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ARCHIV
FÜR
NATURGESCHICHTE
GEGRÜNDET VON A. F. A. WIEGMANN,
FORTGESETZT VON W. F. ERICHSON.
IN VERBINDUNG MIT
PROF. Dr. LEUCKART IN GIESSEN
UND
PROF. Dr. R. WAGNER IN GÖTTINGEN
HERAUSGEGEBEN
VON
Dß. F. H. TZtOSCHEI.,
PROFESSOR AN DER FRIEDRICH-WILHELMS-UNIVERSITÄT ZU BONN.
SECHS UND ZWANZIGSTER JAHRGANG,
Zweiter Ban«1*
Berlin,
Nicolaische Verlagsbuchhandlung.
(G. Parthey.)
1861.
Inhalt des zweiten Bandes.
Seile
Bericht über die Arbeilen in der allgemeinen Zoologie und
der Naturgeschichte des Menschen im Jahre 1859. Von
Prof. Dr. Wagner . . . . . . . . 1
Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte der Säuge-
thiere während des Jahres 1859. Von Dr. Reinh. Hensel 20
Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte der Vögel
während des Jahres 1859. Von Dr. G. Hartlaub . 70
Bericht über die wiss. Leistungen in der Naturgeschichte der nie-
deren Thiere während des Jahres 1859. Von Prof. Leucka rt 103
Verraes. . . . . . .. . , 111
1. Annelides 113
Chaetopodes ....... 113
Gephyrei 118
Chaetognathi ....... 118
Nematodes . . . . . . . 119
Acanthocephali 131
2. Piatodes 133
Hirudinei 133
Treniatodes 133
Cestodes 136
Turbellarii 141
3. Ciliati 149
Rotiferi 149
Bryozoa . . .- 152
Echinodermata 155
1. Scytodermata 156
2. Actinozoa . . . . '. . . . 158
Echinida . .158
Asterida 158
Opiurida 160
3. Pelmatozoa 163
IV
Inhalt.
Co e 1 enter ata
1. Ctenophora
2. Hydrasniedusae
Acalephae
Hydroidea
Siphonopho
3. Polypi .
Calycozoa
Anthozoa
Porifera
Fr 0 1 0 z 0 a
1. Infusoria
2. Rhizopoda
3. Gregarinae
Bericht über die Leistungen in der Herpetolog
Jahres 1859. Vom H e r a u s s' e b e r
ie während des
e während des
Bericht über die Leistungen in der Ichthyolog
Jahres 1859. Vom Herausgeber
Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte der Mol-
lusken während des Jahres 1859. Vom Herausgeber
Cephalopoda
Gasteropoda
Peteropoda . .
Brachiopoda
Lamellibranchiata .
Tunicata
Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen im Gebiete
der Entomologie während der Jahre 1859 und 60. Von
Dr. A. Gersta e ck er
Insekten ......
Orthoptera ......
Neuroptera ......
Coleoptera . .....
Seite
164
166
168
168
169
190
204
204
205
222
227
230
256
263
279
Bericht über die Arbeiten in der allgemeinen
Zoologie und der Naturgeschichte des Menschen
im Jahre 1859.
Von
Rudolph Waguer,
Professor in Göttingen.
Indem ich es unternehme, den bisherigen Berichten
eine weitere jährliche Uebersicht über einen bisher unbe-
rücksichtigt gebliebenen und, wie mir dünkt, immer wich-
tiger werdenden Abschnitt der Zoologie hinzuzufügen, mag
es vergönnt sein, einige einleitende Worte vorauszuschicken.
Die Naturo-cschichte des Menschen wird hier in einem,
der Aufgabe der Zoologie entsprechenden möglichst engen
Rahmen begrenzt. Weder die in die Anatomie und Phy-
siologie fallenden Abschnitte der Somatologie des Menschen,
noch die psychische Anthropologie sollen hier behandelt
werden, auch die geographische Anthropologie oder Ethno-
graphie nur in soferne sie eine Bedeutung für die eigent-
liche Naturgeschichte unserer Gattung hat. Ein Eingehen
in das Detail der Völkerbeschreibunor oder der Cultur-Ge-
schichte der Rassen bleibt ausgeschlossen, als zur Geogra-
phie oder zur Weltgeschichte gehörig. Eine solche Aus-
führung, so interessant sie sein mag, würde bei dem spär-
lich zugemessenen Räume ohnediess nicht möglich sein.
Doch sollen in der Folge wenigstens die Titel der ent-
sprechenden, nur einigermassen hieher gehörigen Schriften
und Abhandlungen, wo es nöthig ist mit einer kurzen
Analyse, aufgeführt werden *"'). Dagegen scheint es pas-
■"■) Wir stellen die Bitte an sämnitliche Verfasser von solchen
Arbeiten im In- und Auslande, uns Separatabdrücke von denselben
Arciiiv f. Naturg. XXVL Jahrg. 2. Bd. A
2 Wagner: Bericht üb. d. Arbeiten in d. allg. Zoologie
send, auf diejenigen Arbeiten einzugehen, welche sich in
wissenschaftlicher Form durch Auffindung von neuen That-
Sachen oder scharfsinnige Combination und Kritik, mit den
allgemeinen Grundsätzen der Classification, mit den Prinzi-
pien der Morphologie , namentlich auch mit den Fragen
nach dem Begriff, Umfang , Ursprung der Arten (Species),
Varietäten, Rassen u. s. w. beschäftigen. Diess sind Auf-
gaben, welche die Zoologie in den ersten Decennien unse-
res Jahrhunderts sich besonders in Deutschland vielfältig-
stellte , dann aber wieder wegen des Unzureichenden der
Vorbedingungen im Felde der Erfahrung, seit einer Reihe
von Jahren verlassen oder doch weniger beachtet hat, wel-
che gegenwärtig aber besonders in England und Kord-
Amerika lebhaft besprochen werden und, wie begreiflich,
ihr besonderes Interesse für die Naturgeschichte des Men-
schengeschlechts haben. Die fast allzugrosse Neigung zur
Detailforschung hat diess Interesse zurückgedrängt; es ist
Zeit, diese Fragen im Sinne einer höheren Natur-Erkennt-
niss wieder aufzunehmen.
Louis Agssiz, an Essay on Classification. London
1859. 8. Diess Werk ist ein vollständiger, mit einem Re-
gister versehener Abdruck der Einleitung zu des Verfas-
sers grossem Werke über die Naturgeschichte Nord-Ame-
rikas. Ein einziges neues Kapitel, über die Kategorieen der
Analogieen ist hinzugekommen.
Das Werk des berühmten Verfassers zeichnet sich aus durch
eine streng theistische Weltbetrachlung , wie er dieselbe bereits frü-
her in einer Reihe von einzelnen Aufsätzen ausgeführt hat. Er hält
es für unmöglich: „dass der ganze Plan, die logische Verbindung,
die wundervolle Harmonie, die unendliche Verschiedenheit in der
Einheit, welche in den Gruppen der Wirbelthiere, der Gliederthiere,
der Weichthiere, der Strahlthiere hindurchgreifen, aus der Wirkung
gedankenloser Kräfte erklärt werden können; sie setzen eine oberste
Behufs dieses Jahresberichts zukommen zu lassen, da wir wünschen,
eine gedrängte Darstellung oder wenigstens Namhaftmachung alles in
einem Jahre erschienenen zu geben , was für diess erste Jahr noch
nicht möglich war.
und der N.itmgeschichte des Menschen im J;ihre 1859. 3
fnlelli^cnz, als Urheberin aller dieser Wesen voraus." Darnach hat
auch der Mensch diese systematische Anordnung in der Natur nicht
erfunden, sondern erforscht. „Dieser Schöpfungsplan" heisst es, „wel-
cher sich unserem höchsten Wissen enthüllt, ist nicht das Produkt
nofhwendiger Wirkungen von physischen Kräften, sondern erscheint
als die freie Conceplion eines allmächtigen Verstandes , welche in
dessen Gedanken gereift ist, bevor sich dieselbe in greifbaren äusseren
Formen offenbarte." Die nähere Durchführung dieser Ansichten nuiss
man in dem , wie alle Schriften des Verfasser, sehr anziehend ge~
schriebenen Buche selbst nachsehen. Der Verf. giebt eine Uebersicht
der neueren systematischen Eintheilnngen des Thierreichs ; er geht von
der Ansicht aus, dass Cuvier und unabhängig von ihm ßaer in
seinen embryologischen Forschungen, die typischen Grundlagen des
wahren natürlichen Systems gefunden und festgestellt haben, welche
nur im Einzelnen Abänderungen erfahren können. Bei der Bedeu-
tung des Verfs., seiner grossen Detailkenntniss der lebenden und
fossilen Formen und seiner Fähigkeit für Verallgemeinerung, will
ich von seinem Systeme eine Uebersicht geben, namentlich in soweit
es in den Klassen und Ordnungen doch vielfach abweicht von dem
früheren Systeme in den Principles of Zoology. Boston 1848. Agas-
siz hält an der Eintheiliing des ganzen Thierreichs in vier grosse
Abtheilungen (Brauches, Departments) im Sinne Cuvier's fest. Aber
er zerfällt die Wirbelthiere jetzt statt wie früher in 4 in 8 Klassen:
1) Säugethiere mit 3 Ordnungen: 3Iarsupialia, Herbivora und Car-
nivora. 2) Vögel mit 4 Ordnungen: IVatatores , Grallae, Rasores,
Insessores (zugleich mit den Scansores und Accipitres). 3) Repti-
lien, Ordn.: Serpentes, Saurii, Rhizodontes, Testudinata. 4) Amphi-
bien, Ordn.: Caeciliae, Ichthyodi, Anura. 5). S el a ch i e r , Ordn.:
Chimaerae, Galeoden, Batiden. 6) Ganoiden, Ordn.: Coelacanthen,
Acipenseroiden, Sauroiden und zweifelhaft : Siluroiden, Plectognathen,
Lophobranchen. 7) Eigentliche Fische, Ordn.: Ctenoiden, Cy-
cloiden. 8) Myzontes, Ordn.: Myxinoiden , Cyclostomen. Zum
ersten Male erscheint hier die Klasse der Fische in vier Klassen auf-
gelöst. Die zweite grosse Abtheilung der Gliederthiere enthält 3
Klassen. 1) Insekten (3 Ordn.: Myriapoden , Arachniden, eigentli-
che Insekten). 2) Krustenthiere (4 Ordn. : Decapoden, Tetradeca-
poden, Entomostraken (mit den Cirripeden), Rotiferen. 3) Würmer
mit 3 Ordn.: Anneliden, Nenialoiden (Acanthocephala und Gordiacei),
Trematoden (Blutegel , Planarien , Cestoden). Die dritte Abtheilung,
die Mollusken, umfassen 3 Klassen : 1) Cephalopoden (Ordn.: Te-
trabranchiaten , Dibranchiaten). 2) Gasteropoden (Ordn.: Ptero-
poden, Heteropoden , eigentliche Gasteropoden). 3)Acephalen
(4 Ordn. : Lameliibranchien, Tunicaten, Brachiopoden, Bryozoen. Die
Aierte Gruppe, die Radiaten, enthalten ebenfalls 3 Klassen : 1) Echi-
4 Wagner: Bericht üb. d. Arbeiten in d. allg. Zoologie
nodermen mit den allgemein angenommenen 4 Ordnungen. 2) Aca-
lephen: 3 Ordn. : Ctenophoren , Discophoren , Hydroiden mit Ein-
srhluss der Siphonophoren. 3) Polypen mit den beiden Ordnungen
Actinoiden und Halcyoniden. Die jetzt sehr allgemein angenommene
fünfte Haupt-Abtheilung der Protozoen löst Agassiz auf und ordnet
sie anderen Klassen unter. Die Infusorien Ehrenbere's u. a. brinfft
er theils zu den Algen (so alle Anenteren, namentlich Desmidien und
Volvocinen) ; die Vorticellen stellt Ag. uuter die Bryozoen hei den
Acpphalen unter die Mollusken ; die Gattungen Paramaecium und
Opalina bringt er zu den Würmern , die Rotiferen zu den Krusten-
thieren. Zu den Algen stellt Ag. auch die Rhizopoden. — In einer
Kritik dieser Aufstellungen, welche manchfache Anfechtung hervor-
gerufen haben und noch hervorrufen werden , kann ich hier nicht
weiter eingehen, ebenso wenig in die anderen , auch vielfach kriti-
sirten Ansichten von Ag. IVur der Artbegriff, das Fundament aller
Systemkunde in der Thier- und Pflanzenkunde, verdient noch eine
nähere Erwähnung. Für Agassiz sind die Species gerade so ideale
Entia , wie Genus , Familie , Ordnung , Klasse und dabei , wenn man
will, ebenso wie diese wieder real. Es ist eine gewisse Menge von
Individuen von bestimmter BeschafPenheit, die in engster Beziehung
unter einander stehen, als Repräsentanten der Species. Keines der
zu einer Species gehörigen Individuen bietet alle charakteristischen
Merkmale dieser Species dar. Die Repräsentanten repräsentiren nicht
einfach, was in den Individuen spezifisch ist, sondern sie stellen dar
und repräsentiren von Geschlecht zu Geschlecht in gleicher Weise
alles, was in denselben generisch ist, was die Familie, Ordnung u.s. w.
charakterisirt — alles in derselben Consfanz und Präcision. Die
dauernde sexuale Verbindung als Merkmal und Grundlage der spezi-
fischen Identität verwirft Agas. vollständig; es sei dies eine petitio
principii, welche in einer philosophischen Diskussion über den Spe-
zlesbegrifF nicht zulässig sei. Dabei hält Agas. fest an dem von Cu-
vier aufgestellten Grundsatz, dass die Arten (Species) feststehende
Charaktere besässen, welche im Laufe der Zeit nicht änderten. Nicht
bloss die bekannten Untersuchungen C u V i e r's am egyptischen Ibis, die
von Kunth an den in egyptischen Gräbern gefundenen Pflanzen be-
stätigten die Lehre von der Unveränderlichkeit der Species, sondern
auch die Geologie zeige , dass in verschiedenen Perioden der Erd-
entwickelung verschiedene Arten existirten, und dass kein Uebergang
von einer Art der früheren Epoche in einer späteren stattgefun-
den habe.
Derselbe Gegenstand, über den Begriff der Art, ist
sehr ausführlich und gründlich bearbeitet in : 1/e l'espece
et des races dans les etres organises et specialement de
und der Naturgeschichte des Menschen im Jahre 1859. 5
l'unite de l'espece humaine par D. A. Godron Professeur
d'histoire naturelle de la Faculte des sciences de Nancy.
2 Voll. Paris 1859.
Der Verf. kennt im Ganzen gründlich die hier einschlagende
Literatur der verschiedenen Länder, hat ein scharfsinniges Urtheil und
geht auf das Umständlichste in die ganze Breite der Frage ein. Nach-
dem er sich zuerst"^:in den Prolegomena historisch über die Auffas-
sung des Artbegriffs verbreitet hat, geht er an eine ausführliche kri-
tische Zusammeustelhing der Thatsachen, betrachtet Thiere und Tflan-
zen mit gleicher Vollständigkeit im wilden Zustande nach ihrer ge-
genwärtigen Verbreitung, nach den historischen Dokumenten, nach
ihrem fossilen Vorkommen. Auf gleiche Weise wird die Bastard-
zeugung bei Thieren und Pflanzen ausführlich behandelt. Die ge-
naue Schilderung aller einzelnen Hausthiere nach ihren Variationen
schliesst den ersten Band. Es folgt im zweiten eine Kritik der Lehre
von der Rassenbildung bei den Thieren und eine Untersuchung über
die Variationen der Kultnipflanzen. Die hier überall geübten öletho-
(ieii der Untersuchung und die gewonnenen Erfahrungen werden im
dritten Buche auf den Mensciien angewendet, wobei alle neuerdings
zur Sprache gekommenen Thatsachen und Controversen zur Sprache
kommen. So weit es der Raum erlaubt und die Faage die allgemeine
Zoologie angeht, können wir die folgenden Sätze als Hauptresultat
herausstellen; Im wilden Zustande behalten die Arten immer distink-
ten, abgeschlossenen Charakter; aber auch bei den llausthieren und
cultivirten Pflanzen gehen, trotz des mächtigen alterirenden Einflusses
des ölenschen auf dieselben , die entstandenen und bleibenden Modi-
fikationen nie so weit, den Art - Charakter zu vernichten. „Les ca-
racteres" heisst es „de l'espece sont donc bien diff'ereuts des attribuls,
qui distinguent les races: l'espece est absolue et permanente ; les ra-
ces d'une meme espece varient avec les circonstances, elles se nuan-
cent a Tinfini et ne presentent pas entre elles de signes distintivs
speciaux et exclusifs." AYas die Anwendung auf den Menschen be-
trifft s. weiter unten.
Ganz entgegengesetzt sind nun in Bezug auf letzte-
ren Punkt die Resultate einer ausführlichen Untersuchunfr
von Darwin in dem Werke: 0\\ the Origin of species by
means of natural Selection. London J859. 8., welches in
England so grosses Aufsehen erregt hat und nunmehr auch
demnächst in deutscher Bearbeitung von Bronn erschei-
nen, also in Jedermanns Hände gelangen wird.
Der ausgezeichnete englische Naturforscher hat hier ein Werlt
geliefert, das auf Delailforschung im ausgedehntesten Maasse beruht.
Wagner: Bericht üb. d. Arbeiten in d. allff. Zoologie
»■
Darwin kommt miltelat vieler im Einzelnen sehr scharfsinnigen, oft
aber, wie ich glaube nachweisen zu können , auf völlig (namentlich
in physiologischen Dingen) verfehlten Combinationen zu einem Re-
sultate, das ganz abweichend von den Grund-Ansichten von C u v i e r,
U, Owen, Agassiz und a. ni. alle vorhandenen Thier-Arten nur
Umwandlung früherer Typen sein lässt , indem in ausserordentlich
langen Zeiträumen, namentlich in Folge nothwendig veränderter Le-
bensweise (natural selection) , gewisse Variationen von Stamm-Arten
immer wieder die Stamm -Eltern (progenitors) später in einzelne
Arten auseinander gegangene Formen seien, dass also z. ß. jenseits
der silurischen Periode eine Stammform existirte, aus Melcher all-
mählich alle Gattungen und Arten unserer Familie von Tauben, Eulen,
Finken u. s. w. hervorgegangen seien. Ja er gehl in seiner Doctrin
von der Modifikation der Species schliesslich so weit, anzunehmen,
dass alle Glieder einer Thier- Klasse von einer Stammform entsprungen
seien. „Ich glaube" sagt Darwin, „dass die Thiere alle höchstens
von nur 4 oder 5 Progenitoren abstammen und die Pflanzen alle von
einer ähnlichen oder noch geringeren Zahl." „Ja die Analogie" fügt
D. hinzu, „obwohl ein betrügerischer Führer, führe ihn noch einen
Schritt weiter , nämlich zu der Veruiuthung , dass alle Thiere und
Pflanzen von einem einzigen Uibilde (prototype) abstammen." — „There-
fore" — um D.'s eigene Worte zu gebrauchen — „I should infer
from analogy that piobably all the organic beings which have ever
lived on Ihis earth have descended from some one primordial form,
into which life was first brealhed." Indem also Darwin alle Thier-
species aus Variirungen hervorgehen lässt , stellt er den bisherigen
Art- nnd Yarietatenbegriff geradezu auf den Kopf. Nicht aus den
Arten entstehen Varietäten , sondern aus den Varietäten bilden sich
allmählich neue Arten. Das sehr reiche und geistvolle Detail muss
man in dem Werke selbst nachlesen. Die gezogenen Consequenzen
führen, wie oben ersichtbar, zu den allerkühnsten Hypothesen, die
man sich nur denken kann.
Das Urlheil einer lesensAverlhen Anzeige von Dar-
win's Schrift in den Annais and Magazine of natural hi-
story Febr. 1860, dass mit meiner Ansicht übereinstimml,
geht schliesslich dahin, dass die Schlussbehanptung des in
vieler Hinsicht so schönen und lcsens>verthen Werkes von
einer Art ist, dass sie uns kaum glauben lässt, der Verf.
habe sie im Ernste gemeint. Vom faktischen Standpunkte
scheint mir der Haupt-Einwurf, den Darwin selbst aner-
kennt und der auch in der ebengenannlen Anzeige her-
ausgehoben ist, der zu sein, dass unsere ganze Kcnntniss
und der Nalingeschichte des Menschen im Jahre 1859- 7
der fossilen Thier-Reste in allen Gcbirgsscliichten nicht den
geringsten Anhaltspunkt für die Hypothese giebt. Wir fin-
den keine solche Uebergangsformen , wie sie zur Stütze
dieser Hypothese nöthig sind. Im Gegentheile, die Grund-
formen der verschiedenen tJiierischen Wesen entsprechen
in den allerältesten Gebirgsformationen ganz denen unserer
heutigen Welt; nirgends existirt ein Uebergang von einer
typischen Hauptgruppe zur anderen.
Immer bleibt es merkwürdig, dass ganz unabhängig
von Darwin der Schöpfer der heutigen Entwickelungs-
geschichte, einer der allergenauesten Kenner der thierischen
Morphologie, K. E. v. Baer, auf eine freilich lange nicht
so weit ausgesponnene, doch einigermassen verwandte An-
sicht gekommen ist. In seiner weiter unten anzuführenden
Abhandlung über Papuas und Alfurus geht Baer in seiner
bekannten , ebenso gründlichen als geistreichen Weise auf
diese für die Naturgeschichte so allgemein interessanten
Fragen ein.
Ich finde, sagt Baer, „für den Begriff von Art keinen anderen,
als: die Summe von Individuen, welche durch Abstammung verbun-
den sind oder sein könnten." Die Betrachtung der geographischen
Verbreitung der Thiere , bringt Baer weiter zur folgenden Ansicht:
„die so häufig gruppenweise Vertheilung der Thiere nach Verwandt-
schaften scheint dafür zu sprechen, dass auch der Grund dieser nicht
gleichmässigen Vertheilung ein verwandtschaftlicher ist, d. h-, dass
die einander sehr ähnlichen Arten wirklich gemeinschaftlichen Ur-
sprungs oder auseinander entstanden sind. Ich meine nicht allein
die unnöthig aufgestellten Species, sondern ich meine, die Vertheilung
der Thiere macht es wahrscheinlich , dass auch viele solcher Arten,
die sich jetzt getrennt halten und fortpflanzen, ursprünglich nicht ge-
trennt waren , dass sie also aus Varietäten , nach systematischen Be-
griffen, zu specifisch verschiedenen Species geworden sind . . . Wie
weit diese Entwickelung der Arten aus einander anzunehmen ist,
darüber wage ich mir selbst keine Meinung zu bilden."
Man sieht, dass wir in ein Stadium der allgemeinen
Naturgeschichte der organischen Körper getreten sind , wo
die Erfahrungen, welche uns nicht bloss die systematische
Zoologie und Botanik liefern, sondern auch Physiologie und
Geologie, ausgezeichnete , geistvolle Forscher , welche aus
der Detailforschung nach der Verallgemeinerung, als der
8 Wagner: Bericht üb. d. Arbeiten in d. allg. Zoologie
höchsten Aufgabe jeder empirischen Wissenschaft streben,
antreibt, sich an Fragen zu versuchen, welche nicht bloss
ein höheres theoretisches, sondern selbst ein praktisches
Interesse haben. Diess wird recht deutlich, wenn wir Schrif-
ten von grossen Thierzüchtern in die Hand nehmen , wie
die eben erchienene von dem Rittergutsbesitzer H er man n
von Nathusius auf Hundisburg über die Schweinsrassen,
eine an Umfang nur kleine Schriit, die aber für die Wis-
senschaft von höchster Bedeutung ist und die wir im näch-
sten Jahresberichte besprechen oder zum Gegenstande einer
eigenen Abhandlung in diesem Archive oder anderwärts
machen wollen, da sich dieser wichtige Gegenstand doch
nicht in einem blossen Jahresberichte abthun lässt. Ohne-
diess habe ich denselben nur zur näheren Erörterung ge-
bracht, in soferne er begreiflicher Weise von der grössten
Bedeutung ist für die Frage nach der Art -Einheit oder
Artverschiedenheit des Menschen-Geschlechts und für den
Versuch, den Ursprung der Menschen-Rassen zu erklären.
Nur so viel mag vorläufig gesagt sein, dass meine Ansicht
auf eine mittlere, zwischen die von Agassiz und Dar-
win aufgestellte, hinausgeht und sich am meisten der von
Baer nähert. Vielleicht ündet sich auch Raum im nächsten
Jahresberichte auf verschiedene Punkte zurückzukommen,
bei Gelegenheit der Besprechung des für Bastardzeugung
und den physiologischen Arlbegriff so wichtigen, eben er-
schienenen dritten Theils von J. Geoffroy St. Hilai-
r e's bist, generale des regnes organiques.
Hier haben wir jetzt zunächst von einem Werke zu
berichten, das deutschem Fleisse und deutscher Gründlich-
keit die grösste Ehre macht, es ist diess die:
Anthropologie der Naturvölker von Th. Waitz , Prof.
in Marburg. 1. Theil. Leipzig 1859. lieber die Einheit des
Menschengeschlechts und den Naturzustand des Menschen.
In diesem ersten Bande , welcher die allgemeinen Grundsätze
für die Methode der Untersuchung aufstellt und auf der breitesten
Basis die naturhistorischen und psychologischen Elemente der auf dem
Titel bezeichneten Aufgabe zusammenstellt , geht der Verf. mit sehr
grosser Sachkenntniss und Feinheit des Urlheils auf Fragen ein, die
wir so eben berührt haben. Er giebt eine Kiitik der Lehren von Ait,
und der Katurgeschichle des Menschen in» Jahre 1859. 9
Varietät, Rasse und des Variationskreises alier dieser Abtheilungen,
in Avelche wir nicht näher eingehen können, die wir aber allen INa-
turforschern auf das lebhafteste empfehlen ■•). Der Verf. kouinit
schliesslich zu dem Resultate, in welchem wir ihm vollkommen bei-
pflichten: dass aus Einheit der Abstammung Einheil der Art folge, dass
aber gesonderte Abstammung kein ausreichender Beweis für Artver-
schiedenheit sei. Annaiime von Stammes- Einheit aus Aehnlichkeit
des Typus für s'ch allein, hält er für unsicher, ebenso verwirft er die
amerikanische Methode, jede Varietät als ursprüngliche Art zu be-
zeichnen. Spezielle Anwendung dieser ausführlichen naturhistorischen
Untersuchung auf den Menschen , bringt VV. zu folgendem Schluss-
Resultate der naturhistorischen Untersuchung: „die bekannten Thal-
sacheu erlauben nicht nur die Annahme der Arteinheit des Menschen-
geschlechts , sondern diese Ansicht ist auch mit geringeren Schwie-
rigkeiten verbunden und hat die grössere innere Consequenz für sich,
als die entgegengesetzte der Artverschiedenheit, weil jede Anzahl von
Arten, die man aufstellen möchte, als gleich willkühilich erscheint.
Da indessen die Hauptgründe , welche für die Arteinheit sprechen,
auf dem Nachweise der Veränderlichkeit der menschlichen Organisa-
tion durch äussere und innere Einflüsse beruhen und wir bei un-
serer Unbekanntschaft mit den Grenzen der Macht, welche diese letz-
leren besitzen und bei dem Mangel genauer thatsäcblicher Angaben,
die sich über lange Zeiträume und annähernd vollständig über alle
Theile der Erde erstrecken , nicht mit Sicherheit zu entscheiden im
Stande sind, ob wir die Wirksamkeit jener Einflüsse so hoch an-
schlagen dürfen, als zur Produktion der bestehenden Verschiedenhei-
ten erforderlich wäre, so ist und bleibt die Frage nach der Arteinheit
des Menschen-Geschlechts eine oflene Frage. Selbst dann aber, wenn
vollständig erwiesen wäre, dass die Grösse der Veränderungen, die
mit demselben Menschenstamme im Laufe der Zeit vor sich gehen
können, der Grösse der Uiiterschi^-de zwischen dem Keger und Eu-
ropäer gleichkommt , bliebe es noch ungewiss, ob factisch der eine
vom anderen abstamme. Die Frage nach der Einheit der Art wäre
dann zwar beantwortet, aber damit noch nicht die nach der Einheit
der Abstammung. Für die Lösung der letzteren scheint es an der
erforderlichen thatsächlichen Grundlage so gut als ganz zu fehlen
und wie man sich daher auch entscheiden möge , die Entscheidung
scheint in jedem Falle nur einen sehr geringen Grad von Wahrschein-
lichkeit in Anspruch nehmen zu können." Obwohl wir die psycho-
logischen Untersuchungen aus unserem Berichte ausschliessen, so magr
""■) Eine vollständigere Besprechung des Werkes habe ich in
den Göttingischen gelehrten Anzeigen a on 1860 Stück 33, 3i , 35
gegeben.
10 Wagner: Bericht üb. d. Arbeileu in d. allg. Zoologie
hier doch kurz erwähnt werden, dass Waitz zu einem Ergebnisse
kommt, das mit dem aus der physischen Betrachtung gezogenen über-
einstimmt und das er in die Worte fasst : „es gicbt wahrscheinlich
keine spezifische Verschiedenheit innerhalb des 3Ienschengeschlechts"
in geistiger Rücksicht."
Diese Fragen hat auch Ba er a. a. 0. behandelt.
Er sagt; „Man verstehe mich nicht unrecht. Ich sehe mich nur
ausser Stande , spezifische Unterschiede unter den ölenschen zu er-
kennen, so lange man mir nicht geschwänzte Menschen oder ähnli-
che Unterschiede nachweist, und wenn die jetzigen Stämme der
Menschen sich fruchtbar verbinden , so erlaube man mir wenigstens
zu fragen, was denn eigenlich selbstständige Art ist? Ob etwas, das
der Naturforscher nach Gutdünken - sondert oder eine in der Natur
begründete Sonderung und worin diese denn besteht? — Ein Be-
dürfniss, alle Menschen von Einem Paare abzuleiten, beherrscht mich
durchaus nicht Ich fühle mich sehr wenig angezogen,
über die Art, wie die Menschen sich ursprünglich verbreiteten, eine
bestimmte und gegliederte Ueberzeugung mir auszubilden und noch
weniger sie zu lehren, ^^eil es mir scheint, dass es — bis jetzt we-
nigstens — ganz au siclierer Grundlage fehlt. Eben, weil ich wohl
nie an eine vollständige Erörterung dieser Frage gehen werde, habe
ich hier einen kleinen Slreifzug in das Lager derjenigen mir er-
laubt, welche viele nicht verschiedene Spezies von Men-
schen annehmen zu müssen glauben.''
Ganz im Sinne von Waitz und Baer spricht sich auch Go-
dron in seinem oben angeführten Werke für die Einheit der Art
der verschiedenen Menschenformcn aus. Was die Abstammung von
einem I'aare betrilft, so schliesst sich der Verfasser an die Meinung
derjenigen an, welche die Elemente der Forschung, worüber die Na-
turgeschichte gebietet, für unzureichend zur Lösung der Frage hal-
ten, ob ein oder mehrere Stammpaare anzunehmen seien, „Toulefois,
dans cc (jue Ihistoire naturelle nous apprend'" sagt der Verf., um uns
seiner eigenen Worte zu bedienen „rien ne s'oppose ä ce qu'il n'y
ail eu ä l'origine qu'un couple unique , comme le prociamcnt du
resle les traditions unanimes de tous les peuples."
Auf den Menschen angewendet, brinjjen die obenerwähnten
Darwin'schen Schlüsse und Hypothesen die Kassen natürlich wieder
in eine eigenthümliche Stellun<j zu den Grundfrajicii'. Die 31enschen-
rassen sind hiernach noth\\rn<lig nicht ursprünglich verschiedeuc
Stammformen oder Urspezies, sondern erst werdende oder gewordene
Spezies aus einer einfachen Stammform, i^lan sieht hieraus recht, wie
vieldeulig die oft besprochenen Verschiedenheiten des Menschen-Ge-
schlechts in Belüg auf Ursprung und Slammverwandlschaft aufgefasst
und der Katnrgcschichte des Mensclun im Jahre 1859. 11
>>erden können , ein klares Beispiel von der hier \valtenden Man-
jjelliafligkeit der Erkeuntniss, welche jeden sieheien Abschluss dieses
der ^Vissenschaft noch völlig' unzugänglichen Prübleins unmöglich
macht. jMag man sich die Entstehung des i^lenschen unter dem I>c-
grifie der Schöpfung oder der Generalio aequivoca aus blossen INa-
tnrkräften denken, so A\ird man gestehen müssen, dass jede der bei-
den Annahmen einer naturwissenschaftlichen Analyse, jeder irgend
klaren Voislellung, welche Vorgänge man sich dabei zu denken habe,
unnahbar ist.
Unter den allgemeinen Werken, welche im vorigen
Jahre über die Naturgeschichte des Menschen, dieselbe melir
als einen Theil der Länder- und Völkerkunde behandelnd,
erschienen sind, verdienen genannt zu werden .
Dr. Maximilian Perty, Prof. in Bern, Grundzüge
der Ethnographie. Leipzig nnd Heidelberg 1859.
Ein recht brauchbarer und übersichtlicher Grundriss mit ein-
zelnen Holzschnitten. Der Verf. geht auch auf die Culturgeschichte
und allgemein statistische Verhältnisse ein.
J. J. d'Omalius d"lIalloy des races humaines oii
elcments d'ethnographie. 4. edit. Paris 1859.
R. G. Latham, Descriptive Ethnology. Vol. L Easlern
and Northern Asia, Europe. Yol. IL Europe, Africa, India.
London 1859.
Dr. F. Pruner Bey: Der Mensch im Räume und in
der Zeit (physisch, sprachlich, geschichtlich). Eine ethno-
graphische Skizze. München 1859. 4. mit 4 lith. Taleln.
Diese interessante Schrift ist bei Gelegenheit des 100jährigen
Jubiläums der Akademie der AVissenschaftcn in München vertheilt
worden (1859). Sie enthält ebenso geistvolle allgemeine Betrach-
tungen, als mehrere neue Einzelnheiten, Erfahrungen, die sich auf
des Verf. langen Aufenthalt im Orient beziehen. So z. ß. beobach-
tete der Verf. ähnliche Fettwucherungen am Gesässe, wie man sie von
Ilottentoltinen kennt, auch bei Frauen vom Dinkastamme und des Cor-
dofan, \>ie sie Dr. Barth selbst bei vielen Berberfrauen beobachtete.
Ebenso fand Bruner die büschelförmigen Haarquasten der Hotten-
totten bei vielen Ost - Afrikanern , also allgemeiner, als man bisher
glaubte. Feuerrothes Haar fand B., wenn auch selten, bei INegern
im alten, wie neuen Egypten, ohne den pathologischen Albinismus,
der bei IXegern seit lange bekannt ist. Auf die sprachlichen Bemer-
kungen des Verf.s können v.ir hier nicht eingehen. Bei Gelegenheit
der ffcoloffischcn Verbreituno" menschlicher Knochen und dem Vorkom-
men eigenlhümlicher Schädel in allen Gräbern kommt Verf. noch ein-
12 Wagner: Bericht üb. d. Arbeiten in d. al!g. Zoologie
mal auf die physischen Verhältnisse der Kopien und schreibt allen
entschieden gekräuseltes, nicht schlichtes Haar zu und hält, der allge-
meinen Ansicht gegenüber, die christlichen Kopten für weniger ge-
mischt, als die islamitischen Landbebauer, die entschieden mehr ara-
bisches Blut haben, als jene. „Fest steht" sagt der Verf. 8.44 „durch
den monumentalen Befund, dass, so weit die Denkmäler einzelner
Kationen zurückreichen , jede durch ein eigenthümliches physisches
Gepräge sich kennzeichnet , und dass von einer jeden sich noch
Nachkommen finden, welche ihren Stammältern ähnlich. Der Anhang
bringt mit Abbildungen einen 1^'und aus Stein - Säigen im alten allo-
brogisch-keltischen Gebiete, einem Kieshügel am Genfer-See ; es fand
sich hier ein schiefzäh niger rachenförmiger I.angschädel (doch
ist der Prognathismus nach der Abbildung zu urtheilen nicht auf-
fallend, Ref.), ein Kurzschädel und ein Mischlingsschädel, bra-
chycephalisch ;aber prognathisch nach Angabe des Verf. (Ref. kann
nach der Abbildung einen auffallenden Prognathismus nicht finden).
Maasse in Millimetern sind beigefügt. Als Schlussfolgerungen stellt
der Verf. zuletzt fünf Sätze zusammen, als Ergebnisse seiner Unter-
suchungen. Es sind folgende in etwas abgekürzter Blittheilung : 1)
Der Mensch bildet durch sein Aeusseres, seine Sprache, seine Ge-
schichte ein eigenes Reich. 2) Die sogenannten Menschenrassen müs-
sen als Varietäten betrachtet werden. 3) Die Species des Thierrei-
ches hat eine ganz verschiedene Unterlage und ihr Begriff ist auf
den Menschen nicht anwendbar. 4) Je weiter njan in die Vergan-
genheit zurückgeht, desto mehr gleichen sich die menschlichen Ty-
pen. 5) Der arische, mit dem ovalen Schädel ist wohl geschichtlich
der jüngste.
Der seitdem verstorbene Direktor des statistischen
Bureaus in Berlin, Professor Dieter ici hat als letzte Ar-
beit eine Statistik über: Die Bevölkerung der Erde nach
ihren Totalsummen, liassenyerschiedenheiten und Glaubens-
bekenntnissen in Petermanns geographischen Millheilungcn
für 1859. Kel't. 1 publicirt.
Darnach befinden sich unter den etwa 1300 Millionen Menschen
der Erde 1026 Millionen Dolichocephalen und 262 Millionen Brachy-
cephalen , wenn man die Völker nach dem Retzius'schen Prinzipe
Ulassifizirt. JNach der Blumenbach'schen Eintheilung gehören 522 Mil-
lionen zur Kaukasischen, 522 Millionen zur 31ongolischcn , 196 31il-
lionen zur Aelhiopischen , 1 Million zur Amerikanischen, 200 Mil-
lionen zur Malayischen Hasse oder in Prozenten sind von der Bevöl-
kerung der Erde : 28,85 Kaukasisch, 40,61 Mongolisch, 15,38 Malayisch,
15,08 Afrikanisch, 0,08 Amerikanisch. Begreiflicher Weise können
solche Angaben, namentlich über fremde Erdtheile nur sehr unsicher
und der Naturgeschichte des Menschen im Jahre 1859. 13
sein. Einige Angaben sind aber so handgreiflich unrichtig , wie die
viel zu geringe Zahlen-Annahmen für die Amerikanische Rasse, dass
man nicht begreift, wie der Verf. sie aufstellen konnte.
Als von allg-emeinem Interesse nennen wir auch;
Wappaeus, Prof. in Göttingen, Allgemeine Bevöl-
kerungsstatistik. Leipzig 1859.
Von dem reichen Material , was die österreichische
jNovara-Expedition von ihrer Welt-Umsegelung, vorzüglich
durch die Verdienste Dr. Carl Scherzer's, beobachtet
oder mitgebracht hat, und w ovon eine im nächsten Jahres-
berichte zu erwähnende eben jetzt stattfindende Ausstellung
zu Triest eine Uebersicht giebt, ist zunächst veröffentlicht
worden: lieber Körper -Messungen als Behelf zur Dia-
gnostik der Menschen - Ragen von Dr. Carl Scherzer
und Dr. Ed uar d Seh warz in den Mitth eilungen der K.
K. geographischen Gesellschaft f. 1859.
Diese kleine Schrift enlhäft interessante einleitende Bemerkun-
gen über das trügerische der äusseren Merkmale beim blossen An-
blick fremder Völker, wo solche Verhältnisse, wie Kleidung, Art das
Haar zu tragen u. s. w. die grössten Täuschungen bringen. Die der
Zöpfe beraubten Chinesen in den Gefängnissen von Hongkong, na-
mentlich vom Stamme der Hakkas, mit ihrem gedrungenen kräftigen
Körperbaue, den schön geformten, gebogenen (langen, geraden) Nasen
und einer fast gar nicht spezifisch chinesischen Augenstellung glichen
so gewissen plebejischen Figuren aus unseren unteren Ständen, dass
sie, europäisch gekleidet , sich mit den meisten Menschen in Berüh-
rung setzen könnten , ohne jemals für Chinesen erkannt zu werden.
Bei den schöner geformten Tartaren war die Täuschung noch frappan-
ter. Umgekehrt fanden beide Mitglieder der nautischen Expedition
katholische und protestantische Missionare, mit chinesischem Kopf-
haar und Zopf, so wie chinesischer Kleidung, häufig von eigentlichen
Chinesen nicht unterscheidbar. Dr. Med hurst reiste auf diese Weise
viele Monate im Inneren China's, ohne erkannt zu werden oder
den geringsten Verdacht zu erregen. — Was die Prinzipien der Mes-
sung betrifft, so bedienten sich die VerfT: des Bandmaasses, des Ta-
ster - Cirkels und anderer einfachen Instrumente und sie führten an
jedem Individuum 78 Messungen aus, von denen sich 80 auf den
Kopf, 19 auf den Stamm, 21 auf die oberen und unteren Extremitä-
ten beziehen , welche in der Schrift einzeln verzeichnet sind. Aus-
serdem stellten sie allgemeine Beobachtungen nach folgenden Rubri-
ken zusammen : ISame, Geschlecht, Geburtsland, Beschäftigung, Art und
14 Wagner: Bericht üb, tl. Arbeiten in d. allg. Zoologie
Stärke des Bartes, Alter, Farbe der Haare, der Augen, Zahl der Puls-
schlage, Gewicht, Dynamometer (für Druck- und Hebekraft), Höhe.
Es wäre schon sehr viel für die vergleichende Anthropologie gewon-
nen, wenn bei den Reisen in fremde Erdtheile die Erforschung die-
ser Elemente der Völkerbeschreibung ernstlich in Angriff genommen
werden würde.
Von grosser Wichtigkeit ist auch die Anwendung der
Photographie für die Rassenbilder.
In Petermann's geographischen Mittheilungen für 1859
Heft 4 sind drei recht gute Photographicen von Eingebor-
nen von Süd-Australien gegeben.
Noch wichtiger ist die Abnahme von Gypsmasken.
Die Gebrüder Seh la gi n t weit haben auf ihren ostindi-
schen Reisen solche Abgüsse bei Eingebornen gemacht und
davon verkäufliche galvanoplastische Abformungen anferti-
gen lassen. Noch ist von den Schlagintweitschen For-
schungen in Bezug auf Ethnographie uns nichts näheres
bekannt geworden , was wir für diesen Jahresbericht ver-
werthen könnten.
Von der grössten Bedeutung für die Rassenlehre über-
haupt und insbesondere die schwarzen Rassen Australiens
und der Südsee sind die beiden bereits oben benutzten Ab-
handlungen von K. E. von Baer in den Memoires de
l'Academie de St. Petersbourg, Sc. nat. Tom. VIII, die auch
einzeln im Buchhandel zu haben sind :
Crania selecta ex thesauris anthropologicis academiae
imperialis petropolilanae cum tab. XVI lithogr.
Vortreffliche Abbildungen, meist von mehreren Seiten von
Schädeln von Papuas, Alfuren, Kalmücken, Chinesen, Bewohnern von
Unalaschka.
Ueber Papuas und Alfuren. Ein Commentar zu den
beiden ersten Abschnitten der vorigen Abhandlung.
Eine meisterhafte Kritik und Zusammenstellung alles dessen,
was wir in Betreff der schwarzen Rassen der Südsee wissen, wobei
die anmuthige Skepsis und der Humor des Verfassers , den wir aus
seinen Studien am Caspischen Meere kennen, Licht und Ordnung in
das Chaos der Mittheilungen von Seefahrern und Naturforschern bringt,
so weit diess in einem so mangelhaft durchforschten Gebiete möglich
ist. Ehe eine irgend begründete Ueberzeugung über Ursprung und
Verbreitung der Südsee -Neger zu gewinnen ist, erscheint es noth-
und der Kalurgesrhichte des Mcnsclien im Jahre 1859. 15
wendig, die dunklen Volkerresle in Indien, aber anch die Bewohner
von Ost -Afrika und besonders von Madagascar genauer zu beob-
achten, sowohl in Hinsicht der Körper- Bildung als der Sitten und
Sprachen. Des Verfassers Untersuchungen führen zunächst auf zweierlei
Typen, die ihren Ausgangspunkt in Neu -Guinea haben, von denen
der erste oder der eigenliche Papua- Stamm entschiedenere Neger-
Aehnlichkeit hat, als der zweite, der sich, besonders im Schüdelbaue,
aber auch im Gesichte, sehr den Keuholländern nähert und von ihnen
beinahe nur durch das krause Ilaar auffallend sich unterscheidet, das
man nur in benachbarten und sehr beschränkten Gegenden Neuhollands,
wo man Einwanderungen von den Torres - Inseln vermuthet, in ge-
drehten Troddeln herabhängen sieht. „Wir bleiben also, sagt der
Verf., bei unseren zwei Typen stehen. Dem ersteren wird man wohl
den Namen Papua bewahren müssen , weil dieser Name ursprünglich
dem westlichen Küstenvolke gegeben und diesem nicht entzogen ist.
Für den anderen Typus müsste man einen eigenen Namen erfinden,
wenn man nicht den der Alfuren beibehalten will. Ich schlage die
Beibehaltung desselben vor, denn man hat doch lange genug die Be-
wohner des Inneren der Westhälfte von Neu-Guinea Alfuren genannt.
Um sie von anderen Volksresten im Indischen Archipel zu unter-
scheiden, kann man sie Alfuren von Neu-Guinea oder Alfuren-Papuas
nennen. Auch würde man sich darin dem in ßalavia noch fortge-
henden Gebrauche anschliessen. Man hätte nur die hinge für richtig
gehaltene Meinung , dass die Alfuren schlichtes Haar haben als
falsch anzuerkennen und zu berücksichtigen , dass viele der Papua-
Sklaven in der Indischen Welt Alfuren-Papuas sind. Die von Les-
son und Hombron gebrauchte Benennung Andamanen, würde ich
verwerfen, so lange nicht erwiesen ist, dass die Küsten-Papuas ihre
Nachbaren vom Innern so nennen, wie Lesson andeutet, was aber
kein anderer Beobachter erfahren hat, oder bis nachgewiesen ist, dass
die Bewohner der Andamanischen Inseln diesem Typus angehören.
Eine solche Uebereinstimnuing mit jenen Insulanern geht aber aus
keiner der mir zugänglichen Beschreibungen der letzteren bestimmt
hervor, obgleich sie auch nicht für das Gegentheil sprechen. Es ist
dagegen ein anderer Best eines schwarzen kraushaarigen Volkes,
Orang-Samang oder Semang genannt, das im Innern der Halbinsel Ma-
lakka lebt und in mehrere Tribus sich theiit, in neuerer Zeit so be-
schrieben, dass ich dieses Volk für übereinstimmend mit den Alfuren
Neu-Guineas zu erklären sehr geneigt bin. Herr Logan (bei Earl,
the Papuans) , der Samang's beobachtete, sagt: „der Kopf ist klein,
dachförmig (ridged , mit Firste versehen) , das heisst , er erhebt sich
über der Stirn in Form eines stumpfen Keils, der Hinterkopf ist ge-
rundet und etwas anschwellend (swelling) ; die Stirn klein, niedrig (?)
und merklich schmaler, als die Wangengegend, die Augenbraunbogen
Iß Wagner: Bericht üb. d. Arbeilen in d. allg. Zoologie
stark. Das Haar ist spiralig , nicht wollig und wächst dicht in Bü-
scheln." Der rücken- oder dachförmige Scheitel ist es besonders,
wodurch unser zweiter Typus charakterisirt wird. Dieselbe Form
des Schädels charakterisirt auch den Schädel der Keu-Holländer und
bei diesen läuft nicht selten eine wirkliche Firste oder ein scharfer
Kiel der Länge nach dem Scheitel fort. Die Keuholländer haben aber
nach übereinstimmenden Berichten schlichtes Haar oder ganz schwach
gelocktes — mit einziger Ausnahme einiger kleinen Stämme der
IVordküste, z. B. der Kowraregas und ähnlicher, welche man deshalb
als von einer Vermischung der Papuas mit den Neuholländern ab-
stammend betrachtet. Deswegen wird man die Binnen Völker von
JN'eu-Guinea , für welche wir den Namen Alfuren beizubehalten vor-
schlagen, ungeachtet der Aehnlichkeit ihres Schädelbaues mit den Be-
wohnern von Neuholland, dennoch zum Hauptstamme der Papuas zu
rechnen haben."
Von besooderem Interesse istBaer's Kritik der Haare der Pa-
puas, wo er zeigt, wie unbestimmt die Angaben und Begriffe über
das „Wollhaar" sind. Baer stellt das Schlussresultat über das Pe-
rückenhaar der Papuas in folgender Weise zusammen : „Der grosse
Quasten-Kopf, durch den die Küstenpapuas so auffallend sind, beruht
nur darauf, dass dieses in viele Spiralen gedrehte Haar ausgekämmt
wird, und dass die einzelnen Locken gelöst werden. Natürlich giebt
diess nun einen ganzen Ballon von Haaren, die sich gegenseitig hal-
ten. Man kann die Merino-Wolle ebenso auskämmen."
lieber den Schädelbau der Rhätischen Romanen von K.
E. V. Baer, g-elesen am 24. Juni 1859 in der St. Peters-
burg-er Akademie (Bulletin. Neue Reihe Tome I. p. 38).
Ein Graubündtner Schädel in der Sammlung des anatomischen
Museums in Basel von ausserordentlicher Kürze und Breite des Hin-
terhaupts erregt des Verf.'s Aufmerksamkeit im hohen Grade; die
grösste Breite des Schädels war nur um 3 Linien geringer, als die
grösste Länge. Diess bewog v. Baer, selbst nach Graubündten zu
reisen. Schon auf der Reise nach der Schweiz fiel ihm auf, dass der
Schädel des Allemanischen Stammes im Allgemeinen breiter erscheint,
als der des Franken oder Sachsen. Im Dorfe Churwalden, vielmehr
aber noch im Dorfe Ems fand B. in den Beinhäusern der Kirchhöfe
zum Theil ungemein ' breite Schädel, mit weit hinter den Ohr-Üeff-
nungen liegenden tubera parietalia, welche B. ungemischten Roma-
nen zuschreibt; darunterkommen aber Mischungen mit germanischem
Typus vor. B. benutzt diesen Fund zu einer umfangreicheren ethno-
graphischen Untersuchung mit vorzüglicher Rücksicht auf die mögliche
Lösung einer grossen und tiefgreifenden historischen Frage, der näm-
lich: über die ursprünglichen Bewohner Europa's vor dem Einrücken
und der Katurgeschichte des Menschen im Jahre 1859. 17
der Indo- Europäischen oder Arischen Völker. Der Verf. geht auf
die Frage zunächst ein, in wie ferne nian die Rhatier, nach einer
Stelle bei Plinius, als eine Colonie oder einen Zweig der alten Etru-
rier betrachten könne, die Retzius unter die Brachycephalen zählt,
während die Schädel aus Etruskischen Gräbern in der Blumenbach'-
schen Sammlung, in Paris und die neuerdings von Maggionari in
Rom abgebildeten dolichocephalisch sind. Er zeigt schliesslich, dass
schon in Etrurien sich zwei ursprünglich heterogene Nationalitäten
mischten , wie die alten stammverwandten Rhätier Mischungen mit
Kelten eingingen ; Keltische Stämme drangen höchst wahrscheinlich
unter Gallischer Herrschaft, wie in Nord-Italien, so auch unter die
benachbarten uralten Gebirgsvölker vor.
Von dem mit sehr schönen lithographirten Tafeln ver-
sehenen Werke : Crania britannica, delineations and descri-
ptions of the Skulls of the aboriginal and early inhabitants
of the british Islands, together with notices of their other
remains by Joseph Barnard Davis and John Thur-
nam. London printed for the Subscribers only by Taylor
and Francis. Red Lion Court, fleet Street, das 1856 be-
gonnen wurde und auf 10 Decaden berechnet und seitdem
fortgesetzt ist , werden wir eine Ucbersicht geben , wenn
sich der Inhalt mehr nach seinen allgemeinen Resultaten
übersehen lässt.
lieber die Wogulen östlich vom mittleren Ural zwi-
schen dem 59° und 69° Breitengrade giebt A. Ahlquist
Mittheilungen im Bulletin de l'Acad. de St. Petersbourg XVI.
1859, davon ein Auszug in der Zeitschr. f. allg. Erdkunde.
N. Folge. Bd. 6. S. 222.
Enthält nur wenige für uns wichtige Notizen. Die Wogulen
sind von mittlerer Körpergrösse , meist gedrungen und kräftig ge-
baut, mit wenig verstehenden Wangenknochen, breiter, nicht platter
Nase, dunkelbraunen, nicht selten ganz hellen Haaren.
Die Schoho's und die Beduan bei Massaua von Wer-
ner Hunzinger Zeitschr. f. allg. Erdkunde, N. F. Bd. 6.
S. 89.
Interessant, weil es die Bewohner der Trümmer zweier alten
Reiche sind, das des äthiopisch- christlichen der Königin von Saba
und des mohamedanischen der Völker von Adel , das diesem folgte.
Die Ursitze dieser abyssinischen Volksreste kennt man nicht. Die
Soho's sind ihrer Sprache nach den Somaulis und Gallas verwandt,
ihre Farbe dunkelbraun bis schwarz, ihre Physiognomie wenig neger-
Archiv. f. Naturg. XXVI. Jahrg. 2. Bd. B
18 Wagner: Bericht üb. d. Arbeiten in d. allg. Zoologie etc.
artig, nur die Haare wie grobe Schafwolle. Die anstossenden, nörd-
licher wohnenden Beduan geben ein rechtes Bild von einem Misch-
lingsvolk. Sie sind der Farbe nach Afrikaner, im Ganzen schwarz
doch mit vielen Nuancen, ohne je die ächte Negerfarbe zu erreichen ;
der Physiognomie nach sind es Kaukasier, der Sprache nach Semiten.
Sie haben lange gerade Nasen mit hoher Stirne; besonders die Frauen
haben sehr regelmässige , schöne Gesichtszüge — ganz griechische
Formen. — Form der Haare wird nicht angegeben.
Notes'sur les| negres de l'Ethiopie ecrites dememoire et
adressees par M. A n t o i n e d'A bbadie äM. de Quatre-
fages. Bulletin de la Soc. de Geographie Tome XVII. p. 170.
Das Studium des Ursprungs der Neger veranlasste den Verf.
zur Reise, deren wenigstens hier niedergelegte ungemein dürftige
Resultate sich nur auf einige Mittheilungen über die Farben der Ne-
ger beziehen, über deren Formen er später zusammenhängendere
Mittheilungen verspricht.
Wir schliessen diesen Bericht mit einer museographi-
schen Abhandlung: Nachrichten über die ethnographisch-
craniologische Sammlung der Kaiserlichen Akademie der
Wissenschaften zu St. Petersburg vom Akademiker v. Baer.
Bulletin de la Classe physico - mathematique de l'Ac. etc.
Tom. XVII. No. 12, 13, 14.
Wie alles, was aus dieser Feder kommt, immer viel vortreffli-
chea enthält , so auch dieser Aufsatz , der die anziehendsten Bemer-
kungen über die Grundprinzipien der vergleichenden Anthropologie,
deren Beziehung zur Geschichte, den Werth der craniologischen
Sammlungen u. s. w. enthält. Die Sammlung ist vorzüglich angelegt
worden, um Studien über die Völker des weiten russischen Reiches
und deren Ursprung möglich zu machen; sie dehnt sich abe> natür-
lich auch auf andere Völker aus. Die Sammlung enthält bereits über
vierthalbhundert Schädel , welche geographisch geordnet und aufge-
stellt sind, nicht nach einem craniologischen Prinzipe , unstreitig die
zweckmässigste Art, welche ich auch für die Blumenbach'sche Samm-
lung gewählt habe. Der Verf. spricht sich vorzüglich über die Noth-
wendigkeit eines gemeinsamen Messungsprinzips aus, zu welchem
Ende er im Sinne hatte, einen Congress nach Göttingen , als der
Wiege der wissenschaftlichen Naturgeschichte des Menschen auszu-
schreiben, worüber ich einiges in der oben angeführten Anzeige des
Werkes von Waitz mitgetheilt habe. Die Ausführung dieses Planes
dürfte von Wichtigkeit für die Forlschritte der gesammten Naturge-
schichte des Menschen werden.
Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
der Säugethiere während des Jahres 1859.
Von
Dr. Reinhold Mensel
in Berlin.
In Folge einer Aufforderung des Herausgebers hat
Referent es unternommen , nachstehenden Bericht für das
Jahr 1859 zu liefern. Liegt es schon in der Natur der
Sache, dass jeder erste Bericht mehr oder weniger lücken-
haft sein wird, so kann der gegenwärtige um so weniger
einem solchen Vorwurfe entgehen, als in Berlin leider ein
fühlbarer Mangel an der hierher gehörigen Literatur herrscht.
Manche wichtige Arbeiten mussten daher dem Ref. ganz
unbekannt bleiben, namentlich wenn sie in auswärtigen
Zeitschriften erschienen waren, und von anderen konnten
nur die Titel angeführt werden, da Ref. noch nicht Gele-
genheit gehabt hatte , sich mit ihrem Inhalte bekannt zu
machen. Das Uebergangene soll jedoch, so weit es mög-
lich ist, im nächsten Berichte berücksichtigt werden, gleich
wie auch jetzt einige Nachträge aus dem Jahre 1858 ge-
macht worden sind, ohne aber die systematische Anord-
nung des ganzen Referates zu stören. Gerne hätte Ref.,
gemäss den Forderungen der Wissenschaft, auch die fos-
silen Säugethiere in den Kreis seines Jahresberichtes gezo-
gen , allein der diesem vorgeschriebene Raum ist zu be-
schränkt, um eine solche Ausdehnung zu gestatten. Es
wird daher der Bericht über die Fortschritte in der Natur-
geschichte derselben, von dem gegenwärtigen Referate ge-
trennt, an einem anderen Orte erscheinen.
20 Hensel: Bericht üb. d. Leistungen in d. Katurgeschichte
Als das seiner Anlage nach für die Kenntniss der
Säugethiere wichtigste Werk aus vergangenem Jahre sind
^Mammals of North America. Philadelphia 1859" von Spen-
cer F. Baird zu nennen.
Das Werk zerfällt in zwei Theile, deren erster bereits im
Jahre 1857 unter dem Titel : General report upon the mammais of
the several pacific railroad routes. Washington 1857 erschienen und
jetzt wieder abgedruckt ist. Da dieser Theil bereits im vorjährigen
Berichte besprochen ist, so kann bloss auf diesen hingewiesen wer-
den. Der zweite Theil führt auch den besonderen Titel : Special re-
port upon the mammais of the Mexican Boundary. Washington !1859.
Die in diesem Theile behandelten Thiere sind: 2 Fledermäuse Ma-
crotus californica (?) Baird, Vespertilio pallidus Leconte. — 2 Insectiv :
ßlanira Berlandieri Baird, ßl. exilipes Baird. — 22 Carnivor : Felis
concolor Linn., F. on/a , F. pardalis, F. Eyra Desm. , F. Yaguarundi
Desm., Lynx rufus Raf. var. maculatus, Canis occidentalis var. mexi-
canus und var. rufus , C. latrans , Vulpes virginianus Rieh. , Bassaris
astuta Licht. , Putorius frenatus Aud. et Bach. , Mephitis mesoleuca
Licht. , M. varians Gray, M. bicolor Gray, Taxidea Berlandieri Baird,
Procyon Hernandezii Wagl. var. mexicana St. Hilaire, Ursus horribilis
var. horriaeus Baird, Ursus cinnamomeus , Didelphys virginiana, D.
californica Bennet. — 34 Nagethiere : Sciurus limitis Baird. S. ludo-
vicianus Custis , S. carolinensis ?, S. castanonotus , Tamias dorsalis
Baird, Spermophilus grammurus Bach., Sp. Couchii Baird, Sp. tereti-
cauda Baird, Sp. mexicanus Wagner, Sp. spilosoma Bennett, Cyno-
mys ludoviciamus Baird , Castor canadensis Kühl , Geomys Clarkii
Baird, Thomomys umbrinus Baird, Th. fulvus Baird, Dipodomys Ordii
Woodhouse , D. agilis Gambel, Perognathus penicillatus Woodhouse,
P. hispidus Baird, P. flavus Baird, Mus tectorum Savi , Reithrodon
megalotis Baird, Hesperomys texanus Woodhouse, H. sonoriensis Le-
conte , H. eremicus Baird , IS'eotoma mexicana Baird , N. micropus
Baird, Sigmodon Benlandiere Baird, Fiber zibethicus Cuv. , Lepus
callotis Wagl., L. californicus Gray, L. sylvaticus Bachm., L. Artemi-
sia Bachm., L. Bachmani Waterh. — 1 Edent. Dasypus novemcinctus
Linn. — 7 Hufthiere : Dicotyles torquatus Cuv. , Cervus virginianus
Boddaert, C. mexicanus Gmel., C. macrotis Say, Antilocapra americana
Ord., Ovis montana, Bos americanus Gmel. Von den hier aufgezähl-
ten Thieren sind bloss die Fledermäuse im ersten Theile noch nicht
genannt worden. (Ungeachtet seines grossen Fleisses muss man dem
Verf. den Vorwurf machen , die Literatur und Fauna der allen Welt
zu wenig berücksichtigt zu haben. Daher auch die Diagnosen na-
mentlich der Thiere , bei denen eine Vergleichung mit Formen der
alten Welt hätte stattfinden müssen, trotz der langen und sorgfältigen
der Säugethiere während des Jahres 1859- 21
Beschreibungen an einer Unbestimmtheit leiden, die sie unbrauchbar
macht. Sie sind in vielen Fällen eigentlich bloss kurze Beschrei-
bungen der äusseren Erscheinung. Hätte z. B, der Verf. für die Dia-
gnose des Vulpes fulvus nicht bloss eine schottische Füchsin, sondern
die zahlreichen Exemplare in den Europäischen Museen verglichen
oder auch nur das gekannt, was durch Pallas und Andere über die
rothen Füchse Sibiriens gesagt worden ist, so wäre er sicher zu dem
Resultate gelangt, dass bedeutendere Grösse, dichter Pelz und rothe
Farbe nicht unterscheidende Merkmale für V. fulvus sind. Ja bei
Lupus ocridentalis hat der Verf. sogar die Diagnose ganz weggelas-
sen, weil ihm doch vielleicht bekannt gewesen sein mag, dass bei
dem Wolf der alten Welt genau dieselben Farbenunterschiede vom
dunkelsten Schwarz bis zum reinsten Weiss wie bei dem Amerika-
schen Wolfe vorkommen.
Viel geringer an Umfang aber durch die wissenschaft-
lichen Resultate wichtiger für die Säugethierkunde sind die
„Reisen und Forschungen im Amur -Lande von Leop. v.
S.chrenck. ßd. I. Lief. 1. St. Petersburg 1858.«
Der Verf. hat sich im Sinne der MiddendorfF'schen Schule we-
niger um Aufstellung neuer Species als vielmehr um Ermittelung der
Grenzen bemüht, innerhalb deren die Individuen einer Species in
Bezug auf Farbe u. s. w. variiren können. Ebenso ist die geogra-
phische Verbreitung der Säugethiere mit mustergültiger Gründlichkeit
bearbeitet. Die einzelnen mehr oder weniger ausführlich behandel-
ten Species sind : Ursus arctos L. , Ursus maritimus L. , Meles Taxus
Schreb., Gulo borealis Nilss. , Mustela zibellina L. , Mustela sibirica
Pall., Mustela erminea L., Mustela vulgaris Briss., Lutra vulgaris Erxleb.,
Lutra (?) aterrima Pall., Enhydris marina Schreb., Canis lupus L.,
Canis alpinus Pall., Canis vulpes L., Canis lagopus L., Canis procyo-
noides Gray, Canis familiaris L., Felis Lyn\ L., Felis Tigeis L., Felis
Irbis Müll., F'elis domestica Briss., Erinaceus europaeus L., Erinaceus
auritus Gmel. , Sorex vulgaris L. , Sorex pygmaeus Laxm. , Vespe-
rugo borealis Kilss. , Vespertilio mystacinus Leisl., Vespertilio Dau-
bentonii Leisl., Plecotus auritus L., Pteromys volans L., Sciurus vul-
garis L. , Tamias striatus L. , Tamias uthensis Pall., Arctomys Bobac
Schreb., Mus decumanus Pall., Mus musculus L. , Arvicola amurensis
nov. spec. Schrenck , Arvicola rutilus Pall., Arvicola amphibius L.
Arvicola saxatilis Pall. , Arvicola Maximowiczii nov. spec. Schrenck,
Siphneus Aspalax Pall., Castor Fiber L. , Lepus variabilis Pall., La-
gomys hyperboreus Pall., Sus scrofa L. , ferus und domesticus, Ovis
montana Desm., Ovis aries L., Antilope crispa Temni., Bos taurus L.,
Moschus moschiferus L. , Cervus capreolus L. , Cervus Tarandus L.,
Ccrvus Elaphus L. , Cervus Alces L. , Equus caballus L. , Equus asi-
22 Hensel: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte
nus L. , Trichechus Rosmarus L. , Phoca nummularis Schlag. , Phoca
barbata Müll., Phoca ochotensis PalT. , Phoca equestris Pall. , Otaria
ursina L. , Delphinapterus Leucas Pall., Balaenoptera longiniana Ru-
dolphi, Balaena australis Desmoul. Die wichtigsten Resultate werden
im speciellen Theile unseres Berichtes bei den einzelnen Arten auf-
geführt werden.
Tennent hat auf Ceylon (Ceylon an Account of the
Island etc. Vol. I. 160. London 1859} folgende Säugethiere
beobachtet und interessante Mittheilungen über deren Vor-
kommen und Lebensweise gemacht.
Presbytes cephalopterus Zimm. , P. ursinus Blyth , P. Priamus
Elliot und Blyth, P. Thersites Blyth, Macacus pileatus Shaw und Desm.,
Loris gracilis GeofF., Pteropus Edwardsii Geoff., P. Leschenaultii Dum.,
Cynopterus marginatus Hamilt., Megaderma spasma Linn., M. lyra Geoff.,
Rhinolophus affinis Horsf. , Hipposideros murinus Elliot, H. speoris
Elliot , H. armiger Hodgs. , H. vulgaris Horsf., Kerivoula picla Pall.,
Taphozous longimanus Hardw., Scotophilus Coromandelicus F. Cuv.,
S. adversus Horsf., S. Temminkii Horsf., S. Tickelii Blyth, S. Heathii,
Sorex coerulescens Shaw. , S. ferrugineus Kelaart, S. serpentarius Is.
Geoff., S. montanus Kelaart, Fenoculus macropus Kelaart, Ursus labia-
tus Blainv. , Lutra nair F. Cuv. , Canis aureus Linn. , Viverra indica
Geoff. Hodgs. , Cynictis Maccarthiae Gray, Herpestes vitticollis Renn.,
H. griseus Gm., H. Smithii Gray, H. fulvescens Kelaart, Paradoxurus
typus F. Cuv., P. ceylonicus Pall., Felis pardusLinn., F. chaus Güld.,
F. viverrinus Benn., Sciurus macrurus Forst., S. Tennentii Layard,
S. penicillatus Leach, S. trilineatus Waterh. , Sciuropterus Layandii
Kelaart , Pteromys petaurista Pall. , Mus bandicota Bechst. , M. kok
Gray, M. rufescens Gray, M. nemoralis Blyth, M. Indiens Geoff., M.
fulvidiventris Blyth, Kesokia Hardwickii Gray, Golunda neuera Kelaart,
G. EUioti Gray, Gerbillus indicus Hardw., Lepus nigricollis F. Cuv.,
Hystrix leucurus Sykes , Manis pentadactyla Linn., Elephas indicus
Linn., Sus indicus Gray, S. ceylonicus Blyth, Moschus meminna Eerxl.,
Stylocerus muntjac Horsf. , Axis maculata H. Smith , Rusa Aristotelis
F. Cuv., Halicore Dugung F. Cuv.
lieber die Lebensweise mehrerer Säugethiere aus Hin-
dostanund dem westlichen Himalaya berichtet L eith Adams.
(Edinb. philos. Journ. VlIL 1858. p. 253—263.)
Behandelt werden Felis tigris , F. pardus L., unter dessen Va-
rietäten auch F. uncia erwähnt wird, Felis pardachrous Hodgson, F.
chaus Güld., Cuon primaevus Hodgs., Vulpes montanus Gray, — eine
ihm verwandte aber, wenn nicht V. flavescens, wahrscheinlich neue
Art glaubt der Verf. in Kaschmir gefunden zu haben. — Martes fla-
der Säugethiere während des Jahres 1859. 23
vigula Bodd., Musl. Putorius, ürsus isabelliniis Horsf., Ursus labiatus,
Helarctus tibetanus, eine kleinere Varietät desselben findet sich in
Pendschab; Arctomys bobac, Kenias Hodgsoni, Capricornis bubalina, Ca-
pra jemlaica, Harn. Smith, Capra (Ibex) himalayana Blyth, Capra nie-
gaceros llutton., Ovis Vignei ßlyth, Ovis ammon Linn. , Ovis nahoor
Hodgs., Moschus moschiferus, Poephagus grunniens, Cervus caschme-
riensis Falc, Cervus Muntjac und Asinus Kiang.
Aus einer von B ak a in Süd-Malabar gemachten Samm-
lung beschreibt oder erwähnt B I y th folgende Säugethiere.
(Journ. Asiat. Soc. Bengal. 1859. p. 283—292).
Presbytes cucullatus , Loris gracilis , ßhinolophus affinis (?)
Hersf., Nyticejus Temminkii , Yiverricula malaccensis , Herpestes fus-
cus, H. griseus, F. celidogaster, F. bengalensis, F. chaus, Lutra Kair,
Sorex serpenlarius Is. (leolFr., S. (?) viridescens n. sp,, eine unbestimmte
Talpa, Pteromys petaurista Pall. und Sciuroptera fuscocapilla Jerdon,
Sciurus maximus (?) Schreber, S. albipes n. sp., P lat ac anth oniys
lasiurus n. gen. et sp., eine Maus, vielleicht eine var. von M. in-
dicus, Lepus ruficaudatus und L. nigricollis , Cervus oryzae Kelaart,
Kenias hylocrius Cyilby.
Ueber Säugethiere aus Tenasserim von Berdmore
gesammelt berichtet Blyth (1. c. p. 293— 298).
Erwähnt sind : Macroglossus niininius Geoffr., Scotophilus ful~
vidus n. sp., S. coromandelicus F. Cuv. , Myolis sp. ? , Rhinolophus
affinis Horsf. , Hylomys pegucnsis n. sp. , Talpa leucura Blyth, Sorex
nudipes Blyth, Sciurus Keraudrenii Lesson, S. Belangeri Lesson, Rhi-
zoniys sumatrensis Raffl,, Mus rohustulus n. sp., M. cinnamomeus n. sp.,
M. flavescens Gray (var.?), Mus sp. ?, M. nitidulus n. sp. , M. con-
color n. sp. , M. hadius n. sp. , M. peguensis n. sp. , H apal omys
longicaudatus n. gen. et sp. , Cervus sp. ? (C. frontalis Cantor).
Die neuen Arten sind im speciellen Theile beschrieben.
Nach einem Berichte von Blyth (Journ. Asiat, soc.
Bengal 1859. p. 275) wurden von Atkinson auf einer
Reise nach Moulwein folgende Säugethiere gesammelt:
Macacus carbonarius Cuv. (eine örtliche Varietät desselben ist
M. auratus Geoffr.) , der sich vielfach ,von Crustaceen nährt. Tupaja
ferruginea var. peguensis, Sciurus bicolor Sparm. , S. chrysonotus
Blyth, S. Phayrei Blyth*, S. atrodorsalis Gray, S. Barbei Blyth, Pte-
romys cineraceus Blyth.
Ueber die Verbreitung der Säugethiere auf dem Ma-
laischen Archipel berichtet Wallace (Proc. Linn. Soc.
zoolog. Vol. IV. p. 172).
24 Hensel: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte
Die australische und indische Region sind streng geschieden,
in der einen bilden Beutelthiere den grössten Theil der Säugethiere,
in der anderen findet sich nicht ein einziges. Auf den Molukken und
Celebes, nicht aber auf Java und ßorneo, finden sich wenigstens zwei
Beutelthiergattungen (Cuscus und Belideus). Von allen Affen, Car-
nivoren, Insektivoren und Wiederkäuern des Westens finden sich nur
die Gattungen Paradoxurus und Cervus auf den Molukken. Die Sciu-
riden , so zahlreich im Westen, werden auf Celebes nur durch zwei
oder drei Species vertreten, weiter östlich fehlen sie ganz. Süd-
Amerika und Afrika sind in Bezug auf ihre Faunen nicht so verschie-
den wie Asien und Australien. Macacus cynomolgus, dessen Verbrei-
tung sich bis Lombock und vielleicht bis Timor erstreckt, findet sich
nicht auf Celebes. Der Hirsch der Molukken scheint eine Varietät
des Cervus rufus von Java und Borneo zu sein. Neu-Guinea bildet
die östlichste Grenze für das Gen. Sus. Celebes bildet einen eigen-
Ihümlichen Distrikt für sich, Cynopithecus, Babirusa und Anoa de-
pressicornis erinnern nicht an Asien , sondern an Afrika. Ein Affe
desselben Genus, vielleicht dieselbe Art, kommt noch auf der kleinen
Insel Batchian vor, welche somit die östlichste Grenze für die Ver-
breitung der Affen bildet. Eine verwandte Species soll sich auch
auf den Philippinen finden.
Ueber die Säugethiere von Kamienietz-Podolski be-
richtet Gustave Belke (Bullet. Soc. imp. de Moscou 1859.
p. 24—107).
Folgende Arten werden behandelt: Vesperugo noctula D. , V.
serotinus Daub., V. pipistrellus Daub. , V. discolor Natt. , Plecotus
auritus L. , Talpa europaea L. , Sorex fodiens Pallas (= S. leucodon
Herm.), Erinaceus europaeus L., Meles taxus Schrb., Mustela foina L.,
FoetorJus putorius L. (= F. vulg. Boisd.), Foet. lutreola L., sehr sel-
ten, Canis lupusL., C. vulpes L., Sciurus vulg. L., Spermophilus gut-
tatus Temm. , Myoxus avellanarius Desm. , Mus decumenus Pall., Mus
rattus L., sehr selten, ölus musculus L., M. sylvaticus L., M. agrarius
Pall., M. messorius Shaw., Arvicola arvalis Pall., Cricetus vulgaris L.,
Spaiax lyphlusPall., Lepus timidus L., sehr selten, Cerv. capreolus L.,
Sus scrofa aper L.
Wichtige Nachrichten über die Säugethierfauna Ost-
Sibiriens verdanken wir auch Rad de (Bullet. Acad. St. Pe-
tersburg XVII. 1859. p. 170— 175 u. 301—303). Da jedoch
die Arbeiten v. Schrenck's bereits erschienen sind, so
machen sie einen Auszug aus des Verf. Beobachtungen
überflüssig. Zu erwähnen sind bloss die genauen Nach-
sichten über die Eichhörnchen , welche im Ching-gan vom
der Säugethiere während des Jahres 1859. 25
10. Nov. bis zum 22. Februar ( alt. Stil ) verschwunden
waren und einen Winterschlaf hielten.
In den Notizen, welche Frauen fei d über die Fauna
Hongkong's und Schanghai's gegeben hat, wird von Säu-
gethieren bloss der Kantschil und zwar als auf Hongkong
eingeführt , erwähnt. (Sitzungsberichte d. Wiener Akad.
1859. XXXV. p. 245.)
Als Bewohner der Andamanen werden ausser Sus an-
damanensis noch verschiedene unbestimmte Fledermaus-
arten angeführt, so wie eine Ratte, welche nicht eingeführt
ist, eine Maus, wahrscheinlich die eingeführte indische
Hausmaus , Mus manei , und ein kleines Säugethier, wahr-
scheinlich ein Tupaja. Der Schwanz des Sus andamanensis
ist wie bei Porcula salvania Hodgs. auf einen Höcker re-
ducirt. (Journal of the Asiat, soc. of Bengal. 1859. p. 271.)
Von Säugethieren fand der Missionär Füret auf den
Lu-Tschu -Inseln einige Wildschweine und auf der Insel
Kirima eine grosse Menge Hirsche. (L'Institut 27. p. 50.)
Um die Priorität der Entdeckung zu sichern, hat Fit-
zin ger eine Notiz über die von H eugli n in N.-O. -Afrika
gesammelten Säugethiere veröffentlicht. (Sitzungsber. der
Wien. Akad. 1859. XXXVI. p. 345—348.)
Heu gl in wird in einer Abhandlung, welche für die Sitzungs-
berichte bestimmt ist , eine systematische Uebersicht der Säugethiere
N.-O. -Afrikas geben, während eine zweite, für die Denkschfriften
d. Akad. bestimmte Abhandlung eine Beschreibung theils der neuen,
theils der nur unvollkommen bekannten Säugelhier-Arten jener Län-
der enthalten wird. Die Bestimmung der Arten hat Fitzinge r
„einer sorgfältigen Prüfung und Durchsicht unterzogen, und ihre Be-
schreibungen dem neuesten Standpunkte der Wissenschaft gemäss er-
weitert," doch möchte Ref. wünschen, nicht nach dem Principe, wel-
chem der Verf. bei seinen Untersuchungen über die Rassen der Haus-
thiere gefolgt ist. — Die systematische Uebersicht wird 227 Arten
Säugethiere umfassen und zwar 10 Affen, 1 Halbaffen, 32 Chiropte-
ren, 58 Raubthiere incl. 4 domesticirlen. 48 Nagethiere, 2 Edentaten,
13 Pachydermen incl. 2 domesticirte , 4 Einhufer (2 wilde und 2
zahme), 33 wilde und 20 zahme Zweihufer, 1 Sirene und 4 AVale. —
In der für die Denkschriften bestimmten Abhandlung, welche den Titel
„Beiträge zur Naturgeschichte N. -0. -Afrikas und der Nil - Quellen-
Länder" führen wird, sollen 18Säugethier-Arten, 14 neue und 4 we-
26 Hensel: Bericht üb. d. Leistungen in d. Katurgeschichte
nig bekannte, ausführlich beschrieben werden. Unter den neuen be-
finden sich 1 Affe, 3 Chiropteren, 5 Raubthiere, 3 Nagethiere und
2 Zweihufer. Die 4 wenig bekannten sind Cynocephalus porcarius
Boddaert (bisher irriger Weise mit dem capischen C. ursinus Pen-
nant verwechselt) , Crocidura Hedenborgi Sundevall , Orycteropus
aethiopicus Sundevall und Phatages Temminkii Smuts. (Wie durch
eine solche vorläufige Mittheilung, nach der Ansicht ihres Verf., die
Priorität der Entdeckung gesichert werden soll , vermag Ref. nicht
einzusehen, da die Priorität erst mit Publication der Diagnosen be-
ginnt, und hier nicht einmal die Namen der neuen Arten genannt sind.)
A. Murray hat Beiträge zur Naturgeschichte der
Territorien der Hudsonsbai-Compagnie geliefert, den Isten
Theii New Edinb. Journ. Vol. YII. 1858. p. 189—211 , den
2ten 1. c. Vol. IX. 1859. p. 210—220.
Der Verf. beginnt mit dem Renthier , dem eine ausführliche
Beschreibung gewidmet wird. Alinder ausführlich sind das Elen und
der Biber, Castor americanus Brandt, behandelt, sehr kurz nur Lepus
glacialis Leach, Arctomys empetra Schreb., Fiber zibethicus Cuv., Mus
leucopus Rafin. , Scalops canadensis Cuv.?, Sorex parvus Say , Sorex
Forsteri Rieh, und Lutra canadensis. Die seither erschienenen Arbei-
ten Baird's machen einen Auszug der Untersuchungen überflüssig,
von denen bloss zu bemerken ist, dass sie ohne hinreichendes Ma-
terial und namentlich ohne Rücksicht auf die entsprechenden alt-
weltlichen Arten unternommen sind, so ist wohl das Renthier Lapp-
lands nirgends aber das viel grössere sibirische in Betracht gezogen
worden.
In einer Liste der Säugethiere Irlands (Journ. Roy.
Dublin Sog. Vol. I. 1858. p. 145 — 146) werden 35 auf-
gezählt.
5 Fledermäuse, 4 Insektenfresser , 7 Raubthiere, 3 Phoken, 8
Nager, 1 Uufthier, 7 Cetaceen. Auffallender Weise fehlt Lepus timi-
dus und nur L. variabilis und cuniculus sind vorhanden, doch ver-
dienen die Bestimmungen wenig Vertrauen, da der Baummarder noch
immer als Varietät des Hausmarders betrachtet wird. Man muss alle
osteologischen Unterschiede ignoriren, um einer solchen Ansicht sein
zu können.
Als Säugethiere des Steigerwaldes werden von Kr ess
in dem 4. Bericht der naturforsch. Gesellschaft zu Bamberg
1859. p. 47 folgende angeführt :
Cervus capreolus, C. Elaphus, Sus scrofa (nur bis 1813 Stand-
wild, das letzte 1829 erlegt), Lepus timidus, Arvicola amphibius, A.
arvalis, A. agrestis (von Blasius bestimmt), A. glareolus, Cricetus
der Säugethiere Avährend des Jahres 1859. 27
frumentarius , Mus decuinanus , M. musculus, M. sylvaticus, Myoxua
avellanarius, M. nitela, M. glis, Sciurus vulgaris, Vesperugo noctula,
V, pipistiellus, Vesperus scrotinus, Vespertilio nuirinus , V. mystaci-
nus, Plecotus auritus, Synotus baibastellus, Rhinolophus ferruni equi-
num , R. hippocrepis, Talpa euiopaea, Sores fodiens , S. vulgaris, S.
pygniaeus, S. Jeucodon, S. araneus, Erinaceus europaeus, Felis catus,
Canis vulpes , Meles taxus , Mustela martes , M. foina, Foetorius puto-
rius, F. Ermineus, F. vulgaris, Lutra vulgaris.
Als Bewohner des Reisskofels führt Kohlmayer
(Jahrbuch des Landesmuseums von Kärnthen Heft 4. p. 63)
folgende Säugethiere auf:
Erinaceus europaeus, Talpa europaea, Äleles Taxus, Ursusarctos,
Mustela martes, M. vulgaris, Felis catus, Vulpes, Sciurus vulgaris,
Mus musculus, Hypudaeus arvalis, Lepus timidus, L. variabilis, Myoxus
glis, Cervus capreolus, Antilope rupicapra.
Als Zeichen der Zeit haben wir das bekannte Werk
D a r w i n's zu erwähnen : On the Origin of species by means
of natural selection or the preservation of favoured races
in the struggle for life. London 1859, nach der zweiten
Auflage von Bronn „Charles Darwin über die Ent-
stehung der Arten u. s. w. Stuttgart 1860" übersetzt. Der
dem Referate hier zugewiesene, beschränkte Raum gestattet
nicht eine noch so kurze Analyse der Epoche machenden
Arbeit zu geben, obgleich vieles Wichtige, die Säugethiere
betreifende darin enthalten ist, worüber der Leser auf das
Werk selbst verwiesen werden muss. Ref. muss sich be-
gnügen , dasselbe als die Opposition des gesunden Men-
schenverstandes gegen das Dogma von der Aufeinander-
folge verschiedener Schöpfungen zu bezeichnen. Es wie-
derholen sich die Zeiten des Leonardo da Vinci, Fracastoro
und Bernard Palissy, welche einst die Kühnheit hatten, den
Gelehrten ihrer Zeit gegenüber den unorganischen Ursprung
der Petrefacten zu läugnen.
Als den vollständigsten Gegensatz zu den Bestrebun-
gen Darwin's müssen wir den Versuch Fitzinger's be-
trachten , die Rassen der Hausthiere auf eine Menge ein-
zelner Stammarten zurückzuführen (Sitzungsbcr. d. Wien.
Akad. 1858 u. 1859).
Der Verf. hat bis jetzt die Rassen des Pferdes, des Schweines,
des Schafes und der Ziege untersucht und ist dabei zu Resultaten
28 Hensel: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte
gelangt, welche im speciellen Theile an den betreffenden Stellen
angeführt werden sollen. Ref. glaubt, dass man nur auf zwei We-
gen das Ziel erreichen kann, welches dem Verf. vorschwebte, ent-
weder durch historische oder zoologisch - anatomische Untersuchun-
gen. Allein der Verf. hat keinen dieser beiden Wege betreten und
giebt auch sonst nicht die geringsten Andeutungen, wie er zu seinen
Resultaten gelangt ist, so dass es den Anschein gewinnt als seien
diese schon vor den Untersuchungen gebildet gewesen. So wird z. B.
vom arabischen Pferde behauptet, es sei als ein Abkömmling der
kurzhaarigen oder braunen Abart des Tarpan zu betrachten , allein
vergebens sucht man nach einem Beweise oder Grunde dafür; zwar
folgt mit diesei' Behauptung eine Beschreibung des arabischen Pfer-
des, allein in so allgemeinen Ausdrücken, wie sie leider noch immer
in der systematischen Zoologie vorkommen , und ohne alle Maasse,
so dass es dem Ref. nicht gelungen ist, sich selbst die Gründe für
eine solche Abstammung zu abstrahiren. Desgleichen wird man nicht
wenig überrascht, das sardinische Schwein als einen offenbaren Ab-
kömmling des indischen Sus cristatus dargestellt zu finden , ohne
jedoch auch hier die Lösung dieses Räthsels in der Beschreibung
finden zu können.
Der Naturalist in Bermuda: a Sketch of the Geology,
Zoology and Botany etc. London 1859. 8.
J a r d i n's Naturgeschichte der Marquesas-Inseln(Mem.
Acad. Cherbourg).
Newberry's Reports on the Geology, Botany and
Zoology of Northern California. Washington 1859.
Kennt Ref. aus eigener Ansicht nicht, glaubt sie aber
doch erwähnen zu müssen , da sie ihren Titeln nach wohl
auch Beiträge zur Säugethierkunde der betreffenden Gegen-
den enthalten können.
Dasselbe gilt von: Godron, de l'espece et des races
dans les etres organises, et principalement de Tunite de
l'espece humaine. Paris 1859.
The instructive Picture Book von Adam White, mit
Abbildungen und Beschreibungen der Giraffe , der Ratte,
des Alderney-Rindes u. s. w. ist in einer 3. Auflage Edin-
burg 1859 erschienen.
Als ein neues Unternehmen haben wir die von Wein-
land in Frankfurt a. M. herausgegebene Zeitschrift „der
Zoologische Garten" zu begrüssen. Sie hat am 1.
der Säugethiere während des Jahres 1859. 29
Okt. 1859 begonnen und erscheint in monatlichen , einen
Bogen starken Heften. In dem ersten derselben befindet
sich ein Aufsatz des Herausgebers über die Hausthiere
Haiti's.
Auf den Gebirgen lebt das Schwein verwildert in grösster
Menge, in den Flussniederungen trifl't man ganze Rudel verwilderter
Rinder, dasselbe gilt von der Ziege. Und zwar haben alle diese
Thiere an Schönheit und Wuchs nichts verloren, sondern können sich
darin mit den besten unsrigen messen. Als eigentliche Hausthiere
findet man den Esel , das Pferd , etwa zwei Dritttheile so gross wie
das arabische, der Maulesel, dessen Zucht sich aus der Kleinheit der
Pferde erklären lässt, das Rind fast nur bei den wohlhabenden Mulat-
ten, das Schwein überall, die Ziege bei den ärmeren Negern in nichts
von der unsrigen unterschieden. Die Katze , in jeder Beziehung
der unsrigen gleich. Das Schaf ist hochbeinig, häufig dunkelbraun,
hat nur auf dem Schulterblatte und dem Überschenkel Wolle, die zu
groben, zottigen Klumpen herabhäu'gt. Die Hunde sind dem Schakal
ähnlicher, als irgend eine unserer Rassen (Ref. kann dies nach einem
Schädel, den ihm der Verf. von Haiti brachte, vollkommen be-
stätigen).
Zu den nicht bloss für den Gelehrten, sondern auch
für das grössere Publikum bestimmten Arbeiten ist „die
Naturgeschichte des Thierreichs von Giebel" zu rechnen,
deren I. Bd. Leipzig 1859 die Säugethiere behandelt.
Sammelwerke, selbst für einen grösseren Leserkreis bestimmte,
haben immer etwas Verdienstliches, sobald sie nur mit der nöthigen •
Sachkenntniss unternommen und ausgeführt sind. Das lässt sich je-
doch nicht immer von dem vorliegenden behaupten. Wir können
nicht mit dem Verf. über Ansichten streiten, so verschieden sie auch
von den unsrigen sein mögen , allein eine grössere Genauigkeit in
der Angabe positiver Thatsachen wäre wohl zu erwarten gewesen.
Wenn z. B. der Verf. p. 181 angiebt, das Gebiss des Fuchses zeichne
sich leicht kenntlich von dem des Wolfes und Hundes durch die
tiefgefurchten Schneidezähne aus, so ist dagegen einzuwenden , dass
gerade das Entgegengesetzte stattfindet, wenn sich nämlich, wie vor-
auszusetzen ist, der Ausdruck „tiefgefurcht" auf die Einschnitte be-
zieht, w^elche von dem Körper der Zahnkrone die Seitenspitzen der-
selben abtrennen, denn kaum bemerkbare Eindrücke auf der Vord»r-
und Hinterseite der Zahnkronen, namentlich bei den unleren Schnei-
dezähnen, lassen sich nicht wohl als Furchen bezeichnen, sind auch
gleichwohl immer viel undeutlicher als beim Hund und Wolf. Aus-
serdem ist aber auch das Werk durch eine grosse Menge Holzschnitte
entstellt, welche oft nach den unglücklichsten Vorbildern gemacht
30 Hensel: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte
(fig. 756) und dem Leser schon anderweitig her bekannt sind. Viel-
leicht trägt der Verleger die Schuld daran, dem es jedenfalls auf
grosse Billigkeit ankam, allein dem Verf. gereicht es zum Vorwurfe,
dass die zuweilen ganz falschen Bezeichnungen der Abbildungen
nicht geändert wurden , so ist in fig. 755 und 756 der Auerochse
stets „gemeiner Büffel" genannt. In fig. 738 ist als Tragelaphus die
Abbildung eines fabelhaften Thieres gegeben , die , wenn Ref. nicht
irrt, bei Griff ith vorkommt und an die Arbeiten Gessner's er-
innert, da sie offenbar erst nach einer Beschreibung gemacht wurde.
Der wirkliche Tragelaphus dagegen ist in fig. 721 als Bezoarziege
bezeichnet.
Der Vollständigkeit wegen führen wir noch die New
American Cyclopaedia etc. edited by George Ripley and
Charles A. Dana New-York 1859 an, welche eine nicht
geringe Anzahl die Säugethiere betreffender Artikel ent-
hält, die, wie es scheint, von Kneeland bearbeitet sind
und zuweilen von grosser Oberflächlichkeit zeugen. So
wird, um nur ein Beispiel anzuführen, in dem Art. Deer
von Cervus americanus Licht., C. nemoralis H. Smith, C.
gymnotis VV^iegm. gesagt, es sei allgemein angenommen,
dass sie nur Varietäten des C. virginianus seien.
Wir heben folgende Artikel heraus: Vol. IIL Bear, Beaver,
Bison, Bloodhound, Boar. Vol. IV. Buffalo, Bulldog, Camel, Camelo-
pard, Caribon (Cervus tarandus), Carnivora, Cat, Cattle. Vol. V. Chim-
panzee, Cougar. Vol. VI. Deer, Dinotherium, Dog, Dolphin, Dormouse
(Myoxus), Dugong. Vol. VII. Eland (Boselaphus) , Elephant, Elk,
Fennec , Fisher (Mustela canadensis), Flying squirrel und Fox.
Beiträge zur Anatomie des Gehirns einiger kleinen
Säugethiere hat Rob. Garner geliefert (Nal. bist, review
1859. PI. XV u. XVI , auch in Report of the twenty-eighth
Meeting of the Brit. Ass. etc. 1859).
Das Gehirn des Ornilhorhynchus paradoxus wird mit dem der
Echidna hystrix verglichen. Bei 3 oder 4 Spccies Hyposiprymnus
und Phalangista findet sich gleichfalls kein corpus callosum. Daran
schliesst sich eine Untersuchung der Gehirne einiger Maulwurfarten
inclus. Condylura. Scalops hat ein Gehirn wie Talpa europaea.
» Die Nerven und Ganglien des Säugethierdarmes hat
Manz untersucht (Habilitationsschrift. F'reiburg i. B. 1859).
Nunneley stellte Untersuchungen über die Form des
Augapfels und die Eintrittsstelle der Sehnerven bei ver-
schiedenen Thieren an.
der Säugethiere während des Jahres 1859. 31
British Association for the Advancementof Scienc. 1858.
N. Edinb. journ. IX. 1859. p. 298.
Rhythmische Zusammenziehungen an der Cardia des
Kaninchenmagens beobachtete ßasslinger (Sitzungsberichte
der Wien. Akad. 1859. XXXVII. p. 569— 575); bei Hunden
fehlen sie.
Ueber einige Theile der Halsmuskeln bei den Säuge-
thieren schrieb Lavocat. (Memoires de l'Acad. de Tou-
louse. Tom. III. 1859.)
Ein besonderes ligamentum conjugale costarum , wel-
ches die entsprechenden Rippen der rechten und linken
Seite verbindet, entdeckte Cleland bei dem Seehunde
und fand es auch bei vielen anderen Säugethieren vor. N.
Edinb. Journ. Vol. IX. 1859. PI. V. p. 259.
Ueber das Unterkiefergelenk , auch der Säugethiere,
machte J. Smith einige Notizen bekannt (N. Edinb. Journ.
Vol. IX. 1859. p. 206—209).
On the Vomer in Man and the Mammalia and on the
Sphenoidal Spongy Bonos etc. ist die Aufschrift einer Arbeit,
die Cleland im N. Edinb. Journ. Vol. X. 1859. p. 142 ver-
öffentlicht hat.
Humphry's Homologieen des Skeletes sind im L'In-
stitut XXVII. p. 90 aus den Verhandlungen der Brit. Assoc.
for adv. of sc. 1859 mitgetheilt.
Im Auszuge theilt Huxley eine Theorie des Wirbel-
thierschädels mit. (Ann. and mag. nat. bist. III. Ser. Vol. 3.
p. 414) ; welche hier nur als auch die Säugethiere berührend
erwähnt werden soll.
Zur Theorie des Schädelbaues finden sich Bemerkun-
gen von Hilgaid (Transactions of the Acad. of sc. of St.
Louis. Vol. I. 1859. p. 335).
Brendel hat zoologische Beobachtungen an nordame-
rikanischen Säugethieren veröffentlicht, welche vorzugs-
weise eine grosse Anzahl Maasse des Skeletes und der
Eingeweide enthalten. Ein überwiegender Theil des Maasse
ist in Zollen ausgedrückt, ohne dass jedoch eine Angabe
über die Art derselben gemacht Aväre. (Giebel und Heintz
Zeitschrift XIII. 1859. p. 31—38.)
32 Hensel: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte
Die untersuchten Säugethiere sind : Scalops aquaticus, Jaculus
labradorius , Tamias Lysteri , Pteromys volucella, Sciurus leucotis,
Spermophilus Hoodi und Arctomys monax.
Einen wichtigen Beitrag zur Entwickelungsgeschichte
der Säugethiere verdanken wir Reichert (Monatsbericht d.
Akad. d. Wissenschaft. Berlin 1859. p. 529—532).
Th. Bischoff glaubte nämlich gefunden zu haben, dass bei
dem Meerschweinchen der Bildungsdotter befruchteter Eier, ohne den
begonnenen Furchnngsprocess zu vollenden, sich von Neuem in eine
formlose Masse verwandle, in welcher später bei Entwickelung der
embryonalen Anlagen Zellenbildung auftrete, ein Vorgang, der sehr
wesentlich von der Entwickelung anderer Säugethiere, ja der Thiere
überhaupt abweiche. Der Verf. überzeugte sich jedoch durch das
glückliche Auffinden der Eier des Meerschweinchens am 6ten und
am Beginne des 7ten Tages nach der Befruchtung , nachdem sie sich
bereits im Uterus zerstreut hatten, so wie durch Beobachtung eines
Eies am 7ten Tage und zwar von der Stelle des Uterus , an welcher
die Verdickung zur Bildung der Decidua - Kapsel bereits begonnen
hatte, dass die Bildungsvorgänge irn befruchteten Meerschweincheneie
vor dem Auftreten embryonaler Anlagen sich von denen in den Eiern
anderer Säugethiere nicht wesentlich unterscheiden , indem bei der
genannten Species der Furchungsprozess nur des verhältnissmässig
langen Zeitraumes von 7 Tagen bedarf, und dass die Befestigung des
Eies im Uterus vor Entwickelung der embryonalen Anlagen und vor
der Bildung der Keimblase stattfindet.
Placentalia.
Quadrumana,
Simiae. Den Gorilla hat R. Owen nochmals zum Ge-
genstande einer umfassenden Untersuchung gemacht, welche
vorzugsweise die Verwandtschaft des genannten Affen mit
dem Menschen genauer erörtern will (Ann. and mag. nat.
hist. III. Ser. Vol. IV. p. 377 u. f.) und in den Trans, zool.
Sog. mit Abbildungen erscheinen wird.
Als Resultat ergiebt sich folgende Skala für die Verwandtschaft
mit dem Menschen: Gorilla, Chimpanzee, Orangs, Gibbons.
Bemerkungen über den Gorilla machte J. Wyman
bekannt (Proceed. Bost. Soc. nat. hist. 1859. p. 211).
der Säugethiere während des Jahres 1859. 33
Ueber einen Schädel des Troglodytes niger von Alt-
Calabar berichtet John Alex. Smith. (N. Edinb. Journ.
Vol. IX. p. 322.)
Von R. Owen ist unsere Kenntniss der Chimpanzees
und Orangs durch neue Untersuchungen über den Schädel
des männlichen Pithecus Morio und über die Varietäten des
weiblichen P. Satyrus vermehrt worden (Transact. zool. Soc.
of London Vol. IV. Partö. 1858. p. 165—178. PL 48— 50).
Eine kleinere Species der Orangs mit Eckzähnen , welche im
Verhältnisse zu den Schneidezähnen kleiner sind, als bei dem weib-
lichen P. Satyrus , und mit Backzähnen , die im Verhältnisse zum
Sohädel grösser sind, während die oberen Schneidezähne beinahe so
gross und die unteren völlig so gross sind wie die des männlichen
grossen P. Satyrus , war von dem Verf. P. Morio genannt worden.
Er giebt jetzt genaue Beschreibung eines Schädels des männlichen
P. Morio, jder auf PI. 48 und 49 auch abgebildet ist, stellt jedoch
zuletzt die Ansicht auf, der P. Morio möge eine vor langer Zeit ent-
standene, jetzt aber dauernde, zwerghafte Varietät des P. Satyrus sein.
Als Synonyme für Presbytis cucullatus werden von
B 1 y t h angeführt : Semnopithecus cucullatus Geoffr. , S.
jubatus Wagner, S. Johnii bei Martin, während der
wahre Pr. Johnii synonym ist mit Simia Johnii Fischer,
Semnopithecus hypoleucos Blyth und S. Dussumieri GeofFr.
(Journ. Asiat. Soc. Bengal. 1859. p. 283).
Prosimiae. Eine Abbildung und Beschreibung des Lori
gracilis siehe bei Tennent (I.e.).
Als neu wird Galago murinus von And. Murray
beschrieben (New Edinbg. philos. Journal. Vol. X. 1859.
p. 243—251. PI. XI).
Von der Grösse der Hausmaus. J.E.Gray hielt das Exemplar
für einen jungen Galago senegalensis, doch deutete die Beschaffenheit
der Knochen auf ein ausgewachsenes, wenn auch nicht altes Thier.
G. murinus wird nur halb so gross wie G. senegalensis. Dieser ist
lohfarbengelb, jener mäusegrau am Körper, an der Unterseite und den
Füssen heller, jener hat einen Haarpinsel auf den Ohren , dieser
nicht. In der Abbildung des G. senegalensis bei Audebert ist der
dritte Finger der längste, bei G. murinus der zweite- Bei diesem ist
der Schwanz ähnlich dem des fliegenden Eichhorns, also nahezu zwei-
zeilig, bei jenem rund und buschig. Im Unterkiefer 6 Schneidezähne,
die ziemlich lang und schief nach auswärts gerichtet sind ; die 4 obe-
Archiv f. Naturg. XXVI. Jahrg. 2. Bd. C
34 Hensel: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte
ren sind sehr klein, spitzig und senkrecht, die Zwischenkiefer an
der Symphysis nicht vereinigt. Abgebildet sind das Thier (natürliche
Grösse), die Sohle des llinterfusses, der Gaumen mit den oberen Zäh-
nen, der Unterkiefer, das Auge und das Gehirn von drei Seiten. Dem
Gehirne nach gehört die Art zu den Scissencephala. (Die Abbildungen
der Zähne sind unbrauchbar.)
Ch. Coqiierel fand auf der Insel Agisymbana bei
Zanzibar einen neuen Lemuriden , der den Uebergang- von
Chirogalea zu Galogo macht, und für den die Gattung Oto-
lemur gegründet wird. (Revue et magasin de Zoologie etc.
Tom. XI. p. 457.)
Die allgemeine Form und der Schwanz wie bei Chirogalea, aber
der Kopf viel weniger sphärisch als bei Chirogalea und selbst bei
Galago , die Ohren denen bei Galago gleich , 36 Zähne jederseits
2.1.2+4
. Der erste obere Backenzahn sehr klein und durch
2.1.2+4
einen Zwischenraum a on dem folgenden und dem starken Eckzahne
getrennt. Körper dunkelgrau und braun, 0,205 lang, Kopf 0,050,
Schwanz 0,220. Das Thier auf V\. 17. Der Schädel (in nat. Grösse)
auf PI. 18 abgebildet. Es folgen Bemerkungen über die Lebensweise
einiger Lemuriden, Tndris brevicaudatus GeofPr. auf Madagascar, Ava-
his laniger auf Sainte-AIarie, Lemur ruber Peron et Lesueur, sehr ge-
wöhnlich auf Alayotte, Lemur mongoz ? Linn. ebendaselbst, wird im-
mer seltener.
Chiroptera.
Ch. frugirora. Ueber Pteropiis hypomelanus Temm. be-
richtet R. F. Tomes (Proc. zooL soc 23. Nov. 1858. Ann.
and mag. nat. bist. III. Ser. VoL 4. p. 146) nach einem
Exemplare in der Sammlung Dillwyn's gesammelt von
J. M o tley in Labuan.
In der Farbe ähnelt das Exemplar dem P. funereus, den der
Verf. als das Junge des P. edulis ansieht, doch ist es von ihm durch
die verhältnissmässig kurzen und abgerundeten Ohren verschieden.
Für Pachysoma hrevicaitdalvm Geofl'r. giebt der Verf. (1. c.) nach zwei
Exemplaren, welche in der hellrothbraunen Färbung an den Seiten des
Halses mit der von Gray Cynopteris llorsfieldii genannten Varietät
übereinstimmen, nach Vergleich zahlreicher Exemplare von verschie-
denen Lokalitäten folgende Synonymen : Pteropus marginatus Horsf,,
Pt. marginatus, Pachysoma marginalum und Pacliys. brevicaudatuni
Temm. — Cynopteris marginatus und C. Horsfieldii Gray.
der Säugethiere während des Jahres 1859. 35
Für einen fliegenden Hund von den Fidschi-Inseln er-
richtet J. E. Gray das Genus Notopteris (Ann. and mag-.
nat. hist. III. Ser. Vol. 4. p. 307), zunächst mit Macroglos-
sus und Cephalotes verwandt.
Der Daumen ist verlängert, das untere (zweite?) Glied halb so
lang wie das obere, in der Haut verborgen. Der Index mit drei
knöchernen Phalangen, deren letzte kurz und ohne Kralle. Zahn-
1.1.4
formel : X 2 = 26. Die Schneidezähne sind konisch, von
i . A . o
einander getrennt; die oberen sehr klein, rudimentär, die unteren
stärker, stumpf, durch einen breiten, halbmondförmigen Raum von
einander getrennt, nahe an der Vorderseite des Eckzahnes. Der Zwi-
schenkiefer zeigt einen schwachen Eindruck an seinem vorderen
Ende, wo sich vielleicht ein zweiter Schneidezahn entwickeln mag,
der jedoch in keinem Schädel gefunden wurde und vielleicht aus-
gefallen war. Die Mahlzähne sind nierenförmig (?) und werden nach
hinten zu allmählich kleiner. In dem Mangel der Kralle des Zeige-
fingers stimmt Notopteris mit Cephalotes überein , doch stehen bei
dieser Gattung die Schneidezähne dicht beieinander ; die oberen sind
meisselförmig, die untern kegelförmig. Die Species Notopteris Mac-
donaldii ist oberhalb blass rothbraun , an der Unterseite grau ; die
hintere Hälfte des Rückens, welche von der Basis der Flughäute
bedeckt wird, ist kahl mit einem schmalen Streifen kurzer Haare auf
der Mittellnie. Der Rumpf so wie die obere Seite der Basis der
Zwischenschenkelhaut mit Haaren bedeckt. Fundort Viti Leon. Bei
dem ^ Kopf und Rumpf 472" (Engl.), Schwanz 2'', Vorderarm 2V4",
Schenkel l'/s", das $ ist kleiner, sein Vorderarm 2*/q".
Ch. insectiyora. Die Gaumenfalten und Nebenzungen
der Chiropteren wurden von Kolenati einer sorgfältigen
Untersuchung unterworfen (Sitzungsberichte d. Wien. Akad.
1858. Bd. XXIX. p. 329—345).
Vorausgeschickt sind Bemerkungen über den Bau der Knochen
des Vorderarmes , der bei Gymnorhinen einen wenig gebogenen Ra-
dius und ein stets mit diesem verwachsenes Olecranon enthält, wobei
die Ulna auf einen kurzen und fadenföimigen aber freien Fortsatz
desselben reducirt ist, während bei den Phyllorhinen die Speiche
stärker gebogen, das Olecranon frei und ausgebildet und die Ulna
nur bis auf ein Viertheil verkümmert ist. In der Nähe der Lücken-
zähne an der inneren Seite der Ober- und Unterlippe entdeckte der
Verf. eigenthüniliche Längswülste und Kegelwarzen, welche er Schnapp-
oder IS'ebenlippen nennt. Ebenso fand der Verf. unter der wahren
Zunge bei allen Chiropteren höchst charakteristische blattartige,
36 Hensel: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte
häutig-knorpelige Organe, welche von ihm Schwirrzungen (in der
Ueberschrift „Nebenzungen") genannt werden. Diese Schwirrzungen,
Gaunienfalten, obere und untere Schnapplippen, so wie der Afterver-
schluss werden von dem Verf. bei 31 Arten beschrieben und auch
grösstentheils abgebildet, wonach sie sich bei den verschiedenen Ar-
ten gleichfalls als ganz verschieden herausstellen (vorausgesetzt, dass
die genannten Formen verschiedenen Individuen derselben Art nicht
variiren, worüber der Verf. freilich keine Andeutungen giebt, indem
er nirgends die Zahl der untersuchten Individuen nennt).
Einen neuen Artibeiis (Arctibaeus?) (Leach) Gervais
beschreibt Peters (Monatsber. d. Berl. Akad. p. 225).
Artibeus viltatus ; supra fuscus , subtus pallidior, striis faciali-
bus mediaque dorsali albis. Long, ab occip. ad marg. pat. infer. 0,075;
cap. 0,034; aur. 0,023; piosth. 0,0135; anlibr. 0,060; crur. 0,022;
pat. interf. 0,003. Puerto Cabello. Zunächst dem A. lineatus und A.
personatus verwandt, jedoch viel grösser. Der untere Rand des Iluf-
eifens ragt nicht frei hervor, sondern ist mit der Schnauze ohne Ab-
satz verwachsen.
In Bezug- auf Megaderma Geoffroy bemerkt Peters
(1. c. p. 223), dass die von Gray vorgeschlagene generi-
sche Trennung der afrikanischen Meg. Frons auch durch ,
das Gebiss gerechtfertigt wird, indem die asiatischen Meg.
Lyra und Meg. Spasma (trifolium) nach einem kleinen, bis-
her übersehenen oberen Lückenzahn besitzen. Ihre Ge-
bissformel ist also — '- — '- ^t_ \/ 2 = 30. Die bisher
3.1.2 + 3'^
verkannten Zwischenkiefer bestehen jederseits aus einer sehr
schmalen aufsteigenden Knochenleiste, welche wie bei Nycti-
cejus u. a. mit dem Oberkiefer sehr früh verwächst.
Als neu ysird Phy Korr hina lahuensis von Tom es (1. c.
p. 147 u. 148) nach einem Exemplare von Labuan und einem
von Sawarak beschrieben.
Sie ist zunächst Phyll. speoris verwandt , doch sind die obe-
ren Schneidzähne ziemlich breit und berühren einander , die un-
teren Schneidezähne sind klein , regelmässig und dreispitzig. Alle
Eckzänhe sind lang und schlank, die Ohren von mittlerer Grösse,
so breit wie hoch, zugespiszt , der Aussenrand nach der Spitze
zu schwach ausgebuchtet. Der 4te Finger nicht länger als die
beiden Basal - Phalangen des längsten Fingers. Oberhalb ist das
Haar dreifarbig, dunkelgrau an der Basis, darauf gelblichbraun,
die äusserste Spitze etwas blässer. Das Exemplar von Sawarak hat
der Säiigethieic während des Jahres 1859. 37
lebhaftere Farben. Flugweile des Exeniplares von Labuan 12'' Engl., des
anderen 11" 8'". IMi. sepcoris ist dagegen grösser, hat einen grös-
seren Kopf und namentlich grössere Eckzahne. Ihre Tihia ist nicht
bloss absolut , sondern auch relativ grösser, und der freie Theil des
Daumens ist länger, als der in die Haut eingeschlossene.
Als in Irland vorkoinmend, was bisher noch nicht be-
kannt war, wird Rhinoloplius hipposideros genannt (The
nat. bist, review 1859. p. 379).
Ebendaselbst p. 381 wird der Anfang einer Mammalogia hi-
bernica mit einer Beschreibung der genannten Species gemacht.
lieber Rhinopoma Geolfroy bemerkt Peters (Monats-
berichte der Akad. Berlin 1859. p.222J:
Die Spornen fehlen dieser Gattung nicht , sondern sind nur
knorpelig. Sie scliliesst sich durch die Gestalt ihrer Füsse und durch
das Vorhandensein zweier knöcherner Fingerglieder am zweiten Vor-
derfinger, so wie durch Bildung ihrer Zwischenkiefer unter allen
Flederthieren mit spitzhöckrigen Backenzähnen am nächsten den Pte-
ropina an.
Rhinopoma Lepsianum n. sp. ; supra dilate clnnamomeum, subtus
flavidum ; cranium regione interorbitali cordifornii, concava, intumes-
centiis anteorbitalibus nullis. Länge des Kopfes und Rumpfes 0,076,
des Schwanzes 0,066, des ^Kopfes 0,026, des Vorderarmes 0,070, des
Schenkels 0,026, Spannweite 6,360. Vom blauen Kil.
Peters lieferte Beiträge zur Kennlniss der Gattung
Nyctophilus im Auszuge (Monatsberichte d. Akad. d. Wiss.
Berlin 1859. p. 127).
Nach Untersuchung des Nyctophilus australis Peters (von N.
Geoffroyi Leach durch beträchtlichere Grösse und auch durch die
Färbung verschieden) ergiebt sich, dass die Zahl der unteren Schnei-
dezähne , entgegen Temminck, sechs ist, wie schon Leach an-
giebt. Untere Backenzähne finden sich nicht vier, wie bisher alle
Autoren angeben, sondern fünf, so dass die Gebissformel folgende ist:
1.1.1.3
" — ■ cr~~a in Summa = 30. Im Baue des Schädels, des Skelets und
der Eingeweide zeigt diese Gattung die grösste Uebereinstimmung
mit den eigentlichen Vespertilionen, denen sie daher viel näher steht,
als den Nycteris oder Rhinolophus , wie mau bisher glaubte. (Es
rechtfertigt sich also die Ansicht, welche Tom es ausgesprochen hat,
der in seiner Monographie der Gattung Nyctophilus — Proc. zool.
soc. Januar 1858 — dieselbe Gebissformel für die Gattung aufstellte
nnd diese in die Nähe von Plecotus brachte.)
An einer Fledermaus aus Puerto Cabello, welche, mit
38 Hensel: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte
Ausnahme des Unterkiefers , in allen übrigen Stücken mit
Spectrelliim macrourum Gervais übereinstimmt, fand Pe-
ters sechs deutlich dreilappige, quer zum Kieferrande
gestellte untere Schneidezähne , so dass die Zahnfor-
mel der Gattung Spectrellum folgendermassen lauten muss
^ ^_ j_ _!^. Y 2 = 38 woraus sich eine Verwandtschaft
3.1.3 + 3^^ '
nicht mit den Phyllostomen , sondern mit den ächten Ve-
spertilionen, und zwar mit Nycticellus lepidus, ergiebt.
(Monatsberichte d. Akad. Berlin 1859. p. 225.)
Plecotus auritus L. stimmt nach S ehren ck (1. c.
p. .115 u. 116), der ein Exemplar von der Küste der Mand-
schurei untersuchen konnte , vollständig mit dem europäi-
schen Thiere überein.
Eine neue Gattung, Otonycteris, wurde von Peters
nach zwei Exemplaren, wahrscheinlich aus Aegypten stam-
mend, aufgestellt (1. c. p. 223).
Sie hat durch den Bau der Ohren und des Ohrdeckels die grösste
Aehnlichkeit mit Plecotus, jedoch sind die Nasenlöcher nicht nach
hinten erweitert, noch auf der oberen Seite gelegen, sondern sichel-
förmig und nach vorn gerichtet v/ie bei Vespertilio. Im Baue des
Schädels und in der (iestalt und Zahl der Zähne stimmt sie mit Nycti-
1.1 1 + 3
cejus (planirostris Pet.) überein — X 2 = 30.
o . 1 . 2 + o
Otonycteris Hemprichii n. sp. supra albescenti-brunneus, sub-
tus albus, alis dilute brunneis. Totallänge 0,110, Spannweite der
Flughäute 0,320. Der Verf. wirft die Frage auf, ob die Art viel-
leicht mit Plecotus Christii Gray übereinstimme.
Eine kleine Fledermaus aus Aegypten stellte Peters
zu Nycticcjus (Monatsberichte d. Akad. d. Wissensch. Ber-
lin 1859. p. 224).
Die Zahnformel — '—-^ X 2 = 30. Nicht bloss die
3.1.2 + 3
"^Zahl, sondern auch die Form der einzelnen Zähne, so wie des Zwi-
schenkiefers bringt die Art zur Gattung Nycticejus.
JV. Schlieffenii n. sp. supra rufescens, subtus ex albo rufescens ;
alis fuscis. Long, tota 0,075, cap. 0,015, aur. 0,013, tragi 0,005,
caudae 0,032, antibr. 0,031, exp. alar. 0,200.
Vesperugo borealis Nilss. vom Amur unterscheidet
der Säiigethiere während des Jahres 1859. 39
sich nach Schrenck (I.e. p. 108 — 109) in Nichts von den
europäischen Exemplaren derselben Art.
Als zwei für Oesterreich neue Fledermäuse werden
Nanniigo ursula (Vesperug^o ursula Wagner) und ?iannugo
minutissimus (Vcspertü. minut. Schinz) von Kolenati aus-
führlich beschrieben (Silzungsberichte d. Wien. Akad. 1858.
XXVIII. p. 243—249). Beigefügt ist eine Tabelle, welche
die wichtigsten Merkmale der fünf europäischen Zwergfle-
dermäuse N. Kuhlii , N. ursula , N. Nathusii , N. minutissi-
mus , N. pipistrellus nebst den Abbildungen charakteristi-
scher Theile enthält. Eine den Schluss bildende analytische
Uebersicht sämmtlicher europäischen Chinopteren zählt de-
ren 28 auf.
Eine unbestimmte Myotis, der M. pipistrellus an Grösse
und Gestalt gleich , aber von abweichender Färbung , be-
schreibt Blyth von Tenasserim (1. c. p. 293).
Tom es beschreibt den Vespertilio suillus Temm. als
Typus der Genera Murina (Gray) und Ocypetes (Lesson).
(Ann. and mag. nat. bist. III. Ser. Vol. III. p. 154. und Proc.
zoolog. Soc. 13. Juli 1858.)
Gleichzeitig (1842) hatten Gray und Lesson füi den Vesper-
lilio suillus Temm. , der Erstere das Genus Murina , der Letztere das
Genus Ocypetes gegründet, jener jedoch zugleich mit einer Charak-
teristik des Genus. Der Verf. vergeicht meist in allgemeinen Aus-
drücken den Vesp. suillus mit der Gruppe, welche Vesp. formosus,
V. emarginatus, V. rufo-pictus und V. Pearsonii enthält. Der Schä-
del gleicht in seiner allgemeinen Form sehr dem des V. emargina-
lus, also auch in Gestalt und Verhältniss der Zähne, hat jedoch im
Oberkiefer 1 Lückenzahn mehr und im Unterkiefer einen weniger,
2 . 1 .2+3
die Zahnformel ist X 2 = 34. Der Verf. zieht noch
o . J . 2 + o
als Synonym die Noctulinia lasyura Hodgs. hinzu, und giebt ausser den
von Temminck mitgetheilten Maassen noch solche von 2 Exempla-
ren des V. suillus und des IVoctul. lasyur. Vaterland: Java, Suma-
tra, Indien.
Dass unsere Kenntniss der Mikromammalogie Europas
noch lange nicht vollständig ist, bewies Kolenati durch
die Entdeckung einer neuen Fledermaus, Ämblyotus alratus
vom Altvater in österreichisch Schlesien , welche das Ue-
bergangsglied von den Vesperugen zu den Vespertilionen
40 Hensel: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte
bildet (Sitzungsberichte der Wien. Akademie 1858. XXIX.
p. 250—256).
L. c. p. 251 sagt der Verf. : Man braucht nur in die Seite 10
(250) der in den Sitzungsber. der k. Akad. abgedruckten Bestimniungs-
labelJe No. 14 einen dritten Gegensatz : „Im Ganzen 32 Zähne, oder
im Oberkiefer kein, im Unterkiefer ein Lückenzahn, Flugweite 9'' ^^n'"
zu setzen, und diese Art ist bereits eingereiht." Aus diesen Worten
scheint hervorzugehen, dass sich in jener Tabelle (1. c. XXVIII. p. 250)
die einzurückenden Worte noch nicht befinden , allein sie stehen
schon daselbst , und hinter ihnen folgt (ohne Gattungsnamen) eine
Art: atratus Kolenati. Wir müssen also annehmen, der Verf. habe
in jener Tabelle bloss den Kamen der neuen Art publiciren wollen
und liefere jetzt nachträglich ihre Beschreibung. Die Zahnformel ist
2.1.0.1.2.1
— - X 2 = 32. Der Mangel des Epiblema , d. h.
3.1.1.1.2.1 * ^
des am Spornbeine befindlichen Lappens trennt die Art von Vesperugo
und nähert sie den Vespertilionen, während sie sich durch die Zahl
ihrer Zähne von diesen unterscheidet und an Vesperugo anschliesst.
(Auffallend ist, dass der Verf. selbst Aniblyotus als Subgenus bezeich-
net und doch als Genus behandelt.)
Vespertilio mystacinus Leisl. ist nach S ehren ck (I.e.
p. 109 — 114) an der Mündung des Amur die häufigste
Fledermaus.
Unter 5 Exemplaren vom Amur, welche der Verf. untersuchen
konnte, gehörten drei dem V. mystacinus, zwei dem V. Daubentonii,
doch fand sich eine solche Abstufung und ein so grosses Schwanken
der unterscheidenden Charaktere selbst an der Form des Ohres und
der Länge der Glieder des dritten Fingers, dass die Unterscheidung
der genannten Arten zweifelhaft wird.
Einer neuen Art, Scotophilus fulvidus schreibt Blyth
(1. c. p. 293) 4 Exemplare eines kleinen Scot. von Tenas-
serim zu.
Farbe durchgehends blass braunroth, Flughäute schwarz. Länge
2%" Engl., Schwanz 1", Flugweite 774'', Vorderarm V/ie", Ohrmu-
schel am Hinterrande Vie".
Scotophilus nitidus n. sp. Tom es (1. c. p. 149 — 150).
Es ist zunächst mit V. coromandelicus Cuv. verwandt und nur
wenig grösser als dieser. Die Ohren klein und oval mit abgerunde-
ter Spitze und einer kaum bemerkbaren Ausbuchtung am Aussenrande.
Der Tragus ist kurz , beinahe gleichmässig breit, einwärts gekrümmt
und am Ende abgerundet. Der freie Theil des Daumens ist etwas
länger als (Jer eingeschlossene. Die Spitze des Schwanzes ist frei.
der Säugethiere während des Jahres 1859. 41
Wie bei Pipistrellus steht ein kleiner Lückenzahn unmittelbar hinler
dem oberen Eckzahne und in gleicher Linie mit den übrigen Zäh-
nen, so dass er von der Aussenseite sichtbar ist. Bei Sc. tralatitius
berührt der zweite Lückenzahn den Eckzahn, und der erste befindet
sich in dem Winkel, den beide bilden, so dass er nur von innen her
sichtbar ist; das wichtigste Merkmal aber liegt in den oberen Schnei-
dezähnen , deren äussere bei Sc. nitidus den Eckzähnen anliefen,
weiter nach vorn gerückt , als die inneren und gänzlich rudimentär
2.1.2 + 3
sind. Zahnformel X 2 = 34. Spannweite der Flug-
o . 1 . 2 + o
häute 9" Engl.
Hieran knüpft der Verf. folgende Bemerkungen: Vespertilio
tralatitius Temm. ist gänzlich verschieden von der gleichnamigen
Art bei Horsfield und vielmehr ein wahrer Vespertilio, dem V.
mystacinus sehr ähnlich. V. tenuis Temm. kann nur mit Schwierig-
keit von ihr unterschieden werden. Der V. imbricatus Temm, ent-
spricht ganz dem ächten V. tralatitius und gehört zu ihm , den V.
imbricatus Horsf. kennt der Verf. nur aus einem Exemplar im India
House. V. brachypterus ist das Junge des V. tralatitius Horsf. V.
pachypus ist eine gute Species , ebenso V. Akokumuli, aber Tem-
minck's Beschreibung und Abbildung des V. abramus passt so genau
auf Scotophilus lobatus Gray, dass sie als Synonym der letzteren be-
trachtet werden muss.
Einen anderen Scotophilus bringt der Verf. in Verbindung mit
Vespertilio circumdatus Temm., obgleich er etwas kleiner und sein
Pelz kürzer und einfarbig ist, während der der letzteren nach Tem-
minck lang und zweifarbig sein soll.
Iiisectivora.
lieber die Verbreitimg des Erinaceus europaeus er-
halten wir wichtige Aufschlüsse durch Schrenck (1. c.
p. 100—105).
Der Verf. fand einen Igel, der sich von dem europäischen nur
durch eine dunklere Färbung der Stacheln und ein vielleicht etwas
spiteres Ohr unterscheidet, also nicht als eigene Art angesehen werden
kann, am Amur nur in der Nähe der Stadt Aigun, oberhalb des ßurlja-
Gebirges, niemals dagegen im unteren Amurlande , an der Mündung
des Stromes oder auf Sachalin, während er auch im östlichen Sibi-
rien , westlich vom Amurlande ganz unbekannt ist. Er scheint sich
also auch in China, wo sein Vorkommen sicher ist, nach Norden ver-
breitet zu haben. Ob auch Erinaceus auritus im Amur-Lande vor-
komme, Hess sich nicht mit Bestimmtheit nachweisen.
42 Hensel: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte
Eine Monographie der Russischen Igel ist von Brandt
zu erwarten (Bullet, de l'Acad. St. Petersbourg Tom. 1.
p. 256—257).
Als neue Art beschreibt B 1 y t h Hylojnys peguensis
(I. c. p. 294).
Er ähnelt dem II. suillus J. Müller, der sich aber durch einen
entwickelteren Schwanz unterscheidet. Totallänge 6" (Engl.), davon
kommen auf den Schwanz Ya", Kopf IVs", Hinterrand der Ohrmu-
schel V2", Hinterfuss mit Klauen 1".
Soricina. Sorex vulgaris L. aus dem Amur-Lande und
von Sachalin v> eicht nach S c h r e n c k (I.e. p. 106 — 107) von
den europäischen Exemplaren durch den Mangel des röth-
lichbraunen und gelblichen Farbentones ab, indem die Ober-
seite dunkelgraubraun und die Unterseite heller und weiss-
licher als bei den europäschen Thieren erscheint, ein Ver-
halten, welches nicht, wie Middendorf für die nord-
sibirischen Thiere annimmt, von einem stärkeren Durch-
schimmern der mäusegrauen Farbe des unteren Theiles der
Haare, sondern von einer verschiedenen Färbung der Haar-
spitzen selbst herrührt.
Bemerkungen über Sorex serpentarius Geoffr. machte
Blyth, indem er diese Species mit S. coerulescens und
S. heterodon Blyth verglich. (Journ. Asiat. Soc. Bengal.
1859. p. 284.)
Leider sind diese Bemerkungen, wie gewöhnlich, so allgemein
gehalten, wie „dünnerer Schwanz," „geringere Grösse," „kleinere
Zähne" u. s.w., dass sie zur Erkennung einer Species völlig un-
brauchbar sind. Wir führen bloss an, dass bei S. serpentarius die
Zähne als weiss, bei S. heterodon als röthlichgelb angegeben werden.
Ferner beschreibt Blyth (1. c. p. 285j den S. succa-
tus Hodffs. und zwei unbestimmte Arten von Masuri den
S. Swinhoei Blyth von Amoy und als neu von Deyra doon
den S. Tytleri.
Oberhalb röthlichbraun , unten heller, der Schwanz ist dicht
bedeckt mit kurzen Haaren, denen zahlreiche lange untermischt sind,
der Basaltheil des Schwanzes ungewöhnlich dick. Kopf und Rumpf d^/V',
Engl, lang, Schwanz 2%", Sohle des Hinterfusses Vö"-
Als neu beschreibt Blyth aus Süd-Malabar einen
der Säugethiere während des Jahres 1859. 43
Sorex viridescens (Joiirn. Asiat. Soc. ßengal. 1859. p. 285)
nach einem höchst mangelhaften Fell.
Die Art soll sich von S.Sonneratii nicht bloss durch die Farbe
und Beschaffenheit des Pelzes unterscheiden, sondern auch durch
Länge der Sohle des Hinterfusses, welche bis zur Ferse 1^/\ö'' Engl,
inisst, bei S. Sonnerati aber ^Vie'S Lunge bis zur Schwanzwurzel un-
gefähr b'/i". Farbe sehr dunkel, oberhalb undeutlich, unterhalb sehr
deutlich mit gelblichen Spitzen untermischt, was dem Thiere eine
dunkelgrünliche Färbung verleiht. Das Haar ungewöhnlich kurz und
vom Charakter des Maulwurfhaares. Vielleicht gehört die Art, wel-
che nach Baker in Süd-^Ialabar gemein sein soll, einem neuen
Genus der Soriciden an. (Ref. kann nur, wie schon öfters, sein
Bedauern über den Zustand der Zoologie Indiens aussprechen.)
Einen bei Myogale moschata und M. pyrenaica be-
ständig vorkommenden miiscutiis sterno - clavicularis ent-
deckte Hyrtl als Seltenheit auch bei dem Menschen. (Sit-
zungsberichte d.Wien. Akad. 1858. XXIX. p. 265— 268.)
Carnivora.
Ferae. •
Feiina. Nachdem bereits v. Middendorf höchst
wichtige Nachrichten über das Vorkommen des Tigers in
Sibirien gegeben hat, sind diese durch Schrenck (1. c.
p. 90 — 96) noch weiter vervollständigt worden , der sein
wenn auch seltenes Vorkommen auf der Insel Sachalin nach-
gewiesen hat, in Gegenden, in welchen der Verf., wie auch
am unteren Amur , im Winter zu wiederholten Malen eine
unter dem Gefrierpunkte des Quecksilbers stehende Tem-
peratur beobachtet hat.
Nach Ca st ein au haben die Tiger in Singapore, seit
die Engländer daselbst sind, bedeutend zugenommen, in-
dem sie durch die Aussicht auf Beute angelockt von Ma-
lacca herüberschwimmen (Rev. et mag. de zoolog. etc. II.
Ser. Tom. XI. 1859. p. 401).
Heber einen Tiger mit doppelten Streifen am Rumpfe
findet sich eine Nachricht Ann. and mag. nat. hist. III. Ser.
Vol. 3. p. 240. (Overland Hurkam, Calcutta Dec. 8. 1858.)
44 Hensel: Bericht üb. d. Leistungen in d. iVatnrgeschichte
[Jeher die Verbreitung des auch am Amur seltenen
Irbis berichtet Schrenck (1. c. p. 96 — 98).
Einen Jaguar von Mazatlan beschreicht G r a y als Leo-
pardus Hernandesii. (New Edinb. Journ. Vol. VIII. 1858.
p. 170.)
Er gleicht dem Jaguar in der Form der Beine und des Schwan-
zes, unterscheidet sich aber von ihm durch die grössere Länge des
Kopfes und die Anordnung der Flecken, welche am Vordertheile des
Körpers einzeln und zerstreut sind und nur am Hintertheile desselben
Ringe bilden , während sie bei dem Jaguar überall die letztere An-
ordnung zeigen.
Ueber die Verbreitung der Hauskatze in den Amur-
ländern erhielten wir Nachricht durch Schrenck (1. c.
p. 98—100).
Einige Bemerkungen über die Lebensweise der Felis
celidogaster giebt Blyth (Journ. Asiat. Soc. Bengal. 1859.
p. 283).
Der Luchs des Amurlandes gehört nach Schrenck
(1. c. p. 88 — 90) der fein- und schwachgefleckten Varietät
F. Lynx Temm. et Nilss. an. Seine Verbreitung ist hier,
wie überall, an hochstämmige Waldungen gebunden. Seine
Südgrenze dürfte auf dem Südende der Insel Sachalin sein.
Viverrina. Bemerkungen über die Lebensweise der Ga-
lidia concolor und Galidictis vittata Gray werden von
Coquerel (1. c. p. 465) mitgetheilt. Der Schädel der
letzteren Art ist PI. 18. Fig. 2 abgebildet.
Hyaenina. Einen sehr wichtigen Beitrag zur Naturge-
schichte der Hyänen erhielten wir von Nord ström in sei-
ner Dissertation über die vergleichende Osteologie der ge-
streiften und gefleckten Hyäne. Petersburg 1859 in russi-
scher Sprache erschienen.
Der Verf. vergleicht die Skelete der genannten beiden Hyänen-
arten untereinander und mit den Skeleten des Hundes, des Leoparden,
des Löwen, des Bären u. s. w. und kommt schliesslich zu folgenden
Resultaten: 1) Der osteologische Bau der Hyänen zeigt eine auffallende
Verschmelzung des Typus der Katzen mit dem der Hunde und zwar
an einem und demselben Knochen. 2) Die gestreifte und die ge-
fleckte Hyäne unterscheiden sich von einander nicht nur durch den
Schädel, sondern auch durch das Skelet, 3) Die Verwandtschaft der
der Säugethiere während des Jahres 1859. 45
Hyänen mit den Hunden ist eben so gross wie die mit den Katzen,
so dass sie weder zu den einen , noch zu den anderen gerechnet
werden dürfen.
Eine Menge schöner Abbildungen begleiten das Werk (zeigen
aber doch, dass die Anwendung der Photographie für Darstellungen
naturhistorischer Objekte eine sehr beschränkte ist).
Caniua. Unsere Kenntniss des Canis procyonoides Gray
wurde durch Schrenck (1. c. p. 53 — 87) ansehnlich be-
reichert.
Ein reichhaltiges Material hat den Verf. veranlasst den C. pro-
cyonoides Gray und C. viverrinus Temm. (wie zu erwarten war) in
eine einzige Ast zusammenzuziehen. Durch ihr Vorkommen am Amur
unterscheidet sich die Fauna der betreffenden Länder wesentlich von
der Sibiriens, um sich an die Faunen Chinas und .Japans anzuschlies-
sen. Abgebildet sind aufTaf, III — V Farbenvarietäten und das Skelet.
Holland berichtet über Bastarde einer Wölfin mit
Hunden in der Freiheit geboren in den Wäldern von Nouaille.
Compt. rend. de l'Acad. des scienc. Paris 1859. Tom. 48.
p. 1072.
Die bisher so mangelhaften Nachrichten über den Ca-
nis alpinus Dali, sind sehr vervollständigt worden durch
.Schrenck (1. c. p. 48— 50).
Dem Verf. gelang es auf seinen Reisen in den Amurländern
nur ein einziges Fell zu eihalten , welches viel dunkler, röther und
mit mehr Schwarz versehen ist, als ein anderes Exemplar aus dem
Altai , welches vielleicht aber auch in Folge langer Aufbewahrung
im Museum zu Petersburg ausgebleicht sein kann. (Dem so seltenen
Vorkommen des C, alpinus in den Sammlungen , so wie dem Dilet-
tantismus, mit welchem die Ostindische Säugethierfauna bisher be-
handelt worden ist und noch behandelt wird , ist es zuzuschreiben,
dass der C, alpinus, der C. primaevus aus Ostindien und der C. ru-
tilans von den Sundainseln noch immer als besondere Arten betrachtet
werden. Die Schädel dieser drei Arten sind, wie Ref. gefunden hat,
so scharf getrennt von denen aller anderen Hundearten, untereinander
aber vollständig übereinstimmend , sowohl was die F'orm betrifft als
auch im Gebisse. Ausserdem lässt sich eine Lücke in Färbung schon
jetzt durch das Exemplar von Amur ausfüllen, so dass sich genü-
gende Uebergänge von den hellen Exemplaren aus dem Altai zu den
dunkelrothen aus Java finden lassen.)
Der Schädel des C. alpinus wurde durch v. Nord-
mann genauer beschrieben und gemessen (Palaeontologie
Südrusslands. Helsingfors 1858. p. 136 — 137 Anmerk.).
46 Hensel: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte
Das gemeinste und am leichtesten zu erlangende Raub-
thier unserer Gegenden ist der Fuchs , und doch fehlt es
noch vollständig an einer ausluhrlichen Feststellung der
Grenzen , innerhalb deren seine Färbung in verschiede-
nen Theilen der alten Welt variirt. Durch die Arbeiten
Schrenck's (I.e. p. 51 — 52) sind wir diesem Ziele näher
gerückt. Er fand, dass das Insel- und Küstengebiet im
Nordosten Asiens vorzugsweise die Entwickelung einer
schwarzen Varietät begünstige.
Das Gebiss des Canis vuJpes L. im Zahnwechsel hat
V. Nordmann ausführlich beschrieben und Maasse des
Unterkiefers junger und alter Thiere und einzelner Skelet-
theile beigefügt {\. c. p. 140—142).
Dass Canis lagopus auf Sachalin nicht vorkommt , hat
Schrenck (I.e. p. 52 u. 53) nachgewiesen, nachdem be-
reits V. ßaer dasselbe für die Russischen Kurilen gethan
hatte. Es müssen also die Angaben v. Siebold's über
das Vorkommen des Polarfuches auf den südlichen Kurili-
schen Inseln entschieden in Zweifel gezogen werden.
lieber die Verbreitung des Eisfuchses bemerkt v.
Nordmann gelegentlich (1. c. p. 244 Anmerk.) , dass er
im russischen Theile von Karelen nicht selten ist und zu-
weilen bis in die südlichste Provinz Finnlands kommt. Zu-
letzt wurde er 1854 bei der Stadt Lovisa geschossen.
Selbst bei St. Petersburg ist er schon vorgekommen.
Vrsiua. Der Bär des Amurlandes gehört nach Schrenck
(1. c. p. 7 — 16) ohne Zweifel zu der durch den ganzen
Norden beider Welten verbreiteten Art U. arctos L.
Seine Farbe variirt vom reinen Schwarz bis Fahlbraun. Auch
findet sich eine Varietät mit weissem Halsbande. Mitgetheilt werden
die Maasse zweier Schädel , der eine hoch , der andere flachförniig.
Die Gesammtlänge des grösseren beträgt 450 Mm., während der bis-
her als der grösste bekannte (bei Middendorf) 418 Mm. missl,
und der grösste Ursus spelaeus (bei Kordmann) 488 Mm. lang ist.
Auf Sachalin ist der Bär sehr zahlreich und von derselben Farbe,
doch fiudet sich im Norden der Insel, nach Erzählung der Giljaken,
eine sehr helle Varietät.
Schilderungen des brauen und Eis-Rären gab Wein-
der Säugethiere während des Jahres 1859. 47
land in seiner Zeitschrift „der Zoologische Garten." 1859.
p. 57 — 46.
Musteliua. Meles Taxus Schreb. , bisher bloss bis an
die Lena nach Ossten bekannt, kommt nach Schrenck
(I. c. p. 17) auch am Amur vor.
An acht dem Verf. vorliegenden Dachsfellen aus dem Amur-
lande finden sich alle Uebergänge zum Meles Anakuma Temm. aus
Japan , so dass dieser nicht als eigene Art anzusehen ist. (Dass der
Verf. den Melas Taxus Schreb. vom M. labradoria Say hauptsächlich
durch die Zeichnung des Kopfes unterscheidet, niuss uns wundern, da
diese Arten bekanntlich durch ihr Gebiss so von einander entfernt
sind, dass eine generische Trennung durchaus nothwendig ist.)
Gulo boreaUs'N'üss. kommt nach Schrenck (I. c. p. 24)
im Amurlande in denselben bald helleren, bald dunkleren
Färbung vor, wie in Europa und Nordasien. Seine Ver-
breitung ist an die des Renthieres geknüpft.
Bei Mustela flavigula ßodd. ist naeh Leith Adams
(I. c.) der Winterpelz so verschieden vom Sommerpelz, dass
Must. Gwatkinsii Jardine vielleicht keine besondere Art ist.
(Die Ansicht des Verf. wird nicht recht klar, da M. Gwat-
kinsii sich durch dunklere , fast schwarze Färbung unter-
scheiden soll.)
Mustela z-ibellinah. ist nach S c h ren c k (I.e. p. 27) sehr häufig
im Anuirlande und ebenso, ja vielleicht noch häufiger auf Sachalin.
Ihr Haar verliert nach Osten und Süden zu an Schwärze und Dich-
tigkeit. Am unteren Amur finden sich häufig helle Exenjplare, eine
helle Varietät kommt aber auf Sachalin vor, die als Miltelform zwi-
schen dem asiatischen und amerikanischen Zobel zu betrachten ist.
Ebenso dürfte auch der Mustela hrachyura Temm. von Japan nur eine
hellere Varietät des Zobels sein. Weder M. martes noch xM. foina findet
sich im Amurlande.
Mustela sibirica Fall, fehlt auf Sachalin und ist eine ausschliess-
liche Charakterform des conlinenlalen östlichen Sibiriens. Der zuerst
von Wagner erwähnte weisse Fleck an der Unterseite des Halses
ist unwesentlich.
Mvstela erminea L. dürfte am Südende der Insel Sachalin ihre
Aequatorialgrenze erreichen ; sie gleicht ganz der europäischen.
Mustela vulgaris Briss. in der Gegend von Nikolajew nur in
einem Exemplare gesammelt, ist auf der Unterseite etwas gelblich, so
48 Hensel: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte
dass somit der einzige Unterschied zwischen dem gemeinen Wiesel
und M. pusilla De Kay in Nordamerika aufgehoben wird ").
Nach einer Älittheilung von Struck wurde Foetorius
lutreola bei Ludwigslust in Mecklenburg- beobachtet (Archiv.
d. Ver. d. Freunde für Naturg. in Mecklenburg XIII. 1859.
p. 139).
Lutra vulgaris Erxl. kommt nach Schrenck (1. c.)
bis nach China hinein vor , so dass L. chinensis Gray , L.
indica Gray, L. Nair Cuv. u. a. m. vielleicht nur als Ab-
arten unseres Fischotters zu betrachten sind. Die Viverra
aterrima Pallas Hesse sich nirgends finden und dürfte wohl
eine Varietät der L. vulgaris gewesen sein.
Pinnipedia. Enhydris marina Schreb. lebt nach Schrenck
(I.e.) auf der Süd - und Ost-Seite der Insel Sachalin, wird
aber von den Eingebornen nicht gejagt.
Ueber die Verwandtschaft des Walrosses erhielten wir
wichtige Aufschlüsse durch Steenstrup und Sundevall
(Öfversigt af K. V. A. Förh. 1859. p. 441 ff., im Auszuge
mitgetheilt in Giebel und Heintz, Zeitschrift 1860.
p. 270—275).
Steenstrup war durch eine Vergleichiing der Schädel so
wie der Skelete zu der Ueberzeugung gelangt, dass die Gattung Odo-
baenus (= Trichechus L. Syst. Nat. ed. XII) zunächst mit den Muste-
linen verwandt sei , und dass die Raubthiere ohne Unterbrechung in
die Phoken übergingen, indem das Wallross nicht mehr von Enhydris
abweiche, als diese Gattung von Lutra. Sundevall ist durch Ver-
gleichung des reichen Materials der Stockholmer Sammlung zu dem-
selben Resultate gelangt und will nur durch Lebensweise und Form
der hinteren Extremitäten eine Grenze zwischen Lutra und Enhydris
ziehen. Es würde sich danach das Schema folgendermaassen ge-
stalten :
I. Terrestres vel Lilorales. a. Melinae, b. Mustelinae, c. Lu-
trinae (Lutra, Pterura).
II. Pelagicae. a. Enhydris, b. Odobaenus, c. Otaria , d. Phoca.
■") Bei Baird (1. c. p. 159), dessen bereits im Jahre 1857 er-
schienene Arbeit der Verf. nicht gekannt zu haben scheint, wird dem
Putorius pusillus eine weisse Unterseite zugeschrieben, so dass mithin
durchaus kein Unterschied zwischen dieser Art und dem europäischen
Wiesel aufzufinden ist, und in der That passt die betrefTende Diagnose,
wie so manche andere, bei Baird wörtlich auf die altweltliche Art,
der Säugethiere während des Jahres 1859. 49
In einer Beschreibung- der Guanoformation und ihrer
Bewohner auf den Chinchas-lnseln theilte Kinahan schät-
zenswerthe Bemerliung-en über die Robben der genannten
Gegend mit. (Journ. Roy. Dublin Soc. Vol. I. 1858. p. 92
und 93.)
Otaria leonina (Gray's Museum Catal.) hat folgende Zahnforniel
— '- '- — X 2 = — . Der äussere obere Schneidezahn gleicht in
2.1.5 IQ ^
Länge und Gestalt dem Eckzahn, die hinteren Backenzähne haben
nur einen einfachen Höcker, die übrigen dagegen an der Basis dieses
Höckers noch zwei undeutliche Spitzen. Der letzte Backenzahn in
jedem Kiefer hat eine doppelte Wurzel. Das Haar ist lang aber sei-
denartig , die Farbe hellbraun. Die Thiere werden oft mehr als 20'
(Engl.) lang. Die Gipfel der Inseln findet man von todten Seelöwen
umgeben, und Köpfe und Skelete liegen in allen denkbaren Lagen
zu Hunderten rings umher. Unter den zahlreichen Schädeln des See-
löwen fand der Verf. nur einen, der (ohne Unterkiefer) jederseits nur
5 Backenzähne hatte, deren letzter eine einfache Wurzel besass. Die-
ser Schädel unterschied sich auch durch andere wesentliche Merk-
male von denen des Seelöwen.
Otaria ursinahmn. kommt nach Schrenck (1. c. p. 189 — 190)
in den Gewässern der südlichen Hälfte Sachalin's, im Ochotskischen
und Nord-Japanischen Meere wenigstens bis 47** N. B. vor.
Fhoca nummalaris Schleg. ist nach Schrenck (1. c. p. 180)
für das Amur-Land die wichtigste Robbenart. Sie findet sich an den
Küsten des Amur -Landes im Ochotskischen Meere, im lartarischen
Sund und im Amur selbst vor. In diesem gehen junge Thiere bis
zum Dorfe Yrri , 400 Werst oberhalb der i\!ündung und nahe dem
51° N. Br. hinauf. In Beziehung auf die Zeichnung des Felles kom-
men die mannichfachsten Varietäten vor.
Phoca barbata Müll, hat im Amur -Lande dieselbe Verbreitung
wie die vorhergehende Art, doch Hess sich nicht ermitteln, wie
w^eit sie den Amur hinaufgeht.
Phoca ochotensis Fall, geht dagegen nur sehr selten in den
Amur. Eine genauere Beschreibung dieser noch sehr ungenügend
gekannten Art ist von Brandt zu erwarten.
Phoca equestris (Ph. fasciata Shaw.), welche Pallas nur nach
einem aus dem Rücken ausgeschnittenen Fellslücke gekannt hat, ist
ihrer Seltenheit wegen von Ke y s er 1 in g und Blasius für synonym
mit Ph. foetida Fabr. oder Ph. annelata Kilss. gehalten worden, doch
unterscheidet sie sich durch Zeichnung und Zahnbildung wesent-
5
lieh. Sie hat-— X 2 Backenzähne, welche, mit Ausnahme des ersten,
5
Arch. für Naturg. XXVI. Jahrg. 2. Bd. D
50 Hensel: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte
zum Unterschiede von Halichoerus Nilss. mit je zwei Wurzeln ver-
sehen sind. Doch nähert sie sich dieser Gattung sehr durch die äus-
sere Form der Zähne und steht gewissermassen zwischen ihr und den
ächten Seehunden mitten inne. Die eigenthürnliche Färbung und
Zeichnung ist durch 3 Abbildungen 1. r. Taf. IX. fig. 1 — 3 erläutert.
Ihre Verbreitung beschränkt sich auf das Beringsmeer , die Küsten
Kanischatkas, die Kurilen, des Ochotskische Meer, den Amur-Liman
und den Tartarischen Sund bis nach der Südspitze Sachalin's,
Rodentia.
Sandwich berichtet über die Lebensweise des Chi-
romys madagascariensis nach Beobachtungen an einem le-
benden Exemplare. (Annal. des sc. nat. X. 1858. p. 377;
Proceed. Linnean Soc. Zoology IV. p. 28 — 30.)
Der Verf. hält das Thier für einen Lemur, 1) weil 31adagascar
(das Land der Lemure) sein Vaterland ist; 2) weil kein Nagethier die
gleiche Beweglichkeit des Vorderarmes besitzt , wie sie nur dem
Menschen und den Quadrumanen zukommt ; und 3) weil kein Nager
einen Daumen an jeder Extremität besitzt. Die Schneidezähne sind
geeignet, das härteste Holz zu zernagen. Sie sind nebst dem Unter-
kiefer wie die entsprechenden Theile der INager gebaut. Das äus-
serst feine Gehör dient dem Thiere, nach Ansicht der Eingebornen,
um das Arbeiten der Insekten im Holze zu hören, worauf es selbst
das Holz annage bis auf das Insekt und dasselbe hervorziehe. Das
im Zimmer gehaltene Thier brachte durch Anschlagen des Zeigefin-
gers an das Holz der Möbel und des Fussbodens einen vibrirenden
Ton hervor und versuchte in einem Falle nach dieser Manipulation
das Holz der Matte zu zernagen, so dass jene Ansicht der Eingebor-
nen wahrscheinlich wird. Es wurde übrigens mit Bananen und Dat-
teln ernährt. Um zu trinken , tauchte es den Zeigefinger ins Wasser
und brachte ihn darauf in den Mund, und zwar geschah Alles mit so
grosser Schnelligkeit, dass das Wasser gleichsam aus dem Gefässe in
den Mund zu fliessen schien.
Sciurina. lieber ein weisses Eichhorn ans Würtemberg
berichtet Kraus s (Würtemberg. naturw. Jahreshefte 1859.
p. 44).
lieber Sciurus vulgaris vom Amurlande, dunkler noch
als Eichhörnchen jenseits des Jenissei , berichtete ausführ-
lich Schrenck (1. c. p. 118— 124).
lieber den Winterschlaf der Eichhörnchen im Amur-
Lande vergleiche man Rad de (1. c).
der Säugethiere während des Jahres 1859. 51
Eng-elmann berichtet über eine schwarze Varietät
des Fuchseichhorns von Missouri. Es ist von B a c h m a n n
als Sciurus Auduboni beschrieben worden, kann aber nicht
von dem gemeinen Fuchseichhorn des Westens, Sciurus
macrourus Say = Sc. Sayi Aud. et Bachm., getrennt wer-
den. Bei Baird findet es sich als Sciurus ludovicianus
Costis. da dieser es schon lange vor Say beschrieben hat.
Transactions of theAcad. of sc. of St. Louis. Vol. I. p. 329.
Als neu beschreibt Blyth einen Sc. albipes, dessen
Fell und Skelet sich in Calcutta befindet , ohne dass das
Vaterland genauer bekonnt wäre (1. c. p. 287).
Er gleicht dem S. macrourus Pennant von Süd-Indien und Cey-
lon, ist aber oberhalb und auf der Aussenseite der Beine bis zu den
Füssen einförmig matlbraun, das Wollhaar ist dunkelgrau, vveisslich
an der Vorderhälfte des Kopfes; die Pfoten sind weisslich, auf der
Überseite der Zehen mit untermischten schwarzen Haaren. Die Farbe
der Unterseite ist weiss , schaif abgesetzt gegen die der Obeiseite.
Die ührniuscheln sind auf der Aussenseite schwärzlich und ohne Ohr-
pinsel. Der Schwanz dunkelbraun mit einem mattweissen Längsstrei-
fen auf der Unterseite. Im Uebrigen gleicht die Art dem S. macrou-
rus von Süd-Indien und Ceylon.
Tamias striatus findet sich am Amur und auf Sachalin
nach Schrenck (1. c. p. 124 — 125) von derselben con-
stanten Färbung wie in ganz Nordasien, den schwarzen
Tamias uthensis Fall, ist Verf. geneigt mit A. Wagner
und Middendorf für eine Abänderung des T. striatus zu
halten.
Eine Zusammenstellung aller fliegenden Eichhornarten
erhielten wir von Blyth (Journ. Asiat. Soc. Bengal. 1859.
p. 276— 278).
A. Peteromys pentaurisfa Fall. (= Pt. philippensis Gray, PI.
oral Tickell) , Pt. cineraceus ßlyth (= Pt. pelaurista var. cineraceus
Blyth), Pt. philippensis Gray, Pt. elegans S. Müller, Pt. punctatus
Gray, Pt. inornatns Geoffr., vielleicht Pt. albiventer Gray (nicht in
Hurdwicks Iliustrations) , Pt. yriseovenler Gray. Br. Mus. Cat. be-
schrieben?, Pt. melanotis Gray, nicht vollständig beschrieben, als
Synonym Pt. Diardi Temm. dazu , als zweifelhaftes Pt. nitidus Gray
(Hardw. Illust.) , Pt. nitidus Geoffr. = Sciurus petaurista foem. Pall.
(= Pt. albiventer ' = ray in Hardw. Illustrt.) , hierzu als zweifelhafte
Varietät Pt. punctatus Gray , Pt. magnifictis Hodgs., Sciuroptenis no-
52 Hensel: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte '
Ulis Gray (= Pt. chrysotryx Hodgs. ) Pt. leucogenys Temm., Sciuro-
plera caniceps Gray (= S. senex Hodgs.) , Sc. Leyardi Kelaart , Sc.
Baberi (?) Blyth, S. fuscocapilla Jerdon, S. fimbriata Gray (= Ptero-
mys Leachii (?) Gray, S. albonigra Hodgs. (=. Pt. Turnbullii Gray),
S. viUosa Blyth, S. Horsfieldii (= Pt. Horsfieldii Waterhouse, Pt. au-
rantiacus Wagler), S. genibarbis Horsf. , S. lepida Horsf. , S. Phayrei
Blyth n. sp. (= Sc. sagitta von Burma) , S. spadicea Blyth , S. Mo-
raoga Temm. et Schleg., S. volans L. (= Pt. sibiricus Desm. , Pt. rus-
sicus Tiedem.) , S. volucella Pall. (=: Sciurus acrobates Schreber,
Sciuropterus americanus Desm.), S. Sabrina Shaw. = Sc. hudsonius
Forster).
Unter dem Namen S. sagitta kommen bei Temminck und
Schlegel 5 Arten vor.
Die osteologischen Verhältnisse des Pteromys volu-
cella nach zwei Skeleten, des P. sagitta und des P. nitidus
nach je einem Skelet hat Giebel zum Gegenstande einer
Untersuchung gemacht. (Giebel u. Heintz Zeitschrift XIII.
1859. p. 309—318.)
Bemerkungen über Pteromys petaurista Pallas undSciu-
roptera fuscocapilla Jerdon im Vergleiche zu Sc. fimbriata
Gray gab Blyth (1. c. p.286).
Ueber Pteromys volans vom Amur , nicht verschieden vom si-
birischen, vergleiche manSchrenck (I.e. p. 116 — 118).
Als neu beschreibt Blyth Sciuroptera Phayrei (Jour-
nal Asiat. Soc. Bengal. 1859. p. 278).
Aehnlich der Sc. albonigra , aber beträchtlich kleiner, der
Schwanz weniger buschig. Länge 6 — 6'/i" (Engl.), der Schwanz (die
Wirbel) öVi", Hinterfuss mit den Klauen IVb"- Rangoon, Mergui.
Zur Osteologie der Murmelthiere hat Giebel Bei-
träge geliefert (Giebel und Hintz Zeitschrift XIII. 1859.
p. 299—309).
Durch Brendel in Peoria erhielt der Verf. das vollständige
Skelet eines ausgewachsenen Arctomys monax, welches mit drei Ske-
leten und einem einzelnen Schädel des Alpenmurmelthieres und einem
Schädel des Bobac verglichen werden konnte. Der Verf. findet eine
„überraschende Aehnlichkeit im Schädelbau und Zahnsystem," aber
bei Vergleichung der einzelnen Skelettheile „viel erheblichere Unter-
schiede von hoher systematischer Bedeutung für das europäische Al-
penmurmelthier und den nordamerikanischen Monax." Beigefügt sind
viele Maasse des Schädels und des Skeletes , doch muss Ref. hierzu
bemerken, dass die Maasse des Arct. monax von denen, welche be-
der Säugethiere während des Jahres 1859. 53
reits Brendel (I.e.) von demselben Skelete mitgetheilt hat, so weit
abweichen, dass eine wissenschaftliche Verwerthung der beiderseiti-
gen Messungen durchaus unmöglich ist.
Arctomys Bobac wurde von Schrenck (1. c. p.l27)
im Amur -Lande nicht gefunden, doch ist wahrscheinlich,
dass er wenigstens im oberen Theile des Stromgebietes und
in den Prairien desselben sich finden werde. Die Beschrei-
bung einer von Maack bei Nertschinsk gesammelten Va-
rietät durch Brandt steht zu erwarten.
Spermophilus Eversmanni Brandt ist nach Schrenck (1. c.
p. 126 — 127) von Tiansbaikalien ostwärts im ganzen oberen Amur-
Lande und in den Prairieen des Amur verbreitet und scheint also
diejenige Zieselmaus zu sein, welche die grösste Verbreitung über
den asiatischen Kontinent hat.
Myoxina. AlsMyoxusarten Ungarns werden von Kor n-
huber (Verh. d. Vereins für Naturkunde, Presburg 1858.
p. 56) jedoch ohne Beschreibungen genannt:
M. avellanarius , M. glis , 31. Dryas und M. quercinus L. , von
welcher letzteren Art das National-Museum zu Pesth Exemplare aus
Ungarn uud Siebenbürgen besitzt.
Die Familie der Myoxiden wurde von Blyth durch
eine neue Gattung Platacanthomys bereichert (1. c. p. 288).
Dieses Genus ähnelt in Zahnbau , Schädel und dem behaarten
Schwänze den Schläfern, aber der Obertheil ist mit flachen Stacheln
dicht bedeckt, denen sehr dünne beigemischt sind. Die Unterwolle
der Überseite ist etwas gekräuselt. An der Unterseite befinden sich
auch Stacheln, aber sie sind kleiner und dünner (ähnlich den oberen
des M. platylhrix) , vorherrschend ist hier eine weiche ünterwolle.
Kopf, Kehle, Schenkel und Hintertheil des Abdomen sind ohne Sta-
cheln, doch ist das Haar am Vorder- und Hinterhaupte voll und bu-
schig. Drei Malilzähne von gleicher Grösse befinden sich oben und
unten , doch ist der letzte obere um % kleiner als die übrigen.
Jeder Mahlzahn hat 3 oder 4 Querfalten. Der Schädel, nach dem Rest
zu urtheilen, ähnelt dem des Graphiurus, Schneidezähne wie bei l\Iyo-
xus glis , der Hallux weniger entwickelt und nagellos. Zwei Paar
(Abdominal-) Zitzen. Die Art PI. lasiurus Blyth ist so gross wie
Myoxus glis , doch ist der Kopf kleiner und kürzer. Ein Männchen
mass bis zur Basis des Schwanzes 6". Die Schwanzwirbel S'/j", mit
dem Haare l'/j" mehr. Die Ohrmuschel an der Hinterseite */»"; sie
ist eiförmig und ganz nackt; der Hinterfuss bis zur Ferse 1''; die
längsten Scbnurrbaare 2yi". Die aUgemeioe Farbe bell rothbraun, an
54 Hensel: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte
der Unterseite blasser. Die Stacheln sind Vs'' lang. Die Schnurr-
haare sind hauptsächlich schwarz, die unteren Theile schmutzigweiss,
das Haar am Schwänze ist dunklerschwarz, als am Körper, die Schwanz-
spitze ihrer ganzen Länge nach schmutzigweiss. Die Lebensweise
wird von Baker geschildert; von Malabar. (Wodurch die Verwandt-
schaft mit den Myoxiden bewiesen werden soll, ist nicht zu erken-
nen, da sich jederseits nur 3 Backenzähne befinden, und eine .Unter-
suchung des Darmkanals, wie es scheint, nicht stattgefunden hat.)
Castorina. Vom Biber erhielt S ehr enck (I.e. p. 145)
durchaus keine Nachricht im Amur-Lande , so dass wohl
anzunehmen ist, er werde daselbst nirgends vorkommen.
Kornhuber giebt Nachricht über das Vorkommen des Bi-
bers in der Donau bei Presburg (Verhandl. d. Vereins f. Naturk. zu
Presburg IIL 1858. Heft 1.)
Ueber das Vorkommen des Bibers in Baiern berichtet Jäckel
(Corespendenz -Blatt des zool. - mineral. Vereins in Regensburg XIIL
p. 1—28).
Ueber das fiühere Vorkommen des Bibers in Schottland so
wie über seine frühere und jetzige Verbreitung in Europa erhalten
wir Nachricht durch Ch. Wilson. (Edinb. philos. Journ. VIIL 1858.
p. 1-41.)
Maasse der unteren Backenzähne des Castor fiber erhielten wir
durch Nordmann (1. c. p. 167).
lurina- Ch. Coquerel (I.e. p.466) theilt Beobach-
tungen über die Lebensweise der Ratten auf Bourbon mit.
Auf Bourbon , wie in allen französischen Colonieen ist der
grösste Theil der Mäusearten eingeführt. M. musculus, M. rattus und
M. decumanus sind sehr häufig. Mus rattus wanderte früher ein, als
die Wanderratte und vermehite sich in den Jahren 1548 — 1664 so
stark, dass die ersten Colonisten zum Verlassen der Insel gezwungen
wurden. Durch die später eingeführte Mus decumanus verdrängt, zog
sie sich in das gebirgige Innere der Insel zurück, wo sie zwar noch
zahlreich ist, aber doch später der nachdringenden Wanderratte un-
terliegen muss.
Die Zahl der Mäuse wurde durch Blyth (I.e. p. 294)
um mehrere neue Arten vermehrt.
Mtts rohuslulus. Der Schwanz nicht völlig so lang wie Kopf
und Rumpf, die zusammen 6" (Engl.) messen. Die Farbe beinahe
wie bei Mus decumanus , die Füsse deutlich weisslich, der Schwanz
mit kurzen Borsten von durchaus gleicher Länge und nicht länger
nach der Spitze zu.
der Säugethiere während des Jahres 1859. 55
Mus cinnamonieus, ahnlich dem M. flavescens, aber kleiner, mit
verhältnissmässig langem Schwänze. Das weiche Fell ist zinimtfar-
ben wie bei M. oleraceus , mit kaum sichtbaren schwarzen Spitzen.
Die Unteiseite weiss, scharf abgesetzt gegen das obere zimmetbraun.
Kopf und Rumpf gegen 6", Schwanz 7y^"j Hinterfuss \\\" .
Mus spec? ähnlich dem jungen M. nemoralis, aber wie sich aus
den Hoden ergiebt, erwachsen. Kopf und Rumpf 4", Schwanz 4'Vj
Hinterfuss Vie".
Mus nitidulus, der Hausmaus ähnlich, der Schwanz so lang wie
Kopf und Körper und gleichförmig mit kurzen Borsten am Ende be-
setzt. Ohren gross und weit. Totallänge GVi"- Hinterfuss wenig
länger als %", Hinterrand der Ohrmuschel Vio"- Farbe wie bei Äl.
decumanus, die Unterseite weiss, ziemlich scharf abgestutzt. Zu der-
selben Gruppe wie M. musculus und AI. Manei gehörig.
M. concolor , gleichmässig dunkelmäusegrau oben und unten.
Ohren massig gross, Füsse gross, der Schwanz durchgehends mit kur-
zen Borsten besetzt. Länge 3", Schwanz 4", Hinterfuss ''/z".
Mus badius , dem M. oleraceus gleichend, aber die Augen dop-
pelt so gross, Schnurrhaare schwarz, die Oberseite rothbraun oder
zimmetfarben, die Unterseite fast rein weiss. Länge (5) 3'', Schwanz
4y8"i Hinterfuss ^q". Tenasserim.
Mus peguensis. Eine Feldmaus, deren dicht behaarter Schwanz
länger als Kopf und Rumpf ist. Seine Haare werden nach dem Ende
länger. Länge bis zur Basis des Schwanzes Sy^". Schwanz 3y8",
Ohrmuschel V»" und Hinterfuss V4", nach einem $ in Spiritus ; bei
einem ausgestopften (^ sind die Schwanzwirbel 4yi" lang. Der Felz
ist sehr dicht, blass gelbliclibraun auf der Oberseite, etwas gelblich-
weiss an der Unterseite. Die Schnurrhaare auffallend lang. Te-
nasserim.
Mus crassipes , dem 31. homourus Hodgs. gleichend, doch ist
der Schwanz etwas länger als Kopf und Rumpf. Länge 2%", Schwanz
3y+'', Hinterfuss ^n". Die Füsse sind besonders stark und gleich dem
Schwänze mit starken kurzen Borsten bedeckt, von Masuri (Malabar).
Mus Tytleri. Länge 2^/\", ebenso der Schwanz der gegen 24
Wirbel besitzt, Hinterfuss %''. Pelz seli,r dicht und lang, oberhalb
blass sandfarben, unterhalb isabellfarben und hell an den dicht be-
harrten Beinen, an der Unterfläche und den Seiten des Schwanzes.
Schnurrhaare sehr fein und weisslich. Aus Deyra doon.
Dabei finden sich noch Bemerkungen über M. niviventer Hodgs.,
M. oleraceus Sykes [ ? = M. (Vandileuria) dumeticola Hodgs.] und
M. musculus aus England im Vergleiche zu M. manei, die vollständig
verschieden von einander sein sollen.
56 Henshel: Bericht üb. d. I<eistuiigen in d. Naturgeschichte
Eine Maus von Baker in Malabar gesammelt und, nach seiner
Ansicht, in dem Gebirge die Stelle des Mus proidens s. indicus El-
liot (?) vertretend , der nur in der Ebene vorkommen soll , ist nach
Blyth (I. n. p. 290) vielleicht nur eine südliche Varietät der ge-
nannten Art.
lieber die Einwanderung und Verbreitung des Mus
decumanus im Amur -Lande vergleiche man Schrenck
(1. c. p. 127 — 129). Dagegen fehlt in den genannten Ge-
genden Mus musculus, obgleich in Sibirien, Japan und China
zahlreich.
Bei Mus musculus fand Canestrini als Regel eine Durch-
bohrung der Clitoris durch die Harnröhre, ebenso bei M. decumanus
(Verhandl. d. zool.-bot. Gesellsch. in Wien IX. 1859). (Seit langer
Zeit nicht bloss von Mus musculus, sondern auch nahe verwandten
Thieren bekannt.)
Ein Genus Hapalomys verdanken wir Blyth (1. c.
p. 266).
Der Pelz ist lang und sehr fein. Der Schwanz ausserordentlich
lang, im End viertel auffs'.llend flac'u und mit stärkerer Behaarung als
vielleicht irgend eine andere ächte Mänseform. Die Vorderseite der
Zehen deutlich runzlig. T/cv liopf ist kurz , Ohren klein und nicht
durchscheinend. Der Schädel ähnelt den; des M. indicus, doch sind
die Schneidezähne breiter und flacher. Die Backenzähne sind weni-
ger nach Aussen gewendet, als gewöhnlich.
H. longicmidatus. Länge des r^ b^/n" (Engl.), Schwanz T*/^",
beim Q b'/x" und 1%", Sohle l'/a", Hinterrand des Ohres VV'- Das
Ohr abgerundet und mit langen Haaren schwach gefranst. Der Pelz
lang und weich, auf der Oberseite gegen Va" lang , glänzendbraun
mit schwarzen Spitzen , zw^ei Drittel an der, Basis der Haare schie-
fergrau, die Unterseite mattweiss, die Schnurrhaare schwarz, lang und
dünn, vor den Ohren ein Büschel schwärzlicher, feiner Haare.
Brandt gab eineUebersicht der Russischen Hamster-
Arten (Bullet, de l'Acad. St. Petersburg Tom. XVII. p.489
—494).
Die Gattung Circetus zerfällt in 2 Abtheilungen. A) Eigentliche
Hamster mit schwarzer Brust, plattem Scheitel und kleinem, dreiecki-
gem Interparietalbein, C. frumentarius Pall. (= C. vulgaris Desni. und
fuscatus Brandt) und C. nigricans Brandt. B) Mausähnliche Hamster mit
meist weisser Brust und gewölbtem Scheitelbein , Interparietalbein
ziemlich gross, viel breiter als lang, a) ohne schwarze Rückenlinie :
C. accedula Pall., C phaeus Pall., C. arenarius Pall., C. Eversmanni
der Sängethiere während des Jahres 1859. 57
Brandt (= C phaeus Evesm.); b) mit schwarzer Rückenlinie: C.
songarus Fall., C. furunculus Fall.
Eine Monographie der Gattung wird vom Verf. in Aussicht
gestellt.
Aryicolina. Als neu wurde Armcola amurensis durch
Schrenck (1. c. p. 129—135. Taf. VI. fig. 1 und 2) be-
schrieben.
Der Gesammthabitus , die ziemlich langen Ohren und der ver-
hältnissmässig lange Schwanz stellen die Art in die Untergattung der
VValdwühlmäuse bei Blas ins. Damit stimmt auch die Beschaffen-
heit der stunipfkantigen Schmelzfalten, wie sie denn A. glareolus und
seinen Verwandten eigen ist. Als wesentlich specifischer Charakter,
wie er bei keiner anderen Feldmaus vorkommt, ist eine Schmelz-
falte zu betrachten, die sich am Vorderende des ersten unteren Bak-
kenzahnes und zwar an seiner Vorderseite befindet. Die Farbe der
Oberseite ist rothbraun, schwarz gestichelt, an der Schnauze und unter
den Seiten des Körpers gelblich; die Unterseite und die Extremitäten
sind scharf abgesetzt, schmutzig weiss, Kopf und Rumpf 92 Mm., der
Schwanz ohne Endhaare 37 Mm. , das Ohr von der äusseren Ohrbasis
an 15 Mm. lang. Sohle des Hinterfusses bis zur Krallenspitze 18 Mm.
Amur-Mündung.
Arvicola riitilus Fall, vom Amur stimmt mit den sibirischen
und europäischen Thieren (Schrenck 1. c. p. 135 — 136) vollständig
überein. An der Mündung des Amur lag ein bei — 14*^ R. gefunde-
nes Exemplar im Winterschlaf, wachte jedoch, in die Stube gebracht,
nach kurzer Zeit auf.
Als neu beschreibt Schrenck (1. c. p. 140 — 144. Taf. VI.
fig. 4 u, 5) aus dem Amurlande einen Arvicola Maximowiczii. Nach
Gesammthabitus und Zahnbildung den ächten Mäusen angehörig. Ober-
seite rothbraun, schwarz gestichelt, an den Seiten heller, unten scharf
abgesetzt, gelblich weiss, die Extremitäten sind grau. Der Schwanz
oben schwarzbraun, unten scharf abgesetzt, weisslich. Kopf und
Rumpf 81 Mm., Schwanz ohne Endhaare 26 Mm., Kopf 26 31m., Länge
des Ohres von der äusseren Basis an 11 Mm. , Sohle des Hinterfusses
bis zur Kagelspitze 19 Mm. Kur 5 Schwielen auf der Sohle des Hin-
terfusses.
Arvicola saxalilis Pall. ist von neuem durch Schrenck
(I.e. p. 137 — 140. Taf. VI. fig. 3) und zwar vom Amur be-
schrieben vi^orden.
Er gehört zu den ächten Feldmäusen, deren Zähne scharfkantig
und- mit nach innen tief einspringenden und meist vollständig ge-
trennten Schmelzschlingen versehen sind. Die grösseren Ohren und
der verhältnissmässig längere, dünn behaarte Schwanz nähern die Art
58 Hensel: Bericht üb.' d. Leistungen in d. Naturgeschichte
den ächten Mäusen. 8 Zitzen, 2 Paar waren zwischen und hinter
den Vordeibeinen und 2 Paar hinten, zwischen und hinter den Hin-
terbeinen. Länge des Kopfes und Rumpfes 103 Mm. , der Schwanz
ohne Endhaare 46 Mm., Länge des Ohres von der äusseren Basis an
12 Mm. , Sohle des Hinterfusses bis zur Krallenspitze 20 Mm. Nach
der Zahnbildung , namenlich nach der Anzahl der Schmelzschlingen
im ersten unteren Backenzahne ist A. saxatilis mit A- arvalis Pall., A.
campestris Blas., A. subterraneus Selys und A. Savii Selys verwandt,
von letzteren durch die Körperverhältnisse, durch längere Ohren und
eine grössere Anzahl und verschiedene I^age der Zitzen unterschie-
den. Von den ersteren durch die Zahl der Schwielen an der Sohle
des Hinterfusses verschieden , da diese deren 6 besitzen, A. saxatilis
aber nur 5 iiat, obgleich B 1 a s i us hier ebenfalls 6 angiebt, allein es
ist zu vermuthen , das er nicht den wirklichen A. saxatilis vor sich
gehabt hat.
Ein Exemplar des Arvicola amphibius aus dem Amur -Lande
gehörte nach S c h r e n c k (1- c. p. 136 — 137) der helleren, kurzschwän-
zigen Varietät A. terrestris Auct. an.
Ueber einen weissen Arvicola arvalis berichtet Krauss (1. c.
p. 44).
Spalaciua. Siphneus Aspalas Pall. ist vonMaack nach
einer Angabe Schrenck's (1. c. p. 144) am oberen Amur
gefunden worden, das Exemplar stimmt mit dem sibirischen
Thiere in der Beschreibung bei Pallas überein, nur ist
bei ihm, wie bei 6 altaischeti Exemplaren, am Hinterfusse
der 3te Finger der längste, während es nach Pallas der
zweite sein soll.
Die wichtigsten Maasse am Unterkiefer des SpalaX
typhlus theilt v. INordmann mit (l. c. p. 165).
Alex. V. IMordmann beschrieb das Gebiss und den
Schädel des Ellobius (Chthonoergiis) talpinus. (Palaeontologie
Südrusslands, Helsingfors 1858. 4. p. 163. Anmerk.)
3
Die Backenzähne, — , sind nicht wie bei Spalax, sondern nach
3
dem Typus bei den Arvicolinen gebaut, der Iste obere hat 6 Prismen
und ebenso viele Schmelzschlingen ^ der 2te 5 Prismen mit 3 äusse-
ren und 2 inneren Schmelzschlingen, der 3te, kleinste, hat 3 Prismen
und ebenso viele Schmelzschlingen , eine kleine nach aussen , eine
grössere , abgerundete nach innen , und eine verlängerte , ebenfalls
abgerundete nach hinten. Der Ite untere, zeigt o innere und 4 äus-
sere Prismen mit einer vorderen ,^ etwas nach innen gekrünynte^
der Säugethieie während des Jahres 1859. 59
Schmelzschlinge; der 2te 3 äussere und 3 innere, einander gegen-
überstehende Prismen, während das vordere 7te Prisma nur klein
bleibt und auch zuweilen ganz fehlt; der 3te ist unregelniässig zu-
sammengesetzt aus 2 inneren , einem hinteren und einem äusseren,
schmäleren Prisma, ein zweites äusseres und ein vorderes bleiben
undeutlich.
Histricina. Dass Hystrix cristata in Griechenland Ge-
genstand der Jagd ist, erzählt Land er e r (Correspd. -Blatt
des zool.-min. Vereins in Regensburg XIII. p. 29.)
Leporiua. Die vielfachen Abweichungen in der Farbe
des Lagomys hyperboreus Fall, sind durch Schrenck
(1. c. p. 147—152. Taf. VII. fig. 1 u. 2. Taf. VIII. fig. 1 u. 2)
genauer beschrieben und durch Abbildungen erläutert
worden.
Der Verf. unterscheidet eine var. normalis mit der Färbung,
wie sie Pallas beschreibt, eine var. ferruginea mit vorherrschend
rostrother und eine var. cinereo-fusca mit vorherrschend graubrauner
Farbe, eine dritle, var. cinereo-flava steht in der Mitte zwischen den
beiden letzteren.
Lepns variahilis Pall. kommt nach Schrenck (I.e. p. 145 — 147)
überall im Amurlande so wie auf Sachalin vor,
llngiilata.
Artiodactyla rumiuantia. lieber den Tarsus der Wieder-
käuer und paarzehigen Pachydermen stellte Bergemann
Untersuchungen an. (Rectoratsprogramm. Rostock 1859),
namentlich in Beziehung auf die Mechanik desselben und
zwar, wie zu erwarten war, vom teleologischen Stand-
punkte aus.
Die Geburt eines Lama zu Paris theilte Geoffroy
Saint-Hilaire mit (Compt. rend. Tom. 49. 1859. p. 62).
P. Panceri hat Untersuchungen über die Anatomie
der Giraffe mitgetheilt. (Atti dell' I. R. Instituto Lombardo
di Scienze etc. Tom. 1. fasc. 15. Milano 1859.)
Hervorzuheben ist grosse AusstreckLarkeit der Zunge in Folge
grosser Entwickelung der tiansversalen Fasern. Im Pharynx befindet
sich eine besondere Drüse, die an Reichhaltigkeit der Schleimsecre-
tion den Tonsillen gleicht. Die cartilines arythenoidei hält der Verf.
für dienlich beim Aufsteigen der Speisen , indem sie die ötiiumritae
60 Hensel: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte
in der Weise schützen, wie die Epiglottis während des Hinunterschlin-
gens. Bemerkungen über die Zahl der Luflröhrenringe, der Abwe-
senheit oder Gegenwart der Gallenblase. Die Giraffe ist das einzige
Säugethier ohne Schilddrüse. ,
Bemerkungen über die Fortpflanzungen einer Giraffe
hat Kitzinger gemacht. (Sitzungsberichte d. Wien. Akad.
1858. XXXI. p. 344—346.)
Eine schon seit 1852 in der kaiserlichen Menagerie zu Schön-
brunn gehaltene Giraffe wurde trächtig und gebar in stehender Stel-
lung. Eine Anhänglichkeit der Mutter an ihr Junges war nicht zu
bemerken. Dieses musste künstlich ernährt werden. 21 Stunden
nach der Geburt betrug die Gesammthöhe bei gestrecktem Halse 4'
8 — 9" (Wiener?), vom Stirnzapfen war keine Spur vorhanden; an
ihrer Stelle befand sich ein zolllanges Büschel schwarzer Haare, nach
vorwärts gerichtet und glatt am Scheitel anliegend.
Eine Arbeit über die Anatomie der Giraffe stellte Brandt in
Aussicht. (Bulletin de l'Acad. St. Petersburg. Tom. I. p.314.)
Für die Geschichte der Giraffe sind wichtig :
Cavedoni: Della camelopardali , o sia giraffa rappresenlata
in monumenti antichi (Bulletino deü' Institut© di corrispondenza ar-
cheologica per l'anno 1858. p. 125 u. ff. und
Michaelis: Ponteo rappresentazioni della giraffa (1. c.
p. 170 u. ff.).
Brandt entscheidet sich in seiner ausführlichen, kritischen
Arbeit dafür , dass der JXabus des Plinius mit seinem Camelopardalis
identisch ist (Bullet, de l'Acad. St. Petersbourg. Tom I. p. 353 — 357).
Cayicornia. lieber ein einjähriges Stierkalb des Bos
gaurus, der als die grösste lebende Rinderspecies geschil-
dert wird , findet sich eine Nachricht Ann. and mag. nat.
bist. III. Ser. Vol. 3. p. 240. (Overland Hurkaru , Calculta
Dec. 8. 1858.)
Schätzenswerthe Nachrichten über den Auerochsen des
Bialowiczer Waldes verdanken wir F. Müller. (Mittheilun-
gen d. k. k. geograph. Gesellschaft zu Wien 1859. p. 155.)
Ein ausgestopftes Exemplar im Hause des Gouverneurs in Grodno
ist 235 Centim. lang, seine höchste Höhe beträgt 177 Centim. Nach
der letzteu Zählung vor drei Jahren '") betrug die Anzahl der Indi-
viduen über 1200, gegenwärtig wohl 1400. In der Jugend ist der
*) Vor Beendigung der Reise, die der Vuf. im Oct, 1851 an^
trat ? Ref.
der Säugethiere während des Jahres 1809. 61
Auer ganz gleichmässig silbergrau ■■•) , mit 4 — 6 Jahren mehr schwärz-
lich, und zwar hat er in diesem Alter ein schönes Aussehen, später
wird er kaffeebraun. Daher glauben selbst in Bialowicz Einige, es
gäbe 2 Species, eine kleinere schwärzlichere und eine grössere braune.
In der Jugend ist er leicht zähmbar. Bastarde mit dem Rind sind
nicht selten. Ob diese sich weiter fortpflanzen , ist noch nicht ver-
sucht. Das Wiener Exemplar der Auer ist 8' lang und 4' 11" (Wie-
ner Maass ?) am Widerrist hoch.
Zahlreiche Bemerkungen über Schädel, Zähne und Skelettheile
des Lithauischen Auerochsen so wie Maasse derselben verdanken wir
Nordmann (1. c. p. 191—214).
Die Geburt zweier Yaks zu Paris theilte Geoffroy Saint
Hilaire mit (Compt. rend. hebd. 1859. Tom. 49. p. 62).
Notizen über die Ungarische Rinderrasse *"*»") theilte
Beock mit (Archiv für Landeskunde in dem Grossherz.
Mecklenburg. Bd. IX. 1859. p. 90).
Ovis montanaDesm. findet sich nach Schrenck (1. c.
p. 156 — 157) nirgends im Amur- Lande. Es dürfte daher
das durch Mi ddendorf ermittelte Vorkommen an den
Quellen des Utschur im Stanowoigebirge als die Südgrenze
zu bezeichnen sein.
Ovis aries wird nur am oberen Ussuri und in grösserer Menge
am Ssungari gezüchtet.
Kitzinger führt die Rassen des zahmen Schafes auf
11 Arten zurück (1. c. Bd. XXXVIIL p. 141—222).
Sie werden genannt: Ovis Musimon , 0. steatopyga, 0. pachy-
cerca, 0. brachyura , 0. strepsiceros , 0. aries, 0. platyura, ü. doli-
^) Ein ganz junger Bison im hiesigen zoologischen Museum
ist rothgelb. Ref.
■"") Die im Panser der Wiederkäuer, namenlich des Schafes,
aber auch des Rindes zu allen Zeiten i^n ungeheuren Schaaren vor-
kommenden Infusorien hat Stein, durch Punkyne aufmerksam ge-
macht, untersucht und vorläufig drei neue Gattungen derselben be-
schrieben. Abhandl. der königl. böhmischen Gesellsch. d. Wissensch.
5te Folge. Bd. X. 1859. p. 69.
Desgleichen beschrieb Wedl ein im Magen des Rindes vor-
kommendes Epiphyt (Sitzungsberichte d. Wien. Akad. 1858. XXIX,
p. 91 ff.).
62 Hensel: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte
chura , 0. catotis , 0. longipes und 0. africana. (Diagnosen dieser
Arten werden nicht gegeben.)
Die Rassen der Haiisziegen untersuchte Fitzinger
(I.e. 1859. Bd. XXXVIl. p. 289— 355).
Er führt sie auf 14 zurück : davon 3 noch im wilden Zustande
vorkonunen sollen, Hircus Aegagrns , H. viilosus und Heniitragus jem-
lahicus, während die 11 übrigen, Hircus capra, II. barbaricus, H, ae-
thiopicus , H. depressus , H. reversus, H. angorensis , H. laniger, H.
arietinus, H. aegyptiacus , H. mambricus und H. thebaicus als voll-
ständig domesticiit zu betrachten sind.
Die Einführung der Angora- Ziege ist Gegenstand vielfacher
Auseiandersetzungen gewesen ; man vergleiche darüber Buvry in den
„Mittheilungen des Central-Instituts für Akklimatisation in Deutschland.
Berlin 1859. p. 6 — 9" und Sacc, ebendaselbst p. 41 — 44, auch im zoo-
logischen Garten 1859. p. 28—33 und p. 47—52.
Bemerkungen überKemas hylocriiis Ogilby (= Capra
warryato Gray) finden sich von Blyth (1. c. p.291), der
bei diesem Thiere nur zwei Zitzen fand, während derTher
und Goral deren vier und zwar entwickelte besitzen.
Aus zwei einzelnen, im unteren Amur-Lande erhal-
tenen Hörnern schliesst S ehr e nck (1. c. p. 158 — 160) auf
das Vorkommen der Japanischen Antilope crispa Temm.
auch in der Küstenregion der Mandschurei.
Blyth ist geneigt, die Aegyptische Gazelle als G.
Dorcas, die Arabische als G. Cora und die Indische als G.
Benneltii zu unterscheiden. (Journ. Asiat. Soc. ßengal. 1859.
p. 282.)
Eine neue Antilope Kobus Maria aus dem Innern Afrika
beschreibt Gray (Ann. mag. nat. bist. III. Ser. Vol. IV.
p. 296).
Bei dem Männchen ist der Kopf schwarzbraun, Lippen, Kinn,
Kehle, Augengegend, Schläfe und Ohren weiss. Die Seiten der Nase
braun. Das Haar auf den Backen , den Seiten des Unterkiefers , der
Kehle und dem oberen Ibeile des Nackens verlängert und rauh. Die
Hörner sind ziemlich lang und dünn , breit leierförniig, mit starken
Querwurzeln und einwärts gebogener Spitze. Bei dem Weibchen ist
der Kopf braun, das Kinn, die Kehle, die Basis der Ohren weiss-
lich ; ein eben solcher Fleck findet sich über der Stirn und am un-
teren Augenwinkel. Das Haar ist am unteren Theile der Backen, am
Unterkiefer und im Nacken sehr lanff. Das Weibchen besitzt keine
der Säugethiere während des Jahres 1859. 63
Hörner. Ein schöner llolzschnilt stellt den Kopf des Männchens dar.
(Das Berliner zoologische Museum besilzt unter dem Namen Antilop.
megaloceros Heuglin eine dunkelbraune Antilope , w^elche grosse
Aehnlichkeit mit der von Gray beschriebenen zu haben scheint.)
Moschiua. Moschus moschiferus L. ist nach S ehr enck
(1. c. p. 161 — 163) durch das ganze Amur-Land bis an die
Küsten des stillen Oceans verbreitet, desgleichen findet er
sich überall auf Sachalin. (Es ist zu bedauern, dass Verf.
nicht auf eine Kritik der so zweifelhaften indischen Arten
eingegangen ist.)
Beiträge zur Anatomie des Moschus moschiferus sind von
Brandt zu erwarten (Bullet, de l'Acad. St. Petersbourg. Tom. I.
p. 549).
Cervitta. Bei Gelegenheit der Beschreibung eines fos-
silen Hirsches (Zeitschrift d. deutsch. Geol. Gesellschaft
Bd. XI. 1859. p. 251 ff. Taf. XI.) hat Ref. die Form der Ba-
ckenzähne der Hirsche zum Gegenstande einer genaueren
Vergleichung gemacht und an Cervus Elaphus , Tarandus,
Alces, Dama, capreolus, virginianus (?), savannarum, gym-
notis und Prox moschatus nachgewiesen , dass die drei er-
sten Backenzähne des Unterkiefers bei den verschiedenen
Hirschgruppen oder auch -Arten, so lange sie nicht abge-
kaut sind, charakteristische Formen besitzen.
Nach Sehr enck (1. c. p. 167— ITOj ist Cervus Ta^
randus im Amur-Lande eine Charakterform des nördlichsten
Theiles, des Küstengebietes und der Amur-Mündung. Ebenso
findet er sieh in der grössten Häufigkeit im nördlichen
Theile der Insel Sachalin, an der Südküste des Oehotski-
schen Meeres und am Amur-Limane.
Die Formen der Zähne des Renthieres hat Nordmann erläu-
tert (1. c. p. 243-246). lieber die geographische Verbreitung des
Renthieres bemerkt Verf. , dass dasselbe im verwilderten (wilden ?)
Zustande bis iu das eigentliche Finnland, Karelen hinein streift und
namentlich im Winter rudelweise bis zum Ladogasee und dessen In-
selgruppen kommt.
Eine umfangreiche, wenn auch wiegen mangelhafter Verglei-
chung nicht erschöpfende Beschreibung des Renthieres der Territorien
der Hudsonsbai verdanken wir A. Murray 1. c. Vol. VIL p. 189 ff.
Cervus Alces ist nach Sehr enck (I.e. p. 173 — 175) derjenige
Hirsch, welcher im Amur-Lande dem Räume nach die grösste Verbrei-
64 Hensel: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte
tung und im Allgemeinen auch die grösste Bedeutung für die Einge-
bornen hat. Er findet sich in grösster Zahl namentlich am unteren
Laufe des Amur vor, nicht aber auf Sachalin, wenigstens nicht in der
nördlichen Hälfte der Insel.
Eine genaue und durch Abbildungen erläuterte Beschreibung
der Zähne des Cervus Alces lieferte Nordmann (l. c. p. 217 — 226-
Taf. XVIII).
Wie zu erwarten war, hat auch Schrenck (1. c. p. 163 — 167)
die Identität des Cervus capreolus und pypargus nach Exemplaren vom
Amur bestätigt. Das Reh fehlt im Mündungslande des Amur so wie
auf Sachalin.
Ueber den Geweihwechsel des amerikanischen Rothhirsches
(Cerv. canad.?) berichtet J. Wyman (Proceed. ßost. Soc. nat. bist.
1859. p. 167).
Cervus Elaphus ist im Amur -Lande nach Schrenck (1, c.
p. 170 — 173) grösser, als in Europa, und zugleich von hellerer und
mehr grauer Färbung, sowohl im Sommer- wie im Winterfell. Seine
Kordgrenze am Amur erreicht er an der Mündung des Chelasso, eines
rechten Nebenflusses des Amur, ungefähr in 51° N. Br. Niemals geht
er auf Sachalin hinüber.
Cervus gymnotis Wiegm. wird nach einem lebenden Exemplare
aus Santa Marta und Neu-Granada von G, v. Martens kurz beschrie-
ben. (Würtemberg. naturw. Jahreshefte 1859. p. 52.)
Ueber einen Hirsch der Gattung Fanolia aus Malacca (Cervus
frontalis bei Cantor) finden sich Bemerkungen von B lyth (1. c. p. 297).
ßlyth glaubt (1. c. p. 297), dass die Geweihe des Cervus por-
cimis von Ceylon, der identisch sein soll mit dem von Malabar, län-
ger sind , als bei dem wahren C. porcinus , und mehr Aehnlichkeit
mit den Geweihen des Axis besitzen. Das innere Ende der Endgabel soll
einen spitzen Winkel bilden. Auch soll die ganze Gestalt des Thie-
res etwas weniger schweineähnlich sein, 1. c. p.291, siehe auch eine
Bemerkung über Cervus oryzae Kelaart.
Artiodactyla nonruminantia. Kitzinger giebt als Stamm -
eitern der Rassen des zahmen Haiisschweines folgende 6
Arten an (I.e. XXIX. p. 361— 408 und XXX. p. 233— 260) :
Sus scrofa fer. , S. leucomystax, S. cristatus, S. papuensis,
S. sennaariensis, Potamochoerus penicillatus.
Das Wildschwein, Sus scrofa L. des Amur- Landes ist nach
Schrenck (1. c. p. 152 — 155) von derselben Beschaffenheit wie im
westlichen Asien und in Europa. Es kommt fast am gesammten Laufe
des Amur vor, fehlt dagegen am Amur-Liman, so wie auf Sachalin.
Das bisher über S. leucomystax Temm. aus Japan Bekannte ist nicht
der Säugethiere während des Jahres 1859. 65
hinreichend, es als besondere Art zu charakterisiren. Das zahme
Hausschwein ist erst theilweise im Amur-Lande eingebürgert.
Nach Nord mann Ivonimt das Wildschwein in den Steppen von
Neurussland nicht vor, wohl aber in Bessarabien in den schilfbe-
wachsenen Niederungen am Pruth wie auch auf den Donauinscln und
am Don. Am Pruth zeichnet es sich durch seine verhältnissmässig
hohen Beine aus.
J o 1 y macht nach dem Schädel eines monströsen Schweineske-
letes Bemerkungen über die knöcherne Zahnkapsel der Schweine.
(L'Institut I. Sect. 27. p. 12.)
Dass bereits zum zweiten Male im Pariser Pflanzen-
garten ein Nilpferd geboren wurde, machte Geoffroy
Saint-Hilaire bekannt. (Compt. rend. hebd. Acad. sc.
Paris 1859. Tom. 49. p. 118.)
Perissodactyla. Die Beschreibung eines sogenannten
wilden Pferdes aus der Gebend von Novoi Bug- theilt Nord-
mann mit (1. c. p. 170). Zugleich giebt der Verf. zahl-
reiche Maasse von Zähnen des Equus caballus und asinus.
