stumpf    geendigten    Magenstiel    und    vier    frei    hervorragende    (nicht, 


176     L  e  u  c  k  a  r  t :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

wie  bei  Sarsia  und  Hippocrene,  Anfangs  in  der  Mantelhöhle  einge- 
schlossene) Tentakelslunimel,  die  nach  kurzer  Zeit  eine  2-,  3=  oder 
4-zackige  Form  annehmen.  Nemopsis  Gibbesii  n.  sp.  Eine  winter- 
liche Form. 

Hippocrene  carolinensis  n.  sp. ,  eine  der  gemeinsten  Arten,  die 
am  meisten  mit  H.  superciliaris  Agass.  verwandt  ist  und  von  einem 
Polypen  (Eudendrium)  mit  12  Tentakeln,  der  zu  etwa  zollhohen  Bäum- 
chen heranwächst,  abstammt. 

Eudendrium  ramosum  .lohnst,  (n  o  n  van  Beneden,  dessen  Art 
von  Dana  zum  Typus  eines  besonderen  Genus  Corydendrium  erhoben 
ist,   und  Dalyell). 

Hydractinia  echinata  Johnst. 

Subord.  Exostomata. 

Mantel  gewöhnlich  flach  ,  selten  tief.  Augenflecke  nur  in  we- 
nigen Fällen,  meist  aber  Otolithenkapseln.  Entwickelung  bald  durch 
Generationswechsel,  bald  auch  durch  direkte  Metamorphose,  während 
welcher  dann  auch  wohl  Vermehrung  durch  Spaltung  oder  Knospung 
stattfindet.  Der  Mantel  ist  niemals  ein  geschlossener  Sack,  sondern 
immer  offen  und  durch  Faltenbildung  im  Umkreise  eines  zapfenför- 
migen,  in  den  Magenstiel  sich  umwandelnden  Körpers  entstanden.  Bei 
den  Arten  mit  Generationswechsel  entstehen  die  Medusenknospen  im 
Innern  eines  hornigen,  von  dem  äusseren  Skelete  der  Larven  gebil- 
deten Bechers. 

Tri b.     C ainp  anularidae. 

Das  Magenrohr  der  meist  flach  gewölbten  Medusen  bildet  einen 
kurzen,  in  vier  Mundlappen  auslaufenden  Cylinder,  der  bald  sessil,  bald 
auch  gestielt  ist.  Die  Geschlechtsdrüsen  an  den  (meist)  vier  Radialka- 
nälen. Tentakel  mit  basaler  Anschwellung  in  grösserer,  oft  sehr 
grosser  Menge.  Ausser  ihnen  oft  noch  besondere  kurze  und  zolten- 
förmige  Anhänge  ,  die  der  äussern  Zellenlage  anzugehören  scheinen. 
Die  Entwickelung  geschieht  durch  Generationswechsel  an  den  unter 
dem  Kamen  der  Campanularien  bekannten  Hydroiden  ,  und  zwar  be- 
ständig an  besondern  proliferirenden  Individuen.  In  vielen  Fällen  ist 
dieser  Generationswechsel  aber  nur  ein  unvollständiger:  die  Geschlechts- 
thiere  bleiben  dann  sessil. 

Fam.  Thaumantiadae. 
Mit  Ocellen,    statt    der  Otolithenkapseln,    an  den  frei  lebenden 
Medusen.     Sind  bei  Charleslon  nicht  vertreten. 

Fam.  Encopidae. 
Mit  8    X    11  Gehörkapseln. 
*  Cirren  neben  den  Tentakeln. 
Eucheilota  n.  gen.     Mit  sessilem  Magensacke,  8  Otolithen- 


-,?i!  .;■!       der  niederen  Thiere   während  des  Jahres  1859.  177 

kapseln    mit    mehreren    (mehr    als  4)  Körperchen    und    16  Tentakeln. 
E.  ventricularis  n.  sp.,  eine  der  gemeinsten    und  schnellsten  Arten. 

Eutima  n.  gen.  Magensack  von  einem  langen,  weit  vorra- 
genden Stiele  getragen  ,  mit  mehr  oder  weniger  zahlreichen  Tenta- 
keln. E.  mira  n.  sp.,  mit  4  und  E.  variabilis  n.  sp.  mit  12  Tentakeln. 

**  Tentakel  ohne  seitliche  Cirren,  lang  und  biegsam. 

Epe7ithesis  n.  gen.  Von  Eucheilota  durch  Mangel  der  Cir- 
ren lind  geringere  Anzahl  der  Otolithcn  in  den  Gchörkapseln  verschie- 
den.    E.  folleala  n.   sp. 

Phortis  n.  gen.  Mit  äusserst  dickem  Mantel  und  einem  Ma- 
gensacke ,  der  sich  an  der  Wurzel  der  4  Radialkanäle  ripfelförmig 
auszieht.  12 — 14  Tentakel,  Gehörkapseln  mit  ]  oder  2  Steinchen.  Die 
Geschlechtsorgane  reichen  fast  bis  zum  Ringkanale  und  enthalten 
ausser  den  GeschiechtsstofTen  je  ein  Paar  röthlicher  Drüsenkörper,  die 
in  derselben  Weise  auch  in  den  Tentakehvurzeln  vorkommen.  Ph. 
giibosa  n.  sp.  von  ziemlich  ansehnlicher  Grösse. 

Campanularia  s.  str.  (=  Eucope  Gegenb.  p.  p.).  Meduse  mit 
ziemlich  tiefem  glockenförmigem  Mantel  und  längerem  Magensacke, 
der  erst  später  Älundlappen  bekommt.  Tentakel  4 — 8,  Otolilhenkap- 
seln  8  mit  je  einem  Steinchen.  Die  Hydroiden  mit  kriechendem 
Stamme,  gezähnelten  Becherchen  und  geringelten  Eikapseln.  C.  no- 
liformis  n.  sp. 

Laomedea  Lam.  Durch  einen  mehr  massigen  Polypenstock, 
durch  die  Erweiterung  des  Stammes  an  der  Ursprungsstelle  der  polypen- 
tragenden Zweige  und  die  verengten  Enden  der  Eikapseln  leicht 
von  Campanularia  zu  unterscheiden.     L.  divaricala  n.  sp. 

''"""  Tentakel  ohne  seitliche  Cirren  ,  mit  rücklaufender  Wurzel 
und  kurzen,  fast  steifen  Fäden. 

Obelia    Per.  (Eucope  Gegenb.    p.    p.),      Mantel    scheibenförmig, 
mit  zahlreichen  Tentakeln,  mitunter  über  100,  und  8  Otolithenkapseln. 
Die  Larven  sind  Campanularien  mit  flachen   und  ganzrandigen  Bechern 
ohne  Ringel.     Ob.  commissuralis  n.  sp. 
Manll     jj.jj,    Sertnlariadae. 

Die  Geschlechtsthiere  sind  immer  sessil  und  entstehen  in  be- 
sonderen proliferirenden  Individuen  an  Polypenstöcken,  die  sich  durch 
die  sessile  Beschaffenheit  ihrer  Zellen  leicht  von  den  Sertularien  un- 
terscheiden. Die  Polypenzellen  erreichen  in  manchen  Arten  nur 
theilweise  ihre  volle  Eutvvickelung ,  während  der  Rest  verkümmert 
und  bald  so,  bald  anders  um  die  erstem  sich  gruppirt.  Eine  ähnliche 
Gruppirung  findet  auch  mitunter  im  Umkreise  der  proliferirenden  In- 
dividuen statt,  und  auf  diese  Weise  entstehen  die  sog.  zusammenge- 
setzten Eierbecherchen. 

Archiv  f.   Naturg.  XXVI.  Jahrg.  2.  Bd.  M 


178     Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

*  Polypenzellen  von  doppelter  Art;  die  grösseren,  die  die  Er- 
nährungsthiere  enthalten,  becherförmig. 

Plumularia  Lani.  Polypenstock  federföiniig  ,  mit  grösseren  Zel- 
len auf  den  Zweigen,  die  mit  2 — 3,  mitunter  selbst  4  kleineren  Zel- 
len zusamniengruppirt  sind.     PL  quadridens   n.  sp. 

Aglaophenia  Lam.  p.  p.  Mit  einem  aufrechten  oder  kriechen- 
den, gleichfalls  federförmigen  Stamme,  der  im  ersteren  Falle  durch 
stolonenarlige  Auslaufer  befestigt  wird.  Die  grösseren  Zellen  beste- 
hen aus  zweien  Theilen  ,  einem  vorderen  becherförmigen  (mit  ge- 
zähneltem  Rande)  und  einem  hinteren,  der  eine  röhrenförmige  Ne- 
benzelle trägt.  An  der  Wurzel  dieser  grossen  Zellen  entspringen 
zwei  andere  röhrenförmige  Nebenzellen ,  die  den  erweiterten  Theil 
der  Hauptzelle  umfassen.  Die  terminalen  Eierbecher  sind  gleichfalls 
zusammengesetzt  und  nehmen  einen  grossen  Theil  der  Seitenzweige 
in  Anspruch.     Agl.  cristata  Lamk.  und    A.   tricuspis  n.   sp. 

^*  Polypenzellen  von  einfacher  Form,  flaschenförmig  mit  ver- 
engter Oeffnung. 

Dynamena  cornicina  n.  sp. 
Fam.  Circeadae. 

Glockenförmige  Medusen  von  unbekannter  Herkunft,  mit  ver- 
längertem Magenrohre  und  Mundtentakeln.  Radialkanäle  von  wech- 
selnder Zahl.  2 — 6^  Geschlechtsdrüsen.  Zahlreiche  kurze  und  con- 
traktile  Tentakel. 

Persa  n.  gen.  Von  Aglama  durch  die  Zweizahl  der  Genita- 
lien und  deren  Zusammenhang  mit  den  Radialkanälen  verschieden. 
Persa  incolorala  n.sp. 

Fam.  Geryonidae. 

Mit  langem  Magenstiele  and  zweierlei  Tentakeln  ,  langen  und 
kurzen,  kornartig  gekrümmten.      Geschlechtsorgane  blattförmig. 

Liriope  sciitigera  n.  sp.    mit  Geschlechtsorganen,  deren  Seiten- 
ränder sich  fast  berühren. 
Fam.   Aeginidae. 

Medusen  ,  die  durch  dicke  und  flache  Form  ihres  Mantels, 
Abwesenheit  des  Ringgefässes,  weite  und  taschenförmige  Bildung  der 
Radialgefässe  ,  Einfachheit  der  MundöfFnung  und  Steifheit  der  Ten- 
takel zur  Genüge  charakterisirt  sind.  Entwickeln  sich  durch  einfache 
Metamorphose. 

Cunina  oclonaria  n.  sp.  mit  8  Magensäcken  und  ebenso  vielen 
Tentakeln.  Entwickelt  sich  als  Parasit  in  der  Mantelhöhle  von  Tur- 
ritopsis  nutricula. 

Proles  medusiformis.  Fr.  Müller  schildert  (Archiv 
für  Naturgeschichte  1859.  I.  S.  310—321.  Tab.  XI)  in  einem 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  179 

Aufsatze  über  „Polypen  und  Quallen  von  Santa  Catharina" 
den  Bau  und  die  Formverändeiungen  der  Liriope  cathari- 
tiensis  n.  sp.,  der  häufigsten  Meduse  im  Meere  jener  deut- 
schen Colonie,  die  sich  von  L.  mucronata  durch  geringere 
Grösse  und  eine  Anzahl  röthlich  gefärbter  Nesselknöpfe  am 
Mundsaume  unterscheidet.  Besonders  interessant  sind  die 
Aufschlüsse  über  die  Entwickelung,  die  uns  ein  neues  (für 
die  Gruppe  der  Goryoniden  wohl  maassgebendes)  Beispiel 
von  Homogenie  vorführen. 

Was  die  Organisation  betrifft,  so  führen  wir  an,  dass  das  Ring- 
gefäss  in  der  Mitte  zwischen  dem  Radialgefässe  mit  einer  Ausbuch- 
tung versehen  ist,  die  Verf.  als  Andeutung  der  hier  bei  den  grösse- 
ren Goryoniden  vorkommenden  centripetalen  Gefasse  (J.  B.  XXIII. 
S.  239)  ansieht.  Um  dasselbe  Gefäss  zieht  sich  ein  undurchsichtiger 
gelblicher  Saum,  der  namentlich  nach  Aussen  scharf  contourirte  rund- 
liche" Zellen  zeigt  und  von  Zeit  zu  Zeit  längliche  Anschwellungen 
bildet,  denen  die  sog.  Randkörperchen  aufsitzen.  Wahrscheinlich  ist 
dieser  Streifen  als  Nervensystem  zu  deuten.  Die  Randkörperchen 
möchte  Verf.  als  Gesichtswerkzeuge  betrachten.  Der  sog.  Otolith 
würde  dann  als  Linse  fungiren  und  die  ihn  excentrisch  umgebende 
Zelle  (J.B.  XXIII.  S.  231)  als  Retina  zu  betrachten  sein.  Die  jüngsten 
vom  Verf.  beobachteten  Individuen  waren  einfache  kuglige  Körper 
von  etv^a  0,2 — 0,3  Mm.  Durchmesser  und  feinzelligem  Gefüge  ,  die 
frei  im  Wasser  trieben  ,  aber  auffallender  Weise  des  sonst  für  die 
jungen  Medusen  so  charakteristischen  Fliminerkleides  enibehrten.  Im 
Innern  enthalten  diese  Körper  eine  kleine  Höhle  ,  die  excentrisch, 
dicht  unter  der  Oberfläche  ,  'gelegen  ist  und  nach  einiger  Zeit  auf- 
bricht,  worauf  man  dieselbe  dann  als  Schwimmhöhle  erkennt.  Der 
Rand  der  Oeffnung  zeigt  schon  frühe  deutliche  Contractionen ;  er  er- 
scheint als  Velum ,  in  dessen  Umfang  (bei  Quallen  von  1  Mm.)  vier 
und  später  nochmals  vier  Tentakel  hervorknospen.  Nach  Entwicke- 
lung der  Tentakel  gleicht  das  Thier  so  auffallend  dem  von  Esch- 
scholtz  als  Eurybia  und  von  Gegen  bau  r  als  Eurybiopsis  be- 
schriebenen Formen  ,  dass  diese  wohl  gleichfalls  blosse  Jugendzu- 
stände von  Rüsselquallen  sein  dürften.  (Dem  Verf.  ist  es  unbekannt 
geblieben,  dass  Ref.  die  G  e  g  e  n  b  a  u'r'sche  Eurybiopsis  schon  vor 
längerer  Zeit  als  Jugendzustand  erkannt  hat  und  deren  Entwickelung 
in  Geryonia  exigua  auf  allen  Uebergängen  verfolgte  ,  J.  ß.  XXIII 
S.  239.  Ebenso,  dass  daselbst  schon  die  Angabe  G.'s  von  der  Anwe- 
senheit einer  einfachen  Höhle  in  der  Rüsselbasis  der  Geryoniden  als 
irrthümlich  nachgewiesen  worden.) 

Derselbe  berichtet  weiter  „über  zwei  neue  Quallen 


180     L  e  u  c  k  a  r  t :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Raturgeschichte 

von  St.  Catharina",  Tamoya  (n.  gen.)  quadrumana  und 
T.  haplonema,  die  in  systematischer,  wie  anatomischer  Hin- 
sicht gleich  merkwürdig  sind  und  ganz  geeignet  scheinen, 
die  immer  noch  streitige  Frage  nach  dem  Nervensysteme 
der  Medusen  zum  Abschlüsse  zu  bringen.  Abhandl.  der 
naturforschenden  Gesellsch.  in  Halle  Bd.  V.  12  S.  mit  5  Ku- 
pfert.  in  Quart. 

Verf.  rechnet  das  neue  Gen.  Tamoya  ,  und  gewiss  mit  Recht, 
zu  den  Charybdeiden  ,  einer  Familie,  deren  Kennzeichen  folgender- 
massen  festgestellt  werden:  Körper  glockenförmig,  mit  vier  (blatt-, 
keulen  -  oder  bandförmigen)  hohle  Fangfäden  tragenden  Randanhän- 
gen. Zwischen  ihnen  vier  in  Nieschen  geborgene  Randkörperchen 
mit  Crystallsack  und  Augen.  Magen  im  Grunde  mit  vier  Gruppen 
Magenfäden  und  vier  Seitentaschen.  Von  Charybdea  würde  sich 
Tamoya  dann  besonders  durch  den  Besitz  eines  ganzrandigen  Velums 
am  Glockenrande  und  Mangel  der  Nebenkanäle  an  den  Seitentaschen 
des  Magens  unterscheiden.  Der  Magen  ist  gegen  den  Mundtrichter 
verschliessbar  und  enthält  in  seinem  Innern  dieselben  wurmförmigen 
Fäden,  deren  schon  im  letzten  Jahresber.  (S.  200)  nach  Angaben  des 
Verf.'s  gedacht  wurde.  Bei  T.  quadrumana  ,  deren  bandförmig  ge- 
schlitzte Randanhänge  eine  ganze  Anzahl  (etwa  8)  Tentakel  tragen, 
während  T.  haplonema  deren  an  den  einzelnen  Anhängen  nur  zwei 
hat,  finden  sich  in  der  Magenwand  vier  äusserst  zierliche  dendriti- 
sche Drüsenkanäle  ,  die  eine  feinkörnige  Flüssigkeit  enthalten  und 
sich  in  den  Magen  zu  öffnen  scheinen,  doch  so,  dass  die  Excre- 
tionsöifnung  sich  in  Form  einer  Rinne  noch  bis  zum  Lippenrande 
hin  erstreckt.  Das  Nervensystem  ist  in  beiden  Arten  mit  überraschen- 
der Deutlichkeit  ausgeprägt.  Es  bildet  einen  in  der  Höhe  der  Rand- 
körperchen  ringförmig  um  die  Höhle  der  Glocke  herumlaufenden  Fa- 
den, der  sich  an  der  Ursprungsstelle  der  Randanhänge  und  an  den 
Randkörperchen  zu  einem  Ganglion  verdickt  und  hier  eine  Anzahl 
peripherischer  Nervenstämme  absendet.  Die  Geschlechtsorgane  sind 
von  ungewöhnlicher  Form  ;  sie  bestehen  aus  breiten,  grösseren  oder 
kleineren  Plättchen,  die  in  der  ganzen  Länge  des  Seitenrandes  der 
Magentaschen  entspringen  und  frei  in  deren  Höhle  hineinragen.  Vom 
unteren  Rande  dieser  Seitentaschen  und  den  zu  den  Anhängen  ge- 
henden Fortsetzungen  verlaufen  dendritisch  verzweigte  nicht  anastomo- 
sirende  Kanäle  bis  zum  Rande  des  Velum.  Die  Nesselzellen  von  T. 
haplonema  sind  je  von  etwa  6  soliden  cylindrischen  Fäden  umgeben, 
die  vom  Rande  einer  die  Basis  der  Zellen  umhüllenden  Scheide  zu 
entspringen  scheinen. 

Mettenheim  er    schildert    den   Bau   und  besonders 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  181 

die  Circulations Verhältnisse  einer  kleinen  (2 — 4'"  grossen) 
Thaumantias- artigen  Schirmqualle  mit  16  Tentakeln  und 
Gehörbläschen,  in  denen  3-6  von  besondern  Zellen  umschlos- 
sene Otolithen  enthalten  waren  (also  einer  Art  des  Gen. 
Eucope  Gegenb.).  Lippen  und  Tentakelbulbus  waren  pig- 
mentirt ,  bald  roth  ,  bald  grün ,  bald  gelblich  ,  und  gingen 
diese  'Farben  während  der  Beobachtung  durch  langsamen 
Wechsel  in  einander  über.  Wegen  dieses  Farbenwechsels 
benennt  Verf.  seine  Art  als  Tli.  (Eucope)  diversicolor  n.  sp. 
Die  Genitalien  sind  gestreckt  und  nehmen  fast  die  ganze 
Länge  der  sinusartig  erweiterten  und  einer  selbstständigen 
Contraction  fähigen  Radialgefässe  ein.  Beobachtungen  u.  s.  w. 
a.  a.  0.  S.  302.  Tab.  XL 

Green e  macht  einige  Mittheilungen  über  den  Bau 
von  Stomobrachium  octocostatum  und  beschreibt  sieben 
neue  Arten  der  Dubliner  Küste  :  Aequorea  formosa,  Thau- 
mantias  neglecta,  Th.  (Eucope)  typica,  Th.  Pattersonii,  Bou- 
gainvillea  dinema ,  Diplonema  (n.  gen.)  islandica ,  Steen- 
strupia  Owenii,  nat.  bist.  rev.  Vol.  IV.  Proc.  Soc.  p.  242 — 249. 
Tab.  XIV  u.  XV. 

Aquorea  formosa  hat  10  Kadiärkanäle,  von  denen  nur  zwei 
einander    gegenüberstehende    mit  Geschlechtsorganen  versehen  sind. 

Thaumantias  P aller sonii  mit  208  Tentakeln  ,  Th.  neglecta  mit 
7    X   4  +  4 ,  Th.  (Eucope)  typica  mit  5    X    4  -f  4. 

Bougainvillea  dinema  mit  4  Gruppen  von  je  2  Randfäden  und 
stark  verästelten  31undtentakeln. 

Diplonema  (n.  gen.).  Umbrella  globose,  radiating  vessels 
four,  simple,  four  conspicuous  ocelli  opposite  the  four  simple  ves- 
sels. From  one  of  the  ocelli  spring  two  long  tentacles;  peduncle 
cylindrical  ,  slightly  contracted  near  its  orifice,  and  terminating  in 
four,  indistinctiy  lanceolated  lips.  Die  D.  islandica  ist  vielleicht  mit 
der  Meduse  von  Coryne  fritillaria  St.  identisch.  An  der  Ursprungs- 
stelle der  Tentakel  und  an  dem  einen  Tentakel  selbst  wurden  Medu- 
senknospen beobachtet. 

Steenstrupia  Oicenii  mit  einem  langen  geringelten  Tentakel  und 
Medusenknospen  an  dessen  Ursprung. 

Später  beschreibt  der  selb  e  Verf.  (Nat.  bist.  rev.  T.V. 
Proc.  Soc.  p.  272.  Proc.  Dubl.  univ.  zool.  and  bot.  assoc. 
T.  151)  noch  eine  zweite  bei  Dublin  vorkommende  ,  viel- 
leicht  gleichfalls   neue   Art  des  Gen.   Aquorea    mit  8^-12 


182     Leu  ckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Radialkanälen  und  äusserst  zahlreichen  Tentakeln,  deren  Ge- 
schlechtsdrösen in  der  Nähe  des  Magens,  je  eine  an  den  Ra- 
dialgefässen,  angebracht  sind.  Die  Tentakel  tragen  an  ihrer 
verdickten  Basis  einen  dunklen  Augenfleck  und  sind  äus- 
serst contractu.  Der  Durchmesser  des  scheibenförmigen 
oder  etwas  convexen  Mantels  beträgt  1". 

Auch  in  Gosse's  Rambles  on  the  Devonshire  coast 
(1853)  findet  sich  Beschreibung  und  Abbildung  zweier  neuer 
britischer  Arten  des  Gen.  Aequorea,  A.  vitrina  (p.  340. 
PI.  XXIII)  mit  etwa  90  Radialgelassen  und  200  Tentakeln 
und  A.  Forhesiana  (p.  345.  PI.  XXIV)  mit  70  Radialgefässen 
und  36  ziemlich  langen  Randfäden.  Weiter  sind  daselbst 
abgebildet  und  beschrieben :  eine  unbekannte  wahrschein- 
lich dem  Gen.  Sminthea  Gegenb.  zugehörende  Meduse  mit 
8  geknöpften  Doppeltentakeln  und  8  Otolithenkapseln  da- 
zwischen (PI.  XXII.  Fig.  1—3.  p.  331),  Willsia  stellata 
(PI.  XX.  p.  359),  Turris  neglecta  (PI.  XIII.  p.  348),  Oceania 
pusilla  n.  sp.  (PI.  XIII.  Fig.  11.  p.  384),  Saphenia  Titania 
n.  sp.  (PI.  XXVI.  Fig.  8.  p.  387),  Thaumanthias  —  oder 
vielmehr  Eucope  —  Buskiana  n.  sp.  (PI.  XXII-  Fig.  5 — 12. 
p.  386)  und  Thaum.  (?)  Corynetes  n.  sp.  (PI.  XXI.  p.  407), 
eine  interessante  Form,  die  nach  der  Ansicht  des  Ref.  der 
Familie  der  Trachynemiden  zugehört  und  ein  neues  Genus 
bilden  dürfte,  mit  4  Radialkanälen  und  8  Paar  starken  keu- 
lenförmigen Randfäden,  neben  denen  je  noch  ein  kurzer 
Tentakelstummel  ansitzt,  drei  Otolithenkapseln  zwischen  den 
Tentakelpaaren  und  schlankem  Magenstiele. 

Unter  dem  Genusnamen  Goodsirea  beschreibt  auch 
Strethill  Wright  eine  kleine  neue  Meduse,  die  mit 
Plancia  Forb.  (J.  B.  XX.  S.  426)  nahe  verwandt  ist,  sich 
aber  durch  Abwesenheit  der  Ocellen  und  complicirte  Struk- 
tur der  kleinen,  neben  den  zwei  langen  Tentakeln  in  Menge 
vorhandenen  Randfäden  leicht  unterscheidet.  Statt  der  Ocel- 
len finden  sich  acht  Otolithenkapseln  mit  je  vier  Steinchen. 
Edinb.  new  phil.  Journ.  X.  p.  110.  PI.  IX.  Fig.  1. 

Proles  hydriformis.  Gegenbaur  entwickelt  über  den 
Generationswechsel  und  den  Polymorphismus  der  Hydroid- 
polypen  dieselben  Ansichten,  die  von  Ref.  in  diesen  Berich- 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  183 

len  und  an  anderen   Orten  schon  seit  lange  vertreten  wur- 
den.    Vergl.  Anat.  S.  94. 

Der  Erste,  der  Hydroidpolypen  aus  den  Embryonen 
von  Medusen  sich  entwickeln  sah  ,  war  übrigens,  wie  hier 
noch  nachträglich  bemerkt  werden  soll,  Gosse,  der  diese 
Vorgänge  in  seinen  Rambles  etc.  (p.348.  PI.  XIII)  von  Tur- 
ris  neoflccta  beschrieben  hat.  Wenn  die  Zeit  der  Fort- 
Pflanzung  naht,  dann  klappt  die  genannte  Meduse  —  wie 
wir  das  auch  inzwischen  von  anderen  Arten  erfahren  ha- 
ben —  ihren  Schirm  zurück,  so  dass  der  stark  verdickte 
Magensack  mit  den  Ovarien  nach  Aussen  hervortritt.  Der 
Schirm  verkümmert  dann  allmählich ,  während  aus  den 
Ovarien  zahlreiche  grosse  Embryonen  von  rother  Farbe 
ausschwärmen,  die  nach  einigen  Tagen  sich  festsetzen  und 
dann  zu  Polypen  auswachsen.  Die  ausgebildeten  Zustände 
dieser  Polypen  hat  Gosse  nicht  beobachtet,  da  seine 
Exemplare  schon  nach  der  Entwickelung  von  vier  Armen 
abstarben.  Strethill  Wright  gelang  es,  diese  vierar- 
migen  Polypen  in  einen  Zoophyten  übergehen  zu  sehen, 
der  mit  Clava  repens  verwandt  ist  und  als  Clavula  Gossii 
folgendermaassen  (Edinb.  phil.  Journ.  X.  p.  106)  beschrie- 
ben wird. 

Clavula  Gossii.  Polypary  creeping,  sheathed  in  a  chitinous  po- 
lypidorn.  Polyps  minute,  seated  on  short  stalks,  spindle-shaped,  fur- 
nished  with  about  tvvelve  tentacles ;  upper  row  of  tenlacles  long,  fili- 
form, four  in  number,  erect ;  rest  of  tentacles  scattered ,  shorter,  in- 
clined  upwards  ;  colonr  crinison. 

Ebenso  beobachtete  Gosse  die  Umwandlung  der  von 
Plumularia  pinnata  und  Antennularia  antennina  gelieferten 
Planulae  in  Polypenstämmchen,  1.  c.  p.  287  (PI.  XVII)  und 
p.  312  (PI.  XI).  Laomedea  geniculata  und  Campanularia  vo- 
lubilis  wurden  mit  Medusenknospen  —  Embryonen ,  wie 
Verf.  sagt  —  (p.  84.  Tab.  IV.  p.  296.  Tab.  XVIII),  Coryne 
ramosa  mit  Geschlechtskapseln  beobachtet,  deren  Eier  nach 
dem  Austreten  amöbenartig  umherkrochen  (p.  190.  Tab.  IX). 

Allmann  handelt  über  die,  theilweise  schon  in  einer 
früheren  Abhandlung  (J.  B.  XXV.  S.  205)  von  ihm  bespro- 
chenen   „Generationsorgane"    von  Sertularia    tamariska  und 


184  Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

benutzt  die  Gelegenheit,  die  von  ihm  (wie  auch  von  An- 
deren) schon  mehrfach  hervorgehobene  Analogie  der  in 
den  Gonophoren  hervorsprossenden  Samen-  und  Eiersäcke 
(sporosacs)  mit  Medusenknospen  in  Erinnerung  zu  bringen. 
Die  immer  an  eigenen  Stöcken  sich  findenden  männlichen 
Kapseln  sind  von  den  weiblichen  sehr  verschieden  und  na- 
mentlich ohne  den  schon  früher  beschriebenen  pyramidalen 
Aufsatz.  Die  Kapsel  selbst  vergleicht  Verf.  niclit  einem 
Polypen,  sondern  dem  Magenstiele  einer  Meduse,  in  dem 
zwischen  Ectoderm  und  Endoderm  die  Geschlechtsknospen 
ihren  Ursprung  nähmen.  Ann.  and  Mag.  nat.  bist.  T.  III. 
p.  238—240.  Rep.  br.  Assoc.  held  1858.  p.  119.  müd-y- 
sd'iß  Ausser  dem  als  Clavula  Gossii  oben  erwähnten  Ab- 
kömmlinge der  Turris  neglecta  beschreibt  StrethillWright 
(l.  c.  p.  106  ff.)  noch  einige  andere  interessante  Hydroid- 
polypen:  Coryne  implexa  Alder,  Bimeria  vestita  n.  gen. 
et  n.  sp.,  Garveia  nutans  n.  gen.  et  n.  sp.  ,  Eudendritim 
arbuscula  n.  sp.  mit  folgenden  Diagnosen  : 

Coryne  implexa.  Corallum  branched  or  creeping;  composed 
of  two  coals,  the  inner  coat  horny,  annulated  at  intervals;  the  oulher 
coat  meinbranous ,  smooth  ,  longitudinally  folded  near  the  polyps. 
Body  of  the  polyp  cylindrical  ,  much  elongated;  sumniit  truncated, 
very  transparent,  of  a  pearly  white  colour;  mouth  surrounded  by  a 
dense  white  ring.  Tentacles  sniall  and  slender ,  very  numerous. 
Thread-cells  on  tentacles  oval,  barbed  ;  on  the  body  of  polyp  long, 
cylindrical.    Both  kinds  of  thread-cells  within   the  corallum. 

Bimeria  veslila.  Polypary  minute  ,  very  slender,  branched, 
smooth  or  wrinkled  near  the  division  of  the  branches,  inclosed  in  a 
transparent  horny  corallum;  polyps  vase-shaped,  destitute  of  probos- 
cis;  tentacles  slender,  alternate  as  in  Eudendrium ;  corallum,  body, 
mouth  and  lower  half  of  each  of  tentacles  of  polyp  clolhed  in  an 
opake  brown  niembrane;  thread-cells  inconspicuous.  ,j 

Gerveia  nutans.  Polypary  inclosed  in  smooth  or  slightly- 
wrinkled  corallum,  creeping  or  forniing  a  steni  of  many  agglutinated 
tubes  froni  which  the  polyp  stem  diverge  as  branches;  polyps  not 
retractile  within  the  corallum,  decumbent  when  contracted ;  tentacles 
about  ten,  thick,  in  a  Single  row,  not  alternate  ;  mouth  not  trumpet- 
shaped;  colour  of  polyp  vermilion  and  yellow  ;  thread-cells  incon- 
spicuous. ^tifUüi* 

Eudendrium  arbuscula.      Polypary    branched ,  forming  a  bushy 


der  niederen  Thierc  während  des  Jahres  1859.  185 

tree  of  adnate  stenis.  Bronches  ringed  ncar  Iheir  insertions.  Polyp 
white,  terminal  on  very  sleiider  and  transparent  branches ;  with  liuni- 
pel-shaped  pioboscis  and  numerous  alternate  tentacles.  Base  of  body 
surrounded  by  ring  of  large  thread-cells.  Reproductive  (male)  cap- 
sules  moniiiform,  double,  borne  in  Clusters  on  shoit  stems  springing 
at  right  angles  froni  branches.  Summit  of  double  capsule  with  a 
lubeicle  confaining  baibed  thread-cells. 

Allman's  „Notes  on  the  hydroid  zoophytes"  (Ann. 
mag.  nat.  bist.  T.  IV)  bilden  eine  Fortsetzung  der  schon 
früher  von  uns  gelegentlicb  (besonders  J.  B.XXV.  S.  205) 
angezogenen  Untersuchungen  desselben  Verfassers 
und  enthalten,  wie  die  verwandten  üntcrsuchungenW  r  i  g  h  t's, 
zahlreiche  interessante  und  wichtige  Mittheilungen  über 
Bau  und  Fortpflanzung  der  Ilydroiden.  Die  erste  „Note'* 
(1.  c.  p.  48 — 55)  bezieht  sich  auf  Tubularia  indivisa,  Podo- 
coryne  carnea  ,  Manie  ella  fusca  n.  gen.  et  n.  sp.,  Eu- 
dendrium  {Cor ythamnium  n.  gen.)  bacciferum  n.  sp., 
Coryne  Briaraeus  n.  sp. 

Tubulaiia  indivisa  trägt  nach  unserem  Verf.  Geschlechtskap- 
seln ,  die  bis  auf  den  Alangel  \on  Mund,  Randköiperchen,  Tentakel 
und  Segel  vollständig  einer  Meduse  gleichen,  vier  Radiäikanäle,  ein 
Ringgefäss  und  Magenstiel  (manubriuni)  besitzen  und  am  Schirm,  \Aie 
Manubrium  ,  zwei  über  einander  liegende  Membranen,  Ectoderm  und 
Endoderm,  erkennen  lassen.  Die  GeschlechtsstolTe  entstehen  im  Um- 
kreise des  Manubrium  zwischen  beiden  Häuten  und  werden  durch 
partielle  Zerstörung  des  Ectoderm  frei.  Eigentliche  Eier  konnte 
Verf.  übrigens  nicht  unterscheiden.  Es  sind  vielmehr  blosse  Dottei- 
massen,  die  sich  abtrennen  und  nach  ihrer  Abtrennung  ohne  eigentli- 
che' Furchung  sich  in  einen  Zellenhaufen  verwandeln  und  dann,  im- 
mer noch  in  der  Höhlung  des  Schirms,  in  einen  neuen  Polypen  sich 
umbilden.  Anfänglich  nimmt  die  Dottermasse  eine  Scheibenform 
an,  dann  knospen  vom  Rande  aus  eine  Anzahl  arniartiger  Fortsätze, 
die  dem  Embryo  eine  sternförmige  Gestalt  geben  und  die  ersten  Ten- 
takelanlagen darstellen,  und  erst  später  wird  derselbe  durch  buckel- 
artige Erhebung  der  hinteren  Körperfläche"  und  Bildung  des  Mundza- 
pfens in  einen  Polypen  verwandelt.  (Ganz  dieselbe  Metamorphose 
hat  Ref.  auch  beider  Helgolander  Tub.  coronata  beobachtet.) 

Von  Podocoryne  carnea  beschreibt  Verf.  die  Bildung  der  sterilen 
und  der  proliferirenden  Polypen  ,  die  sich  hier  nur  durch  geringere 
Zahl  der  Fühler  von  ersteren  unterscheiden,  hebt  sodann  hervor,  dass 
die  gemeinschaftliche  Basis  der  Colonie  ein  unregelmässiges  Netz- 
werk von  Chitinröhren    darstelle  (wie  das    früher  schon  von  Krohn 


186     Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Katurgeschichte 

beobachtet  ist)  und  giebt  schliesslich    eine    Schilderung  der  an  P.  al- 
bida  hervorkiiospenden  ]\Iedusen. 

Manicella  fusca  ist  eine  kleine  viel  verästelte  Tubularine  mit 
16  etwas  allernirend  gestellten  Tentakeln  und  einem  braunen,  man- 
cherlei fremde  Substanzen  einschlicssenden  Skelet,  welches  sich  nicht 
auf  den  Stamm  beschränkt  ,  sondern  auch  die  Folypenköpfe  bis  zur 
halben  Höhe  der  Tentakel  überkleidet.  Die  Geschlechtsknospen  ste- 
hen je  auf  der  Spitze  eines  kurzen  Seitenzweiges;  sie  sind  nach  allen 
Seiten  von  dem  Skelete  umschlossen  ,  das  hier  eine  etwas  runzlige 
Beschaffenheit  besitzt,  und  im  Innern  mit  einem  verästelten  Central- 
kanal  (spadix)  versehen. 

Eudendrium  bacciferum  charakterisirt  sich  vornämlich  durch 
die  Form  seines  Polypenstockes  und  die  Bildung  seiner  Heschlechts- 
knospen.  Der  erstere  erscheint  im  Ganzen  unregelmässig  verästelt,  ob- 
wohl die  letzten,  an  der  Spitze  meist  gebogenen  Zweige  eine  etwas 
federförmige  Anordnung  besitzen.  Der  Ilauptstamm  ist  an  der  Wurzel 
verdickt  und  deutlich  aus  verklebten  Röhren  zusammengesetzt.  Das 
Skelet  erweitert  sich  an  der  Basis  der  Polypenköpfe  zu  einer  be- 
cherförmigen Scheide  ,  die  aber  kaum  bis  zu  dem  aus  10  Tentakeln 
bestehenden  Kranze  reicht.  Die  Geschlechtsknospen  sind  deutlich 
medusoid,  mit  dicht  anliegendem  Mantel  und  vier  Radialgefässen  (ohne 
Ringgefäss).  Sie  besitzen  eine  bedeutende  Grösse  und  stehen  auf 
einem  langen ,  meist  dem  Hauptstamme  oder  den  ältesten  Zweigen 
aufsitzenden  Stiele  ,  der  sich  am  Ende  gleichfalls  becherförmig  zur 
Aufnahme  der  Medusoiden  ausweitet.  Die  aus  Eiern  mit  deutlichem 
Keimbläschen  sich  entwickelnden  Embryonen  sind  sog.  Planulae. 

Coryne  Briaraeus  überzieht  mit  einem  Netzwerke  von  Chitin- 
röhren Steine,  vielleicht  auch  andere  fremde  Gegenstände  und  erhebt 
sich  von  da  in  senkrechten  ,  häufig  verzweigten  Stämmen.  Die  Po- 
lypen sind  von  heller  Farbe,  ausserordentlich  dehnbar  und  mit  40 — 50 
Tentakeln  versehen  ,  die  regelmässig  über  den  Körper  sich  verthei- 
len.  Zwischen  diesen  Tentakeln  erhebt  sich  an  einer  bestimmten 
Stelle  ein  Haufen  Medusenknospen,  die  bei  ihrer  Lostrennung  einen 
halbkugelförmigen  Mantel  mit  zwei  Tentakeln  und  ein  stark  entwik- 
keltes  Manubrium  besitzen  (Saphenia?  Ref.). 

Die  zweite  „Note-'  (I.  c.  p.  137 — 144)  handelt  über 
Laomedea  flexuosa  Hincks,  L.  Loveni  AlL,  Coryne  eximia  n.  sp. 
und  deren  Medusensprösslinge. 

Von  ersterer  wird  die  Anwesenheit  einer  Falte  des  Ecloderm 
in  den  Winkeln  zwischen  den   einzelnen  Tentakeln  hervorgehoben. 

Die  zweite  ist  die  vonLoven  als  Campanularia  geniculata  be- 
schriebene Art,  die  Verf.  früher  für  H  i  n  c  k's  L.  flexuosa  hielt,  bis 
fiv  sich  neuerdings   davon  überzeugte ,  dass  sie  von  beiden  und  auch 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  187 

von  der  sonst  gleichfalls  nahe  verwandten  L-  dichotonia  verschieden 
sei.  Die  hauptsächlichsten  Unterscheidungsmerkmale  derselhen  beste- 
hen in  der  Art  der  Verzweigung  und  der  Form  der  Gonophoren, 
weniger  in  dem  Aussehen,  da  der  Stamm  bald  auf  fremden  Gegenstän- 
den hinkriecht,  bald  auch  aufrecht  und  frei  ist.  Die  Geschlechtskno- 
spen sind  bekanntlich  von  exquisiter  Medusenform  ,  von  den  echten 
Medusen  der  Campanularien  aber  dadurch  verschieden,  dass  die  Ge- 
schlechtsstoffe nicht  den  —  hier  mitunter  fehlenden  —  Radialgefässen 
ansitzen,  sondern  dem  Manubrium.  Die  Zahl  der  Randfäden  wechselt 
bei  den  weiblichen  iMedasoiden  von  8  —  16  —  20.  Zur  Bezeich- 
nung solcher  medusoiden  ,  frei  nach  Aussen  hervorragenden  Genital- 
bläschen schlägt  Verf.   den  Kamen  Meconidia  vor. 

Coryne  eximia  bildet  an  Felsen  und  Laniinarien  ansehnliche 
verfilzte  Massen  von  3 — 4"  Höhle,  mit  Polypenknöpfen,  deren  20 — 30 
Tentakel  der  Art  vertheilt  sind  ,  dass  die  vier  obersten  einen  Kranz 
im  Umkreise  der  Mundötfnung  bilden.  Die  Medusen  knospen  einzeln 
an  der  Basis  der  Tentakel  hervor  und  haben  mit  Sthenyo  Duj.  die 
grosseste  Aehnlichkeit,  obwohl  diese  von  einer  Syncoryne  aufgeammt 
wird.  (Die  Medusen  von  Coryne  Briaraeus  sind  umgekehrt,  trotz  der 
Verwandtschaft  der  Hydroiden,  von  den  hier  vorliegenden  sehr  ab- 
weichend —  ein  genügender  Beweis,  dass  die  Beschaffenheit  der  Me- 
duse keinen  sicheren  Schluss  auf  die  Natur  der  Jugendformen  erlaubt 
und   umgekehrt.) 

In  der  dritten  „Note"  beschreibt  Verf.  drei  neue  For- 
men: Laomedea  tenuis ,  Clava  discreta  und  Die oryne  (n. 
gen.)  stricto  (1.  c.  p.  367 — 370,  Rep.  br.  assoc.  held  1859. 
p.  142). 

Die  erstere  ähnelt  der  L.  lacerata,  ist  aber  dadurch  verschieden, 
dass  die  Achselzellen  keine  Sporosacs  ,  sondern  förmliche  Medusen 
und  zwar  je  eine  in  sich  einschliessen.  Der  Bau  dieser  Meduse  ist 
für  eine  Campanularie  sehr  eigenthümlich  :  ein  tiefer  Mantel,  von  dem 
zunächst  ein  solider  Zapfen  als  Träger  des  Mantelsacks  herabhängt,  am 
Ende  der  vier  Radialgefässe  ein  Doppeltentakel  ,  zwischen  denselben 
je  ein  einfacher,  ohne  Gehörkapseln  und  Augenflecken.  Verf.  vermu- 
thet,  dass  die  Geschlechtsorgane  in  den  Wänden  des  3Iagensacks  zur 
Entwickeliing  kommen  würden,  und  nicht,  wie  sonst  bei  den  Medusen 
der  Sertulariaden,   an  den  Radialgefässen. 

data  discreta  eharacklerisirt  sich  dadurch  ,  dass  die  Polypen 
nicht  gruppenweise  stehen  ,  sondern  in  Zwischenräumen  über  verä- 
stelte Stolonen   verbreitet  sind. 

Das  Gen.  n.  Die  oryne  trägt  folgende  Diagnose:  Cocnosarc 
branched,  clothed  with   a  poiypary  and  adhering  by  a  tubulär  network, 


188     Leuckart:   Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Polyps  claviform  ,  of  two  kinds,  one  sterile,  the  other  proliferous, 
both  borne  upon  the  common  coenosarc  and  issiiing  from  the  extre- 
niities  of  the  branches.  Sterile  polyps  with  a  verticil  of  filiform 
tentacles  situated  behind  the  mouth  ;  proliferous  polypes  destitute  of 
tentacles  (and  mouth  ?)  and  having  the  gonophores  clustered  round  the 
base.  Sp.  D.  stricfa  mit  16  etwas  allernircnd  gestellten  Tentakeln. 
Lebt  zusammen  mit    Hydractinia  echinafa  auf  Buccinum. 

Die  erste  der  hier  angezogenen  Noten  betreffend,  hebt 
Wright  (ebcndas.  S.  174)  hervor,  dass  die  daselbst  auf- 
gestellten drei  neuen  Arten  auch  von  ihm  beobachtet  und 
beschrieben  seien,  die  Manicella  fusca  als  Bimeria  vestita, 
Eudendrium  bacciferuin  als  Gerveia  nutans,  Coryne  Bria- 
raeus  als  Coryne  implexa  (ygl-  oben). 

Zugleich  fügt  derselbe  hinzu  ,  dass  die  bei  Manicella 
vorkommende  becherförmige  Scheide  der  Polypenköpfe 
nicht  von  dem  gewöhnlichen  Skelet  gebildet  werde ,  son- 
dern von  einer  eigenen  glutinösen  Substanz  (colletoderm), 
die  das  Skelet  überziehe  und  auch  bei  anderen  Hydroiden 
gefunden  werde  ,  bei  den  Serlularien  z.  B.  das  sog.  Mar- 
supium  bilde,  in  dem  die  Eier  zur  Entwickelung  kämen. 

A 1 1  m  a  n  n  erwähnt  gelegentlich  (ebendas.  S.  369  Anm.) 
der  —  bei  uns  schon  längst  bekannten  —  blinden  Gefäss- 
verlängerungen,  die  in  die  zapfenförmigen  Geschlechtsor- 
gane der  von  den  Sertulariaden  aufgeammten  Medusen 
hineinragen,  und  glaubt  diese  Geschlechtsorgane  darauf  hin 
als  „Sporosacs,"  d.  h.  besondere  sessile  Geschlechtsthiere 
in  Anspruch  nehmen  zu  können.  Die  Meduse  selbst  würde 
dann  geschlechtslos  sein  und  bleiben  und  eine  Entvvicke- 
lungsreihe  zusammensetzen  helfen ,  die  folgendermaassen 
lauten  würde :  Ei,  Polyp,  Meduse,  Sporosac. 

Nach  der  Ansicht  von  Hincks  lassen  sich  die  Gen. 
Laomedea  und  Campanularia  kaum  von  einander  trennen, 
da  es  unter  den  erstem  Arten  giebt,  bei  denen  die  Ge-> 
schlechtskapseln  keine  Achselzellen  sind  (L.  angulata)  und 
unter  den  anderen  Arten,  deren  Geschlechtskapseln  sowohl 
vom  Stamme  ,  wie  von  den  Zweigen  (Campan.  Johnstoni) 
entspringen.  Dagegen  aber  glaubt  er,  die  kleinen,  mei- 
stentheils  sessilen  Species  von  Campanularia  als  Typen  eines 
eigenen  Genus  CCcilicella)    betrachten  zu  dürfen.  Qu«r- 


der  niederen  Thiere  wfihrend  des  Jahres  1859-  189 

lerly  Journ.  inicr.  Sc.  T.  VII.  p.  131 ,  Rep.  br.  Assoc.  held 
1858.  p.  126. 

Derselbe  hebt  die  auffallende  Forinverschiedenheit 
zwischen  den  männlichen  und  weiblichen  Kapseln  von  Ha- 
lecium  Beanii  und  H.  halecinum  hervor  und  erwähnt  einer 
mit  Plumularia  echinulata  Peach  nahe  verwandten  PL  similis 
n.  sp.     Rep.  br.  assoc.  held  1858.  p.  128. 

Die  bei  den  Plumulariaden  vorkommenden  cylindrischen 
und  von  einer  vorn  offenen  Chitinröhre  umkleideten  Aus- 
wüchse, die  eine  Menge  grosser  Ncsselkapseln  einschliessen 
(und  vonBusk  desshalb  als  Nematophores  bezeichnet  wer- 
den) sollen  nach  H  uxl  e  y  trolz  ihrer  abweichenden  Stellung 
und  Organisation  den  Tentakeln  zugerechnet  werden.  Hy- 
drozoa  p. 11. 

van  Beneden  erinnert  an  die  bekannte  (schon  von 
Cavolini)  beobachtete  Thatsache,  dass  Tubularien  und 
andere  Hydroidpolypen  die  Köpfchen  nicht  selten  zu  ge- 
wissen Zeiten,  besonders  Winters,  verlieren  und  später  wie- 
der bilden.     Cpt.  rend.  T.  49.  p.  452. 

Nach  den  Untersuchungen  Gegenbaur's  (vgl.  Anat. 
S.  69)  sind  auch  die  marinen  Hydroiden  deutlich  aus  Zel- 
len zusammengesetzt.  Corymorpha  nutans  zeigt  neben  die- 
sen noch  eine  fasrige  Muskulatur  (S.  75). 

Weinland  fand  in  einem  kleinen  Corallenbecken 
an  der  Nord-Küste  Hayti's  Exemplare  von  Madrepora  alci- 
cornis  mit  Zweigen  ,  die  sich  zum  Theil  3 — 5  Zoll  über 
den  Wasserspiegel  erhoben.  Natürlich  waren  dieselben 
abgestorben,  soweit  sie  dem  Contacte  der  Luft  ausgesetzt 
blieben.  Die  Beobachtung  fiel  in  den  Monat  Juni  und  fin- 
det ihre  Erklärung  in  der  Thatsache ,  dass  das  Wasser 
jenes  Bassins  den  Winter  über  4 — 6'  höher  steht,  als  wäh- 
rend des  Sommers.  Freilich  würde  daraus  für  die  genannten 
Korallen  ein  ungewöhnlich  rasches  Wachsthum  folgen.  Proc. 
Bost.  Soc.  VI.  p.364. 

Agassiz  bestätigt  das  rasche  Wachsthum  gewisser 
Korallen  und  hebt  hervor,  dass  die  Zweigkorallen  sich  an 
ihrer  Basis  in  eine  Scheibe  ausbreiten,  bevor  sie  sich  er-^ 
heben.     Ibid.  p.  375. 


190     L  e  II  c  k  a  r  t :  Bericht,  über  die  Leisfiingen  in  der  Naturgeschichte 

Von  neuen  Arten  haben  wir  ausser  den  schon  ange- 
führten noch  zu  erwähnen  : 

Plumularia  halecioides  n.  sp..  Halecinm  labrosum  n.  sp.,  beide 
von  der  ßrittischen  Küste,  H.  nanuni  n.  sp.  an  der  Oberfläche  von 
Sargassum  bacciferum  aus  dem  Atlantischen  Ocean,  AI  der,  Ann. 
and  mag.nat.  bist.  T.  III.  p.  353.  Tab.  XII— XIV.  (Hep.  br.  assoc.  held 
1858.  p.  126.) 

Campanularia  fastigiata  n.  sp.  ,  Adler  rep.  br.  assoc.  held 
1059.  p.l42. 

Coryne  sessilis  Gosse,  Rambles  p.  208.  PI.  XIV.  Fig,  1 — 3,  C. 
Cerbenis  ibid.  p.  222.  PI.  XIV.  Fig.  4,  5  (beide  wahrscheinlich  Ju- 
gendzustände anderer  Arten,  die  letzte  mit  2  Kreisen  von  je  3  Tenta- 
keln, deren   obere  geknöpfte  Enden  haben). 

In  Betreff  des  Vorkommens  und  der  geographischen 
Verbreitung  unserer  Süsswasserpolypen  ist  die  Beobach- 
tung von  Schmarda  interessant,  dass  Hydra  fusca  und 
H.  viridis  nicht  bloss  in  Griechenland,  sondern  auch  (erstere 
wenigstens)  in  Aegypten  gefunden  werde.  Zur  Naturgesch. 
Aegyptens  a.  a.  0. 

Siphouophora. 

Huxley  beschreibt  in  einem  eigenen,  von  der  Ray 
Society  mit  zahlreichen  kostbaren  Abbildungen  ausgestatte- 
ten Werke  „the  oceanic  hydrozoa"  (141  Seiten  in  Folio, 
12  Kupfertafeln)  die  von  ihm  in  den  Jahren  1846 — 1850, 
während  seines  Aufenthalts  auf  dem  Rattlesnake  beobachte- 
ten Siphonophoren  und  bereichert  damit  unsere  Kenntnisse 
über  diese,  in  der  letzten  Zeit  so  vielfach  untersuchten, 
merkwürdigen  Geschöpfe  mit  einer  Menge  interessanter 
Thatsachen.  Der  Name  Hydrozoa,  den  unser  Verf.  an  die 
Spitze  seines  Werkes  gesetzt  hat,  bezeichnet  allerdings, 
wie  wir  schon  in  einem  früheren  Berichte  hervorzuheben 
Gelegenheit  hatten  (J.  B.  XXIII.  S.  225) ,  nicht  bloss  die 
Siphonophoren,  sondern  auch  die  übrigen  von  uns  zu  den 
Hydromedusen  gerechneten  Coelenteraten  (mit  Einschluss 
der  Lucernarien),  und  diese  Thiere  finden  denn  auch  neben 
den  ersteren  in  der  von  unserem  Verf.  vorausgeschickten 
morphologisch  -  anatomischen  Einleitung  (p.  1 — 27)  ihre 
Berücksichtigung,    allein    bei  der    Specialbeschreibung,  die 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  191 

den  unstreitig  wichtigsten  Theil  der  Abhandlung  bildet, 
sind  es  doch  bloss  die  Siphonophoren,  die  Verf.  behandelt, 
und  auch  in  dem  allgemeinen  Theile  treten  diese  überwie- 
gend in  den  Vordergrund. 

Nachdem  Verf.  bemerkt  hat,  dass  der  Körper  der  Si- 
phonophoren in  gleicher  Weise,  wie  der  der  übrigen  Hy- 
dromedusen,  aus  zwei  über  einander  gelegenen  Substanz- 
schichten (ectoilerni  und  endoderm)  gebildet  werde,  die 
einen  mehr  oder  minder  complicirten  Hohlraum  umschliessen 
(eine  Thatsache,  die  übrigens,  was  Verf.  übersehen  hat, 
schon  vom  Ref.  in  gebührender  Weise  hervorgehoben  ist, 
zur  näheren  Kenntniss  der  Siphonophoren  von  Nizza  S.  121. 
Anm.)  geht  er  zunächst  zur  Schilderung  der  einzelnen 
Theile  des  Siphonophorenkörpers  über.  Bekanntlich  ist 
Verf.  der  Ansicht,  dass  die  Siphonophoren  keine  Thierstöcke 
seien,  sondern  einfache  Thiere,  wie  die  Medusen,  und  gleich 
diesen  aus  einer  Anzahl  verschiedener  Organe,  aus  Magen- 
stiel (polypite) ,  Schwimmglocke  (nectocalyx)  ,  Tentakeln 
u.  s.  w.  bestehen,  die  nur  in  Gruppirung,  Zahl  und  Manch- 
faltigkeit  Verschiedenheiten  darböten  und  hiernach  zur  Auf- 
stellung verschiedener  Ordnungen  (Hydridae  ,  Corynidae, 
Sertulariadae,  Calycophoridae,  Physophoridae,  Lucernaria- 
dae)  berechtigten.  Natürlich  gehören  auch  die  Geschlechls- 
glocken  (gonocalyces)  in  die  Reihe  dieser  Organe,  selbst 
diejenigen  Formen  ,  die  sich  als  selbstständige  Medusoiden 
ablösen.  Wir  wissen  ja  (J.  B.  XX.  S.  299),  dass  Verf.  die 
ungeschlechtlich  erzeugten  Sprösslinge  eines  Thieres  über- 
haupt nicht  als  selbstsländige  Individuen,  sondern  nur  als 
„Zooidien"  betrachtet  wissen  will.  Freilich  haben  diese  „Zooi- 
dien"  eine  auffallende  Aehnlichkeit  mit  den  echten  Medu- 
sen, denen  Verf.  die  Individualität  nicht  absprechen  kann 
dass  diese  Aehnlichkeit  aber  doch  keine  vollständio-e  Ho- 
mologie sei,  glaubt  Verf.  durch  eine  Erinnerung  an  die 
abweichende  Art  der  Entstehung  und  die  Abwesenheit  des 
Segels  (valvulär  membrane)  beweisen  zu  können.  Es  ist 
leicht  einzusehen,  dass  die  Auffassung  des  hier  vorliegen- 
den Verhältnisses  den  Angelpunkt  -der  ganzen  Frao-e  nach 
der  Natur  der  Siphonophoren    einschliesst.     Die  deutschen 


192     Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Forscher,  die  an  der  Polyzootie  und  dem  Polymorphismus 
der  Siphonophoren  festhalten,  gehen  eben  von  der  hier 
abgeläugnelen  Homologie  aus  und  deduciren  von  da  aus 
die  Berechtigung,  ja  die  Nothwendigkeit  ihrer  Lehre. 
Für  unsern  Verf.  existirt  jene  Homologie  nicht,  für  ihn 
exislirt  auch  kein  Polymorphismus.  Kein  Wort,  keine  An- 
deutung verräth  ,  dass  der  Organismus  der  Siphonophoren 
auf  eine  andere,  als  die  vom  Verf.  vertretene  Weise  ge- 
deutet werden  könne  und  auch  wirklich  gedeutet  sei. 

Doch  das  nur  beiläufig;  der  Werth  der  vorliegenden 
Arbeit  wird  dadurch  nicht  verringert. 

Und  diesen  Werth  sehen  wir ,  wie  gesagt,  besonders 
in  den  von  unserem  Verf.  gelieferten  Detailbeschreibungen 
und  den  beigefügten  Zeichnungen,  in  die  auch  die  dem 
Verf.  nicht  zu  Gesicht  gekommenen,  aber  von  anderer  Seite 
näher  bekannt  gewordenen  Formen  aufgenommen  sind. 

Was  wir  über  den  Bau  der  einzelnen  Organe  INeues 
erhalten,  ist  nicht  eben  viel.  Wir  heben  davon  u.  a.  her- 
vor, dass  die  Luftblase  (pneumatophore)  nicht  bloss  bei  Phy- 
salia  ,  sondern  auch  bei  Rhizophysa  durch  eine  distincte 
OefTnung  nach  aussen  führt,  aus  der  Verf.  auch  gelegent- 
lich die  Luft  entweichen  sah.  Die  Befestigung  der  Blase 
geschieht  überall ,  wie  das  auch  schon  von  Ref.  bemerkt 
wurde,  durch  eine  Duplicatur  des  Endoderm,  doch  will  Verf. 
ausserdem  noch  in  einzelnen  Fällen  die  von  Mi  Ine  Ed- 
wards bei  Stephanomia  (Forskalia)  beschriebenen  radiären 
Suspensorien  beobachtet  haben.  Eine  Communication  der 
Luftblase  mit  dem  Reproductionskanale  wird  überall  ge- 
läugnet,  obwohl  neuere  Beobachter  (Kefer  stein  und 
Ehlers),  auf  die  wir  im  nächsten  Berichte  zurückkommen, 
dieselben  ganz  in  der  von  Ref.  beobachteten  Weise  wieder 
gefunden  haben.  Das  Basalstück  der  Polypen  ist  überall 
durch  eine  Cirkelfalte  (pyloric  valve)  von  dem  eigentlichen 
Magen  abgetrennt.  Die  in  den  letztem  vorspringenden  Wülste 
mit  ihren  Nesselzellen  werden  den  soliden  Magenfaden  der 
Lucernariaden  verglichen,  und  wird  dabei  die  Vermuthung 
ausgesprochen  ,  dass  beide  ihre  wesentliche  Bedeutung  in 
der  durch  die  Nesselkapseln  bewirkten  Abtödtung  der  leben- 


i^der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  193 

d'ig  verschluckten  Brut  erfüllten.  Die  von  Ref.  in  den  Nes- 
selknöpfen ( sacculi )  beschriebenen  Angelbänder  wurden 
nirgends  beobachtet  und  die  Taster  (hydrocysts)  vorKennt- 
niss  der  in  Deutschland  erschienenen  neuen  Arbeiten  für 
junge  und  unentwickelte  Polypen  gehalten.  In  den  unausge- 
bildeten  Schwimmglocken  iindet  sich  statt  des  Hohlraumes 
(nectosac)  Anfangs  ein  solider  Kern,  der  durch  Verdickung 
der  äussern  Hülle  entstanden  ist  und  das  in  die  ursprüng- 
liche Knospenanlage  hineinragende  Divertikel  der  gemein- 
schaftlichen Leibeshöhle  in  vier  Radialkanäle  abtheilt.  Der 
Schwimmsack  nimmt  erst  durch  Aushöhlung  dieses  Kernes 
seinen  Ursprung.  Aehnlich  bei  den  Geschlechtsglocken, 
bei  denen  Verf.  sich  weiter  davon  überzeugt  zu  haben 
glaubt,  dass  die  ursprüngliche  Anlage  der  Geschlechtsorgane 
von  dem  Ectoderm  ausgehe. 

Die  Systematik  betreffend,  so  glaubt  Verf.  die  von  uns 
zu  den  Siphonophoren  gerechneten  Hydrasmedusen  nach  wie 
vor  (J.  B.  XXni.  S.  225)  in  zwei  Gruppen  theilen  zu  kön- 
nen, die  Diphyiden,  oder,  wie  sie  nach  dem  Vorgange  des 
Ref.  jetzt  genannt  werden,  Calycophoriden  und  die  Physo- 
phoriden.  In  ersterer  Gruppe  unterscheidet  Verf.  vier  Fa- 
milien, die  Diphyiden  s.  str.,  Sphaeronectiden  (denen  übri- 
gens eine  nur  unvollständig  beobachtete  Form  zu  Grunde 
liegt),  Prayiden  und  Hippopodiiden.  In  der  zweiten  Gruppe 
steigt  die  Zahl  der  Familien  auf  sechs:  die  Apolemiaden, 
Stephanomiaden,  Physophoriaden ,  Athorybiaden,  Rhizophy- 
siaden,  Physaliaden  und  Velelliden. 

Die  Untersuchungen  unseres  Verf.'s  beziehen  sich 
auf  fast  alle  diese  Familien,  namentlich  aber  auf  die  Di- 
phyiden, von  denen  uns  eine  ganze  Reihe  neuer  Formen 
vorgeführt  wird.  Die  Mehrzahl  derselben  gehört  frei- 
lich zu  den  sog.  monogastrischen  Diphyiden,  die  Verf. 
Anfangs  für  selbstständige  Arten  hielt ,  bis  er  sich  durch 
die  Untersuchungen  des  Ref.  davon  überzeugte  ,  dass  sie 
als  frei  lebende  Anhangsgruppen  anderer  sog.  polygastri- 
scher Formen  zu  betrachten  seien.  Trotzdem  hält  es  übri- 
gens Verf.  aus  Zweckmässigkeitsgründen  immer  noch  für  nö- 
thig,  dieselben  in  eine  eigene  Gruppe  (Diphyozoidia)  zu- 
Archiv f.  Natarg.  XXVI.  Jahrg.  2.  Bd.  N 


194     Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

sammenzustellen  und  darin  sogar  besondere  Gtittungen 
und  Arten  zu  unterscheiden.  Ref.  hat  frijher  den  Vorschlag 
gemacht,  alle  diese  frei  lebenden  Anhangsgruppen  als  „Eu- 
doxien"  zu  bezeichnen,  wie  man  die  isolirt  lebenden  Band- 
Avurmglieder  ,  ohne  Rücksicht  auf  Abstammung  und  Be- 
schaffenheit als  „Proglottiden"  zu  benennen  pflegt ,  allein 
Verf.  findet  es  unpassend  den  Namen  Eudoxia,  der  in  sei- 
ner ursprünglichen  Fassung  für  monogastrische  Formen  mit 
glockenförmigem  Deckstück  gebraucht  wurde,  auch  auf  Ar- 
ten mit  flächenhaft  begrenztem  Deckstücke  zu  übertragen 
und  tadelt  es,  dass  Ref.  z.  B.  von  einer  Eudoxia  cuboides 
sprach. 

Bei  der  Unvollständigkeit  der  älteren  Beschreibungen 
und  der  Unzulänglichkeit  der  früher  aufgestellten  Diagnosen 
ist  es  natürlich  schwer  und  oftmals  unmöglich,  die  zur  Un- 
tersuchung kommenden  Siphonophoren  auf  bekannte  Arten 
zurückzuführen.  Auch  unser  Verf.  hat  das  erfahren,  und 
will  es  Ref.  fast  bedünken,  als  wenn  derselbe  in  dem  Be- 
streben bei  der  Bestimmung  seiner  Arten  an  die  vorliegen- 
den Beschreibungen  anzuknüpfen,  nicht  überall  das  Rich- 
tige getroffen  habe.  Auch  die  Synonymie  dürfte  nicht  im- 
mer in  glücklicher  Weise  zusammengestellt  sein ;  es  sind 
wenigstens  hier  und  da  bestimmt  verschiedene  Species  in 
eine  einzige  zusammengefasst. 

Die  von  unserem  Verf.  beobachteten  und  genau  be- 
schriebenen Arten  sind  folgende: 

A.     Calycophoridae. 

Diphyes  dispar  Cham,  et  Eysenh.  von  der  Ostküste  Australiens 
p.  30  (eine  Art,  zu  der  Verf.  ausser  zahlreichen  anderen  Synonynjen 
auch  Diphyes  turgida  ?  Gegenb.  zieht,  die  wohl  schwerlich  dahin  ge- 
hört), D.  appendiculata  Eschsch.  Bassstr.  p.  34  (nach  unserem  Verf. 
u.  a.  identisch  mit  D.  Sieboldii  Köll.  und  D.  acuminata  Lt.,  die  jedoch 
beide  von  einander  verschieden  sind),  D.  Chamissonis  n.  sp.  Ostküste 
von  Australien  p.  36,  D.  milra  n.  sp.  Ind.  Ocean  p.  36  (möglicher- 
weise, nach  unserem  Verf.,  der  Jugendzustand  von  D.  appendiculata. 
Die  vermuthete  Identität  mit  D.  Kochii  Will  scheint  Kef.  um  so  zwei- 
felhafter, als  bei  letzterer  das  vordere  Schwimmstück  kaum  zur  Auf- 
nahme des  hinteren  vertieft  ist,  während  D.  mitra  daselbst  eine  deut- 
liche, tiefe  Grube  erkennen  lässt.)     Nur  die  beiden  ersten  Arten  wur- 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  195 

den  vollständig  beobachtet,  die  zwei  anderen  ohne  hinteres  Schwimm- 
stück.  Letzteres  trägt  bei  den  ersten  Arten  einen  geschlossenen 
Durchlasskanal  und  ist  überall  dem  vorderen  eingefügt.  D.  dispar 
und  D.  Chamissonis  sind  neben  der  Mündung  der  Schwimmstücke  mit 
starken  Zähnen  versehen.  Der  zur  Aufnahme  des  hinteren  Schwimm- 
stückes  bestimmte  Ansatz  des  vorderen  ist  bei  D.  dispar  und  appen- 
diculata  abgestutzt,  bei  D.  Chamissonis  und  D.  mitra  —  ebenso  auch 
bei  D.  acuminata  und  D.  Sieboldii  —  stark  gezackt.  Die  Diphyiden 
mit  bloss  angefügtem  hinteren  Deckstücke  betrachtet  auch  Verf.  als 
Repräsentanten  eines  besondern  Gen.  Galeolaria  ,  dessen  Typus  an  G. 
filiformis,  die  freilich  Verf.  nicht  selbst  beobachtete,   erörtert  wird. 

Abyla  pentagona  Quoy  et  G.  aus  dem  Atlantischen  und  Indi- 
schen Ocean  p.  40  (mit  Aglaisma,  das  Verf.,  wie  Ref. ,  als  ein  abge- 
rissenes vorderes  Schwimmstück  betrachtet),  A.  Bassensis  Quoy  et  G. 
Bassstr.  p.45,  A.  Vogtii  n.  sp.  Ostküste  von  Neu-Guinea  p.  46  (vor- 
deres Schwimmstück  mit  fünf  Seitenflächen  und  annäherungsweise 
gleichen  Durchmessern  ,  Deckstück  würfelförmig  ,  hinteres  Schwimm- 
stück nicht  beobachtet),  A.  trigona  Küste  Neu-Guinea  p.  47,  A.  Leu- 
ckartii  n.  sp.  Südsee  p.  49  (mit  stark  comprimirtem  vorderem  Schwimm- 
stück und  einer  fast  die  ganze  Höhe  durchsetzenden  Grube  zur  Auf- 
nahme des  —  nicht  beobachteten  —  hinteren  Schwimmstückes,  so 
dass  der  Flüssigkeitsbehälter  und  Schwimmsack  an  ihrem  Apex  mit 
der  Höhle  des  Stammes  in  Verbindung   stehen). 

Das  Gen.  n.  Sphaeronectes  ist  nach  einem  mehrfach  vom 
Verf.  beobachteten  kugligen  Schwimmstücke  aufgestellt,  das  durch  gal- 
lertartige Beschaffenheit  und  Dicke  der  Wände  an  Praya  erinnert,  aber 
dadurch  verschieden  ist,  dass  der  Stamm  der  Deckstücke  entbehrt 
und  in  der  Tiefe  einer  langen  und  kanalartigen  Grube  befestigt  ist. 
Wie  bei  solcher  Bildung  ein  zweites  (hinteres)  Schwimmstück  be- 
festigt sein  könnte  ,  ist  nicht  gut  abzusehen.  Sph.  Kölliherii  n.  sp. 
Ind.  Ocean  p.  50. 

Die  Gen.  Praya,  Hippopodius  und  Vogtia  (welches  letztere  aber 
wieder  eingehen  muss,  da  die  Vogtia  pentacantha  nach  neueren  Un- 
tersuchungen, wie  auch  Ref.  bestätigen  kann,  dem  Gen.  Hippopodius 
zugehört)  sind  vom   Verf.  nach  fremden  Angaben  beschrieben. 

üeber  die  Entwickelung  der  sog.  nxonogastrischen  Diphyiden 
hat  unser  Verf.  natürlich  keine  eigenen  Untersuchungen  angestellt, 
doch  glaubt  er  berechtigt  zu  sein,  die  Angaben  des  Ref.,  nach  denen 
das  Deckstück  (hydrophyllium  )  von  Abyla  den  Stamm  umwachse, 
bevor  es  sich  mit  den  benachbarten  Anhängen  als  Eudoxia  abtrenne, 
mit  Gegenbau r  in  Zweifel  ziehen  zu  dürfen.  (Wir  werden  nach- 
her sehen,  dass  sich  Gegenbau r  inzwischen  vollständig  von  der 
Richtigkeit  der  Darstellung  des  Ref.  überzeugt  und  seine  frühere  Op- 
position ausdrücklich  zurückgenommen  hat.     Bei  Ab.  Vogtii    zeichnet 


196     L  e  u  c  k  a  r  t :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

auch  unser  Verf.  ein  rund  um  den  Stamm  herumgewachsenes  kubi- 
sches Deckstück ;  die  von  demselben  ausgesprochenen  Zweifel  sind 
also  durchaus  unberechtigt.)  Die  vom  Verf.  beobachteten  Formen  be- 
laufen sich  auf  zehn,  und  von  diesen  sind  die  meisten  hier  zum  er- 
sten Male  beschrieben;  die  Eudoxienbildung  scheint  also,  namentlich 
bei  den  Abylaarten  ,  denen  die  bei  Weitem  grossere  Mehrzahl  der 
hier  vorliegenden  Formen  zugehören  dürfte,  sehr  allgemein  stattzufin- 
den. Eudoxia  Lessonii  Eschsch.  (der  u.  a.  auch  E.  canipanula  Lt. 
zugerechnet  wird,  obwohl  hier  die  Zahnvorsprünge  neben  der  Mün- 
dung des  Schwimmsackes  sehr  viel  unbedeutender  sind)  ,  von  allen 
monogastrischen  Formen  die  häufigste,  die  Verf.  in  allen  Meeren  an- 
traf und  auf  Diphyes  appendiculata  zurückführen  möchte  p.  57 ,  E. 
Bojani  Eschsch.  Küste  von  Neu-üuinea  p.  59,  Eudoxoides  (n.  gen.) 
sagittata  n.  sp.  ebendah.  p.  59,  die  sich  generisch  durch  die  auf 
einer  Seite  stattfindende  flächenhafte  Abplattung  von  Eudoxia  unter- 
scheiden soll  —  auch  die  von  Ref.  beschriebene  Eudoxia  campanula, 
die  zu  Diphyes  acuminata  gehört,  zeigt  auf  der  einen  Seite  einen 
flachen  Längsstreifen — ,  Ag  l  aismoid  es  (n.  gen.)  Eschscholtzii  n.  sp. 
in  allen  Meeren  p.  60  ,  A.  elongata  n.  sp.  Küste  von  Australien,  Tor- 
res-Strasse  und  in  allen  Meeren  p.  61  (unzweifelhaft  =  Eudoxia  cu- 
boides  Lt.,  also  Abkömmling  von  Abyla  pentagona),  Sphenoides  (= 
Sphenia  Huxl.)  cmstralis  n.  sp.  ßass-Str.  p.  62,  stammt  nach  der  sehr 
wahrscheinlichen  Vermuthung  unseres  Verf.'s,  von  Abyla  bassensis  ab, 
Cuboides  vitreus  Quoy  et  G.  Küste  von  Neu -Guinea  p.  63,  hat  die 
grosseste  Aehnlichkeit  mit  den  vom  Verf.  beobachteten  Anhangsgrup- 
pen der  Abyla  Vogtii,  Amphiroa  alata  Les.  Torres-Str.  p.  64,  gehört 
nach  der  —  inzwischen  auch  durch  Gegenbau  r  bestätigten  — Ver- 
muthung des  Verf's  zu  Abyla  trigona,  A.  angulata  n.  sp.  Torres  -  Str. 
p.  64,  wohl  nur  ein  jüngerer  Zustand  der  vorhergehenden  Art,  En- 
neag  onoid es  (n.  gen.)  Quoyi  n.  sp.  Ostküste  von  Australien  p.  65. 

Die  vom  Verf.  generisch  unterschiedenen  Eudoxien  mit  flä- 
chenhaft  begrenztem  Deckstücke  werden  in  folgender  Weise  cha- 
rakterisirt : 

Agl  aismoid  e  s  Huxl.  The  hydrophyllium  is  a  frustrum  of 
a  pentagonal  prism  ,  with  one  face  partially  bevelled  ofF.  The  phyl- 
locyst  has  four  coecal  processes.  The  cavity  for  the  polypite  is  deep 
and  conical  or  hemispherical. 

Sphenoides  Huxl.  The  hydrophyllium  is  wedge-shaped  be- 
Ibw,  but  is  bevelled  into  four  quadrate  faces  on  its  upper  surface. 
The  cavity  for  the  polypite  is  open  in  front,  The  phyllocyst  is  sim- 
ple and  conical,  like  Ihat  of  Eudoxia  ,  but  has  a  long,  slender,  coe- 
cal diverticulum  from  its  posterior  and  inferior  part. 

Cuboides  Quoy  et  G.  Hydrophyllium  with  six  flattened  and 
four-sided  faces.    The  Chamber  for  the  polypite  is  deep  and   conical, 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  197 

and  its  inferior  aperture  oceupies  one  face  of  the  cube.  The  phyllo- 
cyst  is  pyriform  or  narrow  above,  and  very  broad  and  slightly  be- 
lobed  below. 

Amphiroa  Les.  Hydrophyllium  with  a  trapezoidal  section,  the 
longer  side  being  convex;  inferior  face  obliquely  triincated  in  front 
(where  the  wide  and  deep  Chamber  for  the  polypide  opens)  ;  four- 
sided  behind.  The  phyllocyst  is  large  and  oval,  with  two  slender 
cnrved,  lateral  and  superior  caeca. 

Enneag  onoid e  s  Huxl.  Hydrophyllium  having  the  general 
from  of  a  cube  with  produced  angles  ,  but  a  pointed  process  is  de- 
veloped  from  one  solide  edge,  so  that  this  and  the  adjacent  face  are 
pentagonal  and  the  body  exhibits  altogether  nine  points.  The  Cham- 
ber for  the  polypite  is  conical.  The  phyllocyst  is  simple  and  oval. 
B.     Physophoridae. 

Stephanomia  Amphitridis  Per.  wurde  von  unserem  Verf.  einmal, 
aber  leider  ohne  Schwimmsäule  (wie  von  Peron)  beobachtet.  Die 
blattförmigen  Deckstücke  stehen  in  vier  dichten  Längsreihen  und 
die  schraubenförmig  gewundenen  Nesselknöpfe  tragen  an  der  Basis 
einen  kurzen  ,  glockenförmigen  Mantel.  Der  Endfaden  der  Kessel- 
knöpfe ist  dabei  einfach.  Männliche  Geschlechtsanhänge  mit  dicht 
anliegender  Glocke. 

Ägahna  breve  n.  sp.  p.  75  von  Zolllänge  mit  dicken  und  so- 
liden, fast  pyramidalen  Deckstücken.  Gehört  zu  den  Arten  mit  ein- 
gehüllten Nesselknöpfen  und  zweien  Endfäden  an  denselben,  für  die 
Verf.  allein  den  Genusnamen  Agalma  in  Anwendung  bringen  möchte. 
(Für  die  Arten  mit  nackten  Nesselknöpfen  und  einem  Endfaden,  aus 
denen  Ref.  das  Subg.  Agalmopsis  bildete,  schlägt  Verf.  den  neuen  Na- 
men Haiistemma  vor  p.  129.) 

Von  Physophora  kamen  dem  Verf.  (im  Indischen  Ocean)  nur 
junge  und  unreife  Exemplare  zur  Beobachtung  ,  die  keine  genauere 
Diagnose  zuliessen,  aber  doch  sorgfällig,  besonders  mit  Rücksicht  auf 
die  Schwimmglocken  und  Nesselknöpfe,  beobachtet  wurden  (p.  78). 
Die  letztern  gleichen  den  Nesselknöpfen  der  Nizzaer  Ph.  hydrostalica 
durch  die  beiden  der  Basis  anhängenden  ohrartigen  Fortsätze,  die 
ursprünglich ,  wie  der  Verf.  beobachtete  ,  ^m  Ende  des  Nesselkno- 
pfes liegen  und  erst  während  der  Ausbildung  der  glockenförmigen 
Hülle  durch  eine  Knickung  nach  oben  emporrücken.  Die  Nessel- 
knöpfe waren  übrigens  viel  kleiner,  als  bei  der  ausgewachsenen  Ph. 
hydrostalica  und  (nach  der  Zeichnung)  mit  nur  vier  Windungen  ver- 
sehen. Die  Taster  trugen  je  an  ihren  Insertionsstellen  einen  kleinen 
und  einfachen  Fangfaden,  wie  das  von  Sars  auch  für  die  niittel- 
meerische  Art  angegeben  ist  (J.B.  XXIV.  S.  134).  Das  untere  Stamm- 
ende wird  als  einfache  sackförmige  Er\yeiteirung  beschriebjen.   ^  ^^  ,^ 


1 98    L  e  u  c  k  a  r  t :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Unter  dem  Namen  Athoryhia  rosasea  ?  Eschsch.  beschreibt  un- 
ser Verf.  p.  86  eine  Art  aus  dem  Indischen  Ocean,  die  sich  von  der 
mittelmeerischen  nicht  bloss  durch  Kleinheit  und  geringere  Zahl  der 
Anhänge,  sondern  namentlich  durch  eine  abweichende  ,  wenn  gleich 
verwandte  Bildung  der  Nesselknöpfe  unterscheidet  und  wohl  speci- 
fisch  davon  verschieden  sein  dürfte.  Die  Nesselknöpfe  sind  hier  näm- 
lich in  (zwei)  Spiralwindungen  gelegt  und  mit  einer  Glocke  umhüllt, 
genau  wie  bei  Agalma ,  dessen  Typus  schon  Ref.  in  der  Bildung  der 
Nesselknöpfe  bei  Athorybia  rosacea  nachzuweisen  versucht  hat. 

Die  von  unserem  Verf.  im  Indischen  Ocean  aufgefundene  Rhi- 
zophysa  filiformis?  Forsk.  p.  90  gleicht  der  mittelmeerischen  Art  bis 
auf  die  Tentakel ,  die  mit  einfachen  Seitenzweigen  (fadenförmigen 
und  gestreckten  Nesselknöpfen)  versehen  sind  und  keine  Spur  der 
von  Gegenbaur  beschriebenen  complicirten  Anhängen  tragen.  Reife 
Geschlechtsanhänge  waren  nicht  vorhanden,  doch  glaubt  Verf.  einige 
Bündel  kleiner  ovaler  Knospen  ,  die  zwischen  den  Polypen  standen, 
als  die  ersten  Anfänge  dieser  Bildungen  betrachten  zu  dürfen. 

Besonders  werthvoll  und  ausführlich  sind  Verf.'s  Untersuchun- 
gen über  Physalia  utriculus  p.  101  ,  die  im  südlichen  Theile  des  At- 
lantischen Meeres  und  im  Indischen  Ocean  vielfach  auf  allen  Ent- 
wickelungsstufen  zur  Beobachtung  kam.  Die  jüngsten  Individuen 
massen  etwa  2"  und  bestanden  aus  einem  einzigen  Polypen  mit 
sprossendem  Fangfaden  und  einer  verhältnissmässig  nur  kleinen  ,  ku- 
gelrunden Luftblase,  die  in  das  hintere  kaum  aufgetriebene  Ende  des 
Polypen  eingelagert  war  und  am  Apex,  wie  bei  Rhizophysa,  durch 
eine  deutliche  OefFnung  nach  Aussen  mündete.  (Bei  ausgewachsenen 
Physalien  findet  sich  diese  OefTnung  bekanntlich  in  der  Nähe  des 
einen,  dünneren  Körperendes,  das  demnach  als  oberes  zu  bezeichnen 
wäre.)  Die  Befestigung  der  Blase  geschieht  ganz  ebenso,  wie  bei 
den  Physophoriden  ,  mittelst  einer  Duplicatur  der  inneren  der  auch 
hier  ganz  in  gewöhnlicher  Weise  entwickelten  zwei  Membranen.  Die 
Tentakel  der  ausgewachsenen  Exemplare  sind  bekanntlich  doppelter 
Art,  grosse  sog.  Senkfäden,  an  deren  Basis  je  ein  geschlossenes  sog. 
Tentakelbläschen  ansitzt,  und  kleinere,  die  ohne  Unterschied  zwischen 
den  übrigen  Anhängen  hervorkommen.  Die  nierenförmigen  Nessel- 
knöpfe enthalten  je  ein  kurzes  Divertikel  ans  der  Centralhöhle  der 
Tentakel.  Die  Entwickelung  der  Tentakel  ist  dieselbe  ,  wie  bei  den 
übrigen  Physophoriaden:  zuerst  entsteht  ein  cylindrischer  Sack,  der 
hier  aber  immer  geschlossen  bleibt  (Tentakelbläschen),  und  dieser 
treibt  an  seiner  Basis  dann  den  späteren  Faden.  Solche  Jugendfor- 
men lassen  sich  zwischen  unentwickelten  Polypen  ,  Tastern  und  Ge- 
schlechtsanhängen überall  an  den  ramificirten  Auswüchsen  des  Kör- 
pers nachweisen.  Als  Taster  glaubt  Verf.  besonders  die  Anhänge  an 
den  Enden    der  mit  Geschlechlsknospen    besetzten  Zweige  beanspru- 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  199 

chen  zu  dürfen.  Die  männlichen  Anhänge  kommen  an  dem  gemein- 
schaftlichen Körper  zur  Reife.  Sie  sind  ovale  Anschwellungen,  die 
sich  als  Medusoiden  mit  dicht  aufliegendem,  geschlossenen  Mantel  auf- 
fassen lassen.  Im  Inneren  umschliessen  dieselben  einen  ovalen  Hohlraum 
und  unter  den  äusseren  Bedeckungen  verlaufen  zwei  einander  ge- 
genüberliegende Radialkanale.  Daneben  finden  sich  zahlreiche  kleine 
Medusoiden  mit  offener  Schwimnihöhle  und  vier  Radialkanälen,  wohl 
die  weiblichen  Anhänge  ,  die  erst  nach  ihrer  Abtrennung  zur  vollen 
Entwickelung  und  Geschlechtsreife  gelangen  dürften.  Mund  und  Ma- 
genstiel scheinen  noch  zu  fehlen. 

Velella  betrefTend  p    107,  reproducirt  Verf.  seine  bereits  früher 
veröfl"entlichtcn  Beobachtungen  über  die  Ablösung  der  von  den  klei- 
nen  Polypen  („gonoblastidia")  aufgeammten  Medusen  (die  freilich  von 
Gegenbau  r's    Chrysomitra  ,    J,  B.  XXIII.  S.  238 ,   sehr    verschieden 
sind  ,    indem  sie  nur  vier  Radialkanäle  und    vier   lappige  Andeutun- 
gen von  Tentakeln  besitzen)  und  macht  dann  weiter  interessante  Mit- 
theilungen   über    die    unter   dem    Genusnamen  Rataria  bekannten  Ju- 
gendzustände   dieser    Thiere.      (Die    Beobachtungen    B  u  rm  e  is  ter's, 
J.  B.  XXIII.  S.  244,   sind  Verf.,    auch  bei  Physalia  ,  entgangen.)     Die 
jüngsten  Exemplare,  die  Verf.  zu  Gesicht  bekam,  maassen  kaum  mehr 
als  V"   und  bestanden    aus    einem  einzigen   Polypen,  dessen  hinteres 
Ende  eine  fast  glockenförmige  Bildung  hatte   und  eine  einfach  halb- 
kugelförmige   Luftblase  einschloss,  derern  weicher    Ueberzug  sich  in 
eine  breite  Falte  ,    die    erste  Andeutung    des    späteren    Segels  ,    fort- 
setzte.    Unter  dem  Rande  der  Glocke  beobachtete  man  einige  stumpfe 
Hervorragungen ,    die    den    Polypen    zwischen    sich    nahmen  und  bei 
älteren    Exemplaren    in    Tentakel    ausgewachsen    waren.       Die    Leber 
fehlte  noch,  sie  bildet  sich  erst  während  der  Entwickelung  der  Ten- 
takel   unterhalb    der  Luftblase  ,    den   bei    Rhizophysa   vorkommenden 
eigenthümlichen  Zotten  vergleichbar.      Die  Leibeshöhle    war  verhält- 
nissmässig    noch    einfach  ,    nur    von    einer  Anzahl    radiärer    Scheide- 
wände durchsetzt,  die  bis  in  den  Kamm  hinein  sich  verfolgen  Hessen 
und  vom  Verf.  den  radiären  Aufhängebändern  der  Luftblase  (Agalma) 
verglichen     werden.       Die    kanalförmigen     Zwischenräume    zwischen 
diesen  Scheidewänden  sind  mit  Flimmerhaaren  versehen.  Die  spätere 
complicirte    Bildung     wird    durch    Vermehrung     und    unregelmässige 
Verästelung  der  Scheidewände  vermittelt. 

Bei  Porpita  konnte  Verf.  an  einer  grossen,  l'/a"  im  Durchmesser 
haltenden  Art  (wohl  P.  coeruleaEschsch.)  im  Wesentlichen  die  Anga- 
ben Köl  I  ike  r's  über  P.  mediterranea  bestätigen  p.  122.  Er  überzeugte 
sich  namentlich  auch  von  der  Existenz  der  Luftlöcher  auf  der  oberen 
Scheibenfläche  und  der  Anordnung  der  Luftkanäle.  Der  Luftsack  die- 
ser Art  war  übrigens  complicirter  gebaut,  als  bei  P.  mediterranea, 
nicht  bloss  insofern  ,    als  die  Zahl    der  concentrischen  Kammern  un- 


200    L  e  u  c  k  a  r  t :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

gleich  grösser  war,  sondern  weiter  auch  und  namentlich  durch  die 
mächtige  Entwickelung  der  von  der  unteren  Fläche  abgehenden  Ra- 
dialfalten. In  diese  Radialfalten  hinein  verlängern  sich  die  einzelnen 
Kammern  des  Luftsackes  In  Form  von  schräg  verlaufenden  Diverti- 
keln, die  nochmals  und  zum  dritten  Male  zerfallen  und  erst  vor  den 
letzten  Aussackungen  gruppenweise  ihre  Luftkanäle  entspringen  las- 
sen. Die  obere  Fläche  des  Luftsackes  ist  beträchtlich  verdickt  und 
das  um  so  mehr,  je  mehr  sich  dieselbe  dem  Centrum  nähert.  Die 
Luftkanäle  verlaufen  nicht  in  ,  sondern  auf  der  Wand  des  Polypen 
und  besitzen  frei  nach  Aussen  vortretende  Enden.  Anastomosen  zwi- 
schen denselben  wurden  niemals  beobachtet. 

Was  Mc.  Cready  (1.  c. )  zur  Förderung  unserer 
Kenntnisse  von  den  Siphonophoren  beibringt,  ist  allerdings 
nur  Weniges  und  mit  der  reichen  Fülle  der  Huxle  y'schen 
Beobachtungen  nicht  zu  vergleichen,  aber  es  fesselt  unser 
Interesse,  wenn  wir  in  den  Darstellungen  unseres  Verf.'s 
derselben  Auffassung  begegnen,  die  sich  bei  uns,  in  Deutsch- 
land, allmählich  in  immer  weiteren  Kreisen  Bahn  gebro- 
chen hat.  Für  Mc.  Cready  sind  die  Siphonophoren  poly- 
morphe Thierstöcke  ,  die  sich  aus  fünf  verschiedenen  In- 
dividuengruppen zusammensetzen,  aus  dem  stammbildenden 
Mutterthiere,  den  Locomotiven,  den  Ernährungsthieren,  den 
Tentakelthieren  und  „respiratorischen"  Deckstücken.  Von  den 
neueren  Arbeiten  über  Siphonophoren  scheint  unserem  Verf. 
nur  die  Kölliker'sche  Monographie  bekannt  zu  sein; 
ausserdem  verweist  derselbe  auf  Agassi z,  der  zuerst  in 
seinen  Lectures  (1849)  eine  richtige  Idee  von  dem  Baue  der 
Siphonophoren  gehabt  habe.  (L.  c.  p.  169— -180.)  Ueber 
die  Natur  der  Velellen  scheint  unser  Verf.  nicht  ganz  klar 
zu  sein.  Obwohl  er  geneigt  ist,  das  Gesetz  des  Polymor- 
phismus auch  auf  sie  zu  übertragen,  glaubt  er  doch  ande- 
rerseits den  Bau  dieser  Thiere  nach  Analogie  der  Tubula- 
rien  deuten  zu  dürfen  (p.  140)  ,  wobei  denn  der  Central- 
polyp  als  Mundstück,  die  Fühler  als  äussere  Tentakel,  die 
proliferirenden  Individuen  als  medusentragende  Bäumchen 
und  die  Luftblase  als  Skelet  in  Anspruch  genommen  wer- 
den (p.  139—147). 

An  Arten  beschreibt  unser  Verf.  Eudoxia  alata  n.  sp.  (die  als 
monogastrische  Diphyide  im  Es  ch  s  ch  o  1  tz'schen  Sinne  gedeutet 
wird),  Diphyes  pusilla  n.  sp.,  Physalia   aurigera  n.  sp.  (p.  171—180), 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  201 

und  Porpita  Linneana  (p.  144 — 147.)  Die  Lesson'schen  Genera  Aeies 
und  Kalls  werden  dabei  — nach  Analogie  vonRataria  —  als  Jugend- 
zustände von  Porpita   in  Anspruch  genommen. 

Am  sorgfältig-sten  untersuchte  Verf.  die  Gen.  Physa- 
lia  und  Porpita ,  die  übrigens  beide  nur  als  gelegentliche 
Gäste  durch  Sturm  und  Wellenschlag  in  die  Bucht  von  Chare 
leston  geführt  werden.  Bei  ersterer  unterscheidet  er  nach 
der  Grösse  dreierlei  Polypenformen ,  von  denen  die  klein- 
sten bis  auf  die  Mundöffnung  mit  den  Quatr  efag  es'schen 
Leberschläuchen  übereinstimmten  und  die  grössten  an  der 
Basis  der  Hauptsenkfäden  befestigt  waren  (nach  Beobach- 
tungen von  Olfers,  Referent,  Burmeister  und 
Huxley  sind  übrigens  diese  sog.  Tentakelbläschen  ohne 
Mundöffnung).  Ebenso  unterscheidet  Verf.  zweierlei  durch 
ihre  Grösse  verschiedene  Tentakelfäden  und  dreierlei  For- 
men von  Geschlechtsanhängen,  von  denen  jedoch  zwei,  die 
erste  und  dritte  Form,  nur  verschiedene  Zustände  dersel- 
ben (weiblichen)  Anhänge  repräsentiren  dürften.  In  ihrer 
grössten  Entwickelung  haben  diese  letztern  eine  entschie- 
dene Glockenform  mit  einem  Magenstiele  ,  der  wegen  der 
Entwickelung  der  (freilich  nicht  genauer  analysirten )  Ge- 
schlechtsstoffe fast  den  ganzen  Innenraum  des  Mantels 
ausfüllt.  Eine  Mund  Öffnung  wird  nicht  erwähnt  und  ein 
Segel  scheint  abwesend.  Das  obere  Ende  der  Glocke  setzt 
sich  ,  wie  bei  Steenstruppia  und  Euphysa,  in  einen  coni- 
schen Zapfen  fort,  der  die  Stelle  eines  abgesetzten  Stiels 
vertritt.  (Man  sieht,  wie  verschieden  diese  Angaben  von 
der  Darstellung  Huxley's  sind.)  Die  andere,  zweite  Form 
der  Geschlechtsanhängen  (männliche  Anhänge?),  die  in  grös- 
serer Mehrzahl  vorhanden  sind ,  charakterisiren  sich  durch 
eine  gestreckte  ellipsoidische  Form  und  umschliessen  im 
Innern  einen  Fortsatz  des  gemeinschaftlichen  Höhlensystems. 
Der  bei  Ph.  aurigera  mit  einem  goldenen  Streifen  geschmückte 
Kamm  umschliesst  eine  je  nach  der  Grösse  wechselnde 
Menge  von  Fortsätzen ,  bei  den  kleineren  Exemplaren  9, 
bei  den  grösseren  16. 

Die  vom  Verf.  bei  Porpita  gesehenen  Gcschlechts- 
knospen  sind  auf  der  Innenfläche  des  Mantels  obenso  pig- 
mentirt,    wie   die  Geschlechtsknospen   von  Velella.      (Wie 


202     L  e  u  c  k  a  r  t :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  IS'aturgeschichte 

Huxley  hervorhebt,    hat   schon  Forskai    die  Ablösung 
dieser  Anhänge  bei  Porpita  beobachtet.) 

Gegenbau r  handelt  in  einer  der  Münchener  Aka- 
demie zu  ihrer  Säcularfeier  von  Seite  der  Leopold. -Carol. 
Akademie  gewidmeten  Gratulationsschrift  „über  Abyla  tri- 
gona  und  deren  Eudoxienbrut"  (Jena  1859.  10  S.  in  Quart 
mit  2  Kupfertafeln).  Er  beschreibt  darin  nach  einigen  ein- 
leitenden Bemerkungen  über  den  Organismus  der  Siphono- 
phoren ,  „der  am  richtigsten  nach  den  Erscheinungen  des 
Polymorphismus  gedeutet  wurde" ,  die  vorher  genannte, 
bisher  nur  unvollständig  beobachtete  Art  (die  freilich  in- 
zwischen, wie  wir  oben  sahen,  auch  von  Huxley  genauer 
untersucht  ist)  und  vergleicht  deren  Bau  Schritt  für  Schritt 
mit  Abyla  pentagona  ,  wobei  sich  denn  herausstellt ,  dass 
beide  Arten  trotz  ihrer  scheinbaren  Verschiedenheit  nach 
einem  Plane  gebaut  sind  ,  der  nicht  nur  im  Grossen,  der 
auch  im  Einzelnen  ,  bis  zu  der  kleinsten  Kantenbildung, 
übereinstimmt.  Aber  noch  mehr,  Gegenbaur  überzeugte 
sich  w^eiter  auch  von  der  Thatsache ,  dass  Abyla  trigona 
ganz  in  gleicher  Weise  ,  wie  A.  pentagona,  Eudoxien  bil- 
det und  zwar  dieselben,  die  auch  Huxley  als  Abkömm- 
linge derA.  trigona  bezeichnete  und  als  Lesueur's  Am- 
phiroa  alata  erkannt  hat.  Die  Eudoxien  wachsen  bis  zu 
der  Grösse  von  6'"  heran  und  erreichen  somit  einen  hohen 
Grad  von  Selbstständigkeit.  Die  Art  der  Entwickelung  ist 
genau  dieselbe,  die  Ref.  bei  A.  pentagona  beschrieben  hat, 
die  aber  damals  von  unserem  Verf.  „nach  oft  wiederholten 
Untersuchungen"  (Zeitschrift  f.  wiss.  Zool.  V.  S.  451)  auf 
das  Bestimmteste  in  Abrede  gestellt  wurde,  in  Folge  „einer 
falschen  Auffassung  des  Stammes"  glaubte  unser  Verf.  da- 
mals, dass  die  Eudoxien,  statt  den  Stamm  zu  umfassen,  dem- 
selben seitlich  mit  ihrer  vertieften  ßasalflächc  anhingen ; 
er  hat  diese  Darstellung  jetzt  selbst  als  eine  unrichtige  be- 
zeichnet. Damit  fallen  natürlich  auch  alle  die  Einwürfe, 
die  Verf.  (a.  a.  0.)  gegen  den  von  Ref.  versuchten  Nach- 
weis, dass  die  Eudoxien  mit  glockenförmigem  Deckstücke 
von  Diphyescolonien  abstammten,  erhoben  hat;  Verf.  er- 
klärt sich  jetzt  auch  in  dieser  Hinsicht  mit  Ref.  einverstan- 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  203 

den.  Die  Exemplare  von  Abyla  trigona  ,  die  Verf.  vorla- 
gen, stammten  ans  den  verschiedensten  Breiten  des  atlan- 
tischen Meeres,  aus  den  westindischen  Gewässern  und  so- 
gar aus  dem  indischen  Occan,  die  Eudoxien  zum  Theil  von 
der  Guineaküste.  Zum  Schlüsse  beschreibt  Verf.  unter  dem 
Namen  Eudoxia  prismatica  eine  neue  Eudoxienform  mit 
niedrigem  fünfseitigem  Deckstücke,  die  Ref.  mit  Huxley's 
Aglaismoides  Eschscholzii  identificiren  möchte. 

Ueber  den  Bau  der  Siphonophoren  und  deren  Poly- 
morphismus siehe  ausserdem  noch  Geg  en  b  a  u  r's  verglei- 
chende Anat,  S.  100.  (In  Bezug  auf  die  beigefügte  Note 
darf  ich  mir  wohl  die  Bemerkung  erlauben,  dass  es  mir 
niemals  eingefallen  ist,  das  einheitliche  Moment  in  der  po- 
lymorphen Colonie  zu  leugnen ,  dass  ich  vielmehr  schon 
lange  vor  C  a  r  u  s  selbst  den  Unterschied  zwischen  phy- 
siologischen und  morphologischen  Individuen  hervorgeho- 
ben, wenn  auch  vielleicht  nicht  streng   formulirt  habe.) 

Picke  ring  macht  einige  Mittheilungen  über  die  Brenn- 
kapseln von  Physalia,  an  die  Agassiz  sodann  Bemerkun- 
gen über  diese  Gebilde  im  Allgemeinen  anknüpft.  Proc. 
Best.  Soc.  VI.  p.366. 

Schon  im  vorigen  Jahresberichte  habe  ich  —  nach 
Greene  — hervorgehoben  (S.  198),  dass  gelegentlich  auch 
an  der  Irischen  Küste  Siphonophoren  aus  der  Gruppe  der 
Physophoriden  vorkommen.  Ich  sehe  jetzt ,  dass  diese 
Thatsache  schon  früher  durch  M  e  1  v  i  1 1  e  (Nat.  bist.  rev. 
1856.  Proc.  Soc.  Dubl.  p.  75)  bekannt  geworden  ist.  Ob  die 
von  letzterem  beobachtete  Art  wirklich  der  Stephanomia 
contorta  zugehörte,  wie  Verf.  meint,  oder  dem  Gen.  Agalma, 
wie  Ref.  vermuthen  möchte  —  auch  Thompson  bestimmt 
eine  Irische  Siphonophore,  die  Verf.  mit  der  seinigen  für 
identisch  hält,  als  ein  Agalma,  A.  Gettyana  n.  sp.  und 
Greene  spricht  von  einer  Agalmopsis  (A.  Sarsii  s.  ele- 
gans)  —  dürfte  sich  aus  den  vorliegenden  Materialien  nicht 
entscheiden  lassen.  Die  Abbildungen  sind  nach  verstüm- 
melten Exemplaren  gefertigt.  In  Betreff  der  Organisation 
spricht  Verf.  seine  Meinung  dahin  aus  ,  dass  die  Siphono- 
phoren als  zusammengesetzte  Medusen  zu  betrachten  seien. 


204     L  e  u  c  k  a  r  t :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

3.    P  0  1  y  p  i. 

Calycozoa. 

Obwohl  in  neuerer  Zeit,  besonders  von  Englischen  Zoo- 
logen, die  —  von  Ref.,  so  viel  er  weiss,  zuerst  (schon  vor  15 
Jahren)  hervorgehobene  —  Verwandtschaft  der  Lucernarien 
mit  den  Scheibenqunllen  für  so  gross  gehalten  wird,  dass 
dieselben  darauf  hin  ohne  Weiteres  den  letzteren  zugezählt 
werden  ,  glaubt  Ref.  einstweilen  doch  noch  immer  die  oben 
genannte  Gruppe  aufrecht  halten  zu  können.  Er  stützt  sich 
dabei  namentlich  auf  die  Resultate  seiner  anatomischen  Un- 
tersuchungen über  diese  Thiere,  die  nächstens  in  extenso 
publicirt  werden  sollen  und  die  ihn  zu  der  Ueberzeugung 
brachten,  dass  der  einfache  ,  in  der  That  höchst  scheiben- 
quallenartige  Rau  der  Lucernaria  quadricornis  bei  anderen 
Arten  mehrfach  modificirt  ist  und  in  manchen  Fällen  ent- 
schieden polypenartig  wird. 

Zu  den  Forschern,  die  eine  Vereinigung  der  Lucer- 
narien mit  den  Hydrasmedusen  befürworten  ,  gehört  auch, 
wie  wir  schon  oben  gesehen  haben,  Green  e,  der  unseren 
Thieren  weiter  noch  eine  besondere  kleine  Abhandlung  ge- 
widmet hat  (Proc.  Dubl.  univers.  zool.  and  bot.  assoc. 
VoL  L  p.  73  oder  nal.  bist.  rev.  Vol.  V.  Proc.  Soc.  p.  131). 
In  dieser  charakterisirt  derselbe  die  bisher  in  England  ge- 
fundenen fünf  Arten:  L.  auricula,  L.  campanula,  L.  fasci- 
cularis,  L.  cyathiformis  und  L.  inauriculata  und  beschreibt 
sodann  eine  neue,  gleichfalls  Rrittische  Form,  die,  wie  Verf. 
sagt,  zwischen  den  drei  ersten  die  Mitte  hält  und  entwe- 
der, wie  diese,  eine  eigene  Art  ist  (L.  typica  n.  sp.)  oder, 
wie  Verf.  fast  lieber  will,  den  Reweis  liefert,  dass  jene 
Arten  blosse  Varietäten  sind.  (Ref.  kann  nach  seinen  Un- 
tersuchungen versichern,  dass  jene  drei  Arten  sehr  gut  zu 
unterscheiden  sind,  nicht  bloss  nach  äusseren  Charakteren, 
sondern  auch  nach  Innern ,  und  dass  die  L.  fascicularis  = 
L.  quadricornis  sogar  als  Repräsentant  eines  besonderen 
Genus  zu  betrachten  sein  dürfte.  Er  glaubt  auch  über  die 
L.  typica  Greene's  im  Klaren  zu  sein,  insofern  diese  näm- 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  205 

lieh  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  die  echte  L.  auricula  Fbr. 
ist,  die  sich  durch  Dünne  und  Länge  des  Stieles,  so  wie 
durch  Kleinheit  der  Randkörper  leicht  und  bestimmt  von  der 
L.  auricula  der  Eng-lischen  Forscher,  die  mit  L.  octoradiata 
Lam.  identisch  ist,  unterscheidet.  Ref.  muss  übrigens  bei 
dieser  Gelegenheit  bemerken ,  dass  er  die  erste  Notiz  von 
der  wahren  L.  auricula  durch  Steenstrup  erhielt,  der 
sich  dabei  auch  auf  die  in  der  Königl.  Bibliothek  zu  Ko- 
penhagen aufbewahrten  Manuscripte  und  Federzeichnungen 
Fabricius'  beziehen  konnte.  An  dem  reichen  Materiale, 
welches  der  ebenso  liberale,  wie  berühmte  Forscher  dem 
Ref.  dabei  auf  seine  Bitte  zur  Disposition  stellte,  konnte 
dieser  sich  nicht  bloss  von  der  Richtigkeit  jener  Bemerkung 
überzeugen,  sondern  auch  noch  manche  andere,  namentlich 
anatomische  Differenzen  zwischen  beiden  Arten  feststellen. 
Doch,  wie  gesagt,  darüber  bei  einer  anderen  Gelegenheit 
ein  Näheres.) 

Auch  All  mann  glaubt  nach  Untersuchungen  an  Lu- 
cernaria cyathiformis,  für  die  er  den  Genusnamen  Car- 
duella  (==  Depastrum  Gosse,  J.  B.  XXV.  S.  211)  vor- 
schlägt, die  Lucernarien  den  Medusen  zurechnen  zu  dür- 
fen. Rep.  br.  assoc.  held  1859.  p.  145.  Wir  werden  im 
nächsten  Berichte  auf  die  inzwischen  ausführlicher  ver- 
öffentlichten Beobachtungen  zurückkommen. 

Anthozoa. 

Dana's  Synopsis  of  the  report  on  zoophytes ,  New- 
Haven  1859  (180  pag.  in  Octav) ,  mit  Beschreibung  der  in 
dem  grossen  Zoophytenwerke  unseres  Verf.'s  (J.  B.  XVL 
S.  425)  enthaltenen  Arten  ist  Ref.  bis  auf  den  Titel  unbe- 
kannt geblieben. 

Polyactinia.  ThoreU's  Untersuchungen  „om  der 
inre  byggnaden  of  Actinia  plumosa"  (Öfvers.  kongl.  ve- 
tenskaps-akad.  Förhandl.  XV.  p.  7  —  25.  Tab.  I)  beziehen 
sich  vorzugsweise  auf  die  Anordnung  der  Scheidewände 
und  den  Bau  der  an  diesen  befestigten  Organe  und  schlies- 
sen  sich  in  letzterer  Beziehung  bestätigend  und  ergänzend 


206     Leiickart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

an  die  Angaben  vonHaime  (J.  B.  XXII.  S.  423)  an.  Acti- 
nia  (Sagartia)  plumosa  gehört  zu  denjenigen  Arten ,  bei 
denen  in  der  Regel  nur  eine  einzige  Cardiacalrinne  vor- 
kommt. Doch  giebt  es  auch  einzelne  Individuen  mit  zweien 
solchen  Gebilden,  die  dann,  wie  sonst,  einander  gegenüber 
stehen.  Je  nach  der  Zahl  dieser  Rinnen  ist  auch  die  An- 
ordnung der  Scheidewände  verschieden.  In  letzterem  Falle 
findet  man  sechs  Scheidewände  ersten  Ranges  (vollständige 
Scheidewände),  die  der  Art  angebracht  sind,  dass  zwei  den 
beiden  Cardiacalrinnen  entsprechen  und  die  vier  anderen  in 
gleichen  Zwischenräumen  zwischen  diesen  stehen.  Die 
Leibeshöhle  zerfällt  auf  diese  Weise  in  sechs  ziemlich  gleich 
grosse  Haupttaschen  ,  die  durch  Scheidewände  2ten  ,  3ten 
und  4ten  Ranges  weiter  abgetheilt  sind.  Die  mittlem  Haupt- 
taschen (d.  h.  die  nicht  unmittelbar  den  Cardiacalrinnen  an- 
liegenden) enthalten  vier  Scheidewände  zweiten  Ranges, 
die  vier  anderen  deren  nur  drei,  und  in  den  Zwischenräu- 
men zwischen  allen  diesen  Scheidewänden  steht  je  eine  La- 
melle dritten  Ranges ,  die  zwei  kurze ,  vierten  Ranges, 
zur  Seite  hat.  Bei  Anwesenheit  nur  einer  Cardiacalrinne 
sind  die  vier  derselben  zunächst  anliegenden  Haupttaschen 
ganz  ähnlich  entwickelt,  je  mit  vier  Scheidewänden  zweiten 
Ranges ,  aber  statt  der  zwei  gegenüberliegenden  Hauptta- 
schen finden  sich  in  diesem  Falle  fünf  schmale,  d.  h.  durch 
vollständige  Scheidewände  begränzte  Haupttaschen ,  die  je 
eine  unvollständige  Scheidewand  (grösser  als  die  sonstigen 
Scheidewände  zweiter  Klasse)  in  sich  einschliessen.  Me- 
senterialfäden  finden  sich  an  allen  Scheidewänden  erster 
und  zweiter  Klasse,  an  letzteren  ausserdem  auch  Geschlechts- 
organe. Eigenthümlich  aber  ist  es,  dass  das  obere  Ende 
der  Mesenterialfäden  in  allen  Fällen  einen  abweichenden 
Bau  hat.  Es  verdickt  sich  ganz  plötzlich  und  zeigt  dabei 
drei  parallel  neben  einander  hinlaufende  Furchen  ,  als 
wenn  es  aus  einem  mittleren  Strange  und  zweien  Seiten- 
strängen zusammengesetzt  würde.  Im  Innern  sind  diese 
Stränge  mit  einem  confluirenden  Hohlräume  versehen  ,  der 
keine  Ausmündung  nach  Aussen  hat.  Ueber  die  Bedeutung 
dieser  Bilduner    bleibt  Verf.  im   Ungewissen.     Er  nennt  die 


der  niederen  Thieie  während  des  Jahres  1859.  207 

cannelirte  Verdickung  allerdings  „Ovarialstrang",  aber  eine 
Beziehung   zu    den  Gesclilechtsorganen   wird    schon    durch 
den  Umstand    ausgeschlossen  ,   dass  diese   Stränge  auch  an 
den  vollständigen  Scheidewänden  vorkommen,  die  niemals 
Geschlechtsorgane     tragen.       Die    Seitenstränge    enthalten 
ziemlich  constant  einige  Kalkkörnchen.     Nesselkapseln  feh- 
len in  den  Mesenterialfilamenten.      Dafür    aber    giebt  es  in 
dem  Körper  unserer  Actinien  besondere  „Nesselfäden,"  die 
diese  Gebilde   in  Unzahl   cinschliessen   und  früherhin  viel- 
leicht mit  den  immerhin  ähnlichen  Mesenterialfäden  zusam- 
mengeworfen wurden.      Die    Nesselfäden    sitzen    mit  ihren 
Enden  (wahrscheinlich   ursprünglich    immer   mit  beiden)  an 
dem  Rande    einzelner  Scheidewände  fest,    sind    aber   sonst 
vollkommen  frei  und  desshalb  denn    auch  im  Stande,  gele- 
gentlich  durch    die    Poren     der   Seitenwand    nach    Aussen 
hervorzutreten. 

Im  Gegensatze  zu  der  Behauptung  von  Lewis  (J.B. 
XXV.  S.  212),  dass  die  Actinien  ihre  Nahrung  nicht  ver- 
dauten, sondern  bloss  auspressten,  macht  Holdsworth 
eine  Reihe  von  Mittheilungen,  durch  welche  der  Irrthum 
jener  Behauptung  zur  Genüge  bewiesen  wird.  Die  Nahrung 
der  Actinien  gelangt  durch  den  sog.  Magen  nach  einem 
Aufenthalle  von  wenigen  Minuten  in  den  Centralraum  der 
Leibeshöhle  ,  und  hier  geht  dann  die  Verdauung  vor  sich, 
nachdem  die  Actinie  vorher  den  Leib  mit  Wasser  möglichst 
angefüllt  hat.  In  diesem  Zustande  verharrt  die  Actinie 
einige  Stunden,  selbst  ein  bis  zwei  Tage,  bevor  sie  den 
Ueberrest  der  Speise  durch  die  Mundöffnung  wieder  aus- 
stösst.  Von  einer  mechanischen  Bearbeituno-  der  Nahruno-s- 
Stoffe  ist  nicht  das  Geringste  wahrnehmbar,  auch  nicht  bei 
denjenigen  Arten  ,  deren  Körper  durch  das  aufgenommene 
Wasser  völlig  durchsichtig  geworden  ist.  Ist  die  Nahrung 
völlig  verdaut,  so  bilden  die  Reste  kleine  Brocken,  in  de- 
nen die  Muskelfasern  verschwunden  sind  ,  jedoch  beob- 
achtet man  auch  mitunter,  dass  die  Verdauung  nur  un- 
vollständig oder  gar  nicht  vor  sich  geht,  besonders  dann, 
wenn  das  Thier  erst  kurz  vorher  Nahrung  zu  sich  genom- 
men hat.      Verf.   pflegt   die  Actinien    seines  Aquariums  in 


208     Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

der  Regel  nur  alle  acht  Tage  ein  Mal  mit  gekochtem  Flei- 
sche zu  füttern.  (Ref.  fügt  hinzu,  dass  er  die  Act.  plumosa 
—  hier  in  Giessen  —  unverändert  fünf  Monate  lang  ohne 
alle  Nahrung  erhalten  und  sie  auch  dann  nur  durch  un- 
vorsichtiges Zugiessen  von  süssem  Wasser  zu  dem  inzwi- 
schen stark  verdunsteten  Salzwasser  verloren  hat.) 

lieber  die  Angelorgane  der  Aclinien  vergl.  Gosse, 
Rambles  etc.  p.  405. 

M'  Donnel  wiederholt  die  Remerkung,  dass  er  bei 
der  Rehauptung  von  der  elektrischen  Wirkung  der  Angel- 
organe das  Opfer  eines  Irrthums  gewesen  sei.  JVat.  bist, 
rev.  T.  VI.  Proc.  Soc.  p.  108 ,  Proc.  Dubl.  univ.  zool.  and 
bot.  assoc.  T.  I.  p.  163,  Ann.  and  Mag.  nat.  bist.  Vol.  III 
p.  304. 

Auch  Waller  bestätigt,  dass  an  eine  elektrische 
Wirkung  bei  den  Aclinien  nicht  zu  denken  ist,  schon  dess- 
halb  nicht,  weil  z.  R.  eine  Nereide,  die  nach  der  Rerührung 
einer  Actinie  alsbald  zu  Grunde  geht,  die  stärksten  An- 
griffe eines  elektro -magnetischen  Rotationsapparates  ohne 
sonderliche  Nachtheile  zu  ertragen  vermag.  Auf  der  Zun- 
genspitze bringt  die  Rerührung  einer  Actinie  prickelnde 
Schmerzen  und  Entzündung,  selbst  Geschwürbildung  her- 
vor, Erscheinungen ,  die  Verf.  auf  die  Einwirkung  eines 
irritirenden  Giftes  zurückführen  möchte.  Ann.  and  mag.  nat. 
bist.  T.  IV.  p.  227. 

Rrodrick  setzt  die  Annahme,  dass  die  Angelorgane 
und  Nesselslränge  (acontia)  der  Actinien  als  Waffen  zu  be- 
trachten seien,  durch  direkte  Reobachtung  ausser  Zweifel. 
Er  sah  eine  grosse  Sagartia  dianthus  mehrere  kleinere 
Exemplare  von  S.  bellis,  S.  troglodytes  und  Caryophyllia 
Smithii  mit  diesen  Gebilden  angreifen  und  tödten,  und  konnte 
noch  auf  den  Leichen  die  abgestossenen  Angelorgane  der 
Angreiferin  mit  hervorgestülpten  und  zum  Theil  verbrauch- 
ten Fäden  nachweisen.  Ann.  and  Mag.  nat.  bist.  Vol.  III. 
p.  319. 

Arthur  Edwards  theilt  Reobachtungen  über  die 
Forlpflanzung  von  Actinia  mesembryanthemum  mit.  Er  sah 
Embryonen   mit    ihrem   Flimmerkleide    in    der  Leibeshöhle 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  209 

und  den  Tentakeln  umherschwimmen  und  durch  die  Mund- 
öffnung geboren  werden.  Fuss  und  Tentakel  entstehen  erst 
nach  der  Geburt,  die  letztern  Anfangs  in  Vierzahl.  Annais 
Lyceum  n.  h.  New-York.  Vol.  VII.  p.  19— 22. 

van  Beneden  erwähnt  in  seiner  medicinischen Zoo- 
logie, dass  er  in  seinem  Aquarium  nicht  selten  Exemplare 
von  Actinia  plumosa  beobachtet  habe,  die  durch  den  Besitz 
einer  doppelten  Mundöffnung  (bei  einfachem  Magenrohre) 
ausgezeichnet  gewesen  seien.     L.  c.  II.  p.  377. 

Ebenso  beobachtete  derselbe  mitunter ,  dass  Acti- 
nien  kleinere  Bruchstücke  ihrer  Fleischmasse  abstiessen,  die 
dann  zu  neuen  Actinien  auswuchsen.  Compt.  rend.  T.  49. 
p.  452. 

Auch  War  rington  erwähnt  dieser  Fortpflanzung 
der  Actinien.  (Quarterly  Journ.  micr.  Sc.  T.  VII.  p.  131.) 
Er  sah  einen  Theil  von  der  Fussscheibe  der  Actinien  sich 
abtrennen ,  in  drei  oder  vier  Stücke  zerfallen  und  diese 
je  in  eine  Actinie  auswachsen.  In  anderen  Arten  findet  sich 
eine  Theilung.     Rep.  br.  assoc.  held  1858.  p.  133. 

McCready  beobachtete  bei  einem  jungen  Exemplare 
von  Actinia  cavernosa  eine  Längstheilung,  die  an  der  Basis 
begann  und  von  da  allmählich  nach  der  Kopfscheibe  zu 
fortschritt.  Die  beiden  Theilstücke  waren  von  ungleicher 
Grösse  und  gingen  vor  vollständiger  Abtrennung  zu  Grunde. 
Proceed.  Elliot  Soc.  nat.    bist.  Charleston  I.  p.  275—278. 

Es  scheint  übrigens,  als  wenn  eine  derartige  Theilung 
und  Knospung  nicht  auf  die  Actinien  beschränkt  sei.  Madame 
Thynne  beschreibt  diese  Erscheinungen  auch  von  einem 
anderen  Polypen,  den  sie  für  eine  Madrepore  (Cyathina 
Smithii)  hält,  obwohl  er,  sonderbar  genug,  nach  Ablauf  von 
zwei  Jahren,  die  er  —  von  erster  Jugend  an  —  im  Aqua- 
rium zugebracht,  noch  keine  Spur  eines  Skelets  entwickelt 
hatte.  (Gosse,  durch  dessen  Vermittelung  diese  Beob- 
achtungen zur  Oeffentlichkeit  kamen  ,  vermuthet  desshalb, 
dass  der  betreffende  Polyp  möglicher  Weise  den  Actinien 
zugehöre,  vielleicht  dem  Gen.  Gorynactis).  Im  ersten  Jahre 
zerfielen  die  Polypen  meist  kreuzweise  je  in  vier,  oft  un- 
gleich entwickelte ,   Stücke ,    deren    Isolation    von    der  er- 

Archiv  für  Naturg.  XXVI.  Jahrg.  2.  Bd.  0 


210    Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Katurgeschichte 

weiterten  Mundöffnung-  ausging ;  später  war  die  Theilung 
oft  nur  eine  zwei-  oder  dreifache,  daneben  aber  auch  zu- 
gleich von  einer  Knospung  begleitet.  Aus  zwei  Individuen 
wurden  in  dieser  Zeit  deren  278.  Beiläufig  erfahren  wir 
auch,  dass  die  alten  Madreporen  ihre  Zeugungsstoffe  nicht 
durch  die  Fühler  entleeren,  obwohl  diese  oftmals  mit  Eiern 
angefüllt  getroffen  werden,  sondern  durch  den  Mund,  und 
dass  die  ausgeworfenen  Eier  ein  oder  zwei  Tage  lang 
im  Ruhezustande  verweilen ,  bevor  die  Rotation  der  Em- 
bryonen beginnt.  Annal.  nat.  bist.  Vol.  111.  p.  449 — 461. 
Tab.  17. 

Holdsworth  macht  Beobactungen  über  die  Art  und 
Weise,  wie  sich  Peachia  hastata  in  den  Sand  einbohrt,  und 
giebt  an,  dass  dasselbe  durch  abwechselnde  Entleerung  und 
Füllung  des  hinteren  Körperendes  mit  dem  wässrigen  In- 
halte der  Leibeshöhle  geschehe.  Ann.  and  mag.  nat.  bist. 
Vol.  III.  p.  78. 

Weinland  fand  an  der  Küste  von  Hayti  Gelegen- 
heit, über  Korallen  und  die  durch  diese  Thiere  veranlasste 
Inselbildung  Beobachtungen  anzustellen.  Der  Grund  der 
um  die  genannte  Insel  vorkommenden  Korallenriffe  besteht 
nach  unserem  Verf.  aus  Asträen,  die  aus  einer  Tiefe  von  etwa 
100'  bis  zu  50'  emporbauen  und  zum  Theil  sehr  kolossale 
Felsmassen  bilden.  (Verf.  sah  in  Hayti  Exemplare  von  8' 
Durchmesser  und  16'  Höhe.)  Auf  diese  folgen  nach  oben 
sodann  die  Mäandrinen,  welche  mehr  breite,  flache  Bänke 
bilden  und  etwa  14'  unter  dem  Meeresspiegel  von  zerbrech- 
lichen ,  weit  verzweigten  Madreporen  und  den  senkrechte 
Fachwerke  zusammensetzenden  Milleporen  abgelöst  wer- 
den. Um  diese  14'  zu  durchwachsen,  brauchen  die  Madre- 
poren etwa  ein  Jahrzehnt,  während  die  festen  Asträen  und 
Mäandrien  sehr  viel  langsamer  wachsen  —  nach  Agassiz 
nur  3  Zoll  in  einem  Jahrhundert !  Die  Korallenpolypen, 
die  sich  nach  unserem  Verf.  von  den  nackten  Formen 
(Actinia)  kaum  generisch  unterscheiden,  sind  Zwitter  und 
im  reifen  Zustande  an  ihren  Scheidewänden  abwechselnd 
mit  Eierstöcken  und  Teslikeln  versehen.  Die  Embryonen 
schlüpfen  aus  den  Eiern  aus,  „so  lange  diese  noch  am  Mut- 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  211 

terogane  haften"  und  gelangen  in  Myriaden  durch  die  Mund- 
öffnung nach  Aussen,  wo  sie  eine  Zeit  lang  in  Infusorien- 
form umherschwimmen  ,  bis  sie  sich  festsetzen  und  durch 
Entwickelung  von  6  Tentakeln  die  Polypenform  annehmen. 
Wachslhum  und  Sprossung  scheinen  mit  ziemlicher  Schnel- 
ligkeit vor  sich  zu  gehen  ,  auch  die  geschlechtliche  Ent- 
wicklung, so  dass  Verf.  „noch  ganz  jugendliche  Exemplare 
schon  voll  Eier  fand."  Die  sonderbaren  Formen  der  Ma- 
nicinen  entstehen  durch  fortgesetzte  Einfaltung  des  Randes 
aus  einem  ursprünglich  cylindrischen  Polypen  ,  wobei  statt 
des  früher  einfachen  Mundes  den  Rinnen  entlang  viele  Mund- 
öffnungen sich  bilden ,  während  Verdauungsapparat  und 
Tentakelreihe  dem  ganzen  Stocke  gemeinschaftlich  gehören. 
(VVürtemb.  naturhist.  Jahreshefte,  Bd.  XVI.  S.  31—43.) 

Nach  Kölliker  sind  die  kalkigen  Skelete  der  Stein- 
korallen äusserst  häufig  von  mikroskopischen  Pilzen  durch- 
zogen, während  die  Hartgebilde  anderer  Polypen  und  be- 
sonders die  Achsenskelete  der  Gorgoniden  derselben  zu 
entbehren  scheinen.    Zeitschr.  f.  wiss.  Zoologie  X.  S.  221. 

Von  W  r  i  g  h  t  und  G  r  e  e  n  e  werden  27  irische  Poly- 
actinien  aufgeführt,  unter  denen  23  Actinien  ,  1  Turbinolia 
(T.  milletiana) ,  1  Zoanthus  (Z.  Couchii) ,  1  Cyathina  (C. 
Smithii)  und  1  Sphenotrochus  (Sph.  Wrightii  n.  sp.). 
Rep.  br.  Assoc.  hebd.  1858.  p.  120. 

In  einer  späteren  Aufzählung  (nal.  bist.  rev.  T.  VI. 
Proc.  Soc.  p.  113,  oder  Proc.  Dubl.  univ.  zool.  and  bot.  as- 
soc. T.  I.  p.  174)  wird  das  Vorkommen  und  die  geographi- 
sche Verbreitung  dieser  Arten  an  der  irischen  Küste  spe- 
cieller  berücksichtigt ,  auch  eine  kurze  Charakteristik  der 
neuen  Actiniaden  (ßagarüa  hastata  und  Tealia  Greenii),  so 
wie  eine  Abbildung  (Tab.  XIII)  der  schönen  Corynactis  Al- 
manni  hinzugefügt. 

Auch  der  den  Madreporen  zugehörende  Sphenotrochus 
Wrightii  wird  daselbst  von  Gosse  beschrieben  und  abge- 
bildet (nat.  bist.  rev.  1.  c.  p.  161.  Tab.  XVII),  freilich  ohne 
das  —  noch  unbekannte  —  Thier. 

Die  Actinien-Fauna  Englands  wird  durch  denselben 


212     Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Forscher  ebenfalls  wieder  um  einige  neue  Arten  berei- 
chert, Ann.  and  Mag.  nat.  hist.  T.  III.  p.  46—50. 

Aus  der  Fam.  der  Sagartiaden  beschreibt  derselbe  Phellia  Bro- 
dricii  y  aus  der  der  ßunodiden  H  ortn  atia  (n.  gen.)  Margaritae. 
Stomphia  (n.  gen.)  Churchiae ,  aus  der  der  Cerianthiden  Cerian- 
thus   Lloydii. 

Ch.  gen.  n.  Hormathia.  Base  adherent  to  shells,  greatly 
expanded.  Column  pillar-like  ,  much  corrugaled,  surrounded  by  a 
Single  horizontal  series  of  warts. 

Ch.  gen.  n.  S t  omphia.  Base  adherent,  expanded.  Column 
pillar-like,  without  warts  or  snckers,  imperforate  (?)  ,  skin  niuch 
corrugaled;  substance  not  at  all  cartilaginous,  biit  soft  and  lax.  Disk 
very  protrusile.     Tentacles  perfeclly  retractile.     Acontia  not  present. 

Für  die  Actinien  von  Tcnby  und  Devonshire  verwei- 
sen wir  noch  nachträglich  auf  die  schönen  Abbildungen 
Gosse's  in  den  schon  mehrfach  citirten  Werken  Tenby 
p.  356— 374,  Rambles  p.  25— 38,  p.  9Ö— 99  ,  p.  168— 170. 
p.  423— 434. 

W  ein  1  and  erwähnt  einer  Riesenactinie  von  2  Fuss 
Kronendurchmesser,  Anthea  gigantia  n.  sp.  aus  Hayti ,  a.  a. 
0.  S.38. 

Agassiz  macht  einige  Mitlheilungen  über  ^icidi mim 
(n.  gen.)  parasiticum  n.  sp.,  CorynacHs  albida  (=  Act.  cla- 
vata  Rathke)  und  Cerianthus  n.  sp.  Die  erste  Form  hat 
12  kurze  und  plumpe  Tentakel  und  lebt  als  Parasit  auf 
Cyanea  arctica.  Die  neue,  2'  lange  Art  des  Gen.  Cerian- 
thus hat  männliche  und  weibliche  Kapseln  an  den  einzelnen 
Längsscheidewänden,  die  erstem  unten,  die  anderen  oben. 
Proc.  Bost.  Soc.  n.  h.  VII.  p.  24. 

Charyophyllia  Smithii  n.  sp.  Gosse,  Rambles  etc. 
p.  110  mit  schönen  Abbildungen  auf  PI.  V,  Balaenophyllia 
regia  n.  sp.,  ibid.  p.  399.  PI.  XXVI.  Fig.  1—6. 

Schon  im  letzten  J.  B.  (S.  222)  ist  hervorgehoben, 
dass  die  bisher  den  Spongicn  zugerechnete  Dysidea  papu- 
losa Johnst.  den  echten  Polypen  zugehöre  ;  wir  erfahren  jetzt 
durch  die  Untersuchungen  von  Holdsworth,  dass  die- 
selbe ein  Zoanthus  und  zwar  der  bisher  gleichfalls  nur 
unvollständiof  bekannte  Z.  Couchii  Johnst.  sei.  Durch  die 
hier  vorliegenden  Untersuchungen  (Ann.  and  mag.  nat.  hist. 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  213 

4 

T.  IV.  p.  152— 156,  Proc.  Zool.  Soc.  1858.  Dec.)  werden 
wir  mit  der  äusseren  Bildung-  des  genannten  Polypen  und 
den  Formen  seiner  Colonien,  die  je  nach  den  äusseren  Ver- 
hältnissen auf  das  Manchfachste  wechseln,  vollständig  be- 
kannt gemacht.  In  die  äusseren  Bedeckungen  sind  be- 
kanntlich zahlreiche  Quarzkörnchen  eingelagert,  die  von 
den  früheren  Beobachtern  zum  Theil  für  Drüsen  gehalten 
sind.  Namentlich  gilt  dieses  von  der  Seitenfläche,  deren 
vorderer  Rand  gezähnelt  ist  und  dadurch  die  Fähigkeit  ge- 
winnt, trotz  der  Rigidität  der  Bedeckungen  beim  Zurück- 
ziehen der  mit  zwei  Kreisen  von  je  14  Tentakeln  versehe- 
nen Kopfscheibe  einen  vollständigen  Verschluss  zuzulas- 
sen. Die  Höhe  der  einzelnen  Polypen  steigt  gelegentlich 
bis  zu  5'"  und  darüber,  die  Breite  bis  zu  272'"-  ^^^  ein- 
zelnen Polypen  sind  bald  linear  oder  flächenhaft  an  ein- 
ander gereiht,  bald  auch  zu  massigen  und  selbst  verästel- 
ten Körpern  mit  einander  vereinigt,  und  derartige  Kolo- 
nien sind  es,  deren  wir  im  letzten  Jahresberichte  nach  Gray 
unter  dem  neuen  Genusnamen  Sidisia  namhaft  gemacht 
haben.  Am  liebsten  sitzen  die  Colonien  auf  leeren  Mol- 
luskenschalen, doch  werden  sie  auch  gelegentlich  frei  (wohl 
abgerissen)  gefunden.  Die  nächsten  Verwandten  derselben 
dürften  wohl  in  den  Aclinien  und  nicht  den  Caryophyllien 
zu  suchen  sein. 

Die  schon  mehrfach  in  unserem  Berichte  erwähnten 
Untersuchungen  über  Glaspolypen  von  Bra  nd  t  sind  in- 
zwischen in  einer  eigenen,  der  Münchener  Akademie  zur 
Feier  ihres  lubiläums  gewidmeten  Abhandlung  „Symbolae  ad 
polypös  hyalochaetides  spectantes"  (Petropoli  1859,  23  S. 
mit  4  Tafeln  in  gross  Folio)  ausführlich  veröfTenllicht.  Wir 
ersehen  daraus,  dass  Brandt  seine  Beobachtungen  an  ge- 
trockneten und  später,  zum  Zwecke  der  Untersuchung,  wie- 
der aufgeweichten  Exemplaren  angestellt  hat ,  unter  Ver- 
hältnissen also,  die  unmöglich  eine  vollständige  und  er- 
schöpfende Erkenntniss  zulassen.  Die  Objecte,  die  dem  Verf. 
vorlagen,  bestanden  aus  einer  Anzahl  längerer  oder  kür- 
zerer (bis  zu  zwei  Fuss  langer),  höchstens  fingerdicker 
Cylinder,  die  schon  bei   oberflächlichster  Betrachtung  eine 


214  Leu  ckart :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  IVaturgeschichte 

centrale ,  aus  dünnen  glasartigen  Fäden  bestehende  Achse 
und  einen  hier  und  da  losgelösten,  dünneren  und  warzigen 
Ueberzug  erkennen  Hessen.      Das  Ganze   repräsentirt  nach 
unserem  Verf.    einen    gorgonienartigen   Polypenstock.    Die 
Warzen  sind  die  einzelnen,  hier  nicht  zurückziehbaren  Po- 
lypen ,    die  mit   ihren    Fussrändern   zusammen  fliessen    und 
einem  aus  zusammengedrehten,  langen  Kieselfäden  gebilde- 
ten Achsenskelete  aufsitzen.  Die  Polypen  hatten  zum  Theil 
eine  ganz  ansehnliche  Grösse,   weit  bedeutender,  als  man 
sie  sonst  bei  den  Arten  mit  Achsenskelet  anzutreffen  pflegt, 
und    eine    ziemlich   feste   lederartige  Beschaffenheit.      Der 
innere  Bau  Hess  sich  nur  unvollständig  erforschen.     Verf. 
beobachtete  hinter   der  Mund  Öffnung  eine  weite  Höhle,  de- 
ren   Innenfläche    mit    Längsfalten    versehen    war,    glaubt 
auch  Spuren  der  Mesenterialfäden  gefunden  zu  haben.  Ein 
besonderer  Magen  wurde   nicht  mit   Sicherheit  beobachtet. 
Ebenso  wenig  gelang  es,  eine  Communication  zwischen  den 
Hohlräumen  der  benachbarten  Polypen  zu  entdecken.     Die 
Tentakel    waren   äusserlich    bei    keinem  Polypen    sichtbar, 
doch  trug  der  Mundrand  eine  Anzahl  (etwa  20)  abgeplat- 
teter, aber  glatter,  zoltenförmiger  Forsätze,  die  in  die  Lei- 
beshöhle hineinragten  und  als  eingezogene  Tentakel  in  An- 
spruch genommen  werden.     Die  äusseren  Körperhüllen  ent- 
hielten zahlreiche"  feste  Einlagerungen,  thdils  einfache  Stäb- 
chen, die  eine  kieselige  Beschafl"enheit  besassen,  theils  auch 
andere ,    kreuzförmige  Körperchen  ,   die   den   Skeletstücken 
mancher  Spongien  ähnlich  waren.     Die    axillaren  Glasfäden 
sollen  nach    unserem  Verf.    durch  Verklebung    und  Verdi- 
ckung aus  den  ersterwähnten  Stäbchen  ihren  Ursprung  neh- 
men.    Eine  Befestigung  der  Achse  scheint  in  dem  Normal- 
zustande nicht  stattzufinden,  doch  wird  dieselbe  nicht  selten 
mit  dem  einen  Ende  durch  parasitische  Spongien  auf  frem- 
den Gegenständen  angeklebt.     Auch    auf  der  Aussenfläche 
der  Polypen   fand  Verf.    unverkennbare   Spuren   derartiger 
Parasiten. 

Dass  die  Hyalochaetiden  den  echten  Polypen  zugehö- 
ren, darüber  hegt  Verf.  nicht  den  mindesten  Zweifel,  ob- 
wohl er  gesteht,  dass  sie  in  keine   der   bisher  aufgestell- 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859-  215 

ten  Gruppen  ,  weder  zu  den  Octactinien,  noch  den  Antipa- 
thinen,  noch  den  Polyactinien  passen,  und  der  Ansicht  ist, 
dass  sie  am  besten  als  eine  eigene  Familie  betrachtet  wür- 
den, die  durch  die  Eigenthümlichkeiten  des  Achsenskelets 
und  der  Polypen  zur  Genüge  charakterisirt  sei.  Nach  der 
Anordnung  und  Grösse  der  Polypen  unterscheidet  Verf.  in 
dieser  Familie  zwei  Genera,  von  denen  das  eine  das  schon 
längst  bekannte  Gray'sche  Genus  Hyalonema  ist,  das  zweite 
als  Hy  alochaeta  n.  aufgeführt  wird.  Beide  Genera  tra- 
gen folgende  Charakteristik: 

Hyalonema  Gray.  Polyparium  simplicissimum,  teres,  rectum 
vel  plus  minusve  spirale  ,  polypis  plerumque  sparsis  et  ordine  plus 
minusve  distincte  spirali  dispositis  etiam  in  summo  apice  rotundato  est 
obsessum.  Polypi  subinfundibuliformes,  basi  satis  dilatati,  statu  con- 
tractionis  haud  ,  vel  saltem  parum  distincte,  transversira  rugosi,  sub 
disco  suo  apicali  plerumque  horizontali  et  depresso,  rarius  in  conum 
elevato  ,  semper  plicis  distinctissimis  munito,  paullo  angustiores  obser- 
vantur.  Polyporum  siccorum  et  contractorum  maximi  diamelro  sua 
transversa  polyparii  diametro  transversa  Yz  vel  duplo ,  reliqui  plus 
duplo  aut  Iriplo  minores  conspiciuntur.  Oris  apertura  in  polypis 
contractis  saltem  duplici  plicarum  radiatarum  distinctissimarum  erbe 
cingitur.     Corpoiis  cavitas  interna  infundibuli  inversi  formani  exhibet. 

Hy  alochaeta  n.  gen.  Polyparium,  ubi  cortice  polypigero 
tegitur,  non  solum  dilatatum,  sed  etiam  processibus  nonnullis  instru- 
ctum  polypisque  sparsis  vel  gregatis  (praesertim  in  eminentiis)  ob- 
sessum conspicitur.  Polypi  cylindracei  vel  conico-cylindracei,  elon- 
gati  ,  in  statu  contractionis  transversim  rugosi  ,  basi  parum  latiores 
inveniuntur.  Corporis  diameter  longitu^inalis  polyporum  exsiccato- 
runi  Yi — Vs,  maiorum  eorum  individuorum  mollefactorum  adeo  duplo 
maior  evadit  polyparii  partis  teretis  diametro  transversa,  vel  ei  saltem 
subaequatur.  Polyporum  partes  basales  diameter  in  individuis  partem 
apicalem  intractam  praebentibus  corporis  longitudine  circiter  */i ,  in 
corpore  polyporum  extenso  verum  V»  minor  cernitur.  Pars  polypo- 
rum contractorum  terminalis  discum  ovalem  infundibuli  forma  intror- 
sum  directum  ,  parum  tarnen  plicatum  (quare  plicarum  limbum  exter- 
num  et  internum  satis  distinctas  haud  exhibentem)  ostendit.  Cavitas 
corporis  interna  figuram  oblongam  habet. 

Vom  ersten  Genus  beschreibt  Verf.  als  Arten  H.  Sieboldii  Gr. 
und  H.  affine,  vom  zweiten  H,  Possieti  n. ,  alle  drei  aus  dem  Java- 
nischen Meere. 

Ref.  darf  übrigens  den  Lesern  des  Berichtes  nicht  ver- 


216     Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Katurgeschichte 

schweigen,  dass  neuere  Untersuchungen,  über  die  wir  in 
dem  nächsten  Jahre  zu  ,  referiren  haben ,  die  hier  ausge- 
sprochenen Ansichten  über  die  Natur  der  Hyalochaeliden  in 
mehrfacher  Hinsicht  berichtigt  haben.  Der  centrale  aus  zu- 
sammengedrehten Glasfäden  bestehende  Strang  hat  hiernach 
mit  den  daraufsitzenden  Polypen  genetisch  keinen  Zusammen- 
hang. Er  ist  das  Skelet  einer  Spongie,  das  in  Form  eines 
Schopfes  aus  dem  Körper  hervorwächst ,  wie  das  in  ähnli- 
cher Weise  auch  von  Euplectella  (J.  B.  XXIV.  S.  178)  be- 
kannt ist.  Die  auf  dem  Schöpfe  sitzenden  Polypen  sind 
fremde  Ansiedler  aus  der  Gruppe  der  Polyactinien. 

Octactinia.  Gray  liefert  (Ann.  and  mag.  nat. 
bist.  Vol.  VI.  p.  439 — 444 )  folgende  systematische  Ueber- 
sicht  über  die  Polypen  mit  gefiederten  Tentakeln  oder  Al- 
cyonaria. 

I.    Sabulicolae. 

Coral-tree  symmetrica],  with  a  simple  base,  supported  by  more 
or  less  distinct  calcareous  spiculae  and  strengthened  by  a  single  fusi- 
form  elongate  calcareous  central  axis.  Living  with  the  base  sunk 
in  the  sand  or  mud  of  the  sea-coast. 

Fam.  1.  P  etmatulid  ae.  Body  free,  more  or  less  pen-like, 
•with  a  naked  peduncle  and  a  single  central  axis.  The  upper  pari 
with  the  polypes  placed  in  transverse  series  on  one,  rarely  on  all  si- 
des.  Axis  fusiform,  elongate  cylindrical  and  quadrangular  carcareous, 
as  long  as  the  coral. 

*  Penniformes.  The  coral  pen-shaped.  The  polypes  in  trans- 
verse pennules  ,  placed  on  each  side  of  Ihe  ventral  surface  of  the 
central  rhachis  or  stem. 

Trib.  1.  FnniCUlineae.  The  coral  elongate,  linear,  slender  ; 
the  pinnules  smal  crowded.  Gen.  Funiculina  ,  Virgularia ,  Lygus, 
Scytalinm. 

Trib.  2.  PennatnlCäG.  The  coral  moderately  broad,  pen-shaped; 
the  pinnules  broad,  expanded.  Gen.  Pennatula,  Sarcoptilus,  Pteromor- 
pha,  Pteroeides. 

**  Claviformes.  The  coral  club-shaped  or  leaf  like.  The 
polypes  scattered  on  one  side  (rarely  on  both)  of  the  upper  part  of 
the  club. 

Trib.  3.  Kophobelemnonineae.  The  coral  club-shaped,  with  the 
polypes  only  on  one  surface  of  the  club  ,  leaving  the  other  bare. 
Gen.  Kophobelemnon. 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  317 

Trib.  4.  Veretilleae.  The  coral  club-shaped.  The  polypös  on 
all  sides  of  the  club.  Gen.  Lituaria  ,  Sarcobelemnon ,  Caverniilaria, 
Veretillum. 

Trib.  5.  RenillGäO.  The  coral  expanded  ,  foliaceous  ,  with  a 
slender  stalk.  The  poiypes  only  onone  siir  face  of  the  expanded  disk. 
Gen.  Renilla. 

Fani.  2.  Umh  ellular  iad  ae.  The  body  free,  umbellate,  with 
a  long  Stern  and  a  simple  central  axis.  The  «pper  part  with  a  dü- 
ster of  polype-beaiing  cells  placed  in  concentric  series  ,  forming  a 
large  head.  Axis  fusiforn»  elongate,  as  long  as  the  steni  of  the  coral. 
Gen.  Umbellularia. 

II.    Spongicolae  or  Hyalophyta. 

Subsynimetrical  ,  living  sunken  by  the  base  inlo  a  sponge, 
slrengthened  by  siliceous  spiciilae  and  supportet  by  a  central  axis, 
formed  of  numerous  twisted  elongated  silicious  fibres.  (Wir  verwei- 
sen hier  auf  die  oben  bei  Hyalonema  zugefügte  Bemerkung.) 

Fam.  1.  Hyalonemidae.     Gen.  Hyalonema. 

III-    Rnpicolae. 

Coral  tree-like  or  expanded,  fixed  by  an  expanded  base,  snp- 
ported  by  more  or  less  fusiform  calcareous  spiculae  and  öfter  suppor- 
ted  by  a  central  calcareous  or  horny  tree-like  axis  with  an  expanded 
base.  Living  attached  by  the  base  of  the  coral  and  axis  to  rocks  on 
the  sea-shore. 

■"  Lifhophyta.  Coral  arborescent,  supported  by  a  continuous  or 
jointed  calcareous  axis,  which  effervesces  with  muriatic   acid. 

f  Axis  continuous,  not  jointed. 

Fam.  1.  C  orallia  il ae.  Axis  inarticulale,  solid,  continuous. 
Bark  granulär,  with  irregulär -shaped  spiculae.  Gen.  Corallium,  An- 
nella, EUisella  (Juncella  et  Ctenocella) ,  ?  Gorgonella ,  Scirpearia, 
Umbracella,  Subergorgia. 

Fam.  2.  Primnoadae.  Axis  inarticulate  solide.  Bark  formed 
of  flat  imbricate  scales.  Polype-cells  prominent,  covered  with  imbri- 
cate  scales.     Gen.  Primnoa,   Callogorgia,  Primnoella. 

ff  Axis  articulated. 

Fam.  3.  M eli  taedda  e.  Axis  spongy^,  permeated  by  flexuous 
tubulär  canals  interrupted  by  harder  svvellen  calcareous  joints.  Bark 
granulär;  cells  in  series  on  the  edge  of  the  branchlets.  Gen.  Melitaea, 
Mopsella,   ?Solanderia. 

Fam.  4.  Isideae.  Axis  calcareous,  solid,  divided  by  narro- 
wed  horny  joints.  Bark  granulär,  with  irregular-shaped  spiculae. 
Gen.  Isis  (Cynosaire),  Isidella,  Mopsea. 

**   Ceratophyta.      Coral    arborescent,    supported    by    a    conti- 


218     L  e  II  c  k  a  r  t ;  iJericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

nuous  (or  jointed?)  horny  axis,  which  does  not  effervesce  in  mu- 
riatic  acid. 

Fani.  1.  G  or goniadae.  Bark  granulär  persistent,  with  sun- 
ken  irregulär -shaped  spiculae  ,  with  a  more  or  less  distinct  groove 
down  each  side,  and  with  the  cells  in  series  one  each  side  of  the 
branchlets. 

f  Coral  arborescent  or  reticulated;  cells  on  side  of  the  bran- 
chlets. Gen.  Gorgonia  (arborescent,  branchlets  subcompressed ;  cells 
on  side,  moderate),  Pterogorgia  (arborescent,  branchlets  much  com- 
pressed ,  cells  minute,  on  edge),  Rhipidogorgia  (reticulated,  fan-like, 
cells  on  sides). 

ff  Corai  frondose;  cells  on  surface  of  frond.  Gen.  Hymeno- 
gorgia  (axis  branched,  filiform,  branches  separate),  Phyllogorgia  (axis 
branched,  filiform,  branches  netted),  Phyllogorgia  (axis  expanded 
foliaceous,  thin). 

Farn. 2.  Plexauridae.  Bark  granulär,  persistent,  cork-like, 
without  any  impressed  lateral  groove.  Cells  placed  equally  on  all 
sides  of  the  branches.  Gen.  Plexauia  (Bebryce ;  cells  not  raised, 
simple),  Rhinogorgia  (cells  not  raised,  bounded  by  a  conical  process), 
Eunicea  (cells  more  or  less  produced,  simple),  Gonidora  (cells  con- 
vex  ;  mouth  radiated). 

Farn.  3.  Muriceidae.  Bark  composed  of  large  imbricate  cal- 
careous  spiculae,  without  any  lateral  grooves.  Cells  equally  on  all 
sides  of  the  branchlets.     Gen.    Muricea,  Plocmus   (?). 

Farn.  4.  Acanthog  orgiadae.  Bark  thin,  fornied  of  slender 
filiform  spiculae,  without  any  lateral  grooves.  Cells  campanulate,  on 
all  sides  of  the  branches,  with  ridges  of  elongated  spiculae,  and 
with  a  number  of  elongate  setaceous  spines  on  the  niargin.  Gen. 
Acanthogorgia. 

?  Fam.  5.  Antipathi  d  a  e.  Bark  fleshy  easily  deciduous,  soft 
simple,  only  strengthened  by  large  and  small  scattered  silicious  (?) 
plates.     Gen.  Leiopathes,  Antipalhes. 

Fam.  6.  Sarcogorgiadae.  Bark  fleshy,  when  dry,  skin-like. 
smooth,  without  spiculae  ;  the  edges  of  the  cells  strengtheed  with  gra- 
nulär spiculae.     Gen.  Sarcogorgia. 

"^■'"•'  Sarcophyta.  Coral  arborescent  lobulated  or  expanded,  only 
strengthened  by  internal  or  external  calcareous  spiculae,  which  eff'er- 
vesce  in  acid. 

Fam.  1.  Briareidae.  Coral  arborescent,  fleshy,  supported 
by  a  central  axis  formed  of  numerous  intertwined  fusiform  spiculae. 
Gen.  Briareum. 

Fam.  2.  Alcyoniadae.  Coral  arborescent  or  lobed  ,  fleshy, 
strengthened   with  imbedded  calcareous  spiculae.    Cells  simple.     Po- 


der  niederen  Thierc  während  des  Jahres  1859.  219 

lype  retractile  or  seniiretractile.  Gen.  Alcyonium  (Lobularia),  Sympo- 
dium,  Ammothea. 

Farn.  3.  Xeniadae.  Coral  expanded  or  arborescent,  fleshy, 
soft,  creeping  or  branched.  Polype  elongate  ,  suboylindiical.  Ten- 
tacles  not  retractile.  Gen.  Xenia,  Anthelia ,  Khizoxenia ,  Evagora, 
Cornularia. 

Farn.  4.  Nephthy  adae,  Coral  arborescent  or  expanded,  fleshy, 
menibranaceous,  often  very  cellular.  Cells  of  the  polypes  covered 
externally  with  large  fusiforin  calcareous  spiculae.  Gen.  Nephthya 
(Spoggodia),   ?Alcyonidia,  Kidalia,  Clavularia. 

Farn.  5.  Tubip  or  id  ae.  Coral  calcareous,  tubulär.  Tubes 
united  by  transverse  plates  fornied  by  the  expanded  edges  of  the  tu- 
bes bearing  the  buds.     Polypes  cylindrical.     Gen.  Tubipora. 

ßleeker  berichtet  über  die  Seefedern  des  Indischen 
Archipels  und  bereichert  unsere  Kenntniss  über  diese  Po- 
lypen um  11  neue  Arten,  die  sämmtlich  dem  von  Herclots 
(J.  ß.  XXV.  S.  219)  aufgestellten  und  so  treffend  charakteri- 
sirten  Gen.  Pteroides  zugehören.  (Naturkund.  Tijdschrift 
voor  Nederl.  Ind.  d.  d.  Nov.  1859.)  Bei  dem  Interesse,  das 
diese  hübschen  Formen  gewähren,  und  der  Unzugänglichkeit 
der  Originalmittheilung  lassen  wir  die  kurzen  Beschreibun- 
gen dieser  Arten  hier  folgen: 

Pteroides  hymenocaulon  n.  sp.  Stipes  latus,  laevis ;  parte  nuda 
parte  pinnata  duplo  breviore,  conica,  carnosa,  partein  pinnatam  versus 
tumida  ;  parte  pinnata  latissima  niembranacea  axi  griacili  rigida  su- 
stentata  ,  axi  stipitis  apicem  non  attingente.  Pinnae  utroque  latere 
24  p.  m.  oblique  flabellifornies,  raembranaceae  ,  spinis  10 — 12  mein- 
branam  longe  superantibus  sustentatae,  utraque  facie  polypiferae,  po- 
lypis  irregulariter  dispositis.  Stipes  pinnatus  cum  pinnis  expansis 
aeque  latus  circiter  ac  longus.  Pinnae  marginem  liberum  veisus  vio- 
laceae.  Stipes  flavescens,  parte  aptera  violascente  maculatus.  —  Lon- 
gitudo  totius  stipitis  130"';  partis  eins  apterae  43"';  pinnae  maio- 
ris  31'".  —  Hab.  Amboina  ,  in  niari.  Species  Pt.  Esperi  II.  affinis, 
sed  differt  stipitis  partis  pinnalae  structura  membranacea,  pinnis  bre- 
vioribus  pendulis,  spinis  membranara  pinnarum  longe  superantibus. 

Pt.  sarkokaulon  n.  sp.  Stipes  latus,  laevis  ;  parte  aptera  parte 
pinnata  non  multo  breviore,  conica,  carnosa,  partem  pinnatam  versus 
tumida;  parte  pinnata  carnosa,  minus  triplo  longiore  quam  lala,  po- 
stice  leviter  et  parce  granulata.  Pinnae  utroque  latere  24  vel  25, 
oblique  flabelliformes  ,  carnosae,  spinis  16  ad  19  pinnam  sat  multo 
superantibus  sustentatae,  utraque  facie  polypiferae,  polypis  irre^ula«' 


220     L  e  u  c  k  a  r  t :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

riler  dispositis.  Slipes  pinnatus  cum  pinnis  expansis  aeque  latus  ac 
longus,  flavescens,  immaculatus.  —  Longitudo  totius  stipitis  112'"* 
partis  eins  apterae  48'";  pinnae  niaioris  32'",  —  Hab.  Sinkawang, 
Borneo  occidentalis,  in  mari.  —  Adn.  Species  stipite  pinnato  latissimo 
valde  distincta. 

Pt.  banhanense  n.  sp.  Stipes  latus,  laevis;  parte  aptera  parle 
pinnata  non  valde  mullo  breviore,  conica,  carnosa,  partem  pinnatam 
versus  tumida,  infra  intumescenliam  leviter  coarctata;  parte  pinnata 
carnosa  quadruple  fere  longiore  quam  lata.  Pinnae  utroque  latere 
25  p.  m.,  oblique  flabelliformes  ,  carnosae  ,  spinis  11  vel  12  pinnam 
sat  multo  superantibus  sustentatae,  utraque  facie  polypiferae,  polypis 
numerosis  confertis.  Stipes  pinnatus  cum  pinnis  expansis  aeque  latus 
circiter  ac  1  ngus,  flavescens,  parte  aptera  maculis  violaceis  ornalus. 
—  Longitudo  totius  stipitis  82"';  partis  eius  apterae  33"';  pinnae 
niaioris  27'".  —  Hab.  Banka  (Muntok),  in  mari. 

Pt.  macracanthus  n.'sp.  Stipes  latus,  laevis;  parte  aptera  parte 
pinnata  valde  multo  sed  minus  duplo  breviore,  conica,  carnosa,  par- 
tem pinnatam  versus  tumida;  parte  pinnata  carnosa,  plus  quintuplo 
longiore  quam  lata.  Pinnae  utroque  latere  31  p.  m.,  oblique  flabel- 
liformes, carnosae,  spinis  12  ad  14  pinnam  sat  multo  superantibus 
sustentatae,  utraque  facie  polypiferae,  polypis  irregulariter  dispositis. 
Stipes  pinnatus  cum  pinnis  expansis  sat  multo  longior  quam  latus, 
flavescens,  parle  aptera  maculis  sparsis  parvis  violaceis.  —  Longitudo 
totius  stipitis  122'";  partis  eius  apterae  44'";  pinnae  maioris  32'". — 
Hab.  Java  (Batavia),  in  mari. 

Pt.  auranliacum  n.  sp.  Slipes  latus,  laevis  ;  parte  aptera  parte 
pinnata  valde  multo  sed  multo  minus  duplo  breviore,  conica,  carnosa 
medio  coarctata  ;  parte  pinnata  carnosa,  plus  sextuplo  longiore  quam 
lata.  Pinnae  utroque  latere  25  p.  m.,  oblique  flabelliformes,  carnoso- 
membranaceae,  spinis  12  p.  m.  pinnam  sat  longe  superantibus  susten- 
tatae, utraque  facie  polypiferae,  polypis  irregulariter  dispositis.  Sti- 
pes pinnatus  cum  pinnis  expansis  sat  multo  longior  quam  latus.  Sti- 
pes pinnaeque  aurantiacae.  Stipes  apterus  nigro  sat  dense  macula- 
tus.  —  Longitudo  totius  stipitis  130"';  partis  eius  apterae  48'";  pin- 
nae maioris  32'".  —  Hab.  Amboina,  in  mari. 

Pt.  javanicum  n.  sp.  Stipes  latus,  laevis;  parte  aptera  parte 
pinnata  paulo  tantum  breviore  ,  conica,  carnosa,  medio  leviter  coar- 
ctata; parte  pinnata  carnosa,  sextuplo  circiter  longiore  quam  lala. 
Pinnae  utroque  latere  25,  oblique  flabelliformes,  carnosae,  spinis  8 
p.  m.  pinnam  longe  superantibus  sustentatae,  utraque  facie  polypife-^ 
rae,  polypis  irregulariter  dispositis.  Slipes  pinnatus  cum  pinnis  ex- 
pansis non  multo  longior  quam  latus,  flavescens,  parte  aptera  macu- 
lis sparsis  parvis   violaceis.    —  Longitudo  totius  stipitis  110'";  partis 


der  niederen  Thieie  während  des  Jahres  1859.  221 

eius  apterae  49'"  ;  pinnae  niaioris  25'".  —  Hab.  Java  (Balavia), 
in  niari. 

Pt.  hysfrix  n.  sp.  Stipes  gracilis  ,  laevis;  parte  apteia  longi- 
tudine  parti  pinnatae  siibaeqiiali ,  fiisiforini  .  partem  pinnatani  veisus 
tiimida  ,  apicem  veisus  gracilesccnte ,  parte  pinnata  carnosa  ,  plus 
quintupio  longiote  quam  lata.  Pinnae  utroque  latere  24  vel  25,  ob- 
lique flabelliformes  ,  menibranaceae  ,  spinis  9  pinnam  longe  supetan- 
tibus  sustentatae,  utraque  facie  polypifcrae,  polypis  inegulariter  dis- 
positis,  spinis  facie  pinnarum  supeiioie  tota  earuni  iongitudine  ina- 
xime  conspicuis.  Stipes  pinnatus  cum  pinnis  expansis  sat  niulto  lon- 
gior  quam  latus,  parte  pinnala  flavescens ,  parte  aptera  aurantiacus, 
apice  et  partem  pinnatam  versus  late  violaceus.  —  Longitudo  totius 
stipitis  119'";  partis  eius  apterae  58'";  pinnae  maioris  21"'.  —  Hab. 
Java  (ßatavia),  in  niari. 

Pt.  Herklotsi  n.  sp.  Stipes  latus,  laevis;  parte  aptera  parle 
pinnata  vix  vel  non  breviore  ,  conica,  carnosa,  medio  leviler  coar- 
ctata  ;  parte  pinnata  carnosa,  sextuplo  longiore  quam  lata.  Pinnae 
utroque  latere  19  vel  20,  oblique  flabelliformes,  carnoso-membrana- 
ceae,  spinis  12  ad  14  pinnam  longe  superantibus  sustentatae,  utraque 
facie  polypiferae,  polypis  irregulariter  dispositis.  Stipes  pinnatus  cum 
pinnis  expansis  niullo  longior  quam  latus,  flavescens,  parle  aptera  et 
pinnata  violaceo  maculatus.  —  Longitudo  totius  stipitis  98"';  partis  eius 
apterae  43'";  pinnae  maioris  18"'.  —   Hab.  Java  (Balavia),  in  mari. 

Pt.  kampyloplcrus  a.  sp.  Slipes  latus,  laevis;  parte  aptera 
parte  pinnata  multo  sed  multo  minus  duplo  breviore,  conica,  carnosa, 
medio  coarctata ;  parte  pinnala  carnosa,  quintupio  circiter  longiore 
quam  lala.  Pinnae  utroque  latere  19  vel  20,  oblique  flabelliformes, 
carnosae,  curvatae,  sese  invicem  amplectentes,  spinis  12  p.  m.  pinnam 
conspicue  superantibus  sustentatae,  utraque  facie  polypiferae,  polypis 
iiregulariter  dispositis.  Stipes  pinnatus  cum  pinnis  expansis  duplo 
longior  quam  latus,  flavescens,  parte  aptera  violaceo  maculatus.  — 
Longitudo  totius  stipitis  108"';  partis  eius  apterae  45'";  pinnae  ma- 
ioris 17"'.  —  Hab.  Java  (Balavia),  in  mari. 

Pt.  micropferus  n.  sp.  Stipes  latus,  laevis;  parle  aptera  parle 
pinnala  non  multo  breviore,  conica,  cainosa,  partem  pinnatam  versus 
tumida;  parte  pinnata  plus  octuplo  longiore  quam  lata,  Pinnae  utro- 
que latere  22  ad  24,  oblique  flabelliformes,  carnosae,  spinis  9  vel  10 
pinnam  superantibus  sustentatae  ,  utraque  facie  polypiferae  ,  polypis 
irregulariter  dispositis.  Stipes  pinnatus  cum  pinnis  expansis  plus 
triplo  longior  quam  latus,  parte  aptera  tota  flavescens,  parte  pinnata 
magna  parte  violaceus.  —  Longitudo  totius  stipitis  133'"  ;  partis  eius 
apterae  57"';  pinnae  maioris  10"'  ad  11"'.  —  Hab.  Java  (Balavia), 
in  mari. 


222  L  e  u  c  ka  r  t :  Bericht  ober  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Pt.  oUgopterus  n.  sp.  Stipes  latus,  laevis  ;  parte  aptera  parti 
pinnatae  longitudine  aequali,  conica  ,  carnosa,  medium  versus  leviter 
coarctafa;  paite  pinnata  sextuplo  circiter  longiore  quam  lata.  Pinnae 
utroque  lalere  12,  oblique  flabelliformes,  carnosae  ,  spinis  12  p.  ni. 
pinnam  paulo  superantibus  sustentatae,  utraque  facie  polypiferae,  po- 
lypis  irregulariter  dispositis.  Stipes  pinnafus  cum  pinnis  expansis 
triplo  circiter  longior  quam  latus,  llavescens,  ubique  inimaculatus.  — 
Longitudo  totius  stipitis  101"';  partis  eius  apterae  50,5"' ;  pinnae 
niaioris  12'".  —  Hab,  Ternata,  in   mari. 

Unter  dem  neuen  Genus -Namen  Psuchastes  be- 
schreibt Strethill  Wright  einen  kleinen  isolirt  leben- 
den Alcynoidpolypen  mit  8  gefiederten  Tentakeln,  der  mit 
seinem  Fusse  auf  Felsstücken  aufsitzt  und  mit  knorrigen 
Kalknadeln  dicht  bedeckt  ist.  Sp.  n.  Ps.  glacialis,  Edinb. 
new  philos.  Journ.  X.  p.  113.  PI.  IX.  Fig.  7. 

Bei  dieser  Gelegenheit  erwähnt  Verf.  auch  noch  eines 
zusammengesetzten  Alcynoidpolypen  von  gigantischer  Grösse, 
der  sich  durch  lange,  spindelförmige  Kalknadeln  auszeichne 
und  in  dem  Edinburger  anatomischen  Museum  als  Zoanthus 
aufgestellt  sei. 

Eine  schöne  Abbildung  von  Alcyonium  digitatum  bei 
Gosse,  Rambles  etc.  Tab.  III.  p.  76. 

Er  man  sieht  in  Esper's  Gorgonia  paradoxa  den 
Typus  eines  neuen  Gen.  Besselia,  bei  dem  die  gewöhn- 
lichen Kalk- Ablagerungen  von  Kieselsäure  vertreten  sind. 
Erman's  Archiv  für  wissensch.  Kunde  von  Russland.  Bd.  XIV. 
S.  129—143.  Mit  1  Tafel. 

Porifera. 

Lieb  erkühn  setzt  seine  Untersuchungen  über  den 
Bau  der  Spongien  fort.  Nachdem  er  die  Organisationsver- 
hältnisse der  Süsswasserformen  erforscht  (J.  ß.  XXIII.  S.  251) 
und  deren  typische  Uebereinstimmung  mit  den  echten  Spon- 
gien festgestellt  hat  (J.  B.  XXIV.  S.  175),  wendet  er  sich 
jetzt  speciell  zu  den  oceanischen  Arten  ,  die  er  theils  le- 
bend in  Helgoland,  Triest  und  Venedig,  theils  auch  an 
wohlerhaltenen  Spiritusexemplaren  zu  untersuchen  Gelegen- 
heit hatte.     Form  und  innerer  Bau,  Beschaffenheit  der  Ge- 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  223 

webe,  Anordnung,  Gestalt  und  Grösse  der  festen  Einlage- 
rung-en,  das  Alles  wird  vom  Verf.  bei  einer  ganzen  Anzahl 
verschiedener  Formen,  durch  welche  die  Hauptgruppen  un- 
serer Thiere  wohl  alle  vertreten  sein  dürften,  auf  das  Sorg- 
fälligste beschrieben.  Dazu  kommen  zahlreiche  litlerari- 
sche  und  kritische  Bemerkungen  über  die  von  frühern  For- 
schern aufgestellten  Arten  ,  die  übrigens  bei  der  Unzuläs- 
sigkeit der  meisten  bloss  von  äusseren  Charakteren  ent- 
nommenen Beschreibungen  keineswegs  in  allen  Fällen  mit 
Bestimmtheit  wiedererkannt  werden  können.  Gewiss  mit 
Recht  leort  der  Verf.  desshalb  denn  auch  ein  besonderes 
Gewicht  auf  Anordnung  und  Bau  der  bei  den  Spongien  fast 
überall  vorkommenden  Hartgebilde.  („Neue  Beiträge  zur 
Anatomie  der  Spongien",  Archiv  für  Anat.  u.  Physiol.  1859. 
S.  353—382.  S.  515—529.  Taf.  IX— XI.) 

Nach  der  Bildung  des  Skelets  kann  man  bei  unseren 
Thieren  Fleischspongien  und  solche  mit  hornigem,  mit  kal- 
kigem und  kiesligem  Skelete  unterscheiden,  oder,  wie  sie 
von  unserem  Verf.  in  der  neuen  Auflage  der  Troschel'- 
schen  Zoologie  benannt  werden,  Halisarcina,  Spongina,  Cal- 
cispongina  und  Halichondrina. 

Aus  erster  Gruppe  untersuchte  Verf.  eine  Art  des 
Duj  ar din'schen  Gen.  Halisarca,  die  er  in  Helgoland  von 
der  Unterfläche  grösserer  Steine  ablas  und  in  der  That  als 
eine  Spongie,  mit  allen  Attributen  dieser  Thiere  (Poren, 
Oscula,  Gemmulae,  Wimperorganen),  aber  ohne  Fasern  und 
Nadeln  erkannte.  Die  kleinsten  Stücke  des  Körpers  zeigten 
die  bekannten  Bewegungsphänomene,  Hessen  sich  aber  nicht 
mit  Sicherheit  als  Zellen  erkennen. 

Unter  den  ausschliesslich  mit  Hornfasern  versehenen 
Sponginen  unterscheidet  Verf.  zwei  Genera,  die  durch  die 
Bildung  des  Gerüstes  verschieden  sind.  Bei  dem  einen 
Genus  (Spongia)  sind  die  Hornfäden  dieses  Gerüstes  überall 
von  gleicher  Dicke,  bei  dem  zweiten  dagegen  (Filifera 
n,  gen.)  linden  sich  neben  den  dickeren  Fasern  noch  äus- 
serst zahlreiche  feine  Fäden,  die  von  den  erstem  auslaufen 
und  je  mit  einer  knopfförmigen  Anschwellung  endigen.  Auf- 
fallend ist  es,  dass  die  Hornfasern  dieser  Arten  mehr  oder 


224     L  e  u  c  k  a  r  t :  B  ericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

minder  allgemein  ,  namentlich  die  von  Sp.  tupha,  in  ihrem 
Innern  fremde  Körper  enthalten,  die  sicherlich  von  Aussen 
eingedrungen  sind,  bald  formlose  Kalkmassen  (deren  Vor- 
kommen Johns  ton  zur  Aufstellung  eines  eigenen  Gen. 
Dysidea  benutzte )  ,  bald  auch  Kiesel  -  und  Kalknadeln 
verschiedener  bekannten  Schwämme,  Hartgebilde  aus  der 
Haut  von  Echinodermen,  Stücke  von  Polythalamienschalen, 
Bacillarien  u.  s.  w.  Bei  einer  Art  vegetirte  in  diesen  Fa- 
sern sogar  eine  eigene  kleine  Alge  von  rother  Färbung, 
und  zwar  so  massenhaft,  dass  der  ganze  Schwamm  dadurch 
nicht  selten  roth  gefärbt  wurde. 

Verf.  untersuchte  und  beschrieb  ausser  Spongia  offi- 
cinalis  (nach  Spiritusexemplaren)  drei  Arten  des  Gen.  Spon- 
gia, unter  denen  nur  eine,  Sp.  tupha,  bisher  unbekannt 
war,  und  zwei  Arten  des  Gen.  Filifera ,  F.  verrucosa  n.sp. 
aus  Westindien  und  K  favosa  n.  sp.  von  unbekanntem 
Fundorte.  (In  Troschel's  Zoologie  S.  361,  wird  noch 
eine  dritte  Art,  F.  globosa  aus  Triest  erwähnt.) 

Aus  den  Kalkspongien  möchte  Verf.  gleichfalls  zwei 
Gattungen  bilden,  deren  eine  (Grantia)  die  unregelmässig 
verästelten  Formen  enthält,  während  die  Arten  der  anderen 
(Sycon)  eine  einfache  Spindel-  oder  Kegelform  besitzen. 
Bei  letztern  erweitert  sich  überdiess  der  Ausflusskanal  zu 
einem  ansehnlichen  Hohlraum,  der  sich  von  dem  Osculum 
bis  zur  Anheftungsstelle  ausbreitet,  so  dass  der  Körper  eine 
sackförmige  Bildung  hat. 

Beschrieben  werden  Sycon  ciliatum  Johnst.,  S.  Hum- 
boldtii  Risso,  die  letztere  nach  Spiritusexemplaren,  und  eine 
Grantia ,  die  der  Gr.  botryoides  Johnst.  sehr  nahe  steht. 
Bei  ersterer  gelang  es  auch  die  flimmernden ,  im  Innern 
bereits  mit  einem  Hohlräume  versehenen  Embryonen, so  wie 
die  zu  mehreren  in  besondere  Behälter  eingeschlossenen 
Eier  nachzuweisen. 

Am  ausgedehntesten  sind  die  Beobachtungen  des  Verf.'s 
über  oceanische  Kieselspongien  ,  von  denen  ausser  Clione 
celata  Gr.  (die  übrigens  trotz  der  Eigenthümlichkeit  des 
Vorkommens  in  Austernschalen  und  der  aufl*a]lenden  Con- 
tractilität  der  aus  denselben  hervorragenden  Ausflussröhren 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  225 

in  Troscliel's  Zoologie  als  Halichondria  Clione  aufge- 
führt wird)  zahlreiche  Arten  des  Gen.  Halichondria:  H. 
aspera  n.  sp.  von  Helgoland,  U.  reticulata  n.  sp.  ebendah., 
H.  compacta  Lkhn.  (=  Alcyonium  domuncula  Ol.) ,  H.  ro- 
sacea  n.  sp.,  H.  Corona  n.  sp.,  H.  (Lithumena)  lobata  Ren., 
U.  flava  n.  sp.  ,  H.  (Spongia)  anhelans  Vio.,  H.  (Spongia) 
fasciculata  Fall. ,  H.  sp.  (=  Tethyum  lyncurium  Johnst.), 
sämmtlich  aus  Triest,  H.  (Spongia)  palmata  Sol.  et  EH.,  H. 
(Sp.)  semitubulosa  Lam.,  E.  luxurians  n.  sp.,  H.  (Sp.)  Con- 
larenii  Mart. ,  H.  (Sp.)  velutata  Ren. ,  sämmtlich  aus  Vene- 
dig. Die  Kieselnadeln  sind  bei  vielen  Arten  in  Hornfasern 
eingeschlossen  und  gehen  bei  Tethyum  strahlenförmig  in 
Bündeln  von  der  Mitte  des  Körpers  aus.  Die  dicke  Rin- 
denschicht der  letztgenannten  Art  besteht  nur  theilweise  aus 
Schwammzellen  ,  anderntheils  auch  aus  einem  eigenthüm- 
lichen  Gewebe  von  fasriger  Beschaffenheit. 

In  Betreff  der  von  Carter  gemachten  abweichenden 
Angaben  (J.  B.  XXIII.  S.  255  und  XXIV.  S.  176)  bemerkt 
Verf.,  dass  er  sich  einmal  von  der  direkten  Communication 
der  ein-  und  ausführenden  Kanäle  bei  den  Spongien  auf 
das  Bestimmteste  überzeugt  habe,  und  weiter,  dass  er  die 
Existenz  besonderer  contractiler  Räume  in  den  Schwamm- 
zellen der  Wimperorgane  nicht  bestätigen  könne.  Wahr- 
scheinlich, so  vermuthet  derselbe ,  sei  die  letztere  Angabe 
durch  eine  Verwechselung  mit  Amöben  entstanden,  die  bis- 
weilen in  grossen  Mengen  auf  der  äussern  Haut  der  Spon- 
gillen  aufsitzen.  Als  erwähnenswerth  hebt  Verf.  weiter  her- 
vor ,  dass  diese  äussere  Haut  bisweilen  stark ,  bis  zum 
Schwinden  des  darunter  liegenden  Hohlraumes ,  sich  zu- 
sammenzieht und  sich  dann  erst  später  und  allmählich  wie- 
der ausdehnt. 

lieber  die  Wimperorgane  der  Spongillen  stellt  Car- 
ter nach  neueren  Untersuchungen  (Ann.  and  mag.  nat.  hist. 
T.  III.  p.  12)  die  Behauptung  auf,  dass  sie  keine  Säcke, 
sondern  solide  äusserlich  mit  Flimmerhaaren  besetzte 
Körperchen  seien,  die  einige  Aehnlichkeit  mit  Volvocinen 
besässen.  Isolirte  Flimmerzellen  dieser  Körper  waren  es, 
die  Verf.  als  Samenfäden  beschrieb ;  er  hat  sich  jetzt  davon 

Archiv  f.   Naturg.  XXVI.  Jahrg.  2.  Bd.  P 


226  Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

überzeugt,  dass  dieselben  bei  der  Fütterung  Indigopartikel- 
chen aufnehmen. 

Derselbe  sucht  durch  eine  detaiilirte  Beschreibung 
der  von  der  indischen  Spongilla  Cartcri  Bow.  producirten  Gein- 
mulae  und  eine  Vergleichung  derselben  mit  den  „Wintereiern" 
von  Lophopus  die  morphologische  Uebereinstimmung  zwi- 
schen diesen  beiderlei  Bildungen  nachzuweisen  und  glaubt, 
dass  solches  für  die  noch  immer  unsichere  Auffassung  des 
Organismus  der  Spongien  nicht  ohne  Bedeutung  sei.  Der 
Inhalt  der  Gemmulae  besteht  aus  hellen  Zellen ,  die  zum 
Theil  „Stärkemehlkügelchen"  einschliessen ,  Gebilde ,  die 
sich  nach  unserem  Verf.  bei  Berührung  mit  Wasser  nach 
wenigen  Tagen  in  eine  Menge  polymorphotischer  Wimper- 
zellen umwandeln.  Verf.  glaubt,  dass  ähnliche  Umwand- 
lungen sehr  allgemein  mit  der  dem  Einflüsse  der  Lebens- 
kraft entzogenen  organischen  Substanz  vorgehen.  Ann.  and 
mag.  nat.  bist.  T.  III.  p.  331  sq. 

Die  Mittheilungen,  dieBowerbank  (Transact.  micr. 
Soc.  of  London  1859.  p.  79 — 84)  über  die  Organisation  von 
Grantia  (Sycon  Lbk.)  ciliata  macht,  beziehen  sich  vorzugs- 
weise auf  die  Form  und  Anordnung  der  Kalknadeln,  deren 
Beziehung  zum  Schutzbedürfnisse  und  die  beim  Einziehen 
und  Ausstossen  des  Wassers  deutlich  sichtbaren  Bewegungen. 

Ueber  Seeschwämme  vgl.  auch  Gosse,  Tenby  p.  318 
— 326,  wo  nicht  bloss  mehrere  Beobachtungen  (über  Was- 
serströmung, Contractilität  des  Oscula  u.  s.  w.)  mitgetheilt, 
sondern  auch  die  bei  Tenby  vorkommenden  Arten  des  Gen. 
Halichondria  und  Grantia,  unter  denen  eine  neue  (H.  rosea) 
beschrieben  werden. 

Jardin  erwähnt  einer  an  den  Küsten  der  Marque- 
sas- Inseln  vorkommenden  Spongie,  die  eine  schöne  vio- 
lette Flüssigkeit  ausschwitzt.  Mem.  de  la  soc.  imper.  des 
sc.  nat.  de  Cherbourg  T.  VI.  p.  199. 


der  niederen  Thiere  wahrend  des  Jahres  1859.  227 

lY.    Protozoa. 

Green e's  „manual  of  the  subkingdom Protozoa'*  Lon- 
don 1858  (XXX  und  88  Seiten  in  klein  Octav  mit  Holz- 
schnitten) enthält  eine  zunächst  für  den  Lehrzweck  zusam- 
mengestellte Uebersicht  über  den  heutigen  Stand  unserer 
Kenntnisse  von  den  genannten  Thieren,  mit  Benutzung  na- 
mentlich der  Untersuchungen  von  Carpenter,  Müller, 
Huxley,  Lieberkühn,  Stein,  Claparede  und  Lach- 
mann. Verf.  betrachtet  die  Protozoen  im  Ganzen  als  einfa- 
che Thiere ,  obwohl  er  u.  a.  den  Infusorien  (mit  den  zwei 
letztgenannten  Forschern)  eine  weite  Verdauungshöhle  zu- 
schreibt. Die  Thalassikollen  werden  von  den  Polycystinen 
und  den  Rhizopoden  getrennt  und  alle  drei  als  Repräsentan- 
ten besonderer  Klassen  neben  den  Spongiaden,  Gregarinen 
und  Infusorien  betrachtet. 

Auch  Gegenbau r  trägt  kein  Bedenken,  den  Proto- 
zoen einen  einfachen  Bau  zuzuschreiben  und  der  Haupt- 
masse ihres  Körpers  die  bekannten  Eigenschaften  der  Sar- 
code zu  vindiciren.  Er  glaubt  sogar,  dass  gewisse  Proto- 
zoen, Amöben,  Gregarinen  und  niedere  Infusorien  ohne  An- 
stand als  einfache  Zellen  betrachtet  werden  könnten.  Nach 
dem  Vorgange  von  Huxley  u.  A.  werden  auch  die  Pori- 
feren  den  Protozoen  zugerechnet,  obwohl  Verf.  (S.  58)  zu- 
giebt,  dass  diese  Thiere  „bezüglich  der  Ernährungsoigane 
so  ziemlich  ausserhalb  der  Stufenreihe  von  Einrichtungen 
stehen,  die  sonst  bei  den  Protozoen  vorkommen,  und  einen 
Typus  repräsentiren ,  in  dem  sich  mehrfache  Anklänge  an 
den  der  Coelenteraten  wiederfinden."     Vgl.  Anat.  S.  42  ff. 

Nach  der  Eintheilung  van  Be^eden's  zerfallen  die 
Protozoen  (Zool.  med.  II.  p.  410)  in  zwei  Classen,  Infuso- 
rien und  Rhizopoden,  und  diese  wieder  1)  in  Ciliata  und  Fla- 
gellata;  2)  in  Noctiluca,  Foraminifera ,  Radiolaria,  Actino- 
phryia,  Gregarinae,  Amoebacea. 

Ehrenberg  handelt  über  die  mit  Proteus  anguinus 
zusammenlebenden  mikroskopischen  Lebensformen  in  den 
Bassins  der  Magdalenengrotte  in  Krain,  Berl.  ÄJonatsberichte 
1859.  S.  758  ff. 


228     L  eu  ck  art:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Kühne's  wichtige  „Untersuchungen  über  Bewegun- 
gen und  Veränderungen  der  contractilen  Substanzen"  ver- 
breiten sich  in  ihrem  letzten  Theile  (Archiv  für  Anat.  und 
Physiol.  1859.  S.  816—835)  über  das  Verhalten  der  Proto- 
zoen gegen  äussere  Agentien  und  liefern  eine  Reihe  von 
unerwarteten  Aufschlüssen  über  ein  bis  dahin  ganz  unzu- 
gängliches Gebiet  der  Bewegungserscheinungen.  Das  wich- 
tigste Resultat  dieser  Experimentalüntersuchungen  besteht 
in  dem  Nachweise,  dass  auch  bei  den  niedrigsten  Thieren, 
wenigstens  theilweise,  ein  contractiles  Gewebe  vorkomme, 
welches  in  Betreff  seiner  Reactionen  auf  äussere  (elektri- 
sche, chemische,  thermische)  Reize  genau  mit  dem  Muskel- 
gewebe der  höheren  und  höchsten  Thiere  übereinstimmt. 
So  namentlich  bei  den  Vorticellen,  deren  Stielmuskel  auch 
in  physiologischer  Beziehung  diesen  Namen  mit  vollem 
Rechte  verdient.  Die  Bedeutung  dieser  Thatsache  tritt 
übrigens  erst  dann  ihrem  vollen  Werthe  nach  hervor,  wenn 
wir  weiter  durch  die  Untersuchungen  unseres  Verf.  erfah- 
ren, dass  die  Bewegungen  der  Sarkode  durchaus  von  denen 
des  wahren  Muskelgewebes  zu  trennen  sind.  Die  Amöben 
(auch  Gregarinen,  Monaden,  Vibrionen  und  Schwärmsporen) 
bleiben  von  einer  dicht  gedrängten  Reihe  stärkster  Indu- 
ctionsschläge  unberührt,  und  setzen  den  energischsten  Mus- 
kelgiften die  gleiche  Unempfindlichkeit  entgegen.  Von 
einer  Reizbarkeit  im  gewöhnlichen  Sinne  kann  hier  also 
jnicht  die  Rede  sein:  das  qualitativ  wirksame  Reizmittel  ist 
noch  zu  finden.  Das  Einzige  ,  was  die  Sarkode  mit  der 
Muskelsubstanz  theilt,  ist  die  Fähigkeit  der  Gerinnung,  so- 
gar der  spontanen  Gerinnung,  nur  tritt  dieselbe,  bei  An- 
wendung von  Wärme,  schon  früher  ein,  als  im  Muskel, 
bereits  bei  53*^C. ,  während  die  Muskeln  erst  bei  80^  starr 
werden.  Dass  die  meisten  Infusorien  durch  kräftige  Indu- 
ctionsschläge  zum  Platzen  und  Zerfliessen  gebracht  werden, 
ist  eine  bekannte  Thatsache ,  aber  irrig  ist  es ,  wenn  man 
diese  Erscheinungen  auf  die  Wirkung  der  Elektrolyse  hat 
beziehen  wollen,  da  selbst  eine  Kette  von  6 — 8  Groveschen 
Elementen  erst  nach  längerer  Zeit  dem  Leben  der  Infuso- 
rien  gefährlich    wird.      Ob    übrigens    die  Bewegungen  der 


der  niederen  Thiere    während  des  Jahres   1850.  229 

Infusorien  alle  von  einer  wahren  Muskelsubstanz  abzulei- 
ten sind  ,  inuss  einstweilen  als  eine  unerledigte  Frage  be- 
trachtet werden,  obgleich  Verf.  der  Annahme  sich  hinneigt, 
dass  einige  Bewegungen  ,  an  gewissen  Körpertheilen,  von 
einer  der  Sarkode  ähnlichen  Substanz  herrühren.  Bei  den 
Vorticellen  wird  die  Bewegung  des  Stielmuskels  von  dem 
Kopfe  angeregt,  ohne  dass  jedoch  Nerven  sich  entdecken 
Hessen.  Die  Existenz  einer  Hülle  bei  den  Amöben  wird 
geläugnet  und  die  dafür  wohl  angeführte  direkte  Beobach- 
tung durch  die  Annahme  einer  peripherischen  Gerinnung 
zu  erklären  versucht. 

De  Bary  setzt  seine  Beobachtungen  über  Myxomyce- 
ten,  besonders  deren  Sporenbehälter  und  Entwickelungsge- 
schichte,  in  einer  ausführlichen,  mit  schönen  Kupfertafeln 
ausgestatteten  Abhandlung  an  einer  grösseren  Anzahl  von 
Arten  auseinander  (Zeitschrift  für  wissenschaftl.  Zool.  X. 
S.  88— 175.  Taf.  VI— X)  und  wiederholt  die  Ansicht,  dass 
dieselben  trotz  aller  Aehnlichkeit  mit  gewissen  Pflanzen, 
namentlich  auch  manchen  Algen,  dem  Thierreiche  zu  über- 
weisen seien.  Dabei  wird  freilich  weiter  zugegeben,  dass 
bei  den  einfachsten  Organismen  eine  scharfe  Unterschei- 
dung von  Thier  und  Pflanze  nicht  mehr  durchzuführen  sei. 
Was  Verf.  trotzdem  veranlasst,  die  Myxomyceten  als  „My- 
cetozoen"  den  Thieren  zuzurechnen ,  sind  namentlich  die 
amöbenartigen  Jugendzustände ,  die  durch  Bewegung  und 
Nahrungsaufnahme  den  echten  Amöben  so  vollständig  glei- 
chen ,  dass  Verf.  die  Vermuthung  ausspricht ,  es  möchten 
die  sog.  Amöben  überhaupt  grösstentheils  dem  Entwicke- 
lungskreise  der  Mycetozoen  angehören.  Die  Existenz  von 
Contractionserscheinungen  der  ausgewachsenen  Myxomyceten 
möchte  Verf.  um  so  weniger  als  entscheidend  für  die  Na- 
tur der  betrefl'enden  Geschöpfe  ansehen,  als  er  zugeben 
muss,  dass  das  pflanzliche  Protoplasma  überhaupt  der  thie- 
rischen  Sarkode  nahe  verwandt,  wenn  nicht  identisch  sei. 

Die  hier  vorliegende  Arbeit  ist  mit  ihren  zahllosen 
wichtigen  Einzelnheiten  unstreitig  für  den  Zoologen  eben 
so  interessant,  wie  für  den  Botaniker,  ob  sie  aber  im  Stande 
ist,  allen  Zweifel   an    der  Thierheit    der   Myxomyceten    zu 


230     L  e  u  c  k  a  r  t :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

bannen,  will  Ref.  dem  Leser  überlassen.  Er  für  seine  Per- 
son gesteht,  noch  immer  der  Meinung  zu  sein ,  die  er  in 
dem  letzten  Jahresberichte  (S.  230)  ausgesprochen  hat  und 
wird  darin  um  so  mehr  bestärkt,  als  es  durch  die  Unter- 
suchungen von  Hoffmann  (Bot.  Zeitung  1859.  No.  24) 
nachgewiesen  ist,  dass  manche  Myxomyceten  ganz  in  ge- 
wöhnlicher Weise,  d.  h.  nach  Art  der  übrigen  Pilze ,  kei- 
men. Nach  Ho  f  fma  n  n  soll  das  Ausschlüpfen  eines  Schwär- 
mers und  dessen  Umwandlung  in  ein  amöbenartiges  Wesen 
nur  bei  genügender  Benetzung  der  Sporen  stattfinden  und 
nicht  einmal  einen  eigentlich  normalen  Vorgang  darstellen. 

Die  eigenthümlichen  Bewegungserscheinungen  der 
Schleimpilze  sind  übrigens  schon  vor  de  Bary  von  ver- 
schiedenen Forschern  ganz  richtig  beschrieben  und  auch, 
wie  Ref.  aus  eigener  Erfahrung  hinzufügen  kann,  an  ge- 
eigneten Präparaten  keineswegs  schwer  zu  beobachten. 
Zum  Beweise  aber,  dass  diese  Bewegungen  unter  den  Pilzen 
nicht  allein  auf  die  Myxomyceten  beschränkt  seien,  ver- 
weist Hoff  mann,  wie  das  auch  schon  Ref.  gethan  hatte, 
auf  die  von  ihm  entdeckten  contractilen  Gebilde  bei  den 
Blätterschwämmen. 

Uebrigens  will  Ref.  nicht  verschweigen,  dass  anderer- 
seits nicht  bloss  die  Beobachtungen,  dass  auch  die  Schluss- 
folgerungen deBary's  vollen  Beifall  gefunden  haben,  wie 
denn  z.B.  Bail  erklärt  (Verh.  der  zool.-bot.  Gesellsch.  in 
Wien  1859.  S.  31),  nach  eigenen  Untersuchungen  denselben 
völlig  beistimmen  zu  müssen. 

1.    lufusoria. 

Von  den  Etudes  sur  les  Infusoires  et  les  rhizopodes 
par  Claparede  et  Lachmann,  die  wir  bereits  in  un- 
serem vorjährigen  Berichte  als  eine  der  wichtigsten  Arbei- 
ten auf  dem  Gebiete  der  Infusorienkunde  kennen  gelernt 
haben,  erschien  (Geneve  1859.  p.  261—482.  PI.  XIV— XXIV) 
die  zweite  Lieferung,  durch  die  der  descriptiv  systematische 
Theil  des  genannten  Werkes  zum  Abschlüsse  gebracht  wird. 
Ausser  den  letzten  fünf  Familien  der  Ciliaten  wird  darin  die 


der  niederen  Thiere  während    des  Jahres  1?559.  231 

Ordnung  der  Suctoria  und  Cilioflagellala,  so  wie  weiter  die 
Klasse  der  Rhizopoden  ganz  in  der  früheren  Weise  behan- 
delt, der  letzteren  auch  eine  anatomisch-physiologische  Ue- 
bersicht ,  wie  früher  der  Klasse  der  Infusorien,  vorausge- 
schickt. Indem  wir  für  diese  auf  ein  späteres  Relerat  (vgl. 
Rhizopoda)  verweisen  ,  beschränken  wir  uns  hier  auf  eine 
Aufzählung-  der  von  unsern  Verff.  unterschiedenen  Genera 
und  der  beschriebenen  Arten. 

Farn.  Colpodina  (p.  261— 278). 

A.  Pas  de  levres  membraneuses. 

a.  Pas  de  soies  faisant  saillie  hors  de  la  bouche     Paraniaeciuni. 

b.  Des  soies  faisant  saillie  hors  de  la  bouche. 
«.     üne  faisceau  de  soies  courtes  formant  coninie 

une  levre  inferieure Colpoda. 

ß.     Des  soies  isolees  et  longues  faisant  saillie 
par  la  partie  superieure  de  la  bouche. 
*  Pas    de    faisceau    de    soies    sur  le    cöte 

ventral Cyclidium. 

(Char.  emend.) 
**  Un  faisceau  de  soies  sur  le  cöte  ven- 
tral     Pleuronema. 

B.  Bouche  comprise  entre  deux  levres  membraneuses 

continuellement  oscillantes Glaucoma. 

Ausführliche  Beschreibung  finden  :  Paramaecium  Bursaria  Focke, 
P.  'putrimtm  n.  sp.,  P.  colpoda  Ehrbg.,  P.  invcrsum  n.  sp.,  P.  micro- 
stomum  n.  sp.  norwegensche  Küste,  P.  glaucnm  n.  sp.  ebendaher  ,  P. 
ovale  n.  sp.,  Colpoda  cucullus  Ehrbg.,  C.  parvifrons  n.  sp.,  Cyclidina 
glaucoma  Ehrbg.,  C.  elongatum  n.  sp.  norwegensche  Küste,  Pleuronema 
Chrysalis  Perty  ,  PI.  cyclidium  n.  sp.  ,  PL  natans  n.  sp. ,  Glaucoma 
scintillans  Ehrbg.,  Gl.   margaritaceum   Ehrbg. 

Farn.  Dysderina  (p.  278— 291). 

A.  Une  cuirasse.  » 

a.  Deux  valves  completement  distinctes       .     Idiina  n.  gen. 

b.  Deux  valves  soudees  l'une  ä  l'autre. 

a.     Les  deux  valves  soudees  seuTement  en 

arriere Dysderia    ( =  Er- 

viliaDuj.)  Char.  emend. 
ß.     Les  deux    valves  soudees    dans    toute 

la  longueur  du  dos Ae gyria  n.  gen. 

B.  Pas  de  cuirasse Huxley  a  n.  gen. 

Hieher  :  Iduna  sulcata  n.  sp. ,    Dysderia  lanceolata  n.  sp. ,    D. 


232     Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

spinigera  n.  sp.,  D.  ac%ileata  n.  sp. ,  D.  crassipes  n.  sp.,  Aegyria  le- 
gumen  Duj.,  A.  angnstata  n.  sp. ,  A.  oliva  n.  sp.  ,  A.  pusilla  n.  sp.> 
Huxleya  sulcata  n.  sp. ,  H.  crassa  n.  sp.,  sänimtlich  marin  ,  von  der 
norwegcnschen  Küste.  (Der  Genusnamen  Huxleya  ist  bereits  zwei 
Mal,  an  ein  Bryozoon  und  neuerlich   an  eine  Muschel  ,  vergeben.) 

Farn.  Trachelina  (p.  291—364). 

A.  Bouche  terminale. 

a.  Partie  anterieure  portant  un  appendice  conique. 

«.     Corps    plus    ou    moins    cylindrique;    nage    en    tournant 
autour  de  son  axe. 
'"■  Bouche    au    sommet    de   l'appendice 

conique Lacrymaria. 

(Char.  emend.) 
'••■^"  Bouche   ä    la    base    de   l'appendice 

conique Phialina. 

ß.     Corps  aplati ;  nage  sans  tourner  autour 

de  son  axe Tr achel ophyllum  n.  gen. 

b.  Pas  d'appendice  conique. 

cc.     Pas  d'appareil  degluteur. 

*  Pas  de  soie  saltatrice. 

f  Corps  attenue  en  avant     ....     Enchelys. 

(Char.   emend.) 
ff  Corps  non  attenue  en  avant    .     .     Holophrya. 
■'^""  üne  soie  saltatrice  en  arriere     .     .     Urotricha. 

ß.     Un  appareil  degluteur. 

*  Corps  attenue  en  avant      .     .     Enchelyodon  n.  gen. 
*■"  Corps  non  attenue  en  avant     .     .     .     Prorodon. 

B.  Bouche  non  terminal. 

a.  Un  appareil  degluteur. 

«.     Pas  de  faisceau  de  cils. 

■"   Corps  jamais  tres  fortement  deprime     Nassula. 
""""   Corps  tres  fortement  deprime     .     .     Chilodon. 

ß.     Un     faisceau    de    ciles    simulant    une 

espece  de  pied Trichopus   n.  sp. 

b.  Pas   d'appareil  degluteur. 

«.  Une  rangee  de  vesicules  spheriques 
renfermant  chacune  un  corpuscule 
tres   refringent Loxodes. 

ß.     Pas  de  vesicules  ä  corpuscule  refrigent. 

*  Pas  de  limbe. 

f  Un  intestin  ramifie Trachelius. 

ff  Pas  d'intestin  ramifie     ....     Amphileptus. 


der  niederen   Thiere  während  des  Jahres  1859.  933 

**  Un  large  liinbe  peripherique,   forme 

par  iin  parenchyme  compact     .     .     Loxophyllum. 
Ausführlich    beschrieben    werden    Lacrymalia    clor    Ehrbg. ,   L. 
lagemda  n.  sp.    norwegensche  Küste  ,    L.  coronala  n.    sp.    ebendaher, 
Phialina  vermicularis  Ehrbg.,   Trachelophyllum  apiculatum  Perty    Tr' 
pusillum?  Perty,  Enchelys  farcimen  Ehrbg.,  E.  arcnata  n.  sp.,   IIolo- 
phrya    ovum    Ehrbg.,    Vrotvivha    farcta  n.   sp. ,     Enchelyodon    farclns 
n.  sp.,  E.  elongatus  n.s]).  norwegensche  Küste,  Prorodon  griseusn.  sp., 
Pr.  armatiis  n.  sp.,    Pr.  edentafus  n.  sp. ,  Pr.  marinns  n.  sp.  norwe- 
gensche Küste,  Pr.  margaritifev  n.  sp.,  Nassula   flava  CI.   (=   Chilodon 
ornatus  Ehrbg.),  K   rubens  Perty,  N.  lateritia  n.  sp.,  Chilodon  cucul- 
lus  Ehrbg.,  Ch.  uncinatus  Ehrbg.,   Trichopns  Dysderia  n.  sp.    norwe- 
gensche Küste,  Loxodes  rostrum  Ehrbg.,  Trachelius  ovum  Ehrbg.,  Am^ 
philepius  gigas  n.  sp.  ,    A.  cygnus  n.  sp.,  A.  anas   Ehrbg.  ,  A.   marga- 
ntifer  Ehrbg.,    A.  meleagris  Ehrbg.,    A.  anaticula  Ehrbg.,  Loxophyl- 
lum meleagris  ünj.  ,    L.   fasciola  Ehrbg.,    L.  armatum  n.  sp.,    L.  la- 
mella  Ehrbg. 

Die  Farn.  Colepina  (p.  364-367)  enthält  nur  das  einzige 
Gen.  Coleps ,  wohin  u.  a.  Coleps  uncinatus  n.  sp. ,  C.  [usus  n.  sp. 
norwegensche  Küste. 

In  der  Fam.  der  Halterinea  unterscheiden  unsere  Verff. 
zwei  Gen. : 

a.  Des  soies  fines  servant  au  saut;  sauteurs    .     .     Halleria. 

b.  Pas  de  sois  servant  au  saut;  nageurs  Stromhidion  n.  gen. 

Beschrieben  sind  :  llalferia  grandineJIa  Ehrbg.,  II.  volvox  Eichw., 

H.  pulcx   n.  sp.  von  der  norwegenschen    Küste,  Stromhidion  sulcatum 
n.  sp.,  Str.  turho  n.  sp. 

In  einem  Anhange  (p.  373-376)  besprechen  unsere  Verff.  auch 
noch  die  Opalinen,  die  sie,  wie  G.  Wagener,  wegen  Anwesenheit 
eines  puls.renden  Apparates  und  Kernes  den  Infusorien  zurechnen  und 
nicht  als  Jugendzustände  von  Trematoden  betrachten.  Die  Angaben 
der  Verff.  gründen  sieh  auf  Untersuchung  von  Op.  uncinata  Schnitze, 
0.  recurva  n.  sp.  aus  Planaria  limacina,  0.  prolifera  n.  sp.  aus  einer 
Naide  (mit  einer  ganzen  Kette  anhängender  Knospen,  und  dadurch 
von  der  nur  einfach  proliferirenden  0.  lineata  Seh.  verschieden), 
sämmtlich  von  der  norwegenschen  Küste. 

Die  von  unseren  Verff.  aufgestellte  zweite  Ordnung  der  Infuso- 
rien, die  Ordnung  der  Snctoria,  die  sich  in  der  Thal  durch  die 
Art  ihrer  Nahrungsaufnahme  und  die  Abwesenheit  aller  Cilien  (im 
ausgebildeten  Zustande)  sehr  auffallend  von  den  bisher  betrachteten 
Infusorien  unterscheidet ,  enthält  nur  eine  einzige  Familie,  die  der 
Acinetinen  (p.  382-390)  ,  und  diese  zerfallen  unsere  Verff.  nach 
folgendem  Schema; 


234     L  e  u  c  k  a  r  t :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

A.     Su^oirs  non  portes  par  une  trornpe. 

a.  Su^oirs  non  raniifies. 

cc.     Pas  de  colonie  rann'fiee. 
*  Pas  de  coque. 

t  Un  pedoncule Podophrya. 

tt  Pas  de  pedoncule. 

libies Sphaerofhrya  n.   gen. 

fixes Trichophrya  n.  gen. 

^""   Une  coqne. 

f  Un  pedoncule Acineta. 

ff  Pas  de  pedoncule     .     .     .     Solenofhrya  n.  gen. 
ß.     Aniniaux  formant  une  colonie  ramifiee     Dendrosoma. 

b.  Su^oirs  ramifles Dendroconietes. 

ß.      SuQoirs    portes    par    une    longue  trornpe  le- 

tractile 0  phry  o  dendr  on  n.  gen. 

Von  Arten  führen  unsere  VerlF.  auf  (fast  überall  nur  mit  Dia- 
gnosen, unter  Bezugnahme  auf  den  noch  nicht  erschienenen  zweiten 
Theil  des  Werkes,  der  die  Fortpflanzung  der  Infusorien  und  nament- 
lich auch  der  Acinetinen  behandelt)  :  Podophrya  cyclopum  St. ,  P. 
quadripartita  (=  Acinete  der  Epistylis  plicatilis  St.  =  A.  quadriloba 
St.),  P.  carchesii  n.  sp.,  P.  pyrum  n.  sp.  auf  Lemna  trisulca,  P.  Lyngbyi 
Ehrbg.,  P.  Trold  n.  sp.  auf  Ceramnium,  P.  cothurnata  Weisse  (=  dia- 
demartige Acinete  Stein),  P.  ferrum  equinum  Ehrbg.,  P,  elongata  n.  sp. 
aufPaludina  vivipara,  P.  Steinii  (=  Acinete  der  Opercularia  articulata 
St.  =  P.  Operculariae  St.),  P.  Lichtensteinii  (==  Acinete  der  Op.  Lichten- 
steinii  St.),  P.  fixa  Ehrbg.  (=  Actinophrys  sol  St.),  Sphaei'ophrya  pu^ 
silla  n.  sp.  Genf,  Trichophrya  epistylidis  n.  sp.  ,  Acineta  mystacina 
Ehrbg.  ^.  palula  n.sp.  auf  Florideen  u.a.  marinen  Algen,  A.cucullvs 
n.  sp.  pelagisch,  A.  compressa  n.  sp.  auf  Seealgen,  A.  cothuiniae  (= 
Acinetenzustand  von  Cothurnia  maritima  St.)  ,  A.  luherosa  n.  sp.  auf 
Florideen,  A.  linguifera  (=  Acinete  mit  zungenförmigem  Fortsatze  St. 
=  A.  ligulata  St.),  A.  notonectae  n.  sp.  auf  ISotonecta  glauca,  Sole- 
nophrya  crassa  n.  sp.  auf  Lemna  minor,  Dendrosoma  radians  Ehrbg., 
Ophryodendron  abielinum  n.  sp.  auf   nordischen  Campanularien. 

In  Betreff  der  dritten  Ordnung  unserer  VerfF.,  der  Cilioflagellata 
verweisen  wir  auf  unseren  Bericht  über  die  Flagellaten. 

Weben  der  hier  angezogenen  (zweiten)  Lieferung  des 
Werkes  von  Claparede  und  Lachmann  hat  uns  das 
Jahr  1859  noch  eine  andere,  nicht  minder  bedeutsame  Pu- 
blication  über  Infusorien  gebracht :  „der  Organismus  der  In- 
fusionsthiere ,  nach  eigenen  Forschungen  in  systematischer 
Reihenfolge   bearbeitet  von  Fr.  Stein,    erste  Abtheilung" 


der  niederen  Tliiere  wührend  des  Jahres  1859.  235 

(allgemeiner  Theil  und  Naturgeschichte  der  hypotrischen 
Infusionsthiere,  52  Bogen  in  Folio  mit  14  Kupfertafeln).  Was 
uns  hier  geboten  wird  ,  ist  der  erste  Theil  eines  Werkes, 
in  welchem  der  Verf.  nach  und  nach  die  Naturgeschichte 
aller  von  ihm  aufgefundenen  und  hinlänglich  genau  unter- 
suchten Infusionsthiere  in  zusammenhängenden  Monogra- 
phieen  zu  behandeln  gedenkt,  das  also  in  ähnlicher  Weise 
den  ganzen  reichen  Schatz  einer  mehr  als  zehnjährigen 
bewährten  Forschung  in  sich  einschliesst ,  wie  das  seiner 
Zeit  von  dem  grossen  Infusorienwerke  Ehrenberg's  be- 
hauptet werden  durfte.  Wird  dasselbe  einst  vollendet  sein, 
dann  mag  es  auch  leicht  in  ähnlicher  Weise  als  ein  kaum 
übertroffenes  Denkmal  deutschen  Fleisses  und  Beobach- 
tungstalentes in  der  Geschichte  unserer  zoologischen  Wis- 
senschaften dastehen.  Schon  jetzt,  so  weit  es  uns  vorliegt, 
ist  es  eine  fast  unerschöpfliche  Fundgrube  von  Thatsachen, 
die  in  mehr  als  einer  Beziehung  über  die  Naturgeschichte 
der  Infusorien  neues  Licht  verbreiten. 

Der  vorausgeschickte  allgemeine  Theil  handelt  in  sei- 
nem ersten  Abschnitte  (S.  1 — 55)  über  die  allmähliche  Ent- 
wickelung  unserer  Kenntnisse  von  den  Infusorien,  mit  be- 
sonderer Berücksichtigung  natürlich  desjenigen  Mannes,  des- 
sen Namen  mit  der  Geschichte  der  Infusorienkunde  unlös- 
lich verbunden  ist.  Durch  eine  kritische  Analyse  der  Ar- 
beiten Ehrenberg's,  besonders  des  altern,  liefert  Verf. 
den  Nachweis  ,  wie  die  irrigen  Vorstellungen  entstanden, 
denen  dieser  berühmte  Forscher  in  Betreff  der  Organisation 
der  Infusorien  huldigte,  und  wie  dieselben  allmählich  eine 
immer  festere  Gestalt  annahmen. 

Mit  gleicher  Critik  werden  auch  die  Angaben  D  u  j  a  r- 
din's  und  die  der  späteren  Forscher  beleuchtet,  ohne  dass 
darüber  jedoch  irgendwo  dem  Verdienste  willige  Anerken- 
nung versagt  wäre.  Die  eigene  sog.  Acinetentheorie  er- 
klärt Verf.  in  ihrer  früheren  Form  für  unhaltbar.  Es  w^ar 
ein  Irrthum ,  wenn  er  früher  (J.  B.  XXI.  S.  88)  an  eine 
Umwandlung  eingekapselter  Vorticellen  in  Acineten  dachte; 
ebenso  ein  Irrthum ,  wenn  er  aus  den  Schwärmsporen  der 
letzteren   constant    wieder    Vorticellen    hervorgehen   liess, 


236     Leuckart:   Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Katurgeschichte 

aber  trotzdem  ist  er  immer  noch  geneigt,  zwischen  diesen 
beiderlei  Thierformen  gewisse  genetische  Beziehungen  an- 
zunehmen, die  möglichen  Falls  später  noch  einmal  als  eine 
Art  Generationswechsel  erkannt  werden.  Verf.  beruft  sich 
zur  Stütze  dieser  Annahme  nicht  bloss  auf  die  bekannte 
Thatsache,  dass  Vorticellen  und  Acineten  fast  immer  in 
Gesellschaft  neben  einander  gefunden  werden,  sondern  wei- 
ter auch  auf  die  Ergebnisse  seiner  Untersuchungen  über 
die  Entwickelungsgeschichte  der  Infusorien,  die,  wie  wir 
das  weiter  unten  noch  sehen  werden  ,  in  der  That  bewei- 
sen, dass  verschiedene  höhere  Infusionsthiere  ein  acinelen- 
artiges  Stadium  durchlaufen,  das  sich  unmittelbar  aus  der 
Embryonenform  hervorbildet. 

Die  Abgrenzung  der  Infusorien  gegen  die  niederen 
Algen  betreffend,  so  ist  Verf.  der  Ansicht,  dass  nicht  bloss 
die  Monaden,  die  zum  Theil  eine  ganz  entschiedene  Mund- 
öffnung besitzen,  sondern  auch  die  Euglenen,  Volvocinen 
und  Peridinäen  den  thierischen  Infusorien  zugerechnet  wer- 
den  müssten,  obwohl  er  zugiebt,  dass  diese  Geschöpfe  in 
mancher  Beziehung  und  namentlich  durch  die  Art  ihrer 
Fortpflanzung  eine  auffallende  Analogie  mit  den  Algen  dar- 
bieten. Als  unterscheidenden  Charakter  der  Infusorien 
glaubt  Verf.  folgendes  hinstellen  zu  können.  „Die  Infu- 
sionsthiere sind  mit  äusseren  Wimpern  ausgestattete  Thiere, 
deren  homogenes,  durchsichtiges,  nie  aus  Zellen  oder  Zel- 
lenderivaten zusammengesetztes  Körpergewebe  wenigstens 
an  gewissen  Stellen  willkürlicher  Contractionen  und  Ex- 
pansionen fähig  ist.  Ein  abgeschlossener  Darmkanal  und 
ein  besonderes  Verdauungsorgan  fehlt  ihnen  gänzlich;  des- 
gleichen auch  Muskeln  und  Nerven.  Alle  besitzen  ein 
scharf  umschriebenes  inneres  drüsenartiges  Organ  ohne  Aus- 
führungsgang ,  den  Nucleus,  welcher  wenigstens  bei  den 
höheren  Formen  entschieden  als  Fortpflanzungsorgan  fun- 
girt.  Die  meisten,  vielleicht  alle,  sind  mit  innern  contrak- 
tilen  Behältern  versehen,  welche  sich  abwechselnd  aus  der 
umgebenden  Leibessubstanz ,  oft  durch  besondere  zufüh- 
rende Kanäle,  mit  einer  wässrigen  Flüssigkeit  füllen  und 
dieselbe  dann  wieder  austreiben  (wahrscheinlich  direkt  oder 


der  niederen  Tliiere  während  des  Jahres  1859.  237 

unmittelbar  nach  aussen),  llire  gewölinliclie  Fortpflanzung 
besteht  in  der  freiwilligen  Theilung-,  die  jedoch  noch  nicht 
bei  allen  nachgewiesen  ist;  wahrschcinlicli  gehen  alle  zeit- 
weise durch  Encyslirung  in  einen  ruhenden  Znsland  über, 
welcher  auch  die  Erhaltung-  der  Art  sicliert,  wenn  derselben 
die  gewöhnlichen  Lebensbedingungen  mangeln." 

Man  sieht,  die  Ansichten,  die  unser  Verf.  über  die 
Organisation  der  Infusorien  hat,  entfernen  sich  um  ein  Be- 
trächtliches von  der  Auflassung ,  die  durch  Claparede 
und  Lachmann  vertreten  wird.  Während  letztere  die  In- 
fusorien als  „hoch  organisirte"  Geschöpfe  betrachten,  wie 
einst  Ehrenberg,  dessen  Darstellung  freilich  im  Einzel- 
nen sehr  abweichend  ist,  sieht  Stein  in  denselben  „ein- 
fache" Organismen,  freilich  nicht  so  einfache,  wie  Du- 
jardin  es  wollte,  aber  doch  immerliin  einfach  genug,  im 
Vergleiche  mit  den  übrigen  Thieren.  Die  Begründung  die- 
ser Ansichten  hat  Verf.  dem  zw  eiten  Abschnitte  des  allge- 
meinen Theiles  vorbehalten,  der  (S.  55 — 106)  „über  die  Or- 
ganisation der  Infusionsthiere  im  Allgemeinen"  handelt,  der 
neben  dem  Anatomischen  aber  auch  ,  so  weit  als  möglich, 
die  Physiologie  und  Entwickelungsgeschichte  berücksich- 
tigt. Ein  besonderes  Interesse  dürften  in  diesem  Abschnitte 
die  Beobachtungen  über  die  geschlechtliche  Fortpflanzung 
der  Infusorien  in  Anspruch  nehmen  ,  Beobachtungen  ,  die 
im  Wesentlichen  eine  Bestätigung  der  schon  im  letzten 
Jahresberichte  (S.  239)  von  uns  angezogenen  Entdeckung 
Balbiani's  enthalten,  die  Angaben  des  letzteren  aber 
dabei  mehrfach  erweitern  und  berichtigen.  Namentlich  gilt 
dieses  in  Betreff  der  vonBalbiani  behaupteten  Begattung, 
die  von  unserem  Verf.  mit  Bestimmtheit  als  Theilung  er- 
kannt wurde. 

Den  Bau  der  Infusorien  betreff'end,  so  leugnet  Verf. 
zunächst  die  Anwesenheit  eines  chymusgefüllten  Hohlrau- 
mes im  Innern  des  Körpers.  Was  Lach  mann  und  Cla- 
parede als  solchen  in  Anspruch  nahmen,  ist  nach  unse- 
rem Verf.  —  und  Ref.  stimmt  demselben  darin  vollkommen 
bei  —  das  breiartige  Innenparenchym  des  Leibes,  das  die 
Nahrungsballen  in  sich  einschliesst,  und  von  einem  festeren 


238     Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Rindenparenchym,  dem  eine  Cuticula  aufliegt,  umhüllt  wird. 
Die  Rotationsbewegungen  des  Innenparenchyms  ,  die  man 
so  schön  bei  Parmaecium  bursaria  beobachtet,  sucht  Verf. 
durch  den  Antrieb  eines  continuirlichen  Nahrungsstromes 
zu  erklären.  Ob  Verf.  nicht  zu  weit  geht,  wenn  er  dem 
Parenchym  der  Infusorien  alle  bestimmt  geformten  Elemen- 
tartheile  abspricht ,  will  Ref.  hier  nicht  untersuchen,  doch 
klingt  es,  namentlich  den  oben  erwähnten  Untersuchungen 
Kühne's  gegenüber,  etwas  starr,  wenn  derselbe  u.  a.  den 
Stielmuskel  der  Vorticellen  noch  immer  als  eine  strangför- 
mig  angezogene  Sarkodemasse  bezeichnet.  Die  stabförmi- 
gen  Körperchen  ,  die  bei  einigen  Arten  unter  der  Cuticula 
vorkommen ,  werden  als  Tastkörperchen  gedeutet ,  obwohl 
Verf.  zugiebt ,  dass  auch  wirkliche  Nesselorgane  den  Infu- 
sorien nicht  fehlen.  Unter  den  Pigmenten  ist  besonders 
das  Chlorophyll  wegen  seiner  weiten  Verbreitung  (auch  bei 
den  Infusorien  mit  Mundöffnung)  hervorzuheben,  doch  ist  es 
eigenthümlich ,  dass  die  Entwickelung  desselben  bei  den 
einzelnen  Individuen  die  grossesten  Schwankungen  zeigt. 
In  Betreff  des  eigenthümlichen  „verästelten  Darmes"  von 
Trachelius  ovum  ist  Verf.  (und  sicherlich  mit  Recht)  der 
Ansicht  vonCohn  und  Gegenb  aur  ;  er  sieht  darin  blosse 
Parenchymstränge,  die  von  der  Rindenschicht  ausgehen  und 
durch  wassergefüllte  Interstitien  von  einander  getrennt  wer- 
den. Ein  After  kommt  wahrscheinlich  allen  mit  Mund  verse- 
henen Infusorien  zu,  wenn  auch  vielleicht  nicht  überall  als 
vorgebildete  Oeffnung.  Die  contractilen  Blasen^  sind  mem- 
branlose Aushöhlungen  des  Parenchyms ,  die  oftmals  mit 
gefässartigen  Gängen  in  Verbindung  stehen ,  und ,  wie 
sich  jetzt  auch  Verf.  überzeugt  hat,  durch  eine  enge  Oeff- 
nung nach  Aussen  ausmünden.  Kein  Zweifel ,  dass  diese 
Gebilde  ein  sog.  Wassergefässsystem  darstellen  und  dazu 
dienen,  das  aus  dem  Parenchym  aufgenommene  Wasser  nach 
Aussen  auszutreiben.  Theilung  und  Knospenbildung  kön- 
nen in  jedem  Lebensstadium  stattfinden,  erstere  schon  wäh- 
rend des  Embryonenzustandes,  wie  das  nachher  noch  her- 
vorgehoben werden  soll.  Ueberhaupt  ist  die  Theilung  von 
allen  Fortpflanzungsarten  die  häufigste,  im  Gegensatze  na- 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  239 

mentlich  zur  Knospenbildiing,  die  nur  bei  wenigen  Familien 
vorkommt.  (Dendrosoma,  das  nach  C  laparede  und  Lach- 
mann durch  Knospung-  sich  verzweigen  soll,  ist  nach  un- 
serem Verf.    ein  einfaches   Thier    mit  verästeltem  Körper.) 
Bei  den  Arten  mit  Nucleolus  findet  sich  daneben  noch  eine 
geschlechtliche  Fortpflanzung,  die  Verf.  bei  Paramäcien  und 
Oxytrichinen    besonders    sorgfältig   verfolgt  hat.      Die  ge- 
nannten Thiere  sind  Zwitter,  bei    denen  die  männliche  Ge- 
schlechtsreife   der  weiblichen  vorausgeht.     Als  männliches 
Organ  fungirt  eben  der  vorhin  genannte,  meist  dicht  neben 
dem  Nucleus  ,    der  weiblichen   Geschlechtsdrüse ,  gelegene 
Nucleolus.     Unter   gewissen    Verhältnissen  verwandelt  sich 
der    frühere    homogene    Nucleolus    während    der  Theilung 
eines  Infusoriums  in    eine  Kapsel,    deren  Inhalt  zuerst  ein 
längsstreifiges  Aussehen  bekommt  und  sich  dann  in  parallel 
neben  einander  liegende  Fasern  sondert.      Die  Kapsel  ver- 
längert sich    nach  und  nach  zu    einem   ansehnlichen ,  nach 
beiden  Enden  abgeschwollenen  Schlauch,  zerfällt  auch  wohl 
hier  und  da  durch  Quergliederung  in  zwei  Theile  und  ent- 
wickelt schliesslich,  nach  Beendigung  des  Theilungsproces- 
ses,    aus  den    früheren  Fasern    einen   ansehnlichen    Ballen 
fadenförmiger,    dünner  und    beweglicher  Spermatozoen,  die 
nach  vollständiger  Reife  ,    durch    den  Schwund  der  umge- 
benden Kapsel,    frei   werden    und    dann    in    den  bis  dahin 
unveränderten  Nucleus  eindringen.     Der  letztere  erhält  da- 
durch den  Impuls  zu  einer  weiteren  Entwickelung.  Er  ver- 
grössert  sich,  während  die  eingedrungenen  Samenfäden  ab- 
sterben und  allmählich  aufgelöst  werden,  und  zerfällt  dann 
durch    eine    Art    von  Durchfurchung    in  einen  Haufen  von 
Keimkugeln.   Als  Eier  sind  diese  Kugeln  kaum  zu  betrach- 
ten ,  da    sie  nicht  selbst  befruchtet  werden ,  vielmehr  erst 
in  Folge  der  Befruchtung  ihren  Ursprung  nehmen.  Es  scheint 
eine  geraume  Zeit  zu  vergehen,  bevor  die  Keimkugeln  sich 
weiter  entwickeln  ,   d.  h.   durch  Bildung  eines  Kernes  und 
contractilen  Behälters  in  Embryonalkugeln  umwandeln;  auch 
geschieht  das  nicht  immer  mit  allen  Keimkugeln  eines  Thie- 
res  gleichzeitig.     Ist   die  Umwandlung  einmal  eingetreten, 
so  vergrössern    sich  die  Embryonalkugeln   auf   Kosten   des 


240     Le  II  ck  avt :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

mütterlichen  Parenchyms,  wahrscheinlich  mittelst  einer  An- 
zahl kurzer  Tentakel,  die  genau  den  Tentakeln  der  Acine- 
ten  gleichen,  aber  erst  hervortreten,  wenn  man  die  Embryo- 
nalkugeln isolirt  hat.  Während  der  Entwickelung  entsteht 
in  nächster  Umgebung  der  Embryonalkugeln ,  bald  hier, 
bald  dort  ein  kanalartiger  Gang,  der  das  Rindenparenchym 
durchsetzt  und  als  Geburtsgang  fungirt.  Auch  hat  sich  um 
diese  Zeit  nicht  selten  schon  wieder  ein  neuer  Nucleus  mit 
Nucleolus  gebildet.  Die  Embryonalkugel  schwärmt  übri- 
gens in  der  Regel  nicht  selbst  aus;  sie  producirt  vielmehr 
eine  Anzahl  von  schwärmenden  Embryonen,  indem  sich  das 
vordere  Segment  derselben  absetzt ,  an  seiner  Oberfläche 
mit  einem  zarten  Wimperkleide  überzieht  und  dann  loslöst. 
So  verhält  es  sich  wenigstens  im  Anlange,  während  später, 
wenn  die  Productionskraft  mehr  erlischt,  die  Embryonal- 
kugeln auch  wohl  ohne  Weiteres  zu  Embryonen  werden. 
Aehnliche  Vorgänge  beobachtet  man  übrigens  auch  bei  In- 
fusorien ohne  INucleolus  (Bursaria  truncatella  ,  Trachelius, 
Epistylis  u.  a.) ,  unter  Verhältnissen  also,  die  es  zweifelhaft 
machen ,  ob  eine  Befruchtung  vorausgegangen  ist ,  oder 
nicht.  Möglich,  dass  diese  Infusorien  getrennten  Geschlechts 
sind ,  vielleicht  Männchen  von  ganz  abweichender  Form 
besitzen.  So  vermuthet  Verf.  namentlich  für  Epistylis,  die 
aus  Basalknospen  mitunter  eigenthümliche,  kleine  acineten- 
oder  rhizopodenartige  Geschöpfe  entwickelt ,  welche  leicht 
für  Parasiten  gehalten  werden  können  (von  Claparede 
und  Lachmann  auch  wirklich  als  solche  —  Urnula  epi- 
stylidis  —  beschrieben  sind),  wegen  des  Vorkommens  von 
spermatozoenartigen  Gebilden  im  Innern  aber  viel  wahr- 
scheinlicher als  Männchen  zu  deuten  sind.  Die  Spröss- 
linge  entstehen  übrigens  bei  diesen  Infusorien  ohne  Nu- 
cleolus meist  wohl  nur  aus  Theilstücken  des  Nucleus.  Die 
dem  Verf.  näher  bekannten  Embryonen  sind  ihren  Mutter- 
thieren  alle  unähnlich;  sie  werden  also  mehr  oder  weniger 
bedeutende  Metamorphosen  durchlaufen  müssen.  Die  Em- 
bryonen von  Paramaecium  verlieren  nach  dem  Ausschlüpfen 
ihre  Wimperhaare,  ziehen  sich  kugelförmig  zusammen  und 
gleichen  dann  einer  ungestielten  Podophrya  lixa.     Sie  Ihei- 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  241 

len  sich  auch,  wie  diese ,  in  eine  vordere  und  hintere 
Hälfte  ,  von  denen  die  erstere  sich  mit  Wimpern  bedeckte 
und  dann  loslöste.  Die  Uebereinstimmung  ist  eine  so  voll- 
ständige, dass  Verf.  in  den  Podopliryen  nur  eine  weitere 
Entwickelungsstufe  von  Paramäciumembryonen  zu  erblik- 
ken  glaubt,  zumal  auch  die  Schwärmsprösslinge  der  erstem 
mit  den  Paramäciumembryonen  vollkommen  ,  bis  auf  das 
feinste  Detail  ihre  Organisation ,  übereinstimmen.  Gestützt 
auf  diese  Thatsachen  glaubt  Verf.  auch  die  übrigen  Acine- 
ten  als  Entwickeluno-sstufen  anderer  Infusorien  so  lange 
betrachten  zu  dürfen,  bis  für  sie  etwa  eine  geschlechtliche 
Forlpflanzung  nachgewiesen  sein  wird.  Bis  dahin  hält  er 
dieselben  für  Thiere  nicht  mit  Ovarium,  sondern  mit  Keim- 
stock (Nucleus)  ,  die  von  anderen  Infusorien,  meist  Vorti- 
cellinen  ,  abstammen  ,  eine  Zeit  lang  sich  in  ihrem  Sinne 
fortpflanzen,  unter  bestimmten  Verhältnissen  aber  statt  ihres 
Gleichen  wieder  die  Formen  ihrer  (geschlechtlich  entwik- 
kelten)  Mutterthiere  hervorbringen.  Die  Sprösslinge  der 
Acineten  zeigen  in  der  Art  ihrer  Bewimperung  ausseror- 
dentliche Verschiedenheiten  und  besitzen  neben  den  Wim- 
pern (ob  alle,  bleibt  einstweilen  noch  fraglich)  an  einer 
bestimmten  Körperstelle  einen  mundartigen,  runden  Saug- 
napf, der  nach  der  Befesligung  den  Stiel  ausscheidet.  Der 
Verlust  der  Flimmerhaare  erfolgt  an  denselben  oft  schon 
wenige  Minuten  nach  der  Geburt. 

Ausser  den  griffeltragenden  Infusorien  (Flagellifera) 
unterscheidet  Verf.  noch  vier  —  resp.,  wenn  die  Acineten 
selbstständige  Formen  sein  sollten,  fünf  —  weitere  Ord- 
nungen, die  vorzugsweise  nach  der  Art  der  Bewimperung 
unterschieden  und  als  Holotricha,  Heterotricha,  Hypotricha 
und  Peritricha  bezeichnet  werden. 

Bei  den  holotrichen  Infusorien  i^t  der  Körper  auf  der 
ganzen  Oberfläche  dicht  mit  gleichartigen,  feinen  und  kur- 
zen Wimpern  besetzt,  die  nur  mitunter  in  der  Umgebung 
des  Mundes  etwas  länger  werden.  Hieher  u.  a.  Opalina, 
Colpoda,  Enchelys,  Lacrymaria ,  Trachelius,  Loxodes,  Nps- 
sula,  Paramaecium  u.  s.  w. 

Die  heterotrichen  Infusorien  besitzen  ausser  dem  uni- 

Archiv  f.  Naturg.  XXVI.  Jahrg.  2.  Bd.  Q 


242     L  e  u  c  k  a  rt:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

formen  Flimmerkleide  noch  eine  deutlich  entwickelte  Zone 
von  borsten-  oder  griffeiförmigen  adoralen  Wimpern.  Hie- 
her Bursaria,  Leucophrys,  Spirostomum  ,  Stentor,  Tintyn- 
nus  u.  s.  w. 

Die  hypotrichen  Infusorien  sind  bilateral,  mit  Rücken 
und  Bauchfläche,  und  nur  an  letzterer  mit  Wimpern  verse- 
hen, bald  mit  einer  dichten  Bekleidung  (Chlamydodon,  auch 
Colpoda),  bald  nur  mit  zerstreuten,  borsten-  oder  griffei- 
förmigen Wimpern  (Oxytrichina,  Euplotes,  Aspidisca  u.  a.). 

Die  peritrichen  Infusorien  sind  auch  nur  partiell  be- 
wimpert, aber  der  Körper  ist  nicht  abgeplattet,  sondern 
drehrund  und  die  Wimpern  zeigen  eine  gürtelförmige  oder 
spiralige  Anordnung;  im  letzteren  Falle  sind  dieselben  stets 
adoral.  Zuweilen  kommen  noch  einzelne  zerstreute  Wimpern 
oder  ein  Wimperbüschel  auf  der  sonst  ganz  nackten  Körper- 
oberfläche vor.     Hieher  die  Vorticellinen,  Ophrydinen  u.  a. 

Die  Verschiedenheiten,  die  zwischen  den  Systemen 
von  Stein  und  Cl  aparede  obwalten,  brauchen  wir  kaum 
besonders  anzudeuten.  Sie  sind  nicht  minder  gross ,  als 
die  Verschiedenheiten  in  der  Auffassung  der  Organisations- 
verhältnisse. Nach  unserem  Ermessen  sind  die  von  Stein 
aufgestellten  Gruppen  in  der  That  natürliche  Einheiten,  nur 
will  es  uns  bedünken  ,  als  wenn  dieselben  einer  Gruppe 
der  Flagellata  nicht  als  gleichberechtigt  an  die  Seite  ge- 
stellt werden  dürften.  Noctiluca,  die  doch  gleichfalls  w^ohl 
den  Infusorien  angehört  (und  durch  Anordnung  des  Ver- 
dauungsapparates zunächst  mit  Trachelius  verwandt  zu  sein 
scheint),  ist  von  unserem  Verf.  nirgends  berücksichtigt;  sie 
möchte  sich  auch  wohl  schwerlich  ohne  Weiteres  in  einer 
dieser  Ordnungen  unterbringen  lassen. 

Der  specielle  Theil  des  vorliegenden  Werkes  (S.  107 
— 206)  ist  der  Naturgeschichte  der  hypotrischen  Infusorien 
gewidmet,  die  einzeln,  so  viele  Verf.  davon  beobachtete, 
nach  äusserer  und  innerer  Bildung  genau  beschrieben  und 
an  der  geeigneten  Stelle  in  das  System  eingereiht  werden. 
Die  Fortpflanzung  und  Entwickelungsgeschichte  kam  be- 
sonders bei  Stylonychia  mytilus  (S.151)  und  Urostyla  gran- 
dis  (S.  197)  zur  Beobachtung.     Für  das  Detail  müssen  wir 


der  niederen  Thieie  während  des  Jahres  1859.  243 

begreiflicher  Weise  auf  das  Werk  selbst  verweisen;  wir 
begnügen  uns  damit ,  durch  die  nachfolgende  synoptische 
Uebersicht  der  vom  Verf.  unterschiedenen  Familien  und 
Geschlechter,  so  wie  durch  Aufzählung  der  beschriebenen 
(und  abgebildeten)  Arten,  den  Reichthum  an  neuen  und  in- 
teressanten Daten  anzudeuten. 

H  yp  0  tric  ha.  Bilaterale  Infusionsthiere  mit  scharf  verschie- 
dener Rücken-  und  ßauchfläche.  Die  convexe  Rückenfläche  ist  stets 
ganz  nackt,  die  flache,  abgeplattete  Rauchseile  trägt  allein  \Mmpern. 
Sowohl  der  Mund,  als  auch  der  After  liegen  auf  der  Bauchseite;  er- 
sterer  findet  sich  immer  mehr  oder  weniger  weit  vom  vordem  Kör- 
perende entfernt,  letzterer  in  einiger  Entfernung  vom  hinteren  Kör- 
perende, nie  am   Ende  selbst. 

A.  Bauchfläche  ganz  oder  theilweise  mit  dichtstehenden,  feinhaari- 

gen Wimpern  besetzt;    ein    horniger    oder    fischreusenartiger 
Schlund 1.  Farn.  Chlamydodonta. 

B.  Bauchfläche    mit    bestimmt   gruppirten,  bor- 

sten-, haken-  oder  griffeiförmigen  Wim- 
pern besetzt.  Schlund  undeulich  oder 
fehlend. 

1.  Ohne  Randwimpern. 

a.  Der  von  einem  Fortsatze  der  Bauchge- 

gend überragte    adorale  Wimperbo- 
gen reicht  nur  bis  zum  Vorderrande.  2.  Farn.  Aspidiscina. 

b.  Der  freiliegende    adorale  Wimperbo- 

gen   breitet    sich    über    den  ganzen 

Vorderrand  aus 3.  Fam.  Euplotina. 

2.  Mit  Randwimpern 4.  Fam.  Oxytrichina. 

Fam.  Chlamydodonta  St.  Hypotriche  Infusorien  mit  gepanzer- 
tem oder  doch  formbeständigem  Körper,  dessen  Bauchseite  ganz  oder 
doch  theilweise  mit  dicht  gedrängt  stehenden,  feinhaarigen  Wimpern 
besetzt  ist;  zuweilen  findet  sich  am  hintern  Ende  ein  beweglicher 
fussartiger  Griffel.  Der  stets  sehr  deutliche,  gerade,  röhren-  oder 
trichterförmige  Schlund  ist  entweder  mit  stabförmigen  Zähnchen  be- 
waffnet (fischreusenarlig)  oder  seine  Wandnngen  sind  panzerartig  er- 
härtet und   ganz   glatt. 

A.      Schlund  fischreusenartig;    kein  beweglicher  Griffel  am  hintern 
Körperende.     (Subfam.  Chlamydodonta  s.   str.). 

1.  Körper  fast  drehrnnd,  mit  schmaler,  nach 

vorn  schräg   gegen  den  Rücken   aufstei- 
gender Bauchfläche Phascolodon  n.  gen. 

2.  Körper  plattgedrückt,  mit   planer  Bauch- 

fläche. 


244     Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

a.  Die  ganze  Bauchfläche  bewimpert. 

cc.     Mund  in  der  vordem  Körperhälfte     Chilodon. 

ß.     Mund  in  der  hinlern  Körperhälfte  0 pistho  don  n.  gen. 

b.  Kur  das  Mittelfeld  der  Bauchseite  be- 

wimpelt, 
a.     Mittelfeld  von  einem  ringförmigen 
Eindruck  umgeben,  Körper  hinten 

abgerundet Chlamydodon. 

ß.     Mittelfeld   ohne  ringförmigen  Ein- 
druck,   Körper  hinten  zugespitzt 

Scap  hi  diodon   n.    gen. 
B.     Schlund    starr    und    glatt,    ein     beweglicher 

Griffel  am  hintern  Körperende  (Subfam,  Er- 

« 

viliina  =  Üyslerina  Cl.  et  L.). 

1.  Wimpern  auf  einem    schmalen,  seitwäjts 

gekrümmten  Mittelfelde    der  Bauchseite     Trochilia. 

2.  Wimpern  in  einem  Ausschnitte  längs  des 

Vorder-  und  rechten  Seitenrandes     .     .     Ervilia. 

Phascolodon  voriicella  n.  sp.  Prag,  Chilodon  cucullus  Ehrbg., 
Opisthodon  7iiemeccensis  n.  sp.  INiemegk,  Chlamydodon  Mnemosyse 
Ehrbg.,  Scaphidiodon  naviculaMüll.  W^ismar,  Trochilia  palustris  n.  sp. 
Prag,  Tr.  sigmoides  Duj.  Triest,  Ervilia  monostyla  Ehrbg.,  E.  fluvia- 
tilis  n.  sp.   Tharand. 

Farn.  Aspidiscina  Ehrbg.  Körper  gepanzert,  schildförmig,  mit 
convexer  Rückenseite  und  planer  Bauchseite;  der  rechte  Rand  der 
Bauchseite  wulstförmig  verdickt  ,  längs  des  linken  Randes  ein  weit 
nach  hinten  reichender  adoraler  Wimperbogen,  wenige  (7)  zerstreut 
stehende  griffeiförmige  Bauchwimpern  und  5  oder  10 — 12  giiffelför- 
mige  Afterwimpern.  Mund  am  hintern  Ende  des  adoralen  Wimper- 
bogens,  After  nahe  hinter  den  Afterwimpern. 

Hieher  nur  das  eine  Gen.  Aspidisca  Ehrbg.  mit  A.  lyncaster 
Müll.  Ostsee,  A.  lynceus  Ehrbg.,  A.  turrita  Ehrbg.,  A.  costata  Duj. 
(sr=  A.    cicada  Cl.  et  L.),  A.  {Onychaspis  St.)  polystyla  n.  sp.  Triest. 

Farn.  Euplotina  Ehrbg.  Körper  gepanzert,  kurz  oder  gedrungen 
oval  mit  convexem  Rücken  und  planer  Bauchseite  ;  im  vordem  Theile 
der  linken  Bauchhälfte  ein  weiter,  offener,  sich  meist  über  den  gan- 
zen Vorderrand  des  Körpers  bis  zum  rechten  Seitenrande  ausbrei- 
tender Peristomalausschnitt,  dessen  Vorder-  und  Aussenrand  von  ado- 
ralen Wimpern  eingefasst  wird.  Starke  griffeiförmige  Wimpern  ste- 
hen in  geringer  Zahl  und  in  constanter  Ordnung  über  die  Bauchflä- 
che vertheilt.  An  den  Seiten  des  Bauches  findet  sich  keine  conti- 
nuirliche  Rand  wimperreihe.  Mund  im  hintern  Winkel  des  Peristoms, 
After  an  dem  hintern  Körperende. 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  245 

1.  Ohne  eigentliche  Baiichwimpern;  die  starken  grifFelförmigen 

After-  und  Randwimpein  sehr  genähert  und  vor  dem  hin- 
tern Ende  der  Bauchseite  zusanimengehäuft 

Uronychia   n.  gen. 
(=  Campylopus  Cl.  et  L.). 

2.  Mit  Bauch-  und  Afterwimpern  und  4 — 5 

Randwimpern. 

a.  Baachfläche  muldenförmig  ausgehöhlt, 

von  den  5  Randwimpern  3  zu  einem 

Büschel  vereinigt Stylop  lo  t  es  n.  gen. 

(=  Schizopus  Cl.  et  L.). 

b.  ßauchfläche  mit  einem  erhabenen  31it- 

telfelde,  4  isolirte  Randwimpern       .     Euplotes. 

Uronychia  transfuga  Müll.  (=  Ploesconia  scutum  Duj.),  Stylo- 
plotes  appendiculatus  Ehrbg.  (=  Euplotes  excavalus  ?  und  Schizopus 
norwegicus?  Cl.  et  L.),  Euplotes  patella  Müll.,  E.  harpa  n.  sp.  Wis- 
mar, E.  Charon  Müll. 

Fam.  Oxytrichina  Ehrbg.  Körper  bald  gepanzert,  bald  nur 
formbeständig,  bald  metabolisch,  meist  langgestreckt,  mit  convexem 
Rücken  und  planer  Bauchseite.  Im  vordem  Theile  der  linken  Bauch- 
seite ein  otfener,  verschieden  gestalteter,  nach  hinten  am  meisten 
vertiefter  und  zugespitzter  Peristomalausschnitt ,  dessen  Aussenrand 
von  einer  adoralen  VYimperreihe  eingefasst  wird,  die  sich  über  den 
Yorderrand  des  Körpers  bis  zum  rechten  Seitenrande  fortsetzt.  Die 
Bauchfläche  trägt  jederseits  eine  continuirliche  Reihe  von  Randwim- 
pern, und  ausserdem  noch  eine  oder  mehrere  gerade  oder  schräge 
Reihen  griffel-,  häkchen-  oder  borstenförmiger  Wimpern.  Mund  am 
Innenrande  des  Peristoms ,  After  vor  dem  hintern  Körperende  oder 
nahe  au  demselben. 

A.  Mit    griffeiförmigen,    in   2,  seltener  3 — 4  medianen  Längsreihen 

stehenden  Bauchwimpern  und  mit  griffeiförmigen  Stirn  -  und 
Afterwimpern.     Körper   gepanzert  oder  doch  formbeständig. 

1.  Ohne  seitliche    borstenförmige  Bauchwimpern.     Körper  ge- 

panzert. 

a.  Mit  drei  Längsreihen  von  Stirnwimpern  und  3 — 4  Längs- 

reihen von  Bauch  Wimpern     önychodromus  n.  gen. 

b.  Mit  8  ringförmig  gruppirten  Stirnwim- 

pern und  5  in  2  Längsreihen  stehen- 

henden  ßauchwimpern Stylonychia. 

2.  Mit  seitlichen  borstenfömigen  Bauchwim- 

pern.    Körper  formbeständig    .     P leur otricha  n.  gen. 

B.  Mit    borstenförmigen    Bauchwimpern.      (  Bei 

Anwesenheit    von   zwei    Längsreihen    von 


246     L  e  u  c  k  a  r  t :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Bauchwimpern  sind  diese  zuweilen  fast 
griffeiförmig;  dann  ist  aber  der  Körper 
stets  metabolisch.) 

1.  Ohne  Aftervvimpern  und  meist  auch  ohne 

Stirnwimpern.  Körper  hinten  zugespitzt 
oder  schwanzartig  verlängert. 

a.  Mit  6  schrägen  ,    bogenförmigen  Rei- 

hen     kurzborstiger    Bauchwimpern. 

Körper  nierenförmig Kerone. 

b.  Mit    einer    einzigen    schrägen  Längs- 

reihe   kurzborstiger    Bauchwimpern. 

Körper  vorn  halsarlig  verlängert       .     Stichotricha. 

c.  Mit  2  Längsreihen  von  Bauchwimpern, 
aa.     Mit    3    griffeiförmigen    Stirnwim- 
pern;  Bauchwimpern   dicht  ste- 
hend, kurzborstig Uroleptus. 

bb.  Ohne  Stirnvvimpern ;  Bauchwim- 
pern (und  Randwimpern)  weit 
von  einander  entfernt  und  .sehr 
langborstig.  Körper  gepanzert  Psilotricha  n.gen. 

2.  Mit    After-    und    Stirnwimpern,    Körper 

hinten  meist  abgerundet  ,    stets    meta- 
bolisch. 

a.  Mit    zwei    medianen  Längsreihen   von 

Bauchwimpern Oxytricha. 

b.  Mit    fünf    oder  mehr  Längsreihen  von 

Bauchwimpern Urostyla. 

Onychoäromus  grandis  St.,  Stylonychia  mytilus  Ehrbg.  ,  St.  pu- 
stulata  Ehrbg.,  Sl.  histrio  Ehrbg.,  Pleurotricha  grandis  n.  sp.  Tharand, 
PI.  lanceolata  Ehrbg.,  Kerone  poiyporum  Ehrbg.,  Stichotricha  secunda 
Perty,  Uroleptus  musculus  Ehrbg.,  U.  piscis  Ehrbg.  ,  U.  rattulus  n.  sp. 
Niemegk,  U.  violaceus  n.  sp.  ebendaher,  Psilotricha  acuminata  n.  sp. 
ebendaher,  Oxytricha  gibba  Müll.,  A.  pellionella  Ehrbg.,  A.  affinis 
n.  sp.  Prag  ,  0.  ferrugitiea  n.  sp.  JNiemegk  ,  0.  mystacea  n.  sp.  Tha- 
rand, 0.  fallax  n.  sp.  ebendah.,  0.  platystoma  Ehrbg.,  Urostyla  Weissei 
n.  sp.  (=  Oxytricha  urostyla?  Cl.  et  L.),  ü.  grandis  Ehrbg.  (=  Oxy- 
tricha fusca  Cl.  et  L.),  U.  viridis  n.  sp.  Niemegk. 

Die  Darstellung-,  die  uns  Gegen l)aur  von  den  Or- 
ganisalionsverliältnissen  der  Infusorien  giebt  (vergl.  Anat. 
S.  46  IT.),  stimmt  in  den  wesentliciisten  Zügen  mit  der  An- 
schauungweise Stein's  überein,  obwohl  in  Einzelnheiten 
manche    Abweichungen    vorkommen.      So    soll   namentlich 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859,  247 

eine  äussere  Oeffnung-  des  piilsirenden  Bläschens  fehlen, 
der  Gefässapparat  der  Infusorien  mehr  die  Funktion  eines 
circulatorischen  Systems  haben ,  ebenso  die  Bildung  der 
Schwärmsprösslinge  ohne  geschlechtliche  Vermittelung  im 
Innern  des  Kernes  vor  sich  gehen  u.  s.  w. 

Aus  den  Mittheilungen,  die  Pocke  laut  dem  amtli- 
chen Berichte  der  31.  Naturforscherversammlung  (S.  116) 
im  Jahre  1854  über  den  „Darm  der  Polygastrica"  gemacht 
hat,  geht  so  viel  hervor,  dass  sich  auch  Verf.  jetzt  von 
dem  Irrthume  der  E  h  ren  b  e  r  g'schen  Darstellung  über- 
zeugt hat.  Er  giebt  zu,  dass  der  Verdauungsapparat  der 
Infusorien  kein  besonder!?  geformter  Darm  sei,  trotzdem 
aber  die  Speise  soll  einen  ganz  bestimmten  Weg  durchlaufen, 
„indem  am  Ende  des  Schlundes  ein  Magen  bis  zu  einem 
gewissen  Grade  angefüllt  wird,  dann  plötzlich  abreisst  und 
sich  um  die  Achse  wälzend  bis  an  das  hinterste  Ende  des 
Körpers  zurückschnellt ,  sofort  ein  w  eniges  wieder  gerade 
in  die  Höhe  steigt  und  dann  bis  gegen  die  äussere  Mund- 
öffnung heraufrückt." 

Lachmann,  der  noch  jüngst  —  in  Gemeinschaft  mit 
Claparede,  J.  B.  XXV.  S.  234  —  an  der  Ansicht  fest- 
hielt, dass  die  confractile  Blase  der  Infusorien  einem  ge- 
schlossenen Blutgefässsysteme  zugehöre,  hat  sich  jetzt  (Verh. 
des  naturf.  Vereins  der  pr.  Rheinlande  XVI.  S.  91)  mit  aller 
Entschiedenheit  davon  überzeugt,  dass  dieselbe  direkt  nach 
Aussen  führt.  Die  Beobachtung  wurde  bei  einer  neuen 
mit  Discophrya  (Acineta)  ferrum  equinum  verwandten  Art 
gemacht ,  D.  speciosa ,  durch  deren  dicke  Haut  hindurch 
der  ausführende  Kanal  als  eine  feine  ,  bei  der  Zusammen- 
ziehung sich  deutlich  erweiternde  Röhre  zu  erkennen  war. 

Engelmann  veröffentlicht  einige  Beobachtungen  über 
Fortpflanzung  und  Cystenbildung  bei  den  Infusorien  (Zeit- 
schrift für  wiss.  Zool.  X.  S.  278).  Ein  Stöckchen  von  Epi- 
stylis  crassicollis  zeigte  in  allen  seinen  ( vier )  Indivi- 
duen statt  des  langen,  bandförmigen  Kernes  eine  Reihe  von 
6 — 8  runden  Kugeln,  die  je  einen  Kern  und  einen  contra- 
ctilen  Behälter  einschlössen,  und  daneben  den  bedeutend 
verkleinerten  Nucleus.     Bei  Carchesium  polypinum  wurden 


248     L  e  u  c  k  a  r  t :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

mitunter  Individuen  gefunden,  die  am  hinteren  Ende  oder 
auch  mehr  nach  vorn  zu  einen  flimmernden  Auswuchs  mit 
contractiler  Blase  im  Innern  besessen.  Der  Auswuchs  wird 
als  ein  austretender  Schwärmsprössling;  in  Anspruch  ge- 
nommen, obwohl  die  vom  Verf.  geschilderten  Einzelnheiten 
es  wahrscheinlicher  machen,  dass  derselbe  ein  flimmerndes 
Theilstück  resp.  ein  Knospensprössling  (wie  bei  Podophrya, 
deren  Theilstücke  sich  gleichfalls  als  flimmernde  Kugeln 
abtrennen,  vgl.  Stein  a.  a.  0.  S.  94)  gewesen  sei.  In  den 
von  Claparede  und  Lach  mann  (J.  B,  XXIV.  S.  181) 
beschriebenen  Amphileptuscysten  der  Carchesiumstöcke  sah 
Verf.  den  Insassen  mitunter  in  2  und  4  Theilstücke  zer- 
fallen. 

Von  Weisse  erhielten  wir  eine  Bestätigung  der 
Stein'schen  Beobachtung  über  die  ruhenden  Zustände  und 
die  Vermehrung  der  Colpoda  cucullus.  Mel.  biolog.  de 
l'Acad.  de  St.  Petersburg  1858.  T.  III.  p.  29—37. 

Eigenthümlich  sind  die  Beobachtungen,  die  Bo#net 
über  die  Entwickelung  von  Infusorien  im  Innern  einer 
Alge,  Valonia  utricularis,  angestellt  hat.  (JVJem.Soc.  imper. 
des  sc.  natur.  de  Cherbourg  T.  VI.  p.  337— 344.  Tab.  I  u.  II.) 

Verf.  fand  Exemplare  dieser  Alge  ,  deren  Chlorophyll  sich  in 
den  Enden  der  Zweige  zusammengeballt  hatte,  sah  dann  diese  Ballen 
sich  aufhellen  und  in  einen  Sack  verwandeln,  der  eine  Menge  be- 
weglicher grüner  Körperchen  einschloss.  Die  letztern  ergaben  sich 
als  Infusorien  mit  uniformem  Wimperkleide  und  zahlreichen  Chloro- 
phyllkörnchen  im  Innern.  Dieselben  traten  aus  dem  umgebenden 
Sacke  in  den  Innenraum  der  Alge  über,  theilten  sich  hier  mehrfach, 
wurden  dabei  immer  kleiner  und  entleerten  die  Chlorophyllköinchen, 
bis  sie  schliesslich  ganz  farblos  wurden.  Eine  Mundöffnung  konnte 
nicht  wahrgenommen  werden,  doch  vermuthet  Verf.  deren  Anwesen- 
heit. Einzelne  Exemplare  bekleideten  sich  mit  einer  dünnen  Cyste, 
unter  der  sie  sich  mitunter  gleichfalls  theilten.  Verf.  vermuthet,  dass 
diese  Geschöpfe  von  Aussen  in  die  Alge  eindringen,  das  Chlorophyll 
derselben  verzehren  und  dann  den  hier  geschilderten  Entwickelungs- 
gang  durchlaufen. 

Mantegazza's  Untersuchungen  über  die  Entstehung 
der  Infusorien  mit  Beschreibung  einer  neuen  Art  (Journ. 
Instit,  imper.  et  roy.  lombard  des  sc.  Nouv.  ser.  T.  III)  sind 
Ref.  unbekannt  geblieben. 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  249 

Nach  den  Untersuchungen  von  Strethill  Wright 
(nevv  Edinb.  phil.  Journ.  X.  p.  97)  haben  die  jungen  Ab- 
kömmlinge von  Lagotia  (=  Freya  Clap.  et  L.)  Anfangs  die 
Gestalt  von  kugligen  oder  ovalen  Flimmerkörpern.  Sie 
schwimmen  in  diesem  Zustande  frei  umher  und  setzen  sich 
erst  fest,  nachdem  sie  vorher  eine  Kegelform  angenommen 
und  an  der  Basis  des  Kegels  (Kopfrand)  einen  stärkeren 
Wimperkranz  entwickelt  haben.  Das  Gehäuse  ist  schon 
24  Stunden  nach  der  Anheflung  vollendet,  während  das 
Auswachsen  des  Kopfrandes  in  den  zweilappigen  Flimmer- 
apparat mehrere  Tage  in  Anspruch  nimmt.  Die  Beobach- 
tungen wurden  an  einer  neuen  Art,  L.  producta,  angestellt, 
die  sich  von  L.  viridis  durch  schlankere  Bildung  und  An- 
wesenheit einer  spiralig  gewundenen  Firste  an  dem  Ge- 
häuse unterscheidet.  Das  Gehäuse  ist  übrigens  nicht  ei- 
gentlich ein  äusseres,  sondern  in  eine  mantelartige  Sarco- 
dehülle eingelagert. 

Ebendaselbst  beschreibt  W  right  (p.  102)  die  Gehäu- 
sebildung bei  Stentor  Mülleri  und  St.  castaneus,  die  er  als 
eine  constante  Erscheinung  betrachtet  und  zur  Molivirung 
des  Vorschlages  benutzt  ,  die  genannten  Arten  von  den 
übrigen  Stentoren  zu  trennen  und  unter  dem  Genusnamen 
Salpist es  den  Ophrydinen  zuzugesellen. 

Die  bei  Loxophyllum  ( Amphileplus)  meleagris  von 
Ehrenberg  beobachteten  6 — 14  Rücken wülste  enthalten 
nach  den  Beobachtungen  Lachmann's  je  eine  Anzahl  von 
Nesselorganen.  Verh.  des  naturf.  Vereins  der  pr.  Rhein- 
lande.    Bd.  XVI.  S.  68. 

Carter  liefert  eine  genaue  und  detaillirte  Beschrei- 
bung der  von  ihm  in  Bombay  aufgefundenen  Ploesconia 
truncata  Ehrbg. ,  PI.  (Euplotes)  Charon  Ehrbg.  und  Kerone 
(Stylonychia)  pustulata  Müll,  und  theilt  Beobachtungen  mit, 
die  möglichenfalls  dahin  gedeutet  werden  können,  dass  die 
letztere  Form  nach  vorhergegangener  Einkapselung  aus 
Fl.  Charon  entstehe.  Obwohl  diese  Vermuthung  durch  die 
bekannten  Untersuchungen  von  J.  Haime  ( J.  B.  XXI.  S. 
93)  einige    Stütze  erhält,  ist  Verf.    doch   weit    davon  ent- 


250     L  e  uc  k  a  r  t :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

fernt,  sie  mit  Bestimmtheit  auszusprechen.     Ann.  and  mag. 
nat.  hist.  T.  III.  p.  241—258.  Tab.  VI. 

Stein  beschreibt  die  schon  im  vorigen  Jahresberichte 
(S.  243)  erwähnten  merkwürdigen  Infusorien  aus  dem  Pan- 
sen der  Wiederkäuer  und  unterscheidet  dieselben  als  Re- 
präsentanten dreier  verschiedener  Genera  :  Ophryoscolex 
(0.  Purkynjei  und  0.  inermis)  ,  Entodmium  (E.  bursa^  E. 
dentaium  und  E.  caudatum),  Isotricha  (I.  intestinalis).  Ab- 
handl.  der  k.  böhmischen  Gesellsch.  X,  S.  69  u.  70. 

Die  beiden  ersten  Gen.  entfernen  sich  am  meisten  von  den  be- 
kannten Infusorien  und  erinnern  auf  den  ersten  Blick  an  die  ßäder- 
thiere.  Sie  bilden  eine  besondere  zwischen  den  Vorticellinen  und 
Spirogoninen  stehende  Familie  (Ophryoscolecina)  und  werden  vom 
Verf.  folgendermassen  beschrieben:  Ophryoscolex  besitzt  einen 
nackten,  starkgepanzerten,  wurmförmigen  Körper  mit  schmaler,  platter 
Bauchfläche  und  stark  gewölbtem  Rücken  und  Seiten.  Vorn  ist  der 
Körper  abgestutzt,  hinten  abgerundet  und  in  einen  der  Bauchseite 
genäherten  ,  stachelförmigen  Schwanz  ausgezogen  ,  über  dessen  Basis 
die  Afteröilnung  liegt.  Am  vordem  abgestutzten  Körperende  findet 
sich  ein  mit  einer  terminalen  Mündung  versehenes  manscheltenartiges 
W'irbelorgan,  dessen  freier  Rand  mit  sehr  starken  grifTelartigeu  Wim- 
pern besetzt  ist.  Dasselbe  wird  von  einer  Duplikatur  der  äusseren 
Körperhaut  gebildet  und  kann  nach  Belieben  eingezogen  und  ausge- 
stülpt werden.  Vor  der  Mitte  des  Rückens  liegt  noch  ein  schräger, 
unter  eine  Duplikatur  der  Körperhaut  zurückziehbarer  bogenförmiger 
Wimpergürtel,  der  ebenfalls  von  dicken  und  griffelartigen  Wimpern 
gebildet  wird.  Im  Innern  des  Körpers  rechts  ein  länglichovaler  Nu- 
cleus  mit  äusserlich  ansitzendem  kleinen  Nucleolus.  Das  Innere  ist 
gewöhnlich  mit  denselben  pflanzlichen  Bruchstücken  erfüllt,  welche 
im  Pansen   vorhanden  sind.     Mehrere  contractile  Hohlräume. 

Ento  dinium  zeichnet  sich  durch  einen  ovalen,  mehr  oder 
weniger  plattgedrückten  Körper  aus  und  entbehrt  des  Rückeugürtels, 
während  es  am  vorderen,  gerade  abgestutzten  Leibesende  ein  ähnli- 
ches Wimperorgan  trägt.  Der  After  liegt  am  hinteren  Ende.  Der 
Nucleus  ist  bandförmig,  mit  seitlich  aufgelagertem  Nucleolus.  Meist 
zwei  contractile  Blasen. 

Isotricha  gleicht  im  Habitus  den  Opalinen,  ist  aber  mit 
einem  deutlichen  Munde  versehen.  Der  Körper  ist  umgekehrt  eiför- 
mig, platter  gedrückt,  der  Länge  nach  gestreift  und  auf  der  ganzen 
Oberfläche  dicht  mit  langen  haarigen  Wimpern  bekleidet.  Mund  auf 
der  Bauchfläche  nahe  am  vorderen  Ende,  meist  in  einem  flachen 
schrägen  Eindrucke  gelegen  ,    aber  nicht  von  längeren  Wimpern  um- 


der  niederen  Thiere  Avährend  des  Jahres  1859.  251 

geben.  Schlund  sehr  kurz.  Eigentliche  contractile  Blasen  fehlen. 
(In  einer  späteren  Beschreibung  heisst  es:  ein  oder  zwei  contractile 
Behälter.)     Kucleus  oval  mit  äusserlich  aufsitzendem   IS'ucleoius. 

Die  Charakteristik  dieser  drei  Genera  ist  später  auch 
mit  anderen  in  die  Zeitschrilt  Lotos  IX,  1859.  S.  57  über- 
gegangen. Von  den  übrigen  hier  (zum  Theil  schon  S.  2) 
unterschiedenen  neuen  Arten  sind  einige  CPhascolodon,  Opi- 
sthodon ,  Shaphidiodon ,  Onychodromus  ,  Pleitrotrichä,  Psilo- 
trichaj  bereits  oben  von  uns  nach  einer  späteren  Publica- 
tion  angezogen.  Die  anderen  tragen  dieJSamen  Di  dini um 
(mit  Vorticella  nasuta  Müll.),  Acidophorus  (mit  Nassula 
ornata  Ehrbg.  und  A.  rubens  n.  sp.),  Cyrtostomiun  (mit 
Bursaria  leucas  Ehrbg.) ,  Plagiopogon  (mit  Holophrya 
coleps  Ehrbg.)  und 'Perispira  (mit  Holophrya  ovum  Elirbg.). 
Die  Gattungen  Nassula ,  Liosiphon,  Acidophorus  und  Cyr- 
tostomum  vereinigt  Verf.  in  eine  eigene  kleine  Familie, 
^assulina,  die  sich  durch  uniforme  Bewimperung  der 
gesammten  Körperoberfläche ,  durch  den  bauchständigen 
Mund  und  die  fischreusnartige  Bildung  des  Schlundes  aus- 
zeichnet. 

Leydig  macht  auf  die  gelegentlich  im  Darmkanale 
der  Insekten  vorkommenden  Infusorien  aufmerksam.  Er 
hebt  hervor ,  dass  er  schon  früher  im  Chylusmagen  von 
Pentaloma  dichte  Massen  vibrionenartiger  Wesen  angetrof- 
fen habe,  und  knüpft  daran  die  Bemerkung,  dass  er  im 
Darmkanale  einer  Maulwurfsgrille  nicht  bloss  eine  unzählige 
Menge  derselben  Geschöpfe,  sondern  auch  kugelrunde  In- 
fusorien von  der  Grösse  der  Eiterkörperchen  gesehen  habe, 
die  an  einer  Seite  mit  einem  Büschel  schwing-ender  Här- 
chen  versehen  gewesen  seien  und  im  Innern  einige  grös- 
sere Körnchen  eingeschlossen  hätten.  Am  meisten  Aehn- 
lichkeit  hätten  dieselben  mit  Trichodina  grandinella  gehabt. 
Ebenso  wurde  im  Darmkanale  eines  Tabanus  ein  Gewim- 
mel von  stecknadelförmigen  Infusorien  gesehen.  Archiv  für 
Anal.  u.  Physiol.  1859.  S.  162. 

Nach  d'Ukedem  lebt  auch  im  Darmkanale  von  Julus 
terrestris  ein  Schmarotzerinfusorium ,  das  dem  Gen.  Para- 
maecium  zugehört    und  sich   von  P.  Aurelia   durch  Klein- 


252     Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Katurgeschichte 

heit  und  rundliche  Form  des  Körpers  unterscheidet.  (Vgl. 
hiezu  Leidy's  Nyctotherus  velox,  der  aber  kaum  verwandt 
scheint.     J.  B.  XXI.  S.  100.) 

Lachmann  beobachtet  an  den  Anhängen  des  subter- 
ranen  Gammarus  putaneus  zwei  Schmarotzerinfusorien,  eine 
Podophrya ,  die  wahrscheinlich  mit  der  sonst  auf  Wasser- 
linsen und  Cyclopen  lebenden  P.  cyclopum  Cl.  et  L.  iden- 
tisch ist,  und  einen  Dendrocometes,  der  sich  von  dem  S  t  ei  n'- 
schen  D.  paradoxus  durch  schlankere  und  mehr  regelmäs- 
sig verästelte  Arme  zu  unterscheiden  scheint.  Das  Vor- 
kommen dieser  Parasiten  ist  namentlich  desshalb  interessant, 
weil  sich  die  erstem  bestimmt,  die  andern  wahrscheinlicher 
Weise  von  Infusorien  ernähren,  die  mit  dem  Gammarus 
putarneus  dieselben  Lokalitäten  bewohnen,  uns  aber  bis  jetzt 
noch  unbekannt  sind.  Verh.  des  naturf.  Vereins  der  pr. 
Rheinlande  S.  91. 

Ebendas.  beschreibt  Lach  mann  noch  andere  neue 
Infusorien :  Epistylis  gracilis  ,  Vaginicola  calceus  ,  Oxytricha 
sp.  (zumeist  mit  0.  caudata  verwandt),  S.  66^  Discophrya 
speciosa  von  der  Haut  eines  Wasserkäfers,  Podophrya  ga~ 
sterostei  von  den  Kiemen  des  Stichlings,  Trichophrya  asci- 
diarum  aus  der  KiemenöfTnnng  eines  Polyclinum,  S.  92. 

Auf  Spongonema  castaneum  beobachtete  M  e  1 1  e  n  h  e  i- 
mer  (Beobachtungen  u.  s.  w.  a.  a.  0.  S.  312)  eine  ganze 
Fauna  von  Infusorien,  von  denen  namentlich  Cothurnia  ma- 
ritima ( ?  )  und  Epistylis  septentrionalis  n.  sp.  Erwähnung 
linden. 

NachLeidy  lebt  auf  abgestorbenen  Schneckenschalen 
Rhode-Islands ,  meist  in  Gesellschaft  von  Serpulaceen,  eine 
mit  Chaetospira  Mülleri  verwandte  neue  Art  des  Genus 
Freya  (Lagotia  Wright),  Fr.  americana,  Proc.  Acad.  n.  h. 
Philad.  1859.  p.  194. 

Auch  Carter  erwähnt  einer  Lagotia  (L.  mridis)  aus 
dem  Brackwasser  von  Bombay.  Ann.  and  mag.  nat.  hist. 
T.  III.  p.  341. 

Die  von  Schmarda  schon  vor  mehreren  Jahren  in 
Aegypten  beobachteten  neuen  Infusorien  tragen  folgende 
Namen :  Disoma  bicolor,  Holophrya  polyphysa,  Phialina  do- 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1859.  253 

liolum^  Paramaecium  polytrichum,  Oxylricha  striata,  0.  ova- 
lis ,  Vorlicella  macrostoma ,  V.  salina ,  V.  macrostyla.  Zur 
Naturgeschichte  Aegyptens  a.  a.  0. 

Derselbe  giebt  an,  den  Stentor  niger  in  Neu-Hol- 
land  und  den  St.  coeruleus  in  Peru  gefunden  zu  haben. 
Neue  wirbellose  Tliiere  I,  1.  S.  55. 

van  Beneden  erwähnt  unter  dem  Namen  Trachelius 
filarinus  eines  (3  Mmter)  langen  und  schlanken  Infusoriums, 
das  an  den  Belgischen  Küsten  in  Menge  vorkommt.  Zool. 
med.  II.  p.  422. 

Astasia  limpida  Cart. ,  von  der  wir  schon  früher  (J. 
B.  XXIII.  S.  267)  hervorgehoben,  dass  sie  den  echten  In- 
fusorien zugehöre  und  nicht  den  Euglenen,  wird  jetzt  von 
Carter  als  identisch  mit  Trachelius  trichophorus  Ehrbg. 
erkannt.     Ann.  and  mag.  nat.  hist.  T.  III.  p.  16. 

Fla  gel  lata.  Dass  Claparede  und  Lach  mann 
die  Peridininen ,  wie  die  Volvocinen  und  Verwandte  den 
thierischen  Infusorien  zurechnen,  ist  schon  im  letzten  Jah- 
resberichte von  uns  hervorgehoben.  Sie  bilden  aus  den- 
selben eine  eigene,  zwischen  den  Ciliaten  und  Flagellaten 
eingereihete  Ordnung,  die  der  Cilio-flagellata,  von  denen  sie 
aber  doch  zugeben  müssen,  dass  sie  den  letztern,  den  Fla- 
gellaten ,  viel  näher  ständen  ,  als  den  echten  Infusorien. 
Zur  Stütze  ihrer  Ansicht  führen  sie  an,  dass  von  diesen 
Geschöpfen  bisher  noch  kein  pflanzenartiger  Zustand  nach- 
gewiesen sei.  Nachdem  wir  inzwischen  die  Beobachtun- 
gen Carter's  über  den  ruhenden  Zustand  von  Peridinium 
sanguineum  kennen  gelernt  haben  (J.  B.  XXV.  S.  244), 
hat  dieser  Einwurf  seine  Bedeutung  verloren.  Der  Körper 
der  Peridininen  ist  bekanntlich  von  einem  Panzer  bedeckt, 
der  durch  eine  quere  Flimmerrinne  in  zwei  Hälften  ge- 
schieden wird,  eine  vordere  und  einx)  hintere,  von  denen 
die  letztere  an  der  Bauchseite  einen  Ausschnitt  zei^t. 
Exemplare  ohne  Schale  scheinen  blosse  Jugendzustände  zu 
sein.  Die  eine  vordere  Hälfte  des  Körpers  trägt  ein  oder 
mehrere  lange  Flimmerhaare.  Bei  Ceratium  sieht  man  die- 
ses Flimmerhaar  mitunter  verschwinden  ;  die  Verff.  glau- 
ben beobachtet  zu  haben,  dass  es  dabei  in  eine  sphärische 


254     Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Höhle  zurückgezogen  werde  ,  die  an  der  Basis  des  Haares 
angebracht  sei,  und  sind  geneigt,  diese  Erscheinung  mit  der 
Nahrungsaufnahme  in  Zusammenhang  zu  bringen.  Eine 
Mundöffnung  ist  übrigens  von  Niemand  bei  unseren  Ge- 
schöpfe nachgewiesen,  und  auch  im  Innern  lassen  sich  nir- 
gends fremde  Substanzen  unterscheiden.  Kern  und  contrac- 
tile  Blase  scheinen  ebenfalls  zu  fehlen.  Etudes  etc.  p.  392. 

Die  von  unseren  Verff.    in    der   Fani.    der    Feridininea    un- 
terschiedenen Genera  sind  in  folgender  Uebersicht  zusammengeslellt: 

A.  Un  sillon  transversal. 

a.  Les    deux    moities    de    la  cuirasse    de    longueur  ä  peu  pre 

egales. 
«.     Cuirasse    armee    de   prolongements    en  foime    de    cornes 

Ceratium. 
ß.     Cuirasse  sans  prolongements       .     .     .     Peridinium. 

b.  Les  deux  moities  de  la  cuirasse  tres-in- 

egales. 
a.     Bords  de  l'echancrure  releves  en  lame     Dinophysis. 
ß.     Bords  de  l'echancrure  non  releves  Amphidinium  n.gen. 

B.  Pas  de   sillon    transversal.     Cils  sur  le  bord 

anterieur Prorocentrum, 

(Char.  emend.) 
An  Arten  werden  von  unsern  VerfF.  beschrieben  (p.  394 — 412) : 
Ceratium  cornutum  Ehrbg.,  C.  tripos  Ehrbg.  (mit  Einschluss  von  C. 
macroceros  Ehrbg.  und  P.  arcticum  Ehrbg.),  C.  furca  Ehrbg.,  C.  fusus 
Ehrbg.,  C.  biceps  n.  sp.  norwegensche  Küste,  C.  divergens  Ehrbg., 
Peridinium  tabulatum  Ehrbg.,  P.  reticulatum  n.  sp.  norwegensche  Kü- 
ste .  P.  spiniferum  n.  sp.  ebendah. ,  Dinophysis  noncegica  n.  sp.,  D. 
ventricosa  n.  sp.,  D.  acuminala  n.  sp.,  D.  rotundala  n.  sp.,  D.  ovata 
n.  sp. ,  D.  laevis  n.  sp.,  Amphidinium  operculatiim  n.  sp.  sämnitlich 
von  der  norwegenschen  Küste,  Porocentrum  micans  Ehrbg. 

Carter  veröffentlicht  Untersuchungen  über  den  Bau 
und  die  Fortpflanzung  von  Yolvox  und  liefert  damit  eine 
Bestätigung  der  bekannten  (J.  ß.  XXlIl.  S.  264)  Cohn'- 
schen  Entdeckungen.  Ann.  and  mag.  nat.  bist.  Vol.  III. 
p.  2—8.  Tab.  I. 

Die  Untersuchungen  Ca  rt  e  r's  sind  an  zwei  bestimmt  verschie- 
denen Arten  angestellt,  die  er  als  V.  globator  Ehibg.  und  V.  stella- 
lusEhrbjj.  bezeichnet,  obwohl  uns  die  ersteie  mehr  mit  V.  minor  St., 
die  zweite  mit  V.  globator  Ehrbg.  übereinzustimmen  scheint  (wodurch 
sich  dann  in    einfacher  Weise    der  Widerspruch    gegen  Cohn's  An- 


der  niederen  Thieie  während  des  Jahres  1859.  255 

gäbe  erledigt,  dass  der  Eh  r  e  nb  e  r g'sche  V.  globator  mit  V.  stella- 
tus  zusammen  fiele).  Beide  Arten  bestehen  im  ausgebildeten  Zustande 
aus  drei  in  einander  eingeschachtelten  Generalioiien  ,  von  denen  die 
Tochter-  und  Enkelgenerationen  meist  je  in  achtfacher  Anzahl  vorhan- 
den sind,  unterscheiden  sich  aber  insofern,  als  die  letztere  Art  keine 
runde,  sondern  eine  mehr  ovale  Form  besitzt  und  die  Enkelcolonieen 
derselben  beständig  von  einer  sehr  geringen  Grösse  sind.  Bei  der 
ungeschlechtlichen  Vermehrung  zerfallen  die  Entwickelungszellen  der 
ersten  Art  gleich  von  vorn  herein  in  einen  ganzen  Haufen  von  Toch- 
terzellen, während  bei  letzterer  eine  regelmässige  Progression  mit 
dem  Factor  2  vor  sich  geht.  Zum  Zwecke  der  geschlechtlichen 
Fortpflanzung  bilden  die  Tochtercolonieen  entweder  alle  oder  nur 
theilvveise  statt  der  8  Enkelcolonieen  eine  weil  grössere  Anzahl  (bis 
100)  Sporen  oder  Spermatozoenscheiben ,  die  bei  V.  stellatus  C.  un- 
termischt in  derselben  Colonie  gefunden  werden  ,  bei  V.  globator 
aber  nicht  bloss  in  verschiedenen  Tochtercolonieen,  sondern  auch  stets 
in  verschiedenen  Aluttercolonieen  vorkommen. 

Gleichzeitig- setzt  derselbe  Verfasser  (I.e.  p.  8 — 
12)  seine  Beobachtungen  über  Eudorina  elegans  fort,  über 
die  wir  bereits  im  letzten  Berichte  zu  referiren  hatten. 
Er  findet,  dass  dieselbe  in  doppelter  Form,  bald  mit  16, 
bald  auch  mit  32  Zellen,  existire,  dass  aber  nur  die  letzte 
eine  geschlechtliche  Fortpflanzung  besitze ,  während  die 
erstere  nur  Schwärmcolonieen  hervorbringe.  Letztere  ha- 
ben mitunter  eine  bloss  flächenhafte  Anordnung  und  dürfen 
dann  wohl  dem  Gen.  Gonium  zugezählt  werden.  Die  männ- 
lichen Zellen  werden  (auch  bei  Volvox)  nicht  selten  isolirt 
angetroffen  und  haben  im  vergrösserten  Zustande  wohl 
Veranlassung  zu  der  Aufstellung  der  Ehr  en  b  erg'schen 
Genera  Syncrypta,  Synura    und  Uroglena  gegeben. 

Evglena  fusiformis,  E.  zonalisy  Cryptoglena  angulosa  neue  Ar- 
ten   bei   Carter  I.  c.  p.  17,  18,  mit  Abbild. 

Ehrenberg  berichtet  über  die  Leuchtkraft  einiger 
Peridinien  (Monatsber.  derBerl.  Akad.  1859.  S.  727  ff.)  und 
charakterisirt  als  neu  (ebendas.  S.  791)  Feridinium  splendor 
maris,  P,  trichoceros,  P.  eugrammum ,  P.  seta ,  P.  candela- 
hrum,  sämmtlich  aus  dem  mittelländischen  oder  adriatischen 
Meere. 

Ebenso  Seh  mar  da  in  seiner  Abhandlung  zur  Na- 
turgeschichte Aegyptens  (a.  a.  0.)  :    Peridinium  inerme,  P. 


256     Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

hicorne ,  Gleodinium  roseolum  ,  Gl.  inaequale ,  Chaetoglena 
acuminata. 

Weitere  neue  Arten: 

Colacium  hyalinum,  Microglena  salina^  Glenomorum  ae- 
gyptiacum ,  Doxococcus  ovalis  ,  Bodo  maximus  S  c  h  m  a  r  d  a, 
ebendaselbst. 

Cryptotnonas  Hma ,  ein  mittelmeerisches  Leuchtthier, 
Ehrenberg  a.  a.  0.  S.  793. 

Cercomonas  intestinalis  .^  zu  Myriaden  in  den  geleear- 
tigen Sclileimexcrementen  der  Kinder,  Lambl,  Prager  Vier- 
teljahrsschrift 1859.  I.  S.  56. 

3.    Rhizopotla. 

Schon  oben  ,  bei  Gelegenheit  der  Infusorien ,  haben 
wir  hervorgehoben,  dass  Ciaparede  und  Lachmann 
in  der  zweiten  Lieferung  ihrer  „Etudes"  etc.  auch  die  Rhi- 
zopoden  zum  Gegenstande  ihrer  Darstellung  gemacht  haben 
(p.  413 — 466).  Was  sie  über  diese  Thiere  veröffentlichen, 
steht  allerdings  an  Umfang  und  Reichthum  der  Beobach- 
tungen weit  hinter  den  Mittheilungen  über  Infusorien  zu- 
rück, kann  aber  trotzdem  nicht  verfehlen,  unser  volles 
Interesse  in  Anspruch  zu  nehmen  und  zu  neuen  Unter- 
suchungen zu  veranlassen.  Nach  der  Stellung,  die  unsere 
Verff.  gegenüber  der  Lehre  von  der  Sarkode  und  der  ein- 
fachen Struktur  der  Protozoen  eingenommen  haben,  war 
schon  von  vorn  herein  zu  erwarten ,  dass  sie  den  seit 
Schnitze  ziemlich  allgemein  in  Deutschland  herrschen- 
den Ansichten  über  den  Bau  der  Rhizopoden  entgegentre- 
ten würden.  Aber  andererseits  musste  es  hier  bei  dem  be- 
kannten Verhalten  der  Pseudopodien  und  der  eigenthümli- 
chen  Art  der  Nahrungsaufnahme  ungleich  schwieriger  er- 
scheinen ,  die  Existenz  einer  complicirteren  Organisation 
nachzuweisen  oder  auch  nur  glaublich  zu  machen.  Nach 
dem  Urtheile  des  Ref.  sind  die  Verff.  diesen  Beweis  auch 
wirklich  scliuldig  geblieben.  Es  ist  wahr ,  unsere  Verff. 
bezweifeln  die  Richtigkeit  der  Annahme ,  dass  die  Rhizo- 
poden   aus  einer  formlosen ,    mit  thierischen  Eigenschaften 


der  niederen  Thieie  währoiul  des  Jahres  1859.  257 

begabten  Substanz  beständen,  aber  die  Gründe,  die  sie 
anführen,  um  ihre  Zweifel  zu  motiviren,  sind  mehr  indi- 
rekter, als  direkter  Natur.  Sie  verweisen  auf  die  com- 
plicirte  Bildung'  der  Schale  und  des  Skelets  ,  so  wie  auf 
die  Entdeckungen  Lieberkühn's  über  den  Bau  der  den 
Rhizopoden  doch  olTenbar  so  nahe  verwandten  Spongien, 
indessen  dürfte  das  v»'olil  kaum  als  genügend  für  ihre  Be- 
hauptung gelten.  Man  könnte  zum  Gegensatze  sonst  her- 
vorheben ,  dass  u.  a.  auch  bei  den  Arthropoden  oftmals 
eine  scheinbar  einfache  Körnerschicht  sehr  complicirte  Cu- 
ticularbildungen  abscheide  ,  und  weiter  in  Betreff  der 
Spongien  geltend  machen  ,  dass  deren  typische  Verv>'andt- 
schaft  mit  den  Rhizopoden  noch  lange  nicht  mit  Sicherheit 
begründet  sei.  Was  die  Verff.  an  Beobachtungen  für  ihre 
Ansicht  anführen  ,  beschränkt  sich  auf  die  Thatsache,  dass 
manche  Rhizopoden  (Amoeba)  unter  der  helleren  Rinden- 
schicht im  Innern  ihres  Körpers  eine  sehr  verschiebbare 
Körnermasse  besitzen ,  und  dass  es  auch  weiter  Rhizopo- 
den mit  pulsirenden  Räumen  und  mit  Kern  giebt.  Nach 
Analogie  der  Infiisorienstruktur  wird  jene  Körnermasse  als 
Inhalt  eines  Magenraumes,  das  pulsirende  Bläschen  als 
Centralorgan  eines  Gefässapparates,  der  Kern  als  Geschlechts- 
drüse gedeutet  —  und  damit  werden  denn  unsere  Geschöpfe 
hoch  organisirte  Thiere.  Aber  leider  sind  es  nur  we- 
nige Arten,  die  derartige  Gebilde  zeigen,  und  überdiess 
gerade  solche ,  die  ,  auch  nach  dem  Ausspruche  unserer 
Verff.,  den  Infusorien  näher  stehen,  als  die  übrigen  Rhi- 
zopoden. Und  dazu  die  Thatsache,  dass  viele  dieser  Thiere 
scheinbar  beliebig  an  irgend  welcher  Körperstelle  feste 
Nahrung  aufnehmen  und  die  Ueberreste  auswerfen  !  Reicht 
es  zur  Erklärung  derselben  wirklich  aus  ,  mit  unseren 
Verfassern  anzunehmen,  dass  hier  der  Körper  zur  Nahrungs- 
einfuhr und  Defäcation  eine  grössere  Anzahl  von  Oeff- 
nungen  besitze,  die  im  geschlossenen  Zustande  nur  schwer 
oder  gar  nicht  zu  erkennen  seien,  wie  solches  auch  schon 
bei  einzelnen  Infusorien  vorkomme?  Doch  gesetzt  auch, 
es  wäre  dem  so;  wie  verträgt  es  sich  dann  weiter  mit  der 
Annahme  einer  complicirten  Struktur,  wenn  wir  sehen,  dass 

Archiv  für  Naturg.  XXVI.  Jahrg.   2.  Bd.  K 


258     Leuckarl:  Beiiclit  über  die  Leistungen  in  der  Naturffcsrhichte 

die  Pseudopodien  bei  so  vielen  Arten  zu  einer  gemein- 
schaftlichen Masse  zusammenfliessen ,  fremde  Gegenstände 
in  sich  einzuhüllen  und  selbst  zu  verdauen  im  Stande 
sind  ?  Mit  Recht  verzichten  unsere  VeriT.  auf  den  Versuch, 
diese  von  ihnen  selbst  theilweise  beglaubigten  Thatsachen 
mit  ihren  Ansichten  in  Einklang  zu  bringen.  ,Sie  schieben 
dieselben  damit  in  den  Hintergrund  ihrer  Darstellung,  wäh- 
rend die  Anhänger  der  Lehre  von  der  einfachen  Struktur 
der  Protozoen  auf  sie  gerade  das  grösste  Gewicht  legen 
und  von  ihnen  ausgehend  zu  Resultaten  kommen  ,  die  von 
den  Ansichten  unserer  Verff.  um  ein  Beträchtliches  abwei- 
chen. Doch  damit  soll  nicht  gesagt  sein,  dass  die  Rhizo- 
poden  durchaus  einfache  Thiere  wären.  Man  mag  auch  in 
dieser  Richtung  Manches  übertrieben  haben,  und  solchen 
Uebertreibungen  gegenüber  wird  der  Widerspruch  unserer 
Verff.  sein  Ziel  nicht  verfehlen.  Die  Wahrheit  dürfte,  wie 
oftmals,  so  auch  hier  in  der  I\li(te  liegen. 

Die  Systematik  betreifend,  glauben  unsere  Verff.  (p.  431 
— 434)  in  der  Klasse  der  Rhizopoden  vier  Ordnungen  un- 
terscheiden zu  können,  die  Proteinen,  Echinocy- 
s  t  i  n  e  n,  G  r  o  m  i  d  e  n  und  F  o  r  a  m  i  n  i  f  e  r  e  n,  und  das  nach 
folgendem  Schema : 

A.     Pas  de  let  calcaire,   pas  de  loges  multiples  et  poreuses. 

a.  Pseudopodes  ne  forniant  que  rarement  des  soudures. 
«.     Pas  de  spicules  silicieux.    Pas  de  cel- 

lules  jaunes Proteina. 

ß.     Des    spicules   siliceux.      Des    cellules 

jaunes Echinocy  s  lid  a. 

b.  Pseudopodes    forniant    des    soudures  tres 

nonibreuses Gr  o  mid  a. 

ß.  ün  tet  ordinaiienient  calcaire,  le  plus  souvent 
divise  en  plusieurs  loges;  niais  lorsque  la 
löge     est     unique  ,      ses     parois     peicees 

d'une  nniltitude   de  pores For  amini  fe  v  a. 

In  der  ersten  Ordnung  nehmen  die  Verff.  zwei  Familien  an  : 
Anioebina  und  Actinophryina,  in  der  zweiten  deren  drei  :  Acanthome- 
trina,  Thalassicollina  und  Polycystina,  in  der  dritten  nur  eine  und  in 
der  viert,en  wieder  zwei  :  Monothalamia  und  Polythalamia. 

Speciellere  Studien  haben  die  Verff.  nur  in  Betreff  der  ersten 
Ordnung  gemacht;  für  diese  geben  sie  auch  eine  synoptische  lieber- 


der  niederen  Thierc  während  des  Jahres  1859.  259 

sieht  der  Genera,  während  sie  aus  den  übrigen  Ordnungen,  nnt  Aus- 
schluss der  Foraminiferen  ,  nur  einzelne  neue  oder  sonst  interes- 
sante Arten  schildern. 

Die    von    unscrn   VcriT.    vorgeschlagene    Eintheihing    der  Fain. 
Arno  eb  ina  (p.  435 — 448)  in  Genera  ist  folgende: 

A.  I'as  de  coque. 

a.  Pseudopodes  ne    s'etendant  pas   ä  leur  extreniite  en  feuilles 

niinces. 

«.     Une  seule  sorte  de  pseudopodes    .     .     Ainoeba. 

ß.  Deux  especes  de  pseudopodes;  les 
uns  larges  et  servant  ä  la  locomotion, 
les  autres  en  forme  de  fouet  et  ser- 
vant ä  la  nutrition       .     .     .     .     P  o  dost  o  ma  t\.  gen. 

b.  Pseudopodes  cyliiidriques  s'etalant  ä  leur 

extreniite  en  feuilles  niinces       .     .     P  etal  opus  n.  gen. 

B.  Une  coque 

a.  Flexible Pseudochlamysn.  gen. 

b.  solide,  non  flexible  , 

a.     non    incrustee    de     substauces    etran- 

geres Arcella. 

ß.     incrustee  par  des  substances  etrange- 
res  agglutinees, 
ornee    de    prolongements    tubuleux 

ouverts Echinopyxis  n.  gen. 

*  sans    prolongements  tubuleux     .     .     Difflugia. 
Den   Genusnanien  Amoeba    wollen     die  VerfF.    bloss    den  Arten 
mit   stumpfen    und    einfachen    Pseudopodien     ohne    Körnchenströmung 
lassen,  bemerken  aber  dabei,  dass  die  wenigsten  dieser  Arten  mit  Be- 
stimmtheit wieder  zu  erkennen  und  zu  unterscheiden   seien.     Desshalb 
wagen  sie  es    auch  nicht,    die    von  ihnen  beobachteten  Arten,  unter 
denen  mehrere  neue  —  von  denen  wir  hier  besonders  die  mit  zahlrei- 
chen   contractilen    Blasen   versehenen   hervorheben    —  mit  Namen  zu 
bezeichnen.     Weiter    beschrieben   unsere   Verfl". :  Podostoma    ßligerum 
n.  sp.,  Petalopus  difßuens  n.  sp.,   Psetidochlcnnys  patella  n.  sp.,  Areella 
vulgaris  Ehrbg.,  A.  patens  n.   sp.,    Echinopyxis  aculeata  Ehrbg. 
Die  Fam.  Actinophryina   wird  folgendermassen  eingetheill: 
A.      Pas  de   coqiie. 

a.  Pseudopodes  naissant  de    tous  les  points 

de   hl  surface Actinophrys. 

b.  Pseudopodes  ne  naissant  pas  de  tous  les 

points  de  la  surface, 
(i.     disposes    en   ceinture  sur  le  pouitour     Trichodiscus. 

ß.     naissant    en  faisceaux    d'un  seul  cole 

Plagiophrys  n.  gen. 


« 


j^.%^ 


260     L  e  u  (•  Iv  a  r  t :  ßciichl  fiber  die  Leislnngen  in  der  lVatnrgeschichte 

ß.     üne  eoque 

a.  libre , 

ti.     incriistee  de  substances  etrangercs  P  I  enr  op  hr  y  s  n,  gen. 
ß,     non   incrijslee. 

■"■  Oiiveiture  laterale Trinema. 

'"■"■  Ouvertüre  terminale Euglypha. 

b.  fixee  ä  des   objecls  elrangers      ....     Vrnula  n.   gen. 

Hieher  (p.  450 — 457):  Actinophrys  sol  Ehrbg. ,  A.  Eiclihornii 
Ehrbg.,  A.  brevicirrhis  Perty,  A.  temn'pes  n.  sp. ,  Plfujiophnjs  cylin- 
dvica  n.  sp.,  PL  sphaevica  n.  sp.  ,  Plenrophrys  sphaerica  n.  sp.  ,  Tri- 
nema aciniis  Diij.  ,  Euglypha  tnberculafa  Duj.,  Urnula  epislylidis  n.  sp. 
auf  Epistylis  plicatilis   Paludinae    viviparae. 

Weiter  wird  von  iinsein  Verff.  noch  beschrieben  :  Aeanthome- 
Ira  echinoides  Clap.  ,  A.  pallida  Clap.  (p.  459 — 461),  Plagiaeantha 
arachnoides  Clap.  (p.  4G2)  aus  der  Familie  der  Aeanthometriden 
(vergl.  J.  B.  XXII.  S.  450),  und  Lieherhühnia  (n.  gen.)  Wageneri 
n.  sp.  (p.  464)  aus  der  Familie  der  Gromiden.  Das  neue  Gen.  Lie- 
ber hühmia  umf'asst  nackte  (xromidcn  mit  Pseudopodien,  die  nur  von 
einer  Stelle  ausgehen  und  bei  der  beobachteten  Art  einen  verästelten 
Baum  von  fast  2'"  darstellen.  (Sämmtliche  von  unsern  VerfF.  neu  be- 
obachtete  llhizopoden  aus  der  Umgegend  Berlin's.) 

Die  Süsswasserrliizopoden  theilt  Stein  (Abhandl.  der 
k.  böhmischen  Gesellsch.  der  Wissensch.  X.  S.  41 — 43)  ein 
in  nackte  (Gymnica)  mit  den  Familien  der  Amoebaea  und 
Actinophryina  ,  nnd  in  solche  ,  die  Chitingehänse  tragen 
(Monocyphia).  Die  Amöbäen  charakterisiren  sich  durch  die 
stete  Veränderlichkeit  ihres  Körpers,  während  die  Actino- 
phryiden  an  der  Oberfläche  ihres  mit  stark  gesonderter 
Rinden-  und  Markschicht  versehenen  Körpers  zahlreiche 
lange  und  borstenförmige  Pseudopodien  besitzen  ,  die  nur 
langsamer  Bewegung  fähig  sind.  Zu  den  erstem  gehört 
ausser  Amoeba  noch  das  Gen.  n.  C haet oproteus  mit 
einem  dichten  Besätze  kurzer  Borsten,  die  sogar  den  Pseu- 
dopodien nicht  abgehen.  Von  Actinophrys  glaubt  Verf.  das 
Gen.  n.  Actinosph  aeriuin  (A.  Eichhorni)  wegen  der 
Mehrzahl  der  pulsirenden  Hohlräume  und  Kerne  abtrennen 
zu  müssen.  Die  Monocyphia  zerfallen  nach  der  Beschafl'en- 
heit  des  Gehäuses  in  drei  Familien,  die  Corycina  mit  einem 
enganliegenden  und  dünnhäutigen  Sacke  (Corycia  Duj.), 
die  Dilfluo-iina  mit   einem  scharf  geschiedenen  starren  Ge- 


der  iiiedtjren   Thiere   vvahiciid  des  Jahres  lb50.  261 

häiise  von  sackförmiger  Bildung- ,  das  dem  Körper  durch 
feine  Sarkodestränge  verbunden  ist  ( Gromia  ,  Euglypha, 
Sphenoderia,  H  yalosph  enia  n.  gen.,  Cyphoderia),  und 
Arcellina  mit  einem  eben  solchen  Gehäuse ,  an  dem  aber 
hier  eine  dorsale  und  eine  ventrale  Seite  zu  unterscheiden 
ist  (Trinema,  Arcella,  Centropyxis  n.  gen.). 

Das  iieiieGen.  H  y  al  o  sp  e  ni  u  besitzt  ein  ovales,  nach  voin  zu 
kcilCörriiig  ahgcplatictes  Gehäuse  von  farbloser  Beschallenheil,  aus 
dessen  enji^er  und  spaltförniigtn  OelFnun»^  itnuier  nur  eine  einzige  fin- 
gerföruiige  Pseudopodie  hervorgestreckt  wird. 

iJas  neue  (Jen.  C  enir  opy  x  is  stützt  sich  auf  Arcella  aculeata 
Ehrbg.  und  ch^nrakterisirt  sich  dureh  randständige  Lage  der31ündung, 
Anwesenheit  dornartiger  Fortsätze  auf  dem  Gehäuse  (=  Echinopy- 
xis  Ci.  et  L,), 

Lach  mann  macht  Mittheilungen  über  die  von  ihm 
bei  Bonn  beobachteten  Rhizopoden  mit  contractiler  Blase 
(Rhizopoden- Infusorien),  deren  Vorkommen,  Bau  und  Le- 
bensweise ,  und  erwähnt  dabei  eine  Anzahl  neuer  Arten. 
Verhandl.  des  naturf.  Vereins  der  pr.  Rheinlande  Bd.  XVL 
S.  57.     Mit  Nachtrag,  ebendas.  S.  93. 

Als  neu  beobachtet  Verf. :  Podosloma  radiosum,  das  seine  peit- 
srhenföiniigen  Fangorgane  während  des  lüiechens  ausstreckt  und  mit 
deren  Hülfe  frisst  (wäiirend  die  sonst  ähnliche  Anioeba  radiosa  Ehrbg., 
wie  andere  Amöben,  ihre  JNahrungsstofTe  mittelst  laniellenartig  ausge- 
breiteter Fortsätze  in  sich  einschliesst),  Anioeba  Auerbachii,  mit  dop- 
pelt coutourirter ,  gelblich  glänzender  Haut,  die  aber  niemals  über 
die  Forlsätze  sich  ausdehnt,  Actinopkrys  longipes  (vielleicht  Act.  sol 
I)uj.  non  Ehrbg.)  und  Act.  fissipes  (vielleicht  Amoeba  viridis  Ehrbg.). 
Amoeba  gultula  Duj.  und  A.  vermicularis  Weisse  kann  Verf.  nicht  als 
Arten  anerkennen  ,  sondern  nur  als  temporäre  Formen,  wie  sie  bei 
verschiedenen  Arten  beobachtet  werden.  Die  nicht  selten  zur  Un- 
tersuchung kommenden  paarweise  mit  den  Mündungen  der  Schalen  zu- 
sammenhängenden Arcellen  und  verwandte  Formen  glaubt  Verf.  durch 
die  Annahme  einer  INeubiidung  des  Panzers  deuten    zu  müssen. 

In  dem  iS'achtrage  beschieibl  Verf.  ^clinophrys  tunicala   n.  sp., 
A.   limhata  n.  sp. 

Amoeba  oblonya  n.  sp,  Aegypten  ,  Schmarda  zur  Naturge- 
schichte Aegyptens  a.  a.  0. 

An  dieser  Stelle  dürfen  wir  auch  wohl  zweier  son- 
derbarer mariner  Protozoen  erw  ahnen  ,  die  unter  dem  Na- 
men :  Z oot eirea  (n.  gen.)  religata  und  Cor  cihria  (n.  gen.) 


262     Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Sertulariae  von  Strehlill  Wrig-ht  beschrieben  sind 
(new  Edinb.  phii.  Journ.  X.  p.  100)  und  den  Actinophryi- 
nen  verglichen  werden,  obwohl  sie  andererseits  auch  eine 
o-rosse  Aehnlichkeit  mit  den  Acinetinen  besitzen,  und  die  eine 
derselben ,  die  letztere  nämlich ,  aller  Wahrscheinlichkeit 
nach  mit  dem  unter  den  Acinetinen  oben  erwähnten  Ophryo- 
dendron  Cl.  et  L.  identisch  ist. 

Die  erste  Art ,  Zootcirea  ,  bildet  einen  vielstrahligen 
actinophrysartigen  Stern ,  der  mittelst  eines  langen  Stieles 
auf  Austernschalen  befestigt  ist,  Strahlen  und  Stiel  aber 
stark  verkürzen  kann.  Die  auf  Sertularia  pumila  schma- 
rotzende Corethria  besteht  aus  einem  länglichen  Haufen 
Sarkode,  der  den  Polypenstücken  aufsitzt  und  einem  säu- 
lenartigen, schlanken  und  geringelten  Aufsatze,  dessen  obe- 
res Ende  ein  Büschel  kürzerer  und  dickerer  Strahlen  trägt. 
Mitunter  findet  sich  noch  ein  zweiter  ähnlicher  Aufsatz 
ohne  Ringel  und  Arme,  dafür  aber  am  Ende  mit  einem  hel- 
len, auf  der  Spitze  offenen  Raum  versehen.  Verf.  lässt  es 
ungewiss,  ob  dieser  zweite  Aufsatz  dem  Thiere  zugehört 
und  nicht  vielleicht  ein  Schmarotzer,  etwa,  wie  er  meint, 
eine  Gregarine,  ist,  sucht  aber  diese  Yermuthung  dadurch 
glaublich  zu  machen,  dass  er  angiebt,  er  habe  denselben 
auch  isolirt  auf  den  Sertularienstämmchen  gefunden. 

Poly  tha  1  a  mia.  Parker  beginnt  ein  für  die  Ge- 
schichte unserer  Zoologie  und  insbesondere  unserer  Fora- 
miniferenkunde  sehr  verdienstliches  Unternehmen  ,  indem 
er  den  Versuch  macht,  die  von  den  älteren  Forschern  (meist 
unter  Nautilus  und  Serpula)  beschriebenen  Foraminiferen 
auf  unsere  heutigen  Arten  zurückzuführen  (On  the  nomen- 
clature  of  the  Foraminifera,  Annais  and  Mag.  of  nat.  bist.) 
Die  bis  jetzt  vorliegenden  zwei  Abschnitte  behandeln  die 
Arten  von  Linne  und  Gmelin  (1.  c.  T.  III.  p.  476 — 482), 
so  wie  die  von  Walker  undMontagu  (I.e.  T.  IV.  p.  333 
—351.) 

Die  inzwischen  (Transact.  roy.  Soc.  1859.  Vol.  149. 
p.  1 — 41,  Tab.  I — VI )  ausführlich  erschienene  dritte  Ab- 
handlung Carpenter's  über  Foraminiferen  betrifft,  wie 
schon  im  vorjährigen  Berichte  nach  einer  vorläufigen  Mit- 


der  niederen  Thicic  während  des  Jahres  1859.  263 

(Iieiluno-  bemerkt  werden  konnte,  die  Gen.  Peneroplis  (incl. 
Pendritina  und  Spirolina,  die  als  blosse  individuelle  Varie- 
täten von  P.  planalus  naclio^ewiesen  werden) ,  Operculina 
und  Amphistegina.  Sie  enthält,  wie  die  früheren  Abhand- 
lungen ,  eine  sorgfältige  Darstellung  von  P'orni  und  Scha- 
lenbau und  führt  zu  dem  Resultate  ,  dass  die  beiden  letz- 
ten Arten  trotz  gewisser  scheinbarer  Differenzen  sehr  nahe 
mit  einander  (wie  mit  ]\ummulites)  verwandt  sind ,  sich 
aber  von  Peneroplis,  der  Operculina  vielfach  angereiiit 
wurde,  sehr  auffallend  unterscheiden.  Die  Verschiedenhei- 
len von  letzterer  sind  im  Wesentlichen  dieselben,  wie  sie 
in  einer  früheren  Abhandlung  (J.  B.  XAIII.  S.  268)  zwi- 
schen Cycloclypeus  und  Orbitolites  nachgewiesen  wurden. 
Operculina  und  Cycloclypeus  besitzen  einen  viel  complicir- 
teren  Schalenbau  und  eine  viel  grössere  Selbstständigkeit 
der  einzelnen  Kammern,  als  sie  bei  Peneroplis  und  Orbi- 
tolites gefunden  wird. 

Nach  den  Beobachtungen  Kölliker's  (Zeitschrift  für 
wiss.  Zoologie  X.  S.  219)  rührt  das  von  Carp  enter,  Car- 
ter, Ehrenberg  u.  A.  beschriebene  feine  Canalsystem 
in  den  Polythalamienschalen  (vergl.  J.  B.  XXII.  S.  443)  von 
dem  Parasitismus  eines  einzelligen  Pilzes  her. 

3.     €regariuae. 

Nach  der  Zusammenstellung  Diesing's  beläuft  sich 
die  Zahl  der  bisher  bekannten  Gregarinen  auf  75  (Revision 
der  Rhyngodeen  a.  a.  0.)  ,  doch  sind  dabei  einzelne  Ar- 
ten, wie  die  vonOersted  und  Referent  im  Darmkanale 
von  Lumbriconais  capitata  beobachtete,  sehr  charakteristi- 
sche Form  (Gr.  sagitlata  Lt.)  übersehen.  Auch  im  Darm- 
kanale von  Sagitten,  Salpen ,  Juliden  und  Flohlarven  hat 
Ref.   Gregarinen  angetroffen. 

Zygocystis  putanea  n.  sp. ,  aus  dem  Darme  von  Gam- 
marus  putaneus,  Lachmann,  Verhandl.  des  naturh.  Ver- 
eins der  pr.  Rheinlande  Bd.  XVI.  S.  33. 

Die  von  Lachmann  an  den  Beinen  desselben  Gam- 
marus  beobachteten  elliptischen  oder  bohnenförmigen,  meist 


264      Leu  c  ka  rt:  Bericht  über  die  Leisf.  in  der Natuigeschichte  etr. 

ZU  mehreren  an  den  Gliedern  befestigten  Körper,  die  aus 
einer  derben  Haut  und  einem  g-robkörnigen  Inhalte  bestehen, 
scheinen  mit  den  von  Lieberliühn  an  Ephemerenlarven 
aufgefundenen  Schläuchen  (J.  B.XXIIl.  S.  272)  einige  Aehn- 
lichkeit  zu  haben.  Verhandl.  des  naturh.  Vereins  der  pr. 
Rheinl.  XVI.  S.  36. 

Klebs  fand  im  Darme  eines  frisch  getödteten  Kanin- 
chens weisse  Flecke  von  1 — 3'"  Durchmesser  und  über- 
zeugte sich ,  dass  die  Epithelialzellen  der  Zotten  an  diesen 
Stellen  mit  den  bekannten,  lange  Zeit  für  Entozoeneier  ge- 
haltenen Psorospermien  gefüllt  waren.  Ausgehend  von  der 
Ansicht,  dass  diese  Psorospermien  von  Gregarinen  abstamm- 
ten, glaubt  er,  dass  dieselben  erst  nachträglich  in  die  Zel- 
len eingedrungen  seien.  Virchow's  Archiv  für  pathol. 
Anat.  Bd.  XVI.  S.  188.  (Das  plötzliche  Auftreten  zahlloser 
Psorospermien  bei  Hunden  mit  Darmtrichinen  scheint  der 
Lehre  von  der  Abstammung  von  Gregarinen  kaum  günstig 
zu  sein.  Ref.  wenigstens  muss  gestehen ,  dass  er  durch 
diese  Thatsache  zu  der  Vermuthung  veranlasst  wird  ,  die 
Psorospermien  —  wenigstens  die  Psorospermien  der  Wirbel- 
thiere  —  möchten  als  abnorme  Entwickelungsprodukte  ihrer 
Träger  zu  betrachen  sein  und  in  gewisser  Beziehung  den 
Eiterkörperchen  gleichstehen.) 


Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Herpetologic 
während  des  Jahres  1859, 


Vom 


Herausgeber. 


Owen  hat  einen  Vortrag  über  die  Ordnungen  der 
fossilen  und  lebenden  Reptilien  und  ihre  Vertheilung  nach 
Zeitperioden  gehalten.  Er  nimmt  13  Ordnungen  an  :  Ga- 
nocephala ,  Labyrinthodontia,  Ichthyopterygia,  Sauroptery- 
gia  ,  Anomodontia  ,  Pterosauria  ,  Thecodontia  ,  Dinosauria, 
Crocodilia  ,  Lacertilia ,  Ophidia,  Chelonia  und  Batrachia. 
Dieselben  sind  durch  Kennzeichen  unterschieden  und  durch 
Beispiele  erläutert,  namentlich  die  fossilen.  Report  of  the 
British  association  for  the  advancement  of  science  for  1859. 

Nach  Gray  ist  Coronella  austriaca  (Coluber  laevis 
Lacep.)  die  bisher  aus  Grossbritannien  noch  nicht  bekannt 
war,  zu  Bournemouth  in  Hampshire  gefunden  worden.  An- 
nais nat.  bist.  IV.  p.  317.  Nach  einer  späteren  Bemerkung 
ib.  p.  400  möchten  die  Exemplare  junge  Tropidonotus  na- 
trix  sein. 

Nach  Kirschbaum's  Angabe  finden  sich  im  Herzog- 
thum  Nassau  24  Reptilien,  nämlich:  4  Lacerta,  1  Anguis, 
1  Elaphis  ,  1  Coronella  ,  2  Tropidonotus  ,  1  Hyla ,  3  Rana, 
1  Alytes,  1  Pelobates,  1  ßombinator,  8  Bufo,  1  Salamandra, 
4  Triton,  also  5  Eidechsen,  4  Schlangen  und  15  Batrachier. 
Eine  beigefügte  ßeslimmungstabelle  hat  den  Zweck  das 
sichere  Bestimmen  der  Reptilien  zu  erleichtern.  (Die  Rep- 
tilien und  Fische,  des  Herzogthums  Nassau.  Osterprogramm 
des  Wiesbadener  Gelehrten-Gymnasiums  1859.  4). 


266  Tioschel:    Bericht  üb.  d.  Lcist.  in  d.  Herpclologie 

Als  Nachtrag  zu  der  Reptilicnfaiina  in  Meklenburg 
bemerkt  Struck,  dass  Emys  europaea  auch  im  Norden 
von  Meklenburg-  gefunden  sei  ,  dass  Lacerta  viridis  früher 
irrthümlich  als  Bewohnerin  von  Meklenburg  genannt  sei, 
dass  Bufo  variabilis  und  Pelobales  fuscus  gefunden  seien. 
Archiv  des  Vereins  der  Freunde  der  Naturgesch.  in  Mek- 
lenburg 1859.  p.  152. 

In  Macher's  Handbuch  der  Topographie  und  Stati- 
stik des  Herzogthums  Steiermark,  mit  besonderer  Beziehung 
auf  das  Sanitätswesen.  Graz  1859  findet  sich  auch  p.91 
eine  kurze  Notiz  über  die  Amphibien,  deren  1  Schildkröte, 
7  Frösche,  2  Molche,  2  Eidechsen,  3  Schlangen  (unter  de- 
nen freilich  auch  die  Blindschleiche  figurirtj  erwähnt  werden. 

An  den  östlichen  Abhängen  des  Reisskofel  in  den 
Gailthaler  Alpen  kommen  nach  Koh  1  m  ay  er  12  Amphibien 
vor,  die  namentlich  aufgezählt  werden.  Jahrbuch  des  na- 
turhist.  Landesmuseums  von  Kärnten  IV.  1859.  p.  64. 

Nach  Belke  (Bulletin  de  Moscou  1859.  I.  p.  32)  kom- 
men bei  Kamenietz  -  Podolski  an  Reptilien  vor:  1  Schild- 
kröte, 4  Eidechsen  nebst  einer  schönen  Varietät  von  Lac. 
viridis,  die  Andrzeiowski  Lac.  elegans  genannt  hat,  3 
Schlangen,  9  Batrachier,  von  denen  eine  Varietät  von  Rana 
platyrrhinus  näher  beschrieben  wird. 

Günther  hatte  Gelegenheit  eine  kleine  Sammlung 
von  Amphibien,  welche  Tristram  in  der  Wüste  südlich  von 
Algerien  und  Tunis  gesammelt  hatte,  zu  untersuchen.  Sic 
bestand  aus  9  Eidechsen,  einer  Schlange  (Coronella  cucul- 
lata)  und  2  Batrachiern  (Rana  esculenta  und  Bufo  viridis). 
Eine  neue  Eidechse  wird  unten  erwähnt  werden.  Proc. 
zool.  soc.  p.  470.  Tri  stra  m  machte  ib.  p.  475  Bemerkun- 
gen über  diese  Reptilien. 

Nachträglich  ist  zu  erwähnen,  dass  Gray  Proc.  zool. 
soc.  1858.  p.  155  ein  Verzeichniss  der  Amphibien  West- 
afrikas zusammengestellt  hat.  Es  enthält  34  Eidechsen,  63 
Schlangen,  21  Batrachier  und  16   Schildkröten. 

Bleeker  hat  im  16.  Bande  der  Natuurk.  Tijdschr. 
Ned.  Indie  eine   Menge  Notizen    über  das  Vorkommen  von 


während  des  Jahres  1859.  267 

Reptilien  an  verschiedenen  Orten  des  Indischen  Archipels 
g-egeben.  Er  verzeichnete  12  Reptilien  von  Bintang-  p.  16; 
16  Arten  von  Padang-  p.  26;  9  Arten  von  Rioiiw,  worunter 
ein  ßufo  und  ein  Ilcmidaclylus  neu  p.46;  12  Arten  von 
Buitenzorg  p.  48;  15  Arten  von  Sinkwang  an  der  West- 
küste vonBorneo,  Avorunter  eine  neue  Art  Epicrium  p.  188; 
7  Schlangen  von  Montrado  an  der  Westküste  von  Borneo 
p.  196;  12  Arten  Eidechsen,  Schlangen  und  Batrachier  von 
Japan  p.  204;  3  Schlangen  von  Koetei  p.  206;  18  Reptilien 
von  Bengalen  bei  Calcutta  und  Benares  p.  206 ;  6  Schlan- 
gen von  Buitenzorg  p.  207;  8  Reptilien  von  Batjan  p.  208; 
21  Reptilien  von  Ambarawa  p.230;  3  Reptilien  von  der 
Westküste  Sumatra's  p.  241;  5  Reptilien  vonBililon  p.  261 ; 
4  Reptilien  von  Bali  p.  267  ;  19  Reptilien  von  Wonosobo 
p.  301 ;  12  Reptilien  von  Ost-Java  ,  wobei  zugleich  14  be- 
kannte Giftschlangen  Java's  aufgezählt  werden  p.  311;  13 
Reptilien  von  Ngawai  p.  357 ;  3  Reptilien  von  der  West- 
küste Sumatra's  p.  388  ;  52  Reptilien  von  Neu  -  Guinea 
p.  420;  7  Reptilien  von  Amboina  p.  423;  12  Reptilien  von 
Anjer  p.423;  90  Reptilien  von  Borneo  p.  438. 

Im  20.  Bande  derselben  Zeitschrift  verzeichnete  B 1  e  e- 
ker  22  Reptilien  von  Bintang  p.  86;  5  von  Siak  p.  88  ;  9 
von  Sintang,  worunter  2  neue  Arten  Elaps  p.  200;  9  Arten 
von  Bali  p.  207;  14  Reptilien  von  Tandjong  an  der  Sa- 
mangbai,  Sumatra,  wodurch  von  Sumatra  119  Arten  be- 
kannt sind,  nämlichl2  Schildkröten,  27  Eidechsen,  6ß  Schlan- 
gen, 14  Batrachier  p.220;  JO  Schlangen  aus  der  Umge- 
gend von  Anger  p.  240. 

In  den  Reports  of  explorations  and  surveys  to  ascer- 
tain  Ihe  most  praclicable  and  economical  route  for  a  rail- 
road  from  the  Mississippi  river  to  the  paciüc  ocean.  Vol.  X. 
Washington  1859  sind  die  Amphibien  von  Spencer  Baird 
enthalten.  Leider  hat  das  Kriegs  -  Departement,  welches 
diese  Berichte  herausgiebt,  beschlossen,  in  Rücksicht  auf 
die  Ueberschrcitung  der  ursprünglich  gesteckten  Grenzen 
durch  die  anderen  Abschnitte,  die  Publikation  des  Berich- 
tes über  die  Amphibien  zu  unterlassen.  Die  13  Quarttafeln, 
auf   welchen  Details  der  Schlangen   abgebildet  sind,    sind 


268  Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.   in  d.  Herpetologie 

daher  ganz  ohne  Text ,  nur  mit  einer  kurzen  Tafelerklä- 
rung- erschienen.  Hoffen  wir,  dass  Verf.  Gelegenheit  finden 
wird,  anderen  Orts  den   Text  zu  veröffentlichen. 

Die  Amphibien,  welche  am  38.  und  39.  Grad  nördl. 
Breite  gefunden  worden,  sind  vonBaird  daselbst  verzeich- 
net. Es  sind  14  Eidechsen,  6  Schlangen,  3  Batrachier. 
Abgebildet  sind  drei  Schlangen:  Eutaenia  vagrans,  Nerodia 
erythrogaster  und  Masticophis  taeniatus,  und  zwei  Eidech- 
sen :  Crotaphytus  coUaris  und  Plestiodon  septentrionalis. 

Im  Part  VI  desselben  Bandes  sind  die  Amphibien,  ge- 
sammelt am  35.  Breitengrade,  von  Baird  verzeichnet.  Es 
sind  19  Eidechsen,  unter  denen  auch  Heloderma  horridum, 
21  Schlangen,  unter  denen  eine  Ophibolus  Evansii  Kennicot 
als  neu  angesehen  wird,  und  10  Batrachier.  Abgebildet 
sind  :  Bufo  americanus,  B.    Woodhoiisüy  B.   cognaius. 

Ebenda  findet  sich  ein  besonderer  Bericht  über  die 
Vögel  und  Beptilien  ,  welche  in  der  Nähe  des  32*^  N.  Br. 
von  Parke  gesammelt  sind  von  Hallo  well.  Zwei  Arten 
werden  als  neu  beschrieben. 

Ferner  ist  ebenda  ein  Abschnitt  über  die  Beptilien 
Cäliforniens  durch  Hallowell  bearbeitet.  Als  der  Cali- 
fornischen  Fauna  eigenthümlich  nennt  Verf.  die  Gattungen 
Anota  ,  Urosaurus,  Dipsosaurus  und  Aniella.  Das  Verzeich- 
niss  enthält  1  Schildkröte  (Emys),  11  Eidechsen,  11  Schlan- 
gen, 5  Frösche.  Hierzu  gehören  9  Tafeln.  Die  neuen  Ar- 
ten sind  unten  namhaft  gemacht. 

Im  zweiten  Bande  des  Report  on  the  united  states  and 
mexican  boundary  survey  made  under  the  direction  of  the 
secretary  of  the  interior  by  William  Emory.  Washing- 
ton 1859  hat  Spencer  Baird  die  Reptilien  bearbeitet. 
Sie  sind  zum  Theil  auf  41  Tafeln  sauber  abgebildet.  Da 
der  Text  die  Grenzen  des  vorgeschriebenen  Raumes  weit 
überschritten  hat,  so  sind  leider  die  Beschreibungen  ganz 
fortgelassen,  und  nur  bei  einigen  neuen  Arten,  die  theils 
von  Kennico  tt,  theils  von  Girard  bestimmt  sind ,  ist 
eine  Beschreibung  geliefert.  Solche  sind  unten  namhaft  ge- 
macht. Hoffentlich  wird  Verf.  Sorge  tragen,  auch  diese  seine 
Arbeit   anderen  Orts    zu  veröffentlichen.     Das  Verzeichnis:^ 


während  des  Jahres  1859.  269 

enthält  9  Schildkröten  ,  53  Eidechsen,  43  Schlangen  (unter 
denen  5  neu),  und  23  Batrachier  (unter  denen  2  neu). 

Girard,  Herpelolog-y  of  the  United  States  exploring 
expedition  ,  under  Capt.  Wilkes.  Philadelphia  ist  mir  noch 
nicht  zugänglich  geworden. 

lieber  eine  kieine  Sammlung  Amphibien  von  Santa 
Cruz  erstattete  Günther  Annais  nat.  bist.  IV.  p.  209  Be- 
richt. Sie  enthielt  5  Arten  Eidechsen  ,  von  denen  zwei 
neue,  den  Gattungen  Anolis  und  Sphaerodactylus  angebörig, 
abgebildet  sind. 

Günther  verzeichnete  8  Eidechsen,  10  Schlangen 
und  9  Batrachier,  welche  Fräser  in  den  Anden  des  west- 
lichen Ecuador  gesammelt  hatte,  und  unter  denen  eine  neue 
Eidechsengattung  ÄJicropbractus,  welche  unten  näher  be- 
zeichnet ist.     Proc.  zool.  soc.  p.  89. 

Reicher  war  eine  zweite  Sendung  ebendaher,  welche 
Günther  ib.  p.  402  verzeichnete.  Sie  enthielt  12  Eidech- 
sen, 21  Schlangen,  9  Batrachier  und  3  Coecilien.  Die  dar- 
unter befindlichen  Gattungen  und  Arten  sind  unten  namhaft 
gemacht. 

Auf  eine  durch  Lebendigkeit  der  Darstellung  sich 
auszeichnende  Beschreibung  einer  Menagerie  von  Georff 
V.  Martens  in  Württemberg.  Jahresheften  XY.  p.  52  mag 
kurz  verwiesen  werden. 

Clielonii. 

Van  Beneden  hat  Gelegenheit  gehabt  zwei  Exemplare  von 
Chelonia  niidas  bei  Ostende  zu  beobachten,  und  benutzte  diese  Gele- 
genheit ihre  Paiasiten  zu  untersuchen.  Im  Magen  land  er  viele  Dek- 
kel  von  ßuccinum  undatum  und  ßeine  von  I\Tgurus  bernliardiis,  ein 
Beweis,  dass  sie  ausser  Vegelabilien  auch  Mollusken  und  Crustaceen 
nicht  verschmähen.     Bull,  de  l'Acad.  de  Belgique  1859.  p.  71. 

Von  C  o  p  e  erhielten  wir  Proc.  Philadelphia  p.  294  Bemerkun- 
gen über  Westafrikanische  Schildkröten.  Unter  andern  wird  auf  Cry- 
plopus  Aubryi  eine  eigene  Galtung  Heptathyra  gegründet,  und  eine 
neue  Art  Aspidonectes  aspilus  aufgestellt. 

I.  e  Conte  beschiieb  zwei  neue  Arten  Schildkröten  Kinosler- 
niim  Nenrici  von  IVeu-Mexiko  und  K.  trUiratum  von  31exiko.  Proc. 
Acad.  Philadelphia   1859.  p.  4.     Er  stellte    bei   dieser  Gelegenheit  die 


270  Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Herpetologie 

Charaktere  der  Gattungen  Kinosternuni ,  Thyrosternuni  und  Ozotheca 
zusammen.  Zu  Kinosternuni  gehören  mexieanum,  integrum,  triliratum; 
zu  Thyrosternuni  gehören  scorpioides  ,  leucostomum  ,  longecaudatum, 
pennsylvanicum  ,  sonoriense  und  Henrici;  zu  Ozotheca  endlich  odo- 
rata,  guttata  und  hirtipes. 

Emys  nigra  Ilallüwell  Report  explor.  and  surv.  California  p.  3 
aus  dem  Posa  creek  in   Ober-Californien. 

Emys  valida  Le  Conte  Proc.  Acad.  Philadelphia  1859.  p.  7  von 
Honduras. 

Geoclemys  macrocephala  Gray  Proc.  zool.  soc.  p.  478.  pl.  21 
von  Siani. 

Saurii. 

Crocodiliiil.  Die  Schilderung-  von  Delacoux  über  die 
Sitten  der  krokodilartigen  Reptilien  nehmen  denselben  viel 
von  dem  furchtbaren  Ansehen,  in  welchem  sie  bisher  stan- 
den.    Revue  de  zool.  p.  338. 

Hutxley  hat  die  Hautbewaffnung  von  Jacare  und  Cai- 
man  untersucht  und  sie  nebst  Bemerkungen  über  die  spe- 
cifischen  und  generischen  Charaktere  der  lebenden  Croco- 
dile  im  Journal  of  the  Proceedings  of  the  Linnean  Soc.  of 
London  IV.  p.  1  veröffentlicht. 

Verf.  nimmt  drei  Familien  an  ,  die  den  Gattungen  Alligator, 
Crocodilus  und  Gavialis  entsprechen.  Die  Alligatoridae  enthalten  drei 
Galtungen  Alligator,  Caiman  und  Jacare  ;  die  Crocodilidae  zwei  Gut- 
tungen Crocodilus  und  Mecistops,  endlich  die  Gavialidae  zwei  Gattun- 
gen Rhynchosuchus  (Gavialis  Schlegelii)  und  Gavialis.  Alle  diese 
Gattungen  werden  charakterisirt,  ebenso  die  dahin  gehörigen  Species. 
—  Hierauf  wendet  sich  Verf.  zu  der  Betrachtung  der  HauibewaiVnnng. 
Er  unterscheidet  Schuppen,  Hornplatten  erzeugt  durch  eine  Modi- 
fikation der  Epidermis,  und  Schilder  von  knochiger  Beschaffenheit, 
entwickelt  in  der  Substanz  der  Haut.  Alle  lebenden  Krokodile  haben 
Schuppen  und  Schilder  am  Rücken,  indem  die  unterliegenden  Schil- 
der von  den  Schuppen  bedeckt  werden.  Am  Bauche  finden  sich  bei 
allen  Schuppen,  aber  nur  bei  den  Galtungen  Caiman  und  Jacare  sind 
auch  Schilder  vorhanden.  Was  die  weitere  Schilderung  dieser  Haut- 
gebilde betrifft,  so  verweise  ich  auf  die  Abhandlung  selbst. 

GeckoneS.  Neue  Arten :  Hemidactylus  Lndekingii  Bleeker  von 
Padang  Katuurk.  Tijdschr.  Ked.  Indie  XVI.  p.  27.  —  //.  3Jeyeri  von 
Riouw  ib.  p.  47. 

GymnodacUjlus  caudisculalus  Günther  Proc.  zool.  soc.  p.  410 
von  Ecuador. 


während  des  Jahres  1859.  271 

Sphaerodachjlus  macrolepis  Günther  Annais  nat.  hist.  IV.  p.  215. 
pl.  IV.  Fig.  B  von  Santa  Cruz. 

Lacertini.  Nene  Arten:  Cnemidofhorus  %imhdalus  Ilallowell 
ist  Report  Explor.  and  Surveys  X.  tab.  9.  fig.  2  abgebildet.  San  Joa- 
chim Valley.  —  Cn.  (juttatus  Hallowell  llep.  expl.  sur.  VI.  p.  23 
von  Texas. 

Ämeiva  sexsciitata  Günther  l'rac.  zool.  soc.  p.  402  von  Ecuador. 
Zootoca  deserti  Günther  Proc.  zool.    soc.  p.  470  von  INGoussa, 
einer  Oase  zwischen  Waregla  und   M'zab   in  der  südlichen  Sahara. 

Cercosaurus  rJiombifer  Günther  Proc.  zool.  soc.  p.  405.  pl.  20 
Fig.  a  von  Ecuador. 

Monoplocns  ist  eine  neue  Gattung  von  Günther  in  der 
Familie  Teidae.  Die  Charaktere  sind:  Zunge  länglich,  frei,  ohne 
Scheide,  in  zwei  sehr  feine  Spitzen  endend  ;  keine  Gaumenzähne,  die 
hinteren  Kieferzähne  zwei-  oder  dreispitzig;  Paukenfell  siclillich ; 
Kehle  mit  einer  Falte;  Schuppen  des  Rückens  sehr  klein,  die  der 
Seiten  körnig;  Kehl-  und  Bauchschilder  gekielt;  Schwanz  rund,  mit 
gekielten  wirteiförmigen  Schuppen  von  massiger  Grösse  ;  keine  Schen- 
kelpoien.     M.  dorsalis  von  Ecuador.  Proc.   zool.   soc.  p.  404. 

IgndQilli.  Neue  Gattungen  und  Arten  :  Anolis  Fraseri  Günther 
Proc.  zool.  soc.  p.  405  von  Ecuador. —  A.  Sallaei  Günther  ib.  p.  421 
von  Central -Aiiieiika.  —  A.  Nentoni  Günther  (?  Lac.  principalis 
West)  Annals  nat.   hist.  IV.  p.  212.  pl.  IV.  Fig.  A  von  Santa   Cruz. 

Liucepkalus  iridescens  Günther  Proc.  zool.  soc.  p.  409  von 
Ecuador. 

Mi  c  r  0  p  hr  ac  t  V  s  ist  eine  neue  Gattung,  welche  Günther 
in  der  ISähe  der  Gattung  llopluius  aufgestellt  hat.  Proc.  zool.  soc. 
p.  90.  Finger  und  Zehen  dünn,  nicht  erweitert;  Kopf  oben  mit  klei- 
nen unregelmässigen  Schildern  bedeckt,  zwischen  denen  keine  grös- 
sere ;  Körper  oben  mit  sehr  kleinen  körnigen  Schuppen,  längs  dem 
Rücken  mit  einem  deutlichen  Kiel;  Schuppen  des  Bauches  dachzie- 
gelartig, glatt.  Schwanz  rund,  massig  lang,  zugespitzt,  mit  Ringen 
von  länglichen  Schuppen,  deren  jede  einen  starken  diagonalen  Kiel 
hat;  ein  sehr  niedriger  Kamm  längs  dem  Rücken  des  Rumpfes  und 
Schwanzes.  Keine  Schenkel-  und  Analporen;  Paukenfell  sichtlich; 
eine  Falte  an  jeder  Seite  der  Kehle;  keine  Gaumenzähne.  Die  neue 
Art  M.   luimeralis  lebt  in  Ecuador. 

Proclotrehis  Toelsneri  Berlhold  Götlinger  Nachrichten  1859.  p.l79 
von  Bahia. 

Ilallowell  hat  aus  Uta  ornata  Baird  Gir.  eine  eijjene  Gattuns 
U  rosa  ums  gebildet.  Sie  soll  verwandt  mit  Tachydromus,  aber  die 
Kopfplatten  sehr  verschieden  sein.  Report  Explor.  and  Survey  Vol.  X. 
Taf.  VII.  fio-.  1. 


272  Trosclicl:  Bericht   üb.  d.  Leist.   in   d.  Ileipetologie 

Ebenda  sind  Sceloporus  magister  und  hiseriahis  Hall,  abgebil- 
det und  beschrieben.  Auf  Crolaphytus  dorsalis  Baiid  Gir.  gründet 
Verf.  eine  besondere  Gattung  Dipsosaurus.  Sie  wird  von  Cro- 
laphytus durch  die  viereckigen  Schuppen  des  Rückens  und  eine  grös- 
sere Reihe  gekielter  Schuppen,  die  einen  niedrigen  Kiinim  bildet  un- 
terscheiden. 

Ptychopleuri.  Referent  machte  für  die  Bestimmung 
fossiler  Stücke  darauf  aufmerksam  ,  dass  die  knöchernen 
Schuppen  der  Gattung  Pseudopus  auf  der  inneren  Fläche 
mit  zwei  kleinen  Löchern  versehen  sind,  wodurch  sie  sich 
leicht  von  allen  anderen  Schuppen  unterscheiden  lassen. 
Verhandl.  des  naturh.  Vereins  der  preuss.  Rheinlande  und 
Westphalens  1859.  p.  40. 

ScinCOidei.  Neue  Art:  Enmeces  (fuadrilinealus  UaWoweWRepoil 
Explor.  and  Siirv.  X,  pl.  9.  fig.  3  von  Ober-Californien. 

Amphisbäenini.  Neue  Art:  Lepidostemoii  itifraorbitale  Beithold 
Göttinger  Nachrichten  1859.  p.  179  von  ßahia. 


In  der  Revue  de  Zoologie  ist  p.  122  und  148  die  Fort- 
setzung des  Jan'schen  Artikels  (vergl.  vorj.  Ber.  p.61) 
Plan  d'une  Sonographie  descriptive  des  Ophidiens  ent- 
halten. 

Hier  werden  5  Arten  der  Gattung  Furina  aufgezählt,  worunter 
F.  hiUneala  neu;  5  Arten  der  Gattung  Pseudoelaps,  worunter  Ps. 
Sordellil  von  Neuholland  uud  lüibingii  von  Neu-Südwales  neu;  7  Ar- 
ten Alecto,  worunter  labialis,  siynala  und  hitorqnala  alle  von  Neu- 
holland neu;  3  Bungarus;  3  Trimeresurus  und  o  Naja.  —  Ferner 
werden  von  Seeschlangen  beschrieben:  2  Arten  Platurus  indem  eine 
neue  Art  F.  Fischeri  von  fasciatus  unterschieden  wird  ;  1  Aipysurus  ; 
1  Disteira  ;  1  Acalyptus;  1  Astrotia ;  19  Hydrophis,  worunter  U.  pro- 
tervus  von  China,  problemalictis  von  Manilla,  obscurns,  Westermanni 
aus  dem  indischen  ücean  und  propinquus  von  Malabar  neu  sind.  — 
Yon  eigentlichen  Giftschlangen  werden  nur  drei  als  neu  beschiieben, 
nämlich  Vipera  (Echts)  siiperciliosa  ,  Crolalvs  Ingubris  von  Mexiko 
und  Trigonocephulns  (Alropos)  iindidalus  von  Mexiko.  —  Ib.  p.  505 
erschien  -ein  Artikel  ,  welcher  Zusätze  und  Berichtigungen  zu  dem 
Vorhergehenden   enthält. 

Diese  ganze  Arbeit  ist  im  Separatabdrucke  unter  dem 
Titel  Prodrome  d'une  iconographie  descriptive  des  Ophidiens 


während  des  Jahres  1859.  273 

et  description  sommaire  de  nouvelles  especes  de  serpens 
venimeiix.  Paris  1859  erschienen  und  ist  ausser  den  drei 
Tafeln  der  Revue  de  zool.  noch  von  fünf  anderen  Tafeln 
begleitet. 

In  unserem  Archiv  p.  272  hat  Jan  die  Spix'schen  Bra- 
silianischen wSchlangen  nach  ilinsiclit  der  Originalexemplare 
auf  die  Duincril-Bibron'sche  Nomenclatur  zurückgeführt. 

In  dem  ijereits  oben  erwähnten  2.  Bande  des  Report 
on  the  United  States  and  Mexican  boundary  survey  ct.  sind 
folofende  neue  Schlan^-en  von  Kennicott  beschrieben: 

Crofalus  tigris  p.  14.  pl.  4  Deserts  of  Gila  and  Colorado,  Dipsas 
septentrionalis  p.  IG.  pl.  8.  lig.  1  von  Matainoras  und  von  Brownsville 
in  Texas,  Arizona  elegans  n.  gen.  p.  18.  pl.  13  vom  Rio  grande,  Lam- 
prosoma  episcopum  p,  22.  pl.  8.  fig.  2  vom  Rio  grande,  Tohica  lineata 
n.  gen.  p.  23.  pl.  21.  fig.  2.  Die  Charaktere  der  beiden  neuen  Gattun- 
gen sind   die  folgenden  : 

Arizona  Kenn.  Körper  cylindrisch ,  aber  höher  als  breit; 
Kopf  eiförmig,  ziemlich  schmal  ;  Schnauze  stumpf  zugespitzt,  vor  dem 
Unterkiefer  vorstehend;  Augen  klein;  Mundspalte  gekrümmt;  Kopf- 
plattennormal ;  Präfrontalschilder  länglich  longitudinal,  Postfrontalschil- 
der länglich  quer,  erstere  reichen  vor  den  INaslöchern  herab;  Schnau- 
zenschild gross  mit  einer  nach  hinten  zwischen  die  Postfrontalschil- 
der gerichteten  Spitze  ;  Naslöcher  zwischen  zwei  Platten,  die  vordere 
die  kleinste;  ein  schmales  Zügelschild  von  Länge  der  Postfrontal- 
schilder; 1  oder  2  Präorhital  -  und  2  Postorbitalschilder.  Rücken- 
schuppen völlig  glatt  in  29 — 31  Reihen  ;  Bauchschilder  ganz,  Schwanz- 
schilder gelheilt.  Die  Gattung  soll  sich  von  Pityophis  durch  das 
eine  Paar  Postfrontalschilder,  glatte  Schuppen  u.  s.  w.  unterscheiden. 

Toluca  Kenn.  Körper  plump,  höher  als  breit,  Schv^anz  kurz 
und  dick,  Kopf  kurz  und  breit  keilförmig,  kaum  abgesetzt;  Schnauze 
spitz  und  vorstehend;  Kopfschilder  normal;  Scheitelschild  gross, 
sechseckig,  ihre  vordere  Spitze  trennt  die  Postfrontalschilder;  Occi- 
pitalschilder  kürzer  als  das  Scheitelschild;  Schnauzenschild  zurück- 
gebogen und  die  ganze  Schnauzenspitze  einnehmend  ;  ein  längliches 
ISasenschild,  kein  Zügelschild.  Rückenschuppen  glatt;  Bauchschilder 
und  Schwanzschilder  getheilt, 

Kennicott  beschrieb  Coluber  calligaster  Say  als  Scotophis 
calligaster  und  ausseidem  folgende  neue  Arten  aus  dem  Museum  der 
Universität  Evanston  :  Eulaenia  Sachenii  \on  Florida,  Ophibolus  Evansii 
(auch  in  Reports  of  explorations  and  surveys  VI.  p.  43  beschrieben) 
von  Illinois,  Diadophis  Arnyi  von  Kansas,  Virginia  elegans  von  Uli- 
Archiv  f.  Natarg.  XXVI.  Jcahrg.  2.  Bd.  S 


274  Troschel:  Bericht  üb,  d.  Leist.  in  d.  Herpetologie 

nois,  Celuta  vevmis    von  Missouri,    Celvla  Helenae    von  Missouri  und 
Illinois.     Proc.  Philadelphia  p.  08. 