Kitzinger stellte folgende fünf Pferdearten auf,
welche die Rassen des zahmen Pferdes geliefert haben sol-
len (Sitzungsberichte d. Wien. Akad. 1859. XXXV. p. 178
—344):
Equus nudus mit 1 Rasse , E. caballus mit 68 Rass., E. velox
mit 34 Rass., E. robustus mit 36 Rass. und E. nanus mit 6 Rass.
In einem Anhange (1. c. p. 593 — 611) finden sich Bemerkun-
gen über die Pferde Amerikas. Von dem haarlosen Pferde , wel-
ches wahrscheinlich aus Asien, vielleicht aus Beludschistan (warum ?)
stammen soll, führt der Verf. an, dass schon die völlige Verschie-
denheit in der Beschaffenheit seiner Haut von der aller übrigen
bekannten Pferderassen auf eine selbststämiige Art hinweise, ein
(irund , welcher vielmehr auf eine pathologische Abnormität hin-
deutet, da sich bekanntlich alle als gut anerkannten, wilden Pferde-
arten durchaus nicht in der Beschaffenheit ihrer Haut von einander
unterscheiden.
Schon im Jahre 1857 theilfe (irilT in einem Briefe an Sun-
devall (Öfvers. Kgl. V. A. Förh. 1857. p. 385— 387) Bemerkungen
über die haarlose Pferderasse mit, welche sich jetzt auch durchCrep-
lin übersetzt in der Zeitschrift für die gesammten INaturw. von Gie
bei und Heiniz XIV. 1859. p. 8— 11 befinden.
In einer Untersuchung über diejenigen Thiere, welche
gewöhnlich als wilde Esel bezeichnet werden, kommt Blyth
Arohiv. f. Naturg. XXVI. Jahrg. 2. Bd. E
6(i Hensel: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte
ZU folgenden Resultaten (Journal of the Asiat, soc. ofBen-
gat. 1859. p. 229— 253):
1) Der Onager und Heniionus der Alten war Pallas imbe-
kannt, der mit diesem Namen den Alten unbekannte Arten oder Ras-
sen bezeichnet hat.
2) Der Koulan von Nord -Asien ist nicht der wahre Onager
oder ursprüngliche Wildesel , sondern identisch mit dem Indischen
Ghor-Khur.
3) Der wahre Onager oder Wildesel bewohnt nicht Nord-Asien,
sondern N.-O.-Afrika und Süd-Arabien.
4) Der Koulan und der Dshiggetai oder Kyang zeigen, anstatt
streng geschieden zu sein, wie man anzunehmen pflegt, vielmehr eine
so grosse üebereinstimmung , dass es noch an genügend unterschei-
denden Merkmalen fehlt, obgleich wohl eine Verschiedenheit statt-
finden mag.
Proboscidea. Joly machte an einem Elephantenskelet
folgende Beobachtungen über die Entwickelung der Zähne.
Es waren in jedem Kiefer 4 Zähne vorhanden. Der Ersatzzahn
welcher noch über dem Zahnrande des Kiefers erschienen war, steckte
in einer Knochenkapsel, an einzelnen Stellen mindestens 2 — 3 Mm.
dick. Diese Kapsel, in ihrem vorderen Theile schon grösstentheils
resorbirt, ist frei und vollständig, da wo die einzelnen Zahnkeime
noch nicht durch Cement verbunden sind. (Annales des sc. natur.
Tom. XI. 1859. p. 151.)
Für die Naturgeschichte des Asiatischen Elephanten sehr wich-
tig sind die Beobachtungen, w^elche Tennent (I. c.) über densel-
ben auf Ceylon gemacht hat. Das Gehirn , der Magen und der tra-
cheo-oesophageal Muskel sind abgebildet.
Pinnipedia. Eine kurze Notiz über das Vorkommen des
Dugong in der Strasse von Malacca findet sich im Journal
of the Asiat, soc. ofBengal. 1859. p. 159u. 271.
Edentata.
R. Owen hat in einer zweiten Abhandlung über die
Anatomie der Myrmecophaga jubata L. den Bau des Ma-
gens abgehandelt und auf 3 Tafeln durch Abbildungen er-
läutert. (Transact. zool. Soc. of London Vol. IV. Part 5.
1858. p. 179—180. PI. 51—53.)
Der Pylonustheil des Magens, welcher auch äusserlich vom Car-
diatheile deutlich getrennt ist , ist merkwürdig durch seine starke
der Säugethiere während des Jahres 1859. 67
»luskelhaut und ein festes Epithel. In seine enge Höhlung tritt im-
mer nur ein kleiner Theil der Speisen , der zerrieben und durch eine
Klappe von dem Zurücktreten in den Cardiatheil geschützt wird. In
ihm befindet sich auch Sand mit unvollkommen zerriebenen Termiten
gemischt.
Cetacea.
Delphinapterus leiicas Pall. geht nach Sclirenck (1. c. p. 190
— 192) an den Küsten Ostasiens nicht über die Mündung des Amur
oder wenigstens nicht über den Amur-Liman nach Süden hinaus, er-
reicht hier also seine Südgrenze ungefähr unter dem 52° N. Br. Im
Amur dagegen geht er noch weiter noch Süden. Hier ist seine äus-
serste Grenze die Mündung des Chelasso , 400 Werste von der Mün-
dung des Amur, ungefähr unter 5P N. ßr.
Ueber den Fang eines Hyperoodon Butzkopf (bottle-nosed Whale)
im Sept. 1857 in der Bai von Belfast findet sich eine Nachricht in
der Proceed. Dublin univers. Zoolog, and botan. Assoc. Vol. I.
part. I. p. 4.
Das gefangene Exemplar war 20' 5" Engl. lang. Es werden noch
zahlreiche Maasse angegeben, ebenso eines im Jahre 1845 gefangenen
Exemplares.
Ebendaselbst p. 6 veröffentlicht Dickie Bemerkungen über die
Zähne des Hyperoodon. Es fanden sich nur 2 Zähne, in jedem Un-
terkiefer nahe der Symphyse nur einer, der Schmelz fehlte und Ce-
ment überzog die Zähne.
Für die Küsten des Amur-Landes unterscheidet S ehren ck, nach
den Angaben der Eingebornen und nach einigen bei ihnen gesehenen
Knochenbruchstücken (1. c. p. 192 u. 193) folgende zwei Walfisch-
arten : Balacnoptera longimana Rudolphi , die am häufigsten gleich
nördlich vom Amur-Liman strandet, und, nach grossen auf Sachalin
gesehenen Barten, Balaena australis Desmoul.
Ueber den Unterkiefer und die Zähne des Physeter macroce-
phaliis berichtet J. C. White (Poceed. Bost. Soc nat. bist. 1859.
p. 222).
Schon im Jahre 1858 hatte E schriebt eine Mit-
theilung über die nordischen Glattwale veröfFentlicbt (Över-
sigt Kgl. danske V. S. Förb.) , welche sich jetzt auch in
Giebel und Heintz Zeitschrift 1859. XIII. p. 318—321 von
Creplin übersetzt befindet.
AVährend des 17ten und 18ten Jahrhunderts hielten die Wal-
fischfänger den bei Spitzbergen in so grosser Anzahl vorkommenden
Glatwal für specifisch verschieden von dem früher im offenen Meere
68 Hensel: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte
so rücksichtslos gejagten und endlich ausgerotteten Glattwal, dem so-
genannten Nordkaper, während C u vi er eine Flucht desselben in das
nördliche Eismeer annahm, und Andere sein Verschwinden durch eine
locale Ausrottung zu erklären suchten. Alle Zoologen waren aber
einig in der Ansicht, dass der Nordkaper als eigene Art zu streichen
sei. Nach Holböll's Beobachtungen und den älteren Berichten der
spitzbergischen Walfischfänger schien hervorzugehen , dass der Wal-
fisch des nördlichen Eismeeres östlich und westlich von Grönland sich
niemals aus dem mit Treibeis angefüllten Fahrwassern entferne, und
folglich der Nordkaper im eisfreien atlantischen Meere nicht gleicher
Art mit Bai. Myslicetus sein könne. Schon im Jahre 1847 hatte der
Verf. nach historischen Studien den verschwundenen Nordkaper als
besondere Species anerkennen müssen. Doch bleibt noch die Frage
unerledigt, ob jene Art wirklich ausgerottet sei. Dass dieses nicht der
Fall ist, davon konnte sich der Verf. durch die Untersuchung des zu
Pamplona aufgestellten Skeletes eines zu St. Sebastian gestrandeten
Walfisches überzeugen, so dass also der Nordkaper als eine sehr leicht
zu bestimmende Art noch gegenwärtig, wenn auch in äusserst geringer
Menge im nördlichen atlantischen Meere lebende Art anzusehen ist.
Vom Fange eines Walfisches (spec. ?) bei Bell Rock giebt Jam.
M'ßain Nachricht (New. Edinb. Journ. Vol. VIII. 1858. p. 155).
Implacentalia.
Marsupiälia.
Bei Gelegenheit der Beschreibung eines fossilen Raub-Beutel-
thieres hat R. Owen die unterscheidenden Merkmale des Beutelthier-
ßchädels gegenüber dem Schädel der monodelphen Carnivoren aus-
einandergesetzt und mehrfache Ansicht des Schädels der Thylacinus
Harrisii und Sarcophilos ursinus abgebildet (Philos. Transact. Vol. 149.
p. 312 ff. PI. XII— XV. Ann. mag. nat. bist. IV. p. 63—64.)
Bei den meisten Beutelthieren und zwar bei allen fleischfres-
senden , ist der knöcherne Gaumen von grossen Lücken durchbro-
chen. Das grosse Thränenbein bildet einen Theil des Gesichtes und
ist vor und ausserhalb der Augenhöhle vom Thränenkanale durch-
bohrt. In der Fossa anter. des Hinterhauptscondylus sind drei Fo-
ramina praecondyloidea. Der Entocarotidkanal durchbohrt das Basis-
phenoid. Zwischen For. ovale und rotundum befindet sich ein gros-
ser Zwischenraum. Das Paukenbein ist vom Felsenbein getrennt. Die
Bulla auditor. entwickelt sich im Alisphenoid. Die Venen des Sei-
tensinus treten hinter und über der Basis des Jochbogens hervor.
der Säugethiere während des Jahres 1859. 69
Da« Hinterhaupt ist breit und niedrig, und der Raum der Schädel-
höhle sehr eng.
Peters berichtete über ein neues Flugbeutelthier, Pe-
taurus (Belideus) von Victoria im südlichen Neu- Holland
(Monatsbericht d. Akad. Berlin 1859. p. 14).
Petaurus notatus; canus , subtus pallidior, rostro brevi fusco ;
Stria a rostro ad regionem sacralein decurrente , auriculis, regione
Orbitali, superficie patagii superiore nigris ; niacula infra et post au-
riculam, margine patagii taeniaque supracaudali albidis ; cauda vil-
losa , disticha , nigra, apice nivea. Körper mit Rumpf 0,150 lang;
Schwanz 0,160 (mit den Haaren 0,173) ; Unterarm 0,031 , Hand mit
den Fingern 0,0215 ; Schenkel 0,032; Fuss mit den Zehen 0,027.
3 . 4
Backenzähne ; die beiden hinteren waren schon entwickelt,
o . 4
aber noch nicht durchgebrochen.
Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
der Vögel während des Jahres 1859.
Von
Dr. G. Uartlaub
in Bremen.
An der Spitze unseres diesmaligen Jahresberichts be-
grüssen wir das Erscheinen einer neuen Zeitschrift für
Ornithologie, „The Ibis," welche unter den günstigsten Au-
spicien ins Leben tritt, und für deren gedeihliche Fort-
dauer uns der Name ihres Begründers, Philip Lutley
Sclater's, hinlängliche Bürgschaft zu gewähren scheint.
Der erste Gedanke, in England ein besonderes Organ für
diesen Zweig der Thiergeschichte zu stiften, entstand im
Schoosse einer Gesellschaft von Freunden ornithologischer
Studien, welche sich gelegentlich in wissenschaftlicher Weise
zu besprechen pflegten, und deren Namen uns, grössten-
theils als Verfasser werthvoller und anziehender Beiträge,
gleich der erste Band des vortrefflich ausgestatteten Buches
zur Kenntniss bringt. Mag es uns , ausnahmsweise antici-
pirend, gestattet sein, an diese Mittheilung eine andere uns
vaterländisch noch näher berührende zu knüpfen, die näm-
lich, dass sich die Herausgeber der „Naumannia" und des
„Journals für Ornithologie," Baldamus und Cabanis, zu
gemeinschaftlichem Fortarbeiten auf dem von beiden mit so
viel Hingebung und Erfolg cultivirten Felde vereinigt haben.
Ein ornithologisches Ereigniss, dem die beifällige Zustim-
mung der grossen Mehrzahl von Fachgenossen sicher nicht
entgehen wird. — Dass es im verflossenen Jahre an viel-
seitig fördernder Thätigkeit auf dem so anziehenden Ge-
Hartlaiib: Bericht üb. d. Leistungen in d. IVaüirgeschichte etc. 71
biete unserer Wissenschaft nicht gemangelt hat, davon mö-
gen die nachfolgenden Blätter Zeugniss ablegen. Von her-
vorragender Wichtigkeit erscheint uns der Zuwachs zu
sein , welchen unsere bis dahin so mangelhafte Bekannt-
schaft mit den Vögeln der oceanischen Inselgruppen , so
wie der Papualänder und der Molukken erfahren hat. In
wie glänzendem Lichte diesen Bereicherungen gegenüber
der kühne und enthusiastische Reisende Alfred Rüssel
Wallace erscheint, ist von uns wiederholt anerkannt wor-
den. Es ist diese zumeist an seinen Namen geknüpfte Pe-
riode zahlreicher und glänzender ornithologischer Entdek-
kungen um so mehr geeignet , unser vollstes Interesse zu
fesseln, als sie aller Wahrscheinlichkeit nach die letzte
bleiben wird. Wir erfahren, dass der augenblicklich in
Neu-York lebende Reisende Pier re B eloni du Chaillu,
dessen reiche Sammlungen bekanntlich durch C assin wis-
senschaftlich verwerthet worden sind, nach länger als vier-
jährigem Aufenthalte im Innern der äquatorialen Gegenden
Westafrika's, zu neuen und noch gewagteren Unterneh-
mungen dorthin zurückzukehren beabsichtigt. — Unter den
Männern, welche in jüngster Zeit dazu beigetragen haben,
den unerschöpflichen Reichthum der Avifauna Südamerika's
vor unseren Blicken zu enthüllen, nimmt Prof. H. Burmei-
ster einen hervorragenden Platz ein. Die zoologische Aus-
beute seiner so eben beendeten zweiten Reiseunternehmung
scheint von bedeutendem wissenschaftlichen Interesse zu
sein. — Es verdient schliesslich hervorgehoben zu wer-
den , dass mit der ornithologischen Durchforschung der
Insel Formosa, bis dahin in naturwissenschaftlicher Hinsicht
einer absoluten terra incognita, ein sehr erfreulicher An-
fang gemacht worden ist.
Von T. C. Eyton's „Osteologia avium" sahen wir
den zweiten noch Raubvögel behandelnden Theil. Hoffent-
lich erfährt das werthvolle Werk keine Unterbrechung.
E. B 1 a n c h a r d : „Recherches sur les characteres
osteologiques des Oiseaux appliquees ä la Classification na-
72 Hartlaub: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte
tiirelle de ces animaux" Ann. Sc. nat. 1859. Ausführlich
und wichtig. Die hauptsächlichste Bedeutung will Bl. dem
sternum beilegen. Die Affinitäten, zu welchen Blanchard
auf diesem Wege gelangt, scheinen uns fast ohne Ausnahme
richtig und natürlich.
Dr. H. Jäger: „Das Wirbelgelenk der Vögel." Se-
paratabdruck aus den Sitzungsber. der Kais. Acad. der
Wissensch. in Wien von 1858. 40 S.
Prof. C. Langer: „Ueber die Fussgelenke der Vö-
gel" ibid. mit 4 lithogr. Tafeln.
L. P. Herre: „Dissert. inaugur. de avium Passerina-
rum larynge bronchiali." Greifswald. 28 S.
C. Brendel: „Anatomische Mittheilungen über ver-
schiedene Vögel." Gieb. Zeitschr. für die ges. Naturwis-
sensch. 1859. p. 449— 52.
E. Berger: „L'Oiseau par Michelet." Angers. 8. 14 S.
Aus den Ann. de la Soc. Linneenne de Maine et Loire.
Michelet's Buch erschien auch in holländischer Sprache
(Rotterdam bei P. C. Hoog.)
Dr. Adam and Dr. A. L. Adam: „On Ornithology
as a branch of liberal education." Aberdeen 1859. 8. („con-
taining notes on all the wild birds discovered in Banchory
Ternan by the former and remarks upon such of them as
have been found in India by the latter gentleman.")
Cuthbert Collingwood: „A comparison between
ancient and modern views on the migration of Birds" 24 S.
Liverpool 1859.
J. Cabanis: „Journal für Ornithologie." Enthält von
hier zu Erwähnenden z. B. „Zur Erinnerung an L. Thie-
n emann von Rieh. Baron König- Warthausen.
E. Baldamus „Naumannia" bringt z. B. Dr. C. Bo Ile :
„Namensverzeichniss der kleineren überseeischen Vögel,
welche jetzt auf dem Wege des Handels nach Deutschland
gelangen;" Prof. Wilke: „lieber das Pigment in den Eier-
schalen der Vögel."
P. L. Sclater: „The Ibis, a magazine of General Orni-
thology." London. Tübner. 8. Alle drei Monat erscheint sehr
regelmässig ein mit drei oder vier colorirten Kupfertafeln
der Vögel während des Jahres 1859. 73
ausgestattetes Heft dieser von uns bereits nach Verdienst
gewürdigten Zeitschrift. Wir zählen dieselbe zu den Zier-
den unserer Bibliothek, und werden auf zahlreiche vortreff-
liche Beiträge des ersten Bandes ihres Orts zurückkom-
men. Hier wäre hervorzuheben: T. C. Eyton „On the
different methode of preparing natural skeletons of Birds;''
Wallace: „Letter concerning the geographica! distribution
of Birds.« Enthält eine Fülle interessanter und wichtiger
Bemerkungen und resp. Berichtigungen zu Sclater's Arbeit
über denselben Gegenstand. Sumatra , Java , Borneo und
die Philippinen sind nach Wallace ursprünglich Theile
Asien's; Timor, die Molukken , Neuguinea und Neuholland
sind ursprünglich Theile eines grossen australischen Con-
tinents. Celebes steht sehr eigenthümlich und isolirt, und
zeigt deutliche Spuren afrikanischen Gepräges u. s. w.
A. E. Brehm: „Das Leben der Vögel, dargestellt
für Haus und Familie." In 7 bis 8 Lieferungen von 4 Bo-
gen und 2 bis 3 Illustrationen in Holzschnitt oder Iris-
druck. — Das Werk zerfällt in 6 Hauptabschnitte, nämlich:
1) Das Leben des Körpers. 2) Das Leben des Geistes. 3)
Heimath und Beruf. 4) Häusliches und geselliges Leben.
5) Der Mensch und die Vögel, und 6) Charakterbilder ein-
zelner Vögel. Vor uns liegen drei Hefte dieses im hohen
Grade anziehenden Buches. Die Idee desselben erscheint
vortrefflich und ist in ihrer Totalität jedenfalls neu. Die
schwere Aufgabe, ein für populäre Verbreitung bestimmtes
Buch zugleich unterhaltend und wissenschaftlich gehaltvoll
zu gestalten, ist glücklich genug von dem jedem Ornitho-
logen wohlbekannten unternehmenden Forscher in Nord-
ostafrika und Spanien gelöst worden. Die Kupfer gehören
in ihrem Genre zu dem Besten was wir kennen. Sie
sind zum Theil wahrhaft reizend, so das köstliche Bildchen
„Schwäne am Weiher." Wir wünschen diesem Buche Dr.
A» E. Brehm's aus voller Ueberzeugung gedeihlichen Fort-
gang, und glauben, dass wenige mehr geeignet sein dürf-
ten, unserem Lieblingszweige der Zoologie Theilnahme auch
in weiteren Kreisen zu erwecken.
Moquin-Tandon: „Considerations sur les oeufs des
74 Ha rtl a u b : Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte
oiseaux." Rev. et Mag. de Zool. "p. 414. Ausführlich und
streng wissenschaftlich gehalten. Der Verf. weiss sehr
zweckmässig die Ergebnisse seiner Forschungen in die
knappe Form von numerischen Resume's einzukleiden , und
diese letzteren scheinen uns im hohen Grade Beachtung zu
verdienen.
Bartlett: „über die längere Aufbewahrung von
Eiern, dergestalt, dass sie später ausgebrütet werden kön-
nen. Proc. Zool. Soc.
P. L. Sclater: „lieber die Zahl der Bruttage einiger
Vögel im zoologischen Garten zu London." Behandelt 18
Arten. Die längste Dauer betrug 56 Tage (Dromaius) und
die kürzeste 14 Tage (Ocyphaps).
Europa.
A. F ritsch: „Naturgeschichte der Vögel Europa's«
nimmt einen etwas langsamen Fortgang, ohne indessen an
Gehalt der Durchführung zu verlieren. Heft 5. Abth. 3.
Bree's „Birds of Europe not observed in the British
Isles" ist , wenn wir nicht irren , zum Schlüsse gediehen.
Wir sahen das Werk kürzlich in England. Die Abbildun-
gen sind zum Theil nur recht massig. 1 Vol. von 210 S.
F. Grässner: „Die Vögel Deutschlands und ihre
Eier" 2te sehr vermehrte und gänzlich umgearbeitete Auf-
lage des älteren Werkes von Naumann und Buhle. Er-
stes Heft 4. Ein recht gut und tüchtig gearbeitetes Buch,
dem auch der Ornitholog von Fach seine Anerkennung nicht
versagen wird. Die Kupfer lassen zu wünschen übrig.
Aber wie wäre es auch bei solchem Preise anders möglich ?
Cabanis „Journal für Ornithologie" enthält als hier-
her gehörig: 1) A. v. Home y er: „Ueber das Vorkommen
einiger Vögel des Mittelrheins, mit besonderer Berücksich-
tigung Frankfurt's a. M. 2) Acht Tage auf der Ebenalp
von Baron Dr. J.W. v. Müller. 3) v. Homeyer: „lie-
ber einige zweifelhafte Arten in der europäischen Ornis, so
über Hirundo cahirica, Muscicapa muscipeta, Hypolais Pre-
glii u. s. w.
der Vögel während des Jahres 1859. 75
Und die „Naumannia." 1) G. T. Büttner: „Vogel-
leben in Kurland.« 2) Gadamer: „Ornithol. Bericht aus
Westgothland." 3) Derselbe: „Verzeichniss der Brutvö-
gel Westgothland's." 4) Dr. G. Quistorp: „Ornithol. Be-
richte aus Neuvorpommern." 5) Blasius: „Ueber die Vö-
gel in Gätke's Sammlung auf Helgoland." 6) Pfarrer Jäkel:
„Ornithol. Jahresbericht aus Baiern." 7) Riefkohl: „Ni-
dologische und oologische Notizen aus der Umgegend von
Rostock." 8) H. Gätke: „Ornithologisches aus Helgo-
land" u. s. w.
Der „Ibis" bringt 1) W. C. Hewitson: „Recent di-
scoveries in European Oology." 2) E. Ewans and W.
Sturge: „Notes on the Birds of Western Spitzbergen as
observed in 1855." Sehr hübsch. Es wurden 16 Arten be-
obachtet, unter ihnen eine neue^ Lagopus hemileucurus. Der
Reichthum an Individuen war ausserordentlich. Ob Larus
eburneus dort brüte, war nicht zu ermitteln.
„List of Birds observed in Great-Britain and Ireland."
Separatabdruck aus dem „Zoologist." 1 Bogen.
„Vergleichendes Verzeichniss der Vögel Schweden's
und Grossbritanniens" (in englischer und schwedischer
Sprache gedruckt). Brochüre von 18 S. Carlstadt 1859.
W. Meves beschreibt einen zoologischen Ausflug
durch Lappmarken. Darin viel Ornithologisches : Öfvers.
Kongl. Vetensk, Akad. Förh. 1858.
J. V. Wright: „Knopiotractens Fogelfauna" in Bidr.
til Finland's Naturk. etc. , utgifna af Finska Vetensk. Soc.
Helsingf. 1857—58. Heft 2. p. 1—12.
Magn. V. Wright: „Antekning. under en ornitolog.
resa fran Knopio tili Aavasaksa om sommaren ar 1856.
Ibid. 2. p. 52—86".
„Anteckningar om Flyttfoglar's ankörnst tili särskilda
orter in Finland" ib. p. 138.
Gustav Betke „Esquisse de l'histoire .naturelle de
Kaminiez en Podolie" in Bullet. Natur. Mose. vol. 32. p. 29.
J. B. Jaubert etBarthelemy-Lapommerage:
„Richesses ornithologiques du midi de la France on de-
scription methodique de tous les oiseaux observes en Pro-
76 Hartiao b: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte
vence et dans les departements circonvoisins. Marseille 4.
Fase. I. 72 S. mit drei color. Kupfertafeln. Die Ausstattung
dieses von zwei Ornithologen ersten Ranges ausgehenden
Werkes ist eine sehr gelungene. Der Text scheint kritisch
und streng wissenschaftlich gehalten zu sein.
B.Vincelot: „Essai etymologique sur TOrnithologie
de Maine et Loire." Angers. 108 S.
Moquin Tandon fährt fort seine sehr guten und
fleissigen oologischen und nidologischen „Notes ornitholo-
giques" zu geben. Rev. et Mag. de Zool. p. 97 u. s. w.
Ausführlich z. B. über die Beutelmeise.
Dubois: „Planches color. des Oiseaux de la Belgi-
que." Livr. 100 — 108. Die regelmässige Fortführung die-
ses Werkes ist sehr zu loben und die künstlerische Aus-
führung der Kupfertafeln ist immer besser geworden.
Gaetano Perini: „Degli uccelli Veronesi" notizie
raccolte etc. 1 vol. 8. Verona 1858. Preisgekrönt von der
wissensch. Academie zu Verona.
Dr. Erhard: „Die Fauna der Cycladen. 1) Die Wir-
belthiere der Cycladen , nebst einem Anhange über deren
Pflanzendecke.« 1 vol. 8. Leipzig 1858. 117 S. Der Haupt-
sache nach bekannt aus der Naumannia. Baldamus führt
das Buch ein. Ein zweiter Theil soll die Abbildung von
Falco dichrous bringen.
Von Bädeker's vortrefflichem Eierwerke erschien
eine neue Lieferung. Mit nationaler Befriedigung gedenken
wir der ausserordentlichen Anerkennung , welche dieses
Werk auch bei den Oologen Englands gefunden hat.
Asien.
Von Gould's „Birds of Asia" erschien part. 11.
Mit den Abbildungen von Gennaeus nycthemerus, Dendrocheli-
don coronatum, D. klecho, D. Wallacei, D. mystaceum, D. comatum,
Harpactes Duvaucelii, H. rutilus, Amydrus Trislramii, Merula castanea,
M. albocincta, M. boulboul, Parus dichrous, P. rubidiventris, P. rufo-
nuchalis, P. melanolophus.
Fred. Moore „List of Malayan Birds collected by
der Vögel während des Jahre« 1859. 77
Th. Cantor ,- with descriptions etc. Proceed. Zool. Soc.
p.443.
J. Gould: „List of Birds collecled at Tavoy, Tenasse-
rim, by Capt. Briggs." Proceed. Zool. Soc. p. 149. Ein
Namensverzeichniss von 83 Arten.
J. Gould: „List of Birds collected in Siam by Sir
R. Schomburgk." Proceed. ZooL Soc. p. 151. Es werden
64 Arten namhaft gemacht.
A. Leith - Adams: „The Birds of Cachmere and
Ladakh." Proceed. Zool. Soc, p. 169. Wichtig und im ho-
hen Grade interessant.
Es wurden 189 Arten beobachtet. Von europäischen Vögeln
scheinen dort vorzukommen : Passer domesticus , Cuculus canorus,
Pyrrhocorax graculus und alpinus, Sturnus vulgaris und unicolor, Cor-
vus corax, corone und monedula, Cypselus melba und apus, Uirundo
ruslica, Upupa epops, xMerops apiaster, Cotyle riparia, Cinclus vulga-
ris, Turdus viscivorus, Alauda arvensis, Regulus cristatus, die Mehr-
zahl unserer Enten u. s. w. — Metoponia pnsilla (Fall.) ist zu gewis-
sen Zeiten gemein.
W. Theobai d: „On Indian Oology." Journ. As. Soc.
of Beng. No. 69. p. 601.
„Catalogue of Birds collected by A. A. Henderson,
M. D. at Hacodadi, Island of Jesso, Japan , with notes and
descriptions of new species, by J. C assin." Proceed. Acad.
N. Sc. Philad. 52. p. 191. Ist wichtig.
Es wurden 39 Arten gesammelt, und zwar im Monat Oktober.
Als neu für die Avifauna Japan's erscheinen hier zuerst: Farus kamt-
schatkensis 13p., Motacilla boarula, Lusciniopsis japonica n. sp., Lus-
ciniopsis Hendersonii Cass. n, sp., Turdus eunomus Temm., Sitta sibi-
rica F. (roseilia Bp.) , Charadrius morinellus , Squaturola helvetica,
Totanus glottis, Tringa alpina, Tringa minuta, iXumenius sp. (?), Hae-
matopus ostralegus. — Zum Schlüsse werthvoUe Bemerkungen über
die Lebensweise einzelner Arten.
Mr. S w i n h 0 e : „A few remarks on the Fauna of Amoy"
Supplem. China Mail IVo. 670. (Hongkong Dec. 17. 57.)
Mr. R. Swinhoe: „Narrative of a visit lo the Island
of Formosa« in Journ. of the North China Brauch of the
Royal Asiatic Society.
Beobachtet wurden Alauda minuta n. sp. , Sterna caspia und
minuta, Oriolus sinensis, Dicrurus malabaricus, Hirundo dauriea etc.
Keine Spur von Dasyptilus fulgidvs !
78 Hartlaub: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte
Sir E mm er so 11 Tennent's vielbesprochenes Werk
über Ceylon enthält denn auch einen recht instructiv und
anziehend geschriebenen Abschnitt über die Vögel dieser
reichen Tropeninsel.
Zu den Wundern Ceylons möchte Tennent die von Myriaden
der verschiedensten Wasservögel belebten Seen im östlichen Theile
desselben zählen. Als die besten Sänger werden gepriesen die Cop-
sychusarten macrourus und saularis so wie Pratincola atrata. Sehr
hübsch wird über den wilden Pfau berichtet.
E. Blyth, der unermüdliche Zoolog Indien's, fährt
fort den Vögeln der Andamanen Aufmerksamkeit zu
schenken. Journ. Asiat. Soc. of Beng. vol. 27.
Er kennt bis jetzt die folgenden Arten : Halcyon coromandeli-
cus, Todirhamphus collaris, H. smyrnensis, Corvus culminatus, Kitta-
cincla albiventris, Sturnia erythropygia, Tephrodornis grisola, Geocichla
innotata, Copsychus saularis, Artamus leucorhynchus, Edolius sp., Py-
enonotus jocosus, Gracula intermedia, Palaeornis Alexandri, Carpophaga
»ylvatica, Anous stolidus, Oriolus coronatus, Irena indica, Sturnopa-
stor niger, Pericrocotus peregrinus, also bis jetzt 20 Arten. Man ver-
gleiche einschreiben von Blyth an Sclater mitgetheilt im Ibis I.
p.463. Die Avifauna der Andamanen ist eine ausschliesslich indische.
Caloenas nicobarica bewohnt di« mehr nördlich gelegenen Cocos-
Felsen.
Dr. Bernstein schreibt sehr instructiv und aus-
führlich „über die sogenannten essbaren Vogelnester und
den Nestbau einiger anderen javanischer Vögel." Act. Soc.
Scient. Ind. Neerl. III. (Batavia 1858.) p. 34. .
Diese Vögel sind : Scops lempiji, Caprimulgus macrourus, Pen-
drochelidon Klecho , Centropus affinis , Picus moluccensis , Halcyon
chlorocephala, H. melanoptera, Timalia pileata, Pomalorhinus monta-
nus, Parus atriceps, Miraffra javanica, Enicurus Leschenaultii , Myio-
phonus flavirostris, Ixos chrysorhoeus , Copsychus mindanensis , Geo-
cichla citrina, Megalurus palustris und polychrous , Prinia familiaris,
Orthotomus sepium, Cyornis banyumas , Leucocerca javanica, Hirundo
javanica, Artamus leucogaster, Oriolus indicus; Dicrurus cinerascens,
D. longus , Lalage Orientalis, Tephrodornis hirundinaceus , Lanius
schach, Dicaeum rubrocanum, Cinnyris pectoralis und aspasia, Arach-
nothera longirostris.
A. R. Wallace: .fin the Zoological Geography af the
Malay Archipelago." Proceed. Linn. Soc. of Lond. 1859.
p. 172. Mitgetheilt von Charles Darwin, und von
grösstem Interesse. Genaue Begränznng der einzelnen
der Vögel während des Jahres 1859. 79
zoologischen Regionen. Darwin findet in den Ergebnis-
sen von Wallace's Forschungen eine Bestätigung seiner
vielbesprochenen Ansichten über den Ursprung der Arten
durch Wahlverwandtschaft und die Grundgesetze der geo-
graphischen Verbreitung der Thiere über den Erdboden.
Rev. H. B. Tristram : „Notes on Birds observed in
Southern Palästine in March and April." Reichhaltig und
höchst anziehend geschrieben.
Tristram konnte nicht weniger als 119 Arten beobachten.
Ausführlicher wird z. B. berichtet über Garrulus melanocephalus,
Amydrus Tristiamii , Ixos xanthopygius , Crateropus chalybeus , Sitta
syriaca , Tinnunculus cenchris, Neophron percnopterus , Ammoperdix
Heyi. Ibis I. p.22— 41.
Afrika.
Es ist unter den Ornithologen Jung-Englands zu einer
Art von Mode oder besser Passion geworden, gewisse seit
der französischen Besitznahme mit verhältnissmässig gerin-
gem Aufwände von Mühe und Gefahr zugängliche Gebiete
Nordafrika's zu bereisen; nicht sowohl, um Bälge heim-
zubringen, als vielmehr um die Sitten und Gewohnheilen
der dortigen Vögel zu beobachten und um deren Eier zu
sammeln. So bringt uns denn der Ibis, das Organ dieses
jüngeren Stammes englischer Ornithologen, eine kleine An-
zahl von anziehend und geschickt verfassten Arbeiten, wel-
che uns mit den Ergebnissen jener Ausflüge bekannt ma-
chen, und zwar, was die Hauptsache bleibt, zum entschie-
denen Vortheile der Wissenschaft.
Rev. H. B. Tristram: „Characters of apparently new
species of Birds collected in the great Desert of Sahara,
southwards of Algeria and Tunis.'- Ibis I. p. 57. Bringt
gute Beschreibungen von 9 Arten , , auf die der specielle
Theil dieses Berichts zurückkommen wird.
Rev. H. B. Tristram: „On the Ornithology of Nor-
thern Africa." Ibis I. p. 153, 277, 415.
Nach einer gedrängten Schilderung der physikalisch -geogra-
phischen Züge Nordafrikas zieht der Verfasser den Schluss, die so-
genannte Barbarei erscheine dem Naturforscher nur wie eine euro-
päische Insel , getrennt zwar von Europa durch das Miltelmeerj weit
80 Hartlaub: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte
schärfer aber isolirt von Centralafrika durch das Sandmeer der Sahara.
Man dürfe sich demgemäss nicht wundern, dass jenes weite Gebiet
nur sieben unzweifelhaft eigenthüniliche Vogelarten aufzuweisen habe,
von welchen nur zwei, nämlich Aquila naevioides und Ruticilla Mous-
sieri ohne sehr nahe europäische Anverwandte seien; dass uns dage-
gen die Wüste mit ihren Oasen bis jetzt nicht weniger als 38 eigen-
thümliche noch nie auf europäischem Boden angetroffene Arten ge-
liefert habe, und unter diesen eine Anzahl sehr ungewöhnlicher Ge-
stalten von specifisch afrikanischem Gepräge, als Hhomphocorys,
Otogyps , Comatibis, Crateropus , Drynioica , Corospiza. Auf S. 279
beginnt der specielle Theil dieser im hohen Grade instruktiven Ar-
beil, wobei es sich sehr zweckmässig nicht um hundertfältig wie-
derholte Beschreibungen handelt, sondern um die geographische Ver-
breitung und die Lebensweise der zahlreichen von Mr. Tristram
beobachteten Arten. Wir vernehmen mit Befriedigung , dass der uns
wohlbekannte Autor ein grösseres Werk über die Sahara bei Murray
in London erscheinen lassen wird , und glauben getrost Genuss und
Belehrung davon voraussagen zu können.
Osbert Salvin: „Fife Month's Birds'-nesting in the
Eastern Atlas. <^ Ibis I. p. 174.
Wir haben die warme und lebensvolle Schilderung, welche
uns hier von einer specielle oologische Zwecke vorfolgenden Ex-
cursion entworfen wird , gewissermassen als Ergänzung zu der eben
besprochenen Arbeit Tristram's zu betrachten.
E. Cavendish Taylor: „Ornithological Reminis-
cences of Egypt." Ibis I. p. 41.
Der Berichterstatter bereiste das Nilthal zwischen Alexandrien
und dem ersten Cataract während der Monate November , December
und Januar. Es wurden 87 Vögelarten beobachtet, unter diesen ein-
zelne seltnere Arten, als Vanellus leucurus, Bubo ascalaphus, Elanus
melanopterus, Erythrospiza gilhaginea, Rhynchaea u. s. w.
„List of Birds observed and collected diiring a voyage
in the Red Sea. By Dr. Th. v. H engl in. Edited and
translated by Dr. G. Hart la üb."
Behandelt 130 Arten, über deren Vorkommen und Lebensweise
der rühmlichst bekannte Reisende auf den Küstengebieten von Abys-
sinien, der Danakilgegend und des Somalilandes Beobachtungen an-
zustellen vermochte. Es befinden sich darunter verschiedene neue,
80 z. ß. eine schöne ütisart , welche wir ihrem Entdecker zu Ehren
benannt haben. Herr v. H engl in ist auf seinen verschiedenen
Reisen in Afrika unablässig und höchst erfolgreich bemüht gewesen,
die Ornithologie jener Länder zu fördern. Wir hoffen , dass der
der Vögel während des Jahres 1859. 81
„Ibis" wenigstens einen Theil der schönen Originalabbildungen ver-
öffentlichen wird, welche zu diesem Zwecke dem Herausgeber des-
selben eingehändigt worden sind. Wenigstens haben wir es an för-
dernden Bemühungen in dieser Richtung nicht fehlen lassen.
E. V. Harcourt's Buch: „Sportino- in Algeria" giebt
am Schhisse ein Verzeichniss der Vögel Algerien's.
J. Cassin: „Catalogue of Birds collected on the Ri-
vers Gamma (Fernando Paz) , Ogobai, Rembo and Ovenga
by P. B. du Chaillu, with notes and descriptions of new
species." Proceed. Acad. N. Sc. of Philad. 1859. p. 30.
Ungemein reichhaltig und wichtig, aber leider ohne die im
hohen Grade wünschenswerthe Zuthat biographischer Noten. Wir wol-
len bei dieser Gelegenheit bemerken, dass wir bis jetzt nur sehr we-
nige Exemplare aus den überreichen Sammlungen Du Chaijlu's
ihren W^eg in die iMuseen Europas gefunden haben. Sämmtliche unica
blieben in Philadelphia. Möglich, dass das noch in diesem Jahre er-
scheinende Reisebuch Du Chailla's auch eine oder die andere auf
die Ornithologie der von ihm bereisten Gebiete Westafrika's bezüg-
liche Frage berühren wird. Näheres im speciellen Theile.
J. H. Gurney: „List of Birds from Ibadan, in We-
stern Africa." Ibis I. p. 152. Zehn bekannte Arten. Ibadan
liegt in 7^ 4' N. B. und 4^ 10' 0. L., etwa 50 engl. Meilen
landeinwärts von der Bucht von Benin. Angabe der Iris-
färbung.
J. H. Gurney „List of collection of Birds reccived
from the colony of Natal in South Eastern Africa." Ibis I.
p. 234.
Ein sehr erfreulicher Beitrag zu unserer Bekanntschaft aus der
Ornithologie Natal's. Der bei weitem grosseste Theil der 64 hier
aufgezählten Arten wurde von Mr. Thomas Ayres in D'Urban ge-
sammelt, und die beigefügten Bemerkungen über die Lebensweise d(M'-
selben zeugen von entschiedenem Beobachtungstalent und von prak-
tischer Uebung. Mr. Gurney hat diese Mittheilung mit werfhvollen
kritischen Noten ausgestattet.
In LadislausMagyars „Reisen in Südafrika,^' Bd. 1.
wird die Ornithologie in der entsetzlichsten Weise ver-
stümmelt.
Calhartes, Trochilus, Palaniedea cornuta (! !), Columba speciosa,
Psittacula passerina , Psittacus pulverulentus , Tanagra, Penelope leu-
coptera u. s. w. Das Alles in den Wäldern Südafrika's! W^ie nur
der Herausgeber, Herr J. llunfal vy, solchen Unsinn drucken mochte!
Arohiv f. Nalurg. XXVI. Jahrg. 2. Bd. F
82 Hartlaub: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte
C. Sundevall: „Kritisk framställning af fogelarterna
uti äldre ornitologisca arbeten." Kongl Vetensk. Acad.
Handl. II. ISo. 3. Separatabdruck in 4. 60 S. Diese vor-
treffliche Arbeit eines der besten Zoologen unserer Zeit
behandelt : 1) Sparmann's „Museum Carlsonianum« und 2)
L e V a i 1 1 a n t's „Oiseaux d'Afrique."
Jede einzelne Abbildung des 284 Arten umfassenden Werkes
wird kritisch geprüft. Die Einleitung ist in schwedischer, der spe-
cielle Text glücklicher Weise in lateinischer Sprache geschrieben.
Das Ergebniss dieser kritischen Untersuchung ist ein überraschendes.
Von den 284 angeblich südafrikanischen Vögeln des Levaillant'schen
Werkes erweisen sich 134 als wirklich daselbst angetrofTen ; bei 9
Arten ist ihr Vorkommen in Südafrika nicht mit Sicherheit nachge-
wiesen ; ]0 Arten sind zweifelhaft und der Bestätigung bedürftig;
60 Arten sind entschieden von n i ch tsudafrikanischem Vorkommen,
und 41 Arten werden von Levaillant selbst als von ihm nicht am
Cap erhalten bezeichnet. Diese sind mit sehr wenigen Ausnahmen
indischen oder amerikanischen Ursprungs. Dreizehn Arten endlich
sind erwiesener Maassen Kunstprodukte und von zehn anderen ist
Sundevall geneigt dies zu argwöhnen.
A. V. Pelzeln: „Einige Worte über die von Frau
Ida Pfeifer an das Kaiserl. zool. Museum in Wien ein-
gesandten Vögel von Madagascar." Naumannia Heft 6. Sehr
werthvolle Mittheilung. Die zoologische Sammlung in Wien
ist nächst Paris die reichste an Madagascarvögeln.
Man findet daselbst nicht weniger als 60 Arten, also jedenfalls
mehr, als in sämmtlichen Museen Europas und Amerikas zusammen
genommen. Wir haben uns bei einer grösseren Arbeit über die Or-
nithologie Madagascars der liberalsten Unterstützung von dieser Seite
her zu erfreuen gehabt, und fühlen uns Herrn v. Pelzeln zu auf-
richtigem Danke verpflichtet.
Amerika.
„Reports of Explorations and Surveys to ascertain the
most practicable and economical route for a railway from
the Missisippi to the Pacific Ocean. vol. X." Enthält : 1)
Zool. Portion of the reports by Lieutn. E. G. Beckwith.
Birds by J. F. Baird.
Mit Beschreibungen und Abbildungen von Buteo Swainsonii
(pl. 12, 13), B. calurus Cass. pl. 14, B. oxypterus Cass. pl. 15, Chor-
deilesHenryi C. pl. 17, Sialia arctica pl. 35, Eremophila cornula pl. 32.
der Vögel während des Jahres 1850. 83
2) Rep. Lieiitii. Whipple: Birds by C. R. Kennerly.
Keine Beschreibungen, aber biographisclie Notizen.
Abbild.: Panyptila nielatioleuca pl. 18. fig. 1, Chaetura Vauxi
ib. flg. 2, Trochilus Costae pl. ü, Corvus cacololl pl. 20, Corviis cry-
ptoleucus pl. 22, Carpodaccus Cassiuii pl. 27. fig. 1 , Melospiza fal-
laxB. ib. fig. 2, Pipilo niesoleucus B. pl. 29, Pipilo Alberti B. pl. 30,
Pyranga hepatica pl. 32, Polioptila pliimbea B. pl. 33. fig. 1 , Psallri-
paius plumbeus fig 2, Sitta aciileala C. fig. 3, Sitia carolinensis ib.
fig. 4, Centurus nropygialis B. pl. 3G, Gins fraterciiliis Cass. pl. 37.
3) Rep. Lieiitn. Parke: Birds by A. L. H eerm a nn.
Sehr guter Bericht. Beschreibungen und Lebensweise.
Abbild, von Ilypotiiorchis femoralis pl. 1 , Passerculus alaiidi-
niis pl. 4. fig. 1, Pcucaea Cassinii ib. (ig. 2, Actiturus naevius H.
4) Rep. Lieutn. Willi amso n. Birds by A. L. Heer-
mann.
Mit Abbild, von Buteo elegans pl. 2, 3, Myiarchus mexicanus
pl. 5 , Strepsilas nielanoccphalns pl. 7, Podiceps californicus Heerni.
juv. pl. 8, Podilymbns lineatiis 11. pl. 9, Phalacrocorax penicillatus
pl. 10.
5) Rep. Leutn. A b b o t. Birds by L. N e w b e r r y.
Abbild, von Pica Nuttalli pl. 26, Picus Williamsonii pl. 34. Ilg. 1,
und Icferia longicauda ib. fig, 2.
„United States and Mexican Boundary Survey under
the Order of Lieutn. Emory." Birds of the Boundary by
Spencer F. Baird. 38 S. in 4. Wie die eben namhaft ge-
machten Berichte wichtig. Handelt von 226 Arten. Meist
nur Namen und genaue Angabe des Fundortes. Häufig aber
auch biographische Bemerkungen von den Herren Ken-
nerly, Couch, Clerk. Alphabetischen Index und zahl-
reiche Abbildungen.
Der jüngere Audubon ist im BegrüFe, das grosse
Vogelwerk seines Vaters neu herauszugeben. Format und
Ausstattung bleiben unverändert. Der Preis ist viel nie-
driger. Wir wünschen Erfolg, zweifeln aber.
A. Murräy: „Contributions to the Natural History
of the Hudsonsbay territories.'^
Unter Tetrao obscurus sollen zwei Arten stecken. Eine an-
geblich neue Bernida wird ß. lencolaema genannt. Somateria V ni-
gruni soll auf dem grossen Sklavensee vorkommen.
Cabanis' Journal für Ornithologie bringt die Fort-
84 Hartlaub: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte
ö'
Setzung von Prinz Max zu Neuwied Arbeit über die
von ihm in Nordamerika beobachteten Vögel.
„Catalogue of Birds coUected in the vicinity of Fort
Tejon , California , with a description of a new species of
Syrnium, by John Xanthus de Vesey.« Proceed Acad.
Philad. Juli 1859. Handelt von 144 Arten. Die Küsten-
fauna Californiens ist sehr verschieden von der der Colo-
radogegenden. Wir begegnen manchen mexikanischen Ar-
ten. Der höchste Punkt liegt nahe dem Tejonpass und er-
reicht 4250 Fuss.
„Notes on a collection of Birds made by Mr. J. Xan-
thus de Vesey at Cap St. Lukas, Lower California, by
Prof. Baird." Proc. Ac. Nat. Sc, Philad. p. 299. Mit to-
pographischer Einleitung.
Die Fauna dieser interessanten Lokalität ähnelt sehr der des
Rio Gila und einigermaassen der des Uio Grande. Sie weicht ganz
ab von der Küstenl'auna Ober - Californiens. Unter den 42 namhaft
gemachten Arten befinden sich verschiedene neue, nämlich: Picus
lucasanus. Harporhynchus cinereus, Cainpylorhynchus affinis, Cardi-
nalis igneus, Pipilo albigula, Brachyrhainphus hypoleucus. Als sehr
selten heben wir noch hervor Biasipus Ileermanni und Paroides
flaviceps.
P. L. Sclater: „On a collection of Birds from Van-
couvers Island." Proceed. Zool. Soc. 1859. Behandelt 35
Arten.
Wir nennen Sialia mexicana , Ilelniintophaga celata, Hirundo
thalassina, Cypselus borealis, Bonasia Sabini, Oreortyx piclus, Aphriza
virgata, Brachyrhamphus marnioratus, Laras Belcheri.
P. L. Sclater: „List of Birds collected by Mr. A.
B 0 u c a r d in the State of Oaxaca in South West Mexico, with
descriptions of new species." Proc. Z. S, p. 369. In dieser
wichtigen Arbeit werden 236 Arten aufgezählt.
P. L. Sclater: „On a series of Birds collected in
the vicinity of Jalapa." Proceed. Z. S. p. 362. Umfasst
226 Arten, welche in 850 Exemplaren von Herren Rafael
Montes de Oka gesammelt wurden.
De Saussure bezeichnet in Guerin's „Revue zoolo-
gique" auf S. 126 die Farbe der Iris, so wie die der Füsse
der Vögel wahrend des Jahres 1859. 85
und des Schnabels im frischen Zustande bei 42 Arten von
Mexiko oder Haiti.
On the Ornithology of Central America" by Phil. L.
Sclater andOsbert Salvin." Ibis T. p. 1, 117, 213.
Diese Arbeit gehört zu den besten unter den zahlreichen
Beiträgen, welche der Ornithologie Amerika's durch ihren
eifrigen Förderer, P.L. Sclater, zu Theil geworden sind.
Sie beruht auf (\en Sammlungen D e 1 a t tr e's , D ys o n's,
Leylands und Anderer, zunächst aber auf denen, welche
Mr. George Ure Skinner und Mr. Osbert Salvin
in Guatemala zusammenbrachten.
Eine grosse An/.ahl werthvoller biographischer Koten haben
wir fast ausschliesslich letzterem zu verdanken. Centralainerika ist
als Fortsetzung von Mexiko zu betrachten, und lässt drei wohl zu
unterscheidende Faunen wahrnehmen, nämlich : 1) die atlantische Kü-
stenregion oder Tierra caliente (iMeleagris ocellata, Cotinga amabilis).
2) Die Küstenregion am stillen Meere, ebenfalls eine Tierra caliente
und wie die vorige bis zu 4000 Fuss Höhe hinaufreichend; (Buteo
Ghiesbrechtii, Ära aracanga , Cyanocorax Beachii). 3) Das zwischen
diesen beiden liegende Tafelland Guatemala's 4 bis 8000' hoch und
unterbrochen durch eine Kette mächtiger vulk-inischer Piks. Hier
ist es, wo njan von Oktober bis zu Ende ölärz Schaaren von nörd-
lichen Zugvögeln antrifft. Unter den dieser Region ausschliesslich
angehörenden Formen mögen hier nur Oreophasis derbyanus und
Pharomacrus paradiseus genannt sein. Salvin's und S c 1 a t e r's
Arbeit kennt 382 Arten. Gerne und dankbar gedenken wir bei die-
ser Gelegenheit des Vergnügens, welches uns kürzlich in London
durch die Besichtigung der trefflichen musterhaft präparirten Samm-
lungen Salvin's zu Theil geworden ist.
Th. J. Moore: „List ofMammals and Birds collected
by Mr. Jos. L e y 1 a n d in Honduras, Belize and Guatemala.«
Proceed. Zool. Soc. Ebenfalls wichtig-.
Es werden 125 Arten aufgezählt mit etwas spärlichen Bemer-
kungen über die Lebensweise einzelner. - Hylomanes momotula, Gym-
nocichla nudiceps, Dendrocolaptes Lessoni, Ortyv nigrogularis elc.
P.L. Sclater: „List of Birds collected by Mr. Louis
Fräser at Cuenca , Guaiaquiza and Zamora in the repu-
blique of Ecuador." Proceed. Zool. Soc. p. 449. Behan-
delt 87 Arten, von welchen die um Cuenca, also in der
Höhe von 8200' gesammelten, sehr erheblich abweichen.
86 Hartlaub; Bericht üb. d. Leistungen in d. Katurgeschichte
Unter ihnen befinden sich verschiedene neue; die der tie-
fer gelegenen Gebiete sind meist weitverbreitete Arten des
oberen Amazones und St. Fe de Bogota's.
P. L. Sclater: „On the Birds collected by Mr. L.
Fräser in the vicinity of Riobamba, Ecuador." Proceed.
Zool. Soc. Es wurden auf diesem 10,000 Fuss hoch gele-
genen Gebiete 60 Arten gesammelt.
F. L. Sclater: „List of the first collection of Birds
made by Mr. L. Fräser at Pallatanga, Ecuador" with no-
tes and descriptions. Proceed. Zool. Soc. p.l35.
Das liebiet , wo von Mitte August bis Mitte November gesam-
melt wurde ist Tierra caliente und begränzt durcU den westlichen
Abhang der westlichen Cordillere Ecuadors. Sehr interessante Ar-
beit. Cephalopterus penduliger, Vireo Josephae , INemosia ornala,
Andigena laminirostris , Aulacorhamphus erythropygius, Heliotrypha
viola, Dasithamnus unicolor etc.
M. Osburn: „Notes on the Mountain Birds of Ja-
maica" in „Zoologist" p. 6709 und 6761.
Ausführlicher wird über die Schwalben und Segler jener Re-
gionen berichtet. Auch über Nesopsar nigerrimus.
Im „Zoologist- linden wir auch einen Brief Osburn's
an Gosse „On the Birds and Bats of Jamaica" p. 6587
und 6658.
Dass Gundlach noch immer thätig ist für die Orni-
thologie Cubas, geht aus einer interessanten brieflichen Mil-
theilung in Cabanis Journal hervor. Heft 4.
„Observations on the Birds of St. Croix, West Indies,
made between Febr. 20. and Aug. 6. 1857 by Alfred
Newton, und between March 4. and Sept. 28. 1858 by
Edward Newton." Ibis I. p.59, 138, 252 und 365.
Eine gute Arbeit, welche unsere volle Aufmerksamkeit ver-
dient. Nach einer einleitenden sehr instructiven Schilderung der na-
türlichen Beschairenheit St. Croix's , seiner geologischen, meteorolo-
gischen^und botanischen Hauptzüge, geben uns die beiden Newton's
die Summe ihrer Beobachtungen über 64 von ihnen auf der Insel an-
getroffene Vogelarten. Die Avifauna St. Croix's war bisher völlig
unbekannt, und ^Vieles so anziehend von manchen seltneren Arten
Mitgetheilte hat zugleich den Reiz der Neuheit. Dies gilt z. ß. von
Gymnoglaux nudipes. von Cichtherminia fuscafa , von Enlampis chlo^
der Vögel während des Jahres 1859. 87
'o
rolaemus. Man begegnet zahlreichen bekannten Arten von St. Thomas
und Jamaika.
Dr. Henry Bryant: A List of Birds seen at the
Bahamas from Jan. 20. to Mai 14. 1859." Brochüre von
32 S. Gute Beobachtungen zumeist in der Umgebung von
Nassau auf New Providence angestellt.
Neben einer grossen Anzahl von bekannten nordanierikanischen
Arten scheinen wirklich einige neue vorzukommen. Als solche wer-
den uns beschrieben : Crotophaga sp., Trochilus Evelinae, Empidonax
bahamensis. Ilirundo cyanoviridis, Laniovireo crassiroslris, Mimus ba-
hamensis (ein vortrefflicher Sänger) und Sula sp. Eine Fülle interes-
santer biographischer Bemerkungen zeichnet diese Arbeit vor Al-
lem aus.
E. V. Martens: „Uebersicht der Vögel der Bermudas
nach Wedderburne." Caban. Journ. Heft 3.
„Notes on the Birds collected by the U. St. La Plata
und Paraguay Expedition under the command of Th. J. Page,
by John Gas sin." In dem Werke „La Plata, the Argen-
tine confederation and Paraguay, by T. J. Page p. 599."
Sehr kurzer und ungenügender Bericht über , wie es scheint,
reiche Sammlungen, welche schon in Hinblick auf die von der Expe-
dition berührten Lokalitäten , als z. B. Gran Chaco und Paraguay, so
wie gegenüber den älteren Forschungen A za r a's einer besseren Bear-
beitung werth gewesen wären. Cassin vermuthet manches INeue.
Kamhaft gemacht werden z. B. Anodorhynchus cinereus, Pionus co-
laliinus, Picus melanogaster , Crax Yarrellii , Cygn.us nigricollis und
coscoroba, Spatula macujata. Querqiiedula torqunta, Podiceps leucopte-
rus, über welchen eine biographische Notiz auf S. 336. Wie gesagt,
überraschend dürftig !
J. Gould: „List of Birds from the Falcland Islands
with descriptions of the eggs of some of the species, from
specimens collected principally by Capt. G. G. Ab bot." Proc.
Zool. Soc. 1859. p. 93. Ein willkommener Beitrag, Avelcher
über 38 Arten berichtet.
Der werthvollste Theil desselben ist der oologische. (Mega-
jestris antarctica, Eudyptes papua, Haematopus unicolor. 3Iicropterus
cinereus, Melanodera typica, Buteo erythronotus etc.). Manches schon
bei Darwin. Die als Gavia roseiventris beschriebene angeblich
neue Möve konnten wir im Originalexemplare untersuchen. Sie ist
einfach Meyen's Larus glaucodes-
8S Hiullaub: iiericlit üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte
Australien.
Ein drittes Siipplementheft von Gould's „Birds of Au-
stralia" bringt die trefflichen Abbildungen von :
Malurus coronatus, Seniiopteia Wallacei, Psephotus chrysopte-
lygius , Nestor notabilis , N. Esslingii und N. hypopolius , Casuarius
Bennettii, Petroica cerviniventris, Chrysococcyx minutillus, Zosterops
albogulaiis, Z. tenuirostris, Spatula variegata, Chlamydera cerviniven-
tris, Merula poliocephala und Gelochelidon niacrotarsa.
G. R. Gray: „Catalogue of the Mammalia and Birds
of New -Guinea in the collection of the British Museum."
1 Vol. 8. Lond. 1859. Sehr zeitgemässe nützliche Zusam-
menstellung.
Von Sclater's Arbeit in den Proceedings der Linne'schen Ge-
sellschaft wird auffallender Weise keine Notiz genommen. Zahlreiche
Beschreibungen neuer Arten. Mitunter Irrthümliches, als z. B. Eury-
stomus gularis , als dessen Wohnort Westafrika längst nachgewiesen
ist. John Edward Gray bearbeitete die Säugethiere.
G. R. Gray: „List of Birds lately sent by M. Wal-
lace from Dorey, New-Guinea." Proc. Zool. Soc. p. 153.
Behandelt 79 Arten und ist im hohen Grade der Beachtung
werth. Wir haben es uns wiederholt angelegen sein las-
sen, die ganze Wichtigkeit der Forschungen Wallace's
in das rechte Licht zu stellen.
Unter den eingesandten Seltenheiten befindet sich endlich auch
wieder Henicopernis longicauda Less. ! Ferner Baza stenozona Gr.,
und zahlreiche Novitäten aus anderen Familien. Wallace steht im
Begriffe , seinen Versuch das Innere von Neuguinea zu bereisen von
einem anderen Punkte aus zu wiederholen. Möge ihm das Glück so
hold bleiben als bisher!
G. R. Gray: „List of New-Caledonian Birds. •■' Pro-
ceed. Zool. Soc. 1859. (Mit Einschluss der benachbarten
Loyalty -Islands, der Isle of Pines und der Insel Nu.) 46
Arten.
Verschiedene Forster'sche Arten wurden jetzt zuerst wieder
aufgefunden, so Turdus xanthopus auf der Insel Nu, Muscicapa ca-
ledonica Forst.. Muscicapa xanthetraea Forst., Muscicapa naevia F.,
Coracias pacifica (eine Aplonis-Art) auf Nu; Columba holosericea auf
der Isle of Pines u. s. w. Der interessanteste Vogel Neucaledoniens
ist jedenfalls der ganz kürzlich nach Paris gelangte Ibisartige Rhino-
chetos juhatiis Verr.
der Vögel während des Jahres 1859. 89
G. R. Gray: „Catalogue of the Birds of the tropical
Islands of the Pacific Ocean in the collection of the British
Museum." 1. Vol. Von hervorragender Wichtigkeit. Voll-
ständige Synonymie und genaue Lokalitätsangabe. Begreift
sämmtliche Inselgruppen zwischen dem 134'^ 0. L. und
13^ W. L. Neue Arten werden beschrieben. Am Schlüsse
ein vortrefflicher Index.
Accipitres,
lieber die „Raubvögel des östlichen Atlas" vergleiche
man 0. Salvin Ibis I. p. 184.
J. H. Gurney giebt ein Verzeichniss von 16 Raub-
vögelarten von Beyrout in Syrien. Ibis I. p.389.
Unter diesen befindet sich Buteo tachardus und Accipiter sphe-
nurus Rüpp.
Falconidae. ..Falconry, its Claims, history and practica,
by G. E. Freeman and Capt. F. H. Salvin; with illustr.
from drawings by Wolf." London 1859.
Neue Arten. Tinnunculus saluratus Blyth. Moulmein. — Hypo-
triorchis ferrugineus de Sauss. St. Domingo. Rev. zool. p. 117. pl. 3.
— Elamis hypoleuciis Gould Proc. p. 127. Celebes. — Accipiter ha-
plochrous Sei. Ibis I. pl. 8. Neucaledonien.
Abbild. Falco barbarvs L. Ibis I. pl. 6. p. 184. (F. puniceus
Lev.). — Uriibitinga schislacea Sundev. Transact. Zool. Soc. pl. 58.
— Buteo zonocercus ib. pl. 59. — Buteo fuliyiiiosns Sclat, ib. pl, 60.
Astur macrourus Teinni. (Pel) wurde von Du Chaillu am
Ogobai erlegt.
Strigidae. Dr. J. J. Kaup: „Monograph of the Stri-
gidae." Transact. Zool. Soc. p. 201. Sehr verspätet er-
schienen und unvollständig-.
Kaup beschreibt sämmtliche ihm bekannte Arten, die neuen
ausführlicher. Keine Synonymie. Glaucidiuin 8 Arten, Nyctale 3 A.,
Athene 9 A., Surnia 3 A., Jeraglaux 14 A., Scops 17 A., Otiis 10 A.,
Bubo 14 A. , Strix 11 A., Syrnium 16 A. Im Ganzen 105 Arten.
Neue Arten. Syrnium occidentale de Vesey Proc. Ac. Philad.
p. 193. Fort Tejon in Californien. Steht S. nebulosum nahe, ist aber
kleiner. — Ciccaba nigrolineata Sei. Proceed. p. 131 und Transact.
Zool. Soc. pl. 63. Südmexiko.
90 Hartlanb: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte
Abbild. Gymnoglaux nudipes (Dend.)- Ibis I. pl. I. — Syrnium
^alhitarse Gray. Transact. Zool. Soc, pl. 60. — Scops usta Sei. ib. pl. 31.
— Scotopelia Peli Bp. Ibis pl. 15. p. 445. Die schöne Abbildung
wurde nach eineiü lebenden Exemplare aus der Barragegend am Gam-
bia angefertigt. Du Chaillu erlegte diese ausserordentliche Form
am Cammaiiusse.
V. Preen: ,, Ueber die Brehm'schen Schleierkäuze." ISaum.
p. 409. Zieht (vielleicht mit grossem Rechte) Alles in eine Art zu-
sammen.
Passeres.
I. Fissirostres.
Caprimulgidae. INeu: ChordeUes texensis Lawr. U. St. Mexic.
Bound. Surv. ßirds pl. 6. — Otolhrix Uodasoni G. R. Gray Proceed.
p. 101. Nepal. (Ann. and Mag. p. 465.) — Aegotheles Wallacei Gr.
Proceed. p. 154. Neuguinea.
GypselidaO. Neu: Accmlkylis semicollaris de Sauss. Rev. p. 118.
Mexiko. — Dendrochelidoti Wallacei G. R. Gray Proc. Zool. Soc
p. 100. Celebes.
Ueber die Lebensweise von Panyptila melanoleuca Baird vergl.
0. Sal vin Ibis I. p. 125.
Hirundinidae. Neu sind : Cotyle fnlripennis Sclat. l'roceed. p.364.
Xalapa. — Himndo cyanoviridis Bryant Bah. Birds p. 10. Gute zwi-
schen IL thalassiua und IL euchrysea inmitten stehende Ait.
Meropidae. Neu ist Merops Breweri Cass. Proc. Acad. N. Soc.
Philad. p. 14. Vom OgobaiHuss. Eine der y.ahlreichen Entdeckungen
Du Chaillu's. Typus unserer Gattung Ar chi m e r op s.
TrOgOnidaC. Abbild. Troyoti mexicanus Sw. in U. St. Mexic.
Bound Surv. Birds pl. 11.
Ueber Pharomachrus paradiseus \evg]. 0. Sa\Y \n Ibis i. p. 132.
AlcBdinidaO. Neue Art: Tanysiptera yalathea G. R. Gray Pro-
ceed. Z. S. p. 154. Dorey auf Neuguinea. Wallace (= T. Margare-
thae F. Heine), unterscheidet sich in der Schwanzform von T. dea.
— Halcyon leucopygia Verr. Beschr. in Gray Birds Tro_pic. Isl. p. 7.
Salomoninseln. ,
Abbild. Ceryle americana in U. St. Mexic. Bound. Surv. Birds
pl. 7 ad. und juv.
Eine hübsche Notiz über das Nisten von Ale edo ispida in Eng-
land gab J. Gould Proceed. Zool. Soc.
Momotidae. Abbild. Prionites caerulieeps in U. St. Mex. Bound.
Surv. Birds pl. 8.
Her Vögel während des Jahres 1859. 91
II. Tenuirostres,
PromeropidäO. ^eu : Coereba carneipes Sei. I'roceed. p. 376.
von üaxaea. — Conivostrum Fraseri Sciat. ib. von Ciienea. — Coe-
reba Incida Sei. Ib. I. p. 14. Duenas.
TrOChilidäe. Nene Arten sollen sein : Amazilia ocai Cionld Ann.
and Mag. p. 96. Xalapa. — Calothorax pulchva Gould ib. Oaxaca. —
Cyanomyia violiceps G. ib. Oaxaca. — Cyanomyia sordida G. ib.
Oaxaca.
Von GoiiUrs Prachtwerk erschienen part. 16 und 17.
Bis jetzt wurden 270 Arten abgebildet. Der Schluss die-
ser grossartigen monographischen Arbeit steht bevor.
Abbild. Selasphorus plalycercus in U. St. iMex. ßonnd. Surv.
Birds pl. 5. — Trochilus Alexandvi ib.
Leber die Lebensweise von Cyanomyia cyanocephala, Ikauina-
slura enicura^ Ämaziiia covallirostris, Trochilus colubris in Guatemala
vergleiche 0. Salvin Ibis I. p. 127.
üeber Eulampis vhlorulaema und Orfhorhynchus exilis auf St.
Croix vergl. A. Newton Ibis L p. 138.
H. Bryaut's Trochilus bahamensis ist = Evelinae.
Interessante biographische Notizen über einige Tiochiliden
Ecuador's geben Dr. W. J a ni e s o n und L. Fräser Ibis I. p. 399 :
Oreotrochilus chimborazo und pichincha , Lesbia amaryllis , Patagona
gigas, Adelomyia melanogenys , Coeligena Wilsoni , Eugenia inipera-
trix, Aglaeactis cupreipenuis und Heliantha lutetiae.
MeliphägidäB. Neu sind : Entomophila spilodera G. R. Gray
Troceed. p. 155. Dorey. — Glyciphila modesta Gray Ib. p. 160. Neii-
caledonien. — Gl. poliolis Gr. ib. Loyalty-Islands.
Gertlliädä6. (Fumarinae). Neu: Cinclodes bifascialits '^c\. Proc.
Z. S. p. 448. Bolivien. — (Synallaxinae): Synallaxis propinqua \.
Pelzein Sitz.-Ber. Kais. Ac. Wissensch. Bd. 34. p. 99. Brasilien. — S.
alopecias id. ib. — S. hyposticta Id. ib. p. 6. — Anabates concolor
Natt. Id. ib. — A. dendrocolaptoides Tenini. ib. — A. erythrocercus
v. Pelz, ib. Brasilien. Cajenne. — A. echinatns T. ib. — A. infnsca-
lus T. ib. — A. dimidiatns Pelz. Brasilie^i, — A. rufopileatus Id. ib.
— A' iurdimis Natt. ib. — A. obscurus v. Pelz. ib. Cajenne. — Sy-
nallaxis anlisiensis Sei. Cuenca. — Anabat fs subalaris Sclat. Pro-
ceed. p. 141. Ecuador. — A. temporalis Sei. ib. p. 141. Ecuador. —
Synallaxis pudica Sei. Proceed. p. 191. Neugranada. — S. stictotho-
rax ScL ib. p. 191. Eruadoi'. — S. scntala Sei. ib. Brasilien.
(i> e n d r 0 c o 1 a p t i n a c). Neu sind : Xiphocolaples emigrans
Sei. Ibio L p. 118. Cenlralamerika. — Dendrocincla anahatina Sei.
92 Harllaub: Bericht üb. d. Leistungen in d. Katuigeschichte
Proceed. p. 54. pl. 150. — Dendrornis erythropygia Sclat, Proceed.
p. 366. Xalapa. — Dendromanes cnwbatinus Sei. Fror. p. 382. Oaxaca.
— D. komochroiis Sei. ibid. — Xenops niger Katt. v. Pelz. Sitz.-Ber.
Acad. d. Wissensch. Bd. 34. Brasilien. — X. tenuirostris v. Pelz. ib.
— X. approximans v. Pelz. ibid.
In der hier mehrfach erwähnten Arbeit A. v. Pelz ein über
neue Arten der Haltungen Anabates , Synallaxis und Xenops werden
zugleich zahlreiche biographische handschr. Notizen Joh. Katte-
rer's niitgetheilt.
(Menurinae). Neu: Campylorhynchus jocosus Sei. Proceed.
p. 371. Oaxaca. — C. affinis Xanth. Proc Ac. Philad. p. 299. Südca-
lifornien. — Tkryofhoriis felix Sei. ib. Oaxaca. — Cyphorkinus pu~
sillus Sei. ib. p. 373. — Troglodytes solstitialis Sei. Proc. p. 550.
Ecuador.
(Sittin ae). Abbild. Nest und Eier von Sittella chrysoplera.
Proceed. p. 351.
III. Dentirostres.
LuSCilliä(lä6. Neu ist: Farmoplila Woodhousei Cass. Proc. Ac.
Philad. p. 40. Camniatluss. — Drymoica slriaticeps Tristr, Ibis I. p.58.
Alger. Sahara. — Sylvia deserticola Tr. ib. — Lusciniopsis japonica
Cass. Proc. Ac. Philad. 58. p. 194. Hacodadi. — L. Ueitdersonii Cass.
ib. p. 193. Japan. — Abrornis superciliaris Blyth. Monlniain. — Eu-
prinodes schislaceus Cass. Proc. Ac. Phil. 59. p. 38. Cininiatl. VVest-
afrika. — Camaropiera caniceps Cass. ib. — Syhietla virens Cass.
ib. p.38. Canimannss. — Macrosp/icuvs fl avicans Crss. ib. p.43. Cani-
mafluss, — Eniciirus nigrifrons Hodgs. Proceed. p. 102. Nepal. —
Acanlhiza ßavolaferalis Gray Proceed. p. 161. Insel Nu. — Sylvia de-
licatula Hartl. Ibis I. p. 340. pl. 10. iig. 1. Sonialiland. VonHeuglin
entdeckt, — Zosterops melanops . Gray Calal. Birds Isl. Pacif. p. 15.
Loyalty-Islands. — Z. xanthochroa Gr. Proceed. p. 161. Insel Nu. —
Z. griseonota Gr. ib. Insel Nu. — Petroica hypoleuca Gr. Proc. p. 155.
Doj-ey, — p. similis Gr. ib. Neue Hebriden. — Saxicola philolkamna
Tristr. 1. c. p. 9. (= S. ruficeps Buvry.). — S. halophila Tr. ib. —
S. homochroa Tr. ib. Tunesische Sahara. — Hylophilus ochraceiceps
Sei. Proc. p. 375. Oaxfica. — Geolhlypis speciosa Sei. Proc. Mexiko.
Abbild. Lophophanes Wollueberi Un. St, Mex. Bound. Surv.
Birds pl. 15. — Paroides flaviceps Sundev. ib. — Psaltriparus mela-
notis Sandb. ib.
31. T a z k a n 0 w s k y : „Ueber das Nisten von Parus pendulinus
im Königreich Polen." Rev. zool. p. 241.
C. G. Löventjelni; „Ueber S. tithys'-^ m Clvers. Kongl. Vet.
Handl. 1858.
der Vögel während des Jahres 1859. 93
Bar. K ön i g - Wa r t h a 11 s e 11 : „Zur Fortpflanzungsgeschichtc
der Spottsänger (Hypolais)." Bullet. Ac. N. de Mose. 32. p.238. Be-
handelt H. olivetoruin, elaeica, salicaria, cinerascens Sei., palliata und
polyglofta.
Turdidae. (For micarin ae). — Keu : Mynneciza exsul Sei.
Ann. and Mag. p. 151. Panama. — Dasithamnus olivacevs Sei. ib.
Bolivien. — MyrmeJasies phnnbei/s Sei. Ann. p. 239. Rio-Javari — ikf.
ni(jen'imus Sei. ib. — Dasilhamnns unicolor Sei. Pi oc. p. 141. Ecua-
dor. — Fonnicivora caloptera Sei. ib. Ecuador. — Grallaria nuchalis
Sei. Proc. p. 441. Rio-INapo.
(T u r d i n a e). — INeu : Filta rußcentris F. Heine Cab. Jouru.
p. 406. Ins. Batscliian. Wallace. — Citiclus cashmeviensis Gould Pro-
ceed. p. 494. — C soraidus Gould ib. Beide von Cashniere. — Geo-
cichla enjthronola Sei. Ibis I. p. 113. iUacassar. — Catharus occiden-
talis Sei. Ann. Mag. p. 400. Oaxaea. — Harporliyttchus cinereus Xanth.
1. e. Cap. St. Lucas. — Turdus leucauchen Sei. Proc. 58. p. 447. Gua-
temala. — T. pinicola Sei. ib. Mexikan. Hochland. — Mitnus baha-
me?isis Bryant 1, c.
Abbild. Harporhii?ichus Lecontei Lawr. in U. St. Mex. Boiind.
Surv. Birds pl. 12. — H. curvivostris ib. pl.l3. — //. longirosiris ib.
pl. 14.
P. L. Sclater: „A Synopsis ot' the Thrushes of the
new World" in Proc. Zool. Soc. 1859. Giebt Beschreibun-
gen sämmtlicher Arten und ist von grosser Bedeutung.
Catharus 7 Arten, Turdus 39 A. , Cichlheiniinia 1 A. , Marga-
rops 3A., Galeoscoptes 3A., Melanoptila lA., Melanotis 2A., Rham-
phocinclus 1 A., Cinclocerthia 2A., Harporhynchus 6 A-, Oreoscoptes
1 A., Mimus 20 A Zum Schluss ein geographisch-zoologischer Con-
spectus sämmtlicher Arten.
Ueber Cichlherniinia fuscata vergl. A. Newton Ibis I. p.l41.
St. Cioix.
Ueber eine merkwürdige Anomalie im Ursprünge der Arteriae
carotid. bei Pitta cyanwa: Dr. Bernstein in Katuurk. Tydskr. v.
xNederl. Indie. Vol. XIX. Batavia 1859.
R. F. Tom es: „Ueber ein Exemplar von Oreocincla anrea bei
Stratford am Avon erlegt." Ibis p. 379. Ausführlich Sternum.
(Oriolinae). — Ferdinand Heine beschreibt ausführlich
Oriolus Broderipi ßp., Mimeta viridissima Bp. , M. Forsteni Bp. von
Ceram und als neu : 31. viridifusca von Timor. Caban. Journ. p. 402.
(T r ie h o p h 0 r i n ae). — Neu sind: Sibia melmiolevca Blyth
von Moulmein. Journ. As. Soc. Beng. — Pellorneum Tickelliae ßl. ib.
— Ixuiiis striatus Bl. ib. Moulmein. — Turdinns gnttatus Bl. ib. —
Trichophovits chloronotus Cass. Proc. Ac. Philad. p. 43. Cammafluss.
94 Haitl«iil): Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte
MuSCiCäpidäO. INeue Arten : Microeca conspicillala G. B. tiray
Proceed. Z. S. p. 156. Dorey auf INeuguinea. — Mylagra lieisficillala .
Id. ib. Insel Nu. — Mijiagra vir'ulinitens Gr. ib. Loyalty - Islands. —
Myicujra rufivenlris EUiot Ibis 1. p. 393. Sanioagruppe. — Myiayra
melanvra Gray 1. c. p. 63. Errotnanga. — M. modesta Gr. ib. Neu-
Irland.
üeber Todopsis cyanocephala {Q. et Gaini.) vcrgl. G. K. Gray
Proceed. Z. S. p. 156. Von Wallace auf Neuguinea gesammelt.
Megabias tri c ol o r EWiol ist (^ von M. flammulatus. Ibis I. p.393.
Tyrännidäe. Neue Arten : Vireolanius pulckellus Sclat. Ibis. I.
p. 12. — Cyclorhis ßavipectus Sclal. Proceed. Trinidad. Venezuela.
Von Salvin aus Guatemala. — Vireo Josepluie Sei. Proceed. p. 142.
pl. 154. — Laniitiveo crassiroslris Bryant Bahamas. — Pachyrham-
phus homochrous Sei. Proceed. p. 142. Ecuador. — Platypsaris afßnis
Elliot Ibis p. 394. pl. 13. Mexiko. — Tyranmdns chrysops Sei. Proc.
Z. S. Gualaquiza , Zaniora. Fräser. — Sayornis aquatica Sei. Ib. I.
p. 119. Duennas. — Empidonax albiyularis Sei. ib. p. 172. Duennas.
— E. &rt/jrtme;isis Bryant. Bahama's. — E. bvachytavsus Sc\. \h\s,^.A^^\.
Süd-Mexiko. — Elaenia yriseogularis Sclat. Proceed. Z. S. p. 554.
pl.l46. Tig. 1. Riobaniba. — E. stictoptera Sc), ih. pl. 146. fig. 2. Ecua-
dor. — E. placens Sei. Ibis p. 123. pl.4. fig. 3. Guatemala, Mexiko. —
S. tiiissima ^i\.'\h. fig. 1. — Contopns mesolencvs Sc\. Proceed. p. 43.
Guatemala. — C. soi-didtdus Sei. ib. Guatemala. — Mitrephonis phaeo-
cercus Sei. ib. p. 44. Guatemala. Ibis I. p. 442. pl. . fig. 2. — Myio-
nectes assimilis Sei. ib. p. 46. Süd-Mexiko, Guatemala. — Myiodyna-
stes 7iobilis Sc\. ib. p.42. St. Martha. — Cyclovhnychus cinereiceps Sc\.
Ibis. p. 443. Oaxaca. — Todirostmm schislaceiceps Sei. ib. p. 444.
Oaxaca. — Pyrocephalus mexicanns Sei. Proc. p. 45. — Attila citrimi-
vetitris Sclat. Proceed. p. 40. Ucayale. — Agriornis solitaria Sei. Proc.
Titiacun.
Abbild. Pachyrhamphus Aglajae U. St. Mex. Bound. Surv. Birds
pl. 9. fig. 1. — Bathmidiirus major ib. fig. 2. — Myiarchus Laurencii
ib. fig. 3. — Tyrannus vociferns ib. pl. 10. — T. Couchii ib. pl. 11
— T. melanckolicus ib. fig. 2. -- Empidonax obscurns ib. fig. o. —
Camptosloma imberhe Ibis I. pl. 14.
,,A List of Ihe Tyrant Birds o!" Mexico with descriptions of
some new species" by P. L. Sclater. Ibis p. 436. Die Tyrannidae
zerfallen bei Sclater sehr natürlich in die Subfamilien Attilinae,
Taeniopterinae, Tyianninae uiid Piatyrhynchinae.
Ueber Tyrannus dominicus vergl. A. Newton Ibis p. 146.
Taenioptera obscura von den Sandwichinseln wird von Scla-
ter zur Gattung Phaeorvis erhoben.
P. L. Sclater: „Ueber die Gattung Attila.^' Proceed. p. 40.
der Vögel während des Jahres 1859. 95
6 Arten. Neben Attila stell! Sclater die (nilliing Caslovnis (Miis-
cicapa rubra Vieili.}.
Ampelidae. Neue Arien : Cephalopterus 'pew.lulifjer Sclal. Ibis
j), 114. pl. 3. Eeiiador. (Fräser.) — Jlupiculu sanfjuhioleula Gou\d Pro-
eeed. p. 99. Ecuador. — Euchlornis frontalis Sei. Proe. 58. p. 446.
Bolivien. — Lipaucius vnhufus Sei. Proceed. p. 385. Oaxaca. — Fa-
chycepkala titiensis (iray Catal. Birds Trop.-lsl. Pacif. p. 21. — Elo-
psaltria cucidlata Gr. ib. p. 21. — E. rarierjata Gray Proceed. p. 162.
Insel Nu.
Abbild. Ei von Bombycilla gairulus in Cab. Journ. 1859. t.l.
( Vergl. darüber B a 1 d a m u s in Nauii:. p. 498.)
Gustav Radde sah Flüge von Bombycilla garrnlus am Amur.
„Notes sur les deux especes de Cephalopterns par M. 0. Des-
murs.'' Rev. et iMag p. 193. Sclater sucht mit Kecht die hier
ausgesprochene Ansicht zu widerlegen, dass C. glabricollis nur der
ganz alte oruatus sei. lieber penduliger kein Zweifel möglich.
LaniädaO. Fr. Moore zieht jetzt Lophocilta galericulata, co-
ronata und ardesiaca als ^-^ $ und juv. in eine sehr weitverbreitete
Art zusammen.
Corvidae. Neue Arten : Corvus fnscicapillus G. R. Gray Proc.
p. 157. Von Wallace auf Neuguinea gesammelt. Verschieden von
C. orru. — Corvus intermecUus L. Adams Proceed. p. 171. Zwischen
corone und monedula.
Ueber Gazzola typica Bp. vergl. Sclater Ibis I. p. 113. Wal-
lace fand diese Art auf Macassar.
Abbild. Cijanocitta Woodhousei in U. St. Mex. Bound. Surv.
Birds pl. 21. — C. sordida ib. — C. tdtramarina ib. pl. 22.
R. A. J u n g : Descriptio plexuum abdominalium nervosorum in
Corvo cornice. Greifsw. 8. 28 S.
lY. Conirostres.
SturnidäG. Neu sind: Qniscaliis Sumichrasti de Sauss. Rev. et
Mag. p. 119. Mexiko. — Aplonis atronitens G. B. Giay Proceed.
p. 164. Loyalty-Islaud. — Aplonis viridigrisea Gr. ib. — Nesopsar
nigerrimus Sei. Ibis I. p. 417. Jamaica- — Slnrnopastor niger Bl. T.
As. S. of Beng. Andemanen? — Lamprocolius sycobitis Pet. Ilartl.
Cab. Journ. p. 19. Mossambique. — L. abyssinicus Uml]. ibid. p. 21.
Abbild. Jctervs parisorum in U. St. Mex. Bound. Surv. Birds
pl. 19. — Quiscalus macrourus ib. pl. 20.
Referent veröffentlichte eine monographische Arbeit über die
„Glanzstaare (Lamprotornithinae)'' in Cab. Journ. p.l. 36 S. Lanipro-
'tornis 5 Arten, Lamprocolius 15 A., Notauges 4 A., Pholidauges 1 A.,
96 Hartlaub: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte
Fsilorhinus 1 A., Aniydrus 5A., Oligomfdrus 1 A. und Onychognathus
2 Arten. (34 Arten, wovon 24 in der Bremer Sammlung.)
Fringillidae. (Ploceinae). — Neue Arten: Sycobius Cassi-
nii EUiot Ibis I. p. 393. Gabon. — Sycobius nuchalis E. ib. — Hy^
phantornis cinctus Cixss.Fioc. As. Fhilad. p. 133. Cammafl. Westafrika.
(F r i n g i 1 1 i n a e). — Neue Arten : Phrygihis ocularis Sei. Pro-
ceed. Z. S. pl. 145. Cuenca. — Catamenia homochroa Sclat. Froc.
p. 552. Matos. — Fringilla Moreleti Fiicher. Instit. Nr. 1310. Azoren,
und Bev. et Mag. p. 409- pl. IG. Verwandt mit F. teydea. — Orizo-
borus funereus Sei. Froceed. p. 378. Oaxaca. — Spermopkila corvina
Sei. ib. — Montifringilla Jt/öwsi Moore Froceed. Z. S. pl. 156. p. 178.
Hespeiiphona verpertina wurde im nördlichen Illinois erlegt.
Cass. Froc. A. Fhil. 58. p. 191.
Fu eher an 1. c. über die grössere Basse des Dompfa (Ten (Fyrr-
hula coccinea).
Dr. C. Bolle: „Der VVüstentrompeter (Fyrrhula githaginea)"
in Naum. p. 369. Zu den befähigtsten ornithologischen Capacitäten
auf dem Felde anniuthiger und doch acht wissenschaftlicher Darstel-
lung zählen wir den Verfasser dieser vortrefflichen kleinen Mono-
graphie. Man liest und lernt mit wahrem Vergnügen. Vergl. dazu
Dr. A. Brehm in Gab. Journ. VII. p. 469.
Beferent gab eine Notiz über die Gattung Er y ihrura. Fro-
ceed. Zool. Soc. 58. p.461. Es wurden 8 Arten aufgezählt.
Dr. J. Hof mann: «Zur Naturgeschichte von Fringilla seri-
7ms" in Naum. p. 337.
Dr. C. Bolle: „Ueber die Fortpflanzung einiger Amadinen in
der Gefangenschaft" in Gab. Journ. Heft 1.
(Tan a grin a e). — Neu: Euphonia cyanodorsalis Dubois Bev.
et Mag. p. 50. pl. 2. Guatemala. — Buarremon castaneiceps Sei. Fro-
ceed. p.441. Bio-Napo.
(Em b e r i zi n a e). — G. G. Lövenhjelm über Flectrophanes
lapponica. Ofvers. Kongl. Vetens. Förhandl. 1858.
Emberiza aureola sieht man bei kalter Witterung schaarenweise
um Moulmein. Blyth.
(Alaudinae). — Neu: Alauda coelivox Swinhoe. Nordchina,
Formosa Zoologist p. 6723. — Certhilauda Salvini Trist. Ibis I. p. 57.
Alger. Sahara. — Galerida macrorhyncha Tr. ibid. Nördl. Alger. Sa-
hara. — G. arenicola Tr. ib. — Calandrella reboudia Loche ibid.
Ueber die Lerchen Algeriens vergleiche man Tristram im
Ibis I. p. 421 bis 433.
Buceridae. Beiträge zu unserer Kennlniss der Nashornvögel
Sumatras gieht ein Herr v. Bösen her g in Act. Soc. scient. Ind.
der Vögel während des Jahres 1859. 97
Weerl. Vol. III. Er kennt 11 Arten. B. gracilis Temin. ist bekannt-
lich der junge corrugatus.
Scansores.
Psittacidae. Die wichtigste Arbeil, deren >vir hier zu
gedenken haben, ist G. R. Gray's ungemein fleissig zu-
sammengestelltes Buch : „List of the specimens of Psittaci-
dae in the collection of the British Museum." 110 S.
Umfasst sämmtliclie Arten und giebt die Beschreibungen eini-
ger neuen. 313 Arten befinden sich im Britischen Museum, Auf den
synonymischen Theil ist viel Mühe verwendet. Pezoporinae 87 Arten,
Arinae 82 A. , Loriinae 69 A., Psittacinae 108 A., Cacatuinae 34 A. —
In der neuen Welt kennt man 151, in der alten 229 Arten.
Charles de Souance's „Iconographie des Perro-
quet's non figures dans les public de Levaillant et Bourj.
St. Hilaire" ist mit dem 12ten Hefte abgebrochen und ge-
schlossen. Leider!
INeue Arten: Platycercus Coohii G. R. Gray 1. c. Neuseeland.
Conurus roseifrons Gr. ib. p. 42. Vom Amazonas. — Conurus holo-
chlovus Sclat. Ann. and Mag. p. 224. Jalapa, — Conurus xantholaenius
Sclat. ibid. Insel St. Thomas, — Loritis hypoinochrous Gray 1. c, Loui-
siadearchipel, — Trichoglossus Mitchelii Gr. ib. p. 62. — Psittacus
Yukesii Gray ib. Timor. — Psiltacula Sclateri Gr. ib, p, 86. Rio-Ja-
vari. — Charmosyna pulchella Gr. ib. Dorey auf Neuguinea. Wallace.
Wallace's briefliche Mittheilungen über die Papageien des
Papuaarchipels und der Molukken sind im hohen Grade interessant.
Er fand Eos fuscata Bl. auf Neuguinea. Lorius superbus Fräser
scheint nur auf der Insel Jobie, Eos cyanogenia nur auf den Mavors-
Inseln vorzukommen. (Ibis I. p.211.)
Palaeornis neglectus Blyth von Moulmein scheint doch schliess-
lich nur Alexandri zu sein. J. As. Soc. of Beng.
Picidae. Vor uns liegt die erste Lieferung von A.
Math erbe's längst erwartetem grossen monographischen
Kupferwerke über die Spechte : „Monographie des Picidees."
L Fol. max. Mit 5 Tafeln.
Enthaltend die Abbildungen von Megapicus imperialis ^ und $
in Lebensgrösse , M. principalis sehr klein; pi.2: M. magellanicus
C^ ^ Lebensgr. pl.3: 31. Boiei Leb ensgr. und M. robustus ganz klein,
pl. 4: M. albirostris und pl.5: M. Grayi Malt. — Der Text zu die-
sem Werke entspricht im Allgemeinen den Erwartungen, welche mit
Recht an Malherbe gestellt werden konnten. Mal herbe erstrebt
Archiv f. Naturg. XXVI. Jahrg, 2. Bd. G
98 Hartlaub: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte
möglichste Vollständigkeit in jeder Hinsicht. Er kennt die Litteratur
wie Wenige, und ist immer bemüht strenge Critik zu üben. Das Ma-
terial, welches ihm zu Gebote stand, ist ungeheuer. Die Abbildun-
gen sind durchaus treu und das bleibt jedenfalls die Hauptsache. Ein-
zelne Arten lebensgross und andere nach sehr reducirtem Maass-
stabe abzubilden, erscheint mindestens sehr bedenklich. — Das ganze
Werk ist, wenn schon nützlich und Acrdienstlich , im hohen Grade
unschön. Ein grosser Uebelstand bei einem modernen ornithologi-
schen Kupferwerke !
Neue Arten : Chloronerpes sangiiinolentus Sei. Proceed. p. 61.
pl. 151. Omoa. — Picus lucasanus Xanth. Proc. Acad. Philad. p. 298.
Cap St. Lucas in Californien. — Picus atrahts Blyth J. As. Soc. Beng.
Vol. 18. p. 803. Moulmein. — Picus andamensis Bl. ib. dem analis
nächst verwandt.
CuCUlidae. Neue Arten : Chrysococcyx minutillus Gould Proc.
p. 128. Port Essington. — Cacomantis bronzinus G. R. Gray Proceed.
p. 164. Insel Nu. — Piaya thermophila Sclat. Proc. 370. Jalapa.
Ueber Brutgeschäft und Eier von Oxylopkus glatidarius vergl.
Tristram Ibis L p. 76. c. fig. ov. Legt nie in fremde Nester, wenn
diese noch bewohnt sind. — W. Schlüter: „Zweifel am Nichtbrü-
ten des Oxylophus glandarius." Gab. Journ. Heft 3.
Vergl. Osbert Salvin: über Piaja erythropygia. Ibis p. 133.
Dieser Kukuk singt merkwürdiger Weise recht gut.
Ueber Crotophaga ani auf St. Croix vergl. E. Newton Ibis I.
p. 148.
Ueber die Lebensweise von Scythrops schreibt sehr interessant
G. Bennett Proceed. Zool. Soc. 1859 u. Ann. and 3Iag. N. H. p. 514.
Fortpflanzungsvveise ganz kukuksartig. Ein junger Nestvogel liess
sich in der Voliere durch Dacelo füttern.
G. Ben nett: „Notes on Australian Cuckoos." Proceed. Z. S,
p. 220. Chrysococcyx lucidus legt in das Nest von Rhipidura albiscapa
und Cuculus inornatus in das von Malurus cyaneus.
Ueber „Monorchie bei Centropus affinis Horsf. und C, medius
Müll." schreibt Dr. Bernstein Natuurl. Tydskr. van Nederl. Indie.
Vol. 21. c. flg.
Pf. Snell; „Zur Hypothese über die verschiedene Färbung und
langsame Entwickelung der Kukukseier." Gab. Journ. Heft 3.
Columbae.
VonCh. Bon aparte: „Iconographie des Pigeons non
figures par Mad. Knip etc. sahen wir ein Utes Heft.
Neue Arten : Columba nnicincta Cass. Proc. As. Philad. p. 143.
der Vögel während des Jahres 1859. 99
Ogobaifluss. — Columha nigrirostris Sei. Proc. Z. S. p. 391. Oaxaca.
— Carpophaga goliath Gray Proc. Z. S. p. 165. pl. 155. Isle of Pines.
Abbild. Col. ßavirostris in ü. St. Mex. Bound. Surv. Birds pl. 23-
Nach Wallace kommt Goura Victoriae auf Jobie-Island vor.
Eudes-Deslongchamp: „lieber Ser7-esius galeatus von
den Marquesas." Memoir. Soc. Linn. de Norm. Specieller über das
Skelett.
Fr. Moore: „Ueber Columha rupestris Pall. Centralasiens."
Proceed. p. 400.
B. P. Brent: „The Pigeon-book etc." London 12. 110 Seiten.
Gallinae.
Neue Arten: Tinamus Boucardi Salle Proceed. Z. S. p. 391.
Oaxaca. — Tin. meserythrus Sclat. ib. Oaxaca. — Ortyx Leylatidii
Moore Proc. Z. S. p.62. Honduras. — Odontophorus erythrops Gould
Proceed. p. 99. Ecuador. Fräser. — Excalfacloria minima Gould Proc.
p. 128. Celebes. Wallace. — Phoenicoperdix chloropus Blyth J. As. S.
Beng. Moulmein.
Abbild. Ortyx texanus in U. St. Mex. Bound. Serv. Birds pl.24.
— Diardigallus fasciolatus Blyth von Borneo. Journ. As. S. Beng.
Vol. 27. (Ibis I. p. 114.) — Phasidus niger Cass. in Journ. Acad. N.
Sc. of Philad. 1859. pl. 3. — Numida plumifera Cass. ibid. pl. 2.
„On the Indian Pheasants bred in the Menagerie of the Zool.
Soc. by D. W. Mitchell." Proceed. Z. S. 58. p. 544. Behandelt
Gallophasis albocristatus, G. Horsfieldli, G. melanotus, Catreus Walli-
chii , Lophophorus impeyanus. Abgebildet sind die Jungen von G.
Horsfieldii und albocristatus auf pl. 148 und die von Loph. impeya-
nus und Catreus Wallichii auf pl. 149. Ebendaselbst die Eier.
Gute Notizen über die „Principal Game Birds of the Himalaja,"
nämlich über Tragopan melanocephalus, Lophophorus impeyanus, Pu-
crasia macrolopha, Catreus Wallichii, Galloph. albocristatus und Te-
traogallus Nigelli enthält das Sporting Magazine für Juli und Sep-
tember.
Barthelemy de 1 a Pom m e r aye : „Ueber die Fortpflanzung
und Zucht der Hocco's." Bullet. Soc. Imp. d'acclimat. Vol. V.
Ueber Tinamus major Gm. und Meleagris ocellata in Honduras
vergl. Moore Proceed. Z. S. p. 62, 63.
Syrrhaptes paradoxus wurde in Norfolk geschossen. Ibis I. p. 471.
Leon-Bertrand: Du Faisan considere dans l'etat de nature
et dans l'etat de domestication etc. Paris. 32 S.
D. R. C. Tasoro: „De la cria de gallinas, palomas y pavos,
de SU alimento et propagacion etc." Madrid. 148 S.
100 Hartlaub: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte
C. Löffler: „Die in Deutschland vorkommenden verschiede-
nen Rassen des Haushuhns." Berlin. 122 S. Mit color. Abb.
C. Löffler: „Versuch einer Classification sämmtlicher Hühner-
rassen." Berlin. 27 S.
C. Löffler: „Die Zucht der ausländischen Hühner in Deutsch-
land" mit 27 color. Abbil. 122 S.
Struthioues.
Neue Arten: Dromams irr oratus Sc]. Lebend im zoolog. Gar-
ten. Barth Proceed. p. 205. — Casuarius nniappendiculatus Blyth J.
As. Soc. of Beng. Gute Art. — Casuarius bicarunculatus Sei. Lebend
in London. Gute Art.
Eine interessante Mittheilung über den afrikanischen Strauss
von Dr. Gosse im Bullet. Soc. Imp. d'acclimatis. Vol. IV. (1857).
Florent Prevost: „Ueber die Acclimatisation und Fortpflan-
zung des neuholländischen Casuar's." Ibid.
Von Casuarius Bennetti sind neue Exemplare in England an-
gelangt. Auch Eier , die wesentlich von gewöhnlichen Casuareiern
abweichen.
G. Bennett: „Bemerkungen über den Mooruck (C. Bennettii)."
Proc. Zool. Soc. p. 39. Lebensweise in der Gefangenschaft. Eier.
W. J. Broderip: „Additional evidence relative to the Dodo."
Transact. Zool. Soc. IV. p. 183. In Abraham Wolfgangh's holländi-
scher Uebersetzung der Naturgeschichte des Plinius Secundus (Am-
sterdam 1662) findet sich auf pl. LIV ein hübsches kleines Bild des
Dodo uach Roland Savery.
H. G. Strickland: „On some bones of Birds allied to the
Dodo." Ibid. p. 187, mit pl. 55. Von Rodriguez.
„Notice of an original Painting including a figure of the Dodo
in the collection of the duke of Northumberland." Ibid. Mit Copie
in Holzschnitt. Sehr gute Zeichnung von Jean Goimare und J. D.
de Heem.
(irallae.
Gruidae. Jules Verreaux über Grus carunculata. Bullet.
Soc. Imper. d'acclimat. Vol. III. (1856.)
J. Wo Hey: „Ueber das Brüten von Grus cinerea in Lappland."
Ibis I. p.l91. Im hohen Grade anziehend geschrieben. Der talent-
volle englische Naturforscher JohnWolley ist in der Blüthe seines
Lebens gestorben. A. Newton hat dem Freunde einen schönen von
Herzen kommenden Nachruf gewidmet. Ibis IL p. 172.
Ardeidae. Neue Arten: Tigrisoma Cabanisi F. Heine Gab. Journ.
der Vögel während des Jahres 1859. 101
p. 407. Mexiko. — Ardea «Z6oZmea/a G. R. Gray Proceed. Z. S. p. 166.
Isle of Pines.
G. Ben nett: „Ueber die Lebensweise \on Mycteria australis.^'^
Proceed. Z. S. p. 47. Sehr interessant.
„Oologische Betrachtungen über Balaeniceps von 0. Des Murs."
Rev. et Mag. p. 477. Beschreibung der Eier.
ScolOpäCidäB. Sclater kennt ein Exemplar von Eurinorhyn-
chus pygmaetis im Sommerkleide, „head neck and breast riitous."
Stammt sehr wahrscheinlich von den nördlichen Küsten Asiens her.
Ibis IL
Pfarrer .läckel: „Ueber das Schnurren der Becassinen." Naum.
p. 490.
Ueber Phalaropus lobatus im Winterkleide bei Calcutta und über
Lobipes hyperboreus im Winterkleide bei Madras geschossen, vergl.
Blyth in litt. Ibis I. p. 464.
E. Blyth will den Macrorhamphus semipalmatus Indiens sogar
generisch von dem M. griseus Nordamerikas unterscheiden. Er schlägt
für ihn die generische Benennung Pseudoscolopax vor.
RallidäO. Neue Art: Gallinula pumila Sei. Port Natal. Ibis
p. 249. pl. 7.
Ebendaselbst sehr instructiv über Podica Petersii nob. Diese
ausgezeichnete Art ist um Natal selten.
Blyth erhielt Podica personata von Moulmein. Beschreib, im
Journ. As. Soc. Beng. p. 29.
„Zur Oophagie der Rallen" von Dr. C. Bolle. Caban. Journ.
Heft 3.
Anseres.
Als neu wird beschrieben : Bernicla leucolaema A. Murray New
Edinb. Philos. Journ. April 1859.
J. WoUey: „Ueber das Brüten von Mergus albellus in Lapp-
land" im Ibis I. p. 71. Zu dem besten in diesem Genre gehörig.
A. Strick land: „On the British Wild Geese." Ann. and
Magaz. N. H. p. 121. Wichtig, mit Abbildungen der Köpfe und Schnä-
bel. Es werden unterschieden: 1) A. albifrons, 2) A. ferus, Gould
p. 347, 3) A. segetum (Bean Goose mit kurzem starken hohen Schnabel
und 4) A. paludosus Str. Gould p. 348. Mit langem schwachen Schna-
bel. Die Schnabelfärbung variirt stark.
Laurence: „Ueber die Fortpflanzung und Zucht von Anas
galericulata." Bullet. Soc. Imper. d'acclimat. Vol. V.
Anas querquedula brütet bei Moulmein. Tickell in J. As. Soc.
of Beng. Vol. 29.
102 Haitlaub: Bericht üb. d. Leist. in d. Katurgesch. d. Vögel etc.
A. Newton: „lieber Anas histrionica." Ibis I. p. 162.
lieber ein Männchen von Anas penelope im Kleide des Weib-
chen's schreibt Louis Roget Rev. et Mag. p. 145. c. fig. pl. 6.
Anas maxima Gosse wurde bei Jalapa erlegt. Sclat. Proceed.
Zool. Soc. p.369.
A. Lang man: „Zur Naturgeschichte des Mergus merganser"
in Giebel Naturg. Zeitschr. S. 11.
G. Ben nett: „On the semipalmated Goose." Proc. Z. S. p. 39.
Biographie.
P. L. Sclat er hatte Gelegenheit an lebenden Exemplaren des
zoologischen Gartens in London die specifische Verschiedenheit der
östlichen und westlichen Plectrop*terus-Art zu erkennen. Er unterschei-
det die erstere unter dem Namen PI. Rüppelli. Beide Arten abgebildet
auf pl. 153. Wir haben uns von der Richtigkeit dieser Beobachtung
an Ort und Stelle überzeugt. Clapperton's Exemplar aus Centralafrika
im brittischen Museum gehört eben dieser Art an.
Golymbidäe. Neu scheint zu sein : Colymbiis Adamsi G. R. Gray
in Proceed. Z, S. p. 167. Russisches Amerika. Gurney und Scla-
ter möchten den Vogel für ein ungewöhnlich altes Exemplar von C.
glacialis halten. Proceed. p. 206.
PrOCelläridäB. Neue Art: Thalassidroma gracilis Elliot. Ibis I.
p. 591. Chili.
lieber Puffinus obscurus, dessen Fortpflanzung und Fang auf den
Inseln der Bassstrasse. Ibis 1. p. 397.
FeleCäüidäB. Als neu wird beschrieben : Graculus elegans Phi-
lippi in diesem Arch. p. 305. Chiloe. (Scheintuns nur cirrhatus zusein.)
G. C. Taylor: „lieber eine Brutlokalität der Fregatte." Ibisl.
p. 150. (Bird Island in der Bucht von Fonseka, Honduras.)
Laridae. Gavia roseiventris Gould ist Meyen's L. glaucodes
Falklandinseln.
lieber die Möven der „Zoographia Rosso-Asiatica" schreibt
Blasius Naumannia p. 303.
Catarrhactes pomarinus wurde bei Moulmein erlegt nach Ti-
ck eil. Ibis I. p. 464.
Bericht über die wissenschaftliclten Leistnngeu in der
Naturgeschichte der niederen Thiere während des
Jahres 1859.
Von
Dr. Rud. Leuckart;
Professor in Giessen.
Der unter dem Separattitel : essay on Classification
erscliienene und schon früher von uns (J. ß. XXIII. S. 167)
angezeigte erste Band von Agassi z's Contributions of
nat. hist. united states — der zweite und dritte ebenfalls
erschienene Band dieser kostbaren Sammlung handelt über
Schildkröten und deren Entwickelung — ist vom Verf. jetzt
auch als selbstständiges Werk (London 1859, in Octav)
herausgegeben und mit einem Capitel über die Analogieen
zwischen den natürlichen Gruppen der einzelnen Abthei-
lungen des Thierreichs vermehrt worden.
Gegenbaur veröffentlicht „Grundzüge der verglei-
chenden Anatomie" (606 Seiten in gross Octav, mit 198 Ab-
bildungen in Holzschnitt , Leipzig 1859) , ein vortreffliches
Werk, in dem Verf den Versuch macht, den gesammten
Inhalt unserer heutigen Kenntniss über den Bau der Thiere
vom morphologischen Standpunkte aus zu ordnen und über-
sichtlich zusammenzustellen. In der Einleitung handelt Verf.
von den Thieren und der Ihierischen Organisation im fAll-
gemeinen; er setzt sodann seine Ansichten über die Typen
des Thierreichs aus einander (Protozoa, Coelenterata, Echi-
nodermata , Vermes, Arthropoda, Mollusca, Vertebrata) und
schildert einen jeden dieser Typen einzeln nach seinen
Organengruppen.
104Leuckart: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
van Beneden liefert in der mit P. Gervais ge-
meinschaftlich herausgegebenen Zoologie medicale (11. Vol.
in Octav, 540 und 445 Seiten Paris 1859) eine Uebersicht
des gesammten Thierreichs mit besonderer Berücksichtigung
der den Mediciner interessirenden Thierformen, namentlich
der Eingeweidewürmer. Als obersten Abtheilungen begeg-
nen wir auch hier den schon im letzten Jahresberichte
erwähnten drei Kreisen , den Hypocotyleen oder Vertebra-
ten , den Epicotyleen oder Articulaten (Insecta L.) und den
Allocotyleen oder Mollusco-Radiaten (Vermes L.) , dreien
Abtheilungen, die sich in gleicher Weise durch das La-
genverhältniss des Dotters zum Embryo, wie auch später-
hin durch gewisse anatomische Eigenthümlichkeiten von
einander unterscheiden sollen, üie Allocotyleen , die uns
hier besonders interessiren, werden dabei als Thiere cha-
rakterisirt : „dont la vitellus ne rentre ni par la face su-
perieure , ni par le face inferieure du corps , dont le Sy-
steme nerveux est la plus souvent forme du collier oeso-
phagien sans serie ganglionnaire en forme de chaine sous-
intestinale , qui n'ont pas des pattes arliculees et sont ge-
neralement cilies pendant leur etat embryonnaire (Vol. I.
p. XI). In dem Kreise dieser Thiere unterscheidet Verf.
5 Typen : die Mollusken, Würmer , Echinodermen, Polypen
(= Coelenteraten Lt.), Protozoen, die einzeln wiederum in
eine Anzahl von Classen zerfällt werden.
Von Bronn erhielten wir die ersten Lieferungen
eines grösseren iconographisch- zoologischen Werkes: die
Classen und Ordnungen des Thierreiches , wissenschaftlich
dargestellt in Wort und Bild. (Leipzig und Heidelberg 1859.
Gross Octav , Bd. 1. 142 S. mit 12 lithographirten Tafeln,
die Amorphozoen = Protozoen enthaltend , Bd. IL, die Ra-
dialen betreffend , noch unvollendet). Eine fleissige und
gewandte Verarbeitung des vorhandenen Materials, die durch
Wiedergabe der wichtigsten neueren Forschungen und Re-
production der bessern, sonst meist in Monographien zer-
streuten Abbildungen gewiss dazu beitragen wird, den ge-
genwärtigen Inhalt unserer Wissenschaft in weiteren Krei-
sen bekannt zu machen. Der Detailforscher vermisst frei-
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 105
lieh hier und da die Schärfe der Critik und die richtige
Beurtheilung widerstreitender Angaben.
Tr ose hei publicirt die fünfte Auflage seines bekann-
ten Handbuchs der Zoologie , in der namentlich auch die
Systematik der niederen Thiere in zeitgemässer Weise ge-
ändert ist.
Ebenso beendigt Leunis mit der dritten, den niede-
ren Thieren gewidmeten Lieferung die Herausgabe seiner
„Synopsis der Naturgeschichte des Thierreiches" (II. Aufl.),
in der gleichfalls den neueren Entdeckungen gebührende
Rechnung getragen ist.
Schmarda beginnt die Beschreibung der von ihm
während einer vierjährigen Reise um die Erde (1853 — 1857),
besonders in Ceylan, Neu-Süd-Wales, am Cap und in Cen-
tralamerika beobachteten wirbellosen Thiere, deren Gesamml-
menge sich trotz vielfacher Verluste (30 — 40%) noch im-
mer auf mehrere Tausende beläuft. Der erste Band ent-
hält die Turbellarien, Rotatorien und Anneliden, im Ganzen
340 Species, die mit höchstens 10 Ausnahmen alle neu sind.
Bis jetzt ist nur die erste Hälfte dieses Bandes mit den
Turbellarien (98 Sp.) und Rotatorien (51 Sp.) erschienen;
kurze Diagnosen und Beschreibungen , die durch colorirte,
zum grossen Theile (besonders bei den Dendrocoelen) vor-
treffliche Abbildungen illustrirl sind. Für die Artenkennt-
niss ist das Sc h ma r d a'sche Werk von höchster Bedeu-
tung (in manchen Gruppen hebt sich die Zahl der bekann-
ten Species dadurch um 507^, z. B. bei den Dendrocoelen),
nicht minder auch für die Lehre von der geographischen
Verbreitung der Thiere — um so mehr aber bedauern wir
es, dass der Verf. durch die Flucht der Erlebnisse daran
gehindert wurde , unsere Wissenschaft auch in anderen
Richtungen, durch anatomische und embryologische Forschun-
gen , zu bereichern. (Neue wirbellose Thiere , beobachtet
und gesammelt auf einer Reise um die Erde von L.
Schmarda. Erster Band, Turbellarien, Rotatorien und
Anneliden. Erste Hälfte, 65 S. in klein Folio, mit 15 illu-
minirten Kupfertafeln und Holzschnitten. Leipzig 1859.)
Interessant ist, aus den Untersuchungen des Verf. zu ersehen,
106 Leuckart: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
dass die mikroskopische Süssvvasserfauna einen viel gleichmässige-
ren Charakter behält, als man früher vermuthete. Stentoren , Hydren,
Daphniaden , Rotiferen, Rhabdocoelen fanden sich fast überall, wo
Verf. darnach suchte, in Neu-Seeland, wie in Chili — ja zum Theil
sind es sogar dieselben Arten, durch welche diese Thierformen dort
vertreten werden, so dass Verf. „auch in der weitesten Ferne an die
Fauna des Wiener Parkes oder Berliner Thiergartens errinnert wurde."
Bei dieser Gelegenheit sei übrigens noch nachträglich
erwähnt, dass Schmarda schon vor einigen Jahren eine
Reihe von Mittheilungen über die niederen wasserbewoh-
nenden Thiere Aegyptens gemacht hat: zur Naturgeschichte
Aegyptens in den Denkschriften der K. K. Akad. zu Wien
1854. II. S. 1—28 mit 7 Tafeln in Quart.
Mettenheim er's „Beobachtungen über niedere See-
thiere" (Abhandl. der Senkenberg'schen naturf. Gesellschaft
Bd. III. S. 287—312 mit 3 Tafeln Abbildungen in Quart)
beziehen sich vorzugsweise auf Würmer, Seesterne , Qual-
len und Infusorien, und werden unten noch mehrfach von
uns angezogen werden.
Grube liefert einen vorläufigen Bericht über die
Fauna des Quarnero, mit besonderer Berücksichtigung der
wirbellosen Thiere, 37. Jahresber. der schlesischen Gesell-
schaft fürvaterl. Cult. S. 19.
W r i g h t und G r e e n e handeln über die marine Fauna
der Süd- Westküste Irlands, besonders die dort vorkom-
menden Echinodermen und Polypen. Rep. br. assoc. held
1858. p. 176. Wie reich die dortige Fauna ist, geht auch
aus der schon vor einigen Jahren von W. Thompson
herausgegebenen Nat. bist, of Ireland hervor, deren vierter
Band (1856) 95 Anneliden, 55 Echinodermen, 31 Akalephen,
71 Anthozoen, 96 Bryozoen , 30 Foraminiferen und 34 Po-
riferen aufführt.
Auch Gosse's marine Zoologie (Vol. I. London 1858)
enthält eine Aufzählung der bisher um Englands Küsten
beobachteten wirbellosen Seethiere, mit Charakteristik der
einzelnen Geschlechter, Familien, Ordnungen und Klassen.
Jedes Genus ist durch eine vom Verf. nach der Natur ge-
zeichnete Abbildung illustrirt.
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 107
Nach Ed. Jardin's Angaben über die Küstenfauna
der Marquesasinseln sollen daselbst wenige Anneliden, aber
zahlreiche Echinodermen und Polypen vorkommen. Mem.
Soc. imper. des sc. de Cherbourg T. VI. p. 180 u. 198.
van Beneden bespricht in einer vor der Belgischen
Akademie gehaltenen Rede die Erscheinungen der Fort-
pflanzung bei den niederen Thieren mit besonderer Rück-
sicht auf die neueren Entdeckungen über Parthenogenese,
Generationswechsel , Polymorphismus. De l'homme et de
la perpetuation des especes. Bruxell. 1859. 48 Pages.
(Bullet. Acad. roy. de Belg. 1858. Dec, l'Instit. 1859. No.
1320—1324.)
Auch die neue (dritte) Auflage von Carpenter's
„animal physiologie" (London 1859) widmet der Fortpflan-
zunof der Thiere besondere Aufmerksamkeit.
Wir haben schon im letzten Jahresberichte (S. 225)
des Streites Erwähnung gethan , der in der Pariser Akade-
mie durch P ou ch et's Untersuchungen und Schlussfolgerun-
gen über die Generalio aequivoca entstanden ist und schon
damals erwähnt, dass derselbe noch keineswegs geschlich-
tet sei. Die diesjährigen Bände des Instituts und der Com-
ptes rendus (T. 48 u. 49) liefern dazu die litterarischen
Belege. Wir finden in ihnen nicht bloss die schon damals
(nach einer Mittheilung aus den Ann. sc. nat.) angezoge-
nen Entgegnungen von Milne Edwards und anderen
Akademiemitgliedern (T. 48. p. 23 — 36), so wie die vonLa-
caze-D u thie rs (ibid. p. 118 — 120), auch nicht bloss die
Replik von Pouch et (ibid. p. 148 — 158), wir hören in
denselben auch neue Stimmen für und wider sich erheben.
So werden (ibid. p. 262) von Flourens Experimente von
Mantegazza mitgetheilt, die mit den Pouchet'schen über-
einstimmen, während andererseits (ibid. p. 334) Gaul ti er
de Claubry die Beweiskraft dieser Experimente mit einem
Hinblick auf die dabei möglichen Fehlerquellen in Abrede
stellt.
Um den verschiedenen Einwürfen gegen seine Expe-
rimente zu begegnen, dehnte Pou chet seine Untersuchun-
gen auch auf die in der Luft vorhandenen organischen
108 Leuckart: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
Körper (Cpt. rend. T. 47. p. 546) , so wie die eingetrock-
neten und nach Doyeres wiederholten (Cpt. rend. T. 49.
p. 992) Angaben durch Wasserzusatz wieder zum Leben
erweckbaren Geschöpfe aus (Cpt. rend. T. 49. p. 492 und
886, so wie eine eigene vom Ref. nicht gelesene Brochüre,
rech, et exper. sur les anim. ressuscitants faites au mus.
d'hist. nat. de Ronen 1859). Die Resultate der Untersuchun-
gen waren nach beiden Richtungen nur negativer Art. Der
atmosphärische Staub sollte so gut wie keine lebendigen
Keime enthalten, wohl aber zahlreiche Amylumkörperchen,
die, wie Verf. annimmt, von anderen Forschern für einge-
kapselte Infusorien u. s. w. gehalten wären, und ein Wie-
deraufleben ausgetrockneter thierischer Organismen soll
ebenso wenig stattfinden , wie ein Organismus jemals im
Stande sei , eine Temperatur von 100*^ ungefährdet zu er-
tragen.
Aber beiderlei Behauptungen fanden alsbald auf di-
rektem sowohl, wie auf indirektem Wege ihre Wider-
legung. Unter den hier in Betracht kommenden Arbei-
ten erwähnen wir zunächst E h ren b er g's Untersuchun-
gen über das mikroskopische Leben des Montblanc-Gipfels
(Monatsber. der Berl. Akad. 1859. S. 775 ff.), die in voller
Uebereinstimmung mit anderen früheren Untersuchungen
desselben Verfassers — die Po u ch et freilich nicht zu ken-
nen scheint — es ausser Zweifel stellen , dass in einer
Höhe von 10,000' und darüber Organismen existiren , die
nur mit dem Winde und Luftzuge dorthin gelangt sein
können , und zwar Organismen , die zum Theil nach mona-
telangem Ruhezustande alsbald durch Wasserzusatz wieder
zum Leben zurückkehren. Eine vielleicht noch bestimm-
tere Widerlegung fand die erste Angabe Pouchet's durch
H. Hoffmann (Bot. Zeitung 1859. No. 5 u. 6) und Fa-
st eur (Ann. des sc. nat. 1859. T. XU. p. 85), welche die
Erscheinungen der Gährung zum Gegenstande der Unter-
suchung machten und den Nachweis lieferten, dass diese nur
nach einer Zufuhr von Pilzsporen eintrete , von Gebilden,
die in der Luft , auf der Oberfläche von Früchten u. s. w.
sehr allgemein verbreitet seien.
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 109
Andererseits unterzog Gavarret die absprechenden
Angaben Pouchet's in Betreff der Resistenzkraft gewisser
niederer Thiere gegen Trockniss und Hitze einer experimen-
tellen Prüfung (quelques exper. sur les rotiferes , les tar-
digrades et les anguillules, Annal. des sc. nat. 1859. T. XI.
p. 315), und auch hier iiel das Resultat gegen unseren For-
scher aus. Nicht bloss, dass jene Geschöpfe eine monate-
lange vollständige Austrocknung ( unter der Luftpumpe)
überstanden und schon wenige Stunden nach der Anfeuch-
tung wieder zum vollen Leben erwachten , sie ertrugen
in diesem Zustande auch Temperaturgrade von 100 — 110^
während sie im Wasser schon bei 50 und 5P, im Wasser-
dampfe bei 80 — 82^ zu Grunde gingen. Wie lange Zeit
die Thiere jener hohen Temperatur ungefährdet ausgesetzt
sein können, hat Verf. nicht untersucht; in den oben er-
wähnten Experimenten betrug die Zeitdauer 2 Minuten.
Der Streit , den wir hier berührten, hat natürlich in
den weitesten Kreisen Aufmerksamkeit und Interesse er-
regt. Wir begnügen uns in dieser Hinsicht auf Flourens,
zur Frage der Generatio aequivoca (Gazette hebdom. VI.
5) und Martin Lanzer, die Lehre der Generatio aequivoca
vor der Akademie der Wissenschaften (Rev. deTher. med.-
chir. 1859. 4.) hinzuweisen.
Auch Pouch et selbst hat seine Ansichten und Un-
tersuchungen für das grössere Publikum in einem eigenen
Werke zusammengestellt: heterogenie, ou traite de la ge-
neration spontanee base sur des nouvelles experiences, Pa-
ris 1859. XVI. und 672 pag. mit 3 Tafeln.
Bei Gelegenheit dieses Streites wollen wir übrigens
weiter noch einer merkwürdigen Beobachtung von Clark
gedenken (Silliman's Journ. 1858. p. 107 u. 154), die den
Anhängern der P o uch et'schen Lehre gewiss höchst will-
kommen sein wird, der Beobachtung nämlich, dass die Fi-
brillen faulender Sagittamuskeln sich in vibrionenartige
Körperchen verwandelt , und die von der Rüsselfläche einer
Aurelia losgelösten Zellen sich ganz nach Monadenart bewegt
und durch Theilung vermehrt hätten. Als Gewährsmann
für die erstere Behauptung wird Agassi z angeführt, und
110 Leuckavt: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
in der That kann man nicht selten auch bei höheren Thie-
ren in den Sarcolenimaschläuchen dasselbe Phänomen beob-
achten. Die Muskelfasern der Kaninchen enthalten (im
Sommer) mitunter schon 24 Stunden nach dem Tode statt
der Fleischsubstanz Milliarden beweglicher „Vibrionen",
deren Identität mit den Primitivfibrillen unmöglich geläug-
net werden kann. Ref. sieht darin freilich keine Umwand-
lung der zerfallenden Fibrillen in selbstständige Geschöpfe,
sondern blosse , mit der Zersetzung zugleich auftretende
Bewegungsphänomene organischer Elemente , die sich in
gewisser Beziehung den bekannten amöbenartigen Bewe-
gungen isolirter thierischer Zellen vergleichen lassen.
Zum Schlüsse erwähnen wir hier noch der interessan-
ten Entdeckung vonWedl (Sitzungsber. der Wiener Akad.
Bd. XXXIII. S.451) uM Kölliker (Zeitschrift für wiss.
Zool. X. S. 215, im Auszuge Sitzungsber. der phys.-med.
Gesellsch. in Würzburg 1859, S. XXVIII) , dass die in den
Hautgebilden niederer und höherer Wasserthiere so häufig
vorkommenden und früher schon oftmals beobachteten, ver-
ästelten feinen Röhren von vegetabilischen Parasiten her-
rühren , die meist wohl auf chemische W^eise (durcti Auf-
lösung der Kalksalze vor den keimenden Spitzen) eindrin-
gen und sich in denselben verbreiten. W^edl hält diesen
Parasit für eine mehrzellige Alge, Kölliker für einen
einzelligen Pilz — vielleicht, dass je nach Umständen und
Arten hier die verschiedensten Schmarotzer gedeihen kön-
nen. Kölliker stützt seine Deutung besonders auf die
Beobachtung der bei Hornschwämmen in den Fasern vor-
kommenden Parasiten , an denen er deutliche Sporangien
aufgefunden haben will; bei anderen Hornschwämmen kom-
men hier aber, wie wir später sehen werden, Schmarotzer
vor, die von Braun und P ring sh eim als eine hoch ent-
wickelte Alge aus der Gruppe der Florideen erkannt wurden.
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 111
I. V e r m e s«
Wie wenig' es l)isher hat gelingen wollen, eine Eini-
gung in Betreff der Gesichtspunkte zu gewinnen, die bei
der Classification der Würmer maassgebend sein dürften,
wird zur Genüge dadurch bewiesen, dass uns das Jahr 1859
drei verschiedene Versuche gebracht hat , die Abtheilung
dieser Thiere in natürliche Gruppen aufzulösen.
"van Beneden, den wir hier zuerst nennen, theilt
(Zool. med. II. p. 83) die Würmer mit Ausschluss der Rä-
derthiere und Bryozoen, die den Articulaten , resp. Mollus-
ken zugerechnet werden, nach folgendem Schema in vier
Klassen :
Corps
non diffluent
Sans ventouses
deprime et ä soies Annelides
arrondi et sans soies Nematoides
ä ventouses Cotylides
diffluent et entierement cilie .... Turbellaries.
In der Klasse der Anneliden unterscheidet Verf. so-
dann die Ordnungen der Chaetopoden, Gephyreen und To-
mopteriden , in der Klasse der Nematoden die der Chaeto-
gnathen, Nematoden s. st., Gordiaceen und Acanthocephalen,
in der Klasse der Cotyliden die der Polypoden (Peripatus),
Hirudineen, Trematoden , Cestoden, in der Klasse der Tur-
bellarien endlich die der Teretularien (Nemertinen und Pro-
stomeen) und Planarien.
Auch Gegenbaur trennt die Würmer nach Aus-
schluss der Bryozoen und Rotiferen in vier Klassen: 1)
Platyelminthes mit den Cestoda, Trematoda und Turbellaria,
2) Nemathelminthes mit den Acantliocephala und Nematoi-
dea , 3) Oesthelminthes (= Chaetognathi Lt.) , 4) Annulata
mit den Gephyrea, Suctoria (Hirudinea), Scoleina und Bran-
chiata. Vergl. Anat. S. 137.
Weit conservativer ist die Eintheilung von Stein
(Organismus der Infusionsthiere S. 53), der die Annulateii,
112 Leuckart: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
Entozoen, Turbellarien und Rotiferen als Klassen in der Ab-
theilung der Würmer beibehalten wissen will.
Diesing's „Revision der Rhyngodeen" (Sitzungsber.
derK. K. Akad. zu Wien Bd. 37. S. 719—785 mit 3 Tafeln)
enthält eine Uebersicht der neueren Forschungen über die
Naturgeschichte und Zoologie der Sipunculiden , Akantho-
cephalen und Gregarinen mit Beschreibung einiger bisher
unbekannten Arten.
Der von W e i n I a n d in dem Archiv für Naturgeschichte
1858. I. S. 276 veröffentlichte „Systematischer Katalog aller
Helminthen , die im Menschen gefunden werden" ist eine
Reproduction aus des Verf's Essay on the tapeworm of man,
den wir schon im vorigen J. B. angezogen haben.
Cobbold's observations on entozoa, with description
of several new species , in den Transact. Linnaean Soc.
Vol. XXII. p. 155—172 und 363—370 mit 4 Tafeln, erstrecken
sich über alle Entozoengruppen und werden unten noch mehr-
fach von uns angezogen werden. Sie liefern namentlich
auch über das Vorkommen der Schmarotzerwürmer manche
interessante neue Angabe.
Schiott hauber veröffentlicht in dem amtlichen Be-
richte der Göttinger Naturforscherversammlung S. 128 —
133 „Beiträge zur Helminthologie," meist Aufzählungen
neuer Arten, ohne Beschreibung und Diagnose.
Lambl berichtet in seinen „mikroskopischen Unter-
suchungen der Darm - Excrete" (Prager Vierteljahrschrift
1859. Bd. I. S.43 ff.) über die nicht selten mit den Stüh-
len entleerten Eier von Ascaris lumbricoides, Trichocepha-
lus dispar, Oxyuris vermicularis und Taenia Solium, mit
Beschreibung und Abbildungen. Weitere Mittheilungen be-
treffen den schon im vergangenen Jahresberichte erwähn-
ten jungen Echinorhynchus , den Verf. in dem Darmkanale
eines leukhämischen Kindes auffand (Abbildung Tab. IV.
Fig. 12), einen Fall von Distomum hepaticum, so wie end-
lich das myriadenweise Vorkommen von Vibrionen und Cer-
comonaden im Darme.
Die schon im letzten Jahresberichte erwähnte Abhand-
lung von Gerstfeld: über einige zum Theil neue Arten
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 118
Platoden, Anneliden, Myriapoden und Crustaceen (Mem. des
sav. ctrang. de l'Acad. de St. Petersburg T. VIII. S. 261—296)
enthält Beschreibungen Sibirischer Planarien, Blutegel, Gor-
dien und Lumbricinen , und wird bei Gelegenheit dieser
Würmer noch besonders von uns angeführt werden.
1. Annelides.
Chaetopodes.
Die schon in den zwei letzten Jahresberichten mehr-
fach von uns erwähnte borstenlose Phoronis hippocrepia ist
auch dieses Mal wieder Gegenstand einer näheren Unter-
suchung geworden. D yst er publicirte über dieselbe eine
ausführliche , durch treffliche Zeichnungen illustrirte Ab-
handlung (Transact. Linn. Sog. XXII. S. 251—256. PI. 44),
die unsere Kenntnisse über diesen sonderbaren Kopfkiemer
vorläufig zum Abschlüsse bringen dürfte.
Die hufeisenförmige Kopfscheibe ist an beiden Rändern mit
einer Tentakelreihe versehen , nicht bloss am äusseren, obwohl die
äussere Reihe durch ihre Länge sich auszeichnet. Die inneren Ten-
takel sind kürzer und einander zugeneigt, so dass zwischen ihnen
ein Raum bleibt, der als Brutraum dient. Abgerissene Tentakelkränze
werden in 48 Stunden ergänzt. Die Flimmerhaare, mit denen die
(16 — 86) Fäden besetzt sind, dienen zur Nahrungszufuhr. Der Mund
liegt in der Mitte der Kopfscheibe, also zwischen beiden Tentakelrei-
hen, und wird von einer schirmförmigen , dem concaven Rande an-
gehefteten Lippe bedeckt. An ihn schliesst sich zunächst ein Oeso-
phagus und ein ovaler Magen, und auf diesen folgt sodann ein wei-
ter Darm, dessen Verlauf nicht genau verfolgt werden konnte, da die
hintere Hälfte des Wurmes beim Hervorziehen aus der Röhre meist
abreisst, der aber anj Kopfende , zwischen den Schenkeln der Tenta-
kelscheibe nach Aussen führt. Ein IServensystem konnte nicht auf-
gefunden werden. Von einer eigentlichen Leibeshöhle ist keine Spur
vorhanden, dagegen aber finden sich zwei mediane Blulgefässstämme mit
grossen gefärbten Körperchen, wie das schon von früher her bekannt
ist. Neben dem After münden zwei Oviducte, die von einem un-
paaren, flaschenförmigen Üvarium abgehen. Die Embryonen bedek-
ken sich wenige Stunden nach der Geburt der Eier mit einem Flim-
merüberzuge , und zerfallen dann durch eine mittlere Einschnürung
in eine vordere und eine hintere Hälfte, von denen die erstere zieni-
Arckiv für Naturg. XX VL Jahrg. 2. Bd. H
114 Leuckart: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
lieh bald eine dreilappige Gestalt annimmt. In diesem Zustande ver-
lassen sie nach 48 Stunden den Brutraum , um dann wahrscheinlich
ohne Weiteres zu dem ausgebildeten Wurme auszuwachsen. Die ge-
ringe Beweglichkeit der Larve lässt wenigstens kaum vermuthen, dass
zwischen diese beiden Zustände noch eine weitere Phase sich ein-
schiebe.
Dass Phoronis übigens wirklich mit Crepina von Ben.
zusammenfalle, wie wir schon im letzten J. B. bemerkt ha-
ben, wird jetzt auch von Wright hervorgehoben, Annales
des sc. natur. T. XI. p. 150.
Auch über Tomopteris haben wir eine neue Abhandlung
zu erwähnen : on Tomopteris onisciformis Esch. by W. C ar-
penter, Transact. Linn. soc. T. XXII. p. 353— 362. Tab. 62.
Besonders hervorzuheben sind dabei die schönen Abbildun-
gen, namentlich -Fig. 6, die einen vollständig entwickelten
Wurm mit 16 Ruderpaaren und langem Schwänze darstellt,
während in Fig. 1 ein jüngerer Wurm mit 8 Rudern und
noch ohne Schwanz, sehr ähnlich dem T. quadricornis Pag.
et Lt. wiedergegeben ist. Ob beide jedoch vollkommen
identisch sind, wie Verf. in einem Nachtrage angiebt, möchte
Ref. nicht geradezu behaupten. Carpenter stützt sich
dabei auf die Beobachtung, dass die Vierzahl der Fühler
bei Tomopteris ganz constant und nur desshalb, besonders
bei grösseren Exemplaren, schwer nachzuweisen sei, weil
die hinteren Fühler von den grösseren vorderen bedeckt
würden, aber er hat dabei ausser Acht gelassen, dass wir
unsere T. quadricornis nicht wegen der Vierzahl der Fühler,
sondern der Borsten also genannt haben. Dass aber die
hinteren Fühler bei Tomopteris Borsten enthielten , davon
finden wir nirgends bei unserem Verf. eine Angabe. Ue-
brigens glaubt Verf., dass alle bis jetzt beobachteten Tomo-
pteris, auch die tropischen, derselben Art angehörten, obwohl
das nach dem Urtheile des Ref. durch die beigefügte Zeich-
nung eines von Huxley in der Torres-Strasse gefange-
nen Exemplares insofern kaum eine Stütze findet, als die-
ses nicht bloss durch eine grössere Anzahl der Rückcn-
füsse (17 Paare), sonderen weiter auch durch stärkere
Entwickelung der Schwanzanhänge von den nordischen
der niederen Thiere während des Jahres 1859 115
Formen sich unterscheidet. Geschlechtsstoffe hat Verf. bei
seinen Exemplaren nicht beobachtet (auch keine Ge-
schlechtsöffnung-en und Flimmerkanäle); er ist desshalb auch
ungewiss , ob er Tomopteris als ein ausgebildetes Thier
ansehen soll, und nicht vielleicht als eine Amme, deren
sog. Schwanzstück im Laufe der Zeit zu einem Geschlechts-
thiere heranwachse. (Es bedarf nach den positiven Beob-
achtungen anderer Forscher , auch den hier mitgetheilten
von Huxley keiner ausdrücklichen Widerlegung dieser
Hypothese. Huxley glaubtauch ein kleineres männliches
Exemplar mit rundlichen Körnern in der Leibeshöhle beob-
achtet zu haben.) Von dem Nervensysteme wurde auch
von unserem Verf. kaum mehr, als das Hirnganglion aufge-
funden.
Gegenbaur hat gleichfalls geschlechtsreife Exem-
plare von Tomopteris beobachtet und giebt von dem Pro-
cesse der Eibildung bei derselben eine Darstellung, die —
bis auf die vom Verf. übersehene Theilung der primitiven
Eizelle — mit den Beobachtung-en von Leuckart und
Pagenstecher vollkommen übereinstimmt. Vergl. Anat.
p. 191.
Schmarda's Angaben über die Organisation der
Chätopoden und die von ihm beobachteten neuen Formen,
sind, so weit sie bis jetzt vorliegen (a. a. 0. Einleitung
S. XVI), zu aphoristisch, als dass wir schon dieses Mal aus-
führlich darüber referiren könnten. Wir beschränken uns
desshalb einstweilen auf die Bemerkung, dass Verf. die Be-
hauptung von der freien Bildung der Geschlechtsstoffe in
der Leibeshöhle bezweifelt und diese überall in besondern
(in einzelnen Fällen auch wirklich von ihm aufgefundenen)
Organen vor sich gehen lässt. Pelagenia , ein neues mit
Pherusa verwandtes Genus besitzt am Rücken , wie am
Bauche langgestielte Saugnäpfe. Ein anderes zu den Nai-
den gehörendes neues Genus (-^ulophorus) baut Röhren, die
ganz nach Art der Phryganeen- Gehäuse von den frei be-
weglichen Thieren mit umhergeschleppt werden.
Mettenheimer liefert eine Beschreibung des Ner-
vensystems und der Gehörorgane von Arenicola piscatorum
116 Leuckart: Bericht über die Leistungen in derKaturgeschiehte
und macht auch sonstige Angaben über Organisation , wie
Lebensweise dieses Wurmes. Das Hirn liegt, wie das von
Ref. beschrieben ist, dicht unter der Haut und lässt sich
mitunter schon von Aussen erkennen. Ganglienkugeln schei-
nen dem Hirne zu fehlen , wie denn auch in dem Bauch-
strange, und hier mit noch grösserer Entschiedenheit, die
Existenz von Ganglienkugeln und Ganglien in Abrede ge-
stellt wird. Die Gehörkapsel ist mit einer körnigen Beleg-
schicht versehen, an der an einer Stelle ein deutlicher
Hilus gefunden wird. (Wohl die von Meissner beschrie-
bene kanalförmige Ausmündung der Gehörblase, J. B. XXIV.
S. 98.)
Mayer macht einige Mittheilungen „über das Repro-
ductionsvermögen der Naiden" und glaubt, dass die zu
vollständigen Thieren wieder auswachsenden Theilstücke im-
mer ein Ganglion und einen Abschnitt des Blutgefässsystems
in sich einschliessen. (Cölnische Zeitung 1859. No. 112. Beil.
und daraus Froriep's Notizen 1859. II. S. 216, vollständiger
in den Verhandl. des naturf Vereins der preuss. Rheinlande
Bd. XVI. S. 43ff.) Die vom Verf. beobachtete Art , die als
A'ais caecilia n. sp. bezeichnet wird, scheint trotz der be-
haupteten Duplicität des Geschlechts mit Saenuris identisch
zu sein.
van Benedeu macht die Beobachtung, dass Serpu-
laceen und andere Kopfkiemer nicht bloss die verloren ge-
gangenen Tentakel wieder ersetzen, sondern mitunter auch
in scheinbar leeren Röhren aus kleinen Bruchstücken wie-
der zu vollständigen Thieren auswachsen. Cpt. rend. T. 49.
p. 453.
Derselbe giebt eine Beschreibung des Tentakelap-
parates von Spirorbis nautiloides (Zool. med. T. II. p. 88)
und erwähnt, dass er auf den Kiemen des Barsches eine
Nais im eingekapselten Zustande beobachtet habe (Ibid. p. 92).
Die Kalkschalen der Serpulaceen sind nachKöIliker
oft auf das Reichlichste von mikroskopischen Pilzfäden
durchzogen. Zeitschrift für wiss. Zool.X. S. 227.
Den von Leuckart und Pagenstecher (J.B. XXV.
S. 116) besprochenen Spiolarven sehr nahe verwandt, wenn
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 117
nicht damit idenlisch, sind zwei von Gosse (Tenby PI. XV)
abgebildete Annelidlarven , von denen die eine auch vom
Verf. auf Spio bezogen wurde.
Macdonald liefert eine Beschreibung und Abbildung
des sog. Palolowurmes, der, wie durch Gray schon vor
mehreren Jahren bekannt geworden (J. B. XVI. S. 367), zu
bestimmten, von den Mondphasen abhängigen Zeiten, be-
sonders im November, an den Küsten der Navio-ations- und
Fitschie - Inseln in ungeheuerer Menge erscheint und ge-
gessen wird. Die auffallende Thatsache, dass alle diese
Exemplare des Kopfendes entbehren, hält Verf. nicht für
zufällig; er glaubt vielmehr an eine, bei bestimmten Ge-
legenheiten normal auftretende Trennung, an einen der Ab-
slossung der Proglottiden analogen Vorgang. Trotzdem
aber glückte es Verf. ein Kopfende des Wurmes zu beob-
achten und damit den Beweis zu führen , dass derselbe
nicht mit Arenicola verwandt sei, wie man früher annahm,
sondern den Nereiden zugehöre. Transact. Linn. Soc. XXII.
p. 237— 2ö9. PI. XLI. (Kopfbildung , Gebiss , Ruderplatten
und Borsten stimmen so vollständig mit Lumbriconereis
überein, dass die Beibehaltung des Genusnamens Palolo
kaum zulässig erscheint.)
Dawson's Abhandlung über die tubicolen Meerwür-
mer des Golfs von St. Lawrence (Canadian naturalist and
geolog. Vol. V. p. 24 — 30) ist Ref. nicht zu Gesicht ge-
kommen.
Nach den Beobachtungen Leidy's lebt in dem nord-
amerikanischen Süsswasser (Schuylkill-River) eine Art des
sonst marinen Genus Fabricia (M anayunkiaspesiosa Le'idy)^
von IV2'" Länge, mit 12 Ringen, von denen der vorderste
und hinterste ein Augenpaar trägt, und sechs Armen, die
in etwa 80 flimmernde Tentakel auskaufen. Proc. Acad. n.
sc. Philad. 1859. p. 1.
Schlotth aub er beschreibt eine zweite neue Art des
Gen. Phrcoryctes, dessen Namen er übrigens in Georyctes
umgewandelt wissen will, da die betreffenden V\^ürmer ei-
gentlich in der Erde lebten und nur gelegentlich im Brun-
nenwasser gefunden würden. (Amt. Ber. der Göttinger Na-
118 L e u c U a r t : Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
turforscherversammlung S. 122). Die neue Art wird als
Ph. (G.) Lichtenstei?iii aufgeführt und soll sich besonders
durch Kürze der Segmente und Kleinheit der — wie bei
Lumbricus — einzeln stehenden Borsten auszeichnen. Ref.
bemerkt bei dieser Gelegenheit , dass Ph. Menkeanus auch
indessen ziemlich häufig mit dem Brunnenwasser zu Tage
gefördert wird.
Die Sibirischen Regenwürmer gehören nach Gersl-
feld (a. a. 0. S.258) zu Lumbricus anatomicus (=L. com-
munis Hoffjn.), L. brevispinusn.sip. (corpore coriaceo, terete,
antice et postice attenuato, annulis distinctis, transversim
rugosis ; lobi capitali brevi, rotundato, processu postico bre-
vissimo, obtuso; cingulo nullo; setarum geminarum serie-
bus 4 longitudinalibus, minimarum), L. multispinus (?) Gr.
Gepbyrei.
Unter den von Diesing (Revision der Rhyngodeen
a. a. 0.) nach fremden und eigenen Beobachtungen aufge-
zählten Sipunculiden linden sich folgende neue Arten : Aspi-
dosiphon Steenstrupii von St. Thomas , A. rhyssaspis aus
Westindien, A. eremita aus Madeira, auf leeren Schalen
von Ditrupa, Thalassema Pelzelnii aus Westindien, Echiurus
Lütkenü von der dänischen Küste und E. caraibicus aus
Weslindien. Abgebildet werden Aspidosiphon Steenstrupii
(Tab. II) und Thalassema Grohmanni Dies. (Tab. III).
Aid er erwähnt als neu Phascolosoma radiatum von
der englischen Küste, Rep. br. assoc. held 1859. p. 142.
Ein kurzer Auszuor aus der schon im letzten J. B. an-
gezogenen Arbeit von Lacaze-Duthiers über Bonellia
findet sich in Institut 1859. p. 5 und p. 203.
Chaetognathi.
Der von Gegenbaur (vergl. Anat. S. 138) für die
Gruppe der Sagitten in Anwendung gebrachte Namen Oest-
helminthes dürfte nach den Gesetzen der Priorität der oben-
anstehenden, von mir schon seit vielen Jahren gebrauchten
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 11 i)
Bezeichnung weichen müssen, und das um so mehr, als letz-
lere inzwischen auch von anderer Seite (bei van Beneden)
Aufnahme gefunden hat.
Dass Gegenbaur trotz Meissner's Behauptungen
die Sagitten bei den Würmern lässt, war von vorn herein
zu vermuthen. Die Annahme eines Rückenmarks und Rück-
grates von Seite des letztern dürfte sich nach der Meinung
des Verf.'s (S. 387. Anm.) durch unrichtige Interpretation
gewisser Gebilde erklären lassen. „Aber auch die wirkliche
Existenz eines anderen Nervensystems, als Krohn es ken-
nen lehrte, zugegeben , so möchte damit doch noch lange
nicht die Wirbelthiernatur der Sagitten bewiesen sein.''
Nematodes.
Wir haben schon in einem früheren Berichte Gelegen-
heit gehabt (J. B. XXIV. S. 104), der von Clapar ede über
Eibildung und Befruchtung bei den Nematoden angestellten
Untersuchungen zu gedenken und deren hauptsächlichste
Resultate kennen zu lernen. Was uns damals vorlag, war
eine vorläufige Mittheilung, der jetzt eine ausführliche Dar-
stellung gefolgt ist : de la formation et de la fecondation
des oeufs chez les vers nematodes, Geneve 1859. (101 S. in
Quart mit 8 Tafeln). Die Abhandlung wird durch eine ge-
schichtliche Darstellung der betreffenden bisherigen Lei-
stungen und Controversen eingeleitet (p. 1 — 12) und be-
rücksichtigt dann weiter in besondern Capiteln die Histolo-
gie der Geschlechtsorgane (p. 13 — 27) , die Bildung der Eier
(p. 27 — 47), die Bildung der Samenkörperchen (p. 48 — 64),
die Befruchtung und Embryonalentwickelung (64 — 89) , so
wie schliesslich die Bewegungen der Samenkörperchen
(p. 90 — 96). Die Untersuchungen sind meistens an Ascaris
suilla und A. mystax angestellt , ausserdem aber auch auf
andere, kleinere ausgedehnte Arten und liefern viele werth-
volle Beiträge zur Kenntniss des Nematodenbaues überhaupt.
Was wir dem früheren Referate an Einzelnheiten noch hin-
zufügen , ist Folgendes :
Die von Meissner bei gewissen Nematoden beschriebenen
120 Leuckart: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
queren Nervenfäden erschienen dem Verf. in manchen Fällen als
deutliche Verbindungsstränge zwischen den Längsniuskelfasern , und
keineswegs als Nerven. Ueberhaupt scheint der Muskelapparat in
histologischer Beziehung mehrfaches Interesse darzubieten, wie denn
Verf. u. a. an dem Schwanzende der männlichen Asc. mucronata
sternförmig verästelte Muskelzellen beschreibt, ganz derselben Art,
wie sie Ref. bei den Heteropoden aufgefunden hat. Bei Asc. mu-
cronata liegen in der Nähe des Afters grosse einzellige Drüsen. Ein
vollständiges Chorion entsteht in vielen Fällen, z. B. bei Asc. suilla
und Asc. mystax, erst nach der Befruchtung, und nicht ohne dieselbe,
(wie das auch von 3Iunck beobachtet ist), doch darf man diese
Thatsache allem Anscheine nach nicht auf alle Neniatoden übertra-
gen. Die Segmenlirung des Dotters ist bei der Mehrzahl der Nema-
toden eine weniger regelmässige, als sonst, und auch bei Cucullanus,
«u beobachten, obgleich Kolli ker demselben eine sehr abweichende
Entstehung der Embryonalzellen vindicirt hat. Nach Beendigung des
Furchungsprocesses streckt sich der Dotter, und dann unterscheidet
man im Innern desselben bereits die spätere Leibeshöhle, in die von
der concaven Bauchfläche aus ein solider Zellenstrang vorspringt,
der sich im Laufe der Zeit in den Darmkanal verwandelt. Die neu-
gebornen Nematoden scheinen sehr allgemein nicht bloss der Ge-
schlechtsöCfnung , sondern auch des Afters zu entbehren.
Die „Beiträge zur Anatomie und Physiologie des Tri-
chocephalus dispar" (Zeitschrift für wiss. Zool. X. S. 233 —
252. Taf. XVII und XVIII) vonEberth liefern eine genaue
und detaillirte Schilderung von der Haut, dem Muskelap-
parate und den Verdauungsorganen, deren Richtigkeit Ref.
fast überall bis in die Einzelnheiten hinein bestätigen kann.
Die Cuticularhüllen von Trichocephalus besitzen, wie bei Asca-
ris lumbricoides, einen complicirten Bau. Sie bestehen aus mehreren
über einander liegenden Schichten von verschiedener Dicke und
einer zum Theil fasrigen Beschaffenheit. In dem dünnen Yorderleibe
zeigt die Cuticula an der Bauchfläche eine abweichende (bisher ver-
kannte) Bildung; man erkennt hier in derselben zahlreiche pallisa-
denförmig neben einander stehende Stäbchen , die zu einem Längs-
Bande zusammengruppirl sind und auf einer gelbpigmentirten, gleich-
falls stäbchenförmigen Zellenschicht aufsitzen. Sonst findet man un-
ter der Cuticula eine körnige, wahrscheinlich gleichfalls aus Zellen
gebildete Lage, die am Vorderleibe unvollständig bleibt und nanjent-
lich die Seitenlheile freilässt. Die dann folgende Muskelschicht be-
steht^ aus dichten blattförmig an einander gereihten Bändern von
fibrillärer Beschaffenheit, und diese wird auf der Innenfläche von einer
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 121
Zellenlage ausgekleidet, die Bef. der Bindegewebsgruppe zurechnen
möchte. Ein muskulöser Oesophagus fehlt bei Trichocephalus. Was
man dafür gehalten, ist ein besonderes „lappiges" Organ, welches das
von zieiulich dicken und festen Cuticiilarwändcn umschlossenen Oe-
sophagealrohr rinnenförmig umfasst, sich vielfach ausbuchtet und von
Zeit zu Zeit eine grössere helle Zelle durch seine sonst körnige Sub-
stanz hindurchschinimern lasst (lief, glaubt dieses sonderbare, auch
bei Trichina — J. B. XXV. S. 134 — vorkommende Organ, das Verf.
dem von Meissner bei iMeimis beschriebenen Resorptionsappaiate
vergleicht, in eine Längsreihe grosser körniger Zellen auflösen zu
können und betrachtet die Eberth'schen Zellen nur als Zellenkerne.)
Durch Hülfe zahlreicher, vom Verf. als Ausläufer besonderer, wohl
den Bindegewebskörperchen verwandter, sternförmiger Gebilde er-
kannte Stränge wird dieser Körper an der Zellenauskleidung der
Leibeshöhle befestigt. Die beiden am Anfange des Chylusmagens an-
hängenden Blindschläuche, die Verf. mit den früheren Beobachtern
dem Chylusdaime zurechnet, sind nach den Untersuchungen des Ref.
die letzten Endigungen des „lappigen Organes" und keineswegs in
allen Individuen vorhanden. Die Leibeshöhle umschliesst eine gelb-
liche colloide Flüssigkeit mit festeren Colloidkörpern. Ein Gefäss-
system fehlt, und auch vom Nervensysteme konnte Verf. keine Spur
auffinden. In Betreff des letzteren muss Ref. jedoch bemerken, dass
es ihm gelungen ist, in kurzer Entfernung hinter der Mundspitze ein
quer über den Oesophagus hinziehendes blasses Band zu entdecken,
das er als INervencentrum in Anspruch nehmen möchte, obgleich er
darin keine Ganglienkugein nachweisen konnte.
In einer Abhandlung über „Draciinculus und die mi-
kroskopischen Filarien von Bombay (Ann. and mag. nat.
hist. T.IY. p.28— 44, p. 98— 114. Tab. I— III) verfolgt Car-
ler die nach einer mehr vorläufigen Mittheilung schon im
letzten Jahresber. (S. 139) angezogene Frage nach der
Naturgeschichte und dem Ursprünge der Filaria medinen-
sis. Er liefert zunächst eine Beschreibuno- des äusseren
^vie des inneren Baues der genannten Filaria sowohl , als
auch des Brackwasserwurmes Urolabes palustris und der
von Filaria abstammenden Embryonen, macht uns sodann
mit einer Anzahl anderer neuen Arten des Gen. Urolabes
(das am meisten mit Rhabditis verwandt ist, aber, wie es
scheint, Typen mehrerer Geschlechter in sich einschliesst)
und sucht endlich den Nachweis zu liefern, dass die Aehn-
lichkeiten zwischen Filaria medinensis und Urolabes palu-
122 Leuckart: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
stris , trotz der Verschiedenheit der Grösse und anderer
Differenzen, bedeutend überwiegen und immerhin dem Ge-
danken Raum geben, dass erstere ein durch die äussern
Lebensverhältnisse modificirter Brackwasserwurm sei.
Aeusserlich ist die Fiiaiia niedinensis bekanntlich sehr einfach
gebaut. Sie gleicht einem langen (bis 3') dünnen Faden , der sich
an den Enden ein wenig verjüngt, vorn abgerundet ist und hinten
in einen kurzen und dünnen nach dem Bauche eingekrümmten Schwanz
ausläuft. Die Mundölfnung ist äusserst eng und zwischen zweien
Papillen gelegen, die der Bauch - und Rückenfläche angehören. Zwei
kleine seitliche Papillen stehen weiter nach aussen. Von diesen vier
Papillen gehen vier — nicht näher untersuchte — Längslinien aus,
von denen die zwei medianen in der Mitte zweier Längsmuskelbän-
der verlaufen. Eine Afteröffnung scheint zu fehlen , obgleich ein
Mastdarm vorhanden ist und bis in die Schwanzspitze hinein sich
verfolgen lässt. Ebenso fehlt auch die Geschlechtsöffnung; Verf.
hat sich davon überzeugt , dass der Genitalkanal durch Ruptur sich
öffnet. Die äusseren Bedeckungen sind fein gestreift, doch lässt es
Verf. unentschieden, ob diese Streifung der Cuticula angehört, wie
bei dem Embryo, oder von den unter den Bedeckungen hinziehenden
Ringmuskelfasern herrührt. Die Eingeweide bestehen aus dem Darm-
kanale und dem Genitalschlauche, die beide gestreckt durch die ganze
Länge der Leibeshöhle verlaufen und durch zarte Zellgewebsstränge
in ihrer Lage erhalten werden. An dem Darmkanale unterscheidet
man ausser dem kurzen (Vs") i\lastdarme einen etwa 2" langen Oeso-
phagus und einen Chylusdarm. Ersterer besitzt ein äusserst dünnes
Lumen , das von einer cylindrischen Chitinröhre ausgekleidet und
von einer eben so cylindrischen Muskellage umschlossen wird. Dazu
kommt äusserlich noch eine Zellgewebsscheide, die sich nach hinten
auch auf den Chylusmagen fortsetzt und hier eine Lage bräunlicher
Leberzellen überkleidet. Nur das letzte Ende des Chylusdarmes ent-
behrt dieses Leberüberzugs. Der Genitalschlauch ist weit dicker, als
der Darmkanal und mit Embryonen gefüllt, die immer frei, nie ein-
gehüllt in Häute gefunden werden. Eine Vagina fehlt, dagegen lau-
fen beide Enden des Schlauches in ein etwa zolllanges dünnes
Ovarium aus, das scharf gegen den Embryonenschlauch abgesetzt ist
und mit einer kleinen Erweiterung aufhört. (Eine genauere Analyse
dieses Ovariums ist leider nicht angestellt.) Männchen sind vom
Verf. niemals beobachtet, überhaupt noch unbekannt, denn die An-
gabe von Owen, dass das Schwanzende der männlichen Filaria me-
dinensis stumpf sei und Spiculae umschliesse, scheint kaum auf zu-
verlässige Untersuchungen gegründet. Der Embryo niisst V33" in
Länge und '/033'' in Breite und unterscheidet sich hauptsächlich durch
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 123
einen langen , zugespitzten Schwanz , der fast die Hälfte von der
Länge des Rumpfes hat und mit der Afteröffnung seinen Anfang
nimmt. Der Verdauungsapparat ist bis auf den deutlichen After und
die unverhältnissmässige Länge des Oesophagus, die ungefähr ein
Drittel von der Länge des Chylusdarnis beträgt, wie bei den ausge-
bildeten Individuen, (lenitalorgane fehlen denselben.
Urolabes palustris hat einen gleichfalls linearen Körper von
höchstens yg" (Vsto"' breit), mit zweien undeutlichen Papillen neben
der iMundöfTuung und einem Darmkanale, der mit Filaria medinensis
die grosseste Uebereinstimmung zeigt, nur dass auch hier der Oeso-
phagus verhältnissmässig länger und die Afteröffnung deutlich ist.
Das Schwanzende des Weibchens ist in eine gerade Spitze ausgezogen,
das des Männchens abgestumpft und mit zwei kurzen Spiculä verse-
hen. Haut glatt ohne Querrunzel. Die weibliche OefFnung liegt unge-
fähr in der Mitte des Körpers und führt in eine kurze Vagina, die
sich alsbald in einen vorderen und hinteren Eiergang spaltet. Die
beiden Eiergänge verhalten sich völlig symmetrisch, sie verlaufen in
der Längs-Achse des Körpers und gehen an, der Grenze des vorderen
und hinteren Viertheils mit einer scharfen Knickung in die nach der
Mitte zu gerichteten dünneren Eierstöcke über. Das Ende der Eier-
gänge ist zu einer Samenblase erweitert. An dieser Stelle geschieht
die Befruchtung und darauf die Bildung einer festen Eihülle. Die
Zahl der im Fruchtleiter befindlichen Eier beträgt nur einige we-
nige, und niemals wurden an denselben Zeichen der Embrynoalent-
wickelung beobachtet. Die Hoden sind gleichfalls doppelt: zwei
einfache ßlindschläuche , die von der Mitte des Körpers nach vorn
und hinten verlaufen und da, wo sie zusammenstossen, in einen Sa-
menleiter übergehen, der nach hinten herabläuft und neben dem
Rectum mündet. Die Samenfäden sind im ausgebildeten Zustande
stäbchenförmig, mit Schwanzfaden, und entstehen durch Kernmeta-
morphose im Innern der zu mehreren (bis 16 und mehr) von ihrer
Mutterblase umschlossenen Tochterzellen.
Bei der Vergleichiing dieser beiden Thierformen stellt
sich allerdings eine gewisse Aehnlichkeit heraus, doch will
es Ref. fast bedünken, als ob Verf. dieselbe zu hoch ver-
anschlage , wenn er sagt, dass jed«r Zoologe die Würmer
in dieselbe Familie stellen , ja sogar demselben Genus zu-
rechnen würde. Doch Ref. will darüber mit Verf. nicht
rechten. Er will selbst die Vermuthung gelten lassen, dass
die Verkümmerung von After und selbst Mund , wie der
Schwund der Vagina und die Reduction des Schwanzes durch
mangelnden Gebrauch sich erklären lasse — obwohl durch
124 Leuckart: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
das Raisonnement des Verf. zunächst nichts mehr bewiesen
wird, als dass die Organisation der Filaria medinensis und
auch der Urolabes mit den Anforderungen ihrer Lebens-
weise harmonire. Die Hauptschwierigkeit der Reduclion
beider Formen auf einander liegt in dem Umstände , dass
beide eine Brut prodiiciren, und beide, nach der bisherigen
Annahme, auf geschlechtlichem Wege. Allerdings beruht
diese letztere Annahme für Filaria medinensis auf einer
Voraussetzung. Und diese Voraussetzung muss Verf. als
eine irrige erweisen, um seine Hypothese von der Identität
beider Formen glaublich zu machen. Er hebt zu diesem
Zwecke hervor, dass die Fil. medinensis, die doch unstreitig
— wie schon die Topologie ihres Vorkommens zur Genüge
beweise — durch die Haut einwandere (vielleicht durch
eine Schweissdrüse) , zur Zeit dieser ihrer Einwanderung
sehr klein sein müsse. Und ein so kleines Thier könne
unmöglich den Samenvorrath für eine so grosse Menge von
Eiern in sich einschliessen , als Fil. medinensis Junge ge-
bäre. (Verf. schätzt die Zahl derselben in einem erwach-
senen Thiere auf eine halbe Million.) Ueberdiess besitze
der Embryo von Fil. medinensis, von dem man das ent-
wickelte Thier gewöhnlich direkt abstammen lasse , noch
nicht ein Mal Spuren von Geschlechtsorganen. Auch wisse
man nicht, ob diese Embryonen im Freien wachsen. Er
habe, wie früher Forbes, dieselben unter verschiedenen
Umständen im Wasser gehalten , aber keiner sei älter als
10 Tage geworden und habe sich in dieser Zeit nicht im
Geringsten verändert. Gestützt auf diese Beobachtungen
ist Verf. sogar geneigt, den Embryonen von Filaria medi-
nensis eine Entwickelungsfähigkeit abzusprechen (? Ref.).
Ist es wirklich wahr , was Verf. vermuthet, dass die
Fil. medinensis ein durch die Besonderheiten seiner Le-
bensweise modificirter Brackwasserwurm sei, so muss die-
selbe entweder aus einem jungen noch unbefruchteten Em-
bryo dieses Thieres oder aus einem ausgewachsenen, viel-
leicht bereits befruchteten Weibchen sich entwickeln. In
letzterem F'alle würde der Wurm nach Erschöpfung seines
Samenvorrathes, im erstem gleich von Anfang an auf par-
der niederen Thiere wahrend des Jahres 1859. 125
thenogenetischem Wege eine Nachkommenschaft erzeugen,
und zwar in Gestalt von Embryonen, anstatt der hartschali-
gcn Eier , die dasselbe Thier im freien Zustande gelegt
hätte. Aber das sind Verhältnisse , denen wir bis jetzt
kaum etwas Analoges an die Seite setzen können, — denn
die vom Verf. angezogene Fortpflanzungsweise der Daph-
niaden (und Rotifcren) dürfte bei näherer Prüfung wohl
schwerlich etwas Aehnliches sein , — Verhältnisse also,
die wir nur dann anerkennen dürfen , wenn sie bewiesen
sind. Viel einfacher und plausibler wäre es, wenn man
die Filaria medinensis etwa als Amme des Brackwasser-
wurms betrachten könnte , aber diese Möglichkeit liegt so
ferne, dass Verf. selbst es verschmäht, sie näher zu prü-
fen. In der Thal ist auch nicht abzusehen, wie sich die
(ungeschlechtliche) Fil. medinensis in regelmässigem Wech-
sel zwischen die einzelnen (geschlechtlichen) Generationen
der Urolabes einschieben könnte.
Wie die Sachen liegen, ist die Naturgeschichte der Fil.
medinensis noch immer ein Räthsel , das durch die Bemü-
hungen unseres Verf., so dankenswerth dieselben auch sind,
noch keineswegs aufgelöst ist. Es bedarf dazu noch an-
derer vielseitiger Untersuchungen — Ref. möchte z.B. zu-
nächst empfehlen , das Endstück des Fruchthälters, an der
Insertion des Ovariums , einer genauen Prüfung zu unter-
werfen , um die Frage nach der etwaigen Anwesenheit be-
fruchtender Elemente zu prüfen — es bedarf dazu vor
allen Dingen auch des Experimentes, das bisher kaum ver-
suchsweise zur Lösung der hier vorliegenden Räthsel an-
gewendet ist.
Die in einem eigenen kleinen Werke niedergeleg-
ten Untersuchungen von Benoit über einen nach Frank-
reich eingeschleppten Medinawurm sind Ref. nicht zu Ge-
sicht gekommen. Er weiss davon nur durch eine kurze
Notiz in den Cpt. rend. (T. 49. p. 175), der Moquin-Ta n-
don einige weitere Bemerkungen über denselben Parasiten
zufügt. Aus letzteren erwähnen wir hier die Angabe, dass
nach Deville und Robin die jungen Embryonen des Me-
126 Leuckart: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
dinawurmes 12 Stunden nach dem Auftrocknen durch Be-
feuchten wieder zum Leben kommen.
Claus macht (Sitzungsber. der physik.-med. Gesell-
schaft in Würzburg 1859. X, S. Llll) einige Mittheilungen
über den Bau der Anguillulinen , besonders deren Ge-
schlechtsorgane, und zwar nach Untersuchung zweier ver-
schiedener Formen , die in grosser Menge zwischen Spo-
renmassen von Aethalium septicum gefunden wurden, und
von denen eine wahrscheinlich zur Anguillula mucronata
Grube gehört.
Das Nervensystem bildet oberhalb des Pbarynx und ebenso in
der Nähe der Afteröffnung zwei durch Quercomniissuren verbundene
Anschwellungen und „stimmt somit seiner Anlage nach mit dem Ner-
vensysteme der grösseren Nematoden überein" (eine Angabe, die nach
den neuesten Mittheilungen über diesen Gegenstand, von Schneider,
freilich keineswegs erwiesen sein dürfte). Die weiblichen Geschlechts-
oigane sind paarig entwickelt und verhalten sich zur Querachse über-
raschend symmetrisch (ganz wie in den von C a r te r , Schnitze u. A.
beobachteten Fällen), während der männliche Apparat einen unpaa-
ren einfachen Schlauch bildet, der durch zwei mit einander ver-
wachsene Spiculae gestützt mit der AfterölTnung gemeinschaftlich aus-
mündet. Die Enden der Geschlechtsröhren sind umgeschlagen. Be-
sondere Abschnitte, wie sie bei den grössern Nematoden unterschie-
den werden , fehlen an denselben ; höchstens , dass man den aufge-
triebenen Basaltheil der weiblichen Organe , der sich auch histolo-
gisch etwas abweichend verhält, als Receptaculum seminis deuten
könnte. Männliche und weibliche Keimstoffe verhalten sich in der
Anlage vollkommen identisch, gehen aber während der späteren Ent-
wickelung allmählich immer mehr aus einander. Die Samenkörper-
chen erscheinen in ihrer vollendeten Form, die aber nur im Rece-
ptaculum der weiblichen Individuen gefunden wird, als scharf con-
tourirte Kerne mit einem Sarcodehofe, der aber keine Contractioncn
zeigte. Die erste Andeutung der weiblichen Organe liess sich schon
bei jungen %2 Mm. grossen Exemplaren auffinden. Dieselbe besteht
aus einem hellen , in der Mitte des Körpers gelegenen Blastem, das
einige scharf gezeichnete Kerne einschloss und fast an den sog. Nu-
cleus der Infusorien erinnerte. Später schnürt sich das Blastem in der
Mitte ein und bildet zwei birnförmige Körper, die symmetrischen An-
lagen zu den beiden Schläuchen, die allmählich in den vordem und
hintern Theil des Körpers hineinwachsen.
Nach den Untersuchungen von d'Ukedem leben in
dem Darmkanale von Julus terrestris zwei bisher noch
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 127
unbeschriebene geschlechtsreife Nematoden : Rhabditis acu-
minatus und Rh. macrocephalus und zwar — ganz wie das
vonLeidy in der bekannten Flora and Fauna wilhin living
animals auch von den Nematoden des Nordamerikanischen
Juius marginatus beschrieben ist — in Gemeinschaft mit
einem Fadenpilze (Enterobryus Leidy), der nicht selten auch
auf der Cuticula , wenigstens der ersten Art , sich ansie-
delt, und mit paramaeciumartigen Infusorien. Die beiden
Nematoden werden von unserem Verf. genau beschrieben
und abgebildet, und finden dabei namentlich Darm und Ge-
schlechtswerkzeuge eine sorgfältige Darstellung. Bull.
Acad. roy. de Belg. 1859. p. 562 ff. mit 2 Tafeln. (Im Aus-
zug rinst. 1859. p.423.)
Die männlichen Geschlechtsorgane sind in beiden Fällen ein-
fach, die weiblichen dagegen zweigetheilt, mit mehreren auf einan-
der folgenden Abtheilungen von specifischer Funktion und Bildung.
An den männlichen Organen ist namentlich ausser dem eigentlichen
Hoden eine längliche Samenblase, an den weiblichen ausser der Va-
gina noch ein Keimstock (germigene) , Dotterstock (vitellogene) und
Schalenstock (capsulogene) zu unterscheiden. Die Befruchtung ge-
schieht im zweiten Abschnitte, vor Ablagerung der Eischalen, wie
sich njimentlich bei der ersten Art mit aller Entschiedenheit fest-
stellen Hess. Die zu mehreren in Mutterzellen entstehenden Samen-
körperchen sind von exorbitanter Grösse (bei Rh. macrocephalus
0,1 Mm.) und von gewissen Gregarinen kaum zu unterscheiden, er-
reichen auch bereits vor der Uebertragung in die weiblichen Theile
ihre volle Entwickelung. Bei Rh. acuminatus ^ finden sich zwei
grosse Spiculae, bei Rh. macrocephalus ausserdem noch zwei kleinere.
In Arion ater beobachtete Schneider (Zeitschrift
für wiss. Zool. Bd. X. S. 176) einen kleinen Rundwurm von
IVj'", der vor Beginn des Hinterleibsendes zwei bandför-
mige Fortsätze trägt und sich zugleich durch Abwesenheit
von Mund und After , so wie durch eine eigenthümliche
Bildung der noch unvollständig entwickelten Geschlechts-
organe auszeichnet. Bringt man diese Schmarotzer aus
dem lebenden Träger in eine faulende oder auch frische
organische Flüssigkeit, dann gelangen dieselben zur Ge-
schlechtsreife, nachdem vorher die Seitenbänder abgefallen
sind, und Mund wie Afteröffnung sich gebildet haben. Die
Weibchen zeigen etwa in der Mitte des Körpers eine Vulva,
128 L e u c k a r t : Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
während die Männchen in dem zugleich als Geschlechts-
ölTnuno^ fnngirenden After zwei Spiciilae und daneben drei
Haftpapillen tragen. In faulenden Substanzen pflanzen sich
diese Thiere durch viele Generationen hindurch fort, ohne
dass die Embryonen wandern und das oben erwähnte Lar-
venstadium durchleben. Verf. nennt seinen Wurm Alloio-
nema (n. gen.) appendiculatum.
Anfang des Winters findet sich nach demselben
Verf. (a. a. 0. S. 677) in faulenden Schnecken noch ein
zweiter nicht minder interessanter Rundwurm , ein Herma-
phrodit, Pelodytes (n. gen.) hermaphroditus. DasThierist
ly/" lang, hat drei Lippen um den Mund, einen Oesopha-
gus mit doppelter Anschwellung , im letzten Bulbus einen
dreieckigen Zahnapparat. Die Geschlechtsorgane haben die
Gestalt gewöhnlicher zweistämmiger Eierstöcke , die in der
Mitte des Körpers ausmünden und sich symmetrisch über
die vordere und hintere Hälfte vertheilen. In den Enden
der Röhren entstehen Eikeime , aber diese werden nicht
gleich von Anfang an zu Eiern, sondern Anfangs, nach
vorher gegangener Theilung, zu Samcnkörperchen. Erst
nach einiger Zeit verwandeln sich die Keime in Eier, die sich
dann regelmässig durch Furchung in Embryonen entwickeln.
Barthelemy's Beobachtungen über Ascaroides li-
macis, die wir bereits im vorjährigen Berichte (S. 140) an-
gezogen, finden sich im Auszuge weiter in den Cpt. rend.
1859. T. 48. p.230, Ann. and mag. nat. hist. T. IIL p.515,
Quarterly Journ. micr. sc. T. VIL p. 239.
Referent verfütterte eine Quantität trichinigen Men-
schenfleisches an ein Schweinchen und fand fünf Wochen
später im Darmkanale dieses Thieres mehrere Dutzende
eines Trichocephalus , der in allen Stücken mit Tr. dispar
des Menschen übereinstimmte. (Bullet, acad. roy. de Belg.
1859. p. 657, Cpt. rend. T. 49. p. 453 — an letzterem Orte
mit der irrigen Angabe, dass sich die Zahl der aufgefun-
denen Trichocephalen auf Tausende belaufen habe.) Der
Fund wird als eine Bestätigung der Küchenmeister'schen
Vermuthung angesehen, dass Trichina spiralis von Tricho-
cephalus abstamme.
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 129
Auch Virchow experimentirt mit trichinigem Flei-
sche und überzeugt sich, dass die Trichina spiralis im
Darmkanale der Hunde zu einem Wurme auswächst, der
schon am vierten Tage nach der Fütterung Geschlechtsor-
gane mit Eiern und Samenkörperchen zeigte. Die Grösse
der Würmer betrug etwa das Drei- und Vierfache der Mus-
keltrichinen, deren Uebergang in diese Darmparasiten durch
Zwischenformen auf das Bestimmteste nachgewiesen wurde.
Trotz der Entwickelung der Geschlechtsorgane hält Verf.
seine Darmtrichinen noch nicht für ausgewachsen; er hebt
die Aehnlichkeit derselben mit Trichocephalus hervor und
spricht die Vermuthung aus , dass sie sich schliesslich in
diese oder auch vielleicht in einen Strongylus umwandeln
würden.
Köberle schildert den anatomischen Bau und die
Entwickelungsgeschichte von Cucullanus elegans, l'Instilut
1859. p. 104. Wir heben daraus die Angabe hervor, dass
die neugebornen Jungen zu Millionen den Darm des Bar-
sches mit dem Kothe verlassen und in reinem Wasser wei-
ter leben.
White beobachtete eine Anzahl Exemplare von Ste-
phanurus dentatus in den Fettanhäufungen neben den Nie-
ren eines anscheinend gesunden Schweines , die an einer
Stelle davon nach allen Richtungen durchwühlt waren. Die
Gänge führten in grössere mit Eiter gefüllte Cavernen,
die je einen männlichen und einen (mit Eiern gefüllten)
weiblichen Wurm enthielten. Verf. vermuthet, dass sich die
Würmer als Embryonen durch die Wandungen des Blut-
gefässsystems hindurchgebohrt hätten. Proc. Bost. Soc. n.
hist. VI. p.428.
Mol in erweitert unsere Kenntniss über Nematoden
durch Beschreibung und Charakteristik neuer oder doch
nur unvollständig bekannter Arten. Sitzungsber. der K.
Akad. der Wissenschaft. Bd. 38. S. 16 ff..
Trichina agilissima n. sp., in dem Peritonaeuni von Lacerta mu-
ralis eingekapselt (nach Körperfoiin, Lage des Afters und Bildung des
Darmlianals dem Gen. Trichina nicht zuzurechnen), Oxyuris acan-
thura Mol. (= Asc. extenuata Rud.), Ascaris spiralis Zed. , Asc. ri-
Archiv f. Naturg. XXVI. Jahrg. 2. Bd. 1
130 L e u c k a r t : Bericht über die Leistungen in der Katurgeschichte
gida Rud., Asc. constricta Rud., Cosmocephalus papillosus n. sp. aus
dem Magen von Larus ridibundus , Spiropteva papillata n. sp. aus
dem Darme von Leuciscus cavedanus, Dacnitis esuriens Duj., D. ro-
tundata n. sp. aus dem Darme von Cantharus vulgaris , Filaria fusca
Rud., Fil. congeri vulgaris n. sp. , Lecanocephaliis annnlatus n. sp.
aus dem iMagen von Lahrax lupus. Ausserdem drei generisch unbe-
stimmte Arten aus Ardea ralloides , Alausa vulgaris und Gobius Pa-
ganellus.
Zu den von Schlotthauber aufgezählten neuen
Nematoden gehört u. a. der Repräsentant eines neuen Gen.
Piguris (P. retioulata n. sp.), der durch Hauttextur und
Wohnort mit Oxyuris curvula übereinstimmt, durch Habi-
tus, Mundbildung und Afterlage in der Schwanzspitze aber
gänzlich verschieden ist. Für Oxyuris curvula wird die
Bezeichnung Lepturis eingeführt, das Gen. Heterakis da-
gegen mit Oxyuris vereinigt. A. a. 0. S. 126.
C 0 b b 0 1 d beschreibt von neuen Arten : Ascaris acan-
thocaudata n. sp. aus Lota molva, 1. c. p. 159, A. tribo-
thrioides n. sp. aus Anas obscura , ibid. p. 365, und macht
ausserdem noch Mittheilungen über Dacnitis globosa p. 159,
über Asc. collaris p. 162 u. a.
In der schon oben angezogenen Abhandlung Carter's
wird ausser Urolabes palustris ferner noch (p. 40. Tab. III)
beschrieben und abgebildet: Urolabes gleocapsarum^ U. la-
biata , U. tentaculata , L. cirrata , L. erythrops , LI. infre-
quens, l), oceUata, JJ. barbata, ü. parasitica^ (aus der Lei-
beshöhle von INais albida) sämmtlich neu, aus den Gewäs-
sern Bombays, von U. erythrops an marin oder brakisch —
wohl zum Theil dem Gen. Enoplus zugehörig. Der Namen
Urolabes bezieht sich auf die Fähigkeit der Thiere, mit dem
Schwänze sich an fremden Gegenständen zu befestigen,
die auch von Enoplus bekannt ist und hier (nach Leydig,
Müllers Arch. 1854. S. 291) von der Anwesenheit einer ei-
genen, auch Carter nicht ganz unbekannt gebliebenen
Spinndrüse herrührt.
J. Müller beobachtet „einen Fadenwurm in der Raupe
von Vanessa V. album" und giebt dabei eine Uebersicht der
von diesen Schmarotzern bewohnten Insekten, Jahresheft
der naturw. Section der k. k. mährisch. -schles. Gesell-
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 131
Schaft, 1859. S. 109 mit Nachtrag- S. 136 (meist nach v,
Siebold).
Auch S ch lo tth aiiber zählt einige selbstbeobach-
tefe Fälle von Gordius und Filaria (Mermis) in Insekten
auf, .a. a. 0. S. 124. Interessant ist der Fund einer derar-
tigen Filaria unter frisch abgelöster Eichenrinde , der sich
an die bekannten Gravenhorst'schen Fälle vom Vorkommen
der Filarien in Aepfeln anschliesst.
Nach Gerstfeld findet sich Gordius aquaticus (G.
seta) auch in Sibirien und namentlich im Baikalsee mitun-
ter in ungeheurer Menge. A. a. 0. S. 267.
Acauthocephali.
Von Pa g en s t e c h e r erhielten wir Mittheilungen über
das Nervensystem und die weiblichen Theile von Echino-
rhynchus proteus (Amtlicher Ber. über die Karlsruher Na-
turforscher-Versammlung-1859. S.134), nach denen die Ana-
logie der beiderlei Geschlechtsorgane viel grösser ist, als
man früher vermuthete. Nicht bloss , dass sich die weib-
lichen keimbereitenden Organe, wie die männlichen, inner-
halb des sog. Ligamentum Suspensorium entwickeln, wir
finden anfangs auch bei den weiblichen Individuen einen
doppelten Ausführungsgang, der, ganz wie die doppelten
Samenleiter, mit den Keimorganen in direktem Zusammen-
hange steht. Nach der Begattung aber verkümmert der
eine dieser Ausführungsgänge, während der andere so lange
mit der Eibildungsstätte in Verbindung bleibt, bis die über-
mässige Produktion von Eihaufen in der Wand des hohlen
Ovariums das letztere sprengt. Bis dahin findet auch ein
einfacher Uebergang der Eier aus dem Ovarium in die
Scheide statt. Dass das auch später noch geschieht, möchte
Verf. bezweifeln; er glaubt, dass die in der Leibeshöhle
flottirenden Eihaufen, die sog. „losen Ovarien", erst durch
die Zerstörung des Mutterthieres frei werden.
Cobbold handelt über die Eier von Echinorhynchus
anthuris, Observations etc. 1. c. p. 173.
Der von Lambl im Dünndarme eines Knaben gefun-
132 L e u c k a r t : Bericht über die Leifstuugeii in der Natiirgescliiciite
dene Echinorhynchus besass bei einer Länge von 5,6 Mm.
eine ziemlich schlanke Körperform und einen Rüssel mit
8 Reihen von Haken, in jeder Reihe deren fünf. Die Sehne
der grossen Ciirvatur an den Haken maass 0,1032 Mm. Die
(weiblichen) Geschlechtsorgane waren noch unvollständig
entwickelt, die Lemniscen bandförmig. Die Bestimmung war
bei dem unvollkommenen Entwickelungszustande nicht mit
gehöriger Schärfe auszuführen , doch hebt Verf. hervor,
dass der Wurm mit dem Ech. gigas der Schweine eine
grosse Aehnlichkeit besitzt. Prager Vierteljahrsschrift I.
Tab. IV. Fig. 12.
Von neuen Arten haben wir zu erwähnen :
Echinorhynchus rubicundus aus der Leber von Pla-
tessa passer , E. JSardoi aus dem Darme von Belone acus,
E, lesiniformis aus dem Peritonäum von Rana esculenta
venet. Mol in, Sitzungsber. der Wiener Akademie Bd. 38.
S. 15.
Durch Di es in g erhielten wir eine Abbildung (Revi-
sion der Rhynchodeen a. a. 0. Tab. I) der von Kolenati
an Nycteribien aufgefundenen und als echinorhynchusartige
Schmarotzer (Arthrorhynchvs^ vergl. J. ß. XXV. S. 147) be-
schriebenen Schläuche, und fasst deren Bildung in folgende
Diagnose zusammen: „Animalia solitaria, libera, flavidula,
coeca. Corpus elasticum, ventricosum, extremitate caudali
attenuata , strictura discreta , maris integra , feminae fissa.
Collum longum. Proboscis articulata, collo oblique inserta,
echinata. Os in proboscidis apice. Acetabulum in limite
proboscidis et colli. Tractus intestinalis simplex, ano sti-
patus." Trotz dieser so bestimmt lautenden Charakteristik
muss übrigens auch unser Verf. gestehen , dass der Bau
dieser sonderbaren Geschöpfe noch nicht hinreichend be-
kannt sei. Ref. fügt hinzu, dass auch er durch die vor-
liegenden Abbildungen über die Natur der betreffenden Bil-
dungen keineswegs aufgeklärt ist. Er möchte fast bezwei-
feln, dass dieselben überhaupt selbstständige Thiere sind,
und kann die Vermuthung nicht unterdrücken , dass hier
ein ähnlicher Irrthum , wie einst bei der bekannten Need-
hamia Car., zu Grunde liegt.
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 133
2. Piatodes.
Hiriidinei.
Gegenbaur giebt an (Vergl. Anat, S. 154. Anm.),
bei Sanguisuga eine direkte Verbindung zwischen den Au-
gennerven und den sog. lichtbrechenden Körpern gese-
hen zu h^ben und ghiubt, dass Aehnliches durchgchends
in den Gesichtsorganen der Würmer stattfinde.
Nachträglich mag hier auch noch einer Arbeit von
N or d m a n n über die wechselnde Zahl der Augen bei einer
Nephelisart erwähnt sein (die übrigens Ref. nicht gesehen
hat), Öfvers. finska wetensk. soc. Foerhand. Vol. 11. p.l — 10.
Referent hatte durch van Beneden Gelegenheit,
die interessante Histriobdella (J. B. XXV. S. 149) zu unter-
suchen und die darüber vorliegenden Angaben zu bestäti-
gen. Bullet, acad. roy. de Belgique 1859. p. 183, l'lnstit.
1859. p.209.
Nach den iMittheilungen Gerstfeld's sind die bei
uns so gemeinen Clepsine complanata , Nephelis vulgaris
(mit mehreren Farbenvarietäten) und Aulacostomum gulo
auch in Sibirien weit verbreitet. A. a. 0. S. 263.
Trematodes.
Die von Diesing herausgegebenen „Nachträge und
Verbesserungen zur Revision von Myzhelminthen" (Sitzungs-
ber. derK. K. Akad. zu Wien Bd. XXXV. 8.421—454) ent-
halten eine systematisch geordnete üebersicht der im Jahre
1858 von van Beneden, Wagener, Leidy, Mo-
lin u. A. publicirten und in unserem vorjährigen Berichte
angezogenen Arbeiten über Trematoden und Hirudineen.
Thiry liefert „Beiträge zur K'enntniss der Cercaria
macrocerca'^ (^Zeitschrift für wiss. Zool. Bd. X. S. 271 — 277.
Tab. XX u. XXI) , welche die früheren Angaben über diese
interessante Form bestätigen und ergänzen. Von beson-
derem Werthe ist die Beobachtung, dass die Wassergefässe
der Amme (und Grossamme) mit der Leibeshöhle in offener
134 L e n c k a I t : Bericht über die Leistungen in der Katurgeschichte
Verbindung stehen uml zwar mit Hülfe besonderer Flim-
nierorgane, die fast vollkommen mit den von Leydig be-
schriebenen Flimmertrichtern von Clepsine complanata über-
einstimmen. Der eigenthümliche becherförmige Behälter,
der den Leib der ausgewachsenen Cercaria umgiebt , ist
nicht durch temporäre Einsenkung der Schwanzwurzel ent-
standen, wie man bisher annahm, sondern eine ring- oder
wallförmige Aufwulstung der strukturlosen Cuticula, die vom
Vorderende des Schwanzes abgeht und nur bei jungen
Exemplaren vermisst wird. Beim Schwimmen wird der
ganze Leib in diesen Becher zurückgezogen. Der kolos-
sale Schwanz scheint übrigens weniger beim Schwimmen,
als beim Einbohren von Bedeutung zu sein.
Nach den Beobachtungen de 1 a V a 1 e 1 1 e's beherbergt
Gammarus pulex in seinen Leberschläuchen mitunter ein
eingekapseltes Distomum, das offenbar auf der Wanderung
begriffen ist und , wie der nebenliegende Stachel beweist,
der Gruppe der Cercariae armalae zugehört. Verh. des
naturf. Vereins der pr. Rheinlande Bd. XVI. S. 56.
Claparede's Abhandlung über die Kalkkörperchen
der Trematoden (J. B. XXIV. S. 117) wird übersetzt in
Quarterly journ. micr. sc. T. VII. p. 92.
Von van Beneden erhielteil wir eine Beschreibung
des äusseren und inneren Baues von Monostomum trigono-
cephalum Rud. und M. reticiilare n. sp. , beide aus dem
Dünndarme von Chelonia midas, Bullet. Acad. roy. de Bel-
gique 1859. p. 81. c. tab.
Das Gen.Nematobolhrium vanBen. (J.B. XXV. S. 160)
will Diesing nicht anerkennen; er glaubt (a. a. 0.), das-
selbe mit Monostomum vereinigen zu können. Demselben
Gen. bleibt auch die von Wagen er näher untersuchte
(J. B. XXV. S. 165) Amphilina zugesellt.
Das im letzten Jahresberichte — nach W^ ei n 1 a nd —
erwähnte Distomum Buskii, das von Busk in dem Duode-
num eines in England verstorbenen Lascar aufgefunden
wurde, gleicht im Habitus dem Dist. hepaticum , ist aber
grösser, bis zu 3 Zoll gross, und mit einem einfach gega-
belten Darme versehen , wie D. lanceolatum. Der Zwi-
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 135
schenraum zwischen den Darmschenkeln wird, ebenfalls wie
bei letzterer Art, von den Windungen des Uterus ausge-
füllt. Budd, on deseases of the liver London 1852. p.484.
Molin's Abhandlung: nuovi myzhelmintha (Sitzungs-
ber. der K. Akad. der Wissensch. 1859. Bd. 37. S. 818—
854 mit 3 Tafeln) enthalten Mittheilungen über 32 Trema-
todenarten , von denen zwölf neu sind und andere mit
verbesserter Diagnose charakterisirt werden. Auch der in-
nere Bau, besonders der Geschlechtsorgane, findet manch-
fache Berücksichtigung.
Besonders wichtig sind die Mittheilungen über: Codonocepha-
lus inutabilis (Tab. I. Fig. 2) , Gasterostomum fimbriatnm n. sp. aus
dem Darme von Anguilla vulgaris , Monosfomum ovatuin n. sp. aus
dem Darmkanale von Gallinula crex , M. attenuatum Rud. , Distomum
inßalum n, sp. aus dem Magen des Aals, Ü. grandiporum Rud., I).
variegatum Rud. , D. hemiciclum n. sp. aus dem Darme von Belone
acus, D. serpentatum n. sp. aus dem Darme von Sayris Camperi , D.
arreclum Duj., D. mutabile n. sp, aus der Gallenblase von Lacerla
muralis, D. bacillare n. sp. aiis den Fylorialanhängen von Cenlrolo-
phus pompiliusj D. unicum n. sp. aus dem Darme desselben Fisches,
D. mentulatum Rud., D. fuscescens Rud., D. crenatum n. sp. aus dem
Magen von Centrolophus, D. rerrucostim n. sp. aus dem Darme von
Labrax lupus, D. imhuliforme n. sp. ebendaher, D. cinceps n. sp. aus
dem Darme von Fulica atra, D. clavigerum Rud.
Das von Seh 1 ottha üb er unter seinen neuen Tre-
matoden aufgeführte gen.n. Astomum (a. a. 0. S. 129) mit
A, poricola n. sp. aus den Magendrüsen von Anas boschas,
reducirt sich, nach Untersuchung von Original-Exemplaren,
auf weibliche Individuen des sonderbaren Nematodengenus
Tetrameres. Vergl. J. B. XXII. S. 352.
Cobbold handelt in den schon mehrfach erwähnten
Observations u. a. über folgende Trematoden : Monostomum
dubium n. sp. (aus einer Cyste unter der Peritonealbeklei-
dung des Ovariums von Gasterosteus spinachia p. 156),
D. fulvum (nach der Ansicht des VerPs identisch mit D.
Simplex Rud. und D. bramae Müll., aus Gadus mustela
p. 157) , D. rachion n. sp. (aus dem Cabliau p. 158) , D.
gracilescens Rud. (p. 161 , bekanntlich ein Gasterostomum,
dessen Penis unser Verf. als contractile Blase gedeutet hat),
D. hispidum (p. 162, das Verf. dem Gen. Echinostomum zu-
136 L e u c k a r t : Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
rechnen möchte), D. oblongum n. sp. (aus dem erweiterten
Ende der Galleng-änge von Delphinus phocaena , mit Ma-
genschläuchen , deren zickzackförmige Gestalt die Unter-
schiede zwischen den echten Distomaarten und Fasciola
ausgleicht, wesshalb denn auch Verf. dasselbe zum Typus
eines eigenen Genus Campula macht i^AßS), D. compactum
n. sp. (aus der Lunge von Ichneumon mungoz p. 363),
D. minutum n. sp. (aus dem Austernfischer p. 364), D. Bosci
Cobb. (= D. colubri amer. Rud. p. 364), Bilharzia (n. gen.)
magna n. sp. (aus der Hohlvene von Cercopithecus fuligi-
nosus, eine mit D. haematobium Bilh. sehr nahe verwandte,
vielleicht identische Art , die aber nur in einem einzigen,
männlichen Exemplare zur Untersuchung kam p. 364. Die
Grösse soll viel bedeutender sein, als bei D. haematobium,
doch besitzt Ref. Exemplare des letztem, die keineswegs
gegen das hier abgebildete Thier zurückstehen. Auch sonst
lindet Ref. keine Unterschiede, es müssle dann sein, dass die
äussere Haut der Cobbold'schen Art wirklich glatt wäre,
wie es die Zeichnung wiedergiebt. Der Genusnamen Bil-
harzia kann nicht bleiben, da Die sing dafür bereits die
Bezeiclinung Gynaecophorus, Wein 1 and Schistosoma in
Anwendung gebracht hat. Immerhin aber ist der Nachweis
interessant , dass diese sonderbaren Blulwürmer auf den
Menschen nicht allein beschränkt sind.)
Cestodes.
Von Platner erhielten wir (Archiv für Anat. und
Physiol. 1859. S. 272—290. Tab. VI— VIII) unter dem Titel
„helminthologische Beiträge" Untersuchungen über den Bau
von Taenia Solium, besonders deren Geschlechtsorgane,
mit Angaben , die sich in mehrfacher Beziehung von den
früheren Darstellungen entfernen,- hier und da auch unsere
Anschauungen berichtigen, aber daneben mancherlei Irr-
thümliches enthalten. Vielleicht dass Verf. vor Fehlgriffen
mehr bewahrt gewesen wäre, wenn er statt einer rein dog-
matisirenden Behandlung seines Themas eine mehr einge-
hende Prüfung der Verhältnisse versucht hätte.
Der von Ref. als „Keimstock" beschriebene paarige Apparat
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 137
ist nach unserem Verf. als DotterstoU anzusehen. Er enthält (was
auch Ref. bestätigen kann) vollständige kleine Eier mit Keimbläs-
chen, Dotterkörner und Schale — ■ die freilich nicht mit der späteren
Schale verwechselt werden darf und richtiger als Eihaut bezeichnet
wird — und soll die ersteren aus einer besonderen kleinen als Keim-
stock fungirenden Blase bekommen, die dicht hinter dem Receptaculum
seminis gelegen sei. (Ref. hat sich von letzlerer Angabe nicht über-
zeugen können und glaubt das erstere Gebilde demnach als Ovarium
in Anspruch nehmen zu müssen. In morphologischer Beziehung ent-
spricht dasselbe dem „Keimstocke" der Bothriocephalen , aber diese
besitzen daneben noch einen Dotterstock, der den Täniaden abgeht.
In der Bildung und der Entwickelung der Eier finden sich zwischen
diesen beiden Familien gewisse charakteristische Verschiedenheiten,
wie das Ref. an einem anderen Orte specieller aus einander setzen
wird.) Die Entwickelungsgeschichte des Eies behält sich Verf. für
eine spätere Gelegenheit vor; er giebt aber beiläufig an, dass der
Dotter zu einer gewissen Zeit deutlich mit Wimpern versehen sei (?).
Die bekanntlich bläschenartigen Hoden („Hodenkörpercheu") sind mit
bleibenden Ausführungsgängen versehen und münden am hinteren Ende
des geschlängelten Samenleiters („Samenbehälters"; in einen unre-
gelmässig gezackten Sinus. Die Entwickelung der Ilodenkörperchen
wird auf einfache Zellen zurückgeführt. Die Existenz durchgehender
und verästelter Seitenkanäle wird von unserem Verf. in Abrede ge-
stellt; was man in diesem Sinne gedeutet habe, sei der Darm der
Cestoden, der in jedem Segmente einen isolirten ß-förmigen Schlauch
bilde. (Es scheint, dass Verf. niemals Gelegenheit gehabt hat, junge
Exemplare von Taenien zu untersuchen , er würde sich sonst z. B.
an T. cucumerina sehr bald von dem Irrthume seiner Behauptung
überzeugt haben.) Ausserdem habe jedes Glied noch ein eigenes
bisher übersehenes Gefässsystem , das dicht unter der Oberfläche des
Körpers liege und jederseits aus vier Längsstämmen bestehe , die
durch viele querverlaufende Aeste unter einander zusammenhängen.
Aber dieses Gefässsystem sei merkwürdiger Weise nicht durchgängig,
sondern von zahllosen Scheidewänden durchsetzt d. h. aus länglichen,
mit ihren Enden an einander gefügten Zellen gebildet.
Die erst jetzt (^1860j erschienenen amtlichen Berichte
der Göttinger Naturforscherversammlung enthalten S. 90
eine vorläufig Mittheilung über die von Ref. in Betreff der
Entwickelung der Blasenbandwürmer angestellten und seit-
dem ausführlich veröffentlichten Experimentaluntersuchun-
gen. Vergl. J. B. XXIII. S. 198.
ßaillet veröffentlicht in dem Journ. des veterin. du
138 L e u c k a 1' t : Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
Midi 1859 (oder Armales des sc. nat. 1859. T.XI. p. 303—
315) neue Experimentalimtersiichungen über die Entwicke-
liing der Blasenbandwürmer, dieses Mal ausschliesslich über
Taenia Coenurus. Er verfütterte die Proglottiden dieses
Bandwurmes, die zum Theil von einem bereits 16 Monate
vorher mit Coenurus inficirtcn Hunde abstammten , an zwei
Scbafiämmer, vier junge Ziegen, ein Kalb, eine Kuh und einen
Bock und sah darauf (in der 2. und 3. Woche) nicht bloss
bei den Lämmern , sondern auch bei einer Ziege und dem
Kalbe die bekannten Erscheinungen der Drehkrankheit auf-
treten , konnte auch in allen diesen Fällen den Coenurus,
und zum Theil in grosser Menge , in dem Hirne nachwei-
sen. Eine zweite Ziege starb einige Tage nach der Füt-
terungunter Congestionserscheinungen, die möglicher Weise
gleichfalls von der Einwanderung der Bandwurmbrut in's
Hirn herrührten. Die übrigen Ziegen und die zum Expe-
rimentQ verwandten zwei alten Thiere blieben gesund. Den
deutschen Experimentatoren ist es bisher nicht gelungen,
den Drehwurm bei den Ziegen zur Entwickelung zu brin-
gen , während Kälber bekanntlich auch bei uns drehkrank
gemacht sind. Uebrigens scheint es nach den von unserem
Verf. gesammelten Angaben , dass der Coenurus unter den
Wiederkäuern eine ziemlich weite Verbreitung habe. Das
Rennthier, Reh, Kamel, Muflon, so wie die Gemse und Ga-
zelle, sie alle leiden gelegentlich an dem berüchtigten
Wurme.
Zu den von Fürstenberg mit Coenurus und Cysti-
cercus tenuicollis angestellten Experimenten dienten nicht,
wie es in unserem letzten J. B. (S. 172), heisst, „Frösche
und Hunde," sondern „Füchse und Hunde," wie wir bei
dieser Gelegenheit noch nachträglich verbessern wollen.
Wir erwähnten im letzten J. B. S. 171 einer Beobach-
tung von B a i 1 1 c t über das Vorkommen eines Coenurus
in den Brustmuskeln des Kaninchens. Derartige Fälle meh-
ren sich.
So fand Eich 1er einen mit zahlreichen (gegen 2000)
Köpfchen besetzten Coenurus von Gänseeigrösse im Unter-
hautzellgewebe eines Schafes, und zwar ganz den gemeinen
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 139
C. cerebralis, wie die Untersuchungen von Haubner und
Zenker ausser Zweifel setzten. Bericht über das Vete-
rinärwesen im Königreich Sachsen 1858 — 59. S. 47.
Noch interessanter ist Cobbold's Beobachtung (I. c.
p. 365) vom Vorkommen eines Coenurus in der Leber und
der Lunge von Lemur maco , dessen Identität mit C. cere-
bralis freilich nicht constatirt wurde. Die Coenuren der
Lunge Sassen durch einen dünnen Stiel an dem Pleuraüber-
zuge und hatten eine vielfach gelappte Form.
Cobbold machte auch (ibid. p. 166) einige Fütte-
rungsversuche mit Kaninchenfinnen und fand nach eini-
gen Wochen bei den inficirten Hunden bald Taenia serrata,
bald T. cucumerina. Er sieht darin den Beweis, dass auch
die letztere Art ihren Finnenzustand im Kaninchen ver-
lebe und glaubt gewisse — freilich nicht näher beschrie-
bene — kleine Leberfinnen als deren Jugendform bean-
spruchen zu dürfen, (Nach der Ansicht des Ref. durchläuft
der betreffende Bandwurm seinen Finnenzustand in Insek-
ten , vielleicht Fliegenlarven , die die Eier bei Fütterungs-
versuchen auch wirklich aufnehmen. Freilich haben diese
Versuche Ref. sonst immer nur negative Ergebnisse ge-
liefert.)
Ueber den Zusammenhang im Vorkommen der Taenia
Solium mit dem Genüsse von rohem und halb rohem Flei-
s che vergleiche Barclay, Med. Times 1859. March 26.
Köberle glaubt ausser dem Cysticercus cellulosae
beim Menschen noch zwei andere grosshakige Finnen un-
terscheiden zu können , C. turbinatus n, sp. und C. me-
lanocephalus n. sp. , die beide im Hirne gefunden wurden
(l'Institut 1859. p. 194.) Ob der Aufstellung dieser Arten
wirklich specilische Differenzen zu Grunde liegen , müssen
wir dahin gestellt sein lassen ; die Unterschiede in Grösse
der Blase und Haltung des eingestülpten Halses dürften kaum
dahin gehören, indem diese ganz einfach auf Altersverschie-
denheiten sich reduciren lassen. Die Haken der ersten Art
sollen denen der Taenia laticollis ähnlich sein.
Haubner erwähnt eines Falles, in dem das (erweichte)
Hirn und verlängerte Mark eines Schweines mit mehr als
140 L e u c k a r t : Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
hundert Finnen durchsetzt war, während sonst nur einzelne
dieser Parasiten im Zellgewebe zwischen Schulter und
Brust gefunden wurden. Bericht über das Veterinärwesen
Sachsen's, 1858—59. S. 99.
Das medicinische Correspondenzblatt des würtemberg.
ärztlichen Vereins enthält in lNo.31 (Bd. XXIX) zwei Mit-
theilungen Weinland's, von denen die erste über Cysti-
cercus acanthotrias und Taenia flavo- maculala, die zweite
über Taenia mediocanellata handelt und Beobachtungen
bringt, über die wir nach einer früheren Mittheilung un-
seres Verf. 's schon im letzten J. B. (S. 174j referirt haben.
Die von uns schon früher (J. B. XXIV. S. 129) ange-
zogenen Beobachtungen Steenstrup's über den Band-
wurm des Stichlings finden sich übersetzt in der Hallischen
Zeitschrift für die gesammten Naturwissensch. 1859. XIV.
p. 475.
Weinland giebt an 1 13. Jahresber. der Ohio Staats-
Landbaubehörde S. 566) auf Hayti in der Leibeshöhle von
Rhynchichthys Gronovis einen mit Schistocephalus verwand-
ten geschlechtslosen Bandwurm beobachtet zu haben.
Nach Cobbold soll auch die Taenia filicollis des
Stichlings ein unvollständig entwickeltes Thier sein. Obser-
vations etc. I. c. p. 156.
Derselbe Beobachter überzeugt sich davon, dass
die Kalkkörperchen von Tricuspidaria , wie die der Trema-
toden, in flaschenförmigen Hohlräumen gelegen sind, lässt
diese sich aber einzeln in einen gerade zur Cuticula auf-
steigenden Canal fortsetzen. Quarterly journ. micr. Sc
T. VII. p. 115. (Bei durchsichtigen Exemplaren von T. cu-
cumerina ist es Ref. gelungen , denselben Zusammenhang
mit dem excrelorischen Gefässsystem nachzuweisen, den er
mit Pagen Stecher schon früher bei Echinobothrium be-
schrieben hat, J. ß. XXIV. S. 174.)
Derselbe bemerkt eine zwischen den hornförmigen
Fortsätzen an den Haken von Tricuspidaria ausgespannte
Chitinlamelle und giebt an, das diese Hörner , je nach Um-
ständen, nach vorn und nach hinten gerichtet sind. Eben-
daselbst S. 202.
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 141
Molin macht in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie
(Bd. 38. S. 7— 14) Mitlheilungen über neue oder doch nur unvollstän-
dig gekannte Cestoden , besonders Sparganum lanceolatum Alol. (Sp.
Erinacei Dies.), Scolex crassus n. sp. aus dem Darme von Solea vul-
garis, Dibüthrium claviceps Rud. , D. heteropleuriim Dies., Rbyncho-
bothrium corollatum Rud. , Taenia rolvndata n. sp. aus dem Darme
von Lacerta muralis, 7'. hemisphaerica aus dem Aale.
Cobbold entdeckte in dem Darmkanale von Delphinus phocaena
einen langen Bandwurm D ip htjll ob o thr ium (n. gen.) stemmace-
phaluni , und giebt von dieser neuen Form (Observations etc. l. c.
p. 167) folgende kurze Beschreibung: length upwards of 100 inches,
greatest breath Vs Ihs of an inch ; head arched, supported by a nar-
row neck, the lalter rapidly increasing in breadth; bolhria two in
number, compressed, shallow, subsessile, together forming a semicir-
cular festooned crovvn ; segments */,2 th to Ve th of an inch broad
from above downwards , marked by 10 or 12 longitudinal furrows,
the lower border of each slightly overlapping the succeeding Seg-
ment, reproductioneorifices conspicuons, vvidely separated, both pla-
ced in the mesial line.
Ebendas. handelt Cobbold auch noch über andere Cestoden,
über einen Tetrarhytichns aus dem Cabliau (p. 158), über Gymnorhyn-
chu.s reptans (p. 160), Taenia sphaerocephala (p. 164) u. a.
Taenia sulciceps n. sp. aus dem Darme von Diomedea exulans,
Baird Annais and mag. nal. bist. T. IV. p. 240.
Nach den Angaben von Schlotthauber (Amtl. Bericht u. s. w.
S. 13) ist die Taenia malleus Rud. keine eigene Art, sondern eine in-
dividuelle 3Iissbildung, die bei verschiedenen Arten, z. B. T. trilineata,
T. undulata, T. spenocephala in verschiedener Ausbildung gefunden
wird. Ebendas. wird auch die unrichtige Behauptung ausgesprochen,
dass die Bandwürmer im natürlichen Zustande nicht platt, sondern
drehrund und ungegliedert seien.
Turbellarii.
Ph aryng-o coe la. 0. S c h m i d t's Untersuchungen
über „die dendrocoelen Strudelwürmer aus den Umgebun-
gen von Gratz^ (Zeitschrift für wissensch. Zool. Bd. X.
S. 24—33. Taf. III— IV) beziehen sich auf Polycelis cor-
nuta n. sp. {= Planaria viganensis Duj. ?) , F. nigra Ehrbg,,
Planaria torva Müll, und PI. gonocephala Duj. und betreffen
vorzugsweise die Anatomie der Geschlechtsorgane. Die
Geschlechtsöffnung führt nach den hier vorliegenden Beob-
142 Leuckart: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
achtungen zunächst in einen Hohlraum, die Geschlechts-
kloake (antrum) , in die dann von hinten der muskulöse
Penis, von vorn der kuglige, mit muskulösem Ausführungs-
gange versehene Uterus und zwischen beiden die Keim -
und Dotterstöcke mit gemeinschaftlicher OefTnung einmün-
den. Der Penis nimmt ausser den beiden Samenleitern
noch eine besonders bei PI. gonocephala entwickelte Drüse
auf, deren körniges Secret sich im Grunde des Penis an-
häuft. Auch bei den übrigen Arten zeigt die Organisation
der hier erwähnten Theile mancherlei charakteristische V'er-
schiedenheiten. Polycelis cornuta besitzt hinter der Ge-
schlechtsöffnung noch ein besonderes sackförmiges Organ,
in das von den Seiten zwei flaschenförmige Warzen hin-
einragen, die eine auf der Spitze mündende Höhlung in
sich einschliessen. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist die-
ses Gebilde eine Drüse, vielleicht eine Schleimdrüse.
Aus den gelegentlichen Mittheilungen, die S c h m a r d a
in seinem grossen Reisewerke über den Bau der Planarien
macht, heben wir u. a. hervor, „dass stäbchenförmige Kalk-
ablagerungen" in der Haut häutiger zu sein scheinen, als
man früher annahm. Sie wurden nicht bloss bei Mesostomum
hystrix, sondern auch bei Macrostomum setosum, Thysonozoon
discoideum und Sphyrocephalus dendrophilus beobachtet, bei
welchem letztern sie in so grosser Menge vorkommen, dass
die Haut dadurch einen bedeutenden Grad von Festigkeit
erhält. Bei Diotis kommen zwei Gehörorgane, je mit einem
Otolithen, vor und ebenso bei Leptoplana otophora, nur dass
hier zwei Otolithen in jeder Kapsel gefunden werden.
Einfache mediane Otolithenkapseln beobachtete Verl. bei
Acmostomum crenulatum , Mesopharynx otifera und Cate-
nula quaterna. Bei Prostomum wird in Uebereinstimmung
mit Referent der vordere sog. Pharynx als Analogon des
Nemertinenrüssels gedeutet. Eine Quertheilung wurde an
mehreren ceylonischen und südafrikanischen Rhabdocoelen
aufgezeichnet; Strongylostomum caerulescens und die beiden
Arten Catenula kamen sogar immer nur in diesem Zustande
zur Untersuchung. Am ausführlichsten ist der anatomische
Bau bei Leptoplana otophora (S. 18) und Sphyrocephalus
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 143
dendrophiliis beschrieben. Noch mag hier er^vähnt sein,
dass beim Schwimmen der Dendrocoelen die Körperränder
meist eine scharf markirte undulirende Bewegung zeigen,
die an den beiden Seiten ganz in derselben Weise vor sicli
geht, wie bei einem Bote, dessen Ruder sich gleichmässig
senken und heben.
Noch mehr aber als unsere anatomischen, werden un-
sere systematisch - zoologischen Detailkenntnisse durch
Schmarda's umfassende Beobachtungen erweitert. Es
dürfte wohl kaum ein zweiter Forscher von sich rühmen
können, eine so grosse Zahl von Turbellarien gesehen und
untersucht zu haben.
Das System, das Schmarda bei seinen Bestimmun-
gen zu Grunde legte , schliesst sich zunächst an das Die-
sing'sche an , ohne damit indessen zusammenzufallen , wie
die nachfolgende Synopsis zur Genüge nachweist.
I. Synopsis Dendrocoeloruni (1. c. p. 13) :
A. Caput nulluni: Acarena-
a. Tentacula nulla (Aceroidea).
«. Oculi duo Dicelis.
ß. Oculi tres Tricelis.
y. Oculi quatuor Tetracelis.
tT. Oculi nulli.
a. Os articum Polycladus.
b. Os subcentrale posticuni . . . . Typhlolepta.
«. Oculi numerosi.
a. Os anticuni Leptoplana.
b. Os subcentrale ; oculi marginales . Polycelis.
c. Os centrale , pharynx protractilis
multilobus aut crenatus .... Centrostomum
D. Os duplex (!) ; pharynx duplex pro-
tractilis tubaeforniis Diplanaria u.
I). Tentacula frontalia spuria (Pseudoceroidea).
a. Dorsum laeve . . . . - Eurylepta.
ß. Dorsum papillosum Thysanozoon.
c. Tentacula frontalia (Cephaloceroidea).
«. Os centrale v. subcentrale posticum,
pharynx protractilis cylindricus.
a, Oculi numerosi cervicales et ten-
taculares P r o th ec e r aeu s n.
(= Proceros Quat,).
144 L e u c k a r t : Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
b. Oculi duo submarginales . . H om al oc er aeu s n.
ß. Os posticum . pharynx protractilis
multi-partitus Phagocata.
i\. Tentacula cervicalia (Notoceroidea).
«. Oculi nulli Planocera.
(i. Oculi numerosi ad basin tenfaculorum Stylochus.
y, Oculi in apice tentaculorum . . . Imogene.
ß. Caput corpore distinctuin : Carenota.
a Caput quadrangulare Cephalolepla.
I). Caput trianguläre G oni ocar ena x\.
c. Caput produclum tenlaculis duobus Car en ocer aeiis n.
d. Caput mall ei forme Sp hyr oc ephalu s n.
Einige der hier neu aufgestellten Genera dürften übrigens wohl
mit anderen schon bekannten zusammenfallen. So namentlich Gonio-
carena mit Dugesia Gir. , Carenoceraeus mit Nautiloplana Stimps.,
Sphyrocephalus, eine , interessante, fast nemertinenartig gestaltete Land-
planaria, mit ßipalium. Wir wollen es auch nicht vertreten, wenn
Verf. bloss auf Grund der Augenbildung in seinem Genus Polycelis
die verschiedensten Formen, Landplanarien, Süsswasserforraen (Arten
des alten Gen. Planaria , dessen übrige Repräsentanten zu Dicelis,
Homaloceraeus, Goniocarena gerechnet Averden) und marine vereinigt,
während er andererseits die so charakteristischen Formen der Land-
planarien (Geoplana Schnitze) über verschiedene Genera verlheilt.
II. Synopsis Rhabdocoelorum (1. c p. 2 — 12).
A. Os minimum extensile: Microstomea.
a. Os orbiculare.
a. Os terminale.
a. Otolithus unus, oculi nulli . . . Proporus.
b. Oculi sex Disorus.
ß. Os subterminale anticum .... Vorticeros.
\.. Os rimaeforme.
«. Os subterminale Microstomum.
ß. Os terminale Schizoprora.
B. Pharynx protractilis, amphoraeformis, co-
nicns vel cylindricus: Pharyngea.
a. Os anticum terminale (Acmostomea)
Gen. un Ann o s t o mu m u.
b. Os subterminale anticum (Derostomea).
«. Os circulare Vortex.
ß. Os longitudinale üerostomum.
/'. Os obliquum (?) Stenostomum.
c. Os centrale (Mesopharyngea).
der niederen Tliiere während des Jahres 1859. 145
«. Pharynx cylindricus Mesopharynxn.
ß. Pharynx infundibuliformis . . C honos t otnum n.
d. Os posticum (Opistostomea).
«. Otolithi duo Dio ti s n.
ß. Ütolithus unicus Monocelis.
y. Otolithus nullus Opisloslonium.
C. Pharynx protraclilis nullus: Apharyngea.
a. Os rimaeforme (Rhochmostomea).
«. Os longitudinale vel ellipticnni.
a. Os subterniinale Macrostorauni.
b. Os terminale Telos tomum n.
ß. Os transversa m Convoluta.
b. Os annuliforme (Gyrostomea).
fi. anticuin subterminale Strongylostoniuni.
ß. Os centrale vel subcentrale posticum.
a. Oculi duo ........ Mesostomuni.
b. Oculi nulli Typhloplana.
D. Proboscis extensilis terminalis : Rhynchoproboli.
a. Os anticum subterminalc Prostonium.
b. Os centrale annuliforme . . . Rhy nchopr ob o Ins n.
E. Individua in catenas associata. Caput cor-
pore discretum : Aggregala.
Gen. unic Catenula.
Der Genusnamen Vortex wird hier in einem sehr umfassenden
Sinne gebraucht, so dass demselben ausser dem Leidy'schen Gen. Cate-
«thia auch noch Plagiostomum, Spiroclytus, Trigonostomum, Hyposto-
mum, Pseudostomum Schm. zufallen.
Die vom Verf. beschriebenen und abgebildeten neuen Arten
sind folgende :
A. Dendrocoela (p. 15— 37. Tab. II— VIII) , alle, mit Ausnahme
der Landplanarien, marin.
Dicelis megalops Jamaica, Polycladus andicola, eine Landpla-
narie aus Quito, Typhloleptfi opaca Cap b. sp. , Leptoplana monosora
Ceylon, P. striataVevw, L. gigas Ceylon, (140 Mm. lang, 60 Mm. breit,
die grösste bis jetzt bekannte Art), L. chilensis Chili, L. otophora
Ceylon, L. macrosora Antillen, L. purpurea Jamaica, L. lanceolata
Valparaiso, Polycclis ophryoglena Peruan. Küste, P. obovata Antillen.
P. orhicularis Küste von Chile, P. haloglena ebendaher, P. atistralis
Neu-Sud-Wales, P. erylhrotaenia Tafelbai, P. microsora Ceylon, P.
ferruginea Jamaica, P. capensis Cap b. sp. , P. oosora Ceylon, P.
tnacrorhyncha Ceylon, P. trapezoglena Ceylon, P. lyrosora Tafelbai,
Centroslomuintaenia Peruanische Küste, C. polycydium Ceylon, C po-
lysorum Keu-Seeland, C. dnbium Ceylon, EvrylepUt rubrocincta Cey-
Archiv f. Naturg. XXVI. Jahrg. 2. Bd. K
146 Leuckart: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
Ion, E. nigrocincta ebendaher, E. miniala ebendaher, E. violacea
ebendaher, E. striata ebendaher, E. cardiosora ebendaher, E. su~
perba ebendah., E. orhicnhiris Antillen, Thysanozoon Diesinfjii Gr. Cey-
lon, Th. discoidevm ebendah., Th. ovale ebendah., Th. crnciatKm Port
Jackson, Protheceraevs terricola Central-Amerika in der Region der
Bergpalmen, P. microceiaeus Ceylon, P. nigricornis Peiu, P. latissi-
mus Ceylon, P. clavicornis , P. viridis ebenduh., Stylochns diclyotus
Antillen, St. fasciaius ebendah., St. oligoglenus Ceylon, St. amphibo-
hts ebendah. , St. heteroglenus Antillen, St. oxyceractis Ceylon, Imo-
gene trnncata ebendah. , /. conoceraea ebendah., Sphyrocephaltts den-
drophilus in feuchten und schattigen Wäldern Ceylons.
B) Rhabdocoela (p. 2—12. Tab. I, II).
Äcmostomum denliculatum aus Keu-Süd-Wales , A. crenulattim.
Neu -York, Mesopharytix otopkoriis Cap b, sp. , 3]. diglena Neu-Süd-
Wales, Chonostomum crenulatum Neu-Seeland, Diotis grisea Central-
Amerika, Vortex sphaeropharynx ^ eu-Gianadci, V. cmidattis ebendaher,
V. trigonoglena Neu-Süd-Walcs , V. truncatus Ehrbg. Aegypten , V
ferruginetis Aegypten, Derostomum leucocelis Central-Amerika, D.
truncatum Neu-Süd-Wales , D. elongatnm ISeu-Orleans, Macroslomum
setosum, INeu-Granada, M. ceylaniciim, Telostomum ferriigineum Cen-
tral-Amerika, Convoluta arciica Ceylon, Typhloplana gracilis Neu-
Granada, T. viridata Schmdt, IVeu-Seeland, Strongylostonmm andicola
Ecuador, St. nietopoglemim Sydney, St. coeriilescens Jamaika, Mesoslo-
mun» rostratum Duj. Ceylon, 31. hystrix Istrien, Rhynchoproholus tetro-
phthalmus Jamaika, Rh. papillosus Neu -York, Rh. erythrophthalmus
Cap b. sp., Catenida qualerna ebendaher, 0. bina Neu-Süd-Wales.
Vortex ferrugineus wurde vom Verf. in einem Aegyptischen Salzsee,
Diotis grisea im Brackwasser aufgefunden ; die übrigen Arten sind
Süsswasserbewohner. ,
Sonst haben wir von neuen Arten nur einige wenige Süsswas-
serplanarien aus Sibirien zu erwähnen, die von Gerstfeld (a.a.O.
S. 260) beschrieben sind : Planaria Angarensis n. sp. (von PI. lactea
durch lederartige Consislenz der Haut, durch dunklere Färbung und
schwarzes Halsband verschieden) , PI. torva Müll. , P. gutttila (mit
breitem, blattförmigem Leibe und 10 in zwei Reihen gestellten hellen
Flecken 'auf dem fast braunen Rücken).
Rh y 11 ch 0 coel a. Die Ansichten , dieSchmarda
(a. a. 0.) über den Bau der Neniertinen ausspricht, schlies-
sen sich an die Auffassungsweise der übrigen deutschen
Forscher an. Der Rüssel ist darnach ein selbstständiges
von dem Verdauungsapparate abgetrenntes Organ. Die
Kopfgruben werden als Respirationsorgane in Anspruch ge^
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 147
nommen, ob mit Recht, wollen wir hier dahin gestellt sein
lassen. Besonders interessant unter den vom Verf. beob-
achteten Formen ist die in Süsswasser lebende Nemertes
polyhopla (p. 44), die von den übrigen Süsswassernemer-
tinen generisch verschieden ist, sich durch Bildung des Rüs-
sels aber auch von den marinen Formen so weit entfernt,
dassVerf. dafür gewiss mit Recht ein neues Genus hätte auf-
stellen können. Der hintere Theil des Rüssels ist hier näm-
lich bis auf das knopfförmig verdickte Ende in der vorde-
ren eingestülpt. Die Innenwand des letzteren trägt grosse
Angelorgane. Auch die gewöhnliche Bewaffnung ist vor-
handen. Das Gefässsystem besteht aus zwei langen Canä-
len, die an den Seiten des Darmes verlaufen, an den En-
den mit einander anastomosiren und zwischen Kopf und dem
übrigen Körper in zwei kugelförmige contractile Sinus oder
Herzen überoehen. Zwei andere Canäle, welche die Ge-
fasse an der inneren Seite begleiten , scheinen sich nach
Aussen zu öffnen.
Das nach Beattie (Ann. and mag. nat. hist. III.
p. 160, Proc. Zool. Soc. 1858. June) von einer sehr langen
Nemertine (Lineus longissimus) producirte 18" lange , fa-
denförmige Junge, das ungefähr eine Woche lang lebte,
ist offenbar Nichts, als der nach Aussen ausgeworfene
Rüssel, der durch seine selbstständigen Bewegungen leicht
zu allerlei Missdeutungen Veranlassung giebt.
Bei der Aufstellung der einzelnen Genera lässt sich
Seh mar da, dem wir auch über die Zoologie der Nemer-
tinen sehr umfangreiche Untersuchungen verdanken, in ähn-
licher Weise , wie oben bei den Planarien , weniger von
anatomischen Gesichtspunkten leiten, als von der Bildung des
vorderen Körperendes mit den hier gelegenen Sinneswerk-
zeugen und OefTnungen. Auf diese Weise entstand denn
folgende synoptische Uebersicht (p. 38, 39).
A. Organa respiratoria distincta nulla (AbranchiataJ.
a. Caput integrum (Holocephala).
«. Oculi nulli.
a. Proboscis terminali:* .... Borlasia.
b. Proboscis subterniinali:> . , Valencinia.
148 L e u c k a r t : Bericht übe«, die Leistungen in der Naturgeschichte
ß. Ocellata. Pioboscis terminaiis. Os subterniinale.
a. Oculi duo Cephalotrix.
b. Oculi quatuor ...... Oerstedia.
c. Oculi plurimi.
1. Corpus appendice destilutum Ommatoplea.
2. Corpus appendiculatum . . Polystemma.
b. Caput lobis duobus (Lobocephala).
«. Caput subovatum excavatum . . C o Ip ocepkalus n.
ß. Caput obcordatum planum . Chi amydoecphalus n.
y. Caput conicum , lobis rostrifornii-
bus ; corpus teretiuscuium . . . Rhamphogordius.
J". Lobi bilobi. Caput depressum . Lobilabrum n.
B. Organa respiratoria fissiforniia (Rhochmobranchiata).
a. Caput fissura unica transversa terminali (Monobranchiala).
a. Oculi nulli Tubulanus.
ß. Oculi frontales bissen'ati .... Micrura.
y. Oculi frontales plurimi in serie se-
micirculari simplici }I emi eye li a n.
h. Fissurae duae (Dibranchiata).
«. Fissurae terminales breves. Oculi 4 Tetrastemma.
ß. Fissurae terminales in utroque la-
tere decurrentes. Oculi quinde-
cim usque septendecim .... Notospermus.
y. Fissurae longitudinales in utro-
que margine vel obliquae.
a. Oculi nulli Meckelia.
b. Oculi 4 — 12 aut plurimi . . . Wemertes.
c. Fissurae quattuor (Tetrabranchiata).
«. F'issurae in apice capitis cruciatim
divergentes Ophiocephalus.
ß. Fissurae quattuor breves terminales L ox o r rhochma n.
Was die in den letzten Jahren von Nordamerikanischen For-
schein aufgestellten neuen Genera betrifft, so glaubt Verf. das Gen.
Hecate Gir. zu Tetrastemnia, Leodes, Renieria und Slimpsonia Gir. zu
Meckelia, Poseidon Gir. zu Nemertes ziehen zu dürfen. Emmeia Leidy
möchte wahrscheinlicher Weise der Gruppe der Lobocephalen zu-
gehören.
Die von unserem Verf. beobachteten neuen Arten (p. 40 — 46.
Tab. IX und X) sind :
Borlasia bilineata Antillen , B. trilineala Cap b. sp., B. dory-
cepkala ebendaher, B. cardiocephala Chilesisrhe Küste, B. (?) unili-
neata Peruanische Küste, Ommatoplea ophiocepliala Tafelbai, 0. hc~
lerophthalma Neu -Seeland, Meckelia atro-coerulea Chili, M. macvo-
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 149
Stoma Neu-Seeland, M. ceylanica Ceylon, M. trigonocephala tbendah.
M. striata ebendah., M. macrorvhochma Neu-Seeland, M. viridis Dies.
Ceylon, Nemertes polyophthalma Peru. N. collaris Ceylon, N. pachy-.
rhyncha Tafelbai , iV. polyhoplu eine Süsswassernemertine aus dem
Nicaragua-See, Ophirephalus helerorrhochmus Südsee.
3. C-il i a t i.
Rotiferi.
Ge^enbaur stellt dieRotiferen zu den Arthropoden
und lässt sie hier eine eigene, den Crustaceen, Arachniden
und Insekten gleichwerthige Klasse bilden. Vergl. Anal.
S. 195.
Schmarda überzeugte sich während seiner Reise
selbstständig von der Duplicität des Geschlechts bei den Rä-
derthieren , fand aber in den von ihm untersuchten Arten
Männchen und Weibchen stets von gleicher Bildung und
Grösse. So namentlich bei Euchlanis tetraodon, deren lange
Samenfäden in grosse runde Kapseln eingeschlossen und in
einem drüsigen Organe enthalten waren. (A. a. a. S. XV.)
Es scheint demnach, dass bei denRäderthieren ebensolche
Gradationen in der Entwickelung der männlichen Individuen
obwalten, wie bei den Lernäaden.
Limnias, Floscularia , Stephanoceros und einige ver-
wandte Arten, deren Darmkanal im hinteren Körperende
sich umbiegt, glaubt derselbe den Bryozoen überweisen
zu dürfen , während Ichthydium und Chaetonotus wohl am
besten an die Naiden oder Turbellarien sich anschliessen.
Der Rest, die eigentlichen Räderthiere, wird den Würmern
zugerechnet. A. a. 0. p. XIV.
Diese übrigen Rotiferen theilt Verf. in fünf Familien,
die der Ptyguriden mit dem Gen. Diplotrocha, der Hyda-
tinaeen, Euchlanidoten, Philodinaeen und ßrachionaeen. Für
die zweite Familie wird dabei folgende Synopsis aufge-
stellt (S. 48).
A. Oculi nuUi.
a. Dentes et niaxillae nuliae .... Enteroplea.
b. Maxillae et dentes.
150 Leuckait: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
«. Denle unico Pleurotrocha.
ß. Dentibus duobus . . . . Typltlotrochan. gen.
B. Uculns unus aut plures.
a. Maxillae inaequales H eler o gnathus n. gen.
b. Maxillae utriusque lateris aequales.
«. Oculus unicus frontalis .... Furcularia.
ß. Oculus unicus cervicalis.
a. Pes slyliformis Monocerca.
b. Pes forcipatus.
1. Ogauon rotatorium ciliis in-
structum Notomniata.
2. Org. rot. ciliis et stylis instr. Synchaeta.
3. Org. rot. eil. et humulis instr. Scaridium.
c. Pes nullus , pinnulae 4 partitae Polyarthra.
y. Oculi duo frontales.
a. Pes nullus; Pinnulae 6 part. . Hexarthra.
b. Pes styliformis.
1. Pinnulae Triarthra.
2. Pinnulae nullae .... Rattulus.
c. Pes forcipatus Diglena.
6. Oculi duo cervicales Distemma.
s. Oculi tres sessiles.
Q. Oculi cervicales Triophthalmus.
b. Oculi duo frontales, unus cerv. Eosphora.
&. Oculi duo frontales pedicellati,
unus cervicalis sessilis . . . Otoglena.
rf. Oculi Septem Heptaglena.
t. Oculi plures in soro uno . ^. . Cycloglena.
X. Oculi plures in soro duplici , . Theorus.
Neu beschrieben und abgebildet werden (p. 47 — 64. Tab.
XII— XV) :
Diplotrocha ptygura Cairo , Typhlotrocha (n. gen.) zygo~
donta Central -Amerika, Hydatina senta Ehrbg. Neu-Seeland, H. chi-
lensis San Jago , H. tetraodon Quito, H. macrognatha Panama, Me-
ter o gnathus (n. gen.) macrodactylus Jamaika, H. brachydactylus
Central-Amerika , H, diglenus San Jago, //. nolommata im Brackwas-
ser bei Neu - Orleans , Notommata melanoglena Jamaika, N. Syrinx
Ehrbg. Aegypten, Ceylon, N. brachionus Ehrbg. Ceylon, JY. sulcata
Central-Amerika , N. megalodena ebendaher, Diglena macrodonta Ja-
maika, D. diadena Central-Amerika, D. longlpes Neu- Granada, D.
<indesina Chili, Polyarthra hexaptera Peru, Eosphora caribaea Ja-
maika, Euchlanis tetraodon ebendaher, Euchl. conica Central-Amerika,
Lepadella mucronata ebendaher, L. setifera Neu-Granada, L. cornuta
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 151
im Brackwasser bei Neu-Orleans, Salpina polyodonta Chili, Monostyla
tnacrognatha Quito , M. oophthalma Central-Amerika, M. closterocerca
Quito , Stephanops ovalis Quito, Squamella ^-denlata IVeu-Granada,
Hexastemma melanoglena Chili , Kotifer vulgaris Ehrbg., Ceylon, Ja-
maika , Philodina roseola Chili, Central-Amerika, Ph. citrina, Cey-
lon, Vh. setifera Hab. ? Ph. megalotrocha Ehrbg. Neu - Seeland , Ph.
macrosipho Jamaika, Vh. erythrophlhalma Ehrbg. Neu -Granada, No-
teus sp. aus Ceylon, Änuraea longistyla 3ama\ka , A. sp. d. aus Ceylon
und Chili, Brachionus diacanthus Istrien , Ceylon und Jamaika, Br.
Pala Ehrbg. Aegypten und Cap b. sp. , Br. rubens Ehrbg. ebendaher,
Br. longipes Neu - Granada , Br. nicaraguensis Central-Amerika, Br.
jamaicetisis, Br. militaris Ehrbg. Jamaika, Br. chilensis St. Jago, Br.
ancylognathns Quito , Br. polycerus Jamaika, Br. pustulatus Cential-
Amerika, Arthracanthns qnadriremis Aegypten, A. biremis ebendaher
und Pterodina Patina Ehrbg. Ceylon.
Die neuen Genera tragen folgende Diagnose :
Typhlotrocha (e fam. hydat.) Oculi nulli. Maxilla simplex
bacilliformis ; dentes duplices divergentes.
Meter 0 gnathus (e fam. hydat.) Oculus occipitalis unus aut
duo. Pes furcalus vel styliformis duplex. Maxillae inaequales.
Bei Beschreibung dieser Räderthiere verweist Schmarda auf
die schon früher in den Denkschriften der K. K. Akademie zu Wien
aus dem Jahre 1854 von ihm beschriebenen und abgebildeten
ägyptischen Rotiferen , die hier noch nachträglich aufgeführt werden
sollen , da sie durch Versehen des Ref. früher unberücksichtigt ge-
blieben sind: Diplotrocha (n. gen.) ptygura, Triarthra hremseta^
Hexarthra (n. gen.) polyptera , Euchlanis brachydactyla , Botifer
megaceros , Philodina gracilis, Ph. calcarata , Brachionus syenensis,
Br. latissiiHus, Br. diacanthus, Br. inermis, Ar t hr ac anthus (n. gen.)
quadriremis , A. biremis. Zur Naturgeschichte Aegyptens a. a. 0.
II. S. 1 ff.
Diplotrocha n. gen. e fam. Ptygur. Corpus nudum ; orga-
non rotatoiiuiii integrum, ciliis in duos circulos concentricos disposi-
tis ; oculus unus cervicalis.
Hexarthra n. gen. e fam. Kydatinaearum. Ocelli duo fron-
tales; pinnae sex.
Arthr acanthus n. gen. e fam. Brachion. Oculus unus cer-
vicalis ; pes furcatus, aculei mobiles testula arficulatim coniuncti.
Beobachtungen über Synchaeta baltica, Philodina citrina, Flo-
scularia ornata und Melicerta ringens mit schonen Abbildungen siehe
bei Gosse, Tenby p. 274, 297—317.
In die Nähe der Räderthiere gehört möglicher Weise
152 Leuckavt: Bericht übei die Leistungen in der Naturgeschichte
auch ein eigenthümliches von Grube bei Triest beobach-
tetes Thier, das sich mit Sicherheit keiner der bisher auf-
gestellten Hauptgruppen einordnen lässt. Der Körper die-
ses Thierchens besteht aus zwei hinter einander liegenden,
durch einen engen verkürz - und verlängerbaren Hals ver-
bundenen spindelförmigen Abschnitten, mit ziemlich star-
rer , durchsichtiger Wandung , von denen der hintere in
einen dicken, biegsamen, gegliederten Stiel ausläuft, um
sich durch diesen an das Bein eines Krebses (Nebalia) fest-
zusetzen. Von Zeit zu Zeit führt der auf diese Weise be-
festigte Körper auffallende, mehr oder weniger anhaltende
Schwingungen aus, von denen der Genusnamen Seison ent-
lehnt wurde. Hinter der Mundöffnug liegen eigenthümlich
geformte Kiefer. In der inneren Organisation scheinen un-
sere Thiere am meisten mit den Rotiferen übereinzustim-
men , doch fehlt ein eigentliches Räderorgan , indem nur
der vorderste Zipfel wimpert. Die Art wird als S. nebaliae
aufgeführt. Siebenunddreissigster Bericht der schlesischen
Gesellsch. f. vaterl. Cultur 1859. S. 24.
Bryozoa.
Carter liefert eine detaillirte Beschreibung von den
Wintereiern eines indischen Lophopus, der in seinem Aeus-
seren mitL. crystallinus die grosseste Aehnlichkeit hat, be-
rücksichtigt dabei namentlich die histologische Zusammenset-
zung der Hülle und die im Innern sich findenden „Stärke-
mehlkörnchen" und giebt an , dass die Süsswasserbryozoen
in Indien zu den häufigsten Objecten gehören und nament-
lich in Gesellschaft von Süsswasserspongillen vorkommen.
Die letztern werden sogar nicht selten von erstem zer-
stört, wobei denn mitunter die Wintereier der Bryozoen
untermischt mit der Gemmulae der Spongillen gefunden wer-
den. Ausser dem oben erwähnten Lophopus führt C. aus
Bombay weiter an eine, wie es scheint, mit Plumatella re-
pens van Ben. und PI. stricta Allm. identische Art und eine
im dortigen Brackwasser lebende Paludicella. Ann. and mag.
nat. bist. T. III. p. 335 ff.
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 153
Gosse machte Mittheilungen über die Entwickelung
einer Lepralia. Er sah deren Embryo frei im Wasser um-
herschwimmen, sich festsetzen und in eine beslachelte Zelle
verwandeln, deren Inhalt dann erst den eigentlichen Thier-
körper bildete. Rambles on the Devonsh. coast. (1853.)
p. 218. Tab. XIII.
Bei Pedicellina beobachtete derselbe , wie zahlreiche
bewegliche Körperchen mit langen starren Haarbüscheln
(Junge) durch die Mundöffnung austraten. Ibid. p. 210.
Andere Beobachtungen desselben Verf.'s beziehen sich
auf Eucratea chelata, Cellularia avicularia, C. aciliata, An-
guinaria spathulata (1. c. PI. VI, VII, X) und Bowerbankia
imbricata (Temby p. 328. PI. XXIII).
Nach den Beobachtungen von Holdsworth ist die
typische Form der schönen Electra verticillata nicht die
cylindrische, sondern die bandförmig abgeplattete, die bis-
her, wie es scheint, nur selten gefunden wurde. Die cy-
lindrische Form entsteht nur durch Incrustirung dünner
Fucoideenzweige, nicht durch freies Wachsthum. Die ersten
Zellen des Polypenstockes scheinen übrigens beständig über
fremde Gegenstände hinzukriechen. Die nächsten Verwand-
ten von Electra dürften in dem Gen. Membranipora zu su-
chen sein. Ann. and mag. nat. hist. T. III. p. 159. Proc.
Zool. Soc. 1858. June.
Professor Wyville Thomson in Dublin liefert (Nat.
hist. rev. Vol. V. Proc. Soc. p. 136. Tab. X— XV oder Proc.
Dubl. univ. zool. and bot. assoc. I. p. 77) eine Beschreibung
der von Dr. Harvey an der Süd- und Westküste Austra-
liens gesammelten Bryozoen, und zwar zunächst derjenigen
Arten, die den sechs ersten Familien der Cheilostomata Busk
zugehören. Die Zahl derselben beläuft sich auf 38, und
davon kommt mehr als die Hälfte (20) auf die Familie der
Catenicelliden. Die neuen, zum Theil sehr interessanten
Arten (deren Beschreibung auch in Quart, rev. micr. sc.
T. VII. p. 143 übergegangen ist), sind folgende : CateniceUa
alata, C. Harveyi, C. Dawsoni, C. castanea, C. crystallina,
C. Buskii, C. geminata, Cothurnicella (n. gen.) daedala,
Menipea cyathus , M. Buskii, Calwellia (n. gen.) bicornis.
154 Leuckart: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
Die Charakteristik des Gen. Catenicella und Menipea ent-
hält mancherlei neue Bemerkungen , von denen wir hier
das Eine hervorheben, dass das Genus Emma Gr. kaum von
Menipea zu trennen sein dürfte. Die neuen Gen. werden
wie folgt charakterisirt :
Cothurnicella n. gen. e fam. Cateuicellidarum. Cells in
simple rovvs, each row arising from the sidc of a Joint of an articu-
lated stein, each cell springing from the upper and back part of an-
other by a short horny tube. Cells all facing the same way. Cell-
mouth provided with a moveable operculuni. Ovicell an ordinaiy
cell of a series, much enlarged, but scarcely modified in form.
Calwellia n. gen. e fam. Gemellariadarum. Cells in pairs,
jointed back to back. Each pair of cells arising by tubulär prolon-
gations from the pair next but one below il. Each pair having a
direction at right anjjles to the next. At a bifurcation each cell of
the primary pair giving off a secondary pair. Ovicell subglobular,
placed immediately above and behind the posterior margin of the
cell-aperture.
Busk giebl eine Uebersicht über 40 von Barlee an
den Küsten Schottlands und der Orkneys aufgefundenen
Bryozoen (Rep. br. Assoc. held 1859. p. 144), unter denen
neu: BiceUaria Alderi, Flustra Barleei, Membranipora cor-
nigera, M. vulnerala, 31. minax, L. sinuosa ^ L. Barleei, L.
canthariformis, L. umbonata^ Alysidota conferta. Die neuen
Arten sind theilweise auch beschrieben in Quarterly Journ.
micr. sc. T. YIII.
Von Gray erhielten wir Mittheilungen über einige
neue australische Bryozoen: Char adeUa (n. gen.) tri-
fida und Lichenella (n. gen.) Brentii (Annais and mag.
nat. bist. Vol. III. p. 150), von denen erstere zu der Gruppe
des Gen. Amathia Lamrx (= Serialia Lmk.) gehört, für die
Verf. folgende Eintheilung vorschlägt.
* Cells simple, in a straight cluster on the joints.
Amathia s. str. Coral creeping; stem rarely forked ; joints fili-
form, the Upper half covered with one or tvvo series of cells, ter-
minal Joint or tag simple or rarely bifid. Sp. Ä. lettdigera.
Amathell a n. gen. Coral asborescens, erect, repeately for-
ked ; joints short, rather incurved, covered with one or tvvo series
of cells; terminal joints or tags bifid. Sp. A. bisserialis Kr. (cells in
two series), A. uniserialis (cells in one compressed series). ,
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 155
C har adella n. gen. Coral arborescent, erect, repeately trifid ;
joints moderale , rather incurved , upper side covered with one oi
tw'O series of cells; terminal Joint or tag trifid. Sp. Ch. trifiJa
(8—10" hoch).
"* Cells simple , disposed spirally on the articulations. Coral
arborescent, forked.
Serialia s. str. Coral arborescent forked ; articulations elon-
gate, naked at the tail, cell-bearing above , subspiral; terminal Joint
bifid. Sp. S. convoluta.
Spiralia n. gen. Coral arborescent, forked; articulations
Short, covered with crowded cells, forming together a nearly conti-
nuous Spiral series of cells on the stem ; tags indistinct. Sp. Sp.
spiralis, Sp. unispiralis.
"-■■"^ Cells with on elongated horny proress on each side, and
disposed spirally on the articulations.
C ornalia n. gen. Coral arborescent, forked; articulations
elongate , upper end with a crowded spiral series of cells, each
armed with an elongated horny process on the side. Sp. C. Au-
stralasiae.
Das Gen. n. Lichenella ist zunächst mit Flustra verwandt, hat
aber frappant das Aussehen einer Flechte. Gleich in Form und Be-
schaffenheit der als Mastophora Lamourouxii beschriebenen Kalkalge.
Hincks erwähnt gleichfalls zweier neuer Bryozoen:
Avanella dilatata und Arachnidia (n. gen.) hippothoides
Rep. br. assoc. held 1858. p. 128, beide von der Engli-
schen Küste.
IL Echinodermata.
Nach van ßeneden zerfällt die Abtheilung der Echi-
nodermen in drei Classen, die Echiniden, Stelleriden und
Holothuriden, und von diesen die zweite wieder in die Ord-
nungen der Asteriden, Ophiuriden und Crinoiden. Zool.med.
II. p.326.
Wrighl und Greene führen in ihrer Liste irischer
Echinodermen 35 Species auf, 1 Crinoide, 12 Ophiuren, 13
156 Leuckait: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
Ästenden und 9 Echiniden. Rep. br. Assoc. held 1858.
p. 179.
lieber irische Echinodermen (mit Einschluss der Ho-
lothurien, deren Zahl sich auf 10 beläuft) vergleiche man
weiter die Mittheilungen von Kinahan, nat. bist. rev.
T. VI. Proc. Soc. p. 368.
In dem Catalogue des cirrhipedes, mollusques et rayon-
nes, die während eines zweijährigen Aufenthalts in Cayenne
von Eudes-Deslongchamps gesammelt wurden (Bullet.
Soc. Linneenne de Normandie Vol. IV. p.40 — 67), geschieht
einiger Echinodermen und Polypen Erwähnung , unter de-
nen eine neue Comatula.
I. Scytoileriuata.
Sars hebt die bei den Holothurien vorkommenden
Spuren einer seitlichen Symmetrie hervor und macht dar-
auf aufmerksam, dass — auch abgesehen von den mit einer
Bauchscheibe versehenen Arten des Gen. Psolus — bei
zahlreichen Arten (Cucumaria Diquemarii, Phyllophorus v,
Hemicrepis granulatus, Echinocucumis u. a.) in der Stellung
und Entwicklungsweise der Ambulacra, Tentakel und wie auch
gelegentlich in der Bildung der den Mundring zusammen-
setzenden Skeletstücke und der Retractoren Verschieden-
heiten vorkämen , die auf eine Differenzirung von Bauch
(mit Trivium) und Rücken (mit Bivium) hinweisen. Ref.
fügt hinzu, dass auch die Anordnung der sog. Wasserlun-
gen und Geschlechtsorgane eine seitliche Symmetrie kund
thun , wie er das schon vor längerer Zeit bei seiner Mor-
phologie der wirbellosen Thiere aus auseinander gesetzt
hat. Verband, der Gesellsch. der Wissensch. in Christiania
für 1858. S.176.
Ebendaselbst (S. 167) macht Sars auch Mittheilungen
über sieben an der Finnischen Küste von ihm u. A. neu
aufgefundenen Holothurien : Thyonidium Drummondi Tomps.,
Th. hyalinumForb., Psolus (Cuvieria) squamatus Kor., Ho-
lothuria ecalearata n. sp., Molpadia borealis n. sp., Synapta
inhaerens Müll., Eupyrgus hispidus Barr. (= Echinococcu-
der niederen Thiere während des Jahres 1859 157
mis typica Sars ?j , die unsere bisherigen Kenntnisse aber
die Echinoderrnenfauna des Nordpolarmeeres in unerwar-
teter Weise bereichern.
Die neuen Arten werden sorgfältig beschrieben und folgender-
maassen charakterisirt:
Holothuria ecalcaratu Sars. 8-polIicaris et ultra, cute crassa,
tendinea, molli, laevi, pedibus suctoriis conicis sparsis, in dorso pau-
cioribus , maioribus interpositis, in venire minoribus et numerosiori-
bus obsita. Cutis corporis, peduni suctoriorum ac tentaculorum la-
minis aut aciculis calcareis prorsus destituta.
Molpadia borealis Sars. Corpus 3-pollicare et ultra, ellipticum
seu bursiforme, scabrum, obscure fusco-violaceum, postice in caudam
valde coarctalani conicam brevissiniani desinens; ore et cauda albi-
dis. Cutis coriacea, granulis calcareis innumeris densissime accumu-
latis globosis ovalibus aut irregularibus, aliis obscure fuscis opacis,
aliis laete rubris aut aurantiacis translucidis repleta est, simul cum
corpusculis calcareis crystallinis incoloratis sparsis et partim in su-
perficie externa cutis prominentibus irregularibus, e trabeculis reticu-
latis foraminibus niaximis rotundis vel ovalibus disiunctis constantibus.
Für des Gen. Echinocucuniis stellt Verf. nach erneuten Unter-
suchungen jetzt folgende Diagnose fest:
Echinocucuniis Sars. Corpus fusi forme vel elevatum, curvatum.
Cutis corporis squamosa seu laminis calcareis imbricatis laevibus fora-
minibus rotundis perforatis tecta , de quarum singula surgit aculeus
scaber conico-acuminatus. — Pedes suctorii in ambulacris 5 dispositi,
in quoque biseriales alternantes, in ambulacris 3 ventralibus completi,
in 2 dorsalibus incompleti (in medio corpore absentes). — Tentacula
10 frondoso-ramosa , quorum 2 lateralia caeteris longe niaiora, etiam
4 ventralia totidem dorsalibus inaequalia. — Annulus calcareus pha-
ryngeus gracilis huniilis e laminis 10 intime connatis, postice medio
incisis , antice conico - elongatis apice bicuspida, quarum 5 radiales
interradialibus maiores , constans : laminae 5 ventrales dorsalibus 5
multo (fere duplo) maiores. Hie annulus oblique axi corporis longi-
tudinali impositus est, ila ul pars illius dorsalis magis anterius, ven-
tralis vero posterius sita sit. Äliisculi coi:poris longitudinales 5 gra-
ciles, idemque 5 retractores annuli calcarei pharyngei, quorum 2 dor-
sales caeteris tenuiores. — Tubi genitales parum divisi. — Arbor
pulmonalis rudimentalis, e tubis 2 basi connatis indivisis, solummodo
appendice laterali brevissima obsitis constans. — Canalis cibarius
longissimus. — In cute pedum suctoriorum aciculae transversales dis-
persae, itemque in tentaculis densissime accumulatae.
Woodward und Lucas handeln (Ann. and mag. nat.
158 Le uckart: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
hist. T. III. p. 214— 221, Proc. Zool. Soc. T. XXVI. p. 360.
PI. XIV) über das Genus Synapta, namentlich S. digitata
Mont., S. inhaerens Müll. (= S. Duvernaen Qiiatref.) und S.
bidentata n. sp. aus China, mit besonderer Rücksicht auf
die aus der Haut hervorragenden ankerförmigen Kalkkör-
perchen. Nach den Untersuchungen unserer Forscher neh-
men diese Gebilde beständig unter der Epidermis ihren Ur-
sprung; sie werden erst frei, wenn letztere sich abstösst.
Der Anker entsteht vor der Ankerplatte , und zwar beide
zuerst unter der Form einer einfachen Nadel , die durch
Verzweigung erst allmählich die bekannte zierliche Bildung
annimmt. Uebrigens scheint es, als wenn die Zahl, Grösse
und auch Form dieser Körper bei derselben Art manchfach
wechseln könne. Nach den von unserem Verf. gegebenen
Aufzählungen kennen wir bis jetzt 12 Arten des Gen.
Synapta, 5 Chirodota, 1 Myriotrochus.
2. Actinozoa.
Echinida.
Gosse liefert Beobachtungen über den Bau und die
verschiedenen Formen der Pedicellarien (Tenby p.232 — 251.
Tab.XI— XIll), so wie über Seeigellarven. (Ibid. p. 282—
291. Tab. XVI— XVIII.)
Kinahan berichtet über eine Varietät von Echinus
lividus, die durch Bildung des Apex mit E. sphaera über-
einstimmt. Nat. hist. rev. IV. Proc. Soc. p.227.
Asterida.
Von E. Haeckel erhielten wir Beobachtungen „über
die Augen und Nerven der Seesterne" (Zeitschrift für
wiss. Zool. X. S. 184—191. Taf. XI). Die rothen Pigment-
flecke, welche die Asterien an der Unterseite der Strahlen
im Endtheile der Ambulacralfurche tragen und durch Um-
biegen der Strahlenspitzen frei nach Aussen richten, sind
in der That, wie Ehrenberg schon vor vielen Jahren
behauptet hatte , Augen und zwar zusammengesetzte Au-
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 159
gen. Nach den vom Verf. an Astropecten auranliacus, Aster-
acanthion glacialis, Asteriscus verriiculatus angestellten
Beobachtungen erscheint dieses Gesichtswerkzeug in seiner
Grundform als ein halbkugliger oder halbcylindrischer Bul-
bus, der mit seiner ebenen Grundfläche auf einem erhöh-
ten Polster angewachsen ist, an das von der Innenseite her
ein keilförmig erweiterter Stiel mit dem Sehnerven im In-
nern herantritt. Die convexe Oberfläche des Bulbus ist von
einer einfachen Cornea überzogen und unter dieser liegt,
in der Rindenschicht des Bulbus, in gewissen regelmässi-
gen Abständen eine grosse Anzahl (80 — 200) kegelförmiger
Einzelaugen, die mit ihren Achsen gegen einen gemein-
schaftlichen Mittelpunkt oder eine Mittellinie gerichtet sind.
Der Kern des Bulbus besteht aus einer feinkörnigen Mark-
masse , die wahrscheinlicher Weise als ganglionäre Verdi-
ckung des Nervus opticus betrachtet werden muss. In den
Einzelaugen unterscheidet man einen rothen Pigmentkegel
und unmittelbar unter der Cornea eine an der Basis des
Pigmentkegels gelegene Linse. In den Einzelheiten zei-
gen übrigens die untersuchten Arten manche Diff'erenzen, für
die wir auf das Original verweisen.
In dem Nervensysteme der Seesterne ist eine gang-
lionäre Beschaffenheit bisher bekanntlich noch nicht mit
Sicherheit beobachtet worden. Nach den Untersuchunoren
unseres Verf. 's ist solche aber nicht abwesend ; man findet
eben sowohl in dem Nervenringe, wie auch in den Radial-
stämmen deutliche, wenn gleich zarte und blasse Ganglien-
zellen, die besonders in die peripherischen Schichten der
Nervenstämme eingelagert sind, ohne dass es übrigens ge-
lingt, einen continuirlichen Zusammenhang mit den Fasern
nachzuweisen.
Nach Max Schnitze sollen nur in den Ambulacral-
stämmen, aber nicht in den Commissuren ganglionäre Ele-
mente vorkommen. Gegenbaur's vergl. Anat. S. 114.
Anmerk.
Auch Metten heim er untersucht die Augen eines
Seesterns, (Asteracanthion violaceus) und kommt zu we-
sentlich übereinstimmenden Resultaten, nur dass er die Lin-
160 Leuckart: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
sen nicht als solche, sondern als Agglomerate zarter Gang-
lienkugeln in Anspruch nimmt. Beobachtungen u. s. w.
a. a. 0. S. 287.
Möbius beschreibt „neue Seesterne des Hamburger
und Kieler Museums« (Hamburg 1859. 14 S. in Quart mit
4 Taf. Abb., aus dem 4. Bande der Abhandl. des naturwiss.
Vereins in Hamburg besonders abgedruckt) und erläutert
den äusseren Bau derselben durch hübsche Abbildungen.
Dieselben tragen folgende Warnen : Chaetaster inunitus von un-
bekanntem Fundorte , Ch. cylindrahis Ostindien , Asteriscus stellifer
Rio- Janeiro, Oreaster superbns Sumatra. Or. tuberosus von unbekann-
tem Fundorte , Astrogonium longimanum ebenso , Astr. crassimanum
Ostindien, Goniodiscus Stella Ostindien, Goti. scaber ebendaher, Gon.
conifer Südsee , Stellaster sulcatus von unbekanntem Fundorte , St.
gracilis China, Sumatra und Ostindien, Archaster nicobaricus Wicob,
Inseln.
Kinahan hebt hervor, dass an der Küste bei Dublin
Exemplare von Uraster glacialis vorkämen , bei denen die
Dornen nackt und ohne Spinulae seien.
lieber die Asteriden des mittelländischen Meeres vergl.
deFilippi in Guerin-Meneville's Rev. de Zool. 1859. p. 63.
Ophiiirida.
Von Lütken erhielten wir den schon im letzten Jah-
resberichte (S. 196) angekündigten zweiten Theil seiner schö-
nen Additamenta ad historiam ophiuridarum (S. 76 — 169 mit
5 ausgezeichnet ausgeführten Kupfertafeln , aus dem 5ten
Bande der Kgl. danske vidensk. selsk. sksrift. besonders
abgedruckt) mit einer Beschreibung der aus Westindien und
Centralamerika bisher bekannt gewordenen Arten (S. 76-158),
so wie derer , die während der Expedition der Galathea
gesammelt sind. Für die geographische Verbreitung, wie
für die Kenntniss der einzelnen Arten sind die Mittheilun-
gen unseres Forschers gleich wichtig, für letztere um so
mehr, als Verf. nicht bloss die ihm zunächst vorliegenden
Arten berücksichtigt, sondern weiter auch bei vielen Genera
(Ophioderma, Ophiolepis s. str., Amphiura u. a.) den Versuch
macht, durch Zufügung eines Conspectus specierum die einzel-
nen Arten schärfer und sicherer, als es bisher möglich war.
der niederen Thicre während des Jahres 1859. 161
ZU unterscheiden. Die Diagnosen sind in'Iateinischer Sprache
geschrieben, der beschreibende Text dänisch. Für ein spe-
cielleres Studium der Schlangensterne sind die Arbeiten
des Verf.'s ganz unentbehrlich; wir können uns desshalb
darauf beschränken , die Namen der einzelnen . theilweise
hier zum ersten Male beschriebenen Arten aufzuzählen.
(Vergl. J. B. XXIII. S. 222.)
Ophiodernia Anlillarum Llk. (= Oph. cinereum ? M. Tr.), p. 88.
Tab. I. fig. 1, 0. rubinundum Ltk. p. 90. Tab. I. fig. 2 , 0. panamense
n. sp. p. 91 , 0. squamosissinumi Ltk. p. 92. T. I. fig. 7, 0. virescens
Ltk. p. 92. Tab. L fig. 4, 0. elaps Ltk. p. 93, 0. brevicauda Ltk.
p. 94. Tab. I. fig. 3, 0. gutlatum n. sp. p. 95. Tab. J. fig. 8, 0. ser-
pens Ltk. p. 96. Tab. L fig. Q, 0. Januarii Ltk. p. 97. Tab. L fig. 5,
0. variegatum Ltk. p. 97, Ophiopeza Yoldii Ltk. p. 98, Ophiolepls
impressa n. sp. p. 101, 0. paucispina Say , 0. pacifica Ltk. p. 104.
Tab. II. fig. 4, 0. elegans n. sp. p. 105, 0. variegata Ltk. p. 106, 0.
inibricata M. Tr. p. 160, 0. (?) Januarii Ltk. p. 108. Tab. IL fig. 1,
Ophioner eis (n. gen.) reticulata Say (= Ophiolepis nereis Ltk.)
p. 110. Tab. III. fig. 6, 0. triloba Ltk. p. 112, Amphiura elongata Say
p. 115. Tab. III. fig. 1 , A. Stimpsonii n. sp. p. 116, A. scabriuscula
n. sp. p.118. Tab. III. fig. 4, A. matginata Ltk. p. 119. Tab. III. fig. 3,
A. septa n. sp. p. 120, A. cordifera Boso p. 120. Tab. III. fig. 2.
A. Oerstedii Ltk. p. 121, A. Puirtarenae, violacea und microdiscus Ltk.
p. 123, A. tenera n. sp. p. 124. Tab. III. fig. 5, Ophiactis Krebsii Ltk.
p. 126, 0. Reinhardii Ltk. (= 0. sexradia ?(;r.) p. 161, 0. Mülleri
Ltk. p. 127, 0. virescens Ltk. p. 128, 0. Oerstedii Ltk. p. 129, 0.
arenosa Ltk. p. 129, 0. Kroyeri Ltk. p. 130. Tab. III. fig. 8, Ophio-
stignia tenue Ltk. p. 131. Tab. III. fig. 9, 0. monilifornie Ltk. (=
Ophiura isocantha Say) p. 132, Ophiopsila (= Ophianoplus Sars, J.
B. XXIV. S. 152), Riisei n. sp. p. 136. Tab. V. fig. 2, Ophioblenna
(n. gen.) antillensis n. sp. p. 137. Tab. IV. fig. 4, Ophioniyxa flaccida
Say p. 138. Tab. V. fig. 1, Ophioconia crassispina Say p. 142. Tab. IV.
fig. 7, 0. scolopendrina Lmk. p. 163, 0. erinaccus M. Tr. p. 164.
0. dentata M. Tr. p. 165, 0. Riisei Ltk. p. 143. Tab. IV. fig. 6, 0.
aelhiops n. sp. p. 145, 0. pumila Ltk. p. 146. Tab. IV. fig. 5, Ophio-
Ihrix longipeda Link. p. 165, 0. Suensonii- Ltk. p, 148. Tab. IV. fig. 2,
0. Oerstedii Ltk. p. 149. Tab. IV. fig. 3 , 0. violacea M. Tr. (= 0.
caribaea Ltk. und 0. Kroyeri Ltk.) p. 150. Tab. V. fig. 1, 0. spiculata
le Conte p. 151, Asteroporpa annulata Ltk. p. 152. Tab. V. fig. 4, A.
affinis n. sp. p. 154. Tab. V. fig. 5, Asteroschenia oligactes Fall. (=
Ophiura cirrosa Say) p. 155. Tab. V. fig. 3, Aslerophyton niuricatuni
Lmk. p. 156 , A Caecilia Ltk. p. 157. Tab. V. fig. 6 , A. Krebrii Ltk
p. 158.
Archiv für Naturg. XXVI. Jahrg. 2. Bd. L
162 L eu c ka rt : Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
Die neuen Genera werden folgendermaassen diagnosticirt :
0 phio ner ei s diagnoscitur inter ceteras ophiuridas squama-
tas papiliis dentalibus carcnles squaniis disci niinutissimis, scutis ra-
dialibus fere absconditis, oralibus mediocribus, ovatis, papiliis oralibus
quinis , intimis infradentalibus, brachiis longis, latiusculis, ad inser-
tionem angustioribus, scutellis dorsalibus tripartitis, media parte irre-
gulariter hexagona, spinis ternis glabris mediocribus.
Ophi obl enna. Disco nudo squamulis destituto, cum sculellis
brachialibus tenuibus cute molli, scuta radialia etiani tegentc obducto,
spinis brachialibus pluribus (7) gracilibus nudis scaberrimis , rimis
genitalibus decem. Papulae orales et ambiilacrales adsunl, dentales
desunt.
Der erste Theil der hier angezogenen Additamenta ist
auszugsweise übersetzt in Silliman's Amer. Journ. 1859.
Vol. XXVIII. p. 55—66.
Auch L y m a n bereichert unsere Kenntnisse über Ophiu-
ren durch Beschreibung neuer amerikanischer Arten und
Ivritische Prüfung der Synonymie (Proceed. Bost. sog. nat.
bist. VII. p. 193—204).
Als neu beschreibt derselbe: Amphiura Pugelana aus dem Fu-
get Sund, A. occidentalis Californien, A. urlica Fuget Sund, A. Wur-
demarmii Florida, Ophioglypha (n. gen. = Ophiura Forb. non
Lamk., einem Genusnamen, der zunäclist für Asterias longicauda Linck
verbraucht wurde und daher den jetzt üblichen Ophioderma ersetzen
muss) Lmkenii Fuget Sund , Ophinra (= Ophioderma 31. Tr.) teres
Fanania, Ophiopholis Kennerthyi Fuget Sund, Ophiobrix lineata Florida.
Aus den kritischen Bemerkungen unseres Verf.'s ergiebt sich
weiter, dass Ophioderma virescens Lülk. = Ophiura appressa Say,
Ophioderma antillaium Lülk. = 0. cinereum M. Tr., Asterias cordi-
fera Bosk nicht = Amphiura cordifera Lülk., sondern = Ophiura
elongata Say , Ophionereis triloba Lütk. = Ophiolepis annulata le
Conte. Den Beschluss der Abhandlung machen eijiige Betrachtungen
über die Ophiurenfauna Amerikas und die geographische Verbreitung
der Ophiuren überhaupt.
Ueber Amphiura Leachii Greene, eine neue mit Ophiocoma ne-
glecta verwandte, irische Form vergl. Nat. bist. rev. T. V. Froceed.
Soc. p. 191.
Peach macht auf die Anwesenheit besonderer krebs-
scheerenartiger Waffen an der Unterseite der Arme von
Ophiocoma rosula und 0. minuta aufmerksam (die wohl
den sog. Pedicellarien zugehören dürften). Rep. br. assoc.
held 1858. p. 128.
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 163
3. Pelmatozoa.
Thompson macht Mittheilungen über die Entwicke-
lung von Comatula, die um so interessanter sind, als daraus
eine grössere Uebereinstimmung mit der typischen Ent-
wickelungsweise der übrigen Echinodermen hervorgeht.
Proceed. roy. Soc. 1859. Jan., Ann. and mag. nat. bist.
T. IV. p. 64.
Die reifen Eier bleiben noch eine Zeit lang vor der Ge-
schlechtsöffnung liegen und werden hier befruchtet. Nach der Klüf-
tung bildet sich im Centruni des niaulbeerförmigen Dotters ein soli-
der Körper, der den übrigen Dotter allmählich absorbirt und dann die
erste Larve unseres Thieres darstellt. Beim Ausschlüpfen ist die-
selbe tonnenförmig und mit 5 Flimmerkränzen umgürtet. Einer die-
ser Kränze zeigt später eine circumscripte Vertiefung, die allmählich
zum Munde wird. An diesen schliesst sich sodann ein aus Oesopha-
gus, Magen und Enddarm bestehender Tractus an. Die zweite OefF-
nung ist neben dem hinteren Körperende gelegen. Während der Ent-
wickelung des Tractus wird die Larve länger und wurmförmig und
mit anderen Flimmerorganen versehen. Von den Kränzen bleibt nur
ein einziger, der vordere, und zu diesem gesellt sich eine jederseits
von dem Munde bis zum hinteren Körperende hinlaufende Flimmer-
schnur. In diesem Zustande beginnt die Bildung des Echinoderms
und zv/ar unterhalb der Larvenhaut, in Form einer Rosette, die die
erste Anlage des ambulacralen Gefässsystems und auch des bleiben-
den Darmes zu repräsentiren scheint, Rund um diese Anlage ent-
wickelt sich eine dichte Zellenschicht, durch welche die späte-
ren Veränderungen der inneren Organe der Untersuchung entzogen
werden. Die Lösung des Echinoderms von der Larve wurde nicht be-
obachtet. Nach der Lösung erscheint dasselbe Anfangs als ein be-
wegungsloser Körper von eiförmiger Gestalt, unter dessen dicker
Rindenschicht die ersten Kalkkörper ihren Ursprung nehmen. Spä-
ter wird das Echinoderm keulenförmig, und dann befestigt es sich
mit seinem dünnen Ende, dem späteren Stiele, an irgend welchen
fremden Gegenständen. Im hintern Segmente des verdickten Kopfes
entstehen neben der Insertion des Stieles zwei correspondirende Rei-
hen von Skeletstücken (die sog. basalia und interradialia) und hier-
durch . wie durch die Bildung der Anfangs sehr rudimentären Arme
geht das Thier allmählich in die bekannte Pentacrinusform über.
Comatula fimbriata n. sp. Endes -Deslongchamps 1. c.
p. 66, mit vorspringendem Dorne auf der Aussenfläche der Armglieder.
164 Leuckart: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
IIL Coelenterata.
Es sind jetzt 15 Jahre verflossen, seit Ref. nach Dar-
legung des bis dahin so vielfach verkannten Baues der
Akalephen und Anthozoen den Versuch machte, diesen bei-
den Gruppen einen gemeinschaftlichen Organisationstypus zu
vindiciren und sie darauf hin unter voranstehendem Namen
zu einer eigenen Hauptabtheilung des Thierreichs zu er-
heben. Dies Verfahren des Ref. hat allmählich in immer
weiteren Kreisen Beifall und Anerkennung gefunden. Wie
die letzten Jahresberichte nachgewiesen , haben sich nicht
bloss in Deutschland, sondern auch in Frankreich, Skandi-
navien und England zahlreiche und gewichtige Stimmen
für die Nothwendigkeit einer derartigen Vereinigung aus-
gesprochen; es ist auch der Name „Coelenterata" in neue-
rer Zeit, besonders in Deutschland und England, vielfach
in Lehr- und Handbücher der Zoologie und vergleichenden
Anatomie übergegangen.
Unter den englischen Forschern sind es ausser Hu x-
1 e y in London namentlich W r i g h t in Dublin und G r e e n e
in Cork , die bei mehrfachen Gelegenheiten in sehr ent-
schiedener Weise die Anschauungsweise des Ref. vertreten
haben. Dem letztern verdanken wir zwei eigens diesem
Gegenstande gewidmete Mittheilungen : „on the present State
ofour knowledge of the coelenterata" (Proceed. Dubl. zool.
and bot. associat. Vol. L p. 52) und „on the morphology
of the hydrozoa with reference to the Constitution of the
subkingdom coelenterata" (nat. bist. rev. Vol. VL Proc. Soc.
p. 237), in denen derselbe weiter auch seine — am meisten
mit Huxley übereinstimmenden — Ansichten über die
Classification der Coelenteraten folgendermassen auseinan-
der setzt (vgl. bes. die zweite Mittheilung).
Subkingdom Coelenterata.
Animals in which the digestive canal freely communicates with
the general cavity of the body. Substance of the body consisting of
two distinct layers. The peculiar urticating Organs ternied „thread
cells" usually present.
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 165
Class I. Hydrozott'
Coelenterate animals , in which the wall of the digestive sac
is identical with that of the general cavity of the body, and the re-
productive Organs are external.
Order 1. Hydridae. Animal consisling of a Single naked po-
lype. Locomotive.
Order 2. Tiibularidae. Animal consisting of one polype or of
several connected by a coenosark. Fixed. Polypes naked.
Order 3. Sertularidae. Animal consisting of several polyps
connected by a coenosark. Fixed. Polypes protected by cells.
Order 4. Calycophoridae. Animal consisting of several poly-
pes connected by a coenosark, furnished with natatorial organs.
Oceanic.
Order 5. Physophoridae. Animal consisting of several poly-
pes connected by a coenosark , with or without natatorial organs.
Upper extremity of coenosark dilated into a float. Oceanic.
Order 6. Medusidae. Animal consisting of a polype suspen-
ded from the under surface of a natatorial organ. Oceanic.
Order 7. Lucernaridae. Animal consisting of a polype situa-
ted in the centre of a natatorial organ furnished with adherent base.
Oceanic.
Class II. Actino zoa.
Coelenterate animals, in with the wall of the digestive sac is
separated from that of the general cavity of the body by a interve-
ning Space, subdivided into Chambers by a series of vertical periga-
stric partitions, on the sides of which the productive bodies are
situated.
a. Parts of the body in number some multiple of five or six.
Order 1. Zoantharia. Polypes with simple (rarely branched)
tentacula, usually numerous. Solitary or aggregated. Sedentary or
locomotive, seldom oceanic.
b. Parts of the body in number some multiple of four.
Order 2. Rugosa. Animal unknown. Corallum thecal , with
septa and tabulae.
Order 3. Älcyonaria. Polypes with eight fringed tentacula.
Always aggregated. Kever locomotive.
Order 4. Ctenophora. Oceanic, free swimming , transparent,
gelatinous Actinozoa , moowing by mcans of vertical rows of cili-
ated plates.
Auch van Beneden vereinigt -die echten Polypen
mit den Cuvier'schen Akalephen zu einer gemeinschaft-
lichen Abtheilung, für die er (mit Umgehung des von Ref.
166 L e u c k n rt : Bericht über die Leistungen in der Pfaturgeschichle
vorgeschlagenen und sonst ganz allgemein angenommenen
Namens) die Bezeichnung Polypi beibehält, eine Bezeich-
nung, die schon ihrer Vieldeutigkeit wegen vermieden wer-
den sollte. Die Gruppen , die in dieser Abtheilung unter-
schieden werden, sind: 1) Ctenophores , 2) Discophores
oder Polypo-Meduses, 3) Zoanthaires (Polyactinia), 4) Cte-
noceres (Octactinia), 5) Spongiaires (Polypori). Zool. med.
II. p. 341.
1. Ctenophora.
Nach der Ansicht von Mc. Cready stehen die Cte^^
nophoren und Discophoren in demselben Verhältnisse zu
einander, wie die Seeigel zu den Seesternen. Eine Rippen-
qualle lässt sich gewissermassen als eine Meduse ansehen,
deren Scheibe bei Abwesenheit eines Mundstieles der Art
sich aufblähete , dass die hintere Fläche dabei auf ein
Minimum, auf den Apex, reducirt wurde, der frühere
Rand jetzt also mit dem hinteren Pole der Längsachse zu-
sammenfällt. Verf. sucht diese Ansicht durch Verglei-
chung des inneren Baues zu begründen, doch will es Ref.
bedünken, als wenn das wirkliche Verständniss des Cteno-
phorenbaues dadurch nur wenig gewönne. Der Versuch
unseres Verf. 's fusst offenbar auf den systematischen An-
schauungen Cuvier's, nach denen die Ctenophoren und
Medusen zu einer gemeinschaftlichen Gruppe (den Akale-
phen) zu vereinigen seien, während von anderer Seite doch
längst nachgewiesen ist, dass der Bau der Ctenophoren in
seinen Einzelnheiten fast mehr Verwandtschaft zu den An-
thozoen verräth, als zu den Scheibenquallen. (Huxley
betrachtet die Rippenquallen geradezu als schwimmende
Actinien. J. B. XXIIl. S. 226.) Nach der Existenz oder
der Abwesenheit der Tentakel unterscheidet unser Verf.
bei den Rippenquallen zwei Unterordnungen: Cydippidac
und Beroidae , von denen die letzteren am höchsten ent-
wickelt sind. Proceed. Elliot Soc. nat. bist. Charleston I.
p. 264—270.
Die hier angezogenen Beobachtungen Mc. Cready's
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 167
knüpfen sich an Untersiichung-en an, die Verf. über die Ju-
gendzustände von Bolina littoraUs n. sp. und Beroe pun-
ctata gemacht hat, und die vorzugsweise die äussere Kör-
perbildung, so wie die Entwickelung des Gastrovasculär-
apparats zum Gegenstande haben. Ibid. p. 254 if.
Die Jugendfornien von Bolina haben nach den Beobachtungen
unseres Verf.'s eine so grosse Aehnlichkeit mit kleinen Cydippen,
dass daraufhin die Cydippe quadricoslata Sars als eine unentwik-
kelte Mnemia norwegica und Cyd. brevicostata Willi als Jugend-
zustand von Eucharis multicornuta in Anspruch genommen wird. Der
Gastrovasculärapparat hatte bereits in den jüngsten zur Beobach-
tung gekommenen Individuen seine erste einfache Form (vergl. J. B.
XXIII. S. 227) verloren ; er zeigte bereits einen centralen, hinter dem
Magenrohre gelegenen Trichter, der freilich Anfangs nur kurz war,
und zwei damit im Zusammenhange stehende weite Lacunen , deren
äussere Peripherie sich, den nach hinten gedrängten, kurzen Flimmer-
rippen entsprechend , in vier kurze Zipfel aussackte. Die hinteren
Schenkel der sog. Ambulacralcanäle entwickeln sich vor den vorde-
ren, und ebenso auch die zwei iMagengefässe. Bei den tentakellosen
Jugendformen vor Beroe erscheint der Gastrovasculärapparat als eine
achteckige Höhle von streng radiärer Bildung, mit Fortsätzen, die
gleichfalls zuerst nach hinten wachsen, bevor sie sich nach vorne
bis zum Munde verlängern. Unter den letzteren überragen die den
Mundwinkeln entsprechenden Canäle die zwischenliegenden so weit,
dass erstere in jeder Lippe bereits durch eine Queranastomose zu-
sammenhängen, während die letzteren kaum die Hälfte des Körpers
erreicht haben. Neben der Otolithenkapsel bemerkt man ausser zweien
Pigmentflecken jederseits schon frühe eine Anzahl zottenförmiger
Gefühlswärzchen.
Bei halbwegs erwachsenen Individuen von Bolina wurde der-
selbe Verf. (Ibid. p. 263 (f.) häufig Zeuge eines schon früher von
Will gesehenen Vorgangs, der möglicher Weise eine ungeschlecht-
liche Vermehrung einleiten könnte. Er sah nämlich die Flimmerrip-
pen in kleine Partien zerfallen und diese nach Art von selbstständi-
gen Wesen eine längere Zeit hindurch im Wasser umhertreiben. Aber
noch mehr. Einzelne dieser Ballen durchliefen allmählich eine Form-
veränderung und producirten dabei zwei lange und schlanke Tenta-
kel, die durch Bau und Contraktililät mit den Tentakeln junger Bo-
linen übereinstimmten. Eine weitere Entwickelung konnte nicht be-
obachtet werden, da die betreffenden Theilstücke , wie die Thiere,
von denen dieselben abstammten, in den Aquarien des Verf.'s zu
Grunde gingen. Es wird die Vermuthung ausgesprochen , dass die-
ser Untergang nur durch äussere Momente bedingt wurde, und dass
168 Le u ck art : Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
gewisse vom Verf. im Freien aufgefischte Exemplare mit unsymme-
trisch gebildetem Körper aus der Metamorphose derartiger Theilslücke
hervorgegangen waren.
Auch Strethill Wright macht einige Mittheilungen
über die Jugendzustände von Cydippe, Beroe und Alcinoe
(new Edinb. philos. Journ. X. p. 112). Er schildert na-
mentlich eine junge Cydippe, deren Magenrohr trompeten-
artig aus dem mit vier Flimmerrippen und zweien langen
Tentakeln versehenen Leibe nach Aussen vorsteht und mit
einem zweilappigen Höhlensysteme im Innern des letzteren
zusammenhängt. Das Gehörorgan war schon vorhanden,
der Tentakel trotz seiner Länge erst mit einem Seitenzweige
versehen. Die junge Alcinoe entbehrt der späteren Schwimm-
lappen und gleicht bis auf die Vierzahl der Flimmerrippen
und die einstweilen noch unverhältnissmässig langen Ten-
takel einer Beroe , die übrigens bei ihrer Geburt zunächst
gleichfalls nur vier Flimmerrippen besitzt.
3. Uydrasmedusae.
Acalephae.
van Beneden beobachtete bei einigen, schon seit
vielen Monaten im Aquarium lebenden Exemplaren von Hy-
dra tuba den in wenigen Tagen ablaufenden Process der
Strobilation und überzeugte sich dabei von der Richtig-
keit der von (D a 1 y e 1 1 und) S a r s hierüber publicirten
Angaben. Die Scyphistomen produciren demnach keine
Knospen, wie Desor wollte, sondern lösen sich durch
Quertheilung nach vorhergegangenem Längenwachsthume
in eine Reihe über einanderliegender flacher Medusen auf.
Das terminale Theilstück (segment) wird ebenso, wie die
anderen, zu einer Meduse, nur dass hier der ursprüngliche
Larvenmund bleibt, während die übrigen Medusen einen
solchen Mund neu bilden müssen. Die Larvenarme bleiben
nur eine Zeit lang am obersten Theilstücke ansitzen und
gehen während der Entwickelung der Medusenform durch
Resorption verloren, während dafür das den Theilungspro-
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 169
cess überdauernde Basalstück durch Neubildung- von Armen
und Mund wieder zu einer Hydra tuba wird. Bullet, de
l'Acad. roy. de Belgique T. YII, No. 7. p. 487, oder Annal.
des sc. natur. 1859^ T. XI. p. 154—160.
Strethill Wright liefert Abbildung und Beschrei-
bung der polypenförmigen Aminen von Chrysaora, die sich
bekanntlich aus flimmernden Embryonen entwickeln. Der
Stiel ist äusserst dünn und von einer hellen Gallertschicht,
einer Art Polypenstock, überzogen. Wenn das Thier wächst,
und seine Tentakel (bis 16) vermehrt , so treibt es auch
wohl seitliche , zur Befestigung dienende Fortsätze. New
Edinb. phil. Journ. X. p. 106. (Von einer Prolification der
Embryonen und Polypen, wie sie Busch beschreibt, wird
Nichts erwähnt.)
Fr. Müller's Abhandlung über die Magenfäden der
Medusen (J. B. XXV. S. 200) geht in englischer Ueberse-
Izung in die Ann. and Mag. nat. bist. Vol. III. p. 446 über.
Abbildungen und Beschreibungen von Chrysaora cy-
clonota und Rhizostoma Cuvieri bei Gosse, Rambles etc.
Fl. XVII. p. 363 und Tenby PI. I. p. 37.
Hydroidea.
unter der Ueberschrift : Gymnophthalmata of Ghar-
leston Harbor veröflentlicht Mc Cready in dem ersten
so eben (1859) erschienenen Bande der Elliot Society p. 103
— 221 (PI. 8 — 12) eine Abhandlung über amerikanische Hy-
droidpolypen und Medusen, die um so wichtiger ist, als sie
nicht bloss eine grosse Menge neuer Formen kennen lehrt
und in systematischer Hinsicht mancherlei treffliche Winke
giebt, sondern weiter auch unsere Kenntnisse über Anato-
mie, Entwickelungsgeschichte und geographische Verbrei-
tung dieser interessanten Thiergruppe vielfach bereichert.
So giebt Verf. u. a. an, dass es ihm gelungen sei, bei
Eucheilota n. gen. und anderen Arten hinter jedem Ten-
takel und Randkörperchen ein unverkennbares Ganglion auf-
zufinden. In embryologischer Beziehung interessant sind
des Verfassers Beobachtungen über JSemopsis Gibbesü und
170 Lcuckart: Bericht über die Leistungen in der iXaturgeschichte
Cunina octonaria , welche letztere sich wie die nahe ver-
wandte Aeginopsis (J. ß. XX. S.419) durch einfache Meta-
morphose entwickelt, jedoch nicht frei im Wasser, sondern
auffallender Weise in der Mantelhöhle einer anderen Meduse
(Turriiopsis nutricula). Aber nicht genug-, dass letztere
den sich entwickelnden Larven Schutz und Aufenthalt ffe-
währt, sie dient denselben auch als Ernährerin, indem sie
es zulässt, dass die mit den Tentakeln befestigten Parasiten
durch Hülfe eines mächtigen Rüssels aus ihrer Mundöffnung
schöpfen. In der That , das Yerhältniss ist ein so uner-
wartetes, dass man dem Verf. kaum einen Vorwurf machen
wird, wenn man erfährt, dass dieser in seiner ersten, aus-
führlichen Mitlheilung ( description of Oceania nutricula
and the embryological history of a Singular medusan larva,
found in the cavity of its bell, 1. c. p. 55—90. PI. IV— VIj
den frechen Schmarotzer für den Sprössling der so sorg-
fältig ihn beschützenden Meduse gehalten hat. Die vom
Verf. beobachteten jüngsten Zustände dieser Schmarolzer-
meduse bildeten einen flimmernden Körper von keulenför-
miger Gestalt, der mittelst des dünn auslaufenden Stieles in
der Manteihöhle befestigt war. Die erste Veränderung
derselben besteht darin, dass das dickere Ende zwei schlanke
und biegsame Tentakel treibt , und dass im Innern durch
Verflüssigung eine Centralhöhle sich bildet. Auf dieser
Entwickelungsstufe beobachtete Verf. an dem keulenförmigen
Ende auch oftmals eine Knospenbildung , mitunter sogar
eine mehrfach wiederholte. Später verdoppelt sich die
Zahl der Tentakel. Dieselben biegen sich über dem keu-
lenförmigen Ende zusammen und werden dann anstatt des
früheren schlanken Körperendes zur Befestigung benutzt.
Das letztere bekommt eine Mundöffnung und giebt sich da-
mit als Magenstiel zu erkennen, als ein Organ, das in oben
angedeuteter Weise für die INahrungszufuhr Sorge trägt.
Die morphologische Natur dieses Rüssels wird noch deut-
licher, wenn sich nach einiger Zeit dicht unter den Ten-
takeln eine Ringfalte erhebt, die sich durch Form und Bil-
dung von (acht) Ololithenkapseln als erste Andeutung des
späteren Mantels zu erkennen giebt. Gleichzeitig mit den
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 171
Otolithenkapselii entstehen zwischen den vier Tentakeln
noch vier Tentakelstummel. Auf dieser Bildiingslufe verharrt
unsere Meduse eine längere Zeit. Der Mantel entwickelt
sich immer freier und wird schliesslich durch Reduction
und gänzlichen Schwund des Magenrohres zu dem wesent-
lichsten Theile des Medusenkörpers , nachdem der frühere
Aufenthalt in der Mantelhöhle verlassen ist. Uebrigens be-
hält der Mantel noch eine Zeit lang die frühere lappige
Form und ungleich lange Tentakel.
Den Charakter der Medusenfauna von Charleston be-
treffend , so glaubt der Verf., dass sich ausser den conti-
nentalen Beziehungen zu der Medusenfauna von Grand Ma-
nan, Boston und Long Island Sound auch eine unverkenn-
bare (klimatische) Analogie mit den mittelmeerischen For-
men und eine theilweise — vielleicht durch den Golf-
strom bedingte — Identität mit den südenglischen Arten
herausstelle.
Um zu dem speciell zoologischen Inhalte unserer Ab-
handlung überzugehen, müssen wir zunächst bemerken, dass
Verf. den Umfang seiner Gymnophthalmata s. Hydroidea in
etwas anderem Sinne begrenzt, als das gewöhnlich ge-
schieht, und namentlich auch die Siphonophoren denselben
zurechnet. Die aus der Vereinigung dieser in unseren
Berichten getrennten Ordnungen entstandene Gruppe zer-
fällt derselbe sodann in zwei Abiheilungen, Endostomata
und Exostomata, die sich beide nicht bloss durch die Form
der hydroiden Jugendzustände und die Organisation der Ge-
schlechtsthiere , sondern namentlich auch durch die Ent-
wickelungsweise der lelzleren unterscheiden. Die zu der
Abtheilung der Endostomata gehörenden Medusen entstehen
durch Aufbrechen eines Anfangs geschlossenen Bläschens,
das den Magenstiel eine Zeit lang in sich einschloss, wäh-
rend die Abtheilung der Exoslomata umgekehrt diejenigen
Formen enthält, die durch Abplattung des bläschenförmigen
Keimes oder ringförmiges Auswachsen desselben ihren Ur-
sprung nehmen, wobei Mund und Magenstiel natürlich jeder
Zeit aussen gefunden werden. Dazu kommt weiter, dass
die medusoiden Geschlechtsthiere der ersten Gruppe durch
172 Leiickart: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
eine meist tiefe Glockenform und einen klöpfelartigen,
hohlen Magensliel sich auszeichnen , der die Geschlechts-
organe in seine Wandungen einschliesst, auch beständig
ohne Otolithenkapseln (dafür aber gewöhnlich mit Augen-
flecken versehen) sind, während die Exostomata eine meist
flachere Scheibenform mit Gehörkapseln am Rande und einen
kurzen, mitunter freilich auch von einem soliden Fortsatze
getragenen J\lagenstiel besitzen und Geschlechtsorgane ha-
ben, die in der Peripherie der Radiärkanäle liegen. Die
Jugendzustände der letzteren sind, falls dieselben überhaupt
zu einer morphologischen Selbstständigkeit gelangen, den
Zoologen als Sertulariaden (s. a.) bekannt, die der erstem
dagegen als Tubulariaden (s. a.) und Siphonophoren. Ob
die Geschlechtsthiere sessil bleiben, hat auf das System
unseres Verf.'s nur insofern einen Einfluss , als im ersten
Falle Benennung und Charakteristik der Genera an die Ge-
schlechtsthiere , als die Repräsentanten der höhern Ent-
wickelungsstufe , anknüpft. Die Arten mit sessilen Ge-
schlechtsthieren stehen mit ihrem bekannten Genusnamen
bei den zunächst verwandten Medusen. Jedenfalls ist das
ein Verfahren , das man als ein consequentes anerkennen
muss, selbst wenn man es nicht vollständig billigt.
Wie der Verf. die beiden Hauptgruppen seines Systems
anderweitig eintheilt, ersieht man vielleicht am Besten aus
folgender Uebersicht :
1. Endostomata.
1. Corynidae.
a. Oceanidae (Gen. Oceania, Turritopsis g. n., Turris, Moo-
deria?, Saphenia).
b. Sarsiadae (Gen. Sarsia, Cor 1/ntf 15 g. n., Dipurena g. n.,
Slabberia).
c. Clavidae (Clava).
2. Velellidae. (Gen. Yelella, Porpita, Chrysomitra, Rataria).
3. Tubularidae.
a. Pennaridae (Gen, Cladomena, Zanclea?, Pennaria, Willsia ?).
b. Tubularidae (Gen. Steenstruppia , Euphysa, Tubularia, Co-
r ym orp h i s g. n.J.
c. Hippocrenidae (Gen. Nemopsis , Lizzia, Bougainvillia, Hip-
pocrene, Cytaeis, Eudendrium, Hydractinia ?).
o « ^
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 173
4. Siphonophorae.
a. Physophoridae (Gen. Forskalia, Agalma, Agalmopsls, Phy-
sophora etc.).
b. Hippopodidae (Gen. Hippopodius, Vogtia).
c. üiphyidae (Gen. Praya, Diphyes, Eudoxia etc.).
d. Physalidae (Gen. Physalia).
II. Exostomata.
1. Campanularidae.
a. Thauniantiadae (Gen. Thauniantias, Staurophora, Tiaropsis).
b. Eucopidae (Gen. Geryonopsis, Tinia, Eucope, Eucheilo ta
g. n., Epenthesis g. n., Campanularia).
2. Sertulariadae (Gen. Sertularia, Haleciuni , Thuiaria, Plumularia,
Aglaophenia, Antennularia).
c s3 ^ / Circeadae (Gen. Circe, Persa g. n,, Aglaura ?).
^ i^ " \ Trachynemidae (Gen. Trachynema, ßhopalonema).
"^ £ 'S )
-2 « c { Stomobrachidae (Gen. Stoniobrachium, Mesonema).
§ ^ ^ t
Geryonidae (Gen. Geryonia, Liriope).
Aequoriadae (Gen. Aequorea, Rachostorna).
3. Aeginidae (Gen. Cunina , Aegina, Aegineta , Aeginopsis, Po-
lyxenia).
Die vom Verf. beobachteten Arten sind folgendermassen in
dieses System eingereiht.
Subordo Endostomatä.
Mantel stets glockenartig, niemals scheibenförmig. Augenflecke
meist vorhanden, Otolithenkapseln niemals. Entwicklung immer
durch Generationswechsel (oder, wie Verf. zu sagen vorzieht „indi-
vidualized metamorpliosis"). Der Mantel der Glocke nmschliesst den
Magenstiel von Anfang an und erscheint zunächst unter der Form
eines geschlossenen Bläschens.
Trib. C or yni dae.
Die Larve ist eine Coryne, ein spindelförmiger Polyp mit zer-
streuten an der Spitze meist geknöpften Tentakeln , zwischen oder
unter welchen die Medusenknospen hervorkomn;en. Die äussere Ober-
fläche des glockenförmigen Mantels ist gewöhnlich mit einzelnen, un-
regelmässig gruppirten Angelorganen versehen. Tentakel in wech-
selnder Anzahl. jMantelstiel fast immer verlängert.
Fam. Oceanidae.
Kuglig , kegelförmig oder abgerundet, mit meist zahlreichen
Tentakeln, deren Basis zu einem schlanken oder spindelförmigen Bul-
bus angeschwollen ist. Gruppirung der ücellen wechselnd, mitunter =
0. Magenstiel dick , mit Geschlechtsorganen , die meist vier deutliche
174 Leuckart: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
Wülste im Umkreise der Magenhöhle bilden , und vier blattförmigen
Mundlappen.
Tui'vitopsis gen. n. Unterscheidet sich von Turris durch
die Stellung der Ocellen an der Innern oder untern Seite der Tentakel,
so wie durch Anwesenheit einer weitzelligen Hyalinsubstanz an der
Basis des Magenstieles, da, wo die Radiärcanäle ihren Ursprung neh-
men. T. nulricula.
Saphenia apicata n. sp.
Fam. Sarsiadae.
Mit einem meist langen und schlanken Magenstiele ohne Mund-
lappen. Die Geschlechtsorgane mehr gleichmässig in der Peiipherie
des Magensliels. Tentakel vier mit rundlichem augentragenden Bul-
bus, der einen zwischen Ringgefass und Badiärkanäle eingeschobenen
Sinus enthält.
Corynitis g. n. Mit dickem Mantel, dessen Concavität sich
zwischen den Radiärkanälen ausbuchtet, und einem ziemlich gedrunge-
nen Magenstiele. Geschlechtsorgane auf die Wurzel des Magenstiels
beschränkt. Tentakel kurz und dick, mit Häufchen von Nesselzellen,
die in derselben Weise auch an der Überfläche des Glockenmantels
vorkommen. Die Larve ist eine Coryne mit kurzem und gedrunge-
nem Leibe und nur wenigen Tentakeln. Die Meduse trennt sich vor
vollständiger Entwickelung; sie hat Anfangs nur zwei Tentakel und
eine einfach gewölbte Mantelhöhle. C. Agassizii n. sp. im ausge-
wachsenen Zustande von 3" Höhe.
Dipur e na g. n. Von dem Ansehen einer Sarsia , aber mit
geknüpften Tentakeln und einem Magenstielc, der durch eine Einschnü-
rung in zwei über einander gelegene Abschnitte getrennt ist. Ge-
schlechtsorgane im Umkreise dieser beiden Abschnitte. D. strangu-
lata n. sp., D. cervicata n. sp.
Sarsia lurricula n. sp. mit soliden, kurzen Tentakeln und einem
gleichfalls kurzen xMagensliele , wie Oceanea thelostyla Ggbr. Ent-
steht an einer verästelten Coryne mit schlankem Körper und 8 oder 9
zerstreuten Tentakeln.
Tribus Tubularidae.
Mit Larvenzuständen , deren Tentakel einen oder zwei unre-
gelmässige Kreise bilden. Medusen von zierlicher Form und oftmals
mit reihenweis gestellten Angelorganen oder Pigmentzellen auf der
Oberfläche des Mantels.
Fam. Pennaridae.
Medusen meist tief glockenförmig mit einfachem Munde und
einem mehr oder weniger verlängerten Mngenstie^ie. Aussenfläche
des Mantels mit reihenweis gestellten Angelorganen oder Pigmentzel-
Icn. Augen fehlen fast immer. Radialkanäle n»itunter verästelt. Die
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 175
Larvenzustände cylindrisch mit zwei Tentakelkreisen ; die Tentakel
des obersten Kreises geknüpft.
Willsia ornala n. sp. (von unbekannter Herkunft, in mehrfa-
cher Hinsicht von den übriffen Pennariden abweichend.)
Z,anclea gemmosa n. sp., kam nur im geschlechtslosen Zustande,
mit bloss zwei Tentakeln, zur Beobachtung. Sollte diese Zahl blei-
ben, so würde dies die Aufstellung eines neuen Gen. Gemmaria
rechtfertigen. Die Seitenzueige der Tentakel gleichen gestielten
Blättern. Entwickelt sich nach Beobachtungen von Agassiz an
einem Pennaria-artigen Hydroidpolypen.
Pennaria Gold f. (= Globiceps Ayres). Medusen mit reihen-
weis gestellten Pigmentzellen und vier rudimentären Tentakeln ohne
Augen. Die Larven bilden einen federförmigen Stock. P. tiarella Ayres.
Farn. Tubulär idae.
Im geschlechtsreifen Zustande mit vier zapfenförmigen Vor-
sprüngen , die vom Glockenrande firstenförmig auf der Oberfläche
des iMantels emporsteigen. Tentakel bald vier , bald nur einer oder
gänzlich fehlend. Augen = 0. Äluud einfach. Die Larvenformen mit
zwei Reihen einfach cylindrischer Tentakel. Die Grösse derselben
ist oftmals sehr beträchtlich.
Tubularia Auct. , mit Arten, deren Geschlechtsthiere bald frei
werden, bald auch sessil sind. Zu den letztern T. crislala n. sp.
Fam. Hippocrenidae.
Mantel der Meduse von beträchtlicher Dicke und sphärischer
Form , mit büschelförmig gruppirten Tentakeln und Angenflecken.
Geschlechtsorgane in vierfacher Anzahl. Vier mehr oder minder
stark verästelte Mundtentakel. Die Larvenzustände verschieden, mit
1 oder 2 Tentakelkränzen, bald frei, bald auch befestigt, einfach oder
verästelt, und mitunter von ansehnlicher Grösse. Die Medusenkno-
spen entspringen zwischen beiden Tentakelkränzen oder von dem ge-
meinschaftlichen Stamme.
Kemopsis Agass. Tentakel mit Augenflecken an der Basis, in
vier Büschel zusammengruppirt. Das mittlere Paar jeden Büschels
mit einer (ungefärbten) Anschwellung am Ende. Mundtentakel reich
verästelt. Die vier Geschlechtsdrüsen gehen von dem oberen Ende
des Maofensliels allmählich auf die Radialkanäle über und hängen
frei in den Innenraum des Mantels hinein. Die Larve von ISenio-
psis ist ein einfacher freier und grosser Polyp, der die grosseste
Aehnlichkeit mit Stimpson's Acaulis hat (J. B. XXII. S. 416). Die
Medusenknospen , die zwischen den beiden Tentakelkränzen ihren
Ursprung nehmen, zeigen Anfangs einen die Mantelhöhle ausfüllenden,
stumpf geendigten Magenstiel und vier frei hervorragende (nicht,
176 L e u c k a r t : Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
wie bei Sarsia und Hippocrene, Anfangs in der Mantelhöhle einge-
schlossene) Tentakelslunimel, die nach kurzer Zeit eine 2-, 3= oder
4-zackige Form annehmen. Nemopsis Gibbesii n. sp. Eine winter-
liche Form.
Hippocrene carolinensis n. sp. , eine der gemeinsten Arten, die
am meisten mit H. superciliaris Agass. verwandt ist und von einem
Polypen (Eudendrium) mit 12 Tentakeln, der zu etwa zollhohen Bäum-
chen heranwächst, abstammt.
Eudendrium ramosum .lohnst, (n o n van Beneden, dessen Art
von Dana zum Typus eines besonderen Genus Corydendrium erhoben
ist, und Dalyell).
Hydractinia echinata Johnst.
Subord. Exostomata.
Mantel gewöhnlich flach , selten tief. Augenflecke nur in we-
nigen Fällen, meist aber Otolithenkapseln. Entwickelung bald durch
Generationswechsel, bald auch durch direkte Metamorphose, während
welcher dann auch wohl Vermehrung durch Spaltung oder Knospung
stattfindet. Der Mantel ist niemals ein geschlossener Sack, sondern
immer offen und durch Faltenbildung im Umkreise eines zapfenför-
migen, in den Magenstiel sich umwandelnden Körpers entstanden. Bei
den Arten mit Generationswechsel entstehen die Medusenknospen im
Innern eines hornigen, von dem äusseren Skelete der Larven gebil-
deten Bechers.
Tri b. C ainp anularidae.
Das Magenrohr der meist flach gewölbten Medusen bildet einen
kurzen, in vier Mundlappen auslaufenden Cylinder, der bald sessil, bald
auch gestielt ist. Die Geschlechtsdrüsen an den (meist) vier Radialka-
nälen. Tentakel mit basaler Anschwellung in grösserer, oft sehr
grosser Menge. Ausser ihnen oft noch besondere kurze und zolten-
förmige Anhänge , die der äussern Zellenlage anzugehören scheinen.
Die Entwickelung geschieht durch Generationswechsel an den unter
dem Kamen der Campanularien bekannten Hydroiden , und zwar be-
ständig an besondern proliferirenden Individuen. In vielen Fällen ist
dieser Generationswechsel aber nur ein unvollständiger: die Geschlechts-
thiere bleiben dann sessil.
Fam. Thaumantiadae.
Mit Ocellen, statt der Otolithenkapseln, an den frei lebenden
Medusen. Sind bei Charleslon nicht vertreten.
Fam. Encopidae.
Mit 8 X 11 Gehörkapseln.
* Cirren neben den Tentakeln.
Eucheilota n. gen. Mit sessilem Magensacke, 8 Otolithen-
-,?i! .;■! der niederen Thiere während des Jahres 1859. 177
kapseln mit mehreren (mehr als 4) Körperchen und 16 Tentakeln.
E. ventricularis n. sp., eine der gemeinsten und schnellsten Arten.
Eutima n. gen. Magensack von einem langen, weit vorra-
genden Stiele getragen , mit mehr oder weniger zahlreichen Tenta-
keln. E. mira n. sp., mit 4 und E. variabilis n. sp. mit 12 Tentakeln.
** Tentakel ohne seitliche Cirren, lang und biegsam.
Epe7ithesis n. gen. Von Eucheilota durch Mangel der Cir-
ren lind geringere Anzahl der Otolithcn in den Gchörkapseln verschie-
den. E. folleala n. sp.
Phortis n. gen. Mit äusserst dickem Mantel und einem Ma-
gensacke , der sich an der Wurzel der 4 Radialkanäle ripfelförmig
auszieht. 12 — 14 Tentakel, Gehörkapseln mit ] oder 2 Steinchen. Die
Geschlechtsorgane reichen fast bis zum Ringkanale und enthalten
ausser den GeschiechtsstofTen je ein Paar röthlicher Drüsenkörper, die
in derselben Weise auch in den Tentakehvurzeln vorkommen. Ph.
giibosa n. sp. von ziemlich ansehnlicher Grösse.
Campanularia s. str. (= Eucope Gegenb. p. p.). Meduse mit
ziemlich tiefem glockenförmigem Mantel und längerem Magensacke,
der erst später Älundlappen bekommt. Tentakel 4 — 8, Otolilhenkap-
seln 8 mit je einem Steinchen. Die Hydroiden mit kriechendem
Stamme, gezähnelten Becherchen und geringelten Eikapseln. C. no-
liformis n. sp.
Laomedea Lam. Durch einen mehr massigen Polypenstock,
durch die Erweiterung des Stammes an der Ursprungsstelle der polypen-
tragenden Zweige und die verengten Enden der Eikapseln leicht
von Campanularia zu unterscheiden. L. divaricala n. sp.
''""" Tentakel ohne seitliche Cirren , mit rücklaufender Wurzel
und kurzen, fast steifen Fäden.
Obelia Per. (Eucope Gegenb. p. p.), Mantel scheibenförmig,
mit zahlreichen Tentakeln, mitunter über 100, und 8 Otolithenkapseln.
Die Larven sind Campanularien mit flachen und ganzrandigen Bechern
ohne Ringel. Ob. commissuralis n. sp.
Manll jj.jj, Sertnlariadae.
Die Geschlechtsthiere sind immer sessil und entstehen in be-
sonderen proliferirenden Individuen an Polypenstöcken, die sich durch
die sessile Beschaffenheit ihrer Zellen leicht von den Sertularien un-
terscheiden. Die Polypenzellen erreichen in manchen Arten nur
theilweise ihre volle Eutvvickelung , während der Rest verkümmert
und bald so, bald anders um die erstem sich gruppirt. Eine ähnliche
Gruppirung findet auch mitunter im Umkreise der proliferirenden In-
dividuen statt, und auf diese Weise entstehen die sog. zusammenge-
setzten Eierbecherchen.
Archiv f. Naturg. XXVI. Jahrg. 2. Bd. M
178 Leuckart: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
* Polypenzellen von doppelter Art; die grösseren, die die Er-
nährungsthiere enthalten, becherförmig.
Plumularia Lani. Polypenstock federföiniig , mit grösseren Zel-
len auf den Zweigen, die mit 2 — 3, mitunter selbst 4 kleineren Zel-
len zusamniengruppirt sind. PL quadridens n. sp.
Aglaophenia Lam. p. p. Mit einem aufrechten oder kriechen-
den, gleichfalls federförmigen Stamme, der im ersteren Falle durch
stolonenarlige Auslaufer befestigt wird. Die grösseren Zellen beste-
hen aus zweien Theilen , einem vorderen becherförmigen (mit ge-
zähneltem Rande) und einem hinteren, der eine röhrenförmige Ne-
benzelle trägt. An der Wurzel dieser grossen Zellen entspringen
zwei andere röhrenförmige Nebenzellen , die den erweiterten Theil
der Hauptzelle umfassen. Die terminalen Eierbecher sind gleichfalls
zusammengesetzt und nehmen einen grossen Theil der Seitenzweige
in Anspruch. Agl. cristata Lamk. und A. tricuspis n. sp.
^* Polypenzellen von einfacher Form, flaschenförmig mit ver-
engter Oeffnung.
Dynamena cornicina n. sp.
Fam. Circeadae.
Glockenförmige Medusen von unbekannter Herkunft, mit ver-
längertem Magenrohre und Mundtentakeln. Radialkanäle von wech-
selnder Zahl. 2 — 6^ Geschlechtsdrüsen. Zahlreiche kurze und con-
traktile Tentakel.
Persa n. gen. Von Aglama durch die Zweizahl der Genita-
lien und deren Zusammenhang mit den Radialkanälen verschieden.
Persa incolorala n.sp.
Fam. Geryonidae.
Mit langem Magenstiele and zweierlei Tentakeln , langen und
kurzen, kornartig gekrümmten. Geschlechtsorgane blattförmig.
Liriope sciitigera n. sp. mit Geschlechtsorganen, deren Seiten-
ränder sich fast berühren.
Fam. Aeginidae.
Medusen , die durch dicke und flache Form ihres Mantels,
Abwesenheit des Ringgefässes, weite und taschenförmige Bildung der
Radialgefässe , Einfachheit der MundöfFnung und Steifheit der Ten-
takel zur Genüge charakterisirt sind. Entwickeln sich durch einfache
Metamorphose.
Cunina oclonaria n. sp. mit 8 Magensäcken und ebenso vielen
Tentakeln. Entwickelt sich als Parasit in der Mantelhöhle von Tur-
ritopsis nutricula.
Proles medusiformis. Fr. Müller schildert (Archiv
für Naturgeschichte 1859. I. S. 310—321. Tab. XI) in einem
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 179
Aufsatze über „Polypen und Quallen von Santa Catharina"
den Bau und die Formverändeiungen der Liriope cathari-
tiensis n. sp., der häufigsten Meduse im Meere jener deut-
schen Colonie, die sich von L. mucronata durch geringere
Grösse und eine Anzahl röthlich gefärbter Nesselknöpfe am
Mundsaume unterscheidet. Besonders interessant sind die
Aufschlüsse über die Entwickelung, die uns ein neues (für
die Gruppe der Goryoniden wohl maassgebendes) Beispiel
von Homogenie vorführen.
Was die Organisation betrifft, so führen wir an, dass das Ring-
gefäss in der Mitte zwischen dem Radialgefässe mit einer Ausbuch-
tung versehen ist, die Verf. als Andeutung der hier bei den grösse-
ren Goryoniden vorkommenden centripetalen Gefasse (J. B. XXIII.
S. 239) ansieht. Um dasselbe Gefäss zieht sich ein undurchsichtiger
gelblicher Saum, der namentlich nach Aussen scharf contourirte rund-
liche" Zellen zeigt und von Zeit zu Zeit längliche Anschwellungen
bildet, denen die sog. Randkörperchen aufsitzen. Wahrscheinlich ist
dieser Streifen als Nervensystem zu deuten. Die Randkörperchen
möchte Verf. als Gesichtswerkzeuge betrachten. Der sog. Otolith
würde dann als Linse fungiren und die ihn excentrisch umgebende
Zelle (J.B. XXIII. S. 231) als Retina zu betrachten sein. Die jüngsten
vom Verf. beobachteten Individuen waren einfache kuglige Körper
von etv^a 0,2 — 0,3 Mm. Durchmesser und feinzelligem Gefüge , die
frei im Wasser trieben , aber auffallender Weise des sonst für die
jungen Medusen so charakteristischen Fliminerkleides enibehrten. Im
Innern enthalten diese Körper eine kleine Höhle , die excentrisch,
dicht unter der Oberfläche , 'gelegen ist und nach einiger Zeit auf-
bricht, worauf man dieselbe dann als Schwimmhöhle erkennt. Der
Rand der Oeffnung zeigt schon frühe deutliche Contractionen ; er er-
scheint als Velum , in dessen Umfang (bei Quallen von 1 Mm.) vier
und später nochmals vier Tentakel hervorknospen. Nach Entwicke-
lung der Tentakel gleicht das Thier so auffallend dem von Esch-
scholtz als Eurybia und von Gegen bau r als Eurybiopsis be-
schriebenen Formen , dass diese wohl gleichfalls blosse Jugendzu-
stände von Rüsselquallen sein dürften. (Dem Verf. ist es unbekannt
geblieben, dass Ref. die G e g e n b a u'r'sche Eurybiopsis schon vor
längerer Zeit als Jugendzustand erkannt hat und deren Entwickelung
in Geryonia exigua auf allen Uebergängen verfolgte , J. ß. XXIII
S. 239. Ebenso, dass daselbst schon die Angabe G.'s von der Anwe-
senheit einer einfachen Höhle in der Rüsselbasis der Geryoniden als
irrthümlich nachgewiesen worden.)
Derselbe berichtet weiter „über zwei neue Quallen
180 L e u c k a r t : Bericht über die Leistungen in der Raturgeschichte
von St. Catharina", Tamoya (n. gen.) quadrumana und
T. haplonema, die in systematischer, wie anatomischer Hin-
sicht gleich merkwürdig sind und ganz geeignet scheinen,
die immer noch streitige Frage nach dem Nervensysteme
der Medusen zum Abschlüsse zu bringen. Abhandl. der
naturforschenden Gesellsch. in Halle Bd. V. 12 S. mit 5 Ku-
pfert. in Quart.
Verf. rechnet das neue Gen. Tamoya , und gewiss mit Recht,
zu den Charybdeiden , einer Familie, deren Kennzeichen folgender-
massen festgestellt werden: Körper glockenförmig, mit vier (blatt-,
keulen - oder bandförmigen) hohle Fangfäden tragenden Randanhän-
gen. Zwischen ihnen vier in Nieschen geborgene Randkörperchen
mit Crystallsack und Augen. Magen im Grunde mit vier Gruppen
Magenfäden und vier Seitentaschen. Von Charybdea würde sich
Tamoya dann besonders durch den Besitz eines ganzrandigen Velums
am Glockenrande und Mangel der Nebenkanäle an den Seitentaschen
des Magens unterscheiden. Der Magen ist gegen den Mundtrichter
verschliessbar und enthält in seinem Innern dieselben wurmförmigen
Fäden, deren schon im letzten Jahresber. (S. 200) nach Angaben des
Verf.'s gedacht wurde. Bei T. quadrumana , deren bandförmig ge-
schlitzte Randanhänge eine ganze Anzahl (etwa 8) Tentakel tragen,
während T. haplonema deren an den einzelnen Anhängen nur zwei
hat, finden sich in der Magenwand vier äusserst zierliche dendriti-
sche Drüsenkanäle , die eine feinkörnige Flüssigkeit enthalten und
sich in den Magen zu öffnen scheinen, doch so, dass die Excre-
tionsöifnung sich in Form einer Rinne noch bis zum Lippenrande
hin erstreckt. Das Nervensystem ist in beiden Arten mit überraschen-
der Deutlichkeit ausgeprägt. Es bildet einen in der Höhe der Rand-
körperchen ringförmig um die Höhle der Glocke herumlaufenden Fa-
den, der sich an der Ursprungsstelle der Randanhänge und an den
Randkörperchen zu einem Ganglion verdickt und hier eine Anzahl
peripherischer Nervenstämme absendet. Die Geschlechtsorgane sind
von ungewöhnlicher Form ; sie bestehen aus breiten, grösseren oder
kleineren Plättchen, die in der ganzen Länge des Seitenrandes der
Magentaschen entspringen und frei in deren Höhle hineinragen. Vom
unteren Rande dieser Seitentaschen und den zu den Anhängen ge-
henden Fortsetzungen verlaufen dendritisch verzweigte nicht anastomo-
sirende Kanäle bis zum Rande des Velum. Die Nesselzellen von T.
haplonema sind je von etwa 6 soliden cylindrischen Fäden umgeben,
die vom Rande einer die Basis der Zellen umhüllenden Scheide zu
entspringen scheinen.
Mettenheim er schildert den Bau und besonders
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 181
die Circulations Verhältnisse einer kleinen (2 — 4'" grossen)
Thaumantias- artigen Schirmqualle mit 16 Tentakeln und
Gehörbläschen, in denen 3-6 von besondern Zellen umschlos-
sene Otolithen enthalten waren (also einer Art des Gen.
Eucope Gegenb.). Lippen und Tentakelbulbus waren pig-
mentirt , bald roth , bald grün , bald gelblich , und gingen
diese 'Farben während der Beobachtung durch langsamen
Wechsel in einander über. Wegen dieses Farbenwechsels
benennt Verf. seine Art als Tli. (Eucope) diversicolor n. sp.
Die Genitalien sind gestreckt und nehmen fast die ganze
Länge der sinusartig erweiterten und einer selbstständigen
Contraction fähigen Radialgefässe ein. Beobachtungen u. s. w.
a. a. 0. S. 302. Tab. XL
Green e macht einige Mittheilungen über den Bau
von Stomobrachium octocostatum und beschreibt sieben
neue Arten der Dubliner Küste : Aequorea formosa, Thau-
mantias neglecta, Th. (Eucope) typica, Th. Pattersonii, Bou-
gainvillea dinema , Diplonema (n. gen.) islandica , Steen-
strupia Owenii, nat. bist. rev. Vol. IV. Proc. Soc. p. 242 — 249.
Tab. XIV u. XV.
Aquorea formosa hat 10 Kadiärkanäle, von denen nur zwei
einander gegenüberstehende mit Geschlechtsorganen versehen sind.
Thaumantias P aller sonii mit 208 Tentakeln , Th. neglecta mit
7 X 4 + 4 , Th. (Eucope) typica mit 5 X 4 -f 4.
Bougainvillea dinema mit 4 Gruppen von je 2 Randfäden und
stark verästelten 31undtentakeln.
Diplonema (n. gen.). Umbrella globose, radiating vessels
four, simple, four conspicuous ocelli opposite the four simple ves-
sels. From one of the ocelli spring two long tentacles; peduncle
cylindrical , slightly contracted near its orifice, and terminating in
four, indistinctiy lanceolated lips. Die D. islandica ist vielleicht mit
der Meduse von Coryne fritillaria St. identisch. An der Ursprungs-
stelle der Tentakel und an dem einen Tentakel selbst wurden Medu-
senknospen beobachtet.
Steenstrupia Oicenii mit einem langen geringelten Tentakel und
Medusenknospen an dessen Ursprung.
Später beschreibt der selb e Verf. (Nat. bist. rev. T.V.
Proc. Soc. p. 272. Proc. Dubl. univ. zool. and bot. assoc.
T. 151) noch eine zweite bei Dublin vorkommende , viel-
leicht gleichfalls neue Art des Gen. Aquorea mit 8^-12
182 Leu ckart: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
Radialkanälen und äusserst zahlreichen Tentakeln, deren Ge-
schlechtsdrösen in der Nähe des Magens, je eine an den Ra-
dialgefässen, angebracht sind. Die Tentakel tragen an ihrer
verdickten Basis einen dunklen Augenfleck und sind äus-
serst contractu. Der Durchmesser des scheibenförmigen
oder etwas convexen Mantels beträgt 1".
Auch in Gosse's Rambles on the Devonshire coast
(1853) findet sich Beschreibung und Abbildung zweier neuer
britischer Arten des Gen. Aequorea, A. vitrina (p. 340.
PI. XXIII) mit etwa 90 Radialgelassen und 200 Tentakeln
und A. Forhesiana (p. 345. PI. XXIV) mit 70 Radialgefässen
und 36 ziemlich langen Randfäden. Weiter sind daselbst
abgebildet und beschrieben : eine unbekannte wahrschein-
lich dem Gen. Sminthea Gegenb. zugehörende Meduse mit
8 geknöpften Doppeltentakeln und 8 Otolithenkapseln da-
zwischen (PI. XXII. Fig. 1—3. p. 331), Willsia stellata
(PI. XX. p. 359), Turris neglecta (PI. XIII. p. 348), Oceania
pusilla n. sp. (PI. XIII. Fig. 11. p. 384), Saphenia Titania
n. sp. (PI. XXVI. Fig. 8. p. 387), Thaumanthias — oder
vielmehr Eucope — Buskiana n. sp. (PI. XXII- Fig. 5 — 12.
p. 386) und Thaum. (?) Corynetes n. sp. (PI. XXI. p. 407),
eine interessante Form, die nach der Ansicht des Ref. der
Familie der Trachynemiden zugehört und ein neues Genus
bilden dürfte, mit 4 Radialkanälen und 8 Paar starken keu-
lenförmigen Randfäden, neben denen je noch ein kurzer
Tentakelstummel ansitzt, drei Otolithenkapseln zwischen den
Tentakelpaaren und schlankem Magenstiele.
Unter dem Genusnamen Goodsirea beschreibt auch
Strethill Wright eine kleine neue Meduse, die mit
Plancia Forb. (J. B. XX. S. 426) nahe verwandt ist, sich
aber durch Abwesenheit der Ocellen und complicirte Struk-
tur der kleinen, neben den zwei langen Tentakeln in Menge
vorhandenen Randfäden leicht unterscheidet. Statt der Ocel-
len finden sich acht Otolithenkapseln mit je vier Steinchen.
Edinb. new phil. Journ. X. p. 110. PI. IX. Fig. 1.
Proles hydriformis. Gegenbaur entwickelt über den
Generationswechsel und den Polymorphismus der Hydroid-
polypen dieselben Ansichten, die von Ref. in diesen Berich-
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 183
len und an anderen Orten schon seit lange vertreten wur-
den. Vergl. Anat. S. 94.
Der Erste, der Hydroidpolypen aus den Embryonen
von Medusen sich entwickeln sah , war übrigens, wie hier
noch nachträglich bemerkt werden soll, Gosse, der diese
Vorgänge in seinen Rambles etc. (p.348. PI. XIII) von Tur-
ris neoflccta beschrieben hat. Wenn die Zeit der Fort-
Pflanzung naht, dann klappt die genannte Meduse — wie
wir das auch inzwischen von anderen Arten erfahren ha-
ben — ihren Schirm zurück, so dass der stark verdickte
Magensack mit den Ovarien nach Aussen hervortritt. Der
Schirm verkümmert dann allmählich , während aus den
Ovarien zahlreiche grosse Embryonen von rother Farbe
ausschwärmen, die nach einigen Tagen sich festsetzen und
dann zu Polypen auswachsen. Die ausgebildeten Zustände
dieser Polypen hat Gosse nicht beobachtet, da seine
Exemplare schon nach der Entwickelung von vier Armen
abstarben. Strethill Wright gelang es, diese vierar-
migen Polypen in einen Zoophyten übergehen zu sehen,
der mit Clava repens verwandt ist und als Clavula Gossii
folgendermaassen (Edinb. phil. Journ. X. p. 106) beschrie-
ben wird.
Clavula Gossii. Polypary creeping, sheathed in a chitinous po-
lypidorn. Polyps minute, seated on short stalks, spindle-shaped, fur-
nished with about tvvelve tentacles ; upper row of tenlacles long, fili-
form, four in number, erect ; rest of tentacles scattered , shorter, in-
clined upwards ; colonr crinison.
Ebenso beobachtete Gosse die Umwandlung der von
Plumularia pinnata und Antennularia antennina gelieferten
Planulae in Polypenstämmchen, 1. c. p. 287 (PI. XVII) und
p. 312 (PI. XI). Laomedea geniculata und Campanularia vo-
lubilis wurden mit Medusenknospen — Embryonen , wie
Verf. sagt — (p. 84. Tab. IV. p. 296. Tab. XVIII), Coryne
ramosa mit Geschlechtskapseln beobachtet, deren Eier nach
dem Austreten amöbenartig umherkrochen (p. 190. Tab. IX).
Allmann handelt über die, theilweise schon in einer
früheren Abhandlung (J. B. XXV. S. 205) von ihm bespro-
chenen „Generationsorgane" von Sertularia tamariska und
184 Leuckart: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
benutzt die Gelegenheit, die von ihm (wie auch von An-
deren) schon mehrfach hervorgehobene Analogie der in
den Gonophoren hervorsprossenden Samen- und Eiersäcke
(sporosacs) mit Medusenknospen in Erinnerung zu bringen.
Die immer an eigenen Stöcken sich findenden männlichen
Kapseln sind von den weiblichen sehr verschieden und na-
mentlich ohne den schon früher beschriebenen pyramidalen
Aufsatz. Die Kapsel selbst vergleicht Verf. niclit einem
Polypen, sondern dem Magenstiele einer Meduse, in dem
zwischen Ectoderm und Endoderm die Geschlechtsknospen
ihren Ursprung nähmen. Ann. and Mag. nat. bist. T. III.
p. 238—240. Rep. br. Assoc. held 1858. p. 119. müd-y-
sd'iß Ausser dem als Clavula Gossii oben erwähnten Ab-
kömmlinge der Turris neglecta beschreibt StrethillWright
(l. c. p. 106 ff.) noch einige andere interessante Hydroid-
polypen: Coryne implexa Alder, Bimeria vestita n. gen.
et n. sp., Garveia nutans n. gen. et n. sp. , Eudendritim
arbuscula n. sp. mit folgenden Diagnosen :
Coryne implexa. Corallum branched or creeping; composed
of two coals, the inner coat horny, annulated at intervals; the oulher
coat meinbranous , smooth , longitudinally folded near the polyps.
Body of the polyp cylindrical , much elongated; sumniit truncated,
very transparent, of a pearly white colour; mouth surrounded by a
dense white ring. Tentacles sniall and slender , very numerous.
Thread-cells on tentacles oval, barbed ; on the body of polyp long,
cylindrical. Both kinds of thread-cells within the corallum.
Bimeria veslila. Polypary minute , very slender, branched,
smooth or wrinkled near the division of the branches, inclosed in a
transparent horny corallum; polyps vase-shaped, destitute of probos-
cis; tentacles slender, alternate as in Eudendrium ; corallum, body,
mouth and lower half of each of tentacles of polyp clolhed in an
opake brown niembrane; thread-cells inconspicuous. ,j
Gerveia nutans. Polypary inclosed in smooth or slightly-
wrinkled corallum, creeping or forniing a steni of many agglutinated
tubes froni which the polyp stem diverge as branches; polyps not
retractile within the corallum, decumbent when contracted ; tentacles
about ten, thick, in a Single row, not alternate ; mouth not trumpet-
shaped; colour of polyp vermilion and yellow ; thread-cells incon-
spicuous. ^tifUüi*
Eudendrium arbuscula. Polypary branched , forming a bushy
der niederen Thierc während des Jahres 1859. 185
tree of adnate stenis. Bronches ringed ncar Iheir insertions. Polyp
white, terminal on very sleiider and transparent branches ; with liuni-
pel-shaped pioboscis and numerous alternate tentacles. Base of body
surrounded by ring of large thread-cells. Reproductive (male) cap-
sules moniiiform, double, borne in Clusters on shoit stems springing
at right angles froni branches. Summit of double capsule with a
lubeicle confaining baibed thread-cells.
Allman's „Notes on the hydroid zoophytes" (Ann.
mag. nat. bist. T. IV) bilden eine Fortsetzung der schon
früher von uns gelegentlicb (besonders J. B.XXV. S. 205)
angezogenen Untersuchungen desselben Verfassers
und enthalten, wie die verwandten üntcrsuchungenW r i g h t's,
zahlreiche interessante und wichtige Mittheilungen über
Bau und Fortpflanzung der Ilydroiden. Die erste „Note'*
(1. c. p. 48 — 55) bezieht sich auf Tubularia indivisa, Podo-
coryne carnea , Manie ella fusca n. gen. et n. sp., Eu-
dendrium {Cor ythamnium n. gen.) bacciferum n. sp.,
Coryne Briaraeus n. sp.
Tubulaiia indivisa trägt nach unserem Verf. Geschlechtskap-
seln , die bis auf den Alangel \on Mund, Randköiperchen, Tentakel
und Segel vollständig einer Meduse gleichen, vier Radiäikanäle, ein
Ringgefäss und Magenstiel (manubriuni) besitzen und am Schirm, \Aie
Manubrium , zwei über einander liegende Membranen, Ectoderm und
Endoderm, erkennen lassen. Die GeschlechtsstolTe entstehen im Um-
kreise des Manubrium zwischen beiden Häuten und werden durch
partielle Zerstörung des Ectoderm frei. Eigentliche Eier konnte
Verf. übrigens nicht unterscheiden. Es sind vielmehr blosse Dottei-
massen, die sich abtrennen und nach ihrer Abtrennung ohne eigentli-
che' Furchung sich in einen Zellenhaufen verwandeln und dann, im-
mer noch in der Höhlung des Schirms, in einen neuen Polypen sich
umbilden. Anfänglich nimmt die Dottermasse eine Scheibenform
an, dann knospen vom Rande aus eine Anzahl arniartiger Fortsätze,
die dem Embryo eine sternförmige Gestalt geben und die ersten Ten-
takelanlagen darstellen, und erst später wird derselbe durch buckel-
artige Erhebung der hinteren Körperfläche" und Bildung des Mundza-
pfens in einen Polypen verwandelt. (Ganz dieselbe Metamorphose
hat Ref. auch beider Helgolander Tub. coronata beobachtet.)
Von Podocoryne carnea beschreibt Verf. die Bildung der sterilen
und der proliferirenden Polypen , die sich hier nur durch geringere
Zahl der Fühler von ersteren unterscheiden, hebt sodann hervor, dass
die gemeinschaftliche Basis der Colonie ein unregelmässiges Netz-
werk von Chitinröhren darstelle (wie das früher schon von Krohn
186 Leuckart: Bericht über die Leistungen in der Katurgeschichte
beobachtet ist) und giebt schliesslich eine Schilderung der an P. al-
bida hervorkiiospenden ]\Iedusen.
Manicella fusca ist eine kleine viel verästelte Tubularine mit
16 etwas allernirend gestellten Tentakeln und einem braunen, man-
cherlei fremde Substanzen einschlicssenden Skelet, welches sich nicht
auf den Stamm beschränkt , sondern auch die Folypenköpfe bis zur
halben Höhe der Tentakel überkleidet. Die Geschlechtsknospen ste-
hen je auf der Spitze eines kurzen Seitenzweiges; sie sind nach allen
Seiten von dem Skelete umschlossen , das hier eine etwas runzlige
Beschaffenheit besitzt, und im Innern mit einem verästelten Central-
kanal (spadix) versehen.
Eudendrium bacciferum charakterisirt sich vornämlich durch
die Form seines Polypenstockes und die Bildung seiner Heschlechts-
knospen. Der erstere erscheint im Ganzen unregelmässig verästelt, ob-
wohl die letzten, an der Spitze meist gebogenen Zweige eine etwas
federförmige Anordnung besitzen. Der Ilauptstamm ist an der Wurzel
verdickt und deutlich aus verklebten Röhren zusammengesetzt. Das
Skelet erweitert sich an der Basis der Polypenköpfe zu einer be-
cherförmigen Scheide , die aber kaum bis zu dem aus 10 Tentakeln
bestehenden Kranze reicht. Die Geschlechtsknospen sind deutlich
medusoid, mit dicht anliegendem Mantel und vier Radialgefässen (ohne
Ringgefäss). Sie besitzen eine bedeutende Grösse und stehen auf
einem langen , meist dem Hauptstamme oder den ältesten Zweigen
aufsitzenden Stiele , der sich am Ende gleichfalls becherförmig zur
Aufnahme der Medusoiden ausweitet. Die aus Eiern mit deutlichem
Keimbläschen sich entwickelnden Embryonen sind sog. Planulae.
Coryne Briaraeus überzieht mit einem Netzwerke von Chitin-
röhren Steine, vielleicht auch andere fremde Gegenstände und erhebt
sich von da in senkrechten , häufig verzweigten Stämmen. Die Po-
lypen sind von heller Farbe, ausserordentlich dehnbar und mit 40 — 50
Tentakeln versehen , die regelmässig über den Körper sich verthei-
len. Zwischen diesen Tentakeln erhebt sich an einer bestimmten
Stelle ein Haufen Medusenknospen, die bei ihrer Lostrennung einen
halbkugelförmigen Mantel mit zwei Tentakeln und ein stark entwik-
keltes Manubrium besitzen (Saphenia? Ref.).
Die zweite „Note-' (I. c. p. 137 — 144) handelt über
Laomedea flexuosa Hincks, L. Loveni AlL, Coryne eximia n. sp.
und deren Medusensprösslinge.
Von ersterer wird die Anwesenheit einer Falte des Ecloderm
in den Winkeln zwischen den einzelnen Tentakeln hervorgehoben.
Die zweite ist die vonLoven als Campanularia geniculata be-
schriebene Art, die Verf. früher für H i n c k's L. flexuosa hielt, bis
fiv sich neuerdings davon überzeugte , dass sie von beiden und auch
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 187
von der sonst gleichfalls nahe verwandten L- dichotonia verschieden
sei. Die hauptsächlichsten Unterscheidungsmerkmale derselhen beste-
hen in der Art der Verzweigung und der Form der Gonophoren,
weniger in dem Aussehen, da der Stamm bald auf fremden Gegenstän-
den hinkriecht, bald auch aufrecht und frei ist. Die Geschlechtskno-
spen sind bekanntlich von exquisiter Medusenform , von den echten
Medusen der Campanularien aber dadurch verschieden, dass die Ge-
schlechtsstoffe nicht den — hier mitunter fehlenden — Radialgefässen
ansitzen, sondern dem Manubrium. Die Zahl der Randfäden wechselt
bei den weiblichen iMedasoiden von 8 — 16 — 20. Zur Bezeich-
nung solcher medusoiden , frei nach Aussen hervorragenden Genital-
bläschen schlägt Verf. den Kamen Meconidia vor.
Coryne eximia bildet an Felsen und Laniinarien ansehnliche
verfilzte Massen von 3 — 4" Höhle, mit Polypenknöpfen, deren 20 — 30
Tentakel der Art vertheilt sind , dass die vier obersten einen Kranz
im Umkreise der Mundötfnung bilden. Die Medusen knospen einzeln
an der Basis der Tentakel hervor und haben mit Sthenyo Duj. die
grosseste Aehnlichkeit, obwohl diese von einer Syncoryne aufgeammt
wird. (Die Medusen von Coryne Briaraeus sind umgekehrt, trotz der
Verwandtschaft der Hydroiden, von den hier vorliegenden sehr ab-
weichend — ein genügender Beweis, dass die Beschaffenheit der Me-
duse keinen sicheren Schluss auf die Natur der Jugendformen erlaubt
und umgekehrt.)
In der dritten „Note" beschreibt Verf. drei neue For-
men: Laomedea tenuis , Clava discreta und Die oryne (n.
gen.) stricto (1. c. p. 367 — 370, Rep. br. assoc. held 1859.
p. 142).
Die erstere ähnelt der L. lacerata, ist aber dadurch verschieden,
dass die Achselzellen keine Sporosacs , sondern förmliche Medusen
und zwar je eine in sich einschliessen. Der Bau dieser Meduse ist
für eine Campanularie sehr eigenthümlich : ein tiefer Mantel, von dem
zunächst ein solider Zapfen als Träger des Mantelsacks herabhängt, am
Ende der vier Radialgefässe ein Doppeltentakel , zwischen denselben
je ein einfacher, ohne Gehörkapseln und Augenflecken. Verf. vermu-
thet, dass die Geschlechtsorgane in den Wänden des 3Iagensacks zur
Entwickeliing kommen würden, und nicht, wie sonst bei den Medusen
der Sertulariaden, an den Radialgefässen.
data discreta eharacklerisirt sich dadurch , dass die Polypen
nicht gruppenweise stehen , sondern in Zwischenräumen über verä-
stelte Stolonen verbreitet sind.
Das Gen. n. Die oryne trägt folgende Diagnose: Cocnosarc
branched, clothed with a poiypary and adhering by a tubulär network,
188 Leuckart: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
Polyps claviform , of two kinds, one sterile, the other proliferous,
both borne upon the common coenosarc and issiiing from the extre-
niities of the branches. Sterile polyps with a verticil of filiform
tentacles situated behind the mouth ; proliferous polypes destitute of
tentacles (and mouth ?) and having the gonophores clustered round the
base. Sp. D. stricfa mit 16 etwas allernircnd gestellten Tentakeln.
Lebt zusammen mit Hydractinia echinafa auf Buccinum.
Die erste der hier angezogenen Noten betreffend, hebt
Wright (ebcndas. S. 174) hervor, dass die daselbst auf-
gestellten drei neuen Arten auch von ihm beobachtet und
beschrieben seien, die Manicella fusca als Bimeria vestita,
Eudendrium bacciferuin als Gerveia nutans, Coryne Bria-
raeus als Coryne implexa (ygl- oben).
Zugleich fügt derselbe hinzu , dass die bei Manicella
vorkommende becherförmige Scheide der Polypenköpfe
nicht von dem gewöhnlichen Skelet gebildet werde , son-
dern von einer eigenen glutinösen Substanz (colletoderm),
die das Skelet überziehe und auch bei anderen Hydroiden
gefunden werde , bei den Serlularien z. B. das sog. Mar-
supium bilde, in dem die Eier zur Entwickelung kämen.
A 1 1 m a n n erwähnt gelegentlich (ebendas. S. 369 Anm.)
der — bei uns schon längst bekannten — blinden Gefäss-
verlängerungen, die in die zapfenförmigen Geschlechtsor-
gane der von den Sertulariaden aufgeammten Medusen
hineinragen, und glaubt diese Geschlechtsorgane darauf hin
als „Sporosacs," d. h. besondere sessile Geschlechtsthiere
in Anspruch nehmen zu können. Die Meduse selbst würde
dann geschlechtslos sein und bleiben und eine Entvvicke-
lungsreihe zusammensetzen helfen , die folgendermaassen
lauten würde : Ei, Polyp, Meduse, Sporosac.
Nach der Ansicht von Hincks lassen sich die Gen.
Laomedea und Campanularia kaum von einander trennen,
da es unter den erstem Arten giebt, bei denen die Ge->
schlechtskapseln keine Achselzellen sind (L. angulata) und
unter den anderen Arten, deren Geschlechtskapseln sowohl
vom Stamme , wie von den Zweigen (Campan. Johnstoni)
entspringen. Dagegen aber glaubt er, die kleinen, mei-
stentheils sessilen Species von Campanularia als Typen eines
eigenen Genus CCcilicella) betrachten zu dürfen. Qu«r-
der niederen Thiere wfihrend des Jahres 1859- 189
lerly Journ. inicr. Sc. T. VII. p. 131 , Rep. br. Assoc. held
1858. p. 126.
Derselbe hebt die auffallende Forinverschiedenheit
zwischen den männlichen und weiblichen Kapseln von Ha-
lecium Beanii und H. halecinum hervor und erwähnt einer
mit Plumularia echinulata Peach nahe verwandten PL similis
n. sp. Rep. br. assoc. held 1858. p. 128.
Die bei den Plumulariaden vorkommenden cylindrischen
und von einer vorn offenen Chitinröhre umkleideten Aus-
wüchse, die eine Menge grosser Ncsselkapseln einschliessen
(und vonBusk desshalb als Nematophores bezeichnet wer-
den) sollen nach H uxl e y trolz ihrer abweichenden Stellung
und Organisation den Tentakeln zugerechnet werden. Hy-
drozoa p. 11.
van Beneden erinnert an die bekannte (schon von
Cavolini) beobachtete Thatsache, dass Tubularien und
andere Hydroidpolypen die Köpfchen nicht selten zu ge-
wissen Zeiten, besonders Winters, verlieren und später wie-
der bilden. Cpt. rend. T. 49. p. 452.
Nach den Untersuchungen Gegenbaur's (vgl. Anat.
S. 69) sind auch die marinen Hydroiden deutlich aus Zel-
len zusammengesetzt. Corymorpha nutans zeigt neben die-
sen noch eine fasrige Muskulatur (S. 75).
Weinland fand in einem kleinen Corallenbecken
an der Nord-Küste Hayti's Exemplare von Madrepora alci-
cornis mit Zweigen , die sich zum Theil 3 — 5 Zoll über
den Wasserspiegel erhoben. Natürlich waren dieselben
abgestorben, soweit sie dem Contacte der Luft ausgesetzt
blieben. Die Beobachtung fiel in den Monat Juni und fin-
det ihre Erklärung in der Thatsache , dass das Wasser
jenes Bassins den Winter über 4 — 6' höher steht, als wäh-
rend des Sommers. Freilich würde daraus für die genannten
Korallen ein ungewöhnlich rasches Wachsthum folgen. Proc.
Bost. Soc. VI. p.364.
Agassiz bestätigt das rasche Wachsthum gewisser
Korallen und hebt hervor, dass die Zweigkorallen sich an
ihrer Basis in eine Scheibe ausbreiten, bevor sie sich er-^
heben. Ibid. p. 375.
190 L e II c k a r t : Bericht, über die Leisfiingen in der Naturgeschichte
Von neuen Arten haben wir ausser den schon ange-
führten noch zu erwähnen :
Plumularia halecioides n. sp.. Halecinm labrosum n. sp., beide
von der ßrittischen Küste, H. nanuni n. sp. an der Oberfläche von
Sargassum bacciferum aus dem Atlantischen Ocean, AI der, Ann.
and mag.nat. bist. T. III. p. 353. Tab. XII— XIV. (Hep. br. assoc. held
1858. p. 126.)
Campanularia fastigiata n. sp. , Adler rep. br. assoc. held
1059. p.l42.
Coryne sessilis Gosse, Rambles p. 208. PI. XIV. Fig, 1 — 3, C.
Cerbenis ibid. p. 222. PI. XIV. Fig. 4, 5 (beide wahrscheinlich Ju-
gendzustände anderer Arten, die letzte mit 2 Kreisen von je 3 Tenta-
keln, deren obere geknöpfte Enden haben).
In Betreff des Vorkommens und der geographischen
Verbreitung unserer Süsswasserpolypen ist die Beobach-
tung von Schmarda interessant, dass Hydra fusca und
H. viridis nicht bloss in Griechenland, sondern auch (erstere
wenigstens) in Aegypten gefunden werde. Zur Naturgesch.
Aegyptens a. a. 0.
Siphouophora.
Huxley beschreibt in einem eigenen, von der Ray
Society mit zahlreichen kostbaren Abbildungen ausgestatte-
ten Werke „the oceanic hydrozoa" (141 Seiten in Folio,
12 Kupfertafeln) die von ihm in den Jahren 1846 — 1850,
während seines Aufenthalts auf dem Rattlesnake beobachte-
ten Siphonophoren und bereichert damit unsere Kenntnisse
über diese, in der letzten Zeit so vielfach untersuchten,
merkwürdigen Geschöpfe mit einer Menge interessanter
Thatsachen. Der Name Hydrozoa, den unser Verf. an die
Spitze seines Werkes gesetzt hat, bezeichnet allerdings,
wie wir schon in einem früheren Berichte hervorzuheben
Gelegenheit hatten (J. B. XXIII. S. 225) , nicht bloss die
Siphonophoren, sondern auch die übrigen von uns zu den
Hydromedusen gerechneten Coelenteraten (mit Einschluss
der Lucernarien), und diese Thiere finden denn auch neben
den ersteren in der von unserem Verf. vorausgeschickten
morphologisch - anatomischen Einleitung (p. 1 — 27) ihre
Berücksichtigung, allein bei der Specialbeschreibung, die
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 191
den unstreitig wichtigsten Theil der Abhandlung bildet,
sind es doch bloss die Siphonophoren, die Verf. behandelt,
und auch in dem allgemeinen Theile treten diese überwie-
gend in den Vordergrund.
Nachdem Verf. bemerkt hat, dass der Körper der Si-
phonophoren in gleicher Weise, wie der der übrigen Hy-
dromedusen, aus zwei über einander gelegenen Substanz-
schichten (ectoilerni und endoderm) gebildet werde, die
einen mehr oder minder complicirten Hohlraum umschliessen
(eine Thatsache, die übrigens, was Verf. übersehen hat,
schon vom Ref. in gebührender Weise hervorgehoben ist,
zur näheren Kenntniss der Siphonophoren von Nizza S. 121.
Anm.) geht er zunächst zur Schilderung der einzelnen
Theile des Siphonophorenkörpers über. Bekanntlich ist
Verf. der Ansicht, dass die Siphonophoren keine Thierstöcke
seien, sondern einfache Thiere, wie die Medusen, und gleich
diesen aus einer Anzahl verschiedener Organe, aus Magen-
stiel (polypite) , Schwimmglocke (nectocalyx) , Tentakeln
u. s. w. bestehen, die nur in Gruppirung, Zahl und Manch-
faltigkeit Verschiedenheiten darböten und hiernach zur Auf-
stellung verschiedener Ordnungen (Hydridae , Corynidae,
Sertulariadae, Calycophoridae, Physophoridae, Lucernaria-
dae) berechtigten. Natürlich gehören auch die Geschlechls-
glocken (gonocalyces) in die Reihe dieser Organe, selbst
diejenigen Formen , die sich als selbstständige Medusoiden
ablösen. Wir wissen ja (J. B. XX. S. 299), dass Verf. die
ungeschlechtlich erzeugten Sprösslinge eines Thieres über-
haupt nicht als selbstsländige Individuen, sondern nur als
„Zooidien" betrachtet wissen will. Freilich haben diese „Zooi-
dien" eine auffallende Aehnlichkeit mit den echten Medu-
sen, denen Verf. die Individualität nicht absprechen kann
dass diese Aehnlichkeit aber doch keine vollständio-e Ho-
mologie sei, glaubt Verf. durch eine Erinnerung an die
abweichende Art der Entstehung und die Abwesenheit des
Segels (valvulär membrane) beweisen zu können. Es ist
leicht einzusehen, dass die Auffassung des hier vorliegen-
den Verhältnisses den Angelpunkt -der ganzen Frao-e nach
der Natur der Siphonophoren einschliesst. Die deutschen
192 Leuckart: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
Forscher, die an der Polyzootie und dem Polymorphismus
der Siphonophoren festhalten, gehen eben von der hier
abgeläugnelen Homologie aus und deduciren von da aus
die Berechtigung, ja die Nothwendigkeit ihrer Lehre.
Für unsern Verf. existirt jene Homologie nicht, für ihn
exislirt auch kein Polymorphismus. Kein Wort, keine An-
deutung verräth , dass der Organismus der Siphonophoren
auf eine andere, als die vom Verf. vertretene Weise ge-
deutet werden könne und auch wirklich gedeutet sei.
Doch das nur beiläufig; der Werth der vorliegenden
Arbeit wird dadurch nicht verringert.
Und diesen Werth sehen wir , wie gesagt, besonders
in den von unserem Verf. gelieferten Detailbeschreibungen
und den beigefügten Zeichnungen, in die auch die dem
Verf. nicht zu Gesicht gekommenen, aber von anderer Seite
näher bekannt gewordenen Formen aufgenommen sind.
Was wir über den Bau der einzelnen Organe INeues
erhalten, ist nicht eben viel. Wir heben davon u. a. her-
vor, dass die Luftblase (pneumatophore) nicht bloss bei Phy-
salia , sondern auch bei Rhizophysa durch eine distincte
OefTnung nach aussen führt, aus der Verf. auch gelegent-
lich die Luft entweichen sah. Die Befestigung der Blase
geschieht überall , wie das auch schon von Ref. bemerkt
wurde, durch eine Duplicatur des Endoderm, doch will Verf.
ausserdem noch in einzelnen Fällen die von Mi Ine Ed-
wards bei Stephanomia (Forskalia) beschriebenen radiären
Suspensorien beobachtet haben. Eine Communication der
Luftblase mit dem Reproductionskanale wird überall ge-
läugnet, obwohl neuere Beobachter (Kefer stein und
Ehlers), auf die wir im nächsten Berichte zurückkommen,
dieselben ganz in der von Ref. beobachteten Weise wieder
gefunden haben. Das Basalstück der Polypen ist überall
durch eine Cirkelfalte (pyloric valve) von dem eigentlichen
Magen abgetrennt. Die in den letztem vorspringenden Wülste
mit ihren Nesselzellen werden den soliden Magenfaden der
Lucernariaden verglichen, und wird dabei die Vermuthung
ausgesprochen , dass beide ihre wesentliche Bedeutung in
der durch die Nesselkapseln bewirkten Abtödtung der leben-
i^der niederen Thiere während des Jahres 1859. 193
d'ig verschluckten Brut erfüllten. Die von Ref. in den Nes-
selknöpfen ( sacculi ) beschriebenen Angelbänder wurden
nirgends beobachtet und die Taster (hydrocysts) vorKennt-
niss der in Deutschland erschienenen neuen Arbeiten für
junge und unentwickelte Polypen gehalten. In den unausge-
bildeten Schwimmglocken iindet sich statt des Hohlraumes
(nectosac) Anfangs ein solider Kern, der durch Verdickung
der äussern Hülle entstanden ist und das in die ursprüng-
liche Knospenanlage hineinragende Divertikel der gemein-
schaftlichen Leibeshöhle in vier Radialkanäle abtheilt. Der
Schwimmsack nimmt erst durch Aushöhlung dieses Kernes
seinen Ursprung. Aehnlich bei den Geschlechtsglocken,
bei denen Verf. sich weiter davon überzeugt zu haben
glaubt, dass die ursprüngliche Anlage der Geschlechtsorgane
von dem Ectoderm ausgehe.
Die Systematik betreffend, so glaubt Verf. die von uns
zu den Siphonophoren gerechneten Hydrasmedusen nach wie
vor (J. B. XXni. S. 225) in zwei Gruppen theilen zu kön-
nen, die Diphyiden, oder, wie sie nach dem Vorgange des
Ref. jetzt genannt werden, Calycophoriden und die Physo-
phoriden. In ersterer Gruppe unterscheidet Verf. vier Fa-
milien, die Diphyiden s. str., Sphaeronectiden (denen übri-
gens eine nur unvollständig beobachtete Form zu Grunde
liegt), Prayiden und Hippopodiiden. In der zweiten Gruppe
steigt die Zahl der Familien auf sechs: die Apolemiaden,
Stephanomiaden, Physophoriaden , Athorybiaden, Rhizophy-
siaden, Physaliaden und Velelliden.
Die Untersuchungen unseres Verf.'s beziehen sich
auf fast alle diese Familien, namentlich aber auf die Di-
phyiden, von denen uns eine ganze Reihe neuer Formen
vorgeführt wird. Die Mehrzahl derselben gehört frei-
lich zu den sog. monogastrischen Diphyiden, die Verf.
Anfangs für selbstständige Arten hielt , bis er sich durch
die Untersuchungen des Ref. davon überzeugte , dass sie
als frei lebende Anhangsgruppen anderer sog. polygastri-
scher Formen zu betrachten seien. Trotzdem hält es übri-
gens Verf. aus Zweckmässigkeitsgründen immer noch für nö-
thig, dieselben in eine eigene Gruppe (Diphyozoidia) zu-
Archiv f. Natarg. XXVI. Jahrg. 2. Bd. N
194 Leuckart: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
sammenzustellen und darin sogar besondere Gtittungen
und Arten zu unterscheiden. Ref. hat frijher den Vorschlag
gemacht, alle diese frei lebenden Anhangsgruppen als „Eu-
doxien" zu bezeichnen, wie man die isolirt lebenden Band-
Avurmglieder , ohne Rücksicht auf Abstammung und Be-
schaffenheit als „Proglottiden" zu benennen pflegt , allein
Verf. findet es unpassend den Namen Eudoxia, der in sei-
ner ursprünglichen Fassung für monogastrische Formen mit
glockenförmigem Deckstück gebraucht wurde, auch auf Ar-
ten mit flächenhaft begrenztem Deckstücke zu übertragen
und tadelt es, dass Ref. z. B. von einer Eudoxia cuboides
sprach.
Bei der Unvollständigkeit der älteren Beschreibungen
und der Unzulänglichkeit der früher aufgestellten Diagnosen
ist es natürlich schwer und oftmals unmöglich, die zur Un-
tersuchung kommenden Siphonophoren auf bekannte Arten
zurückzuführen. Auch unser Verf. hat das erfahren, und
will es Ref. fast bedünken, als wenn derselbe in dem Be-
streben bei der Bestimmung seiner Arten an die vorliegen-
den Beschreibungen anzuknüpfen, nicht überall das Rich-
tige getroffen habe. Auch die Synonymie dürfte nicht im-
mer in glücklicher Weise zusammengestellt sein ; es sind
wenigstens hier und da bestimmt verschiedene Species in
eine einzige zusammengefasst.
Die von unserem Verf. beobachteten und genau be-
schriebenen Arten sind folgende:
A. Calycophoridae.
Diphyes dispar Cham, et Eysenh. von der Ostküste Australiens
p. 30 (eine Art, zu der Verf. ausser zahlreichen anderen Synonynjen
auch Diphyes turgida ? Gegenb. zieht, die wohl schwerlich dahin ge-
hört), D. appendiculata Eschsch. Bassstr. p. 34 (nach unserem Verf.
u. a. identisch mit D. Sieboldii Köll. und D. acuminata Lt., die jedoch
beide von einander verschieden sind), D. Chamissonis n. sp. Ostküste
von Australien p. 36, D. milra n. sp. Ind. Ocean p. 36 (möglicher-
weise, nach unserem Verf., der Jugendzustand von D. appendiculata.
Die vermuthete Identität mit D. Kochii Will scheint Kef. um so zwei-
felhafter, als bei letzterer das vordere Schwimmstück kaum zur Auf-
nahme des hinteren vertieft ist, während D. mitra daselbst eine deut-
liche, tiefe Grube erkennen lässt.) Nur die beiden ersten Arten wur-
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 195
den vollständig beobachtet, die zwei anderen ohne hinteres Schwimm-
stück. Letzteres trägt bei den ersten Arten einen geschlossenen
Durchlasskanal und ist überall dem vorderen eingefügt. D. dispar
und D. Chamissonis sind neben der Mündung der Schwimmstücke mit
starken Zähnen versehen. Der zur Aufnahme des hinteren Schwimm-
stückes bestimmte Ansatz des vorderen ist bei D. dispar und appen-
diculata abgestutzt, bei D. Chamissonis und D. mitra — ebenso auch
bei D. acuminata und D. Sieboldii — stark gezackt. Die Diphyiden
mit bloss angefügtem hinteren Deckstücke betrachtet auch Verf. als
Repräsentanten eines besondern Gen. Galeolaria , dessen Typus an G.
filiformis, die freilich Verf. nicht selbst beobachtete, erörtert wird.
Abyla pentagona Quoy et G. aus dem Atlantischen und Indi-
schen Ocean p. 40 (mit Aglaisma, das Verf., wie Ref. , als ein abge-
rissenes vorderes Schwimmstück betrachtet), A. Bassensis Quoy et G.
Bassstr. p.45, A. Vogtii n. sp. Ostküste von Neu-Guinea p. 46 (vor-
deres Schwimmstück mit fünf Seitenflächen und annäherungsweise
gleichen Durchmessern , Deckstück würfelförmig , hinteres Schwimm-
stück nicht beobachtet), A. trigona Küste Neu-Guinea p. 47, A. Leu-
ckartii n. sp. Südsee p. 49 (mit stark comprimirtem vorderem Schwimm-
stück und einer fast die ganze Höhe durchsetzenden Grube zur Auf-
nahme des — nicht beobachteten — hinteren Schwimmstückes, so
dass der Flüssigkeitsbehälter und Schwimmsack an ihrem Apex mit
der Höhle des Stammes in Verbindung stehen).
Das Gen. n. Sphaeronectes ist nach einem mehrfach vom
Verf. beobachteten kugligen Schwimmstücke aufgestellt, das durch gal-
lertartige Beschaffenheit und Dicke der Wände an Praya erinnert, aber
dadurch verschieden ist, dass der Stamm der Deckstücke entbehrt
und in der Tiefe einer langen und kanalartigen Grube befestigt ist.
Wie bei solcher Bildung ein zweites (hinteres) Schwimmstück be-
festigt sein könnte , ist nicht gut abzusehen. Sph. Kölliherii n. sp.
Ind. Ocean p. 50.
Die Gen. Praya, Hippopodius und Vogtia (welches letztere aber
wieder eingehen muss, da die Vogtia pentacantha nach neueren Un-
tersuchungen, wie auch Ref. bestätigen kann, dem Gen. Hippopodius
zugehört) sind vom Verf. nach fremden Angaben beschrieben.
üeber die Entwickelung der sog. nxonogastrischen Diphyiden
hat unser Verf. natürlich keine eigenen Untersuchungen angestellt,
doch glaubt er berechtigt zu sein, die Angaben des Ref., nach denen
das Deckstück (hydrophyllium ) von Abyla den Stamm umwachse,
bevor es sich mit den benachbarten Anhängen als Eudoxia abtrenne,
mit Gegenbau r in Zweifel ziehen zu dürfen. (Wir werden nach-
her sehen, dass sich Gegenbau r inzwischen vollständig von der
Richtigkeit der Darstellung des Ref. überzeugt und seine frühere Op-
position ausdrücklich zurückgenommen hat. Bei Ab. Vogtii zeichnet
196 L e u c k a r t : Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
auch unser Verf. ein rund um den Stamm herumgewachsenes kubi-
sches Deckstück ; die von demselben ausgesprochenen Zweifel sind
also durchaus unberechtigt.) Die vom Verf. beobachteten Formen be-
laufen sich auf zehn, und von diesen sind die meisten hier zum er-
sten Male beschrieben; die Eudoxienbildung scheint also, namentlich
bei den Abylaarten , denen die bei Weitem grossere Mehrzahl der
hier vorliegenden Formen zugehören dürfte, sehr allgemein stattzufin-
den. Eudoxia Lessonii Eschsch. (der u. a. auch E. canipanula Lt.
zugerechnet wird, obwohl hier die Zahnvorsprünge neben der Mün-
dung des Schwimmsackes sehr viel unbedeutender sind) , von allen
monogastrischen Formen die häufigste, die Verf. in allen Meeren an-
traf und auf Diphyes appendiculata zurückführen möchte p. 57 , E.
Bojani Eschsch. Küste von Neu-üuinea p. 59, Eudoxoides (n. gen.)
sagittata n. sp. ebendah. p. 59, die sich generisch durch die auf
einer Seite stattfindende flächenhafte Abplattung von Eudoxia unter-
scheiden soll — auch die von Ref. beschriebene Eudoxia campanula,
die zu Diphyes acuminata gehört, zeigt auf der einen Seite einen
flachen Längsstreifen — , Ag l aismoid es (n. gen.) Eschscholtzii n. sp.
in allen Meeren p. 60 , A. elongata n. sp. Küste von Australien, Tor-
res-Strasse und in allen Meeren p. 61 (unzweifelhaft = Eudoxia cu-
boides Lt., also Abkömmling von Abyla pentagona), Sphenoides (=
Sphenia Huxl.) cmstralis n. sp. ßass-Str. p. 62, stammt nach der sehr
wahrscheinlichen Vermuthung unseres Verf.'s, von Abyla bassensis ab,
Cuboides vitreus Quoy et G. Küste von Neu -Guinea p. 63, hat die
grosseste Aehnlichkeit mit den vom Verf. beobachteten Anhangsgrup-
pen der Abyla Vogtii, Amphiroa alata Les. Torres-Str. p. 64, gehört
nach der — inzwischen auch durch Gegenbau r bestätigten — Ver-
muthung des Verf's zu Abyla trigona, A. angulata n. sp. Torres - Str.
p. 64, wohl nur ein jüngerer Zustand der vorhergehenden Art, En-
neag onoid es (n. gen.) Quoyi n. sp. Ostküste von Australien p. 65.
Die vom Verf. generisch unterschiedenen Eudoxien mit flä-
chenhaft begrenztem Deckstücke werden in folgender Weise cha-
rakterisirt :
Agl aismoid e s Huxl. The hydrophyllium is a frustrum of
a pentagonal prism , with one face partially bevelled ofF. The phyl-
locyst has four coecal processes. The cavity for the polypite is deep
and conical or hemispherical.
Sphenoides Huxl. The hydrophyllium is wedge-shaped be-
Ibw, but is bevelled into four quadrate faces on its upper surface.
The cavity for the polypite is open in front, The phyllocyst is sim-
ple and conical, like Ihat of Eudoxia , but has a long, slender, coe-
cal diverticulum from its posterior and inferior part.
Cuboides Quoy et G. Hydrophyllium with six flattened and
four-sided faces. The Chamber for the polypite is deep and conical,
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 197
and its inferior aperture oceupies one face of the cube. The phyllo-
cyst is pyriform or narrow above, and very broad and slightly be-
lobed below.
Amphiroa Les. Hydrophyllium with a trapezoidal section, the
longer side being convex; inferior face obliquely triincated in front
(where the wide and deep Chamber for the polypide opens) ; four-
sided behind. The phyllocyst is large and oval, with two slender
cnrved, lateral and superior caeca.
Enneag onoid e s Huxl. Hydrophyllium having the general
from of a cube with produced angles , but a pointed process is de-
veloped from one solide edge, so that this and the adjacent face are
pentagonal and the body exhibits altogether nine points. The Cham-
ber for the polypite is conical. The phyllocyst is simple and oval.
B. Physophoridae.
Stephanomia Amphitridis Per. wurde von unserem Verf. einmal,
aber leider ohne Schwimmsäule (wie von Peron) beobachtet. Die
blattförmigen Deckstücke stehen in vier dichten Längsreihen und
die schraubenförmig gewundenen Nesselknöpfe tragen an der Basis
einen kurzen , glockenförmigen Mantel. Der Endfaden der Kessel-
knöpfe ist dabei einfach. Männliche Geschlechtsanhänge mit dicht
anliegender Glocke.
Ägahna breve n. sp. p. 75 von Zolllänge mit dicken und so-
liden, fast pyramidalen Deckstücken. Gehört zu den Arten mit ein-
gehüllten Nesselknöpfen und zweien Endfäden an denselben, für die
Verf. allein den Genusnamen Agalma in Anwendung bringen möchte.
(Für die Arten mit nackten Nesselknöpfen und einem Endfaden, aus
denen Ref. das Subg. Agalmopsis bildete, schlägt Verf. den neuen Na-
men Haiistemma vor p. 129.)
Von Physophora kamen dem Verf. (im Indischen Ocean) nur
junge und unreife Exemplare zur Beobachtung , die keine genauere
Diagnose zuliessen, aber doch sorgfällig, besonders mit Rücksicht auf
die Schwimmglocken und Nesselknöpfe, beobachtet wurden (p. 78).
Die letztern gleichen den Nesselknöpfen der Nizzaer Ph. hydrostalica
durch die beiden der Basis anhängenden ohrartigen Fortsätze, die
ursprünglich , wie der Verf. beobachtete , ^m Ende des Nesselkno-
pfes liegen und erst während der Ausbildung der glockenförmigen
Hülle durch eine Knickung nach oben emporrücken. Die Nessel-
knöpfe waren übrigens viel kleiner, als bei der ausgewachsenen Ph.
hydrostalica und (nach der Zeichnung) mit nur vier Windungen ver-
sehen. Die Taster trugen je an ihren Insertionsstellen einen kleinen
und einfachen Fangfaden, wie das von Sars auch für die niittel-
meerische Art angegeben ist (J.B. XXIV. S. 134). Das untere Stamm-
ende wird als einfache sackförmige Er\yeiteirung beschriebjen. ^ ^^ ,^
1 98 L e u c k a r t : Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
Unter dem Namen Athoryhia rosasea ? Eschsch. beschreibt un-
ser Verf. p. 86 eine Art aus dem Indischen Ocean, die sich von der
mittelmeerischen nicht bloss durch Kleinheit und geringere Zahl der
Anhänge, sondern namentlich durch eine abweichende , wenn gleich
verwandte Bildung der Nesselknöpfe unterscheidet und wohl speci-
fisch davon verschieden sein dürfte. Die Nesselknöpfe sind hier näm-
lich in (zwei) Spiralwindungen gelegt und mit einer Glocke umhüllt,
genau wie bei Agalma , dessen Typus schon Ref. in der Bildung der
Nesselknöpfe bei Athorybia rosacea nachzuweisen versucht hat.
Die von unserem Verf. im Indischen Ocean aufgefundene Rhi-
zophysa filiformis? Forsk. p. 90 gleicht der mittelmeerischen Art bis
auf die Tentakel , die mit einfachen Seitenzweigen (fadenförmigen
und gestreckten Nesselknöpfen) versehen sind und keine Spur der
von Gegenbaur beschriebenen complicirten Anhängen tragen. Reife
Geschlechtsanhänge waren nicht vorhanden, doch glaubt Verf. einige
Bündel kleiner ovaler Knospen , die zwischen den Polypen standen,
als die ersten Anfänge dieser Bildungen betrachten zu dürfen.
Besonders werthvoll und ausführlich sind Verf.'s Untersuchun-
gen über Physalia utriculus p. 101 , die im südlichen Theile des At-
lantischen Meeres und im Indischen Ocean vielfach auf allen Ent-
wickelungsstufen zur Beobachtung kam. Die jüngsten Individuen
massen etwa 2" und bestanden aus einem einzigen Polypen mit
sprossendem Fangfaden und einer verhältnissmässig nur kleinen , ku-
gelrunden Luftblase, die in das hintere kaum aufgetriebene Ende des
Polypen eingelagert war und am Apex, wie bei Rhizophysa, durch
eine deutliche OefFnung nach Aussen mündete. (Bei ausgewachsenen
Physalien findet sich diese OefTnung bekanntlich in der Nähe des
einen, dünneren Körperendes, das demnach als oberes zu bezeichnen
wäre.) Die Befestigung der Blase geschieht ganz ebenso, wie bei
den Physophoriden , mittelst einer Duplicatur der inneren der auch
hier ganz in gewöhnlicher Weise entwickelten zwei Membranen. Die
Tentakel der ausgewachsenen Exemplare sind bekanntlich doppelter
Art, grosse sog. Senkfäden, an deren Basis je ein geschlossenes sog.
Tentakelbläschen ansitzt, und kleinere, die ohne Unterschied zwischen
den übrigen Anhängen hervorkommen. Die nierenförmigen Nessel-
knöpfe enthalten je ein kurzes Divertikel ans der Centralhöhle der
Tentakel. Die Entwickelung der Tentakel ist dieselbe , wie bei den
übrigen Physophoriaden: zuerst entsteht ein cylindrischer Sack, der
hier aber immer geschlossen bleibt (Tentakelbläschen), und dieser
treibt an seiner Basis dann den späteren Faden. Solche Jugendfor-
men lassen sich zwischen unentwickelten Polypen , Tastern und Ge-
schlechtsanhängen überall an den ramificirten Auswüchsen des Kör-
pers nachweisen. Als Taster glaubt Verf. besonders die Anhänge an
den Enden der mit Geschlechlsknospen besetzten Zweige beanspru-
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 199
chen zu dürfen. Die männlichen Anhänge kommen an dem gemein-
schaftlichen Körper zur Reife. Sie sind ovale Anschwellungen, die
sich als Medusoiden mit dicht aufliegendem, geschlossenen Mantel auf-
fassen lassen. Im Inneren umschliessen dieselben einen ovalen Hohlraum
und unter den äusseren Bedeckungen verlaufen zwei einander ge-
genüberliegende Radialkanale. Daneben finden sich zahlreiche kleine
Medusoiden mit offener Schwimnihöhle und vier Radialkanälen, wohl
die weiblichen Anhänge , die erst nach ihrer Abtrennung zur vollen
Entwickelung und Geschlechtsreife gelangen dürften. Mund und Ma-
genstiel scheinen noch zu fehlen.
Velella betrefTend p 107, reproducirt Verf. seine bereits früher
veröfl"entlichtcn Beobachtungen über die Ablösung der von den klei-
nen Polypen („gonoblastidia") aufgeammten Medusen (die freilich von
Gegenbau r's Chrysomitra , J, B. XXIII. S. 238 , sehr verschieden
sind , indem sie nur vier Radialkanäle und vier lappige Andeutun-
gen von Tentakeln besitzen) und macht dann weiter interessante Mit-
theilungen über die unter dem Genusnamen Rataria bekannten Ju-
gendzustände dieser Thiere. (Die Beobachtungen B u rm e is ter's,
J. B. XXIII. S. 244, sind Verf., auch bei Physalia , entgangen.) Die
jüngsten Exemplare, die Verf. zu Gesicht bekam, maassen kaum mehr
als V" und bestanden aus einem einzigen Polypen, dessen hinteres
Ende eine fast glockenförmige Bildung hatte und eine einfach halb-
kugelförmige Luftblase einschloss, derern weicher Ueberzug sich in
eine breite Falte , die erste Andeutung des späteren Segels , fort-
setzte. Unter dem Rande der Glocke beobachtete man einige stumpfe
Hervorragungen , die den Polypen zwischen sich nahmen und bei
älteren Exemplaren in Tentakel ausgewachsen waren. Die Leber
fehlte noch, sie bildet sich erst während der Entwickelung der Ten-
takel unterhalb der Luftblase , den bei Rhizophysa vorkommenden
eigenthümlichen Zotten vergleichbar. Die Leibeshöhle war verhält-
nissmässig noch einfach , nur von einer Anzahl radiärer Scheide-
wände durchsetzt, die bis in den Kamm hinein sich verfolgen Hessen
und vom Verf. den radiären Aufhängebändern der Luftblase (Agalma)
verglichen werden. Die kanalförmigen Zwischenräume zwischen
diesen Scheidewänden sind mit Flimmerhaaren versehen. Die spätere
complicirte Bildung wird durch Vermehrung und unregelmässige
Verästelung der Scheidewände vermittelt.
Bei Porpita konnte Verf. an einer grossen, l'/a" im Durchmesser
haltenden Art (wohl P. coeruleaEschsch.) im Wesentlichen die Anga-
ben Köl I ike r's über P. mediterranea bestätigen p. 122. Er überzeugte
sich namentlich auch von der Existenz der Luftlöcher auf der oberen
Scheibenfläche und der Anordnung der Luftkanäle. Der Luftsack die-
ser Art war übrigens complicirter gebaut, als bei P. mediterranea,
nicht bloss insofern , als die Zahl der concentrischen Kammern un-
200 L e u c k a r t : Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
gleich grösser war, sondern weiter auch und namentlich durch die
mächtige Entwickelung der von der unteren Fläche abgehenden Ra-
dialfalten. In diese Radialfalten hinein verlängern sich die einzelnen
Kammern des Luftsackes In Form von schräg verlaufenden Diverti-
keln, die nochmals und zum dritten Male zerfallen und erst vor den
letzten Aussackungen gruppenweise ihre Luftkanäle entspringen las-
sen. Die obere Fläche des Luftsackes ist beträchtlich verdickt und
das um so mehr, je mehr sich dieselbe dem Centrum nähert. Die
Luftkanäle verlaufen nicht in , sondern auf der Wand des Polypen
und besitzen frei nach Aussen vortretende Enden. Anastomosen zwi-
schen denselben wurden niemals beobachtet.
Was Mc. Cready (1. c. ) zur Förderung unserer
Kenntnisse von den Siphonophoren beibringt, ist allerdings
nur Weniges und mit der reichen Fülle der Huxle y'schen
Beobachtungen nicht zu vergleichen, aber es fesselt unser
Interesse, wenn wir in den Darstellungen unseres Verf.'s
derselben Auffassung begegnen, die sich bei uns, in Deutsch-
land, allmählich in immer weiteren Kreisen Bahn gebro-
chen hat. Für Mc. Cready sind die Siphonophoren poly-
morphe Thierstöcke , die sich aus fünf verschiedenen In-
dividuengruppen zusammensetzen, aus dem stammbildenden
Mutterthiere, den Locomotiven, den Ernährungsthieren, den
Tentakelthieren und „respiratorischen" Deckstücken. Von den
neueren Arbeiten über Siphonophoren scheint unserem Verf.
nur die Kölliker'sche Monographie bekannt zu sein;
ausserdem verweist derselbe auf Agassi z, der zuerst in
seinen Lectures (1849) eine richtige Idee von dem Baue der
Siphonophoren gehabt habe. (L. c. p. 169— -180.) Ueber
die Natur der Velellen scheint unser Verf. nicht ganz klar
zu sein. Obwohl er geneigt ist, das Gesetz des Polymor-
phismus auch auf sie zu übertragen, glaubt er doch ande-
rerseits den Bau dieser Thiere nach Analogie der Tubula-
rien deuten zu dürfen (p. 140) , wobei denn der Central-
polyp als Mundstück, die Fühler als äussere Tentakel, die
proliferirenden Individuen als medusentragende Bäumchen
und die Luftblase als Skelet in Anspruch genommen wer-
den (p. 139—147).
An Arten beschreibt unser Verf. Eudoxia alata n. sp. (die als
monogastrische Diphyide im Es ch s ch o 1 tz'schen Sinne gedeutet
wird), Diphyes pusilla n. sp., Physalia aurigera n. sp. (p. 171—180),
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 201
und Porpita Linneana (p. 144 — 147.) Die Lesson'schen Genera Aeies
und Kalls werden dabei — nach Analogie vonRataria — als Jugend-
zustände von Porpita in Anspruch genommen.
Am sorgfältig-sten untersuchte Verf. die Gen. Physa-
lia und Porpita , die übrigens beide nur als gelegentliche
Gäste durch Sturm und Wellenschlag in die Bucht von Chare
leston geführt werden. Bei ersterer unterscheidet er nach
der Grösse dreierlei Polypenformen , von denen die klein-
sten bis auf die Mundöffnung mit den Quatr efag es'schen
Leberschläuchen übereinstimmten und die grössten an der
Basis der Hauptsenkfäden befestigt waren (nach Beobach-
tungen von Olfers, Referent, Burmeister und
Huxley sind übrigens diese sog. Tentakelbläschen ohne
Mundöffnung). Ebenso unterscheidet Verf. zweierlei durch
ihre Grösse verschiedene Tentakelfäden und dreierlei For-
men von Geschlechtsanhängen, von denen jedoch zwei, die
erste und dritte Form, nur verschiedene Zustände dersel-
ben (weiblichen) Anhänge repräsentiren dürften. In ihrer
grössten Entwickelung haben diese letztern eine entschie-
dene Glockenform mit einem Magenstiele , der wegen der
Entwickelung der (freilich nicht genauer analysirten ) Ge-
schlechtsstoffe fast den ganzen Innenraum des Mantels
ausfüllt. Eine Mund Öffnung wird nicht erwähnt und ein
Segel scheint abwesend. Das obere Ende der Glocke setzt
sich , wie bei Steenstruppia und Euphysa, in einen coni-
schen Zapfen fort, der die Stelle eines abgesetzten Stiels
vertritt. (Man sieht, wie verschieden diese Angaben von
der Darstellung Huxley's sind.) Die andere, zweite Form
der Geschlechtsanhängen (männliche Anhänge?), die in grös-
serer Mehrzahl vorhanden sind , charakterisiren sich durch
eine gestreckte ellipsoidische Form und umschliessen im
Innern einen Fortsatz des gemeinschaftlichen Höhlensystems.
Der bei Ph. aurigera mit einem goldenen Streifen geschmückte
Kamm umschliesst eine je nach der Grösse wechselnde
Menge von Fortsätzen , bei den kleineren Exemplaren 9,
bei den grösseren 16.
Die vom Verf. bei Porpita gesehenen Gcschlechts-
knospen sind auf der Innenfläche des Mantels obenso pig-
mentirt, wie die Geschlechtsknospen von Velella. (Wie
202 L e u c k a r t : Bericht über die Leistungen in der IS'aturgeschichte
Huxley hervorhebt, hat schon Forskai die Ablösung
dieser Anhänge bei Porpita beobachtet.)
Gegenbau r handelt in einer der Münchener Aka-
demie zu ihrer Säcularfeier von Seite der Leopold. -Carol.
Akademie gewidmeten Gratulationsschrift „über Abyla tri-
gona und deren Eudoxienbrut" (Jena 1859. 10 S. in Quart
mit 2 Kupfertafeln). Er beschreibt darin nach einigen ein-
leitenden Bemerkungen über den Organismus der Siphono-
phoren , „der am richtigsten nach den Erscheinungen des
Polymorphismus gedeutet wurde" , die vorher genannte,
bisher nur unvollständig beobachtete Art (die freilich in-
zwischen, wie wir oben sahen, auch von Huxley genauer
untersucht ist) und vergleicht deren Bau Schritt für Schritt
mit Abyla pentagona , wobei sich denn herausstellt , dass
beide Arten trotz ihrer scheinbaren Verschiedenheit nach
einem Plane gebaut sind , der nicht nur im Grossen, der
auch im Einzelnen , bis zu der kleinsten Kantenbildung,
übereinstimmt. Aber noch mehr, Gegenbaur überzeugte
sich w^eiter auch von der Thatsache , dass Abyla trigona
ganz in gleicher Weise , wie A. pentagona, Eudoxien bil-
det und zwar dieselben, die auch Huxley als Abkömm-
linge derA. trigona bezeichnete und als Lesueur's Am-
phiroa alata erkannt hat. Die Eudoxien wachsen bis zu
der Grösse von 6'" heran und erreichen somit einen hohen
Grad von Selbstständigkeit. Die Art der Entwickelung ist
genau dieselbe, die Ref. bei A. pentagona beschrieben hat,
die aber damals von unserem Verf. „nach oft wiederholten
Untersuchungen" (Zeitschrift f. wiss. Zool. V. S. 451) auf
das Bestimmteste in Abrede gestellt wurde, in Folge „einer
falschen Auffassung des Stammes" glaubte unser Verf. da-
mals, dass die Eudoxien, statt den Stamm zu umfassen, dem-
selben seitlich mit ihrer vertieften ßasalflächc anhingen ;
er hat diese Darstellung jetzt selbst als eine unrichtige be-
zeichnet. Damit fallen natürlich auch alle die Einwürfe,
die Verf. (a. a. 0.) gegen den von Ref. versuchten Nach-
weis, dass die Eudoxien mit glockenförmigem Deckstücke
von Diphyescolonien abstammten, erhoben hat; Verf. er-
klärt sich jetzt auch in dieser Hinsicht mit Ref. einverstan-
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 203
den. Die Exemplare von Abyla trigona , die Verf. vorla-
gen, stammten ans den verschiedensten Breiten des atlan-
tischen Meeres, aus den westindischen Gewässern und so-
gar aus dem indischen Occan, die Eudoxien zum Theil von
der Guineaküste. Zum Schlüsse beschreibt Verf. unter dem
Namen Eudoxia prismatica eine neue Eudoxienform mit
niedrigem fünfseitigem Deckstücke, die Ref. mit Huxley's
Aglaismoides Eschscholzii identificiren möchte.
Ueber den Bau der Siphonophoren und deren Poly-
morphismus siehe ausserdem noch Geg en b a u r's verglei-
chende Anat, S. 100. (In Bezug auf die beigefügte Note
darf ich mir wohl die Bemerkung erlauben, dass es mir
niemals eingefallen ist, das einheitliche Moment in der po-
lymorphen Colonie zu leugnen , dass ich vielmehr schon
lange vor C a r u s selbst den Unterschied zwischen phy-
siologischen und morphologischen Individuen hervorgeho-
ben, wenn auch vielleicht nicht streng formulirt habe.)
Picke ring macht einige Mittheilungen über die Brenn-
kapseln von Physalia, an die Agassiz sodann Bemerkun-
gen über diese Gebilde im Allgemeinen anknüpft. Proc.
Best. Soc. VI. p.366.
Schon im vorigen Jahresberichte habe ich — nach
Greene — hervorgehoben (S. 198), dass gelegentlich auch
an der Irischen Küste Siphonophoren aus der Gruppe der
Physophoriden vorkommen. Ich sehe jetzt , dass diese
Thatsache schon früher durch M e 1 v i 1 1 e (Nat. bist. rev.
1856. Proc. Soc. Dubl. p. 75) bekannt geworden ist. Ob die
von letzterem beobachtete Art wirklich der Stephanomia
contorta zugehörte, wie Verf. meint, oder dem Gen. Agalma,
wie Ref. vermuthen möchte — auch Thompson bestimmt
eine Irische Siphonophore, die Verf. mit der seinigen für
identisch hält, als ein Agalma, A. Gettyana n. sp. und
Greene spricht von einer Agalmopsis (A. Sarsii s. ele-
gans) — dürfte sich aus den vorliegenden Materialien nicht
entscheiden lassen. Die Abbildungen sind nach verstüm-
melten Exemplaren gefertigt. In Betreff der Organisation
spricht Verf. seine Meinung dahin aus , dass die Siphono-
phoren als zusammengesetzte Medusen zu betrachten seien.
204 L e u c k a r t : Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
3. P 0 1 y p i.
Calycozoa.
Obwohl in neuerer Zeit, besonders von Englischen Zoo-
logen, die — von Ref., so viel er weiss, zuerst (schon vor 15
Jahren) hervorgehobene — Verwandtschaft der Lucernarien
mit den Scheibenqunllen für so gross gehalten wird, dass
dieselben darauf hin ohne Weiteres den letzteren zugezählt
werden , glaubt Ref. einstweilen doch noch immer die oben
genannte Gruppe aufrecht halten zu können. Er stützt sich
dabei namentlich auf die Resultate seiner anatomischen Un-
tersuchungen über diese Thiere, die nächstens in extenso
publicirt werden sollen und die ihn zu der Ueberzeugung
brachten, dass der einfache , in der That höchst scheiben-
quallenartige Rau der Lucernaria quadricornis bei anderen
Arten mehrfach modificirt ist und in manchen Fällen ent-
schieden polypenartig wird.
Zu den Forschern, die eine Vereinigung der Lucer-
narien mit den Hydrasmedusen befürworten , gehört auch,
wie wir schon oben gesehen haben, Green e, der unseren
Thieren weiter noch eine besondere kleine Abhandlung ge-
widmet hat (Proc. Dubl. univers. zool. and bot. assoc.
VoL L p. 73 oder nal. bist. rev. Vol. V. Proc. Soc. p. 131).
In dieser charakterisirt derselbe die bisher in England ge-
fundenen fünf Arten: L. auricula, L. campanula, L. fasci-
cularis, L. cyathiformis und L. inauriculata und beschreibt
sodann eine neue, gleichfalls Rrittische Form, die, wie Verf.
sagt, zwischen den drei ersten die Mitte hält und entwe-
der, wie diese, eine eigene Art ist (L. typica n. sp.) oder,
wie Verf. fast lieber will, den Reweis liefert, dass jene
Arten blosse Varietäten sind. (Ref. kann nach seinen Un-
tersuchungen versichern, dass jene drei Arten sehr gut zu
unterscheiden sind, nicht bloss nach äusseren Charakteren,
sondern auch nach Innern , und dass die L. fascicularis =
L. quadricornis sogar als Repräsentant eines besonderen
Genus zu betrachten sein dürfte. Er glaubt auch über die
L. typica Greene's im Klaren zu sein, insofern diese näm-
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 205
lieh aller Wahrscheinlichkeit nach die echte L. auricula Fbr.
ist, die sich durch Dünne und Länge des Stieles, so wie
durch Kleinheit der Randkörper leicht und bestimmt von der
L. auricula der Eng-lischen Forscher, die mit L. octoradiata
Lam. identisch ist, unterscheidet. Ref. muss übrigens bei
dieser Gelegenheit bemerken , dass er die erste Notiz von
der wahren L. auricula durch Steenstrup erhielt, der
sich dabei auch auf die in der Königl. Bibliothek zu Ko-
penhagen aufbewahrten Manuscripte und Federzeichnungen
Fabricius' beziehen konnte. An dem reichen Materiale,
welches der ebenso liberale, wie berühmte Forscher dem
Ref. dabei auf seine Bitte zur Disposition stellte, konnte
dieser sich nicht bloss von der Richtigkeit jener Bemerkung
überzeugen, sondern auch noch manche andere, namentlich
anatomische Differenzen zwischen beiden Arten feststellen.
Doch, wie gesagt, darüber bei einer anderen Gelegenheit
ein Näheres.)
Auch All mann glaubt nach Untersuchungen an Lu-
cernaria cyathiformis, für die er den Genusnamen Car-
duella (== Depastrum Gosse, J. B. XXV. S. 211) vor-
schlägt, die Lucernarien den Medusen zurechnen zu dür-
fen. Rep. br. assoc. held 1859. p. 145. Wir werden im
nächsten Berichte auf die inzwischen ausführlicher ver-
öffentlichten Beobachtungen zurückkommen.
Anthozoa.
Dana's Synopsis of the report on zoophytes , New-
Haven 1859 (180 pag. in Octav) , mit Beschreibung der in
dem grossen Zoophytenwerke unseres Verf.'s (J. B. XVL
S. 425) enthaltenen Arten ist Ref. bis auf den Titel unbe-
kannt geblieben.
Polyactinia. ThoreU's Untersuchungen „om der
inre byggnaden of Actinia plumosa" (Öfvers. kongl. ve-
tenskaps-akad. Förhandl. XV. p. 7 — 25. Tab. I) beziehen
sich vorzugsweise auf die Anordnung der Scheidewände
und den Bau der an diesen befestigten Organe und schlies-
sen sich in letzterer Beziehung bestätigend und ergänzend
206 Leiickart: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
an die Angaben vonHaime (J. B. XXII. S. 423) an. Acti-
nia (Sagartia) plumosa gehört zu denjenigen Arten , bei
denen in der Regel nur eine einzige Cardiacalrinne vor-
kommt. Doch giebt es auch einzelne Individuen mit zweien
solchen Gebilden, die dann, wie sonst, einander gegenüber
stehen. Je nach der Zahl dieser Rinnen ist auch die An-
ordnung der Scheidewände verschieden. In letzterem Falle
findet man sechs Scheidewände ersten Ranges (vollständige
Scheidewände), die der Art angebracht sind, dass zwei den
beiden Cardiacalrinnen entsprechen und die vier anderen in
gleichen Zwischenräumen zwischen diesen stehen. Die
Leibeshöhle zerfällt auf diese Weise in sechs ziemlich gleich
grosse Haupttaschen , die durch Scheidewände 2ten , 3ten
und 4ten Ranges weiter abgetheilt sind. Die mittlem Haupt-
taschen (d. h. die nicht unmittelbar den Cardiacalrinnen an-
liegenden) enthalten vier Scheidewände zweiten Ranges,
die vier anderen deren nur drei, und in den Zwischenräu-
men zwischen allen diesen Scheidewänden steht je eine La-
melle dritten Ranges , die zwei kurze , vierten Ranges,
zur Seite hat. Bei Anwesenheit nur einer Cardiacalrinne
sind die vier derselben zunächst anliegenden Haupttaschen
ganz ähnlich entwickelt, je mit vier Scheidewänden zweiten
Ranges , aber statt der zwei gegenüberliegenden Hauptta-
schen finden sich in diesem Falle fünf schmale, d. h. durch
vollständige Scheidewände begränzte Haupttaschen , die je
eine unvollständige Scheidewand (grösser als die sonstigen
Scheidewände zweiter Klasse) in sich einschliessen. Me-
senterialfäden finden sich an allen Scheidewänden erster
und zweiter Klasse, an letzteren ausserdem auch Geschlechts-
organe. Eigenthümlich aber ist es, dass das obere Ende
der Mesenterialfäden in allen Fällen einen abweichenden
Bau hat. Es verdickt sich ganz plötzlich und zeigt dabei
drei parallel neben einander hinlaufende Furchen , als
wenn es aus einem mittleren Strange und zweien Seiten-
strängen zusammengesetzt würde. Im Innern sind diese
Stränge mit einem confluirenden Hohlräume versehen , der
keine Ausmündung nach Aussen hat. Ueber die Bedeutung
dieser Bilduner bleibt Verf. im Ungewissen. Er nennt die
der niederen Thieie während des Jahres 1859. 207
cannelirte Verdickung allerdings „Ovarialstrang", aber eine
Beziehung zu den Gesclilechtsorganen wird schon durch
den Umstand ausgeschlossen , dass diese Stränge auch an
den vollständigen Scheidewänden vorkommen, die niemals
Geschlechtsorgane tragen. Die Seitenstränge enthalten
ziemlich constant einige Kalkkörnchen. Nesselkapseln feh-
len in den Mesenterialfilamenten. Dafür aber giebt es in
dem Körper unserer Actinien besondere „Nesselfäden," die
diese Gebilde in Unzahl cinschliessen und früherhin viel-
leicht mit den immerhin ähnlichen Mesenterialfäden zusam-
mengeworfen wurden. Die Nesselfäden sitzen mit ihren
Enden (wahrscheinlich ursprünglich immer mit beiden) an
dem Rande einzelner Scheidewände fest, sind aber sonst
vollkommen frei und desshalb denn auch im Stande, gele-
gentlich durch die Poren der Seitenwand nach Aussen
hervorzutreten.
Im Gegensatze zu der Behauptung von Lewis (J.B.
XXV. S. 212), dass die Actinien ihre Nahrung nicht ver-
dauten, sondern bloss auspressten, macht Holdsworth
eine Reihe von Mittheilungen, durch welche der Irrthum
jener Behauptung zur Genüge bewiesen wird. Die Nahrung
der Actinien gelangt durch den sog. Magen nach einem
Aufenthalle von wenigen Minuten in den Centralraum der
Leibeshöhle , und hier geht dann die Verdauung vor sich,
nachdem die Actinie vorher den Leib mit Wasser möglichst
angefüllt hat. In diesem Zustande verharrt die Actinie
einige Stunden, selbst ein bis zwei Tage, bevor sie den
Ueberrest der Speise durch die Mundöffnung wieder aus-
stösst. Von einer mechanischen Bearbeituno- der Nahruno-s-
Stoffe ist nicht das Geringste wahrnehmbar, auch nicht bei
denjenigen Arten , deren Körper durch das aufgenommene
Wasser völlig durchsichtig geworden ist. Ist die Nahrung
völlig verdaut, so bilden die Reste kleine Brocken, in de-
nen die Muskelfasern verschwunden sind , jedoch beob-
achtet man auch mitunter, dass die Verdauung nur un-
vollständig oder gar nicht vor sich geht, besonders dann,
wenn das Thier erst kurz vorher Nahrung zu sich genom-
men hat. Verf. pflegt die Actinien seines Aquariums in
208 Leuckart: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
der Regel nur alle acht Tage ein Mal mit gekochtem Flei-
sche zu füttern. (Ref. fügt hinzu, dass er die Act. plumosa
— hier in Giessen — unverändert fünf Monate lang ohne
alle Nahrung erhalten und sie auch dann nur durch un-
vorsichtiges Zugiessen von süssem Wasser zu dem inzwi-
schen stark verdunsteten Salzwasser verloren hat.)
lieber die Angelorgane der Aclinien vergl. Gosse,
Rambles etc. p. 405.
M' Donnel wiederholt die Remerkung, dass er bei
der Rehauptung von der elektrischen Wirkung der Angel-
organe das Opfer eines Irrthums gewesen sei. JVat. bist,
rev. T. VI. Proc. Soc. p. 108 , Proc. Dubl. univ. zool. and
bot. assoc. T. I. p. 163, Ann. and Mag. nat. bist. Vol. III
p. 304.