Berlhold  stellte  in  den  Göttinger  Nachrichten  1859.  p.  179 
folgende  neue  Schlangen  in  kurzen  Diagnosen  auf :  Oligodon  dorsale 
von  Bengalen,  Ablabes  tessellatus  Jan  (frenatus  ßerth.)  von  Surinam, 
Enicognathus  sagittifer  vou  Surinam,  Tropidonotus  chinetisis  Jan  (se- 
mifasciatus  ßerth.)  von  China,  Tropidonotus  lateralis  von  China,  Lio- 
phis  lateristriga  von  Neu-Granada. 

Ausserdem  wird  daselbst  eine  neue  Galtung  Galeophis  be- 
schrieben :  Dentes  imperforati  laevigati  irreguläres  ,  maxillares  duo 
posteriores  propinqui  a  praecedentibus  remoti,  —  mandibulares  et 
palatini  primores  2 — 4  elongati  ;  caput  trigonum,  depressum  rostro 
rotundato,  loro  sulcato  ;  oculi  mediocres  scutis  supraocularibus  pres- 
sis  ovatis,  pupilla  rotunda ;  collum  coarctatum ;  truncus  fusiformis, 
cauda  longa,  squamae  laeves,  lanceolalae.     G.  Jani  von  Bahia. 

Von  californischen  Schlangen  hat  Hai  low  eil  Report  Explor. 
aud  surv.  X  folgende  Arten  abgebildet  :  Leptophis  lateralis,  Coronelia 
balteata,  Lamprosoma  occipitale,  Crotalus  cerastes  und  Lecontei.  Be- 
schrieben sind  ausserdem  Herpetodrgas  flavigularis  (Psammophis  fl.), 
Tropidonolvs  trivittafus  und  Pifgopliis  rerlebralis  (Coluber  vertebra- 
lis  ßlainv.). 

Unter  19  durch  Jagor  gesammelten  Schlangen,  deren  Verzeich- 
niss  mitgetheilt  wird,  glaubt  Peters  eine  neue  Gattung  Hydro- 
dypsas  unterscheiden  zu  können,  die  der  Farn.  Plalyrhini  angehö- 
rig, sich  von  Ilemiodontus  durch  vollständige  Bewaffnung  des  Über- 
kiefers und  durch  Anwesenheit  eines  Frenalschildes  unterscheiden  soll. 
Die  neue  Art  //.  elapiformis  stammt  von  Borneo.  Berliner  Monatsber. 
1859.  p.  269. 

Aus  einer  durch  Hoffmannn  in  Costa  Rica  eingesandten  Samm- 
lung von  Schlangen,  die  20  Arten  enthielt,  hat  Peters  drei  neue 
Genera  erkannt:  C  olob  o  gnathii  s  Hoßmanni  in  der  Familie  der 
Leptognathen,  Hydromorphus  concolor  an  die  llomalopsidae  mit 
unffefurchten  hinleren  Zähnen  sich  anschliessend  und  Bothriechis 
nigroviridis  zwischen  Bothrops  und  Alropos.  Berliner  iMonalsberichle 
p.  275. 

Eine  neue  Gattung  der  Calamarien-Familie  stellte  Cope  Proc. 
Philadelphia  p.  296  auf.  Er  vergleicht  sie  mit  Günther's  Hologerrhum 
philippinum.  Die  KviOlisthenes  cirphaevs  ist  wahrscheinlich  süd- 
amerikanisch. 

Elapops  ist  eine  neue  Gattung  von  Günther  (Annais  nat. 
hisl.  IV.  p.  161)  in  derselben  Familie.  Körper  und  Schwanz  massig 
verlängert,  letzterer  zugespitzt;  zwei  Paar  Frontalia,  zwei  INasalia, 
die  Kaslöcher  dazwischen;  kein  Zügelschild,  ein  vorderes  und  ein 
hinleres    Augenschild.      Schuppen   glatt,    in    15  Reihen;    Anal-    und 


während  des  Jahres  1859.  275 

Subcaudalschilder  ganz.  Zähne  gleich,  glatt.  E.  modeslus  von 
Westafrika. 

Ahaetulla  occidenlalis  Günther  Froc.  zool.  soc.  p.  412  von 
Ecuador. 

Cope  hat  einen  Catalog^  der  Giftschlangen  des  Mu- 
seum der  Academie  zu  Philadelphia  zusammengestellt.  Proc. 
Philadelphia  p.  332.  Er  unterscheidet  und  charakterisirt  die 
Familien  nebst  ihren  Subfamilien ;  die  Genera  sind  sche- 
matisch zusammengestellt. 

Eine  neue  Gattung  Tel  eiir  as p  i s  ,  die  sich  von  Crotalus  durch 
den  ölangel  der  Klapper,  von  Bothrops  durch  die  einreihigen  Schwanz- 
schilder unterscheidet,  und  wohin  Trigonocephalus  Schlegeli  Berth., 
Bothrops  Castelnaudi  Dum.  Bibr.,  T.  Lansbergii  und  T.  nummifer  Kup- 
pel gehören,  ist  aufgestellt.  —  Ebenso  C  ry  ptely  tr  ops  ,  welche 
zwischen  Bothrops ^und  Atropos  steht,  und  zu  der  Trimesurus  carina- 
tus  und  albolabris  Gray  gezählt  werden.  —  Aus  der  Gattung  Elaps 
werden  beschrieben  :  E.  aglaeope  von  Honduras,  aliiiostris  ohne  An- 
gabe des  Vaterlandes  ,  dissoleucus  von  Venezuela  ,  haliocoryphiis  von 
Buenos  Ayres. 

In  einer  Monographie  der  Gattung  Elaps  (Proc.  zool. 
soc.  p.  79)  theilt  Günther  dieselbe  in  vier  Abtheilungen, 
welche  durch  bestimmte  Charaktere  unterschieden  werden, 
und  die  zugleich  durch  ihr  geographisches  Vorkommen  sich 
zu  rechtfertigen  scheinen. 

Die  eine,  Callophis  hat  nur  vierzehn  Schuppenreihen,  und 
lebt  in  Ostindien  mit  7  Arten.  Die  zweite  Elaps  hat  15  Schuppen- 
reihen und  ein  doppeltes  Nasenschild  ;  unter  den  dahin  gehörigen  15 
Arten,  die  im  tropischen  Amerika  leben,  sind  zwei  neue  E.  decorolus 
von  Älexiko  und  JE.  filiformis  von  Fara.  Die  dritte,  Vermicella 
hat  gleichfalls  15  Schuppenreihen,  ein  einfaches  Nasenschild  und  zwei 
hintere  Augenschilder;  die  einzige  Art  lebt  in  Australien.  Die  vierte 
endlich,  Poecilophis.  wie  vorige  mit  15  Schuppenreihen  und  ein- 
fachem Nasenschilde  ,  aber  mit  einfachem  hinteren  Augenschilde  ist 
afrikanisch  mit  zwei  Arten. 

In  den  Annals  nat.  hisl.IV.  p.  162  hat  Günther  die 
südamerikanischen  Elaps -Arten  einer  neuen  Revision  un- 
terworfen, und  sie  namentlich  auf  die  von  Jan  in  der  Revue 
de  Zoologie  veröffentlichte  Arbeit  über  Elaps  geprüft.  Die 
Ansichten  über  die  specifische  Berechtigung  laufen  mit  de- 
nen Jan's  beträchtlich  auseinander,  der  grossen  Werth  auf 


^76  Troscliel:   Bericht  iib.  d.  Leist.  in  d.  Herpetologie 

die  Färbung-   legt.      Günther   nimmt    schliesslich   nur   12 
Arten  an^  denen  noch  acht  zweifelhafte  folgen. 

Elaps  letralaeyiia  und  Thcpassi  JBleeker  Natuurk.  Tijdsch.  ISed. 
Indie  XX.  p.  201   von  Sintang. 

Aipysu7-iis  marcjaritophorus  Bleeker  IXatuiirk.  Tijdschr.  ISed. 
Indie  XVI.  p.  49  von  Buitenzorg. 

Lachesis  nitidus  Günther  Proc.  zool.  sog.  p.  414  von  Ecuador. 

Crotahis  oj'tiatus  Hallowell  Reports  of  explor.  and  surveys  ct. 
p.  23.  pl.  II  aus  dem    nordwestlichen  Texas. 

Batrachii. 

Günther  hob  hervor,  dass  gewisse  Differenzen  an 
den  Knochen  der  Batrachier  vorkämen,  die  vom  Geschlecht 
abhängig  sind ,  was  für  die  Bestimmung,  namentlich  von 
fossilen  Ueberresten,  wichtig  sei.  Die  Schädel  von  Cerato- 
phrys  bieten  solche  Differenzen  dar  ,  und  sind  pl.  XV  ab- 
gebildet.    Annais  nat.  bist.  III.  p.  377. 

RäQäB.  Neue  Arten  :  Rana  loiigipes  Hallowell  (früher  von  ihm 
R.  nigricans  genannt)  Keport  explor.  X.  1.  c,  pl.  10.  Fig.  1.  von  Ca- 
lifornien.  —  Rana  Berlandierii  Baird  JUexican  boundary  1.  c.  p.  26. 
p].36.  Fig.  7—10. 

Rylae.  Neue  Arten:  Ilyla  nehulosa  pl.  10.  Fig.  2.  und  H.  sca- 
pularis  var.  hypochondrica  Hallovvell  Report  explor.  X.  1.  c.  Beide 
von  Californlen. 

Hylodes  unistrigatus  Günther  Proc.  zool.  soc.  p.  216  von  Ecuador. 

Bufon6S.  Neue  Arten  :  Bufo  gymnauchen  Bleeker  Natuurk. 
Tijschr.  Ned.  Indie  XVI.  p.  46  von  Riouw.  —  B.  lamentor  Girard 
Proc.  Philadelphia  p.  169  von  Fort  Bridger,  Utah  Territory.  —  B.  al~ 
varius  Girard  Mexican  boundary  p.  26.  pl.41.  fig.  1 — 6.  —  B.  coeru- 
leosticttis  Günther  Proc.  zool.  soc.  p.  415  von  Ecuador. 

Engystoma  texense  G\\?iv^  Proc.  Philadelphia  p.  169  von  Texas. 

Salamandriua.  C  o  p  e  gab  Proc.  Philadelphia  p.  122  eine 
Uebersicht  der  Salamander  (on  the  primary  divisions  of  the 
Salamandridae,  with  descriptions  of  two  new  species).  Verf. 
unterscheidet  nach  den  Gaumenzähnen  folgende  vier  Sub- 
familien  : 

I.  Amhy  st  ominac.  Gaumenzähne  in  Querreihen,  keine  Sphe- 
noidalzähne.  Mit  den  Gattungen  Megalobatrachus  ,  C amar ataxis 
n.  gen.,  (vordere  Gaunienzähne  in  gebogenen  Reihen;  dahin  Amby- 
stoma  niaculatum  Hall.),  Ambystoma  und  Onychodactylus. 


während  des  Jahres  1859.  277 

II.  Speler pinae.  (Jaiimenzähne  in  kurzen  (^uerreihen  und 
zahlreiche  Sphenoidalzähne.  1.  PleUiodoiitae,  Zunge  vorn  angeheftet ; 
mit  den  Gatt.  Plethodon,  Desmognathus,  Aneides,  Ileredia  und  Ilemi- 
dactylum.  2.  Spelerpeae,  Zunge  in  der  Witte  angeheftet  mit  den  Gatt, 
ßatrachoseps  und  Pseudotriton. 

III.  Hynobiinae.  Keine  Gaunienzähne,  Sphenoidalzähne  vor- 
handen.    Gatt.  Hynobius. 

IV.  S  alam  andrinae.  Gaumenzähne  am  Innenrande  der 
Fortsätze  der  Gaumenbeine,  keine  Querreihen.  1.  Salamandrae  Galt. 
Salamandra.  2.  Plenrodelae  Galt.  Salamandrina  ,  Pleurodeles  ,  Brady- 
Lates.  3.  Tr'Uones  Gatt.  Glossoliga,  Diemyclylus,  Euproctus,  Lissotri- 
ton,  Triton,  Hemisalamandra. 

Die  beiden  neuen  Arten  sind  :  Ämbysloma  conspersum  und  Des- 
mognalhiis  ochrophaea  beide  aus  Pennsyivanien. 

J.  E.  Gray  beschrieb  folgende  neue  Arten  von  Salamandern 
Proc.  zool.  soc  p.  229  :  Cynops  chincnsis  von  China  und  Plethodon 
persimilis  von  Siam.     Dieselben  sind  auf  pl.  XIX  abgebildet. 

Aneides  lugubris  (Salamandra  lugubris)  aus  Californien  ist  von 
Hallo  well  Report  explor.  X.  1.  c.  pl.7.  fig.  2  abgebildet. 

Ichthyodea.  Ueber  die  Lebensweise  von  Menobranchus  macht 
Kneeland,  der  zwei  Exemplare  fast  zwei  Jahre  lebend  besitzt, 
folgende  Bemerkungen:  Sie  scheuen  das  Sonnenlicht  und  sind  be- 
sonders bei  Wacht  sehr  munter.  Ihre  Vorder-  und  Hinlerextremitäten 
bewegen  sie  ganz  unabhängig  von  einander.  Sie  fressen  Würmer, 
die  sie  einsaugen,  wobei  ihre  Zähne  den  Rücktritt  verhindern;  todte 
"Würmer  verzehren  sie  nur  ,  wenn  sie  längere  Zeit  ohne  IS'ahrung 
waren.  Ihr  Gesichtssinn  scheint  sehr  unvollkommen  zu  sein.  Die 
Kiemen  schrumpfen  ein  und  ändern  die  Farbe  von  rolh  in  grau  ;  der 
Wechsel  von  der  grössten  bis  zur  kleinsten  Ausdehnung  findet  oft  in 
1  bis  2  Minuten  statt.  Sie  streifen  mit  den  Vorderfüssen  durch  die 
Kiemen,  gleichsam  um  sie  zu  reinigen.  Als  sie  5  Monate  nichts  ge- 
fressen hatten,  wurden  ihnen  vier  lebende  Elritzen  von  2  Zoll  Länge 
gegeben,  von  denen  sie  drei  verschlangen.  Darauf  schienen  sie  sich 
sehr  unbehaglich  zu  befinden  und  gaben  die  Fische  nach  24  Stunden 
ohne  Schuppen  und  ohne  Augen  wieder  von  sich.  Verf.  glaubt,  die 
Mahlzeit  sei  wohl  zu  stark  für  ihren  schwachen  Magen  gewesen. 
Proc.  Boston  soc.  VI.  p.371.  —  In  einem  späteren  Zusätze  (ib.  p.428) 
erzählt  Kneeland,  dass  er  zwei  Menobranchus  mit  einem  halben 
Dutzend  Elritzen  in  ein  Aquarium  gesetzt  habe.  Die  Fische  nagten 
häufig  an  den  Kiemen  der  Reptilien,  so  dass  nach  zehn  Tagen  nur 
noch  die  Knorpelstützen  derselben  ,  hier  und  da  mit  einer  Kiemen- 
franze  übrig  waren.  Als  nun  die  Fischchen  entfernt  wurden,  began- 
ücn  sie  wieder  zu  wachsen    und    hatten  im  Laufe  von  6  Monaten  die 


278  Troschel:   Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Herpctologie 

Hälfte  ihrer  normalen  Grösse  wieder  erlangt.  Da  die  Lungen  allein 
ausser  dem  Wasser  nicht  ausreichen,  sondern  die  Thiere  schon  nach 
vier  Stunden  sterben,  in  diesem  Falle  jedoch  sie  durch  das  Fehlen 
der  Kiemen  nicht  litten,  so  glaubt  Verf.  annehmen  zu  dürfen,  dass 
die  Hautrespiration  im  Wasser  die  Lungen  hinreichend  unterstütze,  um 
die  Blutumänderung  zu  bewirken. 

Nach  James  Lewis  (ib.  VIL  p.  33)  kommt  Menobranchus  ma- 
culatus  seit  einigen  Jahren  auch  in  dem  Mohawk-Flusse  vor. 

Apodä.  Neue  Arten:  Caecilia  piichynema  Günther  Proc.  zool. 
soc.  p.417  von  Ecuador.  —  C.  Kmipii  Berthold  Göttinger  Nachrich- 
ten 1859.  p.  181  von  Angostura. 

Epicrium  monochrous  Bleeker  Natnurk.  Tijdschr.  Ned.  Indie 
XVL  p.  188  von  Borneo. 


Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Ichthyologie 
Yvährend  des  Jtihres  1859. 


Vom 


II   p  r  a  u  s  g  e  b  e  r. 


Bei  der  Bearbeitung  der  Jahresberichte  bleibt  immer 
eine  der  grössten  Schwierigkeiten  ,  das  litterarische  Mate- 
rial rechtzeitig  herbeizuschaffen.  Oft  fehlt  im  Augenblicke 
des  Abschlusses  das  Eine  oder  das  Andere,  was  überffan- 
gen  wird,  theils  aus  Vergesslichkeit ,  theils  um  den  Druck 
nicht  zu  verzögern.  So  kommt  es,  dass  auch  diesmal  ei- 
nige Nachträge  aus  den  letzteren  Jahren  diesem  Berichte 
einzuverleiben  sind. 

So  vortreffliche  Grundlagen  für  die  Systematik  der 
Fische  wir  durch  J.  Müller  gewonnen  haben,  so  lässt 
sich  nicht  leugnen,  dass  es  in  manchen  Abiheilungen,  na- 
mentlich den  Stachelflossern  noch  schwach  um  die  Fami- 
lienunlerscheidung bestellt  ist.  Hier  hat  Müll  er  nur  un- 
befriedigende Erfolge  seiner  Bemühungen  erhalten ,  und 
hat  deshalb  die  alten  Cuvier'schen  Familien  beibehalten. 
Um  so  erfreulicher  ist  es,  dass  wir  jetzt  einige  tüchtige 
Forscher  sich  von  Zeit  zu  Zeit  auf  dieses  Gebiet  wagen 
sehen.  Diesmal  haben  wir  hier  Günther  und  Canestrini 
zu  erwähnen. 

Günther  hat  den  ersten  Band  des  „Cataloorue  of 
the  Acanthopterygian  fishes  in  the  collection  of  the  British 
Museum  London  1859"  herausgegeben,  welcher  die  Fami- 
lien Gasterosteidae,  Berycidae  ,  Percidae  ,  Aphredoderidae, 
Pristipomatidae,  Mullidae  und  Sparidae  enthält.  Dieser  Ca- 
talog  umfasst  nicht  bloss  die  in  der  reichen  Sammlung  des 


280  Tioschel;  Bericht  üb.  d.   Leist,  in  d.  Ichthyologie 

britischen  Museums  enthaltenen  Arten,  sondern  alle  Arten, 
die  überhaupt  bisher  veröffentlicht  worden  sind,  und  bil- 
det, da  sämmtliche  Gattungen  und  Arten  kurz  charakteri- 
sirt  sind  ,  eine  Synopsis  Specierum  Piscium,  die  wir  herz- 
lich willkommen  heissen.  Sie  wird  sich  vollkommen  zum 
Bestimmen  von  Fischsammlungen  eignen,  und  ist  das  erste 
Werk,  welches  seit  Cuvier  und  Valenciennes  den 
Versuch  macht,  alles  Material  zusammenzustellen.  Es  hat 
vor  dem  Cuvier -Valenciennes'schen  Werke,  ausser  der 
grösseren  Vollständigkeit,  weil  es  alle  neueren  Entdeckungen 
berücksichtigt,  namentlich  auch  den  Vorzug  der  Kürze,  indem 
in  wenigen  Zeilen  ,  gleichsam  in  Diagnosenform  die  zur 
Unterscheidung  wesentlichsten  Merkmale  zusammengestellt 
sind.  Bei  jeder  Familie  folgt  hinter  den  Familiencharakte- 
ren zunächst  eine  Synopsis  der  Genera,  die  das  Bestimmen 
zu  erleichtern  geeignet  ist.  Während  dieser  Catalog  1177 
Arten  aufzählt,  von  denen  917  als  gut  charakterisirte  an- 
gesehen Averden  (die  übrigen  mehr  aufgezählt),  finden  sich 
bei  Guvier-Valenciennes  in  den  entsprechenden  Fa- 
milien nur  777  Arten ,  von  denen  Verf.  531  für  gut  cha- 
rakterisirt  erklärt.  In  dem  vorliegenden  ersten  Bande  sind 
13  neue  Gattungen  und  50  neue  Arten  aufgestellt,  die  un- 
ten einzeln  nachzusehen  sind.  Die  meisten  neuen  und  die 
interessantesten  Arten  sind  abgebildet.  Ein  systematischer 
und  ein  alphabetischer  Index  erleichtern  die  Benutzung  des 
Buches.  Wir  wünschen  dem  Verf.  Ausdauer ,  um  recht 
bald  das  begonnene  Werk  zum  vollständigen  Ende  zu  füh- 
ren. Bei  den  einzelnen  Familien  werden  wir  noch  auf  die 
Einzelnheiten  weiter  eingehen,  und  ihre  Begrenzung  ange- 
ben. Ob  diese  Familien  wirklich  natürlich  sind ,  darüber 
will  ich  mich  für  jetzt  des  Urtheiles  entlialten.  Nur  soviel 
will  ich  hier  bemerken  ,  dass  ich  bisher  die  Sparoidenfa- 
milie  für  recht  natürlich  gehalten  habe  ,  um  so  mehr  ,  da 
sie  sich  auch  durch  so  eigenthümliche  Schuppen  auszeich- 
net;  sie  ist  bei  Günther  in  seine  Pristipomidae  und  Spa- 
ridae  vertheilt.  Ferner  wird  es  mir  schwer,  durchgreifende 
Unterschiede  zwischen  Günth  er's  Percidae  und  Pristipomi- 
dae aufzulindcn.      Unter  allen  Umständen    muss   ich  dieses 


während   des  Jahres  1859.  281 

Buch  ganz  besonders  cmpfehlen_,  und  meine  es  könne  Nie- 
mand entbehren,  der  sich  irgend  mit  der  Bestimmung  von 
Fischen  befassen  will. 

Canestrini  suchte  nachzuweisen,  dass  die  Sym- 
branchier  und  Muraenoiden  eine  besondere  Unterordnung 
bilden,  die  er  wegen  der  fast  nur  durch  einen  homogenen 
Hautsaum  gebildeten  Rückenflosse  Dermopteri  nennt; 
dagegen  vereinigt  er  die  Helmichthyiden,  Taenioiden,  Ophi- 
dinen,  Gobioiden,  Blennioiden,  Batrachoiden  und  Pleurone- 
ctiden  wieder  zu  einer  besonderen  Unterordnung,  die  er 
wegen  der  unverzweigten  Dorsalstrahlen  Hap  lopteri 
nennt,  während  er  diesen  gegenüber  den  eigentlichen  Ma- 
lacopteri  mit  verzweigten  Dorsalstrahlen  den  Is'amen  Den- 
dropteri  beilegt.  — Hiernach  zerfrillen  ihm  die  Teleostier 
in  sechs  Unterordnungen;  Lophobranchii,  Plectognathi,  Der- 
mopteri, Haplopteri ,  Dendropteri  und  Acantliopteri.  Viel- 
leicht ist  diese  Eintheilung  zur  leichteren  Bestimmung  be- 
quem und  geeignet;  ob  naturgemäss ,  ist  noch  erst  näher 
nachzuweisen.  Die  Müller'schen  Anacanthini  und  Pharyn- 
gognathi  werden  hierdurch  beseitigt.  Von  ersteren  gehö- 
ren die  Ophidini  und  die  Pleuronectae  zu  den  Haplopteri, 
über  den  Verbleib  der  Gadoiden  äussert  sich  Verf.  nicht ; 
die  Pharyngognathi  werden  einfach  unter  die  Dendropteri 
und  Acanthopteri  vertheilt.  Verh.  der  zoolog.-bot.  Gesellsch. 
in  Wien  1859.  p.  27. 

Canestrini  vereinigt  ib.  p.  75  die  Aulostomen  we- 
gen einiger  übereinstimmender  Merkmale  mit  den  Lopho- 
branchiern  und  nennt  die  so  entstandene  Abtheilung,  da 
der  alte  Name  nicht  mehr  passt ,  Aulostomidae  seu  Fistu- 
lariae. 

Derselbe  unterwirft  ferner  ib.  p.  119  das  Müller'- 
sche  System  der  Knochenfische  einer  Kritik.  Er  hält  die 
Trennung  der  Acanthopteri  von  den  Blalacopteri  im  Mül- 
ler'schen  wSinne  ,  mit  Berücksichtigung  des  ersten  Strahles 
der  Bauch  flössen  ,  nicht  für  durchgreifend  und  nicht  für 
natürlich;  ebenso  findet  er  die  Lostrennung  der  Pharyn- 
gognathi acanthopteri  nicht  natürlich ,  dagegen  die  Los- 
trennung der    Anacanthini  inconsequent  u.  s.  vv.     Es  lässt 


Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Ichthyologie 

sich  nicht  leug-nen,  dass  Verf.  die  bedenklichen  Punkte  des 
Müller'schen  Systems  zur  Sprache  bringt;  ob  das,  was  er 
dafür  bietet,  nämlich  die  Eintheilung  nach  der  Beschaffen- 
heit der  Flossenstrahlen  ,  allen  Anforderungen  entspricht, 
darüber  erlaube  ich  mir  kein  so  schnelles  Urtheil.  Nur 
daran  will  ich  hier  erinnern,  dass  seine  Haplopteri  auf 
schwachen  Füssen  zu  stehen  scheinen,  weil  dazu  Fische 
gehören,  die  durchaus  keine  Gliederung  in  den  einfachen 
Strahlen  der  Rückenflossen  zeigen;  es  scheint  nicht  ganz 
klar,  wie  Verf.  Stachelstrahlen  von  den  unverzweigten  wei- 
chen Strahlen  unterscheiden  will.  Die  Bieg-samkeit  allein 
macht  ja  die  Weichheit  des  Strahles  nicht  aus. 

Als  eine  vorläufige  Mittheilung  giebt  Mauthner 
Nachricht  von  den  Resultaten  seiner  Untersuchungen  über 
den  Bau  des  Rückenmarkes  der  Fische.  Eine  grosse  Ar- 
beit über  diesen  Gegenstand  wird  in  Aussicht  gestellt. 
Wiener  Sitzungsberichte.  XXXIV.  p.  31. 

Keferstein  hat  in  den  Göttinger  Nachrichten  1859. 
p.  17  einen  „Beitrag  zur  Geschichte  der  Physik  der  elek- 
trischen Fische"  geliefert. 

Kölliker  hat  eine  grosse  Zahl  von  Fischen  in  Be- 
ziehung auf  die  mikroskopische  Structur  des  Skeletes  un- 
tersucht und  kommt  zu  dem  Resultate,  dass  folgende  Ab- 
theilungen Knochenkörperchen  besitzen  :  1)  alle  höher  or- 
ganisirten  Physostomen  (Siluroiden  mit  Ausnahme  von  Tri- 
chomycterus,  Cyprinoiden,  Characinen,  Mormyri,  Salmones, 
Clupeinen,  Muraenoiden  und  Gymnotinen),  2)  alle  Ganoiden, 
3)  die  Sirenoiden,  4)  die  Gattung  Thynnus.  Dagegen  fehlen  die 
Knochenkörperchen  bei  folgenden  Fischen  :  1)  bei  rJlen  Acan- 
thopteri  mit  Ausnahme  von  Thynnus,  2)  bei  allen  Anacan- 
thini  ,  3)  bei  den  Pharyngognathen ,  4}  bei  den  kleineren 
und  niedriger  organisirten  Physostomen  ( Cyprinodontes, 
Esoces ,  Galaxiae,  Scopelini,  Chauliodontidae,  Heteropygii, 
Symbranchii  und  Trichomycterus),  5)  bei  den  Pleclognathen, 
6)  bei  den  Lophobranchiern.  Es  ergiebt  sich  hieraus,  dass 
diese  Differenz  für  die  Systematik  nicht  ganz  ohne  Wich- 
tigkeit ist.  —  Verf.  hat  seine  Untersuchungen  auch  auf  die 


während   des  Jahres  1859.  283 

Haut  und  Flossenslralilen  der  Fische  ausgedehnt,  und  auch 
hierfür  die  Resultate  mitgetheiit. 

Green,  welcher  nachgewiesen  zu  haben  glaubt,  dass 
die  Fischschuppen  die  chemische  BcschafTenheit,  so  wie  die 
Art  des  AYachsthunis  der  Knochen  haben,  theilte  mit,  dass 
die  obere  Lage  der  Schuppen  von  Megalops  Lacunen  be- 
sitze, welche  genau  in  Form  und  Anordnung  mit  denen 
von  Lepidosteus  übereinstimmen.  Eine  weitere  Aehnlich- 
keit  mit  den  Ganoidschuppen  sieht  er  in  der  Thatsache, 
dass  die  concentrischen  Streifen  der  Oberfläche  an  den 
Schuppen  von  Megalops  mit  zahnähnlichen  Forlsätzen  von 
der  Härte  des  Zahnschmelzes  bewaffnet  sind.  Proc.  Boston 
Soc.  VI.  p.  362. 

Jackson  erinnert  ib.  p.  366  an  seine  Entdeckung 
von  Fluorin  in  den  Schuppen  der  Ganoidhsche.  Ob  er 
auch  bei  Megalops  Fluorin  gefunden  ,  ist  nicht  angegeben. 
Ich  glaube  nicht,  dass  solche  chemische  Verhältnisse  für 
die  Classifikalion  entscheidend  sein  würden. 

Green  theilte  ferner  ib.  p.  374  die  Analyse  von  den 
Schuppen  von  Labrax  lineatus  mit  und  fügt  hinzu,  dass  die 
Schuppen  von  Amia  ähnliche  Knochenkörper  enthalten  wie 
Megalops  und  Lepidosteus. 

Zur  näheren  Kenntniss  der  Dotterkörperchen  der  Fi- 
sche schrieb  Filippo  de  Filippi  Zeitschr.  f.  wiss.  Zoo- 
logie X.  p.  15. 

Eine  Notiz  zur  künstlichen  Vermehrung  des  Salm  von 
Bartlett  s.  Proc.  zool.  soc.  p.  125  und  Annais  nat.  bist. 
IV.  p. 159. 

Atwood  fand  häufig  Fische  „mumificirt"  in  der  Lei- 
beshöhle von  Kabeljaus,  die  nach  seiner  Meinung  von  die- 
sen verschlungen  und  durch  die  Magenwand  hindurchge- 
drungen waren.  Er  erwähnt,  dass  oft  die  Kabeljau  durch 
die  Haken  arg  verwundet  werden,  ^r  sah  die  Eingeweide 
aus  der  Wunde  in  das  Wasser  herabhängen,  ohne  dass  der 
Fisch  dadurch  zu  leiden  schien.  In  der  Leber  fand  er 
Haken  mit  anhängender  Schnur,  ohne  dass  die  Gesundheit 
der  Fische  dadurch  beeinträchtigt  gewesen  wäre.  Proc, 
Boston  soc  VII.  p.  4. 


284  T  rose  hei:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Ichthyologie 

In  Beziehung-  auf  die  geographische  Verbreitung  der 
Fische  haben  wir  wieder  eine  ziemliche  Anzahl  von  wis- 
senschaftlichen Arbeiten  zu  erwähnen. 

A  hlslory  of  British  fishes  by  William  Yarrell. 
Third  edition  by  John  Richards  on.  8.  London  1859  in 
2  Bänden.  —  Richardson  hat  eine  dritte  Auflage  dieses 
Buches  besorgt,  und  sagt  in  der  Einleitung,  dass  ,  da  er 
selbst  keine  Untersuchuno-en  über  britische  Fische  anae- 
stellt  habe,  er  sich  beflissen  hätte,  den  ursprünglichen  Text 
unverändert  zu  lassen.  Die  Arten  ,  welche  seit  dem  Er- 
scheinen der  zweiten  Auflage  (1841)  durch  Couch, 
Thompson  und  Holdsworth  der  britischen  Fauna  hin- 
zugefügt worden  sind,  sind  in  diese  Auflage  aufgenommen, 
und  die  Gesammtzahl  der  beschriebenen  Arten  ist  dadurch 
auf  260  erhöht.  Die  Berichtigungen,  welche  Günther  in 
den  britischen  Sparoiden  gemacht  hat,  haben  noch  nicht 
benutzt  werden  können.  Die  wesentliche  Veränderung, 
welche  das  Werk  erfahren  ,  ist  die  Anordnung  der  Arten 
nach  dem  Müller'schen  Systeme. 

Die  für  die  brittische  Fauna  neuen  Arten  sind  die  folgenden  : 
Scopelus  Fennanti ,  Zeugoptervs  velivolans  eine  neue  Scholle  von  den 
Orkney-Inseln  ,  aufgestellt  nach  einer  Abbildung,  Coltus  groenlandi- 
cus ,  Box  vulgaris,  Scomber  punctatus ,  Thynnus  alalonga  ,  Lichia 
glauca,  Ciyninetrus  Banksii,  Lepadogaster  cephalus,  Hexanchus  griseus, 
Scymnus  lichia. 

W.  Beattie  berichtete  den  Fang  von  Pelamys  Sarda 
an  der  Mündung  des  North -Esk.  Annais  nat.  bist.  IV. 
p.  399. 

In  dem  Programm  des  Gelehrten-Gymnasiums  zu  Wies- 
baden, Ostern  1859  hat  Kirschbaum  die  Fische,  welche 
im  Herzogthum  Nassau  vorkommen ,  aufgezählt.  Es  sind 
40  Arten,  von  denen  4  Acanthopteri,  1  Godoid  ,  24  Cypri- 
noiden,  3  Salmonen,  1  Esox,  2  Alausa,  1  Anguilla,  1  Aci- 
penser,  3  Petromyzon.  Verf.  hat  in  dieses  Verzeichniss 
nicht  nur  die  als  Eingeborne  stets  vorhandenen,  und  die 
zur  Laichzeit  regelmässig  einwandernden,  sondern  auch  die 
zufälliff  selten  erscheinenden  aufgenommen.  Das  Vorkom- 
nien  der  Aesche  wird  ausserdem  vermuthet. 


Wälirend  des  Jahres  1859.  285 

Ein  Verzeichniss  der  Fische  der  bairischen  Rheinpfalz 
veröflentlichte  Spannagel  in  dem  16.  und  17.  Jahresbe- 
richte der  Pollichia  p.  26.  In  der  Einleitung-  giebt  Verf. 
eine  hydrographische  Schilderung  des  Gebietes.  Das  Ver- 
zeichniss enthalt  40  Arten,  unter  denen  auch  Annnodytes 
tobianus  figurirt,  uas  ofl'cnbar  irrthünilich  ist.  Die  näheren 
Fundorte  sind  angegeben,  so  ^vic  auch  bei  vielen  Arten  die 
Laichzeit. 

Ve  es  e  11  m  e  y  e  r  fand  i]en  Frauenfisch  Lcuciscus  Virgo  Heck, 
auch  bei  Ulm  ,  wodurch  die  Württenibergische  Fauna  um  eine  Art 
bereichert  wurde.  Er  scheint  dem  Flussgebiete  der  Donau  ausschliess- 
lich anzugehören.     WürUenib.  Jahreshefte  XV.  p. 'IT. 

Fritsch  veröffentlichte  in  der  Zeitschr.  Lolos  1859. 
p.  199  ein  kritisches  Verzeichniss  der  Fische  Böhmens. 
Die  Zahl  der  Arten  wird  auf  39  angegeben.  Aspro  vulga- 
ris und  zingel,  Acerina  Schraitzer,  Gastcrosteus  aculeatus 
und  Pelecus  cullratus  sollen  in  Böhmen  fehlen.  Auffallend 
ist  dies  besonders  von  dem  Stichling,  von  dem  Verf.  die 
Vermuthung  aufstellt,  er  möge  überhaupt  dem  Gebiete 
der  Elbe  fehlen  ,  und  nur  dem  Gebiete  der  Oder  angehö- 
ren. Eine  Vermuthung,  die  sich  nicht  bestätigt,  da  in  der 
Mark  Brandenburg,  in  Spree  und  Havel,  diese  Fischlein  sehr 
häufig  sind. 

In  Macher's  „Handbuch  der  Topographie  und  Stati- 
stik des  Herzogthums  Steiermark  Graz  1859--  findet  sich 
p.  92  eine  kurze  Notiz  über  die  Fische  des  Landes. 

An  Fischen  finden  sich  nach  Kohlmayer  an  den 
östlichen  Abhängen  des  Reisskofel  in  den  Gailthaler  Al- 
pen:  Salmo  fario,  trutta,  Schiefermülleri;  Esoxlucius;  Cy- 
prinus  alburnus,  Tinka  und  Perca  fluviatilis.  Jahrbuch  des 
naturhistorischen  Museums  in  Kärnten  IV.  1859.  p.  64. 

Boll  hat  die  Fische  Meklenburgs  verzeichnet.  IVach 
ihm  kommen  in  den  süssen  Gewässi3rn  und  in  der  Ostsee 
85  Arten  als  Bewohner  vor,  deren  Zahl  sich  noch  durch  11 
Streifzügler  vermehrt.  Archiv  des  Vereins  der  Freunde  der 
Naturgesch.  in  Meklenkurg  1859.  p.  143. 

H.  Kawall,  Pastor  in  Bussen,  hat  ein  Verzeichniss 
der  Fische  in  Kurland  und  an  den  Küsten  der  dasselbe  be- 


286  Troschel:  Bericht  üb,  d.  Leist.  in  d.  Ichthyologie 

grenzenden  Ostsee,  mit  Berücksichtigung  von  Livland  ver- 
öffentlicht, in  der  Wochenschrift  „das  Inland,"  welche  zu 
Dorpart  erscheint,  1858.  No.  33.  35.  36.  Nach  einer  lite- 
rarischen kurzen  Einleitung  werden  83  Arten  aufgezählt, 
mit  vielen  Bemerkungen  über  Vorkommen  ,  lettische  und 
livische  Namen  u.  s.  w. 

Die  Fischfauna  von  Kamenietz- Podolski  besteht  nach 
Belke  (Bulletin  de  Moscou  1859.  I.  p.  35)  aus  31  Arten. 
Unter  diesen  sind  Acerina  tanaicensis  Güld.,  Gobius  platy- 
rostris  mit  3  Varietäten ,  Salmo  fario  Var.  ,  Aspius  rapax 
näher  beschrieben,  von  den  meisten  übrigen  ist  das  Vor- 
kommen und  die  Laichzeit  angegeben. 

Als  Auszug  aus  dem  Berichte  über  eine  an  die  nord- 
westlichen Küsten  des  schwarzen  Meeres  und  durch  die 
westliche  Krym  unternommene  Reise,  machte  Kessler 
(Bulletin  de  Moscou  1859.  I.  p.  521)  die  Süssvvasserfische 
der  Krym  bekannt.  Er  beschreibt  17  Arten,  die  mit  Aus- 
nahme eines  Gasterostcus  und  zweier  Salmonen  der  Kar- 
pfenfamilie angehören.  Drei  als  neu  angesehene  Albur- 
nus-Arten ,  so  wie  eine  anhangsweise  beschriebene  Squa- 
lius-Art  aus  einem  Arme  des  Dnjepr  s.  unten. 

Derselbe  gab  ferner  ib.  II.  p.  186  eine  systemati- 
sche Uebersicht  der  Stachelflosser,  welche  im  nordwestli- 
chen Theile  des  schwarzen  Meeres  und  in  den  Mündungen 
der  in  dasselbe  sich  ergiessenden  südrussischen  Flüsse 
vorkommen. 

Hier  werden  62  Arten  aufgezählt,  nämlich  :  1  Perca,  1  Aspro, 
3  Lucioperca,  1  Percarina ,  2  Acerina,  1  Serranus  (S.  scriba  schien 
dem  Verf.  nicht  zwittrig  zu  sein!),  1  Trachinus  ,  1  Uranoscopus ;  2 
Trigla,  2  Cottus,  1  Scorpaena,  2  Gasterostcus  (einer  neu)  ;  1  Corvina, 
1  Umbrina  ;  1  Sargus,  1  Charax  ,  1  Smaris  ,  1  MuIIus;  4  J\lugil  ,  2 
Alherina ;  1  Scomber,  1  Pelamys,  1  Xiphias,  1,  Caranx,  1  Temnodon  ; 
6  Blennius  (einer  neu),  1  Gunnellus;  17  Gobius  Tunter  ihnen  2  vom 
Verf.  in  seinen  Kachträgen  zur  Ichthyologie  des  südwestlichen  Russ- 
land aufgestellte  und  zwei  neue  Arten),  1  ßenthophlJus,  1  Calliony- 
mus,  1  Lepadogasler.  Zu  den  meisten  Arten  sind  Bemerkungen  über 
Vorkommen,  Lebensweise,  zu  vielen  ausführliche  Beschreibungen  ge- 
liefert worden.  Auffallend  gross  ist  die  Zahl  der  Gobius,  die  noch  dazu 
von  denen  des  Mittelmeers  bis  auf  2  oder  3  Arten  verschieden  sind. 


wahrend  des  Jahres  1859.  887 

Der  drilto  Abschnitt  dieser  Auszüge  ist  überschrieben  : 
Beiträge  zur  Kenntniss  der  den  ünterordnunorcn  Anacan- 
thini ,  Pharyngognathi ,  Physostomi  und  Lophobranchii  an- 
gehörenden Knochenfische  des  schwarzen  Meeres. 

Hier  werden  aus  der  Unterordnung  Anacanthini  1  Morrhua  ,  1 
Motella,  1  Ophidium  ,  1  Platessa  ,  1  Rhombus,  1  Solea  beschrieben; 
von  Pharyngognathen  2  Labrus  ,  4  Creuilabrus  ,  1  Ctenolabrus,  1  Co- 
ricus  ,  1  Chromis,  1  Belone;  von  Physostomen  1  Clupea,  2  Alosa, 
1  Engraulis;  von  Lophobranchiern  4  Syngnalhus,  1  Scyphicus,  1  Hip- 
pocauipus.     Keine  neue  Arten. 

Den  Schluss  bilden  4.  einige  Bemerkungen  über  die 
Plagiostomen  des  schwarzen  Meeres;  daselbst  werden  zwei 
Haifische  und  zwei  Rochen  aufgezählt.  Hiernach  würde 
die  ganze  Krymfauna  109  Arten  Fische  besitzen,  freilich 
eine  orrosse  Arrnuth  ijeofen  das  Mittelmeer. 

ßleeker  hat  eine  „Enumeratio  specierum  piscium 
hucusque  in  Archipelago  indico  observatarum,  adiectis  ha- 
bitationibus  citationibusque,  ubi  descriptiones  earum  recen- 
tiores  reperiuntur,  nee  non  speciebus  musei  Bleekeriani 
bcngalensibus,  japonicis,  capensibus  tasmanicisque.  Bata- 
viae  1859.  4.  herausgegeben.  Das  Verzeichniss  umfasst 
2272  Arten  und  wird  namentlich  die  Benutzung  der  zahl- 
reichen ,  in  so  vielen  Abhandlungen  zerstreuten  Beschrei- 
bungen der  neuen  xVrten  des  Verf.  erleichtern,  indem  da- 
rin nicht  nur  die  Orte,  wo  sich  die  Beschreibungen  finden, 
citirt,  sondern  auch  die  vielfach  zusammengezogenen  Sy- 
nonyme verzeichnet  sind.  In  der  Einleitung  hat  Verf.  auch 
den  Schlüssel  des  von  ihm  angenommenen  Systems  gelie- 
fert. Hiernach  nimmt  er  177  Familien  an,  die  53  Ordnun- 
gen angehören,  wobei  die  fossilen  mit  aufgeführt  sind.  Nach 
einer  Angabe  in  der  Einleitung  p.  IX  sind  von  den  46  Ord- 
nungen 36 ,  von  den  159  Familien  104  im  Indischen  Ar- 
chipel vertreten.  —  Am  Schlüsse  sind  die  Gattungen  mit 
der  Zahl  der  ihnen  zugehörigen  Arten,  und  in  einer  ande- 
ren Tabelle  die  Familien  mit  der  Zahl  ihrer  Gattungen  und 
Arten  aufgezählt.  Ein  Anhang  enthält  die  281  Arten  Ben- 
galischer, Chinesischer,  Japanischer,  Vandiemcnsländischer, 
Capscher    und   Atlantischer   Fische    des  Bleeker'schen  Mu- 


288  Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Ichthyologie 

seums,  welche  in  dem  vorhergehenden  Cataloge  noch  nicht 
enthalten  sind.  Nach  schliesslicher  Abrechnung  enthält 
seine  Sammlung  2199  Arten ,  von  denen  er  selbst  1168  als 
neu  beschrieben  hat. 

Von  den  „Naluurkundig  Tijdschrifl  voor  Nederlandsch 
Indie"  liegen  mir  jetzt  die  Bände  15 — 17  vor,  woraus  ich, 
da  bei  Abfassung  des  vorigen  Jahresberichles  mir  nur  die 
Separatabdrücke  der  B 1  eeker'schen  Arbeiten  zur  Hand 
waren,  noch  das  Folgende  nachzutragen  habe. 

Band  XV.  p.  241:  Tweede  Bijdrage  tot  de  kennis  der 
Vischfauna  van  Singapore. 

Das  Veizeichniss  giebt  239  Arten.  Eine  neue  Anibassis  wird 
beschrieben. 

Band  XVI.  p.  26  sind  16  Fische  aus  dem  Meere  von 
Tikoe  verzeichnet.  Ebenso  in  demselben  Bande  zahlreiche 
kleine  Sendungen  von  den  verschiedenen  Inseln  des  Indi- 
schen Archipels. 

Band  XVII.  p.  129:  Vierde  Bijdrage  tot  de  kennis 
der  ichthyologische  Fauna  van  Timor;  Visschen  van  Ata- 
poepoe. 

Durch  eine  Zusendung  von  Fischen  wurde  die  Zahl  der  von 
Timor  bekannten  Arten  von  126  auf  161  ,  die  sämnitlich  verzeichnet 
sind,  erhöht.     Eine  neue  Muraena  s.  unten. 

Ib.  p.  141:  Derde  Bijdrage  tot  de  kennis  der  ichthyo- 
logische Fauna  van  Bali. 

Verf.  kennt  nunmehr,  nachdem  er  eine  neue  Sendung  von  die- 
ser Insel  erhalten  hat,  185  Arten.  Sechs  neue  Arten  werden  bei  die- 
ser Gelegenheit  beschrieben. 

Auch  im  XX.  Bande  derselben  Zeitschrift  findet  sich 
noch  eine  ganze  Zahl  ichthyologischer  Notizen  von  B  lec- 
ker. So  theilt  er  p.  101  die  ichthyologischen  Beobach- 
tungen mit,  welche  Graf  v.  Gast  ein  au  in  Bangkok,  der 
Hauptstadt  von  Slam  angestellt  hat;  die  Süsswasserfische 
von  Slam  sollen  grossentheils  mit  denen  von  Borneo  und 
Sumatra  übereinstimmen.  —  Ib.  p.  129  verzeichnet  er  19 
Fische  von  Boni,  unter  denen  4  für  die  Fauna  von  Gelebes 
neu  waren;  ferner  p.  140  deren  45  und  noch  später  p.  197 
deren  16,  durchweiche  die  Zaiil  der  von  Gelebes  bekannten 


während  des  Jahres  1859.  289 

Arten  auf  729  gestiegen  ist.  —  Ib.  p.  142  berichtet  der- 
selbe über  eine  kleine  Sendung  von  10  Fischen  von  den 
Kokos -Inseln  ,  wodurch  die  Zahl  der  von  dort  bekannten 
Fische  auf  110  erhöht  ^Yorden  ist.  —  Ebenso  sind  p.  199 
an  Süsswasserfischen  von  Sintang  24  Arten  verzeichnet. 
Ferner  p.  202  zwei  Arten  von  Biliton ,  7  Arten  von  den 
Kokos-Inseln,  37  von  Korangbollong,  9  von  Amboina,  wo- 
durch von  dort  jetzt  801  Arten  bekannt  sind,  60  von  Bali. 
—  P.  216  finden  sich  wieder  29  Arten  von  Singapore,  wo- 
durch die  Gesanimtzahl  dieser  Fauna  auf  268  Arten  steigt. 
Dann  sind  p.  219  30  Arten  von  Tandjong  an  der  Samang- 
bai,  Sumatra  verzeichnet;  p.  234  31  Fische  von  Desima  in 
Japan  ;  p.  236  88  Arten  von  Singapore ,  wodurch  die  Zahl 
der  Fauna  auf  355  erhoben  wird  ;  p.  241  4  Arten  aus  dem 
Meere  Dano  und  7  Arten  von  Anjer. 

Von  Bleeker's  ichthyologischen  Schriften  haben  wir 
ferner  die  folgenden  aus  dem  5.  Bande  der  Acta  societatis 
scientiarum  Indo-Neerlandicae,  wovon  ich  bisher  nur  die 
Separatabdrücke  besitze  ,  zu  erwähnen  : 

Bijdrage  tot  de  kennis  der  Vischfauna  van  Nieuw- 
Guinea. 

Verf.  kennt  im  Ganzen  von  dieser  Insel  249  Arten  Fische,  von 
denen  siehen  als  neu  beschrieben  sind;  dieselben  sind  unten  genannt. 

Elfde  Bijdrage  tot  de  kennis  der  Vischfauna  van 
Amboina. 

Durch  Zusendungen  der  Herren  Hoedt,  v.  Rosenberg  und 
Mohnike  wurde  die  Zahl  der  von  dort  bekannten  Fische  auf  803 
erhöht.  Fünf  neue  Arten,  darunter  eine  neue  Galtung  sind  beschrie- 
ben, und  von  zwei  Arten,  Anlennarius  biocellatus  und  Ueterophlhalnius 
kaloptron  sind  verbesserte  Beschreibungen  geliefert.  Die  neuen  Ar- 
ten sind  unten  namhaft  gemacht. 

Achtste  Bijdrage  tot  de  kennis  der  Vischfauna  van 
Sumatra  (Visschen  van  Benkoelen,  Priaman ,  Tandjong,  Pa- 
lembang  en  Djambi). 

Durch  einige  neuere  Zusendungen  bereichert,  fand  sich  Verf. 
veranlasst  ein  vollständiges  Verzeichniss  der  Sumatrensischen  Fische 
zu  liefern.  Dasselbe  enthält  803  Arten.  Batistes  ringens  L.,  Meso- 
prion  lunulalus  C.  Y.,  Cirrhitichthys  marmoratus  Lac.  ,  Atherina  pin- 
guis  Lac.  sind  ausführlicher  beschrieben. 

Archiv  für  Naturg.  XXVI.  Jahrg.  2.  Bd.  T 


290  Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Ichthyologie 

Nachträglich  habe  ich  einer  Arbeit  von  James  Car- 
son  Brevoort  zu  erwähnen,  welche  in  Narrative  of  the 
expedition  of  an  american  squadron  to  the  China  Seas  and 
Japan  by  Commodore  Perry  Vol.  IL  Washington  1856  ent- 
halten ist.  Sie  ist  überschrieben :  Notes  on  some  figures 
of  Japanese  Fish.  Die  Expedition  war  von  keinen  wirk- 
lichen Naturforschern  begleitet,  es  wurden  jedoch  Abbildun- 
gen von  Fischen  nach  frischen  Exemplaren  gemacht  und 
diese  sind  der  Gegenstand  der  Abhandlung.  Sie  sind  auf 
10  Tafeln,  wie  es  scheint  naturähnlich,  aber  etwas  grell  dar- 
gestellt. Im  Text  sind  62  Arten  beschrieben ,  die  meist 
nach  der  Fauna  japonica  von  Temminck  und  Schlegel 
bestimmt  sind.  Die  als  neu  betrachteten  Arten  sind  unten 
angegeben. 

lieber  eine  Sammlung  Japanischer  Fische  ,  die  durch 
Morrow  gesammelt  wurden,  gab  Gilt  Nachricht.  Sie  ent- 
hält 18  Arten,  unter  denen  6  neue,  die  unten  namhaft  ge- 
macht werden.     Proc.  Philadelphia  1859.  p.  144. 

Bei  einer  Eruption  des  Vulkans  von  Manna -Loa  auf 
den  Sandwich-Inseln  im  Januar  1859  wurden,  wie  Lyman 
berichtet ,  an  den  Küsten  mehrerer  Inseln  ungeheure  Mas- 
sen todter  Fische  gesehen,  noch  bevor  die  Lava  das  Meer 
erreichte.   Proc.  Boston  Soc.  VII.  p.  38. 

Aus  einer  durch  Bryant  vorgelegten  Fischsammlung 
von  den  Bahama-Inseln  erkannte  Putnam  eine  bemerkens- 
werthe  Aehnlichkeit  mit  der  Fauna  der  Sandwichinscln. 
Proc.  Boston  Soc.  YIL  p.  85. 

In  den  Beports  of  explorations  and  surveys  to  ascer- 
tain  the  most  practicable  and  economical  route  for  a  rail- 
road  from  the  Mississippi  river  to  the  pacific  ocean  Vol.  X. 
Part  IV.  Washington  1859  sind  die  Fische  von  Girard 
bearbeitet.  Dieser  Abschnitt  umfasst  400  Seiten  und  21 
Tafeln  mit  Abbildungen.  Zahlreiche  früher  vom  Verf.  auf- 
gestellte Arten  sind  ausführlicher  beschrieben,  viele  abge- 
bildet. Man  kann  die  hier  aufgezählten  Arten  nicht  als 
eine  Fauna  des  betreifenden  Erdstriches  ansehen ,  da  nur 
die  Arten  erwähnt  sind,  welche  auf  dieser  Expedition  ge- 
sammelt wurden.      VerL    nennt   die    Cataphractcn   und  die 


während  des  .Jahres  1859.  291 

Embiotocoiden  die  vorherrschenden  Familien  dieser  Gegend 
des  nordamerikanischen  Continents,  zusammen  mit  den  Tra- 
chiniden  und  Heterolepiden,  welche  die  Percoiden  und  Cot- 
toiden  in  nähere  Verwandtschaft  zu  bringen  scheinen.  Auf- 
fallend ist  der  völlige  Mangel  der  Sparoiden,  während  die 
übrigen  Familien  doch  mindestens  durch  eine  oder  einige 
Arten  vertreten  sind. 

Die  32  Fische,   welche  am  38.  und  39.  Grade  Nördl. 
Br.  gesammelt  wurden  ,    sind  von  Girard  besonders  ver- 
zeichnet und  mit  Diagnosen  versehen.     Alle  sind  schon  im 
Generalberichte  enthalten.    Hierzu  gehören  wieder  6  Tafeln. 

Am  35^  N.  B.  sind  64  Arten  gesammelt,  die  in  dem- 
selben Bande  Part  VI  von  Girard  verzeichnet  sind.  Hierzu 
14  Tafeln. 

Ebenso  sind  43  Arten  Californischer  Fische  verzeich- 
net und  von  10  Tafeln  begleitet.  Auch  sie  sind  iii  dem 
Generalberichte  enthalten. 

Girard  hat  im  Report  on  the  united  states  and  Me- 
xican  boundary  survey  made  under  the  direction  of  the 
secretary  of  the  interior  by  William  Emory.  Washing- 
ton 1859  den  Abschnitt  über  die  Fische  bearbeitet.  Er 
enthält  85  Seiten  Text  und  41  Tafeln.  Diese  Arbeit  wird 
theils  durch  eine  grössere  Anzahl  neuer  Arten  werthvoll, 
theils  aber  und  besonders  durch  die  zahlreichen  Abbildun- 
gen, die  auch  solche  Arten  darstellen,  welche  bereits  frü- 
her vom  Verf.  kurz  beschrieben  waren.  So  finden  wir  die 
zahlreichen  vom  Verf.  aufg-estellten  Gattungen  und  Arten 
von  Cyprinoiden  durch  hübsche  Abbildungen  veranschau- 
licht, was  nicht  wenig  zur  Kenntniss  derselben  beiträgt. 
Alle  neuen  Arten  und  Gattungen  sind  unten  genannt. 

Lyman  gab  Notizen  über  das  Vorkommen  von  Syngnathus 
Peckianus,  Atherina  notata,  Fundulus  pisculentiis,  Hydrargyra  flavula, 
Cyprinodon  oviuus,  Alosa  vulgaris  und  Spinax  acanlhias  zu  West-Yar- 
moulh  Mass.     Proe.  Boston  Soc.  VH.  p.  75. 


292  Tr  ose  hei:    Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Ichthyologie 

Tcleostci, 

Acauthopteri. 

Wie  schon  oben  erwähnt  worden  ist,  hat  Günther  veisucht 
die  Barschfaniilie  zu  zerfallen,  und  dafür  natürlichere  Familien  zu  be- 
gründen. 

PerCOidei.  Seine  Familie  Percidae  theilt  Günther  in  sechs 
Gruppen:  I.  Percina  mit  den  Gattungen  Perca  Art.,  I'crcichthys  Gir., 
Paralabrax  Gir.,  Labrax  Cuv.,  Lates  Cuv.,  Cnidon  Müll.  Trosch.,  Psani- 
moperca  Rieh.,  Percalabrax  Schleg.,  Acerina  Cuv.,  Percarina  ISordm., 
Lucioperea  Cuv.,  Pileoma  Dekay,  Boleosoma  Dekay,  Aspro  Cuv.,  Etelis 
e.V.,  Centropomus  Lac,  IViphon  C.V.  ,  Enoplosus  Lacep. —  U.  S  e  r  r  a- 
nina  mit  den  Gattungen  Aprion  C.V.,  Apsilus  C.V.,  Centropristis  C.V., 
Callanthias  Lowe,  Anthias  Schneid.,  Any  j)  er  o do7i  n.  geu.,  Prionodes 
Jen.,  Serranus  Cuv.,  Plectropoma  Cuv.,  Trac hyp  oma  n.  gen.,  Polyprion 
Cuv.,  Pogo7ioperca  n.  gen.,  Grammistes  Art.,  Rhyplicus  C.  V.,  Au- 
lacocephalus  Schleg.,  Diploprion  \i.  v.  H. ,  Myriodon  Bris.,  Genyo- 
roge  Cant.  (warum  nicht  der  Name  Diaeope  Cuv.  beibehalten  ?),  Ale- 
soprion  Cuv.,  Glaucosoma  Schleg.  —  III.  Pentaceratina  mit  den 
Gattungen  Pentaceros  C.  V.,  und  Orcosonja  C.V.  —  IV.  Priacan- 
thina  mit  der  Gattung  Priacanthus  C.  V.  —  V.  Apogonina  mit  den 
Galtungen  Ambassis  Conim.,  IMicroichthys  Rüpp.,  Apogon  Lac,  Apo- 
gonichthys  Bleek.  ,  Chilodipterus  Lac  ,  Scombrops  Schleg-  ,  Pomato- 
mus  Risso,  Acropoma  Schleg.  —  VI.  Gryslina  mit  den  (iattungen 
Oligorus  n.  gen.,  Grystes  C.V.  ,  Arripis  Jen.,  Huro  Cuv.,  Peicilia 
Gir.,  Lemhus  n.  gen.,  Ct'ntrarehus  Cuv. ,  Bryttus  C.V.,  Pomotis  C.Y.5 
Anoplus  Schleg.,  0 donto  nect  e  s  n.  gen.,  Dules  C.V. 

Die  neuen  Gattungen  sind  von  Günther  folgendermassen  nn- 
terschieden  : 

Anyperodon  auf  Serranus  leueogrammicus  gegründet,  und  von 
Serranus  durch   den  Mangel  der  Gaunienzähne  unterschieden. 

Trachypoma  nach  einer  neuen  Art  T.  macracanlhus  von  den 
Norfolkinseln  aufgestellt  und  von  Plectropoma  durch  den  Mangel  der 
Hundszähne  zwischen  den  Ilechelzähnen  abweichend. 

Pogono perca  auf  Grammistes  punetatus  gegründet,  unter- 
scheidet sieh  von  Grammistes  hauptsächlich  durch  das  Vorhandensein 
eines  Bartfadens  am  Unterkiefer.  Die  Art  war  anfänglich  p.  169  für 
neu  gehalten  und  P.  ocellata  genannt,  später  p.  504  als  Gr.  punetatus 
anerkannt. 

Oligorus  von  Grystes  abgetrennt;  hat  11  Dornen  in  der 
Rückenflosse,  Grystes  10;  am  Deckel  eine  Spitze,  Grystes  2;  kleine 
Schuppen,  Grystes  massige  ;  wenige  (3)  Appcndices  pyloricac,  Grystes 


wiilneiul  des  Jalires   1859.  293 

viele  (14);  lebt  in  Australien,  Giystes  in  Nordamerika.  Während  G. 
macquariensis  C.V.  und  Centropristis  gigas  Owen  zu  Oligoriis  gezählt 
werden,  bleibt  salmonoides  als  einzige  Art  bei   Grystes. 

Lembus.  Ohne  Seitenlinie  ;  6  Kiemenhautslrahlen,  keine  Pseu- 
dobranchien ;  Körper  spindelförmig,  Mundspalte  ziemlich  weit,  mit 
längerem  Unterkiefer;  samnjetförmige  Zähne  in  den  Kiefern  und  am 
Vouier,  keine  Hundszähne,  keine  Gaumenzähne;  Deckelstücke  unbe- 
Avaffnet ;  zwei  Dorsalen,  die  erste  mit  7  dünnen  Dornen,  Analdor- 
nen undeutlich;  ziemlich  kleine  Ctenoidschuppen  ;  Schwimmblase 
vorhanden.     L.  maculatus  aus    dem   süssen  Wasser  in  Ecuador. 

Odontonectes  auf  Caesio  erythrogaster  C.V.  gegründet,  dem 
wahrscheinlich  noch  andere  Arten,  wie  C.  lunaris,  folgen  müssen; 
wegen  der  deutlichen  Binden  von  Gaumen-  und  Vomerzähnen  nicht 
zu  Caesio,  wegen  des  nicht  sehr  vorstreckbaren  iMundes  nicht  zu  den 
Maeniden  zu  rechnen.  Die  äussere  Reihe  der  Hechelzähne  ist  grös- 
ser in  den  Kiefern,  sehr  kleine  Hundszähne;  die  Basalhälfte  der  Dor- 
sale schuppig;  der  Winkel  des  Vordeckels  sehr  schwach  gesägt; 
Schuppen   ohne  deutlichen  Kamm. 

An  neuen  Arten  sind  ausserdem  von  Günther  aus  seiner  Fa- 
milie Percidae  I.e.  aufgestellt:  Psamnioperca  macroplera  aus  Austra- 
lien ,  Anthias  asperilinguis  aus  Südamerika  und  A.  longimanus  un- 
bekannten Vaterlandes  ;  Serranus  Nigri  aus  dem  Niger,  /S.  margarili- 
fer  aus  Südamerika,  S.  ptmctatissimus  aus  China,  -S.  spiniger  ohne 
Angabe  des  Vaterlandes,  S.  cylindricns  von  Madagaskar;  Pleclropoma 
annulatuvi  unbekannten  Vaterlandes,  V.  ocellatum  aus  Australien,  P. 
cinclum  von  den  Norfolk  -  Inseln ;  Ventaceros  decacanihus  aus  dem 
stillen  Ocean;  Ambassis  robustus  von  Borneo  ;  Apogon  Rüppellii  aus 
Australien,  A.   Victoriae  aus  Australien. 

Von  anderen  Schriftstellern  sind  aus  dieser  Familie  an  neuen 
Arten  beschrieben  :  Serranus  Wandeersii  Bleeker  Natuurk.  Tijdschr. 
Ned.  Indie  XVII.  p.  152  von  Bali  ;  —  Mesoprion  Ophuysenii  Bleeker 
Sumatra  8  1.  c. ;  —  Ambassis  Kopsii  Nat.  Tijdschr.  Ned.  Indie  XV. 
p.  253  von  Singapore  ;  —  Pomo««s  Popen' Girard  Report  1.  c.  p.  26  aus 
dem  Colorado -River.  —  P.  gutlatus  Morris  Troc.  acad.  Philadelphia 
1859.  p.  3  aus  der  Nähe  von  Philadelphia.  —  Seinen  Pomotis  obesus 
erklärt  Girard  ib.  p.  64  nunmehr  für  der  Gattung  Bryttus  angehörig. 
—  Dasselbe  gilt  ib.  p.  158  von  Pomotis  chaetodon  Baird.  —  lieber 
die  Synonymie  einiger  Pomotis  -  Arten  s.  Putnam  Boston  Proc. 
Yll.  p.  34. 

D  actyl  ose  opus  Gill  Proc.  Philadelphia  p.  132  ist  eine  neue 
Gattung  ,  welche  sich  von  Uranoscopus  durch  den  Mangel  der  Gau- 
menzähne und  durch  dreistrahlige  Bauchflossen  unterscheidet.  Auch 
den  Uranoscopus  macropygus  Richards,  sieht  Verf.  als  eigene  Gattung 


294  Tioschcl:    Bericht  üb.  d.  Leist.  in    d.  Ichthyologie 

L  cptosco  pu  s  an.     Beide  Gattungen    werden    folgendermassen  cha- 
rakterisirt  : 

D actyl 0 sc  optis.  Dentes  palatini  et  vomerini  nulli ;  pinnae 
ventrales  radiis  tribus  articulatis,  approximatae;  pinna  dorsalis  ante 
anum  incipiens.    D.  tridigitatus  aus  dem  Caraiben-Meere. 

L  epto  s  copu  s.  Dentes  palatini  et  vomerini;  pinnae  ventra- 
les distantes  ,  radiis  spinosis  et  quinque  ramosis;  pinna  dorsalis  post 
anum  incipiens.     L.  macropygiis  von  Australien. 

Bleeker  beschreibt  Sillago  nialabarica  Cuv.  ,  niaculata  Q.  G., 
japonica  T.  Sehr.,  chondropus  Blkr.  und  macrolepis  Blkr.,  und  zwar 
die  letztere  als  neu.  Diese  Arten  werden  zur  leichteren  Bestimmung 
in  eine  schematische  Uebersicht  gebracht.  Natuurk.  Tijdschr.  Ked. 
Indie  XVII.  p.  157. 

PoUjnemus  octonenms  Girard  Mexican  boundary  p.  19.  pl.  10. 
fig.  5 — 9  aus  Texas. 

Die  Galtung  Aphredoderus  erhebt  Günther  Catalogue  p.  271 
zur  eigenen  Familie  wegen  der  Lage  des  Afters  vor  den  Bauchflossen 
an  der  Kehle  und  wegen  der  grösseren  Zahl  (mehr  als  fünf)  der 
Bauchflossenstrahlen. 

Berycidae.  Unter  diesem  Namen  vereinigt  G  ü  nth  e  r  Catalogue 
folgende  Gattungen  zu  einer  eigenen  Familie:  Monocentris  Schneid., 
Hoplostethus  e.V.,  Trachichthys  Shaw,  Anoplogasler  n.  gen.  durch 
den  Mangel  der  Schuppen  ausgezeichnet  und  auf  Hoplostethus  cornu- 
tus  e.V.  gegründet,  Heterophthalmus  Bleek.,  Beryx  Cuv.,  Polymixia 
Lowe,  Myripristis  Cuv.,  Holocentrum  Art.,  Rhynchichthys  C.V. 

]\eue  Arten  dieser  Familie  sind  bei  Günther:  Trachichlhys 
elongatus  von  Neu-Seeland,  Beryx  affinis  von  Australien,  Polymixia 
Lowei  von  Cuba,  Myripristis  trachypoma  von  Cuba,  Holocentrum  für- 
calum  aus  der  Südsee,  Hol.  macropns  von  Isle  de  France,  Hol.  ery- 
thraeiim  von  Christoval,  Hol.  microstoma  \ox\  Amboina,  Hol.  laere  vom 
Louisiade  Archipel,  den  Salomonsinseln  und  Amboina. 

Pristipomatidao.  Günther  setzte  Catalogue  1.  c.  aus  einem  Theile 
der  Percoiden  ,  Sciaenoiden,  Sparoiden  und  Maeniden  eine  eigene 
Familie  zusammen,  die  sich  hauptsächlich  durch  den  meist  zahnlosen 
Gaumen  von  den  Percidae  unterscheiden  würde  ,  von  den  Sparidae 
durch  den  Mangel  schneidender  Zähne  in  den  Kiefern  und  seitlicher 
Mahlzähne.  Dahin  gehören  die  Gattungen  Therapon  Cuv.,  Helotes 
Cuv.,  Macquaria  C.V.,  Pristipoma  Cuv.,  Conodon  C.V.,  Haemulon  Cuv., 
Hapalogenys  Richards.,  Diagramma  Cuv.,  Hyperoglyphe  n.  gen., 
Lobotes  Cuv.,  Datnioides  Bleek.,  Gerres  Cuv.,  Scolopsis  Cuv.,  Hete- 
rognathodon  Bleek.,  Dentex  Cuv.,  Synagris  n.  gen.,  Pristiponioides 
Bleek.,  Pentapus  Cuv.,  Chaetopterus  Schleg. ,  Aphareus  C.V-,  Maena 
Cuv.,  Smaris  Cuv.,  Caesio  Conun.,  Erythrichthys  Schleg.,  Penlaprion 
Bleek..  Folycentrus  T^lüll.  Trosch. 


während  des  Jahres  1859.  295 

Die  beiden  neuen  Gener«!  sind: 

II  yp  er  0  g  I  y  phe  auf  Diagramma  porosa  Richards,  gegründet: 
Körper  länglich,  comprimirt ;  Augen  massig,  Schnauze  stumpf,  Mund- 
spalte schief  mit  vorstehendem  Oberkiefer;  zwei  kaum  vereinigte 
Dorsalen,  die  erste  viel  niedriger  als  die  zweite,  mit  acht  kurzen 
Dornen  ;  After.'iosse  mit  sehr  dünnen  Dornen,  sieben  Kiemenhautstrah- 
len;  Kiefer  mit  hecheiförmigen  Zähnen,  ohne  Hundszähne;  Gaumen 
(roof  of  the  mouth)  mit  einer  tiefen  Längsfurche;  Schuppen  klein, 
cycloid;  Schwimmblase  einfach,  zahlreiche  Appendices  pyloricae. 

Synagris  enthält  19  von  Dentex  abgetrennte  Arten,  die  sich 
hauptsächlich  dadurch  unterscheiden  sollen,  dass  sich  auf  dem  Prae- 
opercuhmi  drei  Schuppenreihen  befinden,  während  Dentex  deren  meh- 
rere besitzt.  Ausserdem  ist  ihr  Körper  langstreckiger,  die  zweite 
Rückenflosse  hat  neun  weiche  Strahlen  (bei  Dentex  10 — 12). 

An  neuen  Arten  sind  aus  dieser  Familie  bei  Günther  be- 
schrieben: Therapon  miicolor  Neu  -Süd -Wales  ;  Pristipoma  tcrribile 
ohne  Vaterlandsangabe;  Haemulon  microphthalmum  aus  Amerika,  H. 
macrostoma  von  Jamaica,  //.  chrysargyreum  aus  dem  Caraibenmeere; 
Diagramma  affine  von  Australien,  D.  reticulalnm  von  China,  D.  ni- 
tidum  von  Australien  ;  Gerres  otatus  von  Australien,  G.  Nigri  aus  dem 
Niger,  G.  squamipinnis  aus  dem  Caraibenmeere;  Dentex  praeorhitalis 
vom  Cap ;  Pentapus  paracHseus  von  Sumatra;  Caesio  cylitidricus  von 
Madagaskar. 

Dentex  halinensis  Bleeker  Nat.  Tijdschr.  Ned.  Indie  XVII.  p.  155 
von   Bali. 

Sciaenoidei.  Girard  stellte  Mexican  boundary  1.  c.  Amblodon 
neglecttis  p.  12.  pl.  5.  fig.  G — 10  vom  Rio  grande  del  Norte  ,  so  wie 
Umbrina  phalaena  p.  13.  pl.  5.  fig.  1 — 5  von  Texas  als-  neue  Arten  auf. 
Daselbst  gründete  er  auch  die  folgenden  beiden   Gattungen  : 

Orthopristis  Mund  klein.  Ober-  und  Unterkiefer  mit  kleinen 
konischen  Zähnen;  Rand  des  Vordeckels  fast  gerade  und  fein  gesägt;- 
eine  Rückenflosse  ;  drei  kleine  Dornen  in  der  Afterflosse,  nach  hinten 
an  Grösse  zunehmend.  Steht  zwischen  Haemulon  und  Pristipoma, 
würde  also  in  G  ü  n  t  h  e  r's  Familie  Pristipomidae  gehören.  0.  duplex 
p.  15.  pl.  9.  fig.  1 — 4  aus  Texas. 

Neomaenis  auf  Lobotes  emarginatus  Baird  und  Girard  ge- 
gründet, also  gleichfalls  zu  den  Pristipomidae  gehörig.  Mund  gross, 
nicht  sehr  vorstreckbar;  Kiefer  gleich,  sammelarlige  Zähne  längs  der 
Mitte  und  vorn  am  Vomer,  am  Gaumen  und  an  den  Kiefern,  an  letz- 
teren aussen  eine  Reihe  grösserer  ,  zwei  Hundszähne  am  Ende  des 
Oberkiefers;  Zunge  glatt  und  zahnlos;  Rand  des  Präoperculums  fein 
gesägt;  Kiemenspalte  unten  vereinigt,  sieben  Kiemenhautstrahlen ;  eine 
Rückenflosse,  Schwanzflosse  abgestutzt ;  drei  Dornen  in  der  Afterflosse. 
N.  emargi'fiatus  p.  18.   pl.  9>  fig.  5 — 8. 


296  Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leisf.    in  d.  Ichthyologie 

Amhlodon  saturnus  Girard  Reports  1.  c.  p.  98  aus   Californien. 

Sparoidei.  Günther  fasst  die  Familie  der  Sparoiden  in  sei- 
nem Catalogue  anders  als  bisher  gewöhnlich,  und  setzt  den  Charakter 
hauptsächlich  in  das  Vorhandensein  von  schneidenden  Zähnen  am 
vorderen  Theile  der  Kiefer,  oder  Älahlzähnen  an  den  Seiten.  Diese 
Familie  zerfällt  dann  in  fünf  Gruppen: 

1)  C  antharina.  Vorn  schneidende  Zähne,  keine  Mahl-  oder 
Vomerzähne,  die  unteren  Brustflossenstrahlen  verzweigt.  Mit  den  Gat- 
tungen Cantharus  Cuv.,  Box  Cuv, ,  Scatharus  C.V.,  Oblata  Cuv.,  Cre- 
nidens  C.V.,  Pachymetopon  n.  gen.,  Dipterodon  C.V.,  P  r  ot  er  a- 
cartthus  n.  gen.,  Girella  Gray,  Doydixodon  Val.,  Tephraeops  n. 
gen.,  G  y  mnocr  ota  phu  s  n.  gen. 

P  achymet  0  p  on.  Wangen  schuppig,  verticale  Flossen  mit 
Schuppen  bedeckt;  Rückenflosse  mit  11  Dornen.  Eine  neue  Art  P. 
grande  ohne  Fundorisangabe. 

P  r  0  t  er  acanthu  s  auf  Crenidens  sarissophorus  gegründet. 
Dreispitzige  Schneidezähne  ,  Wangen  schuppig  ,  ein  liegender  Dorn 
vor  der  Rückenflosse. 

T ephr  aeop  s  auf  Crenidens  tephraeops  Richards.  (T,  Richard- 
soni  genannt)  und  Cr.  zebra  Rieh,  gegründet.  Wangen  schuppig, 
Deckel  nackt,  14  Dornen  der  Rückenflosse,  Schuppen  sehr  klein. 

Gymn  ocr  0  t  aphus.  Wangen  nackt,  Deckel  schuppig,  10  Dor- 
nen der  Rückenflosse.     Eine  neue    Art  G.  curvidens  vom  Cap. 

Ausserdem  ist  eine  neue  Art  Girella  zonala  aus  dieser  Gruppe 
beschrieben. 

2)  Haplo  dac  tylina.  Vorn  schneidende  Zähne,  keine  Mahl- 
zähne ;  die  unteren  Brustflossenstrahlen  einfach.  Kur  die  Galtung 
Haplodactylus  C.V. 

Haplodactylus  lophodon  von  Neu-Süd-Wales. 

3)  Sargina.  Vorn  schneidende  Zähne,  an  den  Seiten  der 
Kiefer  Mahlzähne.     Mit  den  Gattungen   Sargus  Cuv.  und  Charax  Risso. 

Sargiis  ambassi$   von  Neu-York. 

4)  Pag  rin  a.  Vorn  konische  Zähne,  an  den  Seiten  der  Kie- 
fer Mahlzähne.  Mit  den  Gattungen  Lethrinus  Cuv.,  Sphaerodon  Rüpp., 
Fagrus  Cuv.,  Pagellus  C.V,,  Chrysophrys  Cuv. 

Neue  Arten  dieser  Gruppe:  Lethrinvs  Richardsonii  (Lethv.  hae- 
matopterus  Richards.)  von  China,  Lethr.  glyphodon  aus  dem  Louisiade- 
Archipel,  Pagellus  Owenii  (Pagellus  acarne  Parn.)  von  den  britischen 
Küsten,  Chrysophrys  aiistralis  von  Australien. 

5)  P  i  m  el  ep  tc  r  ina.  Vorn  schneidende  Zähne,  Zähne  am 
Gaumen.  Nur  die  Gattung  Pimelepterus  Lacep.  und  als  Anhang  die 
Gattung  Boridia  C.V. 

In  der  Familie  Mullidae  ,  die  Günther  Catalogue  1.  c.  als 
selbstständige  Familie  anerkennt,  nimmt  derselbe  die  Gattungen  Upe-» 


wahrend  des  Jahres  1859.  297 

neoides  Bleek.,  Upcneichthys  Bleek.,  Miillus  L  ,  iMuIloides  Bleek.  und 
Upeneus  C.V.  an.  Neue  Arten  sind  von  Günther  in  dieser  Familie 
nicht  aufgestellt. 

Etheostomidae.  Zwei  neue  Gattungen  in  dieser  Familie  stellte 
Girard   Proc.  Philadelphia   p.  G4  auf: 

Arlina.  Körper  spindelförmig,  Kopf  konisch,  Schnauze  ziem- 
lich stumpf,  Oberkiefer  vorstehend  ,  wodurch  der  Mund  eine  untere 
Lage  bekommt;  3Iundspalte  massig,  fast  horizontal,  mit  deutlichen 
Lippen  umgeben;  Deckel  schuppig,  AVangen  und  Kehle  nackt;  llük- 
kenflossen  deutlich,  die  erste  niedriger  als  die  zweite  und  länger  als 
hoch;  Afterflosse  kleiner  als  die  zweite  Rückenflosse;  Schwanzflosse 
hinten  abgestutzt.  Die  Art  heisst  Arlina  effulgens  und  lebt  in  den 
Zuflüssen  des  Potomac-River. 

Estrella.  Körper  spindelförmig  und  comprimirt,  Kopf  ko- 
nisch, ziemlich  stumpf;  Mund  massig  ,  etwas  protractil  ,  mit  horizon- 
taler Spalte,  Unterkiefer  kürzer;  Deckel,  Wangen  und  Kehle  schup- 
pig; erste  Rückenflosse  fast  so  hoch  ^^ie  die  zweite  und  mit  ihr  ver- 
einigt; Afterflosse  kleiner  als  die  zweite  Rückenflosse;  Schwanz- 
flosse abgestutzt.  E.  atromaculala  aus  dem  Potomac-River  bei  Wa- 
shington. 

Girard  hebt  dann  ib.  p.  ßQ  hervor,  dass  Percina  nebulosa  aus 
dem  Susquehanna-River  auch  indem  Potomac-River  gefunden  werde ; 
—  dass  Etheostoma  caprodes  Rafin.  in  die  Gattung  Percina  Hald.  ge- 
höre, welcher  Name  die  Priorität  vor  Pileoma  Dekay  habe;  ebenso 
gehören  Peleoma  semifasciatum  ,  zebra  und  carbonaria  der  Gattung 
Percina  an. 

Ferner  stellte  Girard  ib.  p.  67  eine  neue  Gattung  Oligoce- 
pkalns  auf.  Kopf  klein,  subkonisch,  Mund  terminal,  massig,  nicht 
protractil;  Kiefer  gleich,  mit  dünnen,  deutlichen  Zähnen  in  vielen  Rei- 
hen, die  äusseren  grösser;  Deckel,  Wangen  und  Kehle  schuppenlos; 
erste  Rückenflosse  niedriger  als  die  zweite;  Afterflosse  kleiner  als 
die  zweite  Rückenflosse,  und  mit  zwei  kleinen  Dornen;  der  äussere 
Strahl  der  ßauchflossen  ist  gleichfalls  ein  kleiner  Dorn.  Schwanz- 
flosse abgerundet.  Dahin  Poecilichthys  lepidus,  Oligocephalns  hiime- 
ralis  n.  sp.  und  Etheostoma  Linsleyi  Storer. 

Eine  andere  neue  Gattung  Alvordius  unterscheidet  Girard 
ib.  p.  67  von  lladropterus  durch  nackte  Deckel,  Wangen  und  Kehle, 
dass  die  erste  Rückenflosse  länger  und  niedriger  ist  als  die  zweite, 
welche  der  Afterflosse  gleich  ist,  und  durch  die  ausgerandete  Schwanz- 
flosse. A.  maciilatus  aus  dem  Huronensee. 

Endlich  wird  ib.  p.  68  Cotonotus  fascialus  als  neue  Art  be- 
schrieben. 

Hadroplerus  maculatus  aus  dem  Potomac-River  und  Shnmardi 
aus  dem  Arkansas-River  sind  neue  Arten   von   Girard  ib.  p.  100. 


298  Troschcl:   Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.   Ichthyologie 

Eine  fernere  neue  Gattung,  verwandt  mitCatonotus,  ist  ib.  p.  101 
Alvariii  s  genannt  worden.  Ihr  Kopf  ist  verlängert  und  zugespitzt, 
Mund  terminal,  gross,  nicht  protractil,  Unterkiefer  länger;  Zähne  sehr 
klein,  Deckel,  Wangen  und  Kehle  schuppig;  erste  Rückenflosse  fast  so 
hoch  wie  die  zweite,  Afterflosse  viel  kleiner  als  die  zweite  Dorsale, 
Schwanzflosseabgestutzt;  fünf  weiche  Strahlen  in  den  Bauchflossen, 
Ventralschuppen  gleichartig.  Ä.  lateralis  aus  dem  Rio  grande  del  Körte. 

Rafinesque  hat  die  Gattung  Etheostoma  in  zwei  Subgenera  ge- 
theilt,  je  nachdem  die  beiden  Rückenflossen  vereinigt,  Aplesion,  oder 
getrennt,  Diplesion,  sind.  In  letztere  gehört  E.  blennioides  und 
eine  neue  Art  von  Girard:  D.  fasciatus  aus  dem  Chihuahua-River ; 
aus  der  ersteren  beschreibt  derselbe  eine  neue  Art  A.  Potsii,  welche 
mit  der  vorigen  das  Vaterland   theilt.     Ib.  p.  101. 

Daselbst  p.  102  beschreibt  Girard  drei  Arten  Oligocephalus  : 
0.  Grahami  aus  Devil's-River  in  Texas,  leonensis  aus  dem  Rio-Leona 
in  Texas   und  pulchellus  aus  Zuflüssen  des  Canadian-River. 

Boleosoma  gracile  Girard  ib.  p.  103  aus  Texas. 

Boleichthys  Girard  nov.  gen.  zwischen  Boleosoma  und 
Oligocephalus  ib.  p.  103.  Kopf  konisch,  Kiefer  fast  gleich,  Mund  ter- 
minal ,  schwach  protractil,  massig;  Kiemendeckel  schuppig,  Wangen 
und  Kehle  nackt ;  die  beiden  Rückenflossen  deutlich  getrennt,  die 
erste  niedriger  als  die  zweite  ;  Afterflosse  wohl  entwickelt,  obwohl 
etwas  kleiner  als  die  zweite  Rückenflosse  ;  Schwanzflosse  abgestutzt 
oder  halbmondförmig.  B.  exilis  aus  Zuflüssen  des  obern  Missouri, 
B.  Whipplii  aus  Arkansas ,  B.  elegans  aus  Texas  ,  B.  Warreni  vom 
obern  Missouri. 

Catapbracti.  Den  Namen  Peristedion  ändert  Kaup  in  Peri- 
stethus  um,  weil  er  schlecht  gebildet  sei,  (ich  halte  dergleichen 
Aenderungen  der  Wissenschaft  nur  für  nachtheilig)  und  beschreibt 
eine  neue  Art  P.  Rieffeli  von  China.     Proc.   zool.  soc.  p.  103. 

In  der  Cottoidengruppe  stellte  Gill  drei  neue  Gattungen  auf 
Proc.  Philadelphia  ip.lGd: 

Ceralocottns,  verwandt  mit  Aspicottus  Gir.  (Clypeocottus 
Ayres) ,  aber  unterschieden  durch  die  Form  des  Kopfes,  und  durch 
die  Abwesenheit  der  Zähne  am  Vordertheile  des  Vomer.  Die  einzige 
Art  ist  Cottus  diceraus  Pallas. 

Boreocottns  mit  fast  rhombischem  Kopfe,  zwei  einfachen 
Dornen  am  Vorderdeckel ,  Vomerzähnen  und  sechs  Kiemenhautstrah- 
len.     Eine  neue  Art  ß.  axillaris  aus  der  Behrin<xsstrasse. 

Porocotlus,  verwandt  mit  der  vorigen  Galtung,  aber  unter- 
schieden durch  die  nackte  Haut,  einen  hakenförmigen  Dorn  am  Vor- 
deckel, das  Fehlen  einer  Längsrippe  am  Deckel  ,  zahlreiche  Poren 
und  nur  fünf  Kiemenhautstrahlen.  Eine  neue  Art  P.  quadrifdis  aus 
der  Behrinffsstrasse. 


während  des  Jahres  1859.  299 

Girard  erhebt  seinen  Blepsias  oculo-fasciatns  zu  einer  eige- 
nen Gattung  Nautichthys  Report  e.xplor.  and  surv.  p.  74.  Sie  un- 
terscheidet sich  von  Blepsias  durch  die  Abwesenheit  häutiger  An- 
hänge, dadurcli,  dass  die  erste  llückeuflosse  höher  ist  als  die  zweite, 
durch  die  Afterllosse ,  welche  niedriger  als  die  zweite  Bückenflosse; 
durch  die  durch  eine  breite  Brücke  getrennten  Kienienspalten  und 
durch    die  längeren  und  schlankeren   Bauchflossen. 

Chiropsis  nebulosiis  von  Fort  Steilacooni,  Puget  Sound  und  Oli- 
gocottus  globiceps  von  Californien  sind  neue  Arten  von  Girard  Re- 
port 1.  c.  p.  45  und  58. 

Die  Gattung  Gasterosteus  sieht  Günther  Catalogue  als  eine 
besondere  Familie  an,  mit  der  er  die  ganze  Reihe  der  Fische  be- 
ginnt. Er  nimmt  11  Arten  an,  deren  12  führt  er  als  zweifelhaft  oder 
nicht  genügend  charakteiisirt  auf. 

Kessler  beschreibt  einen  neuen  Stichling  Gasterosteus  platy- 
gaster  mit  neun  freien  Rückenstacheln,  mit  breitem,  hinten  abgerun- 
deten ßeckenschilde  und  kurzen  Bauchflossenstacheln;  bis  2^^  Zoll 
lang,   im  schwarzen  Meere.     Bulletin  de  3Ioscou  II.  p.  202. 

SciQäinipeilI18S.  Chaetodon  trtincatvs  Kner  AViener  Sitzungsbe- 
richte XXXIV.  p.442.  Taf.  II.  von  Sidney. 

Pialax  melanosoma  und  Uolacanthus  dimidialtis  Bleeker  Am- 
boina  11.  1.  i,. 

Ephippus  zo7iaius   Girard  Report  i.  c.  p.  110  von  Californien. 

Scomberoidei.  Pelamys  Uneolata  und  Trachiirus  boops  Girard 
Report  ct.  p.  106  von  Californien. 

Atwood  zeigte  einen  IS'aucrates,  der  in  dem  Hafen  von  Pro- 
vincetown  gefangen  war.  Er  vermuthet,  dass  er  dahin  einem  nordi- 
schen Wallfischfahrer  gefolgt  sei,  der  wenige  Tage  zuvor  daselbst 
angekommen  war.  Proc.  Boston  soc.  VII.  p.  4.  Uebrigens  hat  der 
Pilot  eine  weite   Verbreitung. 

Chorineimis  lanceolatus  Girard  Mexican  boundary  p.  21.  pl.  11. 
flg.  5  von  Texas. 

Auf  Lichia  Carolina  gründete  Girard  Mexican  boundary  p.  22 
eine  neue  Gattung  Z)  o?«o  c/on  mit  folgenden  Charakteren:  Kopf  klein, 
Schnauze  stumpf  abgerundet,  Mund  unterhalb;  Mund  klein,  sammet- 
artige  Zähne  an  den  Kiefern  und  vorn  am  Vomer,  keine  an  Gaumen 
und  Zunge;  Körper  ziemlich  kurz,  kleinschuppig;  Seitenlinie  unbe- 
waffnet; Dornen  der  Rücken   und  Afterflosse  durch   Haut  vereinigt. 

Auf  Seriola  cosmopolita  und  eine  neue  Art  gründet  G  i  rard  ib. 
p.  21  eine  neue  Galtung  C  hl  o  r  o  scombrus.  Längliche  schmale 
Haufen  sammelartiger  Zähne  an  Kiefern,  Vomer  unc  Gaumen  ;  Zunge 
glatt,  Mund  ziemlich  klein  und  schwach  vorstreckbar,  Mundspalte 
schief,  Unterkiefer  vorstehend,  Körper  kurz,  hoch,  schuppig,  Seiten- 
linie unbewaffnet:    Brustflossen    sichelförmig;  zwei  kleine  Domen  in 


300  Troschcl:    Berieht   üb.  d.  Leist.  in  d.  Ichthyologie 

der  Afterflosse;  Bauchflossen  Idein ;  ein  kleiner  horizontaler  Dorn  vor 
der  Rückenflosse.  Die  neue  Art  heissiChl.  caribaens  und  stammt  von 
der  St.  Josephs-Insel  in  Texas. 

Zeus  ocellalus  Storer  von  Provincetown  Mass.  Proc.  Boston 
Soc.  VI    p.  386. 

Taenioidei.  Trachypterus  altivelis  Kner  Wiener  Sitzungsber. 
XXXIV.  p.437.  Taf.  I  von  Chile. 

Mugiloidei.  ßleeker  gab  Natuurk.  Tijdschr.  Ned.  Indie  XVI. 
p.  275  einen  Conspectus  specierum  Mngilis  Archipelagi  indici  analy- 
licus  heraus,  und  unterschied  darin  21  Arten. 

Mugil  Eiigeli,  Troscheli  und  Ophuyseni  Bleeker  Sumatra  8.  1.  c. 
—  M.  Berlandieri  (lirard  Mexican  boundary  p.  20.  pl.  10.  fig.  1 — 4 
von  Texas. 

Blennioidei.  In  dieser  Familie  sind  mehrere  neue  Arten  und 
Gattungen  aufgestellt  worden: 

Von  Girard  Mexican  boundary  p.  27:  Blemiius  miiltifilis  aus 
Texas  und  Eleotris  swnnuletihts  von  der  Mündung  des  Rio  grande 
del  Norte. 

Von  Kessler  Bulletin  de  Moscou  II.  p.  230 :  Blennius  melanio 
von  Sewastopol. 

Von  Bleeker  Pelroskirtes  Heyligeri  von  Palembang  auf  Su- 
matra Natuurk.  Tijdschr.  XVI.  p.  340  und  Salarias  Goesei  IVieuvv-Guinea 
I.   c.  von   Doreh. 

Eine  kurze  Notiz  von  Gervais  über  einen  kleinen  Fisch  in 
den  Flüssen  des  südlichen  Frankreich  Blennius  Varus  Bonap.  (Ich- 
thyocoris  varus)  findet  sich   Revue  de  Zoologie  p.  347. 

Entomacrodns  Gill  Proc.  Philadelphia  p.  168  ist  eine  neue 
Gattung,  die'  sich  von  Salarias  durch  die  langstreckigere  Gestalt,  durch 
getrennte  Rückenflossen  und  durch  die  Abwesenheit  von  Anhängen 
über  den  Augen  unterscheidet.  Die  Hundszähne  des  Unterkiefers  sind 
stark  entwickelt.  Die  neue  Art  E.  nigricans  lebt  bei  der  Insel 
Barbados. 

Xiphidion  Girard  nov.  gen.  Report  expl.  and  surv.  p.  119. 
Körper  sehr  stark  verlängert  und  zusammengedrückt;  Kopf  klein, 
Mund  gross;  Hundszähne  vorn  in  den  Kiefern,  kleine  konische  Zähne 
an  dem  Zwischen  -  und  Unterkiefer  ,  oben  in  zwei  ,  unten  in  einer 
Reihe,  keine  Zähne  an  Vonier  und  Gaumen;  Kiemenspalten  unten 
vereinigt;  Rückenflosse  dornig,  fast  den  ganzen  Rücken  einnehmend 
und  mit  der  Schwanzflosse  vereinigt  ;  Afterflosse  weich  ,  ohne  Dor- 
nen, gleichfalls  mit  der  Schwanzflosse  vereinigt;  Schwanzflosse  klein, 
aussen  abgerundet  ;  keine  Bauchflossen  ;  sehr  kleine  Brustflossen  ; 
keine  Schuppen;  einige  Schleimlinien.     A'.  mncosvm  von  Californien. 

JSeoclinns  ist  eine  neue  Gattung  von  Girard  in  Report 
explor.  and  surv.  p.  114.     Körper  langstreckig  und  stark  comprimirt, 


während  des  Jahres  1859.  301 

mit  ziemlich  kleinen  Cycloidschuppcn  ;  Kopf  massig,  vorn  stumpf,  oben 
mit  häutigen  L.ippen  oder  Tentakeln;  Zähne  an  dem  Zwischenkiefer, 
Unterkiefer,  Vomer  und  Gaumen,  eine  Doppelreihe  am  Vorderende 
der  Oberkiefer,  eine  Reihe  am  Gaumen;  Kiemenspalten  unten  verei- 
nigt; sechs  Kiemenhautstrahlen ;  eine  Rückenllosse ;  Schwanzflosse 
abgerundet;  Afterflosse  lang;  Bauchflossen  mit  drei  gegliederten  Strah- 
len und  einem  rudimentären  Dorn  ,  unter  den  Brustflossen  ,  oder  ein 
wenig  vor  ihnen  ;  Brustflossen  breit  und  gerundet.  Eine  neue  Ai t 
iV.  Blanchardi  von  Californien.  —  Derselbe  Verf.  beschreibt  Proc. 
Acad.  Philadelphia  p.  56  eine  zweite  Art  dieser  Gattung  N.  saiiricvs 
aus  der  Bay  von  Monterey. 

Centronohis  suhfrenatiis  Gill  Proc.  Philadelphia  p.  146  von 
Japan.  Verf.  stellt  den  Namen  Centronotus  als  den  älteren  für  den 
Cuvier'schen  Gunnellus  wieder  her. 

Gobioidei.  Aus  dieser  Familie  beschreibt  Gi  ra  rd  Mexican  boun- 
dary  p.  24  sechs  neue  Arten,  nämlich:  Gobione  litis  hastalus,  Go- 
hius  lyricus  ,  Würdematmi ,  catulus ,  gulosus  und  Gobioso  ma  mole" 
stum  sämmtlich  aus  Texas.  Zu  der  Gattung  Gobionellus  zieht  Verf. 
die  langstreckigen  und  beschuppten  Gobien  mit  zwei  Rückenflossen, 
langer  Afterflosse  und  spitziger  Schwanzflosse.  Dahin  gehören  G.  lan- 
ceolatus,  bacalaus,  smaragdus  und  brasiliensis.  Die  Galtung  Gobio- 
soma  umfasst  die  schuppenlosen  Gobien  ,  ausser  obiger  Art  noch  G. 
alepidotus. 

Von  Kessler  finden  sich  Bulletin  de  Moscou  II.  p.  244  und 
260  zwei  neue  Arten  aus  dem  Schwarzen  Meere  beschrieben  :  Gohins 
Tvaultetleri  und  G.  pellvcidvs. 

Rhinogobius  similis   Gill.   Proc.  Philadelphia  p.  145  von  Japan. 

Luciogobius  ist  der  Name  einer  neuen  Gattung  von  Gill 
Proc.  Philadelphia  p.  146  aus  der  Gobioidenfaniilie  ,  die  sich  beson- 
derrs  durch  die  hechtartige  Lage  von  Rücken-  und  Afterflosse  und 
durch  die  geringe  Zahl  der  einfachen  Strahlen  auszeichnet.  Die  neue 
Art  L.  gutlatus  stammt  von  Japan. 

Eine  andere  neue  Gattung  stellte  Gill  unter  dem  Namen 
Evorthodus  auf.  Dieselbe  bildet  ein  Verbindungsglied  zwischen 
der  Gruppe  Solinae  mit  spitzen  und  Tridentigerinae  mit  dreispitzigen 
Zähnen.  Sie  hat  einreihige,  zusammengedrückte,  geiade,  ausgerandete 
Zähne,  die  im  Unterkiefer  fast  horizontal  liegen.  Die  neue  Art  E. 
breviceps  lebt   auf  der  Insel  Trinidad.     Proc.  Philadelphia  p.  195. 

Gill  hat  auch  in  Annais  Lyceum  of  New-York  VII.  p.  12,  16, 
45  die  Familie  der  Gobioiden  un>  einige  neue  Gattungen  bereichert. 
Zunächst  gab  er  p.  12  einen  Prodromus  descriplionis  subfamiliae  Go- 
binarum  squamis  cycloideis  piscium  cl.  W.  Stimpsono  in  mare  paci- 
fico  acquisitorum  und  unterschied  drei  Gattungen:  Ch  a  eno  g  ob  i  us 
Gill  n.  ^e\\.  ohne  Schuppen   an  Scheitel,  Deckel  und  Wangen,  Augen 


302  Troschel:  Bericht  üb.  tl.  Leist.  in  d.   Ichthyologie 

vorn  am  Kopfe,  mit  massigen  cylindrischen  gekrümmten  Zahnen; 
Ch.  annularis  von  Hakodadi  in  Japan.  —  Lepidogobius  Gtll  n.gen. 
mit  beschuppleni  Kopfe,  Augen  mitten  am  Kopfe  mit  hecheiförmigen 
Zähnen  in  vielen  Reihen  ;  dahin  Gobiiis  gracilis  Gir.  und  Gobius 
Kewberri  Gir.  —  Ch  a  etnri  cht  hy  s  Richards,  unterscheidet  sich 
von   voriger  durch  zweireihige  Zähne  ;  dahin  Ch.  hexanema  Bleeker. 

Ferner  bildet  er  p.  16  eine  Gruppe  der  Gobioiden,  die  er  Tri- 
dentigerinae  nennt,  und  deren  Zähne  an  der  Spitze  gezähnelt  sind. 
Dahin  zwei  Gattungen.  Die  eine  Trid  entig  er  ist  auf  Sicydium 
obscurum  Temm.  Schi,  gegründet  und  unterscheidet  sich  von  Sicy- 
dium durch  die  einfach  trichterförmigen  Bauchflossen  ,  so  wie  durch 
die  doppelte  Zahnreihe  ;  — die  andere  Tria  e  w  op /i  or  «s  ist  der  vo- 
rigen sehr  ähnlich,  besitzt  aber  einen  dreieckigen  hinten  angeschwol- 
lenen Kopf,  und  nur  eine  Zahnreihe  im  Oberkiefer.  T.  trigonoccpha- 
lus  von  IJong-Kong  in  China. 

Endlich  gründet  er  p,  45  eine  neue  Gattung  Ewcf  ewo^f  o6  iw  s, 
die  sich  durch  die  einfache  Zahnreihe  im  Oberkiefer  und  die  Cte- 
noidschuppen,  die  sich  am  Rücken  bis  fast  zu  den  Augen  erstrecken, 
auszeichnet.     E.  badins  aus  den)   Amazonenstrome. 

Die  Gattung  Callionymus  auct.  ist  vonGill  Proc.  Philadelphia 
p.  128  in  drei  Genera  zerspalten  worden  ; 

1)  C allionymus  L.  restr.  Aperturae  branchiales  ovatae,  in 
latere  nuchae  utroque  sitae;  pinnae  ventiales  spina  et  quinque  radiis 
ramosis,  omnibus  membrana  coniunctis.  Ausser  zahlreichen  bekann- 
ten zwei  neue  Arten  C.  taeniatns  von  China  und  inframundus  von 
Japan. 

2)  Synchiropus  Gill.  Aperturae  branchiales  parvae,  linea- 
res, fere  perpendiculares,  post  opercula;  pinnae  ventrales  radiis  spi- 
noso  et  quinque  ramosis  membrana  coniunctis.  Dahin  Call,  lateralis 
Rieh.,  lineolatus  Val,  ,  ocellatus  Pall.  ,  opercularis  Val. ,  opercula- 
roides  Blkr. 

3)  Dactylopus  Gill,  Apertuiae  branchiales  parvae,  linea- 
res, post  opercula;  pinnae  ventrales  radiis  spinoso  et  quinque  arti- 
culatis,  radio  primo  articulato  simplice;  elongato,  radio  spinoso  con- 
iuncto,  a  radiis  ramosis  disiuncto;  pinna  dorsalis  prima  spinis  duabus 
primis  filiformibus,  longissimis,  aliis  filiformibus  sed  brevioribus.  Da- 
hin D.  Bennettii  (Call,  dactylopus  Benn.). 

Nach  Bleeker  lebt  Sicydium  cynocephalus  C.V.  in  einer  Höhe 
von  3000  Fuss  über  dem  Meere  auf  Tjikadjang.  Natuurk.  Tijdschr. 
Ked.  Indie  XX.  p.  156. 

lieber  die  Stellung  der  Discoboli  im  Systeme  äusserte  sich 
Agassiz.  Er  weigert  ihnen  den  Eintritt  in  die  Gobioidenfamilie, 
bringt  Echeneis  zu  den  Scomberoiden,  die  übrigen  zu  den  sculpins  (?). 
Er  legte  drei  neue  Gattungen  dieser  Familie  vor:  Cr  o  s  s  og  nathns 


während   des  Jahres  1859.  303 

von  Charleston,  L  ob  o  gnathus  \onFer\i  und  P  ty  c  hocheilvs  von 
Piiget-Sound.  Chiaiakterisirt  sind  diese  Gatlungen  jedoch  noch  nicht. 
Fioc.  Boston  soc.  VI.  p.  411. 

PediCUlati.  Neue  Art :  Anlennarius  dorehensis  Bleeker  Kieuw- 
Guinea  1.   c.  von  Doreh. 

Auacauthiui. 

PleuronCCtae.  Girard  erhebt  seinen  Pleiironectes  niaculosus 
zu  einer  eigenen  Gattung  P  ar alicht hy  s.  Report  expl.  and  surv. 
p.  146.  Augen  massig,  rechts;  Mund  gross,  Schnauze  kegelförmig, 
Kiefer  fast  gleich  ;  schlanke  konische  Zähne  auf  beiden  Seiten  der 
Kiefer;  die  Rückenflosse  beginnt  vor  den  Augen;  Rücken-  und 
Afterflosse  nicht  mit  der  Schwanzflosse  vereinigt,  letztere  fast  abge- 
stutzt; Kopf  und  Körper  schuppig;  Seitenlinie  über  den  Brustflossen 
gebogen,  dann  gerade  bis  zur  Schwanzflosse. 

Arelia  Katipii  Bleeker  Sumatra  8.  1.  c. 

Ophidini.  AVIr  erhielten  zwei  neue  Arten  von  Girard:  Ophi- 
dion  Tayleri  Report  explor.  and  surv,  p.  138  von  Californien  und  0. 
Josephi  Mexican  boundary  p.  29. 

Ueber  einen  parasitischen  Fisch,  welcher  in  Ilolothurien  bei 
den  Cocos-Inseln  lebt,  hat  Anderson  (Natuurk.  Tijdschr.  Ned.  In- 
die  XX.  p.  253)  einige  Beobachtungen  mitgetheilt.  Er  sah  ihn  in  die 
Holothurie  eingehen,  den  Schwanz  voran;  alle  Anstrengungen  der- 
selben ihn  mit  dem  ausgespritzten  Wasser  zu  entfernen  ,  selbst  das 
Ausstossen  eines  Theiles  der  Eingeweide  war  vergeblich.  Er  meint, 
dass  jede  Species  in  besonderen  Holothurienarten  lebe  ,  und  dass  die 
Fische  mit  ihren  Wohnthieren  wachsen,  da  sie  sich  von  Yi  bis  7  Zoll 
in  verhältnissmässig  grossen  Ilolothurien  finden  u.  s.  v»'. 

Pharyngognathi. 

Labroidei  CyclOidei.  Keue  Arten  von  Bleeker:  Julis  (JvlisJ 
Girardi  Natuurk.  Tijdschr.  Ned.  Indie  XVII.  p.  168  von  Bali,  —  No- 
vacula  telrazona  ib.  169  von  Bali,  —  Malacantkus  Hoedtii  und  Sca- 
rus  diniidialns  Nieuw-Guinea  1.  c.  von  Doreh,  —  Novacnla  kallosoma 
Amboina  11.  1.   c. 

Labroidei  Ctenoidei.  P omacentrus  dorsalis  Giil  Proc.  Philadel- 
phia p.  147  von  Japan. 

Amphiprian  frenalus ,  Glyphisodon  molaceus  und  smaragdiniis^ 
so  wie  Etroplus  fumosus  sümmtlich  von  Lew  Chew  sind  neue  Arten 
dieser  Familie  von  ßrevoort  Notes  on  some  figures  of  Japanese 
fish  p.  11. 

Amphiprion  Rosenhergii  Bleeker  Nieuw-Guinea  1.  c.   von  Doreh. 

Glyphisodon  biocellatus  Cuv.  wurde  von  Bennett  nach  einer 
Zeichnung  und  Notizen  von  Angas  in  lebendigen  Farben  abgebildet. 
Proc.  zool.  soc.  p.  222.  pl.  IX.   fig.  A. 


304  Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Ichthyologie 

ChrOIüides.  Von  vier  neuen  Cbromiden  aus  dem  Nicaragua- 
See,  die  Froebel  gesammelt  hatte,  machte  Agassiz  eine  vorläu- 
fige JMittheilung  Froc.  Boston  soc.  VI.  p.  407.  Den  einen,  der  abge- 
sehen von  der  unterbrochenen  Seitenlinie  ähnlich  wie  Dentex  aus- 
sieht, nennt  er  Parachromis  gnlosus;  den  anderen,  v/elcher  Chryso- 
phrys  ähnelt,  nennt  er  Hypsophrys  unimaculalus  ;  einen  dritten  ähn- 
lich mit  Boops,  nennt  er  Baiodon  fascialns.  Der  letzte,  Amphilophus 
Froehelii,  der  keine  fleischige  Lippen  besitzt,  hat  einen  grossen  drei- 
eckigen Lappen  über  dem  Oberkiefer  und  unter  dem  Unterkiefer  her- 
vorstehen ,  ähnlich  dem  Nasenblatle  einiger  Fledermäuse.  Nähere 
Beschreibungen  dieser,  wie  es  scheint,  interessanten  Fische,  werden 
abzuw alten  sein. 

Chromis  rivulata  Günther  Froc.  zool.  soc.  p.  418  von    Ecuador. 

Eine  neue  (iatlung  Haligeties  wurde  von  Günther  aufge- 
stellt Froc.  zool.  soc.  p.471.  Sie  gehört  in  die  Familie  der  Cbromi- 
den und  unterscheidet  sich  von  Chromis  und  Hemichromis  durch  den 
Zahnbau,  von  Sarotherodon  durch  die  Beschuppuug  des  Kiemendek- 
kels  und  durch  den  Zahnbau,  von  Glyphisodon  durch  die  Seitenlinie. 
Die  Charaktere  sind:  Körper  comprimirt,  mit  Cycloidschuppen  ;  Wan- 
gen und  Deckel  beschuppt;  Seitenlinie  unterbrochen;  Rückenflosse 
mit  14  ,  Afterflosse  mit  3  Dornen  ;  eine  Reihe  comprimirter  einge- 
kerbter Zähne  in  den  Kiefern;  im  Oberkiefer  dahinter  eine  Reihe 
kleinerer  Zähne;  Gaumen  zahnlos;  untere  Schlundknochen  dreieckig 
mit  hecheiförmigen  Zähnen.  Fünf  Kiemenhautstrahlen  ,  Schwimm- 
blase vorhanden.  Die  Art  //.  Trislrami  lebt  in  dem  Salzsee  bei  Tug- 
gurt  in  der  westlichen  Sahara,  wo  sie  nach  den  Notizen  von  Tri- 
straui   ib.  p.  477   in  Menge,  aber  als  einzige  Fisch-Species  lebt. 

PseudOChrOmideS.  Clcklops  japonicus  Gill  Froc.  Fhiladelphia 
p.  147  von   Japan. 

Scoinberesoces.  Gill  spricht  sich  gegen  die  Vereini- 
gung der  weichflossigen  Pharyngognathen  mit  den  stachel- 
flossigen,  wie  sie  Müller  aufstellte,  aus,  und  wendet  für 
die  ersteren  den  'Nnmen  Synentognathi  als  eigene  Ord- 
nung an.     Proc.  Philadelphia  1859.  p.  148. 

Belone  scrutator  Girard  3Iexican   boundary  p.  30.   pl.  13. 

Hemiramphns  occipilalis  Gill  Froc.  Fhiladelphia  p.  148  von 
Japan. 

Hemiramphus  japonicus  von  Lew  Chew  und  Scomberesox  saira 
von  Simoda  sind  neue  Arten  von  Brevoort  1.  c. 

Hemiramphus  balinensis  Bleeker  Natuurk.  Tijdschr.  Ned.  Indie 
XVIL  p.  170  von  Bali. 

Unter  dem  Namen  Hyporhamphus  hat  Gill  Froc.  Fhila- 
delphia p,  131  eine  neue  Gattung  aufgestellt,   die  sich  von  llemiram- 


während  des  Jahres  1859.  305 

phus  nur  durch  dreispitzige  Zähne  in  einer  schmalen  Binde  unterschei- 
det. Die  neue  Art  H.  tricuspiJatus  ist  an  der  Insel  Barbadoes  ge- 
fangen. Verf.  hält  es  für  möglich  ,  dass  Cantor's  Heniiramphus  tri- 
dentifer  hierher  gehören  möchte. 

Ferner  trennt  GiU  ib.  p.  155  eine  eigene  Gattung  von  Hemi- 
ramphus  unter  6en\^&men  Eule  p  torhamphus ,  weil  sie  im  Unter- 
kiefer dreispitzige,  im  Oberkiefer  konische  Zähne  besitzt,  und  weil 
der  Körper  langstreckiger,  der  Unterkiefer  sehr  dünn  und  lang  ist. 
Dahin  ausser  einer  neuen  Art  E.  Brevoorti^  auch  vermuthlich  Hemi- 
ramphus  longirostris  und  macrorhynchus.  Der  Fundort  der  neuen  Art 
ist  unbekannt. 

We  Inland  schlägt  eine  neue  Eintheilung  der  fünf  Arten 
Exocoetus  der  nordamerikanischen  Küsten  vor.  Bei  E.  exiliens  und 
noveboracensis  sind  die  Bauchflossen  nahe  dem  After  und  sehr  lang; 
bei  E.  (Cypselurus)  furcatus  und  comatus  sind  die  Bauchflossen  sehr 
lang;  bei  E.  (H  alo  cy  ps  el  u  s  nov.  gen.)  mesogaster  sind  sie  sehr  kurz 
und  stehen  vor  der  Mitte  des  Körpers.     Proc.  Boston  soc.  VI.  p.  385. 

Physostomi. 

Siluroidei.  Zur  Gattung  Pimelodus  finden  sich  einige  Notiz  in 
Proc.  Philadelphia  p.  158  von  Girard:  P.  lemniscatus  Les.  gehöre 
in  die  Gattung  Koturus  und  lebe  in  Pennsylvanien,  nicht  wie  Dekay 
sagt,  in  den  südlichen  Staaten.  —  P.  gracilis  Hough  wird  in  P.  Houghi 
umgetauft.  —  Als  neu  werden  beschrieben  :  F.  Hoyi  Wisconsin,  con- 
ßnis  ebendaher,  cuproides  Illinois,  Dekayi  Ontariosee,  lynx  Potomak- 
River,  puma  Charleston,  vulpeculus  ebendaher,  platycephalus  von  An- 
derson S.  C,  megalops  Alabama,  graciosus  Prairie  mer.  rouge,  La.  — 
Ferner  beschreibt  Girard  in  den  Reports  expl.  and  surv.  p.  208  als 
neu:  P.  catulus  von  Arkansas,  felinus  Canadia  und  Arkansas,  anto- 
niensis  Texas,  ailurus  Minnesota,  lupus  Rio-Pecos,  olivaceus  Nebraska. 
—  P.  vulpes  Girard  Mexican  boundary  p.  33.  pl.  18. 

G  i  1 1  stellte  Annais  Lyceum  of  New-York  VII.  p.  39  eine  neue 
Galtung  in  der  Nähe  von  Pimelodus  auf,  Syn  echog  lanis ,  deren 
Charaktere  hauptsächlich  in  der  kurzen  Rückenflosse,  kleinen  Fett- 
flosse, langen  Afterflosse  und  8  Bartfäden  liegen  zu  sollen  scheinen. 
Die  neue  Art  S.  Beadlei   stammt  von  Cana^a. 

Eine  neue  Gattung  Pimeletropis  Gill  unterscheidet  sich 
von  Callophysus  Müll.  Trosch.  durch  die  einfache  Zahnreihe  in  jedem 
Kiefer.  Die  neue  Art  P.  lateralis  lebt  im  Amazonenflusse.  Proc. 
Philadelphia  p.l96. 

Arges  brachycephalus  Günther  Proc.  zool.  soc.  p.  92  von 
Ecuador. 

Der  bereits  Proc.  Boston  Soc.  Sept.  1857  erschienene  Aufsatz  „On 
some  unusual  modes  of  gestation"  von  J  ef  fr  ies  Wyman  ist  Silliman 
Arohiv  f.  Naturg.  XXVI.  Jahrg.  2.  Bd.  U 


306  Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Ichthyologie 

Amer,  Journ.  XXYII.  p.  5  mit  einigen  Holzschnitten  abgedruckt.  Er 
bezieht  sich  ausser  einigen  Balraohiern  auf  Aspredo  laevis  und  auf 
einen  anderen  welsartigen  Fisch. 

Reissner  hat  bei  seinen  Untersuchungen  über  die  Schwimm- 
blase und  den  Gehörapparat  einiger  Siluroiden  (Archiv  für  Anato- 
mie ct.  1859.  p.  421)  höchst  interessante  Resultate  erhalten.  Er  hat 
Rinelepis  acanthicus  Val.,  Loricaria,  Hypostonuis  verres  Val.,  Callich- 
thys  und  einige  andere  untersucht.  Bei  vier  Gattungen,  denen  J. 
Müller  die  Schwimmblase  absprach,  hat  Verf.  dergleichen  nachge- 
wiesen, und  zwar  unter  ganz  besonderen  Verhältnissen  entwickelte. 
Das  Nähere  wolle  man  in  der  Abhandlung  selbst  nachlesen. 

Cyprinoidei.  Günther  wies  aufs  Neue  auf  die  Geschlechts- 
verschiedenheiten bei  den  Schleihen  (Tinea  vulgaris)  hin  und  bil- 
dete dazu  die  ßauchflossen  und  die  Beckenknochen  auf  Taf.  XVI  ab. 
Annais  nat.  bist.  III.  p.  385. 

Kessler  beschreibt  Bullet,  de  Moscou  1859.  I.  p.  531  drei 
neue  Arten  aus  derKrym:  Albiirnvs  mentoides,  soll  sich  von  A.  mento 
durch  das  Vorhandensein  des  Zwischendeckels  und  die  grössere  Zahl 
der  Schuppen  in  der  Seitenlinie  unterscheiden,  A.  3  .13 — 16;  Älbur- 
nus  lauricus  A.  3.10 — 11;  Alburnus  maculatus  mit  schwarzen  Flek- 
ken  an  den  Seiten.  A.  3  .  11  — 14. 

Squalius  borysthenicns  Kessler  Bulletin  de  Moscou  I.  p.  545  aus 
einem  Arme  des  Dnjepr  bei  Aleschki. 

Cyprinella  analostana  Girard  Proc.  Acad.  Philadelphia  p.  58  aus 
einem  Zuflüsse  des  Potomac-River  der  Insel  Analostan  gegenüber. 

Dionda  grisea  und  Tigoma  egregia  sind  neue  Arten  von  G  i  - 
rard  Reports  explor.  and  surv.  p.  230. 

Bleeker  theilt  die  Cobitinen  in  sechs  Genera:  Hymen  o- 
p  At/sa  McCl.,  Cobitis  Art.  Blkr.,  Lepid o  cep h  alu  s  BUn.,  Acan- 
thopsi  s  Uass.  ,  Ac  anthophthalmu  s  Ilass.  und  Cobitichthys 
Blkr.  Sie  werden  Katuurk.  Tijdschr.  Ned.  indie  p.  303  charakterisirt. 
Cyprinodontes.  Aus  der  Familie  der  Cyprinodonlen  beschreibt 
Girard  Mexican  boundary  p.  70  folgende  neue  Arten:  Poecilia  li- 
neolata  pl.  35.  fig.  9 — 11,  Limia  poeciloides  pl.  38.  fig.  8— 14  ,  Limia 
venusta  pl.  39.  fig.  20 — 23  sämmtlich  aus  Texas. 

Fundulus  seminolis  Girard  Proc.  Philadelphia  p.  59  von  Palatka, 
Ostflorida. 

Girard's  1853  aufgestellter  Fundulus  tenellus  gehört  zu  der 
Gattung  Zygonectes  (ib.  p.  60). 

Hydrargyra  zebra  Girard  ib.  p.  60  aus  oberen  Zuflüssen  des  Rio 
grande  del  Norte. 

Heterandria  Holbrookii  wird  ib.  p.  61  als  Gambusia  Holbrookii 
und  Heterandria  formosa  als  Girardinus  formosus  erörtert  und  be- 
schrieben. 


während  des  Jahres  1859.  307 

Girard  gab  ferner  in  Proc.  Philadelphia  1859.  p.  113  einige 
Notizen  über  Cyprinodonten.  Er  stellte  die  Charaktere  der  Gattung 
Zygonectes  fest,  welche  zwischen  Hydrargyra  mid  Gambusia  die 
Mitte  hält,  indem  er  eine  neue  Art  Z.  pulchellus  von  Arkansas  be- 
schrieb. —  Auch  von  Lintia  werden  die  Charaktere  angegeben  und 
hervorgehoben,  dass  diese  Gattung  von  Poecilia  sich  nur  durch  die 
Afterflosse  der  Männchen  unterscheide,  weshalb  die  generische  Tren- 
nung zweifelhaft  sei.  Hierhin  gehört  die  oben  erwähnte  Poecilia 
lineolata;  L.  poeciloides  wird  genauer  charakterisirt ;  L.  formosa  aus 
einer  Lagune  zu  Paolo  Alto  ,  couchiana  aus  dem  Rio  San -Juan  und 
mafamoretisis  von  Matamoras  werden  als  neue  Arten  beschrieben.  — 
Adinia  ist  ein  neues  Genus,  welches  sich  von  Limia  und  Poecilia 
durch  den  vorstreckbaren  Mund,  der  schwach  abwärts  gerichtet  ist,  und 
durch  die  konische  Schnauze  unterscheidet.  Die  Art  A.  mvllifasciala 
war  Mexican  boundary  (vgl.  oben)  irrthünilich  für  das  AYeibchen  von 
Limia  poeciloides  gehalten.  —  Eine  andere  neue  Gattung  Lucania 
unterscheidet  sich  von  Fundulus  durch  die  einreihigen  Kieferzähne* 
Die  typische  Art  ist  die  oben  erwähnte  Limia  venusta,  dazu  kommen 
zwei  neue  Arten:  L.  afßnis  und  eine  andere,  die  Verf.  zu  benennen 
vergessen  hat,  sie  könnte  L.  Girardi  genannt  werden.  —  Ferner  wer- 
den Girardinus  occidentalis  und  G.  sonoriensis  n.  sp.  aus  dem  Bache 
San  Bernardino  in  Mexiko  beschrieben.  —  Nach  Bemerkungen  über 
Gambusia  affmis  und  patruelis  werden  als  neu  G.  speciosa  aus  dem 
Rio  San-Juan,  G.  gracilis  von  Matamoras,  G.  senilis  aus  dem  Chihua- 
hua-River  besclirieben. 

Girard  beschrieb  ferner  ib.  p,  157  als  neue  Arten  dieser  Fa- 
milie :  Ftindnlus  ßoridensis  aus  Florida  ,  Ctjprinodon  californiensis 
von  San  Diego  und  Cyprinodon  eximius  aus  dem  Chihuahua-River. 

Auch  zwei  afrikanische  Arten  von  Biskara  in  Algerien  sind  von 
Guichenot  Revue  de  zool.  p.  377  als  Cyprinodon  cyanogaster  und 
C.  dolialus  beschrieben  worden. 

Characiiu.  Kner  lieferte  Beiträge  zur  Familie  der  Cha- 
racinen  ,  als  Vorläufer  zu  einer  für  die  Denkschriften  be- 
stimmten Abhandlung.  Sitzungsberichte  der  Wiener  Akade- 
mie XXX.  1858.  p.  75. 

Hier  sind  die  Diagnosen  folgender  neuen  Arten  und  Gattungen 
gegeben  : 

Cvrimalus  (Anodus  M.  T.)  vittatus,  rutiloides,  abramoides. 

Prochilodus  vimboides. 

Micr  0  dus  n.  gen.  Dentes  minutissimi ,  acuti  ,  mobiles  uni- 
seriales  sohim  in  labio  superiore,  inframaxillares  nulli,  oculi  magni  nee 
non  squamae,  abdomen  ad  latera  obtuse  carinatum.     ßL  lahyrinthicus. 

Hemio'Jus   longiceps,  semitaeniatus,  microJepis,  immaculaius. 


308  Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Ichthyologie 

Schizodon  taeniatus^  gracilis,  trimaculatus,  isognathuSy  nasutus. 

Rhyti  odus  n.  gen.  Os  terminale,  dentes  lamnaeformes  ,  in- 
terniaxillarium  Facies  anterior  convexa  ,  margine  acuininato  ,  dentes 
inframaxillares  flexuosi  ,  margine  bicuspidati;  caput  parvum,  depres- 
sum,  corpus  elongatum,  subteres,  pinna  analis  brevis.  Rh.  microle- 
pis,  argenteo-fuscus, 

Parodon  nasus. 

Leporinus  striatus,  pictus. 

Tetragonopterus  lepidurus,  dichrourus. 

Bryconops  n.  gen.  Dentes  intermaxillares  cuspidati ,  trise- 
riales  ,  niaxillares  nulli  ,  inframaxillares  uniseriales,  medii  cuspidati, 
laterales  et  postici  conici  ,  minuti ;  corpus  elongatum  ,  pinna  analis 
longa,  squamae  mediae.     Br.  alburnoides,  lucidus. 

Ein  zweiter  Beitrag  findet  sich  ib.  XXXII.  p.  163  mit  folgenden 
neuen  Arten : 

Chalcinus  nematurus. 

Gasteropelecus  stellatns,  vielleicht  Männchen  von  sternicla. 

Die  Gattung  ßrycinus  hält  Verf.  für  identisch  mit  Alestes. 

Myletes  torquatus  ^  maculatus.  Die  Gattung  Myleus  erkennt 
Verf.  nicht  als  verschieden  von  Myletes  ,  und  hält  Myleus  seliger  für 
das  Männchen  von  Tometes  trilobatus  Val. 

Pygocentrus  Nattereri. 

Serrasahno  maculatus^  spilopleura,  elongatus. 

Epicyrtus  microlepis  (Ep.  gibbosus   Val.),  macrolepis. 

Cytiopotamus  molossus. 

Die  Gattung  Hydrolycus  wird  für  identisch  mit  Cynodon  Spix 
erklärt. 

Die  Kner'sche  Arbeit  ist  1859  im  17.  und  18.  Bande 
der  "Wiener  Denkschriften  vollständig  erschienen  und  von 
17  Tafeln  begleitet,  auf  denen  die  neuen  Arien  bildlich 
dargestellt  sind.  Verf.  äussert  sich  über  die  Familie  der 
Characinen  dahin ,  dass  sie  selbst  nach  Abzug  der  Gattun- 
gen Erythrinus  und  Macrodon  keine  natürliche  sei,  weil  das 
Gebiss  so  ungemein  verschieden  sei;  er  hat  es  aber  noch 
nicht  an  der  Zeit  gehalten,  eine  durchgreifende  Aenderung 
vorzuschlagen.  Ref.  muss  vorläufig  diese  Familie  für  eine 
recht  natürliche  halten.  Ausser  den  ausführlichen  Beschrei- 
bungen der  neuen  Arten  sind  auch  über  die  alten  Arten 
zahlreiche  Bemerkungen  gegeben ,  so  dass  dieser  Beitrag 
zur  Familie  der  Characinen  ein  sehr  wichtiger  genannt 
werden  muss. 

Günther    stellte    folgende    vier    Arten    von  Ecuador   uus  der 


während  des  Jahres  1859.  309 

Characinenfamilie  Pioc.  zool.  soc.  p.  418  auf:  Anodus  Troscheliif 
Prochilodus  hvmeralis,  Chalceus  alburnus  und  Chalccus  brevirostris. 

Leporinns  Mülleri  Günther  Proc.  zool.  soc.  p.  92  von  Ecuador. 

Agassi  z  kündigle  vorläufig  eine  neue  Gattung  Anale eslis 
an,  von  Rio-Remak  in  Peru,  die  Aehnlichkeit  mit  Chalceus  hat,  aber 
der  die  Hundszähne  hinter  den  vielspitzigen  Mahlzähnen  fehlen.  Proc. 
Boston  soc.  VI.  p.  419. 

Salmones.  Agassiz  hat  einen  Salmo  hamatus,  der  im  Mer- 
rimac-River  gefangen  war,  untersuchen  können.  Bisher  glaubte  man 
diese  Art  käme  nur  in  Europa  vor.     Proc.  Boston  Soc,  VI.  p.  418. 

Salmo  Pernji  wird  von  Brevoort  I.e.  als  neue  Art  von  Ho- 
kodadi  beschrieben  und  pl.  IX.  Fig.  1  abgebildet. 

Suckley  beschrieb  einige  neue  Lachsarten  von  der  Nordwest- 
küste Amerika's,  nämlich  Salmo  Gibbsii  (Fario  tsuppitch  Gir.)  aus  dem 
Columbia-River,  S.  truncatus  aus  der  Fuca-Strasse,  S.  gibber  Puget- 
Sound,  S.  confluentus  Fort  Steilacoom,  S.  canis  Puget-Sound  (Annais 
Lyceum  of  New-York  VII.  p.  1). 

Thaleichihy  s  Girard  nov.  gen.  Report  explor.  and  surv. 
p.  345.  Hat  das  Ansehen  von  Osmerus,  doch  sind  die  Bauchflossen 
weiter  vorn  inserirt  ,  der  Älund  ist  tiefer  gespalten ,  und  die  Kiefer 
sind  zahnlos;  von  Argenlina  unterscheidet  sich  diese  Gattung  durch 
die  Gegenwart  von  Zähnen  an  den  PterygoidLeinen  ,  während  die 
Gaumenbeine  zahnlos  sind,  umgekehrt  wie  bei  Argentina.  So  bildet 
sie  ein  Zwischenglied  zwischen  Osmerus  und  Argentina.  Eine  neue 
Art  Th.  Stevensi  von  Puget  Sound. 

Saoridoidei.  ScopeZosawrMS  wurde  von  Ble  eker  Anitoina 
11.  1.  c.  als  neue  Gattung  aufgestellt  und  mit  folgender  Diagnose 
versehen:  corpus  elongatum,  cylindraceum,  ossa  intermaxillaria  oris 
marginem  superiorem  constituentia  usque  ad  angulum  oris  producta 
tota  longitudine  denticulata  ;  ossa  supramaxillaria  tota  supra  ossa  in- 
termaxillaria Sita,  bene  evoluta,  edentula;  pinnae  dorsales  2,  anterior 
radiosa  paulo  post  pinnas  ventrales  sita ,  posterior  adiposa  analis 
parti  posteriori  opposita  ;  dentes  parvi  immobiles  intermaxillares,  pa- 
latini  vomerinique  uniseriati  ,  inframaxillares  pluriseriati  ,  linguales 
nulli,  pseudobranchiae ;  membrana  branchiostega  radiis  9;  squamae 
cycloideae ;  membrana  palpebralis  gracillima.  Hat  den  Habitus  von 
Saurus  und  die  Bezahnung  von  Scopelus  oder  Odontostomus.  Eine 
neue  Art  Sc.  Hoedti  von  Amboina. 

Clupeacei.  Ueber  den  Heringsfang  an  der  unteren  Wolga  vgl. 
V.  Baer  Zeitschr.  für  die  ges.  Naturwiss.  XIII.   p.  182. 

Schilling  gab  eine  Notiz  über  die  Heringszüge,  die  nach 
seiner  Ansicht  nicht  vom  hohen  Norden  herkommen  ,  sondern  aus 
grossen  Tiefen.  Daran  schliesst  Boll  die  Erzählung,  dass  in  einem 
bestimmt  beobachteten   Falle    eine    anfänglich    für   eine    grosse  See* 


310        Troschel:    Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Ichthyologie 

Schlange  gehaltene  Masse  sich  als  ein  Heringsschwarm  ergab.  Archiv 
des  Vereins  der  Freunde  der  JN'aturg.  in  Meklenburg  1859.  p.  148. 

Nach  den  Untersuchungen  Girard's  Proc.  Philadelphia  p .  158 
verweist  die  ßezahnung  Clupea  teres  IVlitch.  (Alosa  teres  de  Kay)  in 
die   Gattung  Uarengula. 

H.  Kawall,  Pastor  in  Pussen,  hat  in  der  zu  Dorpat  erschei- 
nenden Wochenschrift  „das  Inland"  No.  46.  Kovember  18.57  einen 
kleinen  Artikel  über  den  Strömling  (Clupea  sprattus)  und  seinen  Fang 
an  der  nördlichen  Küste  von  Kurland  veröft'entlicht,  dessen  ich  hier 
nachträglich  Erwähnung  thue.  Er  unterscheidet  9  Varietäten,  die  zu 
verschiedenen  Zeiten  des  Jahres  gefangen  werden,  und  ist  geneigt 
sie  für  wenigstens  zwei  Species  zu  halten,  die  er  jedoch  jetzt  noch 
nicht  wissenschaftlich  zu  scheiden  vermag. 

Engraulis  nanus  und  compressus  sind  neue  Arten  von  Girard 
Report  explor.  and  surv.  p.  335  aus  Californien. 

Eine  Beschreibung  eines  neuen  Exemplars  von  Megalops  elon- 
gatus  lieferte  Girard  Proc.  Philadelphia  p.  64. 

EsOCeS.  Putnam  äusserte  sich  über  die  Synonymie  von  Esox 
reticulatus  und  fasciatus,  die  er  für  specifisch  verschieden  hält.  Proc. 
Boston  Soc.  VII.  p.  3.  —  Vergl.  ib.  156  ,  und  eine  kurze  Bemerkung 
über  die  Lebensweise  des  letzteren  von  Curtis  ib.  p.  159. 

Hetoropygii.  Einen  neuen  blinden  Fisch  beschrieb  Girard 
unter  dem  Kamen  Typhlichthys  subterraneus  Proc.  Philadelphia 
p.  63,  so  dass  nunmehr  diese  Familie  aus  drei  Galtungen  besteht. 
Alle  sind  mit  Cycloid-Schuppen  bedeckt,  haben  die  abgerundete  Rük- 
ken  -  und  Afterflosse  einander  gegenüberstehend,  eine  lancetförmige 
Schwanzflosse,  und  ihr  After  liegt  vor  der  Basis  der  Brustflossen. 
Das  Gebiss  ist  wahrscheinlich  übereinstimmend.  Die  Gattungen  un- 
terscheiden sich  leicht:  Amblyopsis  spelaeus  hat  Bauchflossen  aber 
keine  Augen  (bekanntlich  sind  dieselben  im  Rudimente  vorhanden), 
Typhlichthys  subterraneus  hat  keine  Augen  und  keine  Bauchflossen, 
Chologaster  cornutus  hat  deutliche  Augen  aber  keine  Bauchflossen. 
Die  neue  Form  ist  in  einer  Quelle  bei  ßowling-Green,  Ky.  gefunden 
worden. 

Apodes.  Kaup  hat  „Neue  aalähnliche  Fische  des  Ham- 
burger Museums  beschrieben  und  abgebildet.  Hamburg 
1859.  4.  „Indem  er  seine  frühere  Eintheilung  nach  der 
Lage  der  hinteren  Naslöcher  in  Cryptomycteren  und  Pha- 
neromycteren  aufgiebt ,  zerfällt  er  die  Apodes  einfach  in 
die  Familien:  Ophisuridae,  Anguillidae,  Congeridae,  Murae- 
nidae  und  Symbranchidae. 

Aus  der  Familie  der  Ophisuriden  beschreibt  Verf.  ausser  einer 
neuen  Art  Poecilocephalus  Markworli  aus  Ostindien  zwei  neue  Genera: 


während  des  Jahres  1859.  311 

1)  Cryptopterus  gegen  das  Ende  des  Schwanzes  verschwin- 
den Dorsale  und  Anale  zwischen  zwei  vertical  gestellten  kurzen 
Membranen;  Leide  Nasenlöcher  stehen  nahe  äusserlich  am  Rande  der 
Oberlippe  beisammen;  Augen  seitlich  auf  der  Mitte  der  Rachenlänge. 
Cr.  puncticeps  von  Puerto  Cabello. 

2)  Crotalopsis.  Vomer  mit  drei  Zahnreihen,  vorn  divergi~ 
rend,  hinten  in  einer  Spitze  mit  einem  Zahne  auslaufend.  Cr.  pun- 
ctifer   von    Puerto  Cabello. 

Ferner  eine  neue  Art  Pisoodonophis  coronata. 

In  der  Familie  der  Anguilluliden  werden  zwei  neue  Arten  auf- 
gestellt A.  otaheitensis  von  den  Gesellschaftsinseln  und  capensis  vom 
Cap,  welche  letztere  sich  im  Münchner  Museum  befindet. 

In  der  Familie  der  Congeriden  wird  eine  neue  Gattung  // o - 
plunnis  mit  nur  einer  Reihe  langer  Zähne  auf  dem  tief  gestellten 
Vomer  aufgestellt.     H.  Schmidti  von  Puerto  Cabello. 

Aus  der  Familie  der  Muraeniden  endlich  wird  Muraena  mo- 
desta  als  neue  Art  beschrieben. 

Auf  Muraena  ocellata  Ag.  wird  eine  neue  Gattung  Priodo- 
nophis  gegründet,  bei  der  alle  Zähne  deutlich  auf  der  vorderen 
wie  hinteren  Seite  gezähnelt  und  ohne  Lappen  an  der  Wurzel  nach 
hinten  zu  sind.  Dann  Thyrsoidea  aterrima  von  Puerto  Cabello,  Th. 
cormura  ebendaher  ,  Th.  marginata  von  Westafrika ,  Limamuraena 
melanotis  von  Weslafrika,  Poecilophis  ornata  von   Ostindien. 

In  einem  Nachtrage  theilt  Verf.  die  Gattung  Thyrsoidea  in  zwei 
Galtungen,  von  denen  er  die  mit  zwei  Reihen  Vomerzähnen  Thyr~ 
soidea,  die  mit  einer  regelmässigen  Reihe  Zähne  auf  dem  Vomer 
Taeniophis  nennt.  Zu  letzterer  gehören  T.  aterrima,  Westphali 
n.  sp.  aus  dem  Caraibenmeere  ,  lineopinnis,  maculipinnis  ,  marginata 
und   cormura. 

In  der  Gruppe  der  Ophisuriden  stellte  Girard  eine  neue  Gat- 
tung Myrichthys  auf,  die  sich  von  Myrus  durch  das  Gebiss  und  die 
Rückenflosse  unterscheidet.  Ihre  Gattungscharaktere  sind  :  Brustflossen 
vorhanden,  Anfang  der  Rückenflosse  am  Kacken,  vor  den  Brustflos- 
sen; Kopf  breit,  Unterkiefer  kürzer;  granulaartige  Zähne  in  läng- 
lichen Haufen  in  den  Kiefern,  dem  Gaumen  und  den  Nasenbeinen; 
Augen  wohl  entwickelt;  KiemenölTnungen  seitlich,  massig  und  senk- 
recht vor  den  Brustflossen ;  keine  Schuppen.  Eine  neue  Art  M.  ti~ 
grinus  von  der  Adair-Bay,   Oregon.  Proc.   Philadelphia  p.  58. 

Girard  beschrieb  ferner  Mexican  boundary  p.  75  einen  neuen 
Aal  Anguilla  tyranmis  pl.  40  und  stellte  zwei  neue  Gattungen  auf: 

Neomur  aena.  Ohne  Brust-  und  Bauchflossen;  Rücken - 
und  Afterflosse  niedrig,  hinten  zu  einer  Spitze  vereinigt;  die  vorde- 
ren Kieferzähne  die  grössten ;    eine    Reihe  Vomerzähne;  Kiemenspal- 


312         Troschel:    Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Ichthyologie 

ten  seitlich,  rundlich.  Die  nene  Art  JV.  nigromarginata  pl.  41  von 
der  St.  Josephs-Insel  in  Texas. 

Neoconger.  Brustflossen;  Rücken-  und  Afterflossen  meist 
zu  einem  häutigen  Rande  reducirt;  Schnauze  zugespitzt,  Unterkiefer 
kürzer  als  der  obere;  Kieferzähne  winzig,  in  mehreren  Reihen;  ein 
Haufen  ähnlicher  Zähne  vorn  am  Vomer  und  eine  Reihe  längs  sei- 
ner Mittellinie;  Kiemenspalten  seitlich,  ziemlich  gross  und  vertical. 
Die  neue  Art  N.  mucronatus  von  der  St.  Josephs-Insel   in  Texas. 

ßleeker  hat  bei  Gelegenheit  der  Beschreibung  einerneuen 
Art  Muraena  Brummeri  Natuurk.  Tijdschr.  XVII.  p.  137  von  Timor 
in  einer  Tabelle  von  41  Arten  der  Gattung  Muraena  das  Verhält- 
niss  der  Höhe  zur  Länge  des  Körpers,  so  wie  die  Zahl  der  Strahlen 
der  Rücken-  und   der  Afterflosse  angegeben. 

Ausserdem  hat  derselbe  Sumatra  8.  1.  c.  drei  neue  Arten  be- 
schrieben :  Ophisurus  Diepenhorsti  und  polyodon,  Muraena  congeroides 
und  eine   Conger  neoguinaicus  Nieuw-Guinea  1.  c.  von  Doreh. 

Anguilla  myriaster  ist  eine  neue  Art  von  Brevoort  1.  c.  von 
Hakodadi. 

Plectognathi. 

GymnodonteS.  Tetraodon  hicolor,  niveatus  und  hrunneus  sind 
neue  Arten  von  Brevoort  I.e.  sämmtlich  von  Simoda.  Bei  der  er- 
sten dieser  Arten  ist  in  dem  mir  durch  die  Güte  des  Verf.  zugegan- 
genen Exemplare  mit  Bleistift  hinzugefügt,  dass  sie  zu  der  Gattung 
Gastrophysus  gehöre. 

Tetraodon  politus  Girard  Report  explor.  surv.  p.  340  von  Ca- 
lifornien. 

Scierodermi.  Balistes  heteracanthus  Bleeker  Nieuw-Guinea  1.  c. 
von  Doreh. 

lophobranchii. 

Syngnathidae.  Stjngnathus  HunnU  Bleeker  Sumatra  8.  1.  c.  — 
S.  Abboti  Girard   Report  expl.  surv.    p.  346  von  Californien. 

Hippocampiis  ingens  Girard   ib.  p.342  von  Californien. 

In  derselben  Familie  stellte  Gray  eine  neue  Gattung  Hali- 
ichthys  auf,  deren  neue  Art  H.  taeniophora  von  Westaustralien  er 
abbildete.  Die  Gattungscharaktere  sind  :  Mund  länglich  ,  viereckig, 
mit  einem  Dorne  an  der  Mitte  jeder  Seite  des  Oberrandes;  Körper 
sechsseitig;  Schwanz  vierseitig;  Schilder  des  Kopfes  und  Körpers 
mit  einem  Dorne,  der  in  eine  sehr  lange,  dünne,  fadenförmige  Faser 
endet ;  Unterseite  des  Körpers  und  Schwanzes  flach  mit  einer  schwach 
vorragenden  Mittelkante;  Brust-  und  Rückenflossen  deutlich;  keine 
Schwanzflosse.     Proc.  zool.  soc.  p.  38. 


während  des  Jahre«  1859.  313 

Ganoidei. 

Reissner  hat  den  feineren  Bau  der  Schuppen  von 
Polypterus  und  Lepidosteus  geschildert.  Reicherts  und  Du 
Bois-Reymonds  Archiv  für  Anatomie  1859.  p.  254. 

Drei  neue  Arten  Lepidosteus  beschrieb  Girard  Report  explor. 
surv.  p.351,  nämlich  L.  leptorhynchus  Sius  Texas,  L.  (Cylindrosleus)  la- 
tirostris  aus  dem  Fecos-River,  L.  (Atractosteus)  Berlandieri  aus  Mexiko. 

Selachii, 

Sqnali.  Bennett  machte  einige  Bemerkungen  über  Haifische, 
namentlich  über  zwei  riesige  bei  Sydney  gefangene  Carcharias  leucas 
von  12  und  13  Fuss  Länge.     Proc.  zool.  soc.  p.  223. 

Centrophot'us  molluccensis  Bleeker  Amboina  11.  1.  c. 

Rajae.  Wyman  hat  in  den  Oviducten  der  Rochen 
Eikapseln  beobachtet,  eine  in  jedem  Oviduct,  von  denen 
zwei  Hörner  und  die  Fäden  an  der  Basis  so  wie  ein  Theil 
des  Körpers  bereits  gebildet  waren,  aber  es  waren  keine 
Dotter  im  Oviducte,  und  nur  ein  Corpus  luteum  im  Ovarium. 
Verf.  folgert  hieraus ,  dass  die  Eikapseln  zuerst  gebildet 
werden,  und  dass  der  Dotter  später  in  dieselbe  eingeführt 
wird.  Er  entdeckte  das  Material  für  die  Eikapseln  in  den 
Röhren  der  Eileiterdrüse;  es  bestand  aus  Körnchen  und 
langen  dünnen  Fäden.  Die  Kapsel  wird  in  der  Central- 
höhle  der  Drüse  gebildet,  und  so  wie  sie  gebildet  wird, 
treten  die  fertigen  Theile  allmählich  in  den  unteren  Theil 
des  Oviducts.  Die  Eibildung  gleicht  mehr  der  der  Vögel 
als  der  der  gewöhnlichen  Fische.  Agassiz  schloss  an 
diese  Mittheilung  einige  Bemerkungen.  Proc.  Boston  Soc.  VI 
p.  376. 

Die  Jagd  auf  den  Teufelsfisch  (Cephaloptera  vampirus)  in  Süd- 
Carolina  wird  in  Frorieps  Notizen  1859.  II,  p.  86  im  Auszuge  aus 
Fetermann's  Mittheil,  geschildert. 

Agassiz  stellte  eine  neue  Gattung  G  oniohatis  unter  den 
Rochen  auf,  deren  Gaumen  hinten  am  breitesten  ist,  mit  stumpf  wink- 
lichen Platten.  Dahin  Aetobatis  flagellum  und  eine  neue  Art  G.  me- 
leagris  von  den  Sandwichinseln.     Proc.  Boston  soc.  VI.  p.  385. 

Raja  Cooperi  Girard  Report  explor.  surv.  p.  372  von  der  Shoal- 
waterbay,  ist  nach  einer  Zeichnung  aufgestellt. 


314      Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  Ichthyol,  etc. 

Cyclostomi. 

Nur  von  Girard  in  Report  explor.  and  siirv.  1.  c. 
p.  379  sq.  ist  aus  dieser  Ordnung  Neues  zu  erwähnen: 

Zwei  neue  Arten  von  Oregon  nannte  er  Petromyzon  lividus 
und  Astori. 

Ferner  gründete  er  eine  neue  Gattung  Ich  thy  omy  z,  on  mit 
folgenden  Charakteren  :  Mundscheibe  trichterförmig  ,  subterminal,  un- 
terhalb ,  kreisförmig  oder  elliptisch,  an  der  Peripherie  gefranst; 
zwei  verticale,  fein  gezähnte  Kieferstücke ,  eines  jederseits  vom 
Schlünde  ;  ein  ähnliches  horizontales  Stück  unter  den  vorigen  ;  Zähne 
in  der  JVlundscheibe  einfach,  gekrümmt,  auf  seitlichen  Wölbungen,  die 
grössten  innen ;  Kiemen  in  besonderen  Abtheiliingen  innerhalb  der 
Brust;  eine  einzige  Rückenflosse  vereinigt  mit  dem  oberen  Lappen 
der  Caudate  ,  keine  Afterflosse.  Diese  Galtung  soll  sich  von  Petro- 
niyzon  durch  die  Anordnung  der  Zähne  und  durch  die  einzige  Rük- 
kenflosse  unterscheiden.  Verf.  zählt  dahin  P.  Planeri  Bl.,  Lamottenii 
Les. ,  argenteus  Kirtl.,  appendix  Dekay  und  zwei  neue  Arten  /.  ca- 
staneus    von  Minnesota  und  hirtulo    von  Arkansas. 

Der  Gattung  Ammocoetes  fügt  Girard  ib.  p.  383  eine  neue 
Art  A.  cibarius  von  Puget  Sound  hinzu,  und  sondert  von  ihr  als  eige- 
nes Genus  Scolecosotna  die  Arten  mit  einer  einzigen  Rückenflosse 
und  rudimentärer  Afterflosse.  Dahin  werden  gezählt  A.  concolor  Kirtl., 
unicolor  Dekay  und  borealis  Ag.  Es  erleidet  wohl  keinen  Zweifel, 
dass  diese  Formen  wie  unser  A.  branchialis  bei  vollständigerer  Kennt- 
niss  der  Entwickelungsgeschichte  dieser  Thiere  sich  als  jugendliche 
Wesen   herausstellen  werden. 


Bericht  über  die  Leistungen   in   der  Naturgeschichte 
der  Mollusken  während  des  Jahres  1859, 

Vorn 

H  eraiisgeber. 


Auch  im  Jahre  1859  ist  eine  grosse  Menge  von  wis- 
senschaftlichen Arbeiten  erschienen,  die  auf  die  Mollus- 
ken Bezug  haben.  Die  grösseren  Werke,  welche  sich  eine 
vollständige  bildliche  Darstellung  der  Conchylien  zur  Auf- 
gabe machen,  wie  Küster,  Reeve,  Sowerby,  Pfeif- 
fer, Rossmässler,  sind  fortgesetzt  worden,  ebenso  die 
Zeitschriften,  welche  den  Mollusken  ausschliesslich  gewid- 
met sind :  die  Malakozoologischen  Blätter  und  das  Journal 
de  Conchyliologie.  Ein  neues  Handbuch  der  Conchyliologie 
hat  Chenu  herauszugeben  begonnen.  Mehrfache  Beiträge 
zur  Kenntniss  der  Molluskenfaunen  aller  Welttheile  werden 
unten  zu  erwähnen  sein  ,  die  namentlich  in  den  verschie- 
denen Zeitschriften  und  Gesellschaftsschriften  veröffentlicht 
sind.  Zahlreiche  neue  Arten  sind  aufgestellt  und  es  scheint, 
als  ob  wir  von  einer  annähernd  vollständigen  Kenntniss 
aller  Arten  unseres  Erdballes  noch  sehr  weit  entfernt 
wären. 

Von  Pfeiffer's  Novitates  conchologicae  ist  im  Jahre 
1859  nur  die  11.  Lieferung  erschienen.  Abgebildet  sind 
darin  8  Arten  Helix ,  7  Ennea,  1  Cataulus  ,  2  Buli'mus  und 
1  Partula,  die  sämmtlich  bereits  anderen  Orts  aufgestellt 
waren. 

Von  Küster's  Ausgabe  des  „Systematischen  Conchy- 
lien-Cabinets  von  Martini  und  Chemnitz"  brachte  das  Jahr 
1859  sechs  Lieferungen,  165 — 170.     Sie  enthalten  den  Text 


316     Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

für  die  Gattungen  Pecten  von  der  4. — 80.  Art,  unter  denen 
zwei  neue;  Cylindrella  52  Arten  bearbeitet  von  Pfeiffer; 
und  Purpura  86  Arten,  worunter  einige  neu.  Die  Abbil- 
dungen beziehen  sich  auf  die  Gattungen  Buccinum  ,  Pur- 
pura ,  Monoceros  ,  Concholepas  ,  Ricinula  ,  Cylindrella  und 
Pecten. 

Von  Reeve's  Conchologia  iconica ,  or  figures  and 
descriptions  of  the  Shells  of  Molluscous  animals  with  criti- 
cal  remarks  on  their  synonymes,  affinities  and  circumslan- 
ces  of  habitation  sind  mir  die  Lieferungen  181 — 187  als 
im  Jahre  1859  erschienen  bekannt  geworden.  In  ihnen 
finden  sich  Monographien  der  Gattungen  Janthina  ,  Calyp- 
traea,  Crucibulum,  Pinna,  Columbella ,  Trochita,  Crepidula, 
Placunanomia  ,  Anomia.  Ueber  die  einzelnen  finden  sich 
unten  nähere  Angaben. 

Der  19.  Theil  von  Sowerby's  Thesaurus  Conchy- 
liorum  enthält  folgende  Monographien :  Ancillaria  mit  44 
Arten  auf  4  Tafeln ;  Eburna  Lam.  mit  8  Arten  auf  1  Ta- 
fel; Pseudoliva  Swains.  mit  8  Arten  auf  1  Tafel;  Cyllene 
Gray  mit  14  Arten  auf  1  Tafel ;  Terebellum  Klein  mit  1  Art 
aut  1  Tafel ;  Erato  Risso  mit  16  Arten  auf  1  Tafel ;  Nassa- 
ria  Link  (Hindsia  Adams)  mit  13  Arten  auf  1  Tafel;  und 
Phos  Montf.  mit  32  Arten  auf  2  Tafeln. 

Von  Rossmässler's  Iconographie  der  Land-  und 
Süsswasser- Mollusken  Europas  ist  1859  das  Schlussheft 
(5  und  6)  des  dritten  Bandes  erschienen.  In  demselben 
sind  Arten  der  Gattungen  Helix  ,  Bulimus  ,  Pupa,  Clausilia, 
Pianorbis,  Anodonta  und  Unio  besprochen  und  abgebildet. 
Die  bunte  Manchfaltigkeit  desselben  ,  auf  welche  Verf.  mit 
einigem  Missbehagen  hinweist,  denken  wir,  wird  den  Le- 
sern nicht  unangenehm  sein.  Freilich  möchten  wir  wün- 
schen, dass  die  dadurch  gestörte  Absicht  des  Verf.,  die 
Gattungen  Cyclas  und  Pianorbis  monographisch  zu  behan- 
deln nur  aufgeschoben,  nicht  aufgegeben  sein  möchte.  Die 
einzelnen  hier  behandelten  Arten  sollen  unten  namhaft  ge- 
macht werden  ,  auf  die  einzelnen  Bemerkungen  über  sie 
kann  naturgemäss  in  diesem  Berichte  nicht  eingegangen 
werden. 


der  Mollusken  während  des  Jahres  1859.  317 

The  Concholog-ical  Miscellany  ofSylvanus  Hanley. 
Illustration  of  Pandora,  Amphidesma,  Ostrea,  Melo,  the  Me- 
laniodae,  Ampullaria  and  Cyclostoma.  In  forty  Plates.  Lon- 
don and  Edinburgh  1854—1858.  4.  Part  1— X  ,  mit  je  4 
Tafeln  und  1  Blatte  Text,  worauf  die  Namen  der  Figuren 
enthalten  sind.  Von  diesem  seltenen  Werke  hat  in  diesen 
Berichten  nicht  gesprochen  werden  können,  weil  es  Refe- 
renten nicht  bekannt  geworden  war.  Vergl.  Malak.  Bl. 
1859.  p.  15. 

S.  Hanley  veröffentlichte  in  Journal  of  the  procee- 
dings  of  the  Linnean  society  IV.  p.  43  ein  Linne'sches  Ma- 
nuscript^  Museum  Ludovicae  Ulricae  Reginae,  welches  durch 
das  zur  Prüfung  der  Sammlungen  und  Manuscripte  Linne's 
niedergesetzte  Committe  wieder  aufgefunden  ist.  Es  war 
eine  Abschrift  des  Originals  mit  Aenderungen  und  Zusät- 
zen von  der  Hand  des  Autors.  Es  war  unzweifelhaft  der 
nicht  publicirte  Catalog,  der  so  oft  in  der  zehnten  Ausgabe 
des  Systema  Naturae  citirt  wird,  und  enthält  Beschreibun- 
gen gewisser  als  beschrieben  erwähnter  aber  seltsamer- 
weise in  der  gedruckten  Ausgabe  ausgelassener  Arten. 
Verf.  sagt,  dieses  Manuscript  sei  wichtig  in  mancher  Hin- 
sicht :  es  verbessert  häufige  Druckfehler ;  erklärt  manche 
falsche  Anspielungen  auf  vorhergehende  Arten,  indem  ihre 
Reihenfolge  sehr  abweichend  ist;  es  zeigt  diejenigen  alten 
Synonyme,  welche,  ausgemerzt  durch  Vergleichung  mit  den 
wirklich  beschriebenen  Exemplaren  ,  möglicherweise  durch 
muthmasslich  bessere  Abbildungen  verdrängt  sind;  vor- 
züglich aber  theilt  es  uns  diejenigen  Originaldiagnosen 
mit,  welche  zu  Gunsten  der  wirklich  in  dem  Systema  Na- 
turae abgedruckten  unterdrückt  sind.  Dass  die  Auffindung 
und  Publikation  dieses  Manuscripts  grosses  Interesse  für 
die  Geschichte  der  Conchyliologie  haben,  unterliegt  keinem 
Zweifel. 

Manuel  de  Conchyliologie  et  de  paleontologie  conchy- 
liologique  par  Chenu.  Von  diesem  schätzbaren  Werke  ist 
1859  die  erste  Abtheilung  des  ersten  Theiles  erschienen. 
Verfasser  charakterisirt  darin  die  Klassen,  Ordnungen,  Fa- 
milien,  Gattungen  und  Untergattungen,    und    erläutert  die 


318     Troschel;  Bericht  üb.  d.  l.eislungen  in  d,  Naturgeschichte 

letzteren  durch  instructive  und  elegante  Holzschnitte  von 
einer  oder  mehreren  Species.  Einige  ,  z.  B.  Conus  cedo 
nulli  mit  neun  Varietäten  sind  in  zierlichstem  Farbendruck 
ausgeführt.  Auch  die  fossilen  Formen  sind,  wie  es  der 
Titel  verspricht ,  berücksichtigt.  Das  Buch  ist  recht  em- 
pfehlenswerth,  zumal  Verf.  auch  die  Literatur  des  Auslan- 
des benutzt  hat.  Dass  manche  für  uns  erledigte  Punkte  in 
dem  Buche  noch  figuriren,  z.  B.  die  Gattung  Trichocyclus, 
die  offenbar  nur  Entwickelungsstufe  eines  Clio- ähnlichen 
Thieres  ist,  die  Gattung  Sagitta  unter  den  Heteropoden  ,  die 
entschieden  den  Würmern  zugehört,  die  Gattung  Phyllirhoe 
unter  den  Heteropoden  und  einiges  Andere  ,  scheint  wohl 
dem  Wunsche  nach  möglichster  Vollständigkeit  zugeschrie- 
ben werden  zu  müssen.  —  Diese  erste  Abtheilung  ent- 
hält die  Cephalopoden,  Pteropoden ,  Heteropoden,  und  von 
Gasteropoden  die  Unterordnungen  Proboscidifera  und  Toxi- 
fera  der  Pectinibranchiaten.  Gegen  die  Anordnung  der  Fa- 
milien lässt  sich  Manches  einwenden.  So  steht  die  Fa- 
milie der  Pleurotomiden  noch  nicht  unter  den  Toxiferen 
u.  dergl.  m. 

J.  E.  Gray  macht  Annais  nat.  bist.  III.  p.  510  auf 
die  Schwierigkeit  aufmerksam,  die  Species  der  Mollusken 
zu  unterscheiden ,  indem  zuweilen  die  Schalen  zum  Ver- 
wechseln ähnlich  und  doch  anatomische  Verschiedenheiten 
nachzuweisen  sind.  Ref.  könnte  auch  einige  solche  Bei- 
spiele hinzufügen ! 

V.  Martens  hat  in  den  Malak.  Bl.  p.  168  Nachricht 
von  der  Deutung,  welche  Mortillet  den  Namen  Risso's  nach 
eigener  Anschauung  der  Original-Exemplare  beigelegt  hat, 
gegeben.  Wir  weisen  auf  diese  Mittheilung  um  so  lieber 
hin,  als  die  Abhandlung  von  Mortillet ,  im  Bull,  de  la  soc. 
d'histoire  natureile  de  Savoie  1851  erschienen,  in  dem  da- 
maligen Jahresberichte  nicht  nach  eigener  Einsicht  hat  be- 
nutzt werden  können.     Vergl.  Archiv  1853.  II.  p.  96. 

Im  Journal  des  Cultivateurs  1858  und  1859  hat  Bau- 
don über  >die  dem  Ackerbau  schädlichen  Mollusken  ge- 
schrieben. Er  sieht  als  solche  2  Arion,  3  Limax-  und  9 
Helix-Arten  an.     Schliesslich  spricht  er  über  die  Mittel  sie 


der  Mollusken  während    des  Jahres  1859.  319 

ZU  vertilgen.      Vergl.  eine  Anzeige    hiervon  in  der  Revue 
de  Zoologie  p.  497. 

G.  Rose  hat  seine  Untersuchungen  über  die  helero- 
morphen  Zustände  der  kohlensauren  Kalkerde  fortgesetzt, 
und  auf  das  Vorkommen  des  Arragonits  und  Kalkspaths  in 
der  organischen  Natur ,  namentlich  im  Thierreiche  gerich- 
tet. Die  Mollusken  bilden  hierbei  die  Hauptsache,  und  Verf. 
kommt  zu  dem  Resultate,  dass  1)  bei  Pinna,  Inoceramus, 
Mytilus,  Unio,  Anodonta  die  äussere  Faserlage  ihrer  Scha- 
len aus  Kalkspath,  die  innere  Perlmutterlage  aus  Aragonit 
besteht;  2)  dass  bei  Ostrea  ,  Pecten,  Spondylus  die  Schale 
nur  aus  Kalkspath,  3)  bei  Strombus,  Paludina  und  allen 
Gasteropoden  ,  so  wie  bei  Pectunculus  und  Area  nur  aus 
Aragonit  besieht.  Abhandl.  der  Berliner  Akademie  1858. 
p.  63. 

Von  einer  Abhandlung  „über  die  schalentragenden 
Mollusken,  besonders  mit  Rücksicht  auf  den  Bau  und  die 
Form,"  welche  Garner  in  der  Linnean  Society  gelesen 
hat,  findet  sich  in  dem  Journal  of  the  proceedings  dieser 
Gesellschaft  IV.  p.  35  ein  Auszug.  Auf  das  Specielle  die- 
ses Aufsatzes  hier  näher  einzugehen ,  ist  bei  der  grossen 
Menge  einzelner  Bemerkungen  unmöglich  ,  und  würde  eine 
Uebersetzung  des  ganzen  Auszuges  nöthig  machen. 

Recluz  hat  im  Journal  de  Conchyliologie  VII.  p.  209 
über  die  Anomalien  bei  den  Mollusken  geschrieben,  wobei 
besonders  auf  die  Schalen  Rücksicht  genommen  worden  ist. 
—  lieber  Monstrositäten  bei  verschiedenen  Mollusken  hat 
Cailliaud  ib.  p.  226  und  p.  309  mehrere  Beispiele  beige- 
bracht auch  einige  derselben  auf  Taf.  XV  abgebildet.  — 
Auch  Fischer  hat  ib.  p.  235  demselben  Gegenstande  seine 
Aufmerksamkeit  gewidmet.  Er  lässt  die  Anomalien  von 
drei  verschiedenen  Hauptursachen  abhängig  sein,  nämlich: 
1)  von  eigenen  Organisationsverhältnissen  der  Thiere,  2) 
äusseren  Einflüssen,  3)  von  Krankheiten  und  Zufälligkeiten. 

Hier  mögen  einige  Beobachtungen  vonBaudon  über 
den  Albinismus  und  scalare  Monstrositäten  von  Planorbis 
corneus  ib.  p.  310  und  315  erwähnt  werden.  Verf.  ist  ge- 
neigt, die  gänzliche  Abwesenheit  von  Eisensalzen  und  den 


320     Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

Mangel  an  Kalk,  so  wie  die   ausschliessliche  Nahrung  von 
Conferven  für  die  Ursache  des  Albinismus  zu  halten. 

Hyndman  beobachtete  eine  Monstrosität  von  Fusus 
antiquus.  Report  of  the  27.  meeting  of  the  british  asso- 
ciation  for  the  advancement  of  science  held  at  Dublin  p.  104. 

Wedl  weist  nach,  dass  die  in  manchen  Muschel - 
und  Schneckenschalen  vorkommenden  Canäle  oder  röhren- 
artigen Gebilde  nicht  der  Struktur  der  Schale  angehörig, 
sondern  etwas  Accessorisches  seien.  Er  erklärt  sie  für 
Hohlgänge,  die  von  parasitischen  ,  den  Conferven  angehö- 
rigen  Algen  ausgefüllt  sind.  Wiener  Sitzungsberichte  XXXIII. 
p.  451  mit  3  Tafeln. 

On  the  Liability  of  Shells  to  injury  from  the  growth 
of  a  Fungus  by  Higgins.  Report  of  the  27.  meeting  of 
the  british  association  for  the  advancement  of  science  held 
at  Dublin  p  .  122. 

Gwyn  Jeffreys  machte  Journ.  de  Conchyl.  VII. 
p.  269  einige  Bemerkungen  über  die  geographische  Ver- 
breitung der  Mollusken ;  Petit  setzte  ib,  p.  274  seine  Be- 
trachtungen über  die  Wanderungen  der  Mollusken  fort. 

Bidrag  tili  Spitbergens  Molluskfauna  jemte  en  allman 
öfversigt  af  Artiska  Regionens,  naturförhallanden  och  forn- 
tida  utbredning  af  Otto  Tore  11.  Parti.  8.  154  pag.  und  2 
Tafeln.  Stockholm  1859. 

Ist  mir  nur  aus  einer  Anzeige  in  Sillimans  Amer.  Journ.  XXVIII. 
p.  444  bekannt  geworden.  Es  heisst  daselbst :  „In  dem  systematischen 
Berichte  der  spitzbergischen  Mollusken  reicht  dieser  Theil  nur  bis 
Area  unter  den  Bivalven.  Die  Synonymie  ist  wohl  bearbeitet  und 
die  Fehler  3Ii  dd  end  o  r  f  f's  und  Anderer  in  Betreff  der  Crenellae 
sind  auseinandergesetzt.  Folgende  Beispiele  werden  die  Ansicht  des 
Verfassers  in  Rücksicht  auf  die  Synonymie  der  Arten  ,  die  auch  an 
der  Küste  von  Keu-England  vorkommen,  zeigen  :  Modiola  nexa  Gould 
ist  Crenella  nigra.  Mytilus  levigatus  (discrepans  Gould)  ist  C.  sub- 
striata  Gr.,  Nucula  tenuis  Gould  ist  N.  expansa  Reeve  und  nicht  die 
europäische  tenuis.  Leda  tenuisulcata  Stimps.  ist  L.  pernula.  Leda 
sapotilla  ist  L.  hyperborca  Loven.  Eine  neue  Gattung  D acrydium 
ist  beschrieben.  Das  Vorkommen  einer  Area  (A.  glacialis)  in  so  ho- 
her Breite  ist  bemerkenswerth." 

Illustrated  Index  of  British  Shells  with  coloured  figures 


der  Mollusken  wiihrend  des  .lahres  1859.  321 

of  all  the  species.  By  G.  B.  Sowerby  1859  ist  mir 
noch  nicht  ziigäng-lich  geworden. 

Unter  dem  Titel:  „Nachlese  zur  Britischen  Conchylio- 
logie"  hat  Gwyn  Jeffreys  in  den  Annais  nat.  hist.  III. 
p.  30  und  p.  106  Bemerkungen  über  das  Vorkommen  zahl- 
reicher Species  gemacht,  auch  einige  neue  Arten  beschrie- 
ben, die  auf  zwei  Tafeln  abgebildet  sind,  und  die  wir  un- 
ten namhaft  machen.  Auch  einige  Schneckenzungen  hat 
Verf.  hier  abgebildet,  so  von  Chiton  fascicularis,  discrepans 
und  gracilis ,  um  die  specifische  Verschiedenheit  nachzu- 
weisen, freilich  ohne  ein  Wort  der  Beschreibung  hinzuzu- 
fügen ;  ebenso  von  Assiminea  Grayana  und  littorea  ;  des- 
gleichen von  Skenea  planorbis  und  Euomphalus  nitidissi- 
mus  (vergl.  auch  Journ.  de  Couch.  VII.  p.  361);  endlich 
von  Truncatella  Montagui.  Alle  diese  Abbildungen  lassen 
viel  zu  wünschen  übrig. 