Auch Waller bestätigt, dass an eine elektrische
Wirkung bei den Aclinien nicht zu denken ist, schon dess-
halb nicht, weil z. R. eine Nereide, die nach der Rerührung
einer Actinie alsbald zu Grunde geht, die stärksten An-
griffe eines elektro -magnetischen Rotationsapparates ohne
sonderliche Nachtheile zu ertragen vermag. Auf der Zun-
genspitze bringt die Rerührung einer Actinie prickelnde
Schmerzen und Entzündung, selbst Geschwürbildung her-
vor, Erscheinungen , die Verf. auf die Einwirkung eines
irritirenden Giftes zurückführen möchte. Ann. and mag. nat.
bist. T. IV. p. 227.
Rrodrick setzt die Annahme, dass die Angelorgane
und Nesselslränge (acontia) der Actinien als Waffen zu be-
trachten seien, durch direkte Reobachtung ausser Zweifel.
Er sah eine grosse Sagartia dianthus mehrere kleinere
Exemplare von S. bellis, S. troglodytes und Caryophyllia
Smithii mit diesen Gebilden angreifen und tödten, und konnte
noch auf den Leichen die abgestossenen Angelorgane der
Angreiferin mit hervorgestülpten und zum Theil verbrauch-
ten Fäden nachweisen. Ann. and Mag. nat. bist. Vol. III.
p. 319.
Arthur Edwards theilt Reobachtungen über die
Forlpflanzung von Actinia mesembryanthemum mit. Er sah
Embryonen mit ihrem Flimmerkleide in der Leibeshöhle
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 209
und den Tentakeln umherschwimmen und durch die Mund-
öffnung geboren werden. Fuss und Tentakel entstehen erst
nach der Geburt, die letztern Anfangs in Vierzahl. Annais
Lyceum n. h. New-York. Vol. VII. p. 19— 22.
van Beneden erwähnt in seiner medicinischen Zoo-
logie, dass er in seinem Aquarium nicht selten Exemplare
von Actinia plumosa beobachtet habe, die durch den Besitz
einer doppelten Mundöffnung (bei einfachem Magenrohre)
ausgezeichnet gewesen seien. L. c. II. p. 377.
Ebenso beobachtete derselbe mitunter , dass Acti-
nien kleinere Bruchstücke ihrer Fleischmasse abstiessen, die
dann zu neuen Actinien auswuchsen. Compt. rend. T. 49.
p. 452.
Auch War rington erwähnt dieser Fortpflanzung
der Actinien. (Quarterly Journ. micr. Sc. T. VII. p. 131.)
Er sah einen Theil von der Fussscheibe der Actinien sich
abtrennen , in drei oder vier Stücke zerfallen und diese
je in eine Actinie auswachsen. In anderen Arten findet sich
eine Theilung. Rep. br. assoc. held 1858. p. 133.
McCready beobachtete bei einem jungen Exemplare
von Actinia cavernosa eine Längstheilung, die an der Basis
begann und von da allmählich nach der Kopfscheibe zu
fortschritt. Die beiden Theilstücke waren von ungleicher
Grösse und gingen vor vollständiger Abtrennung zu Grunde.
Proceed. Elliot Soc. nat. bist. Charleston I. p. 275—278.
Es scheint übrigens, als wenn eine derartige Theilung
und Knospung nicht auf die Actinien beschränkt sei. Madame
Thynne beschreibt diese Erscheinungen auch von einem
anderen Polypen, den sie für eine Madrepore (Cyathina
Smithii) hält, obwohl er, sonderbar genug, nach Ablauf von
zwei Jahren, die er — von erster Jugend an — im Aqua-
rium zugebracht, noch keine Spur eines Skelets entwickelt
hatte. (Gosse, durch dessen Vermittelung diese Beob-
achtungen zur Oeffentlichkeit kamen , vermuthet desshalb,
dass der betreffende Polyp möglicher Weise den Actinien
zugehöre, vielleicht dem Gen. Gorynactis). Im ersten Jahre
zerfielen die Polypen meist kreuzweise je in vier, oft un-
gleich entwickelte , Stücke , deren Isolation von der er-
Archiv für Naturg. XXVI. Jahrg. 2. Bd. 0
210 Leuckart: Bericht über die Leistungen in der Katurgeschichte
weiterten Mundöffnung- ausging ; später war die Theilung
oft nur eine zwei- oder dreifache, daneben aber auch zu-
gleich von einer Knospung begleitet. Aus zwei Individuen
wurden in dieser Zeit deren 278. Beiläufig erfahren wir
auch, dass die alten Madreporen ihre Zeugungsstoffe nicht
durch die Fühler entleeren, obwohl diese oftmals mit Eiern
angefüllt getroffen werden, sondern durch den Mund, und
dass die ausgeworfenen Eier ein oder zwei Tage lang
im Ruhezustande verweilen , bevor die Rotation der Em-
bryonen beginnt. Annal. nat. bist. Vol. 111. p. 449 — 461.
Tab. 17.
Holdsworth macht Beobactungen über die Art und
Weise, wie sich Peachia hastata in den Sand einbohrt, und
giebt an, dass dasselbe durch abwechselnde Entleerung und
Füllung des hinteren Körperendes mit dem wässrigen In-
halte der Leibeshöhle geschehe. Ann. and mag. nat. bist.
Vol. III. p. 78.
Weinland fand an der Küste von Hayti Gelegen-
heit, über Korallen und die durch diese Thiere veranlasste
Inselbildung Beobachtungen anzustellen. Der Grund der
um die genannte Insel vorkommenden Korallenriffe besteht
nach unserem Verf. aus Asträen, die aus einer Tiefe von etwa
100' bis zu 50' emporbauen und zum Theil sehr kolossale
Felsmassen bilden. (Verf. sah in Hayti Exemplare von 8'
Durchmesser und 16' Höhe.) Auf diese folgen nach oben
sodann die Mäandrinen, welche mehr breite, flache Bänke
bilden und etwa 14' unter dem Meeresspiegel von zerbrech-
lichen , weit verzweigten Madreporen und den senkrechte
Fachwerke zusammensetzenden Milleporen abgelöst wer-
den. Um diese 14' zu durchwachsen, brauchen die Madre-
poren etwa ein Jahrzehnt, während die festen Asträen und
Mäandrien sehr viel langsamer wachsen — nach Agassiz
nur 3 Zoll in einem Jahrhundert ! Die Korallenpolypen,
die sich nach unserem Verf. von den nackten Formen
(Actinia) kaum generisch unterscheiden, sind Zwitter und
im reifen Zustande an ihren Scheidewänden abwechselnd
mit Eierstöcken und Teslikeln versehen. Die Embryonen
schlüpfen aus den Eiern aus, „so lange diese noch am Mut-
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 211
terogane haften" und gelangen in Myriaden durch die Mund-
öffnung nach Aussen, wo sie eine Zeit lang in Infusorien-
form umherschwimmen , bis sie sich festsetzen und durch
Entwickelung von 6 Tentakeln die Polypenform annehmen.
Wachslhum und Sprossung scheinen mit ziemlicher Schnel-
ligkeit vor sich zu gehen , auch die geschlechtliche Ent-
wicklung, so dass Verf. „noch ganz jugendliche Exemplare
schon voll Eier fand." Die sonderbaren Formen der Ma-
nicinen entstehen durch fortgesetzte Einfaltung des Randes
aus einem ursprünglich cylindrischen Polypen , wobei statt
des früher einfachen Mundes den Rinnen entlang viele Mund-
öffnungen sich bilden , während Verdauungsapparat und
Tentakelreihe dem ganzen Stocke gemeinschaftlich gehören.
(VVürtemb. naturhist. Jahreshefte, Bd. XVI. S. 31—43.)
Nach Kölliker sind die kalkigen Skelete der Stein-
korallen äusserst häufig von mikroskopischen Pilzen durch-
zogen, während die Hartgebilde anderer Polypen und be-
sonders die Achsenskelete der Gorgoniden derselben zu
entbehren scheinen. Zeitschr. f. wiss. Zoologie X. S. 221.
Von W r i g h t und G r e e n e werden 27 irische Poly-
actinien aufgeführt, unter denen 23 Actinien , 1 Turbinolia
(T. milletiana) , 1 Zoanthus (Z. Couchii) , 1 Cyathina (C.
Smithii) und 1 Sphenotrochus (Sph. Wrightii n. sp.).
Rep. br. Assoc. hebd. 1858. p. 120.
In einer späteren Aufzählung (nal. bist. rev. T. VI.
Proc. Soc. p. 113, oder Proc. Dubl. univ. zool. and bot. as-
soc. T. I. p. 174) wird das Vorkommen und die geographi-
sche Verbreitung dieser Arten an der irischen Küste spe-
cieller berücksichtigt , auch eine kurze Charakteristik der
neuen Actiniaden (ßagarüa hastata und Tealia Greenii), so
wie eine Abbildung (Tab. XIII) der schönen Corynactis Al-
manni hinzugefügt.
Auch der den Madreporen zugehörende Sphenotrochus
Wrightii wird daselbst von Gosse beschrieben und abge-
bildet (nat. bist. rev. 1. c. p. 161. Tab. XVII), freilich ohne
das — noch unbekannte — Thier.
Die Actinien-Fauna Englands wird durch denselben
212 Leuckart: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
Forscher ebenfalls wieder um einige neue Arten berei-
chert, Ann. and Mag. nat. hist. T. III. p. 46—50.
Aus der Fam. der Sagartiaden beschreibt derselbe Phellia Bro-
dricii y aus der der ßunodiden H ortn atia (n. gen.) Margaritae.
Stomphia (n. gen.) Churchiae , aus der der Cerianthiden Cerian-
thus Lloydii.
Ch. gen. n. Hormathia. Base adherent to shells, greatly
expanded. Column pillar-like , much corrugaled, surrounded by a
Single horizontal series of warts.
Ch. gen. n. S t omphia. Base adherent, expanded. Column
pillar-like, without warts or snckers, imperforate (?) , skin niuch
corrugaled; substance not at all cartilaginous, biit soft and lax. Disk
very protrusile. Tentacles perfeclly retractile. Acontia not present.
Für die Actinien von Tcnby und Devonshire verwei-
sen wir noch nachträglich auf die schönen Abbildungen
Gosse's in den schon mehrfach citirten Werken Tenby
p. 356— 374, Rambles p. 25— 38, p. 9Ö— 99 , p. 168— 170.
p. 423— 434.
W ein 1 and erwähnt einer Riesenactinie von 2 Fuss
Kronendurchmesser, Anthea gigantia n. sp. aus Hayti , a. a.
0. S.38.
Agassiz macht einige Mitlheilungen über ^icidi mim
(n. gen.) parasiticum n. sp., CorynacHs albida (= Act. cla-
vata Rathke) und Cerianthus n. sp. Die erste Form hat
12 kurze und plumpe Tentakel und lebt als Parasit auf
Cyanea arctica. Die neue, 2' lange Art des Gen. Cerian-
thus hat männliche und weibliche Kapseln an den einzelnen
Längsscheidewänden, die erstem unten, die anderen oben.
Proc. Bost. Soc. n. h. VII. p. 24.
Charyophyllia Smithii n. sp. Gosse, Rambles etc.
p. 110 mit schönen Abbildungen auf PI. V, Balaenophyllia
regia n. sp., ibid. p. 399. PI. XXVI. Fig. 1—6.
Schon im letzten J. B. (S. 222) ist hervorgehoben,
dass die bisher den Spongicn zugerechnete Dysidea papu-
losa Johnst. den echten Polypen zugehöre ; wir erfahren jetzt
durch die Untersuchungen von Holdsworth, dass die-
selbe ein Zoanthus und zwar der bisher gleichfalls nur
unvollständiof bekannte Z. Couchii Johnst. sei. Durch die
hier vorliegenden Untersuchungen (Ann. and mag. nat. hist.
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 213
4
T. IV. p. 152— 156, Proc. Zool. Soc. 1858. Dec.) werden
wir mit der äusseren Bildung- des genannten Polypen und
den Formen seiner Colonien, die je nach den äusseren Ver-
hältnissen auf das Manchfachste wechseln, vollständig be-
kannt gemacht. In die äusseren Bedeckungen sind be-
kanntlich zahlreiche Quarzkörnchen eingelagert, die von
den früheren Beobachtern zum Theil für Drüsen gehalten
sind. Namentlich gilt dieses von der Seitenfläche, deren
vorderer Rand gezähnelt ist und dadurch die Fähigkeit ge-
winnt, trotz der Rigidität der Bedeckungen beim Zurück-
ziehen der mit zwei Kreisen von je 14 Tentakeln versehe-
nen Kopfscheibe einen vollständigen Verschluss zuzulas-
sen. Die Höhe der einzelnen Polypen steigt gelegentlich
bis zu 5'" und darüber, die Breite bis zu 272'"- ^^^ ein-
zelnen Polypen sind bald linear oder flächenhaft an ein-
ander gereiht, bald auch zu massigen und selbst verästel-
ten Körpern mit einander vereinigt, und derartige Kolo-
nien sind es, deren wir im letzten Jahresberichte nach Gray
unter dem neuen Genusnamen Sidisia namhaft gemacht
haben. Am liebsten sitzen die Colonien auf leeren Mol-
luskenschalen, doch werden sie auch gelegentlich frei (wohl
abgerissen) gefunden. Die nächsten Verwandten derselben
dürften wohl in den Aclinien und nicht den Caryophyllien
zu suchen sein.
Die schon mehrfach in unserem Berichte erwähnten
Untersuchungen über Glaspolypen von Bra nd t sind in-
zwischen in einer eigenen, der Münchener Akademie zur
Feier ihres lubiläums gewidmeten Abhandlung „Symbolae ad
polypös hyalochaetides spectantes" (Petropoli 1859, 23 S.
mit 4 Tafeln in gross Folio) ausführlich veröfTenllicht. Wir
ersehen daraus, dass Brandt seine Beobachtungen an ge-
trockneten und später, zum Zwecke der Untersuchung, wie-
der aufgeweichten Exemplaren angestellt hat , unter Ver-
hältnissen also, die unmöglich eine vollständige und er-
schöpfende Erkenntniss zulassen. Die Objecte, die dem Verf.
vorlagen, bestanden aus einer Anzahl längerer oder kür-
zerer (bis zu zwei Fuss langer), höchstens fingerdicker
Cylinder, die schon bei oberflächlichster Betrachtung eine
214 Leu ckart : Bericht über die Leistungen in der IVaturgeschichte
centrale , aus dünnen glasartigen Fäden bestehende Achse
und einen hier und da losgelösten, dünneren und warzigen
Ueberzug erkennen Hessen. Das Ganze repräsentirt nach
unserem Verf. einen gorgonienartigen Polypenstock. Die
Warzen sind die einzelnen, hier nicht zurückziehbaren Po-
lypen , die mit ihren Fussrändern zusammen fliessen und
einem aus zusammengedrehten, langen Kieselfäden gebilde-
ten Achsenskelete aufsitzen. Die Polypen hatten zum Theil
eine ganz ansehnliche Grösse, weit bedeutender, als man
sie sonst bei den Arten mit Achsenskelet anzutreffen pflegt,
und eine ziemlich feste lederartige Beschaffenheit. Der
innere Bau Hess sich nur unvollständig erforschen. Verf.
beobachtete hinter der Mund Öffnung eine weite Höhle, de-
ren Innenfläche mit Längsfalten versehen war, glaubt
auch Spuren der Mesenterialfäden gefunden zu haben. Ein
besonderer Magen wurde nicht mit Sicherheit beobachtet.
Ebenso wenig gelang es, eine Communication zwischen den
Hohlräumen der benachbarten Polypen zu entdecken. Die
Tentakel waren äusserlich bei keinem Polypen sichtbar,
doch trug der Mundrand eine Anzahl (etwa 20) abgeplat-
teter, aber glatter, zoltenförmiger Forsätze, die in die Lei-
beshöhle hineinragten und als eingezogene Tentakel in An-
spruch genommen werden. Die äusseren Körperhüllen ent-
hielten zahlreiche" feste Einlagerungen, thdils einfache Stäb-
chen, die eine kieselige Beschafl"enheit besassen, theils auch
andere , kreuzförmige Körperchen , die den Skeletstücken
mancher Spongien ähnlich waren. Die axillaren Glasfäden
sollen nach unserem Verf. durch Verklebung und Verdi-
ckung aus den ersterwähnten Stäbchen ihren Ursprung neh-
men. Eine Befestigung der Achse scheint in dem Normal-
zustande nicht stattzufinden, doch wird dieselbe nicht selten
mit dem einen Ende durch parasitische Spongien auf frem-
den Gegenständen angeklebt. Auch auf der Aussenfläche
der Polypen fand Verf. unverkennbare Spuren derartiger
Parasiten.
Dass die Hyalochaetiden den echten Polypen zugehö-
ren, darüber hegt Verf. nicht den mindesten Zweifel, ob-
wohl er gesteht, dass sie in keine der bisher aufgestell-
der niederen Thiere während des Jahres 1859- 215
ten Gruppen , weder zu den Octactinien, noch den Antipa-
thinen, noch den Polyactinien passen, und der Ansicht ist,
dass sie am besten als eine eigene Familie betrachtet wür-
den, die durch die Eigenthümlichkeiten des Achsenskelets
und der Polypen zur Genüge charakterisirt sei. Nach der
Anordnung und Grösse der Polypen unterscheidet Verf. in
dieser Familie zwei Genera, von denen das eine das schon
längst bekannte Gray'sche Genus Hyalonema ist, das zweite
als Hy alochaeta n. aufgeführt wird. Beide Genera tra-
gen folgende Charakteristik:
Hyalonema Gray. Polyparium simplicissimum, teres, rectum
vel plus minusve spirale , polypis plerumque sparsis et ordine plus
minusve distincte spirali dispositis etiam in summo apice rotundato est
obsessum. Polypi subinfundibuliformes, basi satis dilatati, statu con-
tractionis haud , vel saltem parum distincte, transversira rugosi, sub
disco suo apicali plerumque horizontali et depresso, rarius in conum
elevato , semper plicis distinctissimis munito, paullo angustiores obser-
vantur. Polyporum siccorum et contractorum maximi diamelro sua
transversa polyparii diametro transversa Yz vel duplo , reliqui plus
duplo aut Iriplo minores conspiciuntur. Oris apertura in polypis
contractis saltem duplici plicarum radiatarum distinctissimarum erbe
cingitur. Corpoiis cavitas interna infundibuli inversi formani exhibet.
Hy alochaeta n. gen. Polyparium, ubi cortice polypigero
tegitur, non solum dilatatum, sed etiam processibus nonnullis instru-
ctum polypisque sparsis vel gregatis (praesertim in eminentiis) ob-
sessum conspicitur. Polypi cylindracei vel conico-cylindracei, elon-
gati , in statu contractionis transversim rugosi , basi parum latiores
inveniuntur. Corporis diameter longitu^inalis polyporum exsiccato-
runi Yi — Vs, maiorum eorum individuorum mollefactorum adeo duplo
maior evadit polyparii partis teretis diametro transversa, vel ei saltem
subaequatur. Polyporum partes basales diameter in individuis partem
apicalem intractam praebentibus corporis longitudine circiter */i , in
corpore polyporum extenso verum V» minor cernitur. Pars polypo-
rum contractorum terminalis discum ovalem infundibuli forma intror-
sum directum , parum tarnen plicatum (quare plicarum limbum exter-
num et internum satis distinctas haud exhibentem) ostendit. Cavitas
corporis interna figuram oblongam habet.
Vom ersten Genus beschreibt Verf. als Arten H. Sieboldii Gr.
und H. affine, vom zweiten H, Possieti n. , alle drei aus dem Java-
nischen Meere.
Ref. darf übrigens den Lesern des Berichtes nicht ver-
216 Leuckart: Bericht über die Leistungen in der Katurgeschichte
schweigen, dass neuere Untersuchungen, über die wir in
dem nächsten Jahre zu , referiren haben , die hier ausge-
sprochenen Ansichten über die Natur der Hyalochaeliden in
mehrfacher Hinsicht berichtigt haben. Der centrale aus zu-
sammengedrehten Glasfäden bestehende Strang hat hiernach
mit den daraufsitzenden Polypen genetisch keinen Zusammen-
hang. Er ist das Skelet einer Spongie, das in Form eines
Schopfes aus dem Körper hervorwächst , wie das in ähnli-
cher Weise auch von Euplectella (J. B. XXIV. S. 178) be-
kannt ist. Die auf dem Schöpfe sitzenden Polypen sind
fremde Ansiedler aus der Gruppe der Polyactinien.
Octactinia. Gray liefert (Ann. and mag. nat.
bist. Vol. VI. p. 439 — 444 ) folgende systematische Ueber-
sicht über die Polypen mit gefiederten Tentakeln oder Al-
cyonaria.
I. Sabulicolae.
Coral-tree symmetrica], with a simple base, supported by more
or less distinct calcareous spiculae and strengthened by a single fusi-
form elongate calcareous central axis. Living with the base sunk
in the sand or mud of the sea-coast.
Fam. 1. P etmatulid ae. Body free, more or less pen-like,
•with a naked peduncle and a single central axis. The upper pari
with the polypes placed in transverse series on one, rarely on all si-
des. Axis fusiform, elongate cylindrical and quadrangular carcareous,
as long as the coral.
* Penniformes. The coral pen-shaped. The polypes in trans-
verse pennules , placed on each side of Ihe ventral surface of the
central rhachis or stem.
Trib. 1. FnniCUlineae. The coral elongate, linear, slender ;
the pinnules smal crowded. Gen. Funiculina , Virgularia , Lygus,
Scytalinm.
Trib. 2. PennatnlCäG. The coral moderately broad, pen-shaped;
the pinnules broad, expanded. Gen. Pennatula, Sarcoptilus, Pteromor-
pha, Pteroeides.
** Claviformes. The coral club-shaped or leaf like. The
polypes scattered on one side (rarely on both) of the upper part of
the club.
Trib. 3. Kophobelemnonineae. The coral club-shaped, with the
polypes only on one surface of the club , leaving the other bare.
Gen. Kophobelemnon.
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 317
Trib. 4. Veretilleae. The coral club-shaped. The polypös on
all sides of the club. Gen. Lituaria , Sarcobelemnon , Caverniilaria,
Veretillum.
Trib. 5. RenillGäO. The coral expanded , foliaceous , with a
slender stalk. The poiypes only onone siir face of the expanded disk.
Gen. Renilla.
Fani. 2. Umh ellular iad ae. The body free, umbellate, with
a long Stern and a simple central axis. The «pper part with a dü-
ster of polype-beaiing cells placed in concentric series , forming a
large head. Axis fusiforn» elongate, as long as the steni of the coral.
Gen. Umbellularia.
II. Spongicolae or Hyalophyta.
Subsynimetrical , living sunken by the base inlo a sponge,
slrengthened by siliceous spiciilae and supportet by a central axis,
formed of numerous twisted elongated silicious fibres. (Wir verwei-
sen hier auf die oben bei Hyalonema zugefügte Bemerkung.)
Fam. 1. Hyalonemidae. Gen. Hyalonema.
III- Rnpicolae.
Coral tree-like or expanded, fixed by an expanded base, snp-
ported by more or less fusiform calcareous spiculae and öfter suppor-
ted by a central calcareous or horny tree-like axis with an expanded
base. Living attached by the base of the coral and axis to rocks on
the sea-shore.
■" Lifhophyta. Coral arborescent, supported by a continuous or
jointed calcareous axis, which effervesces with muriatic acid.
f Axis continuous, not jointed.
Fam. 1. C orallia il ae. Axis inarticulale, solid, continuous.
Bark granulär, with irregulär -shaped spiculae. Gen. Corallium, An-
nella, EUisella (Juncella et Ctenocella) , ? Gorgonella , Scirpearia,
Umbracella, Subergorgia.
Fam. 2. Primnoadae. Axis inarticulate solide. Bark formed
of flat imbricate scales. Polype-cells prominent, covered with imbri-
cate scales. Gen. Primnoa, Callogorgia, Primnoella.
ff Axis articulated.
Fam. 3. M eli taedda e. Axis spongy^, permeated by flexuous
tubulär canals interrupted by harder svvellen calcareous joints. Bark
granulär; cells in series on the edge of the branchlets. Gen. Melitaea,
Mopsella, ?Solanderia.
Fam. 4. Isideae. Axis calcareous, solid, divided by narro-
wed horny joints. Bark granulär, with irregular-shaped spiculae.
Gen. Isis (Cynosaire), Isidella, Mopsea.
** Ceratophyta. Coral arborescent, supported by a conti-
218 L e II c k a r t ; iJericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
nuous (or jointed?) horny axis, which does not effervesce in mu-
riatic acid.
Fani. 1. G or goniadae. Bark granulär persistent, with sun-
ken irregulär -shaped spiculae , with a more or less distinct groove
down each side, and with the cells in series one each side of the
branchlets.
f Coral arborescent or reticulated; cells on side of the bran-
chlets. Gen. Gorgonia (arborescent, branchlets subcompressed ; cells
on side, moderate), Pterogorgia (arborescent, branchlets much com-
pressed , cells minute, on edge), Rhipidogorgia (reticulated, fan-like,
cells on sides).
ff Corai frondose; cells on surface of frond. Gen. Hymeno-
gorgia (axis branched, filiform, branches separate), Phyllogorgia (axis
branched, filiform, branches netted), Phyllogorgia (axis expanded
foliaceous, thin).
Farn. 2. Plexauridae. Bark granulär, persistent, cork-like,
without any impressed lateral groove. Cells placed equally on all
sides of the branches. Gen. Plexauia (Bebryce ; cells not raised,
simple), Rhinogorgia (cells not raised, bounded by a conical process),
Eunicea (cells more or less produced, simple), Gonidora (cells con-
vex ; mouth radiated).
Farn. 3. Muriceidae. Bark composed of large imbricate cal-
careous spiculae, without any lateral grooves. Cells equally on all
sides of the branchlets. Gen. Muricea, Plocmus (?).
Farn. 4. Acanthog orgiadae. Bark thin, fornied of slender
filiform spiculae, without any lateral grooves. Cells campanulate, on
all sides of the branches, with ridges of elongated spiculae, and
with a number of elongate setaceous spines on the niargin. Gen.
Acanthogorgia.
? Fam. 5. Antipathi d a e. Bark fleshy easily deciduous, soft
simple, only strengthened by large and small scattered silicious (?)
plates. Gen. Leiopathes, Antipalhes.
Fam. 6. Sarcogorgiadae. Bark fleshy, when dry, skin-like.
smooth, without spiculae ; the edges of the cells strengtheed with gra-
nulär spiculae. Gen. Sarcogorgia.
"^■'"•' Sarcophyta. Coral arborescent lobulated or expanded, only
strengthened by internal or external calcareous spiculae, which eff'er-
vesce in acid.
Fam. 1. Briareidae. Coral arborescent, fleshy, supported
by a central axis formed of numerous intertwined fusiform spiculae.
Gen. Briareum.
Fam. 2. Alcyoniadae. Coral arborescent or lobed , fleshy,
strengthened with imbedded calcareous spiculae. Cells simple. Po-
der niederen Thierc während des Jahres 1859. 219
lype retractile or seniiretractile. Gen. Alcyonium (Lobularia), Sympo-
dium, Ammothea.
Farn. 3. Xeniadae. Coral expanded or arborescent, fleshy,
soft, creeping or branched. Polype elongate , suboylindiical. Ten-
tacles not retractile. Gen. Xenia, Anthelia , Khizoxenia , Evagora,
Cornularia.
Farn. 4. Nephthy adae, Coral arborescent or expanded, fleshy,
menibranaceous, often very cellular. Cells of the polypes covered
externally with large fusiforin calcareous spiculae. Gen. Nephthya
(Spoggodia), ?Alcyonidia, Kidalia, Clavularia.
Farn. 5. Tubip or id ae. Coral calcareous, tubulär. Tubes
united by transverse plates fornied by the expanded edges of the tu-
bes bearing the buds. Polypes cylindrical. Gen. Tubipora.
ßleeker berichtet über die Seefedern des Indischen
Archipels und bereichert unsere Kenntniss über diese Po-
lypen um 11 neue Arten, die sämmtlich dem von Herclots
(J. ß. XXV. S. 219) aufgestellten und so treffend charakteri-
sirten Gen. Pteroides zugehören. (Naturkund. Tijdschrift
voor Nederl. Ind. d. d. Nov. 1859.) Bei dem Interesse, das
diese hübschen Formen gewähren, und der Unzugänglichkeit
der Originalmittheilung lassen wir die kurzen Beschreibun-
gen dieser Arten hier folgen:
Pteroides hymenocaulon n. sp. Stipes latus, laevis ; parte nuda
parte pinnata duplo breviore, conica, carnosa, partein pinnatam versus
tumida ; parte pinnata latissima niembranacea axi griacili rigida su-
stentata , axi stipitis apicem non attingente. Pinnae utroque latere
24 p. m. oblique flabellifornies, raembranaceae , spinis 10 — 12 mein-
branam longe superantibus sustentatae, utraque facie polypiferae, po-
lypis irregulariter dispositis. Stipes pinnatus cum pinnis expansis
aeque latus circiter ac longus. Pinnae marginem liberum veisus vio-
laceae. Stipes flavescens, parte aptera violascente maculatus. — Lon-
gitudo totius stipitis 130"'; partis eins apterae 43"'; pinnae maio-
ris 31'". — Hab. Amboina , in niari. Species Pt. Esperi II. affinis,
sed differt stipitis partis pinnalae structura membranacea, pinnis bre-
vioribus pendulis, spinis membranara pinnarum longe superantibus.
Pt. sarkokaulon n. sp. Stipes latus, laevis ; parte aptera parte
pinnata non multo breviore, conica, carnosa, partem pinnatam versus
tumida; parte pinnata carnosa, minus triplo longiore quam lala, po-
stice leviter et parce granulata. Pinnae utroque latere 24 vel 25,
oblique flabelliformes , carnosae, spinis 16 ad 19 pinnam sat multo
superantibus sustentatae, utraque facie polypiferae, polypis irre^ula«'
220 L e u c k a r t : Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
riler dispositis. Slipes pinnatus cum pinnis expansis aeque latus ac
longus, flavescens, immaculatus. — Longitudo totius stipitis 112'"*
partis eins apterae 48'"; pinnae niaioris 32'", — Hab. Sinkawang,
Borneo occidentalis, in mari. — Adn. Species stipite pinnato latissimo
valde distincta.
Pt. banhanense n. sp. Stipes latus, laevis; parte aptera parle
pinnata non valde mullo breviore, conica, carnosa, partem pinnatam
versus tumida, infra intumescenliam leviter coarctata; parte pinnata
carnosa quadruple fere longiore quam lata. Pinnae utroque latere
25 p. m., oblique flabelliformes , carnosae , spinis 11 vel 12 pinnam
sat multo superantibus sustentatae, utraque facie polypiferae, polypis
numerosis confertis. Stipes pinnatus cum pinnis expansis aeque latus
circiter ac 1 ngus, flavescens, parte aptera maculis violaceis ornalus.
— Longitudo totius stipitis 82"'; partis eius apterae 33"'; pinnae
niaioris 27'". — Hab. Banka (Muntok), in mari.
Pt. macracanthus n.'sp. Stipes latus, laevis; parte aptera parte
pinnata valde multo sed minus duplo breviore, conica, carnosa, par-
tem pinnatam versus tumida; parte pinnata carnosa, plus quintuplo
longiore quam lata. Pinnae utroque latere 31 p. m., oblique flabel-
liformes, carnosae, spinis 12 ad 14 pinnam sat multo superantibus
sustentatae, utraque facie polypiferae, polypis irregulariter dispositis.
Stipes pinnatus cum pinnis expansis sat multo longior quam latus,
flavescens, parle aptera maculis sparsis parvis violaceis. — Longitudo
totius stipitis 122'"; partis eius apterae 44'"; pinnae maioris 32'". —
Hab. Java (Batavia), in mari.
Pt. auranliacum n. sp. Slipes latus, laevis ; parte aptera parte
pinnata valde multo sed multo minus duplo breviore, conica, carnosa
medio coarctata ; parte pinnata carnosa, plus sextuplo longiore quam
lata. Pinnae utroque latere 25 p. m., oblique flabelliformes, carnoso-
membranaceae, spinis 12 p. m. pinnam sat longe superantibus susten-
tatae, utraque facie polypiferae, polypis irregulariter dispositis. Sti-
pes pinnatus cum pinnis expansis sat multo longior quam latus. Sti-
pes pinnaeque aurantiacae. Stipes apterus nigro sat dense macula-
tus. — Longitudo totius stipitis 130"'; partis eius apterae 48'"; pin-
nae maioris 32'". — Hab. Amboina, in mari.
Pt. javanicum n. sp. Stipes latus, laevis; parte aptera parte
pinnata paulo tantum breviore , conica, carnosa, medio leviter coar-
ctata; parte pinnata carnosa, sextuplo circiter longiore quam lala.
Pinnae utroque latere 25, oblique flabelliformes, carnosae, spinis 8
p. m. pinnam longe superantibus sustentatae, utraque facie polypife-^
rae, polypis irregulariter dispositis. Slipes pinnatus cum pinnis ex-
pansis non multo longior quam latus, flavescens, parte aptera macu-
lis sparsis parvis violaceis. — Longitudo totius stipitis 110'"; partis
der niederen Thieie während des Jahres 1859. 221
eius apterae 49'" ; pinnae niaioris 25'". — Hab. Java (Balavia),
in niari.
Pt. hysfrix n. sp. Stipes gracilis , laevis; parte apteia longi-
tudine parti pinnatae siibaeqiiali , fiisiforini . partem pinnatani veisus
tiimida , apicem veisus gracilesccnte , parte pinnata carnosa , plus
quintupio longiote quam lata. Pinnae utroque latere 24 vel 25, ob-
lique flabelliformes , menibranaceae , spinis 9 pinnam longe supetan-
tibus sustentatae, utraque facie polypifcrae, polypis inegulariter dis-
positis, spinis facie pinnarum supeiioie tota earuni iongitudine ina-
xime conspicuis. Stipes pinnatus cum pinnis expansis sat niulto lon-
gior quam latus, parte pinnala flavescens , parte aptera aurantiacus,
apice et partem pinnatam versus late violaceus. — Longitudo totius
stipitis 119'"; partis eius apterae 58'"; pinnae maioris 21"'. — Hab.
Java (ßatavia), in niari.
Pt. Herklotsi n. sp. Stipes latus, laevis; parte aptera parle
pinnata vix vel non breviore , conica, carnosa, medio leviler coar-
ctata ; parte pinnata carnosa, sextuplo longiore quam lata. Pinnae
utroque latere 19 vel 20, oblique flabelliformes, carnoso-membrana-
ceae, spinis 12 ad 14 pinnam longe superantibus sustentatae, utraque
facie polypiferae, polypis irregulariter dispositis. Stipes pinnatus cum
pinnis expansis niullo longior quam latus, flavescens, parle aptera et
pinnata violaceo maculatus. — Longitudo totius stipitis 98"'; partis eius
apterae 43'"; pinnae maioris 18"'. — Hab. Java (Balavia), in mari.
Pt. kampyloplcrus a. sp. Slipes latus, laevis; parte aptera
parte pinnata multo sed multo minus duplo breviore, conica, carnosa,
medio coarctata ; parte pinnala carnosa, quintupio circiter longiore
quam lala. Pinnae utroque latere 19 vel 20, oblique flabelliformes,
carnosae, curvatae, sese invicem amplectentes, spinis 12 p. m. pinnam
conspicue superantibus sustentatae, utraque facie polypiferae, polypis
iiregulariter dispositis. Stipes pinnatus cum pinnis expansis duplo
longior quam latus, flavescens, parte aptera violaceo maculatus. —
Longitudo totius stipitis 108"'; partis eius apterae 45'"; pinnae ma-
ioris 17"'. — Hab. Java (Balavia), in mari.
Pt. micropferus n. sp. Stipes latus, laevis; parle aptera parle
pinnala non multo breviore, conica, cainosa, partem pinnatam versus
tumida; parte pinnata plus octuplo longiore quam lata, Pinnae utro-
que latere 22 ad 24, oblique flabelliformes, carnosae, spinis 9 vel 10
pinnam superantibus sustentatae , utraque facie polypiferae , polypis
irregulariter dispositis. Stipes pinnatus cum pinnis expansis plus
triplo longior quam latus, parte aptera tota flavescens, parte pinnata
magna parte violaceus. — Longitudo totius stipitis 133'" ; partis eius
apterae 57"'; pinnae maioris 10"' ad 11"'. — Hab. Java (Balavia),
in mari.
222 L e u c ka r t : Bericht ober die Leistungen in der Naturgeschichte
Pt. oUgopterus n. sp. Stipes latus, laevis ; parte aptera parti
pinnatae longitudine aequali, conica , carnosa, medium versus leviter
coarctafa; paite pinnata sextuplo circiter longiore quam lata. Pinnae
utroque lalere 12, oblique flabelliformes, carnosae , spinis 12 p. ni.
pinnam paulo superantibus sustentatae, utraque facie polypiferae, po-
lypis irregulariter dispositis. Stipes pinnafus cum pinnis expansis
triplo circiter longior quam latus, llavescens, ubique inimaculatus. —
Longitudo totius stipitis 101"'; partis eius apterae 50,5"' ; pinnae
niaioris 12'". — Hab, Ternata, in mari.
Unter dem neuen Genus -Namen Psuchastes be-
schreibt Strethill Wright einen kleinen isolirt leben-
den Alcynoidpolypen mit 8 gefiederten Tentakeln, der mit
seinem Fusse auf Felsstücken aufsitzt und mit knorrigen
Kalknadeln dicht bedeckt ist. Sp. n. Ps. glacialis, Edinb.
new philos. Journ. X. p. 113. PI. IX. Fig. 7.
Bei dieser Gelegenheit erwähnt Verf. auch noch eines
zusammengesetzten Alcynoidpolypen von gigantischer Grösse,
der sich durch lange, spindelförmige Kalknadeln auszeichne
und in dem Edinburger anatomischen Museum als Zoanthus
aufgestellt sei.
Eine schöne Abbildung von Alcyonium digitatum bei
Gosse, Rambles etc. Tab. III. p. 76.
Er man sieht in Esper's Gorgonia paradoxa den
Typus eines neuen Gen. Besselia, bei dem die gewöhn-
lichen Kalk- Ablagerungen von Kieselsäure vertreten sind.
Erman's Archiv für wissensch. Kunde von Russland. Bd. XIV.
S. 129—143. Mit 1 Tafel.
Porifera.
Lieb erkühn setzt seine Untersuchungen über den
Bau der Spongien fort. Nachdem er die Organisationsver-
hältnisse der Süsswasserformen erforscht (J. ß. XXIII. S. 251)
und deren typische Uebereinstimmung mit den echten Spon-
gien festgestellt hat (J. B. XXIV. S. 175), wendet er sich
jetzt speciell zu den oceanischen Arten , die er theils le-
bend in Helgoland, Triest und Venedig, theils auch an
wohlerhaltenen Spiritusexemplaren zu untersuchen Gelegen-
heit hatte. Form und innerer Bau, Beschaffenheit der Ge-
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 223
webe, Anordnung, Gestalt und Grösse der festen Einlage-
rung-en, das Alles wird vom Verf. bei einer ganzen Anzahl
verschiedener Formen, durch welche die Hauptgruppen un-
serer Thiere wohl alle vertreten sein dürften, auf das Sorg-
fälligste beschrieben. Dazu kommen zahlreiche litlerari-
sche und kritische Bemerkungen über die von frühern For-
schern aufgestellten Arten , die übrigens bei der Unzuläs-
sigkeit der meisten bloss von äusseren Charakteren ent-
nommenen Beschreibungen keineswegs in allen Fällen mit
Bestimmtheit wiedererkannt werden können. Gewiss mit
Recht leort der Verf. desshalb denn auch ein besonderes
Gewicht auf Anordnung und Bau der bei den Spongien fast
überall vorkommenden Hartgebilde. („Neue Beiträge zur
Anatomie der Spongien", Archiv für Anat. u. Physiol. 1859.
S. 353—382. S. 515—529. Taf. IX— XI.)
Nach der Bildung des Skelets kann man bei unseren
Thieren Fleischspongien und solche mit hornigem, mit kal-
kigem und kiesligem Skelete unterscheiden, oder, wie sie
von unserem Verf. in der neuen Auflage der Troschel'-
schen Zoologie benannt werden, Halisarcina, Spongina, Cal-
cispongina und Halichondrina.
Aus erster Gruppe untersuchte Verf. eine Art des
Duj ar din'schen Gen. Halisarca, die er in Helgoland von
der Unterfläche grösserer Steine ablas und in der That als
eine Spongie, mit allen Attributen dieser Thiere (Poren,
Oscula, Gemmulae, Wimperorganen), aber ohne Fasern und
Nadeln erkannte. Die kleinsten Stücke des Körpers zeigten
die bekannten Bewegungsphänomene, Hessen sich aber nicht
mit Sicherheit als Zellen erkennen.
Unter den ausschliesslich mit Hornfasern versehenen
Sponginen unterscheidet Verf. zwei Genera, die durch die
Bildung des Gerüstes verschieden sind. Bei dem einen
Genus (Spongia) sind die Hornfäden dieses Gerüstes überall
von gleicher Dicke, bei dem zweiten dagegen (Filifera
n, gen.) linden sich neben den dickeren Fasern noch äus-
serst zahlreiche feine Fäden, die von den erstem auslaufen
und je mit einer knopfförmigen Anschwellung endigen. Auf-
fallend ist es, dass die Hornfasern dieser Arten mehr oder
224 L e u c k a r t : B ericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
minder allgemein , namentlich die von Sp. tupha, in ihrem
Innern fremde Körper enthalten, die sicherlich von Aussen
eingedrungen sind, bald formlose Kalkmassen (deren Vor-
kommen Johns ton zur Aufstellung eines eigenen Gen.
Dysidea benutzte ) , bald auch Kiesel - und Kalknadeln
verschiedener bekannten Schwämme, Hartgebilde aus der
Haut von Echinodermen, Stücke von Polythalamienschalen,
Bacillarien u. s. w. Bei einer Art vegetirte in diesen Fa-
sern sogar eine eigene kleine Alge von rother Färbung,
und zwar so massenhaft, dass der ganze Schwamm dadurch
nicht selten roth gefärbt wurde.
Verf. untersuchte und beschrieb ausser Spongia offi-
cinalis (nach Spiritusexemplaren) drei Arten des Gen. Spon-
gia, unter denen nur eine, Sp. tupha, bisher unbekannt
war, und zwei Arten des Gen. Filifera , F. verrucosa n.sp.
aus Westindien und K favosa n. sp. von unbekanntem
Fundorte. (In Troschel's Zoologie S. 361, wird noch
eine dritte Art, F. globosa aus Triest erwähnt.)
Aus den Kalkspongien möchte Verf. gleichfalls zwei
Gattungen bilden, deren eine (Grantia) die unregelmässig
verästelten Formen enthält, während die Arten der anderen
(Sycon) eine einfache Spindel- oder Kegelform besitzen.
Bei letztern erweitert sich überdiess der Ausflusskanal zu
einem ansehnlichen Hohlraum, der sich von dem Osculum
bis zur Anheftungsstelle ausbreitet, so dass der Körper eine
sackförmige Bildung hat.
Beschrieben werden Sycon ciliatum Johnst., S. Hum-
boldtii Risso, die letztere nach Spiritusexemplaren, und eine
Grantia , die der Gr. botryoides Johnst. sehr nahe steht.
Bei ersterer gelang es auch die flimmernden , im Innern
bereits mit einem Hohlräume versehenen Embryonen, so wie
die zu mehreren in besondere Behälter eingeschlossenen
Eier nachzuweisen.
Am ausgedehntesten sind die Beobachtungen des Verf.'s
über oceanische Kieselspongien , von denen ausser Clione
celata Gr. (die übrigens trotz der Eigenthümlichkeit des
Vorkommens in Austernschalen und der aufl*a]lenden Con-
tractilität der aus denselben hervorragenden Ausflussröhren
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 225
in Troscliel's Zoologie als Halichondria Clione aufge-
führt wird) zahlreiche Arten des Gen. Halichondria: H.
aspera n. sp. von Helgoland, U. reticulata n. sp. ebendah.,
H. compacta Lkhn. (= Alcyonium domuncula Ol.) , H. ro-
sacea n. sp., H. Corona n. sp., H. (Lithumena) lobata Ren.,
U. flava n. sp. , H. (Spongia) anhelans Vio., H. (Spongia)
fasciculata Fall. , H. sp. (= Tethyum lyncurium Johnst.),
sämmtlich aus Triest, H. (Spongia) palmata Sol. et EH., H.
(Sp.) semitubulosa Lam., E. luxurians n. sp., H. (Sp.) Con-
larenii Mart. , H. (Sp.) velutata Ren. , sämmtlich aus Vene-
dig. Die Kieselnadeln sind bei vielen Arten in Hornfasern
eingeschlossen und gehen bei Tethyum strahlenförmig in
Bündeln von der Mitte des Körpers aus. Die dicke Rin-
denschicht der letztgenannten Art besteht nur theilweise aus
Schwammzellen , anderntheils auch aus einem eigenthüm-
lichen Gewebe von fasriger Beschaffenheit.
In Betreff der von Carter gemachten abweichenden
Angaben (J. B. XXIII. S. 255 und XXIV. S. 176) bemerkt
Verf., dass er sich einmal von der direkten Communication
der ein- und ausführenden Kanäle bei den Spongien auf
das Bestimmteste überzeugt habe, und weiter, dass er die
Existenz besonderer contractiler Räume in den Schwamm-
zellen der Wimperorgane nicht bestätigen könne. Wahr-
scheinlich, so vermuthet derselbe , sei die letztere Angabe
durch eine Verwechselung mit Amöben entstanden, die bis-
weilen in grossen Mengen auf der äussern Haut der Spon-
gillen aufsitzen. Als erwähnenswerth hebt Verf. weiter her-
vor , dass diese äussere Haut bisweilen stark , bis zum
Schwinden des darunter liegenden Hohlraumes , sich zu-
sammenzieht und sich dann erst später und allmählich wie-
der ausdehnt.
lieber die Wimperorgane der Spongillen stellt Car-
ter nach neueren Untersuchungen (Ann. and mag. nat. hist.
T. III. p. 12) die Behauptung auf, dass sie keine Säcke,
sondern solide äusserlich mit Flimmerhaaren besetzte
Körperchen seien, die einige Aehnlichkeit mit Volvocinen
besässen. Isolirte Flimmerzellen dieser Körper waren es,
die Verf. als Samenfäden beschrieb ; er hat sich jetzt davon
Archiv f. Naturg. XXVI. Jahrg. 2. Bd. P
226 Leuckart: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
überzeugt, dass dieselben bei der Fütterung Indigopartikel-
chen aufnehmen.
Derselbe sucht durch eine detaiilirte Beschreibung
der von der indischen Spongilla Cartcri Bow. producirten Gein-
mulae und eine Vergleichung derselben mit den „Wintereiern"
von Lophopus die morphologische Uebereinstimmung zwi-
schen diesen beiderlei Bildungen nachzuweisen und glaubt,
dass solches für die noch immer unsichere Auffassung des
Organismus der Spongien nicht ohne Bedeutung sei. Der
Inhalt der Gemmulae besteht aus hellen Zellen , die zum
Theil „Stärkemehlkügelchen" einschliessen , Gebilde , die
sich nach unserem Verf. bei Berührung mit Wasser nach
wenigen Tagen in eine Menge polymorphotischer Wimper-
zellen umwandeln. Verf. glaubt, dass ähnliche Umwand-
lungen sehr allgemein mit der dem Einflüsse der Lebens-
kraft entzogenen organischen Substanz vorgehen. Ann. and
mag. nat. bist. T. III. p. 331 sq.
Die Mittheilungen, dieBowerbank (Transact. micr.
Soc. of London 1859. p. 79 — 84) über die Organisation von
Grantia (Sycon Lbk.) ciliata macht, beziehen sich vorzugs-
weise auf die Form und Anordnung der Kalknadeln, deren
Beziehung zum Schutzbedürfnisse und die beim Einziehen
und Ausstossen des Wassers deutlich sichtbaren Bewegungen.
Ueber Seeschwämme vgl. auch Gosse, Tenby p. 318
— 326, wo nicht bloss mehrere Beobachtungen (über Was-
serströmung, Contractilität des Oscula u. s. w.) mitgetheilt,
sondern auch die bei Tenby vorkommenden Arten des Gen.
Halichondria und Grantia, unter denen eine neue (H. rosea)
beschrieben werden.
Jardin erwähnt einer an den Küsten der Marque-
sas- Inseln vorkommenden Spongie, die eine schöne vio-
lette Flüssigkeit ausschwitzt. Mem. de la soc. imper. des
sc. nat. de Cherbourg T. VI. p. 199.
der niederen Thiere wahrend des Jahres 1859. 227
lY. Protozoa.
Green e's „manual of the subkingdom Protozoa'* Lon-
don 1858 (XXX und 88 Seiten in klein Octav mit Holz-
schnitten) enthält eine zunächst für den Lehrzweck zusam-
mengestellte Uebersicht über den heutigen Stand unserer
Kenntnisse von den genannten Thieren, mit Benutzung na-
mentlich der Untersuchungen von Carpenter, Müller,
Huxley, Lieberkühn, Stein, Claparede und Lach-
mann. Verf. betrachtet die Protozoen im Ganzen als einfa-
che Thiere , obwohl er u. a. den Infusorien (mit den zwei
letztgenannten Forschern) eine weite Verdauungshöhle zu-
schreibt. Die Thalassikollen werden von den Polycystinen
und den Rhizopoden getrennt und alle drei als Repräsentan-
ten besonderer Klassen neben den Spongiaden, Gregarinen
und Infusorien betrachtet.
Auch Gegenbau r trägt kein Bedenken, den Proto-
zoen einen einfachen Bau zuzuschreiben und der Haupt-
masse ihres Körpers die bekannten Eigenschaften der Sar-
code zu vindiciren. Er glaubt sogar, dass gewisse Proto-
zoen, Amöben, Gregarinen und niedere Infusorien ohne An-
stand als einfache Zellen betrachtet werden könnten. Nach
dem Vorgange von Huxley u. A. werden auch die Pori-
feren den Protozoen zugerechnet, obwohl Verf. (S. 58) zu-
giebt, dass diese Thiere „bezüglich der Ernährungsoigane
so ziemlich ausserhalb der Stufenreihe von Einrichtungen
stehen, die sonst bei den Protozoen vorkommen, und einen
Typus repräsentiren , in dem sich mehrfache Anklänge an
den der Coelenteraten wiederfinden." Vgl. Anat. S. 42 ff.
Nach der Eintheilung van Be^eden's zerfallen die
Protozoen (Zool. med. II. p. 410) in zwei Classen, Infuso-
rien und Rhizopoden, und diese wieder 1) in Ciliata und Fla-
gellata; 2) in Noctiluca, Foraminifera , Radiolaria, Actino-
phryia, Gregarinae, Amoebacea.
Ehrenberg handelt über die mit Proteus anguinus
zusammenlebenden mikroskopischen Lebensformen in den
Bassins der Magdalenengrotte in Krain, Berl. ÄJonatsberichte
1859. S. 758 ff.
228 L eu ck art: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
Kühne's wichtige „Untersuchungen über Bewegun-
gen und Veränderungen der contractilen Substanzen" ver-
breiten sich in ihrem letzten Theile (Archiv für Anat. und
Physiol. 1859. S. 816—835) über das Verhalten der Proto-
zoen gegen äussere Agentien und liefern eine Reihe von
unerwarteten Aufschlüssen über ein bis dahin ganz unzu-
gängliches Gebiet der Bewegungserscheinungen. Das wich-
tigste Resultat dieser Experimentalüntersuchungen besteht
in dem Nachweise, dass auch bei den niedrigsten Thieren,
wenigstens theilweise, ein contractiles Gewebe vorkomme,
welches in Betreff seiner Reactionen auf äussere (elektri-
sche, chemische, thermische) Reize genau mit dem Muskel-
gewebe der höheren und höchsten Thiere übereinstimmt.
So namentlich bei den Vorticellen, deren Stielmuskel auch
in physiologischer Beziehung diesen Namen mit vollem
Rechte verdient. Die Bedeutung dieser Thatsache tritt
übrigens erst dann ihrem vollen Werthe nach hervor, wenn
wir weiter durch die Untersuchungen unseres Verf. erfah-
ren, dass die Bewegungen der Sarkode durchaus von denen
des wahren Muskelgewebes zu trennen sind. Die Amöben
(auch Gregarinen, Monaden, Vibrionen und Schwärmsporen)
bleiben von einer dicht gedrängten Reihe stärkster Indu-
ctionsschläge unberührt, und setzen den energischsten Mus-
kelgiften die gleiche Unempfindlichkeit entgegen. Von
einer Reizbarkeit im gewöhnlichen Sinne kann hier also
jnicht die Rede sein: das qualitativ wirksame Reizmittel ist
noch zu finden. Das Einzige , was die Sarkode mit der
Muskelsubstanz theilt, ist die Fähigkeit der Gerinnung, so-
gar der spontanen Gerinnung, nur tritt dieselbe, bei An-
wendung von Wärme, schon früher ein, als im Muskel,
bereits bei 53*^C. , während die Muskeln erst bei 80^ starr
werden. Dass die meisten Infusorien durch kräftige Indu-
ctionsschläge zum Platzen und Zerfliessen gebracht werden,
ist eine bekannte Thatsache , aber irrig ist es , wenn man
diese Erscheinungen auf die Wirkung der Elektrolyse hat
beziehen wollen, da selbst eine Kette von 6 — 8 Groveschen
Elementen erst nach längerer Zeit dem Leben der Infuso-
rien gefährlich wird. Ob übrigens die Bewegungen der
der niederen Thiere während des Jahres 1850. 229
Infusorien alle von einer wahren Muskelsubstanz abzulei-
ten sind , inuss einstweilen als eine unerledigte Frage be-
trachtet werden, obgleich Verf. der Annahme sich hinneigt,
dass einige Bewegungen , an gewissen Körpertheilen, von
einer der Sarkode ähnlichen Substanz herrühren. Bei den
Vorticellen wird die Bewegung des Stielmuskels von dem
Kopfe angeregt, ohne dass jedoch Nerven sich entdecken
Hessen. Die Existenz einer Hülle bei den Amöben wird
geläugnet und die dafür wohl angeführte direkte Beobach-
tung durch die Annahme einer peripherischen Gerinnung
zu erklären versucht.
De Bary setzt seine Beobachtungen über Myxomyce-
ten, besonders deren Sporenbehälter und Entwickelungsge-
schichte, in einer ausführlichen, mit schönen Kupfertafeln
ausgestatteten Abhandlung an einer grösseren Anzahl von
Arten auseinander (Zeitschrift für wissenschaftl. Zool. X.
S. 88— 175. Taf. VI— X) und wiederholt die Ansicht, dass
dieselben trotz aller Aehnlichkeit mit gewissen Pflanzen,
namentlich auch manchen Algen, dem Thierreiche zu über-
weisen seien. Dabei wird freilich weiter zugegeben, dass
bei den einfachsten Organismen eine scharfe Unterschei-
dung von Thier und Pflanze nicht mehr durchzuführen sei.
Was Verf. trotzdem veranlasst, die Myxomyceten als „My-
cetozoen" den Thieren zuzurechnen , sind namentlich die
amöbenartigen Jugendzustände , die durch Bewegung und
Nahrungsaufnahme den echten Amöben so vollständig glei-
chen , dass Verf. die Vermuthung ausspricht , es möchten
die sog. Amöben überhaupt grösstentheils dem Entwicke-
lungskreise der Mycetozoen angehören. Die Existenz von
Contractionserscheinungen der ausgewachsenen Myxomyceten
möchte Verf. um so weniger als entscheidend für die Na-
tur der betrefl'enden Geschöpfe ansehen, als er zugeben
muss, dass das pflanzliche Protoplasma überhaupt der thie-
rischen Sarkode nahe verwandt, wenn nicht identisch sei.
Die hier vorliegende Arbeit ist mit ihren zahllosen
wichtigen Einzelnheiten unstreitig für den Zoologen eben
so interessant, wie für den Botaniker, ob sie aber im Stande
ist, allen Zweifel an der Thierheit der Myxomyceten zu
230 L e u c k a r t : Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
bannen, will Ref. dem Leser überlassen. Er für seine Per-
son gesteht, noch immer der Meinung zu sein , die er in
dem letzten Jahresberichte (S. 230) ausgesprochen hat und
wird darin um so mehr bestärkt, als es durch die Unter-
suchungen von Hoffmann (Bot. Zeitung 1859. No. 24)
nachgewiesen ist, dass manche Myxomyceten ganz in ge-
wöhnlicher Weise, d. h. nach Art der übrigen Pilze , kei-
men. Nach Ho f fma n n soll das Ausschlüpfen eines Schwär-
mers und dessen Umwandlung in ein amöbenartiges Wesen
nur bei genügender Benetzung der Sporen stattfinden und
nicht einmal einen eigentlich normalen Vorgang darstellen.
Die eigenthümlichen Bewegungserscheinungen der
Schleimpilze sind übrigens schon vor de Bary von ver-
schiedenen Forschern ganz richtig beschrieben und auch,
wie Ref. aus eigener Erfahrung hinzufügen kann, an ge-
eigneten Präparaten keineswegs schwer zu beobachten.
Zum Beweise aber, dass diese Bewegungen unter den Pilzen
nicht allein auf die Myxomyceten beschränkt seien, ver-
weist Hoff mann, wie das auch schon Ref. gethan hatte,
auf die von ihm entdeckten contractilen Gebilde bei den
Blätterschwämmen.
Uebrigens will Ref. nicht verschweigen, dass anderer-
seits nicht bloss die Beobachtungen, dass auch die Schluss-
folgerungen deBary's vollen Beifall gefunden haben, wie
denn z.B. Bail erklärt (Verh. der zool.-bot. Gesellsch. in
Wien 1859. S. 31), nach eigenen Untersuchungen denselben
völlig beistimmen zu müssen.
1. lufusoria.
Von den Etudes sur les Infusoires et les rhizopodes
par Claparede et Lachmann, die wir bereits in un-
serem vorjährigen Berichte als eine der wichtigsten Arbei-
ten auf dem Gebiete der Infusorienkunde kennen gelernt
haben, erschien (Geneve 1859. p. 261—482. PI. XIV— XXIV)
die zweite Lieferung, durch die der descriptiv systematische
Theil des genannten Werkes zum Abschlüsse gebracht wird.
Ausser den letzten fünf Familien der Ciliaten wird darin die
der niederen Thiere während des Jahres 1?559. 231
Ordnung der Suctoria und Cilioflagellala, so wie weiter die
Klasse der Rhizopoden ganz in der früheren Weise behan-
delt, der letzteren auch eine anatomisch-physiologische Ue-
bersicht , wie früher der Klasse der Infusorien, vorausge-
schickt. Indem wir für diese auf ein späteres Relerat (vgl.
Rhizopoda) verweisen , beschränken wir uns hier auf eine
Aufzählung- der von unsern Verff. unterschiedenen Genera
und der beschriebenen Arten.
Farn. Colpodina (p. 261— 278).
A. Pas de levres membraneuses.
a. Pas de soies faisant saillie hors de la bouche Paraniaeciuni.
b. Des soies faisant saillie hors de la bouche.
«. üne faisceau de soies courtes formant coninie
une levre inferieure Colpoda.
ß. Des soies isolees et longues faisant saillie
par la partie superieure de la bouche.
* Pas de faisceau de soies sur le cöte
ventral Cyclidium.
(Char. emend.)
** Un faisceau de soies sur le cöte ven-
tral Pleuronema.
B. Bouche comprise entre deux levres membraneuses
continuellement oscillantes Glaucoma.
Ausführliche Beschreibung finden : Paramaecium Bursaria Focke,
P. 'putrimtm n. sp., P. colpoda Ehrbg., P. invcrsum n. sp., P. micro-
stomum n. sp. norwegensche Küste, P. glaucnm n. sp. ebendaher , P.
ovale n. sp., Colpoda cucullus Ehrbg., C. parvifrons n. sp., Cyclidina
glaucoma Ehrbg., C. elongatum n. sp. norwegensche Küste, Pleuronema
Chrysalis Perty , PI. cyclidium n. sp. , PL natans n. sp. , Glaucoma
scintillans Ehrbg., Gl. margaritaceum Ehrbg.
Farn. Dysderina (p. 278— 291).
A. Une cuirasse. »
a. Deux valves completement distinctes . Idiina n. gen.
b. Deux valves soudees l'une ä l'autre.
a. Les deux valves soudees seuTement en
arriere Dysderia ( = Er-
viliaDuj.) Char. emend.
ß. Les deux valves soudees dans toute
la longueur du dos Ae gyria n. gen.
B. Pas de cuirasse Huxley a n. gen.
Hieher : Iduna sulcata n. sp. , Dysderia lanceolata n. sp. , D.
232 Leuckart: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
spinigera n. sp., D. ac%ileata n. sp. , D. crassipes n. sp., Aegyria le-
gumen Duj., A. angnstata n. sp. , A. oliva n. sp. , A. pusilla n. sp.>
Huxleya sulcata n. sp. , H. crassa n. sp., sänimtlich marin , von der
norwegcnschen Küste. (Der Genusnamen Huxleya ist bereits zwei
Mal, an ein Bryozoon und neuerlich an eine Muschel , vergeben.)
Farn. Trachelina (p. 291—364).
A. Bouche terminale.
a. Partie anterieure portant un appendice conique.
«. Corps plus ou moins cylindrique; nage en tournant
autour de son axe.
'"■ Bouche au sommet de l'appendice
conique Lacrymaria.
(Char. emend.)
'••■^" Bouche ä la base de l'appendice
conique Phialina.
ß. Corps aplati ; nage sans tourner autour
de son axe Tr achel ophyllum n. gen.
b. Pas d'appendice conique.
cc. Pas d'appareil degluteur.
* Pas de soie saltatrice.
f Corps attenue en avant .... Enchelys.
(Char. emend.)
ff Corps non attenue en avant . . Holophrya.
■'^"" üne soie saltatrice en arriere . . Urotricha.
ß. Un appareil degluteur.
* Corps attenue en avant . . Enchelyodon n. gen.
*■" Corps non attenue en avant . . . Prorodon.
B. Bouche non terminal.
a. Un appareil degluteur.
«. Pas de faisceau de cils.
■" Corps jamais tres fortement deprime Nassula.
"""" Corps tres fortement deprime . . Chilodon.
ß. Un faisceau de ciles simulant une
espece de pied Trichopus n. sp.
b. Pas d'appareil degluteur.
«. Une rangee de vesicules spheriques
renfermant chacune un corpuscule
tres refringent Loxodes.
ß. Pas de vesicules ä corpuscule refrigent.
* Pas de limbe.
f Un intestin ramifie Trachelius.
ff Pas d'intestin ramifie .... Amphileptus.
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 933
** Un large liinbe peripherique, forme
par iin parenchyme compact . . Loxophyllum.
Ausführlich beschrieben werden Lacrymalia clor Ehrbg. , L.
lagemda n. sp. norwegensche Küste , L. coronala n. sp. ebendaher,
Phialina vermicularis Ehrbg., Trachelophyllum apiculatum Perty Tr'
pusillum? Perty, Enchelys farcimen Ehrbg., E. arcnata n. sp., IIolo-
phrya ovum Ehrbg., Vrotvivha farcta n. sp. , Enchelyodon farclns
n. sp., E. elongatus n.s]). norwegensche Küste, Prorodon griseusn. sp.,
Pr. armatiis n. sp., Pr. edentafus n. sp. , Pr. marinns n. sp. norwe-
gensche Küste, Pr. margaritifev n. sp., Nassula flava CI. (= Chilodon
ornatus Ehrbg.), K rubens Perty, N. lateritia n. sp., Chilodon cucul-
lus Ehrbg., Ch. uncinatus Ehrbg., Trichopns Dysderia n. sp. norwe-
gensche Küste, Loxodes rostrum Ehrbg., Trachelius ovum Ehrbg., Am^
philepius gigas n. sp. , A. cygnus n. sp., A. anas Ehrbg. , A. marga-
ntifer Ehrbg., A. meleagris Ehrbg., A. anaticula Ehrbg., Loxophyl-
lum meleagris ünj. , L. fasciola Ehrbg., L. armatum n. sp., L. la-
mella Ehrbg.
Die Farn. Colepina (p. 364-367) enthält nur das einzige
Gen. Coleps , wohin u. a. Coleps uncinatus n. sp. , C. [usus n. sp.
norwegensche Küste.
In der Fam. der Halterinea unterscheiden unsere Verff.
zwei Gen. :
a. Des soies fines servant au saut; sauteurs . . Halleria.
b. Pas de sois servant au saut; nageurs Stromhidion n. gen.
Beschrieben sind : llalferia grandineJIa Ehrbg., II. volvox Eichw.,
H. pulcx n. sp. von der norwegenschen Küste, Stromhidion sulcatum
n. sp., Str. turho n. sp.
In einem Anhange (p. 373-376) besprechen unsere Verff. auch
noch die Opalinen, die sie, wie G. Wagener, wegen Anwesenheit
eines puls.renden Apparates und Kernes den Infusorien zurechnen und
nicht als Jugendzustände von Trematoden betrachten. Die Angaben
der Verff. gründen sieh auf Untersuchung von Op. uncinata Schnitze,
0. recurva n. sp. aus Planaria limacina, 0. prolifera n. sp. aus einer
Naide (mit einer ganzen Kette anhängender Knospen, und dadurch
von der nur einfach proliferirenden 0. lineata Seh. verschieden),
sämmtlich von der norwegenschen Küste.
Die von unseren Verff. aufgestellte zweite Ordnung der Infuso-
rien, die Ordnung der Snctoria, die sich in der Thal durch die
Art ihrer Nahrungsaufnahme und die Abwesenheit aller Cilien (im
ausgebildeten Zustande) sehr auffallend von den bisher betrachteten
Infusorien unterscheidet , enthält nur eine einzige Familie, die der
Acinetinen (p. 382-390) , und diese zerfallen unsere Verff. nach
folgendem Schema;
234 L e u c k a r t : Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
A. Su^oirs non portes par une trornpe.
a. Su^oirs non raniifies.
cc. Pas de colonie rann'fiee.
* Pas de coque.
t Un pedoncule Podophrya.
tt Pas de pedoncule.
libies Sphaerofhrya n. gen.
fixes Trichophrya n. gen.
^"" Une coqne.
f Un pedoncule Acineta.
ff Pas de pedoncule . . . Solenofhrya n. gen.
ß. Aniniaux formant une colonie ramifiee Dendrosoma.
b. Su^oirs ramifles Dendroconietes.
ß. SuQoirs portes par une longue trornpe le-
tractile 0 phry o dendr on n. gen.
Von Arten führen unsere VerlF. auf (fast überall nur mit Dia-
gnosen, unter Bezugnahme auf den noch nicht erschienenen zweiten
Theil des Werkes, der die Fortpflanzung der Infusorien und nament-
lich auch der Acinetinen behandelt) : Podophrya cyclopum St. , P.
quadripartita (= Acinete der Epistylis plicatilis St. = A. quadriloba
St.), P. carchesii n. sp., P. pyrum n. sp. auf Lemna trisulca, P. Lyngbyi
Ehrbg., P. Trold n. sp. auf Ceramnium, P. cothurnata Weisse (= dia-
demartige Acinete Stein), P. ferrum equinum Ehrbg., P, elongata n. sp.
aufPaludina vivipara, P. Steinii (= Acinete der Opercularia articulata
St. = P. Operculariae St.), P. Lichtensteinii (== Acinete der Op. Lichten-
steinii St.), P. fixa Ehrbg. (= Actinophrys sol St.), Sphaei'ophrya pu^
silla n. sp. Genf, Trichophrya epistylidis n. sp. , Acineta mystacina
Ehrbg. ^. palula n.sp. auf Florideen u.a. marinen Algen, A.cucullvs
n. sp. pelagisch, A. compressa n. sp. auf Seealgen, A. cothuiniae (=
Acinetenzustand von Cothurnia maritima St.) , A. luherosa n. sp. auf
Florideen, A. linguifera (= Acinete mit zungenförmigem Fortsatze St.
= A. ligulata St.), A. notonectae n. sp. auf ISotonecta glauca, Sole-
nophrya crassa n. sp. auf Lemna minor, Dendrosoma radians Ehrbg.,
Ophryodendron abielinum n. sp. auf nordischen Campanularien.
In Betreff der dritten Ordnung unserer VerfF., der Cilioflagellata
verweisen wir auf unseren Bericht über die Flagellaten.
Weben der hier angezogenen (zweiten) Lieferung des
Werkes von Claparede und Lachmann hat uns das
Jahr 1859 noch eine andere, nicht minder bedeutsame Pu-
blication über Infusorien gebracht : „der Organismus der In-
fusionsthiere , nach eigenen Forschungen in systematischer
Reihenfolge bearbeitet von Fr. Stein, erste Abtheilung"
der niederen Tliiere wührend des Jahres 1859. 235
(allgemeiner Theil und Naturgeschichte der hypotrischen
Infusionsthiere, 52 Bogen in Folio mit 14 Kupfertafeln). Was
uns hier geboten wird , ist der erste Theil eines Werkes,
in welchem der Verf. nach und nach die Naturgeschichte
aller von ihm aufgefundenen und hinlänglich genau unter-
suchten Infusionsthiere in zusammenhängenden Monogra-
phieen zu behandeln gedenkt, das also in ähnlicher Weise
den ganzen reichen Schatz einer mehr als zehnjährigen
bewährten Forschung in sich einschliesst , wie das seiner
Zeit von dem grossen Infusorienwerke Ehrenberg's be-
hauptet werden durfte. Wird dasselbe einst vollendet sein,
dann mag es auch leicht in ähnlicher Weise als ein kaum
übertroffenes Denkmal deutschen Fleisses und Beobach-
tungstalentes in der Geschichte unserer zoologischen Wis-
senschaften dastehen. Schon jetzt, so weit es uns vorliegt,
ist es eine fast unerschöpfliche Fundgrube von Thatsachen,
die in mehr als einer Beziehung über die Naturgeschichte
der Infusorien neues Licht verbreiten.
Der vorausgeschickte allgemeine Theil handelt in sei-
nem ersten Abschnitte (S. 1 — 55) über die allmähliche Ent-
wickelung unserer Kenntnisse von den Infusorien, mit be-
sonderer Berücksichtigung natürlich desjenigen Mannes, des-
sen Namen mit der Geschichte der Infusorienkunde unlös-
lich verbunden ist. Durch eine kritische Analyse der Ar-
beiten Ehrenberg's, besonders des altern, liefert Verf.
den Nachweis , wie die irrigen Vorstellungen entstanden,
denen dieser berühmte Forscher in Betreff der Organisation
der Infusorien huldigte, und wie dieselben allmählich eine
immer festere Gestalt annahmen.
Mit gleicher Critik werden auch die Angaben D u j a r-
din's und die der späteren Forscher beleuchtet, ohne dass
darüber jedoch irgendwo dem Verdienste willige Anerken-
nung versagt wäre. Die eigene sog. Acinetentheorie er-
klärt Verf. in ihrer früheren Form für unhaltbar. Es w^ar
ein Irrthum , wenn er früher (J. B. XXI. S. 88) an eine
Umwandlung eingekapselter Vorticellen in Acineten dachte;
ebenso ein Irrthum , wenn er aus den Schwärmsporen der
letzteren constant wieder Vorticellen hervorgehen liess,
236 Leuckart: Bericht über die Leistungen in der Katurgeschichte
aber trotzdem ist er immer noch geneigt, zwischen diesen
beiderlei Thierformen gewisse genetische Beziehungen an-
zunehmen, die möglichen Falls später noch einmal als eine
Art Generationswechsel erkannt werden. Verf. beruft sich
zur Stütze dieser Annahme nicht bloss auf die bekannte
Thatsache, dass Vorticellen und Acineten fast immer in
Gesellschaft neben einander gefunden werden, sondern wei-
ter auch auf die Ergebnisse seiner Untersuchungen über
die Entwickelungsgeschichte der Infusorien, die, wie wir
das weiter unten noch sehen werden , in der That bewei-
sen, dass verschiedene höhere Infusionsthiere ein acinelen-
artiges Stadium durchlaufen, das sich unmittelbar aus der
Embryonenform hervorbildet.
Die Abgrenzung der Infusorien gegen die niederen
Algen betreffend, so ist Verf. der Ansicht, dass nicht bloss
die Monaden, die zum Theil eine ganz entschiedene Mund-
öffnung besitzen, sondern auch die Euglenen, Volvocinen
und Peridinäen den thierischen Infusorien zugerechnet wer-
den müssten, obwohl er zugiebt, dass diese Geschöpfe in
mancher Beziehung und namentlich durch die Art ihrer
Fortpflanzung eine auffallende Analogie mit den Algen dar-
bieten. Als unterscheidenden Charakter der Infusorien
glaubt Verf. folgendes hinstellen zu können. „Die Infu-
sionsthiere sind mit äusseren Wimpern ausgestattete Thiere,
deren homogenes, durchsichtiges, nie aus Zellen oder Zel-
lenderivaten zusammengesetztes Körpergewebe wenigstens
an gewissen Stellen willkürlicher Contractionen und Ex-
pansionen fähig ist. Ein abgeschlossener Darmkanal und
ein besonderes Verdauungsorgan fehlt ihnen gänzlich; des-
gleichen auch Muskeln und Nerven. Alle besitzen ein
scharf umschriebenes inneres drüsenartiges Organ ohne Aus-
führungsgang , den Nucleus, welcher wenigstens bei den
höheren Formen entschieden als Fortpflanzungsorgan fun-
girt. Die meisten, vielleicht alle, sind mit innern contrak-
tilen Behältern versehen, welche sich abwechselnd aus der
umgebenden Leibessubstanz , oft durch besondere zufüh-
rende Kanäle, mit einer wässrigen Flüssigkeit füllen und
dieselbe dann wieder austreiben (wahrscheinlich direkt oder
der niederen Tliiere während des Jahres 1859. 237
unmittelbar nach aussen), llire gewölinliclie Fortpflanzung
besteht in der freiwilligen Theilung-, die jedoch noch nicht
bei allen nachgewiesen ist; wahrschcinlicli gehen alle zeit-
weise durch Encyslirung in einen ruhenden Znsland über,
welcher auch die Erhaltung- der Art sicliert, wenn derselben
die gewöhnlichen Lebensbedingungen mangeln."
Man sieht, die Ansichten, die unser Verf. über die
Organisation der Infusorien hat, entfernen sich um ein Be-
trächtliches von der Auflassung , die durch Claparede
und Lachmann vertreten wird. Während letztere die In-
fusorien als „hoch organisirte" Geschöpfe betrachten, wie
einst Ehrenberg, dessen Darstellung freilich im Einzel-
nen sehr abweichend ist, sieht Stein in denselben „ein-
fache" Organismen, freilich nicht so einfache, wie Du-
jardin es wollte, aber doch immerliin einfach genug, im
Vergleiche mit den übrigen Thieren. Die Begründung die-
ser Ansichten hat Verf. dem zw eiten Abschnitte des allge-
meinen Theiles vorbehalten, der (S. 55 — 106) „über die Or-
ganisation der Infusionsthiere im Allgemeinen" handelt, der
neben dem Anatomischen aber auch , so weit als möglich,
die Physiologie und Entwickelungsgeschichte berücksich-
tigt. Ein besonderes Interesse dürften in diesem Abschnitte
die Beobachtungen über die geschlechtliche Fortpflanzung
der Infusorien in Anspruch nehmen , Beobachtungen , die
im Wesentlichen eine Bestätigung der schon im letzten
Jahresberichte (S. 239) von uns angezogenen Entdeckung
Balbiani's enthalten, die Angaben des letzteren aber
dabei mehrfach erweitern und berichtigen. Namentlich gilt
dieses in Betreff der vonBalbiani behaupteten Begattung,
die von unserem Verf. mit Bestimmtheit als Theilung er-
kannt wurde.
Den Bau der Infusorien betreff'end, so leugnet Verf.
zunächst die Anwesenheit eines chymusgefüllten Hohlrau-
mes im Innern des Körpers. Was Lach mann und Cla-
parede als solchen in Anspruch nahmen, ist nach unse-
rem Verf. — und Ref. stimmt demselben darin vollkommen
bei — das breiartige Innenparenchym des Leibes, das die
Nahrungsballen in sich einschliesst, und von einem festeren
238 Leuckart: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
Rindenparenchym, dem eine Cuticula aufliegt, umhüllt wird.
Die Rotationsbewegungen des Innenparenchyms , die man
so schön bei Parmaecium bursaria beobachtet, sucht Verf.
durch den Antrieb eines continuirlichen Nahrungsstromes
zu erklären. Ob Verf. nicht zu weit geht, wenn er dem
Parenchym der Infusorien alle bestimmt geformten Elemen-
tartheile abspricht , will Ref. hier nicht untersuchen, doch
klingt es, namentlich den oben erwähnten Untersuchungen
Kühne's gegenüber, etwas starr, wenn derselbe u. a. den
Stielmuskel der Vorticellen noch immer als eine strangför-
mig angezogene Sarkodemasse bezeichnet. Die stabförmi-
gen Körperchen , die bei einigen Arten unter der Cuticula
vorkommen , werden als Tastkörperchen gedeutet , obwohl
Verf. zugiebt , dass auch wirkliche Nesselorgane den Infu-
sorien nicht fehlen. Unter den Pigmenten ist besonders
das Chlorophyll wegen seiner weiten Verbreitung (auch bei
den Infusorien mit Mundöffnung) hervorzuheben, doch ist es
eigenthümlich , dass die Entwickelung desselben bei den
einzelnen Individuen die grossesten Schwankungen zeigt.
In Betreff des eigenthümlichen „verästelten Darmes" von
Trachelius ovum ist Verf. (und sicherlich mit Recht) der
Ansicht vonCohn und Gegenb aur ; er sieht darin blosse
Parenchymstränge, die von der Rindenschicht ausgehen und
durch wassergefüllte Interstitien von einander getrennt wer-
den. Ein After kommt wahrscheinlich allen mit Mund verse-
henen Infusorien zu, wenn auch vielleicht nicht überall als
vorgebildete Oeffnung. Die contractilen Blasen^ sind mem-
branlose Aushöhlungen des Parenchyms , die oftmals mit
gefässartigen Gängen in Verbindung stehen , und , wie
sich jetzt auch Verf. überzeugt hat, durch eine enge Oeff-
nung nach Aussen ausmünden. Kein Zweifel , dass diese
Gebilde ein sog. Wassergefässsystem darstellen und dazu
dienen, das aus dem Parenchym aufgenommene Wasser nach
Aussen auszutreiben. Theilung und Knospenbildung kön-
nen in jedem Lebensstadium stattfinden, erstere schon wäh-
rend des Embryonenzustandes, wie das nachher noch her-
vorgehoben werden soll. Ueberhaupt ist die Theilung von
allen Fortpflanzungsarten die häufigste, im Gegensatze na-
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 239
mentlich zur Knospenbildiing, die nur bei wenigen Familien
vorkommt. (Dendrosoma, das nach C laparede und Lach-
mann durch Knospung- sich verzweigen soll, ist nach un-
serem Verf. ein einfaches Thier mit verästeltem Körper.)
Bei den Arten mit Nucleolus findet sich daneben noch eine
geschlechtliche Fortpflanzung, die Verf. bei Paramäcien und
Oxytrichinen besonders sorgfältig verfolgt hat. Die ge-
nannten Thiere sind Zwitter, bei denen die männliche Ge-
schlechtsreife der weiblichen vorausgeht. Als männliches
Organ fungirt eben der vorhin genannte, meist dicht neben
dem Nucleus , der weiblichen Geschlechtsdrüse , gelegene
Nucleolus. Unter gewissen Verhältnissen verwandelt sich
der frühere homogene Nucleolus während der Theilung
eines Infusoriums in eine Kapsel, deren Inhalt zuerst ein
längsstreifiges Aussehen bekommt und sich dann in parallel
neben einander liegende Fasern sondert. Die Kapsel ver-
längert sich nach und nach zu einem ansehnlichen , nach
beiden Enden abgeschwollenen Schlauch, zerfällt auch wohl
hier und da durch Quergliederung in zwei Theile und ent-
wickelt schliesslich, nach Beendigung des Theilungsproces-
ses, aus den früheren Fasern einen ansehnlichen Ballen
fadenförmiger, dünner und beweglicher Spermatozoen, die
nach vollständiger Reife , durch den Schwund der umge-
benden Kapsel, frei werden und dann in den bis dahin
unveränderten Nucleus eindringen. Der letztere erhält da-
durch den Impuls zu einer weiteren Entwickelung. Er ver-
grössert sich, während die eingedrungenen Samenfäden ab-
sterben und allmählich aufgelöst werden, und zerfällt dann
durch eine Art von Durchfurchung in einen Haufen von
Keimkugeln. Als Eier sind diese Kugeln kaum zu betrach-
ten , da sie nicht selbst befruchtet werden , vielmehr erst
in Folge der Befruchtung ihren Ursprung nehmen. Es scheint
eine geraume Zeit zu vergehen, bevor die Keimkugeln sich
weiter entwickeln , d. h. durch Bildung eines Kernes und
contractilen Behälters in Embryonalkugeln umwandeln; auch
geschieht das nicht immer mit allen Keimkugeln eines Thie-
res gleichzeitig. Ist die Umwandlung einmal eingetreten,
so vergrössern sich die Embryonalkugeln auf Kosten des
240 Le II ck avt : Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
mütterlichen Parenchyms, wahrscheinlich mittelst einer An-
zahl kurzer Tentakel, die genau den Tentakeln der Acine-
ten gleichen, aber erst hervortreten, wenn man die Embryo-
nalkugeln isolirt hat. Während der Entwickelung entsteht
in nächster Umgebung der Embryonalkugeln , bald hier,
bald dort ein kanalartiger Gang, der das Rindenparenchym
durchsetzt und als Geburtsgang fungirt. Auch hat sich um
diese Zeit nicht selten schon wieder ein neuer Nucleus mit
Nucleolus gebildet. Die Embryonalkugel schwärmt übri-
gens in der Regel nicht selbst aus; sie producirt vielmehr
eine Anzahl von schwärmenden Embryonen, indem sich das
vordere Segment derselben absetzt , an seiner Oberfläche
mit einem zarten Wimperkleide überzieht und dann loslöst.
So verhält es sich wenigstens im Anlange, während später,
wenn die Productionskraft mehr erlischt, die Embryonal-
kugeln auch wohl ohne Weiteres zu Embryonen werden.
Aehnliche Vorgänge beobachtet man übrigens auch bei In-
fusorien ohne INucleolus (Bursaria truncatella , Trachelius,
Epistylis u. a.) , unter Verhältnissen also, die es zweifelhaft
machen , ob eine Befruchtung vorausgegangen ist , oder
nicht. Möglich, dass diese Infusorien getrennten Geschlechts
sind , vielleicht Männchen von ganz abweichender Form
besitzen. So vermuthet Verf. namentlich für Epistylis, die
aus Basalknospen mitunter eigenthümliche, kleine acineten-
oder rhizopodenartige Geschöpfe entwickelt , welche leicht
für Parasiten gehalten werden können (von Claparede
und Lachmann auch wirklich als solche — Urnula epi-
stylidis — beschrieben sind), wegen des Vorkommens von
spermatozoenartigen Gebilden im Innern aber viel wahr-
scheinlicher als Männchen zu deuten sind. Die Spröss-
linge entstehen übrigens bei diesen Infusorien ohne Nu-
cleolus meist wohl nur aus Theilstücken des Nucleus. Die
dem Verf. näher bekannten Embryonen sind ihren Mutter-
thieren alle unähnlich; sie werden also mehr oder weniger
bedeutende Metamorphosen durchlaufen müssen. Die Em-
bryonen von Paramaecium verlieren nach dem Ausschlüpfen
ihre Wimperhaare, ziehen sich kugelförmig zusammen und
gleichen dann einer ungestielten Podophrya lixa. Sie Ihei-
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 241
len sich auch, wie diese , in eine vordere und hintere
Hälfte , von denen die erstere sich mit Wimpern bedeckte
und dann loslöste. Die Uebereinstimmung ist eine so voll-
ständige, dass Verf. in den Podopliryen nur eine weitere
Entwickelungsstufe von Paramäciumembryonen zu erblik-
ken glaubt, zumal auch die Schwärmsprösslinge der erstem
mit den Paramäciumembryonen vollkommen , bis auf das
feinste Detail ihre Organisation , übereinstimmen. Gestützt
auf diese Thatsachen glaubt Verf. auch die übrigen Acine-
ten als Entwickeluno-sstufen anderer Infusorien so lange
betrachten zu dürfen, bis für sie etwa eine geschlechtliche
Forlpflanzung nachgewiesen sein wird. Bis dahin hält er
dieselben für Thiere nicht mit Ovarium, sondern mit Keim-
stock (Nucleus) , die von anderen Infusorien, meist Vorti-
cellinen , abstammen , eine Zeit lang sich in ihrem Sinne
fortpflanzen, unter bestimmten Verhältnissen aber statt ihres
Gleichen wieder die Formen ihrer (geschlechtlich entwik-
kelten) Mutterthiere hervorbringen. Die Sprösslinge der
Acineten zeigen in der Art ihrer Bewimperung ausseror-
dentliche Verschiedenheiten und besitzen neben den Wim-
pern (ob alle, bleibt einstweilen noch fraglich) an einer
bestimmten Körperstelle einen mundartigen, runden Saug-
napf, der nach der Befesligung den Stiel ausscheidet. Der
Verlust der Flimmerhaare erfolgt an denselben oft schon
wenige Minuten nach der Geburt.
Ausser den griffeltragenden Infusorien (Flagellifera)
unterscheidet Verf. noch vier — resp., wenn die Acineten
selbstständige Formen sein sollten, fünf — weitere Ord-
nungen, die vorzugsweise nach der Art der Bewimperung
unterschieden und als Holotricha, Heterotricha, Hypotricha
und Peritricha bezeichnet werden.
Bei den holotrichen Infusorien i^t der Körper auf der
ganzen Oberfläche dicht mit gleichartigen, feinen und kur-
zen Wimpern besetzt, die nur mitunter in der Umgebung
des Mundes etwas länger werden. Hieher u. a. Opalina,
Colpoda, Enchelys, Lacrymaria , Trachelius, Loxodes, Nps-
sula, Paramaecium u. s. w.
Die heterotrichen Infusorien besitzen ausser dem uni-
Archiv f. Naturg. XXVI. Jahrg. 2. Bd. Q
242 L e u c k a rt: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
formen Flimmerkleide noch eine deutlich entwickelte Zone
von borsten- oder griffeiförmigen adoralen Wimpern. Hie-
her Bursaria, Leucophrys, Spirostomum , Stentor, Tintyn-
nus u. s. w.
Die hypotrichen Infusorien sind bilateral, mit Rücken
und Bauchfläche, und nur an letzterer mit Wimpern verse-
hen, bald mit einer dichten Bekleidung (Chlamydodon, auch
Colpoda), bald nur mit zerstreuten, borsten- oder griffei-
förmigen Wimpern (Oxytrichina, Euplotes, Aspidisca u. a.).
Die peritrichen Infusorien sind auch nur partiell be-
wimpert, aber der Körper ist nicht abgeplattet, sondern
drehrund und die Wimpern zeigen eine gürtelförmige oder
spiralige Anordnung; im letzteren Falle sind dieselben stets
adoral. Zuweilen kommen noch einzelne zerstreute Wimpern
oder ein Wimperbüschel auf der sonst ganz nackten Körper-
oberfläche vor. Hieher die Vorticellinen, Ophrydinen u. a.
Die Verschiedenheiten, die zwischen den Systemen
von Stein und Cl aparede obwalten, brauchen wir kaum
besonders anzudeuten. Sie sind nicht minder gross , als
die Verschiedenheiten in der Auffassung der Organisations-
verhältnisse. Nach unserem Ermessen sind die von Stein
aufgestellten Gruppen in der That natürliche Einheiten, nur
will es uns bedünken , als wenn dieselben einer Gruppe
der Flagellata nicht als gleichberechtigt an die Seite ge-
stellt werden dürften. Noctiluca, die doch gleichfalls w^ohl
den Infusorien angehört (und durch Anordnung des Ver-
dauungsapparates zunächst mit Trachelius verwandt zu sein
scheint), ist von unserem Verf. nirgends berücksichtigt; sie
möchte sich auch wohl schwerlich ohne Weiteres in einer
dieser Ordnungen unterbringen lassen.
Der specielle Theil des vorliegenden Werkes (S. 107
— 206) ist der Naturgeschichte der hypotrischen Infusorien
gewidmet, die einzeln, so viele Verf. davon beobachtete,
nach äusserer und innerer Bildung genau beschrieben und
an der geeigneten Stelle in das System eingereiht werden.
Die Fortpflanzung und Entwickelungsgeschichte kam be-
sonders bei Stylonychia mytilus (S.151) und Urostyla gran-
dis (S. 197) zur Beobachtung. Für das Detail müssen wir
der niederen Thieie während des Jahres 1859. 243
begreiflicher Weise auf das Werk selbst verweisen; wir
begnügen uns damit , durch die nachfolgende synoptische
Uebersicht der vom Verf. unterschiedenen Familien und
Geschlechter, so wie durch Aufzählung der beschriebenen
(und abgebildeten) Arten, den Reichthum an neuen und in-
teressanten Daten anzudeuten.
H yp 0 tric ha. Bilaterale Infusionsthiere mit scharf verschie-
dener Rücken- und ßauchfläche. Die convexe Rückenfläche ist stets
ganz nackt, die flache, abgeplattete Rauchseile trägt allein \Mmpern.
Sowohl der Mund, als auch der After liegen auf der Bauchseite; er-
sterer findet sich immer mehr oder weniger weit vom vordem Kör-
perende entfernt, letzterer in einiger Entfernung vom hinteren Kör-
perende, nie am Ende selbst.
A. Bauchfläche ganz oder theilweise mit dichtstehenden, feinhaari-
gen Wimpern besetzt; ein horniger oder fischreusenartiger
Schlund 1. Farn. Chlamydodonta.
B. Bauchfläche mit bestimmt gruppirten, bor-
sten-, haken- oder griffeiförmigen Wim-
pern besetzt. Schlund undeulich oder
fehlend.
1. Ohne Randwimpern.
a. Der von einem Fortsatze der Bauchge-
gend überragte adorale Wimperbo-
gen reicht nur bis zum Vorderrande. 2. Farn. Aspidiscina.
b. Der freiliegende adorale Wimperbo-
gen breitet sich über den ganzen
Vorderrand aus 3. Fam. Euplotina.
2. Mit Randwimpern 4. Fam. Oxytrichina.
Fam. Chlamydodonta St. Hypotriche Infusorien mit gepanzer-
tem oder doch formbeständigem Körper, dessen Bauchseite ganz oder
doch theilweise mit dicht gedrängt stehenden, feinhaarigen Wimpern
besetzt ist; zuweilen findet sich am hintern Ende ein beweglicher
fussartiger Griffel. Der stets sehr deutliche, gerade, röhren- oder
trichterförmige Schlund ist entweder mit stabförmigen Zähnchen be-
waffnet (fischreusenarlig) oder seine Wandnngen sind panzerartig er-
härtet und ganz glatt.
A. Schlund fischreusenartig; kein beweglicher Griffel am hintern
Körperende. (Subfam. Chlamydodonta s. str.).
1. Körper fast drehrnnd, mit schmaler, nach
vorn schräg gegen den Rücken aufstei-
gender Bauchfläche Phascolodon n. gen.
2. Körper plattgedrückt, mit planer Bauch-
fläche.
244 Leuckart: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
a. Die ganze Bauchfläche bewimpert.
cc. Mund in der vordem Körperhälfte Chilodon.
ß. Mund in der hinlern Körperhälfte 0 pistho don n. gen.
b. Kur das Mittelfeld der Bauchseite be-
wimpelt,
a. Mittelfeld von einem ringförmigen
Eindruck umgeben, Körper hinten
abgerundet Chlamydodon.
ß. Mittelfeld ohne ringförmigen Ein-
druck, Körper hinten zugespitzt
Scap hi diodon n. gen.
B. Schlund starr und glatt, ein beweglicher
Griffel am hintern Körperende (Subfam, Er-
«
viliina = Üyslerina Cl. et L.).
1. Wimpern auf einem schmalen, seitwäjts
gekrümmten Mittelfelde der Bauchseite Trochilia.
2. Wimpern in einem Ausschnitte längs des
Vorder- und rechten Seitenrandes . . Ervilia.
Phascolodon voriicella n. sp. Prag, Chilodon cucullus Ehrbg.,
Opisthodon 7iiemeccensis n. sp. INiemegk, Chlamydodon Mnemosyse
Ehrbg., Scaphidiodon naviculaMüll. W^ismar, Trochilia palustris n. sp.
Prag, Tr. sigmoides Duj. Triest, Ervilia monostyla Ehrbg., E. fluvia-
tilis n. sp. Tharand.
Farn. Aspidiscina Ehrbg. Körper gepanzert, schildförmig, mit
convexer Rückenseite und planer Bauchseite; der rechte Rand der
Bauchseite wulstförmig verdickt , längs des linken Randes ein weit
nach hinten reichender adoraler Wimperbogen, wenige (7) zerstreut
stehende griffeiförmige Bauchwimpern und 5 oder 10 — 12 giiffelför-
mige Afterwimpern. Mund am hintern Ende des adoralen Wimper-
bogens, After nahe hinter den Afterwimpern.
Hieher nur das eine Gen. Aspidisca Ehrbg. mit A. lyncaster
Müll. Ostsee, A. lynceus Ehrbg., A. turrita Ehrbg., A. costata Duj.
(sr= A. cicada Cl. et L.), A. {Onychaspis St.) polystyla n. sp. Triest.
Farn. Euplotina Ehrbg. Körper gepanzert, kurz oder gedrungen
oval mit convexem Rücken und planer Bauchseite ; im vordem Theile
der linken Bauchhälfte ein weiter, offener, sich meist über den gan-
zen Vorderrand des Körpers bis zum rechten Seitenrande ausbrei-
tender Peristomalausschnitt, dessen Vorder- und Aussenrand von ado-
ralen Wimpern eingefasst wird. Starke griffeiförmige Wimpern ste-
hen in geringer Zahl und in constanter Ordnung über die Bauchflä-
che vertheilt. An den Seiten des Bauches findet sich keine conti-
nuirliche Rand wimperreihe. Mund im hintern Winkel des Peristoms,
After an dem hintern Körperende.
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 245
1. Ohne eigentliche Baiichwimpern; die starken grifFelförmigen
After- und Randwimpein sehr genähert und vor dem hin-
tern Ende der Bauchseite zusanimengehäuft
Uronychia n. gen.
(= Campylopus Cl. et L.).
2. Mit Bauch- und Afterwimpern und 4 — 5
Randwimpern.
a. Baachfläche muldenförmig ausgehöhlt,
von den 5 Randwimpern 3 zu einem
Büschel vereinigt Stylop lo t es n. gen.
(= Schizopus Cl. et L.).
b. ßauchfläche mit einem erhabenen 31it-
telfelde, 4 isolirte Randwimpern . Euplotes.
Uronychia transfuga Müll. (= Ploesconia scutum Duj.), Stylo-
plotes appendiculatus Ehrbg. (= Euplotes excavalus ? und Schizopus
norwegicus? Cl. et L.), Euplotes patella Müll., E. harpa n. sp. Wis-
mar, E. Charon Müll.
Fam. Oxytrichina Ehrbg. Körper bald gepanzert, bald nur
formbeständig, bald metabolisch, meist langgestreckt, mit convexem
Rücken und planer Bauchseite. Im vordem Theile der linken Bauch-
seite ein otfener, verschieden gestalteter, nach hinten am meisten
vertiefter und zugespitzter Peristomalausschnitt , dessen Aussenrand
von einer adoralen VYimperreihe eingefasst wird, die sich über den
Yorderrand des Körpers bis zum rechten Seitenrande fortsetzt. Die
Bauchfläche trägt jederseits eine continuirliche Reihe von Randwim-
pern, und ausserdem noch eine oder mehrere gerade oder schräge
Reihen griffel-, häkchen- oder borstenförmiger Wimpern. Mund am
Innenrande des Peristoms , After vor dem hintern Körperende oder
nahe au demselben.
A. Mit griffeiförmigen, in 2, seltener 3 — 4 medianen Längsreihen
stehenden Bauchwimpern und mit griffeiförmigen Stirn - und
Afterwimpern. Körper gepanzert oder doch formbeständig.
1. Ohne seitliche borstenförmige Bauchwimpern. Körper ge-
panzert.
a. Mit drei Längsreihen von Stirnwimpern und 3 — 4 Längs-
reihen von Bauch Wimpern önychodromus n. gen.
b. Mit 8 ringförmig gruppirten Stirnwim-
pern und 5 in 2 Längsreihen stehen-
henden ßauchwimpern Stylonychia.
2. Mit seitlichen borstenfömigen Bauchwim-
pern. Körper formbeständig . P leur otricha n. gen.
B. Mit borstenförmigen Bauchwimpern. ( Bei
Anwesenheit von zwei Längsreihen von
246 L e u c k a r t : Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
Bauchwimpern sind diese zuweilen fast
griffeiförmig; dann ist aber der Körper
stets metabolisch.)
1. Ohne Aftervvimpern und meist auch ohne
Stirnwimpern. Körper hinten zugespitzt
oder schwanzartig verlängert.
a. Mit 6 schrägen , bogenförmigen Rei-
hen kurzborstiger Bauchwimpern.
Körper nierenförmig Kerone.
b. Mit einer einzigen schrägen Längs-
reihe kurzborstiger Bauchwimpern.
Körper vorn halsarlig verlängert . Stichotricha.
c. Mit 2 Längsreihen von Bauchwimpern,
aa. Mit 3 griffeiförmigen Stirnwim-
pern; Bauchwimpern dicht ste-
hend, kurzborstig Uroleptus.
bb. Ohne Stirnvvimpern ; Bauchwim-
pern (und Randwimpern) weit
von einander entfernt und .sehr
langborstig. Körper gepanzert Psilotricha n.gen.
2. Mit After- und Stirnwimpern, Körper
hinten meist abgerundet , stets meta-
bolisch.
a. Mit zwei medianen Längsreihen von
Bauchwimpern Oxytricha.
b. Mit fünf oder mehr Längsreihen von
Bauchwimpern Urostyla.
Onychoäromus grandis St., Stylonychia mytilus Ehrbg. , St. pu-
stulata Ehrbg., Sl. histrio Ehrbg., Pleurotricha grandis n. sp. Tharand,
PI. lanceolata Ehrbg., Kerone poiyporum Ehrbg., Stichotricha secunda
Perty, Uroleptus musculus Ehrbg., U. piscis Ehrbg. , U. rattulus n. sp.
Niemegk, U. violaceus n. sp. ebendaher, Psilotricha acuminata n. sp.
ebendaher, Oxytricha gibba Müll., A. pellionella Ehrbg., A. affinis
n. sp. Prag , 0. ferrugitiea n. sp. JNiemegk , 0. mystacea n. sp. Tha-
rand, 0. fallax n. sp. ebendah., 0. platystoma Ehrbg., Urostyla Weissei
n. sp. (= Oxytricha urostyla? Cl. et L.), ü. grandis Ehrbg. (= Oxy-
tricha fusca Cl. et L.), U. viridis n. sp. Niemegk.
Die Darstellung-, die uns Gegen l)aur von den Or-
ganisalionsverliältnissen der Infusorien giebt (vergl. Anat.
S. 46 IT.), stimmt in den wesentliciisten Zügen mit der An-
schauungweise Stein's überein, obwohl in Einzelnheiten
manche Abweichungen vorkommen. So soll namentlich
der niederen Thiere während des Jahres 1859, 247
eine äussere Oeffnung- des piilsirenden Bläschens fehlen,
der Gefässapparat der Infusorien mehr die Funktion eines
circulatorischen Systems haben , ebenso die Bildung der
Schwärmsprösslinge ohne geschlechtliche Vermittelung im
Innern des Kernes vor sich gehen u. s. w.
Aus den Mittheilungen, die Pocke laut dem amtli-
chen Berichte der 31. Naturforscherversammlung (S. 116)
im Jahre 1854 über den „Darm der Polygastrica" gemacht
hat, geht so viel hervor, dass sich auch Verf. jetzt von
dem Irrthume der E h ren b e r g'schen Darstellung über-
zeugt hat. Er giebt zu, dass der Verdauungsapparat der
Infusorien kein besonder!? geformter Darm sei, trotzdem
aber die Speise soll einen ganz bestimmten Weg durchlaufen,
„indem am Ende des Schlundes ein Magen bis zu einem
gewissen Grade angefüllt wird, dann plötzlich abreisst und
sich um die Achse wälzend bis an das hinterste Ende des
Körpers zurückschnellt , sofort ein w eniges wieder gerade
in die Höhe steigt und dann bis gegen die äussere Mund-
öffnung heraufrückt."
Lachmann, der noch jüngst — in Gemeinschaft mit
Claparede, J. B. XXV. S. 234 — an der Ansicht fest-
hielt, dass die confractile Blase der Infusorien einem ge-
schlossenen Blutgefässsysteme zugehöre, hat sich jetzt (Verh.
des naturf. Vereins der pr. Rheinlande XVI. S. 91) mit aller
Entschiedenheit davon überzeugt, dass dieselbe direkt nach
Aussen führt. Die Beobachtung wurde bei einer neuen
mit Discophrya (Acineta) ferrum equinum verwandten Art
gemacht , D. speciosa , durch deren dicke Haut hindurch
der ausführende Kanal als eine feine , bei der Zusammen-
ziehung sich deutlich erweiternde Röhre zu erkennen war.
Engelmann veröffentlicht einige Beobachtungen über
Fortpflanzung und Cystenbildung bei den Infusorien (Zeit-
schrift für wiss. Zool. X. S. 278). Ein Stöckchen von Epi-
stylis crassicollis zeigte in allen seinen ( vier ) Indivi-
duen statt des langen, bandförmigen Kernes eine Reihe von
6 — 8 runden Kugeln, die je einen Kern und einen contra-
ctilen Behälter einschlössen, und daneben den bedeutend
verkleinerten Nucleus. Bei Carchesium polypinum wurden
248 L e u c k a r t : Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
mitunter Individuen gefunden, die am hinteren Ende oder
auch mehr nach vorn zu einen flimmernden Auswuchs mit
contractiler Blase im Innern besessen. Der Auswuchs wird
als ein austretender Schwärmsprössling; in Anspruch ge-
nommen, obwohl die vom Verf. geschilderten Einzelnheiten
es wahrscheinlicher machen, dass derselbe ein flimmerndes
Theilstück resp. ein Knospensprössling (wie bei Podophrya,
deren Theilstücke sich gleichfalls als flimmernde Kugeln
abtrennen, vgl. Stein a. a. 0. S. 94) gewesen sei. In den
von Claparede und Lach mann (J. B, XXIV. S. 181)
beschriebenen Amphileptuscysten der Carchesiumstöcke sah
Verf. den Insassen mitunter in 2 und 4 Theilstücke zer-
fallen.
Von Weisse erhielten wir eine Bestätigung der
Stein'schen Beobachtung über die ruhenden Zustände und
die Vermehrung der Colpoda cucullus. Mel. biolog. de
l'Acad. de St. Petersburg 1858. T. III. p. 29—37.
Eigenthümlich sind die Beobachtungen, die Bo#net
über die Entwickelung von Infusorien im Innern einer
Alge, Valonia utricularis, angestellt hat. (JVJem.Soc. imper.
des sc. natur. de Cherbourg T. VI. p. 337— 344. Tab. I u. II.)
Verf. fand Exemplare dieser Alge , deren Chlorophyll sich in
den Enden der Zweige zusammengeballt hatte, sah dann diese Ballen
sich aufhellen und in einen Sack verwandeln, der eine Menge be-
weglicher grüner Körperchen einschloss. Die letztern ergaben sich
als Infusorien mit uniformem Wimperkleide und zahlreichen Chloro-
phyllkörnchen im Innern. Dieselben traten aus dem umgebenden
Sacke in den Innenraum der Alge über, theilten sich hier mehrfach,
wurden dabei immer kleiner und entleerten die Chlorophyllköinchen,
bis sie schliesslich ganz farblos wurden. Eine Mundöffnung konnte
nicht wahrgenommen werden, doch vermuthet Verf. deren Anwesen-
heit. Einzelne Exemplare bekleideten sich mit einer dünnen Cyste,
unter der sie sich mitunter gleichfalls theilten. Verf. vermuthet, dass
diese Geschöpfe von Aussen in die Alge eindringen, das Chlorophyll
derselben verzehren und dann den hier geschilderten Entwickelungs-
gang durchlaufen.
Mantegazza's Untersuchungen über die Entstehung
der Infusorien mit Beschreibung einer neuen Art (Journ.
Instit, imper. et roy. lombard des sc. Nouv. ser. T. III) sind
Ref. unbekannt geblieben.
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 249
Nach den Untersuchungen von Strethill Wright
(nevv Edinb. phil. Journ. X. p. 97) haben die jungen Ab-
kömmlinge von Lagotia (= Freya Clap. et L.) Anfangs die
Gestalt von kugligen oder ovalen Flimmerkörpern. Sie
schwimmen in diesem Zustande frei umher und setzen sich
erst fest, nachdem sie vorher eine Kegelform angenommen
und an der Basis des Kegels (Kopfrand) einen stärkeren
Wimperkranz entwickelt haben. Das Gehäuse ist schon
24 Stunden nach der Anheflung vollendet, während das
Auswachsen des Kopfrandes in den zweilappigen Flimmer-
apparat mehrere Tage in Anspruch nimmt. Die Beobach-
tungen wurden an einer neuen Art, L. producta, angestellt,
die sich von L. viridis durch schlankere Bildung und An-
wesenheit einer spiralig gewundenen Firste an dem Ge-
häuse unterscheidet. Das Gehäuse ist übrigens nicht ei-
gentlich ein äusseres, sondern in eine mantelartige Sarco-
dehülle eingelagert.
Ebendaselbst beschreibt W right (p. 102) die Gehäu-
sebildung bei Stentor Mülleri und St. castaneus, die er als
eine constante Erscheinung betrachtet und zur Molivirung
des Vorschlages benutzt , die genannten Arten von den
übrigen Stentoren zu trennen und unter dem Genusnamen
Salpist es den Ophrydinen zuzugesellen.
Die bei Loxophyllum ( Amphileplus) meleagris von
Ehrenberg beobachteten 6 — 14 Rücken wülste enthalten
nach den Beobachtungen Lachmann's je eine Anzahl von
Nesselorganen. Verh. des naturf. Vereins der pr. Rhein-
lande. Bd. XVI. S. 68.
Carter liefert eine genaue und detaillirte Beschrei-
bung der von ihm in Bombay aufgefundenen Ploesconia
truncata Ehrbg. , PI. (Euplotes) Charon Ehrbg. und Kerone
(Stylonychia) pustulata Müll, und theilt Beobachtungen mit,
die möglichenfalls dahin gedeutet werden können, dass die
letztere Form nach vorhergegangener Einkapselung aus
Fl. Charon entstehe. Obwohl diese Vermuthung durch die
bekannten Untersuchungen von J. Haime ( J. B. XXI. S.
93) einige Stütze erhält, ist Verf. doch weit davon ent-
250 L e uc k a r t : Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
fernt, sie mit Bestimmtheit auszusprechen. Ann. and mag.
nat. hist. T. III. p. 241—258. Tab. VI.
Stein beschreibt die schon im vorigen Jahresberichte
(S. 243) erwähnten merkwürdigen Infusorien aus dem Pan-
sen der Wiederkäuer und unterscheidet dieselben als Re-
präsentanten dreier verschiedener Genera : Ophryoscolex
(0. Purkynjei und 0. inermis) , Entodmium (E. bursa^ E.
dentaium und E. caudatum), Isotricha (I. intestinalis). Ab-
handl. der k. böhmischen Gesellsch. X, S. 69 u. 70.
Die beiden ersten Gen. entfernen sich am meisten von den be-
kannten Infusorien und erinnern auf den ersten Blick an die ßäder-
thiere. Sie bilden eine besondere zwischen den Vorticellinen und
Spirogoninen stehende Familie (Ophryoscolecina) und werden vom
Verf. folgendermassen beschrieben: Ophryoscolex besitzt einen
nackten, starkgepanzerten, wurmförmigen Körper mit schmaler, platter
Bauchfläche und stark gewölbtem Rücken und Seiten. Vorn ist der
Körper abgestutzt, hinten abgerundet und in einen der Bauchseite
genäherten , stachelförmigen Schwanz ausgezogen , über dessen Basis
die Afteröilnung liegt. Am vordem abgestutzten Körperende findet
sich ein mit einer terminalen Mündung versehenes manscheltenartiges
W'irbelorgan, dessen freier Rand mit sehr starken grifTelartigeu Wim-
pern besetzt ist. Dasselbe wird von einer Duplikatur der äusseren
Körperhaut gebildet und kann nach Belieben eingezogen und ausge-
stülpt werden. Vor der Mitte des Rückens liegt noch ein schräger,
unter eine Duplikatur der Körperhaut zurückziehbarer bogenförmiger
Wimpergürtel, der ebenfalls von dicken und griffelartigen Wimpern
gebildet wird. Im Innern des Körpers rechts ein länglichovaler Nu-
cleus mit äusserlich ansitzendem kleinen Nucleolus. Das Innere ist
gewöhnlich mit denselben pflanzlichen Bruchstücken erfüllt, welche
im Pansen vorhanden sind. Mehrere contractile Hohlräume.
Ento dinium zeichnet sich durch einen ovalen, mehr oder
weniger plattgedrückten Körper aus und entbehrt des Rückeugürtels,
während es am vorderen, gerade abgestutzten Leibesende ein ähnli-
ches Wimperorgan trägt. Der After liegt am hinteren Ende. Der
Nucleus ist bandförmig, mit seitlich aufgelagertem Nucleolus. Meist
zwei contractile Blasen.
Isotricha gleicht im Habitus den Opalinen, ist aber mit
einem deutlichen Munde versehen. Der Körper ist umgekehrt eiför-
mig, platter gedrückt, der Länge nach gestreift und auf der ganzen
Oberfläche dicht mit langen haarigen Wimpern bekleidet. Mund auf
der Bauchfläche nahe am vorderen Ende, meist in einem flachen
schrägen Eindrucke gelegen , aber nicht von längeren Wimpern um-
der niederen Thiere Avährend des Jahres 1859. 251
geben. Schlund sehr kurz. Eigentliche contractile Blasen fehlen.
(In einer späteren Beschreibung heisst es: ein oder zwei contractile
Behälter.) Kucleus oval mit äusserlich aufsitzendem IS'ucleoius.
Die Charakteristik dieser drei Genera ist später auch
mit anderen in die Zeitschrilt Lotos IX, 1859. S. 57 über-
gegangen. Von den übrigen hier (zum Theil schon S. 2)
unterschiedenen neuen Arten sind einige CPhascolodon, Opi-
sthodon , Shaphidiodon , Onychodromus , Pleitrotrichä, Psilo-
trichaj bereits oben von uns nach einer späteren Publica-
tion angezogen. Die anderen tragen dieJSamen Di dini um
(mit Vorticella nasuta Müll.), Acidophorus (mit Nassula
ornata Ehrbg. und A. rubens n. sp.), Cyrtostomiun (mit
Bursaria leucas Ehrbg.) , Plagiopogon (mit Holophrya
coleps Ehrbg.) und 'Perispira (mit Holophrya ovum Elirbg.).
Die Gattungen Nassula , Liosiphon, Acidophorus und Cyr-
tostomum vereinigt Verf. in eine eigene kleine Familie,
^assulina, die sich durch uniforme Bewimperung der
gesammten Körperoberfläche , durch den bauchständigen
Mund und die fischreusnartige Bildung des Schlundes aus-
zeichnet.
Leydig macht auf die gelegentlich im Darmkanale
der Insekten vorkommenden Infusorien aufmerksam. Er
hebt hervor , dass er schon früher im Chylusmagen von
Pentaloma dichte Massen vibrionenartiger Wesen angetrof-
fen habe, und knüpft daran die Bemerkung, dass er im
Darmkanale einer Maulwurfsgrille nicht bloss eine unzählige
Menge derselben Geschöpfe, sondern auch kugelrunde In-
fusorien von der Grösse der Eiterkörperchen gesehen habe,
die an einer Seite mit einem Büschel schwing-ender Här-
chen versehen gewesen seien und im Innern einige grös-
sere Körnchen eingeschlossen hätten. Am meisten Aehn-
lichkeit hätten dieselben mit Trichodina grandinella gehabt.
Ebenso wurde im Darmkanale eines Tabanus ein Gewim-
mel von stecknadelförmigen Infusorien gesehen. Archiv für
Anal. u. Physiol. 1859. S. 162.
Nach d'Ukedem lebt auch im Darmkanale von Julus
terrestris ein Schmarotzerinfusorium , das dem Gen. Para-
maecium zugehört und sich von P. Aurelia durch Klein-
252 Leuckart: Bericht über die Leistungen in der Katurgeschichte
heit und rundliche Form des Körpers unterscheidet. (Vgl.
hiezu Leidy's Nyctotherus velox, der aber kaum verwandt
scheint. J. B. XXI. S. 100.)
Lachmann beobachtet an den Anhängen des subter-
ranen Gammarus putaneus zwei Schmarotzerinfusorien, eine
Podophrya , die wahrscheinlich mit der sonst auf Wasser-
linsen und Cyclopen lebenden P. cyclopum Cl. et L. iden-
tisch ist, und einen Dendrocometes, der sich von dem S t ei n'-
schen D. paradoxus durch schlankere und mehr regelmäs-
sig verästelte Arme zu unterscheiden scheint. Das Vor-
kommen dieser Parasiten ist namentlich desshalb interessant,
weil sich die erstem bestimmt, die andern wahrscheinlicher
Weise von Infusorien ernähren, die mit dem Gammarus
putarneus dieselben Lokalitäten bewohnen, uns aber bis jetzt
noch unbekannt sind. Verh. des naturf. Vereins der pr.
Rheinlande S. 91.
Ebendas. beschreibt Lach mann noch andere neue
Infusorien : Epistylis gracilis , Vaginicola calceus , Oxytricha
sp. (zumeist mit 0. caudata verwandt), S. 66^ Discophrya
speciosa von der Haut eines Wasserkäfers, Podophrya ga~
sterostei von den Kiemen des Stichlings, Trichophrya asci-
diarum aus der KiemenöfTnnng eines Polyclinum, S. 92.
Auf Spongonema castaneum beobachtete M e 1 1 e n h e i-
mer (Beobachtungen u. s. w. a. a. 0. S. 312) eine ganze
Fauna von Infusorien, von denen namentlich Cothurnia ma-
ritima ( ? ) und Epistylis septentrionalis n. sp. Erwähnung
linden.
NachLeidy lebt auf abgestorbenen Schneckenschalen
Rhode-Islands , meist in Gesellschaft von Serpulaceen, eine
mit Chaetospira Mülleri verwandte neue Art des Genus
Freya (Lagotia Wright), Fr. americana, Proc. Acad. n. h.
Philad. 1859. p. 194.
Auch Carter erwähnt einer Lagotia (L. mridis) aus
dem Brackwasser von Bombay. Ann. and mag. nat. hist.
T. III. p. 341.
Die von Schmarda schon vor mehreren Jahren in
Aegypten beobachteten neuen Infusorien tragen folgende
Namen : Disoma bicolor, Holophrya polyphysa, Phialina do-
der niederen Thiere während des Jahres 1859. 253
liolum^ Paramaecium polytrichum, Oxylricha striata, 0. ova-
lis , Vorlicella macrostoma , V. salina , V. macrostyla. Zur
Naturgeschichte Aegyptens a. a. 0.
Derselbe giebt an, den Stentor niger in Neu-Hol-
land und den St. coeruleus in Peru gefunden zu haben.
Neue wirbellose Tliiere I, 1. S. 55.
van Beneden erwähnt unter dem Namen Trachelius
filarinus eines (3 Mmter) langen und schlanken Infusoriums,
das an den Belgischen Küsten in Menge vorkommt. Zool.
med. II. p. 422.
Astasia limpida Cart. , von der wir schon früher (J.
B. XXIII. S. 267) hervorgehoben, dass sie den echten In-
fusorien zugehöre und nicht den Euglenen, wird jetzt von
Carter als identisch mit Trachelius trichophorus Ehrbg.
erkannt. Ann. and mag. nat. hist. T. III. p. 16.
Fla gel lata. Dass Claparede und Lach mann
die Peridininen , wie die Volvocinen und Verwandte den
thierischen Infusorien zurechnen, ist schon im letzten Jah-
resberichte von uns hervorgehoben. Sie bilden aus den-
selben eine eigene, zwischen den Ciliaten und Flagellaten
eingereihete Ordnung, die der Cilio-flagellata, von denen sie
aber doch zugeben müssen, dass sie den letztern, den Fla-
gellaten , viel näher ständen , als den echten Infusorien.
Zur Stütze ihrer Ansicht führen sie an, dass von diesen
Geschöpfen bisher noch kein pflanzenartiger Zustand nach-
gewiesen sei. Nachdem wir inzwischen die Beobachtun-
gen Carter's über den ruhenden Zustand von Peridinium
sanguineum kennen gelernt haben (J. B. XXV. S. 244),
hat dieser Einwurf seine Bedeutung verloren. Der Körper
der Peridininen ist bekanntlich von einem Panzer bedeckt,
der durch eine quere Flimmerrinne in zwei Hälften ge-
schieden wird, eine vordere und einx) hintere, von denen
die letztere an der Bauchseite einen Ausschnitt zei^t.
Exemplare ohne Schale scheinen blosse Jugendzustände zu
sein. Die eine vordere Hälfte des Körpers trägt ein oder
mehrere lange Flimmerhaare. Bei Ceratium sieht man die-
ses Flimmerhaar mitunter verschwinden ; die Verff. glau-
ben beobachtet zu haben, dass es dabei in eine sphärische
254 Leuckart: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
Höhle zurückgezogen werde , die an der Basis des Haares
angebracht sei, und sind geneigt, diese Erscheinung mit der
Nahrungsaufnahme in Zusammenhang zu bringen. Eine
Mundöffnung ist übrigens von Niemand bei unseren Ge-
schöpfe nachgewiesen, und auch im Innern lassen sich nir-
gends fremde Substanzen unterscheiden. Kern und contrac-
tile Blase scheinen ebenfalls zu fehlen. Etudes etc. p. 392.
Die von unseren Verff. in der Fani. der Feridininea un-
terschiedenen Genera sind in folgender Uebersicht zusammengeslellt:
A. Un sillon transversal.
a. Les deux moities de la cuirasse de longueur ä peu pre
egales.
«. Cuirasse armee de prolongements en foime de cornes
Ceratium.
ß. Cuirasse sans prolongements . . . Peridinium.
b. Les deux moities de la cuirasse tres-in-
egales.
a. Bords de l'echancrure releves en lame Dinophysis.
ß. Bords de l'echancrure non releves Amphidinium n.gen.
B. Pas de sillon transversal. Cils sur le bord
anterieur Prorocentrum,
(Char. emend.)
An Arten werden von unsern VerfF. beschrieben (p. 394 — 412) :
Ceratium cornutum Ehrbg., C. tripos Ehrbg. (mit Einschluss von C.
macroceros Ehrbg. und P. arcticum Ehrbg.), C. furca Ehrbg., C. fusus
Ehrbg., C. biceps n. sp. norwegensche Küste, C. divergens Ehrbg.,
Peridinium tabulatum Ehrbg., P. reticulatum n. sp. norwegensche Kü-
ste . P. spiniferum n. sp. ebendah. , Dinophysis noncegica n. sp., D.
ventricosa n. sp., D. acuminala n. sp., D. rotundala n. sp., D. ovata
n. sp. , D. laevis n. sp., Amphidinium operculatiim n. sp. sämnitlich
von der norwegenschen Küste, Porocentrum micans Ehrbg.
Carter veröffentlicht Untersuchungen über den Bau
und die Fortpflanzung von Yolvox und liefert damit eine
Bestätigung der bekannten (J. ß. XXlIl. S. 264) Cohn'-
schen Entdeckungen. Ann. and mag. nat. bist. Vol. III.
p. 2—8. Tab. I.
Die Untersuchungen Ca rt e r's sind an zwei bestimmt verschie-
denen Arten angestellt, die er als V. globator Ehibg. und V. stella-
lusEhrbjj. bezeichnet, obwohl uns die ersteie mehr mit V. minor St.,
die zweite mit V. globator Ehrbg. übereinzustimmen scheint (wodurch
sich dann in einfacher Weise der Widerspruch gegen Cohn's An-
der niederen Thieie während des Jahres 1859. 255
gäbe erledigt, dass der Eh r e nb e r g'sche V. globator mit V. stella-
tus zusammen fiele). Beide Arten bestehen im ausgebildeten Zustande
aus drei in einander eingeschachtelten Generalioiien , von denen die
Tochter- und Enkelgenerationen meist je in achtfacher Anzahl vorhan-
den sind, unterscheiden sich aber insofern, als die letztere Art keine
runde, sondern eine mehr ovale Form besitzt und die Enkelcolonieen
derselben beständig von einer sehr geringen Grösse sind. Bei der
ungeschlechtlichen Vermehrung zerfallen die Entwickelungszellen der
ersten Art gleich von vorn herein in einen ganzen Haufen von Toch-
terzellen, während bei letzterer eine regelmässige Progression mit
dem Factor 2 vor sich geht. Zum Zwecke der geschlechtlichen
Fortpflanzung bilden die Tochtercolonieen entweder alle oder nur
theilvveise statt der 8 Enkelcolonieen eine weil grössere Anzahl (bis
100) Sporen oder Spermatozoenscheiben , die bei V. stellatus C. un-
termischt in derselben Colonie gefunden werden , bei V. globator
aber nicht bloss in verschiedenen Tochtercolonieen, sondern auch stets
in verschiedenen Aluttercolonieen vorkommen.
Gleichzeitig- setzt derselbe Verfasser (I.e. p. 8 —
12) seine Beobachtungen über Eudorina elegans fort, über
die wir bereits im letzten Berichte zu referiren hatten.
Er findet, dass dieselbe in doppelter Form, bald mit 16,
bald auch mit 32 Zellen, existire, dass aber nur die letzte
eine geschlechtliche Fortpflanzung besitze , während die
erstere nur Schwärmcolonieen hervorbringe. Letztere ha-
ben mitunter eine bloss flächenhafte Anordnung und dürfen
dann wohl dem Gen. Gonium zugezählt werden. Die männ-
lichen Zellen werden (auch bei Volvox) nicht selten isolirt
angetroffen und haben im vergrösserten Zustande wohl
Veranlassung zu der Aufstellung der Ehr en b erg'schen
Genera Syncrypta, Synura und Uroglena gegeben.
Evglena fusiformis, E. zonalisy Cryptoglena angulosa neue Ar-
ten bei Carter I. c. p. 17, 18, mit Abbild.
Ehrenberg berichtet über die Leuchtkraft einiger
Peridinien (Monatsber. derBerl. Akad. 1859. S. 727 ff.) und
charakterisirt als neu (ebendas. S. 791) Feridinium splendor
maris, P, trichoceros, P. eugrammum , P. seta , P. candela-
hrum, sämmtlich aus dem mittelländischen oder adriatischen
Meere.
Ebenso Seh mar da in seiner Abhandlung zur Na-
turgeschichte Aegyptens (a. a. 0.) : Peridinium inerme, P.
256 Leuckart: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
hicorne , Gleodinium roseolum , Gl. inaequale , Chaetoglena
acuminata.
Weitere neue Arten:
Colacium hyalinum, Microglena salina^ Glenomorum ae-
gyptiacum , Doxococcus ovalis , Bodo maximus S c h m a r d a,
ebendaselbst.
Cryptotnonas Hma , ein mittelmeerisches Leuchtthier,
Ehrenberg a. a. 0. S. 793.
Cercomonas intestinalis .^ zu Myriaden in den geleear-
tigen Sclileimexcrementen der Kinder, Lambl, Prager Vier-
teljahrsschrift 1859. I. S. 56.
3. Rhizopotla.
Schon oben , bei Gelegenheit der Infusorien , haben
wir hervorgehoben, dass Ciaparede und Lachmann
in der zweiten Lieferung ihrer „Etudes" etc. auch die Rhi-
zopoden zum Gegenstande ihrer Darstellung gemacht haben
(p. 413 — 466). Was sie über diese Thiere veröffentlichen,
steht allerdings an Umfang und Reichthum der Beobach-
tungen weit hinter den Mittheilungen über Infusorien zu-
rück, kann aber trotzdem nicht verfehlen, unser volles
Interesse in Anspruch zu nehmen und zu neuen Unter-
suchungen zu veranlassen. Nach der Stellung, die unsere
Verff. gegenüber der Lehre von der Sarkode und der ein-
fachen Struktur der Protozoen eingenommen haben, war
schon von vorn herein zu erwarten , dass sie den seit
Schnitze ziemlich allgemein in Deutschland herrschen-
den Ansichten über den Bau der Rhizopoden entgegentre-
ten würden. Aber andererseits musste es hier bei dem be-
kannten Verhalten der Pseudopodien und der eigenthümli-
chen Art der Nahrungsaufnahme ungleich schwieriger er-
scheinen , die Existenz einer complicirteren Organisation
nachzuweisen oder auch nur glaublich zu machen. Nach
dem Urtheile des Ref. sind die Verff. diesen Beweis auch
wirklich scliuldig geblieben. Es ist wahr , unsere Verff.
bezweifeln die Richtigkeit der Annahme , dass die Rhizo-
poden aus einer formlosen , mit thierischen Eigenschaften
der niederen Thieie währoiul des Jahres 1859. 257
begabten Substanz beständen, aber die Gründe, die sie
anführen, um ihre Zweifel zu motiviren, sind mehr indi-
rekter, als direkter Natur. Sie verweisen auf die com-
plicirte Bildung' der Schale und des Skelets , so wie auf
die Entdeckungen Lieberkühn's über den Bau der den
Rhizopoden doch olTenbar so nahe verwandten Spongien,
indessen dürfte das v»'olil kaum als genügend für ihre Be-
hauptung gelten. Man könnte zum Gegensatze sonst her-
vorheben , dass u. a. auch bei den Arthropoden oftmals
eine scheinbar einfache Körnerschicht sehr complicirte Cu-
ticularbildungen abscheide , und weiter in Betreff der
Spongien geltend machen , dass deren typische Verv>'andt-
schaft mit den Rhizopoden noch lange nicht mit Sicherheit
begründet sei. Was die Verff. an Beobachtungen für ihre
Ansicht anführen , beschränkt sich auf die Thatsache, dass
manche Rhizopoden (Amoeba) unter der helleren Rinden-
schicht im Innern ihres Körpers eine sehr verschiebbare
Körnermasse besitzen , und dass es auch weiter Rhizopo-
den mit pulsirenden Räumen und mit Kern giebt. Nach
Analogie der Infiisorienstruktur wird jene Körnermasse als
Inhalt eines Magenraumes, das pulsirende Bläschen als
Centralorgan eines Gefässapparates, der Kern als Geschlechts-
drüse gedeutet — und damit werden denn unsere Geschöpfe
hoch organisirte Thiere. Aber leider sind es nur we-
nige Arten, die derartige Gebilde zeigen, und überdiess
gerade solche , die , auch nach dem Ausspruche unserer
Verff., den Infusorien näher stehen, als die übrigen Rhi-
zopoden. Und dazu die Thatsache, dass viele dieser Thiere
scheinbar beliebig an irgend welcher Körperstelle feste
Nahrung aufnehmen und die Ueberreste auswerfen ! Reicht
es zur Erklärung derselben wirklich aus , mit unseren
Verfassern anzunehmen, dass hier der Körper zur Nahrungs-
einfuhr und Defäcation eine grössere Anzahl von Oeff-
nungen besitze, die im geschlossenen Zustande nur schwer
oder gar nicht zu erkennen seien, wie solches auch schon
bei einzelnen Infusorien vorkomme? Doch gesetzt auch,
es wäre dem so; wie verträgt es sich dann weiter mit der
Annahme einer complicirten Struktur, wenn wir sehen, dass
Archiv für Naturg. XXVI. Jahrg. 2. Bd. K
258 Leuckarl: Beiiclit über die Leistungen in der Naturffcsrhichte
die Pseudopodien bei so vielen Arten zu einer gemein-
schaftlichen Masse zusammenfliessen , fremde Gegenstände
in sich einzuhüllen und selbst zu verdauen im Stande
sind ? Mit Recht verzichten unsere VeriT. auf den Versuch,
diese von ihnen selbst theilweise beglaubigten Thatsachen
mit ihren Ansichten in Einklang zu bringen. ,Sie schieben
dieselben damit in den Hintergrund ihrer Darstellung, wäh-
rend die Anhänger der Lehre von der einfachen Struktur
der Protozoen auf sie gerade das grösste Gewicht legen
und von ihnen ausgehend zu Resultaten kommen , die von
den Ansichten unserer Verff. um ein Beträchtliches abwei-
chen. Doch damit soll nicht gesagt sein, dass die Rhizo-
poden durchaus einfache Thiere wären. Man mag auch in
dieser Richtung Manches übertrieben haben, und solchen
Uebertreibungen gegenüber wird der Widerspruch unserer
Verff. sein Ziel nicht verfehlen. Die Wahrheit dürfte, wie
oftmals, so auch hier in der I\li(te liegen.
Die Systematik betreifend, glauben unsere Verff. (p. 431
— 434) in der Klasse der Rhizopoden vier Ordnungen un-
terscheiden zu können, die Proteinen, Echinocy-
s t i n e n, G r o m i d e n und F o r a m i n i f e r e n, und das nach
folgendem Schema :
A. Pas de let calcaire, pas de loges multiples et poreuses.
a. Pseudopodes ne forniant que rarement des soudures.
«. Pas de spicules silicieux. Pas de cel-
lules jaunes Proteina.
ß. Des spicules siliceux. Des cellules
jaunes Echinocy s lid a.
b. Pseudopodes forniant des soudures tres
nonibreuses Gr o mid a.
ß. ün tet ordinaiienient calcaire, le plus souvent
divise en plusieurs loges; niais lorsque la
löge est unique , ses parois peicees
d'une nniltitude de pores For amini fe v a.
In der ersten Ordnung nehmen die Verff. zwei Familien an :
Anioebina und Actinophryina, in der zweiten deren drei : Acanthome-
trina, Thalassicollina und Polycystina, in der dritten nur eine und in
der viert,en wieder zwei : Monothalamia und Polythalamia.
Speciellere Studien haben die Verff. nur in Betreff der ersten
Ordnung gemacht; für diese geben sie auch eine synoptische lieber-
der niederen Thierc während des Jahres 1859. 259
sieht der Genera, während sie aus den übrigen Ordnungen, nnt Aus-
schluss der Foraminiferen , nur einzelne neue oder sonst interes-
sante Arten schildern.
Die von unscrn VcriT. vorgeschlagene Eintheihing der Fain.
Arno eb ina (p. 435 — 448) in Genera ist folgende:
A. I'as de coque.
a. Pseudopodes ne s'etendant pas ä leur extreniite en feuilles
niinces.
«. Une seule sorte de pseudopodes . . Ainoeba.
ß. Deux especes de pseudopodes; les
uns larges et servant ä la locomotion,
les autres en forme de fouet et ser-
vant ä la nutrition . . . . P o dost o ma t\. gen.
b. Pseudopodes cyliiidriques s'etalant ä leur
extreniite en feuilles niinces . . P etal opus n. gen.
B. Une coque
a. Flexible Pseudochlamysn. gen.
b. solide, non flexible ,
a. non incrustee de substauces etran-
geres Arcella.
ß. incrustee par des substances etrange-
res agglutinees,
ornee de prolongements tubuleux
ouverts Echinopyxis n. gen.
* sans prolongements tubuleux . . Difflugia.
Den Genusnanien Amoeba wollen die VerfF. bloss den Arten
mit stumpfen und einfachen Pseudopodien ohne Körnchenströmung
lassen, bemerken aber dabei, dass die wenigsten dieser Arten mit Be-
stimmtheit wieder zu erkennen und zu unterscheiden seien. Desshalb
wagen sie es auch nicht, die von ihnen beobachteten Arten, unter
denen mehrere neue — von denen wir hier besonders die mit zahlrei-
chen contractilen Blasen versehenen hervorheben — mit Namen zu
bezeichnen. Weiter beschrieben unsere Verfl". : Podostoma ßligerum
n. sp., Petalopus difßuens n. sp., Psetidochlcnnys patella n. sp., Areella
vulgaris Ehrbg., A. patens n. sp., Echinopyxis aculeata Ehrbg.
Die Fam. Actinophryina wird folgendermassen eingetheill:
A. Pas de coqiie.
a. Pseudopodes naissant de tous les points
de hl surface Actinophrys.
b. Pseudopodes ne naissant pas de tous les
points de la surface,
(i. disposes en ceinture sur le pouitour Trichodiscus.
ß. naissant en faisceaux d'un seul cole
Plagiophrys n. gen.
«
j^.%^
260 L e u (• Iv a r t : ßciichl fiber die Leislnngen in der lVatnrgeschichte
ß. üne eoque
a. libre ,
ti. incriistee de substances etrangercs P I enr op hr y s n, gen.
ß, non incrijslee.
■"■ Oiiveiture laterale Trinema.
'"■"■ Ouvertüre terminale Euglypha.
b. fixee ä des objecls elrangers .... Vrnula n. gen.
Hieher (p. 450 — 457): Actinophrys sol Ehrbg. , A. Eiclihornii
Ehrbg., A. brevicirrhis Perty, A. temn'pes n. sp. , Plfujiophnjs cylin-
dvica n. sp., PL sphaevica n. sp. , Plenrophrys sphaerica n. sp. , Tri-
nema aciniis Diij. , Euglypha tnberculafa Duj., Urnula epislylidis n. sp.
auf Epistylis plicatilis Paludinae viviparae.
Weiter wird von iinsein Verff. noch beschrieben : Aeanthome-
Ira echinoides Clap. , A. pallida Clap. (p. 459 — 461), Plagiaeantha
arachnoides Clap. (p. 4G2) aus der Familie der Aeanthometriden
(vergl. J. B. XXII. S. 450), und Lieherhühnia (n. gen.) Wageneri
n. sp. (p. 464) aus der Familie der Gromiden. Das neue Gen. Lie-
ber hühmia umf'asst nackte (xromidcn mit Pseudopodien, die nur von
einer Stelle ausgehen und bei der beobachteten Art einen verästelten
Baum von fast 2'" darstellen. (Sämmtliche von unsern VerfF. neu be-
obachtete llhizopoden aus der Umgegend Berlin's.)
Die Süsswasserrliizopoden theilt Stein (Abhandl. der
k. böhmischen Gesellsch. der Wissensch. X. S. 41 — 43) ein
in nackte (Gymnica) mit den Familien der Amoebaea und
Actinophryina , nnd in solche , die Chitingehänse tragen
(Monocyphia). Die Amöbäen charakterisiren sich durch die
stete Veränderlichkeit ihres Körpers, während die Actino-
phryiden an der Oberfläche ihres mit stark gesonderter
Rinden- und Markschicht versehenen Körpers zahlreiche
lange und borstenförmige Pseudopodien besitzen , die nur
langsamer Bewegung fähig sind. Zu den erstem gehört
ausser Amoeba noch das Gen. n. C haet oproteus mit
einem dichten Besätze kurzer Borsten, die sogar den Pseu-
dopodien nicht abgehen. Von Actinophrys glaubt Verf. das
Gen. n. Actinosph aeriuin (A. Eichhorni) wegen der
Mehrzahl der pulsirenden Hohlräume und Kerne abtrennen
zu müssen. Die Monocyphia zerfallen nach der Beschafl'en-
heit des Gehäuses in drei Familien, die Corycina mit einem
enganliegenden und dünnhäutigen Sacke (Corycia Duj.),
die Dilfluo-iina mit einem scharf geschiedenen starren Ge-
der iiiedtjren Thiere vvahiciid des Jahres lb50. 261
häiise von sackförmiger Bildung- , das dem Körper durch
feine Sarkodestränge verbunden ist ( Gromia , Euglypha,
Sphenoderia, H yalosph enia n. gen., Cyphoderia), und
Arcellina mit einem eben solchen Gehäuse , an dem aber
hier eine dorsale und eine ventrale Seite zu unterscheiden
ist (Trinema, Arcella, Centropyxis n. gen.).
Das iieiieGen. H y al o sp e ni u besitzt ein ovales, nach voin zu
kcilCörriiig ahgcplatictes Gehäuse von farbloser Beschallenheil, aus
dessen enji^er und spaltförniigtn OelFnun»^ itnuier nur eine einzige fin-
gerföruiige Pseudopodie hervorgestreckt wird.
iJas neue (Jen. C enir opy x is stützt sich auf Arcella aculeata
Ehrbg. und ch^nrakterisirt sich dureh randständige Lage der31ündung,
Anwesenheit dornartiger Fortsätze auf dem Gehäuse (= Echinopy-
xis Ci. et L,),
Lach mann macht Mittheilungen über die von ihm
bei Bonn beobachteten Rhizopoden mit contractiler Blase
(Rhizopoden- Infusorien), deren Vorkommen, Bau und Le-
bensweise , und erwähnt dabei eine Anzahl neuer Arten.
Verhandl. des naturf. Vereins der pr. Rheinlande Bd. XVL
S. 57. Mit Nachtrag, ebendas. S. 93.
Als neu beobachtet Verf. : Podosloma radiosum, das seine peit-
srhenföiniigen Fangorgane während des lüiechens ausstreckt und mit
deren Hülfe frisst (wäiirend die sonst ähnliche Anioeba radiosa Ehrbg.,
wie andere Amöben, ihre JNahrungsstofTe mittelst laniellenartig ausge-
breiteter Fortsätze in sich einschliesst), Anioeba Auerbachii, mit dop-
pelt coutourirter , gelblich glänzender Haut, die aber niemals über
die Forlsätze sich ausdehnt, Actinopkrys longipes (vielleicht Act. sol
I)uj. non Ehrbg.) und Act. fissipes (vielleicht Amoeba viridis Ehrbg.).
Amoeba gultula Duj. und A. vermicularis Weisse kann Verf. nicht als
Arten anerkennen , sondern nur als temporäre Formen, wie sie bei
verschiedenen Arten beobachtet werden. Die nicht selten zur Un-
tersuchung kommenden paarweise mit den Mündungen der Schalen zu-
sammenhängenden Arcellen und verwandte Formen glaubt Verf. durch
die Annahme einer INeubiidung des Panzers deuten zu müssen.
In dem iS'achtrage beschieibl Verf. ^clinophrys tunicala n. sp.,
A. limhata n. sp.
Amoeba oblonya n. sp, Aegypten , Schmarda zur Naturge-
schichte Aegyptens a. a. 0.
An dieser Stelle dürfen wir auch wohl zweier son-
derbarer mariner Protozoen erw ahnen , die unter dem Na-
men : Z oot eirea (n. gen.) religata und Cor cihria (n. gen.)
262 Leuckart: Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
Sertulariae von Strehlill Wrig-ht beschrieben sind
(new Edinb. phii. Journ. X. p. 100) und den Actinophryi-
nen verglichen werden, obwohl sie andererseits auch eine
o-rosse Aehnlichkeit mit den Acinetinen besitzen, und die eine
derselben , die letztere nämlich , aller Wahrscheinlichkeit
nach mit dem unter den Acinetinen oben erwähnten Ophryo-
dendron Cl. et L. identisch ist.
Die erste Art , Zootcirea , bildet einen vielstrahligen
actinophrysartigen Stern , der mittelst eines langen Stieles
auf Austernschalen befestigt ist, Strahlen und Stiel aber
stark verkürzen kann. Die auf Sertularia pumila schma-
rotzende Corethria besteht aus einem länglichen Haufen
Sarkode, der den Polypenstücken aufsitzt und einem säu-
lenartigen, schlanken und geringelten Aufsatze, dessen obe-
res Ende ein Büschel kürzerer und dickerer Strahlen trägt.
Mitunter findet sich noch ein zweiter ähnlicher Aufsatz
ohne Ringel und Arme, dafür aber am Ende mit einem hel-
len, auf der Spitze offenen Raum versehen. Verf. lässt es
ungewiss, ob dieser zweite Aufsatz dem Thiere zugehört
und nicht vielleicht ein Schmarotzer, etwa, wie er meint,
eine Gregarine, ist, sucht aber diese Yermuthung dadurch
glaublich zu machen, dass er angiebt, er habe denselben
auch isolirt auf den Sertularienstämmchen gefunden.
Poly tha 1 a mia. Parker beginnt ein für die Ge-
schichte unserer Zoologie und insbesondere unserer Fora-
miniferenkunde sehr verdienstliches Unternehmen , indem
er den Versuch macht, die von den älteren Forschern (meist
unter Nautilus und Serpula) beschriebenen Foraminiferen
auf unsere heutigen Arten zurückzuführen (On the nomen-
clature of the Foraminifera, Annais and Mag. of nat. bist.)
Die bis jetzt vorliegenden zwei Abschnitte behandeln die
Arten von Linne und Gmelin (1. c. T. III. p. 476 — 482),
so wie die von Walker undMontagu (I.e. T. IV. p. 333
—351.)
Die inzwischen (Transact. roy. Soc. 1859. Vol. 149.
p. 1 — 41, Tab. I — VI ) ausführlich erschienene dritte Ab-
handlung Carpenter's über Foraminiferen betrifft, wie
schon im vorjährigen Berichte nach einer vorläufigen Mit-
der niederen Thicic während des Jahres 1859. 263
(Iieiluno- bemerkt werden konnte, die Gen. Peneroplis (incl.
Pendritina und Spirolina, die als blosse individuelle Varie-
täten von P. planalus naclio^ewiesen werden) , Operculina
und Amphistegina. Sie enthält, wie die früheren Abhand-
lungen , eine sorgfältige Darstellung von P'orni und Scha-
lenbau und führt zu dem Resultate , dass die beiden letz-
ten Arten trotz gewisser scheinbarer Differenzen sehr nahe
mit einander (wie mit ]\ummulites) verwandt sind , sich
aber von Peneroplis, der Operculina vielfach angereiiit
wurde, sehr auffallend unterscheiden. Die Verschiedenhei-
len von letzterer sind im Wesentlichen dieselben, wie sie
in einer früheren Abhandlung (J. B. XAIII. S. 268) zwi-
schen Cycloclypeus und Orbitolites nachgewiesen wurden.
Operculina und Cycloclypeus besitzen einen viel complicir-
teren Schalenbau und eine viel grössere Selbstständigkeit
der einzelnen Kammern, als sie bei Peneroplis und Orbi-
tolites gefunden wird.
Nach den Beobachtungen Kölliker's (Zeitschrift für
wiss. Zoologie X. S. 219) rührt das von Carp enter, Car-
ter, Ehrenberg u. A. beschriebene feine Canalsystem
in den Polythalamienschalen (vergl. J. B. XXII. S. 443) von
dem Parasitismus eines einzelligen Pilzes her.
3. €regariuae.
Nach der Zusammenstellung Diesing's beläuft sich
die Zahl der bisher bekannten Gregarinen auf 75 (Revision
der Rhyngodeen a. a. 0.) , doch sind dabei einzelne Ar-
ten, wie die vonOersted und Referent im Darmkanale
von Lumbriconais capitata beobachtete, sehr charakteristi-
sche Form (Gr. sagitlata Lt.) übersehen. Auch im Darm-
kanale von Sagitten, Salpen , Juliden und Flohlarven hat
Ref. Gregarinen angetroffen.
Zygocystis putanea n. sp. , aus dem Darme von Gam-
marus putaneus, Lachmann, Verhandl. des naturh. Ver-
eins der pr. Rheinlande Bd. XVI. S. 33.
Die von Lachmann an den Beinen desselben Gam-
marus beobachteten elliptischen oder bohnenförmigen, meist
264 Leu c ka rt: Bericht über die Leisf. in der Natuigeschichte etr.
ZU mehreren an den Gliedern befestigten Körper, die aus
einer derben Haut und einem g-robkörnigen Inhalte bestehen,
scheinen mit den von Lieberliühn an Ephemerenlarven
aufgefundenen Schläuchen (J. B.XXIIl. S. 272) einige Aehn-
lichkeit zu haben. Verhandl. des naturh. Vereins der pr.
Rheinl. XVI. S. 36.
Klebs fand im Darme eines frisch getödteten Kanin-
chens weisse Flecke von 1 — 3'" Durchmesser und über-
zeugte sich , dass die Epithelialzellen der Zotten an diesen
Stellen mit den bekannten, lange Zeit für Entozoeneier ge-
haltenen Psorospermien gefüllt waren. Ausgehend von der
Ansicht, dass diese Psorospermien von Gregarinen abstamm-
ten, glaubt er, dass dieselben erst nachträglich in die Zel-
len eingedrungen seien. Virchow's Archiv für pathol.
Anat. Bd. XVI. S. 188. (Das plötzliche Auftreten zahlloser
Psorospermien bei Hunden mit Darmtrichinen scheint der
Lehre von der Abstammung von Gregarinen kaum günstig
zu sein. Ref. wenigstens muss gestehen , dass er durch
diese Thatsache zu der Vermuthung veranlasst wird , die
Psorospermien — wenigstens die Psorospermien der Wirbel-
thiere — möchten als abnorme Entwickelungsprodukte ihrer
Träger zu betrachen sein und in gewisser Beziehung den
Eiterkörperchen gleichstehen.)
Bericht über die Leistungen in der Herpetologic
während des Jahres 1859,
Vom
Herausgeber.
Owen hat einen Vortrag über die Ordnungen der
fossilen und lebenden Reptilien und ihre Vertheilung nach
Zeitperioden gehalten. Er nimmt 13 Ordnungen an : Ga-
nocephala , Labyrinthodontia, Ichthyopterygia, Sauroptery-
gia , Anomodontia , Pterosauria , Thecodontia , Dinosauria,
Crocodilia , Lacertilia , Ophidia, Chelonia und Batrachia.
Dieselben sind durch Kennzeichen unterschieden und durch
Beispiele erläutert, namentlich die fossilen. Report of the
British association for the advancement of science for 1859.
Nach Gray ist Coronella austriaca (Coluber laevis
Lacep.) die bisher aus Grossbritannien noch nicht bekannt
war, zu Bournemouth in Hampshire gefunden worden. An-
nais nat. bist. IV. p. 317. Nach einer späteren Bemerkung
ib. p. 400 möchten die Exemplare junge Tropidonotus na-
trix sein.
Nach Kirschbaum's Angabe finden sich im Herzog-
thum Nassau 24 Reptilien, nämlich: 4 Lacerta, 1 Anguis,
1 Elaphis , 1 Coronella , 2 Tropidonotus , 1 Hyla , 3 Rana,
1 Alytes, 1 Pelobates, 1 ßombinator, 8 Bufo, 1 Salamandra,
4 Triton, also 5 Eidechsen, 4 Schlangen und 15 Batrachier.
Eine beigefügte ßeslimmungstabelle hat den Zweck das
sichere Bestimmen der Reptilien zu erleichtern. (Die Rep-
tilien und Fische, des Herzogthums Nassau. Osterprogramm
des Wiesbadener Gelehrten-Gymnasiums 1859. 4).
266 Tioschel: Bericht üb. d. Lcist. in d. Herpclologie
Als Nachtrag zu der Reptilicnfaiina in Meklenburg
bemerkt Struck, dass Emys europaea auch im Norden
von Meklenburg- gefunden sei , dass Lacerta viridis früher
irrthümlich als Bewohnerin von Meklenburg genannt sei,
dass Bufo variabilis und Pelobales fuscus gefunden seien.
Archiv des Vereins der Freunde der Naturgesch. in Mek-
lenburg 1859. p. 152.
In Macher's Handbuch der Topographie und Stati-
stik des Herzogthums Steiermark, mit besonderer Beziehung
auf das Sanitätswesen. Graz 1859 findet sich auch p.91
eine kurze Notiz über die Amphibien, deren 1 Schildkröte,
7 Frösche, 2 Molche, 2 Eidechsen, 3 Schlangen (unter de-
nen freilich auch die Blindschleiche figurirtj erwähnt werden.
An den östlichen Abhängen des Reisskofel in den
Gailthaler Alpen kommen nach Koh 1 m ay er 12 Amphibien
vor, die namentlich aufgezählt werden. Jahrbuch des na-
turhist. Landesmuseums von Kärnten IV. 1859. p. 64.
Nach Belke (Bulletin de Moscou 1859. I. p. 32) kom-
men bei Kamenietz - Podolski an Reptilien vor: 1 Schild-
kröte, 4 Eidechsen nebst einer schönen Varietät von Lac.
viridis, die Andrzeiowski Lac. elegans genannt hat, 3
Schlangen, 9 Batrachier, von denen eine Varietät von Rana
platyrrhinus näher beschrieben wird.
Günther hatte Gelegenheit eine kleine Sammlung
von Amphibien, welche Tristram in der Wüste südlich von
Algerien und Tunis gesammelt hatte, zu untersuchen. Sic
bestand aus 9 Eidechsen, einer Schlange (Coronella cucul-
lata) und 2 Batrachiern (Rana esculenta und Bufo viridis).
Eine neue Eidechse wird unten erwähnt werden. Proc.
zool. soc. p. 470. Tri stra m machte ib. p. 475 Bemerkun-
gen über diese Reptilien.
Nachträglich ist zu erwähnen, dass Gray Proc. zool.
soc. 1858. p. 155 ein Verzeichniss der Amphibien West-
afrikas zusammengestellt hat. Es enthält 34 Eidechsen, 63
Schlangen, 21 Batrachier und 16 Schildkröten.
Bleeker hat im 16. Bande der Natuurk. Tijdschr.
Ned. Indie eine Menge Notizen über das Vorkommen von
während des Jahres 1859. 267
Reptilien an verschiedenen Orten des Indischen Archipels
g-egeben. Er verzeichnete 12 Reptilien von Bintang- p. 16;
16 Arten von Padang- p. 26; 9 Arten von Rioiiw, worunter
ein ßufo und ein Ilcmidaclylus neu p.46; 12 Arten von
Buitenzorg p. 48; 15 Arten von Sinkwang an der West-
küste vonBorneo, Avorunter eine neue Art Epicrium p. 188;
7 Schlangen von Montrado an der Westküste von Borneo
p. 196; 12 Arten Eidechsen, Schlangen und Batrachier von
Japan p. 204; 3 Schlangen von Koetei p. 206; 18 Reptilien
von Bengalen bei Calcutta und Benares p. 206 ; 6 Schlan-
gen von Buitenzorg p. 207; 8 Reptilien von Batjan p. 208;
21 Reptilien von Ambarawa p.230; 3 Reptilien von der
Westküste Sumatra's p. 241; 5 Reptilien vonBililon p. 261 ;
4 Reptilien von Bali p. 267 ; 19 Reptilien von Wonosobo
p. 301 ; 12 Reptilien von Ost-Java , wobei zugleich 14 be-
kannte Giftschlangen Java's aufgezählt werden p. 311; 13
Reptilien von Ngawai p. 357 ; 3 Reptilien von der West-
küste Sumatra's p. 388 ; 52 Reptilien von Neu - Guinea
p. 420; 7 Reptilien von Amboina p. 423; 12 Reptilien von
Anjer p.423; 90 Reptilien von Borneo p. 438.
Im 20. Bande derselben Zeitschrift verzeichnete B 1 e e-
ker 22 Reptilien von Bintang p. 86; 5 von Siak p. 88 ; 9
von Sintang, worunter 2 neue Arten Elaps p. 200; 9 Arten
von Bali p. 207; 14 Reptilien von Tandjong an der Sa-
mangbai, Sumatra, wodurch von Sumatra 119 Arten be-
kannt sind, nämlichl2 Schildkröten, 27 Eidechsen, 6ß Schlan-
gen, 14 Batrachier p.220; JO Schlangen aus der Umge-
gend von Anger p. 240.
In den Reports of explorations and surveys to ascer-
tain Ihe most praclicable and economical route for a rail-
road from the Mississippi river to the paciüc ocean. Vol. X.
Washington 1859 sind die Amphibien von Spencer Baird
enthalten. Leider hat das Kriegs - Departement, welches
diese Berichte herausgiebt, beschlossen, in Rücksicht auf
die Ueberschrcitung der ursprünglich gesteckten Grenzen
durch die anderen Abschnitte, die Publikation des Berich-
tes über die Amphibien zu unterlassen. Die 13 Quarttafeln,
auf welchen Details der Schlangen abgebildet sind, sind
268 Troschel: Bericht üb. d. Leist. in d. Herpetologie
daher ganz ohne Text , nur mit einer kurzen Tafelerklä-
rung- erschienen. Hoffen wir, dass Verf. Gelegenheit finden
wird, anderen Orts den Text zu veröffentlichen.
Die Amphibien, welche am 38. und 39. Grad nördl.
Breite gefunden worden, sind vonBaird daselbst verzeich-
net. Es sind 14 Eidechsen, 6 Schlangen, 3 Batrachier.
Abgebildet sind drei Schlangen: Eutaenia vagrans, Nerodia
erythrogaster und Masticophis taeniatus, und zwei Eidech-
sen : Crotaphytus coUaris und Plestiodon septentrionalis.
Im Part VI desselben Bandes sind die Amphibien, ge-
sammelt am 35. Breitengrade, von Baird verzeichnet. Es
sind 19 Eidechsen, unter denen auch Heloderma horridum,
21 Schlangen, unter denen eine Ophibolus Evansii Kennicot
als neu angesehen wird, und 10 Batrachier. Abgebildet
sind : Bufo americanus, B. Woodhoiisüy B. cognaius.
Ebenda findet sich ein besonderer Bericht über die
Vögel und Beptilien , welche in der Nähe des 32*^ N. Br.
von Parke gesammelt sind von Hallo well. Zwei Arten
werden als neu beschrieben.
Ferner ist ebenda ein Abschnitt über die Beptilien
Cäliforniens durch Hallowell bearbeitet. Als der Cali-
fornischen Fauna eigenthümlich nennt Verf. die Gattungen
Anota , Urosaurus, Dipsosaurus und Aniella. Das Verzeich-
niss enthält 1 Schildkröte (Emys), 11 Eidechsen, 11 Schlan-
gen, 5 Frösche. Hierzu gehören 9 Tafeln. Die neuen Ar-
ten sind unten namhaft gemacht.
Im zweiten Bande des Report on the united states and
mexican boundary survey made under the direction of the
secretary of the interior by William Emory. Washing-
ton 1859 hat Spencer Baird die Reptilien bearbeitet.
Sie sind zum Theil auf 41 Tafeln sauber abgebildet. Da
der Text die Grenzen des vorgeschriebenen Raumes weit
überschritten hat, so sind leider die Beschreibungen ganz
fortgelassen, und nur bei einigen neuen Arten, die theils
von Kennico tt, theils von Girard bestimmt sind , ist
eine Beschreibung geliefert. Solche sind unten namhaft ge-
macht. Hoffentlich wird Verf. Sorge tragen, auch diese seine
Arbeit anderen Orts zu veröffentlichen. Das Verzeichnis:^
während des Jahres 1859. 269
enthält 9 Schildkröten , 53 Eidechsen, 43 Schlangen (unter
denen 5 neu), und 23 Batrachier (unter denen 2 neu).
Girard, Herpelolog-y of the United States exploring
expedition , under Capt. Wilkes. Philadelphia ist mir noch
nicht zugänglich geworden.
lieber eine kieine Sammlung Amphibien von Santa
Cruz erstattete Günther Annais nat. bist. IV. p. 209 Be-
richt. Sie enthielt 5 Arten Eidechsen , von denen zwei
neue, den Gattungen Anolis und Sphaerodactylus angebörig,
abgebildet sind.
Günther verzeichnete 8 Eidechsen, 10 Schlangen
und 9 Batrachier, welche Fräser in den Anden des west-
lichen Ecuador gesammelt hatte, und unter denen eine neue
Eidechsengattung ÄJicropbractus, welche unten näher be-
zeichnet ist. Proc. zool. soc. p. 89.
Reicher war eine zweite Sendung ebendaher, welche
Günther ib. p. 402 verzeichnete. Sie enthielt 12 Eidech-
sen, 21 Schlangen, 9 Batrachier und 3 Coecilien. Die dar-
unter befindlichen Gattungen und Arten sind unten namhaft
gemacht.
Auf eine durch Lebendigkeit der Darstellung sich
auszeichnende Beschreibung einer Menagerie von Georff
V. Martens in Württemberg. Jahresheften XY. p. 52 mag
kurz verwiesen werden.
Clielonii.
Van Beneden hat Gelegenheit gehabt zwei Exemplare von
Chelonia niidas bei Ostende zu beobachten, und benutzte diese Gele-
genheit ihre Paiasiten zu untersuchen. Im Magen land er viele Dek-
kel von ßuccinum undatum und ßeine von I\Tgurus bernliardiis, ein
Beweis, dass sie ausser Vegelabilien auch Mollusken und Crustaceen
nicht verschmähen. Bull, de l'Acad. de Belgique 1859. p. 71.
Von C o p e erhielten wir Proc. Philadelphia p. 294 Bemerkun-
gen über Westafrikanische Schildkröten. Unter andern wird auf Cry-
plopus Aubryi eine eigene Galtung Heptathyra gegründet, und eine
neue Art Aspidonectes aspilus aufgestellt.
I. e Conte beschiieb zwei neue Arten Schildkröten Kinosler-
niim Nenrici von IVeu-Mexiko und K. trUiratum von 31exiko. Proc.
Acad. Philadelphia 1859. p. 4. Er stellte bei dieser Gelegenheit die
270 Troschel: Bericht üb. d. Leist. in d. Herpetologie
Charaktere der Gattungen Kinosternuni , Thyrosternuni und Ozotheca
zusammen. Zu Kinosternuni gehören mexieanum, integrum, triliratum;
zu Thyrosternuni gehören scorpioides , leucostomum , longecaudatum,
pennsylvanicum , sonoriense und Henrici; zu Ozotheca endlich odo-
rata, guttata und hirtipes.
Emys nigra Ilallüwell Report explor. and surv. California p. 3
aus dem Posa creek in Ober-Californien.
Emys valida Le Conte Proc. Acad. Philadelphia 1859. p. 7 von
Honduras.
Geoclemys macrocephala Gray Proc. zool. soc. p. 478. pl. 21
von Siani.
Saurii.
Crocodiliiil. Die Schilderung- von Delacoux über die
Sitten der krokodilartigen Reptilien nehmen denselben viel
von dem furchtbaren Ansehen, in welchem sie bisher stan-
den. Revue de zool. p. 338.
Hutxley hat die Hautbewaffnung von Jacare und Cai-
man untersucht und sie nebst Bemerkungen über die spe-
cifischen und generischen Charaktere der lebenden Croco-
dile im Journal of the Proceedings of the Linnean Soc. of
London IV. p. 1 veröffentlicht.
Verf. nimmt drei Familien an , die den Gattungen Alligator,
Crocodilus und Gavialis entsprechen. Die Alligatoridae enthalten drei
Galtungen Alligator, Caiman und Jacare ; die Crocodilidae zwei Gut-
tungen Crocodilus und Mecistops, endlich die Gavialidae zwei Gattun-
gen Rhynchosuchus (Gavialis Schlegelii) und Gavialis. Alle diese
Gattungen werden charakterisirt, ebenso die dahin gehörigen Species.
— Hierauf wendet sich Verf. zu der Betrachtung der HauibewaiVnnng.
Er unterscheidet Schuppen, Hornplatten erzeugt durch eine Modi-
fikation der Epidermis, und Schilder von knochiger Beschaffenheit,
entwickelt in der Substanz der Haut. Alle lebenden Krokodile haben
Schuppen und Schilder am Rücken, indem die unterliegenden Schil-
der von den Schuppen bedeckt werden. Am Bauche finden sich bei
allen Schuppen, aber nur bei den Galtungen Caiman und Jacare sind
auch Schilder vorhanden. Was die weitere Schilderung dieser Haut-
gebilde betrifft, so verweise ich auf die Abhandlung selbst.
GeckoneS. Neue Arten : Hemidactylus Lndekingii Bleeker von
Padang Katuurk. Tijdschr. Ked. Indie XVI. p. 27. — //. 3Jeyeri von
Riouw ib. p. 47.
GymnodacUjlus caudisculalus Günther Proc. zool. soc. p. 410
von Ecuador.
während des Jahres 1859. 271
Sphaerodachjlus macrolepis Günther Annais nat. hist. IV. p. 215.
pl. IV. Fig. B von Santa Cruz.
Lacertini. Nene Arten: Cnemidofhorus %imhdalus Ilallowell
ist Report Explor. and Surveys X. tab. 9. fig. 2 abgebildet. San Joa-
chim Valley. — Cn. (juttatus Hallowell llep. expl. sur. VI. p. 23
von Texas.
Ämeiva sexsciitata Günther l'rac. zool. soc. p. 402 von Ecuador.
Zootoca deserti Günther Proc. zool. soc. p. 470 von INGoussa,
einer Oase zwischen Waregla und M'zab in der südlichen Sahara.
Cercosaurus rJiombifer Günther Proc. zool. soc. p. 405. pl. 20
Fig. a von Ecuador.
Monoplocns ist eine neue Gattung von Günther in der
Familie Teidae. Die Charaktere sind: Zunge länglich, frei, ohne
Scheide, in zwei sehr feine Spitzen endend ; keine Gaumenzähne, die
hinteren Kieferzähne zwei- oder dreispitzig; Paukenfell siclillich ;
Kehle mit einer Falte; Schuppen des Rückens sehr klein, die der
Seiten körnig; Kehl- und Bauchschilder gekielt; Schwanz rund, mit
gekielten wirteiförmigen Schuppen von massiger Grösse ; keine Schen-
kelpoien. M. dorsalis von Ecuador. Proc. zool. soc. p. 404.
IgndQilli. Neue Gattungen und Arten : Anolis Fraseri Günther
Proc. zool. soc. p. 405 von Ecuador. — A. Sallaei Günther ib. p. 421
von Central -Aiiieiika. — A. Nentoni Günther (? Lac. principalis
West) Annals nat. hist. IV. p. 212. pl. IV. Fig. A von Santa Cruz.
Liucepkalus iridescens Günther Proc. zool. soc. p. 409 von
Ecuador.
Mi c r 0 p hr ac t V s ist eine neue Gattung, welche Günther
in der ISähe der Gattung llopluius aufgestellt hat. Proc. zool. soc.
p. 90. Finger und Zehen dünn, nicht erweitert; Kopf oben mit klei-
nen unregelmässigen Schildern bedeckt, zwischen denen keine grös-
sere ; Körper oben mit sehr kleinen körnigen Schuppen, längs dem
Rücken mit einem deutlichen Kiel; Schuppen des Bauches dachzie-
gelartig, glatt. Schwanz rund, massig lang, zugespitzt, mit Ringen
von länglichen Schuppen, deren jede einen starken diagonalen Kiel
hat; ein sehr niedriger Kamm längs dem Rücken des Rumpfes und
Schwanzes. Keine Schenkel- und Analporen; Paukenfell sichtlich;
eine Falte an jeder Seite der Kehle; keine Gaumenzähne. Die neue
Art M. luimeralis lebt in Ecuador.
Proclotrehis Toelsneri Berlhold Götlinger Nachrichten 1859. p.l79
von Bahia.
Ilallowell hat aus Uta ornata Baird Gir. eine eijjene Gattuns
U rosa ums gebildet. Sie soll verwandt mit Tachydromus, aber die
Kopfplatten sehr verschieden sein. Report Explor. and Survey Vol. X.
Taf. VII. fio-. 1.
272 Trosclicl: Bericht üb. d. Leist. in d. Ileipetologie
Ebenda sind Sceloporus magister und hiseriahis Hall, abgebil-
det und beschrieben. Auf Crolaphytus dorsalis Baiid Gir. gründet
Verf. eine besondere Gattung Dipsosaurus. Sie wird von Cro-
laphytus durch die viereckigen Schuppen des Rückens und eine grös-
sere Reihe gekielter Schuppen, die einen niedrigen Kiinim bildet un-
terscheiden.
Ptychopleuri. Referent machte für die Bestimmung
fossiler Stücke darauf aufmerksam , dass die knöchernen
Schuppen der Gattung Pseudopus auf der inneren Fläche
mit zwei kleinen Löchern versehen sind, wodurch sie sich
leicht von allen anderen Schuppen unterscheiden lassen.
Verhandl. des naturh. Vereins der preuss. Rheinlande und
Westphalens 1859. p. 40.
ScinCOidei. Neue Art: Enmeces (fuadrilinealus UaWoweWRepoil
Explor. and Siirv. X, pl. 9. fig. 3 von Ober-Californien.
Amphisbäenini. Neue Art: Lepidostemoii itifraorbitale Beithold
Göttinger Nachrichten 1859. p. 179 von ßahia.
In der Revue de Zoologie ist p. 122 und 148 die Fort-
setzung des Jan'schen Artikels (vergl. vorj. Ber. p.61)
Plan d'une Sonographie descriptive des Ophidiens ent-
halten.
Hier werden 5 Arten der Gattung Furina aufgezählt, worunter
F. hiUneala neu; 5 Arten der Gattung Pseudoelaps, worunter Ps.
Sordellil von Neuholland uud lüibingii von Neu-Südwales neu; 7 Ar-
ten Alecto, worunter labialis, siynala und hitorqnala alle von Neu-
holland neu; 3 Bungarus; 3 Trimeresurus und o Naja. — Ferner
werden von Seeschlangen beschrieben: 2 Arten Platurus indem eine
neue Art F. Fischeri von fasciatus unterschieden wird ; 1 Aipysurus ;
1 Disteira ; 1 Acalyptus; 1 Astrotia ; 19 Hydrophis, worunter U. pro-
tervus von China, problemalictis von Manilla, obscurns, Westermanni
aus dem indischen ücean und propinquus von Malabar neu sind. —
Yon eigentlichen Giftschlangen werden nur drei als neu beschiieben,
nämlich Vipera (Echts) siiperciliosa , Crolalvs Ingubris von Mexiko
und Trigonocephulns (Alropos) iindidalus von Mexiko. — Ib. p. 505
erschien -ein Artikel , welcher Zusätze und Berichtigungen zu dem
Vorhergehenden enthält.
Diese ganze Arbeit ist im Separatabdrucke unter dem
Titel Prodrome d'une iconographie descriptive des Ophidiens
während des Jahres 1859. 273
et description sommaire de nouvelles especes de serpens
venimeiix. Paris 1859 erschienen und ist ausser den drei
Tafeln der Revue de zool. noch von fünf anderen Tafeln
begleitet.
In unserem Archiv p. 272 hat Jan die Spix'schen Bra-
silianischen wSchlangen nach ilinsiclit der Originalexemplare
auf die Duincril-Bibron'sche Nomenclatur zurückgeführt.
In dem ijereits oben erwähnten 2. Bande des Report
on the United States and Mexican boundary survey ct. sind
folofende neue Schlan^-en von Kennicott beschrieben:
Crofalus tigris p. 14. pl. 4 Deserts of Gila and Colorado, Dipsas
septentrionalis p. IG. pl. 8. lig. 1 von Matainoras und von Brownsville
in Texas, Arizona elegans n. gen. p. 18. pl. 13 vom Rio grande, Lam-
prosoma episcopum p, 22. pl. 8. fig. 2 vom Rio grande, Tohica lineata
n. gen. p. 23. pl. 21. fig. 2. Die Charaktere der beiden neuen Gattun-
gen sind die folgenden :
Arizona Kenn. Körper cylindrisch , aber höher als breit;
Kopf eiförmig, ziemlich schmal ; Schnauze stumpf zugespitzt, vor dem
Unterkiefer vorstehend; Augen klein; Mundspalte gekrümmt; Kopf-
plattennormal ; Präfrontalschilder länglich longitudinal, Postfrontalschil-
der länglich quer, erstere reichen vor den INaslöchern herab; Schnau-
zenschild gross mit einer nach hinten zwischen die Postfrontalschil-
der gerichteten Spitze ; Naslöcher zwischen zwei Platten, die vordere
die kleinste; ein schmales Zügelschild von Länge der Postfrontal-
schilder; 1 oder 2 Präorhital - und 2 Postorbitalschilder. Rücken-
schuppen völlig glatt in 29 — 31 Reihen ; Bauchschilder ganz, Schwanz-
schilder gelheilt. Die Gattung soll sich von Pityophis durch das
eine Paar Postfrontalschilder, glatte Schuppen u. s. w. unterscheiden.
Toluca Kenn. Körper plump, höher als breit, Schv^anz kurz
und dick, Kopf kurz und breit keilförmig, kaum abgesetzt; Schnauze
spitz und vorstehend; Kopfschilder normal; Scheitelschild gross,
sechseckig, ihre vordere Spitze trennt die Postfrontalschilder; Occi-
pitalschilder kürzer als das Scheitelschild; Schnauzenschild zurück-
gebogen und die ganze Schnauzenspitze einnehmend ; ein längliches
ISasenschild, kein Zügelschild. Rückenschuppen glatt; Bauchschilder
und Schwanzschilder getheilt,
Kennicott beschrieb Coluber calligaster Say als Scotophis
calligaster und ausseidem folgende neue Arten aus dem Museum der
Universität Evanston : Eulaenia Sachenii \on Florida, Ophibolus Evansii
(auch in Reports of explorations and surveys VI. p. 43 beschrieben)
von Illinois, Diadophis Arnyi von Kansas, Virginia elegans von Uli-
Archiv f. Natarg. XXVI. Jcahrg. 2. Bd. S
274 Troschel: Bericht üb, d. Leist. in d. Herpetologie
nois, Celuta vevmis von Missouri, Celvla Helenae von Missouri und
Illinois. Proc. Philadelphia p. 08.
Berlhold stellte in den Göttinger Nachrichten 1859. p. 179
folgende neue Schlangen in kurzen Diagnosen auf : Oligodon dorsale
von Bengalen, Ablabes tessellatus Jan (frenatus ßerth.) von Surinam,
Enicognathus sagittifer vou Surinam, Tropidonotus chinetisis Jan (se-
mifasciatus ßerth.) von China, Tropidonotus lateralis von China, Lio-
phis lateristriga von Neu-Granada.
Ausserdem wird daselbst eine neue Galtung Galeophis be-
schrieben : Dentes imperforati laevigati irreguläres , maxillares duo
posteriores propinqui a praecedentibus remoti, — mandibulares et
palatini primores 2 — 4 elongati ; caput trigonum, depressum rostro
rotundato, loro sulcato ; oculi mediocres scutis supraocularibus pres-
sis ovatis, pupilla rotunda ; collum coarctatum ; truncus fusiformis,
cauda longa, squamae laeves, lanceolalae. G. Jani von Bahia.
Von californischen Schlangen hat Hai low eil Report Explor.
aud surv. X folgende Arten abgebildet : Leptophis lateralis, Coronelia
balteata, Lamprosoma occipitale, Crotalus cerastes und Lecontei. Be-
schrieben sind ausserdem Herpetodrgas flavigularis (Psammophis fl.),
Tropidonolvs trivittafus und Pifgopliis rerlebralis (Coluber vertebra-
lis ßlainv.).
Unter 19 durch Jagor gesammelten Schlangen, deren Verzeich-
niss mitgetheilt wird, glaubt Peters eine neue Gattung Hydro-
dypsas unterscheiden zu können, die der Farn. Plalyrhini angehö-
rig, sich von Ilemiodontus durch vollständige Bewaffnung des Über-
kiefers und durch Anwesenheit eines Frenalschildes unterscheiden soll.
Die neue Art //. elapiformis stammt von Borneo. Berliner Monatsber.
1859. p. 269.
Aus einer durch Hoffmannn in Costa Rica eingesandten Samm-
lung von Schlangen, die 20 Arten enthielt, hat Peters drei neue
Genera erkannt: C olob o gnathii s Hoßmanni in der Familie der
Leptognathen, Hydromorphus concolor an die llomalopsidae mit
unffefurchten hinleren Zähnen sich anschliessend und Bothriechis
nigroviridis zwischen Bothrops und Alropos. Berliner iMonalsberichle
p. 275.
Eine neue Gattung der Calamarien-Familie stellte Cope Proc.
Philadelphia p. 296 auf. Er vergleicht sie mit Günther's Hologerrhum
philippinum. Die KviOlisthenes cirphaevs ist wahrscheinlich süd-
amerikanisch.
Elapops ist eine neue Gattung von Günther (Annais nat.
hisl. IV. p. 161) in derselben Familie. Körper und Schwanz massig
verlängert, letzterer zugespitzt; zwei Paar Frontalia, zwei INasalia,
die Kaslöcher dazwischen; kein Zügelschild, ein vorderes und ein
hinleres Augenschild. Schuppen glatt, in 15 Reihen; Anal- und
während des Jahres 1859. 275
Subcaudalschilder ganz. Zähne gleich, glatt. E. modeslus von
Westafrika.
Ahaetulla occidenlalis Günther Froc. zool. soc. p. 412 von
Ecuador.
Cope hat einen Catalog^ der Giftschlangen des Mu-
seum der Academie zu Philadelphia zusammengestellt. Proc.
Philadelphia p. 332. Er unterscheidet und charakterisirt die
Familien nebst ihren Subfamilien ; die Genera sind sche-
matisch zusammengestellt.
Eine neue Gattung Tel eiir as p i s , die sich von Crotalus durch
den ölangel der Klapper, von Bothrops durch die einreihigen Schwanz-
schilder unterscheidet, und wohin Trigonocephalus Schlegeli Berth.,
Bothrops Castelnaudi Dum. Bibr., T. Lansbergii und T. nummifer Kup-
pel gehören, ist aufgestellt. — Ebenso C ry ptely tr ops , welche
zwischen Bothrops ^und Atropos steht, und zu der Trimesurus carina-
tus und albolabris Gray gezählt werden. — Aus der Gattung Elaps
werden beschrieben : E. aglaeope von Honduras, aliiiostris ohne An-
gabe des Vaterlandes , dissoleucus von Venezuela , haliocoryphiis von
Buenos Ayres.
In einer Monographie der Gattung Elaps (Proc. zool.
soc. p. 79) theilt Günther dieselbe in vier Abtheilungen,
welche durch bestimmte Charaktere unterschieden werden,
und die zugleich durch ihr geographisches Vorkommen sich
zu rechtfertigen scheinen.
Die eine, Callophis hat nur vierzehn Schuppenreihen, und
lebt in Ostindien mit 7 Arten. Die zweite Elaps hat 15 Schuppen-
reihen und ein doppeltes Nasenschild ; unter den dahin gehörigen 15
Arten, die im tropischen Amerika leben, sind zwei neue E. decorolus
von Älexiko und JE. filiformis von Fara. Die dritte, Vermicella
hat gleichfalls 15 Schuppenreihen, ein einfaches Nasenschild und zwei
hintere Augenschilder; die einzige Art lebt in Australien. Die vierte
endlich, Poecilophis. wie vorige mit 15 Schuppenreihen und ein-
fachem Nasenschilde , aber mit einfachem hinteren Augenschilde ist
afrikanisch mit zwei Arten.
In den Annals nat. hisl.IV. p. 162 hat Günther die
südamerikanischen Elaps -Arten einer neuen Revision un-
terworfen, und sie namentlich auf die von Jan in der Revue
de Zoologie veröffentlichte Arbeit über Elaps geprüft. Die
Ansichten über die specifische Berechtigung laufen mit de-
nen Jan's beträchtlich auseinander, der grossen Werth auf
^76 Troscliel: Bericht iib. d. Leist. in d. Herpetologie
die Färbung- legt. Günther nimmt schliesslich nur 12
Arten an^ denen noch acht zweifelhafte folgen.
Elaps letralaeyiia und Thcpassi JBleeker Natuurk. Tijdsch. ISed.
Indie XX. p. 201 von Sintang.
Aipysu7-iis marcjaritophorus Bleeker IXatuiirk. Tijdschr. ISed.
Indie XVI. p. 49 von Buitenzorg.
Lachesis nitidus Günther Proc. zool. sog. p. 414 von Ecuador.
Crotahis oj'tiatus Hallowell Reports of explor. and surveys ct.
p. 23. pl. II aus dem nordwestlichen Texas.
Batrachii.
Günther hob hervor, dass gewisse Differenzen an
den Knochen der Batrachier vorkämen, die vom Geschlecht
abhängig sind , was für die Bestimmung, namentlich von
fossilen Ueberresten, wichtig sei. Die Schädel von Cerato-
phrys bieten solche Differenzen dar , und sind pl. XV ab-
gebildet. Annais nat. bist. III. p. 377.
RäQäB. Neue Arten : Rana loiigipes Hallowell (früher von ihm
R. nigricans genannt) Keport explor. X. 1. c, pl. 10. Fig. 1. von Ca-
lifornien. — Rana Berlandierii Baird JUexican boundary 1. c. p. 26.
p].36. Fig. 7—10.
Rylae. Neue Arten: Ilyla nehulosa pl. 10. Fig. 2. und H. sca-
pularis var. hypochondrica Hallovvell Report explor. X. 1. c. Beide
von Californlen.
Hylodes unistrigatus Günther Proc. zool. soc. p. 216 von Ecuador.
Bufon6S. Neue Arten : Bufo gymnauchen Bleeker Natuurk.
Tijschr. Ned. Indie XVI. p. 46 von Riouw. — B. lamentor Girard
Proc. Philadelphia p. 169 von Fort Bridger, Utah Territory. — B. al~
varius Girard Mexican boundary p. 26. pl.41. fig. 1 — 6. — B. coeru-
leosticttis Günther Proc. zool. soc. p. 415 von Ecuador.
Engystoma texense G\\?iv^ Proc. Philadelphia p. 169 von Texas.
Salamandriua. C o p e gab Proc. Philadelphia p. 122 eine
Uebersicht der Salamander (on the primary divisions of the
Salamandridae, with descriptions of two new species). Verf.
unterscheidet nach den Gaumenzähnen folgende vier Sub-
familien :
I. Amhy st ominac. Gaumenzähne in Querreihen, keine Sphe-
noidalzähne. Mit den Gattungen Megalobatrachus , C amar ataxis
n. gen., (vordere Gaunienzähne in gebogenen Reihen; dahin Amby-
stoma niaculatum Hall.), Ambystoma und Onychodactylus.
während des Jahres 1859. 277
II. Speler pinae. (Jaiimenzähne in kurzen (^uerreihen und
zahlreiche Sphenoidalzähne. 1. PleUiodoiitae, Zunge vorn angeheftet ;
mit den Gatt. Plethodon, Desmognathus, Aneides, Ileredia und Ilemi-
dactylum. 2. Spelerpeae, Zunge in der Witte angeheftet mit den Gatt,
ßatrachoseps und Pseudotriton.
III. Hynobiinae. Keine Gaunienzähne, Sphenoidalzähne vor-
handen. Gatt. Hynobius.
IV. S alam andrinae. Gaumenzähne am Innenrande der
Fortsätze der Gaumenbeine, keine Querreihen. 1. Salamandrae Galt.
Salamandra. 2. Plenrodelae Galt. Salamandrina , Pleurodeles , Brady-
Lates. 3. Tr'Uones Gatt. Glossoliga, Diemyclylus, Euproctus, Lissotri-
ton, Triton, Hemisalamandra.
Die beiden neuen Arten sind : Ämbysloma conspersum und Des-
mognalhiis ochrophaea beide aus Pennsyivanien.
J. E. Gray beschrieb folgende neue Arten von Salamandern
Proc. zool. soc p. 229 : Cynops chincnsis von China und Plethodon
persimilis von Siam. Dieselben sind auf pl. XIX abgebildet.
Aneides lugubris (Salamandra lugubris) aus Californien ist von
Hallo well Report explor. X. 1. c. pl.7. fig. 2 abgebildet.
Ichthyodea. Ueber die Lebensweise von Menobranchus macht
Kneeland, der zwei Exemplare fast zwei Jahre lebend besitzt,
folgende Bemerkungen: Sie scheuen das Sonnenlicht und sind be-
sonders bei Wacht sehr munter. Ihre Vorder- und Hinlerextremitäten
bewegen sie ganz unabhängig von einander. Sie fressen Würmer,
die sie einsaugen, wobei ihre Zähne den Rücktritt verhindern; todte
"Würmer verzehren sie nur , wenn sie längere Zeit ohne IS'ahrung
waren. Ihr Gesichtssinn scheint sehr unvollkommen zu sein. Die
Kiemen schrumpfen ein und ändern die Farbe von rolh in grau ; der
Wechsel von der grössten bis zur kleinsten Ausdehnung findet oft in
1 bis 2 Minuten statt. Sie streifen mit den Vorderfüssen durch die
Kiemen, gleichsam um sie zu reinigen. Als sie 5 Monate nichts ge-
fressen hatten, wurden ihnen vier lebende Elritzen von 2 Zoll Länge
gegeben, von denen sie drei verschlangen. Darauf schienen sie sich
sehr unbehaglich zu befinden und gaben die Fische nach 24 Stunden
ohne Schuppen und ohne Augen wieder von sich. Verf. glaubt, die
Mahlzeit sei wohl zu stark für ihren schwachen Magen gewesen.
Proc. Boston soc. VI. p.371. — In einem späteren Zusätze (ib. p.428)
erzählt Kneeland, dass er zwei Menobranchus mit einem halben
Dutzend Elritzen in ein Aquarium gesetzt habe. Die Fische nagten
häufig an den Kiemen der Reptilien, so dass nach zehn Tagen nur
noch die Knorpelstützen derselben , hier und da mit einer Kiemen-
franze übrig waren. Als nun die Fischchen entfernt wurden, began-
ücn sie wieder zu wachsen und hatten im Laufe von 6 Monaten die
278 Troschel: Bericht üb. d. Leist. in d. Herpctologie
Hälfte ihrer normalen Grösse wieder erlangt. Da die Lungen allein
ausser dem Wasser nicht ausreichen, sondern die Thiere schon nach
vier Stunden sterben, in diesem Falle jedoch sie durch das Fehlen
der Kiemen nicht litten, so glaubt Verf. annehmen zu dürfen, dass
die Hautrespiration im Wasser die Lungen hinreichend unterstütze, um
die Blutumänderung zu bewirken.
Nach James Lewis (ib. VIL p. 33) kommt Menobranchus ma-
culatus seit einigen Jahren auch in dem Mohawk-Flusse vor.
Apodä. Neue Arten: Caecilia piichynema Günther Proc. zool.
soc. p.417 von Ecuador. — C. Kmipii Berthold Göttinger Nachrich-
ten 1859. p. 181 von Angostura.
Epicrium monochrous Bleeker Natnurk. Tijdschr. Ned. Indie
XVL p. 188 von Borneo.
Bericht über die Leistungen in der Ichthyologie
Yvährend des Jtihres 1859.
Vom
II p r a u s g e b e r.
Bei der Bearbeitung der Jahresberichte bleibt immer
eine der grössten Schwierigkeiten , das litterarische Mate-
rial rechtzeitig herbeizuschaffen. Oft fehlt im Augenblicke
des Abschlusses das Eine oder das Andere, was überffan-
gen wird, theils aus Vergesslichkeit , theils um den Druck
nicht zu verzögern. So kommt es, dass auch diesmal ei-
nige Nachträge aus den letzteren Jahren diesem Berichte
einzuverleiben sind.
So vortreffliche Grundlagen für die Systematik der
Fische wir durch J. Müller gewonnen haben, so lässt
sich nicht leugnen, dass es in manchen Abiheilungen, na-
mentlich den Stachelflossern noch schwach um die Fami-
lienunlerscheidung bestellt ist. Hier hat Müll er nur un-
befriedigende Erfolge seiner Bemühungen erhalten , und
hat deshalb die alten Cuvier'schen Familien beibehalten.
Um so erfreulicher ist es, dass wir jetzt einige tüchtige
Forscher sich von Zeit zu Zeit auf dieses Gebiet wagen
sehen. Diesmal haben wir hier Günther und Canestrini
zu erwähnen.
Günther hat den ersten Band des „Cataloorue of
the Acanthopterygian fishes in the collection of the British
Museum London 1859" herausgegeben, welcher die Fami-
lien Gasterosteidae, Berycidae , Percidae , Aphredoderidae,
Pristipomatidae, Mullidae und Sparidae enthält. Dieser Ca-
talog umfasst nicht bloss die in der reichen Sammlung des
280 Tioschel; Bericht üb. d. Leist, in d. Ichthyologie
britischen Museums enthaltenen Arten, sondern alle Arten,
die überhaupt bisher veröffentlicht worden sind, und bil-
det, da sämmtliche Gattungen und Arten kurz charakteri-
sirt sind , eine Synopsis Specierum Piscium, die wir herz-
lich willkommen heissen. Sie wird sich vollkommen zum
Bestimmen von Fischsammlungen eignen, und ist das erste
Werk, welches seit Cuvier und Valenciennes den
Versuch macht, alles Material zusammenzustellen. Es hat
vor dem Cuvier -Valenciennes'schen Werke, ausser der
grösseren Vollständigkeit, weil es alle neueren Entdeckungen
berücksichtigt, namentlich auch den Vorzug der Kürze, indem
in wenigen Zeilen , gleichsam in Diagnosenform die zur
Unterscheidung wesentlichsten Merkmale zusammengestellt
sind. Bei jeder Familie folgt hinter den Familiencharakte-
ren zunächst eine Synopsis der Genera, die das Bestimmen
zu erleichtern geeignet ist. Während dieser Catalog 1177
Arten aufzählt, von denen 917 als gut charakterisirte an-
gesehen Averden (die übrigen mehr aufgezählt), finden sich
bei Guvier-Valenciennes in den entsprechenden Fa-
milien nur 777 Arten , von denen Verf. 531 für gut cha-
rakterisirt erklärt. In dem vorliegenden ersten Bande sind
13 neue Gattungen und 50 neue Arten aufgestellt, die un-
ten einzeln nachzusehen sind. Die meisten neuen und die
interessantesten Arten sind abgebildet. Ein systematischer
und ein alphabetischer Index erleichtern die Benutzung des
Buches. Wir wünschen dem Verf. Ausdauer , um recht
bald das begonnene Werk zum vollständigen Ende zu füh-
ren. Bei den einzelnen Familien werden wir noch auf die
Einzelnheiten weiter eingehen, und ihre Begrenzung ange-
ben. Ob diese Familien wirklich natürlich sind , darüber
will ich mich für jetzt des Urtheiles entlialten. Nur soviel
will ich hier bemerken , dass ich bisher die Sparoidenfa-
milie für recht natürlich gehalten habe , um so mehr , da
sie sich auch durch so eigenthümliche Schuppen auszeich-
net; sie ist bei Günther in seine Pristipomidae und Spa-
ridae vertheilt. Ferner wird es mir schwer, durchgreifende
Unterschiede zwischen Günth er's Percidae und Pristipomi-
dae aufzulindcn. Unter allen Umständen muss ich dieses
während des Jahres 1859. 281
Buch ganz besonders cmpfehlen_, und meine es könne Nie-
mand entbehren, der sich irgend mit der Bestimmung von
Fischen befassen will.
Canestrini suchte nachzuweisen, dass die Sym-
branchier und Muraenoiden eine besondere Unterordnung
bilden, die er wegen der fast nur durch einen homogenen
Hautsaum gebildeten Rückenflosse Dermopteri nennt;
dagegen vereinigt er die Helmichthyiden, Taenioiden, Ophi-
dinen, Gobioiden, Blennioiden, Batrachoiden und Pleurone-
ctiden wieder zu einer besonderen Unterordnung, die er
wegen der unverzweigten Dorsalstrahlen Hap lopteri
nennt, während er diesen gegenüber den eigentlichen Ma-
lacopteri mit verzweigten Dorsalstrahlen den Is'amen Den-
dropteri beilegt. — Hiernach zerfrillen ihm die Teleostier
in sechs Unterordnungen; Lophobranchii, Plectognathi, Der-
mopteri, Haplopteri , Dendropteri und Acantliopteri. Viel-
leicht ist diese Eintheilung zur leichteren Bestimmung be-
quem und geeignet; ob naturgemäss , ist noch erst näher
nachzuweisen. Die Müller'schen Anacanthini und Pharyn-
gognathi werden hierdurch beseitigt. Von ersteren gehö-
ren die Ophidini und die Pleuronectae zu den Haplopteri,
über den Verbleib der Gadoiden äussert sich Verf. nicht ;
die Pharyngognathi werden einfach unter die Dendropteri
und Acanthopteri vertheilt. Verh. der zoolog.-bot. Gesellsch.
in Wien 1859. p. 27.
Canestrini vereinigt ib. p. 75 die Aulostomen we-
gen einiger übereinstimmender Merkmale mit den Lopho-
branchiern und nennt die so entstandene Abtheilung, da
der alte Name nicht mehr passt , Aulostomidae seu Fistu-
lariae.
Derselbe unterwirft ferner ib. p. 119 das Müller'-
sche System der Knochenfische einer Kritik. Er hält die
Trennung der Acanthopteri von den Blalacopteri im Mül-
ler'schen wSinne , mit Berücksichtigung des ersten Strahles
der Bauch flössen , nicht für durchgreifend und nicht für
natürlich; ebenso findet er die Lostrennung der Pharyn-
gognathi acanthopteri nicht natürlich , dagegen die Los-
trennung der Anacanthini inconsequent u. s. vv. Es lässt
Troschel: Bericht üb. d. Leist. in d. Ichthyologie
sich nicht leug-nen, dass Verf. die bedenklichen Punkte des
Müller'schen Systems zur Sprache bringt; ob das, was er
dafür bietet, nämlich die Eintheilung nach der Beschaffen-
heit der Flossenstrahlen , allen Anforderungen entspricht,
darüber erlaube ich mir kein so schnelles Urtheil. Nur
daran will ich hier erinnern, dass seine Haplopteri auf
schwachen Füssen zu stehen scheinen, weil dazu Fische
gehören, die durchaus keine Gliederung in den einfachen
Strahlen der Rückenflossen zeigen; es scheint nicht ganz
klar, wie Verf. Stachelstrahlen von den unverzweigten wei-
chen Strahlen unterscheiden will. Die Bieg-samkeit allein
macht ja die Weichheit des Strahles nicht aus.
Als eine vorläufige Mittheilung giebt Mauthner
Nachricht von den Resultaten seiner Untersuchungen über
den Bau des Rückenmarkes der Fische. Eine grosse Ar-
beit über diesen Gegenstand wird in Aussicht gestellt.
Wiener Sitzungsberichte. XXXIV. p. 31.
Keferstein hat in den Göttinger Nachrichten 1859.
p. 17 einen „Beitrag zur Geschichte der Physik der elek-
trischen Fische" geliefert.
Kölliker hat eine grosse Zahl von Fischen in Be-
ziehung auf die mikroskopische Structur des Skeletes un-
tersucht und kommt zu dem Resultate, dass folgende Ab-
theilungen Knochenkörperchen besitzen : 1) alle höher or-
ganisirten Physostomen (Siluroiden mit Ausnahme von Tri-
chomycterus, Cyprinoiden, Characinen, Mormyri, Salmones,
Clupeinen, Muraenoiden und Gymnotinen), 2) alle Ganoiden,
3) die Sirenoiden, 4) die Gattung Thynnus. Dagegen fehlen die
Knochenkörperchen bei folgenden Fischen : 1) bei rJlen Acan-
thopteri mit Ausnahme von Thynnus, 2) bei allen Anacan-
thini , 3) bei den Pharyngognathen , 4} bei den kleineren
und niedriger organisirten Physostomen ( Cyprinodontes,
Esoces , Galaxiae, Scopelini, Chauliodontidae, Heteropygii,
Symbranchii und Trichomycterus), 5) bei den Pleclognathen,
6) bei den Lophobranchiern. Es ergiebt sich hieraus, dass
diese Differenz für die Systematik nicht ganz ohne Wich-
tigkeit ist. — Verf. hat seine Untersuchungen auch auf die
während des Jahres 1859. 283
Haut und Flossenslralilen der Fische ausgedehnt, und auch
hierfür die Resultate mitgetheiit.