In  derselben  Zeitschrift  p.  406  giebt  Clark  kritische 
Bemerkungen  zu  den  Nachlesen  des  Verf.  vom  vorigen 
Jahre  und  zu  den  obigen. 

Ich  beschränke  mich  darauf,  aus  denselben  hier  zu  erwähnen,  dass 
Verf.  Diodonta  Barleei  für  seine  Diplodonta  rotundata  juv.  hält,  Aporrhais 
pes  carbonis  hält  er  nur  fürVar.  von  pes  pelecani,  Rissoa  pulcherrima 
ist  nach  Clark's  Ansicht  Var.  von  R.  inconspicua,  Cerithiopsis  pul- 
chella  Var.  von  C.  tubercularis,  Buccinum  Humphreysianum  Var.  von 
B.  undatum,  Mytilus  Galloprovincialis  und  ungiilatus  des  Verf.  seien 
Varietäten  von  öl.  edulis.  Truncatella  atonius  Phil.,  welche  Jeffreys 
als  Synonym  von  Euomphalus  nitidissimus  anzusehen  geneigt  war, 
verlheidigt  Clark  als  verschieden  und  keinesweges  der  Gattung 
Euomphalus  zugehörig.  —  Gegenbemerkungen  von  Jeffreys  finden 
sich  ib.  p.  496.  —  Fischer  erklärt  Journ.  de  Conch.  VII.  p.  364  die 
Skenea  nitidissima,  gewiss  mit  Recht,  für  eine  Larve. 

Nachträgliche  Nachlesen  von  Jeffreys  finden  sich 
ib.  IV.  p.  189. 

Im  Beport  of  the  27.  meeting  of  the  british  associa- 
tion  for  the  advancement  of  science  held  at  Dublin  ist 
p.  104  ein  Bericht  über  die  marine  Zoologie  von  Strand- 
ford  Lough,  County  Down  and  corresponding  part  of  the 
Irish  Channel  von  Dickie  enthalten.  Enthält  namentlich 
Verzeichnisse  von  Conchylien. 

Arohiv  für  Naturg.  XXVI.  Jahrg.  2.  Bd.  V 


822     Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

Ebenda  p.  220—237  findet  sich  ein  Report  of  the 
Proceedings  of  the  Belfast  Dredging  Committee.  Hiernach 
sind  gefunden  96  Lamellibranchiaten  ,  2  Brachiopoden  ,  96 
Gasteropoda  prosobranchiata  und  11  Gasteropoda  opistho- 
branchiata.  —  Vergl  auch  den  folgenden  Jahrgang  (j^eeds) 
p.  282—293.  '.'":/: 

Bemerkungen  über  den  Schleppnetzfang  in  der  Bucht 
von  Belfast  machte  Kinahan  in  der  Dublin  natural  history 
Society,  und  sprach  dabei  auch  über  die  Verbreitung  und 
das  Vorkommen  einiger  Mollusken.  The  natural  history 
review  VI.  p.  79. 

üeber  die  V^erbreitung  des  Bulimus  acutus  in  England 
findet  sich  eine  Notiz  von  J.  E.  Gray  Annais  nat.  hist.  IV. 
p.  238. 

E.  P.  Wright  verzeichnete  die  Irländischen  Nackt- 
kiemer ,  welche  ihm  vorgekommen  sind  ,  37  an  der  Zahl. 
The  natural  history  review  VI.  p.  86. 

Einen  kleinen  Nachtrag  zur  Fauna  der  Land- und 
Süsswassermollusken  Meklenburgs  lieferte  Bo  1 1.  Archiv 
des  Vereins  für  Freunde  der  Naturgesch.  in  Meklenburg 
1859.  p.  158.  ,,.,_,   . 

Grateloup's  „Faune  malacologique  girondine"  ist 
in  zwei  Abtheilungen  erschienen,  die  im  Journ.  de  Conch. 
VII.  p.  308  und  394  angezeigt  sind.  Die  175  lebenden 
Arten  gehören  9  Familien  und  27  Gattungen  an.  Ihre  Zahl 
möchte  etwas  zu  hoch  sein,  indem  einige  Varietäten  für 
Species  angesehen  sind. 

Catalogue  raisonne  des  Mollusques  terresfres  et  d'eau 
douce  de  la  Gironde  par  M.  J.  B.  Gassie  s.  Paris,  Bail- 
liere  1859.  (Extrait  des  Actes  de  la  Soc.  Linn.  de  Bordeaux) 
kenne  ich  bisher  nur  aus  den  Anzeigen  in  Rßvue  de  zool. 
p.  501  und  Journal  de  Conchyliologie  VII.  p.  396. 

Es  werden  138  Species  aufgezählt,  nämlich  :  3  Arion,  5  Limax, 
2  Testacella  ,  3  Vitrina,  2  Succinea,  9  Zonites,  24  Helix,  9  Bulimus, 
4  Clausilia,  1  Balaea,  7  Pupa,  5  Vertigo,  1  Carychium,  2  Cyclostoma, 
2  Aeme  ,  12  Planorbis  ,  3  Physa  ,  8  Lininaea,  2  Ancylus,   1  Paludina, 

8  Bythinia,    3  Valvata,    1  Neritina,    4  Anodonta  ,  4  Unio  ,   4  Cyclas, 

9  Pisidium.     Ein  neuer  Limax  und  1  neue  Bythinia  sind  unten  nam- 
haft gemacht. 


der  Mollusken  während  des  Jaliies  1859.  323 

Nach  Peter  Merian  kommen  Dreissena  polymorpha 
und  Paliidlna  vivipara  jetzt  in  dem  Kanäle  bei  Mülhaiisen 
vor,  während  sie  früher  daselbst  fehlten.  Verf.  vermnthet, 
dass  sich  die  letztere  durch  den  Rheinkanal  allmählich 
verbreiten  werde.  Verhandl.  der  naturf.  Gesellsch.  in  Ba- 
sel II.  p.  343. 

Prospetto  sistemalico-statistico  dei  Molluschi  terrestri 
e  fluviali  viventi  nel  territorio  di  Lugano  (Svizzera  italiana) 
dell  Ab.  Giuseppe  Stabile.  Milano  1859.  8.  67  Seiten. 

Verf.  beschreibt  zuerst  die  geographische  und  physische  Be- 
schaffenheit des  Gebietes,  zählt  dann  die  Arten  auf,  giebt  in  einem 
dritten  Abschnitte  Diagnosen  und  Koten  und  fügt  viertens  eine  verglei- 
chende Tabelle  der  Landschnecken  hinzu,  worin  die  natürliche  Be- 
schaffenheit der  Schalen  (ob  hornig,  hornig-kalkig  oder  kalkig),  die 
mineralogische  Beschaffenheit  des  Bodens ,  auf  welchem  sie  leben 
(cristallino  ,  dolomia,  calcare,  calcare  arlificiale)  und  der  Aufenthalt 
(ob  an  Felsen,  an  Mauern,  auf  Pflanzen,  an  der  Erde,  verborgen  un- 
ter Steinen  oder  Laub)  angemerkt  ist.  —  Das  Verzeichniss  enthält: 
1  Arion,  2  Limax,  1  Vitiina,  2  Succinea,  6  Zonites,  16  Helix,  4  Bn- 
limus,  2  Caecilianella,  5  Clausilia,  1  Balia,  6  Pupa,  6  Vertigo,  2  Ca-? 
rychium  ,  b  t'lanorbis,  1  Physa  ,  7  Limnaea,  3  Ancylus,  1  Cyclostoma, 

1  Pomatias,  1  Acnie,  2  Bythinia  ,  1  Paludina,  2  Valvata,    1  Neriiina, 

2  Anodonta,  2  Unio  ,  2  Pisidiuni  ,    1  Sphaerium  ;    also  77  Schnecken 
und  7  Muscheln,   zusammen  überhaupt  84  Arten.. 

Eine  Brochüre  von  Antonio  Villa  ^Sulla  distribu- 
zione  geografica  dei  molluschi  terrestri  nella  Lombardia.  Mi- 
lano 1859"  ist  mir  nur  aus  der  kritischen  Anzeige  von  E. 
V.  Blartens  Malak.  Bl.  p.  199  bekannt  geworden. 

Kohlmayer  nennt  22  Schnecken  als  an  den  östli- 
chen Abhängen  des  Reisskofel  in  den  Gailthalcr  Alpen  vor- 
kommend. Jahrbuch  des  naturh.  Museums  in  Kärnten  IV. 
1859.  p.  64. 

B  e  1  k  e  verzeichnete  (Bulletin  de  Moscou  1859.  I. 
p.  102)  die  Mollusken  der  Lhngegend  von  Kamenielz-Po- 
dolski.  -^ly^yri'.  :- 

Es  sind  1  Arion,  3  Limax,  2  Succinea,  5  Helix,  3  Pupa,  1  An- 
ricula,  1  Planorbis,  5  J.imnaeus,  1  31elanopsis,  1  Paludina  (Bithynia), 
1  Neritina,  2  Cyclas,  2  Unio,  1  Margarilana,  2  Anodonta  ;  zusammen 
24  Schnecken  und  7  Muscheln. 

Mousson's  Schrift  „Ein  Besuch   auf  Corfu  und  Ce- 


324     Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

falonien.  Zürich  1859.  8.",  welche  auch  Conchyliologisches 
zu  enthalten  scheint,  ist  mir  nicht  zu  Gesichte  gekommen. 
—  Ebensowenig  „Coquilles  terreslres  et  fluviatiles  recueil- 
lies  dans  l'Orient  par  Mr.  le  docteur  AI.  Schäfli,  determi- 
nees  parA.  Mousson.  Zürich  1859." 

Aus  dem  Journ.  de  Conch.  VII.  p.400  erfahren  wir, 
dass  Drouct  neuerlich  den  Catalog  der  marinen  Mollus- 
ken der  Azoren,  in  Quarto  mit  2  Tafeln  veröffentlicht  hat. 
Die  daselbst  angegebene  Jahreszahl  1848  halte  ich  für  einen 
Druckfehler.  Verf.  findet  eine  gewisse  Analogie  mit  der 
Fauna  des  Mittelmeers  und  den  Canarischen  Inseln.  An 
den  Azoren  finden  sich  nur  75  Arten,  während  d'Orbigny 
von  den  Canarischen  Inseln  109  Arten  aufführt.  Die  Fauna 
der  Landschnecken  ist  dagegen  sehr  reich  ,  und  soll  von 
Morel  et  in  einem  besonderen  Werke  veröffentlicht  wer- 
den. Eine  Süsswasserfauna  fehlt  ganz.  Die  5  neuen  Arten 
gehören  den  Gattungen  Litiopa ,  Nassa  und  Patella  an. 

In  Georg  Hartungs  Schrift  j-Die  geologischen  Ver- 
hältnisse der  Inseln  Lanzarote  und  Fuerta  Ventura  1857," 
und  zwar  im  Anhange  p.l30 — 139  hat  Mousson  über  die 
Land- Schnecken  dieser  Inseln  mit  Bemerkungen  über  die 
Molluskenfauna  der  Canarischen  Inseln  im  Allgemeinen  ge- 
schrieben. Von  dieser  in  dem  damaligen  Berichte  übersehe- 
nen kleinen  Arbeit  hat  Lowe  Annais  nat.  bist.  III.  p.81 
eine  Uebersetzung  gegeben. 

Im  Ganzen  sind  von  den  Canarischen  Inseln  101  Aiten  be- 
kannt, unter  denen  2  neue  Helix-Arten  ,  die  unten  genannt  sind. 

Nach  Aucapitaine  leben  im  hohen  Kabylien  nur 
drei  Süsswasser- Mollusken,  nämlich  Ancylus  costatus,  Pa- 
ludina  idria  Fer.  und  Limnaea  minuta  Drap. ;  die  erste  in 
der  Ceder-Region,  die  beiden  letzteren  in  der  unteren  Oli- 
venregion. Verf.  erklärt  diese  Armuth  durch  den  schrof- 
fen Temperaturwechsel  und  durch  das  Austrocknen  der 
Bäche  im  Sommer,  welche  das  Schmelzen  des  Schnees  in 
reissende  Ströme  umwandelt,  welche  keinem  Thiere  gestat- 
ten, sich  darin  zu  entwickeln.  Daher  findet  man  nur  einige 
Arten,  welche  in  Quellen  leben  können.  Annales  des  seien- 
ces  naturelles  XI.  p.  179. 


der  Mollusken  während  des  Jahres  1859-  325 

Gassi  es  beschreibt  Actes  de  la  Soc.  Linn.  de  Bor- 
deaux XXII.  p.  229  zwei  Helices  und  zwei  Ancylus,  welche 
Debeaux  auf  einer  Excursion  nach  dem  Djurjura  in  Ka- 
bylien  gesammelt  und  ihm  zugesandt  hatte.  Die  Helix 
erschienen  beiden  neu ;  sie  sind  unten  genannt.  Vgl.  Re- 
vue de  Zoologie  p.  496. 

V.  Martcns  hat  ein  Verzeichniss  der  von  Prof.  Pe- 
ters in  Mossambique  gesammelten  Land  -  und  Süsswasser- 
Mollusken  inMalak.  Bl.  p.  211  veröffentlicht,  welches  über- 
haupt 27  und  darunter  13  eigenthümliche  Arten  enthält. 
Das  Vorherrschen  der  Achatinen,  Iridinen  und  Lanistes  ist 
echt  afrikanisch.  Die  neuen  Arten  sind  unten  namhaft  ge- 
macht. 

Dunker  beschrieb  Malak.  Bl.  p.  221  sechzig  neue 
Conchylien-Arten  von  Japan,  aus  einer  Sammlung,  welche 
Dr.  Nuhn  im  Hafen  von  Decima  zusammengebracht  hatte. 
Sie  sind  auffallender  Weise  alphabetisch  geordnet. 

Fischer  hat  begonnen  ein  Verzeichniss  der  Mollus- 
ken des  Caledonischen  Archipels  zu  veröffentlichen.  Journ. 
de  Conch.  VII.  p.  329.  Die  Sammlung  Montrouzier's  wird 
über  650  Arten  geschätzt,  von  denen  vier  Fünftel  mit  der 
Fauna  der  Philippinen  übereinstimmen.  Die  Landschnecken 
gleichen  denen  von  den  Philippinen  nicht ,  sie  bieten  eine 
wunderliche  Mischung  von  Formen  der  entferntesten  Ge- 
genden. Prächtige  Bulimus ,  wie  die  von  Australien  und 
den  Salomonsinseln  kommen  neben  kleinen  Bulimus  vor, 
die  denen  der  Antillen  ähnlich  sind;  die  Cyclostomen  und 
Helicinen  haben  ebenfalls  das  Ansehen  derer  von  den  An- 
tillen ;  Planorbis ,  Physa  und  Succinea  gleichen  denen  aus 
Europa  und  Nordamerika ;  die  Helices  haben  das  Ansehen 
von  Drepanostoma:  die  Melanopsis  sehen  aus,  als  wären 
sie  in  Spanien  gesammelt.  Dazu  kommen  manche  eigen- 
thümliche Formen.  Viele  Arten  von  marinen  Schnecken 
und  Muscheln  werden  gegessen.  —  Die  Aufzählung  beginnt 
mit  den  Muscheln ,  deren  57  nebst  einer  Terebratula  ge- 
nannt werden.  Unter  ihnen  findet  sich  eine  neue  Mactra. 
Das  Verzeichniss  wird  fortgesetzt. 

Von  verschiedenen  Verfassern  werden  ib.  p.  369  neun- 


326     Tr ose  hei:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

zehn   neue   Arten    von   Neucaledonien  beschrieben  ,  deren 
Namen  unten  mitgetheilt  werden. 

W.  G.  Binney  hat  ein  Supplement  zu  seines  Vaters 
„Terrestrial  MollusliS  of  the  United  States«  geliefert.  Das- 
selbe füllt  das  ganze  erste  Heft  des  7ten  Bandes  des  Bo- 
ston Journal  of  natural  history  p.  1 — 207,  ist  von  6  Stein- 
druck -  Tafeln  begleitet ,  und  bildet  eine  Fortsetzung  und 
Ergänzung  des  genannten  Werkes.  Zunächst  sind  1)  die 
Arten  der  pacifischen  Küste  p.  6 — 29,  dann  2)  die  Arten 
östlich  von  den  Rocky -Mountains  p.  29 — 296  abgehandelt. 
Neue  Arten  sind  nicht  beschrieben ,  wohl  aber  sind  zahl- 
reiche Arten  hier  zum  erstenmal  abgebildet  und  so  eine 
Möglichkeit  gegeben ,  sie  wiederzuerkennen  und  zu  be- 
stimmen ,  was  nach  den  kurzen  in  den  Zeitschriften  zer- 
streuten Diagnosen  mindestens  grossen  Schwierigkeiten 
unterworfen  war.  Die  Abbildungen  sind  recht  hübsch  ge- 
zeichnet. 

Ein  kleiner  Nachtrag  zu  dem  Kataloge  Amerikani- 
scher Landschnecken  von  Binney  findet  sich  Proc.  Phila- 
delphia p.  188. 

lieber  einio-e  bei  West- Yarmouth  vorkommende  Mol- 
lusken,  Melampus  (Conovulus)  bidentatus  ,  Crepidiila  forni- 
cata,  Pecten  concentricus,  Buccinum  obsoletum,  Natica  he- 
ros,  Pyrula  canaliculata  und  Mya  arenaria  machte  Lyman 
kurze  Bemerkungen.     Proc.  Boston  Soc.  VII.  p.  78. 

Eine  kurze  Notiz  über  die  von  Xantus  am  Cap  St. 
Lucas  gesammelten  Conchylien  s.  Proc.  Philadelphia  p.331. 

Sanderson  Smith  stellte  eine  Tabelle  über  die 
Tiefen  der  Mollusken  von  Peconik-Bay  und  Gardiner's-Bay, 
Long  Island  ,  zusammen.  Silliman  Amer.  Journ.  XXVII. 
p.  281. 

Pfeiffer  lieferte  einen  neuen  Beitrag  zur  Mollusken- 
fauna der  Insel  Cuba ,  wozu  ihm  eine  Sendung  Gundlach's 
Gelegenheit  gab  ,  welche  78  Arten  enthielt.  Unter  ihnen 
befindet  sich  eine  grössere  Zahl  neuer  Arten  aus  den  Fa- 
milien der  Cycloslomaceen ,  Helicinaceen  und  Heliceen. 
Malak.  Bl.  p.  66. 

Unter   der  Ueberschrift   ^Beiträge  zur  MolluskenAiuna 


der  Mollusken  während  des  Jahres  1859.  327 

Central-Amerika's  hatMörch  einige  Beziehungen  der  geo- 
graphischen Verbreitung  der  Thiere  erörtert ,  welche  ein 
allgemeineres  Interesse  bieten.  Den  Wärmezonen  wird  be- 
sondere  Wichtigkeit  beigelegt,  und  es  werden  deren  sieben 
unterschieden  :  2  polare  ,  2  subpolare ,  2  subtropicale  und 
eine  tropicale;  diese  werden  durch  drei  Weltmeere  durch- 
schnitten, wodurch  sechs  Hauptküstenlinien  entstehen  und 
somit  sollten  theoretisch  38  Faunen  vorhanden  sein.  Ge- 
wiss hat  Verf.  recht,  wenn  er  annimmt,  dass  die  Identität 
der  Arten,  die  durch  Welltheile  oder  durch  weite  Meere 
getrennt  sind,  nur  auf  nicht  hinlänglich  gründlicher  Unter- 
scheidung beruhen.  Er  verspricht  den  Beweis  zu  führen, 
dass  keine  wohlausgeprägte  Art  auf  beiden  Seiten  des 
Isthmus  von  Panama  identisch  sei.  Der  Aufsatz  ist  im 
Jahrgange  1859  noch  nicht  abgeschlossen.  Wir  müssen, 
was  die  einzelnen  abgehandelten  Gruppen  der  Schnecken 
betrifft ,  unten  noch  mehrfach  auf  diesen  Aufsatz  zurück- 
kommen, auch  um  einige  neue  Arten  zu  verzeichnen.  Ma- 
lak.  Bl.  1859.  p.  102. 

Ueber  einige  Land-  und  Süsswasser- Schnecken  aus 
Venezuela  machte  E.  v.  Martens  Bemerkungen.  Malak. 
Bl.  p.  59.  Sie  beziehen  sich  auf  17  Arten  ,  unter  denen 
eine  Physa  neu. 

Cephalopoda, 

V.  Tschudi  legte  der  Wiener  Akademie  die  soge- 
nannten künstlichen  Augen  der  Indianermumien  aus  Arica 
vor  ,  die  nichts  anderes  als  die  getrockneten  Augen  von 
Loligo  gigas  sind.  Wiener  Sitzungsberichte  XXXIV.  p.  361. 

Steenstrup  hat  eine  neue  Cephalopodengattung  D  o  sidicus 
aufgestellt  ,  wie  wir  aus  der  üebersetzu^ng  Creplins  in  Giebel  und 
Heintz  Zeitschr.  f.  d.  ges.  IVaturw.  XIV.  p.  195  ersehen.  Daselbst  ist 
jedoch  nicht  angegeben,  wo  die  Original-Abhandlung  gedruckt  ist. 
Sie  gehört  in  die  Nähe  von  Ünimatostrephes ;  aber  sie  hat  an  den 
Bauchaimen  an  der  Innern  Hälfte  grosse,  an  der  äusseren  Hälfte  sehr 
kleine  Saugnäpfe  und  peitschenförmige  Arnispilzen;  ferner  finden 
sich  an  jedem  Fangarme  4  —  5  Haftpolster  in  einer  Längsreihe;  end- 
lich ist  das  llornskelet  im  Rücken  eigenthümlich  :  eine  massive  schwere 


328     Tr  ose  hei:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  Katurgeschichte 

Hornmasse  füllt  den  unteren  Trichter  im  Rückenstücke,  so  dass  die- 
ser nur  zu  einem  Drittel  oder  Viertel  hohl  ist.  Die  Art  D.  Esch- 
richtii  soll    von  Marseille  stammen. 

Bennett  veröffentlichte  Bemerkungen  über  die  Ver- 
breitung ,  den  Fang  und  die  Verwendung  zur  Nahrung  ei- 
niger Nautilus-Arten.     Proc.  zool.  soc.  p.226. 

Guido  Sandberger  hat  „einige  Bemerkungen  über 
den  Nautilus  umbilicatus"  in  den  Wiener  Sitzungsberichten 
XXXVJI.  p.  286  mitgetheilt;  er  fand  eine  logarithmische 
Spirale  mit  zweierlei  Quotienten  als  Windungsgesetz. 

Derselbe  veröffentlichte  auch  in  dem  siebenten  Be- 
richte der  Oberhessischen  Gesellschaft  für  Natur-  und  Heil- 
kunde, Giessen  1859.  p.  75  kurze  Betrachtungen  über  Sipho 
und  Siphonaldute,  so  wie  über  Eizelle  und  andere  äussere 
und  innere  Merkmale  der  Schale  des  gemeinen  Schiffsboo- 
tes (Nautilus  Pompilius  L.). 

Gasteropoda. 

Lacaze-Duthiers  hat  in  den  Annales  des  scienc. 
nat.  XII.  p.  4 — 84  Untersuchungen  über  den  Purpur  veröf- 
fentlicht ,  welche  die  interessante  Frage  nach  allen  Seiten 
beleuchtet  und  so  ziemlich  erschöpft.  Verf.  fand,  dass  ein 
Fischer,  der  ihn  auf  seinen  Excursionen  zu  Mahon  beglei- 
tete, in  Zeiten  der  Müsse  seine  Wäsche  zeichnete,  indem 
er  mit  einem  Holzstäbchen  den  Schleim  aus  dem  Mantel 
von  Purpura  haemastoma  auf  dieselbe  übertrug.  Anfäng- 
lich gelb,  wurde  die  Farbe  durch  den  Einfluss  des  Son- 
nenlichtes roth.  Dies  war  die  Veranlassung  zu  des  Verf. 
Untersuchungen.  Nach  Erörterung  des  Historischen  und 
Betrachtung  der  Eigenthümlichkeit  der  Substanz  so  wie 
ihres  Verhaltens  gegen  das  Sonnenlicht  folgt  die  anatomi- 
sche Beschreibung  des  Purpurorganes.  Zwischen  der  Kieme 
und  dem  Mastdarme  verläuft  ein  Gefäss ,  welches  von  dem 
Bojanus'schen  Organe  herkommt  und  nach  beiden  Seiten 
zahlreiche  Gefässe  abgiebt.  Ueber  diesem  Gefäss-Geflechte 
liegt  ein  gelbes  Organ,  welches  den  Purpur  liefert.  Es 
ist  aus  kleinen  Schläuchen  zusammengesetzt  und  hat  keine 
Oeffnung,  keinen  Ausführungsgang.     Ein  Secret  der  Niere 


der  Mollusken   während  des  Jahres  1859.  329 

ist  der  Purpur  nicht.  Gelegentlich  ^vird  hier  eine  längs 
dem  Mastdarme  gelegene,  mit  eigener  Oeflnung  versehene, 
sogenannte  Anal-Drüse  beschrieben  ,  deren  Bedeutung  un- 
bestimmt bleibt.  Durch  Untersuchungen  an  anderen  Schnek- 
ken  kommt  Verf.  zu  dem  Resultate,  dass  das  Purpurorgan 
sehr  allgemein  vorkomme,  dass  aber  sein  Product  an  Farbe 
und  seinem  Verhalten  gegen  das  Licht  sehr  verschieden 
sei.  —  Die  Purpurfarbe  ,  deren  Nuancen  p.  83  dargestellt 
sind,  und  über  deren  Verwendung  bei  den  Alten  ausführ- 
lich gehandelt  wird  ,  wird  von  verschiedenen  Schnecken 
gewonnen,  namentlich  werden  als  solche  erwähnt  Murex 
brandaris,  trunculus,  erinaceus,  so  wie  Purpura  haemastoma 
und  lapillus.  Schon  diese  kurzen  Andeutungen  werden  die 
Leser  zum  Studium  der  Abhandlung  selbst  anregen. 

Fischer  glaubt  bei  den  Schnecken  den  vollständigen 
Hermophroditismus,  so  dass  Selbstbefruchtung  stattfinden 
könne,  nachweisen  zu  können.  Journ.  de  Conchyl.  VIL 
p.  262. 

Grube  suchte  in  einem  Vortrage  bei  der  Naturfor- 
scherversammlung zu  Bonn  die  Ansicht  zu  vertheidigen,  der 
Deckel  der  Gasteropoden  sei  der  einen  Schale  der  Muscheln 
zu  vergleichen.  Amtlicher  Bericht  der  33.  Versammlung 
deutscher  Naturforscher  zu  Bonn  p.  148.  —  Ueber  den 
Werth  der  Deckel  für  die  Classifikation  sprach  ib.  p.  156 
Referent  und  machte  darauf  aufmerksam,  dass  sie  wäh- 
rend ihres  Wachsthums  einer  Drehung  unterworfen  seien, 
da  ihre  Lage  zur  Mündung  in  jedem  Alter  des  Thieres  re- 
lativ dieselbe  sei. 

Bemerkungen  über  einige  Modifikationen  von  Conchy- 
lien,  die  nicht  von  einer  krankhaften  Affection  herrühren, 
machte  Marcel  de  Serres  Annales  des  sc.  nat.  XIL 
p.  376.  Sie  beziehen  sich  auf  die  Gattungen  Pleurotoma, 
Pleurotomaria  ,  Ditremaria ,  Polystremaria  ,  Tornigerus  ,  Do- 
lium  u.  s.  w. 

Taenioglossa. 

Pomatiacea.  Neue  Art:  Pomatias  Himala  yae  Benson  Annais  nat 
bist.  III.  p.  183  von  Darjiling, 


330     Troschel:    Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

CyclOtacea.  Wood  ward  hat  lebende  Exemplare  von  Cyclo- 
stoma  (Tropidophora)  articulatum  beobachtet,  welche  Ida  Pfeiffer 
von  der  Insel  Rodiiguez  nach  England  gebracht  hatte  und  davon 
eine  Abbildung  ,  so  wie  von  der  Zunge  gegeben.  Proc.  zool.  soc. 
p.  204;  Annais  nat.  bist.  IV.  p.  320. 

Benson  hat  Annais  nat.  bist.  IV.  p.  93  die  lebenden  Thiere  von 
Raphauhis  Chrysalis,  Pupina  artata  und  ütopoma  clausuni  beschrie- 
ben, welche  nach  der  Reise  von  Tenasseriin  nach  England  noch  le- 
bendig waren. 

Neue  Arten:  Cyclolus  iUotus  Gould  Proc.  Boston  soc.  VI.  p.  425 
von  Loochoo.  —  C?  minimus  Gundlach  von  Cuba  Malak.  81.  p.  68. 
Pfeiffer  ist  wegen  der  Beschaffenheit  des  Deckels  sehr  zweifelhaft 
über  das  Genus. 

Alycaeus  pilula  Gould  Proc.  Boston  soc.  VI.  p.  424  von  Hong- 
Kong.  —  A.  Jagori  JVIartens    Malak.  Bl.  p.   208  von  Java. 

Benson  beschrieb  sechs  neue  Arten  dieser  Gattung  von  Dar- 
jiling  unter  den  Namen  Alycaeus  otipho  rus,  Bembex,  Physis,  Gemmula, 
plectocheilus  ,  cremdatus  und  theilte  bei  dieser  Gelegenheit  die  Gat- 
tung in  drei  Gruppen,  wobei  er  die  Art  der  Zusammenziehung  an 
der  Mündung  für  einen  besseren  Eintheilungsgrund  als  die  von  Pfeif- 
fer benutzte  Gestalt  der  Schale  ansieht.  Seine  drei  Gruppen  sind: 
1.  Alycaeus.  Letzte  Windung  in  einiger  Entfernung  von  der  Mün- 
dung zusammengezogen,  10  Arten  ;  2.  CArtr  aa?  Zusamnienziehung  hart 
an  derMündung,  6  Arten;  Q.Dioryx  Zusammenziehung  schmal,  dicht 
hinter  der  Mündung,  die  Suturalröhre  näher  am  Peristom  als  bei  den 
vorigen,  4  Arten.     Annais  nat.  bist.  III.  p.  176. 

Diplommatina  pullula  Benson  Annais  nat.  bist.  III.  p.  182  von 
Darjiling. 

Leptopoma  suhconicum  Pfeiffer    Proc.   zool.  soc.  p.  27. 

Auf  Megalomastoma  gravidum  ,  zu  welchem  Otopoma^Blennus 
als  Jugendzustand  erkannt  wurde,  gründet  Benson  Annais  nat.  bist. 
IV.  p.  90  wegen  der  Eigenthümlichkeit  des  Deckels  eine  eigene  Gat- 
tung Hyhocystis  testa  distorta  ovata ,  anfractus  penultimus  antice 
supra  aperturam  planatus ;  apertura  circularis ,  callum  internum  sn- 
perne  sinuatum,  a  peristomate  interiore  sulco  profunde  excavalo  di- 
visum,  exhibens;  operculuni  testaceum,  crassum,  extus  concaviusculum, 
plurispiratum ,  anfractibus  sensim  accrescentibus ,  ultimo  extus  aetate 
sensim  attenuato ,  iunioris  abrupte  desinente,  intus  l^/^  spiratum,  epi- 
dermide  Cornea  nitida  vestitum,  medio  foveato-umbonatuni,  anfractu 
ultimo   elevato  priores  partim  celante. 

Später  machte  Benson  ib.  p.  238  auf  die  Verschiedenheit  der 
Deckel  bei  den  Megalomastoma-Arten  aufmerksam,  und  hält  eine  Re- 
vision dieser  Gattung  für  wünschenswerth. 

CyclOStomacea.       Cydosloma     artense    Monlrouzier    Journ.    de 


der  Mollusken  wnhrend  des  Jahres  1859.  331 

Conch.  VII.  p.  286.  pl.  8.  fig.  1  von  der  Insel  Art  in  Keu-Caledonien. 
—  C.  Montrouzieri  und  Gassiesi  Souverbie  ib.  p.  291.  pL  8.  fig.  5 
und  6  (letztere  hält  Pfeiffer  Malak.  Bl.  p.  193  für  identisch  mit 
C.  Apiae  Recluz).  —  C.  ammonis  Gassies  ib.  p.  370  von  Neu  -  Ca- 
ledonien.  ' 

Die  eben  g^enannten  Arten  sind  unter  dem  allgemeinen  IS'amen 
Cyclostoma  beschrieben  w^orden,  ohne  Angabe  der  Gattung,  zu  welcher 
sie  gehören.  Bei  dem  gegenwärtigen  Stande  der  Wissenschaft  ist  dies 
nicht  mehr  zulässig  und  jeder  Autor  sollte  ,  wenn  er  auch  wirklich 
den  generischen  Werth  der  neueren  Gattungen  noch  nicht  anerken- 
nen möchte,  doch  mindestens  den  Namen  in  Parenthese  hinzufügen, 
um  den  Leser  zu  orientiren. 

Cyclostoma  harhata ,  citharella  und  mtisiva  von  Ousima  in  Ja- 
pan bilden  nach  G  o  u  1  d  Proc.  Boston  soc.  \I.  p.  425  eine  besondere 
Gruppe  in  der  Nähe  der  ecliten  Cyclostoma,  und  zeichnen  sich  durch 
den  dünnen  Deckel  mit  wenigen  Windungen  und  verdünnten  Rän- 
dern aus,  so  wie  durch  die  kuglige  Form,  offenen  Nabel,  kreisförmi- 
ges Peristom,  das  die  vorige  Windung  bloss  berührt  und  durch  vor- 
stehende lamellenartige  Anvvachsstreifen,  die  sich  mit  spiralen  Reifen 
schneiden.     Verf.  nennt  diese  Gattung  J ap o?iia. 

Cyclostomus  priticipalis  Pfeiffer  Proc.  zool.  soc.  p.  27  von  Ma- 
dagaskar. 

Choannpoma  Daudinoti  ,  decoloratum,  fragile,  Yaterascnse,  au- 
ricomum  Gundlach  von  Cuba.  Malak.  Bl.  p.  69. 

Chondropoma  dilatatum  und  marginalhum  Gundlach  Malak.  Bl. 
p.  75  von  Cuba. 

Cistula  Machinlayi ,  inlerstiliale  Gundlach  von  Cuba.  Malak. 
Bl.  p.  74. 

Ctenopoma  perspectivum  Gundlach  von  Cuba.  Malak.  Bl.  p.  72k 

Bourciera  Fraseii  Pfeiffer    Proc.   zool.  soc.  p.  27  von  Ecuador. 

Diplopoma  Pfeiffer  ist  der  Name  einer  neuen  Gattung,  dessen 
Deckel  als  Operc.  subduplicatum,  stratis  sulco  profundo,  acuto  sepa- 
ratis,  inh)rno  parura  excavato ,  laevigato ,  externo  calcareo  ,  inflato, 
paucispiro,  nucleo  profunde  iminerso,  pellucido,  anfr.  extimo  oblique 
et  argute  costato  beschrieben  wird.  Die  neue  Art  stammt  von  Cuba. 
Malak.  Bl.  p.  73. 

Omphalotropis  Harpiila  Benson  Annais  nat.  bist.  III.  p.  100  von 
Mauritius.  —  0.  strictus  Gould  Proc.  Boston  soc.  VII.  p.  40  von  Loo 
Choo.  —  0.  Boraborensis  Dohrn   Malak.  Bl.  p.  203  von  Borabora. 

Hydrocena  Vescoi  Dohrn  Malak.  Bl,  p.  202  xon  Tahiti. 

Truncatellacea.  Truncalella  pelludda  Dohrn  Malak.  Bl.  p.  203 
aus  Arabien. 

AmpullaridCea.     Ampullaria  soUday  modesta  und  quitensis  von 


332     T  rose  hei:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  INaturgeschichte 

Ecuador,  so  wie  A,  notae  Granadae  sind  neue  Arten  von  v.  d.  Busch. 
Proc.  zool.  SOG.  p.  168. 

Fotamophila.  Paludlna  histrica  Gould  Proc.  Boston  Soc.  VII. 
p.  41  von  Ousima  und  Loo-Choo. 

Eine  kurze  Notiz  von  Frauenfeld  über  die  Lebensweise  der 
Paludomus  vergl.  Wiener  Sitzungsberichte  XXXVII.  p.  790. 

ßithynia  divalis  Gould  Proc.  Boston  soc.  VII.  p.  41  von  Can- 
ton.  —  B,  Baudoniana  Gassies  Actes  de  la  soc.  Linn.  de  Bordeaux 
tom.  XXII.  p.231. 

Assiminea  debilis  und  rubida  Gould  ?roc.  Boston  soc.  VII.  p.41 
von  Loo-Choo. 

Lithoglyphus  ionatus  Woodward  Proc.  zool.  soc.  p.  349.  pl.  47. 
flg.  3  aus  dem  See  Tanganyika  in  Gentralafraka. 

Melania  libertina  von  Sinioda  und  Ousima,  gracilina  von  Ta- 
heiti  und  dolorosa  von  Hakodadi  Gould  Proc.  Boston  soc.  VII.  p.42. 
M.  fusco-pwictata  und  Fraseri  v.  d.  Busch  von  Ecuador  Proc.  zool. 
soc.  p.  167.  —  M.  (Melanella)  nassa  Woodward  ib.  p.  349.  pl.  47. 
flg.  4  aus  dem  See  Tanganyika  in  Centralafrika.  —  M.  Jnhambanica 
Martens  Malak.  Bl.  p.  216  von  Inhambane.  —  M,  temnsulcata  Dunker 
ib.  p.  229  von  Japan. 

Melatiopsis  neritoides  und  fulgurans  Gassies  Journ.  de  Conch. 
VII.  p.  371   von  Neu-Caledonien. 

Littorinacea.  Littorina  vidua  Gould  Proc.  Boston  Soc.  VII. 
p.  138  von  Ousima.  •—  L.  exigua  Dunker  Malak.  ßl.  p.  226  von  Japan. 

Clark  versuchte  die  Identität  seines  Trochus  Cutlerianus  mit 
Skenea  Culleriana  der  „British  Mollusca"  und  die  Verschiedenheit 
von  Philippi's  Trochus  exilis  nachzuweisen.  Annais  nat.  bist.  III. 
p.  192. 

Eine  vorläufige  Notiz  von  Schwartz  von  Mohrenstern 
über  die  Familie  der  Rissoiden  und  insbesondere  die  Gattung  Ris- 
soina,  der  später  eine  Monographie  folgte  ,  die  wir  im  nächsten  Be- 
richte zu  besprechen  haben  werden ,  erschien  Wiener  Sitzungsber. 
XXXIII.  p.  514. 

Rissoina  anmilala  und  cosinlata  Dunker  Malak.  ßl.  von  Japan. 

Fossar  tornatilis  Gould  Proc.  Boston  Soc.  VII.  p.  44  von 
Hong-Kong. 

Pyramidellacea.  Obeliscus  hyalinus  und  solidulus  Dunker  Ma- 
lak. Bl.  p.  233  von  Japan. 

Pyramidella  Pratii  ßernardi  Journ.  de  Conch.  VII.  p.  386.  pl. 
XIII.  fig.  1.  unbekannten   Vaterlandes. 

Turbonilla  craticulala  von  Bocorones  ,  T.  cinctella  von  Sonso- 
nate  und  T.  subula  von  Bocorones  Mörch  Malak.  Bl.  p.  119.  —  T. 
cingulata,  Philippiana,  terebra,  varicosa  Dunker  Malak.  Bl.  p.  239  von 
Japan. 


der  Mollusken  während  des  Jahres  1859.  333 

Odostomia  Lukisii  Jeffreys  Annais  nat.  hist.  III.  p.  112.  pl.  III. 
flg.  19.  —  0.  costulata,  fasciata  ^  laclea  Dunker  Malak.  Bl.  p.  234 
von  Japan. 

Eulimella  Philippiana  Dunker  Malak.  Bl.  p.  226  von  Japan. 

Eulima  bipartita  Mörch  Malak.  Bl.  p.  120  von  Sonsonate. 

CGrithiäCBä.  Cerithium  pusillum  und  C  (Cerilhiopsis)  subre- 
ticulatum  Dunker  Malak.  Bl.  p.  224  von   Japan. 

Cerilhiopsis  nivea  JelFreys  Annais  nat.  hist.  III.  p.  116.  pl.  III. 
fig.  17  von  Belfast. 

Triforis  cingulata  ^  exilis  und  fusca  Dunker  Malak.  Bl.  p.  237 
von  Japan. 

Litiopa  Gratelupeana  Drouet  Moll,  marins  des  lies  A^ores  pl.  I. 
Fig.    1.  2. 

Cälyptraeacea.  Die  Gattung  Crepidula  ist  bei  Reeve  1.  c.  auf 
5  Tafeln  in  30  Species  dargestellt.  Neue  Arten  sind:  C.  nauliloides 
New-York,  ßmbriata  Vancouversstrasse,  Walshi  Ceylon,  Scabies  China, 
aplysioides  Rio-Janeiro,  bilobata,  iirata  Californien. 

Die  Monographie  von  Crucibuluni  bei  Reeve  1.  c.  enthält  auf 

7  Tafeln  25  Species ,  wovon  folgende  neu :  C.  ferrugineum  Chili, 
spectrum  Malacca,  verrucosum,  concameralum,  morbidum  China,  livi- 
dvm  China. 

Bei    Reeve  1.  c.    ist  die  Gattung   Calyptraea    in   33  Arten  auf 

8  Tafeln  bearbeitet.  Darunter  sind  folgende  Arten  neu:  C\  tortilis 
von  den  Galopagosinseln ,  cicalricosa  Philippinen,  bulla  Philippinen, 
dormitoria  Philippinen ,  papyracea  Philippinen  ,  Adamsii  Philippinen, 
alveolata  Galapagos,  fibulata  Philippinen,  slultorum  Molukken,  Mar- 
tiniana Philippinen,  sacchari,  nieta  Philippinen,  Scabies  Philippinen, 
uncinata  St.  Thomas,  ossea  Philippinen,  porosa  Australien,  balanoides 
Philippinen,  diaphana  Philippinen,  Stella  Honduras,  hipponiciformis 
Philippinen,  Layardi  Ceylon  ,  cyathella  Philippinen,  scutulum  Philip- 
pinen, aculeata  Honduras,  umbo  Honduras. 

Von  der  Gattung  Trochita  erschienen  bei  Reeve  drei  Tafeln 
mit  15  Arten.  Darunter  neu  :  T.  poculum  Valparaiso,  pelhieida  Phi- 
lippinen, subreflexa  CalUovuien,  corrugata  ?e\Uj  «o/tW«.  Centralamerika, 
clypeolum  Magelhansstrasse. 

Yanikoridae.  Vanihoro  scalarina  Gould  Proc.  Boston  Soc.  VII, 
p.  44.  von  Loo-Choo. 

Vermetacea.  Mörch  begann  Studien  über  die  Familie  der 
Vermetus  zu  veröffentlichen.  Journ.  de  Conchyl.  VII.  p.  342.  Nach 
allgemeinen  Bemerkungen  über  den  Bau  des  Thieres  folgt  die  Auf- 
zählung der  Arten,  nämlich:  4  Cladopoda ,  10  Serpulus,  10  Sipho- 
nium,  1  Bivonia.     Wird   fortgesetzt. 

Vermetus  imbricatus  und  planorbis  Dunker  Malak.  Bl.  p.  240 
von  Japan. 


334     Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

Gaecacea.  Nach  Carpenter  haben  die  Caecaceen  sehr  re- 
gelmässige VVachsthumsstreifen  ,  so  dass  diese  den  besten  Charakter 
für  Species  -  Unterscheidung  bieten.  Report  of  the  27.  meeting  of 
the  british  association  for  the  advancement  of  science  held  at  Du- 
plin  p.  102. 

Naticacea.  Bei  den  Gattungen  Natica  und  Sigaretus  hat  Re- 
ferent eine  Eigenthüiulichkeit  entdeckt,  die  diese  Gattungen  von 
allen  übrigen  leicht  unterscheidet.  Sie  besitzen  nämlich  unterhalb 
am  Ende  des  Rüssels  eine  Saugplatte  ,  die  offenbar  dazu  dient  den 
Rüssel  festzuheften ,  wenn  das  Thier  Muschelschalen  anbohren  will. 
Auch  hat  sich  Referent  durch  die  abweichenden  Mundtheile  über- 
zeugt ,  dass  N.  adspersa  Mke  von  N.  stercus  muscarum,  so  wie  N. 
consolidata  von  N.  clausa  specifisch  verschieden  sind,  Verhandl.  des 
naturh.  Vereins  der  Preuss.  Rheinlande  und  Westphalens  1859.  p.  116. 
>  .  sr  JSatica  sexera  von  Hakodadi,.  russa  aus  dem  Arctischen  Ocean, 
puerilis  von  Porto  Praya  Gould  Proc.  Boston  Soc.  Yll.  p.  44.  — 
N,  Adamsiana,  concinna,  rohnsla  Dunker  Malak.  Bl.  p.232  von  Japan. 

Veltttinacea^  Die  Gattung  Pilidiun»  Midd.  wurde  von  Loven 
in  Piliscus  umgetauft,  weil  der  Käme  etwas  früher  für  eine  Patella 
verwendet  war.  Die  Gattung  Piliscus  ist  mit  Velutina  verwandt,  wie 
auch  die  Radula  zeigt.  Der  Middendorf'schen  Art  P.  commodus  wird 
eine  zweite  P.  probns  von  Spitzbergen  hinzugefügt.  Ofversigt  af 
kongl.  Vetenskaps-Akademiens  Förhandlingar  1859.  p.  119. 

InVOluta.  Crosse  weist  auf  die  grosse  Unwahrscheinlichkeil 
hin  ,  dass  die  Notiz  (\or.  Bericht  p.  274)  über  das  Vorkommen  und 
den  Fang  der  Cypraea  moneta  im  Innern  Afrikas  auf  richtigen  That- 
sachen  beruhe.  Revue  de  Zoologie  p.  45.  —  Bei  einer  Rechtferti- 
gung Aucapitains  hiergegen  ib.  p.  237  finden  sich  einige  inter- 
essante Angaben  über  den  Werth  dieser  Schalen  bei  den  dortigen 
Ejngebornen. 

Gassidea.  DoUtan  FavannU  und  Dunkeri  Hanley  Proc.  zool. 
soc.  p.  430,  letztere  von  Port  Natal.  —  Ib.  p.  487  gab  derselbe  Verf. 
ein  systematisches  Verzeichniss  der  Arten  der  Gattung  Dolium,  wel- 
ches 19  Arten  enthält ,  wobei  die  Gattung  Malea  ausgeschlossen  ist. 
Verf.  ist  bemüht  gewesen,  die  Synonyniie  aufzuklären. 

Toxoglossa.  ^Y 

Gonoidca.  Conus  proximus  und  nigrescens  Sowerby  Proc.  zool. 
soc.  p,  429.  pl.  49.  fig.  1.  2  ohne  Angabe  des  Vaterlandes.  —  C.  Ca- 
brilii  Bernardi  Journ.  de  conch.  VII.  p.  377.  pl.  XIII.  fig.  2  Neu-Ca- 
ledonien.  —  C.  Ceciliae  Chenu  ib.  p.  381.  pl.  XIV.  fig.  5  (verschieden 
von  C.   Cecilei,  also  unzweckmässiger  Name). 


>:&■>-■  iU-  der  Mollusken  während  des  Jahres  1859.  335 

Terebracea.  Deshayes  hat  eine  Uebersicht  aller  Species  der 
Gattung  lerehia  gegeben,  bei  welcher  Gelegenheit  viele  neue  Arten 
aufgestellt  sind.  Im  Ganzen  kennt  Verf.  221  Arten,  die  in  Sectionen 
und  Gruppen  getheilt  sind.  Als  neu  sind  darunter  die  folgenden  be- 
schrieben :  T.  liarella  Cap  Katal,  fiinbriata,  interlineata  Sandwichin- 
seln, trochlea  Zanzibar,  Sowerbyana  Gambia,  Reevei  Molukken,  Gouldi 
Sandwichinseln  ,  festiva  Senegal  ,  speciosa,  Dillwynii  Japan,  manno- 
rata  Moretonbay,  pmicticulata,  splendens  China,  pura  Zan/ibar,  glabra 
China  ,  buccinulum  Australien,  solida  Japan,  crassnla ,  circumcincta 
rothes  Meer,  incolor  Philippinen,  clispar  ,  6<par/i7«  Sandwichinseln, 
apicina  Singapore,  bacilliis  Sandwichinseln,  lactea  Sandwichinseln, 
Traillii  Ind.  Ocean,  Verreanxi,  Argenvillei,  continua,  acumen,  inathe- 
roniana  Taiti  ,  Sallaeana  Mexiko,  caliginosa  Philippinen  ,  mot/esfct 
Indus,  Bourcjuignati  China,  Crossii  Ind.  Ocean,  philippiana  Marqui- 
seninseln  ,  Ädansoni  Senegal,  nana  Indus,  evoluta  Japan,  Bernardii 
Australien,  Jukesi  Port  Essington  ,  addita  Vandieniensland,  plicatella 
Vandieniensland ,  longiscala  Philippinen,  ustulata  Vandieniensland, 
Kienerii  Vandieniensland,  chilensis  Chile  ,  7iodularis  Sandwichinseln, 
geminaUt  Cap  Natal  ,  marginata  Gambia  ,  brevicula  Vandieniensland, 
Bruguieri  C  hlnn  ,.  amoena  China,  pulchella  China,  crenifera  China, 
blanda  Japan  ,  flavescens  Sandwichinseln  ,  approximata^  Swainsoni 
Sandwichinseln,  subangnlata ,  exigua  Australien,  polygyrata  Philippi- 
nen, Peasii  Sandwichinseln  ,  Souleyeti  Mexiko,  difficilis,  cinctella  In- 
dus, trisfis  Japan,  formosa  Panama,  incomparabilis  Panama,  conso- 
brina  rothes  Meer,  insignis  Panama,  histrio,  chinensis  China,  virginea 
Zanzibar,  obsoleta,  columnaris ,  pallida  i\Iarquiseninseln,  Cumingii 
China,  regina  Senegal,  lima  China,  Fortunii  China,  bitorquata,  albo- 
marginata  Australien,  eximia ,  decorata  Sumatra,  Archimedis,  circi- 
nata China,  acuta  China,  praelonga  Port  Curtis.  Proc.  zool.  soc.  p.  27Ö. 

Pleurotomacea.  Pleurotoma  octangulata  Dunker  Malak.  Bl. 
p.  234  von  Japan. 

Defrancia  texta  Dunker  Malak.  Bl.  p.  225  von  Japan. 

Mangilia  costidata  ,  Deshayesii  ^  Lenckarli ,  pygtnaea  Dunker 
Malak.  Bl.  p.  227  von  Japan. 

Rhachiglossa. 

OlivaCCa.  AncHlaria  Lienardii  Bernardi  Journ.  de  Conch.  VII. 
p.  193.  pl.  10.  fig.  4  von  Brasilien. 

VolutaCOa.  Bei  Gelegenheit  der  Beschreibung  des  ausgewach- 
senen Zustandes  von  Scapha  mamilla  und  einer  Abbildung  desselben 
Proc.  zool.  soc.  p.  34.  pl.  45  gruppirt  Gray  die  Arten  der  Gattung 
Scapha  nach  der  Beschaffenheit  des  Nucleus.  —  Scapha  Maria-Emma 
ist  eine  neue  Art  desselben    Verf.   ib.  p.  230.  pl.  48. 


836     Troschel:  Bericht  üb.   d.  Leistungen   in  d.  Naturgeschichte 

Voluta  deliciosa  Montrouzier  Journ.  de  Conch.  VII.  p.  375  von 
IVeu-Caledonien.  —  F.  Rossiniana  Bernardi  ib.  p.  377  ebendaher. 

Marginella  suavis  Souverbie  Journ.  de  Conch.  VII.  p.  376  von 
Neu  -  Caledonien. 

Milra  Bronni  Dunker  Malak.  Bl.  p.  229  von  Japan.  —  M.  Bois- 
saci  und  Potensis  Journ.  de    Conch,  VII.  p.  374  von  Neu-Caledonien. 

Ganalifera.  Ttirhinella  rhodostoma  Dunker  Malak.  ßl.  p.  238 
von  Japan. 

Ftisvs  Pazi  Crosse  Journ.  de  Conch.  VII,  p.  380.  pl.  XIV.  fig.  1. 

Cantharus  (Pollia)  Menheanus  Dunker  Malak.  Bl.  p.  222  von 
Japan. 

Muricea.  Sowerby  beschrieb  Proc.  zool.  soc.  p.  428.  pl.  49 
als  neu  :  Murex  octogomis  von  Neu  -Caledonien,  expansus  von  China, 
nuhiUis,  taeniatns  von  Californien,  roseolinctus  von  den  Philippinen. 
Alle  sind  abgebildet.  —  M.  calcarius  ,  Japoniciis  Dunker  Malak.  Bl. 
p.  230  von  Japan.  —  M.  Cabrilii  Bernardi  Journ.  de  Conch.  VII. 
p.  301.  pl.  10.  fig.  3. 

Columbellacea.  Mörch  hat  das  Gebiss  der  Gattung  Colum- 
bella  untersucht.  Journ.  de  Conchyl.  VIT.  p.  254.  Bei  dieser  Gele- 
genheit theilt  Verf.  die  Gattung  Columbella  Lani.  in  drei  Gattungen: 
1.  Pt/^fwicf  ea  Humphr.  (Subgenera :  Nitidella  Swains.,  Alia  Ad.).  2. 
Pyrena  Bolt.  (Subgen.  Atilia  Ad.,  Pyrena  Bolt. ,  Conella  Swains., 
Dibaphus  Phil.).  3.  Mitsella  Bisso  (Subgen.  Astyris  Ad.,  Anachis 
Ad.,  Strombina  Mörch).  Von  mehreren  Arten  sind  die  Zungenplatten 
abgebildet.  Columbella  mendicaria  L.  und  zonata  werden  als  zur  Gatt. 
Engina  Gray  gehörig  ausgeschlossen,  ebenso  die  Gattung  Amyda  Ad- 
und  Col.  triumphalis  Duck,  die  zur  Gattung   Cantarus  Bolt.  gehört. 

Von  der  Gattung  Columbella,  die  in  den  früheren  Lieferungen 
bei  Reeve  1.  c.  schon  bis  zur  144.  Species  fortgeführt  war,  ist  nun 
der  Schluss  erschienen.  Die  Gattung  enthält  demnach  240  Arten  auf 
37  Tafeln.  An  neuen  Arten  sind  noch  zu  erwähnen:  C.  alaperdicis, 
picta,  pumilio  Venezuela,  livescens  Luzon,  solidnla,  valida  Guatemala, 
irrorata  Australien,  slrigata ,  elata ,  Cumingii  Philippinen,  haculus 
China,  avena  BufFalo  ,  Cap  Colony  ,  ßoccata  BufTalo ,  pertusa  Guate- 
mala, sagena  Japan,  multivoluta ,  collaris ,  californica  Californien, 
nivosa  Guatemala,  margarila  Sandwich,  Brookei  Borneo,  delicafa  Gua- 
temala, bella  China,  tnberculala,  essingtonensis  Australien,  fenestratay 
rorida  Lord  Hoods  -  Inseln  ,  crassilabris ,  fulgida  Australien,  velata, 
rosacea  ,  Lincolnensis  AuslrtiUen  ,  arala  ,  lumhricus  Philippinen,  sac- 
charata  Vandiemensland,  sugillata  China,  emarginata,  scutulata,  vit~ 
lata  Philippinen,  Mindorensis  Philippinen,  spectrnm  Philippinen, 
porcata,  antillarum  St.  Thomas,  mangelioides  Westindien,  Gualema- 
lensis  Guatemala  ,    pelhtcida  ,  sparsa  ,  acus  Philippinen  ,  oblila  Peru, 


der  Mollusken  während    des  Jahres  1859.  337 

cavea  ,  tenebrica  ,  polifa  ,  eximia ,  albuginosa,  Tayloriana  Australien, 
bijlaminata ,  nux  Adelaide,  galaxias,  cilhara  ,  crepuscidum ,  fusillu.';, 
alabaslviim,  plurisulcata,  nubeculata,  scalpta,  ocellata,  pelagia,  choava 
Neuseeland. 

Columbella  pumila  Dunker  Malak.  Bl.  p.  224  von  Japan.  —  C. 
Deskayesii  von  Oceanien  und  Bonrgotiana  Crosse  Journ.  de  Conch. 
VII.  p.  383.  p.  XIV.  fig.  4  und  6. 

Ree  ve  gründete  in  seiner  Conchologia  iconica  Lief.  185  eine 
neue  Gattung  Meta  zwischen  Swainsons  Gattungen  Stronibidea  und 
Conella  mit  folgenden  Charakteren:  testa  conoidea,  versus  basin  re- 
gulariter  attenuata  ,  spira  breviuscula,  plerunique  superficialiter  cana- 
liculata;  apertu  elongata,  angusta,  fauce  proprae  niarginem  radiatim 
lirata,  liris  brevibus.  Dahin  gehören  Conus  macrostomus  Anton,  Co- 
nella ovuloides  Adams  MS.,  cedo  nulli  n.  sp.,  Con.  coniformis  Sow., 
Strombus  dubius  Sow.,  Con.  Dupontiae  Kiener.  —  Ich  bin  ungewiss, 
ob  diese  Gattung  neben  Conella  und  in  der  Nähe  von  Columbella  ihren 
systematischen  Platz  finden  würde. 

Buccinda.  Volutharpa  Mörchiana  Fischer  Journ.  de  Conch.  VII. 
p.  299.  pl.  10.  fig.  2  aus  Sibirien. 

Nassa  fraferculus ,  lirata,  varians  Dunker  Malak.  ßl.  p.  230 
von  Japan.  —  N.  Deshayesii  Drouet  Moll,  marins  des  A^ores  pl.  I. 
fig.  3.  4. 

Purpura  Bronni  Dunker  Malak.  Bl.  p.  235  von  Japan.  —  Bei 
Küster  Conchylien-Kabinet  sind  P.  viduata  p.  135,  clalhrala  p.  149, 
critrosa  Krauss  p.  166  von  Südafrika,  multilineata  und  casfanea  Krauss 
von  Südafrika  als  neue  Arten  beschrieben  und  abgebildet. 

Pseudoliva  ancilla  aus  dem  KafFerlande  und  nassoides  von  Ma- 
labar  beschrieb  Hanley  Proc.  zool.  soc  p.  429. 

Ptenoglossa  Gray. 

Solariacea.  Bei  der  Gattung  Architectonica  (Solarium  Lam.) 
hat  auch  Mürch  Malak.  Bl.  p.  121  keine  Zungenzähne  finden  kön- 
nen. Er  hält  dies  jedoch  nicht  für  genügend,  sie  in  die  Abtheilung 
Aglossa  zu  setzen.  (Dieselben  sind  übrigens  vorhanden  ,  und  haben 
noch  am  ersten  Aehnlichkeit  mit  denen  vöti  Janthina  und  Scalaria, 
so  dass  die  Familie  der  Solariaceen  in  die  Ordnung  der, Ptenoglossa 
zu  stellen  sein  wird  Ref.).  Mörch  beschreibt  eine  neue  Art  A.  Va- 
lenciennesii  von  Realejo. 

Solarium  trochoides  Deshayes  ist  von  Crosse  Journ.  de  Conch. 
VII.  p.  378.  pl.  XIV.  fig.  2  abgebildet.,  und  dadurch  die  fast  verges- 
sene Art  der  Wissenschaft  wiedergegeben.  Sie  stammt  von  Neu-Ca- 
ledonien. 

Archiv  f.  Naturg.  XXVI.  Jahrg.  2.  Bd.  W 


338     Troschel:    Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  Katurgeschichte 

SCälärillcl.  Scalaria  austro  -  caledonica  Montrouzier  Journ.  de 
Conch.  VII.  p.  373  von  IVeu-Caledonien. 

Janthinacea.  Die  Monographie  der  Gattung  Janthina  ist  bei 
Reeve  1.  c.  in  25  Arten  auf  5  Tafeln  dargestellt.  Neue  Arten  darin 
sind:  J.  roseola  von  den  JNicobaren,  affinis ,  grandis  ,  casta  ,  caeru- 
leata,  africana  von  Zanzibar,  trochoidea,  balteata  vom  Cap,  involuta, 
depressa,  Smilhiae  England,  fihula,   nmbilicata,  iricolor. 

Janlhina  capreolata  Montrouzier  Journ.  de  Conch.  VII.  p.  375 
von  Neu-Caledonien. 

Recluzia  aperta  Jeffreys  Annais  nat.  bist.  III.  p.  114.  pl.  III. 
flg.  22. 

Rhipidoglossa. 

HeliCinaC6ä.  Helidna  Poeyi,  Reeveana  Pfeiffer  und  bellula, 
incrustata  Gundlach  Malak.  Bl.  p.  78  von  Cuba.  —  Hei.  littoralis 
Montrouzier  Journ.  de  Conch.  VII.  p.287.  pl.  8.  fig.  2  von  Keu-Ca- 
ledonien. 

Von  Pfeiffer  wurden  aufgestellt  Proc.  zool.  soc.  p.  28.  //e- 
licina  (LucidellaJ  inaequalis  Janiaica,  H.  electrina  Aru-Inseln  ,  //. 
paraensis  Brasilien,  H.  behniana  Kikobaren,  H.  aruana  Aru-Inseln, 
H.   minuscula. 

Nsritacoa.  Neritma  plicata  Gassies  Journ.  de  Conch.  VII.  p.  372 
von  Neu-Caledonien. 

Neritella  und  N.  (Clithon)  penicillata  Gould  Proc.  Boston  Soc. 
VII.  p.  43,  erstere  von  Loo-Choo,  letztere  von  Neu-Irland. 

Nerita  pica  Gould  Proc.  Boston  Soc.  VII.  p.  43  von  Simoda.  — 
JV.  Japonica  Dunker  Malak.  Bl.  p.  233  von  Japan. 

TrOChacea.  Rotella  Montrouzieri  Souveihie  Journ.  de  Conch.  VII. 
p.  376  von  Neu-Caledonien. 

Trochus  Carpenteri,  distinguendus,  nigricolor,  rota,  nnicus  Dun- 
ker Malak.  Bl.  p.  238  von  Japan. 

Monodonta  (Euchelus)  Bronni  Dunker  Malak.  Bl.  p.  229  von 
Japan. 

Liotia  solidula  von  China,  loculosa  von  Loo-Choo,  fulgens 
vom  Cap,  asteriscus  von  Hong-Kong  sind  neue  Arten  von  Gould 
Proc.  Boston  soc.  VII.  p.  142.  —  L.  pilula  Dunker  Malak.  Bl.  p.  226 
von  Japan. 

Cyclostrema  modestum  Gould  Proc.  Boston  soc.  VII.  p.  142.  — 
C.  cingulatum  und  pulchellum  Dunker   Malak.  Bl.  p.225  von  Japan. 

Gena  dilecta  Gould  Proc.  Boston  Soc.  VII.  p.  44  von  Hakodadi. 

WoodAvard  beschrieb  eine  neue  Art  Scissurella  Mantelli  von 
Neu- Seeland,  und  machte  dabei  einige  Bemerkungen  über  diese  Gat- 
tung.    Proc.  zool.  soc.  p.  202. 


der  Mollusken  während  des  Jahres  1859.  339 

Ualiotidea.  Eine  sehr  specielle  Beschreibung  des  Ner- 
vensystems von  Haliotis  tuberculata  und  lamellosa  Lam. 
verdanken  wir  Lacaze  Duthiers.  Annales  des  scienc. 
nat.  XII.  p.  247  mit  3  Tafeln. 

FiSSUrelläCGä.  Rimula  echinata  Gould  Proc.  Boston  soc.  VII. 
p.  163  von  der  Gaspe-Strasse. 

Emarginula  pileata  von  Loo  -  Choo,  altilis  von  Kagosima,  ra- 
diata  von  Sydney  Harbor,  textilis  von  Ousinia  Gould  Proc.  Boston 
Soc.  VII.  p.  162.  —  E.  picta  Dunker  3Ialak.    Bl.  p.  226  von  Japan. 

Cyclobranchiata. 

Patöllinä.  Kinahan  erkannte  gewisse  Eindrücke  von  eigen- 
thümlicher  Beschaffenheit  auf  Steinen  als  von  Patella  vulgaris  oder 
anderen  Mollusken  herrührend.  The  natural  history  review  VI.  p.  372. 

Palella  grata  von  der  Kordküste  von  Kiphon  und  pallida  von 
Hakodadi  Gould  Proc.  Boston  Soc.  VII.  p.  161.  —  P.  Gomesii,  Bau- 
donii  und  3/ore/erii  Drouet  Moll,  niarins  des  iles  A^ores  pl.  I.  fig.  6.  7. 
pl.  II.  fig.  8.  9  und  10.  11. 

AcmaoaCdä.  Acmaea  dorsuosa  Gould  Proc.  Boston  Soc.  VII. 
p.  162  von  Hakodadi.  —  A.  pygmaea  Dunker  Malak.  ßl.  p.  234  von 
Japan. 

Scutellina  unguiformis  von  Kagosima  und  scobinata  von  Ousiina 
Gould  Proc.  Boston  soc.  VII.  p.  162. 

Ohitonidae.  Aus  der  Chitonenfamilie  stellte  Gould  Proc.  Bo- 
ston soc.  VII.  p.  163  folgende  neue  Arten  auf:  Lophyrus  luguhrisy 
Leptochilon  comptus  von  Loo-Choo,  jacobaeus  von  Simoda,  concinnus 
von  Hakodadij  craticulalus  von  China,  Lepidopleura  lepida  von  China, 
Chaetopleura  plumosa,  Acanthochaetes  achates  von  Kikaia  und  Hako- 
dadi, Molpalia  Stimpsoni  von  Hakodadi. 

Capellini  hat  ein  Verzeichniss  der  Chitonen,  welche  im  Mit- 
lelmeer  vorkommen,  im  Journ.  de  Conchyl.  VII.  p.  320  zusammenge- 
stellt,  welches  16  Arten  enthält,  unter  denen  drei  von  Costa  auf- 
gestellte, so  wie  drei  neue  Arten  Ck.  Meneghinii,  Doriae  und  Alge- 
sirensis  durch  Diagnosen  charakterisirt  sind.  Die  drei  neuen  Arten 
sind  abgebildet. 

Chiton  5fract7is  Jeffreys  Annais  nat.  bist.  III.  p.  106.  pl.III,  fig.  9 
mit  Abbildung   der  Zunge. 

Cirrobranchiata.  Dentaliwn  adculum  von  China ,  hexagonum 
von  Hong-Kong,  buccinulum  von  Kagosima,  intercalatutn  von  China, 
strigatum  vom  Cap  ,  porcatum  von  Hong-Kong,  clavatum  ebendaher 
sind  Arten  von  Gould  Proc.  Boston  soc.  VII.  p.  165. 


340      Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  Katurgeschichte 


Pulmonata. 

Mörch  hält  die  Kiefer  für  den  besten  Charakter  zur 
Gründung-  von  Familien  in  der  Abtheilung  Pulmonata,  und 
schlägt  danach  Malak.  Bl.  p.  109  folgende  Familien  vor, 
deren  Natürlichkeit  anzuerkennen  ich  freilich  Anstand  neh- 
men muss  :  1)  0 xyg natha.  Kiefer  mit  einem  hervorsprin- 
genden Zahn  ,  wie  Limax  ,  Vitrina  ,  Succinea  ,  Helicella, 
Zonites  ,  Leucochroa  ,  Ryssota  ,  Obba  ,  Carocolla  ,  Otala, 
Pleurodonta.  —  2)  Aulacognatha.  Kiefer  gestreift,  am 
Rande  crenulirt:  Euryomphala,  Bradybaena,  Sagda,  Cochli- 
cella  ,  Rumina,  Pupa  ,  Clausilia.  —  3)  0  dont ognatha. 
Kiefer  mit  entferntstehenden  Leisten ,  welche  am  Rande 
Zähne  bilden ,  wie  Arion,  Ariolimax,  Nanina  ,  Teba,  Poma- 
tia,  Helicogena,  Helicogona  (Campylaea) ,  Achatina,  Limi- 
colaria,  Bulimus.  —  4)  Goniognatha.  Mit  schief  ge- 
streiften Kiefern:  Orthalicus,  Pseudostrombus.  —  5)  Agna- 
tha.  Ohne  Kiefer:  Oleacina,  Testacella. — Hieran  schlies- 
sen  sich  Bemerkungen  über  die  Gattungen  Philomycus, 
Megapelta,  Ariolimax,  Helicogona,  Pupa,  Bulimulus,  Ortha- 
licus, Oleacina,  Glandina. 

LimäCöä.  Gassi  es  beschrieb  einen  neuen  Limax  argillaceus 
aus  der  Kähe  von  Bordeaux  Actes  de  la  soc.  Linn.  de  Bordeaux  XXIL 
p.  231. 

Ueber  die  merkwürdige  Neuseeländische  Schnecke  (Limax  bi- 
tentaculatus  Q.  G.,  Janella  antipodarum  Gray,  Aneiteum  Slug  Macdo- 
nald) hat  Knight  einige  nicht  uninteressante  Kotizen  nach  dem  le- 
benden Thiere  veröffentlicht  und  dieselben  mit  sorgfältigen  Abbil- 
dungen begleitet.  Transactions  of  the  Linnean  Soc.  of  London  XXIL 
p.  381.  Wir  heben  daraus  das  folgende  hervor.  Der  Mantel  bedeckt 
den  ganzen  Rücken.  Die  Kiemenöffnung  liegt  an  der  rechten  Seite  der 
Decke  der  Kiemenhöhle ;  in  der  vorderen  Wand  des  Kiemensackes  fin- 
den sich  vier  kleine  Granula,  die  dem  Verf.  kalkig  scheinen.  Dicht 
vor  dem  Kiemensacke  ist  eine  kleine  Oeffnung,  aus  welcher  in  pul- 
sirenden  Wellen  eine  Flüssigkeit  über  die  Kiemenhöhlendecke  wallt. 
Der  Oberkiefer  so  wie  die  Platten  der  Zungenmembran,  die  zahlreich 
in  Querreihen  stehen,  sind  abgebildet. 

Helicea.  Von  Pfeiffer's  „Monographia  Heliceorum 
vivenlium  sistens  descriptiones  systematicas  et  criticas  omnium 


der  Mollusken  während  des  Jahres  1859.  341 

huius  familiae  generum  et  specierum  hodie  cognitarum"  ist 
nunmehr  die  zweite  Abtheilung  des  vierten  Bandes  er- 
schienen. Jeder  wird  den  ausdauernden  Fleiss  anerkennen 
müssen ,  mit  welchem  Verf.  ,  seinem  vorgesteckten  Ziele 
getreu,  Alles  zusammenträgt,  was  sich  auf  die  weite  Fa- 
milie der  Heliceen  bezieht.  Nicht  weniger  ist  es  anzuer- 
kennen, dass  derselbe  mit  Resignation  sich  auf  wenige 
Familien  von  Schnecken  beschränkt,  um  in  ihnen  etwas  Voll- 
ständiges leisten  zu  können.  Nur  dadurch  ist  es  ihm  mög- 
lich geworden,  ein  so  riesiges  Material  zusammenzutragen. 
Diese  Nachträge  sind  darauf  angelegt,  die  Synonymie  aller 
Arten  zu  vervollständigen,  und  die  seit  dem  Erscheinen 
der  früheren  Bände  veröffentlichten  Arten  nachzutragen.  Der 
vorliegende  Band  enthält  die  Galtungen :  Bulimus  mit  1100, 
Partula  mit  57,  Achatinella  mit  210,  Columna  mit  3,  Spi- 
raxis  mit  62,  Limicolaria  mit  21,  Orthalicus  mit  20,  Peri- 
deris  mit  18,  Pseudachatina  mit  5,  Achatina  mit  180,  Olea- 
cina  mit  108,  Azeca  mit  14,  Tornatellina  mit  27,  Gibbus 
mit  3,  Pupa  mit  236,  Macroceramus  mit  19,  Cylindrella  mit 
143,  Megaspira  mit  2,  Balea  mit  9,  Clausilia  mit  386,  Dau- 
debardia  mit  8,  Vitrina  mit  87 ,  Simpulopsis  mit  16,  Succi- 
nea  mit  139  Arten. 

In  den  Malak.  Bl.  1859.  p.  1  und  p.  19  erschienen  schon 
wieder  Nachträge  zu  diesem  Bande,  indem  Pfeiffer  von 
über  60  Helix,  24  Bulimus  und  anderen,  die  seitdem  von 
verschiedenen  Schriftstellern  beschrieben  waren,  die  Diagno- 
sen mittheilt. 

Ebrard  hat  über  den  Nutzen  der  Helices  eine  be- 
sondere kleine  Schrift  veröffentlicht :  Des  Escargots  au 
point  de  vue  de  l'alimentation,  de  la  viticulture  et  de  l'hor- 
ticulture,  suivis  d'observations  sur  l'efficacite  des  Limagons 
dans  les  maladies  de  poitrine.  Grenoble.  8.  16  pag.  Nach 
dem  Verf.  enthalten  sie  wenig  Nahrungsstoff,  und  eignen 
ölch  daher  weniger  zum  Nahrungsmittel  als  um  dem  Wohl- 
schmack  zu  genügen. 

Vitrina  iniperaf or  Gou]d  Proc.  Boston  Soc,  VI.  p.422  von  Hong- 
Kong.  —  Stabile  bildet  V.  Charpetifieri  (V.  glacialis  Forb.,  niva- 
lis Charp.)  Revue  de  zool.  p.  419.  pl.  XV.  ßg.  1—5  ab,  und  vevzeich- 


342 


Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 


net  die  11  europäischen  Arten  ,  von  denen  er  7  zur  Gattung  Semili- 
max,  5  zur  Gattung  Phenacolimax  zählt.  —  V.  scutella  und  Salius 
Benson  Annais  nat.  hist.  III.  p.  188  aus  dem  Khasia- Gebirge.  —  V. 
planospira  Benson  ib.  p.  271  von  Darjiling. 

Succinea  lauta  Gould  Proc.  Boston  Soc.  VI.  p.  422  von  Hako- 
dadi  (Insel  Jesso).    —   S.  lyrata  Gould  ib.  VII.  p.  40  von  Loo-Choo. 

Ein  verdienstliches  Geschäft  hat  v.  Martens  Malali.  Bl.  p.  127 
unternommen,  indem  er  die  Synonymie  einiger  Helix-Arten  aufgeklärt 
hat.  H.  striata  Müll.,  H.  caperalaMont.,  H.  intersecta  Poiret,  H.  can- 
didula  Stud.  sind  mit  Diagnosen  und  der  Synonymie  versehen.  Verf. 
macht  im  Eingange  auf  die  W^ichtigkeit  der  richtigen  Bestimmung, 
die  namentlich  bei  älteren  Schriftstellern  vermisst  wird  ,  für  die 
Kenntniss  der  geographischen  Verbreitung    der  Arten  aufmerksam. 

Kinahan  erwähnt  beiläufig  das  häufige  Vorkommen  einiger 
Helix-Arten  in  Cornwall  und  Süd -Devon,  und  erklärt  sich  für  die 
specifische  Verschiedenheit  von  Helix  nemoralis  und  hortensis  (Pro- 
ceed.  of  the  Dublin  University  zoological  and  botanical  Association  I. 
p.  146). 

Stabile  hai  Helix  destituta  Charip.  in  Revue  de  Zoologie  p.  422. 
pl.  XV.  fig.  6—10  abgebildet. 

Petit  behauptet  Journ.  de  Conchyl.  VII.  p.  264,  Helix  Quimpe- 
riana  Per.  sei  ursprünglich  in  Spanien  einheimisch  und  durch  die 
Schiffahrt  nach  Brest  und  Quimper  verschleppt. 

In  Aunals  Lyceum  of  New-YorkVII.  p.  26  veröffentlichte  Bl  an  d 
wieder  einige  Bemerkungen  über  IS'ordamerikanische  Heliceen,  welche 
sich  auf  Helix  auriculata  Say ,  avara  Say,  uvulifera  Shuttl.  und  zwei 
neue  Arten  H.  Postelliana  und  auriformis  beziehen. 

B.  M.  Wright  beobachtete,  dass  Exemplare  von  H.  desertorura 
nach  vier  Jahren,  seit  sie  eingesammelt  waren,  noch  lebendig  waren. 
Annais  nat.  hist.  III.  p.  448.  —  Ebendaselbst  machte  Wood  ward 
einige  Beispiele  von  der  Lebenszähigkeit  mehrer  Helices,  candidis- 
sima,  aperta  ct.  bekannt. 

Benson  gab  ib.  IV.  p.  S5  kurze  Beschreibungen  der  leben- 
den Thiere  von  Helix  Achatina  Gray  und   pylaica  Bens. 

Neue  Arten :  Helix  laeta  ,  lahilis  ,  pupula,  pauper  von  Hako- 
dadi,  operculina  von  der  Insel  Peel ,  squarrosa  von  Ousima  (Japan) 
sind  neue  Arten  von  Gould  Proc.  Boston  Soc.  VI.  p.  422.  —  H.  mi- 
lium  Morse  ib.  VIL  p.  28  von  Maine.  —  Pfeiffer  beschrieb  Proc. 
zool.  soc.  p.  23  die  folgenden:  H.  palricia^  Farrisi  Peru,  patasensis 
Fein ,  jaspidea  Peru,  entodonta  Ecuador,  vipera  Brasilien,  monacha 
Australien,  hystricella  Sandwichinseln,  rejecta  China,  ciliosa  China, 
brevibarbis  China,  plagioglossa  Mexiko,  aphrodite  Neu-Caledonien.  — 
H.  cedretorum  und  habyliana  Debeaux  sind  von  Gassies  Actes  Soc. 


der  Mollusken  während  des  Jahres  1859.  343 

Linn.  de  Bordeaux  1858  1.  c.  beschrieben  worden.  —  H.  aimophila 
Bourguignat  Rev.  de  zool.  p.  522.  pl.  20.  fig.  14 — 16  aus  den  Abruz- 
zen  und  codia  ib.  Fig.  10  — 13  aus  Portugal.  —  Helix  Caldicelli  Bar- 
clay und  setiliris  Benson  Annais  nat.  bist.  III.  p,  98  von  3Iauritius. 
—  Benson  beschrreb  ib.  p.  184  :  H.  Ceryx,  Atfegia,  Arx,  Catinus 
(ib.  p.  273  in  H.  cyclaspis  umgetauft),  sämmtlich  von  Tenasserim,  Old- 
hatni  von  Burmah,  cassidula  und  Bombax  von  Moulmein  ,  Bascauda 
und  diplodon  aus  dem  Khasia- Gebirge.  —  Benson  stellte  ib.  p.  265 
folgende  Arten  auf:  H.  macropleuris.  Corys,  Rimicola,  rorida,  Hodg- 
soni  Blanford  MS.,  seposita ,  Calpis ,  Pinacis  ,  catnnra  ,  ortiatissima, 
sequax ,  Patane  alle  von  Darjiling.  —  Desgleichen  ib.  p.387:  Helix 
acris  und  galea  vom  Khasia  -  Gebirge  ,  Petasus,  Cauisa,  Molecula, 
forabilis ,  acerra ,  perpaula,  pauxillula ,  scalplurita ,  levicula  von 
Tenasserim.  —  Desgl.  ib.  p.  473  //.  Calias  und  schistostelis  von 
Moulmein  in  Tenasserim.  —  Helix  tnnltifasciata  von  den  Bahama- 
Inseln  und  haitensis  von  Haiti  Weinland  und  v.  Martens  Malak.  Bl. 
p.  17-  —  H.  provisoria  Pfeiffer,  emarginata,  melanocephala  y  Les- 
caillei  Gundlach  tind  Montetaitrina  PfeifferMalak.  Bl.  von  Cuba.  — 
H.  artensis  Souverbie  Journ.  de  Conch.  VII.  p.  289  von  Neu  -  Cale- 
donien.  —  In  den  Actes  de  la  Soc.  Linn.  de  Bordeaux  XXII.  1858 
sind  zwei  neue  Helix  von  Djurjura  in  Algerien  beschrieben:  H.  cedre- 
torutn  und  Kahyliana.  (Ich  kann  nicht  angeben  von  wem,  da  mir 
diese  Actes  nicht  zugänglich  gewesen  sind.)  —  Helix  testudinaria, 
rustictda  und  gyrina  Gassies  Journ.  de  Conch.  VII.  p.  368  von  Neu- 
Caledonien.  —  Helix  impugnala  und  granostriata  Mousson  Annais 
nat.  bist.  III.    p.  84  von  Lanzarote  und  Fuerta  Ventura. 

Bei  Rossmaessler  Iconogr.  111.  5  sind  folgende  Helixarten 
behandelt:  H.  atrolabiata  Var.  Stauropolitana ,  Codringtoni  Var.  Par- 
nassia  Roth,  caesareana  Parr.,  carica  Roth,  Smyrnensis  Roth,  sudensis 
Pfeiff.,  De  Katale  Benoit,   Testae  Phil. 

Sagda  polyodon  Weinland  und  v.  Martens  von  Haiti.  Malak. 
Bl.  p.l8. 

Hyalina  ptychoraphe  und  hilum  Weinland  und  v.  Martens  von 
Haiti.     Malak.  Bl.  p.  18. 

Von  dem  Subgenus  Corilla  H.  et  A.  Adams  ,  der  Gattung  An- 
chistoma  zugehörig,  giebt  Gould  Proc.  Boston  Soc.  eine  emendirte 
Diagnose:  testa  planorboidea  ,  pterumque  sinistrorsa ,  plus  minusve 
distorta,  arcte  spirata,  subtus  concava;  fauce  in  fundo  denticulis  com- 
pressis  fere  occluso,  quorum  uno  saepe  ad  aperturam  producto  ;  pe- 
ristomale  incrassato,  reflexo.  Dazu  C.  pulvinaris  von  Hong-Kong  als 
neue  Art. 

Nanina  pisolina  Gould  Proc.  Boston  Soc.  VI.  p.  423  vom  Cap  ? 
iV.  Taprobanensis  von  Ceylon  und  Herklotsiana  von  Java  Dohrn 
Malak.  Bl.  p.  206. 


344     Tioschel:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

Slreptaxis  sinensis  Gould  Proc.  Boston  Soc.  YI.  p.  424  von  Hong- 
Kong.  —  St.  Theobaldi  Benson  Annais  nat.  bist.  III,  p.  187  von  Kau- 
clai  im  Khasia-Gebirge.  —  St.  Sankeyi  Benson  ib.  p.  472  von  Moul- 
inein  in  Tenasserim.  —  St.  suturalis  v.  Martens  Malak.  Bl.  p.l9  von 
Neu-Granada. 

Bulimus  candidissimus  von  Socotora  und  B.  cuencanus  von 
Ecuador  sind  neue  Arten  von  Pfeiffer  Proc.  zool.  soc.  p.  26.  — 
B.  Dehurghiae  und  B.  Peelii ,  beide  von  Peru  beschrieb  Lovell 
Reeve  ib.  p.  123.  —  B.  vesiculatns  Benson  Annais  nat.  bist.  III. 
p.  99  von  Mauritius.  —  B.  Benjamiticus  Benson  ib.  p.  393  von  Je- 
rusalem. —  B.  Manzanillemis  Gundlach  Malak.  ßl.  p.  101  von  Cuba. 
—  B.  stictus  und  catenatus  v.  Martens  ib.  p.  211,  beide  dem  Subge- 
nus  Rhachis  angehörig,  erstere  von  Tette,  letztere  von  den  Querimba- 
Inseln.  —  B.  (PachnodusJ  spilogrammus  v.  Martens  ib.  p.  214.  —  B. 
paletuvianus  und  diaphanus  Gassies  Journ.  de  Conch.  VII.  p.  370  von 
Neu-Caledonien. 

Bourguignat  beschreibt  einige  linksgewundene  Bulimus  aus 
der  Krym,  deren  Mündung  nicht  gezähnelt  ist,  nämlich  B.  chersonesi- 
cus,     gibber,     candelaris    und   phorcus    n.   sp.      Revue    de    Zoologie 

1859.  p.  21. 

Ross massier  beschreibt  in  seiner  Iconogr.  III.  5  folgende 
Bulimus- Arten:  B.  Dardanus  Friv.  ,  eburneus  Pfr. ,  bicallosus  Friv., 
Orientalis  Friv.,  fasciolatus  Oliv.,  Hohenackeri  Kryn.,  syriacus  Pfr., 
Sidoniensis  Charp.,  niveus  Parr.,  subdetritus  Bourguignat,  Saulcyi  Bourg., 
lamelliferus  Rossm.  n.  sp.  aus  Syrien,  ovularis  Oliv.,  nucifragus  Parr.^ 
septemdentatus  Roth,  triticeus  Rossm.  n.  sp.  von  Jerusalem,  Stylus 
Parr.,  Parreyssi  Pfr.,  alumnus  Parr.,  tetrodon  Mortillet ,  quadridens 
Var.   Loewii,  cinereus  Mortillet,  reversalis  Bielz. 

Paxillus  tantillus  von  Hong-Kong  und  lyrata  von  Loo-Choo 
Gould  Proc.  Boston  soc.  VII.  p.  138. 

Macroceramus  angulatus  und  virgineus  Weinland  und  v.  Mar- 
tens Malak.  Bl.  p.  56  von  Haiti.  —  M.  notatus,  pictus,  claudens,  festus, 
costulatus  Gundlach  Malak.  Bl.  p.  91  von  Cuba. 

Nach  Benson  ist  Achatina  fulica  Lam.  von  Mauritius  nach 
Bengalen  eingeführt  und  dort  naturalisirt  worden.  Journ.  deConchyl. 
p.  266. 

Achatina  Layardi  von  Ostafrika  und  fulgens  Pfeiffer  Proc.  zool. 
soc.  p.  27.  —  A.  Petersi  v.  Martens  Malak.  Bl.  p.214  von  Tette.  — 
A.  Hamillei  Petit  de  laSaussaye  Journ.  de  Conch.  VII.  p.  384.  pl.  XIII. 
flg.  3  von  Gambia. 

V.  Martens  ist  der  Ansicht,  dass  die  unterschiedenen  euro- 
päischen Arten  der  Gattung  Glandina,  nämlich  dilatata  Ziegl.,  Algira 
Brug.,  Poratii  Fer.,  tumidus  Villa,  nur  Varietäten  einer  und  derselben 
Art  seien,  die  er  als  tumida  Villa,  intermedia  und  angustata  bezeicb-' 


der  Mollusken  während  des  Jahres  1859.  345 

net,  während  er  der  Art  den  Namen  Glandina  Algira  Brug.  erhält. 
Malak.  Bl.  p.  154. 

Glandina  ptychoraphc  und  biplicata  Weinland  und  v.  Martens 
Malak.  Bl.  p.  57  von  Haiti.  —  Gl.  tcxta  W.  und  v.  M.  ib.  p.  207 
ebendaher. 

Oleacina  Boucardi  Pfeiffer  Froc.  zool.  sog.  p.  27  von   Mexiko. 

Acht  neue  Achatinellen  beschrieb  Pfeiffer  Proc.  zool.  soc. 
p.  30:  Bidimella  concavospii'a  ,  niorbida  ,  faha,  Ächalinellastrum  sac- 
cata,  liliacea,  Laminella   sericca,  subroslrala,  micans. 

Piipa  arabica  Dohrn  Malak.  Bl.  p.  203  von  Aiabien.  —  P. 
Weinlandi  Kurr  ib.  p.  207  von  den  Bahania  -  Inseln.  Zu  dieser  Art 
und  einigen  andern  bemerkte  v.  Martens  ib.  p.  209  ,  dass  manche 
Pupa  der  Gruppe  Strophia  im  unvollendeten  Zustande  mehrmals  sich 
wiederholende  Zahnleisten  an  dem  Basalrande  und  auch  an  der  Mün- 
dungswand trage;  auch  wird  es  wahrscheinlich  gemacht,  dass  Helix 
pentodon  Menke  nur  eine  junge  Pupa  aus  dieser  Gruppe  sei.  —  P. 
artensis  Montrouzier  Journ.  de  Conch.  VII.  p.  288.  pl.  8.  fig.  4  von 
ISeu-Caledonien. 

Fupa  [Ejinea)  vara  Benson  Annais  nat.  bist.  III.  p.  188  aus  dem 
Khasia-Gebirge. 

Pupa  (Fupilla)  Oerstedii  Mörch  Malak.  Bl.  p.  111  von  ISi- 
caragua. 

In  der  Iconographie  von  Rossmaessler  III.  5.  6  finden  sich 
folgende  Pupa -Arten:  P.  lusitanica  Rossm. ,  Avigonis  Rossm.  n.  sp. 
aus  Spanien,  megacheilos  Jan,  goniostoma  Küster,  Rhodia  Roth,  squa- 
lina  Rossm.,  JBte/si  Rossm.  n.  sp.  aus  Siebenbürgen,  Jumillensis  Guirao, 
pallida  Phil.  var.   tridentata,  quinquedentata  Born. 

Cylindrella  arcuata  ,  crenata  ,  tumidula,  obesa,  cristala  Wein- 
land und  V.  Martens  Malak.  Bl.  p.  53  von  Haiti.  —  C.  laevigata 
Gundlach,  Fabreana  Poey,  perlata  ,  ornata,  uncata,  Broohsiana,  Tur~ 
casiana,  mimtta  Gundlach  Malak.  Bl.  p.  96.  von  Cuba.  —  C.  Eugenii 
Dohrn  ib.  p.  205  von  Haiti.  —  C.  Guigoiiaiia  Petit  Journ.  de  Conch.  YII. 
p.  285.  pl.  10.  fig.  5  von  Haiti. 

Clausula  praeclara  Gould  Proc.  Boston  Soc.  VI.  p.424  von 
Loo-Choo.  —  Stabile  hat  Cl.  verbanensis  Slab.  mit  mehreren  Va- 
rietäten, alpina  Stab.;  Strobeli  Porro  (Cl.  tlimida  Stab.)  und  ventrico- 
sula  Ziegl  Revue  de  zool.  p.  423  abgebildet  und  beschrieben.  —  Cl. 
Karsteniana  Dohrn  Malak.  Bl.  p.  205  von    Santa  Fe  de  Bogota. 

Rossmaessler  beschreibt  Iconographie  III.  5  und  6  an  Ar- 
ten der  Gattung  Clausilia:  Cl.  Bielzi  Parr.  ,  clathrata  Friv.,  Madensis 
Bielz.  n.  sp.,  Bogatensis  Bielz  n.  sp.  beide  aus  Siebenbürgen  ,  Lisch- 
keana  Parr.,  Fussiana  Bielz,  livida  ^ar.  maxima  A.  Schrtiidt,  glorifioa 
Parr.,    glauca   Bielz,    canescens  Parr.,    elegans    var.    inlcrcedens  A. 


246     Tr  ose  hei:   Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

Schmidt,  straminicollis  Parr.,  Lopedusae  Calcara,  Rothi  Zelebor,  Eh- 
renbergi   Roth,   vesicalis  Friv. 

AuriCOläCGä.  Auriciila  (Leuconia)  opporluna  Gould  Proc.  Bo- 
ston Soc.  Yll.  p.  40.  von  Loo-Choo. 

Carychiuin  alpestre  Freyer  ist  nach  Kokeil  in  Kärnten  gefun- 
den worden.  Jahrbuch  des  naturh.  Museums  in  Kärnten  IV.  1859. 
p.  127. 

Flecotrema  rapax  aus  Arabien  und  P.  mordax  von  Tahiti  Dohrn 
Malak.  Bl.  p.  204. 

Melampus  Fricki  Sandwich  -  Inseln  und  M.  sciilptus  Admirali- 
täts-lnseln  Pfeiffer  Proc.  zool.  soc.  p.  29.  —  M.  Bocoronicus  Mörch 
Malak.  Bl.  p.  118  von  Bocorones.  —  M.  Brotianus  Pfr.  ib.  p.  202  von 
Ceylon.  —  M.  Wilkei  Dohrn   ib.  p.  204  aus  Arabien. 

Laimodonta  Vfeifferi  Dunker  Malak.  Bl.  p.  201   von  Japan. 

Fi  sehe  r  hält  die  Gattungen  Camptonyx  Benson  und  die  fossile 
Valenciennesia  Rousseau  für  identisch,  und  will  den  letzteren  Namen 
als  den  älteren  beibehalten.      Journ.  de  Conch.  VII.  p.  316. 

Limnaeacea.  Physa  Venezuelensis  v.  Marlons  Malak.  Bl.  p.  66 
aus  Venezuela. 

Bourguignat  hat  Rev.  de  zool.  p.  512  zahlreiche  Arten  un- 
terschieden ,  die  unter  Planorbis  corneus  (Gatt.  Coretus  Moq.-Tand.) 
verwechselt  worden  sind:  PL  corneus,  etruscus  Ziegl  im  südöstli- 
chen Europa,  elophilus  Parr.  in  Transsylvanien ,  Nordenskioldi  in 
Russland,  anlhracius  in  der  Walachei,  hanaticus  im  Banat,  adelosius 
in  Toskana.  —  Ib.  p.  519  folgen  die  europäischen  Planorbis  aus  der 
Gruppe  des  P.  Dufouri,  von  dem  P.  Melidjensis  Forb.  in  der  Algieri- 
schen Provinz  Metidja  und  aclopus  in  Algerien  unterschieden  wer- 
den. Wir  sehen  daraus,  dass  Verf.  Algier  zu  Europa  rechnet.  Die 
meisten   dieser  Arten  sind  abgebildet. 

Von  Planorbis  glaber  Jeffreys  (PI.  laevis  Alder,  Gyraulus  regu- 
laris  Hartm.  ct.)  hat  v.  Marlons  die  Synonymie  Malak.  Bl.  p.  164 
zusammengestellt.  Bei  dieser  Gelegenheit  wird  angeführt,  dass  PI. 
Dufourii  Rossmaessler  =  PI.  Melidjensis  Forbes  sei. 

Rossmaessler  hat  in  der  Sonographie  III.  5.  6  abgebildet: 
Planorbis  Rossmaessleri  Auersw.,  cornu  Ehrenb.,  laevis  Alder,  discus 
Parr.,  acies  Mülilf. ,  Dufouri  Graells. 

Planorbis  spirillus  Gould  Proc.  Boston  soc.  VII.  p.  40  von 
Ousima. 

Segmentina  lucida  und  usta  Gould  Proc.  Boston  soc.  VII.  p.  41 
von  Loo-Choo. 

Limnaea  ollula  Gould  Proc.  Boston  Soc,  VII.  p.  40  von 
Hong-Konji. 


der  Molinsken  während  des  Jahres  1859.  347 

Notobrauchiata. 

Collingwood  berichtet  über  den  Reichthum  von 
Nudibranchiern  am  Ausflüsse  des  Mcrsey.  und  zählt  viele 
dort  gefundene  Arten  auf.      Annais  nat.  hist.  III.  p.461. 

DoridäB.  Kelaart  beschrieb  Annais  nat.  hist.  III.  p.  291  eine 
grosse  Anzahl  ceylonischer  Kudibranchier,  unter  denen  folgende  Do- 
ris-Arten :  D.  gloriosa,  Mac  Carthyi,  coelestis,  ftmebris,  Gleniei,  Leo- 
parda ,  amabilis  ,  ßdelis,  pretiosa  ,  nivea  ,  marmorata ,  cerisa  ,  rufo~ 
punctata,  grisea,  papulosa,  rubra,  osseosa,  Constantia,  luteola,  «i- 
perina,  atrata,  atroviridisj  variabilisy  exanthemata,  carbunculosa  ,  in- 
tecta  ,  lanuginosa  ,  sponyiosa,  striata,  corrugata,  picta  ,  bellicosa  , 
castanea;  auch  Onchidoris  Leachii  ßlainv.  ist  beschrieben.  Nach- 
träglich werden  dann  ib.  IV.  p.  267  noch  folgende  neue  Arten  hin- 
zugefügt: D.  Elizabethina  y  Diardi  ^  Lockyerana ,  Tennentana,  aripo- 
nensis,  Humberti. 

Doris  (Actinodoris)  phyllophora  Oersted  MS.  und  D.  puncta- 
tissima  Mörch  von  Realejo  Malak.  Bl.  p.  123.  Bei  dieser  Gelegen- 
heit erklärt  3Iörch,  dass  er  die  grosse  Menge  von  Zähnen  in  jeder 
Querreihe  auf  der  Zunge  für  einen  viel  wichtigeren  Charakter  halte, 
als  die  Bewegungsorgane.  Er  nennt  die  Abtheilung  Mosaikzüngler 
Musiog  lo  s  sal  a  und  rechnet  dahin  auch  die  Gymnosomen  unter 
den  Pteropoden.  Dass  auf  die  Zahl  der  Zähne  in  den  einzelnen 
Gliedern  der  Radula  ein  hoher  systematischer  Werth  zu  legen  sei, 
entspricht  ganz  den  Erfahrungen  des  Referenten.  Dessenungeachtet 
möchte  aber  doch  Ref.  die  Abtheilung  Musioglossata  nicht  anerken- 
nen, indem  dann  consequenter  Weise  auch  die  Rhipidoglossa  Trosch. 
und  die  Ptenoglossa  Gray  dahin  gezogen  werden  müssten.  Es  wird 
ausser  der  Zahl  immer  auch  eine  ganz  besondere  Rücksicht  auf  die 
Beschaffenheit  der  einzelnen  Zahnplatlen  zu  nehmen  sein,  ja  die  letz- 
tere verdient  gewiss  zur  Verwerthung  für  Systematik  einen  höheren 
Rang  als  die  Zahl.  Dies  erscheint  um  so  naturgemässer,  als  es  sich 
hier  nicht  einmal  um  eine  Uebereinstimmung  in  der  Zahl  handelt, 
denn  unter  „viele"  werden  alle  die  Fälle  zusammengefasst,  in  denen 
die  Zahl  7  überschritten  Avird. 

TritOQiidae.  Meliboea  viridis ,  Scyllaea  dracaena  ,  Polycera 
ceylonica  Kelaart  Annais  nat.  hist.  UI.  p.  488.  —  Bornella  Hanco- 
ckana  Kelaart  ib.  IV.  p.  267.     Alle  von  Ceylon. 

Lomanotus  portlandicus  Thonjpson  Proc.  zool.  soo.  p.  QQ. 

Eolididae.  Kelaart  beschrieb  Annais  nat.  hist.  III.  p.  488  fol- 
gende neue  Arten  von  Ceylon:  Eolis  Husseyi ,  bicolor ,  effulgens, 
Paulinae  ,  trislis ,  nodulosa,  Smedleyi;  Froctonotus  Orientalis,  Ptero- 
chilus  viridis.  —  E.  Skinneri  ib.  IV.  p.  267. 


348      Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

Doto  ensifer  Mörch  von  Realejo.  Malak.   131.  p.  123. 

In  der  Bucht  von  Weytnouth  hat  Thompson  Montagu's  Do- 
ris coerulea  wieder  aufgefunden  und  beschreibt  sie  als  Eolis  coeru- 
lea,  zugleich  mit  einer  ebenda  gefangenen  neuen  Art  Eolis  Adelai~ 
dae  Proc.  zool.  soc.  p.  66. 

Contribiilions  to  a  monograph  of  the  genus  Fiona 
Hanc.  byRiul.Berg.  Copenhagen  1859  ist  eine  Uebersetzung 
des  systematischen  Theiles  der  Abhandlung  von  Berg  Vi- 
densk.  Meddelelser  1857.  p.  273.  Vergl.  auch  den  Bericht 
1858.  II.  p.  523. 

Elysiädäe.  Elysia  grandifolia,  punctata,  coerw^ea  Kelaart  Annais 
nat.  bist.  III.  p.  488  von  Ceylon.  —  E.  Oerstedii  Mörch  von  Puntare- 
nas  Malak.  Bl.  p.  123. 

J.  E.  Gray  bemerkt  über  Apiysiapterus  viridis,  dass  das  Thier 
nur  einen  gan/,  kleinen  Fuss  vor  der  Schwanzspitze  hat,  mit  dem  es 
sich  anheftet,  so  dass  der  ganze  Vorderkörper  frei  bleibt;  es  schwimmt 
gern  an  der  Wasserfläche,  die  Bauchseite  nach  oben.  Wurde  das 
Gefäss  erschüttert,  dann  fiel  es  zu  Boden,  indem  es  einen  Schleim- 
faden, der  an  dem  Glase  befestigt  ist,  spinnt  und  sich  an  diesem 
später  wieder  erhebt.  Beim  Aufsteigen  soll  es  den  Faden  fressen. 
Annais  nat.  bist.  lY.  p.  240. 

Bullacea.  Aus  dieser  Familie  stellte  Gould  Proc.  Boston  soc. 
VII.  p.  134  an  neuen  Arten  von  der  INord-pacifischen  Expedition  auf: 
Bulla  vernicosa  von  Loo-Choo;  Älys  muscaria  von  China,  A.  por- 
e  llana  von  Kagosinia  -  Bay  ;  llaminea  angitsta  von  Simoda;  Philine 
vitrea  von  Hong-Kong,  Ph.  argentala  von  Hakodadi ;  Tornatina  api- 
cina  von  Sydney  ;  Cylichna  viUica  von  China  ,  ellipsoidea  von  Loo- 
Choo,  regularis  von  Sydney,  operosa  von  Hong-Kong,  laeta  von 
Kagosima  ,  protracta  von  China,  tvbulosa  vom  Cap,  melampoides  von 
China,    consohrina  von  Jesso ;    Actaeon  secale  von  China. 

Bulla  exilis  Dunker  Malak.  Bl.  p.  222  von  Japan. 

Buccinulus  strigosus  Gould  Proc  Boston  soc.  VII.  p.  141  von 
Loo-Choo  und  Kagosima. 

Bonople  ur  obranchiata . 

Lacaze-Duthiers,  dem  wir  scl-on  mehrere  aus- 
gezeichnete monographische  Darstellungen  der  Organisa- 
tionsverhältnisse von  Mollusken  verdanken,  hat  sich  den 
Pleurobranclius  aurantiaciis  erwählt ,  um  von  ihm  eine  de- 
tailiirte   anatomisch -physiologische   Schilderung  zu  geben. 


der  Mollusken  ^vährend  des  Jahres  1859.  349 

Comptes  rendus    June  1859.   p.  1155;   Annais  nat.  hist,  IV. 
p.  318  ;  Annales  des  sciences  naturelles  XI.  p.  199.  pl.  6 — 12. 

Alle  einzelnen  Abschnitte  der  Abhandlung  sind  von  grossem 
Interesse  und  das  Studium  derselben  Jedem  zu  empfehlen  ,  der  sich 
für  die  Anatomie  der  Mollusken  inleressirt.  Die  Circulalionsorgane 
haben  des  Verf.  besondere  Aufmerksamkeit  erregt;  er  hat  eine  Ver- 
bindung des  Gefässsystcms  mit  dem  umgebenden  Wasser  nachgewie- 
sen. Die  äussere  Üellnung  liegt  über  der  Geschlechtsoffnung  und 
führt  in  einen  Kanal,  der  sich  zwischen  Vorkammer  und  Kieme  in 
die  Kiemenvene  mündet,  wie  schon  im  vorigen  Berichte  p.  285  an- 
gemeldet ist. 

Aus  der  Gattung  Pleurobranchus  stellte  Kelaart  Annais  nat. 
hist.  III.  p.  495  zwei  neue  Arten  von  Ceylon  auf:  F.  zeylanicus  und 
purpureus.  Zugleich  werden  citrinus  Rüpp.  und  reticulalus  Gmel. 
charakterisirt. 

Ancylus  gaulus  Gould  Proc.  Boston  Soc.  VII.  p.40  vom  Cap. 

Hypobranchiata- 

Phyllidia  zeylanica  und  Diphyllidia  formosa  sind  neue  Arten 
von  Kelaart  von  Ceylon.     Annais  nat.  hist.  III.  p.  494. 

Pleurophyllidia  (Diphyllidia)  margiiiata  Oersted  MS.  von  Panama. 
Malak.  Bl.  p.  123. 

Peteropoda, 

Arthur  Adams  hat  die  Synonyme  und  die  Fund- 
orte der  Gattungen  Cavolina,  Diacria  und  Pleuropus  zu- 
sammengestellt, nachdem  er  auf  seinen  Reisen  fast  alle  be- 
kannten Arten  mit  dem  Netze  gefangen  hatte.  Er  nimmt 
10  Arten  Cavolinia,  1  Dinacria  und  3  Pleuropus  an.  An- 
nais nat.  hist.  III.  p.  44. 

Brachiopoda. 

Suess  hat  Studien  über  die  Wohnsitze  der  Brachio- 
poden  gemacht  und  in  den  Wiener  Sitzungsberichten  XXXVII. 
p.  185  einen  ersten  Abschnitt  veröffentlicht ,  der  sich  mit 
den  Wohnsitzen  der  lebenden  Brachiopoden  beschäftigt. 
Die  Nachforschungen  sind  offenbar  hauptsächlich  in  geolo- 
gischem Interesse  angestellt,  so  dass  dieser  erste  Abschnitt 
gleichsam  Vorstudien  zu  dem  zweiten  enthält.     Es  ist  nicht 


350      Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

thunlich  auf  die  gewonnenen  Resultate  hier  näher  einzu- 
gehen und  wir  begnügen  uns  zu  erwähnen,  dass  der  Verf. 
a)  über  die  jetzigen  Wohnsitze  der  einzelnen  Arten,  b) 
über  die  geographische  Gruppirung  der  jetzigen  Wohnsitze, 
c)  über  die  Meerestiefen,  in  welchen  heute  Brachiopoden 
leben,  d)  über  die  jetzige  Verbreitung  der  einzelnen  Sippen 
handelt. 

Terebratula  Capsula  Jeffreys    Annais   nat.  hist.  III.   p.  43.  pl.  IE. 
flg.  7  von  Belfast. 

Lamellibrauchiata. 

lieber  das  Wassergefäss  -  und  Oviductal- System  der 
Lamellibranchiaten  hat  Roll  es  ton  in  der  Royal  Society 
Febr.  3.  1859  eine  Mittheilung  gemacht.  Vergl.  Annais 
nat.  hist.  IV.  p.  65.  Zuerst  prüft  Verf.  die  gewöhnliche 
Ansicht  über  den  Ausgang  des  Ovarial-Syslems  und  sucht 
zu  zeigen,  dass  die  Oeffnungen ,  welche  man  gewöhnlich 
dafür  hält,  in  Wirklichkeit  die  Ausführungsöffnungen  des 
Wassergefässsystems  seien.  Die  Gründe  für  diese  An- 
sicht, hergenommen  von  der  Art  und  Weise,  wie  feine 
Injectionen  in  diese  Oeifnungen  sich  durch  die  Eingewei- 
demasse verbreiten ,  und  von  der  relativen  Lage  der  als 
zum  Wassergefässsysteme  gehörigen  Oeffnungen  bei  ande- 
ren Mollusken,  werden  unterstützt  durch  eine  Betrachtung 
von  der  Unwahrscheinlichkeit  der  alten  Ansicht,  welche  als 
Eileiter  bei  den  Mollusken  zwei  Kanäle  deutete  ,  welche 
längs  jeder  Seite  des  Körpers  verlaufend ,  dennoch  frei 
mit  einander  in  nicht  grosser  Entfernung  von  ihrem  Ende 
communiciren ,  und  welche  von  dem  unteren  Abschnitte 
des  Darmrohres  entfernt  liegen.  —  Als  Eileiter  werden  dann 
angesehen:  ein  breites  Band,  welches  zur  Laichzeit  als 
eine  in  das  Kaliber  des  unteren  Abschnittes  des  Darmroh- 
res vorstehende  Leiste  erscheint,  und  zwei  schmalere,  wel- 
che von  dem  Anfange  des  Darmes  bis  zu  einem  Punkte 
reichen,  wo  seine  oberen  Windungen  sehr  nahe  dem  Theile 
seines  unteren  Abschnittes  liegen ,  wo  das  erstere  Band  in 
einer  keulenförmigen  Erweiterung  endigt.  Die  Gründe  für 
diese  Deutung  sind  von  Injectionen ,  von  der  Betrachtung, 


der  Mollusken  während  des  Jahres  1859.  351 

dass  die  Anschwellung-  dieses  Bandes  mit  ähnlichen  Ver- 
hältnissen des  Ovariums  zusammenfällt,  und  dass  man  Eier 
in  allen  Theilen  dieser  drei  Bänder  gefunden  hat,  herge- 
nommen. 

Die  Perlmuscheln  und  ihre  Perlen,  naturwissenschaft- 
lich und  geschichtlich  mit  Berücksichtigung  der  Perlenge- 
wässer Baierns  beschrieben  von  Th.  v.  Hessling.  Leip- 
zig 1859.  8.  Eine  wichtige  Schrift ,  welche  sich  zunächst 
mit  den  Perlmuscheln ,  dann  mit  den  Perlen  beschäftigt. 
Der  erste  Theil  zerfällt  in  zwei  Abschnitte:  1)  über  Avi- 
cula ,  deren  Lebensweise  und  geographische  Verbreitung; 
2)  über  ünio,  von  welcher  Muschel  ausser  der  Lebens- 
weise und  geographischen  Verbreitung  noch  ein  drittes 
Kapitel  über  ihre  Anatomie  und  Physiologie  handelt,  aus 
welchem  wir  die  Resultate  wegen  ihrer  allgemeinen  Wich- 
ticrkeit  für  die  Kenntniss  der  Oro-anisation  der  Muscheln 
noch  besonders  hervorheben  wollen.  In  dem  zweiten  Theile 
wird  über  die  physikalischen ,  chemischen  und  baulichen 
Verhältnisse,  über  die  Bildung  und  das  Wachsthum,  über 
den  Handel  der  Perlen  und  ihr  Gewicht ,  über  die  künst- 
liche und  natürliche  Perlenvermehrung  gehandelt  wird 
u.  s.  w.  —  In  dem  Abschnitte  von  der  Anatomie  und  Phy- 
siologie der  FIuss- Perlmuschel  nimmt  zunächst  der  Kreis- 
laufapparat die  Sorgfalt  des  Verf.  in  Anspruch.  Er  ent- 
scheidet sich  bestimmt  für  ein  geschlossenes  Gefässsystem 
mit  besonderen  Wänden  und  für  das  Vorhandensein  von 
Capillaren.  Das  ßojanus'sche  Organ  ist  er  nicht  geneigt 
fiir  Niere  zu  halten,  ohne  jedoch  demselben  eine  bestimmte 
andere  Function  mit  Sicherheit  zuzuschreiben.  Ein  beson- 
deres Wassergefässsystem  leugnet  er,  vielmehr  communi- 
cire  das  ganze  Gefässsystem  an  mehreren  Stellen  durch 
OefFnungen  nach  aussen  mit  dem  umgebenden  Wasser;  na- 
mentlich findet  sich  an  der  Fusskante  eine  solche  grosse 
Oeffnung.  Diese  Verhältnisse  hindern  den  Verf.  die  in 
den  Gefässen  kreisende  Flüssigkeit  wirklich  für  Blut  zu 
nehmen,  und  er  ist  geneigt  die  Ernährungsverhältnisse 
überhaupt  für  so  anders  zu  halten,  dass  sie  mit  denen  höhe- 
rer Thiere     nur    einen    annähernden    Vergleich    gestatten. 


352      Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.   Naturgeschichte 

—  Hierauf  wendet  sich  Verf.  der  Untersuchung  des  Man- 
tels und  der  Schale  zu  ,  und  entwickelt  dabei  grosse  Ge- 
lehrsamkeit. Die  Untersuchungen  von  G.  Rose  sind  ihm 
jedoch  noch  nicht  bekannt  gewesen.  —  Auch  das  Muskel- 
system und  der  Bewegungsapparat ,  so  wie  der  Darmkanal 
und  die  Leber  sind  beschrieben.  —  Eine  Befruchtung  in- 
nerhalb der  Geschlechtsdrüse  wird  geleugnet.  Nach  dem 
Verf.  soll  sie  in  den  Kiemenfächern  stattfinden ,  wohin  der 
von  den  Männchen  ausgeworfene  Samenballen  durch  Ein- 
strömung mit  dem  Wasser  gelangt.  —  Schliesslich  wird 
dann  von  den  Perlen  gehandelt.  Wir  müssen  den  Leser 
auf  das  Buch  selbst  verweisen,  um  sich  über  diesen  Gegen- 
stand gründlich  zu  belehren.  Nur  so  viel  wollen  wir  hier 
hervorheben,  dass  Verf.  die  Entstehung  der  Perlen  vornäm- 
lich zwei  Ursachen  zuschreibt:  1)  dem  Eindringen  fremder 
Körper  von  aussen  in  das  Gefässsystem,  2)  Körnern  oder 
Körnerconglomeraten  derjenigen  Substanz,  aus  welcher  die 
Epidermis  der  Schale  besteht,  die  in  die  Gelasse  oder  auch 
in  dasParenchym  der  Gewebe  von  der  Bojanus'schen  Drüse 
aus  gelangen.  Sie  bilden  in  der  Regel  den  Kern  der  Per- 
len. —  Einen  Auszug  dieser  Schrift  findet  man  in  Zeitschr. 
für  die  ges.  Naturw.  von  Giebel  und  Heintz.  XIV.  p.  17. 

In  derÖfvcrsigl  af  kongl.  Vetenskaps-Akademiens  För- 
handlingar  1859.  p.  89 — 117  findet  sich  eine  Abhandlung 
von  Fahraeus:  Om  perKisket  och  Linne's  hemliga  konst 
att  befordra  perlbildningen  hos  musslor.  ( Ueber  Perl- 
fischerei  und  Linne's  geheime  Kunst  die  Perlbildung  bei 
den  Muscheln  zu  befördern.) 

Ostreacea.  Carbonel  legte  der  Pariser  Akademie  wie- 
der eine  Notiz  über  künstliche  Austerbänke  vor.  Revue  de 
zool.  p.  432. 

Bei  Reeve  1.  c.  ist  die  Galtung  Placunanomia  in  14  Arten  auf 
drei  Tafeln  erschienen.  Darunter  sind  neu  :  P.  Harfordi  Westindien, 
Gouldi,  nuslralica  Australien. 

Die  Galtung  Anoniia  enthalt  ib.  auf  8  Tafeln  37  Arten,  unter 
denen  neu:  A.  plenilunium  Borneo,  sol  Mündung  des  Indus,  caelala, 
plarentella,  Hurnphreysiana,  strigilis  ^  laqueata  ,  spinosa  Norwegen, 
nohilis  Sandwich,  malleata,  ramosa  Tunis,  scahra  Bombay,  argyritis, 
lyria  Sandwich,  metallica,  costata,  lucerna. 


der  Mollusken  während  des  Jahres  1859.  353 

Pectinea.  Spondylus  Victoriae  Sowerby  Proc.  zool.  sog.  1859. 
p.  428.  pl.  49.  fig.  8  von  Californien. 

Pecten  luxurians  aus  dem  rothen  Meere  und  P.  argentatus  sind 
neue  Arten  von  Küster  in  dessen  Conchylien-Kabinet. 

AviCUlacea.  Die  183.  Lieferung  der  Reeve'schen  Conchologia 
iconica  brachte  den  Schluss  der  Monographie  von  Pinna,  die  hier  im 
Ganzen  aus  66  Arten  besteht,  die  auf  34  Tafeln  abgebildet  sind.  Auf 
den  beiden  diesen  Schluss  bildenden  Tafeln  sind  noch  neu  :  P.  san- 
guinolenta,  fimbriatula   Japan,  Stutchburii  Australien. 

Arcacea.  Limopsis  pe/Zwcirfa  Jeffreys  Annais  nat.  hist.III.  p.  41. 
pl.2.  fig.  6  von  Guernsey. 

Njyades.  Keber  sprach  über  das  Bojaniis'sche  Organ 
bei  den  Najaden  in  der  33.  Versammlung  deutscher  Natur- 
forscher zu  Bonn.  Yergl.  Amtlichen  Bericht  p.  151. 

Agassiz  hat  ein  umgekehrtes  Exemplar  von  Unio 
ligamentinus  beobachtet,  d.  h.  bei  welchem  in  der  linken 
Schale  ein  Schlosszahn,  in  der  rechten  zwei  Schlosszähne 
vorhanden  sind ,  umgekehrt  Avie  sonst  bei  dieser  Gattung 
die  Regel  ist.  Solche  Unregelmässigkeit  ist  bei  den  Mu- 
scheln viel  seltener ,  als  bei  den  Schnecken  die  linksge- 
wundenen Schalen.     Proc.  Boston  soc.  VII.  p.  166. 

Lea  bildete  eine  Anzahl  ünioniden  der  Vereinigten  Staaten 
(Journal  Acad.  nat.  scienc.  of  Philadelphia  lY.  pl.  21 — 32)  ab,  die 
bereits  in  den  Proc.  dieser  Academie  1857 — 1859  aufgestellt  waren: 
Unio  bulbosus,  Plantii ,  sudus ,  tetricus ,  subniger,  obfuscus,  purpurel- 
luSy  Woodwardianus,  denigralus ,  radians^  penicillalus  ^  modicus,  Ros- 
tcellensis  ,  Prattii ,  spissus  ,  Chattanoogaensis  ,  Downei,  Hazlehurstia- 
nus,  Neislerii,  Postellii ,  Burkensis  ,  satillaensis  ,  corvtis  ,  compactus, 
fibuloides ;  —  Margaritana  Elliottiif  Etowahensis  (ib.  p.  280  in  Geor~ 
giana  umgetauft),  triangulala,  connasaiigaensis  ;  —  Anodonta  Darien- 
sis ,  Gesnerii  ,  Uallenbeckii.  Diese  Arbeit  gewinnt  noch  dadurch  an 
Interesse,  dass  auch  den  weichen  Theilen  Aufmerksamkeit  geschenkt 
ist,  namentlich  den  Kiemensäcken  ,  Mundlappen  ,  den  Siphonalöffnun- 
gen ,  den  embryonalen  Schalen  ct.  In  dieser  Beziehung  sind  auch 
Unio  phaseolus  Hild.,  parvus  Barnes,  multiplicatus  Lea,  stramineus 
Conr.  ,  ventricosus  Barn,  und  Margaritana  margaritifera  beschrieben 
und  abgebildet. 

Von  Lea  finden  sich  in  Proc.  Philadelphia  1859  folgende  neue 
Arten  der  Gattung  Unio:  p.  112.  U.  spissus,  corvus  und  burhensis  aus 
Georgia,  aureus  aus  Texas,  curtus  und  permiscens  aus  dem  Tombig- 
bee- River  in  Mississippi.  —  p.l51:  U.  sikkimensis  von  Sikkim  in 
Indien,  diminutis  Ostafrika,  plicattdus  Borneo  ,  navigioliformis ,  flu- 
Archiv  für  Naturg.  XXVI.  Jahrg.  2.  Bd.  X 


354     T  rose  hei:  Bericht  üb.  d.  Leistungen   in  d.  TNaturgeschichte 

ctiger,  mutabilis  Australien,  Twaitsii  Ceylon,  melleus,  Dysonii  Hon- 
duras ,  Demeraraensis  Demerara  ,  mauritianus  Mauritius,  vittatus  Au- 
stralien ,  persulcatus  Mexiko,  Shangaiensis  China,  Layardii  Ceylon, 
japanensis  Japan,  Sumatrensis  Sumatra,  Rowellii  Neugranada,  Wilsonii 
Neu-Südwales.  —  p.  154  von  Georgia :  U.  fibuloides  und  compactus. 
—  p.  154:  U.  cacao  West- Florida,  hepaticus  Süd -Carolina,  viridira- 
diatus  Georgia,  macrodon  Texas,  Houstonensis  Texas,  Ruter svillensis 
Texas,  Forsheyi  Texas.  —  p.  170  aus  Georgia  :  U.  Baldwinensis,  vi- 
ridans ,  Hallenbechii ,  salebrosus,  modicellus,  laliis^  vertitus,  JohanniSy 
Raeensis ,  inusitatus,  Jonesii,  quadralus.  —  p.  187  :  U.  bulloides  La- 
plata  Südamerika,  rudus  ebendaher.  —  p.281:  U.  Averyi  vom  bthmus 
von  Darien.  —  p.  331  :  U.  wynegungaensis  Bengalen  ,  consobrinus 
China,  nagpoorensis   Bengalen. 

Unio  Burtoni  Woodward  Proc.  zool.  sog.  p.  349.  pl.  47.  fig.  1 
aus  dem  See  Tanganyika  in  Centralafrika. 

Unio  Mossambicensis  Peters  Malak.  Bl.  p.  218.  Taf.  III.  Fig.  3— 5. 

Lea  fand  bei  Unio  Kleinianus  in  jedem  Kiemenlappen  einen 
Branchial-Uterus,  also  deren  vier.  Proc.  Philadelphia  p.  177.  Er  kommt 
ib.  p.  329  wieder  auf  dieses  Verhalten  zurück,  und  giebt  vier  Arten 
mit  dieser  Eigenthümlichkeit  an ,  U.  multiplicatus,  rubiginosus,  Klei- 
nianus und  subrotundus,  von  denen  rubiginosus  und  subrotundus  rothe 
Eier  haben.  Auch  der  Samen  der  Männchen  ist  roth,  aber  nicht  so 
intensiv. 

Monocondylea  planulata  von  Java  und  rhomboidea  aus  dem 
Euphrat  hat  Lea  als  neue  Arten  Proc.  Philadelphia  p.  187  auf- 
gestellt. 

Margaritana  elliptica  Lea  aus  dem  Tombigbee -River.  Proc. 
Philadelphia  1859.  p.  113.  —  M.  Vignouana  Bernardi  Journ.  de  Conch. 
VIL  p.  302.  pl.  10.  fig.  1  von  Gabon. 

Iridina  (Pleiodon)  Spehei  Woodward  Proc.  zool.  soc.  p.  348. 
pl.  47.  fig.2  aus  dem  See  Tanganyika  in  Centralafrika. 

Spatha  Petersi  v.  Martens  Malak.  Bl.  p.  218.  Taf.  III.  Fig.  1.2 
von  Tette. 

Änodonta  texasensis  Lea  Proc.  Philadelphia  1859.  p.  113  aus 
Texas.  —  ^.  DaÄ^omeyensis  Westafrika  und  senegalensis  Lea  ib.  p.  154. 

Lewis  fand  eine  ungeheure  Menge  todter  Schalen  von  Äno- 
donta Lewisii  in  einem  Kanäle  angehäuft.  Proc.  Philadelphia  p.  177. 

Mytilacea.  Modiola  cuprea  Jeffreys  Annais  nat.  bist.  III,  p.  40 
aus  dem  Magen  eines  Strandläufers,  der  am  Strande  von  Scarborough 
geschossen  wurde. 

Dacrydium  ist  eine  neue  Gattung  von  Torell  Bidr.  tili 
Spitzbergens  Molluskfauna,  auf  eine  Muschel  gegründet,  die  fürModioia 
vitrea  genommen  ist.  Sie  unterscheidet  sich  durch  dentes  crenulati, 
antico  tuberculiformi,  postico    elongato,  cristis  suffulti  decurrentibus. 


der  Mollusken  während  des  Jahres  1859.  355 

Ghamacea.  Cardita  Leana  und  Cnmingiana  Dunker  Malak.  Bl. 
p.  223  von  Japan. 

Gardiacea.  Cardlnm  japonicum  Dunker  Malak.  ßl.  p.  223  von 
Japan. 

Gycladea.  Semple  Prime  hat  Annais  Lyceum  of  New^-York 
VII.  p.  94  (las  Veizeichniss  aller  bekannten  Arten  von  Pisidium  mit 
ihrer  Synonymie  zusammengestellt.  Es  werden  hier  41  Avten  an- 
genommen. 

Cyrena  astnrtina  v  Martens  Älalak.  Bl.  p.  219.  Taf.  III.    Fig.  6.  7. 

—  C.  regulata    Gassies    Joiirn.    de  Co n eh.  VII.    p.  372    von  Neu  -  Ca- 
ledonien. 

Astarte  Rollandii  Bernardi  Journ.  de  Conch.  VII.  p.  386.  pl.XIII. 
fig.  4  von  Petropaulowski. 

LucinaCGa.     Lucina  Pisidium  DunkevMa]sik.h\.  p.  227  von  Japan. 

Nymphacea.  TelUna  nitidula  und  rutHaDunker  Ma\a\i.  ßl,  p.  236 
von  Japan. 

Lithophaga.  West  beobachtete ,  dass  Saxicava  rugosa  sich 
mittelst  eines  Byssus    festgeheftet    hatte.     Annais  nat.  bist.  III.  p.  511. 

—  DieThatsache  wird  durch  Beobachtungen  von  Robertson  ib.  VI. 
p.  80  bestätigt. 

GonchaO.  Venus  (Cryptogramma)  Roemeri  Dunker  Malak.  Bl. 
p.  240  von  Japan. 

Mactracea.  Mactra  Artensis  Montrouzier  Journ.  de  Conch.  VI. 
p.  334  von  IVeu-Caledonien. 

LeptonidaO.  Lepton  sulcatulum  Jeffreys  Annais  nat.  bist.  lH. 
p.  34.  pl.  2.  flg.  a — g  von  Guernsey. 

ÄnatinidaO.  Fandora  Wardiana  A.Adams  von  der  Mantschurei. 
Proc.  zool.  soc.  p.  487. 

Pholadaria.  Seine  Studien  über  die  Pholaden  hat  Fi- 
scher Journ.  de  Conchyl.  Vir.  p.  242  fortgesetzt,  woselbst 
er  über  Pholas  calva  Sow. ,  Pholadidea  Turt.  und  Pholas 
papyracea  handelt. 

Blume  schrieb  über  einige  Ostindische  Holzarten,  in 
Verbindung-  mit  den  Verwüstungen  durch  den  Bohrwurm 
(Teredo)  und  andere  Schalthiere.  Verslagen  en  Mededce- 
lingen  der  koninklijke  Akademie  van  wetenschappen  1859. 
p.  25. 

Eine  kurze  Bemerkung  über  Teredo  findet  sich  Na- 
tuurk.  Tijdschr.  Ned.  Indie  XVI.  p.  13. 

Desgleichen  von  du  Petit  Thouars  über  das  Bohren  von  Te- 
redo   s.  Revue  de  Zool.  p.  133. 


356       Troschel:    Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Katurgesch.  etc. 

Tanicata. 

Macdonald  schrieb  über  die  anatomischen  Charak- 
tere von  drei  Australischen  Arten   von  Tunicaten  aus  dem 
Subgenus    Caesira    Sav.   Transactions    Linnean     Society   of 
London  XXII.  p.  007. 

Die  Arten  sind  abgebildet  und  heissen  Caesira  parasitica  vom 
King-George's-Canal,  C.  ficus  und  C.  pellucida  von  der  Thark-Bay. 

Ebenda  p.  873  beschrieb  Macdonald  eine  eigen- 
thümliche  Form  von  zusammengesetzten  Tunicaten,  die  er 
Diplosoma  Rayneri  nannte. 

Desgleichen  ib.  p.  377  eine  neue  \rt  Per ophora  Hutchisoni,  die 
in  King-George's-Sound  lebt. 


Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen  im 

Gebiete   der   Entomologie  während   der  Jahre 

1859  und  1860. 


Vor. 

Dr.  A.  Clerstaecker 

in  Berlin. 


Obwohl  die  bereits  von  Linne  in  seinem  Systema 
naturae  anerkannten  engen  Beziehungen,  in  welchen  die 
vier  Klassen  der  heutigen  Arthropoden  zu  einander  stehen, 
in  neuerer  Zeit  einen  schärferen  Ausdruck  darin  gefunden 
haben,  dass  man  dieselben  unter  Abtrennung  von  den 
übrigen  Articulaten  Cu  vi  er 's  zu  einem  eigenen  Typus 
erhoben  hat,  finden  wir  sie  trotzdem  selbst  in  unseren 
neuesten  sowohl  zootomischen  als  zoologischen  Handbüchern 
meist  noch  ganz  isolirt  und  ohne  eingehendere  Erörterung 
des  ihnen  gemeinsamen  Bauplanes  dargestellt.  Da  eine 
solche  jedoch  schon  für  eine  schärfere  Fixirung  des  Ver- 
hältnisses, in  dem  die  Arthropoden  zu  den  übrigen  grösseren 
Gruppen  des  Thierreiches  stehen,  von  der  grössten  Bedeu- 
tung ist,  so  können  wir  eine  so  übersichtlich  und  präcis 
abgefasste  Darstellung  der  Gesammtorganisation  der  Glieder- 
thiere,  wie  sie  G  e  g  e  n  b  a  u  r  in  seinen  vortrefflichen  „Grund- 
zügen der  vergleichenden  Anatomie"  (Leipzig  1859,  gr.  8. 
p.  193 — 287)  gegeben  hat,  nur  als  ein  ebenso  nützliches 
als  zeitgemässes  Unternehmen  begrüssen.  Abweichend  von 
den  meisten  Handbüchern  der  vergleichenden  Anatomie,  ver- 
folgt der  Verf.  nicht  den  Zweck,  die  verschiedenen  Modifi- 
kationen, welchen  alle  einzelnen  Organe  unterworfen  sind, 
bis  in's  Spezielle  und  in  möglichster  Vollständigkeit  neben 
einander  zu  verzeichnen,  sondern  nur  die  wichtigsten  der- 
selben in  ihrem  Verhältniss  zum  Typus  zu  erörtern,  wo  sie 


358     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

verschiedene  Stufen  der  Vollkommenheit  darstellen,  die  eine 
aus  der  anderen  herzuleiten,  in  anscheinend  verschiedenen 
Bildungen  das  Uebereinstimmende  nachzuweisen  u.  s.  w. 
In  Uebereinstimniung  mit  den  übrigen  Thiertypen  wird  die 
Organisation  der  Arthropoden,  nach  Voranschickung  einer 
kurzen  Schilderung  ihres  Gesammt-Bauplanes  und  nach  einer 
systematischen  Uebersicht  ihrer  als  typisch  anzusehenden 
Formen  in  vier  Paragraphen  abgehandelt:  1)  Körperbe- 
deckung und  Bewegungsorgane  (vom  Integumente,  von  der 
Muskulatur).  2)  Organe  der  Empfindung  (vom  Nerven- 
systeme, von  den  Sinnesorganen).  3)  Organe  der  Ernäh- 
rung (von  den  Verdauungsorganen,  Kreislaufs-  und  Respi- 
rationsorganen, von  den  Excretionsorganen).  4)  Organe 
der  Fortpflanzung.  —  Zu  der  ebenso  gefälligen  als  zweck- 
mässigen Ausstattung  des  Werkes  tragen  u.  a.  zahlreiche 
in  den  Text  gedruckte  Holzschnitte  bei,  welche  theils  nach 
Originalzeichnungen  des  Verf.  angefertigt  sind,  theils  Dar- 
stellungen früherer  Werke  wiedergeben. 

INeben  den  Insekten,  Myriapoden  ,  Arachniden  und  Crustaceen 
rechnet  der  Verf.  nach  Leydig  auch  die  Rotiferen ,  jedoch  als  be- 
sondere Classe,  den  Arthropoden  bei ;  dass  dieselben  hier  jedoch  noch 
keineswegs  eingebürgert  sind,  macht  sich  in  der  Darstellung  des 
Verf. ,  in  der  sie  begreiflicher  Weise  meist  ganz  isolirt  abgehandelt 
werden  nuissten,  zu  wiederholten  Malen  bemerkbar.  —  In  der  systema- 
tischen Uebersicht  der  Classen  und  Ordnungen  würden  wir  einige 
Modifikationen  vorschlagen,  z.  B.  die  Wiederabgabe  von  Argu- 
lus  an  die  Siphonostomen  ,  zu  denen  er  nach  allen  natürlichen 
Charakteren  gehört;  ferner  das  Aufgeben  der  Ordnung  Aptera ,  da 
z.  ß.  Lepisma  mit  Blatta  fast  ebenso  nahe  verwandt  ist,  wie  die  mei- 
sten übrigen  Formen  der  Orthoptera  genuina  ;  die  Vereinigung  der 
Brachycera  und  Neraocera,  zwischen  denen  keine  natürliche  Gränze 
existirt,  u.  a.  —  In  ßetreff  der  Deutung  der  Gliedmassen  können  wir 
in  manchen  Punkten  nicht  mit  dem  Verf.  übereinstimmen  und  finden, 
dass  er  darüber  mit  sich  selbst  einige  Male  in  Widerspruch  geräth. 
Auf  p.  204  wird  z.  B.  das  grosse  Scheerenfusspaar  der  Skorpione 
als  zweites  Fühlerpaar  gedeutet  (die  darauf  folgende  Angabe,  dass  die- 
sem das  Geisselfusspaar  bei  Phrynus  und  Telyphonus  entspreche,  ist 
irrig,  da  diese  Gattungen  dieselben  Scheerenfüsse  wie  die  Scorpione 
haben)  ,  während  es  auf  p.  231  als  „scheerenlragende  Maxille"  be- 
zeichnet wird.  Unserer  Ansicht  nach  haben  die  Arachniden  über- 
haupt nur  ein  Fühlerpaar,  welches  entweder  in  Scheerenform  (Scoi- 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  u.  60.     359 

pio)  oder  in  Klauenfomi  (Telyphonus  ,  Solpiiga,  Araneidea  etc.)  auf- 
tritt; dasselbe  liegt  ausschliesslich  über  der  MundölTnung,  erhält  aus- 
schliesslich seine  Nerven  aus  dem  Gehirnganglion  und  zeigt  auch  die 
Art  der  Einlenkung  und  die  Gliederung  von  Fühlern,  wenn  es  gleich 
(wie  sich  dies  aus  dem  Eingehen  des  Kopfes  erklärt)  die  Funktion 
der  Mandibeln  übernimmt.  —  p.  231.  Die  „von  grosser  Mächtigkeit 
erscheinenden  "  Kiefer  der  Scolopendren  können  wohl  nicht  den 
Mandibeln  der  Cruslaceen  entsprechen,  da  sie  durch  das  zweite  Tho- 
raxbeinpaar gebildet  werden  und  die  Scolopendren  ausserdem  wirk- 
liche (im  Verhältniss  schwach  entwickelte)  Mandibeln  besitzen.  — 
p.232.  Bei  den  Dipteren  bildet  die  Unterlippe  niemals  einen  kanal- 
artig geschlossenen  Rüssel,  sondern  nur  eine  oberhalb  offene  Halb- 
rinne; dagegen  ist  der  Schnabel  der  Hemipteren  eine  geschlossene 
Röhre,  die  nur  an  der  Basis  der  Oberseite  offen,  hier  aber  durch  die 
aufliegende  Oberlippe  bedeckt  wird.  Die  Hymenopteren  haben  niemals 
eine  Sauge  zunge,  überhaupt  ausschliesslich  beissende  Mundlheile  ; 
nur  bei  den  langrüsseligen  Bienen  nehmen  die  Maxillen  und  die  Un- 
terlippe die  ungefähre  Form  von  saugenden  Mundtheilen  an,  ohne 
jedoch  solche  zu    sein. 

MilneEdwards's  bereits  früher  von  uns  angezeigte 
„Le^ons  sur  la  physiologie  et  l'anatomie  comparee"  sind 
i.  J.  1859  mit  dem  4.  und  5.  Bande  fortgesetzt  worden, 
von  denen  ersterer  nichts  auf  die  Arthropoden  Bezügliches 
enthält  (nur  die  Blutcirculation  der  Wirbelthiere  behandelt), 
der  fünfte  dagegen  (p.  474 — 642)  eine  eingehende  Schil- 
derung des  Tractus  intestinalis  der  vier  Arthropoden-Classen, 
welche  durch  eine  genaue  Darstellung  der  Mundtheile  ein- 
geleitet wird ,  enthält.  In  Rücksicht  auf  die  mehrfachen 
irrigen  Ansichten,  welche  über  die  Deutung  derselben  selbst 
in  neuester  Zeit  zu  Tage  gefördert  worden  sind,  halten  wir 
es  für  zweckmässig,  die  durchaus  klare  und  auf  richtiger 
Anschauung  beruhende  Darstellung  des  Verf.  hier  den  Haupt- 
zügen nach  wieder  zu  geben. 

Unter  den  an  die  Spitze  gestellten  Cruslaceen  handelt  der  Verf. 
als  Haupttypen  für  die  Organisation  der  Mundtheile  die  Decapoden, 
die  Tetradecapoden ,  die  Branchiopoden ,  Cirripedier  und  Crustacea 
sugentia  ab;  die  beiden  ersten,  welcher  in  der  Ausbildung  eines 
Mandibel-  und  zweier  freien  Maxillenpaare  übereinstimmen,  unter- 
scheidet er  dadurch,  dass  bei  den  Decapoden  die  drei  darauf  folgen- 
den Gliedmassenpaare  die  Form  von  accessorischen  Kiefern  anneh- 
men, während   bei  den  Tetradecapoden  dies  nur  mit  dem  ersten  Paare 


360     Gerstaecker:  Bericht  über    die  wissenschaftlichen  Leistungen 

der  Fall  ist,  die  beiden  anderen  dagegen  wirkliche  Beine  darstellen. 
—  In  der  Classe  der  Myriapoden  sind  ebenfalls  ein  Paar  Mandibeln 
und  zwei  Paare  Alaxillen  vorhanden  und  bei  den  Chilopoden  tritt  das 
erste  Beinpaar  in  Form  von  starken  Sichelhaken  als  Hülfsorgan  dem 
Munde  bei  (dieses  Paar  ist  streng  genommen  das  zweite  Beinpaar  des 
Thorax,  dem  noch  ein  palpenförmiges ,  welches  31.  Edw.  als  zweites 
Älaxillenpaar  ansieht ,  vorhergeht.  Ref.).  —  In  der  Classe  der  Insek- 
ten geht  der  Verf.  von  den  kauenden  Mundtheilen  (Coleoptera,  Ür- 
thoptera,  Neuroptera)  aus,  bei  denen  ein  Mandibel-  und  zwei  Ma- 
xillenpaare  vorhanden  sind  ;  nur  das  erste  Paar  der  Maxillen  ist  frei, 
das  zweite  dagegen  zu  einem  unpaaren  Organe  ,  der  Unterlippe  ver- 
schmolzen. Ihr  Basaltheil  (Mentum)  ist  durch  Verschmelzung  des 
Hüftentheiles  der  Maxillen  entstanden;  der  zwischen  den  Tastern  be- 
findliche vordere  Theil  (Ligula,  languelte)  entspricht  den  mittleren  und 
inneren  Laden  der  Maxillen  (unter  den  äusseren  versteht  der  Verf. 
die  Taster),  also  nach  dem  gewöhnlichen  Sprachgebrauche  den  vier 
Laden  der  Unterkiefer  in  Gemeinschaft,  welche  bei  einigen  Insekten 
(Orthoptera)  noch  deutlich  getreunt  sind,  bei  anderen  dagegen  ganz 
mit  dem  Kinn  verschmelzen  (Melolontha).  Neben  diesen  drei  Kiefer- 
paaren treten  noch  ein  oberer  und  ein  unterer  Fortsatz  der  Mundhöhle 
auf,  die  als  Epipharynx  und  Hypopharynx  bekannt  sind;  letzterer  ist 
bei  den  Orthopteren  und  vielen  Neuropteren  stark  entwickelt,  bei 
den  Coleopteren  oft  rudimentär,  aber  zuweilen  deutlich  als  zweispit- 
zige Zunge  über  die  Unterlippe  hervortretend.  „Verschiedene  Ento- 
mologen nennen  dieses  Organ  Lingua,  andere  belegen  mit  demselben 
IVamen  die  davon  ganz  verschiedene  Ligula  und  es  herrscht  in  ihren 
Schriften  in  Betreff  dieser  Theile  des  Kauapparates  eine  grosse  Ver- 
wirrung." —  Die  3Iundtheile  der  leckenden  Insekten  („lecheurs," 
Bienen)  sind  ganz  nach  dem  Typus  der  kauenden  gebaut ,  nur  dass 
sich  ihre  beiden  Maxillenpaare  oft  auffallend  verlängern;  an  der  Li- 
gula der  Bienen  entspricht  der  mittlere  unpaare  Theil  den  beiden 
mittleren  Laden  der  Orthopteren-Unterlippe,  die  seitlichen  (Paraglossae) 
den  äusseren  Laden  derselben.  Der  Epipharynx  ist  bei  den  Bienen  stark 
entwickelt,  der  Hypopharynx  meist  verkümmert;  letzterer  tritt  dage- 
gen bei  den  Hymenopteris  fossoriis  sehr  ausgebildet  auf.  —  Unter 
den  saugenden  Insekten  haben  die  Lepidopteren  verkümmerte  Mandi- 
beln (nebst  Oberlippe)  und  ihre  Maxillen  bilden  allein  den  Saugrüs- 
sel;  während  ihre  Unterlippe  bei  diesem  Apparate  gar  keine  Rolle 
spielt,  stellt  dasselbe  Organ  bei  den  Hemipteren  fast  allein  die  ganze 
Saugröhre  dar,  die  nur  oberhalb  an  der  Basis  durch  die  Oberlippe 
vervollständigt  wird ,  und  in  welcher  die  3Iandibeln  und  Maxillen 
als  vier  Stilets ,  wie  im  Trocart  eingeschlossen  sind.  Für  die  Dipte- 
ten  schliesst  sich  der  Verf.  in  Betreff  des  unpaaren  Organes,  welches 
Savigny  und  Gerstfeldt  als  Hypopharynx  bezeichnen,  der  Ansicht 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  u.  60.     361 

JVewport's  und  Blanchard's  an,  die  dasselbe  für  die  verschmol- 
zenen Mandibeln  ansehen  ;  wo  es,  wie  bei  Tabanus  (Weibchen)  neben 
den  Mandibeln  auftritt,  will  er  es  mit  IS' ew  po  rt  als  Ligula  bezeichnen. 
(Bei  den  Asilinen,  Empiden  ,  Bombyliern  und  Verwandten  glaubt 
Ref.  das  unpaare  Stilet  seiner  Einlenkung  nach  ebenfalls  besser  als 
aus  der  Verwachsung  der  Mandibeln  entstanden  ansehen  zu  müssen.) 
—  In  der  Classe  der  Arachniden,  deren  Kieferfühler  der  Verf.  richtig 
als  den  Fühlern  der  Insekten  entsprechend  ansieht,  will  er  die  Schee- 
ren  der  Skorpione  als  Pedes  maxillares  (der  Crustaceen)  deuten,  wäh- 
rend nach  ihm  die  drei  Kieferpaare  im  Rudiment  ebenfalls  nach- 
weisbar sind. 

Von  speziellen  Abhandlungen,  welche  gleichfalls  ana- 
tomische und  physiologische  Verhältnisse  der  Arthropoden 
im  Allgemeinen  behandeln ,  sind  hier  ferner  folgende  zu 
erwähnen : 

„lieber  den  Gelenkbau  bei  den  Arthrozoen,  Vierter  Bei- 
trag zur  vergleichenden  Anatomie  und  Mechanik  der  Ge- 
lenke" ist  eine  umfassende,  von  K.  Langer  im  XVIII.  Bde. 
der  Denkschriften  der  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Wien  (Physik- 
mathem.  Classe ,  p.  99 — 140  mit  3  Taf. ,  im  Auszuge : 
Sitzungsberichte  d.  phys. -mathem.  Classe,  Bd.  33,  p.  365 
bis  368)  veröffentlichte  Abhandlung  betitelt,  in  welcher  der 
Verf.  die  Resultate  seiner  an  mehreren  Üecapoden  (Astacus, 
Homarus,  Maja  und  Squilla)  so  wie  unter  den  Insekten  be- 
sonders an  verschiedenen  Käfern  (Scarabaeus,  Phanaeus, 
Procrustes,  Buprestis,  Hydrophilus,  Dyticus,  Calandra,  Ceram- 
byx)  angestellten  Untersuchungen  über  die  Construktion 
und  Mechanik  der  Gliedmassen-Gelenke  niederlegt.  Obwohl 
als  Hautgebilde  von  den  durch  das  innere  Skelet  gestützten 
Gliedmassen  der  Wirbelthiere  ganz  verschieden,  zeigen  die 
ßewegungsorgane  der  Arthropoden  in  der  Construktion  ihrer 
Gelenke  eine  nicht  zu  verkennende  Analogie  mit  jenen, 
wie  dies  ja  auch  ihre  funktionelle  Uebercinstimmung  schon 
von  vornherein  erwarten  lässt.  Fehlen  gleich  Gelenke  mit 
vollkommen  freier  Beweglichkeit  nach  Art  der  höchsten 
Wirbelthiere  bei  den  Arthropoden  ganz  und  sind  alle  bei 
ihnen  vertretenen  Modifikationen  auf  das  Charniergelenk 
zurückzuführen ,  so  kann  doch  durch  Zusammenwirkung 
zweier    dicht    aneinander    gränzender   Gelenke    ein    gleich 


362     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

hoher  Grad  von  freier  und  allseitiger  Beweg-ung*  herbeige- 
führt werden.  Dies  ist  z.  B.  bei  der  Einlenkungsstelle  der 
Beine  der  Käfer  der  Fall,  an  denen  zwar  die  Hüfte  sowohl 
(sei  sie  kiiglig  oder  walzig  gestaltet)  als  der  Schenkel 
immer  nur  im  Charniergelenk  beweglich  ist,  wo  aber  trotz- 
dem durch  Schwinden  des  gegenseitigen  Abstandes  und 
durch  die  davon  abhängige  Durchkreuzung  der  Achsen  die 
Spitze  des  letzten  Beingliedes  eine  Verkehrsfläche  in  Form 
eines  Kugelabschnittes  haben  kann.  Von  Gelenken,  welche 
an  und  für  sich  die  freieste  Beweglichkeit  zeigen  und  also 
dem  Kugelgelenk  am  nächsten  kommen,  führt  der  Verf.  z.  B. 
die  Kopfeinlenkung  von  Calandra,  die  Gelenkverbindung  der 
Fühlerglieder  von  Cerambyx  an.  Am  allgemeinsten  verbreitet 
ist  das  beschränkte  Charniergelenk,  bei  welchem  eine  Ver- 
engung der  Skeletröhre  an  ihrem  eingefugten  Ende  statt- 
findet und  welches  nur  die  Bewegung  in  derselben  Ebene 
gestattet.  Dasselbe  ist  bei  den  Crustaceen  fast  durchgängig 
angebracht,  obwohl  z.  B.  am  Scheerenfusspaar  von  Maja 
schon  ein  Zapfencharnier  auftritt,  welches  sich  durch  rings- 
um geschlossene  und  aus  der  Fläche  hervortretende  Zapfen 
auszeichnet. 

Der  Nachweis  eigenthümlicher  Strukturverhältnisse  an 
verschiedenen  Stellen  der  Chitinhaut  des  Insektenkörpers, 
wie  an  den  Fühlern,  Tastern,  Tarsen,  den  Halteren  der 
Zweiflügler  u.  s.  w. ,  auf  deren  nähere  Erforschung  neben 
seinen  mehrfachen  eigenen  Untersuchungen  in  neuester  Zeit 
auch  diejenigen  von  Lesp  es  und  Hicks  gerichtet  gewesen 
sind,  hatLeydig  veranlasst,  sein  Augenmerk  auf  das  Vor- 
kommen analoger  Bildungen  auch  bei  den  übrigen  Arthro- 
poden-Classen  (besonders  Crustaceen  und  Myriapoden)  zu 
richten ,  um  über  die  ihnen  beigelegte  Deutung  als  Tast-, 
Geruchs-  und  Gehörorgane  einen  sicheren  Anhalt  zu  ge- 
winnen. Die  Resultate  seiner  Untersuchungen  sind  theils 
in  der  weiter  unten  zu  erwähnenden  „Naturgeschichte  der 
Daphniden"  des  Verfs-,  theils  und  zwar  in  weilerer  Aus- 
dehnung in  einer  Abhandlung  „Ueber  Geruchs-  und  Ge- 
hörorgane der  Krebse  und  Insekten"  (Archiv  f.  Anat.  und 
Physiol.    1860,    p.  265—314,   Taf.  7—9)    niedergelegt.     In 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  u.  60.     363 

letzterer  weist  der  Verf.  zunächst  auch  an  den  Fühlern  von 
Insekten  und  Crustaceen  eigenthümliche  Tasthaare,  gleich 
denen  an  den  Mundtheilen  und  Tarsen  durch  blasseres  Aus- 
sehen und  eine  Ganglienanschwellung  des  in  sie  eintreten- 
den Nervenfadens  ausgezeichnet,  nach.  Ausser  diesen  be- 
sitzen aber  die  Fühler  nach  ihm  noch  andere  Organe,  in 
welche  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  der  Sitz  einer  zweiten 
spezifischen  Sinnesempfindung  und  zwar  des  Geruches  zu 
verlegen  ist.  Es  sind  dies  dem  Verf.  zufolge  nicht  sowohl 
die  E  r  i  c  h  s  0  n  'sehen  Poren,  deren  Verhalten  er  ausser  an  den 
Fühlern  der  Lamellicornen  auch  bei  anderen  Insekten  ver- 
schiedener Ordnungen  so  wie  an  einigen  Crustaceen  und 
Myriapoden  eingehend  erörtert,  als  vielmehr  eigenthümliche 
Zapfen  und  Kegel,  welche  bei  den  verschiedensten  Formen 
der  genannten  drei  Arthropoden  -  Classen  bald  an  der 
äussersten  Spitze  der  Fühler,  bald  nahe  den  Gelenkverbin- 
dungen mehrerer  oder  aller  Glieder  neben  den  gewöhnlichen 
Borstenhaaren  vorhanden  sind  und  sich  von  diesen  in  der 
Form  beträchtlich  auffallender  unterscheiden  als  die  eben 
erwähnten  Tastborsten;  in  ihrer  oft  blasseren  Contourirung, 
so  wie  in  dem  Verhalten  des  sich  zu  ihnen  wendenden  Ner- 
venfadens stimmen  sie  übrigens  mit  letzteren  überein,  treten 
ausserdem  in  ziemlich  analoger  Weise  auch  an  den  Tastern 
der  Insekten  auf.  Dieselben  als  Geruchsorgane  zu  deuten, 
welcher  Annahme  ihre  Struktur  wenigstens  nicht  wider- 
spricht,  zieht  der  Verf.  die  Erfahrung,  nach  welcher  die 
Insekten  ihre  Fühlhörner  stark  riechenden  Substanzen  nähern, 
heran.  Kann  dieselbe  gleich  nicht  als  überzeugend  ange- 
sehen werden,  so  wurde  sich  doch  die  Annahme,  dass  den 
bezeichneten  Fühlerbildungen  die  Geruchsempfindung  inne- 
wohnt, wenigstens  durch  Exklusion  ergeben,  wenn  man, 
wie  es  der  Verf.  im  Folgenden  thut,  dia  von  Hicks  in  den 
Halteren  der  Dipteren  und  den  Hinterflügeln  der  Käfer 
nachgewiesenen  Bildungen  als  ein  Analogen  des  muthmass- 
lichen  Gehörorgans  der  Acridier  ansieht.  Nach  den  Angaben 
von  Hicks  (der  übrigens  bekanntlich  das  Geruchsorgan 
hierhin  verlegen  will)  lassen  jene  Bildungen  in  den  Hal- 
teren allerdings  wenig  Uebereinstimmendes  mit  dem  Organ 


364     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

der  Heuschrecken  erkennen;  Leydig  weist  indessen  an 
dem  sich  an  dieselben  verzweigenden  Nerven  ganz  die- 
selben Elemente,  nämlich  ausser  den  Ganglienbildungen  der 
einzelnen  Nervenendigungen  ihr  Auslaufen  in  die  bekannten 
eigenthümlichen  Stiftchen  nach.  Ueberdem  kommt  in  ana- 
loger Weise  die  dem  Ganglion  dicht  anliegende  grosse, 
zuweilen  blasenartig  anschwellende  Trachee  und  besondere 
Bildungen  der  äusseren  Haut  hinzu;  bei  den  Dipteren  be- 
stehen dieselben  in  kleinen  hohlen  Räumen,  die  nach  innen 
offen,  nach  aussen  geschlossen  sind  („Bläschen«  nach 
Hicks),  bei  den  Coleopteren  in  deutlicher  ausgebildeten 
Hautkanälen.  (Ist  demnach  die  Uebereinstimmung  des  ana- 
tomischen Befundes  in  beiden  Fällen  nicht  in  Frage  zu 
stellen,  so  würde  jedoch  die  Frage  aufzuwerfen  sein,  ob 
die  Käfer  nur  im  Fluge  hören  sollen,  da  beim  Schluss  ihrer 
Flügeldecken  die  Perception  der  Schallwellen  doch  jeden- 
falls sehr  behindert,  wenn  nicht  überhaupt  aufgehoben  sein 
müsste?  —  abgesehen  davon,  dass  bekanntlich  eine  grosse 
Zahl  von  Käfern  bei  Verwachsung  der  Elytra  überhaupt 
ungeflügelt  ist.  Ref.)  —  Einen  seiner  Natur  nach  früher 
zweifelhaft  gelassenen  Sinnesnerven  bei  den  Daphniden, 
dessen  Endigung  an  der  Haut  entsprechende  Stiftchen  er- 
kennen lässt,  deutet  der  Verf.  schliesslich  ebenfalls  als 
Gehörnerven. 

Das  speciellere  Verhalten  der  Poren  an  den  Lamellicornen-Füh- 
lern  stellt  der  Verf.  so  dar,  dass  der  sich  nach  innen  verjüngende 
Porenkanal  sich  über  den  Grund  der  Grube  mit  einem  scharfen,  kra- 
terförmigen  Rand  erhebt;  ein  Verschluss  (tympanule  nach  Lespes) 
fehlt  denselben,  wie  denn  überhaupt  die  Porenkanäle  von  den  ge- 
wöhnlichen Hautkanälen  der  Arthropoden  nicht  wesentlich  verschie- 
den sind  und  sich  ihnen  durch  ein  zuweilen  aus  ihnen  hervorragen- 
des Haar  eng  anschliessen.  Von  besonders  auffallender  Form  zeigten 
sich  die  Poren  an  den  Fühlern  von  Ichneumonen,  wo  sie  sehr  lang, 
schmal  und  sclilangenartig  gewunden  sind,  während  der  hinter  ihnen 
liegende  Canal  einen  mehr  ovalen  Durchschnitt  hat;  bei  Musca  fanden  sich 
am  Endgliede  der  Fühler  neben  zahlreichen  kleinen  Poren  in  geringerer 
Zahl  sehr  grosse  Gruben,  deren  Rand  gestachelt  war.  —  Die  Geruchs- 
zapfen erreichen  eine  besondere  Länge  und  sind  in  grosser  Anzahl 
vorhanden  am  äusseren  Aste  der  inneren  Fühler  von  Pagurus;  kürzer 
und  zu  4 — 5  vereinigt   sind    sie    an    den   Gliedern  des  äusseren  Astes 


im  Gebiete  der  Entoinoloffie  während   der  Jahre  1859  u.  60.     365 


'o 


der  inneren  Fühler  von  Astacus,  vereinzelt  und  einem  Stiele  aufsit- 
zend an  den  Endgliedern  der  kurzen  Fühler  von  Asellus,  zu  vieren 
vorhanden  und  flaschenförmig  an  der  FühJerspitze  von  Julus.  An  den 
Tastern  der  Insekten  nehmen  sie  ebenfalls  die  äusserste  Spitze  ein.  — 
Bei  Betrachtung  der  Insektenfühler  erwähnt  der  Verf.  anhangsweise 
der  Ablagerung  einer  harnsauren  Substanz  in  der  Fühlerkeule  der 
Tagschmetterlinge. 

Unabhängig  sowohl  vonLeydig  als  von  Claparede 
hat  auch  C.  Claus  (Archiv  f.  Anat.  und  Physiol.  1859, 
p.  552  ff.,  Taf.  16)  die  Poren  an  den  Fühlern  der  Melo- 
lonthen  untersucht  und  ist  dabei  gleichfalls  zu  der  Ueber- 
zeugung  gelangt,  dass  sowohl  die  „Tympanule"  als  der 
„Otolith"  von  Lespes  auf  optischer  Täuschung  beruhe; 
er  bildet  seinerseits  ebenfalls  die  hinter  den  Poren  liegen- 
den Canäle  ab,  deren  in  die  Gruben  mündender  Rand 
übrigens  nach  seinen  Zeichnungen  nicht  die  bei  Leydig 
dargestellte  Erhebung  erkennen  lässt.  Eine  Verästelung 
der  zwischen  die  Fühlerlamellen  eintretenden  Nervenstämm- 
chen  an  die  Mündung  der  Porenkanäle  (von  Lespes  an- 
gegeben) ist  dem  Verf.  nirgends  entgegengetreten;  nach 
seiner  Beobachtung  bilden  ihre  Verzweigungen  ein  dichtes 
Netzwerk,  welches  sich  in  die  granuläre  Masse  der  La- 
mellensubstanz allmählich  verliert  und  in  welchem  er  zahl- 
reiche feine  Kerne  (wie  Leydig  in  den  Nerven -Endi- 
gungen der  Arthropoden)  eingeschlossen  fand. 

Ebenso  widersetzt  sich  Hicks  in  einer  weiteren  Ab- 
handlung „Further  remarks  on  the  organs  of  the  antennae 
of  Insects«  (Transact.  Linnean  Soc.  XXII.  p.  383—396, 
tab.  67) ,  in  welcher  er  erneuete  Beobachtungen  über  die 
Fühlerorgane  verschiedener  Coleopteren,  Hymenopteren,  Le- 
pidopteren  und  vereinzelter  anderer  Insekten,  Myriapoden 
u.  s.  w,  beibringt,  der  Annahme  des  von  Lespes  präsu- 
mirten  Otolithen.  Die  Bezeichnung  der  hinter  den  Poren 
liegenden  Organe  als  „Säckchen"  wird  vom  Verf.  zwar 
allgemein  beibehalten,  doch  nähert  er  sich  der  Anschau- 
ungsweise der  Deutschen  Beobachter  schon  in  zwei  Fällen, 
indem  er  bei  der  Fühlerkeule  von  Hydrophilus  z.  ß.  an- 
giebt,  dass  sich  hier  die  obere  Wand  der  „Säckchen"  oft 
mehr  oder  weniger  in  Form  eines  Zahnes   über  die  Ober- 


366     Gerstaecker:    Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

fläche  erhebe,  während  er  bei  Formica  an  Stelle  des  kurzen 
und  breiten  Säckchens  hinter  den  Poren  lange,  capilläre 
Röhren  beobachtet  hat.  Er  erwähnt  in  dieser  Abhandlung 
ferner  zuerst  eigenthümliche  kegelförmige  Häärchen  an  den 
Fühlern  vonDyticus,  welche  er  wegen  ihrer  Abweichungen 
von  den  gewöhnlichen  Haaren  als  „Tastorgane"  anspricht. 

Ausgedehntere  Beobachtungen  über  die  letztgenannten 
Organe    legt  Hicks    in   einer  zweiten  Arbeit  „On   certain 
sensory   organs   in  Insects  ,  hitherto  undescribed"    (ebenda 
XXIII,  p.  139—150,  pl.    18  und  19,  im  Auszuge:   Proceed. 
Royal  Soc.    26.   May    1859    und   Annais    of  nat.   bist.    IV, 
p.229),  in  welcher  zugleich  noch  andere  Hautbildungen  zur 
Sprache   gebracht   werden ,  vor.      Was   zunächst  die  Tast- 
organe,    die   als  „tactil  hairs"  bezeichnet  werden,    betrifft, 
so   scheint   der  Verf.,    wie   wenigstens    aus   seinen  Zeich- 
nungen   hervorgeht,    unter    dieser   Categorie    zwei    unter 
einander  verschiedene  Bildungen  zu  vermengen,  deren  eine 
offenbar  mit  den  „Geruchscylindern"  Leydig's  indentisch 
ist,    während   die  Uebereinstimmung   der   zweiten    mit   des 
letzteren  „Tastborsten"   in  Frage   gezogen   werden   könnte. 
In  der  Beschreibung    des  Verf.  werden    sie   zwar  ebenfalls 
als  durch  Zartheit  vor   den   übrigen  Haaren   ausgezeichnet 
charakterisirt    und   in  den  Abbildungen    mit   äusserst  zahl- 
reichen  Nervenfäden    (ihrer   grossen  Anzahl  entsprechend) 
versehen;   indessen  wird  weder  der  gangliösen  Anschwel- 
lung  der  Nerven   erwähnt    (was  der  Verf.   als  Nerven  ab- 
bildet,  scheint  überhaupt  ein  davon  verschiedenes  Gewebe 
zu  sein),   noch  scheint  der  Umstand,  dass  durch  dieselben 
grosse  Flächen    bedeckt    sein  sollen,    für  ihre  Identität  mit 
den   Leydig'schen    Tastborsten    zu   sprechen.      Auf  die 
feinere    Struktur     der    beiderlei    Organe     geht    der   Verf. 
übrigens  nicht  weiter  ein,    sondern  er  erörtert   sie  sowohl 
an  Tastern  als  Fühlern    vieler  verschiedener  Insekten    nur 
ihrer  Form  und  Verth eilung    nach;   die   kegelförmigen  Bil- 
dungen   stellt   er   in    einigen   Fällen    sogar   von   denselben 
Arten  wie  Leydig  dar.     Bei  der  Deutung  dieser  modifi- 
cirten  Haare  als  Tastorgane    stützt  sich  der  Verf.  lediglich 
auf   ihre  reichliche   Versorgung    mit  Nerven   und   auf  ihr 


im  Gebiete  der  Entomologie  während   der  Jahre  1859  u.  60.     367 

Vorkommen  an  denjenigen  Gliedmassen  ,    denen  man  allge- 
mein den  Tastsinn  zuschreibt. 

Die  zweite  von  Hicks  hervorgehobene  Bildung, 
welche  sich  nach  seinen  Beobachtungen  auf  der  Gränze 
von  Trochanter  und  Femur,  so  wie  an  den  beiden  Taster- 
paaren der  verschiedensten  Insekten ,  ausserdem  auch  an 
den  Maxillen  (?)  einiger  Arachniden  vorfindet,  besteht  in 
kleinen  runden  oder  ovalen  OefFnungen  der  Chitindecke, 
welche  von  einer  zarten  Membran  geschlossen  sind  und 
in  eine  durch  einen  Nervenfaden  versehene  Höhlung  führen. 
Dieselben  sind  bald  in  Reihen  angeordnet,  bald  stehen  sie 
in  kleineren  oder  grösseren  Gruppen  beisammen ;  am 
meisten  modificirt  treten  sie  an  den  Tastern  der  Schmetter- 
linge auf,  deren  Spitze  mit  einer  Grube  oder  einem  weit 
herabsteigenden  Canal  versehen  ist.  Verf.  glaubt  in  diesen 
Organen  den  Sitz  des  Geschmackes  annehmen  zu  dürfen, 
wenigstens  möchte  er  dies  für  die  in  den  Tastern  befind- 
lichen befürworten;  diejenigen  an  den  Trochanteren  könnten 
vielleicht  Hülfsorgane  für  den  Geruch  sein.  Als  Organe, 
welche  letzteren  vorzugsweise  vermitteln ,  stellt  er  hier 
nochmals  die  „Bläschenreihen"  in  den  Halteren  dar,  indem 
hierfür  besonders  ihre  Lage  in  der  Nähe  des  grössten 
Thoraxstigma  spreche.  —  Man  ersieht  aus  den  verschie- 
denen Ansichten  der  betreffenden  Forscher  über  die  Natur 
der  besprochenen  Organe,  dass  sich  für  jede  Deutung  der 
eine  oder  andere  Grund  anführen  lässt,  zugleich  aber,  dass 
für  die  Bedeutung  dieser  Bildungen  noch  keineswegs  ein 
fester  Anhalt  gewonnen  ist. 