Green, welcher nachgewiesen zu haben glaubt, dass
die Fischschuppen die chemische BcschafTenheit, so wie die
Art des AYachsthunis der Knochen haben, theilte mit, dass
die obere Lage der Schuppen von Megalops Lacunen be-
sitze, welche genau in Form und Anordnung mit denen
von Lepidosteus übereinstimmen. Eine weitere Aehnlich-
keit mit den Ganoidschuppen sieht er in der Thatsache,
dass die concentrischen Streifen der Oberfläche an den
Schuppen von Megalops mit zahnähnlichen Forlsätzen von
der Härte des Zahnschmelzes bewaffnet sind. Proc. Boston
Soc. VI. p. 362.
Jackson erinnert ib. p. 366 an seine Entdeckung
von Fluorin in den Schuppen der Ganoidhsche. Ob er
auch bei Megalops Fluorin gefunden , ist nicht angegeben.
Ich glaube nicht, dass solche chemische Verhältnisse für
die Classifikalion entscheidend sein würden.
Green theilte ferner ib. p. 374 die Analyse von den
Schuppen von Labrax lineatus mit und fügt hinzu, dass die
Schuppen von Amia ähnliche Knochenkörper enthalten wie
Megalops und Lepidosteus.
Zur näheren Kenntniss der Dotterkörperchen der Fi-
sche schrieb Filippo de Filippi Zeitschr. f. wiss. Zoo-
logie X. p. 15.
Eine Notiz zur künstlichen Vermehrung des Salm von
Bartlett s. Proc. zool. soc. p. 125 und Annais nat. bist.
IV. p. 159.
Atwood fand häufig Fische „mumificirt" in der Lei-
beshöhle von Kabeljaus, die nach seiner Meinung von die-
sen verschlungen und durch die Magenwand hindurchge-
drungen waren. Er erwähnt, dass oft die Kabeljau durch
die Haken arg verwundet werden, ^r sah die Eingeweide
aus der Wunde in das Wasser herabhängen, ohne dass der
Fisch dadurch zu leiden schien. In der Leber fand er
Haken mit anhängender Schnur, ohne dass die Gesundheit
der Fische dadurch beeinträchtigt gewesen wäre. Proc,
Boston soc VII. p. 4.
284 T rose hei: Bericht üb. d. Leist. in d. Ichthyologie
In Beziehung- auf die geographische Verbreitung der
Fische haben wir wieder eine ziemliche Anzahl von wis-
senschaftlichen Arbeiten zu erwähnen.
A hlslory of British fishes by William Yarrell.
Third edition by John Richards on. 8. London 1859 in
2 Bänden. — Richardson hat eine dritte Auflage dieses
Buches besorgt, und sagt in der Einleitung, dass , da er
selbst keine Untersuchuno-en über britische Fische anae-
stellt habe, er sich beflissen hätte, den ursprünglichen Text
unverändert zu lassen. Die Arten , welche seit dem Er-
scheinen der zweiten Auflage (1841) durch Couch,
Thompson und Holdsworth der britischen Fauna hin-
zugefügt worden sind, sind in diese Auflage aufgenommen,
und die Gesammtzahl der beschriebenen Arten ist dadurch
auf 260 erhöht. Die Berichtigungen, welche Günther in
den britischen Sparoiden gemacht hat, haben noch nicht
benutzt werden können. Die wesentliche Veränderung,
welche das Werk erfahren , ist die Anordnung der Arten
nach dem Müller'schen Systeme.
Die für die brittische Fauna neuen Arten sind die folgenden :
Scopelus Fennanti , Zeugoptervs velivolans eine neue Scholle von den
Orkney-Inseln , aufgestellt nach einer Abbildung, Coltus groenlandi-
cus , Box vulgaris, Scomber punctatus , Thynnus alalonga , Lichia
glauca, Ciyninetrus Banksii, Lepadogaster cephalus, Hexanchus griseus,
Scymnus lichia.
W. Beattie berichtete den Fang von Pelamys Sarda
an der Mündung des North -Esk. Annais nat. bist. IV.
p. 399.
In dem Programm des Gelehrten-Gymnasiums zu Wies-
baden, Ostern 1859 hat Kirschbaum die Fische, welche
im Herzogthum Nassau vorkommen , aufgezählt. Es sind
40 Arten, von denen 4 Acanthopteri, 1 Godoid , 24 Cypri-
noiden, 3 Salmonen, 1 Esox, 2 Alausa, 1 Anguilla, 1 Aci-
penser, 3 Petromyzon. Verf. hat in dieses Verzeichniss
nicht nur die als Eingeborne stets vorhandenen, und die
zur Laichzeit regelmässig einwandernden, sondern auch die
zufälliff selten erscheinenden aufgenommen. Das Vorkom-
nien der Aesche wird ausserdem vermuthet.
Wälirend des Jahres 1859. 285
Ein Verzeichniss der Fische der bairischen Rheinpfalz
veröflentlichte Spannagel in dem 16. und 17. Jahresbe-
richte der Pollichia p. 26. In der Einleitung- giebt Verf.
eine hydrographische Schilderung des Gebietes. Das Ver-
zeichniss enthalt 40 Arten, unter denen auch Annnodytes
tobianus figurirt, uas ofl'cnbar irrthünilich ist. Die näheren
Fundorte sind angegeben, so ^vic auch bei vielen Arten die
Laichzeit.
Ve es e 11 m e y e r fand i]en Frauenfisch Lcuciscus Virgo Heck,
auch bei Ulm , wodurch die Württenibergische Fauna um eine Art
bereichert wurde. Er scheint dem Flussgebiete der Donau ausschliess-
lich anzugehören. WürUenib. Jahreshefte XV. p. 'IT.
Fritsch veröffentlichte in der Zeitschr. Lolos 1859.
p. 199 ein kritisches Verzeichniss der Fische Böhmens.
Die Zahl der Arten wird auf 39 angegeben. Aspro vulga-
ris und zingel, Acerina Schraitzer, Gastcrosteus aculeatus
und Pelecus cullratus sollen in Böhmen fehlen. Auffallend
ist dies besonders von dem Stichling, von dem Verf. die
Vermuthung aufstellt, er möge überhaupt dem Gebiete
der Elbe fehlen , und nur dem Gebiete der Oder angehö-
ren. Eine Vermuthung, die sich nicht bestätigt, da in der
Mark Brandenburg, in Spree und Havel, diese Fischlein sehr
häufig sind.
In Macher's „Handbuch der Topographie und Stati-
stik des Herzogthums Steiermark Graz 1859-- findet sich
p. 92 eine kurze Notiz über die Fische des Landes.
An Fischen finden sich nach Kohlmayer an den
östlichen Abhängen des Reisskofel in den Gailthaler Al-
pen: Salmo fario, trutta, Schiefermülleri; Esoxlucius; Cy-
prinus alburnus, Tinka und Perca fluviatilis. Jahrbuch des
naturhistorischen Museums in Kärnten IV. 1859. p. 64.
Boll hat die Fische Meklenburgs verzeichnet. IVach
ihm kommen in den süssen Gewässi3rn und in der Ostsee
85 Arten als Bewohner vor, deren Zahl sich noch durch 11
Streifzügler vermehrt. Archiv des Vereins der Freunde der
Naturgesch. in Meklenkurg 1859. p. 143.
H. Kawall, Pastor in Bussen, hat ein Verzeichniss
der Fische in Kurland und an den Küsten der dasselbe be-
286 Troschel: Bericht üb, d. Leist. in d. Ichthyologie
grenzenden Ostsee, mit Berücksichtigung von Livland ver-
öffentlicht, in der Wochenschrift „das Inland," welche zu
Dorpart erscheint, 1858. No. 33. 35. 36. Nach einer lite-
rarischen kurzen Einleitung werden 83 Arten aufgezählt,
mit vielen Bemerkungen über Vorkommen , lettische und
livische Namen u. s. w.
Die Fischfauna von Kamenietz- Podolski besteht nach
Belke (Bulletin de Moscou 1859. I. p. 35) aus 31 Arten.
Unter diesen sind Acerina tanaicensis Güld., Gobius platy-
rostris mit 3 Varietäten , Salmo fario Var. , Aspius rapax
näher beschrieben, von den meisten übrigen ist das Vor-
kommen und die Laichzeit angegeben.
Als Auszug aus dem Berichte über eine an die nord-
westlichen Küsten des schwarzen Meeres und durch die
westliche Krym unternommene Reise, machte Kessler
(Bulletin de Moscou 1859. I. p. 521) die Süssvvasserfische
der Krym bekannt. Er beschreibt 17 Arten, die mit Aus-
nahme eines Gasterostcus und zweier Salmonen der Kar-
pfenfamilie angehören. Drei als neu angesehene Albur-
nus-Arten , so wie eine anhangsweise beschriebene Squa-
lius-Art aus einem Arme des Dnjepr s. unten.
Derselbe gab ferner ib. II. p. 186 eine systemati-
sche Uebersicht der Stachelflosser, welche im nordwestli-
chen Theile des schwarzen Meeres und in den Mündungen
der in dasselbe sich ergiessenden südrussischen Flüsse
vorkommen.
Hier werden 62 Arten aufgezählt, nämlich : 1 Perca, 1 Aspro,
3 Lucioperca, 1 Percarina , 2 Acerina, 1 Serranus (S. scriba schien
dem Verf. nicht zwittrig zu sein!), 1 Trachinus , 1 Uranoscopus ; 2
Trigla, 2 Cottus, 1 Scorpaena, 2 Gasterostcus (einer neu) ; 1 Corvina,
1 Umbrina ; 1 Sargus, 1 Charax , 1 Smaris , 1 MuIIus; 4 J\lugil , 2
Alherina ; 1 Scomber, 1 Pelamys, 1 Xiphias, 1, Caranx, 1 Temnodon ;
6 Blennius (einer neu), 1 Gunnellus; 17 Gobius Tunter ihnen 2 vom
Verf. in seinen Kachträgen zur Ichthyologie des südwestlichen Russ-
land aufgestellte und zwei neue Arten), 1 ßenthophlJus, 1 Calliony-
mus, 1 Lepadogasler. Zu den meisten Arten sind Bemerkungen über
Vorkommen, Lebensweise, zu vielen ausführliche Beschreibungen ge-
liefert worden. Auffallend gross ist die Zahl der Gobius, die noch dazu
von denen des Mittelmeers bis auf 2 oder 3 Arten verschieden sind.
wahrend des Jahres 1859. 887
Der drilto Abschnitt dieser Auszüge ist überschrieben :
Beiträge zur Kenntniss der den ünterordnunorcn Anacan-
thini , Pharyngognathi , Physostomi und Lophobranchii an-
gehörenden Knochenfische des schwarzen Meeres.
Hier werden aus der Unterordnung Anacanthini 1 Morrhua , 1
Motella, 1 Ophidium , 1 Platessa , 1 Rhombus, 1 Solea beschrieben;
von Pharyngognathen 2 Labrus , 4 Creuilabrus , 1 Ctenolabrus, 1 Co-
ricus , 1 Chromis, 1 Belone; von Physostomen 1 Clupea, 2 Alosa,
1 Engraulis; von Lophobranchiern 4 Syngnalhus, 1 Scyphicus, 1 Hip-
pocauipus. Keine neue Arten.
Den Schluss bilden 4. einige Bemerkungen über die
Plagiostomen des schwarzen Meeres; daselbst werden zwei
Haifische und zwei Rochen aufgezählt. Hiernach würde
die ganze Krymfauna 109 Arten Fische besitzen, freilich
eine orrosse Arrnuth ijeofen das Mittelmeer.
ßleeker hat eine „Enumeratio specierum piscium
hucusque in Archipelago indico observatarum, adiectis ha-
bitationibus citationibusque, ubi descriptiones earum recen-
tiores reperiuntur, nee non speciebus musei Bleekeriani
bcngalensibus, japonicis, capensibus tasmanicisque. Bata-
viae 1859. 4. herausgegeben. Das Verzeichniss umfasst
2272 Arten und wird namentlich die Benutzung der zahl-
reichen , in so vielen Abhandlungen zerstreuten Beschrei-
bungen der neuen xVrten des Verf. erleichtern, indem da-
rin nicht nur die Orte, wo sich die Beschreibungen finden,
citirt, sondern auch die vielfach zusammengezogenen Sy-
nonyme verzeichnet sind. In der Einleitung hat Verf. auch
den Schlüssel des von ihm angenommenen Systems gelie-
fert. Hiernach nimmt er 177 Familien an, die 53 Ordnun-
gen angehören, wobei die fossilen mit aufgeführt sind. Nach
einer Angabe in der Einleitung p. IX sind von den 46 Ord-
nungen 36 , von den 159 Familien 104 im Indischen Ar-
chipel vertreten. — Am Schlüsse sind die Gattungen mit
der Zahl der ihnen zugehörigen Arten, und in einer ande-
ren Tabelle die Familien mit der Zahl ihrer Gattungen und
Arten aufgezählt. Ein Anhang enthält die 281 Arten Ben-
galischer, Chinesischer, Japanischer, Vandiemcnsländischer,
Capscher und Atlantischer Fische des Bleeker'schen Mu-
288 Troschel: Bericht üb. d. Leist. in d. Ichthyologie
seums, welche in dem vorhergehenden Cataloge noch nicht
enthalten sind. Nach schliesslicher Abrechnung enthält
seine Sammlung 2199 Arten , von denen er selbst 1168 als
neu beschrieben hat.
Von den „Naluurkundig Tijdschrifl voor Nederlandsch
Indie" liegen mir jetzt die Bände 15 — 17 vor, woraus ich,
da bei Abfassung des vorigen Jahresberichles mir nur die
Separatabdrücke der B 1 eeker'schen Arbeiten zur Hand
waren, noch das Folgende nachzutragen habe.
Band XV. p. 241: Tweede Bijdrage tot de kennis der
Vischfauna van Singapore.
Das Veizeichniss giebt 239 Arten. Eine neue Anibassis wird
beschrieben.
Band XVI. p. 26 sind 16 Fische aus dem Meere von
Tikoe verzeichnet. Ebenso in demselben Bande zahlreiche
kleine Sendungen von den verschiedenen Inseln des Indi-
schen Archipels.
Band XVII. p. 129: Vierde Bijdrage tot de kennis
der ichthyologische Fauna van Timor; Visschen van Ata-
poepoe.
Durch eine Zusendung von Fischen wurde die Zahl der von
Timor bekannten Arten von 126 auf 161 , die sämnitlich verzeichnet
sind, erhöht. Eine neue Muraena s. unten.
Ib. p. 141: Derde Bijdrage tot de kennis der ichthyo-
logische Fauna van Bali.
Verf. kennt nunmehr, nachdem er eine neue Sendung von die-
ser Insel erhalten hat, 185 Arten. Sechs neue Arten werden bei die-
ser Gelegenheit beschrieben.
Auch im XX. Bande derselben Zeitschrift findet sich
noch eine ganze Zahl ichthyologischer Notizen von B lec-
ker. So theilt er p. 101 die ichthyologischen Beobach-
tungen mit, welche Graf v. Gast ein au in Bangkok, der
Hauptstadt von Slam angestellt hat; die Süsswasserfische
von Slam sollen grossentheils mit denen von Borneo und
Sumatra übereinstimmen. — Ib. p. 129 verzeichnet er 19
Fische von Boni, unter denen 4 für die Fauna von Gelebes
neu waren; ferner p. 140 deren 45 und noch später p. 197
deren 16, durchweiche die Zaiil der von Gelebes bekannten
während des Jahres 1859. 289
Arten auf 729 gestiegen ist. — Ib. p. 142 berichtet der-
selbe über eine kleine Sendung von 10 Fischen von den
Kokos -Inseln , wodurch die Zahl der von dort bekannten
Fische auf 110 erhöht ^Yorden ist. — Ebenso sind p. 199
an Süsswasserfischen von Sintang 24 Arten verzeichnet.
Ferner p. 202 zwei Arten von Biliton , 7 Arten von den
Kokos-Inseln, 37 von Korangbollong, 9 von Amboina, wo-
durch von dort jetzt 801 Arten bekannt sind, 60 von Bali.
— P. 216 finden sich wieder 29 Arten von Singapore, wo-
durch die Gesanimtzahl dieser Fauna auf 268 Arten steigt.
Dann sind p. 219 30 Arten von Tandjong an der Samang-
bai, Sumatra verzeichnet; p. 234 31 Fische von Desima in
Japan ; p. 236 88 Arten von Singapore , wodurch die Zahl
der Fauna auf 355 erhoben wird ; p. 241 4 Arten aus dem
Meere Dano und 7 Arten von Anjer.
Von Bleeker's ichthyologischen Schriften haben wir
ferner die folgenden aus dem 5. Bande der Acta societatis
scientiarum Indo-Neerlandicae, wovon ich bisher nur die
Separatabdrücke besitze , zu erwähnen :
Bijdrage tot de kennis der Vischfauna van Nieuw-
Guinea.
Verf. kennt im Ganzen von dieser Insel 249 Arten Fische, von
denen siehen als neu beschrieben sind; dieselben sind unten genannt.
Elfde Bijdrage tot de kennis der Vischfauna van
Amboina.
Durch Zusendungen der Herren Hoedt, v. Rosenberg und
Mohnike wurde die Zahl der von dort bekannten Fische auf 803
erhöht. Fünf neue Arten, darunter eine neue Galtung sind beschrie-
ben, und von zwei Arten, Anlennarius biocellatus und Ueterophlhalnius
kaloptron sind verbesserte Beschreibungen geliefert. Die neuen Ar-
ten sind unten namhaft gemacht.
Achtste Bijdrage tot de kennis der Vischfauna van
Sumatra (Visschen van Benkoelen, Priaman , Tandjong, Pa-
lembang en Djambi).
Durch einige neuere Zusendungen bereichert, fand sich Verf.
veranlasst ein vollständiges Verzeichniss der Sumatrensischen Fische
zu liefern. Dasselbe enthält 803 Arten. Batistes ringens L., Meso-
prion lunulalus C. Y., Cirrhitichthys marmoratus Lac. , Atherina pin-
guis Lac. sind ausführlicher beschrieben.
Archiv für Naturg. XXVI. Jahrg. 2. Bd. T
290 Troschel: Bericht üb. d. Leist. in d. Ichthyologie
Nachträglich habe ich einer Arbeit von James Car-
son Brevoort zu erwähnen, welche in Narrative of the
expedition of an american squadron to the China Seas and
Japan by Commodore Perry Vol. IL Washington 1856 ent-
halten ist. Sie ist überschrieben : Notes on some figures
of Japanese Fish. Die Expedition war von keinen wirk-
lichen Naturforschern begleitet, es wurden jedoch Abbildun-
gen von Fischen nach frischen Exemplaren gemacht und
diese sind der Gegenstand der Abhandlung. Sie sind auf
10 Tafeln, wie es scheint naturähnlich, aber etwas grell dar-
gestellt. Im Text sind 62 Arten beschrieben , die meist
nach der Fauna japonica von Temminck und Schlegel
bestimmt sind. Die als neu betrachteten Arten sind unten
angegeben.
lieber eine Sammlung Japanischer Fische , die durch
Morrow gesammelt wurden, gab Gilt Nachricht. Sie ent-
hält 18 Arten, unter denen 6 neue, die unten namhaft ge-
macht werden. Proc. Philadelphia 1859. p. 144.
Bei einer Eruption des Vulkans von Manna -Loa auf
den Sandwich-Inseln im Januar 1859 wurden, wie Lyman
berichtet , an den Küsten mehrerer Inseln ungeheure Mas-
sen todter Fische gesehen, noch bevor die Lava das Meer
erreichte. Proc. Boston Soc. VII. p. 38.
Aus einer durch Bryant vorgelegten Fischsammlung
von den Bahama-Inseln erkannte Putnam eine bemerkens-
werthe Aehnlichkeit mit der Fauna der Sandwichinscln.
Proc. Boston Soc. YIL p. 85.
In den Beports of explorations and surveys to ascer-
tain the most practicable and economical route for a rail-
road from the Mississippi river to the pacific ocean Vol. X.
Part IV. Washington 1859 sind die Fische von Girard
bearbeitet. Dieser Abschnitt umfasst 400 Seiten und 21
Tafeln mit Abbildungen. Zahlreiche früher vom Verf. auf-
gestellte Arten sind ausführlicher beschrieben, viele abge-
bildet. Man kann die hier aufgezählten Arten nicht als
eine Fauna des betreifenden Erdstriches ansehen , da nur
die Arten erwähnt sind, welche auf dieser Expedition ge-
sammelt wurden. VerL nennt die Cataphractcn und die
während des .Jahres 1859. 291
Embiotocoiden die vorherrschenden Familien dieser Gegend
des nordamerikanischen Continents, zusammen mit den Tra-
chiniden und Heterolepiden, welche die Percoiden und Cot-
toiden in nähere Verwandtschaft zu bringen scheinen. Auf-
fallend ist der völlige Mangel der Sparoiden, während die
übrigen Familien doch mindestens durch eine oder einige
Arten vertreten sind.
Die 32 Fische, welche am 38. und 39. Grade Nördl.
Br. gesammelt wurden , sind von Girard besonders ver-
zeichnet und mit Diagnosen versehen. Alle sind schon im
Generalberichte enthalten. Hierzu gehören wieder 6 Tafeln.
Am 35^ N. B. sind 64 Arten gesammelt, die in dem-
selben Bande Part VI von Girard verzeichnet sind. Hierzu
14 Tafeln.
Ebenso sind 43 Arten Californischer Fische verzeich-
net und von 10 Tafeln begleitet. Auch sie sind iii dem
Generalberichte enthalten.
Girard hat im Report on the united states and Me-
xican boundary survey made under the direction of the
secretary of the interior by William Emory. Washing-
ton 1859 den Abschnitt über die Fische bearbeitet. Er
enthält 85 Seiten Text und 41 Tafeln. Diese Arbeit wird
theils durch eine grössere Anzahl neuer Arten werthvoll,
theils aber und besonders durch die zahlreichen Abbildun-
gen, die auch solche Arten darstellen, welche bereits frü-
her vom Verf. kurz beschrieben waren. So finden wir die
zahlreichen vom Verf. aufg-estellten Gattungen und Arten
von Cyprinoiden durch hübsche Abbildungen veranschau-
licht, was nicht wenig zur Kenntniss derselben beiträgt.
Alle neuen Arten und Gattungen sind unten genannt.
Lyman gab Notizen über das Vorkommen von Syngnathus
Peckianus, Atherina notata, Fundulus pisculentiis, Hydrargyra flavula,
Cyprinodon oviuus, Alosa vulgaris und Spinax acanlhias zu West-Yar-
moulh Mass. Proe. Boston Soc. VH. p. 75.
292 Tr ose hei: Bericht üb. d. Leist. in d. Ichthyologie
Tcleostci,
Acauthopteri.
Wie schon oben erwähnt worden ist, hat Günther veisucht
die Barschfaniilie zu zerfallen, und dafür natürlichere Familien zu be-
gründen.
PerCOidei. Seine Familie Percidae theilt Günther in sechs
Gruppen: I. Percina mit den Gattungen Perca Art., I'crcichthys Gir.,
Paralabrax Gir., Labrax Cuv., Lates Cuv., Cnidon Müll. Trosch., Psani-
moperca Rieh., Percalabrax Schleg., Acerina Cuv., Percarina ISordm.,
Lucioperea Cuv., Pileoma Dekay, Boleosoma Dekay, Aspro Cuv., Etelis
e.V., Centropomus Lac, IViphon C.V. , Enoplosus Lacep. — U. S e r r a-
nina mit den Gattungen Aprion C.V., Apsilus C.V., Centropristis C.V.,
Callanthias Lowe, Anthias Schneid., Any j) er o do7i n. geu., Prionodes
Jen., Serranus Cuv., Plectropoma Cuv., Trac hyp oma n. gen., Polyprion
Cuv., Pogo7ioperca n. gen., Grammistes Art., Rhyplicus C. V., Au-
lacocephalus Schleg., Diploprion \i. v. H. , Myriodon Bris., Genyo-
roge Cant. (warum nicht der Name Diaeope Cuv. beibehalten ?), Ale-
soprion Cuv., Glaucosoma Schleg. — III. Pentaceratina mit den
Gattungen Pentaceros C. V., und Orcosonja C.V. — IV. Priacan-
thina mit der Gattung Priacanthus C. V. — V. Apogonina mit den
Galtungen Ambassis Conim., IMicroichthys Rüpp., Apogon Lac, Apo-
gonichthys Bleek. , Chilodipterus Lac , Scombrops Schleg- , Pomato-
mus Risso, Acropoma Schleg. — VI. Gryslina mit den (iattungen
Oligorus n. gen., Grystes C.V. , Arripis Jen., Huro Cuv., Peicilia
Gir., Lemhus n. gen., Ct'ntrarehus Cuv. , Bryttus C.V., Pomotis C.Y.5
Anoplus Schleg., 0 donto nect e s n. gen., Dules C.V.
Die neuen Gattungen sind von Günther folgendermassen nn-
terschieden :
Anyperodon auf Serranus leueogrammicus gegründet, und von
Serranus durch den Mangel der Gaunienzähne unterschieden.
Trachypoma nach einer neuen Art T. macracanlhus von den
Norfolkinseln aufgestellt und von Plectropoma durch den Mangel der
Hundszähne zwischen den Ilechelzähnen abweichend.
Pogono perca auf Grammistes punetatus gegründet, unter-
scheidet sieh von Grammistes hauptsächlich durch das Vorhandensein
eines Bartfadens am Unterkiefer. Die Art war anfänglich p. 169 für
neu gehalten und P. ocellata genannt, später p. 504 als Gr. punetatus
anerkannt.
Oligorus von Grystes abgetrennt; hat 11 Dornen in der
Rückenflosse, Grystes 10; am Deckel eine Spitze, Grystes 2; kleine
Schuppen, Grystes massige ; wenige (3) Appcndices pyloricac, Grystes
wiilneiul des Jalires 1859. 293
viele (14); lebt in Australien, Giystes in Nordamerika. Während G.
macquariensis C.V. und Centropristis gigas Owen zu Oligoriis gezählt
werden, bleibt salmonoides als einzige Art bei Grystes.
Lembus. Ohne Seitenlinie ; 6 Kiemenhautslrahlen, keine Pseu-
dobranchien ; Körper spindelförmig, Mundspalte ziemlich weit, mit
längerem Unterkiefer; samnjetförmige Zähne in den Kiefern und am
Vouier, keine Hundszähne, keine Gaumenzähne; Deckelstücke unbe-
Avaffnet ; zwei Dorsalen, die erste mit 7 dünnen Dornen, Analdor-
nen undeutlich; ziemlich kleine Ctenoidschuppen ; Schwimmblase
vorhanden. L. maculatus aus dem süssen Wasser in Ecuador.
Odontonectes auf Caesio erythrogaster C.V. gegründet, dem
wahrscheinlich noch andere Arten, wie C. lunaris, folgen müssen;
wegen der deutlichen Binden von Gaumen- und Vomerzähnen nicht
zu Caesio, wegen des nicht sehr vorstreckbaren iMundes nicht zu den
Maeniden zu rechnen. Die äussere Reihe der Hechelzähne ist grös-
ser in den Kiefern, sehr kleine Hundszähne; die Basalhälfte der Dor-
sale schuppig; der Winkel des Vordeckels sehr schwach gesägt;
Schuppen ohne deutlichen Kamm.
An neuen Arten sind ausserdem von Günther aus seiner Fa-
milie Percidae I.e. aufgestellt: Psamnioperca macroplera aus Austra-
lien , Anthias asperilinguis aus Südamerika und A. longimanus un-
bekannten Vaterlandes ; Serranus Nigri aus dem Niger, /S. margarili-
fer aus Südamerika, S. ptmctatissimus aus China, -S. spiniger ohne
Angabe des Vaterlandes, S. cylindricns von Madagaskar; Pleclropoma
annulatuvi unbekannten Vaterlandes, V. ocellatum aus Australien, P.
cinclum von den Norfolk - Inseln ; Ventaceros decacanihus aus dem
stillen Ocean; Ambassis robustus von Borneo ; Apogon Rüppellii aus
Australien, A. Victoriae aus Australien.
Von anderen Schriftstellern sind aus dieser Familie an neuen
Arten beschrieben : Serranus Wandeersii Bleeker Natuurk. Tijdschr.
Ned. Indie XVII. p. 152 von Bali ; — Mesoprion Ophuysenii Bleeker
Sumatra 8 1. c. ; — Ambassis Kopsii Nat. Tijdschr. Ned. Indie XV.
p. 253 von Singapore ; — Pomo««s Popen' Girard Report 1. c. p. 26 aus
dem Colorado -River. — P. gutlatus Morris Troc. acad. Philadelphia
1859. p. 3 aus der Nähe von Philadelphia. — Seinen Pomotis obesus
erklärt Girard ib. p. 64 nunmehr für der Gattung Bryttus angehörig.
— Dasselbe gilt ib. p. 158 von Pomotis chaetodon Baird. — lieber
die Synonymie einiger Pomotis - Arten s. Putnam Boston Proc.
Yll. p. 34.
D actyl ose opus Gill Proc. Philadelphia p. 132 ist eine neue
Gattung , welche sich von Uranoscopus durch den Mangel der Gau-
menzähne und durch dreistrahlige Bauchflossen unterscheidet. Auch
den Uranoscopus macropygus Richards, sieht Verf. als eigene Gattung
294 Tioschcl: Bericht üb. d. Leist. in d. Ichthyologie
L cptosco pu s an. Beide Gattungen werden folgendermassen cha-
rakterisirt :
D actyl 0 sc optis. Dentes palatini et vomerini nulli ; pinnae
ventrales radiis tribus articulatis, approximatae; pinna dorsalis ante
anum incipiens. D. tridigitatus aus dem Caraiben-Meere.
L epto s copu s. Dentes palatini et vomerini; pinnae ventra-
les distantes , radiis spinosis et quinque ramosis; pinna dorsalis post
anum incipiens. L. macropygiis von Australien.
Bleeker beschreibt Sillago nialabarica Cuv. , niaculata Q. G.,
japonica T. Sehr., chondropus Blkr. und macrolepis Blkr., und zwar
die letztere als neu. Diese Arten werden zur leichteren Bestimmung
in eine schematische Uebersicht gebracht. Natuurk. Tijdschr. Ked.
Indie XVII. p. 157.
PoUjnemus octonenms Girard Mexican boundary p. 19. pl. 10.
fig. 5 — 9 aus Texas.
Die Galtung Aphredoderus erhebt Günther Catalogue p. 271
zur eigenen Familie wegen der Lage des Afters vor den Bauchflossen
an der Kehle und wegen der grösseren Zahl (mehr als fünf) der
Bauchflossenstrahlen.
Berycidae. Unter diesem Namen vereinigt G ü nth e r Catalogue
folgende Gattungen zu einer eigenen Familie: Monocentris Schneid.,
Hoplostethus e.V., Trachichthys Shaw, Anoplogasler n. gen. durch
den Mangel der Schuppen ausgezeichnet und auf Hoplostethus cornu-
tus e.V. gegründet, Heterophthalmus Bleek., Beryx Cuv., Polymixia
Lowe, Myripristis Cuv., Holocentrum Art., Rhynchichthys C.V.
]\eue Arten dieser Familie sind bei Günther: Trachichlhys
elongatus von Neu-Seeland, Beryx affinis von Australien, Polymixia
Lowei von Cuba, Myripristis trachypoma von Cuba, Holocentrum für-
calum aus der Südsee, Hol. macropns von Isle de France, Hol. ery-
thraeiim von Christoval, Hol. microstoma \ox\ Amboina, Hol. laere vom
Louisiade Archipel, den Salomonsinseln und Amboina.
Pristipomatidao. Günther setzte Catalogue 1. c. aus einem Theile
der Percoiden , Sciaenoiden, Sparoiden und Maeniden eine eigene
Familie zusammen, die sich hauptsächlich durch den meist zahnlosen
Gaumen von den Percidae unterscheiden würde , von den Sparidae
durch den Mangel schneidender Zähne in den Kiefern und seitlicher
Mahlzähne. Dahin gehören die Gattungen Therapon Cuv., Helotes
Cuv., Macquaria C.V., Pristipoma Cuv., Conodon C.V., Haemulon Cuv.,
Hapalogenys Richards., Diagramma Cuv., Hyperoglyphe n. gen.,
Lobotes Cuv., Datnioides Bleek., Gerres Cuv., Scolopsis Cuv., Hete-
rognathodon Bleek., Dentex Cuv., Synagris n. gen., Pristiponioides
Bleek., Pentapus Cuv., Chaetopterus Schleg. , Aphareus C.V-, Maena
Cuv., Smaris Cuv., Caesio Conun., Erythrichthys Schleg., Penlaprion
Bleek.. Folycentrus T^lüll. Trosch.
während des Jahres 1859. 295
Die beiden neuen Gener«! sind:
II yp er 0 g I y phe auf Diagramma porosa Richards, gegründet:
Körper länglich, comprimirt ; Augen massig, Schnauze stumpf, Mund-
spalte schief mit vorstehendem Oberkiefer; zwei kaum vereinigte
Dorsalen, die erste viel niedriger als die zweite, mit acht kurzen
Dornen ; After.'iosse mit sehr dünnen Dornen, sieben Kiemenhautstrah-
len; Kiefer mit hecheiförmigen Zähnen, ohne Hundszähne; Gaumen
(roof of the mouth) mit einer tiefen Längsfurche; Schuppen klein,
cycloid; Schwimmblase einfach, zahlreiche Appendices pyloricae.
Synagris enthält 19 von Dentex abgetrennte Arten, die sich
hauptsächlich dadurch unterscheiden sollen, dass sich auf dem Prae-
opercuhmi drei Schuppenreihen befinden, während Dentex deren meh-
rere besitzt. Ausserdem ist ihr Körper langstreckiger, die zweite
Rückenflosse hat neun weiche Strahlen (bei Dentex 10 — 12).
An neuen Arten sind aus dieser Familie bei Günther be-
schrieben: Therapon miicolor Neu -Süd -Wales ; Pristipoma tcrribile
ohne Vaterlandsangabe; Haemulon microphthalmum aus Amerika, H.
macrostoma von Jamaica, //. chrysargyreum aus dem Caraibenmeere;
Diagramma affine von Australien, D. reticulalnm von China, D. ni-
tidum von Australien ; Gerres otatus von Australien, G. Nigri aus dem
Niger, G. squamipinnis aus dem Caraibenmeere; Dentex praeorhitalis
vom Cap ; Pentapus paracHseus von Sumatra; Caesio cylitidricus von
Madagaskar.
Dentex halinensis Bleeker Nat. Tijdschr. Ned. Indie XVII. p. 155
von Bali.
Sciaenoidei. Girard stellte Mexican boundary 1. c. Amblodon
neglecttis p. 12. pl. 5. fig. G — 10 vom Rio grande del Norte , so wie
Umbrina phalaena p. 13. pl. 5. fig. 1 — 5 von Texas als- neue Arten auf.
Daselbst gründete er auch die folgenden beiden Gattungen :
Orthopristis Mund klein. Ober- und Unterkiefer mit kleinen
konischen Zähnen; Rand des Vordeckels fast gerade und fein gesägt;-
eine Rückenflosse ; drei kleine Dornen in der Afterflosse, nach hinten
an Grösse zunehmend. Steht zwischen Haemulon und Pristipoma,
würde also in G ü n t h e r's Familie Pristipomidae gehören. 0. duplex
p. 15. pl. 9. fig. 1 — 4 aus Texas.
Neomaenis auf Lobotes emarginatus Baird und Girard ge-
gründet, also gleichfalls zu den Pristipomidae gehörig. Mund gross,
nicht sehr vorstreckbar; Kiefer gleich, sammelarlige Zähne längs der
Mitte und vorn am Vomer, am Gaumen und an den Kiefern, an letz-
teren aussen eine Reihe grösserer , zwei Hundszähne am Ende des
Oberkiefers; Zunge glatt und zahnlos; Rand des Präoperculums fein
gesägt; Kiemenspalte unten vereinigt, sieben Kiemenhautstrahlen ; eine
Rückenflosse, Schwanzflosse abgestutzt ; drei Dornen in der Afterflosse.
N. emargi'fiatus p. 18. pl. 9> fig. 5 — 8.
296 Troschel: Bericht üb. d. Leisf. in d. Ichthyologie
Amhlodon saturnus Girard Reports 1. c. p. 98 aus Californien.
Sparoidei. Günther fasst die Familie der Sparoiden in sei-
nem Catalogue anders als bisher gewöhnlich, und setzt den Charakter
hauptsächlich in das Vorhandensein von schneidenden Zähnen am
vorderen Theile der Kiefer, oder Älahlzähnen an den Seiten. Diese
Familie zerfällt dann in fünf Gruppen:
1) C antharina. Vorn schneidende Zähne, keine Mahl- oder
Vomerzähne, die unteren Brustflossenstrahlen verzweigt. Mit den Gat-
tungen Cantharus Cuv., Box Cuv, , Scatharus C.V., Oblata Cuv., Cre-
nidens C.V., Pachymetopon n. gen., Dipterodon C.V., P r ot er a-
cartthus n. gen., Girella Gray, Doydixodon Val., Tephraeops n.
gen., G y mnocr ota phu s n. gen.
P achymet 0 p on. Wangen schuppig, verticale Flossen mit
Schuppen bedeckt; Rückenflosse mit 11 Dornen. Eine neue Art P.
grande ohne Fundorisangabe.
P r 0 t er acanthu s auf Crenidens sarissophorus gegründet.
Dreispitzige Schneidezähne , Wangen schuppig , ein liegender Dorn
vor der Rückenflosse.
T ephr aeop s auf Crenidens tephraeops Richards. (T, Richard-
soni genannt) und Cr. zebra Rieh, gegründet. Wangen schuppig,
Deckel nackt, 14 Dornen der Rückenflosse, Schuppen sehr klein.
Gymn ocr 0 t aphus. Wangen nackt, Deckel schuppig, 10 Dor-
nen der Rückenflosse. Eine neue Art G. curvidens vom Cap.
Ausserdem ist eine neue Art Girella zonala aus dieser Gruppe
beschrieben.
2) Haplo dac tylina. Vorn schneidende Zähne, keine Mahl-
zähne ; die unteren Brustflossenstrahlen einfach. Kur die Galtung
Haplodactylus C.V.
Haplodactylus lophodon von Neu-Süd-Wales.
3) Sargina. Vorn schneidende Zähne, an den Seiten der
Kiefer Mahlzähne. Mit den Gattungen Sargus Cuv. und Charax Risso.
Sargiis ambassi$ von Neu-York.
4) Pag rin a. Vorn konische Zähne, an den Seiten der Kie-
fer Mahlzähne. Mit den Gattungen Lethrinus Cuv., Sphaerodon Rüpp.,
Fagrus Cuv., Pagellus C.V,, Chrysophrys Cuv.
Neue Arten dieser Gruppe: Lethrinvs Richardsonii (Lethv. hae-
matopterus Richards.) von China, Lethr. glyphodon aus dem Louisiade-
Archipel, Pagellus Owenii (Pagellus acarne Parn.) von den britischen
Küsten, Chrysophrys aiistralis von Australien.
5) P i m el ep tc r ina. Vorn schneidende Zähne, Zähne am
Gaumen. Nur die Gattung Pimelepterus Lacep. und als Anhang die
Gattung Boridia C.V.
In der Familie Mullidae , die Günther Catalogue 1. c. als
selbstständige Familie anerkennt, nimmt derselbe die Gattungen Upe-»
wahrend des Jahres 1859. 297
neoides Bleek., Upcneichthys Bleek., Miillus L , iMuIloides Bleek. und
Upeneus C.V. an. Neue Arten sind von Günther in dieser Familie
nicht aufgestellt.
Etheostomidae. Zwei neue Gattungen in dieser Familie stellte
Girard Proc. Philadelphia p. G4 auf:
Arlina. Körper spindelförmig, Kopf konisch, Schnauze ziem-
lich stumpf, Oberkiefer vorstehend , wodurch der Mund eine untere
Lage bekommt; 3Iundspalte massig, fast horizontal, mit deutlichen
Lippen umgeben; Deckel schuppig, AVangen und Kehle nackt; llük-
kenflossen deutlich, die erste niedriger als die zweite und länger als
hoch; Afterflosse kleiner als die zweite Rückenflosse; Schwanzflosse
hinten abgestutzt. Die Art heisst Arlina effulgens und lebt in den
Zuflüssen des Potomac-River.
Estrella. Körper spindelförmig und comprimirt, Kopf ko-
nisch, ziemlich stumpf; Mund massig , etwas protractil , mit horizon-
taler Spalte, Unterkiefer kürzer; Deckel, Wangen und Kehle schup-
pig; erste Rückenflosse fast so hoch ^^ie die zweite und mit ihr ver-
einigt; Afterflosse kleiner als die zweite Rückenflosse; Schwanz-
flosse abgestutzt. E. atromaculala aus dem Potomac-River bei Wa-
shington.
Girard hebt dann ib. p. ßQ hervor, dass Percina nebulosa aus
dem Susquehanna-River auch indem Potomac-River gefunden werde ;
— dass Etheostoma caprodes Rafin. in die Gattung Percina Hald. ge-
höre, welcher Name die Priorität vor Pileoma Dekay habe; ebenso
gehören Peleoma semifasciatum , zebra und carbonaria der Gattung
Percina an.
Ferner stellte Girard ib. p. 67 eine neue Gattung Oligoce-
pkalns auf. Kopf klein, subkonisch, Mund terminal, massig, nicht
protractil; Kiefer gleich, mit dünnen, deutlichen Zähnen in vielen Rei-
hen, die äusseren grösser; Deckel, Wangen und Kehle schuppenlos;
erste Rückenflosse niedriger als die zweite; Afterflosse kleiner als
die zweite Rückenflosse, und mit zwei kleinen Dornen; der äussere
Strahl der ßauchflossen ist gleichfalls ein kleiner Dorn. Schwanz-
flosse abgerundet. Dahin Poecilichthys lepidus, Oligocephalns hiime-
ralis n. sp. und Etheostoma Linsleyi Storer.
Eine andere neue Gattung Alvordius unterscheidet Girard
ib. p. 67 von lladropterus durch nackte Deckel, Wangen und Kehle,
dass die erste Rückenflosse länger und niedriger ist als die zweite,
welche der Afterflosse gleich ist, und durch die ausgerandete Schwanz-
flosse. A. maciilatus aus dem Huronensee.
Endlich wird ib. p. 68 Cotonotus fascialus als neue Art be-
schrieben.
Hadroplerus maculatus aus dem Potomac-River und Shnmardi
aus dem Arkansas-River sind neue Arten von Girard ib. p. 100.
298 Troschcl: Bericht üb. d. Leist. in d. Ichthyologie
Eine fernere neue Gattung, verwandt mitCatonotus, ist ib. p. 101
Alvariii s genannt worden. Ihr Kopf ist verlängert und zugespitzt,
Mund terminal, gross, nicht protractil, Unterkiefer länger; Zähne sehr
klein, Deckel, Wangen und Kehle schuppig; erste Rückenflosse fast so
hoch wie die zweite, Afterflosse viel kleiner als die zweite Dorsale,
Schwanzflosseabgestutzt; fünf weiche Strahlen in den Bauchflossen,
Ventralschuppen gleichartig. Ä. lateralis aus dem Rio grande del Körte.
Rafinesque hat die Gattung Etheostoma in zwei Subgenera ge-
theilt, je nachdem die beiden Rückenflossen vereinigt, Aplesion, oder
getrennt, Diplesion, sind. In letztere gehört E. blennioides und
eine neue Art von Girard: D. fasciatus aus dem Chihuahua-River ;
aus der ersteren beschreibt derselbe eine neue Art A. Potsii, welche
mit der vorigen das Vaterland theilt. Ib. p. 101.
Daselbst p. 102 beschreibt Girard drei Arten Oligocephalus :
0. Grahami aus Devil's-River in Texas, leonensis aus dem Rio-Leona
in Texas und pulchellus aus Zuflüssen des Canadian-River.
Boleosoma gracile Girard ib. p. 103 aus Texas.
Boleichthys Girard nov. gen. zwischen Boleosoma und
Oligocephalus ib. p. 103. Kopf konisch, Kiefer fast gleich, Mund ter-
minal , schwach protractil, massig; Kiemendeckel schuppig, Wangen
und Kehle nackt ; die beiden Rückenflossen deutlich getrennt, die
erste niedriger als die zweite ; Afterflosse wohl entwickelt, obwohl
etwas kleiner als die zweite Rückenflosse ; Schwanzflosse abgestutzt
oder halbmondförmig. B. exilis aus Zuflüssen des obern Missouri,
B. Whipplii aus Arkansas , B. elegans aus Texas , B. Warreni vom
obern Missouri.
Catapbracti. Den Namen Peristedion ändert Kaup in Peri-
stethus um, weil er schlecht gebildet sei, (ich halte dergleichen
Aenderungen der Wissenschaft nur für nachtheilig) und beschreibt
eine neue Art P. Rieffeli von China. Proc. zool. soc. p. 103.
In der Cottoidengruppe stellte Gill drei neue Gattungen auf
Proc. Philadelphia ip.lGd:
Ceralocottns, verwandt mit Aspicottus Gir. (Clypeocottus
Ayres) , aber unterschieden durch die Form des Kopfes, und durch
die Abwesenheit der Zähne am Vordertheile des Vomer. Die einzige
Art ist Cottus diceraus Pallas.
Boreocottns mit fast rhombischem Kopfe, zwei einfachen
Dornen am Vorderdeckel , Vomerzähnen und sechs Kiemenhautstrah-
len. Eine neue Art ß. axillaris aus der Behrin<xsstrasse.
Porocotlus, verwandt mit der vorigen Galtung, aber unter-
schieden durch die nackte Haut, einen hakenförmigen Dorn am Vor-
deckel, das Fehlen einer Längsrippe am Deckel , zahlreiche Poren
und nur fünf Kiemenhautstrahlen. Eine neue Art P. quadrifdis aus
der Behrinffsstrasse.
während des Jahres 1859. 299
Girard erhebt seinen Blepsias oculo-fasciatns zu einer eige-
nen Gattung Nautichthys Report e.xplor. and surv. p. 74. Sie un-
terscheidet sich von Blepsias durch die Abwesenheit häutiger An-
hänge, dadurcli, dass die erste llückeuflosse höher ist als die zweite,
durch die Afterllosse , welche niedriger als die zweite Bückenflosse;
durch die durch eine breite Brücke getrennten Kienienspalten und
durch die längeren und schlankeren Bauchflossen.
Chiropsis nebulosiis von Fort Steilacooni, Puget Sound und Oli-
gocottus globiceps von Californien sind neue Arten von Girard Re-
port 1. c. p. 45 und 58.
Die Gattung Gasterosteus sieht Günther Catalogue als eine
besondere Familie an, mit der er die ganze Reihe der Fische be-
ginnt. Er nimmt 11 Arten an, deren 12 führt er als zweifelhaft oder
nicht genügend charakteiisirt auf.
Kessler beschreibt einen neuen Stichling Gasterosteus platy-
gaster mit neun freien Rückenstacheln, mit breitem, hinten abgerun-
deten ßeckenschilde und kurzen Bauchflossenstacheln; bis 2^^ Zoll
lang, im schwarzen Meere. Bulletin de 3Ioscou II. p. 202.
SciQäinipeilI18S. Chaetodon trtincatvs Kner AViener Sitzungsbe-
richte XXXIV. p.442. Taf. II. von Sidney.
Pialax melanosoma und Uolacanthus dimidialtis Bleeker Am-
boina 11. 1. i,.
Ephippus zo7iaius Girard Report i. c. p. 110 von Californien.
Scomberoidei. Pelamys Uneolata und Trachiirus boops Girard
Report ct. p. 106 von Californien.
Atwood zeigte einen IS'aucrates, der in dem Hafen von Pro-
vincetown gefangen war. Er vermuthet, dass er dahin einem nordi-
schen Wallfischfahrer gefolgt sei, der wenige Tage zuvor daselbst
angekommen war. Proc. Boston soc. VII. p. 4. Uebrigens hat der
Pilot eine weite Verbreitung.
Chorineimis lanceolatus Girard Mexican boundary p. 21. pl. 11.
flg. 5 von Texas.
Auf Lichia Carolina gründete Girard Mexican boundary p. 22
eine neue Gattung Z) o?«o c/on mit folgenden Charakteren: Kopf klein,
Schnauze stumpf abgerundet, Mund unterhalb; Mund klein, sammet-
artige Zähne an den Kiefern und vorn am Vomer, keine an Gaumen
und Zunge; Körper ziemlich kurz, kleinschuppig; Seitenlinie unbe-
waffnet; Dornen der Rücken und Afterflosse durch Haut vereinigt.
Auf Seriola cosmopolita und eine neue Art gründet G i rard ib.
p. 21 eine neue Galtung C hl o r o scombrus. Längliche schmale
Haufen sammelartiger Zähne an Kiefern, Vomer unc Gaumen ; Zunge
glatt, Mund ziemlich klein und schwach vorstreckbar, Mundspalte
schief, Unterkiefer vorstehend, Körper kurz, hoch, schuppig, Seiten-
linie unbewaffnet: Brustflossen sichelförmig; zwei kleine Domen in
300 Troschcl: Berieht üb. d. Leist. in d. Ichthyologie
der Afterflosse; Bauchflossen Idein ; ein kleiner horizontaler Dorn vor
der Rückenflosse. Die neue Art heissiChl. caribaens und stammt von
der St. Josephs-Insel in Texas.
Zeus ocellalus Storer von Provincetown Mass. Proc. Boston
Soc. VI p. 386.
Taenioidei. Trachypterus altivelis Kner Wiener Sitzungsber.
XXXIV. p.437. Taf. I von Chile.
Mugiloidei. ßleeker gab Natuurk. Tijdschr. Ned. Indie XVI.
p. 275 einen Conspectus specierum Mngilis Archipelagi indici analy-
licus heraus, und unterschied darin 21 Arten.
Mugil Eiigeli, Troscheli und Ophuyseni Bleeker Sumatra 8. 1. c.
— M. Berlandieri (lirard Mexican boundary p. 20. pl. 10. fig. 1 — 4
von Texas.
Blennioidei. In dieser Familie sind mehrere neue Arten und
Gattungen aufgestellt worden:
Von Girard Mexican boundary p. 27: Blemiius miiltifilis aus
Texas und Eleotris swnnuletihts von der Mündung des Rio grande
del Norte.
Von Kessler Bulletin de Moscou II. p. 230 : Blennius melanio
von Sewastopol.
Von Bleeker Pelroskirtes Heyligeri von Palembang auf Su-
matra Natuurk. Tijdschr. XVI. p. 340 und Salarias Goesei IVieuvv-Guinea
I. c. von Doreh.
Eine kurze Notiz von Gervais über einen kleinen Fisch in
den Flüssen des südlichen Frankreich Blennius Varus Bonap. (Ich-
thyocoris varus) findet sich Revue de Zoologie p. 347.
Entomacrodns Gill Proc. Philadelphia p. 168 ist eine neue
Gattung, die' sich von Salarias durch die langstreckigere Gestalt, durch
getrennte Rückenflossen und durch die Abwesenheit von Anhängen
über den Augen unterscheidet. Die Hundszähne des Unterkiefers sind
stark entwickelt. Die neue Art E. nigricans lebt bei der Insel
Barbados.
Xiphidion Girard nov. gen. Report expl. and surv. p. 119.
Körper sehr stark verlängert und zusammengedrückt; Kopf klein,
Mund gross; Hundszähne vorn in den Kiefern, kleine konische Zähne
an dem Zwischen - und Unterkiefer , oben in zwei , unten in einer
Reihe, keine Zähne an Vonier und Gaumen; Kiemenspalten unten
vereinigt; Rückenflosse dornig, fast den ganzen Rücken einnehmend
und mit der Schwanzflosse vereinigt ; Afterflosse weich , ohne Dor-
nen, gleichfalls mit der Schwanzflosse vereinigt; Schwanzflosse klein,
aussen abgerundet ; keine Bauchflossen ; sehr kleine Brustflossen ;
keine Schuppen; einige Schleimlinien. A'. mncosvm von Californien.
JSeoclinns ist eine neue Gattung von Girard in Report
explor. and surv. p. 114. Körper langstreckig und stark comprimirt,
während des Jahres 1859. 301
mit ziemlich kleinen Cycloidschuppcn ; Kopf massig, vorn stumpf, oben
mit häutigen L.ippen oder Tentakeln; Zähne an dem Zwischenkiefer,
Unterkiefer, Vomer und Gaumen, eine Doppelreihe am Vorderende
der Oberkiefer, eine Reihe am Gaumen; Kiemenspalten unten verei-
nigt; sechs Kiemenhautstrahlen ; eine Rückenllosse ; Schwanzflosse
abgerundet; Afterflosse lang; Bauchflossen mit drei gegliederten Strah-
len und einem rudimentären Dorn , unter den Brustflossen , oder ein
wenig vor ihnen ; Brustflossen breit und gerundet. Eine neue Ai t
iV. Blanchardi von Californien. — Derselbe Verf. beschreibt Proc.
Acad. Philadelphia p. 56 eine zweite Art dieser Gattung N. saiiricvs
aus der Bay von Monterey.
Centronohis suhfrenatiis Gill Proc. Philadelphia p. 146 von
Japan. Verf. stellt den Namen Centronotus als den älteren für den
Cuvier'schen Gunnellus wieder her.
Gobioidei. Aus dieser Familie beschreibt Gi ra rd Mexican boun-
dary p. 24 sechs neue Arten, nämlich: Gobione litis hastalus, Go-
hius lyricus , Würdematmi , catulus , gulosus und Gobioso ma mole"
stum sämmtlich aus Texas. Zu der Gattung Gobionellus zieht Verf.
die langstreckigen und beschuppten Gobien mit zwei Rückenflossen,
langer Afterflosse und spitziger Schwanzflosse. Dahin gehören G. lan-
ceolatus, bacalaus, smaragdus und brasiliensis. Die Galtung Gobio-
soma umfasst die schuppenlosen Gobien , ausser obiger Art noch G.
alepidotus.
Von Kessler finden sich Bulletin de Moscou II. p. 244 und
260 zwei neue Arten aus dem Schwarzen Meere beschrieben : Gohins
Tvaultetleri und G. pellvcidvs.
Rhinogobius similis Gill. Proc. Philadelphia p. 145 von Japan.
Luciogobius ist der Name einer neuen Gattung von Gill
Proc. Philadelphia p. 146 aus der Gobioidenfaniilie , die sich beson-
derrs durch die hechtartige Lage von Rücken- und Afterflosse und
durch die geringe Zahl der einfachen Strahlen auszeichnet. Die neue
Art L. gutlatus stammt von Japan.
Eine andere neue Gattung stellte Gill unter dem Namen
Evorthodus auf. Dieselbe bildet ein Verbindungsglied zwischen
der Gruppe Solinae mit spitzen und Tridentigerinae mit dreispitzigen
Zähnen. Sie hat einreihige, zusammengedrückte, geiade, ausgerandete
Zähne, die im Unterkiefer fast horizontal liegen. Die neue Art E.
breviceps lebt auf der Insel Trinidad. Proc. Philadelphia p. 195.
Gill hat auch in Annais Lyceum of New-York VII. p. 12, 16,
45 die Familie der Gobioiden un> einige neue Gattungen bereichert.
Zunächst gab er p. 12 einen Prodromus descriplionis subfamiliae Go-
binarum squamis cycloideis piscium cl. W. Stimpsono in mare paci-
fico acquisitorum und unterschied drei Gattungen: Ch a eno g ob i us
Gill n. ^e\\. ohne Schuppen an Scheitel, Deckel und Wangen, Augen
302 Troschel: Bericht üb. tl. Leist. in d. Ichthyologie
vorn am Kopfe, mit massigen cylindrischen gekrümmten Zahnen;
Ch. annularis von Hakodadi in Japan. — Lepidogobius Gtll n.gen.
mit beschuppleni Kopfe, Augen mitten am Kopfe mit hecheiförmigen
Zähnen in vielen Reihen ; dahin Gobiiis gracilis Gir. und Gobius
Kewberri Gir. — Ch a etnri cht hy s Richards, unterscheidet sich
von voriger durch zweireihige Zähne ; dahin Ch. hexanema Bleeker.
Ferner bildet er p. 16 eine Gruppe der Gobioiden, die er Tri-
dentigerinae nennt, und deren Zähne an der Spitze gezähnelt sind.
Dahin zwei Gattungen. Die eine Trid entig er ist auf Sicydium
obscurum Temm. Schi, gegründet und unterscheidet sich von Sicy-
dium durch die einfach trichterförmigen Bauchflossen , so wie durch
die doppelte Zahnreihe ; — die andere Tria e w op /i or «s ist der vo-
rigen sehr ähnlich, besitzt aber einen dreieckigen hinten angeschwol-
lenen Kopf, und nur eine Zahnreihe im Oberkiefer. T. trigonoccpha-
lus von IJong-Kong in China.
Endlich gründet er p, 45 eine neue Gattung Ewcf ewo^f o6 iw s,
die sich durch die einfache Zahnreihe im Oberkiefer und die Cte-
noidschuppen, die sich am Rücken bis fast zu den Augen erstrecken,
auszeichnet. E. badins aus den) Amazonenstrome.
Die Gattung Callionymus auct. ist vonGill Proc. Philadelphia
p. 128 in drei Genera zerspalten worden ;
1) C allionymus L. restr. Aperturae branchiales ovatae, in
latere nuchae utroque sitae; pinnae ventiales spina et quinque radiis
ramosis, omnibus membrana coniunctis. Ausser zahlreichen bekann-
ten zwei neue Arten C. taeniatns von China und inframundus von
Japan.
2) Synchiropus Gill. Aperturae branchiales parvae, linea-
res, fere perpendiculares, post opercula; pinnae ventrales radiis spi-
noso et quinque ramosis membrana coniunctis. Dahin Call, lateralis
Rieh., lineolatus Val, , ocellatus Pall. , opercularis Val. , opercula-
roides Blkr.
3) Dactylopus Gill, Apertuiae branchiales parvae, linea-
res, post opercula; pinnae ventrales radiis spinoso et quinque arti-
culatis, radio primo articulato simplice; elongato, radio spinoso con-
iuncto, a radiis ramosis disiuncto; pinna dorsalis prima spinis duabus
primis filiformibus, longissimis, aliis filiformibus sed brevioribus. Da-
hin D. Bennettii (Call, dactylopus Benn.).
Nach Bleeker lebt Sicydium cynocephalus C.V. in einer Höhe
von 3000 Fuss über dem Meere auf Tjikadjang. Natuurk. Tijdschr.
Ked. Indie XX. p. 156.
lieber die Stellung der Discoboli im Systeme äusserte sich
Agassiz. Er weigert ihnen den Eintritt in die Gobioidenfamilie,
bringt Echeneis zu den Scomberoiden, die übrigen zu den sculpins (?).
Er legte drei neue Gattungen dieser Familie vor: Cr o s s og nathns
während des Jahres 1859. 303
von Charleston, L ob o gnathus \onFer\i und P ty c hocheilvs von
Piiget-Sound. Chiaiakterisirt sind diese Gatlungen jedoch noch nicht.
Fioc. Boston soc. VI. p. 411.
PediCUlati. Neue Art : Anlennarius dorehensis Bleeker Kieuw-
Guinea 1. c. von Doreh.
Auacauthiui.
PleuronCCtae. Girard erhebt seinen Pleiironectes niaculosus
zu einer eigenen Gattung P ar alicht hy s. Report expl. and surv.
p. 146. Augen massig, rechts; Mund gross, Schnauze kegelförmig,
Kiefer fast gleich ; schlanke konische Zähne auf beiden Seiten der
Kiefer; die Rückenflosse beginnt vor den Augen; Rücken- und
Afterflosse nicht mit der Schwanzflosse vereinigt, letztere fast abge-
stutzt; Kopf und Körper schuppig; Seitenlinie über den Brustflossen
gebogen, dann gerade bis zur Schwanzflosse.
Arelia Katipii Bleeker Sumatra 8. 1. c.
Ophidini. AVIr erhielten zwei neue Arten von Girard: Ophi-
dion Tayleri Report explor. and surv, p. 138 von Californien und 0.
Josephi Mexican boundary p. 29.
Ueber einen parasitischen Fisch, welcher in Ilolothurien bei
den Cocos-Inseln lebt, hat Anderson (Natuurk. Tijdschr. Ned. In-
die XX. p. 253) einige Beobachtungen mitgetheilt. Er sah ihn in die
Holothurie eingehen, den Schwanz voran; alle Anstrengungen der-
selben ihn mit dem ausgespritzten Wasser zu entfernen , selbst das
Ausstossen eines Theiles der Eingeweide war vergeblich. Er meint,
dass jede Species in besonderen Holothurienarten lebe , und dass die
Fische mit ihren Wohnthieren wachsen, da sie sich von Yi bis 7 Zoll
in verhältnissmässig grossen Ilolothurien finden u. s. v»'.
Pharyngognathi.
Labroidei CyclOidei. Keue Arten von Bleeker: Julis (JvlisJ
Girardi Natuurk. Tijdschr. Ned. Indie XVII. p. 168 von Bali, — No-
vacula telrazona ib. 169 von Bali, — Malacantkus Hoedtii und Sca-
rus diniidialns Nieuw-Guinea 1. c. von Doreh, — Novacnla kallosoma
Amboina 11. 1. c.
Labroidei Ctenoidei. P omacentrus dorsalis Giil Proc. Philadel-
phia p. 147 von Japan.
Amphiprian frenalus , Glyphisodon molaceus und smaragdiniis^
so wie Etroplus fumosus sümmtlich von Lew Chew sind neue Arten
dieser Familie von ßrevoort Notes on some figures of Japanese
fish p. 11.
Amphiprion Rosenhergii Bleeker Nieuw-Guinea 1. c. von Doreh.
Glyphisodon biocellatus Cuv. wurde von Bennett nach einer
Zeichnung und Notizen von Angas in lebendigen Farben abgebildet.
Proc. zool. soc. p. 222. pl. IX. fig. A.
304 Troschel: Bericht üb. d. Leist. in d. Ichthyologie
ChrOIüides. Von vier neuen Cbromiden aus dem Nicaragua-
See, die Froebel gesammelt hatte, machte Agassiz eine vorläu-
fige JMittheilung Froc. Boston soc. VI. p. 407. Den einen, der abge-
sehen von der unterbrochenen Seitenlinie ähnlich wie Dentex aus-
sieht, nennt er Parachromis gnlosus; den anderen, v/elcher Chryso-
phrys ähnelt, nennt er Hypsophrys unimaculalus ; einen dritten ähn-
lich mit Boops, nennt er Baiodon fascialns. Der letzte, Amphilophus
Froehelii, der keine fleischige Lippen besitzt, hat einen grossen drei-
eckigen Lappen über dem Oberkiefer und unter dem Unterkiefer her-
vorstehen , ähnlich dem Nasenblatle einiger Fledermäuse. Nähere
Beschreibungen dieser, wie es scheint, interessanten Fische, werden
abzuw alten sein.
Chromis rivulata Günther Froc. zool. soc. p. 418 von Ecuador.
Eine neue (iatlung Haligeties wurde von Günther aufge-
stellt Froc. zool. soc. p.471. Sie gehört in die Familie der Cbromi-
den und unterscheidet sich von Chromis und Hemichromis durch den
Zahnbau, von Sarotherodon durch die Beschuppuug des Kiemendek-
kels und durch den Zahnbau, von Glyphisodon durch die Seitenlinie.
Die Charaktere sind: Körper comprimirt, mit Cycloidschuppen ; Wan-
gen und Deckel beschuppt; Seitenlinie unterbrochen; Rückenflosse
mit 14 , Afterflosse mit 3 Dornen ; eine Reihe comprimirter einge-
kerbter Zähne in den Kiefern; im Oberkiefer dahinter eine Reihe
kleinerer Zähne; Gaumen zahnlos; untere Schlundknochen dreieckig
mit hecheiförmigen Zähnen. Fünf Kiemenhautstrahlen , Schwimm-
blase vorhanden. Die Art //. Trislrami lebt in dem Salzsee bei Tug-
gurt in der westlichen Sahara, wo sie nach den Notizen von Tri-
straui ib. p. 477 in Menge, aber als einzige Fisch-Species lebt.
PseudOChrOmideS. Clcklops japonicus Gill Froc. Fhiladelphia
p. 147 von Japan.
Scoinberesoces. Gill spricht sich gegen die Vereini-
gung der weichflossigen Pharyngognathen mit den stachel-
flossigen, wie sie Müller aufstellte, aus, und wendet für
die ersteren den 'Nnmen Synentognathi als eigene Ord-
nung an. Proc. Philadelphia 1859. p. 148.
Belone scrutator Girard 3Iexican boundary p. 30. pl. 13.
Hemiramphns occipilalis Gill Froc. Fhiladelphia p. 148 von
Japan.
Hemiramphus japonicus von Lew Chew und Scomberesox saira
von Simoda sind neue Arten von Brevoort 1. c.
Hemiramphus balinensis Bleeker Natuurk. Tijdschr. Ned. Indie
XVIL p. 170 von Bali.
Unter dem Namen Hyporhamphus hat Gill Froc. Fhila-
delphia p, 131 eine neue Gattung aufgestellt, die sich von llemiram-
während des Jahres 1859. 305
phus nur durch dreispitzige Zähne in einer schmalen Binde unterschei-
det. Die neue Art H. tricuspiJatus ist an der Insel Barbadoes ge-
fangen. Verf. hält es für möglich , dass Cantor's Heniiramphus tri-
dentifer hierher gehören möchte.
Ferner trennt GiU ib. p. 155 eine eigene Gattung von Hemi-
ramphus unter 6en\^&men Eule p torhamphus , weil sie im Unter-
kiefer dreispitzige, im Oberkiefer konische Zähne besitzt, und weil
der Körper langstreckiger, der Unterkiefer sehr dünn und lang ist.
Dahin ausser einer neuen Art E. Brevoorti^ auch vermuthlich Hemi-
ramphus longirostris und macrorhynchus. Der Fundort der neuen Art
ist unbekannt.
We Inland schlägt eine neue Eintheilung der fünf Arten
Exocoetus der nordamerikanischen Küsten vor. Bei E. exiliens und
noveboracensis sind die Bauchflossen nahe dem After und sehr lang;
bei E. (Cypselurus) furcatus und comatus sind die Bauchflossen sehr
lang; bei E. (H alo cy ps el u s nov. gen.) mesogaster sind sie sehr kurz
und stehen vor der Mitte des Körpers. Proc. Boston soc. VI. p. 385.
Physostomi.
Siluroidei. Zur Gattung Pimelodus finden sich einige Notiz in
Proc. Philadelphia p. 158 von Girard: P. lemniscatus Les. gehöre
in die Gattung Koturus und lebe in Pennsylvanien, nicht wie Dekay
sagt, in den südlichen Staaten. — P. gracilis Hough wird in P. Houghi
umgetauft. — Als neu werden beschrieben : F. Hoyi Wisconsin, con-
ßnis ebendaher, cuproides Illinois, Dekayi Ontariosee, lynx Potomak-
River, puma Charleston, vulpeculus ebendaher, platycephalus von An-
derson S. C, megalops Alabama, graciosus Prairie mer. rouge, La. —
Ferner beschreibt Girard in den Reports expl. and surv. p. 208 als
neu: P. catulus von Arkansas, felinus Canadia und Arkansas, anto-
niensis Texas, ailurus Minnesota, lupus Rio-Pecos, olivaceus Nebraska.
— P. vulpes Girard Mexican boundary p. 33. pl. 18.
G i 1 1 stellte Annais Lyceum of New-York VII. p. 39 eine neue
Galtung in der Nähe von Pimelodus auf, Syn echog lanis , deren
Charaktere hauptsächlich in der kurzen Rückenflosse, kleinen Fett-
flosse, langen Afterflosse und 8 Bartfäden liegen zu sollen scheinen.
Die neue Art S. Beadlei stammt von Cana^a.
Eine neue Gattung Pimeletropis Gill unterscheidet sich
von Callophysus Müll. Trosch. durch die einfache Zahnreihe in jedem
Kiefer. Die neue Art P. lateralis lebt im Amazonenflusse. Proc.
Philadelphia p.l96.
Arges brachycephalus Günther Proc. zool. soc. p. 92 von
Ecuador.
Der bereits Proc. Boston Soc. Sept. 1857 erschienene Aufsatz „On
some unusual modes of gestation" von J ef fr ies Wyman ist Silliman
Arohiv f. Naturg. XXVI. Jahrg. 2. Bd. U
306 Troschel: Bericht üb. d. Leist. in d. Ichthyologie
Amer, Journ. XXYII. p. 5 mit einigen Holzschnitten abgedruckt. Er
bezieht sich ausser einigen Balraohiern auf Aspredo laevis und auf
einen anderen welsartigen Fisch.
Reissner hat bei seinen Untersuchungen über die Schwimm-
blase und den Gehörapparat einiger Siluroiden (Archiv für Anato-
mie ct. 1859. p. 421) höchst interessante Resultate erhalten. Er hat
Rinelepis acanthicus Val., Loricaria, Hypostonuis verres Val., Callich-
thys und einige andere untersucht. Bei vier Gattungen, denen J.
Müller die Schwimmblase absprach, hat Verf. dergleichen nachge-
wiesen, und zwar unter ganz besonderen Verhältnissen entwickelte.
Das Nähere wolle man in der Abhandlung selbst nachlesen.
Cyprinoidei. Günther wies aufs Neue auf die Geschlechts-
verschiedenheiten bei den Schleihen (Tinea vulgaris) hin und bil-
dete dazu die ßauchflossen und die Beckenknochen auf Taf. XVI ab.
Annais nat. bist. III. p. 385.
Kessler beschreibt Bullet, de Moscou 1859. I. p. 531 drei
neue Arten aus derKrym: Albiirnvs mentoides, soll sich von A. mento
durch das Vorhandensein des Zwischendeckels und die grössere Zahl
der Schuppen in der Seitenlinie unterscheiden, A. 3 .13 — 16; Älbur-
nus lauricus A. 3.10 — 11; Alburnus maculatus mit schwarzen Flek-
ken an den Seiten. A. 3 . 11 — 14.
Squalius borysthenicns Kessler Bulletin de Moscou I. p. 545 aus
einem Arme des Dnjepr bei Aleschki.
Cyprinella analostana Girard Proc. Acad. Philadelphia p. 58 aus
einem Zuflüsse des Potomac-River der Insel Analostan gegenüber.
Dionda grisea und Tigoma egregia sind neue Arten von G i -
rard Reports explor. and surv. p. 230.
Bleeker theilt die Cobitinen in sechs Genera: Hymen o-
p At/sa McCl., Cobitis Art. Blkr., Lepid o cep h alu s BUn., Acan-
thopsi s Uass. , Ac anthophthalmu s Ilass. und Cobitichthys
Blkr. Sie werden Katuurk. Tijdschr. Ned. indie p. 303 charakterisirt.
Cyprinodontes. Aus der Familie der Cyprinodonlen beschreibt
Girard Mexican boundary p. 70 folgende neue Arten: Poecilia li-
neolata pl. 35. fig. 9 — 11, Limia poeciloides pl. 38. fig. 8— 14 , Limia
venusta pl. 39. fig. 20 — 23 sämmtlich aus Texas.
Fundulus seminolis Girard Proc. Philadelphia p. 59 von Palatka,
Ostflorida.
Girard's 1853 aufgestellter Fundulus tenellus gehört zu der
Gattung Zygonectes (ib. p. 60).
Hydrargyra zebra Girard ib. p. 60 aus oberen Zuflüssen des Rio
grande del Norte.
Heterandria Holbrookii wird ib. p. 61 als Gambusia Holbrookii
und Heterandria formosa als Girardinus formosus erörtert und be-
schrieben.
während des Jahres 1859. 307
Girard gab ferner in Proc. Philadelphia 1859. p. 113 einige
Notizen über Cyprinodonten. Er stellte die Charaktere der Gattung
Zygonectes fest, welche zwischen Hydrargyra mid Gambusia die
Mitte hält, indem er eine neue Art Z. pulchellus von Arkansas be-
schrieb. — Auch von Lintia werden die Charaktere angegeben und
hervorgehoben, dass diese Gattung von Poecilia sich nur durch die
Afterflosse der Männchen unterscheide, weshalb die generische Tren-
nung zweifelhaft sei. Hierhin gehört die oben erwähnte Poecilia
lineolata; L. poeciloides wird genauer charakterisirt ; L. formosa aus
einer Lagune zu Paolo Alto , couchiana aus dem Rio San -Juan und
mafamoretisis von Matamoras werden als neue Arten beschrieben. —
Adinia ist ein neues Genus, welches sich von Limia und Poecilia
durch den vorstreckbaren Mund, der schwach abwärts gerichtet ist, und
durch die konische Schnauze unterscheidet. Die Art A. mvllifasciala
war Mexican boundary (vgl. oben) irrthünilich für das AYeibchen von
Limia poeciloides gehalten. — Eine andere neue Gattung Lucania
unterscheidet sich von Fundulus durch die einreihigen Kieferzähne*
Die typische Art ist die oben erwähnte Limia venusta, dazu kommen
zwei neue Arten: L. afßnis und eine andere, die Verf. zu benennen
vergessen hat, sie könnte L. Girardi genannt werden. — Ferner wer-
den Girardinus occidentalis und G. sonoriensis n. sp. aus dem Bache
San Bernardino in Mexiko beschrieben. — Nach Bemerkungen über
Gambusia affmis und patruelis werden als neu G. speciosa aus dem
Rio San-Juan, G. gracilis von Matamoras, G. senilis aus dem Chihua-
hua-River besclirieben.
Girard beschrieb ferner ib. p, 157 als neue Arten dieser Fa-
milie : Ftindnlus ßoridensis aus Florida , Ctjprinodon californiensis
von San Diego und Cyprinodon eximius aus dem Chihuahua-River.
Auch zwei afrikanische Arten von Biskara in Algerien sind von
Guichenot Revue de zool. p. 377 als Cyprinodon cyanogaster und
C. dolialus beschrieben worden.
Characiiu. Kner lieferte Beiträge zur Familie der Cha-
racinen , als Vorläufer zu einer für die Denkschriften be-
stimmten Abhandlung. Sitzungsberichte der Wiener Akade-
mie XXX. 1858. p. 75.
Hier sind die Diagnosen folgender neuen Arten und Gattungen
gegeben :
Cvrimalus (Anodus M. T.) vittatus, rutiloides, abramoides.
Prochilodus vimboides.
Micr 0 dus n. gen. Dentes minutissimi , acuti , mobiles uni-
seriales sohim in labio superiore, inframaxillares nulli, oculi magni nee
non squamae, abdomen ad latera obtuse carinatum. ßL lahyrinthicus.
Hemio'Jus longiceps, semitaeniatus, microJepis, immaculaius.
308 Troschel: Bericht üb. d. Leist. in d. Ichthyologie
Schizodon taeniatus^ gracilis, trimaculatus, isognathuSy nasutus.
Rhyti odus n. gen. Os terminale, dentes lamnaeformes , in-
terniaxillarium Facies anterior convexa , margine acuininato , dentes
inframaxillares flexuosi , margine bicuspidati; caput parvum, depres-
sum, corpus elongatum, subteres, pinna analis brevis. Rh. microle-
pis, argenteo-fuscus,
Parodon nasus.
Leporinus striatus, pictus.
Tetragonopterus lepidurus, dichrourus.
Bryconops n. gen. Dentes intermaxillares cuspidati , trise-
riales , niaxillares nulli , inframaxillares uniseriales, medii cuspidati,
laterales et postici conici , minuti ; corpus elongatum , pinna analis
longa, squamae mediae. Br. alburnoides, lucidus.
Ein zweiter Beitrag findet sich ib. XXXII. p. 163 mit folgenden
neuen Arten :
Chalcinus nematurus.
Gasteropelecus stellatns, vielleicht Männchen von sternicla.
Die Gattung ßrycinus hält Verf. für identisch mit Alestes.
Myletes torquatus ^ maculatus. Die Gattung Myleus erkennt
Verf. nicht als verschieden von Myletes , und hält Myleus seliger für
das Männchen von Tometes trilobatus Val.
Pygocentrus Nattereri.
Serrasahno maculatus^ spilopleura, elongatus.
Epicyrtus microlepis (Ep. gibbosus Val.), macrolepis.
Cytiopotamus molossus.
Die Gattung Hydrolycus wird für identisch mit Cynodon Spix
erklärt.
Die Kner'sche Arbeit ist 1859 im 17. und 18. Bande
der "Wiener Denkschriften vollständig erschienen und von
17 Tafeln begleitet, auf denen die neuen Arien bildlich
dargestellt sind. Verf. äussert sich über die Familie der
Characinen dahin , dass sie selbst nach Abzug der Gattun-
gen Erythrinus und Macrodon keine natürliche sei, weil das
Gebiss so ungemein verschieden sei; er hat es aber noch
nicht an der Zeit gehalten, eine durchgreifende Aenderung
vorzuschlagen. Ref. muss vorläufig diese Familie für eine
recht natürliche halten. Ausser den ausführlichen Beschrei-
bungen der neuen Arten sind auch über die alten Arten
zahlreiche Bemerkungen gegeben , so dass dieser Beitrag
zur Familie der Characinen ein sehr wichtiger genannt
werden muss.
Günther stellte folgende vier Arten von Ecuador uus der
während des Jahres 1859. 309
Characinenfamilie Pioc. zool. soc. p. 418 auf: Anodus Troscheliif
Prochilodus hvmeralis, Chalceus alburnus und Chalccus brevirostris.
Leporinns Mülleri Günther Proc. zool. soc. p. 92 von Ecuador.
Agassi z kündigle vorläufig eine neue Gattung Anale eslis
an, von Rio-Remak in Peru, die Aehnlichkeit mit Chalceus hat, aber
der die Hundszähne hinter den vielspitzigen Mahlzähnen fehlen. Proc.
Boston soc. VI. p. 419.
Salmones. Agassiz hat einen Salmo hamatus, der im Mer-
rimac-River gefangen war, untersuchen können. Bisher glaubte man
diese Art käme nur in Europa vor. Proc. Boston Soc, VI. p. 418.
Salmo Pernji wird von Brevoort I.e. als neue Art von Ho-
kodadi beschrieben und pl. IX. Fig. 1 abgebildet.
Suckley beschrieb einige neue Lachsarten von der Nordwest-
küste Amerika's, nämlich Salmo Gibbsii (Fario tsuppitch Gir.) aus dem
Columbia-River, S. truncatus aus der Fuca-Strasse, S. gibber Puget-
Sound, S. confluentus Fort Steilacoom, S. canis Puget-Sound (Annais
Lyceum of New-York VII. p. 1).
Thaleichihy s Girard nov. gen. Report explor. and surv.
p. 345. Hat das Ansehen von Osmerus, doch sind die Bauchflossen
weiter vorn inserirt , der Älund ist tiefer gespalten , und die Kiefer
sind zahnlos; von Argenlina unterscheidet sich diese Gattung durch
die Gegenwart von Zähnen an den PterygoidLeinen , während die
Gaumenbeine zahnlos sind, umgekehrt wie bei Argentina. So bildet
sie ein Zwischenglied zwischen Osmerus und Argentina. Eine neue
Art Th. Stevensi von Puget Sound.
Saoridoidei. ScopeZosawrMS wurde von Ble eker Anitoina
11. 1. c. als neue Gattung aufgestellt und mit folgender Diagnose
versehen: corpus elongatum, cylindraceum, ossa intermaxillaria oris
marginem superiorem constituentia usque ad angulum oris producta
tota longitudine denticulata ; ossa supramaxillaria tota supra ossa in-
termaxillaria Sita, bene evoluta, edentula; pinnae dorsales 2, anterior
radiosa paulo post pinnas ventrales sita , posterior adiposa analis
parti posteriori opposita ; dentes parvi immobiles intermaxillares, pa-
latini vomerinique uniseriati , inframaxillares pluriseriati , linguales
nulli, pseudobranchiae ; membrana branchiostega radiis 9; squamae
cycloideae ; membrana palpebralis gracillima. Hat den Habitus von
Saurus und die Bezahnung von Scopelus oder Odontostomus. Eine
neue Art Sc. Hoedti von Amboina.
Clupeacei. Ueber den Heringsfang an der unteren Wolga vgl.
V. Baer Zeitschr. für die ges. Naturwiss. XIII. p. 182.
Schilling gab eine Notiz über die Heringszüge, die nach
seiner Ansicht nicht vom hohen Norden herkommen , sondern aus
grossen Tiefen. Daran schliesst Boll die Erzählung, dass in einem
bestimmt beobachteten Falle eine anfänglich für eine grosse See*
310 Troschel: Bericht üb. d. Leist. in d. Ichthyologie
Schlange gehaltene Masse sich als ein Heringsschwarm ergab. Archiv
des Vereins der Freunde der JN'aturg. in Meklenburg 1859. p. 148.
Nach den Untersuchungen Girard's Proc. Philadelphia p . 158
verweist die ßezahnung Clupea teres IVlitch. (Alosa teres de Kay) in
die Gattung Uarengula.
H. Kawall, Pastor in Pussen, hat in der zu Dorpat erschei-
nenden Wochenschrift „das Inland" No. 46. Kovember 18.57 einen
kleinen Artikel über den Strömling (Clupea sprattus) und seinen Fang
an der nördlichen Küste von Kurland veröft'entlicht, dessen ich hier
nachträglich Erwähnung thue. Er unterscheidet 9 Varietäten, die zu
verschiedenen Zeiten des Jahres gefangen werden, und ist geneigt
sie für wenigstens zwei Species zu halten, die er jedoch jetzt noch
nicht wissenschaftlich zu scheiden vermag.
Engraulis nanus und compressus sind neue Arten von Girard
Report explor. and surv. p. 335 aus Californien.
Eine Beschreibung eines neuen Exemplars von Megalops elon-
gatus lieferte Girard Proc. Philadelphia p. 64.
EsOCeS. Putnam äusserte sich über die Synonymie von Esox
reticulatus und fasciatus, die er für specifisch verschieden hält. Proc.
Boston Soc. VII. p. 3. — Vergl. ib. 156 , und eine kurze Bemerkung
über die Lebensweise des letzteren von Curtis ib. p. 159.
Hetoropygii. Einen neuen blinden Fisch beschrieb Girard
unter dem Kamen Typhlichthys subterraneus Proc. Philadelphia
p. 63, so dass nunmehr diese Familie aus drei Galtungen besteht.
Alle sind mit Cycloid-Schuppen bedeckt, haben die abgerundete Rük-
ken - und Afterflosse einander gegenüberstehend, eine lancetförmige
Schwanzflosse, und ihr After liegt vor der Basis der Brustflossen.
Das Gebiss ist wahrscheinlich übereinstimmend. Die Gattungen un-
terscheiden sich leicht: Amblyopsis spelaeus hat Bauchflossen aber
keine Augen (bekanntlich sind dieselben im Rudimente vorhanden),
Typhlichthys subterraneus hat keine Augen und keine Bauchflossen,
Chologaster cornutus hat deutliche Augen aber keine Bauchflossen.
Die neue Form ist in einer Quelle bei ßowling-Green, Ky. gefunden
worden.
Apodes. Kaup hat „Neue aalähnliche Fische des Ham-
burger Museums beschrieben und abgebildet. Hamburg
1859. 4. „Indem er seine frühere Eintheilung nach der
Lage der hinteren Naslöcher in Cryptomycteren und Pha-
neromycteren aufgiebt , zerfällt er die Apodes einfach in
die Familien: Ophisuridae, Anguillidae, Congeridae, Murae-
nidae und Symbranchidae.
Aus der Familie der Ophisuriden beschreibt Verf. ausser einer
neuen Art Poecilocephalus Markworli aus Ostindien zwei neue Genera:
während des Jahres 1859. 311
1) Cryptopterus gegen das Ende des Schwanzes verschwin-
den Dorsale und Anale zwischen zwei vertical gestellten kurzen
Membranen; Leide Nasenlöcher stehen nahe äusserlich am Rande der
Oberlippe beisammen; Augen seitlich auf der Mitte der Rachenlänge.
Cr. puncticeps von Puerto Cabello.
2) Crotalopsis. Vomer mit drei Zahnreihen, vorn divergi~
rend, hinten in einer Spitze mit einem Zahne auslaufend. Cr. pun-
ctifer von Puerto Cabello.
Ferner eine neue Art Pisoodonophis coronata.
In der Familie der Anguilluliden werden zwei neue Arten auf-
gestellt A. otaheitensis von den Gesellschaftsinseln und capensis vom
Cap, welche letztere sich im Münchner Museum befindet.
In der Familie der Congeriden wird eine neue Gattung // o -
plunnis mit nur einer Reihe langer Zähne auf dem tief gestellten
Vomer aufgestellt. H. Schmidti von Puerto Cabello.
Aus der Familie der Muraeniden endlich wird Muraena mo-
desta als neue Art beschrieben.
Auf Muraena ocellata Ag. wird eine neue Gattung Priodo-
nophis gegründet, bei der alle Zähne deutlich auf der vorderen
wie hinteren Seite gezähnelt und ohne Lappen an der Wurzel nach
hinten zu sind. Dann Thyrsoidea aterrima von Puerto Cabello, Th.
cormura ebendaher , Th. marginata von Westafrika , Limamuraena
melanotis von Weslafrika, Poecilophis ornata von Ostindien.
In einem Nachtrage theilt Verf. die Gattung Thyrsoidea in zwei
Galtungen, von denen er die mit zwei Reihen Vomerzähnen Thyr~
soidea, die mit einer regelmässigen Reihe Zähne auf dem Vomer
Taeniophis nennt. Zu letzterer gehören T. aterrima, Westphali
n. sp. aus dem Caraibenmeere , lineopinnis, maculipinnis , marginata
und cormura.
In der Gruppe der Ophisuriden stellte Girard eine neue Gat-
tung Myrichthys auf, die sich von Myrus durch das Gebiss und die
Rückenflosse unterscheidet. Ihre Gattungscharaktere sind : Brustflossen
vorhanden, Anfang der Rückenflosse am Kacken, vor den Brustflos-
sen; Kopf breit, Unterkiefer kürzer; granulaartige Zähne in läng-
lichen Haufen in den Kiefern, dem Gaumen und den Nasenbeinen;
Augen wohl entwickelt; KiemenölTnungen seitlich, massig und senk-
recht vor den Brustflossen ; keine Schuppen. Eine neue Art M. ti~
grinus von der Adair-Bay, Oregon. Proc. Philadelphia p. 58.
Girard beschrieb ferner Mexican boundary p. 75 einen neuen
Aal Anguilla tyranmis pl. 40 und stellte zwei neue Gattungen auf:
Neomur aena. Ohne Brust- und Bauchflossen; Rücken -
und Afterflosse niedrig, hinten zu einer Spitze vereinigt; die vorde-
ren Kieferzähne die grössten ; eine Reihe Vomerzähne; Kiemenspal-
312 Troschel: Bericht üb. d. Leist. in d. Ichthyologie
ten seitlich, rundlich. Die nene Art JV. nigromarginata pl. 41 von
der St. Josephs-Insel in Texas.
Neoconger. Brustflossen; Rücken- und Afterflossen meist
zu einem häutigen Rande reducirt; Schnauze zugespitzt, Unterkiefer
kürzer als der obere; Kieferzähne winzig, in mehreren Reihen; ein
Haufen ähnlicher Zähne vorn am Vomer und eine Reihe längs sei-
ner Mittellinie; Kiemenspalten seitlich, ziemlich gross und vertical.
Die neue Art N. mucronatus von der St. Josephs-Insel in Texas.
ßleeker hat bei Gelegenheit der Beschreibung einerneuen
Art Muraena Brummeri Natuurk. Tijdschr. XVII. p. 137 von Timor
in einer Tabelle von 41 Arten der Gattung Muraena das Verhält-
niss der Höhe zur Länge des Körpers, so wie die Zahl der Strahlen
der Rücken- und der Afterflosse angegeben.
Ausserdem hat derselbe Sumatra 8. 1. c. drei neue Arten be-
schrieben : Ophisurus Diepenhorsti und polyodon, Muraena congeroides
und eine Conger neoguinaicus Nieuw-Guinea 1. c. von Doreh.
Anguilla myriaster ist eine neue Art von Brevoort 1. c. von
Hakodadi.
Plectognathi.
GymnodonteS. Tetraodon hicolor, niveatus und hrunneus sind
neue Arten von Brevoort I.e. sämmtlich von Simoda. Bei der er-
sten dieser Arten ist in dem mir durch die Güte des Verf. zugegan-
genen Exemplare mit Bleistift hinzugefügt, dass sie zu der Gattung
Gastrophysus gehöre.
Tetraodon politus Girard Report explor. surv. p. 340 von Ca-
lifornien.
Scierodermi. Balistes heteracanthus Bleeker Nieuw-Guinea 1. c.
von Doreh.
lophobranchii.
Syngnathidae. Stjngnathus HunnU Bleeker Sumatra 8. 1. c. —
S. Abboti Girard Report expl. surv. p. 346 von Californien.
Hippocampiis ingens Girard ib. p.342 von Californien.
In derselben Familie stellte Gray eine neue Gattung Hali-
ichthys auf, deren neue Art H. taeniophora von Westaustralien er
abbildete. Die Gattungscharaktere sind : Mund länglich , viereckig,
mit einem Dorne an der Mitte jeder Seite des Oberrandes; Körper
sechsseitig; Schwanz vierseitig; Schilder des Kopfes und Körpers
mit einem Dorne, der in eine sehr lange, dünne, fadenförmige Faser
endet ; Unterseite des Körpers und Schwanzes flach mit einer schwach
vorragenden Mittelkante; Brust- und Rückenflossen deutlich; keine
Schwanzflosse. Proc. zool. soc. p. 38.
während des Jahre« 1859. 313
Ganoidei.
Reissner hat den feineren Bau der Schuppen von
Polypterus und Lepidosteus geschildert. Reicherts und Du
Bois-Reymonds Archiv für Anatomie 1859. p. 254.
Drei neue Arten Lepidosteus beschrieb Girard Report explor.
surv. p.351, nämlich L. leptorhynchus Sius Texas, L. (Cylindrosleus) la-
tirostris aus dem Fecos-River, L. (Atractosteus) Berlandieri aus Mexiko.
Selachii,
Sqnali. Bennett machte einige Bemerkungen über Haifische,
namentlich über zwei riesige bei Sydney gefangene Carcharias leucas
von 12 und 13 Fuss Länge. Proc. zool. soc. p. 223.
Centrophot'us molluccensis Bleeker Amboina 11. 1. c.
Rajae. Wyman hat in den Oviducten der Rochen
Eikapseln beobachtet, eine in jedem Oviduct, von denen
zwei Hörner und die Fäden an der Basis so wie ein Theil
des Körpers bereits gebildet waren, aber es waren keine
Dotter im Oviducte, und nur ein Corpus luteum im Ovarium.
Verf. folgert hieraus , dass die Eikapseln zuerst gebildet
werden, und dass der Dotter später in dieselbe eingeführt
wird. Er entdeckte das Material für die Eikapseln in den
Röhren der Eileiterdrüse; es bestand aus Körnchen und
langen dünnen Fäden. Die Kapsel wird in der Central-
höhle der Drüse gebildet, und so wie sie gebildet wird,
treten die fertigen Theile allmählich in den unteren Theil
des Oviducts. Die Eibildung gleicht mehr der der Vögel
als der der gewöhnlichen Fische. Agassiz schloss an
diese Mittheilung einige Bemerkungen. Proc. Boston Soc. VI
p. 376.
Die Jagd auf den Teufelsfisch (Cephaloptera vampirus) in Süd-
Carolina wird in Frorieps Notizen 1859. II, p. 86 im Auszuge aus
Fetermann's Mittheil, geschildert.
Agassiz stellte eine neue Gattung G oniohatis unter den
Rochen auf, deren Gaumen hinten am breitesten ist, mit stumpf wink-
lichen Platten. Dahin Aetobatis flagellum und eine neue Art G. me-
leagris von den Sandwichinseln. Proc. Boston soc. VI. p. 385.
Raja Cooperi Girard Report explor. surv. p. 372 von der Shoal-
waterbay, ist nach einer Zeichnung aufgestellt.
314 Troschel: Bericht üb. d. Leistungen in d. Ichthyol, etc.
Cyclostomi.
Nur von Girard in Report explor. and siirv. 1. c.
p. 379 sq. ist aus dieser Ordnung Neues zu erwähnen:
Zwei neue Arten von Oregon nannte er Petromyzon lividus
und Astori.
Ferner gründete er eine neue Gattung Ich thy omy z, on mit
folgenden Charakteren : Mundscheibe trichterförmig , subterminal, un-
terhalb , kreisförmig oder elliptisch, an der Peripherie gefranst;
zwei verticale, fein gezähnte Kieferstücke , eines jederseits vom
Schlünde ; ein ähnliches horizontales Stück unter den vorigen ; Zähne
in der JVlundscheibe einfach, gekrümmt, auf seitlichen Wölbungen, die
grössten innen ; Kiemen in besonderen Abtheiliingen innerhalb der
Brust; eine einzige Rückenflosse vereinigt mit dem oberen Lappen
der Caudate , keine Afterflosse. Diese Galtung soll sich von Petro-
niyzon durch die Anordnung der Zähne und durch die einzige Rük-
kenflosse unterscheiden. Verf. zählt dahin P. Planeri Bl., Lamottenii
Les. , argenteus Kirtl., appendix Dekay und zwei neue Arten /. ca-
staneus von Minnesota und hirtulo von Arkansas.
Der Gattung Ammocoetes fügt Girard ib. p. 383 eine neue
Art A. cibarius von Puget Sound hinzu, und sondert von ihr als eige-
nes Genus Scolecosotna die Arten mit einer einzigen Rückenflosse
und rudimentärer Afterflosse. Dahin werden gezählt A. concolor Kirtl.,
unicolor Dekay und borealis Ag. Es erleidet wohl keinen Zweifel,
dass diese Formen wie unser A. branchialis bei vollständigerer Kennt-
niss der Entwickelungsgeschichte dieser Thiere sich als jugendliche
Wesen herausstellen werden.
Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte
der Mollusken während des Jahres 1859,
Vorn
H eraiisgeber.
Auch im Jahre 1859 ist eine grosse Menge von wis-
senschaftlichen Arbeiten erschienen, die auf die Mollus-
ken Bezug haben. Die grösseren Werke, welche sich eine
vollständige bildliche Darstellung der Conchylien zur Auf-
gabe machen, wie Küster, Reeve, Sowerby, Pfeif-
fer, Rossmässler, sind fortgesetzt worden, ebenso die
Zeitschriften, welche den Mollusken ausschliesslich gewid-
met sind : die Malakozoologischen Blätter und das Journal
de Conchyliologie. Ein neues Handbuch der Conchyliologie
hat Chenu herauszugeben begonnen. Mehrfache Beiträge
zur Kenntniss der Molluskenfaunen aller Welttheile werden
unten zu erwähnen sein , die namentlich in den verschie-
denen Zeitschriften und Gesellschaftsschriften veröffentlicht
sind. Zahlreiche neue Arten sind aufgestellt und es scheint,
als ob wir von einer annähernd vollständigen Kenntniss
aller Arten unseres Erdballes noch sehr weit entfernt
wären.
Von Pfeiffer's Novitates conchologicae ist im Jahre
1859 nur die 11. Lieferung erschienen. Abgebildet sind
darin 8 Arten Helix , 7 Ennea, 1 Cataulus , 2 Buli'mus und
1 Partula, die sämmtlich bereits anderen Orts aufgestellt
waren.
Von Küster's Ausgabe des „Systematischen Conchy-
lien-Cabinets von Martini und Chemnitz" brachte das Jahr
1859 sechs Lieferungen, 165 — 170. Sie enthalten den Text
316 Troschel: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte
für die Gattungen Pecten von der 4. — 80. Art, unter denen
zwei neue; Cylindrella 52 Arten bearbeitet von Pfeiffer;
und Purpura 86 Arten, worunter einige neu. Die Abbil-
dungen beziehen sich auf die Gattungen Buccinum , Pur-
pura , Monoceros , Concholepas , Ricinula , Cylindrella und
Pecten.
Von Reeve's Conchologia iconica , or figures and
descriptions of the Shells of Molluscous animals with criti-
cal remarks on their synonymes, affinities and circumslan-
ces of habitation sind mir die Lieferungen 181 — 187 als
im Jahre 1859 erschienen bekannt geworden. In ihnen
finden sich Monographien der Gattungen Janthina , Calyp-
traea, Crucibulum, Pinna, Columbella , Trochita, Crepidula,
Placunanomia , Anomia. Ueber die einzelnen finden sich
unten nähere Angaben.
Der 19. Theil von Sowerby's Thesaurus Conchy-
liorum enthält folgende Monographien : Ancillaria mit 44
Arten auf 4 Tafeln ; Eburna Lam. mit 8 Arten auf 1 Ta-
fel; Pseudoliva Swains. mit 8 Arten auf 1 Tafel; Cyllene
Gray mit 14 Arten auf 1 Tafel ; Terebellum Klein mit 1 Art
aut 1 Tafel ; Erato Risso mit 16 Arten auf 1 Tafel ; Nassa-
ria Link (Hindsia Adams) mit 13 Arten auf 1 Tafel; und
Phos Montf. mit 32 Arten auf 2 Tafeln.
Von Rossmässler's Iconographie der Land- und
Süsswasser- Mollusken Europas ist 1859 das Schlussheft
(5 und 6) des dritten Bandes erschienen. In demselben
sind Arten der Gattungen Helix , Bulimus , Pupa, Clausilia,
Pianorbis, Anodonta und Unio besprochen und abgebildet.
Die bunte Manchfaltigkeit desselben , auf welche Verf. mit
einigem Missbehagen hinweist, denken wir, wird den Le-
sern nicht unangenehm sein. Freilich möchten wir wün-
schen, dass die dadurch gestörte Absicht des Verf., die
Gattungen Cyclas und Pianorbis monographisch zu behan-
deln nur aufgeschoben, nicht aufgegeben sein möchte. Die
einzelnen hier behandelten Arten sollen unten namhaft ge-
macht werden , auf die einzelnen Bemerkungen über sie
kann naturgemäss in diesem Berichte nicht eingegangen
werden.
der Mollusken während des Jahres 1859. 317
The Concholog-ical Miscellany ofSylvanus Hanley.
Illustration of Pandora, Amphidesma, Ostrea, Melo, the Me-
laniodae, Ampullaria and Cyclostoma. In forty Plates. Lon-
don and Edinburgh 1854—1858. 4. Part 1— X , mit je 4
Tafeln und 1 Blatte Text, worauf die Namen der Figuren
enthalten sind. Von diesem seltenen Werke hat in diesen
Berichten nicht gesprochen werden können, weil es Refe-
renten nicht bekannt geworden war. Vergl. Malak. Bl.
1859. p. 15.
S. Hanley veröffentlichte in Journal of the procee-
dings of the Linnean society IV. p. 43 ein Linne'sches Ma-
nuscript^ Museum Ludovicae Ulricae Reginae, welches durch
das zur Prüfung der Sammlungen und Manuscripte Linne's
niedergesetzte Committe wieder aufgefunden ist. Es war
eine Abschrift des Originals mit Aenderungen und Zusät-
zen von der Hand des Autors. Es war unzweifelhaft der
nicht publicirte Catalog, der so oft in der zehnten Ausgabe
des Systema Naturae citirt wird, und enthält Beschreibun-
gen gewisser als beschrieben erwähnter aber seltsamer-
weise in der gedruckten Ausgabe ausgelassener Arten.
Verf. sagt, dieses Manuscript sei wichtig in mancher Hin-
sicht : es verbessert häufige Druckfehler ; erklärt manche
falsche Anspielungen auf vorhergehende Arten, indem ihre
Reihenfolge sehr abweichend ist; es zeigt diejenigen alten
Synonyme, welche, ausgemerzt durch Vergleichung mit den
wirklich beschriebenen Exemplaren , möglicherweise durch
muthmasslich bessere Abbildungen verdrängt sind; vor-
züglich aber theilt es uns diejenigen Originaldiagnosen
mit, welche zu Gunsten der wirklich in dem Systema Na-
turae abgedruckten unterdrückt sind. Dass die Auffindung
und Publikation dieses Manuscripts grosses Interesse für
die Geschichte der Conchyliologie haben, unterliegt keinem
Zweifel.
Manuel de Conchyliologie et de paleontologie conchy-
liologique par Chenu. Von diesem schätzbaren Werke ist
1859 die erste Abtheilung des ersten Theiles erschienen.
Verfasser charakterisirt darin die Klassen, Ordnungen, Fa-
milien, Gattungen und Untergattungen, und erläutert die
318 Troschel; Bericht üb. d. l.eislungen in d, Naturgeschichte
letzteren durch instructive und elegante Holzschnitte von
einer oder mehreren Species. Einige , z. B. Conus cedo
nulli mit neun Varietäten sind in zierlichstem Farbendruck
ausgeführt. Auch die fossilen Formen sind, wie es der
Titel verspricht , berücksichtigt. Das Buch ist recht em-
pfehlenswerth, zumal Verf. auch die Literatur des Auslan-
des benutzt hat. Dass manche für uns erledigte Punkte in
dem Buche noch figuriren, z. B. die Gattung Trichocyclus,
die offenbar nur Entwickelungsstufe eines Clio- ähnlichen
Thieres ist, die Gattung Sagitta unter den Heteropoden , die
entschieden den Würmern zugehört, die Gattung Phyllirhoe
unter den Heteropoden und einiges Andere , scheint wohl
dem Wunsche nach möglichster Vollständigkeit zugeschrie-
ben werden zu müssen. — Diese erste Abtheilung ent-
hält die Cephalopoden, Pteropoden , Heteropoden, und von
Gasteropoden die Unterordnungen Proboscidifera und Toxi-
fera der Pectinibranchiaten. Gegen die Anordnung der Fa-
milien lässt sich Manches einwenden. So steht die Fa-
milie der Pleurotomiden noch nicht unter den Toxiferen
u. dergl. m.
J. E. Gray macht Annais nat. bist. III. p. 510 auf
die Schwierigkeit aufmerksam, die Species der Mollusken
zu unterscheiden , indem zuweilen die Schalen zum Ver-
wechseln ähnlich und doch anatomische Verschiedenheiten
nachzuweisen sind. Ref. könnte auch einige solche Bei-
spiele hinzufügen !
V. Martens hat in den Malak. Bl. p. 168 Nachricht
von der Deutung, welche Mortillet den Namen Risso's nach
eigener Anschauung der Original-Exemplare beigelegt hat,
gegeben. Wir weisen auf diese Mittheilung um so lieber
hin, als die Abhandlung von Mortillet , im Bull, de la soc.
d'histoire natureile de Savoie 1851 erschienen, in dem da-
maligen Jahresberichte nicht nach eigener Einsicht hat be-
nutzt werden können. Vergl. Archiv 1853. II. p. 96.
Im Journal des Cultivateurs 1858 und 1859 hat Bau-
don über >die dem Ackerbau schädlichen Mollusken ge-
schrieben. Er sieht als solche 2 Arion, 3 Limax- und 9
Helix-Arten an. Schliesslich spricht er über die Mittel sie
der Mollusken während des Jahres 1859. 319
ZU vertilgen. Vergl. eine Anzeige hiervon in der Revue
de Zoologie p. 497.
G. Rose hat seine Untersuchungen über die helero-
morphen Zustände der kohlensauren Kalkerde fortgesetzt,
und auf das Vorkommen des Arragonits und Kalkspaths in
der organischen Natur , namentlich im Thierreiche gerich-
tet. Die Mollusken bilden hierbei die Hauptsache, und Verf.
kommt zu dem Resultate, dass 1) bei Pinna, Inoceramus,
Mytilus, Unio, Anodonta die äussere Faserlage ihrer Scha-
len aus Kalkspath, die innere Perlmutterlage aus Aragonit
besteht; 2) dass bei Ostrea , Pecten, Spondylus die Schale
nur aus Kalkspath, 3) bei Strombus, Paludina und allen
Gasteropoden , so wie bei Pectunculus und Area nur aus
Aragonit besieht. Abhandl. der Berliner Akademie 1858.
p. 63.
Von einer Abhandlung „über die schalentragenden
Mollusken, besonders mit Rücksicht auf den Bau und die
Form," welche Garner in der Linnean Society gelesen
hat, findet sich in dem Journal of the proceedings dieser
Gesellschaft IV. p. 35 ein Auszug. Auf das Specielle die-
ses Aufsatzes hier näher einzugehen , ist bei der grossen
Menge einzelner Bemerkungen unmöglich , und würde eine
Uebersetzung des ganzen Auszuges nöthig machen.
Recluz hat im Journal de Conchyliologie VII. p. 209
über die Anomalien bei den Mollusken geschrieben, wobei
besonders auf die Schalen Rücksicht genommen worden ist.
— lieber Monstrositäten bei verschiedenen Mollusken hat
Cailliaud ib. p. 226 und p. 309 mehrere Beispiele beige-
bracht auch einige derselben auf Taf. XV abgebildet. —
Auch Fischer hat ib. p. 235 demselben Gegenstande seine
Aufmerksamkeit gewidmet. Er lässt die Anomalien von
drei verschiedenen Hauptursachen abhängig sein, nämlich:
1) von eigenen Organisationsverhältnissen der Thiere, 2)
äusseren Einflüssen, 3) von Krankheiten und Zufälligkeiten.
Hier mögen einige Beobachtungen vonBaudon über
den Albinismus und scalare Monstrositäten von Planorbis
corneus ib. p. 310 und 315 erwähnt werden. Verf. ist ge-
neigt, die gänzliche Abwesenheit von Eisensalzen und den
320 Troschel: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte
Mangel an Kalk, so wie die ausschliessliche Nahrung von
Conferven für die Ursache des Albinismus zu halten.
Hyndman beobachtete eine Monstrosität von Fusus
antiquus. Report of the 27. meeting of the british asso-
ciation for the advancement of science held at Dublin p. 104.
Wedl weist nach, dass die in manchen Muschel -
und Schneckenschalen vorkommenden Canäle oder röhren-
artigen Gebilde nicht der Struktur der Schale angehörig,
sondern etwas Accessorisches seien. Er erklärt sie für
Hohlgänge, die von parasitischen , den Conferven angehö-
rigen Algen ausgefüllt sind. Wiener Sitzungsberichte XXXIII.
p. 451 mit 3 Tafeln.
On the Liability of Shells to injury from the growth
of a Fungus by Higgins. Report of the 27. meeting of
the british association for the advancement of science held
at Dublin p . 122.
Gwyn Jeffreys machte Journ. de Conchyl. VII.
p. 269 einige Bemerkungen über die geographische Ver-
breitung der Mollusken ; Petit setzte ib, p. 274 seine Be-
trachtungen über die Wanderungen der Mollusken fort.
Bidrag tili Spitbergens Molluskfauna jemte en allman
öfversigt af Artiska Regionens, naturförhallanden och forn-
tida utbredning af Otto Tore 11. Parti. 8. 154 pag. und 2
Tafeln. Stockholm 1859.
Ist mir nur aus einer Anzeige in Sillimans Amer. Journ. XXVIII.
p. 444 bekannt geworden. Es heisst daselbst : „In dem systematischen
Berichte der spitzbergischen Mollusken reicht dieser Theil nur bis
Area unter den Bivalven. Die Synonymie ist wohl bearbeitet und
die Fehler 3Ii dd end o r f f's und Anderer in Betreff der Crenellae
sind auseinandergesetzt. Folgende Beispiele werden die Ansicht des
Verfassers in Rücksicht auf die Synonymie der Arten , die auch an
der Küste von Keu-England vorkommen, zeigen : Modiola nexa Gould
ist Crenella nigra. Mytilus levigatus (discrepans Gould) ist C. sub-
striata Gr., Nucula tenuis Gould ist N. expansa Reeve und nicht die
europäische tenuis. Leda tenuisulcata Stimps. ist L. pernula. Leda
sapotilla ist L. hyperborca Loven. Eine neue Gattung D acrydium
ist beschrieben. Das Vorkommen einer Area (A. glacialis) in so ho-
her Breite ist bemerkenswerth."
Illustrated Index of British Shells with coloured figures
der Mollusken wiihrend des .lahres 1859. 321
of all the species. By G. B. Sowerby 1859 ist mir
noch nicht ziigäng-lich geworden.
Unter dem Titel: „Nachlese zur Britischen Conchylio-
logie" hat Gwyn Jeffreys in den Annais nat. hist. III.
p. 30 und p. 106 Bemerkungen über das Vorkommen zahl-
reicher Species gemacht, auch einige neue Arten beschrie-
ben, die auf zwei Tafeln abgebildet sind, und die wir un-
ten namhaft machen. Auch einige Schneckenzungen hat
Verf. hier abgebildet, so von Chiton fascicularis, discrepans
und gracilis , um die specifische Verschiedenheit nachzu-
weisen, freilich ohne ein Wort der Beschreibung hinzuzu-
fügen ; ebenso von Assiminea Grayana und littorea ; des-
gleichen von Skenea planorbis und Euomphalus nitidissi-
mus (vergl. auch Journ. de Couch. VII. p. 361); endlich
von Truncatella Montagui. Alle diese Abbildungen lassen
viel zu wünschen übrig.
In derselben Zeitschrift p. 406 giebt Clark kritische
Bemerkungen zu den Nachlesen des Verf. vom vorigen
Jahre und zu den obigen.
Ich beschränke mich darauf, aus denselben hier zu erwähnen, dass
Verf. Diodonta Barleei für seine Diplodonta rotundata juv. hält, Aporrhais
pes carbonis hält er nur fürVar. von pes pelecani, Rissoa pulcherrima
ist nach Clark's Ansicht Var. von R. inconspicua, Cerithiopsis pul-
chella Var. von C. tubercularis, Buccinum Humphreysianum Var. von
B. undatum, Mytilus Galloprovincialis und ungiilatus des Verf. seien
Varietäten von öl. edulis. Truncatella atonius Phil., welche Jeffreys
als Synonym von Euomphalus nitidissimus anzusehen geneigt war,
verlheidigt Clark als verschieden und keinesweges der Gattung
Euomphalus zugehörig. — Gegenbemerkungen von Jeffreys finden
sich ib. p. 496. — Fischer erklärt Journ. de Conch. VII. p. 364 die
Skenea nitidissima, gewiss mit Recht, für eine Larve.
Nachträgliche Nachlesen von Jeffreys finden sich
ib. IV. p. 189.
Im Beport of the 27. meeting of the british associa-
tion for the advancement of science held at Dublin ist
p. 104 ein Bericht über die marine Zoologie von Strand-
ford Lough, County Down and corresponding part of the
Irish Channel von Dickie enthalten. Enthält namentlich
Verzeichnisse von Conchylien.
Arohiv für Naturg. XXVI. Jahrg. 2. Bd. V
822 Troschel: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte
Ebenda p. 220—237 findet sich ein Report of the
Proceedings of the Belfast Dredging Committee. Hiernach
sind gefunden 96 Lamellibranchiaten , 2 Brachiopoden , 96
Gasteropoda prosobranchiata und 11 Gasteropoda opistho-
branchiata. — Vergl auch den folgenden Jahrgang (j^eeds)
p. 282—293. '.'":/:
Bemerkungen über den Schleppnetzfang in der Bucht
von Belfast machte Kinahan in der Dublin natural history
Society, und sprach dabei auch über die Verbreitung und
das Vorkommen einiger Mollusken. The natural history
review VI. p. 79.
üeber die V^erbreitung des Bulimus acutus in England
findet sich eine Notiz von J. E. Gray Annais nat. hist. IV.
p. 238.
E. P. Wright verzeichnete die Irländischen Nackt-
kiemer , welche ihm vorgekommen sind , 37 an der Zahl.
The natural history review VI. p. 86.
Einen kleinen Nachtrag zur Fauna der Land- und
Süsswassermollusken Meklenburgs lieferte Bo 1 1. Archiv
des Vereins für Freunde der Naturgesch. in Meklenburg
1859. p. 158. ,,.,_, .
Grateloup's „Faune malacologique girondine" ist
in zwei Abtheilungen erschienen, die im Journ. de Conch.
VII. p. 308 und 394 angezeigt sind. Die 175 lebenden
Arten gehören 9 Familien und 27 Gattungen an. Ihre Zahl
möchte etwas zu hoch sein, indem einige Varietäten für
Species angesehen sind.
Catalogue raisonne des Mollusques terresfres et d'eau
douce de la Gironde par M. J. B. Gassie s. Paris, Bail-
liere 1859. (Extrait des Actes de la Soc. Linn. de Bordeaux)
kenne ich bisher nur aus den Anzeigen in Rßvue de zool.
p. 501 und Journal de Conchyliologie VII. p. 396.
Es werden 138 Species aufgezählt, nämlich : 3 Arion, 5 Limax,
2 Testacella , 3 Vitrina, 2 Succinea, 9 Zonites, 24 Helix, 9 Bulimus,
4 Clausilia, 1 Balaea, 7 Pupa, 5 Vertigo, 1 Carychium, 2 Cyclostoma,
2 Aeme , 12 Planorbis , 3 Physa , 8 Lininaea, 2 Ancylus, 1 Paludina,
8 Bythinia, 3 Valvata, 1 Neritina, 4 Anodonta , 4 Unio , 4 Cyclas,
9 Pisidium. Ein neuer Limax und 1 neue Bythinia sind unten nam-
haft gemacht.
der Mollusken während des Jaliies 1859. 323
Nach Peter Merian kommen Dreissena polymorpha
und Paliidlna vivipara jetzt in dem Kanäle bei Mülhaiisen
vor, während sie früher daselbst fehlten. Verf. vermnthet,
dass sich die letztere durch den Rheinkanal allmählich
verbreiten werde. Verhandl. der naturf. Gesellsch. in Ba-
sel II. p. 343.
Prospetto sistemalico-statistico dei Molluschi terrestri
e fluviali viventi nel territorio di Lugano (Svizzera italiana)
dell Ab. Giuseppe Stabile. Milano 1859. 8. 67 Seiten.
Verf. beschreibt zuerst die geographische und physische Be-
schaffenheit des Gebietes, zählt dann die Arten auf, giebt in einem
dritten Abschnitte Diagnosen und Koten und fügt viertens eine verglei-
chende Tabelle der Landschnecken hinzu, worin die natürliche Be-
schaffenheit der Schalen (ob hornig, hornig-kalkig oder kalkig), die
mineralogische Beschaffenheit des Bodens , auf welchem sie leben
(cristallino , dolomia, calcare, calcare arlificiale) und der Aufenthalt
(ob an Felsen, an Mauern, auf Pflanzen, an der Erde, verborgen un-
ter Steinen oder Laub) angemerkt ist. — Das Verzeichniss enthält:
1 Arion, 2 Limax, 1 Vitiina, 2 Succinea, 6 Zonites, 16 Helix, 4 Bn-
limus, 2 Caecilianella, 5 Clausilia, 1 Balia, 6 Pupa, 6 Vertigo, 2 Ca-?
rychium , b t'lanorbis, 1 Physa , 7 Limnaea, 3 Ancylus, 1 Cyclostoma,
1 Pomatias, 1 Acnie, 2 Bythinia , 1 Paludina, 2 Valvata, 1 Neriiina,
2 Anodonta, 2 Unio , 2 Pisidiuni , 1 Sphaerium ; also 77 Schnecken
und 7 Muscheln, zusammen überhaupt 84 Arten..
Eine Brochüre von Antonio Villa ^Sulla distribu-
zione geografica dei molluschi terrestri nella Lombardia. Mi-
lano 1859" ist mir nur aus der kritischen Anzeige von E.
V. Blartens Malak. Bl. p. 199 bekannt geworden.
Kohlmayer nennt 22 Schnecken als an den östli-
chen Abhängen des Reisskofel in den Gailthalcr Alpen vor-
kommend. Jahrbuch des naturh. Museums in Kärnten IV.
1859. p. 64.
B e 1 k e verzeichnete (Bulletin de Moscou 1859. I.
p. 102) die Mollusken der Lhngegend von Kamenielz-Po-
dolski. -^ly^yri'. :-
Es sind 1 Arion, 3 Limax, 2 Succinea, 5 Helix, 3 Pupa, 1 An-
ricula, 1 Planorbis, 5 J.imnaeus, 1 31elanopsis, 1 Paludina (Bithynia),
1 Neritina, 2 Cyclas, 2 Unio, 1 Margarilana, 2 Anodonta ; zusammen
24 Schnecken und 7 Muscheln.
Mousson's Schrift „Ein Besuch auf Corfu und Ce-
324 Troschel: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte
falonien. Zürich 1859. 8.", welche auch Conchyliologisches
zu enthalten scheint, ist mir nicht zu Gesichte gekommen.
— Ebensowenig „Coquilles terreslres et fluviatiles recueil-
lies dans l'Orient par Mr. le docteur AI. Schäfli, determi-
nees parA. Mousson. Zürich 1859."
Aus dem Journ. de Conch. VII. p.400 erfahren wir,
dass Drouct neuerlich den Catalog der marinen Mollus-
ken der Azoren, in Quarto mit 2 Tafeln veröffentlicht hat.
Die daselbst angegebene Jahreszahl 1848 halte ich für einen
Druckfehler. Verf. findet eine gewisse Analogie mit der
Fauna des Mittelmeers und den Canarischen Inseln. An
den Azoren finden sich nur 75 Arten, während d'Orbigny
von den Canarischen Inseln 109 Arten aufführt. Die Fauna
der Landschnecken ist dagegen sehr reich , und soll von
Morel et in einem besonderen Werke veröffentlicht wer-
den. Eine Süsswasserfauna fehlt ganz. Die 5 neuen Arten
gehören den Gattungen Litiopa , Nassa und Patella an.
In Georg Hartungs Schrift j-Die geologischen Ver-
hältnisse der Inseln Lanzarote und Fuerta Ventura 1857,"
und zwar im Anhange p.l30 — 139 hat Mousson über die
Land- Schnecken dieser Inseln mit Bemerkungen über die
Molluskenfauna der Canarischen Inseln im Allgemeinen ge-
schrieben. Von dieser in dem damaligen Berichte übersehe-
nen kleinen Arbeit hat Lowe Annais nat. bist. III. p.81
eine Uebersetzung gegeben.
Im Ganzen sind von den Canarischen Inseln 101 Aiten be-
kannt, unter denen 2 neue Helix-Arten , die unten genannt sind.
Nach Aucapitaine leben im hohen Kabylien nur
drei Süsswasser- Mollusken, nämlich Ancylus costatus, Pa-
ludina idria Fer. und Limnaea minuta Drap. ; die erste in
der Ceder-Region, die beiden letzteren in der unteren Oli-
venregion. Verf. erklärt diese Armuth durch den schrof-
fen Temperaturwechsel und durch das Austrocknen der
Bäche im Sommer, welche das Schmelzen des Schnees in
reissende Ströme umwandelt, welche keinem Thiere gestat-
ten, sich darin zu entwickeln. Daher findet man nur einige
Arten, welche in Quellen leben können. Annales des seien-
ces naturelles XI. p. 179.
der Mollusken während des Jahres 1859- 325
Gassi es beschreibt Actes de la Soc. Linn. de Bor-
deaux XXII. p. 229 zwei Helices und zwei Ancylus, welche
Debeaux auf einer Excursion nach dem Djurjura in Ka-
bylien gesammelt und ihm zugesandt hatte. Die Helix
erschienen beiden neu ; sie sind unten genannt. Vgl. Re-
vue de Zoologie p. 496.
V. Martcns hat ein Verzeichniss der von Prof. Pe-
ters in Mossambique gesammelten Land - und Süsswasser-
Mollusken inMalak. Bl. p. 211 veröffentlicht, welches über-
haupt 27 und darunter 13 eigenthümliche Arten enthält.
Das Vorherrschen der Achatinen, Iridinen und Lanistes ist
echt afrikanisch. Die neuen Arten sind unten namhaft ge-
macht.
Dunker beschrieb Malak. Bl. p. 221 sechzig neue
Conchylien-Arten von Japan, aus einer Sammlung, welche
Dr. Nuhn im Hafen von Decima zusammengebracht hatte.
Sie sind auffallender Weise alphabetisch geordnet.
Fischer hat begonnen ein Verzeichniss der Mollus-
ken des Caledonischen Archipels zu veröffentlichen. Journ.
de Conch. VII. p. 329. Die Sammlung Montrouzier's wird
über 650 Arten geschätzt, von denen vier Fünftel mit der
Fauna der Philippinen übereinstimmen. Die Landschnecken
gleichen denen von den Philippinen nicht , sie bieten eine
wunderliche Mischung von Formen der entferntesten Ge-
genden. Prächtige Bulimus , wie die von Australien und
den Salomonsinseln kommen neben kleinen Bulimus vor,
die denen der Antillen ähnlich sind; die Cyclostomen und
Helicinen haben ebenfalls das Ansehen derer von den An-
tillen ; Planorbis , Physa und Succinea gleichen denen aus
Europa und Nordamerika ; die Helices haben das Ansehen
von Drepanostoma: die Melanopsis sehen aus, als wären
sie in Spanien gesammelt. Dazu kommen manche eigen-
thümliche Formen. Viele Arten von marinen Schnecken
und Muscheln werden gegessen. — Die Aufzählung beginnt
mit den Muscheln , deren 57 nebst einer Terebratula ge-
nannt werden. Unter ihnen findet sich eine neue Mactra.
Das Verzeichniss wird fortgesetzt.
Von verschiedenen Verfassern werden ib. p. 369 neun-
326 Tr ose hei: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte
zehn neue Arten von Neucaledonien beschrieben , deren
Namen unten mitgetheilt werden.
W. G. Binney hat ein Supplement zu seines Vaters
„Terrestrial MollusliS of the United States« geliefert. Das-
selbe füllt das ganze erste Heft des 7ten Bandes des Bo-
ston Journal of natural history p. 1 — 207, ist von 6 Stein-
druck - Tafeln begleitet , und bildet eine Fortsetzung und
Ergänzung des genannten Werkes. Zunächst sind 1) die
Arten der pacifischen Küste p. 6 — 29, dann 2) die Arten
östlich von den Rocky -Mountains p. 29 — 296 abgehandelt.
Neue Arten sind nicht beschrieben , wohl aber sind zahl-
reiche Arten hier zum erstenmal abgebildet und so eine
Möglichkeit gegeben , sie wiederzuerkennen und zu be-
stimmen , was nach den kurzen in den Zeitschriften zer-
streuten Diagnosen mindestens grossen Schwierigkeiten
unterworfen war. Die Abbildungen sind recht hübsch ge-
zeichnet.
Ein kleiner Nachtrag zu dem Kataloge Amerikani-
scher Landschnecken von Binney findet sich Proc. Phila-
delphia p. 188.
lieber einio-e bei West- Yarmouth vorkommende Mol-
lusken, Melampus (Conovulus) bidentatus , Crepidiila forni-
cata, Pecten concentricus, Buccinum obsoletum, Natica he-
ros, Pyrula canaliculata und Mya arenaria machte Lyman
kurze Bemerkungen. Proc. Boston Soc. VII. p. 78.
Eine kurze Notiz über die von Xantus am Cap St.
Lucas gesammelten Conchylien s. Proc. Philadelphia p.331.
Sanderson Smith stellte eine Tabelle über die
Tiefen der Mollusken von Peconik-Bay und Gardiner's-Bay,
Long Island , zusammen. Silliman Amer. Journ. XXVII.
p. 281.
Pfeiffer lieferte einen neuen Beitrag zur Mollusken-
fauna der Insel Cuba , wozu ihm eine Sendung Gundlach's
Gelegenheit gab , welche 78 Arten enthielt. Unter ihnen
befindet sich eine grössere Zahl neuer Arten aus den Fa-
milien der Cycloslomaceen , Helicinaceen und Heliceen.
Malak. Bl. p. 66.
Unter der Ueberschrift ^Beiträge zur MolluskenAiuna
der Mollusken während des Jahres 1859. 327
Central-Amerika's hatMörch einige Beziehungen der geo-
graphischen Verbreitung der Thiere erörtert , welche ein
allgemeineres Interesse bieten. Den Wärmezonen wird be-
sondere Wichtigkeit beigelegt, und es werden deren sieben
unterschieden : 2 polare , 2 subpolare , 2 subtropicale und
eine tropicale; diese werden durch drei Weltmeere durch-
schnitten, wodurch sechs Hauptküstenlinien entstehen und
somit sollten theoretisch 38 Faunen vorhanden sein. Ge-
wiss hat Verf. recht, wenn er annimmt, dass die Identität
der Arten, die durch Welltheile oder durch weite Meere
getrennt sind, nur auf nicht hinlänglich gründlicher Unter-
scheidung beruhen. Er verspricht den Beweis zu führen,
dass keine wohlausgeprägte Art auf beiden Seiten des
Isthmus von Panama identisch sei. Der Aufsatz ist im
Jahrgange 1859 noch nicht abgeschlossen. Wir müssen,
was die einzelnen abgehandelten Gruppen der Schnecken
betrifft , unten noch mehrfach auf diesen Aufsatz zurück-
kommen, auch um einige neue Arten zu verzeichnen. Ma-
lak. Bl. 1859. p. 102.
Ueber einige Land- und Süsswasser- Schnecken aus
Venezuela machte E. v. Martens Bemerkungen. Malak.
Bl. p. 59. Sie beziehen sich auf 17 Arten , unter denen
eine Physa neu.
Cephalopoda,
V. Tschudi legte der Wiener Akademie die soge-
nannten künstlichen Augen der Indianermumien aus Arica
vor , die nichts anderes als die getrockneten Augen von
Loligo gigas sind. Wiener Sitzungsberichte XXXIV. p. 361.
Steenstrup hat eine neue Cephalopodengattung D o sidicus
aufgestellt , wie wir aus der üebersetzu^ng Creplins in Giebel und
Heintz Zeitschr. f. d. ges. IVaturw. XIV. p. 195 ersehen. Daselbst ist
jedoch nicht angegeben, wo die Original-Abhandlung gedruckt ist.
Sie gehört in die Nähe von Ünimatostrephes ; aber sie hat an den
Bauchaimen an der Innern Hälfte grosse, an der äusseren Hälfte sehr
kleine Saugnäpfe und peitschenförmige Arnispilzen; ferner finden
sich an jedem Fangarme 4 — 5 Haftpolster in einer Längsreihe; end-
lich ist das llornskelet im Rücken eigenthümlich : eine massive schwere
328 Tr ose hei: Bericht üb. d. Leistungen in d. Katurgeschichte
Hornmasse füllt den unteren Trichter im Rückenstücke, so dass die-
ser nur zu einem Drittel oder Viertel hohl ist. Die Art D. Esch-
richtii soll von Marseille stammen.
Bennett veröffentlichte Bemerkungen über die Ver-
breitung , den Fang und die Verwendung zur Nahrung ei-
niger Nautilus-Arten. Proc. zool. soc. p.226.
Guido Sandberger hat „einige Bemerkungen über
den Nautilus umbilicatus" in den Wiener Sitzungsberichten
XXXVJI. p. 286 mitgetheilt; er fand eine logarithmische
Spirale mit zweierlei Quotienten als Windungsgesetz.
Derselbe veröffentlichte auch in dem siebenten Be-
richte der Oberhessischen Gesellschaft für Natur- und Heil-
kunde, Giessen 1859. p. 75 kurze Betrachtungen über Sipho
und Siphonaldute, so wie über Eizelle und andere äussere
und innere Merkmale der Schale des gemeinen Schiffsboo-
tes (Nautilus Pompilius L.).
Gasteropoda.
Lacaze-Duthiers hat in den Annales des scienc.
nat. XII. p. 4 — 84 Untersuchungen über den Purpur veröf-
fentlicht , welche die interessante Frage nach allen Seiten
beleuchtet und so ziemlich erschöpft. Verf. fand, dass ein
Fischer, der ihn auf seinen Excursionen zu Mahon beglei-
tete, in Zeiten der Müsse seine Wäsche zeichnete, indem
er mit einem Holzstäbchen den Schleim aus dem Mantel
von Purpura haemastoma auf dieselbe übertrug. Anfäng-
lich gelb, wurde die Farbe durch den Einfluss des Son-
nenlichtes roth. Dies war die Veranlassung zu des Verf.
Untersuchungen. Nach Erörterung des Historischen und
Betrachtung der Eigenthümlichkeit der Substanz so wie
ihres Verhaltens gegen das Sonnenlicht folgt die anatomi-
sche Beschreibung des Purpurorganes. Zwischen der Kieme
und dem Mastdarme verläuft ein Gefäss , welches von dem
Bojanus'schen Organe herkommt und nach beiden Seiten
zahlreiche Gefässe abgiebt. Ueber diesem Gefäss-Geflechte
liegt ein gelbes Organ, welches den Purpur liefert. Es
ist aus kleinen Schläuchen zusammengesetzt und hat keine
Oeffnung, keinen Ausführungsgang. Ein Secret der Niere
der Mollusken während des Jahres 1859. 329
ist der Purpur nicht. Gelegentlich ^vird hier eine längs
dem Mastdarme gelegene, mit eigener Oeflnung versehene,
sogenannte Anal-Drüse beschrieben , deren Bedeutung un-
bestimmt bleibt. Durch Untersuchungen an anderen Schnek-
ken kommt Verf. zu dem Resultate, dass das Purpurorgan
sehr allgemein vorkomme, dass aber sein Product an Farbe
und seinem Verhalten gegen das Licht sehr verschieden
sei. — Die Purpurfarbe , deren Nuancen p. 83 dargestellt
sind, und über deren Verwendung bei den Alten ausführ-
lich gehandelt wird , wird von verschiedenen Schnecken
gewonnen, namentlich werden als solche erwähnt Murex
brandaris, trunculus, erinaceus, so wie Purpura haemastoma
und lapillus. Schon diese kurzen Andeutungen werden die
Leser zum Studium der Abhandlung selbst anregen.
Fischer glaubt bei den Schnecken den vollständigen
Hermophroditismus, so dass Selbstbefruchtung stattfinden
könne, nachweisen zu können. Journ. de Conchyl. VIL
p. 262.
Grube suchte in einem Vortrage bei der Naturfor-
scherversammlung zu Bonn die Ansicht zu vertheidigen, der
Deckel der Gasteropoden sei der einen Schale der Muscheln
zu vergleichen. Amtlicher Bericht der 33. Versammlung
deutscher Naturforscher zu Bonn p. 148. — Ueber den
Werth der Deckel für die Classifikation sprach ib. p. 156
Referent und machte darauf aufmerksam, dass sie wäh-
rend ihres Wachsthums einer Drehung unterworfen seien,
da ihre Lage zur Mündung in jedem Alter des Thieres re-
lativ dieselbe sei.
Bemerkungen über einige Modifikationen von Conchy-
lien, die nicht von einer krankhaften Affection herrühren,
machte Marcel de Serres Annales des sc. nat. XIL
p. 376. Sie beziehen sich auf die Gattungen Pleurotoma,
Pleurotomaria , Ditremaria , Polystremaria , Tornigerus , Do-
lium u. s. w.
Taenioglossa.
Pomatiacea. Neue Art: Pomatias Himala yae Benson Annais nat
bist. III. p. 183 von Darjiling,
330 Troschel: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte
CyclOtacea. Wood ward hat lebende Exemplare von Cyclo-
stoma (Tropidophora) articulatum beobachtet, welche Ida Pfeiffer
von der Insel Rodiiguez nach England gebracht hatte und davon
eine Abbildung , so wie von der Zunge gegeben. Proc. zool. soc.
p. 204; Annais nat. bist. IV. p. 320.
Benson hat Annais nat. bist. IV. p. 93 die lebenden Thiere von
Raphauhis Chrysalis, Pupina artata und ütopoma clausuni beschrie-
ben, welche nach der Reise von Tenasseriin nach England noch le-
bendig waren.
Neue Arten: Cyclolus iUotus Gould Proc. Boston soc. VI. p. 425
von Loochoo. — C? minimus Gundlach von Cuba Malak. 81. p. 68.
Pfeiffer ist wegen der Beschaffenheit des Deckels sehr zweifelhaft
über das Genus.
Alycaeus pilula Gould Proc. Boston soc. VI. p. 424 von Hong-
Kong. — A. Jagori JVIartens Malak. Bl. p. 208 von Java.
Benson beschrieb sechs neue Arten dieser Gattung von Dar-
jiling unter den Namen Alycaeus otipho rus, Bembex, Physis, Gemmula,
plectocheilus , cremdatus und theilte bei dieser Gelegenheit die Gat-
tung in drei Gruppen, wobei er die Art der Zusammenziehung an
der Mündung für einen besseren Eintheilungsgrund als die von Pfeif-
fer benutzte Gestalt der Schale ansieht. Seine drei Gruppen sind:
1. Alycaeus. Letzte Windung in einiger Entfernung von der Mün-
dung zusammengezogen, 10 Arten ; 2. CArtr aa? Zusamnienziehung hart
an derMündung, 6 Arten; Q.Dioryx Zusammenziehung schmal, dicht
hinter der Mündung, die Suturalröhre näher am Peristom als bei den
vorigen, 4 Arten. Annais nat. bist. III. p. 176.
Diplommatina pullula Benson Annais nat. bist. III. p. 182 von
Darjiling.
Leptopoma suhconicum Pfeiffer Proc. zool. soc. p. 27.
Auf Megalomastoma gravidum , zu welchem Otopoma^Blennus
als Jugendzustand erkannt wurde, gründet Benson Annais nat. bist.
IV. p. 90 wegen der Eigenthümlichkeit des Deckels eine eigene Gat-
tung Hyhocystis testa distorta ovata , anfractus penultimus antice
supra aperturam planatus ; apertura circularis , callum internum sn-
perne sinuatum, a peristomate interiore sulco profunde excavalo di-
visum, exhibens; operculuni testaceum, crassum, extus concaviusculum,
plurispiratum , anfractibus sensim accrescentibus , ultimo extus aetate
sensim attenuato , iunioris abrupte desinente, intus l^/^ spiratum, epi-
dermide Cornea nitida vestitum, medio foveato-umbonatuni, anfractu
ultimo elevato priores partim celante.
Später machte Benson ib. p. 238 auf die Verschiedenheit der
Deckel bei den Megalomastoma-Arten aufmerksam, und hält eine Re-
vision dieser Gattung für wünschenswerth.
CyclOStomacea. Cydosloma artense Monlrouzier Journ. de
der Mollusken wnhrend des Jahres 1859. 331
Conch. VII. p. 286. pl. 8. fig. 1 von der Insel Art in Keu-Caledonien.
— C. Montrouzieri und Gassiesi Souverbie ib. p. 291. pL 8. fig. 5
und 6 (letztere hält Pfeiffer Malak. Bl. p. 193 für identisch mit
C. Apiae Recluz). — C. ammonis Gassies ib. p. 370 von Neu - Ca-
ledonien. '
Die eben g^enannten Arten sind unter dem allgemeinen IS'amen
Cyclostoma beschrieben w^orden, ohne Angabe der Gattung, zu welcher
sie gehören. Bei dem gegenwärtigen Stande der Wissenschaft ist dies
nicht mehr zulässig und jeder Autor sollte , wenn er auch wirklich
den generischen Werth der neueren Gattungen noch nicht anerken-
nen möchte, doch mindestens den Namen in Parenthese hinzufügen,
um den Leser zu orientiren.
Cyclostoma harhata , citharella und mtisiva von Ousima in Ja-
pan bilden nach G o u 1 d Proc. Boston soc. \I. p. 425 eine besondere
Gruppe in der Nähe der ecliten Cyclostoma, und zeichnen sich durch
den dünnen Deckel mit wenigen Windungen und verdünnten Rän-
dern aus, so wie durch die kuglige Form, offenen Nabel, kreisförmi-
ges Peristom, das die vorige Windung bloss berührt und durch vor-
stehende lamellenartige Anvvachsstreifen, die sich mit spiralen Reifen
schneiden. Verf. nennt diese Gattung J ap o?iia.
Cyclostomus priticipalis Pfeiffer Proc. zool. soc. p. 27 von Ma-
dagaskar.
Choannpoma Daudinoti , decoloratum, fragile, Yaterascnse, au-
ricomum Gundlach von Cuba. Malak. Bl. p. 69.
Chondropoma dilatatum und marginalhum Gundlach Malak. Bl.
p. 75 von Cuba.
Cistula Machinlayi , inlerstiliale Gundlach von Cuba. Malak.
Bl. p. 74.
Ctenopoma perspectivum Gundlach von Cuba. Malak. Bl. p. 72k
Bourciera Fraseii Pfeiffer Proc. zool. soc. p. 27 von Ecuador.
Diplopoma Pfeiffer ist der Name einer neuen Gattung, dessen
Deckel als Operc. subduplicatum, stratis sulco profundo, acuto sepa-
ratis, inh)rno parura excavato , laevigato , externo calcareo , inflato,
paucispiro, nucleo profunde iminerso, pellucido, anfr. extimo oblique
et argute costato beschrieben wird. Die neue Art stammt von Cuba.
Malak. Bl. p. 73.
Omphalotropis Harpiila Benson Annais nat. bist. III. p. 100 von
Mauritius. — 0. strictus Gould Proc. Boston soc. VII. p. 40 von Loo
Choo. — 0. Boraborensis Dohrn Malak. Bl. p. 203 von Borabora.
Hydrocena Vescoi Dohrn Malak. Bl, p. 202 xon Tahiti.
Truncatellacea. Truncalella pelludda Dohrn Malak. Bl. p. 203
aus Arabien.
AmpullaridCea. Ampullaria soUday modesta und quitensis von
332 T rose hei: Bericht üb. d. Leistungen in d. INaturgeschichte
Ecuador, so wie A, notae Granadae sind neue Arten von v. d. Busch.
Proc. zool. SOG. p. 168.
Fotamophila. Paludlna histrica Gould Proc. Boston Soc. VII.
p. 41 von Ousima und Loo-Choo.
Eine kurze Notiz von Frauenfeld über die Lebensweise der
Paludomus vergl. Wiener Sitzungsberichte XXXVII. p. 790.
ßithynia divalis Gould Proc. Boston soc. VII. p. 41 von Can-
ton. — B, Baudoniana Gassies Actes de la soc. Linn. de Bordeaux
tom. XXII. p.231.
Assiminea debilis und rubida Gould ?roc. Boston soc. VII. p.41
von Loo-Choo.
Lithoglyphus ionatus Woodward Proc. zool. soc. p. 349. pl. 47.
flg. 3 aus dem See Tanganyika in Gentralafraka.
Melania libertina von Sinioda und Ousima, gracilina von Ta-
heiti und dolorosa von Hakodadi Gould Proc. Boston soc. VII. p.42.
M. fusco-pwictata und Fraseri v. d. Busch von Ecuador Proc. zool.
soc. p. 167. — M. (Melanella) nassa Woodward ib. p. 349. pl. 47.
flg. 4 aus dem See Tanganyika in Centralafrika. — M. Jnhambanica
Martens Malak. Bl. p. 216 von Inhambane. — M, temnsulcata Dunker
ib. p. 229 von Japan.
Melatiopsis neritoides und fulgurans Gassies Journ. de Conch.
VII. p. 371 von Neu-Caledonien.
Littorinacea. Littorina vidua Gould Proc. Boston Soc. VII.
p. 138 von Ousima. •— L. exigua Dunker Malak. ßl. p. 226 von Japan.
Clark versuchte die Identität seines Trochus Cutlerianus mit
Skenea Culleriana der „British Mollusca" und die Verschiedenheit
von Philippi's Trochus exilis nachzuweisen. Annais nat. bist. III.
p. 192.
Eine vorläufige Notiz von Schwartz von Mohrenstern
über die Familie der Rissoiden und insbesondere die Gattung Ris-
soina, der später eine Monographie folgte , die wir im nächsten Be-
richte zu besprechen haben werden , erschien Wiener Sitzungsber.
XXXIII. p. 514.
Rissoina anmilala und cosinlata Dunker Malak. ßl. von Japan.
Fossar tornatilis Gould Proc. Boston Soc. VII. p. 44 von
Hong-Kong.
Pyramidellacea. Obeliscus hyalinus und solidulus Dunker Ma-
lak. Bl. p. 233 von Japan.
Pyramidella Pratii ßernardi Journ. de Conch. VII. p. 386. pl.
XIII. fig. 1. unbekannten Vaterlandes.
Turbonilla craticulala von Bocorones , T. cinctella von Sonso-
nate und T. subula von Bocorones Mörch Malak. Bl. p. 119. — T.
cingulata, Philippiana, terebra, varicosa Dunker Malak. Bl. p. 239 von
Japan.
der Mollusken während des Jahres 1859. 333
Odostomia Lukisii Jeffreys Annais nat. hist. III. p. 112. pl. III.
flg. 19. — 0. costulata, fasciata ^ laclea Dunker Malak. Bl. p. 234
von Japan.
Eulimella Philippiana Dunker Malak. Bl. p. 226 von Japan.
Eulima bipartita Mörch Malak. Bl. p. 120 von Sonsonate.
CGrithiäCBä. Cerithium pusillum und C (Cerilhiopsis) subre-
ticulatum Dunker Malak. Bl. p. 224 von Japan.
Cerilhiopsis nivea JelFreys Annais nat. hist. III. p. 116. pl. III.
fig. 17 von Belfast.
Triforis cingulata ^ exilis und fusca Dunker Malak. Bl. p. 237
von Japan.
Litiopa Gratelupeana Drouet Moll, marins des lies A^ores pl. I.
Fig. 1. 2.
Cälyptraeacea. Die Gattung Crepidula ist bei Reeve 1. c. auf
5 Tafeln in 30 Species dargestellt. Neue Arten sind: C. nauliloides
New-York, ßmbriata Vancouversstrasse, Walshi Ceylon, Scabies China,
aplysioides Rio-Janeiro, bilobata, iirata Californien.
Die Monographie von Crucibuluni bei Reeve 1. c. enthält auf
7 Tafeln 25 Species , wovon folgende neu : C. ferrugineum Chili,
spectrum Malacca, verrucosum, concameralum, morbidum China, livi-
dvm China.
Bei Reeve 1. c. ist die Gattung Calyptraea in 33 Arten auf
8 Tafeln bearbeitet. Darunter sind folgende Arten neu: C\ tortilis
von den Galopagosinseln , cicalricosa Philippinen, bulla Philippinen,
dormitoria Philippinen , papyracea Philippinen , Adamsii Philippinen,
alveolata Galapagos, fibulata Philippinen, slultorum Molukken, Mar-
tiniana Philippinen, sacchari, nieta Philippinen, Scabies Philippinen,
uncinata St. Thomas, ossea Philippinen, porosa Australien, balanoides
Philippinen, diaphana Philippinen, Stella Honduras, hipponiciformis
Philippinen, Layardi Ceylon , cyathella Philippinen, scutulum Philip-
pinen, aculeata Honduras, umbo Honduras.
Von der Gattung Trochita erschienen bei Reeve drei Tafeln
mit 15 Arten. Darunter neu : T. poculum Valparaiso, pelhieida Phi-
lippinen, subreflexa CalUovuien, corrugata ?e\Uj «o/tW«. Centralamerika,
clypeolum Magelhansstrasse.
Yanikoridae. Vanihoro scalarina Gould Proc. Boston Soc. VII,
p. 44. von Loo-Choo.
Vermetacea. Mörch begann Studien über die Familie der
Vermetus zu veröffentlichen. Journ. de Conchyl. VII. p. 342. Nach
allgemeinen Bemerkungen über den Bau des Thieres folgt die Auf-
zählung der Arten, nämlich: 4 Cladopoda , 10 Serpulus, 10 Sipho-
nium, 1 Bivonia. Wird fortgesetzt.
Vermetus imbricatus und planorbis Dunker Malak. Bl. p. 240
von Japan.
334 Troschel: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte
Gaecacea. Nach Carpenter haben die Caecaceen sehr re-
gelmässige VVachsthumsstreifen , so dass diese den besten Charakter
für Species - Unterscheidung bieten. Report of the 27. meeting of
the british association for the advancement of science held at Du-
plin p. 102.
Naticacea. Bei den Gattungen Natica und Sigaretus hat Re-
ferent eine Eigenthüiulichkeit entdeckt, die diese Gattungen von
allen übrigen leicht unterscheidet. Sie besitzen nämlich unterhalb
am Ende des Rüssels eine Saugplatte , die offenbar dazu dient den
Rüssel festzuheften , wenn das Thier Muschelschalen anbohren will.
Auch hat sich Referent durch die abweichenden Mundtheile über-
zeugt , dass N. adspersa Mke von N. stercus muscarum, so wie N.
consolidata von N. clausa specifisch verschieden sind, Verhandl. des
naturh. Vereins der Preuss. Rheinlande und Westphalens 1859. p. 116.
> . sr JSatica sexera von Hakodadi,. russa aus dem Arctischen Ocean,
puerilis von Porto Praya Gould Proc. Boston Soc. Yll. p. 44. —
N, Adamsiana, concinna, rohnsla Dunker Malak. Bl. p.232 von Japan.
Veltttinacea^ Die Gattung Pilidiun» Midd. wurde von Loven
in Piliscus umgetauft, weil der Käme etwas früher für eine Patella
verwendet war. Die Gattung Piliscus ist mit Velutina verwandt, wie
auch die Radula zeigt. Der Middendorf'schen Art P. commodus wird
eine zweite P. probns von Spitzbergen hinzugefügt. Ofversigt af
kongl. Vetenskaps-Akademiens Förhandlingar 1859. p. 119.
InVOluta. Crosse weist auf die grosse Unwahrscheinlichkeil
hin , dass die Notiz (\or. Bericht p. 274) über das Vorkommen und
den Fang der Cypraea moneta im Innern Afrikas auf richtigen That-
sachen beruhe. Revue de Zoologie p. 45. — Bei einer Rechtferti-
gung Aucapitains hiergegen ib. p. 237 finden sich einige inter-
essante Angaben über den Werth dieser Schalen bei den dortigen
Ejngebornen.
Gassidea. DoUtan FavannU und Dunkeri Hanley Proc. zool.
soc. p. 430, letztere von Port Natal. — Ib. p. 487 gab derselbe Verf.
ein systematisches Verzeichniss der Arten der Gattung Dolium, wel-
ches 19 Arten enthält , wobei die Gattung Malea ausgeschlossen ist.
Verf. ist bemüht gewesen, die Synonyniie aufzuklären.
Toxoglossa. ^Y
Gonoidca. Conus proximus und nigrescens Sowerby Proc. zool.
soc. p, 429. pl. 49. fig. 1. 2 ohne Angabe des Vaterlandes. — C. Ca-
brilii Bernardi Journ. de conch. VII. p. 377. pl. XIII. fig. 2 Neu-Ca-
ledonien. — C. Ceciliae Chenu ib. p. 381. pl. XIV. fig. 5 (verschieden
von C. Cecilei, also unzweckmässiger Name).
>:&■>-■ iU- der Mollusken während des Jahres 1859. 335
Terebracea. Deshayes hat eine Uebersicht aller Species der
Gattung lerehia gegeben, bei welcher Gelegenheit viele neue Arten
aufgestellt sind. Im Ganzen kennt Verf. 221 Arten, die in Sectionen
und Gruppen getheilt sind. Als neu sind darunter die folgenden be-
schrieben : T. liarella Cap Katal, fiinbriata, interlineata Sandwichin-
seln, trochlea Zanzibar, Sowerbyana Gambia, Reevei Molukken, Gouldi
Sandwichinseln , festiva Senegal , speciosa, Dillwynii Japan, manno-
rata Moretonbay, pmicticulata, splendens China, pura Zan/ibar, glabra
China , buccinulum Australien, solida Japan, crassnla , circumcincta
rothes Meer, incolor Philippinen, clispar , 6<par/i7« Sandwichinseln,
apicina Singapore, bacilliis Sandwichinseln, lactea Sandwichinseln,
Traillii Ind. Ocean, Verreanxi, Argenvillei, continua, acumen, inathe-
roniana Taiti , Sallaeana Mexiko, caliginosa Philippinen , mot/esfct
Indus, Bourcjuignati China, Crossii Ind. Ocean, philippiana Marqui-
seninseln , Ädansoni Senegal, nana Indus, evoluta Japan, Bernardii
Australien, Jukesi Port Essington , addita Vandieniensland, plicatella
Vandieniensland , longiscala Philippinen, ustulata Vandieniensland,
Kienerii Vandieniensland, chilensis Chile , 7iodularis Sandwichinseln,
geminaUt Cap Natal , marginata Gambia , brevicula Vandieniensland,
Bruguieri C hlnn ,. amoena China, pulchella China, crenifera China,
blanda Japan , flavescens Sandwichinseln , approximata^ Swainsoni
Sandwichinseln, subangnlata , exigua Australien, polygyrata Philippi-
nen, Peasii Sandwichinseln , Souleyeti Mexiko, difficilis, cinctella In-
dus, trisfis Japan, formosa Panama, incomparabilis Panama, conso-
brina rothes Meer, insignis Panama, histrio, chinensis China, virginea
Zanzibar, obsoleta, columnaris , pallida i\Iarquiseninseln, Cumingii
China, regina Senegal, lima China, Fortunii China, bitorquata, albo-
marginata Australien, eximia , decorata Sumatra, Archimedis, circi-
nata China, acuta China, praelonga Port Curtis. Proc. zool. soc. p. 27Ö.
Pleurotomacea. Pleurotoma octangulata Dunker Malak. Bl.
p. 234 von Japan.
Defrancia texta Dunker Malak. Bl. p. 225 von Japan.
Mangilia costidata , Deshayesii ^ Lenckarli , pygtnaea Dunker
Malak. Bl. p. 227 von Japan.
Rhachiglossa.
OlivaCCa. AncHlaria Lienardii Bernardi Journ. de Conch. VII.
p. 193. pl. 10. fig. 4 von Brasilien.
VolutaCOa. Bei Gelegenheit der Beschreibung des ausgewach-
senen Zustandes von Scapha mamilla und einer Abbildung desselben
Proc. zool. soc. p. 34. pl. 45 gruppirt Gray die Arten der Gattung
Scapha nach der Beschaffenheit des Nucleus. — Scapha Maria-Emma
ist eine neue Art desselben Verf. ib. p. 230. pl. 48.
836 Troschel: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte
Voluta deliciosa Montrouzier Journ. de Conch. VII. p. 375 von
IVeu-Caledonien. — F. Rossiniana Bernardi ib. p. 377 ebendaher.
Marginella suavis Souverbie Journ. de Conch. VII. p. 376 von
Neu - Caledonien.
Milra Bronni Dunker Malak. Bl. p. 229 von Japan. — M. Bois-
saci und Potensis Journ. de Conch, VII. p. 374 von Neu-Caledonien.
Ganalifera. Ttirhinella rhodostoma Dunker Malak. ßl. p. 238
von Japan.
Ftisvs Pazi Crosse Journ. de Conch. VII, p. 380. pl. XIV. fig. 1.
Cantharus (Pollia) Menheanus Dunker Malak. Bl. p. 222 von
Japan.
Muricea. Sowerby beschrieb Proc. zool. soc. p. 428. pl. 49
als neu : Murex octogomis von Neu -Caledonien, expansus von China,
nuhiUis, taeniatns von Californien, roseolinctus von den Philippinen.
Alle sind abgebildet. — M. calcarius , Japoniciis Dunker Malak. Bl.
p. 230 von Japan. — M. Cabrilii Bernardi Journ. de Conch. VII.
p. 301. pl. 10. fig. 3.
Columbellacea. Mörch hat das Gebiss der Gattung Colum-
bella untersucht. Journ. de Conchyl. VIT. p. 254. Bei dieser Gele-
genheit theilt Verf. die Gattung Columbella Lani. in drei Gattungen:
1. Pt/^fwicf ea Humphr. (Subgenera : Nitidella Swains., Alia Ad.). 2.
Pyrena Bolt. (Subgen. Atilia Ad., Pyrena Bolt. , Conella Swains.,
Dibaphus Phil.). 3. Mitsella Bisso (Subgen. Astyris Ad., Anachis
Ad., Strombina Mörch). Von mehreren Arten sind die Zungenplatten
abgebildet. Columbella mendicaria L. und zonata werden als zur Gatt.
Engina Gray gehörig ausgeschlossen, ebenso die Gattung Amyda Ad-
und Col. triumphalis Duck, die zur Gattung Cantarus Bolt. gehört.
Von der Gattung Columbella, die in den früheren Lieferungen
bei Reeve 1. c. schon bis zur 144. Species fortgeführt war, ist nun
der Schluss erschienen. Die Gattung enthält demnach 240 Arten auf
37 Tafeln. An neuen Arten sind noch zu erwähnen: C. alaperdicis,
picta, pumilio Venezuela, livescens Luzon, solidnla, valida Guatemala,
irrorata Australien, slrigata , elata , Cumingii Philippinen, haculus
China, avena BufFalo , Cap Colony , ßoccata BufTalo , pertusa Guate-
mala, sagena Japan, multivoluta , collaris , californica Californien,
nivosa Guatemala, margarila Sandwich, Brookei Borneo, delicafa Gua-
temala, bella China, tnberculala, essingtonensis Australien, fenestratay
rorida Lord Hoods - Inseln , crassilabris , fulgida Australien, velata,
rosacea , Lincolnensis AuslrtiUen , arala , lumhricus Philippinen, sac-
charata Vandiemensland, sugillata China, emarginata, scutulata, vit~
lata Philippinen, Mindorensis Philippinen, spectrnm Philippinen,
porcata, antillarum St. Thomas, mangelioides Westindien, Gualema-
lensis Guatemala , pelhtcida , sparsa , acus Philippinen , oblila Peru,
der Mollusken während des Jahres 1859. 337
cavea , tenebrica , polifa , eximia , albuginosa, Tayloriana Australien,
bijlaminata , nux Adelaide, galaxias, cilhara , crepuscidum , fusillu.';,
alabaslviim, plurisulcata, nubeculata, scalpta, ocellata, pelagia, choava
Neuseeland.
Columbella pumila Dunker Malak. Bl. p. 224 von Japan. — C.
Deskayesii von Oceanien und Bonrgotiana Crosse Journ. de Conch.
VII. p. 383. p. XIV. fig. 4 und 6.
Ree ve gründete in seiner Conchologia iconica Lief. 185 eine
neue Gattung Meta zwischen Swainsons Gattungen Stronibidea und
Conella mit folgenden Charakteren: testa conoidea, versus basin re-
gulariter attenuata , spira breviuscula, plerunique superficialiter cana-
liculata; apertu elongata, angusta, fauce proprae niarginem radiatim
lirata, liris brevibus. Dahin gehören Conus macrostomus Anton, Co-
nella ovuloides Adams MS., cedo nulli n. sp., Con. coniformis Sow.,
Strombus dubius Sow., Con. Dupontiae Kiener. — Ich bin ungewiss,
ob diese Gattung neben Conella und in der Nähe von Columbella ihren
systematischen Platz finden würde.
Buccinda. Volutharpa Mörchiana Fischer Journ. de Conch. VII.
p. 299. pl. 10. fig. 2 aus Sibirien.
Nassa fraferculus , lirata, varians Dunker Malak. ßl. p. 230
von Japan. — N. Deshayesii Drouet Moll, marins des A^ores pl. I.
fig. 3. 4.
Purpura Bronni Dunker Malak. Bl. p. 235 von Japan. — Bei
Küster Conchylien-Kabinet sind P. viduata p. 135, clalhrala p. 149,
critrosa Krauss p. 166 von Südafrika, multilineata und casfanea Krauss
von Südafrika als neue Arten beschrieben und abgebildet.
Pseudoliva ancilla aus dem KafFerlande und nassoides von Ma-
labar beschrieb Hanley Proc. zool. soc p. 429.
Ptenoglossa Gray.
Solariacea. Bei der Gattung Architectonica (Solarium Lam.)
hat auch Mürch Malak. Bl. p. 121 keine Zungenzähne finden kön-
nen. Er hält dies jedoch nicht für genügend, sie in die Abtheilung
Aglossa zu setzen. (Dieselben sind übrigens vorhanden , und haben
noch am ersten Aehnlichkeit mit denen vöti Janthina und Scalaria,
so dass die Familie der Solariaceen in die Ordnung der, Ptenoglossa
zu stellen sein wird Ref.). Mörch beschreibt eine neue Art A. Va-
lenciennesii von Realejo.
Solarium trochoides Deshayes ist von Crosse Journ. de Conch.
VII. p. 378. pl. XIV. fig. 2 abgebildet., und dadurch die fast verges-
sene Art der Wissenschaft wiedergegeben. Sie stammt von Neu-Ca-
ledonien.
Archiv f. Naturg. XXVI. Jahrg. 2. Bd. W
338 Troschel: Bericht üb. d. Leistungen in d. Katurgeschichte
SCälärillcl. Scalaria austro - caledonica Montrouzier Journ. de
Conch. VII. p. 373 von IVeu-Caledonien.
Janthinacea. Die Monographie der Gattung Janthina ist bei
Reeve 1. c. in 25 Arten auf 5 Tafeln dargestellt. Neue Arten darin
sind: J. roseola von den JNicobaren, affinis , grandis , casta , caeru-
leata, africana von Zanzibar, trochoidea, balteata vom Cap, involuta,
depressa, Smilhiae England, fihula, nmbilicata, iricolor.
Janlhina capreolata Montrouzier Journ. de Conch. VII. p. 375
von Neu-Caledonien.
Recluzia aperta Jeffreys Annais nat. bist. III. p. 114. pl. III.
flg. 22.
Rhipidoglossa.
HeliCinaC6ä. Helidna Poeyi, Reeveana Pfeiffer und bellula,
incrustata Gundlach Malak. Bl. p. 78 von Cuba. — Hei. littoralis
Montrouzier Journ. de Conch. VII. p.287. pl. 8. fig. 2 von Keu-Ca-
ledonien.
Von Pfeiffer wurden aufgestellt Proc. zool. soc. p. 28. //e-
licina (LucidellaJ inaequalis Janiaica, H. electrina Aru-Inseln , //.
paraensis Brasilien, H. behniana Kikobaren, H. aruana Aru-Inseln,
H. minuscula.
Nsritacoa. Neritma plicata Gassies Journ. de Conch. VII. p. 372
von Neu-Caledonien.
Neritella und N. (Clithon) penicillata Gould Proc. Boston Soc.
VII. p. 43, erstere von Loo-Choo, letztere von Neu-Irland.
Nerita pica Gould Proc. Boston Soc. VII. p. 43 von Simoda. —
JV. Japonica Dunker Malak. Bl. p. 233 von Japan.
TrOChacea. Rotella Montrouzieri Souveihie Journ. de Conch. VII.
p. 376 von Neu-Caledonien.
Trochus Carpenteri, distinguendus, nigricolor, rota, nnicus Dun-
ker Malak. Bl. p. 238 von Japan.
Monodonta (Euchelus) Bronni Dunker Malak. Bl. p. 229 von
Japan.
Liotia solidula von China, loculosa von Loo-Choo, fulgens
vom Cap, asteriscus von Hong-Kong sind neue Arten von Gould
Proc. Boston soc. VII. p. 142. — L. pilula Dunker Malak. Bl. p. 226
von Japan.
Cyclostrema modestum Gould Proc. Boston soc. VII. p. 142. —
C. cingulatum und pulchellum Dunker Malak. Bl. p.225 von Japan.
Gena dilecta Gould Proc. Boston Soc. VII. p. 44 von Hakodadi.
WoodAvard beschrieb eine neue Art Scissurella Mantelli von
Neu- Seeland, und machte dabei einige Bemerkungen über diese Gat-
tung. Proc. zool. soc. p. 202.
der Mollusken während des Jahres 1859. 339
Ualiotidea. Eine sehr specielle Beschreibung des Ner-
vensystems von Haliotis tuberculata und lamellosa Lam.
verdanken wir Lacaze Duthiers. Annales des scienc.
nat. XII. p. 247 mit 3 Tafeln.
FiSSUrelläCGä. Rimula echinata Gould Proc. Boston soc. VII.
p. 163 von der Gaspe-Strasse.
Emarginula pileata von Loo - Choo, altilis von Kagosima, ra-
diata von Sydney Harbor, textilis von Ousinia Gould Proc. Boston
Soc. VII. p. 162. — E. picta Dunker 3Ialak. Bl. p. 226 von Japan.
Cyclobranchiata.
Patöllinä. Kinahan erkannte gewisse Eindrücke von eigen-
thümlicher Beschaffenheit auf Steinen als von Patella vulgaris oder
anderen Mollusken herrührend. The natural history review VI. p. 372.
Palella grata von der Kordküste von Kiphon und pallida von
Hakodadi Gould Proc. Boston Soc. VII. p. 161. — P. Gomesii, Bau-
donii und 3/ore/erii Drouet Moll, niarins des iles A^ores pl. I. fig. 6. 7.
pl. II. fig. 8. 9 und 10. 11.
AcmaoaCdä. Acmaea dorsuosa Gould Proc. Boston Soc. VII.
p. 162 von Hakodadi. — A. pygmaea Dunker Malak. ßl. p. 234 von
Japan.
Scutellina unguiformis von Kagosima und scobinata von Ousiina
Gould Proc. Boston soc. VII. p. 162.
Ohitonidae. Aus der Chitonenfamilie stellte Gould Proc. Bo-
ston soc. VII. p. 163 folgende neue Arten auf: Lophyrus luguhrisy
Leptochilon comptus von Loo-Choo, jacobaeus von Simoda, concinnus
von Hakodadij craticulalus von China, Lepidopleura lepida von China,
Chaetopleura plumosa, Acanthochaetes achates von Kikaia und Hako-
dadi, Molpalia Stimpsoni von Hakodadi.
Capellini hat ein Verzeichniss der Chitonen, welche im Mit-
lelmeer vorkommen, im Journ. de Conchyl. VII. p. 320 zusammenge-
stellt, welches 16 Arten enthält, unter denen drei von Costa auf-
gestellte, so wie drei neue Arten Ck. Meneghinii, Doriae und Alge-
sirensis durch Diagnosen charakterisirt sind. Die drei neuen Arten
sind abgebildet.
Chiton 5fract7is Jeffreys Annais nat. bist. III. p. 106. pl.III, fig. 9
mit Abbildung der Zunge.
Cirrobranchiata. Dentaliwn adculum von China , hexagonum
von Hong-Kong, buccinulum von Kagosima, intercalatutn von China,
strigatum vom Cap , porcatum von Hong-Kong, clavatum ebendaher
sind Arten von Gould Proc. Boston soc. VII. p. 165.
340 Troschel: Bericht üb. d. Leistungen in d. Katurgeschichte
Pulmonata.
Mörch hält die Kiefer für den besten Charakter zur
Gründung- von Familien in der Abtheilung Pulmonata, und
schlägt danach Malak. Bl. p. 109 folgende Familien vor,
deren Natürlichkeit anzuerkennen ich freilich Anstand neh-
men muss : 1) 0 xyg natha. Kiefer mit einem hervorsprin-
genden Zahn , wie Limax , Vitrina , Succinea , Helicella,
Zonites , Leucochroa , Ryssota , Obba , Carocolla , Otala,
Pleurodonta. — 2) Aulacognatha. Kiefer gestreift, am
Rande crenulirt: Euryomphala, Bradybaena, Sagda, Cochli-
cella , Rumina, Pupa , Clausilia. — 3) 0 dont ognatha.
Kiefer mit entferntstehenden Leisten , welche am Rande
Zähne bilden , wie Arion, Ariolimax, Nanina , Teba, Poma-
tia, Helicogena, Helicogona (Campylaea) , Achatina, Limi-
colaria, Bulimus. — 4) Goniognatha. Mit schief ge-
streiften Kiefern: Orthalicus, Pseudostrombus. — 5) Agna-
tha. Ohne Kiefer: Oleacina, Testacella. — Hieran schlies-
sen sich Bemerkungen über die Gattungen Philomycus,
Megapelta, Ariolimax, Helicogona, Pupa, Bulimulus, Ortha-
licus, Oleacina, Glandina.
LimäCöä. Gassi es beschrieb einen neuen Limax argillaceus
aus der Kähe von Bordeaux Actes de la soc. Linn. de Bordeaux XXIL
p. 231.
Ueber die merkwürdige Neuseeländische Schnecke (Limax bi-
tentaculatus Q. G., Janella antipodarum Gray, Aneiteum Slug Macdo-
nald) hat Knight einige nicht uninteressante Kotizen nach dem le-
benden Thiere veröffentlicht und dieselben mit sorgfältigen Abbil-
dungen begleitet. Transactions of the Linnean Soc. of London XXIL
p. 381. Wir heben daraus das folgende hervor. Der Mantel bedeckt
den ganzen Rücken. Die Kiemenöffnung liegt an der rechten Seite der
Decke der Kiemenhöhle ; in der vorderen Wand des Kiemensackes fin-
den sich vier kleine Granula, die dem Verf. kalkig scheinen. Dicht
vor dem Kiemensacke ist eine kleine Oeffnung, aus welcher in pul-
sirenden Wellen eine Flüssigkeit über die Kiemenhöhlendecke wallt.
Der Oberkiefer so wie die Platten der Zungenmembran, die zahlreich
in Querreihen stehen, sind abgebildet.
Helicea. Von Pfeiffer's „Monographia Heliceorum
vivenlium sistens descriptiones systematicas et criticas omnium
der Mollusken während des Jahres 1859. 341
huius familiae generum et specierum hodie cognitarum" ist
nunmehr die zweite Abtheilung des vierten Bandes er-
schienen. Jeder wird den ausdauernden Fleiss anerkennen
müssen , mit welchem Verf. , seinem vorgesteckten Ziele
getreu, Alles zusammenträgt, was sich auf die weite Fa-
milie der Heliceen bezieht. Nicht weniger ist es anzuer-
kennen, dass derselbe mit Resignation sich auf wenige
Familien von Schnecken beschränkt, um in ihnen etwas Voll-
ständiges leisten zu können. Nur dadurch ist es ihm mög-
lich geworden, ein so riesiges Material zusammenzutragen.
Diese Nachträge sind darauf angelegt, die Synonymie aller
Arten zu vervollständigen, und die seit dem Erscheinen
der früheren Bände veröffentlichten Arten nachzutragen. Der
vorliegende Band enthält die Galtungen : Bulimus mit 1100,
Partula mit 57, Achatinella mit 210, Columna mit 3, Spi-
raxis mit 62, Limicolaria mit 21, Orthalicus mit 20, Peri-
deris mit 18, Pseudachatina mit 5, Achatina mit 180, Olea-
cina mit 108, Azeca mit 14, Tornatellina mit 27, Gibbus
mit 3, Pupa mit 236, Macroceramus mit 19, Cylindrella mit
143, Megaspira mit 2, Balea mit 9, Clausilia mit 386, Dau-
debardia mit 8, Vitrina mit 87 , Simpulopsis mit 16, Succi-
nea mit 139 Arten.
In den Malak. Bl. 1859. p. 1 und p. 19 erschienen schon
wieder Nachträge zu diesem Bande, indem Pfeiffer von
über 60 Helix, 24 Bulimus und anderen, die seitdem von
verschiedenen Schriftstellern beschrieben waren, die Diagno-
sen mittheilt.
Ebrard hat über den Nutzen der Helices eine be-
sondere kleine Schrift veröffentlicht : Des Escargots au
point de vue de l'alimentation, de la viticulture et de l'hor-
ticulture, suivis d'observations sur l'efficacite des Limagons
dans les maladies de poitrine. Grenoble. 8. 16 pag. Nach
dem Verf. enthalten sie wenig Nahrungsstoff, und eignen
ölch daher weniger zum Nahrungsmittel als um dem Wohl-
schmack zu genügen.
Vitrina iniperaf or Gou]d Proc. Boston Soc, VI. p.422 von Hong-
Kong. — Stabile bildet V. Charpetifieri (V. glacialis Forb., niva-
lis Charp.) Revue de zool. p. 419. pl. XV. ßg. 1—5 ab, und vevzeich-
342
Troschel: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte
net die 11 europäischen Arten , von denen er 7 zur Gattung Semili-
max, 5 zur Gattung Phenacolimax zählt. — V. scutella und Salius
Benson Annais nat. hist. III. p. 188 aus dem Khasia- Gebirge. — V.
planospira Benson ib. p. 271 von Darjiling.
Succinea lauta Gould Proc. Boston Soc. VI. p. 422 von Hako-
dadi (Insel Jesso). — S. lyrata Gould ib. VII. p. 40 von Loo-Choo.
Ein verdienstliches Geschäft hat v. Martens Malali. Bl. p. 127
unternommen, indem er die Synonymie einiger Helix-Arten aufgeklärt
hat. H. striata Müll., H. caperalaMont., H. intersecta Poiret, H. can-
didula Stud. sind mit Diagnosen und der Synonymie versehen. Verf.
macht im Eingange auf die W^ichtigkeit der richtigen Bestimmung,
die namentlich bei älteren Schriftstellern vermisst wird , für die
Kenntniss der geographischen Verbreitung der Arten aufmerksam.
Kinahan erwähnt beiläufig das häufige Vorkommen einiger
Helix-Arten in Cornwall und Süd -Devon, und erklärt sich für die
specifische Verschiedenheit von Helix nemoralis und hortensis (Pro-
ceed. of the Dublin University zoological and botanical Association I.
p. 146).
Stabile hai Helix destituta Charip. in Revue de Zoologie p. 422.
pl. XV. fig. 6—10 abgebildet.
Petit behauptet Journ. de Conchyl. VII. p. 264, Helix Quimpe-
riana Per. sei ursprünglich in Spanien einheimisch und durch die
Schiffahrt nach Brest und Quimper verschleppt.
In Aunals Lyceum of New-YorkVII. p. 26 veröffentlichte Bl an d
wieder einige Bemerkungen über IS'ordamerikanische Heliceen, welche
sich auf Helix auriculata Say , avara Say, uvulifera Shuttl. und zwei
neue Arten H. Postelliana und auriformis beziehen.
B. M. Wright beobachtete, dass Exemplare von H. desertorura
nach vier Jahren, seit sie eingesammelt waren, noch lebendig waren.
Annais nat. hist. III. p. 448. — Ebendaselbst machte Wood ward
einige Beispiele von der Lebenszähigkeit mehrer Helices, candidis-
sima, aperta ct. bekannt.
Benson gab ib. IV. p. S5 kurze Beschreibungen der leben-
den Thiere von Helix Achatina Gray und pylaica Bens.
Neue Arten : Helix laeta , lahilis , pupula, pauper von Hako-
dadi, operculina von der Insel Peel , squarrosa von Ousima (Japan)
sind neue Arten von Gould Proc. Boston Soc. VI. p. 422. — H. mi-
lium Morse ib. VIL p. 28 von Maine. — Pfeiffer beschrieb Proc.
zool. soc. p. 23 die folgenden: H. palricia^ Farrisi Peru, patasensis
Fein , jaspidea Peru, entodonta Ecuador, vipera Brasilien, monacha
Australien, hystricella Sandwichinseln, rejecta China, ciliosa China,
brevibarbis China, plagioglossa Mexiko, aphrodite Neu-Caledonien. —
H. cedretorum und habyliana Debeaux sind von Gassies Actes Soc.
der Mollusken während des Jahres 1859. 343
Linn. de Bordeaux 1858 1. c. beschrieben worden. — H. aimophila
Bourguignat Rev. de zool. p. 522. pl. 20. fig. 14 — 16 aus den Abruz-
zen und codia ib. Fig. 10 — 13 aus Portugal. — Helix Caldicelli Bar-
clay und setiliris Benson Annais nat. bist. III. p, 98 von 3Iauritius.
— Benson beschrreb ib. p. 184 : H. Ceryx, Atfegia, Arx, Catinus
(ib. p. 273 in H. cyclaspis umgetauft), sämmtlich von Tenasserim, Old-
hatni von Burmah, cassidula und Bombax von Moulmein , Bascauda
und diplodon aus dem Khasia- Gebirge. — Benson stellte ib. p. 265
folgende Arten auf: H. macropleuris. Corys, Rimicola, rorida, Hodg-
soni Blanford MS., seposita , Calpis , Pinacis , catnnra , ortiatissima,
sequax , Patane alle von Darjiling. — Desgleichen ib. p.387: Helix
acris und galea vom Khasia - Gebirge , Petasus, Cauisa, Molecula,
forabilis , acerra , perpaula, pauxillula , scalplurita , levicula von
Tenasserim. — Desgl. ib. p. 473 //. Calias und schistostelis von
Moulmein in Tenasserim. — Helix tnnltifasciata von den Bahama-
Inseln und haitensis von Haiti Weinland und v. Martens Malak. Bl.
p. 17- — H. provisoria Pfeiffer, emarginata, melanocephala y Les-
caillei Gundlach tind Montetaitrina PfeifferMalak. Bl. von Cuba. —
H. artensis Souverbie Journ. de Conch. VII. p. 289 von Neu - Cale-
donien. — In den Actes de la Soc. Linn. de Bordeaux XXII. 1858
sind zwei neue Helix von Djurjura in Algerien beschrieben: H. cedre-
torutn und Kahyliana. (Ich kann nicht angeben von wem, da mir
diese Actes nicht zugänglich gewesen sind.) — Helix testudinaria,
rustictda und gyrina Gassies Journ. de Conch. VII. p. 368 von Neu-
Caledonien. — Helix impugnala und granostriata Mousson Annais
nat. bist. III. p. 84 von Lanzarote und Fuerta Ventura.
Bei Rossmaessler Iconogr. 111. 5 sind folgende Helixarten
behandelt: H. atrolabiata Var. Stauropolitana , Codringtoni Var. Par-
nassia Roth, caesareana Parr., carica Roth, Smyrnensis Roth, sudensis
Pfeiff., De Katale Benoit, Testae Phil.
Sagda polyodon Weinland und v. Martens von Haiti. Malak.
Bl. p.l8.
Hyalina ptychoraphe und hilum Weinland und v. Martens von
Haiti. Malak. Bl. p. 18.
Von dem Subgenus Corilla H. et A. Adams , der Gattung An-
chistoma zugehörig, giebt Gould Proc. Boston Soc. eine emendirte
Diagnose: testa planorboidea , pterumque sinistrorsa , plus minusve
distorta, arcte spirata, subtus concava; fauce in fundo denticulis com-
pressis fere occluso, quorum uno saepe ad aperturam producto ; pe-
ristomale incrassato, reflexo. Dazu C. pulvinaris von Hong-Kong als
neue Art.
Nanina pisolina Gould Proc. Boston Soc. VI. p. 423 vom Cap ?
iV. Taprobanensis von Ceylon und Herklotsiana von Java Dohrn
Malak. Bl. p. 206.
344 Tioschel: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte
Slreptaxis sinensis Gould Proc. Boston Soc. YI. p. 424 von Hong-
Kong. — St. Theobaldi Benson Annais nat. bist. III, p. 187 von Kau-
clai im Khasia-Gebirge. — St. Sankeyi Benson ib. p. 472 von Moul-
inein in Tenasserim. — St. suturalis v. Martens Malak. Bl. p.l9 von
Neu-Granada.
Bulimus candidissimus von Socotora und B. cuencanus von
Ecuador sind neue Arten von Pfeiffer Proc. zool. soc. p. 26. —
B. Dehurghiae und B. Peelii , beide von Peru beschrieb Lovell
Reeve ib. p. 123. — B. vesiculatns Benson Annais nat. bist. III.
p. 99 von Mauritius. — B. Benjamiticus Benson ib. p. 393 von Je-
rusalem. — B. Manzanillemis Gundlach Malak. ßl. p. 101 von Cuba.
— B. stictus und catenatus v. Martens ib. p. 211, beide dem Subge-
nus Rhachis angehörig, erstere von Tette, letztere von den Querimba-
Inseln. — B. (PachnodusJ spilogrammus v. Martens ib. p. 214. — B.
paletuvianus und diaphanus Gassies Journ. de Conch. VII. p. 370 von
Neu-Caledonien.
Bourguignat beschreibt einige linksgewundene Bulimus aus
der Krym, deren Mündung nicht gezähnelt ist, nämlich B. chersonesi-
cus, gibber, candelaris und phorcus n. sp. Revue de Zoologie
1859. p. 21.
Ross massier beschreibt in seiner Iconogr. III. 5 folgende
Bulimus- Arten: B. Dardanus Friv. , eburneus Pfr. , bicallosus Friv.,
Orientalis Friv., fasciolatus Oliv., Hohenackeri Kryn., syriacus Pfr.,
Sidoniensis Charp., niveus Parr., subdetritus Bourguignat, Saulcyi Bourg.,
lamelliferus Rossm. n. sp. aus Syrien, ovularis Oliv., nucifragus Parr.^
septemdentatus Roth, triticeus Rossm. n. sp. von Jerusalem, Stylus
Parr., Parreyssi Pfr., alumnus Parr., tetrodon Mortillet , quadridens
Var. Loewii, cinereus Mortillet, reversalis Bielz.
Paxillus tantillus von Hong-Kong und lyrata von Loo-Choo
Gould Proc. Boston soc. VII. p. 138.
Macroceramus angulatus und virgineus Weinland und v. Mar-
tens Malak. Bl. p. 56 von Haiti. — M. notatus, pictus, claudens, festus,
costulatus Gundlach Malak. Bl. p. 91 von Cuba.
Nach Benson ist Achatina fulica Lam. von Mauritius nach
Bengalen eingeführt und dort naturalisirt worden. Journ. deConchyl.
p. 266.
Achatina Layardi von Ostafrika und fulgens Pfeiffer Proc. zool.
soc. p. 27. — A. Petersi v. Martens Malak. Bl. p.214 von Tette. —
A. Hamillei Petit de laSaussaye Journ. de Conch. VII. p. 384. pl. XIII.
flg. 3 von Gambia.
V. Martens ist der Ansicht, dass die unterschiedenen euro-
päischen Arten der Gattung Glandina, nämlich dilatata Ziegl., Algira
Brug., Poratii Fer., tumidus Villa, nur Varietäten einer und derselben
Art seien, die er als tumida Villa, intermedia und angustata bezeicb-'
der Mollusken während des Jahres 1859. 345
net, während er der Art den Namen Glandina Algira Brug. erhält.
Malak. Bl. p. 154.
Glandina ptychoraphc und biplicata Weinland und v. Martens
Malak. Bl. p. 57 von Haiti. — Gl. tcxta W. und v. M. ib. p. 207
ebendaher.
Oleacina Boucardi Pfeiffer Froc. zool. sog. p. 27 von Mexiko.
Acht neue Achatinellen beschrieb Pfeiffer Proc. zool. soc.
p. 30: Bidimella concavospii'a , niorbida , faha, Ächalinellastrum sac-
cata, liliacea, Laminella sericca, subroslrala, micans.
Piipa arabica Dohrn Malak. Bl. p. 203 von Aiabien. — P.
Weinlandi Kurr ib. p. 207 von den Bahania - Inseln. Zu dieser Art
und einigen andern bemerkte v. Martens ib. p. 209 , dass manche
Pupa der Gruppe Strophia im unvollendeten Zustande mehrmals sich
wiederholende Zahnleisten an dem Basalrande und auch an der Mün-
dungswand trage; auch wird es wahrscheinlich gemacht, dass Helix
pentodon Menke nur eine junge Pupa aus dieser Gruppe sei. — P.
artensis Montrouzier Journ. de Conch. VII. p. 288. pl. 8. fig. 4 von
ISeu-Caledonien.
Fupa [Ejinea) vara Benson Annais nat. bist. III. p. 188 aus dem
Khasia-Gebirge.
Pupa (Fupilla) Oerstedii Mörch Malak. Bl. p. 111 von ISi-
caragua.
In der Iconographie von Rossmaessler III. 5. 6 finden sich
folgende Pupa -Arten: P. lusitanica Rossm. , Avigonis Rossm. n. sp.
aus Spanien, megacheilos Jan, goniostoma Küster, Rhodia Roth, squa-
lina Rossm., JBte/si Rossm. n. sp. aus Siebenbürgen, Jumillensis Guirao,
pallida Phil. var. tridentata, quinquedentata Born.
Cylindrella arcuata , crenata , tumidula, obesa, cristala Wein-
land und V. Martens Malak. Bl. p. 53 von Haiti. — C. laevigata
Gundlach, Fabreana Poey, perlata , ornata, uncata, Broohsiana, Tur~
casiana, mimtta Gundlach Malak. Bl. p. 96. von Cuba. — C. Eugenii
Dohrn ib. p. 205 von Haiti. — C. Guigoiiaiia Petit Journ. de Conch. YII.
p. 285. pl. 10. fig. 5 von Haiti.
Clausula praeclara Gould Proc. Boston Soc. VI. p.424 von
Loo-Choo. — Stabile hat Cl. verbanensis Slab. mit mehreren Va-
rietäten, alpina Stab.; Strobeli Porro (Cl. tlimida Stab.) und ventrico-
sula Ziegl Revue de zool. p. 423 abgebildet und beschrieben. — Cl.
Karsteniana Dohrn Malak. Bl. p. 205 von Santa Fe de Bogota.
Rossmaessler beschreibt Iconographie III. 5 und 6 an Ar-
ten der Gattung Clausilia: Cl. Bielzi Parr. , clathrata Friv., Madensis
Bielz. n. sp., Bogatensis Bielz n. sp. beide aus Siebenbürgen , Lisch-
keana Parr., Fussiana Bielz, livida ^ar. maxima A. Schrtiidt, glorifioa
Parr., glauca Bielz, canescens Parr., elegans var. inlcrcedens A.
246 Tr ose hei: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte
Schmidt, straminicollis Parr., Lopedusae Calcara, Rothi Zelebor, Eh-
renbergi Roth, vesicalis Friv.
AuriCOläCGä. Auriciila (Leuconia) opporluna Gould Proc. Bo-
ston Soc. Yll. p. 40. von Loo-Choo.
Carychiuin alpestre Freyer ist nach Kokeil in Kärnten gefun-
den worden. Jahrbuch des naturh. Museums in Kärnten IV. 1859.
p. 127.
Flecotrema rapax aus Arabien und P. mordax von Tahiti Dohrn
Malak. Bl. p. 204.
Melampus Fricki Sandwich - Inseln und M. sciilptus Admirali-
täts-lnseln Pfeiffer Proc. zool. soc. p. 29. — M. Bocoronicus Mörch
Malak. Bl. p. 118 von Bocorones. — M. Brotianus Pfr. ib. p. 202 von
Ceylon. — M. Wilkei Dohrn ib. p. 204 aus Arabien.
Laimodonta Vfeifferi Dunker Malak. Bl. p. 201 von Japan.
Fi sehe r hält die Gattungen Camptonyx Benson und die fossile
Valenciennesia Rousseau für identisch, und will den letzteren Namen
als den älteren beibehalten. Journ. de Conch. VII. p. 316.
Limnaeacea. Physa Venezuelensis v. Marlons Malak. Bl. p. 66
aus Venezuela.
Bourguignat hat Rev. de zool. p. 512 zahlreiche Arten un-
terschieden , die unter Planorbis corneus (Gatt. Coretus Moq.-Tand.)
verwechselt worden sind: PL corneus, etruscus Ziegl im südöstli-
chen Europa, elophilus Parr. in Transsylvanien , Nordenskioldi in
Russland, anlhracius in der Walachei, hanaticus im Banat, adelosius
in Toskana. — Ib. p. 519 folgen die europäischen Planorbis aus der
Gruppe des P. Dufouri, von dem P. Melidjensis Forb. in der Algieri-
schen Provinz Metidja und aclopus in Algerien unterschieden wer-
den. Wir sehen daraus, dass Verf. Algier zu Europa rechnet. Die
meisten dieser Arten sind abgebildet.
Von Planorbis glaber Jeffreys (PI. laevis Alder, Gyraulus regu-
laris Hartm. ct.) hat v. Marlons die Synonymie Malak. Bl. p. 164
zusammengestellt. Bei dieser Gelegenheit wird angeführt, dass PI.
Dufourii Rossmaessler = PI. Melidjensis Forbes sei.
Rossmaessler hat in der Sonographie III. 5. 6 abgebildet:
Planorbis Rossmaessleri Auersw., cornu Ehrenb., laevis Alder, discus
Parr., acies Mülilf. , Dufouri Graells.
Planorbis spirillus Gould Proc. Boston soc. VII. p. 40 von
Ousima.
Segmentina lucida und usta Gould Proc. Boston soc. VII. p. 41
von Loo-Choo.
Limnaea ollula Gould Proc. Boston Soc, VII. p. 40 von
Hong-Konji.
der Molinsken während des Jahres 1859. 347
Notobrauchiata.
Collingwood berichtet über den Reichthum von
Nudibranchiern am Ausflüsse des Mcrsey. und zählt viele
dort gefundene Arten auf. Annais nat. hist. III. p.461.
DoridäB. Kelaart beschrieb Annais nat. hist. III. p. 291 eine
grosse Anzahl ceylonischer Kudibranchier, unter denen folgende Do-
ris-Arten : D. gloriosa, Mac Carthyi, coelestis, ftmebris, Gleniei, Leo-
parda , amabilis , ßdelis, pretiosa , nivea , marmorata , cerisa , rufo~
punctata, grisea, papulosa, rubra, osseosa, Constantia, luteola, «i-
perina, atrata, atroviridisj variabilisy exanthemata, carbunculosa , in-
tecta , lanuginosa , sponyiosa, striata, corrugata, picta , bellicosa ,
castanea; auch Onchidoris Leachii ßlainv. ist beschrieben. Nach-
träglich werden dann ib. IV. p. 267 noch folgende neue Arten hin-
zugefügt: D. Elizabethina y Diardi ^ Lockyerana , Tennentana, aripo-
nensis, Humberti.
Doris (Actinodoris) phyllophora Oersted MS. und D. puncta-
tissima Mörch von Realejo Malak. Bl. p. 123. Bei dieser Gelegen-
heit erklärt 3Iörch, dass er die grosse Menge von Zähnen in jeder
Querreihe auf der Zunge für einen viel wichtigeren Charakter halte,
als die Bewegungsorgane. Er nennt die Abtheilung Mosaikzüngler
Musiog lo s sal a und rechnet dahin auch die Gymnosomen unter
den Pteropoden. Dass auf die Zahl der Zähne in den einzelnen
Gliedern der Radula ein hoher systematischer Werth zu legen sei,
entspricht ganz den Erfahrungen des Referenten. Dessenungeachtet
möchte aber doch Ref. die Abtheilung Musioglossata nicht anerken-
nen, indem dann consequenter Weise auch die Rhipidoglossa Trosch.
und die Ptenoglossa Gray dahin gezogen werden müssten. Es wird
ausser der Zahl immer auch eine ganz besondere Rücksicht auf die
Beschaffenheit der einzelnen Zahnplatlen zu nehmen sein, ja die letz-
tere verdient gewiss zur Verwerthung für Systematik einen höheren
Rang als die Zahl. Dies erscheint um so naturgemässer, als es sich
hier nicht einmal um eine Uebereinstimmung in der Zahl handelt,
denn unter „viele" werden alle die Fälle zusammengefasst, in denen
die Zahl 7 überschritten Avird.
TritOQiidae. Meliboea viridis , Scyllaea dracaena , Polycera
ceylonica Kelaart Annais nat. hist. UI. p. 488. — Bornella Hanco-
ckana Kelaart ib. IV. p. 267. Alle von Ceylon.
Lomanotus portlandicus Thonjpson Proc. zool. soo. p. QQ.
Eolididae. Kelaart beschrieb Annais nat. hist. III. p. 488 fol-
gende neue Arten von Ceylon: Eolis Husseyi , bicolor , effulgens,
Paulinae , trislis , nodulosa, Smedleyi; Froctonotus Orientalis, Ptero-
chilus viridis. — E. Skinneri ib. IV. p. 267.
348 Troschel: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte
Doto ensifer Mörch von Realejo. Malak. 131. p. 123.
In der Bucht von Weytnouth hat Thompson Montagu's Do-
ris coerulea wieder aufgefunden und beschreibt sie als Eolis coeru-
lea, zugleich mit einer ebenda gefangenen neuen Art Eolis Adelai~
dae Proc. zool. soc. p. 66.
Contribiilions to a monograph of the genus Fiona
Hanc. byRiul.Berg. Copenhagen 1859 ist eine Uebersetzung
des systematischen Theiles der Abhandlung von Berg Vi-
densk. Meddelelser 1857. p. 273. Vergl. auch den Bericht
1858. II. p. 523.
Elysiädäe. Elysia grandifolia, punctata, coerw^ea Kelaart Annais
nat. bist. III. p. 488 von Ceylon. — E. Oerstedii Mörch von Puntare-
nas Malak. Bl. p. 123.
J. E. Gray bemerkt über Apiysiapterus viridis, dass das Thier
nur einen gan/, kleinen Fuss vor der Schwanzspitze hat, mit dem es
sich anheftet, so dass der ganze Vorderkörper frei bleibt; es schwimmt
gern an der Wasserfläche, die Bauchseite nach oben. Wurde das
Gefäss erschüttert, dann fiel es zu Boden, indem es einen Schleim-
faden, der an dem Glase befestigt ist, spinnt und sich an diesem
später wieder erhebt. Beim Aufsteigen soll es den Faden fressen.
Annais nat. bist. lY. p. 240.
Bullacea. Aus dieser Familie stellte Gould Proc. Boston soc.
VII. p. 134 an neuen Arten von der INord-pacifischen Expedition auf:
Bulla vernicosa von Loo-Choo; Älys muscaria von China, A. por-
e llana von Kagosinia - Bay ; llaminea angitsta von Simoda; Philine
vitrea von Hong-Kong, Ph. argentala von Hakodadi ; Tornatina api-
cina von Sydney ; Cylichna viUica von China , ellipsoidea von Loo-
Choo, regularis von Sydney, operosa von Hong-Kong, laeta von
Kagosima , protracta von China, tvbulosa vom Cap, melampoides von
China, consohrina von Jesso ; Actaeon secale von China.
Bulla exilis Dunker Malak. Bl. p. 222 von Japan.
Buccinulus strigosus Gould Proc Boston soc. VII. p. 141 von
Loo-Choo und Kagosima.
Bonople ur obranchiata .
Lacaze-Duthiers, dem wir scl-on mehrere aus-
gezeichnete monographische Darstellungen der Organisa-
tionsverhältnisse von Mollusken verdanken, hat sich den
Pleurobranclius aurantiaciis erwählt , um von ihm eine de-
tailiirte anatomisch -physiologische Schilderung zu geben.
der Mollusken ^vährend des Jahres 1859. 349
Comptes rendus June 1859. p. 1155; Annais nat. hist, IV.
p. 318 ; Annales des sciences naturelles XI. p. 199. pl. 6 — 12.
Alle einzelnen Abschnitte der Abhandlung sind von grossem
Interesse und das Studium derselben Jedem zu empfehlen , der sich
für die Anatomie der Mollusken inleressirt. Die Circulalionsorgane
haben des Verf. besondere Aufmerksamkeit erregt; er hat eine Ver-
bindung des Gefässsystcms mit dem umgebenden Wasser nachgewie-
sen. Die äussere Üellnung liegt über der Geschlechtsoffnung und
führt in einen Kanal, der sich zwischen Vorkammer und Kieme in
die Kiemenvene mündet, wie schon im vorigen Berichte p. 285 an-
gemeldet ist.