„Zur  Morphologie  der  zusammengesetzten  Augen  bei 
den  Arthropoden"  ist  eine  mit  sehr  schönen  Abbildungen 
ausgestattete  Abhandlung  von  Claparede  (Zeitschrift  für 
wissensch.  Zoologie  X,  p.  191-— 214,  Taf.  12—14)  betitelt, 
in  welcher  der  Verf.  vorzugsweise  die  bis  jetzt  noch  nicht 
verfolgte  Entwickelung  der  elementaren  Bestandtheile  des 
zusammengesetzten  Arthropoden -Auges  während  des  Pup- 
penzustandes  darstellt,  ausserdem  auch  nach  einer  Erörte- 
rung der  Modifikationen,  welche  einzelne  Theile  des  Auges 
bei  gewissen  Formen  erleiden,  die  Theorie  des  Sehens  bei 


368     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

den  Gliederthieren  einer  Prüfung  unterwirft.  Zunächst 
macht  er  auf  das  allgemeine  Vorkommen  von  vier  unter 
der  Cornea  liegenden  Kernen,  welche  bis  jetzt  nur  von 
Leydig  bei  Astacus  angedeutet,  von  Sem  per  dagegen 
zuerst  in  ihrer  Allgemeinheit  beobachtet  wurden  und  die 
er  daher  als  „S  em  p  e  r '  sehe  Kerne"  bezeichnet,  aufmerksam. 
Sie  liegen  der  Cornea  so  dicht  an,  dass  sie  beim  Los- 
präpariren  derselben  meist  an  ihr  haften  bleiben  und  es 
scheint  sogar,  als  wären  sie  die  Matrix,  durch  welche  die 
Chitinschichten  der  Cornea -Facetten  abgesondert  würden. 
Die  Beobachtung  der  Entwickelung  des  Arthropodenauges, 
welche  der  Verf.  an  Vanessa  Jo  und  einer  Ameise  (Pup- 
pen) darstellt,  zeigt,  dass  sie  ihren  Ursprung  vier  Zellen 
verdanken ,  aus  denen  zugleich  der  Crystallkörper  hervor- 
gebildet wird.  In  der  ersten  Anlage  besteht  nämlich  jedes 
Augensystem,  welches  sich  in  dieser  Periode  durch  auf- 
fallende Kürze  auszeichnet,  aus  17  Zellen,  von  denen  nur 
eine  unpaar  ist,  die  anderen  dagegen  zu  je  vieren  zusam- 
mengehören. Die  vier  obersten  stellen  in  Gemeinschaft 
eine  globulöse  Masse  dar,  innerhalb  deren  sich  nach  unten 
zu  aus  den  vier  Primitivzellen  vier  lichtbrechende  Kügel- 
chen  absondern,  welche  durch  allmähliche  Vergrösserung 
und  Verschmelzung  später  den  Crystallkörper  bilden,  wäh- 
rend ihre  Ursprungszellen  als  S  e  m  p  e  r '  sehe  Kerne  über  ihnen 
liegen  bleiben.  Die  vier  Zellen  der  zweiten  Gruppe,  hinter 
den  vorigen  gelegen,  sind  langgestreckt  birnförmig  und 
bilden  durch  spätere  innigere  Verschmelzung  und  allmäh- 
liche Ausdehnung  in  der  Längsrichtung  den  vierkantigen 
Nervenstab  des  Einzelauges.  Mit  ihrer  verjüngten  Spitze 
ruhen  sie  auf  der  grossen,  hügligen  Einzelzelle  (Grundzelle 
des  Verf's.) ,  zu  welcher  ein  in  der  Bildung  begriffenes 
Faserbündel  des  Sehnerven  geht,  während  die  übrigen  acht 
Zellen  klein  und  am  oberen  und  unteren  Ende  der  lang- 
gestreckten mittleren  vertheilt  sind;  aus  ihnen  bildet  sich 
der  Umhüllungsschlauch  und  das  Pigment.  —  Von  dieser 
an  der  Puppe  von  Vanessa  Jo  beobachteten  Anordnung  der 
Zellen  weicht  diejenige  bei  der  Ameise  etwas  ab;  die  all- 
mähliche Veränderung    dieser  Zellen   bis   zur  vollständigen 


im  Gebiete  der  Entomologie   während  der  Jahre  1859  u.  60.     369 

Hervorbildung  der  einzelnen  Elemente  des  Auges  in  der 
Imago  wird  vom  Verf.  durch  Beschreibung  und  Abbildungen 
in's  Einzelne  hinein  verfolgt.  Im  Weiteren  bespricht  er 
noch  die  Modificationen,  welche  die  Pigmentablagerung,  die 
Form  des  Nervenstabes  und  der  Umhüllungsschlauch  in  ge- 
wissen Fällen  erleiden  und  beschreibt  eine  ausgezeichnete 
Bildung  dieser  Theile  an  den  Netzaugen  der  Larve  von 
Aeschna  grandis.  —  Der  Leyd  ig' sehen  Auffassung  des 
Arthropoden- Auges,  wenn  sie  auch  in  morphologischer 
Beziehung  eine  gewisse  Berechtigung  hat,  glaubt  der  Verf 
aus  physiologischen  Gründen  nicht  beipflichten  zu  können, 
weil  sie  eine  Aufrechterhaltung  der  Müll  er 'sehen  Theorie 
des  Sehens,  deren  ünhaltbarkeit  er  nachweist,  erfordert. 
Die  Cornea  erzeugt  nicht  bei  allen  Arthropoden  Bilder, 
sondern  bedarf  wenigstens  da,  wo  sie  keine  Wölbung  zeigt, 
noch  eines  besonderen  lichtbrechenden  Mediums;  sie  kann 
daher  auch  funktionell  nicht  allgemein  als  der  Cornea  und 
Linse  des  Wirbelthierauges  aequivalent  angesehen  werden. 
Die  Müll  er' sehe  Theorie,  nach  welcher  nothwendig  die 
Schärfe  des  Sehens  von  der  Anzahl  der  Facetten  abhängig 
sein  müsste,  ist  aber  in  Betracht  der  grossen  Schwankungen 
der  letzteren  (zwischen  vielen  Tausenden  und  fünfzig)  nicht 
haltbar,  da  nach  derselben  ein  Insekt  mit  verhältnissmässig 
wenigen  Facetten  gar  keine  deutlichen  Bilder  empfangen 
könnte.  Es  muss  daher  jedes  einzelne  System  im  zusam- 
mengesetzten Arthropodenauge  als  selbstständig  fungirendes 
Auge  angesehen  werden  und  mithin  auch  einen  dioptrischeii 
Apparat  besitzen,  welchen  nach  dem  Leeuwenhoeck- 
schen  Versuch  der  Crystallkörper  abgiebt;  dass  dieser  trotz- 
dem eine  nervöse  Natur  haben  kann,  ist  nicht  ausgeschlossen 
und  wird  durch  die  Beobachtung  an  gewissen  Amphipoden 
bestätigt.  (Die  Arbeit  ist  im  Auszuge  auch  mitgetheilt  in 
Annal.  d.  scienc.  nat.  XII,  p.  381  und  Biblioth.  univ.  de 
Geneve,  Ser.  2.  VIII,  p.  16.) 

Von  faunistischen  Beiträgen,  welche  sich  über  sämmt- 
liche  oder  mehrere  Arthropoden-Classen  erstrecken,  führen 
wir  hier  folgende  an: 

In  J.  M.  Jones's  „The  naturalist  in  Bermuda,  a  sketch 

Archiv  f.   Naturg.  XXVI.  Jahrg.  2.  Bd.  Y 


370     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen   Leistungen 

of  the  geology,  zoology  and  botany  of  that  remarkable 
groiip  of  Islands  (London  1859,  8.)  p.  108—130  sind  einige 
Mittheiliingen  über  die  Gliederthiere  der  Bermuda -Inseln 
gemacht.  Die  Insektenwelt  daselbst  ist  nicht  besonders 
reichhaltig,  wie  dies  wahrscheinlich  die  isolirte  Lage  und 
die  Kleinheit  der  Inseln  mit  sich  bringt;  eine  wesentliche 
Uebereinstimmung  der  Fauna  mit  den  zunächst  gelegenen 
Theilen  Amerika's,  besonders  mit  Nord-Carolina  ist  in  die 
Augen  springend. 

Von  Coleopteren  werden  Cicindela  tortiiosa,  Ligyrus  juvencus, 
Lainpyris  spec.  und  Diaprepes  affinis  als  sehr  gemein  angeführt;  von 
Orthopteren:  Blatta  Americana  und  Maderensis,  Gryllus  spec,  Libel- 
len 3  A.,  von  IVeuropteren  :  3Iyrmeleon  1  A.  Von  Hynienopteren  : 
Polistcs  pallipcs,  Pelopoeus  coeruleus  und  flavipes,  Evaniaspec,  meh- 
rere Ameisen  ;  Apis  mellifica  kleiner  als  die  Europäische  Race  und 
in  der  Färbung  der  südafrikanischen  Varietät  gleichend.  Von  Lepi- 
dopteren  :  Danais  Archippus,  Vanessa  Atalanta,  cardui,  Antiopa,  Coe- 
nia,  Terias  Lisa,  Sphinx  cingulata.  Von  Ilemipteren  :  Cicada  tibicen, 
Khaphigaster  prasinus,  von  Dipteren:  Mosquitos  ,  eine  Musca,  welche 
der  Europäischen  M.  domestica  sehr  ähnlich  ist,  1  Scatophaga,  1  Ta- 
banus  und  Gastrus  equi  (?).  Unter  den  Apteren  sind  Fulex  irritans 
und  penetrans  häufig.  —  Von  Myriopoden  kommen  einige  Juliden 
'und  Scolopendren  vor,  von  Arachniden:  Epeira  clavipes. —  Von  Cru- 
staceen  werden  4  Brachyuren  ,  1  Pagurus  und  5  Macrouren  nament- 
lich aufgeführt. 

Jardin,  Essai  sur  l'histoire  naturelle  de  l'Archipel  de 
Mendana  ou  des  Marquises  (Memoires  d.  1.  soc.  d.  scienc. 
de  Cherbourg  VI.  1859,  p.  161  fF.)  führt  einige  auf  den 
Marquesas-Inseln  vorkommende  Gliederthiere  auf,  besonders 
einige  Cirripedier  und  Decapoden.  Das  über  Insekten  Mit- 
getheilte  ist  nur  ein  Auszug  aus  Boisduval's  Voyage  de 
l'Astrolabe. 

In  I.  E.  T  e  n  n  e  n  t '  s  „Ceylon,  an  account  of  the  Island 
physical,  historical  and  topographical"  etc.  Vol.  I.  (London 
1859),  p.  247—308  und  in  desselben  Verf's.  kürzlich  er- 
schienenem Werkchen  „Sketches  of  the  natural  history  of 
Ceylon"  (London  1861)  p.  403—479  linden  sich  Milthei- 
lungen  über  die  Lebensweise  der  bekanntesten  Gliederthiere 
Ceylon's ,  deren  auffallendere  Formen  zugleich  im  Holz- 
schnitt  dargestellt  sind.     Denselben  schliesst  sich  ein  von 


im   Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  u.  60.     371 

Walker  herrührendes  systematisches  Verzeichniss  der 
Insekten  an,  welches  zwar  reichhaltig  ist,  aber  die  be- 
schriebenen Arten  nicht  vollständig  giebt,  andere  dagegen 
unter  doppelten  Benennungen  aufführt;  eine  sehr  viel 
ärmere  Liste  ist  von  den  Arachniden  und  Crustaceen,  eine 
vollständigere  wieder  von  den  Myriopoden  gegeben. 

Die  im  letztgenannten  Werke  besprochenen  und  abgebildeten 
Gattungen  sind  : 

a)  Insekten:  Ateuchus  spec. ,  Batocera  rubus  und  Oryctes  rhi- 
noceros  (die  Larven  beider  forstschädlich),  Cassida.  —  Phasma,  Phyl- 
lium,  Mantis  ,  Libellen,  Termiten,  Myrmeleon.  —  Pelopoeus,  Sphex, 
Xylocopa,  Ameisen.  —  Ornithoptera ,  Papilio,  Hestia,  Lycaena,  Ache- 
rontia,  Attacus,  Oiketicus,  Brenner- Raupen.  —  Cicada,  Poeciloptera, 
Lecanium  CofFeae?  —  Mosquitos.  b)  Arachniden:  Mygale  fasciata, 
Olios  Taprobanius,  Phalangium,  Chelifer,  Ixodes,  Trombidium  tincto- 
rum.  c)  Myriopoden  :  Cermatia  ,  Julus.  d)  Crustaceen  :  Gelasimus, 
Ocypode,  Lupa. 

G.  Belke,  Esquisse  de  I'histoire  naturelle  de  Ka- 
mienitz-Podolski  (Bullet,  d.  natur.  de  Moscou  1859,  p.  24  ff.) 
giebt  auf  p.  40—102  eine  Zusammenstellung  der  von  ihm 
in  der  Umgegend  von  Kamienilz  beobachteten  Artikulaten. 
Unter  denselben  sind  die  Crustaceen ,  Myriopoden  und 
Arachniden  nur  durch  eine  geringe  Anzahl  von  Arten  ver- 
treten, im  Verhältniss  reichhaltiger  die  verschiedenen  Ord- 
nungen der  Insekten.  Bei  den  Coleopteren ,  Lepidopteren, 
Neuropteren  und  Hemipteren  beschränkt  sich  der  Verf.  auf 
die  Zusammenstellung  der  Artnamen ;  bei  den  Orthopteren, 
Hymenopteren  und  Dipteren  giebt  er  nebenbei  auch  kurze 
Beschreibungen  von  solchen  Arten  und  Varietäten,  für  die 
er  eine  sichere  Bestimmung  nicht  hat  auffinden  können, 
ohne  denselben  indessen  Namen  beizulegen. 

Kolenati  lieferte  in  seiner  „Fauna  des  Altvaters,  ho- 
hen Gesenkes  der  Sudeten",  Brunn  1859.  83  pag.  in  8.  (aus 
dem  Jahreshefte  der  nalurwiss.  Sektion  der  Mährisch- 
Schlesischen  Gesellsch.  zur  Beförderung  des  Ackerbaues, 
der  Natur-  und  Landeskunde  f.  d.  J.  1858  besonders  ab- 
gedruckt) ein  systematisches  Verzeichniss  der  in  einer  Höhe 
von  3700  bis  4680'  gesammelten  Insekten  aller  Ordnungen, 
so  wie  einiger  Arachniden.   Coleoptera  127  A.,  Neuroptera 


372     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

22  A.,  Orthoptera  4  A. ,  Hemiptera  16  A. ,  Hymenoptera 
29  A.,  Lepidoptera  104  A.,  Diptera  48  A.  und  Aptera  13  A. 
Mit  Ausnahme  der  Schmetterlinge,  welche  nur  namentlich 
aufgezählt  sind  ,  werden  die  einzelnen  Arten  kurz  charak- 
terisirt,  einzelne  unter  den  Neuropteren ,  Hymenopteren 
und  Dipteren  auch  als  neu  bezeichnet.  —  Von  Arachniden 
werden  1  Obisium  und  11  Acarinen  erwähnt.  —  Die  als 
neu  angesehenen  Insekten  werden  vom  Verf.  ausführlicher 
in  der  Wiener  Entom.  Monatsschr.  IV,  p.  381  ff.  beschrieben. 

Menetries  (Nouv.  Memoires  d.  1.  soc.  d.  natur.  de  Moscou 
XIL  p.  247)  stellte  ein  Verzeichniss  von  Insekten  und  Arachniden  aus 
der  Gegend  von  Nachitschewan  und  dem  nördlichen  Persien  zusam- 
men (als  Anhang  zu  einer  Flora  von  Transcaucasien  und  Persien). 
Coleoptera  62,  Lepidoptera  3,  Hemiptera  3,  Orthoptera  9,  Hyme- 
noptera 4,  Neuroptera  1  Art.  Ausserdem  4  Arachniden.  Nur  nament- 
liche Aufzählung. 

I.    Insekten. 

Einen  weiteren  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Partheno- 
genesis  bei  den  Insekten  lieferte  Leuckart  (dies.  Archiv 
f.  Naturgesch.  XXV,  p.  208  IT.,  Taf.  5)  durch  seine  fort- 
gesetzten Untersuchungen  über  die  Fortpflanzung  der  Rin- 
denläuse (Chermes  abietis  Lin.)  Schon  in  seiner  vorjährigen 
Arbeit  über  die  Parthenogenesis  der  Coccinen  hatte  der- 
selbe anhangsweise  erwähnt,  dass  sich  die  Wintergeneration 
von  Chermes  ohne  vorhergegangene  Befruchtung  fortpflanze ; 
jetzt  hat  sich  ihm  durch  weitere  Nachforschungen  ergeben, 
dass  ein  Gleiches  bei  der  geflügelten  Sommergeneration, 
die  sich  übrigens  nicht  nur  durch  die  Anwesenheit  von 
Flügeln,  sondern  überhaupt  im  ganzen  Körperbau  wesent- 
lich von  jener  unterscheidet  (und  daher  von  Ratzeburg 
als  Männchen  gedeutet  wurde)  der  Fall  sei.  Männliche 
Individuen  sind  dem  Verf.  trotz  der  Untersuchung  zahl- 
reicher Exemplare  bis  jetzt  überhaupt  nicht  aufgestossen, 
und  er  möchte  sich  der  Ansicht  zuneigen,  dass  solche  viel- 
leicht gar  nicht  existiren  oder  dass ,  wenn  letzteres  der 
Fall  ist,  die  ungeschlechtliche  Fortpflanzung  bei  Chermes 
jedenfalls  die  Regel  ist.     Was  die  Fortpflanzungsorgane  der 


im  Gebiete  der  Entomologie  während   der  Jahre  1859  u.  60.     378 

Chermes- Weibchen  betrifft,  so  zeigen  sich  die  Eiröhren 
sowohl  bei  der  Winter-  als  Sommeroreneration  zwei-  bis 
dreikammerig,  während  die  Zahl  derselben  bei  den  flügel- 
losen Winterweibchen  bedeutend  grösser  ist  (20  bis  24 
jederseils)  als  bei  den  geflügelten  Individuen  der  Sommer- 
generation, wo  sie  je  nach  den  Arten  und  Individuen 
zwischen  15  und  2  jederseits  schwankt.  Von  Anhangsge- 
bilden des  Ovidukt  fanden  sich  die  beiden  gewöhnlichen 
Schmierdrüsen  vor  und  hinter  denselben  (nicht  wie  sonst 
bei  den  Oviparen  Blattläusen,  nach  vorn  von  diesen)  ein  un- 
paares,  gestieltes,  kapseiförmiges  Organ,  dessen  Bedeutung 
als  Receptaculum  seminis  sowohl  nach  Lage  als  Grösse 
mindestens  sehr  zweifelhaft  bleiben  muss;  Spermatozoon 
fanden  sich  in  demselben  ebensow^enig  wie  sonst  in  dem 
Geschlechtsapparat  vor,  so  dass  die  Entwickelung  der  in 
demselben  befindlichen  Eier  durchaus  als  eine  spontane 
angesehen  werden  muss.  —  Im  Anschluss  an  diese  Beob- 
achtungen bespricht  der  Verf.  den  bei  Chermes  besonders 
scharf  hervortretenden  Dimorphismus  der  Winter  -  und 
Sommerweibchen,  den  er  aus  den  verschiedenen  Obliegen- 
heiten beider  erklärt,  und  ausserdem  das  Verhältniss,  in 
welchem  die  Parthenogenesis  der  Chermes  zu  dem  Gene- 
rationswechsel der  übrigen  Aphiden  steht:  ohne  die  nahen 
Beziehungen  zwischen  einem  unbefruchteten  Eie  und  einem 
Keim  zu  verkennen,  glaubt  er  —  und  nach  unseren  gegen- 
wärtigen Kenntnissen  gewiss  durchaus  mit  Recht  —  den- 
noch die  Parthenogenesis  nicht  mit  dem  Generationsw^echsel 
identificiren  zu  können,  wie  dies  besonders  aus  einem 
Vergleich  der  bei  der  Bienenkönigin  vorkommenden  Form 
von  Parthenogenesis  mit  den  abwechselnd  auftretenden  Am- 
men und  Geschlechtsthieren  der  Aphiden  hervorgeht.  Jeden- 
falls müsse  man  bei  einer  Gleichstellung  der  Parthenoge- 
nesis mit  dem  Generationswechsel  für  erstere  einen  beson- 
deren Grad  statuiren. 

A.  Barthelemy,  ^Etudes  et  considerations  genera- 
les  sur  la  Parthenogenese«  (Annal.  d.  scienc.  natur.  XII, 
p.  307  ff.)  unterrichtet  zuvörderst  seine  Landsleute  von  dem 
Inhalt   der  v.   S  i  e  b  o  1  d  '  sehen  Schrift   über  Partheno- 


374     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

genesis  und  knüpft  daran  zwei  von  ihm  selbst  gemachte 
Beobachtungen,  wovon  die  eine  Euprepia  Caja  betrifift,  die 
andere  das  Vorkommen  von  Parthenogenesis  bei  ßombyx 
mori  bestätigt.  Ein  aus  der  Puppe  erzogenes  Weibchen 
der  Euprepia  Caja  legte  dem  Verf.  unbefruchtete  Eier,  von 
denen  drei  sich  zu  Raupen  entwickelten ,  welche  letztere 
jedoch  nicht  aufgezogen  wurden.  lieber  die  Entwicklung 
von  Raupen  aus  jungfräulichen  Eier  des  Seidenspinners 
bringt  der  Verf.  mehrfache  Belege  bei :  in  den  meisten 
Fällen  entwickelten  sich  von  der  ganzen  Brut  nur  drei  bis 
vier  Eier,  eihmal  jedoch  sämmtliche,  die  vom  Weibchen 
noch  dazu  innerhalb  seines  eigenen  Cocons  abgelegt  wor- 
den waren.  Die  jungfräulichen  Eier  behalten  ihre  gelbe 
Farbe  länger  als  die  befruchteten ;  die  aus  denselben  ent- 
stehenden Raupen  und  Schmetterlinge  sind  ebenso  kräftig 
entwickelt,  als  die  durch  gewöhnliche  Zeugung  entstandenen 
und  unter  den  Imagines  war  ein  Vorherrschen  des  einen 
Geschlechtes  nicht  bemerkbar.  Bemerkenswerth  ist,  dass 
nach  den  Beobachtungen  des  Verf.  parlhenogenelische  Eier 
nur  bei  der  Sommer -Generation  vorkommen  und  dass  ihre 
Entwickelung  sofort  vor  sich  geht;  dieselben  zu  über- 
wintern, gelang  ebenso  wenig  als  sie  von  der  Herbstgene- 
ration zu  erzielen.  Letzteres  Faktum  stellt  der  Verf.  mit 
dem  Generationswechsel  der  Blattläuse  in  Vergleich;  die 
jungfräulichen  Eier  vergleicht  er  mit  hermaphroditischen, 
die  gleichsam  durch  eine  innige  Verschmelzung  von  männ- 
lichen und  weiblichen  Zeugungsorganen  entstanden  seien« 
Gelegentlich  auf  die  hermaphroditischen  Missbildungen  bei 
Insekten  eingehend,  erwähnt  er  zugleich  den  interessanten 
Fall,  dass  er  im  Vas  deferens  einer  männlichen  Macro- 
glossa  nahe  am  Hoden  ein  vollkommen  ausgebildetes  Ei 
angetroffen  habe. 

Ein  fernerer,  vielleicht  auf  Parthenogenesis  zu  deuten- 
der Fall  ist  im  Zoologist  1859  von  Dr.  Ormerod  (mitge- 
theilt  von  F.  Smith  im  Enlomologist's  Annual  for  1860, 
p.  87  f.)  zur  Sprache  gebracht  worden,  nur  dass  derselbe 
nicht  genau  genug  festgestellt  worden  ist,  um  überzeugend 
zu  sein.     Verf.  beobachtete  ein  Nest  von  Vespa  Britannica, 


im  Gebiete  der  Entomologie   während  der  Jahre    1859  u.  60.     37 

welches  von  überwinterten  Individuen  gebaut  wurde,  unter 
denen  sich  eines  durch  Grösse  hervorthat,  also  verinuthlich 
eine  Mutterwespe  war;  letztere  wurde  nebst  dem  Neste 
entfernt  und  darauf  ein  zweites  Nest  von  den  übrigen 
kleineren  Individuen  aufgebaut.  Dieses  sowohl  als  ein 
drittes,  welches  dieselben  Individuen  (Arbeiter?)  bauten, 
fand  sich  mit  Eiern  und  Larven  belegt,  aus  denen  sich  so- 
wohl Männchen  als  Arbeiter  entwickelten,  ohne  dass  an 
einem  derselben  eine  Mutterwespe  (gegen  deren  Existenz 
auch  die  vorgerückte  Jahreszeit  sprach)  beobachtet  wor- 
den wäre. 

Eine  ganz  ähnliche  Beobachtung  wurde  von  Stone 
(Proceed.  entom.  soc.  1859,  p.  86)  an  Vespa  vulgaris  ge- 
macht; hier  wurden  Zellen  durch  eine  nur  aus  Arbeitern 
bestehende  Colonie  mit  Eiern  belegt,  aus  denen  sich  Lar- 
ven entwickelten ,  die  ausschliesslich  Arbeiter-Wespen  lie- 
ferten. Leider  gewährt  auch  der  Bericht  über  diesen  Fall 
nicht  die  volle  Ueberzeugung  von  der  Exaktheit  der  Be- 
obachtung, 

J.  Lubbock  hat  sich  im  Anschluss  an  seine  Unter- 
suchungen über  die  Fortpflanzung  der  Daphnien  mit  Be- 
obachtungen über  die  erste  Anlage  der  geschlechtlichen 
und  jungfräulichen  Eier  bei  den  Insekten  beschäftigt  und 
sucht  in  einer  Abhandlung  betitelt  „On  the  ova  and  pseu- 
dova  of  Insects  (Philosoph.  Transact.  of  the  Boyal  soc.  1859, 
p.  341--367,  pl.  16 — 18,  im  Auszuge:  Proceed.  Boyal  soc. 
Decbr.  1858,  Annais  of  nat.  bist.  3  ser.  III,  p.  499  ff.)  die 
vollständige  Identität  in  Betreff  ihrer  Anlage  in  den  Ova- 
rien darzuthun.  Verf.  beginnt  mit  einer  Darstellung  von 
der  Bildung  der  Ovarien^  deren  Modifikationen  in  Betreff 
der  Zahl  der  Eiröhren  und  Eikammern  er  durch  Anführung 
der  darüber  angestellten  Beobachtungen  erörtert;  in  Glei- 
chem geht  er  auf  die  histologische  Struktur  der  Eiröhren 
näher  ein  und  erwähnt  hierbei  der  Verschiedenheit,  welche 
sich  in  Betreff  der  Lokalisirung  der  Dotterzellen  bald  um 
jeden  einzelnen  Eikeim  (Lepidoptera ,  Hymenoptera,  Neu- 
roptera  und  von  den  Coleopteren  die  Adephaga) ,  bald 
ausschliesslich    in    der   Endkammer    der    Eiröhren    (übrige 


376     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Insekten)  zu  erkennen  giebt.  Die  innerhalb  dieser  beiden 
Categorieen  je  nach  den  Familien  und  Gattungen  vorkom- 
menden Differenzen  stellt  er  nach  eigenen  Beobachtungen 
an  einer  Reihe  verschiedener  Insekten  dar,  yvie  an  Blatta, 
Forficula,  Aeschna,  Psocus ,  Panorpa,  Carabus,  Telephorus, 
Odynerus,  Ophion,  Chelonus  ,  Cynips ,  Kristalls,  Cheilosia, 
Nepa  u.  s.  w.  —  Die  Entwickelung  von  ungeschlechtlichen 
Eiern  hat  der  Verf.  zunächst  an  Coccus  hesperidum  und 
Coccus  Persicae  (letztere  Art  ist  wirklich  eierlegend)  be- 
obachtet und  schildert  dieselbe  ausführlich;  in  denjenigen 
Punkten,  welche  hierbei  von  Leydig  und  Leuckart  in 
verschiedener  Weise  aufgefasst  wurden,  z.  B.  das  Verhält- 
niss  des  Dotterfaches  zu  der  das  entwickelte  Ei  einschliessen- 
den  Kammer  betreffend,  schliesst  er  sich  der  Ansicht  des 
letzteren  an.  In  zweiter  Reihe  beschreibt  er  die  Entwicke- 
lung der  Eier  von  Cynips  lignicola ,  deren  Eiröhren  voll- 
ständig das  Ansehen  wie  bei  anderen  Hymenopteren  haben, 
nämlich  die  Dotterzellen  zwischen  je  zwei  Eikeimen  ange- 
häuft zeigen.  In  der  ersten  Anlage  der  Eier  ist  kein 
Unterschied  von  derjenigen  wirklicher  Eier  zu  bemerken ; 
sobald  sie  ihre  ganze  Grössenentwickelung  erreicht  haben, 
werden  sie  von  einer  deutlichen  Lage  gekernter  Zellen 
umgeben,  welche  sich,  wie  es  scheint,  von  der  Wand  der 
Eiröhre  ablöst.  Der  Keimfleck  ist  wie  gewöhnlich  deut- 
lich, bleibt  aber  länger  sichtbar,  als  der  Verf.  es  sonst 
beobachtet  hat,  indem  er  noch  nach  Eintritt  der  Reife  des 
Eies  zu  bemerken  ist.  —  In  der  Entwickelung  der  Eier 
von  Solenobia,  welche  Verf.  nach  Leuckart 's  Darstellung 
beurtheilt,  vermag  er  ebenfalls  keinen  Unterschied  von  der 
gewöhnlichen  Eibildung  aufzufinden. 

E.  Kai  vre  stellte  Untersuchungen  über  den  Einfluss 
des  Nervensystems  auf  die  Athmung  der  Insekten  an  (De 
l'influence  du  Systeme  nerveux  sur  la  respiration  des  Dy- 
tiques,  Annal.  d.  scienc.  nat.  XIII.,  p.  320 — 336,  im  Aus- 
zuge:  Compt.  rend.  de  l'acad.  d.  scienc.  LI,  p.  530 — 533). 
Die  anatomische  Untersuchung  der  Athmungsnerven  ergab 
zunächst,  dass  deren  sieben  Paare  bei  Dytiscus  existiren 
und  zwar  ist  das  erste  eine  Abzweigung  der  „nerfs  genito- 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  u.  60.     377 

splanchniques'',  welche  sich  zum  Stigma  des  vorletzten 
Hinterleibsringes  begiebt ,  während  die  übrigen  sechs  aus 
dem  dritten  bis  letzten  Hinterleibsganglion  ihren  Ursprung 
nehmen.  Um  festzustellen,  in  welchem  Theil  des  Bauch- 
markes der  Sitz  der  respiratorischen  Bewegungen  gelegen 
sei,  begann  der  Verf.  mit  einer  Durchschneidung  desselben 
hinter  dem  Ganglion  infraoesophageum,  welches  er  in  eini- 
gen Fällen  auch  vollständig  exstirpirte  und  verglich  die 
Athmungsbewegungen  eines  in  dieser  Weise  operirten  In- 
dividuums mit  denen  eines  unverletzten.  Bei  anderen  Exem- 
plaren wurden  dann  die  Commissuren  zwischen  dem  ersten 
und  zweiten,  dem  zweiten  und  dritten  Thoraxganglion 
u.  s.  w.  durchschnitten  und  die  hiernach  eintretenden  Er- 
scheinungen jedesmal  speziell  notirt.  Die  Resultate,  welche 
die  ganze  Reihe  der  Versuche  ergab ,  bestehen  darin,  dass 
im  Metathoraxganglion  der  eigentliche  Sitz  der  Respirations- 
bewegungen gelegen  ist;  eine  Durchschneidung  der  vor 
demselben  liegenden  Commissur  sistirt  dieselben  augenblick- 
lich ,  während  sie  bei  der  Durchschneidung  der  ihm  fol- 
genden Commissur  fortbestehen.  Die  mit  der  Respiration 
verbundenen  Bewegungen  des  Hinterleibs  stehen  unter  dem 
Einfluss  des  Ganglion  infraoesophageum,  bei  dessen  Exstir- 
pation  sie  aufhören.  Die  Hinterleibsganglien,  aus  denen 
die  Athmungsnerven  entspringen,  bilden  den  Leitungs-Ap- 
parat; bei  ihrer  Isolirung  werden  die  respiratorischen  Be- 
wegungen partiell. 

Leydig,  Zur  Anatomie  der  Insekten  (Archiv  f.  Anat. 
und  Physiol.  1859,  p.  33—89  und  p.  149—184,  Taf.  2—4) 
erörterte  die  histologische  Struktur  der  Hautdrüsen  der 
Käfer  (p.  34),  der  in  der  Cloake  und  Scheide  der  Käfer 
befindlichen  Drüsen  (p.  40),  der  After-  und  Giftdrüsen  der 
Insekten  (p.  43),  der  Speicheldrüsen  {p.  59),  des  weiblichen 
Geschlechtsapparates  der  Insekten,  besonders  der  Samen- 
tasche und  Anhangsdrüse  derselben  (p.  71),  der  accessori- 
schen  Geschlechtsdrüsen  am  männlichen  Genitalapparat  (p. 
149).  Ferner  handelt  derselbe  über  die  Endigung  der 
Hautnerven  (p.  153),  über  die  Vasa  Malpighi  (p.  158),  über 
den   Bau    der  Tracheen    (p.  160)    und    über   Infusorien    im 


378     Gerstaecker:    Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Darmkanal  der  Insekten.  Am  Schluss  werden  die  Haupt- 
ergebnisse seiner  Untersuchungen  übersichtlich  zusammen- 
orefasst. 

üeber  den  von  Coccinella,  Timarcha  ,  Meloe  und  anderen  Kä- 
fern aus  ihren  Beingelenken  abgesonderten  Saft,  ^Yelcher  bisher  all- 
gemein als  eine  Drüsenausscheidung  angesehen  wurde  ,  theilt  der 
Verf.  mit  ,  dass  derselbe  sich  in  nichts  von  der  Blutflüssigkeit  der- 
selben Thiere  unterscheide  ,  wie  man  dies  bei  einem  Vergleiche  der 
abgesonderten  Tropfen  mit  dem  beim  Durchschneiden  eines  Fühlhor- 
nes hervorquellenden  Nahrungssafte  ersieht;  es  geht  also  hier  eine 
unmittelbare  Ausscheidung  des  lacunaeren  Blutes  durch  die  Körper- 
wandungen vor  sich.  —  Einzellige  Hautdrüsen  kommen  bei  den  Kä- 
fern an  der  ganzen  Körperoberfläche  vor  und  gehen  auch  auf  die 
Einstülpungen  der  Körperhaut  (Mastdarm,  Vagina)  über;  bei  den  Or- 
thopteren konnte  Verf.  gleiche  Bildungen  nicht  auffinden.  Die  Anal- 
drüsen der  Käfer  und  Orthopteren  ,  die  Giftdrüsen  der  Hymenoptera 
aculeata  stellen  Complexe  einfacher  Drüsen  dar ,  welche  besonders 
bei  den  Laufkäfern  sehr  zierliche  Struktur  -  Verhältnisse  darbieten 
(Brachinus ,  Carabus).  Bei  den  Orthopteren  findet  sich  der  ganze 
Drüsensack  von  einem  Muskelgeflechte  umhüllt,  während  sonst  die 
Muskulatur  erst  an  dem  Receptaculum  auftritt;  sehr  abweichend  von 
der  dicken  Muskellage  ,  welche  dieses  Receptaculum  z.  B.  bei  den 
Vesparien  umgiebt,  ist  der  gänzliche  Mangel  desselben  bei  der  Bie- 
nenkönigin sowohl  als  bei  den  Arbeiterbienen.  Die  Speicheldrüsen 
der  Insekten  sind  theils  Aggregate  einzelliger  Drüsen,  theils  sind 
diesen  ,  wie  bei  den  Ilymenopteien  ,  Dipteren  und  Orthopteren,  wo 
sich  verschiedene  Arten  gleichzeitig  vorfinden,  einfache  Drüsen  bei- 
gemengt; contractile  Elemente  fehlen  an  denselben.  —  Am  weibli- 
chen Geschlechtsapparate  gehören  die  Anhangsdrüsen  meist  ebenfalls 
den  aus  einzelligen  Drüsen  bestehenden  Organen  an  und  auch  das 
Receptaculum  seminis,  so  verschieden  auch  seine  Form  ist,  trägt 
den  Charakter  einer  Drüse ;  zwischen  der  Tunica  propria  und  der 
Intima  findet  sich  stets  eine  Zellenlage.  Die  von  Leuckart  und 
V.  Siebold  am  Receptaculum  seminis  der  Bienenkönigin  beobach- 
tete Muskellage  hat  der  Verf.  nicht  auffinden  können.  —  Die  Haut  - 
und  Sinricsnerven  der  Insekten  nehmen  nach  L.'s  Beobachtungen  an 
ihrem  peripherischen  Ende  Ganglienzellen  in  sich  auf  und  heften  sich 
schliesslich  an  die  Basis  von  Cutikularfortsätzen  fest.  —  An  den  Vasa 
Malpighi  hat  der  Verf.  auch  ferner  zweierlei  Absonderungen  (Harn 
und  Galle?)  beobachtet  (Cicindela,  Tabanus):  eine  neue  Art  der  En- 
digung derselben  zeigte  sich  bei  Acilius  ,  wo  sich  vier  Canäle  in 
einem  gemeinsamen  Knotenpunkte  vereinigten.  —  An  der  Intima  der 
Tracheen  hat  der  Verf.  Stachelborstcn    ausser    bei  Lampyiis  auch   bei 


im  Gebiete  der  Entoinologie  Während  der  Jahre  1859  n.  60.     879 


'& 


verschiedenen  anderen  Käfern,  ebenso  bei  Musca  domestica  gefunden  ; 
ausserdem  macht  er  auf  die  ausserordentlich  feine  Endverzweigung 
der  Tracheen  in  den  Flügelmuskeln  aufmerksam. 

Derselbe,  „lieber  Kalkablagerung-  in  der  Haut  der  In- 
sekten" (dies.  Archiv  f.  Natiirgesch.  XXVI,  p.  157  ff.  Taf.  7) 
fand,  dass  die  Haut  der  Larve  von  Stratiomys  chamaeleon, 
welche  beim  Durchschneiden  leicht  knirschte,  Kalkconcre- 
tionen  enthielt,  welche  bei  Behandlung  mit  Essigsäure  ver- 
schwanden. Dieselben  sitzen  der  Oberfläche  der  Haut  in 
Form  von  Körnchen  auf  und  entsprechen  genau  der  mosaik- 
artigen Zeichnung  derselben,  deren  trichterförmige  Ver- 
tiefungen sie  ausfüllen.  (Es  möchte  hierbei  die  Frage  auf- 
zuwerfen sein  ,  ob  diese  Ablagerungen  von  Kalk  auf  der 
Oberfläche  der  Haut  mit  derjenigen  in  der  Chitindecke  der 
Crustaceen,  wie  der  Verf.  es  anzudeuten  scheint,  in  Ver- 
gleich gebracht  werden  können,  oder  ob  dieselben  nicht 
vielmehr  als  blosser  Niederschlag  aus  dem  Wasser,  in  wel- 
chem die  Larven  leben,  anzusehen  seien.  Nach  der  Lebens- 
weise jener  Larven  bald  in,  bald  ausserhalb  des  Wassers 
ist  letztere  Annahme  die  wahrscheinlichere.     Ref.) 

J.  Lubbock,  On  the  distribution  of  the  Tracheae  in 
Insects  (Transact.  Linnean  soc.  XXIII,  p.  23 — 50,  pl.  !■ — 4) 
theilt  die  Resultate  seiner  Untersuchungen  über  die  Ver- 
breitunor  und  Vertheilunof  der  feineren  Tracheenzweijje  auf 
die  einzelnen  inneren  Organe  bei  den  Insekten  mit,  welche 
besonders  durch  den  vom  Verf.  angestellten  Vergleich  einer- 
seits zwischen  Individuen  derselben  Art,  andererseits  zwi- 
schen Larven  und  Imagines  derselben  Art,  sodann  zwischen 
Arten  derselben  Gattung  und  endlich  zwischen  ganz  ver- 
schiedenen Ordnungen  angehörenden  Insekten  —  interessante 
Resultate  liefern.  Bei  einer  und  derselben  Art  ist  die 
typische  Art  der  Verbreitung  stets  dieselbe,  jedoch  variiren 
die  einzelnen  Aestchen  nach  den  Individuen,  gerade  wie 
Bäume  derselben  Art  sich  verschiedenartig  verzweigen. 
Auch  verschiedene  Arten  derselben  Gattung  stimmen  mit 
eintmder  in  der  Verbreitung  der  Tracheen  an  denselben 
Organen  meist  überein;  dagegen  zeigen  sich  bei  verschie- 
denen Familien  oft  sehr  beträchtliche  Unterschiede,  wie  z.  B, 


380     Gerstaecker:  Bericht  über    die  wissenschaftlichen  Leistungen 

während  zwischen  Musca  und  Bombus  oder  zwischen  Ti- 
pula  und  Tenthredo  eine  grosse  Aehnlichkeit  in  der  Ver- 
zweigung der  Ovarien -Tracheen  besteht,  eine  solclie  zwi- 
schen ßombus ,  Tenthredo  und  Ophion  ganz  fehlt.  Ein 
anderer  Gegensatz  zwischen  verschiedenen  Formen  besteht 
ferner  darin,  dass  bald,  wie  bei  Pentatoma  die  Verbreitung 
der  Tracheen  an  verschiedenen  Organen  eine  verschiedene 
bald  wie  bei  Eristalis,  eine  gleiche  ist.  Dass  bei  den 
Formen  mit  unvollkommener  Verwandlung  zwischen  Larve 
und  Imago  eine  grosse  Uebereinstimmung  in  der  Tracheen- 
vertheilung  vorhanden  ist,  während  dieselbe  bei  denen  mit 
vollkommener  Verwandlung  fehlt,  liegt  in  der  Natur  der 
Sache ;  doch  ist  für  letztere  bemerkenswerth,  dass  bei  ihren 
Larven  vorwiegend  ein  gleichartiger  Typus  der  Tracheen- 
verbreitung an  den  verschiedenen  Organen  beobachtet  wird. 
Auch  ist  die  Vertheilung  bei  Larven  heterogener  Gattungen 
oft  übereinstimmend ,  wo  sie  bei  den  Imagines  sehr  von 
einander  abweicht.  —  Die  Organe ,  an  denen  der  Verf.  die 
Verbreitung  der  Tracheen  speziell  beschreibt  und  darstellt, 
sind  die  Ganglien  und  die  Commissuren  des  ßauchmarks, 
der  Oesophagus,  die  Speicheldrüsen,  die  Blinddärme,  der 
Saugmagen,  die  Ingluvies,  der  Ventriculus,  die  Vasa  Mal- 
pighi,  die  Theile  des  Intestinum,  der  männlichen  und  weib- 
lichen Geschlechtsorgane,  deren  Anhangsgebilde,  das  Bücken- 
gefäss ,  das  Corpus  adiposum  und  die  Muskeln.  —  Einige 
von  Williams  über  die  Anastomosirung  der  Tracheen  ge- 
machte Angaben  so  wie  dessen  Ansicht,  dass  die  grösseren 
Tracheenstämme  keinen  Antheil  an  der  Bespiration  selbst 
hätten,  sondern  nur  Luftbahnen  seien,  widerlegt  der  Verf. ; 
dass  der  Spiralfaden  nur  eine  lokale  Verdickung  der  In- 
tima  der  Tracheen  sei,  hat  er  übereinstimmend  mitLeydig 
beobachtet. 

An  seine  früheren  Untersuchungen  über  die  Leucht- 
organe der  Lampyriden  anknüpfend  hat  K  ö  1 1  i  k  e  r  auch  die- 
jenigen der  Amerikanischen  Pyrophorus -Arten  näher  zu 
erforschen  gesucht,  wobei  er  sich  jedoch  vorläufig  nur  auf 
getrocknete  Exemplare  angewiesen  sah,  (Verhandl.  der 
physik.    mediz.  Gesellsch.    in   Würzburg   IX ,    Sitzungsber. 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  u.  60.     381 

p.  28).  Die  Chitinlage  über  dem  Leuchtorganc  ist  dick,  aber 
durchsichtig;  das  Organ  selbst  besteht  aus  feinkörniger 
Substanz,  in  die  sich  Tracheen  hineinerstrecken  und  ent- 
hält, wie  bei  Lampyris ,  harnsaures  Salz  in  Form  feiner, 
weisser  Körnchen.  —  Beim  Männchen  von  Lampyris  splen- 
didula  wies  derselbe  (ebenda,  p.  60)  sehr  kleine  Leucht- 
organe auch  an  den  Seiten  der  vorderen  Hinterleibsringe 
nach,  die  mit  dem  der  Hinterleibsspitze  histologisch  genau 
übereinstimmen,  denen  aber  keine  durchsichtige  Stelle  der 
Körperbedeckung  entspricht. 

„lieber  ein  neuendecktes  Organ  bei  den  Dipteren" 
machte  Mayer  (Verhandlungen  d.  naturh.  Vereins  d. 
Preuss.  Rheinlande  XVI,  Sitzungsberichte  p.  106  ff.)  Mit- 
theilungen. In  die  Papille  des  Rüssels  von  Culex  und 
Musca  tritt  ein  Tracheenstamm,  welcher  an  seiner  Aussen- 
seite  im  rechten  Winkel  40  bis  50  Aeste  abgiebt,  die  an 
Grösse  allmählich  abnehmen,  sich  hornförmig  umbiegen  und 
unverästelt  endigen.  Der  Tracheenstamm  zeigt  den  ge- 
wöhnlichen Spiralfaden,  besitzt  jedoch  eine  Miltelspalte; 
die  Aeste  haben  gleichfalls  %  Ringe,  deren  eines  Ende  in 
Knöpfchen  anschwillt,  welche  alterniren.  In  der  Umhül- 
lungshaut der  Aeste  sind  ovale  gekörnte  Körperchen  sicht- 
bar, zu  denen  feine  Fäden  (Nerven?)  gehen,  ausserdem 
eine  ziemlich  dicke  Gefässverzweigung  von  gelber  Farbe. 
—  Verf.  spricht  die  Vermuthung  aus,  dass  man  es  hier  mit 
einem  Geruchs  -  oder  auch  mit  einem  musikalischen  Organ 
(Summen  der  Dipteren)  zu  thun  haben  könnte. 

Haldeman  hat  bei  einer  Lithosia,  welche  einen  ähn- 
lichen Laut  wie  Sphinx  atropos  hervorbringt,  ein  Stridu- 
lationsorgan  unter  der  Ansatzstelle  der  Vorderflügel  am 
Thorax  in  Form  einer  Trommelhaut  aufgefunden;  die  Vibra- 
tionen dieser  Membran  correspondirten  mit  den  hervorge- 
brachten Lauten.     (Bullet,  d.  1.  soc.  entomol.  1859,   p.  43). 

Nach  Breyer  („Observations  sur  le  developpement 
d'une  chaleur  propre  et  elevee  chez  le  Sphinx  Convolvuli", 
Annal.  d.  1.  soc.  entom.  Beige  IV,  p.  92  ff.)  zeigt  sich  bei 
Sphinx  Convolvuli  nach  anhaltendem  Fluge  die  Entwicke- 
lung  einer  sehr  merklichen  Eigenwärme,  welche  sich  beim 


382     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Ergreifen  mit  der  Hand  als  beträchtlich  höher  denn  das 
umgebende  Medium  zu  erkennen  giebt.  Verf.  konnte  diese 
erhöhte  Körpertemperatur  auch  direkt  nachweisen  :  in  den 
aufgeschlitzten  Thorax  eines  im  Fluge  gefangenen  Exem- 
plares  wurde  ein  feines  Thermometer  eingesenkt,  welches 
binnen  einer  Minute  von  17  auf  27  centigr.  stieg. 

Speyer  (Entom.  Zeitung  1860,  p.  369)  theilte  einen 
Fall  mit,  welcher  den  hohen  Grad  der  instinktiven  Fähig- 
keit der  Insekten  wieder  einmal  in  auffallender  Weise  be- 
leuchtet. Eine  männliche  Saturnia  carpini  hatte  sich  in 
regelwidriger  Weise  in  ihrem  Gespinnste  verpuppt,  indem 
sie  anstatt  mit  dem  Kopf-  mit  dem  Schwanzende  der  hais- 
förmigen  Oeffnung  zugewandt  war.  Beim  Ausschlüpfen  an 
der  Wand  des  Gespinnstes  Widerstand  findend,  wandte  sich 
dieselbe  innerhalb  der  Puppenhülle  um,  so  dass  sie  nun 
mit  dem  Kopf  den  Schwanzdeckel  der  Puppe  zu  durch- 
brechen genöthigt  gewesen  wäre.  Bei  dieser  fruchtlosen 
Operation  wurde  der  Falter  noch  lebend  in  der  Puppe  vor- 
gefunden und  künstlich  daraus  befreit. 

Laboulbene  (Annal.  d.  1.  soc.  entom.  VII,  p.  567  ff.) 
untersuchte  zwei  (scheinbar)  in  Copula  gefangene  männliche 
Individuen  von  Melolontha  vulgaris,  während  sie  noch  an- 
einander hafteten,  näher  und  fand  in  dem  als  Weibchen 
benutzten  Exemplare  den  äusseren  Merkmalen  entsprechend 
männliche  Geschlechtstheile  vor;  der  hornige  Penis  des 
zweiten  Individuums  war  vollständig  in  seine  Geschlechts- 
öffnung eingesenkt. 

Von  Guerin  (Rev.  et  Magas.  de  Zool.  1859,  p.  144 
und  128,  Bullet,  soc.  entomol.  1859,  p.  46,  Comptes  rendus 
de  l'acad.  d.  scienc.  2  Avril  1859)  wurden  fernere  Mit- 
theilungen über  die  von  ihm  aus  der  Kreuzung  zwischen 
Saturnia  Cynthia  und  Arrindia  erzielten  Resultate  gemacht. 
Die  daraus  hervorgegangenen  Bastarde  zeigten  sich  frucht- 
bar und  lieferten  Raupen,  von  denen  die  einen  der  Sat. 
Cynthia  vollständig,  andere  im  minderen  Grade  glichen, 
während  die  übrigen  fast  alle  Charaktere  der  Raupe  von 
Sat.  Arrindia  erkennen  Hessen.  (Aube  im  Bullet.  Soc. 
entom.  bemerkt  dazu,  dass  ihm  die  spezifische  Verschieden- 


im  öebiete  der  Entomologie  während   der  Jahre  1859  u.  60.     383 

heit  der  beiden  Satiirnien  nicht'  evident  genug  scheine, 
so  dass  der  Fall  für  die  Fruchlbarkeit  von  Bastarden  nicht 
bcweiskrältig  sei).  —  In  den  Conipt.  rendus  19.  iS'ovbr.  1860, 
Revue  et  Magas.  de  Zool.  1860,  p.  512  f.  erwähnt  der  Verf. 
der  (mehrfach  bekannt  gewordenen)  Bastarde  von  Sat.  pyri 
und  spini ,  w  eiche  die  Charaktere  beider  Arten  in  sich 
vereinten. 

Girard  (.,Sur  une  particularite  qui  suit  sur  I'action 
toxique  de  la  Benzine  chez  certains  Insectes",  Annal.  d.  I. 
SOG.  entom.  VII,  p.  172)  theilt  die  Beobachtung  mit,  dass 
selbst  bei  starkflügligen  Schmetterlingen,  wie  Sphinx,  Cato- 
cala  u.  a.  nach  der  Einathmung  von  Benzin  schnell  eine 
vollständige  Erstarrung  der  Muskeln  eintrete,  so  dass  man 
schon  nach  einer  halben  Stunde  die  Flügel  nicht  mehr  be- 
wegen könne. 

Cornelius  („Lichtreiz  der  w^eissen  Farbe  besonders 
in  Beziehung  auf  Insekten",  Entom.  Zeitung  1860,  p.  270  f.) 
belegt  die  allgemeine  Erfahrung,  dass  allerlei  Insekten  sich 
gern  auf  weisse  Wände,  Sand  u.  dgl.  niederlassen,  mit 
Beispielen. 

Goureau  (Bullet,  d.  I.  soc.  entom.  1859,  p.  244  f.) 
machte  Mittheilungen  über  nussgrosse  Gallenanschwellungen 
am  Stengel  von  Himbeersträuchern  und  deren  Bewohner. 

Es  finden  sich  in  denselben  kleine  rolhe  Larven,  welche  der 
Lasioptera  obfuscata  Macq.  angehören  und  welche  von  den  Larven 
dreier  Parasiten,  derCallimome  muscarum,  dem  Flatygaster  niger  Nees  ? 
und  einer  Cirrospilus- Art  angegriffen  werden;  ferner  ging  aus  den 
Gallen  eine  Tachinarie  hervor.  In  den  noch  grünen  Zweigen  der 
Himbeeren,  welche  keine  Gallenanschwellungen  zeigen,  lebt  die  Larve 
einer  Sciara  (vielleicht  Sc.  niorio,  die  auch  in  Althea  rosea  lebt). 
Aehnliche  Gallen  wie  die  Himbeeren  zeigen  auch  die  Stengel  der 
Brombeeren;  diese  rühren  von  Lasioptera  albipennis  Macq.  her. 

Frauen  fei  d,  „lieber  exotisclie  Pflanzenauswüchse, 
erzeugt  von  Insekten"  (Verhandl.  d.  zoolog.  botan.  Gesellsch. 
zu  Wien  IX,  p.  319—330,  Taf.  6  und  7)  lieferte  Beschrei- 
bungen und  Abbildungen  von  einer  grösseren  Anzahl  gallen- 
artiger Auswüchse,  welche  er  auf  der  Sinaitischen  Halb- 
insel beobachtet  und  gesammelt  hat.  Gleich  wie  in  Mittel- 
Europa  die  Eiche    vorherrschend   mit  Gallenbildungen  ver- 


384     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

sehen  ist,  so  ist  es  in  jener  Gegend  die  Tamariske :  über- 
einstimmend mit  Europa  ist  das  vorzugsweise  Vorkommen 
von  Gallen  an  Dicotyledonen.  Als  Erzeuger  der  Gallen 
erwiesen  sich  Insekten  verschiedener  Ordnungen,  von  denen 
indessen  die  Cynipiden  fast  ganz  ausgeschlossen  waren. 
Eine  Cecidomyia  und  eine  Tortrix  stellten  sich  als  neu 
heraus   und  werden  beschrieben. 

Eine  interessante  Beobachtung  über  die  Entstehung 
der  gewöhnlich  als  Pilzbildung  betrachteten  und  mit  dem 
Namen  des  „Mutterkornes"  belegten  Missbildung  am  Roggen, 
welche  von  Dr.  Fischer  in  Weingarten  gemacht  (Allgem. 
homöopath.  Zeitung  ßd.  57,  Nro.  24)  und  durch  Schneider 
(37.  Jahresber.  d.  Schlesisch.  Gesellsch.  f.  vaterl.  Cultur 
p.  91  ff.)  zur  näheren  Kenntniss  gekommen  ist,  weist  auf 
das  Unzweideutigste  nach  ,  dass  das  Seeale  cornutum  die 
Folge  des  Anbeissens  noch  unreifer  Roggenkörner  durch 
Cantharis  melanura  Fab.  ist.  Das  Auftreten  des  Mutter- 
korns hängt  von  der  Entwickelung  des  Käfers  zu  einer  Zeit, 
wo  der  Roggen  noch  nicht  reif  ist,  ab;  erscheint  derselbe 
erst  zu  der  Zeit ,  wo  die  Körner  bereits  ihre  Härte  erlangt 
haben,  so  fehlt  die  Missbildung,  welche  übrigens  in  gleicher 
Weise  wie  der  Käfer  nur  längs  der  Ränder  der  Felder, 
niemals  in  der  Mitte  angetroffen  wird.  Besetzt  man  noch 
weiche  Aehren  mit  der  Cantharis ,  so  tritt  an  diesen  nach 
dem  Biss  des  Käfers  das  Mutterkorn  auf. 

Von  Kaltenbach's  werthvoller  Abhandlung  über 
,,Die  Deutschen  Phytophagen  aus  der  Klasse  der  Insekten" 
sind  (Verhandl.  d.  naturhist,  Ver.  d.  Preuss.  Rheinlande  XVI, 
p.  216  ff.  und  XVII,  p.  203  ff.)  zwei  neue  Fortsetzungen 
erschienen,  welche  die  Pflanzengattungen  mit  den  Anfangs- 
buchstaben C  bis  F  incl.  umfassen.  Wie  bisher  hat  der 
Verf.  neben  einer  Zusammenstellung  der  von  den  verschie- 
denen Autoren  gemachten  Angaben  über  die  sich  von  den 
einzelnen  Pflanzen  nährenden  Insekten  auch  eigene  und 
zum  Theil  neue  Beobachtungen  geliefert,  die  der  Arbeit 
um  so  höheren  Werth  verleihen.  —  Von  den  aufgeführten 
Pflanzengattungen  ernähren  die  zahlreichsten  Insekten  fol- 
gende: Carduus  50,   Carex  30,  Carpinus  6Q,  Centaurea  42, 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  u.  60.     385 

Chenopodium  24,  Chrysanthemum  19,  Clematis  17,  Cory- 
lus  74,  Crataegus  88,  Daucus  16,  Echium  17,  Epilobium  33, 
Erica  59,  Euphorbia  31,  Fagus  147,  Fragaria  23,  Fraxinus  45. 
Einen  Bericht  über  die  in  der  Provinz  Preussen  vom 
Jahre  1857  bis  1859  schädlich  aufgetretenen  Insekten  gab 
Hagen  in  der  Entomol.  Zeitung  1860.  p.  26—37  (Auszug 
aus  einer  Mittheilung  in  den  Landvvirthschaftlichen  Ost- 
preussischen  Jahrbüchern  1858—1859).  Er  zählt  in  dem- 
selben die  als  schädlich  beobachteten  Arten  in  systematischer 
Reihenfolge  auf  und  giebt  Nachricht  über  ihre  Wirkungen. 

Folgende  Arten  werden  abgehandelt:  Coleoptera:  Elater  sege- 
tis,  Meligethes  aeneiis  (als  Verwüster  von  Kohl  schon  durch  Heeger 
erwähnt,  Ref.),  Silpha  atrata  (die  Larve  frass  Runkelrüben  -  Blätter), 
Haltica  oleracea,  Bruchus  granarius,  Apion  spec,  Bostrichus  typogra- 
phus  und  pusillus.  —  Hymenoptera :  Tenlhredo  cerasi.  —  Heniiptera: 
Aphis  cerealis?,  Livia  juncorum.  —  Diptera:  Chlorops  taeniopus, 
Cecidomyia  tritici  und  secalina.  —  Lepidoptera:  Liparis  nionacha, 
dispar ,  Euprepia  fuliginosa,  Agrotis  fumosa,  segetuni ,  Episema  gra- 
minis,  Pieris  brassicae. 

G.  Bertoloni,  Delle  malattie  e  dei  danni  che  soffre 
l'Albero  del  Pero  nella  provincia  Bolognese  (Memorie  della 
accad.  delle  scienze  del'  instit.  dl  Bologna  X.  1859,  p.  377 
— 390,  tav.  24).  Als  diejenigen  Insekten,  welche  dem 
Birnbauni  im  Bolognesischcn  besonderen  Schaden  zufügen, 
nennt  der  Verf.  Rhynchites  betuleti,  Buprestis  Fabricii, 
Cossus  aesculi  und  eine  Tineine  :  Aechmia  metallicella. 
Neben  den  Symptomen  der  erkrankten  Bäume  schildert  er 
speziell  die  Art  der  Eingriffe,  welche  die  genannten  Insekten 
theils  im  Larven-,  theils  im  Imagostadium  auf  sie  ausüben; 
die  Tinea  ist  nebst  ihrem  Puppencocon  auf  der  beifolgenden 
Tafel  dargestellt.  rMHÜ' 

Als  Zerstörer  von  Rhododendron  werden  (Proceed.  ento- 
mol. soc.  1859,  p.  78)  von  Ch.  Noble  Strophosomus  lim- 
batus,  (ebenda  p.85)  von  Wailes  die  Raupe  von  Mamestra 
brassicae,  eine  Tortrix-Art,  ein  Aspidiotus  und  eine  Ten- 
thredo-Larve  (Athalia?)  erwähnt. 

Kolenati,  ,.Die  forstschädlichen  Insekten  nach  den 
neuesten  Erfahrungen  zusammengestellt",  Brunn  1860.  8. 
71  pag.    (Separatabdruck  aus    dem  43.  Hefte  der  Yerhandl. 

Archiv  für  Naturg.  XXVI.  Jahrg.   2.  Bd.  Z 


386     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

d.  mähr. -schlesisch.  Forstsektion).  Die  dem  Nutzholze, 
den  Coniferen,  den  Eichen-Arten,  den  übrigen  Forstbäumen 
so  wie  auch  dem  Wilde  schädlichen  Insekten,  werden,  so 
weit  sie  als  solche  nachgewiesen  worden  sind,  in  syste- 
matischer Ordnung  namhaft  gemacht. 

I.  Curtis,  Farm  Insects ;  being  the  natural  history 
and  economy  of  the  Insects  injurious  to  the  Field  Crops  of 
Great  ßritain  and  Ireland ,  and  also  those  which  infest 
Barns  and  Granaries,  with  suggestions  for  their  destruction. 
London  1860.  (528  pag.  16  col.  pl.)  —  Im  Entomologist's 
Annual  for  1861  angezeigt,  dem  Ref.  nicht  zugekommen. 

Blanchard,  La  Zoologie  agricole.  1.  Partie.  Les 
Insectes  nuisibles  aux  plantes  d'ornement.  Paris.  8.  pl. 
color.  —  Nach  einer  Anzeige   im  Bulletin  d.  1.  sog.  entom. 

1859,  p.  289  enthalten  die  bis  jetzt  erschienenen  15  Liefe- 
rungen die  Beschreibung  und  Abbildung  der  Insekten,  welche 
dem  Flieder,  Jasmin,  Cornus,  den  Rosen,  der  Kresse,  den 
Centaureen,  Lilien  u.  s.  w.  schädlich  sind,  mit  Angabe  ihrer 
Metamorphose,  ihrer  Verwüstungen  und  der  Mittel,  um  die- 
selben zu  beseitigen. 

Geh  in,  Notes  pour  servir  a  l'histoire  des  Insectes 
nuisibles  du  departement  de  la  Moselle ,  Nro.  4.  —  Note 
sur  quelques  Insectes   des  Ormes    et  des  Peupliers.     Metz, 

1860.  8.  —  Beide  im  Bulletin  d.  1.  soc.  entom.  1860, 
p.  122  angezeigt. 

Von  einzelnen  als  verwüstend  aufgetretenen  Insekten 
ist  es  besonders  die  Wanderheuschrecke,  deren  massen- 
haftes Erscheinen  in  den  Jahren  1858 — 60  in  der  Schweiz, 
in  Polen  und  besonders  im  südlichen  Russland  verschiedene 
Mittheilungen  vonLebert  (38.  Jahresbericht  d.  Schlesisch. 
Gesellsch.  f.  vaterl.  Cultur,  p.  59  ff.),  Waga  (Bulletin  d.  1. 
soc.  entom.  1860,  p.QOfF.),  Koeppen  (Bullet,  d.  natur.  de 
Moscoul859,  IL  p. 296  ff.),  Schatilo  ff  (ebenda  1860,  I. 
p.  294  ff.),  Doengingk  (ebenda  1860,  IL  p.  531  ff.)  u.  a. 
zur  Folge  gehabt  hat. 

Nach  Lebert's  Bericht  traten  die  grossen  Heuschreckenzüge 
im  Canton  Wallis  während  des  J.  1858  auf,  nachdem  schon  im  Jahre 
vorher    zahlreiche    Exemplare     des    Pachytylus    migratorius    bemerkt 


im   Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  u.  60.     387 

worden  waren.  Die  Thiere  erreichten  Mitte  Juli's  ihre  vollkommene 
Ausbildung,  bildeten  Züge  bis  auf  ^/^  Stunde  J.ünge  und  verdunkel- 
ten dabei  das  Sonnenlicht;  sie  flogen  mit  einer  Schnelligkeit  von 
einer  Meile  in  einer  Stunde.  Gegen  Ende  August's  hörten  die  Züge 
auf.  —  Waga  berichtet  über  das  Einfallen  von  Schwärmen  in  ver- 
schiedene Theile  des  südlichen  Polens,  Koeppen  und  Schatiloff 
über  die  Wanderungen  während  des  J.  1859  auf  der  Taurischen  Flalb- 
insel.  Letzterer  giebt  zugleich  an,  eine  Gordiacee  zu  zwei  bis  vier 
Exemplaren  in  zahlreichen  Individuen  der  Heuschrecke  beobachtet 
zu  haben.  —  Genaue  Beobachtungen  über  die  Lebensdauer  und  das 
Wachsthum  der  Thiere  theilt  D  o  en  g  i  ngk  in  seinem  überhaupt  vie- 
les Interessante  enthaltendem  und  besonders  ausführlichem  Berichte 
mit;  nur  irrt  der  Verf.  darin,  dass  er  schon  die  Larve  für  geschlechts- 
reif ansieht.  —  Historische  Daten  über  das  Auftreten  der  Wanderheu- 
schrecke in  Baiern  vom  Pfarrer  Jaeckel  sind  ausserdem  im  Cor- 
resp. -Blatt  d.  zoolog.-mineralog.  Vereins  in  Regensburg  XIII.  p.  161  ff. 
mitgetheilt.  Seit  dem  J.  1749  ist  die  Art  in  Baiern  nicht  wieder 
verheerend  aufgetreten,  während  sie  nach  den  Chroniken  im  J.  1693 
und  besonders  v.  J.  1333 — 39  in  grossen  Schwärmen  von  Ungarn  her 
einbrach. 

Gleichzeitig  liegen  auch  Berichte  über  die  durch  mäch- 
tige Heuschreckenschwärme  hervorgerufenen  Verwüstungen 
aus  transatlantischen  Gegenden  vor.  Im  Bulletin  d.  1.  soc. 
entomol.  1859,  p.  145  f.  giebt  Pater  Montrouzi  e  r  brief- 
liche Nachrichten  von  Heuschreckenschwärmen  auf  Neu  Cale- 
donien ,  w^elche  durch  ihre  Menge  die  Sonne  verfinsterten; 
auch  hier  warfen  sich  die  Thiere  vorzugsweise  auf  Mono- 
cotyledonen,  besonders  auf  Gramineen.  Interessant  ist  das 
vom  Verf.  mit  dem  Erscheinen  der  Heuschrecken  an  ver- 
schiedenen Orten  (Sidney,  Balade,  Puepo  u.  s.  w.)  als  zu- 
sammenfallend beobachtete  Auftreten  von  starken  Influenza- 
Epidemieen,  weiche  man  in  jenen  Gegenden  ebensowenig 
als  die  Heuschrecken  vor  der  Ankunft  der  Europäer  kannte. 
—  Im  Report  of  the  Smithsonian  Institution  for  1858 
(Washington  1859)  p.  200  ff.  giebt  A.  Taylor  „An  account 
of  the  Grasshoppers  and  Locusls  of  America",  wonach  i.  J. 
1855  und  56  der  Washington-  und  Oregon -Distrikt,  Cali- 
fornien ,  Neu  Mexico,  Texas  und  die  Republik  Mexico,  von 
Heuschreckenschwärmen  in  dem  Maasse  heimgesucht  wur- 
den, dass  die  Luft  in  einer  Höhe  von  200  Fuss  dicht  von 
ihnen  angefüllt  war.      Die  Exemplare   massen  an  der  einen 


388     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Lokalität  gegen  drei  oder  selbst  zwischen  drei  und  vier  Zoll, 
an  anderen  nur  2  oder  V/2  Zoll  und  werden  von  verschiedenen 
Beobachtern  als  verschieden  gefärbt  angegeben,  so  dass 
die  Verwüstungen  offenbar  von  mehreren  Arten  herrühren. 
Geschichtlichen  Notizen  über  Heuschreckenzüge  seit  d.  J. 
1632  in  den  genannten  Gegenden  folgt  noch  eine  Mitthei- 
lung von  Motschulsky  „On  the  means  of  destroying  the 
grasshopper." 

Unter  den  schädlichen  Insekten  aus  den  übrigen  Ord- 
nungen hat  besonders  die  Larve  einer  Cecidomyia,  welche 
in  verschiedenen  Gegenden  Europas  und  zwar  besonders 
im  Osten  als  Verwüsterin  des  Roggens  auftrat,  die  Auf- 
merksamkeit erregt.  Nach  der  Untersuchung  von  L  0  e  w 
(„Die  neue  Kornmade  und  die  gegen  sie  anzuwendenden 
Mittel.«  Züllichau  1859.  8.)  ist  die  Art  der  in  Nord- 
amerika berüchtigt  gewordenen  „Hessian  fly  (Cecidomyia 
destructor  Say)  sehr  nahe  verwandt,  aber  nicht  damit  iden- 
tisch;  sie  wird  von  ihm  Cecidomyia  secalina  genannt. 

Cecidomyia  destructor  lebt  am  Weizen  und  ihre  Larven  und 
Puppen  treten  am  oberen  Ende  des  Wurzelstockes  auf;  Cecid.  seca- 
lina dagegen  beschränkt  sich  auf  den  Roggen  und  ihre  Puppen  fin- 
den sich  höher  an  der  Pflanze  hinauf.  IVach  einer  Charakteristik  der 
drei  Stände  der  Roggenmücke  und  einer  Beschreibung  ihrer  Katur- 
geschichte giebt  der  Verf.,  obwohl  er  an  eine  fortdauernde  Schäd- 
lichkeit nicht  glaubt,  Mittel  zu  ihrer  Vertilgung  an   die  Hand. 

Denselben  Gegenstand  behandelte  auch  Starke:  „Bemerkun- 
gen zur  Charakteristik  der  neuen  Roggenmade  oder  Roggen  -  Gall- 
mücke (Cecidomyia  secalina)"  in  den  Abhandlungen  d.  naturf.  Ge- 
sellsch.  in  Görlitz  X.  1860,  p.  391  ff.,  wo  sowohl  von  der  genannten 
Art  als  von  der  „Zwergsägewespe  (Cephus  pygmaeus)"  ihr  Auftreten 
und  ihre  Schädlichkeit  während  des  J.  1858  in  der  Lausitz  erörtert 
werden. 

Cox,  „On  the  ravages  of  Scolytus  destructor"  (Proceed. 
entom.  soc.  V,  p.  3  ff.)  machte  ausführliche  Mittheilungen 
über  die  Naturgeschichte  des  Scolytus  destructor  und  die 
durch  ihn  verursachten  Verwüstungen.  —  Nach  einer  Mit- 
theilung in  den  Sitzungsberichten  d.  zoolog.  botan.  Gesellsch. 
in  Wien  X,  p.  19  trat  auch  Hylesinus  vittatus  Fab.  in 
Ungarn  als  forstschädlich  an  Ulmus  campestris  auf:  der 
Frass  der  Larve  an  der  Innenseite   der  Rinde  ist  im  Holz- 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  u.  60.     389 


'» 


schnitt  p.  20  dargestellt,  (lieber  die  entgeg-engesetzte  An- 
sicht von  Wall  ace,  dass  die  Bostrichen  nur  kranke  Bäume 
angreifen,   vergl.  unter  Coleoptera,  Farn.  Boslrichidae.) 

Nach  Czegley  (Sitzungsberichte  d.  zoolog.  botan. 
Gesellsch.  zu  Wien  X,  p.  17)  trat  Orgyia  antiqua  in  Mähren 
als  forstschädlich  auf.  — Schwab,  „lieber  die  Verheerun- 
gen der  Kieferblattwespe  (Tenthredo  pini  und  pratensis)  in  der 
Umgebung  von  Schwarzwasser  und  Skotschau  in  Schlesien« 
siehe  ebenda  p.  31. 

Unter  den  wie  gewöhnlich  zahlreich  gemachten  Mit- 
theilungen über  die  Zucht  des  Seidenwurmes,  die  der  Mehr- 
zahl nach  ein  vorwiegend  industrielles  Interesse  haben, 
heben  wir  hier  nur  folgende  hervor :  G  u  e  r  i  n  (Rev.  et  Magas. 
de  Zool.  1859,  p.  91  ff.)  berichtete  über  die  Zucht  von 
Bombyx  mori  im  französischen  Guyana  im  Freien ;  die 
Cocons  waren  von  ausgezeichneter  Qualität ,  die  Erndte 
sehr  reich.  Ebenda  p.  130  u.  Compt.  rendus  28.  Fevr.  1859 
über  die  Racen  des  Seidenwurmes,  welche  in  Syrien  er- 
zielt werden,  und  p.  190  über  Fütterung  von  Bombyx  mori 
mit  Tragopogon  pratensis  und  Dipsacus  fullonum,  welche 
einen  glücklichen  Erfolg  hatte. 

Ausserdem:  F.  Wassali,  die  Seidenziieht  im  Canton  Graubün- 
den (Jahresbericht  der  naturf.  Gesellsch.  Graubündens  V.  p.  58 — 70). 
—  Ouatrefages  und  Guerin,  Berichte  über  die  Krankheit  des 
SeidenAvurms  nach  Beobachtungen  im  südlichen  Frankreich  (Comptes 
rendus  T.  48.  p.  552  u.  1025.  T.  50.  p.  61  u.  767).  —  Guerin:  Ue- 
ber  die  Einführung  des  Chinesischen  Seidenwurms,  der  sich  im  Freien 
auf  Aylantbus  glandulosa  erziehen  lässt  und  zwei  jährliche  Erndten 
liefert,  siehe  Comptes  rendus  T. 48.  p.  281  u.  636;  Rev.  et  Mag.  de 
Zool.  1859.   p.  68  u.  136  ff. 

Von  besonderem  Interesse  ist  auch  ein  von  F.  S  t  a  t  h  a  m 
(Report  of  the  28.  meeting  of  the  British  assoc.  for  advanc. 
of  science ,  Transact.  p.  130)  mitgetheilter  Fall ,  der  auf 
eine  gelegentlich  vorkommende  Verwilderung  des  Seiden- 
wurmes hindeutet.  („On  the  occurrence  of  Bombyx  mori 
in  a  wilde  State  in  this  country").  Am  10.  Juli  wurden  in 
Kent  etwa  80  bis  100  Raupen  der  Bombyx  mori  unter  einer 
Hecke  im  Freien  angetroffen;  verschiedene  Blätter  niederer 
Pflanzen   waren   von  ihnen   benagt,   besonders  zeigte  sich 


390     Gerstaecker:   Bericht  über  die   wissenschaftlichen  Leistungen 

aber  ein  Busch  von  Riibus  fruticosus  theilweise  durch  die- 
selben entblättert. 

Da  wir  seit  nunmehr  acht  Jahren ,  während  welcher 
wir  in  diesen  Berichten  die  Leistungen  auf  dem  Gebiete 
der  Insektenkunde  zu  verfolgen  bestrebt  gewesen  sind,  bis 
jetzt  keinen  Versuch  eines  Systems  der  Insekten  im  All- 
gemeinen zu  erwähnen  gehabt  haben  ,  waren  unsere  Er- 
wartungen nach  den  mehrfachen  und  zum  Theil  umständli- 
chen Mittheilungen,  welche  der  jetzt  verstorbene  Dumeril 
sowohl  der  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Paris  als  der 
Societe  entomologique  de  France  über  die  Publikation  eines 
von  ihm  seit  Jahren  bearbeiteten  Werkes,  das  unter  dem 
Titel  „Entomologie  analytique"  in  zwei  Quartbänden  publi- 
cirt  werden  sollte,  gemacht  hatte,  begreiflicher  Weise  auf 
die  Erscheinung  desselben  nicht  wenig  gespannt.  Nach 
näherer  Kenntnissnahme  des  Werkes  können  wir  indessen 
nur  annehmen,  dass  die  Französische  Akademie  den  Druck 
und  die  Aufnahme  desselben  in  zwei  starke  Bände  ihrer 
Abhandlungen  (Memoires  de  l'acad.  d.  scienc.  de  l'lnstitut 
de  France,  Tome  XXXI,  1  u.  2.  Paris  1860.  2  vols.  4. 
1340  pag.)  iiur  aus  Pietät  gegen  den  wenigstens  um  andere 
Zweige  der  Zoologie  verdienten  Verf.  beschlossen  hat  — 
und  nur  aus  Rücksicht  auf  den  Namen  Dumeril's  haben 
wir  in  diesem  Bericht  auf  die  „Entomologie  analytique", 
welche  den  heutigen  Naturforschern  gewiss  kein  wissen- 
schaftliches Interesse  abgewinnen  kann,  einzugehen. 

Im  allgemeinen  Theil,  betitelt:  „Histoire  generale  des  Insectes" 
(p.  1 — 220)  spricht  der  Verf.  über  die  Stellung,  welche  die  Insekten 
in  der  Reihe  der  Thierklassen  einzunehmen  haben.  Er  betrachtet  als 
die  unterste  Stufe  einnehmend  die  „Zoophyten,"  welchen  nach  oben 
die  Mollusken,  Anneliden  und  Crustaceen  folgen;  über  letzleren  ste- 
hen die  Insekten  ,  die  sich  mithin  den  Wirbellhieren  zunächst  an- 
schliessen.  „L'Insecte  est  un  animal  sans  vertebres  ou  sans  squelette 
Interieur,  ä  tronc  ou  partie  centrale  du  corps,  articule  en  dehors; 
muni  de  membres  articules  et  respirant  par  des  stigmates,  qui  sont 
les  orifices  exterieurs  des  trachees  ou  des  vaisseaux  aeriens  internes" 
lautet  die  Charakteristik,  welche  die  Insekten  von  den  übrigen  Thier- 
klassen unterscheiden  soll  ,  wobei  allerdings  zu  bemerken  ist,  dass 
der  Verf.  die  Myriopoden  denselben  noch  einverleibt,  —  Das  zweite 
und  dritte  Capitel  handeln    von  der    äusseren  Körperform  der  Insek- 


im  Gebiete   der  Entomologie  Avährend  der  Jahre  1859  u.  60.     391 

ten  im  Stadium  der  Imago  und  von  ihren  physiologischen  Funktio- 
nen; Baster,  Lehmann  und  allenfalls  Dufoursind  die  Autoren, 
deren  Untersuchungen  auf  diesem  Felde  fast  ausschliesslich  Erwäh- 
nung finden,  wogegen  was  seit  40  Jahren  erforscht  worden  ist,  hier 
keine  Berücksichtigung  findet.  —  Das  den  bei  weitem  grössten  Theil 
der  Arbeit  einnehmende  vierte  Capitel  behandelt  die  Classifikation 
der  Insekten  ;^  eine  vorangeschickte  Uebersichtstabelle  weist  neben 
den  acht  Ordnungen  (  ausser  den  7  allgemein  angenommenen  die 
Ordnung  Aptera)  die  innerhalb  derselben  gebildeten  sogenannten  „na- 
türlichen" Familien  auf,  deren  Erfinder  der  Verf.  Latreille  gegen- 
über zu  sein  behauptet.  Während  der  Verf.  in  der  Ordnung  Coleo- 
ptera  vier  „Unterordnungen":  Pentamera,  Heteromera,  Tetramera  und 
Oligomera  errichten  zu  müssen  glaubt  (von  denen  die  letzte  neben 
den  Coccinellinen  und  Eumorphiden  auch  die  Pselaphiden  umfasst), 
hält  er  dies  in  der  Ordnung  der  Neuroptera  nicht  für  nöthig,  sondern 
er  stellt  hier  nur  folgende  Familien  neben  einander  auf:  1)  Odo- 
nata.  2)  Stegoptera  mit  den  Gattungen  Myrmeleo  ,  Ascalaphus,  Ter- 
meSjPsocus,  Hemerobius  ,  Panorpa  ,  Nemoptera  ,  Rhaphidia,  Semblis 
und  Perla  (genau  in  dieser  Reihenfolge).  3)  Agnatha  (Phryganea  und 
Ephemera).  —  In  der  Ordnung  Ilymenoptera  wird  die  Gattung  Bem- 
bex  zur  Familie  der  Apiariae  gerechnet  ,  Mutilla  zu  den  Ameisen, 
Scolia  zu  den  Anthophilen  (Crabroniden) ,  dagegen  Tiphia  zu  den 
Fossoriis;  letztere  Familie  wird  aber  von  den  Anthophila  nicht  nur 
durch  die  Ameisen  ,  sondern  auch  durch  die  Ichneumonen  getrennt, 
zwischen  diese  dagegen  und  die  Chalcidier  (Neocrypta  genannt)  die 
Ameisen  und  die  Fossoria  eingeschaltet.  —  Die  Lepidopteren  werden 
nur  in  vier  Familien  getheilt :  Rhopalocera,  Sphingidae,  Bombycidae 
und  Seticornia  (letztere  alles  Uebrigbleibende  nebst  Lithosia  umschlies- 
send).  —  Als  Beispiele  von  den  natürlichen  Familien  der  Dipteren 
mögen  folgende  dienen:  Fam.  Sclerostomes  umfasst:  Culex,  Bomby- 
lius,  Hippobosca,  Conops,  Stomoxys,  Rhingia,  Tabanus,  Asilus,  Empis 
(in  dieser  Aufeinanderfolge).  Fam.  Aplocera:  Rhagio,  Bibio,  Anthrax, 
Sicus ,  Hypoleon,  Oncodes  ,  Stratiomys,  Ceria,  Midas  (ebenso).  Fam. 
Lateriseta:  Dolichopus,  Calobata,  Tetanocera,  Thereva,  Echinomyia, 
Sargus,  Mulio,  Syrphus,  Musca  (ebenso).  —  Die  Ordnung  Aptera  um- 
fasst folgende  Familien:  1)  Kemoura  (Machilis  und  Podura).  2)  Rhi- 
naptera  (Pediculus  ,  Pulex  und  Leptus ;  letztere  Gattung  stellt  eine 
sechsbeinige  Milbe  dar).  3)  Ornithomyzae  (Ricinus)  und  4)Myriapoda 
im  gewöhnlichen  Umfange.  —  In  der  speciellen  Ausführung  des  sy- 
stematischen Theiles  werden  die  Hauptrepräsentanten  (Gattungen)  der 
einzelnen  Familien  charakterisirt,  je  eine  Art  im  Holzschnitt  sehr  gut 
dargestellt  und  einige  andere  nebenher  erwähnt.  Die  Naturgeschichte 
der  Hauptformen  wird ,  so  weit  sie  den  älteren  Beobachtern  be- 
kannt war,  wiedergegeben,  während  alles  Neuere   mit  ganz  verein- 


392     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

zelten  Ausnahmen  (z.  B.  Fahre  über  Sitaris)  vermisst  wird.  Auch 
für  die  Systematik  ist  die  neuere  Literatur  ganz  unbeachtet  geblie- 
ben, wie  z.  B.  Mulsant  nicht  einmal  bei  den  Coccinellen  erwähnt 
wird.  Wiederholte  Irrthümer  in  Bezug  auf  die  systematische  Stellung 
mancher  Gattungen  lassen  sich  kaum  erklären;  einer  der  auffallend- 
sten ist  ,  dass  Dasytes  in  die  Familie  der  Vesicantia,  also  unter  die 
Heteromeren  gestellt  wird,  während  Malachius  seinen  richtigen  Platz 
unter  den  Malacodermen  einnimmt. 

Heeger  setzte  seine  Beiträge  zur  Naturgeschichte 
der  Insekten  in  den  Sitzungsberichten  der  Akad.  d.  Wissensch. 
zu  Wien  (Physik.  -  mathem.  Classe  34.  Bd.,  p.  212—226, 
mit  5  Tafeln)  mit  einer  18.  Folge  fort,  in  welcher  nach 
gewohnter  Art  die  Entwickelungsgeschichte  von  fünf  Arten 
(4  Curculionen  und  1  Pflanzenlaus)  beschrieben  wird. 

Von  M  u  I  s  a  n  t's  Opuscules  entomologiques  sind  in  d.  J. 
1859 — 60  drei  fernere  Hefte  (IX — XT)  erschienen,  welche 
mit  Ausnahme  einer  kleinen  Notiz  über  Asilinen  ausschliess- 
lich Coleopterologische  Arbeiten  enthalten.  Dieselben  sind 
zum  grössten  Theil  vom  Verf.  in  Gemeinschaft  mit  Anderen, 
wie  Rey,  Godart  u.a.  abgefasst  und  enthalten  ausser  einer 
Fortsetzung  der  Bearbeitung  der  Melasomen  nur  Beschrei- 
bungen einzelner  neuer  Arten.  Der  sämmtliche  Inhalt  der 
bezeichneten  Hefte  ist  theils  den  neuesten,  theils  älteren 
Bänden  der  Annales  d.  1,  soc.  Linneenne,  der  Annales  d.  1. 
soc.  d'agriculture  und  der  Memoires  de  l'acad.  d.  sciences 
de  Lyon  entlehnt. 

Der  Enlomologische  Theil  der  Kongl.  Svenska  Fre- 
gatten Eugenies  Resa  omkring  Jorden  ist  mit  zwei  ferneren 
Heften  fortgesetzt  worden,  von  denen  das  eine  (1859)  den 
Schluss  der  durch  Boheman  bearbeiteten  Coleopteren  mit 
den  Familien  der  Curculionen,  Cerambyciden,  Chrysomelinen, 
Coccinellinen  und  Erotylenen ,  das  andere  (1860)  die  von 
Stal  bearbeiteten  Hemipteren  umfasst.  Ersteres  ist  mit 
einer,  letzteres  mit  zwei  lithographirten  Tafeln  ausgestattet, 
welche  Darstellungen  der  neu  errichteten  Gattungen  geben. 
Ein  gegenwärtig  bereits  erschienenes  viertes  Heft,  welches 
dem  nächsten  Berichte  angehört,  enthält  die  Bearbeitung 
der  Orthopteren,  gleichfalls  durch  Stal. 

Walker,  „Charactcrs  of  some  apparently  undescribcd 


im  Gebiete  der  Entomologie  während   der  Jahre  1859  u.  60.     393 

Ceylon-Insects"  (Annais  of  nat.  bist.  3  ser.  III,  p.  50  und 
259  ff.,  IV,  p.  217  und  371  ff,  V,  p.  304  ff.  und  VI,  p. 
357  ff.)  hat  neben  seinen  schon  im  vorigen  Jahresberichte 
erwähnten  Diagnosen  Ceyloneser  Coleopteren,  in  denen  er 
hier  fortfährt,  auch  Insekten  aus  den  Ordnungen  der  Or- 
thopteren und  Hymenopteren  von  derselben  Lokalität  be- 
kannt gemacht.  In  der  Charakteristik  der  letzteren  geht 
er  etwas  ausführlicher  zu  Wege,  freilich  ohne  auch  hier 
mit  seinen  Angaben  zu  genügen;  die  Diagnosen  der  Coleop- 
teren sind  aber  wie  die  vorjährigen  ganz  unbrauchbar,  be- 
sonders da  bei  vielen  derselben,  wie  sich  leicht  ersehen 
lässt,  nicht  einmal  die  Gattung  richtig  erkannt  worden  ist, 
ja  mehrmals  die  Gattungen  bei  Familien  untergebracht  wer- 
den, denen  sie  gar  nicht  angehören. 

Coquerel,  „Note  sur  quelques  Insectes  de  Mada- 
gascar  et  de  Bourbon"  (Annales  d.  1.  soc.  entom.  VU,  p. 
239  ff.,  pl.  6  und  7)  fuhr  fort,  eine  Reihe  interessanter 
Insektenformen,  den  Coleopteren  und  Hemipleren  angehörend, 
bekannt  zu  machen. 

Motschulsky,  „Catalogue  des  Insectes  rapportes  des 
environs  du  fleuve  Amour,  depuis  la  Schilka  jusqu'ä  Niko- 
laevsk«  (Bullet,  d.  natur.  de  Moscou  1859,  II.  p.  487—507) 
giebt  ein  Namensverzeichniss  von  etwa  1000  Insekten  ver- 
schiedener Ordnungen,  die  am  Amur  gesammelt  wurden. 
Die  von  ihm  für  neu  gehaltenen  Arten  nicht  nur  aus  der 
Ordnung  der  Käfer,  sondern  auch  der  Hymenoptera,  Hemip- 
tera  und  Diptera  hat  Verf.  gleich  mit  Diagnosen  versehen, 
will  sie  auch  später  noch  ausführlich  beschreiben. 

Derselbe  „Insectes  des  Indes  orientales  et  de  contrees 
analogues«  (Etudes  entomol.  VIII,  1859.  p.  25—118)  be- 
schreibt neben  einer  grossen  Anzahl  Coleopteren  der  ver- 
schiedensten Familien  auch  einige  Hemfpteren  und  Hymenop- 
teren. Die  meisten  dieser  Arten  sind  von  Nietner  auf 
Ceylon  gesammelt,  einige  stammen  von  den  Sunda- Inseln 
und  dem  Ostindischen  Festlande,  andere  endlich  auch  aus 
Süd-Amerika. 

Ebenda  p.  15  ff.  findet  sich  ein  kleiner  Aufsatz  von 
Nietner  („Un  sejour  sur  Tile Ceylan"),  in  welchem  derselbe 


394     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen    Leistungen 

einige  allgemeine  Angaben  über  die  verschiedenen  Lokali- 
täten der  Insel  und  die  in  denselben  vorkommenden  In- 
sekten verschiedener  Ordnungen  macht.  Die  Arten  sondern 
sich  in  solche,  welche  den  Wäldern,  den  Cafeeplantagen,  den 
hochgelegenen  Wiesen  und  den  Bächen  im  Distrikt  der 
Noura-Ellia  eigen  sind;  ausserdem  wird  dreier  daselbst 
vorkommender  Termiten-Arten    erwähnt. 

Diagnosen  Senegalensischer  Insekten  verschiedener  Ord- 
nungen von  Klug  und  Erich  so  n,  welche  im  Jahre  1842 
in  einem  Doublettenverzeichniss  des  Berliner  Musei  publi- 
cirt  wurden,  aber  wenig  bekannt  geworden  sind,  finden  sich 
in  der  Entomol.  Zeitung  1859,  p.  83  ff.  nochmals  abgedruckt. 

Frauenfeld  hat  in  seinen  verschiedenen  Reisebe- 
richten über  die  auf  der  Novara  von  ihm  besuchten  Länder 
(Verhandl.  d.  zoolog.  botan.  Gesellsch.  zu  Wien  X,  p.  84  ff., 
Sitzungsberichte  der  physikal.  mathem.  Classe  d.  Akad.  d. 
Wissensch.  35.  Bd.,  p.  241  ff.  und  38.  Bd.,  p.  720  ff.)  mehr- 
fache Mittheilungen  über  die  von  ihm  beobachteten  Insekten 
verschiedener  Ordnungen  so  wie  über  die  durch  solche  er- 
zeugten Gallenbildungen  an  Pflanzen  gemacht.  Besonders 
enthalten  seine  Berichte  über  den  Aufenthalt  am  Cap  der 
guten  Hoffnung,  in  Hongkong  und  Shanghai,  in  Neuholland, 
auf  Neu  Seeland  und  Taiti  mehrfache  Notizen  von  Interesse, 
von  denen  wir  einige  noch  weiter  unten  speziell  anführen 
werden. 

Derselbe  (Verhandl.  d.  zoolog.  botan.  Gesellsch.  zu 
Wien  X,  p.  787  ff.)  lieferte  weitere  Beiträge  zur  Insekten- 
fauna Dalmatiens  durch  Aufzählung  einer  ansehnlichen  Zahl 
von  ihm  daselbst  gesammelter  Dipteren  (mit  Einschluss  der 
früher  erwähnten  350  Arten)  so  wie  einiger  Odonaten  und 
Neuropteren.  Unter  den  Odonaten  wird  eine  Callepteryx  in 
ihren  Abweichungen  von  C.  splendens  näher  erörtert. 

Von  I.  Hinterberger  wurden  in  seinen  Beiträgen 
zur  Charakteristik  der  Oberösterreichischen  Hochgebirge 
(18.  Bericht  über  das  Museum  Francisco-Carolinum,  p.  29  ff.) 
die  bemerkenswerthesten  Coleopteren,  Lepidopteren,  Hyme- 
nopteren ,  Neuropteren  und  Orthopteren  des  Kalkgebirges 
von  Linz   verzeichnet. 


im   Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  ii.  60-      395 

Einige  Notizen  über  die  Insektenfauna  von  Ragaz 
(St.  Gallen)  gab  v.  Kiesen  weiter  (Berl.  Entom.  Zeitschr. 
III,  p.  339). 

Einen  Beitrag  zur  näheren  Kenntniss  der  Coleopteren- 
und  Hemipteren- Fauna  des  siullichen  Frankreichs  und  der 
Pyrenäen  durch  namentliche  AulTührung  der  seltneren  und 
bemerkenswertheren  von  ihnen  gesammelten  Arten  lieferten 
V.  Brück  und  Mink  in  ihren  „Reisen  durch  das  südliche 
Frankreich  und  die  Pyrenäen"  (Entom.  Zeitung  1859,  p.  288 
und  341  ff.). 

Zwei  Namensverzeichnisse  von  Coleopteren  und  Lepi- 
dopteren,  welche  einerseits  bei  Besan^on,  andererseits  bei 
Clermont  und  am  Mont-Dore  gesammelt  wurden ,  linden 
sich  in  den  Annales  d.  1.  soc.  entomol.  VIII.  p.  1004  ff.  und 
VII.  p.  670  ff.  zusammengestellt. 

Walker,  List  of  British  Euplexoptera,  Orthoptera, 
Thysanoptera  and  Hemiptera  (London  1860.  8.  55  pag.)« 
Verf.  liefert  ein  systematisches  Namensverzeichniss  der  in 
England  einheimischen  Orthopteren  und  Hemipteren  mit 
kurzen  Angaben  über  ihre  Erscheinungszeit  und  Fundorte. 
Nach  diesem  Verzeichniss  sind  bis  jetzt  56  Orthopteren, 
45  Physopoden  und  764  Hemipteren  in  England  beobachtet 
worden. 

Verloren  (Tijdschr.  voor  EntomoL  III,  p.  20  ff'.) 
theilte  ein  Verzeichniss  von  selteneren  und  für  die  Nieder- 
ländische Fauna  neuen,  von  Six  gesammelten  Insekten  aus 
den  Ordnungen  der  Coleopteren,  Hemipteren,  Hymenopteren 
und  Dipteren  mit;  unter  letzteren  werden  einige  als  neu 
bezeichnet,  aber  nicht  beschrieben. 

Verschiedene  Beiträge  zur  Insektenfauna  Finnlands  finden 
sich  in  den  Notiser  ur  Sällskapets  pro  fauna  et  flora  Fennica 
Förhandlingar,  Fjerde  Haftet  (Helsingförs  1858-59),  nämlich: 
Ein  Verzeichniss  der  in  Karelen  gesammelten  Lepidoptera, 
Hymenoptera  und  Diptera,  erstere  von  M  al  m  gr  en  ,  letztere 
von  Appelberg  und  P  i  p  p  i  n  g  bestimmt,  mit  Zusätzen  von 
Nylander  (enthalten  in:  Chydenius  och  Furuhjelm, 
Berättelse  öfver  en  naturhistorisk  resa  i  Karelen,  p.l08 — 118). 
Die  Arten    sind  nur  namentlich    aufgeführt;    das  Verzeich- 


396     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

niss  der  Lepidopteren  ist  nur  kurz,  das  der  Dipteren  be- 
deutend reichhaltiger.  —  Ferner  ein  Verzeichniss  der  von 
Hellström  in  Oesterbotten  gesammelten  Dipteren  und  Hy- 
menopteren,  von  Nyla  n  d  e  r  zusammengestellt  (p.  245-248). 
Endlich  eine  Uebersicht  der  in  Finnland  bisher  beobachteten 
Geometriden  und  Microlepidopteren  von  Tengström  (p.  147 
bis  200),  über  welche  Näheres  unter :   Lepidoptera. 

Eine  grössere  Anzahl  fossiler  Insekten  verschiedener 
Ordnungen  aus  der  Rheinischen  Braunkohle  machte  v.  Hey- 
den  (Duncker  und  v.  Meyer,  Palaeontographica  VllI, 
1.  p.  1 — 17,  Taf.  1 — 3)  bekannt,  zugleich  unter  Hinzufügung 
einiger  Nachträge  zu  seinen  (ebenda  V,  p.  115)  publicirten 
fossilen  Insekten  aus  der  Braunkohle  von  Sieblos.  Die 
erst  erwähnten  Arten  stammen  aus  der  tertiären  Braunkohle 
von  Rott  im  Siebengebirge  und  von  Linz  am  Rhein. 

Coleoptera  :  Hydrophilus  fraternus,  Hy droits  miserandus  ,  Byr- 
rhtis  Lucae,  Biiprestis  tradita,  Ancylochii-a  redempta,  Dicerca  ßronni, 
Silicernus  (n.  g.  Elateridarum,  von  den  Europäischen  Gattungen 
sehr  abweichend,  dagegen  nach  des  Verf.  Ansicht  sich  der  Süd-Ame- 
rikanischen Gattung  Semiotus  Esch.  nähernd  — ?  wohl  noch  mehr 
der  Gattung  Campsosternus  ,  wenigstens  nach  der  Abbildung.  Ref.), 
speclabilis ,  Ptimis  antiqmis ,  Teiiebrio?  senex ,  Caryoborus  ruinosus, 
Tophoderes  deponlanus,  Hylotrupes  senex.  —  Hemiptera  :  Corixa  pul- 
lus,  Notonecta  primaeva  ,  ?  Micropus,  Typhlocyba  carbonaria.  —  Hy- 
menoptera :  Bombus  antiquus ,  ?Formica.  —  Lepidoptera:  Vanessa 
vetula.  —  Diptera  :  Chironomus  antiquus  ,  Ctcnophora  Decheni,  Bibio 
deletus,  lignarius  (Germ.?),  Bibiopsis  Volgeri.  —  Arten  von  Sieblos: 
Trachyderes  buslirnptus^  Lygaeus  deprehensus  und  Pachymerus  antiquus. 

Hassencamp,  Ueber  fossile  Insekten  der  Rhön 
(Würzburger  naturwiss.  Zeitschrift  I,  p.  78 — 81).  Verf.  giebt 
ein  Verzeichniss  der  von  ihm  in  der  Papierkohle  von  Sieblos 
aufgefundenen  Insekten,  deren  einige  schon  von  Hagen 
und  V.Hey  den  (Palaeontographica  V)  beschrieben  worden 
sind.  Es  sind  6  Coleoptera,  1  Hymenopteron ,  2  Diptera, 
4  Pseudoneuroptera  (Termes,  Libellen)  und  5  Hemiptera. 
Hieran  schliesst  Verf.  Bemerkungen  über  das  numerische 
Verhältniss  der  metabolen  und  ametabolen  Insekten  in  den 
verschiedenen  Schichten,  welches  in  der  Kohlenformation 
wie  1  :  6,  in  Sieblos  wie  1  :  1,  unter  den  lebenden  Insekten 
wie  10  :  1  ist. 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  u.  60.     397 

In  bibliographischer  Hinsicht  sind  zu  erwähnen: 

The  complete  writings  of  Thomas  Say  on  the  Ento- 
mology  of  Norlh-America,  edited  by  J.  Le  Conte  with  a 
rnemoir  of  the  anthor  by  George  Ord.  2.  vols.  New-York 
1859.  (412  und  814  pag.,  54  und  1  col.  Taf.)  In  diese  neue 
Ausgabe  der  entomologischen  Arbeiten  Say 's  sind  ausser 
der  American  Entomology  nebst  den  dazu  gehörigen  Tafeln 
(von  denen  Taf.  37 — 54  neu  gestochen  sind)  auch  sämml- 
liche  Abhandlungen  aus  den  periodischen  u.  a.  Schriften 
Nord-Amerika's  aufgenommen  worden. 

G.  Sharswood,  Bibliographia  librorum  Entomologi- 
corum  in  America  boreali  editorum  (Linnaoa  entom.  XIII, 
p.  333—353,  nebst  einem  Nachtrage  ebenda  XIV,  p.  256  ff.). 
Die  Autoren  sind  unter  Angabe  ihrer  einzelnen  Schriften 
nebst  Cilat  der  dieselben  enthaltenden  Journale  in  alpha- 
betischer Reihenfolge  aufgeführt.  (Bei  der  geringen  Ver- 
breitung der  älteren  Nord- Amerikanischen  periodischen 
Schriften  von  Wichtigkeit.) 

S  c  u  d  d  e  r  (Proceed.  Boston  soc.  of  nat.  hist.  VII, 
p.  214  ff.)  stellte  ein  chronologisches  Verzeichniss  der  zahl- 
reichen entomologischen  Schriften  von  W,  Harris  zusam- 
men. Im  Ganzen  99  Nummern,  dem  grösseren  Theile  nach 
in  23  verschiedenen  periodischen  Schriften  erschienen. 

Hagen  (Entom.  Zeitung  1859,  p.  101  und  204)  machte 
auf  zwei  von  Georgi  in  seiner  Beschreibung  von  St.  Peters- 
burg (1790)  und  seiner  Beschreibung  des  Russischen  Reiches 
(1800)  zusammengestellte  Verzeichnisse  Russischer  Insekten 
aufmerksam.  Ersteres  Werk  enthält  722,  letzteres  1937  Ar- 
ten  aufgezählt. 

Mulsant,  „Dissertation  sur  le  Cossus  des  Anciens" 
(Opusc.  entom.  XI,  p.  137—145)  diskutirt  die  Ansichten, 
welche  von  verschiedenen  Autoren  von  Linne  bis  La- 
treille  über  den  Cossus  der  Römer  geäussert  worden 
sind  und  kommt  zu  dem  Resultate,  dass  darunter  weder  die 
Larve  des  Weidenbohrers,  noch  der  Calandra  palmarum, 
noch  die  eines  Lamellicornen  (Melolontha,  Cetonia,  Oryctes, 
Lucanus),  sondern  nur  die  des  Cerambyx  heros  oder  einer 
nahe  verwandten  Art  zu  verstehen  sei. 


398     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Fieistungen 

Instructions  for  collecting  Insects  (Report  of  the  Smith- 
sonian  Institution  for  1858,  Washington  1859,  p.  158 — 200). 
Anweisungen,  gegeben  von  Le  Conte  (Coleoptera),  Cle- 
mens (Hymenoptera  und  Lepidoptera),  Uhler  (Orthoptera, 
Hemiptera  und  Neuroptera),  Loew  und  Osten-Sacken 
(Diptera). 

Terminologia  entornologica,  nach  dem  neuesten  Stand- 
punkte der  Wissenschaft  bearbeitet  von  Julius  Müller. 
Brunn,  1860.  (kl.  8.  306  pag.)  Ist  mancher  Verbesserungen 
bedürftig  und  ermangelt  besonders  einer  Planmässigkeit  in 
der  Ausarbeitung ;  von  den  Insektenfamilien  z.  B.  (deren 
Namen  überhaupt  nicht  in  eine  Terminologie  gehören)  schei- 
nen nur  diejenigen  aufgenommen  zu  sein ,  die  dem  Verf. 
gerade  eingefallen  sind,  während  die  Mehrzahl  fehlt. 

Orthoptera. 

Wir  freuen  uns,  den  speziellen  Theil  unseres  Berichtes 
diesmal  mit  einem  Werk  beginnen  zu  können ,  dem  so- 
wohl sein  innerer  Werth  als  seine  splendide  Austattung 
überhaupt  mit  die  erste  Stelle  unter  den  in  den  beiden 
letzten  Jahren  veröifentlichten  Enlomologischen  Arbeiten 
anweisen  würde.  Es  ist  dies  der  von  der  Direktion  des 
British  Museum  veröffentlichte  Catalogue  of  Orthopterous 
Insects  in  the  collection  of  the  British  Museum.  Part.  I. 
Phasmidae  by  J.  0.  Westwood.  London  1859.  (gr.  4.  195  pag. 
48  pl.),  mit  dem  der  Verf.  sowohl  als  die  Direktion  der 
weltberühmten  Sammlung,  welcher  das  darin  bearbeitete 
Material  vorzugsweise  entlehnt  ist,  derselben  einmal  ein 
ihrer  würdiges  Denkmal  gesetzt  haben.  Da  das  vorlie- 
gende Werk  der  erste  Catalog  ist,  den  das  British  Mu- 
seum über  seine  Orthoptera  (im  engeren  Sinne)  veröffent- 
licht hat  und  derselbe  in  jeder  Hinsicht  als  Muster  hin- 
gestellt werden  kann,  so  hoffen  wir,  dass,  um  keinen  Rück- 
schritt zu  thun,  nun  auch  die  Bearbeitung  der  übrigen 
Familien  dieser  Ordnung  im  Gegensatz  zu  vielen  anderen 
von  derselben  Anstalt  publicirten  Catalogen  ebenso  sicheren 
und  bewährten  Händen    wie    hier  anvertraut  werden  wird. 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  u.  60.     399 

Dass  abweichend  von  den  bisheriofen  Cataloo^en  der  vor- 
liegende  auch  in  der  Ausstattung  eine  Bevorzugung  erfahren 
hat  und  dadurch  sein  wissenschaftlicher  Abstand  von  jenen 
gleichsam  auch  äusserlich  dokumentirt  worden  ist,  nehmen 
wir  als  einen  Beweis  dafür,  dass  man  auf  die  Arbeiten 
des  berühmten  Autors  auch  in  England  einen  besonderen 
Werth  legt  und  dass  man  auch  hier  einzusehen  anfängt, 
dass  es  nicht  darauf  ankommt,  wie  viel  sondern  was  und 
wie  Jemand  arbeitet.  —  Die  Beichhaltigkeit  des  vom  Verf. 
verwertheten  Materials  ergiebt  sich  aus  der  Angabe,  dass 
er  in  der  Familie  der  Gespenstheuschrecken  ,  welche  nach 
den  bisherigen  Bearbeitungen  als  eine  im  Verhältniss  arten- 
arme betrachtet  werden  musste,  die  ansehnliche  Zahl  von 
471  Arten  zusammengebracht  hat,  von  denen  noch  einige 
(meist  von  Thunberg  beschriebene)  ausgeschlossen  sind, 
weiche  ihm  nicht  bekannt  geworden.  Die  typischen  Exem- 
plare der  sonst  innerhalb  der  Familie  durch  B  urmeist er, 
Serville,  de  Haan  u.  a.  beschriebenen  Arten  hat  der 
Verf.  bei  einem  Besuch  der  Museen  zu  Berlin,  Paris,  Leyden 
selbst  verglichen,  während  ihm  die  von  Gray  und  Hope 
bekannt  gemachten  in  London  und  Oxford  zur  Bearbeitung 
vorlagen :  hierdurch  hat  die  Feststellung  der  Arten  in  Be- 
zug auf  Nomenklatur  und  Synonymie  fast  durchweg  eine 
grosse  Sicherheit  erlangt,  die  um  so  wünschenswerther  er- 
schien, als  durch  die  Arbeiten  der  früheren  Autoren  zur 
Genüge  festgestellt  war,  dass  bei  den  so  auffallenden  und 
mannigfachen  Sexualdifferenzen  vieler  Arten  eine  Bestim- 
mung nach  Beschreibungen  in  den  meisten  Fällen  nicht  zu 
ermöglichen  war.  Dass  Letzteres  zum  Theil  wohl  mit  an 
den  oft  unzureichenden  früheren  Charakteristiken  g-elecren 
hat,  geht  aus  einem  Vergleich  derselben  mit  den  von  West- 
wood gegebenen,  welche  hauptsächlich  auf  vorher  nicht 
beachtete  Verhältnisse  und  Unterschiede  eingehen ,  leicht 
hervor;  indessen  hat  der  Verf.  sich  die  Schwierigkeit,  das 
für  die  einzelnen  Arten  Charakteristische  in  Worten  aus- 
zudrücken, doch  selbst  nicht  für  alle  Fälle  verhehlen  kön- 
nen und  es  daher  für  zweckmässig  erachtet,  den  grössten 
Theil  der  von  ihm  beschriebenen  Formen  durch  Abbildungen 


400     Gerstaecker:  Bericht   über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

zugänglicher  zu  machen.  Vierzig  von  ihm  selbst  mit  be- 
kannter Meisterschaft  auf  Stein  gezeichnete  Tafeln  enthalten 
die  Darstellung  von  je  vier  bis  zwölf  Arten  entweder  in 
einem  oder  in  beiden  Geschlechtern  und  häufig  mit  Hinzu- 
fügung einzelner  Theile  von  spezifischer  Bedeutung,  unter 
denen  die  Genitalringe  prävaliren.  Die  ausserdem  beifol- 
genden acht  Supplementtafeln  sind  der  Gray'schen  Entomo- 
logy  of  Australia  entlehnt. 

Von  faunistischen  Beiträgen,  welche  die  Ordnung  der 
Orthopteren    allein   betreffen,   sind   folgende   zu  erwähnen: 

H.  de  Saussure,  Orthoptera  nova  Americana ,  Dia- 
gnoses  praeliminares  (Revue  et  Magas.  de  Zool.  1859,  p.  59, 
201,  315  und  390  ff.)  Verf.  giebt  Diagnosen  neuer  Arten 
und  Gattungen,  zum  grösseren  Theile  aus  seinen  eigenen, 
in  Mexico  veranstalteten  Sammlungen  herrührend ,  denen 
später  eine  ausführliche  Beschreibung,  wie  sie  bis  jetzt 
von  den  Crustaceen  und  Myriopoden  erschienen  ist,  folgen 
soll.  Anhangsweise  sind  auch  einige  Arten  aus  anderen 
Gegenden  Amerika's,  besonders  von  Bahia  mit  aufgenom- 
men. Die  bis  jetzt  bekannt  gemachten  gehören  den  Fa- 
milien der  Mantodea,  Gryllodea ,  Phasmodea,  Locustina  und 
Acridiodea  an. 

Einige  (fünf)  neue  Orthopteren  verschiedener  Familien 
aus  Süd-Afrika  machte  Stal  (Oefvers.  Vetensk.  Akad.  För- 
handl.  XV,  p.  307  ff.)  durch  Diagnosen  bekannt. 

Eversmann,  Orthoptera  Volgo- Uralensia ,  oder  die 
in  den  Gegenden  östlich  von  der  Wolga  und  dem  Uralfluss, 
südlich  bis  zum  Aralsee  und  dem  Sir-Darja  bis  jetzt  auf- 
gefundenen Gradflügler  (Bullet,  d.  natur.  de  Moscau  1859. 
I,  p.  121—146).  Verf.  giebt  eine  Aufzählung  der  an  der 
bezeichneten  Lokalität  von  ihm  beobachteten  Orthoptera 
genuina ,  von  denen  die  Forficulina  durch  6,  die  Blattina 
durch  3,  die  Mantodea  durch  5,  die  Gryllodea  durch  9,  die 
Locustina  durch  19  und  die  Acridiodea  durch  59  Arten  ver- 
treten sind.  Neben  den  bekannten  Arten,  welche  in  Bezug 
auf  Fundorte,  Häufigkeit,  Abänderungen  u.  s.  w.  näher  er- 
örtert werden ,  findet  sich  eine  Anzahl  neuer  beschrieben, 
welche  auf  Taf.  1  abgebildet  sind. 


im  Gebiete  der  Entomologie  während   der  Jahre  1859  u.  60.    401 

Meyer -Dür,  Ein  Blick  über  die  Sciiweizerische  Or- 
thopteren-Fauna (Neue  Denkschrift  d.  allg.  schweizerisch. 
Gesellsch.  f.  d.  gesammt.  Naturwiss.  XVII,  1860.  32  pag.) 
Verf.  beginnt  mit  Betrachtungen  über  die  geographische 
Verbreitung  der  Orthopteren  der  Schweiz  sowohl  in  hori- 
zontaler als  vertikaler  Richtung,  indem  er  besonders  die  den 
einzelnen  Höhenregionen  eigenen  Arten  zusammenstellt, 
giebt  Nachricht  über  ihre  Erscheinungszeit,  ihre  Häufigkeit 
u.  s.  w.  und  führt  sodann  die  in  der  Schweiz  einheimischen 
Arien  in  systematischer  Reihenfolge  und  unter  Hinzufügung 
einiger  Cilate,  der  Angabe  von  Fundorten,  Varietäten  u.  s.  f. 
auf.  Die  einzelnen  Familien  sind  folgendermassen  vertreten  : 
Blattina  8,  Mantodea  1,  Acridiodea  35,  Locustina  21,  Gryllo- 
dea  6,  Foriiculina  9,  zusammen  80  Arten. 

Yersin,  Note  sur  quelques  Orthopteres  nouveaux  ou 
peu  connus  d'Europe  (Annal.  soc.  entom.  VIII,  p.  509 — 535, 
pl.  10)  gab  sehr  genaue  Beschreibungen  nebst  Abbildungen 
von  zehn  theils  neuen,  theils  unvollständig  bekannten  Euro- 
päischen Orthopteren   verschiedener  Familien. 

Türk  vervollständigte  sein  im  vorigen  Jahresberichte 
angezeigtes  Verzeichniss  der  in  Niederösterreich  vorkom- 
menden Orthopteren  durch  nachträgliche  Aufzählung  von 
neuen,  seitdem  von  ihm  aufgefundenen  Arten.  (Wien.  Ent. 
Monatsschr.  IV,  p.  84  ff.)  Von  denselben  kommt  1  auf  die 
Familie  der  Grylloden  und  je  4  auf  die  Acridier  und  Locu- 
stinen;   unter  letzteren  wird  eine  Art  als  neu  beschrieben. 

Brisout  de  Barneville  (Annal.  d.  1.  soc.  entom. 
VIII,  p.  714  ff.)  stellte  ein  Namensverzeichniss  von  37  auf 
Sicilien  gesammelten  Orthopteren-Arten  zusammen.  Ebenda 
VII,  p.  200  zählt  der  Verf.  8  Arten  aus  den  Basses -Alpes 
und  im  Bullet,  d.  1.  soc.  entom.  1859,  p.  212  einige  für  die 
Pariser  Umgegend  neue  Arten  (7  Acridier)  auf. 

Termitina.  Hagen  (Linnaea  entom.  XIV.  p.  73 — 128)  lieferte 
weitere  INachträge  zu  seiner  Monographie  der  Termiten,  welche  ei- 
nerseits in  der  Zusammenstellung  fernerer  literarischer  Notizen  aus 
den  Schriften  älterer  sowohl  als  neuerer  Reisenden  (Gironiere  für 
die  Philippinen,  L'Herminier  und  Asa  Fitch  für  Amerika,  Pat- 
ters on,  Andersson,  Barth  und  Livingstone  für  Afrika),  zum 
Theil  auch  ausführlicher  Berichte  von  sachkundigen  Beobachtern  (wie 
Arohiv  f.  Naturg.  XXVI.  Jahrg.  2.  Bd.  AA 


402     Geistaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

V.  0  s  t  e  n-S  a  c  k  e  n  für  Amerika  und  J.  N  i  e  t  n  e  r  für  Ceylon),  anderer- 
seits in  Zusätzen  zu  den  früheren  Artbeschreibungen  ,  welche  theils 
die  Charakteristik  einzelner  Formen  (Arbeiter,  Soldaten  u.  s.  w.)  bereits 
bekannter,  theils  einiger  neuer  Arten  enthaltend,  bestehen.  Als  Arten, 
deren  Kenntniss  besonders  gefördert  wird,  sind  folgende  hervorzuhe- 
ben :  Termes  Taprobanes  Walk.  ?  Soldat,  strenuus  n,  sp,  (Imago)  aus 
Mexiko,  atrox  Smeathm.  von  Port  Natal,  umbilicatus  Hag.  und  mono- 
ceros  König  von  Ceylon,  rubidus  Hag.  ebendaher,  Rippertii  Ramb.  von 
Cuba,  fumosus  n.  sp.  aus  Mexiko.  —  Nach  ferneren  Untersuchungen 
über  die  Kasuti  ist  der  Verf.  jetzt  zu  der  Ansicht  gelangt,  dass  sie 
durchweg  als  Soldaten  anzusehen  seien.  —  Auf  p.  97  u.  126  ff.  wird 
das  Resultat  der  chemischen  Untersuchung  von  sechs  verschiedenen 
Termitennestern  mitgetheilt;  die  Menge  der  organischen  Bestandtheile 
ist  bei  Baum  -  und  Erdnestern  sehr  verschieden,  bei  ersleren  71 — 74, 
bei  letzteren  nur  12 — 13  p.  C. 

Termes  rahidus  Hagen  ist  eine  fernere  n.  A.  aus  Ceylon  (Ver- 
handl.  d.  zoolog.-botan.  Gesellsch.  zu  Wien  IX.  p.  199). 

Scudder  (Proceed.  Boston  soc.  nat.  bist.  VII.  p.  287  f.)  machte 
Mittheilungen  über  den  Schaden,  welchen  Termes  frontalis  Hald.  dem 
Weinstocke  in  den  Treibhäusern  Kord-Amerika's  zufügte.  Die  Wur- 
zeln der  durch  die  Termiten  vernichteten  Stöcke  fanden  sich  durch 
und  durch  zu  Gängen  und  Zellen  ausgehöhlt. 

Blattina.  Neue  Arten  sind:  Panesthia  plagiataWalkev  (Annais 

of  nat.  bist.  IV.  p.  220)  von  Ceylon,  Perisphaeiia    cruralis  und  Blatla 

hitaeniata  Stal  (Üfvers.  Vetensk.  Akad.  Förhandl.  XV.  p.  307  f.)  aus 
Süd-Afrika. 

Mantodea.  Neue  Arten  sind:  Harpax  signifer  Walker  (Annais 
of  nat.  hist,  IV.  p.  220)  von  Ceylon,  Mantis  gastrica  Stal  (Öfvers.  Ve- 
tensk. Akad.  Förhandl.  XV.  p.  308)  aus  Süd-Afrika,  Mantis  brevipen- 
nis  Yersin  (Annal.  soc.  eutom.  VIII.  p.  511)  von  Hyeres ,  Mantis  pu~ 
silla  Eversmann  (Bullet,  de  Moscou  1859.  I.  p.  124)  aus  den  südlichen 
Kirgisensteppen,  Mantis  Antillarum  von  St.  Thomas,  Mantis  Azteca^ 
ferox,  Acanthops  Mexicanus  und  Aztecus  ,  Theoclytes  Azteca  und  Toi'- 
teca  aus  Mexiko  und  Empusa  spinifrons  aus  Süd-Arnerika,  von  Saus- 
sure (Rev.  et  Magas.  de  Zool.  1859.  p.  59  ff.)  diagnosticirt. 

Phasmodea.  Westwood  (Catalogue  of  Orthopterous  Insects, 
Part  I.  Phasmidae)  hat  die  von  Lichtenslein,  Gray  und  Bur- 
meister angenommene  Eintheilung  der  Phasmiden  -  Gattungen  in 
zeitlebens  ungeflügelte  (in  beiden  Geschlechtern)  Apterophasmina  und 
geflügelte  (entweder  nur  im  männlichen  oder  in  beiden  Geschlech- 
tern) Pterophasmina  beibehalten,  ohne  sich  indess  die  Schwierigkei- 
ten zu  verhehlen,  welche  bei  der  Unterbringung  solcher  Arten,  wo 
nur  das   eine    Geschlecht   (Weibchen)    bekannt  ist,    eintreten  können. 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  u.  GO.     403 

Wenn  der  Verf.    es  auf  p.  67   als  Vermuthung    ausspricht,  dass  er  in 
solchen   Fällen  vielleicht    ungeflügelte    Weibchen    in    der  ersten  Ab- 
theilung   untergebracht  habe,    die    nach  Kenntniss    des  Männchens  in 
die  zweite  zu  versetzen  sind,  so  kann  Ref.  dies  vorläufig  wenigstens 
für  eine  Art,  Lonchodes    feruloides  Westw.  bestätigen,  von  der  das 
hiesige  Museum    beide  Geschlechter  von  Luzon    erhalten  hat  und  bei 
der  das  Männchen  geflügelt  ist.      Wenn    diese  Art    demnach  der   Gat- 
tung Phibalosoma    zu  überweisen  wäre,  so  könnte  bei  der  Aehnlich- 
keit   zwischen    den  Weibchen    der  Gattungen   Phibalosoma    und  Lon- 
chodes   zugleich    die  Frage    entstehen  ,    ob  nicht  überhaupt    die  An- 
oder Abwesenheit    von  Flügeln    als  Eintheilungsmoment  zu  streichen 
wäre  und  ob  nicht  wenigstens  in    mehreren   Gattungen  Arten  mit  ge- 
flügelten und  ungeflügelten  Männchen  vereinigt   werden  könnten.     Es 
scheint  hierauf  wenigstens  die  grosse  Uebereinstimmung,  welche  ver- 
schiedene Gattungen    beider    Abtheilungen    erkennen    lassen  ,    hinzu- 
deuten und  andererseits    die  Analogie    in  der  Familie    der  Locustina, 
wo  öfter  geflügelte  und  ungeflügelte  Arten   in  derselben  Gattung  ste- 
hen (Saga,   Gryllacris  u.  a.)  für  ein  ähnliches  Verhalten  bei  den   Phas- 
miden    zu   sprechen.     Jedenfalls    wird  erst    die  Kenntniss    einer  viel 
grösseren    Anzahl    von  Arten  nach    beiden   Geschlechtern    abzuwarten 
sein,  ehe  eine    feste  Abgränzung    der    Gattungen,    welche    in    dieser 
Familie   ihre    besondere  Schwierigkeiten  hat,  vorzunehmen  ist.     Die 
vom  Verf.    in    dem    vorliegenden    Werke    angenommenen    sind    fol- 
gende:  a)  Apterophasmina:    Bacillus  Latr.  36  A.  ,  Pachymorpha  Gray 
4  A. ,    Anisomorpha    Gray  10  A.,    Diapheromera  Gray  2  A. ,    Bacteria 
Latr.  42  A. ,    Gen.  dub.  4  A. ,  Lonchodes  Gray  26  A. ,  Prisomera  Gray 
4  A. ,    Acanthoderus   Gray  32  A.,    Pygirhynchus  Serv.  3  A.  ,    Ceroys 
Serv.  7  A.  ,  Rhaphiderus  Serv.  2  A. ,  Eurycantha  Boisd.  6  Arten.    — 
b)  Pterophasmina  :  Anopkel  epis  n.  g.  (fürPhasma  despectum  Westw.) 
7  A.,  Phibalosoma   Gray  19  A.,  Monandroptera  Serv.  5  A. ,   Dimor- 
ph od  es  n.  g.  1  A.    (von    den  Aru-Inseln) ,    Heteropteryx  Gray  4  A., 
Diapherodes  Gray  3  A. ,    Haplopus    Burm.  13  A.,    Pterinoxylus    Serv. 
1  A.,  Palophus  n.  g.  (für  Haplopus  ceratophyllus  Burm.)  2  A.  ,  As- 
chiphasma  Westw.  19  A.  ,    Lop  aphus  n.  g.  (für  Ph.  Bojei  de  Haan 
und  cocophages  Newp.)  9  A.,  Xeroderus  Gray  3  A. ,  Xerosoma  Serv. 
1  A. ,    Creoxylus    Serv.    6  A. ,    Cyphocrania  Gray    14  A.  ,    Platycrania 
Serv.  3  A.,  Acrophylla  Gray   10  A.,  Podacanthus  Gray  2  A. ,  Loxo- 
psis    n.  g.    (für  Phasma  conocephalum  de  Haan)  1  A. ,   Phasma  auct. 
32  A. ,  Kecroscia  Serv    82  A. ,    M etri  otes  n.   g.  (für  Phasma  reti- 
culata  Stoll)  13  A. ,  Dinelytron  Gray  6  A.,    Tropidoderus  Gray  2  A., 
Prisopus    Serv.    11    A.  ,    Ectatosoma  Gray    1    A.    und    Phyllium     Ulig. 
15  Arten.  —  Die  Anordnung  der  Gattungen  unter  den  Pterophasmina 
ist  erstens  nach    der    Anwesenheit   der  Flügel    beim  Männchen  allein 
oder  bei  beiden  Geschlechtern,  in  letzterem  Fall  nach  der  Ausbildung 


404     Gerstaecker:  Biericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

der  Deckflügel  getroffen,  welche  bei  Aschiphasma  am  geringsten,  bei 
Phyllium  am  ansehnlichsten  ist. 

Eine  neue  Gattung,  die  aber  wohl  jedenfalls  der  Gatt.  Palophus 
Westvv.  des  eben  genannten  Werkes  entspricht,  ist  vonStal  (Öfvers. 
Vetensk.  Akad.  Förhandl.  XV.  p.  308)  unter  dem  Namen  Bactrodo- 
dema  aufgestellt  worden.  Der  Körper  (des  Weibchens)  ist  geflügelt, 
die  Tegmina  um  ein  Dritttheil  kürzer  als  der  Mesothorax,  die  Hin- 
terflügel 2yamal  so  lang  als  jene,  der  Kopf  zwischen  den  Augen  mit 
zwei  genäherten  ,  dreieckigen  ,  an  den  Rändern  ausgenagten  Hörnern, 
der  Mesothorax  fast  viermal  so  lang  als  der  Prothorax ,  die  Miftel- 
und  Hinterschenkel  gegen  die  Basis  hin  mit  zwei  Dornen  in  Blalt- 
form.  —  Art:  B.  tiarata  ,  160  Mill.  lang,  aus  den»  Lande  der  Dama- 
ras  (Süd-Afrika). 

Ebenso  wären  die  gleichzeitig  von  Saussure  (Rev.  et  Magas. 
de  Zool.  1859.  p.  61  if.)  diagnoslicirten  Süd  -  Amerikanischen  Arten 
auf  das  Westwood'sehe  Werk  erst  noch  zu  veigleichen:  Bacteria 
emortualis  und  longimana  von  Bahia,  spinigera  aus  Brasilien,  Azteca 
und  Tolteca  aus  Mexiko,  haculus  Amerika,  Acanthoderus  mexicanus, 
Acanth.  [Xylodus  subg.  nov.)  adumbratus  von  Portorico  und  Prisopus 
mexicanus.  Die  Charaktere  der  Untergattung  Xylodus  werden  folgen- 
dermassen  festgestellt:  Corpus  valde  abnorme,  mesonotus  arcuatus  (?), 
pedes  breves  ,  abnormes,  antici  compressi  ,  foliacei;  abdominis  seg- 
menta  tria  ultima  brevia,  operculum  vaginale  sat  magnum,  carinatum. 

Genauere  Angaben  über  Bacillus  Rossii  Fab.  und  seine  Abän- 
derungen (Weibchen)  machte  Yer  sin  (Annal.  soc.  entom.  VIH.  p.  514). 

6ryll0d6ä.  Eine  neue  Gattung  P  ar  occa  MfÄ  MS  Saussure  (Rev. 
et  Mag.  de  Zool.  1859-  p.  317)  wird  vom  Verf.  mit  Oecanthus  und 
Trigonidium  verglichen.  Kopf  und  Augen  kuglig,  Taster  verlängert 
mit  gleich  langen  letzten  Gliedern,  Vorderrücken  klein,  Flügeldecken 
convex  ,  Flügel  lang;  Vorderschienen  mit  Trommelhöhle,  aber  nicht 
erweitert,  Hinterschenkel  mit  aufgetriebener  Basis,  Hinterfüsse  drei- 
gliedrig. —  Art :  Par.  mexicanus.  —  Neue  Arten  (ebenda  p.  315  f.) 
sind:  Gryllotalpa  Azteca ,  Bkipipteryx  mexicanus,  Gryllus  Aztecus, 
Citbensis,  Mexicamis,  Nemobius  Toltecus. 

Ausserdem  sind  als  n.  A.  zu  erwähnen:  Acheta  supplicans, 
aequalis,  confirmata  und  Platydactylus  crassipes  Walker  (Annais  of 
nat.  bist.  IV.  p.  221  fF.)  von  Ceylon,  Gryllus  marginatus,  pubescens  und 
tomentosus  Eversmann  (Bullet,  de  Moscou  1859.  L  p.  127)  aus  den 
südlichen  Kirgisensteppen  ,  letztere  drei  in  ihrer  Begründung  wohl 
etwas  zweifelhaft. 

LoCUStinä.  H.  de  Saussure  machte  (Rev.  et  Mag.  de  Zool. 
1859.  p.  201  ff.)  folgende  neue  Gattungen  und  Arten  aus  Amerika  be- 
kannt: Orchesticus  n.  g.  ,  mit  Thyreonotus  und  Pterolepis  ver- 
wandt; Kopfvorsprung    kurz    und  stumpf,  Fühler  sehr  lang,  Kieferta- 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  u.  60.     405 

ster  verlängert ,  Vorderrücken  den  Brustkasten  bedeckend  ,  gekielt, 
Prosternum  zweispitzig ,  Metasternum  zweilappig  ;  Flügel  fehlend. 
Vorderschienen  zwei-,  Miltelschienen  vierreihig  gedornt,  Hinter- 
beine mit  an  der  Basis  stark  verdickten  Schenkeln  und  4  bis  6  sehr 
grossen  Enddornen  an  den  Schienen,  Vorderhüften  aussen  gedornt.  — 
Art:  0.  americanus  Tenessee.  —  2)  Sc  h  o  eno  bat  es  n.  g.  Kopf 
gekielt  mit  zusammengedrücktem  Vorsprunge,  Fühler  sehr  lang,  ebenso 
die  Kiefertaster  ,  Pronotum  den  ganzen  Thorax  bedeckend  ,  Flügel- 
decken kurz,  Flügel  fehlend;  Vorder-  und  JMittelbrust  zweizähnig, 
Hinterbrust  ausgerandet,  IMittelschienen  mit  4,  die  übrigen  mit  2  Dor- 
nenreihen, Tarsen  zusammengedrückt.  Mit  Rhaphidophora  verwandt. 
—  Art:  Seh.  mexicanus.  —  3)  D aihinia  (Bald.)  n.  g.  Kopf  wie 
bei  Stenopelmatus  ,  Kopfvorsprung  breit ,  zwischen  ihm  und  den  Au- 
gen jederseits  eine  längliche  Grube,  Fühler  und  Taster  sehr  lang  und 
dünn,  Thorax  und  Hinlerleib  zusamniengedrückt;  Vorder-  und  Mit- 
telschienen mit  dünner  Basis ,  in  der  Mitte  etwas  erweitert  ,  unten 
zweireihig  fein  gedornt,  Hinterschenkel  sehr  gross,  mit  äusserst  dicker 
Basisy  Hinterschienen  vieldornig ,  an  der  Spitze  6  grosse  Dornen. 
Tarsen  zusammengedrückt ,  Legescheide  kaum  sichtbar,  Brustbein 
schmal,  unbewehrt;  Flügel  fehlen. — Art:  D.  mexicana.  — Pfeue  Ar- 
ten sind  ferner  :  Phaneroptera  Tolleca  Mexiko  ,  Phylloptera  angusti^ 
folia  ,  ensifolia ,  erinifolia,  derodifolia  Bahia,  pisifolia,  Azteca,  Tol~ 
teca,  Tarasca,  Mexicana,  Otomia  Mexiko,  salicifolia,  rhomhifolia  Ca- 
rolina, Totonaca  Mexiko,  sahifolia  Bahia,  Huasteca  Mexiko,  legumen 
Amerika,  Zendala  Mexiko,  Platyphyllus  Zimmermanni  Süd- Carolina, 
Acanthodis  mexicana  ,  Azteca  ,  Tolteca  Mexiko  ,  regina  Bahia,  Copio- 
phora  mexicana,  Conocephalus  Sallei  Mexiko,  dentifrons  Bahia,  occi~ 
dentalis  Haiti,  Mexicanus  ,  Nicti  und  Xiphidium  mexicanum  Mexiko, 
X.  saltalor  Guyana,  Listroscelis  armata  Bahia,  Phalangopsis  Aztecus, 
Stenopelmatus  mexicanus ,  Sallei  ,  minor ,  Nieti^  Sumichrasti,  hislrio, 
Sartorianus  Mexiko,  Chilensis  Chile. 

J.  P.  E.  Frdr.  Stein  (Berl.  Ent.  Zeitschr.  IV.  p.  257.  Taf.  5) 
machte  eine  neue  Europäische  Heuschrecken-Gattung  und  Art  Dryma- 
dusa  spectabiiis  aus  Griechenland  bekannt,  welche  er  mit  Pterolepis 
in  Vergleich  bringt;  von  Decticus,  mit  der  sie  im  Habitus  und  allen 
wesentlichen  Charakteren  übereinstimmt,  würde  sich  dieselbe  allen- 
falls durch  die  etwas  abweichende  Bedornung  der  Hinterschienen, 
den  Mangel  der  Prothoraxkiele  und  den  stärker  verengten  Stirnlappen 
unterscheiden  ;  durch  letzteres  Merkmal  schliesst  sie  sich  an  die  Un-' 
tergattung  Gampsocleis  Fieb.  an.  Auf  die  Larve  der  Dr.  spectabiiis 
ist  offenbar  die  Ephippigera  dorsalis  Brülle  (Expcd.  scient.  de  Moree 
pl.  29.  flg.  8)  zu  beziehen. 

Ref.  hat  (dies.  Archiv  f.  Natiirgesch.  XXVI.  p.  245— 278)  eine 
Bearbeitung    der    Arten    der    Gattung   Gryllacris    Scrv.    mit   besonde- 


406     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

rer  Berücksichtigung  der  hier  sehr  mannigfach  und  zum  Theil  auf- 
fallend gebildeten  männlichen  Copulationsorgane  geliefert.  Von  den 
33  bis  jetzt  bekannten  Arten  sind  die  meisten  den  Sunda-Inseln  eigen, 
obwohl  einzelne  auch  über  die  anderen  Welltheile  mit  Ausnahme 
Europa's  verbreitet  sind  ;  19  derselben  ,  welche  der  Mehrzahl  nach 
neu  sind,  sind  nach  eigener  Anschauung,  zum  Theil  jedoch  nur  nach 
einem  der  beiden  Geschlechter  beschrieben  ,  die  übrigen  gehörigen 
Orts  eingeschaltet.  In  Neu-Holland  ,  Kord-Amerika  und  Süd-Afrika 
sind  die  ungeflügolten  Arten  der  Gattung  einheimisch,  während  Asien 
nur  geflügelte  besitzt. 

Von  Yersin  (Annal.  soc.  entom.  VIII.  p.  517  ff.)  wurden  Ephip- 
pigera  maculata  und  Pterolepis  Brisoutii  als  n.  A,  aus  Sicilien,  Me- 
conema  hrevipennis  und  Pterolepis  Raimoudii  alsn.A.  von  Hyeres  be- 
schrieben und  auf  Taf.  10  abgebildet.  Ausserdem  wird  Thamnotrizon 
fallax  Fisch,  nochmals  beschrieben. 

Thamnotrizon  austriacus  Türk  (Wiener  Entom.  Monatsschr.  IV. 
p.  85)  n.  A.  aus  Üesterreich  ,  Ephippiger  taurus  Eversmann  (Bullet, 
de  Moscou  1859.  I.  p.  128)  n.  A.  aus  den  östlichen  Kirgisensteppen, 
Steirodon  lanceolatum  Walker  (Annais  of  nat.  bist.  IV.  p.  222)  n.  A. 
von  Ceylon  und  Hetrodes  diademata  Stal  (Ofvers.  Vetensk.  Akad.  För- 
handl.  XV.  p.  308)  n.  A.  aus  Süd-Afrika,  vom  Flusse  Kuisip. 

Lucas  (Bullet,  d.  1.  soc.  entom.  1860.  p.  46)  machte  Mitthei- 
Inngen  über  die  Jugendform  von  Hetrodes  Guyonii  Serv. ,  welche 
violettblau  mit  corallenrothem  Thorax  ist. 

Acridiodoa.  Neue  Gattungen  von  Saussure  (Rev.  et  Mag.  de 
Zool.  1859.  p.  390  ff.)  sind:  1)  Ichthydi  an  n.  g.  von  Opsomala 
durch  den  Mangel  beider  Flügelpaare  und  weniger  schräges  Gesicht 
abweichend;  Fühler  13-gliedrig,  dreikantig,  Augen  oval,  beim  Männ- 
chen sehr  gross  und  hervorspringend  ;  Körper  zusammengedrückt,  Vor- 
derbrust mit  Höcker ,  Beine  kurz.  —  Art :  /.  mexicanum.  —  2)  Xi  - 
pho  phora  n.  subg.  ,  von  Xiphocera  durch  dicke  Fühler,  kürzeren 
Kopfvorsprung,  breite  Stirnlamelle,  genäherte  Augen,  breite  Hinter- 
schenkel und  beiderseits  gleiche  Schiendornen  abweichend.  —  Art: 
X.  atnericana  Guyana.  —  3)  Machaerocera  n.  g.,  gleichfalls  Xi- 
phocera sehr  ähnlich,  aber  mit  unbewehrter  Vorderbrust;  Fühler 
verlängert ,  flachgedrückt ,  Kopf  rüsselartig  mit  etwas  abschüssigem, 
vierkieligem  Gesichte,  Pronotum  runzelig  ,  zusammengedrückt,  hinten 
flach  und  gekielt ,  Flügeldecken  länger  als  der  Körper,  Hinterschie- 
nen zierlich,  normal  gebildet.  —  Art:  M.  mexicana.  — 4)  Polysar- 
cus  n.  g.,  zwischen  Rhomalea  und  Monachidium  ;  Fühler  15-gliedrig, 
fadenförmig,  Gesicht  senkrecht,  4-kielig  ,  Scheitelhöhe  zusammenge- 
drückt, plattenförmig;  Thorax  dick,  in  der  Mitte  aufgetrieben,  Vor- 
derrücken mit  Crista,  Vorderbrust  stachlig,  Hinterleib  klein,  cylin- 
drisch,  Hinterbeine  verlängert.  —  Art:  P.  atatus  Bahia.  —  Neue  Ar- 


im  Gebiete   der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  u.  60.     407 

ten  sind  ferner  :  Sphenarium  mexicanum,  Rhomalea  pedes  (Rh.  centu- 
rio  Drur.  und  oques  Burm.  zugleich  charakterisirt)  Alexiko,  Monachi- 
dium  ornrtfMm  Brasilien,  Ommatolampis  (Proclolabus)  tnexicana,  cincta 
Brasilien,  (OphthalmolampisJ  colibri  Guyansi  und  Yersini  Süd-Amerika? 

Walker  (Annais  of  nat.  hist.  IV.  p.  222  (T.)  beschrieb  Truxalis 
exaltala  ,  porrecta,  Acridium  extensian  ,  deponens  y  rußtibia  ,  respon- 
dens,  cinctifemur?,  nigrifascia  als  n.  A.  von   Ceylon. 

Eversmann  (Bullet,  de  Moscou  1859.  I.  p.  133  ff.)  Sienobo- 
thrus  Simplex,  Gomphocerus  deserticola,  Oedipoda  Wagneri  als  n.  A. 
aus  dem   Ural  und  von  der  Wolga. 

Yersin  (Annal.  d.i.  soc.  entom.  VIII.  p.  529)  Portketis  simil- 
lima  als  n.  A.  aus  Sicilien,  ausserdem  Porthetis  Raulinii  Luc.  nach 
Syrischen  Exemplaren. 

Nach  Stal  (Öfvers.  Vetensk.  Akad.  Förhandl.  XV.  p.  247)  kom- 
men Oedipoda  cinerascens  und  Tetrix  Schrankii  Fieb.  auch  in  Schwe- 
den vor. 

Verschiedene  über  die  Wanderungen  von  Pachytylus  migrato- 
rius  und  andere  schädliche  Arten  gemachte  Mittheilungen  vergl. 
Insekten ! 

ForflCUlina.  H.  Do  hm  (Entom.  Zeitung  1859.  p.  105  f.)  be- 
schrieb Forficula  Freyi  als  n.  A.  aus  der  Schweiz  und  zugleich  die 
wenig  bekannte Forf.  Orsinii  Gene,  welche  von  F.  biguttata  specifisch 
verschieden  ist. 

Eine  zweite  neue  Art  ist  Forficula  Arackidis  Yersin  (Annal.  d. 
1.  soc.  entom.  VIII.  p.  509)  von  Marseille. 

Embidäd-  Lucas:  „Quelques  remarques  sur  la  propriete  que 
possede  la  larve  de  l'Embia  mauritanica  etc."  (Annal.  d.  1.  soc.  en- 
tom. VII.  p.  441  ff.)  machte  auf  die  schon  in  der  Explorat.  de  Algerie 
von  ihm  erwähnte  Fähigkeit  der  Embia-Larven,  sich  bei  ihrer  jedes- 
maligen Häutung  ein  Cocon  zu  spinnen,  aufmerksam.  Eine  Anzahl 
solcher  Larven,  die  Verf.  ohne  Hülle  in  einen  Behälter  gebracht 
hatte,  fand  er  später  in  diesem  von  einem  Gespinnste  eingeschlossen 
wieder;  ebenso  traf  er  sie  in  Algier  unter  Steinen  innerhalb  eines 
Gespinnstes,  in  das  sie  sich  zurückzogen,  wenn  er  sie  ergreifen 
wollte.  Die  Larven  kommen  stets  vereinzelt  vor;  die  Imago  dagegen 
beobachtete  Verf.  in  der  Provinz  Constantine  einmal  in  grosser  An- 
zahl beisammen. 

Ferlariae-  Perla  sndetica  Kolenati  (Fauna  des  Altvaters  p,  33, 
Wien.  Ent.  Monatsschr.  IV.  p.  384)  n.  A.   aus  Schlesien. 

Ephemerina.  Von  Walker  (Transact.  entom.  soc.  V.  p.  198f.) 
wurden  Ephemera  dislocans  vom  Cap  ,  Potamanthus  exspectans  und 
Palingenia  annulifera  aus  Hindostan  ,  continua  vom  Amazonenstrome 
und  Cloeon  debilis  aus  Hindostan  als  n.  A.  aufgestellt. 


408     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Von  Kolenati  (Fauna  des  Altvaters  p.  31.  AYien.  Ent.  Mo- 
natsschr.  IV.   p.  383)  Baetis  iridana  n.  A.   aus  Schlesien. 

Von  Hagen  (Annal.  soc.  entom.  VIII.  p.  746)  Baetis  Bellieri 
n.  A.  aus  Sicilicn,  durch   einige  kurze  Angaben    bezeichnet. 

Derselbe  (Entom.  Zeitung  1859.  p.  431)  berichtete  über  das 
Vorkommen  der  Palingenia  longicauda  (und  der  Acanthaclisis  occita- 
nica)  in  Preussen. 

Libellulina.  Die  monographische  Bearbeitung  dieser  Familie 
durch  Selys-Longchamps  und  Hagen  ist  in  stetem  Fortschritte 
begriffen  und  ist  nach  Publikation  der  Calopteryginen  und  Gomphi- 
nen  ,  zu  denen  bereits  Supplemente  vorliegen  ,  zunächst  auf  die 
schwierigste  Gruppe  der  Odonaten,  auf  die  Agrioniden  gerichtet. 
Wie  bisher  wird  der  ausführlichen  Beschreibung  der  Gattungen  und 
Arten  eine  Synopsis  mit  kürzeren  Charakteristiken  vorausgeschickt, 
w^elche  zwar  unter  Selys-Longchamps  Namen  allein  im  Bulletin 
de  I'academie  de  Belgique  publicirt  wird,  aber  ebenfalls  auf  den  ge- 
meinsamen Forschungen  beider  Autoren  beruht.  Seit  unserem  letz- 
ten Berichte  sind  folgende  vier  vorläufige  Bearbeitungen  publicirt 
worden:  1)  Additions  au  Synopsis  des  Calopterygines  (Bullet,  de 
I'acad.  de  Belgique  VII.  p.  437—451).  Zu  den  100  früher  bekannt 
gemachten  Arten  kommen  hier  18  neue,  von  denen  Ya  der  Ausbeute 
von  Wallace  auf  den  Sundainseln  u.  s.  w.  entlehnt  sind.  Caliphaea 
1  A.  ,  Hetaerina  2,  Euphaea  4,  Heliocharis  1,  Dicteria  1,  Aniso- 
neura  n.  g.  1  A.  (Himalaya),  Rhinocypha  3,  Micromerus  3,  Tetra- 
neura  1  und  Thore  1  Art.  —  2)  Additions  au  Synopsis  des  Gomphi- 
nes  (ebenda  VIL  p.  530—552).  Zu  den  in  der  Monographie  beschrie- 
benen Arten  werden  6  neue  hinzugefügt,  die  den  Gattungen  Erpeto- 
gomphus,  Neogomphus,  Gomphoides,  Cyclophylla  und  Aphylla  ange- 
hören; über  andere  werden  Berichtigungen  und  Ergänzungen  beige- 
bracht und  acht  derselben  eingezogen ,  so  dass  sich  die  Zahl  der 
Arten  gegenwärtig  auf  138  stellt.  —  3)  Synopsis  des  Agrionines,  1. 
legion :  Pseudostigma  (ebenda  X.  p.  9 — 27).  Die  Gruppe  umfasst  die 
Gattung  Megaloprepus  Ramb.  (Untergattungen  Megaloprepus  und  Mi- 
crostigma) mit  4  A.  und  Mecistogaster  Ramb.  (Untergattungen  Pseudo- 
stigma und  Mecistogaster)  mit  8  Arten.  Viele  der  Arten  früherer  Au- 
toren sind  nur  auf  Varietäten  und  Altersstufen  von  solchen  begründet 
worden.  —  4)  Synopsis  des  Agrionines,  Derniere  legion:  Protoneura 
(ebenda  X.  p.  431 — 462).  Die  Gruppe  umfasst  drei  Gattungen:  Fla- 
tysticta  (Untergattungen  Palaemnema  und  Platysticta)  mit  9  A.,  Allo-' 
neura  (Untergattungen  Peristicta ,  Disparoneura,  Alloneura  und  Noso- 
sticlsi)  mit  15  A.  und  Protoneura  (Untergattungen  Idioneura,  Keoneura 
und  Protoneura)  mit  6  Arten.  —  Die  Gruppe  von  Pseudostigma,  welche 
durch  den  Mangel  eines  deutlich  begränzten  ,  oft  dicht  geäderten 
Stigmas    charakterisirt   ist  ,  beschränkt  sich  auf  Amerika  und  umfasst 


im   Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  u.  60.     409 

die  durch  ihre  auffallende  Grösse  bekannten  Arten,  wie  Lib.  coerulata 
und  Lucretia  Drury.  Die  Gruppe  Protoneura  ist  dagegen  den  Tropen 
beider  Erdhälften  und  dem  Süden  Afrika's  eigen  und  gehört  zu  den 
Agrionen  ,  welche  ein  von  einer  einzelnen  Zelle  gebildetes  iSligma 
besitzen  ;  sie  unterscheidet  sich  von  den  übrigen  durch  den  fehlen- 
den oder  ri.dimentären   unleren  Sektor  des  Flügeldreiecks. 

de  Selys-Longchamps,  Catalogue  des  Insectes  Odonales 
de  la  Belgique  (Annales  d.  1.  soc.  entom.  Beige  III.  p.  145 — 164). 
Verf.  giebt  eine  Aufzählung  von  59  in  Belgien  bis  jetzt  aufgefunde- 
nen Libellulinen  mit  Angaben  über  ihre  Häufigkeit,  Erscheinungszeit, 
Fundorte,  Abänderungen  u.  s.  w. 

Derselbe  (Annales  soc.  entom.  de  France  VIII.  p.  741  f.) 
stellte  ein  Verzeichniss  von  37  auf  Sicilien  beobachteten  und  gesam- 
melten Odonaten  zusammen  ;  unter  denselben  liguriren  beide  Arten 
von  Cordulegaster. 

Hagen  (Palaeontographica  VIII.  p.  22 — 26.  Taf.  3)  gab  eine 
ausführliche  Beschreibung  von  Petalura?  acutipennis  aus  der  Braun- 
kohle von  Sieblos  :  der  Unterflügel  ist  bis  auf  kleine  Stellen  erhal- 
ten, vom  Oberflügel  nur  die  Basis. 

Giebel  (Zeitschr.  f.  d.  gesammt.  Naturwiss.  XVI.  p.  127)  machte 
Aeschna  Wittei  als  n.  A.  aus  dem  lithographischen  Schiefer  von  So- 
lenhofen  bekannt;  Abbildung  auf  Taf.  1.  Das  Exemplar  ist  bis  auf 
den  Kopf  erhalten  und  liegt  mit  ausgebreiteten ,  fast  vollständigen 
Flügeln,  die  im  Geäder  sehr  schön  erhalten  sind. 

PsOCina..  Von  Hagen  wurden  (Verhandl.  d.  zoolog. -botan. 
Gesellsch.  in  Wien  IX.  p.  200  ff.)  Diagnosen  von  folgenden  neuen 
Ceylonesischen  Arten  gegeben:  Psocus  uniformis ,  boops  ,  impressuSf 
unduosus ,  circularis,  piger,  lanatus  ,  crihrarius  ,  pallialus  ,  delicatus, 
roseus,  molestus,  apertus,  aethiops,  multipunctatus,  zonatus  und  Am- 
phicetomttm  trichopteryx. 

Von  Walker  (Transact.  entom.  soc.  V.  p.  198)  beschrieben: 
Psocus  reponens  n.  A.     Süd-Amerika. 

FbySOpodä-  Als  neue  Arten  wurden  beschrieben:  Phloeothrips 
Halidayi  aus  Schlesien  von  Kolenati  (Fauna  des  Altvaters  p.  39. 
Wien.  Entom.  Monatsschr,  IV.  p.  390)  und  Phloeothrips  stenomelas  aus 
Ceylon,  von  Walker  (Annais  of  nat.  bist.  IV.  p.223). 

Neuroptera. 

lieber  die  Neuropteren-  (und  Pseudoneuropleren-) 
Fauna  Amerika's  gab  Hagen  in  der  Entomol.  Zeitung  1860, 
p.  209  ff.  eine  vorläufige  Notiz,  hauptsächlich  in  Betreff  der 
Zahlenverhältnisse  der  diesem  Welttheil  eigenen  Arten.  In 
seinem  gegenwärtig  schon  im  Druck   vollendeten,   für   die 


410     GergtaecUer:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Smithsonian  Institution  bearbeiteten  Cataloge  der  Neuropteren 
Nord  -  Amerika's  mit  Einschluss  von  Mexiko,  den  Antillen 
und  Central- Amerika,  welchem  zugleich  ein  Verzeichniss 
der  Südamerikanischen  Arten  angehängt  ist,  hat  der  Verf. 
im  Ganzen  1170  Arten  in  139  Gattungen  zusammengestellt, 
von  denen  42  auf  die  Termiten,  4  auf  die  Embiden,  30  auf 
die  Psocinen,  80  auf  die  Perlinen,  57  auf  die  Ephemeriden, 
534  auf  die  Libellen,  28  auf  die  Sialiden,  199  auf  die  He- 
merobiden ,  27  auf  die  Panorpen  und  170  auf  die  Phryga- 
niden  kommen.  Neu  sind  436  Arten,  Nord-  und  Süd- 
Amerika  gemein  53  Arten;  unter  15  Arten,  welche  Nord- 
Amerika  mit  Europa  gemein  haben  soll,  sind  mehrere 
zweifelhaft.  Mit  Asien  hat  es  ausser  acht  sibirischen  Arten 
4  (Libellen),  mit  Australien  2,  mit  Afrika  1  Art  gemein. 
Die  muthmassliche  Zahl  der  in  Amerika  überhaupt  existiren- 
den  Neuropteren  glaubt  der  Verf.  wenigstens  auf  3000  ver- 
anschlagen zu  dürfen. 

Derselbe  setzte  seine  Synopsis  der  Neuropteren  (incl. 
Pseudoneuropteren)  Ceylon's  im  9.  Bande  der  Verhandlungen 
der  zoolog.  botan.  Gesellsch.  zu  Wien  p.  199 — 212  durch 
Bekanntmachung  von  Diagnosen  neuer  durch  Nietner  auf 
Ceylon  entdeckter  Arten  fort.  Eine  besondere  Bereicherung 
erhält  dadurch  ausser  der  schon  bei  den  Orthopteren  er- 
wähnten Familie  der  Psocina  die  Gruppe  der  Phryganiden, 
welcher  16  neue  Arten  zuwachsen. 

Walker,  Characters  of  undescribed  Neuroptera  in 
Ihe  collection  of  W.  W.  Saunders  (Transact.  entom.  soc.  V. 
p.  176 — 199)  machte  eine  grössere  Anzahl  ausländischer 
Neuropteren  verschiedener  Länder,  den  Familien  der  Trichop- 
teren ,  Sialiden  und  Hemerobinen  angehörig,  durch  apho- 
ristische Beschreibungen  bekannt.  Von  Pseudoneuropteren 
folgen  ebenfalls  einige  Arten  aus  den  Familien  der  Pso- 
cinen und  Ephemeren. 

Hagen  (Annal.  soc.  entom.  VIII,  p  746  f.)  verzeich- 
nete 16  aufSicilien  gesammelte  Neuropteren,  worunter  zwei 
den  Pseudoneuropteren  (Ephemeren  und  Perlarien)  ange- 
hören. 

A.  May,  Die  Neuroptera  um  Dillingen  (13.  Bericht  d. 


im   Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  u.  60.     411 

naturhist.  Vereins  in  Augsburg  1860,  p.  136—138).  Ein 
Namensverzeichniss  von  31  Libellulinen,  4  Ephemeren,  3  Per- 
larien, 2  Phryganiden  und  7  Planipennien. 

Hemerobini.  llagen  (Verhandl.  d.  zoolog.  -  botan.  fiesellsch. 
in  Wien  IX.  p.  207  f.)  diagnosticirte  Chrysopa  'orientalis,  Micromus 
calidus  und  Hemerobhis  iniquus  als  n.  A.  aus  Ceylon. 

Girard  beschrieb  (Anna),  soc.  enton).  VII.  p.  163.  pl.  5)  nebst 
Abbildung  Hemerohins  trimacnlatus  n.  A.  von  Sumatra.  —  Hagen 
(Entom.  Zeitung  1860.  p.  98)  vergleicht  diese  Art  mit  seiner  Chry- 
sopa  punctata  von  Ceylon,  der  sie  nahe  verwandt  ist  und  möchte  sie 
für   identisch  mit  Hem.  candidus  Fab.  halten. 

Von  Walker  (Transact.  entom.  soc.  V.  p.  181  ff.)  wurden  fol- 
gende neue  Arten  und  Gattungen  bekannt  gemacht :  Mantispa  com-' 
pellens  vom  Amazonenstrome  ,  umbripennis  Port  Katal,  lurida  Vaterl, 
nicht  angegeben.  —  Varnia  n.  g.  Körper  robust  (soll  dem  von 
Perla  gleichen),  Kopf  sehr  kurz,  fast  von  Thoraxbreite,  Taster  sehr 
kurz,  Prothorax  quer,  viereckig,  reichlich  doppelt  so  breit  als  lang, 
Mesolhorax  noch  etwas  breiter;  Hinterleib  dick,  fast  doppelt  so  lang  als 
der  Thorax,  Beine  kräftig,  unbewehrt.  Flügel  lang,  massig  breit;  zwi- 
schen Costa  und  Subcosta  zahlreiche  Queradern,  die  gegen  die  Spitze 
hin  zahlreicher  werden,  Radius  niehrere  parallel  laufende  Sektoren 
aussendend.  —  Art:  V.  per/oirfes  West-Australien.  —  Osmylvs  puncti~ 
pennis,  Chrysopa  ignohilis  und  pubicosta  Hindostan,  Mozambica,  Äpo- 
chrysa  beata  Amazonenstiom,  Drepanepteryx  falculoides  ,  Hemerobnis 
decisus  und  setosulus  Hindostan,  Tasmaniae  Vandiemensland.  —  B  e  - 
rotha  n.  g.  Körper  schlank,  Kopf  breiter  als  der  Thorax,  Augen 
länglich  ,  Fühler  fadenförmig,  genähert,  wenig  länger  als  der  halbe 
Körper,  mit  wenigen  Gliedern;  Prothorax  fast  quadratisch,  Hinterleib 
zusammengedrückt,  Beine  haarig,  Flügel  schmal,  fast  sichelförmig, 
gev/impert,  mit  sehr  wenigen  Queradern  und  sehr  schrägem  Aussen- 
rande.  —  Art:  B.  insolita  Hindostan.  —  Myrmeleon  tigroides  Hindo- 
stan, conicollis,  nigrivenlris,  pubiventris  ,  albidilinca  Amazonenstrom, 
indiges  Haiti,  excogitans  und  ambiguus  ohne  Vaterlands-Angabe  ,  ob- 
ducens,  perplexns,  conlractus  und  insolitvs  Hindostan  ,  incuratus  und 
eccentros  Port  ISatal  ,  pecnliaris  Brasilien  ,  Ascalaphvs  leucostigma 
Amazonenstrom,  unicus  und  sublngens  Süd-Amerika,  inlraclabilis  West- 
Afrika,  flavilinea  Port  Natal,  decrepitus  Hindostan. 

In  seinem  „Beitrag  zur  Kennlniss  der  Myrmeleon-Arten"  (En- 
tom. Zeitung  1860.  p.  359  ff.)  macht  Hagen  den  Versuch,  die  sich 
gegenwärtig  auf  etwa  270  belaufenden  Arten  der  Galtung  Myrmeleon 
in  Gruppen  zu  zerlegen,  denen  er  zum  Theil  den  Rang  von  beson- 
deren Gattungen  zuerkennen  möchte;  unter  Feststellung  ihrer  Cha- 
raktere wird  jedesmal    eine  Aufzählung    der  ihnen  angehörenden  Ar-; 


412     Gerstaecker:    Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

ten  gegeben.  Unter  Palpares  Ramb.  mit  etwa  40  bekannten  Arten 
lassen  sich  vier  Untergruppen  aufstellen,  welche  sämmtlich  der  alten 
Welt  eigenthümlich  sind  ;  zwei  sich  ihnen  anschliessende  Arten  aus 
Süd-Amerika  (z.  B.  elegans  Perty)  sind  davon  abzusondern.  Unter 
Acanthaclisis  Ramb.  mit  30  Arten  unterscheidet  Verf.  gleichfalls  drei 
Gruppen.  Von  der  übrig  bleibenden  grossen  Masse  der  Myrmeleonen 
lassen  sich  nach  der  Länge  der  mittleren  Taisenglieder  Megistopus 
Ramb.  (2  A.)  und  Gymnocnemia  Schneid.  (=  Aplectrocnemus  Costa) 
mit  1  A.  absondern;  sodann  diejenigen  Arten,  bei  denen  die  fünfte 
Längsader  der  Vorderflügel  dem  Hinterrande  parallel  läuft  (z.  B.  Myrm. 
lineatus  Latr.,  murinus  Klug  u.  a.,  im  Ganzen  etwa  20  Arten).  Letz- 
tere gedenkt  der  Verf.  zu  einer  eigenen  Gattung  Creagris  (ver- 
gebener Name!  Coleoptera)  zu  vereinigen.  —  Die  übrigen  Arten,  bei 
denen  die  fünfte  Längsader  schräg  zum  Hinterrande  verläuft,  bilden 
ebenfalls  mehrere  Gruppen  :  1)  mit  stark  gefleckten  Flügeln,  JVl.  pan- 
therinus  Fab.,  roseipennis  Burm.  u.  a.  16  Arten  ;  2)  mit  mehrfachen 
Zellenreihen  im  Randfelde,  M.  abdominalis  Say,  9  Arten;  3)  mit  lan- 
gen Sporen  der  Vorderschienen,  von  der  Länge  der  vier  ersten  Tar- 
senglieder.  M.  tetragrammicus  Fab.,  29  Arten  ;  4)  die  Sporen  nur  so 
lang  wie  die  zwei  ersten  Tarsenglieder  (Macronemurus  Costa)  M. 
appendiculatus  Latr.,  10  Arten;  5)  die  Sporen  kürzer  als  die  zwei 
ersten  Tarsenglieder  (Myrmecaelurus  Costa)  M.  trigrammus  Pall.,  14 
Arten;  6)  die  Sporen  nur  etwa  von  der  Länge  des  ersten  Tarsen- 
gliedes.     M.  formicarius,  formicalynx,  98  Arten. 

Derselbe,  „Beitrag  zur  Kenntniss  der  Neuropteren"  (Entern. 
Zeitung  1859.  p.  405  tf.)  mustert  eine  Anzahl  von  Mantispa -Arten  : 
M.  auriventris  Guer.  (==  M.  apicalis  Loew) ,  brunnea  Say  (=  varia 
Erichs.),  interrupta  Say,  prolixa  und  notha  Erichs.,  perla  Pall.  Zwei 
neue  Arten  sind  :  M.  fuliginosa  (Loew  i.  lit.)  und  Chilensis.  Verf. 
führt  sodann  auch  aus  den  Imagines  den  Beweis,  dass  Mantispa  zu 
den  Hemerobiden  ,  Rhaphidia  dagegen  zu  den  Sialiden  gehört  und 
theilt  die  Hemerobiden  in  solche  ohne  Haftlappen  (Myrmeleontiden 
und  Nemopteren)  und  solche  mit  Haftlappen  (Hemerobiden  und  Man- 
tispiden).  Schliesslich  giebt  er  Auskunft  über  die  von  Wesmael 
beschriebenen  Hemerobiden  ,  deren  Typen  er  untersucht  hat  und  die 
er  besonders  auf  die  S  ch  n  ei  d  er'schen  und  Brauer'schen  Arten 
zurückführt. 

Derselbe  (Entoni.  Zeitung  1860.  p.  225)  bemerkt,  dass  Man- 
tispa irroi ata  Erichs,  schon  im  J.  1834  von  Fisch  er  v.  Waldheim 
als  Rhaphidia  Riedeliana  beschrieben  worden  sei;  die  Rhaph.  mar- 
garitacea  desselben  Autors  ist  vielleicht  identisch  mit  Mantispa  viri- 
dula  Erichs. 

Derselbe  (ebenda  1860.  p.  38  fT.)  berichtete  über  die  von 
Costa    in    der    Faunadel    regno    di    Kapoli    1855—57    bearbeiteten 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  u.  60.     413 

Myrmeleontiden  und  Ilemerobiden  Neapels  und  beurtheilte  die  darin 
aufgestellten  Gattungen  und  Arten.  Er  reiht  hieran  eine  synonymische 
Synopsis  der  Europäischen  Ascalaphus-Arten  (Ascalaphus  15  A.,  Tele- 
proctophylla  1,  Puer  1,  Bubo  3),  deren  Charaktere  er  zugleich  in 
einer  Uebersichts-Tabelle  analysirt. 

Derselbe  (ebenda  1859.  p.  333)  gab  eine  Kotiz  über  das  Aus- 
schlüpfen der  Chrysopa-Larven.  An  den  verlassenen  Eiern  war  nicht 
ein  abgesprengter  Deckel  ,  sondern  nur  eine  gerade  Spalte  vorhan- 
den. Die  Larven  häuten  sich  beim  Ausschlüpfen  und  lassen  in  der 
Haut  die  Säge  zurück,  mit  welcher  sie  die  Spalte  verfertigen;  sie 
sprangen  nicht  vom  Eie  herab,  sondern  krochen  an  dessen  Stiel 
abwärts. 

Derselbe  (ebenda  1859.  p.  34  ff.)  besprach  eine  von  Zell  er 
entdeckte  Geschlechtsverschiedenheit  bei  der  Gattung  Couiopteryx 
Halid.  ,  auf  welche  das  gleichzeitige  Vorkommen  von  zwei  Couio- 
pteryx-Formen  ,  die  eine  mit  ausgebildeten,  die  andere  mit  verkürz- 
ten Hinterflügeln,  auf  demselben  Eichenstrauche  hindeutete.  Hagen 
führt  den  Nachweis,  dass  beide  Formen  überall  neben  einander  vor- 
kommen und  hält  die  Exemplare  mit  langen  Hinterflügeln  (C.  tinei- 
formis  Curt.)  für  Weibchen  ,  die  mit  kurzen  (C.  psociformis  Curt.) 
für  Männchen.  Letztere  Form  kommt  auch  zuweilen  mit  ganz  ver- 
kümmerten Hinterflügeln  (C.  aphidiformis  Ramb.)  vor;  wahrschein- 
lich fallen  alle   drei  genannte  vermeintliche  Arten  zusammen. 

Leon  Dufour:  „Recherches  anatomiques  sur  l'Ascalaphus 
meridionalis"  (Annales  d.  scienc.  natur.  XIIL  p.  193 — 206.  pl.  1,  im 
Auszuge:  Compt.  rend.  de  l'acad.  d.  scienc.  Bd.  51.  p.  232  f.,  Rev.  et 
Magas.  de  Zool.  1860.  p.  416)  erläuterte  die  anatomischen  Verhält- 
nisse von  Ascalaphus.  Da  seine  Angaben  mit  denen  von  Brauer, 
dessen  Abhandlung  der  Verf.  nicht  gekannt  hat,  übereinstimmen,  so 
brauchen  wir  auf  dieselben  hier  nicht  noch   einmal  einzugehen. 

SialidäG.  Walker  (Transact.  entom.  soc.  V.  p.  180)  beschrieb 
Hermes  decetn-maculatus  und  corripiens  als  n.  A.,  beide  ohne  Vater- 
landsangabe, 

Douglas  machte  (Proceed.  entom.  soc.  1859.  p.  69)  eine  kurze 
Mittheilung  über  die  Zucht  einer  Rhaphidia  spec.   aus  der  Larve. 

Panorpidae.  Eine  für  die  Europäische  Neuropteren-Fauna  aus- 
gezeichnete Entdeckung  ist  der  von  Brauer  bei  Wien  aufgefundene 
und  (Verhandl.  d.  zoolog.-botan,  Gesellsch.  zu  Wien  X.  p.  691.  Taf.  12) 
in  beiden  Geschlechtern  beschriebene  und  abgebildete  neue  Bittacus 
Hagenii ,  von  B.  tipularius  durch  die  dunkele  Säumung  der  Flügel- 
Queradern   und  die  Gestalt  der  Genitalringe  unterschieden. 

Phryganodea.  Von  Kolenati's  Bearbeitung  dieser  Familie, 
deren  erster  Theil  im  J.  1848  veröffentlicht  wurde  ,  liegt  jetzt  der 
zweite  Theil,  die  Phryganiden    mit  ungleichen  Tastern  umfassend,  im 


414     G  eistae  cli  er :  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

elften  Bande  der  Nouveaux  Memoires  de  la  soc.  irap.  des  naturalistes 
de  Moscou  1859.  p.  141 — 296  vor.  (Genera  et  species  Trichoptero- 
rum,  auctore  F.  A.  Kolenati.  Pars  altera,  Aeqiiipalpidae.  Cum 
dispositione  syslematica  omnium  Phryganidum.  Accedunt  tabulae  chro- 
molithographicae  5.)  —  Der  Verf.  giebt  im  Eingange  eine  üeber- 
sichtstabelle  über  die  Erscheinungszeit  der  Imago  bei  den  verschie- 
denen Arten,  sodann  einige  Notizen  über  die  geographische  Verbrei- 
tung der  Aequipalpidae,  darauf  eine  Synopsis  sämmtlicher  Phrygani- 
dengattungen  nach  der  Anzahl  der  Schiensporen,  welche  Eintheilung 
er  für  künstlich  ansieht,  und  endlich  eine  die  natürliche  Verwandt- 
schaft erläuternde  Tabelle  der  Familien,  Gruppen,  Gattungen  und 
Arten.  An  diese  reiht  sich  wieder  ein  systematisches  Verzeichniss 
sämmtlicher  von  ihm  beschriebener  Arten,  sowohl  der  Inaequipalpi- 
dae  als  der  Aequipalpidae,  deren  (letzterer)  speziellere  Beschreibung 
der  eigentliche  Zweck  der  vorliegenden  Arbeit  ist.  Von  den  197 
dem  Verf.  überhaupt  bekannt  gewordenen  Arten  gehören  den  Aequi- 
palpiden  92  an,  welche  in  22  Gattungen  vertheilt  sind  und  von  denen 
61  auf  den  fünf  beifolgenden  Tafeln  in  colorirten  Abbildungen  dar- 
gestellt sind  ;  die  vom  Verf.  neu  aufgestellten  Gattungen  und  die 
durch  ihn  eingeführten  neuen  Arten,  deren  Zahl  zwar  nicht  unbe- 
trächtlich ist,  aber  doch  gegen  die  bereits  bekannten  zurücktritt,  füh- 
ren wir  hier  in  Rücksicht  auf  die  monographische  Bedeutsamkeit  der 
Arbeit  nicht  speziell  auf. 

Derselbe  (Fauna  des  Altvaters  p.  34  f.  und  Wien.  Ent.  Mo- 
natsschr.  IV.  p.  384  ff)  beschrieb  Anabolia  paludum,  Apatania  Hagenii, 
P  elt  0  st  omis  n.  g. ,  sudetica  und  Halesus  Brauerii  als  n.  A.  aus 
dem  Altvatergebirge.  Die  neue  Gattung  Peltostomis  hat  beim 
Weibchen  1.3.3  Schiensporen  ,  beim  Männchen  0.3.3  und 
dreigliedrige  Taster;  Stirn  mit  zwei  Längsfurchen,  dazwischen  ge- 
wölbt und  schildförmig  hervorragend.  Männchen  am  Grunde  der 
Hinterflügel  mit  einer  langen  Faltentasche,  in  der  ein  langer  Haar- 
pinsel liegt.  —  Chaetopteryx  psorosa  und  Ecclisopteryx  Moravica 
n.  A.  ebendaher  (Wien.  Ent.   Monatsschr.  IV.  p.  388). 

Derselbe  stellte  ein  systematisches  Verzeichniss  der  ihm  be- 
kannten Phryganiden  und  deren  Synonymik  zusammen  (Wien.  Ent. 
Monatsschr.  III.  p.  15  u.  56  ff.). 

Walker  (Transact.  enlom.  soc.  V.  p.  176  ff.)  stellte  folgende 
neue  Arten  und  Gattungen  auf:  Phryganea  divulsa  Haiti,  Leptocerus 
niveistigma,  abjurans  und  quadrifurca  Brasilien,  Macronema  percitans 
Amazonenstrom. —  Musarna  n.  g.  Körper  ziemlich  schlank,  Kiefer- 
taster behaart,  kürzer  als  die  Kopfbreite,  mit  lanzettlichem  Endgliede, 
Lippentaster  kurz,  Fühler  ziemlich  dünn  mit  gegen  die  Spitze  hin 
breiteren  Gliedern;  Beine  nackt.  Hinterschienen  mit  kleinen  Sporen 
an  der  Spitze;    Flügel  breit,    an  der  Spitze   abgerundet.  —  Drei  Ar- 


im  Gebiete  der  Entomologie  während   der  Jahre  1859  u.  60.     415 

ten  :  M.  aperiens  Süd-Amerika,  interclusa  iin  d  clandens  Brasilien.  — 
Curgia  n.  g.  zur  Gruppe  von  Psychomia  Latr.  gehörend.  Körper 
nackt,  Taster  lang  und  gebogen  ,  niederliegend  ,  1.  Glied  kurz,  2. 
lang,  an  der  Spitze  gedornt,  3.  kürzer  als  das  2.,  4.  nicht  langer  als 
der  Körper  ,  Mittel  -  und  Hinterschienen  mit  zwei  langen  Sporen  an 
der  Spitze,  Mittelschienen  ausserdem  mit  einem  einzelnen,  die  hin- 
teren mit  zwei  Sporen  in  der  Mitte:  Vorderflügel  schmal.  —  Art: 
C.  bi-aconoides ,   Vaterland  nicht  angegeben. 

Hagen  (Verhandl.  d.  zoolog.  -  botan.  Gesellsch.  in  Wien  IX. 
p.  208  IT.)  gab  Diagnosen  von  folgenden  neuen  Arten  von  Ceylon: 
Mormonia  vulpina,  piscina  und  mustelina,  Hydroptila  cursitans,  Mu" 
cronema  vitrinum,  sepultum,  SetoJes  gazella^  Najas,  Che,  Lais,  Chi- 
marra  circularis,  Hydropsyche  papilionacea  und  maligna,  Polycentro~ 
pus  nubigenus  und   ?  rufus,  Agnpetus  rudis. 

Von  demselben  erhielten  wir  im  Entomologist's  Annual  for 
1859.  p.  55—108,  1860.  p.  66—85  und  1861.  p.  1—16  eine  „Synopsis 
of  the  British  Phryganidae,"  in  welcher  eine  Charakteristik  der  Grup- 
pen (Unter -Familien)  ,  Gattungen  und  Arten,  so  weit  sie  in  England 
bis  jetzt  aufgefunden  worden  sind,  in  sehr  präciser  Weise  und  mit 
besonderer  Hervorhebung  der  wesentlichsten  Merkmale  gegeben  wird 
und  in  welcher  zugleich  die  Synonymie  der  Arten,  zu  deren  Feststellung 
der  Verf.  Studien  in  den  Englischen  Sammlungen  gemacht  hat,  einen 
wesentlichen  Fortschritt  erfahren  hat.  Einige  einleitende  Bemerkun- 
gen erwähnen  der  von  den  Englischen  Autoren  über  die  Familie  ge- 
lieferten Arbeiten  und  machen  auf  diejenigen  Charaktere  aufmerksam, 
welche  für  die  Systematik  von  besonderem  Belang  sind.  Nach  diesen 
lassen  sich  7  Gruppen  aufstellen,  von  denen  vier  den  sogenannten 
Heteropalpiden  ,  drei  den  Isopalpiden  angehören.  Die  in  England 
vorkommenden  Gattungen  derselben  mit  Angabe  der  Aitenzahl  sind 
folgende:  1)  Phryganides.  Kiefertaster  der  Männchen  4-gliedrig, 
Ocellen  vorhanden,  Schiensporen  2.4.4,  Fühler  von  Flügellänge: 
Phryganea  Lin.  4  A.,  Neuronia  Leach  1  A.  ,  Agrypnia  Curt,  1  A.  2) 
Limnophilides.  Kiefertaster  der  Männchen  3-gliedrig,  Ocellen  vor- 
handen, Schiensporen  an  Zahl  schwankend,  am  ersten  Paare  jedoch 
stets  ein  einzelner;  Fühler  von  Flügellänge:  Limnophilus  Leach 
21  A.,  Anabolia  Steph.  3  A.,  Stenophylax  Kol.  6  A.,  Hallesus  Steph. 
2  A.,  Chaetopteryx  Steph.  2  A.  ,  Ecclisopteryx  Kol.  1  A.,  Apatania  Kol. 
1  A.  3)  Sericostomides.  Kiefertaster  der  Männchen  2-  oder  3-glie- 
drig, haarig,  aufwärts  gebogen,  Ocellen  fehlend,  Vorderschienen  stets 
mit  zwei  Sporen,  Fühler  von  Flügellänge,  stark,  haarig:  Sericostoma 
Latr.  1  A.,  Notidobia  Steph.  1  A.,  Goera  Steph.  2  A.,  Silo  Curt.  1  A., 
Mormonia  Curt.  3  A.  4)  Hydroptilides.  Kiefertaster  der  Männchen  4-glie- 
drig, Lippentaster  mit  verdicktem  Endgliede,  Fühler  kürzer  als  die  Flü- 
gel, perlschnurförmig,  Vorderflügel    schmal,  lanzettlich,  Hinterflügel 


416     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

nicht  gefaltet:  Agraylea  Curt.  1  A.,  Hydroptila  Dalm.  4  A.  5)  Leploceri- 
des.  Kiefertaster  lang,  haarig,  mit  cylindrischem  Endgliede,  Ocellen  feh- 
lend, Fühler  meist  dünn  und  länger  als  die  Flügel  :  Odontocerus  Leach 
1  A.,  Molanna  Curt.  2  A.,  Leptocerus  Leach  14  A.  ,  Mystacides  I-atr. 
3  A.,  Setodes  Ramb.  4  A.  6)  Rhyacophilides.  Kiefertaster  kurz,  nicht 
haarig,  mit  kurzem,  cylindrischem  Endgliede  ,  Ocellen  meist  vorhan- 
den ,  Fühler  so  lang  oder  kürzer  als  die  Flügel,  die  Vorder-  und 
Hinterflügel  fast  von  gleicher  Form  und  Grösse:  Rhyarophila  Pict. 
1  A.,  Agapetus  Curt.  2  A.,  Glossosoma  Curt.  2A.,  Beraea  Steph.  3  A., 
Chimarra  Leach  1  A.  7)  Hydropsychides.  Kiefertasler  lang ,  mit 
biegsamem,  vieltheiligem  Endgliede,  Ocellen  selten  vorhanden,  Mittel- 
und  Hinterschienen  stets  mit  vier  Sporen  ,  Hinterflügel  kürzer  und 
anders  geformt  als  die  vorderen:  Pieclrocnemia  Steph.  1  A.,  Poly- 
centropus  Curt.  8  A.,  Philopotamus  Leach  3  A. ,  Tinodes  Leach  3  A., 
Psychomia  Latr.  2  A.,  Hydropsyche  Pict.  5  A.  —  Gesammtsumme  der 
bis  jetzt  bekannten  Englischen  Arten  108. 

Derselbe,  „Revision  critique  des  Phryganides  decrites  par 
M.  Rambur  d'apres  l'examen  des  individus  types"  (Annal.  d.  1.  sog. 
entom.  Beige  IV.  p.  57 — 75  machte  .synonymische  Mittheilungen  über 
die  von  Rambur  in  seiner  Hist.  nat.  d.  Wevropteres  beschriebenen 
Phryganiden  nach  Ansicht  der  typischen  Exemplare. 

Derselbe  unterwarf  die  Phryganiden  Pictet's  nach  dessen  von 
Curtis  gesandten  Typen  einer  ausführlichen  Besprechung  (Entom. 
Zeit.  1859.  p.  131— 17Ü  und  1860.  p.  274— 290);  er  verbindet  damit 
eine  genauere  Feststellung  der  Charaktere  mehrerer  Gattungen. 

StrepSiptera.  F.  Smith,  A  Conlribution  to  the  history  of 
Stylops,  with  an  enumeration  of  such  species  of  exotic  Hymeno- 
ptera  as  have  been  found  to  bc  attacked  by  those  parasites  (Transact. 
entom.  soc.  V.  p.  127  fl".).  Verf.  beobachtete  eine  mit  einem  weibli- 
chen Stylops  behaftete  Andrena  Trimmerana  lebend  in  einem  Behäl- 
ter mit  blühenden  Pflanzen;  sie  zeigte  sich  nach  einigen  Tagen  äus- 
serst unruhig  und  fegte  ihren  Hinterleib  fortwährend  mit  den  Hinter- 
beinen. Bei  genauerer  Besichtigung  zeigte  sich ,  dass  sie  mit  Hun- 
derten von  Stylops  -  Larven  besetzt  war.  —  Von  einheimischen  Bie- 
nen, w^elche  Verf.  mit  Stylops -Puppen  besetzt  fand,  nennt  er  3  Ha- 
lictus-  und  9  Andrena- Arten  (Ref.  besitzt  auch  ein  Weibchen  der 
Andr.  pilipes  Fab.,  welche  von  Smith  nicht  aufgeführt  wird  .  mit 
einem  weiblichen  Stylops),  von  exotischen  3  Andrena  aus  Nord-Ame- 
rika. Aus  der  Familie  der  Sphegiden  sind  ihm  10,  aus  derjenigen 
der  Vesparien  5  Arten  mit  Stylopiden  bekannt  geworden,  welche  er 
einzeln  namhaft  macht;  mit  Ausnahme  einer  sind  es  exotische  Arten. 
In  einer  angehängten  Tabelle  wird  die  Verbreitung  der  Stylopiden 
über  die  verschiedenen  Welttheile  erörtert. 


im  Gebiete  der  Entomologie   während  der  Jahre  1859  u.  60.    417 

Coleoptera. 

Lacordaire's  Genera  des  Coleopteres  sind  im  J.  1859 
mit  dem  fünften  Bande  fortgesetzt  worden,  welcher,  750 
Seiten  stark,  in  zwei  Theilen  erschienen  ist  und  sämmt- 
liche  Familien  der  Heteromeren  abhandelt.  Die  Ausarbei- 
tung desselben  schliesst  sich  ganz  derjenigen  der  beiden 
vorhergehenden  Bände  an,  in  welchen  der  Verf.  mehr,  als 
es  in  den  früheren  der  Fall  war ,  neben  einer  Zusammen- 
tragung des  vorhandenen  literarischen  Materials  seine  eige- 
nen erneueten  Untersuchungen  über  die  Systematik  der 
betreffenden  Familien  bis  auf  die  Gattungen  herab  vor- 
legte. Macht  sich  der  Einfluss  dieser  in  wahrhaft  erstaun- 
licher Extensität  ausgeführten  Untersuchungen  des  Verf. 
in  dem  vorliegenden  Bande  bei  den  meisten  der  abgehan- 
delten Familien  ,  deren  Umfang  zugleich  öfter  wesentlich 
modificirt  erscheint,  geltend,  so  ist  es  ganz  besonders  die 
an  Artenfülle  und  ermüdender  Einförmigkeit  tiberreiche  Fa- 
milie der  Melasomen ,  welche ,  bisher  stets  nur  fragmenta- 
risch bearbeitet ,  hier  zum  ersten  Male  eine  systematische 
Gesammtdarstellung  erfährt  und  somit  für  eine  weitere 
Durcharbeitung  zugänglich  gemacht  wird.  —  Zugleich  mit 
diesem  fünften  Bande  sind  die  ersten  vier  Lieferungen  eines 
Atlanten ,  der  dem  Werke  eigentlich  mehr  beigegeben  ist, 
als  dass  er  den  Inhalt  desselben  ergänzte,  erschienen;  er 
umfasst  bis  jetzt  vierzig  Tafeln,  welche  je  fünf  colorirte 
Abbildungen  einzelner  Gattungsrepräsentanten  (bis  zu  den 
Eucnemiden)  und  einige  Detailzeichnungcn  enthalten. 

Verf.  nimmt  unter  der  Heteromeren  -  Abtheilung  folgende  Fa- 
milien an:  1)  Tenebrionidae  im  Sinne  Erichson's  mit  Ausschluss 
der  Cistelinen  ,  unter  Verwerfung  der  ganz^,  vagen  Categorieen  der 
Melasomen,  Taxicornen,  Tenebrionen  und  Helopiden  der  französischen 
Autoren.  Je  weiter  sich  die  Untersuchungen  des  Verf.  ausdehnten, 
um  so  mehr  stellte  sich  ihm  die  Unmöglichkeit  heraus  ,  eine  durch- 
greifende Eintheilung  in  wenige  grössere  Hauptabtheilungen  zu  be- 
werkstelligen, da  sich  hierfür  weder  wichtige,  noch  constante  Merk- 
male auffinden  Hessen.  Die  46  von  ihm  aufgestellten  kleineren 
Gruppen  gehören  zwei  mehr  nebeneinander  laufenden  ,  als  sich  ge- 
genüberstehenden Reihen  an,  von  denen  die  eine  durch  den  Maugel  des 
AjTchiv  f.  Naturg.  XXVI.  Jahrg.  2.  Bd.  BB 


418     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

• 

Trochantin  an  den  Mittelhüften,  die  andere  (jedoch  mit  einigen  Aus- 
nahmen) durch  das  Vorhandensein  desselben  charakterisirl  ist.  Zu 
ersterer  gehören  die  Gruppen:  Zophosides,  Erodiides  ,  Adesmides, 
Megageniides,  Epiphysides,  Tentyriides  und  Epitragides  mit  voui  Kinn 
verdeckter  Ligula  und  Maxillen  ,  und  die  Calognathides  ,  Cryptochi- 
lides,  Zopherides  ,  Adelostomides,  Stenosides  ,  Leptodides  und  Eleno- 
phorides  mit  hervortretender  Ligula  und  theils  bedeckten,  theils 
freien  Maxillen.  In  der  zweiten  Reihe  sondern  sich  die  Gruppen 
der  Akisides  ,  Scaurides,  Blaptides,  Asidides,  Nycteliides,  Pimeliides, 
Molurides  ,  Physogastrides ,  Praocides  ,  Coniontides  ,  Pedinides,  Opa- 
trides  und  Trachyscelide  durch  die  gewimperten  Oders  stachligen 
Tarsen  und  die  an  der  Spitze  stets  gespaltenen  Mandibeln  von  den 
noch  übrig  bleibenden  19  (Boiitophagides  ,  Diaperides,  Cossyphides, 
Tenebrionides  ,  Cnodalonides ,  Helopides  ,  Strongyliides  u.  s.  w.)  ab. 
—  Die  kaum  zu  überwältigende  Masse  des  Materials  hat  den  Verf. 
übrigens  hier  mehrfach  beschriebene  Arten  übersehen  lassen  ,  als 
welche  unter  anderen  zwei  W  i  e  d  e  nia  n  n'sche  Zophosis  (im  Zoo- 
log. Magazin),  ein  Opatrum,  ein  Cossyphus  (auch  eine  Lagria)  des 
Ref.  aus  Mosambique  zu  erwähnen  sind.  —  2)  Cistelidae,  nach  des 
Verf.'s  eigenem  Geständnisse  von  der  vorigen  Familie  aliein  durch 
die  gekämmten  Klauen  abweichend.  —  3)  Nilionidae,  für  die  einzige 
Gattung  Nilio  gegründet.  —  4)  Pylhidae,  unter  welchem  Namen  der 
Verf.  Pylho  nebst  einigen  verwandten  Gattungen,  Salpingus  ,  Rhino- 
simus  etc.  in  zweiter  Reihe  und  Agnathus  in  dritter  vereinigt.  — 
5)  Melandryidae,  in  dem  bisherigen  Umfange,  nur  unter  Hinzufngung 
von  Tetratorua  als  eigene  Gruppe  (nach  M  u  1  s  a  n  t).  —  6)  Lagriidae, 
ausser  Lagria,  Statira  und  Verwandten  auch  die  Gatt.  Trachelostenus 
Sol.  umfassend.  —  7)  Pedilidae  mit  zwei  Gruppen:  Pedilidae  sens. 
slrict.  (Pedilus  ,  Eurygenius  ,  Steropes,  3Iacratria  u.  s.  w.)  und  Scra- 
ptiidae  (Xylophilus  ,  Scraptia,  Trotomma).  —  8)  Anthicidae,  auf  die 
übrig  bleibenden  Gattungen  der  Familie  im  Laf  er  t  e'schen  Sinne 
beschränkt.  —  9)  Pyrochroidae  ,  wie  bisher.  —  10)  Mordellidae  wie 
bisher.  —  11)  Rhipiphoridae  nach  dem  Ref.  —  (Hier  werden  auf 
fremde  Autoritäten  hin  die  Slylopiden  eingeschaltet,  die  aber  weder 
Heleromeren  noch  Goleopteren  sind,  sondern,  wenn  sie  nicht  eine 
eigene  Ordnung  bilden  sollen,  nach  der  Prothoraxbildung  und  der 
Art  der  Metamorphose  nur  den  Keuropleren  angeschlossen  werden 
können).  —  12)  Meloidae  und  13)  Oedemeridae,  beide  in  gleichem 
Umfange  wie  bisher. 

vJacquelin  du  Val's  „Genera  des  Coleopleres 
d^Eürope"  sind  seit  unserem  letzten  Berichte  über  diesel- 
ben rüstig  fortgeschritten  und  davon  gegenwärtig  bereits 
mehr  als  hundert  Lieferungen  erschienen.     Auf  die  in  der 


v-^^  im  Gebiete  der  Entomoloffie  während  der  Jahre  1859  u.  60.     419 


'o 


54.  Lieferung  abgeschlossenen  Slaphylinen  folgen  die  ver- 
schiedenen auf  Kosten  der  Clavicornia  Latr.'s  geschaffenen 
Familien  bis  zu  den  Lamellicornen,  und  zwar  der  Hauptsa- 
che nach  in  der  von  Erich  son  vorgenommenen  Anord- 
nung, zum  Theil  aber  in  etwas  abweichender  ßegränzung. 
Mit  den  Heteroceren  wird  der  zweite  Band,  welcher  285 
Seiten  Text  und  61  in  stets  gleicher  Sauberkeit  und  Ge- 
nauigkeit angefertigte  Tafeln  umfasst ,  und  in  welchem  das 
Artenregisler  bis  zu  p.  124  fortgesetzt  wird  ,  abgeschlos- 
sen. Mit  der  74.  Lieferung  beginnt  der  dritte  Band  ,  in 
welchem  die  Lamellicornen  ,  Sternoxen,  Malacodermen  und 
Xylophagen  bereits  abgehandelt  sind  (bis  Lieferung  99),  der 
aber,  wie  es  scheint,  noch  sämmtliche  heteromere  Fami- 
lien umfassen  soll,  um  sich  dem  gleich  zu  Anfang  bear- 
beiteten vierten  Bande  (Curculionen)  anzuschliessen.  Von 
den  Melasomen  sind  indess  erst  die  Anfangslieferungen  er- 
schienen. 

*'*'      Die  sorgfältige  Musterung    der  bis  jetzt  aufgestellten  Europäi- 
schen Galtungen,  in  welcher  der  Verf.  consequent  fortgefahren  ist  und 
die  er  mit  immer  grösserem  Erfolge  handhabt,  sichert  seinem  Werke 
einen  bleibenden   Werth  und  stellt  dasselbe    über    zahlreiche   der  en- 
tomologischen Werke    seiner    Landsleute.      Für    eine    gleich    scharfe 
Abgränzung   der    Familien   mag    ihm    wohl    nicht  in  jedem  Falle  ein 
genügendes  Material    vorgelegen  haben  ,  so  dass  sich  gegen  die  von 
ihm  aufgestellten   nicht  selten  Bedenken    erheben  lassen  möchten  ;   da 
die  Feststellung  derselben  jedoch   nicht  im  Plane    seines  Werkes  lie- 
gen kann  ,    legen    wir    darauf    kein    besonderes  Gewicht.     Im  Allge- 
meinen mag  bemerkt  sein  ,  dass  wir  die  öfter    wiederkehrenden,   auf 
einzelne  Gattungen  beschränkten  Familien    nicht   billigen  können,  da 
eine  Familie,  wie   es  ihr  Käme  sagt,   den  Zweck  hat,  verwandte  For- 
men in  sich  zu  vereinigen,  aber    nicht  vereinzelte  abzusondern  (Ple- 
ganophoridae  ,  Rhysodidae  ,  Passandridae  ,    Murmidiidae,  Sphaeriidae, 
Georyssidae  ,  Heteroceridae  ,    sämnUlich    mit    vereinzelten   Gattungen). 
Es  war  eine  solche  Isolirung  in  mehreren  Fällen  um  so  weniger  nö-' 
thig,   als  z.  B.  die  Farn.  Telmatophilidae    des  Verf.  (mit  PsammoeCuS," 
Telmalophilus,  Byturus,  Diplocoelus  und  Biphyllus)   die  heterogensten 
Formen  in  sich  vereinigt;   ebenso,  wie  schon  früher  gelegentlich  be- 
merkt,  seine    Familie   der  Mycetaeidae  ,    in   der  Coccinellinen,  Endo- 
mychiden   und  Cryptophagiden  (?)  vereinigt  sind.  —  Die  Zahl  der  vom 
Verf.  anhangsweise  beschriebenen  neuen  Arten,  welche  wir  hier  nicht 
namhaft  zu  machen  brauchen,    ist  im  Ganzen  gering.     Die  Galtungen 


420     Gerstaecker:  Bericht  über    die  wissenschaftlichen  Leistungen 

welche  sich  bei  näherer  Untersuchung  abweichender  Arten  ergeben  ha- 
ben, sind:  1)  Gtiathoncus  n.  g.  (Histeren)  für  Saprin.  rotundatus  lUig. 
und  piceus  Payk.  2)  B  o  nvouloiria  n.  g.  (Lathridier)  mit  B.  nitei- 
collis  n.  sp.  Provence.  3)  Mign  e  auxia  n.  g.  (Lathridier)  mit  M. 
serricollis  n.  sp.  Provence.  4)  Farsus  n.  g.  (Eucnemiden)  für  Hy- 
lochares  unicolor  Lalr.  5)  Änelas  tidius  n.  g.  (Eucnemiden)  für 
eine  kleine,  rothgelbe  Art  aus  Spanien  :  Ä-  ineditus  n.  sp.  6)  Cum- 
pylomorphus  n.  g.  (Elateren)  für  Campylus  homalisinus  Illig. 
7)Homoeodipnis  n.  g.  (Malachier)  für  Colotes  Javeti  du  Val. 
8)  Lobonyxj  9)  Aphy  du  s  und  10)  C er  allus  n.  g.  (Dasytiden), 
erstere  für  Das.  aeneus  Fab.,  die  zweite  für  Amauronia  megacephala 
Kies.,  die  dritte  für  Dasyt.  rubidus  Gyll.  11) — 14)  Gas  tr allus  n.  g. 
(Anobium  immarginatum  Müll.),  Metholcus  n.  g.  (Xyletinus  cylin- 
dricus  Germ.),  P  s  eu  dochi  na  n.  g.  (Xylet.  haemorrhoidalis  Illig.) 
und  Me  soco  elopus  n.  g.  (Xylet.  niger  Müll.)  unter  den  Anobien. 

Derselbe  Verf.  hat  unter  dem  Titel :  „Glanures  ento- 
mologiques  ou  recueil  de  notes  monographiques,  descri- 
ptions ,  critiques ,  remarques  et  synonymies  diverses"  ein 
neues  Unternehmen  begonnen ,  von  dem  die  beiden  ersten 
Hefte  in  den  J.  1859  u.  60  erschienen  sind  ,  und  welches 
kleinere  Abhandlungen  über  einzelne  Gattungen  und  Ar- 
ten, Critiken  u.  s.  vf.  zu  veröffentlichen  bestimmt  ist.  Be- 
sonders hervorgehoben  zu  werden  verdienen  eine  Synopsis 
des  especes  Europeennes  du  genre  Lampyris  (mit  Nachtrag) 
und  eine  Note  monographique  sur  les  Clambites  d'Europe 
im  ersten  Hefte;  im  zweiten:  Monographie  du  genre  He- 
nicopus  und  Synopsis  des  especes  du  genre  Cebrio. 

J.  Thomson,  Arcana  naturae  ou  recueil  d'hisloire 
naturelle.  Paris  1859  (fol.  132  pag.  13.  pl.  col.).  —  Ein 
Prachtwerk,  welches  wie  die  Archives  entomologiques  des- 
selben Verf.'s  sich  durch  meisterhaft  ausgeführte  Abbil- 
dungen hervorthut  und  diesen,  mit  Ausnahme  des  grösse- 
ren Formats ,  sich  auch  sonst  eng  anschliesst.  Es  enthält 
(neben  der  Beschreibung  eines  neuen  Vogels  durch  Ver- 
reaux  und  eines  Aufsatzes  über  Amoeben  von  Nicolet) 
von  entomologischen  Arbeiten  nur  Abhandlungen  über  Co- 
leopteren ,  und  zwar  neben  den  vom  Verf.  selbst  herrüh- 
renden auch  solche  von  Buquet,  Chevrolat  und 
Le  Conte. 

Ein  zweites  Unternehmen  desselben  Verf.'s  ist  „Musee 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  u.  60.    421 

scientifique  ou  recueil  d'histoire  naturelle«  (Paris  1860.  gr.  8. 
72paor.  5  pl.  col.)  betitelt  und  enthält  eine  Sammlung  klei- 
nerer Abhandlungen  des  Herausgebers  über  einzelne  Gat- 
tungen und  Gruppen  von  Coleopteren ,  z.  B.  über  die  Ni- 
lioniden,  Clerier,  Paussiden,  die  Agaocephala-Gruppe  unter 
den  Dynastiden  u.  s.  w.  Auch  Reiche  hat  einen  Beitrag 
durch  Beschreibung  einiger  neuer  Arten  dazu  geliefert. 

G.  Levrat,  Eludes  entomologiques.  1.  cah.  (Lyon 
1859.  8.).  *Dieselben  enthalten  verschiedene  Aufsätze  des 
jetzt  bereits  verstorbenen  Verf. 's  über  Coleopteren  und  Be- 
schreibungen einiger  neuer  Arten;  der  Inhalt  istzumTheil 
bereits  in  den  Annales  d.  1.  soc.  Linneenne  de  Lyon  pu- 
blicirt. 

Pascoe,  Notices  of  little  known  genera  and  spe- 
cies  of  Coleoptera  (Journal  of  Entomology  \).  Aphoristi- 
sche Beschreibungen  einzelner  neuer  Gattungen  und  Arten 
aus  verschiedenen  Familien. 

Monographische  Arbeiten  von  Bedeutung,  so  sehr  die- 
selben auch  für  zahlreiche  Familien  und  grössere  Gruppen 
der  Coleopteren  zu  wünschen  wären,  sind  in  den  J.  1859-60 
nicht  begonnen  worden.  Von  den  bereits  in  Angriff  ge- 
nommenen ist  Thomson's  Monographie  des  Cicindeletes 
leider  gänzlich  in's  Stocken  gerathen.  Dagegen  schreitet 
Candeze's  sehr  umfassende  Monographie  des  Elatcrides 
in  rüstigster  Weise  fort,  indem  bereits  der  zweite  und 
dritte  Band  vollendet  vorliegen ,  welchen ,  da  sie  schon 
die  Hauptmasse  des  Materials  in  sorgfältigster  Bearbeitung 
umfassen  ,  nur  noch  ein  bald  zu  erwartender  Schlussband 
folgen  wird. 

Die  in  desto  grösserer  Anzahl  erschienenen ,  theils 
umfangreicheren,  theils  kleineren  faunistischen  Beiträge 
ordnen  wir  zur  Erleichterung  der  Uebersicht  nach  den 
Welttheilen  an: 

a)     Amerika. 

Le  Conte,  The  Coleoptera  of  Kansas  and  Eastern 
IN'ew-Mexico  (Smithsonian  Contributions  to  knowledge  Vol. 
XL  1859),    auch    im   Separatabdrucke:    Washington    1859. 


422     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

gr.  4.  58  pag.  mit  zwei  lithogr.  Tafeln  und  einer  Karte, 
erschienen.  —  Neben  zwei  systematischen  Namensverzeich- 
nissen ,  von  denen  das  eine  die  bis  jetzt  aus  Kansas  und 
Nebraska  ,  das  andere  die  aus  dem  östlichen  Theile  von 
Neu-Mexiko  bekannt  gewordenen  Coleopteren  umfasst,  lie- 
fert der  Verf.  Diagnosen  von  zahlreichen  neuen  oder  un- 
vollständig bekannten  Arten  aus  den  genannten  Territorien, 
von  denen  die  ausgezeichneteren  zugleich  auf  den  beifol- 
genden Tafeln  abgebildet  sind.  Eine  der  Abhandlung  bei- 
gegebene colorirte  Karte  von  Nord  -  Amerika  bringt  die 
verschiedenen  zoologischen  (oder  wenigstens  coleopterolo- 
gischen)  Distrikte  des  Landes  zur  Anschauung,  über  wel- 
che der  Verf.  seiner  Arbeit  einige  Bemerkungen  vor- 
anschickt. 

Das  hier  zunächst  in  Betracht  kommende  Territorium  von  Kan- 
sas und  Keu  -  Mexiko  ist  nördlich  vom  Missouri  ,  östlich  durch  den 
Meridian  der  Platte-River-Mündung,  südlich  durch  den  34*^  und  west- 
lich durch  die  Rocky-Mountains  begränzt.  —  Das  ganze  Terrain  der 
Vereinigten  Staaten  wird  der  Länge  nach  in  drei,  oder  vielleicht  in 
vier  grosse  Distrikte  zu  zerlegen  sein,  von  denen  jeder  durch  eigen- 
thümliche  Gattungen  und  Arten  charakterisirt  wird.  Der  grösste  die- 
ser Distrikte  umfasst  beinahe  die  ganze  östliche  Hälfte  von  Kord- 
Amerika  bis  etwa  zum  97.  Längsgiade  ,  der  sich  daran  schliessende 
Central  -  Distrikt  reicht  von  da  bis  zu  den  Rocky- Mountains  ,  theils 
bis  zum  105.,  theils  bis  zum  112.  Grade;  der  dritte  umfasst  die  West- 
küste mit  Einschluss  von  Californien,  Oregon  und  den  Washington- 
Territories.  Jeder  dieser  Hauptdistrikte  zerfällt  wieder  in  kleinere 
zoologische  Provinzen  von  ungleicher  Grösse,  für  welche  hauptsäch- 
lich das  Clima  massgebend  ist ;  auch  diese  werden  vom  Verf.  näher 
erörtert  und  begründet. 

Desselben  „Catalogue  of  the  Coleoptera  of  Fort 
Tejon,  California«  (Proceed.  acad.  nat.  scienc.  of  Philadel- 
phia 1859.  p.  69— 82)  enthält  eine  Aufzählung  von  147  bei 
Fort  Tejon  gesammelten  Arten,  von  denen  52  hier  zuerst  be- 
schrieben werden  und  theilweise  neue  Gattungen  bilden. 
In  einem  Supplement  (ebenda  p.  82^ — 90)  verzeichnet  Verf. 
noch  fernere  44  Arten  aus  den  Distrikten  am  stillen  Ocean 
(Oregon,  Californien,  Puget-Sund  u.  s.w.),  von  denen  gleich- 
falls die  Mehrzahl  neu  ist. 

Derselbe,  „Additions  to  the  Coleopterous-Fauna  of 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  u.  60.     423 

Northern  California  and  Oregon«  (ebenda  1859.  p.  281— 292) 
gab  als  Nachtrag  zu  seiner  Käferfauna  des  nordwestlichen 
Amerika  die  Beschreibung  von  drcissig  neuen  Arten  ver- 
schiedener Familien. 

Derselbe,  „Notes  on  Coleoptera  found  at  Fort 
Stimpson,  Mackenzie-River,  with  remarks  on  Northern  spe- 
cies«  (  ebenda  1860.  p.  315 — 321  )  beschreibt  eine  Anzahl 
neuer  Nord-Amerikanischer  Arten  verschiedener  Familien, 
führt  andere  bereits  bekannte  von  dem  oben  bezeichneten 
Fundorte  an  und  macht  zugleich  ergänzende  und  synony- 
mische Milthcilungen  über  Arten  des  Russischen  Nord- 
Amerika  und  der  nördlichen  Distrikte  der  Vereinigten 
Staaten. 

Derselbe,  „Descriptions  of  some  genera  and  spe- 
cies  of  Coleoptera  from  the  vicinity  of  the  southern  boun- 
dary  of  the  United  States"  (in  Thomson's  Arcana  natur. 
p.  121 — 128.  pl.  12  u.  13)  lieferte  nochmalige  Diagnosen 
und  zum  Theil  ausführlichere  Bescheibungen  nebst  Abbil- 
dungen von  einer  Reihe  bereits  in  Amerikanischen  Zeit- 
schriften von  ihm  bekannt  gemachter,  meist  ausgezeichne- 
ter Nord-Amerikanischer  Coleopteren. 

G.  Hörn,  Descriptions  of  new  North-American  Co- 
leoptera in  the  cabinet  of  the  entomological  society  of  Phi- 
ladelphia (Proceed.  acad.  nat.  scienc.  of  Philadelphia  1860. 
p.  569  ff.  pl.8).  Beschreibungen  nebst  Abbildungen  von 
sieben  neuen  Arten  ,  welche  den  Familien  der  Carabiden 
und  Cerambyciden  angehören. 

d'Urban,  A  list  of  the  Coleoptera  found  in  the  vici- 
nity of  Montreal  (enthalten  im:  Canadian  Naturalist  and 
Geologist  IV.  1859.  p.  494  ff.)  ist  in  Silliman's  Journal  XXX. 
p.  160  angeführt. 

Motschulsky,  Coleopteres  uouveaux  de  la  Cali- 
fornie  (Bullet,  d.  natur.  de  Moscou  1859.  II.  p.  122—185 
und  p.  357 — 410).  Beschreibungen  von  zahlreichen  neuen 
Arten  aus  den  Familien  der  Carabiden ,  Hydrocantharen, 
Buprestiden,  Elateriden  und  Malacodermen ;  einige  dersel- 
ben sind  zugleich  abgebildet.  »/i.Mni 

Fairmaire   und   Germain   haben   ihre   «Revision 


I 


424    Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

des  Coleopteres  du  Chili"  in  den  Annales  d.  I.  soc.  entom. 
de  France  VII.  p.  483  ff.  mit  einem  neuen  Abschnitte,  die 
Cerambyciden  umfassend  ,  fortgesetzt ;  die  Zahl  der  aus 
dieser  Familie  aufgeführten  und  beschriebenen  Arten  er- 
reicht die  ansehnliche  Höhe  von  96,  darunter  zahlreiche 
neue.  —  Eine  Reihe  von  Arten  aus  verschiedenen  anderen 
Familien  machen  die  beiden  Verf.  ferner  in  ihrer  „Revision 
des  Coleopteres  du  Chili«  (Rev.  et  Magas.  de  Zool.  1859. 
p.  350  ff.)  und  „Coleoptera  Chilensia  descripta"  (ebenda  1860. 
p.  267  f.)  bekannt. 

R.  A.  Philippi  und  A.  H.  E.  Philippi,  Coleoptera 
nonnulla  nova  Chilensia,  praesertim  Valdiviana  (Entom. 
Zeitung  1860.  p.  245ff.>  Es  werden  hier  24  Arten  ver- 
schiedener Familien,  besonders  der  Buprestiden,  Curculio- 
nen  und  Cerambyciden  beschrieben.  Die  Beschreibungen 
sind  ausserdem  in  den  Anales  de  la  Universidad  St.  Jago 
de  Chile  1859  publicirt  worden. 

b)     Polynesien. 

Montrouzier,  Essai  sur  la  faune  entomologique  de 
la  Nouvelle- Caledonie  (Balade)  et  des  iles  des  Pins,  Art, 
Lifu  etc.  (Annales  d.  I.  soc.  entom.  de  France  VIII.  p.  229 
—308  und  p.  867—916.  pl.  7).  Der  als  Missionair  auf  Neu- 
Caledonien  und  den  benachbarten  Inseln  längere  Zeit  hin- 
durch stationirt  gewesene  Verf.  liefert  der  Mehrzahl  nach 
unzulängliche  Beschreibungen  von  205  meist  neuen  Coleo- 
pteren ,  welche  in  systematischer  Reihenfolge  aufgeführt 
sind  und  vorläufig  mit  den  Curculionen  abschliessen.  In 
der  zugleich  mit  den  Insekten  selbst  als  Manuscript  ein- 
gesandten Arbeit  waren  zahlreiche  Arten  unrichtigen  Gattun- 
gen ,  häufig  sogar  unrichtigen  Familien  zuertheilt  und  es 
ist  daher  für  die  Erkenntniss  derselben  von  Wichtigkeit,  dass 
sich  die  ersten  Pariser  Entomologen,  wie  Reiche,  Lu- 
cas, de  Marseulu.  a.  an  die  Prüfung  des  von  M  o  n- 
trouzier  beschriebenen  Materials  gemacht  und  die  Arbeit 
desselben  mit  Anmerkungen  versehen  haben  ,  in  denen  die 
Irrthümer  berichtigt  werden. 

White,,  Descriptions   of  unrecorded  species  of  Au- 


im   Gebiete  der  Entomolosie  während  der  Jahre  1859  u.  60.     425 


'» 


stralian  Coleoptera  of  the  families  Carabidae,  Buprestidae, 
Lamellicornia  ,  Longicornia  etc.  (Proceed.  zoolog.  soc.  of 
London  1859.  p.  117  ff.  pl.  58  u.  59).  Es  werden  im  Gan- 
zen 16  Arten  aus  den  bezeichneten  Familien  beschrieben 
und  abgebildet ;  die  meisten  sind  von  ausgezeichneter 
Form,  trotzdem  aber  so  ungenügend  beschrieben,  dass  sie 
nur  nach  den  Abbildungen  zu  eruiren  sind. 

c)     Afrika. 

A.  Murray  setzte  seinen  „List  of  Coleoptera  received 
from  Old-Calabar  on  the  West-Coast  of  Africa"  (Annais  of 
nat.  bist.  3.  ser.  IIL  p.  26  und  IV.  p.  116  und  p.  352)  mit 
den  Familien  der  Carabiden,  Dyticidcn,  Gyriniden,  Palpi- 
cornien,  Paussiden ,  Histeren  und  Nitidularien  fort  und  be- 
schrieb die  darunter  befindlichen  neuen  Arten. 

Bertoloni  hat  im  8.  Bde  der  Memorie  delP  Acca- 
demia  del  Instituto  di  Bologna  eine  sechste  Abhandlung  über 
die  Käfer  von  Mossambique  veröffentlicht ,  in  welcher  nur 
sieben  Arten  von  Carabiden  beschrieben  werden.  Die  Dia- 
gnosen derselben  sind  auch  in  der  Revue  et  Magas.  de  Zool. 
1859.  p.  39  f.  abgedruckt. 

Thomson  (Arcana  natur.  p.  114 — 120)  machte  einige 
ausgezeichnete  Arten  vom  weissen  Nil  bekannt,  welche  den 
Familien  der  Carabiden,  Paussiden,  Buprestiden  und  Lamel- 
licornen  angehören;  einige  derselben  sind  zugleich  abge- 
bildet. 

Reiche,  „Coleopteres  nouveaux  de  Soudan«  (Musee 
scienlif.  p.  23  f.)  beschreibt  vier  neue  Arten  von  Sudan. 

Fairmaire  und  Coquerel  setzten  (Annal.  d.  I. 
soc.  entom.  de  France  VIIL  p.  145  und  419  ff.  pl.  6)  ihren 
„Essai  sur  les  Coleopteres  de  Barbarie"  mit  zwei  ferneren 
Abschnitten  fort.  Es  werden  darin  die  in  der  Berberei  vor- 
kommenden Arten  aus  den  Familien  der  Scydmaeniden,  Paus- 
siden ,  Staphylinen  ,  Phalacriden ,  Nitidularien,  Dermestinen 
und  Lamellicornen  aufgeführt  und  diagnosticirt,  die  darunter 
befindlichen  zahlreichen  neuen  ausführlich  beschrieben  und 
zum  Theil  abgebildet. 

Chevrolat,   Descriplion    de    Coleopteres   nouveaux 


426     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

d'AIgerie  (Rov.  et  Magas.  de  Zool.  1859.  p.  298  u.  380  ff. 
und  1860.  p.  75,  128,  208,  269,  302,  409,  448  u.  509  ff.). 
Verf.  macht  zahlreiche  neue  Algerische  Arten  in  ziemlich 
bunter  Reihenfolge  bekannt;  dieselben  gehören  den  ver- 
schiedensten Familien  ,  die  meisten  jedoch  den  Carabiden, 
Buprestiden ,  Xylophagen ,  Curculionen  und  Cerambyciden 
an.  —  Ausserdem  wurden  zahlreiche  einzelne  neue  Arten 
aus  Algier  von  Gueri  n,  Fairmaire,  Lucas,  Brisout 
de  Barnevillc  u.a.  in  den  Annales  und  dem  Bullet,  soc. 
^ntom.  1859—60  beschrieben. 

^n  Wollaston,  „On  addilions  to  the.  Madeiran  Coleo- 
ptera"  (Annais  of  nat.  bist.  3.  ser.  V.  p.  217,  252,  358  und 
448  ff.,  VI.  p.  48  u.  100  ff.)  gab  abermals  einen  Nachtrag  zur 
Käferfauna  von  Madeira  durch  Anführung  und  Beschreibung 
von  49  theils  neuen,  theils  schon  bekannten,  aber  jetzt  erst 
aufgefundenen  Arten.  Mit  Einschluss  dieser  neu  hinzuge- 
fügten beträgt  die  Zahl  der  gegenwärtig  von  Madeira  be- 
kannten Arten  642. 

Derselbe,  „On  the  Coleoptera  of  the  Salvages"  (Jour- 
nal of  Enlomology  1.  p.  85  ff.)  zählte  elf  auf  den  zwischen 
Madeira  und  den  Canarischen  Inseln  gelegenen  Salvages 
gesammelte  Coleopteren  auf;  drei  derselben  ,  der  Familie 
der  Carabiden  angehörend ,  werden  als  neu  beschrieben. 

Drouet  (Rev.  elMagas.de  Zool.  1859.  p.  243  ff.)  gab 
Nachricht  über  die  Käferfauna  der  Azoren.  Dieselbe  ist  in 
Betracht  der  südlichen  Lage  und  der  reichen  Vegetation 
arm  und  mit  wenigen  Ausnahmen  übereinstimmend  mit  der 
des  südlichen  Frankreichs  und  selbst  derjenigen  des  ge- 
jnässigten  Europa.  Eigenthümliche  Formen  sind  sehr  spar- 
sam und  dann  meist  mit  solchen  von  den  Canarischen  In- 
seln und  Madeira  identisch;  am  merkwürdigsten  ist  das 
Vorkommen  des  Süd-Amerikanischen  Taeniotes  scalaris  Fab., 
welcher  sich  hier  akklimatisirt  hat.  —  Die  (p.  252  ff.)  fol- 
gende Aufzählung  der  vom  Verf.  beobachteten  Arten  weist 
nur  die  geringe  Zahl  von  57  Arten  auf,  worunter  ein  La- 
parocerus  die  einzige  neue  Art  ist;  einige  andere  sind 
zweifelhaft  geblieben. 

F.  Tarnier,  Coleopteres  des   iles  Azores  recueillis 


«e-    im  Gebiete  der  Entomologie   nährend   der  Jahre  1859  n.  60.     427 

par  M.  Mordet.  (Dijon  1860.  gr.  8.).  Ist  nach  einer 
Anzeige  im  Bullet,  soc.  entorn.  1860.  p.  132  ein  detaillirtes 
Verzeichniss  der  auf  den  Azoren  vorkommenden  Coleople« 
ren  nebst  Beschreibung  einiger  neuer  Arten. 

d)     Asien. 

Gebier,  Verzeichniss  der  von  Dr.  Schrenk  in  den 
Kreisen  Ajagus  und  Kakaraly  in  der  östlichen  Kirgisen- 
steppe und  in  der  Songarei  in  den  Jahren  1840 — 43  ge- 
fundenen Käferarten  (Bullet,  d.  natur.  de  Moscou  1859.  I. 
p.  426—519,  II.  p.  315—356  und  1860.  II.  p.  1—39).  Das 
Verzeichniss,  welches  519  Arten  enthält,  die  in  systema- 
tischer Reihenfolge  nebst  Citat  der  ersten  Beschreibung 
aufgeführt  werden,  war  von  Gebier  ursprünglich  für  einen 
von  Schrenk  beabsichtigten  Reisebericht  zusammenge- 
stellt worden;  da  dieser  jedoch  nicht  erschienen  ist,  wird 
die  Arbeit  nach  dem  Tode  des  Verf.'s  hier  publicirt.  Der 
Aufzählung  der  gesammelten  Arten  folgt  eine  Beschreibung 
von  79  neuen,  deren  kurze  Diagnosen  von  Gebier  bereits 
im  Bullet,  de  l'acad.  de  St.  Petersbourg  1842  veröffentlicht 
wurden. 

Motschulsky,  Coleopteres  rapportes  de  la  Son- 
garie par  M.  Semen  off  (Bullet,  de  l'acad.  de  St.  Peters- 
bourg I.  1860.  p.  301 — 314).  Das  vom  Verf.  zusammen- 
gestellte Verzeichniss  weist  87  Arten  nach  ,  von  denen  15 
als  neu  beschrieben  und  zum  Theil  im  Holzschnitt  darge- 
stellt werden. 

gj,,'  Derselbe,  „Coleopteres  du  gouvernement  de  Ja- 
koutsk,  rccueillis  par  M.  Pavlofski"  (Bullet,  phys.  math. 
de  l'acad.  de  St.  Petersbourg  XVII.  1859.  p.  539  u.  567  ff.) 
gab  eine  Aufzählung  von  120  bei  Jakutsk  gesammelten  Ar- 
ten, von  denen  20  als  neu  aufgestellt  sind.  —  Die  Arbeil 
ist  ausserdem  in  den  Melanges  biologiques  de  l'acad.  de 
St.  Petersbourg  III.  1859.  p.  221—238  publicirt. 

"^^'  e)     Europa.  '''^ 

.•ii'i;.»' 

H.  Schaum,  Calalogus  Coleopterorum  Europae.  Ber- 
lin 1859.  (8. ,  121  pag.),     Eine  neue  Bearbeitung  der  vom 


428     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Verf.  besorgten  vierten  Ausgabe  des  vom  Entomologischen 
Vereine  zu  Stettin  publicirten  Catalogs,  in  welchem  die 
neuen  Zugänge  an  Gattungen  und  Arten  mit  wenigen  Aus- 
nahmen vollständig  aufgenommen  sind.  Zur  Vervollständi- 
gung des  Cataloges  hat  Verf.  in  der  Berl.  Ent.  Zcitschr.  III. 
p.43  eine  Reihe  einzelner  neuer  Europäischer  Arten  be- 
kannt gemacht. 

Von  E  r  i  c  h  s  0  n's  Naturgeschichte  der  Insekten  Deütsch- 
land's  sind  im  J.  1860  die  vierte  Lieferung  des  ersten 
Bandes  (Schaum)  und  die  dritte  des  vierten  Bandes  (von 
Kiesenwetter)  erschienen.  Mit  ersterer  liegt  die  Fa- 
milie der  Carabiden  und  zugleich  die  erste  Hälfte  des  er- 
sten Bandes  abgeschlossen  vor.  v.  Kiesenwetter  han- 
delt (4.  Band  3.  Lief.)  die  Familien  der  Dascilliden  und 
Malacodermen  ab,  von  denen  er  letztere  Lacordaire 
gegenüber  auf  die  Gruppen  der  Lyciden,  Lampyriden  und 
Telephoriden  beschränken  will. 

ßach's  Käferfauna  für  Nord-  und  Mittel-Deutschland 
wurde  mit  der  2.  Lieferung  des  3.  Bandes  (Coblenz  1859) 
fortgesetzt.  Dieselbe  enthält  den  Schluss  der  Halticinen, 
ferner  die  Familien  der  Clypeastres,  Coccinellinen,  Endo- 
mychiden,  die  sämmtlichen  Familien  der  Heteromeren,  endlich 
die  der  Scydmaeniden  und  Pselaphiden. 

Die  Käfer  Deutschlands  von  Valentin  Gutfleisch, 
nach  des  Verf.'s  Tode    vervollständigt    und  herausgegeben 
von  Dr.  F.  Böse.     Darmstadt  1859.  (8.  661  pag.)."—  Der 
Zweck   des  Buches  ist,    dem  Sammler  deutscher  Käfer  ein 
Compendium    an    die  Hand    zu  geben,   in  welchem  die  bis 
jetzt  bekannt    gewordenen    Arten   in   möglichster  Vollstän- 
digkeit durch  kurze  Beschreibungen  kenntlich  gemacht  sind. 
Verf.  beginnt    mit   einer  analytischen  Tabelle    der  (58  von 
ihm  angenommenen)  Familien   und   geht  dann  unter  diesen 
zur  Analyse    der    einzelnen  Gattungen   über;    für  die  Cha- 
rakteristik der  Arten    ist    die  analytische  Methode    nicht  in 
Anwendung  gebracht ,    sondern    es  werden  dieselben  unter 
den    von  den    Autoren    aufgestellten    natürlichen    Gruppen 
aufgeführt. 

Cl äsen  setzte   (Archiv  d.  Vereins    der  Freunde    der 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  u.  60.     429 

Naturgcsch.  in  Meklenburg-  XIII.  p.  118— 139)  seine  „Ue- 
bersiciit  der  Käfer  Meklenburgs"  weiter  fort  und  brachte 
sie  mit  den  verschiedenen  Familien  der  Tetrameren,  Tri- 
meren  und  Heteromeren  ,  den  sich  zuletzt  die  Scydmaeniden, 
Pselaphiden  und  Clarigerini  anschliessen,  zu  Ende.  Die 
Zahl  der  in  Meklenburg-  bis  jetzt  nachgewiesenen  Arten 
beläuft  sich  nach  des  Verf.'s  Verzeichniss  im  Ganzen 
auf  1909. 

Nicolai  (Zeitschrift  f.  d.  gesammt.  Naturwiss.  XV. 
1860.  p.  282—310)  stellte  ein  Namensverzeichniss  der  um 
Arnstadt  in  Thüringen  vorkommenden  Käfer  zusammen; 
es  werden  1282  Arten  in  systematischer  Reihenfolge  auf- 
gezählt. 

V.  Weidenbach  und  Petry,  Systematische  Ueber- 
sicht  der  Käfer  um  Augsburg  (12.  Bericht  d.  naturhistor. 
Vereins  in  Augsburg  1859.  p.  33—76).  Die  beiden  Verf. 
geben  ein  systematisches  Namensverzeichniss  von  1907  Ar- 
ten, welche  552  Gattungen  angehören.  Es  folgen  (p.  82  u. 
84  ff.)  zwei  Beilagen,  von  denen  die  erste  ein  Verzeichniss 
von  32Myrmecophilen  aus  der  Augsburger  Umgegend  giebt, 
die  zweite  eine  Charakteristik  von  sechs  als  neu  angesehe- 
nen Käfern  (Chrysomelinen  und  Coccinellinen)  enthält. 

Miller  (Wien.  Ent.  Monatsschr.  III.  p.  300  u.  353  ff.) 
beschrieb  eine  coleopterologische  Excursion  in  das  Tatra-Ge- 
birge. Nach  einer  Charakteristik  des  Gebirges,  welches  sich 
bis  zu  einer  Höhe  von  7800'  erhebt,  und  seiner  Käferfauna 
im  Allgemeinen  zählt  der  Verf.  die  von  ihm  beobachteten 
Arten  in  systematischer  Reihenfolge  auf,  bei  den  bekannten 
ihre  Verbreitung  in  vertikaler  Richtung ,  ihre  Abänderun- 
gen u.  s.  w.  erörternd,  die  neuen  (den  Familien  der  Cara- 
biden,  Staphylinen  und  Curculionen  angehörend)  ausführlich 
beschreibend. 

Pfeil  (Entom.  Zeitung  1859.  p.  270  ff.)  lieferte  einen 
„Beitrag  zur  Käferfauna  der  Norischen  Alpen^  durch  Be- 
schreibung seiner  coleopterologischen  Excursionen  in  das 
Nassfeld  und  auf  den  Gamsgarkogel  bei  Wildbad  Gastein. 

Stark  (13.  Bericht  d.  naturhistor.  Vereins  in  Augs- 
burg 1860.   p.  130  ff.)    machte  Mittheilungen   über  eine  co- 


430     Gers  ta  eck  er:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

leopterologische  Excursion  in  die  Allgäuer  Alpen,  auf  wel- 
cher manche  seltnere  Gebirgsarten  (Dendrophagus  crenatus, 
Salpingus  cyancus ,  Phloeostichus  denticoilis,  Serropalpus 
barbatus,  Athous  undulatus  u.  a.)  erbeutet  wurden.  '•■{ 

^»'^i  Schneider  (38.  Jahresbericht  d.  Schlesisch.  Gesellsch.  für 
vat6rl.  Cultur  p.  180)  zählte  einige  für  Schlesien  neue  und  seltenere 
Käfer  auf;  zugleich  stellt  er  die  Unterschiede  von  Plinlhus  Fischer! 
und  Sturmii  nochmals  fest. 

M  i  n  k  ,  ,jFundorte  einiger  seltener  Käfer"  (Entom.  1859.  p.  428  f.) 
gab  Nachricht  über  Hydroporus  delicatulus  ,  Trichophya  pilicornis, 
Laricobius  Erichsonii,  Plalydema  violaceuin ,  Scaphideina  aeneum  und 
Phloeophilus  Edwardsii. 

Fuss,  Mitlheilungen  über  einige  Käfer  des  Ahrfhales  (Bert. 
Ent.  Zeitschr.  III.  p.  93). 

Matthieu,  „Catalogue  de  la  famille  des  Hydrophi- 
lides de  Belgique,  suivie  d'un  catalogue  des  Elmidees,  Par- 
nidees  et  Heteroceridees"  (Annales  soc.  entom.  Beige  II. 
p.  29 — 44),  „Catalogue  des  Coleopteres  de  la  famille  des 
Curculionidees  de  Belgique"  (ebenda  p.  163 — ^246) ,  „Faune 
entomologique  Beige,  Coleopteres"  (ebenda  III.  p.  1 — 89) 
und  „Catalogue  des  Coleopteres  de  Belgique"  (ebenda  lY. 
p.  1—54).  -»> 

Mit  Angaben  über  Fundorte,  Häufigkeit  u.  s.  w.,  zählt  Verf.  iir 
seinen  faunistischen  Beiträgen  für  Belgien  74  Palpicornia,  1  Sphae- 
rius,  7  Parnidae,  15  Elmidae,  8  Heteioceridae,  527  Curculionen  (mit 
Einschluss  der  Bruchiden  und  Anthribiden :  die  Aiten  in  der  von 
Schön  herr  angenommenen    Reihenfolge  aufgezählt),    74  Silphiden, 

4  Scaphidilia,  10  Trichopterygia  ,  83  ^ilidulariae ,  4  Peltidae,  56  Hi- 
sterini ,  11  Phalacridae,  16  Colydii,  6  Cucnjidae  ,  54  Cryptophagidafr 
(mit  Einschluss  von  Mycetaea,  Engis,  Triplax,  Tetratoma),  25  Lathri- 
dii  ,  11  Myretophagidae  ,  25  Üerrnestini ,  1  Georyssus  ,  19  Byrrhina,» 
1  Throsciden  ,  29  Pselaphidae,  116  Lamellicornia  ,  19  Scydmaenidae, 
22  Buprestidae,  4  Eucnemidae,  88  Elateridae,  9  Cyphonidae,  77  Mala- 
coderma,    11   Cleridae,    58  Ptinidae,   44  Bostrichidae ,  32   Meiasomaj^ 

5  Melandryadae,  18  Mordellina,  10  Vesicanlia,  14  Oedemeridae,  4  La- 
griariae  (und  Pyrochroa),  5  Rhinosimi ,  6  Anthicidae,  3  Endomychi- 
dae,  76  Longicornia,  198  Chrysonielinae  und   2  Clypcastri. 

?.^h  -G.  R.  Walerhouse's  Catalogue  of  British  Coleoptera, 
dessen    Anfang  bereits    im   Jahresberichte    für   1858.  p.  64 
von  uns  angezeigt  wurde,   liegt  jetzt  vollendet  vor.     Der- 
selbe umfasst  105  pag.  in  8.  und  ausserdem  (12pag.).  Nach- 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  n.  60.      431 

träge  und  Index;  die  Synonymie  hat  der  Verf.  auch  in  der 
zweiten  Hälfte  in  grosser  Vollsländigkeit  angeführt. 

Janson  (Entomol.  Annnal  for  1859.  p.  118  ff.  und 
1860.  p.  96  ff.)  gab  eine  Aufzählung  von  143  für  England 
neuen  Coleopteren  nebst  Angaben  über  ihre  Fundorte;  einige 
Arten  werden  nochmals  charakterisirt.  loinotim  a'>i;ijJH 

■''  J.  A.  Power,  Notes  on  Myrnjecophilous  Coleoptera  (Report  of 
the  28.  meeling  of  the  British  associat.  for  advanc.  of  science,  Trans- 
act.  p.  129). 

C.  G.  Thomson,  Skandinaviens  Coleoptera,  synop- 
tiskt  bearbetade.  Tom.  I.  II.  Lund  1859—60.  8.  —  Das  im 
Jahresberichte  1857.  p.  68  angezeigte  erste  Heft,  welches 
den  gleichen  Titel  führt,  scheint  dem  Verf.  nicht  genügt  zu 
haben,  da  er  es  bei  demselben  hat  bewenden  lassen  und 
in  dem  vorliegenden  Werke  einen  neuen  Plan  der  Ausfüh- 
rung angenommen  hat.  Im  ersten  Bande  p.  1 — 161  giebt 
er  einen  Conspectus  familiarum  et  generum  Coleopterorum 
Scandinaviae,  der  wohl  keinen  anderen  Zweck  hat,  als  mög- 
lichst vielen  Arten  neue  Gattungsnamen  vorzusetzen;  denn 
sowohl  der  Abgränzung  als  der  Zusammenfassung  der  von 
ihm  angenommenen  Familien  zu  einer  Anzahl  von  Series, 
wie  Carnivori,  Amphibii  (umfasst  die  Familien  der  Gyrinen, 
Parniden,  Liinnichiden,  Heteroceriden,  Limniiden  und  Geo- 
ryssii),  Brachelytra  (Staphylinen ,  Pselaphiden,  Clavigeri), 
Fungicola  (Lathridier,  Cryptophagiden ,  Engiden,  Endomy- 
chiden  und  Mycetophagiden)  u.  s.  w.,  deren  im  Ganzen  15 
hingestellt  werden,  wird  der  Verf.  hoffentlich  selbst  keine 
Bedeutung  beilegen  wollen.  Im  speziellen  Theile  (Bd.  I, 
von  p.  163  an)  werden  die  Series,  Familien,  Tribus  und 
Gattungen  in  präciser  und  bündiger  W^eise  lateinisch  dia- 
gnosticirt  und  schwedisch  charakterisirt,  die  Arten  mit  la- 
teinischer Diagnose  versehen  und,  wo  es  nöthig  schien,  in 
derselben  Sprache  noch  ausführlicher  beschrieben.  In  den 
vorliegenden  beiden  Bänden  sind  die  Familien  der  Carabi- 
dae,  Dyticidae,  Palpicornia,  die  sogenannten  Amphibii  und 
die  Staphylinidae  abgehandelt, 

Mulsant's    Hisloire    naturelle    des    Coleopteres    de 
France   ist   mit   einem    neuen    Hefte  betitelt:   „Rostriferes" 


432     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Paris  1859  (48  pag-.  8.)  bereichert  worden.  Derselbe  ent- 
hält die  Bearbeitung  der  Salpingidae  ,  bei  welcher  Familie 
das  Nähere   mitgetheilt  ist. 

G.  Levrat,  Enumeration  des  Insectes  Coleopteres  du 
Mont-Pilat.  Lyon  1858.  8.  (auch  enthalten  in  des  Verf.'s 
Etudes  entomologiques  1  cah.     Lyon  1859.  p.  65 — 100). 

Reiche  (Annales  d.  1.  soc.  entom.  de  France  VIL 
p.  194  ff.)  verzeichnete  139  in  den  Basses-Alpes  gesammelte 
Käfer  in  systematischer  Reihenfolge. 

Bris  out  de  Barneville  (Bullet,  soc.  entom.  1859. 
p.  130)  verzeichnete  eine  Reihe  von  für  die  Französische 
und  die  Pariser  Fauna  neuen  Käfern. 

Fouquet,  Catalogue  des  Coleopteres  Carabiques  et 
Hydrocanthares ,  trouves  dans  le  Morbihan  (Annales  d.  1. 
soc.  Linneenne  du  depart.  de  Maine  et  Loire  TIL  1859. 
p.  23 — 26).  —  Ein  Namensverzeichniss  von  218  Carabiden 
(incl.  Cicindeliden)  und  71  Dyticiden  nebst  Gyrinen. 

Rouget,  Catalogue  des  Coleopteres  du  departement 
de  la  Cöte-d'or  (Malachii,  Clerii,  Ptini,  Bostrichi,  Hylesini, 
Curculiones)  enthalten  in  den  Memoires  de  l'acad.  des  Scien- 
ces, arts  et  belles  lettres  de  Dijon  2.  ser.  VI,  ist  im  Bullet, 
soc.  entom.  1859.  p.  265  angezeigt. 

Notice  sur  quelques  especes  de  Coleopteres  prises  aux 
environs  d'Auxerre  et  de  Chätel-Cendier  und  Catalogue  des 
Rhynchophores  du  departement  de  l'Yonne  (in:  Memoires  de 
la  soc.  des  sciences  histor.  et  natur.  de  l'Yonne,  1.  et  2.  livr.) 
sind  ebenda  1860.  p.  127  angeführt. 

Fairmaire  (Annales  d.  1.  soc.  entom.  de  France  YIL 
p.  266 — 283)  gab  ein  Namensverzeichniss  von  132  durch 
Lareynie  auf  Corsika  gesammelten  Käfern  nebst  Beschrei- 
bung der  darunter  befindlichen  neuen. 

Reiche  (ebenda  VIH.  p.  717  ff.)  ein  systematisches 
Namensverzeichniss  von  468  auf  Sicilien  durch  Bei  Her  de 
la  Chavignerie  gesammelten  Arten  und  eine  Beschrei- 
bung von  neun  derselben,  die  sich  als  neu  herausgestellt 
haben. 

Der  schon  im  vorigen  Jahresberichte  erwähnte  „Bei- 
trag zur  Käferfauna  Griechenlands"  wurde  durch  v.  Kie- 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  u.  60.     433 

sen weiter  (Berl.  Ent.  Zeitschr.  111.  p.  17— 34  und  p.  158 
— 191.  Taf.  2  u.  3)  mit  zwei  neuen  Abschnitten  fortgesetzt, 
in  denen  die  Familien  von  den  Elateriden  bis  zu  den  Ano- 
bien  incl.  abg-ehandelt  werden. 

C.  Fuss,  Beitrags  zu  Siebenbürgens  Käferfauna  (Ver- 
band!, d.  Siebenbürg.  Vereins  zu  Hermannstadt  XI.  p.  231  IT.). 
Verf.  zählt  54  für  Siebenbürgen  neue  Arten,  die  er  mit 
Notizen  über  Fundorte  u.  a.  versieht,  auf.  Bemerkenswerth 
ist  das  Vorkommen  des  Portugiesischen  Corymbites  haema- 
pterus  Illig.  in  Siebenbürgen. 

Motschulsky,  Insectes  nouveaux  ou  peu  connus  des 
bassins  de  la  Mediterranee  et  de  la  mer  Noire  jusqu'ä  la 
mer  Caspienne  (Etudes  entomol.  1859.  p.  119—144).  Be- 
schreibungen neuer  Gattungen  und  Arten  aus  verschiede- 
nen Familien,  welche  aus  Süd  -  Russland  ,  Vorder- Asien, 
Aegyplen,  Griechenland  und  Spanien  stammen. 

Ausserdem  wurden  zahlreiche  neue  Süd-Europäische 
Arten  von  Fairmaire  in  seinen  „Miscellanea  entomolo- 
gica"  (Annal.  d.  1.  soc.  entom.  de  France  VII.  p.  21  ff.)  und 
auch  im  Bullet,  soc.  entom.  1859.  p.  216,  255  ff.,  ferner  von 
Boieldieu  „Descriptions  d'especes  nouvelles  de  Coleo- 
pteres«  (Annal.  soc.  entom,  VII.  p.461 — 482.  pl.  8)  bekannt 
gemacht;  dieselben  stammen  theils  aus  Südfrankreich,  theils 
von  den  drei  Halbinseln  des  Mittelländischen  Meeres. 

Synonymische  Bemerkungen  über  Käfer  verschiedener 
Familien  brachten  Ghiliani,  Reiche,  Schaum,  Kr  a  atz, 
von  Kiesenwetter,  Stierlin,  Wollaston  u.  a. 
(Berl.  Ent.  Zeitschr.  III.  p.  82  ff.  u.  IV.  p.  81  ff.)  bei.  Gegen 
die  von  Schaum  und  v.  Kiesenwetter  über  die  von 
ihm  selbst  aufgestellten  Arten  gemachten  Bemerkungen 
remonstrirt  Fairmaire  (Bullet,  soc.  entom.  1860.  p.  45). 
—  Ausserdem  stellte  auch  Motschulsky  (Etud.  entom. 
1859.  p.  163  ff.  eine  Reihe  synonymischer  Mittheilungen  zu- 
sammen. 

Eine  Reihe  bis  jetzt  unbekannter  Käferlarven  aus  dem 
südlichen  Frankreich  beschrieben  Mulsant  und  Reve- 
liere  in  ihren  „Notes  pour  servir  ä  l'histoire  de  quelques 
Coleopteres"    und  „Notes   pour  servir  ä  l'histoire  des  pre- 

Arck.  für  Naturg.  XXVI.  Jahrg.  2.  Bd.  CC 


434     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

miers  etats  de  divers  Coleopteres"  (Annales  d.  I.  soc.  Lin- 
neenne  de  Lyon  VI.  p.  49  u.  124  ff.  ,  Opuscules  entomol.XI. 
p.  63u.  86f.). 

G.  Thon  stellte  (Zeitschr.  f.  d.  gesammt.  Naturwiss. 
XIV.  p.  183  ff.)  die  in  der  Medizin  gebräuchlichen  Coleopte- 
ren,  von  denen  einige  (verschiedene  Lytta  -  und  Mylabris- 
Arten)  auf  Taf.  1  zum  Ueberfluss  abgebildet  werden  ,  zu- 
sammen. Ausser  den  zahlreichen  als  Canthariden  benutz- 
ten Arten  aus  der  Familie  Vesicantia  führt  Verf.  auch  als 
gegen  Zahnweh  empfohlen  Rhinocyllus  antiodontalgicus  und 
Coccinella  7-punctata  auf.  (Sollten  dergleichen  unwirk- 
same Arten  mit  aufgeführt  werden,  so  fehlen  im  Verzeich- 
nisse des  Verf.  zahlreiche,  die  als  Heilmittel  angepriesen 
worden  sind). 

Recueil  de  Coleopteres  anormaux,  publie  par  Moc- 
querys,  No.  1 — 4.  Rouen,  1859 — 60.  8.  —  Die  vier  ersten 
dem  Ref.  vorliegenden  Hefte  dieses  Unternehmens  enthalten 
45  nur  einseitig  bedruckte  Rlätter  ,  auf  welchen  je  eine 
Monstrosität  eines  Käfers  im  Holzschnitte  dargestellt  ist, 
dessen  abweichend  gebildete  Theile  (meist  neben  dem  Käfer 
selbst  noch  in  vergrössertem  Maassstabe  dargestellt)  durch 
einige  Worte  näher  erörtert  werden. 

Die  Mehrzahl  der  abgebildeten  Monstrositäten  zeigen  mehr  oder  we- 
niger auffallende  Difforniitäten  des  Halsschildes  und  der  Flügeldecken  ; 
letztere  sind  theils  stark  verkürzt,  theils  mit  normalen  schwieligen 
Auftreibungen,  theils  mit  überzähligen  Appendices  versehen.  Ebenso 
häufig  sind  doppelte  Schienen-  und  Tarsenbildungen  an  einzelnen 
Beinen,  ferner  zwei-  und  dreispaltige  Fühler;  seltener  starke  Ver- 
kürzungen aller  Theile  eines  Beines.  Als  besonders  merkwürdige 
Monstrositäten  sind  hervorzuheben  :  1)  Ein  Carabus  mit  vollständig 
entwickeltem  doppeltem  Endgliede  der  Taster.  2)  Ein  Lucanus  cer- 
vus  mas,  dessen  linke  Mandibel  an  der  Spitze  fast  die  Form  einer 
Krebsscheere  nachahmt,  3)  Eine  Clythra  ,  von  deren  einer  Vorder- 
hüfte drei  in  Schenkel  ,  Schienen  und  Tarsen  vollständig  ausgebildete 
Beine  entspringen.  4)  Eine  Melolontha ,  deren  einer  Fühler  zwei 
vollständige  Blaltkeulen  ,  jede  mit  7  Blättern,  zeigt.  5)  Ein  Amphi- 
mallus,  bei  welchem  der  eine  Fühler  dreiästig  und  mit  drei  Blatt- 
keulen versehen  ist;  die  Keulen  sind  drei-,  zwei-  und  einblättrig. 
Ferner  erwähnt  Schneider  (38.  Jahresbericht  d.  Schlesisch. 
Gesellsch.  f.  vaterl.  Cultur  p.  129)  dreier  Käfermonstrositäten  :  Adimo- 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  ii.  60.     435 

nia  tanaceti  mit  gabiiger  Fühlerspallung,  Agonum  sexpunctatum  mit 
doppeltem  Hinterbeine  (das  überzahlige  Bein  mit  seinem  Schenkeltheile 
aus  dem  Schenkel  des  regulären  entspringend)  und  Carabus  nitens  mit 
gitterartig  unterbrochenen  Flügelrippen. 

Gärabidäe.  —  Cicindelidae.  —  Chaudoi  r's  ,^Materiaux  pour 
servir  ä   l'etude  des  Cicindeletes  et  des  Carabiques"  (Bullet,  d.  1.  soc. 
des  natur.  de  Moscou  1860.  II.  p.  269 — 337)  bilden  eine  weitere  Folge 
seiner  zahlreichen  Publikationen     über  diese  Familie  ,    in  welcher  er 
zunächst  auf  eine  Reihe  von  Cicindelen-Gattungen  eingeht,   deren  bis 
jetzt  bekannte  Arten  er  in  synonymischer  Hinsicht  erörtert  und  denen 
er  verschiedene  neue  hinzufügt.     Von  Pogonostoma  werden  acht  be- 
reits bekannte  Arten  nochmals  schärfer  charakterisirt,  von  Ctenostoma, 
womit  Procephalus  Lap.    und    Myrmccilla    Lacord.    wieder    vereinigt 
werden,    folgende    neue    beschrieben:    Ct.    insigne    und    nigrum  von 
Ega,  Sallei  von  Venezuela  ,  Balesii,   lucluosum  ,  zonatum,  obliquatvm 
und  agnatnm  von  Ega,  Sahlbergii    und    bicristaium  von  Rio-Janeiro; 
St.  Jacquieri  Dej.  hält  der  Verf.    für  das  wahre  Ct,  formicarium  Fab. 
Die  beiden  genannten  Gattungen  vereinigt  Ch.  zur   Gruppe  Ctenosto- 
midae  ,     die    drei    folgenden    dagegen    als  Collyridae  ;  1)  Collyris  mit 
folgenden  neuen  Arten:  L.  Lafertei   Kord  -  Indien  ,    Dohrnii    Ceylon, 
aptera  Lund  ?  (major  Latr.),  acrolia  Manila,  Boysii  JNord-Indien,  siib~ 
clavata  Dekan,    distincta  Ostindien,    cribellata  ebendaher,    Celebensis 
Celehes,  puncticollis  Kord  -  Indien,    ßavicornis  ebendaher,  chloroptera 
Singapore,  variilarsis  Kord-Indien,  ainoena  Bombay.     2)  D  eroer  a- 
nia  n.   g.  auf  einige  Tricondyla- Arten    von  Ceylon    mit  quer  cylin- 
drischem,  nicht  eingedrücktem  Kopf  und  langes,  flaschenförmiges  Hals- 
schild gegründet,  welche  übrigens  besser  nur  als  eigene  Gruppe  unter 
Tricondyla  verbleiben  :  D.  Dohrnii,  concinna^  gibbiceps  und  laevigata. 
3)  Tricondyla.     Keue  Arten:     Tr.  macrodera  Kord-Indien,  tuberculata 
China?   —  Zur  dritten  Gruppe    Cicindelinae  kommen    als  neu  hinzu: 
Myrmecoptera  limbala  (Beitoloni)    3Iossa!iibique,    Dromica    carinidata 
und    sexmaculata  Port  Katal,    Hiresia    Batesii    und    egregia  von  Ega, 
Sahlbergii    von   Rio-Janeiro,    Cnledonica    n.  g.  (auf  Distipsidera 
Mniszechii  Thoms.  gegründet),  fasciata  Keu-Caledonien  und  lujiigera 
Keue    Hebriden  ? ,    Ophryoderan.    g.    (auf   Cicind.     rufomarginata 
Bohem.  begründet),  Bostrichophorus    Biancohii  Mossambique,   Peri- 
dexia  n.  g.  für  Cicind.    fulvipes  Dej.  (mirabilis  Lap.),  Phyllodroma 
luteomaculata  Pio-Janeiro  ,   Odonlochila  femoralis  und  erythropus  vom 
Amazonenstrome,    ignita  Mexiko,  postica  f    Batesii,  rhytiptera ,  cya- 
nella ,    amabilis    vom  Amazonenstrome,    procera  Mexiko,    (Euryoda) 
proxima  Kord -Indien,     Oxychila  oblusidens  und  odontoma  Brasilien, 
Platychile  aculeata  (für  die  von  D  e j  e  a  n  und  Thomson  beschrie- 
bene,   wahrscheinlich    von  PI.  pallida  Fabr.    verschiedene  Art),    Te- 
tracha  Ckevrolatii  (Gehin)  Mexiko    und    speciosa  Bahia.     Für  Ambly- 


436     Gers  taec  ke  r:  Bericht   über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

cheila  Say  als  vergebenen  Namen  schlägt  Ch.  den  Gattungsnamen 
Chaleposomus   vor. 

Schaum  (Berl.  Ent.  Zeilschr.  IV.  p.  180  ff.)  zählte  die  vier 
bekannten  Cicindela -Arten  der  Insel  Luzon  auf  und  fügte  drei  neue: 
Cie,.  Clara,  virrjinea  und  mandibularis  hinzu.  Es  folgt  eine  Aufzäh- 
lung der  12  bis  jetzt  bekannten  Therates- Arten  ,  denen  zwei  neue: 
Th.  Chaudoiri  und  Semperi  (Taf.   3)  sich  zugesellen. 

Thomson,  Notice  historique  sur  le  genre  Cicindela  suivie  de 
la  description  de  sept  especes  nouvelles  de  Cicindelidae  (Arcan.  na- 
tur.  p.  85ff.)  beschrieb  nach  verschiedenen  einleitenden  Bemerkungen 
Cicindela  ponderosa  Mexiko,  Diana  Celebes,  Aurora  Mexiko,  Phyl- 
lodroma  DeZm  Peru  intern.,  Eiiprosopus  Chaudoiri  Brasilien,  Therates 
dichroma  INeu-Guinea   und   Procephalus  lyrannus  Brasilien   als   n.  A. 

Derselbe,  Revue  du  genre  Therates  ( Musee  scientifique 
p.  41  ff.)  zählt  im  Ganzen  19  Arten  der  Gattung  Therates  auf,  von 
denen  er  vier  als  neu  beschreibt:  Th.  fulvicollis  Batchian  ,  Manillica 
Mindanao,  Latreillei  und  Mac  Leayi  Menado. 

Montrouzier  (Annal.  soc.  entom.  VIII.  p.  233  f.)  beschrieb 
Cicindela  hemicycla  ,  Oxycheila  arrogans ,  affinis  und  pulchella  als 
n.  A.  von  Neu  -  Caledonien.  Die  drei  Oxycheila  -  Arten  gehören  zur 
Gruppe  Distipsidera  VVestw.  und  0.  arrogans  ist  identisch  mit  D.  Mnis- 
zechii  Thoms. 

Bertoloni  (Memorie  dell'  accad.  di  Bologna  VIII,  Diagnosen 
in  Rev.  et  Magas.  de  Zool.  1859.  p.  39  f.)  beschrieb  Odontocheila 
Bianconii,  Dromica  rugosa  und   limbala  als  n.  A.  von  Mossambique. 

Fernere  neue  Arten  sind  :  Cicindela  turcica  (Klug)  Schaum 
(Berl.  Ent.  Zeitschr.  III.  p.  43)  aus  der  Türkei,  Cic.  Schrenkii  und 
gramilata  Gebier  (Bullet,  de  Moscou  1859.  II.  p.  315  f.)  aus  der  Son- 
garei,  Cic.  Elisae  Motschulsky  (ebenda  1859.  II.  p.  487)  vom  Amur, 
nur  kurz  diagnosticiit,  Cic.  anatolica  Molschulsky  (Etud.  entom.  1859. 
p.  120)  von  Amasia  und  festina  von  den  Alpen  des  Caucasus. 

Vier  Arten  von  Ceylon  :  Cicindela  reducta  und  Tricondyla  Niet- 
ner i  Motschiüsky  (Etud.  entom.  1859.  p.  25),  Tricondyla  tumidula  und 
scitiscabra  Walker  (Annais  of  nat.  bist.  3.  ser.  III.  p.  50)  ,  letztere 
beide  nur  kurz  diagnosticiit. 

Harris  „On  Cicindela  Hentzii  Dej."  (aus  dessen  nachgelasse- 
nen Papieren  von  Scudder  in  den  Proceed.  of  the  Boston  soc.  of 
nat.  bist.  VII.  p.  185  ff.  mitgetheilt)  giebt  Nachricht  über  die  Fund- 
orte dieser   seltenen  Art  und  eine  nochmalige  Charakleiistik  derselben. 

Nach  Cotty  („Obsei vations  sur  la  Megacephala  euphratica," 
Annal.  soc.  entom.  VIII.  p.  327  ff.)  ist  die  von  ihm  in  Asien,  Aegyp- 
ten ,  Algier  und  Spanien  aufgefundene  Megacephala  euphralica  ein 
Dämmerungsthier,  welches  nur  kurz  vor  und  nach  Aufgang  der  Sonne 
60  wie  gegen  Abend    seine  Erdlöcher  verlässt  und  um  diese  Zeit  in 


im  Gebiete  der  Entomoloffie  während  der  Jahre  1859  u.  60.     437 


'ö 


grösserer  Anzahl  umherläuft.  Von  ihren  Flügeln  macht  diese  Art 
niemals  Gebrauch. 

Coquerel  lieferte  (Annal.  sog.  enloni.  VII.  p.  615.  pl.  14) 
eine  Beschreibung  und  Abbildung  der  Larve  von  Megacephala  eu- 
phratica.  Sie  unterscheidet  sich  von  den  bis  jetzt  bekannten  Larven 
der  Süd -Amerikanischen  Megacephala -Arten  durch  breiteren  Kopf 
und  Prothorax  so  wie  durch  die  Bewaffnung  des  fünften  Abdoniinal- 
segmentes ;  dieses  ist  nämlich  mit  a' i  e  r  Hornhaken  ,  von  denen  die 
beiden  äusseren  grösser  sind,  be\Aehrt. 

Carabici,  —  In  dem  v.  J.  1856 — 60  erschienenen  und  nun- 
mehr abgeschlossenen  ersten  Theil  (1.  Hälfte)  der  „Naturgeschichte 
der  Insekten  Deutschlands''  hat  Schaum  neben  der  Bearbeitung  der 
Carabicinen-Fanna,  welche  nach  ihm  etwa  540  Arten  unifasst,  haupt- 
sächlich eine  genauere  Feststellung  der  bis  jetzt  ziemlich  unsicher 
begräuzten  Cnippen  dieser  Familie  mit  Berücksichtigung  zahlreicher 
exotischer  Formen  versucht  und  dadurch  der  Bearbeitung  der  in  Be- 
zug auf  ihre  Arten  mit  am  genauesten  bekannten  Laufkäfer  mehr  In- 
teresse zu  geben  gewusst.  Da  sich  ihm  erst  im  weiteren  Verlaufe 
seiner  Untersuchungen  die  systematische  Brauchbarkeit  gewisser  Cha- 
raktere schärfer  herausgestellt  hat,  fasst  er  dieselben  in  einer  kleine- 
ren Abhandlung  „das  System  der  Carabicinen"  (Berl.  Entom.  Zeitschr. 
IV.  p.  161  ff.)  nochmals  übersichtlich  zusammen  und  durchmustert,  auf 
den  vonSchioedtc  und  Le  Conte  angegebenen  Einlheilungsprin- 
zipien  fussend,  wenngleich  die  des  ersteren  (Anwesenheit  oder  Man- 
gel der  Epimeren  des  Mefathorax)  modificirend  ,  die  von  Lacor- 
daire  angenommenen  Gruppen  der  Keihe  nach,  um  die  ihnen  mit 
Unrecht  zuertheilten  Gattungen  auszumerzen  und  ihnen  ihre  naturge- 
mässe  Stellung  anzuweisen. 

In  seinen  „Beiträgen  zur  Kcnntniss  einiger  Laufkäfer-Gattungen 
(ebenda  p.  180  ff.  Taf.  III)  beschreibt  derselbe  Thyreopterus  gültiger 
Borneo,  Pericahis  laetus  Vaterland?,  xantkopus  Borneo  und  bifa- 
sciatus  Costa -Rica  (letztere  Art  von  Chaudoir  zu  Coptodera  Dej. 
verwiesen  und  in  Copt.  Schaumii  un)getauft),  Dercyhis  crenalus  Ama- 
zonenfluss,  Pelecium  rotundipenne  ,  politum  und  tenellum  Neu-Frei- 
burg,  Bembidinm  Utridipenne  Bengalen  ,  Tackys  albicornis  und  fuscu- 
lus  Hongkong,  geminatus  und  quadrillum  Celebes  ,  inßatus  Brasilien, 
Pericompsns  blandiilus  Portorico,  jiicundus  Venezuela.  Von  letzterer 
Gattung,  so  wie  von  Thyreopterus,  Pericalus  und  Pelecium  giebt  er 
zugleich  eine  synonymische  Aufzählung  der  bis  jetzt  bekannten  Arten. 

Derselbe  (ebenda  p.  64  f.)  erörterte  die  Unterst^hiede  der 
Gattung  Cardiomera  Bassi  von  Colpodes  M.  Leay  und  beschrieb  neben 
der  bekannten  C.  Genei  Bassi  aus  Sicilien  eine  zweite  Art:  C.  Bon- 
vouloiri  aus  den  Pyrenäen.      Die    übrigen    von  Chaudoir  und   La- 


438     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

cordaire  der   Gattung  Cardiomera   beigezählten  Arten  gehören  nach 
Seh.  zu  Patrobus. 

Thomson  (Arcan.  natur.  p.  93  f.)  beschrieb  Gigadema  n.  g. 
aus  der  Helluoniden-Gruppe,  neben  Aenigma  stehend.  Fühler  gegen 
die  Spitze  hin  leicht  verdickt,  Oberlippe  gross  ,  etwa  Va  der  Mandi- 
bellänge  bedeckend,  Kinn  gross,  ohne  Miltelzahn,  mit  grossen,  spitzen 
Seitenlappen;  Vorderschenkel  unterhalb  nahe  der  Basis  mit  einem 
Zahne.  —  Art:  G.  titana  Moreton-Bay,  46  Mill.  lang,  auf  pl.  5  ab- 
gebildet. —  Anthia  ferox  Süd -Ost- Afrika ,  n.  A.  (ebenda  p.  94. 
pl.9.  fig.2). 

Derselbe  (ebenda  p.  114  f.)  beschrieb  Piezia  Fazoolica,  An- 
thia lunae  (pl.  9.  fig,  1),  adelpha ,  galla  und  desertorum  als  n.  A.  aus 
der  Gegend  des  weissen  Nil. 

Westwood,  Description  of  a  new  genus  of  Carabideous  In- 
sects  from  the  Upper  Amazon-River,  Brazil  (Transact.  entom.  soc.  V. 
p.  170  f.  pi.  1)  lieferte  eine  Beschreibung  und  Abbildung  von  Sole- 
nogenys  foeda,  neue  Gattung  und  Art  vom  oberen  Amazonenstrome, 
welche  er  übereinstimmend  mit  Thomson,  welcher  dieselbe  Art 
fast  gleichzeitig  als  Aulacinia  rhysodioides  beschrieb,  der  Scaritinen- 
Gruppe  zuweist.  NachBates'  brieflicher  Mittheilung  (Proceed.  entom. 
soc.  p.  40)  lebt  die  beschriebene  Art  in  Nestern    von  Termiten. 

Murray  (Annais  of  nat.  bist.  III.  p.26u.IV.  p.  116)  charakte- 
risirte  neben  mehreren  neuen  Arten  von  Old-Calabar  auch  zwei  neue 
Gattungen:  1)  Si  op  elus  n.  g.  zur  Harpaliden-Gruppe  gehörend  und 
mit  Harpalus  zunächst  verwandt,  jedoch  durch  den  Mangel  des  Kinn- 
zahnes unterschieden  ;  von  Platymetopus  durch  sehr  kleine,  schmale, 
an  der  Spitze  abgestutzte  Ligula  abweichend,  ausserdem  auch  habi- 
tuell durch  die  feine  Punktirung  der  Flügeldecken.  —  Art :  S.  Cala- 
haricus,  3 — 3^4  Lin.  2)  An  au  lax  n.  g.,  zur  Feroniden-Gruppe  ge- 
hörig, von  der  Gestalt  einer  Amara,  doch  ohne  Kinnzahn,  die  Para- 
glossen  mit  der  Ligula  verwachsen  ,  die  Flügeldecken  ohne  accesso- 
rischen  Nahtstreifen  ;  Fühler  kürzer  als  Kopf  und  Thorax  zusammen- 
genommen, mit  drei  glatten  Basalgliedern  ,  Vorderschienen  erweitert 
und  stark  ausgerandet.  —  Art:  A.  iridescens,  \}/x  Lin.  — Neue  Arten: 
Hypolithus  Iris,  Platymetopus  granulosus ,  Anchomenus  angnlaticollis, 
planaticollis  und  palroboides. 

Delarouzee  (Annal.  soc.  entom.  VII.  p.  65)  gründete  eine 
neue  Gattung  Duvalius,  welche  in  der  Mitte  zwischen  Anophthal- 
mus  und  Trechus  steht,  sich  der  ersteren  durch  den  Mangel  der  Au- 
gen und  die  Länge  der  Beine  nähert,  während  sie  letzterer  im  Ha- 
bitus gleicht.  —  Art:  D.  Raymondi,  pl.  1.  fig.  3  aus  einer  Grotte  bei 
Hyeres,  4—5  Mill. 

v.  Chaudoir  hat  (Entom.  Zeitung  1859.  p.  113— 131)  einen 
„Beitrag   zur  Kenntniss  der  Europäischen  Ferouiden"  gcliefcil,  in  wel- 


im   Gebiete  der  Entomologie  während   der  Jahre  1859  u.  60.     439 

chem  er  eine  Anzahl  neuer  und  weniger  bekannter  Arten  erörtert 
und  beschreibt.  Feronia  (Poecilus)  grata  n.  A.  aus  Südspanien  und 
Algier,  aus  der  Verwandtschaft  der  F.  cienata,  baetica  u.  a.  —  Zu 
Feronia  (Orthomus)  barbara,  elongata,  velocissima  und  hispanica,  de- 
ren Unterschiede  der  Verf.  auseinandersetzt,  kommen  als  n.  A.  F.  tra- 
pezicollis  Oran  ,  4-foveolafa  Galizien  (Spanien),  numida  und  inono- 
gratnma  Algier.  Zu  F.  Duponchelii  Dej.,  mit  der  nach  dem  Verf. 
F.  protensa  Schaum  identisch  ist,  kommt  F.  ambigva  aus  Corsika,  zu 
F.  Yvanii  Dej.  zwei  neue  Arten  :  F.  validiusmla  Piemont  und  bra- 
chymorpha  Ligurische  Alpen.  In  die  Nähe  von  F.  Panzeri  Dej.  ist 
F.  planiuscula  n.  A.  aus  Piemont  zu  stellen.  —  F.  incommoda  Schaum 
sieht  der  Verf.  für  Abänderung  von  F.  melas  an.  —  Fercus  operosus 
(Dej.)  n.  A.  von  Corsika;  P.  apricans  Gene  hält  der  Verf.  für  eigene 
Art,  ebenso  P.  PaykuUi  für  verschieden  von  P.  Dejeani.  —  Molops  will 
der  Verf.  als  Galtung  von  Feronia  trennen  und  damit  Tanythrix  Schaum 
verbinden;  neue  Arten  neben  M.  edurus  sind:  Mol.  corpulenlus  Pie- 
mont und  senilis  ebendaher,  —  Sphodrus  glyptomerus  aus  Kärnthen, 
mit  glatten  Klauen  und  oben  unbehaarten  Füssen,  carinatus  aus  Spa- 
nien, mit  glatten  Klauen  und  behaarten  Füssen  und  Schirmeri  aus  der 
Krim,  mit  gekerbten  Klauen.  —  Schliesslich  eingehende  Bemerkungen 
über  die  Systematik  von  Zabrus  und  Amara,  von  welcher  letzteren 
Gattung  Chaudoir  als  eigene  Galtungen  Curtonotus  und  Acorius  ab- 
trennen  will. 

Derselbe  (Annal.  d.  1.  soc.  ent.  VII.  p.  287  — 361)  lieferte  eine 
monographische  Bearbeitung  der  Gattung  Colpodes  M.  Leay,  welcher 
der  Verf.  einen  sehr  weilen  Umfang  giebt,  indem  er  damit  nicht  nur 
die  mit  Loxocrepis  Esch.  identische  Gattung  Dyscolus  Dej.,  sondern 
auch  Stenocnemus  Mannerh.  ,  Plcurosoma  Guer.  und  die  früher  von 
ihm  errichteten  Gattungen  Ophryodactylus,  Scaphiodactylus  und  Para- 
nornus  verbindet.  Da  31  ac  Leay  seinem  Colpodes  brunneus,  welcher 
dem  Verf.  unbekannt  geblieben  ist,  den  für  die  vorstehende  Gattung 
charakleristischen  Kinnzahn  abspricht,  so  ist  es  noch  zweifelhaft,  ob 
nicht  der  Käme  Dyscolus  Dej,  für  dieselbe  angenommen  werden 
muss,  IN'ach  eingehender  Charakteristik  der  Gattung  vertheilt  der 
Verf.  die  sehr  zahlreichen  Arten  derselben  (seine  eigene  Sammlung 
enthält  deren  73)  nach  der  Länge  oder  Kürze  der  Epislerna  der  Hin- 
terbrust, nach  der  Anwesenheit  oder  dem  Mangel  einer  Furche  an 
den  Vorderschienen,  nach  der  Furcbung  der  llintertarsen  ,  der  Form 
des  Kinnzahnes  u.  s.  w.  in  14  Gruppen ,  von  denen  sechs  indessen 
nur  einzelne  Arten  umfassen.  Von  den  vom  Verf.  beschriebenen  73 
Arten  sind  37  neu;  ausserdem  werden  19  bereits  beschriebene,  ihm 
aber  unbekannt  gebliebene  am  Schlüsse  aufgeführt. 

Le  Conte  (Proceed.  acad.  nat.  scienc.  of  Philadelphia  1859. 
p.  69)  beschrieb  Cychrus  punctalus  und  slriatus  n.  A.   von  Fort  Tejon, 


440     Ger  staecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

(ebenda  p.  82  ff.)  Dromius  quadricoUis  Puget-Sund,  Cymindis  abstrusa 
Washington-Territory,  Anisodactylns  semipunctatus,  Agonoderus  rugi- 
collis,  Badister  antkracinus,  Bembidium  erasum,  obliquuhim  aus  Cali- 
fornien  und  dem  Oregon  -  Gebiet ,  Nebria  livida  (vergebener  Käme!) 
Cap  Flattery,  (ebenda  p.  281)  Bembidium  aptum  Oregon.  —  Ebenda 
1860.  p.  315  ff. :  Platynus  marginellus  n.  A.  von  Fort  Simpson,  Calo~ 
sotna  laqueatwn,  Platynus  corvus,  crassicollis,  picicornis,  Fteroslichus 
protractus,  Harpalus  carbonalus  und  Bembidinm  funereum  n.  A.  aus 
Nord-Amerika.  —  p.  317  zieht  der  Verf.  die  Gattung  Pristodactyla  als 
nicht  haltbar  ein  ,  vereinigt  sie  mit  Calathus  und  giebt  eine  Analyse 
der  Nord  -  Amerikanischen  Arten  dieser  Gattung,  von  denen  mehrere 
als  Abänderungen  anderer  eingehen  (C.  incommodus  3Iannerh.  und 
confusus  Le  C.  :=  ingratus  Dej.,  Frist,  americana  Dej.  =  Cal.  impun- 
ctatus  Say). 

Derselbe  (Coleoptera  of  Kansas  and  Eastern  New -Mexico 
p.  2  flf.)  beschrieb  Cymindis  cribrata  Nebraska.  Anisodactylns  ckalceus 
Santa  Fe ,  Harpalus  oblilus  und  fallax  ebendaher,  desertus  und  stu~ 
pidus  Fort  Bridger,  Nomaretus  cavicollis  Fort  Riley,  Calosoma  stria- 
tulum  Utah-  und  JMilk-River  als  n.  A. 

Montrouzier  (Annal.  soc.  entom.  VIII.  p.  235  ff.)  machte  fol- 
gende Arten  von  Neu-Caledonien  bekannt:  Cymindis  geophila,  picea, 
Trichothorax  n.  g.  (von  Lebia  durch  zugespitztes  Endglied  der 
Kiefertaster  und  breites,  jederseits  mit  einem  Haare  besetztes  Halsschild 
unterschieden;  dergleichen  giebt  es  jedoch  bereits  mehrere!),  cya~ 
neus,  Scarites  marginatus,  Chlaeniiis  viridis,  Lissauchenius  biguttalus, 
Ophonus  ?  Billiarderii ,  Catascopus?  Lafertei  (ein  Anchomenus),  Fe- 
ronia  Melliei,  Abax  Caledonicus,  Catadromus  impressns  (ein  Ambly- 
gnathus),  Cymindis   domestica  (ein  Acupalpus)  und  Tachys  Artense. 

Motschulsky  (Bullet,  d.  natur.  de  Moscou  1859.  II.  p.  140) 
beschrieb  nebst  zahlreichen  neuen  Arten  aus  Californien  auch  eine 
neue  Gattung  P hil ophug a ,  deren  Charaktere  er  mit  denen  von 
Calleida,  Glycea,  Tarus  u.  a.  in  Vergleich  bringt.  Fussklauen  stark 
gekämmt,  4.  Tarsenglied  leicht  zweilappig,  Endglied  der  Lippentaster 
stark  beilförmig,  Fühler  von  Kopf-  und  Halsschildlänge  zusammen- 
genommen. Augen  gross,  oval,  Halsschild  herzförmig,  Flügeldecken 
gewölbt  und  nach  hinten  erweitert,  gestreift,  Hinterflügel  fehlend.  — 
Art:  Ph.  cyanea,  3Vi  Lin.  —  Die  neuen  Arten  sind:  Patrobus  Cali- 
fornicus,  Tachys  ritnilaris,  Lopha  bifasciata,  Peryphtis  parallelocollis, 
subinßatus ,  erosus ,  Ochthedromus  concolor ,  Notaphus  ßammulipennis, 
obscuromaculatus,  laterimaculatus,  variolosus,  Odontium  sculpturatum, 
Dyschirius  qnadridens,  Acupalpus  symmetricus,  Stenolophus  indistinctus, 
rotundicollis ,  Harpalus  depressicollis  ,  Pangus  americanus,  Dichirus 
pallidus  ,  Ophonus  sublaevis,  Brachinus  costipennis ,  Philotecnus  chlo- 
ridipennis ,  Lamprias  cyanellus ,  Lebia  bilineata ,  Brachyslylus  ampU^ 


im   Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  u.  60.     441 

collis,  parallelus  ,  longicollis,  curtipennis  ,  Platysma  pimcticollis,  oh- 
tusangula  ,  oblongiusciila ,  Cclia  purpurascens ,  coenilea,  Amara  im- 
pressicollis  ,  brnnnipes ,  Leirus  Californicus,  oripennis,  Chlaenius  ro- 
gator,  Badister  submarinus  ,  Agonolhorax  robustus,  Anchomenus  cya- 
nescens ,  Scaphiodactylus  opacus  ,  Cychrus  crenalus,  ovalis  und  alter- 
natiis.     Einige  dieser  Arten  sind   auf  Taf.  III  abgebildet. 

Derselbe  (Etud.  entoni.  1859.  p.  26  ff.)  machte  folgende  neue 
Ostindische  Gattungen  und  Arten  bekannt:  Tetragonica  n.  g.  von 
Anchomenus- artigem  Habitus,  aber  mit  breit  abgestutzten  Flügel- 
decken; die  stark  gekämmten  Fussklauen  und  die  mit  der  Ligula 
verwachsenen  Paraglossen  bringen  sie  zu  den  Lebien,  von  denen  sie 
durch  die  nicht  beschuppten  Tarsen  des  Männchens  ,  das  viereckige 
Halsschild  mit  vorspringenden  Hinterecken,  die  stark  gestreiften  Flü- 
geldecken u.  s.  \y.  sich  entfernt.    —  Ait:   T.  fusca  l'/i  Lin.,  Ceylon. 

—  Pentagonica  transparipes  n.  A.  Ceylon.  —  All  o  c  ot  a  n.  g. ,  der 
Gattung  Scalidion  Schra.  Goeb.  sehr  ähnlich,  aber  durch  schief  abge- 
stutztes Endglied  beider  Taster,  quere,  abgestutzte  und  die  3Iandibeln 
nicht  bedeckende  Oberlippe,  dicke  Fühler  nach  Art  der  Brachinen, 
deren  erstes  Glied  das  längste  ist  u.  s.  w.  unterschieden.  Das  elfte 
Fühlerglied  ist  beim  Weibchen  kurz,  kuglig  ,  beim  Männchen  den 
vorhergehenden  ähnlich.  —  Art:  A.  viridipennis  aus  dem  Innern 
Javas  (?).  —  Parena  n.  g.  ebenfalls  Scalidion  verwandt,  aber  durch 
den  3IangeI  des  Kinnzahnes  unterschieden  ;  Ligula  verlängert,  an  der 
Spitze  leicht  zweilappig  ,  Oberlippe  viereckig,  die  Mandibeln  gröss- 
ten  Theils  bedeckend,  Fühler  kräftig,  aber  länger  als  Kopf  und  Hals- 
schild zusammengenommen,  ihr  erstes  Glied  am  längsten,  Augen 
ziemlich  hervortretend.  —  Art :  P.  bicolor  von  Java.  —  Euplynes 
bispinus,  Callislus  littoralis  n.  A.  ,    letzterer  von  Madarä  (Ostindien). 

—  Stomonaxus  n.  g.,  zu  den  Panagaeen  gehörig,  besonders  durch 
verlängerten  Kopf  und  das  abgestutzt  keulenförmige  Endglied  der 
Lippentaster  ausgezeichnet  ;  soll  auch  mit  Drimostoma  Aehnlichkeit 
haben.  —  Arten:  St.  sculptipennis  Ceylon  und    orientalis  Tranquebar. 

—  Agonothorax  ceylonicus  ,  Nestra  nigrifrons  (die  zu  den  Trechinen 
gehörende  Gattung  wird  hier  charakterisirt),  Tachys  flavicula,  impres- 
sipennis  und  acaroides  n.  A.  von  Ceylon. 

Derselbe  (ebenda  p.  121  ff.)  beschreibt  Microlestes  tantillvs 
Spanien,  inftiscatns  ,  fitscipennis  ,  ßavipes ,  longipennis  und  Blechrns 
•pif/afMS  Aegypten.  —  D  er  o  stichus  n.  g.,  vom  Habitus  der  Licinen, 
aber  glänzender  und  kleiner;  nur  ein  Glied  an  den  Vordertarsen  des 
Männchens  viereckig  erweitert  u.  s.  w.  —  Art:  D.  caucasicus.  — 
Procrustes  angusticoUis  n.  A.  von  Idria  (beiläufig  INotizen  über  andere 
vom  Verf.  aufgestellte  Arten  der  Gattung) ,  Callisthenes  suhstrialus 
n.  A.  aus  Persien.      Die  Gattung  Callisthenes  will  der  Verf.  aufrecht 


442     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

erhalten;  er  erörtert    ihre  Unterschiede    von  Calosoma  und   zählt  die 
ihr  zugehörenden  Arten   auf. 

Derselbe  (Bullet,  de  Tacad.  de  St.  Petersbourg  XVII.  1859. 
p.  539  ff.  und  Melanges  biolog.  de  l'acad.  de  St.  Petersbourg  III. 
p.  222  ff.)  beschrieb  Lyperophorus  rußpes,  Steroderus  punctalostriatus, 
Amara  obscuricornis ,  Nebria  parvicollis  und  femoralis  als  n.  A.  von 
Jakutsk,  ferner  (Bullet,  de  l'acad.  de  St.  Petersbourg  I.  1860.  p.  302) 
Callisthenes  Semcnovii  als  n.  A.  aus  der  Songarei  und  gab  (Bullet, 
de  Moscou  1859.  II.  p.  488  f.)  vorläufige  Diagnosen  von  Chlaenius 
lincellus,  Agostenus  costulatus,  Carabtis  Gaschkewilschii,  viridilimbatus, 
Callisoma  aeneum  und  cyanescens  n.  A.    vom  Amur. 

Gebier  (Bullet,  de  Moscou  1859.  IL  p.  317  ff.  und  1860.  IL 
p.  2  ff.)  beschrieb  Cymindis  M anner heimii ,  sellata,  rufescens  und  ru- 
ficollis,  Agalus  cingulatus  und  tricolor ,  Sphodriis  Schrenkii  und  tho~ 
racicus,  Omalomorpha  punctata,  Nebria  Schrenkii,  Anchomenus  cyani^ 
collis  ,  Poecilus  cyaneus  ,  Omaseus  Mellyi  und  Ophonus  undulatus  als 
n.  A.  aus   der  Songarei. 

Neue  Arten,  von  Fairmaire  aufgestellt,  sind:  Amara  valida 
Vaterl.?,  Sphodrus  australis  Süd-¥vnnkre'ich,  latehricola  unterirdische 
Höhlen  der  Mon'agne  noire,  alrocyaneus  Sicilien,  Anophthalmus  Do- 
riae  Bärengrotte  in  Ligurien  und  Ghilianii  Piemont  (Annal.  soc. 
entom.  VII.  p.  21  ff.),  Poecilus  Lossinianus  (Bullet,  soc.  entom.  1859. 
p.  216  diagnosticirt)  ans  Italien  ,  Trechus  amplicollis  Puy  de  Dome 
und  Feronia  (Steropus)  Gallegae  aus  Galizien  (ebenda  p.  149,  150), 
Cymindis  Henonii ,  Acinopus  laevipennis ,  cylindraceus  und  Feronia 
(Argutor)  rectangula  aus  Algier  (ebenda  p,  51  diagnosticirt),  Dromius 
myrmidon  von  Beziers  (ebenda  p.  103  diagnosticirt)  ,  Dromius  vitfula 
aus  Algier  (Rev.  et  Magas.  de  Zool.  1859.  p.  59  diagnosticirt),  Pri- 
stonychus  latehricola  aus  Frankreich  (gleich  dem  oben  erwähnten 
Sphodr.  latehricola?)  ebenda  p.  29.  —  Ferner  aus  Corsika  (Anna!, 
soc.  entom.  YII.  p.  269  beschrieben) :  Nebria  Lareynii  ,  Pristonychus 
parviceps  und  Feronia  ambigna.  —  Ausserdem  bemerkt  F.  (Bullet, 
soc.  entom.  1859.  p.  153) ,  dass  der  von  ihm  beschriebene  Caiabus 
Thomsonii  bereits  von  Chaudoir  im  J.  1843  als  Car.  planatus  mit 
der  irrigen  Vaterlands  -  Angabe  „Nord  -  Amerika"  bekannt  gemacht 
worden  sei. 

Von  Linder  (Annal.  soc.  entom.  VII.  p.  71  ff.  pl.  I):  Anoph- 
thalmus crypticola,  Pandellii  und  Orcinus  aus  unterirdischen  Grölten 
in  den  Pyrenäen,  gleichzeitig  in  Rev.  et  ]\Iagas.  de  Zool.  1859.  p.  29 
diagnosticirt.  —  Ferner  (Bullet,  soc.  entom.  1859.  p.  258) :  Anoph- 
thalmus Minos  n.  A.  ebendaher  und  (Annal.  soc.  entom.  VIII.  p.  611f.) 
Anophthalmus  Rhadamanthus  aus  der  Grotte  von  Betharram,  Harpalus 
Lycaon  von  Ariege. 

Von  Schmidt  (Vcrhandl.  d.  zoolog.-bolan  Gcsellscb.  zu  Wien  X. 


im   Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  u.  60.     443 

p.  669  ff.  Taf.  12)  Anophlhalmus  globtilipentiis,  Schaumii  und  Motschulshyi 
ans  den  Höhlen  Krains. 

Von  Miller  (Wien.  Enf.  Monatsschr.  III.  p.  304  ff.)  Nebria  Ta- 
trica,  Carabus  glacialis  (aus  der  Gruppe  des  C.  sylvestris),  Patrobus 
Tatricus ,  Pterostichus  blandulus  und  Trechus  microphthalmus  vom 
Tatra-Gebirge. 

Von  Schaum  (Berl.  Ent.  Zeitschr.  III.  p.  43  ff.)  Carabus  ca- 
vernosus Rumelien,  Ulrichii  var.  arrofjans  Serbien  ,  Tanythrix  senilis 
Monte  Rosa,  Pterostichus   Parnassius  Monte  Rosa,  Bruchii  Serbien. 

Von  Tournier  (ebenda  IV.  p.  317)  Anchomenus  Corsicus  von 
Corsika. 

Von  Gautier  des  Gottes  (Bullet,  soc.  enlom.  1859.  p.  209  f.) 
Feronia  Tournieri  und  Carabus  glacialis  vom  Monte  Rosa ,  Anchome- 
nus antennalus  aus  Spanien.  —  Nach  Tournier  (ebenda  1860. 
p.  25)  sind  diese  drei  Arten  bereits  bekannte,  nämlich  Feronia  Tour- 
nieri gleich  Molops  terricola  Fab.,  Carabus  glacialis  gleich  C.  deprrs- 
sus  Bon.  var.  und  Anchomenus  antennatus  gleich  A.  pallipesDej.  var. 
Zugleich  beschreibt  derselbe  eine  merkwürdige  Varietät  des  Carabus 
depressus  unter  dem  IVamen  Car.  Linderi  aus  den  Berner  Alpen.  — ■ 
Ebenda  1860.  p.  47  besteht  Gautier  des  Cottes  auf  der  Selbst- 
ständigkeit der  drei  von  ihm   beschriebenen  Arten. 

Von  Delarouzee  (Bullet,  soc.  entom,  1860.  p.  26)  Pristo- 
nychus  Bahnae  aus  einer  Grotte  bei  Montpellier. 

Von  Levrat  (Anna!,  soc.  Linneenne  de  Lyon  V  p.  1)  Poecilus 
vicinus  Sicilien  und  Algier  und  (Etud.  entom.  p.45)  Trechus  Chau- 
doiri  Sicilien. 

Von  Mulsant  und  Rey  (ebenda  VII.  p.  300  fP.)  Amara  ovalis 
Montpellier  und  Acupalpus  notatus  Hyeres.  —  Von  Mulsant  und 
Godart  (ebenda  VII.  p.  150  und  Opusc.  entom.  XI.  p.  181)  Stenelophtis 
(sie!)  humeratus  von  Hyeres;  die  Art  wird  jedoch  (wohl  irrthümlich) 
als  zur  „tribu  des  Hydrocanthares"  gehörig  bezeichnet. 

Von  Boieldieu  (Annal.  soc.  enlom.  VII.  p.  461)  Pristonychus 
Jacquelini  aus  Höhlen  der  Pyrenäen  und  Dromivs  oblilus  aus  Süd- 
F'rankrcich. 

Von  Baudi  (Berl.  Ent.  Zeitschr.  III.  p.  341)  Anillus  glaber 
n.  A.  aus  den  Apenninen. 

Von  Fuss  (Verhandl.  d.  Siebenbürg.  Ver.  zu  Hermannstadt  XI. 
p.  29  ff.)  Leistus  gracilis  und  alpicola  als  n.  A.  aus  Siebenbürgen, 
beide  aus  einer  Höhe  von  6500 — 7000'.  Verf.  schliesst  der  Beschrei- 
bung eine  analytische  Tabelle  zur  Bestimmung  der  sechs  in  Sieben- 
bürgen einheimischen  Arten  der  Gattung  an. 

Von  Kirsch  (Entom.  Zeitung  1859.  p.  197f.)  Callisthenes  ele- 
gans  und  Cratocephalus  (nov.  gen.)  songaricus  als  n.  A.  aus  der 
Songarci.     Fietztcre  Art,  14  Lin.  lang,  verbindet  mit  den  Charakteren 


444     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

von  Carabus  die  Kopf-,  Kinn-  und  Thoraxforni  von  Calüsthenes  und 
zeichnet  sich  besonders  durch  die  starke  Entwickelung  und  die 
Glätte  der  an   der  Spitze  nicht  nach  innen  gebogenen  Mandibeln  aus. 

Von  Reiche  (Annal.  soc.  entom.  VII.  p.  640fr.)  Haipalns  Le- 
thierryi  und  Ophonus  villosulus  als  n.  A.  aus  Algier.  Zugleich  macht 
Verf.  synonymische  Mitlheilnngen  über  einige  von  Coquerel  und 
Fairmaire  beschriebene  Algerische  Carabiden,  unter  denen  beson- 
ders hervorzuheben,  dass  Carabus  cychrocephalus  schon  von  Dejean 
als  Calosoma  asperatum  beschrieben  worden  ist.  (Dasselbe  erwähnt 
auch  Fairmaire  im  Bulletin  soc.  entom.  1859.   p.  154.) 

Von  Chevrol  at  (Rev.  et  Magas,  de  Zool.  1859.  p.  380)  Lebia 
Poupillieri  und  (ebenda  1860.  p.  409)  Bembidium  bisbimaculatum  als 
n.  A.  aus  Algier. 

Von  Wol  laston  (Annais  of  nat.  bist.  V.  p.  217  f.)  Apoto7nus 
Chaudoiri  (rufus  Well,  antea),  Zargus  Monizii  und  Aepys  (jiacilicor^ 
nis  als  n.  A.  von  31adeira,  ferner  (Journ.  of  Entom.  I.  p.  85  ff.)  Tarus 
Paitanus  ,  Pterosticlius  (Orthomus)  haligena  und  Harpalus  pelagicus 
als  n.  A.  von   den  Salvages. 

Von  Bertoloni  (Meniorie  dell'  accad.  di  Bologna  VIII,  Rev. 
et  Magas.  de  Zool.  1859.  p.  39  f.)  Änthia  mulilloides,  minima,  Tefßus 
Tkomsoni  und  Reinbus  Dohrnii  als  n.  A.   von   Mossambique, 

Von  Guerin  („Etüde  sur  les  Graphipterus,"  Bullet,  soc.  entom. 
1859.  p.  224  (F.  und  Rev.  et  Magas.  de  Zool.  1859.  p.  524  ff.  pl.  21) 
Graphipterus  Valdanii  als  n.  A.  aus  dem  Süden  Algiers.  Zugleich 
erörtert  Verf.  sehr  eingehend  die  Charaktere  der  mit  dieser  Art  zu- 
nächst verwandten  Gr.  serrator  ,  luctuosus  ,  multiguttatus  ,  rotundatus 
und  Bartheleniyi,  deren  Synonymie  er  auseinandersetzt,  und  welche 
er  auf  pl.  21   im  Umrisse  abbildet. 

Von  Walker  (Annais  of  nat.  bist.  3.  ser.  III.  p.  51)  Dromius 
repandens,  Colpodes  ?  marginicollis,  Platysma  retineus,  Harpalus  dis- 
pellens  und  Drimostoma?  marginale  als  n.  A.  von  Ceylon,  nur  kurz 
und  unkenntlich  diagnoslicirt. 

Von  White  (Proceed.  zooIog.  soc.  of  London  1859.  p.  117. 
pl.  58)  Catadromus  Elseyi  (von  der  Grösse  und  Form  des  C.  tenebri- 
oides  Oliv.)  als  n.  A.  aus  Nord  -  Australien  ,  Platysma  Sturtii  und 
Flindersii  aus  dem  Inneren  Australiens,  zwei  anlfallend  grosse  und 
robuste  Arten,  welche  nach  dem  Verf.  eigentlich  eine  neue  Gattung 
bilden  müssten.  ,,But  shortness  of  time  and  other  reasons  force  me 
to  refer  them  to  Platysma  or  Percus."  (!) 

Von  Hörn  (Proceed.  acad.  nat.  scienc.  of  Philadelphia  1860. 
p.  569.  pl.  8.  fig.  1)  Nomarefus  imperfectus  als  n.  A.   aus  Virginien. 

Mulder,  „Aanteekening  over  Morniolyce  phyllodes  Hagenb." 
(Tijdschr.  voor  Entomol.  III.  p.  131 — 157.  pl.  10  u.  11)  setzte  in  einer 
sehr  ausführlichen  Schilderung   der  gesammtcn  Körpertheile  von  Mor- 


im  Gebiete  der  Entomologie  wahrend  der  Jahre  1859  u.  60.     445 

molyce  phyllodes  die  sexuellen  Unterschiede  dieser  Art  auseinander 
und  reiht  daran  einige  Notizen  über  die  innere  Anatomie,  welche  er 
an  zwei  in  Weingeist  erhaltenen  Exemplaren  beiderlei  Geschlechts 
studirt  hat.  Nach  den  auf  pl.ll  gegebenen  Abbildungen  ist  der  Oe- 
sophagus, wie  zu  erwarten,  auffallend  in  die  Länge  gezogen  und  mit 
drei  leichten  Anschwellungen  versehen ;  der  Kropf  im  Veihältnisse 
klein,  etwas  seitwärts  gerückt,  der  Proventriculus  und  Chylusmagen 
von  gewöhnlicher  Adephagen-Form.  Die  Vasa  3Ialpighi  sind  nicht 
angegeben;  zu  beiden  Seiten  des  erweiterten  Mastdarnies  zeigt  sich 
eine  grosse,  lang  eiförmige  Blase  (wohl  das  Receptaculum  der  After- 
drüsen). Die  Ovarien  nebst  Eileitern  so  wie  die  Hoden  erscheinen 
in  der  Abbildung  fast  nur  schematisch  dargestellt ;  an  letzteren  sind 
keine  Anhangsdrüsen   angegeben. 

Snellen  van  Volle  nhoven  (ebenda  III.  p.  166  f.  pl.  12) 
theilte  V  o  e  t's  Beschreibung  und  Abbildung  der  Larve  und  Puppe 
von  Carabus  auratus,  die  den  späteren  Autoren  unbekannt  geblie- 
ben ist,   mit. 

Schaum  (Berl.  Ent.  Zeitschr.  III.  p.  35  ff.  Taf.  4)  machte  drei 
Carabiden- Larven  bekannt,  nämlich  von  Scarites  abbreviatus ,  von 
Ben)bidium  lunatuin  (hier  könnte  nur  die  Art  etwa  zweifelhaft  sein) 
und  die  muthmassliche  von  Omophron  multiguttatum  Chaud.,  die  je- 
doch von  der  von  Des  märest  beschriebenen  ,  ebenfalls  nur  muth- 
masslichen  des  0.  limbatum  wesentlich  abweicht.  Die  Larve  von 
Scarites  ist  durch  den  Älangel  der  Ocellen,  die  des  Omophron  durch 
starke,  zahnförmige   Innenlade  der  Maxillen  ausgezeichnet. 

Derselbe,  „Observations  on  the  nomenclature  of  British  Ca- 
rabidae,  as  eslablished  in  the  catalogue  of  British  Coleoptera  by  G. 
R.  Waterhouse"  (Entomol.  Annual  for  1860.  p.  119  ff.). 

Lucas  (Bullet,  soc.  entom.  1859.  p.  6)  beschrieb  eine  auffal- 
lende  Varietät  von  Carabus  lotharingus. 

Kraatz  (Berl.  Entom.  Zeitschr.  IV.  p.  54  f.)  machte  seine  An- 
sichten über  die  Artrechte  einiger  Spanischen  Carabi  bekannt.  — 
Ebenda  p.  81  ff.  stellte  Schaum  synonymische  Bemerkungen  über  45 
verschiedene  Carabiden   zusammen. 

JVach  Lucas  (Bullet,  soc.  entom.  1859.  p.  182)  ist  Chlaenius 
Favieri  Luc.  nicht,  wie  Fairmaire  glaubt,  identisch  mit  Chi.  azu- 
reus  Dej.,  sondern  mit  Chi.  maroccanus  Chaud. 

Nach  Reiche  (ebenda  p.  143)  gehören  zur  Gattung  Phloeoze- 
taeus  Peyr.  ausser  der  Coptodera  plagiata  auch  Singilis  mauritanica 
Luc.  und  fuscipennis  Schaum.  —  Schaum  (ebenda  p.  251)  will  die 
Gattung  Phloeozetaeus  nicht  anerkennen,  worauf  Reiche  (ebenda 
p.  256)  replicirt.  Eine  Fortsetzung  dieser  Debatte  findet  sich  von 
beiden  Seiten  in  den  Anna),  soc.  entom.  VIII.  p.  633  u.  640. 

Dyticidae,     Von  M  o  n  t  r  o  u  z  i  e  r  (Annal.  soc.  ent.  VIII.  p.  241  ff.) 


446     Gerstaeclcer:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

wurde  eine  neue  (laltung  Pachytes  kurz  angedeutet;  sie  soll  sich 
von  Hyphydrus  durch  fast  gleich  lange  Endglieder  der  Taster,  von 
Hydroporus  durch  ungleiche  Fussklauen  an  den  Hinlerbeinen  unter- 
scheiden. —  Art:  P.  elegmis  von  Neu-Caledonien.  — Ausserdem  wer- 
den folgende  ebendaher  stammende  n.  A.  beschrieben  :  Cybister  No- 
vae Caledoniae ,  Artetisis  ,  Colymbeles  Clairmllei ,  Monlrouzieri  (Lu- 
cas),  dorsalis,   Copelatus    Anbei. 

Motschulsky  (Elud.  entom.  1859.  p.  40  ff.)  beschrieb  Hydro- 
vatus  picipennis  und  obscurns  Ceylon,  rufescens,  piinctipennisy  subro- 
tundatus,  seminarius.  acvininatus,  maculalus  und  fulvescens  Ostindien, 
Hydi'ocoplus  subvitlulus  Ceylon  und  Ostindien,  rufulus  und  biviltis 
Birma,  Laccophilus  undtclifer  ,  basalis,  fiavescens  Ceylon,  transversus 
Birma,  uniformis  Ostindien. 

Derselbe  (Bullet.de  l'acad.  de  St.  Petersbourg  L  1860.  p.  302) 
Rhantus  nigropunctalns  und  Hydroportis  ßaviventris  als  n.  A.  aus  der 
Songarei,  (ebenda  XVII.  1859.  p.  541  und  Melanges  biol.  de  l'acad. 
de  St.  Petersbourg  IIL  p.  225}  Colymbetes  costulatus  als  n.  A.  von 
lakutsk. 

Derselbe  (Bullet,  de  Moscou  1859.  IL  p.  163  ff.)  Hydroporus 
pulcker,  eximius,  Hygrotus  impressifrons  ,  Dyliscus  albionicus,  fusco- 
striatus,  Rhantus?  consimilis,  Ilyobius  oblongiis,  Colymbetes  sobrinus, 
fossiger,  glabrellus,  Laccophilus   californicus  als  n.  A.  aus  Californien. 

Le  Conte  (Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Philadelphia  1859.  p.  282) 
Colymbetes  densus  als  n.  A.  von  Steilacoom  und  (Coleoptera  of  Kan- 
sas and  Eastern  IVew-Mexiko  p.  4  f.)  Ilybius  Laramaeus,  Ägabus  cla- 
vatus ,  griseipennis ,  oblileralus  und  spilotus  als  n.  A.  aus  Kord- 
Amerika. 

Fairmaire  (Annal.  soc.  entom.  VIL  p.  272)  Ägabus  rufulus, 
Hydroportis  moestus ,  Lareynii  und  Martinii  als  n.  A.  aus  Corsika, 
(ebenda  VIIL  p.  631)  Ägabus  marginicollis  ebendaher  ,  (ebenda  VIL 
p.  27  f.)  Hydroporus  veslitus  und  discretus  als  n.  A.  aus  Frankreich 
und  (Bullet,  soc.  entom.  1859.  p.  52)  Hydaticus  Nauzielii  als  n,  A. 
ebendaher. 

Mulsant  und  Godart  (Annal.  soc.  Linneenne  de  Lyon  VIL 
p.  12  f.  tind  Opusc.  entom.  XL  p.  177)  Ägabus  foveolatus  und  Hydro- 
porus atropos  als  n.  A.  aus  den  Basses-Alpes.  —  Mulsant  und  Bey 
(Ann.  soc.  Linn.  VII.  p.  305  ff.)  Hydroporus  longulus  und  ignotus  als 
n.  A.  aus  Süd-Frankreich. 

Einzelne  neue  Arten  sind  ferner:  Haliplus  perforatus  Schaum 
(Berl.  Ent.  Zeitschr.  III.  p.  48)  aus  den  Pyrenäen  ,  Colymbetes  latus 
Gebier  (Bullet,  de  Moscou  1859.  IL  p.  327) ,  Hydroporus  inefficiens 
Walker  (Annais  of  nat.  bist.  3.  ser.  III.  p.  51)  aus  Ceylon  und  Äga- 
bus hydroporoides  Murray  (ebenda  IV.   p.  120)  aus  Old-Calabar. 

Fuss  (Archiv  d.  Vereins  f.  Siebenbürg.    Landeskunde  IV.  1859) 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  u.GO.     447 

stellte  ein  Verzeichniss  der  Schwimmkäfer  (üytiscidae)  Siebenbürgens 
zusammen. 

Gyrinidae.  Als  neue  Arten  wurden  bekannt  gemacht:  Gyrinus 
nudivittis  Alurray  (Annais  of  nat.  bist.  3.  ser.  IV.  p.  121)  von  Old- 
Calabar ,  Gyritius  discifer  Walker  (ebenda  III.  p.  51)  von  Ceylon, 
Gyrinus  fuscipes  und  marginivenlris  Motschulsky  (Bullet,  de  Moscou 
1859.  II.  p.  173)  aus  Californien  und  Dineutus  lencopoda  Monlrouzier 
(Annal.  soc.  entern.  VIII.  p.  245)  aus  Neu-Caledonien. 

PalpiCOrnia.  Eine  neue  Gattung  Stagnicola  Monlrouzier 
(Annal.  soc,  entom.  V^II.  p.  245  ff.)  soll  mit  Ilydraena  durch  die  lan- 
gen Taster,  mit  Spercheus  durch  sechsgliedrige  Fühler  verwandt  sein, 
sich  aber  durch  die  nur  dreigliedrige  Keule  der  letzteren  unterschei- 
den. —  Art:  St.  foveicollis  von  Neu-Caledonien,  ebenso  wie  Ochthe- 
bius  Fabricii,  Hydrobius  Artensis  und  Hydrophilus  anslralis  ,  die  als 
n.  A.  beschrieben  werden. 

Motschulsky  (Bullet,  de  Moscou  1859.  II.  p.  174  ff.)  be- 
schrieb Hydrophilus  trislis  ,  Tropisternus  californicus  ,  afßnis,  hume- 
ralis,  marginatiis,  Brachypalpus  infuscatus,  Hydrobius  dorsalis,  Phil- 
hydrns  fuscus  ,  latiuscuhis ,  obliishiscuUis  ,  Berosus  californicus  als  n. 
A.  aus  Californien,  (Etud.  entom.  1859.  p.  46)  Pylophilus  nigriceps 
aus  Ceylon  ,  Ostindien  und  Aegypten  und  (ebenda  p.  128)  Limnoxe- 
niis  grandis  aus  Sicilien  und   Spanien. 

Mulsant  und  Rey  (Annal.  d.  1.  soc.  Linneenne  de  Lyon  VII. 
p.  312  ff.)  Limnebius  sericnns  und  Laccobius  pallidus  als  n.  A.  aus 
Süd  -  Frankreich  und  (Opusc.  entom.  IX.  p.  58  ff.)  Berosus  Australiae 
n.  A.  aus  Australien  ,  bidenticitlatus  von  Madagascar  und  pubescens 
(Eschsch.  in  Dej.  Cat.)  von   den  Philippinen. 

Fairmaire  (Annal.  soc.  entom.  VII.  p.  29)  Elophorns  fracti- 
costis  n.  A.  aus  Frankreich. 

Murray  (Annais  of  nat.  bist.  3.  ser.  IV.  p.  123)  Philydrus  lon- 
gipalpis  und  (p.  352)  Cyclonohim  Mulsanti  als  n.  A.  von  Old-Calabar, 
ausserdem   Sphaeridium  senegalense  Lap. 

Walker  (ebenda  III.  p.  258)  diagnosticirte  Cercyonvicinale  und 
Berosus  decrescens  als   n.   A.  von  Ceylon. 

Staphylinidae.  Thomson,  „Försök  tili  uppställning  af  Sveriges 
Staphyliner"  (Öfvers.  Vetensk.  Akad.  Förh^ndl.  XV.  p.  27—40)  liefert 
analytische  Tabellen  zur  Feststellung  der  in  Schweden  einheimischen 
Tribus  und  Gattungen  der  Staphylinen.  Die  Zahl  der  ersteren  beträgt 
bei  ihm  für  die  Schwedischen  Formen  allein  14,  nämlich  :  Staphylinini 
Xantholinini,  Trichophyini,  Aleocharini,  Hypocyptini,  O.vyporini,  Tachy- 
porini,  Micropeplini,  Omalini,  Olisthaerini,  Oxytelini,  Stenini,  Paederini 
und  Phloeocharini ;  die  der  Gattungen  erhält  noch  eine  viel  ansehn- 
lichere Bereicherung,  indem  sie  durch  Aufstellung  von  37  neuen 
und  Wiederaufnahme  abgethaner    älterer  auf  183  gesteigert  ist.      Die 


448     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen   Leistungen 

Gattung  Staphylinus  im  E  r  i  c  h  s  o  n 'sehen  Sinne  ist  in  6,  die  Gattung 
llomalota  neben  den  schon  davon  abgetrennten  in  21  fernere  Gattun- 
gen zerlegt,  ebenso  auf  Kosten  von  Onialium  6,  von  Oxypoda  5  neue 
errichtet.  Da  sich  schon  die  meisten  der  in  jüngster  Zeit  durch 
Theilung  der  E  r  i  c  h  s  o  n'schen  errichteten  Gattungen  keiner  Aner- 
kennung der  späteren  Untersucher  zu  erfreuen  gehabt  haben,  werden 
die  hier  errichteten  sie  vermuthlich  noch  weniger  finden;  wir  unter- 
lassen  daher  auch  die  Anführung  ihrer  Namen. 

Äiotschulsky  (Etud.  entom.  1859.  p.  66  ff.)  machte  eine  Reihe 
neuer  Arten  und  Gattungen  aus  Ostindien,  Ceylon  u.  s.  w.  bekannt: 
Thoracophorus?  subnitidus  Ostindien  (den  Gattungsnamen  will  Verf. 
für  die  Glyptoma-Arten  mit  gekeulten  Fühlern  anwenden  ;  Th.  excisi- 
collis  Panama  und  longicoUis  Neu -Orleans  werden  anhangsweise  als 
n.  A.  beschrieben),  Phloeonomus  quadrifossulalus,  Oxytelus?  parasi- 
tus  und  Simplex  Ceylon,  teneris  Ostindien,  Ste?ius  pulcher  Ceylon.  — 
Saurellus  n.  g. ,  auf  Echiaster  indicus  Motsch.  gegründet,  Paede- 
rus  conicollis ,  piliferus  ,  puberulus  und  rugipennis  Ostindien,  Xan- 
thophius  n.  g.  ,  von  Xantholinus  durch  mehr  erweiterte  Kieferta- 
ster, deren  3.  Glied  länger  als  das  2,  ist,  durch  die  Insertion  der 
Fühler,  von  denen  das  2.  Glied  länger  als  das  3.,  das  zweitheilige 
Aftersegment  u.  s.  w.  unterschieden.  —  Art:  A'.  serpentarius  Ceylon. 
Gabrius  fuscolaterus  ebendaher,  Trapeziderus  n.  g. ,  von  „Bra- 
chydirus"  durch  unpunktirten  Kopf  und  Thorax,  durch  parallellau- 
fende Kiele  auf  dem  Rande  des  letzteren,  mehr  zugespitzten  Hinter- 
leib, kleine,  flache  Augen,  stachlige  IVIittelbeine  u.  s.  w.  unterschie- 
den. Art:  Tr.  bicolor  Ceylon.  —  Fhilonlhus  fulvitarsis  ,  Tachyphorus 
(sie!)  dilulus  ,  Erchomus  subpunctulatiis  und  Conosomus  brevipennis 
Ceylon.  —  Euryglossa  n.  g.  (eine  Aleocharinen-Form  vom  Anse- 
hen eines  Tachyporus ,  aber  neben  Gymnusa  zu  stellen)  flavocincta, 
Gyrophaena?  trißda ,  nigra,  curtula  ,  ?  oxyteloides  Ceylon.  —  t^y- 
groptera  n.  g.  ,  von  Encephalus  durch  die  Fühler,  von  denen  das 
4.  und  5.  Glied  schmaler  und  kürzer  als  das  2.  sind,  unterschieden. 
—  Art:  H.  termitis  Ceylon,  in  Termitennestern ;  Termidonia  laminata 
ebendaher,  Ac  an  tho  gl  o  s  sa  n.  g. ,  die  langgestreckte  Form  von 
Ocalea  mit  den  Charakteren  von  Myrmedonia  verbindend,  mit  2  Ar- 
ten :  A.  badia  und  humerosa;  Homalota  suspiciosa  und  termilophila, 
sämmtlich  Ternjitengäste  von  Ceylon.  —  Termitopora  n.  g. ,  in 
der  Form  den  Gattungen  Phloeopora  und  Oxytelus  gleichend,  aber 
eine  Aleocharine,  mit  pentamerischen  Tarsen,  das  1.  Glied  an  den 
Hinterbeinen  nicht  länger  als  das  2.  —  Art:  T.  adustipennis  auf  Cey- 
lon sehr  häufig   in   Termitennestern.  —   Autalia  riparia  Ostindien. 

Ebenda  p.  128  charakterisirt  derselbe  eine  neue  Gattung  Cy- 
lindr  oc  epkalus ,  zu  den  Xantholiuiden  gehörig,  durch  sehr  ver- 
längerten, gleich    breiten    und    vorn    und    hinten    scharf  abgestutzten 


im  Gebiete  der  Entomologie  während   der  Jahre  1859  u.  60.     449 

Kopf,  der  zwischen  den  Fühlern  mit  einer  hornförmigen  ,  zvveilap- 
pigen  und  in  der  Mitte  gefurchten  Erhebung  versehen  ist,  ausgezeich- 
net. —  Art:  C.  pictus  aus  Transcaucasien. 

Derselbe  in  seiner  Enumeration  des  nouvelles  especes  de 
Coleopteres  rapportees  de  ses  voyages  (Bullet,  d.  natur.  de  Moscou 
1860.  I.  p.  539  ff.)  beschrieb  eine  grössere  Anzahl  Russischer  (mit 
Einschluss  von  Asien)  Staphylinen,  welche  folgenden  Gattungen  an- 
gehören: Micropeplus  (3  A.),  Coryphium  (1),  Anthobiurn  (4),  Oma- 
lium  (2),  Xylodromus  (1),  Ochthexenus  (1),  Heterops  (1),  Acidota  (1), 
Micralymma?  (1),  Lesteva  (1),  Geodromus  (2),  Anthophagus  (1),  Tro- 
gophloeus  (3),  Ancyrophorus  (1),  Oxytelus  (2),  Bledius  (5),  Stenus  (2), 
Evaesthetiis  (4),  Paederus  (1),  Sunius  (4),  Stillens  (2),  Lalhrobium  (2)^ 
Xantholinus  (2),  Olhiiis  (1),  Philonthus  (4),  Gabrinus  (5),  Matidus  (1), 
Staphylinus  (1),  Quedius  (2),  Heterothops  (3j,  Boletobius  (1),  Ellipto- 
somus  (1),  Tachyporiis  (2),  Conosomus  (1),  Oligota  (1),  Homalota  (5), 
Oxypoda(8),  Ocyusa  (1),  Calodera  (1),  Myrmedonia  (1),  Lomechusa  (1), 
Aleochara  (3),  Thiasophila  (1),  Ocalea  (1),  Bolitochara  (1),  Phyto- 
sus  ?  (1). 

Kraatz,  die  Staphylinen  -  Fauna  von  Ostindien,  insbesondere 
der  Insel  Ceylon  (dies.  Archiv  f.  Naturgesch.  XXV.  p.  1 — 192.  Taf. 
I — III)  führt  im  Ganzen  388  Arten  in  systematischer  Keihenfolge  auf, 
von  denen  die  grosse  Mehrzahl,  von  Nietner  auf  Ceylon  und  von 
Helfer  in  Ostindien  entdeckt,  neu  ist  und  beschrieben  wird.  Von 
neuen  Galtungen  werden  aufgestellt:  Eccoptogenia  n.  g.  (verge- 
bener Narne!  Chaudoir,  Caraben)  neben  Bolitochara,  Li  no  gl  os  s  a 
n.  g.  mit  Tachyusa  und  Silusa  verwandt,  L  euc  o  er  asp  edum  n.  g. 
zwischen  Trichophyus  und  Hypocyptus  ,  Tachinomorphus  n.  g. 
bei  Tachinus,  Tr  ichoco  sniet  es  n.  g.  für  Staph.  leucomus  Er.,  E^i- 
cihdelus  n.  g.  neben  der  vorigen  Galtung,  H  oli  s  omorphus  n.  g. 
nächst  Leptacinus,  Mitomorphus  n.g.  für  Leptacinus  debilis  Er.  u.  a., 
Cephaloclietus  n.  g.  bei  Cryptobium  ,  Psilotrachelus  n.  g. 
bei  Stilicus,  Sclerochiton  n.  g.  nächst  Echiaster,  Thinocharis 
n.  g.  und  Acanlhoglossa  n.  g.  bei  Lithocharis  ,  Xerophygus 
n.  g.  für  Trogophl.  pallipes  Motsch.  und  Eupiestus  n.  g.  bei 
Piestus. 

Derselbe  (Wien.  Ent.  Monatsschr.IY.  p.  25  f.)  beschreibt  Dio- 
chus  Schaumii  aus  jVord-Amerika ,  parvulus  von  Bahia  und  Staudin- 
geri  aus  Andalusien  als  n.  A.,  nebenher  auch  nochmals  D.  nanus  Er.; 
die  beiden  früher  von  ihm  beschriebenen  Arten  D.  major  und  In- 
diens führt  er  auf  I).  (Rhegmatocerus)  conicus  und  antennatus  Motsch. 
zurück. 

Derselbe  (Berl.  Ent.  Zeitschr.   III.  p.  52)    beschrieb    Phytosus 
baliicus  (nigriventris  Kr.)  und  Myrmedonia  Fussii  n\s  n.  \.  aus  Deutsch- 
land.   —    Ferner  ist    (p.  65  f.)  nach  ihm    Micropeplus  fulvus  Jacq.  du 
Archiv  f.  Natarg.  XXYI.  Jahrg.  2.  Bd.  DD 


450     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Val  =  M.  staphylinoides  Marsh.,  M.  Margaritae  Jacq.  du  Val.  =  ful- 
vus  Er.,  M.  staphylinoides  Kr.  eine  neue  Art,  die  jetzt  31.  longipcnnis 
benannt  wird.  —  Ebenda  p.  1  fF.  giebt  Verf.  über  die  von  Soli  er  in 
Gay 's  Fauna  Chilena  beschriebenen  Staphylinen  Auskunft  und  be- 
schreibt Oxypoda  Chilensis  ,  Myllaena  parvicollis  und  Homalotrichus 
suhstriatus  als  n.  A.  aus  Chile.  —  Ebenda  p.  310.  Taf.  4  Beschrei- 
bung und  Abbildung  der  Larve  von  Glyptomerus  cavicola  Müll. 

Fairmaire  undCoquerel  (Annal,  soc.  enlom.  VIIL  p.  löOff.) 
beschrieben  folgende  neue  Arten  aus  derBerberei:  Mtjrmedonia  physo- 
gasfra ,  Homalota  myrmidon  ,  Hypocyptvs  yrandicornis  ,  3Iyceloporus 
hiplayiatus,  Quedius  crassus,  hotinus,  Heterothops  acuminalus,  Ocypus 
atrocyaneus,  Xcmtholimis  ainissns,  Scimhalium  puhipenne,  Lithocharis 
sericella,  despecfa ,  seminigra  ,  Mecognathus  crihellalvs  ,  Stenus  sub- 
fasciatus,  AnlhohUim  maculicolle  und  genislarum. 

Fairmaire  (ebenda  VIL  p.  35  ff.)  Bolitochara  laevior  Pro- 
vence, Tachyusa  forticornis  Frankreich  ,  Oxypoda  forticornis  und  ri- 
paria  Paris,  Aleochara  Grenieri  Provence,  Myllaena  gracilicornis 
Hyeres ,  Tachyporus  meridionalis  Kimes ,  Quedius  brevipennis,  Stenus 
muscorum  und  orcop/u7Ms  Pyrenäen,  Omalium  Allardii  Fans.  —  Ebenda 
VIIL  p.  629  Philorinum  pallidicorne  n.  A.  aus  Corsika  und  p.  338 
Compsochilus  africanus  n.  A.  aus  Constantine  diagnosticirt,  —  Fer- 
ner (Bullet,  soc.  entoni.  1859.  p.  164)  Myrmedonia  Rongeti  n.  A.  von 
Dijon  diagnosticirt,  (ebenda  p.  184)  Calodera  colorafa  n-  A.  von  Bor- 
deaux und  Paederus  Bandit   n.  A.  aus  Piemonl  beschrieben. 

Chevrolat  (Rev.  et  Magas.  de  Zool.  1860,  p.  410)  Sunius  ru- 
tilipennis  und  Anthobium  cincticolle  als  n.  A.   aus  Algier. 

Mulsant  und  Key  (Annal.  d.  1.  soc.  Linneenne  de  Lyon  VII. 
p.  346  ff.)  Bolitochara  flavicollis  Schweiz,  Aleochara  laela  Beaujolais, 
eurynola  Giionde,  senilis  Ilyeres,  Oxypoda  longipes  und  induta  Lyon, 
perplexa  Hyeres,  Homalota  subrccta  ,  paradoxa,  Myrmedonia  excepta 
und  Gyrophaena  rugipennis  Südfrankreich  als  n.  A. 

Brisout  de  Barne  ville  (Annal.  soc.  entoni.  VIIL  p.  339  fF.) 
Homalota  Anbei,  rustica  ,  cadaverina  ,  immunda,  ßmornm,  liliputana, 
muscorum,  Lomechusa  bifoveolata  und  pubicollis  als  n.  A.  aus  Frank- 
reich. —  Ferner  (Bullet,  soc.  entom.  1859.  p.  217  und  231  ff.)  :  Ho- 
malota sequanica,  Tarisiensis,  Fairmairii,  minuscula,  lacnstris  und  dif- 
ficilis,  Quedius  Kraatzii ,  Philonthus  palustris  und  Lithocharis  vicina 
als  n.  A.  aus  Frankreich. 

Gougelet  und  Brisout  de  Barneville  (Bullet,  soc.  ent. 
1859.  p.  238)  Lathrobium  concinnum  als  n.  A.  aus  Algier. 

Boieldieu  (Annal.  soc.  entoni.  VIL  p.464)  Xantholinus  Cor- 
dieri  n.  A.  aus  Sicilien  und  Cryptobinm  Jacquelinii  n.  A.  aus  Süd- 
Frankreich. 


im   Gebiete    der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  u.  60.     451 

Gautier  des  Gottes  (ebenda  VIII.  p.  368)  Ocypus  Etruscus 
als  n.  A.   aus  Etrurien. 

Waterhouso  (Proc.  entom.  soc.  V,  p.  14f.  und  p.  22)  Oxypoda 
niffvina,  nigrofusca,  Homalola  pUimbea,  imhecilla  und  Oxypoda?  ater- 
rima  als  n.  A.  aus  England.  Zugleich  führt  Verf.  mit  Janson  einige 
andere  in  England  zuerst  aufgefundene  Staphylinen  (und  Histeren) 
namentlich  auf. 

Jacquelin  du  Val  (Glanures  entom.  I.  p.  34  f.)  Lesteva  mus- 
conim  als  n.  A.    aus  den  Pyrenäen. 

Scriba  („Einige  neue  deutsche  Staphylinen,"  Entom.  Zeitung 
1859.  p.  413  f.)  Homalola  volans  ,  clavigera ,  Lathrohium  linealocolle 
und  atripalpe  n.  A.  aus  Deutschland.  Verf.  schliesst  hieran  Bemer- 
kungen über  das  Vorkommen  und  die  Lebensweise  einiger  bereits 
bekannter  Arten. 

Miller  (Wien.  Ent.  Monatsschr.  III.  p.  353)  Homalola  alpicola 
als  n.  A.  vom  Tatra-Gebijge. 

Wo  Ilaston  (Annais  of  nat.  bist.  3.  ser.  VI.  p.  51  ff.)  Tachyusa 
maritima  ,  Hypocyplus  redvclus  ,  Myceloporus  Johnsonii ,  Heterolhops 
minutus  und  (p.  100  (f.)  Xantholinus  Hesperius  (Erichs.?),  Scopaeus  suh- 
opacus,  Lilhocharis  brevipes,  Sunitis  aequivocus  und  Trogopkloeus  exi^ 
lis  als  n.  A.  von  Madeira.  —  Von  bereits  bekannten  Arten  sind  auf 
Madeira  nachträglich  noch  aufgefunden  und  werden  hier  angeführt: 
Leptacinus  linearis  Grav.,  Philonthus  thermarum  Aube,  Arpedium  hu- 
mile  Er.  und  Anlhobium  torquatum  Marsh. 

Walker  (Annais  of  nat.  bist.  3.  ser.  III.  p.  51  ff.)  diagnosti- 
cirte  als  n.  A.  von  Ceylon :  Ocypus  lineatus ,  Philonthus  pedestris, 
Xantholinus  iticlinans  ,  Sunius?  ohliquus  ,  Prognatha  tenuis,  Osorius 
?  compactus  ,  Oxytehxs  bicoloi' ,  Trogophloeus?  Taprobanae,  Aleochara 
translata  und   subjecla,  Dinarda  serricornis. 

Chevrolat  (Bullet,  soc.  entom.  1859.  p.  5)  bemerkte,  dass  der 
von  Kraatz  als  neue  Gattung  und  Art  aufgestellte  Cyrtothorax  Sal- 
lei  bereits  von  Erichs  on  als  Quedius  buphthalmus  beschrieben 
worden  sei. 

Synonymische  Bemerkungen  über  verschiedene  von  Thomson 
beschriebene  Homalota-Arten  u.  a.  machte  Kraatz  (Berl.  Ent.  Zeit- 
sehr.  III.  p.  89  und  IV.  p.  98). 

PseläphidäO.  Eine  neue  Gattung  Pselaphanax  wurde  von 
Walker  (Annais  of  nat.  bist.  3.  ser.  III.  p.  52)  folgendermassen 
charakterisirt:  „Corpus  subsetosum  ,  caput  lalum  ,  postice  petiolatum, 
antennae  filiformes,  corporis  dimidio  longiores :  thorax  subglobosus, 
subfusiformis,  postice  coarctatus  ,  elytra  couvexa,  abdomen  elylra  vix 
superans,  pedes  longiusculi."  —  Art:  Ps.  setosus,  l%Lin.  von  Ceylon. 

Mulsant  und  Key  (Annales  d.  1.  soc.  Linneenne  de  Lyon  VII. 
p.  322  IT.)    beschrieben  Batrisus    piceus   und    Bryaxis   ylobulicollis  als 


452     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungeü 

n.  A.  aus  Südfranlireich  ,  Bythinus  nigrinus  und  Eupleclus  ptinctatus 
als  n.  A.  aus  der   Schweiz. 

Schaum  (Berl.  Ent.  Zeitschr.  III.  p.  48  ff)  Bryaxis  transversa' 
lis   und  nigrivenlris  als  n.  A.  aus    Dalmalien. 

Touruier  —  aus  Irrthum  ist  Saussure  als  Autor  angege- 
ben —  (Bullet,  soc.  entoni.  1859.  p.  97)  Bryaxis  fulviventris  und  By- 
thinus Picletii  als  n.    A.    von  Cienf. 

Fairniaire  (Bullet,  soc.  entoui.  1860.  p.  45)  Faronus  Telonensis 
als  n.  A.  aus  Toulon  und  (Annal.  soc.  entoni.  VII.  p.  34)  Eupleclus 
Riedeln  als  n.  A.  aus  Sicilien. 

Delarouzee  (Annal.  soc.  entom.  VII.  p.  68)  Amaurops  Galli- 
cus  als  n.  A.  aus  dem  Depart.  Var. 

Boieldieu  (ebenda  p.463)  Tychus  Jacquelinii  als  n.  A.  aus 
Südfrankreich. 

Jacquelin  du  Val  (Glanures  entom.  I.  p.  34)  Machaerites 
Mariae  als  n.  A.  ans  den  Pyrenäen. 

Baudi  (Berl.  Ent.  Zeitschr.  III.  p.  842)  Bythinus  collaris  als 
n.  A.  von  den  Seealpen. 

Motschulsky  (Etud.  entom.  1859.  p.  132)  Bythoxenus  subter- 
raneus   als  n.  A.  aus  der   Grotte  Pasica  in  Krain. 

FäUSSidaO.  Nach  brieflichen  Mitlheilungen  von  Gueinziua 
(Proceed.  entom.  soc.  V.  p.  2)  hat  derselbe  bei  Port  Katal  Paussiden 
nur  bei  Lampenlicht  fliegend  oder  in  Ameisencolonieen  angetroffen; 
die  Gattungen  Cerapterus,  Pleuropterus  und  Pentaplatarthrus  unter  ver- 
schiedenen grösseren  Ameisenarten,  die  eigentlichen  Paussi  nur  unter 
kleinen  Ameisen  und  hier  zwar  mehrere  verschiedene  Arten  beisam- 
men. Sie  erscheinen  vom  November  bis  April;  ihren  ätzenden  Saft 
spritzen  sie  aus  den  Seiten  (?)  des  Hinterleibes  aus  und  zwar  ver- 
dampft ein  Theil  desselben  in  Form  einer  deutlichen  blauen  Wolke, 
während  das  übrige  als  gelbliche  Masse  an  den  Flügeldecken  kleben 
bleibt.  Paussus  Latreilli  wurde  mehrmals  in  copula  beobachtet.  Die 
Käfer  finden  sich  stets  in  demjenigen  Theilc  des  Ameisennestes,  wo 
die  Eier  und  Puppen  liegen;  obgleich  G.  sie  nie  hat  fressen  sehen, 
glaubt  er  doch  ,  dass  sie  sich  eher  von  der  Beute  der  Ameisen,  als 
von  ihren  Eiern  und  Larven  ernähren.  Ebenso  vermuthet  er,  dass 
die  Paussen  ihre  Eier  in  die  Ameisennester  ablegen  und  dass  ihre 
Larven  von  den  Ameisen  gefüttert  werden.  In  der  Regel  halten  sich 
die  Käfer  an  sonnigen  Waldrändern  auf;  sie  werden  meist  von  meh- 
reren Ameisen  umlagert,  welche  ihren  Saft  ablecken  und  beim  Auf- 
rühren des  Baues  von  letzteren  bei  den  Flügeln  gepackt  und  wegge- 
tragen. (Vergl.  die  Mittheilungen  von  Plant,  Jahresber.  1856.  p.  66). 

Delarouzee  (Bullet,  soc.  entom.  1860.  p.  46)  berichtet  nach 
Beobachtung  an  lebenden  Exemplaren,  dass  Paussus  Favieri  nicht  nach 
Art  von  Brachinus    bonibardire,     dass  er  aber,  wenn    man   ihn   reizt, 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  u.  60.     453 

an  den  Seiten  des  vorletzten  Ahdominalringes  einen  Tropfen  grün- 
lichgelber Flüssigkeit  hervortreten  lasse.  Das  Männchen  dieser  Art 
unterscheidet  sich  vom  Weibchen  durch  aiisgerandetes  letztes  Abdo- 
minalsegment. 

Thomson  (Musee  scientif.  p.  67  ff.)  gab  eine  Aufzählung  von 
43  in  seiner  Sammlung  befindlichen  Paussiden-Arten  ;  er  will  aufPleu- 
ropterus  alternans  Westw.  eine  neue  Gattung  H  e  t  e  r  op au  s sns 
gründen  und  die  W  e  s  t  wo  o  d'schen  Gattungsnamen  Orthopterus  und 
Homopterus  in   Euthysoma  und  Neopaussus  umändern. 

Als  neue  Arten  wurden  aufgestellt:  Panssus  Thomsonii  aus  Su- 
dan von  Reiche  (Musee  scientif.  p.23)  und  Panssus  Reichet  vom 
weissen  Nil,  von   Thomson  (Arcan.  natur.  p.  117-) 

Histerini.  T.e  Conte  (J.  E.)  .  „Description  of  new  species  of 
the  Coleopterous  family  Histeridae"  (Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Phi- 
ladelph.  1859.  p.  310  ff.)  machte  als  Nachtrag  zu  seiner  Monographie 
der  Amerikanischen  Histeren  25  neue  Arten  aus  Kord-  und  Central- 
Amerika  nebst  einer  Afrikanischen  bekannt.  Es  sind  folgende:  Holo- 
lepta  princeps  Californien,  Omalus  rohindatus  Mexiko,  Phelister 
afßnis  ebendaher,  marginellus  Maryland,  Panav^ensis,  Hisler  hospitvs 
Westl.  Staaten,  regularis  Afrika,  Granadensis  Panama,  defectus  New- 
York,  ambigena  Yermont,  fnrtivus  Georgln,  Epierus  mehicanus  Mexiko, 
elliplicus  Südl.  Staaten,  devius  Mexiko,  Carcinops  gcminatus  Ncw- 
York,  parvulus  Cuba  ,  Paromalus  exstriatus  Pensylvanien ,  parallelus 
Cuba  ,  Saprinus  latuhris  Westl.  Staaten,  sterquilinus  Cuba  ,  discors 
Mexiko,  scrupularis  Georgia  ,  olidus  Texas  ,  fulgidus  Cuba,  Hetaerius 
seliger  Georgia,   Teretrius  americanus   Mittel-Staaten. 

Von  de  Marseul  erschien  in  den  Annales  de  la  soc.  entom. 
VIII.  p.  581  und  p.  835  ff.  der  Anfang  eines  Supplementes  zu  seiner 
Monographie  der  Histeren.  Die  auf  pl,  11  und  15  abgebildeten  und 
vom  Verf.  beschriebenen  neuen  Arten  gehören  den  Gattungen  Holo- 
lepta  (13  A),  Lioderma  (2  A.),  Trypanaeus  (7  A.),  Piacodes  (1  A.)  und 
Apohl etes  n.  g.  (auf  Holol.  foliacea  Payk.,  Macrosternus  taciturnus 
Mars.    u.  a.  gegründet;  7  A.)  an. 

Derselbe  (ebenda  p.  264  f.)  beschrieb  Macrosternus  Montrou- 
zieri   und  Saprinus  Artensis  als  n.  A.  von  "Neu-Caledonien. 

J.  Le  Conte  (Coleoptera  of  Kansas  and  Eastern  New-Mexiko 
p.  7)  Hister  instratus,  nubilus,  pollutus,  Saprinus  spurcus,  parumpun- 
ctalus  und  pratensis  als  n.  A.  aus  Nord-Amerika  und  (Proceed.  acad. 
nat.  scienc.  Philadelphia  1859.  p.  70)  Hister  remotus  und  Hetaerius 
morsus  n.  A.   von  Fort  Tejon. 

Gebier  (Bullet,  de  Moscou  1860.  II.  p.  8)  Hister  fasciolatus 
als  n.  A.  aus  der  Songarei,  Motschulsky  (Bullet,  de  l'acad  de  St, 
Pelersbüurg  I.  1860.  p.  304)  Hister  labialis  ebendaher. 


454     Gerstaeckor:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Walker  (Annais  of  nat.  hist.  3.  ser.  III.  p.  53)  diagnosticirte 
Hister   mundissimus  als  n.  A.  von  Ceylon. 

Silpllidä6.  Eine  neue  zur  Anisotomiden-Gruppe  gehörige  Gat- 
tung Xantho  sphaer  a  wurde  von  Fairmaire  (Annal.  soc.  entom. 
VII.  p.  29  f.)  aufgestellt;  mit  Triarthron  im  Habitus  und  in  der  drei- 
gliedrigen Fühlerkeule  übereinstimmend,  unterscheidet  sie  sich  davon 
durch  viergliedrige  Hintertarsen,  während  sie  von  Colenis  durch  un- 
gekieltes  Mesosternum   abweicht. —  Art:  X  Barnevillei  aus  Ungarn. 

Einheimische  neue  Arten  sind:  Colenis  Bonnairii  und  Adelops 
Bonvouloiri  Jacquelin  du  Val  (Glanures  entom.  1)  aus  Frankreich, 
Adelops  galloprovincialis  Fairmaire  von  Hyeres  und  Delarouzei  Fairm. 
aus  Grotten  der  Pyrenäen  (Annal.  soc.  entom.  VIII.  p.  631),  Adelops 
lucidulus  Delarouzee  aus  einer  Grotte  bei  Montpellier  (Bullet,  soc. 
entom.  1860.  p.  27)  und  Catopsimorphus  Fairmairei  Delarouzee  (ebenda 
p.  32)  aus  Frankreich,  in  Gesellschaft  von  schwarzen  Ameisen  ge- 
funden. 

Woll  ästen  (Annais  of  nat.  hist.  3.  ser.  V.  p.  219)  beschrieb 
Catops  Murrayi  als  n.  A.  von  Madeira. 

Le  Conte  (Proceed.  acad.  nat.  scicnc.  Philadelphia  1859.  p.  84) 
Necrophilus  tenuicornis  als  n.  A.  vom  Puget-Sund,  (ebenda  p.282)  iVe- 
crophilus  longulus,  Catops  pusio  und  Anisotoma  mornla  als  n.  A.  aus 
Californien,  und  (Coleoptera  of  Kansas  and  Eastern  New-Mexico,  p.  6) 
Silpha  bihiherosa  als  n.  A.  von  Fort  Bridger. 

Fairmaire  und  Germain  (Rev.  et  Magas.  de  Zool.  1859. 
p.  350  ff.)  Silpha  biguttula  von  der  31agellan  -  Strasse  und  Choleva 
transversestrigosa ,  fastidiosa,  crihellata  und  Hydnobius  consobrinus 
als  n.  A.  aus  Chile. 

Desbrochers  des  Loges  (Bullet,  soc.  entom.  1859.  p.  259) 
beobachtete  Silpha  nigrita  beim  Fressen   von  Erdbeeren. 

ScydmäGIlidäe.  Die  Gattung  Mastigus  erhielt  einen  Zuwachs 
durch  drei  Arten :  Mastigus  acnminatus  Motschulsky  aus  Andalusien 
und  M.  rußcornis  Motsch.  aus  den  Apenninen  (Etud.  entom.  1859. 
p.  131) ,  Mastigus  Liguricus  Fairmaire  von  den  Seealpen  (Bullet,  soc. 
entom.  1859.  p.  216). 

Von  eigentlichen  Scydmaenen  diagnosticirte  Fairmaire  (Bul- 
let, soc.  entom.  1859.  p.  235)  Cephennium  intermedium,  Eumicrus  hae- 
maticus,  Scydmaenus  subcordatus  und  semipunc latus  als  n.  A.  aus  den 
Pyrenäen  und  beschrieb  (Annal.  soc.  entom.  VII.  p.  33)  Scydmaenus 
Pandellei  als  n.  A.  ebendaher. 

Fairmaire  und  Coquerel  (Annal.  soc.  ent.  VIII.  p.  145  ff.) 
Scydmaenus  truncatus ,  protervus,  furtivus ,  spissicornis,  abditus  und 
promptus  als  n.  A.  aus  der  Berberei  ;  Abbildungen  auf  pl.  6. 

ölu  Isa  nt  und  U  ey  (Annal.  soc.  Linneennc  de  LyonVII.  p.  316  ff.) 


im   Gebiete  der  Entomologie  während   der  Jahre  1859  u.  60.     455 

Eulheia  linearis,  Scydmaenus  longicollis  und  carinatus  als  n.  A.  aus 
Südfrankreich. 

Schaum  (Berl.  Ent.  Zeitschr.  III.  p.  49)  Cephennium  fulvum 
als  n.  A.  aas  Krain  und  Scydmaenus  conspicuus  als  n.  A.  aus  An- 
dalusien. 

Tournier  (irrthümlich  steht  Saussure  abgedruckt)  diagno- 
sticirte  (Bullet,  soc.  entom.  1859.  p.  97)  Scydmaenus  distinctus  als 
n.  A.  aus  Genf,  und  Walker  (Annais  of  nat.  bist.  3.  ser.  III.  p.  52) 
Scydmaenus  megamelas   als  n.  A.   von  Ceylon. 

Fuss,  „Die  Siebenbürgischen  Scydniaenus-Arten"  (Verhandl. 
d.  Siebenbürg.  Vereins  zu  Hermannstadt  XI.  p.  127  ff.)  gab  eine  ana- 
lytische Beschreibung  der  dreizehn  bis  jetzt  in  Siebenbürgen  aufge- 
fundenen  Scydmaenus-Arten. 

ScaphidiidaO.  Eine  Uebersicht  der  in  Nord-Amerika  einheimi- 
schen Gattungen  und  Arten  dieser  Familie  lieferte  Le  Conte  (Syno- 
psis of  the  Scaphidiidae  of  the  United  States,  Proceed.  acad.  nat. 
scienc.  Philadelpia  1860.  p.  321  ff.).  1)  Scaphidium  Oliv.  4  Arten  : 
S.  ohliteralum  n.A.,  4-guttatum   und  4-pustulatum  Say,  piceum  Melsh. 

2)  Scaphium  Kirby  1  Art :  Sc.  castanipes  Kirby,  dem   Verf.  unbekannt. 

3)  Cyparium  Er.,  1  Art:  C.  flavipes  n.  A.  4)  Baeocera  Er.  2  A.:  B. 
concolorEr.,  dem  Verf.  unbekannt  und  apicalis  n.A.  5)  Scaphisoma 
Leach  7  A.  :  Sc.  castaneum  Le  C. ,  convexum  Say,  pnnctulalutn,  su- 
turale,  terminatum,  rufulum  und  pusillum  n.  A.  6)  Toxi  diu  7n  n.  g. 
von  Baeocera  und  Scaphisoma  durch  genäherte  Hinterhüften  und 
schmalen,  zusammengedrückten  Körper  unterschieden :  Fühler  capil- 
lär,  lang  ,  das  7.  bis  11.  Glied  dicker,  das  8.  schmaler  als  die  das- 
selbe einschliessenden.  —  Art:   T.   gammaroides  n.  A, 

Als  neue  Arten  wurden  beschrieben  :  von  M  o  t  s  c  h  ul  sky  (Etud. 
entom.  1859.  p.  94)  Scaphidium  saucineum  von  Ceylon  ,  lunatum  und 
conjutictum  aus  Ostindien. 

Tricbopterygia.  Fairmaire  und  Germain  (Rev.  et  Magas. 
de  Zool.  1859.  p.  355  f.)  beschrieben  Trichopteryx  Chilensis  und  Pti~ 
lium  flavidulicm  als  n.  A.  aus  Chile. 

Wollaston  (Annais  of  nat.  bist.  3.  ser.  V.  p.  221)  erwähnt 
des  Vorkommens  von  Trichopteryx    abbreviatellus  Heer  auf  Maderia. 

Ptilium  punctipenne  Fairmaire  (Annal.  soc.  entom.  VII.  p.  32) 
n.  A.  aus  Frankreich. 

iMatthews  (Zoologist  p.  6014  ff.)  gab  ein  synonymisches  Ver- 
zeichniss  der  in  England  vorkommenden  Trichopterygier,  welches  im 
Ganzen  29  Arten  nachweist.  Zwei  darunter  bilden  nach  dem  Verf. 
neue  Gattungen,  nämlich  Pteryx  n.  g.  für  Pt.  mutabilis  Matt,  und 
Titan  n.  g.  für  Trieb,   abbreviatellus  Heer. 

PhaläCridaO.  Tolyphus  suhsulcatus  Fairmaire  (Annal.  soc.  en- 
tom. \III.  p.  166)  n.  A.  aus  der  Berberei. 


456     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Nitidalariae.  Fairmaire  und  Coquerel  (Annal.  soc.  entom. 
"VIII.  p.  166  f.)  beschrieben  Cercus  flavicans  ,  Xenostrongylus  hirsutus 
und  Cychramus  chlorolicus  als  n.  A.  aus  der  Berberei. 

Montrouzier  (ebenda  VIII.  p.  262  f. )  Ifs  bimaculata  und 
pnbenila  (beide  =  Ips  mutilatus  Er.?),  Mycetophagus?  Balanophorae 
(eine  Nitidula)  und  pictus  (Nitidula  ?)  ,  Nitidula  Signoretii ,  Guerinii 
und  argentea  p.  915  (die  drei  letzteren  zur  Gattung  Gymnochila  ge- 
hörend) als  n.  A.  von  Neu-Caledonien. 

Boieldieu  (ebenda  VII.  p.  467)  Crypfarcha  punctatissima  als 
n  A.  aus  Sicilien,  v.  K  i  es  e  n  w  e  tter  (Berl.  Ent.  Zeitschr.  III.  p.  57) 
Xenostrongylus  arcuatus  als  n.  A.  aus  Nord-Italien. 

L  e  C  0  nte  (Coleoptera  of  Kansas  and  Eastern  New-Mexiko  p.  6) 
Carpopkilus  apicalis  und  carbonatus ,  Meligethes  rußcornis  (vergebe- 
ner Name!)  und  saevus  als  n.  A.  aus  Nord  -  Amerika,  und  (Pioceed. 
acad.  nat.  scienc.  Philadelphia  1859.  p.  69  f.)  Cercus  sericans,  Carpo- 
pkilus caudalis  und  Nitidula  humeralis  als  n.  A.  von  Fort  Tejon, 
ebenda  p.  84  Peltis  serrata  aus  dem  Washington-Territory. 