Aus der Gattung Pleurobranchus stellte Kelaart Annais nat.
hist. III. p. 495 zwei neue Arten von Ceylon auf: F. zeylanicus und
purpureus. Zugleich werden citrinus Rüpp. und reticulalus Gmel.
charakterisirt.
Ancylus gaulus Gould Proc. Boston Soc. VII. p.40 vom Cap.
Hypobranchiata-
Phyllidia zeylanica und Diphyllidia formosa sind neue Arten
von Kelaart von Ceylon. Annais nat. hist. III. p. 494.
Pleurophyllidia (Diphyllidia) margiiiata Oersted MS. von Panama.
Malak. Bl. p. 123.
Peteropoda,
Arthur Adams hat die Synonyme und die Fund-
orte der Gattungen Cavolina, Diacria und Pleuropus zu-
sammengestellt, nachdem er auf seinen Reisen fast alle be-
kannten Arten mit dem Netze gefangen hatte. Er nimmt
10 Arten Cavolinia, 1 Dinacria und 3 Pleuropus an. An-
nais nat. hist. III. p. 44.
Brachiopoda.
Suess hat Studien über die Wohnsitze der Brachio-
poden gemacht und in den Wiener Sitzungsberichten XXXVII.
p. 185 einen ersten Abschnitt veröffentlicht , der sich mit
den Wohnsitzen der lebenden Brachiopoden beschäftigt.
Die Nachforschungen sind offenbar hauptsächlich in geolo-
gischem Interesse angestellt, so dass dieser erste Abschnitt
gleichsam Vorstudien zu dem zweiten enthält. Es ist nicht
350 Troschel: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte
thunlich auf die gewonnenen Resultate hier näher einzu-
gehen und wir begnügen uns zu erwähnen, dass der Verf.
a) über die jetzigen Wohnsitze der einzelnen Arten, b)
über die geographische Gruppirung der jetzigen Wohnsitze,
c) über die Meerestiefen, in welchen heute Brachiopoden
leben, d) über die jetzige Verbreitung der einzelnen Sippen
handelt.
Terebratula Capsula Jeffreys Annais nat. hist. III. p. 43. pl. IE.
flg. 7 von Belfast.
Lamellibrauchiata.
lieber das Wassergefäss - und Oviductal- System der
Lamellibranchiaten hat Roll es ton in der Royal Society
Febr. 3. 1859 eine Mittheilung gemacht. Vergl. Annais
nat. hist. IV. p. 65. Zuerst prüft Verf. die gewöhnliche
Ansicht über den Ausgang des Ovarial-Syslems und sucht
zu zeigen, dass die Oeffnungen , welche man gewöhnlich
dafür hält, in Wirklichkeit die Ausführungsöffnungen des
Wassergefässsystems seien. Die Gründe für diese An-
sicht, hergenommen von der Art und Weise, wie feine
Injectionen in diese Oeifnungen sich durch die Eingewei-
demasse verbreiten , und von der relativen Lage der als
zum Wassergefässsysteme gehörigen Oeffnungen bei ande-
ren Mollusken, werden unterstützt durch eine Betrachtung
von der Unwahrscheinlichkeit der alten Ansicht, welche als
Eileiter bei den Mollusken zwei Kanäle deutete , welche
längs jeder Seite des Körpers verlaufend , dennoch frei
mit einander in nicht grosser Entfernung von ihrem Ende
communiciren , und welche von dem unteren Abschnitte
des Darmrohres entfernt liegen. — Als Eileiter werden dann
angesehen: ein breites Band, welches zur Laichzeit als
eine in das Kaliber des unteren Abschnittes des Darmroh-
res vorstehende Leiste erscheint, und zwei schmalere, wel-
che von dem Anfange des Darmes bis zu einem Punkte
reichen, wo seine oberen Windungen sehr nahe dem Theile
seines unteren Abschnittes liegen , wo das erstere Band in
einer keulenförmigen Erweiterung endigt. Die Gründe für
diese Deutung sind von Injectionen , von der Betrachtung,
der Mollusken während des Jahres 1859. 351
dass die Anschwellung- dieses Bandes mit ähnlichen Ver-
hältnissen des Ovariums zusammenfällt, und dass man Eier
in allen Theilen dieser drei Bänder gefunden hat, herge-
nommen.
Die Perlmuscheln und ihre Perlen, naturwissenschaft-
lich und geschichtlich mit Berücksichtigung der Perlenge-
wässer Baierns beschrieben von Th. v. Hessling. Leip-
zig 1859. 8. Eine wichtige Schrift , welche sich zunächst
mit den Perlmuscheln , dann mit den Perlen beschäftigt.
Der erste Theil zerfällt in zwei Abschnitte: 1) über Avi-
cula , deren Lebensweise und geographische Verbreitung;
2) über ünio, von welcher Muschel ausser der Lebens-
weise und geographischen Verbreitung noch ein drittes
Kapitel über ihre Anatomie und Physiologie handelt, aus
welchem wir die Resultate wegen ihrer allgemeinen Wich-
ticrkeit für die Kenntniss der Oro-anisation der Muscheln
noch besonders hervorheben wollen. In dem zweiten Theile
wird über die physikalischen , chemischen und baulichen
Verhältnisse, über die Bildung und das Wachsthum, über
den Handel der Perlen und ihr Gewicht , über die künst-
liche und natürliche Perlenvermehrung gehandelt wird
u. s. w. — In dem Abschnitte von der Anatomie und Phy-
siologie der FIuss- Perlmuschel nimmt zunächst der Kreis-
laufapparat die Sorgfalt des Verf. in Anspruch. Er ent-
scheidet sich bestimmt für ein geschlossenes Gefässsystem
mit besonderen Wänden und für das Vorhandensein von
Capillaren. Das ßojanus'sche Organ ist er nicht geneigt
fiir Niere zu halten, ohne jedoch demselben eine bestimmte
andere Function mit Sicherheit zuzuschreiben. Ein beson-
deres Wassergefässsystem leugnet er, vielmehr communi-
cire das ganze Gefässsystem an mehreren Stellen durch
OefFnungen nach aussen mit dem umgebenden Wasser; na-
mentlich findet sich an der Fusskante eine solche grosse
Oeffnung. Diese Verhältnisse hindern den Verf. die in
den Gefässen kreisende Flüssigkeit wirklich für Blut zu
nehmen, und er ist geneigt die Ernährungsverhältnisse
überhaupt für so anders zu halten, dass sie mit denen höhe-
rer Thiere nur einen annähernden Vergleich gestatten.
352 Troschel: Bericht üb. d. Leistungen in d. Naturgeschichte
— Hierauf wendet sich Verf. der Untersuchung des Man-
tels und der Schale zu , und entwickelt dabei grosse Ge-
lehrsamkeit. Die Untersuchungen von G. Rose sind ihm
jedoch noch nicht bekannt gewesen. — Auch das Muskel-
system und der Bewegungsapparat , so wie der Darmkanal
und die Leber sind beschrieben. — Eine Befruchtung in-
nerhalb der Geschlechtsdrüse wird geleugnet. Nach dem
Verf. soll sie in den Kiemenfächern stattfinden , wohin der
von den Männchen ausgeworfene Samenballen durch Ein-
strömung mit dem Wasser gelangt. — Schliesslich wird
dann von den Perlen gehandelt. Wir müssen den Leser
auf das Buch selbst verweisen, um sich über diesen Gegen-
stand gründlich zu belehren. Nur so viel wollen wir hier
hervorheben, dass Verf. die Entstehung der Perlen vornäm-
lich zwei Ursachen zuschreibt: 1) dem Eindringen fremder
Körper von aussen in das Gefässsystem, 2) Körnern oder
Körnerconglomeraten derjenigen Substanz, aus welcher die
Epidermis der Schale besteht, die in die Gelasse oder auch
in dasParenchym der Gewebe von der Bojanus'schen Drüse
aus gelangen. Sie bilden in der Regel den Kern der Per-
len. — Einen Auszug dieser Schrift findet man in Zeitschr.
für die ges. Naturw. von Giebel und Heintz. XIV. p. 17.
In derÖfvcrsigl af kongl. Vetenskaps-Akademiens För-
handlingar 1859. p. 89 — 117 findet sich eine Abhandlung
von Fahraeus: Om perKisket och Linne's hemliga konst
att befordra perlbildningen hos musslor. ( Ueber Perl-
fischerei und Linne's geheime Kunst die Perlbildung bei
den Muscheln zu befördern.)
Ostreacea. Carbonel legte der Pariser Akademie wie-
der eine Notiz über künstliche Austerbänke vor. Revue de
zool. p. 432.
Bei Reeve 1. c. ist die Galtung Placunanomia in 14 Arten auf
drei Tafeln erschienen. Darunter sind neu : P. Harfordi Westindien,
Gouldi, nuslralica Australien.
Die Galtung Anoniia enthalt ib. auf 8 Tafeln 37 Arten, unter
denen neu: A. plenilunium Borneo, sol Mündung des Indus, caelala,
plarentella, Hurnphreysiana, strigilis ^ laqueata , spinosa Norwegen,
nohilis Sandwich, malleata, ramosa Tunis, scahra Bombay, argyritis,
lyria Sandwich, metallica, costata, lucerna.
der Mollusken während des Jahres 1859. 353
Pectinea. Spondylus Victoriae Sowerby Proc. zool. sog. 1859.
p. 428. pl. 49. fig. 8 von Californien.
Pecten luxurians aus dem rothen Meere und P. argentatus sind
neue Arten von Küster in dessen Conchylien-Kabinet.
AviCUlacea. Die 183. Lieferung der Reeve'schen Conchologia
iconica brachte den Schluss der Monographie von Pinna, die hier im
Ganzen aus 66 Arten besteht, die auf 34 Tafeln abgebildet sind. Auf
den beiden diesen Schluss bildenden Tafeln sind noch neu : P. san-
guinolenta, fimbriatula Japan, Stutchburii Australien.
Arcacea. Limopsis pe/Zwcirfa Jeffreys Annais nat. hist.III. p. 41.
pl.2. fig. 6 von Guernsey.
Njyades. Keber sprach über das Bojaniis'sche Organ
bei den Najaden in der 33. Versammlung deutscher Natur-
forscher zu Bonn. Yergl. Amtlichen Bericht p. 151.
Agassiz hat ein umgekehrtes Exemplar von Unio
ligamentinus beobachtet, d. h. bei welchem in der linken
Schale ein Schlosszahn, in der rechten zwei Schlosszähne
vorhanden sind , umgekehrt Avie sonst bei dieser Gattung
die Regel ist. Solche Unregelmässigkeit ist bei den Mu-
scheln viel seltener , als bei den Schnecken die linksge-
wundenen Schalen. Proc. Boston soc. VII. p. 166.
Lea bildete eine Anzahl ünioniden der Vereinigten Staaten
(Journal Acad. nat. scienc. of Philadelphia lY. pl. 21 — 32) ab, die
bereits in den Proc. dieser Academie 1857 — 1859 aufgestellt waren:
Unio bulbosus, Plantii , sudus , tetricus , subniger, obfuscus, purpurel-
luSy Woodwardianus, denigralus , radians^ penicillalus ^ modicus, Ros-
tcellensis , Prattii , spissus , Chattanoogaensis , Downei, Hazlehurstia-
nus, Neislerii, Postellii , Burkensis , satillaensis , corvtis , compactus,
fibuloides ; — Margaritana Elliottiif Etowahensis (ib. p. 280 in Geor~
giana umgetauft), triangulala, connasaiigaensis ; — Anodonta Darien-
sis , Gesnerii , Uallenbeckii. Diese Arbeit gewinnt noch dadurch an
Interesse, dass auch den weichen Theilen Aufmerksamkeit geschenkt
ist, namentlich den Kiemensäcken , Mundlappen , den Siphonalöffnun-
gen , den embryonalen Schalen ct. In dieser Beziehung sind auch
Unio phaseolus Hild., parvus Barnes, multiplicatus Lea, stramineus
Conr. , ventricosus Barn, und Margaritana margaritifera beschrieben
und abgebildet.
Von Lea finden sich in Proc. Philadelphia 1859 folgende neue
Arten der Gattung Unio: p. 112. U. spissus, corvus und burhensis aus
Georgia, aureus aus Texas, curtus und permiscens aus dem Tombig-
bee- River in Mississippi. — p.l51: U. sikkimensis von Sikkim in
Indien, diminutis Ostafrika, plicattdus Borneo , navigioliformis , flu-
Archiv für Naturg. XXVI. Jahrg. 2. Bd. X
354 T rose hei: Bericht üb. d. Leistungen in d. TNaturgeschichte
ctiger, mutabilis Australien, Twaitsii Ceylon, melleus, Dysonii Hon-
duras , Demeraraensis Demerara , mauritianus Mauritius, vittatus Au-
stralien , persulcatus Mexiko, Shangaiensis China, Layardii Ceylon,
japanensis Japan, Sumatrensis Sumatra, Rowellii Neugranada, Wilsonii
Neu-Südwales. — p. 154 von Georgia : U. fibuloides und compactus.
— p. 154: U. cacao West- Florida, hepaticus Süd -Carolina, viridira-
diatus Georgia, macrodon Texas, Houstonensis Texas, Ruter svillensis
Texas, Forsheyi Texas. — p. 170 aus Georgia : U. Baldwinensis, vi-
ridans , Hallenbechii , salebrosus, modicellus, laliis^ vertitus, JohanniSy
Raeensis , inusitatus, Jonesii, quadralus. — p. 187 : U. bulloides La-
plata Südamerika, rudus ebendaher. — p.281: U. Averyi vom bthmus
von Darien. — p. 331 : U. wynegungaensis Bengalen , consobrinus
China, nagpoorensis Bengalen.
Unio Burtoni Woodward Proc. zool. sog. p. 349. pl. 47. fig. 1
aus dem See Tanganyika in Centralafrika.
Unio Mossambicensis Peters Malak. Bl. p. 218. Taf. III. Fig. 3— 5.
Lea fand bei Unio Kleinianus in jedem Kiemenlappen einen
Branchial-Uterus, also deren vier. Proc. Philadelphia p. 177. Er kommt
ib. p. 329 wieder auf dieses Verhalten zurück, und giebt vier Arten
mit dieser Eigenthümlichkeit an , U. multiplicatus, rubiginosus, Klei-
nianus und subrotundus, von denen rubiginosus und subrotundus rothe
Eier haben. Auch der Samen der Männchen ist roth, aber nicht so
intensiv.
Monocondylea planulata von Java und rhomboidea aus dem
Euphrat hat Lea als neue Arten Proc. Philadelphia p. 187 auf-
gestellt.
Margaritana elliptica Lea aus dem Tombigbee -River. Proc.
Philadelphia 1859. p. 113. — M. Vignouana Bernardi Journ. de Conch.
VIL p. 302. pl. 10. fig. 1 von Gabon.
Iridina (Pleiodon) Spehei Woodward Proc. zool. soc. p. 348.
pl. 47. fig.2 aus dem See Tanganyika in Centralafrika.
Spatha Petersi v. Martens Malak. Bl. p. 218. Taf. III. Fig. 1.2
von Tette.
Änodonta texasensis Lea Proc. Philadelphia 1859. p. 113 aus
Texas. — ^. DaÄ^omeyensis Westafrika und senegalensis Lea ib. p. 154.
Lewis fand eine ungeheure Menge todter Schalen von Äno-
donta Lewisii in einem Kanäle angehäuft. Proc. Philadelphia p. 177.
Mytilacea. Modiola cuprea Jeffreys Annais nat. bist. III, p. 40
aus dem Magen eines Strandläufers, der am Strande von Scarborough
geschossen wurde.
Dacrydium ist eine neue Gattung von Torell Bidr. tili
Spitzbergens Molluskfauna, auf eine Muschel gegründet, die fürModioia
vitrea genommen ist. Sie unterscheidet sich durch dentes crenulati,
antico tuberculiformi, postico elongato, cristis suffulti decurrentibus.
der Mollusken während des Jahres 1859. 355
Ghamacea. Cardita Leana und Cnmingiana Dunker Malak. Bl.
p. 223 von Japan.
Gardiacea. Cardlnm japonicum Dunker Malak. ßl. p. 223 von
Japan.
Gycladea. Semple Prime hat Annais Lyceum of New^-York
VII. p. 94 (las Veizeichniss aller bekannten Arten von Pisidium mit
ihrer Synonymie zusammengestellt. Es werden hier 41 Avten an-
genommen.
Cyrena astnrtina v Martens Älalak. Bl. p. 219. Taf. III. Fig. 6. 7.
— C. regulata Gassies Joiirn. de Co n eh. VII. p. 372 von Neu - Ca-
ledonien.
Astarte Rollandii Bernardi Journ. de Conch. VII. p. 386. pl.XIII.
fig. 4 von Petropaulowski.
LucinaCGa. Lucina Pisidium DunkevMa]sik.h\. p. 227 von Japan.
Nymphacea. TelUna nitidula und rutHaDunker Ma\a\i. ßl, p. 236
von Japan.
Lithophaga. West beobachtete , dass Saxicava rugosa sich
mittelst eines Byssus festgeheftet hatte. Annais nat. bist. III. p. 511.
— DieThatsache wird durch Beobachtungen von Robertson ib. VI.
p. 80 bestätigt.
GonchaO. Venus (Cryptogramma) Roemeri Dunker Malak. Bl.
p. 240 von Japan.
Mactracea. Mactra Artensis Montrouzier Journ. de Conch. VI.
p. 334 von IVeu-Caledonien.
LeptonidaO. Lepton sulcatulum Jeffreys Annais nat. bist. lH.
p. 34. pl. 2. flg. a — g von Guernsey.
ÄnatinidaO. Fandora Wardiana A.Adams von der Mantschurei.
Proc. zool. soc. p. 487.
Pholadaria. Seine Studien über die Pholaden hat Fi-
scher Journ. de Conchyl. Vir. p. 242 fortgesetzt, woselbst
er über Pholas calva Sow. , Pholadidea Turt. und Pholas
papyracea handelt.
Blume schrieb über einige Ostindische Holzarten, in
Verbindung- mit den Verwüstungen durch den Bohrwurm
(Teredo) und andere Schalthiere. Verslagen en Mededce-
lingen der koninklijke Akademie van wetenschappen 1859.
p. 25.
Eine kurze Bemerkung über Teredo findet sich Na-
tuurk. Tijdschr. Ned. Indie XVI. p. 13.
Desgleichen von du Petit Thouars über das Bohren von Te-
redo s. Revue de Zool. p. 133.
356 Troschel: Bericht üb. d. Leist. in d. Katurgesch. etc.
Tanicata.
Macdonald schrieb über die anatomischen Charak-
tere von drei Australischen Arten von Tunicaten aus dem
Subgenus Caesira Sav. Transactions Linnean Society of
London XXII. p. 007.
Die Arten sind abgebildet und heissen Caesira parasitica vom
King-George's-Canal, C. ficus und C. pellucida von der Thark-Bay.
Ebenda p. 873 beschrieb Macdonald eine eigen-
thümliche Form von zusammengesetzten Tunicaten, die er
Diplosoma Rayneri nannte.
Desgleichen ib. p. 377 eine neue \rt Per ophora Hutchisoni, die
in King-George's-Sound lebt.
Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen im
Gebiete der Entomologie während der Jahre
1859 und 1860.
Vor.
Dr. A. Clerstaecker
in Berlin.
Obwohl die bereits von Linne in seinem Systema
naturae anerkannten engen Beziehungen, in welchen die
vier Klassen der heutigen Arthropoden zu einander stehen,
in neuerer Zeit einen schärferen Ausdruck darin gefunden
haben, dass man dieselben unter Abtrennung von den
übrigen Articulaten Cu vi er 's zu einem eigenen Typus
erhoben hat, finden wir sie trotzdem selbst in unseren
neuesten sowohl zootomischen als zoologischen Handbüchern
meist noch ganz isolirt und ohne eingehendere Erörterung
des ihnen gemeinsamen Bauplanes dargestellt. Da eine
solche jedoch schon für eine schärfere Fixirung des Ver-
hältnisses, in dem die Arthropoden zu den übrigen grösseren
Gruppen des Thierreiches stehen, von der grössten Bedeu-
tung ist, so können wir eine so übersichtlich und präcis
abgefasste Darstellung der Gesammtorganisation der Glieder-
thiere, wie sie G e g e n b a u r in seinen vortrefflichen „Grund-
zügen der vergleichenden Anatomie" (Leipzig 1859, gr. 8.
p. 193 — 287) gegeben hat, nur als ein ebenso nützliches
als zeitgemässes Unternehmen begrüssen. Abweichend von
den meisten Handbüchern der vergleichenden Anatomie, ver-
folgt der Verf. nicht den Zweck, die verschiedenen Modifi-
kationen, welchen alle einzelnen Organe unterworfen sind,
bis in's Spezielle und in möglichster Vollständigkeit neben
einander zu verzeichnen, sondern nur die wichtigsten der-
selben in ihrem Verhältniss zum Typus zu erörtern, wo sie
358 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
verschiedene Stufen der Vollkommenheit darstellen, die eine
aus der anderen herzuleiten, in anscheinend verschiedenen
Bildungen das Uebereinstimmende nachzuweisen u. s. w.
In Uebereinstimniung mit den übrigen Thiertypen wird die
Organisation der Arthropoden, nach Voranschickung einer
kurzen Schilderung ihres Gesammt-Bauplanes und nach einer
systematischen Uebersicht ihrer als typisch anzusehenden
Formen in vier Paragraphen abgehandelt: 1) Körperbe-
deckung und Bewegungsorgane (vom Integumente, von der
Muskulatur). 2) Organe der Empfindung (vom Nerven-
systeme, von den Sinnesorganen). 3) Organe der Ernäh-
rung (von den Verdauungsorganen, Kreislaufs- und Respi-
rationsorganen, von den Excretionsorganen). 4) Organe
der Fortpflanzung. — Zu der ebenso gefälligen als zweck-
mässigen Ausstattung des Werkes tragen u. a. zahlreiche
in den Text gedruckte Holzschnitte bei, welche theils nach
Originalzeichnungen des Verf. angefertigt sind, theils Dar-
stellungen früherer Werke wiedergeben.
INeben den Insekten, Myriapoden , Arachniden und Crustaceen
rechnet der Verf. nach Leydig auch die Rotiferen , jedoch als be-
sondere Classe, den Arthropoden bei ; dass dieselben hier jedoch noch
keineswegs eingebürgert sind, macht sich in der Darstellung des
Verf. , in der sie begreiflicher Weise meist ganz isolirt abgehandelt
werden nuissten, zu wiederholten Malen bemerkbar. — In der systema-
tischen Uebersicht der Classen und Ordnungen würden wir einige
Modifikationen vorschlagen, z. B. die Wiederabgabe von Argu-
lus an die Siphonostomen , zu denen er nach allen natürlichen
Charakteren gehört; ferner das Aufgeben der Ordnung Aptera , da
z. ß. Lepisma mit Blatta fast ebenso nahe verwandt ist, wie die mei-
sten übrigen Formen der Orthoptera genuina ; die Vereinigung der
Brachycera und Neraocera, zwischen denen keine natürliche Gränze
existirt, u. a. — In ßetreff der Deutung der Gliedmassen können wir
in manchen Punkten nicht mit dem Verf. übereinstimmen und finden,
dass er darüber mit sich selbst einige Male in Widerspruch geräth.
Auf p. 204 wird z. B. das grosse Scheerenfusspaar der Skorpione
als zweites Fühlerpaar gedeutet (die darauf folgende Angabe, dass die-
sem das Geisselfusspaar bei Phrynus und Telyphonus entspreche, ist
irrig, da diese Gattungen dieselben Scheerenfüsse wie die Scorpione
haben) , während es auf p. 231 als „scheerenlragende Maxille" be-
zeichnet wird. Unserer Ansicht nach haben die Arachniden über-
haupt nur ein Fühlerpaar, welches entweder in Scheerenform (Scoi-
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 359
pio) oder in Klauenfomi (Telyphonus , Solpiiga, Araneidea etc.) auf-
tritt; dasselbe liegt ausschliesslich über der MundölTnung, erhält aus-
schliesslich seine Nerven aus dem Gehirnganglion und zeigt auch die
Art der Einlenkung und die Gliederung von Fühlern, wenn es gleich
(wie sich dies aus dem Eingehen des Kopfes erklärt) die Funktion
der Mandibeln übernimmt. — p. 231. Die „von grosser Mächtigkeit
erscheinenden " Kiefer der Scolopendren können wohl nicht den
Mandibeln der Cruslaceen entsprechen, da sie durch das zweite Tho-
raxbeinpaar gebildet werden und die Scolopendren ausserdem wirk-
liche (im Verhältniss schwach entwickelte) Mandibeln besitzen. —
p.232. Bei den Dipteren bildet die Unterlippe niemals einen kanal-
artig geschlossenen Rüssel, sondern nur eine oberhalb offene Halb-
rinne; dagegen ist der Schnabel der Hemipteren eine geschlossene
Röhre, die nur an der Basis der Oberseite offen, hier aber durch die
aufliegende Oberlippe bedeckt wird. Die Hymenopteren haben niemals
eine Sauge zunge, überhaupt ausschliesslich beissende Mundlheile ;
nur bei den langrüsseligen Bienen nehmen die Maxillen und die Un-
terlippe die ungefähre Form von saugenden Mundtheilen an, ohne
jedoch solche zu sein.
MilneEdwards's bereits früher von uns angezeigte
„Le^ons sur la physiologie et l'anatomie comparee" sind
i. J. 1859 mit dem 4. und 5. Bande fortgesetzt worden,
von denen ersterer nichts auf die Arthropoden Bezügliches
enthält (nur die Blutcirculation der Wirbelthiere behandelt),
der fünfte dagegen (p. 474 — 642) eine eingehende Schil-
derung des Tractus intestinalis der vier Arthropoden-Classen,
welche durch eine genaue Darstellung der Mundtheile ein-
geleitet wird , enthält. In Rücksicht auf die mehrfachen
irrigen Ansichten, welche über die Deutung derselben selbst
in neuester Zeit zu Tage gefördert worden sind, halten wir
es für zweckmässig, die durchaus klare und auf richtiger
Anschauung beruhende Darstellung des Verf. hier den Haupt-
zügen nach wieder zu geben.
Unter den an die Spitze gestellten Cruslaceen handelt der Verf.
als Haupttypen für die Organisation der Mundtheile die Decapoden,
die Tetradecapoden , die Branchiopoden , Cirripedier und Crustacea
sugentia ab; die beiden ersten, welcher in der Ausbildung eines
Mandibel- und zweier freien Maxillenpaare übereinstimmen, unter-
scheidet er dadurch, dass bei den Decapoden die drei darauf folgen-
den Gliedmassenpaare die Form von accessorischen Kiefern anneh-
men, während bei den Tetradecapoden dies nur mit dem ersten Paare
360 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
der Fall ist, die beiden anderen dagegen wirkliche Beine darstellen.
— In der Classe der Myriapoden sind ebenfalls ein Paar Mandibeln
und zwei Paare Alaxillen vorhanden und bei den Chilopoden tritt das
erste Beinpaar in Form von starken Sichelhaken als Hülfsorgan dem
Munde bei (dieses Paar ist streng genommen das zweite Beinpaar des
Thorax, dem noch ein palpenförmiges , welches 31. Edw. als zweites
Älaxillenpaar ansieht , vorhergeht. Ref.). — In der Classe der Insek-
ten geht der Verf. von den kauenden Mundtheilen (Coleoptera, Ür-
thoptera, Neuroptera) aus, bei denen ein Mandibel- und zwei Ma-
xillenpaare vorhanden sind ; nur das erste Paar der Maxillen ist frei,
das zweite dagegen zu einem unpaaren Organe , der Unterlippe ver-
schmolzen. Ihr Basaltheil (Mentum) ist durch Verschmelzung des
Hüftentheiles der Maxillen entstanden; der zwischen den Tastern be-
findliche vordere Theil (Ligula, languelte) entspricht den mittleren und
inneren Laden der Maxillen (unter den äusseren versteht der Verf.
die Taster), also nach dem gewöhnlichen Sprachgebrauche den vier
Laden der Unterkiefer in Gemeinschaft, welche bei einigen Insekten
(Orthoptera) noch deutlich getreunt sind, bei anderen dagegen ganz
mit dem Kinn verschmelzen (Melolontha). Neben diesen drei Kiefer-
paaren treten noch ein oberer und ein unterer Fortsatz der Mundhöhle
auf, die als Epipharynx und Hypopharynx bekannt sind; letzterer ist
bei den Orthopteren und vielen Neuropteren stark entwickelt, bei
den Coleopteren oft rudimentär, aber zuweilen deutlich als zweispit-
zige Zunge über die Unterlippe hervortretend. „Verschiedene Ento-
mologen nennen dieses Organ Lingua, andere belegen mit demselben
IVamen die davon ganz verschiedene Ligula und es herrscht in ihren
Schriften in Betreff dieser Theile des Kauapparates eine grosse Ver-
wirrung." — Die 3Iundtheile der leckenden Insekten („lecheurs,"
Bienen) sind ganz nach dem Typus der kauenden gebaut , nur dass
sich ihre beiden Maxillenpaare oft auffallend verlängern; an der Li-
gula der Bienen entspricht der mittlere unpaare Theil den beiden
mittleren Laden der Orthopteren-Unterlippe, die seitlichen (Paraglossae)
den äusseren Laden derselben. Der Epipharynx ist bei den Bienen stark
entwickelt, der Hypopharynx meist verkümmert; letzterer tritt dage-
gen bei den Hymenopteris fossoriis sehr ausgebildet auf. — Unter
den saugenden Insekten haben die Lepidopteren verkümmerte Mandi-
beln (nebst Oberlippe) und ihre Maxillen bilden allein den Saugrüs-
sel; während ihre Unterlippe bei diesem Apparate gar keine Rolle
spielt, stellt dasselbe Organ bei den Hemipteren fast allein die ganze
Saugröhre dar, die nur oberhalb an der Basis durch die Oberlippe
vervollständigt wird , und in welcher die 3Iandibeln und Maxillen
als vier Stilets , wie im Trocart eingeschlossen sind. Für die Dipte-
ten schliesst sich der Verf. in Betreff des unpaaren Organes, welches
Savigny und Gerstfeldt als Hypopharynx bezeichnen, der Ansicht
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 361
JVewport's und Blanchard's an, die dasselbe für die verschmol-
zenen Mandibeln ansehen ; wo es, wie bei Tabanus (Weibchen) neben
den Mandibeln auftritt, will er es mit IS' ew po rt als Ligula bezeichnen.
(Bei den Asilinen, Empiden , Bombyliern und Verwandten glaubt
Ref. das unpaare Stilet seiner Einlenkung nach ebenfalls besser als
aus der Verwachsung der Mandibeln entstanden ansehen zu müssen.)
— In der Classe der Arachniden, deren Kieferfühler der Verf. richtig
als den Fühlern der Insekten entsprechend ansieht, will er die Schee-
ren der Skorpione als Pedes maxillares (der Crustaceen) deuten, wäh-
rend nach ihm die drei Kieferpaare im Rudiment ebenfalls nach-
weisbar sind.
Von speziellen Abhandlungen, welche gleichfalls ana-
tomische und physiologische Verhältnisse der Arthropoden
im Allgemeinen behandeln , sind hier ferner folgende zu
erwähnen :
„lieber den Gelenkbau bei den Arthrozoen, Vierter Bei-
trag zur vergleichenden Anatomie und Mechanik der Ge-
lenke" ist eine umfassende, von K. Langer im XVIII. Bde.
der Denkschriften der Akad. d. Wissensch. zu Wien (Physik-
mathem. Classe , p. 99 — 140 mit 3 Taf. , im Auszuge :
Sitzungsberichte d. phys. -mathem. Classe, Bd. 33, p. 365
bis 368) veröffentlichte Abhandlung betitelt, in welcher der
Verf. die Resultate seiner an mehreren Üecapoden (Astacus,
Homarus, Maja und Squilla) so wie unter den Insekten be-
sonders an verschiedenen Käfern (Scarabaeus, Phanaeus,
Procrustes, Buprestis, Hydrophilus, Dyticus, Calandra, Ceram-
byx) angestellten Untersuchungen über die Construktion
und Mechanik der Gliedmassen-Gelenke niederlegt. Obwohl
als Hautgebilde von den durch das innere Skelet gestützten
Gliedmassen der Wirbelthiere ganz verschieden, zeigen die
ßewegungsorgane der Arthropoden in der Construktion ihrer
Gelenke eine nicht zu verkennende Analogie mit jenen,
wie dies ja auch ihre funktionelle Uebercinstimmung schon
von vornherein erwarten lässt. Fehlen gleich Gelenke mit
vollkommen freier Beweglichkeit nach Art der höchsten
Wirbelthiere bei den Arthropoden ganz und sind alle bei
ihnen vertretenen Modifikationen auf das Charniergelenk
zurückzuführen , so kann doch durch Zusammenwirkung
zweier dicht aneinander gränzender Gelenke ein gleich
362 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
hoher Grad von freier und allseitiger Beweg-ung* herbeige-
führt werden. Dies ist z. B. bei der Einlenkungsstelle der
Beine der Käfer der Fall, an denen zwar die Hüfte sowohl
(sei sie kiiglig oder walzig gestaltet) als der Schenkel
immer nur im Charniergelenk beweglich ist, wo aber trotz-
dem durch Schwinden des gegenseitigen Abstandes und
durch die davon abhängige Durchkreuzung der Achsen die
Spitze des letzten Beingliedes eine Verkehrsfläche in Form
eines Kugelabschnittes haben kann. Von Gelenken, welche
an und für sich die freieste Beweglichkeit zeigen und also
dem Kugelgelenk am nächsten kommen, führt der Verf. z. B.
die Kopfeinlenkung von Calandra, die Gelenkverbindung der
Fühlerglieder von Cerambyx an. Am allgemeinsten verbreitet
ist das beschränkte Charniergelenk, bei welchem eine Ver-
engung der Skeletröhre an ihrem eingefugten Ende statt-
findet und welches nur die Bewegung in derselben Ebene
gestattet. Dasselbe ist bei den Crustaceen fast durchgängig
angebracht, obwohl z. B. am Scheerenfusspaar von Maja
schon ein Zapfencharnier auftritt, welches sich durch rings-
um geschlossene und aus der Fläche hervortretende Zapfen
auszeichnet.
Der Nachweis eigenthümlicher Strukturverhältnisse an
verschiedenen Stellen der Chitinhaut des Insektenkörpers,
wie an den Fühlern, Tastern, Tarsen, den Halteren der
Zweiflügler u. s. w. , auf deren nähere Erforschung neben
seinen mehrfachen eigenen Untersuchungen in neuester Zeit
auch diejenigen von Lesp es und Hicks gerichtet gewesen
sind, hatLeydig veranlasst, sein Augenmerk auf das Vor-
kommen analoger Bildungen auch bei den übrigen Arthro-
poden-Classen (besonders Crustaceen und Myriapoden) zu
richten , um über die ihnen beigelegte Deutung als Tast-,
Geruchs- und Gehörorgane einen sicheren Anhalt zu ge-
winnen. Die Resultate seiner Untersuchungen sind theils
in der weiter unten zu erwähnenden „Naturgeschichte der
Daphniden" des Verfs-, theils und zwar in weilerer Aus-
dehnung in einer Abhandlung „Ueber Geruchs- und Ge-
hörorgane der Krebse und Insekten" (Archiv f. Anat. und
Physiol. 1860, p. 265—314, Taf. 7—9) niedergelegt. In
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 363
letzterer weist der Verf. zunächst auch an den Fühlern von
Insekten und Crustaceen eigenthümliche Tasthaare, gleich
denen an den Mundtheilen und Tarsen durch blasseres Aus-
sehen und eine Ganglienanschwellung des in sie eintreten-
den Nervenfadens ausgezeichnet, nach. Ausser diesen be-
sitzen aber die Fühler nach ihm noch andere Organe, in
welche aller Wahrscheinlichkeit nach der Sitz einer zweiten
spezifischen Sinnesempfindung und zwar des Geruches zu
verlegen ist. Es sind dies dem Verf. zufolge nicht sowohl
die E r i c h s 0 n 'sehen Poren, deren Verhalten er ausser an den
Fühlern der Lamellicornen auch bei anderen Insekten ver-
schiedener Ordnungen so wie an einigen Crustaceen und
Myriapoden eingehend erörtert, als vielmehr eigenthümliche
Zapfen und Kegel, welche bei den verschiedensten Formen
der genannten drei Arthropoden - Classen bald an der
äussersten Spitze der Fühler, bald nahe den Gelenkverbin-
dungen mehrerer oder aller Glieder neben den gewöhnlichen
Borstenhaaren vorhanden sind und sich von diesen in der
Form beträchtlich auffallender unterscheiden als die eben
erwähnten Tastborsten; in ihrer oft blasseren Contourirung,
so wie in dem Verhalten des sich zu ihnen wendenden Ner-
venfadens stimmen sie übrigens mit letzteren überein, treten
ausserdem in ziemlich analoger Weise auch an den Tastern
der Insekten auf. Dieselben als Geruchsorgane zu deuten,
welcher Annahme ihre Struktur wenigstens nicht wider-
spricht, zieht der Verf. die Erfahrung, nach welcher die
Insekten ihre Fühlhörner stark riechenden Substanzen nähern,
heran. Kann dieselbe gleich nicht als überzeugend ange-
sehen werden, so wurde sich doch die Annahme, dass den
bezeichneten Fühlerbildungen die Geruchsempfindung inne-
wohnt, wenigstens durch Exklusion ergeben, wenn man,
wie es der Verf. im Folgenden thut, dia von Hicks in den
Halteren der Dipteren und den Hinterflügeln der Käfer
nachgewiesenen Bildungen als ein Analogen des muthmass-
lichen Gehörorgans der Acridier ansieht. Nach den Angaben
von Hicks (der übrigens bekanntlich das Geruchsorgan
hierhin verlegen will) lassen jene Bildungen in den Hal-
teren allerdings wenig Uebereinstimmendes mit dem Organ
364 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
der Heuschrecken erkennen; Leydig weist indessen an
dem sich an dieselben verzweigenden Nerven ganz die-
selben Elemente, nämlich ausser den Ganglienbildungen der
einzelnen Nervenendigungen ihr Auslaufen in die bekannten
eigenthümlichen Stiftchen nach. Ueberdem kommt in ana-
loger Weise die dem Ganglion dicht anliegende grosse,
zuweilen blasenartig anschwellende Trachee und besondere
Bildungen der äusseren Haut hinzu; bei den Dipteren be-
stehen dieselben in kleinen hohlen Räumen, die nach innen
offen, nach aussen geschlossen sind („Bläschen« nach
Hicks), bei den Coleopteren in deutlicher ausgebildeten
Hautkanälen. (Ist demnach die Uebereinstimmung des ana-
tomischen Befundes in beiden Fällen nicht in Frage zu
stellen, so würde jedoch die Frage aufzuwerfen sein, ob
die Käfer nur im Fluge hören sollen, da beim Schluss ihrer
Flügeldecken die Perception der Schallwellen doch jeden-
falls sehr behindert, wenn nicht überhaupt aufgehoben sein
müsste? — abgesehen davon, dass bekanntlich eine grosse
Zahl von Käfern bei Verwachsung der Elytra überhaupt
ungeflügelt ist. Ref.) — Einen seiner Natur nach früher
zweifelhaft gelassenen Sinnesnerven bei den Daphniden,
dessen Endigung an der Haut entsprechende Stiftchen er-
kennen lässt, deutet der Verf. schliesslich ebenfalls als
Gehörnerven.
Das speciellere Verhalten der Poren an den Lamellicornen-Füh-
lern stellt der Verf. so dar, dass der sich nach innen verjüngende
Porenkanal sich über den Grund der Grube mit einem scharfen, kra-
terförmigen Rand erhebt; ein Verschluss (tympanule nach Lespes)
fehlt denselben, wie denn überhaupt die Porenkanäle von den ge-
wöhnlichen Hautkanälen der Arthropoden nicht wesentlich verschie-
den sind und sich ihnen durch ein zuweilen aus ihnen hervorragen-
des Haar eng anschliessen. Von besonders auffallender Form zeigten
sich die Poren an den Fühlern von Ichneumonen, wo sie sehr lang,
schmal und sclilangenartig gewunden sind, während der hinter ihnen
liegende Canal einen mehr ovalen Durchschnitt hat; bei Musca fanden sich
am Endgliede der Fühler neben zahlreichen kleinen Poren in geringerer
Zahl sehr grosse Gruben, deren Rand gestachelt war. — Die Geruchs-
zapfen erreichen eine besondere Länge und sind in grosser Anzahl
vorhanden am äusseren Aste der inneren Fühler von Pagurus; kürzer
und zu 4 — 5 vereinigt sind sie an den Gliedern des äusseren Astes
im Gebiete der Entoinoloffie während der Jahre 1859 u. 60. 365
'o
der inneren Fühler von Astacus, vereinzelt und einem Stiele aufsit-
zend an den Endgliedern der kurzen Fühler von Asellus, zu vieren
vorhanden und flaschenförmig an der FühJerspitze von Julus. An den
Tastern der Insekten nehmen sie ebenfalls die äusserste Spitze ein. —
Bei Betrachtung der Insektenfühler erwähnt der Verf. anhangsweise
der Ablagerung einer harnsauren Substanz in der Fühlerkeule der
Tagschmetterlinge.
Unabhängig sowohl vonLeydig als von Claparede
hat auch C. Claus (Archiv f. Anat. und Physiol. 1859,
p. 552 ff., Taf. 16) die Poren an den Fühlern der Melo-
lonthen untersucht und ist dabei gleichfalls zu der Ueber-
zeugung gelangt, dass sowohl die „Tympanule" als der
„Otolith" von Lespes auf optischer Täuschung beruhe;
er bildet seinerseits ebenfalls die hinter den Poren liegen-
den Canäle ab, deren in die Gruben mündender Rand
übrigens nach seinen Zeichnungen nicht die bei Leydig
dargestellte Erhebung erkennen lässt. Eine Verästelung
der zwischen die Fühlerlamellen eintretenden Nervenstämm-
chen an die Mündung der Porenkanäle (von Lespes an-
gegeben) ist dem Verf. nirgends entgegengetreten; nach
seiner Beobachtung bilden ihre Verzweigungen ein dichtes
Netzwerk, welches sich in die granuläre Masse der La-
mellensubstanz allmählich verliert und in welchem er zahl-
reiche feine Kerne (wie Leydig in den Nerven -Endi-
gungen der Arthropoden) eingeschlossen fand.
Ebenso widersetzt sich Hicks in einer weiteren Ab-
handlung „Further remarks on the organs of the antennae
of Insects« (Transact. Linnean Soc. XXII. p. 383—396,
tab. 67) , in welcher er erneuete Beobachtungen über die
Fühlerorgane verschiedener Coleopteren, Hymenopteren, Le-
pidopteren und vereinzelter anderer Insekten, Myriapoden
u. s. w, beibringt, der Annahme des von Lespes präsu-
mirten Otolithen. Die Bezeichnung der hinter den Poren
liegenden Organe als „Säckchen" wird vom Verf. zwar
allgemein beibehalten, doch nähert er sich der Anschau-
ungsweise der Deutschen Beobachter schon in zwei Fällen,
indem er bei der Fühlerkeule von Hydrophilus z. ß. an-
giebt, dass sich hier die obere Wand der „Säckchen" oft
mehr oder weniger in Form eines Zahnes über die Ober-
366 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
fläche erhebe, während er bei Formica an Stelle des kurzen
und breiten Säckchens hinter den Poren lange, capilläre
Röhren beobachtet hat. Er erwähnt in dieser Abhandlung
ferner zuerst eigenthümliche kegelförmige Häärchen an den
Fühlern vonDyticus, welche er wegen ihrer Abweichungen
von den gewöhnlichen Haaren als „Tastorgane" anspricht.
Ausgedehntere Beobachtungen über die letztgenannten
Organe legt Hicks in einer zweiten Arbeit „On certain
sensory organs in Insects , hitherto undescribed" (ebenda
XXIII, p. 139—150, pl. 18 und 19, im Auszuge: Proceed.
Royal Soc. 26. May 1859 und Annais of nat. bist. IV,
p.229), in welcher zugleich noch andere Hautbildungen zur
Sprache gebracht werden , vor. Was zunächst die Tast-
organe, die als „tactil hairs" bezeichnet werden, betrifft,
so scheint der Verf., wie wenigstens aus seinen Zeich-
nungen hervorgeht, unter dieser Categorie zwei unter
einander verschiedene Bildungen zu vermengen, deren eine
offenbar mit den „Geruchscylindern" Leydig's indentisch
ist, während die Uebereinstimmung der zweiten mit des
letzteren „Tastborsten" in Frage gezogen werden könnte.
In der Beschreibung des Verf. werden sie zwar ebenfalls
als durch Zartheit vor den übrigen Haaren ausgezeichnet
charakterisirt und in den Abbildungen mit äusserst zahl-
reichen Nervenfäden (ihrer grossen Anzahl entsprechend)
versehen; indessen wird weder der gangliösen Anschwel-
lung der Nerven erwähnt (was der Verf. als Nerven ab-
bildet, scheint überhaupt ein davon verschiedenes Gewebe
zu sein), noch scheint der Umstand, dass durch dieselben
grosse Flächen bedeckt sein sollen, für ihre Identität mit
den Leydig'schen Tastborsten zu sprechen. Auf die
feinere Struktur der beiderlei Organe geht der Verf.
übrigens nicht weiter ein, sondern er erörtert sie sowohl
an Tastern als Fühlern vieler verschiedener Insekten nur
ihrer Form und Verth eilung nach; die kegelförmigen Bil-
dungen stellt er in einigen Fällen sogar von denselben
Arten wie Leydig dar. Bei der Deutung dieser modifi-
cirten Haare als Tastorgane stützt sich der Verf. lediglich
auf ihre reichliche Versorgung mit Nerven und auf ihr
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 367
Vorkommen an denjenigen Gliedmassen , denen man allge-
mein den Tastsinn zuschreibt.
Die zweite von Hicks hervorgehobene Bildung,
welche sich nach seinen Beobachtungen auf der Gränze
von Trochanter und Femur, so wie an den beiden Taster-
paaren der verschiedensten Insekten , ausserdem auch an
den Maxillen (?) einiger Arachniden vorfindet, besteht in
kleinen runden oder ovalen OefFnungen der Chitindecke,
welche von einer zarten Membran geschlossen sind und
in eine durch einen Nervenfaden versehene Höhlung führen.
Dieselben sind bald in Reihen angeordnet, bald stehen sie
in kleineren oder grösseren Gruppen beisammen ; am
meisten modificirt treten sie an den Tastern der Schmetter-
linge auf, deren Spitze mit einer Grube oder einem weit
herabsteigenden Canal versehen ist. Verf. glaubt in diesen
Organen den Sitz des Geschmackes annehmen zu dürfen,
wenigstens möchte er dies für die in den Tastern befind-
lichen befürworten; diejenigen an den Trochanteren könnten
vielleicht Hülfsorgane für den Geruch sein. Als Organe,
welche letzteren vorzugsweise vermitteln , stellt er hier
nochmals die „Bläschenreihen" in den Halteren dar, indem
hierfür besonders ihre Lage in der Nähe des grössten
Thoraxstigma spreche. — Man ersieht aus den verschie-
denen Ansichten der betreffenden Forscher über die Natur
der besprochenen Organe, dass sich für jede Deutung der
eine oder andere Grund anführen lässt, zugleich aber, dass
für die Bedeutung dieser Bildungen noch keineswegs ein
fester Anhalt gewonnen ist.
„Zur Morphologie der zusammengesetzten Augen bei
den Arthropoden" ist eine mit sehr schönen Abbildungen
ausgestattete Abhandlung von Claparede (Zeitschrift für
wissensch. Zoologie X, p. 191-— 214, Taf. 12—14) betitelt,
in welcher der Verf. vorzugsweise die bis jetzt noch nicht
verfolgte Entwickelung der elementaren Bestandtheile des
zusammengesetzten Arthropoden -Auges während des Pup-
penzustandes darstellt, ausserdem auch nach einer Erörte-
rung der Modifikationen, welche einzelne Theile des Auges
bei gewissen Formen erleiden, die Theorie des Sehens bei
368 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
den Gliederthieren einer Prüfung unterwirft. Zunächst
macht er auf das allgemeine Vorkommen von vier unter
der Cornea liegenden Kernen, welche bis jetzt nur von
Leydig bei Astacus angedeutet, von Sem per dagegen
zuerst in ihrer Allgemeinheit beobachtet wurden und die
er daher als „S em p e r ' sehe Kerne" bezeichnet, aufmerksam.
Sie liegen der Cornea so dicht an, dass sie beim Los-
präpariren derselben meist an ihr haften bleiben und es
scheint sogar, als wären sie die Matrix, durch welche die
Chitinschichten der Cornea -Facetten abgesondert würden.
Die Beobachtung der Entwickelung des Arthropodenauges,
welche der Verf. an Vanessa Jo und einer Ameise (Pup-
pen) darstellt, zeigt, dass sie ihren Ursprung vier Zellen
verdanken , aus denen zugleich der Crystallkörper hervor-
gebildet wird. In der ersten Anlage besteht nämlich jedes
Augensystem, welches sich in dieser Periode durch auf-
fallende Kürze auszeichnet, aus 17 Zellen, von denen nur
eine unpaar ist, die anderen dagegen zu je vieren zusam-
mengehören. Die vier obersten stellen in Gemeinschaft
eine globulöse Masse dar, innerhalb deren sich nach unten
zu aus den vier Primitivzellen vier lichtbrechende Kügel-
chen absondern, welche durch allmähliche Vergrösserung
und Verschmelzung später den Crystallkörper bilden, wäh-
rend ihre Ursprungszellen als S e m p e r ' sehe Kerne über ihnen
liegen bleiben. Die vier Zellen der zweiten Gruppe, hinter
den vorigen gelegen, sind langgestreckt birnförmig und
bilden durch spätere innigere Verschmelzung und allmäh-
liche Ausdehnung in der Längsrichtung den vierkantigen
Nervenstab des Einzelauges. Mit ihrer verjüngten Spitze
ruhen sie auf der grossen, hügligen Einzelzelle (Grundzelle
des Verf's.) , zu welcher ein in der Bildung begriffenes
Faserbündel des Sehnerven geht, während die übrigen acht
Zellen klein und am oberen und unteren Ende der lang-
gestreckten mittleren vertheilt sind; aus ihnen bildet sich
der Umhüllungsschlauch und das Pigment. — Von dieser
an der Puppe von Vanessa Jo beobachteten Anordnung der
Zellen weicht diejenige bei der Ameise etwas ab; die all-
mähliche Veränderung dieser Zellen bis zur vollständigen
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 369
Hervorbildung der einzelnen Elemente des Auges in der
Imago wird vom Verf. durch Beschreibung und Abbildungen
in's Einzelne hinein verfolgt. Im Weiteren bespricht er
noch die Modificationen, welche die Pigmentablagerung, die
Form des Nervenstabes und der Umhüllungsschlauch in ge-
wissen Fällen erleiden und beschreibt eine ausgezeichnete
Bildung dieser Theile an den Netzaugen der Larve von
Aeschna grandis. — Der Leyd ig' sehen Auffassung des
Arthropoden- Auges, wenn sie auch in morphologischer
Beziehung eine gewisse Berechtigung hat, glaubt der Verf
aus physiologischen Gründen nicht beipflichten zu können,
weil sie eine Aufrechterhaltung der Müll er 'sehen Theorie
des Sehens, deren ünhaltbarkeit er nachweist, erfordert.
Die Cornea erzeugt nicht bei allen Arthropoden Bilder,
sondern bedarf wenigstens da, wo sie keine Wölbung zeigt,
noch eines besonderen lichtbrechenden Mediums; sie kann
daher auch funktionell nicht allgemein als der Cornea und
Linse des Wirbelthierauges aequivalent angesehen werden.
Die Müll er' sehe Theorie, nach welcher nothwendig die
Schärfe des Sehens von der Anzahl der Facetten abhängig
sein müsste, ist aber in Betracht der grossen Schwankungen
der letzteren (zwischen vielen Tausenden und fünfzig) nicht
haltbar, da nach derselben ein Insekt mit verhältnissmässig
wenigen Facetten gar keine deutlichen Bilder empfangen
könnte. Es muss daher jedes einzelne System im zusam-
mengesetzten Arthropodenauge als selbstständig fungirendes
Auge angesehen werden und mithin auch einen dioptrischeii
Apparat besitzen, welchen nach dem Leeuwenhoeck-
schen Versuch der Crystallkörper abgiebt; dass dieser trotz-
dem eine nervöse Natur haben kann, ist nicht ausgeschlossen
und wird durch die Beobachtung an gewissen Amphipoden
bestätigt. (Die Arbeit ist im Auszuge auch mitgetheilt in
Annal. d. scienc. nat. XII, p. 381 und Biblioth. univ. de
Geneve, Ser. 2. VIII, p. 16.)
Von faunistischen Beiträgen, welche sich über sämmt-
liche oder mehrere Arthropoden-Classen erstrecken, führen
wir hier folgende an:
In J. M. Jones's „The naturalist in Bermuda, a sketch
Archiv f. Naturg. XXVI. Jahrg. 2. Bd. Y
370 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
of the geology, zoology and botany of that remarkable
groiip of Islands (London 1859, 8.) p. 108—130 sind einige
Mittheiliingen über die Gliederthiere der Bermuda -Inseln
gemacht. Die Insektenwelt daselbst ist nicht besonders
reichhaltig, wie dies wahrscheinlich die isolirte Lage und
die Kleinheit der Inseln mit sich bringt; eine wesentliche
Uebereinstimmung der Fauna mit den zunächst gelegenen
Theilen Amerika's, besonders mit Nord-Carolina ist in die
Augen springend.
Von Coleopteren werden Cicindela tortiiosa, Ligyrus juvencus,
Lainpyris spec. und Diaprepes affinis als sehr gemein angeführt; von
Orthopteren: Blatta Americana und Maderensis, Gryllus spec, Libel-
len 3 A., von IVeuropteren : 3Iyrmeleon 1 A. Von Hynienopteren :
Polistcs pallipcs, Pelopoeus coeruleus und flavipes, Evaniaspec, meh-
rere Ameisen ; Apis mellifica kleiner als die Europäische Race und
in der Färbung der südafrikanischen Varietät gleichend. Von Lepi-
dopteren : Danais Archippus, Vanessa Atalanta, cardui, Antiopa, Coe-
nia, Terias Lisa, Sphinx cingulata. Von Ilemipteren : Cicada tibicen,
Khaphigaster prasinus, von Dipteren: Mosquitos , eine Musca, welche
der Europäischen M. domestica sehr ähnlich ist, 1 Scatophaga, 1 Ta-
banus und Gastrus equi (?). Unter den Apteren sind Fulex irritans
und penetrans häufig. — Von Myriopoden kommen einige Juliden
'und Scolopendren vor, von Arachniden: Epeira clavipes. — Von Cru-
staceen werden 4 Brachyuren , 1 Pagurus und 5 Macrouren nament-
lich aufgeführt.
Jardin, Essai sur l'histoire naturelle de l'Archipel de
Mendana ou des Marquises (Memoires d. 1. soc. d. scienc.
de Cherbourg VI. 1859, p. 161 fF.) führt einige auf den
Marquesas-Inseln vorkommende Gliederthiere auf, besonders
einige Cirripedier und Decapoden. Das über Insekten Mit-
getheilte ist nur ein Auszug aus Boisduval's Voyage de
l'Astrolabe.
In I. E. T e n n e n t ' s „Ceylon, an account of the Island
physical, historical and topographical" etc. Vol. I. (London
1859), p. 247—308 und in desselben Verf's. kürzlich er-
schienenem Werkchen „Sketches of the natural history of
Ceylon" (London 1861) p. 403—479 linden sich Milthei-
lungen über die Lebensweise der bekanntesten Gliederthiere
Ceylon's , deren auffallendere Formen zugleich im Holz-
schnitt dargestellt sind. Denselben schliesst sich ein von
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 371
Walker herrührendes systematisches Verzeichniss der
Insekten an, welches zwar reichhaltig ist, aber die be-
schriebenen Arten nicht vollständig giebt, andere dagegen
unter doppelten Benennungen aufführt; eine sehr viel
ärmere Liste ist von den Arachniden und Crustaceen, eine
vollständigere wieder von den Myriopoden gegeben.
Die im letztgenannten Werke besprochenen und abgebildeten
Gattungen sind :
a) Insekten: Ateuchus spec. , Batocera rubus und Oryctes rhi-
noceros (die Larven beider forstschädlich), Cassida. — Phasma, Phyl-
lium, Mantis , Libellen, Termiten, Myrmeleon. — Pelopoeus, Sphex,
Xylocopa, Ameisen. — Ornithoptera , Papilio, Hestia, Lycaena, Ache-
rontia, Attacus, Oiketicus, Brenner- Raupen. — Cicada, Poeciloptera,
Lecanium CofFeae? — Mosquitos. b) Arachniden: Mygale fasciata,
Olios Taprobanius, Phalangium, Chelifer, Ixodes, Trombidium tincto-
rum. c) Myriopoden : Cermatia , Julus. d) Crustaceen : Gelasimus,
Ocypode, Lupa.
G. Belke, Esquisse de I'histoire naturelle de Ka-
mienitz-Podolski (Bullet, d. natur. de Moscou 1859, p. 24 ff.)
giebt auf p. 40—102 eine Zusammenstellung der von ihm
in der Umgegend von Kamienilz beobachteten Artikulaten.
Unter denselben sind die Crustaceen , Myriopoden und
Arachniden nur durch eine geringe Anzahl von Arten ver-
treten, im Verhältniss reichhaltiger die verschiedenen Ord-
nungen der Insekten. Bei den Coleopteren , Lepidopteren,
Neuropteren und Hemipteren beschränkt sich der Verf. auf
die Zusammenstellung der Artnamen ; bei den Orthopteren,
Hymenopteren und Dipteren giebt er nebenbei auch kurze
Beschreibungen von solchen Arten und Varietäten, für die
er eine sichere Bestimmung nicht hat auffinden können,
ohne denselben indessen Namen beizulegen.
Kolenati lieferte in seiner „Fauna des Altvaters, ho-
hen Gesenkes der Sudeten", Brunn 1859. 83 pag. in 8. (aus
dem Jahreshefte der nalurwiss. Sektion der Mährisch-
Schlesischen Gesellsch. zur Beförderung des Ackerbaues,
der Natur- und Landeskunde f. d. J. 1858 besonders ab-
gedruckt) ein systematisches Verzeichniss der in einer Höhe
von 3700 bis 4680' gesammelten Insekten aller Ordnungen,
so wie einiger Arachniden. Coleoptera 127 A., Neuroptera
372 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
22 A., Orthoptera 4 A. , Hemiptera 16 A. , Hymenoptera
29 A., Lepidoptera 104 A., Diptera 48 A. und Aptera 13 A.
Mit Ausnahme der Schmetterlinge, welche nur namentlich
aufgezählt sind , werden die einzelnen Arten kurz charak-
terisirt, einzelne unter den Neuropteren , Hymenopteren
und Dipteren auch als neu bezeichnet. — Von Arachniden
werden 1 Obisium und 11 Acarinen erwähnt. — Die als
neu angesehenen Insekten werden vom Verf. ausführlicher
in der Wiener Entom. Monatsschr. IV, p. 381 ff. beschrieben.
Menetries (Nouv. Memoires d. 1. soc. d. natur. de Moscou
XIL p. 247) stellte ein Verzeichniss von Insekten und Arachniden aus
der Gegend von Nachitschewan und dem nördlichen Persien zusam-
men (als Anhang zu einer Flora von Transcaucasien und Persien).
Coleoptera 62, Lepidoptera 3, Hemiptera 3, Orthoptera 9, Hyme-
noptera 4, Neuroptera 1 Art. Ausserdem 4 Arachniden. Nur nament-
liche Aufzählung.
I. Insekten.
Einen weiteren Beitrag zur Kenntniss der Partheno-
genesis bei den Insekten lieferte Leuckart (dies. Archiv
f. Naturgesch. XXV, p. 208 IT., Taf. 5) durch seine fort-
gesetzten Untersuchungen über die Fortpflanzung der Rin-
denläuse (Chermes abietis Lin.) Schon in seiner vorjährigen
Arbeit über die Parthenogenesis der Coccinen hatte der-
selbe anhangsweise erwähnt, dass sich die Wintergeneration
von Chermes ohne vorhergegangene Befruchtung fortpflanze ;
jetzt hat sich ihm durch weitere Nachforschungen ergeben,
dass ein Gleiches bei der geflügelten Sommergeneration,
die sich übrigens nicht nur durch die Anwesenheit von
Flügeln, sondern überhaupt im ganzen Körperbau wesent-
lich von jener unterscheidet (und daher von Ratzeburg
als Männchen gedeutet wurde) der Fall sei. Männliche
Individuen sind dem Verf. trotz der Untersuchung zahl-
reicher Exemplare bis jetzt überhaupt nicht aufgestossen,
und er möchte sich der Ansicht zuneigen, dass solche viel-
leicht gar nicht existiren oder dass , wenn letzteres der
Fall ist, die ungeschlechtliche Fortpflanzung bei Chermes
jedenfalls die Regel ist. Was die Fortpflanzungsorgane der
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 378
Chermes- Weibchen betrifft, so zeigen sich die Eiröhren
sowohl bei der Winter- als Sommeroreneration zwei- bis
dreikammerig, während die Zahl derselben bei den flügel-
losen Winterweibchen bedeutend grösser ist (20 bis 24
jederseils) als bei den geflügelten Individuen der Sommer-
generation, wo sie je nach den Arten und Individuen
zwischen 15 und 2 jederseits schwankt. Von Anhangsge-
bilden des Ovidukt fanden sich die beiden gewöhnlichen
Schmierdrüsen vor und hinter denselben (nicht wie sonst
bei den Oviparen Blattläusen, nach vorn von diesen) ein un-
paares, gestieltes, kapseiförmiges Organ, dessen Bedeutung
als Receptaculum seminis sowohl nach Lage als Grösse
mindestens sehr zweifelhaft bleiben muss; Spermatozoon
fanden sich in demselben ebensow^enig wie sonst in dem
Geschlechtsapparat vor, so dass die Entwickelung der in
demselben befindlichen Eier durchaus als eine spontane
angesehen werden muss. — Im Anschluss an diese Beob-
achtungen bespricht der Verf. den bei Chermes besonders
scharf hervortretenden Dimorphismus der Winter - und
Sommerweibchen, den er aus den verschiedenen Obliegen-
heiten beider erklärt, und ausserdem das Verhältniss, in
welchem die Parthenogenesis der Chermes zu dem Gene-
rationswechsel der übrigen Aphiden steht: ohne die nahen
Beziehungen zwischen einem unbefruchteten Eie und einem
Keim zu verkennen, glaubt er — und nach unseren gegen-
wärtigen Kenntnissen gewiss durchaus mit Recht — den-
noch die Parthenogenesis nicht mit dem Generationsw^echsel
identificiren zu können, wie dies besonders aus einem
Vergleich der bei der Bienenkönigin vorkommenden Form
von Parthenogenesis mit den abwechselnd auftretenden Am-
men und Geschlechtsthieren der Aphiden hervorgeht. Jeden-
falls müsse man bei einer Gleichstellung der Parthenoge-
nesis mit dem Generationswechsel für erstere einen beson-
deren Grad statuiren.
A. Barthelemy, ^Etudes et considerations genera-
les sur la Parthenogenese« (Annal. d. scienc. natur. XII,
p. 307 ff.) unterrichtet zuvörderst seine Landsleute von dem
Inhalt der v. S i e b o 1 d ' sehen Schrift über Partheno-
374 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
genesis und knüpft daran zwei von ihm selbst gemachte
Beobachtungen, wovon die eine Euprepia Caja betrifift, die
andere das Vorkommen von Parthenogenesis bei ßombyx
mori bestätigt. Ein aus der Puppe erzogenes Weibchen
der Euprepia Caja legte dem Verf. unbefruchtete Eier, von
denen drei sich zu Raupen entwickelten , welche letztere
jedoch nicht aufgezogen wurden. lieber die Entwicklung
von Raupen aus jungfräulichen Eier des Seidenspinners
bringt der Verf. mehrfache Belege bei : in den meisten
Fällen entwickelten sich von der ganzen Brut nur drei bis
vier Eier, eihmal jedoch sämmtliche, die vom Weibchen
noch dazu innerhalb seines eigenen Cocons abgelegt wor-
den waren. Die jungfräulichen Eier behalten ihre gelbe
Farbe länger als die befruchteten ; die aus denselben ent-
stehenden Raupen und Schmetterlinge sind ebenso kräftig
entwickelt, als die durch gewöhnliche Zeugung entstandenen
und unter den Imagines war ein Vorherrschen des einen
Geschlechtes nicht bemerkbar. Bemerkenswerth ist, dass
nach den Beobachtungen des Verf. parlhenogenelische Eier
nur bei der Sommer -Generation vorkommen und dass ihre
Entwickelung sofort vor sich geht; dieselben zu über-
wintern, gelang ebenso wenig als sie von der Herbstgene-
ration zu erzielen. Letzteres Faktum stellt der Verf. mit
dem Generationswechsel der Blattläuse in Vergleich; die
jungfräulichen Eier vergleicht er mit hermaphroditischen,
die gleichsam durch eine innige Verschmelzung von männ-
lichen und weiblichen Zeugungsorganen entstanden seien«
Gelegentlich auf die hermaphroditischen Missbildungen bei
Insekten eingehend, erwähnt er zugleich den interessanten
Fall, dass er im Vas deferens einer männlichen Macro-
glossa nahe am Hoden ein vollkommen ausgebildetes Ei
angetroffen habe.
Ein fernerer, vielleicht auf Parthenogenesis zu deuten-
der Fall ist im Zoologist 1859 von Dr. Ormerod (mitge-
theilt von F. Smith im Enlomologist's Annual for 1860,
p. 87 f.) zur Sprache gebracht worden, nur dass derselbe
nicht genau genug festgestellt worden ist, um überzeugend
zu sein. Verf. beobachtete ein Nest von Vespa Britannica,
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 37
welches von überwinterten Individuen gebaut wurde, unter
denen sich eines durch Grösse hervorthat, also verinuthlich
eine Mutterwespe war; letztere wurde nebst dem Neste
entfernt und darauf ein zweites Nest von den übrigen
kleineren Individuen aufgebaut. Dieses sowohl als ein
drittes, welches dieselben Individuen (Arbeiter?) bauten,
fand sich mit Eiern und Larven belegt, aus denen sich so-
wohl Männchen als Arbeiter entwickelten, ohne dass an
einem derselben eine Mutterwespe (gegen deren Existenz
auch die vorgerückte Jahreszeit sprach) beobachtet wor-
den wäre.
Eine ganz ähnliche Beobachtung wurde von Stone
(Proceed. entom. soc. 1859, p. 86) an Vespa vulgaris ge-
macht; hier wurden Zellen durch eine nur aus Arbeitern
bestehende Colonie mit Eiern belegt, aus denen sich Lar-
ven entwickelten , die ausschliesslich Arbeiter-Wespen lie-
ferten. Leider gewährt auch der Bericht über diesen Fall
nicht die volle Ueberzeugung von der Exaktheit der Be-
obachtung,
J. Lubbock hat sich im Anschluss an seine Unter-
suchungen über die Fortpflanzung der Daphnien mit Be-
obachtungen über die erste Anlage der geschlechtlichen
und jungfräulichen Eier bei den Insekten beschäftigt und
sucht in einer Abhandlung betitelt „On the ova and pseu-
dova of Insects (Philosoph. Transact. of the Boyal soc. 1859,
p. 341--367, pl. 16 — 18, im Auszuge: Proceed. Boyal soc.
Decbr. 1858, Annais of nat. bist. 3 ser. III, p. 499 ff.) die
vollständige Identität in Betreff ihrer Anlage in den Ova-
rien darzuthun. Verf. beginnt mit einer Darstellung von
der Bildung der Ovarien^ deren Modifikationen in Betreff
der Zahl der Eiröhren und Eikammern er durch Anführung
der darüber angestellten Beobachtungen erörtert; in Glei-
chem geht er auf die histologische Struktur der Eiröhren
näher ein und erwähnt hierbei der Verschiedenheit, welche
sich in Betreff der Lokalisirung der Dotterzellen bald um
jeden einzelnen Eikeim (Lepidoptera , Hymenoptera, Neu-
roptera und von den Coleopteren die Adephaga) , bald
ausschliesslich in der Endkammer der Eiröhren (übrige
376 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
Insekten) zu erkennen giebt. Die innerhalb dieser beiden
Categorieen je nach den Familien und Gattungen vorkom-
menden Differenzen stellt er nach eigenen Beobachtungen
an einer Reihe verschiedener Insekten dar, yvie an Blatta,
Forficula, Aeschna, Psocus , Panorpa, Carabus, Telephorus,
Odynerus, Ophion, Chelonus , Cynips , Kristalls, Cheilosia,
Nepa u. s. w. — Die Entwickelung von ungeschlechtlichen
Eiern hat der Verf. zunächst an Coccus hesperidum und
Coccus Persicae (letztere Art ist wirklich eierlegend) be-
obachtet und schildert dieselbe ausführlich; in denjenigen
Punkten, welche hierbei von Leydig und Leuckart in
verschiedener Weise aufgefasst wurden, z. B. das Verhält-
niss des Dotterfaches zu der das entwickelte Ei einschliessen-
den Kammer betreffend, schliesst er sich der Ansicht des
letzteren an. In zweiter Reihe beschreibt er die Entwicke-
lung der Eier von Cynips lignicola , deren Eiröhren voll-
ständig das Ansehen wie bei anderen Hymenopteren haben,
nämlich die Dotterzellen zwischen je zwei Eikeimen ange-
häuft zeigen. In der ersten Anlage der Eier ist kein
Unterschied von derjenigen wirklicher Eier zu bemerken ;
sobald sie ihre ganze Grössenentwickelung erreicht haben,
werden sie von einer deutlichen Lage gekernter Zellen
umgeben, welche sich, wie es scheint, von der Wand der
Eiröhre ablöst. Der Keimfleck ist wie gewöhnlich deut-
lich, bleibt aber länger sichtbar, als der Verf. es sonst
beobachtet hat, indem er noch nach Eintritt der Reife des
Eies zu bemerken ist. — In der Entwickelung der Eier
von Solenobia, welche Verf. nach Leuckart 's Darstellung
beurtheilt, vermag er ebenfalls keinen Unterschied von der
gewöhnlichen Eibildung aufzufinden.
E. Kai vre stellte Untersuchungen über den Einfluss
des Nervensystems auf die Athmung der Insekten an (De
l'influence du Systeme nerveux sur la respiration des Dy-
tiques, Annal. d. scienc. nat. XIII., p. 320 — 336, im Aus-
zuge: Compt. rend. de l'acad. d. scienc. LI, p. 530 — 533).
Die anatomische Untersuchung der Athmungsnerven ergab
zunächst, dass deren sieben Paare bei Dytiscus existiren
und zwar ist das erste eine Abzweigung der „nerfs genito-
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 377
splanchniques'', welche sich zum Stigma des vorletzten
Hinterleibsringes begiebt , während die übrigen sechs aus
dem dritten bis letzten Hinterleibsganglion ihren Ursprung
nehmen. Um festzustellen, in welchem Theil des Bauch-
markes der Sitz der respiratorischen Bewegungen gelegen
sei, begann der Verf. mit einer Durchschneidung desselben
hinter dem Ganglion infraoesophageum, welches er in eini-
gen Fällen auch vollständig exstirpirte und verglich die
Athmungsbewegungen eines in dieser Weise operirten In-
dividuums mit denen eines unverletzten. Bei anderen Exem-
plaren wurden dann die Commissuren zwischen dem ersten
und zweiten, dem zweiten und dritten Thoraxganglion
u. s. w. durchschnitten und die hiernach eintretenden Er-
scheinungen jedesmal speziell notirt. Die Resultate, welche
die ganze Reihe der Versuche ergab , bestehen darin, dass
im Metathoraxganglion der eigentliche Sitz der Respirations-
bewegungen gelegen ist; eine Durchschneidung der vor
demselben liegenden Commissur sistirt dieselben augenblick-
lich , während sie bei der Durchschneidung der ihm fol-
genden Commissur fortbestehen. Die mit der Respiration
verbundenen Bewegungen des Hinterleibs stehen unter dem
Einfluss des Ganglion infraoesophageum, bei dessen Exstir-
pation sie aufhören. Die Hinterleibsganglien, aus denen
die Athmungsnerven entspringen, bilden den Leitungs-Ap-
parat; bei ihrer Isolirung werden die respiratorischen Be-
wegungen partiell.
Leydig, Zur Anatomie der Insekten (Archiv f. Anat.
und Physiol. 1859, p. 33—89 und p. 149—184, Taf. 2—4)
erörterte die histologische Struktur der Hautdrüsen der
Käfer (p. 34), der in der Cloake und Scheide der Käfer
befindlichen Drüsen (p. 40), der After- und Giftdrüsen der
Insekten (p. 43), der Speicheldrüsen {p. 59), des weiblichen
Geschlechtsapparates der Insekten, besonders der Samen-
tasche und Anhangsdrüse derselben (p. 71), der accessori-
schen Geschlechtsdrüsen am männlichen Genitalapparat (p.
149). Ferner handelt derselbe über die Endigung der
Hautnerven (p. 153), über die Vasa Malpighi (p. 158), über
den Bau der Tracheen (p. 160) und über Infusorien im
378 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
Darmkanal der Insekten. Am Schluss werden die Haupt-
ergebnisse seiner Untersuchungen übersichtlich zusammen-
orefasst.
üeber den von Coccinella, Timarcha , Meloe und anderen Kä-
fern aus ihren Beingelenken abgesonderten Saft, ^Yelcher bisher all-
gemein als eine Drüsenausscheidung angesehen wurde , theilt der
Verf. mit , dass derselbe sich in nichts von der Blutflüssigkeit der-
selben Thiere unterscheide , wie man dies bei einem Vergleiche der
abgesonderten Tropfen mit dem beim Durchschneiden eines Fühlhor-
nes hervorquellenden Nahrungssafte ersieht; es geht also hier eine
unmittelbare Ausscheidung des lacunaeren Blutes durch die Körper-
wandungen vor sich. — Einzellige Hautdrüsen kommen bei den Kä-
fern an der ganzen Körperoberfläche vor und gehen auch auf die
Einstülpungen der Körperhaut (Mastdarm, Vagina) über; bei den Or-
thopteren konnte Verf. gleiche Bildungen nicht auffinden. Die Anal-
drüsen der Käfer und Orthopteren , die Giftdrüsen der Hymenoptera
aculeata stellen Complexe einfacher Drüsen dar , welche besonders
bei den Laufkäfern sehr zierliche Struktur - Verhältnisse darbieten
(Brachinus , Carabus). Bei den Orthopteren findet sich der ganze
Drüsensack von einem Muskelgeflechte umhüllt, während sonst die
Muskulatur erst an dem Receptaculum auftritt; sehr abweichend von
der dicken Muskellage , welche dieses Receptaculum z. B. bei den
Vesparien umgiebt, ist der gänzliche Mangel desselben bei der Bie-
nenkönigin sowohl als bei den Arbeiterbienen. Die Speicheldrüsen
der Insekten sind theils Aggregate einzelliger Drüsen, theils sind
diesen , wie bei den Ilymenopteien , Dipteren und Orthopteren, wo
sich verschiedene Arten gleichzeitig vorfinden, einfache Drüsen bei-
gemengt; contractile Elemente fehlen an denselben. — Am weibli-
chen Geschlechtsapparate gehören die Anhangsdrüsen meist ebenfalls
den aus einzelligen Drüsen bestehenden Organen an und auch das
Receptaculum seminis, so verschieden auch seine Form ist, trägt
den Charakter einer Drüse ; zwischen der Tunica propria und der
Intima findet sich stets eine Zellenlage. Die von Leuckart und
V. Siebold am Receptaculum seminis der Bienenkönigin beobach-
tete Muskellage hat der Verf. nicht auffinden können. — Die Haut -
und Sinricsnerven der Insekten nehmen nach L.'s Beobachtungen an
ihrem peripherischen Ende Ganglienzellen in sich auf und heften sich
schliesslich an die Basis von Cutikularfortsätzen fest. — An den Vasa
Malpighi hat der Verf. auch ferner zweierlei Absonderungen (Harn
und Galle?) beobachtet (Cicindela, Tabanus): eine neue Art der En-
digung derselben zeigte sich bei Acilius , wo sich vier Canäle in
einem gemeinsamen Knotenpunkte vereinigten. — An der Intima der
Tracheen hat der Verf. Stachelborstcn ausser bei Lampyiis auch bei
im Gebiete der Entoinologie Während der Jahre 1859 n. 60. 879
'&
verschiedenen anderen Käfern, ebenso bei Musca domestica gefunden ;
ausserdem macht er auf die ausserordentlich feine Endverzweigung
der Tracheen in den Flügelmuskeln aufmerksam.
Derselbe, „lieber Kalkablagerung- in der Haut der In-
sekten" (dies. Archiv f. Natiirgesch. XXVI, p. 157 ff. Taf. 7)
fand, dass die Haut der Larve von Stratiomys chamaeleon,
welche beim Durchschneiden leicht knirschte, Kalkconcre-
tionen enthielt, welche bei Behandlung mit Essigsäure ver-
schwanden. Dieselben sitzen der Oberfläche der Haut in
Form von Körnchen auf und entsprechen genau der mosaik-
artigen Zeichnung derselben, deren trichterförmige Ver-
tiefungen sie ausfüllen. (Es möchte hierbei die Frage auf-
zuwerfen sein , ob diese Ablagerungen von Kalk auf der
Oberfläche der Haut mit derjenigen in der Chitindecke der
Crustaceen, wie der Verf. es anzudeuten scheint, in Ver-
gleich gebracht werden können, oder ob dieselben nicht
vielmehr als blosser Niederschlag aus dem Wasser, in wel-
chem die Larven leben, anzusehen seien. Nach der Lebens-
weise jener Larven bald in, bald ausserhalb des Wassers
ist letztere Annahme die wahrscheinlichere. Ref.)
J. Lubbock, On the distribution of the Tracheae in
Insects (Transact. Linnean soc. XXIII, p. 23 — 50, pl. !■ — 4)
theilt die Resultate seiner Untersuchungen über die Ver-
breitunor und Vertheilunof der feineren Tracheenzweijje auf
die einzelnen inneren Organe bei den Insekten mit, welche
besonders durch den vom Verf. angestellten Vergleich einer-
seits zwischen Individuen derselben Art, andererseits zwi-
schen Larven und Imagines derselben Art, sodann zwischen
Arten derselben Gattung und endlich zwischen ganz ver-
schiedenen Ordnungen angehörenden Insekten — interessante
Resultate liefern. Bei einer und derselben Art ist die
typische Art der Verbreitung stets dieselbe, jedoch variiren
die einzelnen Aestchen nach den Individuen, gerade wie
Bäume derselben Art sich verschiedenartig verzweigen.
Auch verschiedene Arten derselben Gattung stimmen mit
eintmder in der Verbreitung der Tracheen an denselben
Organen meist überein; dagegen zeigen sich bei verschie-
denen Familien oft sehr beträchtliche Unterschiede, wie z. B,
380 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
während zwischen Musca und Bombus oder zwischen Ti-
pula und Tenthredo eine grosse Aehnlichkeit in der Ver-
zweigung der Ovarien -Tracheen besteht, eine solclie zwi-
schen ßombus , Tenthredo und Ophion ganz fehlt. Ein
anderer Gegensatz zwischen verschiedenen Formen besteht
ferner darin, dass bald, wie bei Pentatoma die Verbreitung
der Tracheen an verschiedenen Organen eine verschiedene
bald wie bei Eristalis, eine gleiche ist. Dass bei den
Formen mit unvollkommener Verwandlung zwischen Larve
und Imago eine grosse Uebereinstimmung in der Tracheen-
vertheilung vorhanden ist, während dieselbe bei denen mit
vollkommener Verwandlung fehlt, liegt in der Natur der
Sache ; doch ist für letztere bemerkenswerth, dass bei ihren
Larven vorwiegend ein gleichartiger Typus der Tracheen-
verbreitung an den verschiedenen Organen beobachtet wird.
Auch ist die Vertheilung bei Larven heterogener Gattungen
oft übereinstimmend , wo sie bei den Imagines sehr von
einander abweicht. — Die Organe , an denen der Verf. die
Verbreitung der Tracheen speziell beschreibt und darstellt,
sind die Ganglien und die Commissuren des ßauchmarks,
der Oesophagus, die Speicheldrüsen, die Blinddärme, der
Saugmagen, die Ingluvies, der Ventriculus, die Vasa Mal-
pighi, die Theile des Intestinum, der männlichen und weib-
lichen Geschlechtsorgane, deren Anhangsgebilde, das Bücken-
gefäss , das Corpus adiposum und die Muskeln. — Einige
von Williams über die Anastomosirung der Tracheen ge-
machte Angaben so wie dessen Ansicht, dass die grösseren
Tracheenstämme keinen Antheil an der Bespiration selbst
hätten, sondern nur Luftbahnen seien, widerlegt der Verf. ;
dass der Spiralfaden nur eine lokale Verdickung der In-
tima der Tracheen sei, hat er übereinstimmend mitLeydig
beobachtet.
An seine früheren Untersuchungen über die Leucht-
organe der Lampyriden anknüpfend hat K ö 1 1 i k e r auch die-
jenigen der Amerikanischen Pyrophorus -Arten näher zu
erforschen gesucht, wobei er sich jedoch vorläufig nur auf
getrocknete Exemplare angewiesen sah, (Verhandl. der
physik. mediz. Gesellsch. in Würzburg IX , Sitzungsber.
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 381
p. 28). Die Chitinlage über dem Leuchtorganc ist dick, aber
durchsichtig; das Organ selbst besteht aus feinkörniger
Substanz, in die sich Tracheen hineinerstrecken und ent-
hält, wie bei Lampyris , harnsaures Salz in Form feiner,
weisser Körnchen. — Beim Männchen von Lampyris splen-
didula wies derselbe (ebenda, p. 60) sehr kleine Leucht-
organe auch an den Seiten der vorderen Hinterleibsringe
nach, die mit dem der Hinterleibsspitze histologisch genau
übereinstimmen, denen aber keine durchsichtige Stelle der
Körperbedeckung entspricht.
„lieber ein neuendecktes Organ bei den Dipteren"
machte Mayer (Verhandlungen d. naturh. Vereins d.
Preuss. Rheinlande XVI, Sitzungsberichte p. 106 ff.) Mit-
theilungen. In die Papille des Rüssels von Culex und
Musca tritt ein Tracheenstamm, welcher an seiner Aussen-
seite im rechten Winkel 40 bis 50 Aeste abgiebt, die an
Grösse allmählich abnehmen, sich hornförmig umbiegen und
unverästelt endigen. Der Tracheenstamm zeigt den ge-
wöhnlichen Spiralfaden, besitzt jedoch eine Miltelspalte;
die Aeste haben gleichfalls % Ringe, deren eines Ende in
Knöpfchen anschwillt, welche alterniren. In der Umhül-
lungshaut der Aeste sind ovale gekörnte Körperchen sicht-
bar, zu denen feine Fäden (Nerven?) gehen, ausserdem
eine ziemlich dicke Gefässverzweigung von gelber Farbe.
— Verf. spricht die Vermuthung aus, dass man es hier mit
einem Geruchs - oder auch mit einem musikalischen Organ
(Summen der Dipteren) zu thun haben könnte.
Haldeman hat bei einer Lithosia, welche einen ähn-
lichen Laut wie Sphinx atropos hervorbringt, ein Stridu-
lationsorgan unter der Ansatzstelle der Vorderflügel am
Thorax in Form einer Trommelhaut aufgefunden; die Vibra-
tionen dieser Membran correspondirten mit den hervorge-
brachten Lauten. (Bullet, d. 1. soc. entomol. 1859, p. 43).
Nach Breyer („Observations sur le developpement
d'une chaleur propre et elevee chez le Sphinx Convolvuli",
Annal. d. 1. soc. entom. Beige IV, p. 92 ff.) zeigt sich bei
Sphinx Convolvuli nach anhaltendem Fluge die Entwicke-
lung einer sehr merklichen Eigenwärme, welche sich beim
382 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
Ergreifen mit der Hand als beträchtlich höher denn das
umgebende Medium zu erkennen giebt. Verf. konnte diese
erhöhte Körpertemperatur auch direkt nachweisen : in den
aufgeschlitzten Thorax eines im Fluge gefangenen Exem-
plares wurde ein feines Thermometer eingesenkt, welches
binnen einer Minute von 17 auf 27 centigr. stieg.
Speyer (Entom. Zeitung 1860, p. 369) theilte einen
Fall mit, welcher den hohen Grad der instinktiven Fähig-
keit der Insekten wieder einmal in auffallender Weise be-
leuchtet. Eine männliche Saturnia carpini hatte sich in
regelwidriger Weise in ihrem Gespinnste verpuppt, indem
sie anstatt mit dem Kopf- mit dem Schwanzende der hais-
förmigen Oeffnung zugewandt war. Beim Ausschlüpfen an
der Wand des Gespinnstes Widerstand findend, wandte sich
dieselbe innerhalb der Puppenhülle um, so dass sie nun
mit dem Kopf den Schwanzdeckel der Puppe zu durch-
brechen genöthigt gewesen wäre. Bei dieser fruchtlosen
Operation wurde der Falter noch lebend in der Puppe vor-
gefunden und künstlich daraus befreit.
Laboulbene (Annal. d. 1. soc. entom. VII, p. 567 ff.)
untersuchte zwei (scheinbar) in Copula gefangene männliche
Individuen von Melolontha vulgaris, während sie noch an-
einander hafteten, näher und fand in dem als Weibchen
benutzten Exemplare den äusseren Merkmalen entsprechend
männliche Geschlechtstheile vor; der hornige Penis des
zweiten Individuums war vollständig in seine Geschlechts-
öffnung eingesenkt.
Von Guerin (Rev. et Magas. de Zool. 1859, p. 144
und 128, Bullet, soc. entomol. 1859, p. 46, Comptes rendus
de l'acad. d. scienc. 2 Avril 1859) wurden fernere Mit-
theilungen über die von ihm aus der Kreuzung zwischen
Saturnia Cynthia und Arrindia erzielten Resultate gemacht.
Die daraus hervorgegangenen Bastarde zeigten sich frucht-
bar und lieferten Raupen, von denen die einen der Sat.
Cynthia vollständig, andere im minderen Grade glichen,
während die übrigen fast alle Charaktere der Raupe von
Sat. Arrindia erkennen Hessen. (Aube im Bullet. Soc.
entom. bemerkt dazu, dass ihm die spezifische Verschieden-
im öebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 383
heit der beiden Satiirnien nicht' evident genug scheine,
so dass der Fall für die Fruchlbarkeit von Bastarden nicht
bcweiskrältig sei). — In den Conipt. rendus 19. iS'ovbr. 1860,
Revue et Magas. de Zool. 1860, p. 512 f. erwähnt der Verf.
der (mehrfach bekannt gewordenen) Bastarde von Sat. pyri
und spini , w eiche die Charaktere beider Arten in sich
vereinten.
Girard (.,Sur une particularite qui suit sur I'action
toxique de la Benzine chez certains Insectes", Annal. d. I.
SOG. entom. VII, p. 172) theilt die Beobachtung mit, dass
selbst bei starkflügligen Schmetterlingen, wie Sphinx, Cato-
cala u. a. nach der Einathmung von Benzin schnell eine
vollständige Erstarrung der Muskeln eintrete, so dass man
schon nach einer halben Stunde die Flügel nicht mehr be-
wegen könne.
Cornelius („Lichtreiz der w^eissen Farbe besonders
in Beziehung auf Insekten", Entom. Zeitung 1860, p. 270 f.)
belegt die allgemeine Erfahrung, dass allerlei Insekten sich
gern auf weisse Wände, Sand u. dgl. niederlassen, mit
Beispielen.
Goureau (Bullet, d. I. soc. entom. 1859, p. 244 f.)
machte Mittheilungen über nussgrosse Gallenanschwellungen
am Stengel von Himbeersträuchern und deren Bewohner.
Es finden sich in denselben kleine rolhe Larven, welche der
Lasioptera obfuscata Macq. angehören und welche von den Larven
dreier Parasiten, derCallimome muscarum, dem Flatygaster niger Nees ?
und einer Cirrospilus- Art angegriffen werden; ferner ging aus den
Gallen eine Tachinarie hervor. In den noch grünen Zweigen der
Himbeeren, welche keine Gallenanschwellungen zeigen, lebt die Larve
einer Sciara (vielleicht Sc. niorio, die auch in Althea rosea lebt).
Aehnliche Gallen wie die Himbeeren zeigen auch die Stengel der
Brombeeren; diese rühren von Lasioptera albipennis Macq. her.
Frauen fei d, „lieber exotisclie Pflanzenauswüchse,
erzeugt von Insekten" (Verhandl. d. zoolog. botan. Gesellsch.
zu Wien IX, p. 319—330, Taf. 6 und 7) lieferte Beschrei-
bungen und Abbildungen von einer grösseren Anzahl gallen-
artiger Auswüchse, welche er auf der Sinaitischen Halb-
insel beobachtet und gesammelt hat. Gleich wie in Mittel-
Europa die Eiche vorherrschend mit Gallenbildungen ver-
384 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
sehen ist, so ist es in jener Gegend die Tamariske : über-
einstimmend mit Europa ist das vorzugsweise Vorkommen
von Gallen an Dicotyledonen. Als Erzeuger der Gallen
erwiesen sich Insekten verschiedener Ordnungen, von denen
indessen die Cynipiden fast ganz ausgeschlossen waren.
Eine Cecidomyia und eine Tortrix stellten sich als neu
heraus und werden beschrieben.
Eine interessante Beobachtung über die Entstehung
der gewöhnlich als Pilzbildung betrachteten und mit dem
Namen des „Mutterkornes" belegten Missbildung am Roggen,
welche von Dr. Fischer in Weingarten gemacht (Allgem.
homöopath. Zeitung ßd. 57, Nro. 24) und durch Schneider
(37. Jahresber. d. Schlesisch. Gesellsch. f. vaterl. Cultur
p. 91 ff.) zur näheren Kenntniss gekommen ist, weist auf
das Unzweideutigste nach , dass das Seeale cornutum die
Folge des Anbeissens noch unreifer Roggenkörner durch
Cantharis melanura Fab. ist. Das Auftreten des Mutter-
korns hängt von der Entwickelung des Käfers zu einer Zeit,
wo der Roggen noch nicht reif ist, ab; erscheint derselbe
erst zu der Zeit , wo die Körner bereits ihre Härte erlangt
haben, so fehlt die Missbildung, welche übrigens in gleicher
Weise wie der Käfer nur längs der Ränder der Felder,
niemals in der Mitte angetroffen wird. Besetzt man noch
weiche Aehren mit der Cantharis , so tritt an diesen nach
dem Biss des Käfers das Mutterkorn auf.
Von Kaltenbach's werthvoller Abhandlung über
,,Die Deutschen Phytophagen aus der Klasse der Insekten"
sind (Verhandl. d. naturhist, Ver. d. Preuss. Rheinlande XVI,
p. 216 ff. und XVII, p. 203 ff.) zwei neue Fortsetzungen
erschienen, welche die Pflanzengattungen mit den Anfangs-
buchstaben C bis F incl. umfassen. Wie bisher hat der
Verf. neben einer Zusammenstellung der von den verschie-
denen Autoren gemachten Angaben über die sich von den
einzelnen Pflanzen nährenden Insekten auch eigene und
zum Theil neue Beobachtungen geliefert, die der Arbeit
um so höheren Werth verleihen. — Von den aufgeführten
Pflanzengattungen ernähren die zahlreichsten Insekten fol-
gende: Carduus 50, Carex 30, Carpinus 6Q, Centaurea 42,
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 385
Chenopodium 24, Chrysanthemum 19, Clematis 17, Cory-
lus 74, Crataegus 88, Daucus 16, Echium 17, Epilobium 33,
Erica 59, Euphorbia 31, Fagus 147, Fragaria 23, Fraxinus 45.
Einen Bericht über die in der Provinz Preussen vom
Jahre 1857 bis 1859 schädlich aufgetretenen Insekten gab
Hagen in der Entomol. Zeitung 1860. p. 26—37 (Auszug
aus einer Mittheilung in den Landvvirthschaftlichen Ost-
preussischen Jahrbüchern 1858—1859). Er zählt in dem-
selben die als schädlich beobachteten Arten in systematischer
Reihenfolge auf und giebt Nachricht über ihre Wirkungen.
Folgende Arten werden abgehandelt: Coleoptera: Elater sege-
tis, Meligethes aeneiis (als Verwüster von Kohl schon durch Heeger
erwähnt, Ref.), Silpha atrata (die Larve frass Runkelrüben - Blätter),
Haltica oleracea, Bruchus granarius, Apion spec, Bostrichus typogra-
phus und pusillus. — Hymenoptera : Tenlhredo cerasi. — Heniiptera:
Aphis cerealis?, Livia juncorum. — Diptera: Chlorops taeniopus,
Cecidomyia tritici und secalina. — Lepidoptera: Liparis nionacha,
dispar , Euprepia fuliginosa, Agrotis fumosa, segetuni , Episema gra-
minis, Pieris brassicae.
G. Bertoloni, Delle malattie e dei danni che soffre
l'Albero del Pero nella provincia Bolognese (Memorie della
accad. delle scienze del' instit. dl Bologna X. 1859, p. 377
— 390, tav. 24). Als diejenigen Insekten, welche dem
Birnbauni im Bolognesischcn besonderen Schaden zufügen,
nennt der Verf. Rhynchites betuleti, Buprestis Fabricii,
Cossus aesculi und eine Tineine : Aechmia metallicella.
Neben den Symptomen der erkrankten Bäume schildert er
speziell die Art der Eingriffe, welche die genannten Insekten
theils im Larven-, theils im Imagostadium auf sie ausüben;
die Tinea ist nebst ihrem Puppencocon auf der beifolgenden
Tafel dargestellt. rMHÜ'
Als Zerstörer von Rhododendron werden (Proceed. ento-
mol. soc. 1859, p. 78) von Ch. Noble Strophosomus lim-
batus, (ebenda p.85) von Wailes die Raupe von Mamestra
brassicae, eine Tortrix-Art, ein Aspidiotus und eine Ten-
thredo-Larve (Athalia?) erwähnt.
Kolenati, ,.Die forstschädlichen Insekten nach den
neuesten Erfahrungen zusammengestellt", Brunn 1860. 8.
71 pag. (Separatabdruck aus dem 43. Hefte der Yerhandl.
Archiv für Naturg. XXVI. Jahrg. 2. Bd. Z
386 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
d. mähr. -schlesisch. Forstsektion). Die dem Nutzholze,
den Coniferen, den Eichen-Arten, den übrigen Forstbäumen
so wie auch dem Wilde schädlichen Insekten, werden, so
weit sie als solche nachgewiesen worden sind, in syste-
matischer Ordnung namhaft gemacht.
I. Curtis, Farm Insects ; being the natural history
and economy of the Insects injurious to the Field Crops of
Great ßritain and Ireland , and also those which infest
Barns and Granaries, with suggestions for their destruction.
London 1860. (528 pag. 16 col. pl.) — Im Entomologist's
Annual for 1861 angezeigt, dem Ref. nicht zugekommen.
Blanchard, La Zoologie agricole. 1. Partie. Les
Insectes nuisibles aux plantes d'ornement. Paris. 8. pl.
color. — Nach einer Anzeige im Bulletin d. 1. sog. entom.
1859, p. 289 enthalten die bis jetzt erschienenen 15 Liefe-
rungen die Beschreibung und Abbildung der Insekten, welche
dem Flieder, Jasmin, Cornus, den Rosen, der Kresse, den
Centaureen, Lilien u. s. w. schädlich sind, mit Angabe ihrer
Metamorphose, ihrer Verwüstungen und der Mittel, um die-
selben zu beseitigen.
Geh in, Notes pour servir a l'histoire des Insectes
nuisibles du departement de la Moselle , Nro. 4. — Note
sur quelques Insectes des Ormes et des Peupliers. Metz,
1860. 8. — Beide im Bulletin d. 1. soc. entom. 1860,
p. 122 angezeigt.
Von einzelnen als verwüstend aufgetretenen Insekten
ist es besonders die Wanderheuschrecke, deren massen-
haftes Erscheinen in den Jahren 1858 — 60 in der Schweiz,
in Polen und besonders im südlichen Russland verschiedene
Mittheilungen vonLebert (38. Jahresbericht d. Schlesisch.
Gesellsch. f. vaterl. Cultur, p. 59 ff.), Waga (Bulletin d. 1.
soc. entom. 1860, p.QOfF.), Koeppen (Bullet, d. natur. de
Moscoul859, IL p. 296 ff.), Schatilo ff (ebenda 1860, I.
p. 294 ff.), Doengingk (ebenda 1860, IL p. 531 ff.) u. a.
zur Folge gehabt hat.
Nach Lebert's Bericht traten die grossen Heuschreckenzüge
im Canton Wallis während des J. 1858 auf, nachdem schon im Jahre
vorher zahlreiche Exemplare des Pachytylus migratorius bemerkt
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 387
worden waren. Die Thiere erreichten Mitte Juli's ihre vollkommene
Ausbildung, bildeten Züge bis auf ^/^ Stunde J.ünge und verdunkel-
ten dabei das Sonnenlicht; sie flogen mit einer Schnelligkeit von
einer Meile in einer Stunde. Gegen Ende August's hörten die Züge
auf. — Waga berichtet über das Einfallen von Schwärmen in ver-
schiedene Theile des südlichen Polens, Koeppen und Schatiloff
über die Wanderungen während des J. 1859 auf der Taurischen Flalb-
insel. Letzterer giebt zugleich an, eine Gordiacee zu zwei bis vier
Exemplaren in zahlreichen Individuen der Heuschrecke beobachtet
zu haben. — Genaue Beobachtungen über die Lebensdauer und das
Wachsthum der Thiere theilt D o en g i ngk in seinem überhaupt vie-
les Interessante enthaltendem und besonders ausführlichem Berichte
mit; nur irrt der Verf. darin, dass er schon die Larve für geschlechts-
reif ansieht. — Historische Daten über das Auftreten der Wanderheu-
schrecke in Baiern vom Pfarrer Jaeckel sind ausserdem im Cor-
resp. -Blatt d. zoolog.-mineralog. Vereins in Regensburg XIII. p. 161 ff.
mitgetheilt. Seit dem J. 1749 ist die Art in Baiern nicht wieder
verheerend aufgetreten, während sie nach den Chroniken im J. 1693
und besonders v. J. 1333 — 39 in grossen Schwärmen von Ungarn her
einbrach.
Gleichzeitig liegen auch Berichte über die durch mäch-
tige Heuschreckenschwärme hervorgerufenen Verwüstungen
aus transatlantischen Gegenden vor. Im Bulletin d. 1. soc.
entomol. 1859, p. 145 f. giebt Pater Montrouzi e r brief-
liche Nachrichten von Heuschreckenschwärmen auf Neu Cale-
donien , w^elche durch ihre Menge die Sonne verfinsterten;
auch hier warfen sich die Thiere vorzugsweise auf Mono-
cotyledonen, besonders auf Gramineen. Interessant ist das
vom Verf. mit dem Erscheinen der Heuschrecken an ver-
schiedenen Orten (Sidney, Balade, Puepo u. s. w.) als zu-
sammenfallend beobachtete Auftreten von starken Influenza-
Epidemieen, weiche man in jenen Gegenden ebensowenig
als die Heuschrecken vor der Ankunft der Europäer kannte.
— Im Report of the Smithsonian Institution for 1858
(Washington 1859) p. 200 ff. giebt A. Taylor „An account
of the Grasshoppers and Locusls of America", wonach i. J.
1855 und 56 der Washington- und Oregon -Distrikt, Cali-
fornien , Neu Mexico, Texas und die Republik Mexico, von
Heuschreckenschwärmen in dem Maasse heimgesucht wur-
den, dass die Luft in einer Höhe von 200 Fuss dicht von
ihnen angefüllt war. Die Exemplare massen an der einen
388 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
Lokalität gegen drei oder selbst zwischen drei und vier Zoll,
an anderen nur 2 oder V/2 Zoll und werden von verschiedenen
Beobachtern als verschieden gefärbt angegeben, so dass
die Verwüstungen offenbar von mehreren Arten herrühren.
Geschichtlichen Notizen über Heuschreckenzüge seit d. J.
1632 in den genannten Gegenden folgt noch eine Mitthei-
lung von Motschulsky „On the means of destroying the
grasshopper."
Unter den schädlichen Insekten aus den übrigen Ord-
nungen hat besonders die Larve einer Cecidomyia, welche
in verschiedenen Gegenden Europas und zwar besonders
im Osten als Verwüsterin des Roggens auftrat, die Auf-
merksamkeit erregt. Nach der Untersuchung von L 0 e w
(„Die neue Kornmade und die gegen sie anzuwendenden
Mittel.« Züllichau 1859. 8.) ist die Art der in Nord-
amerika berüchtigt gewordenen „Hessian fly (Cecidomyia
destructor Say) sehr nahe verwandt, aber nicht damit iden-
tisch; sie wird von ihm Cecidomyia secalina genannt.
Cecidomyia destructor lebt am Weizen und ihre Larven und
Puppen treten am oberen Ende des Wurzelstockes auf; Cecid. seca-
lina dagegen beschränkt sich auf den Roggen und ihre Puppen fin-
den sich höher an der Pflanze hinauf. IVach einer Charakteristik der
drei Stände der Roggenmücke und einer Beschreibung ihrer Katur-
geschichte giebt der Verf., obwohl er an eine fortdauernde Schäd-
lichkeit nicht glaubt, Mittel zu ihrer Vertilgung an die Hand.
Denselben Gegenstand behandelte auch Starke: „Bemerkun-
gen zur Charakteristik der neuen Roggenmade oder Roggen - Gall-
mücke (Cecidomyia secalina)" in den Abhandlungen d. naturf. Ge-
sellsch. in Görlitz X. 1860, p. 391 ff., wo sowohl von der genannten
Art als von der „Zwergsägewespe (Cephus pygmaeus)" ihr Auftreten
und ihre Schädlichkeit während des J. 1858 in der Lausitz erörtert
werden.
Cox, „On the ravages of Scolytus destructor" (Proceed.
entom. soc. V, p. 3 ff.) machte ausführliche Mittheilungen
über die Naturgeschichte des Scolytus destructor und die
durch ihn verursachten Verwüstungen. — Nach einer Mit-
theilung in den Sitzungsberichten d. zoolog. botan. Gesellsch.
in Wien X, p. 19 trat auch Hylesinus vittatus Fab. in
Ungarn als forstschädlich an Ulmus campestris auf: der
Frass der Larve an der Innenseite der Rinde ist im Holz-
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 389
'»
schnitt p. 20 dargestellt, (lieber die entgeg-engesetzte An-
sicht von Wall ace, dass die Bostrichen nur kranke Bäume
angreifen, vergl. unter Coleoptera, Farn. Boslrichidae.)
Nach Czegley (Sitzungsberichte d. zoolog. botan.
Gesellsch. zu Wien X, p. 17) trat Orgyia antiqua in Mähren
als forstschädlich auf. — Schwab, „lieber die Verheerun-
gen der Kieferblattwespe (Tenthredo pini und pratensis) in der
Umgebung von Schwarzwasser und Skotschau in Schlesien«
siehe ebenda p. 31.
Unter den wie gewöhnlich zahlreich gemachten Mit-
theilungen über die Zucht des Seidenwurmes, die der Mehr-
zahl nach ein vorwiegend industrielles Interesse haben,
heben wir hier nur folgende hervor : G u e r i n (Rev. et Magas.
de Zool. 1859, p. 91 ff.) berichtete über die Zucht von
Bombyx mori im französischen Guyana im Freien ; die
Cocons waren von ausgezeichneter Qualität , die Erndte
sehr reich. Ebenda p. 130 u. Compt. rendus 28. Fevr. 1859
über die Racen des Seidenwurmes, welche in Syrien er-
zielt werden, und p. 190 über Fütterung von Bombyx mori
mit Tragopogon pratensis und Dipsacus fullonum, welche
einen glücklichen Erfolg hatte.
Ausserdem: F. Wassali, die Seidenziieht im Canton Graubün-
den (Jahresbericht der naturf. Gesellsch. Graubündens V. p. 58 — 70).
— Ouatrefages und Guerin, Berichte über die Krankheit des
SeidenAvurms nach Beobachtungen im südlichen Frankreich (Comptes
rendus T. 48. p. 552 u. 1025. T. 50. p. 61 u. 767). — Guerin: Ue-
ber die Einführung des Chinesischen Seidenwurms, der sich im Freien
auf Aylantbus glandulosa erziehen lässt und zwei jährliche Erndten
liefert, siehe Comptes rendus T. 48. p. 281 u. 636; Rev. et Mag. de
Zool. 1859. p. 68 u. 136 ff.
Von besonderem Interesse ist auch ein von F. S t a t h a m
(Report of the 28. meeting of the British assoc. for advanc.
of science , Transact. p. 130) mitgetheilter Fall , der auf
eine gelegentlich vorkommende Verwilderung des Seiden-
wurmes hindeutet. („On the occurrence of Bombyx mori
in a wilde State in this country"). Am 10. Juli wurden in
Kent etwa 80 bis 100 Raupen der Bombyx mori unter einer
Hecke im Freien angetroffen; verschiedene Blätter niederer
Pflanzen waren von ihnen benagt, besonders zeigte sich
390 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
aber ein Busch von Riibus fruticosus theilweise durch die-
selben entblättert.
Da wir seit nunmehr acht Jahren , während welcher
wir in diesen Berichten die Leistungen auf dem Gebiete
der Insektenkunde zu verfolgen bestrebt gewesen sind, bis
jetzt keinen Versuch eines Systems der Insekten im All-
gemeinen zu erwähnen gehabt haben , waren unsere Er-
wartungen nach den mehrfachen und zum Theil umständli-
chen Mittheilungen, welche der jetzt verstorbene Dumeril
sowohl der Akademie der Wissenschaften zu Paris als der
Societe entomologique de France über die Publikation eines
von ihm seit Jahren bearbeiteten Werkes, das unter dem
Titel „Entomologie analytique" in zwei Quartbänden publi-
cirt werden sollte, gemacht hatte, begreiflicher Weise auf
die Erscheinung desselben nicht wenig gespannt. Nach
näherer Kenntnissnahme des Werkes können wir indessen
nur annehmen, dass die Französische Akademie den Druck
und die Aufnahme desselben in zwei starke Bände ihrer
Abhandlungen (Memoires de l'acad. d. scienc. de l'lnstitut
de France, Tome XXXI, 1 u. 2. Paris 1860. 2 vols. 4.
1340 pag.) iiur aus Pietät gegen den wenigstens um andere
Zweige der Zoologie verdienten Verf. beschlossen hat —
und nur aus Rücksicht auf den Namen Dumeril's haben
wir in diesem Bericht auf die „Entomologie analytique",
welche den heutigen Naturforschern gewiss kein wissen-
schaftliches Interesse abgewinnen kann, einzugehen.
Im allgemeinen Theil, betitelt: „Histoire generale des Insectes"
(p. 1 — 220) spricht der Verf. über die Stellung, welche die Insekten
in der Reihe der Thierklassen einzunehmen haben. Er betrachtet als
die unterste Stufe einnehmend die „Zoophyten," welchen nach oben
die Mollusken, Anneliden und Crustaceen folgen; über letzleren ste-
hen die Insekten , die sich mithin den Wirbellhieren zunächst an-
schliessen. „L'Insecte est un animal sans vertebres ou sans squelette
Interieur, ä tronc ou partie centrale du corps, articule en dehors;
muni de membres articules et respirant par des stigmates, qui sont
les orifices exterieurs des trachees ou des vaisseaux aeriens internes"
lautet die Charakteristik, welche die Insekten von den übrigen Thier-
klassen unterscheiden soll , wobei allerdings zu bemerken ist, dass
der Verf. die Myriopoden denselben noch einverleibt, — Das zweite
und dritte Capitel handeln von der äusseren Körperform der Insek-
im Gebiete der Entomologie Avährend der Jahre 1859 u. 60. 391
ten im Stadium der Imago und von ihren physiologischen Funktio-
nen; Baster, Lehmann und allenfalls Dufoursind die Autoren,
deren Untersuchungen auf diesem Felde fast ausschliesslich Erwäh-
nung finden, wogegen was seit 40 Jahren erforscht worden ist, hier
keine Berücksichtigung findet. — Das den bei weitem grössten Theil
der Arbeit einnehmende vierte Capitel behandelt die Classifikation
der Insekten ;^ eine vorangeschickte Uebersichtstabelle weist neben
den acht Ordnungen ( ausser den 7 allgemein angenommenen die
Ordnung Aptera) die innerhalb derselben gebildeten sogenannten „na-
türlichen" Familien auf, deren Erfinder der Verf. Latreille gegen-
über zu sein behauptet. Während der Verf. in der Ordnung Coleo-
ptera vier „Unterordnungen": Pentamera, Heteromera, Tetramera und
Oligomera errichten zu müssen glaubt (von denen die letzte neben
den Coccinellinen und Eumorphiden auch die Pselaphiden umfasst),
hält er dies in der Ordnung der Neuroptera nicht für nöthig, sondern
er stellt hier nur folgende Familien neben einander auf: 1) Odo-
nata. 2) Stegoptera mit den Gattungen Myrmeleo , Ascalaphus, Ter-
meSjPsocus, Hemerobius , Panorpa , Nemoptera , Rhaphidia, Semblis
und Perla (genau in dieser Reihenfolge). 3) Agnatha (Phryganea und
Ephemera). — In der Ordnung Ilymenoptera wird die Gattung Bem-
bex zur Familie der Apiariae gerechnet , Mutilla zu den Ameisen,
Scolia zu den Anthophilen (Crabroniden) , dagegen Tiphia zu den
Fossoriis; letztere Familie wird aber von den Anthophila nicht nur
durch die Ameisen , sondern auch durch die Ichneumonen getrennt,
zwischen diese dagegen und die Chalcidier (Neocrypta genannt) die
Ameisen und die Fossoria eingeschaltet. — Die Lepidopteren werden
nur in vier Familien getheilt : Rhopalocera, Sphingidae, Bombycidae
und Seticornia (letztere alles Uebrigbleibende nebst Lithosia umschlies-
send). — Als Beispiele von den natürlichen Familien der Dipteren
mögen folgende dienen: Fam. Sclerostomes umfasst: Culex, Bomby-
lius, Hippobosca, Conops, Stomoxys, Rhingia, Tabanus, Asilus, Empis
(in dieser Aufeinanderfolge). Fam. Aplocera: Rhagio, Bibio, Anthrax,
Sicus , Hypoleon, Oncodes , Stratiomys, Ceria, Midas (ebenso). Fam.
Lateriseta: Dolichopus, Calobata, Tetanocera, Thereva, Echinomyia,
Sargus, Mulio, Syrphus, Musca (ebenso). — Die Ordnung Aptera um-
fasst folgende Familien: 1) Kemoura (Machilis und Podura). 2) Rhi-
naptera (Pediculus , Pulex und Leptus ; letztere Gattung stellt eine
sechsbeinige Milbe dar). 3) Ornithomyzae (Ricinus) und 4)Myriapoda
im gewöhnlichen Umfange. — In der speciellen Ausführung des sy-
stematischen Theiles werden die Hauptrepräsentanten (Gattungen) der
einzelnen Familien charakterisirt, je eine Art im Holzschnitt sehr gut
dargestellt und einige andere nebenher erwähnt. Die Naturgeschichte
der Hauptformen wird , so weit sie den älteren Beobachtern be-
kannt war, wiedergegeben, während alles Neuere mit ganz verein-
392 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
zelten Ausnahmen (z. B. Fahre über Sitaris) vermisst wird. Auch
für die Systematik ist die neuere Literatur ganz unbeachtet geblie-
ben, wie z. B. Mulsant nicht einmal bei den Coccinellen erwähnt
wird. Wiederholte Irrthümer in Bezug auf die systematische Stellung
mancher Gattungen lassen sich kaum erklären; einer der auffallend-
sten ist , dass Dasytes in die Familie der Vesicantia, also unter die
Heteromeren gestellt wird, während Malachius seinen richtigen Platz
unter den Malacodermen einnimmt.
Heeger setzte seine Beiträge zur Naturgeschichte
der Insekten in den Sitzungsberichten der Akad. d. Wissensch.
zu Wien (Physik. - mathem. Classe 34. Bd., p. 212—226,
mit 5 Tafeln) mit einer 18. Folge fort, in welcher nach
gewohnter Art die Entwickelungsgeschichte von fünf Arten
(4 Curculionen und 1 Pflanzenlaus) beschrieben wird.
Von M u I s a n t's Opuscules entomologiques sind in d. J.
1859 — 60 drei fernere Hefte (IX — XT) erschienen, welche
mit Ausnahme einer kleinen Notiz über Asilinen ausschliess-
lich Coleopterologische Arbeiten enthalten. Dieselben sind
zum grössten Theil vom Verf. in Gemeinschaft mit Anderen,
wie Rey, Godart u.a. abgefasst und enthalten ausser einer
Fortsetzung der Bearbeitung der Melasomen nur Beschrei-
bungen einzelner neuer Arten. Der sämmtliche Inhalt der
bezeichneten Hefte ist theils den neuesten, theils älteren
Bänden der Annales d. 1, soc. Linneenne, der Annales d. 1.
soc. d'agriculture und der Memoires de l'acad. d. sciences
de Lyon entlehnt.
Der Enlomologische Theil der Kongl. Svenska Fre-
gatten Eugenies Resa omkring Jorden ist mit zwei ferneren
Heften fortgesetzt worden, von denen das eine (1859) den
Schluss der durch Boheman bearbeiteten Coleopteren mit
den Familien der Curculionen, Cerambyciden, Chrysomelinen,
Coccinellinen und Erotylenen , das andere (1860) die von
Stal bearbeiteten Hemipteren umfasst. Ersteres ist mit
einer, letzteres mit zwei lithographirten Tafeln ausgestattet,
welche Darstellungen der neu errichteten Gattungen geben.
Ein gegenwärtig bereits erschienenes viertes Heft, welches
dem nächsten Berichte angehört, enthält die Bearbeitung
der Orthopteren, gleichfalls durch Stal.
Walker, „Charactcrs of some apparently undescribcd
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 393
Ceylon-Insects" (Annais of nat. bist. 3 ser. III, p. 50 und
259 ff., IV, p. 217 und 371 ff, V, p. 304 ff. und VI, p.
357 ff.) hat neben seinen schon im vorigen Jahresberichte
erwähnten Diagnosen Ceyloneser Coleopteren, in denen er
hier fortfährt, auch Insekten aus den Ordnungen der Or-
thopteren und Hymenopteren von derselben Lokalität be-
kannt gemacht. In der Charakteristik der letzteren geht
er etwas ausführlicher zu Wege, freilich ohne auch hier
mit seinen Angaben zu genügen; die Diagnosen der Coleop-
teren sind aber wie die vorjährigen ganz unbrauchbar, be-
sonders da bei vielen derselben, wie sich leicht ersehen
lässt, nicht einmal die Gattung richtig erkannt worden ist,
ja mehrmals die Gattungen bei Familien untergebracht wer-
den, denen sie gar nicht angehören.
Coquerel, „Note sur quelques Insectes de Mada-
gascar et de Bourbon" (Annales d. 1. soc. entom. VU, p.
239 ff., pl. 6 und 7) fuhr fort, eine Reihe interessanter
Insektenformen, den Coleopteren und Hemipleren angehörend,
bekannt zu machen.
Motschulsky, „Catalogue des Insectes rapportes des
environs du fleuve Amour, depuis la Schilka jusqu'ä Niko-
laevsk« (Bullet, d. natur. de Moscou 1859, II. p. 487—507)
giebt ein Namensverzeichniss von etwa 1000 Insekten ver-
schiedener Ordnungen, die am Amur gesammelt wurden.
Die von ihm für neu gehaltenen Arten nicht nur aus der
Ordnung der Käfer, sondern auch der Hymenoptera, Hemip-
tera und Diptera hat Verf. gleich mit Diagnosen versehen,
will sie auch später noch ausführlich beschreiben.
Derselbe „Insectes des Indes orientales et de contrees
analogues« (Etudes entomol. VIII, 1859. p. 25—118) be-
schreibt neben einer grossen Anzahl Coleopteren der ver-
schiedensten Familien auch einige Hemfpteren und Hymenop-
teren. Die meisten dieser Arten sind von Nietner auf
Ceylon gesammelt, einige stammen von den Sunda- Inseln
und dem Ostindischen Festlande, andere endlich auch aus
Süd-Amerika.
Ebenda p. 15 ff. findet sich ein kleiner Aufsatz von
Nietner („Un sejour sur Tile Ceylan"), in welchem derselbe
394 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
einige allgemeine Angaben über die verschiedenen Lokali-
täten der Insel und die in denselben vorkommenden In-
sekten verschiedener Ordnungen macht. Die Arten sondern
sich in solche, welche den Wäldern, den Cafeeplantagen, den
hochgelegenen Wiesen und den Bächen im Distrikt der
Noura-Ellia eigen sind; ausserdem wird dreier daselbst
vorkommender Termiten-Arten erwähnt.
Diagnosen Senegalensischer Insekten verschiedener Ord-
nungen von Klug und Erich so n, welche im Jahre 1842
in einem Doublettenverzeichniss des Berliner Musei publi-
cirt wurden, aber wenig bekannt geworden sind, finden sich
in der Entomol. Zeitung 1859, p. 83 ff. nochmals abgedruckt.
Frauenfeld hat in seinen verschiedenen Reisebe-
richten über die auf der Novara von ihm besuchten Länder
(Verhandl. d. zoolog. botan. Gesellsch. zu Wien X, p. 84 ff.,
Sitzungsberichte der physikal. mathem. Classe d. Akad. d.
Wissensch. 35. Bd., p. 241 ff. und 38. Bd., p. 720 ff.) mehr-
fache Mittheilungen über die von ihm beobachteten Insekten
verschiedener Ordnungen so wie über die durch solche er-
zeugten Gallenbildungen an Pflanzen gemacht. Besonders
enthalten seine Berichte über den Aufenthalt am Cap der
guten Hoffnung, in Hongkong und Shanghai, in Neuholland,
auf Neu Seeland und Taiti mehrfache Notizen von Interesse,
von denen wir einige noch weiter unten speziell anführen
werden.
Derselbe (Verhandl. d. zoolog. botan. Gesellsch. zu
Wien X, p. 787 ff.) lieferte weitere Beiträge zur Insekten-
fauna Dalmatiens durch Aufzählung einer ansehnlichen Zahl
von ihm daselbst gesammelter Dipteren (mit Einschluss der
früher erwähnten 350 Arten) so wie einiger Odonaten und
Neuropteren. Unter den Odonaten wird eine Callepteryx in
ihren Abweichungen von C. splendens näher erörtert.
Von I. Hinterberger wurden in seinen Beiträgen
zur Charakteristik der Oberösterreichischen Hochgebirge
(18. Bericht über das Museum Francisco-Carolinum, p. 29 ff.)
die bemerkenswerthesten Coleopteren, Lepidopteren, Hyme-
nopteren , Neuropteren und Orthopteren des Kalkgebirges
von Linz verzeichnet.
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 ii. 60- 395
Einige Notizen über die Insektenfauna von Ragaz
(St. Gallen) gab v. Kiesen weiter (Berl. Entom. Zeitschr.
III, p. 339).
Einen Beitrag zur näheren Kenntniss der Coleopteren-
und Hemipteren- Fauna des siullichen Frankreichs und der
Pyrenäen durch namentliche AulTührung der seltneren und
bemerkenswertheren von ihnen gesammelten Arten lieferten
V. Brück und Mink in ihren „Reisen durch das südliche
Frankreich und die Pyrenäen" (Entom. Zeitung 1859, p. 288
und 341 ff.).
Zwei Namensverzeichnisse von Coleopteren und Lepi-
dopteren, welche einerseits bei Besan^on, andererseits bei
Clermont und am Mont-Dore gesammelt wurden , linden
sich in den Annales d. 1. soc. entomol. VIII. p. 1004 ff. und
VII. p. 670 ff. zusammengestellt.
Walker, List of British Euplexoptera, Orthoptera,
Thysanoptera and Hemiptera (London 1860. 8. 55 pag.)«
Verf. liefert ein systematisches Namensverzeichniss der in
England einheimischen Orthopteren und Hemipteren mit
kurzen Angaben über ihre Erscheinungszeit und Fundorte.
Nach diesem Verzeichniss sind bis jetzt 56 Orthopteren,
45 Physopoden und 764 Hemipteren in England beobachtet
worden.
Verloren (Tijdschr. voor EntomoL III, p. 20 ff'.)
theilte ein Verzeichniss von selteneren und für die Nieder-
ländische Fauna neuen, von Six gesammelten Insekten aus
den Ordnungen der Coleopteren, Hemipteren, Hymenopteren
und Dipteren mit; unter letzteren werden einige als neu
bezeichnet, aber nicht beschrieben.
Verschiedene Beiträge zur Insektenfauna Finnlands finden
sich in den Notiser ur Sällskapets pro fauna et flora Fennica
Förhandlingar, Fjerde Haftet (Helsingförs 1858-59), nämlich:
Ein Verzeichniss der in Karelen gesammelten Lepidoptera,
Hymenoptera und Diptera, erstere von M al m gr en , letztere
von Appelberg und P i p p i n g bestimmt, mit Zusätzen von
Nylander (enthalten in: Chydenius och Furuhjelm,
Berättelse öfver en naturhistorisk resa i Karelen, p.l08 — 118).
Die Arten sind nur namentlich aufgeführt; das Verzeich-
396 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
niss der Lepidopteren ist nur kurz, das der Dipteren be-
deutend reichhaltiger. — Ferner ein Verzeichniss der von
Hellström in Oesterbotten gesammelten Dipteren und Hy-
menopteren, von Nyla n d e r zusammengestellt (p. 245-248).
Endlich eine Uebersicht der in Finnland bisher beobachteten
Geometriden und Microlepidopteren von Tengström (p. 147
bis 200), über welche Näheres unter : Lepidoptera.
Eine grössere Anzahl fossiler Insekten verschiedener
Ordnungen aus der Rheinischen Braunkohle machte v. Hey-
den (Duncker und v. Meyer, Palaeontographica VllI,
1. p. 1 — 17, Taf. 1 — 3) bekannt, zugleich unter Hinzufügung
einiger Nachträge zu seinen (ebenda V, p. 115) publicirten
fossilen Insekten aus der Braunkohle von Sieblos. Die
erst erwähnten Arten stammen aus der tertiären Braunkohle
von Rott im Siebengebirge und von Linz am Rhein.
Coleoptera : Hydrophilus fraternus, Hy droits miserandus , Byr-
rhtis Lucae, Biiprestis tradita, Ancylochii-a redempta, Dicerca ßronni,
Silicernus (n. g. Elateridarum, von den Europäischen Gattungen
sehr abweichend, dagegen nach des Verf. Ansicht sich der Süd-Ame-
rikanischen Gattung Semiotus Esch. nähernd — ? wohl noch mehr
der Gattung Campsosternus , wenigstens nach der Abbildung. Ref.),
speclabilis , Ptimis antiqmis , Teiiebrio? senex , Caryoborus ruinosus,
Tophoderes deponlanus, Hylotrupes senex. — Hemiptera : Corixa pul-
lus, Notonecta primaeva , ? Micropus, Typhlocyba carbonaria. — Hy-
menoptera : Bombus antiquus , ?Formica. — Lepidoptera: Vanessa
vetula. — Diptera : Chironomus antiquus , Ctcnophora Decheni, Bibio
deletus, lignarius (Germ.?), Bibiopsis Volgeri. — Arten von Sieblos:
Trachyderes buslirnptus^ Lygaeus deprehensus und Pachymerus antiquus.
Hassencamp, Ueber fossile Insekten der Rhön
(Würzburger naturwiss. Zeitschrift I, p. 78 — 81). Verf. giebt
ein Verzeichniss der von ihm in der Papierkohle von Sieblos
aufgefundenen Insekten, deren einige schon von Hagen
und V.Hey den (Palaeontographica V) beschrieben worden
sind. Es sind 6 Coleoptera, 1 Hymenopteron , 2 Diptera,
4 Pseudoneuroptera (Termes, Libellen) und 5 Hemiptera.
Hieran schliesst Verf. Bemerkungen über das numerische
Verhältniss der metabolen und ametabolen Insekten in den
verschiedenen Schichten, welches in der Kohlenformation
wie 1 : 6, in Sieblos wie 1 : 1, unter den lebenden Insekten
wie 10 : 1 ist.
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 397
In bibliographischer Hinsicht sind zu erwähnen:
The complete writings of Thomas Say on the Ento-
mology of Norlh-America, edited by J. Le Conte with a
rnemoir of the anthor by George Ord. 2. vols. New-York
1859. (412 und 814 pag., 54 und 1 col. Taf.) In diese neue
Ausgabe der entomologischen Arbeiten Say 's sind ausser
der American Entomology nebst den dazu gehörigen Tafeln
(von denen Taf. 37 — 54 neu gestochen sind) auch sämml-
liche Abhandlungen aus den periodischen u. a. Schriften
Nord-Amerika's aufgenommen worden.
G. Sharswood, Bibliographia librorum Entomologi-
corum in America boreali editorum (Linnaoa entom. XIII,
p. 333—353, nebst einem Nachtrage ebenda XIV, p. 256 ff.).
Die Autoren sind unter Angabe ihrer einzelnen Schriften
nebst Cilat der dieselben enthaltenden Journale in alpha-
betischer Reihenfolge aufgeführt. (Bei der geringen Ver-
breitung der älteren Nord- Amerikanischen periodischen
Schriften von Wichtigkeit.)
S c u d d e r (Proceed. Boston soc. of nat. hist. VII,
p. 214 ff.) stellte ein chronologisches Verzeichniss der zahl-
reichen entomologischen Schriften von W, Harris zusam-
men. Im Ganzen 99 Nummern, dem grösseren Theile nach
in 23 verschiedenen periodischen Schriften erschienen.
Hagen (Entom. Zeitung 1859, p. 101 und 204) machte
auf zwei von Georgi in seiner Beschreibung von St. Peters-
burg (1790) und seiner Beschreibung des Russischen Reiches
(1800) zusammengestellte Verzeichnisse Russischer Insekten
aufmerksam. Ersteres Werk enthält 722, letzteres 1937 Ar-
ten aufgezählt.
Mulsant, „Dissertation sur le Cossus des Anciens"
(Opusc. entom. XI, p. 137—145) diskutirt die Ansichten,
welche von verschiedenen Autoren von Linne bis La-
treille über den Cossus der Römer geäussert worden
sind und kommt zu dem Resultate, dass darunter weder die
Larve des Weidenbohrers, noch der Calandra palmarum,
noch die eines Lamellicornen (Melolontha, Cetonia, Oryctes,
Lucanus), sondern nur die des Cerambyx heros oder einer
nahe verwandten Art zu verstehen sei.
398 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Fieistungen
Instructions for collecting Insects (Report of the Smith-
sonian Institution for 1858, Washington 1859, p. 158 — 200).
Anweisungen, gegeben von Le Conte (Coleoptera), Cle-
mens (Hymenoptera und Lepidoptera), Uhler (Orthoptera,
Hemiptera und Neuroptera), Loew und Osten-Sacken
(Diptera).
Terminologia entornologica, nach dem neuesten Stand-
punkte der Wissenschaft bearbeitet von Julius Müller.
Brunn, 1860. (kl. 8. 306 pag.) Ist mancher Verbesserungen
bedürftig und ermangelt besonders einer Planmässigkeit in
der Ausarbeitung ; von den Insektenfamilien z. B. (deren
Namen überhaupt nicht in eine Terminologie gehören) schei-
nen nur diejenigen aufgenommen zu sein , die dem Verf.
gerade eingefallen sind, während die Mehrzahl fehlt.
Orthoptera.
Wir freuen uns, den speziellen Theil unseres Berichtes
diesmal mit einem Werk beginnen zu können , dem so-
wohl sein innerer Werth als seine splendide Austattung
überhaupt mit die erste Stelle unter den in den beiden
letzten Jahren veröifentlichten Enlomologischen Arbeiten
anweisen würde. Es ist dies der von der Direktion des
British Museum veröffentlichte Catalogue of Orthopterous
Insects in the collection of the British Museum. Part. I.
Phasmidae by J. 0. Westwood. London 1859. (gr. 4. 195 pag.
48 pl.), mit dem der Verf. sowohl als die Direktion der
weltberühmten Sammlung, welcher das darin bearbeitete
Material vorzugsweise entlehnt ist, derselben einmal ein
ihrer würdiges Denkmal gesetzt haben. Da das vorlie-
gende Werk der erste Catalog ist, den das British Mu-
seum über seine Orthoptera (im engeren Sinne) veröffent-
licht hat und derselbe in jeder Hinsicht als Muster hin-
gestellt werden kann, so hoffen wir, dass, um keinen Rück-
schritt zu thun, nun auch die Bearbeitung der übrigen
Familien dieser Ordnung im Gegensatz zu vielen anderen
von derselben Anstalt publicirten Catalogen ebenso sicheren
und bewährten Händen wie hier anvertraut werden wird.
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 399
Dass abweichend von den bisheriofen Cataloo^en der vor-
liegende auch in der Ausstattung eine Bevorzugung erfahren
hat und dadurch sein wissenschaftlicher Abstand von jenen
gleichsam auch äusserlich dokumentirt worden ist, nehmen
wir als einen Beweis dafür, dass man auf die Arbeiten
des berühmten Autors auch in England einen besonderen
Werth legt und dass man auch hier einzusehen anfängt,
dass es nicht darauf ankommt, wie viel sondern was und
wie Jemand arbeitet. — Die Beichhaltigkeit des vom Verf.
verwertheten Materials ergiebt sich aus der Angabe, dass
er in der Familie der Gespenstheuschrecken , welche nach
den bisherigen Bearbeitungen als eine im Verhältniss arten-
arme betrachtet werden musste, die ansehnliche Zahl von
471 Arten zusammengebracht hat, von denen noch einige
(meist von Thunberg beschriebene) ausgeschlossen sind,
weiche ihm nicht bekannt geworden. Die typischen Exem-
plare der sonst innerhalb der Familie durch B urmeist er,
Serville, de Haan u. a. beschriebenen Arten hat der
Verf. bei einem Besuch der Museen zu Berlin, Paris, Leyden
selbst verglichen, während ihm die von Gray und Hope
bekannt gemachten in London und Oxford zur Bearbeitung
vorlagen : hierdurch hat die Feststellung der Arten in Be-
zug auf Nomenklatur und Synonymie fast durchweg eine
grosse Sicherheit erlangt, die um so wünschenswerther er-
schien, als durch die Arbeiten der früheren Autoren zur
Genüge festgestellt war, dass bei den so auffallenden und
mannigfachen Sexualdifferenzen vieler Arten eine Bestim-
mung nach Beschreibungen in den meisten Fällen nicht zu
ermöglichen war. Dass Letzteres zum Theil wohl mit an
den oft unzureichenden früheren Charakteristiken g-elecren
hat, geht aus einem Vergleich derselben mit den von West-
wood gegebenen, welche hauptsächlich auf vorher nicht
beachtete Verhältnisse und Unterschiede eingehen , leicht
hervor; indessen hat der Verf. sich die Schwierigkeit, das
für die einzelnen Arten Charakteristische in Worten aus-
zudrücken, doch selbst nicht für alle Fälle verhehlen kön-
nen und es daher für zweckmässig erachtet, den grössten
Theil der von ihm beschriebenen Formen durch Abbildungen
400 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
zugänglicher zu machen. Vierzig von ihm selbst mit be-
kannter Meisterschaft auf Stein gezeichnete Tafeln enthalten
die Darstellung von je vier bis zwölf Arten entweder in
einem oder in beiden Geschlechtern und häufig mit Hinzu-
fügung einzelner Theile von spezifischer Bedeutung, unter
denen die Genitalringe prävaliren. Die ausserdem beifol-
genden acht Supplementtafeln sind der Gray'schen Entomo-
logy of Australia entlehnt.
Von faunistischen Beiträgen, welche die Ordnung der
Orthopteren allein betreffen, sind folgende zu erwähnen:
H. de Saussure, Orthoptera nova Americana , Dia-
gnoses praeliminares (Revue et Magas. de Zool. 1859, p. 59,
201, 315 und 390 ff.) Verf. giebt Diagnosen neuer Arten
und Gattungen, zum grösseren Theile aus seinen eigenen,
in Mexico veranstalteten Sammlungen herrührend , denen
später eine ausführliche Beschreibung, wie sie bis jetzt
von den Crustaceen und Myriopoden erschienen ist, folgen
soll. Anhangsweise sind auch einige Arten aus anderen
Gegenden Amerika's, besonders von Bahia mit aufgenom-
men. Die bis jetzt bekannt gemachten gehören den Fa-
milien der Mantodea, Gryllodea , Phasmodea, Locustina und
Acridiodea an.
Einige (fünf) neue Orthopteren verschiedener Familien
aus Süd-Afrika machte Stal (Oefvers. Vetensk. Akad. För-
handl. XV, p. 307 ff.) durch Diagnosen bekannt.
Eversmann, Orthoptera Volgo- Uralensia , oder die
in den Gegenden östlich von der Wolga und dem Uralfluss,
südlich bis zum Aralsee und dem Sir-Darja bis jetzt auf-
gefundenen Gradflügler (Bullet, d. natur. de Moscau 1859.
I, p. 121—146). Verf. giebt eine Aufzählung der an der
bezeichneten Lokalität von ihm beobachteten Orthoptera
genuina , von denen die Forficulina durch 6, die Blattina
durch 3, die Mantodea durch 5, die Gryllodea durch 9, die
Locustina durch 19 und die Acridiodea durch 59 Arten ver-
treten sind. Neben den bekannten Arten, welche in Bezug
auf Fundorte, Häufigkeit, Abänderungen u. s. w. näher er-
örtert werden , findet sich eine Anzahl neuer beschrieben,
welche auf Taf. 1 abgebildet sind.
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 401
Meyer -Dür, Ein Blick über die Sciiweizerische Or-
thopteren-Fauna (Neue Denkschrift d. allg. schweizerisch.
Gesellsch. f. d. gesammt. Naturwiss. XVII, 1860. 32 pag.)
Verf. beginnt mit Betrachtungen über die geographische
Verbreitung der Orthopteren der Schweiz sowohl in hori-
zontaler als vertikaler Richtung, indem er besonders die den
einzelnen Höhenregionen eigenen Arten zusammenstellt,
giebt Nachricht über ihre Erscheinungszeit, ihre Häufigkeit
u. s. w. und führt sodann die in der Schweiz einheimischen
Arien in systematischer Reihenfolge und unter Hinzufügung
einiger Cilate, der Angabe von Fundorten, Varietäten u. s. f.
auf. Die einzelnen Familien sind folgendermassen vertreten :
Blattina 8, Mantodea 1, Acridiodea 35, Locustina 21, Gryllo-
dea 6, Foriiculina 9, zusammen 80 Arten.
Yersin, Note sur quelques Orthopteres nouveaux ou
peu connus d'Europe (Annal. soc. entom. VIII, p. 509 — 535,
pl. 10) gab sehr genaue Beschreibungen nebst Abbildungen
von zehn theils neuen, theils unvollständig bekannten Euro-
päischen Orthopteren verschiedener Familien.
Türk vervollständigte sein im vorigen Jahresberichte
angezeigtes Verzeichniss der in Niederösterreich vorkom-
menden Orthopteren durch nachträgliche Aufzählung von
neuen, seitdem von ihm aufgefundenen Arten. (Wien. Ent.
Monatsschr. IV, p. 84 ff.) Von denselben kommt 1 auf die
Familie der Grylloden und je 4 auf die Acridier und Locu-
stinen; unter letzteren wird eine Art als neu beschrieben.
Brisout de Barneville (Annal. d. 1. soc. entom.
VIII, p. 714 ff.) stellte ein Namensverzeichniss von 37 auf
Sicilien gesammelten Orthopteren-Arten zusammen. Ebenda
VII, p. 200 zählt der Verf. 8 Arten aus den Basses -Alpes
und im Bullet, d. 1. soc. entom. 1859, p. 212 einige für die
Pariser Umgegend neue Arten (7 Acridier) auf.
Termitina. Hagen (Linnaea entom. XIV. p. 73 — 128) lieferte
weitere INachträge zu seiner Monographie der Termiten, welche ei-
nerseits in der Zusammenstellung fernerer literarischer Notizen aus
den Schriften älterer sowohl als neuerer Reisenden (Gironiere für
die Philippinen, L'Herminier und Asa Fitch für Amerika, Pat-
ters on, Andersson, Barth und Livingstone für Afrika), zum
Theil auch ausführlicher Berichte von sachkundigen Beobachtern (wie
Arohiv f. Naturg. XXVI. Jahrg. 2. Bd. AA
402 Geistaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
V. 0 s t e n-S a c k e n für Amerika und J. N i e t n e r für Ceylon), anderer-
seits in Zusätzen zu den früheren Artbeschreibungen , welche theils
die Charakteristik einzelner Formen (Arbeiter, Soldaten u. s. w.) bereits
bekannter, theils einiger neuer Arten enthaltend, bestehen. Als Arten,
deren Kenntniss besonders gefördert wird, sind folgende hervorzuhe-
ben : Termes Taprobanes Walk. ? Soldat, strenuus n, sp, (Imago) aus
Mexiko, atrox Smeathm. von Port Natal, umbilicatus Hag. und mono-
ceros König von Ceylon, rubidus Hag. ebendaher, Rippertii Ramb. von
Cuba, fumosus n. sp. aus Mexiko. — Nach ferneren Untersuchungen
über die Kasuti ist der Verf. jetzt zu der Ansicht gelangt, dass sie
durchweg als Soldaten anzusehen seien. — Auf p. 97 u. 126 ff. wird
das Resultat der chemischen Untersuchung von sechs verschiedenen
Termitennestern mitgetheilt; die Menge der organischen Bestandtheile
ist bei Baum - und Erdnestern sehr verschieden, bei ersleren 71 — 74,
bei letzteren nur 12 — 13 p. C.
Termes rahidus Hagen ist eine fernere n. A. aus Ceylon (Ver-
handl. d. zoolog.-botan. Gesellsch. zu Wien IX. p. 199).
Scudder (Proceed. Boston soc. nat. bist. VII. p. 287 f.) machte
Mittheilungen über den Schaden, welchen Termes frontalis Hald. dem
Weinstocke in den Treibhäusern Kord-Amerika's zufügte. Die Wur-
zeln der durch die Termiten vernichteten Stöcke fanden sich durch
und durch zu Gängen und Zellen ausgehöhlt.
Blattina. Neue Arten sind: Panesthia plagiataWalkev (Annais
of nat. bist. IV. p. 220) von Ceylon, Perisphaeiia cruralis und Blatla
hitaeniata Stal (Üfvers. Vetensk. Akad. Förhandl. XV. p. 307 f.) aus
Süd-Afrika.
Mantodea. Neue Arten sind: Harpax signifer Walker (Annais
of nat. hist, IV. p. 220) von Ceylon, Mantis gastrica Stal (Öfvers. Ve-
tensk. Akad. Förhandl. XV. p. 308) aus Süd-Afrika, Mantis brevipen-
nis Yersin (Annal. soc. eutom. VIII. p. 511) von Hyeres , Mantis pu~
silla Eversmann (Bullet, de Moscou 1859. I. p. 124) aus den südlichen
Kirgisensteppen, Mantis Antillarum von St. Thomas, Mantis Azteca^
ferox, Acanthops Mexicanus und Aztecus , Theoclytes Azteca und Toi'-
teca aus Mexiko und Empusa spinifrons aus Süd-Arnerika, von Saus-
sure (Rev. et Magas. de Zool. 1859. p. 59 ff.) diagnosticirt.
Phasmodea. Westwood (Catalogue of Orthopterous Insects,
Part I. Phasmidae) hat die von Lichtenslein, Gray und Bur-
meister angenommene Eintheilung der Phasmiden - Gattungen in
zeitlebens ungeflügelte (in beiden Geschlechtern) Apterophasmina und
geflügelte (entweder nur im männlichen oder in beiden Geschlech-
tern) Pterophasmina beibehalten, ohne sich indess die Schwierigkei-
ten zu verhehlen, welche bei der Unterbringung solcher Arten, wo
nur das eine Geschlecht (Weibchen) bekannt ist, eintreten können.
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. GO. 403
Wenn der Verf. es auf p. 67 als Vermuthung ausspricht, dass er in
solchen Fällen vielleicht ungeflügelte Weibchen in der ersten Ab-
theilung untergebracht habe, die nach Kenntniss des Männchens in
die zweite zu versetzen sind, so kann Ref. dies vorläufig wenigstens
für eine Art, Lonchodes feruloides Westw. bestätigen, von der das
hiesige Museum beide Geschlechter von Luzon erhalten hat und bei
der das Männchen geflügelt ist. Wenn diese Art demnach der Gat-
tung Phibalosoma zu überweisen wäre, so könnte bei der Aehnlich-
keit zwischen den Weibchen der Gattungen Phibalosoma und Lon-
chodes zugleich die Frage entstehen , ob nicht überhaupt die An-
oder Abwesenheit von Flügeln als Eintheilungsmoment zu streichen
wäre und ob nicht wenigstens in mehreren Gattungen Arten mit ge-
flügelten und ungeflügelten Männchen vereinigt werden könnten. Es
scheint hierauf wenigstens die grosse Uebereinstimmung, welche ver-
schiedene Gattungen beider Abtheilungen erkennen lassen , hinzu-
deuten und andererseits die Analogie in der Familie der Locustina,
wo öfter geflügelte und ungeflügelte Arten in derselben Gattung ste-
hen (Saga, Gryllacris u. a.) für ein ähnliches Verhalten bei den Phas-
miden zu sprechen. Jedenfalls wird erst die Kenntniss einer viel
grösseren Anzahl von Arten nach beiden Geschlechtern abzuwarten
sein, ehe eine feste Abgränzung der Gattungen, welche in dieser
Familie ihre besondere Schwierigkeiten hat, vorzunehmen ist. Die
vom Verf. in dem vorliegenden Werke angenommenen sind fol-
gende: a) Apterophasmina: Bacillus Latr. 36 A. , Pachymorpha Gray
4 A. , Anisomorpha Gray 10 A., Diapheromera Gray 2 A. , Bacteria
Latr. 42 A. , Gen. dub. 4 A. , Lonchodes Gray 26 A. , Prisomera Gray
4 A. , Acanthoderus Gray 32 A., Pygirhynchus Serv. 3 A. , Ceroys
Serv. 7 A. , Rhaphiderus Serv. 2 A. , Eurycantha Boisd. 6 Arten. —
b) Pterophasmina : Anopkel epis n. g. (fürPhasma despectum Westw.)
7 A., Phibalosoma Gray 19 A., Monandroptera Serv. 5 A. , Dimor-
ph od es n. g. 1 A. (von den Aru-Inseln) , Heteropteryx Gray 4 A.,
Diapherodes Gray 3 A. , Haplopus Burm. 13 A., Pterinoxylus Serv.
1 A., Palophus n. g. (für Haplopus ceratophyllus Burm.) 2 A. , As-
chiphasma Westw. 19 A. , Lop aphus n. g. (für Ph. Bojei de Haan
und cocophages Newp.) 9 A., Xeroderus Gray 3 A. , Xerosoma Serv.
1 A. , Creoxylus Serv. 6 A. , Cyphocrania Gray 14 A. , Platycrania
Serv. 3 A., Acrophylla Gray 10 A., Podacanthus Gray 2 A. , Loxo-
psis n. g. (für Phasma conocephalum de Haan) 1 A. , Phasma auct.
32 A. , Kecroscia Serv 82 A. , M etri otes n. g. (für Phasma reti-
culata Stoll) 13 A. , Dinelytron Gray 6 A., Tropidoderus Gray 2 A.,
Prisopus Serv. 11 A. , Ectatosoma Gray 1 A. und Phyllium Ulig.
15 Arten. — Die Anordnung der Gattungen unter den Pterophasmina
ist erstens nach der Anwesenheit der Flügel beim Männchen allein
oder bei beiden Geschlechtern, in letzterem Fall nach der Ausbildung
404 Gerstaecker: Biericht über die wissenschaftlichen Leistungen
der Deckflügel getroffen, welche bei Aschiphasma am geringsten, bei
Phyllium am ansehnlichsten ist.
Eine neue Gattung, die aber wohl jedenfalls der Gatt. Palophus
Westvv. des eben genannten Werkes entspricht, ist vonStal (Öfvers.
Vetensk. Akad. Förhandl. XV. p. 308) unter dem Namen Bactrodo-
dema aufgestellt worden. Der Körper (des Weibchens) ist geflügelt,
die Tegmina um ein Dritttheil kürzer als der Mesothorax, die Hin-
terflügel 2yamal so lang als jene, der Kopf zwischen den Augen mit
zwei genäherten , dreieckigen , an den Rändern ausgenagten Hörnern,
der Mesothorax fast viermal so lang als der Prothorax , die Miftel-
und Hinterschenkel gegen die Basis hin mit zwei Dornen in Blalt-
form. — Art: B. tiarata , 160 Mill. lang, aus den» Lande der Dama-
ras (Süd-Afrika).
Ebenso wären die gleichzeitig von Saussure (Rev. et Magas.
de Zool. 1859. p. 61 if.) diagnoslicirten Süd - Amerikanischen Arten
auf das Westwood'sehe Werk erst noch zu veigleichen: Bacteria
emortualis und longimana von Bahia, spinigera aus Brasilien, Azteca
und Tolteca aus Mexiko, haculus Amerika, Acanthoderus mexicanus,
Acanth. [Xylodus subg. nov.) adumbratus von Portorico und Prisopus
mexicanus. Die Charaktere der Untergattung Xylodus werden folgen-
dermassen festgestellt: Corpus valde abnorme, mesonotus arcuatus (?),
pedes breves , abnormes, antici compressi , foliacei; abdominis seg-
menta tria ultima brevia, operculum vaginale sat magnum, carinatum.
Genauere Angaben über Bacillus Rossii Fab. und seine Abän-
derungen (Weibchen) machte Yer sin (Annal. soc. entom. VIH. p. 514).
6ryll0d6ä. Eine neue Gattung P ar occa MfÄ MS Saussure (Rev.
et Mag. de Zool. 1859- p. 317) wird vom Verf. mit Oecanthus und
Trigonidium verglichen. Kopf und Augen kuglig, Taster verlängert
mit gleich langen letzten Gliedern, Vorderrücken klein, Flügeldecken
convex , Flügel lang; Vorderschienen mit Trommelhöhle, aber nicht
erweitert, Hinterschenkel mit aufgetriebener Basis, Hinterfüsse drei-
gliedrig. — Art : Par. mexicanus. — Neue Arten (ebenda p. 315 f.)
sind: Gryllotalpa Azteca , Bkipipteryx mexicanus, Gryllus Aztecus,
Citbensis, Mexicamis, Nemobius Toltecus.
Ausserdem sind als n. A. zu erwähnen: Acheta supplicans,
aequalis, confirmata und Platydactylus crassipes Walker (Annais of
nat. bist. IV. p. 221 fF.) von Ceylon, Gryllus marginatus, pubescens und
tomentosus Eversmann (Bullet, de Moscou 1859. L p. 127) aus den
südlichen Kirgisensteppen , letztere drei in ihrer Begründung wohl
etwas zweifelhaft.
LoCUStinä. H. de Saussure machte (Rev. et Mag. de Zool.
1859. p. 201 ff.) folgende neue Gattungen und Arten aus Amerika be-
kannt: Orchesticus n. g. , mit Thyreonotus und Pterolepis ver-
wandt; Kopfvorsprung kurz und stumpf, Fühler sehr lang, Kieferta-
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 405
ster verlängert , Vorderrücken den Brustkasten bedeckend , gekielt,
Prosternum zweispitzig , Metasternum zweilappig ; Flügel fehlend.
Vorderschienen zwei-, Miltelschienen vierreihig gedornt, Hinter-
beine mit an der Basis stark verdickten Schenkeln und 4 bis 6 sehr
grossen Enddornen an den Schienen, Vorderhüften aussen gedornt. —
Art: 0. americanus Tenessee. — 2) Sc h o eno bat es n. g. Kopf
gekielt mit zusammengedrücktem Vorsprunge, Fühler sehr lang, ebenso
die Kiefertaster , Pronotum den ganzen Thorax bedeckend , Flügel-
decken kurz, Flügel fehlend; Vorder- und JMittelbrust zweizähnig,
Hinterbrust ausgerandet, IMittelschienen mit 4, die übrigen mit 2 Dor-
nenreihen, Tarsen zusammengedrückt. Mit Rhaphidophora verwandt.
— Art: Seh. mexicanus. — 3) D aihinia (Bald.) n. g. Kopf wie
bei Stenopelmatus , Kopfvorsprung breit , zwischen ihm und den Au-
gen jederseits eine längliche Grube, Fühler und Taster sehr lang und
dünn, Thorax und Hinlerleib zusamniengedrückt; Vorder- und Mit-
telschienen mit dünner Basis , in der Mitte etwas erweitert , unten
zweireihig fein gedornt, Hinterschenkel sehr gross, mit äusserst dicker
Basisy Hinterschienen vieldornig , an der Spitze 6 grosse Dornen.
Tarsen zusammengedrückt , Legescheide kaum sichtbar, Brustbein
schmal, unbewehrt; Flügel fehlen. — Art: D. mexicana. — Pfeue Ar-
ten sind ferner : Phaneroptera Tolleca Mexiko , Phylloptera angusti^
folia , ensifolia , erinifolia, derodifolia Bahia, pisifolia, Azteca, Tol~
teca, Tarasca, Mexicana, Otomia Mexiko, salicifolia, rhomhifolia Ca-
rolina, Totonaca Mexiko, sahifolia Bahia, Huasteca Mexiko, legumen
Amerika, Zendala Mexiko, Platyphyllus Zimmermanni Süd- Carolina,
Acanthodis mexicana , Azteca , Tolteca Mexiko , regina Bahia, Copio-
phora mexicana, Conocephalus Sallei Mexiko, dentifrons Bahia, occi~
dentalis Haiti, Mexicanus , Nicti und Xiphidium mexicanum Mexiko,
X. saltalor Guyana, Listroscelis armata Bahia, Phalangopsis Aztecus,
Stenopelmatus mexicanus , Sallei , minor , Nieti^ Sumichrasti, hislrio,
Sartorianus Mexiko, Chilensis Chile.
J. P. E. Frdr. Stein (Berl. Ent. Zeitschr. IV. p. 257. Taf. 5)
machte eine neue Europäische Heuschrecken-Gattung und Art Dryma-
dusa spectabiiis aus Griechenland bekannt, welche er mit Pterolepis
in Vergleich bringt; von Decticus, mit der sie im Habitus und allen
wesentlichen Charakteren übereinstimmt, würde sich dieselbe allen-
falls durch die etwas abweichende Bedornung der Hinterschienen,
den Mangel der Prothoraxkiele und den stärker verengten Stirnlappen
unterscheiden ; durch letzteres Merkmal schliesst sie sich an die Un-'
tergattung Gampsocleis Fieb. an. Auf die Larve der Dr. spectabiiis
ist offenbar die Ephippigera dorsalis Brülle (Expcd. scient. de Moree
pl. 29. flg. 8) zu beziehen.
Ref. hat (dies. Archiv f. Natiirgesch. XXVI. p. 245— 278) eine
Bearbeitung der Arten der Gattung Gryllacris Scrv. mit besonde-
406 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
rer Berücksichtigung der hier sehr mannigfach und zum Theil auf-
fallend gebildeten männlichen Copulationsorgane geliefert. Von den
33 bis jetzt bekannten Arten sind die meisten den Sunda-Inseln eigen,
obwohl einzelne auch über die anderen Welltheile mit Ausnahme
Europa's verbreitet sind ; 19 derselben , welche der Mehrzahl nach
neu sind, sind nach eigener Anschauung, zum Theil jedoch nur nach
einem der beiden Geschlechter beschrieben , die übrigen gehörigen
Orts eingeschaltet. In Neu-Holland , Kord-Amerika und Süd-Afrika
sind die ungeflügolten Arten der Gattung einheimisch, während Asien
nur geflügelte besitzt.
Von Yersin (Annal. soc. entom. VIII. p. 517 ff.) wurden Ephip-
pigera maculata und Pterolepis Brisoutii als n. A, aus Sicilien, Me-
conema hrevipennis und Pterolepis Raimoudii alsn.A. von Hyeres be-
schrieben und auf Taf. 10 abgebildet. Ausserdem wird Thamnotrizon
fallax Fisch, nochmals beschrieben.
Thamnotrizon austriacus Türk (Wiener Entom. Monatsschr. IV.
p. 85) n. A. aus Üesterreich , Ephippiger taurus Eversmann (Bullet,
de Moscou 1859. I. p. 128) n. A. aus den östlichen Kirgisensteppen,
Steirodon lanceolatum Walker (Annais of nat. bist. IV. p. 222) n. A.
von Ceylon und Hetrodes diademata Stal (Ofvers. Vetensk. Akad. För-
handl. XV. p. 308) n. A. aus Süd-Afrika, vom Flusse Kuisip.
Lucas (Bullet, d. 1. soc. entom. 1860. p. 46) machte Mitthei-
Inngen über die Jugendform von Hetrodes Guyonii Serv. , welche
violettblau mit corallenrothem Thorax ist.
Acridiodoa. Neue Gattungen von Saussure (Rev. et Mag. de
Zool. 1859. p. 390 ff.) sind: 1) Ichthydi an n. g. von Opsomala
durch den Mangel beider Flügelpaare und weniger schräges Gesicht
abweichend; Fühler 13-gliedrig, dreikantig, Augen oval, beim Männ-
chen sehr gross und hervorspringend ; Körper zusammengedrückt, Vor-
derbrust mit Höcker , Beine kurz. — Art : /. mexicanum. — 2) Xi -
pho phora n. subg. , von Xiphocera durch dicke Fühler, kürzeren
Kopfvorsprung, breite Stirnlamelle, genäherte Augen, breite Hinter-
schenkel und beiderseits gleiche Schiendornen abweichend. — Art:
X. atnericana Guyana. — 3) Machaerocera n. g., gleichfalls Xi-
phocera sehr ähnlich, aber mit unbewehrter Vorderbrust; Fühler
verlängert , flachgedrückt , Kopf rüsselartig mit etwas abschüssigem,
vierkieligem Gesichte, Pronotum runzelig , zusammengedrückt, hinten
flach und gekielt , Flügeldecken länger als der Körper, Hinterschie-
nen zierlich, normal gebildet. — Art: M. mexicana. — 4) Polysar-
cus n. g., zwischen Rhomalea und Monachidium ; Fühler 15-gliedrig,
fadenförmig, Gesicht senkrecht, 4-kielig , Scheitelhöhe zusammenge-
drückt, plattenförmig; Thorax dick, in der Mitte aufgetrieben, Vor-
derrücken mit Crista, Vorderbrust stachlig, Hinterleib klein, cylin-
drisch, Hinterbeine verlängert. — Art: P. atatus Bahia. — Neue Ar-
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 407
ten sind ferner : Sphenarium mexicanum, Rhomalea pedes (Rh. centu-
rio Drur. und oques Burm. zugleich charakterisirt) Alexiko, Monachi-
dium ornrtfMm Brasilien, Ommatolampis (Proclolabus) tnexicana, cincta
Brasilien, (OphthalmolampisJ colibri Guyansi und Yersini Süd-Amerika?
Walker (Annais of nat. hist. IV. p. 222 (T.) beschrieb Truxalis
exaltala , porrecta, Acridium extensian , deponens y rußtibia , respon-
dens, cinctifemur?, nigrifascia als n. A. von Ceylon.
Eversmann (Bullet, de Moscou 1859. I. p. 133 ff.) Sienobo-
thrus Simplex, Gomphocerus deserticola, Oedipoda Wagneri als n. A.
aus dem Ural und von der Wolga.
Yersin (Annal. d.i. soc. entom. VIII. p. 529) Portketis simil-
lima als n. A. aus Sicilien, ausserdem Porthetis Raulinii Luc. nach
Syrischen Exemplaren.
Nach Stal (Öfvers. Vetensk. Akad. Förhandl. XV. p. 247) kom-
men Oedipoda cinerascens und Tetrix Schrankii Fieb. auch in Schwe-
den vor.
Verschiedene über die Wanderungen von Pachytylus migrato-
rius und andere schädliche Arten gemachte Mittheilungen vergl.
Insekten !
ForflCUlina. H. Do hm (Entom. Zeitung 1859. p. 105 f.) be-
schrieb Forficula Freyi als n. A. aus der Schweiz und zugleich die
wenig bekannte Forf. Orsinii Gene, welche von F. biguttata specifisch
verschieden ist.
Eine zweite neue Art ist Forficula Arackidis Yersin (Annal. d.
1. soc. entom. VIII. p. 509) von Marseille.
Embidäd- Lucas: „Quelques remarques sur la propriete que
possede la larve de l'Embia mauritanica etc." (Annal. d. 1. soc. en-
tom. VII. p. 441 ff.) machte auf die schon in der Explorat. de Algerie
von ihm erwähnte Fähigkeit der Embia-Larven, sich bei ihrer jedes-
maligen Häutung ein Cocon zu spinnen, aufmerksam. Eine Anzahl
solcher Larven, die Verf. ohne Hülle in einen Behälter gebracht
hatte, fand er später in diesem von einem Gespinnste eingeschlossen
wieder; ebenso traf er sie in Algier unter Steinen innerhalb eines
Gespinnstes, in das sie sich zurückzogen, wenn er sie ergreifen
wollte. Die Larven kommen stets vereinzelt vor; die Imago dagegen
beobachtete Verf. in der Provinz Constantine einmal in grosser An-
zahl beisammen.
Ferlariae- Perla sndetica Kolenati (Fauna des Altvaters p, 33,
Wien. Ent. Monatsschr. IV. p. 384) n. A. aus Schlesien.
Ephemerina. Von Walker (Transact. entom. soc. V. p. 198f.)
wurden Ephemera dislocans vom Cap , Potamanthus exspectans und
Palingenia annulifera aus Hindostan , continua vom Amazonenstrome
und Cloeon debilis aus Hindostan als n. A. aufgestellt.
408 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
Von Kolenati (Fauna des Altvaters p. 31. AYien. Ent. Mo-
natsschr. IV. p. 383) Baetis iridana n. A. aus Schlesien.
Von Hagen (Annal. soc. entom. VIII. p. 746) Baetis Bellieri
n. A. aus Sicilicn, durch einige kurze Angaben bezeichnet.
Derselbe (Entom. Zeitung 1859. p. 431) berichtete über das
Vorkommen der Palingenia longicauda (und der Acanthaclisis occita-
nica) in Preussen.
Libellulina. Die monographische Bearbeitung dieser Familie
durch Selys-Longchamps und Hagen ist in stetem Fortschritte
begriffen und ist nach Publikation der Calopteryginen und Gomphi-
nen , zu denen bereits Supplemente vorliegen , zunächst auf die
schwierigste Gruppe der Odonaten, auf die Agrioniden gerichtet.
Wie bisher wird der ausführlichen Beschreibung der Gattungen und
Arten eine Synopsis mit kürzeren Charakteristiken vorausgeschickt,
w^elche zwar unter Selys-Longchamps Namen allein im Bulletin
de I'academie de Belgique publicirt wird, aber ebenfalls auf den ge-
meinsamen Forschungen beider Autoren beruht. Seit unserem letz-
ten Berichte sind folgende vier vorläufige Bearbeitungen publicirt
worden: 1) Additions au Synopsis des Calopterygines (Bullet, de
I'acad. de Belgique VII. p. 437—451). Zu den 100 früher bekannt
gemachten Arten kommen hier 18 neue, von denen Ya der Ausbeute
von Wallace auf den Sundainseln u. s. w. entlehnt sind. Caliphaea
1 A. , Hetaerina 2, Euphaea 4, Heliocharis 1, Dicteria 1, Aniso-
neura n. g. 1 A. (Himalaya), Rhinocypha 3, Micromerus 3, Tetra-
neura 1 und Thore 1 Art. — 2) Additions au Synopsis des Gomphi-
nes (ebenda VIL p. 530—552). Zu den in der Monographie beschrie-
benen Arten werden 6 neue hinzugefügt, die den Gattungen Erpeto-
gomphus, Neogomphus, Gomphoides, Cyclophylla und Aphylla ange-
hören; über andere werden Berichtigungen und Ergänzungen beige-
bracht und acht derselben eingezogen , so dass sich die Zahl der
Arten gegenwärtig auf 138 stellt. — 3) Synopsis des Agrionines, 1.
legion : Pseudostigma (ebenda X. p. 9 — 27). Die Gruppe umfasst die
Gattung Megaloprepus Ramb. (Untergattungen Megaloprepus und Mi-
crostigma) mit 4 A. und Mecistogaster Ramb. (Untergattungen Pseudo-
stigma und Mecistogaster) mit 8 Arten. Viele der Arten früherer Au-
toren sind nur auf Varietäten und Altersstufen von solchen begründet
worden. — 4) Synopsis des Agrionines, Derniere legion: Protoneura
(ebenda X. p. 431 — 462). Die Gruppe umfasst drei Gattungen: Fla-
tysticta (Untergattungen Palaemnema und Platysticta) mit 9 A., Allo-'
neura (Untergattungen Peristicta , Disparoneura, Alloneura und Noso-
sticlsi) mit 15 A. und Protoneura (Untergattungen Idioneura, Keoneura
und Protoneura) mit 6 Arten. — Die Gruppe von Pseudostigma, welche
durch den Mangel eines deutlich begränzten , oft dicht geäderten
Stigmas charakterisirt ist , beschränkt sich auf Amerika und umfasst
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 409
die durch ihre auffallende Grösse bekannten Arten, wie Lib. coerulata
und Lucretia Drury. Die Gruppe Protoneura ist dagegen den Tropen
beider Erdhälften und dem Süden Afrika's eigen und gehört zu den
Agrionen , welche ein von einer einzelnen Zelle gebildetes iSligma
besitzen ; sie unterscheidet sich von den übrigen durch den fehlen-
den oder ri.dimentären unleren Sektor des Flügeldreiecks.
de Selys-Longchamps, Catalogue des Insectes Odonales
de la Belgique (Annales d. 1. soc. entom. Beige III. p. 145 — 164).
Verf. giebt eine Aufzählung von 59 in Belgien bis jetzt aufgefunde-
nen Libellulinen mit Angaben über ihre Häufigkeit, Erscheinungszeit,
Fundorte, Abänderungen u. s. w.
Derselbe (Annales soc. entom. de France VIII. p. 741 f.)
stellte ein Verzeichniss von 37 auf Sicilien beobachteten und gesam-
melten Odonaten zusammen ; unter denselben liguriren beide Arten
von Cordulegaster.
Hagen (Palaeontographica VIII. p. 22 — 26. Taf. 3) gab eine
ausführliche Beschreibung von Petalura? acutipennis aus der Braun-
kohle von Sieblos : der Unterflügel ist bis auf kleine Stellen erhal-
ten, vom Oberflügel nur die Basis.
Giebel (Zeitschr. f. d. gesammt. Naturwiss. XVI. p. 127) machte
Aeschna Wittei als n. A. aus dem lithographischen Schiefer von So-
lenhofen bekannt; Abbildung auf Taf. 1. Das Exemplar ist bis auf
den Kopf erhalten und liegt mit ausgebreiteten , fast vollständigen
Flügeln, die im Geäder sehr schön erhalten sind.
PsOCina.. Von Hagen wurden (Verhandl. d. zoolog. -botan.
Gesellsch. in Wien IX. p. 200 ff.) Diagnosen von folgenden neuen
Ceylonesischen Arten gegeben: Psocus uniformis , boops , impressuSf
unduosus , circularis, piger, lanatus , crihrarius , pallialus , delicatus,
roseus, molestus, apertus, aethiops, multipunctatus, zonatus und Am-
phicetomttm trichopteryx.
Von Walker (Transact. entom. soc. V. p. 198) beschrieben:
Psocus reponens n. A. Süd-Amerika.
FbySOpodä- Als neue Arten wurden beschrieben: Phloeothrips
Halidayi aus Schlesien von Kolenati (Fauna des Altvaters p. 39.
Wien. Entom. Monatsschr, IV. p. 390) und Phloeothrips stenomelas aus
Ceylon, von Walker (Annais of nat. bist. IV. p.223).
Neuroptera.
lieber die Neuropteren- (und Pseudoneuropleren-)
Fauna Amerika's gab Hagen in der Entomol. Zeitung 1860,
p. 209 ff. eine vorläufige Notiz, hauptsächlich in Betreff der
Zahlenverhältnisse der diesem Welttheil eigenen Arten. In
seinem gegenwärtig schon im Druck vollendeten, für die
410 GergtaecUer: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
Smithsonian Institution bearbeiteten Cataloge der Neuropteren
Nord - Amerika's mit Einschluss von Mexiko, den Antillen
und Central- Amerika, welchem zugleich ein Verzeichniss
der Südamerikanischen Arten angehängt ist, hat der Verf.
im Ganzen 1170 Arten in 139 Gattungen zusammengestellt,
von denen 42 auf die Termiten, 4 auf die Embiden, 30 auf
die Psocinen, 80 auf die Perlinen, 57 auf die Ephemeriden,
534 auf die Libellen, 28 auf die Sialiden, 199 auf die He-
merobiden , 27 auf die Panorpen und 170 auf die Phryga-
niden kommen. Neu sind 436 Arten, Nord- und Süd-
Amerika gemein 53 Arten; unter 15 Arten, welche Nord-
Amerika mit Europa gemein haben soll, sind mehrere
zweifelhaft. Mit Asien hat es ausser acht sibirischen Arten
4 (Libellen), mit Australien 2, mit Afrika 1 Art gemein.
Die muthmassliche Zahl der in Amerika überhaupt existiren-
den Neuropteren glaubt der Verf. wenigstens auf 3000 ver-
anschlagen zu dürfen.
Derselbe setzte seine Synopsis der Neuropteren (incl.
Pseudoneuropteren) Ceylon's im 9. Bande der Verhandlungen
der zoolog. botan. Gesellsch. zu Wien p. 199 — 212 durch
Bekanntmachung von Diagnosen neuer durch Nietner auf
Ceylon entdeckter Arten fort. Eine besondere Bereicherung
erhält dadurch ausser der schon bei den Orthopteren er-
wähnten Familie der Psocina die Gruppe der Phryganiden,
welcher 16 neue Arten zuwachsen.
Walker, Characters of undescribed Neuroptera in
Ihe collection of W. W. Saunders (Transact. entom. soc. V.
p. 176 — 199) machte eine grössere Anzahl ausländischer
Neuropteren verschiedener Länder, den Familien der Trichop-
teren , Sialiden und Hemerobinen angehörig, durch apho-
ristische Beschreibungen bekannt. Von Pseudoneuropteren
folgen ebenfalls einige Arten aus den Familien der Pso-
cinen und Ephemeren.
Hagen (Annal. soc. entom. VIII, p 746 f.) verzeich-
nete 16 aufSicilien gesammelte Neuropteren, worunter zwei
den Pseudoneuropteren (Ephemeren und Perlarien) ange-
hören.
A. May, Die Neuroptera um Dillingen (13. Bericht d.
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 411
naturhist. Vereins in Augsburg 1860, p. 136—138). Ein
Namensverzeichniss von 31 Libellulinen, 4 Ephemeren, 3 Per-
larien, 2 Phryganiden und 7 Planipennien.
Hemerobini. llagen (Verhandl. d. zoolog. - botan. fiesellsch.
in Wien IX. p. 207 f.) diagnosticirte Chrysopa 'orientalis, Micromus
calidus und Hemerobhis iniquus als n. A. aus Ceylon.
Girard beschrieb (Anna), soc. enton). VII. p. 163. pl. 5) nebst
Abbildung Hemerohins trimacnlatus n. A. von Sumatra. — Hagen
(Entom. Zeitung 1860. p. 98) vergleicht diese Art mit seiner Chry-
sopa punctata von Ceylon, der sie nahe verwandt ist und möchte sie
für identisch mit Hem. candidus Fab. halten.
Von Walker (Transact. entom. soc. V. p. 181 ff.) wurden fol-
gende neue Arten und Gattungen bekannt gemacht : Mantispa com-'
pellens vom Amazonenstrome , umbripennis Port Katal, lurida Vaterl,
nicht angegeben. — Varnia n. g. Körper robust (soll dem von
Perla gleichen), Kopf sehr kurz, fast von Thoraxbreite, Taster sehr
kurz, Prothorax quer, viereckig, reichlich doppelt so breit als lang,
Mesolhorax noch etwas breiter; Hinterleib dick, fast doppelt so lang als
der Thorax, Beine kräftig, unbewehrt. Flügel lang, massig breit; zwi-
schen Costa und Subcosta zahlreiche Queradern, die gegen die Spitze
hin zahlreicher werden, Radius niehrere parallel laufende Sektoren
aussendend. — Art: V. per/oirfes West-Australien. — Osmylvs puncti~
pennis, Chrysopa ignohilis und pubicosta Hindostan, Mozambica, Äpo-
chrysa beata Amazonenstiom, Drepanepteryx falculoides , Hemerobnis
decisus und setosulus Hindostan, Tasmaniae Vandiemensland. — B e -
rotha n. g. Körper schlank, Kopf breiter als der Thorax, Augen
länglich , Fühler fadenförmig, genähert, wenig länger als der halbe
Körper, mit wenigen Gliedern; Prothorax fast quadratisch, Hinterleib
zusammengedrückt, Beine haarig, Flügel schmal, fast sichelförmig,
gev/impert, mit sehr wenigen Queradern und sehr schrägem Aussen-
rande. — Art: B. insolita Hindostan. — Myrmeleon tigroides Hindo-
stan, conicollis, nigrivenlris, pubiventris , albidilinca Amazonenstrom,
indiges Haiti, excogitans und ambiguus ohne Vaterlands-Angabe , ob-
ducens, perplexns, conlractus und insolitvs Hindostan , incuratus und
eccentros Port ISatal , pecnliaris Brasilien , Ascalaphvs leucostigma
Amazonenstrom, unicus und sublngens Süd-Amerika, inlraclabilis West-
Afrika, flavilinea Port Natal, decrepitus Hindostan.
In seinem „Beitrag zur Kennlniss der Myrmeleon-Arten" (En-
tom. Zeitung 1860. p. 359 ff.) macht Hagen den Versuch, die sich
gegenwärtig auf etwa 270 belaufenden Arten der Galtung Myrmeleon
in Gruppen zu zerlegen, denen er zum Theil den Rang von beson-
deren Gattungen zuerkennen möchte; unter Feststellung ihrer Cha-
raktere wird jedesmal eine Aufzählung der ihnen angehörenden Ar-;
412 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
ten gegeben. Unter Palpares Ramb. mit etwa 40 bekannten Arten
lassen sich vier Untergruppen aufstellen, welche sämmtlich der alten
Welt eigenthümlich sind ; zwei sich ihnen anschliessende Arten aus
Süd-Amerika (z. B. elegans Perty) sind davon abzusondern. Unter
Acanthaclisis Ramb. mit 30 Arten unterscheidet Verf. gleichfalls drei
Gruppen. Von der übrig bleibenden grossen Masse der Myrmeleonen
lassen sich nach der Länge der mittleren Taisenglieder Megistopus
Ramb. (2 A.) und Gymnocnemia Schneid. (= Aplectrocnemus Costa)
mit 1 A. absondern; sodann diejenigen Arten, bei denen die fünfte
Längsader der Vorderflügel dem Hinterrande parallel läuft (z. B. Myrm.
lineatus Latr., murinus Klug u. a., im Ganzen etwa 20 Arten). Letz-
tere gedenkt der Verf. zu einer eigenen Gattung Creagris (ver-
gebener Name! Coleoptera) zu vereinigen. — Die übrigen Arten, bei
denen die fünfte Längsader schräg zum Hinterrande verläuft, bilden
ebenfalls mehrere Gruppen : 1) mit stark gefleckten Flügeln, JVl. pan-
therinus Fab., roseipennis Burm. u. a. 16 Arten ; 2) mit mehrfachen
Zellenreihen im Randfelde, M. abdominalis Say, 9 Arten; 3) mit lan-
gen Sporen der Vorderschienen, von der Länge der vier ersten Tar-
senglieder. M. tetragrammicus Fab., 29 Arten ; 4) die Sporen nur so
lang wie die zwei ersten Tarsenglieder (Macronemurus Costa) M.
appendiculatus Latr., 10 Arten; 5) die Sporen kürzer als die zwei
ersten Tarsenglieder (Myrmecaelurus Costa) M. trigrammus Pall., 14
Arten; 6) die Sporen nur etwa von der Länge des ersten Tarsen-
gliedes. M. formicarius, formicalynx, 98 Arten.
Derselbe, „Beitrag zur Kenntniss der Neuropteren" (Entern.
Zeitung 1859. p. 405 tf.) mustert eine Anzahl von Mantispa -Arten :
M. auriventris Guer. (== M. apicalis Loew) , brunnea Say (= varia
Erichs.), interrupta Say, prolixa und notha Erichs., perla Pall. Zwei
neue Arten sind : M. fuliginosa (Loew i. lit.) und Chilensis. Verf.
führt sodann auch aus den Imagines den Beweis, dass Mantispa zu
den Hemerobiden , Rhaphidia dagegen zu den Sialiden gehört und
theilt die Hemerobiden in solche ohne Haftlappen (Myrmeleontiden
und Nemopteren) und solche mit Haftlappen (Hemerobiden und Man-
tispiden). Schliesslich giebt er Auskunft über die von Wesmael
beschriebenen Hemerobiden , deren Typen er untersucht hat und die
er besonders auf die S ch n ei d er'schen und Brauer'schen Arten
zurückführt.
Derselbe (Entoni. Zeitung 1860. p. 225) bemerkt, dass Man-
tispa irroi ata Erichs, schon im J. 1834 von Fisch er v. Waldheim
als Rhaphidia Riedeliana beschrieben worden sei; die Rhaph. mar-
garitacea desselben Autors ist vielleicht identisch mit Mantispa viri-
dula Erichs.
Derselbe (ebenda 1860. p. 38 fT.) berichtete über die von
Costa in der Faunadel regno di Kapoli 1855—57 bearbeiteten
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 413
Myrmeleontiden und Ilemerobiden Neapels und beurtheilte die darin
aufgestellten Gattungen und Arten. Er reiht hieran eine synonymische
Synopsis der Europäischen Ascalaphus-Arten (Ascalaphus 15 A., Tele-
proctophylla 1, Puer 1, Bubo 3), deren Charaktere er zugleich in
einer Uebersichts-Tabelle analysirt.
Derselbe (ebenda 1859. p. 333) gab eine Kotiz über das Aus-
schlüpfen der Chrysopa-Larven. An den verlassenen Eiern war nicht
ein abgesprengter Deckel , sondern nur eine gerade Spalte vorhan-
den. Die Larven häuten sich beim Ausschlüpfen und lassen in der
Haut die Säge zurück, mit welcher sie die Spalte verfertigen; sie
sprangen nicht vom Eie herab, sondern krochen an dessen Stiel
abwärts.
Derselbe (ebenda 1859. p. 34 ff.) besprach eine von Zell er
entdeckte Geschlechtsverschiedenheit bei der Gattung Couiopteryx
Halid. , auf welche das gleichzeitige Vorkommen von zwei Couio-
pteryx-Formen , die eine mit ausgebildeten, die andere mit verkürz-
ten Hinterflügeln, auf demselben Eichenstrauche hindeutete. Hagen
führt den Nachweis, dass beide Formen überall neben einander vor-
kommen und hält die Exemplare mit langen Hinterflügeln (C. tinei-
formis Curt.) für Weibchen , die mit kurzen (C. psociformis Curt.)
für Männchen. Letztere Form kommt auch zuweilen mit ganz ver-
kümmerten Hinterflügeln (C. aphidiformis Ramb.) vor; wahrschein-
lich fallen alle drei genannte vermeintliche Arten zusammen.
Leon Dufour: „Recherches anatomiques sur l'Ascalaphus
meridionalis" (Annales d. scienc. natur. XIIL p. 193 — 206. pl. 1, im
Auszuge: Compt. rend. de l'acad. d. scienc. Bd. 51. p. 232 f., Rev. et
Magas. de Zool. 1860. p. 416) erläuterte die anatomischen Verhält-
nisse von Ascalaphus. Da seine Angaben mit denen von Brauer,
dessen Abhandlung der Verf. nicht gekannt hat, übereinstimmen, so
brauchen wir auf dieselben hier nicht noch einmal einzugehen.
SialidäG. Walker (Transact. entom. soc. V. p. 180) beschrieb
Hermes decetn-maculatus und corripiens als n. A., beide ohne Vater-
landsangabe,
Douglas machte (Proceed. entom. soc. 1859. p. 69) eine kurze
Mittheilung über die Zucht einer Rhaphidia spec. aus der Larve.
Panorpidae. Eine für die Europäische Neuropteren-Fauna aus-
gezeichnete Entdeckung ist der von Brauer bei Wien aufgefundene
und (Verhandl. d. zoolog.-botan, Gesellsch. zu Wien X. p. 691. Taf. 12)
in beiden Geschlechtern beschriebene und abgebildete neue Bittacus
Hagenii , von B. tipularius durch die dunkele Säumung der Flügel-
Queradern und die Gestalt der Genitalringe unterschieden.
Phryganodea. Von Kolenati's Bearbeitung dieser Familie,
deren erster Theil im J. 1848 veröffentlicht wurde , liegt jetzt der
zweite Theil, die Phryganiden mit ungleichen Tastern umfassend, im
414 G eistae cli er : Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
elften Bande der Nouveaux Memoires de la soc. irap. des naturalistes
de Moscou 1859. p. 141 — 296 vor. (Genera et species Trichoptero-
rum, auctore F. A. Kolenati. Pars altera, Aeqiiipalpidae. Cum
dispositione syslematica omnium Phryganidum. Accedunt tabulae chro-
molithographicae 5.) — Der Verf. giebt im Eingange eine üeber-
sichtstabelle über die Erscheinungszeit der Imago bei den verschie-
denen Arten, sodann einige Notizen über die geographische Verbrei-
tung der Aequipalpidae, darauf eine Synopsis sämmtlicher Phrygani-
dengattungen nach der Anzahl der Schiensporen, welche Eintheilung
er für künstlich ansieht, und endlich eine die natürliche Verwandt-
schaft erläuternde Tabelle der Familien, Gruppen, Gattungen und
Arten. An diese reiht sich wieder ein systematisches Verzeichniss
sämmtlicher von ihm beschriebener Arten, sowohl der Inaequipalpi-
dae als der Aequipalpidae, deren (letzterer) speziellere Beschreibung
der eigentliche Zweck der vorliegenden Arbeit ist. Von den 197
dem Verf. überhaupt bekannt gewordenen Arten gehören den Aequi-
palpiden 92 an, welche in 22 Gattungen vertheilt sind und von denen
61 auf den fünf beifolgenden Tafeln in colorirten Abbildungen dar-
gestellt sind ; die vom Verf. neu aufgestellten Gattungen und die
durch ihn eingeführten neuen Arten, deren Zahl zwar nicht unbe-
trächtlich ist, aber doch gegen die bereits bekannten zurücktritt, füh-
ren wir hier in Rücksicht auf die monographische Bedeutsamkeit der
Arbeit nicht speziell auf.
Derselbe (Fauna des Altvaters p. 34 f. und Wien. Ent. Mo-
natsschr. IV. p. 384 ff) beschrieb Anabolia paludum, Apatania Hagenii,
P elt 0 st omis n. g. , sudetica und Halesus Brauerii als n. A. aus
dem Altvatergebirge. Die neue Gattung Peltostomis hat beim
Weibchen 1.3.3 Schiensporen , beim Männchen 0.3.3 und
dreigliedrige Taster; Stirn mit zwei Längsfurchen, dazwischen ge-
wölbt und schildförmig hervorragend. Männchen am Grunde der
Hinterflügel mit einer langen Faltentasche, in der ein langer Haar-
pinsel liegt. — Chaetopteryx psorosa und Ecclisopteryx Moravica
n. A. ebendaher (Wien. Ent. Monatsschr. IV. p. 388).
Derselbe stellte ein systematisches Verzeichniss der ihm be-
kannten Phryganiden und deren Synonymik zusammen (Wien. Ent.
Monatsschr. III. p. 15 u. 56 ff.).
Walker (Transact. enlom. soc. V. p. 176 ff.) stellte folgende
neue Arten und Gattungen auf: Phryganea divulsa Haiti, Leptocerus
niveistigma, abjurans und quadrifurca Brasilien, Macronema percitans
Amazonenstrom. — Musarna n. g. Körper ziemlich schlank, Kiefer-
taster behaart, kürzer als die Kopfbreite, mit lanzettlichem Endgliede,
Lippentaster kurz, Fühler ziemlich dünn mit gegen die Spitze hin
breiteren Gliedern; Beine nackt. Hinterschienen mit kleinen Sporen
an der Spitze; Flügel breit, an der Spitze abgerundet. — Drei Ar-
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 415
ten : M. aperiens Süd-Amerika, interclusa iin d clandens Brasilien. —
Curgia n. g. zur Gruppe von Psychomia Latr. gehörend. Körper
nackt, Taster lang und gebogen , niederliegend , 1. Glied kurz, 2.
lang, an der Spitze gedornt, 3. kürzer als das 2., 4. nicht langer als
der Körper , Mittel - und Hinterschienen mit zwei langen Sporen an
der Spitze, Mittelschienen ausserdem mit einem einzelnen, die hin-
teren mit zwei Sporen in der Mitte: Vorderflügel schmal. — Art:
C. bi-aconoides , Vaterland nicht angegeben.
Hagen (Verhandl. d. zoolog. - botan. Gesellsch. in Wien IX.
p. 208 IT.) gab Diagnosen von folgenden neuen Arten von Ceylon:
Mormonia vulpina, piscina und mustelina, Hydroptila cursitans, Mu"
cronema vitrinum, sepultum, SetoJes gazella^ Najas, Che, Lais, Chi-
marra circularis, Hydropsyche papilionacea und maligna, Polycentro~
pus nubigenus und ? rufus, Agnpetus rudis.
Von demselben erhielten wir im Entomologist's Annual for
1859. p. 55—108, 1860. p. 66—85 und 1861. p. 1—16 eine „Synopsis
of the British Phryganidae," in welcher eine Charakteristik der Grup-
pen (Unter -Familien) , Gattungen und Arten, so weit sie in England
bis jetzt aufgefunden worden sind, in sehr präciser Weise und mit
besonderer Hervorhebung der wesentlichsten Merkmale gegeben wird
und in welcher zugleich die Synonymie der Arten, zu deren Feststellung
der Verf. Studien in den Englischen Sammlungen gemacht hat, einen
wesentlichen Fortschritt erfahren hat. Einige einleitende Bemerkun-
gen erwähnen der von den Englischen Autoren über die Familie ge-
lieferten Arbeiten und machen auf diejenigen Charaktere aufmerksam,
welche für die Systematik von besonderem Belang sind. Nach diesen
lassen sich 7 Gruppen aufstellen, von denen vier den sogenannten
Heteropalpiden , drei den Isopalpiden angehören. Die in England
vorkommenden Gattungen derselben mit Angabe der Aitenzahl sind
folgende: 1) Phryganides. Kiefertaster der Männchen 4-gliedrig,
Ocellen vorhanden, Schiensporen 2.4.4, Fühler von Flügellänge:
Phryganea Lin. 4 A., Neuronia Leach 1 A. , Agrypnia Curt, 1 A. 2)
Limnophilides. Kiefertaster der Männchen 3-gliedrig, Ocellen vor-
handen, Schiensporen an Zahl schwankend, am ersten Paare jedoch
stets ein einzelner; Fühler von Flügellänge: Limnophilus Leach
21 A., Anabolia Steph. 3 A., Stenophylax Kol. 6 A., Hallesus Steph.
2 A., Chaetopteryx Steph. 2 A. , Ecclisopteryx Kol. 1 A., Apatania Kol.
1 A. 3) Sericostomides. Kiefertaster der Männchen 2- oder 3-glie-
drig, haarig, aufwärts gebogen, Ocellen fehlend, Vorderschienen stets
mit zwei Sporen, Fühler von Flügellänge, stark, haarig: Sericostoma
Latr. 1 A., Notidobia Steph. 1 A., Goera Steph. 2 A., Silo Curt. 1 A.,
Mormonia Curt. 3 A. 4) Hydroptilides. Kiefertaster der Männchen 4-glie-
drig, Lippentaster mit verdicktem Endgliede, Fühler kürzer als die Flü-
gel, perlschnurförmig, Vorderflügel schmal, lanzettlich, Hinterflügel
416 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
nicht gefaltet: Agraylea Curt. 1 A., Hydroptila Dalm. 4 A. 5) Leploceri-
des. Kiefertaster lang, haarig, mit cylindrischem Endgliede, Ocellen feh-
lend, Fühler meist dünn und länger als die Flügel : Odontocerus Leach
1 A., Molanna Curt. 2 A., Leptocerus Leach 14 A. , Mystacides I-atr.
3 A., Setodes Ramb. 4 A. 6) Rhyacophilides. Kiefertaster kurz, nicht
haarig, mit kurzem, cylindrischem Endgliede , Ocellen meist vorhan-
den , Fühler so lang oder kürzer als die Flügel, die Vorder- und
Hinterflügel fast von gleicher Form und Grösse: Rhyarophila Pict.
1 A., Agapetus Curt. 2 A., Glossosoma Curt. 2A., Beraea Steph. 3 A.,
Chimarra Leach 1 A. 7) Hydropsychides. Kiefertasler lang , mit
biegsamem, vieltheiligem Endgliede, Ocellen selten vorhanden, Mittel-
und Hinterschienen stets mit vier Sporen , Hinterflügel kürzer und
anders geformt als die vorderen: Pieclrocnemia Steph. 1 A., Poly-
centropus Curt. 8 A., Philopotamus Leach 3 A. , Tinodes Leach 3 A.,
Psychomia Latr. 2 A., Hydropsyche Pict. 5 A. — Gesammtsumme der
bis jetzt bekannten Englischen Arten 108.
Derselbe, „Revision critique des Phryganides decrites par
M. Rambur d'apres l'examen des individus types" (Annal. d. 1. sog.
entom. Beige IV. p. 57 — 75 machte .synonymische Mittheilungen über
die von Rambur in seiner Hist. nat. d. Wevropteres beschriebenen
Phryganiden nach Ansicht der typischen Exemplare.
Derselbe unterwarf die Phryganiden Pictet's nach dessen von
Curtis gesandten Typen einer ausführlichen Besprechung (Entom.
Zeit. 1859. p. 131— 17Ü und 1860. p. 274— 290); er verbindet damit
eine genauere Feststellung der Charaktere mehrerer Gattungen.
StrepSiptera. F. Smith, A Conlribution to the history of
Stylops, with an enumeration of such species of exotic Hymeno-
ptera as have been found to bc attacked by those parasites (Transact.
entom. soc. V. p. 127 fl".). Verf. beobachtete eine mit einem weibli-
chen Stylops behaftete Andrena Trimmerana lebend in einem Behäl-
ter mit blühenden Pflanzen; sie zeigte sich nach einigen Tagen äus-
serst unruhig und fegte ihren Hinterleib fortwährend mit den Hinter-
beinen. Bei genauerer Besichtigung zeigte sich , dass sie mit Hun-
derten von Stylops - Larven besetzt war. — Von einheimischen Bie-
nen, w^elche Verf. mit Stylops -Puppen besetzt fand, nennt er 3 Ha-
lictus- und 9 Andrena- Arten (Ref. besitzt auch ein Weibchen der
Andr. pilipes Fab., welche von Smith nicht aufgeführt wird . mit
einem weiblichen Stylops), von exotischen 3 Andrena aus Nord-Ame-
rika. Aus der Familie der Sphegiden sind ihm 10, aus derjenigen
der Vesparien 5 Arten mit Stylopiden bekannt geworden, welche er
einzeln namhaft macht; mit Ausnahme einer sind es exotische Arten.
In einer angehängten Tabelle wird die Verbreitung der Stylopiden
über die verschiedenen Welttheile erörtert.
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 417
Coleoptera.
Lacordaire's Genera des Coleopteres sind im J. 1859
mit dem fünften Bande fortgesetzt worden, welcher, 750
Seiten stark, in zwei Theilen erschienen ist und sämmt-
liche Familien der Heteromeren abhandelt. Die Ausarbei-
tung desselben schliesst sich ganz derjenigen der beiden
vorhergehenden Bände an, in welchen der Verf. mehr, als
es in den früheren der Fall war , neben einer Zusammen-
tragung des vorhandenen literarischen Materials seine eige-
nen erneueten Untersuchungen über die Systematik der
betreffenden Familien bis auf die Gattungen herab vor-
legte. Macht sich der Einfluss dieser in wahrhaft erstaun-
licher Extensität ausgeführten Untersuchungen des Verf.
in dem vorliegenden Bande bei den meisten der abgehan-
delten Familien , deren Umfang zugleich öfter wesentlich
modificirt erscheint, geltend, so ist es ganz besonders die
an Artenfülle und ermüdender Einförmigkeit tiberreiche Fa-
milie der Melasomen , welche , bisher stets nur fragmenta-
risch bearbeitet , hier zum ersten Male eine systematische
Gesammtdarstellung erfährt und somit für eine weitere
Durcharbeitung zugänglich gemacht wird. — Zugleich mit
diesem fünften Bande sind die ersten vier Lieferungen eines
Atlanten , der dem Werke eigentlich mehr beigegeben ist,
als dass er den Inhalt desselben ergänzte, erschienen; er
umfasst bis jetzt vierzig Tafeln, welche je fünf colorirte
Abbildungen einzelner Gattungsrepräsentanten (bis zu den
Eucnemiden) und einige Detailzeichnungcn enthalten.