Murray  (Annais  of  nat.  bist.  3.  ser.  IV.  p.  356  f.)  Brachypeplus 
rubidus  und  niger  als  n.  A.  aus  Old-Calabar,  Walker  (ebenda  III. 
p.  52  f.)  Nitidula  submaculata ,  Meligethes  respondens  und  Trogosita 
rhizophagoides  als  n.  A.   von  Ceylon. 

Letzner  (Berl.  Ent.  Zeitschr.  III.  p.  304.  Taf.  4)  gab  eine  Be- 
schreibung und  Abbildung  der  Larve  und  Puppe  von  Pocadius  ferru- 
gineus  Fab.  aus  Lycoperdon  giganteuni.  Die  von  Bouche  als  Larve 
von  Pocadius  bezeichnete  gehört,  dem  Verf.  zufolge,  dieser  Gattung 
nicht  an. 

CuCUJidae.  Le  Conte  (Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Philadelph. 
1859.  p.  84)  charakterisirte  P s  eud  ophanu  s  n.  g.  (  Pseudophana  ! 
Burm.  Hemiptera) ,  neben  Telephanus  stehend,  dem  es  im  Ansehen 
gleicht,  aber  durch  cylindrische  Taster  und  kleines  viertes  Tarsenglied, 
ferner  durch  dichter  punktirten  Körper  und  eine  Längslinie  zu  jeder 
Seite  des  Kopfes  unterschieden.  —  Art:  Ps.  signatus  Puget-Sund. 

Eine  zweite  neue  Galtung  ist  Eury  pl  atus  Motschulsky  (Etud. 
entom.  1859.  p.  95)  aus  der  Verwandtschaft  von  Hemipeplus,  mit  Lae- 
mophloeus  durch  den  flachgedrückten  Körper  verwandt,  die  Flügel- 
decken aber  abgestutzt,  um  die  Hälfte  kürzer  als  der  Körper,  das 
Halsschild  nach  hinten  stark  herzförmig  verengt;  Tarsen  bei  beiden 
Geschlechtern  heteromerisch. — Drei  Arten  :  Eur.  /afera/ü  von  Ceylon, 
albonotatus  und  biocellatus  aus   Ostindien. 

Cucujus?  incommodus ,  Silvanus  scuticollis  und  porrectus  wur- 
den als  n.  A.  von  Ceylon  von  Walker  (Annais  of  nat.  bist.  3.  ser. 
III.  p.  53)  diagnosticirt. 

Aeraphilus  nasntus  Chevrolat  (Rev.  et  Magas.  de  Zool.  1860 
p.  211)  n.  A.  aus  Algier. 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  u.  60.     457 

Colydii.  Wol  laston  (Annais  of  nat.  hist.  V.  p.  254)  beschrieb 
eine  neue  Gattung  Prostheca,  welche  mit  Pyenonierus  und  Xylo- 
laemus  zunächst  verwandt  ist  und  sich  von  ersterer  durch  jäher  ab- 
gesetzte Fühlerkeule  ,  ungezähnte  Mandibeln  und  mehr  viereckiges 
Kinn  und  Oberlippe,  von  letzterer  gleichfalls  durch  ungezähnte  Man- 
dibeln und  verschiedene  Längsverhältnisse  der  Fühlerglieder  unter- 
scheidet. Körper  linear,  rauh,  Thorax  tiapezoidal,  seitlich  fein  ge- 
sägt, Fühler  von  Thoraxlänge,  das  1.  und  2.  Glied  ziemlich  gross  und 
dick,  das  3.  bis  9.  viel  kleiner  und  etwas  schmaler,  die  beiden  letz- 
ten eine  grosse  abgesetzte  Keule  bildend.  —  Art:  Pr.  aspera  1  Lin-, 
J\Iadeira.  —  Neue  Art:  Tarphivs  angusticoUis  ebendaher.  —  Agienus 
brunneus  Gyll.  und  Anommatus  12-striatus  Müll,  hat  der  Verf.  jetzt 
gleichfalls  auf  Madeira  aufgefunden. 

Le  Conte  (Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Philadelphia  1859.  p.282) 
beschrieb  Lasconotus  complex  als  n.  A.  von  Punto  de  los  Reyes  und 
(ebenda  p.  84)  Aulonium   aequicolle  als  n.  A.   von  Fort  Tejon. 

Läthridii.  Waterhouse,  A  Revision  of  the  British  species 
of  Corticaria  (Transact.  entom.  soc.  V.  p.  134 — 145)  giebt  sorgsame 
und  ausführliche  Beschreibungen  der  elf  bis  jetzt  in  England  aufge- 
fundenen Corticaria  -  Arten,  unter  welchen  eine  sich  als  neu  heraus- 
gestellt hat.  Es  sind  folgende:  Cort.  pubescens  Gyll.,  denticulata 
Gyll.j  fulva  Mann.,  serrata  Payk.  ,  cylindrica  Mann.,  elongata  Gyll., 
ferruginea  Gyll.,  gibbosa  Payk.,   Wollasloni  n.  sp.  und  fuscula  Gyll. 

Derselbe  (ebenda  p.  174  f.)  verzeichnete  in  seinem  „List  of 
the  British  species  of  Lathridius"  die  zehn  bis  jetzt  in  England  auf- 
gefundenen Lathridius-Arten,  bei  einigen  derselben  synonymische  Be- 
merkungen beifügend. 

Wo  11  as  ton  (Annais  of  nat.  hist.  3.  ser.  V.  p.  260  ff.)  beschrieb 
Corticaria  inconspicua  und  Metophthalmus  exiguus  als  n.  A.  von  IMa- 
deira.  Als  daselbst  neu  aufgefunden  werden  ausserdem  angeführt: 
Holoparamecus  Kunzei,  Corticaria  pubesceas,  Monotoma  quadricollis 
und  quadrifoveolata. 

Walker  diagnosticirte  (ebenda  IIL  p.  53)  Corticaria  resecta 
als  n.  A.  von  Ceylon. 

JNach  Fairmaire  (Bullet,  soc.  entom.  1859.  p.  110)  ist  Mignc- 
auxia  serraticollis  Jacq.  du  Val  identisch  mit  Corticaria  crassius- 
cula  Fairm. 

Thorictidae.  K  r  a  a  t  z  erörterte  (Berl.  Ent.  Zeitschr.  IIL  p.  69  ff.) 
die  Synonymie  der  von  Peyron  und  ihm  selbst  beschriebenen  Tho- 
rictus-Arten  und  beschrieb  Thor,  slricticollis  als  n.  A.  von  Oran.  — 
Thorictus  marginicoUis  Schaum  n.  A.  von  Alexandrien    (ebenda  p.  73). 

DermestinL  Als  neue  Arten  wurden  aufgestellt:  Hadrotoma 
fasciata  Fairmaire  (Annal.  soc.  entom.  VII.  p.  45)  aus  Paris,  Attage- 
uns  unifasciatus    und  nniformis  Fairmaire  ebenda  VIII.    p.  168  f.)  aus 


458     G  er  s  t  ae  cker:   Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

der  Berberei  ,  Dermestes  hispidulus  und  Trinodes  australis  (letzterer 
ein  Attagenus)  Montrouzier  (ebenda  VIII.  p.264)  aus  Neu-Caledonien, 
Attagenus?  rußpes  Walker  (Annais  of  nat.  hist.  3.  ser.  III.  p.  53) 
aus  Ceylon,  Dermestes  holosericeus  Tournier  (Berl.  Ent.  Zeitschr.  III. 
p.318)  aus  Piemont,  Ättagemis  rufipennis  Le  Conte  (Proceed.  acad. 
nat.  scienc.  Philadelphia  1859.  p.  71)   von   Fort  Tejon. 

Douglas  (Proceed.  entom.  soc.  1859.  p.  69)  gab  eine  kurze 
Charakteristik  der  Larve  von  Trinodes  hirtus. 

Byrrhii.  Eine  neue  Gattung  Inclica  wurde  von  Walker 
(Annais  of  nat.  hist.  3.  ser.  III.  p.  53)  folgendermassen  diagnosticirt : 
„Corpus  ellipticum,  crassum,  convexum ;  antennae  gracillimae,  subcla- 
valae,  corporis  diniidio  breviores  ,  articulus  1.  elongatus,  2.  niedio- 
cris  ,  3.  et  sequentes  niinuti,  rotundi ;  abdomen  alas  posticas  paullo 
superans,  pedes   crassi,  breves." —  Art:  /.  solida,  y4  Lin.  von  Ceylon. 

Fairmaire  (Annal.  soc.  entom.  VIII.  p.  338)  diagnosticirte 
Byrrhus  Sorreziacus  als  n.  A.  von  Sorreze. 

Motschulsky  (Bullet,  de  l'acad.  de  St.  Petersbourg  XVII. 
1859.  p.  569  und  Melanges  biolog.  de  l'acad.  de  St.  Petersbourg  III. 
1859.  p.  230  f.)  beschrieb  Byrrhus  nebulosus,  Sibiricus  und  Morychus 
suhparallelus  als  n.  A.  von  Jakutsk. 

Parnidae.  Motschulsky  (Etud.  entom.  1859.  p.  47  ff.)  be- 
schrieb Ancyrotiyx  quadriplnyialus  und  Stenelmis  ceylonicus  als  n.  A. 
von  Ceylon,  Stenelinis  exaratus  aus  Ostindien,  humer ostis ,  sordidus, 
elongatus  aus  Nord -Amerika  und  Mavrelmis  (n.  g.)  dentaltis  aus 
Columbien,  letztere  durch  abgerundetes,  aber  stark  höckerförmig  her- 
vortretendes Schildcheu  von  Stenelmis    unterschieden. 

Parmis  striatellus  Fairmaire  (Annal.  soc.  entom.  VII.  p.  46)  n.  A. 
aus  Frankreich. 

Kolenati  (Wien.  Ent.  Monatsschr.  IV.  p.  88.  Taf.  5)  machte 
die  Larve  von  Elniis  Maugetii  Latr.  bekannt  ;  dieselbe  fand  sich  an 
gleichen  Orten  mit  dem  Käfer  auf  dem  Altvatergebirge  über  4000'  hoch. 

GeorySSii,  Georyssus  pimelioides  Fairmaire  (Annal.  soc.  entom. 
VII.  p.  45)  n.  A.  aus  Süd-Spanien. 

HeterOCeridad.  Waterhouse,  „Notes  on  the  British  spccies 
of  Heterocerus"  (Transact.  entom.  soc.  V.  p.  162  ff.)  gab  eine  Aufzäh- 
lung und  Beschreibung  von  folgenden  sieben  in  England  einheimi- 
schen Heterocerus  -  Arten :  H.  laevigatus  Panz.,  obsoletus  Curt.,  mar- 
ginatus  Fab.,  fusculns  und  sericans  Kies.,  flexuosus  Steph.  (=  femo- 
ralis  Kies.)  und  reclus  n.  A.  (ob  identisch  mit    11.  fossor  Kies.  ?). 

LamelliCOrnia.  Ch.  Roussel,  Recherches  sur  les  organes 
genitaux  des  Insectes  Coleopteres  de  la  famille  des  Scarabeides  (Compt. 
rend.  de  l'acad.  d.  sciences  T.  L.  p.  158 — 161).  Verf.  hat  umfassende 
Untersuchungen  über  die  Gescljlechtsorgune  sowohl  der  einheimischen 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  u.  60.     459 

als  auch  vieler  exotischer  Lamellicornen  angestellt  und  macht  dar- 
über vorläufig  die  folgenden  Mittheilungen:  die  Hoden  bestehen 
überall  in  der  Familie  aus  sphärischen,  etwas  flachgedrückten  Capseln, 
nur  bei  Onthophagus  aus  kegelförmigen;  ihre  Zahl  hält  sich  zwischen 
sechs  und  zwölf.  Die  Form  der  Ruthe  trennt  die  Geotrupier  und 
Coprinen  scharf  von  allen  Gruppen;  bei  ersteren  ist  sie  gerade,  kurz 
und  breit  und  scheinbar  nur  aus  einem  Stücke  bestehend,  indem  das 
obere  der  beiden  allgemein  vorkommenden  Stücke  rudimentär  bleibt; 
bei  den  Coprinen  ist  das  Grössenverhältniss  beider  Stücke  dasselbe, 
das  obere  aber  mit  einem  Rande  versehen.  —  An  den  weiblichen 
Genitalien  correspondirt  die  Zahl  der  Eiröhren  jedesmal  mit  derje- 
nigen der  Hodenkapseln  bei  derselben  Art;  die  Coprinen,  von  denen 
die  Aphodien  zu  trennen  sind,  zeichnen  sich  durch  die  alleinige 
Entwickelung  des  rechten  Ovariums  aus,  welches  überdem  nur  aus 
einer  einzigen  ,  aber  langen  Eiröhre  besteht.  Bei  den  Geotrupinen 
findet  sich  keine  deutliche  Bursa  copulatrix,  bei  den  Cetonien  sind 
die  Eiröhren  sehr  kurz;  zwischen  den  Glaphyrincn ,  Melolonthen, 
Rutelinen  und  Scaiabaeen  exisliren  in  beiden  Geschlechtern  keine  be- 
merkensvverthe   Unterschiede  an   den  Genitalien. 

Uynastidae.  —  Thomson,  Essai  synoptique  sur  la  sous- 
tribu  des  Scarabaeitae  vrais  (Arcana  naturae  p.  3 — 22.  pl.  I)  liefert 
eine  Aufzählung  der  bis  jetzt  bekannten  Arten  der  Gattungen  Golofa, 
Scarabaeus  (Theogenes  Burm. ),  Augosoma,  Xylotrupes,  Eupatorus, 
Chalcosoma  und  Megasoma,  welchen  er  eine  neue  Gattung  Mixige- 
nius  anreiht.  Dieselbe  gehört  zu  der  Abtheilung  von  Golofa  und 
Theogenes  ,  mit  denen  sie  durch  den  grossen  und  zottig  behaarten 
Yorsprung  des  Prosternum  übereinstimmt,  sich  aber  durch  die  bei 
beiden  Geschlechtern  vierzähnigen  Vordeischienen  unterscheidet.  Sie 
ist  auf  den  Scarab.  Leander  Dej.  Cat.  aus  Mexiko,  den  der  Verf.  hier 
beschreibt,  begründet.  —  Die  Gattung  Golofa  bereichert  der  Verf. 
mit  dem  (schon  vorläufig  diagnosticirten)  G.  imperialis  Thoms.  aus 
Mexiko,  auf  pl.  1  in  beiden  Geschlechtern  sehr  schön  abgebildet  und 
G.  inermis  n.  A.  Chile  ;  die  Gattung  Xylotrupes  mit  X  Australiens 
Neu-Holland  und  Mniszechii  Ostindien  (Simla). 

Derselbe  (ebenda  p.  119.  pl.  9)  machte  unter  dem  Namen 
Astaborus  armatus  eine  neue  Galtuag  und  Art  vom  weissen  i\il 
bekannt,  welche  er  neben  Fhyllognathus  setzen  will ;  sie  unter- 
scheidet sich  von  letzlerem  besonders  durch  die  bei  beiden  Geschlech- 
tern fast  analoge  Bildung  des  Kopfes  und  Thorax  (deren  hornartige 
Hervorragungen  beim  3lännchen  jedoch  beträchtlich  stärker  entwickelt 
sind)  und  ausserdem  durch  das  beim  Männchen  in  eine  stumpfe  Spitze 
ausgezogene  Kopfschild. 

In  seiner  „Agaocephalitarum  Synopsis"  (Musee  scientif.  p.  14  (f.) 
beschreibt  derselbe    eine  neue  Gattung  Mitracephalttf    mit  Lyco- 


460     Gerstaecker:   Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

medes  und  Antedon  durch  den  mit  einem  einzelnen  Hörn  geschmück- 
ten Kopf  des  Männchens  verwandt.  Das  Kopfhorn  ist  kräftig  und 
an  der  Spitze  zweizackig,  das  des  Prothorax  dagegen  einfach;  die 
Klauen  der  vorderen  Tarsen  sind  unterhalb  nicht  gezähnt.  —  M. 
Humholdtii,  eine  schöne  und  grosse  Art  aus  dem  Inneren  Peru 's, 
50  Mill.  lang,  in  beiden  Geschlechtern  auf  pl.  5  abgebildet.  — •  Fer- 
nere neue  Arten:  Lycomedes  Mniszechii  aus  Mexiko.  Aegopsis  West- 
tcondii  aus  dem  Inneren  Brasilien's,  Agaocephala  urus,  bolhocerida 
und  melolontkida,  sämmtlich  aus  Brasilien  ,  und  p.  39  f.  Golofa  Sallei 
und  clavicornis  aus  Mexiko,  punclicoUis  von  Cayenne. 

Von  Montrouzier  (Annal.  soc.  entom.  YIIl.  p.  272  ff.)  wur- 
den folgende  neue  Gattungen  und  Arten  aus  Keu-Caledonien  bekannt 
gemacht:  Hexodon  Villersii  (bildet  nach  Reiche  eine  eigene  Gattung 
Hemicyrtus,  welche  von  ihm  anhangsweise  charakterisirt  wird), 
Scarabaetts  Serresii  (gleichfalls  zu  Hemicyrtus  gehörend,  nebst  der 
vorigen  Art  auf  pl.  7  abgebildet),  Ceratopkyns  Fischeri  (zur  Gattung 
Cheiroplatys  gehörend),  Oryctes?  Ärtensis  (von  Reiche  zur  Gattung 
Horonotus  gebracht  und  in  H.  Montroiizieri  umgetauft),  Scarahaeus 
tridens  (gehört  nach  Reiche  zu  einer  neuen  Gattung  En  o  plu  s, 
welche  anhangsweise  charakterisirt  und  auf  pl.  7  abgebildet  wird), 
M  egala  emtis  (n.  g.)  Olivieri  (die  Gattung  fällt  mit  Cryptodus  M.  Leay 
zusammen). 

Reiche  (ebenda  VIII.  p.  332)  beschrieb  Cheiroplatys  pecvaritis 
als  n.  A.  von  Adelaide. 

White  (Proeeed.  zoolog.  soc.  of  London  1859.  p.  118.  pl.  58) 
Oryctes  Mülleranus  als  n.  A.  von  Nord  -  Australien  ;  dieselbe  ist  von 
sehr  eigenthümlicher,  kurzer  Form  mit  stark  verbreitertem,  tief  aus- 
gehöhltem Halsschilde  und  gehört  offenbar  einer  von  Oryctes  ganz 
verschiedenen  Gattung  an. 

Walker  (Annais  of  nat.  bist.  3.  ser.  III.  p.  54)  diagnosticirte 
Xylofrtipes  redxiclus  und  solidipes  ,  Phileurus  detractus  als  n.  A. 
von  Ceylon. 

Gebier  (Bullet,  de  Moscou  1860.  IL  p.  9)  beschrieb  Scarabaevs 
quadridens  als  u.  A.  \ius  der  Songarei. 

Laboulbene  (Annal.  soc.  entom.  VII.  p.  645)  erwähnt  einer 
Monstrosität  des  Weibchens  von  Oryctes  Silenus  mit  aufgetriebenem 
Kopfe,  aus  Sicilien  stammend,  welches  von  Dejean  als  eigene  Art 
betrachtet  und  Oryctes  cephalotes  benannt  worden  ist. 

Reiche  (ebenda  VII.  p.  1  ff.)  gab  „Notes  synonymiques  sur  le 
5.  volume  de  l'Handbuch  der  Entomologie  par  M.  IL  Burmeister;" 
dieselben  betreffen   verschiedene  Arten  der  Dynastiden-Gruppe. 

Melitophila.  —  Eine  Reihe  neuer  und  meist  ausgezeichne- 
ter Arten  machte  Thomson    (Musec  sciciitif.  p.  30  ff)   bekannt:   //e- 


im   Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  u.  60.     461 

terorhina  Sylhetica  aus  Sylhet,  Gymnelis  Paraguayana  von  Paraguay, 
Colinis  Lafertei  aus  Venezuela,  Stethodesma  Reichei  aus  Columbien, 
Dejeanii  von  Port  Natal,  LomapleraWallisiana  von  der  Insel  Wallis, 
olivacea  von  ßatchian,  Batchiana  ebendaher,  pyr/idialis  von  Kaisa, 
Macronota  Apelles  von  Batchian,  Erirhipis  ßavoviridis  aus  Mexiko, 
Diplognalha  incoides  von  Guinea,  Hoplostomus  Bocandei  ebendaher, 
Cyclidius  Lacordairci  aus  Peru  und  hicnla  Gorilla  vom  Gabon. 

Coquerel  (Annal.  soc.  entoni.  YlII.  p.  240,  pl.  7)  beschrieb 
Parachilia  Levoyi  n.  A.  von  iMadagascar  und  (ebenda  VIII.  p.  446  f.  pl.6) 
Tropinota  Fatima  und   Oxylhyrea  Amina  als  n.  A.  aus  der  Berberei. 

White  (Proceed.  zoolog.  soc.  of  I  ondon  1859.  p.  119.  pl.  58) 
Schizorrhina  (Hemipharis)  Bakenellii  vom  Yarra-Fluss  in  Neu-Holland 
und  Diaphonia  melallescens  unbek.  Vaterl.  (ist  eine  Schizorrhina,  im 
hiesigen  Museum  aus  JVeuholland).  Erstere  Art  wird  vom  Verf.  auch 
in  Annais  of  nat.  hisl.  3.   ser.   111.  p.  290  diagnoslicirt. 

Walker  (Annals  of  nat.  bist.  3.  ser.  III.  p.  56)  diagnosticirte 
Valgus  addendus  als  n.  A.  von  Ceylon. 

Lucas  (Bullet,  soc.  entom.  1859.  p.  98)  errichtete  für  Oxythyrea 
deserticola  und  costata  laic.  eine  eigene  Gattung  Enopl  o  t  ar  su  s, 
welche  er  durch  längeres,  ^orn  verschmälertes  und  kaum  ausgeran- 
detes  Epistom,  schmaleren  Körper  und  Schildchen,  weniger  hervor- 
tretenden Mesosternalzapfen,  dreizähnige  Vorderschienen  und  dornige 
Tarsenglieder  der  Hinterbeine  charakterisirt. 

Wallace  (Proceed.  entom.  soc.  1860.  p.  107)  machte  Angaben 
über  die  Geschlechtsunterschiede  der  Lomaptera-Arten.  Die  Männchen 
haben  stets  einen  Längseindruck  auf  der  Unterseite  des  Hinlerleibes, 
einen  Zahn  weniger  als  die  Weibchen  an  der  Aussenseite  der  Vor- 
derschienen ,  das  Pygidium  einfach  mit  stumpfer  Spitze;  bei  den 
Weibchen  ist  das  Pygidium  durch  eine  scharfe  Kante  begränzt,  oder 
oben  zusammengedrückt  und   unten  concav. 

Phyllophaga.  —  Fairmaire  und  Germain  (  Rev.  et 
Magas.  de  Zool.  18(J0.  p.  267  f.)  diagnosticirten  zwei  neue  Gattungen 
aus  Chile;  1)  Modialis  n.  g.,  aus  der  Ruteliden-Gruppe,  mit  Ano- 
plognathus  verwandt.  Kopf  gross  mit  sehr  grossem,  aufgebogenem 
Clypeus,  Fühler  10-gliedrig,  das  6.  und  7.  Glied  sehr  klein,  die  Keule 
verlängert;  Schildchen  mittelgross,  FlügeWerken  gestreift,  hinten  ab- 
geflacht, Prosternum  verlängert,  Beine  ziemlich  lang  und  dünn.  — 
Art:  M.  prasinella  22  Mill.,  Valdivia.  —  2)  Lacris  n.  g.,  Macro- 
phylla  zunächst  stehend.  Kopf  mitlelgross,  Kopfschild  quer,  stark 
aufgebogen,  Fühler  8-gliedrig  mit  grossem  1.  und  kurzem  5.  Gliede 
und  sehr  verlängerter  Keule;  Schildchen  gross,  Flügeldecken  gewölbt, 
Kinn  jederseits  gefurcht.  —  Art:  L.  dilulipes  10  Mill.,  Chillan.  — 
Fernere  neue  Art:   Tribostethus  punctatus  Valdivia. 

Le  Conte  (Coleoplera  of  Kansas  and  Eastern  New-Mexico  p.  9) 


462     Gersta  eck  er  :  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

cbarakterisirte  Diazus  n.  g. ,  neben  Diplolaxis  Kirby,  von  dieser 
und  den  nächst  verwandten  Gattungen  durch  neungliedrige  Fühler 
und  ungezähnte  Fussklauen  abweichend  und  durch  die  grobe  Skulptur 
und  sparsame  Behaarung  der  Überfläche  Ochodaeus  gleichend.  Clypeus 
halbsechseckig,  gerandet,  mit  undeutlicher  Slirnnaht,  Äiandibeln  kaum 
hervorragend,  stumpf,  Kinn  quadratisch,  Fühlerkeule  dreigliedrig.  — 
Art:  D.  rudis  von  den  Black -Hills.  — •  Diplotaxis  obscura  n.  A. 
ebendaher. 

Derselbe  (Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Philadelphia  1859.  p.283) 
beschrieb  Lachnoslerna  errans  n.  A.  aus  Californien  und  Dichelonycha 
pallens  von  Punto  de  los  Reyes. 

Montrouzier  (Annal.  soc.  entoni.  VIII.  p.  269  ff.)  Rhhotro- 
ans"^  leptopoda  (gehört  nach  Reiche  einer  neuen,  anhangsweise  von 
ihm  charakterisirten  und  mit  Heteronyx  verwandten  Gattung  Gna- 
phalopoda  an),  varians  und  pnnctalissimns  (beide  gleichfalls  zu 
Gnaphalopoda  gehörend)  und  Cyclocephala  Percherona  (nach  Reiche 
identisch  mit  Barymorpha  bimaculata  Guerin). 

Walker  (Annais  of  nat.  bist.  3.  ser.  III.  p.  54  f.)  diagnosticiite 
als  n.  A.  von  Ceylon:  Melolonlha  rubiginosa,  pinguis,  selosa,  Rhizo- 
troqus  hirtipeclus,  aequalis,  costatus,  inductus,  exacliis,  Trigonostoma 
nana  Popilia  discalis,  Sericesthis  rotundata,  subsignata,  mollis,  con- 
firmafa  Plectris  solida  ,  Isonychns  ventralis ,  pevtoralis ,  Omaloplia 
fracla  inlerrupta,  semicincta,  hainifera,  Anomala  humeralis,  discalis, 
confonnis,  punctatissima  und  Mimela  variegala.  —  Ebenda  IV.  p.  220 : 
Rhizolrogus  sulcifei-,  Pleclris  glabrilinea  und  puncluligera,  Anomala 
inßxa  und  Mimela  mundissima. 

Fairmaire  und  Coquerel  (Annal.  soc.  entom. VIII.  p.  419  f.) 
charakterisirten  neben  einer  Reihe  von  Arten  auch  eine  neue  Galtung 
Redotus,  mit  Pegylis  verwandt,  aber  durch  neungliedrige  Fühler, 
an  denen  das  5.  und  6.  Glied  kurz  sind  ,  längliches  und  abgestutztes 
End'^lied  der  Kiefertaster,  den  vom  Halsschilde  umschlossenen  Kopf, 
dessen  Rand  die  Augen  durchscheidet,  die  verlängerten  Beine  mit 
dreizähnigen  Vorderschienen  und  gleichen  Fussklauen  abweichend. 
—  Art:  R.  rufulus  aus  der  Berberei.  —  Ebendaher  stammen:  Pachy- 
dema  spreta  und  ajithracina,  Anoxia  Lucasii  und  emarginata,  Rhizo- 
lrogus sinuaticollis,  punctiventris,  subopacus,  gonoderus,  araneipes, 
nigralus,  (GeotrogusJ  Henonii,  maculicollis,  decoloratus,  crassus,  Pro- 
phettii,  Lejeunei,  (Rhizolrogus)  shipidus,  faslidiosus,  lanalus,  ignavus, 
gulosuSf  parallelus,  (Amphimallus)  lobalus,   liligiosus  und  fissiceps. 

Fairmaire  (ebenda  VII.  p.  270)  beschrieb  Anomala  rugosula 
und   Triodonla  cribellala   als   n.  A.  aus  Corsika. 

Lucas  (Bullet,  soc.  entom.  1859.  p.  53)  Phyllopertha  deser- 
ticola  als  n.  A.  aus  Algier  und  (ebenda  p.  17)  Rhizolrogus  suturalis 
ebendaher. 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  u.  60.     463 

Derselbe  „Quelques  remarques  synonymiques  sur  les  Dasy- 
sterna  hirlicollis  et  unicolor,  et  descriptions  de  plusieures  especcs 
noiivelles  de  cette  coiipe  generique,  qiii  habibent  les  possessions 
fran^aises  du  iiord  de  rAfiiqne''  (Annales  soc.  enfom.  Vll.  p.  445  ff.)- 
Verf.  zieht  zu  Pachydenia  hirticollis  Luc.  als  Synonyme:  Pacliydetna 
hirticollis,  Dasysterna  barbara  und  rufipennis  Burm.,  zu  Pachydema 
unicolor  Luc.  die  Fach.  Wagneri  Buim.  (nee  Erirhs.),  hält  Pachy- 
dema rubripennis  Luc.  als  dritte  Art  der  (lattung  aufrecht  und  be- 
schreibt als  neue  Arten  aus  Algier:  Pack.  Hornheckii,  foveola,  Val- 
(Ia7ii  und  Dotirsii,  von  denen  drei  auch  im  Bullet,  soc.  entom.  1859. 
p.  30  (f.  beschrieben  sind.  —  Eine  berichtigende  IVotiz  über  die  Sy- 
nonymie  der  Fabricius'schen  IVIelol.  hirticollis  gab  Reiche  (Annal. 
soc.  entom.  VH.  p.  642). 

Älotschulsky  (Etud.  entom.  1859.  p.  98)  beschrieb  Exopholis 
Birmannica  als  n,  A.  aus  Ostindien,  mit  Mel.  hypoleuca  Wied.  nahe 
verwandt.  Beide  unterscheidet  Verf.  als  besondere  Galtung  Exo- 
pholis von  Encya  und  hebt  als  Merkmale  den  scharfen  Zahn  in  der 
Mitte  der  Oberlippe,  die  neungliedrigen  Fühler  mit  dreigliedriger 
Keule  ,  das  verlängerte  und  an  der  Spitze  erweiterte  Endglied  der 
Kiefertaster  u.  a.  hervor.  —  Ebenda  p.  134  ff.  Tanyproclus  unicolor 
n.  A.  von  Amasia,  inßalus  von  Lenkoran,  ovalns  aus  Georgien,  bre- 
vipennis  und  subcylindricus  ebendaher,  conßnis  von  der  Pcisischen 
Gränze,  Dasysterna  rjraeca  aus  Morea,  Elaphocera  autvmnalis  aus 
Südspanien  und  dalr./atina   aus  Dalmatien. 

Gebier  (Bullet,  de  Moscou  1859.  IL  p.  331  ff.)  beschrieb  Ano- 
mala  villata,  Anisoplia  ylabra  und  Melolonlha  irrorala  als  n.  A-  aus 
der  Songarei. 

Einzelne  neue  Arten  sind  ferner:  Phaenomeris  decorala  Reiche 
(Musee  scientif.  p.  24)  aus  Sudan,  Rhizotrogus  fosstilatus  Mulsant  und 
Key  (Annal.  soc.  d'agricult.  de  Lyon  IH.  p.221  und  Opusc.  entom.  IX. 
p.  164 )  von  Corsika,  Ämphimallus  Naceroyi  Mulsant  (Annal.  soc. 
d'agricult.  de  Lyon  ilL  p.  253  und  Opusr.  entom.  IX.  p.  189}  Toledo, 
Adorelus  Gandolphei  Guerin  (Bullet,  soc  entom.  1859.  p.  186)  aus 
Algier,  Chrysina  Adolphi  Chevrolat  (Rev.  et  iMagas.  1859.  p.  481), 
der  Chrys.  macropus  äusserst  nahe  stehend,  aus  Mexiko  und  Jloplia 
Paivae  Wollaston  (Annais  of  nat.  hist.  IV.  p.  430)  aus  Kord-China. 

Von  Mulsant  und  R  e  v  e  1  i  e  r  e  wurde  (Annales  d.  I.  soc.  Lin- 
neenne  de  Lyon  VI.  p.  46  und  Opusc.  entom.  XI.  p.  66)  die  Larve  des 
Rhizotrogus  fossulatus,  welche  auf  Corsika  die  Wurzeln  von  Aspho- 
delus   ramosus  annagt,  beschrieben. 

Nach  Kirchhaumer  (Entom.  Zeitung  1859.  p.  270  ff.)  wurde 
Rutela  gloriosa  Burm.  in  Deutschland  lebend  aus  einem  Klotze  von 
Lignum  sanctum  herausgeschnitten. 

Gautier    des    Cottes    (Bullet,  soc.  entom.  1860.  p.  GS) 


464     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

machte  Mittheilungen    über    das  Vorkommen    des    Pachypus  Candidae 
^  auf  Corsika. 

Copridae.  —  Eine  neue  Gattung  Aulacopris  vom  Yarra- 
Flusse  in  Australien  machte  White  (Proceed.  zoolog.  soc.  of  London 
1859.  p.  118.  pl.  58)  bekannt.  Dieselbe  gehört  dem  Verf.  zufolge  zur 
Gruppe  der  Minthophilidae  und  zwar  zu  der  Abtheilung  mit  von  den 
Flügeldecken  bedecktem  Pygidium  ;  die  Charakteie  der  sehr  auffallend 
gestalteten  Form  werden  jedoch  nicht  näher  erörtert.  —  Art:  Aul. 
Reichii' 

V.  Harold,  Beiträge  zur  Kenntniss  einiger  coprophagen  F-a- 
mellicornien  (Berl.  Entom.  Zeitschr.  IIL  p.  194  f.)  beschrieb  Pedaria 
hirsuta  aus  Brasilien,  cuprascens  vom  Cap,  Drepanoceriis  Natalensis 
als  n.  A.  Von  Copris  smaragdina  Perly,  welche  von  C,  Hesperus  Oliv, 
verschieden  ist,  wird  eine  erneuete  Beschreibung,  über  andere  Perty'- 
sche  Arten  nähere  IVotizen  gegeben. 

Le  Conte  (Coleoptera  of  Kansas  and  Eastern  New-Mexiko  p.  10) 
beschrieb  Canthon  pralicola,  depressipennis ,  ahrasus  und  cyanellus 
als  n.  A.  aus  Nord-Amerika  und  verband  damit  eine  analytische  Zu- 
sammenstellung sämmtlicher  Arten  dieser  Gattung  aus  den  Vereinig- 
ten Staaten. 

Einzelne  neue  Arten  sind  ausserdem:  Gymnopleurus  aciculatus 
Gebier  (Bullet,  de  Moscou  1859.  IL  p.  329)  aus  der  Songarei,  Onitis 
Eumenes  Motschulsky  (Bullet,  de  l'acad.  de  St.  Petersbourg  I.  1860. 
p.  306)  ebendaher,  Sisyphus  prominens  Walker  (Annais  of  nat  bist. 
3.  ser.  IV.  p.  219)  aus  Ceylon,  Onlhobium  Mac  Leayi  Montrouzier 
(Annal.  soc.  entom.  VIIL  p.  266)  aus  Neu  -  Caledonien  (die  Gattung 
Onthobium  wird  im  Anhange  von  Reiche  speziell  charakterisirt 
und  mit  Tessarodon  Westw.  verglichen)  und  Copris  Valdiviana  Phi- 
lippi  (Entom.   Zeitung  1860.  p.  245  ff.)  aus  Chile. 

A  p  h  o  d  i  i  d  a  e.  —  v.  H  a  r  o  1  d  (Berl.  Ent.  Zeitschr.  IIL  p.l93  ff.) 
will  auf  Äphodius  pleropus  (Hoffsg.  i.  lit.),  den  er  ausführlich  be- 
schreibt, eine  neue  Galtung  Coptochirus  gründen  (welche  indess 
durchaus  nicht  haltbar  ist,  da,  wie  schon  Erich  so  n  eingesehen  hat, 
ihre  Unterschiede  von  Äphodius  nur  spezifisch  sind  und  durch  einige 
ähnliche  Arten  der  Uebergang  vermittelt  wird).  Ausserdem  beschreibt 
.  er  folgende  Arten  als  neu:  Colohopterns  marginicollis  vom  Cap, 
Äphodius  Schaumii  aus  Abyssinien,  globulus  aus  China,  Madagascariensis, 
Reichet  von  Java,  nolatus  (Erichs,  i.  lit.)  aus  Columbien,  Fanamensis, 
rugosiceps  aus  Chile  ,  concolor  und  linealosulcatus  (Klug  i.  lit.)  vom 
Cap,  Tasmaniae  (Ilope)  aus  Australien.  —  Hierauf  folgt  eine  Reihe  syno- 
nymischer Bemerkungen  über  verschiedene  Aphodius-Arten  ;  dann  die 
Beschreibung  einer  neuen  Gattung  und  Art  Hypoplatys  helopho- 
roides  aus  Ober-Aegypten,  welche  jedoch  nach  Stal  mit  Sybax  Bohem. 
vvenigstens  gcnerisch  zusammenfällt.     (Abbildung  auf  Taf.  5.) 


im  Giebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  u.  60.      465 

Derselbe  (Annal.  soc.  entom.  VIII.  p.  614  f.)  diagnosticirte 
Aphodius  flavocinclus  aus  Mexiko,  sinuatus  von  den  Philippinen,  bo~ 
strichoides  aus  Nord -Indien,  longitarsis  aus  Bolivia,  sagittarius  aus 
Nord-Amerika  und  Bonvouloirii  aus  Spanien   als  n.  A. 

Fairmaire  (ebenda  VIII.  p.  171  f.)  beschrieb  Aphodius  barha- 
TMS,  cognatus  und  nanus  als  n.  A.  aus  der  Berberei. 

M  o  n  t  r  0  u  z  i  e  r  (ebenda  VIII.  p.  267  f.)  Aphodius  maculicollis 
(ist  nach  Reiche  identisch  mit  A.  lividus  Oliv.)  und  palustris  (ein 
Oxyomus)  als  n.  A.  von  Neu-Caledonien. 

Fairmaire  und  Germain  (Rev.  et  Magas.  de  Zool.  1860. 
p.  269)  Aphodius  fulviventris  als  n.  A.  aus  Chile. 

Mulsant  und  Rey  (Annal.  soc.  d'agricult.  de  Lyon  III  und 
Opusc.  entom.  IX.  p.  172)  Psammodius  accentifer  und  Rhyssemus  sul~ 
cigaster  als  n.  A.  aus  Südfrankreich,  Mulsant  und  Wachanru 
(Annal.  soc.  d'agricult.  III.  p.  251  und  Opusc.  entom.  IX.  p.  187)  Psam- 
modius scutellaris  als  n.  A.  von  Marseille. 

Geotrupidae.  —  IVeue  Arten  sind:  Odontaeus  obesus Le  Conte 
(Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Philadelphia  1859.  p.  282)  von  St.  Fran- 
cisco, Geotrupes  impressus  Gebier  (Bullet.  deMoscou  1859.  II.  p.  330) 
aus  der  Songarei,  Geotrupes  quadrigeminus  Fairmaire  (Annal.  soc.  ent. 
VII.  p.  48)  aus  Griechenland  und  Bolboceras  excavatus  Gautier  des 
Gottes  (Bullet,  soc.  entom.  1860.  p.  112)  vom  Senegal. 

Nach  Fairmaire  (Annal.  soc.  entom.  VII.  p.  48)  ist  Geotrupes 
subarmatus  Fairm.  identisch  mit  G.  fossor  Waltl,  Erichs. 

Le  Conte  (Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Philadelphia  1859.  p.  71) 
gab  eine  genaue  Beschreibung  der  Mundtheile  von  Pleocoma  fim- 
briata  Le  C,  deren  Eigenthümlichkeiten  in  Verbindung  mit  der  Füh- 
lerbildung nach  seiner  Ansicht  die  Errichtung  einer  eigenen  Gruppe 
neben  den  Geotrupiden  und  Copriden  nothwendig  machen. 

Eyries  (Memoires  d.  1.  soc.  d.  scienc.  natur.  de  Cherbourg  VII. 
1860.  p.  370)  machte  Mittheilungen  über  das  Vorkommen  von  Bolbo- 
ceras mobilicornis  bei  Cherbourg.  WJMixai: 

-m;  i.  Orphnidae.  —  Motschulsky   (Etud.  entom.  1859.    p.  132) 
beschrieb  Ochodaeus  pocadioides  als  n.  A.  aus  Andalusien  und  gab  zu- 
gleich eine  Notiz  über  die  nahe  verwandle  Galtung  Stomphax  Fisch. 
-.1         Orphnus  detcgens  n.  A.    von  Ceylon,"  von  Walker  (Annais  of 
nat.  hist.  3.  ser.  III.  p.  54)  diagnoslicirt. 

Trogida e.  —  Unter  dem  Namen  Sphaeridium  sulcatum  be- 
schrieb Montrouzier  (Annal.  soc.  entom.  VIII.  p.  269)  eine  n.  A. 
der  Gattung  Acanlhocerus  ;  eine  zweiten.  A.  dieser  Gattung  ist  Acan- 
thocerus  asper  Philippi   (Entom.    Zeitung  1860.  p.  247)  aus  Chile. 

Lucanini.  —  Von  Montrouzier  (Annal.  soc.  entom.  VIII. 
p.  281  f.)  wurden   Liicanus?    Lifuanus    (ist  gleich  Anoplocnemus  La- 
fertei  Reiche),  Rhyssonotus  cancellatus  (zur  Gattung  Syndesus  gehörig, 
Archiv  f.   Naturg.  XXVI.  Jahrg.  2.  Bd.  EE 


466     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

snjgleich  die  Larve  beschrieben),  Figulus  laempennis  und  Lifuanus 
(letzterer  identisch  mit  Fig.  foveicollis  Boisd.)  als  n,  A.  von  Neu-Ca- 
ledonien  beschrieben. 

Le  Conte  (Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Philadelphia  1859.  p.  85) 
machte  Ceruchus  strialus  als  n.  A.  aus  dem  Washington  Territory 
bekannt.  .ia-fadioö  if»!)  ^  ?A'.:  ?.nwv^«  hau  tiMtm^tt^  (t^ 

Fairmaire  (Annal.  soc.  entom.  Vlli  p.  275)  Lucanus  serrati- 
cornis  als  n.  A.  aus  Corsika. 

Jacquelin  du  Val  (Genera  d.  Coleopt.  IIL  p.  7  fF.)  hat  in 
einem  „Essai  monographique  sur  les  Lucanes  d'Europe"  nachgew^ie- 
sen,  dass  Lucanus  Cervus  Linn.  im  Süden  Frankreichs  mit  vier-  und 
fünfgliedriger  Keule  nebeneinander  vorkomme  und  zieht  daher  L. 
Fabiani  Muls.  und  pentaphyllus  Reiche  als  Var.  zu  der  Linne'schen 
Art.  Von  Arten  mit  sechsgliedriger  Fühlerkeule  nimmt  er  fünf  an, 
nämlich  L.  turcicus  Sturm  und  tetraodon  Thunb.  aus  Klein -Asien, 
serraticornis  Jacq.  du  Val  aus  Italien  und  Corsika,  Pontbrianti  Muls. 
Von  Lydn  und  Barbarossa  Fab.  aus  Südspanien  und  Nord-Afrika.  Von 
letzterem  giebt  er  auf  pl.  1.  fig.  1  eine  Abbildung.  (Uebrigens  zeigt 
sich  Verf.  in  Betracht  der  geringfügigen  Unterschiede  dieser  Arten 
der  Ansicht  nicht  abgeneigt,  sie  sämmtlich  nur  als  Abänderungen  einer 
einzigen  Europäischen  Art  anzusehen).   tnßin'>il'>i»hiJ    an«    (ÖJ^  .q  .11/ 

G.  Kraatz  „lieber  die  Europäischen  Hirschkäfer"  (Berl.  Ent* 
Zeitschr.  IV.  p.  68  und  265  ff.  Taf.  7)  legt  dagegen  auf  die  sechsglied- 
rige  Fühlerkeule  gar  keinen  Werth  und  hält  sowohl  L.  Fabiani  Muls. 
als  L.  Pontbrianti  Muls.  und  turcicus  Sturm  für  Varietäten  des  L.  cer- 
vus. Nach  leichten  Unterschieden  in  der  Zahnung  der  männlichen 
Mandibeln  will  er  dagegen  zwei  Arten  L.  orientalis  (Ibericus  Motsch., 
tetraodon  Jacq.  d.  Val)  und  tetraodon  Thunb.  absondern,  während  er 
L.  Barbarossa  Fab.  ebenfalls  als  Art  festhält  and  denselben  von  den 
übrigen  dadurch  unterscheidet,  dass  bei  ihm  die  Mandibeln  an  der 
Basis  stark  erweitert  sind.  (Bei  dem  Exemplare  des  hiesigen  Museum, 
welches  Verf.  besonders  heranzieht  und  —  freilich  sehr  ungetreu  — • 
abbildet,  ist  eine  solche  Erweiterung  der  Mandibeln  nicht  vorhan- 
den. Es  schien  dies  nur  so,  da  die  Mandibeln  weit  gespreizt  waren, 
ohne  indess  auch  in  dieser  Stellung  irgend  wie  auffallend  hervorzu- 
treten; bei  vorgestreckten  Mandibeln  ist  die  Basis  derselben  gerade 
nur  so  breit  wie  bei  gleich  grossen  Individuen  der  übrigen  Arten. 
Ausserdem  ist  zu  bemerken,  dass  Muls  an  t  bei  seiner  Anwesenheit 
in  Berlin  das  hiesige  Männchen  des  L.  Barbarossa  als  identisch  mit 
seinem  L.  Pontbrianti  bezeichnet  hat  (vgl.  damit  die  obige  Synony- 
mie),  so  dass  es  mit  der  vom  Verf.  gegebenen  Feststellung  der  Arten 
wohl   noch  seine  Bedenken  hat.) 

-f.t      BuprestidaO.     lieber    die  Nord-Amerikanischen  Buprestiden  hal 
Le  Conte  eine  ebenso  wichtige  als  umfangreiche  Arbeit  unter  dem 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  u.  60.      4 

Süelr  y,Revision  of  the  Buprestidae  of  the  United  States"  in  den 
Transactions  of  the  Americ.  philos.  soc.  XI.  (1860)  p.  187— 258.  pl.  12 
geliefert.  Kach  seiner  "Vorrede  setzten  sich  dem  Verf.  für  eine  Be- 
arbeitung dieser  Familie  bisher  unüberwindliche  Hindernisse  in  den 
mangelhaften  Vorarbeiten  entgegen,  die  jetzt  durch  das  Lacordaire'sche 
.Werk  beseitigt  sind;  die  in  letzterem  gegebene  Eintheilung  der 
Familie  auf  Grund  der  Fühlerporen  sieht  er  als  eine  durchaus  natür- 
liche an,  welche  durch  vereinzelte  Ausnahmefälle  in  ihrer  Gültigkeit 
nicht  beeinträchtigt  wird.  Für  eine  Anordnung  der  Nord-Amerikani- 
schen Gattungen  hält  er  es  jedoch  für  zweckmässig,  kleinere  Gruppen 
aufzustellen,  deren  er  acht  annimmt,  und  unter  w-elche  sich  die  Gat- 
tungen folgendermassen  vertheilen ;  1.  Gruppe.  Gyascutus  n.  g. 
für  Chalcophora  planicosta  und  obliterata  Le  C.  en  ichtet,  4  A.,  Chal- 
cophora  Sol.  7  A.  (2  neu)  und  Psiloptera  Sol.  2  A.  —  2.  Gruppe: 
Dicerca  Esch.  24  A.  (10  neu),  Poecilonota  Esch.  5  A.  (1  neu),  Ancy- 
lochira  Esch.  23  A.  (4  neu)  und  Ginyra  Lap.  2  A.  —  3.  Gruppe: 
Melanophila  Esch.  10  A.  (2  neu)    und  Anlhaxia  Esch.  14  A.  (3  neuj. 

—  4.  Gruppe:  Thrincopyge  Le  C.  mit  2  Arten:  Tr.  alacris  und  am- 
biens  Le  C,  C hr  y  s  ophajia  n.  g.  mit  1  A.,  Chr.  placida  Oregon, 
Polycesta  Sol.  5  A.,,  Ptosima  Sol.  1  A.  und  Acmaeodera  Esch.  17  A. 
(3  neu).  —  5.  Gruppe:  Chrysobothris  Esch.  33  A.  (17  neu)  und  Acte- 
nodes  Le  C.  2  A.  (1  neu).  —  6.  Gruppe:  Coraebus  Lap.  1  A.  und 
Agrilus  32  A.    (14  neu).    —   7.   Gruppe  :    Brachys    Sol.  9  A.  (3  neu). 

—  8.  Gruppe:  Hapl  o  s  t  ethus  n.  g.  mit  1  Art,  //.  subcyaneus,  der 
kleinsten  in  Nord -Amerika  einheimischen  Form.  —  Hiernach  stellt 
sich  die  Zahl  der  dfem  Verf.  aus  eigener  Anschauung  bekannten  Nord- 
Amerikanischen  Arten  auf  190  ,  welche  jedoch  durch  mehrere  der 
früheren  Autoren,  die  sich  nicht  deuten  Hessen,  erhöht  wird.  Nicht 
bloss  die  neuen,  sondern  auch  die  Mehrzahl  der  schon  bekannten 
Arten  werden  in  der  Monographie  des  Verf.'s  nochmals  charakterisirt 
und  in  ihrer  Synonymie  erörtert;  bei  artenreichen  Gattungen  wird 
der  Beschreibung  eine  analytische  Tabelle  zum  Bestimmen  der  Arten 
vorangeschickt.  Von  den  drei  erwähnten  neuen  Gattungen  unter- 
scheidet sich  Gyascutus  von  Psiloptera,  mit  der  sie  in  dem  breit 
gerundeten  Kinn  übereinstimmt,  durch  die  Einfügung  der  Fühler  un- 
ter einer  schrägen,  erhabenen  Leiste  ,  von  Chalcophora,  bei  welcher 
das  Kinn  breit  ausgerandet  ist,  sowohl  durch  dieses  als  gleichfalls 
durch  die  Einfügung  der  Fühler.  Chrysophana  steht  Polycesta 
zunächst,  mit  der  sie  durch  das  längere  erste  Tarsenglied  überein- 
stimmt, sich  aber  durch  stumpfe  Mandibeln  unterscheidet;  im  An- 
sehen der  Gatt.  Ancylochira  gleichend.  H aplost ethus  zeichnet 
sich  durch  cylindrischen  Körper,  in  grossen  Höhlungen  entspringende 
Fühler  ,  verschmälertes  Epistom,  unterwärts  gelegene,  aber  nicht  an 
das  Prosternum  anliegende    Mundöffnung,    vertikale,    leicht    convexe 


468     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Stirn,  breites,  dreieckiges  Kinn,  breites,  vorn  und  hinten  abgestutztes 
Prosternum  und  breit  gezähnte  Fussklauen  aus.  ^.nrMJ  x 

Derselbe  (^Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Philadelphia  1859.  p.  71f.) 
beschrieb  Anthaxia  strigata,  Acmacodera  connexa ,  retifer  und  gutti- 
fer  (sie  !)   als  n.  A.  von  Fort  Tejon. 

Philip  pi  (Entom.  Zeitung  1860.  p.  245  f.)  Haiecia  elegans, 
Curis  Aurora^  Stigmodera  Azarae,  Acmaeodera  biimpressa  und  Agri- 
lus   Valdivianus  als  n.  A.  aus  Chile. 

White  (Proceed.  zoolog.  soc.  of  London  1859.  p.  119  f.)  S%- 
modera  Bahetvellii ,  parallela  und  Guilebni,  Temognatha  imperatrix 
aus  Neu -Holland,  Chrysodema  Louisa  von  den  Figi-Inseln.  (Abbil- 
dungen auf  pl.  58u.  59).  Die  erste  und  dritte  Art  sind  auch  in  Annais 
of  nat.  bist.  IIL  p.  290  diagnosticirt.  —  Catoxantha  carinala  als  n.  A. 
von  Gilolo  in  Proceed.  entom.  soc.  1859.  p.  64  diagnosticirt. 

Thomson  (Bullet,  soc.  entom.  1859.  p.  112)  beschrieb  Cato- 
xantha Lacordairei  als  n.  A.  von  den  Molukken  und  (Arcan.  naturae 
p.  118)  Sternocera  Klugii  und  Mephisto  als  n.  A.  vom  weissen  Wil. 

Montrouzier  (Annal.  soc.  entom.  YIIL  p.  248  ff.)  Buprestis 
Varennesi  (Chrysodema),  erythrocephala,  Artensis  (Chrysodema),  con- 
vexa  (Chrysodema) ,  Abrohapta  serrata  und  Diphucrania  niacromera 
(ein   Coraebus)  als  n.  A.  von  Neu-Caledonien. 

M  0  tschu  1  s  ky  (Etud.  entom.  1859.  p.  52)  Metonius  splendens 
n.  A.  von  Ceylon,  subcyaneus  aus  dem  Holländischen  Guyana,  foliaceus 
von  Parä,  biimpressus,  oblongus  Kord-Amerika.  —  Ferner  (Bullet,  de 
Moscou  1859.  II.  p.  180  ff.)  Polycesta  Californica,  cribrana  ,  Chryso- 
bothris  subcylindrica,  purpurifrons  und  Belionota  Californica  als  n.  A. 
aus  Californien,  (p.  490)  Poecilonota  virgala  vom  Amur  und  (Bullet, 
de  l'acad.  de  St.  Petersbourg  XVIL  1859.  p.  542,  Melanges  biolog.  de 
Facad.  de  St.  Petersbourg  IH.  p.226)  Anthaxia  quadriimpressa  d\s  n- A., 
von  Jakutsk. 

Chevrolat  (Rev.  et  Magas.  de  Zool.  1860.  p.  454)  Acmaeo- 
dera  ramosa  als  n.  A.  aus  Algier,  (ebenda  p.  208  ff.)  Julodis  chrysae- 
sthes  und  chalcostigma  ebendaher,  (ebenda  1859.  p.  381)  Acmaeodera 
scabiosae  und  laesicollis  ebendaher. 

Lucas  (Bullet,  soc.  entom.  1860.  p.  27)  Julodis  Arislidis  n.  A. 
aus  Algier,  (ebenda  1859.  p.  183)  Julodis  cicatricosa  und  Jaminii 
ebendaher. 

Fairmaire  (Annal.  soc.  entom.  VIL  p.  49)  Cylindromorphus 
parallelus  als  n.  A.  von  Hyeres,  (Rev.  et  Magas.  de  Zool.  1860.  p.  269) 
Anthaxia  Paulsenii  n.  A.  aus  Chile  ,  und  (Bullet,  soc.  entom.  1859, 
p.  236)  Julodis  deserticola  und   leucosticta  aus  Algier. 

Walker  (Annais  of  nat.  bist.  3.  ser.  III.  p.  258)  diagnosticirle 
Agrilus  cupreiceps  und  cupreicollis  als  n.  A.  aus  Ceylon. 

Einzelne  neue  Arten  sind  ausserdem :  Anthaxia  plicata  Kiesen- 


im  Gebiete  der  Entomologie   während   der  Jahre  1859  u.  60.     469 

Wetter  (Berl.  Ent.  Zeitschr.  III.  p.  58)  aus  Serbien  ,  Antkaxia  Ariasi 
Robert  (Bullet,  d.  1.  soc.  d'etud.  scientif.  de  Draguignan  Octbr.  1858, 
Bullet,  soc.  ent.  1859.  p.  174)  aus  Frankreich  (ist  nach  Fairmai  re 
eine  neue  Art  der  Gatt.  Melanophila) ,  Acmaeodera  Chevrolati  Levrat 
(Annal.  d.  1.  soc.  Linneenne  de  Lyon  V.  p.  262)  aus  Sicilien,  Acmaeo- 
dera Revelierii  Mulsant  und  Rey  (ebenda  VII.  p.  167  und  Opusc. 
entom.  IX.  p.  170)  und  Julodis  Mniszechii  Reiche  (Musee  scientif.  p.  24) 
aus  Sudan. 

Mulsant  und  Reveliere  machten  (Annales  soc.  Linneenne 
de  Lyon  VI.  p.  124  und  Opusc.  entom.  XI.  p.  86)  die  Larven  von  Lampra 
mirifica  (in  Ulmen  lebend) ,  Cratomerus  cyanicornis  (in  imniergrünen 
Eichen)  und  von   Latipalpis  Pisana  (wie    die  vorige)  bekannt. 

Die  Synonymie  mehrerer  Arten  der  Gattung  Acmaeodera  wurde 
von  Schaum  (Berl.  Ent.  Zeitschr.  IV.  p.  93  f.)  erörtert. 

Eaonemidae.  Throscidae.  —  H.  de  Bonvouloir,  Essai 
monograghique  sur  la  famille  des  Throscides.  Paris  1859.  8.  141  pag. 
4  planch.  color.  — Verf.  liefert  in  diesem  mit  sauberen  Abbildungen 
ausgestatteten  Werkchen  eine  sehr  sorgfältig  gearbeitete  Beschrei- 
bung der  beiden  Gattungen  Throscus  und  Lissomus,  von  denen  er  die 
letzte  (jedoch  nach  durchaus  unhaltbaren  und  relativen  Merkmalen) 
in  drei  Gattungen  Lissomus  Dalm.  (15  A.),  Drapetes  Redt.  (32  A.)  und 
Hypochaetes  n.  g.  (1  A.)  zerlegt.  Während  für  Drapetes  noch 
die  Furchung  des  Prosternum  einen  Anhalt  gewährt,  ohne  dass  damit 
andere  constante  Unterschiede  Hand  in  Hand  gingen,  liegen  der  Ab- 
trennung von  Hypochaetes  allein  rein  spezifische  Merkmale  zu  Grunde. 
Unter  so  bewandten  Umständen  kann  auch  der  Artname  bicolor  z.  B. 
nicht  zweimal  (unter  Lissomus  und  Drapetes)  aufrecht  erhalten  wer- 
den, sondern  muss  einmal  dem  Kamen  cyanipennis  Jacq.  du  Val  wei- 
chen. Der  Drap,  praeustus  des  Verf.  ist  bereits  früher  von  ßoheman 
als  L.  plagiatus  ,  der  Drap,  fasciatus  Bonv.  schon  von  La  p  orte  als 
L.  bimaculatus  beschrieben,  der  Liss.  cribratus  Eschsch.  vom  Verf. 
nicht  berücksichtigt  worden,  der  Liss.  punctulatus  des  Verf.  nicht  mit 
der  Dalman'schen  Art  gleiches  Namens  identisch,  da  diese  von  foveo- 
latus  Dalm.  nicht  verschieden  ist.  —  Von  Throscus  beschreibt  der 
Verf.  14  Arten. 

Gleichzeitig  hat  Ref.  die  Arten  d,er  Gattung  Lissomus  nach 
dem  Material  der  Entomol.  Sammlung  zu  Berlin  (Linnaea  entom.  XIV. 
p.  129 — 177)  dargestellt  und  seinerseits  den  Nachweis  geliefert,  dass 
Lissomus  und  Drapetes,  wie  schon  Lacordaire  und  v.  Kiesen- 
wetter  dargethan  haben,  nicht  als  Gattungen  getrennt  werden  kön- 
nen. Er  beschreibt  im  Ganzen  34  Arten,  von  denen  ihm  indess  drei 
von  La  p  orte  und  Guerin  beschriebene  nicht  in  natura  bekannt 
geworden  sind.  Die  Art,  auf  welche  Bonvouloir  die  Gattung 
Hypochaetes   gegründet  hat,    ist  für   den  Ref.    nur    ein    Lissomus    (L. 


470     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

pictulus);  ausserdem  fallen  mehrere  in  beiden  Arbeiten  zugleich  be- 
schriebene Arten  als  identisch  zusammen. 

In  den  Annales  de  la  soc.  entom.  VIII.  p.  351  ff.  hat  B  o  n  v  ou- 
loir  noch  nachträgliche  Beschreibungen  neuer  Arten,  nämlich  von 
2  Throscus,  3  Drapetes  und  1  Lissomus  gegeben,  denen  er  ein  syno- 
nymisches Verzeichniss  der  von  ihm  und  dem  Ref.  gleichzeitig  be- 
schriebenen Arten  folgen  lässt;  die  darin  enthaltenen  Angaben  über 
Dalman's  L.  foveolatus  und  punctulatus  sind  vollständig  unbegründet. 

EläteridaO.  Der  zweite  und  dritte  Band  von  E.  Candeze's 
Monographie  des  Elaterides  (Memoires  de  la  soc.  des  scienc.  de 
Liege  Tom.  14  u.  15),  von  denen  ersterer  543  Seiten  und  7  Tafeln, 
letzterer  512  Seiten  und  5  Tafeln  umfasst,  enthalten  die  Bearbeitung 
der  ersten  Hälfte  der  eigentlichen  Elateren  (7.  Tribu  des  Verf.'s),  bei 
welchen  die  Stirn  mit  einer  durchgehenden  Querleiste  oberhalb  des 
Mundrandes  versehen  ist  und  daher  als  gerandet  bezeichnet  werden 
kann.  Der  grosse  Reichthum  an  Arten  und  Gattungen,  welche  in  die- 
ser Abtheilung  angetroffen  wird,  hat  es  den  Verf.  zur  Erleichterung 
der  Uebersicht  wünschenswerth  erscheinen  lassen,  dieselben  abermals 
unter  eine  Reihe  von  Untergruppen  (sous-tribus) ,  10  an  Zahl,  zu  ver- 
theilen.  Dieselben  sind  nach  den  Haupltypen,  auf  welche  sie  begründet 
sind,  als  Dicrepidiites,  Eudactylites,  Monocrepidiites,  Physorhinites, 
Elaterites,  Pomachiliites,  Cryptohypnites,Cardiophorites,  Melanotites  und 
Athoites  bezeichnet  und  zunächst  nach  der  Bildung  der  Tarsenglieder 
festgestellt;  in  den  beiden  ersten  Gruppen  sind  nämlich  das  2.  und 
3.  Glied  unterhalb  mit  Lamellen  versehen  oder  das  2.  bis  4.  Glied  er- 
weitert, während  bei  den  acht  übrigen  die  Tarsen  ganz  einfach  oder 
nur  ein  einzelnes  Glied  (3.  oder  4.)  erweitert  oder  mit  Lamellen 
versehen  ist.  In  zwieiter  Reihe  sind  sodann  die  Bildung  des  Kopfes 
und  der  Überlippe,  des  Prosternalfortsatzes  (abgestutzt  oder  nicht), 
der  Hinterhüften  (nach  innen  stark  erweitert  oder  fast  gleich  breit), 
die  Form  des  Schildchens,  die  Bildung  der  Fussklauen  (gekämmt  oder 
glatt)  u.  s.  w.  für  die  Abgränzung  der  Untergruppen  verwerthet.  Der 
Inhalt  der  einzelnen  Gruppen  ist  folgender;  1)  Dicrepidiites.  Gat- 
tungen: Piezophyllus  Hope  2  A.,  Aemidius  Latr.  1  A.,  Olophoeus 
n.  g.  1  A.  (Afrika),  P  an  t  ol  amprus  n.  g.  (Ampedus  perpulcher 
Westw.)  2  A.,  Psepkus  n.  g.  (Dicrepidius  puncticoUis  ßoh.)  16A., 
Heterocrepidius  Lac.  11  A.,  Sphenomertcs  n.  g.  3  A.  (Ceylon), 
Singh  alenus  n.  g.  2  A.  (Ceylon,  Ostindien),  Elius  n.  g.  1  A. 
(Ostindien),  Adiaphorus  n.  g.  2  A.  (Ceylon,  Ostindien),  Änoplis^ 
chius  n.  g.  (Dicrepidius  laticollis  Esch.)  41  A.,  Lobederus  Guer.  1  A., 
Crepidins  n.  g.  (Dicrepidius  castaneus  Blanch.)  9  A.,  Spilus  n.  g. 
(Dicrepidius  neutialis  Dej.)  4  A.  ,  Ischiodontus  n.  g.  (Elater 
punclicoliis  Fab.)  63  A.,  Atractosomus  Lac.  15  A.,  Dicrepidius  Esch. 
4  A.    —  2)    Eudactylites.      Gallungen:   Anepsius  n.  g.    4  A.  (Süd- 


I.   -im  Gebiete  der  Entomologie   während  der  Jahre  1859  u.  60.     471 

Amerika),  Eudactylus  Salle  10  A. ,  Glypheus  n.  g.  1  A.  (Neu-Hol- 
land) ,  Simodactylus  n.  g.  (Aeolus  cinnamomeus  Boisd.)  2  A., 
Pachyderes  Latr.  3  A.  —  3)  Monocrepidiites.  Gattungen:  Glypho- 
chilus  n.  g.  2  A.  (Neu -Holland)  ,  D  oryg  onus  n.  g.  6  A.  (Mada- 
gascar),  Monocrepidius  Esch.  95  A. ,  Aeolus  Esch.  100  A.,  Helerode- 
res  Latr  40  A.  —  4)  Thysorhinites.  Gattungen:  Physorhinus  Esch.  10  A. 
Porthmidius  Germ.  1  A.,  Anchastus  Le  C.  18  A.  —  5)  Elaterites. 
Gattungen:  Grammophorus  Sol.  4  A. ,  Drasterius  Esch.  11.,  Ela- 
strus  n.  g.  3  A.  (Madagascar),  Elater  Lin.  (Ampedus  Germ.)  53  A., 
Blauta  Le  C.  1  A.,  Megapenlhes  Kies.  21  A.,  Melanoxanthus  Esch. 
12  A.,  Ypsilos  the  tu  s  1  A.  (Neu  -  Granada).  —  6)  Pomachiliites. 
Gattungen:  P  silo  niscus  n.  g.  (Conoderus  apicalis  Chevrol.)  4A., 
Deromecus  Sol.  10  A.,  Medonia  n.  g.  (Bedresia  punctatosulcata  Sol.) 
1  A.,  Betarmon  Kies.  1  A.,  Smilic e  rus  n.  g.  2  A.  (Venezuela), 
Pomachilius  Esch.  41  A.  —  7)  Cryptohypnites.  Gattungen:  Mona- 
dicus  n.  g.  3  A.  (Brasilien),  Cryptohypnus  Esch.  37  A.,  Oedosthe- 
tus  Le  C.  1  A.,  Arhaphes  n.  g.  1  A.  (Ceylon).  —  8)  Cardiophorites. 
Gattungen:  Coptosthetus  Woll.  1  A.,  Cardiophorus  Esch.  146  A.,  Car- 
diotarsus  Esch.  10  A.,  Aptopus  Esch.  6  A.,  Tripl  onychus  n.  g. 
(Cardiophorus  longicollis  Erichs.)  10  A.,  H orist onotus  n.  g.  (Car«ri 
diophorus  dimidiatus  Esch.)  39  A.,  Esthesopus  Esch.  20  A.  —  9)  Me- 
lanotites.  Gattungen:  Fsellis  n.  g.  (Cratonychus  promiscuus  Erichs.) 
1  A.,  Dipl  oconus  n.  g.  (Cratonychus  porrectus,  prominens  Erichs.) 
10  A.,  Melanotus  Esch.  78  A.  —  10)  Athoites.  Gattungen:  Limonius 
Esch.  39  A.,  Pityobius  Le  C.  1  A.  und  Athous  Esch.  62  A. 

Eine  neue  Gattung  Apl  as  tus  Le  Conle  (Proceed.  acad.  nat. 
scienc.  Philadelph.  1859.  p.  73)  soll  das  Ansehen  eines  langgestreckten 
Corymbites  haben,  aber  mit  Plastocerus  und  Euthysanius  Le  C.  zu- 
nächst verwandt  sein,  von  welchen  sie  besonders  durch  die  verl.än-* 
gerten  und  ungezähnten  Fühler  abweicht.  —  Art:  A.  speratus  von 
Fort  Tejon.  —  Neue  Arten  ebendaher  :  Plastocerus  frater,  Sericoso- 
mus  debilis,  Elater  cordifer,  Cardiophorus  fulvipes  und  (ebenda  p.  85  f.): 
Corymbites  protractus,  Dolopius  opaculusj  Elater  tartareus,  Adelo- 
cera  cavicollis  und  Cardiophorus  fenestratus  vom  Oregon  und  Pu- 
gel-Sund. 

Derselbe  (Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Philadelphia  1860.  p.  320) 
beschrieb  Asaphes  carbonatus  n.  A.  vom  Oregon  und  (ebenda  1859. 
p.  283)  Adelocera  rorulenta  n.  A.  von   Steilacoom. 

Von  Montrouzier  (Annales  soc.  entom.  VIIL  p.  253  ff.)  wur- 
den folgende  Arten  von  Neu-Caledonien  bekannt  gemacht:  Agrypnus 
Montravelii  und  farinosus  (beide  zu  Alans  gehörend,  von  ersterem 
auch  die  Larve  beschrieben),  Athous  ferrugineus  (ein  3Ionocrepidius), 
Ludius    leucopodu  (ebenfalls    ein    Monocrepidius),   Elater    pictus  (ein 


472     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Limonius),  potensis    (ein  Cratonychus),  Nycterilampus?  Lifuanus    und 
Athons  puberulus   (ein   Adrastus). 

Von  F  a  i  r  ni  a  i  r  e  und  G  e  r  m  a  i  n  (Rev.  et  Magas.  de  Zool.  1860. 
p.  269)  Adelocera  vitticollis  und  Elater  insignitus  als  n.  A.  aus  Chile 
beschrieben;  ebendaher  stammt  Adelocera  crux  Fhilippi  n.  A.  (Enlom. 
Zeitung  1860.  p.  247). 

Von  Walker  (Annais  of  nat.  bist.  III.  p.  258)  Corymbites  bi- 
vittata  ,  Ampedus  aciitifer  und  discicollis  als  n.  A.  von  Ceylon  dia- 
gnosticirt. 

Eine  grössere  Anzahl  Californischer  Arten,  unter  denen  mehrere 
zu  eigenen  Gattungen  erhoben  werden,  [beschrieb  Motschulsky 
(Bullet,  d.  natur.  de  Moscou  1859.  IL  p.  357  ff.) :  J/öcrop  o  «jfo«  n.  g. 
Zweites  bis  viertes  Tarsenglied  mit  Anhängen,  letzteres  stark  zwei- 
lappig, Fussklauen  einfach;  Fühler  sehr  lang,  ihr  2.  bis  4.  Glied: 
viel  kürzer  als  die  folgenden.  Frosternum  wenig  hervortretend, 
flach,  gerandet ,  Endglied  der  Kiefertaster  erweitert,  Stirn  flach.  — 
Arten :  M.  Sibiriens  und  testaceipennis  aus  Kamtschatka  und  Califor-, 
nien.  —  Monocrepidius  hirsutulus,  regularis,  piliferns  Californien.  — 
Trier ep  idius  n.  g.  Erstes  bis  drittes  Tarsenglied  mit  Anhängen, 
Klauen  an  der  Basis  erweitert,  Stirn  mit  aufgeworfenem  Rande,  Ober- 
lippe gewölbt  und  ausgebuchtet;  erstes  Fühlerglied  dick,  dreimal  so, 
lang  als  das  zweite,  Frosternum  hervorspringend,  kielförmig,  Meso- 
sternum  mit  starken  Hervorragungen.  —  Art:  Tr.  triangulicollis,  6  Lin. 
—  Pedeles  excavatus,  Asaphes  dilaticoUis,  Äthans  nigropilisy  Limo- 
nius  clypeatus,  tnandibularis,  subcostatus,  angulatus,  infuscatus,  ma- 
culicollis,  Prosternon  angustulus,  oblongoguttatus,  Hadromorphus  simi- 
lissimus  (sie ! !),  Pristilophus  subcanaliculatus,  Corymbites  rudis,  ru- 
ßpes,  Ludius  serraticornis,  Dolopius  simplex,  sericatus.  —  Dolo- 
pioso  mus  n.  g.  Stirn  senkrecht,  ohne  Querleiste,  Mandibeln  spitz, 
stark  gezahnt,  Endglied  der  Kiefertaster  länglich,  abgestutzt;  Fühler 
länger  als  der  Thorax,  zweigliedrig,  gesägt,  ihr  viertes  Glied  fast  so 
lang  als  die  drei  ersten  zusammengenommen.  Tarsen  ohne  Anhänge, 
Klauen  einfach,  Hüftplatten  innen  breit  abgestutzt  und  concav  ge- 
schwungen. —  Art:  D.  aterrimus,  5  Lin.  —  Dolerosomusn.g.f 
von  der  vorigen  Gattung  durch  den  Mangel  der  Stirnleiste,  wenig 
hervortretenden  Clypeus ,  schwach  gezahnte  Mandibeln,  elfgliedrige, 
fadenförmige  Fühler  u.  s.  w.  unterschieden.  —  Arten :  D.  flavipennis^ 
humeralis  und  basalis,  letzterer  aus  Fensylvanien.  —  Elater  umbri- 
color,  Cardiophorus  amplicollis,  Campylus  fulvns.  —  Im  Eingang  theilt 
Verf.  ferner  mit,  wie  er  die  Elateren  seiner  Sammlung  in  Gattungen 
vertheilt  hat,  um  dadurch  einer  natürlichen  Classifikation  der  Familie 
Vorschub  zu  leisten.  Die  Gattungen ,  deren  Zahl  nicht  gering  ist, 
tragen  meistens  Mo  tsch  ul  sky'sche  Namen. 

Derselbe  (Etud.  entom.  1859.  p.  54  ff.)  beschrieb  Melanoxan- 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  u.  60.     473 

thtis  ßavopictus,  tessellatus,  flatoscriptiis,  vitlicollis,  submaculatus, 
bivittis  n.  A.  von  Ceylon,  pictus  und  xanthographus  aus  Ostindien, 
nigropunctatus  ans  Südrussland.  —  Ferner  (Bullet,  de  Moscou  1859. 
II.  p.  490)  Agriotes  subvittatus  als  n.  A.  vom  Amur  diagnostirirt,  und 
(Bullet,  de  l'acad.  de  St.  Petersbourg  XVII.  1859.  p.  543  und  Melanges 
hiolog.  de  l'acad.  de  St.  Petersbourg  p.  227  f.)  Scoliocerus  basalis  und 
Sericosomtis  affinis  als  n.  A.  von  Jakutsk  beschrieben.  Die  Gattung 
Scoliocerus  wird  auf  Cryptohypnus-Arten  wie  Cr.  hyperboreus  Gyll. 
und  planatus  Esch.  begründet. 

v.  Kiesen  Wetter  (Berl.  Ent.  Zeitschr.  III.  p.  18  IT.)  beschrieb 
Agriotes  strigosus,  paludum  und  Cardiophorvs  procerulus  als  n.  A. 
aus  Griechenland,  Baudi  (ebenda  p.  342)  Cardiophorus  nigricornis 
als  n.  A.  von  Cypern. 

Gebier  (Bullet,  de  Moscou  1860.  II.  p.  6)  Ampedus  suturalis 
als  n.  A.  aus  der  Songarei ,  Fairmaire  (Bullet,  soc.  entom.  1859. 
p.  151)  Pristilophus  Gougeletii  als  n.  A.  aus  Galizien  (nur  diagno- 
sticirt). 

Nach  Reiche  (Bullet,  soc  entom.  1860.  p.  108)  ist  Corymbi- 
ties  quercus  Gyll.  von  Cor.  quercus  (Oliv.)  Lacord.  verschieden;  er 
belegt  erstere  Art  mit  dem  neuen  Namen  Corymbites  Gyllenhali.       "" 

Waterhouse,  „Notes  upon  Ihe  species  of  Elateridae  in  the 
Stephensian  Cabinet"  (Transact.  entom.  soc.  of  London  V.  p.  88  (F.)  hat 
die  Elatereu  der  Stephens'schen  Sammlung  einer  näheren  Prüfung 
unterworfen  und  Mittheilungen  über  ihre  Identität  mit  den  Arten  der 
coutinentalen  Autoren  gemacht. 

Gebrionidae.  Jacquelin  duVal  (Glanures  entom.  Cah.  2) 
lieferte  eine  „Synopsis  des  especes  du  genre  Cebrio,"  in  welcher  er 
19  Europäische  Arten  der  Gattung  beschreibt  und  in  ihrer  Synonymie 
erörtert. 

Guerin  (Bullet,  soc.  entom.  1859.  p.  186  ff.)  beschrieb  Cebrio 
Gandoiphei  als  n.  A.  aus  Algier  und  gab  (Rev.  et  Magas.  de  Zool. 
1859.  p.  546)  eine  Notiz  über  die  Lebenszähigkeit  der  Larve  von  Ce- 
brio  gigas. 

RhipiceridaG.  Eine  für  die  Europäische  Fauna  ausgezeichnete 
neue  Gattung  Ar rhaphus  machte  Kraatz  (Berl.  Enf.  Zeitschr.  III. 
p.  54)  bekannt.  Die  elfgliedrigen  Fühler"  sind  beim  Männchen  ge- 
wedelt,  beim  Weibchen  gesägt,  mit  grossem  eiförmigem  Endgliede; 
Flügeldecken  von  der  Basis  aus  klaffend,  erstes  Tarsenglied  fast  so 
lang  wie  die  beiden  folgenden  zusammen.  —  Art:  A.  olivetorunif  bei 
Athen  unter  der  Borke  von  Olivenbäumen  aufgefunden.  Abbildung 
auf  Taf.  3. 

DaSCyllidae.  White,  „Note  on  the  pupa-case  of  a  Coleopte- 
rons  Inscct    from    Northern    China'   (^Annals    of   uut.    bist.  3.  ser.  III. 


474     Gerstaecker:  Bericht  über    die  wissenscliaftliclien.l.eistungen 

p.  284  ff.,  pl.  7)  fand  in  einer  Sendung  aus  Shangai  eigenthümliche 
ovale,  flachgedrückte  und  in  der  3Iitte  eingeschnürte  Cocons,  aus  de- 
nen sich  während  des  Transports  Käfer  entwickelt  halten,  die  mit 
dera  Kopfe  aus  dem  einen  Ende  hervorragten.  Die  Art  bildet  eine 
neue  Gattung  in  der  Gruppe  der  Dascyllidae  verae,  welche  der  Verf. 
Paralichas  nennt:  Fühler  des  Männchens  am  3.  bis  10.  Gliede 
mit  langem  Aste,  des  Weibchens  gezähnt,  besonders  stark  vom  5.  bis 
9.  Gliede  ;  die  Maxillartaster  werden  als  fünfgliedrig  angegeben.  Ha- 
bitus von  Dascillus.  Zwei  Arten  :  P.  Guerinii,  4'/i  bis  ö'/a  Lin.  und 
P.  Candezii,  6*/a  Lin.,  beide  aus  Kord -China.  Für  letzlere  Art,  die 
generisch  abzuweichen  scheint,  schlägt  der  Verf.  den  Gattungsnamen 
Epilichas  vor. 

Le  Conte  (Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Philadelph.  1859.  p.  86) 
stellte  eine  neue  Galtung -4  nor  ms  auf:  Körper  linear,  Kopf  breit  mit 
grossen  Augen,  deutlicher  Clypeusnaht,  kurzem  trapezoidalem  Clypeus 
und  breit  gerundeter  Oberlippe;  Fühler  vor  den  Augen,  entfernt  ein-^, 
gelenkt,  ihr  2.  Glied  kürzer  als  die  gleich  langen  1.  und  3.,  4.  bis  11. 
allmählich  länger  und  schmaler.  Mandibeln  dick  und  spitz,  Vorder- 
hüften konisch,  zusammenstossend,  mittlere  schräg,  etwas  getrennt, 
hintere  mit  nach  innen  allmählich  breiterer  Lamina.  An  den  Tarsen 
das  1.  Glied  lang  ,  2.  und  3.  unten  mit  einem  ,  4.  mit  zwei  häutigen 
Lappen;  Hinterleib  sechsringlig,  der  6.  Ring  gerundet  und  zurück- 
ziehbar. —  Art:  A.  piceus,   Californien.  ... 

Derselbe  (ebenda  1859.  p.  283)  beschrieb  Dascyllus  David- 
sonii  als  n.  A.   von  Puntos  de  los  Reyes. 

v.  Kiesenwetter  (Berl.  Entom.  Zeitschr.  IIL  p.  22)  Helodes 
sericeus  und  flavicollis  als  n.  A.  aus  Griechenland,  Tscliapeck  (Ent. 
Zeitung  1859.   p.  425)  Elodes  Carolinae  als  n.  A.  von  Gratz. 

MäläCOdOrmä.  —  L  y  c  i  d  a  e.  —  Lycus  humerifer  und  pubipen- 
nis  wurden  als  n.  A.  von  Ceylon  durch  Walker  (Annais  of  nal.' 
bist.  3.  ser.  IIL  p.  258)  diagnosticirt. 

Fuss,  „Die  Siebenbürgischen  Eros-Arten"  (Verh.  d.  Siebenbürg. 
Vereins  zu  Hermannstadt  XL  p.  146  ff.)  gab  eine  analytische  Beschrei-' 
bung  der  vier  daselbst  aufgefundenen  Arten:  Eros  minutus  und  Aurora 
Fab.,  Cosnardi  Chevr.  und  rubens  Redt. 

Lampyridae.  —  Jacquelin  du  Val  in  seiner  Synopsis 
des  especes  Europeennes  du  genre  Lampyris"  ( Glanures  entom.  I 
p.  1 — 22,  nebst  Nachträgen  in  Heft  II)  beschränkt  den  Gattungsnamen 
Lampyris  auf  Arten  wie  L.  mauritanica,  noctiluca,  Zenkeri  u.  s.  w., 
denen  er  L.  Lareynii  und  Reichii  (mauritanica  Oliv,  nee  Linn.)  als 
neue  hinzufügt,  will  dagegen  die  Gattung  Lamprorhiza  Motsch.  für 
L.  splendidula  Lin.  und  iMulsanli  Kiesw.,  welche  grosse  Glasflecken 
auf  dem  Pronotum  und  hervorragende  Mandibeln  haben,  aufrecht  er- 
balten,     Zu  letzterer  kommen  als  neu  :  L.  Boieldieui  und  Delarouzei. 


im  Gebiete  der  Entomologie  wShrend  der  Jahre  1859  u.  60.    475 

Mit  demselben  Gegenstande  hat  sich  Mulsant  in  seinen  „Ob- 
servations  sur  les  Lanipyrides"  (Annal.  d.  1.  soc.  Linneenne  de  Lyon 
VII.  p.  129—149  und  Opusc.  entoni.  XI.  p.  113  ff.)  beschäftigt.  Der- 
selbe nimmt  folgende  Gattungen  an:  Felnnia  n.  g.  für  Lamp.  mau- 
ritanica  Linn.,  von  welcher  Art  er  eine  ausführliche  Beschreibung 
giebt,  Lampyris  Geoffr. ,  Lamprorhiza  Motsch.  und  Phosphaenus  Lap. 
Als  neue  Art  wird  Lampyris  bicarinata  nach  Männchen  von  Corsika 
beschrieben.  —  Eine  zweite  neue  Art  ist:  Lampyris  Raymondi  Mul- 
sant et  Rey  von  Hyeres  (Annal.  d.  1.  soc.  d'agricult.  de  Lyon  III. 
p.  221,  Opusc.  enlom.  IX.  p.  158). 

Eine  neue  Galtung  Astrolampis  stellte  ferner  Motschulsky 
(Etud.  entom.  1859.  p.  58)  auf;  bei  derselben  ist  das  Halsschild  ab- 
gestutzt, nicht  den  Kopf  bedeckend,  die  Fühler  von  Körperlänge,  sehr 
stark  gekämmt,  die  einzelnen  Glieder  wie  bei  Phengodes  zusammen- 
gerollt, die  Flügeldecken  lang,  den  Hinterleib,  der  keine  Leuchtringe 
zeigt,  ganz  bedeckend.  —  Art:  A.  pectinata  von  Ceylon,   2*72  Lin. 

Walker  (Annais  of  nat.  bist.  3.  ser.  III.  p.  258)  diagnosticirte 
Lampyris  vitrifera  und   Colopholia  promelaena  als  n.  A.  von   Ceylon. 

Telephoridae.  —  ßaudi  (Berl.  Ent.  Zeitschr.  III.  p.  295  ff.) 
beschrieb  als  neue  Arten :  Rhagonycha  distinguenda  aus  den  Alpen 
Piemont's,  nitida  und  hesperica  aus  Spanien,  Malthinus  rnbricollis 
(Dej.  Cat.)  von  Lyon,  Mallhodes  cephalotes  (Dej.  Cat.)  und  nigricollis 
(Dej.  Cat.)  aus  Dalmatien,  alratus  (Dej.  Cat.)  aus  den  Pyrenäen,  Hi~ 
Spaniens,  cruciatus  aus  Sardinien  und  discicollis  (Dej.  Cat.)  aus  Süd- 
frankreich. Es  folgt  sodann  eine  Zurückführung  der  von  Dejean 
in  seinem  Cataloge  verzeichneten  Malthiaus- Arten  auf  diejenigen  der 
Kiesenwetter'schen  3Ionographie.  »f;!/!    ;•  '  ;.    »liv 

V.  Kiesen  Wetter  (ebenda  p.  24ff.)  beschrieb  Telephorns  Ion- 
gicollis,  Aetolicus,  ruficeps,  xanthopus,  Rhagonycha  slraminea,  Malthi- 
nus geniculalus,  laevicollis,  Malthodes  Creticus  und  Argivus  als  o.  A. 
aus  Griechenland.        Ml  .m!'. 

Levrat  (Etud.  entoni.  I.  p.  33)  Telephorus  Massurae  als  n.  A. 
aus  Tunis,  3Iulsant  (Annal.  soc.  Linneenne  de  Lyon  YII.  p.  188)  Te- 
lephorus Illyricus  (Dej.   Cat.)  als  n.  A.  aus  der  Provence. 

Le  Conte  (Proceed.acad.  nat.  scienc.  Philadelphia  1860.  p.  320) 
Podabrvs  gradatus  als  n.  A.  vom  Oregon  und  (Coleopt.  of  Kansas 
and  Easteru  New -Mexiko  p.  13)  Chauliognathus  basalis  9U§..  öordr 
Amerika.  I»;  ff ««^f   vifqJ! 

Motschulsky  (Etud.  entom.  1859.  p.  61)  stellte  eine  neue 
Gattung  Maltypus  dnii\  welche  zwischen  Malthinus  und  Hapalode- 
rus  Motsch.  in  der  Mitte  stehen  soll,  mit  ersterer  in  der  Kopfform  und 
Fühler-Insertion  übereinstimmt,  von  beiden  aber  durch  breiteren 
Körper,  der  zugleich  glänzender  und  von  härterer  Consistenz  ist, 
ferner  durch  nur  dett  halben  Körper   bedeckende  Flügeldecken,  der-» 


476      Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

bere  Fühler  u.  s.  w.  abweicht.  —  Arten:  M.  niger  und  infuscafus 
von  Ceylon.  —  Biurus  syhicola  und  suhlateralis  n.  A.  von  Ceylon 
(ebenda  p.  60). 

Derselbe  (Bullet,  de  Moscou  1859.  II.  p.  400  ff.)  beschrieb: 
Oripa  ruhricollis,  Iransmarina^  Cyrtomoptera  lalinscula,  Malthaeits 
latimanus  und  Podabrus  cinereipennis  als  n.  A.  aus  Californien,  Mal~ 
thaeus  parvicollis  ,  quadricollis  und  atricollis  aus  den  Vereinigten 
Staaten.  Zugleich  giebt  Verf.  eine  analytische  Tabelle  für  die  Gat- 
tungen der  Telephoriden,   deren  Zahl  er  um  zehn  vermehrt. 

Gougelet  und  Brisout  de  Barneville  (Bullet,  soc.  ent. 
1859.  p.  238)  Khagonycha  Galiciana  als  n.  A.  aus  Spanien. 

Fernere  neue  Arten  sind:  Suis  bidentala  Motschulsky  (Bullet. 
de  l'acad.  de  St.  Petersbourg  XVII.  1859.  p.  568  und  Melanges  biolog. 
de  l'acad.  de  St.  Petersbourg  III.  1859.  p.  229)  von  Jakutsk,  Mallhinus 
forticornis  und  retractus  Walker  (Annais  of  nat.  bist.  3.  ser.  III.  p.  259) 
von  Ceylon. 

Nach  Suffrian  (Entom.  Zeitung  1860.  p.  129)  ist  Cantharis 
humeralis  Redt.  (=  Telephorus  desertus  Dietr.  =  Canth.  liturata  Redt.  ?) 
schon  von  Ahrens  als  Cantharis  discoidea  beschrieben  worden. 
n  ' .;  Drilidae.  —  Le  Conte  (Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Phila- 
delphia 1859.  p.  86)  machte  eine  neue  Gattung  P  etr  otus  bekannt, 
welche  nach  ihm  die  Charaktere  der  Telephoriden,  Lampyriden  und 
Druiden  in  sich  vereinigt,  aber  nach  der  geringen  Entwickelung  der 
Hinterhüften  den  letzteren  am  besten  einzureihen  ist.  Fühler  etwas 
getrennt,  in  grossen  Höhlungen  eingefügt,  ihr  2.  Glied  doppelt  so 
klein  als  das  1.,  das  3.  bis  10.  verlängert  und  einen  langen  Ast  an 
der  Innenseite  aussendend  ;  Mandibeln  lang  und  dünn,  Thorax  kurz, 
trapezoidal,  mit  aufgebogenen  Rändern.  Flügeldecken  linear,  an  der 
Spitze  abgerundet,  Hinterleib  mit  sieben  Bauchplatten,  Fussklauen  an 
der  Basis  erweitert.  —  Art :  Pt.   obscuripennis   von  Sacramento. 

v.  Kiesen  wetter  (Berl.Ent.  Zeitschr.  III.  p.  158  ff.)  beschrieb 
Drilus  flabellatus  (flavescens  Fab.  var.  ?),  fulvicornis  und  longulus 
als  n.  A.  aus  Griechenland. 

Melyridae.  —  Zwei  neue  Gattungen  errichtete  Le  Conte 
(Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Philadelph.  1859.  p.  74  f.) :  1)  Tanaops 
n.  g.  für  Malachius  longiceps  Le  C.  Fühler  auf  der  Stirn  in  Gruben 
eingelenkt,  gesägt,  Endglied  der  Kiefertaster  laug  und  spitz,  Ober- 
lippe vorn  abgerundet,  Clypeus  kurz,  häutig  ;  Tarsen  einfach,  an  den 
Vorderfüssen  des  Männchens  die  beiden  ersten  Glieder  etwas  breiler, 
die  vorderen  Bauchsegmente  in  der  Mitte  häutig.  —  Neue  Art:  T. 
abdominalis  VovtTeion.  —  2)  Hapalorhinus  n.  g.,  für  Malach.  au- 
ritus  Le  C,  zwischen  Malachius  und  Anthocomus  stehend ;  Fühler  auf 
der  Stirn  in  ziemlich  grossen  Gruben  eingelenkt,  gesägt  oder  ge- 
kämmt,   Endglied   der    Kiefertaster    lang    und    spitz,    Oberlippe  quer, 


im   Gebiete  der  Enlomologie  während  der  Jahre  1859  u.  60.     477 

abgestutzt,  Clypeiis  kurz,  häutig;  Tarsen  des  Männchens  nicht  erwei- 
tert, Bauchsegmente  ganz  hornig  oder  in  der  Mitte  häutig.  —  Neue 
Art:  //.  mirandus  Fort  Tejon.  —  Fernere  Arten  ebendaher:  Dasytes 
quadricollis  und  sculplilis,  und  (ebenda  p.  283)  Charopus  moerens  von 
Puntos  de  los  Reyes. 

Ebenfalls  mehrere  neue  Gattungen  errichtete  Motschulsky 
(Bullet,  d.  natur.  de  Moscou  1859.  II.  p.  387  ff.)  :  J)  Listrus  n.  g. 
eine  Üasytes-Form  mit  Afterklauen,  einfachen  Tarsen  bei  beiden 
Geschlechtern,  langgestrecktem  glänzenden  Körper,  allmählich  zuge- 
spitzten Flügeldecken  und  kurzen,  allmählich  verdickten  Fühlern  mit 
ovalem  Endgliede.  —  Arten:  L.  constricticollis,  punctatus  und  tibia- 
lis  Californien.  —  2)  Trichochrons  n.  g. ,  für  Dasytes  laticoUis 
Mannerh.  und  Verwandte  errichtet;  neue  Arten  :  Tr.  Californicus  (Dup.), 
cylindricus  und  antennatus  Californien.  —  Dasytes  breviusculus  n.  A. 
ebendaher.  —  Zur  3Ialachier  -  Gruppe:  Collops  cyanipennis,  Charopus 
longicollis,  uniformis.  —  3)  Scalo  p  t  erus  n.  g.,  von  Ebaeus  durch 
einfache  Spitze  der  Flügeldecken  bei  beiden  Geschlechtern  unter- 
schieden; dieselben  sind  beim  Männchen  gleich  breit,  beim  Weib- 
chen hinten  etwas  erweitert;  zweites  Glied  der  Vorderlarsen  haken- 
förmig verlängert.  —  Arten:  Sc.  rufomarginatus  und  trimaculatus 
Californien ,  infuscatus  und  haemorrhoidalis  Vereinigte  Staaten.  — 
4)  C ephali s  t  es  n.  g. ,  für  Malachius  longiceps  Le  Conte  errichtet, 
mit  zwei  neuen  Arten:  C.  apicalis  und  wwico^or  Californien.  —  An- 
thocomus  pallifrons  n.  A.  Vereinigte  Staaten. 

V.  Kiesen  Wetter  hat  (Berl.  Entom.  Zeitschr.  111.  p.  163 — 185. 
Taf.  2)  bei  der  Bearbeitung  der  Dasytiden  Griechenlands  die  Süd-Eu- 
ropäischen Arten  dieser  Gruppe  im  Allgemeinen  berücksichtigt  und 
zugleich  eine  genauere  Feststellung  der  sie  enthaltenden  Gattungen 
vorgenommen.  Von  Henicopus  Sleph.  werden  als  neue  Arten  be- 
schrieben: H.  vittalus  und  caZcrtrafws  Barcelona,  Farnassii  Griechen- 
land und  longimanus  Catalonien.  Von  Dasytes  Payk. :  D.  nigrita 
Griechenland,  von  Haplocnemus  Westw. :  H.  pristocerus,  abietum,  per~ 
tusus  aus  Griechenland.  —  Julistus  n.  g.  Fühler  zusammenge- 
drückt, scharf  gesägt,  Mandibeln  stumpf  zweispitzig,  Kiefertaster  mit 
verlängertem ,  an  der  Spitze  leicht  verdicktem  zweitem  und  stark 
beilförmigem  Endgliede;  Tarsen  lang  und"  dünn,  das  2.  Glied  kaum 
kürzer  als  das  erste  ,  Klauen  mit  stärker  gezähnter  Basis.  —  Arten  : 
J.  funera  und  arbustorum  Griechenland.  —  Dolichosoma  (Psilolhrix) 
anreolum  Vaterl.  ?  und  severum  Dalmatien.  —  D  as  y  tiscus  n,  g. 
Fühler  perlschnurartig  oder  leicht  gesägt,  Oberlippe  quer,  Kieferta- 
ster fadenförmig,  mit  langgestrecktem  ,  an  der  Spitze  verschmälertem 
Endgliede  ;  Tarsen  kurz,  das  2.  und  3-  Glied  erweitert,  das  4.  klein, 
das  5.  so  lang  als  die  anderen  zusammengenommen.  Klauen  einfach, 
gekrümmt.    —    Arten :   D.  indutus    und  graminicola  Griechenland.  — 


478    Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Von  Amauronia  Westw. :  A.  Hispana  Südspanien ,  picta  Athen  und 
Catalonien,  megacephala  Athen  und  Creta.  —  Von  Danacea  Lap. 
(Cosmiocomus  Rosenh.):  D.  hypoleuca,  iners  und  Cretica  Grie- 
chenland. 

Derselbe  (ebenda  p.  30  ff.)  heschrieh  Apalochrus  tricolor,  Ma- 
lachius  suturellus,  Ebaeus  punctipennis,  cordicollis,  Charopus  apicalis 
als  n.  A.  aus  Griechenland  ,  Malachius  longicornis  aus  Sicilien,  aus- 
serdem nochmals  Malachius  labiatus  Brülle  aus  Griechenland.  —  Ebenda 
p.  58  Anthocomus  transfuga  n.  A.  aus  Italien  und  rufithorax  aus 
Sicilien.  jtiiii;Miii<i    ,nj\i:  «  ii^jisi'u 

Fa  i  r  mai  r  e  (Annal.  sot;.  entom.  VII.  p.  50  ff.)  Enicopus  Pyre- 
naeus  und  truncatus  aus  Frankreich  (I)epart.  Var),  orientalis  von 
Constantinopel,  suhvittatus  und  falculifer  ans  Sicilien ;  (ebenda  p.  277) 
Charopus  dispar  als  n.  A.  aus  Corsika  und  (ebenda  VIII.  p.  630)  Do- 
lichosoma  ßlum  n.  A.  ebendaher. 

Boieldieu  (ebenda  VII.  p.  486)  Enicopus  Bonvouloiri  n.  A. 
aus  Spanien  und  acutatus  von  Rom. 

Jacquelin  du  Val  gab  in  seiner  „Monographie  du  genre 
Henicopus"  (Glanures  entom.  cah.  II)  eine  Beschreibung  von  22  Eu- 
ropäischen Arten  dieser  Gattung.  —  Ebaeus  Alicianus  wird  (ebenda  I. 
p.  40)  als  n.  A.    aus  den   Pyrenäen  beschrieben.   rt')au\« 

Gougelet  und  Brisout  deBarneville  (Bullet,  soc.  ent. 
1859.  p.  237)  beschrieben  Cosmiocomus  Hispanicus  als  n.  A.  aus  Ga- 
lizien  und  Poupillieri  aus  Algier.  i  v.,Tui\■^U\J^  ««»«oooAi 

Mulsant.und  Reveliere  (Annal,  soc.  Linneenne  de  Lyon  VII. 
p.  162)  Dasytes  tibialis  als  n.  A.  aus  Corsika,  Mulsant  und  Rey 
(ebenda  p.  331)  Anthocomus  pulchellus  als  n.  A.  von  Lyon. 
ii'i'jii.  Mon.trouzier  (Annal.  soc.  entom,  VIII.  p.  259)  Laius  rußpes 
und  Lomechusa?  australis  (letztere  eine  Attalus-Art)  als  n.  A.  von 
Keu-Caledonien. 

Gebier  (Bullet,  de  Moscou  1859.  II.  p.  328  und  1860.  IL  p.  7) 
Malachius  reßexicollis  und  fuhicollis  als  n.  A.  aus  der  Songarei. 

Motschulsky  (Etud.  entom.  1859.  p.  64  f.)  Carphiirus  rubra- 
annulatus  und  haemorrhoidalis  als  n.  A.  vott-Ceylon  und  rubri»entris 
aus  Ostindien.  \\'in/  ;  )iini;li-H/ 

titiit:  Synonymische  Bemerkungen  über  Colotes  rubripes  Jacq.  du  Val 
theilte  Kraatz  (Berl.  Ent.  Zeitschr.  III.  p.  73)  mit. 

GleridaO.  Thomson,  in  seinen  „Materiaux  pour  servir  ä  une 
monographie  nouvelle  de  la  famille  des  Clerides"  (Musee  scientif. 
p.47ff.)  beschrieb  folgende  neue  Arten:  Cylidrus  Wallacei  von  Bor- 
neo,  Pallenis  ßavofascialus  aus  Afrika,  Stenocylidrus  obsoletus  von 
Madagascar,  Cymalodera  Sallei  und  vagemaculata  aus  Mexiko,  Prio- 
cera  denlipennis,  Spinolae,  pallens,  cylindrica  und  lateralis  aus  Bra- 
silien,   apicalis    aus    Guyana,    Klugii  aus  Neu -Granada,    minuta  vom 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  u.  60.    479 

Amazonenstrome,  quadrigibbosa  aus  Guyana,  Natalis  tilana  aus  Neu- 
Holland,  Derestenus  similis  und  orthopleuridus  aus  Mexiko,  Platycle- 
rus  Lacordairei  von  Mada^ascar,  Omadius  prioceroides  und  bivulne- 
ratus  von  Menado,  Epiphloeus  setulosns  aus  Mexiko,  Lemidia  dorsalis 
und  albofasciata  aus  Nord-Indien,  cyanea  aus  China,  Tenerus  viridi" 
pennis  aus  Nord-Indien,  Batchianus  von  Batchian,  Ischnea  Mexieana 
und  Plalynoptera  Mexieana  aus  Mexiko,  Pelonium  zonatum  und  volu- 
ptuosum  aus  Brasilien. 

Montrouzier  (Annal.  soc,  entom.  VIII.  p.  260  f.)  beschrieb 
Cylidrus  gagates,  Clerus?  biguUalus  (zur  Galtung  Tarsostenus  gehörig), 
Castelnaui  (zu  Omadius)  und  Notoxus  Caledonicus  (gleichfalls  ein 
Omadius)  als  n.  A.  von  Neu-Caledonien. 

Le  Conte  (Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Philadelphia  1859.  p.  75) 
Cymatodera  ovipennis  als  n.  A.  von  Fort  Tejon.  Zugleich  giebt  der 
Verf.  eine  nochmalige  genauere  Charakteristik  der  Galtung  Rhada- 
lus  Le  Conte. 

Boieldieu  (Annal.  soc.  entoni.  VII.  p.  471)  beschrieb  Opi7MS 
Mimonti  als  n.  A.  aus  Griechenland.  ,*  ^   v«^  >•  ^ 

Xylophägä.  Mulsant  und  Rey  (Annal.  d.  1.  soc.  Linneenne 
de  Lyon  VII.  p.  293  fF.)  charakterisirten  eine  neue  Gattung  Theca, 
neben  Dorcatoma  stehend  und  von  dieser  durch  stärker  entwickelte 
und  mehr  genäherte  Vorderhüften,  durch  schmales  Mesosternum,  stär- 
ker gefurchtes  Prosternum,  vollkommen  gestreifte  Flügeldecken,  deut- 
liches beilförmiges  Endglied  der  Kiefertaster  und  durch  längere,  we- 
niger erweiterte  Endglieder  der  Fühler  unterschieden;  besonders 
charakteristisch  ist  eine  Grube  auf  dem  umgeschlagenen  Rande  der 
Flügeldecken  zum  Einlegen  derKniee  des  letzten  Beinpaares.  —  Zwei 
Arten  :  Tk.  byrrhoides  und   elongata   aus  Süd-Frankreich. 

Eine  zweite  neue  Gattung  C alypterus  wurde  von  Mulsant 
und  Godai-t  (Opusc.  entom.  IX.  p.  181  ff.)  charakterisirt.  Sie  gehört 
zur  Gruppe  der  Anobien,  hat  elfgliedrige  Fühler,  deren  1.  Glied  am 
längsten,  gebogen  und  gegen  die  Spitze  hin  verdickt,  das  2.  kurz, 
das  3.  winklig  erweitert,  die  folgenden  bis  zum  10.  stark  gesägt 
sind:  Kopf  perpendikulär,  von  oben  her  nicht  sichtbar,  in  den  kapu- 
zenförmigen  Thorax  bis  zu  den  Augen  eingesenkt.  Schildchen  fast 
viereckig,  Flügeldecken  um  die  Hälfte  länger  als  zusammen  breit, 
ohne  umgebogenen  Seitenrand,  Hinterleib  mit  fünf  Bauchringen.  — 
Art:  C'  sericans  von  Narbonne.  —  Ebenda  p.  177  und  Annales  soc. 
d'agricult.  d,  Lyon  IIL  p.  241)  Trypupitys  Raymondi  ,r\s  n.  A.  von 
Hyeres  beschrieben.  '  '/ 

Mulsantund  Rey  (Annal.  soc.  Linneenne  de  LyonVII.  p.  333  ff.) 
beschrieben  Dryophilus  Raphaelensis  und  Xyletinus  ferrugineus  als 
n.  A.  aus  Frankreich  (Üepart.  Var). 

Chevrolat  (Rev.  et  Magas.    de  ZooL  1859.   p.  384)  Xylelinus 


480     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

pellitus  und  torquatus  als  n.  A.  aus  Algier ,  (ebenda  1860.  p.  75) 
Xyletinus  longi'pennis  und  sulcicollis  ebendaher. 

Boieldieu  (Annal.  soc.  entom.  VII.  p.  471)  Dorcatoma  dichroa 
als  n.  A.  aus  Sardinien. 

Jacquelin  du  Val  (Glanures  entom.  I.  p.  41)  Apate  xyloper- 
thoides  als  n.  A.  von  Nizza. 

Fairmaire  (ebenda  p.  53)  Trypopitys  phoenicis  als  n.  A.  von 
Hyeres,  (Bullet,  soc.  entom.  1859.  p.  105)  Xyletinus  sanguineocinctus 
als  n.  A.  von  Toulon  und  (Annal.  soc.  entom.  YIII.  p.  631)  Pseudochina 
bubalus  als  n.  A.  von  Corsika. 

"  Le  Conte  (Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Philadelphia  1859.  p.  76) 

Ptinus  verticalis  und  p.  87  Anobium  marginicolle,  quadrulum  und 
cornutum  als  n.  A.  von  Fort  Tejon  und  Californien.  —  Ebenda  p.  284 
Anobium  gibbicolle  und  punclulalutn  als  n.  A.  von  Puntos  de  los  Reyes 
und  (Coleopt.  of  Kansas  and  Eastern  Nev»^ -Mexico  p.  13)  Niptus  ven- 
triculus  und  Trypopitys  punctatus  als  n.  A.  aus  Kord-Amerika. 

Wollaston  (Annais  of  nat.  bist.  3.  ser.  V.  p.  256  u.  358  f.) 
Lyctus  Leacocianus ,  Enneadesmus  barbatus  und  Cis  puncticollis  als 
n.  A.  von  Madeira. 

Walker  (Annais  of  nat.  bist.  III.  p.  260)  Cis  contendcns  und 
Apate  submedia  als  n.  A.  von  Ceylon. 

Wa  te  rh  0  u  se  ,  „IVotes  on  the  British  species  of  Cissidae" 
(Transact.  entom.  soc.  V.  p.  200—209)  gab  eine  Aufzählung  und  Bct 
Schreibung  der  in  England  einheimischen  Cissiden  mit  besonderer 
Berücksichtigung  der  in  der  Stephens'schen  Sammlung  befindlichen 
Arten,  deren  Synonymie  erörtert  wird.  Von  den  13  in  England  be- 
obachteten Arten  gehören  10  der  Gattung  Cis,  2  Ennearthron  und  1 
Octotemnus  an. 

Pfeil,  „Bemerkungen  zur  Gattung  Hyloecetus  Latr."  (Entom. 
Zeitung  1859.  p.74ff.)  hat  bei  Königsberg  in  abgestorbenen  Stöcken 
von  Tannen,  Eichen,  Buchen  u.  s.  w.  Hyloec.  flabellicornis  (mas)  und 
dermestoides  (fem.)  zusammen  in  grosser  Anzahl,  daneben  auch  ver- 
einzelt die  als  Hyl.  morio  und  proboscideus  bekannten  männlichen 
Formen  des  Hyl,  dermestoides  gefunden.  Er  wirft  die  Frage  auf,  ob  nach 
diesem  Funde  Hyl.  flabellicornis  nicht  ebenfalls  nur  als  eigenthümliche, 
wenngleich  durch  Fühler-  und  Tasterbildung  sehr  auffallend  abwei- 
chende, männliche  Form  von  Hyl.  dermestoides  zu  betrachten  sei.  Zu 
einer  detaillirten  Beschreibung  der  Larven  und  Puppen,  welche  Verf. 
auf  p.  81  f.  giebt,  hat  Hagen  sehr  schöne  Zeichnungen  (Taf.  I)  an- 
gefertigt. (Die  Weibchen  beider  Arten  sind  allerdings  bis  jetzt  nicht 
zu  unterscheiden,  indessen  fand  Ref.  unter  einer  grossen  Anzahl  von 
Hyl.  dermestoides  beiderlei  Geschlechts,  die  bei  Neustadt-Eberswalde 
gesammelt  waren,  keinen  einzigen    H.    flabellicornis.     Sollte  letzterer 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  ii.  60.     481 

daher  nur  eine  vielleicht  lohale  Form  des  Männchens  von  H.  derme- 
stoides  sein,  so  müsste  man  für  dieselbe  die  Darwin'sche  Entstehung 
by  natural  selection  supponiren.     Ref.) 

TN'ach  Strübing,  „Ueber  Dinoderes  substriatus  Payk.  und  Din. 
elongatus  Payk."  (Berl.  Entom.  Zeilschr.  III.  p.  270  f.)  gehören  diese 
beiden  Formen   als  Männchen   und  Weibchen   derselben  Art  an. 

Letzner  (ebenda  p.  307.  Taf.  4)  beschrieb  die  Larve  von  Xy- 
letinus  pectinatus  Fab.,  welche  sich  durch  lange  wollige  Behaarung 
des  Körpers  auszeichnet. 

Lucas  (Bullet,  soc.  entom.  1860.  p.  31)  fand  Larven  einer 
Anobium-Art  (An.  pertinax  Lin.?)  in  Süssholz  eingebohrt.  —  Gi- 
rard  (ebenda  1859.  p.  120)  machte  Mittheilungen  über  das  Vorkom- 
men von  Ptinus  brunneus  Duft,  in  Taubennestern.  liqoih'! 

MelaSOma.  Mulsant  und  Rey  setzten  ihren  „Essai  d'une  di- 
vision  des  derniers  Melasomes,  famille  des  Parvilabres"  in  den  Opus- 
cules  entomol.  IX.  p.  65  ff.  und  X.  p.  1 — 155  (auch  in  den  Annal.  d.  1. 
soc.  d'agricult.  de  Lyon  III.  1859.  p-  129—201  und  Memoires  de 
l'acad.  d.  scienc.  de  Lyon  IX.  1859.  p.  63— 155  und  X.  1860.  p.  1— 68 
enthalten)  mit  der  3.  und  4.  Tribus  der  Blapstinites  und  Opatrites 
fort,  jedoch  in  der  Weise,  dass  sie  nicht  mehr,  wie  bisher,  das  bis 
jetzt  bekannte  Material  monographisch  behandeln,  sondern  nur  eine 
Charakteristik  bis  auf  die  Gruppen  und  Gattungen  herab  liefern,  unter 
letzteren  nur  die  ihnen  gerade  zugänglichen  Arten  anführend  und 
beschreibend.  —  Die  Gruppe  der  Blapstinites  wird  nach  ausführlicher 
Charakteristik  in  drei  Unterabtheilungen  aufgelöst,  je  nachdem  das 
dritte  Fühlerglied  mindestens  um  die  Hälfte  länger  als  breit  (Platy- 
laires  und  Blapstinaires)  oder  kaum  um  ein  Sechstheil  länger  als  breit 
ist  (Conibiaires) ;  die  beiden  ersteren  werden  nach  der  Streifung  der 
Flügeldecken  unterschieden  ,  indenj  der  siebente  Zwischenraum  bei 
ersteren  vom  achten  getrennt  ,  bei  letzteren  nicht  getrennt  ist.  Die 
Platylaires  umfassen  6  Gattungen:  Platylus  n.  g.  (Platynotus  dila- 
tatus  Fab.)  1  A.,  Diastolinus  n.  g.  (üpatrinus  clathratus  Fab.) 
8  A.,  darunter  6  A.  neu,  Pedonoeces  Waterh.  1  A.,  IXotibius  Le  C. 
1  A.,  Lachnoderes  n.  g.  (Pedon.  pubescens  Waterh.)  1  A.  und 
Sellio  n.  g.  (für  Blaps  tibidens  Schönh.)  2  A.  mit  einer  neuen.  — 
Die  Blapstinaires  umfassen  3  Gattungen:  €etiophorus  n.  g.,  von 
Blapstinus  durch  die  an  der  Basis,  zwischen  Schildchen  und  Schul- 
terwinkel ausgerandeten  Flügeldecken  unterschieden:  Art:  C.  viduus 
St.  Domingo,  J5/aps^^nMs  Waterh.  mit  6  A.  (4  neu)  und  Lodinus  n.  g. 
für  Blapst.  punctulatus  Dej.  Sol.,  dessen  Name  als  bereits  vergeben 
in  L.  nigroaeneus  umgeändert  wird.  —  Die  Conibiaires  sind  auf  die 
Gattung  Conibius  Le  C.  mit  1  A.  beschränkt. 

Die  4.  Tribus  der  Opatrites  wird  in  fünf  Untergruppen  zer- 
legt, von  denen  die  Leichenaires  sich  zunächst  durch  die  ganzrau- 
Archiv  f.  Natiirg.  XXVI.  Jahrg.  2.  Bd.  FF 


482     Gerstaecker;  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

digen,  runden  Augen  absondern  und  überdem  durch  die  Wimperung 
und  die  Beschuppung  der  Flügeldecken  charakterisirt  sind.  Bei  allen 
übrigen  werden  die  Augen  durch  die  Backen  ausgerandet;  unter  die- 
sen haben  die  Caediaires  meist  ein  eiförmiges  oder  nur  schwach  er- 
weitertes Endglied  der  Kiefertaster,  die  Penlhicaires,  Opatraires  und 
Blacodaires  dagegen  ein  beilförmiges.  Bei  den  Blacodaires  sind  die 
Flügeldecken  mit  einer  vom  Schulterwinkel  ausgehenden  Falte  ver- 
sehen, die  den  sich  durch  die  Skulptur  der  Flügeldecken  unterschei- 
denden beiden  übrigen  Untergruppen  fehlt.  —  Die  Penthicaires  zer- 
fallen a)  in  Heterophylates  mit  H  et  er  ophylus  a.  g.  für  Heliopates 
picipes  Fald.  und  latiusculus  Motsch.,  2  A.  und  b)  in  Penthicatcs  mit 
4  Gattungen:  üpatroides  Brüll.  3  A.  (1  neu),  Lobode  ra  n.  g.  für 
Heliopates  rufescens  Mannerh.  i.  lit.  1  A.,  Penthicus  Fald.  7A.  und  Me- 
lanes  tkes  n.  g.  für  Pedinus  laticollis  Gebl.  und  Verwandte,  4.  A.  — 
Die  Opatraires  zerfallen  a)  in  Opatrates  mit  Opatrum  Fab,  6  A.  und 
Trichotum  Hope  1  A.  b)  Gonocephalates  mit  Trichopodus  n.  g. 
(Philax  validus  Dej.)  1  A.,  Hadrus  Woll.  1  A.  (carbonarius  Schönh.  = 
cinerascens  Woll.)  und  Gonocephalum  Muls.  2  A.  c)  Sclerates  mit 
Sclerum  Dej.  4  A.  (1  neu),  Platysum  n.  g.,  von  Sclerum  durch  die 
am  Ende  dreieckig  erweiterten  Älittel-  und  Ilinterschienen  unterschie- 
den, mit  PL  Paulinae  n.  A.  Galilea.  d)  Pachypterates  mit  Pachy- 
pterus  n.  g.  1  A.  (P.  elongatus  Dej.).  e)  Apatelates  mit  Priono- 
tus  n.  g.  für  Opatrum  denticolle  Blanch.  und  Ap  at  elus  n.  g.  für 
A.  Hopii  n.  A.  Keu-Holland.  —  Die  Blacodaires  umfassen  die  Gat- 
tungen Stizopus  Er.  2  A.  (1  neu),  Helibatus  n.  g.  für  Eurynotus 
morio  Dej.  1  A.,  Blacodes  Dej.  6  A.  (4  neu),  Plana  des  n.  g.,  von 
Blacodes  durch  nach  hinten  schief  abgeschnittenen  Schulterwinkel 
der  Flügeldecken  und  nach  hinten  gerichtete  Hinterwinkel  des  Thorax 
unterschieden;  3  neue  Arten  vom  Cap.  —  Die  Caediaires  zerfallen  in 
Microzoumates  (! !)  mit  Microzoum  Redt.  1  A.,  Caediates  mit  Caedius 
(Dej.  Cat.)  6  neue  Arten  und  Adavitcs  n.  g.  (Gaed.  clavipes  Melly 
i.  lit.)  und  in  Clitobiates  mit  Clitobius  n.  g.  1  A.  (Caed.  sabuli- 
cola  Chevr.  i.  lit.)  und  Ammodonus  n.  g.  für  Opatrum  fossor  Le  C., 
1  A.  —  Die  Leichenaires  enthalten  die  beiden  Galtungen  Leichenum 
Redt.  1  A.  und  C  oeloder  es  n.  g.   für  Opatr.  liliputianum  Luc,  1  A. 

In  ihren  „Notes  relatives  ä  la  Classification  des  Tenebrioniens 
d'Europe"  (Opusc.  ent.  IX.  p.  138  If.)  gründen  dieselben  beiden  Verf. 
eine  neue  Gattung  Anthr  acias  (Dej.  Cat.)  für  A.  bicornis,  eine 
neue  Gattung  C  oel  o  met  opus  auf  Blaps  (Iphthimus)  clypeatus  Germ, 
und  geben  sowohl  von  diesen  Arten  als  von  2  Iphthimus  und  1  Upis, 
welche  bereits  bekannt  sind,  nochmalige  Beschreibungen. 

Eine  neue  Gattung  Lyphia  wird  von  Mulsant  und  Rey 
(ebenda  IX.  p.  166)  charakterisirt;  sie  gehört  zur  Gruppe  von  Tribo- 
lium  und  unterscheidet    sich  von    den  übrigen  Gattungen  durch  ihren 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  u.  60.     483 

Prothorax,  der  etwas  länger  als  breit  und  an  der  Basis  gerade  abge- 
schnitten ist.  —  Art:  L.  ficicola  in  Corsika,  an  Feigenbäumen.  — 
Ebenda  p.  52  v/ird  Fhalcria  Reveillieri  als  neue  Art  aus  Corsika  be- 
schrieben. 

Mulsant  und  Go  dart  (Annal.  d.  1.  soc.  d'agricult.  de  Lyon  III. 
p.  241  ff.  und  Opusc.  ent.  IX.  p.  179)  glauben  die  durch  ersteren  von 
Calcar  abgezweigte  Untergattung  Centorus  jetzt  zu  einer  selbststän- 
digen Galtung  erheben  zu  müssen  und  beschreiben  Centorus  Lucasii 
als  n.  A.  aus  Algier. 

Von  3Iulsant  und  Reveliere  (x\nnal.  d.  1.  soc.  Linneenne 
de  Lyon  VII.  p.  153  ff.)  wurde  eine  neue  Gattung  Sinorus,  zur  Ab- 
theilung der  Gonocephalidae  unter  den  Opatrinen  gehörend,  bekannt 
gemacht,  welche  zwischen  Trichopodus  und  Hadrus  den  Uebergang 
zu  vermitteln  scheint;  von  eisterer  unterscheidet  sie  sich  durch  das 
3.  Fühlerglied,  welches  fast  so  lang  als  die  beiden  folgenden  ist  und 
durch  die  Form  des  Kinnes,  von  letzterer  durch  die  seitlich  gewim- 
perten  Flügeldecken,  durch  das  allmählich  von  hinten  nach  vorn  er- 
weiterte Kinn  u.  s.  w.  —  Art:  Sin.  ciliaris   von  Corsika. 

Eine  neue  Gattung  Scotobaenus  Le  Conte  (Proceed.  acad.  nat. 
scienc.  Philadelphia  1859.  p.  87),  welche  mit  Upis,  INyctibates  u.  s.  w. 
zunächst  verwandt  ist,  wird  folgendermassen  festgestellt:  Flügeldecken 
nicht  verwachsen,  Körper  flügellos,  langgestreckt,  Kopfschild  vorn  ab- 
gestutzt, Üperlippe  breit  gerundet,  Kinn  klein,  sechseckig,  an  der 
Spitze  frei  und  fast  abgestutzt,  Fühler  gegen  die  Spitze  hin  dicker, 
die  4  oder  5  letzten  Glieder  gerundet;  Schenkel  etwas  gekeult,  Schie- 
nen dünn,  fast  doppelt  so  lang  als  die  Tarsen.  —  Art:  Sc.  parallelus 
von  Sacramento.  —  INeue  Arten  von  Fort  Tejon  (ebenda  p.76f.): 
Pelecyphorus  coslipennis,  Nosoderma  pustulosum,  plicatum,  Eleodes 
scabripennis,  Helops  cuigustus,  Coniontis  abdominalis,  Eulabis  brevi- 
cornis,  Xystropus  opacus,  Prionychus  cyanescens  und  Allecula  pun~ 
clulala. 

Derselbe  (ebenda  p.  284)  beschrieb  Helops  opacus  als  n.  A. 
von  Sacramento  und  (Coleoptera  of  Kansas  and  Eastern  New-Mexico 
p.  14  f.)  Euschides  convexa,  Blapstinus  pratensis,  vesiitus,  Centronopus 
opacus  und  Xystropus  pinguis    als  n.  A.  aus  Kord-Amerika. 

Guerin  (Bullet,  soc.  entom.  1859.  -  p.  187  f.)  errichtete  eine 
neue  Gattung  Abiga,  von  3Iicipsa  dadurch  unterschieden,  dass  das 
dritte  Fühlerglied  nicht  länger  als  das  vorhergehende  und  folgende 
ist,  und  dass  die  vier  letzten  eine  leichte  Keule  bilden.  —  Zwei  Ar- 
ten :  A.  humilis  aus  Algier  und  Cerisyi  aus  Aegypten.  —  Als  neue 
Arten  beschreibt  derselbe  ausserdem  :  Leptonychus  rußpennis,  Pimelia 
Valdanii,  Cirta  velox  und  Cursor  aus  Algier,  Helops  Valdanii  aus 
Kabylien. 

Lucas  (ebenda  p.  22)  gründete    auf  Pimelia  nigropunctata  und 


484     Gerstaecker:    Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

liliputana  Luc.  eine  eigene  Gattung  Leu  colaephus ,  welche  sich 
durch  beschuppte  Körperoberfläclie.  dünnere  Beine,  längere  Taster 
und  aussen  gedornte  Vorderschienen  von  Pimelia  sens.  strict.  unter- 
scheidet; Leuc.  Verrisii  wird  als  n.  A.  dieser  Galtung  aus  Algier  be- 
schrieben. —  Ebenda  p.  113  Morica  Favieri  und  Akis  Tingitana  Lucas 
n.  A.   ebendaher. 

Thomson  hat  (Arcan.  natur.  p.  101— 113.  pl.  X  und  IX)  eine 
mit  sehr  schönen  Abbildungen  ausgestattete  Monographie  der  Gattung 
Spheniscus  geliefert,  in  welcher  er  sorgsame  Beschreibungen  von 
19  Arten  giebt,  nachdem  er  vier  bereits  beschriebene,  welche  viel- 
leicht zu  Poecilesthus  gehören,  ausgeschlossen.  Von  den  19  der 
Gattung  zugetheilten  Arten  sind  erst  vier  bekannt,  die  übrigen  15 
neu:  Sfh.  Erichsonii  Peru,  ccimclus  und  Castelnaui  Parä,  adelphus 
und  formosns  (J)ej.)  Cayenne  ,  iminaculipes  Brasilien,  corallifer  Co- 
lumbicn,  maculicollis  Cayenne,  marmoraliis  Brasilien,  nigromaculatus 
(Dej.)  und  marginicollis  (Dej.)  Mexiko  ,  maculosus  (Dej.)  Columbien, 
Augusti  und  lagrioides  (Dej.)  Cayenne  und  elongatus  Brasilien.  — 
Ob  die  vom  Verf.  angenommenen  Arten  sämmtlich  begründet  sind, 
ist  bei  dem  dürftigen  Material,  welches  von  dieser  Gattung  bis  jetzt 
in  den  Sammlungen  vorhanden  zu  sein  scheint,  nicht  gut  zu  entschei- 
den;  nach  dem  Vergleiche  der  Th. 'sehen  Arbeit  auf  die  Arten  der 
hiesigen  Sammlung  möchte  Ref.  dies  aber  fast  bezweifeln  und  glaubt, 
dass  die  meisten  Arten  in  Färbung  und  Skulptur  bedeutenden  Schwan- 
kungen unterliegen. 

Derselbe  (Musee  scientif.  p.20  f.)  machte  folgende  neue  Gattun- 
gen bekannt:  1)  Lycanthropa  n.  g.  aus  der  Gruppe  der  Eurycho- 
riten,  mit  Steira  Westw.  verwandt,  aber  durch  mehr  kreisförmigen 
Körper,  verlängertes  drittes  Fühlerglied  (wie  bei  Eurychora),  spitzes 
und  nicht  abgestutztes  Endglied  der  Lippentaster  und  breitere  Flügel- 
decken unterschieden.  —  Art:  L.  cirnicoides  Schönh.  Synon.  von) 
Cap.  —  2)  C  alop  ht ha  Imu  s  n.  g.  aus  der  Calcariten-Gruppe,  von 
Boros  durch  grössere  und  mehr  genäherte  Augen,  dünnere  Fühler,  von 
denen  das  erste  und  dritte  Glied  verlängert,  das  vierte  bis  zehnte  quer 
sind,  durch  kürzeres  Kinn,  längere  Anssenlade  der  Maxillen,  mehr 
beilförmiges  Endglied  der  Kiefertaster,  cylindrischen  Thorax  und  un- 
bewehrtes  Prosternum  unterschieden.  —  Zwei  Arten  :  C.  Mexicanus 
und  Brasiliensis.  — 3)  Evelina  n.g.,  in  des  Verf.'s  „Enumeratio  Eva- 
niosomilarum"  neben  Evaniosomus  und  Älelaphorns  aufgestellt,  durch 
den  nicht  zwischen  die  Hinterhüften  vordringenden  Hinterleib,  mehr 
fadenförmige  Fühler  mit  spitzem  Endgliede,  halbkreisriindes  Kinn, 
herzförmige  Ligula  und  länglich  eiförmige,  nicht  gekielte  Flügeldecken 
unterschieden.  —  Art:  E.  Lacordairei  aus  Süd-Amerika. 

Derselbe  (ebenda  p.  25  ff.)  giebt  unter  dem  Titel:  „Familie 
des  Trictenolomites"  eine  erneuete  Charakteristik  der   Gattung  Tricle- 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  u.  60.     485 

notoma,  diskutirt  ihre  Stellung  im  Systeme  und  ist  geneigt,  sie  zu 
eiuer  eigenen  Familie,  die  er  in  die  Nähe  der  Cerambyciden  stellen 
will,  zu  erheben.  Auf  Triclenotoma  aenea  Westw.  gründet  er  eine 
eigene  Gattung  Autocrates,  die  sich  durch  grosse  Epimeren  des 
Mesothorax,  seitlich  gezähntes  Halsschild  und  flaches,  einfaches  Me- 
sosternum  unterscheiden  soll. 

White  (Proceed.  zoolog.  soc.  of  London  1859.  p.  121.  pl.  59) 
machte  eine  neue  Gattung  und  Art  Z  opher  os  is  Georgii  aus  Neu- 
Süd-Wales  bekannt,  welche  mit  Zopherus  und  Nosoderma  (nicht  No- 
sodendron,  wie  der  Verf.  zweimal  irrthümlich  schreibt)  nahe  verwandt 
ist  und  nach  der  Abbildung  zu  urtheilen  fast  ganz  das  Ansehen  der 
letzteren  hat. 

Montrouzier  (Annal.  soc.  entom.  VIII.  p.  288  fr.)  machte  fol- 
gende neue  Galtungen  und  Arten  aus  Neu-Caledonien  bekannt:  Opa- 
trnin  Caledonicum  (Chevrol.),  aterriinum,  Toxicum  Berardi  (zur  Gat- 
tung Calynimus  üej.  gehörend),  Ac  an  thos  t  ernus  n.  g. ,  zu  den 
Pediniten  gehörend;  Fühler  kurz  und  dick,  die  fünf  Endglieder  breit 
und  zusammengedrückt,  Vorderschienen  erweitert  und  crenulirt,  Pro- 
sternum  hinten  in  eine  Spitze  endigend.  —  Art:  A.  Halorageos.  — 
Neomida  striata  (eine  Hoplocephala-Art),  Diaperis  Baladica  und  Le- 
ptotnorpha  sulcata  (beide  zur  Gattung  Neomida  gehörend).  — Pachy- 
cerus  n.  g.  (längst  vergebener  Name!),  von  Diaperis  durch  stärker 
erweiterte,  viergliedrige  Fühlerkeule  unterschieden,  mit  der  Art  F. 
domesticus  (welche  zur  Gattung  Alphitobius  gehört).  Tenebrio  pachy- 
soma  (zu  Uloma),  Ulotna  Lifuana  (zu  Phthora),  Trogosita?  armata 
(einer  mit  Tribolium  verwandten  Gattung  angehörend),  Neomida?  cu- 
cullata  (ist  gleich  Ccrandria  cornuta),  Uloma  emargiriala,  ferruginea 
und  sedecimlineata  (alle  drei  zu  Ceratupis  gehörend),  Tenebrio  can- 
cellatiis  (ein  Iphthimus),  Leptomorpha  Mulsanti,  aenea  und  viridipen- 
nis  (alle  drei  zur  Gattung  Strongylium  gehörend).  Isopus  n.  g. 
(ohne  Angabe  der  näheren  Verwandtschaft),  Blanchardi,  Diaperis 
oxygaster,  Pkaleria  convexa  (beide  gleichfalls  zu  Isopus  ?  gehörend), 
Adelium  Austro-Caledonicum  (pl.  7.  fig.  7  abgebildet,  wohl  kaum  zur 
Gattung  Adelium  gehörend),  exul  und  triste,  Ditylns  palmarum  und 
puberulus  (beide  Allecula-Arten). 

Gebier  (Bullet,  de  Moscou  1859.MI.  p.  .335  ff.  und  1860.  II. 
p.  10  ff.  u.  p.  37)  beschrieb  als  n.  A.  aus  der  Songarei  :  Podhomala 
bicarinata,  Pseudopimelia  variolaris,  Microdera  deplanata,  Dila  lae- 
vicollis,  Prosodes  rugulosiis,  Epitrichia  tomentosa,  Zophosis  nitida, 
Capnisa  Schrenkii,  Pimelia  punctata,  Ocnera  Sckrenkii,  Adesmia  Geh- 
leri  (Manner h.  i.  lit.),  Akis  tritncata,  Tetityria  laevicollis,  Analolica 
tatarica,  Blaps  Iransversalis,  caudata,  Tagona  brevis,  Heliopathes  ru- 
fescens,  Opatrum  obductum  und  Allecula?  m,acrophthalma. 

Motschulsky    (Bullet,  de  l'acad.   de    St.  Petersbourg  I.  1860. 


486     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

p.  307f.)  Opatrum  tricarinatum,  Platyscelis  striatus,  intermedius,  Pro- 
sodes  nitidulus  (im  Holzschnitte  abgebildet),  Anatolica  dilatata  und 
conica  als  n.  A.  ebenfalls  aus  der  Songarei. 

Derselbe  (Etud.  ent.  1859.  p.l41)  Amarantha  viridis  als  n.  A. 
von  Lenkoran  und  (ebenda  p.  99ff. )  Hypophloeus  ßavipcnnis,  Hetero- 
phaga  nitidula,  punctulata  als  n.  A.  von  Ceylon,  Heteropkaga  lateralis 
aus  Ostindien    und  Stenochinus  reticulatus  (verniuthlich  von  Ceylon). 

Walker  (Annais  of  nat.  bist.  3.  ser.  III.  p.  259)  diagnosticirte 
Cistela  falsifica  und  Allecula   flavifemur  als  n.  A.  von  Ceylon. 

Reiche  (Annal.  soc.  entoni.  YIII.  p.  729  f.)  beschrieb  Fachy- 
chila  quadricollis  und  Eryx  Bellieri  als  n.  A.  aus  Sicilien,  Eryx 
Fairmairei  aus  Südfrankreich,  p.  334  Microteliis  Lethierryi  aus  Algier 
und  (Musee  scientif.  p.  25)  Adesmia  miliaris  n.  A.  aus  Sudan. 

Fairmaire  (Annal.  soc.  entom.  VIII.  p.  630  f.)  Opatrum  Col- 
liardi  und  sculpturatum  als  n.  A.  aus  Corsika  und  Lophoma  impun- 
ctata  aus  Marocco. 

Levrat  (Etud.  entom.  I.  p.  41)  Pimelia  rvgosicollis  als  n.  A. 
aus  Sicilien  und  Spanien  und  Philax  Tunisius  n.  A.  von  Tunis. 

W  oll  ästen  (Annais  of  nat.  bist.  VI.  p.  49)  Hadrus  Paivae  als 
n.  A.  von  Madeira  und  Gnathocerus  maxillosus  Fab.?  ebendaher. 

Von  Mulsant  und  Reveliere  (Annal.  soc.  Linneenne  de 
Lyon  VI.  p.  43  f.  und  Opusc.  entom.  XL  p.  63)  wurde  die  Larve  und 
Nymphe  des  Iphthimus  Italiens  bekannt  gemacht;  erstere  lebt  auf 
Corsika  in  abgestorbenen  Stämmen  der  immergrünen  Eiche,  oft  tief 
im  Inneren  des   Holzes. 

Kraatz  (Berl.  Ent.  Zeitschr.  III.  p.  309.  Taf.  4)  beschrieb  die 
Larve  und  Puppe  von  Bolitophagus  reticulatus  Lin.;  erstere  mit  Ab- 
bildung. —  Ebenda  p.  75  Bemerkungen  über  die  mit  Autocera  Woll. 
identische  Gattung  Cnemeplatia  Costa,  welche  von  Opatrum  und  Scle- 
rum  generisch  verschieden  ist. 


Thomson,  „Monographie  de  la  faniille  des  Monommides" 
(Annal.  soc.  entom.  VIII.  p.  1 — 38.  pl.  1 — 3).  Verf.  beschreibt  in  die- 
ser mit  vorzüglichen  Abbildungen  ausgestatteten  kleinen  Monographie 
35  Arten  der  ursprünglichen  Gattung  Monomma  Klug  (Hyporhagus  Dej.), 
welche  letztere  er  nach  Lacordaire  als  eigene,  von  den  Melaso- 
men  abzutrennende  Familie  ansieht,  jedoch  in  zwei  Gattungen  auflöst. 
Der  ersten,  welche  nur  Arten  der  alten  Welt  umfasst  und  besonders 
stark  auf  Madagascar  vertreten  ist,  verbleibt  der  Gattungsname  Mo- 
nomma, während  der  zweiten,  welche  nur  auflVord-  und  Süd-Ame- 
rika beschränkt  ist,  der  Dejean'sche  IV'anie  Hyporhagus  zuertheilt 
wird.  Als  Charaktere  für  Monomma  werden  angesehen  die  quere 
Aussenlade  der  Maxillen,  das  schmaler  abgestutzte  Endglied  der  Lip- 
pentaster, das  vierlappigc  Kinn,   der  schmale  Vorsprung   des  Proster- 


im   Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  u.  60.     487 

num  u.  s.  w.,  für  llyporhagus  dagegen  die  schmale,  längliche  Aus- 
senlade  der  Älaxillen,  das  breiter  abgestutzte  Endglied  der  Lippenta- 
ster, das  dreilappige  Mentum  und  der  breite  Vorsprung  des  Prosternum. 
Die  Gattung  Mononima  unjfasst  in  der  iMonographie  des  Verf.  19  Arten, 
wovon  15  31adagascar  cigenthümlich  sind,  die  Gattung  Hyporhagus 
16  Arten. 

Derselbe  lieferte  (3Iusee  scientif.  p.  1 — 14,  nebst  Nachtrag 
p.  45)  eine  „Monographie  de  la  faniille  des  Kilionides,"  welche  mit 
vier  sehr  schönen,  colorirten  Kupferlafeln  ausgestattet  ist.  Von  der 
Gattung  Nilio  Latr.  sind  dem  Verf.  im  Ganzen  17  Arten  bekannt  ge- 
worden, von  denen  N.  Peruvianus,  aeneus,  testaceus,  Amazonicusj 
suturalis,  Lebasii  (Dej.),  Sallei,  ruhrocastaneus,  Lafertei,  collaris, 
brurmeus  [De].)  und  pa7itherinus,  sämmtlich  aus  Süd-Amerika  stammend, 
neu  sind.  Von  bekannten  Arien  haben  ihm  zwei  von  Erichs  on 
und  Germar  beschriebene  nicht  vorgelegen.  —  Ausserdem  werden 
zwei  mit  Nilio  verwandte  neue  Gattungen  charakterisirt,  von  denen 
die  eine  Hades  n.  g.  (Art:  //.  tencbrosus  von  Java),  die  andere  C  a- 
tapotia  n.  g.  (Art:  C.  laevissima  aus  Neu-Granada)  benannt  ist.  Bei 
beiden  stützt  sich  der  Kopf  nicht,  wie  bei  Nilio,  auf  die  Vorderhüf- 
ten, welche  getrennt  sind  und  das  Kinn  ist  nicht  verlängert,  sondern 
herzförmig.  Bei  Hades  ist  dasselbe  in  der  Mitte  flach,  bei  Calapotia 
aufgetrieben;  das  Endglied  der  Lippentaster  bei  ersterer  Gattung  cy- 
lindiisch,  bei  letzterer  dreieckig. 

Lagriäriae.  Trachetostetms  fasciculiferus  Philipp!  (Entom.  Zei- 
tung 1860.  p.  248)  ist  eine  n.  A.   aus  Chile. 

Melandryadae.  Schaum  (Beil.  Ent.  Zeilschr.  IIL  p.  50)  be- 
schrieb Dircaea  ephippium  (Waltl  i.  lit.)  als  n.  A.  aus  Baiern,  welche 
nach  3Iaeklin's  Mittheilung  indess  identisch  mit  Dircaea  livida 
Sahlberg  ist. 

Le  Conte  (Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Philadelphia  1859.  p.  88. 
Phryganophilus  collaris  als  n.  A.  vom  Washington  -  Territory  und 
(ebenda  p.  284)  Hypulus  fulminans  als  n.  A.   vom  Oregon. 

Philippi  (Entom.  Zeitung  1860.  p.  248)  Serropalpus  Valdivia- 
nus  als  n.   A.  aus  Chile. 

Montrouzier  (Annal.  soc.  entom.  VIII.  p.  295)  Megapal- 
pus  sexguttatus  als  neue  Gattung  und  Art  von  Neu-Caledonien.  Von 
der  GüUung  Megapalpns  (vox  hybrida!)  v^ird  nur  angegeben,  dass  sie 
von  Elateren-Form  sei  und  sehr  lange  Taster  habe. 

Mulsant  undRey  (Annal.  soc.  d'agricult.  de  Lyon  III.  p.  221  f. 
und  Opusc.  entom.  IX.  p.  161)  Dircaea  Revelieri  als  n.  A.  von  Corsika. 
—  Zugleich  wird  die  Larve  dieser  Art,  welche  unter  der  Rinde  von 
Pinus  maritima  lebt,  von  Mulsant  und  Reveliere  (Annal.  soc. 
Linneenne  de  Lyon  VI.  p.  132  f.  und  Opusc.  entom.  XI,  p.  94)  bekannt 
sentacht. 


488     G  e  IS  t  a  e  ck  c  r:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Assmuss  (Wien.  Ent.  Monatsschr.  III.  p.  255)  fand  eine  Puppe 
des  Serropalpus  barbatus,  nachdem  er  schon  mehrmals  den  Käfer  in 
Bienenstöcken  angetroffen  hatte,  in  einem  Neste  von  Bombus  terre- 
stris  gegen  Ende  Septembers;  in  den  letzten  Tagen  des  März  ent- 
wickelte sich  daraus  der  Käfer.  Verf.  schliesst  aus  diesem  Vorkommen 
auf  eine  parasitische  Lebensweise  der  Larve,  welche  in  gegenwärtiger 
Familie  allerdings  etwas  Auffallendes  wäre. 

Mordellina,.  Le  Conte  (Coleoptera  of  Kansas  and  Eastern 
New-Mexico  p.  16)  gab  eine  Uebersicht  der  in  den  Vereinigten  Staa- 
ten vorkommenden  Gattungen  dieser  Familie.  Es  sind  folgende: 
1)  Tomoxia  Costa  (Mord,  bidentata  Say).  2)  Glipa  n.  g.  mit  sehr 
stark  beilförmig  erweitertem  Endgliede  der  Kiefertaster  (Mord,  hilaris 
Say).  3)  Sph  al  er  a  n.  g.  ,  durch  die  stark  in  die  Quere  gezogenen 
und  samnietartigen  letzten  Fühlerglieder  ausgezeichnet  (Mord,  melaena 
Germ.).  4)  Mordella  Lin,,  zu  welcher  Gattung  Mord,  octopunctata 
und  scutellata  Fab.,  quadripunctata,  oculata,  Serval,  triloba  (Anaspis) 
Say,  lineata  und  undulata  Melsh.  und  insulata  Le  C.  gehören.  5)  Mor- 
dellistena  Costa,  welche  die  übrigen  von  Say,  M  eis  heim  er  und 
Le  Conte   beschriebenen  Arten  umfasst. 

Von  neuen  Arten  beschrieb  derselbe  (ebenda  p.  16)  Mordella 
insulata,  Mordellistena  aemula  und  divisa  aus  Nord-Amerika,  ferner 
(Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Philadelphia  1859.  p.  78  u.  88)  Anaspis, 
nuhila  von  Fort  Tejon  und  Anaspis  nigriceps  vom  Oregon-Gebiete. 

Mulsant  und  Key  machten  (Opusc.  entom.  IX.  p.  55  f.)  eine 
neue  Gattung  Conalia  bekannt:  Hinterschienen  ohne  Zahn  auf  ihrer 
Rückenleiste,  ihre  Aussenfläche  mit  einer  von  dem  hinteren  (Aussen-) 
Winkel  entspringenden  und  bis  zur  Mitte  der  Schienenlänge  ausge- 
dehnten Linie.  Fühler  fadenförmig  ,  das  2.  Glied  fast  so  dick  und 
wenig  kürzer  als  das  1.,  fast  so  lang  wie  das  3.;  das  4.  bis  10.  Glied 
länger  als  breit,  etwas  zusammengedrückt.  —  Art:  C.  Baudii  aus 
Ungarn. 

Montrouzier  (Annal.  soc.  entom.  VIIL  p.  305  f.)  beschrieb 
Mordella  sedecimguttata,  Artensis,  Dodonaeae  und  minima  als  n.  A. 
aus  Neu-Caledonien. 

•     ßrisout   deBarneville  (Bullet,  soc.  entom.  1859.  p.  233) 
Mordella  ohtusata  und  Silarii  Mulsanti  als  n.  A.  aus  Frankreich. 

Einzelne  neue  Arten  sind  ferner;  Silaria  trifasciala  Chevrolat 
(Rev.  et  Magas.  de  Zool.  1860.  p.  455)  aus  Algier,  Mordella  pulchella 
Mulsant  et  Rey  (Annal.  soc.  d'agricult.  de  Lyon  HL  p.  221  f.  und 
Opusc.  entom.  IX.  p.  168)  aus  Corsika,  Anaspis  Pyrenaeus  Fairmaire 
(Annal.  soc.  entom,  VIL  p.  54)  aus  den  Pyrenäen  und  Mordella  defectiva 
"Walker  (Aunals  of  nat.  hist.  3-  ser.  III.  p  260)  aus  Ceylon. 

Ttirk  (Wien.  Ent,  Monatsschr.  IV.  p.  256)  beschrieb  die  Larve 


im  Gebiete  der  Entomologie  während   der  Jahre  1859  u.  60.     489 

und  Puppe  von  Mordella  bisiguata  Redt.,  welche  er  in   Baumschwäm- 
nien  eines  Ahorn-Wurzelslockes  antraf. 

Rhipiphoridae.  Stone  (Proceed.  ent.  sog.  1859.  p.  86)  theillc 
Beobachtungen  über  das  Vorkommen  des  Rhipiphorus  paradoxus  in 
den  Nestern  von  Vespa  vulgaris  mit.  Der  Käfer  fand  sich  in  Mehr- 
zahl vor  und  entwickelte  sich  aus  Zellen,  die  in  gewöhnlicher  Weise 
bedeckelt  waren  ;  die   Larve  wurde  bis  jetzt  nicht  beobachtet. 

Pfeil  (Entom.  Zeitung  1860.  p.  412)  machte  Mitlheilungen  über 
häufiges  Vorkommen  der  Pelecotoma  fennica  ;  dieselbe  lebt  Anfangs 
August's  an  morschen  Weiden  und  Pappeln  und  verlässt  besonders 
des  Vormittags  die  Bohrlöcher  vonPlilinus  u.dgl.,  in  denen  sie  sich 
aufhält. 

Yesicantia.  Le  Conte  (Proceed.  acad.  nat,  scienc.  Philadel- 
phia 1860.  p.  320)  begründete  auf  Horia  sanguinipennis  Say  und  Stans- 
buryi  Hald.  eine  eigene  Giülung  Tri  ci-ania ,  welche  von  Horia  durch 
dreieckigen  Kopf,  verkehrt  kegelförmige,  kaum  zusammengedrückte 
Fühlerglieder,  ungezähnte  Mandibeln,  verlängertes  Endglied  der  Ta- 
ster und  etwas  haarigen  Körper  abweicht.  —  Als  neue  Art  wird 
Tricrania  Murrayi  aus  dem  Oregon-Gebiete  beschrieben. 

Gebier  (Bullet,  de  Moscou  1859.  II.  p.  342  und  1860.  II.  p.  23) 
heseXxneh  Mylabris  coerulescens,  biguttata  und  M anner heimii  als  n.  A. 
aus  der  Songarei. 

Fairmaire  ( Annal.  soc.  entom.  VIII.  p.  338)  diagnosticirte 
Cantharis  janthina  und  rubriventris  als  n.  A.  aus  Oran. 

Schaum  (Berl.  Ent.  Zeitschrift  III.  p.  51)  beschrieb  Stenoria 
analis  n.  A.  aus  der  Mark  Brandenburg  und  Hapalus  spectabilis  n.  A. 
von  Creta. 

Leon  Ferr  er  (Rev.  et  Älagas.  de  Zool.  1859.  p.  539)  Mtjla- 
bris  Moquinii  als  n.  A.  aus  China,  in  welcher  Guerin  (ebenda) 
jedoch  nur  eine  Varietät  von  Myl.  Sidae  vermuthet.  Abbildung 
auf  pl.  21. 

Fernere  neue  Arten  sind  :  Zonitis  Bellieri  Reiche  (Annal.  soc. 
entom.  VIII.  p.  731)  aus  Sicilien,  Telephorus  Gnerinii  Montrouzier 
(ebenda  VIII.  p.  307)  aus  Keu-Caledonien  (isl  ebenfalls  eine  Zonitis- 
Art)  und  Mylabris  recognila  Walker  (Annals  of  nat.  bist.  3.  ser.  III. 
p.  259)  aus  Ceylon. 

Stone  (Proceed.  entom.  soc.  1859.  p- 81)  fand  Sitaris  hume- 
ralis  in  der  Nähe  von  Brighthampton.  Die  Thiere  erschienen  zuerst 
Mitte  August's  in  einigen  Exemplaren,  von  Anfang  September's  an 
jedoch  in  grosser  Menge.  Die  Larven  und  die  von  Fahre  beschrie- 
benen eigenthümlichen  Puppencocons  wurden  in  den  Zellen  der  Bie- 
nen, deren  Parasit  der  Käfer  ist,  aufgefunden  ;  auch  die  Copulation 
und    das    Ablegen    der  Eier    wurden    von   Stone    beobachtet.     (Die 


490     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Biene,  unter    welcher   der  Käfer    gefunden  wurde,  wird  nicht  näher 
bezeichnet.) 

Auch  Lucas  (Bullet,  soc.  entom.  1860.  p.  18)  fand  eine  Sitaris 
in  Menge  in  der  Umgegend  von  Paris;  es  war  Sitaris  niuralis,  welche 
in  den  Nestern  von  Anthophora  parietina  und  Chalicodoma  nmraria 
parasitirte. 

Nach  Girard's  Mittheilung  (Bullet,  soc.  entom.  1860.  p.  73) 
überfiel  Epicauta  adspersa  Klug  zu  Millionen  die  zum  ersten  Male  ver- 
suchsweise angesäeten  Bunkelrüben  in   der  Nähe  von  Montevideo. 

AnthicidäO.  Neue  Alten  sind  :  Notoxus  sparsns  Le  Gonte  (Pro- 
ceed.  acad.  nat.  scieno.  Philadelp'iia  1859.  p.  284)  von  Puntos  de  los 
Reyes,  Lagria  dichroa  Montrouzier  (Annal.  soc.  entom.  YIH.  p.  305) 
aus  Neu-Caledonien  (ist  ein  Anthicus),  A7ithicus  stricticollis  Walker 
(Annais  of  nat.  bist.  3.  ser.  III.  p.  260)  aus  Ceylon  und  Anthicus  Oe- 
di'pus  Chevrolat  (Rev.  et  Magas.  de  Zool.  1860.  p.  209)  aus  Algier. 

SalpingidäO.  Mulsant  vereinigt  in  seiner  Histoire  naturelle 
des  Coleopleres  de  France  ,  Rostriferes.  Paris  1859  (auch  enthalten 
in:  Annales  d.  1.  soc.  Linneenne  de  Lyon  VI.  p.  49— 106)  unter  dem 
Namen  „Rostriferes"  die  Gattung  Mycterus  mit  den  Salpingiden  zu 
einer  und  derselben  Familie,  dabei  offenbar  auf  ein  untergeordnetes 
Merkmal  ,  die  beiden  zukommende  rüsselförmige  Verlängerung  des 
Kopfes,  ein  unberechtigtes  Gewicht  legend.  Nach  ausführlicher  Cha- 
rakteristik der  Familie  und  noch  ausführlicherer  Anführung  der  von 
derselben  handelnden  Autoren,  werden  die  Mycteriden  (mit  einer  Gattung 
und  zwei  bekannten  Arten)  von  den  Salpingiden  unterschieden,  letztere 
wiederum  in  „Salpingates"  und  „Rhinosimates"  getheilt.  Zu  ersteren 
gehören:  Lissodema  Curt.  mit  3  Arten  (L.  cursor  Gyll.,  lituratus  Costa 
und  denticollis  Gyll.  =  4-pustulatus  Marsh.  =  4-guttatus  Encycl. 
=  4-maculatus  Muls.  =  4-dentatus  Redt.),  Salpingus  auct.  mit  5  Ar- 
ten (S.  aler  Payk.,  aeratus  Muls.  =  Sphaeriestus  aeneus  Steph.?,  bi- 
maculatus  Gyll.,  castaneus  Panz.  =  achilleae  Bonelli  =  piceae  Germ. 
=  rufescens  üej.  und  virescens  Muls.  n.  A.  Frankreich.)  und  Rabo- 
cerus  n.  g.  für  Salp.  foveolatus  Ljungh  errichtet,  mit  1  Art.  —  Die 
„Rhinosimates"  umfassen  die  einzige  Gattung  Rhinosimus  Latr.  mit 
den  4  bekannten  Arten  Rh.  aeneus  Oliv.,  planirostris  Fab.,  ruficoUis 
Lin.  und  viridipennis  Latr. 

Neue  Arten  sind:  Salpingus  nitidus  Chevrolat  (Rev.  et  Magas. 
de  Zool.  1859.  p.  77)  aus  Algier  und  Salpingus  alternatus  Le  Conte 
(Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Philadelphia  1859.  p.  285)  von  Puntos  de 
los  Reyes. 

Oedemeridae.  Von  Walker  (Annais  of  nat.  bist.  3.  ser.  III. 
p.  259  f.)  wurden  zwei  neue  Galtungen  aufgestellt,  von  denen  es  zwei- 
felhaft ist,  ob  sie  nicht  den  Melasomen  angehören,  da  sie  neben  Ci- 
stela  und  Allecula  aufgeführt  werden.     1)  Sora  n.  g.     „Corpus  gra- 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  u.  60.     491 

eile,  Caput  subtransversum,  Ihorace  antico  paullo  latius.  Palpi  breves, 
articulo  3.  securiformi;  antennae  filiformes,  corporis  dimidio  paullo 
lon^iores,  articulo  11.  lonwissimo.  Thorax  longi  -  subconicus,  elytra 
scitissime  punctato-lineata."  —  Art:  S.  marginata,  SVa  lin.  2)  Thac- 
cona  n.  g.  „Corpus  gracile,  caput  subproductiim,  palpi  subclavati, 
artic.  3.  subfusiformis.  Antennae  filiformes,  corporis  dimidio  non 
longiores,  artic.  2.  minutus,  11.  lanceolatus,  10.  paullo  longior.  Oculi 
magni,  thorax  subrotundatus,  submarginatus,  capile  latior,  elytra  longa, 
linearia,  pedes  tenues.  —  Art:  Th.  dimelaena,  3*A  lin.  Beide  Gat- 
tungen stammen  aus  Ceylon. 

Montrouzier  (Annal.  soc.  ent.  VIII.  p.  308)  beschrieb  Na^ 
cerdes  Moorii  (pl.  7.  flg.  8  abgebildet),  nigri^ennis  und  Gavbilii  als 
n.  A.  von  iN'eu-Caledonien. 

Motschulsky  (Bullet,  de  Moscou  1859.  IL  p,  493)  diagno- 
sticirte  Anoncodes  croceivenlris  und  nigritentris  als  n.  A.   vom  Amur. 

Fernere  neue  Arten  sind :  Oedemera  murinipennis  Kiesenw  etter 
(Beii.  Ent.  Zeitschr.  III.  p.  192.  Taf.  3)  von  Creta,  Xanthockioa  Ray- 
mowc/i  Mulsont  et  Godart  (Annal.  soc.  Linneenne  de  Lyon  VII.  p.  158  f.) 
aus  Südfrankreich  und  Corsika  und  Dryops  ßavicans  Fairmaire  (Annal. 
soc.  entom.  VIII.  p.  632)  von  Constantinopel. 

Anthribidae.  Pascoe,  „On  some  new  Anthribidae"  (Annais 
of  nat.  bist.  IV.  p.  327  iL,  p.  431  ff.  und  V.  p.  35  ff.  pl.  1  und  2)  hat 
(nebst  einigen  anderen  Arten)  die  von  Wallace  auf  dem  Ostindi- 
schen Archipel  und  den  Alolukken  gemachte  sehr  reiche  Ausbeute  von 
ausgezeichneten  Anthribiden  bearbeitet.  Die  aufgestellten  neuen  Gal- 
tungen sind:  1)  Zygaenodes  n.  g.  Augen  gestielt,  so  dass  der  Kopf 
von  vorn  gesehen  ein  in  die  Quere  gezogenes  Dreieck  darstellt ;  Füh- 
ler von  Körperlänge,  gleichmässig  dünn,  fadenförmig,  Augen  länglich, 
Mandibeln  kräftig,  Prothorax  quer,  von  Fiügeldeckenbreite,  die  Quer- 
leiste von  der  Basis  entfernt  ;  Flügeldecken  kurz,  Vorderhüften  ge- 
nähert, erstes  Tarsenglied  länger  als  die  folgenden  zusammen.  — 
Art:  Z.  Wollastoni  Borneo,  3  Lin.  —  2)  Nessia  n.  g.  Kopf  flach- 
gedrückt, mit  breitem  Rüssel,  Augen  länglich,  schräg  stehend,  Fühler 
kurz,  mit  breiter,  flachgedrückter,  dreigliedriger  Keule;  Prothorax 
vorn  verengt,  die  Carina  nahe  an  der  Basis,  Flügeldecken  kurz,  nie- 
dergedrückt, erstes  und  letztes  Tarsenglied"  fast  gleich  lang.  —  Zwei 
Arten:  N.  didyma  6  Lin.  und  centralis  3V2Lin.,  beide  von  Borneo. — 
3)  Eczesaris  n.  g.  Kopf  in  die  Länge  gezogen,  Rüssel  in  der 
Mitte  verengt,  Fühler  von  halber  Körperlänge,  fadenförmig  mit  fla- 
cher, dreigliedriger  Keule,  Endglied  der  Lippentaster  oval,  die  Ma- 
xillartaster  zugespitzt;  Prothorax  vorn  verengt,  mit  basaler  Querleiste, 
Flügeldecken  kurz.  Schienen  gedrungen.  —  Art:  E.  alomaria  4 Lin. 
Arn -Inseln.  —  4)  Dipieza  n.  g.  Kopf  oberhalb  gewölbt,  ganz 
kurz ,    ohne    rüsselarlige  Verlängerung ,  Fühler    kurz ,    mit   sehr    er- 


492     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

weitertem  und  grossem  4.  Gliede  ,  die  4  folgenden  sehr  kurz  und 
schmal,  die  drei  letzten  eine  kleine  ovale  Keule  bildend.  Prothorax 
vorn  gerundet,  die  Querleiste  eng  den  Flügeldecken  anschliessend, 
diese  verlängert,  cylindrisch.  (Ob  gleich  Oedecerus  Montr.  ?)  —  Art: 
D.  Waterhousei  4  Lin.,  Arn -Inseln,  —  5)  P  ene  s  tica  n.  g.  Kopf 
oben  gewölbt,  unterhalb  wenig  verlängert,  Augen  rund,  hervorste- 
hend, Fühler  kurz  und  derb,  die  Glieder  allmählich  kürzer  und  brei- 
ter werdend,  das  9.  und  10.  in  die  Quere  gezogen;  Frothorax  sehr 
gewölbt,  die  Querleiste  basal,  Flügeldecken  kurz  cylindrisch.  —  Art: 
P.  inepta  3  Lin.,  Aru -Inseln.  —  6)  Cedus  n.  g.  Kopf  langgezo- 
gen, flach,  am  Scheitel  schmaler  als  am  unteren  Theile  des  Rüssels, 
der  bei  der  Einlenkung  der  Fühler  bucklig  erweitert  ist;  Fühler 
3-  bis  4mal  so  lang  als  der  Körper,  vom  6.  Gliede  an  dünn  peit- 
schenförmig,  Augen  oben  auf  dem  Scheitel  genähert,  Mandibeln  kurz, 
Prothorax  quer,  niedergedrückt,  seine  Querleiste  etwas  von  der  Ba- 
sis entfernt.  —  Arten:  C.  tvberculalus  o'/j  Lin.,  Singapore  und  gut~ 
latus  4  Lin.,  Borneo.  —  7)  Byastns  n.  g.  Kopf  ähnlich  wie  bei 
Cedus,  aber  nach  unten  noch  breiter,  Augen  auf  dem  Scheitel  quer 
gestellt,  Fühler  kürzer  als  der  Körper,  mit  auffallend  langem  und  ge- 
keultem  drittem  Gliede  und  schmaler,  dreigliedriger  Keule,  Mandibeln 
kurz;  Prothorax  quer,  mit  etwas  von  der  Basis  entfernter  Carina, 
Flügeldecken  niedergedrückt. — Art:  B.  cephalotes  2  Lin.,  Borneo.  — 
8)  Protaedus  n.  g.  Kopf  mit  hochgewölbtem  Scheitel,  Rüssel 
kurz  und  breit,  durch  tiefen  Ausschnitt  von  den  Augen  getrennt,  diese 
kuglig,  klein;  Prothorax  gewölbt,  mit  basaler  Carina,  Flügeldecken 
an  der  Basis  etwas  buckelig.    —  Art:    Pr.  moerens  2  Lin.  Molukken. 

—  9)  Hypseus  n.  g.  Kopf  von  vorn  gesehen  fast  quadratisch,  Au- 
gen oval,  schräg  stehend,  Fühler  kurz,  dünn,  mit  abgestutzter,  lose 
gegliederter  Keule,  Prothorax  fast  quadratisch,  mit  von  der  Basis 
entfernter  Carina,  Schildchen  klein,   rund,    Flügeldecken  gleich  breit, 

—  Art:  H.  fascicularis  2  Lin.,  Borneo.  —  10)  Ethnec a  n.  g.  Kopf 
langgezogen,  mit  gewölbtem  Scheitel  und  verengtem  Rüssel,  Augen 
oval,  fast  senkrecht,  Fühler  nicht  viel  länger  als  der  Kopf,  mit  läng- 
licher, solider  Keule;  Prothorax  fast  konisch,  die  Carina  von  der 
Basis  ziemlich  entfernt;  Schildchen  quadratisch,  Flügeldecken  kurz, 
breiter  als  der  Thorax,  Beine  gedrungen.  — Art:  E.  Baken  ellii  3  Lin., 
Australien.  —  11)  Genethila  n.  g.  Kopf  etwas  länger  als  bei  der 
vorigen  Gattung,  Seiten  des  Rüssels  S-förmig  geschwungen,  Fühler 
um  die  Hälfte  länger  als  der  Kopf,  mit  flacher  Keule  wie  bei  Eu- 
morphus;  Prothorax  verlängert  ,  mit  basaler  Carina,  Flügeldecken 
breiter,  parallel,  an  der  Spitze  abgestutzt,  die  vier  vorderen  Tarsen 
langer  als  die  hinteren.  —  Art:  G.  retusa  3  Lin.,  Moreton  -  Bay.  — 
12)  Phaeochrotes  n.  g.  Kopf  mit  gewölbtem  Scheitel  und  schma- 
lerem, eingebuchtetem  Rüssel  ,    Fühler  fast  von    doppelter  Kopflänge, 


im  Gebiete  der  Entomologie  während   der  Jahre  1859  u.  60.     493 

mit  viergliedriger  flacher  Keule,  Mandibeln  schmal,  hervorstehend; 
Prothorax  etwas  niedergedrückt  mit  fast  basaler  Carina,  Flügeldecken 
kurz,  das  Pygidium  bedeckend.  —  Art  :  Ph.  porcellus  1^/^  Lin.  Ma- 
cassar.  —  13)  Nerthomma  n.  g.  Kopf  von  vorn  gesehen  herzför- 
mig, Augen  sehr  gross,  quer,  nierenförniig,  Fühler  von  Körperlänge, 
fadenförmig,  besonders  das  3.  bis  8.  Glied  stark  verlängert ;  Prothorax 
fast  quadratisch  ,  mit  entfernter  Carina,  Flügeldecken  seitlich  leicht 
gerundet.  —  Art:  N.  stictica  2V2  Lin.  Borneo.  —  14)  Exillis  n.  g. 
Kopf  kurz,  viereckig,  mit  hochgewölbtem  Scheitel,  Augen  seitlich, 
quergestellt,  nierenförniig,  Fühler  sehr  lang  und  dünn,  besonders  das 
3.  bis  8.  Glied,  während  die  beiden  ersten  so  wie  das  vorletzte  ganz 
kurz  sind  :  Prothorax  viereckig  mit  fast  basaler  Carina ,  erstes  Tar- 
senglied  länger  als  die  folgenden  zusammen.  —  Art:  E.  longicoinis 
l'/4  Lin.  Borneo.  —  15)  Mycteis  n.  g.  Kopf  mit  sehr  langem 
schmalem,  unten  jedoch  wieder  erweitertem  Rüssel,  mit  hervorstehen- 
den Mandibeln  und  grossen,  ovalen,  fast  senkrecht  stehenden  Augen  ; 
Fühler  kaum  von  Körperlänge,  dünn,  mit  schlanker  Keule,  Prothorax 
quer  mit  basaler  Carina,  Flügeldecken  an  der  Basis  am  breitesten, 
erstes  Tarsenglied  länger  als  die  übrigen  zusammen.  —  Zwei  Arten  : 
M.  marginicollis  5  Lin.,  Manila  und  frenalus  4  Lin.,  Boineo.  —  16) 
Ap  olec  ta  n.  g.  Kopf  länglich  quadratisch,  Augen  rund,  seitlich 
hervorgequollen,  Fühler  auf  der  vorderen  Gesichtsfläche  entspringend, 
äusserst  lang  und  vom  dritten  Gliede  an  dünn  fadenförmig,  das  erste 
Glied  geschwungen  und  gekeult;  Thorax  nach  vorn  verengt,  die  Ca- 
rina in  der  Mitte  einen  Winkel  gegen  die  Basis  hin  machend.  — 
Art:  A.  gracillima  3  Lin.,  Singapore.  (Auch  Mecocerus?  parvulus 
ThoDis.  gehört  der  Gattung  an.)  —  17)  Habr i sstts  n.  g.  Kopf  mit 
stark  gewölbtem  Scheitel  ,  grossen,  runden  Augen  auf  der  Gesichts- 
fläche und  fadenförmigen,  langhaarigen  Fühlern,  an  denen  nur  die 
beiden  Basalglieder  kurz  und  dick  sind  ;  Prothorax  vorn  schmal,  ge- 
gen die  Carina  hin  allmählich  erweitert,  Schildchen  klein,  erstes 
Tarsenglied  den  folgenden  zusammen  gleich.  —  Art:  H.  pilicomis 
5  Lin.,  Aru-Inseln.  —  18)  Apatenia  n.  g.  Kopf  mit  hochgewölb- 
tem Scheitel  und  länglichem,  gleich  breitem  Rüssel,  Mandibeln  vor- 
stehend, Augen  gross,  oval,  senkrecht,  Fühler  kurz,  ohne  merkliche 
Keule,  das  7.  und  8.  Glied  beträchtlich  kürzer  als  die  übrigen;  Pro- 
thorax ein  wenig  quer  ,  die  Carina  fast  basal  ,  Flügeldecken  etwas 
niedergedrückt.  —  Art:  A.  vicluata  4  Lin.,  Borneo.  —  19)  Mistho- 
sima  n.  g.  Kopf  kurz,  quer  abgeschnitten,  mit  hohem  Scheitel, 
Augen  kuglig,  seillich,  Fühler  dünn,  fadenförmig  mit  eiförmigem  2. 
Gliede;  Thorax  quer,  vorn  und  seitlich  gerundet,  die  Carina  basal. 
Schildchen  klein,  gerundet.  Vorderbeine  am  längsten,  erstes  Tarsen- 
glied länger  als  die  übrigen  zusammen.  —  Zwei  Arten  :  M.  mera  und 
marmorea^    beide    2  Lin.,  Borneo.    —    20)  Flintheria    n.  g.     Kopf 


494     Gerslaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

fast  wie  bei  Mycteis  gestaltet,  nur  etwas  kürzer,  Augen  ganz  senk- 
recht, Mandibeln  klein,  Fühler  besonders  im  3.  bis  6.  Gliede  länger 
und  mit  deutlicherer  Keule  ;  Prothorax  so  lang  wie  breit,  Schildchen 
klein,  dreieckig,  Flügeldecken  kurz,  breiter  als  der  Thorax,  erstes 
Tarsenglied  länger  als  die  übrigen  zusammen.  —  Ait:  PI.  luctuosa 
2*/i  Lin.,  Wcu- Guinea.  —  21)  Esocus  n.  g.  Kopf  quer  eiförmig 
mit  grossen,  schräg  ovalen  Augen,  Rüssel  schmal,  stark  eingeschnürt, 
unten  erweitert,  Fühler  kurz  und  derb,  mit  Eumorphus-artiger  Keule; 
Prothorax  nach  der  Basis  zu  allmählich  erweitert.  Schildchen  klein, 
quer,  Flügeldecken  breiter  als  der  Thorax.  —  Art:  E.  lacrymans 
3  Lin.  —  22)  Hticus  n.  g.  Kopf  hinter  den  runden,  am  Scheitel 
stehenden  Augen  stark  aufgetrieben  ,  Rüssel  schmal,  unten  erweitert, 
Fühler  kurz  und  dünn,  mit  langgestreckter  dreigliedriger  Keule;  Pro- 
thorax nach  vorn  verengt  mit  fast  basaler  Carina  ,  Schildchen  sehr 
klein,  Flügeldecken  kurz,  gewölbt,  erstes  Tarsenglied  viel  länger  als 
die  übrigen  zusammen.  —  Art:  H.  melanostoma  1%  Lin.,  Borneo.  — 
23)  Phanlimia  n.  g.  Rüssel  breit,  quadratisch,  Augen  quer  oval, 
Fühler  nur  von  Kopflänge,  mit  kleiner,  schmaler  Keule;  Prothorax 
etwas  quer,  mit  fast  basaler  Carina,  Flügeldecken  kurz,  leicht  nie- 
dergedrückt. —  Art:  Ph.  ephijypiala  IV2  Lin.,  Borneo.  —  24)  D  y  s- 
nos  n.  g.  Kopf  ganz  kurz,  quer  oval,  ohne  rüsselförmige  Verlän- 
gerung, Augen  gross,  schräg,  nierenförmig,  Fühler  schlank  mit  spitzem, 
lang  spindelförmigem  Endgliede;  Prothorax  breiter  als  die  Bisis  der 
Flügeldecken,  langer  als  breit,  seitlich  gerundet.  Schildchen  sehr 
klein,  Beine  kurz,  die  vorderen  Schienen  und  Tarsen  am  längsten.  — 
Art:  D.  auricomus  2  Lin.,  Aru  -  Inseln.  —  Neue  Arten  bekannter 
Gattungen  sind  ausserdem  :  Xetiocerns  insignis  Amboina,  Corrhezerus 
Jehelii  Parä,  Lilocerus  moestus,  ßgiiratus  und  sellalus  Borneo,  Aco^ 
rynus  rusticus  Borneo  ,  amahilis  Aru,  Basitropis  peregrinus  und  in- 
gratus  Port  Essington,  mucidus  Borneo,  Eucorynus  Stevensii  üorey, 
setosulus  Philippinen,  Araecer-us  rufipes  und  areolalus  borneo,  Xeno- 
cerus  equestris  Aru,  deletus,  fimbrialns  und  varinbilis  Borneo,  Me- 
cocerns  Wallacei  und  siimilalor  Borneo,  Litocerus  torosus ,  pictus 
Borneo,  litigiosus,  perplextis  Dorey,  divergens,  marginellus  iVJacassar, 
passerinus  Borneo,  Anthribus   Wallacei  Aru. 