Verf. nimmt unter der Heteromeren - Abtheilung folgende Fa-
milien an: 1) Tenebrionidae im Sinne Erichson's mit Ausschluss
der Cistelinen , unter Verwerfung der ganz^, vagen Categorieen der
Melasomen, Taxicornen, Tenebrionen und Helopiden der französischen
Autoren. Je weiter sich die Untersuchungen des Verf. ausdehnten,
um so mehr stellte sich ihm die Unmöglichkeit heraus , eine durch-
greifende Eintheilung in wenige grössere Hauptabtheilungen zu be-
werkstelligen, da sich hierfür weder wichtige, noch constante Merk-
male auffinden Hessen. Die 46 von ihm aufgestellten kleineren
Gruppen gehören zwei mehr nebeneinander laufenden , als sich ge-
genüberstehenden Reihen an, von denen die eine durch den Maugel des
AjTchiv f. Naturg. XXVI. Jahrg. 2. Bd. BB
418 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
•
Trochantin an den Mittelhüften, die andere (jedoch mit einigen Aus-
nahmen) durch das Vorhandensein desselben charakterisirl ist. Zu
ersterer gehören die Gruppen: Zophosides, Erodiides , Adesmides,
Megageniides, Epiphysides, Tentyriides und Epitragides mit voui Kinn
verdeckter Ligula und Maxillen , und die Calognathides , Cryptochi-
lides, Zopherides , Adelostomides, Stenosides , Leptodides und Eleno-
phorides mit hervortretender Ligula und theils bedeckten, theils
freien Maxillen. In der zweiten Reihe sondern sich die Gruppen
der Akisides , Scaurides, Blaptides, Asidides, Nycteliides, Pimeliides,
Molurides , Physogastrides , Praocides , Coniontides , Pedinides, Opa-
trides und Trachyscelide durch die gewimperten Oders stachligen
Tarsen und die an der Spitze stets gespaltenen Mandibeln von den
noch übrig bleibenden 19 (Boiitophagides , Diaperides, Cossyphides,
Tenebrionides , Cnodalonides , Helopides , Strongyliides u. s. w.) ab.
— Die kaum zu überwältigende Masse des Materials hat den Verf.
übrigens hier mehrfach beschriebene Arten übersehen lassen , als
welche unter anderen zwei W i e d e nia n n'sche Zophosis (im Zoo-
log. Magazin), ein Opatrum, ein Cossyphus (auch eine Lagria) des
Ref. aus Mosambique zu erwähnen sind. — 2) Cistelidae, nach des
Verf.'s eigenem Geständnisse von der vorigen Familie aliein durch
die gekämmten Klauen abweichend. — 3) Nilionidae, für die einzige
Gattung Nilio gegründet. — 4) Pylhidae, unter welchem Namen der
Verf. Pylho nebst einigen verwandten Gattungen, Salpingus , Rhino-
simus etc. in zweiter Reihe und Agnathus in dritter vereinigt. —
5) Melandryidae, in dem bisherigen Umfange, nur unter Hinzufngung
von Tetratorua als eigene Gruppe (nach M u 1 s a n t). — 6) Lagriidae,
ausser Lagria, Statira und Verwandten auch die Gatt. Trachelostenus
Sol. umfassend. — 7) Pedilidae mit zwei Gruppen: Pedilidae sens.
slrict. (Pedilus , Eurygenius , Steropes, 3Iacratria u. s. w.) und Scra-
ptiidae (Xylophilus , Scraptia, Trotomma). — 8) Anthicidae, auf die
übrig bleibenden Gattungen der Familie im Laf er t e'schen Sinne
beschränkt. — 9) Pyrochroidae , wie bisher. — 10) Mordellidae wie
bisher. — 11) Rhipiphoridae nach dem Ref. — (Hier werden auf
fremde Autoritäten hin die Slylopiden eingeschaltet, die aber weder
Heleromeren noch Goleopteren sind, sondern, wenn sie nicht eine
eigene Ordnung bilden sollen, nach der Prothoraxbildung und der
Art der Metamorphose nur den Keuropleren angeschlossen werden
können). — 12) Meloidae und 13) Oedemeridae, beide in gleichem
Umfange wie bisher.
vJacquelin du Val's „Genera des Coleopleres
d^Eürope" sind seit unserem letzten Berichte über diesel-
ben rüstig fortgeschritten und davon gegenwärtig bereits
mehr als hundert Lieferungen erschienen. Auf die in der
v-^^ im Gebiete der Entomoloffie während der Jahre 1859 u. 60. 419
'o
54. Lieferung abgeschlossenen Slaphylinen folgen die ver-
schiedenen auf Kosten der Clavicornia Latr.'s geschaffenen
Familien bis zu den Lamellicornen, und zwar der Hauptsa-
che nach in der von Erich son vorgenommenen Anord-
nung, zum Theil aber in etwas abweichender ßegränzung.
Mit den Heteroceren wird der zweite Band, welcher 285
Seiten Text und 61 in stets gleicher Sauberkeit und Ge-
nauigkeit angefertigte Tafeln umfasst , und in welchem das
Artenregisler bis zu p. 124 fortgesetzt wird , abgeschlos-
sen. Mit der 74. Lieferung beginnt der dritte Band , in
welchem die Lamellicornen , Sternoxen, Malacodermen und
Xylophagen bereits abgehandelt sind (bis Lieferung 99), der
aber, wie es scheint, noch sämmtliche heteromere Fami-
lien umfassen soll, um sich dem gleich zu Anfang bear-
beiteten vierten Bande (Curculionen) anzuschliessen. Von
den Melasomen sind indess erst die Anfangslieferungen er-
schienen.
*'*' Die sorgfältige Musterung der bis jetzt aufgestellten Europäi-
schen Galtungen, in welcher der Verf. consequent fortgefahren ist und
die er mit immer grösserem Erfolge handhabt, sichert seinem Werke
einen bleibenden Werth und stellt dasselbe über zahlreiche der en-
tomologischen Werke seiner Landsleute. Für eine gleich scharfe
Abgränzung der Familien mag ihm wohl nicht in jedem Falle ein
genügendes Material vorgelegen haben , so dass sich gegen die von
ihm aufgestellten nicht selten Bedenken erheben lassen möchten ; da
die Feststellung derselben jedoch nicht im Plane seines Werkes lie-
gen kann , legen wir darauf kein besonderes Gewicht. Im Allge-
meinen mag bemerkt sein , dass wir die öfter wiederkehrenden, auf
einzelne Gattungen beschränkten Familien nicht billigen können, da
eine Familie, wie es ihr Käme sagt, den Zweck hat, verwandte For-
men in sich zu vereinigen, aber nicht vereinzelte abzusondern (Ple-
ganophoridae , Rhysodidae , Passandridae , Murmidiidae, Sphaeriidae,
Georyssidae , Heteroceridae , sämnUlich mit vereinzelten Gattungen).
Es war eine solche Isolirung in mehreren Fällen um so weniger nö-'
thig, als z. B. die Farn. Telmatophilidae des Verf. (mit PsammoeCuS,"
Telmalophilus, Byturus, Diplocoelus und Biphyllus) die heterogensten
Formen in sich vereinigt; ebenso, wie schon früher gelegentlich be-
merkt, seine Familie der Mycetaeidae , in der Coccinellinen, Endo-
mychiden und Cryptophagiden (?) vereinigt sind. — Die Zahl der vom
Verf. anhangsweise beschriebenen neuen Arten, welche wir hier nicht
namhaft zu machen brauchen, ist im Ganzen gering. Die Galtungen
420 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
welche sich bei näherer Untersuchung abweichender Arten ergeben ha-
ben, sind: 1) Gtiathoncus n. g. (Histeren) für Saprin. rotundatus lUig.
und piceus Payk. 2) B o nvouloiria n. g. (Lathridier) mit B. nitei-
collis n. sp. Provence. 3) Mign e auxia n. g. (Lathridier) mit M.
serricollis n. sp. Provence. 4) Farsus n. g. (Eucnemiden) für Hy-
lochares unicolor Lalr. 5) Änelas tidius n. g. (Eucnemiden) für
eine kleine, rothgelbe Art aus Spanien : Ä- ineditus n. sp. 6) Cum-
pylomorphus n. g. (Elateren) für Campylus homalisinus Illig.
7)Homoeodipnis n. g. (Malachier) für Colotes Javeti du Val.
8) Lobonyxj 9) Aphy du s und 10) C er allus n. g. (Dasytiden),
erstere für Das. aeneus Fab., die zweite für Amauronia megacephala
Kies., die dritte für Dasyt. rubidus Gyll. 11) — 14) Gas tr allus n. g.
(Anobium immarginatum Müll.), Metholcus n. g. (Xyletinus cylin-
dricus Germ.), P s eu dochi na n. g. (Xylet. haemorrhoidalis Illig.)
und Me soco elopus n. g. (Xylet. niger Müll.) unter den Anobien.
Derselbe Verf. hat unter dem Titel : „Glanures ento-
mologiques ou recueil de notes monographiques, descri-
ptions , critiques , remarques et synonymies diverses" ein
neues Unternehmen begonnen , von dem die beiden ersten
Hefte in den J. 1859 u. 60 erschienen sind , und welches
kleinere Abhandlungen über einzelne Gattungen und Ar-
ten, Critiken u. s. vf. zu veröffentlichen bestimmt ist. Be-
sonders hervorgehoben zu werden verdienen eine Synopsis
des especes Europeennes du genre Lampyris (mit Nachtrag)
und eine Note monographique sur les Clambites d'Europe
im ersten Hefte; im zweiten: Monographie du genre He-
nicopus und Synopsis des especes du genre Cebrio.
J. Thomson, Arcana naturae ou recueil d'hisloire
naturelle. Paris 1859 (fol. 132 pag. 13. pl. col.). — Ein
Prachtwerk, welches wie die Archives entomologiques des-
selben Verf.'s sich durch meisterhaft ausgeführte Abbil-
dungen hervorthut und diesen, mit Ausnahme des grösse-
ren Formats , sich auch sonst eng anschliesst. Es enthält
(neben der Beschreibung eines neuen Vogels durch Ver-
reaux und eines Aufsatzes über Amoeben von Nicolet)
von entomologischen Arbeiten nur Abhandlungen über Co-
leopteren , und zwar neben den vom Verf. selbst herrüh-
renden auch solche von Buquet, Chevrolat und
Le Conte.
Ein zweites Unternehmen desselben Verf.'s ist „Musee
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 421
scientifique ou recueil d'histoire naturelle« (Paris 1860. gr. 8.
72paor. 5 pl. col.) betitelt und enthält eine Sammlung klei-
nerer Abhandlungen des Herausgebers über einzelne Gat-
tungen und Gruppen von Coleopteren , z. B. über die Ni-
lioniden, Clerier, Paussiden, die Agaocephala-Gruppe unter
den Dynastiden u. s. w. Auch Reiche hat einen Beitrag
durch Beschreibung einiger neuer Arten dazu geliefert.
G. Levrat, Eludes entomologiques. 1. cah. (Lyon
1859. 8.). *Dieselben enthalten verschiedene Aufsätze des
jetzt bereits verstorbenen Verf. 's über Coleopteren und Be-
schreibungen einiger neuer Arten; der Inhalt istzumTheil
bereits in den Annales d. 1. soc. Linneenne de Lyon pu-
blicirt.
Pascoe, Notices of little known genera and spe-
cies of Coleoptera (Journal of Entomology \). Aphoristi-
sche Beschreibungen einzelner neuer Gattungen und Arten
aus verschiedenen Familien.
Monographische Arbeiten von Bedeutung, so sehr die-
selben auch für zahlreiche Familien und grössere Gruppen
der Coleopteren zu wünschen wären, sind in den J. 1859-60
nicht begonnen worden. Von den bereits in Angriff ge-
nommenen ist Thomson's Monographie des Cicindeletes
leider gänzlich in's Stocken gerathen. Dagegen schreitet
Candeze's sehr umfassende Monographie des Elatcrides
in rüstigster Weise fort, indem bereits der zweite und
dritte Band vollendet vorliegen , welchen , da sie schon
die Hauptmasse des Materials in sorgfältigster Bearbeitung
umfassen , nur noch ein bald zu erwartender Schlussband
folgen wird.
Die in desto grösserer Anzahl erschienenen , theils
umfangreicheren, theils kleineren faunistischen Beiträge
ordnen wir zur Erleichterung der Uebersicht nach den
Welttheilen an:
a) Amerika.
Le Conte, The Coleoptera of Kansas and Eastern
IN'ew-Mexico (Smithsonian Contributions to knowledge Vol.
XL 1859), auch im Separatabdrucke: Washington 1859.
422 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
gr. 4. 58 pag. mit zwei lithogr. Tafeln und einer Karte,
erschienen. — Neben zwei systematischen Namensverzeich-
nissen , von denen das eine die bis jetzt aus Kansas und
Nebraska , das andere die aus dem östlichen Theile von
Neu-Mexiko bekannt gewordenen Coleopteren umfasst, lie-
fert der Verf. Diagnosen von zahlreichen neuen oder un-
vollständig bekannten Arten aus den genannten Territorien,
von denen die ausgezeichneteren zugleich auf den beifol-
genden Tafeln abgebildet sind. Eine der Abhandlung bei-
gegebene colorirte Karte von Nord - Amerika bringt die
verschiedenen zoologischen (oder wenigstens coleopterolo-
gischen) Distrikte des Landes zur Anschauung, über wel-
che der Verf. seiner Arbeit einige Bemerkungen vor-
anschickt.
Das hier zunächst in Betracht kommende Territorium von Kan-
sas und Keu - Mexiko ist nördlich vom Missouri , östlich durch den
Meridian der Platte-River-Mündung, südlich durch den 34*^ und west-
lich durch die Rocky-Mountains begränzt. — Das ganze Terrain der
Vereinigten Staaten wird der Länge nach in drei, oder vielleicht in
vier grosse Distrikte zu zerlegen sein, von denen jeder durch eigen-
thümliche Gattungen und Arten charakterisirt wird. Der grösste die-
ser Distrikte umfasst beinahe die ganze östliche Hälfte von Kord-
Amerika bis etwa zum 97. Längsgiade , der sich daran schliessende
Central - Distrikt reicht von da bis zu den Rocky- Mountains , theils
bis zum 105., theils bis zum 112. Grade; der dritte umfasst die West-
küste mit Einschluss von Californien, Oregon und den Washington-
Territories. Jeder dieser Hauptdistrikte zerfällt wieder in kleinere
zoologische Provinzen von ungleicher Grösse, für welche hauptsäch-
lich das Clima massgebend ist ; auch diese werden vom Verf. näher
erörtert und begründet.
Desselben „Catalogue of the Coleoptera of Fort
Tejon, California« (Proceed. acad. nat. scienc. of Philadel-
phia 1859. p. 69— 82) enthält eine Aufzählung von 147 bei
Fort Tejon gesammelten Arten, von denen 52 hier zuerst be-
schrieben werden und theilweise neue Gattungen bilden.
In einem Supplement (ebenda p. 82^ — 90) verzeichnet Verf.
noch fernere 44 Arten aus den Distrikten am stillen Ocean
(Oregon, Californien, Puget-Sund u. s.w.), von denen gleich-
falls die Mehrzahl neu ist.
Derselbe, „Additions to the Coleopterous-Fauna of
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 423
Northern California and Oregon« (ebenda 1859. p. 281— 292)
gab als Nachtrag zu seiner Käferfauna des nordwestlichen
Amerika die Beschreibung von drcissig neuen Arten ver-
schiedener Familien.
Derselbe, „Notes on Coleoptera found at Fort
Stimpson, Mackenzie-River, with remarks on Northern spe-
cies« ( ebenda 1860. p. 315 — 321 ) beschreibt eine Anzahl
neuer Nord-Amerikanischer Arten verschiedener Familien,
führt andere bereits bekannte von dem oben bezeichneten
Fundorte an und macht zugleich ergänzende und synony-
mische Milthcilungen über Arten des Russischen Nord-
Amerika und der nördlichen Distrikte der Vereinigten
Staaten.
Derselbe, „Descriptions of some genera and spe-
cies of Coleoptera from the vicinity of the southern boun-
dary of the United States" (in Thomson's Arcana natur.
p. 121 — 128. pl. 12 u. 13) lieferte nochmalige Diagnosen
und zum Theil ausführlichere Bescheibungen nebst Abbil-
dungen von einer Reihe bereits in Amerikanischen Zeit-
schriften von ihm bekannt gemachter, meist ausgezeichne-
ter Nord-Amerikanischer Coleopteren.
G. Hörn, Descriptions of new North-American Co-
leoptera in the cabinet of the entomological society of Phi-
ladelphia (Proceed. acad. nat. scienc. of Philadelphia 1860.
p. 569 ff. pl.8). Beschreibungen nebst Abbildungen von
sieben neuen Arten , welche den Familien der Carabiden
und Cerambyciden angehören.
d'Urban, A list of the Coleoptera found in the vici-
nity of Montreal (enthalten im: Canadian Naturalist and
Geologist IV. 1859. p. 494 ff.) ist in Silliman's Journal XXX.
p. 160 angeführt.
Motschulsky, Coleopteres uouveaux de la Cali-
fornie (Bullet, d. natur. de Moscou 1859. II. p. 122—185
und p. 357 — 410). Beschreibungen von zahlreichen neuen
Arten aus den Familien der Carabiden , Hydrocantharen,
Buprestiden, Elateriden und Malacodermen ; einige dersel-
ben sind zugleich abgebildet. »/i.Mni
Fairmaire und Germain haben ihre «Revision
I
424 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
des Coleopteres du Chili" in den Annales d. I. soc. entom.
de France VII. p. 483 ff. mit einem neuen Abschnitte, die
Cerambyciden umfassend , fortgesetzt ; die Zahl der aus
dieser Familie aufgeführten und beschriebenen Arten er-
reicht die ansehnliche Höhe von 96, darunter zahlreiche
neue. — Eine Reihe von Arten aus verschiedenen anderen
Familien machen die beiden Verf. ferner in ihrer „Revision
des Coleopteres du Chili« (Rev. et Magas. de Zool. 1859.
p. 350 ff.) und „Coleoptera Chilensia descripta" (ebenda 1860.
p. 267 f.) bekannt.
R. A. Philippi und A. H. E. Philippi, Coleoptera
nonnulla nova Chilensia, praesertim Valdiviana (Entom.
Zeitung 1860. p. 245ff.> Es werden hier 24 Arten ver-
schiedener Familien, besonders der Buprestiden, Curculio-
nen und Cerambyciden beschrieben. Die Beschreibungen
sind ausserdem in den Anales de la Universidad St. Jago
de Chile 1859 publicirt worden.
b) Polynesien.
Montrouzier, Essai sur la faune entomologique de
la Nouvelle- Caledonie (Balade) et des iles des Pins, Art,
Lifu etc. (Annales d. I. soc. entom. de France VIII. p. 229
—308 und p. 867—916. pl. 7). Der als Missionair auf Neu-
Caledonien und den benachbarten Inseln längere Zeit hin-
durch stationirt gewesene Verf. liefert der Mehrzahl nach
unzulängliche Beschreibungen von 205 meist neuen Coleo-
pteren , welche in systematischer Reihenfolge aufgeführt
sind und vorläufig mit den Curculionen abschliessen. In
der zugleich mit den Insekten selbst als Manuscript ein-
gesandten Arbeit waren zahlreiche Arten unrichtigen Gattun-
gen , häufig sogar unrichtigen Familien zuertheilt und es
ist daher für die Erkenntniss derselben von Wichtigkeit, dass
sich die ersten Pariser Entomologen, wie Reiche, Lu-
cas, de Marseulu. a. an die Prüfung des von M o n-
trouzier beschriebenen Materials gemacht und die Arbeit
desselben mit Anmerkungen versehen haben , in denen die
Irrthümer berichtigt werden.
White,, Descriptions of unrecorded species of Au-
im Gebiete der Entomolosie während der Jahre 1859 u. 60. 425
'»
stralian Coleoptera of the families Carabidae, Buprestidae,
Lamellicornia , Longicornia etc. (Proceed. zoolog. soc. of
London 1859. p. 117 ff. pl. 58 u. 59). Es werden im Gan-
zen 16 Arten aus den bezeichneten Familien beschrieben
und abgebildet ; die meisten sind von ausgezeichneter
Form, trotzdem aber so ungenügend beschrieben, dass sie
nur nach den Abbildungen zu eruiren sind.
c) Afrika.
A. Murray setzte seinen „List of Coleoptera received
from Old-Calabar on the West-Coast of Africa" (Annais of
nat. bist. 3. ser. IIL p. 26 und IV. p. 116 und p. 352) mit
den Familien der Carabiden, Dyticidcn, Gyriniden, Palpi-
cornien, Paussiden , Histeren und Nitidularien fort und be-
schrieb die darunter befindlichen neuen Arten.
Bertoloni hat im 8. Bde der Memorie delP Acca-
demia del Instituto di Bologna eine sechste Abhandlung über
die Käfer von Mossambique veröffentlicht , in welcher nur
sieben Arten von Carabiden beschrieben werden. Die Dia-
gnosen derselben sind auch in der Revue et Magas. de Zool.
1859. p. 39 f. abgedruckt.
Thomson (Arcana natur. p. 114 — 120) machte einige
ausgezeichnete Arten vom weissen Nil bekannt, welche den
Familien der Carabiden, Paussiden, Buprestiden und Lamel-
licornen angehören; einige derselben sind zugleich abge-
bildet.
Reiche, „Coleopteres nouveaux de Soudan« (Musee
scienlif. p. 23 f.) beschreibt vier neue Arten von Sudan.
Fairmaire und Coquerel setzten (Annal. d. I.
soc. entom. de France VIIL p. 145 und 419 ff. pl. 6) ihren
„Essai sur les Coleopteres de Barbarie" mit zwei ferneren
Abschnitten fort. Es werden darin die in der Berberei vor-
kommenden Arten aus den Familien der Scydmaeniden, Paus-
siden , Staphylinen , Phalacriden , Nitidularien, Dermestinen
und Lamellicornen aufgeführt und diagnosticirt, die darunter
befindlichen zahlreichen neuen ausführlich beschrieben und
zum Theil abgebildet.
Chevrolat, Descriplion de Coleopteres nouveaux
426 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
d'AIgerie (Rov. et Magas. de Zool. 1859. p. 298 u. 380 ff.
und 1860. p. 75, 128, 208, 269, 302, 409, 448 u. 509 ff.).
Verf. macht zahlreiche neue Algerische Arten in ziemlich
bunter Reihenfolge bekannt; dieselben gehören den ver-
schiedensten Familien , die meisten jedoch den Carabiden,
Buprestiden , Xylophagen , Curculionen und Cerambyciden
an. — Ausserdem wurden zahlreiche einzelne neue Arten
aus Algier von Gueri n, Fairmaire, Lucas, Brisout
de Barnevillc u.a. in den Annales und dem Bullet, soc.
^ntom. 1859—60 beschrieben.
^n Wollaston, „On addilions to the. Madeiran Coleo-
ptera" (Annais of nat. bist. 3. ser. V. p. 217, 252, 358 und
448 ff., VI. p. 48 u. 100 ff.) gab abermals einen Nachtrag zur
Käferfauna von Madeira durch Anführung und Beschreibung
von 49 theils neuen, theils schon bekannten, aber jetzt erst
aufgefundenen Arten. Mit Einschluss dieser neu hinzuge-
fügten beträgt die Zahl der gegenwärtig von Madeira be-
kannten Arten 642.
Derselbe, „On the Coleoptera of the Salvages" (Jour-
nal of Enlomology 1. p. 85 ff.) zählte elf auf den zwischen
Madeira und den Canarischen Inseln gelegenen Salvages
gesammelte Coleopteren auf; drei derselben , der Familie
der Carabiden angehörend , werden als neu beschrieben.
Drouet (Rev. elMagas.de Zool. 1859. p. 243 ff.) gab
Nachricht über die Käferfauna der Azoren. Dieselbe ist in
Betracht der südlichen Lage und der reichen Vegetation
arm und mit wenigen Ausnahmen übereinstimmend mit der
des südlichen Frankreichs und selbst derjenigen des ge-
jnässigten Europa. Eigenthümliche Formen sind sehr spar-
sam und dann meist mit solchen von den Canarischen In-
seln und Madeira identisch; am merkwürdigsten ist das
Vorkommen des Süd-Amerikanischen Taeniotes scalaris Fab.,
welcher sich hier akklimatisirt hat. — Die (p. 252 ff.) fol-
gende Aufzählung der vom Verf. beobachteten Arten weist
nur die geringe Zahl von 57 Arten auf, worunter ein La-
parocerus die einzige neue Art ist; einige andere sind
zweifelhaft geblieben.
F. Tarnier, Coleopteres des iles Azores recueillis
«e- im Gebiete der Entomologie nährend der Jahre 1859 n. 60. 427
par M. Mordet. (Dijon 1860. gr. 8.). Ist nach einer
Anzeige im Bullet, soc. entorn. 1860. p. 132 ein detaillirtes
Verzeichniss der auf den Azoren vorkommenden Coleople«
ren nebst Beschreibung einiger neuer Arten.
d) Asien.
Gebier, Verzeichniss der von Dr. Schrenk in den
Kreisen Ajagus und Kakaraly in der östlichen Kirgisen-
steppe und in der Songarei in den Jahren 1840 — 43 ge-
fundenen Käferarten (Bullet, d. natur. de Moscou 1859. I.
p. 426—519, II. p. 315—356 und 1860. II. p. 1—39). Das
Verzeichniss, welches 519 Arten enthält, die in systema-
tischer Reihenfolge nebst Citat der ersten Beschreibung
aufgeführt werden, war von Gebier ursprünglich für einen
von Schrenk beabsichtigten Reisebericht zusammenge-
stellt worden; da dieser jedoch nicht erschienen ist, wird
die Arbeit nach dem Tode des Verf.'s hier publicirt. Der
Aufzählung der gesammelten Arten folgt eine Beschreibung
von 79 neuen, deren kurze Diagnosen von Gebier bereits
im Bullet, de l'acad. de St. Petersbourg 1842 veröffentlicht
wurden.
Motschulsky, Coleopteres rapportes de la Son-
garie par M. Semen off (Bullet, de l'acad. de St. Peters-
bourg I. 1860. p. 301 — 314). Das vom Verf. zusammen-
gestellte Verzeichniss weist 87 Arten nach , von denen 15
als neu beschrieben und zum Theil im Holzschnitt darge-
stellt werden.
gj,,' Derselbe, „Coleopteres du gouvernement de Ja-
koutsk, rccueillis par M. Pavlofski" (Bullet, phys. math.
de l'acad. de St. Petersbourg XVII. 1859. p. 539 u. 567 ff.)
gab eine Aufzählung von 120 bei Jakutsk gesammelten Ar-
ten, von denen 20 als neu aufgestellt sind. — Die Arbeil
ist ausserdem in den Melanges biologiques de l'acad. de
St. Petersbourg III. 1859. p. 221—238 publicirt.
"^^' e) Europa. '''^
.•ii'i;.»'
H. Schaum, Calalogus Coleopterorum Europae. Ber-
lin 1859. (8. , 121 pag.), Eine neue Bearbeitung der vom
428 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
Verf. besorgten vierten Ausgabe des vom Entomologischen
Vereine zu Stettin publicirten Catalogs, in welchem die
neuen Zugänge an Gattungen und Arten mit wenigen Aus-
nahmen vollständig aufgenommen sind. Zur Vervollständi-
gung des Cataloges hat Verf. in der Berl. Ent. Zcitschr. III.
p.43 eine Reihe einzelner neuer Europäischer Arten be-
kannt gemacht.
Von E r i c h s 0 n's Naturgeschichte der Insekten Deütsch-
land's sind im J. 1860 die vierte Lieferung des ersten
Bandes (Schaum) und die dritte des vierten Bandes (von
Kiesenwetter) erschienen. Mit ersterer liegt die Fa-
milie der Carabiden und zugleich die erste Hälfte des er-
sten Bandes abgeschlossen vor. v. Kiesenwetter han-
delt (4. Band 3. Lief.) die Familien der Dascilliden und
Malacodermen ab, von denen er letztere Lacordaire
gegenüber auf die Gruppen der Lyciden, Lampyriden und
Telephoriden beschränken will.
ßach's Käferfauna für Nord- und Mittel-Deutschland
wurde mit der 2. Lieferung des 3. Bandes (Coblenz 1859)
fortgesetzt. Dieselbe enthält den Schluss der Halticinen,
ferner die Familien der Clypeastres, Coccinellinen, Endo-
mychiden, die sämmtlichen Familien der Heteromeren, endlich
die der Scydmaeniden und Pselaphiden.
Die Käfer Deutschlands von Valentin Gutfleisch,
nach des Verf.'s Tode vervollständigt und herausgegeben
von Dr. F. Böse. Darmstadt 1859. (8. 661 pag.)."— Der
Zweck des Buches ist, dem Sammler deutscher Käfer ein
Compendium an die Hand zu geben, in welchem die bis
jetzt bekannt gewordenen Arten in möglichster Vollstän-
digkeit durch kurze Beschreibungen kenntlich gemacht sind.
Verf. beginnt mit einer analytischen Tabelle der (58 von
ihm angenommenen) Familien und geht dann unter diesen
zur Analyse der einzelnen Gattungen über; für die Cha-
rakteristik der Arten ist die analytische Methode nicht in
Anwendung gebracht , sondern es werden dieselben unter
den von den Autoren aufgestellten natürlichen Gruppen
aufgeführt.
Cl äsen setzte (Archiv d. Vereins der Freunde der
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 429
Naturgcsch. in Meklenburg- XIII. p. 118— 139) seine „Ue-
bersiciit der Käfer Meklenburgs" weiter fort und brachte
sie mit den verschiedenen Familien der Tetrameren, Tri-
meren und Heteromeren , den sich zuletzt die Scydmaeniden,
Pselaphiden und Clarigerini anschliessen, zu Ende. Die
Zahl der in Meklenburg- bis jetzt nachgewiesenen Arten
beläuft sich nach des Verf.'s Verzeichniss im Ganzen
auf 1909.
Nicolai (Zeitschrift f. d. gesammt. Naturwiss. XV.
1860. p. 282—310) stellte ein Namensverzeichniss der um
Arnstadt in Thüringen vorkommenden Käfer zusammen;
es werden 1282 Arten in systematischer Reihenfolge auf-
gezählt.
V. Weidenbach und Petry, Systematische Ueber-
sicht der Käfer um Augsburg (12. Bericht d. naturhistor.
Vereins in Augsburg 1859. p. 33—76). Die beiden Verf.
geben ein systematisches Namensverzeichniss von 1907 Ar-
ten, welche 552 Gattungen angehören. Es folgen (p. 82 u.
84 ff.) zwei Beilagen, von denen die erste ein Verzeichniss
von 32Myrmecophilen aus der Augsburger Umgegend giebt,
die zweite eine Charakteristik von sechs als neu angesehe-
nen Käfern (Chrysomelinen und Coccinellinen) enthält.
Miller (Wien. Ent. Monatsschr. III. p. 300 u. 353 ff.)
beschrieb eine coleopterologische Excursion in das Tatra-Ge-
birge. Nach einer Charakteristik des Gebirges, welches sich
bis zu einer Höhe von 7800' erhebt, und seiner Käferfauna
im Allgemeinen zählt der Verf. die von ihm beobachteten
Arten in systematischer Reihenfolge auf, bei den bekannten
ihre Verbreitung in vertikaler Richtung , ihre Abänderun-
gen u. s. w. erörternd, die neuen (den Familien der Cara-
biden, Staphylinen und Curculionen angehörend) ausführlich
beschreibend.
Pfeil (Entom. Zeitung 1859. p. 270 ff.) lieferte einen
„Beitrag zur Käferfauna der Norischen Alpen^ durch Be-
schreibung seiner coleopterologischen Excursionen in das
Nassfeld und auf den Gamsgarkogel bei Wildbad Gastein.
Stark (13. Bericht d. naturhistor. Vereins in Augs-
burg 1860. p. 130 ff.) machte Mittheilungen über eine co-
430 Gers ta eck er: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
leopterologische Excursion in die Allgäuer Alpen, auf wel-
cher manche seltnere Gebirgsarten (Dendrophagus crenatus,
Salpingus cyancus , Phloeostichus denticoilis, Serropalpus
barbatus, Athous undulatus u. a.) erbeutet wurden. '•■{
^»'^i Schneider (38. Jahresbericht d. Schlesisch. Gesellsch. für
vat6rl. Cultur p. 180) zählte einige für Schlesien neue und seltenere
Käfer auf; zugleich stellt er die Unterschiede von Plinlhus Fischer!
und Sturmii nochmals fest.
M i n k , ,jFundorte einiger seltener Käfer" (Entom. 1859. p. 428 f.)
gab Nachricht über Hydroporus delicatulus , Trichophya pilicornis,
Laricobius Erichsonii, Plalydema violaceuin , Scaphideina aeneum und
Phloeophilus Edwardsii.
Fuss, Mitlheilungen über einige Käfer des Ahrfhales (Bert.
Ent. Zeitschr. III. p. 93).
Matthieu, „Catalogue de la famille des Hydrophi-
lides de Belgique, suivie d'un catalogue des Elmidees, Par-
nidees et Heteroceridees" (Annales soc. entom. Beige II.
p. 29 — 44), „Catalogue des Coleopteres de la famille des
Curculionidees de Belgique" (ebenda p. 163 — ^246) , „Faune
entomologique Beige, Coleopteres" (ebenda III. p. 1 — 89)
und „Catalogue des Coleopteres de Belgique" (ebenda lY.
p. 1—54). -»>
Mit Angaben über Fundorte, Häufigkeit u. s. w., zählt Verf. iir
seinen faunistischen Beiträgen für Belgien 74 Palpicornia, 1 Sphae-
rius, 7 Parnidae, 15 Elmidae, 8 Heteioceridae, 527 Curculionen (mit
Einschluss der Bruchiden und Anthribiden : die Aiten in der von
Schön herr angenommenen Reihenfolge aufgezählt), 74 Silphiden,
4 Scaphidilia, 10 Trichopterygia , 83 ^ilidulariae , 4 Peltidae, 56 Hi-
sterini , 11 Phalacridae, 16 Colydii, 6 Cucnjidae , 54 Cryptophagidafr
(mit Einschluss von Mycetaea, Engis, Triplax, Tetratoma), 25 Lathri-
dii , 11 Myretophagidae , 25 Üerrnestini , 1 Georyssus , 19 Byrrhina,»
1 Throsciden , 29 Pselaphidae, 116 Lamellicornia , 19 Scydmaenidae,
22 Buprestidae, 4 Eucnemidae, 88 Elateridae, 9 Cyphonidae, 77 Mala-
coderma, 11 Cleridae, 58 Ptinidae, 44 Bostrichidae , 32 Meiasomaj^
5 Melandryadae, 18 Mordellina, 10 Vesicanlia, 14 Oedemeridae, 4 La-
griariae (und Pyrochroa), 5 Rhinosimi , 6 Anthicidae, 3 Endomychi-
dae, 76 Longicornia, 198 Chrysonielinae und 2 Clypcastri.
?.^h -G. R. Walerhouse's Catalogue of British Coleoptera,
dessen Anfang bereits im Jahresberichte für 1858. p. 64
von uns angezeigt wurde, liegt jetzt vollendet vor. Der-
selbe umfasst 105 pag. in 8. und ausserdem (12pag.). Nach-
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 n. 60. 431
träge und Index; die Synonymie hat der Verf. auch in der
zweiten Hälfte in grosser Vollsländigkeit angeführt.
Janson (Entomol. Annnal for 1859. p. 118 ff. und
1860. p. 96 ff.) gab eine Aufzählung von 143 für England
neuen Coleopteren nebst Angaben über ihre Fundorte; einige
Arten werden nochmals charakterisirt. loinotim a'>i;ijJH
■'' J. A. Power, Notes on Myrnjecophilous Coleoptera (Report of
the 28. meeling of the British associat. for advanc. of science, Trans-
act. p. 129).
C. G. Thomson, Skandinaviens Coleoptera, synop-
tiskt bearbetade. Tom. I. II. Lund 1859—60. 8. — Das im
Jahresberichte 1857. p. 68 angezeigte erste Heft, welches
den gleichen Titel führt, scheint dem Verf. nicht genügt zu
haben, da er es bei demselben hat bewenden lassen und
in dem vorliegenden Werke einen neuen Plan der Ausfüh-
rung angenommen hat. Im ersten Bande p. 1 — 161 giebt
er einen Conspectus familiarum et generum Coleopterorum
Scandinaviae, der wohl keinen anderen Zweck hat, als mög-
lichst vielen Arten neue Gattungsnamen vorzusetzen; denn
sowohl der Abgränzung als der Zusammenfassung der von
ihm angenommenen Familien zu einer Anzahl von Series,
wie Carnivori, Amphibii (umfasst die Familien der Gyrinen,
Parniden, Liinnichiden, Heteroceriden, Limniiden und Geo-
ryssii), Brachelytra (Staphylinen , Pselaphiden, Clavigeri),
Fungicola (Lathridier, Cryptophagiden , Engiden, Endomy-
chiden und Mycetophagiden) u. s. w., deren im Ganzen 15
hingestellt werden, wird der Verf. hoffentlich selbst keine
Bedeutung beilegen wollen. Im speziellen Theile (Bd. I,
von p. 163 an) werden die Series, Familien, Tribus und
Gattungen in präciser und bündiger W^eise lateinisch dia-
gnosticirt und schwedisch charakterisirt, die Arten mit la-
teinischer Diagnose versehen und, wo es nöthig schien, in
derselben Sprache noch ausführlicher beschrieben. In den
vorliegenden beiden Bänden sind die Familien der Carabi-
dae, Dyticidae, Palpicornia, die sogenannten Amphibii und
die Staphylinidae abgehandelt,
Mulsant's Hisloire naturelle des Coleopteres de
France ist mit einem neuen Hefte betitelt: „Rostriferes"
432 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
Paris 1859 (48 pag-. 8.) bereichert worden. Derselbe ent-
hält die Bearbeitung der Salpingidae , bei welcher Familie
das Nähere mitgetheilt ist.
G. Levrat, Enumeration des Insectes Coleopteres du
Mont-Pilat. Lyon 1858. 8. (auch enthalten in des Verf.'s
Etudes entomologiques 1 cah. Lyon 1859. p. 65 — 100).
Reiche (Annales d. 1. soc. entom. de France VIL
p. 194 ff.) verzeichnete 139 in den Basses-Alpes gesammelte
Käfer in systematischer Reihenfolge.
Bris out de Barneville (Bullet, soc. entom. 1859.
p. 130) verzeichnete eine Reihe von für die Französische
und die Pariser Fauna neuen Käfern.
Fouquet, Catalogue des Coleopteres Carabiques et
Hydrocanthares , trouves dans le Morbihan (Annales d. 1.
soc. Linneenne du depart. de Maine et Loire TIL 1859.
p. 23 — 26). — Ein Namensverzeichniss von 218 Carabiden
(incl. Cicindeliden) und 71 Dyticiden nebst Gyrinen.
Rouget, Catalogue des Coleopteres du departement
de la Cöte-d'or (Malachii, Clerii, Ptini, Bostrichi, Hylesini,
Curculiones) enthalten in den Memoires de l'acad. des Scien-
ces, arts et belles lettres de Dijon 2. ser. VI, ist im Bullet,
soc. entom. 1859. p. 265 angezeigt.
Notice sur quelques especes de Coleopteres prises aux
environs d'Auxerre et de Chätel-Cendier und Catalogue des
Rhynchophores du departement de l'Yonne (in: Memoires de
la soc. des sciences histor. et natur. de l'Yonne, 1. et 2. livr.)
sind ebenda 1860. p. 127 angeführt.
Fairmaire (Annales d. 1. soc. entom. de France YIL
p. 266 — 283) gab ein Namensverzeichniss von 132 durch
Lareynie auf Corsika gesammelten Käfern nebst Beschrei-
bung der darunter befindlichen neuen.
Reiche (ebenda VIH. p. 717 ff.) ein systematisches
Namensverzeichniss von 468 auf Sicilien durch Bei Her de
la Chavignerie gesammelten Arten und eine Beschrei-
bung von neun derselben, die sich als neu herausgestellt
haben.
Der schon im vorigen Jahresberichte erwähnte „Bei-
trag zur Käferfauna Griechenlands" wurde durch v. Kie-
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 433
sen weiter (Berl. Ent. Zeitschr. 111. p. 17— 34 und p. 158
— 191. Taf. 2 u. 3) mit zwei neuen Abschnitten fortgesetzt,
in denen die Familien von den Elateriden bis zu den Ano-
bien incl. abg-ehandelt werden.
C. Fuss, Beitrags zu Siebenbürgens Käferfauna (Ver-
band!, d. Siebenbürg. Vereins zu Hermannstadt XI. p. 231 IT.).
Verf. zählt 54 für Siebenbürgen neue Arten, die er mit
Notizen über Fundorte u. a. versieht, auf. Bemerkenswerth
ist das Vorkommen des Portugiesischen Corymbites haema-
pterus Illig. in Siebenbürgen.
Motschulsky, Insectes nouveaux ou peu connus des
bassins de la Mediterranee et de la mer Noire jusqu'ä la
mer Caspienne (Etudes entomol. 1859. p. 119—144). Be-
schreibungen neuer Gattungen und Arten aus verschiede-
nen Familien, welche aus Süd - Russland , Vorder- Asien,
Aegyplen, Griechenland und Spanien stammen.
Ausserdem wurden zahlreiche neue Süd-Europäische
Arten von Fairmaire in seinen „Miscellanea entomolo-
gica" (Annal. d. 1. soc. entom. de France VII. p. 21 ff.) und
auch im Bullet, soc. entom. 1859. p. 216, 255 ff., ferner von
Boieldieu „Descriptions d'especes nouvelles de Coleo-
pteres« (Annal. soc. entom, VII. p.461 — 482. pl. 8) bekannt
gemacht; dieselben stammen theils aus Südfrankreich, theils
von den drei Halbinseln des Mittelländischen Meeres.
Synonymische Bemerkungen über Käfer verschiedener
Familien brachten Ghiliani, Reiche, Schaum, Kr a atz,
von Kiesenwetter, Stierlin, Wollaston u. a.
(Berl. Ent. Zeitschr. III. p. 82 ff. u. IV. p. 81 ff.) bei. Gegen
die von Schaum und v. Kiesenwetter über die von
ihm selbst aufgestellten Arten gemachten Bemerkungen
remonstrirt Fairmaire (Bullet, soc. entom. 1860. p. 45).
— Ausserdem stellte auch Motschulsky (Etud. entom.
1859. p. 163 ff. eine Reihe synonymischer Mittheilungen zu-
sammen.
Eine Reihe bis jetzt unbekannter Käferlarven aus dem
südlichen Frankreich beschrieben Mulsant und Reve-
liere in ihren „Notes pour servir ä l'histoire de quelques
Coleopteres" und „Notes pour servir ä l'histoire des pre-
Arck. für Naturg. XXVI. Jahrg. 2. Bd. CC
434 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
miers etats de divers Coleopteres" (Annales d. I. soc. Lin-
neenne de Lyon VI. p. 49 u. 124 ff. , Opuscules entomol.XI.
p. 63u. 86f.).
G. Thon stellte (Zeitschr. f. d. gesammt. Naturwiss.
XIV. p. 183 ff.) die in der Medizin gebräuchlichen Coleopte-
ren, von denen einige (verschiedene Lytta - und Mylabris-
Arten) auf Taf. 1 zum Ueberfluss abgebildet werden , zu-
sammen. Ausser den zahlreichen als Canthariden benutz-
ten Arten aus der Familie Vesicantia führt Verf. auch als
gegen Zahnweh empfohlen Rhinocyllus antiodontalgicus und
Coccinella 7-punctata auf. (Sollten dergleichen unwirk-
same Arten mit aufgeführt werden, so fehlen im Verzeich-
nisse des Verf. zahlreiche, die als Heilmittel angepriesen
worden sind).
Recueil de Coleopteres anormaux, publie par Moc-
querys, No. 1 — 4. Rouen, 1859 — 60. 8. — Die vier ersten
dem Ref. vorliegenden Hefte dieses Unternehmens enthalten
45 nur einseitig bedruckte Rlätter , auf welchen je eine
Monstrosität eines Käfers im Holzschnitte dargestellt ist,
dessen abweichend gebildete Theile (meist neben dem Käfer
selbst noch in vergrössertem Maassstabe dargestellt) durch
einige Worte näher erörtert werden.
Die Mehrzahl der abgebildeten Monstrositäten zeigen mehr oder we-
niger auffallende Difforniitäten des Halsschildes und der Flügeldecken ;
letztere sind theils stark verkürzt, theils mit normalen schwieligen
Auftreibungen, theils mit überzähligen Appendices versehen. Ebenso
häufig sind doppelte Schienen- und Tarsenbildungen an einzelnen
Beinen, ferner zwei- und dreispaltige Fühler; seltener starke Ver-
kürzungen aller Theile eines Beines. Als besonders merkwürdige
Monstrositäten sind hervorzuheben : 1) Ein Carabus mit vollständig
entwickeltem doppeltem Endgliede der Taster. 2) Ein Lucanus cer-
vus mas, dessen linke Mandibel an der Spitze fast die Form einer
Krebsscheere nachahmt, 3) Eine Clythra , von deren einer Vorder-
hüfte drei in Schenkel , Schienen und Tarsen vollständig ausgebildete
Beine entspringen. 4) Eine Melolontha , deren einer Fühler zwei
vollständige Blaltkeulen , jede mit 7 Blättern, zeigt. 5) Ein Amphi-
mallus, bei welchem der eine Fühler dreiästig und mit drei Blatt-
keulen versehen ist; die Keulen sind drei-, zwei- und einblättrig.
Ferner erwähnt Schneider (38. Jahresbericht d. Schlesisch.
Gesellsch. f. vaterl. Cultur p. 129) dreier Käfermonstrositäten : Adimo-
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 ii. 60. 435
nia tanaceti mit gabiiger Fühlerspallung, Agonum sexpunctatum mit
doppeltem Hinterbeine (das überzahlige Bein mit seinem Schenkeltheile
aus dem Schenkel des regulären entspringend) und Carabus nitens mit
gitterartig unterbrochenen Flügelrippen.
Gärabidäe. — Cicindelidae. — Chaudoi r's ,^Materiaux pour
servir ä l'etude des Cicindeletes et des Carabiques" (Bullet, d. 1. soc.
des natur. de Moscou 1860. II. p. 269 — 337) bilden eine weitere Folge
seiner zahlreichen Publikationen über diese Familie , in welcher er
zunächst auf eine Reihe von Cicindelen-Gattungen eingeht, deren bis
jetzt bekannte Arten er in synonymischer Hinsicht erörtert und denen
er verschiedene neue hinzufügt. Von Pogonostoma werden acht be-
reits bekannte Arten nochmals schärfer charakterisirt, von Ctenostoma,
womit Procephalus Lap. und Myrmccilla Lacord. wieder vereinigt
werden, folgende neue beschrieben: Ct. insigne und nigrum von
Ega, Sallei von Venezuela , Balesii, lucluosum , zonatum, obliquatvm
und agnatnm von Ega, Sahlbergii und bicristaium von Rio-Janeiro;
St. Jacquieri Dej. hält der Verf. für das wahre Ct, formicarium Fab.
Die beiden genannten Gattungen vereinigt Ch. zur Gruppe Ctenosto-
midae , die drei folgenden dagegen als Collyridae ; 1) Collyris mit
folgenden neuen Arten: L. Lafertei Kord - Indien , Dohrnii Ceylon,
aptera Lund ? (major Latr.), acrolia Manila, Boysii JNord-Indien, siib~
clavata Dekan, distincta Ostindien, cribellata ebendaher, Celebensis
Celehes, puncticollis Kord - Indien, ßavicornis ebendaher, chloroptera
Singapore, variilarsis Kord-Indien, ainoena Bombay. 2) D eroer a-
nia n. g. auf einige Tricondyla- Arten von Ceylon mit quer cylin-
drischem, nicht eingedrücktem Kopf und langes, flaschenförmiges Hals-
schild gegründet, welche übrigens besser nur als eigene Gruppe unter
Tricondyla verbleiben : D. Dohrnii, concinna^ gibbiceps und laevigata.
3) Tricondyla. Keue Arten: Tr. macrodera Kord-Indien, tuberculata
China? — Zur dritten Gruppe Cicindelinae kommen als neu hinzu:
Myrmecoptera limbala (Beitoloni) 3Iossa!iibique, Dromica carinidata
und sexmaculata Port Katal, Hiresia Batesii und egregia von Ega,
Sahlbergii von Rio-Janeiro, Cnledonica n. g. (auf Distipsidera
Mniszechii Thoms. gegründet), fasciata Keu-Caledonien und lujiigera
Keue Hebriden ? , Ophryoderan. g. (auf Cicind. rufomarginata
Bohem. begründet), Bostrichophorus Biancohii Mossambique, Peri-
dexia n. g. für Cicind. fulvipes Dej. (mirabilis Lap.), Phyllodroma
luteomaculata Pio-Janeiro , Odonlochila femoralis und erythropus vom
Amazonenstrome, ignita Mexiko, postica f Batesii, rhytiptera , cya-
nella , amabilis vom Amazonenstrome, procera Mexiko, (Euryoda)
proxima Kord -Indien, Oxychila oblusidens und odontoma Brasilien,
Platychile aculeata (für die von D e j e a n und Thomson beschrie-
bene, wahrscheinlich von PI. pallida Fabr. verschiedene Art), Te-
tracha Ckevrolatii (Gehin) Mexiko und speciosa Bahia. Für Ambly-
436 Gers taec ke r: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
cheila Say als vergebenen Namen schlägt Ch. den Gattungsnamen
Chaleposomus vor.
Schaum (Berl. Ent. Zeilschr. IV. p. 180 ff.) zählte die vier
bekannten Cicindela -Arten der Insel Luzon auf und fügte drei neue:
Cie,. Clara, virrjinea und mandibularis hinzu. Es folgt eine Aufzäh-
lung der 12 bis jetzt bekannten Therates- Arten , denen zwei neue:
Th. Chaudoiri und Semperi (Taf. 3) sich zugesellen.
Thomson, Notice historique sur le genre Cicindela suivie de
la description de sept especes nouvelles de Cicindelidae (Arcan. na-
tur. p. 85ff.) beschrieb nach verschiedenen einleitenden Bemerkungen
Cicindela ponderosa Mexiko, Diana Celebes, Aurora Mexiko, Phyl-
lodroma DeZm Peru intern., Eiiprosopus Chaudoiri Brasilien, Therates
dichroma INeu-Guinea und Procephalus lyrannus Brasilien als n. A.
Derselbe, Revue du genre Therates ( Musee scientifique
p. 41 ff.) zählt im Ganzen 19 Arten der Gattung Therates auf, von
denen er vier als neu beschreibt: Th. fulvicollis Batchian , Manillica
Mindanao, Latreillei und Mac Leayi Menado.
Montrouzier (Annal. soc. entom. VIII. p. 233 f.) beschrieb
Cicindela hemicycla , Oxycheila arrogans , affinis und pulchella als
n. A. von Neu - Caledonien. Die drei Oxycheila - Arten gehören zur
Gruppe Distipsidera VVestw. und 0. arrogans ist identisch mit D. Mnis-
zechii Thoms.
Bertoloni (Memorie dell' accad. di Bologna VIII, Diagnosen
in Rev. et Magas. de Zool. 1859. p. 39 f.) beschrieb Odontocheila
Bianconii, Dromica rugosa und limbala als n. A. von Mossambique.
Fernere neue Arten sind : Cicindela turcica (Klug) Schaum
(Berl. Ent. Zeitschr. III. p. 43) aus der Türkei, Cic. Schrenkii und
gramilata Gebier (Bullet, de Moscou 1859. II. p. 315 f.) aus der Son-
garei, Cic. Elisae Motschulsky (ebenda 1859. II. p. 487) vom Amur,
nur kurz diagnosticiit, Cic. anatolica Molschulsky (Etud. entom. 1859.
p. 120) von Amasia und festina von den Alpen des Caucasus.
Vier Arten von Ceylon : Cicindela reducta und Tricondyla Niet-
ner i Motschiüsky (Etud. entom. 1859. p. 25), Tricondyla tumidula und
scitiscabra Walker (Annais of nat. bist. 3. ser. III. p. 50) , letztere
beide nur kurz diagnosticiit.
Harris „On Cicindela Hentzii Dej." (aus dessen nachgelasse-
nen Papieren von Scudder in den Proceed. of the Boston soc. of
nat. bist. VII. p. 185 ff. mitgetheilt) giebt Nachricht über die Fund-
orte dieser seltenen Art und eine nochmalige Charakleiistik derselben.
Nach Cotty („Obsei vations sur la Megacephala euphratica,"
Annal. soc. entom. VIII. p. 327 ff.) ist die von ihm in Asien, Aegyp-
ten , Algier und Spanien aufgefundene Megacephala euphralica ein
Dämmerungsthier, welches nur kurz vor und nach Aufgang der Sonne
60 wie gegen Abend seine Erdlöcher verlässt und um diese Zeit in
im Gebiete der Entomoloffie während der Jahre 1859 u. 60. 437
'ö
grösserer Anzahl umherläuft. Von ihren Flügeln macht diese Art
niemals Gebrauch.
Coquerel lieferte (Annal. sog. enloni. VII. p. 615. pl. 14)
eine Beschreibung und Abbildung der Larve von Megacephala eu-
phratica. Sie unterscheidet sich von den bis jetzt bekannten Larven
der Süd -Amerikanischen Megacephala -Arten durch breiteren Kopf
und Prothorax so wie durch die Bewaffnung des fünften Abdoniinal-
segmentes ; dieses ist nämlich mit a' i e r Hornhaken , von denen die
beiden äusseren grösser sind, be\Aehrt.
Carabici, — In dem v. J. 1856 — 60 erschienenen und nun-
mehr abgeschlossenen ersten Theil (1. Hälfte) der „Naturgeschichte
der Insekten Deutschlands'' hat Schaum neben der Bearbeitung der
Carabicinen-Fanna, welche nach ihm etwa 540 Arten unifasst, haupt-
sächlich eine genauere Feststellung der bis jetzt ziemlich unsicher
begräuzten Cnippen dieser Familie mit Berücksichtigung zahlreicher
exotischer Formen versucht und dadurch der Bearbeitung der in Be-
zug auf ihre Arten mit am genauesten bekannten Laufkäfer mehr In-
teresse zu geben gewusst. Da sich ihm erst im weiteren Verlaufe
seiner Untersuchungen die systematische Brauchbarkeit gewisser Cha-
raktere schärfer herausgestellt hat, fasst er dieselben in einer kleine-
ren Abhandlung „das System der Carabicinen" (Berl. Entom. Zeitschr.
IV. p. 161 ff.) nochmals übersichtlich zusammen und durchmustert, auf
den vonSchioedtc und Le Conte angegebenen Einlheilungsprin-
zipien fussend, wenngleich die des ersteren (Anwesenheit oder Man-
gel der Epimeren des Mefathorax) modificirend , die von Lacor-
daire angenommenen Gruppen der Keihe nach, um die ihnen mit
Unrecht zuertheilten Gattungen auszumerzen und ihnen ihre naturge-
mässe Stellung anzuweisen.
In seinen „Beiträgen zur Kcnntniss einiger Laufkäfer-Gattungen
(ebenda p. 180 ff. Taf. III) beschreibt derselbe Thyreopterus gültiger
Borneo, Pericahis laetus Vaterland?, xantkopus Borneo und bifa-
sciatus Costa -Rica (letztere Art von Chaudoir zu Coptodera Dej.
verwiesen und in Copt. Schaumii un)getauft), Dercyhis crenalus Ama-
zonenfluss, Pelecium rotundipenne , politum und tenellum Neu-Frei-
burg, Bembidinm Utridipenne Bengalen , Tackys albicornis und fuscu-
lus Hongkong, geminatus und quadrillum Celebes , inßatus Brasilien,
Pericompsns blandiilus Portorico, jiicundus Venezuela. Von letzterer
Gattung, so wie von Thyreopterus, Pericalus und Pelecium giebt er
zugleich eine synonymische Aufzählung der bis jetzt bekannten Arten.
Derselbe (ebenda p. 64 f.) erörterte die Unterst^hiede der
Gattung Cardiomera Bassi von Colpodes M. Leay und beschrieb neben
der bekannten C. Genei Bassi aus Sicilien eine zweite Art: C. Bon-
vouloiri aus den Pyrenäen. Die übrigen von Chaudoir und La-
438 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
cordaire der Gattung Cardiomera beigezählten Arten gehören nach
Seh. zu Patrobus.
Thomson (Arcan. natur. p. 93 f.) beschrieb Gigadema n. g.
aus der Helluoniden-Gruppe, neben Aenigma stehend. Fühler gegen
die Spitze hin leicht verdickt, Oberlippe gross , etwa Va der Mandi-
bellänge bedeckend, Kinn gross, ohne Miltelzahn, mit grossen, spitzen
Seitenlappen; Vorderschenkel unterhalb nahe der Basis mit einem
Zahne. — Art: G. titana Moreton-Bay, 46 Mill. lang, auf pl. 5 ab-
gebildet. — Anthia ferox Süd -Ost- Afrika , n. A. (ebenda p. 94.
pl.9. fig.2).
Derselbe (ebenda p. 114 f.) beschrieb Piezia Fazoolica, An-
thia lunae (pl. 9. fig, 1), adelpha , galla und desertorum als n. A. aus
der Gegend des weissen Nil.
Westwood, Description of a new genus of Carabideous In-
sects from the Upper Amazon-River, Brazil (Transact. entom. soc. V.
p. 170 f. pi. 1) lieferte eine Beschreibung und Abbildung von Sole-
nogenys foeda, neue Gattung und Art vom oberen Amazonenstrome,
welche er übereinstimmend mit Thomson, welcher dieselbe Art
fast gleichzeitig als Aulacinia rhysodioides beschrieb, der Scaritinen-
Gruppe zuweist. NachBates' brieflicher Mittheilung (Proceed. entom.
soc. p. 40) lebt die beschriebene Art in Nestern von Termiten.
Murray (Annais of nat. bist. III. p.26u.IV. p. 116) charakte-
risirte neben mehreren neuen Arten von Old-Calabar auch zwei neue
Gattungen: 1) Si op elus n. g. zur Harpaliden-Gruppe gehörend und
mit Harpalus zunächst verwandt, jedoch durch den Mangel des Kinn-
zahnes unterschieden ; von Platymetopus durch sehr kleine, schmale,
an der Spitze abgestutzte Ligula abweichend, ausserdem auch habi-
tuell durch die feine Punktirung der Flügeldecken. — Art : S. Cala-
haricus, 3 — 3^4 Lin. 2) An au lax n. g., zur Feroniden-Gruppe ge-
hörig, von der Gestalt einer Amara, doch ohne Kinnzahn, die Para-
glossen mit der Ligula verwachsen , die Flügeldecken ohne accesso-
rischen Nahtstreifen ; Fühler kürzer als Kopf und Thorax zusammen-
genommen, mit drei glatten Basalgliedern , Vorderschienen erweitert
und stark ausgerandet. — Art: A. iridescens, \}/x Lin. — Neue Arten:
Hypolithus Iris, Platymetopus granulosus , Anchomenus angnlaticollis,
planaticollis und palroboides.
Delarouzee (Annal. soc. entom. VII. p. 65) gründete eine
neue Gattung Duvalius, welche in der Mitte zwischen Anophthal-
mus und Trechus steht, sich der ersteren durch den Mangel der Au-
gen und die Länge der Beine nähert, während sie letzterer im Ha-
bitus gleicht. — Art: D. Raymondi, pl. 1. fig. 3 aus einer Grotte bei
Hyeres, 4—5 Mill.
v. Chaudoir hat (Entom. Zeitung 1859. p. 113— 131) einen
„Beitrag zur Kenntniss der Europäischen Ferouiden" gcliefcil, in wel-
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 439
chem er eine Anzahl neuer und weniger bekannter Arten erörtert
und beschreibt. Feronia (Poecilus) grata n. A. aus Südspanien und
Algier, aus der Verwandtschaft der F. cienata, baetica u. a. — Zu
Feronia (Orthomus) barbara, elongata, velocissima und hispanica, de-
ren Unterschiede der Verf. auseinandersetzt, kommen als n. A. F. tra-
pezicollis Oran , 4-foveolafa Galizien (Spanien), numida und inono-
gratnma Algier. Zu F. Duponchelii Dej., mit der nach dem Verf.
F. protensa Schaum identisch ist, kommt F. ambigva aus Corsika, zu
F. Yvanii Dej. zwei neue Arten : F. validiusmla Piemont und bra-
chymorpha Ligurische Alpen. In die Nähe von F. Panzeri Dej. ist
F. planiuscula n. A. aus Piemont zu stellen. — F. incommoda Schaum
sieht der Verf. für Abänderung von F. melas an. — Fercus operosus
(Dej.) n. A. von Corsika; P. apricans Gene hält der Verf. für eigene
Art, ebenso P. PaykuUi für verschieden von P. Dejeani. — Molops will
der Verf. als Galtung von Feronia trennen und damit Tanythrix Schaum
verbinden; neue Arten neben M. edurus sind: Mol. corpulenlus Pie-
mont und senilis ebendaher, — Sphodrus glyptomerus aus Kärnthen,
mit glatten Klauen und oben unbehaarten Füssen, carinatus aus Spa-
nien, mit glatten Klauen und behaarten Füssen und Schirmeri aus der
Krim, mit gekerbten Klauen. — Schliesslich eingehende Bemerkungen
über die Systematik von Zabrus und Amara, von welcher letzteren
Gattung Chaudoir als eigene Galtungen Curtonotus und Acorius ab-
trennen will.
Derselbe (Annal. d. 1. soc. ent. VII. p. 287 — 361) lieferte eine
monographische Bearbeitung der Gattung Colpodes M. Leay, welcher
der Verf. einen sehr weilen Umfang giebt, indem er damit nicht nur
die mit Loxocrepis Esch. identische Gattung Dyscolus Dej., sondern
auch Stenocnemus Mannerh. , Plcurosoma Guer. und die früher von
ihm errichteten Gattungen Ophryodactylus, Scaphiodactylus und Para-
nornus verbindet. Da 31 ac Leay seinem Colpodes brunneus, welcher
dem Verf. unbekannt geblieben ist, den für die vorstehende Gattung
charakleristischen Kinnzahn abspricht, so ist es noch zweifelhaft, ob
nicht der Käme Dyscolus Dej, für dieselbe angenommen werden
muss, IN'ach eingehender Charakteristik der Gattung vertheilt der
Verf. die sehr zahlreichen Arten derselben (seine eigene Sammlung
enthält deren 73) nach der Länge oder Kürze der Epislerna der Hin-
terbrust, nach der Anwesenheit oder dem Mangel einer Furche an
den Vorderschienen, nach der Furcbung der llintertarsen , der Form
des Kinnzahnes u. s. w. in 14 Gruppen , von denen sechs indessen
nur einzelne Arten umfassen. Von den vom Verf. beschriebenen 73
Arten sind 37 neu; ausserdem werden 19 bereits beschriebene, ihm
aber unbekannt gebliebene am Schlüsse aufgeführt.
Le Conte (Proceed. acad. nat. scienc. of Philadelphia 1859.
p. 69) beschrieb Cychrus punctalus und slriatus n. A. von Fort Tejon,
440 Ger staecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
(ebenda p. 82 ff.) Dromius quadricoUis Puget-Sund, Cymindis abstrusa
Washington-Territory, Anisodactylns semipunctatus, Agonoderus rugi-
collis, Badister antkracinus, Bembidium erasum, obliquuhim aus Cali-
fornien und dem Oregon - Gebiet , Nebria livida (vergebener Käme!)
Cap Flattery, (ebenda p. 281) Bembidium aptum Oregon. — Ebenda
1860. p. 315 ff. : Platynus marginellus n. A. von Fort Simpson, Calo~
sotna laqueatwn, Platynus corvus, crassicollis, picicornis, Fteroslichus
protractus, Harpalus carbonalus und Bembidinm funereum n. A. aus
Nord-Amerika. — p. 317 zieht der Verf. die Gattung Pristodactyla als
nicht haltbar ein , vereinigt sie mit Calathus und giebt eine Analyse
der Nord - Amerikanischen Arten dieser Gattung, von denen mehrere
als Abänderungen anderer eingehen (C. incommodus 3Iannerh. und
confusus Le C. := ingratus Dej., Frist, americana Dej. = Cal. impun-
ctatus Say).
Derselbe (Coleoptera of Kansas and Eastern New -Mexico
p. 2 flf.) beschrieb Cymindis cribrata Nebraska. Anisodactylns ckalceus
Santa Fe , Harpalus oblilus und fallax ebendaher, desertus und stu~
pidus Fort Bridger, Nomaretus cavicollis Fort Riley, Calosoma stria-
tulum Utah- und JMilk-River als n. A.
Montrouzier (Annal. soc. entom. VIII. p. 235 ff.) machte fol-
gende Arten von Neu-Caledonien bekannt: Cymindis geophila, picea,
Trichothorax n. g. (von Lebia durch zugespitztes Endglied der
Kiefertaster und breites, jederseits mit einem Haare besetztes Halsschild
unterschieden; dergleichen giebt es jedoch bereits mehrere!), cya~
neus, Scarites marginatus, Chlaeniiis viridis, Lissauchenius biguttalus,
Ophonus ? Billiarderii , Catascopus? Lafertei (ein Anchomenus), Fe-
ronia Melliei, Abax Caledonicus, Catadromus impressns (ein Ambly-
gnathus), Cymindis domestica (ein Acupalpus) und Tachys Artense.
Motschulsky (Bullet, d. natur. de Moscou 1859. II. p. 140)
beschrieb nebst zahlreichen neuen Arten aus Californien auch eine
neue Gattung P hil ophug a , deren Charaktere er mit denen von
Calleida, Glycea, Tarus u. a. in Vergleich bringt. Fussklauen stark
gekämmt, 4. Tarsenglied leicht zweilappig, Endglied der Lippentaster
stark beilförmig, Fühler von Kopf- und Halsschildlänge zusammen-
genommen. Augen gross, oval, Halsschild herzförmig, Flügeldecken
gewölbt und nach hinten erweitert, gestreift, Hinterflügel fehlend. —
Art: Ph. cyanea, 3Vi Lin. — Die neuen Arten sind: Patrobus Cali-
fornicus, Tachys ritnilaris, Lopha bifasciata, Peryphtis parallelocollis,
subinßatus , erosus , Ochthedromus concolor , Notaphus ßammulipennis,
obscuromaculatus, laterimaculatus, variolosus, Odontium sculpturatum,
Dyschirius qnadridens, Acupalpus symmetricus, Stenolophus indistinctus,
rotundicollis , Harpalus depressicollis , Pangus americanus, Dichirus
pallidus , Ophonus sublaevis, Brachinus costipennis , Philotecnus chlo-
ridipennis , Lamprias cyanellus , Lebia bilineata , Brachyslylus ampU^
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 441
collis, parallelus , longicollis, curtipennis , Platysma pimcticollis, oh-
tusangula , oblongiusciila , Cclia purpurascens , coenilea, Amara im-
pressicollis , brnnnipes , Leirus Californicus, oripennis, Chlaenius ro-
gator, Badister submarinus , Agonolhorax robustus, Anchomenus cya-
nescens , Scaphiodactylus opacus , Cychrus crenalus, ovalis und alter-
natiis. Einige dieser Arten sind auf Taf. III abgebildet.
Derselbe (Etud. entoni. 1859. p. 26 ff.) machte folgende neue
Ostindische Gattungen und Arten bekannt: Tetragonica n. g. von
Anchomenus- artigem Habitus, aber mit breit abgestutzten Flügel-
decken; die stark gekämmten Fussklauen und die mit der Ligula
verwachsenen Paraglossen bringen sie zu den Lebien, von denen sie
durch die nicht beschuppten Tarsen des Männchens , das viereckige
Halsschild mit vorspringenden Hinterecken, die stark gestreiften Flü-
geldecken u. s. \y. sich entfernt. — Ait: T. fusca l'/i Lin., Ceylon.
— Pentagonica transparipes n. A. Ceylon. — All o c ot a n. g. , der
Gattung Scalidion Schra. Goeb. sehr ähnlich, aber durch schief abge-
stutztes Endglied beider Taster, quere, abgestutzte und die 3Iandibeln
nicht bedeckende Oberlippe, dicke Fühler nach Art der Brachinen,
deren erstes Glied das längste ist u. s. w. unterschieden. Das elfte
Fühlerglied ist beim Weibchen kurz, kuglig , beim Männchen den
vorhergehenden ähnlich. — Art: A. viridipennis aus dem Innern
Javas (?). — Parena n. g. ebenfalls Scalidion verwandt, aber durch
den 3IangeI des Kinnzahnes unterschieden ; Ligula verlängert, an der
Spitze leicht zweilappig , Oberlippe viereckig, die Mandibeln gröss-
ten Theils bedeckend, Fühler kräftig, aber länger als Kopf und Hals-
schild zusammengenommen, ihr erstes Glied am längsten, Augen
ziemlich hervortretend. — Art : P. bicolor von Java. — Euplynes
bispinus, Callislus littoralis n. A. , letzterer von Madarä (Ostindien).
— Stomonaxus n. g., zu den Panagaeen gehörig, besonders durch
verlängerten Kopf und das abgestutzt keulenförmige Endglied der
Lippentaster ausgezeichnet ; soll auch mit Drimostoma Aehnlichkeit
haben. — Arten: St. sculptipennis Ceylon und orientalis Tranquebar.
— Agonothorax ceylonicus , Nestra nigrifrons (die zu den Trechinen
gehörende Gattung wird hier charakterisirt), Tachys flavicula, impres-
sipennis und acaroides n. A. von Ceylon.
Derselbe (ebenda p. 121 ff.) beschreibt Microlestes tantillvs
Spanien, inftiscatns , fitscipennis , ßavipes , longipennis und Blechrns
•pif/afMS Aegypten. — D er o stichus n. g., vom Habitus der Licinen,
aber glänzender und kleiner; nur ein Glied an den Vordertarsen des
Männchens viereckig erweitert u. s. w. — Art: D. caucasicus. —
Procrustes angusticoUis n. A. von Idria (beiläufig INotizen über andere
vom Verf. aufgestellte Arten der Gattung) , Callisthenes suhstrialus
n. A. aus Persien. Die Gattung Callisthenes will der Verf. aufrecht
442 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
erhalten; er erörtert ihre Unterschiede von Calosoma und zählt die
ihr zugehörenden Arten auf.
Derselbe (Bullet, de Tacad. de St. Petersbourg XVII. 1859.
p. 539 ff. und Melanges biolog. de l'acad. de St. Petersbourg III.
p. 222 ff.) beschrieb Lyperophorus rußpes, Steroderus punctalostriatus,
Amara obscuricornis , Nebria parvicollis und femoralis als n. A. von
Jakutsk, ferner (Bullet, de l'acad. de St. Petersbourg I. 1860. p. 302)
Callisthenes Semcnovii als n. A. aus der Songarei und gab (Bullet,
de Moscou 1859. II. p. 488 f.) vorläufige Diagnosen von Chlaenius
lincellus, Agostenus costulatus, Carabtis Gaschkewilschii, viridilimbatus,
Callisoma aeneum und cyanescens n. A. vom Amur.
Gebier (Bullet, de Moscou 1859. IL p. 317 ff. und 1860. IL
p. 2 ff.) beschrieb Cymindis M anner heimii , sellata, rufescens und ru-
ficollis, Agalus cingulatus und tricolor , Sphodriis Schrenkii und tho~
racicus, Omalomorpha punctata, Nebria Schrenkii, Anchomenus cyani^
collis , Poecilus cyaneus , Omaseus Mellyi und Ophonus undulatus als
n. A. aus der Songarei.
Neue Arten, von Fairmaire aufgestellt, sind: Amara valida
Vaterl.?, Sphodrus australis Süd-¥vnnkre'ich, latehricola unterirdische
Höhlen der Mon'agne noire, alrocyaneus Sicilien, Anophthalmus Do-
riae Bärengrotte in Ligurien und Ghilianii Piemont (Annal. soc.
entom. VII. p. 21 ff.), Poecilus Lossinianus (Bullet, soc. entom. 1859.
p. 216 diagnosticirt) ans Italien , Trechus amplicollis Puy de Dome
und Feronia (Steropus) Gallegae aus Galizien (ebenda p. 149, 150),
Cymindis Henonii , Acinopus laevipennis , cylindraceus und Feronia
(Argutor) rectangula aus Algier (ebenda p, 51 diagnosticirt), Dromius
myrmidon von Beziers (ebenda p. 103 diagnosticirt) , Dromius vitfula
aus Algier (Rev. et Magas. de Zool. 1859. p. 59 diagnosticirt), Pri-
stonychus latehricola aus Frankreich (gleich dem oben erwähnten
Sphodr. latehricola?) ebenda p. 29. — Ferner aus Corsika (Anna!,
soc. entom. YII. p. 269 beschrieben) : Nebria Lareynii , Pristonychus
parviceps und Feronia ambigna. — Ausserdem bemerkt F. (Bullet,
soc. entom. 1859. p. 153) , dass der von ihm beschriebene Caiabus
Thomsonii bereits von Chaudoir im J. 1843 als Car. planatus mit
der irrigen Vaterlands - Angabe „Nord - Amerika" bekannt gemacht
worden sei.
Von Linder (Annal. soc. entom. VII. p. 71 ff. pl. I): Anoph-
thalmus crypticola, Pandellii und Orcinus aus unterirdischen Grölten
in den Pyrenäen, gleichzeitig in Rev. et ]\Iagas. de Zool. 1859. p. 29
diagnosticirt. — Ferner (Bullet, soc. entom. 1859. p. 258) : Anoph-
thalmus Minos n. A. ebendaher und (Annal. soc. entom. VIII. p. 611f.)
Anophthalmus Rhadamanthus aus der Grotte von Betharram, Harpalus
Lycaon von Ariege.
Von Schmidt (Vcrhandl. d. zoolog.-bolan Gcsellscb. zu Wien X.
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 443
p. 669 ff. Taf. 12) Anophlhalmus globtilipentiis, Schaumii und Motschulshyi
ans den Höhlen Krains.
Von Miller (Wien. Enf. Monatsschr. III. p. 304 ff.) Nebria Ta-
trica, Carabus glacialis (aus der Gruppe des C. sylvestris), Patrobus
Tatricus , Pterostichus blandulus und Trechus microphthalmus vom
Tatra-Gebirge.
Von Schaum (Berl. Ent. Zeitschr. III. p. 43 ff.) Carabus ca-
vernosus Rumelien, Ulrichii var. arrofjans Serbien , Tanythrix senilis
Monte Rosa, Pterostichus Parnassius Monte Rosa, Bruchii Serbien.
Von Tournier (ebenda IV. p. 317) Anchomenus Corsicus von
Corsika.
Von Gautier des Gottes (Bullet, soc. enlom. 1859. p. 209 f.)
Feronia Tournieri und Carabus glacialis vom Monte Rosa , Anchome-
nus antennalus aus Spanien. — Nach Tournier (ebenda 1860.
p. 25) sind diese drei Arten bereits bekannte, nämlich Feronia Tour-
nieri gleich Molops terricola Fab., Carabus glacialis gleich C. deprrs-
sus Bon. var. und Anchomenus antennatus gleich A. pallipesDej. var.
Zugleich beschreibt derselbe eine merkwürdige Varietät des Carabus
depressus unter dem IVamen Car. Linderi aus den Berner Alpen. — ■
Ebenda 1860. p. 47 besteht Gautier des Cottes auf der Selbst-
ständigkeit der drei von ihm beschriebenen Arten.
Von Delarouzee (Bullet, soc. entom, 1860. p. 26) Pristo-
nychus Bahnae aus einer Grotte bei Montpellier.
Von Levrat (Anna!, soc. Linneenne de Lyon V p. 1) Poecilus
vicinus Sicilien und Algier und (Etud. entom. p.45) Trechus Chau-
doiri Sicilien.
Von Mulsant und Rey (ebenda VII. p. 300 fP.) Amara ovalis
Montpellier und Acupalpus notatus Hyeres. — Von Mulsant und
Godart (ebenda VII. p. 150 und Opusc. entom. XI. p. 181) Stenelophtis
(sie!) humeratus von Hyeres; die Art wird jedoch (wohl irrthümlich)
als zur „tribu des Hydrocanthares" gehörig bezeichnet.
Von Boieldieu (Annal. soc. enlom. VII. p. 461) Pristonychus
Jacquelini aus Höhlen der Pyrenäen und Dromivs oblilus aus Süd-
F'rankrcich.
Von Baudi (Berl. Ent. Zeitschr. III. p. 341) Anillus glaber
n. A. aus den Apenninen.
Von Fuss (Verhandl. d. Siebenbürg. Ver. zu Hermannstadt XI.
p. 29 ff.) Leistus gracilis und alpicola als n. A. aus Siebenbürgen,
beide aus einer Höhe von 6500 — 7000'. Verf. schliesst der Beschrei-
bung eine analytische Tabelle zur Bestimmung der sechs in Sieben-
bürgen einheimischen Arten der Gattung an.
Von Kirsch (Entom. Zeitung 1859. p. 197f.) Callisthenes ele-
gans und Cratocephalus (nov. gen.) songaricus als n. A. aus der
Songarci. Fietztcre Art, 14 Lin. lang, verbindet mit den Charakteren
444 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
von Carabus die Kopf-, Kinn- und Thoraxforni von Calüsthenes und
zeichnet sich besonders durch die starke Entwickelung und die
Glätte der an der Spitze nicht nach innen gebogenen Mandibeln aus.
Von Reiche (Annal. soc. entom. VII. p. 640fr.) Haipalns Le-
thierryi und Ophonus villosulus als n. A. aus Algier. Zugleich macht
Verf. synonymische Mitlheilnngen über einige von Coquerel und
Fairmaire beschriebene Algerische Carabiden, unter denen beson-
ders hervorzuheben, dass Carabus cychrocephalus schon von Dejean
als Calosoma asperatum beschrieben worden ist. (Dasselbe erwähnt
auch Fairmaire im Bulletin soc. entom. 1859. p. 154.)
Von Chevrol at (Rev. et Magas, de Zool. 1859. p. 380) Lebia
Poupillieri und (ebenda 1860. p. 409) Bembidium bisbimaculatum als
n. A. aus Algier.
Von Wol laston (Annais of nat. bist. V. p. 217 f.) Apoto7nus
Chaudoiri (rufus Well, antea), Zargus Monizii und Aepys (jiacilicor^
nis als n. A. von 31adeira, ferner (Journ. of Entom. I. p. 85 ff.) Tarus
Paitanus , Pterosticlius (Orthomus) haligena und Harpalus pelagicus
als n. A. von den Salvages.
Von Bertoloni (Meniorie dell' accad. di Bologna VIII, Rev.
et Magas. de Zool. 1859. p. 39 f.) Änthia mulilloides, minima, Tefßus
Tkomsoni und Reinbus Dohrnii als n. A. von Mossambique,
Von Guerin („Etüde sur les Graphipterus," Bullet, soc. entom.
1859. p. 224 (F. und Rev. et Magas. de Zool. 1859. p. 524 ff. pl. 21)
Graphipterus Valdanii als n. A. aus dem Süden Algiers. Zugleich
erörtert Verf. sehr eingehend die Charaktere der mit dieser Art zu-
nächst verwandten Gr. serrator , luctuosus , multiguttatus , rotundatus
und Bartheleniyi, deren Synonymie er auseinandersetzt, und welche
er auf pl. 21 im Umrisse abbildet.
Von Walker (Annais of nat. bist. 3. ser. III. p. 51) Dromius
repandens, Colpodes ? marginicollis, Platysma retineus, Harpalus dis-
pellens und Drimostoma? marginale als n. A. von Ceylon, nur kurz
und unkenntlich diagnoslicirt.
Von White (Proceed. zooIog. soc. of London 1859. p. 117.
pl. 58) Catadromus Elseyi (von der Grösse und Form des C. tenebri-
oides Oliv.) als n. A. aus Nord - Australien , Platysma Sturtii und
Flindersii aus dem Inneren Australiens, zwei anlfallend grosse und
robuste Arten, welche nach dem Verf. eigentlich eine neue Gattung
bilden müssten. ,,But shortness of time and other reasons force me
to refer them to Platysma or Percus." (!)
Von Hörn (Proceed. acad. nat. scienc. of Philadelphia 1860.
p. 569. pl. 8. fig. 1) Nomarefus imperfectus als n. A. aus Virginien.
Mulder, „Aanteekening over Morniolyce phyllodes Hagenb."
(Tijdschr. voor Entomol. III. p. 131 — 157. pl. 10 u. 11) setzte in einer
sehr ausführlichen Schilderung der gesammtcn Körpertheile von Mor-
im Gebiete der Entomologie wahrend der Jahre 1859 u. 60. 445
molyce phyllodes die sexuellen Unterschiede dieser Art auseinander
und reiht daran einige Notizen über die innere Anatomie, welche er
an zwei in Weingeist erhaltenen Exemplaren beiderlei Geschlechts
studirt hat. Nach den auf pl.ll gegebenen Abbildungen ist der Oe-
sophagus, wie zu erwarten, auffallend in die Länge gezogen und mit
drei leichten Anschwellungen versehen ; der Kropf im Veihältnisse
klein, etwas seitwärts gerückt, der Proventriculus und Chylusmagen
von gewöhnlicher Adephagen-Form. Die Vasa 3Ialpighi sind nicht
angegeben; zu beiden Seiten des erweiterten Mastdarnies zeigt sich
eine grosse, lang eiförmige Blase (wohl das Receptaculum der After-
drüsen). Die Ovarien nebst Eileitern so wie die Hoden erscheinen
in der Abbildung fast nur schematisch dargestellt ; an letzteren sind
keine Anhangsdrüsen angegeben.
Snellen van Volle nhoven (ebenda III. p. 166 f. pl. 12)
theilte V o e t's Beschreibung und Abbildung der Larve und Puppe
von Carabus auratus, die den späteren Autoren unbekannt geblie-
ben ist, mit.
Schaum (Berl. Ent. Zeitschr. III. p. 35 ff. Taf. 4) machte drei
Carabiden- Larven bekannt, nämlich von Scarites abbreviatus , von
Ben)bidium lunatuin (hier könnte nur die Art etwa zweifelhaft sein)
und die muthmassliche von Omophron multiguttatum Chaud., die je-
doch von der von Des märest beschriebenen , ebenfalls nur muth-
masslichen des 0. limbatum wesentlich abweicht. Die Larve von
Scarites ist durch den Älangel der Ocellen, die des Omophron durch
starke, zahnförmige Innenlade der Maxillen ausgezeichnet.
Derselbe, „Observations on the nomenclature of British Ca-
rabidae, as eslablished in the catalogue of British Coleoptera by G.
R. Waterhouse" (Entomol. Annual for 1860. p. 119 ff.).
Lucas (Bullet, soc. entom. 1859. p. 6) beschrieb eine auffal-
lende Varietät von Carabus lotharingus.
Kraatz (Berl. Entom. Zeitschr. IV. p. 54 f.) machte seine An-
sichten über die Artrechte einiger Spanischen Carabi bekannt. —
Ebenda p. 81 ff. stellte Schaum synonymische Bemerkungen über 45
verschiedene Carabiden zusammen.
JVach Lucas (Bullet, soc. entom. 1859. p. 182) ist Chlaenius
Favieri Luc. nicht, wie Fairmaire glaubt, identisch mit Chi. azu-
reus Dej., sondern mit Chi. maroccanus Chaud.
Nach Reiche (ebenda p. 143) gehören zur Gattung Phloeoze-
taeus Peyr. ausser der Coptodera plagiata auch Singilis mauritanica
Luc. und fuscipennis Schaum. — Schaum (ebenda p. 251) will die
Gattung Phloeozetaeus nicht anerkennen, worauf Reiche (ebenda
p. 256) replicirt. Eine Fortsetzung dieser Debatte findet sich von
beiden Seiten in den Anna), soc. entom. VIII. p. 633 u. 640.
Dyticidae, Von M o n t r o u z i e r (Annal. soc. ent. VIII. p. 241 ff.)
446 Gerstaeclcer: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
wurde eine neue (laltung Pachytes kurz angedeutet; sie soll sich
von Hyphydrus durch fast gleich lange Endglieder der Taster, von
Hydroporus durch ungleiche Fussklauen an den Hinlerbeinen unter-
scheiden. — Art: P. elegmis von Neu-Caledonien. — Ausserdem wer-
den folgende ebendaher stammende n. A. beschrieben : Cybister No-
vae Caledoniae , Artetisis , Colymbeles Clairmllei , Monlrouzieri (Lu-
cas), dorsalis, Copelatus Anbei.
Motschulsky (Elud. entom. 1859. p. 40 ff.) beschrieb Hydro-
vatus picipennis und obscurns Ceylon, rufescens, piinctipennisy subro-
tundatus, seminarius. acvininatus, maculalus und fulvescens Ostindien,
Hydi'ocoplus subvitlulus Ceylon und Ostindien, rufulus und biviltis
Birma, Laccophilus undtclifer , basalis, fiavescens Ceylon, transversus
Birma, uniformis Ostindien.
Derselbe (Bullet.de l'acad. de St. Petersbourg L 1860. p. 302)
Rhantus nigropunctalns und Hydroportis ßaviventris als n. A. aus der
Songarei, (ebenda XVII. 1859. p. 541 und Melanges biol. de l'acad.
de St. Petersbourg IIL p. 225} Colymbetes costulatus als n. A. von
lakutsk.
Derselbe (Bullet, de Moscou 1859. IL p. 163 ff.) Hydroporus
pulcker, eximius, Hygrotus impressifrons , Dyliscus albionicus, fusco-
striatus, Rhantus? consimilis, Ilyobius oblongiis, Colymbetes sobrinus,
fossiger, glabrellus, Laccophilus californicus als n. A. aus Californien.
Le Conte (Proceed. acad. nat. scienc. Philadelphia 1859. p. 282)
Colymbetes densus als n. A. von Steilacoom und (Coleoptera of Kan-
sas and Eastern IVew-Mexiko p. 4 f.) Ilybius Laramaeus, Ägabus cla-
vatus , griseipennis , oblileralus und spilotus als n. A. aus Kord-
Amerika.
Fairmaire (Annal. soc. entom. VIL p. 272) Ägabus rufulus,
Hydroportis moestus , Lareynii und Martinii als n. A. aus Corsika,
(ebenda VIIL p. 631) Ägabus marginicollis ebendaher , (ebenda VIL
p. 27 f.) Hydroporus veslitus und discretus als n. A. aus Frankreich
und (Bullet, soc. entom. 1859. p. 52) Hydaticus Nauzielii als n, A.
ebendaher.
Mulsant und Godart (Annal. soc. Linneenne de Lyon VIL
p. 12 f. tind Opusc. entom. XL p. 177) Ägabus foveolatus und Hydro-
porus atropos als n. A. aus den Basses-Alpes. — Mulsant und Bey
(Ann. soc. Linn. VII. p. 305 ff.) Hydroporus longulus und ignotus als
n. A. aus Süd-Frankreich.
Einzelne neue Arten sind ferner: Haliplus perforatus Schaum
(Berl. Ent. Zeitschr. III. p. 48) aus den Pyrenäen , Colymbetes latus
Gebier (Bullet, de Moscou 1859. IL p. 327) , Hydroporus inefficiens
Walker (Annais of nat. bist. 3. ser. III. p. 51) aus Ceylon und Äga-
bus hydroporoides Murray (ebenda IV. p. 120) aus Old-Calabar.
Fuss (Archiv d. Vereins f. Siebenbürg. Landeskunde IV. 1859)
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u.GO. 447
stellte ein Verzeichniss der Schwimmkäfer (üytiscidae) Siebenbürgens
zusammen.
Gyrinidae. Als neue Arten wurden bekannt gemacht: Gyrinus
nudivittis Alurray (Annais of nat. bist. 3. ser. IV. p. 121) von Old-
Calabar , Gyritius discifer Walker (ebenda III. p. 51) von Ceylon,
Gyrinus fuscipes und marginivenlris Motschulsky (Bullet, de Moscou
1859. II. p. 173) aus Californien und Dineutus lencopoda Monlrouzier
(Annal. soc. entern. VIII. p. 245) aus Neu-Caledonien.
PalpiCOrnia. Eine neue Gattung Stagnicola Monlrouzier
(Annal. soc, entom. V^II. p. 245 ff.) soll mit Ilydraena durch die lan-
gen Taster, mit Spercheus durch sechsgliedrige Fühler verwandt sein,
sich aber durch die nur dreigliedrige Keule der letzteren unterschei-
den. — Art: St. foveicollis von Neu-Caledonien, ebenso wie Ochthe-
bius Fabricii, Hydrobius Artensis und Hydrophilus anslralis , die als
n. A. beschrieben werden.
Motschulsky (Bullet, de Moscou 1859. II. p. 174 ff.) be-
schrieb Hydrophilus trislis , Tropisternus californicus , afßnis, hume-
ralis, marginatiis, Brachypalpus infuscatus, Hydrobius dorsalis, Phil-
hydrns fuscus , latiuscuhis , obliishiscuUis , Berosus californicus als n.
A. aus Californien, (Etud. entom. 1859. p. 46) Pylophilus nigriceps
aus Ceylon , Ostindien und Aegypten und (ebenda p. 128) Limnoxe-
niis grandis aus Sicilien und Spanien.
Mulsant und Rey (Annal. d. 1. soc. Linneenne de Lyon VII.
p. 312 ff.) Limnebius sericnns und Laccobius pallidus als n. A. aus
Süd - Frankreich und (Opusc. entom. IX. p. 58 ff.) Berosus Australiae
n. A. aus Australien , bidenticitlatus von Madagascar und pubescens
(Eschsch. in Dej. Cat.) von den Philippinen.
Fairmaire (Annal. soc. entom. VII. p. 29) Elophorns fracti-
costis n. A. aus Frankreich.
Murray (Annais of nat. bist. 3. ser. IV. p. 123) Philydrus lon-
gipalpis und (p. 352) Cyclonohim Mulsanti als n. A. von Old-Calabar,
ausserdem Sphaeridium senegalense Lap.
Walker (ebenda III. p. 258) diagnosticirte Cercyonvicinale und
Berosus decrescens als n. A. von Ceylon.
Staphylinidae. Thomson, „Försök tili uppställning af Sveriges
Staphyliner" (Öfvers. Vetensk. Akad. Förh^ndl. XV. p. 27—40) liefert
analytische Tabellen zur Feststellung der in Schweden einheimischen
Tribus und Gattungen der Staphylinen. Die Zahl der ersteren beträgt
bei ihm für die Schwedischen Formen allein 14, nämlich : Staphylinini
Xantholinini, Trichophyini, Aleocharini, Hypocyptini, O.vyporini, Tachy-
porini, Micropeplini, Omalini, Olisthaerini, Oxytelini, Stenini, Paederini
und Phloeocharini ; die der Gattungen erhält noch eine viel ansehn-
lichere Bereicherung, indem sie durch Aufstellung von 37 neuen
und Wiederaufnahme abgethaner älterer auf 183 gesteigert ist. Die
448 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
Gattung Staphylinus im E r i c h s o n 'sehen Sinne ist in 6, die Gattung
llomalota neben den schon davon abgetrennten in 21 fernere Gattun-
gen zerlegt, ebenso auf Kosten von Onialium 6, von Oxypoda 5 neue
errichtet. Da sich schon die meisten der in jüngster Zeit durch
Theilung der E r i c h s o n'schen errichteten Gattungen keiner Aner-
kennung der späteren Untersucher zu erfreuen gehabt haben, werden
die hier errichteten sie vermuthlich noch weniger finden; wir unter-
lassen daher auch die Anführung ihrer Namen.
Äiotschulsky (Etud. entom. 1859. p. 66 ff.) machte eine Reihe
neuer Arten und Gattungen aus Ostindien, Ceylon u. s. w. bekannt:
Thoracophorus? subnitidus Ostindien (den Gattungsnamen will Verf.
für die Glyptoma-Arten mit gekeulten Fühlern anwenden ; Th. excisi-
collis Panama und longicoUis Neu -Orleans werden anhangsweise als
n. A. beschrieben), Phloeonomus quadrifossulalus, Oxytelus? parasi-
tus und Simplex Ceylon, teneris Ostindien, Ste?ius pulcher Ceylon. —
Saurellus n. g. , auf Echiaster indicus Motsch. gegründet, Paede-
rus conicollis , piliferus , puberulus und rugipennis Ostindien, Xan-
thophius n. g. , von Xantholinus durch mehr erweiterte Kieferta-
ster, deren 3. Glied länger als das 2, ist, durch die Insertion der
Fühler, von denen das 2. Glied länger als das 3., das zweitheilige
Aftersegment u. s. w. unterschieden. — Art: A'. serpentarius Ceylon.
Gabrius fuscolaterus ebendaher, Trapeziderus n. g. , von „Bra-
chydirus" durch unpunktirten Kopf und Thorax, durch parallellau-
fende Kiele auf dem Rande des letzteren, mehr zugespitzten Hinter-
leib, kleine, flache Augen, stachlige IVIittelbeine u. s. w. unterschie-
den. Art: Tr. bicolor Ceylon. — Fhilonlhus fulvitarsis , Tachyphorus
(sie!) dilulus , Erchomus subpunctulatiis und Conosomus brevipennis
Ceylon. — Euryglossa n. g. (eine Aleocharinen-Form vom Anse-
hen eines Tachyporus , aber neben Gymnusa zu stellen) flavocincta,
Gyrophaena? trißda , nigra, curtula , ? oxyteloides Ceylon. — t^y-
groptera n. g. , von Encephalus durch die Fühler, von denen das
4. und 5. Glied schmaler und kürzer als das 2. sind, unterschieden.
— Art: H. termitis Ceylon, in Termitennestern ; Termidonia laminata
ebendaher, Ac an tho gl o s sa n. g. , die langgestreckte Form von
Ocalea mit den Charakteren von Myrmedonia verbindend, mit 2 Ar-
ten : A. badia und humerosa; Homalota suspiciosa und termilophila,
sämmtlich Ternjitengäste von Ceylon. — Termitopora n. g. , in
der Form den Gattungen Phloeopora und Oxytelus gleichend, aber
eine Aleocharine, mit pentamerischen Tarsen, das 1. Glied an den
Hinterbeinen nicht länger als das 2. — Art: T. adustipennis auf Cey-
lon sehr häufig in Termitennestern. — Autalia riparia Ostindien.
Ebenda p. 128 charakterisirt derselbe eine neue Gattung Cy-
lindr oc epkalus , zu den Xantholiuiden gehörig, durch sehr ver-
längerten, gleich breiten und vorn und hinten scharf abgestutzten
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 449
Kopf, der zwischen den Fühlern mit einer hornförmigen , zvveilap-
pigen und in der Mitte gefurchten Erhebung versehen ist, ausgezeich-
net. — Art: C. pictus aus Transcaucasien.
Derselbe in seiner Enumeration des nouvelles especes de
Coleopteres rapportees de ses voyages (Bullet, d. natur. de Moscou
1860. I. p. 539 ff.) beschrieb eine grössere Anzahl Russischer (mit
Einschluss von Asien) Staphylinen, welche folgenden Gattungen an-
gehören: Micropeplus (3 A.), Coryphium (1), Anthobiurn (4), Oma-
lium (2), Xylodromus (1), Ochthexenus (1), Heterops (1), Acidota (1),
Micralymma? (1), Lesteva (1), Geodromus (2), Anthophagus (1), Tro-
gophloeus (3), Ancyrophorus (1), Oxytelus (2), Bledius (5), Stenus (2),
Evaesthetiis (4), Paederus (1), Sunius (4), Stillens (2), Lalhrobium (2)^
Xantholinus (2), Olhiiis (1), Philonthus (4), Gabrinus (5), Matidus (1),
Staphylinus (1), Quedius (2), Heterothops (3j, Boletobius (1), Ellipto-
somus (1), Tachyporiis (2), Conosomus (1), Oligota (1), Homalota (5),
Oxypoda(8), Ocyusa (1), Calodera (1), Myrmedonia (1), Lomechusa (1),
Aleochara (3), Thiasophila (1), Ocalea (1), Bolitochara (1), Phyto-
sus ? (1).
Kraatz, die Staphylinen - Fauna von Ostindien, insbesondere
der Insel Ceylon (dies. Archiv f. Naturgesch. XXV. p. 1 — 192. Taf.
I — III) führt im Ganzen 388 Arten in systematischer Keihenfolge auf,
von denen die grosse Mehrzahl, von Nietner auf Ceylon und von
Helfer in Ostindien entdeckt, neu ist und beschrieben wird. Von
neuen Galtungen werden aufgestellt: Eccoptogenia n. g. (verge-
bener Narne! Chaudoir, Caraben) neben Bolitochara, Li no gl os s a
n. g. mit Tachyusa und Silusa verwandt, L euc o er asp edum n. g.
zwischen Trichophyus und Hypocyptus , Tachinomorphus n. g.
bei Tachinus, Tr ichoco sniet es n. g. für Staph. leucomus Er., E^i-
cihdelus n. g. neben der vorigen Galtung, H oli s omorphus n. g.
nächst Leptacinus, Mitomorphus n.g. für Leptacinus debilis Er. u. a.,
Cephaloclietus n. g. bei Cryptobium , Psilotrachelus n. g.
bei Stilicus, Sclerochiton n. g. nächst Echiaster, Thinocharis
n. g. und Acanlhoglossa n. g. bei Lithocharis , Xerophygus
n. g. für Trogophl. pallipes Motsch. und Eupiestus n. g. bei
Piestus.
Derselbe (Wien. Ent. Monatsschr.IY. p. 25 f.) beschreibt Dio-
chus Schaumii aus jVord-Amerika , parvulus von Bahia und Staudin-
geri aus Andalusien als n. A., nebenher auch nochmals D. nanus Er.;
die beiden früher von ihm beschriebenen Arten D. major und In-
diens führt er auf I). (Rhegmatocerus) conicus und antennatus Motsch.
zurück.
Derselbe (Berl. Ent. Zeitschr. III. p. 52) beschrieb Phytosus
baliicus (nigriventris Kr.) und Myrmedonia Fussii n\s n. \. aus Deutsch-
land. — Ferner ist (p. 65 f.) nach ihm Micropeplus fulvus Jacq. du
Archiv f. Natarg. XXYI. Jahrg. 2. Bd. DD
450 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
Val = M. staphylinoides Marsh., M. Margaritae Jacq. du Val. = ful-
vus Er., M. staphylinoides Kr. eine neue Art, die jetzt 31. longipcnnis
benannt wird. — Ebenda p. 1 fF. giebt Verf. über die von Soli er in
Gay 's Fauna Chilena beschriebenen Staphylinen Auskunft und be-
schreibt Oxypoda Chilensis , Myllaena parvicollis und Homalotrichus
suhstriatus als n. A. aus Chile. — Ebenda p. 310. Taf. 4 Beschrei-
bung und Abbildung der Larve von Glyptomerus cavicola Müll.
Fairmaire undCoquerel (Annal, soc. enlom. VIIL p. löOff.)
beschrieben folgende neue Arten aus derBerberei: Mtjrmedonia physo-
gasfra , Homalota myrmidon , Hypocyptvs yrandicornis , 3Iyceloporus
hiplayiatus, Quedius crassus, hotinus, Heterothops acuminalus, Ocypus
atrocyaneus, Xcmtholimis ainissns, Scimhalium puhipenne, Lithocharis
sericella, despecfa , seminigra , Mecognathus crihellalvs , Stenus sub-
fasciatus, AnlhohUim maculicolle und genislarum.
Fairmaire (ebenda VIL p. 35 ff.) Bolitochara laevior Pro-
vence, Tachyusa forticornis Frankreich , Oxypoda forticornis und ri-
paria Paris, Aleochara Grenieri Provence, Myllaena gracilicornis
Hyeres , Tachyporus meridionalis Kimes , Quedius brevipennis, Stenus
muscorum und orcop/u7Ms Pyrenäen, Omalium Allardii Fans. — Ebenda
VIIL p. 629 Philorinum pallidicorne n. A. aus Corsika und p. 338
Compsochilus africanus n. A. aus Constantine diagnosticirt, — Fer-
ner (Bullet, soc. entoni. 1859. p. 164) Myrmedonia Rongeti n. A. von
Dijon diagnosticirt, (ebenda p. 184) Calodera colorafa n- A. von Bor-
deaux und Paederus Bandit n. A. aus Piemonl beschrieben.
Chevrolat (Rev. et Magas. de Zool. 1860, p. 410) Sunius ru-
tilipennis und Anthobium cincticolle als n. A. aus Algier.
Mulsant und Key (Annal. d. 1. soc. Linneenne de Lyon VII.
p. 346 ff.) Bolitochara flavicollis Schweiz, Aleochara laela Beaujolais,
eurynola Giionde, senilis Ilyeres, Oxypoda longipes und induta Lyon,
perplexa Hyeres, Homalota subrccta , paradoxa, Myrmedonia excepta
und Gyrophaena rugipennis Südfrankreich als n. A.
Brisout de Barne ville (Annal. soc. entoni. VIIL p. 339 fF.)
Homalota Anbei, rustica , cadaverina , immunda, ßmornm, liliputana,
muscorum, Lomechusa bifoveolata und pubicollis als n. A. aus Frank-
reich. — Ferner (Bullet, soc. entom. 1859. p. 217 und 231 ff.) : Ho-
malota sequanica, Tarisiensis, Fairmairii, minuscula, lacnstris und dif-
ficilis, Quedius Kraatzii , Philonthus palustris und Lithocharis vicina
als n. A. aus Frankreich.
Gougelet und Brisout de Barneville (Bullet, soc. ent.
1859. p. 238) Lathrobium concinnum als n. A. aus Algier.
Boieldieu (Annal. soc. entoni. VIL p.464) Xantholinus Cor-
dieri n. A. aus Sicilien und Cryptobinm Jacquelinii n. A. aus Süd-
Frankreich.
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 451
Gautier des Gottes (ebenda VIII. p. 368) Ocypus Etruscus
als n. A. aus Etrurien.
Waterhouso (Proc. entom. soc. V, p. 14f. und p. 22) Oxypoda
niffvina, nigrofusca, Homalola pUimbea, imhecilla und Oxypoda? ater-
rima als n. A. aus England. Zugleich führt Verf. mit Janson einige
andere in England zuerst aufgefundene Staphylinen (und Histeren)
namentlich auf.
Jacquelin du Val (Glanures entom. I. p. 34 f.) Lesteva mus-
conim als n. A. aus den Pyrenäen.
Scriba („Einige neue deutsche Staphylinen," Entom. Zeitung
1859. p. 413 f.) Homalola volans , clavigera , Lathrohium linealocolle
und atripalpe n. A. aus Deutschland. Verf. schliesst hieran Bemer-
kungen über das Vorkommen und die Lebensweise einiger bereits
bekannter Arten.
Miller (Wien. Ent. Monatsschr. III. p. 353) Homalola alpicola
als n. A. vom Tatra-Gebijge.
Wo Ilaston (Annais of nat. bist. 3. ser. VI. p. 51 ff.) Tachyusa
maritima , Hypocyplus redvclus , Myceloporus Johnsonii , Heterolhops
minutus und (p. 100 (f.) Xantholinus Hesperius (Erichs.?), Scopaeus suh-
opacus, Lilhocharis brevipes, Sunitis aequivocus und Trogopkloeus exi^
lis als n. A. von Madeira. — Von bereits bekannten Arten sind auf
Madeira nachträglich noch aufgefunden und werden hier angeführt:
Leptacinus linearis Grav., Philonthus thermarum Aube, Arpedium hu-
mile Er. und Anlhobium torquatum Marsh.
Walker (Annais of nat. bist. 3. ser. III. p. 51 ff.) diagnosti-
cirte als n. A. von Ceylon : Ocypus lineatus , Philonthus pedestris,
Xantholinus iticlinans , Sunius? ohliquus , Prognatha tenuis, Osorius
? compactus , Oxytehxs bicoloi' , Trogophloeus? Taprobanae, Aleochara
translata und subjecla, Dinarda serricornis.
Chevrolat (Bullet, soc. entom. 1859. p. 5) bemerkte, dass der
von Kraatz als neue Gattung und Art aufgestellte Cyrtothorax Sal-
lei bereits von Erichs on als Quedius buphthalmus beschrieben
worden sei.
Synonymische Bemerkungen über verschiedene von Thomson
beschriebene Homalota-Arten u. a. machte Kraatz (Berl. Ent. Zeit-
sehr. III. p. 89 und IV. p. 98).
PseläphidäO. Eine neue Gattung Pselaphanax wurde von
Walker (Annais of nat. bist. 3. ser. III. p. 52) folgendermassen
charakterisirt: „Corpus subsetosum , caput lalum , postice petiolatum,
antennae filiformes, corporis dimidio longiores : thorax subglobosus,
subfusiformis, postice coarctatus , elytra couvexa, abdomen elylra vix
superans, pedes longiusculi." — Art: Ps. setosus, l%Lin. von Ceylon.
Mulsant und Key (Annales d. 1. soc. Linneenne de Lyon VII.
p. 322 IT.) beschrieben Batrisus piceus und Bryaxis ylobulicollis als
452 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungeü
n. A. aus Südfranlireich , Bythinus nigrinus und Eupleclus ptinctatus
als n. A. aus der Schweiz.
Schaum (Berl. Ent. Zeitschr. III. p. 48 ff) Bryaxis transversa'
lis und nigrivenlris als n. A. aus Dalmalien.
Touruier — aus Irrthum ist Saussure als Autor angege-
ben — (Bullet, soc. entoni. 1859. p. 97) Bryaxis fulviventris und By-
thinus Picletii als n. A. von Cienf.
Fairniaire (Bullet, soc. entoui. 1860. p. 45) Faronus Telonensis
als n. A. aus Toulon und (Annal. soc. entoni. VII. p. 34) Eupleclus
Riedeln als n. A. aus Sicilien.
Delarouzee (Annal. soc. entom. VII. p. 68) Amaurops Galli-
cus als n. A. aus dem Depart. Var.
Boieldieu (ebenda p.463) Tychus Jacquelinii als n. A. aus
Südfrankreich.
Jacquelin du Val (Glanures entom. I. p. 34) Machaerites
Mariae als n. A. ans den Pyrenäen.
Baudi (Berl. Ent. Zeitschr. III. p. 842) Bythinus collaris als
n. A. von den Seealpen.
Motschulsky (Etud. entom. 1859. p. 132) Bythoxenus subter-
raneus als n. A. aus der Grotte Pasica in Krain.
FäUSSidaO. Nach brieflichen Mitlheilungen von Gueinziua
(Proceed. entom. soc. V. p. 2) hat derselbe bei Port Katal Paussiden
nur bei Lampenlicht fliegend oder in Ameisencolonieen angetroffen;
die Gattungen Cerapterus, Pleuropterus und Pentaplatarthrus unter ver-
schiedenen grösseren Ameisenarten, die eigentlichen Paussi nur unter
kleinen Ameisen und hier zwar mehrere verschiedene Arten beisam-
men. Sie erscheinen vom November bis April; ihren ätzenden Saft
spritzen sie aus den Seiten (?) des Hinterleibes aus und zwar ver-
dampft ein Theil desselben in Form einer deutlichen blauen Wolke,
während das übrige als gelbliche Masse an den Flügeldecken kleben
bleibt. Paussus Latreilli wurde mehrmals in copula beobachtet. Die
Käfer finden sich stets in demjenigen Theilc des Ameisennestes, wo
die Eier und Puppen liegen; obgleich G. sie nie hat fressen sehen,
glaubt er doch , dass sie sich eher von der Beute der Ameisen, als
von ihren Eiern und Larven ernähren. Ebenso vermuthet er, dass
die Paussen ihre Eier in die Ameisennester ablegen und dass ihre
Larven von den Ameisen gefüttert werden. In der Regel halten sich
die Käfer an sonnigen Waldrändern auf; sie werden meist von meh-
reren Ameisen umlagert, welche ihren Saft ablecken und beim Auf-
rühren des Baues von letzteren bei den Flügeln gepackt und wegge-
tragen. (Vergl. die Mittheilungen von Plant, Jahresber. 1856. p. 66).
Delarouzee (Bullet, soc. entom. 1860. p. 46) berichtet nach
Beobachtung an lebenden Exemplaren, dass Paussus Favieri nicht nach
Art von Brachinus bonibardire, dass er aber, wenn man ihn reizt,
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 453
an den Seiten des vorletzten Ahdominalringes einen Tropfen grün-
lichgelber Flüssigkeit hervortreten lasse. Das Männchen dieser Art
unterscheidet sich vom Weibchen durch aiisgerandetes letztes Abdo-
minalsegment.
Thomson (Musee scientif. p. 67 ff.) gab eine Aufzählung von
43 in seiner Sammlung befindlichen Paussiden-Arten ; er will aufPleu-
ropterus alternans Westw. eine neue Gattung H e t e r op au s sns
gründen und die W e s t wo o d'schen Gattungsnamen Orthopterus und
Homopterus in Euthysoma und Neopaussus umändern.
Als neue Arten wurden aufgestellt: Panssus Thomsonii aus Su-
dan von Reiche (Musee scientif. p.23) und Panssus Reichet vom
weissen Nil, von Thomson (Arcan. natur. p. 117-)
Histerini. T.e Conte (J. E.) . „Description of new species of
the Coleopterous family Histeridae" (Proceed. acad. nat. scienc. Phi-
ladelph. 1859. p. 310 ff.) machte als Nachtrag zu seiner Monographie
der Amerikanischen Histeren 25 neue Arten aus Kord- und Central-
Amerika nebst einer Afrikanischen bekannt. Es sind folgende: Holo-
lepta princeps Californien, Omalus rohindatus Mexiko, Phelister
afßnis ebendaher, marginellus Maryland, Panav^ensis, Hisler hospitvs
Westl. Staaten, regularis Afrika, Granadensis Panama, defectus New-
York, ambigena Yermont, fnrtivus Georgln, Epierus mehicanus Mexiko,
elliplicus Südl. Staaten, devius Mexiko, Carcinops gcminatus Ncw-
York, parvulus Cuba , Paromalus exstriatus Pensylvanien , parallelus
Cuba , Saprinus latuhris Westl. Staaten, sterquilinus Cuba , discors
Mexiko, scrupularis Georgia , olidus Texas , fulgidus Cuba, Hetaerius
seliger Georgia, Teretrius americanus Mittel-Staaten.
Von de Marseul erschien in den Annales de la soc. entom.
VIII. p. 581 und p. 835 ff. der Anfang eines Supplementes zu seiner
Monographie der Histeren. Die auf pl, 11 und 15 abgebildeten und
vom Verf. beschriebenen neuen Arten gehören den Gattungen Holo-
lepta (13 A), Lioderma (2 A.), Trypanaeus (7 A.), Piacodes (1 A.) und
Apohl etes n. g. (auf Holol. foliacea Payk., Macrosternus taciturnus
Mars. u. a. gegründet; 7 A.) an.
Derselbe (ebenda p. 264 f.) beschrieb Macrosternus Montrou-
zieri und Saprinus Artensis als n. A. von "Neu-Caledonien.
J. Le Conte (Coleoptera of Kansas and Eastern New-Mexiko
p. 7) Hister instratus, nubilus, pollutus, Saprinus spurcus, parumpun-
ctalus und pratensis als n. A. aus Nord-Amerika und (Proceed. acad.
nat. scienc. Philadelphia 1859. p. 70) Hister remotus und Hetaerius
morsus n. A. von Fort Tejon.
Gebier (Bullet, de Moscou 1860. II. p. 8) Hister fasciolatus
als n. A. aus der Songarei, Motschulsky (Bullet, de l'acad de St,
Pelersbüurg I. 1860. p. 304) Hister labialis ebendaher.
454 Gerstaeckor: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
Walker (Annais of nat. hist. 3. ser. III. p. 53) diagnosticirte
Hister mundissimus als n. A. von Ceylon.
Silpllidä6. Eine neue zur Anisotomiden-Gruppe gehörige Gat-
tung Xantho sphaer a wurde von Fairmaire (Annal. soc. entom.
VII. p. 29 f.) aufgestellt; mit Triarthron im Habitus und in der drei-
gliedrigen Fühlerkeule übereinstimmend, unterscheidet sie sich davon
durch viergliedrige Hintertarsen, während sie von Colenis durch un-
gekieltes Mesosternum abweicht. — Art: X Barnevillei aus Ungarn.
Einheimische neue Arten sind: Colenis Bonnairii und Adelops
Bonvouloiri Jacquelin du Val (Glanures entom. 1) aus Frankreich,
Adelops galloprovincialis Fairmaire von Hyeres und Delarouzei Fairm.
aus Grotten der Pyrenäen (Annal. soc. entom. VIII. p. 631), Adelops
lucidulus Delarouzee aus einer Grotte bei Montpellier (Bullet, soc.
entom. 1860. p. 27) und Catopsimorphus Fairmairei Delarouzee (ebenda
p. 32) aus Frankreich, in Gesellschaft von schwarzen Ameisen ge-
funden.
Woll ästen (Annais of nat. hist. 3. ser. V. p. 219) beschrieb
Catops Murrayi als n. A. von Madeira.
Le Conte (Proceed. acad. nat. scicnc. Philadelphia 1859. p. 84)
Necrophilus tenuicornis als n. A. vom Puget-Sund, (ebenda p.282) iVe-
crophilus longulus, Catops pusio und Anisotoma mornla als n. A. aus
Californien, und (Coleoptera of Kansas and Eastern New-Mexico, p. 6)
Silpha bihiherosa als n. A. von Fort Bridger.
Fairmaire und Germain (Rev. et Magas. de Zool. 1859.
p. 350 ff.) Silpha biguttula von der 31agellan - Strasse und Choleva
transversestrigosa , fastidiosa, crihellata und Hydnobius consobrinus
als n. A. aus Chile.
Desbrochers des Loges (Bullet, soc. entom. 1859. p. 259)
beobachtete Silpha nigrita beim Fressen von Erdbeeren.
ScydmäGIlidäe. Die Gattung Mastigus erhielt einen Zuwachs
durch drei Arten : Mastigus acnminatus Motschulsky aus Andalusien
und M. rußcornis Motsch. aus den Apenninen (Etud. entom. 1859.
p. 131) , Mastigus Liguricus Fairmaire von den Seealpen (Bullet, soc.
entom. 1859. p. 216).
Von eigentlichen Scydmaenen diagnosticirte Fairmaire (Bul-
let, soc. entom. 1859. p. 235) Cephennium intermedium, Eumicrus hae-
maticus, Scydmaenus subcordatus und semipunc latus als n. A. aus den
Pyrenäen und beschrieb (Annal. soc. entom. VII. p. 33) Scydmaenus
Pandellei als n. A. ebendaher.
Fairmaire und Coquerel (Annal. soc. ent. VIII. p. 145 ff.)
Scydmaenus truncatus , protervus, furtivus , spissicornis, abditus und
promptus als n. A. aus der Berberei ; Abbildungen auf pl. 6.
ölu Isa nt und U ey (Annal. soc. Linneennc de LyonVII. p. 316 ff.)
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 455
Eulheia linearis, Scydmaenus longicollis und carinatus als n. A. aus
Südfrankreich.
Schaum (Berl. Ent. Zeitschr. III. p. 49) Cephennium fulvum
als n. A. aas Krain und Scydmaenus conspicuus als n. A. aus An-
dalusien.
Tournier (irrthümlich steht Saussure abgedruckt) diagno-
sticirte (Bullet, soc. entom. 1859. p. 97) Scydmaenus distinctus als
n. A. aus Genf, und Walker (Annais of nat. bist. 3. ser. III. p. 52)
Scydmaenus megamelas als n. A. von Ceylon.
Fuss, „Die Siebenbürgischen Scydniaenus-Arten" (Verhandl.
d. Siebenbürg. Vereins zu Hermannstadt XI. p. 127 ff.) gab eine ana-
lytische Beschreibung der dreizehn bis jetzt in Siebenbürgen aufge-
fundenen Scydmaenus-Arten.
ScaphidiidaO. Eine Uebersicht der in Nord-Amerika einheimi-
schen Gattungen und Arten dieser Familie lieferte Le Conte (Syno-
psis of the Scaphidiidae of the United States, Proceed. acad. nat.
scienc. Philadelpia 1860. p. 321 ff.). 1) Scaphidium Oliv. 4 Arten :
S. ohliteralum n.A., 4-guttatum und 4-pustulatum Say, piceum Melsh.
2) Scaphium Kirby 1 Art : Sc. castanipes Kirby, dem Verf. unbekannt.
3) Cyparium Er., 1 Art: C. flavipes n. A. 4) Baeocera Er. 2 A.: B.
concolorEr., dem Verf. unbekannt und apicalis n.A. 5) Scaphisoma
Leach 7 A. : Sc. castaneum Le C. , convexum Say, pnnctulalutn, su-
turale, terminatum, rufulum und pusillum n. A. 6) Toxi diu 7n n. g.
von Baeocera und Scaphisoma durch genäherte Hinterhüften und
schmalen, zusammengedrückten Körper unterschieden : Fühler capil-
lär, lang , das 7. bis 11. Glied dicker, das 8. schmaler als die das-
selbe einschliessenden. — Art: T. gammaroides n. A,
Als neue Arten wurden beschrieben : von M o t s c h ul sky (Etud.
entom. 1859. p. 94) Scaphidium saucineum von Ceylon , lunatum und
conjutictum aus Ostindien.
Tricbopterygia. Fairmaire und Germain (Rev. et Magas.
de Zool. 1859. p. 355 f.) beschrieben Trichopteryx Chilensis und Pti~
lium flavidulicm als n. A. aus Chile.
Wollaston (Annais of nat. bist. 3. ser. V. p. 221) erwähnt
des Vorkommens von Trichopteryx abbreviatellus Heer auf Maderia.
Ptilium punctipenne Fairmaire (Annal. soc. entom. VII. p. 32)
n. A. aus Frankreich.
iMatthews (Zoologist p. 6014 ff.) gab ein synonymisches Ver-
zeichniss der in England vorkommenden Trichopterygier, welches im
Ganzen 29 Arten nachweist. Zwei darunter bilden nach dem Verf.
neue Gattungen, nämlich Pteryx n. g. für Pt. mutabilis Matt, und
Titan n. g. für Trieb, abbreviatellus Heer.
PhaläCridaO. Tolyphus suhsulcatus Fairmaire (Annal. soc. en-
tom. \III. p. 166) n. A. aus der Berberei.
456 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
Nitidalariae. Fairmaire und Coquerel (Annal. soc. entom.
"VIII. p. 166 f.) beschrieben Cercus flavicans , Xenostrongylus hirsutus
und Cychramus chlorolicus als n. A. aus der Berberei.
Montrouzier (ebenda VIII. p. 262 f. ) Ifs bimaculata und
pnbenila (beide = Ips mutilatus Er.?), Mycetophagus? Balanophorae
(eine Nitidula) und pictus (Nitidula ?) , Nitidula Signoretii , Guerinii
und argentea p. 915 (die drei letzteren zur Gattung Gymnochila ge-
hörend) als n. A. von Neu-Caledonien.
Boieldieu (ebenda VII. p. 467) Crypfarcha punctatissima als
n A. aus Sicilien, v. K i es e n w e tter (Berl. Ent. Zeitschr. III. p. 57)
Xenostrongylus arcuatus als n. A. aus Nord-Italien.
L e C 0 nte (Coleoptera of Kansas and Eastern New-Mexiko p. 6)
Carpopkilus apicalis und carbonatus , Meligethes rußcornis (vergebe-
ner Name!) und saevus als n. A. aus Nord - Amerika, und (Pioceed.
acad. nat. scienc. Philadelphia 1859. p. 69 f.) Cercus sericans, Carpo-
pkilus caudalis und Nitidula humeralis als n. A. von Fort Tejon,
ebenda p. 84 Peltis serrata aus dem Washington-Territory.
Murray (Annais of nat. bist. 3. ser. IV. p. 356 f.) Brachypeplus
rubidus und niger als n. A. aus Old-Calabar, Walker (ebenda III.
p. 52 f.) Nitidula submaculata , Meligethes respondens und Trogosita
rhizophagoides als n. A. von Ceylon.
Letzner (Berl. Ent. Zeitschr. III. p. 304. Taf. 4) gab eine Be-
schreibung und Abbildung der Larve und Puppe von Pocadius ferru-
gineus Fab. aus Lycoperdon giganteuni. Die von Bouche als Larve
von Pocadius bezeichnete gehört, dem Verf. zufolge, dieser Gattung
nicht an.
CuCUJidae. Le Conte (Proceed. acad. nat. scienc. Philadelph.
1859. p. 84) charakterisirte P s eud ophanu s n. g. ( Pseudophana !
Burm. Hemiptera) , neben Telephanus stehend, dem es im Ansehen
gleicht, aber durch cylindrische Taster und kleines viertes Tarsenglied,
ferner durch dichter punktirten Körper und eine Längslinie zu jeder
Seite des Kopfes unterschieden. — Art: Ps. signatus Puget-Sund.
Eine zweite neue Galtung ist Eury pl atus Motschulsky (Etud.
entom. 1859. p. 95) aus der Verwandtschaft von Hemipeplus, mit Lae-
mophloeus durch den flachgedrückten Körper verwandt, die Flügel-
decken aber abgestutzt, um die Hälfte kürzer als der Körper, das
Halsschild nach hinten stark herzförmig verengt; Tarsen bei beiden
Geschlechtern heteromerisch. — Drei Arten : Eur. /afera/ü von Ceylon,
albonotatus und biocellatus aus Ostindien.
Cucujus? incommodus , Silvanus scuticollis und porrectus wur-
den als n. A. von Ceylon von Walker (Annais of nat. bist. 3. ser.
III. p. 53) diagnosticirt.
Aeraphilus nasntus Chevrolat (Rev. et Magas. de Zool. 1860
p. 211) n. A. aus Algier.
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 457
Colydii. Wol laston (Annais of nat. hist. V. p. 254) beschrieb
eine neue Gattung Prostheca, welche mit Pyenonierus und Xylo-
laemus zunächst verwandt ist und sich von ersterer durch jäher ab-
gesetzte Fühlerkeule , ungezähnte Mandibeln und mehr viereckiges
Kinn und Oberlippe, von letzterer gleichfalls durch ungezähnte Man-
dibeln und verschiedene Längsverhältnisse der Fühlerglieder unter-
scheidet. Körper linear, rauh, Thorax tiapezoidal, seitlich fein ge-
sägt, Fühler von Thoraxlänge, das 1. und 2. Glied ziemlich gross und
dick, das 3. bis 9. viel kleiner und etwas schmaler, die beiden letz-
ten eine grosse abgesetzte Keule bildend. — Art: Pr. aspera 1 Lin-,
J\Iadeira. — Neue Art: Tarphivs angusticoUis ebendaher. — Agienus
brunneus Gyll. und Anommatus 12-striatus Müll, hat der Verf. jetzt
gleichfalls auf Madeira aufgefunden.
Le Conte (Proceed. acad. nat. scienc. Philadelphia 1859. p.282)
beschrieb Lasconotus complex als n. A. von Punto de los Reyes und
(ebenda p. 84) Aulonium aequicolle als n. A. von Fort Tejon.
Läthridii. Waterhouse, A Revision of the British species
of Corticaria (Transact. entom. soc. V. p. 134 — 145) giebt sorgsame
und ausführliche Beschreibungen der elf bis jetzt in England aufge-
fundenen Corticaria - Arten, unter welchen eine sich als neu heraus-
gestellt hat. Es sind folgende: Cort. pubescens Gyll., denticulata
Gyll.j fulva Mann., serrata Payk. , cylindrica Mann., elongata Gyll.,
ferruginea Gyll., gibbosa Payk., Wollasloni n. sp. und fuscula Gyll.
Derselbe (ebenda p. 174 f.) verzeichnete in seinem „List of
the British species of Lathridius" die zehn bis jetzt in England auf-
gefundenen Lathridius-Arten, bei einigen derselben synonymische Be-
merkungen beifügend.
Wo 11 as ton (Annais of nat. hist. 3. ser. V. p. 260 ff.) beschrieb
Corticaria inconspicua und Metophthalmus exiguus als n. A. von IMa-
deira. Als daselbst neu aufgefunden werden ausserdem angeführt:
Holoparamecus Kunzei, Corticaria pubesceas, Monotoma quadricollis
und quadrifoveolata.
Walker diagnosticirte (ebenda IIL p. 53) Corticaria resecta
als n. A. von Ceylon.
JNach Fairmaire (Bullet, soc. entom. 1859. p. 110) ist Mignc-
auxia serraticollis Jacq. du Val identisch mit Corticaria crassius-
cula Fairm.
Thorictidae. K r a a t z erörterte (Berl. Ent. Zeitschr. IIL p. 69 ff.)
die Synonymie der von Peyron und ihm selbst beschriebenen Tho-
rictus-Arten und beschrieb Thor, slricticollis als n. A. von Oran. —
Thorictus marginicoUis Schaum n. A. von Alexandrien (ebenda p. 73).
DermestinL Als neue Arten wurden aufgestellt: Hadrotoma
fasciata Fairmaire (Annal. soc. entom. VII. p. 45) aus Paris, Attage-
uns unifasciatus und nniformis Fairmaire ebenda VIII. p. 168 f.) aus
458 G er s t ae cker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
der Berberei , Dermestes hispidulus und Trinodes australis (letzterer
ein Attagenus) Montrouzier (ebenda VIII. p.264) aus Neu-Caledonien,
Attagenus? rußpes Walker (Annais of nat. hist. 3. ser. III. p. 53)
aus Ceylon, Dermestes holosericeus Tournier (Berl. Ent. Zeitschr. III.
p.318) aus Piemont, Ättagemis rufipennis Le Conte (Proceed. acad.
nat. scienc. Philadelphia 1859. p. 71) von Fort Tejon.
Douglas (Proceed. entom. soc. 1859. p. 69) gab eine kurze
Charakteristik der Larve von Trinodes hirtus.
Byrrhii. Eine neue Gattung Inclica wurde von Walker
(Annais of nat. hist. 3. ser. III. p. 53) folgendermassen diagnosticirt :
„Corpus ellipticum, crassum, convexum ; antennae gracillimae, subcla-
valae, corporis diniidio breviores , articulus 1. elongatus, 2. niedio-
cris , 3. et sequentes niinuti, rotundi ; abdomen alas posticas paullo
superans, pedes crassi, breves." — Art: /. solida, y4 Lin. von Ceylon.
Fairmaire (Annal. soc. entom. VIII. p. 338) diagnosticirte
Byrrhus Sorreziacus als n. A. von Sorreze.
Motschulsky (Bullet, de l'acad. de St. Petersbourg XVII.
1859. p. 569 und Melanges biolog. de l'acad. de St. Petersbourg III.
1859. p. 230 f.) beschrieb Byrrhus nebulosus, Sibiricus und Morychus
suhparallelus als n. A. von Jakutsk.
Parnidae. Motschulsky (Etud. entom. 1859. p. 47 ff.) be-
schrieb Ancyrotiyx quadriplnyialus und Stenelmis ceylonicus als n. A.
von Ceylon, Stenelinis exaratus aus Ostindien, humer ostis , sordidus,
elongatus aus Nord -Amerika und Mavrelmis (n. g.) dentaltis aus
Columbien, letztere durch abgerundetes, aber stark höckerförmig her-
vortretendes Schildcheu von Stenelmis unterschieden.
Parmis striatellus Fairmaire (Annal. soc. entom. VII. p. 46) n. A.
aus Frankreich.
Kolenati (Wien. Ent. Monatsschr. IV. p. 88. Taf. 5) machte
die Larve von Elniis Maugetii Latr. bekannt ; dieselbe fand sich an
gleichen Orten mit dem Käfer auf dem Altvatergebirge über 4000' hoch.
GeorySSii, Georyssus pimelioides Fairmaire (Annal. soc. entom.
VII. p. 45) n. A. aus Süd-Spanien.
HeterOCeridad. Waterhouse, „Notes on the British spccies
of Heterocerus" (Transact. entom. soc. V. p. 162 ff.) gab eine Aufzäh-
lung und Beschreibung von folgenden sieben in England einheimi-
schen Heterocerus - Arten : H. laevigatus Panz., obsoletus Curt., mar-
ginatus Fab., fusculns und sericans Kies., flexuosus Steph. (= femo-
ralis Kies.) und reclus n. A. (ob identisch mit 11. fossor Kies. ?).
LamelliCOrnia. Ch. Roussel, Recherches sur les organes
genitaux des Insectes Coleopteres de la famille des Scarabeides (Compt.
rend. de l'acad. d. sciences T. L. p. 158 — 161). Verf. hat umfassende
Untersuchungen über die Gescljlechtsorgune sowohl der einheimischen
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 459
als auch vieler exotischer Lamellicornen angestellt und macht dar-
über vorläufig die folgenden Mittheilungen: die Hoden bestehen
überall in der Familie aus sphärischen, etwas flachgedrückten Capseln,
nur bei Onthophagus aus kegelförmigen; ihre Zahl hält sich zwischen
sechs und zwölf. Die Form der Ruthe trennt die Geotrupier und
Coprinen scharf von allen Gruppen; bei ersteren ist sie gerade, kurz
und breit und scheinbar nur aus einem Stücke bestehend, indem das
obere der beiden allgemein vorkommenden Stücke rudimentär bleibt;
bei den Coprinen ist das Grössenverhältniss beider Stücke dasselbe,
das obere aber mit einem Rande versehen. — An den weiblichen
Genitalien correspondirt die Zahl der Eiröhren jedesmal mit derje-
nigen der Hodenkapseln bei derselben Art; die Coprinen, von denen
die Aphodien zu trennen sind, zeichnen sich durch die alleinige
Entwickelung des rechten Ovariums aus, welches überdem nur aus
einer einzigen , aber langen Eiröhre besteht. Bei den Geotrupinen
findet sich keine deutliche Bursa copulatrix, bei den Cetonien sind
die Eiröhren sehr kurz; zwischen den Glaphyrincn , Melolonthen,
Rutelinen und Scaiabaeen exisliren in beiden Geschlechtern keine be-
merkensvverthe Unterschiede an den Genitalien.
Uynastidae. — Thomson, Essai synoptique sur la sous-
tribu des Scarabaeitae vrais (Arcana naturae p. 3 — 22. pl. I) liefert
eine Aufzählung der bis jetzt bekannten Arten der Gattungen Golofa,
Scarabaeus (Theogenes Burm. ), Augosoma, Xylotrupes, Eupatorus,
Chalcosoma und Megasoma, welchen er eine neue Gattung Mixige-
nius anreiht. Dieselbe gehört zu der Abtheilung von Golofa und
Theogenes , mit denen sie durch den grossen und zottig behaarten
Yorsprung des Prosternum übereinstimmt, sich aber durch die bei
beiden Geschlechtern vierzähnigen Vordeischienen unterscheidet. Sie
ist auf den Scarab. Leander Dej. Cat. aus Mexiko, den der Verf. hier
beschreibt, begründet. — Die Gattung Golofa bereichert der Verf.
mit dem (schon vorläufig diagnosticirten) G. imperialis Thoms. aus
Mexiko, auf pl. 1 in beiden Geschlechtern sehr schön abgebildet und
G. inermis n. A. Chile ; die Gattung Xylotrupes mit X Australiens
Neu-Holland und Mniszechii Ostindien (Simla).
Derselbe (ebenda p. 119. pl. 9) machte unter dem Namen
Astaborus armatus eine neue Galtuag und Art vom weissen i\il
bekannt, welche er neben Fhyllognathus setzen will ; sie unter-
scheidet sich von letzlerem besonders durch die bei beiden Geschlech-
tern fast analoge Bildung des Kopfes und Thorax (deren hornartige
Hervorragungen beim 3lännchen jedoch beträchtlich stärker entwickelt
sind) und ausserdem durch das beim Männchen in eine stumpfe Spitze
ausgezogene Kopfschild.
In seiner „Agaocephalitarum Synopsis" (Musee scientif. p. 14 (f.)
beschreibt derselbe eine neue Gattung Mitracephalttf mit Lyco-
460 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
medes und Antedon durch den mit einem einzelnen Hörn geschmück-
ten Kopf des Männchens verwandt. Das Kopfhorn ist kräftig und
an der Spitze zweizackig, das des Prothorax dagegen einfach; die
Klauen der vorderen Tarsen sind unterhalb nicht gezähnt. — M.
Humholdtii, eine schöne und grosse Art aus dem Inneren Peru 's,
50 Mill. lang, in beiden Geschlechtern auf pl. 5 abgebildet. — • Fer-
nere neue Arten: Lycomedes Mniszechii aus Mexiko. Aegopsis West-
tcondii aus dem Inneren Brasilien's, Agaocephala urus, bolhocerida
und melolontkida, sämmtlich aus Brasilien , und p. 39 f. Golofa Sallei
und clavicornis aus Mexiko, punclicoUis von Cayenne.
Von Montrouzier (Annal. soc. entom. YIIl. p. 272 ff.) wur-
den folgende neue Gattungen und Arten aus Keu-Caledonien bekannt
gemacht: Hexodon Villersii (bildet nach Reiche eine eigene Gattung
Hemicyrtus, welche von ihm anhangsweise charakterisirt wird),
Scarabaetts Serresii (gleichfalls zu Hemicyrtus gehörend, nebst der
vorigen Art auf pl. 7 abgebildet), Ceratopkyns Fischeri (zur Gattung
Cheiroplatys gehörend), Oryctes? Ärtensis (von Reiche zur Gattung
Horonotus gebracht und in H. Montroiizieri umgetauft), Scarahaeus
tridens (gehört nach Reiche zu einer neuen Gattung En o plu s,
welche anhangsweise charakterisirt und auf pl. 7 abgebildet wird),
M egala emtis (n. g.) Olivieri (die Gattung fällt mit Cryptodus M. Leay
zusammen).
Reiche (ebenda VIII. p. 332) beschrieb Cheiroplatys pecvaritis
als n. A. von Adelaide.
White (Proeeed. zoolog. soc. of London 1859. p. 118. pl. 58)
Oryctes Mülleranus als n. A. von Nord - Australien ; dieselbe ist von
sehr eigenthümlicher, kurzer Form mit stark verbreitertem, tief aus-
gehöhltem Halsschilde und gehört offenbar einer von Oryctes ganz
verschiedenen Gattung an.
Walker (Annais of nat. bist. 3. ser. III. p. 54) diagnosticirte
Xylofrtipes redxiclus und solidipes , Phileurus detractus als n. A.
von Ceylon.
Gebier (Bullet, de Moscou 1860. IL p. 9) beschrieb Scarabaevs
quadridens als u. A. \ius der Songarei.
Laboulbene (Annal. soc. entom. VII. p. 645) erwähnt einer
Monstrosität des Weibchens von Oryctes Silenus mit aufgetriebenem
Kopfe, aus Sicilien stammend, welches von Dejean als eigene Art
betrachtet und Oryctes cephalotes benannt worden ist.
Reiche (ebenda VII. p. 1 ff.) gab „Notes synonymiques sur le
5. volume de l'Handbuch der Entomologie par M. IL Burmeister;"
dieselben betreffen verschiedene Arten der Dynastiden-Gruppe.
Melitophila. — Eine Reihe neuer und meist ausgezeichne-
ter Arten machte Thomson (Musec sciciitif. p. 30 ff) bekannt: //e-
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 461
terorhina Sylhetica aus Sylhet, Gymnelis Paraguayana von Paraguay,
Colinis Lafertei aus Venezuela, Stethodesma Reichei aus Columbien,
Dejeanii von Port Natal, LomapleraWallisiana von der Insel Wallis,
olivacea von ßatchian, Batchiana ebendaher, pyr/idialis von Kaisa,
Macronota Apelles von Batchian, Erirhipis ßavoviridis aus Mexiko,
Diplognalha incoides von Guinea, Hoplostomus Bocandei ebendaher,
Cyclidius Lacordairci aus Peru und hicnla Gorilla vom Gabon.
Coquerel (Annal. soc. entoni. YlII. p. 240, pl. 7) beschrieb
Parachilia Levoyi n. A. von iMadagascar und (ebenda VIII. p. 446 f. pl.6)
Tropinota Fatima und Oxylhyrea Amina als n. A. aus der Berberei.
White (Proceed. zoolog. soc. of I ondon 1859. p. 119. pl. 58)
Schizorrhina (Hemipharis) Bakenellii vom Yarra-Fluss in Neu-Holland
und Diaphonia melallescens unbek. Vaterl. (ist eine Schizorrhina, im
hiesigen Museum aus JVeuholland). Erstere Art wird vom Verf. auch
in Annais of nat. hisl. 3. ser. 111. p. 290 diagnoslicirt.
Walker (Annals of nat. bist. 3. ser. III. p. 56) diagnosticirte
Valgus addendus als n. A. von Ceylon.
Lucas (Bullet, soc. entom. 1859. p. 98) errichtete für Oxythyrea
deserticola und costata laic. eine eigene Gattung Enopl o t ar su s,
welche er durch längeres, ^orn verschmälertes und kaum ausgeran-
detes Epistom, schmaleren Körper und Schildchen, weniger hervor-
tretenden Mesosternalzapfen, dreizähnige Vorderschienen und dornige
Tarsenglieder der Hinterbeine charakterisirt.
Wallace (Proceed. entom. soc. 1860. p. 107) machte Angaben
über die Geschlechtsunterschiede der Lomaptera-Arten. Die Männchen
haben stets einen Längseindruck auf der Unterseite des Hinlerleibes,
einen Zahn weniger als die Weibchen an der Aussenseite der Vor-
derschienen , das Pygidium einfach mit stumpfer Spitze; bei den
Weibchen ist das Pygidium durch eine scharfe Kante begränzt, oder
oben zusammengedrückt und unten concav.
Phyllophaga. — Fairmaire und Germain ( Rev. et
Magas. de Zool. 18(J0. p. 267 f.) diagnosticirten zwei neue Gattungen
aus Chile; 1) Modialis n. g., aus der Ruteliden-Gruppe, mit Ano-
plognathus verwandt. Kopf gross mit sehr grossem, aufgebogenem
Clypeus, Fühler 10-gliedrig, das 6. und 7. Glied sehr klein, die Keule
verlängert; Schildchen mittelgross, FlügeWerken gestreift, hinten ab-
geflacht, Prosternum verlängert, Beine ziemlich lang und dünn. —
Art: M. prasinella 22 Mill., Valdivia. — 2) Lacris n. g., Macro-
phylla zunächst stehend. Kopf mitlelgross, Kopfschild quer, stark
aufgebogen, Fühler 8-gliedrig mit grossem 1. und kurzem 5. Gliede
und sehr verlängerter Keule; Schildchen gross, Flügeldecken gewölbt,
Kinn jederseits gefurcht. — Art: L. dilulipes 10 Mill., Chillan. —
Fernere neue Art: Tribostethus punctatus Valdivia.
Le Conte (Coleoplera of Kansas and Eastern New-Mexico p. 9)
462 Gersta eck er : Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
cbarakterisirte Diazus n. g. , neben Diplolaxis Kirby, von dieser
und den nächst verwandten Gattungen durch neungliedrige Fühler
und ungezähnte Fussklauen abweichend und durch die grobe Skulptur
und sparsame Behaarung der Überfläche Ochodaeus gleichend. Clypeus
halbsechseckig, gerandet, mit undeutlicher Slirnnaht, Äiandibeln kaum
hervorragend, stumpf, Kinn quadratisch, Fühlerkeule dreigliedrig. —
Art: D. rudis von den Black -Hills. — • Diplotaxis obscura n. A.
ebendaher.
Derselbe (Proceed. acad. nat. scienc. Philadelphia 1859. p.283)
beschrieb Lachnoslerna errans n. A. aus Californien und Dichelonycha
pallens von Punto de los Reyes.
Montrouzier (Annal. soc. entoni. VIII. p. 269 ff.) Rhhotro-
ans"^ leptopoda (gehört nach Reiche einer neuen, anhangsweise von
ihm charakterisirten und mit Heteronyx verwandten Gattung Gna-
phalopoda an), varians und pnnctalissimns (beide gleichfalls zu
Gnaphalopoda gehörend) und Cyclocephala Percherona (nach Reiche
identisch mit Barymorpha bimaculata Guerin).
Walker (Annais of nat. bist. 3. ser. III. p. 54 f.) diagnosticiite
als n. A. von Ceylon: Melolonlha rubiginosa, pinguis, selosa, Rhizo-
troqus hirtipeclus, aequalis, costatus, inductus, exacliis, Trigonostoma
nana Popilia discalis, Sericesthis rotundata, subsignata, mollis, con-
firmafa Plectris solida , Isonychns ventralis , pevtoralis , Omaloplia
fracla inlerrupta, semicincta, hainifera, Anomala humeralis, discalis,
confonnis, punctatissima und Mimela variegala. — Ebenda IV. p. 220 :
Rhizolrogus sulcifei-, Pleclris glabrilinea und puncluligera, Anomala
inßxa und Mimela mundissima.
Fairmaire und Coquerel (Annal. soc. entom. VIII. p. 419 f.)
charakterisirten neben einer Reihe von Arten auch eine neue Galtung
Redotus, mit Pegylis verwandt, aber durch neungliedrige Fühler,
an denen das 5. und 6. Glied kurz sind , längliches und abgestutztes
End'^lied der Kiefertaster, den vom Halsschilde umschlossenen Kopf,
dessen Rand die Augen durchscheidet, die verlängerten Beine mit
dreizähnigen Vorderschienen und gleichen Fussklauen abweichend.
— Art: R. rufulus aus der Berberei. — Ebendaher stammen: Pachy-
dema spreta und ajithracina, Anoxia Lucasii und emarginata, Rhizo-
lrogus sinuaticollis, punctiventris, subopacus, gonoderus, araneipes,
nigralus, (GeotrogusJ Henonii, maculicollis, decoloratus, crassus, Pro-
phettii, Lejeunei, (Rhizolrogus) shipidus, faslidiosus, lanalus, ignavus,
gulosuSf parallelus, (Amphimallus) lobalus, liligiosus und fissiceps.
Fairmaire (ebenda VII. p. 270) beschrieb Anomala rugosula
und Triodonla cribellala als n. A. aus Corsika.
Lucas (Bullet, soc. entom. 1859. p. 53) Phyllopertha deser-
ticola als n. A. aus Algier und (ebenda p. 17) Rhizolrogus suturalis
ebendaher.
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 463
Derselbe „Quelques remarques synonymiques sur les Dasy-
sterna hirlicollis et unicolor, et descriptions de plusieures especcs
noiivelles de cette coiipe generique, qiii habibent les possessions
fran^aises du iiord de rAfiiqne'' (Annales soc. enfom. Vll. p. 445 ff.)-
Verf. zieht zu Pachydenia hirticollis Luc. als Synonyme: Pacliydetna
hirticollis, Dasysterna barbara und rufipennis Burm., zu Pachydema
unicolor Luc. die Fach. Wagneri Buim. (nee Erirhs.), hält Pachy-
dema rubripennis Luc. als dritte Art der (lattung aufrecht und be-
schreibt als neue Arten aus Algier: Pack. Hornheckii, foveola, Val-
(Ia7ii und Dotirsii, von denen drei auch im Bullet, soc. entom. 1859.
p. 30 (f. beschrieben sind. — Eine berichtigende IVotiz über die Sy-
nonymie der Fabricius'schen IVIelol. hirticollis gab Reiche (Annal.
soc. entom. VH. p. 642).
Älotschulsky (Etud. entom. 1859. p. 98) beschrieb Exopholis
Birmannica als n, A. aus Ostindien, mit Mel. hypoleuca Wied. nahe
verwandt. Beide unterscheidet Verf. als besondere Galtung Exo-
pholis von Encya und hebt als Merkmale den scharfen Zahn in der
Mitte der Oberlippe, die neungliedrigen Fühler mit dreigliedriger
Keule , das verlängerte und an der Spitze erweiterte Endglied der
Kiefertaster u. a. hervor. — Ebenda p. 134 ff. Tanyproclus unicolor
n. A. von Amasia, inßalus von Lenkoran, ovalns aus Georgien, bre-
vipennis und subcylindricus ebendaher, conßnis von der Pcisischen
Gränze, Dasysterna rjraeca aus Morea, Elaphocera autvmnalis aus
Südspanien und dalr./atina aus Dalmatien.
Gebier (Bullet, de Moscou 1859. IL p. 331 ff.) beschrieb Ano-
mala villata, Anisoplia ylabra und Melolonlha irrorala als n. A- aus
der Songarei.
Einzelne neue Arten sind ferner: Phaenomeris decorala Reiche
(Musee scientif. p. 24) aus Sudan, Rhizotrogus fosstilatus Mulsant und
Key (Annal. soc. d'agricult. de Lyon IH. p.221 und Opusc. entom. IX.
p. 164 ) von Corsika, Ämphimallus Naceroyi Mulsant (Annal. soc.
d'agricult. de Lyon ilL p. 253 und Opusr. entom. IX. p. 189} Toledo,
Adorelus Gandolphei Guerin (Bullet, soc entom. 1859. p. 186) aus
Algier, Chrysina Adolphi Chevrolat (Rev. et iMagas. 1859. p. 481),
der Chrys. macropus äusserst nahe stehend, aus Mexiko und Jloplia
Paivae Wollaston (Annais of nat. hist. IV. p. 430) aus Kord-China.
Von Mulsant und R e v e 1 i e r e wurde (Annales d. I. soc. Lin-
neenne de Lyon VI. p. 46 und Opusc. entom. XI. p. 66) die Larve des
Rhizotrogus fossulatus, welche auf Corsika die Wurzeln von Aspho-
delus ramosus annagt, beschrieben.
Nach Kirchhaumer (Entom. Zeitung 1859. p. 270 ff.) wurde
Rutela gloriosa Burm. in Deutschland lebend aus einem Klotze von
Lignum sanctum herausgeschnitten.
Gautier des Cottes (Bullet, soc. entom. 1860. p. GS)
464 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
machte Mittheilungen über das Vorkommen des Pachypus Candidae
^ auf Corsika.
Copridae. — Eine neue Gattung Aulacopris vom Yarra-
Flusse in Australien machte White (Proceed. zoolog. soc. of London
1859. p. 118. pl. 58) bekannt. Dieselbe gehört dem Verf. zufolge zur
Gruppe der Minthophilidae und zwar zu der Abtheilung mit von den
Flügeldecken bedecktem Pygidium ; die Charakteie der sehr auffallend
gestalteten Form werden jedoch nicht näher erörtert. — Art: Aul.
Reichii'
V. Harold, Beiträge zur Kenntniss einiger coprophagen F-a-
mellicornien (Berl. Entom. Zeitschr. IIL p. 194 f.) beschrieb Pedaria
hirsuta aus Brasilien, cuprascens vom Cap, Drepanoceriis Natalensis
als n. A. Von Copris smaragdina Perly, welche von C, Hesperus Oliv,
verschieden ist, wird eine erneuete Beschreibung, über andere Perty'-
sche Arten nähere IVotizen gegeben.
Le Conte (Coleoptera of Kansas and Eastern New-Mexiko p. 10)
beschrieb Canthon pralicola, depressipennis , ahrasus und cyanellus
als n. A. aus Nord-Amerika und verband damit eine analytische Zu-
sammenstellung sämmtlicher Arten dieser Gattung aus den Vereinig-
ten Staaten.
Einzelne neue Arten sind ausserdem: Gymnopleurus aciculatus
Gebier (Bullet, de Moscou 1859. IL p. 329) aus der Songarei, Onitis
Eumenes Motschulsky (Bullet, de l'acad. de St. Petersbourg I. 1860.
p. 306) ebendaher, Sisyphus prominens Walker (Annais of nat bist.
3. ser. IV. p. 219) aus Ceylon, Onlhobium Mac Leayi Montrouzier
(Annal. soc. entom. VIIL p. 266) aus Neu - Caledonien (die Gattung
Onthobium wird im Anhange von Reiche speziell charakterisirt
und mit Tessarodon Westw. verglichen) und Copris Valdiviana Phi-
lippi (Entom. Zeitung 1860. p. 245 ff.) aus Chile.
A p h o d i i d a e. — v. H a r o 1 d (Berl. Ent. Zeitschr. IIL p.l93 ff.)
will auf Äphodius pleropus (Hoffsg. i. lit.), den er ausführlich be-
schreibt, eine neue Galtung Coptochirus gründen (welche indess
durchaus nicht haltbar ist, da, wie schon Erich so n eingesehen hat,
ihre Unterschiede von Äphodius nur spezifisch sind und durch einige
ähnliche Arten der Uebergang vermittelt wird). Ausserdem beschreibt
. er folgende Arten als neu: Colohopterns marginicollis vom Cap,
Äphodius Schaumii aus Abyssinien, globulus aus China, Madagascariensis,
Reichet von Java, nolatus (Erichs, i. lit.) aus Columbien, Fanamensis,
rugosiceps aus Chile , concolor und linealosulcatus (Klug i. lit.) vom
Cap, Tasmaniae (Ilope) aus Australien. — Hierauf folgt eine Reihe syno-
nymischer Bemerkungen über verschiedene Aphodius-Arten ; dann die
Beschreibung einer neuen Gattung und Art Hypoplatys helopho-
roides aus Ober-Aegypten, welche jedoch nach Stal mit Sybax Bohem.
vvenigstens gcnerisch zusammenfällt. (Abbildung auf Taf. 5.)
im Giebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 465
Derselbe (Annal. soc. entom. VIII. p. 614 f.) diagnosticirte
Aphodius flavocinclus aus Mexiko, sinuatus von den Philippinen, bo~
strichoides aus Nord -Indien, longitarsis aus Bolivia, sagittarius aus
Nord-Amerika und Bonvouloirii aus Spanien als n. A.
Fairmaire (ebenda VIII. p. 171 f.) beschrieb Aphodius barha-
TMS, cognatus und nanus als n. A. aus der Berberei.
M o n t r 0 u z i e r (ebenda VIII. p. 267 f.) Aphodius maculicollis
(ist nach Reiche identisch mit A. lividus Oliv.) und palustris (ein
Oxyomus) als n. A. von Neu-Caledonien.
Fairmaire und Germain (Rev. et Magas. de Zool. 1860.
p. 269) Aphodius fulviventris als n. A. aus Chile.
Mulsant und Rey (Annal. soc. d'agricult. de Lyon III und
Opusc. entom. IX. p. 172) Psammodius accentifer und Rhyssemus sul~
cigaster als n. A. aus Südfrankreich, Mulsant und Wachanru
(Annal. soc. d'agricult. III. p. 251 und Opusc. entom. IX. p. 187) Psam-
modius scutellaris als n. A. von Marseille.
Geotrupidae. — IVeue Arten sind: Odontaeus obesus Le Conte
(Proceed. acad. nat. scienc. Philadelphia 1859. p. 282) von St. Fran-
cisco, Geotrupes impressus Gebier (Bullet. deMoscou 1859. II. p. 330)
aus der Songarei, Geotrupes quadrigeminus Fairmaire (Annal. soc. ent.
VII. p. 48) aus Griechenland und Bolboceras excavatus Gautier des
Gottes (Bullet, soc. entom. 1860. p. 112) vom Senegal.
Nach Fairmaire (Annal. soc. entom. VII. p. 48) ist Geotrupes
subarmatus Fairm. identisch mit G. fossor Waltl, Erichs.
Le Conte (Proceed. acad. nat. scienc. Philadelphia 1859. p. 71)
gab eine genaue Beschreibung der Mundtheile von Pleocoma fim-
briata Le C, deren Eigenthümlichkeiten in Verbindung mit der Füh-
lerbildung nach seiner Ansicht die Errichtung einer eigenen Gruppe
neben den Geotrupiden und Copriden nothwendig machen.
Eyries (Memoires d. 1. soc. d. scienc. natur. de Cherbourg VII.
1860. p. 370) machte Mittheilungen über das Vorkommen von Bolbo-
ceras mobilicornis bei Cherbourg. WJMixai:
-m; i. Orphnidae. — Motschulsky (Etud. entom. 1859. p. 132)
beschrieb Ochodaeus pocadioides als n. A. aus Andalusien und gab zu-
gleich eine Notiz über die nahe verwandle Galtung Stomphax Fisch.
-.1 Orphnus detcgens n. A. von Ceylon," von Walker (Annais of
nat. hist. 3. ser. III. p. 54) diagnoslicirt.
Trogida e. — Unter dem Namen Sphaeridium sulcatum be-
schrieb Montrouzier (Annal. soc. entom. VIII. p. 269) eine n. A.
der Gattung Acanlhocerus ; eine zweiten. A. dieser Gattung ist Acan-
thocerus asper Philippi (Entom. Zeitung 1860. p. 247) aus Chile.
Lucanini. — Von Montrouzier (Annal. soc. entom. VIII.
p. 281 f.) wurden Liicanus? Lifuanus (ist gleich Anoplocnemus La-
fertei Reiche), Rhyssonotus cancellatus (zur Gattung Syndesus gehörig,
Archiv f. Naturg. XXVI. Jahrg. 2. Bd. EE
466 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
snjgleich die Larve beschrieben), Figulus laempennis und Lifuanus
(letzterer identisch mit Fig. foveicollis Boisd.) als n, A. von Neu-Ca-
ledonien beschrieben.
Le Conte (Proceed. acad. nat. scienc. Philadelphia 1859. p. 85)
machte Ceruchus strialus als n. A. aus dem Washington Territory
bekannt. .ia-fadioö if»!) ^ ?A'.: ?.nwv^« hau tiMtm^tt^ (t^
Fairmaire (Annal. soc. entom. Vlli p. 275) Lucanus serrati-
cornis als n. A. aus Corsika.
Jacquelin du Val (Genera d. Coleopt. IIL p. 7 fF.) hat in
einem „Essai monographique sur les Lucanes d'Europe" nachgew^ie-
sen, dass Lucanus Cervus Linn. im Süden Frankreichs mit vier- und
fünfgliedriger Keule nebeneinander vorkomme und zieht daher L.
Fabiani Muls. und pentaphyllus Reiche als Var. zu der Linne'schen
Art. Von Arten mit sechsgliedriger Fühlerkeule nimmt er fünf an,
nämlich L. turcicus Sturm und tetraodon Thunb. aus Klein -Asien,
serraticornis Jacq. du Val aus Italien und Corsika, Pontbrianti Muls.
Von Lydn und Barbarossa Fab. aus Südspanien und Nord-Afrika. Von
letzterem giebt er auf pl. 1. fig. 1 eine Abbildung. (Uebrigens zeigt
sich Verf. in Betracht der geringfügigen Unterschiede dieser Arten
der Ansicht nicht abgeneigt, sie sämmtlich nur als Abänderungen einer
einzigen Europäischen Art anzusehen). tnßin'>il'>i»hiJ an« (ÖJ^ .q .11/
G. Kraatz „lieber die Europäischen Hirschkäfer" (Berl. Ent*
Zeitschr. IV. p. 68 und 265 ff. Taf. 7) legt dagegen auf die sechsglied-
rige Fühlerkeule gar keinen Werth und hält sowohl L. Fabiani Muls.
als L. Pontbrianti Muls. und turcicus Sturm für Varietäten des L. cer-
vus. Nach leichten Unterschieden in der Zahnung der männlichen
Mandibeln will er dagegen zwei Arten L. orientalis (Ibericus Motsch.,
tetraodon Jacq. d. Val) und tetraodon Thunb. absondern, während er
L. Barbarossa Fab. ebenfalls als Art festhält and denselben von den
übrigen dadurch unterscheidet, dass bei ihm die Mandibeln an der
Basis stark erweitert sind. (Bei dem Exemplare des hiesigen Museum,
welches Verf. besonders heranzieht und — freilich sehr ungetreu — •
abbildet, ist eine solche Erweiterung der Mandibeln nicht vorhan-
den. Es schien dies nur so, da die Mandibeln weit gespreizt waren,
ohne indess auch in dieser Stellung irgend wie auffallend hervorzu-
treten; bei vorgestreckten Mandibeln ist die Basis derselben gerade
nur so breit wie bei gleich grossen Individuen der übrigen Arten.
Ausserdem ist zu bemerken, dass Muls an t bei seiner Anwesenheit
in Berlin das hiesige Männchen des L. Barbarossa als identisch mit
seinem L. Pontbrianti bezeichnet hat (vgl. damit die obige Synony-
mie), so dass es mit der vom Verf. gegebenen Feststellung der Arten
wohl noch seine Bedenken hat.)
-f.t BuprestidaO. lieber die Nord-Amerikanischen Buprestiden hal
Le Conte eine ebenso wichtige als umfangreiche Arbeit unter dem
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 4
Süelr y,Revision of the Buprestidae of the United States" in den
Transactions of the Americ. philos. soc. XI. (1860) p. 187— 258. pl. 12
geliefert. Kach seiner "Vorrede setzten sich dem Verf. für eine Be-
arbeitung dieser Familie bisher unüberwindliche Hindernisse in den
mangelhaften Vorarbeiten entgegen, die jetzt durch das Lacordaire'sche
.Werk beseitigt sind; die in letzterem gegebene Eintheilung der
Familie auf Grund der Fühlerporen sieht er als eine durchaus natür-
liche an, welche durch vereinzelte Ausnahmefälle in ihrer Gültigkeit
nicht beeinträchtigt wird. Für eine Anordnung der Nord-Amerikani-
schen Gattungen hält er es jedoch für zweckmässig, kleinere Gruppen
aufzustellen, deren er acht annimmt, und unter w-elche sich die Gat-
tungen folgendermassen vertheilen ; 1. Gruppe. Gyascutus n. g.
für Chalcophora planicosta und obliterata Le C. en ichtet, 4 A., Chal-
cophora Sol. 7 A. (2 neu) und Psiloptera Sol. 2 A. — 2. Gruppe:
Dicerca Esch. 24 A. (10 neu), Poecilonota Esch. 5 A. (1 neu), Ancy-
lochira Esch. 23 A. (4 neu) und Ginyra Lap. 2 A. — 3. Gruppe:
Melanophila Esch. 10 A. (2 neu) und Anlhaxia Esch. 14 A. (3 neuj.
— 4. Gruppe: Thrincopyge Le C. mit 2 Arten: Tr. alacris und am-
biens Le C, C hr y s ophajia n. g. mit 1 A., Chr. placida Oregon,
Polycesta Sol. 5 A.,, Ptosima Sol. 1 A. und Acmaeodera Esch. 17 A.
(3 neu). — 5. Gruppe: Chrysobothris Esch. 33 A. (17 neu) und Acte-
nodes Le C. 2 A. (1 neu). — 6. Gruppe: Coraebus Lap. 1 A. und
Agrilus 32 A. (14 neu). — 7. Gruppe : Brachys Sol. 9 A. (3 neu).
— 8. Gruppe: Hapl o s t ethus n. g. mit 1 Art, //. subcyaneus, der
kleinsten in Nord -Amerika einheimischen Form. — Hiernach stellt
sich die Zahl der dfem Verf. aus eigener Anschauung bekannten Nord-
Amerikanischen Arten auf 190 , welche jedoch durch mehrere der
früheren Autoren, die sich nicht deuten Hessen, erhöht wird. Nicht
bloss die neuen, sondern auch die Mehrzahl der schon bekannten
Arten werden in der Monographie des Verf.'s nochmals charakterisirt
und in ihrer Synonymie erörtert; bei artenreichen Gattungen wird
der Beschreibung eine analytische Tabelle zum Bestimmen der Arten
vorangeschickt. Von den drei erwähnten neuen Gattungen unter-
scheidet sich Gyascutus von Psiloptera, mit der sie in dem breit
gerundeten Kinn übereinstimmt, durch die Einfügung der Fühler un-
ter einer schrägen, erhabenen Leiste , von Chalcophora, bei welcher
das Kinn breit ausgerandet ist, sowohl durch dieses als gleichfalls
durch die Einfügung der Fühler. Chrysophana steht Polycesta
zunächst, mit der sie durch das längere erste Tarsenglied überein-
stimmt, sich aber durch stumpfe Mandibeln unterscheidet; im An-
sehen der Gatt. Ancylochira gleichend. H aplost ethus zeichnet
sich durch cylindrischen Körper, in grossen Höhlungen entspringende
Fühler , verschmälertes Epistom, unterwärts gelegene, aber nicht an
das Prosternum anliegende Mundöffnung, vertikale, leicht convexe
468 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
Stirn, breites, dreieckiges Kinn, breites, vorn und hinten abgestutztes
Prosternum und breit gezähnte Fussklauen aus. ^.nrMJ x
Derselbe (^Proceed. acad. nat. scienc. Philadelphia 1859. p. 71f.)
beschrieb Anthaxia strigata, Acmacodera connexa , retifer und gutti-
fer (sie !) als n. A. von Fort Tejon.
Philip pi (Entom. Zeitung 1860. p. 245 f.) Haiecia elegans,
Curis Aurora^ Stigmodera Azarae, Acmaeodera biimpressa und Agri-
lus Valdivianus als n. A. aus Chile.
White (Proceed. zoolog. soc. of London 1859. p. 119 f.) S%-
modera Bahetvellii , parallela und Guilebni, Temognatha imperatrix
aus Neu -Holland, Chrysodema Louisa von den Figi-Inseln. (Abbil-
dungen auf pl. 58u. 59). Die erste und dritte Art sind auch in Annais
of nat. bist. IIL p. 290 diagnosticirt. — Catoxantha carinala als n. A.
von Gilolo in Proceed. entom. soc. 1859. p. 64 diagnosticirt.
Thomson (Bullet, soc. entom. 1859. p. 112) beschrieb Cato-
xantha Lacordairei als n. A. von den Molukken und (Arcan. naturae
p. 118) Sternocera Klugii und Mephisto als n. A. vom weissen Wil.
Montrouzier (Annal. soc. entom. YIIL p. 248 ff.) Buprestis
Varennesi (Chrysodema), erythrocephala, Artensis (Chrysodema), con-
vexa (Chrysodema) , Abrohapta serrata und Diphucrania niacromera
(ein Coraebus) als n. A. von Neu-Caledonien.
M 0 tschu 1 s ky (Etud. entom. 1859. p. 52) Metonius splendens
n. A. von Ceylon, subcyaneus aus dem Holländischen Guyana, foliaceus
von Parä, biimpressus, oblongus Kord-Amerika. — Ferner (Bullet, de
Moscou 1859. II. p. 180 ff.) Polycesta Californica, cribrana , Chryso-
bothris subcylindrica, purpurifrons und Belionota Californica als n. A.
aus Californien, (p. 490) Poecilonota virgala vom Amur und (Bullet,
de l'acad. de St. Petersbourg XVIL 1859. p. 542, Melanges biolog. de
Facad. de St. Petersbourg IH. p.226) Anthaxia quadriimpressa d\s n- A.,
von Jakutsk.
Chevrolat (Rev. et Magas. de Zool. 1860. p. 454) Acmaeo-
dera ramosa als n. A. aus Algier, (ebenda p. 208 ff.) Julodis chrysae-
sthes und chalcostigma ebendaher, (ebenda 1859. p. 381) Acmaeodera
scabiosae und laesicollis ebendaher.
Lucas (Bullet, soc. entom. 1860. p. 27) Julodis Arislidis n. A.
aus Algier, (ebenda 1859. p. 183) Julodis cicatricosa und Jaminii
ebendaher.
Fairmaire (Annal. soc. entom. VIL p. 49) Cylindromorphus
parallelus als n. A. von Hyeres, (Rev. et Magas. de Zool. 1860. p. 269)
Anthaxia Paulsenii n. A. aus Chile , und (Bullet, soc. entom. 1859,
p. 236) Julodis deserticola und leucosticta aus Algier.
Walker (Annais of nat. bist. 3. ser. III. p. 258) diagnosticirle
Agrilus cupreiceps und cupreicollis als n. A. aus Ceylon.
Einzelne neue Arten sind ausserdem : Anthaxia plicata Kiesen-
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 469
Wetter (Berl. Ent. Zeitschr. III. p. 58) aus Serbien , Antkaxia Ariasi
Robert (Bullet, d. 1. soc. d'etud. scientif. de Draguignan Octbr. 1858,
Bullet, soc. ent. 1859. p. 174) aus Frankreich (ist nach Fairmai re
eine neue Art der Gatt. Melanophila) , Acmaeodera Chevrolati Levrat
(Annal. d. 1. soc. Linneenne de Lyon V. p. 262) aus Sicilien, Acmaeo-
dera Revelierii Mulsant und Rey (ebenda VII. p. 167 und Opusc.
entom. IX. p. 170) und Julodis Mniszechii Reiche (Musee scientif. p. 24)
aus Sudan.
Mulsant und Reveliere machten (Annales soc. Linneenne
de Lyon VI. p. 124 und Opusc. entom. XI. p. 86) die Larven von Lampra
mirifica (in Ulmen lebend) , Cratomerus cyanicornis (in imniergrünen
Eichen) und von Latipalpis Pisana (wie die vorige) bekannt.
Die Synonymie mehrerer Arten der Gattung Acmaeodera wurde
von Schaum (Berl. Ent. Zeitschr. IV. p. 93 f.) erörtert.
Eaonemidae. Throscidae. — H. de Bonvouloir, Essai
monograghique sur la famille des Throscides. Paris 1859. 8. 141 pag.
4 planch. color. — Verf. liefert in diesem mit sauberen Abbildungen
ausgestatteten Werkchen eine sehr sorgfältig gearbeitete Beschrei-
bung der beiden Gattungen Throscus und Lissomus, von denen er die
letzte (jedoch nach durchaus unhaltbaren und relativen Merkmalen)
in drei Gattungen Lissomus Dalm. (15 A.), Drapetes Redt. (32 A.) und
Hypochaetes n. g. (1 A.) zerlegt. Während für Drapetes noch
die Furchung des Prosternum einen Anhalt gewährt, ohne dass damit
andere constante Unterschiede Hand in Hand gingen, liegen der Ab-
trennung von Hypochaetes allein rein spezifische Merkmale zu Grunde.
Unter so bewandten Umständen kann auch der Artname bicolor z. B.
nicht zweimal (unter Lissomus und Drapetes) aufrecht erhalten wer-
den, sondern muss einmal dem Kamen cyanipennis Jacq. du Val wei-
chen. Der Drap, praeustus des Verf. ist bereits früher von ßoheman
als L. plagiatus , der Drap, fasciatus Bonv. schon von La p orte als
L. bimaculatus beschrieben, der Liss. cribratus Eschsch. vom Verf.
nicht berücksichtigt worden, der Liss. punctulatus des Verf. nicht mit
der Dalman'schen Art gleiches Namens identisch, da diese von foveo-
latus Dalm. nicht verschieden ist. — Von Throscus beschreibt der
Verf. 14 Arten.
Gleichzeitig hat Ref. die Arten d,er Gattung Lissomus nach
dem Material der Entomol. Sammlung zu Berlin (Linnaea entom. XIV.
p. 129 — 177) dargestellt und seinerseits den Nachweis geliefert, dass
Lissomus und Drapetes, wie schon Lacordaire und v. Kiesen-
wetter dargethan haben, nicht als Gattungen getrennt werden kön-
nen. Er beschreibt im Ganzen 34 Arten, von denen ihm indess drei
von La p orte und Guerin beschriebene nicht in natura bekannt
geworden sind. Die Art, auf welche Bonvouloir die Gattung
Hypochaetes gegründet hat, ist für den Ref. nur ein Lissomus (L.
470 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
pictulus); ausserdem fallen mehrere in beiden Arbeiten zugleich be-
schriebene Arten als identisch zusammen.
In den Annales de la soc. entom. VIII. p. 351 ff. hat B o n v ou-
loir noch nachträgliche Beschreibungen neuer Arten, nämlich von
2 Throscus, 3 Drapetes und 1 Lissomus gegeben, denen er ein syno-
nymisches Verzeichniss der von ihm und dem Ref. gleichzeitig be-
schriebenen Arten folgen lässt; die darin enthaltenen Angaben über
Dalman's L. foveolatus und punctulatus sind vollständig unbegründet.
EläteridaO. Der zweite und dritte Band von E. Candeze's
Monographie des Elaterides (Memoires de la soc. des scienc. de
Liege Tom. 14 u. 15), von denen ersterer 543 Seiten und 7 Tafeln,
letzterer 512 Seiten und 5 Tafeln umfasst, enthalten die Bearbeitung
der ersten Hälfte der eigentlichen Elateren (7. Tribu des Verf.'s), bei
welchen die Stirn mit einer durchgehenden Querleiste oberhalb des
Mundrandes versehen ist und daher als gerandet bezeichnet werden
kann. Der grosse Reichthum an Arten und Gattungen, welche in die-
ser Abtheilung angetroffen wird, hat es den Verf. zur Erleichterung
der Uebersicht wünschenswerth erscheinen lassen, dieselben abermals
unter eine Reihe von Untergruppen (sous-tribus) , 10 an Zahl, zu ver-
theilen. Dieselben sind nach den Haupltypen, auf welche sie begründet
sind, als Dicrepidiites, Eudactylites, Monocrepidiites, Physorhinites,
Elaterites, Pomachiliites, Cryptohypnites,Cardiophorites, Melanotites und
Athoites bezeichnet und zunächst nach der Bildung der Tarsenglieder
festgestellt; in den beiden ersten Gruppen sind nämlich das 2. und
3. Glied unterhalb mit Lamellen versehen oder das 2. bis 4. Glied er-
weitert, während bei den acht übrigen die Tarsen ganz einfach oder
nur ein einzelnes Glied (3. oder 4.) erweitert oder mit Lamellen
versehen ist. In zwieiter Reihe sind sodann die Bildung des Kopfes
und der Überlippe, des Prosternalfortsatzes (abgestutzt oder nicht),
der Hinterhüften (nach innen stark erweitert oder fast gleich breit),
die Form des Schildchens, die Bildung der Fussklauen (gekämmt oder
glatt) u. s. w. für die Abgränzung der Untergruppen verwerthet. Der
Inhalt der einzelnen Gruppen ist folgender; 1) Dicrepidiites. Gat-
tungen: Piezophyllus Hope 2 A., Aemidius Latr. 1 A., Olophoeus
n. g. 1 A. (Afrika), P an t ol amprus n. g. (Ampedus perpulcher
Westw.) 2 A., Psepkus n. g. (Dicrepidius puncticoUis ßoh.) 16A.,
Heterocrepidius Lac. 11 A., Sphenomertcs n. g. 3 A. (Ceylon),
Singh alenus n. g. 2 A. (Ceylon, Ostindien), Elius n. g. 1 A.
(Ostindien), Adiaphorus n. g. 2 A. (Ceylon, Ostindien), Änoplis^
chius n. g. (Dicrepidius laticollis Esch.) 41 A., Lobederus Guer. 1 A.,
Crepidins n. g. (Dicrepidius castaneus Blanch.) 9 A., Spilus n. g.
(Dicrepidius neutialis Dej.) 4 A. , Ischiodontus n. g. (Elater
punclicoliis Fab.) 63 A., Atractosomus Lac. 15 A., Dicrepidius Esch.
4 A. — 2) Eudactylites. Gallungen: Anepsius n. g. 4 A. (Süd-
I. -im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 471
Amerika), Eudactylus Salle 10 A. , Glypheus n. g. 1 A. (Neu-Hol-
land) , Simodactylus n. g. (Aeolus cinnamomeus Boisd.) 2 A.,
Pachyderes Latr. 3 A. — 3) Monocrepidiites. Gattungen: Glypho-
chilus n. g. 2 A. (Neu -Holland) , D oryg onus n. g. 6 A. (Mada-
gascar), Monocrepidius Esch. 95 A. , Aeolus Esch. 100 A., Helerode-
res Latr 40 A. — 4) Thysorhinites. Gattungen: Physorhinus Esch. 10 A.
Porthmidius Germ. 1 A., Anchastus Le C. 18 A. — 5) Elaterites.
Gattungen: Grammophorus Sol. 4 A. , Drasterius Esch. 11., Ela-
strus n. g. 3 A. (Madagascar), Elater Lin. (Ampedus Germ.) 53 A.,
Blauta Le C. 1 A., Megapenlhes Kies. 21 A., Melanoxanthus Esch.
12 A., Ypsilos the tu s 1 A. (Neu - Granada). — 6) Pomachiliites.
Gattungen: P silo niscus n. g. (Conoderus apicalis Chevrol.) 4A.,
Deromecus Sol. 10 A., Medonia n. g. (Bedresia punctatosulcata Sol.)
1 A., Betarmon Kies. 1 A., Smilic e rus n. g. 2 A. (Venezuela),
Pomachilius Esch. 41 A. — 7) Cryptohypnites. Gattungen: Mona-
dicus n. g. 3 A. (Brasilien), Cryptohypnus Esch. 37 A., Oedosthe-
tus Le C. 1 A., Arhaphes n. g. 1 A. (Ceylon). — 8) Cardiophorites.
Gattungen: Coptosthetus Woll. 1 A., Cardiophorus Esch. 146 A., Car-
diotarsus Esch. 10 A., Aptopus Esch. 6 A., Tripl onychus n. g.
(Cardiophorus longicollis Erichs.) 10 A., H orist onotus n. g. (Car«ri
diophorus dimidiatus Esch.) 39 A., Esthesopus Esch. 20 A. — 9) Me-
lanotites. Gattungen: Fsellis n. g. (Cratonychus promiscuus Erichs.)
1 A., Dipl oconus n. g. (Cratonychus porrectus, prominens Erichs.)
10 A., Melanotus Esch. 78 A. — 10) Athoites. Gattungen: Limonius
Esch. 39 A., Pityobius Le C. 1 A. und Athous Esch. 62 A.
Eine neue Gattung Apl as tus Le Conle (Proceed. acad. nat.
scienc. Philadelph. 1859. p. 73) soll das Ansehen eines langgestreckten
Corymbites haben, aber mit Plastocerus und Euthysanius Le C. zu-
nächst verwandt sein, von welchen sie besonders durch die verl.än-*
gerten und ungezähnten Fühler abweicht. — Art: A. speratus von
Fort Tejon. — Neue Arten ebendaher : Plastocerus frater, Sericoso-
mus debilis, Elater cordifer, Cardiophorus fulvipes und (ebenda p. 85 f.):
Corymbites protractus, Dolopius opaculusj Elater tartareus, Adelo-
cera cavicollis und Cardiophorus fenestratus vom Oregon und Pu-
gel-Sund.
Derselbe (Proceed. acad. nat. scienc. Philadelphia 1860. p. 320)
beschrieb Asaphes carbonatus n. A. vom Oregon und (ebenda 1859.
p. 283) Adelocera rorulenta n. A. von Steilacoom.
Von Montrouzier (Annales soc. entom. VIIL p. 253 ff.) wur-
den folgende Arten von Neu-Caledonien bekannt gemacht: Agrypnus
Montravelii und farinosus (beide zu Alans gehörend, von ersterem
auch die Larve beschrieben), Athous ferrugineus (ein 3Ionocrepidius),
Ludius leucopodu (ebenfalls ein Monocrepidius), Elater pictus (ein
472 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
Limonius), potensis (ein Cratonychus), Nycterilampus? Lifuanus und
Athons puberulus (ein Adrastus).
Von F a i r ni a i r e und G e r m a i n (Rev. et Magas. de Zool. 1860.
p. 269) Adelocera vitticollis und Elater insignitus als n. A. aus Chile
beschrieben; ebendaher stammt Adelocera crux Fhilippi n. A. (Enlom.
Zeitung 1860. p. 247).
Von Walker (Annais of nat. bist. III. p. 258) Corymbites bi-
vittata , Ampedus aciitifer und discicollis als n. A. von Ceylon dia-
gnosticirt.
Eine grössere Anzahl Californischer Arten, unter denen mehrere
zu eigenen Gattungen erhoben werden, [beschrieb Motschulsky
(Bullet, d. natur. de Moscou 1859. IL p. 357 ff.) : J/öcrop o «jfo« n. g.
Zweites bis viertes Tarsenglied mit Anhängen, letzteres stark zwei-
lappig, Fussklauen einfach; Fühler sehr lang, ihr 2. bis 4. Glied:
viel kürzer als die folgenden. Frosternum wenig hervortretend,
flach, gerandet , Endglied der Kiefertaster erweitert, Stirn flach. —
Arten : M. Sibiriens und testaceipennis aus Kamtschatka und Califor-,
nien. — Monocrepidius hirsutulus, regularis, piliferns Californien. —
Trier ep idius n. g. Erstes bis drittes Tarsenglied mit Anhängen,
Klauen an der Basis erweitert, Stirn mit aufgeworfenem Rande, Ober-
lippe gewölbt und ausgebuchtet; erstes Fühlerglied dick, dreimal so,
lang als das zweite, Frosternum hervorspringend, kielförmig, Meso-
sternum mit starken Hervorragungen. — Art: Tr. triangulicollis, 6 Lin.
— Pedeles excavatus, Asaphes dilaticoUis, Äthans nigropilisy Limo-
nius clypeatus, tnandibularis, subcostatus, angulatus, infuscatus, ma-
culicollis, Prosternon angustulus, oblongoguttatus, Hadromorphus simi-
lissimus (sie ! !), Pristilophus subcanaliculatus, Corymbites rudis, ru-
ßpes, Ludius serraticornis, Dolopius simplex, sericatus. — Dolo-
pioso mus n. g. Stirn senkrecht, ohne Querleiste, Mandibeln spitz,
stark gezahnt, Endglied der Kiefertaster länglich, abgestutzt; Fühler
länger als der Thorax, zweigliedrig, gesägt, ihr viertes Glied fast so
lang als die drei ersten zusammengenommen. Tarsen ohne Anhänge,
Klauen einfach, Hüftplatten innen breit abgestutzt und concav ge-
schwungen. — Art: D. aterrimus, 5 Lin. — Dolerosomusn.g.f
von der vorigen Gattung durch den Mangel der Stirnleiste, wenig
hervortretenden Clypeus , schwach gezahnte Mandibeln, elfgliedrige,
fadenförmige Fühler u. s. w. unterschieden. — Arten : D. flavipennis^
humeralis und basalis, letzterer aus Fensylvanien. — Elater umbri-
color, Cardiophorus amplicollis, Campylus fulvns. — Im Eingang theilt
Verf. ferner mit, wie er die Elateren seiner Sammlung in Gattungen
vertheilt hat, um dadurch einer natürlichen Classifikation der Familie
Vorschub zu leisten. Die Gattungen , deren Zahl nicht gering ist,
tragen meistens Mo tsch ul sky'sche Namen.
Derselbe (Etud. entom. 1859. p. 54 ff.) beschrieb Melanoxan-
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 473
thtis ßavopictus, tessellatus, flatoscriptiis, vitlicollis, submaculatus,
bivittis n. A. von Ceylon, pictus und xanthographus aus Ostindien,
nigropunctatus ans Südrussland. — Ferner (Bullet, de Moscou 1859.
II. p. 490) Agriotes subvittatus als n. A. vom Amur diagnostirirt, und
(Bullet, de l'acad. de St. Petersbourg XVII. 1859. p. 543 und Melanges
hiolog. de l'acad. de St. Petersbourg p. 227 f.) Scoliocerus basalis und
Sericosomtis affinis als n. A. von Jakutsk beschrieben. Die Gattung
Scoliocerus wird auf Cryptohypnus-Arten wie Cr. hyperboreus Gyll.
und planatus Esch. begründet.
v. Kiesen Wetter (Berl. Ent. Zeitschr. III. p. 18 IT.) beschrieb
Agriotes strigosus, paludum und Cardiophorvs procerulus als n. A.
aus Griechenland, Baudi (ebenda p. 342) Cardiophorus nigricornis
als n. A. von Cypern.
Gebier (Bullet, de Moscou 1860. II. p. 6) Ampedus suturalis
als n. A. aus der Songarei , Fairmaire (Bullet, soc. entom. 1859.
p. 151) Pristilophus Gougeletii als n. A. aus Galizien (nur diagno-
sticirt).
Nach Reiche (Bullet, soc entom. 1860. p. 108) ist Corymbi-
ties quercus Gyll. von Cor. quercus (Oliv.) Lacord. verschieden; er
belegt erstere Art mit dem neuen Namen Corymbites Gyllenhali. ""
Waterhouse, „Notes upon Ihe species of Elateridae in the
Stephensian Cabinet" (Transact. entom. soc. of London V. p. 88 (F.) hat
die Elatereu der Stephens'schen Sammlung einer näheren Prüfung
unterworfen und Mittheilungen über ihre Identität mit den Arten der
coutinentalen Autoren gemacht.
Gebrionidae. Jacquelin duVal (Glanures entom. Cah. 2)
lieferte eine „Synopsis des especes du genre Cebrio," in welcher er
19 Europäische Arten der Gattung beschreibt und in ihrer Synonymie
erörtert.
Guerin (Bullet, soc. entom. 1859. p. 186 ff.) beschrieb Cebrio
Gandoiphei als n. A. aus Algier und gab (Rev. et Magas. de Zool.
1859. p. 546) eine Notiz über die Lebenszähigkeit der Larve von Ce-
brio gigas.
RhipiceridaG. Eine für die Europäische Fauna ausgezeichnete
neue Gattung Ar rhaphus machte Kraatz (Berl. Enf. Zeitschr. III.
p. 54) bekannt. Die elfgliedrigen Fühler" sind beim Männchen ge-
wedelt, beim Weibchen gesägt, mit grossem eiförmigem Endgliede;
Flügeldecken von der Basis aus klaffend, erstes Tarsenglied fast so
lang wie die beiden folgenden zusammen. — Art: A. olivetorunif bei
Athen unter der Borke von Olivenbäumen aufgefunden. Abbildung
auf Taf. 3.
DaSCyllidae. White, „Note on the pupa-case of a Coleopte-
rons Inscct from Northern China' (^Annals of uut. bist. 3. ser. III.
474 Gerstaecker: Bericht über die wissenscliaftliclien.l.eistungen
p. 284 ff., pl. 7) fand in einer Sendung aus Shangai eigenthümliche
ovale, flachgedrückte und in der 3Iitte eingeschnürte Cocons, aus de-
nen sich während des Transports Käfer entwickelt halten, die mit
dera Kopfe aus dem einen Ende hervorragten. Die Art bildet eine
neue Gattung in der Gruppe der Dascyllidae verae, welche der Verf.
Paralichas nennt: Fühler des Männchens am 3. bis 10. Gliede
mit langem Aste, des Weibchens gezähnt, besonders stark vom 5. bis
9. Gliede ; die Maxillartaster werden als fünfgliedrig angegeben. Ha-
bitus von Dascillus. Zwei Arten : P. Guerinii, 4'/i bis ö'/a Lin. und
P. Candezii, 6*/a Lin., beide aus Kord -China. Für letzlere Art, die
generisch abzuweichen scheint, schlägt der Verf. den Gattungsnamen
Epilichas vor.
Le Conte (Proceed. acad. nat. scienc. Philadelph. 1859. p. 86)
stellte eine neue Galtung -4 nor ms auf: Körper linear, Kopf breit mit
grossen Augen, deutlicher Clypeusnaht, kurzem trapezoidalem Clypeus
und breit gerundeter Oberlippe; Fühler vor den Augen, entfernt ein-^,
gelenkt, ihr 2. Glied kürzer als die gleich langen 1. und 3., 4. bis 11.
allmählich länger und schmaler. Mandibeln dick und spitz, Vorder-
hüften konisch, zusammenstossend, mittlere schräg, etwas getrennt,
hintere mit nach innen allmählich breiterer Lamina. An den Tarsen
das 1. Glied lang , 2. und 3. unten mit einem , 4. mit zwei häutigen
Lappen; Hinterleib sechsringlig, der 6. Ring gerundet und zurück-
ziehbar. — Art: A. piceus, Californien. ...
Derselbe (ebenda 1859. p. 283) beschrieb Dascyllus David-
sonii als n. A. von Puntos de los Reyes.
v. Kiesenwetter (Berl. Entom. Zeitschr. IIL p. 22) Helodes
sericeus und flavicollis als n. A. aus Griechenland, Tscliapeck (Ent.
Zeitung 1859. p. 425) Elodes Carolinae als n. A. von Gratz.
MäläCOdOrmä. — L y c i d a e. — Lycus humerifer und pubipen-
nis wurden als n. A. von Ceylon durch Walker (Annais of nal.'
bist. 3. ser. IIL p. 258) diagnosticirt.
Fuss, „Die Siebenbürgischen Eros-Arten" (Verh. d. Siebenbürg.
Vereins zu Hermannstadt XL p. 146 ff.) gab eine analytische Beschrei-'
bung der vier daselbst aufgefundenen Arten: Eros minutus und Aurora
Fab., Cosnardi Chevr. und rubens Redt.
Lampyridae. — Jacquelin du Val in seiner Synopsis
des especes Europeennes du genre Lampyris" ( Glanures entom. I
p. 1 — 22, nebst Nachträgen in Heft II) beschränkt den Gattungsnamen
Lampyris auf Arten wie L. mauritanica, noctiluca, Zenkeri u. s. w.,
denen er L. Lareynii und Reichii (mauritanica Oliv, nee Linn.) als
neue hinzufügt, will dagegen die Gattung Lamprorhiza Motsch. für
L. splendidula Lin. und iMulsanli Kiesw., welche grosse Glasflecken
auf dem Pronotum und hervorragende Mandibeln haben, aufrecht er-
balten, Zu letzterer kommen als neu : L. Boieldieui und Delarouzei.
im Gebiete der Entomologie wShrend der Jahre 1859 u. 60. 475
Mit demselben Gegenstande hat sich Mulsant in seinen „Ob-
servations sur les Lanipyrides" (Annal. d. 1. soc. Linneenne de Lyon
VII. p. 129—149 und Opusc. entoni. XI. p. 113 ff.) beschäftigt. Der-
selbe nimmt folgende Gattungen an: Felnnia n. g. für Lamp. mau-
ritanica Linn., von welcher Art er eine ausführliche Beschreibung
giebt, Lampyris Geoffr. , Lamprorhiza Motsch. und Phosphaenus Lap.
Als neue Art wird Lampyris bicarinata nach Männchen von Corsika
beschrieben. — Eine zweite neue Art ist: Lampyris Raymondi Mul-
sant et Rey von Hyeres (Annal. d. 1. soc. d'agricult. de Lyon III.
p. 221, Opusc. enlom. IX. p. 158).
Eine neue Galtung Astrolampis stellte ferner Motschulsky
(Etud. entom. 1859. p. 58) auf; bei derselben ist das Halsschild ab-
gestutzt, nicht den Kopf bedeckend, die Fühler von Körperlänge, sehr
stark gekämmt, die einzelnen Glieder wie bei Phengodes zusammen-
gerollt, die Flügeldecken lang, den Hinterleib, der keine Leuchtringe
zeigt, ganz bedeckend. — Art: A. pectinata von Ceylon, 2*72 Lin.
Walker (Annais of nat. bist. 3. ser. III. p. 258) diagnosticirte
Lampyris vitrifera und Colopholia promelaena als n. A. von Ceylon.
Telephoridae. — ßaudi (Berl. Ent. Zeitschr. III. p. 295 ff.)
beschrieb als neue Arten : Rhagonycha distinguenda aus den Alpen
Piemont's, nitida und hesperica aus Spanien, Malthinus rnbricollis
(Dej. Cat.) von Lyon, Mallhodes cephalotes (Dej. Cat.) und nigricollis
(Dej. Cat.) aus Dalmatien, alratus (Dej. Cat.) aus den Pyrenäen, Hi~
Spaniens, cruciatus aus Sardinien und discicollis (Dej. Cat.) aus Süd-
frankreich. Es folgt sodann eine Zurückführung der von Dejean
in seinem Cataloge verzeichneten Malthiaus- Arten auf diejenigen der
Kiesenwetter'schen 3Ionographie. »f;!/! ;• ' ;. »liv
V. Kiesen Wetter (ebenda p. 24ff.) beschrieb Telephorns Ion-
gicollis, Aetolicus, ruficeps, xanthopus, Rhagonycha slraminea, Malthi-
nus geniculalus, laevicollis, Malthodes Creticus und Argivus als o. A.
aus Griechenland. Ml .m!'.
Levrat (Etud. entoni. I. p. 33) Telephorus Massurae als n. A.
aus Tunis, 3Iulsant (Annal. soc. Linneenne de Lyon YII. p. 188) Te-
lephorus Illyricus (Dej. Cat.) als n. A. aus der Provence.
Le Conte (Proceed.acad. nat. scienc. Philadelphia 1860. p. 320)
Podabrvs gradatus als n. A. vom Oregon und (Coleopt. of Kansas
and Easteru New -Mexiko p. 13) Chauliognathus basalis 9U§.. öordr
Amerika. I»; ff ««^f vifqJ!
Motschulsky (Etud. entom. 1859. p. 61) stellte eine neue
Gattung Maltypus dnii\ welche zwischen Malthinus und Hapalode-
rus Motsch. in der Mitte stehen soll, mit ersterer in der Kopfform und
Fühler-Insertion übereinstimmt, von beiden aber durch breiteren
Körper, der zugleich glänzender und von härterer Consistenz ist,
ferner durch nur dett halben Körper bedeckende Flügeldecken, der-»
476 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
bere Fühler u. s. w. abweicht. — Arten: M. niger und infuscafus
von Ceylon. — Biurus syhicola und suhlateralis n. A. von Ceylon
(ebenda p. 60).
Derselbe (Bullet, de Moscou 1859. II. p. 400 ff.) beschrieb:
Oripa ruhricollis, Iransmarina^ Cyrtomoptera lalinscula, Malthaeits
latimanus und Podabrus cinereipennis als n. A. aus Californien, Mal~
thaeus parvicollis , quadricollis und atricollis aus den Vereinigten
Staaten. Zugleich giebt Verf. eine analytische Tabelle für die Gat-
tungen der Telephoriden, deren Zahl er um zehn vermehrt.
Gougelet und Brisout de Barneville (Bullet, soc. ent.
1859. p. 238) Khagonycha Galiciana als n. A. aus Spanien.
Fernere neue Arten sind: Suis bidentala Motschulsky (Bullet.
de l'acad. de St. Petersbourg XVII. 1859. p. 568 und Melanges biolog.
de l'acad. de St. Petersbourg III. 1859. p. 229) von Jakutsk, Mallhinus
forticornis und retractus Walker (Annais of nat. bist. 3. ser. III. p. 259)
von Ceylon.
Nach Suffrian (Entom. Zeitung 1860. p. 129) ist Cantharis
humeralis Redt. (= Telephorus desertus Dietr. = Canth. liturata Redt. ?)
schon von Ahrens als Cantharis discoidea beschrieben worden.
n ' .; Drilidae. — Le Conte (Proceed. acad. nat. scienc. Phila-
delphia 1859. p. 86) machte eine neue Gattung P etr otus bekannt,
welche nach ihm die Charaktere der Telephoriden, Lampyriden und
Druiden in sich vereinigt, aber nach der geringen Entwickelung der
Hinterhüften den letzteren am besten einzureihen ist. Fühler etwas
getrennt, in grossen Höhlungen eingefügt, ihr 2. Glied doppelt so
klein als das 1., das 3. bis 10. verlängert und einen langen Ast an
der Innenseite aussendend ; Mandibeln lang und dünn, Thorax kurz,
trapezoidal, mit aufgebogenen Rändern. Flügeldecken linear, an der
Spitze abgerundet, Hinterleib mit sieben Bauchplatten, Fussklauen an
der Basis erweitert. — Art : Pt. obscuripennis von Sacramento.
v. Kiesen wetter (Berl.Ent. Zeitschr. III. p. 158 ff.) beschrieb
Drilus flabellatus (flavescens Fab. var. ?), fulvicornis und longulus
als n. A. aus Griechenland.
Melyridae. — Zwei neue Gattungen errichtete Le Conte
(Proceed. acad. nat. scienc. Philadelph. 1859. p. 74 f.) : 1) Tanaops
n. g. für Malachius longiceps Le C. Fühler auf der Stirn in Gruben
eingelenkt, gesägt, Endglied der Kiefertaster laug und spitz, Ober-
lippe vorn abgerundet, Clypeus kurz, häutig ; Tarsen einfach, an den
Vorderfüssen des Männchens die beiden ersten Glieder etwas breiler,
die vorderen Bauchsegmente in der Mitte häutig. — Neue Art: T.
abdominalis VovtTeion. — 2) Hapalorhinus n. g., für Malach. au-
ritus Le C, zwischen Malachius und Anthocomus stehend ; Fühler auf
der Stirn in ziemlich grossen Gruben eingelenkt, gesägt oder ge-
kämmt, Endglied der Kiefertaster lang und spitz, Oberlippe quer,
im Gebiete der Enlomologie während der Jahre 1859 u. 60. 477
abgestutzt, Clypeiis kurz, häutig; Tarsen des Männchens nicht erwei-
tert, Bauchsegmente ganz hornig oder in der Mitte häutig. — Neue
Art: //. mirandus Fort Tejon. — Fernere Arten ebendaher: Dasytes
quadricollis und sculplilis, und (ebenda p. 283) Charopus moerens von
Puntos de los Reyes.