Einige  neue  Gattungen  und  Arten  von  Neu-Caledonien  machte 
auch  M  on  t  ro  uz  i  e  r  (Annal.  soc.  entom.  VIIL  p.  867  ff.)  bekannt: 
1)  Pr  OS  c  0  p  orhinu  s  n.  g. ,  zwischen  Stenoccrus  und  Platyrhinus 
stehend;  Kopf  flach,  vertikal,  sehr  gross,  Augen  gross,  aber  vorn 
durch  das  Gesicht  verdeckt,  Fühler  sehr  lang,  borstenförmig,  zwölf- 
gliedrig,  mit  dreigliedriger  Keule,  die  Glieder  vom  3.  bis  8.  an  Länge 
zunehmend.  —  Art:  Pr.  Amyoli  L.  4  Mill.  —  2)  Ac anthopygus 
(Lucas)  n.  g.,  nach  der  Abbildung  mit  Xenocerus  Schönh.  (Weibchen) 
übereiHStimmend ;    Fühler    beim    Männchen    länger,    beim    Weibchen 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  n.  60.     495 

kürzer  als  Kopf  und  Thorax  zusammen,  das  3.  Glied  am  längsten,  die 
dreigliedrige  Keule  kurz,  lose  gegliedert;  Schildchen  klein,  fast 
kreisrund,  Pygidium  jederscits  mit  einem  Dorne.  —  Arten:  A.  me- 
tallicus  (pl.  7.  fig.  9,  durch  metallische  Oberfläche  sehr  ausgezeichnet), 
griseus,  cinctus,  rubricollis  und  albopunctatns.  —  Fernere  neue  Arten 
ebendaher:  Stenocerus  Dufouri  (Litocerus),  Oedecerus  iipunctatus  und 
Urodon  Vieillardi  (Araeocerus). 

Nene  Arten  von  Boheman  (Eugenies  Resa  p.  113  fl'.)  aufge- 
stellt, sind  :  Bruchus  luculentus  Insel  Puna,  obtusus  Montevideo,  Ca- 
lifornicus  und  alomarius  Californien,  funebris  und  Brachytarsus  fu- 
licarkis  Rio-Janeiro,  Tropideres  tessellatus  und  Caranistes  variegatus 
Insel   Mauritius,   Araeocerus  subnolatus  Keeling-lnsel. 

Von  Walker  (Annais  of  nat.  bist.  III.  p.  261  f.)  wurden  dia- 
gnosticirt:  Bruchus  ßguratus,  incretus,  decretus,  Eucorynus  colligendus, 
colligens,  Xylinades  indignus,  Xenocerus  angulifer,  revocans,  Anthri- 
bus  apicalis,  Araeocerus  intangens  und  bifoveatus  als  n.  A.  von  Cey- 
lon. —  Ebenda  IV.  p.  220  Tropideres  fragilis  ebendaher. 

Von  Montrouzier  (Annal.  soc,  entom.  VIII.  p.  867)  Spermo- 
phagus   termaculatus  als  n.  A.  aus  Neu-Caledonien. 

Von  Mulsant  und  Rey  (Annal.  soc.  Linneenne  de  Lyon  VII. 
p.  338)  Tropideres  curlirostris  n.  A.  ans  Frankreich,  mit  Tr.  cinctus 
Payk.  nahe  verwandt  und  (Opiisc.  entomol.  IX.  p.  1)  Tropideres  ma- 
culosus  n.   A.  von  Lyon. 

•;  Elditt,  Die  3Ietamorphose  des  Caryoborus  gonagra  Fab.  (Gra- 

tulationsschrift der  physik.- Ökonom.  Gesellsch.  in  Königsberg  an  H. 
Rathke  zu  seinem  fünfundzvvanzigjährigem  Jubiläum.  Königsberg 
18G0.  4.  mit  1  Taf.).  Verf.  giebt  eine  durch  Abbildungen  illustrirte  ein- 
gehende Beschreibung  der  Larve,  Puppe  und  des  Käfers  von  Caryobo- 
rus gonagra,  in  welcher  sämmtliche  Körpertheile,  besonders  auch  die 
31undtheile  einer  speciellen  Schilderung  unterworfen  werden,  lieber 
die  Lebensweise  des  Käfers  wird  die  Miltheilung  gemacht,  dass  der- 
selbe sich  in  den  Hülsen  der  Cassia  fistula  entwickelt;  in  jedem 
Kerne  wohnt  nur  eine  Larve,  deren  Verwandlung  ausserhalb  des- 
selben  in  einem  festen   Cocon  staltfindet, 

Heeger  (Sitzungsberichte  der  math. -physik.  Classe  der  Akad. 
d.  Wiss.  zu  AVien  Bd.  34.  p.  215)  macht«  die  Naturgeschichte  von 
Bruchus  lentis  Bob.  bekannt.  Das  Weibchen  legt  drei  bis  vier  Tage 
nach  der  Begattung  die  Eier  des  Abends  in  die  geöffneten  Blüthen 
der  Linsen.  IN'ach  acht  bis  zehn  Tagen  erscheint  die  Larve  aus  dem 
Eie,  beisst  sich  sogleich  in  die  junge  Hülse  ein  und  benagt  diese 
sowohl  als  die  Samen;  später  geht  sie  in  andere  Hülsen  mit  grösse- 
ren Samen  über, 

GurCUlionina.  Jekel  hat  (Fabricia  entomol.  3.  livr.  1859) 
seine  Bearbeitung  der  Arten   von  Hypsonotus  und  der  damit  verwand- 


496     Gerstaeclier:  Bericht  iibei-  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

ten  Gattungen  fortgesetzt.  Er  beschreibt  folgende  :  Hypsonotus  aura- 
rins  und  pavidus  aus  Brasilien,  latus  von  St,  Vincent,  ocularis  von 
Buenos  Ayres,  dorsiger  (dorsalis  Dej.  Cat.),  Bohema?ii  aus  Brasilien, 
interruptelineahis  von  Buenos  Ayres,  viridisparsus  von  Rio-Janeiro, 
cinctipes  Schönh.  (wozu  als  Varietäten  H.  Reichei  Percoud,  Dejeanii, 
arcuatus,  ater  Jekel  i.  lit,  gehören),  Doitei  und  amoenus  aus  Brasi- 
lien, Paraguayanvs,  obsoletusWaier].? ,  setarius  aus  Columbien,  «/6t- 
cans,  nebulosus,  niger,  melancholicus  aus  Brasilien,  vestitus,  ramosus, 
laeticollis,  acutipennis,  punctum,  hipunctalus,  compressipennis,  nifi- 
dulus  aus  Columbien,  viridipupillalus  aus  Brasilien  und  apocyrtoides 
aus  Caracoas.  —  Eine  neue  Gattung  Ewscrtpws  wird  auf  Hypsonotus 
rotundicollis  Schönh.  und  squamosus  Schönh.,  eine  zweite  Stcno- 
rhinus  auf  Hyps.  leucostictus  Germ,  begründet. 

Unter  einigen  von  W  o  1 1  asto  n  (Annais  of  nat.  bist.  V.  p.  448  ff.) 
beschriebenen  neuen  Curculionen  von  Madeira  bilden  zwei  eigene 
Gatlungen;  1)  H exarthrum  n.  g.  zur  Rhyncolus  -  Gruppe  gehörig 
und  von  Rhyncolus  durch  sechsgliedrige  Fühlergeissel,  kurzen,  brei- 
ten und  fast  dreieckigen  Rüssel  so  wie  durch  Kleinheit  des  nicht  aus- 
gebreiteten vorletzten  Tarsengliedes  unterschieden;  Fühler  sehr  kurz 
und  dick,  ihr  Schaft  auffallend  gedrungen,  die  Glieder  der  Geissei 
dicht  aneinander  schliessend,  die  Keule  stumpf  und  nicht  wahrnehm- 
bar geringelt.  —  Art:  H.  compressum  IV2  Lin.  —  Neue  Arten  der- 
selben Gruppe :  Rhyncolus  calvuSy  Pentarthrum  Monizianum,  Bewickia- 
num  und  Caulotrupis  suhnitidus.  —  2)  Torneuma  n.  g. ,  aus  der 
Cryptorhynchiden  -  Gruppe ,  in  einiger  Verwandtschaft  mit  Acalles 
stehend.  Kopf  klein,  bis  zur  Basis  des  Rüssels  ganz  im  Halsschilde 
verborgen,  Augen  fehlend,  Rüssel  vom  Kopfe  stark  abgeschnürt,  an 
der  Basis  gerundet  erweitert,  in  eine  scharf  begränzte  ßrustrinne  ein- 
schlagbar ;  Fühler  schlank,  vor  der  Mitte  des  Rüssels  entspringend, 
mit  7-gliedriger  Geissei  und  4-ringliger  Keule.  —  Art:  T.  coecum 
V/i  Lin.  —  Acalles  cinereus  n.  A.  (Strophosomus  coryli  Fab.  und 
Rhamphus  aeneus  sind  in  Madeira  gleichfalls  aufgefunden  worden.) 

Derselbe  „On  certain  musical  Curculionidae,  with  descriptions 
of  two  new  Plinthi"  (ebenda  VL  p.  14  ff.)  beobachtete,  dass  Acalles 
aro^illosus  Schönh.  von  Teneriffa  im  Leben  einen  lauten  zirpenden  Ton 
erzeugt  und  zwar  durch  schnelle  vibrirende  Bewegung  seines  letzten 
Abdominalsegmentes.  Bei  näherer  Untersuchung  zeigte  sich,  dass  die 
Oberseite  dieses  Segmentes,  welches  gegen  das  abgeschnürte  Ende 
der  Flügeldecken  gerieben  wird,  rauh,  punklirt  und  borstig,  die  ihm 
zugekehrte  Seite  der  Flügeldeckenspitze  von  mattem  Ansehn  und  bei 
mikroskopischer  Vergrösserung  sehr  dicht  und  fein  retikulirt  ist. 
Auch  die  übrigen  Acalles-Arten  besitzen  denselben  Reibeapparat  und 
bringen,  wie  der  Verf.  sich  überzeugt  hat,  einen  Ton  hervor;  ebenso 
ein   Plinthus  von  Teneriffa.     Letzleren  beschreibt  der  Verf.  (p.  18)  als 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  u.  60.     497 

PL  musicusj    einen    zweiten    von    derselben  Lokalität    als  PI.  veluti- 
nus,  neue  Art. 

Ref.  in  seinen  „Beiträgen  zur  Kennlniss  der  Curculionen"  No.  IL 
(Entom.  Zeitung  1860.  p.  876  ff.)  machte  folgende  neue  Galfungen  und 
Arten  bekannt:  1)  Panolcus  n.  g. ,  eine  Cryptorrhynchiden-Form, 
bei  der  die  Brustiinne  zum  Einlegen  des  Rüssels  sich  über  den  gan- 
zen Hinterleib  bis  zum  After  erstreckt  und  deren  fadenförmiger  Rüssel 
demnach  dem  Körper  an  Länge  gleichkommt.  —  Art:  P.  sculopax 
aus  Brasilien,  7  Mill.  —  2)Strabusn.g.,  ebenfalls  ein  Cryptor- 
rhynchide,  bei  dem  die  Brustrinne  sich  bis  auf  das  Metasternum  er- 
streckt, wo  sie  sich  erweitert;  Schildchen  deutlich,  Augen  oberhalb, 
gross,  zusammenstossend.  —  Zwei  Arten  :  Str.  melaleucus  und  pilula 
Madagascar.  —  3)  P anopt  e s  n.  g.  aus  der  Verwandtschaft  von 
Zygops,  Mecopus  u.  s.  w.  und  wie  diese  mit  grossen,  oben  zusammen- 
stossenden  Augen;  Rüssel  dünn,  stark  gekrümmt,  zweites  Fühlerglied 
verlängert,  Vorderbrust  nicht  gefurcht,  mit  zusammenstossenden  Vor- 
derhüften, Hinferbrust  und  Ilinterleibsbasis  abgeflacht,  hohl.  —  Art: 
P.  notatus  von  Madagascar.  —  Die  Gattung  Ithyporus  Schh.  wird  mit 
/.  pelrosns  n.  A.  von  Madagascar  und  /.  magicus  n.  A.  von  Neu-Guinea 
bereichert  und  auf  die  eigenthümliche  Bildung  der  Fühlerkeule  bei 
den  Arten  von  Madagascar  hingewiesen.  —  Die  Acalles-Arten  zeigen 
auffallende  Differenzen  in  der  relativen  Länge  ihrer  Hinterleibsseg- 
mente; fast  gleich  lang  sind  dieselben  bei  A.  miilillarius  und  hi- 
fascialus  n.  A.  aus  Mexiko.  —  Pycnopus  Klugii  n.A.  von  den  kleinen 
Antillen  (F.  bufo  Schh.  ist  =i  Gonipterus  griseus  Perty),  Bradybatus 
fallax  n.  A.  aus  Thüringen. 

Die  zahlreichen  von  Montrouzier  auf  Neu-Caledonien  ent- 
deckten Curculionen  -  Arten  und  Gattungen  (Annal.  soc.  entom.  VIIL 
p.  874  ff.)  sind:  Apion  Piscidiae,  Elytr  ocallu  s  (n.  g.,  vom  Verf. 
mit  Hipporhinus  verglichen,  nach  der  Abbildung  auf  pl.  7  jedoch  mit 
Geonemus  Schönh.  übereinstimmend)  Chevrolatii  ,  Pachyrhynchus  Mac 
Gilivirayi  (Gatt,  mit  Hadropus  Schh.  verwandt),  Pach.?  aspersus  (Gatt. 
neben  Eudius  Schh.),  Macropoda  (n.  g. ,  wird  mit  Sitones  und 
Grouops  verglichen  ;  zeichnet  sich  durch  sehr  lange  Hinterbeine, 
deren  Schenkel  geschwungen,  stark  geschwollen  und  gezähnt  sind, 
aus),  setacea  und  convexa  (Länge  3  und ^4  Mill.),  Geonemus  Lapey- 
rousei,  Otiorhynchus  Artensis  (Perperus  ?),  Sphaerorhinus  Mac  Leayi^ 
Geonemus  Douei  (Elytrurus?),  Elytr odon  Lahr ami  (Elytrogonus),  Otio- 
rhynchus  plalypennis  (!!  ob  Celeuthetes  ?) ,  Strophosomus?  hibisci 
(Celeuthetes)  j  Ortkorhinus  cruciatus^  cylindricus,  centurio,  Alophus? 
corticalis  (Iphipus?),  Amerhinus  pumilus  (nahe  Anthonomus),  Eri~ 
rhinus  australis  (Storeusj,  Pissodes?  Araliae  (nahe  Acalyptus),  Tylo- 
des  oculatus  (nahe  Sternechus) ,  Prypnus?  Artensis  (nahe  Rhinaria), 
Trachodes  ?  penicillatus  (nahe  bei  Myorhinus  und  Tanyrhynchus),  tri- 
Arch.  für  Naturg.  XXVI.  Jahrg.  2.  Bd.  GG 


498     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

slis  (ebenso),  B aridiu  s  squamosus  (nov.  gen.  bei  Magdalinus),  Coe- 
losternus  Patichezi  (Cryptorhynchus) ,  -  tmpressMS,  pichts,  tuberculalus, 
Orobitis?  gibhosa  (Ciyptorhynchus),  Erirhinus  hirsutus  (nov.  gen. 
bei  Conotracheliis),  Amerhinus  hispidns  (ebenso),  Peridinetus?  Lacor- 
dairei  (Cyamobolus),  Camptorhynchtis  ambigmis  und  Artensis  (letzte- 
rer =  C.  dorsalis  Chevr.),  Arachnobas?  albogtillalus,  ?  Jekelii,  Ano- 
mocerus  (n.  g.,  zu  den  Cryptorhynchiden  gehörig,  merkwürdig 
durch  die  bei  Männchen  und  Weibchen  verschiedene  Form  und  Ein- 
lenkung  der  Fühler),  Coquerelii  und  Lucasii,  Coelosternus  squamosus 
(Euthyrhinus),  Tylodes  geopkilus,  niger,  aspersus,  Phnseoli,  hirsutus, 
pumilius,  Lifuanus  und  minimus  (alle  zu  Acalles  gehörend),  Crypto- 
i'hynchus  Huoni  (bei  Tragopus),  Acalles  pictus  und  unicolor  (Trago- 
pus), Gasterocercus  Duvalii  und  consocialis  (eher  zu  Strongyloplerus), 
Gonipterus  Artensis  (ebenso),  Ilkyporus  bigibbosus  (Lucas),  Cleogonus 
dichrous,  lucluosus,  impressus,  Deyrollei,  zonatus  (alle  zu  Ocladius), 
Sphenophoriis  Testardi,  pumilus  und  palmarum  (letztere  beide  zu  Si- 
tophilus),  Cossonus  holomelas,  Phloeophagus  nitidulus,  rufipennis,  de- 
pressus,  Rhyncolus  longicollis  und  brachyrhinus,  Eumyclerus  sulcicollis 
und  Aleides?  Irichocerus  (üryophthorus), 

Boheman  (Eugenies  Resa  p.  117  ff.)  charakterisirte  folgende 
neue  Arten  und  Gattungen:  Euops  puncticollis  Sidney,  Rhynchites 
humeralis  Californien,  Belus  cyaneipennis  und  gracilis,  Eurhynchus 
bellicosus  und  Pachyrhynchus  Australasiae  sämmtlich  von  Sidney, 
Thylacites  puberulus  Peru,  Blosyrus  Chinensis  China,  Naupaclus  pro- 
pinquus  Insel  Puna ,  Pantoplanes  viridisquamosus  Buenos  Ayres,  Ci/- 
phomelopus  cylindricollis  Valparaiso,  Promecops  pulchellus  Rio  -Ja- 
neiro, Cratopus  murinus  Mauritius -Insel,  Hypsonotus  languidus  Insel 
Puna,  Perperus  marginalis  Sidney,  Myllocerus  brevicollis  Hongkong. 
—  Rhynchu  chus  n.  g.,  nach  der  Abbildung  aus  der  Verwandtschaft 
von  Sciaphilus  und  Strophosomus.  Fühlerschaft  gegen  die  Spitze  hin 
deutlich  geheult,  erstes  Glied  der  Geissei  dicker  als  die  übrigen, 
welche  allmählich  kürzer  und  breiler  werden  ;  Rüssel  kurz,  schmaler 
als  der  Kopf,  mit  linearen  ,  gebogenen  Fühlcrrinnen,  Thorax  quer, 
vorn  und  hinten  abgestutzt,  Flügeldecken  länglich  eiförmig,  hinten 
stark  zugespitzt.  —  Art:  Rh.  aciiminatus  Insel  Puna.  —  Peritelus 
sellatus  Californien,  Celeuthetes  deplanalus  Insel  Puinipet,  subfascia- 
tus  und  impurus  Insel  Guam,  Otiorhynchus  setulosus  Montevideo,  Lixus 
immundus  Sidney.  —  Acanlhobrachium  n.  g. ,  vom  Ansehen 
eines  Erirhinus,  aber  durch  den  Thorax,  welcher  an  der  Spitze  aus- 
gerandet  und  bei  den  Augen  deutlich  gelappt  ist,  und  besonders  durch 
die  Schenkel,  welche  bei  beträchtlicher  Dicke  unterhalb  stark  ge- 
zähnt sind,  unterschieden.  — Art:  Ac.  crassipes  Rio-Janeiro.  —  jErt- 
rhinus  longirostris  Sidney,  Notiodes  nanus  Montevideo,  Anlhonomus 
vestitus  Insel  Puna,  sparsus  Montevideo,  rubricosus  Rio-Janeiro,  gra" 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  u.  60.     499 

cilipes  Insel  Taiti,  tn^rwiis  Call fornien.  —  Onioides  n.  g.,  nach  der 
Abbildung  ans  der  Verwandtschaft  von  Anthonomus;  Rüssel  von  Tho- 
raxlänge, Fnblergeissel  siebengliedrig  (in  der  Abbildung  nur  sechs- 
gliedrig)  mit  dickerem  Basalgliede,  wenig  länger  als  der  dünne 
Schaft;  Thorax  nach  vorn  konisch  verengt,  Flügeldecken  oval,  mit 
hervortretender,  scharfwinkliger  Schulterecke.  —  Art:  0.  kumeralis 
Valparaiso.  —  Tychivs  minulissimits  und  Ilaplotiyx  Schönherri  Sidney, 
Orckestes  puberuhis  Californien,  Alcicles  adspersus  Cap,  Baridius  linea- 
ris Rio-Janeiro,  adspersus  und  oblongns  Montevideo,  versicolor  Java, 
Californicus  S.  Francisco,  picipennis  Buenos  Ayres.  —  0  ödem  a s  n.  g., 
von  Baridius  durch  kurzen,  dicken,  fast  geraden  Rüssel  abweichend  ; 
Form  fast  ein  ununterbrochenes  Oval,  Fühlergeissel  siebengliedrig, 
das  2.  Glied  etwas  länger  als  das  1.  und  3.,  das  letzte  leicht  drei- 
eckig erweitert.  —  Art :  0.  aenescens  Insel  Oahu.  —  Centrinus  ur- 
banus  Buenos  Ayres,  Cryptorhynchus  longimanns  Sidney,  bicallosus 
Insel  Puna  ,  setulosns  Insel  Guam,  gracilis  Californien,  Coelosternus 
apicalis  Rio-Janeiro.  —  Ac  a  nlhinovi  erus  n.  g.  mit  Analcis  ver- 
wandt, aber  durch  fünfgliedrige  Fühlergeissel,  deren  einzelne  Glieder 
kurz  und  deutlich  abgesetzt,  das  dritte  und  vierte  in  die  Quere  ge- 
zogen sind,  so  wie  durch  eine  eigenthümliche  Bewehrung  der  Hin- 
terschenkel, welche  an  der  Oberseite  gegen  die  Basis  hin  einen  klei- 
nen, spitzen  Zahn  tragen,  unterschieden;  Flügeldecken  eiförmig,  an 
der  Basis  mit  tiefem,  gerundetem  Ausschnitte,  Schildchen  fehlend. 
Thorax  kurz  eiförmig,  hinten  stark  gerundet.  —  Art:  A.  armatus  St. 
Helena.  —  Coeliodes  albovarius  Rio-Janeiro,  Conotrachelus  vilis^  hi- 
strio  und  bisignatus  Buenos  Ayres,  lepidus  Montevideo,  infirmus  und 
tariegattis  Rio  -  Janeiro,  Coplurus  rußnasus  Java,  Ceutorhynchus  sel- 
lalus  Buenos  Ayres,  ISanophyes  nigritttlus  Malacca,  nigriceps  Hong- 
kong, pusio  Cap,  Sphcnophoriis  insularis  Taiti,  interstitialis  Sidney, 
Cossonus  insularis  Insel  St.  Joseph,  Khyncolus  longulus  und  gracilis 
Insel  Oahu. 

Walker  (Annais  of  nat.  bist.  III.  p.  262— 265)  diagnosticirte 
als  neue  Arten  von  Ceylon :  Apoderus  scitulus,  Rkynchites  suffundens, 
restiluens,  Apion  Cingalense,  Slrophosomus  suturalis,  Piazomias  aequa- 
lis,  Astycus  ebeninus,  immunis,  Cleonus  inducens,  Myllocerus  spurca- 
tus,  retrahens,  posticus,  Phyllobius  mimicus,  Lixus  nebulifasciatus, 
Aleides  obliquus,  transversus  und  clausus,  Apotomorhinus  albo  -  ater 
und  signatus,  Cryptorhynchus  ineffeclus ,?  assimilans,  notabilis,  decla- 
ratus  und  vexatus,  Desmidophorus  comviunicans,  strenuus  und  inex- 
pertus.  —  Ebenda  IV.  p.  217  ff.  :  Desmidophorus  discriminans  und  fa- 
sciculicollis,  Camptorhinus  reversus  und  indiscrelus^  Sipalus?  porosus 
und  ?tinctus,  Rhynchophorus  introducens,  Sphenophorus  glabridiscus, 
cribricollis,  exquisitus  und  ? patiops,  Cossonus?  hebes  und  quadrima^ 
culttf  Sitophilus  disciferus  und  Mecinus?  relictus. 


500     Gerstaecker:  Bericht  über  die  'wissenschafllichen  Leistungen 

Kolenati  (Curciilionina  Caucasi  et  Yicinorum ,  Meletemata 
entomologica  Fase.  VIII  im  Bullet,  d.  nalur.  de  Moscou  1859.  I. 
p.  323 — 398)  setzte  seine  Aufzählung  der  Curculionen  des  Caucasus 
von  der  Gattung  Magdalinus  bis  Bagous  fort  und  charakterisirte  ne- 
ben einigen  neuen  Arten  auch  die  Gattung  Aocnus  Schönh.  i.  lit., 
zwischen  Coryssomerus  und  ßalaninus  stehend,  Fühler  dick,  vor  der 
Rüsselmitte  entspringend,  mit  sehr  langem,  fast  birnformigem  Schaft 
und  sechsgliedriger  Geissei,  deren  Basalglied  sehr  lang  und  breit 
und  deren  Keule  fünfringlig  ist;  Rüssel  sehr  lang,  gebogen,  Au- 
gen genähert,  Thorax  fast  kegelförmig,  seitlich  gerundet  erweitert, 
an  der  Basis  Itaum  zweibuchtig,  Flügeldecken  hinten  gemeinsam 
abgerundet,  das  Pygidium  bedeckend.  —  Art:  A.  Kolenatii  Schönh. 
i.  lit.  aus  Transcaucasien.  —  Neue  Arten  sind  ferner  :  Anthonomus 
helopioides  Fersien  und  Ostindien ,  Tychius  melallescens  Caucasus, 
Phytobius  fuscus  Persien  und  Ostindien,  Orchestes  plinthotrichus  Cau- 
casus, Coeliodes  mysticus  Syrien  und  Persien,  Kolenalii  Schönh.  i.  lit. 
Caucasus  und  Persien,  Mononychus  ireos  \av.  Kolenatii  Schönh.  i.  lit. 

Eine  neue  Gattung  C aulos  tr  op  hus  Fairmaire  (Annal.  soc 
enlom.  VII.  p.  55)  wird  von  Strophosomus,  dem  sie  im  Ansehen  sehr 
gleicht,  durch  die  Form  und  Länge  der  Geisseiglieder,  von  denen 
das  zweite  fast  doppelt  so  lang  als  das  erste  ist,  die  spitzere  Keule, 
weniger  hervorspringende  Augen  und  schräg  abgestutzte  Schultern 
unterschieden.  — Art:  C.  Delarouzei  ßVi  Mill.,  Hyeres.  —  Neue  Arten 
desselben  Autors  (ebenda  p.  56fF.):  Phytonomus  nigrovelutinus,  Lio- 
phloeus  cyaneseens,  Barynotus  illaesirostris,  Meira  suhirella,  Oti- 
orhynckus  impressiventris  und  Erirhinus  tomentosus  aus  Südfrankreich 
und  den  Pyrenäen. 

Fairmaire  diagnosticirte  ferner  (Annal.  soc.  ent.  VIII.  p.  629) 
eine  neue  Gattung -4wiawr  orAiwws,  mit  Rhyncolus  verwandt.  Rüssel 
mit  dünnem  Schafte,  fünfgliedriger  Geissei  und  kurz  eiförmiger  Keule ; 
Thorax  vorn,  Flügeldecken  vorn  und  hinten  verengt.  —  Art:  A.  Bon- 
nairiij  3  Mill.  Corsika. 

Derselbe  (ebenda.  Bullet,  p.  31)  diagnosticirte  Cyclomau- 
rus  n.  g.  ,  mit  Strophosomus  verwandt,  aber  durch  den  Maugel  der 
Querfurche  des  Kopfes,  den  bis  zum  Thorax  reichenden  Fühlerschaft, 
das  längere  erste  und  die  vom  dritten  an  kurzen  Geisselglieder,  die 
kurze,  ansteigende  Fühlergrube,  den  nicht  ausgerandeten  Rüssel,  die 
kräftigen  Beine  und  den  kugligen,  ungeflügelten  Körper  unterschie- 
den. —  Art:  C  velutinus  aus  Algier.  —  Ebendaher:  Sciaphilus  gi~ 
ganteus  n.  A. 

Als  neue  Arten  beschrieb  Fairmaire  ferner:  Bhytirhitius  lae- 
sirostris,  Phytonomus  maculipennis,  Otiorhynchus  Corsicus  und  gut- 
tula  aus  Corsika  (Annal.  soc.  entom.  VIL  p.  278),  Cleonus  Pelletii  und 
Mesites  aquitanus    aus   Frankreich    (Bullet,   soc.    entom.  1859.    p.  52), 


im   Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  ii.  60 .     501 

Caulostrophns  Ottomanus,  Strophosomus  lineolatus,  Rhynchites  ruber 
von  Conslantinopel  und  Meira  elongata  aus  Frankreich  (ebenda  p.  104), 
Cleonus  cristulatus  aus  Algier  (Rev.  et  Magas.  de  Zool.  1859.  p.  59), 
Otiorhynchus  amplipennis  vom  Monte  Rosa  (Bullcl.  soc.  entom.  1859. 
p.  185),  Otiorhynchus  cupreosparsus  von  den  Seealpen  (ebenda  p.  150), 
Thylacites  insidiosus  und  Eusomus  smaragdulus  aus  Galizien  (ebenda 
p.  151),  Aulefes  cislicola  von  Hycres,  Otiorhynchus  slriclicollis  aus 
den  Pyrenäen  und  Rhyncolus  angustus  von  Ilyeres  und  aus  Algier 
(ebenda  p.  163),   Lignyodes  suturatus  aus  Mähren   (ebenda  p.  237). 

3Iulsant  und  Rey,  Description  de  quelques  Curculionites 
nouveaux  ou  peu  connus  (Opusc.  entom.  IX.  p.  1 — 44)  beschrieben 
folgende  neue  Arten  aus  Südfrankreich  und  der  Schweiz:  Apion  de- 
tritum,  parvulum,  semicyayieum,  scalplum,  funiculare,  pedale  und  lon~ 
gimanum  ^  Sitones  dispensus ,  Peritelus  suhdepressus ,  Otiorhynchus 
cocsipes,  frigidus,  aurosus  und  grisescens,  Magdalinus  putictulatus, 
Erirhinus  incanus,  Bagous  minutus,  Ceutorhynchus  mixtusj  Gymnctron 
simus  und  Rhyncolus  filum. 

Motschulsky  (Etud.  entom.  1859.  p.  102)  beschrieb  Trigonops 
hiramosus ,  bispinus  ,  angulatus,  bilunulatus  und  smaragdinus  als  n.  A. 
von  den  Sunda-Inseln,  (Bullet,  de  l'acad.  de  St.  Petersbourg  I.  1860. 
p.  312)  Ptochus  desertus  und  Phytononius  steppensis  als  n.  A.  aus  der 
Songarei,  (Bullet,  de  Moscou  1859.  II.  p.  495  ff.)  Tychius  albolineatus, 
Phyllobius  crassipes,  Alophus  gibbulosus,  Chlorophanus  brachythorax, 
parallelocollis,  bidens,  foveolatus  und  Apoderus  Dauricus  als  n.  A. 
vom  Amur  (nur  kurz  diagnosticirt).  —  Ferner  (Bullet,  phys.-math.  de 
l'acad.  de  St.  Petersbourg  XVII.  1859.  p.  572  und  Melanges  biolog.  de 
l'acad.  de  St.  Petersbourg  III.  1859.  p.  235)  Osphryastus?  globosus  und 
Phyllobius  carinicollis  als  n.  A.   von  Jakutsk. 

Chevrolat  (Rev.  et  3Iagas.  de  Zool.  1859.  p.  385  ff.)  machte 
als  neue  Arten  aus  Algier  bekannt;  Apion  lancirostre,  Metallites  ancho- 
ralifer,  Coeliodes  glaucii,  Cionus  phyllireae  und  Gymnetron  sanguini- 
pes.  —  Ebenda  1860.  p.  77  und  128  ff. :  Procas  Lethierryi,  Calhor- 
miocerus  muricatus ,  Peritelus  sinuatus ,  Otiorhynchus  intersetosus, 
Larinus  basalis  und  subrotundatus^  Rhynchites  cuprinus,  Auletes  sub- 
plumbeus ,  Sciaphilus  sulcirostris ,  Tanymecus  brevis,  submaculatus, 
Cleonus  fimbriatus,  Phytonotnus  carinirostr^s,  Otiorhynchus  aquilus  und 
furinus,  Dryophthorus  brevirostris  (letztere  Art  auch  bei  Beziers  auf- 
gefunden). —  Ebenda  p.  210  Anthonomus  Juniperi,  p.  448  und  455  ff. 
Sitones  albovittatus,  Phytonomus  scapularis,  Trachyphloeus  nodipen" 
nis,  Holcorhinus  pilosulus,  Chaer  orhinus  (n.  g.  aus  der  Gruppe 
der  Otiorhynchiden,  mit  Elytrodon  Chevrolatii  Reiche  nahe  verwandt), 
lanosimanus,  C eutorhynchus  subfasciatus,  Coniatus  triangulifer,  Gera- 
norhinus  rufirostris,  Sibynes  sublineatus^  hartnonicus  und  Baridius 
malachiticus.  '  '         '  ' 


502     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Derselbe  (Description  d'especes  nouvelles  de  Curculionites 
d'Algerie,  ebenda  1859.  p.  298  ff.)  beschrieb  Polydrosus  chrysocejjha- 
lus,  Lissomus  substriatus,  foveolalus,  Miccotrogus  motiachus,  nigri- 
collis,  signaticollis,  Tychius  molilor,  argentalus ,  fuscipes,  melarhyti" 
chus  und  Ceutorhynchus  niveus  als  n.  A.  aus  Algier. 

Derselbe  (Annal.  soc.  entom.  VIII.  p.  505)  Metallites  Sicanus 
n.  A.  aus  Sicilien,  scutellaris  aus  Neapel,  parallelus  und  Polydrostis 
suturelhis  ans  Corsika,  (Bullet,  soc.  entoin.  1859.  p.  18  ff.)  Ceutorhyn- 
chus Raphaelensis  und  biscutellahis  als  n.  A.  aus  Frankreich  und  (Rev. 
et  Magas.  de  Zool.  1860.  p.  509)  Bagous  septemcostatus  und  Ceuto- 
rhynchus pratensis  n.  A.  aus  Algier. —  Otiorhynchus  lanuginosus  Schönh. 
ist  nach  Chevrolat  identisch  mit  Loborhynchus  Insubricus  Coniülli 
(Bullet,  soc.  entoin.  1859.  p.  5). 

Coquerel  (Annal.  soc.  entoni.  VII.  p.  242.  pl.  7)  gab  Beschrei- 
eungen  und  Abbildungen  von  Uolonychus  Camelus  n.  A.  von  Mada- 
gascar  ,  wie  Hol.  acanthopus  und  aeruginosus  Schönh.  nur  mit  einer 
einzelnen  Fussklaue ,  saxosus  n.  A.  ebendaher,  mit  zwei  Fussklauen, 
Lithinus  humeralis,  niveus,  nigrocristatus  und  planus  von  Madagascar. 

Le  Conte  (Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Philadelphia  1859.  p.79) 
beschrieb  Baridius  nasulus,  Centrinus  lineellus,  Sphenophorus  simplex 
als  n.  A.  von  Fort  Tejon,  ebenda  p.  285  Cossonus  scrohiculatus  von 
Puntos  de  los  Reyes  und  (Coleoptera  of  Kansas  and  Eastern  New-Me- 
xiko  p.  18)  Cleonus  lutulentus ,  pulvereus  und  angularis  als  n.  A.  aus 
Nord-Amerika. 

Philipp!  (Entomol.  Zeitung  1860.  p.  248  ff.)  Eublepharus  sub- 
rugosus,  quadridentatus ,  Bhyephenes  clathratus ,  Heilipus  griseus  und 
verruculatus  als  n.  A.  aus  Chile. 

Thomson  (Arcana  natur.  p.  129)  Heilipus  mortuus  n.  A.  aus 
Brasilien  und  fossilis  aus  Columbien. 

Gebier  (Bullet,  de  Moscou  1859.  II.  p.  344  und  1860.  II. 
p.  24  ff.)  Alophus  lineatus,  Coniatus  Caspicus,  Cleonus  Samsonowii, 
elongatus  und  Schrenhii ,  Otiorhynchus  nrsus  als  n.  A.  aus  der 
Songarei. 

BrisoutdeBarneville  (Annal.  soc.  entom.  VIII.  p.  335  ff.) 
Smicronyx  opacus  n.  A.  aus  Algier,  Ceutorhynchus  Gougeletii  aus 
Galizien,  Ceut.  Grenieri,  fulvitarsis  und  pallidicornis  aus  Frankreich. 
—  Ebenda  lässt  Verf.  synonymische  Bemerkungen  über  mehrere  von 
Schönherr  beschriebene  Ccutorhynchus-Arten  folgen. 

Derselbe  (Rev.  et  Magas.  de  Zool.  1860.  p.  167)  beschrieb 
Tychius  pygmaeus  und  Sibynes  cretaceus  als  n.  A.  aus  der  Umgegend 
von  Paris  und  zählte  die  daselbst  vorkommenden  Tychius  -  Arten 
(11  an  Zahl)  auf.  —  Ebenda  p.  537  beschrieb  Verf.  Ceutorhynchus 
alliariae  als  n.  A.  von  Paris  und  weist  Ceutorh.  pallidicornis  Bris, 
(siehe  oben!)  als  Varielät  von  C.  urticao Schönh.,  C.  pubicoljis  Sphpah,t 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  u.  60.     503 

als  Varietät  von  C.  signatus  Schönh.,  C.  uroleucus  Schönh.  als  Varietät 
von  C.  peregrinus  Schönh.,  C  atomus  Schh.  als  Varietät  von  C.  seto- 
sus  Schh.  nach.  Cent,  coerulescens  Schh.  ist  nach  ihm  identisch  mit 
C.  chalybeus   Germ. 

Tournier  (Bullet,  soc.  entom.  1860.  p.  81)  beschrieb  Tanyme- 
cus  Siculus  und  Auheomjmus  Fictetii  als  n.  A.  aus  Sicilien,  (Berl.  Ent, 
Zeitschr.  IV.  p.  318)   Leiosomus  Siierlini  als  n.  A.  von  Palermo. 

Miller  (Wien.  Entom.  Monatsschr.  III.  p.  358  ff.)  Otiorhynchus 
granitentris  und  alpigradus,  Pissodes  scabricollis  (Redt.  i.  lit.)  als 
n.  A.  vom  Tatra  -  Gebirge  ;  ferner  Otiorhynchus  corvus  Schönh.  und 
squamosus  (Dej.  Cat.)  n.  A.  aus  Steyermark.  Letztere  Art  ist  meist 
mit  Ot.  lepidopterus  verwechselt  worden,  von  welchem  der  Verf. 
zugleich  eine  gegensätzliche  Diagnose  giebt. 

Kraatz  (Berl.  Ent.  Zeitschr.  III.  p.  56)  Chiloneus  Jonicus  aus 
Cephalonien  und  Mijorhinus  Siculus  n.  A.  aus  Sicilien.  —  Ebenda 
p.  76  hält  er  Foucartia  Jacq.  du  Val  für  generisch  verschieden  von 
Strophosomus,  von  der  die  Gattung  habituell  etwas  abweiche,  will 
dazu  Stroph,  squamulatus  Hbst.,  Sciaph.  hispidus  Redt,  und  ptochioides 
Bach  rechnen  und  heschve'iht  Foucartia  elegans  von  Creta,  depilis  aus 
dem  Harz  und  bella  aus  Griechenland  als  n.  A. 

St  i  erlin  (ebenda  p.  268)  gab  eine  crneuete  Diagnose  der  Gat- 
tung Dichotrachelus  und  beschrieb  Phyllobius  alpinus  und  Polydrosus 
paradoxus  als  „zwei   neue  Phyllobius"  aus  den  Bündtner  Alpen. 

Reiche  (Annal.  soc.  entom.  VIII.  p.  732}  Anthonomus  ornatus 
und  Acalles  Bellieri  n.  A.   von  Sicilien. 

Einzelne  neue  Arten  sind  ausserdem:  Otiorhynchus  Raymondii 
Gautier  des  Gottes  (Bullet,  soc.  entom  1860.  p.  113)  aus  der  Schweiz 
und  den  Basses- Alpes,  Coniatus  Mimonti  Boieldieu  (Annal.  soc.  en- 
tom. VII.  p.  474)  aus  Griechenland,  Laparocerus  Azoricus  Drouet  (Rev. 
et  Magas.  de  Zool.  1859.  p.256)  von  den  Azoren,  Apion  KraatziiWen- 
cker  (Berl.  Ent.  Zeitschr.  III.  p.  273)  nur  diagnosticirt;  dabei  einige 
synonymische  Bemerkungen   über  Apion. 

Hanbury,  ,,lNote  on  two  Insect-products  from  Persia"  (Jour- 
nal proceed.  Linnean  soc.,  Zoology  III.  p.  178  ff.)  erörterte  das  schon 
von  Guibourt  (vergl.  Jahresbericht  1858.  p.  43)  erwähnte  Cocon 
eines  Larinus,  welches  zuckeihallig  ist  und  von  Larinus  maculalus 
Falderm.  (nach  Jekels  Bestimmung)  herrührt.  Eine  andere  zucker- 
haltige Substanz  wird  an  Echiuops  Persicus,  von  einer  zweiten  La- 
rinus-Art,  welche  Jekel  (p.  181)  als  Larinus  mellißcus  n.  A.  be- 
schreibt und  im  Holzschnitt  abbildet,  erzeugt. 

Als  Ergänzungen  zu  dieser  Mittheilung  dienen  Jekel's  ,,Re- 
marks  on  the  pollinosity  of  the  genera  Lixus  and  Larinus"  (Journal 
of  Entoraology  I.  p.  12  ff.),  welche  beide  Gattungen   er   in  ROcKsicht 


504     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

auf  die  pollinöse  Exsudation  der  Körperhaut,  welche  über  der  feinen 
Haarbekleidung  ausgeschieden  wird,  als  Coleoptera  paipalepida  (im 
Gegensatze  zu  den  Col.  mono-,  di  -  und  alepida)  bezeichnen  will. 
Er  beschreibt  ausserdem  anhangsweise  Lixas  Rojasi  n.  A.  aus  Vene- 
zuela und  zählt  diejenigen  Larinus-Arten  auf,  über  deren  Lebensweise 
bis  jetzt  nähere  Angaben  vorliegen. 

Goureau  (Bullet,  soc.  entoni.  1860.  p.  5)  machte  die  Mitthei- 
lung, dass  das  Weibchen  von  Rhynchites  auratus  die  Früchte  von 
Prunus  spinosa  anbohrt,  um  seine  Eier  in  dieselben  abzulegen.  Die 
Larve  nährt  sich  von  dem  Kern  der  Frucht,  bewirkt  ein  vorzeitiges 
Abfallen  derselben  und  verpuppt  sich  in  der  Erde,  wo  sie  zwei  Jahre 
lang  als  Nymphe  zurückbleibt.  Verf.  hält  es  für  unnatürlich,  dass  in 
derselben  Gattung  (Rhynchites)  Blattwickler  und  Käfer,  wie  der  hier 
erwähnte,  mit  ganz  abweichender  Lebensweise,  vereint  sind.  (Aehn- 
liches  findet  jedoch  auch  in  der  Gattung  Apion  u.  a.  statt.    Ref.) 

ßertolini  (Entom.  Zeitung  1860.  p.  258)  machte  Mittheilun- 
gen über  das  Vorkommen  des  Camptorhinus  statua;  er  bemerkte,  dass 
der  Käfer  beim  Ergriffenwerden  ein  zirpendes  Geräusch  durch  Rei- 
ben des  Hinterleibes  an  den  Flügeldecken  hervorrief.  (Vergl.  oben 
Wol  laston!) 

Die  Naturgeschichte  von  drei  Curculionen  erläuterte  Heeger 
(Sitzungsberichte  d.  physik.-math.  Glasse  der  Akad.  d.  Wissensch.  zu 
Wien  Bd.  34.  p.  212—226).  1)  Orchestes  pratensis.  Die  Männchen 
erscheinen  stets  10  Tage  früher  als  die  Weibchen ;  letzteres  bohrt 
ein  Loch  in  die  Endspitze  der  unteren  Blätter  von  Centaurea  scabiosa 
und  legt  ein  Ei  hinein.  Dieses  entwickelt  sich  nach  acht  bis  zwölf 
Tagen  zur  Larve,  welche  eine  gallenartige  Anschwellung  an  der 
Blattspitze  hervorruft,  sich  20  bis  24  Tage  lang  nährt  und  sich  nur 
zur  Verpuppung  häutet.  —  2)  Gymnetron  teter.  Die  Käfer  überwin- 
tern unter  Laub,  Baumrinde  u.  s.  w. ,  nähren  sich  von  den  Blättern 
der  Scrophularia  aquatica  und  begatten  sich  auf  dieser  ;  das  Weibchen 
legt  sodann  seine  Eier  einzeln  in  die  Blüthentriebwinkel  von  Scro- 
phularia oder  auch  von  Verbascum  nigrum.  Die  sich  nach  10  bis 
14  Tagen  entwickelnden  Larven  häuten  sich  dreimal,  fressen  in  der 
Jugend  hauptsächlich  die  Blüthen,  nach  der  dritten  Häutung  14  bis 
20  Tage  lang  nur  die  Blätter  der  Pflanze,  auf  der  sie  auch  zur  Ver- 
puppung ein  eirundes  Gehäuse  spinnen.  —  3)  Rhyncolus  truncorum. 
Larven  und  Käfer  leben  im  faulen  Tannenholze;  der  Käfer  begattet 
sich  im  Mai  oder  Juni  während  der  Nacht.  Nach  sechs  bis  zehn  Ta- 
gen legt  das  Weibchen  seine  Eier  an  noch  unbenagtes  Holz;  die 
nach  12  bis  20  Tagen  sich  entwickelnden  Larven  nähren  sich  30  bis 
36  Tage  lang  von  dem  weichen  Holze  zwischen  den  härteren  Jahres- 
ringen und  verfertigen  ein  weissseidiges  Cocon  in  Form  eines  Cylin- 
ders  »ur  Verpuppung. 


im   Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  n.  GO.     505 

Nach  Jacquelin  du  Val  (Glanures  entoni.  I.  p,  50)  ist  Ho- 
mapleriis  Fairm.  mit  der  Gatt.  Metallites  und  Caulostrophus  Fairni.  mit 
Brachyderes  zu  vereinigen. 

Nach  Lucas  (Bullet,  soc.  entom.  1860.  p.  66)  ist  Ceutorhyn- 
chus  Raphaelensis  Chevr.  ein  Verwüstcr'  von  Glaucium  flavum  und 
häufig  in  den  Gärten  von  Paris.  —  Derselbe  gicbt  (Bullet,  soc.  entom. 
1859.  p.  99)  an,  dass  sein  Rhylirhinus  huniilis  nur  eine  Varietät  von 
Rhyt.  annulipes  Luc.  sei. 

Brenthidae.  Walker  (Annais  of  nat.  bist.  3.  ser.  IIL  p.  262) 
gab  Diagnosen  von  Arrheiiodes  approximans,  facilis,  Cerobates  aci- 
culatus,  Ceocephahis  cavus,  Nemocephalus  planicoUis  und  spitiirostris 
als  n.  A.  von  Ceylon. 

Brenthus  Douei  Montrouzier  (Annal.  soc.  entom.  VIIL  p.  874) 
n.  A.  von  Neu-Caledonien,  Arrhenodes  ßetc/iet  Fairmaire  (Bullet,  soc. 
entom.  1859.  p.  164)  n.  A.  von  Jerusalem. 

Bostrichidae.  W  o  1 1  a  s  t  o  n  „On  the  Aphanarthra  of  the  Canary- 
Islands"  (Annais  of  nat.  bist.  3.  ser.  V.  p.  163  11.)  hat  von  der  in  den 
Stengeln  von  Euphorbien  lebenden  Gattung  Aphanarthrum  WoU., 
welche  bis  jetzt  nur  eine  einzelne  Madeirensische  Art  enthielt,  bei 
weiteren  Nachforschungen  auf  iMadeira  und  den  Canarischen  Inseln 
neun  fernere  Arten  aufgefunden,  von  denen  zwei  beiden  Inselgrup- 
pen gemein,  sieben  den  Canarischen  Inseln  eigenlhümlich  sind.  Die- 
selben werden  vom  Verf.  ausführlich  beschrieben  :  A.  luridum  Tene- 
rilTa,  Jubae  Lanzarote,  Canariense  Canaria,  Teneriffa  u.  s.  w.,  bicinctum 
Lanzarote  und  Fuerta-Ventura,  bicolor  Teneriffa,  affine  Lanzarote  und 
Canaria,  piscatorium,  glabrum  und  pusillum  Canarische  Inseln. 

Ebenda,  p.  361  ff.  beschreibt  derselbe  ausser  zweien  der  so  eben 
genannten  Aphanarthrum-Arten  Leiparthrnm  inarmalum  und  Crypha- 
lus  aspericollis  als  n.  A.   von    Madeira. 

"Walker  (ebenda  III.  p.  260  f.)  diagnosticirte  Bostrichus  muti- 
latus,  vertens,  moderatus,  festacetis,  exiguus,  Piatypus  minax,  soli- 
dtis,  latifinis,  Hylurgiis  determinans,  concinnuhis,  Hylesinus  currifer, 
despechts  und  Hyl.?  irresolutns  als  n.  A.  von  Ceylon. 

Einzelne  neue  Arten  sind  ferner:  Hylesinus  nebulosus  Le  Conto 
(Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Philadelphia  1859.  p.  285)  aus  Californien, 
Tomicus  decolor  Boieldieu  (Annal.  soc.  entom.  VII.  p.  473)  aus  Frank- 
reich, Hylesinus  vestitus  Mulsant  et  Rey  (Annal.  soc.  Linneenne  de 
Lyon  VII.  p.  340)  von  Hyeres  und  Dendroctonus  juniperi  (Chevr.  i.  lit.) 
Doebner  (Berl.  Ent.  Zeitschr.  IV.  p.  260  f.)  aus  Würtemberg.  Zu- 
gleich bespricht  Doebner  einige  andere  Europäische  Bo^trichiden 
in  Bezug  auf  die  Gattungen,  denen  sie  zuzuertheilen  sind  und  be- 
schreibt nochmals  Crypturgus  fagi  Noerdl.  Die  Fühler  einiger  Arten 
sind  auf  Taf.  6  abgebildet. 


506     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Tieffenbach  (Berl.  Ent.  Zeitschr.  IV.  p.  321.  Taf.  6.  Fig.  10) 
gab  eine  Beschreibung  und  Abbildung  des  bisher  unbekannten  Männ- 
chens von  Bostiichus  cryptographus. 

Wallace,  „Kote  on  the  habits  of  Scolytidae  and  Bostrichidae" 
(Transact.  entom.  soc.  V.  p.  218  ff.)  beantwortet  die  Frage,  ob  die 
Bestrichen  gesunde  oder  nur  erkrankte  Bäume  angreifen,  nach  seinen 
fünfjährigen  Beobachtungen  auf  dem  Südasialischen  Archipel  dahin, 
dass  dieselben,  wenigstens  in  den  von  ihm  durchforschten  Gegenden, 
nur  todle  oder  bereits  im  Abslerben  begriffene  Bäume  angehen.  An 
den  meisten  Orten,  wo  Verf.  sammelte,  kamen  20  Arten,  bei  Dorey 
auf  Neu- Guinea  sogar  35  Arten  neben  einander  vor;  aber  nirgends 
konnte  er  auch  nur  eine  dieser  Arten  beim  Angriffe  auf  gesunde 
Bäume  ertappen.  Dagegen  fanden  sie  sich  überall,  wo  ein  Baum 
umbrach  oder  gefällt  wurde,  und  zwar  schon  nacii  vier  bis  fünf  Ta- 
gen in  Menge  ein;  ebenso  an  frisch  gefälltem  Kutzholze  ,  z.  B.  auf 
Macassar  an  seiner  neu  erbauten  VA  ohnhütte,  an  welcher  sie  zu  Tau- 
senden anflogen.  Verf.  glaubt  daher,  dass,  wenn  Bestrichen  einen 
Baum  angreifen,  er  sicherlich  schon  erkrankt  sei,  ohne  dass  dies 
jedoch  jedesmal  äusserlich  zu  erkennen  sei ;  die  Käfer  hätten  ver- 
muthlich  eine  besonders  feine  Witterung,  solche  Bäume  herauszufinden. 

Nach  Lach  mann  (Verband!,  d.  naturhist.  Ver.  d.  Preuss.  Rheiu- 
lande  XVI,  Sitzungsberichte  p.  93)  trat  Scolytos  destructor  Oliv,  in 
Bonn    als   Verwüster  der  Ulmen  auf. 

LongiCOrnia.  J.  Thomson,  Essai  d'une  Classification  de  la 
famille  des  Cerambycides  et  materiaux  pour  servir  ä  une  monogra- 
phie  de  cette  famille.  Paris  1860.  (gr.  8.  404  pag.  3  lab.)  —  Wach 
Abfassung  einer  Diagnose  für  die  Familie  der  Bockkäfer  und  dem 
Nachweise  ihrer  verwandtsciiaftlichen  Beziehungen  zu  einigen  anderen 
Gruppen  verschiedener  Familien  (bei  deren  Auswahl  sich  der  Verf. 
zum  Theil  offenbar  durch  Analogieen  im  Habitus  hat  leiten  lassen, 
wie  z.  B.  bei  Anthribus  und  Lucanus)  giebt  Th.  einen  kurzen  üe- 
berblick  über  die  von  den  früheren  Autoren  aufgestellten  Systeme, 
von  denen  er  sich  dem  Le  Conte'schen  der  Haupteintheilung  nach 
unbedingt  anschliesst;  nach  diesem  nimmt  er  drei  Tribus:  Lamiitae, 
Cerambycitae  und  Prionitae  an,  die  mittlere  derselben  in  drei  Sub- 
Iribus:  Lepturitae,  Cerambycitae  verae  und  Spondylitae  zerfällend. 
Im  speciellen  Theile  giebt  er  unter  den  Tribus  jedesmal  zunächst 
eine  analytische  Tabelle  der  Subtribus,  Gruppen,  Untergruppen,  Ab- 
theilungeu  und  Unterabtheilungen,  denen  er  die  einzelnen  Gattungen 
zuertheilt  hat,  und  deren  Anzahl  eine  sehr  beträchtliche  ist  (z.  B.  die 
der  Gruppen  bei  den  Lamien  18,  bei  den  Cerambyces  genuini  19) 
und  unter  jeder  einzelnen  Gruppe  eine  analytische  Tabelle  für  die 
Gattungen.  Letztere,  wenn  sie  bereits  beschrieben  sind,  werden  nur 
namentlich  mit  Cilat  angeführt,  unter  manchen  die  bis  jetzt  beschrie- 


im 


Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859 u.  60,     507 


'o 


benen  Arten  derselben  angeführt,  viele  auch  mit  meist  ausgezeichne- 
teren neuen  Arten  bereichert;  v\  o  bisher  keine  Chnrakteristik  gege- 
ben war,  z.B.  lur  viele  der  von  üejean  aufgestellten,  holt  sie  der 
Verf.  nach  ,  zweigt  auch  öfter  einzelne  Arten  bekannter  Gattungen 
zu  eigenen  neuen  ab  und  charakterisiit  diese  dann  ebenfalls,  Die 
Zahl  der  Gallungen  wird  auf  diese  Weise  ansehnlich  vermehrt;  den 
im  Verlaufe  der  Arbeit  selbst  theils  angeführten,  theils  neu  beschrie- 
benen, 512  an  Zahl,  werden  in  einem  Nachträge  (p.  335  ff.)  noch  dem 
Verf.  grösstentheils  unbekannte  hinzugefügt,  welche  die  Zahl  der 
Gattungen  auf  790  steigern.  Die  Arbeit  des  Verf.  bringt  somit  in  die 
gegenwärtige  Familie  einen  reichen  Zuwachs  an  Material,  dessen 
Charakteristik  zugleich  eingehender  als  früher  ist  und  eine  sichere 
Bestimmung  in  den  meisten  Fällen  zulässt.  Auch  was  die  Vereini- 
gung der  einzelnen  (Jattungen  und  Gruppen  und  die  Aneinanderrei- 
hung der  letzteren  betrifft,  so  kann  man  dem  Verf.  ntir  zugeben,  dass 
er  sich  bei  Durcharbeitung  seiner  reichen  Sammlung  ein  Auge  für 
Erkenntniss  der  Verwandtschaften  gebildet  und  in  vielen  Fällen  frü- 
here systematische  Irrthünier  und  Missgriffe  beseitigt  hat.  Indessen 
scheinen  seine  Gruppen  im  Ganzen  doch  mehr  auf  dem  Eindrucke  der 
allgemeinen  Aehnlichkeit  als  auf  Verwerthung  durchgreifender  und 
wesentlicher  Charaktere  zu  beruhen,  welche  letztere  bei  den  Ceram- 
byciden  allerdings  gegen  zufällige  und  vorzugsweise  in  die  Augen 
fallende  Merkmale  sehr  zurücktreten  und  daher  für  ihre  systemati- 
che  Würdigung  Schwierigkeiten  machen.  Wenn  der  Verf.  z.  B.  die 
Gattungen  Metopocoelus  und  Diploschema  jetzt  von  den  Prioniden, 
mit  denen  sie  nichts  gemein  haben,  entfernt  und  an  Criodion  an- 
schliesst,  so  ist  dies  durchaus  in  der  Natur  begründet;  dass  er  aber 
die  mit  jenen  ganz  nahe  verwandten  Galtungen  Torneutes  und  Thau- 
masus  ihres  allerdings  abweichenden  Habitus  halber  in  eine  ganz 
andere  Subtribus  (Spondylitae)  verweist,  welche  von  den  Cerambyci- 
den  sens.  strict.  durch  die  Gruppen  der  Trachyderiden,  Callidien  u.  s.w. 
getrennt  wird ,  so  kann  dies  gewiss  nicht  gut  geheissen  werden. 
Andere  Gruppen,  die  nach  des  Ref.  Ansicht  durch  scharfe  Charak- 
tere zusammengehalten  werden,  hat  der  Verf.  nicht  als  solche  er- 
kannt. Zu  diesen  gehört  z.  B.  die  Gruppe  der  Molorchinen,  welche 
von  den  übrigen  Cerambycidae  genuini  durch  die  in  geschlossenen 
Acetabulis  liegenden  Vorderhüften  abweicht,  und  zu  welcher  ausser 
Molorchus,  Hesthesis  und  Tomopterus  auch  Formen  wie  Stenopterus, 
Odontocera,  Khinotragus,  Oregostoma  u.  a.  gehören.  Diese  werden 
jedoch  vom  Verf.  in  drei  verschiedene  Gruppen,  welche  überdem 
noch  besonderen  Horden  angehören,  nämlich  unter  seine  Necydalitae, 
Callichromitae  und  hhopalophoritae  vertheilt,  und  zu  den  Necydali- 
tae gerade  irriger  Weise  die  Gattung  Colobus  Serv.  gestellt,  welche 
weiter  nichts  als  eine  Callichroma-Form  mit  verkürzten  Flügeldecken 


508     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 


ö' 


ist.  Da  sich  Verf.  übrigens,  wie  wir  hören,  gegenwärtig  mit  einer 
neuen  Arbeit  über  die  Familie  beschäftigt,  wird  er  die  von  ihm  bis 
jetzt  übersehenen  verwandtschaftlichen  Beziehungen  leicht  in  ihr  Recht 
einsetzen  können. 

Pascoe,  ,^0n  new  genera  and  species  of  Longicorn  Coleo- 
ptera"  (Transact.  entom.  soc.  V.  p.  12— 6J)  setzte  seine  Beschreibun- 
gen einzelner  neuer  Gattungen  und  Arten  von  Longicornen  in  der 
früher  angegebenen  Weise  fort.  —  In  den  Annais  of  nat.  bist.  3.  ser.V. 
p.  119  ff.  beschrieb  derselbe  (,.0n  some  new  Longicornia  from  the 
Moluccas")  fünf  neue  Arten  von  den  Molukken. 

ßuquet,  „Memoire  sur  deux  genres  nouveaux  de  Coleopteres 
de  la  famille  des  Longicornes  suivi  de  la  description  de  plusieures 
especes  etc."  (Annal.  soc.  entom.  YII.  p.  619—636).  Es  werden  neue 
Arten  aus  der  Lamien  -  und  Cerambyciden-Gruppe   bekannt  gemacht. 

Priouidae.  —  Thomson  (Arcana  natur.  p.  37 — 44)  lieferte 
eine  Monographie  der  Gattung  Psalidognathus,  in  welcher  er  sechs 
Arien  derselben  ausführlich  beschreibt  :  Ps.  erythrocerus  Reiche,  mo- 
destus  Fries,  mygaloidcs  n.  A.  aus  Columbien,  Incas  n.  A.  (Lirae- 
nius  Er.?)  aus  dem  Inneren  Peru's,  Sallei  n.  A.  (auch  im  Bnllet. 
soc.  entom.  1859  diagnosticirt)  aus  Venezuela  und  Friendii  Griff.  (Das 
hiesige  Museum  hat  neuerdings  eine  siebente  Art  aus  Costa-Rica  er- 
balten. Ref.) 

Pas  CO  e  (Transact.  entom.  soc.  V.  p.  14  f.)  beschrieb  als  n.  A. : 
Mallodon  fif/uraliwi  von  Sidney  (ist  kein  Mallodon,  sondern  scheint 
eher  zur  Gatt.  Remphan  VVat.  zu  gehören),  fulvipenne  von  den  Aru- 
Inseln  und  Macrotonta  gemella  von  Sidney  (ist  oflenbar  ein  Cnemo- 
plistes  und  vielleicht  das  Männchen  von  Cneni.  spinicollis  Newm.). 

Buquet  (Annal.  soc.  entom.  VIII.  p.  617  If.)  Aulacopus  Feist- 
hamelii  aus  Guinea,  Meroscelisus  opacus  und  Pyrodes  aeneus  als  n.  A. 
aus  Brasilien. 

Coquerel  (ebenda  VII.  p.  254.  pl.7)  Hoplideres  aquilus  als 
n.  A.  von  Madagascar. 

Le  Conte  (Coleoptera  of  Kansas  and  Eastern  Kew-Mexico  p.  19) 
Prionus  curvatus  als  n.  A.  aus  Kord-Amerika. 

Fairmaire  (Bullet,  soc.  entom.  1859.  p.  138  und  149)  be- 
schrieb Prinobius  lethifer  als  n.  A.  aus  Algier  und  theilte  eine  Be- 
obachtung von  Lallemant  mit,  wonach  die  Larve  dieser  Art  im 
Stamme  von  Fraxinus  dimorpha  lebt.  Lallemant  giebt  zugleich  eine 
Beschreibung  der  Nymphe  und  ihrer  Entwickelung  zum  Käfer. 

Chevrolat  (ebenda  p.  134)  gab  eine  Auseinandersetzung  der 
vier  bis  jetzt  bekannt  gewordenen  Prinobius-Arten  (die  eben  erwähnte 
noch  nicht  eingerechnet):  Prin.  scutellaris  Germ,  aus  Dalmatien,  Gau- 
bilii  Chevr.  (scutellaris  etMyardi  Lucas)  aus  Algier,  Myardi  Muls.  aus 
Corsika  und  Atropos  Chevr.  aus  Syrien.    —  In  einer  zweiten  lieber- 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  u.  60.     509 

sieht  (ebenda  p.  227  ff.)  unterscheidet  Verf.  sechs  verschiedene  Arten, 
nämlich  ausser  Prin.  scutellaris  Germ.,  Gaubilii  Chevr.  (=  lethifer 
Fairm.),  Myardi  Muls.  und  atropos  Chevr.  noch  den  Prinobius  Ger- 
inari  Muls.  aus  Frankreich  und  Prin.  Goudotii  n.  A.  von  Tanger, 
letzterer  nur  im   weiblichen   Geschlechte  bekannt. 

Mulsant  und  Reveliere  (Opusc.  entom.  IX.  p.  184  f.  und 
Annal.  soc.  d'agricult.  de  Lyon  III.  p.  248  ff.)  lieferten  eine  Beschrei- 
bung der  Larve   von  Prinobius  Germari. 

Cerambyces  genuin i.  —  Buquet  (Annal.  d.  1.  soc.  en- 
tom. VII.  p.  619  ff.,  pl.  14)  machte  folgende  neue  Gattungen  und  Arten 
bekannt:  1)  Oxilus  n.  g.,  von  Ibidion  durch  die  Fühler,  an  denen 
das  2.  bis  4.  Glied  zusammen  kaum  so  lang  wie  das  1.  sind,  durch 
das  beilförmige  Endglied  der  Taster  ,  durch  das  verlängerte,  schmale 
Schildchen,  durch  die  an  der  Spitze  abgestutzten  Flügeldecken  und 
die  Grösse  der  Augen  abweichend.  —  Art:  0.  terminatus  ^^/i  Mill. 
vom  Senegal.  —  S t helenus  n.  g.,  zwischen  Stenopterus  und  Mo- 
lorchus  stehend ,  von  letzterer  Gattung  durch  flachere  und  längere 
Flügeldecken,  von  ersterer  durch  den  hinten  stark  verlängerten  Kopf, 
die  sehr  langen  Fühler,  das  lang  cylindrische  Halsschild  und  das  sehr 
kleine  Schildchen  unterschieden.  —  Art:  Sth.  ichneumonens  17  Mill., 
Cayenne.  —  Neue  Arten:  Platyarthron  sexlineatum  Columh'ien,  Oeme 
decorata,  pallida  und  anww/icorwis  Brasilien,  ßlifonnis  Senegü\,  Clytus 
Lorquinii  Californien. 

Derselbe  (Annal.  soc.  ent.  VIII.  p.  619  ff.)  beschrieb  Copto- 
cephalns  qtiadr ispinosus  tius  Brasilien,  Lissonotus?  quadrisignatus  und 
Liss.?  Brasiliensis  beide  aus  Brasilien,  F7oc/onfi«?  p/a^mfa  ebendaher, 
Chlorida  denticulata  und  Plocaederus  bipartitus  von  Cayenne,  Äno' 
plomerus  globulicollis  und  angusticollis  aus  Brasilien,  spinipennis  und 
quadrigultatus  von  Cayenne  als  n.  A. 

Le  Conte  stellte  (Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Philadelph.  1859. 
p.  80)  eine  neue  Gattung  B  r  o  thylu s  neben  Eburia  und  Elaphidion 
auf,  mit  folgenden  Charakteren  :  Augen  grob  facettirt,  Taster  kurz, 
zusammengedrückt,  Fühler  einfach  mit  verkürztem  viertem  Gliede; 
Thorax  auf  dem  Rücken  mit  zwei  Schwielen  ,  seitlich  gerundet  und 
mit  spitzem  Höcker,  Schenkel  nicht  gekeult,  —  Art:  Br.  gemmulatus 
Fort  Tejon.  —  Neue  Arten  ebendaher:  Qallidium  blandum,  obscurum, 
Elaphidion  lineare,  und   p.  88  Elaphidion  procer^i   von  Umpqua. 

Derselbe  beschrieb  ferner  (Proc.  acad.  nat.  scienc.  Phildelphia 
1859.  p.  285)  Callidium  infuscatum  als  n.  A.  von  Puntos  de  los  Reyes 
und  Brothylus  conspersus  aus  dem  Oregon  -  Gebiete.  —  Ferner  (Co- 
leoptera  of  Kansas  and  Eastern  New-3Iexico  p.  19)  Criocephalus  aspe~ 
ratus  als  n.  A.  aus  Nord-Amerika. 

Chevrolat,  Description  d'especes  de  Clytus  propres  au  Mexi- 
que  (Annal.  soc.    entom.  VIII.    p.  451 — 504.    pl.  9)    giebt    ausführliche 


510     Gerstaecker:  Bericht  über  die  "wissenschaftlichen  Leistungen 

Beschreibungen  von  55  Mexikanischen  Clylus  -  Arten,  von  denen  nur 
15  bereits  bekannt,  die  grosse  Mehrzahl  also  neu  ist;  zwölf  derselben 
sind  auf  Taf.  9  durch  schöne  Abbildungen  illustrirt.  —  Die  Mannig- 
faltigkeit der  Formen  innerhalb  der  Gattung  Clytus  veranlasst  den 
Verf.  11  Gruppen  innerhalb  derselben  aufzustellen,  von  denen  er  die 
noch  nicht  bezeichneten  näher  chaiakterisirt,  mit  eigenen  Kamen  be- 
legt und  die  dazu  gehörenden  Arten  unter  ihnen  namhaft  macht.  Es 
sind  folgende:  1)  Cyllene  Kewm.  2)  Trichoxys  (z.B.  Clyt.  bilineatus, 
pellitus).  3)  Ochraelhes  (Clyt.  circuliferus,  tomentosus).  4)  Anthoboscus 
(Clyt.  ti'icolor,  plebejus,  ornatus).  5)  Clytus  sens.  strict.  (Clyt.  arietis, 
gazella).  6)  Plagionotus  Muls.  7)  Xylotrechus  (Clyt.  Hafniensis,  arvi- 
cola).  8)  Rhopalomerus  (Clyt.  cacicus,  rufitarsis).  9)  Plagithmysus 
Motsch.  (C.  dislortus).  10)  Rhopalopachys  (C.  moiosus)  und  11)  Til- 
lomorpha  Blonch. 

Derselbe  (Arcan.  nalur.  p.  50  f.)  gründete  auf  Cerambyx  per- 
foratus  Klug  und  einige  von  Dejean  (Cat.)  zu  Rhopalophora  ge- 
brachte verv\andle  Arten  eine  neue  Gattung  Diha  mmap  hora,  de- 
ren Charaktere  er  auseinandersetzt,  und  unter  welcher  er  zwölf  Arten, 
die  mit  Ausnahme  der  genannten  Klug'schen  sämmtlich  neu  sind, 
beschreibt.  Ihre  Namen  sind:  D,  marginicollis  (Dej.)  pl.  5  abgebil- 
det, signaticollis  (Dej.)  und  nigrita  (Dej.)  Brasilien,  dispar  Mexiko, 
rußcollis  Brasilien,  minuta  und  lineigera  Neu-Granada,  gracilicollis 
(cornis?)  Bolivia,  brevis  Süd-Amerika,  Aeptjtus  (Dej.  Cat.)  Buenos-Ayres 
und  binodttla  Maldonado. 

Ebenda  p.  55  f.)  beschreibt  derselbe  Cijcnoderus  expediltis  Neu- 
Granada  und  Peru  und   C.  chlorhans  Brasilien. 

Desselben  „Essai  monographique  sur  le  genre  Rhopalophora" 
(ebenda  p.  57 — 64)  bringt  im  Ganzen  21  Arten  dieser  Gattung  zur 
Kenntniss,  mit  welcher  der  Verf.  Tinopus  Le  C.  identificirl.  Neue 
Arten  sind  :  Rh.  vidva  Amazon.,  occipitalis  (collaris  Dej.  Cat.)  Bahia, 
discicollis  (Dej.  Cat.)  Mexiko,  Venezuelensis  Caraccas ,  miniatocollis 
Mexiko,  incrustata  ebenda,  Brasiliensis,  versicolor  und  dimidiata^eu~ 
Granada,  Amazona,  torquata  Chile   und  Flalensis  Montevideo. 

Ferner  beschrieb  Chevrolat  (Rev.  et  Magas.  de  Zool.  1859. 
p.  26  f.)  Chrysoprasis  iridipennis  von  Buenos  Ayres  ,  basalis  und  col- 
laris aus  Brasilien,  hamaticornis  von  Lagoa  Santa  und  Cosmisoma 
semicupreiim  von  fluyenne  als  n.  A.  —  Die  Gattung  Pascoea  White 
ist  nach  ihm  identisch  mit  Sphingnotus  Perroud  (Bullet,  soc.  entom, 
1859.  p.5). 

Pascoe  (Transact.  entom.  soc.  V.  p.  16  fF.)  machte  folgende 
neue  Gattungen  und  Arten  in  gewohnter  aphoristischer  Weise  bekannt: 
Lissonolus  Shepherdi  Parä  (scheint  L.  biguttatus  Schönh.) ,  Ceragenia 
sericata  Parä,  Nyssicus  n.  g.  für  Eburia  4-guttata  Oliv,  errichtet, 
welche  von  Eburia  durch  lange  Maxillartaster  und  gekeulte  Schenkel 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  u.  60.     511 

abweicht. — Eroschema  n.  g.,  mit  Pteroplalus  verwandt,  von  dieser 
Gatt,  durch  kurze  Taster,  fast  cylindrisches  und  abgestutztes  Endglied 
derselben,  vorn  zu  einem  Halse  abgeschnürten  Piothorax,  dessen 
Seiten  einen  kurzen  Zahn  haben  und  dessen  Scheibe  uneben  ist,  durch 
gleichbreite  Flügeldecken  u.  s.  w.  unterschieden.  —  Art:  E.  Powert 
Sidney.  —  Dichjmocayilha  cylinclricollis  Moreton-Bay,  Trichome- 
sia  n.  g,,  nach  des  Verf. 's  Ansicht  neben  Uracanthus  zu  stellen; 
Kopf  schmal  und  langgezogen,  Alandibeln  und  Obeilippe  kurz,  End- 
glied der  Taster  länglich  eiförmig,  stumpf;  Fühler  entfernt  stehend, 
kr.lftig,  nur  von  Körperlänge,  mit  gleich  langen  Gliedern  (das  zweite 
ausgenommen).  —  Art:  Tr.  Netcmani  Provinz  Victoria.  —  SebaS' 
mia  n.  g.,  von  Cerambyx  hauptsächlich  habituell  unterschieden;  Flü- 
geldecken verhältnissmässig  breit,  Beine  und  besonders  die  Schienen 
kurz,  Prothorax  schmal,  vorn   verengt.  —  Art:  S.  Tempi e tont  Ceylon. 

—  Cerambyx  venushis,  vernicosus ,  versutus ,  consocius,  macilenhis 
Ceylon,  demissus  Ostindien  (Benares)  ,  Hesthesis  moerens  Sidney.  — 
Oxylymma  n.  g.,  nächst  Rhinotragus  und  Oregostoma ;  Kopfschnau- 
zenförmig  verlängert,  Augen  rund,  hervorstehend,  Fühler  kurz,  fa- 
denförmig, 4.  und  5.  Glied  gleich  lang,  3.  doppelt  so  lang;  Flügel- 
decken kurz,  flach,  hinten  allmählich  zugespitzt,  Schenkel  gekeult, 
erstes  Tarsenglied  nicht  viel  länger  als  das  zweite.  —  Art :  0.  lepida 
Parä.  —  Ayaone  n.  g.  für  Rhinotr.  notabilis,  molorchoides ,  trili- 
neatus  White  und  Verwandte.  —  Thranius  n.  g.  (zeigt  mit  Steno - 
pterus,  wohin  sie  der  Verf.  stellen  will,  so  wie  mit  den  Älolorchinen 
überhaupt  nur  eine  oberflächliche  Aehnlichkeit,  weicht  dagegen  von 
denselben  durch  die  hinten  offenen  Hüftpfannen  der  Vorderbeine 
ab);  Kopf  und  Mandibeln  kurz,  Augen  kaum  ausgerandet,  Taster 
kurz  mit  etwas  aufgetriehenem  Endgliede,  Fühler  fadenförmig,  mit 
längerem  drittem  Gliede;  Prothorax  vorn  bucklig,  Flügeldecken  schmal, 
flach,  den  Hinterleib  nicht    ganz    deckend  ,    Schenkel    nicht    verdickt. 

—  Arten:  Thr.  gibbosus  Ceylon  und  bimaculalus  Malacca.  —  Homa- 
lomelas  zonatus  Ceylon,  Stenoderus  labialus  Australien,  Trilocosmia 
rubea,  paradoxa  und  Digylesii  Neu-Holland,  Callichroma  trogoninum 
Ceylon,  Thomsoni  Borneo.  —  Collyrodes  n.  g.  nächst  Pseudoce- 
phalus  Newm.  ,  einer  Collyris  im  Ansehen  gleichend;  Kopf  breit, 
hinter  den  Augen  zn  einen»  dünnen  Halse  eingeschnürt,  Taster  kurz, 
Oberkiefer  und  Oberlippe  kurz,  Fühler  fadenförmig,  kürzer  als  der 
Körper  ;  Thorax  lang  und  vorn  sehr  dünn,  Flügeldecken  gleich  breit, 
flachgedrückt,  Schenkel  in  der  Mitte  dicker.  —  Art:  C.  Lacordairei 
Malacca.  —  Deuteromma  miittca^  Obrium  laterale  und?  moesfum 
Ceylon,  ibidionoides  Sidney,  Clytus  asceyuJens  und  Walkeri  Ceylon, 
Balyi  Ostindien,  Bowringii  Hongkong,  Brackytria  pulcherrima  iMore- 
ton-Bay,  Mecynopus  semivitreus  Älelbourne,  Ischnotes  Bakewelliiy 
Omotes  erosicollis,  Pempsamacra  vestifa.  —  Diotima  n.  g.,  scheint 


512     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

nach  dem  Verf.  den  Ceramb.  genuin,  anzugehören ,  obwohl  es  in 
mehrfacher  Beziehung  zu  den  Lepluren  hinneigt.  Kopf  klein,  über 
die  grossen  und  fast  ganzrandigen  Augen  nach  hinten  ausgedehnt, 
Oberlippe  die  stark  gekrümmten  Oberkiefer  fast  bedeckend,  Kiefer- 
taster lang,  mit  erweitertem,  abgestutztem  Endgliede,  Fühler  kurz  mit 
längerem  drittem  Gliede ;  Flügeldecken  lang,  gleichbreit,  flachge- 
drückt, an  der  Spizte  gerundet,  Beine  schlank,  Mittel-  und  Hinter- 
hüften konisch,  genähert.  —  Art;  D.  undulata  Moreton-Bay.  —  Fsi~ 
lotnorpha  apicalis,  Rhagiomorpha  exilis  Keu-Holland. 

Derselbe  (Annais  of  nat.  bist.  3.  ser.  V.  p.  120)  beschrieb 
Eurycephalus  variabilis  und  Glaucytes  scilulus  als  n.  A.  von  den 
Molukken  und  gab  vorläufige  Diagnosen  von  Ceramhyx  aureipennis 
und  Tmesisternus  lotor  als  n.  A.  von  Batchian  (Proceed.  entern,  soc. 
1859.  p.  84). 

Hörn  (Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Philadelphia  1860.  p.  571) 
stellte  eine  neue  Gattung  Euryoptera  auf,  die  im  Allgemeinen 
Callidium  gleichen  soll,  sich  aber  durch  die  nicht  zusammenstossen- 
den  Vorderhüften  unterscheidet;  Augen  tief  ausgerandet,  Taster  fast 
gleich,  Obeilippe  nicht  ausgerandet,  Mesosternum  dreieckig  mit  schar- 
fer Spitze.  — Art:  Eur.  sanguinicollis,  pl.  8.  fig.  3  abgebildet.  —  Neue 
Arten,  gleichfalls  aus  Nord-Amerika :  Arhopalus  Wilsonii  und  Clylus 
nitidus,  pl.  8.  fig.  4  u.  2. 

Fairmaire  und  Germain  (Revision  des  Coleopteres  du 
Chili,  Annal.  soc.  entom.  VII.  p.  488)  charakterisirten  eine  neue  Gat- 
tung Adalbus ,  zwischen  Closteromerus  und  Euryprosopus  stehend; 
Fühler  gegen  die  Spitze  hin  verdickt,  kürzer  als  der  Körper,  das  3» 
und  4.  Glied  fast  gleich,  dünn,  die  übrigen  dick.  Halsschild  kurz, 
etwas  uneben,  Flügeldecken  fast  von  der  Basis  ab  klaffend,  gegen 
die  Spitze  hin  leicht  verengt;  Beine  kurz,  mit  breiten  zusammenge- 
drückten Schenkeln  und  schlanken  Tarsen,  Vorderhüften  fast  zusam- 
menstossend.  —  Drei  Arten :  A.  crassicornis,  flavipennis  und  dimidia" 
tipennis.  —  Ausserdem  folgende  neue  Arten  :  Sibylla  integi'a,  flctvo- 
signata,  Hephaestion  pallidicornis,  riifofemuratus,  opacus,  virescens, 
ßavicans,  Callisphyris  semicaligatus,  apicicornis,  asphaltinus,  Necy- 
dalopsis  femoralisj  Holopterus  araneipes,  compressicornis,  Cycnoderus 
tricolor,  Tillomorpha  myrmicaria,  CalUderiphus  testaceicornis,  Gram- 
micosum  ßavonitidum,  semipolitum  und  Hesperophanes  inspergatus. 

Philippi  (Entom.  Zeitung  1860.  p.  249f.)  beschrieb  Calli^ 
chroma  concinna,  Hephaestion  versicolor,  annulatus,  Platynocera  ni- 
gripes,  Necydalopsis  Valdiviensis  und  Grammicosum  bifasciatum  als 
n.  A.  gleichfalls  aus  Chile. 

Motschulsky  (Etud.  entom.  1859.  p.  142  f.)  Cerambyx  multi^ 
plicatus  und  Clytus  Bartholotnei  als  n.  A.  von  Lenkoran  ,  (Bullet,  de 
l'acad.    de  St.  Petersbourg  I.    1860.  p.  310)   Clytus    variabilis  aus  der 


im  Gebiete   der  Entomologie  wäiirend  der  Jahre  1859  u.  60.     513 

Songarei  und  gab  Diagnosen  von   Clylus  sexniaculalus  und  Pronocera 
Daurica  als  n.  A.  vom  Amur   (Bullet,  de  Moscou   1859.  II.  p.  494.) 

Gebier  (Bullet,  de  Moscou  1859.  II.  p.  346  u.  1860.  II.  p.  29) 
Hammaticherus  scapnlaris  und  Clytus  quinquemaculalus  als  n.  A.  aus 
der  Songarei. 

Boheman  (Fregatten  Eugenies  Resa  p.  150)  Ehuria  amahilis 
von  den  Gallapagos-Inseln  und  sexnotata  aus  Californien. 

Einzelne  neue  Arten  sind  ausserdem:  Pnrpuricenus  Wachanrui 
Levrat  (Annal.  soc.  Linneenne  de  Lyon  V.  p.  261)  aus  der  Türkei, 
Clytus  clavicornis  Reiche  (Annal.  soc.  entoni.  VIII.  p.  734)  aus  Sici- 
lien  und  Distichocera  Thomsonella  White  (Annais  of  nat.  bist.  3.  ser. 
III.  p.  290  und  Proceed.  zoolog.  soc.  of  London  p.  121.  pl.  58)  aus 
Australien. 

Lamiariae.  —  Fairmaire  (Annal.  d.i.  soc.  entom.  Vil. 
p.524)  gründete  eine  neue  Gattung  Estola  auf  die  Hebestola-Arten 
mit  kurzem,  dickem  Körper,  nicht  parallelen  und  an  der  Spitze  stumpf 
abgerundeten  Flügeidecken ;  Augen  gross,  stark  ausgeschnitten,  Ober- 
lippe fast  viereckig,  Fühler  etwas  kürzer  als  der  Körper,  4.  Glied 
etwas  länger  als  das  3.,  die  folgenden  allmählich  kürzer,  unterhalb 
schwach  gewimpert.  —  Arten :  E.  hirsuta  und  unicolor  n.  A.  aus 
Chile.  —  Emp  hy  t  o  eci  a  n.  g.,  die  Phytoecia  -  Arten  in  Chile  re- 
präsentirend,  durch  schlanke  Fühler,  die  beim  Männchen  oft  sehr  viel 
länger  als  der  Körper  und  innen  gewimpert  sind  und  dadurch,  dass  ihr 
4.  Glied  länger  als  das  3.  ist,  unterschieden.  —  Art:  E.  sulura-alba  von 
Santiago.  (Auch  Agap.  suturella,  lineolata  Blanch.  u.  a.  gehören  der 
Gattung  an.)  —  Neue  Arten  aus  Chile  (ebenda  p.  511  ff.)  sind  :  Astyno- 
tnus  obliquatus^  Leiopus  soricinus^  asperipennis,  Hoplonotus  subarma~ 
tus,  Zygocera  picturata,  Microcleptes  variolosus,  Talaepora  pusilla  und 
nana,    Hesycha  cribripennis,  Cacostola  vagelineaia,  Hebestola  apicalis. 

Buquet,  Kotice  monographique  sur  un  genre  nouveau  de 
Coleopteres  de  la  famille  des  Cerambycides  (Arcan.  natur.  p.  45  ff. 
pl.  V)  zweigte  Lamia  capreola  Germ,  und  Apocoptoma  Chabrillacii 
Thoms.  von  der  bisherigen  Gattung  Oncideres  Serv.  (Apocoptoma  Kirby) 
zu  einer  eigenen  Gattung  Trestonia  ab,  deren  Charaktere  er  aus- 
einandersetzt und  unter  welcher  er,  ausser  den  genannten,  Tr.  forti- 
cornis  Cayenne,  Chevrolatii  (Oncideres  leucocephala  Chevr.  i.  1.) 
Bolivia,  terminata  Cayenne,  Mniszechii  BrSislWen,  fulgurata  und  signi- 
/"era  Guadeloupe  als  n.  A.  beschreibt.  Vier  dieser  Arten  sind  auf  pl.  V 
in  kolorirten  Abbildungen  dargestellt.  —  Ebenda  p.  99  gründet  B. 
auf  den  Cerambyx  quadricornis  Oliv.,  von  dem  er  auf  pl.  V  eine  gute 
Abbildung  giebt,  eine  neue  Gattung  Ta  Z  «s  t  ms  ,  die  mit  der  im  J.  1858 
von  Pascoe  aufgestellten  Gattung  Ecthoea  zusammenfallen  würde. 
Wie  bereits  im  vorigen  Jahresberichte  erwähnt,  gehört  als  zweite  Art 
dieser  Gattung  der  Trachysomus  faunus  Er.  an. 

ArcMv  f.  Naturg.  XXVI.  Jahrg.  2.  Bd.  HH 


514     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Thomson  (ebenda  p.  65 — 84.  pl.  VI — VIII)  veröffentlichte  eine 
Monographie  der  Gattung  Batocera,  in  welcher  er  im  Ganzen  30  Ar- 
ten aufführt,  die  er  ausführlich  beschreibt.  Trotz  des  beträchtlichen 
Zuwachses  an  Arten,  die  vor  Kurzem  die  Archives  entoraol.  des  Verf. 
der  Gattung  brachten,  bereichert  er  dieselbe  auch  hier  wieder  mit  einer 
Anzahl  neuer:  B.  aeneoirigra  Neu -Guinea,  magica  Java,  humeridens 
(Latr.)  Java,  Chevrolalii  Ostindien,  adelpha  ebenda,  Mniszechii  Philip- 
pinen, titana  Ostindien  und  Javanica.  Die  drei  beifolgenden  Tafeln 
sind  den  Archiv,  entomol.  entlehnt  und  bringen  also  keine  der  neuen 
Arten  zur  Anschauung. 

Derselbe,  Revue  du  genre  Taeniotes  (ebenda  p.  96  f.)  be- 
schrieb  T.   decoratiis  (Dej.)  Brasilien  und  Cayennensis  (Dej.)  als  n.  A. 

Pascoe  (Transact.  entoni.  soc.  V.  p.  29  ff.)  beschrieb  folgende 
neue  Arten  :  Oreodera  crelifera  und  Trypanidius  geminus  Brasilien, 
Äegomorphus  remotiis  Parä,  Lasiopezus  Whitei  Pt.  Katal,  Polyrhaphis 
Jansoni  Parä,  Onychocerus  alhitarsis  Brasilien.  —  Dysthaeta  n.  g. 
ohne  auffallende  nähere  Verwandtschaft  zu  irgend  einer  bekannten 
Gattung.  Kopf  klein,  Augen  weit  ausgerandet,  äussere  Unterkieferlade 
verlängert,  Fühler  etwas  genähert,  borstenförmig,  länger  als  der  Kör- 
per, 3.  und  4.  Glied  am  längsten ;  Thorax  quadratisch,  seitlich  ge- 
dornt, Flügeldecken  an  den  Schultern  am  breitesten,  hinten  schmaler 
w^erdend,  erstes  Tarsenglied  am  längsten.  —  Art:  D.  anomala  More- 
ton  -  Bay.  —  Zygocera  Mac  Leayi  Sidney,  pentheoides  Swan  -  River, 
bifasciata,  plumifera  und  pumila  Sidney,  complexa  Aru,  barhicornis 
Morelon- Bay,  Hypselomus  pupillahis,  variolosus  und  paganus  Parä, 
Hesycha  niphonoides,  albilatera,  Aerenea  lerrena  und  cognata  Parä, 
Leiopus  siiffiisiis  Aru,  Exocentriis  hamaticoUis,  hispidulus  Aru,  inclusus 
Pt.  INatal,  GyariHis  laevicollis  Aru,  ISiphona  Baketcellii  Moreton-Bay, 
pnllata  und  insularis  Aru,  Coplops  nanus  Aru,  Mesosa  columba  Cey- 
lon, Penthea  conferta  Aru,  Symphyletes  metulus  Aru,  sodalis  und  cin- 
namomeus,  Rhyliphora  polymita  und  crelata  Moreton-Bay,  Golsinda 
infausla  Borneo ,  Meton  granulicollis  Aru,  Digglesii  Moreton-Bay, 
Tenmosternus  dissimilis  ebendaher,  Monohammus  comniixtns  und  Ce- 
rcopsius  patronus  Ceylon,  histrio  Aru.  —  Ostedes  n.  g.  mit  Mo- 
nohammus im  Habitus  übereinstimmend,  aber  zugleich  an  manche 
Cerambyciden  sens.  strict.  erinnernd,  durch  verlängerte  Tarsen  auf- 
fallend. —  Art:  0  pauperata  Aru.  —  Cacia  triloba  Ceylon,  Oleno- 
camptus  c/arws  Kord-China,  Callia  chrysomelina  Parä,  Jolea  proxima 
Ceylon,  histrio  ebendaher,  Asthates  externa  und  divisa  Ostindien, 
decipiens  Sumatra,  Notolophia  dispersa  Kord  -  Australien  ,  variabilis 
Aru,  Sthenias  Bondii  Ostindien.  -^  Fhemone  n.  g.  für  Apomecyna 
frenata  Pascoe,  Athemis  tus  n.  g.  für  Parmena  rugosula  Guer.  — 
Apomecyna  nigrita  Nord  -  Australien  ,  Hathlia  grammica  und  murina 
ebendaher,  procera  Ceylon,  Ropica  incana,  stigmatica  und  varipennis 


im   Gebiete  der  Entomologie    während  der  Jahre  1859  u.  60.     515 

Aru,  praeusta  Ceylon,  exocenlroides  Moreton-Bay,  Colobolhea  longi- 
mana  Brasilien,  Fryi  und  luctuosa  Parä,  Anoinoesia  dolosa  Pt.  Natai, 
Sapcrda  funesta  Adelaide,  Amphionycha  circumcincla  Amazonenstrom, 
Giema  scapifera  und  commissa  Ceylon,  Pachypeza  simplex  Parä.  — 
Esmia  n.  g.  mit  Paehypeza  zunächst  verwandt,  pber  durch  die  Füh- 
ler, an  denen  die  vier  ersten  Glieder  doppelt  so  lang  als  die  übrigen 
zusammen  sind,  die  weniger  kräftigen  Beine,  die  mehr  zur  Seite  ge- 
rückten Augen  u.  s.  w.  unterschieden.  —  Art:  E.  turbata  Parä.  — 
Microlragtis  amycteroides  3Ioreton-Bay. 

Hörn  (Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Philadelphia  18G0.  p.  571) 
charaktcrisirte  A  egil  op  s  is  n.  g.  aus  der  Verwandtschaft  von  Ilip- 
popsis.  Fühler  genähert,  länger  als  der  Körper,  unterhalb  dicht  be- 
haart, erstes  Glied  cylindrisch,  so  lang  wie  das  3.  und  4.  zusammen- 
genommen ;  Augen  hinterwärts  leicht  winklig,  Stirn  verlängert ;  Kopf 
und  Thorax  gleich  breit,  letzterer  unbewehrt,  Flügeldecken  breiter, 
Klauen  an  der  Basis  nicht  verwachsen.  — Art:  A.  cinerea  aus  Texas, 
pl.  8.  fig.  7  abgebildet. 

Als  neue  Arten  wurden  ferner  bekannt  gemacht: 

Von  Chevrolat  (Rev.  et  Magas.  de  Zool.  1860.  p.  269  und 
p.302f.):  Phytoecia  grisescetis,  cobaltina,  echii  und  chlorizans  aus 
Algier  und  (ebenda  1859.  p.  541)  Telvops  Starki  aus  den  Bairischen 
Alpen. 

Von  Buquet  (Annal.  soc  entom.  VII.  p.  630  ff. ) :  Apriona 
gracilicornis  von  Java,  Apr.?  lomenlosa  (de  Haan  i.  lit.)  von  Guinea, 
Cerosterna  pollinosa  von  Java  und  Acanthoderus  septemmaculatus  von 
Cayenne.  Ueber  die  Gattung  Apriona  Chevr.  bemerkt  der  Verf.,  dass 
sie  nicht  zwölf-,  sondern   elfgliedrige  Fühler   habe. 

Von  Fairmaire  (ebenda  p.  62) :  Leiopus  femoratus  und  Mo- 
rimüs  obsoletus  von   Constantinopel. 

Von  L  e  Conte  (Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Philad.1859.  p.81): 
Tetraopes  mancns  von  Fort  Tejon  und  (Coleoptera  of  Kansas  and 
Eastern  New-Mexico  p.  21  f.)  Sienoslola  salurnina^  Avtphionycha  ar- 
dens  und  subarmata  aus  JXord-Amerika. 

Von  Pascoe  (Proceed.  entom.  soc.  1859.  p.  54)  :  Monohammus 
Grayi  und  Agnia  fasciata  von  Amboina  und  (Annais  of  nat.  bist. 
3.  ser.  V.  p.  120  f.)  Agnia  eximia,  Trihammalus  tristis  und  Cylindro- 
pomus  gramviicns  von   den  ölolukken. 

Von  Boheman  (Fregatten  Eugenies  Resa  p.  151):  Compsosoma 
quadriplagiata  und  Saperda  versicolor  von   Buenos-Ayres. 

Von  Paiva  (Annais  of  nat.  bist.  3.  ser.  VI.  p.  360) :  Abryna 
Regis  Pelri   und  Niphona  Regis  Fernnndi  von   Camboja. 

Von  White  (Proceed.  zoolog.  soc.  of  London  1859.  p.  122) : 
Rhytiphora  amicula  und  Symphyleles  armalulus  aus  Kord-Australien, 
auf  pl.  59  abgebildet. 


516     Gerstaecker:  Bericht  über    die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Von  Motschulsky  (Bullet,  de  l'acad.  de  St.  Petersbourg  I. 
1860.  p.310):  Dorcadion  acutispinum  aus  der  Songarei  und  (Bullet, 
phys.-math.  de  lacad.  de  St.  Petersbourg  XVII.  1859.  p.  571  und  Me- 
langes  biolog.  de  l'acad.  de  St.  Petersbourg  III.  1859.  p.  233  f.)  Mo- 
nohctmmus  impluviatus  und  Pogonocherus  costatus   von  Jakutsk. 

Von  Kraatz  (Berl.  Ent.  Zeitschr.  III.  p.  56):  Acanthoderes 
Krüperi  aus  Äkarnanien  und  Tetrops  nigra  aus  Sardinien.  Letztere 
ist  nach  Baudi  (ebenda  p.  342)  nur  eine  Varietät  von  Tetr.  praeusta 
und  in  Piemonl  einheimisch. 

Von  Levrat  (Etud.  entom.  I.  p.41):  Phytoecia  lineaticollis 
aus  Tunis. 

Mulsant  und  Reveliere  (Annal.  soc.  Linneenne  de  Lyon  VL 
p.  134  f.  und  Opusc.  entom.  XI.  p.  92)  beschrieben  die  Larve  von 
Niphona  picticornis,  welche  in  Feigenbäumen,  Ulmen  und  immergrü- 
nen  Eichen  lebt. 

Türk  (Wien.  Ent.  Monatsschr.  III.  p.  256)  fand  Phytoecia  un- 
cinala  Redt,  als  Männchen  mit  Phyt.  molybdaena  Schönh.  (Weibchen) 
in  Begattung;   die  Art  ist  daher  Ph.  molybdaena  zu   benennen. 

Nach  Chevrolat  (Bullet,  soc.  entom.  1859.  p.  5)  ist  Oplophora 
Sieboldii  Guer.  und  Monohammus  Championi  White  identisch  mitLamia 
rubra  Dalm.  ,  Monohammus  armatus  White  mit  Heclinoschema  spinosa 
Thoms.,  Monohammus  Georgius  White  mit  Monoh.  subgemmatus  Thoms. 
und  Tragiscoschema  gracilicornis  Chevr.  mit  Tragocephala  amabilis 
Perroud. 

Nach  Buquet  (ebenda  p.  185)  Trachysomus  elephas  Buq.  iden- 
tisch mit  Cerambyx  verrucosus  Oliv. 

Lepturidae.  —  Le  Conte  (Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Phi- 
ladelphia 1859.  p.  80)  beschrieb  Toxotus  nubifer,  Leptnra  sexspilota 
als  n.  A.  von  Fort  Tejon,  p.  88  f.  Leptura  xanthogaster ,  quadrillum, 
laetißca,  sanguinea,  dehiscens  und  Ingens  von  der  Shoalwater- Bay 
und  aus  dem  Oregon-Gebiete.  —  Ebenda  1860.  p.  321  Acmaeops  mol- 
lipilosa,  viola  und  liipina  als  n.  A.  vom  Oregon  und  den  Rocky-Moun- 
tains. —  Ferner  (Coleoptera  of  Kansas  and  Eastern  New-Mexico  p.  21) 
Acmaeops  dorsalis  und  Leptura  cribripennis  als  neue  Art  aus  Nord- 
Amerika. 

Hörn  (Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Philadelphia  1860.  p,570. 
pl.  8)  Leptura  aurata   und  nitidicollis   als  n.  A.  aus  West-Virginien. 

Gebier  (Bullet,  de  Moscou  1859.  II.  p.  347  und  1860.  IL  p.  30) 
Toxotus  tataricus,  minutus,  ?  tomentosus,  Pachyla  spinicornis  und  Ste- 
nura  nebulosa  als  n.  A.  aus   der  Songarei. 

Motschulsky  (Bullet,  phys.-math.  de  l'acad.  de  St.  Peters- 
bourg XVII.  1859.  p.  571  und  Melanges  biolog.  de  St.  Petersbourg  IIL 
1859.  p.  232  f.)  Grammoptera  dentatofasciala  und  Pachyta  mulahilis 
als  n.  A.  von  Jakutsk. 


im  Gebiete  der  Entomologie  Während   der  Jahre  1859  u.  60.     517 

Chevrolat  (Rev.  et  Magas.  de  Zool.  1860.  p.  304)  beschrieb 
unter  dem  Namen  Apatophysis  toxotoides  eine  neue  Gattung  und 
Art  aus  Algier,  von  der  nur  angegeben  wird,  dass  das  Männchen 
einem  Toxotus,  das  Weibchen  einem  Prioniden  gleiche;  eine  nähere 
Charakteristik  der  Gattung  giebt  der  Verf.  nicht. 

Fairmai  re  (Bullet,  soc.  entom.  1859.  p.  216)  diagnosticirte 
Leptura  chlorotica  als  n.  A.  aus  den  Pyrenäen,  Kraatz  (Berl.  Ent. 
Zeitschr.  III.  p.  96)  Leptura  adusta  aus  Croatien,  welche  von  Lept. 
bipunctata  und  unipunctata  unterschieden  wird  ;  nach  Miller  (Wien. 
Ent.  Monatsschr.  III.  p.  363)  ist  dieselbe  nur  eine  lokale  Varietät  von 
Lept.  unipunctata. 

Guiffart  (Memoires  d.  1.  soc.  d.  scienc.  natur.  de  Cherbourg  IV. 
1859-  p.  384)  machte  Mittheilungen  über  eine  neue  Varietät  der  Pa- 
chyta  decempunctata. 

ChrySOmelina.  Baly,  Descriptions  of  new  species  of  Phyto- 
phagous  Insects  (Transact.  entom.  soc.  V.  p.  146 — 161).  Die  neuen 
Arten  gehören  den  Gattungen  der  Crioceriden,  Megalopiden,  Chryso- 
melinen  sens.  strict.  und  Cassidarien  an. 

Derselbe,  Descriptions  of  new  species  of  Phytophagous  Beet- 
les  (Annais  of  nat.  bist.  3.  ser.  III.  p.  195 — 209.  pl.  5).  Drei  und 
zwanzig  neue  Arten  aus  Brasilien,  Indien  und  Afrika,  welche  den 
Gruppen  der  3Iegalopiden,  Crioceriden  und  Cassiden  angehören,  wer- 
den beschrieben  und  zum  Theil  abgebildet. 

Derselbe,  Descriptions  of  new  genera  and  species  of  Phy- 
tophagous Insects  (ebenda  3.  ser.  IV.  p.  55,  124  und  270  (f.).  Zahl- 
reiche neue  Arten  aus  den  Gruppen  der  Chrysomelinen,  Eumolpiden 
und  Gallerucarien. 

Sagridae.  —  Baly,  Descriptions  of  some  new  species  of 
Sagra,  remarks  on  that  genus  and  the  characters  of  Cheiloxena,  a 
new  genus  belonging  to  the  same  family  (Transact.  entom.  soc.  V, 
p.  236 — 260.  pl.  14).  Verf.  bringt  zuerst  Bemerkungen  über  mehrere 
bereits  bekannten  Arten  bei ,  von  denen  er  S.  dentipes  Lac.  =  ni- 
grita  Oliv,  var.,  perliicida  Lac.  =  Buquelii  var.,  ignita  und  formosa 
Lac.  =  splendida,  Weberi  Lac.  =  Druryi,  pygmaea  Lac.  =  Petelii 
var.,  Adonis  Lac.  =?  seraphica  var.  hält.  —  Als  neue  Arten  werden 
ausführlich  beschrieben:  Sagra  Pfeifferi  Borneo,  Javeti  Pt.  Natal, 
Stevensi  vom  weissen  Nil  ,  Jansoni  Madras,  lucida  Cap-Küste,  cmar- 
ginata  Westküste  von  Afrika,  Parryi  ebendaher,  Kirbyi  Congo,  Mur- 
rayi  vom  weissen  Nil,  Dohrnii  AVestküste  von  Afrika,  ausserdem 
nochmals  S.  carbunculus  Mope  aus  Sylhet  und  bicolor  Lac.  (Natalensis 
Thonis.).  Schliesslich  ^^  ird  eine  analytische  Uebersicht  der  bekannten 
Arten  gegeben,  deren  der  Verf.  nach  Abzug  der  Varietäten  33  selbst 
gesehen  hat  und  von  denen  ihm  fünf  nur  aus  Beschreibungen  be- 
kannt sind;  ausgelassen  ist    S.  festiva  des  Ref.   aus  Mossambique.  — 


518     Gerstaecker:  Bericht  über   die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Die  neue  Gattung  Ch  eil ox  ena  wird  nur  vorläufig  den  Sagriden 
beigezählt ,  zwischen  welchen  und  den  Lamien  sie  im  Habitus  die 
Mitte  hält;  sie  ist  von  allen  Phytophagen  durch  den  vom  Gesichte 
getrennten  Clypeus,  welcher  unter  der  tief  ausgerandeten  unteren 
Partie  des  Gesichtes  verborgen  und  wahrscheinlich  hinter  diese  zu- 
rückgezogen werden  kann,  unterschieden,  von  den  Sagriden  auch 
durch  die  einfachen  Hinterbeine.  Der  seitlich  doppelt  gedornte  Thorax 
ist  nur  halb  so  breit  als  die  gehöckerten  Flügeldecken  ,  die  Fühler 
fadenförmig  und  von  Körperlänge.  —  Art:  Ck.  Westwoodi  Sidney, 
4—5  Lin. 

Waterhouse,  Notes  on  the  British  species  of  Donacia  (Trans- 
act.  entoni.  soc.  V.  p.  212 — 217)  stellte  die  Charaktere  der  siebenzehn 
bis  jetzt  in  England  beobachteten  Arten  der  Gattung  Donacia  in  einer 
analytischen  Tabelle  zusammen. 

V.  Siebold  (Amtl.  Bericht  über  die  34.  Versammlung  deut- 
scher INaturf.  in  Carlsruhe  p.  211)  gab  nähere  Auskunft  über  die 
eigenthümliche  und  interessante  Lebensweise  der  l^arven  von  Donacia 
linearis.  Dieselben  sitzen  mit  ihrem  Hinlerleibsende,  welches  mit  zwei 
hornigen  Krallen  bewehrt  ist,  in  einer  ausgenagten  Grube  des  Wur- 
zelstockes von  Sparganium  simplex  fest,  ragen  dagegen  mit  dem 
Kopfende  in  den  die  Sparganium  -  Wurzeln  umgebenden  Schlamm 
hinein  ,  von  dessen  Bestandtheilen  (Fragmente  von  Diatomeen  und 
Algen)  sie  sich  ernähren.  Das  Einbohren  in  die  Wurzeln  von  Spar- 
ganium geschieht  nur  behufs  der  Respiration  ;  in  die  beiden  Endhaken 
des  Hinterleibes  münden  nämlich  die  beiden  einzigen  grossen  Stig- 
mata, welche  die  Larve  gleich  vielen  Dipteren  -  Larven  besitzt,  und 
diese  werden  mit  den  Intercellular-Räumen  der  Pflanze,  welche  atmo- 
sphärische Luft  enthalten,  in   Communikation  gesetzt. 

Crioceridae.  —  Baly  (Transact.  ent.  soc.  V.  p.  14G  iT.)  be- 
schrieb Lema  de  Gandei  als  n.  A.  von  Ecuador,  variolosa  von  Sarawak, 
Erycina  von  Old-Calabar,  cognata  von  Venezuela,  Forlunei  aus  Nord- 
China,  oculala  von  Ecuador,  Hebe  aus  Neu-Guinea,  Crioceris  Adonis, 
flavipennis  und  pulchella  aus  Nord -Indien  und  Bakewellii  von  der 
Moreton-Bay.  —  Ferner  (Annais  of  nat.  bist.  3.  ser.  IH.  p.  159) 
Crioceris  scapularis  aus  Nord -China  und  Lema  Batesii  vom  Ama- 
zonenstrome. 

Le  Conte  (Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Philadelphia  1859.  p.  89) 
Syneta  suturalis  als  n.  A.  vom  Puget-Sund  und  seriata  aus  Califor- 
nien,  (Coleoptera  of  Kansas  and  Eastern  New -Mexico  p.  22)  Lema 
trivirgala  als  n.  A.  aus  Nord-Amerika. 

ßoheman  (Fregatten  EugeniesResa  p.  152)  Megascelis  subtilis 
als  n.  A.  von  der  Insel  Oahu,  Lema  quadrivittata  von  Buenos-Ayres 
und  Crioceris  russula  von  Hongkong. 

Lema  quadrimaculata  Gebier  (Üullet.  de  Moseou  1860.  II.  p.  32) 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  u.  60.      519 

n.  A.  aus  der  Songarei,  Crioceris  decorata  Morawitz  (ebenda  1860.  I. 
p.  299)  n.  A.  aus  Sarepta. 

Suffrian  (Entom.  Zeitung  1859.  p.  41)  setzte  die  Unterschiede 
von  Lenia  abdominalis  Oliv,  und  L.  abdominalis  Dalm.  auseinander 
und  belegt  letztere  Art,  welche  aus  Guinea  stammt,  mit  dem  neuen 
Namen  Lema  ventralis.  —  Die  ebenda  p.  42  ausgesprochene  und  be- 
gründete Vermuthung  des  Vcrf.'s,  dass  J^euia  coelestina  Klug  mit  L. 
pubescens  Lacord.  identisch  sei,  kann  Ref.  nach  Vergleich  der  Typen 
beider  Autoren  im  hiesigen  Museum  bestätigen;  Suffrian  hat  diese 
Art  auch   von  Old-Calabar  erhalten. 

Cornelius  (ebenda  1859.  p.  44  f.)  beschrieb  die  Larve,  Puppe 
und  Vervvandlungsgeschichte  der  Lema  rugicollis  Kugel.;  die  Larve 
lebt  im  Juni  von  den  Blättern  von  Cirsium  arvense  und  zwar  auf 
der   Unterseite  derselben. 

Megalopidae.  —  ßaly  (Annais  of  nat.  bist.  3.  ser.  IH. 
p.  199  ff.)  beschrieb  als  n.  A.  Agathomerus  Batesii,  Mastostethus  tho- 
i'acicns,  Batesii,  Pascoei,  Jekelii ,  Javeti  und  Megaloptis  Walerhousei 
sämmtlich  vom  oberen  Amazonenstrome,  Temnaspis  speciosiis,  Doicnesii 
und  quinquemacuJalus  aus  Kord-Indien,  pulcher  aus  Nord-China,  ni- 
griceps  von  Nepal,  insignis  aus  Nord-Indien,  Poecilomorpha  Murraxji 
aus  Old-Calabar  und  fulvipennis  von  Port  Natal.  —  Abbildungen  von 
sechs  dieser  Arten  auf  pl.  5. 

Derselbe  (Transact.  entom.  soc.  V.  p.  153)  Agathomerus  Sallei 
als  n.  A.  aus  Mexiko. 

Clythridae.  —  Als  neue  Arten  wurden  bekannt  gemacht: 

VonBoheman  (Fregatten  Eugenies  resa  p.  154) :  Clythra  egre- 
gia  aus  JVlalacca  und  brevicollis  von  Rio-Janeiro. 

Von  Le  Conte  (Coleoptera  of  Kansas  and  Easlern  New  -  Me- 
xico p.  22) :  Coscinoptera  franciscana   aus  Nord-Amerika. 

Von  Reiche  (Annales  soc.  entom.  VIII.  p.  735):  Clythra  (Ma- 
crolenes)  Bellieri  von  Sicilien. 

Cryptocephalidae.  — Suffrian's  „Beitrag  zur  genaueren 
Kenntniss  der  Cryptoccphalen  Australiens"  (Linnaea  entomol.  XIII. 
p.  1 — 171)  bringt  trotz  einer  in  den  vierziger  Jahren  von  Saunders 
versuchten  Bearbeitung  der  Neuholländischen  Arten  dieser  Gruppe 
nicht  nur  eine  sehr  ansehnliche  Zahl  neuer  Species  derselben  zur 
Kenntniss,  sondern  gewährt  zugleich  einen  richtigen  Einblick  in  ihre 
systematischen  Beziehungen.  Nach  der  Saunder'schen  Bearbeitung  bot 
Australien  scheinbar  einen  Reichthum  an  Cryptocephaliden-Gattungen 
dar,  der  gegen  die  geringe  Zahl  der  (iattuugeu  in  allen  übrigen  Erd- 
theilen  im  höchsten  Grade  auffallend  sein  musste;  waren  jedoch  schon 
von  Erichson  Bedenken  gegen  die  Gültigkeit  der  dafür  aufgestell- 
ten Charaktere  erhoben  worden,  so  erwiesen  sich  letztere  nach  einer 
eingehenderen  Untersuchung  Suffrian's  fast  durchweg  (so  weit  die 


520     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Gattungen  dem  Verf.  in  natura  bekannt  geworden  sind)  als  unzuläng- 
lich, indem  dieselben  sich  theils  als  relativ,  theils  nur  als  sexuell 
herausstellten.  Dagegen  liessen  sich  unter  mehreren,  erst  neuerdings 
bekannt  gewordenen  Arten  solche  auffinden,  welche  sich  in  keine 
der  bis  jetzt  aufgestellten  Gattungen  unterbringen  liessen  und  zu  neuen 
erhoben  werden  mussten ,  welche  theils  der  Monachus-,  theils  der 
Cryptocephalus- Gruppe  angehören.  Inder  Monachus  -  Gruppe  unter- 
scheiden sich  die  drei  Neuholländischen  Gattungen  von  den  aus  den 
übrigen  Welttheilen  stammenden  sogleich  durch  die  nur  fünfgliedrige 
Fühlerkeule,  welche  bei  Ditropidus  Er.  gedrängt,  bei  den  beiden 
neuen  Prasonotus  und  Elaphodes  dagegen  locker  ist;  letztere  unter- 
scheiden sich  von  einander  durch  die  Bildung  der  Vorderbrust,  wel- 
che bei  Prasonotus  länger  als  breit  und  hinten  bogig  ausgeschnitten, 
bei  Elaphodes  dagegen  breiter  als  lang  und  hinten  kaum  ausgerandet 
ist.  —  Die  Gryptocephalus-Gruppe  ist  ausser  durch  Cadmus  Er.  und 
Cryptocephalus  auct.  in  Keu-Holland  noch  durch  die  Gattungen  L  o- 
xopleurus  (Vorderbrust  in  einen  stumpf  dreieckigen  Zipfel  ausge- 
zogen) und  Rhomb  0  s  ternus  mit  rautenförmig  zugespitzter  Vorder- 
brust vertreten  ,  von  denen  letztere  vielleicht  mit  Aporocera  Saund. 
zusammenfällt.  —  Die  58  vom  Verf.  mit  gewohnter  Sorgfalt  und  er- 
schöpfend beschriebenen  Arten,  welche  der  grossen  Mehrzahl  nach 
neu  sind,  vertheilen  sich  unter  die  einzelnen  Gattungen  folgender- 
massen :  1)  Prasonotus  n.  g. ,  2  n.  A.  2)  Elaph  ödes  n.  g., 
2  n.  A.  3)  Ditropidus  Er.  15  A.  (10  neu).  4)  Cadmus  Er.,  womit 
Odontoderes,  Prionopleura ,  Lachnabothra  und  Onchosoma  Saund.,  so 
wie  Brachycaulus  Fairm.  zusammenfallen,  mit  14  A.  (5  neu).  5)  Cry- 
ptocephalus auct.  (Dicenopsis,  Idiocephala  und  Ochrosopsis  Saund.) 
mit  15  A.  (7  neu).  6)  Loxopleurus  n.  g.  (wozu  u.a.  Crypt.  pau- 
perculus  Germ.,  Pachybr.  rufescens  und  impressicollis  Bohem.  gehö- 
ren) mit  7  A.  (4  neu).  7)  Rhomh  o  st  ernus  n.  g.  mit  2  n.  A. 
8)  Pachybrachys  Chevr.  1  A.  —  Zweifelhaft  oder  unbekannt  sind  dem 
Verf.  39  Arten  von  Fabricius,  Boisduval  und  besonders  von 
Saunders  geblieben,  deren  Charakteristiken  am  Schlüsse  der  Arbeit 
abgedruckt  werden  ;  es  stellt  sich  mithin  die  Zahl  der  bereits  be- 
kannten Cryptocephalen  Australiens  auf  nahe  an  hundert. 

Desselben  Verf.'s  „Berichtigtes  Verzeichniss  der  bis  jetzt  be- 
kannt gewordenen  Asiatischen  Cryptocephalen  (Linnaea  entom.  XIV. 
p.  1 — 72)  liefert  nachträgliche,  theils  berichtigende,  theils  ergänzende 
Bemerkungen  zu  bereits  bekannten  ,  die  Beschreibung  einer  Anzahl 
neuer  Arten  (unter  denen  gewisse  eigenthümliche  Pachybrachys-For- 
men  aus  Ostindien  besonders  hervorzuheben  sind),  so  wie  endlich 
die  Charakteristik  einer  neuen  Gattung  aus  der  Monachus  -  Gruppe, 
Namens  Dior  y  du  s.  Sehr  eigenthümliche,  gedrungene  Form,  fast 
vom    Ansehen    der    Lamprosoma- Arten  ,    auch    der    Gattung    Liodes 


im   Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  u.  60.     521 

ähnelnd;  durch  die  Vorderbrust,  welche  breiter  als  lang,  hinten  leicht 
zweihuchtig  ,  dreikielig  und  vorn  mit  ausgehöhltem  Ilalskragen  ver- 
sehen ist,  ausgezeichnet.  Schildchen  klein,  Ilalsschild  mit  lang  ausge- 
zogenem Hinterzipfel,  Flügeldecken  mit  grossem,  stark  hervorspringen- 
dem Seitenlappen.  —  Art:  D.  porculus  Ceylon.  —  Die  Arienzahl  der 
übrigen  Asiatischen  Gattungen  stellt  sich  nach  den  Nachträgen  des  Verf.'s 
fülgendermassen :  Älonachus  1  A. ,  Melixanthus  2  A.  ,  Cryptocephalus 
146   A.,    Loxopleurus  1  A.  ,  Fachybrachys  13  A.,  Stylosomus  1  A. 

Von  Boheman  (Fregatten  Eugcnies  resa  p.  155  tf.)  wurden  als 
n.  A.  beschrieben:  Cryptocephalus  (Cadmus)  litigiosiis  von  Sidney, 
dapsilis  von  Java,  picluratus  von  der  Insel  Puna,  Monachus  biplagia- 
tus  und  modestus  von  Montevideo,  cotUractus,  viridiaeneus  und  pici- 
pes  von  Rio -Janeiro,  nigritulus  und  Packbyrachys  Jiigronotatus  von 
Montevideo,  ßavovarius  von  Rio-Janeiro,  insularis  von  Taiti ,  Loxo- 
pleurus impuessicollis  und  rufescetis  von  Sidney. 

Von  Fairmaire  (Anna),  soc.  entom.  VII.  p.  63)  Cryptocepha- 
lus ochroleucus  und  holoxanthus  von  Hyeres  und  (Bullet,  soc.  entom. 
1859.  p.  151)   Cryptocephalus  duod ecimplagiatus  aus   Galizien. 

Von  Mulsant  und  Rey  (Annal.  soc.  Linneenne  de  Lyon  VII 
p.343)  Cryptocephalus  maculicoUis,  dem  Cr.  signaticollis  Suffr.  ähn- 
lich, als  n.  A.  aus  dem  Departement  Var  und  (üpusc.  ent.  IX.  p.  45  ff.) 
Cryptocephalus  brachialis  und  Fachybrachys  sinuatus  als  n.  A.  aus 
Südfrankreich. 

Einzelne  neue  Arten  sind  ausserdem:  Cryptocephalus  mucoreus 
Le  Conte  (Coleoptera  of  Kansas  and  Eastern  New -Mexico  p.  23)  aus 
Kord  -  Amerika,  Cryptocephalus  tataricus  Gebier  (Bullet,  de  Moscou 
1859.  II.  p.  352)  aus  der  Songarei,  Cryptocephalus  Becheri  und  Sty- 
losomus cylindricus  Morawitz  (ebenda  1860.  I.  p.  299  f.)  von  Sarepta, 
Cryptocephalus  Suffriani  Dohrn  (Enlom.  Zeitung  1859.  p.  426)  eben- 
daher und  derselbe  wie  Cr.  Beckeri,  endlich  Cryptocephalus  nigridor- 
sum  (!)  Chevrolat  (Rev.  et  Magas.  de  Zool.  1860.  p.453)  aus  Algier. 

Eumolpidae.  —  Baly  (Annais  of  nat.  bist.  IV.  p.  124  ff.) 
charakterisirte  folgende  neue  Gattungen:  L  amp  r  os  p  haer  us  n.  g. 
Körper  halbkuglig  ,  Kopf  fast  senkrecht  ,  bis  zur  Hälfte  der  Augen, 
eingesenkt,  Fühler  fast  fadenförmig,  Maxillartaster  mit  stumpf  eiförmi- 
gem Endgliede;  erstes  Glied  der  Hintertarsen  fast  so  lang  als  die  beiden 
folgenden  zusammen,  das  dritte  fast  bis  zur  Basis  gespalten,  die 
Klauen  stumpf  gezähnt.  —  Arten :  L.  tarsatus  Cayenne,  abdominalis, 
collaris,  specularis  und  aeruginosus  Amazon.  —  2)  Chrysolam- 
pra  n.  g.  Körper  länglich,  gewölbt,  Kopf  fast  senkrecht,  bis  zu  den 
Augen  eingesenkt,  Fühler  fadenförmig,  fast  von  Körperlänge,  Maxil- 
lartaster gekeult,  mit  eiförmigem  Endgliede  ;  Vorderschenkel  verdickt, 
unten  scharf  gezähnt,  Klauen  njit  zusammengedrücktem  Zahne,  Pro- 
sternum  fast  so  breit  als  lang,  beiderseits  concav.  — Art:   Chr.  spien- 


522     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

dens  Nord-China.  —  3)  Dermoxanthus  n.  g.  Körper  verlängert, 
fast  cylindrisch,  Kopf  senkrecht,  Fühler  um  die  Hälfte  länger  als  der 
Körper,  Mandibeln  gross,  gekrümmt,  Älaxillartaster  fast  fadenförmig; 
Thorax  beinahe  cylindrisch.  Schildchen  halb  eiförmig,  erstes  Glied 
der  Hintertarsen  kürzer  als  die  beiden  folgenden  zusammengenommen, 
Klauen  mit  Anhang.  —  Arten:  D.  fulvus  und  fraternus  von  Old-Ca- 
labar.  —  4)  Stenolampra  n.  g.  Körper  verlängert,  gewölbt, 
Kopf  senkrecht,  bis  zu  den  Augen  eingesenkt,  Fühler  fast  von 
Körperlänge,  Maxillartaster  n)it  konisch-eiförmigem  Endgliede;  Tho- 
rax fast  cylindrisch  mit  gezähneltem  Seitenrande ,  Schildchen  qua- 
dratisch mit  stumpfer  Spitze,  Schenkel  leicht  verdickt,  die  vorderen 
mit  einem  Zahne.  Fussklauen  an  der  Basis  gezähnt,  erstes  Glied  der 
Hintertarsen  den  beiden  folgenden  zusammen  fast  gleich.  —  Zwei 
Arten:  St.  costata  und  genicnlata  vom  oberen  Amazonenstrome.  — 
Fernere  neue  Arten  sind :  Chrysochns  Chinensis  und  thoracicus  Nord- 
China,  Corynodes  gloriosus  Nord-Indien,  Typophorns  4-pustulatiis  Va- 
terland?, basalis  und  Kirbyi  Brasilien,  obliqiiusY enezuela,  humeralis 
Guatemala,  rußcollis  Brasilien. 

Stal  (Öfvers.  Yetcnsk.  Akad.  Förhandl.  XV.  p.  251)  diagnosti- 
cirte  Calomorpha  n.  g,,  von  Euryopa  durch  die  Bildung  des  Ko- 
pfes und  der  Mandibeln  unterschieden;  ersterer  ist  schmaler  als  der 
Thorax,  mit  breit  abgestutzter  Stirn,  letzterer  nur  von  gewöhnlicher 
Entwickelung.  Fühler  kaum  länger  als  der  halbe  Körper,  gegen  die 
Spitze  hin  kaum  verdickt,  2.  und  3.  Glied  fast  gleich  lang;  Flügel- 
decken gleich  breit,  Fussklauen  gespalten.  —  Art:  C.  Wahlbergi 
Caffernland. 

JVIorawitz  (Bullet,  de  Moscou  1860.  I.  p.  301)  machte  eine 
neue  Gattung  Meter ocnensis  (sie!  soll  wohl  -cnemis  heissen  und 
wäre  der  Name  dann  bereits  vergeben)  bekannt  mit  folgenden  Cha- 
rakteren: „Capite  subinclinante,  antennis  palpisque  filiformibus,  tho- 
race  transverso,  corpore  alato,  segmentis  abdominalibus  simplicibus, 
femoribus  dentatis,  tibiis  anticis  simplicibus,  posticis  angulo  externo 
emarginatis:  articulo  tarsorum  secundo  primo  aequali,  unguiculis  sim- 
plicibus.   —  Art:  //.   versicolor  von   Sarepta. 

Boheman  (Fregatten  Eiigenies  resa  p.  161  ff.)  beschrieb  als 
n.  A.  :  Myochrons  denticollis  von  Rio -Janeiro,  Typophonis  anstralis 
von  Sidney,  rnßceps  und  nigronotattis  von  Java,  biplagialus  von  Rio- 
Janeiro ,  Acis  vestita  von  der  Insel  Mauritius,  Dia  Patagonica  von 
Port  Famine,  Noda  proxima  von  Sidney,  oblonga  und  cuprescens  von 
Montevideo,  vagabu?ida  von  Puna  und  Taiti,  pumila  von  Rio-Janeiro, 
Edusa  puberula,  viridipennis  und  eva7iescens  von  Sidney,  Colaspis 
geminala,  paUidula,  tritialis^  ruslica  und  fuscitarsis  von  Rio-Janeiro, 
castanea  von  der  Insel  Puinipet,  smaragdula  von  Hongkong,  Califor- 
nica  von  San  Francisco  und  puberula   von  Mauritius. 


im  Gebiete  der  Entomologie  während   der  Jahre  1859  u. 60.     523 

Le  Conte  (Coleoptera  of  Kansas  and  Eastern  New-Mexico 
p.  23)  Paria  opacicollis  und  puinila,  Heferaspis  nebulosa  und  S7na- 
ragduJa  (Gattung  kurz  charakterisirt)  und  lilijochrous  squamosus  als 
n.  A.  aus  Nord-Amerika.  —  Ferner  (Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Phi- 
ladelpiiia  1859.  p.  81)  Glyptoscelis  albidns  als  n.  A.  von  Fort  Tejon. 

Chrysockus  punctalus  Gebier  (Bullet,  de  Moscou  1860.  I.  p.  36) 
n.  A.  aus  der  Songarei ,  Monotropus  angtilicollis  Fairmaire  (Bullet. 
SOG.  entom.  1859.   p.  152)  n.  A.  aus  Gali/ien. 

Baly,  Descriptions  of  new  genera  and  species  of  Eumoipidae 
(Journ.  of  Entoniology  1)  beschrieb  sechs  neue  Eumolpiden-Gattungen 
mit  einzelnen  Arten  und  ausserdem  elf  bereits  bekannten  Gattungen 
angehörende  neue  Arten. 

Chrysomelae  genuinae.  —  Baly  (Annais  of  nat.  bist.  IV. 
p.  55  (f.)  machte  neben  zahlreichen  Arten  auch  zwei  neue  Gattungen 
bekannt:  1)  Stil  ödes  Chevr.  i.  lil.,  mit  Chrysomela  nahe  verwandt, 
aber  durch  kürzere  Fühler  und  die  31axillartaster  unterschieden; 
letztere  sind  leicht  zusammengedrückt,  gekeult,  das  vorletzte  Glied 
verkehrt  konisch,  das  letzte  kaum  breiter,  quer,  mit  abgestutzter  Spitze. 
Die  Fühler  kaum  länger  als  Kopf  und  Thorax  zusammengenommen, 
gegen  die  Spitze  leicht  zusammengedrückt  und  verdickt,  das  dritte 
Glied  verlängert,  die  folgenden  unter  einander  gleich.- — Arten:  Slil. 
guttata,  obsoleta,  fenestrata  und  4- guttata  vom  oberen  Amazonen- 
slrome ,  scenica  und  histrio  aus  Brasilien,  cruciata  aus  Columbien. 
(Deuterocampta  annuligera  Erichs,  wird  der  Gattung  gleichfalls  zuge- 
wiesen). —  2)  Gastrolina  n.  g. ,  von  Lina  durch  den  niederge- 
drückten Körper  und  durch  den  über  die  Flügeldecken  hervortretenden 
Hinterleib  des  trächtigen  Weibchens  unterschieden.  —  Art :  G-  de- 
pressa  aus  Nord-China.  —  Neue  Arten:  Doryphora  dilaticollis  (Dej.) 
Brasilien,  coerulea  obeier  Amazonenstrom,  cardinalis  und  cougener 
Venezuela,  Jehelii  Columbien,  lurida  Napo,  amabilis  Amazon,  mi~ 
niata  Peru,  Cryploslelha  suturalis,  aenea  und  rufipennis  Biasilien, 
Elytrosphaera  flavipennis  (Hej.)  ,  Dejeanii,  confusa  und  luridipejinis 
Brasilien  ,  Lina  Templetonii  Ceylon,  aeneipennis  Nord-China.  —  Die 
Namen  von  Doryphora  Bohemani,  irrorata  und  ilavocincta  ändert  der 
Verf.  in  D.  Stalii,  pluviata  und  Fiyella  um. 

Stal  (Öfvers.  Vetensk.  Akad.  Förhandl.  XV.  p.251)  diagnosti- 
cirte  eine  neue  Gattung  Horatopyga,  welche  sich  durch  sehr 
kleines  Schildchen  und  zum  Theil  hervorragendes  Pygidium  von  allen 
übrigen  Gattungen  der  gegenwärtigen  Gruppe  unterscheidet.  —  H. 
strumifera  und  caligata  von  Port  Natal.  —  Ebenda  gab  derselbe 
Diagnosen  von  6  Chrysomela-  und  59  Deryphora- Arten,  p.  469  if. 
von  44  Doryphora,  3  Proseicela,  7  Elytrosphaera,  9  Leptinotarsa 
und  8  Leucocera;  (ebenda  XVI.  p.305fF.)  von  48  Doryphora,  59  Den- 


524     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

terocampia,  1  Leptinotarsa,  15  Myocoryna  (incl.  Polygiamnia),  21  Zy- 
gogranima,  14  Desmogramma  und  39  Calligrapha. 

Baly  (Transact.  entom.  soc.  V.  p.  153  ff.)  gab  Beschreibungen 
von  üoryphora  cruciata  Stal,  de  Gatidei  n.  A,  Peru,  Leptinotarsa 
porosa  Brasilien,  Paralina  nov.  gen.,  für  Chrysom.  Indica  Hope 
(=  Chrys.  Caschmiriensis  Redt.  =  Lina  elata  Stal)  errichtet,  Gonio- 
ctena  flexuosa  Nord-China,  Australica  (Augomcla)  ornata  Moreton-Bay 
und  dives  Neu-Guinea. 

Boheman  (Fregatten  Eugenies  resa  p.  172  ff.)  beschrieb  als 
n.  A.  Paropsis  vittipennis,  rnbrosignala,  biplagiata,  pictipennis,  sub- 
lineata  und  M-fuscum  von  Sidney  ,  Zijgogramma  Kinbergi  von  der 
Insel  Puna  und  Phaedon  Bonariense  von  Buenos-Ayres. 

Fairniaire  (Annal.  soc.  entom.  VH.  p.  282)  Chrysomela  auro- 
cuprea  und  Svffriani  als  n.  A.  aus  Corsika  (Bullet,  soc.  entom.  1859. 
p.  152)  Chrysomela  mactata  als  n,  A.  aus  Galizien  und  (ebenda  p.  216) 
Timarcha  Gougeletii  ebendaher  (letztere  beide  Arten  nur  diagno- 
sticirt), 

Guerin  (Bullet,  soc.  entom.  1859.  p.  190)  Timarcha  insignis  als 
n.  A.  von  Constantine,  Reiche  (Annal.  soc.  entom.  VIIL  p.  736)  Ti- 
marcha Sicelidis    als  n.   A.  aus  Sicilien. 

Le  Conte  (Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Philadelph.  1860.  p.  321) 
Chrysomela  snbseriata  als  n.  A.  aus  dem  Oregon-Gebiete  und  (ebenda 
1859.  p.  285)  Chrysomela  sigmoidea  ebendaher. 

Gebier  (Bullet,  de  Moscou  1859.  H.  p.  350  und  1860.  IL  p.  34) 
Chrysomela  Songarica  ,  unicolor,  Gaslrophysa  virescens  und  ruficeps 
als  n.  A.  aus  der  Songarei. 

Wo  Ilaston  (Annais  of  nat.  bist.  3.  ser.  V.  p.  459)  Chrysomela 
onychina  (Fragrariae  WoU.   ant.)  als  n.  A.  von  Madeira. 

V.  Weidenbach  (12.  Bericht  d.  naturhist.  Ver.  in  Augsburg 
1859.  p.  84)  Chrysomela  rugicollis  als  n.  A.  aus  der  Umgegend  von 
Augsburg. 

Kraatz  (Ueber  einige  Oreina-Arten,  Berl.  Entom.  Zeitschr.  III. 
p.  275  ff.)  glaubt  nachweisen  zu  können  ,  dass  0.  rugulosa  Suffr.  als 
Varietät  zu  0.  luctuosa  Duft.,  aurulcnta  Suffr.  ebenso  zu  intricata  Germ-, 
pretiosa,  superba,  gloriosa,  vittigera ,  venusta,  piinctatissima,  bifrons, 
nigrina,  alcyonea  und  ?aenescens  Suffr.  ebenso  zu  Ü.  speciosa  Panz., 
tussilaginis,  tristis  und  senecionis  Suffr.  zu  0.  cacaliae  Schrank,  elon- 
gata,  fuscoaenea,  juncorum,  monticola  und  convergens  Suffr.  zu  0. 
speciosissima  Scop. ,  Peyrolerii  Bassi  und  melancholica  Heer  wahr- 
scheinlich zu  0.  melanocephala  Duft,  zu  ziehen  seien.  —  Anhangs- 
weise zieht  er  noch  Chrysomela  Dahlii,  opulenta  und  squalida  Suffr. 
zu  Chr.  rufa  Duft. ,  Chr.  fulminans  und  respleiidens  Suffr.  zu  Chr. 
mcnthastri   Suffr.,    palustris  Suffr.    zu    viridana  Suffr.,    mixta  Suffr.  zu 


im   Gebiete   der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  u.  60.     525 

cerealis  Lin.  ,  ahena  Germ,  zu  islandica  Germ.  Suffr.  —  Nach  einer 
brieflichen  Mittheilung  Suffrians  an  den  Ref.  über  den  Gegenstand 
giebt  der  Chrysomelen-Monograph  die  Identität  von  Chr.  resplendens, 
menthastri  und  fulminans  zu,  ebenso  diejenige  von  Chr.  cerealis  und 
mixta  :  „das  Uebrige  ist  unerwiesene  Hypothese  und  muss  um  so  mehr 
zurückgewiesen  werden,  als  der  Modus,  derlei  Behauptungen  hinzu- 
stellen und  den  Beweis  des  Gegenlheils  herauszufordern,  ein  ob  auch 
diplomatischer,  doch  bis  dahin  in  der  AVissenschaft  ungebräuchlicher 
Fechterstreich  ist"  u.  s.  w. 

Suffrian  (Entom.  Zeitung  1859.  p.  40)  wies  nach,  dass  Chry- 
somela  decempustulata  Fab.  von  St.  Domingo  bereits  von  Linne  als 
Chrys.  quinquepunctata  beschrieben  worden  sei. 

Letzner  (37.  Jahresbericht  d.  Schles.  Gesellsch.  f.  vaterl.  Cul- 
tur  p.  95  f.)  machte  die  ersten  Stände  von  Chrysomela  sanguinolenta 
Lin.  bekannt.  Verf.  fand  die  Larve  an  der  Erde  unter  niederen  Pflan- 
zen Anfangs  Mai  fast  ausgewachsen  und  erzog  sie  weiter  mit  den 
Blättern  mehrerer  Syngenesisten.  —  Ferner  die  ersten  Stände  von  Ga- 
strophysa  raphani  Fab.;  die  Larve  dieser  Art  lebt  3000  bis  4000  Fuss 
hoch  auf  dem  Riesengebirge  von  den  Blättern  der  Rumex  acetosa, 
var.  arifolia. 

Gallerucariae.  —  Baly  (Annais  of  nat.  bist.  IV.  p.  270) 
beschrieb  folgende  neue  Arten:  Diabrotica  dimidiata  INapo  ,  regalis 
Columbien  ?  ,  Clarkella  und  exclamationis  Brasilien,  arcuala  Bogota, 
Batesii  Amazon,  vespertina,  Erichsoni,  triplagiata  und  fraterna  Napo, 
Adonis  Venezuela,  ornata  Peru.  —  Oedionychis  Batesii  Amazon,  Li- 
limbata  und  tetraspilota  Brasilien,  bella  Peru,  bifasciala  und  ornata 
Amazon,  Sallei  Mexiko,  semifasciata,  quadrivittata,  trivittata,  submar- 
ginata  und  virgi?iella  Brasilien. 

Stal  (Öfvers.  Vetensk.  Akad.  Förhandl.  XV.  p.  250)  charakteri- 
sirte  eine  neue  Gattung  Crimissa,  welche  mit  Üiamphidia  nahe 
verwandt  ist  und  sich  von  dieser  besonders  durch  einfache  Fuss- 
klauen  unterscheidet.  Körper  stark  gewölbt,  Fühler  um  Va  kürzer 
als  dieser,  das  1.  Glied  am  längsten,  das  2.  und  3.  fast  gleich;  die 
Endglieder  der  Taster  leicht  verdickt,  Thorax  gerandet,  Vorderhüften 
fast  quer,  kurz,  Schienen  aussen  gefurcht.  —  Art:  Cr.  cruralis  Co- 
lumbien, 11  Mill.  —  Neue  Arten:  Diamphidia  nigro-ornata  Pt.  Natal, 
Cerochroa  brachialis  CafFernland. 

Von  Boheman  (Eugenies  Resa  p.  175  ff.)  wurden  folgende 
neue  Arten  beschrieben  :  Adorinm  Philippinense  Manila ,  Adimonia 
illota  Cap,  Gallernca  australis  (Dej.  Cat.)  Sidney,  Philippinensis  Ma- 
nila, nigropicta  Buenos-Ayres,  Rhaphidopalpa  serena  Java,  Diabrotica 
vittigera  Buenos-Ayres,  4-plagiata,  scapularis  und  varipes  Rio  -  Ja- 
neiro, octonotata  und  amoenula  Californien  und  Taiti,  Lnperus  tho- 
racicus  S.  Francisco,  vittipe7mis  Insel  Puna  und  Taiti,  insularis  Oahu, 


526     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Monolepta  concolor  und  ruhrosignata  Manila,  pectoralis  und  elegantula 
Malacca ,  Oedionychis  nigrovittata ,  laelifica  und  lepicla  Montevideo, 
insignita  Rio-Janeiro,  verecunda  Java,  Caeporis  macnlicollis  Buenos- 
Ayres.  —  Megistops  n.  g.  ,  eine  Haltica-Form  mit  sehr  grossen, 
in  der  Mittellinie  zusanimenstossenden  Augen,  stark  verdickten,  fast 
birnförmigen  Hinterschenkeln,  einfachen  Fussklauen  und  langem,  an 
der  Spitze  stark  verbreitertem  und  ausgebuchteleni  Schiendorn  der 
Hinterbeine.  —  Arten:  M.  4-notatus  und  lugubrinus  S.  Francisco.  — 
Graptodera  verticalis  Californien  und  Taiti,  flavipes,  coltunbina,  Di- 
phaulaca  striata  (Klug,  Dej.  Cat.)  und  setipennis  Montevideo,  Stra- 
hala  langiiida  Java,  nigriceps  und  Disonycha  hicaritiata  Buenos-Ay- 
res,  vittipennis  Insel  Puna,  Systena  connexa  Rio-Janeiro,  pallidnla 
Californien,  exclamationis  Montevideo,  Crepidodera  inculta  Sidney, 
curtula  Buenos  -  Ayres ,  aenescens  und  coracina  Rio-Janeiro,  vafra, 
suturella,  bicolor  und  puberula  Californien ,  vagabunda  Montevideo, 
Peru,  vestila  Buenos -Ayres ,  Phyllofreta  decora,  elongatula,  cyanella 
Java,  Manila,  Aphthona  illota  Cap,  Teinodactyla  insularis  Taiti,  Psyl- 
liodes  gracilis  Malacca,  Pleclroscelis  convexicollis  Cap,  armipes  Java, 
liicidula  Buenos-Ayres,  Argopus  maculiceps  Cap,  hybridns  Rio-Janeiro, 
rubricosus  Malacca. 

Le  Conte  (Coleoptera  of  Kansas  and  Eastern  New- Mexico 
p.  24  ff.)  beschrieb  Oedionychis  lugens  und  lobata,  Hallica  pnncligera, 
pluriligala,  cervicalis,  semicarbonala ,  ambiens,  subplicata,  punclipen- 
nis,  obliteratu,  torquata  und  bitaeniata,  Longitarsns  nigripalpis,  sub- 
rufus  und  rubidus,  Glyptina  (n.  g.  zwischen  Haltica  und  Longitarsus 
in  der  Mitte  stehend,  auf  Halt,  cervina  Le  C.  begründet),  spuria  und 
lissotorques ,  Chaetocnema  subviridis  und  Lupcrus  rnßpcs  als  n.  A. 
aus  Kord-Amerika.  —  Ferner  (Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Philadel- 
phia 1859.  p.  81)  Oedionychis  violasceiis,  Fhyllobrolica  flavicollis,  bi- 
vittata,  Diabrotica  viridipennis  als  n.  A.  von  Fort  Tejon,  p.  90  Gal- 
leruca  angularis  aus  Californien  ,  p,  286  Haltica  aeruginosa,  evicla, 
tincta,  Dibolia  ovata  und  Luperus  smaragdiniis  von  San  Francisco 
und  Puntos  de  los  Reyes.  —  Ebenda  1860.  p.  317  Hallica  inaerala 
als  n.  A.  von  Fort  Simpson. 

Philippi  (Entom.  Zeitung  1860.  p.  251)  Galleruca  quadri- 
striata  als  n.  A.  aus  Chile. 

Motschulsky  (Bullet,  de  Moscou  1859.  IL  p.  498)  diagno- 
sticirte  Cr  epu/o(/era  inier  punctata,  sublaevis  und  obscuritarsis  als  n.  A. 
vom  Amur  und  beschrieb  (Bullet,  phys.-math.  de  l'acad.  de  St.  Pe- 
tersbourg  XVII.  1859.  p.  574  und  Melanges  biolog.  de  l'acad.  de  St. 
Petersbourg  III.  1859.  p.  236)    Luperus  laricis  als  n.  A.   von  Jakutsk. 

Boieldieu  (Annal.  soc.  entom.  VII.  p.  475)  beschrieb  Haltica 
discedens,  parallela,  variipennis,   pallida,   Psylliodes  vicina,  Plectros" 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  u.  60.     527 

ceJis  obesa  als  n.  A.  von  Montpellier,  balanomorpha  aus  den  Pyrenäen 
und  depressa  von  Cette. 

Reiche  (ebenda  VIII.  p.  737)  Adimonia  Sicana  als  n.  A.  aus 
Sicilien. 

V.  Weidenbach  (12.  Bericht  d.  naturh.  Ver.  in  Augsburg 
1859.  p.  84  f.)  Galleruca  minima,  Hallica  funciipennis ,  Longilarsus 
quadrimacuhäus  und  Apteropeda  nigroaenea  als  n.  A.  aus  der  Umge- 
gend von  Augsburg. 

Allard  (Bullet,  soc.  entom.  1859.  p.  100  und  105)  diagnosti- 
cirte  als  n.  A.  :  Crepidodera  punctulata  aus  Syrien ,  bimaculala  aus 
Südfrankreich  und  Sicilien,  Fhyllolreta  rvfitarsis  aus  Algier,  aerca 
von  Paris,  Aphthona  fiavipes,  semicyanea,  atratula,  depressa  und  fos- 
sulata  aus  Frankreich  und  subovata  aus  Algier;  ferner  Balanomorpha 
lutea,  Plectroscelis  mcridionalis  (Dej.  Cat.),  pumila  (Dej.  Cat.)  und 
Apteropeda  otoides  aus  Frankreich.  —  Ebenda  p.  260  Oreslia  Lepri- 
euri  aus  Algier,  Argopus  brevis  von  Hyeres,  Psylliodes  Gougeletii  aus 
Galizien  und  Algira  aus  Algier.  —  Ebenda  p.  165  giebt  derselbe  eine 
Synopsis  und  Diagnosen  von  15  Arten  der  Gattung  Graptodera  aus 
Europa  und  Algier  und  macht  synonymische  Mittheilungen  (p.  241) 
über  mehrere  von  Boieldieu   beschriebene  Halticinen. 

Die  eben  erwähnten  Mittheilungen  des  Verf.'s  sind  nur  Vor- 
läufer und  finden  eine  weitere  Ausführung  in  seinem  : 

„Essai  monographique  sur  les  Galerucites  anisopodes  (Latr.)  ou 
desciiption  des  Altises  d'Europe  et  des  bords  de  la  mer  mediterranee" 
(Annal.  soc.  entom.  VIII.  p.  49,  369,  539  und  785  ff.).  Verf.  nimmt 
als  Grundlage  für  seine  Beschreibung  der  Europäischen  und  Algeri- 
schen Halticen  die  Eintheilung  derselben  durch  Illiger  in  neun 
Gruppen  an  ,  giebt  unter  diesen  eine  Charakteristik  der  Gattungen 
und  stellt  vor  der  Beschreibung  der  einzelnen  Arten  analytische  Ta- 
bellen zur  leichteren  Bestimmung  derselben  zusammen.  Die  einzelnen 
Gattungen  sind  in  folgender  Weise  vertreten  :  Lilhonoma  2  A.,  Cre- 
pidodera 19,  Orestia  4,  Linozo  s  t  a  n.  g.  (Halt,  mercurialis  Fab.)  3, 
Graptodera  11,  Teinodactyla  47,  Phyllotreta  21,  Aphlona  26.  Argo- 
pus 4,  Sphaeroderma  4,  Podagrica  9,  Balanomorpha  7,  Mniophila  1, 
Plectroscelis  20,  Apteropeda  4,  Dibolia  12,  Psylliodes  38.  Eine  nicht 
unbedeutende  Anzahl  dieser  Arten  sind  vom  Verf.  zuerst  beschrieben 
worden:  über  das  Zusammenfallen  einiger  derselben  mit  gleichzeitig 
von  Foudras  und  Kutsch  er  a  bekannt  gemachten  giebt  derselbe 
am  Ende  der  einzelnen  Abschnitte    seiner  Arbeit   nähere  Auskunft. 

Gleichzeitig  hat  der  jetzt  bereits  verstorbene  E.  Foudras  eine 
Bearbeitung  der  inländischen  Halticen  unternommen,  welche  in  den 
Annales  de  la  soc.  Linneenne  de  Lyon  VI.  p.  137 — 384  und  VII. 
p.  17 — 128  von  M  Ulsan  t  publicirt  ist.  Derselbe  nimmt  zwei  Grup- 
pen an,  von  denen  die  erste,    durch    10-gliedrige  Fühler  bezeichnet, 


528     Gers  ta  eck  er:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

nur  die  Gattung  Psylliodes,  die  zweite  alle  übrigen  Gattungen  (bei 
ihm  24  an  Zahl)  umfasst ;  die  Gattungen  der  letzteren  Gruppe  zer- 
fallen wieder  in  zwei  Sektionen  nach  der  Bildung  der  Hinterschie- 
nen, die  an  der  Spitze  entweder  keinen  Eindruck  zeigen  und  daselbst 
abgerundet  sind  (Dibolia,  Plectroscelis ,  Chaetocnema,  Teinodaclyla, 
Lilhonoma,  Phyllotreta,  Batophila,  Balanomorpha,  Apteropeda,  Hypno- 
phila  und  Mniophiia)  oder  oberhalb  gegen  die  Spitze  hin  flachgedrückt 
sind  und  die  Spitze  selbst  ausgerandet  oder  kurz  zweilappig  zeigen 
(Haltica,  Podagrica,  Argopus  und  die  übrgen  oben  nicht  genannten). 
Die  Gattungen,  zu  deren  Bestimmung  eine  vorangeschickte  analytische 
Tabelle  dient,  werden  vom  Verf.  sehr  ausführlich  charakterisirt;  ein 
Gleiches  ist  mit  den  Arten  der  Fall,  deren  Synonymie  sorgfältig  er- 
örtert und  deren  Unterschiede  von  den  zunächst  verwandten  hervor- 
gehoben werden.  Der  Inhalt  der  Monographie  ist  aus  folgenden  An- 
gaben zu  ersehen:  Psylliodes  Latr.  27  A.,  Dibolia  Latr.  10  A. ,  Ple- 
ctroscelis Chevr.  7A.,  Chaetocnema  Steph.  10  A.,  Teinodactyla  Chevr. 
61  A.,  Lithononia  Chevr.  2  A.,  Phyllotreta  Chevr.  20  A-,  Batophila 
n.  g.  für  Halt,  aerata  Marsh,  und  H.  rubi  Payk.  errichtet,  2  A.,  Ba- 
lanomorpha Chevr.  4  A.,  Apteropeda  Chevr.  3  A. ,  Hypnophila  n.  g. 
für  Apter.  caricis  Märkel,  1  A.,  Mniophila  Steph.  1  A.,  Haltica  auct. 
7  A.,  Hermaeophaga  n.  g.,  für  Halt,  cicatrix  Hlig.  und  niercurialis 
Fab.  errichtet,  2  A.,  Ochrosis  n.  g. ,  für  Halt,  salicariae  Payk.  und 
ventralis  Hlig.  errichtet,  2  A. ,  Hippuriphil  a  n.  g.,  für  Halt.  Mo- 
deeri  Lin. ,  1  A.,  Epitrix  n.  g.  ,  für  Halt,  pubescens  E.  H. ,  2  A., 
Chalc  oid es  n.  g.  ,  für  H.  nitidula,  helxines  Lin.  und  Verwandte, 
6  A.,  Crepidodera  Chevr.  9  A. ,  Arrhenocoela  n.  g.  ,  für  Halt, 
lineata  Rossi ,  1  A. ,  Podagrica  Chevr.  4  A. ,  Argopus  Fisch.  1  A., 
Dicker  osis  n.  g.,  für  Argopus  hemisphaericus  Duft.,  2  A.,  Sphae- 
roderma  Steph.  2  A.,  Aphthona  (Dej.  Cat.)  18  A. 

Eine  dritte  Arbeit  über  Europäische  Halticinen  ist  von  Kut- 
schera  (Wien.  Ent.  Monatsschr.  III  und  IV)  unter  dem  Titel:  „Bei- 
träge zur  Kenntniss  der  Europäischen  Halticinen"  begonnen  worden, 
deren  besonders  sorgfältige  und  eingehende  Abfassung  es  um  so  mehr 
bedauern  lässt,  dass  sie  auf  Kosten  der  Uebersirhtlichkeit  und  unter 
Erschwerung  ihrer  Benutzung  in  gar  zu  kleinen  Bruchstücken  und  allzu 
sporadisch  publicirt  wird.  Nach  einigen  einleitenden  Bemerkungen 
über  die  systematische  Stellung  der  Halticinen  mit  Berücksichtigung 
der  von  den  früheren  Autoren  über  dieselbe  gemachten  Angaben  geht 
der  Verf.  auf  eine  ausführliche  Schilderung  des  gesammten  äusseren 
Körperbaues  ein  ,  bei  einzelnen  Körpertheilen  zugleich  die  wesent- 
lichsten Modificationen,  welchen  sie  je  nach  den  Gattungen  unterwor- 
fen sind,  besprechend.  Geschlechtsunterschiede,  Färbung,  erste  Stände, 
Nahrungspflanzen  der  Larven,  geographische  Verbreitung  und  Literatur 
finden   gleichfalls    die   gebührende    Berücksichtigung.      Die  Zahl  der 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  u.  60.     529 

Gattungen  beschränkt  der  Verf.  auf  11,  nämlich:  Lithonoma,  Haltica, 
Longitarsus,  Plectroscelis,  Psylliodes,  Dibolia,  Apteropeda,  Minota, 
Mniophila,  Sphaeroderma  und  Argopus.  —  Von  der  Bearbeitung  des 
speziellen  Theiles  liegen  bis  jetzt  nur  die  Gattungen  Lilhonoma  mit  2 
und  Haltica  mit  51  Arten  vor;  unter  letzteren  finden  sich  mehrere 
neue.  Unter  Haltica  werden  die  Gattungsnamen  Graptodera,  Crepido- 
dera,  Podagrica ,  Phyllotreta  Chevr.  nur  zur  Bezeichnung  von  Grup- 
pen verwendet. 

Hamlet  Clark,  Monopraph  of  Halticidae.  Pt.  I.  London  1860.  8. 
(im  Bullet,  soc.  cntom.  1860  angezeigt)  ist  dem  Ref.  nicht  zuge- 
kommen. 

Wollaston,  „On  thc  Halticidae  of  the  Canary-Islands"  (Journ- 
nal  of  Entomology  I)  beschrieb  18  auf  den  Canarischen  Inseln  auf- 
gefundene Halticinen. 

Hispariae.  —  Boheman  (Fregatten  Eugenies  resa  p.  201  ff.) 
beschrieb  Odontota  costipennis  von  Buenos-Ayres.  Hispa  pungens  aus 
China  und  nigritula  von  Java  als  n.  A. 

he  Conte  (Proceed.  acad.  nat.  scienc. Philadelphia  1859.  p.  82) 
Microrhopala  signaticollis  als  n.  A.  von  Fort  Tejon  und  (Coleopt.  of 
Kansas  and  Eastern  IVew- Mexico  p.  27)  Microrhopala  laettda  aus 
Nord-Amerika. 

B  a  1  y  (Proceed.  enlom.  soc.  1859.  p.  88)  diagnosticirte  Oxyce- 
phala  imperialis  als  n.  A.  von  Batchian. 

Cassidariae.  —  Baly  (Transact.  entom.  soc.  V.  p.  158  ff) 
beschrieb  Hoplionota  Templetotiii  von  Ceylon,  Calliaspis  Bohcmani 
aus  Peru,  Porphyraspis  pulchella  aus  Columbien  ?  und  Dolicholoma 
gloriosa  von  Ega.  —  Ferner  (Anuals  of  nat.  bist.  3.  ser.  III.  p.  196  ff.) 
Spilophora  tetraspilola  aus  Ecuador,  speciosa,  Bohemani  und  Doli- 
choioma  speciosa  vom  Amazonenstrome,  Calaspidea  Bohemani  aus 
Peru  und  Omaspides  pulchella  von  San  Paulo, 

L  e  Conte  (Coleoptera  of  Kansas  and  Eastern  New-Mexico  p.  28) 
Cassida  ellipsis  und  atripes  als  n.  A.  aus  Kord-Amerika. 

Gebier  (Bullet,  de  Moscou  1860.  II.  p.  33)  Cassida  apicalis 
als  n.  A.  aus  der  Songarei. 

Brisout  de  Barneville  (Annal.  soc.  entom.  VIII.  p.  346  f.) 
Cassida  Bohemani  und  rotiindicollis  als  n.  A.  aus  Frankreich. 

ErOtylina.  Boheman  (Fregatten  Eugenies  resa  p.  211)  be- 
schrieb Encaustes  gigantea  von  Malacca ,  Doubledaia  contexicollis 
von  Manila  und  Languria  intermedia   von  Malacca  als  n.  A. 

Wollaston  (Annais  of  nat.  bist.  3.  ser.  IV.  p.  430)  Languria 
Paivae  als  n.  A.  aus  Nord-China. 

Motschulsky  (Etud.  entom.  1859.  p.  104)  beschrieb  eine  neue 
Gattung  Tritomidea,  welche  er  nach  den  tetramerischen  Tarsen 
zu  Tritoma  stellt.  Das  erste  Tarsenglied  ist  sehr  stark  erweitert,  un- 
Arohiv  f.  Naturg.  XXVI.  Jahrg.  2.  Bd.  II 


530     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

terhalb  lang  behaart  und  dreimal  so  lang  als  das  zweite;  dieses  und 
das  dritte  ganz  kurz,  glatt.  Alle  Hüftenpaare  sind  getrennt  und  ver- 
längert, die  Schienen  an  der  Spitze  niit  einer  Reihe  kurzer  Dornen 
besetzt;  Habitus  fast  wie  von  Ceicyon.  —  Arten  :  Tr.  Iranslucida  y4Lin. 
von  Ceylon  und  oblonga  aus  Ostindien.  —  Triplax?  melanocephalus 
n.  A.  von   Ceylon. 

Walker  (Annais  of  nat.  bist.  3.  ser.  III.  p.  259)  diagnosticirte 
Tritoma  bifacies  und  fraeposita  ^h  r\.  k.  von  Ceylon;  er  führt  jedoch 
die  Gattung  unter  der  Familie  „Diaperidae"  auf. 

EndOmychidae.  Neue  Arten  sind  :  Mycetina  morosa  Le  Conte 
(Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Philadelphia  1859.  p.  82)  von  Fort  Tejon 
und  Lycoperdina  glabrata  Walker  (Annais  of  nat.  bist.  3.  ser.  IV.  p.  219) 
von  Ceylon. 

Coquerel  (Annal.  soc.  entoni.  VII.  p.  256.  pl.  7)  gab  eine  Be- 
schreibung und  Abbildung  von  Trochoideus  Desjardinsii  Guer.  mit 
besonderer  Berücksichtigung  der  Mundtheile.  Die  Art  findet  sich  nach 
ihm  in  grosser  Anzahl  auf  Isle  Bourbon  unter  Agave  Americana  und 
ist  sehr  flüchtig. 

COCCinellina.  Boheman  (Fregatten  Eugenies  resa  p.  203  ff.) 
beschrieb  Psyllobora  conspurcala  aus  Californien,  bicongreqata  von 
31ontevideo,  vigintisignala  von  Taifi,  iyitcrsparsa  und  Hyperaspis  an- 
nularis  aus  Californien,  lemniscala  von  Montevideo,  Cryplogonus  cen- 
trogultatns  von  Alalacca,  fulvoterminalus  von  Java,  Scymnus  atramen- 
tarius,  Californicus  und  infuscatus  aus  Californien,  vicinus  von  Rio- 
Janeiro,  binotulahis  und  fuscatus  von  Manila,  Kinbcrgi  von  Oahu, 
tenebricosus  von  Sidney,  quadrinotatus  und  vittipennis  von  Malacca, 
insularis  von  Taiti  und  innocuus  von  den  Keeiings-Inseln  als  n,  A. 

Walker  (Annais  of  nat.  bist.  3.  ser.  IV.  p.  219)  diagnosticirte 
als  n.  A.  von  Ceylon  :  Coccinella  tenuilinea,  rejiciens,  interrtimpens, 
quinqueplaga  ,  simplex,  antica  ,  Cocc?  flaviceps ,  Scymnus  variabilis 
und  Chilocorus  opponens. 

Motschulsky  (Etud.  entom.  1859.  p.  170  und  174)  beschrieb 
Scymnus  rotundatus  und  Chilocorus  nigromarginalus  als  n.  A.  ebendaher. 

Gebier  (Bullet.  deMoscou  1859.  II.  p.  353  ff.  u.  1860.  II.  p.  37) 
Adonia  amoena,  Brumtis  desertorum,  Micraspis  lineola  und  Hyperaspis 
vittata  als  n.  A.  aus  der  Songarei. 

Le  Conte  (Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Philadelphia  1859.  p.  90 
und  286)  Chilocorus  pleuralis,  Coccinella  melanopleura  und  barda  als 
n.  A.  aus  Californien  und  (Coleoptera  of  Kansas  and  Eastern  Kew- 
Mexico    p.  28)    Brachiacantha  tau  als  n.  A.  aus  Nord-Amerika. 

V.  Weidenbach  (12.  Bericht  d.  naturhist.  Ver.  in  Augsburg 
1859.  p.  86)  Exochomus  oblo7igus  als  n.  A.  aus  der  Umgebung  von 
Augsburg. 

Mulsant  (Opusc.  entom,  IX.  p.  63)  ChcilomenesOsiris  als  n.  A. 


im   Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahre  1859  u.  60.     531 

aus  Aegypten,  iMuIsant  und  Rey  (ebenda  XI.  p.  169  und  Annal.  sog. 
dagricuU.  de  Lyon  III.  p.  360)  Scymiius  ihctnus  n\s  n.  A.  aus  Südfrank- 
reich. —  In  den  Annales  soc.  Linneenne  de  Lyon  VII.  p.  165  machte 
Mulsanl  ausserdem  nähere  Angaben  über  Harmonia  lyncea  Oliv., 
welche  jetzt  auch  bei  Ilyeres  aufgefunden   worden   ist. 

Suffrian  (Entom.  Zeitung  1860.  p.  409  IT.)  wies  nach,  dass 
Coccinella  vigintiguttata  Lin.  als  Stammform  und  C.  tigrina  als  viel- 
leicht durch  climatische  Einflüsse  hervorgerufene  Nebenform  oder 
"Varietät  jener  anzusehen  sei.  Auch  von  G.  oblongogullata  und  qua- 
tuordecimguttata  kommen  dem  Verf.  zufolge  ähnliche  schwarzgefärbte 
Exeniplare  vor. 

Bouillon  (Annal.  soc.  entom.  Beige  II.  p.  1 — 28)  stellt  eine 
analytische  üebersicht  der  53  bis  jetzt  in  Belgien  aufgefundenen  Coc- 
cinellioen-Arten  zusammen  und  gab  ebenda  III.  p.  165 — 186)  ein  be- 
richtigtes Verzeichniss  von  54  Arten.  —  p.  249  bemerkt  Verf.,  dass 
er  zweimal  Coccinella  variabilis  und  dispar  in  Begattung  gefunden 
habe  und  weist  zugleich  durch  Erörterung  ihrer  Unterschiede  die 
Annahme  zurück,  dass  beide  etwa  nur  Varietäten  einer  und  derselben 
Art  seien. 

Jacquelin  du  Val  lieferte  (Glanures  entom.  I.  p.  23  ff.)  eine 
„Kote  nionographique  sur  les  Clambites  d'Europe,  in  welcher  er  eine 
Beschreibung  der  bekannten  inländischen  Clambiden  giebt.  —  Ebenda 
p.  39  whd  Aspidiphorus  Lareynii  ah  n.  A.  aus  Frankreich  beschrieben. 


Bonn,    Druck  von    Carl  Gleorgi. 


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