Ebenfalls mehrere neue Gattungen errichtete Motschulsky
(Bullet, d. natur. de Moscou 1859. II. p. 387 ff.) : J) Listrus n. g.
eine Üasytes-Form mit Afterklauen, einfachen Tarsen bei beiden
Geschlechtern, langgestrecktem glänzenden Körper, allmählich zuge-
spitzten Flügeldecken und kurzen, allmählich verdickten Fühlern mit
ovalem Endgliede. — Arten: L. constricticollis, punctatus und tibia-
lis Californien. — 2) Trichochrons n. g. , für Dasytes laticoUis
Mannerh. und Verwandte errichtet; neue Arten : Tr. Californicus (Dup.),
cylindricus und antennatus Californien. — Dasytes breviusculus n. A.
ebendaher. — Zur 3Ialachier - Gruppe: Collops cyanipennis, Charopus
longicollis, uniformis. — 3) Scalo p t erus n. g., von Ebaeus durch
einfache Spitze der Flügeldecken bei beiden Geschlechtern unter-
schieden; dieselben sind beim Männchen gleich breit, beim Weib-
chen hinten etwas erweitert; zweites Glied der Vorderlarsen haken-
förmig verlängert. — Arten: Sc. rufomarginatus und trimaculatus
Californien , infuscatus und haemorrhoidalis Vereinigte Staaten. —
4) C ephali s t es n. g. , für Malachius longiceps Le Conte errichtet,
mit zwei neuen Arten: C. apicalis und wwico^or Californien. — An-
thocomus pallifrons n. A. Vereinigte Staaten.
V. Kiesen Wetter hat (Berl. Entom. Zeitschr. 111. p. 163 — 185.
Taf. 2) bei der Bearbeitung der Dasytiden Griechenlands die Süd-Eu-
ropäischen Arten dieser Gruppe im Allgemeinen berücksichtigt und
zugleich eine genauere Feststellung der sie enthaltenden Gattungen
vorgenommen. Von Henicopus Sleph. werden als neue Arten be-
schrieben: H. vittalus und caZcrtrafws Barcelona, Farnassii Griechen-
land und longimanus Catalonien. Von Dasytes Payk. : D. nigrita
Griechenland, von Haplocnemus Westw. : H. pristocerus, abietum, per~
tusus aus Griechenland. — Julistus n. g. Fühler zusammenge-
drückt, scharf gesägt, Mandibeln stumpf zweispitzig, Kiefertaster mit
verlängertem , an der Spitze leicht verdicktem zweitem und stark
beilförmigem Endgliede; Tarsen lang und" dünn, das 2. Glied kaum
kürzer als das erste , Klauen mit stärker gezähnter Basis. — Arten :
J. funera und arbustorum Griechenland. — Dolichosoma (Psilolhrix)
anreolum Vaterl. ? und severum Dalmatien. — D as y tiscus n, g.
Fühler perlschnurartig oder leicht gesägt, Oberlippe quer, Kieferta-
ster fadenförmig, mit langgestrecktem , an der Spitze verschmälertem
Endgliede ; Tarsen kurz, das 2. und 3- Glied erweitert, das 4. klein,
das 5. so lang als die anderen zusammengenommen. Klauen einfach,
gekrümmt. — Arten : D. indutus und graminicola Griechenland. —
478 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
Von Amauronia Westw. : A. Hispana Südspanien , picta Athen und
Catalonien, megacephala Athen und Creta. — Von Danacea Lap.
(Cosmiocomus Rosenh.): D. hypoleuca, iners und Cretica Grie-
chenland.
Derselbe (ebenda p. 30 ff.) heschrieh Apalochrus tricolor, Ma-
lachius suturellus, Ebaeus punctipennis, cordicollis, Charopus apicalis
als n. A. aus Griechenland , Malachius longicornis aus Sicilien, aus-
serdem nochmals Malachius labiatus Brülle aus Griechenland. — Ebenda
p. 58 Anthocomus transfuga n. A. aus Italien und rufithorax aus
Sicilien. jtiiii;Miii<i ,nj\i: « ii^jisi'u
Fa i r mai r e (Annal. sot;. entom. VII. p. 50 ff.) Enicopus Pyre-
naeus und truncatus aus Frankreich (I)epart. Var), orientalis von
Constantinopel, suhvittatus und falculifer ans Sicilien ; (ebenda p. 277)
Charopus dispar als n. A. aus Corsika und (ebenda VIII. p. 630) Do-
lichosoma ßlum n. A. ebendaher.
Boieldieu (ebenda VII. p. 486) Enicopus Bonvouloiri n. A.
aus Spanien und acutatus von Rom.
Jacquelin du Val gab in seiner „Monographie du genre
Henicopus" (Glanures entom. cah. II) eine Beschreibung von 22 Eu-
ropäischen Arten dieser Gattung. — Ebaeus Alicianus wird (ebenda I.
p. 40) als n. A. aus den Pyrenäen beschrieben. rt')au\«
Gougelet und Brisout deBarneville (Bullet, soc. ent.
1859. p. 237) beschrieben Cosmiocomus Hispanicus als n. A. aus Ga-
lizien und Poupillieri aus Algier. i v.,Tui\■^U\J^ ««»«oooAi
Mulsant.und Reveliere (Annal, soc. Linneenne de Lyon VII.
p. 162) Dasytes tibialis als n. A. aus Corsika, Mulsant und Rey
(ebenda p. 331) Anthocomus pulchellus als n. A. von Lyon.
ii'i'jii. Mon.trouzier (Annal. soc. entom, VIII. p. 259) Laius rußpes
und Lomechusa? australis (letztere eine Attalus-Art) als n. A. von
Keu-Caledonien.
Gebier (Bullet, de Moscou 1859. II. p. 328 und 1860. IL p. 7)
Malachius reßexicollis und fuhicollis als n. A. aus der Songarei.
Motschulsky (Etud. entom. 1859. p. 64 f.) Carphiirus rubra-
annulatus und haemorrhoidalis als n. A. vott-Ceylon und rubri»entris
aus Ostindien. \\'in/ ; )iini;li-H/
titiit: Synonymische Bemerkungen über Colotes rubripes Jacq. du Val
theilte Kraatz (Berl. Ent. Zeitschr. III. p. 73) mit.
GleridaO. Thomson, in seinen „Materiaux pour servir ä une
monographie nouvelle de la famille des Clerides" (Musee scientif.
p.47ff.) beschrieb folgende neue Arten: Cylidrus Wallacei von Bor-
neo, Pallenis ßavofascialus aus Afrika, Stenocylidrus obsoletus von
Madagascar, Cymalodera Sallei und vagemaculata aus Mexiko, Prio-
cera denlipennis, Spinolae, pallens, cylindrica und lateralis aus Bra-
silien, apicalis aus Guyana, Klugii aus Neu -Granada, minuta vom
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 479
Amazonenstrome, quadrigibbosa aus Guyana, Natalis tilana aus Neu-
Holland, Derestenus similis und orthopleuridus aus Mexiko, Platycle-
rus Lacordairei von Mada^ascar, Omadius prioceroides und bivulne-
ratus von Menado, Epiphloeus setulosns aus Mexiko, Lemidia dorsalis
und albofasciata aus Nord-Indien, cyanea aus China, Tenerus viridi"
pennis aus Nord-Indien, Batchianus von Batchian, Ischnea Mexieana
und Plalynoptera Mexieana aus Mexiko, Pelonium zonatum und volu-
ptuosum aus Brasilien.
Montrouzier (Annal. soc, entom. VIII. p. 260 f.) beschrieb
Cylidrus gagates, Clerus? biguUalus (zur Galtung Tarsostenus gehörig),
Castelnaui (zu Omadius) und Notoxus Caledonicus (gleichfalls ein
Omadius) als n. A. von Neu-Caledonien.
Le Conte (Proceed. acad. nat. scienc. Philadelphia 1859. p. 75)
Cymatodera ovipennis als n. A. von Fort Tejon. Zugleich giebt der
Verf. eine nochmalige genauere Charakteristik der Galtung Rhada-
lus Le Conte.
Boieldieu (Annal. soc. entoni. VII. p. 471) beschrieb Opi7MS
Mimonti als n. A. aus Griechenland. ,* ^ v«^ >• ^
Xylophägä. Mulsant und Rey (Annal. d. 1. soc. Linneenne
de Lyon VII. p. 293 fF.) charakterisirten eine neue Gattung Theca,
neben Dorcatoma stehend und von dieser durch stärker entwickelte
und mehr genäherte Vorderhüften, durch schmales Mesosternum, stär-
ker gefurchtes Prosternum, vollkommen gestreifte Flügeldecken, deut-
liches beilförmiges Endglied der Kiefertaster und durch längere, we-
niger erweiterte Endglieder der Fühler unterschieden; besonders
charakteristisch ist eine Grube auf dem umgeschlagenen Rande der
Flügeldecken zum Einlegen derKniee des letzten Beinpaares. — Zwei
Arten : Tk. byrrhoides und elongata aus Süd-Frankreich.
Eine zweite neue Gattung C alypterus wurde von Mulsant
und Godai-t (Opusc. entom. IX. p. 181 ff.) charakterisirt. Sie gehört
zur Gruppe der Anobien, hat elfgliedrige Fühler, deren 1. Glied am
längsten, gebogen und gegen die Spitze hin verdickt, das 2. kurz,
das 3. winklig erweitert, die folgenden bis zum 10. stark gesägt
sind: Kopf perpendikulär, von oben her nicht sichtbar, in den kapu-
zenförmigen Thorax bis zu den Augen eingesenkt. Schildchen fast
viereckig, Flügeldecken um die Hälfte länger als zusammen breit,
ohne umgebogenen Seitenrand, Hinterleib mit fünf Bauchringen. —
Art: C' sericans von Narbonne. — Ebenda p. 177 und Annales soc.
d'agricult. d, Lyon IIL p. 241) Trypupitys Raymondi ,r\s n. A. von
Hyeres beschrieben. ' '/
Mulsantund Rey (Annal. soc. Linneenne de LyonVII. p. 333 ff.)
beschrieben Dryophilus Raphaelensis und Xyletinus ferrugineus als
n. A. aus Frankreich (Üepart. Var).
Chevrolat (Rev. et Magas. de ZooL 1859. p. 384) Xylelinus
480 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
pellitus und torquatus als n. A. aus Algier , (ebenda 1860. p. 75)
Xyletinus longi'pennis und sulcicollis ebendaher.
Boieldieu (Annal. soc. entom. VII. p. 471) Dorcatoma dichroa
als n. A. aus Sardinien.
Jacquelin du Val (Glanures entom. I. p. 41) Apate xyloper-
thoides als n. A. von Nizza.
Fairmaire (ebenda p. 53) Trypopitys phoenicis als n. A. von
Hyeres, (Bullet, soc. entom. 1859. p. 105) Xyletinus sanguineocinctus
als n. A. von Toulon und (Annal. soc. entom. YIII. p. 631) Pseudochina
bubalus als n. A. von Corsika.
" Le Conte (Proceed. acad. nat. scienc. Philadelphia 1859. p. 76)
Ptinus verticalis und p. 87 Anobium marginicolle, quadrulum und
cornutum als n. A. von Fort Tejon und Californien. — Ebenda p. 284
Anobium gibbicolle und punclulalutn als n. A. von Puntos de los Reyes
und (Coleopt. of Kansas and Eastern Nev»^ -Mexico p. 13) Niptus ven-
triculus und Trypopitys punctatus als n. A. aus Kord-Amerika.
Wollaston (Annais of nat. bist. 3. ser. V. p. 256 u. 358 f.)
Lyctus Leacocianus , Enneadesmus barbatus und Cis puncticollis als
n. A. von Madeira.
Walker (Annais of nat. bist. III. p. 260) Cis contendcns und
Apate submedia als n. A. von Ceylon.
Wa te rh 0 u se , „IVotes on the British species of Cissidae"
(Transact. entom. soc. V. p. 200—209) gab eine Aufzählung und Bct
Schreibung der in England einheimischen Cissiden mit besonderer
Berücksichtigung der in der Stephens'schen Sammlung befindlichen
Arten, deren Synonymie erörtert wird. Von den 13 in England be-
obachteten Arten gehören 10 der Gattung Cis, 2 Ennearthron und 1
Octotemnus an.
Pfeil, „Bemerkungen zur Gattung Hyloecetus Latr." (Entom.
Zeitung 1859. p.74ff.) hat bei Königsberg in abgestorbenen Stöcken
von Tannen, Eichen, Buchen u. s. w. Hyloec. flabellicornis (mas) und
dermestoides (fem.) zusammen in grosser Anzahl, daneben auch ver-
einzelt die als Hyl. morio und proboscideus bekannten männlichen
Formen des Hyl, dermestoides gefunden. Er wirft die Frage auf, ob nach
diesem Funde Hyl. flabellicornis nicht ebenfalls nur als eigenthümliche,
wenngleich durch Fühler- und Tasterbildung sehr auffallend abwei-
chende, männliche Form von Hyl. dermestoides zu betrachten sei. Zu
einer detaillirten Beschreibung der Larven und Puppen, welche Verf.
auf p. 81 f. giebt, hat Hagen sehr schöne Zeichnungen (Taf. I) an-
gefertigt. (Die Weibchen beider Arten sind allerdings bis jetzt nicht
zu unterscheiden, indessen fand Ref. unter einer grossen Anzahl von
Hyl. dermestoides beiderlei Geschlechts, die bei Neustadt-Eberswalde
gesammelt waren, keinen einzigen H. flabellicornis. Sollte letzterer
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 ii. 60. 481
daher nur eine vielleicht lohale Form des Männchens von H. derme-
stoides sein, so müsste man für dieselbe die Darwin'sche Entstehung
by natural selection supponiren. Ref.)
TN'ach Strübing, „Ueber Dinoderes substriatus Payk. und Din.
elongatus Payk." (Berl. Entom. Zeilschr. III. p. 270 f.) gehören diese
beiden Formen als Männchen und Weibchen derselben Art an.
Letzner (ebenda p. 307. Taf. 4) beschrieb die Larve von Xy-
letinus pectinatus Fab., welche sich durch lange wollige Behaarung
des Körpers auszeichnet.
Lucas (Bullet, soc. entom. 1860. p. 31) fand Larven einer
Anobium-Art (An. pertinax Lin.?) in Süssholz eingebohrt. — Gi-
rard (ebenda 1859. p. 120) machte Mittheilungen über das Vorkom-
men von Ptinus brunneus Duft, in Taubennestern. liqoih'!
MelaSOma. Mulsant und Rey setzten ihren „Essai d'une di-
vision des derniers Melasomes, famille des Parvilabres" in den Opus-
cules entomol. IX. p. 65 ff. und X. p. 1 — 155 (auch in den Annal. d. 1.
soc. d'agricult. de Lyon III. 1859. p- 129—201 und Memoires de
l'acad. d. scienc. de Lyon IX. 1859. p. 63— 155 und X. 1860. p. 1— 68
enthalten) mit der 3. und 4. Tribus der Blapstinites und Opatrites
fort, jedoch in der Weise, dass sie nicht mehr, wie bisher, das bis
jetzt bekannte Material monographisch behandeln, sondern nur eine
Charakteristik bis auf die Gruppen und Gattungen herab liefern, unter
letzteren nur die ihnen gerade zugänglichen Arten anführend und
beschreibend. — Die Gruppe der Blapstinites wird nach ausführlicher
Charakteristik in drei Unterabtheilungen aufgelöst, je nachdem das
dritte Fühlerglied mindestens um die Hälfte länger als breit (Platy-
laires und Blapstinaires) oder kaum um ein Sechstheil länger als breit
ist (Conibiaires) ; die beiden ersteren werden nach der Streifung der
Flügeldecken unterschieden , indenj der siebente Zwischenraum bei
ersteren vom achten getrennt , bei letzteren nicht getrennt ist. Die
Platylaires umfassen 6 Gattungen: Platylus n. g. (Platynotus dila-
tatus Fab.) 1 A., Diastolinus n. g. (üpatrinus clathratus Fab.)
8 A., darunter 6 A. neu, Pedonoeces Waterh. 1 A., IXotibius Le C.
1 A., Lachnoderes n. g. (Pedon. pubescens Waterh.) 1 A. und
Sellio n. g. (für Blaps tibidens Schönh.) 2 A. mit einer neuen. —
Die Blapstinaires umfassen 3 Gattungen: €etiophorus n. g., von
Blapstinus durch die an der Basis, zwischen Schildchen und Schul-
terwinkel ausgerandeten Flügeldecken unterschieden: Art: C. viduus
St. Domingo, J5/aps^^nMs Waterh. mit 6 A. (4 neu) und Lodinus n. g.
für Blapst. punctulatus Dej. Sol., dessen Name als bereits vergeben
in L. nigroaeneus umgeändert wird. — Die Conibiaires sind auf die
Gattung Conibius Le C. mit 1 A. beschränkt.
Die 4. Tribus der Opatrites wird in fünf Untergruppen zer-
legt, von denen die Leichenaires sich zunächst durch die ganzrau-
Archiv f. Natiirg. XXVI. Jahrg. 2. Bd. FF
482 Gerstaecker; Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
digen, runden Augen absondern und überdem durch die Wimperung
und die Beschuppung der Flügeldecken charakterisirt sind. Bei allen
übrigen werden die Augen durch die Backen ausgerandet; unter die-
sen haben die Caediaires meist ein eiförmiges oder nur schwach er-
weitertes Endglied der Kiefertaster, die Penlhicaires, Opatraires und
Blacodaires dagegen ein beilförmiges. Bei den Blacodaires sind die
Flügeldecken mit einer vom Schulterwinkel ausgehenden Falte ver-
sehen, die den sich durch die Skulptur der Flügeldecken unterschei-
denden beiden übrigen Untergruppen fehlt. — Die Penthicaires zer-
fallen a) in Heterophylates mit H et er ophylus a. g. für Heliopates
picipes Fald. und latiusculus Motsch., 2 A. und b) in Penthicatcs mit
4 Gattungen: üpatroides Brüll. 3 A. (1 neu), Lobode ra n. g. für
Heliopates rufescens Mannerh. i. lit. 1 A., Penthicus Fald. 7A. und Me-
lanes tkes n. g. für Pedinus laticollis Gebl. und Verwandte, 4. A. —
Die Opatraires zerfallen a) in Opatrates mit Opatrum Fab, 6 A. und
Trichotum Hope 1 A. b) Gonocephalates mit Trichopodus n. g.
(Philax validus Dej.) 1 A., Hadrus Woll. 1 A. (carbonarius Schönh. =
cinerascens Woll.) und Gonocephalum Muls. 2 A. c) Sclerates mit
Sclerum Dej. 4 A. (1 neu), Platysum n. g., von Sclerum durch die
am Ende dreieckig erweiterten Älittel- und Ilinterschienen unterschie-
den, mit PL Paulinae n. A. Galilea. d) Pachypterates mit Pachy-
pterus n. g. 1 A. (P. elongatus Dej.). e) Apatelates mit Priono-
tus n. g. für Opatrum denticolle Blanch. und Ap at elus n. g. für
A. Hopii n. A. Keu-Holland. — Die Blacodaires umfassen die Gat-
tungen Stizopus Er. 2 A. (1 neu), Helibatus n. g. für Eurynotus
morio Dej. 1 A., Blacodes Dej. 6 A. (4 neu), Plana des n. g., von
Blacodes durch nach hinten schief abgeschnittenen Schulterwinkel
der Flügeldecken und nach hinten gerichtete Hinterwinkel des Thorax
unterschieden; 3 neue Arten vom Cap. — Die Caediaires zerfallen in
Microzoumates (! !) mit Microzoum Redt. 1 A., Caediates mit Caedius
(Dej. Cat.) 6 neue Arten und Adavitcs n. g. (Gaed. clavipes Melly
i. lit.) und in Clitobiates mit Clitobius n. g. 1 A. (Caed. sabuli-
cola Chevr. i. lit.) und Ammodonus n. g. für Opatrum fossor Le C.,
1 A. — Die Leichenaires enthalten die beiden Galtungen Leichenum
Redt. 1 A. und C oeloder es n. g. für Opatr. liliputianum Luc, 1 A.
In ihren „Notes relatives ä la Classification des Tenebrioniens
d'Europe" (Opusc. ent. IX. p. 138 If.) gründen dieselben beiden Verf.
eine neue Gattung Anthr acias (Dej. Cat.) für A. bicornis, eine
neue Gattung C oel o met opus auf Blaps (Iphthimus) clypeatus Germ,
und geben sowohl von diesen Arten als von 2 Iphthimus und 1 Upis,
welche bereits bekannt sind, nochmalige Beschreibungen.
Eine neue Gattung Lyphia wird von Mulsant und Rey
(ebenda IX. p. 166) charakterisirt; sie gehört zur Gruppe von Tribo-
lium und unterscheidet sich von den übrigen Gattungen durch ihren
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 483
Prothorax, der etwas länger als breit und an der Basis gerade abge-
schnitten ist. — Art: L. ficicola in Corsika, an Feigenbäumen. —
Ebenda p. 52 v/ird Fhalcria Reveillieri als neue Art aus Corsika be-
schrieben.
Mulsant und Go dart (Annal. d. 1. soc. d'agricult. de Lyon III.
p. 241 ff. und Opusc. ent. IX. p. 179) glauben die durch ersteren von
Calcar abgezweigte Untergattung Centorus jetzt zu einer selbststän-
digen Galtung erheben zu müssen und beschreiben Centorus Lucasii
als n. A. aus Algier.
Von 3Iulsant und Reveliere (x\nnal. d. 1. soc. Linneenne
de Lyon VII. p. 153 ff.) wurde eine neue Gattung Sinorus, zur Ab-
theilung der Gonocephalidae unter den Opatrinen gehörend, bekannt
gemacht, welche zwischen Trichopodus und Hadrus den Uebergang
zu vermitteln scheint; von eisterer unterscheidet sie sich durch das
3. Fühlerglied, welches fast so lang als die beiden folgenden ist und
durch die Form des Kinnes, von letzterer durch die seitlich gewim-
perten Flügeldecken, durch das allmählich von hinten nach vorn er-
weiterte Kinn u. s. w. — Art: Sin. ciliaris von Corsika.
Eine neue Gattung Scotobaenus Le Conte (Proceed. acad. nat.
scienc. Philadelphia 1859. p. 87), welche mit Upis, INyctibates u. s. w.
zunächst verwandt ist, wird folgendermassen festgestellt: Flügeldecken
nicht verwachsen, Körper flügellos, langgestreckt, Kopfschild vorn ab-
gestutzt, Üperlippe breit gerundet, Kinn klein, sechseckig, an der
Spitze frei und fast abgestutzt, Fühler gegen die Spitze hin dicker,
die 4 oder 5 letzten Glieder gerundet; Schenkel etwas gekeult, Schie-
nen dünn, fast doppelt so lang als die Tarsen. — Art: Sc. parallelus
von Sacramento. — INeue Arten von Fort Tejon (ebenda p.76f.):
Pelecyphorus coslipennis, Nosoderma pustulosum, plicatum, Eleodes
scabripennis, Helops cuigustus, Coniontis abdominalis, Eulabis brevi-
cornis, Xystropus opacus, Prionychus cyanescens und Allecula pun~
clulala.
Derselbe (ebenda p. 284) beschrieb Helops opacus als n. A.
von Sacramento und (Coleoptera of Kansas and Eastern New-Mexico
p. 14 f.) Euschides convexa, Blapstinus pratensis, vesiitus, Centronopus
opacus und Xystropus pinguis als n. A. aus Kord-Amerika.
Guerin (Bullet, soc. entom. 1859. - p. 187 f.) errichtete eine
neue Gattung Abiga, von 3Iicipsa dadurch unterschieden, dass das
dritte Fühlerglied nicht länger als das vorhergehende und folgende
ist, und dass die vier letzten eine leichte Keule bilden. — Zwei Ar-
ten : A. humilis aus Algier und Cerisyi aus Aegypten. — Als neue
Arten beschreibt derselbe ausserdem : Leptonychus rußpennis, Pimelia
Valdanii, Cirta velox und Cursor aus Algier, Helops Valdanii aus
Kabylien.
Lucas (ebenda p. 22) gründete auf Pimelia nigropunctata und
484 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
liliputana Luc. eine eigene Gattung Leu colaephus , welche sich
durch beschuppte Körperoberfläclie. dünnere Beine, längere Taster
und aussen gedornte Vorderschienen von Pimelia sens. strict. unter-
scheidet; Leuc. Verrisii wird als n. A. dieser Galtung aus Algier be-
schrieben. — Ebenda p. 113 Morica Favieri und Akis Tingitana Lucas
n. A. ebendaher.
Thomson hat (Arcan. natur. p. 101— 113. pl. X und IX) eine
mit sehr schönen Abbildungen ausgestattete Monographie der Gattung
Spheniscus geliefert, in welcher er sorgsame Beschreibungen von
19 Arten giebt, nachdem er vier bereits beschriebene, welche viel-
leicht zu Poecilesthus gehören, ausgeschlossen. Von den 19 der
Gattung zugetheilten Arten sind erst vier bekannt, die übrigen 15
neu: Sfh. Erichsonii Peru, ccimclus und Castelnaui Parä, adelphus
und formosns (J)ej.) Cayenne , iminaculipes Brasilien, corallifer Co-
lumbicn, maculicollis Cayenne, marmoraliis Brasilien, nigromaculatus
(Dej.) und marginicollis (Dej.) Mexiko , maculosus (Dej.) Columbien,
Augusti und lagrioides (Dej.) Cayenne und elongatus Brasilien. —
Ob die vom Verf. angenommenen Arten sämmtlich begründet sind,
ist bei dem dürftigen Material, welches von dieser Gattung bis jetzt
in den Sammlungen vorhanden zu sein scheint, nicht gut zu entschei-
den; nach dem Vergleiche der Th. 'sehen Arbeit auf die Arten der
hiesigen Sammlung möchte Ref. dies aber fast bezweifeln und glaubt,
dass die meisten Arten in Färbung und Skulptur bedeutenden Schwan-
kungen unterliegen.
Derselbe (Musee scientif. p.20 f.) machte folgende neue Gattun-
gen bekannt: 1) Lycanthropa n. g. aus der Gruppe der Eurycho-
riten, mit Steira Westw. verwandt, aber durch mehr kreisförmigen
Körper, verlängertes drittes Fühlerglied (wie bei Eurychora), spitzes
und nicht abgestutztes Endglied der Lippentaster und breitere Flügel-
decken unterschieden. — Art: L. cirnicoides Schönh. Synon. von)
Cap. — 2) C alop ht ha Imu s n. g. aus der Calcariten-Gruppe, von
Boros durch grössere und mehr genäherte Augen, dünnere Fühler, von
denen das erste und dritte Glied verlängert, das vierte bis zehnte quer
sind, durch kürzeres Kinn, längere Anssenlade der Maxillen, mehr
beilförmiges Endglied der Kiefertaster, cylindrischen Thorax und un-
bewehrtes Prosternum unterschieden. — Zwei Arten : C. Mexicanus
und Brasiliensis. — 3) Evelina n.g., in des Verf.'s „Enumeratio Eva-
niosomilarum" neben Evaniosomus und Älelaphorns aufgestellt, durch
den nicht zwischen die Hinterhüften vordringenden Hinterleib, mehr
fadenförmige Fühler mit spitzem Endgliede, halbkreisriindes Kinn,
herzförmige Ligula und länglich eiförmige, nicht gekielte Flügeldecken
unterschieden. — Art: E. Lacordairei aus Süd-Amerika.
Derselbe (ebenda p. 25 ff.) giebt unter dem Titel: „Familie
des Trictenolomites" eine erneuete Charakteristik der Gattung Tricle-
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 485
notoma, diskutirt ihre Stellung im Systeme und ist geneigt, sie zu
eiuer eigenen Familie, die er in die Nähe der Cerambyciden stellen
will, zu erheben. Auf Triclenotoma aenea Westw. gründet er eine
eigene Gattung Autocrates, die sich durch grosse Epimeren des
Mesothorax, seitlich gezähntes Halsschild und flaches, einfaches Me-
sosternum unterscheiden soll.
White (Proceed. zoolog. soc. of London 1859. p. 121. pl. 59)
machte eine neue Gattung und Art Z opher os is Georgii aus Neu-
Süd-Wales bekannt, welche mit Zopherus und Nosoderma (nicht No-
sodendron, wie der Verf. zweimal irrthümlich schreibt) nahe verwandt
ist und nach der Abbildung zu urtheilen fast ganz das Ansehen der
letzteren hat.
Montrouzier (Annal. soc. entom. VIII. p. 288 fr.) machte fol-
gende neue Galtungen und Arten aus Neu-Caledonien bekannt: Opa-
trnin Caledonicum (Chevrol.), aterriinum, Toxicum Berardi (zur Gat-
tung Calynimus üej. gehörend), Ac an thos t ernus n. g. , zu den
Pediniten gehörend; Fühler kurz und dick, die fünf Endglieder breit
und zusammengedrückt, Vorderschienen erweitert und crenulirt, Pro-
sternum hinten in eine Spitze endigend. — Art: A. Halorageos. —
Neomida striata (eine Hoplocephala-Art), Diaperis Baladica und Le-
ptotnorpha sulcata (beide zur Gattung Neomida gehörend). — Pachy-
cerus n. g. (längst vergebener Name!), von Diaperis durch stärker
erweiterte, viergliedrige Fühlerkeule unterschieden, mit der Art F.
domesticus (welche zur Gattung Alphitobius gehört). Tenebrio pachy-
soma (zu Uloma), Ulotna Lifuana (zu Phthora), Trogosita? armata
(einer mit Tribolium verwandten Gattung angehörend), Neomida? cu-
cullata (ist gleich Ccrandria cornuta), Uloma emargiriala, ferruginea
und sedecimlineata (alle drei zu Ceratupis gehörend), Tenebrio can-
cellatiis (ein Iphthimus), Leptomorpha Mulsanti, aenea und viridipen-
nis (alle drei zur Gattung Strongylium gehörend). Isopus n. g.
(ohne Angabe der näheren Verwandtschaft), Blanchardi, Diaperis
oxygaster, Pkaleria convexa (beide gleichfalls zu Isopus ? gehörend),
Adelium Austro-Caledonicum (pl. 7. fig. 7 abgebildet, wohl kaum zur
Gattung Adelium gehörend), exul und triste, Ditylns palmarum und
puberulus (beide Allecula-Arten).
Gebier (Bullet, de Moscou 1859.MI. p. .335 ff. und 1860. II.
p. 10 ff. u. p. 37) beschrieb als n. A. aus der Songarei : Podhomala
bicarinata, Pseudopimelia variolaris, Microdera deplanata, Dila lae-
vicollis, Prosodes rugulosiis, Epitrichia tomentosa, Zophosis nitida,
Capnisa Schrenkii, Pimelia punctata, Ocnera Sckrenkii, Adesmia Geh-
leri (Manner h. i. lit.), Akis tritncata, Tetityria laevicollis, Analolica
tatarica, Blaps Iransversalis, caudata, Tagona brevis, Heliopathes ru-
fescens, Opatrum obductum und Allecula? m,acrophthalma.
Motschulsky (Bullet, de l'acad. de St. Petersbourg I. 1860.
486 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
p. 307f.) Opatrum tricarinatum, Platyscelis striatus, intermedius, Pro-
sodes nitidulus (im Holzschnitte abgebildet), Anatolica dilatata und
conica als n. A. ebenfalls aus der Songarei.
Derselbe (Etud. ent. 1859. p.l41) Amarantha viridis als n. A.
von Lenkoran und (ebenda p. 99ff. ) Hypophloeus ßavipcnnis, Hetero-
phaga nitidula, punctulata als n. A. von Ceylon, Heteropkaga lateralis
aus Ostindien und Stenochinus reticulatus (verniuthlich von Ceylon).
Walker (Annais of nat. bist. 3. ser. III. p. 259) diagnosticirte
Cistela falsifica und Allecula flavifemur als n. A. von Ceylon.
Reiche (Annal. soc. entoni. YIII. p. 729 f.) beschrieb Fachy-
chila quadricollis und Eryx Bellieri als n. A. aus Sicilien, Eryx
Fairmairei aus Südfrankreich, p. 334 Microteliis Lethierryi aus Algier
und (Musee scientif. p. 25) Adesmia miliaris n. A. aus Sudan.
Fairmaire (Annal. soc. entom. VIII. p. 630 f.) Opatrum Col-
liardi und sculpturatum als n. A. aus Corsika und Lophoma impun-
ctata aus Marocco.
Levrat (Etud. entom. I. p. 41) Pimelia rvgosicollis als n. A.
aus Sicilien und Spanien und Philax Tunisius n. A. von Tunis.
W oll ästen (Annais of nat. bist. VI. p. 49) Hadrus Paivae als
n. A. von Madeira und Gnathocerus maxillosus Fab.? ebendaher.
Von Mulsant und Reveliere (Annal. soc. Linneenne de
Lyon VI. p. 43 f. und Opusc. entom. XL p. 63) wurde die Larve und
Nymphe des Iphthimus Italiens bekannt gemacht; erstere lebt auf
Corsika in abgestorbenen Stämmen der immergrünen Eiche, oft tief
im Inneren des Holzes.
Kraatz (Berl. Ent. Zeitschr. III. p. 309. Taf. 4) beschrieb die
Larve und Puppe von Bolitophagus reticulatus Lin.; erstere mit Ab-
bildung. — Ebenda p. 75 Bemerkungen über die mit Autocera Woll.
identische Gattung Cnemeplatia Costa, welche von Opatrum und Scle-
rum generisch verschieden ist.
Thomson, „Monographie de la faniille des Monommides"
(Annal. soc. entom. VIII. p. 1 — 38. pl. 1 — 3). Verf. beschreibt in die-
ser mit vorzüglichen Abbildungen ausgestatteten kleinen Monographie
35 Arten der ursprünglichen Gattung Monomma Klug (Hyporhagus Dej.),
welche letztere er nach Lacordaire als eigene, von den Melaso-
men abzutrennende Familie ansieht, jedoch in zwei Gattungen auflöst.
Der ersten, welche nur Arten der alten Welt umfasst und besonders
stark auf Madagascar vertreten ist, verbleibt der Gattungsname Mo-
nomma, während der zweiten, welche nur auflVord- und Süd-Ame-
rika beschränkt ist, der Dejean'sche IV'anie Hyporhagus zuertheilt
wird. Als Charaktere für Monomma werden angesehen die quere
Aussenlade der Maxillen, das schmaler abgestutzte Endglied der Lip-
pentaster, das vierlappigc Kinn, der schmale Vorsprung des Proster-
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 487
num u. s. w., für llyporhagus dagegen die schmale, längliche Aus-
senlade der Älaxillen, das breiter abgestutzte Endglied der Lippenta-
ster, das dreilappige Mentum und der breite Vorsprung des Prosternum.
Die Gattung Mononima unjfasst in der iMonographie des Verf. 19 Arten,
wovon 15 31adagascar cigenthümlich sind, die Gattung Hyporhagus
16 Arten.
Derselbe lieferte (3Iusee scientif. p. 1 — 14, nebst Nachtrag
p. 45) eine „Monographie de la faniille des Kilionides," welche mit
vier sehr schönen, colorirten Kupferlafeln ausgestattet ist. Von der
Gattung Nilio Latr. sind dem Verf. im Ganzen 17 Arten bekannt ge-
worden, von denen N. Peruvianus, aeneus, testaceus, Amazonicusj
suturalis, Lebasii (Dej.), Sallei, ruhrocastaneus, Lafertei, collaris,
brurmeus [De].) und pa7itherinus, sämmtlich aus Süd-Amerika stammend,
neu sind. Von bekannten Arien haben ihm zwei von Erichs on
und Germar beschriebene nicht vorgelegen. — Ausserdem werden
zwei mit Nilio verwandte neue Gattungen charakterisirt, von denen
die eine Hades n. g. (Art: //. tencbrosus von Java), die andere C a-
tapotia n. g. (Art: C. laevissima aus Neu-Granada) benannt ist. Bei
beiden stützt sich der Kopf nicht, wie bei Nilio, auf die Vorderhüf-
ten, welche getrennt sind und das Kinn ist nicht verlängert, sondern
herzförmig. Bei Hades ist dasselbe in der Mitte flach, bei Calapotia
aufgetrieben; das Endglied der Lippentaster bei ersterer Gattung cy-
lindiisch, bei letzterer dreieckig.
Lagriäriae. Trachetostetms fasciculiferus Philipp! (Entom. Zei-
tung 1860. p. 248) ist eine n. A. aus Chile.
Melandryadae. Schaum (Beil. Ent. Zeilschr. IIL p. 50) be-
schrieb Dircaea ephippium (Waltl i. lit.) als n. A. aus Baiern, welche
nach 3Iaeklin's Mittheilung indess identisch mit Dircaea livida
Sahlberg ist.
Le Conte (Proceed. acad. nat. scienc. Philadelphia 1859. p. 88.
Phryganophilus collaris als n. A. vom Washington - Territory und
(ebenda p. 284) Hypulus fulminans als n. A. vom Oregon.
Philippi (Entom. Zeitung 1860. p. 248) Serropalpus Valdivia-
nus als n. A. aus Chile.
Montrouzier (Annal. soc. entom. VIII. p. 295) Megapal-
pus sexguttatus als neue Gattung und Art von Neu-Caledonien. Von
der GüUung Megapalpns (vox hybrida!) v^ird nur angegeben, dass sie
von Elateren-Form sei und sehr lange Taster habe.
Mulsant undRey (Annal. soc. d'agricult. de Lyon III. p. 221 f.
und Opusc. entom. IX. p. 161) Dircaea Revelieri als n. A. von Corsika.
— Zugleich wird die Larve dieser Art, welche unter der Rinde von
Pinus maritima lebt, von Mulsant und Reveliere (Annal. soc.
Linneenne de Lyon VI. p. 132 f. und Opusc. entom. XI, p. 94) bekannt
sentacht.
488 G e IS t a e ck c r: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
Assmuss (Wien. Ent. Monatsschr. III. p. 255) fand eine Puppe
des Serropalpus barbatus, nachdem er schon mehrmals den Käfer in
Bienenstöcken angetroffen hatte, in einem Neste von Bombus terre-
stris gegen Ende Septembers; in den letzten Tagen des März ent-
wickelte sich daraus der Käfer. Verf. schliesst aus diesem Vorkommen
auf eine parasitische Lebensweise der Larve, welche in gegenwärtiger
Familie allerdings etwas Auffallendes wäre.
Mordellina,. Le Conte (Coleoptera of Kansas and Eastern
New-Mexico p. 16) gab eine Uebersicht der in den Vereinigten Staa-
ten vorkommenden Gattungen dieser Familie. Es sind folgende:
1) Tomoxia Costa (Mord, bidentata Say). 2) Glipa n. g. mit sehr
stark beilförmig erweitertem Endgliede der Kiefertaster (Mord, hilaris
Say). 3) Sph al er a n. g. , durch die stark in die Quere gezogenen
und samnietartigen letzten Fühlerglieder ausgezeichnet (Mord, melaena
Germ.). 4) Mordella Lin,, zu welcher Gattung Mord, octopunctata
und scutellata Fab., quadripunctata, oculata, Serval, triloba (Anaspis)
Say, lineata und undulata Melsh. und insulata Le C. gehören. 5) Mor-
dellistena Costa, welche die übrigen von Say, M eis heim er und
Le Conte beschriebenen Arten umfasst.
Von neuen Arten beschrieb derselbe (ebenda p. 16) Mordella
insulata, Mordellistena aemula und divisa aus Nord-Amerika, ferner
(Proceed. acad. nat. scienc. Philadelphia 1859. p. 78 u. 88) Anaspis,
nuhila von Fort Tejon und Anaspis nigriceps vom Oregon-Gebiete.
Mulsant und Key machten (Opusc. entom. IX. p. 55 f.) eine
neue Gattung Conalia bekannt: Hinterschienen ohne Zahn auf ihrer
Rückenleiste, ihre Aussenfläche mit einer von dem hinteren (Aussen-)
Winkel entspringenden und bis zur Mitte der Schienenlänge ausge-
dehnten Linie. Fühler fadenförmig , das 2. Glied fast so dick und
wenig kürzer als das 1., fast so lang wie das 3.; das 4. bis 10. Glied
länger als breit, etwas zusammengedrückt. — Art: C. Baudii aus
Ungarn.
Montrouzier (Annal. soc. entom. VIIL p. 305 f.) beschrieb
Mordella sedecimguttata, Artensis, Dodonaeae und minima als n. A.
aus Neu-Caledonien.
• ßrisout deBarneville (Bullet, soc. entom. 1859. p. 233)
Mordella ohtusata und Silarii Mulsanti als n. A. aus Frankreich.
Einzelne neue Arten sind ferner; Silaria trifasciala Chevrolat
(Rev. et Magas. de Zool. 1860. p. 455) aus Algier, Mordella pulchella
Mulsant et Rey (Annal. soc. d'agricult. de Lyon HL p. 221 f. und
Opusc. entom. IX. p. 168) aus Corsika, Anaspis Pyrenaeus Fairmaire
(Annal. soc. entom, VIL p. 54) aus den Pyrenäen und Mordella defectiva
"Walker (Aunals of nat. hist. 3- ser. III. p 260) aus Ceylon.
Ttirk (Wien. Ent, Monatsschr. IV. p. 256) beschrieb die Larve
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 489
und Puppe von Mordella bisiguata Redt., welche er in Baumschwäm-
nien eines Ahorn-Wurzelslockes antraf.
Rhipiphoridae. Stone (Proceed. ent. sog. 1859. p. 86) theillc
Beobachtungen über das Vorkommen des Rhipiphorus paradoxus in
den Nestern von Vespa vulgaris mit. Der Käfer fand sich in Mehr-
zahl vor und entwickelte sich aus Zellen, die in gewöhnlicher Weise
bedeckelt waren ; die Larve wurde bis jetzt nicht beobachtet.
Pfeil (Entom. Zeitung 1860. p. 412) machte Mitlheilungen über
häufiges Vorkommen der Pelecotoma fennica ; dieselbe lebt Anfangs
August's an morschen Weiden und Pappeln und verlässt besonders
des Vormittags die Bohrlöcher vonPlilinus u.dgl., in denen sie sich
aufhält.
Yesicantia. Le Conte (Proceed. acad. nat, scienc. Philadel-
phia 1860. p. 320) begründete auf Horia sanguinipennis Say und Stans-
buryi Hald. eine eigene Giülung Tri ci-ania , welche von Horia durch
dreieckigen Kopf, verkehrt kegelförmige, kaum zusammengedrückte
Fühlerglieder, ungezähnte Mandibeln, verlängertes Endglied der Ta-
ster und etwas haarigen Körper abweicht. — Als neue Art wird
Tricrania Murrayi aus dem Oregon-Gebiete beschrieben.
Gebier (Bullet, de Moscou 1859. II. p. 342 und 1860. II. p. 23)
heseXxneh Mylabris coerulescens, biguttata und M anner heimii als n. A.
aus der Songarei.
Fairmaire ( Annal. soc. entom. VIII. p. 338) diagnosticirte
Cantharis janthina und rubriventris als n. A. aus Oran.
Schaum (Berl. Ent. Zeitschrift III. p. 51) beschrieb Stenoria
analis n. A. aus der Mark Brandenburg und Hapalus spectabilis n. A.
von Creta.
Leon Ferr er (Rev. et Älagas. de Zool. 1859. p. 539) Mtjla-
bris Moquinii als n. A. aus China, in welcher Guerin (ebenda)
jedoch nur eine Varietät von Myl. Sidae vermuthet. Abbildung
auf pl. 21.
Fernere neue Arten sind : Zonitis Bellieri Reiche (Annal. soc.
entom. VIII. p. 731) aus Sicilien, Telephorus Gnerinii Montrouzier
(ebenda VIII. p. 307) aus Keu-Caledonien (isl ebenfalls eine Zonitis-
Art) und Mylabris recognila Walker (Annals of nat. bist. 3. ser. III.
p. 259) aus Ceylon.
Stone (Proceed. entom. soc. 1859. p- 81) fand Sitaris hume-
ralis in der Nähe von Brighthampton. Die Thiere erschienen zuerst
Mitte August's in einigen Exemplaren, von Anfang September's an
jedoch in grosser Menge. Die Larven und die von Fahre beschrie-
benen eigenthümlichen Puppencocons wurden in den Zellen der Bie-
nen, deren Parasit der Käfer ist, aufgefunden ; auch die Copulation
und das Ablegen der Eier wurden von Stone beobachtet. (Die
490 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
Biene, unter welcher der Käfer gefunden wurde, wird nicht näher
bezeichnet.)
Auch Lucas (Bullet, soc. entom. 1860. p. 18) fand eine Sitaris
in Menge in der Umgegend von Paris; es war Sitaris niuralis, welche
in den Nestern von Anthophora parietina und Chalicodoma nmraria
parasitirte.
Nach Girard's Mittheilung (Bullet, soc. entom. 1860. p. 73)
überfiel Epicauta adspersa Klug zu Millionen die zum ersten Male ver-
suchsweise angesäeten Bunkelrüben in der Nähe von Montevideo.
AnthicidäO. Neue Alten sind : Notoxus sparsns Le Gonte (Pro-
ceed. acad. nat. scieno. Philadelp'iia 1859. p. 284) von Puntos de los
Reyes, Lagria dichroa Montrouzier (Annal. soc. entom. YIH. p. 305)
aus Neu-Caledonien (ist ein Anthicus), A7ithicus stricticollis Walker
(Annais of nat. bist. 3. ser. III. p. 260) aus Ceylon und Anthicus Oe-
di'pus Chevrolat (Rev. et Magas. de Zool. 1860. p. 209) aus Algier.
SalpingidäO. Mulsant vereinigt in seiner Histoire naturelle
des Coleopleres de France , Rostriferes. Paris 1859 (auch enthalten
in: Annales d. 1. soc. Linneenne de Lyon VI. p. 49— 106) unter dem
Namen „Rostriferes" die Gattung Mycterus mit den Salpingiden zu
einer und derselben Familie, dabei offenbar auf ein untergeordnetes
Merkmal , die beiden zukommende rüsselförmige Verlängerung des
Kopfes, ein unberechtigtes Gewicht legend. Nach ausführlicher Cha-
rakteristik der Familie und noch ausführlicherer Anführung der von
derselben handelnden Autoren, werden die Mycteriden (mit einer Gattung
und zwei bekannten Arten) von den Salpingiden unterschieden, letztere
wiederum in „Salpingates" und „Rhinosimates" getheilt. Zu ersteren
gehören: Lissodema Curt. mit 3 Arten (L. cursor Gyll., lituratus Costa
und denticollis Gyll. = 4-pustulatus Marsh. = 4-guttatus Encycl.
= 4-maculatus Muls. = 4-dentatus Redt.), Salpingus auct. mit 5 Ar-
ten (S. aler Payk., aeratus Muls. = Sphaeriestus aeneus Steph.?, bi-
maculatus Gyll., castaneus Panz. = achilleae Bonelli = piceae Germ.
= rufescens üej. und virescens Muls. n. A. Frankreich.) und Rabo-
cerus n. g. für Salp. foveolatus Ljungh errichtet, mit 1 Art. — Die
„Rhinosimates" umfassen die einzige Gattung Rhinosimus Latr. mit
den 4 bekannten Arten Rh. aeneus Oliv., planirostris Fab., ruficoUis
Lin. und viridipennis Latr.
Neue Arten sind: Salpingus nitidus Chevrolat (Rev. et Magas.
de Zool. 1859. p. 77) aus Algier und Salpingus alternatus Le Conte
(Proceed. acad. nat. scienc. Philadelphia 1859. p. 285) von Puntos de
los Reyes.
Oedemeridae. Von Walker (Annais of nat. bist. 3. ser. III.
p. 259 f.) wurden zwei neue Galtungen aufgestellt, von denen es zwei-
felhaft ist, ob sie nicht den Melasomen angehören, da sie neben Ci-
stela und Allecula aufgeführt werden. 1) Sora n. g. „Corpus gra-
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 491
eile, Caput subtransversum, Ihorace antico paullo latius. Palpi breves,
articulo 3. securiformi; antennae filiformes, corporis dimidio paullo
lon^iores, articulo 11. lonwissimo. Thorax longi - subconicus, elytra
scitissime punctato-lineata." — Art: S. marginata, SVa lin. 2) Thac-
cona n. g. „Corpus gracile, caput subproductiim, palpi subclavati,
artic. 3. subfusiformis. Antennae filiformes, corporis dimidio non
longiores, artic. 2. minutus, 11. lanceolatus, 10. paullo longior. Oculi
magni, thorax subrotundatus, submarginatus, capile latior, elytra longa,
linearia, pedes tenues. — Art: Th. dimelaena, 3*A lin. Beide Gat-
tungen stammen aus Ceylon.
Montrouzier (Annal. soc. ent. VIII. p. 308) beschrieb Na^
cerdes Moorii (pl. 7. flg. 8 abgebildet), nigri^ennis und Gavbilii als
n. A. von iN'eu-Caledonien.
Motschulsky (Bullet, de Moscou 1859. IL p, 493) diagno-
sticirte Anoncodes croceivenlris und nigritentris als n. A. vom Amur.
Fernere neue Arten sind : Oedemera murinipennis Kiesenw etter
(Beii. Ent. Zeitschr. III. p. 192. Taf. 3) von Creta, Xanthockioa Ray-
mowc/i Mulsont et Godart (Annal. soc. Linneenne de Lyon VII. p. 158 f.)
aus Südfrankreich und Corsika und Dryops ßavicans Fairmaire (Annal.
soc. entom. VIII. p. 632) von Constantinopel.
Anthribidae. Pascoe, „On some new Anthribidae" (Annais
of nat. bist. IV. p. 327 iL, p. 431 ff. und V. p. 35 ff. pl. 1 und 2) hat
(nebst einigen anderen Arten) die von Wallace auf dem Ostindi-
schen Archipel und den Alolukken gemachte sehr reiche Ausbeute von
ausgezeichneten Anthribiden bearbeitet. Die aufgestellten neuen Gal-
tungen sind: 1) Zygaenodes n. g. Augen gestielt, so dass der Kopf
von vorn gesehen ein in die Quere gezogenes Dreieck darstellt ; Füh-
ler von Körperlänge, gleichmässig dünn, fadenförmig, Augen länglich,
Mandibeln kräftig, Prothorax quer, von Fiügeldeckenbreite, die Quer-
leiste von der Basis entfernt ; Flügeldecken kurz, Vorderhüften ge-
nähert, erstes Tarsenglied länger als die folgenden zusammen. —
Art: Z. Wollastoni Borneo, 3 Lin. — 2) Nessia n. g. Kopf flach-
gedrückt, mit breitem Rüssel, Augen länglich, schräg stehend, Fühler
kurz, mit breiter, flachgedrückter, dreigliedriger Keule; Prothorax
vorn verengt, die Carina nahe an der Basis, Flügeldecken kurz, nie-
dergedrückt, erstes und letztes Tarsenglied" fast gleich lang. — Zwei
Arten: N. didyma 6 Lin. und centralis 3V2Lin., beide von Borneo. —
3) Eczesaris n. g. Kopf in die Länge gezogen, Rüssel in der
Mitte verengt, Fühler von halber Körperlänge, fadenförmig mit fla-
cher, dreigliedriger Keule, Endglied der Lippentaster oval, die Ma-
xillartaster zugespitzt; Prothorax vorn verengt, mit basaler Querleiste,
Flügeldecken kurz. Schienen gedrungen. — Art: E. alomaria 4 Lin.
Arn -Inseln. — 4) Dipieza n. g. Kopf oberhalb gewölbt, ganz
kurz , ohne rüsselarlige Verlängerung , Fühler kurz , mit sehr er-
492 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
weitertem und grossem 4. Gliede , die 4 folgenden sehr kurz und
schmal, die drei letzten eine kleine ovale Keule bildend. Prothorax
vorn gerundet, die Querleiste eng den Flügeldecken anschliessend,
diese verlängert, cylindrisch. (Ob gleich Oedecerus Montr. ?) — Art:
D. Waterhousei 4 Lin., Arn -Inseln, — 5) P ene s tica n. g. Kopf
oben gewölbt, unterhalb wenig verlängert, Augen rund, hervorste-
hend, Fühler kurz und derb, die Glieder allmählich kürzer und brei-
ter werdend, das 9. und 10. in die Quere gezogen; Frothorax sehr
gewölbt, die Querleiste basal, Flügeldecken kurz cylindrisch. — Art:
P. inepta 3 Lin., Aru -Inseln. — 6) Cedus n. g. Kopf langgezo-
gen, flach, am Scheitel schmaler als am unteren Theile des Rüssels,
der bei der Einlenkung der Fühler bucklig erweitert ist; Fühler
3- bis 4mal so lang als der Körper, vom 6. Gliede an dünn peit-
schenförmig, Augen oben auf dem Scheitel genähert, Mandibeln kurz,
Prothorax quer, niedergedrückt, seine Querleiste etwas von der Ba-
sis entfernt. — Arten: C. tvberculalus o'/j Lin., Singapore und gut~
latus 4 Lin., Borneo. — 7) Byastns n. g. Kopf ähnlich wie bei
Cedus, aber nach unten noch breiter, Augen auf dem Scheitel quer
gestellt, Fühler kürzer als der Körper, mit auffallend langem und ge-
keultem drittem Gliede und schmaler, dreigliedriger Keule, Mandibeln
kurz; Prothorax quer, mit etwas von der Basis entfernter Carina,
Flügeldecken niedergedrückt. — Art: B. cephalotes 2 Lin., Borneo. —
8) Protaedus n. g. Kopf mit hochgewölbtem Scheitel, Rüssel
kurz und breit, durch tiefen Ausschnitt von den Augen getrennt, diese
kuglig, klein; Prothorax gewölbt, mit basaler Carina, Flügeldecken
an der Basis etwas buckelig. — Art: Pr. moerens 2 Lin. Molukken.
— 9) Hypseus n. g. Kopf von vorn gesehen fast quadratisch, Au-
gen oval, schräg stehend, Fühler kurz, dünn, mit abgestutzter, lose
gegliederter Keule, Prothorax fast quadratisch, mit von der Basis
entfernter Carina, Schildchen klein, rund, Flügeldecken gleich breit,
— Art: H. fascicularis 2 Lin., Borneo. — 10) Ethnec a n. g. Kopf
langgezogen, mit gewölbtem Scheitel und verengtem Rüssel, Augen
oval, fast senkrecht, Fühler nicht viel länger als der Kopf, mit läng-
licher, solider Keule; Prothorax fast konisch, die Carina von der
Basis ziemlich entfernt; Schildchen quadratisch, Flügeldecken kurz,
breiter als der Thorax, Beine gedrungen. — Art: E. Baken ellii 3 Lin.,
Australien. — 11) Genethila n. g. Kopf etwas länger als bei der
vorigen Gattung, Seiten des Rüssels S-förmig geschwungen, Fühler
um die Hälfte länger als der Kopf, mit flacher Keule wie bei Eu-
morphus; Prothorax verlängert , mit basaler Carina, Flügeldecken
breiter, parallel, an der Spitze abgestutzt, die vier vorderen Tarsen
langer als die hinteren. — Art: G. retusa 3 Lin., Moreton - Bay. —
12) Phaeochrotes n. g. Kopf mit gewölbtem Scheitel und schma-
lerem, eingebuchtetem Rüssel , Fühler fast von doppelter Kopflänge,
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 493
mit viergliedriger flacher Keule, Mandibeln schmal, hervorstehend;
Prothorax etwas niedergedrückt mit fast basaler Carina, Flügeldecken
kurz, das Pygidium bedeckend. — Art : Ph. porcellus 1^/^ Lin. Ma-
cassar. — 13) Nerthomma n. g. Kopf von vorn gesehen herzför-
mig, Augen sehr gross, quer, nierenförniig, Fühler von Körperlänge,
fadenförmig, besonders das 3. bis 8. Glied stark verlängert ; Prothorax
fast quadratisch , mit entfernter Carina, Flügeldecken seitlich leicht
gerundet. — Art: N. stictica 2V2 Lin. Borneo. — 14) Exillis n. g.
Kopf kurz, viereckig, mit hochgewölbtem Scheitel, Augen seitlich,
quergestellt, nierenförniig, Fühler sehr lang und dünn, besonders das
3. bis 8. Glied, während die beiden ersten so wie das vorletzte ganz
kurz sind : Prothorax viereckig mit fast basaler Carina , erstes Tar-
senglied länger als die folgenden zusammen. — Art: E. longicoinis
l'/4 Lin. Borneo. — 15) Mycteis n. g. Kopf mit sehr langem
schmalem, unten jedoch wieder erweitertem Rüssel, mit hervorstehen-
den Mandibeln und grossen, ovalen, fast senkrecht stehenden Augen ;
Fühler kaum von Körperlänge, dünn, mit schlanker Keule, Prothorax
quer mit basaler Carina, Flügeldecken an der Basis am breitesten,
erstes Tarsenglied länger als die übrigen zusammen. — Zwei Arten :
M. marginicollis 5 Lin., Manila und frenalus 4 Lin., Boineo. — 16)
Ap olec ta n. g. Kopf länglich quadratisch, Augen rund, seitlich
hervorgequollen, Fühler auf der vorderen Gesichtsfläche entspringend,
äusserst lang und vom dritten Gliede an dünn fadenförmig, das erste
Glied geschwungen und gekeult; Thorax nach vorn verengt, die Ca-
rina in der Mitte einen Winkel gegen die Basis hin machend. —
Art: A. gracillima 3 Lin., Singapore. (Auch Mecocerus? parvulus
ThoDis. gehört der Gattung an.) — 17) Habr i sstts n. g. Kopf mit
stark gewölbtem Scheitel , grossen, runden Augen auf der Gesichts-
fläche und fadenförmigen, langhaarigen Fühlern, an denen nur die
beiden Basalglieder kurz und dick sind ; Prothorax vorn schmal, ge-
gen die Carina hin allmählich erweitert, Schildchen klein, erstes
Tarsenglied den folgenden zusammen gleich. — Art: H. pilicomis
5 Lin., Aru-Inseln. — 18) Apatenia n. g. Kopf mit hochgewölb-
tem Scheitel und länglichem, gleich breitem Rüssel, Mandibeln vor-
stehend, Augen gross, oval, senkrecht, Fühler kurz, ohne merkliche
Keule, das 7. und 8. Glied beträchtlich kürzer als die übrigen; Pro-
thorax ein wenig quer , die Carina fast basal , Flügeldecken etwas
niedergedrückt. — Art: A. vicluata 4 Lin., Borneo. — 19) Mistho-
sima n. g. Kopf kurz, quer abgeschnitten, mit hohem Scheitel,
Augen kuglig, seillich, Fühler dünn, fadenförmig mit eiförmigem 2.
Gliede; Thorax quer, vorn und seitlich gerundet, die Carina basal.
Schildchen klein, gerundet. Vorderbeine am längsten, erstes Tarsen-
glied länger als die übrigen zusammen. — Zwei Arten : M. mera und
marmorea^ beide 2 Lin., Borneo. — 20) Flintheria n. g. Kopf
494 Gerslaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
fast wie bei Mycteis gestaltet, nur etwas kürzer, Augen ganz senk-
recht, Mandibeln klein, Fühler besonders im 3. bis 6. Gliede länger
und mit deutlicherer Keule ; Prothorax so lang wie breit, Schildchen
klein, dreieckig, Flügeldecken kurz, breiter als der Thorax, erstes
Tarsenglied länger als die übrigen zusammen. — Ait: PI. luctuosa
2*/i Lin., Wcu- Guinea. — 21) Esocus n. g. Kopf quer eiförmig
mit grossen, schräg ovalen Augen, Rüssel schmal, stark eingeschnürt,
unten erweitert, Fühler kurz und derb, mit Eumorphus-artiger Keule;
Prothorax nach der Basis zu allmählich erweitert. Schildchen klein,
quer, Flügeldecken breiter als der Thorax. — Art: E. lacrymans
3 Lin. — 22) Hticus n. g. Kopf hinter den runden, am Scheitel
stehenden Augen stark aufgetrieben , Rüssel schmal, unten erweitert,
Fühler kurz und dünn, mit langgestreckter dreigliedriger Keule; Pro-
thorax nach vorn verengt mit fast basaler Carina , Schildchen sehr
klein, Flügeldecken kurz, gewölbt, erstes Tarsenglied viel länger als
die übrigen zusammen. — Art: H. melanostoma 1% Lin., Borneo. —
23) Phanlimia n. g. Rüssel breit, quadratisch, Augen quer oval,
Fühler nur von Kopflänge, mit kleiner, schmaler Keule; Prothorax
etwas quer, mit fast basaler Carina, Flügeldecken kurz, leicht nie-
dergedrückt. — Art: Ph. ephijypiala IV2 Lin., Borneo. — 24) D y s-
nos n. g. Kopf ganz kurz, quer oval, ohne rüsselförmige Verlän-
gerung, Augen gross, schräg, nierenförmig, Fühler schlank mit spitzem,
lang spindelförmigem Endgliede; Prothorax breiter als die Bisis der
Flügeldecken, langer als breit, seitlich gerundet. Schildchen sehr
klein, Beine kurz, die vorderen Schienen und Tarsen am längsten. —
Art: D. auricomus 2 Lin., Aru - Inseln. — Neue Arten bekannter
Gattungen sind ausserdem : Xetiocerns insignis Amboina, Corrhezerus
Jehelii Parä, Lilocerus moestus, ßgiiratus und sellalus Borneo, Aco^
rynus rusticus Borneo , amahilis Aru, Basitropis peregrinus und in-
gratus Port Essington, mucidus Borneo, Eucorynus Stevensii üorey,
setosulus Philippinen, Araecer-us rufipes und areolalus borneo, Xeno-
cerus equestris Aru, deletus, fimbrialns und varinbilis Borneo, Me-
cocerns Wallacei und siimilalor Borneo, Litocerus torosus , pictus
Borneo, litigiosus, perplextis Dorey, divergens, marginellus iVJacassar,
passerinus Borneo, Anthribus Wallacei Aru.
Einige neue Gattungen und Arten von Neu-Caledonien machte
auch M on t ro uz i e r (Annal. soc. entom. VIIL p. 867 ff.) bekannt:
1) Pr OS c 0 p orhinu s n. g. , zwischen Stenoccrus und Platyrhinus
stehend; Kopf flach, vertikal, sehr gross, Augen gross, aber vorn
durch das Gesicht verdeckt, Fühler sehr lang, borstenförmig, zwölf-
gliedrig, mit dreigliedriger Keule, die Glieder vom 3. bis 8. an Länge
zunehmend. — Art: Pr. Amyoli L. 4 Mill. — 2) Ac anthopygus
(Lucas) n. g., nach der Abbildung mit Xenocerus Schönh. (Weibchen)
übereiHStimmend ; Fühler beim Männchen länger, beim Weibchen
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 n. 60. 495
kürzer als Kopf und Thorax zusammen, das 3. Glied am längsten, die
dreigliedrige Keule kurz, lose gegliedert; Schildchen klein, fast
kreisrund, Pygidium jederscits mit einem Dorne. — Arten: A. me-
tallicus (pl. 7. fig. 9, durch metallische Oberfläche sehr ausgezeichnet),
griseus, cinctus, rubricollis und albopunctatns. — Fernere neue Arten
ebendaher: Stenocerus Dufouri (Litocerus), Oedecerus iipunctatus und
Urodon Vieillardi (Araeocerus).
Nene Arten von Boheman (Eugenies Resa p. 113 fl'.) aufge-
stellt, sind : Bruchus luculentus Insel Puna, obtusus Montevideo, Ca-
lifornicus und alomarius Californien, funebris und Brachytarsus fu-
licarkis Rio-Janeiro, Tropideres tessellatus und Caranistes variegatus
Insel Mauritius, Araeocerus subnolatus Keeling-lnsel.
Von Walker (Annais of nat. bist. III. p. 261 f.) wurden dia-
gnosticirt: Bruchus ßguratus, incretus, decretus, Eucorynus colligendus,
colligens, Xylinades indignus, Xenocerus angulifer, revocans, Anthri-
bus apicalis, Araeocerus intangens und bifoveatus als n. A. von Cey-
lon. — Ebenda IV. p. 220 Tropideres fragilis ebendaher.
Von Montrouzier (Annal. soc, entom. VIII. p. 867) Spermo-
phagus termaculatus als n. A. aus Neu-Caledonien.
Von Mulsant und Rey (Annal. soc. Linneenne de Lyon VII.
p. 338) Tropideres curlirostris n. A. ans Frankreich, mit Tr. cinctus
Payk. nahe verwandt und (Opiisc. entomol. IX. p. 1) Tropideres ma-
culosus n. A. von Lyon.
•; Elditt, Die 3Ietamorphose des Caryoborus gonagra Fab. (Gra-
tulationsschrift der physik.- Ökonom. Gesellsch. in Königsberg an H.
Rathke zu seinem fünfundzvvanzigjährigem Jubiläum. Königsberg
18G0. 4. mit 1 Taf.). Verf. giebt eine durch Abbildungen illustrirte ein-
gehende Beschreibung der Larve, Puppe und des Käfers von Caryobo-
rus gonagra, in welcher sämmtliche Körpertheile, besonders auch die
31undtheile einer speciellen Schilderung unterworfen werden, lieber
die Lebensweise des Käfers wird die Miltheilung gemacht, dass der-
selbe sich in den Hülsen der Cassia fistula entwickelt; in jedem
Kerne wohnt nur eine Larve, deren Verwandlung ausserhalb des-
selben in einem festen Cocon staltfindet,
Heeger (Sitzungsberichte der math. -physik. Classe der Akad.
d. Wiss. zu AVien Bd. 34. p. 215) macht« die Naturgeschichte von
Bruchus lentis Bob. bekannt. Das Weibchen legt drei bis vier Tage
nach der Begattung die Eier des Abends in die geöffneten Blüthen
der Linsen. IN'ach acht bis zehn Tagen erscheint die Larve aus dem
Eie, beisst sich sogleich in die junge Hülse ein und benagt diese
sowohl als die Samen; später geht sie in andere Hülsen mit grösse-
ren Samen über,
GurCUlionina. Jekel hat (Fabricia entomol. 3. livr. 1859)
seine Bearbeitung der Arten von Hypsonotus und der damit verwand-
496 Gerstaeclier: Bericht iibei- die wissenschaftlichen Leistungen
ten Gattungen fortgesetzt. Er beschreibt folgende : Hypsonotus aura-
rins und pavidus aus Brasilien, latus von St, Vincent, ocularis von
Buenos Ayres, dorsiger (dorsalis Dej. Cat.), Bohema?ii aus Brasilien,
interruptelineahis von Buenos Ayres, viridisparsus von Rio-Janeiro,
cinctipes Schönh. (wozu als Varietäten H. Reichei Percoud, Dejeanii,
arcuatus, ater Jekel i. lit, gehören), Doitei und amoenus aus Brasi-
lien, Paraguayanvs, obsoletusWaier].? , setarius aus Columbien, «/6t-
cans, nebulosus, niger, melancholicus aus Brasilien, vestitus, ramosus,
laeticollis, acutipennis, punctum, hipunctalus, compressipennis, nifi-
dulus aus Columbien, viridipupillalus aus Brasilien und apocyrtoides
aus Caracoas. — Eine neue Gattung Ewscrtpws wird auf Hypsonotus
rotundicollis Schönh. und squamosus Schönh., eine zweite Stcno-
rhinus auf Hyps. leucostictus Germ, begründet.
Unter einigen von W o 1 1 asto n (Annais of nat. bist. V. p. 448 ff.)
beschriebenen neuen Curculionen von Madeira bilden zwei eigene
Gatlungen; 1) H exarthrum n. g. zur Rhyncolus - Gruppe gehörig
und von Rhyncolus durch sechsgliedrige Fühlergeissel, kurzen, brei-
ten und fast dreieckigen Rüssel so wie durch Kleinheit des nicht aus-
gebreiteten vorletzten Tarsengliedes unterschieden; Fühler sehr kurz
und dick, ihr Schaft auffallend gedrungen, die Glieder der Geissei
dicht aneinander schliessend, die Keule stumpf und nicht wahrnehm-
bar geringelt. — Art: H. compressum IV2 Lin. — Neue Arten der-
selben Gruppe : Rhyncolus calvuSy Pentarthrum Monizianum, Bewickia-
num und Caulotrupis suhnitidus. — 2) Torneuma n. g. , aus der
Cryptorhynchiden - Gruppe , in einiger Verwandtschaft mit Acalles
stehend. Kopf klein, bis zur Basis des Rüssels ganz im Halsschilde
verborgen, Augen fehlend, Rüssel vom Kopfe stark abgeschnürt, an
der Basis gerundet erweitert, in eine scharf begränzte ßrustrinne ein-
schlagbar ; Fühler schlank, vor der Mitte des Rüssels entspringend,
mit 7-gliedriger Geissei und 4-ringliger Keule. — Art: T. coecum
V/i Lin. — Acalles cinereus n. A. (Strophosomus coryli Fab. und
Rhamphus aeneus sind in Madeira gleichfalls aufgefunden worden.)
Derselbe „On certain musical Curculionidae, with descriptions
of two new Plinthi" (ebenda VL p. 14 ff.) beobachtete, dass Acalles
aro^illosus Schönh. von Teneriffa im Leben einen lauten zirpenden Ton
erzeugt und zwar durch schnelle vibrirende Bewegung seines letzten
Abdominalsegmentes. Bei näherer Untersuchung zeigte sich, dass die
Oberseite dieses Segmentes, welches gegen das abgeschnürte Ende
der Flügeldecken gerieben wird, rauh, punklirt und borstig, die ihm
zugekehrte Seite der Flügeldeckenspitze von mattem Ansehn und bei
mikroskopischer Vergrösserung sehr dicht und fein retikulirt ist.
Auch die übrigen Acalles-Arten besitzen denselben Reibeapparat und
bringen, wie der Verf. sich überzeugt hat, einen Ton hervor; ebenso
ein Plinthus von Teneriffa. Letzleren beschreibt der Verf. (p. 18) als
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 497
PL musicusj einen zweiten von derselben Lokalität als PI. veluti-
nus, neue Art.
Ref. in seinen „Beiträgen zur Kennlniss der Curculionen" No. IL
(Entom. Zeitung 1860. p. 876 ff.) machte folgende neue Galfungen und
Arten bekannt: 1) Panolcus n. g. , eine Cryptorrhynchiden-Form,
bei der die Brustiinne zum Einlegen des Rüssels sich über den gan-
zen Hinterleib bis zum After erstreckt und deren fadenförmiger Rüssel
demnach dem Körper an Länge gleichkommt. — Art: P. sculopax
aus Brasilien, 7 Mill. — 2)Strabusn.g., ebenfalls ein Cryptor-
rhynchide, bei dem die Brustrinne sich bis auf das Metasternum er-
streckt, wo sie sich erweitert; Schildchen deutlich, Augen oberhalb,
gross, zusammenstossend. — Zwei Arten : Str. melaleucus und pilula
Madagascar. — 3) P anopt e s n. g. aus der Verwandtschaft von
Zygops, Mecopus u. s. w. und wie diese mit grossen, oben zusammen-
stossenden Augen; Rüssel dünn, stark gekrümmt, zweites Fühlerglied
verlängert, Vorderbrust nicht gefurcht, mit zusammenstossenden Vor-
derhüften, Hinferbrust und Ilinterleibsbasis abgeflacht, hohl. — Art:
P. notatus von Madagascar. — Die Gattung Ithyporus Schh. wird mit
/. pelrosns n. A. von Madagascar und /. magicus n. A. von Neu-Guinea
bereichert und auf die eigenthümliche Bildung der Fühlerkeule bei
den Arten von Madagascar hingewiesen. — Die Acalles-Arten zeigen
auffallende Differenzen in der relativen Länge ihrer Hinterleibsseg-
mente; fast gleich lang sind dieselben bei A. miilillarius und hi-
fascialus n. A. aus Mexiko. — Pycnopus Klugii n.A. von den kleinen
Antillen (F. bufo Schh. ist =i Gonipterus griseus Perty), Bradybatus
fallax n. A. aus Thüringen.
Die zahlreichen von Montrouzier auf Neu-Caledonien ent-
deckten Curculionen - Arten und Gattungen (Annal. soc. entom. VIIL
p. 874 ff.) sind: Apion Piscidiae, Elytr ocallu s (n. g., vom Verf.
mit Hipporhinus verglichen, nach der Abbildung auf pl. 7 jedoch mit
Geonemus Schönh. übereinstimmend) Chevrolatii , Pachyrhynchus Mac
Gilivirayi (Gatt, mit Hadropus Schh. verwandt), Pach.? aspersus (Gatt.
neben Eudius Schh.), Macropoda (n. g. , wird mit Sitones und
Grouops verglichen ; zeichnet sich durch sehr lange Hinterbeine,
deren Schenkel geschwungen, stark geschwollen und gezähnt sind,
aus), setacea und convexa (Länge 3 und ^4 Mill.), Geonemus Lapey-
rousei, Otiorhynchus Artensis (Perperus ?), Sphaerorhinus Mac Leayi^
Geonemus Douei (Elytrurus?), Elytr odon Lahr ami (Elytrogonus), Otio-
rhynchus plalypennis (!! ob Celeuthetes ?) , Strophosomus? hibisci
(Celeuthetes) j Ortkorhinus cruciatus^ cylindricus, centurio, Alophus?
corticalis (Iphipus?), Amerhinus pumilus (nahe Anthonomus), Eri~
rhinus australis (Storeusj, Pissodes? Araliae (nahe Acalyptus), Tylo-
des oculatus (nahe Sternechus) , Prypnus? Artensis (nahe Rhinaria),
Trachodes ? penicillatus (nahe bei Myorhinus und Tanyrhynchus), tri-
Arch. für Naturg. XXVI. Jahrg. 2. Bd. GG
498 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
slis (ebenso), B aridiu s squamosus (nov. gen. bei Magdalinus), Coe-
losternus Patichezi (Cryptorhynchus) , - tmpressMS, pichts, tuberculalus,
Orobitis? gibhosa (Ciyptorhynchus), Erirhinus hirsutus (nov. gen.
bei Conotracheliis), Amerhinus hispidns (ebenso), Peridinetus? Lacor-
dairei (Cyamobolus), Camptorhynchtis ambigmis und Artensis (letzte-
rer = C. dorsalis Chevr.), Arachnobas? albogtillalus, ? Jekelii, Ano-
mocerus (n. g., zu den Cryptorhynchiden gehörig, merkwürdig
durch die bei Männchen und Weibchen verschiedene Form und Ein-
lenkung der Fühler), Coquerelii und Lucasii, Coelosternus squamosus
(Euthyrhinus), Tylodes geopkilus, niger, aspersus, Phnseoli, hirsutus,
pumilius, Lifuanus und minimus (alle zu Acalles gehörend), Crypto-
i'hynchus Huoni (bei Tragopus), Acalles pictus und unicolor (Trago-
pus), Gasterocercus Duvalii und consocialis (eher zu Strongyloplerus),
Gonipterus Artensis (ebenso), Ilkyporus bigibbosus (Lucas), Cleogonus
dichrous, lucluosus, impressus, Deyrollei, zonatus (alle zu Ocladius),
Sphenophoriis Testardi, pumilus und palmarum (letztere beide zu Si-
tophilus), Cossonus holomelas, Phloeophagus nitidulus, rufipennis, de-
pressus, Rhyncolus longicollis und brachyrhinus, Eumyclerus sulcicollis
und Aleides? Irichocerus (üryophthorus),
Boheman (Eugenies Resa p. 117 ff.) charakterisirte folgende
neue Arten und Gattungen: Euops puncticollis Sidney, Rhynchites
humeralis Californien, Belus cyaneipennis und gracilis, Eurhynchus
bellicosus und Pachyrhynchus Australasiae sämmtlich von Sidney,
Thylacites puberulus Peru, Blosyrus Chinensis China, Naupaclus pro-
pinquus Insel Puna , Pantoplanes viridisquamosus Buenos Ayres, Ci/-
phomelopus cylindricollis Valparaiso, Promecops pulchellus Rio -Ja-
neiro, Cratopus murinus Mauritius -Insel, Hypsonotus languidus Insel
Puna, Perperus marginalis Sidney, Myllocerus brevicollis Hongkong.
— Rhynchu chus n. g., nach der Abbildung aus der Verwandtschaft
von Sciaphilus und Strophosomus. Fühlerschaft gegen die Spitze hin
deutlich geheult, erstes Glied der Geissei dicker als die übrigen,
welche allmählich kürzer und breiler werden ; Rüssel kurz, schmaler
als der Kopf, mit linearen , gebogenen Fühlcrrinnen, Thorax quer,
vorn und hinten abgestutzt, Flügeldecken länglich eiförmig, hinten
stark zugespitzt. — Art: Rh. aciiminatus Insel Puna. — Peritelus
sellatus Californien, Celeuthetes deplanalus Insel Puinipet, subfascia-
tus und impurus Insel Guam, Otiorhynchus setulosus Montevideo, Lixus
immundus Sidney. — Acanlhobrachium n. g. , vom Ansehen
eines Erirhinus, aber durch den Thorax, welcher an der Spitze aus-
gerandet und bei den Augen deutlich gelappt ist, und besonders durch
die Schenkel, welche bei beträchtlicher Dicke unterhalb stark ge-
zähnt sind, unterschieden. — Art: Ac. crassipes Rio-Janeiro. — jErt-
rhinus longirostris Sidney, Notiodes nanus Montevideo, Anlhonomus
vestitus Insel Puna, sparsus Montevideo, rubricosus Rio-Janeiro, gra"
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 499
cilipes Insel Taiti, tn^rwiis Call fornien. — Onioides n. g., nach der
Abbildung ans der Verwandtschaft von Anthonomus; Rüssel von Tho-
raxlänge, Fnblergeissel siebengliedrig (in der Abbildung nur sechs-
gliedrig) mit dickerem Basalgliede, wenig länger als der dünne
Schaft; Thorax nach vorn konisch verengt, Flügeldecken oval, mit
hervortretender, scharfwinkliger Schulterecke. — Art: 0. kumeralis
Valparaiso. — Tychivs minulissimits und Ilaplotiyx Schönherri Sidney,
Orckestes puberuhis Californien, Alcicles adspersus Cap, Baridius linea-
ris Rio-Janeiro, adspersus und oblongns Montevideo, versicolor Java,
Californicus S. Francisco, picipennis Buenos Ayres. — 0 ödem a s n. g.,
von Baridius durch kurzen, dicken, fast geraden Rüssel abweichend ;
Form fast ein ununterbrochenes Oval, Fühlergeissel siebengliedrig,
das 2. Glied etwas länger als das 1. und 3., das letzte leicht drei-
eckig erweitert. — Art : 0. aenescens Insel Oahu. — Centrinus ur-
banus Buenos Ayres, Cryptorhynchus longimanns Sidney, bicallosus
Insel Puna , setulosns Insel Guam, gracilis Californien, Coelosternus
apicalis Rio-Janeiro. — Ac a nlhinovi erus n. g. mit Analcis ver-
wandt, aber durch fünfgliedrige Fühlergeissel, deren einzelne Glieder
kurz und deutlich abgesetzt, das dritte und vierte in die Quere ge-
zogen sind, so wie durch eine eigenthümliche Bewehrung der Hin-
terschenkel, welche an der Oberseite gegen die Basis hin einen klei-
nen, spitzen Zahn tragen, unterschieden; Flügeldecken eiförmig, an
der Basis mit tiefem, gerundetem Ausschnitte, Schildchen fehlend.
Thorax kurz eiförmig, hinten stark gerundet. — Art: A. armatus St.
Helena. — Coeliodes albovarius Rio-Janeiro, Conotrachelus vilis^ hi-
strio und bisignatus Buenos Ayres, lepidus Montevideo, infirmus und
tariegattis Rio - Janeiro, Coplurus rußnasus Java, Ceutorhynchus sel-
lalus Buenos Ayres, ISanophyes nigritttlus Malacca, nigriceps Hong-
kong, pusio Cap, Sphcnophoriis insularis Taiti, interstitialis Sidney,
Cossonus insularis Insel St. Joseph, Khyncolus longulus und gracilis
Insel Oahu.
Walker (Annais of nat. bist. III. p. 262— 265) diagnosticirte
als neue Arten von Ceylon : Apoderus scitulus, Rkynchites suffundens,
restiluens, Apion Cingalense, Slrophosomus suturalis, Piazomias aequa-
lis, Astycus ebeninus, immunis, Cleonus inducens, Myllocerus spurca-
tus, retrahens, posticus, Phyllobius mimicus, Lixus nebulifasciatus,
Aleides obliquus, transversus und clausus, Apotomorhinus albo - ater
und signatus, Cryptorhynchus ineffeclus ,? assimilans, notabilis, decla-
ratus und vexatus, Desmidophorus comviunicans, strenuus und inex-
pertus. — Ebenda IV. p. 217 ff. : Desmidophorus discriminans und fa-
sciculicollis, Camptorhinus reversus und indiscrelus^ Sipalus? porosus
und ?tinctus, Rhynchophorus introducens, Sphenophorus glabridiscus,
cribricollis, exquisitus und ? patiops, Cossonus? hebes und quadrima^
culttf Sitophilus disciferus und Mecinus? relictus.
500 Gerstaecker: Bericht über die 'wissenschafllichen Leistungen
Kolenati (Curciilionina Caucasi et Yicinorum , Meletemata
entomologica Fase. VIII im Bullet, d. nalur. de Moscou 1859. I.
p. 323 — 398) setzte seine Aufzählung der Curculionen des Caucasus
von der Gattung Magdalinus bis Bagous fort und charakterisirte ne-
ben einigen neuen Arten auch die Gattung Aocnus Schönh. i. lit.,
zwischen Coryssomerus und ßalaninus stehend, Fühler dick, vor der
Rüsselmitte entspringend, mit sehr langem, fast birnformigem Schaft
und sechsgliedriger Geissei, deren Basalglied sehr lang und breit
und deren Keule fünfringlig ist; Rüssel sehr lang, gebogen, Au-
gen genähert, Thorax fast kegelförmig, seitlich gerundet erweitert,
an der Basis Itaum zweibuchtig, Flügeldecken hinten gemeinsam
abgerundet, das Pygidium bedeckend. — Art: A. Kolenatii Schönh.
i. lit. aus Transcaucasien. — Neue Arten sind ferner : Anthonomus
helopioides Fersien und Ostindien , Tychius melallescens Caucasus,
Phytobius fuscus Persien und Ostindien, Orchestes plinthotrichus Cau-
casus, Coeliodes mysticus Syrien und Persien, Kolenalii Schönh. i. lit.
Caucasus und Persien, Mononychus ireos \av. Kolenatii Schönh. i. lit.
Eine neue Gattung C aulos tr op hus Fairmaire (Annal. soc
enlom. VII. p. 55) wird von Strophosomus, dem sie im Ansehen sehr
gleicht, durch die Form und Länge der Geisseiglieder, von denen
das zweite fast doppelt so lang als das erste ist, die spitzere Keule,
weniger hervorspringende Augen und schräg abgestutzte Schultern
unterschieden. — Art: C. Delarouzei ßVi Mill., Hyeres. — Neue Arten
desselben Autors (ebenda p. 56fF.): Phytonomus nigrovelutinus, Lio-
phloeus cyaneseens, Barynotus illaesirostris, Meira suhirella, Oti-
orhynckus impressiventris und Erirhinus tomentosus aus Südfrankreich
und den Pyrenäen.
Fairmaire diagnosticirte ferner (Annal. soc. ent. VIII. p. 629)
eine neue Gattung -4wiawr orAiwws, mit Rhyncolus verwandt. Rüssel
mit dünnem Schafte, fünfgliedriger Geissei und kurz eiförmiger Keule ;
Thorax vorn, Flügeldecken vorn und hinten verengt. — Art: A. Bon-
nairiij 3 Mill. Corsika.
Derselbe (ebenda. Bullet, p. 31) diagnosticirte Cyclomau-
rus n. g. , mit Strophosomus verwandt, aber durch den Maugel der
Querfurche des Kopfes, den bis zum Thorax reichenden Fühlerschaft,
das längere erste und die vom dritten an kurzen Geisselglieder, die
kurze, ansteigende Fühlergrube, den nicht ausgerandeten Rüssel, die
kräftigen Beine und den kugligen, ungeflügelten Körper unterschie-
den. — Art: C velutinus aus Algier. — Ebendaher: Sciaphilus gi~
ganteus n. A.
Als neue Arten beschrieb Fairmaire ferner: Bhytirhitius lae-
sirostris, Phytonomus maculipennis, Otiorhynchus Corsicus und gut-
tula aus Corsika (Annal. soc. entom. VIL p. 278), Cleonus Pelletii und
Mesites aquitanus aus Frankreich (Bullet, soc. entom. 1859. p. 52),
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 ii. 60 . 501
Caulostrophns Ottomanus, Strophosomus lineolatus, Rhynchites ruber
von Conslantinopel und Meira elongata aus Frankreich (ebenda p. 104),
Cleonus cristulatus aus Algier (Rev. et Magas. de Zool. 1859. p. 59),
Otiorhynchus amplipennis vom Monte Rosa (Bullcl. soc. entom. 1859.
p. 185), Otiorhynchus cupreosparsus von den Seealpen (ebenda p. 150),
Thylacites insidiosus und Eusomus smaragdulus aus Galizien (ebenda
p. 151), Aulefes cislicola von Hycres, Otiorhynchus slriclicollis aus
den Pyrenäen und Rhyncolus angustus von Ilyeres und aus Algier
(ebenda p. 163), Lignyodes suturatus aus Mähren (ebenda p. 237).
3Iulsant und Rey, Description de quelques Curculionites
nouveaux ou peu connus (Opusc. entom. IX. p. 1 — 44) beschrieben
folgende neue Arten aus Südfrankreich und der Schweiz: Apion de-
tritum, parvulum, semicyayieum, scalplum, funiculare, pedale und lon~
gimanum ^ Sitones dispensus , Peritelus suhdepressus , Otiorhynchus
cocsipes, frigidus, aurosus und grisescens, Magdalinus putictulatus,
Erirhinus incanus, Bagous minutus, Ceutorhynchus mixtusj Gymnctron
simus und Rhyncolus filum.
Motschulsky (Etud. entom. 1859. p. 102) beschrieb Trigonops
hiramosus , bispinus , angulatus, bilunulatus und smaragdinus als n. A.
von den Sunda-Inseln, (Bullet, de l'acad. de St. Petersbourg I. 1860.
p. 312) Ptochus desertus und Phytononius steppensis als n. A. aus der
Songarei, (Bullet, de Moscou 1859. II. p. 495 ff.) Tychius albolineatus,
Phyllobius crassipes, Alophus gibbulosus, Chlorophanus brachythorax,
parallelocollis, bidens, foveolatus und Apoderus Dauricus als n. A.
vom Amur (nur kurz diagnosticirt). — Ferner (Bullet, phys.-math. de
l'acad. de St. Petersbourg XVII. 1859. p. 572 und Melanges biolog. de
l'acad. de St. Petersbourg III. 1859. p. 235) Osphryastus? globosus und
Phyllobius carinicollis als n. A. von Jakutsk.
Chevrolat (Rev. et 3Iagas. de Zool. 1859. p. 385 ff.) machte
als neue Arten aus Algier bekannt; Apion lancirostre, Metallites ancho-
ralifer, Coeliodes glaucii, Cionus phyllireae und Gymnetron sanguini-
pes. — Ebenda 1860. p. 77 und 128 ff. : Procas Lethierryi, Calhor-
miocerus muricatus , Peritelus sinuatus , Otiorhynchus intersetosus,
Larinus basalis und subrotundatus^ Rhynchites cuprinus, Auletes sub-
plumbeus , Sciaphilus sulcirostris , Tanymecus brevis, submaculatus,
Cleonus fimbriatus, Phytonotnus carinirostr^s, Otiorhynchus aquilus und
furinus, Dryophthorus brevirostris (letztere Art auch bei Beziers auf-
gefunden). — Ebenda p. 210 Anthonomus Juniperi, p. 448 und 455 ff.
Sitones albovittatus, Phytonomus scapularis, Trachyphloeus nodipen"
nis, Holcorhinus pilosulus, Chaer orhinus (n. g. aus der Gruppe
der Otiorhynchiden, mit Elytrodon Chevrolatii Reiche nahe verwandt),
lanosimanus, C eutorhynchus subfasciatus, Coniatus triangulifer, Gera-
norhinus rufirostris, Sibynes sublineatus^ hartnonicus und Baridius
malachiticus. ' ' ' '
502 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
Derselbe (Description d'especes nouvelles de Curculionites
d'Algerie, ebenda 1859. p. 298 ff.) beschrieb Polydrosus chrysocejjha-
lus, Lissomus substriatus, foveolalus, Miccotrogus motiachus, nigri-
collis, signaticollis, Tychius molilor, argentalus , fuscipes, melarhyti"
chus und Ceutorhynchus niveus als n. A. aus Algier.
Derselbe (Annal. soc. entom. VIII. p. 505) Metallites Sicanus
n. A. aus Sicilien, scutellaris aus Neapel, parallelus und Polydrostis
suturelhis ans Corsika, (Bullet, soc. entoin. 1859. p. 18 ff.) Ceutorhyn-
chus Raphaelensis und biscutellahis als n. A. aus Frankreich und (Rev.
et Magas. de Zool. 1860. p. 509) Bagous septemcostatus und Ceuto-
rhynchus pratensis n. A. aus Algier. — Otiorhynchus lanuginosus Schönh.
ist nach Chevrolat identisch mit Loborhynchus Insubricus Coniülli
(Bullet, soc. entoin. 1859. p. 5).
Coquerel (Annal. soc. entoni. VII. p. 242. pl. 7) gab Beschrei-
eungen und Abbildungen von Uolonychus Camelus n. A. von Mada-
gascar , wie Hol. acanthopus und aeruginosus Schönh. nur mit einer
einzelnen Fussklaue , saxosus n. A. ebendaher, mit zwei Fussklauen,
Lithinus humeralis, niveus, nigrocristatus und planus von Madagascar.
Le Conte (Proceed. acad. nat. scienc. Philadelphia 1859. p.79)
beschrieb Baridius nasulus, Centrinus lineellus, Sphenophorus simplex
als n. A. von Fort Tejon, ebenda p. 285 Cossonus scrohiculatus von
Puntos de los Reyes und (Coleoptera of Kansas and Eastern New-Me-
xiko p. 18) Cleonus lutulentus , pulvereus und angularis als n. A. aus
Nord-Amerika.
Philipp! (Entomol. Zeitung 1860. p. 248 ff.) Eublepharus sub-
rugosus, quadridentatus , Bhyephenes clathratus , Heilipus griseus und
verruculatus als n. A. aus Chile.
Thomson (Arcana natur. p. 129) Heilipus mortuus n. A. aus
Brasilien und fossilis aus Columbien.
Gebier (Bullet, de Moscou 1859. II. p. 344 und 1860. II.
p. 24 ff.) Alophus lineatus, Coniatus Caspicus, Cleonus Samsonowii,
elongatus und Schrenhii , Otiorhynchus nrsus als n. A. aus der
Songarei.
BrisoutdeBarneville (Annal. soc. entom. VIII. p. 335 ff.)
Smicronyx opacus n. A. aus Algier, Ceutorhynchus Gougeletii aus
Galizien, Ceut. Grenieri, fulvitarsis und pallidicornis aus Frankreich.
— Ebenda lässt Verf. synonymische Bemerkungen über mehrere von
Schönherr beschriebene Ccutorhynchus-Arten folgen.
Derselbe (Rev. et Magas. de Zool. 1860. p. 167) beschrieb
Tychius pygmaeus und Sibynes cretaceus als n. A. aus der Umgegend
von Paris und zählte die daselbst vorkommenden Tychius - Arten
(11 an Zahl) auf. — Ebenda p. 537 beschrieb Verf. Ceutorhynchus
alliariae als n. A. von Paris und weist Ceutorh. pallidicornis Bris,
(siehe oben!) als Varielät von C. urticao Schönh., C. pubicoljis Sphpah,t
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 503
als Varietät von C. signatus Schönh., C. uroleucus Schönh. als Varietät
von C. peregrinus Schönh., C atomus Schh. als Varietät von C. seto-
sus Schh. nach. Cent, coerulescens Schh. ist nach ihm identisch mit
C. chalybeus Germ.
Tournier (Bullet, soc. entom. 1860. p. 81) beschrieb Tanyme-
cus Siculus und Auheomjmus Fictetii als n. A. aus Sicilien, (Berl. Ent,
Zeitschr. IV. p. 318) Leiosomus Siierlini als n. A. von Palermo.
Miller (Wien. Entom. Monatsschr. III. p. 358 ff.) Otiorhynchus
granitentris und alpigradus, Pissodes scabricollis (Redt. i. lit.) als
n. A. vom Tatra - Gebirge ; ferner Otiorhynchus corvus Schönh. und
squamosus (Dej. Cat.) n. A. aus Steyermark. Letztere Art ist meist
mit Ot. lepidopterus verwechselt worden, von welchem der Verf.
zugleich eine gegensätzliche Diagnose giebt.
Kraatz (Berl. Ent. Zeitschr. III. p. 56) Chiloneus Jonicus aus
Cephalonien und Mijorhinus Siculus n. A. aus Sicilien. — Ebenda
p. 76 hält er Foucartia Jacq. du Val für generisch verschieden von
Strophosomus, von der die Gattung habituell etwas abweiche, will
dazu Stroph, squamulatus Hbst., Sciaph. hispidus Redt, und ptochioides
Bach rechnen und heschve'iht Foucartia elegans von Creta, depilis aus
dem Harz und bella aus Griechenland als n. A.
St i erlin (ebenda p. 268) gab eine crneuete Diagnose der Gat-
tung Dichotrachelus und beschrieb Phyllobius alpinus und Polydrosus
paradoxus als „zwei neue Phyllobius" aus den Bündtner Alpen.
Reiche (Annal. soc. entom. VIII. p. 732} Anthonomus ornatus
und Acalles Bellieri n. A. von Sicilien.
Einzelne neue Arten sind ausserdem: Otiorhynchus Raymondii
Gautier des Gottes (Bullet, soc. entom 1860. p. 113) aus der Schweiz
und den Basses- Alpes, Coniatus Mimonti Boieldieu (Annal. soc. en-
tom. VII. p. 474) aus Griechenland, Laparocerus Azoricus Drouet (Rev.
et Magas. de Zool. 1859. p.256) von den Azoren, Apion KraatziiWen-
cker (Berl. Ent. Zeitschr. III. p. 273) nur diagnosticirt; dabei einige
synonymische Bemerkungen über Apion.
Hanbury, ,,lNote on two Insect-products from Persia" (Jour-
nal proceed. Linnean soc., Zoology III. p. 178 ff.) erörterte das schon
von Guibourt (vergl. Jahresbericht 1858. p. 43) erwähnte Cocon
eines Larinus, welches zuckeihallig ist und von Larinus maculalus
Falderm. (nach Jekels Bestimmung) herrührt. Eine andere zucker-
haltige Substanz wird an Echiuops Persicus, von einer zweiten La-
rinus-Art, welche Jekel (p. 181) als Larinus mellißcus n. A. be-
schreibt und im Holzschnitt abbildet, erzeugt.
Als Ergänzungen zu dieser Mittheilung dienen Jekel's ,,Re-
marks on the pollinosity of the genera Lixus and Larinus" (Journal
of Entoraology I. p. 12 ff.), welche beide Gattungen er in ROcKsicht
504 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
auf die pollinöse Exsudation der Körperhaut, welche über der feinen
Haarbekleidung ausgeschieden wird, als Coleoptera paipalepida (im
Gegensatze zu den Col. mono-, di - und alepida) bezeichnen will.
Er beschreibt ausserdem anhangsweise Lixas Rojasi n. A. aus Vene-
zuela und zählt diejenigen Larinus-Arten auf, über deren Lebensweise
bis jetzt nähere Angaben vorliegen.
Goureau (Bullet, soc. entoni. 1860. p. 5) machte die Mitthei-
lung, dass das Weibchen von Rhynchites auratus die Früchte von
Prunus spinosa anbohrt, um seine Eier in dieselben abzulegen. Die
Larve nährt sich von dem Kern der Frucht, bewirkt ein vorzeitiges
Abfallen derselben und verpuppt sich in der Erde, wo sie zwei Jahre
lang als Nymphe zurückbleibt. Verf. hält es für unnatürlich, dass in
derselben Gattung (Rhynchites) Blattwickler und Käfer, wie der hier
erwähnte, mit ganz abweichender Lebensweise, vereint sind. (Aehn-
liches findet jedoch auch in der Gattung Apion u. a. statt. Ref.)
ßertolini (Entom. Zeitung 1860. p. 258) machte Mittheilun-
gen über das Vorkommen des Camptorhinus statua; er bemerkte, dass
der Käfer beim Ergriffenwerden ein zirpendes Geräusch durch Rei-
ben des Hinterleibes an den Flügeldecken hervorrief. (Vergl. oben
Wol laston!)
Die Naturgeschichte von drei Curculionen erläuterte Heeger
(Sitzungsberichte d. physik.-math. Glasse der Akad. d. Wissensch. zu
Wien Bd. 34. p. 212—226). 1) Orchestes pratensis. Die Männchen
erscheinen stets 10 Tage früher als die Weibchen ; letzteres bohrt
ein Loch in die Endspitze der unteren Blätter von Centaurea scabiosa
und legt ein Ei hinein. Dieses entwickelt sich nach acht bis zwölf
Tagen zur Larve, welche eine gallenartige Anschwellung an der
Blattspitze hervorruft, sich 20 bis 24 Tage lang nährt und sich nur
zur Verpuppung häutet. — 2) Gymnetron teter. Die Käfer überwin-
tern unter Laub, Baumrinde u. s. w. , nähren sich von den Blättern
der Scrophularia aquatica und begatten sich auf dieser ; das Weibchen
legt sodann seine Eier einzeln in die Blüthentriebwinkel von Scro-
phularia oder auch von Verbascum nigrum. Die sich nach 10 bis
14 Tagen entwickelnden Larven häuten sich dreimal, fressen in der
Jugend hauptsächlich die Blüthen, nach der dritten Häutung 14 bis
20 Tage lang nur die Blätter der Pflanze, auf der sie auch zur Ver-
puppung ein eirundes Gehäuse spinnen. — 3) Rhyncolus truncorum.
Larven und Käfer leben im faulen Tannenholze; der Käfer begattet
sich im Mai oder Juni während der Nacht. Nach sechs bis zehn Ta-
gen legt das Weibchen seine Eier an noch unbenagtes Holz; die
nach 12 bis 20 Tagen sich entwickelnden Larven nähren sich 30 bis
36 Tage lang von dem weichen Holze zwischen den härteren Jahres-
ringen und verfertigen ein weissseidiges Cocon in Form eines Cylin-
ders »ur Verpuppung.
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 n. GO. 505
Nach Jacquelin du Val (Glanures entoni. I. p, 50) ist Ho-
mapleriis Fairm. mit der Gatt. Metallites und Caulostrophus Fairni. mit
Brachyderes zu vereinigen.
Nach Lucas (Bullet, soc. entom. 1860. p. 66) ist Ceutorhyn-
chus Raphaelensis Chevr. ein Verwüstcr' von Glaucium flavum und
häufig in den Gärten von Paris. — Derselbe gicbt (Bullet, soc. entom.
1859. p. 99) an, dass sein Rhylirhinus huniilis nur eine Varietät von
Rhyt. annulipes Luc. sei.
Brenthidae. Walker (Annais of nat. bist. 3. ser. IIL p. 262)
gab Diagnosen von Arrheiiodes approximans, facilis, Cerobates aci-
culatus, Ceocephahis cavus, Nemocephalus planicoUis und spitiirostris
als n. A. von Ceylon.
Brenthus Douei Montrouzier (Annal. soc. entom. VIIL p. 874)
n. A. von Neu-Caledonien, Arrhenodes ßetc/iet Fairmaire (Bullet, soc.
entom. 1859. p. 164) n. A. von Jerusalem.
Bostrichidae. W o 1 1 a s t o n „On the Aphanarthra of the Canary-
Islands" (Annais of nat. bist. 3. ser. V. p. 163 11.) hat von der in den
Stengeln von Euphorbien lebenden Gattung Aphanarthrum WoU.,
welche bis jetzt nur eine einzelne Madeirensische Art enthielt, bei
weiteren Nachforschungen auf iMadeira und den Canarischen Inseln
neun fernere Arten aufgefunden, von denen zwei beiden Inselgrup-
pen gemein, sieben den Canarischen Inseln eigenlhümlich sind. Die-
selben werden vom Verf. ausführlich beschrieben : A. luridum Tene-
rilTa, Jubae Lanzarote, Canariense Canaria, Teneriffa u. s. w., bicinctum
Lanzarote und Fuerta-Ventura, bicolor Teneriffa, affine Lanzarote und
Canaria, piscatorium, glabrum und pusillum Canarische Inseln.
Ebenda, p. 361 ff. beschreibt derselbe ausser zweien der so eben
genannten Aphanarthrum-Arten Leiparthrnm inarmalum und Crypha-
lus aspericollis als n. A. von Madeira.
"Walker (ebenda III. p. 260 f.) diagnosticirte Bostrichus muti-
latus, vertens, moderatus, festacetis, exiguus, Piatypus minax, soli-
dtis, latifinis, Hylurgiis determinans, concinnuhis, Hylesinus currifer,
despechts und Hyl.? irresolutns als n. A. von Ceylon.
Einzelne neue Arten sind ferner: Hylesinus nebulosus Le Conto
(Proceed. acad. nat. scienc. Philadelphia 1859. p. 285) aus Californien,
Tomicus decolor Boieldieu (Annal. soc. entom. VII. p. 473) aus Frank-
reich, Hylesinus vestitus Mulsant et Rey (Annal. soc. Linneenne de
Lyon VII. p. 340) von Hyeres und Dendroctonus juniperi (Chevr. i. lit.)
Doebner (Berl. Ent. Zeitschr. IV. p. 260 f.) aus Würtemberg. Zu-
gleich bespricht Doebner einige andere Europäische Bo^trichiden
in Bezug auf die Gattungen, denen sie zuzuertheilen sind und be-
schreibt nochmals Crypturgus fagi Noerdl. Die Fühler einiger Arten
sind auf Taf. 6 abgebildet.
506 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
Tieffenbach (Berl. Ent. Zeitschr. IV. p. 321. Taf. 6. Fig. 10)
gab eine Beschreibung und Abbildung des bisher unbekannten Männ-
chens von Bostiichus cryptographus.
Wallace, „Kote on the habits of Scolytidae and Bostrichidae"
(Transact. entom. soc. V. p. 218 ff.) beantwortet die Frage, ob die
Bestrichen gesunde oder nur erkrankte Bäume angreifen, nach seinen
fünfjährigen Beobachtungen auf dem Südasialischen Archipel dahin,
dass dieselben, wenigstens in den von ihm durchforschten Gegenden,
nur todle oder bereits im Abslerben begriffene Bäume angehen. An
den meisten Orten, wo Verf. sammelte, kamen 20 Arten, bei Dorey
auf Neu- Guinea sogar 35 Arten neben einander vor; aber nirgends
konnte er auch nur eine dieser Arten beim Angriffe auf gesunde
Bäume ertappen. Dagegen fanden sie sich überall, wo ein Baum
umbrach oder gefällt wurde, und zwar schon nacii vier bis fünf Ta-
gen in Menge ein; ebenso an frisch gefälltem Kutzholze , z. B. auf
Macassar an seiner neu erbauten VA ohnhütte, an welcher sie zu Tau-
senden anflogen. Verf. glaubt daher, dass, wenn Bestrichen einen
Baum angreifen, er sicherlich schon erkrankt sei, ohne dass dies
jedoch jedesmal äusserlich zu erkennen sei ; die Käfer hätten ver-
muthlich eine besonders feine Witterung, solche Bäume herauszufinden.
Nach Lach mann (Verband!, d. naturhist. Ver. d. Preuss. Rheiu-
lande XVI, Sitzungsberichte p. 93) trat Scolytos destructor Oliv, in
Bonn als Verwüster der Ulmen auf.
LongiCOrnia. J. Thomson, Essai d'une Classification de la
famille des Cerambycides et materiaux pour servir ä une monogra-
phie de cette famille. Paris 1860. (gr. 8. 404 pag. 3 lab.) — Wach
Abfassung einer Diagnose für die Familie der Bockkäfer und dem
Nachweise ihrer verwandtsciiaftlichen Beziehungen zu einigen anderen
Gruppen verschiedener Familien (bei deren Auswahl sich der Verf.
zum Theil offenbar durch Analogieen im Habitus hat leiten lassen,
wie z. B. bei Anthribus und Lucanus) giebt Th. einen kurzen üe-
berblick über die von den früheren Autoren aufgestellten Systeme,
von denen er sich dem Le Conte'schen der Haupteintheilung nach
unbedingt anschliesst; nach diesem nimmt er drei Tribus: Lamiitae,
Cerambycitae und Prionitae an, die mittlere derselben in drei Sub-
Iribus: Lepturitae, Cerambycitae verae und Spondylitae zerfällend.
Im speciellen Theile giebt er unter den Tribus jedesmal zunächst
eine analytische Tabelle der Subtribus, Gruppen, Untergruppen, Ab-
theilungeu und Unterabtheilungen, denen er die einzelnen Gattungen
zuertheilt hat, und deren Anzahl eine sehr beträchtliche ist (z. B. die
der Gruppen bei den Lamien 18, bei den Cerambyces genuini 19)
und unter jeder einzelnen Gruppe eine analytische Tabelle für die
Gattungen. Letztere, wenn sie bereits beschrieben sind, werden nur
namentlich mit Cilat angeführt, unter manchen die bis jetzt beschrie-
im
Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60, 507
'o
benen Arten derselben angeführt, viele auch mit meist ausgezeichne-
teren neuen Arten bereichert; v\ o bisher keine Chnrakteristik gege-
ben war, z.B. lur viele der von üejean aufgestellten, holt sie der
Verf. nach , zweigt auch öfter einzelne Arten bekannter Gattungen
zu eigenen neuen ab und charakterisiit diese dann ebenfalls, Die
Zahl der Gallungen wird auf diese Weise ansehnlich vermehrt; den
im Verlaufe der Arbeit selbst theils angeführten, theils neu beschrie-
benen, 512 an Zahl, werden in einem Nachträge (p. 335 ff.) noch dem
Verf. grösstentheils unbekannte hinzugefügt, welche die Zahl der
Gattungen auf 790 steigern. Die Arbeit des Verf. bringt somit in die
gegenwärtige Familie einen reichen Zuwachs an Material, dessen
Charakteristik zugleich eingehender als früher ist und eine sichere
Bestimmung in den meisten Fällen zulässt. Auch was die Vereini-
gung der einzelnen (Jattungen und Gruppen und die Aneinanderrei-
hung der letzteren betrifft, so kann man dem Verf. ntir zugeben, dass
er sich bei Durcharbeitung seiner reichen Sammlung ein Auge für
Erkenntniss der Verwandtschaften gebildet und in vielen Fällen frü-
here systematische Irrthünier und Missgriffe beseitigt hat. Indessen
scheinen seine Gruppen im Ganzen doch mehr auf dem Eindrucke der
allgemeinen Aehnlichkeit als auf Verwerthung durchgreifender und
wesentlicher Charaktere zu beruhen, welche letztere bei den Ceram-
byciden allerdings gegen zufällige und vorzugsweise in die Augen
fallende Merkmale sehr zurücktreten und daher für ihre systemati-
che Würdigung Schwierigkeiten machen. Wenn der Verf. z. B. die
Gattungen Metopocoelus und Diploschema jetzt von den Prioniden,
mit denen sie nichts gemein haben, entfernt und an Criodion an-
schliesst, so ist dies durchaus in der Natur begründet; dass er aber
die mit jenen ganz nahe verwandten Galtungen Torneutes und Thau-
masus ihres allerdings abweichenden Habitus halber in eine ganz
andere Subtribus (Spondylitae) verweist, welche von den Cerambyci-
den sens. strict. durch die Gruppen der Trachyderiden, Callidien u. s.w.
getrennt wird , so kann dies gewiss nicht gut geheissen werden.
Andere Gruppen, die nach des Ref. Ansicht durch scharfe Charak-
tere zusammengehalten werden, hat der Verf. nicht als solche er-
kannt. Zu diesen gehört z. B. die Gruppe der Molorchinen, welche
von den übrigen Cerambycidae genuini durch die in geschlossenen
Acetabulis liegenden Vorderhüften abweicht, und zu welcher ausser
Molorchus, Hesthesis und Tomopterus auch Formen wie Stenopterus,
Odontocera, Khinotragus, Oregostoma u. a. gehören. Diese werden
jedoch vom Verf. in drei verschiedene Gruppen, welche überdem
noch besonderen Horden angehören, nämlich unter seine Necydalitae,
Callichromitae und hhopalophoritae vertheilt, und zu den Necydali-
tae gerade irriger Weise die Gattung Colobus Serv. gestellt, welche
weiter nichts als eine Callichroma-Form mit verkürzten Flügeldecken
508 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
ö'
ist. Da sich Verf. übrigens, wie wir hören, gegenwärtig mit einer
neuen Arbeit über die Familie beschäftigt, wird er die von ihm bis
jetzt übersehenen verwandtschaftlichen Beziehungen leicht in ihr Recht
einsetzen können.
Pascoe, ,^0n new genera and species of Longicorn Coleo-
ptera" (Transact. entom. soc. V. p. 12— 6J) setzte seine Beschreibun-
gen einzelner neuer Gattungen und Arten von Longicornen in der
früher angegebenen Weise fort. — In den Annais of nat. bist. 3. ser.V.
p. 119 ff. beschrieb derselbe (,.0n some new Longicornia from the
Moluccas") fünf neue Arten von den Molukken.
ßuquet, „Memoire sur deux genres nouveaux de Coleopteres
de la famille des Longicornes suivi de la description de plusieures
especes etc." (Annal. soc. entom. YII. p. 619—636). Es werden neue
Arten aus der Lamien - und Cerambyciden-Gruppe bekannt gemacht.
Priouidae. — Thomson (Arcana natur. p. 37 — 44) lieferte
eine Monographie der Gattung Psalidognathus, in welcher er sechs
Arien derselben ausführlich beschreibt : Ps. erythrocerus Reiche, mo-
destus Fries, mygaloidcs n. A. aus Columbien, Incas n. A. (Lirae-
nius Er.?) aus dem Inneren Peru's, Sallei n. A. (auch im Bnllet.
soc. entom. 1859 diagnosticirt) aus Venezuela und Friendii Griff. (Das
hiesige Museum hat neuerdings eine siebente Art aus Costa-Rica er-
balten. Ref.)
Pas CO e (Transact. entom. soc. V. p. 14 f.) beschrieb als n. A. :
Mallodon fif/uraliwi von Sidney (ist kein Mallodon, sondern scheint
eher zur Gatt. Remphan VVat. zu gehören), fulvipenne von den Aru-
Inseln und Macrotonta gemella von Sidney (ist oflenbar ein Cnemo-
plistes und vielleicht das Männchen von Cneni. spinicollis Newm.).
Buquet (Annal. soc. entom. VIII. p. 617 If.) Aulacopus Feist-
hamelii aus Guinea, Meroscelisus opacus und Pyrodes aeneus als n. A.
aus Brasilien.
Coquerel (ebenda VII. p. 254. pl.7) Hoplideres aquilus als
n. A. von Madagascar.
Le Conte (Coleoptera of Kansas and Eastern Kew-Mexico p. 19)
Prionus curvatus als n. A. aus Kord-Amerika.
Fairmaire (Bullet, soc. entom. 1859. p. 138 und 149) be-
schrieb Prinobius lethifer als n. A. aus Algier und theilte eine Be-
obachtung von Lallemant mit, wonach die Larve dieser Art im
Stamme von Fraxinus dimorpha lebt. Lallemant giebt zugleich eine
Beschreibung der Nymphe und ihrer Entwickelung zum Käfer.
Chevrolat (ebenda p. 134) gab eine Auseinandersetzung der
vier bis jetzt bekannt gewordenen Prinobius-Arten (die eben erwähnte
noch nicht eingerechnet): Prin. scutellaris Germ, aus Dalmatien, Gau-
bilii Chevr. (scutellaris etMyardi Lucas) aus Algier, Myardi Muls. aus
Corsika und Atropos Chevr. aus Syrien. — In einer zweiten lieber-
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 509
sieht (ebenda p. 227 ff.) unterscheidet Verf. sechs verschiedene Arten,
nämlich ausser Prin. scutellaris Germ., Gaubilii Chevr. (= lethifer
Fairm.), Myardi Muls. und atropos Chevr. noch den Prinobius Ger-
inari Muls. aus Frankreich und Prin. Goudotii n. A. von Tanger,
letzterer nur im weiblichen Geschlechte bekannt.
Mulsant und Reveliere (Opusc. entom. IX. p. 184 f. und
Annal. soc. d'agricult. de Lyon III. p. 248 ff.) lieferten eine Beschrei-
bung der Larve von Prinobius Germari.
Cerambyces genuin i. — Buquet (Annal. d. 1. soc. en-
tom. VII. p. 619 ff., pl. 14) machte folgende neue Gattungen und Arten
bekannt: 1) Oxilus n. g., von Ibidion durch die Fühler, an denen
das 2. bis 4. Glied zusammen kaum so lang wie das 1. sind, durch
das beilförmige Endglied der Taster , durch das verlängerte, schmale
Schildchen, durch die an der Spitze abgestutzten Flügeldecken und
die Grösse der Augen abweichend. — Art: 0. terminatus ^^/i Mill.
vom Senegal. — S t helenus n. g., zwischen Stenopterus und Mo-
lorchus stehend , von letzterer Gattung durch flachere und längere
Flügeldecken, von ersterer durch den hinten stark verlängerten Kopf,
die sehr langen Fühler, das lang cylindrische Halsschild und das sehr
kleine Schildchen unterschieden. — Art: Sth. ichneumonens 17 Mill.,
Cayenne. — Neue Arten: Platyarthron sexlineatum Columh'ien, Oeme
decorata, pallida und anww/icorwis Brasilien, ßlifonnis Senegü\, Clytus
Lorquinii Californien.
Derselbe (Annal. soc. ent. VIII. p. 619 ff.) beschrieb Copto-
cephalns qtiadr ispinosus tius Brasilien, Lissonotus? quadrisignatus und
Liss.? Brasiliensis beide aus Brasilien, F7oc/onfi«? p/a^mfa ebendaher,
Chlorida denticulata und Plocaederus bipartitus von Cayenne, Äno'
plomerus globulicollis und angusticollis aus Brasilien, spinipennis und
quadrigultatus von Cayenne als n. A.
Le Conte stellte (Proceed. acad. nat. scienc. Philadelph. 1859.
p. 80) eine neue Gattung B r o thylu s neben Eburia und Elaphidion
auf, mit folgenden Charakteren : Augen grob facettirt, Taster kurz,
zusammengedrückt, Fühler einfach mit verkürztem viertem Gliede;
Thorax auf dem Rücken mit zwei Schwielen , seitlich gerundet und
mit spitzem Höcker, Schenkel nicht gekeult, — Art: Br. gemmulatus
Fort Tejon. — Neue Arten ebendaher: Qallidium blandum, obscurum,
Elaphidion lineare, und p. 88 Elaphidion procer^i von Umpqua.
Derselbe beschrieb ferner (Proc. acad. nat. scienc. Phildelphia
1859. p. 285) Callidium infuscatum als n. A. von Puntos de los Reyes
und Brothylus conspersus aus dem Oregon - Gebiete. — Ferner (Co-
leoptera of Kansas and Eastern New-3Iexico p. 19) Criocephalus aspe~
ratus als n. A. aus Nord-Amerika.
Chevrolat, Description d'especes de Clytus propres au Mexi-
que (Annal. soc. entom. VIII. p. 451 — 504. pl. 9) giebt ausführliche
510 Gerstaecker: Bericht über die "wissenschaftlichen Leistungen
Beschreibungen von 55 Mexikanischen Clylus - Arten, von denen nur
15 bereits bekannt, die grosse Mehrzahl also neu ist; zwölf derselben
sind auf Taf. 9 durch schöne Abbildungen illustrirt. — Die Mannig-
faltigkeit der Formen innerhalb der Gattung Clytus veranlasst den
Verf. 11 Gruppen innerhalb derselben aufzustellen, von denen er die
noch nicht bezeichneten näher chaiakterisirt, mit eigenen Kamen be-
legt und die dazu gehörenden Arten unter ihnen namhaft macht. Es
sind folgende: 1) Cyllene Kewm. 2) Trichoxys (z.B. Clyt. bilineatus,
pellitus). 3) Ochraelhes (Clyt. circuliferus, tomentosus). 4) Anthoboscus
(Clyt. ti'icolor, plebejus, ornatus). 5) Clytus sens. strict. (Clyt. arietis,
gazella). 6) Plagionotus Muls. 7) Xylotrechus (Clyt. Hafniensis, arvi-
cola). 8) Rhopalomerus (Clyt. cacicus, rufitarsis). 9) Plagithmysus
Motsch. (C. dislortus). 10) Rhopalopachys (C. moiosus) und 11) Til-
lomorpha Blonch.
Derselbe (Arcan. nalur. p. 50 f.) gründete auf Cerambyx per-
foratus Klug und einige von Dejean (Cat.) zu Rhopalophora ge-
brachte verv\andle Arten eine neue Gattung Diha mmap hora, de-
ren Charaktere er auseinandersetzt, und unter welcher er zwölf Arten,
die mit Ausnahme der genannten Klug'schen sämmtlich neu sind,
beschreibt. Ihre Namen sind: D, marginicollis (Dej.) pl. 5 abgebil-
det, signaticollis (Dej.) und nigrita (Dej.) Brasilien, dispar Mexiko,
rußcollis Brasilien, minuta und lineigera Neu-Granada, gracilicollis
(cornis?) Bolivia, brevis Süd-Amerika, Aeptjtus (Dej. Cat.) Buenos-Ayres
und binodttla Maldonado.
Ebenda p. 55 f.) beschreibt derselbe Cijcnoderus expediltis Neu-
Granada und Peru und C. chlorhans Brasilien.
Desselben „Essai monographique sur le genre Rhopalophora"
(ebenda p. 57 — 64) bringt im Ganzen 21 Arten dieser Gattung zur
Kenntniss, mit welcher der Verf. Tinopus Le C. identificirl. Neue
Arten sind : Rh. vidva Amazon., occipitalis (collaris Dej. Cat.) Bahia,
discicollis (Dej. Cat.) Mexiko, Venezuelensis Caraccas , miniatocollis
Mexiko, incrustata ebenda, Brasiliensis, versicolor und dimidiata^eu~
Granada, Amazona, torquata Chile und Flalensis Montevideo.
Ferner beschrieb Chevrolat (Rev. et Magas. de Zool. 1859.
p. 26 f.) Chrysoprasis iridipennis von Buenos Ayres , basalis und col-
laris aus Brasilien, hamaticornis von Lagoa Santa und Cosmisoma
semicupreiim von fluyenne als n. A. — Die Gattung Pascoea White
ist nach ihm identisch mit Sphingnotus Perroud (Bullet, soc. entom,
1859. p.5).
Pascoe (Transact. entom. soc. V. p. 16 fF.) machte folgende
neue Gattungen und Arten in gewohnter aphoristischer Weise bekannt:
Lissonolus Shepherdi Parä (scheint L. biguttatus Schönh.) , Ceragenia
sericata Parä, Nyssicus n. g. für Eburia 4-guttata Oliv, errichtet,
welche von Eburia durch lange Maxillartaster und gekeulte Schenkel
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 511
abweicht. — Eroschema n. g., mit Pteroplalus verwandt, von dieser
Gatt, durch kurze Taster, fast cylindrisches und abgestutztes Endglied
derselben, vorn zu einem Halse abgeschnürten Piothorax, dessen
Seiten einen kurzen Zahn haben und dessen Scheibe uneben ist, durch
gleichbreite Flügeldecken u. s. w. unterschieden. — Art: E. Powert
Sidney. — Dichjmocayilha cylinclricollis Moreton-Bay, Trichome-
sia n. g,, nach des Verf. 's Ansicht neben Uracanthus zu stellen;
Kopf schmal und langgezogen, Alandibeln und Obeilippe kurz, End-
glied der Taster länglich eiförmig, stumpf; Fühler entfernt stehend,
kr.lftig, nur von Körperlänge, mit gleich langen Gliedern (das zweite
ausgenommen). — Art: Tr. Netcmani Provinz Victoria. — SebaS'
mia n. g., von Cerambyx hauptsächlich habituell unterschieden; Flü-
geldecken verhältnissmässig breit, Beine und besonders die Schienen
kurz, Prothorax schmal, vorn verengt. — Art: S. Tempi e tont Ceylon.
— Cerambyx venushis, vernicosus , versutus , consocius, macilenhis
Ceylon, demissus Ostindien (Benares) , Hesthesis moerens Sidney. —
Oxylymma n. g., nächst Rhinotragus und Oregostoma ; Kopfschnau-
zenförmig verlängert, Augen rund, hervorstehend, Fühler kurz, fa-
denförmig, 4. und 5. Glied gleich lang, 3. doppelt so lang; Flügel-
decken kurz, flach, hinten allmählich zugespitzt, Schenkel gekeult,
erstes Tarsenglied nicht viel länger als das zweite. — Art : 0. lepida
Parä. — Ayaone n. g. für Rhinotr. notabilis, molorchoides , trili-
neatus White und Verwandte. — Thranius n. g. (zeigt mit Steno -
pterus, wohin sie der Verf. stellen will, so wie mit den Älolorchinen
überhaupt nur eine oberflächliche Aehnlichkeit, weicht dagegen von
denselben durch die hinten offenen Hüftpfannen der Vorderbeine
ab); Kopf und Mandibeln kurz, Augen kaum ausgerandet, Taster
kurz mit etwas aufgetriehenem Endgliede, Fühler fadenförmig, mit
längerem drittem Gliede; Prothorax vorn bucklig, Flügeldecken schmal,
flach, den Hinterleib nicht ganz deckend , Schenkel nicht verdickt.
— Arten: Thr. gibbosus Ceylon und bimaculalus Malacca. — Homa-
lomelas zonatus Ceylon, Stenoderus labialus Australien, Trilocosmia
rubea, paradoxa und Digylesii Neu-Holland, Callichroma trogoninum
Ceylon, Thomsoni Borneo. — Collyrodes n. g. nächst Pseudoce-
phalus Newm. , einer Collyris im Ansehen gleichend; Kopf breit,
hinter den Augen zn einen» dünnen Halse eingeschnürt, Taster kurz,
Oberkiefer und Oberlippe kurz, Fühler fadenförmig, kürzer als der
Körper ; Thorax lang und vorn sehr dünn, Flügeldecken gleich breit,
flachgedrückt, Schenkel in der Mitte dicker. — Art: C. Lacordairei
Malacca. — Deuteromma miittca^ Obrium laterale und? moesfum
Ceylon, ibidionoides Sidney, Clytus asceyuJens und Walkeri Ceylon,
Balyi Ostindien, Bowringii Hongkong, Brackytria pulcherrima iMore-
ton-Bay, Mecynopus semivitreus Älelbourne, Ischnotes Bakewelliiy
Omotes erosicollis, Pempsamacra vestifa. — Diotima n. g., scheint
512 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
nach dem Verf. den Ceramb. genuin, anzugehören , obwohl es in
mehrfacher Beziehung zu den Lepluren hinneigt. Kopf klein, über
die grossen und fast ganzrandigen Augen nach hinten ausgedehnt,
Oberlippe die stark gekrümmten Oberkiefer fast bedeckend, Kiefer-
taster lang, mit erweitertem, abgestutztem Endgliede, Fühler kurz mit
längerem drittem Gliede ; Flügeldecken lang, gleichbreit, flachge-
drückt, an der Spizte gerundet, Beine schlank, Mittel- und Hinter-
hüften konisch, genähert. — Art; D. undulata Moreton-Bay. — Fsi~
lotnorpha apicalis, Rhagiomorpha exilis Keu-Holland.
Derselbe (Annais of nat. bist. 3. ser. V. p. 120) beschrieb
Eurycephalus variabilis und Glaucytes scilulus als n. A. von den
Molukken und gab vorläufige Diagnosen von Ceramhyx aureipennis
und Tmesisternus lotor als n. A. von Batchian (Proceed. entern, soc.
1859. p. 84).
Hörn (Proceed. acad. nat. scienc. Philadelphia 1860. p. 571)
stellte eine neue Gattung Euryoptera auf, die im Allgemeinen
Callidium gleichen soll, sich aber durch die nicht zusammenstossen-
den Vorderhüften unterscheidet; Augen tief ausgerandet, Taster fast
gleich, Obeilippe nicht ausgerandet, Mesosternum dreieckig mit schar-
fer Spitze. — Art: Eur. sanguinicollis, pl. 8. fig. 3 abgebildet. — Neue
Arten, gleichfalls aus Nord-Amerika : Arhopalus Wilsonii und Clylus
nitidus, pl. 8. fig. 4 u. 2.
Fairmaire und Germain (Revision des Coleopteres du
Chili, Annal. soc. entom. VII. p. 488) charakterisirten eine neue Gat-
tung Adalbus , zwischen Closteromerus und Euryprosopus stehend;
Fühler gegen die Spitze hin verdickt, kürzer als der Körper, das 3»
und 4. Glied fast gleich, dünn, die übrigen dick. Halsschild kurz,
etwas uneben, Flügeldecken fast von der Basis ab klaffend, gegen
die Spitze hin leicht verengt; Beine kurz, mit breiten zusammenge-
drückten Schenkeln und schlanken Tarsen, Vorderhüften fast zusam-
menstossend. — Drei Arten : A. crassicornis, flavipennis und dimidia"
tipennis. — Ausserdem folgende neue Arten : Sibylla integi'a, flctvo-
signata, Hephaestion pallidicornis, riifofemuratus, opacus, virescens,
ßavicans, Callisphyris semicaligatus, apicicornis, asphaltinus, Necy-
dalopsis femoralisj Holopterus araneipes, compressicornis, Cycnoderus
tricolor, Tillomorpha myrmicaria, CalUderiphus testaceicornis, Gram-
micosum ßavonitidum, semipolitum und Hesperophanes inspergatus.
Philippi (Entom. Zeitung 1860. p. 249f.) beschrieb Calli^
chroma concinna, Hephaestion versicolor, annulatus, Platynocera ni-
gripes, Necydalopsis Valdiviensis und Grammicosum bifasciatum als
n. A. gleichfalls aus Chile.
Motschulsky (Etud. entom. 1859. p. 142 f.) Cerambyx multi^
plicatus und Clytus Bartholotnei als n. A. von Lenkoran , (Bullet, de
l'acad. de St. Petersbourg I. 1860. p. 310) Clytus variabilis aus der
im Gebiete der Entomologie wäiirend der Jahre 1859 u. 60. 513
Songarei und gab Diagnosen von Clylus sexniaculalus und Pronocera
Daurica als n. A. vom Amur (Bullet, de Moscou 1859. II. p. 494.)
Gebier (Bullet, de Moscou 1859. II. p. 346 u. 1860. II. p. 29)
Hammaticherus scapnlaris und Clytus quinquemaculalus als n. A. aus
der Songarei.
Boheman (Fregatten Eugenies Resa p. 150) Ehuria amahilis
von den Gallapagos-Inseln und sexnotata aus Californien.
Einzelne neue Arten sind ausserdem: Pnrpuricenus Wachanrui
Levrat (Annal. soc. Linneenne de Lyon V. p. 261) aus der Türkei,
Clytus clavicornis Reiche (Annal. soc. entoni. VIII. p. 734) aus Sici-
lien und Distichocera Thomsonella White (Annais of nat. bist. 3. ser.
III. p. 290 und Proceed. zoolog. soc. of London p. 121. pl. 58) aus
Australien.
Lamiariae. — Fairmaire (Annal. d.i. soc. entom. Vil.
p.524) gründete eine neue Gattung Estola auf die Hebestola-Arten
mit kurzem, dickem Körper, nicht parallelen und an der Spitze stumpf
abgerundeten Flügeidecken ; Augen gross, stark ausgeschnitten, Ober-
lippe fast viereckig, Fühler etwas kürzer als der Körper, 4. Glied
etwas länger als das 3., die folgenden allmählich kürzer, unterhalb
schwach gewimpert. — Arten : E. hirsuta und unicolor n. A. aus
Chile. — Emp hy t o eci a n. g., die Phytoecia - Arten in Chile re-
präsentirend, durch schlanke Fühler, die beim Männchen oft sehr viel
länger als der Körper und innen gewimpert sind und dadurch, dass ihr
4. Glied länger als das 3. ist, unterschieden. — Art: E. sulura-alba von
Santiago. (Auch Agap. suturella, lineolata Blanch. u. a. gehören der
Gattung an.) — Neue Arten aus Chile (ebenda p. 511 ff.) sind : Astyno-
tnus obliquatus^ Leiopus soricinus^ asperipennis, Hoplonotus subarma~
tus, Zygocera picturata, Microcleptes variolosus, Talaepora pusilla und
nana, Hesycha cribripennis, Cacostola vagelineaia, Hebestola apicalis.
Buquet, Kotice monographique sur un genre nouveau de
Coleopteres de la famille des Cerambycides (Arcan. natur. p. 45 ff.
pl. V) zweigte Lamia capreola Germ, und Apocoptoma Chabrillacii
Thoms. von der bisherigen Gattung Oncideres Serv. (Apocoptoma Kirby)
zu einer eigenen Gattung Trestonia ab, deren Charaktere er aus-
einandersetzt und unter welcher er, ausser den genannten, Tr. forti-
cornis Cayenne, Chevrolatii (Oncideres leucocephala Chevr. i. 1.)
Bolivia, terminata Cayenne, Mniszechii BrSislWen, fulgurata und signi-
/"era Guadeloupe als n. A. beschreibt. Vier dieser Arten sind auf pl. V
in kolorirten Abbildungen dargestellt. — Ebenda p. 99 gründet B.
auf den Cerambyx quadricornis Oliv., von dem er auf pl. V eine gute
Abbildung giebt, eine neue Gattung Ta Z «s t ms , die mit der im J. 1858
von Pascoe aufgestellten Gattung Ecthoea zusammenfallen würde.
Wie bereits im vorigen Jahresberichte erwähnt, gehört als zweite Art
dieser Gattung der Trachysomus faunus Er. an.
ArcMv f. Naturg. XXVI. Jahrg. 2. Bd. HH
514 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
Thomson (ebenda p. 65 — 84. pl. VI — VIII) veröffentlichte eine
Monographie der Gattung Batocera, in welcher er im Ganzen 30 Ar-
ten aufführt, die er ausführlich beschreibt. Trotz des beträchtlichen
Zuwachses an Arten, die vor Kurzem die Archives entoraol. des Verf.
der Gattung brachten, bereichert er dieselbe auch hier wieder mit einer
Anzahl neuer: B. aeneoirigra Neu -Guinea, magica Java, humeridens
(Latr.) Java, Chevrolalii Ostindien, adelpha ebenda, Mniszechii Philip-
pinen, titana Ostindien und Javanica. Die drei beifolgenden Tafeln
sind den Archiv, entomol. entlehnt und bringen also keine der neuen
Arten zur Anschauung.
Derselbe, Revue du genre Taeniotes (ebenda p. 96 f.) be-
schrieb T. decoratiis (Dej.) Brasilien und Cayennensis (Dej.) als n. A.
Pascoe (Transact. entoni. soc. V. p. 29 ff.) beschrieb folgende
neue Arten : Oreodera crelifera und Trypanidius geminus Brasilien,
Äegomorphus remotiis Parä, Lasiopezus Whitei Pt. Katal, Polyrhaphis
Jansoni Parä, Onychocerus alhitarsis Brasilien. — Dysthaeta n. g.
ohne auffallende nähere Verwandtschaft zu irgend einer bekannten
Gattung. Kopf klein, Augen weit ausgerandet, äussere Unterkieferlade
verlängert, Fühler etwas genähert, borstenförmig, länger als der Kör-
per, 3. und 4. Glied am längsten ; Thorax quadratisch, seitlich ge-
dornt, Flügeldecken an den Schultern am breitesten, hinten schmaler
w^erdend, erstes Tarsenglied am längsten. — Art: D. anomala More-
ton - Bay. — Zygocera Mac Leayi Sidney, pentheoides Swan - River,
bifasciata, plumifera und pumila Sidney, complexa Aru, barhicornis
Morelon- Bay, Hypselomus pupillahis, variolosus und paganus Parä,
Hesycha niphonoides, albilatera, Aerenea lerrena und cognata Parä,
Leiopus siiffiisiis Aru, Exocentriis hamaticoUis, hispidulus Aru, inclusus
Pt. INatal, GyariHis laevicollis Aru, ISiphona Baketcellii Moreton-Bay,
pnllata und insularis Aru, Coplops nanus Aru, Mesosa columba Cey-
lon, Penthea conferta Aru, Symphyletes metulus Aru, sodalis und cin-
namomeus, Rhyliphora polymita und crelata Moreton-Bay, Golsinda
infausla Borneo , Meton granulicollis Aru, Digglesii Moreton-Bay,
Tenmosternus dissimilis ebendaher, Monohammus comniixtns und Ce-
rcopsius patronus Ceylon, histrio Aru. — Ostedes n. g. mit Mo-
nohammus im Habitus übereinstimmend, aber zugleich an manche
Cerambyciden sens. strict. erinnernd, durch verlängerte Tarsen auf-
fallend. — Art: 0 pauperata Aru. — Cacia triloba Ceylon, Oleno-
camptus c/arws Kord-China, Callia chrysomelina Parä, Jolea proxima
Ceylon, histrio ebendaher, Asthates externa und divisa Ostindien,
decipiens Sumatra, Notolophia dispersa Kord - Australien , variabilis
Aru, Sthenias Bondii Ostindien. -^ Fhemone n. g. für Apomecyna
frenata Pascoe, Athemis tus n. g. für Parmena rugosula Guer. —
Apomecyna nigrita Nord - Australien , Hathlia grammica und murina
ebendaher, procera Ceylon, Ropica incana, stigmatica und varipennis
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 515
Aru, praeusta Ceylon, exocenlroides Moreton-Bay, Colobolhea longi-
mana Brasilien, Fryi und luctuosa Parä, Anoinoesia dolosa Pt. Natai,
Sapcrda funesta Adelaide, Amphionycha circumcincla Amazonenstrom,
Giema scapifera und commissa Ceylon, Pachypeza simplex Parä. —
Esmia n. g. mit Paehypeza zunächst verwandt, pber durch die Füh-
ler, an denen die vier ersten Glieder doppelt so lang als die übrigen
zusammen sind, die weniger kräftigen Beine, die mehr zur Seite ge-
rückten Augen u. s. w. unterschieden. — Art: E. turbata Parä. —
Microlragtis amycteroides 3Ioreton-Bay.
Hörn (Proceed. acad. nat. scienc. Philadelphia 18G0. p. 571)
charaktcrisirte A egil op s is n. g. aus der Verwandtschaft von Ilip-
popsis. Fühler genähert, länger als der Körper, unterhalb dicht be-
haart, erstes Glied cylindrisch, so lang wie das 3. und 4. zusammen-
genommen ; Augen hinterwärts leicht winklig, Stirn verlängert ; Kopf
und Thorax gleich breit, letzterer unbewehrt, Flügeldecken breiter,
Klauen an der Basis nicht verwachsen. — Art: A. cinerea aus Texas,
pl. 8. fig. 7 abgebildet.
Als neue Arten wurden ferner bekannt gemacht:
Von Chevrolat (Rev. et Magas. de Zool. 1860. p. 269 und
p.302f.): Phytoecia grisescetis, cobaltina, echii und chlorizans aus
Algier und (ebenda 1859. p. 541) Telvops Starki aus den Bairischen
Alpen.
Von Buquet (Annal. soc entom. VII. p. 630 ff. ) : Apriona
gracilicornis von Java, Apr.? lomenlosa (de Haan i. lit.) von Guinea,
Cerosterna pollinosa von Java und Acanthoderus septemmaculatus von
Cayenne. Ueber die Gattung Apriona Chevr. bemerkt der Verf., dass
sie nicht zwölf-, sondern elfgliedrige Fühler habe.
Von Fairmaire (ebenda p. 62) : Leiopus femoratus und Mo-
rimüs obsoletus von Constantinopel.
Von L e Conte (Proceed. acad. nat. scienc. Philad.1859. p.81):
Tetraopes mancns von Fort Tejon und (Coleoptera of Kansas and
Eastern New-Mexico p. 21 f.) Sienoslola salurnina^ Avtphionycha ar-
dens und subarmata aus JXord-Amerika.
Von Pascoe (Proceed. entom. soc. 1859. p. 54) : Monohammus
Grayi und Agnia fasciata von Amboina und (Annais of nat. bist.
3. ser. V. p. 120 f.) Agnia eximia, Trihammalus tristis und Cylindro-
pomus gramviicns von den ölolukken.
Von Boheman (Fregatten Eugenies Resa p. 151): Compsosoma
quadriplagiata und Saperda versicolor von Buenos-Ayres.
Von Paiva (Annais of nat. bist. 3. ser. VI. p. 360) : Abryna
Regis Pelri und Niphona Regis Fernnndi von Camboja.
Von White (Proceed. zoolog. soc. of London 1859. p. 122) :
Rhytiphora amicula und Symphyleles armalulus aus Kord-Australien,
auf pl. 59 abgebildet.
516 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
Von Motschulsky (Bullet, de l'acad. de St. Petersbourg I.
1860. p.310): Dorcadion acutispinum aus der Songarei und (Bullet,
phys.-math. de lacad. de St. Petersbourg XVII. 1859. p. 571 und Me-
langes biolog. de l'acad. de St. Petersbourg III. 1859. p. 233 f.) Mo-
nohctmmus impluviatus und Pogonocherus costatus von Jakutsk.
Von Kraatz (Berl. Ent. Zeitschr. III. p. 56): Acanthoderes
Krüperi aus Äkarnanien und Tetrops nigra aus Sardinien. Letztere
ist nach Baudi (ebenda p. 342) nur eine Varietät von Tetr. praeusta
und in Piemonl einheimisch.
Von Levrat (Etud. entom. I. p.41): Phytoecia lineaticollis
aus Tunis.
Mulsant und Reveliere (Annal. soc. Linneenne de Lyon VL
p. 134 f. und Opusc. entom. XI. p. 92) beschrieben die Larve von
Niphona picticornis, welche in Feigenbäumen, Ulmen und immergrü-
nen Eichen lebt.
Türk (Wien. Ent. Monatsschr. III. p. 256) fand Phytoecia un-
cinala Redt, als Männchen mit Phyt. molybdaena Schönh. (Weibchen)
in Begattung; die Art ist daher Ph. molybdaena zu benennen.
Nach Chevrolat (Bullet, soc. entom. 1859. p. 5) ist Oplophora
Sieboldii Guer. und Monohammus Championi White identisch mitLamia
rubra Dalm. , Monohammus armatus White mit Heclinoschema spinosa
Thoms., Monohammus Georgius White mit Monoh. subgemmatus Thoms.
und Tragiscoschema gracilicornis Chevr. mit Tragocephala amabilis
Perroud.
Nach Buquet (ebenda p. 185) Trachysomus elephas Buq. iden-
tisch mit Cerambyx verrucosus Oliv.
Lepturidae. — Le Conte (Proceed. acad. nat. scienc. Phi-
ladelphia 1859. p. 80) beschrieb Toxotus nubifer, Leptnra sexspilota
als n. A. von Fort Tejon, p. 88 f. Leptura xanthogaster , quadrillum,
laetißca, sanguinea, dehiscens und Ingens von der Shoalwater- Bay
und aus dem Oregon-Gebiete. — Ebenda 1860. p. 321 Acmaeops mol-
lipilosa, viola und liipina als n. A. vom Oregon und den Rocky-Moun-
tains. — Ferner (Coleoptera of Kansas and Eastern New-Mexico p. 21)
Acmaeops dorsalis und Leptura cribripennis als neue Art aus Nord-
Amerika.
Hörn (Proceed. acad. nat. scienc. Philadelphia 1860. p,570.
pl. 8) Leptura aurata und nitidicollis als n. A. aus West-Virginien.
Gebier (Bullet, de Moscou 1859. II. p. 347 und 1860. IL p. 30)
Toxotus tataricus, minutus, ? tomentosus, Pachyla spinicornis und Ste-
nura nebulosa als n. A. aus der Songarei.
Motschulsky (Bullet, phys.-math. de l'acad. de St. Peters-
bourg XVII. 1859. p. 571 und Melanges biolog. de St. Petersbourg IIL
1859. p. 232 f.) Grammoptera dentatofasciala und Pachyta mulahilis
als n. A. von Jakutsk.
im Gebiete der Entomologie Während der Jahre 1859 u. 60. 517
Chevrolat (Rev. et Magas. de Zool. 1860. p. 304) beschrieb
unter dem Namen Apatophysis toxotoides eine neue Gattung und
Art aus Algier, von der nur angegeben wird, dass das Männchen
einem Toxotus, das Weibchen einem Prioniden gleiche; eine nähere
Charakteristik der Gattung giebt der Verf. nicht.
Fairmai re (Bullet, soc. entom. 1859. p. 216) diagnosticirte
Leptura chlorotica als n. A. aus den Pyrenäen, Kraatz (Berl. Ent.
Zeitschr. III. p. 96) Leptura adusta aus Croatien, welche von Lept.
bipunctata und unipunctata unterschieden wird ; nach Miller (Wien.
Ent. Monatsschr. III. p. 363) ist dieselbe nur eine lokale Varietät von
Lept. unipunctata.
Guiffart (Memoires d. 1. soc. d. scienc. natur. de Cherbourg IV.
1859- p. 384) machte Mittheilungen über eine neue Varietät der Pa-
chyta decempunctata.
ChrySOmelina. Baly, Descriptions of new species of Phyto-
phagous Insects (Transact. entom. soc. V. p. 146 — 161). Die neuen
Arten gehören den Gattungen der Crioceriden, Megalopiden, Chryso-
melinen sens. strict. und Cassidarien an.
Derselbe, Descriptions of new species of Phytophagous Beet-
les (Annais of nat. bist. 3. ser. III. p. 195 — 209. pl. 5). Drei und
zwanzig neue Arten aus Brasilien, Indien und Afrika, welche den
Gruppen der 3Iegalopiden, Crioceriden und Cassiden angehören, wer-
den beschrieben und zum Theil abgebildet.
Derselbe, Descriptions of new genera and species of Phy-
tophagous Insects (ebenda 3. ser. IV. p. 55, 124 und 270 (f.). Zahl-
reiche neue Arten aus den Gruppen der Chrysomelinen, Eumolpiden
und Gallerucarien.
Sagridae. — Baly, Descriptions of some new species of
Sagra, remarks on that genus and the characters of Cheiloxena, a
new genus belonging to the same family (Transact. entom. soc. V,
p. 236 — 260. pl. 14). Verf. bringt zuerst Bemerkungen über mehrere
bereits bekannten Arten bei , von denen er S. dentipes Lac. = ni-
grita Oliv, var., perliicida Lac. = Buquelii var., ignita und formosa
Lac. = splendida, Weberi Lac. = Druryi, pygmaea Lac. = Petelii
var., Adonis Lac. =? seraphica var. hält. — Als neue Arten werden
ausführlich beschrieben: Sagra Pfeifferi Borneo, Javeti Pt. Natal,
Stevensi vom weissen Nil , Jansoni Madras, lucida Cap-Küste, cmar-
ginata Westküste von Afrika, Parryi ebendaher, Kirbyi Congo, Mur-
rayi vom weissen Nil, Dohrnii AVestküste von Afrika, ausserdem
nochmals S. carbunculus Mope aus Sylhet und bicolor Lac. (Natalensis
Thonis.). Schliesslich ^^ ird eine analytische Uebersicht der bekannten
Arten gegeben, deren der Verf. nach Abzug der Varietäten 33 selbst
gesehen hat und von denen ihm fünf nur aus Beschreibungen be-
kannt sind; ausgelassen ist S. festiva des Ref. aus Mossambique. —
518 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
Die neue Gattung Ch eil ox ena wird nur vorläufig den Sagriden
beigezählt , zwischen welchen und den Lamien sie im Habitus die
Mitte hält; sie ist von allen Phytophagen durch den vom Gesichte
getrennten Clypeus, welcher unter der tief ausgerandeten unteren
Partie des Gesichtes verborgen und wahrscheinlich hinter diese zu-
rückgezogen werden kann, unterschieden, von den Sagriden auch
durch die einfachen Hinterbeine. Der seitlich doppelt gedornte Thorax
ist nur halb so breit als die gehöckerten Flügeldecken , die Fühler
fadenförmig und von Körperlänge. — Art: Ck. Westwoodi Sidney,
4—5 Lin.
Waterhouse, Notes on the British species of Donacia (Trans-
act. entoni. soc. V. p. 212 — 217) stellte die Charaktere der siebenzehn
bis jetzt in England beobachteten Arten der Gattung Donacia in einer
analytischen Tabelle zusammen.
V. Siebold (Amtl. Bericht über die 34. Versammlung deut-
scher INaturf. in Carlsruhe p. 211) gab nähere Auskunft über die
eigenthümliche und interessante Lebensweise der l^arven von Donacia
linearis. Dieselben sitzen mit ihrem Hinlerleibsende, welches mit zwei
hornigen Krallen bewehrt ist, in einer ausgenagten Grube des Wur-
zelstockes von Sparganium simplex fest, ragen dagegen mit dem
Kopfende in den die Sparganium - Wurzeln umgebenden Schlamm
hinein , von dessen Bestandtheilen (Fragmente von Diatomeen und
Algen) sie sich ernähren. Das Einbohren in die Wurzeln von Spar-
ganium geschieht nur behufs der Respiration ; in die beiden Endhaken
des Hinterleibes münden nämlich die beiden einzigen grossen Stig-
mata, welche die Larve gleich vielen Dipteren - Larven besitzt, und
diese werden mit den Intercellular-Räumen der Pflanze, welche atmo-
sphärische Luft enthalten, in Communikation gesetzt.
Crioceridae. — Baly (Transact. ent. soc. V. p. 14G iT.) be-
schrieb Lema de Gandei als n. A. von Ecuador, variolosa von Sarawak,
Erycina von Old-Calabar, cognata von Venezuela, Forlunei aus Nord-
China, oculala von Ecuador, Hebe aus Neu-Guinea, Crioceris Adonis,
flavipennis und pulchella aus Nord -Indien und Bakewellii von der
Moreton-Bay. — Ferner (Annais of nat. bist. 3. ser. IH. p. 159)
Crioceris scapularis aus Nord -China und Lema Batesii vom Ama-
zonenstrome.
Le Conte (Proceed. acad. nat. scienc. Philadelphia 1859. p. 89)
Syneta suturalis als n. A. vom Puget-Sund und seriata aus Califor-
nien, (Coleoptera of Kansas and Eastern New -Mexico p. 22) Lema
trivirgala als n. A. aus Nord-Amerika.
ßoheman (Fregatten EugeniesResa p. 152) Megascelis subtilis
als n. A. von der Insel Oahu, Lema quadrivittata von Buenos-Ayres
und Crioceris russula von Hongkong.
Lema quadrimaculata Gebier (Üullet. de Moseou 1860. II. p. 32)
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 519
n. A. aus der Songarei, Crioceris decorata Morawitz (ebenda 1860. I.
p. 299) n. A. aus Sarepta.
Suffrian (Entom. Zeitung 1859. p. 41) setzte die Unterschiede
von Lenia abdominalis Oliv, und L. abdominalis Dalm. auseinander
und belegt letztere Art, welche aus Guinea stammt, mit dem neuen
Namen Lema ventralis. — Die ebenda p. 42 ausgesprochene und be-
gründete Vermuthung des Vcrf.'s, dass J^euia coelestina Klug mit L.
pubescens Lacord. identisch sei, kann Ref. nach Vergleich der Typen
beider Autoren im hiesigen Museum bestätigen; Suffrian hat diese
Art auch von Old-Calabar erhalten.
Cornelius (ebenda 1859. p. 44 f.) beschrieb die Larve, Puppe
und Vervvandlungsgeschichte der Lema rugicollis Kugel.; die Larve
lebt im Juni von den Blättern von Cirsium arvense und zwar auf
der Unterseite derselben.
Megalopidae. — ßaly (Annais of nat. bist. 3. ser. IH.
p. 199 ff.) beschrieb als n. A. Agathomerus Batesii, Mastostethus tho-
i'acicns, Batesii, Pascoei, Jekelii , Javeti und Megaloptis Walerhousei
sämmtlich vom oberen Amazonenstrome, Temnaspis speciosiis, Doicnesii
und quinquemacuJalus aus Kord-Indien, pulcher aus Nord-China, ni-
griceps von Nepal, insignis aus Nord-Indien, Poecilomorpha Murraxji
aus Old-Calabar und fulvipennis von Port Natal. — Abbildungen von
sechs dieser Arten auf pl. 5.
Derselbe (Transact. entom. soc. V. p. 153) Agathomerus Sallei
als n. A. aus Mexiko.
Clythridae. — Als neue Arten wurden bekannt gemacht:
VonBoheman (Fregatten Eugenies resa p. 154) : Clythra egre-
gia aus JVlalacca und brevicollis von Rio-Janeiro.
Von Le Conte (Coleoptera of Kansas and Easlern New - Me-
xico p. 22) : Coscinoptera franciscana aus Nord-Amerika.
Von Reiche (Annales soc. entom. VIII. p. 735): Clythra (Ma-
crolenes) Bellieri von Sicilien.
Cryptocephalidae. — Suffrian's „Beitrag zur genaueren
Kenntniss der Cryptoccphalen Australiens" (Linnaea entomol. XIII.
p. 1 — 171) bringt trotz einer in den vierziger Jahren von Saunders
versuchten Bearbeitung der Neuholländischen Arten dieser Gruppe
nicht nur eine sehr ansehnliche Zahl neuer Species derselben zur
Kenntniss, sondern gewährt zugleich einen richtigen Einblick in ihre
systematischen Beziehungen. Nach der Saunder'schen Bearbeitung bot
Australien scheinbar einen Reichthum an Cryptocephaliden-Gattungen
dar, der gegen die geringe Zahl der (iattuugeu in allen übrigen Erd-
theilen im höchsten Grade auffallend sein musste; waren jedoch schon
von Erichson Bedenken gegen die Gültigkeit der dafür aufgestell-
ten Charaktere erhoben worden, so erwiesen sich letztere nach einer
eingehenderen Untersuchung Suffrian's fast durchweg (so weit die
520 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
Gattungen dem Verf. in natura bekannt geworden sind) als unzuläng-
lich, indem dieselben sich theils als relativ, theils nur als sexuell
herausstellten. Dagegen liessen sich unter mehreren, erst neuerdings
bekannt gewordenen Arten solche auffinden, welche sich in keine
der bis jetzt aufgestellten Gattungen unterbringen liessen und zu neuen
erhoben werden mussten , welche theils der Monachus-, theils der
Cryptocephalus- Gruppe angehören. Inder Monachus - Gruppe unter-
scheiden sich die drei Neuholländischen Gattungen von den aus den
übrigen Welttheilen stammenden sogleich durch die nur fünfgliedrige
Fühlerkeule, welche bei Ditropidus Er. gedrängt, bei den beiden
neuen Prasonotus und Elaphodes dagegen locker ist; letztere unter-
scheiden sich von einander durch die Bildung der Vorderbrust, wel-
che bei Prasonotus länger als breit und hinten bogig ausgeschnitten,
bei Elaphodes dagegen breiter als lang und hinten kaum ausgerandet
ist. — Die Gryptocephalus-Gruppe ist ausser durch Cadmus Er. und
Cryptocephalus auct. in Keu-Holland noch durch die Gattungen L o-
xopleurus (Vorderbrust in einen stumpf dreieckigen Zipfel ausge-
zogen) und Rhomb 0 s ternus mit rautenförmig zugespitzter Vorder-
brust vertreten , von denen letztere vielleicht mit Aporocera Saund.
zusammenfällt. — Die 58 vom Verf. mit gewohnter Sorgfalt und er-
schöpfend beschriebenen Arten, welche der grossen Mehrzahl nach
neu sind, vertheilen sich unter die einzelnen Gattungen folgender-
massen : 1) Prasonotus n. g. , 2 n. A. 2) Elaph ödes n. g.,
2 n. A. 3) Ditropidus Er. 15 A. (10 neu). 4) Cadmus Er., womit
Odontoderes, Prionopleura , Lachnabothra und Onchosoma Saund., so
wie Brachycaulus Fairm. zusammenfallen, mit 14 A. (5 neu). 5) Cry-
ptocephalus auct. (Dicenopsis, Idiocephala und Ochrosopsis Saund.)
mit 15 A. (7 neu). 6) Loxopleurus n. g. (wozu u.a. Crypt. pau-
perculus Germ., Pachybr. rufescens und impressicollis Bohem. gehö-
ren) mit 7 A. (4 neu). 7) Rhomh o st ernus n. g. mit 2 n. A.
8) Pachybrachys Chevr. 1 A. — Zweifelhaft oder unbekannt sind dem
Verf. 39 Arten von Fabricius, Boisduval und besonders von
Saunders geblieben, deren Charakteristiken am Schlüsse der Arbeit
abgedruckt werden ; es stellt sich mithin die Zahl der bereits be-
kannten Cryptocephalen Australiens auf nahe an hundert.
Desselben Verf.'s „Berichtigtes Verzeichniss der bis jetzt be-
kannt gewordenen Asiatischen Cryptocephalen (Linnaea entom. XIV.
p. 1 — 72) liefert nachträgliche, theils berichtigende, theils ergänzende
Bemerkungen zu bereits bekannten , die Beschreibung einer Anzahl
neuer Arten (unter denen gewisse eigenthümliche Pachybrachys-For-
men aus Ostindien besonders hervorzuheben sind), so wie endlich
die Charakteristik einer neuen Gattung aus der Monachus - Gruppe,
Namens Dior y du s. Sehr eigenthümliche, gedrungene Form, fast
vom Ansehen der Lamprosoma- Arten , auch der Gattung Liodes
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 521
ähnelnd; durch die Vorderbrust, welche breiter als lang, hinten leicht
zweihuchtig , dreikielig und vorn mit ausgehöhltem Ilalskragen ver-
sehen ist, ausgezeichnet. Schildchen klein, Ilalsschild mit lang ausge-
zogenem Hinterzipfel, Flügeldecken mit grossem, stark hervorspringen-
dem Seitenlappen. — Art: D. porculus Ceylon. — Die Arienzahl der
übrigen Asiatischen Gattungen stellt sich nach den Nachträgen des Verf.'s
fülgendermassen : Älonachus 1 A. , Melixanthus 2 A. , Cryptocephalus
146 A., Loxopleurus 1 A. , Fachybrachys 13 A., Stylosomus 1 A.
Von Boheman (Fregatten Eugcnies resa p. 155 tf.) wurden als
n. A. beschrieben: Cryptocephalus (Cadmus) litigiosiis von Sidney,
dapsilis von Java, picluratus von der Insel Puna, Monachus biplagia-
tus und modestus von Montevideo, cotUractus, viridiaeneus und pici-
pes von Rio -Janeiro, nigritulus und Packbyrachys Jiigronotatus von
Montevideo, ßavovarius von Rio-Janeiro, insularis von Taiti , Loxo-
pleurus impuessicollis und rufescetis von Sidney.
Von Fairmaire (Anna), soc. entom. VII. p. 63) Cryptocepha-
lus ochroleucus und holoxanthus von Hyeres und (Bullet, soc. entom.
1859. p. 151) Cryptocephalus duod ecimplagiatus aus Galizien.
Von Mulsant und Rey (Annal. soc. Linneenne de Lyon VII
p.343) Cryptocephalus maculicoUis, dem Cr. signaticollis Suffr. ähn-
lich, als n. A. aus dem Departement Var und (üpusc. ent. IX. p. 45 ff.)
Cryptocephalus brachialis und Fachybrachys sinuatus als n. A. aus
Südfrankreich.
Einzelne neue Arten sind ausserdem: Cryptocephalus mucoreus
Le Conte (Coleoptera of Kansas and Eastern New -Mexico p. 23) aus
Kord - Amerika, Cryptocephalus tataricus Gebier (Bullet, de Moscou
1859. II. p. 352) aus der Songarei, Cryptocephalus Becheri und Sty-
losomus cylindricus Morawitz (ebenda 1860. I. p. 299 f.) von Sarepta,
Cryptocephalus Suffriani Dohrn (Enlom. Zeitung 1859. p. 426) eben-
daher und derselbe wie Cr. Beckeri, endlich Cryptocephalus nigridor-
sum (!) Chevrolat (Rev. et Magas. de Zool. 1860. p.453) aus Algier.
Eumolpidae. — Baly (Annais of nat. bist. IV. p. 124 ff.)
charakterisirte folgende neue Gattungen: L amp r os p haer us n. g.
Körper halbkuglig , Kopf fast senkrecht , bis zur Hälfte der Augen,
eingesenkt, Fühler fast fadenförmig, Maxillartaster mit stumpf eiförmi-
gem Endgliede; erstes Glied der Hintertarsen fast so lang als die beiden
folgenden zusammen, das dritte fast bis zur Basis gespalten, die
Klauen stumpf gezähnt. — Arten : L. tarsatus Cayenne, abdominalis,
collaris, specularis und aeruginosus Amazon. — 2) Chrysolam-
pra n. g. Körper länglich, gewölbt, Kopf fast senkrecht, bis zu den
Augen eingesenkt, Fühler fadenförmig, fast von Körperlänge, Maxil-
lartaster gekeult, mit eiförmigem Endgliede ; Vorderschenkel verdickt,
unten scharf gezähnt, Klauen njit zusammengedrücktem Zahne, Pro-
sternum fast so breit als lang, beiderseits concav. — Art: Chr. spien-
522 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
dens Nord-China. — 3) Dermoxanthus n. g. Körper verlängert,
fast cylindrisch, Kopf senkrecht, Fühler um die Hälfte länger als der
Körper, Mandibeln gross, gekrümmt, Älaxillartaster fast fadenförmig;
Thorax beinahe cylindrisch. Schildchen halb eiförmig, erstes Glied
der Hintertarsen kürzer als die beiden folgenden zusammengenommen,
Klauen mit Anhang. — Arten: D. fulvus und fraternus von Old-Ca-
labar. — 4) Stenolampra n. g. Körper verlängert, gewölbt,
Kopf senkrecht, bis zu den Augen eingesenkt, Fühler fast von
Körperlänge, Maxillartaster n)it konisch-eiförmigem Endgliede; Tho-
rax fast cylindrisch mit gezähneltem Seitenrande , Schildchen qua-
dratisch mit stumpfer Spitze, Schenkel leicht verdickt, die vorderen
mit einem Zahne. Fussklauen an der Basis gezähnt, erstes Glied der
Hintertarsen den beiden folgenden zusammen fast gleich. — Zwei
Arten: St. costata und genicnlata vom oberen Amazonenstrome. —
Fernere neue Arten sind : Chrysochns Chinensis und thoracicus Nord-
China, Corynodes gloriosus Nord-Indien, Typophorns 4-pustulatiis Va-
terland?, basalis und Kirbyi Brasilien, obliqiiusY enezuela, humeralis
Guatemala, rußcollis Brasilien.
Stal (Öfvers. Yetcnsk. Akad. Förhandl. XV. p. 251) diagnosti-
cirte Calomorpha n. g,, von Euryopa durch die Bildung des Ko-
pfes und der Mandibeln unterschieden; ersterer ist schmaler als der
Thorax, mit breit abgestutzter Stirn, letzterer nur von gewöhnlicher
Entwickelung. Fühler kaum länger als der halbe Körper, gegen die
Spitze hin kaum verdickt, 2. und 3. Glied fast gleich lang; Flügel-
decken gleich breit, Fussklauen gespalten. — Art: C. Wahlbergi
Caffernland.
JVIorawitz (Bullet, de Moscou 1860. I. p. 301) machte eine
neue Gattung Meter ocnensis (sie! soll wohl -cnemis heissen und
wäre der Name dann bereits vergeben) bekannt mit folgenden Cha-
rakteren: „Capite subinclinante, antennis palpisque filiformibus, tho-
race transverso, corpore alato, segmentis abdominalibus simplicibus,
femoribus dentatis, tibiis anticis simplicibus, posticis angulo externo
emarginatis: articulo tarsorum secundo primo aequali, unguiculis sim-
plicibus. — Art: //. versicolor von Sarepta.
Boheman (Fregatten Eiigenies resa p. 161 ff.) beschrieb als
n. A. : Myochrons denticollis von Rio -Janeiro, Typophonis anstralis
von Sidney, rnßceps und nigronotattis von Java, biplagialus von Rio-
Janeiro , Acis vestita von der Insel Mauritius, Dia Patagonica von
Port Famine, Noda proxima von Sidney, oblonga und cuprescens von
Montevideo, vagabu?ida von Puna und Taiti, pumila von Rio-Janeiro,
Edusa puberula, viridipennis und eva7iescens von Sidney, Colaspis
geminala, paUidula, tritialis^ ruslica und fuscitarsis von Rio-Janeiro,
castanea von der Insel Puinipet, smaragdula von Hongkong, Califor-
nica von San Francisco und puberula von Mauritius.
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 523
Le Conte (Coleoptera of Kansas and Eastern New-Mexico
p. 23) Paria opacicollis und puinila, Heferaspis nebulosa und S7na-
ragduJa (Gattung kurz charakterisirt) und lilijochrous squamosus als
n. A. aus Nord-Amerika. — Ferner (Proceed. acad. nat. scienc. Phi-
ladelpiiia 1859. p. 81) Glyptoscelis albidns als n. A. von Fort Tejon.
Chrysockus punctalus Gebier (Bullet, de Moscou 1860. I. p. 36)
n. A. aus der Songarei , Monotropus angtilicollis Fairmaire (Bullet.
SOG. entom. 1859. p. 152) n. A. aus Gali/ien.
Baly, Descriptions of new genera and species of Eumoipidae
(Journ. of Entoniology 1) beschrieb sechs neue Eumolpiden-Gattungen
mit einzelnen Arten und ausserdem elf bereits bekannten Gattungen
angehörende neue Arten.
Chrysomelae genuinae. — Baly (Annais of nat. bist. IV.
p. 55 (f.) machte neben zahlreichen Arten auch zwei neue Gattungen
bekannt: 1) Stil ödes Chevr. i. lil., mit Chrysomela nahe verwandt,
aber durch kürzere Fühler und die 31axillartaster unterschieden;
letztere sind leicht zusammengedrückt, gekeult, das vorletzte Glied
verkehrt konisch, das letzte kaum breiter, quer, mit abgestutzter Spitze.
Die Fühler kaum länger als Kopf und Thorax zusammengenommen,
gegen die Spitze leicht zusammengedrückt und verdickt, das dritte
Glied verlängert, die folgenden unter einander gleich.- — Arten: Slil.
guttata, obsoleta, fenestrata und 4- guttata vom oberen Amazonen-
slrome , scenica und histrio aus Brasilien, cruciata aus Columbien.
(Deuterocampta annuligera Erichs, wird der Gattung gleichfalls zuge-
wiesen). — 2) Gastrolina n. g. , von Lina durch den niederge-
drückten Körper und durch den über die Flügeldecken hervortretenden
Hinterleib des trächtigen Weibchens unterschieden. — Art : G- de-
pressa aus Nord-China. — Neue Arten: Doryphora dilaticollis (Dej.)
Brasilien, coerulea obeier Amazonenstrom, cardinalis und cougener
Venezuela, Jehelii Columbien, lurida Napo, amabilis Amazon, mi~
niata Peru, Cryploslelha suturalis, aenea und rufipennis Biasilien,
Elytrosphaera flavipennis (Hej.) , Dejeanii, confusa und luridipejinis
Brasilien , Lina Templetonii Ceylon, aeneipennis Nord-China. — Die
Namen von Doryphora Bohemani, irrorata und ilavocincta ändert der
Verf. in D. Stalii, pluviata und Fiyella um.
Stal (Öfvers. Vetensk. Akad. Förhandl. XV. p.251) diagnosti-
cirte eine neue Gattung Horatopyga, welche sich durch sehr
kleines Schildchen und zum Theil hervorragendes Pygidium von allen
übrigen Gattungen der gegenwärtigen Gruppe unterscheidet. — H.
strumifera und caligata von Port Natal. — Ebenda gab derselbe
Diagnosen von 6 Chrysomela- und 59 Deryphora- Arten, p. 469 if.
von 44 Doryphora, 3 Proseicela, 7 Elytrosphaera, 9 Leptinotarsa
und 8 Leucocera; (ebenda XVI. p.305fF.) von 48 Doryphora, 59 Den-
524 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
terocampia, 1 Leptinotarsa, 15 Myocoryna (incl. Polygiamnia), 21 Zy-
gogranima, 14 Desmogramma und 39 Calligrapha.
Baly (Transact. entom. soc. V. p. 153 ff.) gab Beschreibungen
von üoryphora cruciata Stal, de Gatidei n. A, Peru, Leptinotarsa
porosa Brasilien, Paralina nov. gen., für Chrysom. Indica Hope
(= Chrys. Caschmiriensis Redt. = Lina elata Stal) errichtet, Gonio-
ctena flexuosa Nord-China, Australica (Augomcla) ornata Moreton-Bay
und dives Neu-Guinea.
Boheman (Fregatten Eugenies resa p. 172 ff.) beschrieb als
n. A. Paropsis vittipennis, rnbrosignala, biplagiata, pictipennis, sub-
lineata und M-fuscum von Sidney , Zijgogramma Kinbergi von der
Insel Puna und Phaedon Bonariense von Buenos-Ayres.
Fairniaire (Annal. soc. entom. VH. p. 282) Chrysomela auro-
cuprea und Svffriani als n. A. aus Corsika (Bullet, soc. entom. 1859.
p. 152) Chrysomela mactata als n, A. aus Galizien und (ebenda p. 216)
Timarcha Gougeletii ebendaher (letztere beide Arten nur diagno-
sticirt),
Guerin (Bullet, soc. entom. 1859. p. 190) Timarcha insignis als
n. A. von Constantine, Reiche (Annal. soc. entom. VIIL p. 736) Ti-
marcha Sicelidis als n. A. aus Sicilien.
Le Conte (Proceed. acad. nat. scienc. Philadelph. 1860. p. 321)
Chrysomela snbseriata als n. A. aus dem Oregon-Gebiete und (ebenda
1859. p. 285) Chrysomela sigmoidea ebendaher.
Gebier (Bullet, de Moscou 1859. H. p. 350 und 1860. IL p. 34)
Chrysomela Songarica , unicolor, Gaslrophysa virescens und ruficeps
als n. A. aus der Songarei.
Wo Ilaston (Annais of nat. bist. 3. ser. V. p. 459) Chrysomela
onychina (Fragrariae WoU. ant.) als n. A. von Madeira.
V. Weidenbach (12. Bericht d. naturhist. Ver. in Augsburg
1859. p. 84) Chrysomela rugicollis als n. A. aus der Umgegend von
Augsburg.
Kraatz (Ueber einige Oreina-Arten, Berl. Entom. Zeitschr. III.
p. 275 ff.) glaubt nachweisen zu können , dass 0. rugulosa Suffr. als
Varietät zu 0. luctuosa Duft., aurulcnta Suffr. ebenso zu intricata Germ-,
pretiosa, superba, gloriosa, vittigera , venusta, piinctatissima, bifrons,
nigrina, alcyonea und ?aenescens Suffr. ebenso zu Ü. speciosa Panz.,
tussilaginis, tristis und senecionis Suffr. zu 0. cacaliae Schrank, elon-
gata, fuscoaenea, juncorum, monticola und convergens Suffr. zu 0.
speciosissima Scop. , Peyrolerii Bassi und melancholica Heer wahr-
scheinlich zu 0. melanocephala Duft, zu ziehen seien. — Anhangs-
weise zieht er noch Chrysomela Dahlii, opulenta und squalida Suffr.
zu Chr. rufa Duft. , Chr. fulminans und respleiidens Suffr. zu Chr.
mcnthastri Suffr., palustris Suffr. zu viridana Suffr., mixta Suffr. zu
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 525
cerealis Lin. , ahena Germ, zu islandica Germ. Suffr. — Nach einer
brieflichen Mittheilung Suffrians an den Ref. über den Gegenstand
giebt der Chrysomelen-Monograph die Identität von Chr. resplendens,
menthastri und fulminans zu, ebenso diejenige von Chr. cerealis und
mixta : „das Uebrige ist unerwiesene Hypothese und muss um so mehr
zurückgewiesen werden, als der Modus, derlei Behauptungen hinzu-
stellen und den Beweis des Gegenlheils herauszufordern, ein ob auch
diplomatischer, doch bis dahin in der AVissenschaft ungebräuchlicher
Fechterstreich ist" u. s. w.
Suffrian (Entom. Zeitung 1859. p. 40) wies nach, dass Chry-
somela decempustulata Fab. von St. Domingo bereits von Linne als
Chrys. quinquepunctata beschrieben worden sei.
Letzner (37. Jahresbericht d. Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cul-
tur p. 95 f.) machte die ersten Stände von Chrysomela sanguinolenta
Lin. bekannt. Verf. fand die Larve an der Erde unter niederen Pflan-
zen Anfangs Mai fast ausgewachsen und erzog sie weiter mit den
Blättern mehrerer Syngenesisten. — Ferner die ersten Stände von Ga-
strophysa raphani Fab.; die Larve dieser Art lebt 3000 bis 4000 Fuss
hoch auf dem Riesengebirge von den Blättern der Rumex acetosa,
var. arifolia.
Gallerucariae. — Baly (Annais of nat. bist. IV. p. 270)
beschrieb folgende neue Arten: Diabrotica dimidiata INapo , regalis
Columbien ? , Clarkella und exclamationis Brasilien, arcuala Bogota,
Batesii Amazon, vespertina, Erichsoni, triplagiata und fraterna Napo,
Adonis Venezuela, ornata Peru. — Oedionychis Batesii Amazon, Li-
limbata und tetraspilota Brasilien, bella Peru, bifasciala und ornata
Amazon, Sallei Mexiko, semifasciata, quadrivittata, trivittata, submar-
ginata und virgi?iella Brasilien.
Stal (Öfvers. Vetensk. Akad. Förhandl. XV. p. 250) charakteri-
sirte eine neue Gattung Crimissa, welche mit Üiamphidia nahe
verwandt ist und sich von dieser besonders durch einfache Fuss-
klauen unterscheidet. Körper stark gewölbt, Fühler um Va kürzer
als dieser, das 1. Glied am längsten, das 2. und 3. fast gleich; die
Endglieder der Taster leicht verdickt, Thorax gerandet, Vorderhüften
fast quer, kurz, Schienen aussen gefurcht. — Art: Cr. cruralis Co-
lumbien, 11 Mill. — Neue Arten: Diamphidia nigro-ornata Pt. Natal,
Cerochroa brachialis CafFernland.
Von Boheman (Eugenies Resa p. 175 ff.) wurden folgende
neue Arten beschrieben : Adorinm Philippinense Manila , Adimonia
illota Cap, Gallernca australis (Dej. Cat.) Sidney, Philippinensis Ma-
nila, nigropicta Buenos-Ayres, Rhaphidopalpa serena Java, Diabrotica
vittigera Buenos-Ayres, 4-plagiata, scapularis und varipes Rio - Ja-
neiro, octonotata und amoenula Californien und Taiti, Lnperus tho-
racicus S. Francisco, vittipe7mis Insel Puna und Taiti, insularis Oahu,
526 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
Monolepta concolor und ruhrosignata Manila, pectoralis und elegantula
Malacca , Oedionychis nigrovittata , laelifica und lepicla Montevideo,
insignita Rio-Janeiro, verecunda Java, Caeporis macnlicollis Buenos-
Ayres. — Megistops n. g. , eine Haltica-Form mit sehr grossen,
in der Mittellinie zusanimenstossenden Augen, stark verdickten, fast
birnförmigen Hinterschenkeln, einfachen Fussklauen und langem, an
der Spitze stark verbreitertem und ausgebuchteleni Schiendorn der
Hinterbeine. — Arten: M. 4-notatus und lugubrinus S. Francisco. —
Graptodera verticalis Californien und Taiti, flavipes, coltunbina, Di-
phaulaca striata (Klug, Dej. Cat.) und setipennis Montevideo, Stra-
hala langiiida Java, nigriceps und Disonycha hicaritiata Buenos-Ay-
res, vittipennis Insel Puna, Systena connexa Rio-Janeiro, pallidnla
Californien, exclamationis Montevideo, Crepidodera inculta Sidney,
curtula Buenos - Ayres , aenescens und coracina Rio-Janeiro, vafra,
suturella, bicolor und puberula Californien , vagabunda Montevideo,
Peru, vestila Buenos -Ayres , Phyllofreta decora, elongatula, cyanella
Java, Manila, Aphthona illota Cap, Teinodactyla insularis Taiti, Psyl-
liodes gracilis Malacca, Pleclroscelis convexicollis Cap, armipes Java,
liicidula Buenos-Ayres, Argopus maculiceps Cap, hybridns Rio-Janeiro,
rubricosus Malacca.
Le Conte (Coleoptera of Kansas and Eastern New- Mexico
p. 24 ff.) beschrieb Oedionychis lugens und lobata, Hallica pnncligera,
pluriligala, cervicalis, semicarbonala , ambiens, subplicata, punclipen-
nis, obliteratu, torquata und bitaeniata, Longitarsns nigripalpis, sub-
rufus und rubidus, Glyptina (n. g. zwischen Haltica und Longitarsus
in der Mitte stehend, auf Halt, cervina Le C. begründet), spuria und
lissotorques , Chaetocnema subviridis und Lupcrus rnßpcs als n. A.
aus Kord-Amerika. — Ferner (Proceed. acad. nat. scienc. Philadel-
phia 1859. p. 81) Oedionychis violasceiis, Fhyllobrolica flavicollis, bi-
vittata, Diabrotica viridipennis als n. A. von Fort Tejon, p. 90 Gal-
leruca angularis aus Californien , p, 286 Haltica aeruginosa, evicla,
tincta, Dibolia ovata und Luperus smaragdiniis von San Francisco
und Puntos de los Reyes. — Ebenda 1860. p. 317 Hallica inaerala
als n. A. von Fort Simpson.
Philippi (Entom. Zeitung 1860. p. 251) Galleruca quadri-
striata als n. A. aus Chile.
Motschulsky (Bullet, de Moscou 1859. IL p. 498) diagno-
sticirte Cr epu/o(/era inier punctata, sublaevis und obscuritarsis als n. A.
vom Amur und beschrieb (Bullet, phys.-math. de l'acad. de St. Pe-
tersbourg XVII. 1859. p. 574 und Melanges biolog. de l'acad. de St.
Petersbourg III. 1859. p. 236) Luperus laricis als n. A. von Jakutsk.
Boieldieu (Annal. soc. entom. VII. p. 475) beschrieb Haltica
discedens, parallela, variipennis, pallida, Psylliodes vicina, Plectros"
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 527
ceJis obesa als n. A. von Montpellier, balanomorpha aus den Pyrenäen
und depressa von Cette.
Reiche (ebenda VIII. p. 737) Adimonia Sicana als n. A. aus
Sicilien.
V. Weidenbach (12. Bericht d. naturh. Ver. in Augsburg
1859. p. 84 f.) Galleruca minima, Hallica funciipennis , Longilarsus
quadrimacuhäus und Apteropeda nigroaenea als n. A. aus der Umge-
gend von Augsburg.
Allard (Bullet, soc. entom. 1859. p. 100 und 105) diagnosti-
cirte als n. A. : Crepidodera punctulata aus Syrien , bimaculala aus
Südfrankreich und Sicilien, Fhyllolreta rvfitarsis aus Algier, aerca
von Paris, Aphthona fiavipes, semicyanea, atratula, depressa und fos-
sulata aus Frankreich und subovata aus Algier; ferner Balanomorpha
lutea, Plectroscelis mcridionalis (Dej. Cat.), pumila (Dej. Cat.) und
Apteropeda otoides aus Frankreich. — Ebenda p. 260 Oreslia Lepri-
euri aus Algier, Argopus brevis von Hyeres, Psylliodes Gougeletii aus
Galizien und Algira aus Algier. — Ebenda p. 165 giebt derselbe eine
Synopsis und Diagnosen von 15 Arten der Gattung Graptodera aus
Europa und Algier und macht synonymische Mittheilungen (p. 241)
über mehrere von Boieldieu beschriebene Halticinen.
Die eben erwähnten Mittheilungen des Verf.'s sind nur Vor-
läufer und finden eine weitere Ausführung in seinem :
„Essai monographique sur les Galerucites anisopodes (Latr.) ou
desciiption des Altises d'Europe et des bords de la mer mediterranee"
(Annal. soc. entom. VIII. p. 49, 369, 539 und 785 ff.). Verf. nimmt
als Grundlage für seine Beschreibung der Europäischen und Algeri-
schen Halticen die Eintheilung derselben durch Illiger in neun
Gruppen an , giebt unter diesen eine Charakteristik der Gattungen
und stellt vor der Beschreibung der einzelnen Arten analytische Ta-
bellen zur leichteren Bestimmung derselben zusammen. Die einzelnen
Gattungen sind in folgender Weise vertreten : Lilhonoma 2 A., Cre-
pidodera 19, Orestia 4, Linozo s t a n. g. (Halt, mercurialis Fab.) 3,
Graptodera 11, Teinodactyla 47, Phyllotreta 21, Aphlona 26. Argo-
pus 4, Sphaeroderma 4, Podagrica 9, Balanomorpha 7, Mniophila 1,
Plectroscelis 20, Apteropeda 4, Dibolia 12, Psylliodes 38. Eine nicht
unbedeutende Anzahl dieser Arten sind vom Verf. zuerst beschrieben
worden: über das Zusammenfallen einiger derselben mit gleichzeitig
von Foudras und Kutsch er a bekannt gemachten giebt derselbe
am Ende der einzelnen Abschnitte seiner Arbeit nähere Auskunft.
Gleichzeitig hat der jetzt bereits verstorbene E. Foudras eine
Bearbeitung der inländischen Halticen unternommen, welche in den
Annales de la soc. Linneenne de Lyon VI. p. 137 — 384 und VII.
p. 17 — 128 von M Ulsan t publicirt ist. Derselbe nimmt zwei Grup-
pen an, von denen die erste, durch 10-gliedrige Fühler bezeichnet,
528 Gers ta eck er: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
nur die Gattung Psylliodes, die zweite alle übrigen Gattungen (bei
ihm 24 an Zahl) umfasst ; die Gattungen der letzteren Gruppe zer-
fallen wieder in zwei Sektionen nach der Bildung der Hinterschie-
nen, die an der Spitze entweder keinen Eindruck zeigen und daselbst
abgerundet sind (Dibolia, Plectroscelis , Chaetocnema, Teinodaclyla,
Lilhonoma, Phyllotreta, Batophila, Balanomorpha, Apteropeda, Hypno-
phila und Mniophiia) oder oberhalb gegen die Spitze hin flachgedrückt
sind und die Spitze selbst ausgerandet oder kurz zweilappig zeigen
(Haltica, Podagrica, Argopus und die übrgen oben nicht genannten).
Die Gattungen, zu deren Bestimmung eine vorangeschickte analytische
Tabelle dient, werden vom Verf. sehr ausführlich charakterisirt; ein
Gleiches ist mit den Arten der Fall, deren Synonymie sorgfältig er-
örtert und deren Unterschiede von den zunächst verwandten hervor-
gehoben werden. Der Inhalt der Monographie ist aus folgenden An-
gaben zu ersehen: Psylliodes Latr. 27 A., Dibolia Latr. 10 A. , Ple-
ctroscelis Chevr. 7A., Chaetocnema Steph. 10 A., Teinodactyla Chevr.
61 A., Lithononia Chevr. 2 A., Phyllotreta Chevr. 20 A-, Batophila
n. g. für Halt, aerata Marsh, und H. rubi Payk. errichtet, 2 A., Ba-
lanomorpha Chevr. 4 A., Apteropeda Chevr. 3 A. , Hypnophila n. g.
für Apter. caricis Märkel, 1 A., Mniophila Steph. 1 A., Haltica auct.
7 A., Hermaeophaga n. g., für Halt, cicatrix Hlig. und niercurialis
Fab. errichtet, 2 A., Ochrosis n. g. , für Halt, salicariae Payk. und
ventralis Hlig. errichtet, 2 A. , Hippuriphil a n. g., für Halt. Mo-
deeri Lin. , 1 A., Epitrix n. g. , für Halt, pubescens E. H. , 2 A.,
Chalc oid es n. g. , für H. nitidula, helxines Lin. und Verwandte,
6 A., Crepidodera Chevr. 9 A. , Arrhenocoela n. g. , für Halt,
lineata Rossi , 1 A. , Podagrica Chevr. 4 A. , Argopus Fisch. 1 A.,
Dicker osis n. g., für Argopus hemisphaericus Duft., 2 A., Sphae-
roderma Steph. 2 A., Aphthona (Dej. Cat.) 18 A.
Eine dritte Arbeit über Europäische Halticinen ist von Kut-
schera (Wien. Ent. Monatsschr. III und IV) unter dem Titel: „Bei-
träge zur Kenntniss der Europäischen Halticinen" begonnen worden,
deren besonders sorgfältige und eingehende Abfassung es um so mehr
bedauern lässt, dass sie auf Kosten der Uebersirhtlichkeit und unter
Erschwerung ihrer Benutzung in gar zu kleinen Bruchstücken und allzu
sporadisch publicirt wird. Nach einigen einleitenden Bemerkungen
über die systematische Stellung der Halticinen mit Berücksichtigung
der von den früheren Autoren über dieselbe gemachten Angaben geht
der Verf. auf eine ausführliche Schilderung des gesammten äusseren
Körperbaues ein , bei einzelnen Körpertheilen zugleich die wesent-
lichsten Modificationen, welchen sie je nach den Gattungen unterwor-
fen sind, besprechend. Geschlechtsunterschiede, Färbung, erste Stände,
Nahrungspflanzen der Larven, geographische Verbreitung und Literatur
finden gleichfalls die gebührende Berücksichtigung. Die Zahl der
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 529
Gattungen beschränkt der Verf. auf 11, nämlich: Lithonoma, Haltica,
Longitarsus, Plectroscelis, Psylliodes, Dibolia, Apteropeda, Minota,
Mniophila, Sphaeroderma und Argopus. — Von der Bearbeitung des
speziellen Theiles liegen bis jetzt nur die Gattungen Lilhonoma mit 2
und Haltica mit 51 Arten vor; unter letzteren finden sich mehrere
neue. Unter Haltica werden die Gattungsnamen Graptodera, Crepido-
dera, Podagrica , Phyllotreta Chevr. nur zur Bezeichnung von Grup-
pen verwendet.
Hamlet Clark, Monopraph of Halticidae. Pt. I. London 1860. 8.
(im Bullet, soc. cntom. 1860 angezeigt) ist dem Ref. nicht zuge-
kommen.
Wollaston, „On thc Halticidae of the Canary-Islands" (Journ-
nal of Entomology I) beschrieb 18 auf den Canarischen Inseln auf-
gefundene Halticinen.
Hispariae. — Boheman (Fregatten Eugenies resa p. 201 ff.)
beschrieb Odontota costipennis von Buenos-Ayres. Hispa pungens aus
China und nigritula von Java als n. A.
he Conte (Proceed. acad. nat. scienc. Philadelphia 1859. p. 82)
Microrhopala signaticollis als n. A. von Fort Tejon und (Coleopt. of
Kansas and Eastern IVew- Mexico p. 27) Microrhopala laettda aus
Nord-Amerika.
B a 1 y (Proceed. enlom. soc. 1859. p. 88) diagnosticirte Oxyce-
phala imperialis als n. A. von Batchian.
Cassidariae. — Baly (Transact. entom. soc. V. p. 158 ff)
beschrieb Hoplionota Templetotiii von Ceylon, Calliaspis Bohcmani
aus Peru, Porphyraspis pulchella aus Columbien ? und Dolicholoma
gloriosa von Ega. — Ferner (Anuals of nat. bist. 3. ser. III. p. 196 ff.)
Spilophora tetraspilola aus Ecuador, speciosa, Bohemani und Doli-
choioma speciosa vom Amazonenstrome, Calaspidea Bohemani aus
Peru und Omaspides pulchella von San Paulo,
L e Conte (Coleoptera of Kansas and Eastern New-Mexico p. 28)
Cassida ellipsis und atripes als n. A. aus Kord-Amerika.
Gebier (Bullet, de Moscou 1860. II. p. 33) Cassida apicalis
als n. A. aus der Songarei.
Brisout de Barneville (Annal. soc. entom. VIII. p. 346 f.)
Cassida Bohemani und rotiindicollis als n. A. aus Frankreich.
ErOtylina. Boheman (Fregatten Eugenies resa p. 211) be-
schrieb Encaustes gigantea von Malacca , Doubledaia contexicollis
von Manila und Languria intermedia von Malacca als n. A.
Wollaston (Annais of nat. bist. 3. ser. IV. p. 430) Languria
Paivae als n. A. aus Nord-China.
Motschulsky (Etud. entom. 1859. p. 104) beschrieb eine neue
Gattung Tritomidea, welche er nach den tetramerischen Tarsen
zu Tritoma stellt. Das erste Tarsenglied ist sehr stark erweitert, un-
Arohiv f. Naturg. XXVI. Jahrg. 2. Bd. II
530 Gerstaecker: Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen
terhalb lang behaart und dreimal so lang als das zweite; dieses und
das dritte ganz kurz, glatt. Alle Hüftenpaare sind getrennt und ver-
längert, die Schienen an der Spitze niit einer Reihe kurzer Dornen
besetzt; Habitus fast wie von Ceicyon. — Arten : Tr. Iranslucida y4Lin.
von Ceylon und oblonga aus Ostindien. — Triplax? melanocephalus
n. A. von Ceylon.
Walker (Annais of nat. bist. 3. ser. III. p. 259) diagnosticirte
Tritoma bifacies und fraeposita ^h r\. k. von Ceylon; er führt jedoch
die Gattung unter der Familie „Diaperidae" auf.
EndOmychidae. Neue Arten sind : Mycetina morosa Le Conte
(Proceed. acad. nat. scienc. Philadelphia 1859. p. 82) von Fort Tejon
und Lycoperdina glabrata Walker (Annais of nat. bist. 3. ser. IV. p. 219)
von Ceylon.
Coquerel (Annal. soc. entoni. VII. p. 256. pl. 7) gab eine Be-
schreibung und Abbildung von Trochoideus Desjardinsii Guer. mit
besonderer Berücksichtigung der Mundtheile. Die Art findet sich nach
ihm in grosser Anzahl auf Isle Bourbon unter Agave Americana und
ist sehr flüchtig.
COCCinellina. Boheman (Fregatten Eugenies resa p. 203 ff.)
beschrieb Psyllobora conspurcala aus Californien, bicongreqata von
31ontevideo, vigintisignala von Taifi, iyitcrsparsa und Hyperaspis an-
nularis aus Californien, lemniscala von Montevideo, Cryplogonus cen-
trogultatns von Alalacca, fulvoterminalus von Java, Scymnus atramen-
tarius, Californicus und infuscatus aus Californien, vicinus von Rio-
Janeiro, binotulahis und fuscatus von Manila, Kinbcrgi von Oahu,
tenebricosus von Sidney, quadrinotatus und vittipennis von Malacca,
insularis von Taiti und innocuus von den Keeiings-Inseln als n, A.
Walker (Annais of nat. bist. 3. ser. IV. p. 219) diagnosticirte
als n. A. von Ceylon : Coccinella tenuilinea, rejiciens, interrtimpens,
quinqueplaga , simplex, antica , Cocc? flaviceps , Scymnus variabilis
und Chilocorus opponens.
Motschulsky (Etud. entom. 1859. p. 170 und 174) beschrieb
Scymnus rotundatus und Chilocorus nigromarginalus als n. A. ebendaher.
Gebier (Bullet. deMoscou 1859. II. p. 353 ff. u. 1860. II. p. 37)
Adonia amoena, Brumtis desertorum, Micraspis lineola und Hyperaspis
vittata als n. A. aus der Songarei.
Le Conte (Proceed. acad. nat. scienc. Philadelphia 1859. p. 90
und 286) Chilocorus pleuralis, Coccinella melanopleura und barda als
n. A. aus Californien und (Coleoptera of Kansas and Eastern Kew-
Mexico p. 28) Brachiacantha tau als n. A. aus Nord-Amerika.
V. Weidenbach (12. Bericht d. naturhist. Ver. in Augsburg
1859. p. 86) Exochomus oblo7igus als n. A. aus der Umgebung von
Augsburg.
Mulsant (Opusc. entom, IX. p. 63) ChcilomenesOsiris als n. A.
im Gebiete der Entomologie während der Jahre 1859 u. 60. 531
aus Aegypten, iMuIsant und Rey (ebenda XI. p. 169 und Annal. sog.
dagricuU. de Lyon III. p. 360) Scymiius ihctnus n\s n. A. aus Südfrank-
reich. — In den Annales soc. Linneenne de Lyon VII. p. 165 machte
Mulsanl ausserdem nähere Angaben über Harmonia lyncea Oliv.,
welche jetzt auch bei Ilyeres aufgefunden worden ist.
Suffrian (Entom. Zeitung 1860. p. 409 IT.) wies nach, dass
Coccinella vigintiguttata Lin. als Stammform und C. tigrina als viel-
leicht durch climatische Einflüsse hervorgerufene Nebenform oder
"Varietät jener anzusehen sei. Auch von G. oblongogullata und qua-
tuordecimguttata kommen dem Verf. zufolge ähnliche schwarzgefärbte
Exeniplare vor.
Bouillon (Annal. soc. entom. Beige II. p. 1 — 28) stellt eine
analytische üebersicht der 53 bis jetzt in Belgien aufgefundenen Coc-
cinellioen-Arten zusammen und gab ebenda III. p. 165 — 186) ein be-
richtigtes Verzeichniss von 54 Arten. — p. 249 bemerkt Verf., dass
er zweimal Coccinella variabilis und dispar in Begattung gefunden
habe und weist zugleich durch Erörterung ihrer Unterschiede die
Annahme zurück, dass beide etwa nur Varietäten einer und derselben
Art seien.
Jacquelin du Val lieferte (Glanures entom. I. p. 23 ff.) eine
„Kote nionographique sur les Clambites d'Europe, in welcher er eine
Beschreibung der bekannten inländischen Clambiden giebt. — Ebenda
p. 39 whd Aspidiphorus Lareynii ah n. A. aus Frankreich beschrieben.
Bonn, Druck von Carl Gleorgi.
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